Einzelverkaufspreis 10 Pfennig 3 SSg 80 5 S SITS 9• 4 5 n S 8. □——. E 30 L. *.** .* " E:— 2.— FErens * E* S 2.38 — □ 2. SSE □ S8 S. u. G% S SSS S 9.5 .—.*„ -.S S•S S. Sas SSRRE 9—S.80 S. S SS— S en S STCS B □ *•— S S 2 S S # S S. S#g . — — T S 901 ..9—* "* ∆ ei—• 9— S 6 =•. 2 —.**• S 8 S S a.88— * F e . S•. E 5 P S * 9—. B#E #u S 9 O.•: =: 5 0** :.— S: —— S 3 2 S. 2 7 S Gg S 21 5 S E S 2. * * 2. — — 2. □ □ S 30 = = 1 □ 5 □ □ 8 K Nr. 43. Erstes Paderborn, Montag, 20. Februar 1928. Volksblatt Westfälische Bezirksausgaben: Begrlinoe. m Jahre 1848 Landesausgaben: Der Sauerländer= Der Freimütige= Warsteiner Zeitung: Eichsfelder volksblatt= Hessischer Kurier= Thüringer volkswacht Bellagen: Täglich:„Die Truhe“., Wöchentlich:„Sonntagsseier“, Vierzehntägig:„Am Strom des Lebens“. Monatlich:„Heimalborn“ Anzeigenvreis: 1 mm Höhe. 29 mm breit, für Anzeigen außerhalb des Verbreitungsgebietes amtliche und Finanzanzeigen: 15 Z. für Anzeigen aus dem Verbreitungsgebiet: 10 J. Sanmelanzergen: 20 J. 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Ueber die Besprechungen, die zu diesem Ergebnis geführt haben, berichten wir an anderer Stelle. Dieses Ergebnis hätte zweifellos nicht erzielt werden können, wenn unsere häufig mit Recht stark kritisierenden Parteien doch nicht im vorliegenden Falle ein großes Maß von Verantwortungsbewußtsein an den Tag gelegt hatten. Dieses Lob muß man den bisherigen Regierungsparteien wie den bisherigen Oppositionsparteien spenden. Es ist zwar nicht so, als ob eine Einigung über das Arbeitsprogramm eine absolute wäre, wie es zuerst angestrebt wurde. Restpunkte, in denen die Meinungen der bisherigen Regierungsparteien nicht ganz übereinstimmten, sind auch jetzt noch zurückgeblieben, und was die Oppositionsparteien angeht, so lehnen sie gewisse Punkte des Regierungsprogramms ab, so z. B. die über die veterinärpolizeilichen Maßnahmen und die Herabsetzung des Gefrierfleischkontingentes und behalten sich das Recht vor, eigene Anträge zu stellen. Hier liegen zweifellos Klippen, an denen das Parlamentsschiff in den nächsten Wochen doch noch scheitern kann. Immerhin, die bisherigen Regierungsparteien haben sich in der grundsätzlichen Bereitschaft zusammengefunden, das Notprogramm zu erledigen. Auf die Einlegung der Fastnachtspause, die die ganze nächste Woche dauern soll, hat der Reichstag allerdings nicht verzichtet. Anträge der Sozialdemokraten und Kommunisten, die auf den Wegfall dieser Pause abzielten, wurden in der heutigen Reichstagssitzung, die nach mehrmaligen Verschiebungen um 6 Uhr abends stattfand, abgelehnt. Bis in die späten Nachmittagsstunden hinein sah es nicht so aus, als ob die Verhandlungen unter den Parteien den verhältnismäßig kritischen Ausklang haben würden, den sie schließlich doch gehabt haben. Man war überwiegend pessimistisch gestimmt. Hie und da in der bisherigen Regierungskoaliton suchte man schon nach einer Möglichkeit, die Verantwortung für das Fehlschlagen der Einigungsverhandlungen der Opposition. speziell den Demokraten, in die Schuhe zu schieben. Der deutschnationale Berliner Lok.=Anzeiger“ sprach sogar mit verblüffender Offenheit aus, was es für eine wunderbare Sache wäre, wenn die Regierungsparteien über die eigenen Schwierigkeiten mit dem Hinweis darauf hinwegkommen, daß die Demokraten nicht mitmachen wollten. Diese sowohl wie die Sozialdemokraten hatten einer solchen Taktik natürlich sehr bald den Boden entzogen, indem sie verlangten, daß die bisherigen Regierungsparteien zunächst einmal unter sich einig werden sollten. Die überschlaue Taktik, die sich hier offenbarte, macht gerade im gegenwärtigen Augenblick, wo sich doch ein erhebliches Maß von Zusammenschlußwillen auf allen Seiten zeigt, keinen guten Eindruck. Es ist ein absonderlicher Zustand, den wir jetzt haben. Es gibt keine Regierungskoalition mehr, wenn sie auch nicht offiziell als aufgelöst bezeichnet wird. Gleichwohl aber sehen wir, daß die bisherigen Regierungsparteien in einer Weise, die sich äußerlich kaum von der bisherigen Art und Weise unterscheidet, sich zur Mehrheitsbildung zusammenschließen. Das ist die absonderliche Spezialität dieser Krise, durch die sie sich von ihren zahlreichen Vorgängerinnen unterscheidet. Für den Argwohn. als ob aus den Trümmern der alten Koalition die gleiche Koalition aus der Asche emporsteigen könnte, um bis zum natürlichen Ende dieses Reichstages zu existieren, ist aber trotzdem kein Platz. Reichsregierung und Reichspräsident haben durch die heute herausgegebene Kundgebung vor der Oeffentlichkeit die Verpflichtung übernommen, den Reichstag aufzulösen, sobald er das Notprogramm erledigt hat. Wenn es dem Reichstage gelänge, die gesamten Arbeiten, die er sich jetzt vorgenommen hat, zu erledigen, wird sich seine Tagung voraussichtlich bis Anfang April ausdehnen, und die Neuwahlen werden wohl kaum vor dem 20. Mai stattfinden. Das ist der Termin, der jetzt als der wahrscheinlichste gilt und den auch die Reichsregierung ins Auge gefaßt hat, wenn sie in ihrer Kundgebung von der zweiten Hälfte des Mai spricht. An diesem Tage werden dann auch die Neuwahlen zum Lande Die Kundgebung der Reichsregierung. Vya unserer Berliner Vertretung. X Berlin, 18. Febr. Die Reichsregierung hat den Parteien für die Verhandlungen des Reichstages bis zum Ablauf des Etatsjahres das bereits veröffentlichte Notprogramm vorgelegt. Sie legt auf seine restlose Durchführung zur Wirksammachung der vorgeschlagenen Maßnahmen entscheidendes Gewicht und wird nach Erledigung des Programms, selbstverständlich auch für den Fall des Scheiterns, die Auflösung des Reichstages vom Reichspräsidenten erbitten. Die Reichsregierung wird ihrerseits alle Vorkehrungen treffen, um Neuwahlen spätestens in der zweiten Hälfte des Mai zu ermöglichen. Sollte wider Erwarten zur Durchführung der Restpunkte des Programms der Reichstag über das Ende des Etatsjahres hinaus beraten müssen, so fordert die Reichsregierung, daß hierfür im Reichstage die geschäftsmäßige Voraussetzung geschaffen, die Verhandlungen aber so gefördert werden, daß der von ihr in Aussicht genommene späteste Wayltermin eingehalten werden kann. Der Reichspräsident hat der Reichsregierung kundgetan, daß er aus vaterländischem Interesse mit ihr der restlosen Durchführung des Notprogramms ausschlaggebende Bedeutung beimißt, daß er einen dem Vorhaben der Reichsregierung entsprechenden Anflösungstermin in Aussicht nehmen will. Einigung über das Arbeitsprogramm. Eigener Drahtbericht. Berlin, 18. Febr. Nach dem Abschluß der Nachmittagsverhandlungen ist nunmehr eine endgültige Einigung über das Arbeitsprogramm erzielt worden. Die letzten Umstellungen einzelner Posten des Programms haben bei allen Regierungsparteien zur Uebereinstimmung geführt. Im Reichstage sprach man dann nur noch von gewissen Schwierigkeiten, die die Sozialdemokraten unter dem Gesichtspunkte der Wahrung der Konsumenteninteressen bei den landwirtschaftlichen Teilen des Programms machten. Es sollten deshalb am Abend noch neue Verhandlungen mit ihnen stattfinden, um auch dieses Hindernis aus dem Wege zu räumen. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, daß größere Verhandlungen dieser Art nicht mehr nötig sind, und damit sind auch die Schwierigkeiten überwunden, die man von der Opposition her erwartete. In diesem Sinne ist auch die Vertagung des Reichstages auf den 27. Februar aufzufassen. Inzwischen wird das Kabinett an die praktische Ausarbeitung des Arbeitsprogramms herangehen. Die erste Kabinettssitzung ist auf Montagnachmittag anberaumt. Voraussetzung für die Durchführung dieses Programms ist nach der Auffassung der Regierung, daß sich die Parteien nun auch an die Vereinbarungen halten und das Arbeitsprogramm restlos erledigt wird. Es ist deshalb beabsichtigt, alle Maßnahmen des Arbeitsprogramms unter ein einheitliches Dach gesert zu vereinigen, umzu verhindern, daß einzelne Parteien im Laufe der parlamentarischen Erledigung in bestimmten Punkten von der vereinbarten Linie abweichen. Sollte das doch geschehen, so würde das ganze Programm fallen. In Kreisen der bisherigen Regierungsparteien ist man tage stattfinden. In der heutigen Sitzung des Aeltestenrates des preußischen Landtages war man sich einig darüber, daß es zweckmäßig sei, die Wahlen im Reiche und in Preußen am gleichen Tage stattfinden zu lassen. Die letzten Besprechungen. Eigener Drahtbericht. X Berlin, 18. Febr. An den Verhandlungen der Fraktionsführer, die heute nachmittag sich mit dem Notprogramm der Regierung beschäftigten, nahmen neben den Führern der bisherigen Regierungsparteien auch die Vertreter der Fraktionen der Sozialdemokraten, der Demokraten und der Wirtschaftlichen Vereinigung teil. Es wurde mitgeteilt, daß das Notprogramm in einigen Punkten zugunsten der Kleinrentner und Liqutvationsgeschädigten verändert werden soll. Für aber der Auffassung, daß sich durch das angedeutete taktische Vorgehen eines Dachgesetzs ein Ausbrechen einzelner Parteien vermeiden und damit die Durchführung des Arbeitsprogramms sichern läßt. Gleichzeitig wird das Reichsinnenministerium die notwendigen Vorarbeiten in Angriff nehmen, damit die Wah len in der zweiten Maihälfte stattfinden können. Deutscher Lon unserer Berliner Vertretung. X Berlin, 18. Febr. In der Abendsitzung des Reichstages erklärte Präsident Loebe: Es hat sich eine Mehrheit auf die gesetzmäßige Erledigung der Arbeiten des Reichstages bis zum 31. März geeinigt. Ueber die Einzelheiten dieses Arbeitsprogrammes wird die Regierung in der nächsten Sitzung nähere Mitteilungen machen, deren Tagesordnung lauten wird: Entgegennahme einer Erklärung der Regierung in Verbindung mit der Beratung des Etats des Reichskanzlers. Ueber den Zeitpunkt dieser Sitzung ist noch keine Einigung erzielt, weil dem dafür vorgeschlagenen Termin des 27. Februar ein sozialdemokratischer Antrag gegenübersteht, der den 20. Februar verlangt. Abg. Müller=Franken(Soz.) bedauert, daß die Erklärung der Regierung erst in acht Tagen erfolgen soll. Seine Partei wünscht möglichst bald Klarheit. Wir hätten jetzt, so führt er aus die Regierung einer aufgelösten Koaltion, die noch ein bestimmtes Programm erledigen will. Die Sozialdemokraten haben keinen Zweifel daran gelassen, daß sie bestimmte Gesetzentwürfe vor dem Auseinandergehen des Reichstages erledigt wissen will. Der Redner schloß: Wir werden dem Etat nicht zustimmen. aber seiner Erledigung keine Schwierigkeiten bereiten. Wir wollen auch das Liquidationsschädengesetz vor der Auflösung erledigt wissen. Allen anderen Gesetzen gegenüber müssen wir uns freie Hand lassen. insbesondere bezüglich der Punkte des landwirtschaft lichen Programms, die die veterinärpolizeiliche Beschränkung der Fleischeinfuhr und die Herabsetzung des Gefrierfleischkontin gentes betreffen. Abg. Koenen(K.) verlangt, daß schon heute die Erklärung der Reichsregierung entgegengenommen und die Aussprache darüber eröffnet wird. Es sei ein unmöglicher Zustand, daß der Reichstag jetzt acht Tag in die Faschingsferien geht, ohne daß vorber die Regierung sich über ihre Ansichten geäußert habe Abg. Koch= Weser(D.). Die demokratische Fraktion ist bereit, an der Verabschiedung des Etats bis zum 1. April mitzuarbeiten Alle dringenden Gesetze. auf die das Volk wartet, müssen ebenso erledigt werden. Die Demokratische Fraktion stellt fest, daß sie sich gegenüber den einzelnen Entwürfen freie Hand vorbehält. Abg. Graef(völk.) widerspricht der Absicht des Reichspräsidenten schon wieder Ferien zu machen. Präsident Loebe erklärt. er werde heute nur noch über den Termin der nächsten Sitzung abstimmen lassen. Der kommunistische Antrag, noch heute die Regierungserklärung entgegenzunehmen, wird abgelehnt, der sozialdemokratische Antrag die nächste Sitzung am Montag, 20. ds., abzuhalten. wird ebenfalls abgelehnt. Mit Mehrheit wird beschlossen, die nächste Sitzung am Montag, 27. ds., abzuhalten mit der eingangs erwähnten Tagesordnung. die Liquidationsgeschädigten soll die Grenzen von 4000 auf 4500 Mark erhöht werden. Außerdem soll für den Wiederauf bau die Staffelung in den oberen Stufen geändert werden. Im Hinblick auf das Kleinrentnergesetz wurde erklärt, daß die Regierung jetzt nicht eine grundsätzliche Re gelung treffen wolle, aber für eine direkte Unterstützung der Kleinrentner 25 Millionen zur Verfügung stellen und andererseits den Gemeinden für den gleichen Zweck 25 Millionen bewilligen wolle. Außerdem soll die Rechtslage der Kleinrentner die Verbesserung erfahren. Die für die Stützung der Genossenschaften in Aussicht genommene Summe soll von 20 auf 25 Millionen erhöht werden. Von den Sozialdemokraten wurden in erster Li nie Bedenken gegen die Einfuhrbeschränkung für Gefrierfleisch und anderes Fleisch geäußert. Die Demokraten erklärten sich bereit, zur Mitarbeit an der Erledigung des Notprogramms. Sie wollten auch keine agitatorischen An * e h OR träge stellen, mußten sich aber das Recht vorbehalten, von Fall zu Fall Verbesserungen zu beantragen. In Regierungskreisen wird der Verlauf der Besprechungen der Regierung mit den Parteiführern nicht als ungünstig angesehen. Der weitere Verlauf und die Lösung der Krise hänge aber davon ab, daß die Fraktionen, deren Führer sich schon auf den Boden des Notprogramms gestellt haben, soweit sie den bisherigen Regierungsparteien angehören, nunmehr das Notprogramm endgültig annehmen. Wenn die bisherigen Regierungsparteien darin einig sind, was erwartet wird, dann würde der Durchführung des Notprogramms nichts mehr im Wege stehen, wenn auch die Opposition nicht dabei wäre. Die Sozialdemokraten haben allerdings z. B. in den schon erwähnten Punkten Einwendungen erhoben. Der preußische Landtag löst sich gleichfalls auf. Drahtmeldung. Berlin, 18. Febr. Der preußische Landtag beschloß in seiner heutigen Sitzung, sich hinsichtlich seiner Auflösung den Beschlüssen des Reichstages anzuschließen. Der 25. März als Wahltermin würde aus technischen Gründen nicht in Frage kommen. Als Termin käme nach Ansicht des Aeltestenrates frühestens der 22. Avril in Frage. Der preußische Landtag wird sich heute bis zum 1. März vertagen. Inzwischen sollen die Ausschüsse die einzelnen Etats weiter vorbereiten. Auch das westfälische Eingemeindunggesetz soll im Ausschuß erledigt werden. Der neue Wahlzettel. Meldung des Wolff=Büros. Berlin, 18. Febr. Zwischen den großen Parteien des Reichstages und dem Reichsinnenministerium ist vereinbart worden, das Wahlgesetz dahin zu ändern, daß auf dem neuen Wahlzettel nur die bisher im Reichstag vertretenen Parteien kommen, daß aber für diejenigen, die eine andere Partei wählen wollen, ein freier Raum mit Einzeichnungskreis auf jedem Wahlzettel vorbehalten bleibt. Diese Wahlgesetzänderung kann nur noch zustande kommen, wenn der Reichstag noch fünf bis sechs Wochen zusammen bleibt und das Notprogramm erledigt. Der Reichslandbund zu den Wahlen. Von unserer Berliner Vertretung. X Berlin, 18. Febr. Ein parlamentarisches Nachrichtenbüro meldet: Der erweiterte Bundesvorstand des Reichslandbundes nahm in seiner heutigen Sitzung zur Gründung der Christlich=nationalen Bauernpartei Stellung. Der Reichslandbund in seiner Gesamtheit lehnt nach wie vor grundsätzlich jeden Anschluß an eine bestimmte politische Partei ab. Er steht daher der Christlich=nationalen Bauernpartei ebenso selbständig gegenüber wie alle anderen politischen Parteien und wird sie lediglich nach ihrem Eintreten für das Wohl der deutschen Landwirtschaft und des Vaterlandes beurteilen. Für die kommenden Wahlen gibt der Bundesvorstand des Reichslandbundes den einzelnen Landbünden das technische Vorgehen frei. Von den Landbünden wird aber gefordert, daß sie, angesichts des Notkampfes der deutschen Landwirtschaft nach Lage der einzelnen Gebiete stärkste Mittel ergreifen, um die gebührende machtvolle Vertretung des Landbundes und damit der Landwirtschaft in den Parlamenten zu erzwingen. Zur Fortführung der Strafrechtsreform. Eigener Drahtbericht. X8 Berlin, 18. Febr. Im Reichstag ist jetzt der angekündigte Entwurf eines Gesetzes zur Fortführung der Strafrechtsreform eingegangen. Die Vorlage ist an erster Stelle unterzeichnet von dem Vorsitzenden des Rechtsausschusses, dem Abgeordneten Dr. Kahl(Dt. Vpt.) und von Vertretern aller bürgerlichen Parteien. § 1 lautet:„Die dem Reichstag am 14. Mai und 9. September 1927 zur Beschlußfassung vorgelegten Entwürfe eines allgemeinen deutschen Strafrechtsgesetzbuches und eines Strafvollzugsgesetzes unterliegen, wenn der Reichstag in der dritten Wahlperiode nicht über sie beschließt, der Beschlußfassung des Reichstages in der folgenden Wahlveriode, ohne daß es ihrer erneuten Einbringung bedarf. Die Entwürfe gelten als neue Vorlagen.“ Nach§ 2 tritt dieses Gesetz am Tage nach der Verkündung in Kraft. Wohnhaus der Nichts charakterisiert wohl den Zeitabschnitt zwischen dem Weltkriege und dem deutsch=französischen Kriege im Jahre 1870/71 besser, als die Mietskaserne. Sie ist mehr als nur ein hervorstechendes Merkmal der sozialen Umwelt, wenn guch rein äußerlich gesehen die sozialen Verhältnisse entscheifür das Entstehen dieses Typs von Wohnhäusern gewesen sind. Der Stil ist Lebensausdruck einer Zeit, und in diesem Sinne ist die Mietskaserne ein Ausdruck des Zeitgeistes der Epoche, in der sie entstanden ist. Was fällt bei der Mietskaserne so unangenehm ins Auge und so schwer aufs Gewissen und auf den guten Geschmack? Es ist die vompöse Fassade dieses steinernen Würfels, es sind die angeklebten Säulen und allegorischen Figuren, die aus Stuck gefertigt sinnlos die Vorderfront der Mietskaserne„verschönern sollen. Oh. ein Grund war schon vorhanden, der es den Erbauern nahelegte, dem Hause eine äußere Zierde zu geben: es war die innere Einrich= tung der Mietskaserne, die kleinen, häufig sehr dunklen Räume, die fragwürdigen Hofwohnungen und die vielen ungelüfteten Ecken, an die kaum jemals ein Strahl des Sonnenlichtes gelangen konnte. Und was dieser Zeitabschnitt sonst an Bauten hervorgebracht hat, das erhebt sich mit geringen Ausnahmen nur sehr wenig über das Niveau, dem die Mietskaserne die charakteristische Note gab. Die Villenbauten, ebenso auf das äußerlich pompöse gerichtet, glichen mit ihren Türmen und Türmchen, die ohne Sinn und Verstand das Haus zieren sollten, kleinen Burgen, die aber einen zu schwächlichen Eindruck machten, um vollgültig wirklich als eine Herrenfeste empfunden zu werden. Bezeichnend ist, daß in dieser Zeit fast kein Bahnhofsgebäude gebaut werden konnte, dem man nicht auch ein Turmchen aufsetzte. Wozu, weshalb? Diese Zeit wollte stark tun und hatte, innerlich vor der eigenen Schwäche zitternd, das Bedürfnis nach einer Fassade, die trotzig und kraftvoll wirken sollte, aber auch nicht äthisches Empfinden vermissen lassen durfte. Und so entstanden diese baulichen Scheußlichkeiten, deren Krönung eben die Mietskaserne darstellt. Mit diesem Zeitgeist hat man nach dem Kriege abgeschlossen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse und die aus ihr fließende Unmöglichkeit des Bauens sowie die Einengung der Schiedsspruch im mikteldeutschen Metallarbeikerkonflikt. Meldung des Wolff=Büros. Berlin, 18. Febr. Die zur Beilegung des mitteldeutschen Metallarbeiterkonflikts eingesetzte Schlichtungskammer fällte heute gegen 1,30 Uhr mittags unter Vorsitz des Schlichters Ministerialrat Hauschild einen Schiedsspruch, der vom Tage der Wiederaufnahme der Arbeit eine Lohnerhöhung von 5 Pfg. pro Stunde vorsieht und zwar für alle drei mitteldeutschen Tarifgebiete. Für Anhalt soll eine besondere Regelung wegen der Sicherung der Leistungszulage getroffen werden. Der Streik bezw. die Aussperrung soll nicht als Arbeitsunterbrechung angesehen werden und außerdem dürfen keine Maßregelungen der am Streik beteiligten Metallarbeiter vorgenommen werden. Zu diesem Schiedsspruch, der gegenüber dem am 12. Januar ergangenen Spruch des Magdeburger Schlichters eine Erhöhung der Löhne um weitere 2 Nfennige vorsieht, müssen sich die Parteien bis Montag, 20. Februar, 12 Uhr mittags erklärt haben. Die mitteldeutschen Metallarbeiter haben bereits für Montag vormittag eine erweiterte Konferenz der Funktionäre aus dem Streik= und Aussperrungs= gebiet nach Halle einberufen, um zu dem Schiedsspruch Stellung zu nehmen. Auch die mitteldeutschen Metallindustriellen treten am Montag vormittag zusammen, um ihre Erklärung abzugeben. Der Schiedsspruch kann unter Umständen vom Reichsarbeitsminister innerhalb 24 Stunden für verbindlich erklärt werden. Ablehnung durch die Arbeitgeber. Drahtbericht. Berlin, 18. Febr. Der Verband mitteldeutscher Metallindustrieller hat den im Lohnstreik in der mitteldeutschen Metallindustrie für die Tarifgebiete Magdeburg, Halle und Anhalt heute im Reichsarbeitsministerium gefällten Schiedsspruch abgelehnt. Die evangelische Elternschaft zum Scheitern des Reichsschulgesetzes. Eigener Drahtbericht # Berlin, 18. Febr. In einer Kundgebung zu der durch das Scheitern de: Reichsschulgesetzes entstandenen Lage gab der Beirat des evangelischen Elternbundes der tiefsten Erregung der Elternschaft darüber Ausdruck, daß nach viermonatiger intensivster Arbeit die Erledigung des seit neun Jahren erstrebten, von der gegenwärtigen Reichsregierung und der an ihr beteiligten Parteien in aller Form zugesagten Reichsschulgesetz erneut aufgegeben ist. Wir können, so heißt es weiter, unter keinen Umständen zugeben, daß der Keudellsche Entwurf, wie er vom Bildungsausschuß in erster Lesung verabschiedet worden ist, eine Ueberspannung des Elternrechts enthielt, oder zu einer Leistungsverminderung der deutschen Volksschule geführt hätte. Wir lassen uns in der Forderung nach einem Reichsschulgesetz nicht beirren, das uns Eltern aufgrund der in der Reichsverfassung feierlich verbrieften Elternrechte die Freiheit gibt, unsere Kinder nach unserer Wahl in eine evangelische Staatsschule zu schicken. Es gibt für die EElternschaft nur eine Losung,„die Fortsetzung des Kampfes bis zum Endziel! Sicherung der evangelischen Schule durch ein Reichsschulgesetz.“ Preußischer Landtag. Von unserer Berliner Vertretung. Berlin, 18. Febr. Der Preußische Landtag setzte heute die zweite Lesung des Innenetats mit der Beratung über den Polizeiabschnitt fort. Von Regierungsseite wurde auf mehrere Anfragen geantwortet, die sich auf planmäßige Ueberfälle des Rotfrontbundes auf Mitglieder von rechts gerichteten Organisationen und auf die Stellung der preußischen Polizei zur angeblichen Auslieferung von Schlageter an die Franzosen beziehen. Zu der ersteren Anfrage wird mitgeteilt, daß in einzelnen Fällen das gerichtliche Verfahren abgewartet werden müsse und daß in anderen ein Strafverfahren anhängig sei. Die erneut ausgesprochene Verdächtigung, die preußische Polizei sei mitschuldig an der Auslieferung Schlageters und seiner Kameraden an die Franzosen sowie an der Verhinderung einer Befreiung Schlageters aus dem französischen Gefängnis, sei bereits im Juni 1924 vom Minister Severing widerbaukünstlerischen Betätigung haben es zur Folge gehabt, daß man jetzt einen klaren baukünstlerischen Ausdruck für den neuen Geist noch nicht hat. Wozu übrigens auch kommt, daß man wohl den alten Geist beseitigt hat, aber noch um die Formung eines neuen Zeitgeistes ringt. Doch zeigen sich jetzt schon deutliche Ansätze dafür, wie etwa die Dinge sich gestalten werden, und so kann man heute schon mit einiger Gewißheit sich ausmalen, wie etwa das Wohnhaus der Zukunft aussehen wird. Das heutige Empfinden legt nicht mehr den übertriebenen Wert auf das Dekorative, sondern hat das Wesentliche im Auge und will infolgedessen das Wohnhaus zum äußeren Ausdruck der Geisteshaltung seiner Bewohner machen. Das Geistesleben des Menschen spiegelt sich in seinen Bedürfnissen wider, und so findet der moderne Baukünstler als das anzustrebende Ziei— die Erfüllung dieser Bedürfnisse in ihrer besten Form. Ein moderner Baukünstler hat den neuen Baustil so formuliert: das Wohnhaus der Zukunft wird sein klar. sachlich, bequem, wesentlich, sparsam, beglückend, strahlend hell, entlasten d. Bei solcher Zielsetzung kann man auch den anderen Forderungen unserer Zeit, die durch die wirtschaftlichen und finaniellen Nöte erzwungen werden, entsprechen, man kann nämich, wenn man diese Art zu bauen anstrebt, gleichzeitig das Bauen rationalisieren, typisieren und normen. Die Werkstoffe, die ihre Anwendung für den modernen Wohnungsbau diesen drei letztgenannten Bestrebungen verdanken, sind ebenfalls geeignet, das Wollen moderner Baukünstler zu unterstützen. Die neuen Werkstoffe Eisen, Eisenbeton und Spiegelglas ermöglichen die Herstellung von Wohnhäusern, die wirklich klar, sachlich, bequem, strahlend und hell sind. Sie ermöglichen weiterhin, daß jedem Raum eines solchen Wohnhauses vielerlei Funktionen zuerteilt werden können, aber nicht in dem Sinne, wie man etwa schon in den Mietskasernen zu gleicher Zeit in einem Zimmer, das Schlafzimmer, Wohnzimmer und so weiter hatte, sondern in dem Sinne, daß sinnvolle Einrichtungen es gestatten, jeweils ein Zimmer für seinen gerade benötigten Zweck harmonisch zu gestalten. Lischen und Schiebetüren seien hier als wertvolle Hilfsmittel dazu genannt. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, daß die neuen Werkstoffe und ihre maschinelle Bearbeitungsart geeignet sind, die so schmerzlich bei Mietskasernen vermißte Freudigkeit und Helle in die Wohnräume legt und ausdrücklich zurückgewiesen worden. Bereits im Dezember 1923 habe die Elberfelder Strafkammer diese„Anschuldigung als vollkommen unwahr bezeichnet und Minister Severing habe damals im Landtag den dringenden Verdacht ausgesprochen, daß Schlageter und seine Gefährten durch Verrat aus den eigenen Reihen in die Hände der französischen Polizei gefallen sei. Für diese Annahme habe Ende vorigen Jahres der Ausgang des Prozesses GötzeSchneider gegen Hanstein den vollen Beweis erbracht. Abg. Borck(DN.) sagt: Der frühere Polizeipräsident Dr. Friedensburg habe als Regierungspräsident in Kasses ein Schulbeispiel dafür geboten, daß linksgerichtete Beamte durchaus nicht die vom Minister verlangte Ueberparteilichkeit zu zeigen brauchten. Auch die Offiziersstellen bei der Berliner Polizei würden nach der Parteizugehörigkeit besetzt, sonst könne man es sich nicht erklären, daß gerade die Freunde des Herrn Heimannsberg die höchsten Stellen innehätten. Abg. Stieler(Z.) erhofft von dem Polizeibeamtengesetz eine gute Wirkung und empfiehlt Anträge des Zentrums, die eine Einwirkung auf die Reichsregierung dahin fordern, daß die ungenügende Zahl der Polizeibeamten in der entmilitarisierten Rheinlandzone erhöht werde. Der Redner vertritt weiter Wünsche auf besondere Berücksichtigung der polizeilichen Verwaltungsbeamten. Den Polizeipräsidenten und ihren Beamten sollte von ihren Ressorts größere Bewegungsfreiheit gelassen werden. Ferner müsse der außerordentlich große Leerlauf zwischen den Ministerien selbst beseitigt werden. Das Koalitionsrecht müsse den Polizeibeamten in vollem Umfange gewährt werden. Den sozialdemokratischen Antrag, den Offizieren vorzuschreiben, die Grüße der Untergebenen zu erwidern, lehne das Zentrum ab, weil das eine Selbstverständlichkeit sei, die nur von Flegeln verletzt werde. Aehnlich liege es bei der Forderung, die Polizeibeamten mit Herr anzureden. Innenminister Grzefinsky dankt dann namens der Staatsregierung der gesamten Polizeibeamtenschaft für ihre treue und aufopfernde Tätigkeit, die umso schwerer sei, als sie Lebensgefahr mit sich bringe. Besonderer Dank gebühre ihnen deshalb, daß sie auch trotz der vielen Angriffe getreu ausharre. Auch die Verwaltungspolizei habe ihre ungeheure Arbeit für Volk und Vaterland ausgezeichnet verrichtet. Er lehne es ab, Polizeibeamte schikanieren zu lassen und werde solche Vorgesetzte entlassen. Freilich werde es der Polizei nicht leicht sein, sich in dem kommenden Wahlkampf so zu behaupten, daß jeder der Ueberzeugung sei, daß ihm Gerechtigkeit widerfahre. Das Koalitions= recht stehe den Beamten zu. Polizeioffiziere und Polizeibeamte müßten unbeschadet ihrer sonstigen politischen Einstellung zum heutigen Staate stehen. Im übrigen brauche und wolle die politische Einstellung des Beamten den Staat nicht kümmern. Eine gute Ausbildung der Polizei. insbesondere auch mit der Waffe, sei im Interesse des Schutzes der Bevölkerung dringend nötig. Nach weiterer Debatte wird die Weiterberatung auf Donnerstaa, 1. 3. vertagt. Außerdem Justizetat. Um die Kinosteuer. Die Filmindustrie verlangt Abbau.— Die Städte wehren sich. Die Spitzenorganisarion der deutschen Filmindustrie hat an den Reichskanzler ein Telegramm gesandt, in dem es heißt: „Der deutschen Filmindustrie sind viele Jahre lang bis zu 50 Prozent ihres Umsatzes durch Lustbarkeitssteuer entzogen worden. Eine Neuregelung von Ende des 1926, die diese Steuer auf durchschnittlich 15 Prozent festsetzte, hat sich als unzulänglich erwiesen. Dies erweisen täglich erfolgende Zusammenbrüche deutscher Filmfirmen. Die Schaffung von Qualitätsfilmen für Exportzwecke kann bei Bestand der Lustbarkeitssteuer nicht fortgesetzt werden. Die Fachministerien, nahezu sämtliche Parteien des Reichstages und die breiteste Oeffentlichkeit sind einig, daß sofortige gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich sind. Die deutsche Filmindustrie erbittet daher Kabinettsbeschluß, daß die Lustbarkeitssteuerfrage noch dem gegenwärtigen Reichstag vorgelegt wird.“ Der Reichsstädtebund teilt mit, daß er sich mit Entschiedenheit gegen den von der Filmindustrie in ihrer Eingabe an das Reichskabinett propagierten Abbau der Kinosteuer wendet, der das Kernstück der gemeindlichen Vergnügungssteuer bildet und deren Ausfall nur durch Erhebung anderer Steuern ausgeglichen werden könne. Eine Not des Films kann auch in Anbetracht der starken Zunahme der Lichtspieltheater und der Sitzplätze nicht anerkannt werden. Auch würde, wie die Erfahrung gezeigt habe, eine weitere Steuerermäßigung weder dem Publikum, noch der förderungswerten Kulturfilmproduktion zugute kommen. Anstelle eines Steuerabbaues wäre eine wirksame, den Kultur= und Lehrfilm mehr als bisher begünstigende Staffelung der Steuersätze zu fordern. zu bringen. Wenn man bedenkt, daß man nach dem Kriege sich auch wieder zu einer gewissen Farbenfreudigkeit bekennt, so ergänzt sich das Bild, das man vom rein künstlerischen Standpunkt aus gesehen von dem Wohnhaus der Zukunft entwerfen kann. Etwas anderes kommt noch hinzu, das dem Wohnhaus der Zukunft eine eigenartige Note geben wird. Wie schon bei der Auswahl der Werkstoffe der Fortschritt der Technik sich in seinen besten Wirkungen zeigt, so wird dies auch bei der individuellen Ausgestaltung des Wohnhauses der Zukunf: der Fall sein. Man wird sich hierbei der Technik im weitesten Maße bedienen. Da ist zunächst eine der ersten Forderungen der modernen Nervenärzte, das Ohr der Menschen unserer Tage zu entlasten. In der Mietskaserne hat der arme Wohnungsinhaber dieselbe Fülle von Geräuschen zu ertragen, wie er sie auf den Straßen der Großstadt über sich ergehen lassen muß. Nur daß das Mithören aller Geräusche in einer Mietskaserne unsagbar peinlicher und niederdrückender ist, als Straßenlärm. In dem Wohnhaus der Zukunft wird man sich alle Erfahrungen der Schallabdämpfungstechnik zunutze machen, sodaß der einzelne Wohnungsinhaber nicht mehr gezwungen ist, zwangsweise das Leben der Wohnungsnachbarn mit dem Ohre mitzuerleben. Auch in einer anderen Hinsicht wird der moderne Wohnungsbau einer längst erhobenen Forderung der Aerzte entgegenkommen können. Laßt Sonne herein, so lauter ein altes ärztliches Gebot. Die bisherigen Fensterscheiben aber verschlucken von dem so heilvollen Sonnenlicht gerade das Beste, nämlich die ultravioletten Strahlen Man ist jetzt schon so weit, ein Fensterglas konstruieren zu können, das auch die ultravioletten Strahlen hindurchläßt, was nachweislich von großer gesundheitsfördernder Wirkung ist Zur Abrundung des Bildes braucht man sich nur eine kleine Vorstellung davon zu machen, wie sich das Wohnen erst gestalten wird, wenn die Elektrizität restlos in allen Haushaltungen und dort für alle Funktionen, die nur denkbar sind, zur Anwendung kommt. Dann wird man neben dem rein ästhetischen Wohlbefinden in seiner Wohnung eine spürbare Entlastung von all dem lästigen kleinkram des Lebens empfinden, was wirklich dazu dienen könnte, ein echtes, wahres Lebensgefühl aufkommen zu lassen. Dann wird die Wohnung zum Heim, das also, was jetzt bereits Generationen nicht mehr kennen.—rt. elektrische Schnellzug. Die Probefahrt auf der Strecke Leipzig— Halle. Halle, 18. Febr. Gestern nachmittag wurde mit dem ersten Schnellzugstriebwagen auf der Strecke Halle Leipzig Dessau Magdeburg eine Probefahrt vorgenommen. Eine große Zahl von Vertretern der Presse, der an einem verbesserten Verkehr interessierten Städte, von Wirtschaftsverbänden, Handelsund Landwirtschaftskammern, staatlichen und städtischen Behörden hatte sich zu der Probefahrt unter persönlicher Leitung des Präsidenten Heinrich der Reichsbahndirektion Halle und des dortigen Reichsbahndirektors Bode eingefunden. Präsident Heinrich wies hier auf die wirtschaftliche Bedeutung der Inbetriebnahme der neuen Schnellzugstriebwagen hin, die durch erheblich Abkürzung der Fahrzeiten zu einem regeren Güteraustausch sowohl der einzelnen Städte als auch von Stadt und Land beitragen werden. Da trotz dieser elektrischen Zugverbindung keine anderen Züge ausfallen werden, vielmehr die bestehenden Fahrplanlücken ausgefüllt werden sollen, ist mit einer weit engeren Anschließung der Industriegebiete Mitteldeutschlands an die großen Städte zu rechnen. Insbesondere während der Leipziger Messen wird das stark ins Gewicht fallen. Einerseits werden die Wirtschaftskreise der um Leipzig liegenden Städte angeregt werden, die Leipziger Messen zu. besuchen, andererseits wird von einem großen Menschenandrang während der Messe zunächst auch Halle profitieren, das in kaum einer halben Stunde von Leipzig aus erreicht werven kann. Die etwa stündliche Zugfolg; zwischen Halle und Leipzig wird diese Annehmlichkeiten noch steigern. Die in hellen Farben gehaltenen Wagen rollten gegen 14 Uhr von Halle programmäßig ab. Sanftes Anfahren und ruhiger Lauf auch bei der Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern in der Stunde fielen angenehm auf. Jeder Wagen faßte 16 Sitzplätze zweiter Klasse und 50 Plätze dritter Klasse, die zu beiden Seiten eines geräumigen Mittelganges angeordnet sind. Einschließlich der Stehplätze im Mittelgang und in den Vorräumen können in jedem Wagen 100 bis 110 Personen befördert werden. Besondere Räumlichkeiten sind für mit Waschgelegenheit versehene Toiletten und zur Beförderung von Reisegepäck vorhanden. Die gute und gefällige Innenausstattung, die ausgezeichnete elektrische Beleuchtung und Heizung sind geeignet, das Reisen in seltener Weise angenehm zu machen. Der Fahrpreis enthält nicht den üblichen Zuschlag für Schnellzüge, obwohl die Geschwindigkeit die der D=Züge noch übertroffen wird. Vermischtes. Der Rhein steigt. Weite Flächen unter Wasser. Drahtbericht. Köln, 18. Febr. Der Pegelstand des Rheins zeigte gestern abend eine Höhe von 5.91 Meter und steigt noch andauernd. Die Flutwelle vom Oherrhein ist nun auch hinzu gekommen und hat Schutzmaßnahmen notwendig gemacht. Das Hafenamt hat an die Bewohner der angrenzenden Häuser die Warnung zur Räumung der Keller ergehen lassen. Die Uferstraßen des KaiserFriedrich= und des Oberländer=Ufers sind überflutet. Die Boots=, Klub= und Wohnschiffe wurden verankert. Oberhalb Kölns hat das Wasser die sämtlichen Kribben, Treppen und Zugänge überflutet. Auf der rechten Rheinseite sind die Wiesen ziemlich hoch überschwemmt. Bei dem andauernden Regen rechnet man mit einem weiteren Steigen des Wassers. In Koblenz hatte der Rhein gestern einen Pegelstand von 5,41 Meter. Er überflutete den unteren Leinpfad in den Rheinanlagen und auf dem jenseitigen Ufer. Auch dort sind die Keller der tiefer gelegenen Stadtteile geräumt. Dammbruch an der Weichsel. Eigener Drahtbericht. # Warschau, 18. Febr. Der Weichseldamm ist bei Karchow geborsten, und der Fluß hat eine größere Landstrecke überflutet. Die Bevölkerung beziffert den durch die Ueberschwemmung angerichteten Schaden auf eine Million Zloty. Freiin Anna v. Maltzan ködlich verunglückt. Meldung des Wolff=Büros. Berlin, 18. Febr. Die 77jährige in Berlin wohnende Freiin Anna von Maltzan. eine Verwandte des verstorbenen Botschafters von Maltzan, wurde heute abend beim Ueberschreiten einer Straße von einem Kraftwagen angefahren und zu Boden geworfen. Mit einem Bruch des rechten Oberschenkels und einem Oberkieferbruch fand sie Aufnahme in einem Krankenhaus, wo sie kurz darauf verstarb. Das Schicksal eines Papstbildes. Drahtbericht. Beuthen, 19. Febr. Anfang 1927 erhielt der Beuthener Kunstmaler Karl Wittek vom Oberbürgermeister der Stadt Beutoen den Auftrag, den Papst zu porträtieren. Die Bezahlung sämtlicher Unkosten wurde Wittek zugesichert. Nach mehr denn halbjährigem Aufenthalt in Italien war das Bild fertiggestellt, wurde verschiedene Male im Ausland ausgestellt usw. Die Stadt Beuthen machte große Reklame für dieses Werk, brachte Photographien hiervon in die führenden deutschen illustrierten Blätter, fertigte Oeldrucke an, feierte Wittek. Wittek war das Tagesgespräch von Oberschlesien. Wittek hatte nach einiger Zeit 4300 Mk. vergütet bekommen, jedoch mit der endgültigen Zahlungsregelung haperte es. Schließlich forderte Wittek noch 7000 Mk. andernfalls wäre er bereit, der Stadt den erhaltenen Betrag zurückzuerstatten. Dr. Knackrik versprach nun, sich für die Auszahlung der geforderten 7000 Mk. einzusetzen. Spätester Auszahlungstermin sollte der 5. Januar 1928 sein. Der Termin verstrich, das Geld wurde nicht gezahlt. Daraufhin schrieb Wittek einen eingeschriebenen Brief an Dr. Knackrik. Nach acht Tagen kam dieser Brief ungeöffnet an den Künstler zurück mit einer Anmerkung der Frau Dr. Knackrik versehen, daß Wittek Zur Sicherung des reisenden Publikums ist im Führerstand eine wertvolle technische Neuerung von den Siemens=Schuckert=Werken angebracht worden, von denen auch die gesamte elektrische Ausrüstung der Wagen stammt: der sogenannte Totmansknovf, eine kugelähnliche Erhöhung in der Fahrkurve, die vom Wagenführer mit einem Finger ständig niedergedrückt werden muß. Beim Loslassen des Knopfes wird der Fahrstrom selbsttätig unterbrochen, die Bremsen kommen in Tätigkeit und der Zug wird zum Stehen gebracht. Da beabsichtigt ist, diese Schnellzugstriebwagen später nur von einem Fahrer bedienen zu lassen, dürfte diese Einrichtung bei plötzlicher Erkrankung des Zugführers für die Reisenden von großer Bedeutung werden. Während die Strecke Halle—Leipzig schon vom 20. Februar ab in vollen Betrieb genymmen wird, werden auf der Strecke Leipzig— Dessau täglich nur zwei Doppelfahrten gemacht werden und die Strecke Leipzig—Dessan— Magdeburg wird erst von Mitte Mai ab in Betrieb genommen. * Die Elektrifizierung des ersten Teiles des deutschen Bahnnetzes bedeutet einen wesentlichen Fortschritt gegenüber dem bisherigen System der elektrischen Zugbeförderung, die entweder mit elektrischen Lokomotiven an Stelle von Dampflokomotiven oder mit Personentrie bwagen erfolgte. Beide Arten dieser Zugebeförderung sind seit einigen Jahren im Betriebe. Nun geht man in der Reichsbahnverwaltung dazu über, auch Schnellzugstriebwagen in Dienst zu stellen. Augenblicklich sind sechs Schnelltriebwagen fertiagestellt, deren baulicher Teil von der Firma Wegmann u. Co. in Kassel stammt, und deren elektrische Ausrüstung die Siemens=Schuckertwerke in Berlin=Siemensstadt ausgeführt haben. Diese SchnellzugTriebwagen besitzen Scherenstrom=Abnehmer mit 15,000 Volt Fahrdrahtspannung. Der aus der Leitung entnommene Wechselstrom(zum Unterschied von dem Gleichstrom der bisherigen Triebwagen) wird in einem in der Mitte des Wagens eingebauten Transformator umgeformt und dann zum Antrieb von zwei Fahrmotoren verwandt. Durch diese neuartige Konstruktion wird eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 80—90 Kilometer in der Stunde und eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometer erzielt, also die Geschwindigkeit der modernen Fern=D=Züge erreicht, während die bisherigen elektrischen Zugantriebe nur eine Normalgeschwindigkeit von etwa 60 Kilometer entwickeln. doch zu nochmaliger Rücksprache zu Dr. Knackrik kommen sollte. Wittek schickte abermals den Brief an Dr. Knackrik mit der Aufforderung, daß er sich keineswegs mehr auf mündliche Vereinbarungen einlassen werde. Hierauf wurde nicht reagiert. Da nahm Wittek kurz entschlossen einige handfeste Burschen, ing in die städtische Gemäldegalerien und ließ das Papstild in seine Wohnung bringen, weiter nahm er alle anderen von ihm in dieser Galerie ausgestellten Gemälde mit. Nun stürzte sofort Dr. Knackrik zum Kadi und erwirkte eine einstweilige Verfügung, wonach Wittek das Bild herausgeben müsse. Wittek war, als der Gerichtsvollzieher ankam, zufällig nicht in seiner Wohnung, man ließ diese aufbrechen, nahm das Papstbild und brachte es wieder in die Gemäldegalerie. Am nächsten Tage prangten in den Blättern Oberschlesiens Inserate, daß die Beuthener Gemäldegalerie wieder eröffnet worden sei, worüber man sich allgemein köstlich amüsierte. Im übrigen ist diese Angelegenheit noch lange nicht erledigt, und eine endgültige Entscheidung dürfte erst durch gerichtlichen Beschluß herbeigeführt werden. Zwei Söhne erschlagen ihren Vater. Eigener Drahtbericht. Hochstadt a. d. Aich, 18. Febr. Als der als gewalttätig bekannte Besitzer der Greien=Mühle bei Hochstadt, der 50jährige Georg Ortegel, mit seinem 22jährigen Sohn Georg Streit bekam und mit einer Wäschemangel auf diesen einschlug, verteidigte sich dieser mit einem Messer. Der jüngere Bruder kam zu Hilfe, entwand dem Vater die Mangel und schlug ebenfalls auf den Vater ein. Der alte Ortegel brach unter den Hieben und Stichen der beiden zusammen und verstarb alsbald. Die Untersuchung ist eingeleitet. Ueber 7000 Mark Lohngelder geraubt. Eigener Drahtbericht. ## Bernburg(Saale), 17. Febr. Heute mittag wurde auf der vor der Stadt gelegenen Aue ein Raubüberfall verübt. Der Meister der Deutschen Solvay=Werke trug gerade die Lohngelder nach dem ihm unterstellten Steinbruch. Plötzlich trat ein hinter einem Pfeiler versteckter Mann vor ihn hin und drückte einen Revolver ab. Der Meister wurde glücklicher Weise nur an der Wange verletzt, taumelte aber und ließ dabei die Aktentasche mit 7300 d Lohngeldern fallen. Der Täter lief, nachdem er sich die Tasche angeeignet hatte, der Stadt zu. Er wurde noch eine Strecke von dem Meister verfolgt, konnte dann aber unerkannt entkommen. Warenhausbrand. Eigener Drahtbericht. Hamburg, 18. Febr. Gestern abend entstand im Warenhaus Carl Stephan in Dömitz a. E. ein Großfeuer, das sich mit großer Schnelligkeit ausbreitete. An eine Bergung von Waren war nicht zu denken. Nachdem das Feuer etwa eine Stunde gewütet hatte, stürzte das Warenhaus unter lauten Krachen zusammen. Der Sachschaden wird auf 120 bis 150000 Reichsmark geschätzt. * Kusel, 18. Febr. Heute früh ist in der 200 Arbeiter beschäftigten Tuchfabrik Hernenspeck Großfeuer ausgebrochen. Die Fabrik wurde mit den dort lagernden großen Wollvorräten vollständig eingeäschert. Neuß, 17. Febr. Heute abend kurz nach 9 Uhr brach in der Oelmühle Kaspar Thiwessen ein Brand aus, der die eigentliche Mühle bis auf die Umfassungsmauern zerstörte. Die Nebengebäude konnten durch das Eingreifen der Feuerwehr gerettet werden. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Die Ursache des Brandes ist noch ungeklärt. London, 18. Febr. Bei einem verheerenden Feuer, das gestern nachmittag ein Fabrikgebäude in South Acton heimsuchte, wurde ein Schaden von 50000 Pfund Sterling angerichtet. Ueber 100 Arbeiter sind durch den Brand erwerbslos geworden. Ein Einundsiebzigjähriger als Brandstifter. Die Tragödie eines Verzweifelten. Drahtbericht. Hamburg, 18. Febr. Ein 71jähriger Arbeiter weigerte sich, die durch einen prozessualen Vergleich erzwungene Räumung seines vierzig Jahre hindurch von ihm bewohnten Bauernhofes zu vollziehen, und setzte in seiner Verzweiflung das Gebäude am Tage der Räumung in Brand. Das Altonaer Gericht erkannte ihn für schuldig und verurteilte den alten Mann zu einem Jahre Zuchthaus. Doch soll mit Rücksicht auf das hohe Alter versucht werden, auf dem Gnadenwege die Zuchthausstrafe in eine Gefängnisstrafe umzuwandeln und für eine Restzeit Bewährungsfrint zu erreichen. Eine Eisbarrikade bei Warschau. Drahtbericht. Warschau, 18. Febr. In den letzten Tagen herrscht hier warmes Wetter, weshalb der Eisgang auf der Weichsel ungewohnlich stark vonstatten geht. Da gleichzeitig das Wasser der Weichsel stark fällt, setzte sich das Eis am Grunde fest, weshalb eine stets stärker wirkende Eisbarrikade bei den Dörfern Kopiky und Nadbrzezia in der Nähe von Warschau entstand. Es besteht also die paradoxe Gefahr, daß bei fallendem Wasser eine Ueberschwemmung durch die sich stauenden Wassermengen droht. Es wird vergebens versucht, für diese Wassermengen einen Weg durch die Eismassen zu sprengen. Falls es wirklich zu Ueberschwemmungen kommt, ist diese besonders gefährlich, da die mitgeführten Eismassen vernichtend wirken. Die Einwobner von Nadbrzezia haben den Ort bereits verlassen. Späte Aufklärung einer Kindertragödie. Eigener Drahtbericht. □ Madrid, 18. Febr. Bei Erdarbeiten in einem noch nicht bebauten Teil einer Straße wurden gestern die Gebeine dreier Kinder gefunden. Nach den dabei aufgefundenen Resten von Kleidungsstücken, die von den Angehörigen wieder erkannt wurden, handelt es sich um drei Mädchen, die seit dreieinhalb Jahren auf unerklärliche Weise verschwunden waren. An der Stelle. wo der unheimliche Fund gemacht wurde, befand sich seinerzeit ein kleiner Hügel, in den Landstreicher eine Höhle gegraben hatten. Die Kinder spielten gewoynlich in dieser Höhle, und man nimmt an, daß sie durch einen teilweisen Einsturz derselben verschüttet wurden. Schweres Bootsunglück. 21 Personen ertrunken. Eigener Drahtbericht. &a San Franzisko, 18. Febr. Auf dem zwischen San Franzisko und Oakland verkehrendem Fährboot„Peralta“ ereignete sich gestern nachmittag eine schwere Katastrophe. Durch eine Sturzwelle, die über das niedrige Vorderdeck ging, wurden etwa 40 Passagiere über Bord gespült. Es gelang, 19 Personen zu retten, die übrigen sind ertrunken. Der zurückgebliebenen Passagiere bemächtigte sich eine Panik. Ein Unfall des früheren Dampfers„Vaterland". London. 17. Febr. Der amerikanische Ozeandampfer„Leviathan", der frühere deutsche Hapagdampfer„Vaterland“ ist heute vor Southampton auf Grund geraten. Der Dampfer wurde nach zwei Stunden, nachdem Schleppschiffe zu seiner Hilfe eingetroffen waren, bei der Flut wieder flott. „Wenn ich dich seh'—“ Vor dem Hause eines Gärtners spielte ein Leierkastenmann den alten Schlager:„Wenn ich dich seh. dann muß ich weinen.“ Der Gärtner gab dem„Künstler“ fünf Mark mit dem Auftrage, dies Lied eine halbe Stunde lang vor dem Finanzamt zu spielen. Der Leierkastenmann wandert also vor diese überall beliebte Behörde und setzt die Kurbel in Bewegung. Die Fenster öffnen sich, und einige kleine Münzen werden hinabgeworfen. Schließlich ruft ihm einer der Beamten zu, er solle nur weiter gehen, mehr bekäme er nicht.„Das ist egal; die halbe Stunde ist noch nicht um.“„Wieso?“ Nun folgt die Aufklärung, und das Finanzamt setzte die Polizei in Bewegung, die den Anstifter dieser Ovation in eine Ordnungsstrafe von 85 Mark nahm. und Bausünder. Berliner Brief. Von unserem K Berlin, 18. Febr. Unser Wohnungselend ist nachgerade eine so gewohnte Erscheinung geworden, daß uns die Klagelieder darüber, sofern wir nicht selbst unmittelbar persönlich darunter zu leiden haben, schon nicht mehr so sehr tief zu rühren vermögen. Eben einfach aus dem Grunde, weil wir es gewohnt sind, sie zu hören. Im übrigen hat man im vergangenen Jahre schon so langsam begonnen, sich der Hoffnung hinzugeben, daß doch allmählich eine Besserung der Zustände einsetzen würde. Diese Hoffnung wurde besonders durch den Umstand genährt, daß es im vergangenen Jahre gelungen war, eine große Anzahl von Wohnungen neu herzustellen. Aber nunmehr erscheint es sehr fraglich, ob auch das Jahr 1928 die Erfolge auf dem Gebiete des Wohnungsbaues haben wird, wie das vergangene Jahr. Die amtlichen Stellen glauben dies bis jetzt verneinen zu müssen, und was man an Urteilen aus privaten Fachkreisen hört, klingt auch nicht viel anders. Man fragt nach den Ursachen und wird in erster Linie als Antwort einen Hinweis auf die wirtschaftlichen Verhältnisse bekommen. Aber es will scheinen, als ob diese Berufung auf die Ungunst wirtschaftlicher Entwicklung eine etwas bequeme Erklärung für die üblen Zustände auf dem so wichtigen Gebiete des Wohnungsbaues ist. Es spricht ganz offenbar noch eine Reihe von anderen Gründen mit, die klarzulegen eine wichtige Aufgabe der öffentlichen Meinung bedeutet. Man darf getrost einmal gerade die Berliner Bauverhältnisse als ein Beispiel heranziehen, weil hier die Dinge am markantesten in Erscheinung treten. Aber was an Kritik hier bezüglich Berlins gesagt wird, das gilt mit entsprechenden Abwandlungen auch für andere Gegenden unseres Vaterlandes. Als ein ganz besonderer Mißstand wird es von allen empfunden, daß sich die Baulustigen erst durch ein fürchterliches Gestrüpp bürokratischer Hemmungen hindurcharbeiten müssen, wollen sie irgendwelche Bauabsichten durchführen. Allein schon die Unzahl der Instanzen, die irgendwie in den Bauplan und seine Ausführung hineinzureden haben, ist geeignet, jede Lust am Bauen zu verderben. Man zählt nicht weniger als 25 Instanzen, die gefragt sein wollen und befragt werden müssen. Jede Instanz hat ihren Kopf für sich und sie hat, was eine Eigentümlichkeit aller Instanzen ist, eine große Ruhe, ebe sie sich dazu entschließen kann, Entscheidung zu treffen. In der Praxis versuchen sich die Baulustigen damit zu helfen, daß sie schon dann an die Ausführung ihrer Baupläne gehen, wenn eine„vorläufige Genehmigung“ vorliegt. Aber das ist immer mit dem Risiko verknüpft, daß sich im Laufe der Bauausführung durch Einsprüche irgendwelcher Stellen Hemmungen und Verzögerungen einstellen, die häufig mehr kosten als nur Geld, namlich Nervenkraft und wertvolle Zeit. So stellt sich denn Ist der Winter vorbei? Die Gefahren der Uebergangszeit. Von unserem Korrespondenten. Schon befinden wir uns in der zweiten Februarhälfte und nicht lange wird es dauern, bis die Märztage beginnen. Schon allein das Herannahen des Märzes, des ersten Monats, bei dessen Vorstellung wir nicht gleich an Winter denken, läßt in uns die Hoffnung aufkeimen, daß der Winter vorbei ist. Schauen wir zurück auf den bisherigen Verlauf der kalten Jahreszeit, so müssen wir feststellen, daß wir auch 1927/28 keinen strengen Winter hatten. Im Gegensatz zu früheren Jahren war aulerdings eine längere Kälteperiode eingetreten, die Kältegrade zeigte, wie wir sie in den letzten Jahren nicht mehr erlebt hatten. Aber nachdem die erste Kälteperiode vorüber war, ist es nicht noch einmal richtig kalt geworden. Die Beurteilung, ob wir einen strengen oder einen milden Winter hatten, hängt einzig von der Feststellung der durchschnittlichen Tagestemperaturen ab. Da wir nun schon seit längerer Zeit mildes Wetter haben, so liegt das Mittel dieses Winters bisher recht hoch. Alles hängt davon ab, ob wir noch eine zweite Kälteveriode bekommen. Die Aussichten hierfür sind nur gering. Schon allein aus der Tatsache, daß die Tage erheblich länger geworden sind, ergibt sich, daß wir anhaltende Frostzeit gar nicht mehr bekommen können. Infolge orrespondenten. heraus, daß der Baulustige, also einer der den Behörden in ihrem Bestreben, die Wohnungsnot zu lindern, helfen will, völlig den Zufälligkeiten des Instanzenzuges ausgesetzt ist. Aber nicht nur diejenigen Behörden stehen als Bausünder da, die nun einmal als behördliche Aufsichtsorgane für das Bauwesen geschaffen sind, sondern auch solche Amtsstellen, die nur einen mittelbaren Zusammenhang mit dem Bauwesen haben, müssen vielfach als mitschuldig an den Verhältnissen, wie sie jetzt sind, angesehen werden. So wird z. B. darüber geklagt, daß die Verschleppung von Auszahlungen der Hauszinssteuer=Hypotheken in nicht wenigen Fällen schwere finanzielle Schwierigkeiten für die Bauherren nach sich gezogen hat. Von den 90000 unvollendeten Wohnbauten, die man am 1. Januar 1928 in Preußen gezählt hat, soll ein nicht geringer Teil infolge solcher Verzögerung in der Hergabe der Gelder unvollendet liegen geblieben sein. Unter solchen Umständen braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Baukonjunktur einen so trostlosen Charakter hat. Ein ebenfalls sehr unangenehmes Kapitel für alle Baulustigen ist das Recht gewisser Instanzen, die eingereichten Entwürfe auf ihre ästhetische Wirkung hin zu prüfen. Eine gewisse Berechtigung dazu soll der Behörde durchaus nicht abgesprochen werden, denn es geht schließlich nicht an, daß jeder baut, was und wie er will. Aber daß die Urteile dieser Instanz über den ästhetischen Wert oder Unwert eines Entwurfes nicht der Weisheit letzter Schluß sind, dafür hat uns dieselbe Behörde höchstpersönlich gerade hier in Berlin mehrere ganz schlagende Beweise erbracht. Es sei nur an die Verschandelung des Opernhauses in Berlin gedacht, wo die Behörde selbst als Bauherr aufgetreten ist und gegen die Warnungen und Berufungen privater Sachverständiger ihre eigenen Wege bei der Durchführung des Baues gegangen ist. Und was an Einsprüchen bei privaten Bauunternehmungen sich diese ästhetische Instanz leistet, dafür liefert die Tatsache einen Beleg, daß man von einem Bauherrn, der in Berlin an einem Eckhause Veränderungen vornehmen ließ, die Aufsetzung einer Kuppel verlangte.— und dies aus Schonheitsgründen! Das heißt also, daß hier künstlerische Prinzipien vertreten werden, die vor einigen Dezennien einmal eine obendrein noch sehr bestrittene Geltung gehabt haben. Es ist selbstverständlich, daß solche Dinge nicht geeignet sind, das Vertrauen zu den Baubehörden zu stärken. Dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn aus dieser Ansammlung von finanziellen Schwierigkeiten, behördlichen Schikanen, Zeitverlust, Aerger und Verdrossenheit jene Imponderabilien entstehen, die mit dazu beitragen und beitragen müssen, daß die Bauverhältnisse bei uns in Deutschland statt sich zu bessern, aller Voraussicht nach sich nicht unwesentlich noch verschlechtern werden. des veränderten Sonnenstandes besitzen die Sonnenstrahlen schon eine erhebliche wärmende Kraft, die durch das lange Verweilen der Sonne noch erhöht wird. Seit dem kürzesten Tage, dem 21. Dezember, sind erst zwei Monate vergangen, aber die Dauer des Verweilens der Sonne hat damit schon am Tag 2½ Stunden zugenommen. Während der Sonnenaufgang am 21. Dezember um 8.11 Uhr vor sich geht, ihr Untergang um 3.45 Uhr, d. h., daß sie also 7 Stunden und 35 Minuten sichtbar ist, ist der Sonnenaufgang am 21. Februar, d. h. in wenigen Tagen, um 7,09 Uhr, ihr Untergang um 5,20 Uhr, d. h. sie ist schon 10¼ Stunde sichtbar. Selbstverständlich wird das Eintreten einer Kälteperiode nicht durch das längere Verweilen der Sonne aufgehalten. Aber der Umfang jeder Kälteperiode wird selbstverständlich dadurch erheblich beeinflußt. Wird es nun überhaupt zu einer zweiten längere Zeit anhaltenden Kälteperiode kommen? Alle Anzeichen sprechen dafür, daß dies nicht der Fall sein wird. Bestimmend für diese Voraussage ist für die Meteorologen vor allem der Verlauf des bisherigen Winters. Man neigt der Ansicht zu, daß die Wetterbildung in Gruppen von Jahren vor sich geht, während derer eine ziemliche Gleichmäßigkeit festzustellen ist. Es hat fast den Anschein, als ob sich die Wetterbildung innerhalb einer siebenjährigen Periode vollzieht, die im wesentlichen abhängig von der Tätigkeit der Sonnenflecken ist. Das Jahr 1927/28 ist als ein Uebergangsjahr anzusprechen. Es brachte nicht wie in den vorhergehenden Jahren einen ausgesprochen milden Winter, aber ebenso auch nicht einen ausgesprochen strengen. Daß wir uns überhaupt in einer Uebergangszeit befinden, beweisen wohl am besten die schweren Wetterkatastrovhen, die überall zu verzeichnen sind, die üblichen Begleiter eines allgemeinen Wetterumschlages. Aus all diesem folgt, daß die wichtigste Kälteperiode des Winters 1927/28 vorüber ist. Sein Charakter ist am besten durch die Worte„mäßig kalt" zu kennzeichnen. Das im Augenblick herrschende Wetter, das ausgesprochen Uebergangswetter ist, birgt für jeden große Gefahren in sich. Die Unbeständigkeit, der rasche Wechsel zwischen Erwärmung bei klarem Himmel und Sonnenstrahlen und Regen= und Schneewetter, die auf den Straßen vorhandene Feuchtigkeit, die Unmöglichkeit, sich zweckentsprechend anzuziehen, führt zu zahlreichen Erkrankungen. In erster Linie stehen Erkältungen in leichterer oder schwerer Form, Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Häufig wird der Fehler gemacht, solchen Erkrankungen nicht genügende Aufmerksamkeit zu schenken und aus der ungefährlichen Erkältung wird dadurch eine längere Krankheit. Wenn man sich rechtzeitig schont und gleich geeignete Gegenmaßnahmen ergreift, dürfte man im allgemeinen rasch die Erkältung los werden. Eins der einfachsten und sichersten Mittel ist noch immer, kräftig zu schwitzen. Das schafft nicht allein sofortige Erleichterung, namentlich bei starkem Schnupfen, sondern ist ein wirksamer Krankheitsbekämpfer. Nur muß man sich vorsehen, daß man sich beim Schwitzen nicht aufs neue erkältet. Am besten ist, sich im geheizten Zimmer ins Bett zu legen, sich warm einzupacken, vorher heißen Tee oder heiße Zitronenlimonade zu trinken. Wer mit dem Herzen in Ordnung ist, kann zur Unterstützung noch eine Aspirintablette nehmen. Dann muß man eine Stunde ganz ruhig liegen. Es gibt manche Menschen, die nur sehr schwer schwitzen können. Aber es ist falsch, ungeduldig zu werden; denn zum Schwitzen kommt jeder. Von dem Augenblick an, wo man ins Schwitzen gerät, muß man ungefähr eine halbe bis dreiviertel Stunde liegen bleiben. Danach ist nötig, sich kräftig abzureiben, Bettund Leibwäsche zu wechseln. Bei Halsentzündung macht man am besten den jeder Hausfrau bekannten Prießnitzumschlag, den man sich, wenn er nicht fertig im Haus sein sollte, auch selbst zurecht machen kann. Man taucht ein Taschentuch in lauwarmes Wasser, wringt es leicht aus, so daß es noch ziemlich viel Feuchtigkeit enthält und legt es sich dann fest um den Hals. Hierum wickelt man einen Streifen Oeltuch, der breiter als das Taschentuch ist. Es soll dazu dienen, die Feuchtigkeit möglichst lange zu erhalten. Um das Oeltuch kommt dann ein Guttaperchastreifen, und. falls dieser nicht vorhanden ist, ein warmes Tuch, das so fest, wie es der Kranke vertragen kann, ohne Atembeschwerden zu haben, umgebunden und dann festgesteckt wird. Einen solchen Umschlag macht man am besten des Nachts, am Tage schütze man den Hals durch ein Halstuch. Hat man größere Beschwerden, so ziehe man einen Arzt zu, denn nur er allein kann in schweren Fällen die richtigen Maßnahmen treffen, die für den Einzelfall durchaus verschieden sind. San. Einsturzunglück beim Bau der Newyorker Untergrundbahn. Eigener Drahtbericht. Newyork, 17. Febr. Gestern nachmittag stürzten mit ungeheurem Getöse drei undewohnte Gebäude am Westrande des Newyorker Theaterviertels in die für den Bau der Untergrundbahn vorgenommen Ausschachtung in der achten Straße. Zahlreiche Arbeiter wurden hierbei begraben Es wird angenommen, daß von den 30 in dem Schacht beschäftigten Arbeitern vier getötet worden sind. Zuerst stürzte ein vierstöckiges, als Gerätehaus benutztes Gebäude in den darunter befindlichen Schacht. Wenige Minuten später stürzten dann die beiden Nachbargebäude, die anläßlich des Bahnbaues abgebrochen werden sollten, ebenfalls in den Schacht. Newyork, 17. Febr. Wie weiter angenommen wird, übersteigt die Zahl der Toten bei dem Häusereinsturz in den Untergrundbahnschacht nicht sieben. Dampfschaufeln haben mit der Wegräumung der Trümmer begonnen. Durch den aus gebrochenen Röhren strömenden Wasserdampf wurde das Retttungswerk stark behindert. Drei Priester standen bereit, um den etwa zu Tage geförderten Schwerverletzten die Sterbesakramente zu erteilen. Das Beste ist gerade gut genug für Ihr Kind. Sie es deshalb mit Ernähren Kufers#nd fuicher Mtlch! Der gute Erfolg wird Ihnen Freude machen. Schweizer Karneval. Von Edelyne von Brockdorff. Beatenberg, Anfang Februar. Es gab einmal eine Zeit— da war es Mode, den Karneval in Nizza mitzumachen. Man zahlte sehr hohe Hotelpreise, schluckte unendlich viel Staub, wurde mit schmutzigem Konfetti beworfen und sah Damen der Halbwelt, die sich ihre Zukunft durch eine lange Vergangenheit gesichert hatten, gleich angemalten Götzenbildern in blumengeschmückten Wagen hinund herfahren. Man machte den„Veglione“ mit und befand sich inmitten einer Gesellschaft, die nichts von der leichten und harmlosen Fröhlichkeit eines rheinischen Maskenballes hatte. Aber die Zeiten haben sich geändert. Man will sich erholen, wenn man auf Reisen geht. Der arbeitsmüde Körper bedarf der raschen und frohen Bewegung in reiner, staubfreier Luft; jeder will für sein Geld soviel Kraft und Gesundheit eintauschen, wie nur irgend möglich. Für ein paar kurze Wochen geht es hinauf in die Schweizer Berge, in Sonne und Schnee, und man fühlt sich schwerlos, tiefbeglückt und irgendwie losgelöst von Raum und Zeit. Findet es nur noch wichtig,„den Telemark" richtig herauszubekommen bei der Skiübung oder den„Achter“ auf dem Eis. Schleicht sich davon, den Rodelschlitten hinterherziehend, um droben im Wald, wo die alten Tannen sich unter der Schneelast beugen, eine besonders köstliche Privatrodelbahn ausfindig zu machen. Und inzwischen am Waldrand Rast zu halten, auf dem Schlitten hockend, überschüttet von Sonnenlicht, das man mit gefalteten Händen hinnimmt als wundervolles Gottesgeschenk. den Blick auf die silberfunkelnde Bergkette gerichtet. Aber drunten in der Welt ist Karneval, und damit wir sie doch nicht ganz vergessen in unserem Bergparadies, schickt sie ihn zu uns herauf. Er kommt in einer liebenswürdigen und familiären Weise in unser Regina Palace Hotel, und wir finden seine„Befehle“ in der Halle angeschlagen, wenn wir vom Frühstück kommen. Er hat immer neue Einfälle, und wir greifen sie eifrig auf. Da gibt es Abende, wo wir mit bunten Lampions in den Händen im Reigen über die Eisbahn hinschweben. Das ist unser Blumenkorso, denn wie mit großen farbigen Leuchtblumen scheint die blanke Fläche bestreut zu sein. Auch unseren Karnevalszug haben wir. Voran ein mit kräftigen Pferden bespannter Schlitten, an dem ein langes Seil befestigt ist, woran nun hintereinander eine Anzahl kleiner Rodelschlitten geschnallt wird. Das geht nun dahin in sausender Fahrt— mit lautem Hallo und Jubelgeschrei—. mit allerlei Schabernack und Gepurzel; zuweilen fliegt die ganze Kette der Rodler in den Schnee, worauf dann sofort eine wilde Schneeballschlacht beginnt. Schnee statt Konfetti! Karnevalsstimmung verbreiten auch die Wettspiele auf der Eisbahn, die durch große gelbe Sonnensegel sorglich vor der verheerenden Wirkung der Sonnenstrahlen geschützt wird. Das Käferrennen zum Beispiel, wobei je ein Paar, mit dem Rücken gegeneinander auf dem Rodel sitzend, das Ziel zu reichen bemüht ist, oder jenes andere Rennen, bei dem der Herr seine Dame auf der großen Eisschaufel vor sich herschiebt. Aber natürlich haben wir auch richtige Maskenbälle in unserem Beatenberg. Mit all dem bunten und glitzernden Zauber, der dazu gehört. Viele Hotelgäste haben ihre Kostüme dazu mitgebracht; das sind die eleganten in Seide und Georgette. Andere aber, die nicht so vorsorglich waren, fertigen sich ihre Masken im letzten Augenblick aus vorhandenen Beständen mit Zuhilfenahme von Kreppapier an, und dabei kommen die erstaunlichsten und originellsten Dinge heraus. Eines davon, das unserem Vaterland ganz besonders entspricht, möchte ich eventuellen Interessenten nicht vorenthalten: die lebende Verbotstafel! Der Betreffende war sozusagen von oben bis unten mit den wohlbekannten sinnigen Inschriften bedeckt: Es ist verboten, den Rasen zu betreten! Rauchen verboten! Eintritt frei! Na usw usw. Das läßt sich ja beliebig ausgestalten, und an„Vorbildern“ für die einzelnen Plakate ist wahrhaftig kein Mangel.— Die schönsten und originellsten Masken wurden prämiiert. nachdem sie zum Besichtigungsrundgang angetreten sind. Und dann Tanz— Tanz— mit kleinen Abstechern in die Hotelbar, wo Charlie seine Amtes waltet.(Warum heißen Barmixer eigentlich immer Charlie?) Was den Tanz betrifft, so ist der Charleston ein völlig überwundener Hüpfpunkt; auch der Black Botton gehört der Vergangenheit an. Man tanzt Foxtrot mit verschiedenen individuellen Schritten, und dann vor allem den Yale=Blue, dessen weiche und elegante Pas ein klein wenig an den Boston erinnern. Wir tanzen auch den alten und immer neuen„Paul Jones“. wobei die Damen einen inneren und die Herren einen äußeren Kreis bilden, die sich umeinander drehen, bis die Musik abstoppt, worauf jeder Herr eine Dame zu erhaschen sucht.(Oder umgekehrt!) Es ist ein buntes und harmlos fröhliches Gewimmel, in dem man sich als Rheinländer ganz zuhause fühlt, trotz all der verschiedenen Nationalitäten, die hier vertreten sind. Wir haben auch Kabarettvorstellungen, wo Dilettanten mit viel Schneid und Erfolg„bretteln". Prinz Karneval wird nie müde, uns auf den Schwung zu bringen. Für heute abend hat er einen richtiggehenden Apachenball befohlen, was allgemeine Begeisterung erregt. Rote Halstücher sind stark gefragt, und sicher wird so Mancher zum Diner mit einem blauen Auge erscheinen, daß er keineswegs waghalsigen Skiübungen verdankt. Und wir werden vergnügt sein, wie Menschen, die sich den ganzen Tag über in der köstlichen Bergluft herumgetummelt haben und nun, da die Sonne untergegangen ist, sich für ein paar Stunden daran erinnern, daß es Karnevalszeit ist— Schweizer Karneval! Nr. 43. Zweites Blatt. Westfälisches Volksblatt Montag, 20. Februar 1928 Aus dem Paderborner Land. Paderborn, 20. Febr. Lehrgang für Schulaufsichtsbeamte ländlicher Fortbildungsschulen im Franz Hitze-Haus. Der Lehrgang für die Schulaufsichtsbeamten an ländlichen Fortbildungsschulen im Franz=Hitze=Haus hierselbst wurde am Samstag beendet. Er hat eine ganze Woche gedauert. Der Leiter des Lehrgangs war Herr Dr. Heinen=MünchenGladbach. Er eröffnete den Lehrgang Sonntag, den 12. Febr. abends mit einer Ansprache über Wesen und Zweck des Lehrgangs. Dem Lehrgang lag folgender Plan zugrunde: 1. Tag. Montag. den 18. Febr.: Die allgemeine Kulturkrisis der Gegenwart und ihre Auswirkung im ländlichen Volkstum. Möglichkeit und Weg der Erneuerung bäuerlicher Kultur. Referent: Herr Ministerialrat Dr. von Erdberg=Berlin. 2. Tag. Dienstag, 14. Febr.: Die Persönlichkeit als Träger der Kultur und die länkriche Fortbildungsschule im Dienste der Persönlichkeitsbildung. Referent: Herr Dr. Heinen=M.=Gladbach. 8. Tag. Mittwoch, 15. Febr.: Stellung der ländlichen Fortbildungsschule im bäuerlichen Volkstum. Ihre Bedeutung für die Volksbildung Referent: Herr Dr. Heinen=M.=Gladbach. 4. Tag. Donnerstag, 10. Febr.: Die seelische Entwicklung des Fortbildungsschülers auf dem Lande. Referent: Herr Oberregierungs= und Schulrat Kellner=Kassel. 5. Tag. Freitag, 17. Febr.: Die landwirtschaftlich gerichtete Naturkunde in der ländlichen Fortbildungsschule. Referent: Herr Schulrat Senner=Bochum. 6. Tag. Samstag, 18. Febr. Die Bürger= und Lebenskunde in der ländlichen Fortbildungsschule. Referent: Herr Oberschulrat a. D. Bär=Kassel. Da der letztgenannte Referent wegen Erkrankung nicht erschien, so übernahm Herr Schulrat Hogrebe=Warburg den Vortrag: Erfahrungen und Wünsche auf dem Gebiete des ländlichen Fortbildungsschulwesens. Herr Ministerialrat Dr. v. Erdberg nahm an dem ganzen Lehrgang teil, von der Regierung in Arnsberg Herr Regierungs= und Schulvat Dr. Müller und von Minden Herr Oberregierungs= und Schulrat Wentz. Die Zahl der Schulräte betrug 22. Davon waren die meisten aus dem Regierungsbezirk Minden. Herr Dr. Heinen konnte mit großer Befriedigung die fruchtbringende Tagung am Samstag schließen. Für sämtliche Schulräte sprach Herr Schulrat Ries=Höxter dem Leiter und den sämtlichen Referenten, insbesondere Herrn Ministerialrat Dr. von Erdberg, der bis zum Schluß ausgehalten hat, den herzlichsten Dank aus. Am Dienstag nachmittag nahmen viele Schulräte an der Beerdigung des in Bochum verstorbenen Schulrats Brand teil, der auf dem hiesigen alten Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Mittwoch nachmittag fand unter Führung des Herrn Dr. Heinen eine Besichtigung der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Paderborns statt, insbesondere des Domes und des Domschatzes. Donnerstag nachmittag unternahmen mehrere Kursusteilnehmer eine Fahrt zur romantischen Wewelsburg. So konnte in zweckmäßiger Weise das Notwendige mit dem Nützlichen und Angenehmen verbunden werden. Schließlich sei dem Franz=Hitze=Haus für die freundliche Aufnahme und gute Verpflegung während des Lehrganges bestens gedankt. X Der neue Kommandeur des Inf.=Regts. 18. Wie wir bereits mitteilten, ist der Kommandeur des Inf.=Regts. 18 Oberst Frhr. v. Schleinitz mit Wirkung vom 1. März zum Kommandeur von Berlin ernannt worden. Zum Kommandeur des Inf.=Regts. 18(Paderborn) wurde Oberst Zeitz, zurzeit im Stabe des Gruppenkommandos 2 Kassel, ernannt. Der Kommandeur des Wehrkreises 6 und der 6. Division. Generalleutnant v. Ledebur, tritt am 29. Februar von seinem Posten zurück wegen Erreichung der gesetzlichen Altersgrenze. Zu seinem Nachfolger ist der zeitige Landeskommandant von Baden. Generalleutnant Föhrenbach, ernannt. 2 Kath. Frauenbund. Die Anbetungsstunde für die Frauen und Jungfrauen fällt am Dienstag wegen des 40stündigen Gebetes in der Markkirche aus. * Fastnacht. Die Tage der Narretei und des bunten Flitters sind da. Prinz Karneval regiert die Stunde. Auf der Straße merkt man bei uns zwar nicht viel vom Karneval, er entfaltet sich fast lediglich in den öffentlichen Lokalen, sei es nun bei geschlossenen Maskenbällen oder am allgemeinen Fastnachtstrubel. Bunt, mannigfaltig und bewegt war auch in diesem Jahre das Faschingstreiben. Es fehlte wahrhaftig nicht an„Leben". Es hat keinen Zweck, sich darüber zu ereifern. Der Karneval ist altes deutsches Volksgut, dem wir ruhig seinen Platz im Volksleben lassen wollen. Nur gilt es auch hier: Maß halten, in den Grenzen bleiben, die durch Anstand und Sitte gezogen sind! Wenn dann jeder mit dem Aschermittwoch für den übrigen Teil des Jahres wieder vernünftig wird, dann kann man ihm Mummenschanz und Narrenspiel zur Fastnacht verzeihen und gönnen. * Neuregelung der Amtsbezeichnungen. Die Reichsressorts beschäftigen sich wie die Deutsche BeamtenbundKorrespondenz erfährt, gegenwärtig mit der Neuregelung der Amtsbezeichnung für die regelmäßigen Laufbahnen. Es ist beabsichtigt, im Anschluß daran die für die Sonder=, insbesondere technischen Laufbahnen erforderlichen abweichenden Amtsbezeichnungen festzulegen. Als Unterlage für die Ressortbesprechungen dienen folgende Vorschläge: Vorschlag 1: Unterer Dienst: Amtsgehilfe. Einfacher mittlerer Dienst: Assistent, Sekretär. Gehobener mittlerer Dienst: Obersekretär(für die Gruppe 4d), Inspektor, Oberinspektor. Amtmann, Amtsrat. Höherer Dienst: Regierungsrat. Oberregierungsrat, Ministerialrat. Vorschlag 2: Unterer Dienst: Amtsgehilfe. Einfacher mittlerer Dienst: Amtssekretär, Gehobener mittlerer Dienst: Amtsmann(statt Amtmann, um gleichzeitig Verwechselungen mit süddeutschen Amtsbezeichnungen zu vermeiden). Amtsrat. Höherer Dienst: Regierungsrat, Ministerialrat. Zur Erörterung steht auch die Umwandlung der Amtsbezeichnung„Ministerialbureaudirektor“ in„Oberregierungsrat“ und die Verleihung der Bezeichnung„Vizepräsident“ an die Stellvertreter der Präsidenten der den Ministerien unmittelbar nachgeordneten Reichsbehörden. Bürger=Schützenbund e. V., Paderborn 1926. Am 26. d. Mts. nachm. 4 Uhr hält der Bürger=Schützenbund e. V. Paderborn 1926 seine diesjährige Generalversammlung im Vereinslokal„Graf Moltke“ ab. Es wird jedem Schützenbruder zur Ehrenpflicht gemacht, in dieser Versammlung zu erscheinen.(S. Anzeige.) X Bad Lippspringe, 17. Febr. Unwetter. In den letzten Nächten gingen hier schreckliche Unwetter nieder, Hagel, Blitze und Regen. Der Sturmwind hob hier und da Ziege! von den Dächern. Manches Bäumchen wurde geknickt. Hier hält sich das Wetter besonders lange. Der Teutoburger Wald bindert ein schnelles Abziehen. Der trockene, gelinde Frost vor einigen Wochen war auch für die Kanalarbeiten vorteilhafter. Bei dieser anhaltenden regnerischen Witterung ist kein Vorwärtskommen. Wasser von unten, Wasser von oben, dagegen sind selbst die Pumpen machtlos. O Salzkotten, 17. Febr. Schuleinweihung. Am 9. Februar wurde hier unter der üblichen kirchlichen und weltlichen Feier die neue kath. Volksschule durch Herrn Stadtpfarrer eingeweiht. Die Schule, mit ihren vier Klassenzimmern, und drei Wohnungen, für Lehrpersonen und einer Wohnung für den Hausdiener, dazu versehen mit Dampfheizung und Wannen= und Brausebädern, dürfte wohl den Forderungen der Jetztzeit entsprechen. Die Notwendigkeit des Baues ist allgemein anerkannt und da man seit eineinhalb Jahren daran gebaut hat, eine Zeitdauer, die von Kennern der kommunalen Bauweise vorhergesagt war, so ist das Gebäude gründlich ausgetrocknet. Wenn der Herr Schulrat von Büren in seiner Rede sahle, die Stadtväter müßten den Kopf zwischen die Hände stützen, um die beste Art und Weise für die Aufbringung der Bausumme ausfindig zu machen, so hat er damit in unserer geldknappen Zeit recht. Eine weitere dringend zu lösende Aufgabe für die Stadtverwaltung ist die Erweiterung unserer Wasserleitung nach Anlage einer Pumpstation und eines Wasserturmes. Eine große Anzahl Häuser am Rande der Stadt, die Eisenbahn und die Fabrik mit ihren etwa 600 Arbeitern haben nur salziges Wasser. Es ist zu erwarten. daß diese Interessenten zur Ausführung des Planes einen Zuschuß leisten. S Neuenheerse, 17. Febr. Theateraufführung. Am Sonntag veranstaltete der hiesige Mandolinen=WanderVerein„Eggegruß" im Saale des H. Voswinkel einen wohlgelungenen Theaterabend. Den Auftakt bildete ein Konzertstück des Mandolinen=Orchesters. Der erste Vorsitzende des Vereins, Herr Jos. Vogt, in dessen Händen auch die Leitung der Spiele lag, begrüßte hierauf die zahlreich Erschienenen. Zur Aufführung gelangte zuerst das Schauspiel in 5 Akten: „Ich hatt' einen Kameraden.“ Mit größter Aufmerksamkeit und musterhafter Stille folgten die Zuschauer der spannenden und ergreifenden Handlung. Die Rollen waren gut verteilt; sämtliche Spieler entledigten sich ihrer Aufgabe mit Geschick. Zum Schluß warteten zwei Herren des Vereins noch mit einem lustigen Stück auf:„Der Leutnant in Nöten". oder„Der dämliche Offiziersbursche", das reichlich Anlaß zum Lachen bot.— Erwähnt sei noch, daß der Mandolinen=Wander=Verein„Eggegruß" zum ersten Male mit einer Theateraufführung an die Oeffentlichkeit trat. Trotzdem darf man sagen, daß es eine schöne Leistung zeigte. O Warburg i. W., 17. Fehr. Für den erweiterten Geschäftsverkehr sind für das Jahr 1928 in der Stadt Warburg folgende Sonntage freigegeben worden: 1. April— Sonntag vor Ostern, 20. Mai= Sonntag vor Pfingsten, 28. Oktober— Sonntag vor Allerheiligen, 9. Dezember= 3. Sonntag vor Weihnachten, 16. Dezember= 2. Sonntag vor Weihnachten und 23. Dezember= 1. Sonntag vor Weihnachten. Die Verkaufszeit ist für die genannten Tage auf 12—18 Uhr festgesetzt. Während dieser Zeit ist in allen Geschäftszweigen des Handelsgewerbes die Beschäftigung der Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter gestattet. 6 Dössel, 17. Febr. Jagdverpachtung. Die hiesige Gemeindejagd, deren Pachtzeit am 31. März d. Is. abläuft, soll im nächsten Monat neu verpachtet werden. Die Verpachtung erfolgt wie bisher in einem Bezirke öffentlich meistbietend auf sechs Jahre. Der Verpachtungstermin wird im Westfälischen Volksblatt bekannt gegeben. X Niesen b. Peckelsheim, 17. Febr. Gestern, 19. Febr., seierte der Gärtner Heinrich Gehle seinen 81. Geburtstag im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder. Er hat sich bis vor Weihnachten der besten Gesundheit erfreut und bei der strengen Kälte im Dezember noch immer seinen Dienst versehen. Hoffentlich erfreut er sich aber bald wieder der alten Frische! + Höxter, 16. Febr. Folge des Unwetters. Seit einigen Tagen herrschte auch im Wesertal starkes Unwetter mit Regengüssen, sodaß die Weser bereits Hochwasser führt. Den heftigen Stürmen konnte der Wetterhahn auf dem alten Rathausturm nicht standhalten. Die Befestigung ab am Donnerstag nachmittag nach, der Hahn legte sich auf ie Seite, blieb aber zum Glück noch an der Leitung des Blitzableiters hängen. Insolgedessen konnte er unbeschädigt von dem Turm herabgeholt werden. Keine leichte Arbeit bei dem heftigen Sturme. Der Wetterhahn trägt die Jahreszahl 1783. In der beschädigten Kuppel befindet sich eine Urkunde aus dem Jahre 1901. Wahrscheinlich ist der Wetterhahn in dem genannten Jahre mit einem Neuanstrich versehen und neu befestigt worden. Der Wetterhahn trägt auch an der Brustseite beiderseits eine medaillonartige Erhöhung von ca. 12 Zmtr. Durchmesser. In dem dadurch geschaffenen Raum befinden sich wahrscheinlich weitere Urkunden. Vielleicht schaut man mal bei dieser Gelegenheit nach, was dieser Innenraum birgt. X Höxter, 18. Febr. Examen an der Staatl. Baugewerkschule. Die schriftliche Reifeprüfung an der Staatl. Baugewerkschule ging am Freitagabend zu Ende. Es haben sich ihr unterzogen: 56 Prüflinge des Hochbaus und 33 Prüflinge des Tiefbaus. Eine solche stattliche Anzahl Examenkandidaten hatte die Staatl. Baugewerkschule Höxter bisher bei keiner Prüfung zu verzeichnen. Von jeher pflegten die Examenskandidaten nach beendeter schriftlicher Prüfung einen von der Schule ausgehenden Umzug, an dem sich sämtliche Schüler der Anstalt beteiligten, zu veranstalten. Auch am Freitagabend stieg dieser Umzug in der üblichen Weise. Voraus drei Chargierte hoch zu Roß, ihnen folgte die Musikkapelle und dann auf drei großen Wagen die 89 Meisterkandidaten, sowie sämtliche Bauklassen mit Fackeln. Der Umzug, welcher ein malerisches Bild bot, endete an der Weserbrücke. Hier hielt als Vertreter der Kandidaten Herr Aswe eine sinnige Ansprache an seine Kommilitonen, die mit einem Hoch auf die Stadt Höxter endete. Nach alter Gepflogenheit wurde auch eine im Zuge mitgeführte Reiß=Schiene, zirka 25 Meter lang, in die Fluten der Weser versenkt. Zum Schluß stieg mit Begeisterung das schöne Lied: O alte Burschenherrlichkeit. Es sei noch bemerkt, daß die gestrige Ansprache sich vorteilhaft abhob von jener Rede, die im vorigen Jahre bei der gleichen Gelegenheit von einem anderen Redner,„geredet" wurde. Ein schneidiger Kommers im Hotel Dreizehnlinden in Corvey die Meisterkandidaten und das vereinigte Lehrerkollegium noch lange vergnügt zusammen. Kunst und Wissen. Das mittelalterliche Handwerk in Paderborn. Vortrag im Alterkums-Verein. Den zweiten dieswinterlichen Vortrag, zu den der Altertums=Verein am 19. d. Mts. seine Mitglieder und Freunde eingeladen hatte, leitete der Vereins=Direktor, Pfarrer Dr. Wurm=Neuhaus, mit einem Nachrufe ein, den er dem am 23. Dezember v. Is. im gesegneten Alter von fast 80 Jahren verstorbenen Ober=Postsekretär a. D. Archivrat Bernhard Stolte widmete. In scharf umrissenen Zügen entwarf der Redner ein Lebens= und Tätigkeitsbild dieses um die Entwicklung des Altertums=Vereins und die Erforschung unserer heimatlichen Geschichte hochverdienten Mannes. Fast 50 Jahre ng gehörte Archivrat Stolte dem Verein als Mitglied und seit 1881 als Vorstandsmitglied in den Stellungen als Sekretär, Archivar, Bibliothekar und Münzwart an. Seine Arbeitskraft wandte er vornehmlich dem Archiv und der Bibliother zu, die er in langjähriger Arbeit mit peinlicher Gewissenhaftigkeit und großem Verständnis sichtete und ordnete, ferner für die Drucklegung des von ihm aufgestellten Bücher=Katalogs und des zweibändigen Inhalts=Verzeichnisses der Kodizes, Akten und Urkunden sorgte, von welch letzteren er zuvor die Regesten bearbeitet und auf diese Weise das gesamte Archiv der wissenschaftlichen Forschung leicht zugänglich gemacht hatte. Seinen Bemühungen ist es auch zu verdanken, daß eine Anzahl alter städtischer Akten, die unbeachtet und verstaubt auf dem Rathausboden lagen, erhalten geblieben ist, wie er sich auch des Urkunden=Bestandes der Stadt annahm und daraus Regesten anfertigte. Darüber hinaus wurde die Arbeitskraft Stoltes bei den wiederholten Verlegungen der Sammlungen des Altertums=Vereins in Anspruch genommen. Ein besonderes Verdienst erwarb sich der Verstorbene durch die erste Einrichtung des reichhaltigen Vereins=Museums in den unteren Räumen des Rathauses, wo es sich noch jetzt befindet. Bei all diesen mannigfachen und vielseitigen Arbeiten fand Archivrat Stolte noch Zeit, sich auch im äußern Vereinsleben als Vortragender und als Schriftsteller zu beteiligen. Bereits im Jahre 1884 hielt er seinen ersten Vortrag: seine wissenschaftlichen Abhandlungen sind teils in der Vereins=Zeitschrift, teils als Sonderschriften erschienen. Nachdem er im Jahre 1908 nach einer mehr als 40jährigen Dienstzeit in den Ruhestand getreten war, aus welchem Anlaß er durch die Verleihung des Roten Adlerordens 4. Klasse ausgezeichnet wurde, arbeitete er längere Zeit beim General=Vikariate, wo er die älteren Archivalen ordnete und Rechnungssachen erledigte. Als er im Jahre 1920 aus dieser Tätigkeit ausschied, wurde ihm vom hochwst. Bischofe der Titel Archivrat verliehen. Eine besonders rühmliche Auszeichnung war es für den betagten Heimatforscher, als ihn der Altertums=Verein bei Gelegenheit seiner Hundertjahr=Feier im Jahre 1924 zu seinem Ehrenmitgliede ernannte. Bis in seine letzten Lebensjahre hinein, wo ihn ein schmerzliches Beinleiden fortgesetzt an das Haus fesselte, war Archivrat Stolte geschichtswissenschaftlich tätig. Als Abschluß seiner vielseitigen historischen Arbeiten ist die umfangreiche numismatisch=mathematische Abhandlung über das Münz= und Währungswesen des alten Hochstifts Paderborn anzusprechen, die er zwar zu Ende führte, deren Drucklegung er aber nicht mehr erleben sollte. Mit dieser Arbeit hat sich der Verewigte selbst ein Denkmal gesetzt. Ein großer Teil seiner Lebensarbeit gehörte dem Altertums=Verein, ihm gehörte auch seine Liebe. Archivrat Stolte war, wie nur wenige, ein fleißiger, unermüdlicher und kenntnisreicher Mitarbeiter. Wir werden ihm daher, so schloß der Redner seine Ansprache, dauernd ein ehrenvolles Andenken bewahren.— Die Anwesenden erhoben sich hierauf im stillen Gedächtnisse an den Heimgegangenen von ihren Plätzen.— Der Vereins=Direktor teilte dann noch mit, daß der 84. Band der Vereinszeitschrift nunmehr erschienen sei und in den nächsten Wochen den Mitgliedern zugestellt werde. Ein wenig erforschtes und zusammenfassend nur selten behandeltes Gebiet aus dem alten Kultur= und Wirtschaftsleben der Paderstadt war es, über das sich nunmehr der Redner des Abends, Lehrer Pöppel=Paderborn, verbreitete: Das mittelalterliche Handwerk in Paderborn. Er führte etwa folgendes aus: Man redet heute viel von dem Gemeinschaftsgedanken. Da ist es wohl zeitgemäß, darauf hinzuweisen, daß dieser Gedanke schon bei unsern Vorfahren rege war und die Grundlage bildete, auf dem die genossenschaftlichen Vereinigungen des Mittelalters, die Gilden, Innungen und Zünfte, aufgebaut waren, die, wie in vielen alten Städten. so auch in Paderborn in reicher Blüte standen. Leider sind uns über diese Organisationen verhältnismäßig nur wenige Nachrichten erhalten geblieben, ein großer Teil der einschlägigen Urkunden ist anscheinend bei den vielen Unglücksfällen und Schicksalsschlägen, von denen Paderborn im Laufe der Jahrhunderte heimgesucht wurde, verloren gegangen. Immerhin enthalten unsere Archive noch mancherlei Mitteilungen, die uns ein zutreffendes, teilweise ins einzelne gehende Bild von dem alten Paderborner Zunftwesen bieten. Der Redner griff nun auf das Zeitalter Meinwerks(1004—1936) zurück, mit dem die eigentliche Entwicklung Paderborns und seines Wirtschaftslebens, insbesondere seines Handwerkertums anhebt. Welchen Weg nun das Paderborner Handwerk im Laufe der folgenden Jahrhunderte politisch rechtlich und organisatorisch nahm, läßt sich mangels ausreichender Quellen nicht nachweisen. Fest steht nur, daß es immer mehr erstarkte, einen nicht unwesentlichen Bestandteil der Bürgerschaft bildete und sich zu festen Verbänden, hier Aemter genannt, zusammenschloß. Als die urkundlich älteste Handwerker=Organisation tritt uns kurz nach 1400 das Schuster= und Lober=Amt entgegen, dessen Ueberlieferungen noch heute in der Schuhmacher=Sterbekasse weiterleben. Fraglos gab es daneben hier noch manche andere Handwerker=Aemter. Welche hervorragende Bedeutung sie im öffentlichen Leben unserer Stadt einnahmen, geht schon daraus yervor, daß es Bischof Dietrich von Moers im Jahre 1441 für geraten hielt, außer den Ratmännern der Stadt auch die „Aemte=Mesters“, also die Vorsitzenden der Handwerker=Zünfte. zur Tafel einzuladen. Einen tieferen Einblick in das Zunftwesen unserer Stadt bieten erst die Nachrichten aus dem 16. Jahrhundert. Diese Unterlagen waren es denn auch vornehmlich, auf die der Vortragende seine weiteren Ausführungen aufbaute, womit er den Zuhörern einen Ueberblick bot über das damals in 70 Aemtern zusammengeschlossene Paderborner Handwerkerwesen, seine Verfassung, seine Rechte und Pflichten, seine politische, wirtschaftliche und genossenschaftliche Einstellung in den städtischen Gesamtorganismus. Die ständische Geschlossenheit des Handwerks begann sich aber bereits im 17. Jahrhundert zu lockern, denn wir hören in dieser Zeit von sog. Freimeistern, die außerhalb der Zünfte standen. Wenn im 18. Jahrhundert die alten Handwerker=Organisationen im großen ganzen auch in ihrer äußern Form noch erhalten blieben, so vermochten sie doch den zersetzenden merkantilistischen Einwirkungen der neuen Zeit nicht zu widerstehen. Altersschwach und abständig fielen sie wie so manche alte Einrichtung den politischen Umwälzungen am Anfange des vorigen Jahrhunderts zum Opfer. Versiandnis und großem Fleiß ausgearbeitete Vortrag fand eine aufmerksame Zuhörerschaft, in deren Namen der Vereins=Direktor dem Vortragenden seinen herzlichen Dank abstattete.— Wir dürfen wohl die Hoffnung aussprechen, daß Herr Lehrer Pöppel seine Forschungen in der Stadt= und Bürgergeschichte Paderborns auch weiterhin fortsetzen und unsere Geschichts= und Heimatfreunde gelegentlich wieder in einem Vortrage mit dem Ergebnisse seiner Studien erfreuen wird. Dieser Wunsch ist umso verständlicher, als es uns leider an jungem geschichtsforschendem Nachwuchse fehlt. Von Haar und ? Rüthen, 18. Febr. Delegiertentag. Zu dem Delegiertentag des Tambourkorps der hiesiegen„Freiw. Feuerwehr" hatten sich im Gasthof Burg die Vertreter von 10 Tambourkorps der Umgegend eingefunden, um über die Abhaltung eines Wettstreites zu beraten. Die Delegierten beschlossen, den Wettstreit am 29. April 1928 in Rüthen stattfinden zu lassen. Es wurden sodann die Bedingungen für die Teilnahme am Wettstreite festgelegt. Das hiesige Korps war bereits mehreremal siegreich und hofft auch von diesem Wettstreite gute Erfolge zu erzielen. Die Festvorbereitung geschieht durch das hiesige Korps. — Rüthen, 17. Febr. Holzpreise. Der auf heute festgesetzte Holzverkauf konnte wegen des anhaltenden Regens nicht im Walde abgehalten werden. Er wurde daher in der Wirtschaft Luigs=Bahnhof getätigt. Durchschnittlich wurde für 1 Rm. Buchenscheit= und Knüppelholz 9 M gezahlt. Dieser Preis entspricht auch der angesetzten Taxe. Das ausgesetzte Buchennutzholz erreichte ein Durchschnittsgebot von 30 c. Die Taxe beträgt 39 0 für Klasse 3 und 4. G Lippstadt, 17. Febr. Goldene Jubelfeier der Bäckerinnung. Die Bäckerinnung beging heute die Feier ihres 50jährigen Bestehens. Der eigentlichen Jubelfeier ging eine ordentliche Generalversammlung der Großeinkaufsgenossenschaft des Westfälischen Bäcker=Innungsverbandes im Hotel Köppelmann voraus, die aus allen Teilen der Provinz besucht war und sich mit geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigte. Es war selbstverständlich, daß sich die Versammlungsteilnehmer auch an der Jubelfeier der Lippstädter Innung beteiligten, die heute nachmittag um 2 Uhr mit einem Festessen im festlich geschmückten Saale des Gasthofs„Zu den drei Kronen" begann. Ansprachen hielten u. a. der Verbandsvorsitzende Bickhoff. Bürgermeister Holle und der Vorsitzende der Handwerkskammer Dortmund Steinkühler, der dem fast 80 Jahre alten Ehrenobermeister der Innung Herrn Wilhelm Wetekamp ein Ehrendiplom überreichte. Die Festrede hielt der Syndikus des Westf. Bäckerverbandes Reichstagsabg. Nientimp=Bochum. Am Abend war eine Familienfeier im Bonselschen Saale. Eine Reihe von Glückwunschschreiben und Glückwunschdepeschen war eingelaufen. Beifällig wurde insbesondere die Mitteilung aufgenommen, daß Stadtbaurat a. D. Kloeber der BäckerInnung einen letzten Rest von der alten Bäckerspritze. eine Plakette mit der Jahreszahl 1743, überreicht hat. Vertreter der Innungen von Paderborn. Bad Lippspringe und Soest übermittelten ihre Glückwünsche. Ein Festball, eine Verlosung und humoristische Vortrag sorgten für eine angeregte Feststimmung. wp. Werl, 17. Febr. Brand eines Gutshofes. Auf dem Hofe des Gutsbesitzers und Gemeindevorstehers Millies in Schlückingen war heute früh gegen 5 Uhr ein Brand ausgebrochen, der bei dem starken Winde das ganze Besitztum gefährdete. Dank dem raschen Eingreifen der benachbarten Wehren und vor allem infolge des reichlich vorhandenen Löschwassers war es möglich, den Brand auf Backhaus und eine Scheune zu beschränken. Wir haben bereits vor einigen Wochen hingewiesen auf die Notwendigkeit, überall für das nötige Löschwasser zu sorgen— in den Ortschaften durch Instandhaltung der Feuerlöschteiche. Dieser Fall hat mal wieder bewiesen, wie wichtig diese Mahnung ist. Sauerland und Siegerland. Bigge, 17. Febr. Zentrumsversammlung. Am vergangenen Sonntag fand hier im Kochschen Saale ein Zentrumsbauernversammlung statt, die wegen des schlechten Wetter leider nur mäßig besucht war. Doch diejenigen, welche den Gang durch den Schneematsch nicht gescheut hatten, kamen voll auf ihre Kosten. Den Hauptgegenstand der Beratungen und Besprechungen bildete natürlich die einfach trostlose Lage der Landwirtschaft der rein bäuerlichen Kreise. Abg. Schmelzer nahm als sauerländischer Bauer mit großer Sachkenntnis zu allen die Landwirtschaft so tief bewegenden Fraen Stellung. Von hier ausgehend, beleuchtete er die Tätigkeit, ie Erfolge des Zentrums in kultureller, ethischer und wirtschaftlicher Hinsicht, sowie im allgemein=staatlichen Sinne. Anschließend daran nahm er die„Bauernfreundlichkeit" gewisser Parteien unter die Lupe mit einem geradezu überraschenden und verblüffenden Ergebnis, sodaß wohl dem einen oder anderen Zuhörer der Wunsch aufstieg:„Gott, bewahre mich vor diesen Freunden usw.“ Allen sauerländischen Landwirten, besonders aber denjenigen, die nur noch zur Zentrumsfahne halten, wegen seines Eintretens für die christlichen Ideale sei als Mahnung und Warnung zuzurufen: Die einzige Partei, die für unsere westdeutsche Bauernschaft auch in wirtschaftlicher Hinsicht in Frage kommt, ist das Zentrum!" X Bigge, 17. Febr. Schülerunterhaltungsnachmittag. Die Klavierlehrerin Frl. Maria Bornemann veranstaltete in ihrer Wohnung, Provinzialstraße, 125 einen Schülerunterhaltungsnachmittag. Werke von Schubert, Cyerny, Dussek, Mendelssohn, Bartholdy, Mozart u. Volkslieder kamen zum Vortrag. Von den kleinen 8= und 9=jährigen Anfängern bis hinauf zu den fortgeschrittenen Schülern lösten alle ihre Aufgabe vorzüglich. Die Wiedergabe zeichnete sich aus durch Fröhliche Gäste. Von Dr. W. Wittkop. Es war in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, da machte ich mit einem lieben Schulkameraden in sonnigen Pfingstferien eine fröhliche Wanderung durch die prächtigen, lenzgeschmückten Sauerländer Berge. Wir waren tüchtig ausgeschritten am ersten Tage der Wanderung. Stolz und vernehmbar zählten wir abends im Gasthof Böhmer in Eslohe die Anzahl der zurückgelegten Kilometer zusammen. Ein für unsere Begriffe üppiges Abendessen belohnte uns für unseren Entschluß, auf die in jugendlicher Unüberlegtheit zuvor beabsichtigte. uns ungemein poetisch dünkende Maien=Nachtwanderung zu verzichten und nach dem Rate der wohlmeinenden Wirtin in Eslohe zu übernachten. Die„mannhafte Trunkfestigkeit", alias Renommiersucht, des Sekundaners bewiesen wir durch Vertilgung einiger Glas Bier im Kreise der Stammgäste. Bei diesem angeblich„löblichen Tun“, wie es in der Liedstrophe des Goetheschen„Ergo bibamus“ aus unseren Sangeskehlen klang, gerieten wir in eine feuchtfröhliche Stimmung, die anregend auf die Esloher wirkte, sodaß bald im ganzen Lokale eine ungewöhnlich lustige Stimmung herrschte. Das genossene Bier, der ermüdende Marsch, das jugendliche Schlafvermögen und nicht zuletzt die guten Betten verschafften uns einen tiefen Nachtschlaf. Frisch, munter und unternehmungslustig fanden wir uns am anderen Morgen am Frühstückstische wieder. Vorläufig erstreckte sich diese Unternehmungslust auf die mündliche Bearbeitung der Produkte aus Backstube, Molkerei und Räucherkammer, mit denen eine fürsorgliche Wirtin überreichlich und festtäglich aufgetischt hatte. Unter dem Einflusse des nüchternen, mehr die Realitäten des Lebens beleuchtenden Morgens betrachteten wir nun unseren Esloher Aufenthalt als reichlich schlemmerhaft verbracht. Etwas zaghaft drum fragten wir vor dem Abschiednehmen nach unserer Rechnungsaufstellung, in der bangen Erwartung, daß diese Rechnung für unsere an chronischer Anämie leidende Börse ein Aderlaß von katastrophaler Wirkung bedeuten würde. Wir glaubten unseren Ohren nicht trauen zu dürfen, als die gute Frau Wirtin— doch ich muß zunächst chronologisch vorgreifen.— Einige Stunden später, bei einer Wanderrast, holten wir zu unserem unbeschreiblichen Erstaunen aus unseren beiden Ranzen mehrere Butterbrote heraus, deren Herkunft uns schleierhaft war, und die eine gütige Fee dahineingezaubert haben mußte. Butterbrote mit Schinken= und Wurstschnitten korrekten, guten Vortrag. Der sich dann anschließende gemütliche Teil verlief in der angenehmsten und humorvollsten Weise. Es kamen plattdeutsche Vorträge von Grimme sowie lustige Weisen zu Gehör. Tänzchen, von den Kindern dargeboten, brachten Abwechslung und erfreuten sehr. Die Kinder waren der Zeit entsprechend in Kostümen erschienen, man sah Hänsel und Gretel, Tiroler und Tirolerinnen, Rotkäppchen, Zigennerinnen, ein ganz allerliebstes Schneeglöckchen, eine niedliche Schäferin und andere mehr. Der schöne Nachmittag wird allen Beteiligten in angenehmer Erinnerung bleiben und Anlaß geben, der freundlichen Gastgeberin durch Fleiß und Aufmerksamkeit Dank zu zeigen. = Alme, 16. Febr. Auf dem zur Herrschaft Alme gehörenden Rittergut Almerfeld findet am 23. und 24. Februar ein großer öffentlicher Verkauf des gesamten toten und lebenden Invetars statt.— Almerfeld wurde seit 36 Jahren von Herrn Paul Dönhoff bewirtschaftet, der dort seine bekannten Getreidezuchten, die Almerfelder Wintergerste und den Sauerländer Gebirgsroggen gezüchtet hat und eine ausgeglichene bodenständige, milchreiche Rinderherde des rotbunten westfälischen Niederungsschlages sowie eine gesunde wüchsige Stammherde des veredelten westfälischen Landschweines schuf. Da die gräflich von Speesche Verwaltung Rittergut Almerfeld in eigene Bewirtschaftung zu nehmen beabsichtigt, jedoch das Inventar nicht übernimmt, steht das gesamte Zuchtmaterial sowie auch sämtliche Maschinen und Geräte bei der Versteigerung zum Verkauf. wp. Belecke, 17. Febr. Die Kehrseite einer Schlägerei. Zwischen einem Milchfuhrmann und einem anderen jungen Burschen entstand bereits am frühen Morgen unweit des Bahnhofsgebäudes eine gehörige Keilerei. Der Milchfuhrmann hatte für seinen Dienstherrn die Kannen Milch zur Bahn gebracht und war dabei mit dem anderen jungen Burschen in Streit geraten. In der Hitze des Gefechtes achtete der Fuhrmann nicht darauf, daß ihm sein Gespann auf= und davon gegangen war, und als er schließlich zur Besinnung kam, wurde er gewahr, daß sein Wagen die Umzäunung der Bahnhofsanlagen umgerissen und er wohl oder übel die Kosten dafür zu tragen hat. Meschede, 18. Febr. m. Werbearbeit für das Sauerland. Um eine gewisse Ordnung in die Werbung bezüglich des Fremdenverkehrs im Sauerland herbeizuführen, besonders um ein Aneinandervorbeiarbeiten der Verkehrs= und Gebirgsvereine, sowie der Provinzialverbände und der Behörden künftig zu vermeiden, haben in letzter Zeit in Hagen und Iserlohn diesbezügliche Versammlungen stattgefunden. Es ist das Sauerland in mehrere WerbeBezirke eingeteilt worden, die nun im Sinne der grundlegenden Versammlungen weiter arbeiten. Am 29. d. Mts., nachmittags 3½ Uhr ist im Bahnhofshotel in Meschede für den Bezirk Olpe. Meschede. Brilon eine Zusammenkunft der Vertreter der Kreise und Aemter, sowie der Vorstandsmitglieder der örtlichen Verkehrsvereine und der Wirtevereinigungen. Als Beauftragter ist Provinziallandtagsabgeordneter Wienecke, Eslohe, der die Einladungen ergehen läßt, gewählt worden. mp Berghausen b. Fredeburg, 17. Febr. Gefaßter Dieb. Ein bekannter Händler aus S., der schon lange im Verdacht stand, Mein und Dein nicht unterscheiden zu können, hat endlich den Beweis erbracht, den die Leute von ihm zu haben wünschten. In der vorigen Woche hielt er in B. vor der Wirtschaft A. längere Zeit. Ein Mädchen, daß am Fensterputzen war. bemerkte, wie der saubere Patron zwei Mal mit mehreren Kisten Zigarren unter dem Arme zum Wagen ging und sie dort verstaute. Dann fuhr er in größter Eile davon. Aber gerade diese Eile fiel dem Mädchen auf und erweckte in ihm den Gedanken, die Kisten seien nicht gekauft, sondern gestohlen. Sie fragte deshalb den Wirt, ob der Händler soviel Zigarren gekauft habe. Es stellte sich nun heraus, daß der Langfinger diese Zigarrenkisten auf diesem nicht ungewöhnlichen Wege an sich gebracht hatte. Telefonisch wurde der Landjäger in Schmallenberg verständigt; der den Dieb zwischen Obringhausen und Schmallenberg traf. Eine Revision des Wagens förderte zehn Kisten Zigarren zutage. (Zwei Kisten fand man noch unterwegs). Auf seinem eigenen Wagen mußte der ertappte Dieb in Begleitung des Landjägers die Zigarren an ihren früheren Ort zurückbringen. Ein gerichtliches Nachspiel wird wohl die Folge sein. Der Krug geht solange..... hp. Aus dem Ebbegebirge, 12. Febr. Ein nordischer Wintergast im Ebbegebirge. Daß unsere Vogelwelt in milden Wintern nicht früher von ihrer großen Wanderung zurückkehren, mag bekannt sein. Aber auch unsere Gäste aus dem höheren Norden lassen sich durch die zurzeit herrschende milde Witteung nicht verleiten, schon jetzt ihre nordische Heimat wieder aufzusuchen. Zu diesen Strichvögeln gehört auch der Seidenschwanz(Bombycilla ampelis), wohl Winterdrossel, Sterbe= oder Pestvogel genannt. Er bewohnt die ausgedehnten Birken= und Kiefernwälder des hohen Nordens und kommt nur selten über die Ostsee. In diesem Winter jedoch scheint er seine Wohnreviere verlassen zu haben. Seit Wochen sind in den Waldungen des Ebbegebirges in der Nähe der Nordhelle am„Kolbturm“ Seidenschwänze beobachtet worden. Der träge Geselle, den Mutter Natur mit einem prächtigen bunten Federkleide ausstattete, verläßt seine Heimat nur wenn starker Schneefall ihm die Möglichkeit des Körner= und Beerensuchens genommen hat. Da er nur ungern sein Revier verläßt, so belegt, nach unserer geschmacklichen Einschätzung„Esloher Hausmarke, eigenes Wachstum".— Also, was forderte die Wirtin für Abendessen, Bier, Nachtlager, Frühstück?— Neunzig Reichspfennige(1) von jedem. Auf unseren Protest meinte sie schelmisch, wenn es zuviel sei, könnten wir eine Teilzahlung machen. Sie erklärte dann strahlenden Auges, daß es ihr eine große Freude gewesen sei, zwei so recht muntere, fidele, junge Gymnasiasten bei sich zu beherbergen. Sie habe selbst einen Jungen auf dem Gymnasium(in Paderborn), den sie am gleichen Tage erwartete, erzählte sie mit Mutterstolz. Wir wußten nicht, wie uns geschah, und nach abgestattetem Dank zogen wir fröhlich unseres Weges, noch oft zurückdenkend an die gute„Studentenmutter“ in Eslohe, die jugendlichen Frohsinn als zahlende Münze bewertete. „So etwas gibt's heute nicht mehr“, sagt der Leser.— Gemach! Es geht noch höher hinauf! Im Industriegebiet, an der Ruhr, wo Arbeit und Geldverdienen den Tag beherrscht, wo die Hämmer pochen und die Walzen stöhnen, wo die Räder industriellen Fleißes Tag und Nacht ihr gleichmäßiges Lied surren, liegt eine nicht kleine Stadt mit reizvoller Umgebung. Das liebliche Ruhrtal. die grünen Berge, ein großer, weit ausgedehnter Stadtpark auf dem„Hohenstein“ mit wohlgepflegten Wegen, gärtnerischen Anlagen und urwüchsigen Waldungen, mit wunderbaren Fernblicken, mit einer idyllisch gelegenen, ausgezeichnet geleiteten Wald=Freilichtbühne sind Magnete, die im Sommer viel Tausende von Gästen anziehen, Wanderer, Ausflügler, Spazierganger und Freunde volkstümlicher Thespiskunst. Schon im Vorfrühling pflegt alljährlich eine Gesellschaft von mehreren hundert Köpfen sich hier einzufinden und zum großen Teile bei Dünnebacke, einem Hotel im Innern der Stadt, sich einzulogieren, eine Gesellschaft, wie sie an kindlich heiterer Fröhlichkeit, an Lebensfreude, auch an Sangesfreudigkeit ihresgleichen sucht. Der Wirt, die Stammgäste, die Bürger der Stadt, sie freuen sich allemal auf die Ankunft dieser urfidelen Gäste. Man stellt letzteren tagelang, eventuell zwei, drei Wochen lang die erforderlichen Logierräume zur Verfügung. und zwar— ohn e jegliches Entaeld. Das heißt, die Gäste bezahlen keine klingende Münze. Frohsinn und Heiterkeit werden auch hier als zahlende#erte gerechnet und außerdem die Sangesdarbietungen. Von jenseits der Alpen kommen sie her, wo sie sich Winters aufzuhalten pflegen.„Fahrendes Volk“ ist es, nicht in dem üblen Sinne, wie der Ausdruck früher viel gebraucht wurde. hungert er daheim lieber noch erst einige Zeit, streicht dann aber ab und wird zum Strich=, ja zum Wandervogel. Während ihres Gastaufenthalts vereinigen sich die Seidenschwänze stets zu Gesellschaften, ihren Aufenthalt machen sie ganz von den Futterverhältnissen abhängig, da der Seidenschwanz im Fressen jeden Rekord drückt und beerenreiche Gegenden so leicht nicht verläßt. Wo er reichlich Nahrung vorfindet, läßt er zunächst jede Vorsicht beiseite, erst mehrfache Nachstellungen machen ihn gewitzter. Auch hier scheint's der Gesellschaft zu gefallen, sie zeigt gar wenig Angst und Vorsicht. Man kommt ziemlich nahe an die kleine Schar heran, die nach eingenommener Mahlzeit gemeinschaftlich am liebsten einzeln stehende Bäume zum Aufenthalt und zur Verdauung aufsucht. Dabei sitzen die farbenprächtigeren Männchen mit Vorliebe in der Baumkrone und fühlen sich dort als die Herren der Schöpfung. Eines guten Tages aber wird die ganze Gesellschaft ihrem Heimatdrange folgen, ihr Winterquartier aufgeben und heimreisen. Aus dem Emslande. X Avenwedde, 17. Febr. Der kath. Arbeiterverein hielt hier am Sonntag, den 12. 2., nachmittags 4 Uhr, im Lokal des Gastwirts Bettenworth eine von den Mitgliedern sehr stark besuchte Versammlung ab. Das Referat hatte Arbeitersekretär Herberhold=Lippstadt übernommen, der das am 1. Oktober 1927 in Kraft getretene Gesetz über die Arbeitslosenversicherung behandelte. Zur Einleitung hielt der Vereinspräses, Vikar Engemann, eine längere Papstansprache aus Anlaß der sechsjährigen Wiederkehr des Krönungstages unseres glorreich regierenden Papstes Pius XI. Der Redner gab ein anschauliches Bild von der sozialen Tätigkeit des Papstes. Vom Tage seiner Priesterweihe an bis auf den heutigen Tag habe er sich stets der Arbeiter angenommen und ihren Bestrebungen das größte Verständnis entgegengebracht. Er habe das Wort durch seine Taten bestätigt. Dann nahm Sekretär Herberbold das Wort. In seinem einstündigen Vortrag erläuterte er an Hand praktischer Beispiele die komplizierten Bestimmungen des Arbeistlosenversicherungsgesetzes. Dem Referat folgte eine lebhafte Aussprache. Nachdem der Referent noch manche Fragen beantwortet und geklärt hatte, wurde die anregende und lehrreiche Versamlung mit dem christlichen Arbeitergruße geschlossen. + Rietberg=Neuenkirchen, 18. Febr. Das kath. Volksbüro für soziale Hilfe hält hier am nächsten Dienstag (21. 2.) in Rietberg bei Funke am Emstor von 13—15 Uhr seine Sprechstunde ab. Es wird Auskunft erteilt über Sozialversicherung, Steuersachen, Reichsversorgungsgesetz, Mietund Pachtrecht und ähnliche Fragen. Mitgliedsausweis nicht vergessen. D Gütersloh, 18. Febr. Die nächste Sprechstunde des katholischen Volksbüros für soziale Hilfe Lippstadt wird am nächsten Dienstag von 17½—19 Uhr im kath. Vereinshause abgehalten. Auskunft wird erteilt auf dem Gebiete der Sozialversicherung, Reichsversorgungsgesetz, Miet= und Pachtrecht, Erbrecht und verwandte Gebiete. Mitgliedsausweis nicht vergessen. Die„kleine Reform“ der Landgemeindeordnung Zu dem Artikel„Keine Aenderung der westfälischen Gemeindeverfassung" in Bl. Nr. 18 des Westf. Volksbl. wird uns geschrieben: Wer den§ 3 des Notgesetzes zur Landgemeindeordnung genau kennt, wird dem Artikelschreiber in seiner Auffassung nicht beipflichten, wenn er behauptet, der oben angeführte§ beziehe sich nur auf die Rheinprovinz. Die fragliche Bestimmung lautet:„Gemeindevorstand ist. auch in der Rheinvrovinz, der Gemeindevorsteher. Er beruft die Gemeindevertretung und führt den Vorsitz mit vollem Stimmrecht.“ Wer die Kommas in dem ersten Satz beachtet, der muß wissen, daß die Worte„auch in der Rheinprovinz“ nichts anderes bedeuten sollen, als daß auch in dieser Provinz der Gemeindevorsteher für die Folgezeit seinen Kollegen im übrigen Preußen gleichgestellt sein soll, daß er also aus seiner niedrigen Stellung— der Gemeindevorsteher in der Rheinprovinz war bisher nur der„Diener" des Bürgermeisters— nunmehr in eine höhere Stellung rücken soll. Auch er soll nun, wie seine Kollege in den anderen Provinzen, der erste leitende Beamte der Gemeinde sein. Würde nun die Bestimmung des§ 8 des neuen Gesetzes nur auf die Rheinprovinz Anwendung finden, dann würde sie ja eine Ausnahmebestimmung gegenüber den westfälischen Gemeindevorstehern sein, weil durch die Ernennung des Vorstehers zum Gemeindevorstand sämtliche Gemeindeangelegenheiten in die Hände des Gemeindevorstehers gelegt sind, wohingegen aber, wenn diese neue Bestimmung auf Westfalen keine Anwendung finden würde der westfälische Gemeindevorsteher weiterhin unter der Aufsicht des Amtmanns(Bürgermeisters) die Gemeindeangelegenheiten zu erledigen hätte. Das Gesetz hat aber keine Ausnahmen zugelassen. Sollten Ausnahmen gemacht werden, sodaß Selbstverwaltungsangelegenheiten vom Amte übernommen werden sollen, dann hängt das nur allein von den Vertretern des Amtes, Fahrendes Sängervolk, durchweg distinquierte Persönlichkeiten von tadellosem Ruf, mit vornehmen Allüren. Alle in sehr eleganter, schwarzer Kleidung. Man merkt es den fidelen Leutchen an, daß die Misere der vergangenen Jahre spurlos an ihnen vorübergegangen ist. Wenn sie an den Spätnachmittagen von ihren täglichen Spaziergängen und Ausflügen sich wieder einfinden, dann sind sie voll des Lobes über die Ruhrlandschaft. In ihrer lebhaften, gestikulierenden Art erzählen sie besonders gern von ihrer Südlandsreise, ihrer Italienfahrt.; Und dann ist es. als ob sie die lachende südliche Sonne, auch des Südländers Sorglosigkeit und seine Lebhaftigkeit mitgebracht hätten. Als ob sie das alles mit suggestiver Kraft auf uns winterlich steife Bewohner nördlicher Breiten übertrügen. Dabei sind sie nicht Südländer von Geburt. Die meisten Mitglieder dieser Reisegesellschaft sind, wie man sagt, in Deutschland geboren. Sie haben aber die lebhaften Manieren und auch den Typ des Südländers. Unter dem Einflusse ihres fröhlichen Wesens heitern sich bald auch die ernstesten Mienen auf. Die brummigsten Gesichter eingefleischter Griesgrame lächeln, wie von der lieben Frühlingssonne beschienen. Alles freut sich, alles lauscht in froher Gespanntheit dem sorglos heiteren Geplauder dieser lustig schwatzenden Gesellschaft und lauscht mit Entzücken deren meisterlichen Vokalkonzerten. Auch heuer hat der vielleicht größere Teil der Gesellschaft Unterkunft gefunden bei Dünnebacke. Jedoch wollen die Fremden nicht länger als nötig das uneigennützige Entgegenkommen des Gasthauses in Anspruch nehmen. Sie sehen sich schon fleißig nach Privatwohnungen um, hier in Witten, oder der Umgebung. Man scheint sich hier wohl zu fühlen, denn eine große Anzahl der Gäste will den ganzen Sommer hier am Platze bleiben. Die rührige Leitung der Freilichtspiele wird sich bemühen, die Damen und Herren mit ihrem vorzüglichen Stimmaterial für den gemischten Chor zu gewinnen. Unter der Sängergesellschaft spricht man viel von einer Reihe bevorstehender Hochzeiten, und alle jungen Paare rechnen bestimmt darauf. Wohnung zu bekommen.—„Bei dieser Wohnungsnot?“ warf ich ein.—„Keine Sorge“, lächelte einer der Herren.„wir kommen alle unter. weil wir genügsam sind. Einige Wohnungen, leichte Holzbaracken, hat man uns schon zur Verfügung gestellt, und wer keine Wohnung findet, der baut sich eine. Darin sind wir bewandert. Wir haben gute Baumeister unter uns. Das machen wir fir und mit einfachsten Mitteln. Natürlich nur luftige, provisorische Sommerwohnungen, keine Steinkasten. Auch die äußerst anspruchslose Innen F K. k. die Amtsversammlung, ab. Wollen nun die Gemeinden „Herr im Hause" bleiben, dann haben ihre Vertreter in der Intsversammlung darüber zu bestimmen, inwieweit dies geehen soll. Die Herren Gemeindevorsteher mögen dann selbst rüber entscheiden, ob sie den ihnen gestellten Aufgaben gewachsen sind oder nicht. In den übrigen Provinzen— also außer Westfalen und Rheinprovinz— waren die Gemeindevorsteher schon immer selbständig, sodaß deren bisherige Rechtsstellung durch das neue Gesetz wenig berührt wird. In diesen Provinzen kennt man keine Amtmänner bezw. Land=Bürgermeister. Es würde daher einem Armutszeugnis gleichkommen, das sich die Gemeindevorsteher in Westfalen und in der Rheinprovinz selbst ausstellen würden, wenn sie sich Rechte, die ihnen nach jahrelangen Kämpfen übertragen sind, durch das Amt wegnehmen lassen würden. Daß nach den neuen Bestimmungen nur noch der Gemeindevorsteher der erste leitende, aber auch ver erste verantwortliche Beamte der Gemeinde sein soll, mag ja gewissen Personen nicht passen. Ihre Organisationen, der Preußische Landgemeindetag West, der zwar die Aufgabe hat, die Interessen der Gemeinden zu vertreten, dessen Führer aber größtenteils Bürgermeister sind, und der Bürgermeisterbund, versuchen nun durch Vorstellung beim Innenministerium für die Aemter etwas zu retten, wenn was zu retten ist. Auf Selbstverwaltungsangelegenheiten der Gemeinden haben, solange durch Beschluß der Amtsversammlung keine Aenderung eintritt, die Bürgermeister keinen Einfluß mehr. Sie wollen sich diesen neu verschaffen, wie aus dem eingangs erwähnten Artikel hervorgeht, indem versucht wird, die Bestimmung des§ 31, Satz 2, der Westfälischen Landgemeindeordnung zu retten, wonach der Amtmann(Bürgermeister) den Vorsitz in der Gemeindevertretung übernehmen konnte, sooft er es für gut befand. Daß aber auch dieses Recht nicht mehr besteht, geht klar und deutlich aus der Bestimmung des§ 15, 2., des neuen Gesetzes hervor, worin es heißt:„Mit demselben Zeitpunkte (d. h. mit Inkrafttreten des neuen Gesetzes) treten die entgegensteyenden Vorschriften der geltenden Gemeindeverfassungsgesetze außer Kraft.“ Auch aus der Bestimmung des§ 5, 3., a. a. O. ist zu folgern, daß der Amtmann kein Recht hat, in den Sitzungen der Gemeindevertretung den Vorsitz zu übernehmen, da der Bürgermeister zu den Sitzungen nur einzuladen ist. Ein Stimmrecht hat er aber nicht. Selbst in Behinderungsfällen des Gemeindevorstehers kann der Amtmann(Bürgermeister) ihn nicht vertreten; denn hierfür ist nur der stellvertretende Gemeindevorsteher zuständig. Beschlüsse, welche unter dem Vorsitze des Bürgermeisters zustande kommen, sind rechtsungültig, da sie Gesetzesbestimmungen verletzen. Derartige Beschlüsse sind vom Gemeindevorsteher zu beanstanden(§ 37, W. B. G. O.) Ob der Oberpräsident berechtigt ist, durch Anweisung der Aufsichtsbehörden in die Rechte der Gemeindevorsteher einzugreifen, soll einstweilen dahingestellt bleiben. Jedenfalls kann er ebensowenig wie die Verwaltungsgerichte Gesetze ändern. Zum Schlusse rufe ich daher den Gemeinden und ihren Vertretern zu: Haltet die Augen offen und laßt Euch keine Rechte nehmen, die die Gemeinden durch die neue Gesetzgebung erhalten haben. Zeigt euch des Vertrauens würdig, das der Landtag in euch gesetzt hat, indem bewiesen wird, daß auch in Westfalen und der Rheinprovinz noch Männer sind, welche befähigt sind, ihr Amt als Vertreter der Gemeinden voll und ganz ausüben zu können. Laßt euch in der Amtsversammlung nicht zu Beschlüssen berbei, welche die Rechte der Gemeinden und ihrer Vorsteher einschränken, damit man euch nicht zum Vorwurf machen kann, die Vorsteher und Gemeindevertreter in Westfalen und der Rheinprovinz seien nicht so „helle“ wie ihre Kollegen in den übrigen Provinzen, wo wir das„Aufblühen" verschiedener Gemeinden auch ohne„Amtsverfassung" uno ohne„Leiter des Amtes“ wahrnehmen. Denkt an die Worte des großen Reformators(SteinHardenberg):„Zutrauen veredelt den Menschen, ewige Vormundschaft hemmt sein Reifen.“ D. Aus der katholischen Welt. Ausmalung der Wallfahrtskirche. Werl, 18. Febr. Fast zwei Monate hat die weiße Leinwand in der Apsis der Wallfahrtskirche die schaffende Hand des Kunstmalers B. Scherer unseren Blicken entzogen. Nun ist sie gefallen. Und was Künstlergeist und Künstlerhand in kurzer Zeit auf die kahle Steinwand gezaubert haben, bietet sich uns dar: Ein Rundgemälde, monumental, überwältigend. erhaben und erhebend. Die Idee zu dem Bilde hat der Künstler dem Feste entnommen, das der Franziskanerorden seit einigen Jahren feiert:„Maria, Mittlerin aller Gnaden.“ Recht sinnvoll gewählt für eine Wallfahrtskirche zur Gottesmutter und nicht minder sinnvoll für eine Franziskanerkirche! Eine der Festantiphonen, die dem Gemälde unterschrieben, kleidet die Idee des Bildes in die Worte:„Gedenke unser, o Jungfrau und Gottesmutter Maria. Du stehst vor dem Throne des Allerhöchsten. Erflehe uns Gnade und Heil und wende ab von uns seinen Zorn.“ Zwei Figuren, über 4 Meter hoch, beherrschen die Mitte des Bildes: Christus König in wallend weißem Gewande und die Gottesmutter. Als mächtige Fürsprecher am Throne Gottes und als Mittlerin der Gnaden ist sie erhoben über die anderen Heiligen, tritt ganz nabe hin zu Christus und kniet mit gefaltenen Händen nieder auf den Stufen seines Thrones. Um diese Hauptfigur gruppieren sich die anderen, die zu Maria in engster Beziehung stehen. Maria zunächst steht David, das königliche Haupt in Ehrfurcht gesenkt. Seine Rechte greift in die Saiten der goldenen Harfe, im Psalmengesang besingt er die Gnadenströme, die in Christus entsprungen und durch Maria den hilfesuchenden Menschen zugeleitet werden. Durch Maria zu Christus, durch Maria zur Heiligkeit! Beweis dafür ist St. Joseph, Marias jungfräulicher Gemahl, dargestellt mit dem blühenden Lilienstab. Beweis dafür ist Johannes der Täufer, der erste durch Maria Begnadigte. Und St. Johannes, der Seher von Patmos, der hineinschauen durfte in die Tiefen der Gottheit, in das geheimnisvolle Walten und Wirken der göttlichen Gnade. der uns mitteilt von dem, was ihm geoffenbart. Würdig reiht sich ihm der Apostelfürst Petrus an, in den Händen die goldenen Schlüssel zu den Schatzkammern der göttlichen Gnade, die auf Marias Fürbitte sich der Menschheit erschließen. Durch Maria wird aller Welt das Heil, wird Segen und Gnade zuteil allen Ständen, allen Klassen, allen Menschen, allen treuen Marienverehrern, nicht zuletzt den Kindern des heiligen Franziskus von Assisi, die Maria erhoben zur Königin ihres Ordens. Dieser Gedanke gibt dem großen Gemälde seine Einheit. Passend reihen sich den genannten Gestalten die übrigen an als Marienverehrer und Marienkinder: St. Dominiens und St. Franziskus, St. Clara und St. Elisabeth von Thüringen und St. Bonaventura als Kardinal und Kirchenlehrer im Franziskuskleide. Ein guter Gedanke war es. St. Walburgis dem Gemälde einzufügen als Patronin der Marienstadt Werl. Ist doch Werl seit beinahe 300 Jahren die glückliche Besitzerin des altehrwürdigen Gnadenbildes der Gottesmutter. An die geschichtliche Uebertragung des Gnadenbildes von Soest nach Werl erinnert die kniende Gestalt des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln, Maximilian, dargestellt mit der Wiesenkirche von Soest. Dem Kurfürsten gegenüber kniet der Kapuzinerpater Elzear, in den Händen das Gnadenbild, das der Kurfürst ihm am Allerseelentage 1661 auf dem Werler Schlosse zur treuen Obhut und Verehrung anvertraute. Eine abschließende, fachmännische Würdigung erfolgt, sobald die ganze Malcrei vollendet ist. Eins läßt sich heute schon sagen, die Werler Gnadenmutter erhält ein würdig ausgestattetes Heiligtum, das der Firma Ferd. Schuto alle Ehre einbringt. * Pater Elpidius in Danzig. Danzig, 15. Febr. Der Nüchternheitsapostel, Franziskanermissionar Pater Elvidius, hat unseren kleinen Staat in eine große Bewegung gesetzt. Von Berlin kommend, wo er in 18 Kirchen 1300 Katholiken für die Abstinenz gewonnen hatte, weilte er 8 Wochen bei uns, um in 14 Kirchen unter ungeheuerem Zulauf des Volkes aufklärende Predigten über den Alkoholismus zu halten, für Kinder, Frauen und Männer getrennt mit dem nach dem Kriege unerhörten Erfolg, daß sich 3400 Katholiken dem Kreuzbund anschlossen. So können wir Danziger Katholiken uns also neben den 2000 Guttemplern wohl sehen lassen, und sind auch auf diesem hervorragend sozialem Gebiete eine achtungsgebietende Macht. Außer in kirchlichen Versammlungen sprach der unermüdliche Franziskaner noch in vielen prosanen Versammlungen an die Geistlichkeit, an die Lehrerschaft, an die Ordensschwestern und an die Gefangenen. Die größte Begeisterung fand Pater Elvidius wohl in den höheren Schulen, wo ihm bereitwilligst von der Schulbehörde alle Schulen von Quarta an aufwärts in den beiden letzten Stunden zur Verfügung gestellt wurden. In 7 Gymnasien, Oberrealschulen und Lyzeen meldeten sich über 600 für das sog.„Goldene Buch" und entschlossen sich, solange sie im Goldenen Buche stehen, alkobol= und nikotinfrei zu leben. Den Höhepunkt der großen Aktion bildete eine gewaltige Versammlung im Riesensaal des Friedrich=Wilhelm=Schützenhauses. So viele Menschen aller Gesellschaftsklassen und Weltanschauungen, die den Saal mir Emporen und durch die Türen hinaus den Garderobenraum bis zur Straße in drangvoller Enge füllten und 2 Stunden aushielten um einem Ordensmanne zu lauschen, hat Danzig woh noch nie beisammengesehen. Der Senat, die Hochschule, die Geistlichkeit aller Konfessionen, die Lehrerschaft, die Turn= und Svortverbände, die Fraktionen der Volkstages, geschlossen von der äußersten Rechten bis zur äußersten Linken, alles hatte die schreiende Alkoholnot geeint zu einer machtvollen Kundgebung. Wenn unser kleiner Staat auch besonders unter der Schnapspest sehr zu leiden hat, so können wir auch mit Stolz sagen, daß wir diesem Uebel nicht untätig gegenüberstehen. Pater Elpidius, der Weitgereiste, hat uns die Anerkennung ausgesprochen, daß nirgendwo in Deutschland der Kampf gegen dieses deutsche Volksübel so viele energische Streiter zählt wie bei uns. Und sein feuriger Apell an den Freistaat Danzig, hier eine echte, höchste innere Freiheit zu erkämpfen, fand brausenden Widerhall. Von hier reiste Pater Elpidius nach Schneidemühl mit dem heißen Dank besonders der Frauen und Kinder, aber auch der geistlichen und weltlichen Behörden, um in der Administratur Tütz in der Grenzmark weiter im Dienste des notleidenden Volkes zu wirken. * Im Exerzitienhaus„Heilandsfriede“ Sennelager bei Paderborn finden in den nächsten zwei Monaten folgende Kurse statt: Für Jünglinge vom 2.—5 März(mittags), Jungfrauen von 17—30 Jahren 6.—10. März, Männer 13.—17. März, Frauen 20.—24. März, Jungfrauen von 30 Jahren an 27—31 März, Lehrer 3.—7. April. Gymnasiasten 10.—14 April. Jungfrauen von 17—30 23.—27. April.— Anmeldungen sind an obengenannte Adresse zu richten und gelten als angenommen, wenn keine gegenteilige Antwort erfolgt. Die Teilnehmer an den einzelnen Kursen(nicht unter 17 Jahren) mögen sich bis 19 Uhr einfinden. Sennelager ist mit der Bahn zu erreichen von Paderborn, Bielefeld und Rheda aus; von Paderborn, aus in 80 Minuten auch mit der Elektrischen. * Exerzitienhaus Hönkrop bei Bochum. Im Exerzitienhaus Höntrop bei Bochum finden im Monat März 1928 folgende Kurse statt: für Küster vom 12.—16. März. für Jungfrauen vom 19.—23. März, für Witwen vom 24. bis 28. März, für Lehrerinnen von 10.—11. März. Anfragen sowie Anmeldungen an die Schwester Oberin. Ein zweiter Vater Kolping. + Hildesheim, 16. Febr. Nach längerer Krankheit starb vorigen Samstag der verdienstvolle Domkapitular August Södina, Lic. theol. Er war geboren zu Othfresen, Kr. Goslar, am 15. April 1855. besuchte die Volksschule in dem Pfarrorte Liebenburg und erlernte dann das Stellmacherbandwerk. Immer aber fühlte er in sich den Drang, einmal als Priester an der Rettung unsterblicher Seelen arbeiten zu können. Im Alter von 19 Jahren vertauschte er die Werkstatt mit der Schulbank, trat in die Tertia des Gymnasiums Josephinum und machte Herbst 1879 die Reifeprüfung. Ausgerüstet mit den besten Empfehlungen des hochsel. Bischoss Wilhelm Sommerwerck fand er Aufnahme im Kollegium Germanicum zu Rom, wo er am 28. Okt. 1884 zum Priester geweiht wurde. Nach der Rückkehr in die Heimat konnte er wegen des Kulturkampfes nicht sofort Anstellung im Vistum Hildesheim finden. Zwei Jahre war er als Stadtkaplan in Fulda tätig. Am 1. Oktober 1887 rief ihn sein Bischof zurück und ernannte ihn zum Kaplan in Duderstadt. Nach einem Jahre wurde er Kaplan an der Moritzkirche in Hildesheim. Hier gründete er den katholischen Jugendverein für die ganze Stadt und nahm sich mit rührendem Eifer der Jungen an. Sonntag für Sonntag sammelte er im katholischen Vereinshause die Jünglinge der Stadt um sich, sie zu belehren, zu ermahnen und zu erheitern. Im Jahre 1894 wurde er Kompastor an der St. Magdalenenkirche. 1902 Dompastor und 1915 Dechant des Dekanats Hildesheim. Als Dompastor gründete er die Marianische Jungfrauenkongregation, die unter seiner Leitung zu hoher Blüte gelangte. Ebenso förderte er mit großem Eifer die Sache des Vinzenzvereins. Am 2. Juli 1925 berief ihn der hochw. Bischof Joseph ins Domkapitel. Lange hat er sich dieser Würde nicht erfreut. Seit Jahren kränkelte er; dennoch machte er im September vorigen Jahres die Reise zum Katholikentag nach Dortmund, wo er noch verschiedene Freunde aus dem Germanicum begrüßen konnte. Ganz ergeben in Gottes Willen entschlief er nach einem Leben voll Arbeit und Sorge. Am vorigen Mittwoch wurde sein sterbliche Hülle auf dem St. Annenfriedhof in der Nähe des tausendjährigen Rosenstocks beigesetzt. R. i. p. Verlag und Rotationsdruck der A.=G.„Westsälisches Volksblatt". Verantwortlich für Politik: Fritz Walter: für den lokalen, rrovinziellen und allgemeinen Teil: Auaust Rose: für die Frauenwelt und Unterhaltungsteil: Johanna Tovs: für den Schlußdienst: Alois Raschka: für den Reklame= und Anzeigenteil: Johannes Gockel: alle in Paderborn. Pestimmt erhältlich: Riemeke-Drogerie, Riemekestr. 1 6 einrichtung, alles besorgen wir selbst. So macht uns das Bauen keine Sorge.“— „Was heißt überhaupt Sorge?“ philosophierten ein paar hübsche, junge Damen aus dieser Reisegesellschaft.„Wir kennen den Begriff„Sorge“ ganz und gar nicht.„Sorge haben" setzt voraus, daß man Ansprüche stellt, Erwartungen hegt, deren Erfüllung zweifelhaft erscheint, deren Nichterfüllung man befürchtet. Das gibt es bei uns nicht. Wir erheben keine Ansprüche. Wir nehmen alles, wie es kommt, und danken für alles unserem Schöpfer, sei's Regen, sei's Sonnenschein.“ Und eine helle Sopranstimme sang in ungezwungener Natürlichkeit: „Wie die Blümlein wachsen auf sonnigem Feld,# so leben wir sorglos in heiterer Welt. Uns drückt nicht Habe, nicht Gut, noch Geld. Der blaue Himmel ist unser Zelt.“— Ein Tenor fiel ein:„Drum sind wir fidel stets und sangesfroh. Und gibt es kein Bett, und gibt es kein Stroh, dann schläft man auch so und bleibt doch stets heiter und sangesfroh.“ „Niedlich, poesievoll, ohne Zweifel“, meinte ich lächelnd. „Leider ist die rauhe Wirklichkeit des Lebens anders. Ohne den sogenannten schnöden Mammon kann heutzutage niemand mehr existier n. Ohne Bezahlung arbeitet keiner. und auch die Kunst verlangt ihren klingenden Lohn.“—„Nein, mein Herr. Sie irren", sagte der Tenorist mit nachdrücklicher Betonung.„Wir üben unsere Sangeskunst frei aus, ohne jemals eine Bezahlung in Geld zu beanspruchen. Freundliche Aufnahme und Bewirtung nehmen wir gern an.“ Mehrere Herren und Damen bestätigten durch Kopfnicken die Worte des Tenoristen. Eine chwarze Schelmäugige bekräftigte die Geldverachtung mit der singenden Rezitation eines veränderten Horazverses:„Odi profanum mammon et arceo“. Flötend, schmelzend kam es eraus, das mehrmalige, langgezogene„odi—h—h odi—5—h, odi—5—h“ und dann kurz abgebrochen, wegwerfend, verächtlich „Bolanum mammon et arceo“. Es klang so ulkig, und sie machte das so possierlich, daß wir alle lachten über diese kleine Horazund Augenverdreherin. „Ich beneide Sie, meine Herrschaften, um Ihre heitere Sorglosigkeit, um Ihren köstlichen Humor, den Sie nicht zu verlieren scheinen trotz Ihrer soeben selbst erklärten Armut".—„Das nennen Sie arm!“ widersprach man mir laut und lebhaft von allen Seiten.„Geld besitzen wir freilich nicht, aber trotzdem sind wir nicht arm. Die Nichtgenügsamen, die Begehrlichen, nur sie sind arm, und wenn sie Berge von Gold besäßen. Irdischer Bet macht nicht reich, wenn der Herzensfriede fehlt, und der Mangel an Geld macht nicht arm. wenn innere Zufriedenheit vorhanden ist. Wir sind reich, denn wir haben alles, was wir wünschen. Wir sind reich an Frobsinn, Lebensmut und Zufriedenheit. Wir sind glücklich und darum alleweil fidel".— Ich mußte diese Lebenskünstler bewundern, hatte aber nicht Zeit auf die Worte einzugehen, denn eben stimmte eine Maid ein Lied an, das sie mit melodiöser Stimme und in kunstvollen Koloraturen vortrug:„Ich bin ein lustiges Sonnenkind.] Es trug mich hierher der Frühlingswind. Den Lenz bringe ich zu euch herein. Und überall, wo ich kehre ein. oa leuchtet'e von Frohsinn und Sonnenschein.“— Dann sang der Chor in wunderlichsten, aber reizenden Figurationen:„Der Tauwind sang, schmolz Schnee und Eis.] Schon blühen am Hang die Glöckchen weiß. Und zarte Bande knüpfen an, zu freien Braut und Freiersmann.“— Im improvisierenden Wechselesang antworteten Duette, Trios, Solos, Chor in bunter, oft umorvoller Weise.—— Die zahlreichen Zuhörer lauschten entzückt, und niemand war, der die Stimmung durch lautes Beifallklatschen zu stören gewagt hätte. Es war nämlich bekannt, daß die Künstler lautes Beifallklatschen nicht liebten. Meine Neugier, mehr über die Lebensverhältnisse dieser rätselhaften Gesellschaft zu erfahren, war noch nicht befriedigt, und so benutze ich die Gesangspause zu einer etwas dreisten, indiskreten Frage:„Soeben sagten Sie, mein gnädiges Fräulein, wenn ich Ihr reizendes„Od““ inhaltlich wörtlich nehmen darf. daß Sie Geld verachten. Wohnung haben Sie frei. Essen und Trinken anscheinend auch. Womit aber bezahlen Sie Ihre so sehr elegante Kleidung?“—„Ach. Sie Naseweiß,“ fertigte mich kichernd die Kleine ab,„der die Lilien auf dem Felde kleidet, der kleidet auch uns, und dabei sind wir immer chie und adrett.“— Und ohne eine Antwort abzuwarten. trippelten die Damen mit unnachahmlicher Grazie und kokett tänzelnd an uns vorbei, nickten nach rechts, nach links,— nach links, nach rechts,— und husch waren sie auf und davon. Und die ganze Gesellschaft flog auf und mischte sich zwischen einen Schwarm vieler hundert anderer Stare. die über den Dächern kreisten, und aus denen ich meine jungen Schönen nicht mehr herausfand. Nach einigen Minuten fiel der ganze Schwarm ein in das Efeu, von dem eine breite, hohe Giebelwand des Gasthofes so üppig bewachsen ist. In diesem Efeu haben die remden Gäste ihre gewärmten Logierräume. Dort finden sie ich alle Tage vor Sonnenuntergang ein, machen einige Rundlüge über dem Stadtviertel in gewaltig großer Schar und locken mit ihren Schauflügen und mit ihrem munteren, drolligen Wesen alltäglich viele Zuschauer an, die ihnen mit aufhellenden, hoffnungsfreudigen Mienen nachschauen, frühlingsahnend. Und aus der Efeuwand heraus bört man noch bis in die dunkele Nacht hinern das muntere Geschwätz der nicht mit Geld. aber mit wertvollerem mit reich gespendetem Frohsinn zahlenden Hotelgäste, wie sie ihre Tageserlebnisse untereinander austauschen und sick gegenseitig erzählen von setten Würmern und anderen Leckeroissen, die sie auf gedeckten Freitischen der Ruhrweiden vorgesetzt bekamen. Sie putzen mit den Schnäbeln ihre schwarz=seidenen Gewänder, und sie denken nicht an Schneiderrechnung. Steuerzettel, Stadtpolitik. oder was sonst des Menschen kleines Herz beschwert. Dann wird es stiller. Nur hier und da die leise Stimme eines Träumers, dem der Schlaf holde Bilder vorzaubert von Hochzeitsfeier, Nesterbau und friedlichem Familienleben mit einer Kinderstube voll kleiner, zappeliger, stets hungeriger Rangen. Am andern Morgen aber, wenn kaum die ersten Strahlen der Morgenröte die Nebelschichten der Nacht versagen, da wird es schon wieder munter in unserer Schar. Man schüttelt sich und putzt sich. schwätzend und schwatzend. kichernd und lachend. Man reckt sich und streckt sich und gähnt noch mal wieder. Erst einzelne, dann immer mehr flatter heraus aus der Wand. kehren zurück, versammeln sich zu lebhafter Beratung auf Dachfirst und Bäumen. Zaghaft zunächst und bald herzhaft erklingen einige abgebrochene Liedstrophen mit dem langgezogenen„Odi—5—h“. und dann, unter lautem Gezwitscher, fliegt eine schwarze Wolke auf. Die Wolke verbreitet sich, lichtet sich, und die lustige Gesellschaft verschwindet über den fernen Dächern der aufgehenden Sonne, dem Lenz entgegen. Und von oben schaut lächelnd herab auf das fröhliche Treiben Gott Vater. zu dessen Lobe alles erschaffen ist im Himmel und auf Erden. Er sieht auch dich, du unzufriedenes Menschenkind, der du brummend und unwillig an dein Tagewerk gehst. Das Leben ward dir schier zur Last. weil du in verblendeter Ichsucht nur an deine materiellen Vorteile denkst und dabei deine Seele und deinen Schöpfer vergißt. Wache auf! Der Frühling steht vor der Tür. Laß auch bei dir es Frühling werden. Erhebe dich. gib Schwingen heiner Seele und laß sie auffliegen der Morgenröte entgegen. der Morgenröte eines jubelnden. jauchzenden Ostertages. Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, heute nachmittag gegen 12½ Uhr unsere einzige, innigstgeliebte Schwester, Schwägerin und Tante, die ehrwürdige Schwester Unselma in der Welt: Josefine Dissen, aus der Genossenschaft der Franziskanerinnen in Salzkotten, im Alter von 57 Jahren in die Ewigkeit abzurufen. Geboren am 14. September 1870 zu Kleinenberg, trat sie im Mai 1899 in den Orden ein. Nahezu 30 Jahre hat sie der leidenden und kranken Menschheit gedient. Wir bitten um ein Gebet für die teure Verstorbene Salzkotten, Warburg, Husen Kleinenberg, den 17. Februar 1928. Namens der trauernden Angehörigen Bürgermeister Dissen, Warburg. Das Seelenamt findet statt am Mittwoch, den 22. d. M., vormittags 8 Uhr, in der Klosterkirche zu Salzkotten, darnach die Beerdigung. Statt Karten. Ihre vollzogene Vermählung geben bekannt Techn. Reichsbahn-Obersekretär Karl Rhode u. Frau Brunhilde geb. Drolshagen Lioostadt, den 18. Februar 1928 Möllenstraße 5 L. Ria Appel Leopold Frankenberg VERLOBTE Borken Bezirk Kassel Vörden Kreis Hörter C STATT KARTEN Antonie Schwarzendahl Johannes Bobbert Verlobte Siddessen, im Februar 1928 ser gutt vacgesch, Weil unter Preis, Fuchswallach, Rassepferd, 5 Jahre alt. 1,70 Mtr. hoch, fehlerfrei. Zu erfr. b. Hermann Hagenhof, Schmiedemeister, Elsen bei Paderborn. T#istungsfähig! 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Notlage der westfälischen Landwirtschaft war erneut Gegenstand der Verhandlungen im Vorstande der westfälischen Landwirtschaftskammer, der gestern hier seine 200. Sitzung abhielt. Nach Eröterung der Lage und der zur Linderung der Not in Aussicht stehenden Hilfsmaßnahmen wurde folgende Entschließung angenommen, um den zuständigen Stellen unterbreitet zu werden: „Die Notlage der Landwirtschaft Westfalens ist nach vier Mißerntejahren unter gleichzeitigem Preis= und Steuerdruck als geradezu trostlos zu bezeichnen. Aus allen Gegenden und Betriebsgrößen folgt ein Notschrei dem anderen. Die eigene Kraft reicht nicht mehr aus, den völligen Ruin abzuwenden. Der Vorstand der Landwirtschaftskammer erachtet es daher für seine unabweisbare Pflicht, in dieser Stunde äußerster Not an Regierungen und Parlamente seine warnende Stimme zu richten, um durchgreifende Hilfe zu fordern. Vor allen Dingen ist unbedingt mit aller Beschleunigung die Rentabilität der Landwirtschaft wieder herzustellen. Das muß dadurch geschehen, daß unter Fernhaltung jeder überflüssigen Einfuhr an im Inlande vorhandenen Nahrungsmitteln— insbesondere Vieh, Fleisch, Molkereierzeugnissen— wieder angemessene Produktenpreise gesichert und unter Streichung der Rentenbankzinsen und der staatlichen Grundsteuer die Ausgaben im Landwirtschaftlichen Betriebe verringert werden. Eine Umwandlung der Personalkredite in langfristigen Kredit ist zur Verminderung der Zinsenlasten ebenfalls erforderlich". Fastenhirtenbrief des Bischofs von Münster. gg. Münster, 17. Febr. In seinem Fastenhirtenbrief, der jetzt von den Kanzeln der Diözese Münster verlesen wird, beschäftigt sich Bischof Dr. Johannes Poggenburg mit der durch die Wochenendbewegung gefährdeten Heilighaltung des Sonntags. Die Schäden und Gefahren für die Sonntagsheiligung seien von langer Hand vorbereitet, besonders die Kriegsjahre hätten ungünstige Wirkungen in dieser Hinsicht hinterlassen. Damals sei auch dem Sonntag der Krieg erklärt worden. Zwar sei dem Sonntag in der Reichsverfassung gesetz licher Schutz zuerkannt worden. Allein, wenn nicht das ganze Volk den Sonntag schütze von der Arbeit und dem Getriebe des Werktags entlaste, seine Ruhe und seinen Frieden sorgsamer hüte, dann werde er auch in unserem Vaterlande bald nicht meyr als der Tag des Herrn erscheinen. Denn eine Sonntagsruhe ohne religiöse Weihe. ein Sonntag mit einem Freibrief für jede Ausschweifung und Ausgelassenheit, für Wandern und Svort ohne Ende sei keine Sonntagsheiligung mehr sondern Sonntagsschändung. Der Hirtenbrief schließt mit einem Mahnruf an die Eltern die Jugend und Jugendvereine, die Akademiker und Studenten, die Vorstände der katholischen Vereine, keine Vereinsfestlichkeiten an den Abenden vor Sonngen und Sportveranstaltungen den Teilnehmern hinreichende Gelegenheit geboten wird, der heiligen Messe mit Andacht beizuwohnen. K. Detmold, 18. Fehr. Das neue Stadtparlament trat gestern zu seiner ersten Sitzung zusammen. Zum Stadtverordnetenvorsteher wurde Stadtv. Dr. Tilker(D. Vpt.) gewählt. Der neue Bürgermeister wurde vom Oberbürgermeister Dr. Peters in sein Amt eingeführt. Die Stadtratswahl wurde vertagt. wp. Bünde, 17. Febr. Todessturz vom Postauto. Vor der benachbarten Postagentur Eilshausen war der Postkraftwagenführer F. von hier dabei, ein Planlaken über das Verdeck des Postautos zu ziehen, von dem er soeben die Pakete abgeladen hatte. Dabei rutschte er ab, stürzte auf die Erde und erlitt einen doppelten Schädel= und Schlüsselveinbruch. Man brachte ihn zwar rasch ins Herforder Krankenhaus, doch ist er dort bald dan ach gestorben. F. war verheiratet, aber kinderlos. z. Beckum, 17. Febr. Motorradunfall. Am Donnerstag abend gegen 8 Uhr ereignete sich am Osttor hierselbst ein schwerer Motorradunfall. Als der 24jährige Landwirtssohn Aloys Bunne aus Bergeler bei Oelde mit seinem Motorrad von der Oststraße in der Stromberger Straße einbiegen wollte, kam das Rad infolge der Glätte ins Rutschen und fuhr gegen den Bordstein. Der Motorradfahrer erlitt durch den Sturz einen Schädelbruch und Schulterverletzungen. Die Herren Dr. Heickmann und Dr. Frölich leisteten dem Verletzten die erste Hilfe. Von Mitgliedern der Sanitätskolonne wurde er in das hiesige St. Elisabethhospital gebracht. Das Befinden des Schwerverletzten war heute vormittag befriedigend. wp. Münster, 17. Febr. 88 Paulinus=Abiturienten. Am Paulinischen Gymnasium unterzogen sich heute 33 Oberprimaner der Abiturientenprüfung mit dem ehrenden Erfolge, daß alle 83 bestanden. Pelkum, 17. Febr. Ein Güterwagen geplündert. In der Nacht vom 16. zum 17. Februar lief eine Abteilung leerer Wagen eines Güterzuges in ein Nebengleis des Pelkumer Bahnhofes ein. Als ein Hemmschuhleger das Bremshäuschen eines Wagens bestieg, sah er eine fremde Person mit einem gefüllten Sack in einem Bremshäuschen eines anderen Zuges stehen. M. bestieg sofort die Bremse des benachbarten Wagens. um die verdächtige Person zu beobachten. Inzwischen war aber die Person— ein großer, kräftiger Mann in Arbeitskleidung— verschwunden. 21 Drilljacken hatte er in dem betreffenden Bremshäuschen zurückgelassen. Bei Nachprüfung der Wagen des Güterzuges wurde festgestellt, daß an einem Waggon die Plombe fehlte und aus diesem ein Ballen Baumwollwaren im Gewicht von 27 Kilo verschwunden war. Es ist anzunehmen, daß die fremde Person nach Ankunft des Zuges den Wagen geöffnet und den Ballen Baumwollwaren in das Bremshaus eines etwas zurückstehenden Wagens gebracht hat, um bei günstiger Gelegenheit den Bahnhof mit seiner Beute zu verlassen. Die polizeilichen Ermittlungen sind eingeleitet. —. Holzwickede, 16. Febr. Festnahmeeines Eisenbahnräubers. Auf der Eisenbahnstrecke Unna=Holzwickeoe wurde in der vergangenen Nacht der Arbeiter Ernst Schüler, der erst kürzlich nach Verbüßung einer längeren Zuchthausstrafe wieder auf freien Fuß gekommen ist, dabei erwischt, wie er gestohlene Waren aus einem Triebwagen warf. Er wurd wieder in Haft genommen. wp Wanne=Eickel, 16. Febr. Ein unheimlicher Fahrgast. In einem Abteil eines Eilzuges Köln=Dortmund wurden ein Herr von hier und einer aus Gelsenkirchen plötzlich von einem Mitfahrenden angefallen, der bereits dadurch Aufmerksamkeit erregt hatte, daß er sehr lebhafte Selbstgespräche führte. Der unheimliche Fahrgast hatte plötzlich aus einer Pappschachtel ein französisches Seitengewehr hervorgeholt und war gegen seine beiden Mitreisenden vorgegangen, um sie zu erstechen, da er behauptete, sie hätten ihn angegriffen. Die beiden Bedrohten waren auf den Abort geflüchtet, und auf ihr Hilferufen wurde im Nebenabteil die Notbremse gezogen. Kaum hielt der Zug, da floh der Angreifer in den letzten Wagen des Zuges, wurde jedoch bald gefaßt und dann der hiesigen Bahnhofswache übergeben. Es handelte sich um einen plötzlich Irrsinniggewordenen. wp Osnabrück, 16. Febr. Keine Theaterunion wp Osnabrück, 16. Febr. Keine Theaterunfon Münster=Osnabrüa: In der des längeren erörterten Frage über die Möglichkeit einer Theaterunion zwischen Münster und Osnabrück wird vom hiesigen Magistrat eine längere Erklärung veröffentlicht, in der über die Verhandlungen zwischen den beiden Oberbürgermeistern dieser beiden Städte berichtet wird, die jedoch nur in der Form unverbindlicher Vorbesprechungen geführt worden. Dann habe sich der Osnabrücker starke grundsätzliche Bedenken gegen diese Theaterunion, wolle aber nochmals mit dem Oberbürgermeister Rücksprache nehmen und am folgenden Tage Nachricht geben, ob der neuerdings vorgeschlagene Termin für eine Besprechung angenehm sei. Da Osnabrück keine weitere Antwort erhalten habe, mußte man hier mit Recht annehmen, daß die Stadtverhandlung Münster auf Verhandlungen keinen Wert lege. Für Osnabrück sei damit die Frage der Theaterunion Münster=Osnabrück erledigt. Kraftwirtschaft des rhein.=westf. Industriegebietes. In der Zeitschrift der Technischen Nothilfe„Die Räder“ vom 15. Februar 1928, Nr. 8, findet sich folgende Notiz: Kraftwirtschaftliche Ergebnisse des rheinisch=westfälischen Industriegebietes. Die Kraftwirtschaft des rheinisch=westfälischen Industriegebietes behandelt im Jahresbericht der Industrie= und Handelskammer des Ruhrbezirks Oberbürgermeister a. D. Platzmann=Essen. Im Zusammenhang mit den Ausführungen über die bereits vor Jahrzehnten in die Wege geleitete Zentralisierung auf dem Gebiete der Energieerzeugung werden folgende Zahlen bezüglich der Maschinenleistung und des verkauften Stromes für verschiedene Werke angeführt: Maschinenleistung in kw RWE= Rheinisch=Westfälisches Elektrizitätswerk. VEW= Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen.“ und Ihrbleibtgesund! m Namen des Drinzen Karneval wird angeordnet, dass alle, H Jauren Gesiehter und Jrauerklöße von allen FastnachtsVergnügungen ausgeschlossen sein sollen. Bagegen sind herzlich willkommen alle Fröhlichen und Vergnügtens. ZUm nun zu Mißverständnilen, keinen rlal###u ben, raten wir Ihnen, an Diesem Jage nur GO 10 zu rauchen, Die durch ihre Mild's und ihr prachtvolles Aroma eine fröhliche Stimmung hervorrust und Die Leibgarde des Prinzen Karneval Keinen# Augenblieke darüber im Tweifel, lä##st, Taßss Sie zu den geladenen und gern gesehenen Gästen gchören9. 6 Brauchen Sie Maßkleidung? Eine besondere Abteilung unseres Hauses ist die Herren-Maß-Schneiderei Wir liefern schnell und berechnen mäßige Preise Steinberg & - Grünebaum Kursaal X Bad Liopspringe Rinmimnmmmmmmmmmmmmmnnmmmmn Am Rosenmontag, 8 Uhr abends Großer mit Prämiierung der schönsten Masken Eintritt 1 Mk., einschl. 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Das Gebäude ist im Jahre 1910 erbaut und hat 8 helle und geräumige Zimmer mit Diele. Kaufliebhaber erhalten durch den Unterzeichneten jede weitere Auskunft. Theodor Beckers, beeid. Auktionator, Paderborn. Thisaut 10. Fernruf 2369. Bekannimachung. Es ist in letzter Zeit wiederholt festgestellt worden, daß Pflegekinder ohne die erforderliche Erlaubnis des Kreisjugendamtes in Familien aufgenommen worden sind. Eine Aufnahme von Pflegekindern ohne Erlaubnis wird nach§ 30 R. I. W. G. mit Geldstrafe bis zu 100000 RM.— einhunderttausend Reichsmark— oder mit Haft, oder mit Gefängnis bis zu 3— drei.— Monaten bestraft. Aus diesem Anlaß wird erneut auf die von dem Herrn Regierungspräsidenten zu Minden erlassene Anordnung über die Regelung der Pflegekinder=Aufsicht vom 10. August 1924 aufmerksam gemacht. Jede Aufnahme eines Pflegekindes bedarf der vorherigen, schriftlichen Erlaubnis des Kreisjugendamtes. Alle diejenigen, die Pflegekinder halten, werden aufgefordert, die Anmeldung, soweit dies noch nicht geschehen ist, sofort bis zum 1. März 1928 nachzuholen, widrigenfalls bei nachträglicher Feststellung Geldstrafen zu gewärtigen sind. Die Polizeibehörden sind beauftragt, die Durchführung der Anordnung zu überwachen. Paderborn. den 15. Februar 1928. Kreisjugendamt Paderborn. Kreishaus, Busdorfwall 42. Der Vorsitzende: von Laer, Landrat. Nutzholz=Verkauf Donnerstag, den 23. Februar, morgens 10 Uhr anfangend, kommen nachstehende Nutzhölzer aus dem hiefigen Stadtwalde im Gasthof Wiemers hier, zum öffentlich meistbietenden Verkauf: Zirka 188 Fm. Fichtenstämme 1a—25, „ 377 St., Fichtenstangen 1. Kl., Gerüst=Stangen, „ 245 St. Fichtenstangen 2. Kl., Gerüst=Stangen, 118 St. Fichtenstangen 3. Kl., Gerüst=Stangen, 1000 St. Fichtenstangen 4.—8. Kl., 30 Rm. Schleifholz, 76 Fm. Buchenstämme 2.—4. Kl., 27 Rm. Buchenrollen, 11 Fm. Eschenstämme 2.—3. Kl., 1,67 Fm. Eichenstämme. Lichtenau i. W., den 17. Febr. 1928. Der Stadtvorsteher: Happe. Bürger=Schützenbund e. V. Paderborn 1926 Generalversammlung am 26. Februar 1928, 4 Uhr nachmittags im Vereinslokale Hotel„Graf Moltke“. Tagesordnung: 1. Begrüßung. 2. Verlesen der letzten Niederschrift. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. 4. Jahresbericht, 5. Kassenbericht. 6. Entlastung des Vorstandes. 7. Bericht über den Schützenball. 8. Neuwahl, des Vorstandes. 9. Besprechung über Schützenfest 1928. 10. Verschiedenes. Der Vorstand. Zwangsversleigerung Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen am 2. März 1928, vormittags 10 Uhr, an der Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 2. versteigert, werden die im Grundbuche von Bentfeld Bd. 3, Bl. 3(eingetragener Eigentümer am 29. Juli 1927, dem Tage der Eintragung des Versteigerungspermerks; der Schmiedemeister Ferdinand Nolte in Bentfeld) eingetragenen Grundstücke der Gemartung Bentfeld: a) Flur 9, Nr. 1507/525 bebauter Hofraum, Bauwiese 12,64 Ar, 350 M N.=W. b) Flur 9, Nr. 1505/490 Acker, Kamp 56,81 Ar, 3,56 Tlr. R. E. c) Flur 9, Nr. 1506/525 Hofraum, Bauwiese 0,51, Grundsteuermutterrolle Art. 241. Es ergeht die Aufforderung, Rechte soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren. spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten. Gebots nicht berück sichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Anspruche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden. Salzkotten, den 13. Februar 1928. Das Amtsgericht. Oberförsterei Horn(Lippe) Brennholz=Verkauf Am Freitag, den 22. Februar 1928, soll von morgens 10 Uhr ab in der Gastwirtschaft H. Poppe in Schlangen nachstehendes Holz öffentlich meistbietend verkauft werden. Försterei Kohlstädt: Steinbeck 2f Nr. 1243/1245= 7 Rm. Bu Klob. Rolvesgrund 3 Nr. 622, 668/689= 3 Rm. Esch. Klob., 107 Rm. Bu R'g. Hasselholz bac Nr. 1211/1239= 21 Rm. Bu Kupl., 75 Rm. Bu Rsg. Nr. 1246 2 Rm. Bu Knpl. Gr. Wolfsberg 6 Nr. 872/895, 907/912= 46 Rm. Bu Klob. u. Knpl., 29 Rm. Bu Astrsg. Kl. Wolfsberg 7 Nr. 982/1047= 86 Rm. Bu Klob. u. Kupl., 67 Rm. Bu Astrsg. Kehlsberg 8 Nr. 1100/1148= 67 Rm. Bu Klob. u. Knpl., 43 Rm. Bu Astrsg. Hasselholz 11a Nr. 690/696, 794/820= 1 Rm. Ta Knpl., 135 Rm, Bu Astrsg. Das. 12c Nr. 340/354 = 55 Rm. Bu Astrsg. Krähenberg 15 Nr. 530, 533, 542, 543, 581/612= 4 Rm. Ahorn Klob., 153 Rm. Bu Astrsg. Rabensknapp 16 Nr. 204/209— 22 Rm. Bu Astrsg. worsterei Nassesand: Schweinestaalshälse 35a Nr. 1621/1670, 1680/1699, 1671/1676= 131 Rm. Bu Klob. u. Knpl., 30 Rm. Bu Astrsg. Schürfeld 34e Nr. 2341/2392= 198 Rm. Fi Drfrsg. Recken 27ad Nr. 3141/3180= 35,5 Rm. Eichen Klob. u. Knpl. ungek. Försterei Oesterholz: Fürstenallee 86a Nr. 24/36, 38, 42, 43, 45/54= 1 Rm. Ei Klob. ungek., 13 Rm. Bu Klob. ungek., 17,5 Rm. Bu Klob. u. Knpl. gek., 15 Rm. Bu Astrsg., 6,5 Rm. Pa Knpl. ungek., 2,25 Rm. Bi Klob. u. Kuvl. ungek. 0,5 Rm. Bi Klob. ungek. Bruch 86c Nr. 44= 2 Rm. Erlen Kloben ungek. Königslau 878 Nr. 1189/1199= 8.5 Rm. Ki Klob. u. Knpl. Langelau 87be Nr. 1038/1073, 1100/1126, 1145= 74 Rm. Bu Klob., 117 Rm. Bu Astrsg., 0,5 Rm. Ki Klob. ungek. Lindelau 87e Nr. 1205— 1 Rm. Ki Klob. ungek. Eckelau 88b Nr. 546/548, 551= 4 Ei Starkbfn. Eckelau 89e Nr. 223/243= 105 Rm. Ki Drfrsg. Eckelau 90c Nr. 222= 0,5 Rm. Ki Klob. ungek. Holzverkauf Am Donnerstag, den 23. Februar 1928, vormittags 9 Uhr anfangend, sollen in den städtischen Forsten am Postdamm, folgende Hölzer an Ort und Stelle öffentlich meistbietend gegen Kredit verkauft werden: 250 Nummern Kiefern Abtriebsholz, zu Brettern, Bau= und Grubenholz geeignet, 20 Nummern Kiefern=Knüppelholz, 60 Nummern Kiefern= Abfallreisig 3 Büschen. Versammlungsort: 9 Uhr bei der Station Jägerheim, der Bahnstrecke Wiedenbrück=Sennelager. Wiedenbrück, den 17. Februar 1928. Wilmes, Stadtförster. Bettler für Christus und das Heil der Seelen zu sein, mahnt Papst Pius XI. die Katboliken der Welt und bittet sie dadurch flehentlich, seine Missionskasse durch reichliche Spenden zu stärken, damit er die riesigen Kosten der Missionierung der Heidenvölker bestreiten kann. Laß auch Du diesen Notschrei des Heiligen Vaters nicht ungehört verhallen! Opfere nach Deinem Vermögen viel oder wenig! Alle Almosen werden erbeten auf das Postscheckkonto Köln 47860 des FranziskusNaverius Missionsverein in Aachen, deutscher Zweig des Pärstl. Werkes der Glaubensverbreitung. Kein Geld in gewöhnl. Briefe legen. Landwirtschaftliche Braunschweig unt. Aufsicht der Landwirtschats kamm. AbgangsStellennachw. trei 4- bis Smonatiger Lehrgang. Rechnungsführerschule Residenz Theater Der Farmer von Tenas Mädchen scheu Sladt=Thealer, Paderborn. Dienstag, 21. Febr., 20 Uhr Unler Geschäslsaussicht. Schwank in 3 Akten von Franz Arnold und Ernst Bach. Karten: Junfermannsche Buchhandlung und Abendkasse Radlo gehe zur Zentrale Karlstraße Gelegenheitskauf! 2 Klaviere wundervolle Tonfülle. 650 u. 850 M(Garantieschein). Lieferung frei Haus. Fritz Jürgens fachm. Pianolager, Lippstadt i. W.. Stirper Straße 7. Achtung Am 28. März verteile ich wieder in Paderborn e. SammelLadung fein gemahlenen Düngekalk. Erbitte Aufträge von 1 Ztr. an K 2,90 einschl. Sack fr. Haus. Richard Mylord. Düngekalk=Großhdlg. 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Die Auswahl der Geschworenen Gleichmäßige Erfassung aller Bevölkerungsschichten.— Begründete Klage über mangelnde Heranziehung der Arbeiter.- Erlaß des preußischen Justizministers. Der Fall Roß. Auch ein Beitrag zur Unzulänglichkeit des Wahlsystems. Berlin, 19. Febr. Aus dem Reichstag wird uns geschrieben: Der auf der Reichstagswahlliste gewählte Zentrumsabgeordnete Dr. Emil Roß, Rechtsanwalt in Dortmund, ist aus der Zentrumsfraktion ausgeschieden. Dr. Roß wurde seinerzeit auf das Drängen einer Aufwertungsgruppe auf den Reichswahlvorschlag des Zentrums übernommen. In der Zentrumsfraktion hat er niemals eine besondere Rolle gespielt. Wenn er jetzt seinen Schritt damit begründet, daß seiner Auffassung nach die Zentrumsfraktion nicht genügend in Aufwertungsfragen sich ein= und durchgesetzt habe, so ist das nur ein billiger Vorwand. Warum tritt Dr. Roß mit diesen Vorhaltungen und mit seinem Entschluß erst jetzt hervor, nach dem schon seit Jahr und Tag die Aufwertungsfragen erledigt sind, und gegenwärtig der Reichstag und die Zentrumsfraktion sich nicht mit irgendeiner, die Aufwertungsgesetzgebung betreffenden Frage zu beschäftigen hat. Die Gründe für diesen Schritt des Abgeordneten Dr. Roß liegen vielmehr auf einem ganz anderen Gebiet, und sie zeigen uns wieder einmal die Unzulänglichkeit und den Unsinn des egenwärtigen Wahlsystems. Dr. Roß ist nämlich garnicht em eigenen Triebe gefolgt, als er seinen Austritt aus der Zentrumsfraktion erklärte, sondern er ist zu dieser Austrittserklärung von der Deutschen Volksrechts= und Aufwertungspartei kommandiert worden. Die Leitung dieser Partei hat an Dr. Roß einen Brief geschrieben, in welchem sie ihn auffordert, aus der Zentrumsfraktion auszutreten, weil er dort nicht Genügendes in Aufwertungsfragen leisten könnte. Wie merkwürdig ist ein Wahlsystem, das es möglich macht, daß irgendeine Partei eine andere Partei geradezu zwingen kann, einen Abgeordneten in ihre Reihen aufzunehmen, und daß dieser Abgeordnete dann nicht unter der Disziplin derjenigen Partei steht, innerhalb deren er sich parlamentarisch betätigt. Wahrlich, dieser Fall Roß ist ein klassisches Beispiel für den Unfug, der mit dem Wahlsystem von heute getrieben werden kann. * Daß diese ganze Aktion ein typisches Wahlmanöver ist. liegt naturgemäß auf der Hand. Dr. Roß hat es nicht für notwendig gehalten, das Mandat, das er vom Zentrum erhalten hat, über das aber, wie es sich jetzt ergibt, eine ganz andere Partei verfügt hatte, in die Hände des Zentrums wieder zurückzulegen. Er wird sich jetzt offenbar den bisher völkischen Abgeordneten Best und Seiffert anschließen, die im Wahlkampf sich als Deutsche Volksrechts= und Aufwertungspartei auftun wollen. Der Kampf gegen den„Schneeball“. Ueber 20000 Mark beschlagnahmt.— Postsperre im ganzen Reich. 14 Berlin, 19. Febr. In dem jahrelangen Kampf gegen das„Schneeball“= und„Goldregensystem“ haben durchgreifende Abwehrmaßregeln endlich einen größeren Erfolg erzielt. Seit langer Zeit wurde Deutschland besonders von Holland aus mit Prospekten überschwemmt, die verlockend aussahen. Ein„Goldregen“ sollte sich über das ganze Reich ergießen. Die Inflation mit ihren schweren Folgen kam den Holländern sehr zustatten. Viele Leute, die alles verloren hatten, glaubten mit wenigen Mark, wenn auch nicht alles, so doch etwas wiedergewinnen zu können. Man brauchte ja nur einige Mark über die Grenze zu senden, und die paar Karten, die man darauf erhielt, an den Mann zu bringen. Dafür standen, wie die Leute glaubten, erhebliche Gewinne, bares Geld und Wertsachen aller Art in sicherer Aussicht. In Wirklichkeit aber gewann, wie die Feststellungen der Kriminalpolizei ergaben, nur selten jemand, und diese wenigen waren Reklameleute, die mit den Unternehmern unter einer Decke steckten und ihre Gewinne ausnutzten, um den Umworbenen die Sache schmackhaft zu machen. Die Zahl und der Wert der Gewinne standen in einem argen Mißverhältnis zu den Summen, die alljährlich aus Deutschland hinaus in die Hände von Ausländern gingen. „Diese steckten ungeheure Verdienste ein. Alle öffentlichen Warnungen vor diesem Treiben blieben erfolalos. Da entschloß sich die Staatsanwaltschaft zu einer umfassenden Maßnahme. Auf ihre Veranlassung wurde in Berlin eine Zentralstelle zur Bekämpfung dieser Systeme für ganz Preußen eingerichtet. Zugleich wurde bei allen preußischen Oberpostdirektionen die Briefsperre durchgeführt. Als Deckadressen waren der„Kredit Kontinental",„rauer u. Co.“ und„Teymann", alle drei in Amsterdam, festgestellt worden. Als wieder eine neue Serie von Schneeballosen ausgegeben wurde, hielten die Postanstalten alle für diese Firmen bestimmten Briefe an. Im Laufe von vier Wochen wurden an 3000 Sendungen mit zusammen über 21000 Mark beschlagnahmt. Hiernach kann man sich einen Begriff von den Summen machen, die seit dem Aufkommen dieses Unfugs dem deutschen Nationalvermögen entzogen und ins Ausland abgewandert sind. Gegen alle Absender der beschlagnahmten Briefe ist ein Strafverfahren eingeleitet worden. Die Teilnahme an diesen Systemen ist verboten, weil es sich um ausländische Lotterien handelt. Auch mit den Steuerbehörden werden noch Auseinandersetzungen folgen. Mit besonderer Schärfe wird gegen diejenigen vorgegangen werden, die für die Unternehmer durch Reklame und Propaganda tätig gewesen sind. Es handelt sich in allen Fällen um gerichtliche Verfahren. Die Staatsanwaltschaften der anderen deutschen Länder haben sich jetzt dem Vorgehen Preusiens angeschlossen, so daß im ganzen Reiche die Postsperre verhängt worden ist. Es ist aber zu erwarten, daß die ausländischen Unternehmer ihr Spiel fortsetzen und nur die Deckadressenändern werden. Jeder, der künftig Zusendungen dieser Art erhält, wird gebeten, die ganze Sendung einschließlich des Briefumschlags umgehend an Kriminalkommissar Possehl den Leiter der Zentralstelle, Dienststelle F. 8 im Polizeidienstgebäude in der Georgenkirchstraße 30 A zu Berlin einzusenden. Stapellauf. Eigener Drahtbericht. Kiel, 18. Febr. Auf der Werft der Deutschen Werke Kiel lief heute das Doppelschraubenmotorfrachtschiff„Süd=Americano“ vom Stapel, nachdem Frau Generalkonsul Ivaran Christensen aus Oslo die Taufe vollzogen hatte. Das Schiff ist bestimmt für die„A. S.=Linia Sud Americana“ in Oslo. Die„Sud Americano“ hat eine Tragfähigkeit von etwu 8100 Tonnen. Die Ablieferung erfolgt Ende Juni dieses Jahres. Aus einer für weiteste Kreise der Bevölkerung bedeutsamen Allgemeinen Verfügung des Preußischen Justizministers wird amtlich folgendes mitgeteilt: „Dem Grundgedanken, auf dem die Einrichtung der Schwurgerichte und der Schöffengerichte beruht, können diese Gerichte nur dann gerecht werden, wenn nach Möglichkeit alle Bevölkerungsschichten gleichmäßig zum Amte als Geschworene und Schöffen herangezogen werden. Bereits in der Allgemeinen Verfügung vom 17. 8. 1921 ist auf diesen Gesichtspunkt und insbesondere auch auf die Notwendigkeit einer angemessenen Berücksichtigung der Arbeiterschaft und ihr gleichstehender Personenkreise bei der Wahl der Schöffen und Geschworenen hingewiesen worden. Gleichwohl sind in der letzten Zeit wiederholt Klagen darüber laut geworden, daß die Arbeiter im Verhältnis zu anderen Berufskreisen nicht in ausreichendem Masse berücksichtigt worden seien. Vom Justizminister veranlaßte Feststellungen haben ergeben, daß diese Klagen, wenigstens für eine Reihe von Bezirken, begründet sind. Aufgabe des Amtsrichters als Vorsitzenden des für die Wahl der Schöffen und Geschworenen berufenen Ausschusses wird es sein, zur Beseitigung dieses Mißstandes in den Ausschußsitzungen stets mit Nachdruck auf die Wichtigkeit einer gleichmäßigen Verteilung der Schöffen und Geschworenen auf alle Bevölkerungsschichten, insbesondere auch auf die Arbeiterschaft, hinzuweisen. Bei vielen Amtsgerichten, insbesondere bei denjenigen der Großstädte und der Industriebezirke, ist die Zahl der alljährlich auszuwählenden Schöffen und Geschworenen so groß, daß es nicht möglich ist, die Wahl auf solche Personen zu beschränken, Ausland. Polonaisen in Rußland. 1A Von der russischen Grenze, 19. Febr. Erstaunliche Nachrichten treffen aus dem Sowjetreich ein: es gibt wieder Polonaisen, wie in Deutschland in den unseligsten Zeiten des Kohlrüben winters: man steht an nach Butter, Eiern, Seife, Tee, Makkaroni und es ist nur ein schwacher Trost für die Mit glieder der Sowjetgenossenschaften, daß sie eine doppelt so große Ration von allem erhalten, während sich der„Bourgois" mit der Hälfte begnügen und sogar auf Stoffe, Wollwaren, Kleidung, Kartoffelmehl usw. zugunsten des Genossenschaftsmitgliedes gänzlich verzichten muß. Was ist die Ursache? Die unmittelbare Ursache ist die strikte Bestimmung der Regierung, alle verfügbaren Waren und Fertigfabrikate aufs Land zu senden, wo die Bauern bisher Polonaise stehen mußten und auch dann größtenteils keine Waren bekommen konnten, weil keine da waren. Jetzt soll dem Bauern Gelegenheit gegeben werden, entweder sein gehamstertes Geld, oder aber und vor allen Dingen sein zurückgehaltenes Getreide herauszurücken. Man will ihn zum Kaufen animieren. Darum muß die Stadtbevölkerung, müssen also selbst die erprobten Träger und Stützen des Sowjetreiches, die Industrieproletarier nach den notwendigsten Gegenständen des täglichen Bedarfs anstehen. Bankrott! Nachträgliche Rechtfertigung des verbannten Trotzki? Vermutlich weder das eine noch das andere, vielleicht auch beides gleicherweise. Trotzki scheint in der Tat gerechtfertigt. Sein Pregramm war Einfuhr von Fertigwaren, Heranziehung ausländischen Kapitals, Lockerung des Handelsmonopols. Aber hinter diesem Programm steckte, nach außen hin natürlich sorgfältig verschwiegen, das Prinzip: danach das Nichts! Mit anderen Worten: Trotzki wollte dieses Programm nur deswegen durchgeführt wissen, um aus seiner Durchführung dem notleidenden Sowjetgedanken neue Lebenskraft zur Entfesselung der Weltrevolution, zur Verschüttung also der Quellen, aus denen er vorher die Kraft dazu schöpfen wollte, zuzuführen. Man darf nicht vergessen, daß mit dem Vorwurf des Verrats am Sowjetgedanken Stalin nur künstlich und fälschlich die Anklage gegen Trotzki konstruierte. Was kann Verrat am Sowjetgedanken anderes sein, als Rückfall in die Geistesverfassung des Bourgois? Diese nabeliegende, hier aber falsche Schlußfolgerung läßt immer wieder vergessen, daß in Wirklichkeit Trotzki der im Sinne der kommunistischen Ideologie Radikalere, Stalin der Opportunist war. Trotzki hat stets davor gewarnt, dem im Grunde seines Herzens„bourgoisen" Bauern auch nur einen Finger zu reichen. Stalin scheint im Begriff, ihm die ganze Hand zu reichen. Die Folge muß neu erwachender Zweifel an Stalins Taktik. Unzufriedenheit im Industrieproletariat, neue Stärkung der Opposition sein, die natürlich ohne Rücksicht auf spätere Konsequenzen zunächst Trotzki gerechtfertigt und als natürlichen Führer ansehen wird. Es ist klar, daß diese Entwicklung nicht zum wirtschaftlichen Ausgleich zwischen Europa und Rußland führen kann, daß sie aber beinahe zwangsläufig zur Erneuerung des inneren Kampfes führen muß. Englischer Diplomatenschub. Eigener Drahtbericht. London, 19. Febr. Auf den drei wichtigsten englischen Auslandsposten in Paris, Washington und Berlin stehen Veränderungen bevor. Der bisherige Berliner Botschafter Sir Ronald Lindsay ist bereits zum ständigen Unterstaatssekretär im Foreign Office ernannt worden. Der bisherige Unterstaatssekretär Tyrrell wird zum Botschafter in Paris ernannt werden. Das Agrement für ihn ist bereits nachgesucht worden. Als neuer englischer Botschafter in Berlin ist der bisherige englische Botschafter in Washington Sir Esme Howard in Aussicht genommen. Botschafter Howard hat im Interesse des Gesundheitszustandes seiner Gattin seine Versetzung von Washington auf den nächsten frei werdenden europäischen Botschafterposten bereits vor einiger Zeit in London angeregt. Botschafter Howard ist 64 Jahre alt. Im Jahre 1885 trat er in den diplomatischen Dienst ein, war Gesandter in der Schweiz von 1911 bis 1913, Gesandter in Stockholm von 1913 bis 1919, Botschafter in Madrid von 1919 bis 1924 und seit 1924 Botschafter in Washington. Der Cavell-Film im Unterhaus. Drahtbericht. London, 17. Febr. Im Unterhaus richtete das Mitglied der Arbeiterpartei Day an den Minister des Aeußeren die Frage, ob er von der deutschen Regierung Mitteilungen, die den Cavell=Film betreffen, erhalten habe. Chamberlain erklärte, angesichts des von dem Hersteller geschilderten Charakters des Films bat ich, dem Film beim zensieren besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Regierung hat keine Zensurmöglichkeiten über Filmangelegenheiten und mein Vorgehen die den Mitgliedern des Wahlausschusses bekannt sind. Daraus ergibt sich die Gefahr, daß zu Schöffen und Geschworenen Personen gewählt werden, die dazu nach den gesetzlichen Vorschriften nicht gewählt werden dürfen oder sollen, oder den Aufgaben des Amtes infolge körperlicher oder geistiger Ge brechen oder Zustände nicht gewachsen sind. Nach den dem Minister erstatteten Berichten wird dieser Gefahr auf verschie denen Wegen zu begegnen gesucht. Besonders zweckmäßig erscheint das folgende— schon in einigen Bezirken geübte— Verfahren: Es findet zunächst eine Sitzung des Ausschusses statt, die lediglich für die Vorbereitung der Wahl bestimmt ist. In dieser Sitzung benennen die einzelnen Mitglieder des Ausschusses Personen, die sie für die Wahl vorzuschlagen beabsichtigen, und zwar in einer über den tatsächlichen Bedarf hinausgehenden Zahl. Ein Verzeichnis der benannten Personen wird sodann der Gemeinde= und der Polizeibehörde übersandt, die auf Grund der bei ihnen vorhandenen Unterlagen feststellen, ob Anstände gegen die benannten Personen zu erheben sind, und das Verzeichnis mit ihren Bemerkungen an den Vorsitzenden zurücksenden. Demnächst findet eine zweite Sitzung des Ausschusses statt, in der— nach Bekanntgabe jener Bemerkungen— die Mitglieder ihre endgültigen Vorschläge machen und darauf hin die Schöffen und Geschworenen gewählt werden. Unter Umständen kann es auch genügen, daß die Ausschuß mitglieder Personen, die sie vorzuschlagen beabsichtigen, dem Vorsitzenden schriftlich mitteilen, daß dieser daraufhin die erforderlichen Erkundigungen bei Gemeinde= und Polizei behörde einzieht, und daß demnächst die Wahl vorgenommen wird, ohne daß eine vorbereitende Sitzung stattgefunden bat.“ war ganz persönlich und inoffiziell. Eine Woche später sprach der deutsche Botschafter hierüber mit mir. sagte ihm, was ich in dieser Sache bereits unterommen hätte. Vorher hatten schon einige Besprechungen zwischen Mitgliedern der deutschen Botschaft und Beamten des Foreign Office statt gefunden. Es ware offensichtlich für die Regierung untunlich. den Versuch zu machen, in das Ermessen der Filmaussichts behörde einzugreifen. Allerdings ist die Regierung daran interessiert, daß in Fällen, wo Erwägungen der Staatspolitik in Frage kommen, die örtlichen Behörden, bevor sie einc Entscheidung treffen, über diese Erwägungen völlig unterrichtet werden. Zu diesem Zwecke sind die Schritte getan worden, die die Regierung bereits unter nommen hat. aller Welt. Kommerzienrat Neven Du Monk 60 Köln, 19. Febr. Am 20 Februar konnte der Verleger der„Kölnischen Ze. tung".“ Kommerzienrat Dr. h. c. Alfred Neven Du Mont seinen 60. Geburtstag feiern. Alfred Neven Du Mont ist sei über dreißig Jahren Leiter eines der angesehensten deutsche Zeitungsunternehmen und genießt als vornehme sympathische Persönlichkeit nicht nur bei allen Berufsgenossen, sondern aud weit darüber hinaus hohe Achtung. Alle diejenigen, die ihn in seiner Tätigkeit auf dem ihm zugewiesenen hervorragenden Posten kennengelernt haben, vereinigen sich in dem Wunsche, daß ihm noch viele Jahre erfolgreichen Wirkens beschieden sein mögen. Unregelmäßigkeiten eines Galerieinspektors. Dresden, 19. In einer sozialdemokratischen Landtagsanfrage wird be hauptet, daß sich in der Dresdner Gemäldegalerie bedenkliche Korruptionserscheinungen gezeigt hätten. Ein Galerieinspektor wird beschuldigt. Kopieraufträge in großer Zahl an sich gebracht und so als Unternehmer Maler und Malerinnen beschätigt und diese entweder gar nicht oder ungenügend bezahlt zu haben. Wiederholte Beschwerden beim Ministerium sollen Unregelmäßigkeiten nur vorübergehend abgestellt haben. Es ließ sich bisher nicht in Erfahrung bringen, ob diese Angaben zutreffen. Vergiftung im Zuchthaus. Eigener Drahtbericht. Brieg, 18. Febr. Im hiesigen Zuchthaus haben eine Anzahl Strafgefan gene eine Flüssigkeit, die bei der Pantoffelherstellung verwandt wird, und von der sie annahmen, daß sie Spiritus enthielt, destilliert und gerrunken. Darauf mußten mehrere Gefange infolge Vergiftungserscheinungen ins Anstaltslazarett überführt werden, mo bereits zwei gestorben sind. „Schwein schlachten“ spielen... Ein Fünfjähriger, der seinen Spielkameraden schlachten will. Landau, 19. Febr. In dem benachbarten Städtchen Kandel hatte ein Junge im Alter von fünf Jahren zugesehen, wie ein Metzger im elterlichen Hause ein Schwein schlachtete. Er überredete nun einen fünf Jahre alten Spielkameraden, mit ihm„Metzger“ zu spielen. Sie schleppten ein Schlachtbeil, drei scharf geschliffene Metzgermesser, eine Schüssel mit heißem Wasser und eine Schüssel zum Auffangen des Blutes herbei. Dann ließ sich der ältere Knabe an Händen und Füßen binden. und der fünf Jahre alte Junge ging nun tatsächlich ans Schlachten. Er versetzte dem anderen mit der Axt einen Schlag auf den Kopf. daß dieser sofort bewußtlos wurde. Dann holte er eines der drei Metzgermesser und setzte zum Stich an. Im letzten Augenblick konnte der Junge durch herbeieilende Hausbewohner zurückgehalten und so größeres Unglück vermieden werden. Der bewußtlose Junge, der schwere Kopfverletzungen davontrug, wurde in ärztliche Behandlung gegeben. Unkergang eines amerikanischen Tankdampfers Eigener Drahtbericht. Tokio, 17. Febr. Heute trafen hier auf einem Fischerfahrzeug 21 Ueberlebende des amerikanischen Tankschiffes„Chuky“ ein, das, wie sie berichteten, am 19. Januar von San Pedro nach Inan abgegangen war und am Mittwoch explodierte. Der Kapitän und 18 Mann der Besatzung wurden getötet. Von den Ueberlebenden sind mehrere bei der Explosion verletzt worden. ∆m öffentliche Meinung hat entsch“ 50 TE JGER EINE MIL LION WAGEN D gerSAUE OT Die Ford Motor Company hat im Monat Januar über 1 Million neuer Ford=Wagen an das Publikum fest verkauft— und damit einen Erfolg erzielt, dessen gigantische Ausmaße auch die günstigsten Voraussagen in den Schatten stellen. Der neue Ford ist ein Wunder! Die Automobil-Sachverständigen aller Länder anerkennen freimütig die im wahren Sinne des Wortes unvergleichliche Güte des Materials, die Präzision seiner Verarbeitung und die geniale Lösung aller technischen Einzelheiten. Die Fahreigenschaften des neuen Ford erst recht sind eine Sensation! Die Elastizität des Motors, das Anzugsmoment, die Wirkung der Vierradbremsen und die ausgezeichnete Federung sind eine Uberraschung für jeden Automobilisten. 1908 schuf Henry Ford aus einem Spielzeug für Millionäre einen Gebrauchsgegenstand für Millionen. 1928 gaber den Millionenedas Fahrzeug des Millionärs Mit der Umstellung seiner Werke hat Henry Ford in der Geschichte der Automobilindustrie ein neues Kapitel aufgeschlagen. Henry Ford hat die Preisgrundlage im Automobilbau erschüttert, indem er durch eine ungeahnte und in ihren wesentlichen Elementen der Offentlichkeit zur Stunde noch unbekannte Vervollkommnung seiner Mittel und Methoden einen neuen Wertstandard geschaffen hat. Das Verhältnis von Wert und Preis ist ein anderes geworden. Nic zuvorward dem Käufer eines Automobils für jeden Pfennig der Kaufsumme ein so vollkommener Gegenwert geboten! OSR TRIUMPH DES NEUENF IWO WR8 Auch Ihnen wird eine Probefahrt’ im neuen Ford ein Erlebnis sein! Wenden Sie sich an Ihren Fordhändler! 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