NR 48 Möchentliche Beilage zum„Stolzenauer Wochenblatt“. 1034 und Uchter Ruzeiger 42=01 T Pesihegrnnm--Fantundaus den T Horunguft Saurischeh Rengion) W Von.Os. WILLIRALD ECL: Bes Herrgott Er wird (6. Fortsetzung) ter, laß die Gedanken; du bist net schuld an mein Unglück, es war mir halt so aufgsetzt von unserm errgott. Er hat's so wolln, nun in Gott'snam. wird mi scho ausspannen zur rechten Zeit. Schau, Vater, i muß doch den Kopf hochhalten, i muß doch standhaft bleibn, und wenn's Unglück no a so daber kummat win a Wildbach im Frühjahr. Schau's a des Würmerl, ko ja nix dafür, daß an solchen Vater hat!“ Unsäglich traurig kommt es von den Lippen Afras. „Aber a so kanns nimmer weitergeh, Afra“ „Werd's net ändern können, Vater.“ Sie stützt die Arme auf den Tisch und birgt ihr Gesicht in den Händen. „'s Best is Afra, du nimmst dein Buam und dei' Sach, nachacht gehst wieder hoam. D' Leut könnasagnwas wolln, dia fragn nix danach,wenn ajungs Blut z' Grund gricht 1 wird.“ Bestimmt hat es der Sternhofer gesagt. Afra schüttelt leise den Kopf. Dann tritt sie zu ihrem Vater und legt ihm die rechte Hand auf die Schulter. „Schau, Vater, es is alles umsunst; i bin christlich erzogn und als christlicher Mensch kann i des net macha; i will ausbarrn wie ichs versprochen hab. I dank dir von Herzen für dei' freundlichs Anbieten aber i kann net, Vater.“ Pa Ein höhnisches, Hängebrücke über di häßliches Männerlachen antwortet ihr vom Fenster her. Sie erschrickt, als sie den Zantner Ferdl und den Toni am Fenster bemerkt. Der Sternhofer erhebt sich, nimmt seinen Hut und will eben zur Tür, als sie geöffnet wird und die vorhin genannten eintreten. Mit gespreizten Beinen stellt sich der Zantner Ferdl vor den Sternhofer hin und mißt ihn mit frechen Blicken. Der Toni hat sich an den Ofen gelehnt und starrt auf den Boden. Ihm ist es zuwider, daß der Sternhofer in der Stube ist, denn er hat kein gutes Gewissen. „Was schaust mi so balkert o, bin i dir was schuldig, leicht kannst was brauchen, ha?“ Der Sternhofer hat es ruhig, aber mit flackernden Augen gesprochen. „Hahaha, von dir net Sternhofer; übrigens kummt ma des sonderbar vür, daß du in an andern seiner Stubn an treuen Freund vom Besitzer beleidigen willft.“ Höhnisch und berausfordennd hat es der Ferdl gesagt. Der Sternhofer schaut ihn lange mit finsteren Augen an, wendet sich dann zur Afra und reicht ihr die Hand. „Pfüat di Sott, Afra, daß i dem Kerl, net die richtige Antwort gebn hab, die er verdient hat, hat er dir zum ver„ danken; denk an das, ITau war i dir gsagt hab, Donau.(Bothner-Pheio! Afra!“ Langsam geht er zur Türe. Dort wendet er sich noch einmal um und sagt zum Coni: „Kann leicht die Zeit kumma, wemn's net scho da is, wo du net woast, wo's die niederlegn sollst, dann wirdst di wohl reun, aber koan greuten gibt ma nix, merk dir des. Dann konnst asehn, was du für an Freund hast, denn, wenn nix mehr zum Holen is auf dem Bergmoserhof, kannst wohl umsonst warten auf a Hilf von dem da. Freunde in der Not san rar. Traurig is von an Mannsbild, der a bravs Weib hat und a herzigs Kind, an denen a anderer sei' Freud hätt, vernachlässigt, weil ihm a Freund, a Taugenichts lieber is.“ „Was hast gsagt, des sollst du mir büßen!“ Ferdl hat sich auf den Sternhofer geworfen, und in seiner Hand blitzt das Messer. Mit einem Aufschrei stellt sich Afra zwischen die beiden, und Coni hat blitzschnell dem Ferdl das Messer aus der Hand geschlagen. „Ferdl, was fallt dir ei', scham di doch!“ Der Sternhofer hat die Afra leicht zur Seite geschoben und steht nun vor Wut zitternd vor dem Zantner Ferdl. Toni hat den Ferdl an den Schultern gefaßt und will ihn zurückziehen. „Laß ihn nur“, sagt der Sternhofer verächtlich,„i fürcht ihn net, so wie er dasteht, pack ich ihn und wirf ion, wia a altes Glump übern Zaun, so und jetzt habn wir uns nix mehr zum sagn, vielleicht aber a anderer.“ Der Sternhofer hat die Stube verlassen. Eine unheimliche Stille lastet darin. Der Bub in der Wiege, um den sich niemand mehr gekümmert hat, fängt leise zu weinen an, und Afra nimmt ihn dann auf den Arm, verläßt schweigend, ohne ihren Mann noch den Zantner Ferdl eines Blickes zu würdigen, ebenfalls die Stube. Der Toni sieht der Afra nach, und es schleicht sich etwas in sein Herz, er weiß nicht was. Es ist ihm, als ginge seines Herzens Schlag anders als sonst. Ein Stückchen Schieier, den die Leidenschaft um ihn gesponnen hatte, zerriß in dieser Stunde und ließ ihn einen klaren Blick in sein wirkliches Leben tun. Der Zantner Ferdl, der auch stumm und vor sich hinbrütend am Ofen neben ihm lehnt, merkt nichts von der Ernüchterung seines Freundes. Ihm gehen wirre Gedanken durch den Kopf. Geheimer Stapellauf eines englischen U-Boots * In Ebatam wurde in aller Stille ein U-Boot ganz neuartigen Typs vom Stapel gelassen und auf den Namen„Swordfish"(Schwertfisch) getauft. Eo bat eine ganz ungewöhnsche Form und kostet 3000000 Mark.[Keystone) Würzburgs berühmte Festung Marienberg, die seit Jahrbunderten als Kaserne diente, ist von der Polizei geräumt worden und steht setzt leer. Ihre Erhaltung ist aus geschichtlichen und ästhetischen Gründen geboten.(Photothek Wenn ihn der Sternhofer anzeigt wegen Lebensbedrohung, dann kann er sich auf ein paar Monate gefaßt machen. Zu dumm, daß er sich hat hinreißen lassen. Solches denkt der Zantner Ferdl. Es wird dämmrig in der Stube. Von der Straße herauf klingt Peitschenknall und Wagengerassel. Endlich bricht der Ferdl das Schweigen. „Herrschaft, war des a Dummheit, gell, Coni?“ Der Toni gibt ihm keine Antwort. Unwillig gibt ihm der Ferdl einen Stoß. „Jessas na, wos host demn jetzt auf amol, dir kon der Sternhofer doch nix anhabn.“ Jetzt schaut er den Toni genau an und findet ihn gänzlich verändert. „Herrgott na, du wirst di ebba do net bekehrn wolln, kummst ma glei so vür!“ „Laß mi zufrieden!“ „# da schau her, iatzt auf amol, sonst...“ Der Ferdl spricht nicht aus, denn er denkt sich, mit dummen und anzüglichen Reden kann er jetzt nichts ausrichten. Wieder ist es still in der Stube. Die Nacht bricht herein. Nicht blau und von Sternengold übersät; sondern schwarzgrau. Von Westen her bläst der Wind und läßt den Staub auf der Straße wirbeln. Ferdl tritt zum Fenster und blickt in das Dunkel hinaus. „Glaub glei, daß mer no a Wetter kriagn.“ „Ko scho sei!“ „Soll i dableibn bis ma genga“, sagt der Ferdl lauernd. „Wennst magst, i geh net mit heut.“ „et?* Der Ferdl ist erschrocken. „Geh, mach koane solchen G’schichten. Coni, laß doch des von vorhin vergessen sei. Mir ghörn scho z'am, gehts wias mag, gell ja.“ „J woaß net, Ferdl, mir is heut net b'sonders lusti, laß ma's guat sei, magst net!“ Fast bittend sagt es der Toni. „Bist du narrisch, heut, grad heut, den Kapitalbock auslassn, na, na mei Liaber des tun ma net“, rasch und laut sprichts der Ferdl. „Geh mach doch a Licht, stehn ma allweil im Finstern da, mir is liaber, i kon dir in d' Augen schaugn.“ „Aber grad aso is schö!“ Eigentümlich kommt es von Conis Mund. „Woaßt, so im Finstern sinniern is schö, ma kon da guate Gedanken habn“, bitter setzt er hinzu:„man sieht so doch selber net, na kon ma doch wenigstens ehrlich denken.“ „A saudumms G'schmatz, meiner Seel, du kriagst allweil aschöners G'sicht!“ 190 Im Finstern sucht er Tonis Hand. „Gelt, Conerl, magst mit, schau, i mag halt koan andern so guat wia di.“ I wart dir drobn beim Vildstöckl, dableibn mag ia net so lang und zünd dir fei a Licht o, net daß du mir s’guater Letzt a Sinnierer wirst. Hast allweil...“ „Scho guat Ferdl. Es ist möglich, daß i nix mehr besser macha kon, es ghört ma ja so nix mehr— und— und d'Afra— und— mei Bua, um die is net gfehlt, der Sternhof is groß gnua. Herrgott Ferdl san den mir a no Menschen!“ Aus tiefem, gramerfüllten Herzen kommt es, in dem trotz des Leichtsinns noch ein Funken Ehrgefühl glüht, der nur zur hellen Lohe entfacht zu werden braucht, wenn nur nicht der Wille zu schwach wäre dazu, um den verderblichen Worten des Bösen zu trotzen. „Laß guat sei, Toni, dei Winslerei, des is nix für a Mannsbild, dafür san d’ Weiber da, du hast halt beut an so an damischen Tag, aber paß auf, wenn der Wald rauscht und di der Wildbach grüaßt, wenn d' Rebböckerl lusn, wird dirs Herz scho wieder weit. Also du kummst?“ „Wenns Wetter nix macht, hörst es dunnert scho.“ „Laß dunnern, des hört scho wieder auf!“ Flüsternd fährt der Ferdl fort: „Also um elfe beim Bildstöckl— oder halt— wir treffen uns beim Greiner, gell?“ „Ja!“ „So is recht! Und jetzt zündst dir fei a Licht o, pfüat di daweil!“ „Pfüat di Sott!“ Die Tür knarrt, der Ferdl ist hinaus. Lang noch steht der Toni unbeweglich. Ihm grauset vor der Zukunft. Er fühlt, daß es bald zu Ende sein wird mit diesem Leden. So oder so. Der Krug geht so lang zum Brunnen, bis er bricht. Vielleicht? Ein greller, gelbleuchtender Blitz erhellt sekundenlang die Stube, und im hellen Schein sieht er die Afra an der Türe stehn. Sie blickt ihn mit traurigen Augen an und winkt ihm. Mit einem Aufschrei eilt er zu ihr— doch umsonst. Finsternis umgibt ihn wieder. Krachend folgt der Donner seinem grelleuchtenden Verkünder. Eiskalt läuft es dem Toni über den Rücken. Rasch eilt er zur Tür und ist hinaus. Die größte Maschine der Welt bei Niederfinow Ein technisches Wunderwert entstcht in der Nähe von Niederfinow bei Everswalde, wo seit dem Jahre 1926 die Bauarbeiten zu einem riefigen Schiffehebewerk im Gange sind. Dasselde soll Schiffe bis zu 1000 Tonnen Tragfähigkeit in fünf Minuten heben oder senken und den Hodenzollernkanal mit der Oder=Niederung vervinden um so einen Ersatz für die baufälligen vier Schleusen zu schaffen.— Das Gerüst des Riesenschiffshebewerks, das bereite dis zu 60 m Höbe emporgewachsen ist. 25-Jadr##eier des Deutschen Museums in München Oskar v. Miller der Schöpfer und Leiter des Muscums, im Kreise seiner Jubilare. Sitzend von Unks: Ing. Burgmayer, Dr. Trautmann, Oskar v. Miller, Dr. Ludwangell Dr. Fuche. Stehend von links: Verwalter Hoffmann, Schriftenmaler Eingelster, Registrator Heinrich, Bidliothekar Moshammer, Modellschreiner Köldl, Ingenieur Bes, Leiter der Musikabteilung Frank und Archlekt Zungnick.(Sennecke) In der Küche sitzt Afra bei dem Buben, der erschrocken deim Grollen des Donners aufschreit. Der Toni ist eingetreten und setzt sich gegenüber Afra an den Tisch. Der Afra fällt es auf, daß er so blaß ist und so brennende Augen hat, doch sie schweigt. Sie kann mit ihm nicht reden, der es duldete, daß man ihren Vater beschimpfte. „Hast was z' Essen, Afra?“ fragt der Coni. „Ja, am Herd im Rohr steht's.“ Der Toni holt es. Früher hat die Afra gesorgt, daß ihm nichts fehlte; stand das Essen auf dem Tisch, wenn er kam. Nun ist auch das vorbei. Wie ein Bettler kam er sich vor, den man aus Gnade zum Tische läßt. Hat er es nicht so verdient? Ein paar Brocken würgt er hinunter, dann stellt er das Essen wieder zurück. In Gedanken versunken sitzt er nun am Tisch und merkt nicht, daß ibn Afra fortwährend betrachtet. Plötzlich erhebt er sich und geht zur Türe. Vort bleibt er stehen. Mit Augen, in denen aller Glanz erloschen ist, schaut er sein Weib und seinen Buben an. Lang schaut er sie so an. Afra wendet sich ihm zu und sieht, daß seine Augen naß sind. Was er nur hat, denkt sie sich. „Gute Nacht. Afra.“ Innig und leise grüßt er sie und eilt rasch zur Tür binaus. Unverwandt schaut Afra auf die Tür, hinter der soeben der Toni verschwunden ist. „Was er nur hat?“ Halblaut für sich spricht es die Afra, und eine Unruhe bemächtigt sich ihrer. Übern Wiesenpfad schreitet mit gesenktem Kopfe der Toni dem naben Dorfe O. zu. Der Wind macht ihm das Gehen schwer, und eiskalt wie ein Novemberwind durchfährt es ihn. Immer denkt er daran, ob es wohl nur Einbildung war, als er Afra im bellen Lichte des Blitzes gesehen hatte oder Wirklichkeit. Wenn sie ihn gerufen hätte? Doch das ist unmöglich! Wie oft hat sie das früher getan, wie oft! Und ebensooft hat er sie belogen, ihre Gutheit mißbraucht. Selbst wenn sie ihn gerufen hätte, jetzt war es zu spät. Nichts gehörte mehr ihnen. Wenn er aber arbeiten würde? Umsonst! Er, der reichste Bauernsohn vom Dorfe und taglöhnern? Lächerlich! Die Leute, was würden die Leute sagen. Die Leute. Jetzt sagen sie wohl auch viel über ihn, mit Recht. Wenn er arbeiten würde... Er kann keinen klaren Gedanken fassen, er kann heute überhaupt nicht denken.— Allmählich wird es ruhiger.