Nr. 349. Erstes Blatt. estfälisches Besninber 8 Einzelverkaufspreis 10 Paderborn, Dienstag, 15. Dezember 1925 Volksblatt im Jahre 1348. Der Sauerländer: Der Freimütige an der Haar s Anzeiger und Handelsblatt für Westfalen und angrenzende Gebiete Erscheint täglich morgens außer an Sonn= und Feiertagen. Bezugspreis durch die Post bezogen 2,82 Mark, durch Boten 2,80 Mark monatlich.— Preis der Einzelnummer 10 Pfg.— Bei Eintritt höherer Gewalt, Betriebsstörung. Papiermangel, Versagen der Lieserungsmittel 2c. wird keine Gewähr für Lieferung und Leistung übernommen. Gratis=Beilagen Illustrierte Beilage: Die Zeit im Bild Die Truhe mit Sonntagsfeier Heimatborn: Praktischer Ratgeber Anzeigenpreis: 1 mm Höbe, 84 des Verbreitungsgebietes 08..“ Pla., für p breit, für Anzeigen außerhalb ietes sowie für alle amtlichen und FinanzAnzeigen aus dem Verbreitungsgebiet: Stellenanzeigen und kleine Priva 10 Pfg. Familienanzeigen, Stellenanzeigen und kleine PrivatAnzeigen 10 Pfg., Sammelanzeigen 20 Pfg.; für die Reklamespalle 89 mm breit, 1 mm hoch 75 Redaktion und Geschäftsstelle: Resenstraße 13a.— Telefon: Sammelnummer 8251.—. Drahtadresse: Volksblatt Paderborn.— Postscheckkonto 1534 Hannover Triest oder Hamburg? Unnatürliche Begünstigung des Adriahafens durch die Tschechoslowakei. Von unserem Prager Korrespondenten. Anläßlich der für den 17. Dezember 1925 angesetzten Eisenbahnkonserenz in München, welche darüber entscheiden soll, ob der Warenverkehr aus der Tschechoslowakei nach Triest oder nach Hamburg bezw. Bremen geleitet werden soll, übermittelt uns unser Prager arbeiter nachstehende Ausführungen, aus denen unzweideutig hervorgeht, daß die bisher zutage getretene auffällige„Begüu des Triester Hafens durch die tschechoslowalfs Regierung gegenüber Hamburg und Bremen keineswegs aus Gründen volkswirtschoftlicher Vorteile geschieht, sondern in der Hauptsache auf politische Motive zurückzuführen ist. „„„„ Prag, 13. Dez. Der Hauptreferent der. tschechoslowakischen Republik, der auf der am 17. ds. Mts. in München zusammentretenden Eisenbahnkonserenz das Wort ergreifen wird, hat die Aufgabe, die Teilnehmer an der Beratung davon zu überzeugen, daß die so auffällige Bevorzugung des Triester Hasens durch die tschechoslowakische Regierung für den Ueberseeverkehr aus der Tsechchoslowakei tatsächlich auf rein wirtschaftliche Erwägungen zurückzuführen ist, ein Versuch, der ihm kaum völlig glücken dürfte, denn die durch eine von tschechischer Seite geförderte unwirtschaftliche Tarifpolitik geschaffeue Situation kann nicht geeignet sein, Verhältnisse zu bilden, welche vom wirtschaftlichen Standpunkte aus gutgeheißen werden können. Bisher hatte man das strittige Problem— den Verkehr aus der Tschechoslowakei nach Triest oder nach Hamburg und Breinen zu leiten— in der Form eines Tarifkampfes zwischen den tschechischen, österreichischen, italienischen und jugoslawischen Eisenbahnen einerseits und den reichsdeutschen Bahnen andererseits lösen wollen. Die reichsdeutsche Bahn hatte einen durchaus ungleichen Kampf zu führen, da die andere Bahngruppe am italienischen Gütertarif beteiligt war und insolgedessen Vorteile genoß, wie sie ähnlich der Konkurrentin in keinem Falle zugute kamen. Trotzdem wickelte sich der Ueberseeverkehr aus der Tschechoslowakei noch eine Zeit lang über Hamburg und Bremen ab, bis im Verkehr aus der Tschechoslowakei nach Triest jene Frachtsätze für die Güterbeförderung eingeführt wurden, welche im Verkehr aus der-Tschechoslowakei auf den reichsdeutschen Linien nach Hamburg bezw. Bremen in Geltung waren; ron diesem Zeitpunkte an ging dank der Mithilfe der tschechischen staatlichen Behörden durch eine ständig wachsende Einflußnahme aus die Industriekreise und mit Rücksicht auf die zahllosen Begünstigungen, die auf tschechischer Seite den Transporteuren gewährt wurden, um die starke Konkurrenz der deutschen Bahnen völlig auszuschalten, der tschechoslowakische Verkehr nach Uebersee über Hamburg und Bremen stark zurück, trotzdem diese beiden Hafen aus der Tschechoslowakei viel leichter und in kürzerer Zeit erreicht werden können als der Triester Hasen, der übrigens bezüglich seiner Einrichtung und seines Schiffsverkehrs keinen Vergleich mit der Ausstattung und den Verkehrsmöglichkeiten der reichsdeutschen Häfen aushalten kann. Es ist ein ofsenes Geheimnis, daß die tschechische Staatsbahnverwaltung zugunsten Triests bezw. des Triester Tarifes beträchtliche Opfer gebracht hat und sich im Interesse der Entwicklung des Triester Hafens auch weiterhin Opser auferlegen wird, die früher oder später von den wirtschaftlichen Kreisen der tschechoslowakischen Republik getragen werden müssen. Denn durchaus ungesund sind Tarifbestimmungen, nach denen es, wie ein deutsches Prager Blatt kürzlich festgestellt hat, möglich ist, daß ein Waggon Zucker von Prag nach Kaschau— ein Bahnweg von nicht ganz einem Tag— mehr kostet als nach Triest, bis wohin er fast drei Tage Fahrzeit benötigt! Dieser wirtschaftliche Widersinn kann seine Erklärung nur finden in politischen Motiven, denen man auch in anderer Hinsicht in der Tschechoslowakei zu huldigen pflegt und die in diesem Falle darauf hinauslaufen,„gesamtstaatliche Interessen" durch Ausschaltung Deutschlands aus dem Wirtschaftsund Verkehrsnetz der frankophil eingestellten Tschechoslowakei zu wahren. Diese Absicht geht auch aus Ausführungen hervor, die der Vorstand der kommerziellen Abteilung des Eisenbahnministeriums, der Sektionschef Dr. Lankas, in einer Sitzung des Zentralausschusses der kschechoslowakischen Industriellen kürzlich gelan hat: danach sei das Problem der beiden Tarise nach Hamburg und Triest eines der schwierigsten, denn nicht nur die Interessen der Transporteure seien mit diesen Tarifen verbunden, sondern es sei klar, daß die Lösung dieses Problems ein gesamtstaatliches Interesse berühre, sodaß auch verschiedene„Umstände politischer Natur“ nicht außer acht gelassen werden dürften... Wenn er des weiteren darauf verwies, daß die tschechoslowakischen Staatsbahnen bei der Ausarbeitung des Triester Tarifes viel zu bedeutende Opfer gebracht haben, um sie dauernd tragen zu können, so geht daraus hervor. daß in dieser rein wirtschaftlichen Frage die TschechoKochs Versuche. Der Demokrat Dr. Koch mit der Regierungsbildung beauftragt. Verhandlungsbereitschaft aller Parteien. Der Auftrag an Dr. Koch. Meldung des Wolff=Büros. Berlin, 14. Dez. Der Reichspräsident empfing heute vormittag den Reichsminister a. D. Abg. Dr. Koch(Dem.) zu einer Besprechung über die zurzeit gegebene politische Lage und die Regierungsbildung und richtete hierbei an Dr. Koch das Ersuchen, auf der Grundlage der Großen Koalition die Regierungsbildung zu übernehmen. Reichsminister a. D. Dr. Koch erklärte sich zur Uebernahme dieses Auftrages bereit. Dr. Erich Koch wurde am 26. Februar 1875 als Sohn eines Schuldirektors in Bemerhaven geboren. In Oldenburg durchlief er das Gymnasium und studierte dann in Lausanne, Bonn, München und Berlin Rechtswissenschaften. In München war er Mitglied des staatswissenschaftlichen Seminars von Lujo Brentano. Noch vor Ablegung des Assessorexamens wurde er 1901 in Delmenhorst zum Bürgermeister gewählt, ebenso als Mitglied des oldenburgischen Landtages(nat.=lib.). Erst 1902 machte er, des Abschlusses wegen, in Oldenburg das Assessorexamen. Delmenhorsts Bürgermeister blieb er bis 1909. Dann wurde er Stadtdirektor von Bremerhaven. Gleichzeitig vertauschte er seinen Sitz im oldenburgischen Landtag mit einem solchen in der Bremischen Bürgerschaft. In Bremerhaven blieb er nur bis 1913. Dann erfolgte seine Wahl zum Oberbürgermeister von Kassel. Als solcher wurde er 1913 auch Mitglied des preußischen Herrenhauses. Auch im Vorstand des deutschen und preußischen Städtetages nahm er einen Sitz ein. Bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Januar 1019 wurde er als zugkräftiger Kandidat auf die Liste der deutschdemokratischen Partei gesetzt und auch gewählt. In der deutsch=demokratischen Fraktion der Nationalversammlung nahm er bald eine hervorragende Stellung ein, und als im Oktober 1919 die Demokraten wieder dem Kabinett beitraten, übernahm Dr. Koch im Ministerium Bauer das Ministerium des Innern. Im März 1920. während des Kapp=Putsches, hat er sich durch seine entschlossene Haltung bemerkbar gemacht. Er behielt das Innenministerium auch unter Müller und Fehrenbach. Unter Müller war er auch Stellverteter des Reichskanzlers. Dagegen lehnte es Koch ab. unter Beibehaltung seines Portefeuilles in das Kabinett Wirth(Mai 192., während der Reparationskrise) einzutreten. In den Wochen kurz vor seinem Abgang hatte er Vorschläge zur Vereinfachung der Reichsverwaltung vortage vertritt er den Wahlkreis Weser=Ems. versucht die Regierungsbildung. Eigener Drahtbericht. X Berlin, 14. Dez. Alsbald nach seinem Besuch beim Reichspräsidenten und nach der Annahme des Auftrages zur Kabinettsbildung hat Dr. Koch die Fühlung mit den Parteien, die für die große Koalition in Prage kommen, ausgenommen. Er verhandelte zunächst mit den Herren Marx und Fehrenbach vom Zentrum, die ihm die Unterstützung ihrer Partei zusagten. Hierauf empfing er als Vertreter der Sozialdemokratie die Herren Müller=Franken. Wels und Dittmann. In sozialdemokratischen Kreisen ist die Berufung des demokratischen Führers sympathisch ausgenommen worden, wahrscheinlich sympathischer, als wenn ein Zentrumsmann den Auftrag erhalten hätte. Auf Grund der Unterredung mit Koch haben die sozialdemokratischen Führer ihren Parteivorstand einverufen, um erneut zur Frage der Regierungsbildung Stellung zu nehmen. Die Annahme des Auftrages zur Regierungsbildung durch den demokratischen Führer wird in der demokratischen und sozialdemokratischen Presse als ein Beweis von Mut und Konsequenz bezeichnet, und das mit Recht. Koch selbst hat in einer Unterredung, die er unmittelbar nach seiner Berufung gewährte, gesagt, man müsse die große Koalition nicht nur empfehlen, sondern sich auch für sie einsetzen. Wenn der Abgeordnete Fehrenbach gestern auf die Anregung des Herrn Reichspräsidenten nicht eingegangen ist, so lassen sich dafür gute Gründe anführen. Zu einer bloßen Vermittlertätigleit als Vorbereitung etwa für eine Kanzlerschaft Dr. Luthers hat das Zentrum keine Veranlassung. Was die Uebernahme eines offiziellen Auftrages zur Regierungsbildung angeht, so kann nach Lage der Dinge ein derartiger Auftrag jetzt mit größerem Erfolge von den Vertretern der demokratischen Partei angenommen werden. Ueber die Schwierigkeiten, die sich seiner Mission in den Weg stellen. wird sich Dr. Koch nicht im unklaren sein. Die Aussichten für das Gelingen seiner Versuche sind angesichts der Haltung der beiden Flügelparteien der großen Koalition nicht gunstig. In beiden Parteien ist die Aussassung stark vertreten, daß ein gemeinsames Regieren unmöglich sei. Beide Parteien berufen sich auf Aeußerungen der anderen Seite, um diese Unmöglichkeit zu beweisen. Der „Votwarts“ schreibt heute abend über die Hindernisse für die große Koalition folgendes: „Die Hindernisse liegen darin, daß die Deutsche Volkspartei keine republikanische Partei ist, und daß sie außerdem in sozialen Fragen Auffassungen vertritt, die denen der Sozialdemokratie geradeswegs entgegengesetzt sind.“ Dieser Charakteristik kann man nicht jeden Wahrheitsgehalt absprechen. Auf der anderen Seite zeigt die Sozialdemokratie nicht dasjenige Maß von Entgegenkommen, das unerläßlich ist, wenn es überhaupt zu Verhandlungen kommen soll. Sie glaubt offenbar, sich für eine Zeit aufsparen zu sollen, die sie für günstiger hält. Das ist eine gefährliche und nicht vom Allgemeininteresse diktierte Taktik. Sozialdemokraten und Deutsche Volksparteiler haben bisher auch noch nicht eine Minute lang über ein sachliches Regierungsprogramm verhandelt. Das muß festgestellt werden. Die allernotwendigste Voraussetzung für eine Verständigung fehlt also noch. Sie läßt jetzt, nachdem der Auftrag zur Regierungsbildung erteilt worden ist, hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten. Der deutschnationale Lokalanzeiger schreibt: Man werde bald sehen, wie innerlich unwahr das Geschrei nach der großen Koalition ist. Wir sind anderer Meinung, weil wir Auffasjungen vom Staatswohle und Gemeininteresse haben, die von denen der Deutschnationalen durch eine breite Kluft getrennt sind. Der Gegensatz zwischen der Deutschen Volkspartei und der Sozialdemokratie wurzelt in der abweichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Betrachtungsweise, die auch die Verständigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erschwert. So sicher wie die letztere vom Allgemeinwohl unbedingt gefordert wird, so sicher ist auch die Verständigung zwischen den beiden Parteien, die der politische Ausdruck der beiden Wirtschaftsgruppen sind. Da gibt es nicht„innerlich Unwahres". sondern nur eine sehr ernste und reale Wahrheit. Ergänzend erfahren wir noch, daß die sozialdemokratischen Vertreter, die mit Dr. Koch verhandelt hatten, ihm gegenüber zum Ausdruck brachten, daß sie in seiner Betrauung eine Erleichterung der Lage erblickten, und daß sie über das von ihnen aufgestellte Programm zu verhandeln bereit seien. Sie legten Wert darauf, zu wissen, wie der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns sich zu den sozialen und wirtschaftlichen Fragen stelle. Daraushin hat Dr. Koch den Reichsarbeitsminister, der zurzeit nicht in Berlin ist. telegraphisch gebeten, nach hier zu kommen, um an den Verhandlungen teilzunehmen. Auch die Bayerische Volkspartei hat sich Herrn Koch gegenüber überraschend entgegenkomslowakei das politische Moment stärker betont als das wirtschaftliche, ein Umstand, der auf der Münchener Konferenz im Interesse der Objektivität wohl berücksichtigt werden müßte, umsomehr, als die tschechoslowakische Industrie, überwiegend in deutschen Händen befindlich, die Verkehrsaufnahme nach Hamburg und Bremen einerseits wegen der schnelleren und zuverlässigeren Beförderung, andererseits aber auch wünscht mit Rücksicht darauf, daß die gegenwärtigen Triester Tarife in irgendeiner Form die Volkswirtschaft in der Tschechoslowakei belasten werden. wenn die unnatürlichen Begünstigungen des Adriahafens auch weiterhin der tschechoslowakischen Republik so große Opfer auserlegen wie bisher. Es steht fest, daß die tschecholowakische Industrie nach wie vor nach Hamburg und Bremen gravitiert und daß der Verkehr nach diesen beiden deutschen Häfen sofort dann wieder in dem früheren Umfange aufgenommen werden wird, wenn der künstlich verbilligte Tarif nach Triest nicht mehr gehalten werden kann. Die einseitige Begünstigung kann auf deutscher Seite nur eine Mißstimmung hervorrufen, die keineswegs geeignet erscheint, das für das tschechoslowakische Wirtschaftsleben wichtige Zusammenarbeiten der beiden Staaten irgendwie zu fördern. Alles Künstliche ist zudem ungesund; es scheint an der Zeit, die maßgebenden Prager Kreise daran zu erinnern, daß die natürliche Entwicklung sich nicht verhindern läßt und daß es für sie nur von Vorteil sein kann, wenn sie Lasten ablehnen, die vielleicht einmal dem begünstigten Triester Hasen zugute kommen— könnten. wenn nicht die zwingenden wirtschaftlichen Notwendigkeiten die tschechoslowakische Industrie zur Flucht nötigen werden vor einer Tarifpolitik, die so unnatürlich ist, daß sie nicht erkennt, wie sehr die wirtschaftliche Entwicklung dieses Staates von Deutschland abhängt, welch ungeheuer größere Bedeutung das deutsche Reich für die Volkswirtschaft der Tschechoslowakei hat als Italien und wie widersinnig es ist, eine Politik der Nadelstiche betreiben zu wollen in einer Zeit, da die Welt an den Wiederaufbau dessen geschritten ist, was die jüngste Vergangenheit zerstört hat.—9.— mend geäußert. Am reserviertesten, wenn auch prinzspiell zu erhandlungen bereit, verhält sich die Deutsche Volkspartei. Sobald der demokratische Führer die Parteien zu sachlichen Verhandlungen eingeladen hat, wird die ganze Frage der großen Koalition in das Stadium sachlicher Prüfung treten. Die ersten Besprechungen über das Programm werden am Dienstag stattfinden. " W o i e w i r h ö r e n, h a t t e M o n t a g a b e n d d e r A b g e o r d n e t e Fehrenbach eine längere Besprechung mit dem Abgeordneten Dr. Scholz. Fehrenbach wies erneut auf die Notwendigkeit der Bildung einer großen Koalition hin und erklärte, daß das Zentrum sich an keiner andern Regierung beteiligen werde. Deutsche Volksparkei und Regierungsbildung. Von unsereer Berliner Vertretung. X Berlin, 14. Dez. Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei trat am Montag abend nach der Plenarsitzung des Reichstages zu einer Fraktionssitzung zusammen, in der der Abgeordnete Dr. Scholz über den Stand der politischen Lage und über seine Besprechungen mit dem Abgcordneten Dr. Koch berichtete. Die Fraktion erklärte sich mit der Haltung ihres Vorsitzenden einverstanden, der sich bekanntlich dem Abgeordneten Koch gegenüber zu weiteren Verhandlungen bereit erklärte. Es wurde, wie wir weiter hören, der Meinung Ausdruck gegeben, daß nun endlich in eine Diskussion über die sozialdemokxatischen Programmpunkte eingetreten werden müsse. Die Wirtschaftsparkei und die Regierungsbildung. Telegramm umseres Korrespondenten. 56 Berlin, 14. Dez. Die Reichstagsfraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung nahm heute in einer Sitzung zu der Frage der Regierungsbildung Stellung. In ihrem Beschluß brachte sie zum Ausdruck, daß sie eine neue Regierung unterstützen werde, wenn nach dem Programm und der Zusammensetzung dieser Regierung die Gewähr dafür geboten sei, daß die Interessen des werktätigen Mittelstanes gevuhrend Berücksichtigung finden. Eine Beteiligung an der Regierung komme für die wirtschaftliche Vereinigung nicht in Frage. Loebes 50. Geburkstag. Dr. Luther bei Löbe. Eigener Drahtbericht. X Berlin, 14. Dez. Der Vorstand des Reichstages erschien heute unter der Führung des Vizepräsidenten Dr. Rießer bei dem Reichstagspräsidenten Löbe, um ihm zu seinem 50. Geburtstage die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen. Dr. Rießer überreichte dem Präsidenten eine prächtige Blumenspende. Geheimrat Galle, der Direktor beim Reichslage, übermittelte die Glückwünsche des Personals der Reichtstagsverwaltung. Im Laufe des Vormittags erschienen u. a. noch Staatssekretär Dr. Meißner, um die Glückwünsche des Reichspräsidenten von Hindenburg darzubringen. In der ersten Nachmittagsstunde fand sich Dr. Lutber ein und überbrachte die Glückwünsche der Regierung. und Beamtenbesoldung. Eigener Drahtbericht. * ,# Berlin, 14. Dez. Die heutige Reichstagssitzung begann um 3 Uhr nachmittags. Vor dem Sitz des Reichstagspräsidenten Loebe, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, sind Blumen aufgestellt. Vor Eintritt in die Tagesordnung nimmt Abg. Fehrenbach(Z.) das Wort, um im Namen des Reichstages dem Präsidenten herzliche Glückwünsche unter allseitiger Zustimmung auszusprechen. Präsident Loebe spricht dem Hause seinen Dank für diese Ehrung aus. Auf der Tagesordnung stehen die Anträge über die Besoldungsaufbesserung der Reichsbeamten. Mit der Beratung wird auf Antrag des Abg. Frich(Völk.) die Besprechung des Antrages auf Vorlegung einer Denkschrift über die Ministerruhegehälter verbunden. Der Hauptausschuß ersucht in einem Antrage die Regierung, den allgemeinen Teuerungszuschlag für die Beamten der Gruppen 1—4 von 12 K auf 25 Prozent, der Gruppe 5 und 6 von 12½ auf 20 Prozent zu erhöhen. Reichskanzler Dr. Luther erklärt, die Regierung teile den Wunsch des Reichstages, den Beamten zu helfen. Sie könne aber in ihrer Eigenschaft als geschäftsführende Regierung nicht dem Antrage des Hauptausschusses zustimmen, weil darin der künftigen Regelung vorgegrissen werde durch die Einführung eines lausenden Zuschlages zum Grundgehalt. Dagegen bitte die Regierung um Annahme des von der Bayerischen Volkspartei eingebrachten Antrages. Als einmalige Notmaßnahme wird noch vor Weihnachten gezahlt: 1. den Beamten, Wartegeld= und Ruhegehaltsempfängern, den Beamtenhinterbliebenen und Angestellten der Gruppen 1—4 eine Zuwendung in Höhe von einem Piertel des ihnen für Dezember 1925 zustehenden Monatsbezuges, den Beamten der Gruppen 5 und 6 eine solche in einer Höhe von einem Fünftel des Monatsgehalts, mindestens aber den Ledigen 30 4. den Empfängern eines Frauenzuschlages 85 M. den Empfängern von Kinderzuschlägen oder Kinderbeihilfen für jedes Kind, für das im Dezember 1925 ein Kinderzuschlag oder eine Kinderbeihilfe gezahlt wird, außerdem je 8 c. den Vollwaisen insgesamt 10 M. den Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen ein Viertel der ihnen für Dezember 1925 zustehenden Bezüge. Der Reichskanzker erklärt, dieser Antrag zwinge gerade in dringendsten Notfällen zu schnellerer und wirksamerer Hilfe als der Antrag des Hauptausschusses. Abg. Bänder(Soz.) schtidert die Notlage der Beamten. Abg. Laverenz(Dn.) weist auf die vielen Regierungserklärungen hin, in denen der Wille betont wurde, der Notlage der Beamten abzuhelfen. Der Reichsfinanzminister v. Schlieben sei zu Unrecht angegriffen worden. Auch nach seinem Ausscheiden werde es mit der Finanznot nicht anders werden. Eine Erhöhung der Gehälter könne bei der gegenwärtigen Lage nicht in Frage kommen. Es bleibt nur der Weg einer einmaligen Zuwendung. Mit dem Antrage der Bayerischen Volkspartei sind wir nicht einverstanden. Wir beantragen gemeinsam mit der Deutschen Volkspartei und der Wirtschaftlichen Vereinigung, daß auch die Beamten über die Besoldungsgruppe 6 hinaus die einmalige Beihilfe erhalten und daß diese Beihilfe für die Empfänger eines Frauenzuschusses 40 A statt 85 4 betragen soll. Abg. Morath(D. Vv.) tritt für Annahme des vom Abgeordneten Laverenz empfohlenen Antrages ein. Abg. Ersing(Ztr.) betonte, daß er die Frage der Beamtenbesoldung nicht zu parteitaktischen Manövern benutzen wolle. Dafür sei ihm die Notlage in der unteren Beamtenschaft zu groß. Auch im Ausschuß habe er sich an den parteipolitischen Erörterungen nicht beteiligt und er bedauere sehr, daß der Abgeordnete Morath von der Deutschen Volkspartei die Beamtenbesoldungsfrage glaubte parteipolitisch ausschlachten zu sollen. Der Reichskanzler habe den Reichstag gebeten, den Antrag des Haushaltsausschusses abzulehnen und zwar mit der Begründung, daß der Beschluß des Haushaltsausschusses der künftigen Regierung in der Besoldungsfrage vorgreife. In diesem Vorbehalt der Reichsregierung liege an sich etwas Berechtigtes. Der Ausschußantrag besage aber ausdrücklich, daß die gesamte, sich auf vier Monate verteilende Gehaltserhöhung zusammengefaßt vor Weihnachten noch in einer Summe ausgezahlt werden könne. Nach Auffassung des Redners wäre es wohl möglich gewesen, im Haushal sausschuß eine Verständigung zu finden, wenn die Regierung die Führung zwecks Herbeiführung einer positiven Lösung übernommen hätte. Trotz mehrfacher Aufforderung durch die Parteien des Ausschusses habe die Regierung das nicht getan und so habe denn der Ausschuß seinerzeit die Entscheidung selbst getroffen. Der Redner wünscht, daß die Reichsregierung ihre Bedenken gegen den Beschluß des Haushaltsausschusses überwinde und, falls der Reichstag diesem Beschlusse zustimmen sollte, ihn dem Reichsrat zur Annahme empfehle. An der scharf ablehnenden Stellungnahme des Reichskanzlers sei nicht zuletzt ein mehr als ungeschickter Artikel des„Vorwärts“ schuld. Die Anträge des Abgeordneten Morath bezeichnete der Redner als höchst unsozial. Gewiß sei die Lage der mittleren und oberen Beamten ebenfalls aufbesserungsbedürftig. Deutschland habe aber über eine Million Arbeitslose, die sich mit der kümmerlichen Arbeitslosenunterstützung durchschlagen müßten. Deren Notlage sei zweifellos viel schlimmer als die der oberen Beamtenschaft und daher bitte er, die Anträge des Herrn Morath abzulehnen. Die Erklärung des Herrn Reichskanzlers, daß er. falls der Reichstag die Ausschußbeschlüsse annehmen würde, diesen nichst feine##### stimmung geben werde, wurde einen Teil seiner Parteisteunde veranlassen, gegen die Ausschußbeschlüsse und für den Antrag des Abgeordneten Leicht zu stimmen. Mit dem anderen Teil seiner Parteifreunde werde der Redner für den Antrag stimmen und er möchte das Haus bitten, den Ausschußbeschlüssen beizutreten. Ein Vertreter des Reichsfinanzministeriums erklärt nochmals den Antrag des Hauptausschusses für unannehmbar. Abg. Schultz=Steglitz(Dem.) begründet eine Entschließung, die Reichsbahnverwaltung möge die Darleben mit Rücksicht auf die große Notlage der Beamten niederschlagen, mindestens aber die Einziehung der jetzt fälligen Beträge zu unterlassen. Es sei falsch, wenn die Regierung meint, der Antrag des Hauptausschusses bedeute eine Festlegung für die Zukunft. Er sei nur als Notmaßnahme gedacht. Die endgültige Regelung solle sofort nach der Neubildung des Kabinetts erfolgen. Die Regierungsdenkschrift sei irreführend und geeignet, die Oefsentlichkeit in tendenziöser Entstellung der Tatsachen gegen die Beamten einzunehmen. Vizepräsident Dr. Bell teilt mit, daß von den Sozialdemokraten namentliche Abstimmung über den Antrag des Haushaltsausschusses beantragt worden ist. Die Weiterberatung wird nach 7 Uhr auf Dienstag 1 Uhr vertagt.„„„ Vorher wurde noch die Novelle zur Rechtsanwaltsordnung an den Rechtsausschuß verwiesen. * Die Weihnachtsferien des Reichstages. Der Aeltestenrat des Reichstages hat beschlossen, die Sitzungen des Reichstages am 18. Dezember zu vertagen und am 8. oder 10. Januar wieder aufzunehmen. Vor der Weihnachtspause will der Reichstag die Erwerbslosenfürsorge, die Beamtenbesoldung, das Lohnsteuergesetz, die deutsch=russischen Handelsverträge und den Gesetzentwurf über die Entlastung des Reichsgerichts noch erledigen. Außerdem ist nach den bisherigen Dispositionen in Aussicht genommen, auch noch die Erklärung der neuen Regierung vor den Weihnachtsserien entgegenzunehmen. Der Fall Schillings im Landtag. 56 Berlin, 14. Dez. Eigener Drahtbericht. In der heutigen Sitzung des Landtages wurde die Etatsberatung des Landwirtschaftsministeriums fortgesetzt. Landwirtschaftsminister Steiger beantwortet die Interpellation Dr. Hoesch(Dn.) über die Pferdeeinfuhr aus Rußland. In Beantwortung der großen Anfrage Ladendorff (Wirtschftl. Verein.) macht ein Regierungsvertreter Mitteilung von den Maßnahmen zur Unterstützung der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. In der allgemeinen Aussprache über die landwirtschaftliche Verwaltung erklärt Abg. v. Winterfeldt(Dn.) die Belastung der Landwirtschaft durch Zinsen sei verhältnismäßig hoch gegenüber der Fiedenszeit. Abg.Schmelzer(Ztr.) bespricht die Frage der Aufwertung landwirtschaftlicher Hypotheken und der Rückzahlung landwirtschaftlicher Kredite. Landwirtschaftsminister Steiger betont gegenüber den verschiedenen Wünschen der Vorredner, das Landwirtschaftsministerium sei bereit, allen berechtigten Klagen eingehend nachzugehen und Mißstände abzustellen. Ein Regierungsvertreter gibt hierauf zur Frage des Zusammenbruches der Landbank eine Erklärung ab, in der es heißt: Sollte durch einen finanziellen Zusammenbruch der Landbank die Existenz von Siedlern gefährdet werden, so ist die Regierung bereit, zu Gunsten dieser Siedler helfend einzugreifen. Hierzu werden weniger staatliche Mittel erforderlich sein, als zur Stützungsaktion der Landbank. Wenn im übrigen behauptet wird, daß die Staatsregierung die Siedlungsfrage neuerdings für weniger dringlicher halte, so ist das selbstverständlich unrichtig. Es wird nun in die 3. Beratung des Kultushaushaltes eingetreten. Abg. Schwarzauf(D. Vpt.) erstattet den Ausschußbericht über die Anträge v. Campe(D. Vpt.) und Falk(Dem.) auf Errichtung einer pädagogischen Akademie auf simultaner Grundlage. Abg. Wildermann(Ztr.) gibt namens seiner Fraktion eine Erklärung ab, in der es heißt: Die Bekenntnisschule ist nach Ueberzeugung der Zentrumspartei die Schule, die die Gewissensfreiheit und die berechtigten Ansprüche aller Erziehungsberechtigten sicherFrancois Adrien Boieldieu. Zu seinem 150. Geburtstag am 15. Dezember. Von Erwin M. Oeser. Mit dem Namen Boieldieu verbindet sich das Gedächtnis an eine Glanzzeit der komischen Oper Frankreichs. Ihr Erfolg war ein allgemeiner, er hallet auch in Deutschland nach Francois Adrien Boieldieu ist einer der hervorragendsten Wegebereiter dieses Erfolges. Seine Hauptwerke: Calif von Bagdad. Die weiße Dame und Johann von Paris sind hundert Jahre nach ihrem Entstehen noch immer jugendfrisch geblieben. Auch heute noch erscheinen sie auf der Bühne, in Detaildarbietungen im Konzertsaal oder aus Anlaß anderer musikalischer Veranstaltungen. Für die Geschichte der Musik ist Böieldien's Werk als ein Markstein in der Entwicklung der komischen Cper unauslöschlich. Zugleich mit dem 150. Geburtstag des vielgefeierten Musikers jährt sich auch die glanzvolle Erstaufführung seiner„Weißen Dame“, im Dezember dieses Jahrees zum hundertsten Male. Die Bedeutung von Boieldieu's Schöpfungen ruht in der Bewegung, die unter seinen Tönen die komische Oper zu einer außerordentlichen Vertiefung durch einen romantischen Stimmungsgehalt genommen hat. Die ersten Anfänge, zu denen die kleinen komischen Opern„La dot de Suzette" und„La famille suisse“ und später das große Opernwerk„Zoraime und Zulnare" gehören, liegen noch mehr in einer leichtflüssigen erlich=liebenswürdigen Rhythmik, die ein Erbe der französischen komischen Oper verwaltet, ohne dabei nicht schon alle neuartigen Antriebe, die dieses Genie prophezeien ließ, zu enthalten. Der Wea bis zu den Erfolgen, die Boieldien für diese Werke ernten konnte, war ein dornenvoller. Wie bei vielen berühmt gewordenen Musikern äußerte sich seine Begabung zur Musik schon in früher Kindheit. In Rouen, der Stadt seiner Geburt, sang Boieldiu schon als Kind im Chor der Kathedrale mit. Von der Domschule empfing er seine erste musikalische Unterweisung. Der Domorganist Broche war dort sein Lehrer, der durch seine Strenge einmal die Flucht des etwa zwölfjöhrigen Knaben von Nouen nach Paris zu Verwandten veranlaßte. Die Eltern holten den Knaben wieder ein, und er verblieb bis zum sechzehnten Lebensjahr bei Broche, der sich zu einer milderen Erziehung verstand. Boieldieu besuchte in Rouen häufig die Oper; das Eintrittsgeld, das ihm mangelte, umging er durch allerlei Streiche. So soll er sich beispiels. weise schon Mittags in den Zuhörerraum geschlichen und sich dort bis zum Abend versteckt gehalten haben. In Rouen erntete er seinen ersten Kompositionserfolg, der— mit einer kleinen Oper— natürlich nur lokaler Art war. Im Alter von neunzehn Jahrenn kam er entgültig nach Paris. Mit Klavierstunden und Klavierstimmen mußte er sich anfangs mühsam durchschlagen, bis endlich durch einige kleinere Komnen(Chansons und Romanzen) die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt wurde. Seinen großen Aufstieg begründeten die beiden oben genannten kleinen Opern, die einen außergewöhnlichen Eindruck machten. Durch die Bekanntschaft und baldige Freundschaft mit Cherubini erschlossen sich Boieldieu neue Möglichkeiten, die im Gebiet dramatischer Durchbildung seiner Musik lagen. Der„Calif von Bagdad“ bildete nun den einstweiligen Höhepunkt seines Schaffens. Die prächtige, auch instrumental so überaus fein kolorierte, zierlich bewegte und melodisch reiche Ouvertüre allein nimmt für dieses Werk ein. Es mag wenige Opern geben, die solche Reize einer sangbaren Melodik, die doch scharf begrenzt und diszipliniert erscheint, besitzen; die so rein und ungekünstelt gebaut sind und so warm und echt in der Stimmung wirken. Der beispiellose Erfolg des Stückes— es wurde siebenhundertmal gegeben— sprach hier wirklich für die Güte des Werkes. Die eigentliche schöpferische Tätigkeit Boieldieu's ward nun längere Zeit so gut wie abgebrochen. Infolge mißlicher Familienverhältnisse— er hatte eine Tänzerin geheiratet— entfloh er gewissermaßen aus Paris und folgte einem Ruf Zar Alexanders nach Petersburg. Für den Fürsten mußte er alle Jahre drei Opern komponieren, deren Libretto dieser selbst auswählte. Diese Werke sind nicht berühmt geworden. Boieldieu kam 1811 nach Paris zurück.„Johann von Paris“ entstand, eine Oper von entzückender Grazie, der sich eine groteske Komik und rührende Innerlichkeit verband. Mit der Oper„Die weiße Dame“, der textlich ein in Schottland spielendes Libretto von Eugen Ceribe zur Unterlage dient, gewann Boieldieu erst die Höhe seiner Kunst. Einflüsse, die von Carl Maria von Weber her ihn berührten, lösten eine angeborene Begabung in ihm aus und befreiten sie zu überzeugender Wirkung: eine romantische Gefühlswelt, die anmutig mit volkstümlichen Elementen untermischt ist. Hier verbindet Voieldien graziöse Leichtigkeit und melodische Tonfülle, eine harmonische klangvolle Instrumentation, die ganzen Kunstwerte der komischen Oper in einem wundervoll vertieften romantischen Stimmungsgehalt.„Die weiße Dame“ ist ein unvergängliches Meisterwerk, das Boieldien selbst nicht mehr zu überbieten vermochte. Seine Kraft erlahmte und nach dem ersten mißglückten Versuch einer neuen Komposition entschloß er sich, seelisch zerquält, endgültig seiner Kunst zu entsagen. Der Lebensabend des großen Komponisten ist vielfach schmerzlich beschattet worden. Ueber den Künstler, der— wie Mozart— nach seinen glücklich, freundlichen heiteren Werken ein Sohn ewiger Freude zu sein schien, brach zum seelischen noch körperliches Leid herein, das finanzielle Sorgen sehr erschwerten. Er starb auf einer Reise nach Südfrankreich am 8. Oktober 1884. Der heutige Gedenktag seiner Geburt findet immer noch eine große Gemeinde, die die lebendige Gegenwart des Meisters feiert und dankbar wünscht, daß seine Werke nich ganz mögen von den Bühnen vergessen werden. Denn ihre Liebenswürdigkeit und reine Schönheit, die echtes Gefühl veredelt, wird immer nur gute Wirkungen ausüben. Bayreuth und seine Sendung. Ein Vortrag Siegfried Wagners in Berlin. Berlin, 14. Dez. Während Richard Wagner jede Gelegenheit gern willkommen hieß, sich über seine Ziele und sein Werk zu äußern, wahrt der Sohn eine verständliche Zurückhaltung, schon aus dem Gesichtspunkte heraus, vor allem Sachwalter und Pfleger des Erbes zu sein, dessen Bedeutung und Wert heute nicht mehr umstritten ist. Die peinlichen Vorgänge während des letzten Spieljahres, die aus kunstfremden, politischen Tendenzen Störungen in den Frieden der Festspiele trugen, waren Anlaß genug, daß Siegfried Wagner einer Einladung des„Vereins Berliner Presse“ folgte, und in diesem Kreise mit allem Nachdruck betonte, jede Politik läge dem Hause Wahnfried fern. Arle Gäste seien unterschiedlos willkommen bis auf jene„Snobs“, die überall dabei gewesen sein mußten. Bayreuth will der Kunst um ihrer selbst willen dienen. Diese Kunst aber ist traditionell gebunden. Das gilt für den Spielplar, das gilt auch für die Inszenierung und die Darstellung. Es ist die Stätte, an der die Wagnerschen Werke in ihrer Besonderheit und im Geiste ihres Schöpfers zur Darstellung kommen. Aus diesen Gründen lehnt die Familie Wagner auch die Erweiterung des Spielplans grundsätzlich av. Und damit hat sie recht. Wie Bayreuth von einer Bannmeile umgeben sein soll, die jedem politischen Zwist den Zugang wehrt, so kann das speziell für die Wagnerschen Kunst„Belange" technisch eingerichtete Haus nicht ein Kampsplatz der verschiedenen Kunstrichtungen werden. Burgfrieden auch in der Musik! Lassen wir das Festspielhaus für Wagners Werke, bis einmal eine Zeit kommt, die diese Musikanschauung überwunden haben wird. Solange aber noch Tausende zu den Festspielen reisen, erfüllt die Kunststätte ihren besonderen Zweck. Für das kommende Jahr sind keine Vorstellungen in Aussicht genommen. Dann aber wird man dort auch den annhäuser, hören, der nach Sicgfried Wagners Wort ein Lieblingswerk seines Vaters gewesen sei. Die finanzielle Lage ist günstig. Ein kleines Defizit von 18000 A erklärt sich aus den notwendig gewordenen baulichen Veränderungen. Wenn sich der Redner über den zu geringen Besuch aus Deutschland beschwerte, so darf er nicht vergessen, daß gern wohl mancher nach Bayreuth ginge, der auch alle Kosten aufbringen könnte, bis auf die, die durch den Aufenthalt in der Festspielzeit selbst verursacht werden. Die„Konjunktur“ der Festspielzeit gestattet aber fast nur dem die Reise, den man dort— nach Siegfried— nicht sehen will: dem Snob! Doch dies nebenbei! Freuen wir uns, daß der„Erbe von Bayreuth“ eingesehen und anerkannt hat, wic gefährlich politische Dissonanzen der Harmonie Wagnerscher Motive werden können. Lothar Band. Nr. 349. Zweites Blatt. Westfälisches Volksblatt Dienstag, 15. Dezember 1925 Aus dem Paderborner Land. Paderborn, 15. Dez. Aufbewahrung von Paketen als Handgepäck. Eine Erleichterung für Geschäftsleute und Kunden. Die Industrie= und Handelskammer für das südöstliche Westsalen zu Arnsberg teilt uns mit: Das Eisenbahn=Verkehrsamt in Paderborn hat inn= halb seines Bezirks eine Verkehrseinrichtung getroffen, die in der ffentlichkeit noch recht wenig bekannt ist: die Aufbewahrung don Waren, die in einem Geschäft gekauft sind, als Handgepäck. Es hat sicherlich schon mancher von auswärts kommende Kunde als äußerst lästig empfunden, wenn er in einer Stadt einen größeren Einkauf getätigt hat, daß er ein großes Paket bei noch anderen Besorgungen bis zum Abgang des Zuges mit sich herumtragen mußte. Im günstigsten Fall wurde zu einer bestimmten Zeit ein Bote zur Bahn geschickt, der dem Kunden das Paket an der Sperre übergab. Dieses Verfahren brachte aber auch manche Nachteile mit sich, wie Gebundenheit an eine bestimmte Zeit, durch gegenseitiges Warten Zeitverlust für Kunden und Angestellten. Nach der jetzigen Regelung erhält der Kunde im Geschäft nur eine gleiche Nummer, während das Paket mit der gleichen Nummer beklebt, dann durch einen Geschäftsboten zum Bahnhof getragen und dort der Aufbewahrungsstelle für Handgepäck gegen Empfangsbescheinigung übergeben wird. Später erscheint dann der Kunde am Handgepäckschalter des Bahnhofs, gibt die im Geschäft erhaltene Nummer ab, bezahlt die Gebühr von 20 Pfg. und erhält sein Paket; das er auf diese Weise nicht bei anderen Besorgungen mit sich herumzutragen brauchte. Geschäftsleute, die sich durch Einführung dieser erleichterten Paketbeförderung Kunden gewinnen und erhalten wollen, erhalten beim Eisenbahn=Verkehrsamt in Paderborn nühere Auskunft. + Aus der franziskanischen Karitas. Wer sich von der Liebestätigkeit des III. Ordens des hl. Franziskus überzeugen will, der versäume nicht am nächsten Sonntag die Arbeiten der Nähstube im katholischen Kinderhort zu besichtigen. Was gütige Hände alles aus abgelegten und neuen Stoffen hergestellt haben, und vielen eine Weihnachtsfreude werden soll, ist dort am genannten Sonntage ausgestellt. Gleichzeitig ist damit verbunden die Ausstellung der Spielsachen, die von den Hortdamen und Hortkindern angefertigt sind und zum Besten des Horts verkauft werden. = Im Dom sind jetzt die drei Langschiffe und der Choraufgang(Prälatentreppe) von den Gerüsten befreit, sie stehen nur noch auf dem hohen Chore und in den beiden Seitenchiffen. Die Ausmalungsarbeiten an diesen Stellen werden merhin noch 8 bis 10 Wochen in Anspruch nehmen. Das alte Spritzenhaus an der Krummen Grube— auf der sog. Kanzlei— das der freiwilligen Feuerwehr seit ihrer Gründung zur Unterbringung ihrer Geräte gedient hatte, ist in den letzten Tagen abgebrochen worden. Das Haus stand bekanntlich nicht auf städtischem, sondern fiskalischem Boden. Die Geräte der freiwilligen Feuerwehr sind bereits Anfang November in das neue Gebäude am Liboriberg übergeführt worden. Das Feuerwehrhaus macht übrigens in seinem frischen Anstrich einen vorzüglichen Eindruck, es gereicht zweifellos dem Liboriberge zur Zierde. Schade nur, daß es soviel Geld gekostet hat. *; Vorträge der Westfälischen Verwaltungsakademie Münster über Wohlfahrtspflege. Der für den 16. Dezember 1925 angesetzte Vortrag der Westfälischen Verwaltungsakademie Münster kann wegen Verhinderung des Redners nicht stattfinden. Der Vortrag findet dafür am 2. Januar 1926 nachm. 8 Uhr im Rathaussaale statt. Besondere Nachricht an die einzelnen Teilnehmer erfolgt nicht. lg. Schwurgerichtssitzung. Gestern stand vor dem hiesigen Schwurgericht die bekannte Schlägerei z. Zt. des Erntefestes in Westheim, wobei der Schäfer Vollbracht mit einem Bierglase so schwer am Kopf verletzt wurde, daß er an den Folgen starb, zur Aburteilung. Die Angeklagten Köster und ange erhielten 1 Jahr und 8 Monate, bezw. 6 Monate Gefängnes. Eingehenden Bericht über die Verhandlung bringen wir morgen. 5' Dienstjubiläum. Der Lagermeister Heinrich Götte steht am 15. ds. M. 80 Jahre ununterbrochen im Dienste der Firma Kohlenhandlung Wiemuth. Er ist in vielen Paderborner Familien, denen er jahrzehntelang die Kohlen brachte. kein Unbekannter und wird überall wegen seines bescheidenen. ruhigen Wesens gern gesehen. Die Firma hat in ihm einen bewährten treuen Mitarbeiter. = Haus= und Grundbesitzerverein. Eine außerordentliche Versammlung dieses Vereins tagte am Donnecstag abend im Bürgervereinssaale. Sie war gut besucht. In seiner Eröffnungsansprache gedachte der Vorsitzende, Postbetr.=Ass. a. D. Schmücker des verstorbenen Buchdruckerei=Besitzers Heydeck. Er war Mitbegründer des Vereins, gehörte seinem Vorstande bis in die letzten Lebenstage an und hat sich durch seine klugen Ratschläge um die Vereinssache hervorragend verdient gemacht. Die Versammlung erhob sich zu Ehren des Heimgegangenen von ihren Plätzen.— Dann wurde mit der T.=O. begonnen. Der Vorsitzende wies auf die in den letzten Tagen ausgegebene Vermögenserklärung hin. Sie ist diesmal allen Hausbesitzern zugestellt worden, und zwar auch solchen, die früher keine Vermögenserklärung abgeben brauchten. Es liegt indeß kein Anlaß zur Beunruhigung vor, die Kleinhaus=Besitzer werden auch fernerhin von der Steuer befreit sein. Der Redner erklärte dann die einzelnen in dem Formular zu beantwortenden Fragen, soweit er darüber beim Finanzamte, das selbst noch auf nähere Anweisung wartet, Auskunft erlangen konnte. In Zweifelsfällen wird die Geschäftsstelle gern bereit sein, die Mitglieder bei Ausfüllung des Formulars zu unterstützen.— Am 1. April n. Is. wird die Hauszinssteuer umgestellt werden. Zu diesem Zwecke werden den Hausbesitzern vom Finanzamte Fragebogen über die Höhe der Friedensmiete nach dem Stande vom 1. 7. 14 zugehen. Es ist dringend erforderlich, daß diese Angaben genau und bestimmt gemacht werden, wenn die Hausbesitzer Weitläufigkeiten und Schreibereien vermeiden wollen.— Nunmehr verbreitete sich Rechtsanwalt Dr. Rempe in einem klaren, gemeinverständlichen Vortrage über das Thema: Aufwertung und Selbsthilfe=Organisation. Im Jahre 1932 werden im allgemeinen die aufgewerteten Hypotheken fällig und es ist sicher, daß die meist geldbedürftigen Gläubiger auf pünktliche Bezahlung bestehen werden. Ausstand werden die Schuldner nur höchst selten und dann nur unter druckenden Bedingungen erhalten. Dies wird zweifellos für den gesamten deutschen Hausbesitz eine kritische Zeit werden, die geradezu verhängnisvoll werden kann, denn auf Hilfe von anderer Seite, etwa vom Staate, können sich die Hausbesitzer nicht verlassen. Sie müssen sich sebst helfen und das soll durch eine Selbsthilfe=Organisation geschehen, die der Zentral=Verband der deutschen Haus= und Grundbesitzer=Vereine mit der Hauptbank für Hypothekenschutz für seine Mitglieder geschaffen hat. Sie ist eine auf gemeinnütziger Grundlage beruhende Aktiengesellschaft, d. h. ihre Geschäftserträgnisse fließen den Mitgliedern zu. Das Selbsthilfe=Verfahren gestaltet sich nun wie folgt. Nach§ 7 des Aufwertungsgesetzes kann der Hausbesitzer in gleicher Höhe mit der Aufwertungshypothek eine Eigentümer=Hypothek eintragen lassen, die den gleichen Rang wie jene hat, also mündelsicher ist. Diese Eigentümer=Hypothek wird nun der Hauptbank für Hypothekenschutz auf 20 Jahre von dem Hausbesitzer übertragen, ebenso leistet dieser alljährlich eine bestimmte Zahlung. Die Bank gelangt hierdurch in den Besitz einer großen Zahl von Hypotheken und ist daher in der Lage, die erforderlichen Kapitalien zur pünktlichen Bezahlung der Aufwertungs=Hypotheken aufzubringen. Die Eigentümer=Hypothek fällt nach 20 Jahren an den Hausbesitzer wieder zurück. Der Redner empfiehlt den Vereinsmitgliedern von dieser durchaus soliden, von einem großen Teil des Haus= und Grundbesitzers gestützten Selbsthilfe=Einrichtung Gebrauch zu machen. Vor andern Anerbietungen, wie sie etwa von Versicherungsgesellschaften auf Grund komplizierter Lebensversicherungen empfohlen werden, sei dringend zu warnen. Die hiesige Gewerbebank hat sich erboten, die Vermittlung zwischen den Mitgliedern und der Hauptbank für Hypothekenschutz zu übernehmen. Der Red. ner beantragt, den Vorstand zu beauftragen, mit der Gewerbebank zu verhandeln und einen Vertrag mit ihr abzuschließen. Er fordert dann alle Mitglieder auf, der neuen Organisation beizutreten, damit sie ein Achtung gebietender Faktor im deutschen Wirtschaftsleben werde. Der Vorsitzende spricht dem Rechtsanwalt Dr. Rempe für seinen Vortrag den Dank des Vereins aus und weist dann ebenfalls auf die große Bedeutung des neuen Unternehmens für den Haus= und Grundbesitz hin. Sodann läßt er über den Antrag wegen der Verhandlungen mit der Gewerbebank abstimmen; er wird angenommen. Ein anderer vom Vorsitzenden begründeter Antrag, den Beitrag für 1925 auf 4 A zu erhöhen wird ebenfalls angenommen, abgelehnt dagegen wird der Zusatzantrag, wonach jedes Mitglied zum Bezuge des Münsterschen Nachrichtenblattes verpflichtet werden sollte. Weiterhin war die Versammlung damit einverstanden, daß der Verein den Charakter eines eingetragenen Vereins erwerben und daß eine personelle Aenderung in der Satzung vorgenommen werde.— Zum Schluß kam der Vorsitzende auf die Wohnungsdebatte in der vorletzten Stadtv.= Sitzung zurück und legte hierzu die Auffassung des Vereins über die Wohnungsnot und die Zwangswirtschaft dar. Die Hauptversammlung des Vereins wird im Januar stattfinden. Den Vortrag wird Abg. Lünenschloß=Haspe halten. Delbrück, 14. Dez. Wieder auf nahme des Autobusverkehrs. Der wegen des Schneewetters am 4. Dez. eingestellte, um 9 Uhr 40 Minuten von hier abfahrende Wagen der Wittekindgesellschaft verkehrt von morgen, 15. Dezember ab, wieder regelmäßig. Ankunft in Paderborn 10 Uhr 4 Min. + Beverungen, 14. Dez. Berufsjubiläum. Unser Polizeiassistent Schmidt feiert am 15. Dczember d. Is. sein 25jähriges Berufs=Jubiläum. Er war vom 15. Dez. 1900 bis tätig zu sein und hier noch sein 25 jähriges Ortsjubiläum zu feiern. 6' Vörden, 12. Dez. Unglücksfälle. In Papenböfen erlitt der Ackerknecht J. L. einen Schädelbruch mit Gehirnerschütterung durch Absturz von der Strohbanse. In Suumer wurde der Ackerknecht W. S. von einem Pferde beim Abschirren im Stalle das Schlüsselbein durch Drücken gegen die Stallwand gebrochen. In Löwendorf wurde bei der Bedienung der Strohpresse dem Ackerknecht J. B. beim Dreschen die rechte Hand zerquetscht. Von Haar und Lippstadt, 13. Dez. Mit der durch die Wirtschaftskrise hervorgerufenen Notlage weitester Kreise beschäftigte sich eine stark besuchte öffentliche Versammlung, die von der Zentrumspartei einberufen war. Stadtv. Hense hatte das Referat. Den Keim zu der in Lippstadt herrschenden Notlage erblickte Redner u. a. in der Stillegung der Deutschen Werke als einer Kriegsfolge, weshalb er die Forderung aufstellte, daß nicht nur die Stadt allein, sondera auch das Reich und das Land zur Tragung der dadurch entstandenen Kosten herangezogen werden müssen. Aufgabe der Stadtverwaltung und der in Betracht kommenden Korporationen müsse es sein, auch sernerhin nach Kräften zu versuchen, Wandel zu schaffen und Industrie nach hier zu ziehen, um den vielen Erwerbslosen Arbeitsmöglichkeit bieten zu können. Er verlangte, daß endlich einmal Ernst gemacht wird mit dem Ausbau des Lippeseitenkanals und des Hafens, der schon so lange auf sich warten läßt. Redner befürwortete ferner eine ausreichende Unterstützung der Erwerbslosen und Bedürftigen und forderte, daß auch der Kreis Lippstadt helfend eingreifen müsse. In der Aussprache machte u. a. Bürgermeister Holle Mitteilung von der Bereitstellung von 15 Millionen Mark für den Bau des Kanals und des Wujens durch den Reichsverkehrsminiver; das sei ein Lichtblick und bekunde die ernste Absicht, dieses Projekt jetzt tatsächlich in Angriff zu nehmen. Auch die Frage der Heranziehung von industriellen Betrieben werde nicht außer Acht gelassen. Die Stadtverwaltung stehe gugenblicklich mit einem Werke in Verhandlungen, das seinen Betrieb im Januar nächsten Jahres eröffnen will, sobald passende Räume beschafft sind. In Frage komme ein Teil der Deutschen Werke, mit deren Berliner Direktion gleichfalls Verhandlungen gepflogen werden. Wenn das Werk vorläufig auch nur weibliche Kräfte beschäftigen wolle, so sei dies doch ein guter Anfang. Der Bürgermeister schloß mit einer Warnung vor jenen Leuten, die es darauf abgesehen haben. Haß und Streit in die Stadt zu bringen und Bomben zu legen. Diesen Leuten müsse das Handwerk gelegt werden. Eine vernünftige Politik lasse sich nicht hinter den Biertischen, sondern nur mit ehrlichem, offenem Willen durchführen. Nur wahre Volksgemeinschaft sei imstande, über die gegenwärtigen Schwierigkeiten hinwegzuhelfen. V. Rüthen, 12. Dez. Grundstücksverkauf. Frau Witwe Berost, Königstraße, beabsichtigt, mit ihren Kindern Rüthen zu verlassen. Sie ließ deshalb am vorgestrigen Abend in der Gastwirtschaft Knickeberg ihr Grundvermogen: neues Wohnhaus mit Stallungen nebst 14 Morgen Ackerland öffentlich meistbietend zum Verkauf aussetzen. Für die gesamte Wirtschaft kam ungefähr ein Gebot von 18000 Mark heraus. * Kunst und Wissen. Stadltheater Paderborn. „Kabale und Liebe“ von Schiller. (0 Am Dienstag abend wagte unser Schauspiel wieder einen Wurf. Es brachte sogar ein Drama aus der klassischen Dichtung, Schiller=„Kabale und Liebe“. Für die Spielleitung war es keine Kleinigkeit, das umfangreiche Werk in der knappen zur Verfügung stehenden Zeit ohne Vorwärtsjagen und allzu böse Striche herauszubringen. Doch Schillers Sturm wurde hübsch in Abschnitte eingeteilt, manchmal mit Brausepulver, manchmal auch nur mit der bekannten matten Limonade gereicht. Wellen stürzen, ungerecht aufgerichtete Throne geraten ins Wanken, Pflichten branden gegen Pflichten, Gefühle gegen Gefühle, und ein innerer Hochschwung reißt die Seelen empor, indes der Zusammensturz der kleinen Welt die Leiber zerschmettert. Wie sich das nur ein junger Hitzkopf und geborener Theatermann ausdenken kann! Die Aufführung ließ allerdings den Wunsch in uns rege werden, auch einmal ein anderes der besten deutschen bürgerlichen Schauspiele, nämlich Hebbels„Maria Magdalena“. aufgeführt zu sehen. Die Schillertragödie stand in ihrer Aufführung hinter früheren zurück. Sie wurde dem stürmischen Jugendfeste Schillers nicht ganz gerecht. Das Ganze machte einen etwas oberflächlichen Eindruck. Doch standen einzelne Leistungen der Schauspieler aus künstlerischer Höhe. Fräulein Sachse war eine feine, gemütstiefe Luise. Stimmlich und in der äußeren Aufmachung gefiel sie uns weniger. Den prächtigen Musikus Miller zeichnete Arthur Grandeit ehrlich, derbe, realistisch. Das Herzliche aber glaubte man ihm nicht recht. Herr Baschang suchte dem Wurm eine eigene ruhige Note zu geben. Wir hätten ihn lieber im allgemeinen schurkischer, diabolischer gewünscht. Er kann es doch. Das zeigte die meisterhafte Steigerung bei der Szene des Briefschreibens. Dem Ferdinand gab Herr Hennig Frische und Feuer. Im ganzen aber muß der Künstler doch noch etwas in die Rolle hineinreifen. Herr Retschke war als dent knapp und vornehm: etwas schärfer und schurkischer hätte nicht geschadet. Den Kalb karikierte Herr Born ohne Uebertreibung in sehr wirksamer Weise. Die Lady Milford von Frau Geheimrat Becker bestätigte ihre frühere vortreffliche Auffassung und unser Urteil. Dasselbe gilt von Marie Ziebe, der alten Millerin. Die kleineren Rollen waren durchaus angenehm besetzt. Im ganzen aber wäre etwas mehr Kern durchaus wünschenswert gewesen. Dr. Th. „Till Lausebums“ von Walter von Molo. (0 Den Theaterfreunden dürfte ein kurzer Hinweis auf en nächste Darbietung des Schauspiels nicht unerwünscht sein. Wird doch am Dienstag eine Komödie eines wirklichen Dichters, noch dazu eines modernen, erscheinen.„Till Lausebums“, eine romantische Komödie von Walter v. Molo aus der Welt Spitzwegs und Schwinds wird sicher ein großes Publikum aufs beste erheitern und erfreuen. Eine vormärziche deutsche Kleinstadt mit malerischen, windschiefen Häusern und rauschenden Brunnen, mit sommerlichem Lindenduft, Mondschein und tutendem Nachtwächter. Zwischen solchen bald idyllisch=stimmungsvollen, humorhaft=drolligen Kulissen einer traulichen Vorväterwelt stolzieren gravitätisch der würdige Herr Bürgermeister und der fromme Herr Pfarrer, der Herr Doktor und der Herr Steueramtsinspektor, der Herr Postdirektor, der pflichtbewußte Polizeidiener und der weißhaarige Küster mit dem freundlichen Käppchen; dazu die entsprechende Weiblichkeit: die Madame Oberlehrer und die Madame Generalsekretärin, aber auch das liebreizende Bürgermeisterstöchterlein Lilli, so ein rechtes Poetengeschöpflein, wie es eben nur in einer deutschen Spießbürgerkleinstadt mit Lindenduft und rauschenden Brunnen zu gedeihen vermag. Auf diese ganze possierliche Miniaturwelt schauen wir— der Dichter Walter von Molo leiht uns dazu ein lächelndes Poetenauge— von großer Höhe: ausgerechnet vom Kirchturmssöller sehen wir auf all das krabbelige Getriebe dieser engumgrenzten Kleinstadtmenschen herab. Nichts bleibt unserem Blick verborgen. Den würdigen Herrn Bürgerkneister sehen wir mit Amtsmiene in der Gemeinderatssitzung: den Postdirektor ertappen wir bei der geistvollen Beschäftigung des Fliegensangs im Büro, und des Steueramtsdirektors dunkle Machinationen in der Gemeinderatssitzung zugunsten seines trotteligen Sohnes bleiben uns ebenso wenig verborgen, wie dem braven Till Lausebums, mit dem zusammen wir oben im Turmstübchen zu sitzen glauben und dessen lustiges Schicksal wir 2½ Stunden mit solcher Spannung verfolgen, als sei es das unsrige. Er, der Architekt, soll nicht den zweiten Kirchturm bauen, und er soll nicht seine geliebte Lilli zur Frau bekommen; die bornierten, herzensarmen Philister wollens nicht. Er macht aber in dieser Froschatmosphäre nicht mehr mit; er demonstriert; er setzt sich oben im Turm fest und ist weder mit Güte noch mit Drohungen durch drei Akte herabzukriegen, und wir freuen uns, wenn dieser überlegene Spaßvogel, der nicht nur den Vornamen mit dem alten deutschen Volksliebling Till Eulenspiegel gemeinsam hat, mit allerhand lustiger Diplomatie, amüsanter Indiskretion und humorhafter Ueberlegenheit die gegen ihn zu Felde ziehende Armee der Spießer siegreich aufs Haupt geschlagen hat, wenn er seine Lilli jubelnd im Arm hält und mit großen Ehren zum Stadtarchitekten ernannt wird. Das„Wie" und., Warum“ ist Nebensache, aber der Mikrokosmos engstirniger Philisterwelt weitet sich zum von der Sonne humor= und gütevoller Poetenweisheit durchleuchteten Weltbilde, und wir sind am Schluß des Stückes ebenso glücklich wie der lustige, verliebte Herr Lausebums. Und das ist in diesen unfrohen Zeiten das schönste Wunderwerk, das eine Poesie zu wirken vermag. Möge sich niemand diesen außergewöhnlich köftlichen Genuß entgehen lassen! Dr. Th. Was bezweckt die Akademische Bonifatius-Einigung? Die Akademische Bonifatius=Einigung ist die religiöse Vereinigung des katholischen Jungakademikertums zur Bekämpfung der großen Diasporanot, die mit dem Leben an den Universitäten für den katholischen Jungakademiker gegeben ist. Sie sieht ihre Aufgabe heute darin, die religiöse Versorgung der katholischen Studenten und Studentinnen an allen, vor allem aber an den Diaspora-Universitäten zu ermöglichen, bezw. zu sichern. Während also die Vereinigung der katholischen Akademiker zur Pflege der katholischen Weltanschauung den Akademiker, der bereits in seiner Lebensarbeit steht, erfassen will, will die Akademische Bonisatius=Einigung für den studierenden katholischen Akademiker sorgen. Im einzelnen denkt sie an Durchführung folgender Aufgaben: Schaffung von katholischen Kirchen in den Diaspora= Universitätsstädten, die solche noch nicht oder nur in ungenügender Zahl aufweisen. Ferner muß sie um die Anstellung von Studentenseelsorgern in den Universitätsstädten bemüht sein, da es selbstverständlich ist, daß ohne eine regelmäßige Seelsorge auch der schonste Kirchenbau auf die Dauer seinen Zweck verfehlt. Sie muß ferner für die Einrichtung von katholischen Weltanschauungsvorlesungen sorgen. Eine Reihe weiterer Aufgaben ware gegeben mit der Abhaltung religiöser Woen, mit der Ermöglichung von Exerzitien und schließlich mit der Schaffung von Büchereien, die religiöse weltanschauliche Literatur aufweisen. Eine Frage aber steht heute ganz besonders im Vordergrund. All diese Versuche, den katholischen Jungakademiker fest mit seiner katholischen Weltanschauung zu verbinden, lassen sich nur ermoglichen, wenn dafür ein Heim zur Verfügung steht, in dem all diese Veranstaltungen abgehalten werden können. Aber leider kosten all diese Dinae Geld und sogar sehr viel Geld. Daher richten die Jungakademiker die dringende Bitte an die katholische Akademikerwelt, durch Uebernahme der Ehrenmitgliedschaft oder durch freiwillige Sonderspenden dem katholischen Jungakademikertum, das auf die Dauer wirklich durchschlagenden Erfolg nicht wird erreichen können, beizuspringen. Jede Gabe wird ihnen willkommen sein.(Man sende sie auf Postscheckkonto 87 950 Köln, Generalsekretariat der A. B.V. Deutschlands. Für das Wohnhaus wurden speziell 7000 Mark geboten. Der Zuschlag wurde nicht erteilt. V Rüthen, 11. Dez. Schweinemarkt. Auf dem heutigen Schweinemarkte standen gegen 80 Ferkel zum Verkauf. Die Zahl der Käufer war gering. Der Preis stellte sich auf 25 Mark für das Stück. Ig. Benninghausen, 12. Dez. Berufsschule. Im erziehlichen und sittlichen Interesse der heranwachsenden Jugend haben die Eltern und Lehrmeister der Schüler der gewerblichen Berufsschule die Verlegung der Unterrichtszeit von den Abendin die Nachmittagsstunden beantragt. Dieser Antrag ist zu begrüßen. Hoffentlich stehen der Genehmigung und Durchführung keine technischen Schwierigkeiten im Wege. Sauerland und Siegerland. —h— Bredelar, 11. Dez. Kein Glück mit ihrer Berufung hatte die 87 Jahre alte Ehefrau Katharina Lukey, die am Schöffengericht in Arnsberg wegen versuchter Gefangenenbefreiung in Tateinheit mit Widerstand gegen die Staatsgewalt zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden ist, gegen das Urteil aber Berufung eingelegt hat. Am 31. Juli dieses Jahres abends kam der Oberlandjäger Welckner in die Wohnung der Angeklagten und erklärte ihren Sohn für verhaftet, da derselbe eines Verbrechens dringend verdächtigt wurde. Die Angeklagte drohte, sie hole den Revolver, wenn der Beamte ihren Sohn mitnehme, auch unterstützte sie die Bestrebungen ihres Sohnes, zu entkommen dadurch, daß sie den zu Fall gekommenen Beamten, der ihren Sohn noch festhielt, durch Beizen und Faustschläge veranlassen wollte, den Sohn loszulassen. Die Angeklagte ergriff einen Knüppel, um auf den Beamten einzuschlagen. Als jetzt der Beamte mit seinem Säbel drohte, ließ die Angeklagte von ihm ab. Auch vor dem Berufungsgericht der großen Strafkammer in Arnsberg entschuldigte sich die Angeklagte damit, daß ihr Sohn nicht der Täter gewesen sei, da er zur Zeit der fraglichen Tat zu Hause gewesen sei; sie sei daher zu ihrem Vergehen iberechtigt gewesen. Das Schöffengericht hatte diesen Umstand bei der Strafzumessung gewürdigt, andererseits aber auch auf die Vorstrafen der Angeklagten Rücksicht genommen. Die Berufung der Angeklagten wurde auf ihre Kosten verworfen. m. Schmallenberg, 14. Dez. Brückenbau. Die Stadtgemeinde Schmallenberg, beabsichtigt, auf Flur 2 Parzellen 24210,18, 261/17, 243/022 und 244/0,13 der Gemarkung Schmallenberg bei Weidmannsruh eine Brücke über die Latrop zu bauen. Der geplante Bau liegt im Ueberschwemmungsgebiet der Latrop. Gemäß§§ 294 ff, des Wassergesetzes vom 7. April 1913 wird dieses Vorhaben von der Wasserpolizeibehörde zur öffentlichen Kenntnis gebracht mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen in der Zeit vom 10. bis einschließlich 23. d. M. bei ihr schriftlich oder zu Protokoll anzubringen. Nach Ablauf dieser Frist können Einwendungen nicht mehr erho en werden. Die Zeichnungen und Beschreibungen liegen zur Einsicht der Beteiligten auf Zimmer 3 des Amtes auf. dem Emslande. Rietberg=Neuenkirchen, 13. Dez. Die diesmonatige Sprechstunde des kath. Volksbüros für soziale Hilfe Lippstadt findet nicht Dienstag, den 15. 12., songern erst Freitag, den 18. 12., mitags von 1—3 Uhr im Bahnhof statt. Vermögenssteuer=Erklärungen können bei dieser Gelegenheit ausgefertigt werden. * Gütersloh, 10. Dez. Arbeitslosigkeit. Außer Durchanderern waren im Monat November beim Arbeitsnachweis vorhanden: 317 arbeitsuchende Männer, 107 Frauen. In offene Stellen konnten 76 Männer und 28 Frauen vermittelt werden. Am Monatsschluß waren 255 arbeitsuchende Männer und 55 Frauen vorhanden. Hiervon bezogen 158 Männer und 6 Frauen Erwerbslosenunterstützung; bei Beginn des Monats November waren 75 Unterstützung empfänger vorhanden.— Die Mehrzahl der Arbeitsuchenden gehört zu den ungelernten Arbeitern und angelernten Bauarbeitern. Ein weiterer großer Teil, etwa ein Viertel der Gesamtarbeitsuchenden. sind Angehörige der Metallindustrie, Schlosser und angelernte Metallarbeiter. Der Rest entfällt hauptsächlich auf das Bauhandwerk, infolge der ungünstigen Witterung der letzten Tage, und auf das Tischlergewerbe; dem Kaufmannsstande gehören etwa 20 Arbeitsuchende an.— Eine wefentliche Entlastung brachte die Einstellung von etwa 30 Arbeitern bei der Firma Spreen und Sohn, hier, die in der auptsache den Erwerbslosenunterstützungsempfängern entnommen werden konnten. Es wäre zu wünschen, daß die hiesigen Arbeitgeber bei der jetzigen großen Zahl der hiesigen Arbeitsuchenden bei Neueinstellungen, auch wenn diese nur für vorübergehende Arbeiten sind, nur hiesige Kräfte berücksichtigen und diese beim Arbeitsnachweis anfordern. Hierdurch kann, wie es im vorstehenden Falle durch die Inanspruchnahme des Arbeitsnachweises seitens der Firma H. Spreen und Sohn geschehen ist, eine wesentliche Entlastung des Arbeitsmarktes und der hiesigen Erwerbslosenfürsorge eintreten. * Gütersloh, 12. Dez. Raubüberfall auf ein Auto. Gestern nachmittag zwischen 1 und 2 Uhr wurde auf der Straße Verl=Friedrichsdorf ein gemeiner Raubüberfall verübt. Zwei Personen, angeblich ein Josef Smaljewski und Friedrich Goldmann aus Stargard in Pommern, hatten den Kraftwagenführer Niemeyer(Mitinhaber der Firma Horst u. Niemeyer, Schildesche) zu einer Fahrt von Bielefeld nach Verl bestellt. Sie bestiegen das Auto auf dem Bahnhofsplatz in Bielefeld. Während der Fahrt überfielen die beiden Verbrecher den ahnungslosen Herrn Niemeyer und brachten ihm schwere Verletzungen am Kopfe durch Schläge bei, ferner erhielt Herr Niemeyer einen Pistolenschuß in die linke Hand. Dann fesselten die Raubhelden ihr Opfer mit Stricken und Kupferdraht und legten den wehrlos gemachten Chauffeur in sein Auto. Einer der Täter setzte sich dann an das Steuer des Wagens und mit einer Geschwindigkeit bis zu 70 Kilometern fuhr er in der Richtung Friedrichsdorf davon. Doch das Unglück schreitet schnell; bei dem Dorfe Friedrichsdorf verlor der fahrende Verbrecher die Gewalt über den Wagen und sauste mit voller Wucht gegen einen Baum, so daß der andere in hohem Bogen aus dem Auto flog und eine blutende Kopfverletzung erlitt. Dieser unfreiwillige Aufenthalt war Niemeyers Glück und die Verbrecher ereilte das Schicksal. Nach einer Flucht von 400 Metern wurden die Täter von hinzueilenden Personen, die den gefesselten Chauffeur im Auto vorfanden, gepackt und dem Amtsgericht Gütersloh zugeführt. Beide waren mit Pistolen und Werkzeugen ausgerüstet, die sie in einem kleinen Kasten mit sich führten. In dem Besitz des einen wurden 50 Mark vorgefunden. Der verletzte Chauffeur wurde, nachdem ihm von hilfsbereiten Einwohnern und den Arzten Dr. Hollmann und Dr. Albath die erste Hilfe geleistet wurde, nach Bielefeld gebracht. Der Ueberfall hatte wahrscheinlich den Raub des Wagens zum Ziel; die Verbrecher stehen im Alter von 21 und 24 Jahren. # Verl, 1o. Dez. Nahrungsmittelfälschung. Eine am 18. März von dem Kontrollbeamten der Stadt Bielefeld in der Molkerei Verl entnommene Milchprobe mußte wegen ihres auffallend geringen Fettgehalts beanstandet werden. Die Proben stammten von der von dem Landwirt Recker von Avenwedde angelieferten Milch. Die darauf vorgenommene Stallrevision und Untersuchung der Stallproben ergab eine einwandfreie Beschaffenheit der Milch. Es lag daher der Verdacht nahe, daß die bei der Molkerei eingelieferte Milch vorher entrahmt worden sein mußte. Die Ehefrau des Landwirts, welche die Milchwirtschaft besorgte, war nun wegen vorsätzlicher Nahrungsmittelfälschung unter Anklage gestellt. Die Angeklagte bestritt entschieden die Milch entrahmt zu haben. Der in den entnommenen Proben festgestellte geringe Fettgehalt müsse darauf zurückzuführen sein, daß die Milch an einem auffallend kalten Tage des Monats März gefroren gewesen sei. Diesem Einwand stand ein Gutachten des Direktors des Nahrungsmitteluntersuchungsamtes, Dr. Schellbach, gegenüber. in dem dargelegt wurde, daß nur die wässerigen Bestandteile der Milch gefrieren, während die Fett= und Trockensubstanz dadurch eher erhöht werden könne. Durch das Einfrieren der übrigen Bestandteile wurde die Milch zweifellos verbessert und eine Beanstandung wäre nicht erfolgt. Für den geringen Fettgehalt sei der Einwand des schlechten Ernährungszustandes der Kühe ebensowenig stichhaltig. Auf Grund dieses Gutachtens sah das Gericht eine vorsätzliche Fälschung als vorliegend an und verurteilte die Angeklagte zu 400 M Geldstrafe. Nachbargebiete. — Minden, 14. Dez. Berufung. Der Leiter der hiesigen Lyzeums und Oberlyzeums, Oberstudiendirektor Lie. Dr. esseler, ist als Oberstudiendirektor der Luisenschule in Düsseldorf berufen worden. Diese Schulanstalt umfaßt Lyzeum, Oberlyzeum, Frauenschule und Studienanstalt. * Bünde, 18. Dez. Dem sicheren Tode entronnen ist ein Geschäftsreisender aus Osnabrück, der mit einem Automobil gegen die geschlossenen Schranken eines Bahnüberganges bei Bruchmühlen fuhr und auf dem Bahngleise stecken blieb. Der Insasse erkannte noch rechtzeitig die ihm drohende Gefahr und sprang schnell ab; einige Sekunden darauf erfaßte ein herannahender Personenzug das Automobil und zertrümnierte es. Holzminden, 18. Dez. Das Musikleben von Holzminden hat sich im abgelaufenden Jahre in überraschender Weise entwickelt. Der hiesige Konzert= und Oratorienverein hat im Sommer für die Leitung seines Chores Herrn Gymnasial=Musiklehrer Kieslich aus Höxter, früher in Paderborn, gewonnen, dem es gelungen ist, die Leistungen über die von Herrn Musiklehrer Pieper geschaffene Höhe hinauszuführen. Nun ist bei dem Chor= und Orchesterkonzert am 9. 12. auch das strebsame hiesige Städtische Orchester, eine noch junge Gründung, von Herrn Kieslich zu Qualitätsleistungen geführt worden. Die„Braunschweigische Landeszeitung“ vom 12. 12. 1925 spricht von Darbietungen, die„auf künsterischer Höhe standen" und von Werken, die„in meisterhafter Weise zu Gehör gebracht wurden". Der„Tägliche Anzeiger“, Holzminden, schreibt u. a.:„Die Musik, die gestern geboten wurde, war wirklich hervorragend. Wir sind vom Oratorienverein und seinem fähigen Dirigenten Kieslich=Höxter schon immer Gutes gewöhnt gewesen; das gestrige Konzert setzte aber den bisherigen entschieden die Krone auf. Den rauschenden Beifall des Hauses teilte der Dirigent mit seinem Orchester. Ein solches Konzert kann sich in jeder Großstadt hören lassen.“ Gelsenkirchen, 13. Dez. Der Boxer als Einbrecher. Der Boxer Frank Rosse, der bekanntlich im Oktober gegen Samson=Körner in der Ausstellungshalle in den Ring stieg, und eine k. o.=Niederlage erlitt, erfreut sich in seiner Heimat, der Tschechoslowakei, eines großen Interesses. Frank Rosse, oder wie er richtig heißt, Franz Ruzicka, war nämlich Mitglied einer 14köpfigen Einbrecherbande und Diebesgesellschaft, deren Führer sein Bruder Johannes sein soll. Franz Ruzicka verließ kürzlich Prag, um sich nach Brünn in eine Klinik zu begeben, angeblich, um sich wegen der in Amerika zugezogenen Malaria behandeln zu lassen. In Wirklichkeit wurde ihm in Prag der Boden zu heiß und er versuchte sich der Polizei zu entziehen. Dies ist ihm vorbeigegangen, denn er wurde wegen eines Einbruches bei einem Prager Juwelier(Niemer u. Bachner) durch die Brünner Polizei verhaftet. Ins Gefängnis eingeliefert, soll er nun nach Prag abtransportiert werden.— In Verfolg dieser Verhaftung hielt die Prager Union der BoxerProfessionals am Samstag eine außerordentliche Generalversammlung ab. in der Frank Rosse nicht nur sein Titel als tschechoslowakischer Boxmeister„entzogen wurde, sondern es wurde ihm auch das Amt als Vizepräsident, das er innehält, ab= und seine sofortige Disqualifikation ausgesprochen. Solch einen Mann stellt man einem deutschen Meister gegenüber! Die Sturmglocken von Sprockhövel. Von der südlichen Ruhr wirb der KV. geschrieben: Um die Erhaltung der Zeche Alte Haase in Sprockhövel bei Hattingen(Ruhr) führen die Bergarbeiter einen erbitterten Kampf. Die Zeche ist in den Besitz des Kohlensyndikats übergegangen, und dieses will die bereits stillgelegte Zeche abbauen. Die Belegschaft will aber die in bestem Zustand befindliche Grube weiter betrieben wissen. Sie bestreitet, daß mit einer Ertragsfähigkeit nicht mehr zu rechnen sei. Als dieser Tage ein Unternehmer aus Bochum erschien, um im Auftrag des Kohlensyndikats mit dem Abbruch zu beginnen, wurden in der evangelischen Kirche die Sturmglocken gelautet, und Tausende von Menschen strömten zusammen, um den Unternehmer an der Aufnahme der Abbruchsarbeiten zu hindern. Für den Augenblick mit Erfolg. Anderen Tages traten die Bergarbeiter wieder zusammen und beschlossen, bis eine in Höhe von 8 Millionen Mark beantragte Staatshilfe im Landtag genehmigt ist, die Arbeiten, die zur Aufrechterhaltung der Wasserhaltung notwendig sind, unenrgeltlich zu verrichten, bis die Zeche wieder in Betrieb genommen ist und ferner die notwendigen Reparaturarbeiten, die zur Wiederaufnahme des Betriebes notwendig sind, ebenfalls unentgeltlich auszuführen, falls unterirdische Brüche, wie behauptet, in größerem Umfange vorliegen sollten. Alte Haase ist die letzte Zeche an der südlichen Ruhr, die bisher noch förderte. Im Kampf der Arbeiter um diese letzte Kohlenzeche ihrer Heimat liegt eine ergreifende Traaik. Der Bergmann im Ruhrtale(Kreis Hattingen) ist bodenständig im besten Sinn des Wortes. Er hat meist kleinen Haus= und Grundbesitz, ist seit Generationen hier ansässig, und der Beruf des Vaters hat sich durch viele Geschlechter hindurch vom Vater auf den Sohn vererbt. Nun endet die jahrhundertalte Kette einer ehrenvollen Knaprentätigkeit mit jähem Bruch. Der Stillegungsprozeß, der sich auf die mangelnde Ertragsfähigkeit für immer beruft, hat diesem Knavpenvolke eine Arbeitsstätte nach der anderen genommen. Mit Alte Haase soll der harte Schlußpunkt unter diese tragische Entwicklung gemacht werden. Wer die menschliche Seele, die von alter Geschichte und Ueberlieferung lebt, auch nur oberflächlich kennt, mag leicht verstehen, was im Herzen dieses Volkes vor sich geht. An die Wurzel dieses Volkstums ist die Axt gelegt. Westfalenart, die mit der Heimat und dem Alten zäh verwachsen ist, kann und will nicht begreifen, daß plötzlich die Erde versagen soll, was sie Vater und Großvater und Urgroßvater freigiebig und mütterlich fast gewährt hat. Und sie glaubt es nicht und sieht nur den Dämon der modernen Wirtschaft, der Heimat, Familie, den gewohnten Beruf der Vernichtung preisgeben will. Das ist ihnen patriarchalisch= gefühlsmäßig fast dasselbe wie„der Feind im Land“, gegen den die Altvorderen die Sturmglocke zogen, dasselbe wie Feuersbrunst die Hab und Gut und Leben frißt. dasselbe wie Wassersnot, die alles hinwegspülen will. Die schwielenreiche Westfalenfaust, die Schlegel und Eisen nicht mehr berühren soll, zieht die Sturmglocke und läutet in die Welt hinaus: Die Heimat in Gefahr— Volk in Not! Ergreifendes Schicksal! Die Sturmglocken von Sprockhövel sind der letzte Schrei vor der Vernichtung, sind ein gellendes Symbol der allgemeinen verzweifelten Stimmung, von der die jetzt zu Zehntausenden gezwungen feiernden Arbeitermassen des Ruhrkohlenbergbaues überwältigt sind. So ist es in Sprockhövel, so ist es anderwärts. Ueberall in den Städten des Ruhrgebictes endlose Züge von Erwerbslosen und zuhause die Frauen und Kinder. frierend und hungernd! An den Straßenecken stehen die Männer, die von der Wirtschaft nicht mehr beschäftigt, müßig und tatenlos. Polizeiaufgebote halten die Massen in Schach, die aufbegehrten, weil ihnen das natürlichste Menschenrecht, das Recht auf Arbeit und Broterwerb. vorenthalten wird, leider vorenthalten werden muß, sagen die Wirtschaftsführer. Die Sturmglocken von Sprockhövel übertönen die Friedensglocken von Locarno. Es sind die Grabesglocken der deutschen Wirtschaft, die zum Friedhof zu werden droht. Auswanderung nach Brasilien. Von der Hauptstelle des St. Raphaelsvereins in Hamburg wird uns geschrieben: In letzter Zeit mehren sich in erschreckender Weise bei uns die Nachrichten von Werbung für Südbrasilien. Es handelt sich dabei ausschließlich um offene oder versteckte Anwerbung von Arbeitern für die Kaffeeplantagen in Sao Paulo. Die Werbung geht von einem gewissen Frank in Amsterdam aus. Wohlweislich bält sich dieser Sklavenfänger vom deutschen Boden entfernt; nur zu bald würden die Behörden ihm da sein anrüchiges Gewerbe gelegt und ihn dahin gebracht haben, wohin solche Leute gehören: ins Gefängnis.„Es ist unmöglich, in wenigen Sätzen zu beschreiben, welchen Enttäuschungen und endlosen Entbehrungen die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen ausgesetzt sind. In einem trovischen Klima vom Morgengrauen bis in die Nacht für einen Hungerlohn arbeiten, das mögen vielleicht Neger und Südeuropäer aushalten, niemals aber deutsche Industriearbeiter oder Landleute, die ein menschliches Leben gewöhnt sind. So schlimm wie es in der Heimat auch gerade sein mag, es ist nicht zu vergleichen mit dem. was an Opfern und Entsagungen drüben wartet. Gewarnt seien auch alle Handwerker, die von Frank nach drüben gelockt werden, als würde er ihnen dort Arbeit verschaffen. Arbeit findet dort nur, wer in Kaffeeylantagen sich durchhungern will. Es täusche sich keiner, als könne er leicht die Stelle verlassen und sich andere Arbeit suchen. Wer einmal drüben ist, ist durch seinen Vertrag gebunden und einfach verloren. In letzter Stunde warnen wir auf das ernstlichste vor diesem Menschenfänger! Turnen— Sport— Spiel. Fußball im Reiche. Ruhr=Bezirk. Gelsenkirchen 07— S. C. Dortmund 95 1:2. B. V. Buer 07— M. B. V. Linden 8:1. T. u. S. Bochum— Alemannia Dortmund 8:9. Essener S. V. 99— Union Gelsenkirchen 3:2. V. f. B. Dortmund— Erle 08 2:2. Arminia Marten— Preußen 3:0. B. V. Altenessen— Langendreer 04 7:0. Niederrhein=Bezirk. Duisburg 99— Meiderich 06 0:2. B. V. Becck— Preußen Dujeburg 1:5. V. f. B. Bottrov— V. f. v. B. Ruhrort 0:4. Sp. Va. Oberhausen=Styrum— Union Hamborn 0:2. Union Krefeld— Preußen Krefeld 2:3. Meidericher Sp. V.— Schwarz=Weiß Essen(Gsp.) 1:8. Berg.=Märk. Bezirk: Fortung Düsseldorf—. V. f. B. Remscheid 8:1. B. C. 35 Düsseldorf— Duisburger Sv. V.(Gsp.) 1:4. S. C. Cronenberg— Sp. Sp. Elberfeld 8:3. Rhein=Bezirk: Gruope Süd: Kölner S. C. 99— Sp. Vg. Köln=Sülz 07 1:8. Kölner B. C.— V. f. R. Köln 2:1. Mülheimer S. C.— Coblenz 1900 2:1. Tura Bonn— Viktoria Köln 3:2. Bonner F. V.— Turu Düsseldorf(Gsp.) 6:8. Gruppe West: S. V. M.=Gladbach=Lürivp— Sv. V. Düren 8:1. Dürener S. C.— Borussia M.=Gladbach 2:2. Eintracht M.=Gladbach— V. f. B. Nachen 7:2. Alemannia Aachen— Rheydter Sp. V. 1:1. Jugend Düren—. Germania Düren 8:2. Westfalen=Bezirk: S. u. S. Uhlen— Mindener Sp. Vg. 1:3. V. f. B. Bielefeld— Greven 09 1:1. Hammer Sv. Vg.— Westfalia Scherlebeck 9:1. Borussia Rheine— Arminia Bielefeld(Gsp.) 2:3. Südwestfalen=Bezirk: Hagen 05— Arminia Bielefeld(ausgefallen). Bezirk Hessen=Hannover. Kassel 68— Kurhessen Kassel 3:8. Hessen 09 Kassel— F. C. Wetzlar(ausgefallen). v. Vg. Münden— Borussia Fulda 2:4. Sv. Va. Göttingen— Germania Osterode(ausgefallen). (Kampflos für Sp. Vg. Göttingen gewonnen.) Wintersport. Willingen, 14. Dez. Schneehöhe 50—60 cY, über 700 m 70—90 cm; Witterung 11.—14.: Andauernd. Schneefall; Temveratur: 2° Kälte: Letzter Schneefall am 14. 12.: Schneeschubbahn: Sehr gut. Kurse finden statt am 2. Weihnachtstage und Neujahr. Anmeldungen schon jetzt im Sporthaus H. Bärensänger, Telefon Asseln 66. Sonntag Sonderzug. Verlag und Roiationsdruck der A=G„Westfälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: Direktor August Wulff. Chefredakteur. Fritz Walter. Verantwortlich: fur Volitik. Fritz Walter, für den lokalen provinzellen und allgemeinen Teil August Rose: für die Frauenwelt und den Unterhaltungsteil: Johanna Tavs: für den Schlußdienst: Alois Raschka: für den Reklame= und Anzeigenteil: Johannes Gockel alle in Paderborn. Für die Berliner Redaktion: Dr. Ed. Hemmerle. Berlin=Lichterfelde. 9 F* Ihr Weihnachtswunsch, frohe und gesunde Festtage zu verleben, ist gleichzeitig der Wunsch vieler Tausender. Die eigentliche Grundlage einer frohen und gehobenen Feststimmung ist ohne Zweifel eine gute Gesundheit. Deshalb wird der Magenfrage von der Hausfrau nicht mit Unrecht besonderes Gewicht beigelegt, da erhebliche Trübungen der Festfreude durch Ernährungsfehler gerade in diesen Tagen entstehen können. Recht gern wird sich die erfahrene Hausfrau zur Bereicherung ihrer Festtafel der nahrhaften, aber leicht verdaulichen Puddings aus Dr. Oetker's Puddingpulver bedienen unn zum Kaffee. Tec oder Torten oder Weihnachtsgebäck aus Dr. Oetker's beliebtem Rezentbuch wählen, weil in diesen Rezepten auf die Wohlbekömmlichkeit in erster Linie Wert gelegt ist. FFFFAFFFFEFFPFFFEPFEFREFFFRFFEFFeFFerPrerrern. Areerr Aus der katholischen Welt W 4411 18 F 9 Bloße christliche Gerechtigkeit baut nicht die Volksgemeinschaft auf. Das Beste, was die Bekenner der Religion Christi der innerlich zerfallenen Volksgemeinschaft in allen ihren Lebenskreisen geben sollen, ist nicht die Reform der äußern Zuständeordnung, so sehr sie als Gehäuse und dienendes Werlzeug der Lebensgemeinschaften unentbehrlich ist, sondern die Erweckung und Pflege der innern Lebensordnung der Lebensgemeinschaften: Familie, Berufsstand, Volksgemeinschaft in Wirtschafts=, Staats= und Kulturvolk oder Volkstum. Sie sind die innern Organe der menschlichen Gesellschaft; erkranken sie, so krankt oder zerfällt ein Volk. An dieser innern Kran eit leidet heute unser wirtschaftliches, staatliches, geistig=sittliches und religiöses Leben, trotz allen äußern Reformen. Wir dürfen uns jedoch nicht verhehlen, daß die neue Lebensordnung der Lebensgemeinschaften nicht getan ist mit der Neuordnung des Rechts, mit der Einschärfung der Gerechtigkeit durch Gesetz, Verwaltung, Selbsthilfeorganisation. Gewiß ist dieser Zwang zur Einhaltung der Gerechtigkeit eine Notwendigkeit gegenüber jenen, die sie aus freier Selbstbestimmung nicht üben. Aber Rechtszwang schafft keine Lebensgemeinschaft; das beweist uns das vielfache Versagen der Betriebsräte, der Tarif= und Arbeitsgemeinschaften in Schaffung einer sozialen Verständigung und Versöhnung, erst recht als Mittel zur Schaffung einer wahren Volksgemeinschaft unter den verfeindeten Volksgruppen. Die Gerechtigkeit teilt jedem das Seine zu. Aber erst der volksfamilienhafte deutsche Genossenschaftsgeist der Treue und die sich selbst an den andern verschenkende gütige, selbstlose und christliche Bruderliebe bewirken, daß der eine sich im andern wiederfindet, mit ihm zu einer Liebes= und Lebensgemeinschaft verwächst. Erst Treu und Liebe, nicht bloße Gerechtigkeit baut darum die häusliche Familie, den Berufsstand, Bürgerstand, damit Wirtschaftsvolk, Staatsvolk, Volkstum als Kulturvolk auf. Bis zur Vorherrschaft des Geistes des Kapitalismus, der rohe Gewinnsucht, selbstsüchtiger Mammonsgeist ist, galt darum im deutschen Volke, aus christlicher religiöser Einstellung zum Leben, jenes Dienst= und Leistungsverhältnis von Wirtschaftsführer und Wirtschaftsgefolgschaft, von Erzeuger und Verbraucher, von Verkäufer und Käufer. von staatlicher Obrigkeit und Untertanen als sittliches gegenseitiges Treueverhältnis, das als etwas Heiliges, als Erfüllung des Willens Gottes angesehen ward. Es war nicht ein kaltes, profanes, entheiligtes, geschäftliches Vertragsverhältnis, das mit Leistung und Gegenleistung in Geld, Dien ten und Waren abgetan war, wobei die Vertragschließenden einander fremd, darum mißtrauisch oder gar feindlich sich gegenüberstanden. Vielmehr ging der Mensch selbst mit seinem Bedürfnisse nach Befriedigung der Lebensgefühle des gegenseitigen Vertrauens, der Treue, des Wohlwollens, der Hilfsbereitschaft in allen großen und kleinen Sorgen und Nöten des Lebens ein in die Arbeits=, Dienst= und Leistungsgemeinschaft. Dadurch ward diese äußere Verbundenheit und Abhängigkeit zur echten menschlichen Lebensgemeinschaft aus Treue und Wohlwollen, als solche ein heiliger Wert, eine von Gottes Güte gegebene, darum religiös verklärte Lebensordnung der gegenseitigen Betreuung, eine Lebensergänzung und Lebenserhöhung. Zugleich ward all das zum gläubig erlebten Gottesdienste, zur christlichen Pflichterfüllung, zur Aufgabe und zum Inhalte des täglichen Christenlebens. Jede, auch die geringste Berufstätigkeit hatte dadurch ihre gleiche bürgerliche und religiöse Standesehre vor der Bürgergemeinde und vor der Pfarrgemeinde, gab innerste seelische Befriedigung. Wie viele kirchentreue Christen haben diesen gläubigen Sinn verloren, verrichten ihre weltliche Lebensarbeit so gleichgültig oder gar nachlässig, als wenn sie kein heiliger Wert wäre, als ob Gott nur Wert lege auf das Gebet, nicht aber auf die Arbeit der Laien als Gottes= und Bruderdienst. So wird ihr werktätiges Leben prosan, unheilig; zur Volksgemeinschaft stehen sie darum nicht in jenem sittlichen Treueverhältnisse, das unsere gläubig im Alltagsleben verwurzelten Vorfahren pflegten. Gewiß sündigten damals manche gegen diese Treue, aber sie taten es mit schlechtem Gewissen, welches ihnen sagte, daß sie ihre Lebensgemeinschaftspflicht verletzten. Dagegen hat die kapitalistische Lehre, das Arbeits= und Staatsbürgerverhältnis sei nur ein freier Vertrag über Leistung und Gegenleistung, frei von allen menschlichen Gemeinschaftsbindungen der Treue, des Wohlwollens und der Liebe, alles soziale Gewissen in rechter Ungläubigkeit und Gottentfremdung geleugnet und weithin erstickt. Statt daß sich der eine im andern wiederfindet, ist man nun einander innerlich entfremdet im Interessen= und Klassenkampfe und=hasse. Denn Menschen, die durch die Notdurft des Lebens zum Handinhandurbeiten und täglichen Zusammenleben gezwungen sind, können nicht kalt aneinander vorbeigehen; lieben sie sich nicht, so werden sie sich hassen. Das ist der Kern der sozialen Frage oder Volksgemeinschaftsfrage in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Der nächste Eucharistische Kongreß in Chicago im Juni 1926. Der nächstjährige Eucharistische Kongreß tagt vom 20. bis 24. Juni zum ersten Male in den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Die amerikanischen Katholiken betrachten es daher als eine Ehrensache, diesen Kongreß so prächtig wie möglich zu gestalten. Nach den Vorbereitungen verspricht er eine ganz außergewöhnliche Feier zu werden. Abgesehen von den vielen Kirchenfürsten aus der ganzen Welt, wird auch die Teilnahme der Katholiken Europas anscheinend sehr rege werden. In mehreren Ländern haben sich bereits eigene Komitees gebildet, welche die Durchführung der Reise für die Pilger in die Hand genommen haben. In Deutschland liegen die Vorbereitungen für die Pilgerfahrt in Händen des katholischen Reisekomitees, dessen Präsident Fürst Alois zu Löwenstein ist und der sich zur Durchführung der Reise seiner technischen Zentrale des Rotala=Reisebüro für Katholiken bedient. Die Direktion hat ihren Sitz in Berlin NW. 7, Unter den Linden 56. Hauptvertretungen befinden sich bereits in Freiburg, München, Würzburg, Aachen, Hamburg, Danzig, Breslau, Luzern und Rom. Die Abfahrt des Pilgerschiffes ist auf den 2. Juni angesetzt. Die Rückkehr erfolgt anfangs Juli. Außer Chicago werden die Teilnehmer Newyork, Buffalo, Niagara=Fälle und Waschington besuchen. Der Gesamtpreis der Reise, den ganzen Landaufenthalt eingeschlossen, beträgt 2000—2700 Mark, je nach Lage der Kabine. In Aussicht genommen ist der Gompfer„Tuoow“" vom Norddeutschen Lloyd oder der Dampfer„Turingia“ von der Homburg=Amerika=Linie bezw. beide Dampfer. Anmeldungen für die Fahrt werden bis zum 81. Januar entgegengenommen. In den Städten, die von den deutschen Teilnehmern berührt werden, haben die Deutschamerikaner bereits besondere Komitees gebildet, um ihre deutschen Brüder zu empfangen und zu begrüßen. Auch haben sie in ihren Städten die Durchführung des Programms in die Hand genommen, sodaß ein voller Erfolg gesichert ist. Eine St. Heinrichskirche in der Diaspora. Merseburg, 8. Dez. Am letzten Sonntag weihte der hochwürdigste Herr Bischof Kaspar aus Puderborn in Neumark bei Merseburg ein neues Gotteshaus ein. Schutzpatron der neuen Gemeinde ist der große und heilige Kaiser Heinrich, dessen 900. Todestag das katholische Deutschland im vergangenen Jahre feierte. Noch haben wir alle in lebhaftester Erinnerung die herrlichen Festlichkeiten, die zu Ehren des heiligen Kaisers in Bamberg, dessen Erzbistum er gründete, abgehalten wurden. Neben Bamberg konnte ganz besonders Merseburg sich des Wohlwollens des Kaisers erfreuen. Kaum war er 1002 zum deutschen Kaiser erwählt, da eilte er auch schon nach Merseburg und nahm die Huldigungen des Sachsenvolkes entgegen. Am 6. Februar 1004 wurde in Gegenwart des Kaisers bereits der neue Bischof von Merseburg geweiht. 1015 legte er sogar den Grundstein zu einem prächtigen Dom. In den Stürmen der Reformation wurde das ewige Licht im Dom ausgelöscht. Die riesige Entwickelung der Industrie hat in den letzten Jahren Tausende von Katholiken wieder in das Gebiet des ehemaligen Bistums geführt, zugleich aber eine religiöse Not entwickelt, die unbeschreiblich ist und sich in dem Fehlen der Brennpunkte religiösen Lebens, der Gemeindekirche, äußert. Infolge dieser engen Beziehungen von Bamberg zu Merseburg ist es begreiflich, daß das Hochstift Bamberg freudigen Herzens durch seinen Vertreter eine Reliquie aus dem Haupte des hl. Heinrich für die neue Kirche überbringen ließ. Nach den feierlichen Weihungen und dem Levitenamte, das Herr Prälat Höfner=Bamberg unter Assistenz ehemaliger Geistlicher des Geiseltales hielt, richtete der hochwürdigste Herr Bischof Worte der Aufmunterung und des Trostes an die Diaspoarkatholiken. Er wies hin auf die hohe Bedeutung eines katholischen Gotteshauses und dankte allen Wohltätern, insbesondere dem Herra Pfarrer Wiehoff aus Merseburg, der die Sorgenlast für das neue Werk getragen hat. Bei der gemeinsamen Mittagstafel überreiche der Regierungspräsident des Regierungsbezirkes Merseburg Herr Dr. Grützner ein Gemälde für das neue Gotteshaus. In der glanzvollen Festfeier am Nachmittag hielt Herr Oberstudiendirektor Dr. Heibges=Paderborn die Festrede. Er wies hin auf die beseligende Gemeinschaft in der katholischen Kirche und auf die Lösung der Gegenwartsprobleme durch den Glauben an Christus und seine Kirche. Er behandelte in großen Zügen die Stellung des Katholiken zum Vaterland, zur sozialen Frage und zur sittlichen Not unserer Zeit. Die tief durchdachte und formgewandte Rede machte einen gewaltigen Eindruck auf die große Versammlung. Herr Prälat Höfner überbrachte die Glückwünsche des Hochstiftes Bamberg und Herr Pfarrer Dr. Winkelmann die des Dekanates Halle. Herr Pfarrer Wiehoff=Merseburg dankte in herzlicher Weise. Glückwunschschreiben hatten gesandt u. a. der hochwürdigste Herr Kardinal Schulte von Köln, die Stiftung eines Missale anzeigend, der Generalvorstand des Bonifatiusvereins, Vertreter der Regierung und der Der hochwürdigste Herr Bischof sprach das Schlußwort, die erhebenden Kundgebungen des Tages in Worte der Freude und Liebe zusammenfassend. Am Schluß erteilte er den bischöflichen Segen. Die Versammlung sang voller Begeisterung „Fest soll mein Taufbund immer stehen, ich will die Kirche hören—— nie will ich von ihr weichen". G. St. Anicek in Rom. Die Konsekration einer althistorischen Kirche. Wie im letzten Hl. Jahre 1900 unter Papst Leo XIII. die Kirche des Benediktinerkollegs von St. Anselmo auf dem Aventin konsekriet wurde, so hat auch zu Ende dieses Hl. Jahres eine neue Kirchenkonsekration stattgefunden, und zwar an einer mit deutschen Erinnerungen verknüpften Stätte, dem unweit der Nationalkirche von Santa Maria dell Anima gelegenen Palazzo Altemps(Hohenems). Auf Anordnung des Hl. Vaters nahm dieser Tage Kardinal Merry del Val die feierliche Konsekration der nunmehr zum spanischen Priesterseminar gehörenden früheren Hauskapelle des Kardinals Hohenems vor. Dem hl. Anicetus. dem Märtyrerpapst geweiht, der im zweiten Jahrhundert den Stuhl Petri innehatte, birgt sie im Altarschrein seine Reliquien, die im Jahre 1617 Papst Clemens der VIII. in einer Urne aus kostbaren Marmor aus den Callistus=Katakomben als kostbare Gabe für die Familie Altemps dorthin überführen ließ. Doppelt geweiht durch die Erinnerung an den Hl. Borromäus, der in dieser Kirche die Messe las und im Familienpalast der Altemps zeitweilig Unterkunft fand, ist die Kirche auch durch ihre künstlerische Ausstattung bemerkenswert. Ihre Mauern sind mit Freskendarstellungen aus dem Leben des Heiligen von der Hand Ottavio Leonis geschmückt, während das Presbyterium Szenen aus dem Leben der Hl. Jungfrau von Pomarancio enthält. Den Altar schmückt eine Reproduktion der„Madonna della Clemenza“ von Nogué, die seinerzeit von dem Erbauer des Palastes, Kardinal Marco Sitico d'Altemys, dort angebracht wurde. Der Palast Altemps ist im Johre 1894 von Papst Leo XIII. dem spanischen Seminar als Sitz überwiesen worden. nachdem der Hl. Stuhl das Gebäude von der Familie käuflich erworben hatte. Da die Kirche seinerzeit nur geweiht und noch nicht konsekriert worden war, wurde dies jetzt auf Ansuchen des spanischen Priesterseminars durch Kardinal Merry del Val mit feierlich pontifikalem Ritus nachgeholt. Pilgerempfänge beim Hl. Vater. Von unserm römischen Vertreter. Rom, 10. Dez. Die Pilgerempfänge nähern sich allmählich dem Ende, denn die großen Tage des Hl. Jahres, die Höhepunkte, sind überschritten. Es sind vorwiegend noch Italiener, die sich in größeren und kleineren Scharen einstellen. Unsere Chronik setzt sich fort mit einer Audienz von 800 Neapolitanern und einigen Hundert Pilgern, geführt vom Abte von Montecassino. dann erschien ein fränkischer Pilgerzug aus Würzburg(500 Pilger), gefolgt von gegen 1000 Pilgern aus Turin, Acqui und Pistoja. Der nächste Tag brachte 2000 Pilger aus den Marken(Fermo, Ascoli, Osimo) mit ihren Bischöfen. ein weiterer 400 Pilger aus Sulmona. Das Werk Kardinal Ferraris von Mailand hat noch einmal Massen herbeigebracht und 10000 Pilger nach Rom geführt; in einer langen Ansprache faßte der Hl. Vater noch einmal all die in den vielen Einzelansprachen das ganze Jahr über niedergelegten Gedanken zusammen. Wer wissen will, was das Heilige Jahr nach dem Sinne der Kirche ist und allein will, der lese diese Rede; Löser Wille allein, wie er in den uns täglich zugehenden Kundgebungen, z. B. eines evangelischen Bundes, zum Ausdruck kommt, vermag sich allerdings zu keiner anderen Auffassung zu erheben, als zu der des Strebens nach äußerer Machtentfaltung. Ein Empfang der geistlichen Assistenten der GauVerbände des italienischen Gesamtverbandes der katholischen Jugend bot dem Papst Gelegenheit, nochmals den Missionsgedanken ganz besonders warm zu empfehlen. Pilger aus Valmontone, Trient und Spello beschlossen den Tag. Der nächste Tag sah wiederum 1500 italienische Pilge: zu Füßen des Papstes. Leute aus Anagni, Orvieto, Sora, Subiaco und Bagnaja. dem der vierte Pilgerzug aus Vicenza, bestehend aus 1200 Personen folgte. Dann nochmals gegen 2000 Pilger aus Perugia. Veroli, Massa Carrara, Sezze und 1500 aus Padua und Feltre. sowie 1100 aus Treviso und 450 aus Ceneda und 900 Arbeiter aus der Kunstseidenfabrik„Viscosa"“; dann wurde es stille im Vatikan, denn das Schweigen achttägiger geistlicher Exerzitien. geleitet von den Jesuitenpatres Oldrá und Magni nahm von ihm Besitz, die Vorbereitung auf den Abschluß des Hl. Jahres und auf die kommende Gnadenzeit des Christfestes. 4 Wie die Religion Christi unserer Volksgemeinschaft helfen soll. Die Volksgemeinschaft umfaßt die drei Lebensgemeinschaften: Wirtschaftsvolk, Staatsvolk und Kulturvolk. Als Lebensgemeinschaften sind sie etwas Geistiges, ein Reich der Seele. Sie leben und wirken aber in äußern Anstalten als Werkzeugen, weil wir Menschen eben ein leiblich=geistiges Leben führen. Die Religion Christi als„Himmelreich“, das inwendig in uns ist“, hat darum die vornehmliche Aufgabe, jene Lebensgemeinschaften zu heilen und zu heiligen. Darauf kommt es ihr auch überall dort an, wo sie uns antreibt, die äußere Zuständeordnung zu verbessern. Christus kam auf die Welt, um die Menschheit seelisch zu erlösen. Dazu bedurfte es der Menschwerdung Gottes und einer göttlichen Offenbarung, die nicht verstandesmäßig ergrübelt werden kann. Die Bildung und Schulung großer Staatsmänner, Wirtschaftsführer, wissenschaftlicher Entdecker und Forscher des verstandesmäßig erringbaren, nützlichen oder angenehmen Wissens und Könnens hat der Schöpfer dem Menschenwitze überlassen. Christus hat darum, seiner Sendung treu bleibend, jede Aufforderung abgelehnt, sich in Politik, Rechtsordnung, Technik, kurz in Zuständeordnung, in die äußere Ordnung des Lebens einzumischen. Denn all das gehört nicht zum Wesen des Unsterblichen im Menschen, zum ewigen, letztlich allein wertvollen Leben, das er den Menschen bringen wollte und das erst allem menschlichen Wirken in der Außenwelt Sinn und Lebenskraft gibt. Wo immer aber es galt, die irrationalen, mit menschlichem issen nicht zu ergründenden und zu machenden, nur gläubig zu erschauenden Lebensgemeinschaften der Menschen, das Reich der Seele zu heilen und zu heiligen, da bekannte und erwies er sich als der Weg und die Wahrheit, als das Licht der Welt, als das Brot des Lebens. Da forderte er Glaube, Liebe und Nachfolge. In der Bergpredigt, bei Matthäus im 5. und 7. Kapitel, hat er in großen Grundzügen die neue Lebensordnung unseres irdischen Daseins verkündet, dann in seinen Lehren und Gleichnissen den christlichen Sinn des menschlichen Lebens und der Lebensgemeinschaften: Ehe, Familie, Berufsstand, Staatsvolk, Volksgemeinschaft, von immer neuen Seiten zum Erleben gebracht. Aus diesen seelischen, religiös=gläubigen, sittlichen Lebenswahrheiten und Lebenskräften hat dann die Kirche im Laufe der Jahrhunderte die abendländische Kultur erweckt und gepflegt, den Wildling der natürlichen Kultur durch das Edelreis der Gnade zur christlichen Kultur veredelnd. Das soll uns heute den Weg weisen, da uns Christen die Aufgabe zufällt, die zusammengebrochene europäische Volksgemeinschaft als Staatsvolk, Wirtschaftsvolk und Kulturvolk seelisch wieder aufrichten zu helfen durch die Auswirkung der Kulturkräfte der Religion Christi. Diese ist den gläubigen Deutschen nicht die einzige, wohl aber die höchste Kulturkraft, die erst das griechisch=römische und germanische Kulturgut zur höchsten Leistung, nämlich zum Aufbau einer christlichen Kultur, befähigen kann. Eine unchristliche Kultur können wir nicht mehr im deutschen Volke aufrichten, nachdem es einmal zur Höhe der christlichen Kultur emporgeführt ist. Wer es versucht, zerstört die Kultur des deutschen Volkes, wie unser heutiger Kulturzusammenbruch als Folge einer jahrhundertelangen entgotteten Zivilisationsarbeit beweist. Die Religion Christi ist aber nicht bloß religiöse Lehre vom höchsten Geistes= und Kulturleben, sondern das Leben selbst in seinen tiefsten Urquellen. Weil wir durch die Sucht der verstandesmäßigen Aufklärung, des Rationalismus in Lebensfragen, seit vier Jahrhunderten dazu verführt sind, durch Reden und Lehren über das Leben das menschliche Leben wecken und pflegen zu wollen, haben wir Christen leider vor der Welt mehr über die Kraft der Religion Christi geredet und geschrieben, als den„Erweis des Geistes und der Kraft von oben" erbracht wie„Täter des Glaubens" durch Vorleben eines innigen Glaubens, der„durch Gottes= und Bruderliebe erst wirksam wird". Erst dadurch hat Christus,„der ganz anders das Wort Gottes verkündete als die Schriftgelehrten und Pharisäer“, den Menschen das ewige Leben gegeben, hat er sie erlöst vom Uebel des Irrtums und der Schuld, hat er sie im ganzer Bereiche des Alltagslebens und in allen Lebensgemeinschaften geheiligt. Mit Worten menschlicher Weisheit ausgesprochen heißt das: erst Christus hat jenen, die an ihn glauben und die beiden großen Verfassungsgesetze des handelnden christlichen Lebens, Gottes= und Bruderliebe, üben wollen, die Augen geöffnet zur gläubigen Schau des Gottesgedankens, den der Schöpfer als Sinn alles Menschenlebens in dieses legte. Damit hat er allen Laienchristen als Aufgube gestellt, jenen Sinn zu verwirklichen durch die neue Art und Weise“ in der sie sich alltäglich vorbildlich betätigen im Staatsvolke als Bürger, im Wirtschaftsvolke als Bauern, Handwerker, Kaufleute, Unternehmer, Arbeiter, Angestellte, Beamte. im Kulturvolke als Väter, Mütter, Kinder der Familien, als Nachbarn, als Hüter und Pfleger der guten Sitte und Bildung, als Männer der Kunst und Wissenschaft, als Mitarbeiter in der Volkswohlfahrtspflege: Armenpfleger, Waisenpfleger. Jugendpfleger, als Mitglieder der sozialen Vereine, besonders der Standesvereine und des Volksvereins. — „ FI Moritz Rosg Arnsberg Alter Markt 30 neben den Apotheken 28 * Sie finden bei mir ständig eine durchaus geschmackvolle Auswahl in allen Artikeln Mode Ae zach Billigste Preise. Aussteuersachen Auswahlsendungen bereitwilligst. W 9 ENEEN LRLIERLCRLICRUEEN TERLIER LCHLLFLIRLIUE Für den Weihnachtsbaum! Große Auswahl in 9 Christbaumschmuck. Kerzen, Paket 50 Pfg. Lichthalter mit Kugelgelenk, E Dtzd. 50 Pfg. Lichthalter mit Bleigewicht, stets gerade hängend, Dtzd. 1.20. 6 Sprühkerzen, Paket 15 Pfg. Feenhaar, Paket 15 Pfg. Carl Hochherz Soest. ENERTTEREER UTIEDEENIERWTEHUIIRLENI EERLENE Auf den Weißnachtstisch gehört ein gutes Buch für unsere Knaben und Mädchen aus der Buchhandlung Hch. Böse, Wickede. TIIII Passende Festgeschenke Zigarren, Zigaretten, Tabake in allen Preislagen Große u. kleine Packungen. Reiche Auswahl. Zigarrenspezialgeschäft W. Grothe, Arnsberg Neumarkt 4. Wo kaufe Wich meine Rauchwaren Mutzen und Stöcke # zum Weihnachtsfeste? Preiswert und gut bei der Firma: * Heinrich Dinslage, Arnsberg. Alter Markt 25. Wir empfehlen zum Weihnachtsfeste: Marzipan Schokolade Pralinen Bonbonieren Walnüsse Haselnüsse Paranüsse Mandeln Sullaninen Korinthen Zitronat 6Thams& Garfs, Lrneberg Ruhrstraße 3 Telephon 168. 00 F Empfehle: Emmenthaler Schweizer per Pfund 2.20 Schweizer Blockläse„ 2.20 Alsiter„ 2.00 Tülsiter Vollfett in Stangen„ 1.60 ff. Allgäuerstangenlimburg., 0.80 echten franz. Gervais„ 0.40 H. Hill, Arnsberg. Architekten u. Bauherren! Der idealste Pußbodenbelag für Bauten ist Linoleum une Triolin. Ständiges Lager in verschiedenen Farben. Verlegung nur durch Spezialisten. Gebrüder Scheele, Hamm t. u. Or. Weststraße 24. Pernruf 629. Fremdsprachlicher Unterricht! Wererteilt französischen und englischen Sprachunterricht? Angebote erb. unter Nr. 210 an Friedr. Pöpsel. Werl. Gehrod=Anzug, neu, modern, preiswer gegen Kasse, eventuell Raten abzugeben. Angeb. unter Nr. 1045 an die Geschst, des Sauerländers, Arnsberg. 1 Waltringer Wege vor der I belegen, zu Gärten und zum Bebauen geeignet, ist Teilen oder im ganzen durch mich zu verkaufen. Waltringer Wege vor der Janke'schen Besitzung Perten und zum Bebauen geeignet, ist rgen schen Werl. J. J. Preker, Auktionator. Näharbeiten verschiedener Art, wie Anfertigung von Herren= und Damenwäsche in einfacher und besserer Ausführung, Beitwäsche, Hemdblusen, Kleidern, Mänteln 2c. übernimmt preiswert für Geschäfte wie Private Haus Widen alzkotten, Bahnstation Scharl Scharmede). Oberförsterei Falkenhagen. Eichen=, Buchen=, Eschen=, Ulmen=, Ahorn=, FichtenU. Am Freitag, den 18. Dezember l. Is., morgens 10 Uhr, sollen im Chausseehause, Gastwirt Brand, Rischenau, folgende Hölzer öffentlich meistbietend verkauft werden. I. Försterei: Rischenau=Isenberg (Förster Thiemann): Isenberg:„Distr. 108a: Nr. 420—439= 82 Rm. Buchen=Kloben und Kupl., Nr. 440—449— 49 Rm. Buchen=Ast=Reisig. Distr. 108dex: Nr. 176= 1 Stück Ulmen=Nutzholz mit 0.48 Fm., Nr. 177= 1 Rm. UlmenNutz=Kupl., Nr. 178, 180. 181, 188= 4 Stück Eschen=Nutzholz mit 0,.94 Im., Nr. 179, 182= 1,25 Rm. Eschen=Nutzkupl., Nr. 815= 1 Rm. Bu.=Nutzscheite, Nr. 99—101= 3 Rm. EichenNutzscheit und 2 Rm. Eichen=Nutzknpl., Nr. 185 bis 195, 816—850, 860—365= 72 Rm. Buch.= klob. und Kupl., Nr. 880—402, Nr. 196—203 = 133 Rm. Buchen=Ast=Reisig, Nr. 204—213 50 Rm. Eich.=Ast=Reisig. Distr. 1081: Nr. 41—47= 7 Stück Ficht.=Nu mit 1,95 Fm., Nr. 48—50= 4 Stück Läre Nutzh. mit 0,85 Fm., Nr. 52—53= 2 Rm. Ficht.=Lärch.=Nutzklob, Nr. 55—58= 8,75 Rm. Ficht.=Nutzknpl., Nr. 59—86= 188 Rm. Eich.Durchf.=Rsg. Liesterfelder Kuhkämpe Distr. 111d: Nr. 150—153= 4 Stück Ficht.=Nutzh. mit 3.89 stück Ficht.=Nutzh. mit 5 Rm. Ficht.=Nutzsch., u. Buch.=Durchf.=Rsg. 86 Rm. Bu 80 Rm. Bu# 197 Rm. Eich.= Fm. Nr. 154= 1,75 155—194= 195 Rm. ige 120c: 400—415, 417—41 Klob. u.=Knpl., Nr. 421—436 Ast=Reisig. Salkenbruch 1215: Nr. 1—40: Df.=Rsp. Faselkiepe 132: Nr. 41 und 42= 2 Stück Eich. Nutzh.= 8,22 Fm., Nr. 48—143= 498 Rm. Buch.=Df.=Rsp. Unterweißenfeld 141e: Nr. 500—587, 540—549— 92 Rm. Buch.=Klob. und Kpl., Nr. 552—584= 165 Rm. Buch.=Ast=Reisig. II. Försterei Hummersen. 1. Revierförster Hasse. Hummersen. Molkenkiel 29 hd: Nr. 141—188= 218 Rm. Buch. Df.=Rsg., Nr. 90—149= 255 Rm. Eich.=Df.=Rsa. Hummerser Egge 32a: Nr. 551—868 ca. 14 Rm. Eschen=Nutzscheité und 10.5 Rm. Nutzkupl., Nr. 671—772= 8.7 Rm. Ulmen und 15 um. Nutzkupl. Nr. 775.= 0.7 Rm. Ahorn=Nutzscheite, Nr. 185—186= 8 Rm. Buchenkupl., Nr. 187—247 = 250 Rm. Buch.=Df.=Rsg. Daselbst 326: Nr. 776—812, 814= 190 Am Erlen, Eschen, Ulmen=Stammreisig. 2. Förster Zurheide=Niese. r. Hahnenklau 8a: Nr. 60= 1 S. Weißt. utzh. mit 0.18 Im., 8 Stangen 8. Kl. und Nr. 61= 3 Stg. 4. Kl. Weißt. Nr. 17—59 215 Rm. Buch.=Df.=Rsg. Distr. daselbst 6b: Nr. 821—888= 4 Rm. Bu Klob., 47 Rm. Buchenknpl.= 145 Rm. BuDf.=Rsg. Todtekers 14h o: Nr. 62—82= 105 Rm. Buch.= Df.=Rsg. Vierberge 20a: Nr. 928—938= 6 Rm. Buch.= Klob. und 8 Rm. Knpl. III. Försterei Wörderseld=Sabbenhausen. Förster Redeker. Distr. Lüdenberg 68b: Nr. 225—264, 270—278, 310—358, 857—366= 168 Rm, Buchenklob. u. 31 Rm. Knpl. Nr. 280—306, 369—399, 440.—413 = 580 Rm. Buch.=Ast.=Rsg. 807—809= 18 Rm. Eich.=Ast=Rsg. Distr. Weißdorn 36b: Nr. 150—184, 187—192, 400—417 und 420= 87 Rm. Buchenklob. und 11 Rm. Kpl., Nr. 195—215, 422—433= 250 Rm. Buch.=Ast.=Rsg., Nr. 484= 5 Rm. Esch.= Ast=Rsg. Distr. Isenberg und Sabbenhausen Egge 57a b: Nr. 20= 05 Rm. Eich.=Nutzkupl., Nr. 8—6 und 18—19= 6 Rm. Buch.=Knpl., Nr. 7—17 und 21—26= 85 Rm. Buch.=Df.=Rsa Distr. Klosterberg 49: Nr. 81—50= 100 Rm. Ficht.=Df.=Rsg. Todtengrund 56: Nr. 75= 0.5 Rm. Eick.=NutzKnpl. Nr. 51. 65. 66, 68 und 72= 8 Rm. Buch.=Knpl., Nr. 52—74= 98 Rm. Buch.=Df.= Rsg. Ottengrund 53b: Nr. 77 und 78= 1,5 Rm. Buch.= Kupl., Nr. 79—86= 29 Rm. Ficht.=Df.=Rsa. Rsa. Nr. 96= 1 Rm. Buch.=Knpl. 105—141— 185 Rm. Eich.= Df.=Rsg. und 20 Rm. Buch.=Df.=Rsa. In hiesiger Stadt ist jum 1. 1. 26 die Stelle eines Polizeibetriebszu besetzen. Besoldung nach staatlichen Grundsätzen nach Gruppe 4. Anstellung erfolgt bei 6 Monate Probe auf 3 Jahre mit vierteljähriger Kündigung sodann auf Lebensseit. Die Stelle ist Verorgungsanwärtern vorbehalten. Verlangt wird: Tadellose Führung. kör verliche Rünigkeit Rüch ternheit. Gewandtheit im Verkehr mu dem Publilum und die Fähigken zur selbständigen Ab fassung von Berichten u. Anzeigen owie zur schrift lichen Vernehmung de Publikumo, ferner erfolgreicher Besuch einer anerkannten Polizeischule Reinigung und Heizung des Rathauses ist zu übernehmen wofür freie Wohnung gewährt wird Bewerbungen sofort er beten. Salikotten(Westf.). den 12. Dezbr. 1925. Der Bürgermeister. In Kuche und Hauskatho K Mädchen zum 15. Januar oder l. Februar gesucht. Frau Fabrikbesitzer Everhard Rensert, Bedum i. Westf.. Bahnhofstr. O. Zum 1. 1. 26 od. später wird ein ehrliches fleißiges. sauberes Mädchen für alle Hausarbeit gesucht. Angeb. mit Zeugnisabschristen unt Nr. 13144 an die Geschäftsst. bes####. Westf. Vbl., Paderborn. 1 Leistungsfähige Lebensmittelfabrik sucht für ihr erstklassiges Spezial= Fabrikat mit großzügig ausgemachter Wertreklame: wodurch sich der Konsumartikel überall schnell eingeführt hat. einen rührigen und bei Kolonialwaren=Ge schäften 2c bestens ein geführten Vertreter bei einer Vergütung von 10%! Es kommen nur Herren in Frage. die la Referenzen aufgeben können. Schriftl. Angeb. unter Nr. 13160 an die Geschst des Westsälischen Volks blattes. Paderborn. Händler! Hausierer Schuhriemen 100 Paar 310 Mk.. Toilett.=Seife 12 St. 89 Pfg. unw. Preisliste frei. M. Großmann München W. 183. Baaderstraße 1. Suche zum 1. Januar od 15. Februar Stellung als Knecht. War 7 Jahre ununter brochen in der Landwirt chaft tätig und gebem jetzige Dienitstelle auf. da Landwirtschaft nicht mehr betrieben werden soll Bin 20 Jahre alt. Angeb unt. Nr. 1044 an d. Geschst des Sauerländers, Arns berg. Steinweg 3. Zu Januar suche für einen Haushalt. 2 Perein in Küche und Haus erfahr., älteres Kräu ein das schon in gut. Hause gewesen ist. Zweitmäd chen vorhanden. Nur olche wollen sich melden die auf Dauerstellung reflektteren. Off. erb. unt Nr. 010317 an die Geschst des W. Vol., Padervorn und Näh. d. d. Geschst fleitiges: Mädchen, 22 J. alt. sucht Stellung zum 1. 1. oder 15. 1. in bess Hause auch bürger! Kochen. Erstkl. Zeugnisse vorhanden. Nur solche mögen sich melden. wo geregelter Haushalt ist. Fran ista Klos. Padervorn Grube 9. Suche zum 1. Januar auberes fleißiges Mädchen für die Küche. Zweit mädchen vorhanden. Frau Oberförster Wegener. Neuböddeken. Post Niederntudorf. Buchdruckerei HANS BUSCH, ARNSBERG lefert schnellstens: Verlobungsbriefe und Karten, Visitenkarten undalle Familiendrucksachen. Besuchskarten in eleganten Kartons sind sinnige Weihnachtsgeschenke. Schneliste Lieferung aller gewerblichen Drucksachen. Geschäftsstelle des„Sauerländers“, Annahme von Inseraten und Abonnements. Fernruf Nr. 331• Suue zum 1. Januar auberes, fleißiges Mädchen für die Küche. Zweitmädchen vorhanden. Frau Obersörst. Megener, Neuböddeten. Post Niederntudorf. Gutsrenttzerslochter, kath. aus sehr guter Fam., welche in bürgerlicher u. seinerer Küche perjekt ist, sucht Stelle für sof. zur selbst. Leitung der Küche auf einem Gute oder größeren herrschaftl. Haushalt. Offert. unter Nr. 5906 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Wegen Erkrankung des jetzigen findet ein jung. angenehme Stellung in einem Pfarrhaus auf dem Lande. Off., eotl. Zeugnisse u. Lohnansprüche sind zu richten unter Nr. 13162 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Wegen Erkrantung des jetzigen Mädchens wird ofort ein tücht., erfahr. für alle Hausarbeiten bei Familienanschluß gesucht. Fertigkeit im Nähen und Bügeln erwünscht. Gefl. schriftl. Offerten erbeten an Frl. Hauptlehrerin Mues, Büren i. W. Kaufmann sucht zum 1. Januar für frauenl. Haushalt(3 Perl.) selbst. Haushälterin, nicht uuter 40 Jahren. Gefl Angeb. mit Zeugnisabichr. u. Gehaltsanor erb. unt Nr. 010307 an die Geschäftsst. des Westf. Vbl., Paderborn. Ig. Mädcen, 19 J. alt, in sämtl. Haus= u. Gartenarbeit err sucht lotort Stellung. Angeb. u. Nr. 5918 an die Geschst. des Westf. Vbl. Padervorn. Ich suche zum 1. Jan. oder spater ein kath. Hausmädcen, welches möglichst erfahren im Waschen u. Bügeln ist. Frau Or jur Fiicher, Haus Riepen bei Warburg t. W. Kath. Landwirtsiochter. 20 Jahre alt. 1½ Jahre die Rüche erlernt. sucht für sofort oder später Stel ung alo etütze der Hausfrau. am liebnen im Gutshaushalt od. Gastwirtschaft. Off unt. Nr. 1048 an die Geschst des Sauerländers. Arnsberg, Steinweg 3. Saubere Perion zum Waschen und Putzen gesucht. Vaderborn, Grunigerstr. 26 I. Brennholz= verkauf. Die Frhrl. v. Retteler“ sche Oberförsterei Eringerfeld verkauft am Freitag. den 18. Desbr. 1925 am Westernkötter Wege (neue Kreisstraße Oestereiden— Störmede Stein Nr 1.5) 1350 rm starke Eichenstangenreiter. 80 Eichendeichseln. 33 rm Kieternknüppel. 4 ** LII 1 419132"„„„ 10 n 1 uns pr nin-io S2. m PSSnS 5* S"0½PE.T: : F 9E3-33 F 5338 33 ** O E s E 33 3555813 *• □ S S 9 =S 9 SaS STGS S 5 ES BFT 73 —* F3* O 79 E5R Sogn a. CL. WE 6o Sg 2" S 6• S9995 2.* * Jesus Sirach bearbeitet. Dem Zwecke dieses Kommentars zum Alten Testamente entsprechend ist ein großer wissenschaftlicher Apparat vermieden. Der Kenner gewahrt aber ohne Mühe, daß der Verfasser das gesamte Rüstzeug der Wissenschaft beherrscht und benutzt. Der durchweg glatten und angenehmen Uebersetzung liegt der griechische Text zugrunde; der hebräische wird. soweit er vorhanden ist, zur Klärung und Erläuterung herangezogen. Die Erklärung stellt den Gedankengang des Buches im Zusammenhange dar. In der Einleitung wird das Wissensnotwendige über das Buch in 10 turzen Paragraphen zusammengestellt. Das Ganze ist, wie die Richtlinien für das Gesamtwerk es fordern, eine für Theologen und interessierte Laien geeignete Darbietung. * Allgeier, Das Buch des Predigers. 65 S. 1.80 J. Bonn, Hanstein. Das gehaltvolle Büchlein liegt hier in einer Bearbeitung vor. die weitgehenden Anforderungen genügt. trotzdem die Anlage des Gesamtwerkes eine gewisse Beschränkung notwendig machte. Die einleitenden Fragen nehmen ein Drittel des ganzen Büchleins ein. Seinen richtigen Grundsatz:„Eine gute Uebersetzung ist der kürzeste und beste Kommentar“ hat der Verfasser gut in die Praxis umgesetzt. * Platonische Erziehungsweisheit. Dargestellt von Dr. W. Pohl. Universitätsprofessor in Wien. Gr. 8“.(VIII, 196 Seiten). Broschiert 4.50 M. Verlagsanstalt vorm. G. I. Manz in Regensburg. Ein wissenschaftliches Werk, das Beachtung verdient. Es wendet sich an alle, die sich mit Erziehungswissenschaft eingehender befassen wollen, auch Lehrer und Lehrerinnen an den Mittel= und Volksschulen seien ganz besonders darauf aufmerksam gemacht. Bei dem gesteigerten Interesse, das heutzutage für die Erziehungswissenschaft und bei den bevorstehenden Kämpfen um die Schule in weiten Kreisen besteht, kann diese gründliche Arbeit nur wärmstens empfohlen werden. * Neutestamentliche Zeitgeschichte oder Judentum und Heidentum zur Zeit Christi und der Apostel von Dr. Josef Felten, Apostolischer Protonotar, Professor der Theologie zu Bonn. Zweite und dritte Auflage. Gr. 8'. Zwei Bände.(XII. 1292 S.) Broschiert 10 M. In zwei Originaleinbänden 45 A. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz in Regensburg. Der für den Lehrer und Studierenden der Theologie als unentbehrlich anerkannte Universalkommentar zur Neutestamentlichen Zeitgeschichte ist in der Anlage im wesentlichen derselbe geblieben. Hinzu gekommen ist jedoch u. a. eine zusammenfassendere Darstellung der rechtlichen Lage der Juden in der Diaspora. Das Werk ist die schönste Einführung ins Neue Testament und zugleich eine ausgiebige Altertumskunde. In dem reichhaltigen, gelehrten Buche haben wir endlich wieder eine Neutestamentliche Zeitgeschichte und zwar eine recht zuverlässige. Bei der steigenden Bedeutung der quellenmäßigen Darstellung der Ereignisse. Zustände und Ideen der Menschheit zur Zeit der Entstehung des Christentums ist dieses ausgezeichnete Nachschlagewerk von großer Wichtigkeit. * Jesus Christus nach der Lehre des hl. Gregor von Nussa. Eine dogmen=geschichtliche Untersuchung. Von Prof. Dr. Johann Lenz. 1925. 8“. 121 S. 3.20 M. Verlag der Paulinusdruckerei Trier. Das Büchlein ist wieder ein Beweis dafür, wie notwendig und lohnend Einzelarbeiten auf dem Gebiete der Patristik sind, damit wir auch im einzelnen zeigen, daß es keine Dogmenentwicklung gibt „im Sinne einer substantiellen Vermehrung oder Verminderung der Offenbarungswahrheit". wohl aber„in dem Sinne eines wahren Fortschrittes der lehrenden Kirche in der Erkenntnis und dem Verständnisse, in der Entfaltung und Anwendung sowie in dem Ausdruck der geoffenbarten Wahrheit". Eine weihnachtliche Bücherschau des Volksvereins=Verlags. In diesen Vorweihnachtswochen geht ein guter Hausgeist in unsern Familien um und macht die Tage der Zurüstung auf das Fest zu den traulichsten des ganzen Jahres. Bei aller Sorge um die praktisch notwendigen Dinge werden wir das geistige Gut nicht vergessen. Welche Bücher schenken wir? Die Auswahl des wirklich werthaltigen Buches, das gleichzeitig erfreut und bildet, ist nicht leicht. Schon beim Kinderbuch macht sich vielfach der Kitsch breit. der nicht minder am geistigen Gesicht unserer Kleinen formt als ote und Gesunde. Dieser Tatsache müssen sich neben Künstlern un Verlegern auch die Eltern wieder mehr bewußt werden. Als vorbildlich in jeder Hinsicht sind die vom Volksvereins=Verlag in diesem Jahre herausgegebenen Märchenbücher zu bezeichnen, die zum Schönsten gehören, was auf diesem Gebiete überhaupt erschienen ist. Maria Braun, eine gottbegnadete Künstlerin von Ruf, die sich ein Stück ewiger Kindheit bewahrt hat, schuf zu den fröhlichen Versen ihrer Freundin Lisa Tetzner, der bekannten Märchenerzählerin. große farbige Scherenschnitte. Das Buch„Guck heraus heißt mein Haus“ wird von jedem Kinde mit Jubel begrüßt werden(9.50 M). Lisa Tetzner hat sich auf ihren Wanderungen durch weite Gaue Deutschlands mit ihren Märchenerzählungen die Herzen ungezählter Kinder erobert. Eines der lustigsten ist„Das Märchen vom dicken. fetten Pfannkuchen“. zu dem Maria Braun 13 heitere Bilder gemalt hat. Groß und klein werden daran gleichermaßen ihr helles Ergötzen haben(6 M). Als Gegenstück zu den im vorigen Jahre erschienenen„Grimmschen Märchen“ mit Scherenbildern von Käthe Reine(5.50 M) schenkte uns der Verlag eine Auswahl von„Andersens Märchen“ mit 9 großen Schnitten von derselben Künstlerin (7.50 M). Zu diesen überaus solid ausgestatteten Büchern in großem Format werden unsere Kleinen immer wieder mit derselben Begeisterung greifen. Die Bilder zu„Guck heraus“ sind auch als Mappe erschienen(8 A) und stellen einen prächtigen Wandschmuck für Kinderzimmer dar. Wer daneben billigere Ausgaben sucht, sei auf die bekannten Bändchen von L. Nüdling, P. Konewka, Igna Maria, Hannt Klausener u. a. hingewiesen. Der heranreifenden Jugend legen wir die Legendenbücher von Marga Thomé auf den Gabentisch:„Die heiligen zwölf Nächte“ (1.20 M) und„Das unsichtbare Reich“(2.40 K). Besinnlichen mütern schenken wir die in 2. Auflage vorliegende„Seele des Jahres"(3 4) sowie das mystische Buch„Wenn der Gärtner kommt“(2.40 J) von Margarete Windthorst. Es sind Dichtungen von starker Innigkeit und Naturnähe.— In diesem kalten Zeitenwind ist das Verlangen nach gesunder religiöser Kost doppelt groß. Das religiöse Heldenbuch des mittelalterlichen Menschen:„Alte Heiligenlegenden“ sollte unsere Jugend wieder anregen. den heroischen Taten jener gottseligen Männer und Frauen nachzusinnen(7 M). Für Reifere ist die sehr schöne, handliche Taschenausgabe vom„Neuen Testament"(4 A), das E. Dimmler übersetzt und eingeleitet hat. ein wertvolles Geschenk. Es ist die preiswerteste Textausgabe, die es augenblicklich gibt. Auch des gleichen Verfassers ansprechendes Büchlein„Jüngerschaft“(1,80 M), ein Führer zum religiösen Leben, das in neuer Auflage vorliegt, sei empfohlen.— Mehr Gütel ruft A. Deuster aus tiefstem Verstehen mit den Zeitnöten in seinem Buche „Menschengüte. Ein Buch vom Sehnen moderner Menschen"(3.60 M) uns allen eindringlich mahnend und liebevoll aufmunternd zu. Es ist eine Gabe für alle im Leben Schaffenden,— und wer von uns stände heute nicht im harten Lebenskampfe? Möchte das prächtig ausgestattete Büchlein recht viel schenkende und noch viel mehr aufnahmefreudige Herzen finden.— Die Schriften eines uns seit langem liebgewordenen Mahners und Weckers, des Volksbildners Dr. Anton Heinen, sind schon zu vielen Tausenden hinausgegangen und haben Rat und Hilfe gebracht. Jetzt schickt der Verlag sein„Schwalbenbüchlein, Plaudereien mit jungen Müttern“, in schönem Ganzleinenband, geschmückt mit 12 innigen Zeichnungen der Schwäbin Maria Braun, aufs neue ins Land(4!). Wie alle Bücher dieses warmheczigen Menschenfreundes:„Mutterleid— Mutterfreud“ für die Frau,„Lebensführung",„Wert des Glaubens" und„Mit der Kirche leben“ für junge Mädchen,„Feierabende" und„Goethes Faust“ für junge Männer.„Von alltäglichen Dingen“ für den Erwachsenen usw., eignet es sich in besonderem Maße als Festgabe. Wer Unterhaltung und Belehrung sucht, sei auf die Naturschilderungen und=erzählungen in den Büchern von Hugo Otto hingewiesen(„Naturerzählungen“.„Am Vorn der Heimatliebe" und„Rheinische Heimat im Wandel des Jahres“) sowie auf das anregende neue Buch von Kleinpaul:„Behagliches und Unbebagliches aus der guten alten Zeit“(4 M). Auch dem verwöhnlesten Bücherliebhaber wird man Freude bereiten mit dem„Neu entdeckten Abraham a Sancta Clara“, dem berühmten„Narrenspiegel"; der beste Kenner des urwüchsigen und sprachgewaltigen Wiener Predigers. Prof. K. Vertsche, hat ihn in einem halbpergamentenen Prachtbande, versehen mit 46 zeitgenössischen Kupferstichen, herausgegeben(geh. 13.50 M. geb. 18.50 M). Alle im politischen Leben Stehenden seien auf das von Prof. Dr. Schreiber. M. d. R., in Verbindung mit 20 namhaften Autoren herausgegebene„Politische Jahrbuch 1925“(6 4) hingewiesen. Die 1. Auflage des Buches war innerhalb 14 Tagen vergriffen!— Eine bedeutende Neuerscheinung für den staatsbürgerlich Geschulten ist das grundlegende Werk über„Die Staatslehre Leos XIII.“ von Dr. Tischleder(10 M)— Mit der brennend aktuellen Frage„Ebe und Kindersegen" beschäftigt sich die nunmehr in 4., stark umgearbeiteter und erweiterter Auflage vorliegende Schrift von Prof. Dr. Mausbach.— Ein Buch, das zum verantwortungsbewußten staatsbürgerlichen und sozial=ethischen Denken und Handeln erzieden möchte, ist„Berufsgedanke und Berufsstand im Wirtschaftsleben“ von Dr. A. Pieper(2.50 M). Mit diesem Hinweis sei unsere diesjährige Gabenschau beschlossen. EEb 15. Dezember 1923.. Tägliche Unterhaltungsbeilage. 5. Jadegang Nr. 238. Die Roman von (12. Fortsetzung.) ,H. Scheil.(Nachdruck verboten.) Sie hatte das Vertrauen und die Liebe zu den Menschen, die Georg Sebald in ihr junges Herz gepflanzt, nicht verloren. Und mit welcher Begeisterung sie von der Stadt Goethes sprach! Sie hatte unter dem geistigen Schatten des großen Dichters gewandelt und hatte dort, wo jeder Stein und jeder Baum ein Erinnern an ihn predigte, einen Hauch seines Geistes gespürt. „Nun laß dich einmal erst ordentlich ansehen, Onkel Georg," sagte Alice, als sie später mit ihrem vaterlichen Beschützer im großen Speisezimmer unter der leuchtenden kristallenen Krone stand,„du weißt doch, ich brauche dir nur in die Augen zu schauen und erkenne sogleich, wie es in deiner Seele aussieht.“ Sie legte ihre schlanken und doch kräftigen weißen Hände auf seine Schultern. „Du hast viel gearbeitet, ich fürchte, ein wenig zu viel, ab, wahrhaftig, hier an den Schläfen schimmern ja schon ein paar graue Fäden.“ „Ja, ich werde alt, Alice, du wirst bald einen grauhaarigen Onkel haben. Ich bin ja auch nun bald vierzig Jahre alt, und mein Lebenswerk war groß und anstrengend.“ „Aber doch von Erfolg gekrönt,“ rief das junge Mädchen mit leuchtenden Augen.„Uebrigens ist ja gar nicht wahr, daß du alt wirst, Onkel Georg. Auf dieser hohen Stirn gibt es noch keine Falten, deine Augen haben das alte Feuer. Und jetzt, du ich wieder bei dir bin, werde ich dafür sorgen, daß du dich deiner Kunst nicht so ganz mit Leib und Seele hingibst. Ein klein wenig mußt du auch deiner Alice gehören, deinem Mädel aus den Rocky Mountains. Nicht wahr, ich habe doch ein gutes Recht auf dich? Das wird man mir niemals nehmen können, nicht wahr, Onkel Georg, niemals?“ Ihr Haupt mit dem üppigen, goldblonden Haar sank an seine Schulter. Sie schmiegte sich fest an ihn und fing sein Haupt mit ihren Händen ein. „Ich glaube nicht, mein Kind,“ stieß Georg ein wenig unsicher hervor,„daß es irgendeine Macht auf Erden geben könnte, die dich mir zu entfremden vermöchte. Es sei denn—“ Er schwieg. „Es sei denn—,“ wiederholte Alice und blickte aus ihren hellen, stahlblauen Augen ängstlich zu ihm auf.„Es sei denn — so sprich es doch aus, Onkel Georg.“ „Es sei denn, mein Kind, daß diese Macht eines Tages in dir selbst erwacht und sich regt und wächst und so gewaltig wird, daß sie über dich selbst hinaus dir deine Wege vorschreibt.“ „Welche Macht könnte das nur sein? Wie nennt sie sich und wie könnte sie so mächtig werden, daß sie mich von deiner Seite reißen könnte, von deinem Herzen vielleicht gar, ab—“ dunkles Rot ergoß sich über das wunderschöne Mädchenangesicht und langsam, von einem bangen Verstehen erfaßt, trat Alice einige Schritte zurück. Doch schon in der nächsten Sekunde schüttelte sie das Haupt mit einer fast zornigen Energie. „Ich habe dich verstanden, Onkel Georg. Das wird niemals geschehen— ich werde immer bei dir sein und ich würde denjenigen, der es versuchte, mich dir zu entreißen, hassen— ja wirklich, ich würde ihn hassen!" Da nahm Georg ihr Haupt zwischen seine Hände. Er blickte ihr wehmütig lächelnd in die Augen und sagte mit verschleierter Stimme: „Närrchen! Dummes, liebes Ding, du wirst ihn nicht hassen können!" „Zu Tisch— zu Tisch," rief Tante Doras Stimme,„die Suppe ist aufgetragen.“ Und hinter dem Rokockofigürchen, dessen feines, zartes Gesichtchen vom Küchenfeuer gerötet war, marschierte das Stubenmädchen herein und stellte die Suppenschüssel auf die Tafel nieder. Und Alice nahm seit drei Jahren wieder die erste Mahlzeit mit den„Ihrigen“ ein.— Mit denen, die nicht durch die Bande des Blutes ihr verknüpft waren, sondern durch die weit festeren der Nächstenliebe und der freien Wahl des Herzens. Gegen Mitternacht saß Professor Georg Sebald vor dem Schreibtisch in seinem Schlafzimmer, der weit weniger prunkvoll war als sein Kamerad im sogenannten Arbeitszimmer. Dafür stand er auch in einem Mansardenraum und behauptete ganz gegen jedes Gewohnheitsrecht hier seinen Platz. Aber Georg hatte sich dieses Zimmer, das einfachste und schmuckloseste seines Heims, mit gutem Bedacht gewählt. Von den Fenstern seines Schlafzimmers aus genoß er einen herrlichen Fernblick, und wenn am Morgen unten der Tag erwachte, traf den Schlummernden kein Laut. An seinem einfachen Schreibtische aber pflegte der Maler noch oft am Abend zu sitzen und seine Eintragungen in ein von ihm sorgsam behütetes Buch zu machen. Er zog es auch jetzt hervor, öffnete den in Leder gebundenen Band, der ein kunstvolles Schloß besaß, und schrieb nicht etwa einen Rechenschaftsbericht des Tages nieder, sondern nur die Eindrücke dieses Tages. Denn nur, was ihm im Laufe der Jahre an Geschehnissen wertvoll erschienen, nur Empfindungen und Gedanken, die er 1 für immer festhalten wollte, vertraute Georg Sebald diesen Blättern an. Heute schrieb er: Alice ist aus Weimar zurück. Die drei Jahre, die ich ihr mit guter Absicht Zeit gegeben, unbeeinflußt von mir, sich zu entwickeln, sind verflossen. Noch kann ich zu keinem abschließenden Urteile gelangen, welche Lichter oder Schatten die Erlebnisse dieser drei Jahre in der Seele meines Kindes zurückgelassen. Meines Kindes?— Darf ich sie eigentlich noch so nennen? Wie sie mir heut gegenübertrat, auf das glücklichste entwickelt zum jungen Weibe, geschmückt mit allen Reizen, allen Schönheiten und Tugenden, welche die Natur zu vergeben hat, da trat mich plötzlich eine seltsame Befangenheit an. Ich habe es also vor drei Jahren ganz richtig herausgefühlt, daß es gut wäre, Alice für eine gewisse längere Zeit nicht zu sehen. Gut für sie— besser und notwendiger vielleicht noch für mich. Die Nähe dieses Wesens, das seine erwachende Leidenschaft ahnungslos unschuldsvoll auf mich ausströmen ließ, begann mich damals zu verwirren. Schließlich— ich bin ja ein Mann, allerdings ein Mann, der heut mit siebenundreißig Jahren an Erfahrungen und Lebensarbeit so alt ist wie ein Fünfzigjähriger, dazu ein wenig müde, weil sein Leben bisher nur äußere Erfolge aufzuweisen vermag und so wenig von innerer Befriedigung. So habe ich denn dafür gesorgt, daß zwischen Alice und mir drei Jahre der Trennung lagen. Ist es anders geworden in diesen drei Jahren? Habe ich mich in meinen väterlichen Empfindungen befestigt oder beginnt mein Blut noch immer wärmer und kräftiger durch die Adern zu jagen, wenn sie mir nahe ist? Und Alice selbst? Hat die elementare Kraft ihres Liebebedürfnisses Ablenkungen gefunden, wie ich hoffte— und vielleicht auch— fürchtete?! Wie gesagt. noch vermag ich mir über sie nicht klar zu werden. Nur so viel steht fest: Rein, wie ich sie entließ, rein in ihrem Denken und Fühlen ist sie mir zurückgekehrt. Aber wenn sie mir heut abend auch ganz ernsthaft versicherte, daß sie denjenigen, der sie jemals von mir fortführen wolle, hassen würde — ich weiß es ja besser. Er wird einst kommen, und sie wird ihm folgen. Denn er wird jung sein. Und ich werde dann zwei Kinder haben, ein paar graue Haare mehr an den Schläfen. Und beides wird sehr natürlich sein, ganz folgerichtig— selbstverständliche Wandlungen des Lebens. Ich werde also meine Pflicht Alice gegenüber weiter erfüllen, wie ich sie in diesen letzten vierzehn Jahren erfüllt habe, das heißt, ich werde ihr nichts anderes sein als ihr väterlicher Beschützer, ihr bester Freund auf Erden— ein uneigennütziger Freund. Ich werde mir Mühe geben, in ihr nichts anderes zu sehen, als das kleine elternlose Mädchen, das durch ein furchtbares Verbrechen zur Waise geworden. Alice ahnt nicht und darf es niemals erfahren, welch ein fluchwürdiges, blutiges Drama ihr die Mutter geraubt hat. Ich habe sie in dem festen Glauben erzogen, daß sie die Tochter meiner in Amerika verstorbenen Schwester ist. Das glaubt auch alle Welt oder richtiger die wenigen Menschen, denen ich einen Blick in mein Privatleben gestattet habe. Auf das einsame Grab in den Rocky Mountains ist nun schon vierzehnmal der Schnee niedergefallen und ebenso oft hat es sich im Frühling mit den Blumen der Wildnis geschmückt. Und die Missetat ist ohne Sühne geblieben. So schrieb mir vor Jahren Sheriff Johnston, an den ich mich mit einer Anfrage wandte. Aber wenn die beiden Elenden, Thomas Flanagan und der schottische Bob, so unauffindbar bleiben, daß sie der irdischen Gerechtigkeit entronnen sind, das Wort, das Sheriff Johnstons Lippen sich entrang, als wir an Frau Hedwigs Leiche standen, es wird sich erfüllen, wenn es sich nicht schon erfüllt hat: Sie möge verdorren, die Hand, die sich nach dem Leben Hedwig Flanagans ausgestreckt hat. Seltsam hat dieses so tief in mein eigenes Leben eingreiEreignis meine ganze künstlerische Tätigkeit beeinflußt. Wäre es nicht frivol, ich möchte sagen, und muß es mir eingestehen: Es hat eigentlich mein Glück begründet— das nämlich, was die Menschen gemeinhin Glück nennen: Anerkennung, Berühmtheit, Geld, äußere Ehren. Haben mich die Erinnerungen an das Drama in den Bergen nicht beständig im Banne gehalten, haben sie mir nicht meine künstlerischen Vorwürfe in die Hände gelegt? Kaum war ich nach Deutschland zurückgekehrt, so malte ich meine Eselreiterin. Sie stellt das Kind dar, das auf dem alten Diogenes— das treue Tier hat längst sein Erdenwallen beendet— reitet und lachend einen aus Tigerlilien gewundenen Kranz um das zottige Haupt des Esels legt. Kunstausstellung in München. Erster Preis. Für mich selbst eine nie geahnte Ueberraschung. Ich war über Nacht ein berühmter Mann geworden. Die Eselreiterin erfuhr zahllose Kopien und Reproduktionen— ich selbst mußte mich mit einer Kopie begnügen, denn das Original wurde für einen mir selbst unverständlichen hohen Preis von einem englischen Kunsthändler gekauft und über den Kanal geführt. Und dann kam eine lange Reihe von Bildern, die alle dem Leben in den Bergen entnommen waren, die bekanntesten:„Die Goldgräber“—„Das Blockhaus“—„Wintermorgen in den Rocky Mountains“—„Der Pedlar“—„Das Kind des Lagers". — Und noch ein Bild, das jene sturmbewegte Zeit mir geflüstert hat, habe ich geschaffen.— Ein Bild, das nichts anderes ist als die farbgewordene Anklage gegen Frau Hedwigs Mörder. glaube, es ist mein bestes, mein größtes, mein wahrstes Werk. Aber keines anderen Menschen Blicke haben bis heut darauf geruht. Selbst meine Hausgenossen haben niemals das Zimmer betreten dürfen, in welchem ich dieses Bild aufgehängt habe. selbst betrete nur, wenn eine gewisse Stimmung sich auf mich niedersenkt, den von mir sorgsam behüteten Raum. Vielleicht würde dieses Bild das Siegel unter meinen Ruhmesbrief drücken. Aber es ist mein Eigentum, das ich niemals von mir lassen werde, es ist ein Stück meines Lebens, es ist die bedeutsame Wendung meines Schicksals. Und wird einst mein Vermächtnis an Alice werden, und dann wird sie alles wissen. Georg hatte lange geschrieben. Er legte die Feder mit müder Hand zur Seite, schloß das Buch und barg es in seinem Schreibtisch wie einen hoch bewerteten Schatz. Dann trat er an eines der Fenster und blickte noch lange ernst und sinnend in die Sternennacht hinaus. Es war zwei Uhr morgens, als sich Professor Georg Sebald zur Ruhe begab. Aber auch in seine Träume hinein folgten ihm die Eindrücke des Tages. Er sah Alice mit blitzenden Augen vor sich stehen und hörte sie mit leidenschaftlicher Stimme rufen: Ich werde ihn hassen! Ihren Worten folgte das höhnische Lachen eines Kobolds, der irgendwo, unsichtbar in einer Ecke des Gemaches, kauerte. VIII. Rohrdorf, eines der schönsten und vielleicht auch ertragreichsten Rittergüter des Herzogtums, war von dem verstorbenen Kommerzienrat Hermann von Hasselwerde vor etwa zwanzig Jahren in der Absicht angekauft worden, auf diesem idyllischen Herrensitz seine alten Tage in beschaulicher Zurückgezogenheit zu beschließen. Der rastlose Arbeitsmensch Hasselwerde, dem so ziemlich alles im Leben geglückt war, seitdem er sich aus einem armen Edelmann mit praktischem Blick und großer Entschlossenheit in einen die höchsten Ziele anstrebenden Industriellen gewandelt hatte, dieser vortreffliche Rechner, der als einer der ersten seiner Standesgenossen zur Einsicht gekommen war, daß der Anbau von Kohl und Kartoffeln auf der ererbten Scholle der Ahnen wohl ehrenvoll, aber herzlich wenig einträglich sei, und daß die Beschäftigung mit Fabriken, Hochöfen und überseeischen Unternehmungen ganz andere Resultate zeitigen könne, dieser Schmied seines erfolggekrönten Lebens hatte sich Jahrzehnte hindurch inmitten seiner Sorgen und Mühen, seiner Berechnungen und Spekulationen unentwegt diesem Traum hingegeben: Fern von Geschäften wollte er mit dem alles verstehenden Lächeln des Philosophen in reizvoller Einsamkeit die Bilanz seines Lebens ziehen.(Fortsetzung folgt.) Jans Quiktsack. Ein emsländisches Märchen. Nach Hermann Gröninger. Es war einmal in einem Dorfe an der Ems vor Zeiten ein armer, aber munterer und altkluger Junge. Sein Vater war Nachtwächter und Totengräber. Der schickte ihn, um den kleinen Freßsack loszuwerden, bald zu einem Schneider in die Lehre. Da hatte Jans Quittsack— so hieß der Junge nämlich— es gut. Zwar bekam er wegen seiner Streiche vom Meister oft die nötigen Schläge, aber das Herumziehen von einem Bauern zum andern und. was die Hauptsache war, ein ordentliches Butterbrot und Sauerkraut mit Speck. das sagte ihm sehr zu. Als er seine Lehrjahre herum hatte, schneiderte er noch ein paar Jahre in den Emsdörfern Sustrum, Walchum und Dersum. Eines Tages packte ihn die Wanderlust. Mit Bügeleisen und Schere im Rucksack machte er sich auf und ging kilorum. In der Gegend von Dreuthe verirrte er sich im Veen. Plötzlich, als er an die Emmerschanze kam, sah er einen Riesen vor sich, der seine Hütte aus Feldsteinen ausbesserte. Der Riese war viermal so groß als Jans und schaute grimmig und falsch auf ihn herunter. Jans wußte, das war der Hüne Austerwald, von dem er schon oft gehört hatte.„Donner und Granitstein," brüllte der Riese,„bist du ein Granitstein oder was sonst?" Jans hatte sich inzwischen von seinem Schreck erholt und schaute dem Unhold keck in die Augen:„Ick bin Jans Quittsack". Und dann erzählte er und trug nicht schlecht auf von seinen Taten und seinem Geschlecht, von seinen großen Reisen nach den Ländern Sustrum, Walchum und Dersum, und wie er sieben auf einen Schlag totgeschlagen und über hundert in die Flucht geschlager.(Damit meinte er aber nur sieben Fliegen, die er auf dem Schneidertisch mit einem Tuchlappen erschlagen hatte.) Als der Junge bei dieser Erzählung noch gewaltig mit seiner großen Schere klapperte, begann der Riese Respekt vor ihm zu bekommen, gab ihm zu essen und nahm ihn als Weggenossen an. Am andern Morgen ging das ungleiche Paar los übers Emmer Feld.- Jans hatte seine Not mitzukommen. Als er etwas zurückgeblieben war, sah er ein Kiebitznest mit vier Eiern, die er sich in die Tasche steckte. Nach einiger Zeit nahm Austerwald einen großen Feldstein und drückte ihn mit den Händen zu Staub zusammen. Höhnisch wandte er sich an Jans:„Kannst du das auch?" Der nahm heimlich ein Ei aus der Tasche und zerdrückte es mit seinen Händen, daß es naß auf den Boden tropfte. Da staunte der Riese, denn Wasser aus Stein drücken konnte er nicht. Zornig nahm er sich einen anderen dicken Stein und warf ihn in die 2 g. daß er erst nach fünf Minuten wieder herunter kam. Als der Hüne ihn nun fragend ansah, zog Jans den Vogel aus der Tasche und warf ihn wie ein Stein in die Luft. daß er verschwand. Der Riese wartete eine Viertelstunde, eine halbe, eine ganze Stunde, aber es kam kein Stein wieder herunter. Und Austerwald meinte:„Der Stein ist durchs Himmelsdach gegangen!“ Scheel sah er den gefährlichen kleinen Kerl von der Seite an und überlegte, wie er ihn wieder los werden könnte. Nachdenklich ging er mit seinem Gast zur Hütte zurück, und da beide von dem Weg und ihren Taten Hunger bekommen hatten. kochte der Hüne einen Topf voll Roggenbrei in Milch. Es war ein Riesentopf, sodaß Jans es fast ein wenig mit der Angst kriegte, als Austerwald ihm ein Wettessen vorschlug, wer am meisten vertragen könne. Aber das listige Schneiderlein war ja„mit Emswasser getauft“ und fing es schlau an. Er knüpfte sich heimlich einen großen Sack unter Weste und Jacke vor den Leib, und ließ nun, als der Riese und er umschichtig zu schlürfen begannen, neben kleinen Schlücken in den Hals das meiste„unterm Bart“ in die„große Tasche" laufen. So schwollen beider Bäuche mächtig an, aber Jans hielt gleichen Schritt mit dem großen Freßsack, bis der Hüne endlich stöhnend aufhörte, Löffel und Schüssel zurückstieß und bekannte: „Ich kann nicht mehr oder ich berste! Solch ein Freßsack wie dich gibt es in ganz Drenthe nicht.“ Nun hörte auch Jans auf zu essen und fing an zu stöhnen, als wenn er vor überfülltem Magen es nicht aushalten könnte. Und um sich Luft zu machen, nahm er sein Messer und stach sich in den Futtersack, daß der Brei herauslief, und der Riese glaubte, Jans hätte sich zur Erleichterung in den Bauch gestochen. Um dieselbe Erleichterung zu finden, da er den Schneider so vergnügt herumhüpfen sah, versuchte er dasselbe Stück und brachte sich natürlich dabei auf elende Weise ums Leben. Jans aber, das pfiffige Schneiderlein, freute sich, daß er von dem Unhold losgekommen war. Mit ihm freuten sich alle Bauern, denen Austerwald jetzt nichts mehr anhaben konnte. E. E. Vom Weihnachtsbüchertisch. V. Köster, Schwedenchronik, Clemenswerth, zwei geschichtliche Heimatnovellen. 231 Seiten. Gebunden 3 M. Ferdinand Schöningh, Osnabrück. Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten kommt dieser von Ferdinand Schöningh sehr geschmackvoll ausgestattete Novellenband unsers allgemach in ganz Nordwestdeutschland bekannten und beliebten Heimaterzählers B. Köster. Durch seine zwei geschichtlichen Romane „Im Feuer der Kartaune" und„Die schöne Anna Hake von Scheventocf“ hat sich Köster rasch eine große und dankbare Lesergemeinde erobert. Dieser neue Band wird ihm bestimmt noch weitere, neue Kreise erschließen; zumal heute, wo„Heimatkunde“— mit vollstem Recht— eine Forderung nicht nur der neuen„Richtlinien" der Schule, sondern eines jeden wahren Deutschen geworden ist.— Was Köster bietet, ist wirkliche, blutwarme Heimatgeschichte, mit warmfühlendem Herzen und vollendeter Erzählerkunst geschrieben, psychologisch wie historisch fest eingebaut.— Die erste Novelle schildert die unerhörten Leiden eines deutschen Dorfes(Glandorf) im 30jährigen Kriege, die zweite entwirft, anknüpfend an das glangende Hümmlinger Jagdschloß Clemenswerth, ein auch kulturgeschichtlich sehr beachtenswertes Bild aus der vielgefeierten Rokokozeit.— Der Preis ist so niedrig gehalten, daß jede Bücherei in Haus oder Schule oder Gemeinde dies prächtige Heimatwerk erwerben kann. * Das Spitzwegbuch. Mit Texten von Joseph Bernhart. 72 S. Text, 64 ganzseitige Abbildungen in Kupfertiefdruck. Originaleinband 8 J. Verlag Josef Müller, München 23. Wer kennt ihn nicht, den Poeten unter den Malern, den Humoristen unter den Künstlern der Farbe; wer lächelt nicht mit einem zufriedenen Lächeln, wenn er die dem Leben abgelauschten und zu Bildern geformten vielfach so seltsamen Situationen sieht; wer erkennt nicht den seinen Menschen, der wohl an seinen Mitmenschen sich reibt, ihnen aber nicht wehetun will; wem offenbart sich nicht ein echt deutsches Gemüt, das man bei so manchem andern Künstler vergeblich sucht? Wir meinen Carl Spitzwea. Ein herrliches Buch liegt vor uns, das ihm und seiner Sonderstellung unter den Malern ganz gerecht zu werden sucht. Die schönen Tiefdruckwiedergaben geben der Darstellung einen warmen Hauch und gewähren. obwohl die Farbe fehlt, einen reichen ästhetischen Genuß. Wir sehen nicht nur die bekannten Bilder vom Poeten, unter dem Dache angefangen bis zu dem ewigen Hochzeiter und dem Antiquar, dem Blumenfreund, dem alten Feldsoldaten, dem über die Heide mit seinem Spitz wandelnden Dorspfarrer und so vielen ndern Bildern, die auf den ersten Blick für sich einnehmen; wir bekommen auch seltene und wenig bekannte Bilder zu Gesicht, wie dr. Projektemacher, die erste Eisenbahn u. a.; jedes Bild hat seinen eigenen Reiz. Der Herausgeber, dessen feinsinnige Feder bekannt ist, hat jedem Bild einen besonderen Text beigegeben, bald einen kurzen Spruch, bald ein Gedicht, bald eine kleine erzählende Skizze.### will die Bilder nicht analysieren und ausdeuten, sondern ihnen gleichabgestimmte Wortgemälde zur Seite stellen. Ob es ihm immer gelungen ist? Der Spitzweg gefällt schon ohne diese Beigaben, immerhin verdient ein solcher Versuch alle Anerkennung. Wir empfehlen das Spitzwegbuch als hervorragendes Weihnachtsgeschenk. Er. * Eberharter. Das Buch Jesus Sirach. 167 S. 4,20. Bonn, Hanstein. In dem bekannten Bonner Sammelwerk„Die Hl. Schrift des Alten Testamentes“ hat Prof. Eberharter in Salzburg das Buch * Gs *4 65— * Wirtschaftszeitung. Amerika will deutsches Eigentum zurückgeben. Nach langwierigen, von privater Seite in die Wege geleiteten Verhandlungen, die als Vertreter deutscher Interessenten der Hamburger Anwalt Dr. Wilhelm Kießelbach, der zugleich als Kommissar des deutschen Reiches Mitglied der deutsch=amerikanischen Schadenkommission ist, mit den in der War=Claiments Association vereinigten Interessenten, denen durch die Schadenersatzkommission eine Entschädigung zugebilligt ist, führte, ist bekanntlich der scheinbar tiese Gegensatz zwischen beiden Parteien durch einen Vertragsentwurf auf rein geschäftlicher Basis überbrückt. Das Kompromiß ist allerdings bis jetzt nur eine private Abmachung, erst die Zustimmung der beiderseitigen Regierungen verleiht ihm eine endgültige Bindung. In den Vereinigten Staaten ist sogar die Genehmigung des Kongresses notwendig. Trotzdem Coolidge, der Bundesanwalt und das Schatzamt im Prinzip mit einer friedlichen Lösung der heiklen Frage voll und ganz einverstanden sind, ist es fraglich, ob der Kongreß die in der Vereinbarung als Höchstsumme festgesetzten beiderseitigen Forderungen korrekturlos akzeptiert. Der Kongreß hat sogar das Recht, den Entwurf vollständig zu verwerfen, und von sich aus einen neuen vorzulegen. Findet aber eine unveränderte Annahme des Entwurfes statt, so vergehen immerhin noch Monate, ehe die Regelung der umsangreichen Materie stattfinden kann. Die Grundzüge des im Rahmen der inoffiziellen Erwartung liegenden Kompromisses lauten wie folgt: I. Die deutschen Forderungen an Amerika betragen: vorhandenen deutschen 150 Mill. Doll. 80—100 Mill. Doll. deutschen Forderungen 1. von dem als beschlagnahmt Eigentum a) in bar ca. b) in nicht realisierten Werten 2. von dem von der amerikanischen Regierung benutzten oder durch Requisition oder auf anderem Wege ohne Entschädigung enteigneten deutschen Eigentum ca. 100 Mill. Doll. zusammen 880—850 Mill. Doll. II. Die amerikantschen privaten Forderungen werden als 180 Mill. Dollar nicht übersteigend angenommen. Für die Unterbringung dieser Beträge ist vorgesehen: I. bei den deutschen: 1. vorhandenen Werten aus den vorhandenen Barbeträgen aus den Dawes=Bonds die nicht realisierten Werte L. enteigneten Werten: aus den Dawes=Bonds 100 Mill. Doll 100 Mill. Doll. 50 Mill. Doll. 80—100 Mill. Doll. 830—850 Mill. Doll. II. bei den ameriknanischen Werten: aus dem im Treasmy=Departement vorhandenen Zinsenfonds 80 Mill. Doll. aus den vorhandenen Barbeträgen 50 Mill. Doll. aus den Dawes=Bonds 100 Mill. Doll. 180 Mill. Doll. Amerika hatte sich seinerzeit auf der Pariser Konserenz die Anmeldung seines Anteils an den Dawes=Zahlungen, also sowohl für die Besatzungskosten als auch für die amerikanichen Entschädigungen vorbehalten. Der neue Vertrag gedenkt ie anerkannten Ansprüche Deutschlands auf der Grundlage der Dawes=Zahlungen durch Ausgabe von spätestens in 25 Jahren rückzahlbaren Bonds in Höhe von 250 Millionen Dollar zu tilgen. Bei Rückzahlung in Goldmark ist für jede nach dem ersten Jahre folgende Auszahlung eine in jedem Jahr um ½% steigende Prämie vorgesehen. Der Zahlungsmodus ist derart geregelt, daß die Deutschen außer den nicht realisierten Werten(80—100 Mill. Doll.) 50 Mill. Doll. in Bonds und 100 Mill. Doll. in bar und die Amerikaner 50 Mill. Dollar in bar und 100 Mill. Doll. in Bonds erhalten. Damit der Grundgedanke der Verständigung sich voll auswirkt, ist die Verteilung an die Zustimmung aller derjenigen gebunden, deren Vermögen durch den Alien Encmy=Act beschlagnahmt wurde, auch an die der Schiffseigentümer und Eigentümer von Funkstationen. Die Tilgung sämtlicher Schulden durch die Dawes=Bonds bedeutet praktisch, daß die beiderseitigen Ansprüche fortan im Rahmen der Dawes=Zahlungen geregelt werden sollen. Deutschland muß also die aufzubringenden Summen selbst zahlen. Aber ohne große Opfer können die 850 Millionen Dollar nicht freigemacht werden. Die Realisierung des Kompromisses bringt der kapitalarmen deutschen Wirtschaft eine Belebung. Amerikanische Bankkreise nehmen bestimmt an, daß der Kurswert der Bonds auf„pari“ stehen wird. Dr. G. Erste Durchführungsverordnung zum IndustrieBelastungsgesetz. Zur Durchführung des Gesetzes zur Aufbringung der Industriebelastung(Aufbringungsgesetz) vom 80. August 1924 erscheint jetzt die erste Verordnung des Reichsfinanzministers und Reichswirtschaftsministers. Die Verordnung enthält zunachst Einzelheiten über die Aufbringungspflicht der werbenden Betriebe des Reiches, der Länder und Gemeinden(Gemeindeverbände) und die Abgabe einer Vermögenserklärung für diese Betriebe. Die Vorstände und Geschäftsführer der werbenden Betriebe, die der Aufbringungspflicht unterliegen (§ 2 Absatz 2 des Aufbringungsgesetzes), haben innerhalb der fur die Abgabe der Vermögenserklärung für 1925 gesetzten Frist nach dem für diese vorgesehenen Muster eine besondere Vermögenserklärung für die Zwecke des Aufhringungsgesetzes abzugeben. Dies gilt nicht, soweit für die Feststellung des Einheitswertes über das Vermögen von werbenden Betrieben eine Vermögenserklärung für 1925 abzugeben ist. Alle den werbenden Betrieben dienenden Gegenstände gelten als Betriebsvermögen im Sinne des Reichsbewertungsgesetzes. Für jeden einzelnen Betrieb ist eine getrennte Vermögenserklärung abzugeben, auch wenn dieselbe öffentlich=rechtliche Körperschaft Unternehmerin mehrerer Betriebe ist. Die Vermögenserklärung gilt als Steuererklärung im Sinne der Reichsabgabenordnung.„„„„— n1„— Werbende Betriebe sind. nach der Definition der Verordnung, Betriebe, die nach gesetzlicher Vorschrift oder allgemeinen inanzwirtschaftlichen Grundsätzen in der Weise zu führen ind, daß durch die Einnahmen mindestens die Ausgaben geseckt werden, gleichviel, ob dieser Erfolg im einzelnen Falle tatsächlich erreicht wird. Zu den werbenden Betrieben, die die Aufbringungspflicht begründen, gehören insbesondere Vergwerke, Salinen, Steinbrüche und sonstige Betriebe zur Gewinnung von Bodenschätzen, wie Steinen, Schiefer, Kalk, Kreide, Kies, Sand, Lehm, Ton, Mergel, Torf, ferner Ziegeleien, Hütten und dergl., Verkehrsbetriebe(Kleinbahnen, Straßenbahnen, Hoch= und Untergrundbahnen, Kraftwagenbetriebe, Hafenbetriebe, Lagerhäuser, Meßgebäude und deral.), Anstalten zur Versorgung mit Wasser, Gas, Kraft und Licht, Banken und sonstige Kreditanstalten mit Ausnahme solcher Staatsbanken, die nach ihrer Bestimmung in der Hauptsache staatswirtschaftlichen oder allgemein=wirtschaftlichen Geschäften dienen; öffentliche oder dem öffentichen Verkehr dienende Sparkassen, wenn sie sich nicht auf die Pflege des eigentlichen Sparkassenverkehrs beschränken; sonstige gewerbliche Betriebe (Versorgung mit Lebens= und Genußmitteln, Fabriken, Mühlen, Molkereien, Brauereien, Zeitungen, Druckereien, Bäderverwaltungen und dergl. Zu den werbenden Betrieben gehören nicht Veranstaltungen, die ohne Rücksicht auf Ertragserzielung zu gemeinnützigen Zwecken unterhalten werden. Hierzu gehören insbesondere Veranstaltungen, die der allgemeinen Wohlfahrt dienen(Kranken= und Siechenhäuser, Erholungs=, Alters= und Kinderheime, Sport= und Spielplätze, Volksbäder, Schlacht= und Viehhöfe, Desinfektionsanstalten, bakteriologische Untersuchungsanstalten und dergl.), Veranstaltungen, die der Wissenschaft, Kunst und sonstigen Bildungszwecken dienen(Universitäten, Hochschulen und alle übrigen Schulen, Büchereien, Volkslesehallen, Museer, Theater, Orchester und dergl.); Veranstaltungen, die wirtschaftlichen Bedürfnissen überwiegend der minderbemittelten Bevölkerung dienen sollen und infolge dieser Zweckbestimmung in ihrer Ertragsfähigkeit beschränkt sind(Leihhäuser und dergl.). Der Betrieb der Deutschen Reichspost gilt nicht als werbender Betrieb. Von der Aufbringungspflicht befreit ist die Deutsche Reichsbahngesellschaft, für die bekanntlich ein besonderes Gesetz den Reparationsschuldendienst regelt.— Der Aufbringungspflicht unterliegen nicht solche werbenden Betriebe, die Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Gärtnerei, Viehzucht, Weinbau oder Fischerei zum Gegenstand haben; mitbefreit sind die mit einem solchen Betriebe verbundenen Nebenbetriebe anderer Art. Ebenso unterliegen der Aufbringungspflicht nicht Nebenbetriebe landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen oder gärtnerischen Charakters, die zu werbenden Betrieben anderer Art gehören. Bei der ersten Umlegung werden alle der Aufbringungspflicht unterliegenden werbenden Betriebe herangezogen, die entweder am Beginn des 1. Januar 1925 bestanden haben oder in der Zeit vom 1. Januar 1925 bis zum Ablauf des 81. Oktober 1925 eröffnet worden sind. Oertlich zuständig zur Entgegennahme der Vermögenserklärung für die werbenden Betriebe ist das Finanzamt, in dessen Bezirk der Oct der Leitung des Betriebes liegt. Devisen und Effekten. Nach leichteren Kursbesserungen abgeschwächt. Neuer Frankenrückgang. Berlin, 14. Dez. Nach dem mit Kurssteigerungen verbundenen lebhaften Geschäft der letzten Woche ist es heute auf dem Schiffahrts=, Amerikaner= und Montanmarkte allgemein in ruhigere Bahnen eingelenkt. Nachdem vorbörslich teilweise niedrigere Kurse genannt worden waren, setzte sich bei der Eröffnung der Börse die feste Grundstimmung erneut durch und behauptete sich auch im Verlaufe trotz eingetretener leichter Schwankungen bezw. Abschwächungen. Bei nicht ganz einheitlicher Kursbildung überwogen auf den führenden Märkten Kursbesserungen bis zu 1 Prozent, vereinzelt auch darüber, die ziemlich gleichmäßig alle Umsatzgebiete betrafen. Die späteren Abschwächungen hingen mit den Schwierigkeiten bei der Regierungsneubildung, Verkäufen im Zusammenhang mit der Baisseliquidation und dem neuen Frankenrückgang zusammen. Von Rentenwerten erhielt sich bei gebesserten Kursen für Schutzgebietsanleihen sowie türkische Werte Interesse. Vorkriegshypothekenpfandbriefe und Goldpfandbriefe zogen weiter leichter an. Am Geldmarkt ist die Flüssigkeit unverändert geblieben. Berliner Devisenpreise(in R=Mark). Buenos Aires London Newyork Amner dam Brüssel Chriitiania Helfingsors Italien Kopenhagen Paris Prag Schweiz Spanien Stockholm Friedenskurs 1.75 20.43 4.20 1.69 0.81 1.125 0.81 0.81 1.125 0.81 0,85 0.81 0.81 1.125 850.00 46.00 Produkten. Steigende Getreidepreise. Berlin, 14. Dez. Bereits vormittags wurden im Lieferungsgeschäft etwas höhere Preise angelegt, doch brachten die schwächeren Liverpooler Eröffnungsmeldungen dem Markt eine Enttäuschung. Weizen konnte durchweg 1—1½ Mark anziehen. während Roggen per Dezember auf Deckungen 8 Mark profitieren konnte. Die späteren Sichten tendierten aber wieder schwächer. Die Offerten vom Auslande lauten sowohl von Kanada als auch von Argentinien etwas fester. In effektiver Ware ist Weizen von Schlesien und Sachsen reichlicher angeboten, die Tendenz ist als leicht befestigt anzusprechen. In Roggen hat die Nachfrage für den Export etwas nachgelassen und, da die Mühlen wegen des schlechten Mehlgeschäftes nur wenig Material aufnehmen, bleibt die Preisgestaltung eher schwach. Hafer bleibt in feinsten weißen Qualitäten für den Export gesucht, sonst ist das Angebot bei nachgebenden Preisen stärker geworden. Gerste ist gleichfalls stärker angeboten, gute Braugerste konnte sich im Preise behaupten, während mittlere und abfallende Qualitäten schwer abzusetzen waren. Berliner Produktennotierungen. wtb. Berlin, 14. Dez. Weizen, märkischer 249—254. vomm. 252—257, Dezember 258,50—257,50, März 265,50, Mai 268, stetig; Roggenn, märkischer 147—153, vomm. 150—156, Dezember 167—164, März 178 u. gd., stetig; Sommergerste 188—214. feinste Sorten über Notiz, Winter= und Futtergerste 154—166, schwächer; Hafer, märkischer 163—173, Dezember 166, 180 gd., Mai 189. still: Weizenmehl 8225—36,25, ruhig: Roggenmehl 22—24,50, ruhig; Weizenkleie 11,50—11,75, matter: Roggenkleie 9.75—10.20; stetig: Raps 860—365, stetig: Viktoriaerbsen 26—32,50; kleine Speiseerbsen 22—24; Futtererbsen 19,50—20.50; Peluschken 17—18; Ackerbohnen 20—21: Wicken 21—23; Lupinen, blaue 11.75—12,25. gelbe 12—14,50; Rapskuchen 15—15,25; Leinkuchen 23,60—23,80; Trockenschnitzel 8,30—8,50; Sozaschrot 21,80—22; Torfmelasse 7,70—7,80: Kartoffelflocken 14,70—15,20. Vieh. Dortmunder Schlachtviehmarkt. Dortmund, 14. Dez. Auftrieb: 818 Großvieh, 428 Kälber, 67 Schafe, 2110 Schweine. Ochsen: a) 58—59 b) 54—57, c) 47—53, d) 40 bis 46: Bullen: a) 55—58, b) 48—54, c) 85—47; Färsen und Kühe: a) 58—59. b) 56—57, c) 45—55, d)34—44, e) 23 bis 33: Kälbe: b) 82—85, c) 75—81, d) 60—74, e) 45—59; Schweine: a) 88—89, b) 87—88, c) 85—86, d) 88—84, e) 80—82. Marktverlauf: Schweine gut, sonst mittel. den Preisen sind enthalten die Unkosten an Fracht, Viehhöfgebühren, Umsatzsteuer, Händlergewinn. Elberfelder Schlachtviehmarkt. Elberfeld, 14. Dez. Aufgetrieben waren 800 Großvieh, 79 Bullen, 221 Färsen und Kühe, 89 Fresser, 461 Kälber, 85 Schafe, 2724 Schweine. Es kosteten Ochsen 58—60. 55—57, 47—50, 36—40; Bullen 50—52, 41—47, 30—38; Färsen und Kühe 56—58, 53—55, 42 bis 48, 30—35, 20—30; Jungvieh 30—40; Kälber 85—90, 75—80, 65—70; Weidemastschafe 50—55, 80—40; Schweine 88 bis 90, 86—87, 84—85. Marktverlauf: In allen. Gattungen mittleres Geschäft. Einzeln ausgesuchte Tiere wurden über Notiz bezahlt. * Die deutsche Fleischwaren-Industrie im November. Vom Reichsverband der Deutschen Fleischwaren=Industrie wird geschrieben: Die Wirtschaftslage hat sich im Berichtsmonat nicht gebessert. Da ein Auslandsabsatz unter den unverändert gebliebenen ausländischen Einfuhrzöllen und den durch die deutschen Zölle überhöhten deutschen Gestehungskosten nach wie vor sehr erschwert ist, wirkt sich der allgemeine schwere Tiefstand der deutschen Gesamtwirtschaft in ganz besonderem Ausmaße auch auf die von der Kaufkraft der deutschen Verbraucher abhängige Fleischwaren=Industrie aus. Obwohl die Schweinepreise erneut stiegen und um die Mitte des Monats in Berlin den Höchststand von 100 Mk. und in Hamburg von 96 Mk. erreichten, während die Rinderpreise sich bei mehrfachen Schwankungen in der Höhe des Vormonats hielten. hat die Fleischwaren=Industrie die Preise für die fabrikate von Woche zu Woche ermäßigt. Trotzdem konnte insbesondere in Dauerwaren eine Umsatzsteigerung nicht herbeigeführt werden. Es kam hinzu, daß der Umsatz in Fleischwaren. wie alljährlich im November, durch den vermehrten Konsum von Wild und Geflügel beeinträchtigt wurde. Die Zahlungsschwierigkeiten in Abnehmerkreisen haben eher zu= als abgenommen. Die reichliche Kartoffelernte hat im Zusammenhang mit den niedrigen Getreidepreisen die Schweinemast belebt, so daß hoffentlich in einigen Monaten ein reichlicheres Angebot aus dem Schweinemarkt einen Rückgang der Schweinepreise herbeiführt. Warenmarkt. Berliner Großhandelspreise. wrtd. Berlin, 14. Dez. Gerstengraupen, lose 18,75—22.75: Gerstengrütze 17.75—13.15: Haferstocken, lose 20,75 bis 21, Hafergrütze. lose 22.50 bis 22,75, Moisgrieß 22,75—28,75; Rongenmehl ½/1 14,25—14,75; Weizengrieß 22—22.25; Hartgrieß 26,50—29,50; Weizenmehl. 7075 18.75 bis 22: Weizenmehl,„Auszug 20 bis 26,50; Speiseerbsen. Vikioria 19,75—22; weiße Bohnen, kl. 16—17,50: Langbohnen 26,50—84: Linsen, mitt. 26.50—34, gr. 35—51; Kartoffelmehl 16,75—20,55; Makkaroni 47,75—60.75; Schnittnudeln 26 bis 28,50; glas. Tafelreis 81—48.50: Bruchreis, grober 15—15.30; Ringäpfel, amerikanische 76 bis 95; entsteinte Pflaumen 44—44.25: Korinthen in Kisten 46—55: Rosinen in Kisten 61—68: Sultaninen 80—98: Mandeln, b.215.—225, süße 223—230: Kassia 196—115; Kümmel 35 bis 36; Pfeffer. schwarzer 220—234 weißer 244 bis 260: Rohkafsee, Brasil 200 bis 230: Zentral= Amer. 220—305: Röstkaffee, Brasil 390—400; Malzkaffee 20 bis 29: Röstgetreide, lose 18—20.25: Kakaopulver 52— M;. Tee in Kisten 418—425; Inlandszucker 29—30: Raffinade 87,50 bis 40.50; Würfelzucker 40 bis 42; Kunsthonig 32 bis Marmelade. Einfr. 94—108, Mehrfr. 29—42: Steinsalz 4.5—4.8: Stedcsurg 6—6..0: Bratenschmalz 86—88; Purelard 84.50 bis 89.50: Margarine 69 bis 71: Auslandsbutter 228 bis 231: Molkereibutter 192—218: Cornedbref in Kisten 47—48: Speck. gesalzen 108—115: Quadratkäse, lose 90—88, Quarkkäse 88—42: ilsiter Käse, vollfett 110—120, halbsett 75—135. Metalle. Berliner Metallpreise vom 14. Dezember. Elektrol. Kupfer 183.50: Originalbüttenrohzink, FreiverkehrsPreis 0.7650—0.7750: Remelied=Plattenzink 0.64—0,65; Original= hüttenaluminium 98—99¾5 in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 2.35—2.40: Hüttenzinn, mindestens 99% 2.40—2.50: Reinnickel 98—09 3.40—8.50: Antimon=Requlus 1.60—1,65: Süber in Barren, ca. 900 kein 94.50—95.50. Telspraph. Kurse der Berliner Börse vom 14. Dezember 1925 (In Reichsmark). Pestverzinsliche Wertpapiere 14./12. 11./12. Goldanleihe Dollarschat zanweisung 3% D. Reichsanl. dgl. dg Preuß Consols 4% dgl. 4½% Westt. Prov.-Anl. 3½% Westf Losch. Pidbr 4% ogl. 4½% Anatoller A.-G. 2.6% alte Lombarden 3% Macedonler 5% Mexik. Anleihe 1899 5½% Kumän. Rente v. 13 Colo Tehuantepec 4% Türk. unst Anleih v. 03 4.20 4.10 0 33 0.23 0.2175 0.2325 0.22 5.10 5.10 7.12 9.25 6.40 10.50 4.20 4.20 0.32 0.205 0.20 0 2025 0.2025 4.80 4.80 6 90 10.70 5.90 Bank-Aktien 14./12. Commerz- u. Privatbank Deutsche Bank Disconto Essener Kredit-Anstalt 95.50 108 25 105.50 Hape Nor Schiffahrts-Aktien pag1 92.00 rdd Lloyd 95.00 Brauerei-Aktien Dortmand. Un.-Brauerei 104.00 Eisenbahn-Aktien Baltimore-Ohlo Eh. Canadian Paciic Ouvi-Anteile Schantung Eb. 85.50 50.25 25.00 1.30 Industrie-Aktien Adlerwerke Kleyer A. E. O. Agta 23.75 93 50 109 25 55 900 35.00 17.50 48.50 60.25 62.50 15 125 59 00 38 50 86.25 57.75 71.30 37.00 46 75 32.00 36.00 250.00 57 75 80.75 # 6 Das westdeutsche Handwerk zur gegenwärtigen Wirtschaftsnot. Die am 21. November in Koblenz abgehaltene Konferenz der westdeutschen Handwerkskammern stand ganz unter dem Eindruck der ungeheuren Not, die alle Wirtschaftkreise einschließlich des Handwerks betroffen hat. Im Vordergrund der Debatten standen Kreditversorgung und Preisabbau. Bezüglich der Kreditversorgung stehen die Kammern auf dem Standpunkt, daß mit den Notstandskrediten an die Berufsstände, deren Verteilung im übrigen der wirtschaftlichen Bedeutung der Berufsstände in keiner Weise Rechnung trage, möglichst bald Schluß gemacht werden müsse und daß an ihre Stelle eine vernünftige allgemeine Wirtschaftspolitik zu treten habe. Hinsichtlich der Preissenkungsaktion vertreten die Kammern nach wie vor die Auffassung, daß nur durch gemeinsames Zusammenarbeiten aller Berufsstände mit der Reichsregierung und nicht durch gegenseitiges Anschwärzen ein Erfolg erzielt werden kann. Die Kammern stellten fest, daß in einer großen Zahl von Handwerkszweigen eine ehrliche Nachprufung der Kalkulationsgrundlagen stattgefunden hat, daß die Bemühungen aber ihre Grenze finden in Steuern, Löhnen und Rohstoffpreisen, auf die das Handwerk keinen ausschlaggebenden Einfluß habe. Die Zeit für eine gründliche Reform der Verwaltung, wie sie das preußische Innenministerium plant, ist nach Ansicht der Kammern noch nicht gekommen. Man wird an sie erst dann herantreten können, wenn sich die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse einigermaßen geklärt haben. Jedenfalls mißbilligen die Kammern die Bestrebungen, die auf die Errichtung einer Ruhrprovinz als einer einseitig aufgebauten Industrieprovinz hinauslaufen. Lebhafte Beschwerden aus dem Handwerk über die Diskontpolitik der Reichsbank veranlassen die Konferenz der Kammern zu eingehenden Erörterungen. Die Neuordnung des Lehrlingswesens im Buchdruckgewerbe, wo die Verhältnisse besonders gelagert sind, veranlaßte die Kammern zu einer grundsätzlichen Erörterung über das Lehrlingswesen überhaupt. Die Begutachtung des Entwurfs einer Lehrlingsordnung für das Buchdruckgewerbe wurde der Rechtskommission überwiesen. Bezüglich der Festsetzung von Durchschnittsgewinnsätzen bei der Einkommensteuerveranlagung vertreten die Kammern den Standpunkt, daß eine generelle Festsetzung solcher Sätze, etwa für das Reich oder die Länder nicht durchführbar sei. Die Schwierigkeiten, die in den am Automobilbau beteiligten Gewerben nach der organisatorischen Seite hin entstanden sind, sollen auf Vorschlag des deutschen Handwerks= und Gewerbekammertages so gemildert werden, daß bei den einzelnen Handwerkskammern Schiedsstellen für diese Fragen errichtet werden. Von den zur Zeit schwebenden Verhandlungen über eine Reform der preußischen Gewerbesteuer wurde Kenntnis genommen. Das Handwerk beim Reichskanzlei. RH. Am Dienstag, dem 1o. November, hat eine Besprechung des geschäftsführenden Präsidiums des Reichsverbandes des deutschen Handwerks beim Reichskanzler über die Frage der Preissenkungsaktion stattgefunden. Die amtliche Pressenachricht besagt hierüber folgendes: „Der Reichskanzler empfing heute in Gegenwart des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft und des Staatssekretärs im Reichswirtschaftsministerium Dr. Trendelenburg Vertreter des Reichsverbandes des deutschen Handwerks und des Deutschen Handwerks= und Gewerbekammertages zu einer Aussprache über die Preissenkungsaktion. Die Vertreter des Handwerks berichteten über die Maßnahmen, die insbesondere von den Handwerks= und Gewerbekammern und den Fachverbänden des Handwerks bisher eingeleitet worden seien. Ein abschließender Bericht werde der Reichsregierung in ganz kurzer Zeit zugehen. Bei der Besprechung kam erneut zum Ausdruck, daß eine wirksame Bekämpfung der Teuerung nur durch das Zusammenarbeiten und eine Bescheidung aller an der Wirtschaft beteiligten Kreise erreicht werden könne. Der Reichskanzler betonte, daß die Reichsregierung nicht beabsichtige, Sondermaßnahmen gegen irgend einen Berufsstand zu ergreifen. Die Preissenkungsaktion erstrecke sich vielmehr auf alle Berufsstände und habe die Beseitigung aller Hemmungen zum Ziel, die einer gesunden Preisbildung vorläufig noch entgegenstehen.“ Aus der Besprechung mit dem Reichskanzler greifen wir noch heraus, daß der Reichskanzler wiederholt erklärte, daß er eine Gesundung aus den Resten der Kriegs= und Uebergangswirtschaft nur erwarten könne, wenn zum mindesten für eine Zeit des Uebergangs ohne Bindungen staatlicher oder berufsständischer Art das freie Spiel der Krafte in der Wirtschaft sich entwickeln könne. Anderseits müsse sich die Reichsregierung alle Möglichkeiten, auch die der Gesetzgebung, für die Preissenkung vorbehalten. Diese Möglichkeiten würden aber nicht nur gegenüber dem Handwerk, sondern erforderlichenfalls gegenüber allen Erwerbsständen und Eerwerbskreisen in Anwendung gelangen. Der Reichskanzler gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Besprechung zu einer wirksamen freiwilligen Abhilfe der Preisteuerung führen werde. Handwerk und Borgwirkschaft. Es ist eine traurige Erscheinung, daß das Handwerk von sehr vielen Kunden dazu benutzt wird, als Kreditgeber aufzutreten. Diese Tatsache, mit allen ihren volkswirtschaftlichen Nachteilen kann nicht ernst genug in der Oeffentlichkeit betont werden. Es muß sogar Pflicht sein, für eine Abstellung dieses Zustandes dauernd besorgt zu sein. Die Handwerkskammer und auch die Handwerksorgansationen sind deshalb dazu übergegangen, in breitester Oeffentlichkeit ihre Kunden aufzufordern, sich der Barzahlung unbedingt zu befleißigen. So führt z. B. E. Rotten, Syndikus der Handwverkskammer zu Stettin, in einem Artikel„Das Handwerk als Kreditgeber“ in der „Handwerker=Zeitung für das bergische Land“ folgendes aus: Das Handwerk als Kreditgeber. Es klingt eigenartig, wenn man vom Handwerk als Kreditgeber spricht, das doch selber mehr als jeder andere Berufsstand auf Kredite angewiesen ist und solche bisher in nur unzureichender Weise erhalten hat. Es ist leider Tatsache, daß die wiederauflebende Borgwirtschaft verheerend am Mark des Handwerks zehrt und seinen Daseinskampf immer schwieriger gestaltet. Es ist daher Pflicht aller, denen die Belange des Handwerks anvertraut sind, auf diesen immer mehr um sich greifenden Krebsschaden öffentlich aufmerksam zu machen, darüber hinaus aber auch Pflicht jedes einzelnen, dem das Gedeihen unserer Volkswirtschaft am Herzen liegt, dazu beizutragen, daß diese Unsitte sich nicht weiter ausbreitet. Litt das Handwerk, ebenso wie der Einzelhandel, schon vor dem Krieg unter diesen Mißständen, so ist es in der heutigen Zeit, in der die Verlustwirtschaft der Inflation in der Hauptsache zu Lasten des gewerblichen Mittelstandes zu buchen ist, nicht mehr zu verantworten, daß Handwerk und Gewerbe noch weiter Kreditgeber— denn als nichts anderes kennzeichnet sich das Borgsystem— für die Allgemeinheit ist. Gewiß, gerade im Handwerk ist Verständnis für die schwere Wirtschaftslage, in der jeder einzelne von uns sich befindet, und für die mehr und mehr absinkende Kaufkraft vorhanden; deshalb darf aber nicht nochmals auf den Schultern des Gewerbes ein Kampf ausgetragen werden, der letzten Endes zu seiner völligen Verelendung führen muß. Daneben beginnt die Lage auch für unsere Volkswirtschaft einen ernsten Charakter dadurch anzunehmen, daß die im Vordergrund stehende Preissenkung schwer verwirklicht werden kann, wenn es dem Handwerk, dem die Befriedigung mannigfacher wichtiger Lebensbedürfnisse obliegt, nicht gelingt, seine Außenstände schneller hereinzubekommen und so Verluste zu vermeiden und sich von schweren Zinslasten zu befreien. Denn selbstverständlich wird das Handwerk beim Fehlen des von ihm ausgeliehenen Kapitals zwecks Fortführung seiner Betriebe zur Hereinnahme erhöhter Kredite gezwungen, die es in der heutigen Zeit nur schwer und nur unter drückenden Opfern erlangen kann. Die hohen Zinssätze müssen sich naturgemäß in der Preisgestaltung auswirken, und je langsamer die Außenstände eingehen, desto weniger Aussicht besteht für eine Preissenkung, an der das Handwerk einmal zur Erhöhung seines Umsätzes, zum anderen, weil es ja selber als Verbraucher unter dem allgemeinen Preisstand leidet, auf das lebhafteste interessiert ist. In Anbetracht der gesunkenen Kaufkraft ist die nicht alsbaldige Barzahlung zumeist nicht Mangel an gutem Willen, sondern es geschieht dies vielfach aus bitterer Not, doch sollte man heute sehr viel vorsichtiger mit seinen Bestellungen sein. Nicht zu billigen sind die leider nicht mehr seltenen Fälle, wo Auftraggeber, Firmen wie Einzelpersonen mit der Begleichung ihrer Verpflichtungen im Rückstand bleiben, auch wenn sie zur Zahlung in der Lage sind. Und es geschieht dies nicht immer nur aus einer gewissen Nachlässigkeit, sondern es wird vielfach auch die allgemeine Geld= und Kreditknappheit zum Schaden des Handwerks ausgenutzt, wodurch gerade der solide, ehrbare, auf rechtzeitigen Eingang seiner Außenstände angewiesene Meister ka arge Bedrängnis gerät. Hier muß zur Milderung unserer Wirtschaftskrise mit allem Nachdruck pünktliche Innehaltung der Zahlungsbedingungen bezw. Barzahlung gefordert werden. Jeder sollte wieder mehr den Sinn für Treu und Glauben walten lassen. Aber auch an diejenigen, die unter der Geldknappheit leiden— und es ist die große Mehrzahl—, sei die Mahnung gerichtet, es als Ehrenpflicht gegenüber dem Handwerker zu betrachten, nur das zu bestellen, was man nach Ablieferung auch bezahlen kann. Dem Handwerker ist keineswegs mit einem Auftrag geholfen, der ihm vielleicht im Augenblick das Durchhalten seiner Hilfskräfte ermöglicht, für den aber später die Bezahlung ausbleibt; er kommt selber dadurch in immer größere wirtschaftliche Abhängigkeit. Zur weiteren Kennzeichnung der durch die Borgwirtschaft gegenüber der Vorkriegszeit entstandenen, sehr viel schwierigeren Lage sei auf die dem Handwerk durch Schwarzarbeit außerhalb der achtstündigen Arbeitszeit entstehenden Auftragsverluste hingewiesen, die neben Einrichtung zahlreicher Regiebetriebe seinen Daseinskampf so hart gestalten. Wer nur einigermaßen die Bedeutung des Handwerks für unseren Wirtschaftskörper und seine soziale Aufgabe für unsere Volksgemeinschaft kennt, sollte ernstlich dazu beitragen, auch seinerseits alles zur Erhaltung dieses lebenswichtigen Gliedes unserer Wirtschaft zu tun, und dazu gehört die Wiederherstellung ehrlicher und gesunder Zahlungssitten. Damit wird in der Tat wertvolle Wiederaufbauarbeit geleistet. Aber auch der Handwerker scheint nicht ganz unschuldig an diesen Zuständen. Er sollte es sich zum Grundsatz machen, seine Rechnungen sofort vorzulegen. Der Auftraggeber darf dies nicht etwa als eine unfreundliche Handlung gegen sich auffassen, sondern muß, wenn er gerecht denkt, von der Notwendigkeit von Leistung und sofortiger Gegenleistung überzeugt sein. Wenn er seine Rechnung alsbald nach Fertigstellung der Arbeit erhält, werden auch manche späteren Unstimmigkeiten über einen scheinbar zu hohen Betrag gar nicht erst aufkommen und der Handwerker wird nicht nach längerer Zeit dem Verdacht einer Ueberteuerung ausgesetzt sein. Der Lieferant schickt dem Handwerker ebenfalls sogleich seine Rechnung, und wenn man in ein mit großem Kapital arbeitendes Warenhaus geht, muß man im allgemeinen auch sofort bezahlen. Trägt das Handwerk selber durch sofortige Rechnungslegung zu einer geordneten Geldwirtschaft bei, so wird es ohne Zweifel möglich sein, das ungesunde Borgen in der heutigen schweren Zeit, wenn auch nicht gänzlich auszurotten, so doch wesentlich einzuschränken. Das Handwerk wird dadurch zunächst sich selber vor weiterem Schaden bewahren, zugleich aber auch unserer Volkswirtschaft durch Preisherabsetzung einen großen Dienst erweisen können. Voraussetzung dafür ist jedoch in erster Linie, daß auch die Kundschaft sich mehr als bisher der Notwendigkeit der Barzahlung bewußt wird, wozu die Tagespresse wertvolle Unterstützung leisten kann. Gerade die allgemeine Geldknappheit erfordert ernstlich die pünktliche Bezahlung aller Rechnungen!" Die erste Sitzung des Beirats beim Reichskommissar für das Handwerk. RH. Am Montag, dem 9. November, hat die erste Sitzung des Beirats beim Reichskommissar für Handwerk und Kleingewerbe stattgefunden. Zu der Besprechung waren sämtliche Mitglieder sowie die stellvertr. Mitglieder erschienen. Die Zusammenkunft galt zunächst der Konstituierung des Beirats, sodann wurde aber auch in eine Besprechung über die Preissenkungsaktion der Reichsregierung und über die Kreditfrage eingetreten. Verjährung von Handwerkersorderungen. Gegen Jahresschluß ist es notwendig die Bücher nach den Posten durchzusehen, die im Laufe der Zeit nicht hereinzubringen waren und deren Geltendmachung noch nicht erfolgt ist. Die Ansprüche der Handwerker und Gewerbetreibenden verjähren nach§ 196 B.G.B. in zwei Jahren, sofern es sich um Leistungen für den Gewerbebetrieb des Schuldners handelt, in vier Jahren. Liefert beispielsweise ein Schlossermeister einem Kunden ein eisernes Tor, so unterliegt der hieraus begründete Anspruch der zweijährigen Verjährungsfrist. Fertigt. dagegen ein Schneidermeister für einen Bekleidungsstücke zur Weiterveräußerung an, so verjährt dieser Anspruch nach vier Jahren. Die Verjährung beginnt mit dem Schlusse des Jahres, in welchem die Leistung bewirkt wurde(§ 201 B.G.B.). Mit dem Ablauf dieses Jahres verjähren mithin die Handwerkerforderungen, deren Entstehungsgrund in das Jahr 1923 zurückfällt, soweit die vierjährige Verjährungsfrist in Frage kommt. wenn die Leistung im Jahre 1921 bewirkt wurde. Die Verjährung wird unterbrochen durch Abschlagszahlungen, Zinszahlungen, Sicherheitsleistung oder wenn der Anspruch in anderer Weise anerkannt wird(§ 208 B.G.B.), ferner, wenn der Berechtigte auf Befriedigung oder Feststellung des Anspruchs Klage erhebt(§ 209 B.G.B.). Der Klageerhebung sind verschiedene Prozeßhandlungen gleichgestellt, es genügt hier zu sagen, daß die Einreichung bezw. Zustellung eines Zahlungsbesehls oder eines gerichtlichen Güteantrages die Verjährungsfrist unterbricht. Durch Zahlungsaufforderungen, Mahnungen, sei es schriftlich oder mündlich, wird die Verjährung nicht unterbrochen. Trotzdem es sich bei den Ansprüchen, die zum Schluß des Jahres der Verjährung unterliegen, z. T. noch um Papierforderungen handelt, ist zu raten, auf ihre Geltendmachung nicht ungeprüft zu verzichten. Der Goldmarkbetrag wird in der Regel durch Umrechnung nach dem Stand des nordamerikanischen Dollars am Tage der Fälligkeit des Anspruchs ermittelt. Ergibt sich, daß die Forderung nicht ganz wertlos und der Schuldner zahlungsfähig ist, dann ist die Geltendmachung unverzüglich einzuleiten. Urteile, Vergleiche oder öffentliche Urkunden unterliegen der dreißigjährigen Verjährungsfrist, ein Zeitraum, innerhalb welchem auch gegen böswillige Schuldner Gelegenheit sein kann, erfolgreich vorzugehen. Abnahme der freien Innungen— Zunahme der Zwangsinnungen. ha Innungen gibt es nach einer Zusammenstellung vom 1. September jetzt in Preußen 10 353, davon 3802 freie und 6551 Zwangsinnungen, außerdem 397 Innungsausschüsse. Gegen 1921 sind die freien Innungen um 796 zurückgegangen, während die Zwangsinnungen um 1767 zugenommen haben. Die meisten freien Innungen gehören zum Bezirk der Handwerkskammer in Königsberg mit 478, Stettin 422, Halle 387, Berlin 327, Breslau 258, Liegnitz 203, Oppeln 238, Düsseldorf 150, Arnsberg und Dortmund 104, Altona 108, Harburg 99, Erfurt 91, Stralsund 96, Magdeburg 78, Schneidemühl 74, Köln 66, Hildesheim 64, Flensburg 60 usw. Zwangsinnungen zählt der Bezirk Arnsberg und Dortmund die meisten mit 592, Düsseldorf 529, Berlin 413, Harburg 358, Frankfurt a. O. 846, Bielifeld 299, Liegnitz 297, Münster 293, Kassel 292, Königsberg 276, Breslau 270, Coblenz 247, Magdeburg 239, Wiesbaden 200, Hildesheim 193, Halle 181, Stettin 179, Hannover 172, Altona 168, Flensburg 143, Trier 123 usw. Literarisches. Das Uhrengewerbe. Das Uhrengewerbe nennt sich eine kleine Schrift, die als Heft 5 der Schriften des berufskundlichen Ausschusses der Reichsarbeitsverwaltung im Verlage J. Bensheimer. Verlin Mannheim und Leipzig erschienen ist. Als Verfasser zeichnet der Hauptschriftleiter der Deutschen Uhrmacher=Zeitung, Friedrich Anton Kames. Das kleine Büchlein gibt dem Laien, vor allen Dingen aber dem Berufsberater eine ausgezeichnete Einführung in das Gesamtgebiet des Uhrengewerbes, soweit dies für die Beurteilung der richtigen Auswahl des Berufes erforderlich ist. In den Rahmen der Abhandlung fällt nicht nur das Uhrmacherhandwerk, sondern auch die Fabrikation, der Großhandel und die Nebengewerbe, soweit dies für die Allgemeinheit von Interesse ist. In allgemeinverständlicher Sprache ist die Einführung in das Wesen des Beriifes gegeben; die besonderen Anforderungen, die der Beruf stellt, sind klar herausgearbeitet; der Ausbildungsgang und die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des Uhrengewerbes im In= und Ausland werden geschildert; auch wird gezerat, in welchen Nebengewerben sich die Uhrmacher betätigen, bezw. betätigen können. Im Anhang wird ein Literaturverzeichnis gegeben. Diese Schrift bedeutet sicherlich eine ausgezeichnete Bereicherung des berufskundlichen Materials, und seine Beschaffung kann in erster Linie allen Berufsberatern und denjenigen, die etwa Uhrmacher zu werden beabsichtigen, sowie weiterhin den Interessenten des Uhrengewerbes dringend empfohlen werden. Redaktions-Briefkasten. Für briefliche Beantwortung ist den Anfragen 1.0 J, für Beantwortung im Briefkasten 1 M beizufügen. A. D. Für die 1500 M. die im Jahre 1913 als Restkaufgeld auf das Grundstück eingetragen worden sind, kann eine höhere als die gesetzliche Aufwertung gefordert werden. Ob Ihnen diese von der Aufwertungsstelle zuerkannt werden wird, diese Frage läßt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Es kommt auf die wirtschaftlichen Verhältnisse beider Parteien und schließlich auch darauf an, ob das Grundstück eine Belastung in dieser Höhe heute tragen kann. M. Ihre Frau hat das Recht, höhere Aufwertung der persönlichen Forderung zu beantragen. Die Summe, die sich aber selbst im günstigsten Falle ergeben wird, ist so klein, daß Sie mit Ihrem Schwager wohl ohne Mitwirkung der Aufwertungsstelle eine angemessene Aufwertung vereinbaren können. Das gleiche gilt auch für den zweiten Fall. Ist das Grundstück in seinem Vert nicht wesentlich heruntergegangen, dann hat Ihr Schwager die Verpflichtung. in beiden Fällen den vollen Rennbetrag zu zahlen. Sollte Ihre Verhandlung zu keinem Ergebnis führen, dann müssen Sie spätestens bis zum 1. April 1926 die Entscheidung der Aufwertungsstelle anrufen J. J. Banken und private Darlehenskassen sind zur Aufwertung der bei ihnen gemachten Einlagen nicht verpflichtet. Sie würden also auch dann eine Aufwertung der 10 000 Mk. nicht fordern können, wenn Sie Ih. Guthaben im November 19•2 nicht abgehoben hätten Ihre Kriegsanleihe ist im Reichsschuldbuch eingetragen Der Umtausch der alten Anleihen exfolgt ohne Ihr Zutun durch die Reichsschuldenverwaltung, die Ihnen noch im Laufe dieses Monats über den erfolgten Umtausch Nachricht zukommen lassen wird. Wegen Ihrer Aufwertungsansprüche gegenüber einer öffentlichen Sparkasse müssen Sie sich mit dieser in Verbindung setzen. Zehnjähriges Bestehen des Zentralverbandes der kath. Jungfrauenvereinigungen Deutschlands am 14. Dezember 1925. Am 14. Dezember sind 10 Jahre verflossen, daß in Köln rer Zentralverband der kath. Jungfrauenvereinigungen Deutschlands gegründet wurde In dem Gründungsbericht heißt es:„Diese Gründung, die in kleinstem Kreise vollzogen worden ist, ist nicht nur für die Oeffentlichkeit von größtem Interesse, sondern auch für die Zukunft der weiblichen Jugendpflege von weittragender Bedeutung. Man kann wohl sagen, daß diese Gründung eine wichtige Tat für die kath. weibl. Jugend Deutschlands, für das Vaterland und für die Kirche ist.“ Was in diesen Worten ausgesprochen ist, ist trotz der äußeren Schwierigkeiten der Kriegs= und Nachkriegszeit in Erfüllung gegangen. Das ergibt sich schon aus dem äukerem Wachstum des Verbandes Die Zahl der angeschlossenen Unterverbände stieg von 3 auf 12, die der Vereine von 1833 auf 3760, die der Mitglieder von 342000 auf mehr als 750000, die der im Verbande beschäftigten hauptamtlichen Kräfte von 2 auf 13. Auch das Zeitschriftenwesen des Verbandsverlages und die sonstigen Einrichtungen der Verbandszentrale haben eine sehr günstige Entwicklung genommen. Am 1. August 1925 wurde in Bochum ein Haus gekauft, das dem Verbande als Heim für seine Zentrale dienen soll. Vor allem aber ist in dieser Zeit der Not der Verbandsgedanke so klar, tief und zielbewußt herausgearbeitet worden, wie es kaum bei einem anderen Verbande der Fall ist. Darin liegt auch eine Erklärung für die Geschlosseneit und Kraft der ganzen Bewegung vor allem aber in der ganz religiösen Einstellung der Verbandsarbeit, über der in zehn Jahren sichtlich Gottes Segen und der Schutz der himmlischen Patronin des Verbandes gewaltet hat. Die 10jährige Gedächtnisfeier soll, wie seinerzeit die Gründung in aller Stille begangen werden. Nur der Zentralvorstand und die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Verbandszentrale werden daran teilnehmen. Am Morgen des Tages findet eine hl. Messe als Dank und zugleich als Bitte um ein weiteres gesegnetes Arbeiten des Verbandes statt. Aufwertung der Spareinlagen. Uns wird geschrieben: In der Zeitung wurde mitgeteilt, daß die preußische Staatsregierung den Satz für die Aufwertung der Sparkassenguthaben allgemein auf 12½ Prozent des Goldwertes festgesetzt hat. Da die Aufwertung der Hypotheken durchweg auf 25 Prozent gesetzlich festgelegt worden ist, ist man in interessierten Kreisen der Ansicht, daß aus diesem Grunde auch die Aufwertung der Sparkassengelder um 25 Prozent vorgenommen werden müßte. Von bekannter Seite wird uns dazu geschrieben, daß diese Meinung von falschen Voraussetzungen ausgeht. Es ist zu bedenken, daß die von der Sparkasse angelegten Gelder nicht allein auf Hypotheken gegeben sind, sondern kraft gesetzlicher Vorschrift auch in Wertpapieren (Kriegsanleihen und Vorkriegs=, Reichs= und Staatsanleihen), außerdem in Stadt= und Provinzialanleihen angelegt werden mußten. Diese Anleihen werden aber nur mit 2½ Prozent. in Ausnahmefällen bis zu 12½ Prozent aufgewertet. Der Aufwertungshöchstsatz bei Hypotheken beträgt 25 Prozent, auf Grund des§ 8 des Aufwertungsgesetzes muß aber dieser Aufwertungssatz bis auf 15 Prozent ermäßigt werden, wenn die wirtschaftliche Notlage des Hypothekenschuldners dies notwendig macht. Hinzu kommt noch, daß ein Teil der Hypothekdarlehen vor dem 15. Juni 1922, also zu einer Zeit, wo die Geldentwertung schon außerordentlich weit vorgeschritten war, zurückgezahlt worden ist, ohne daß hier eine Aufwertung stattfinden kann. Außerdem dürfte eine ganze Anzahl gelöschter Hypotheken ausfallen, da die Pfandgrundstücke inzwischen mit neuen Hypotheken belastet sind, die den Wert der Grundstücke vielfach übersteigen. Vielfach sind die Pfandgrundstücke auch nach der Löschung der Sparkassenhypothek verkauft und der neue Eigentümer bleibt nach den Gesetzesvorschriften von der Aufwertung befreit, der frühere Besitzer ist durch die Geldentwertung aber verarmt usw. Hieraus folgt, daß die Sparkassen aus den ihnen infolge der Aufwertung wieder zufließenden Summen auch nicht bei weitem den Satz der Hypothek=Aufwertung vergüten können. Es ist sogar zu befürchten, daß bei der größten Anzahl der preußischen Sparkassen die Aufwertungsmasse eine so geringe ist, daß die Garantieverbände (Städte und Gemeinden) hohe Zuschüsse an ihre Sparkassen werden zahlen müssen, um wenigstens die Aufwertung der Spareinlagen auf 12½ Prozent zu garantieren. Bei der geldlichen Notlage der Garantieverbände ist es ausgeschlossen, daß diese Letzteren die Zuschüsse an die Sparkassen aus eigenen Mitteln leisten können, so daß diese wieder in Form von Steuern hereingebracht werden müssen. Verein kath. Akademiker des Möhnekales. Der Verein hielt seine zweite Winterversammlung am 10. Dezember d. Is. in Belecke. Pünktlich um 5 Uhr eröffnete der erste Vorsitzende Herr Amtsgerichtsrat Jungmann=Rüthen die zahlreich besuchte Versammlung. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls wurde die nächste Versammlung auf Donnerstag, den 28. Januar 1926 festgesetzt. Herr Dr. Poth wird sprechen über das Thema: „Der heutige Stand der Heidenmission unter besonderer BeDer Redner entwickelte kurz die Spannung, die zwischen Aussprüchen der Bibel, besonders des alten Testamentes, und der modernen Naturkenntnis besteht. Er legte dar, daß die biblischen Schriftsteller in der Strache und Anschauungsweise ihrer Zeit reden mußten, um überhaupt verstanden zu werden und ihren religiösen Zweck zu erreichen. Ueber die naturwissenschaftliche Seite der Dinge, ob sie der Wirklichkeit entsprechen oder nicht, fällten die Verfasser überhaupt kein Urteil, sie denken garnicht an die naturwissenschaftliche Seite der einzelnen Fragen. Wenn sie aber über die naturwissenschaftliche Seite rein Urteil fällen, dann auch kein falsches Urteil. Irrtum ist aber ein falsches Urteil. Vom Irrtum in naturwissenschaftlichen Dingen kann also in der Bibel keine Rede sein. An den bekannten Beispielen erläuterte der Redner dann diese Grundsätze, und in der Diskussion wurde die gewonnene Erkenntnis an anderen Beispielen noch vertieft. Insbesondere erfuhren die wichtigen Begriffe Inspiration, Offenbarung göttlicher und menschlicher Verfasser der Bibel eine scharfe Klärung und Definition. Der Vorsitzende dankte dem Redner für seinen schönen Vortrag, der alle recht befriedigt habe und den Erschienenen dafür, daß sie trotz des miserabelen Wetters so zahlreich gekommen seien. Waren doch 28 Mitglieder erschienen. Nach dem Vortrage wurde das kleine Büchlein des Redners herumgereicht„Schlagworte gegen die Bibel“, das guten Absatz fand. Es enthält 49 Antworten auf Schwierigkeiten in der Bibel, die zuerst in der„Sonntagsfeier", der Beilage zum„Westf. Volksblatt“, erschienen sind. Dieses Büchlein sei allen Vorständen der katholischen Vereine zur weiteren Verbreitung empfohlen, zudem es nur 50 Pfg. kostet. — Nach einer gemütlichen Aussprache wurde die Versammlung geschlossen. Dr. Poth. Richtlinien für Vereinsveranstaltungen. In Anbetracht der Anstrengungen, die unsere Hochw. Geistlichkeit zur Veredelung und Ehrbarkeit der Frauenmoden macht, ist eine Verfügung des Fürstbischöflichen Delegaten von Berlin. Dr. Josef Deitmer, sehr beachtenswert. Mit Beginn der Winterzeit hat eine regere Vereinstätigkeit eingesetzt. mit der erfahrungsgemäß Festfeiern und Unterhaltungsabende verbunden sind. Für diese winterlichen Veranstaltungen seien folgende Richtlinien nachdrücklichst in Ervnerung gebracht: Aus der westfälischen Zentrumspartei. Tagung des Angestellten-Beirats. * Hamm, 14. Dez. Trotz der ungelegenen Zeit hatte die am Sonntag im Saale des Gesellenhauses stattgefundene Tagung des Angestelltenbeirates der westfälischen Zentrumspartei einen starken Besuch. Aus der Vorstandswahl gingen hervor: Dr. Stricker= Münster, 1. Redakteur Kaup=Bochum 2. und Steiger Tritz=Gladbeck 3. Vorsitzender, Fräulein Habig=Münster 1., Angestellter Terpilt=Ahlen 2. Schriftführer, Geißler=Hamm, Harms=Bottrop, Witten=Hamm, Behrens=Bochum und Drak=Wattenscheid, Beisitzer. Dr. Stricker gab eine kurze Uebersicht über den Casseler Reichsparteitag des Zentrums. In der Aussprache wurde zum Fall Wirth Stellung genommen. Bei aller Anerkennung der Person und der parlamentarischen Tätigkeit des Reichskanzlers a. D. Wirth war der Angestelltenbeirat einmütig der Ansicht, daß eine Berechtigung seines Austrittes aus der Reichstagsfraktion des Zentrums nicht gegeben war. An der durch Wirth und Marx gekennzeichneten große Linie der Zentrumspolitik müsse festgehalten werden. Das Zentrum dürfe sich weder nach links noch nach rechts binden, sondern habe eine Politik der Mitte zu führen. Einmütig gab man der Hoffnung Ausdruck, daß der Wiedereintritt Wirts in die Reichstagsfraktion des Zentrums sich bald vollziehen möge. Im Mittelpunkt der gesamten Tagung stand das einstündige Referat des Redakteurs Kaup=Bochum über die Lage der Angestellten und deren Forderungen an Regierung, Parlament, Kommunen und Wirtschaft. Der Redner gab ein Gesamtbild der ungünstigen Lage der deutschen Wirtschaft und fixierte dann unter eingehender Begründung die Forderungen der Angestellten an Regierung. Parlament und Volk. Dann fand einstimmige Annahme folgende Entschließung: Der Angestelltenbeirat spricht sich weiter entschieden für Einbringung eines Arbeitszeitgesetzes, das den achtstündigen Arbeitstag bei entsprechender Bezahlung festlegt, für völlige Sonntagsruhe, für Schaffung von Arbeitsgerichten. Fortführung der Sozialpolitik nach Maßgabe der Verhältnisse aus. Der Angestelltenbeirat begrüßt die vorgenommene Reform der Angestelltenversicherung unter Bekämpfung von Bestrebungen sozialistischer Angestelltenorganisationen mit der Invalienversicherung. Der Angestelltenbeirat fordert weiter eine möglichste Beschleunigung der Verabschiedung des Gesetzentwurfes betr. Arbeitslosenversicherung unter Einbeziehung der Angestellten mit über 225 Mark Monatsgehalt, Ermäßigung der Lohnsteuer unter Beachtung der Belange der Angestellten, spricht sich für Ablehnung aller Verschlechterungen in der dem Reichstag vorgelegten Knappschaftsnovelle, für Annahme der zu der Novelle gemachten Vorschläge der Bergbauangestellten aus. Sodann tritt der Angestelltenbeirat für internationale Maßnahmen zur Abhilfe der Weltkrise ein, die geeignet sind, verbessernd auf die deutsche Wirtschaftslage einzuwirken. Der Angestelltenbeirat der Westfälischen Zentrumspartei faßte in seiner außerordentlich zahlreich besuchten Sitzung vom 18. Dez. 1925 in Hamm folgende Entschließung: 1. Er bittet die Reichstags= und Landtagsfraktionen des Zentrums, ihren ganzen Einfluß anzuwenden, damit die erwerbslosen Angestellten weitgehend Unterstützung erhalten und nicht, wie es vielfach geschieht, der Not und dem Hunger überantwortet werden. 2. Er bittet die maßgebenden Stellen, sich den ständig wachsenden Stillegungsversuchen der Industrie mit allen Mitteln entgegenzustemmen. 8. Er erklärt, daß die Not der großen Masse unerträglich geworden ist und das verständnislose Vorgehen weiter Arbeitgeberkreise eine Verbitterung gefährlichster Art hervorruft. Im Interesse des Wiederaufstieges des deutschen Volkes ist neben der Förderung des demokratischen, christlichen und sozialen Staates die vom christlichen Geiste geleistete Mitarbeit eines jeden Staatsbürgers nötig. Der Angestelltenbeirat fordert äußerste Sparsamkeit in der Finanzwirtschaft des Reiches, des Staates und in den sonstigen Haushaltungen der öffentlichen Körperschaften, Beseitigung aller produktionshemmenden Kosten und warenverteuernden Faktoren. Aenderung der geltenden Erwerbslosenfürsorgebestimmungen, einmalige Zuwendung an Angestellte und langfristige Arbeitslose, die bisher nicht unterstützt wurden, erhöhten Kündigungsschutz der Angestellten, schleunigste Bereitstellung von Notstandsarbeiten seitens des Reiches, des Staates und der Kommunen, tarifliche Bezahlung der Notstandsarbeiten, Einbeziehung aller entlassenen und erwerbslos gewordenen Angestellten in die Erwerbslosenfürsorge und Erwerbslosenunterstützung. 1. Die Veranstaltungen unserer katholischen Vereine, besonders die Veranstaltungen, die der Unterhaltung und dem Vergnügen dienen, müssen sich von den sonst üblichen Vergnügen grundsätzlich unterscheiden. Man ist nicht nur beim Kirchenbesuch und im Alltagskleide Katholik, sondern auch im Festgewande. Unser katholisches Christentum muß auch die Form der Unterhaltung und Geselligkeit bestim. men. In Schauspiel, Tanz, Gesang und Witz muß die katholische Unterhaltung frei sein von jeder Zweideutigkeit. In unsere Vereinsfeiern gehört kein zweideutiges Lied oder Couplet, mag es auch noch so populär sein, kein Schlager, mag er auck sonst die Straßen Berlins beherrschen. Unsere Veranstaltungen müssen vorbildlich sein durch reine Sitte und feine Form. Dazu muß die Jugend erzogen werden. 2. Auf das Nachdrücklichste bitte ich die Vereinsvorstände, die Vorabende an gebotenen Jeier= und Festtagen, insbesondere die Sonnabende, frei zu halten von Veranstaltungen rein geselliger und vergnügungsmäßiger Art, wie Tanz und Ball. Vergnügungen, die am Sonnabend stattfinden, pflegen erfahrungsgemäß bis in die Frühe des Sonntags zu dauern und sind Raubbau am religiösen Leben Wer bis zum Sonntagmorgen im Tanzsaal weilt, wird kaum am Tage des Herrn, wie es das Kirchengebot vorschreibt,„eine hl. Messe mit Andacht hören". Darum am Samstag kein Vergnügen. 8. Papst und Bischöfe haben in letzter Zeit wiederholt ihre Stimme gegen die Auswüchse in der Mode erhoben. Sie verlangten, daß die Frauen zum Tisch des Herrn in einer der Heiligkeit des Ortes entsprechenden Kleidung erscheinen. Es geht nicht an, die vorgeschriebene ehrbare Kleidung nach der Kirche abzulegen. Die katholische Frau muß auch außerhald des Gotteshauses sich ehrbar kleiden. Sie kleidet sich dezent auch bei Erholung und Vergnügen. Unsere Vereinsfestlichkeiten müssen sich auch in der Frauenmode von unkirchlicher und unchristlicher Sitte frei halten. In unsere Vereinsveranstaltungen gehört Scham, Zucht und Ordnung. Alle Geistlichen. Präsiden. Lehrer, Eltern. Vereinsleiter und jeden, der den Willen Gottes tut, bitte ich, im Geiste unserer heiligen Kirche an der Durchführung genannter Richtlinien nach Kräften mitzuwirken. W. S. V. und D. J. K. Vertrag zwischen dem Westdeutschen Spielverband e. B. und den Kreisen: Niederrhein, Rhein=Weser, Mittelrhein, Hessen und Nassau und Leinekreis der Deutschen Jugendkraft. Der WSV. und die in seinem Gebiete beteiligten Kreise IK. schließen unter Wahrung ihrer Selbständigkeit eine Interessengemeinschaft, die in erster Linie dem Zweck dient, ein reibungsloses und gedeihliches Zusammenarbeiten an den gemeinsamen Zielen zu ermöglichen. s 2. Beide Verbände erkennen wechselseitig an, daß die Gewinnung von Mitgliedern des einen Verbandes vom anderen mit unzulässigen Mitteln zu verwerfen ist und unterbleiben muß. Demgemäß verpflichten sich die Vertragschließenden, ihre Instanzen anzuweisen, darüber zu wachen, daß die unlautere Mitgliedergewinnung von dem anderen Verband unterbunden und unter Strafe gestellt wird. Treten von einem Verbande Einzelpersonen unter Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegen den anderen Verband freiwillig über. so haben sie vom Tage des ordnungsmäßigen Austritts an gerechnet im neuen Verband eine Wartezeit von 8 Monaten abzuwarten, die sich bei Wohnsitzwechsel auf 2 Monate ermäßigt. ine Wartezeit tritt nicht in Kraft, wenn ein Jugendlicher innerhalb vier Wochen nach seiner Entlassung aus der Schule einen Verbandswechsel vornimmt. Die Anmeldung im neuen Vertad kann nicht erfolgen, wenn die Austrittsbescheinigung des alten Verbandes fehlt. Als Austrittsbescheinigung und Nachweis der Erfüllung aller Verpflichtungen im alten Verband gelten im WSV. und in der DIK. die einbeitlichen Austrittsbescheinigungen. Die Spielberechtigungserklärungen exfolgen im WSV. durch den Verbandsvorstand und in der DIK. durch die zuständigen Kreisleitungen, Zwischenzeitige Mitgliedschaft bei einem anderen, nicht zu den vertragschließenden Parteien gehörenden Verband hat mindestens drei Monate zu währen. Der Versuch, durch eine kürzer bemessene Mitgliedschaft bei einem neutralen Verbande diesen Vertrag zu umgehen, gilt als falsche Angabe und ist demgemäß zu behandeln. Die Wartezeit erstreckt sich auf die Ausübung sämtlicher, in den beiden Verbänden gemeinsam betriebenen Leibesübungen, mit Ausnahme vereinsinterner Veranstaltungen(§ 6). Treten von einem Verband gange Vereine und Abteilungen freiwillig zum anderen Verband über, so können sie in dem neuen Verband nur ausgenommen werden, wenn die Lösung aller Verbindlichkeiten im alten Verband, im WSV. durch eine Bescheinigung des Verbandmsvorstandes und in der DIK. durch eine solche der zuständigen Kreisleitung nachgewiesen ist. Vereine unterliegen im neuen Verband einer Wartezeit(Probezeit) von vier Wochen. § 5. Beide Vertragschließenden erkennen ordnungsmäßig verhängte und schriftlich gemeldete Verbandsstrafen gegenseitig unter Nachprüfung bei Vereinswechsel ausdrücklich an. Bestrafte Einzelpersonen oder Vereine können gemäß§§ 8 und 4 erst dann Aufnahme finden, wenn die verhängten Strafen ordnungsmäßig erledigt sind. Strafen und andere Verpflichtungen verjähren nach zwei Jahren. § 6. Ergibt sich bei einem Verbandswechsel eine Falschmeldung (Nichtangabe der bisherigen Vereinszugehörigkeit usw.), so rechnet die Wartezeit vom Tage der Klarstellung seitens der Instanz. § 7. Ergibt die Nachprüfung bei einem Verbandswechsel keine gleiche Auffassung der Vertragschließenden, so entscheidet endgültig ein Schiedsgericht, welches aus je einem Vertreter der beiden Verbände und einem neutralen Vorsitzenden besteht, auf den sich die Parteien einigen. § 8. Offene Werheveranstaltungen, die ausdrücklich als solche zu bezeichnen sind, können von beiden Verbänden gemeinsam durchgeführt werden. § 9. Beide Vertragschließenden verpflichten sich zur wechselseitigen Unterstützung in allen gemeinsamen Fragen und Interessen, insbesondere bei Eingaben an Staat, Kommunen, Behörden und Parteien. S 10. Dieser Vertrag tritt am 1. November 1925 in Kraft. Er gilt als jeweils um ein Jahr verlängert, wenn er nicht ein Vierteljahr vor dem jeweiligen Ablauf gekündigt wird. Düsseldorf, den 1. November 1925. gez. Deutsch, Verbandsleiter. Duisburg, den 1. November 1925. gez. Jersch, 1. Vorsitzender. Allerlei Wissenswertes. ha. Abzeichenverbot auch in den Handels= und Gewerbeschulen. Das Tragen von Abzeichen durch Schüler hat auch der Handelsminister für seinen Bereich verboten. Für Schüler und Schülerinnen gilt dies für Abzeichen. Bänder, Kokarden und andere Symbole jeder Art in der Schule selbst und bei Veranstaltungen der einzelnen Schulen oder mehrerer Anstalten, z. B. auf Wanderungen, bei Turnspielen. Auch das bloße Mitbringen ist verboten.„Ich lasse keinen Zweifel, sagt der Erlaß, daß die Herabsetzung der verfassungsmäßig festgelegten Reichsfarben als eine Herabsetzung der geltenden Staatssorm anzusehen ist. Jede Mißachtung der Reichsfarben durch die Schuljugend ist als schwere Verfeolung zu betrachten und jedes derartige Vergehen streng zu bestrafen. gegebenenfalls durch Verwrisung von der Anstalt. Insbesondere gilt dies für eine Behelligung und Mißyandlung anderer Schüler wegen ihrer Gesinnung. Abzeichen von Vereinen, die die Schule genehmigt hat und beaufsichtigt, dürfen bei den Veranstaltungen der Vereine getragen werden. Die Beförderung der Postpakete, die im Kriege und unter der Sparsamkeit der Nachkriegszeit mitunter zu wünschen übrig gelassen hatte, ist in letzter Zeit von der Deutschen Reichspost unter Aufwendung beträchtlicher Kosten so verbessert worden, daß der Betrieb jetzt wieder auf seiner alten Höhe steht. Durch Ausnutzung der günstigsten Zugverbindungen, durch die Einlegung von regelmäßigen durchlaufenden Päckereiwagen(Sackwagen) zwischen wichtigen Verkehrsknotenpunkten und durch die Einrichtung von Kraftpostlinien ist die pünktliche und beschleunigte Beförderung der Postpäckereien wie in der Vorkriegszeit gewährleistet. Insbesondere sind zur Bewältigung des bevorstehenden Weihnachtspäckereiverkehrs alle erforderlichen Maßnahmen getroffen. Die Paketgebühren sind, wie bei dieser Gelegenheit nochmals erwähnt sei, nur scheinbar höher als in der Vorkriegszeit, da das Zustellgeld jetzt in die Freigebühren eingerechnet wird. * Für Kriegsbeschädigte, Altrenter und Altveteranen. Die 20% Erwerbsbeschränkten, die 1923 mit 600000 Mk. abgefunden worden sind, müssen bis Ende Februar 1926 Antrag beim zuständigen Versorgungsamt stellen, daß ihnen der Betrag von 50 RM. gezahlt wird. Durchschnittliches Monatseinkommen darf 200 RM. nicht übersteigen.(§ 104 RVG.)— Die Einkommensgrenze für die im öffentlichen Dienst beschäftigten Rentenempfänger ist vom 1. September 1925 ab auf 820 RM. erhöht. Dazu kommen der der Ermäßigung der Einkommensteuer für die Ehefrau entsprechende Einkommensteil und für jedes Kind, für das Versorgungsgebührnisse gewährt werden. 50 RM. Wird der sich hiemach ergebende Betrag überschritten, so ruht für je weitere 30 RM. ein Zehntel der Versorgungsgebührnisse. Rente nachprüfen und gegebenenfalls Antrag an Versorgungsamt.— Be.eranenbethilfe ist durch Gewährung eines Teuerungszuschlags für 1925(1. 10. 25 bis 81. 8. 26) vom 1. Oktober 1926 ab von 12,50 RM. auf 90,00 RM. monatlich erhöht worden. Dem lieben Gott hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, gestern nachmittag 4¼ Uhr meinen innigstgeliebten Gatten. unsern guten Vater, Bruder, Schwager und Onkel, den Landwirt und Schmiedemeister Johann Mönikes im Alter von 66 Jahren zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Er starb nach kurzer Krankheit, wohlvorbereitet durch einen christlichen Lebenswandel und den Empfang der hl. Sterbesakramente. Um stille Teilnahme und ein Gebet für den lieben Verstorbenen bitten: trauernden Hinterbliebenen. Bergheim, den 13. Dezember 1925. Das feierliche Seelenamt findet statt am Mittwoch, den 16. Dezember, morgens 9 Uhr; daran anschließend ist die erdigung. Die glückliche Geburt eines kräftigen Stammhalters zolgen hochertreut an Ferdinand Bökmann u. Frau Mimy geb. Tipp. Paderborn, 14. Dezember 1925. Die Geburt einer Tochfer zeigen in dankbarer Freude an Fritz Zarnitz, Rechtsanwalt Agnes Zarnitz. geb. Thombansen Paderborn, den 14. Dezbr. 1925 Für die Backwoche Weizenmehl G 20 J 16 6 3.00 K Welzenauszugsmehl G 24 J13 Kmp; 3.00 G 75 5 Mandein 6 2.40 S 65 J Herzmandein es 2.80 Zütronat 1/ G 30 J Cocosraspel Gmp 65. 90 J Nasslnussherne Backpulver 10 Pakete 65 Puddingpulver 10 Pakete 65 S 90 4 Weintrauben Smp 80 J in Wainösse Sb 99• Gatiom anf. 90 la Parandsse# 1.80 Feigen S 10 G 1.90 Troubenrosinen Apfelsinen St. 8, 10 J # 70 J Baumbehang es 1.60 E 1.00 Cremprelinen Smp 1.20 S 1.90 Pätzchen S 1.00 S 1.90 Marzipan etc. Baumkerzen Paket 45 u. 55 Westiälisches Kaufhaus, Paderborn. Nach längerem Kranksein wurde heute früh um 7 Uhr mein herzlich geliebter Mann, mein guter Schwiegersohn, unser lieber Bruder und Schwager Dr. med. Ludwig Sarrazin von Gott aus dieser Zeitlichkeit abberufen. Er starb ergeben in Gottes hl. Willen, nachdem er noch vor kurzer Zeit die hl. Sterbesakramente empfangen hatte. Sein Leben ging auf in der Sorge für andere. Um ein Gebet für den teuren Entschlafenen bittet in tiefem Schmerz: Elisabeth Sarrazin geb. Klein. Brakel, den 18. Dezember 1925. Das feierliche Seelenamt ist am Donnerstag, den 17. Dezember, 7¼ Uhr in der Pfarrkirche, darauf die Beerdigung. Grosser Hochwertige Herrenstoffreste haben sich angesammelt in allen Maßen. Seltene Gelegenheit zu Jabelhal biligen Preisen. Carl Cramer Markt 1. Fernruf 2094. Kammerjäger Diekmann Ist jeden Freitag in Paderborn und Umgegend vertligt radikal unter ein jähriger schriftl. Garant Ratten. Mäuse, auch bei ge füllten Scheunen. Speichern * W a n z e n, S c h w a b e n u s w Bestellungen an die Geschäftsstelle des Westlälischen Volksblattes oder an Kammerjäger Diekmann. Bielefeld. Fernspr. 3 860 SünninghäuserHäckselmaschinen, Messerradhäcktelmaschinen mit u. ohne Vorbau. seit 30 Jahren zu Tausenden verkauft Rübenchneider, Strohschne'der. Kartoffelwaschmaschinen, sowie alle landwirtschaftl. Maschinen. Schleifsteine, Häckselmasch. eic. Reparaturen werden sofort ausgeführt. Georg Groß, Paderborn e merstag, den 17. Dezember 1925. nachm. werde ich im Auftrage des Landwirts Josef Hansmeier in Hövelhof Nr. 98 dessen daselbst an der Chaussee von Hövelhof nach Haustenbeck begene 05 8 irtschaftsgebäuden öffentlich meistbietend unter nstigen Zahlungsbedingungen zum Verkauf aussen und bei annehmbarem Gebote den Zuschlag sefort erteilen. Christian Buschhorn, vereid. Aultionat. Paderborn, Westernmauer 52. Mittwoch, den 16. Dezember, vormittags 10 Uhr werde ich auf dem Hofe des Hotelbesitzers Gerhard Wiethaup nachfolgende Möbelstücke gegen Barzahlung öffentlich meistbietend versteigern: 12 Nähtische. 4 Rauchtische. 1 Doppelpult, 3 Beltstellen, 2 Toilettentische, 5 Küchentische mit Linoleumplatte, 6 Paneelbretter. 1 großen Spiegel, 6 Patentmatratzen, 1 Nähmaschine, 1 jahrrad, 1 Posten Bauholz, 1 Kochherd, Stubenösen und viele andere Gebrauchsgegenstände, 1 photographisch. Apparat, ein schweres eichenes Speisezimmer(modern) und eine komplette Küche. Theodor Beckers, beeid. Aultionator, Padervorn, Thisaut 10. Fernruf 2365. ½ 30 nur 50 Pfg. Fnderraitung „Der kleine Caco“ Keine teure Butter mehr! Rahma ber! Zwangs-Versteigerung Mittwoch, 16. Dez. 1925 vorm. 10 Uhr werde ich bei der Wirtchaft Bobbert, hier 1 Schreibmaschine. 1 Rechenmaschine 5 Schreibtische, 2 runde Tische 2 Nähtische, 1 Chaiselonque, 3 Bücherschränte usw. öffentl. meistbiet. gegen Barzahlung versteigern. Paderborn den 14. Dezbr. 1925. Degen Obergerichtsvollzieher. KAFFEE Nur teinste Qualltäten Pfund 3.60, 4,00. 4,20 M Paul Rutz Westfälisches Kaufhaus, Paderborn. Großabnehmer Vorzugs.preise PADERBORNER DOM-BRAU das neue, gehaltvolle, dunkle Ausstichbier. Von Herren gern getrunken, — von Damen bevorzugt.— Ehrensache! Beamtentocht., v. Lande, 26 Jahre alt. in Küche u. Hauswesen sehr erfahren. kath. blond schl. mittelgr. Erscheinung. wünscht die bekanntschaft eines kath. Herrn in sich. Stellung zwecks Heira., mittl. Beamier bevorz Vollst. Schlafzimmer und Küche sowie eine volli Wäscheaussteuer vorh Strengste Verschwiegenh Briefe mit Bild erbeien unter Nr. 5917 an die Gechst. des Westf. Volks blattes. Padervorn. Allgemeine Handwerkerverkammlungen Tagesordnung: Aufwertungsfragen u. Vermög.=Steuererklärung Für den Kreis Büren: am Mittwoch, den 16. Dezor. 1925 in Henglarn um 10 Uhr vormittags Gastwirtschaft Altmir. „„ den 16. Dezbr. 1925 in Lichtenau um 3 Uhr nachmittags Gastwirtschaft Wiemers. am Freitag, den 18. Dezbr. 1925 in Fürstenberg um 10 Uhr vormittags Gastwirtschaft Temme. „„ den 18. Dezbr. 1925 in Büren um 3 Uhr nachmittags Gasthof Rüting. am Montag, den 21. Dezbr. 1925 in Salztotten um 10 Uhr vorm. Hotel Hentzen. „„ den 21. Dezbr. 1925 in Verlar um 2 Uhr nachmittags Gasthof Müther. Für den Kreis Warburg: am Donnerstag. am Samstag. am Dienstag. den 17. Dezbr. 1925 in Altenheerse um 10 Uhr vormittags Ga twirtschaft Stock. den 17. Dezbr. 1925 in Warburg um 4 Uhr nachmittags Bürgerverein den 19. Dezbr. 1925 in Nörde um 9 Uhr vormittags Gastwirtschaft Berendes, den 22 Dezbr. 1925 in Veckelsheim um 10 Uhr vormittags Hotel Aßhauer, „ den 22. Dezbr. 1925 in Borgentreich um 2 Uhr nachmittags Gattwirtschaft Götte. Handwerksamt Büren—Warburg. Heirat. Mädchen. kath., 27 J angenehme Erscheinung wünscht, da hier fremd die Bekanntschaft eines guten. ehrl. Herrn im Alter bis zu 35 Jahren Möbel und gute Wäsche und ein paar Taus. Mi. Bargeld vorh. Witwer mit Kind angen. Strenaste Verichwiegenheit zugesich u verlangt. Briefe erh. u. Nr 010302 an die Geschäftsst. des Westf. Vbl., Padervorn Waffenschrank, zu kaufen gesucht. Ang. unter Nr. 010312 an die Geschäftsstelle der Westt. Vbl., Paderborn Wachsamer Ziehhund abzugeben. N.=Iudorf Nr. 33. Wieder eingeiroffen: Draßigesfelle für Lampenschirme Tee- und Kaffeepuppen Kuchenglocken Emil Gutheim Beleuchtung. Haus- u. Küchengeräte Fernruf 2513 Ig. Mann sucht, da Möbel vorh. leeres Zimmer mit voller Pension zum 1. Januai oder später. Ang unter Nr. 01032 an die Geschäftsstelle des Westt Vbl. Padervorn Goldenes Ret enarmband Sonnavend verloren. Ehrl. Finder wird gegen hohe Bel. um Rückgabe in der Geichst. des Westf Vbl.. Paderborn, gebeten Muff, imit. Maulwurf. Sonntag verloren. gen Belohn. abzugeb. katern. Paderborn, Winiriedstraße 70. 4 PS NSU Getriete. Motorrad, mit eekir Boschlicht u. Boschlampe owie allem Zubehör, zu ver aufen. Ang. unter Nr. 010316 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Student erlein gründl. Nachhilfe in allen Cymnasialsächern. Angeb. unter Nr. 5922 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Zwei allere Damen su“ den 4 ZimmerWohnung gegen hohe Miete in herrschaftl. Hause, möbl. oder nicht. Angeb. unt. Nr. 010310 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Ein oder zwei gut möbl. Zimmer mit Schreibtisch u. elektr richt von Alademiker (viel unterwegs)p.1 Jan. geucht. Angoh unter Nr 5920 an die Geschäftsstelle des Westf. Vbl., Paderborn. Zimmer mit Pension an anständ., junge Leute zu verm. Näh. durch d Geschst. d. Westf. Vbl., Padervorn. Luftfahrt=Konferenz. ##elll. Das setzt aber eine Vorbildung der Lehrer voraus, die nur aus bekenntnismäßig eingerichteten Lehrerbildungsanstalten erworben werden kann. Eine simultane Lehrerbildung zerstört die notwendige Voraussetzung der bekenntnismäßigen Volksschule. Zu der Angelegenheit des Intendanten v. Schillings liegen von der Deutschen Volkspartei zwei Anträge vor. Darin wird das Staatsministerium ersucht, die fristlose Entlassung des Intendanten der Stuatsover zurückzuziehen und eine baldige Lösung des entstandenen Konfliktes herbeizuführen. In dem zweiten Antrag wird verlangt, daß für das Rechnungsjahr 1926 im Kultusetat eine planmäßige Stelle für Musikpflege und eine planmäßige Stelle für das Theaterwesen nicht geschaffen werden. In der Aussprache nimmt zunächst Abg. Becker=Berlin(Dn.) das Wort. Er betont, wir gehmen nicht nur die Anträge der Deutschen Volspartei an. ondern sind der Meinung, daß sie noch nicht weit genug ühren. Das Vorgehen des Ministeriums widerspricht der kradition und entbehrt der richtigen Einschätzung der Persönlichkeit des Künstlers. Abg. Dr. Schwering(Ztr.) erklärt, man müsse im Falle Schillings unterscheiden zwischen Künstler und Verwaltungsmann. Die Bedeutung des Komponisten v. Schillings ist unbestritten, der Dirigent v. Schillings wird verschieden beurteilt. Auch ein geistiger Arbeiter hat nicht das Recht, seiner vorgesetzten Behörde auf der Nase herumzutanzen. Ihm sind genügend künstlerische Freiheiten zugebilligt worden. Der Minister hätte von Anfang an eine festere Stellung einnehmen müssen. Sein Standpunkt ist rechtlich vollig begründet. Abg. Buchhorn(D. Vpt.) feiert die künstlerische Persönlichkeit Schillings, zu deren Gewinnung Richard Strauß dem Ministerium gratuliert hat, und bittet um Annahme der volksparteilichen Anträge. Abg. König(Soz.) erklärt, es sei kein Beweis dafür erbracht, daß Schillings als Künstler an der Ausübung seines Berufes irgendwie gehindert worden sei. Kultusminister Becker erklärt dann, daß die Angelegenheit Schillings dadurch von Anfang an auf ein falsches Gleis geschoben worden ist, daß man behauptete, die Kunst sei in Gefahr. Das Ministerium hat die künstlerische Selbständigkeit des Intendanten gefördert. Der Minister schildert dann in großen Zügen die Entwicklung des Konfliktes. Schillings sei nach der Revolution gegen den Willen des Ministeriums vom Personal zum Intendanten gewählt und dann vom Ministerium bestätigt worden. Die stärkste Belastung des Künstlerintendanten war seine Ungeeignetheit zur präzisen Geschäftsedigung. Der Minister führt einzelne seiner Bedenken „en die Geschäftsführung Schillings auf. Abg. Kilian(Komm.) fordert neue Stellen zur Unterbringung der Junglehrer durch Herabsetzung der Klassenfrequenz. Dem Fall Schillings sei im Parlament eine übergroße Bedeutung eingeräumt worden. Abg. Dr. Bohner(Dem.) fragt das Ministerium, ob es angesichts des letzten Fehme=Prozesses nicht endlich energische Maßnahmen gegen die Politisierung der Jugend veranlassen wolle. Der Redner wünscht Herabsetzung der Klassenfrequenz und Einrichtung von Parallelklassen. Der Fall Schillings zeige die Rechte in einer ganz neuen Situation, nämlich als Verteidiger der Kunst. Es beständen allerdings Lücken im Gesetz. Geistige Arbeiter seien zu wenig geschützt. Das Vorgehen des Herrn von Schillings sei nicht zu verteidigen. Abg. Dr. Klam(Wirtschaftspartei) wendet sich gegen die Stellung des Ministers im Falle Schillings. Unverständlich sei auch sein Wort, er sei in die Situation hineinmanövriert worden. Ein Minister dürfe das nicht mit sich geschehen lassen. Abg. Dr. von Bremer(völk.) bezeichnet es als merkwürdig. daß, nachdem Schillings entlassen war, plötzlich das Geld da war, um alle Reformen durchzuführen, die Schillings forderte und das ihm nie bewilligt wurde. Es sei Pflicht der Volksvertreter, einem Manne wie Schillings zunächst einmal seine Ehre wiederzugeben, die ihm durch die fristlose Entlassung genommen sei. Präsident Bartels ruft den Redner zur Ordnung, weil auch in dieser allgemeinen Fassung eine Beleidigung des Ministers vorhanden sei. Damit schließt die Aussprache. Persönlich gibt Abg. Bölit(D. Vpt.) eine Darstellung u der Behauptung des Ministers, er, Bölitz, sei als Minister elbst gegen eine Erneuerung des Vertrages des Herrn von Schillings gewesen. Dienstag 11 Uhr Weiterberatung. Kleine Vorlagen. Locarno-Tag in Genf. Eigener Drahtbericht. Genf, 14. Dez. Der englische Außenminister Chamberlain überreichte heute kurz vor dem Schluß der öffentlichen Sitzung des Völkerbundsrates dessen Präsidenten die Locarnoverträge. Er verlas die Bestimmungen über die Deponierung der Verträge beim Völkerbunde. Mit großer Aufmerksamkeit wurde von der Versämmlung eine feierliche Erklärung des Ministers entgegengenommen, in der er ausführte: Indem ich Ihnen, Herr Präsident, diese Dokumente überreiche und sie unter den Schutz des Völkerbundes stelle, möchte ich erklären, daß die Mächte, die sie unterzeichnet haben, damit in eine neue Phase ihrer gegenseitigen Beziehungen eingetreten sind, daß sie in der Absicht, sorgfältig alles zu vermeiden, was nach Provokation, Drohung oder Beleidigung aussehen könnte, durch allseitige Uebereinstimmung Friedensgarantien zwischen sich selbst übernommen und so dazu beigetragen haben, den Frieden der Welt zu stabilisieren und unseren Völkern Ruhe und Vertrauen zu geben. Die Stellung dieser Dokumente unter den Schutz des Völkerbundes wird ihnen die Autorität gegeben, die ihnen nach ihrem Inhalte zukommt. Durch das Abkommen zwischen Deutschland und den anderen Staaten, infolge dessen Deutschland in den Völkerbund eintreten wird, haben wir, wie ich glaube, nicht wenig beigetragen zur Vermehrung und Stärkung des Ansehens und der Macht des Völkerbundes. Der französische Ratsdelegierte Paul Boncourt übergab die Verträge Frankreichs mit Polen und der Tschechoslowakei und verlas ein Telegramm Einladung an Deutschland. Eigener Drahtbericht. 5 Berlin, 14. Dez. Die Note der Botschafterkonferenz über die deutsche Luftfahrt ist in Berlin eingetroffen. Sie enthält die Einladung an die Reichsregierung, eine Aberdnung nach Paris zu entsenden, wo am Freitag, 18. Dezember, Verhandlungen zwischen der deutschen Delegation und den Vertretern der Alliierten stattfinden sollen. Die deutsche Delegation wird unter Führung von Geh.=Rat Nord vom Auswärtigen Amte und Geh.=Rat Fisch von der Luftfahrtabteilung des Reichswehrministeriums am Mittwoch Berlin verlassen. Nach dem Inhalte der Note ist anzunehmen, daß die Pariser Besprechungen eine Klärung der gesamten Fragen bringen werden. Das gilt nicht nur für die sogenannten Begriffsbestimmungen, sondern auch für die Freigabe des Flugzeugbaues. Bei diesen Luftfahrtverhandlungen in Paris handelt es sich um zwei Fragen verschiedener Art, einmal um die Aufhebung der Baubeschränkungen und sodann um die Einrichtung des Luftverkehrs zwischen Frankreich und Deutschland, die von der Erlaubnis des Passieren deutschen und französischen Gebietes abhängig ist. Die Leidensgeschichte der uns im seinerzeitigen Londoner Ultimatum ausgezwungenen„Begriffsbestimmungen“ ist ja bekannt. 1924, d. h. zwei Jahre nach dem Erlaß, sollten sie nachgeprüft werden. Es dauerte ein ganzes Jahr länger, bis die Botschafterkonferenz an die Frage heranging. Schon damals war die Unhaltbarkeit der Verhältnisse jedem klar. Aber die eisenstirnige Rechthaberei der westlichen Militärs erwies sich allen Vernunftsgründen als unzugänglich. Die deutschen Sachverständigen durften im Frühjahr dieses Jahres ihr Sprüchlein vor einem schweigenden Ausschuß hersagen und wurden dann entlassen. Am 25. Juni 1925 kam eine Note der Botschafterkonferenz, die allen Erwartungen widersprach. Die Nutzlast der deutschen Flugzeuge wurde zwar gnädigst von 600 auf 900 Kilogramm und die Geschwindigkeit von Briands, in dem dieser betont, daß Frankreich stolz darauf sei, seine Unterschrift unter diese Dokumente gesetzt zu haben. Das Friedenswerk des Völkerbundes, in dessen Schoß man bald Deutschland aufzunehmen hoffe, könne durch den Abschluß der Locarnoabmachungen nur erleichtert und gestärkt werden. Die übrigen Ratsmitglieder schlossen sich den Ausführungen Chamverlains und Boncourts an. Alle Reden wurden von der Ratsversammlung mit großer Begeisterung ausgenommen. Der heutige Tag wird allgemein als der große Tag des Völkerbundsrates bezeichnet. Maginol für neue Rüstungskredite. Eigener Drahtbericht. 34 Paris, 14. Dez. Der Kriegsminister im Kabinett Poincaré, Maginot. hat auf einem Bankett in Romans eine Rede gehalten. in der er betonte, man spreche fortwährend von der Entwaffnung Frankreichs. Es sei aber wichtiger, wenn man sich eher mit der Sicherheit beschäftigen würde. Die Verträge mit Deutschland könnten Frankreich nicht von der Verpflichtung befreien. eine starke nationale Verteidigung zu organisieren. Verträge und militärische Macht seien in gleicher Weise unentbehrlich. Frankreich dürfe sich nicht darauf verbeißen, die Kredite des militärischen Haushalts zu vermindern, die ohnehin augenblicklich unzureichend seien. Umgruppierung der französischen Besatzungsarmee. Die farbigen Truppen wieder zurückgezogen. Drahtbericht. Paris, 14. Dez. Gemäß einer Verordnung des französischen Kriegsministeriums findet ab 1. Januar 1926 folgende Umgruppierung der französischen Besatzungsarmee im Rheinland statt. Das 23., 28. und 65. Regiment algerischer Schützen wird aus dem Rheinland herausgezogen. Ihre Stäbe werden nach Metz, Straßburg und Burg verlegt. Der Stab der 9. Dragonerbrigade, sowie das Dragonerregiment 5 und 21 werden gleichfolls nach Frankreich zurückgezogen. Das Tankregiment 521 wird nach Algerien verlegt. Die Depots der 1. Spahisbrigade werden gleichfalls nach Frankreich verlegt. Sie werden ebenso wie die des 5. Spahisregiments nach Castres in Frankreich in Garnison überführt, während das Depot des 6. Spahisregiments vorübergehend nach Landau verlegt wird. Fremdenjagd der Pariser Polizei. 1200 Personen verhört.— 150 verhaftet.— Ein Massenaufgebot von 900 Polizeileuten. Drahtmeldung unseres Pariser Vertreters. Paris, 13. Dez. Mit dem Sinken der heimischen Währung stellt sich Mißtrauen gegen die Fremden ein. Diese Erfahrung macht man in allen Ländern in Zeiten der Inflation. Nun äußert Frankreich seine Nervosität durch schärfste Kontrolle der Ausländer, die in der gestrigen Nacht durch ein strategisches Monstreumsassungsmanöver eingeleitet wurde, wie es Paris noch nie gesehen hat. Unter dem Oberkommando des Polizeipräfekten rückten elf Kommissare, 600 Polizeiagenten und 250 Inspektoren aus, riegelten verschiedene Stadtteile ab und jagten auf Fremde. Etwa 0 Personen wurden zur Ausweisleistur angehalten und 170 auf 180 Kilometer pro Stunde erhöht. Aber da die erlaubte Gipfelhöhe dieselbe blieb, hatte das zweite Zugeständnis gar keinen Wert. Es war wie Hohn. Und für die Erhöhung der Nutzlast wurden die schikanösen Kontrollmaßnahmen verschärft. Die Kontrolle wurde derart gehandthabt, daß sie der ausländischen Industriespionage Tor und Tür öffnete. Der deutsche Flugzeugbau sollte aus dem internationalen Wettbewerb ausgeschaltet werden. Das hat man bis Locarno unverblümt zugegeben. Nun soll es anders werden. Wir wollen es hoffen. Was nun zweitens die Einrichtung des deutsch=französischen Luftverkehrs anlangt, so haben bekanntlich die Deutschland aufgezwungenen Baubeschränkungen sich gegen den Urheber, gegen die Entente gekehrt. Denn sie zwangen Deutschlond, jedem ausländischen Flugzeug, das nicht„gehandicapt“ ist, das Ueberfliegen deutschen Gebietes zu verbieten. Jedes französische Flugzeug, das auf der Linie nach Prag notlanden mußte, wurde von den deutschen Behörden unerbittlich beschlagnahmt. Die Zahl der so verlorenen Flugzeuge in gering. Der Fall des Fliegers Coste war hoffentlich die letzte Unannehmlichkeit. Die Frage des Passierens der Gebiete geht bei den kommenden Verhandlungen Frankreich und Deutschland allein an. weil zwischen Deutschland und England bereits ein vorläufiges Alkommen getroffen ist. Aber dieser Umstand darf nicht zu deutsch=französischen Sonderbesprechungen führen, wie ein Teil der Pariser Presse es bereits verlangt. Deutschland hat es mit der Gesamtheit seiner bisherigen Quälgeister zu tun, wenn es über Luftfahrtfragen verhandelt. Ebensowenig darf die in Aussicht genommene Freigabe des Luftverkehrs im besetzten Gebiet zum Gegenstand eines Austauschhandels gemacht werden. Endlich muß das Wort„Bedingungen“ auf der Pariser Einladungskarte gestrichen werden. Wenn Geheimrat Fisch vom Reichsverkehrsministerium und Geheimrat Nord als Vertreter des Auswärtigen Amtes in dieser Woche nach Paris fahren, dürfen sie nicht mit gebundenen Händen dort ankommen. 150 lieferte man in das Gesängnis ein. Der fremdenfeindliche Herr Peter Taittinger, Chefredakteur der sogenannten Liberté und Abgeordneter von Paris hatte seinen großen Tag und beglückwünschte den Polizeifräfekten zu dem glänzenden Ergebnis dieser Aktion. Gilberts Bericht. Eigener Drahtbericht. ##. Newyork, 14. Dez. Der Generalagent für die Reparationszahlungen, Parker Gilbert, berichtet sehr ausführlich über das erste Jahr des Inkrafttretens des Dawesplanes. Er betont, daß der Plan ein großer Erfolg gewesen sei. und daß durch die Anstrengungen, die Deutschland gemacht habe, die wirtschaftliche Erholung sich Bahn breche. Gilbert spricht sich sehr hoffnungsvoll üben die wirtschaftliche Zukunft des Deutschen Reiches aus. aller Welt. Mord aus Rache. Meldung des Wolff=Büros. Rom, 13. Dez. Vor kurzem haben die römischen Geschworenen in dem Prozeß wegen der Ermordung des faschistischen Gruppenführers Trastevere Urbani die Beschuldigten wegen berechtigter Notwehr freigesprochen. Der Vater des Ermordeten zeigte seither Spuren größter Erregung und äußerste Drohungen besonders gegen den 62jährigen Barbesitzer Brianchoni. auf Grund dessen Aussagen die Beschuldigten freigesprochen worden waren. Gestern abend betrat der Vater in großer Erregung die Bar und gab mit den Worten:„Du hast meinen Sohn ermordet!" 5 Revolverschüsse auf Brianchoni ab. Dieser broch tot zusammen. Urbani ließ sich dann ohne weiteres verhaften, indem er ausrief:„Ich habe den Tod meines Sohnes gerächt, macht mit mir, was Ihr wollt!“ Er befand sich in derartiger Erregung, daß von seiner sofortigen Vernehmung Abstand genommen werden mußte. Die Zugspitzbahn vor der Vollendung. Innsbruck, 12. Dez. In der kürzlich hier stattgesundenen konstituierenden Generalversamlung der Zugspitzbahn A.=G. konnte festgestellt werden, daß der Bau der ersten Bahn auf den höchsten Berg Deutschlands noch während dieses Winters abgeschlossen sein wird. An der Spitze des Unternehmens stehen als Präsident der deutsche Großindustrielle Kommerzienrat Richard Opitz in Berlin und als Vizepräsident der österreichische Rechtsanwalt und Bürgermeister Dr. Hermann Stern=Reutte. Die elektrische Ausrüstung der Bahn wird durch die österreichischen Siemens=Schuckert=Werke in Wien ausgeführt. * Aus Nahrungssorgen in den Tod. Berlin, 14. Dez. Am gestrigen Sonntag haben in Berlin 10 Personen, meist aus Gründen wirtschaftlicher Not ihrem Leben ein Ende zu machen versucht. Fünf von ihnen waren sofort tet, während die anderen im schwerverletzten Zustande ins Krankenhaus gebracht wurden. Die Frau des Fabrikbesitzers Bialler. die vor einigen Tagen von ihren freiwillig aus dem Leben geschiedenen Mann schwer verletzt worden war, ist gestorben. Rtr en Praktisches Weihnachtsgeschenk:“— MAGGT Würze, MAGGI'Suppen in Würfeln, MAGGI' Fleischbrühwürfel Die beliebfesten Weihnachts-Geschenke uund eleg. Strümpfe, Handschuhe, Taschen- diese begens Friedrich Kochmann tücher, Herrenartikel, Parfümerien im strumpihaus Paderborn. Schildern 16. Leihnachten das Fes der Freuden können Sie sich verschönern, wenn Sie von meiner großen Auswahl prakt. und gediegener Haushaltungs-Artikel zu wirklich vorteilhaften Preisen Gebrauch machen. Mein Geschäft ist auch mittags geöffnet. August Hacker Eisenwaren, Herde und Oefen, Hausund Küchengeräte Paderborn Westernstr. 34(gegenüb. der Post) neben Café Menge — Fernsprecher 2516.— Mehrere bestgearbeitete Chaiselonques, Sofas und Flurgarderoben breiswert zu verlaufen. B. Wiechers, Dekorateur u. Poistermütr Paderoorn. Leostr. 29. Schreibmeschine, Mercedes Mod. 4. sehr aut erhalten, billigst abzugeben. W. Drawe. Warburg. Fernruf 293. Herzliche Weihnachts bitte 50 arme Diasporalinde nten um das tägliche Brot! Um des Jeiulinde willen habt Erbarmen! Für jede. auch die kleinst Gabe ein reichliches Ver gelt's Gott! Kommunikantenanstalt Lüneburg. Scolle, Pastor Ko MSAE.„Hotoan wissen viele Mitter nicht,wie wichtig ein sorhgemässes Beit fl. die Ruhe und Gesundheit der Kleinen ist. latsöchlich außerordentlich wichtig! Derum sollten Sie kinderbetten nur in meiner BettenSpezidlabteilung kaufen, nicht nur der gänstigen Preise wegen sondern vor allem, weil Sie dort richtig und fachmämisch beraten werden. ic. Gesundhcit Ahres Kindes verlangl esvon Franz Wegener Paderborn, Schildern 11—12. Slegante Blusen u Kleider Mimmmmm in Wolle Seide Waschseide Die Preise sind bedeufend Herdbgesetzt DD. Fr. Madß Gelegenheitskäufe. Nähmaschinen 1 Schwingschiflchen 1 Rundschiffchen fabrikneu, etwas beschädigt gebe unter Preis ab Si Paderborn. Bieleteld. Obernstraße 8. Kleider-, Mantel- und Seidenstoffe. Schuhhaus F. AHLKAMP Paderborn Rosenstr. 11 Zu Welhnachten extra billige Preise Herren-Stiefel 10.50, 12.50, 14.50, 16.50, 18.50 Damen-Stiefel 7.50, 10.50, 12.50, 14.50, 16.50 Damen-Haluschuhe 7.50, 9.50, 10.50, 12.50, 14.50 Damen-Lack-Schnür- und Spangenschuhe Knaben-, Mädchen- und Kinderschuhe, jede Preisl. Größte Auswahl in Winterpantoflein Marke „Hassia“ allerbestes Fabrikat Beachten Sie bitte meine guten Qualit. und billigen Preise. Texiilgenossenschaft deutscher Leamten G. m. v. H., Ber. in liefert allen Beamten auf langfr. monatl. Raten (im Monat Dezember ohne Anzahlung) erstklassige Stoffe für Damen= u. Herren=Kleidung Musterlager bei Vertreter Schumacher, Paderborn, Protgasse 2 Für die Weihnachts-Woche! a Mast=Gänse Enten Puter v. 6 C an Poularden Hähnchen Tauben Hühner la Flußkarpfen Heilbutt Steinbutt Reh=Rücken „ Keulen „ Blätter Hirsch=Rücken „ Keulen " Blätter Hasen Fluß=Zander Rheinsalm im Anschnitt Präsentkörbe in jeder Preislage. Bestellungen erbitte frühzeitig, prompter Versan nach auswärts. W. Bianchi, Paderborn. Fernruf 2127. Heute von 5 Uhr ab 2 frischen Wurstebrei. Christian Kligge, Paderborn Riemekestraße 7. Berichtigung. Die am 81. Januar 1926 stattfindende Neuwahl des Ausschusses der Allgemeinen Ortskranken kasse Neuhaus findet nachmittags von 3 bis 6 Uhr Im Lokale Hotel Konr. Bockel. Neuhaus, statt. LichtspielFalast. Dienstag. Mittwoch Donnerstag: Nur 3 Tage Großfilm: Flammen der Leidenschaft. Drama in 6 Akten. Selten spannend durch alle Atte. Tausend und eine Nacht. Orientalisches Märcher in 6 Akten. Anfang: 4 Uhr. Stadt=Theater. Dienstag. 15. Desember abends 7.30 Uhr Letzter Lust vielerfolg. Till Lausebums von Walter von Molo Praktische Elettrische Mi Staubsauger von 90,00 Mik. an Fön=Apparate Kochtöpfe Kochplatten Heiztissen Heizöfen Bügeleisen Tauchsieder Zigarrenanzünder Bernhard Wieseler, Paderborn. nigstraße 28 Fell=Schautelpferd zu verkaufen. Paderborn. Abdinghof 1 Eilers Schuhhaus befindet sich jetzt Rosenstraße 2. Musik-Verein Paderborn. J. Konzert 1925/26 am Freitag, den 18. Dezember, abends 8 Uhr, im Kaiserhof. Oeffentl. Generalprobe am 17. 12., abends 8 Uhr. Leitung: Herr Franz Vieshues, Paderborn, Mitwirkende: Frl Luise Clemens(Klavier), Essen, rl. Böger(Sopran), Hannover. Frl. Margarethe rnst(Alt) Paderborn, der Cbor des Musikvereins verstärkte Kapelle des Reiter=Regiments 15. * Vortragsfolge: 1. Sinfonie L. van Beethoven. Ein Hirtenspiel in Liedern für gemischten Chor und Orchester G. Rüdinger Lieder für Sopran(Frl Böger). Lieder für Alt(Frl. Ernst). Es-dur-Konzert für Klavier und Orchester L. van Beetboven. * Eintrittskarten zum Konzert zu 8 Mark, 2 Mark und 1 Mark, zur Generalprobe zu 1 Mark und Schülerkarten zu 50 Pfennig werden im Vorverkauf in der Junfermannschen Buchhandlung und ar. der Abendkasse mit 50 Pfennig Aufschlag aus gegeben. Den zahlenden Mitgliedern des Vereins wird der Abschnitt der Mitgliedskarte auf den numerierten Platz zu 1 Mark angerechnet. Kunststopferei Vaderborn. Hulenerstr. 28 a II macht alles wie neu. C Eine schöne Rotsiegel- Krawatie in künstlr. ausget. Weihnachtspackung von ein immer willkommenes Festgeschenk. Photo-Apparate bester Optik gebe ich zum Katalogpreise ab. Größte Auswahl von 6.60 Mark an. Abzüge, Entwickeln sauber und billig. Diplom-Optiker Richter Paderborn, Westernstr. 15. Als Weihnachts: geschenk billiger Gelegenheitskauf in Blei=Kristall. Padervorn, Schulstr. 9. Grammophon mit 2 Weihnachtsliedern, 6.— Mr.. 1 Album mit 4 Platten — 8 Stücke. 450 Mk. Versand nach überall segen Nachnahme. Emil Labe, Padervorn. Passendes Weihnachtsgeschenk! Neuer schwarz. Atrachanmantel, mittl. zeigur. ounlelgrüner Sportanug wenig geitagen, grone, schlanke Zigur, breiswert zu verkaufen. Paderborn Neuhauterüraße 77. Puppenstube, Puppenwagen, gut erhatten zu verlauf“ Näh. d. die Geschst. des Wests. Vbl., Baderborn. Klavier. gut erhe zu lausen gesucht. Ang. unter Nr. 0 n die GeschäftestellWesti Vbl.. Vader Pelz u. Muff, Baummarder= Schweif. wenig geiragen sehr preiswert zu verlaufen. Naheres Vaierborn, Fürstenbergstr. 35 II. Gebrauchter, aber gut berd. mittl. Gröf gesucht daselbst ein 51 Elektromotor, sel qut. abzugeben. Angeb unt. Nr. 0103 an die Geschäftsstelle d Westf. Vbl., Padervor Jeden Posten Wild kauft zu höchsten Preisen Westfälisches Kaufhaus, Paderborn.