4.8 Nr. 303.— 65. Jahrgang. Freitag, 7. November 1913. Milieniucintmm Bezugspreis: Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., durch den### Briefträger und durch unsere Agenturboten zugestellt 64 Pfg., in# der Stadt Paderborn durch Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegen# genommen.— Probenummern auf Verlangen gralis.— Erfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn ncmmmm Sauerländer Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber", Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. Smmmmmmmmm Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 20 Pfg.,## für Padervorn 15 Pfg., Reklamezeile 80 Pfg., Beilagegebühr nach## Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften, sowie für 2 richtige Ausführung telefonisch aufgegebener Anzeigen wird keine 2 n G e w ä h r ü b e r n o m m e n. E t w a i g e r R a b a t t g i l t a l s K a s s e n r a b a t t u n d= k a n n v e r w e i g e r t w e r d e n, w e n n Z a h l u n g n i c h t b i n n e n 3 W o c h e n= * nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Postscheck=Konto Hannover 1534.* Snummmmmummmmimurmmmmmmmmmmummmmnmmmmmmmmmmmmmmams „Sonntagsfeier". Verlag und Rotationsdruck: Westfälisches Volksblatt A.=w., Paderborn, Rosenstraße 13a.* Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn. 4 Feruruf: Redaktion Nr. 590, Geschäftsstelle Nr. 10. Blatt. Erstes Hierzu ein zweites Blatt sowie „Sonntagsfeier“. Das Ende der bayrischen Regentschaft. 7 Dem lang gehegten Wunsch des bayerischen Volkes nach einem neuen wirklichen König ist jetzt Erfüllung beschieden.„Nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatisch=linealischen Erbfolge“, besteigt Prinzregent Ludwig nach freiem Entschluß als König Ludwig III. den Wittelsbacher Thron. Seit 733 Jahren herrschen die Wittelsbacher ununterbrochen in Bayern und der greise Prinz, der jetzt den bayerischen Königsthron besteigt, ist in gerader Linie ein Nachkomme Ottos I., den Kaiser Barbarossa im Jahre 1180 zum Herzog Bayerns ernannte. Eine freudige Stimmung geht durch das ganze Bayernland, daß der beliebte Prinzregent jetzt Bayerns König wird, nachdem seit dem Juni 1886 der Wittelsbacher Thron in Wirklichkeit verwaist gewesen ist. Der neue König steht allerdings schon an der Grenze des Greisenalters, aber seine breitschultrige Gestalt und sein gesundes, freundliches, von einem weißen Bart umrahmtes Gesicht zeugen von der Lebenskraft und dem Lebensmut des hochbegabten liebenswürdigen Herrschers. König Ludwig ist ein Bayer durch und durch und als echter Wittelsbacher mit dem bayerischen Volk aufs engste verwachsen. Ihm zur Seite steht als Königin Marie Therese. eine geborene Erzherzogin von Oesterreich=Este, deren hervorragende Tugenden nunmehr noch heller, leuchten werden. Die freudige Genugtuung über die Beendigung der bayerischen Regentschaft beschränkt sich aber nicht auf das bayerische Land, sondern erfaßt alle Deutschen, denen die Pflege monarchischer Gesinnung am Herzen liegt. Die Erbregentschaft, die sich in Bayern ausgebildet hat, war auf die Dauer ein unerträglicher Zustand und ihre Nachteile waren längst offenkundg. Prinzregent Ludwig hat sich durch die Bereitwilligkeit, der Regentschaft ein Ende zu machen, wozu sein Vater sich nicht hat verstehen können, große Verdienste um sein Land erworben, zugleich aber auch der unverfälschten Wahrung und Hochhaltung des monarchischen Gedankens große Dienste getan. Es war für die bayetische Regierung jetzt schon keine leichte Arbeit mehr, eine Aenderung des bestehenden Zustandes herbeizuführen, ohne im Volke die Achtung vor dem monarchischen Prinzip und dem Gottesgnadentum zu erschüttern. Mit der gefundenen Lösung können wir jedoch zufrieden sein. Was in der Presse, die von einem König von Gottesgnaden nichts wissen will, über Königsmacherei geschrieben wird, hat in den tatsächlichen Verhältnissen keine Begründung und Unterlage. Der Regent ist es, der die Regentschaft für beendigt und die Thronfolge für eröffnet erklärt. Allerdings ist er dabei an die verfassungsmäßigen Voraussetzungen gebunden, deren Vorhandensein der Landtag anzuerkennen hat. Aber es ist durchaus freie Entschließung des Regenten, ob er auch bei Vorhandensein dieser Voraussetzungen die Regentschaft beendigen will oder nicht. Beendigt er diese, dann wird er bezw. derjenige, der auf den Königsthron den ersten Anspruch hat, König aus eigenem Recht und nicht kraft Volksrechtes. Das ist unser Begriff von der Königsgewalt von Gottes Gnaden. Ausdrücklich heißt es in der Begründung, die dem Verfassungsänderungsgesetzentwurf beigegeben worden ist, daß der Entwurf„im Einklang mit dem Grundsatze des bayerischen Rechts bleibt, daß der König seine Krone von Gottes Gnaden hat.“ Weil hierüber anfänglich nicht volle Klarheit herrschte und zumal weil in dem Gutachten des Justizministers zu der ursprünglich beabsichtigten Vorlage ein konstitutives Mitwirkungsrecht des Landtags nicht mit der wünschenswerten Deutlichkeit ausgeschlossen war, hat die bayerische Zentrumspartei anfänglich einen ablehnenden Standpunkt eingenommen, da sie sich mit einem ungebührlichen Zugeständnis an die Demokratie in der Königsfrage nicht einverstanden erklären konnte. Daß der Regent nach seiner Willenserklärung, die Regentschaft zu beendigen, dem Landtag die Gründe für diesen Entschluß zur Zustimmung mitzuteilen hat, ist eine bloß formale Bestimmung: in der Praxis ist es für immer ausgeschlossen, daß die Regierung eine Beendiaung der Regentschaft beantragt, ohne daß sie der Zustimmung der Stände gewiß ist. König Ludwig III. von Bayern ist König kraft eigenen Rechts und wir bringen ihm als dem Herrscher des zweitgrößten deutschen Bundesstaates unsere ehrerbietige Huldigung entgegen. Der Thronwechsel in Bayern. Beim kranken König Otto. München, 5. Nov. Die Landtagsabgeordneten Dr. Casselmann und Giehrl haben sich, wie bereits gemeldet, gestern in das Schloß Fürstenried begeben, um sich im Auftrage der Abgeordnetenkammer von dem Gesundheitszustand des Königs Otto zu überzeugen. Der Besuch, der etwa 40 Minuten dauerte, wird im Bayerischen Kurier wie folgt geschildert: Die beiden Abgeordneten werden vom Hofmarschall Baron Stengel vor den König geführt. Ein prächtiger Empfangssaal. aber die Wände und Türen gevolstert wie alle Räume, die dem unglücklichen Kranken zum Aufenthalt dienen. An der dunkelsten Stelle des Saales zwischen zwei Fenstern, wohin das Licht nur spärlich dringt, steht an der gepolsterten Mauer ein kräftiger großer Mann, der ohne Unterbrechung drei, vier kleine Schritte hastig vorwärts und dann wieder zurück trippelt, unaufhörlich, ohne Aussetzen an derselben Stelle. Die Hände gestikulieren ständig, sie beschreiben Kreise. Die Finger sind fortwährend in Bewegung. Jetzt fährt sich der Kranke an den Kopf, jetzt streckt er die Hand in die Höhe, dabei spricht er fortwährend abgerissene unverständliche Laute, auch Schimpfworte mischen sich darein. Offenbar hört er ständig Geräusch, er kämpft mit Wahnvorstellungen, ein Bild erschütternd bis ins Mark „Majestät, hier sind die Herren Landtagsabgeordneten Giehrl und Dr. Casselmann, welche ihre Aufwartung machen zu dürfen bitten,“ so stellt der Hofmarschall die beiden Gäste vor. Sie werden keines Blickes gewürdigt. Der Kranke reagiert mit keinem Wort und keiner Bewegung auf die Anrede, sondern fährt mit seinem ruhelosen Vorwärts und Rückwärts, das ganz automatisch geschieht und von den Gehbewegungen eines Gefunden sich völlig unterscheidet. Noch einmal versuchte der Begleiter dem bedauernswerten Manne begreiflich zu machen, daß Besuch anwesend sei, vergeblich. Nur abgebrochene, heftige, schwerverständlich hervorgestoßene Laute sind die Antwort, „Lu!“ und„Bra“. Lu, das ist sein unglücklicher Bruder, König Ludwig, Bra, der seit langem verstorbene Generaladjutant v. Pranckh. die beide öfter in seiner Wahnwelt auftauchen, anscheinend neben Baron Stengel als einzige Personen, die noch eine Rolle im „Bewußtsein“, wenn man das so nennen könnte, spielen. Seit zehn Jahren hat man an dem Kranken nichts mehr beobachten können, was auch nur im entferntesten an einen sogenannten lichten Augenblick gemahnen könnte. Lange Zeit weilen die Besucher im Empfangssaal, ohne daß das Bild sich ändert. Stunden und halbe Tage lang kann der Kranke nach der Aussage seiner Umgebung an der gleichen Stelle seine engbegrenzten Bewegungen ausführen, ohne sich stören zu lassen, dabei den Blick ständig auf die gepolsterte Mauer richtend. Der König ist sehr gealtert, etwas gebeugt, grau ist der Knebelbart und das noch ziemlich reichliche Haar. eingefallen die Gesichtszüge, erloschen und verschleiert das Auge, das durch seinen Blick schon die geistige Erkrankung verrät. Der König nimmt nur unregelmäßig Nahrung zu sich. Es ist mehr ein Verschlingen als ein Essen. In einem Nebenzimmer steht ein Tisch gedeckt, das Tischtuch mit eisernen Klammern am Tisch befestigt. Trotzdem gelingt es manchmal dem kräftigen Mann es loszureißen mit allem, was darauf steht, um es in eine Ecke zu schleudern. Auch während der Anwesenheit der beiden Abgeordneten schlüpfte der Kranke, als er sich unbeobachtet glaubte, rasch in das Eßzimmer, um Tee zu trinken. Plötzlich bemerkt der begleitende Arzt:„Majestät werden unruhig“ und ersucht die Besucher, sich zu entfernen. Bevor sich die beiden umwenden, schleudert der Kranke das Tablett mit dem daraufstehenden massiven Geschirr, Porzellan usw. begreiflicherweise ausgeschlossen, wuchtig in eine Ecke und unterhält sich dann damit, die einzelnne Stücke wieder aufzulesen und wieder hinzuschleudern. Sind es die unsichtbaren Feinde seiner Phantasiewelt, gegen die er sich wehren will? Nun besichtigen die beiden Besucher noch die übrigen Räumlichkeiten, das Bad. in dem den Kranken oft fünf Diener festhalten müssen, die Schlafräume usw. und überall erhalten sie den Eindruck, daß auf das gewissenhafteste für das Wohl des Bedauernswerten gesorgt ist, wie denn überhaupt sein Kräftezustand nur zu erklären ist durch die ausnehmend sorgfältige Pflege, die ihm zuteil wird. Empfang der Gratulanten beim Königspaare. — München, 5. Nov. Der König und die König in empfingen heute nachmittag. um 219 Uhr den Kronprinzen und die Prinzen und. Prinzessinnen des Königlichen Hauses zur Gratulation. Um 3 Uhr wurden sämtliche Staatsminister und um 3½ Uhr die Hofchargen, der Chef des Zivilkabinetts und die Generale und Flügeladjutanten sowie der Generalkapitän und die Offiziere der Leibgarde der Hartschiere zur Gratulation empfangen. Nachmittags um 4 Uhr empfing der Kronprinz das gesamte Staatsministerium in Audienz. Noch im Laufe des Vormittags fuhren der preußische, sächsische und österreichische Gesandte beim Ministerium des Aeußern vor, um ihre Glückwünsche anläßlich der Thronbesteigung zu überbringen. Um 12 Uhr mittags nahm das Königspaar die Glückwünsche des Personals ihres Wittelsbacher Palais entgegen. In den Listen, die nachträglich in der Residenz und in dem Wittelsbacher Palais ausgelegt wurden, zeichneten sich die fremden Gesandten sowie zahlreiche Bürger aus allen Ständen ein. * München, 5. Nov. König Ludwig hat aus Anlaß seiner Thronbesteigung dem 10. Infanterie=Regiment und dem 1. Jägerbataillon den Namen König verliehen und ferner bestimmt, daß die Offiziere und Mannschaften des 1. Infanterie=Regiments auf den Epauletten bezw. Achselklappen den Namenszug des Königs tragen. Kronprinz Rupprecht von Bayern wird von der„Inhaberschaft des 20. Infanterie=Regiments enthoben und Prinz Franz zum Inhaber des Regiments ernannt, das nunmehr seinen Namen führt. Der offiziöse preußische Glückwunsch. — Berlin, 5. Nov. Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt in einem Artikel über die Thronbesteigung Königs Ludwigs III. von Bayern: In ganz Deutschland nimmt man an den jüngsten Ereignissen in Bayern herzlichen Anteil, umschlingt doch alle deutschen Stämme unbeschadet ihrer Besonderheiten das Gemeingefühl enger Zusammengehörigkeit, durch das für Freud und Leid, die einzelnen Teilen widerfahren, im Volksganzen lebhafter Widerhall geweckt wird. Bei der Thronbesteigung König Ludwigs III. steht unserem Volke abermals vor Augen, wie lebhaftes und verständnisvolles Interesse für die der Nation am Herzen liegenden Fragen er von jeher durch Wort und Tat bewiesen hat. Kunst und Wissenschaft, nicht minder aber wirtschaftliche Bestrebungen, die für Bayern oder für das Reich von Bedeutung sind, fanden in diesem Sproß des erlauchten Hauses Wittelsbach jederzeit einen warm„ herzigen Förderer. Aus zahlreichen Kundgebungen des Regenten sprach ein fester deutscher Sinn und ein echt monarchisches Pflichtgefühl, ein unverbrüchliches Festhalten an dem Reichsgedanken und die Entschlossenheit, an der Entfaltung der nationalen Kräfte zu wachsender Geltung in bewährter Treue mitzuwirken. Das erprobte freundschaftliche Verhältnis zwischen Hohenzollern und Wittelsbachern befindet sich bei Ludwig III. in sicherer Hut und wird in Zukunft wie in der Vergangenheit zu den Gütern gehören, die die Grundlage des nationalen Gedeihens bilden. Schon als Prinzregent hat Seine Majestät inmitten der Bundesfürsten eine hochangesehene Stellung eingenommen, in der das Gewicht seiner charaktervollen Persönlichkeit zum Ausdruck gelangte. Zu gleicher Zeit wuchs in weiten Kreisen des deutschen Volkes das Gefühl der Verehrung für diesen Fürsten in dem Maße, in dem ihm seine Eigenart mehr und mehr vertraut wurde. Wir sind überzeugt in ihrem Sinne zu sprechen, indem wir das bayerische Volk zur Uebernahme der Regierung durch Seine Majestät König Ludwig III. von Herzen beglückwünschen. Zustände an einem Arbeiter=Schiedsgericht.“ ° In der Nummer 21 des„Bergknappen“, Orgaus des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, war ein von einem Studenten auf Grund von Beobachtungen bei einer Sitzung des Arbeiterschiedsgerichts in Düsseldorf verfaßter Artikel erschienen, der an der Verhandlungsweise scharfe Kritik übte, ohne das Schiedsgericht mit Namen zu nennen. Es war behauptet worden. es sei„im Unteroffizierstone" verhandelt worden, der Gerichtsarzt habe es nicht für nötig gefunden, sich vom Stuhle zu erheben, wenn er über einen Mann ein entscheidendes Gutachten zu fällen habe, die Arbeiter würden als Menschen zweiter Klasse behandelt, die Anreoe„Verr“ würde ihnen verweigert usw., es herrschten überhaupt„russische Zustände“. Hierdurch fühlten sich Geh. Reg.=Rat PohkeDüsseldorf, Dr. med. Pfeiffer=Düsseldorf, Betriebsführer Ernst Morhenn aus Hochheide, der BergwerksOberinspektor Wilhelm Heckes und der Bergmann Wilhelm Tissen aus Homberg, der Bergmann Gerhard Birnbaum aus Moers und der Bevollmächtigte der Knappschafts=Berufsgenossenschaft Christian Krämer aus Homberg beleidigt und es wurde gegen den Redakteur Imbusch Klage erhoben. Es wurde in der Sache zunächst im April v. I. vor der Strafkammer m Essen verhandelt. Das Gericht verurteilte den angeklagten Redakteur zu einer Celdstrase von dreihundert Mark. In der Begründung war ausgeführt, durch die Beweisaufnahme sei zunächst im aulgemeinen erwiesen, daß vielfach Klagen der Arbeiter über ihre Behandlung vor den Schiedsgerichten und über die Art und Weise der Verhandlung der Sachen laut geworden seien. Das Gericht habe dem Angeklagten auch geglaubt, daß er bei der Veröffentlichung des Artikels nicht von Sensationslust, sondern von dem ernsten Bestreben geleitet war, angebliche Mißstände zu beheben. Es habe ihm aber der Schutz des§ 193 nicht zugebilligt werden können, da ein Recht des Redakteurs, lediglich aus sittlichen Motiven die Rechte dritter Personen in einer Sache wahrzunehmen, zu der er nicht in besonderer Beziehung steht, nicht anzuerkennen sei. Der bloße Auftrag der Arbeiter, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen, rechtfertige die Annahme von persönlichen Beziehungen nicht, ebenso auch nicht seine allgemeine Stellung als Redakteur eines Blattes, das sich als Organ des Gewerkvereins christlicher Bergleute Deutschlands bezeichne. Der Angeklagte legte Berufung em und daraufhin kam die Sache am Mittwoch vor der Hagener Strafkammer zur Verhandlung. Der Angeklagte Imbusch erklärte, daß er für die Behauptungen des Artikeis, der lediglich geschrieben sei, um eine Besserung bestehender Mißstände herbeizuführen, den Wahrheitsbeweis anAus Paderborns ältester Zeit. G. Paderborn tritt mit Karl dem Großen in die Geschichte ein, es muß vorher eine Ansiedlung vorhanden gewesen sein, aber über ihren Umfang und ihre Bedeutung fehlen uns sichere Angaben. Auch über die älleste geschichtliche Zeit Paderborns sind wir nur sehr mangelhaft unterrichtet, die schriftlich überlieferten urkundlichen Angaben sind spärlich und ebenso die Baudentmäler; die Kriegswirren haben vieles vernichtet, aber weit mehr die wiederholten gewaltigen Brände der ersten Jahrhunderte Paderborns. Deshalb ist der Geschichtsforscher genötigt, auf geringes Material gestützt, durch Kombination und Vergleichungen zu versuchen, manches zu ergänzen, wofür die unwidersprechlichen Unterlagen ganz oder zum Teile fehlen. 842 Das war auch der Fall bei dem sehr interessanten Vortrage aus Paderborns ältester Zeit, mit dem Kavlan Fürstenberg=Paderborn am Mittwoch. 5. November, die Reihe der Vorträge des Altertumsvereins für diesen Winter eröffnete. Der Redner selbst betonte es wiederholt und erklärte, daß er auf Widerspruch gefaht sei. Wir geben kurz den wesentlichsten Inhalt. Aus dem Umstande, daß nach einer Urkunde vom 12. Januar 1231 die Ulrichs=(Gaukirch=) Pfarrei in drei Teile zerlegt wurde, hat man geschlossen, daß diese dahin die einzige Pfarrei in Paderborn gewesen sel.„Demgegenüber steht aber urkundlich fest, daß die Butzdorfpfarre von Meinwerk gegründet und ihr die Villa (offenes Dorf) Aspethera 1036 eingegliedert wurde. Sie wurde freilich erst später in die Mauer einbezogen. Auch die Markkirche muß viel früher als Pfarre, dagewesen sein, da wir aus der Vita Meinwerci wissen, daß die Bewohner von Südborchen um 1000 in diese einbezogen wurden. Wann ist die Markkirche(oder Marktkirche) entstanden? Gobeltn Person führt sie auf die Zeit des zweiten Paderborner Bischofs Badurad(815—862) zurück. Vielleicht kommen wir der Sache eher auf den Grund, wenn wir die Zeit der beginnenden Verehrung des hl. Pankratius, dem die Kirche geweiht war, feststellen. Im Jahre 985 wurden die Gebeine dieses Heiligen nach Gent übertragen. Um diese Zeit hatte Meinwerk— Hofkaplan des Kaisers Heinrich— die engsten Beziehungen zu Gent, wahrscheinlich ist er selbst mehrfach dort gewesen, dagegen ist in neuerer Zeit, und wohl mit Recht bestritten worden, daß er bei den Benediktinern in Cluny war. Wenn überliefert ist, daß er zur Gründung des Abdinghofklosters in Paderborn Mönche aus Clunn mitgebracht hat, so ist das wohl so zu verstehen, daß diese Mönche aus einem der beiden Benediktinerklöster in Gent stammten, welche die Reform von Cluny angenommen hatten. Mit den Mönchen kamen Handwerker und Arbeiter aus Flandern, die besonders geeignet waren, Dämme und Wasserableitungen anzulegen, wie sie unter Meinwerk geschaffen wurden.(Von diesen von der Waal stammenden Leuten soll sich noch der Name„UekernWalen“ herleiten.) Mit diesen dürfte die Verehrung des hl. Pankratius nach Paderborn gekommen sein. Wann aber kam das Pankratiuspatrozi= nium an die Markkirche? Im Jahre 1000 wurde Paderborn von einem furchtbaren Brande heimgesucht. auch der Dom ging in Flammen auf. Gobelin berichtet, daß der damalige Bischof Rethar den neuen Dom an einer anderen Stelle errichtet habe. Sein Nachfolger Meinwerk(1009—1036) ließ den begonnenen Bau zur Errichtung eines größeren abreißen, hat diesen also an der von Rethar gewählten Stelle errichtet. Nun schloß Redner: Sollte nicht der Dom Badurads an der Stelle der Markkirche gestanden haben, sollte nicht die alte Markkirche dieser Dom gewesen sein? Als Karl der Große die erste bischöfliche Kirche, die Salvatorkirche, baute, stand sie in der „villa“, also einer offenen Ansiedlung, aber schon in der Translatio Sti. Liborii(nach 1036) werden Mauern erwähnt. Es ist zu unterscheiden zwischen Stadtmauern und Immunitätsmauern. Letztere wurden erst unter Meinwerk erbaut, es gab also vorher noch keinen Immunitätsbezirk, deshalb auch noch keinen eigentlichen Dom. Erst durch Meinwerk wurde die unds, die eigentliche Stadt, geschaffen, und dann wurde aus der verbrannten Stadt das suburbium. Die bischöfliche Kirche muß also in der verbrannten Stadt gestanden haben. Hier war aber nur ein Kirchengebäude, die Markkirche. Diese war 1000 dem Brande mit anheimgefallen, ließ sich aber, da ihre Mauern stehen blieben, schnell wieder herstellen, sonst wäre es nicht möglich gewesen, daß in ihr schon 1002, 10. August, die Königskrönung der hl. Kunigunde vorgenommen werden konnte. Zu der Annahme, der älteste Dom sei die Markkirche gewesen, sind folgende Gründe anzuführen. Zunächst die äußere und innere Einrichtung der Markkirche. Sie muß früher größer gewesen sein als zuletzt und dehnte sich bis zum jetzigen Wamelingschen Hause aus. In ihr standen sechs Altäre, auch hatte sie einen Apostelgang oder Lettner und vor diesem im Schiffe einen Kreuzaltar. Der Grund und Boden, auf dem sie stand, war noch 1407 bischöflicher Besitz. Aus dem Jahre 1430 wird erwähnt, daß das bischöfliche Haus unmittelbar an der Markkirche lag, daselbst wurde zuerst das gemeinsame Leben geführt, später lagen am jetzigen Marienplatz mindestens vier Kanonikerkurien. Das älteste Paderborner Stadtsiegel zeigt den Markkirchturm. Unmittelbar bei der alten Markkirche war eine Gerichtsstätte, die später nach dem Dorse Balhorn verlegt wurde. Somit kann Gobelin recht haben, wenn er sagt, Badurad habe die Markkirch, erbaut. Aehnliche Verlegungen von Kathedralen finden wir vielfach; in Trier, Mainz, Münster, Naumburg usw. In Köln lag bis 814 der Dom in der Altstadt, dann wurde durch Schenkung Karls d. Gr. am Rhein ein neuer Dom errichtet, dieser erhielt das Patrozinium der Mutter Gottes aus dem alten Dom, letzterer wurde eine Kollegiatkirche und erhielt 873 als Patronin die hl. Cäcilia, deren Reliquien kurz vorher aufgefunden und deren Verehrung dadurch in Schwung gekommen war. Auch in Paderborn verlor der alte Dom(Markkirche) sein Patrozinium an den neuen, an dessen Stelle kam aus oben erwähntem„Anlaß der hl. Pankratius, der alte Dom wurde die Pfarrkirche der von der Waal Zugezogenen. er wurde auch Stiftskirche, dafür sind aus dem frühen Mittelalter Zugnisse genug vorhanden. Eine Bischofsstadt pfleote bis zum 11. Jahrhundert keine andere Pfarrkirche neben dem Dom zu haben, die Markkirche war somit bischöfliche und Pfarrkirche zusammen. Die Gaulirche war die Kirche für den Gau und die umliegenden Ortschaften, soweit sie nicht zum Butzdorf gehörten, sie dürfte erst nach 1036 erbaut sein, der jetzige Bau weist auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, 1065 wurde sie nach dem großen Brande Stadtpfarrkirche bis zur neuen Einteilung in vier Pfarreien von 1231. Das ist der Kern der Ausführungen des eifrigen Ortsgeschichtsforschers Kaplan Fürstenberg. Durch den lebhaften Beifall bewiesen die zahlreichen Anwesenden, daß sie tiefen Eindruck gemacht hatten. Und sie haben wirklich viel Bestechendes. Nach diesen Darlegungen kommen wir dazu, zwischen der ursprunglichen bischöflichen Stadt und der Kaiserpfalz scharf zu unterscheiden. Letztere lag nach allen Ueberlieferungen und den Schlüssen, die aus Ausgrabungen zu ziehen sind, etwa an der Stelle des jetzigen Domes, nördlich und nordwestlich von ihm. Die kaiserliche Pfalz verlor ihre Bedeutung schon bald nach Karl dem Groben, sie dürfte ebenfalls von den Bränden mitgenommen und nicht wiederhergestellt sein, und da liegt es sehr nahe, daß nie dem bischöfl. Stuhle anheimfiel und für Bischof Nethar, der zu den Kaisern in innigen Beziehungen stand, einen willkommenen Neubauplatz für den Dom abgab. Damit würde auch das Rätsel eines Baues der Lösung näher gebracht, das bisher allen annehmbaren Lösungen trotzte: woher die sog. Bartholomäuskapelle? Daß sie aus der Zeit Meinwerks nicht stammt, daß sie deutlich karolingisch ist, wird man sich nicht ausreden lassen. wenn man jahrelang im karolingischen Münster zu Aachen seine Andacht verrichtet und ihm und seiner Baugeschichte jahrelanges Studium gewidmet hat: dann ist die „Dulihvlbmauskapelle“ der herrliche uns erhaltene Rest der Bauwerke Karls des Großen oder eines seiner Paladine in Paderborn. das nördlichste karolingische Bauwerk in Deutschland. treten wolle. Als freiwillig Versicherter sowie als Mitglied und Angestellter des Gewerkvereins habe er ein persönliches Interesse an den Vorgängen beim Schiedsgericht gehabt. Die dortigen Zustände seien nicht so gewesen, wie man es im geordneten Preußen gewohnt sl. Daher auch die Ueberschrift:„Russische Zustände". In der Beweisaufnahme erklärten sämtliche sich beleidigt Fühlende, daß die Angaben des Artikels untichtig eder entstellt seien, dagegen wurde von anderm Zeugen ausgesagt, daß die Behandlung vor dem Schiedsgericht schroff gewesen sei und die Arbeiter wiederholt Klagen bei der Rechtsschutzzentralstelle des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter erhoben hätten. Der Vertreter der Anklagebehörde, Staatsanwalt Scheffer, bezog sich in der Hauptsache auf das Ergebnis des Essener Prozesses, mit dem sich die Bekundungen im heutigen Termin im allgemeinen decken. Er beautragte, wiederum auf 300 Mark Geldstrafe und Publikation zu erkennen. Der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Wallach, plädierte auf die Izrisprechung seines Klienten. Nach kurzer Beratung wurde das Urteil verkündet. Es lautet auf Freisprechung unter Belastung der Staatskasse mit den Kosten. In den Entscheidungsgründen wurde angeführt, der BergknappenArtikel enthalte eine Reihe von Tatsachen, die schwerwiegender Natur seien. Die Wahrheit dieser Tatsachen sei durch den Prozeß nicht erwiesen. Es handel: ich um Beobachtungen eines unerfahrenen jungen Mannes, die absolut nicht zutreffen. Der unerfahrene junge Mann habe die Verhältnisse durchaus nicht gekannt und infolgedessen unrichtige Beobachtungen gemacht. Trotzdem habe das Gericht auf Freisprechung erkennen müssen, weil der Artikel in Wahrnehmung eigener und fremder berechtigter Interessen veröffentlicht worden sei und auch aus dei Form und den Umständen nicht auf eine beleidigende Absicht habe geschlossen werden können. Dem„Angeklagten sei der gute Glaube „uzubilligen. Beleidigende Absicht habe ihm ferngelegen. Aus der katholischen Welt. * Hannover, 6. Nov. Der Bauplatz der neuen katholischen Garnisonkirche auf der kleinen Bult, unweit der Ellernstraße, ist freigelegt, und man ist jetzt beschäftigt, die Bodenverhältnisse zu untersuchen, ein Zeichen, daß der Bau selber bevorsteht. + Berlin, 5. Nov. An der heutigen kaiserlichen Frühstückstafel, zu der der Bischof von Münster mit seinen Begleitern geladen war, nahmen nach der Germania 14 Personen teil. Nach Tisch hielt der Kaiser in der Bibliothek Cercle. Etwa ¾ Std. lang unterhielt sich das Kaiservaar in zwanglosem Gespräch mit dem Bischof von Münster in der liebenswürdigsten Weise. Er sprach u. a. von seinem letzten Aufenthalte in der Stadt Münster und ihren herrlichen Kirchen, auch von seinem letzten Besuch in Trier und in Maria Laach, wobei er den Trierer Dom und die Beuroner Kunst lobte. Die Treue des westfälischen Volkes preisend. verabschiedete sich der Kaiser mit einem Wiedersehen im nächsten Jahre in Münster„anläßlich der Kaisermanöver. Soziales. Krankenkassen und Aerzte. X Karlsruhe, 5. Nov. Die Vertreter der badischen Aerzteschaft, die sich im letzten Jahr in einer ärztlichen Landeszentrale eine Vertretung verschafft hat, haben heute aus Anlaß einer Konferenz im Ministerium des Innern an die badische Regierung das Ersuchen gerichtet, beim Reichsamt des Innern auf Einleitung von Vermittlungs=Verhandlungen zwischen dem Leipziger Verband und dem Verband der Ortskrankenkassen hinzuwirken, wie dies angeblich auch von der baye rischen und württembergischen Regierung beabsichtigt sei. Luftfahrt. amp; Düsseldorf, 6. Nov. Das Kriegsministerium hat die Luftschiffhalle auf der Golzheimer Heide bis auf weiteres von der Stadt gepachtet. Es soll dort demnächst das Militärluftschiff„P3“ untergebracht werden. Wegen des Ankaufs des Stahlluftschiffes„V 1“, das jetzt in der Halle besichtigt werden kann, durch die Militärbehörden sind Verhandlungen angebahnt. Paris, 6. Nov.(Drahtb.) Der Aviatiker Chevillard versuchte heute mit seinem Farman=Doppeldecker auf dem Flugfelde Buc die berühmten Sturzflüge Pegouds nachzuahmen. Er beschrieb einige kühne Wendungen und überschlug den schweren Apparat über einen Flügel und vollführte auch einige Sturzflüge; es gelang ihm immer wieder, den Apparat aufzurichten. Er gedenkt am Sonntag seine Flüge in Juvisy zu wiederholen. Brindejonc des Moulinais erhält den Pommery=Pokal. — Paris, 6. Nov. Nachdem Gilberts Flug um den wertvollen Preis mißlungen ist, erhält ihn Brindejonc, der am 10. Juli die Strecke Paris=Warschau(1380 Klm.) zurücklegte. Auch von den übrigen Bewerbern um die letzte Prämie sind hervorragende Leistungen erzielt worden. Am 2. August flog Gilbert von Paris nach Caceres(1300 Klm.), am 3. August Guilleaux von Paris nach Bermillo(1160 Klm.), am 12. August Seguin von Biarritz nach Bremen (1360 Klm.), am 13. August Ignoir von Etampes nach Berlin(1000 Klm.), am 23. August Guilleaux von Biarritz nach Brokel bei Bremen(1300 Klm.), am 23. August Letort von Paris nach Danzig(1350 Kilometer). Die Stifterin des Pokals hat sich bereits entschlossen, einen neuen Pommern für die nächsten drei Jahre ausgusetzen. Auch bei der neuen Ausschreibung wird zur Bedingung gemacht, daß die vorhergehenden Leistungen stets überboten werden. Während bisher nur die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zählte, sollen den Fliegern künftig zwei volle Tage zur Verfügung stehen. Zum Eisenbahnunglück in Frankreich. w Melun, 5. Nov. Bis zum Abend sind aus den Trümmern der Eisenbahnwagen noch weitere sieben Leichen hervorgezogen worden, so daß im ganzen bis jetzt vierzig Leichen geborgen worden sind. Man fürchtet, daß sich unter den Trümmern noch mehr Tote befinden. w Melun, 6. Nov.(Drahtb.) Gestern abend um 7 Uhr dauerten die Bergungsarbeiten beim Schein der Azetylenlampen noch an. Aus Dijon wurde ein großer Krahn herbeigeschafft, um den Lokomotivtender zu heben, unter dem mehrere Leichen lagen. Mit unendlicher Mühe gelang es den Soldaten. alle Opfer zu bergen. Die Gendarmen beschlagnahmten alles, was zur Rekognoszierung dienen kann. Zum Eisenbahnunglück in Südbrasilien. + Rio de Janeiro, 6. Nov. Ueber das schwere Eisenbahnunglud auf der Mogyana=Bahn in Südbrasilien werden nunmehr furchtbare Einzelheiten bekannt. Zwei in beschleunigter Fahrt befindliche Postzuge stießen zusammen. Die Wirkung des ZuJammenstohes war geradezu grauenbaft: Drei Wagen des westwärts fahrenden Schnellzuges wurden ineinandergeschoben und alles, was sich in dem vorderen Wagen befand, erlitt den Tod oder wurde schwer verletzt. Fast ebenso schlimm ging es dem Gegen zug, dessen Lokomotive und zwei Personenwagen zertrümmert wurden. Im ganzen sind bis jetzt dreißig Leichen gevorgen; zwanzig Personen, teils Fahrgäste, teils Zugbeamte, werden noch vermißt: sie dürften alle bei dem Unglück umgekommen sein. Ueber die Persönlichkeit der Toten und Verletzten konnte bisher noch nichts bestimmtes festgestellt werden. Vermischtes. Launen des Lotteriespiels. Frankfurt(Main), Nov. Der Kaufmann Bernhard Röder, der im Sommer mit einem Komplizen bei einem Einbruch in einen Uhrenladen für 29000 Mk. Uhren erbeutete und fräter von der Strafkammer 12 Jahre Zuchthaus erhielt, hat jetzt im Zuchthaus die Mitteilung erhalten, daß ein von ihm gespieltes Los mit 30000 Mt. herauskam. Der Gewinn wird bei einer Bank deponiert und Röder ausbezahlt, sobald er das Zuchthaus verläßt. — Das magnetische 25=Pfeunig=Stück. Bekanntlich erfreut sich das 25=Pfennig=Stück beim Publilum keiner großen Zuneigung; da dürfte von Interesse sein, zu erfahren, daß der Magnet eine besondere Zuneigung zu dem verkönten Geldstück hat. Gegen alle unsere anderen Münzsorten verhält er sich ablehnend; sogar Silber und Cold verschmäht er als diamagnetisch. Nur das verachtete, ährengeschmückte Geldstück zieht er an, fast ebenso stark als das Eisen. Diese Eigenschaft des 25=PfennigStückes hat ein Schuhmachermeister in Weimar entdeckt, der einen Magneten benutzte, um verlorengegangene Eisenstücke auf seinem Arbeitstische zu sammeln. Dabei hatte er einmal an seinem Magneten ein 25=Pfennig=Stück, das sich unter die Abfälle verirrt hat. Also spielt der Zufall nicht nur bei großen, sondern auch bei kleinen Entdeckungen eine wichtige Rolle. X Ueberführung einer antiken Statue nach Kairo. Kairo, 4. Nov. Die seit langer Zeit in einer Grube bei Bedrashin liegende antike Statue von Ramses II., die über 1000 To. wiegt, soll nun nach, einem von der Regierung gefaßten Beschlusse in Kairo ihren Standplatz erhalten. Man wird eine besondere Eisenbahn bauen müssen, um diese Statue über die neu gebaute Eisenbahnbrücke des Nils zu befördern, da die anderen Brücken als nicht genügend tragfähig hierfür angesehen werden. — Rom, 5. Nov. Der Weinkeller des Vatikan ist auf ausdrücklichen Besehl des Parstes Pius X. ausgehoben worden. Es ist dies ein Nachspiel der Ausschreitungen, zu denen sich vor einiger Zeit vie räpstliche Schweizergarbe hinreißen ließ. Pius X. ist strenger Abstinent, und die Kardinäle seiner Umgebung sind, wie behauptet wird, einer nach dem andern seinem Beispiel gefolgt. Da dir Schweizergarde aber hauptsächlich im Zustande mehr oder weniger vorgeschrittener Trunkenheit ihre Unbotmäßigkeiten beging, vielleicht auch einen geheimen Gang zu den Schätzen des vatikanischen Weinkellers gesunden hotte, so hat der Papst den gesamten Inhalt an Krankenhäuser und Klöster in Italien verteilen lassen. Der vatikanische Keller enthielt eine Fülle der edelsten und erlesensten Jahrgänge. Noch der Vorgänger des jetzigen Papstes, Leo XIII., erhielt aus allen Gegenden, vom Monarchen bis zum einfachen Laien, kostbare Weine zum Geschenk. LetzteNachrichten u. Drahtberichte. W Potsdam, 6. Nov.(Drahtb.) Der König der Belgier besuchte heute mit dem Kaiser die Potsdamer Garnisonkirche mit der Gruft Friedrichs des Grotzen, ebenso die Friedenskirche mit dem Mausoleum des Kaisers und der Kaiserin Friedrich und die historiechen Räume Friedrichs des Großen im Neuen Palais. Der Kaiser ernannte den König zum General der Kavallerie. w Koblenz, 6. Nov.(Drahtb.) Die Königin der Belgier ist gestern nachmittag zum Besuche des Prinzen Karl von Hohenzollern auf Schloß Namedy eingetroffen. &a Schwerin, 6. Nov.(Drahtb.) Der Großherzog hat auf erneute Vorstellung des Staatsministers Grafen v. Bassewitz dessen Entlassungsgesuch angenommen, desgleichen das Gesuch des Staatsrats v. Pressentin. Auf dringenden Wunsch des Großherzogs wird Staatsrat Dr. Landfeld im. Amte bleiben und das Staatsministerium in seiner jetzigen Zusammensetzung die Geschäfte bis zum 1. April nächsten Jahres fortführen. 7° Paris, 6. Nov.(Drahtb.) In der heutigen Sitzung der Kammer gedachte Präsident Deschanel unter liefem Schweigen der Anwesenden des Unglücks von Melun und sprach den Familien die Teilnahme der Kammer aus. Die Regierung schloß sich dieser Kundgebung an und verlangte die Genehmigung eines schleunigen Kredits zur Beerdigung der Opfer und zur Unterstützung der Familien der verunglückten Posthcamten. Der Kredit wurde einstimmig bewilligt und hierauf die Beratung der Wahlreform begonnen. Von der Marine. V Berlin, 6. Nov. Die Linienschiffe„Kaiser“ und„König Albert“, begleitet vom kleinen Kreuzer „Straßburg“ werden Anfang Dezember d. J. zum Zwecke ihrer Erprobung auf langer Fahrt eine Reise von 3—4 Monaten nach dem Atlantischen Ozean antreten. Sie werden dabei unsere westafrikanischen Kolonien besuchen und in den südamerikanischen Gewässern die Flagge zeigen. von Metzen abgewiesen. w Berlin, 6. Nov.(Drahtb.) Die Privatbeleidigungsklage des Herrn von Metzen gegen den Rechtsanwalt Kurt Ulrich wegen dessen Verteidigungsrede im kriegsgerichtlichen Prozesse gegen die Zeugoffiziere Tilian u. Gen. ist heute vom Schöffengerichte kostenpflichtig abgewiesen worden mit dem Bemerken, daß Rechtsanwalt Ulrich in Wahrnehmung berechtigter Interessen gehandelt habe. mit großer Mehrheit angenommen und die Sitzung auf Dienstag nachmittag 4 Uhr vertagt. w München, 6. Nov.(Drahtb.) Wie der Kammerpräsident Dr. von Orterer in der heutigen Abendsitzung der Kammer mitteilte, wird die Eidesleistung des Königs am Samstag Vormittag 10 Uhr im Thronsaal der Residenz stattfinden. Die Mitglieder der Kammer sind vom Minister des Innern dazu eingeladen worden. Lärmszenen im österreichischen Abgeordnetenhause. w Wien, 6. Nov.(Drahtb.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses kam es während einer Rede des russenfreundlichen Abg. Kurolowitz(Akrainer) zu lärmenden Unterbrechungen. Der ukrainische Abg. Butzinowski entriß Kurolowitz das Manuskript seiner Rede und warf es zerknittert zur Erde. Da die Tschechisch=Radikalen für Kurolowitz Partei ergriffen und Redefreiheit verlangten, kam es zu Kontroversen zwischen Tschechisch=Radikalen und Ukrainern. Als Kurolowitz für ein besseres Verhältnis zu Rußland eintrat, erfolgten lärmende Widersprüche und Rufe: Gehen Sie nach Rußland! Der Lärm dauerte bis zum Schlusse der Sitzung an. König Ferdinand in Wien. O Wien, 6. Nov.(Drahtb.) Graf Berchtold stattete heute dem König von Bulgarien im Palais Coburg einen Besuch ab, der über eine Stunde dauerte. w Wien. 6. Nov.(Drahtb.) König Ferdinand von Bulgarien wurde heute von Kaiser Franz Joseph in Audienz empfangen, die eine Stunde währte. Griechenland und die Dreibundmächte. c0 Köln, 6. Nov.(Drahtb.) Ein Berliner offiziöses Telegramm der K. 3. meldet, daß die Antwort Griechenlands auf die Vorstellungen Oesterreich=Ungarns und Italiens wegen der Räumung Südalbaniens in Berlin ebensowenig Befriedigung hervorgerufen habe wie in Wien und Rom. Man halte indes an der Annahme fest, daß bei weiterer Verhandlung der Sache Griechenland die Umstände nicht vergessen werde, die dafür sprechen, das es in der südalbanischen Frage vor einem Lebensinteresse Halt mache. Ein besserer Rat könne in Athen auch von Deutschland nicht gegeben werden, dessen freundschaftliche Haltung durch die Tatsachen außer Zweifel gestellt werde. Griechenland und Bulgarien. w Sofia, 6. Nov.(Drahtb.) Nach Mitteilung von zuständiger Seite hat die bulgarische Regierung durch die hiesige französische Gesandtschaft die griechische Regierung aufgefordert, den Gewalttätigteiren gegen die Bulgaren in Mazedonien ein Ende zu setzen, da es angesichts der wachsenden Erregung in der bulgarischen Oeffentlichkeit zu Vergeltungsmaßregeln gegen die Griechen in Bulgarien kommen könnte. Aus Mexiko. O Newyork, 6. Nov.(Drahtb.) Nach einem Telegramm aus Mexiko hat Huerta einen Erlaß veröffentlicht, durch den die Silberstücke von 50 Cent als gesetzliches Zahlungsmittel erklärt wedren und verfügt wird, daß die Noten der mexikanischen Nationalbank nicht vor Ablauf eines Jahres eingelöst werden. #. Vera Cruz, 6. Nov.(Drahtb.) Das deutsche Schulschiff Hertha hat den hiesigen Hafen verlassen, nachdem der Kreuzer„Bremen“ hier eingetroffen ist. Die Bremen bleibt bis auf weiteres in Vera Cruz. R Washington, 6. Nov.(Drahtb.) Der Aufklärungskreuzer Chester hat Befehl erhalten, nach Vera Cruz zu gehen, wahrscheinlich, um als Depeschenboot zwischen den dortigen Kriegsschiffen zu fungieren. Der Kreuzer hat die stärkste funkentelegraphische Anlage der ganzen amerikanischen Flotte, und wird nach seiner Ankunft in Vera Cruz in ständiger direkter Verbindung mit Washington stei#en. Zum Mordprozeß in Kiew. w Kiew, 6. Nov.(Drahtb.) Der Staatsanwalt gab nach Abschluß der Beweisaufnahme eine eingehende Kritik der Zeugenaussagen und zog den Schluß: Beilis schleppte den Justschinski in die spätere Wohnung der Frau Beilis. Dort wurde der Mord begangen. Wer außer Beilis beteiligt war, bleibe unbekannt. Diejenigen Sachverständigen, die übereinstimmten, bewiesen, daß Justschinski gemartert wurde, um sein Blut zu gewinnen. Die Frage, welche Judensekte das Blut gebrauche, und zu welchem Zweck, sei nicht zu entscheiden. Er wolle nicht die jüdische Religion als solche, die vielfach mit der christlichen übereinstimme, beschuldigen. Es handele sich vielmehr um einzelne Fanatiker, oder um eine noch nicht näher bekannte Sekte. Die Geschworenen sollten aus Justschinskis Martern Mut schöpfen und ein Urteil nach ihrem Gewissen abgeben. Der Jude Beilis solle ihnen den Russen Justschinski nicht in den Hintergrund drängen. Justschinskis Grab werde lange Zeit eine Stätte der Wallfahrt und des Gebetes sein. Der endlose Prozeß. *° Dortmund, 6. Nov.(Drahtb.) Wie der Deutsche Telegraph an maßgebender Stelle erfährt, wird der Ohmprozen, dessen Ende für die Zeit vom 17.—20. November vorgesehen war, wegen der Ausdehnung der Plädoyers der Verteidiger erst Mitte Dezember zu Ende geführt werden können. Der bayerische Landtag zur Königsfrage. 0 München, 6. Nov.(Drahtb.) In der heutigen Abendsitzung der Kammer der Abgeordneten gaben die Fraktionsführer Lerno im Namen des Jentrums, Casselmann im Namen der Liberalen, Beck im Namen der Konservativen und Lutz im Namen des Bauernbundes Erklärungen dahin ab, daß nach den, dem Landtage vorgelegten Gutachten und den Mitteilungen der beiden Referenten Dr. Casselmann und Giehrl über ihren Besuch beim Könige Otto sich ergebe, daß die Krankheit des Königs unheilbar sei und sie daher dem Antrage der Staatsregierung zustimmen: Der Landtag wolle anerkennen, daß am 4. November die verfassungsmätzige Voraussetzung für die Beendigung der Regentschaft bestanden habe. Der Abg. Segiß erklärte im Namen der Sozialdemokraten, daß seine Partei an der Abstimmung über diesen Antrag nicht teilnehmen werde, da sie die Aktion als verfassungswidrig ansehe, weil der Landtag vor eine vollendete Tatsache gestellt worden sei. Nachdem Ministerpräsident Freiherr von Hertling kurz und energisch der Behauptung des Abg. Segiß widersprochen hatte, wurde der Antrag der Staatsregierung Kleine Nachrichten. F Lübeck, 6. Nov.(Drahtb.) Die Gesamtsumme der von der Polizei und von Privater Seite ausgesetzten Belohnungen für die Ermittlung der Brandstifter beläuft sich nunmehr auf etwa 40 500 Mark. ar Triest, 6. Nov.(Drahtb.) Der Verlader des Dampfers Austroamericana Johann Plaspelic ist nach viertägiger Krankheit gestorben. Der Obduktionsbefund ergab Beulenpest. Der Dampfer wurde sofort desinfiziert. a London, 6. Nov.(Drahtb.) Nach hierher gelangten Meldungen sind die Deiche des Staubeckens bei Asliut in Aegypten geborsten. Aus dem Gerichtssaale. Schwurgericht. 5r Padervorn, 6. Nov. Der heutigen Verhandlung liegt eine Mordtat zugrunde, über die wir am 11. September vor. Jahres wie folgt berichten mußten: In der Nacht zum 9. Sept. hat der Tagelöhner Kail Strätling aus Hemmern seine Frau, die Mutter von zwei Kindern ist, ermordet. Schon lange Zeit vorher hatte er die Absicht, seine Frau aus der Welt zu schaffen; er hatte sich deshalb eine Bindfadenschnur verschafft. Aus Siddinghausen zurückgekehrt, hat er seiner Frau, die im Bette lag, die Schnur um den Hals geworfen und die Schlinge zugezogen. Str. hat die Leiche dann durch zwei Zimmer geschleift und an der Klinke einer Tür aufgehangt, um den Schein m erwecken, als ob seine Frau sich erhängt hätte. Er hat seine Tat nach anfänglichem Leugnen in vollem Umsangt eingestanden. Die vom Amtsgericht in Rüthen in Gegenwart des Ersten Staatsanwalts aus Pader= born vorgenommene Leichenschau ergab den vorstehenden Sachverhalt. Str. will mit seiner Frau in fortwährendem Streite gelebt haben. Oberlandesgerichtsrat Althaus=Hamm als Präsident eröffnet die Sitzung um ½10 Uhr. Vertreter der Anklage ist Erster Staatsanwalt Voigt. Der Angeklagte wird verteidigt durch Rechtsanwalt Auffenberg. Es sind fünf Sachverständige und eine Reihe Zeugen geladen. Der Zutritt zum Gerichtssaal war nur den Inhabern von Eintrittskarten gestattet. Nach Erledigung der üblichen Formalitäten gibt der Angeklagte zu seinen Personalien an. in Bruch bei Recklinghausen am 19. Januar 1878 geboren, kathol. Konfession zu sein und nicht gedient zu haben. Er wurde am 16. April 1913 wegen Diebstahls von Häcksel zu 1 Tag Gesängnis verurteilt, den er im Mai absaß.(Seine Frau wurde ebenfalls wegen Diebstahls eines Huhnes bestraft.) Eine weitere Strafe von 10 Mk. event. 2 Tagen Gefängnis traf den Angeklagten wegen Mißhandlung seiner Frau mit einer Luftpumpe am 16. Juli d. I. Er will von seiner Frau gereizt worden sein. Der Eröffnungsbeschluß enthält die Anklage, der Angeklagte habe seine Frau in der Nacht vom 8. bis 9. September vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet: „Verbrechen aus§ 211 R. Str. G. B.“ Auf Antrag der Königlichen Staatsanwaltschaft wird im Einverständnis mit dem Angeklagten und der Verteidigung durch Gerichtsbeschluß die Oeffentlichteit für die ganze Dauer der Verhandlung wegen Gefährdung der Sittlichkeit ausgeschlossen. Die Presse ist zugelassen. Da der Angeklagte gegen 1 Uhr mittags einen schweren epileptischen Anfall erlitt, wurde die Verhandlung vorläufig bis 4 Uhr nachmittags vertagt. Der dirigierende Arzt der Heilanstalt Warstein wird sich alsoann darüber äußern, ob der Angeklagte verhandlungsfähig ist. Um 4 Uhr erklärt derselbe den Angeklagten wieder für fähig, den Verhandlungen zu folgen, bittet aber, die Verhandlung gegen ½7 Uhr abzubrechen, die dann auf morgen 10 Uhr anberaumt ist. = Dortmund, 6. Nov. Die Bergleute Zoupantscheck und Ant. Haller aus Schüren waren bei einer Festlichkeit mit dem Bergmann Wilhelm Dias zusammengeraten. Letzterer wurde von einem Festteilnehmer gestoßen und stürzte rückwärts aus Zoupantschek, worüber dieser sich so aufregte, daß er ihm einen heitigen Schlag an den Kopf versetzte. Aus dem Festlokal verwiesen, kehrten die beiden jetzigen Angeklagten zurück und überfielen Dias nochmals, richteten ihn so übel zu, daß die Aerzte 3 Stunden brauchten, um den Verletzten wieder zusammenzuflicken. Die Strafkammer verurteilte Zoupantschek zu 1 Jahren 1 Monat Zuchthaus und Haller zu 2 Jahren Gefänguis. rm Essen, 6. Nov. Eine Ausschreitung gegenüber einem Geistlichen haben sich am 4. Juni die Bergleute Franz Hoppensack und Heinrich Panzer in Horst zuschulden kommen lassen. In angetrunkenem Zustande begegneten die Beiden gegen 10 Uhr abends auf der Straße den Vikar Dahn, der sich in Begleitung eines Ministranten auf dem Wege zu einem Kranken befand. Hoppensack und Panzer veriraten dem Geistlichen den Weg, ersterer stellte an den Geistlichen die Frage:„Wo willst Du denn hin mit dem Hemde?" Auch Panzer richtete hierbei einige unverständliche Worte an den Vikar. Heute standen H. und P. vor der 4. Strafkammer. Beide schützten sinnlose Trunkenkeit vor, sie könnten sich an nichts mehr erinnern. Als sie erfahren hatten, was sie begangen, haben sie den Likar um Verzeihung gebeten. P. wurde freigesprochen. Bei Hoppensack wurde nur das Vorhandensein einer öffenlichen Beleidigung angenommen, nicht auch Beschimpfung von Einrichtungen der katholischen Kirche. Das Urteil gegen Hoppensack lautete auf einen Monat Gefängnis und Urteilsveröffentlichung. Nordd. 5. 11. Main. Schiffsbewegungen. Lloyd. Angekommen in New York am Handels= u. Verkehrs=Nachrichten. Berliner Produttenbörse. 6. November 1913. Weizen: Dez. 186.50, Mai 194.25, Juli 196.50. Befestigt. Roggen: Dez. 154.25, Mai 160.75, Juli—.—. Befestigt. Haser: Dez. 155.75, Mai 160.25. Matt. Mais am. mix.: Dez.—.—. Mai—.—. Still. Rüböl: Nov.—.—, Dez.—.—, Mai—.—. Geschäftslos. Weizenmehl: 21.75—27.00. Ruhig. Roggen mehl: 19.00—21.20. Ruhig. Neutz, 6. Nov. Rüböl 66.50. faßwelse 68,50, gereinigtes 69,50 für 100 Kg., Rübluchen große 106,00 4. kleine 110,00 für 1000 Kg. waggonweise. Köln, 6. November. Rüböl(in Posten von 5000 kg) vorr. 70,00 B. Neuß, 6. Nov. Fruchtmarkt. Wetzen neuer la 18.60, la 17.60 J. Roggen neuer la 15,50, IIa 14.50 Js. Hafer, alter, Ia 17,80, IIa 16.50, IIIa 00,00, neuer, Ia 15,70, IIa 14,70 u für 100 Kilogr. Wintergerste Ia 15,20, IIa 14.20 # die 100 Kilo. Kartoffeln 2,00—2,50 M. Hen 2,40—2.60 u, Luzerner Heu 3,00—3,50 u für 50 Kg. Krumm= und Preßstroh 10.00, Breitdruschstrob 11.00. Roggenrichtstroh 12,00 für 500 Kg. Kleie 5,50 für 50 Kilogr. Maadeburg. 6. Nov. Zuckerbericht. Kornzucker 88 Proz. ohne Sack 9,05—9,10. Nachprodukte 75 Proz. ohne Sack 7,35—7,45. Stimmung: Ruhig, schwächer. Brotraffinade 1 ohne Faß 19,25—19,50. Krystallzucker I. mit Sack 00,00. Gem. Raffinade mit Sack 19,00—19,25. Gem. Melis I. mit Sack 18.50—18,75. Stimmung: Ruhig. Rohzucker Transit 1. Produkt frei an Bord per Hamburg per Nov. 9,50 Gd., 9,52 Br., per Dez. 9,52 Gd., 9,55 Br., per Jan.=März 9,62 Gd., 9.67 Br., per Mai 9,85 Gd., 9,87 Br., per August 10,05 Gd., 10,07 Br., per Okt.=Dez. 9,82 Gd., 9,87 Br. Schwach. Hamburg, 6. Nov. Zucker. 3 Uhr nachm. Tendenz beb. Nov. 9,471, Dezember 9.52½, Jan.=März 9,62½, Mai 9.85. August 10.07½, Okt.=Dezember 9.85.— 6 Uhr abends. Tendenz ruhig. Nov. 9,52½. Dez. 9.55, Januar=März 9,62½, Mai 9,85, August 10.07½. Olt.=Dez 9.80.— Kaffee: 3 Uhr nachm. Tendenz stetig. Dezember 54.75, März 56.00, Mai 56.50. Sept. 57.20.— 6 Uhr abends. Tendenz stetig. Dez. 54.50, März 56.00. Mai 56,50, Sept. 57,25. Telegraphische Kurse der Berliner Börse vom 6. November 1913 mitgeteilt von der Bergisch-Märkischen Bank in Paderborn. 3% Reichsanleihe„ 3½% Preußische Consols„ 4% Preußische Consols Div. gestern heute Berg.-M. Bank Deutsche Bank Diskonto Com. Dresdner Bank Handelsgesellschaft Nationalbank Schaafhausen. Petersburger Int. Hdsbk. Russenbank Baltimore Canace Lombarden Gr. Berliner Straßenbahn Hamb. Paketf. Hanse Nordd, Lloyd Dynamit South Westatrich Bochumer Luxemburger Oelsenkirchen. Harpener Hohenlohe Laura Phönix Rheinstahl Rombacher 12½244, 3/8 182.7 146, 154 ⅜ 116,⅛ 104,⅞ 201.00 152,⅞ 93.50 S 8 5 7½ 142.50 135.% 267,½ 117.% 167.00 110.75 708 135.25 170.75 172.00 48.⅝ 142.75 142.75 245.25 146,75 154.7 116.½ 104,½ 201,⅝ 152.50 93.⅞ 28.75 . 155.50 136.25 267.00 118,00 111.25 24538 136.⅜ 172.7/8 72.00173.50 128.00128.50 149.% 248, ½ 1250.% 144.00 147.00148.25 gestern heute 75,90 75.10 84.90 84,90 97.90 97.90 Div. gestern heute Edison Uebersee Elektr. Untern. Schuckert Siem.& Halske Otavi Bielef. Masch. Conc Bergb. Eschw. Bergw. Essen. Steink. Oerresh. Glas klasger Löwe& Co. Mühlh. Bergw. Pet. El. Betr. Stamm-Akt. dto. Vorz.„ Deutz. Gasm Nähm. Koch Rh.-Wstf. Kalk Schubert& Salzer Verein. Köln Rottw. Verein. Zypen & Wissen Westf.-Zem. Wstf. Drahtind do. Drahtwrke Wicking Cem. 236.75 161.25 159.50 144.00 206.50 108,70 28(313.00 29060 2975 155.90/155.30 20075 140,10 320.50 159.70 26. 161.75 152.50 143.50 208.60 108,00 323.00 298.50 2975 200.25 141.00 325.50 100.00 154.80 122.50128.60 166.25167,00 127.50126.50 187.50183.70 145.00146,00 340.50/344.73 315,00/317,00 155.25 95.00 97.00 167.50168.28 73.00 77.00 87.25 80.73 Tendenz: fest. der Reichsbank: 5½. Lomb. 6½. Berl. Privatdisk. 4%% 7 Fr uer 110 in fortwähals Präsident Vertreter der Der Angek Auffenberg. Zeugen war nur den Erledier Angeklagte Recklinghausen Konfession zu surde am 10. zu 1 Tag bsaß.(Seine eines Huhnes Mk. event. 2 wegen Mißmpe am 18. ereizt worden Anklage, der vom 8. bis guge getötet: itsanwaltschaft gten und der Oeffentlichkeit segen GefährPresse ist zunittags einen die Verhandertagt. Der wird sich alsverhandlungslagten wieder ittet aber, die die dann auf oupantscheck und t mit dem Bergcurde von einem ur Zoupantschek, tigen Schlag an ehrten die beiden chmals, richteten a, um den Ververurteilte Zous und Haller zu gegenii die Bergleute schulden kommen e Beiden gegen der sich in Beem Kranken belichen den Weg, willst Du denn i einige unverund P. vor der enkeit vor, sie ren hatten, was deten. P. wurde handensein einer schimpfung von segen Hoppensack ffentlichung. ew Dork am richten. Befestigt. Befestigt. beschäftslos. 50, gereinigees eine 110,00 1000 kg) vorr. teuer la 18.60, 50 M, Hafer, r. Is 15.70, 20. IIa 14.20 40—2.60 M. = und Preßstroh 12,00 " Kornzucker Proz. ohne Sack finade 1 ohne 0,00. Gem. L mit Sack Transit 1. 50 Gd., 9,52 ärz 9,62 Gd., K 10,05 Gd., chwach. chm. Tendenz 9,62½, Mai 6 Uhr abends. März 9,62½. — Kaffee: März 56.00, Tendenz stetig. er Börse Paderborn. ru heute 0 76.10 0 84.90 0 97.90 gestern heute 236.25/228 3/ 161.25/161.75 159.50152.50 144.00 206.50 108,70 313,00 290.00 2975 155.90 20075 140,10 320.50 159.70 143.50 208.60 108,00 323.00 296.50 2975 5530 200.25 141,00 325.50 100.00 122.50128,60 166.25 127.50 187.50 145.00 9580 167.50 73.00 1175 67.00 26.50 43.70 46.00 340.50/344.7 315,00/317,0 154,80155.25 97.00 168.25 77.00 83.73 Bekanntmachung. Für die Wahlen des Ausschusses und der Ersatzmänner der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Paderborn sind zu den Wahlvorschlägen nur in den Gruppen 1 u. I der rbeitnehmer Gegenlisten eingelaufen. Es hat daher an dem am 2. November d. Is. anberaumten Wahltermin nur in diesen Gruppen eine Wahl stattgefunden. Für die übrigen Gruppen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind diejenigen gewählt, welche auf den Wahlvorschlägen bezeichnet sind. Das Gesamt=Wahlergebnis ist folgendes; A. Arbeitgeber: Gruppe I: Vertreter: 1. Franz Brockmann, Kaufmann hier, 2. Josef Hecker, Kaufmann hier, 3. Josef Canisius, Kaufmann hier: erste Ersatzmänner: 1. Josef Hürland, Architekt hier, 2. Mar Kaß, Kaufmann hier, 3. Hermann Josef Scheid, Kaufmann hier; zweite Ersatzmänner: 1. Emma Mette, Geschäftsinhaberin hier, 2. Eduard Jansen, Kaufmann hier, 3. Willi Kaufmann, Eisenwarenhändler hier. Gruppe II: Vertreter: 1. Auerbach, Levi, Fabrikbesitzer hier, 2. Predeek, Carl, Destillateur hier; erste Ersatzmänner: 1. Heinrich Schumacher, Lederfabrikant hier, 2. Anton Atorf. Ingenieur hier; zweite Ersatzmänner; 1. Eduard Joosten, Brauereibesitzer hier, 2. Josef Schelhasse, Fabrikant hier. Gruppe III: Vertreter: 1. Eduard Bergener, Gärtner hier, 2. Heinrich Sprink, Spediteur hier; erste Ersatzmänner: 1. Dr. Hermann Blumenfeld, Tierarzt hier, 2. Heinrich Peters, Wirt hier; zweite Ersatzmänner: 1. Franz Hellinge, Hauderer hier, 2. Franz Levermann, Spediteur hier. Gruppe IV: Vertreter: 1. Heinrich Sommer, Möbelhändler hier, 2. Gottlieb Gerlach, Friseur hier, 3. Anton Kleine, Buchbindermeister hier; erste Ersatzmänner: 1. Karl Adrian, Kürschnermeister hier, 2. Josef Cramer, Kaufmann, Markt hier, 3. Ernst Hauprich, Konditor hier; zweite Ersatzmänner: 1. Aloys Ophoven, Photograph hier, 2. Frau Albert Dodt, Geschäftsinhaberin hier, 3. Konrad Immig, Pflastermeister hier. B. Versicherte: Gruppe!: Vertreter: 1. Wilhelm Hense, Bürovorsteher hier, 2. Josef Kürmann, Volksvereinssekretär hier, 3. Anton Böddeker, Bürovorsteher hier, 4. Heinrich, Schlinkschröder, Küfer hier, 5. Josef Gloth, Arbeiter hier; erste Ersatzmänner: 1. Heinrich Thrien, Expedient hier, 2. Rudolf Wietmann, Handlungsgehilfe hier, 3. Wilhelm Ahle, Arbeiter hier, 4. Heinrich Disselmeyer, Bürogehilfe hier, 5. Konrad Happe, Bankbote hier; zweite Ersatzmänner: 1. Wilhelm Jordan, Bürovorsteher hier, 2. Johann Bröckling, Reisender hier, 3. Heinrich Böhle, Bürogehilfe hier, 4. Konrad Menneken, Buchhalter hier, 5. Josef Köhler, Bote hier. Gruppe II: Vertreter: schuhmacher hier 3. Arthur Menzel Fabrikschuhmacher erste Ersatzmänner: 1. Fritz Röttgerkamp, Brauer hi Heinrich Mertens, Fabrikschuhmacher hier, 3. Fritz Schwarze, Fabrikschuhmacher hier, 4. August Nüsse, Gasarbeiter hier, 5. Ferdinand Kleinschulte, Brauer hier; zweite Ersatzmänner: 1. Heinrich Schulte, Fabriktischler hier, 2. Konrad Mathai, Fabrikschuhmacher hier, 3. Johann Pivonka, Hüttenmeister ier, 4. Wilhelm Block, Fabrikschlosser hier, 5. Franz Risse, Gasarbeiter hier. Gruppe III: Vertreter: 1. Josef Bracke, Botenmeister hier, 2. Karl Plöger, Magazinarbeiter hier, 3. August Müller, Magazinarbeiter hier, 4. Johann Bode, Rollfuhrmann hier, 5. Wilhelm Stöwer, Rollfuhrmann hier; erste Ersatzmänner: 1. Ferdinand Greitemeyer, Magazinarbeiter hier, 2. Martin Kroos, Magazinarbeiter hier, 3. Heinrich Heggen, Magazinabeiter hier, 4. Heinrich Aring, Magazinarbeiter hier, 5. Conrad Schlüter, Magazinarbeiter hier; zweite Ersatzmänner: 1. Anton Kesselmeyer, Magazinarbeiter hier, 2. Heinrich 1. Johann Wasserkordt. FabrikIm Wege der Zwangsvollstreckung soll das in Padersorn belegene, im Grundbuche von Paderborn Band 40 Blatt 378 zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Fachwissenschaftslehrers Joseph Kreilos 5. Karl Bracke, Kesselwärter hier. Gruppe IV: Vertreter: 1. Josef Schlüter, Steinsetzer hier, 2. Wilhelm Ernesti, Schneider hier, 3. Josef Sandfort, Schneider hier, 4. Adolf Bröckling, Buchbinder hier, 5. Heinrich Albrecht, Schneider hier; erste Ersatzmänner: 1. Theodor Lörwald, Schneider hier, 2. Theodor Rüterbories, Schneider hier, 3. Franz Rieke, Schneider hier, 4. Josef Lünemann, Schneider hier, 5. Richard Setzerfandt, Buchbinder hier; zweite Ersatzmänner: 1. Conrad Heisener, Schneider hier, 2. Josef Schmidt, Schneider hier, 3. Hermann Krenke, Schneider hier, 4. Bernhard Wendering. Schneider hier, 5. Josef Koke, Schneider hier. Paderborn, den 3. November 1913. Der Vorstand der Algemeinen Ortskrankenkasse (für gewerbliche Arbeiter). Franz Brockmann, Vorsitzender. II Bekanntmachung. Die Vorstandswahl zur Allgemeinen Ortskrankenkasse in Paderborn findet satzungsgemäß Dienstag, den 30. Dezember 1913, abends 84 Uhr im Lokale des Herrn Schankwirts Heinrich Peters, König straße Nr. 22 statt. Hierzu werden die Vertreter der Herren Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Ausschusse freundlichst eingeladen. Gewählt wird in zwei Gruppen nach dem Grundsatze der Verhältniswahl und zwar getrennt in der Gruppe der Arbeit geber und in der der Arbeitnehmer. Wahlvorschläge sind bis zum 24. Dezember 1913 unserm Rendanten Herrn Wilhelm Batsche einzureichen. zu Paderborn eingetragene Grundstück Paderborn Flur 6 Parzelle 258, groß 1 ar 21 qm, 675 Mk. Nutzungswert, Haus und Hofraum Nr. 42. Kasselerstraße Nr. 42, Artikel 3597, Gebäudesteuerrolle 160, am 3. Dezember 1913, vormittags 10½ Uhr durch das unterzeichnete Gericht— an der Gerichtsstelle— Zimmer Nr. 10 versteigert werden. Der Versteigerungsvermerk ist am 30. September 1913 das Grundbuch eingetragen. Paderborn, den 5. November 1913. Königliches Amtsgericht. Später eingehende Wahlvorschläge sind ungültig. Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse (für gewerbliche Arbeiter). Franz Brockmann, Vorsitzender. 11 Die Körung der Privatbeschäler findet für den Kreis Paderborn auf dem Platze bei der Königlichen Beschälstation Meyer an der Almebrücke bei Elsen am 2. Dezember 1913. nachmittags 1.30 Uhr statt. Paderborn, 30. Oktober 1913. Der Landrat. Belanntmachung. Montag, 10. d. vormittags 9½ Uhr sollen an der Paderborn=Haarener Kreisstraße in km 6,1 bis 63(am Ausgange von Nordborchen) etwa 30 Stück Poppeln öffentlich meistbietend gegen Garzahlung verkauft werden. Paderborn, 5. Novbr. 1912. Der Kreisausschuß. Samstag, 8. Novbr. 1913, vormittags 11 Uhr werde ich auf dem Hofe des Herrn Oekonomen Wilh Bentler. Borchenerstraße 10 schwere gefällte Pappeln, zu Brettern u. Brennholz gegen Kredit verkaufen. Theod. Beckers, beeid. Auktionator. Selbsthilfe=Verkauf. Samstag. 8. Novbr. 1913. vormittags 10 Uhr verkaufe ich an der Wirtschaft Zebbert hier, Grube Nr. 6, für Rechnung dessen, den es angeht, einen Posten Damenpaletots gegen gleich bare Zahlung. Christian Buschhorn, beeid. Versteigerer. Habe am Tegelwege einen Garten rößze von sere Jahre zur Größe von 13.92 ar auf längere Jahre unter der Hand zu verpachten. Näheres bei 0112a Theod. Beckers, beeid. Auktionator, Thisautstraße 10. Rademachers Goldgeist bestes Ungeziefermittel. und ie Damen welche Interesse für hochelegante Modell-Jackenkleider haben, bitten wir, uns mögl. bald zu besuchen. Wir hatten Gelegenheit, ca. 20 Original-Modelle ausserordentlich billig zu kaufen. Wir bieten Ihnen damit etwas ganz Außergewöhnliches. 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Der Versteigerungsvermerk ist am 25. September 1913 in das Grundbuch eingetragen. Padervorn, den 5. November 1911. Königliches Amtsgericht. Nach Amerika, Australien. Asien, Afrika. zunge Leute aller Berufsu. welche auf Passagier= dampfern zu fahren wünschen (Verd. ca. 350—1500 M pro Reise, 4 Monate 14 Tage, bei freier Station), erh. sof. Auskunft und Rat. Carl L. Hoffmeister, Hannover, Auskunftsbüro für Seefahrer. 10440 Suche per sofort einen Knecht im Alter von 17—19 Jahren, der auch versteht, mit Pferd und Wagen umzugehen. Lohn nach Uebereinkunft. 10412a A. Vorreuter, Manufaktur=, Getreide= und Kolonialwaren=Handlung, Natzungen bei Borgholz. Suche zum baldigen Antritt einen Kuhmeier, welcher auch melken kann. H. Büttner, Küterbrok bei Vinsebeck i. W. Suche nach Uebereinkunft einen tüchtigen, selbständigen Bäcker= und Konditorgehilfen. Selbiger muß ständig und m backofen vertraut sein. fangsgehalt 55—60 Mk. Oberließ. Bäckerei, Konditorei und Café=Restaurant, Lippspringe. 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Im Anschluß an unsere diesjährige Bezirks=Konferenz findet Sonntag, den 9. Novbr., nachmittags 3 Uhr im Piushaus, Wasserkunst 1, eine große öffentliche EisenbahnerVersammlung statt, wozu jeder Zutritt hat. Die Landtags=Abgeordneten Schmidt=Karthaus und Wal baum=Bielefeld haben ihr Er scheinen zugesagt. Der Kol lege Schmidt ist Mitglied der vom Herrn Minister eingesetzten Lohn=Kommission u. wird hauptsächlich über die am 1. Januar 1914 in Kraft tretende neue Lohnordnung reden. Es ladet ein 09992 Der Bezirks=Vorstand. Brauerei Joosten. Heute Freitag: Reibekuchen.“ Eikel's Puppendoktorei Rosenstraße 1 (älteste Puppendoktorei am Platze) Puppen u. Puppenerfatzteile Puppenperücken usw. ist Dr. Fromm Frauenarzt, Bielefeld, Am Zwinger 2. Schweißsuchs, 7ihr., 1.72 gr., starkes Arbeitspferd. weil überjähl., z. verkaufen. Anfragen unter Nr. 10428 an die Geschst. d. Bl. Stadttheater Paderborn. (Volkshalle.) Detmold. Hoftheater=Ensemble. Heute 8 Uhr: Zum 2. und letzten Male! Größter Erfolg! Autoliebchen Samstag und Sonntag. den 8. u. 9. November 2 Gastspiele des berühmten Charakterkomikers Herrn C. W. Büller. Im Abonnement. Opernpreise. I. Abend(Samstag): Der Raub der Sabinerinnen. UI. Abend(Sonntag): Der Herr Senator. Verein selbst. Kaufleute. Heute abend 9 Uhr Versammlung im Vereinslokale(Hotel Löffelmann). Der Vorstand. Die Herren Mitglieder des Klein=Handels= Ausschusses werden gebeten, zu erscheinen. Paderborner Bürgerverein. Sonntag, 9. d. M., Anfang präzise 8 Uhr theatralische Aufführungen mit nachfolgendem Tanzkränzchen, wozu hiermit freundlichst eingeladen wird. 097910 Der Vorstand. Neu! Neu! Hotel und Café=Restaurant Ferd. Kiskemper Täglich erstklassiges Künstler=Konzert des Salon=Trios E. Sperati. unter Mitwirkung des beliebten Konzertmeisters und Violinvirtuosen R. Posnec. Heute Freitag Opernabend. Neul4. Neu! Neue Thüringer Essiggurken Salzgurken empfiehlt. 09894 Baumhoer. 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X Einen offiziösen Willkommensgruß widmet die„Nordd. Allg. Itg.“ dem Besuche des belgischen Herrschers in folgenden Ausführungen: Von den freundschaftlichen Beziehungen der beiden Herrscher gibt dieser Besuch ein neues Zeugnis. Mit politischen Gründen und Zwecken stehl er nicht in Verbindung. Auch ohne solche Zusammenhänge aber wird das Erscheinen des Königs Albert auf deutschem Boden und sein Verweilen am deutschen Kaiserhofe in unserer Oeffentlichkeit mit der Sympathie begrüßt, die dem Monarchen des benachbarten und befreundeten Belgien in Deutschland entgegengebracht wird. Zur nationalen Wirtschaftspolitik. — Köln. 5. Nov. In einer zahlreich besuchten öffentlichen Versammlung sprachen die Abgeordneten Arnstadt. Dr. Hugo Böttcher und Professor Dr. Martin Spahn in Fragen der nationalen Wirtschaftspolitik. Ersterer erklärte, die rechtsstehenden Parteien mit den Nationalliberalen seien angewiesen, darauf hinzuwirken, daß die Schutzzollpolitik in ungeschwächter Form erhalten bleibe. Für die Fleischteuerung könne die Landwirtschaft nicht verantwortlich gemacht werden. Die Abwehrmaßregeln hätten bewiesen, daß man vom Ausland keine Hilfe zu erwarten habe. Was die Zukunft angeht, so steht der Redner auf dem Standpunkt, daß der gegenwärtige Reichstag so schutzzöllnerisch gesinnt sei, daß keine ernste Gefahr vorhanden wäre. Dr. Böttcher stellte in der Besprechung der wirtschaftspolitischen Aufgaben folgende Grundforderungen: Staatshilfe sei zu fordern, wenn Selbsthilfe versage, dem Handwerk sei ein energischer Schutz zu gewähren, besonders die mittleren und kleinen landwirtschaftlichen Betriebe seien zu stärken. Abg. Spahn meinte, der Mittelstand musse aufgeklärt werden, damit auch er in die Reihe der Kämpfer mit der Industrie und Landwirtschaft eintrete. Hier biete sich dem Kartell der schaffenden Stände ein wirksames Arbeitsgebiet. Ist das deutsche Sittlichkeit!?! PI. Eine Oberschlesische Zeitung brachte vor einiger Zeit folgende Nachricht: „Aus lauter Freude über die nunmehr erhaltene Garnison hat sich in einem oberschlesischen Orte ein Berein gebildet, um einen Preis oder Belohnung auszubringen für denjenigen Soldaten, der sich als erster unehelicher Vater ausweisen könne.“ Diese Nachricht ist bisher nicht nur unwidersprochen geblieben, sie wird bestätigt durch nachstehendes Notiz der„Kattowitzer Zeitung“ vom 19. Oktober: „Uebrigens haben wir bezüglich der praktischen Anteilnahme an der Freude über die Kattowitzer Garnison noch etwas nachzuholen. Nicht nur die guten Tarnowitzer können sich rühmen, für das„erste Soldatentind“ in stammtischbrüderlicher Aufopferung zu sorgen, auch die Kattowitzer haben ein solches Zeugnis von Fächstenliebe und Patriotismus(!) auszuweisen. Dem ersten Soldatenkinde der Garnison Kattowitz ist eine Sammelbüchse gewidmet, die in der Steinfeldschen Bierhalle gestiftet worden ist. Das einnehmende Wesen des „blauen Jungen“ kann bereits auf gute Erfolge zurückblicken, denn es befindet sich schon eine ganze Reihe von deutschen Reichstalern in seinem feisten Bäuchlein. Also die Ehre ist gerettet: Kattowitz voran!“ Wahrlich! wir sind weit gekommen, daß man öffentliche Unsittlichkeit ungestraft Patriotismus nennen darf. Die rote Großmacht Presse. * Will man den richtigen Einfluß der sozialdemokratischen Presse ermessen, so darf man nicht bloß die politische nehmen, sondern man muß vor allem auch die gewerkschaftliche, konsumgenossenschaftliche u. a. hinzurechnen. Wie aus einer Uebersicht in der politischen sozialdemokratischen Presse hervorgeht, hat die sozialdemokratische Partei augenblicklich 90 eigene Tageszeitungen mit eineinhalb Millionen Abonnenten. Diese Zeitungen werden in 62 Druckereien hergestellt, die, wie meist auch die betreffenden Gebäude, der Partei gehören. Die Zeitungen der freien, in Wirklichkeit sozialdemokratischen Gewerkschaften, die den Mitgliedern, mit Ausnahme eines Verbandes, wöchentlich gratis geliefert werden, haben jetzt eine Auflage von fast drei Millionen Exemplaren in der Woche. Dazu kommen noch viele Unterhaltungs=, Bildungs=, Sportzeitungen usw. Die Zahl der von der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in Deutschland allwöchentlich verbreiteten Zeitungen und Zeitschriften wird von der politischen sozialdemokratischen Presse selbst auf rund fünfzehn Millionen Eremplare geschätzt. Die größte Auflage aller deutschen Zeitungen überhaupt weisen zwei Organe der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung auf: die„Metallarbeiterzeitung“ und das„Konsumgenossenschaftliche Volksblatt“, die eine Auflage von je 600 000 Exemplaren haben. Auch sie werden in eignen Druckereien der betreffenden Organisationen hergestellt.— Diese Mitteilungen, die vielen Lesern neu sein dürften, lehren, ein wie gewaltiges Agitationsund Propagandamittel die Sozialdemokratie in der ihr zur Verfügung stehenden Presse hat. Ausland. Der Bulgarenzar in Wien. X Wien, 5. Nov. König Ferdinand vonl Bulgarien ist heute im strengsten Inkognito hier eingetroffen und im Palais Coburg abgestiegen.— Nach privaten Meldungen hat der König mit dem Grafen Berchtold bereits eine Besprechung gehabt. Aus China. ∆ Die chinesische Regierung hat ein Manifest erlassen, durch das die Kuomintangpartei, die Opposition des Südens aufgelöst wird und die Sitze ihrer Mitglieder im Parlament für erledigt erklärt werden. Das Manifest begründet diese Maßnahme sehr ausführlich damit, daß der Aufruhr und die fortgesetzte Opposition gegenüber der Regierung jeden Fortschritt aushalte. Das Manifest hat zwar Aufregung verursacht, doch hat die Regierung, wie der Korrespondent des Reuterbureaus an amtlicher Stelle erfährt, entsprechende militärische Maßnahmen getroffen, ehe sie das Manifest erließ, so daß sie keine Unruhen befürchtet. Das russisch=chinesische Abkommen über die äußere Mongolei ist unterzeichnet worden. In diesem wird die Autonomie der äußeren Mongolei unter der Suzeränität Chinas anerkannt. China verzichtet auf das Recht, Truppen nach der äußeren Mongolei zu entsenden, dort eine chinesische Verwaltung zu unterhalten und sich in kommerzielle oder industrielle Fragen einzumischen. Kreistag des Kreises Soest. O Soest, 5. Nov. Das 7 Millionen=Projekt der Ruhr=Lippe=Kleinbahnen A.=G. abgelehnt! In einer vierstündigen Sitzung befaßte sich, wie schon kurz berichtet, heute vormittag von 10—2 Uhr der Kreistag mit der Vorlage der Ruhr=Lippe=Kleinbahnen A.=G. a wegen des Umbaues der schmalspurigen Kleinbahnen in Normalspur unter Aufnahme einer Anleihe dafür bis zu 5 Millionen Mark zuzüglich der Beschaffungsgelder; b) wegen Aufnahme einer Anleihe von 1 400000 Mk. für den Ankauf der Kleinbahnstrecke NeheimHüsten=Sundern; c) wegen Einführung des elektrischen Betriebes für den Personen=Verkehr auf der Strecke NeheimHüsten=Arnsberg und Bewilligung einer Anleihe hierfür in Höhe von 500000 Mk. Zu orientierenden Darstellungen war den Herren Eisenbahndirektor Mühlen= Wiesbaden, Bürgermeister Loerbrocks=Hamm, Kaufmann Beckmann=Unna, Fabrikbesitzer Dassel=Allagen, Direktor Steinhoff=Soest der Zutritt zu den Verhandlungen gestattet. Direktor der Ruhr=Lippe=Kl., Steinhoff. gab zur Information eine ausführliche Darstellung des ganzen Projekts, und wies die Notwendigkeit der Ausführung nach. Bezüglich des Soester Lippe=Hafens erklärte Steinhoff: Wenn Soest den Hafen nicht baut, so wird der Kleinbahn vertraglich von der Zeche Maximilian die Benutzung ihres eigenen Hafens unter Benutzung einer Hafenbahn gestattet. Man sei bei der Aufstellung des Projekts sehr vorsichtig verfahren. Ratsmann Plange=Soest bekannte sich als ein energischer Gegner der Vorlage. Bis jetzt habe man bei der Kleinbahn nichts als Fiasko auf allen Seiten gehabt. Es müßten 150000 Mk. zur Verzinsung und Tilgung der angeforderten Gelder mehr herausgewirtschaftet werden und das sei bei der zeitigen Leitung wohl ausgeschlossen. Nicht einen Pfennig solle man hinter das schon verlorene Geld noch herwerfen; das sei die Stimmung aller Kreiseingesessenen. Bis hierher und nicht weiter. Landes=Oekonomierat Schulze=Henne=Lohne sprach sich ebenfalls gegen die Vorlage aus und bemerkte unter Hinweis auf die eingeholten, die Vorlage befürwortenden Gutachten, diese basierten doch ohne Zweifel auf der vom Direktor herausgegebenen Denkschrift. Einen Vergleich mit der sparsam in allen Teilen arbeitenden Westfäl. Landeseisenbahn könne die Kleinbahn nicht aushalten. Die überflüssigen Nebenbetriebe der Kleinbahn hätten nicht mehr soviel Verdienst abgeworfen, daß davon eine Familie leben könne. Die Rentabilität der Strecke sei auch nach dem Umbau sehr fraglich, da die Staatsbahn Parallel=Bahnen baue. Der Bahnhof Rhynern sei so eingerichtet, daß er bequem alle Züge aufnehmen könne. Die Ausführung der Vorlage bedinge ein Steigen der Kreissteuern um 30—40 Prozent; zudem sei der Zeitpunkt eines Bahnbaues in geldlicher Hinsicht die denkbar schlechteste; man solle sich durch Sparsamkeitseinrichtungen oder andere Maßnahmen helfen, die Bahn wieder leistungsfähig und betriebssicher zu gestalten. Bürgermeister Loerbrocks=Hamm befürwortete die Vorlage und erwähnte, daß die Bahn deshalb keine Dividende abgeworfen habe, da man diese Beträge zu umfangreichen Abschreibungen benutzte. Es stehe fest, daß der Verkehr sich nach dem Umbau wesentlich heben werde. Man solle nur Vertrauen zu der Direktion haben, dann werde die Sache schon einen guten Verlauf nehmen. Bürgermeister Dr. ten Doornkaat Koolmann=Soest sprach ebenfalls für die Vorlage. Ein Teil der Gegner sei nur aus Verärgerung gegen die dividendenlose Kleinbahn gegen das Projekt. Wie bisher gearbeitet worden sei, könne es nicht weiter gehen und da sei nach den vorliegenden Gutachten der Umbau das einzige Radikalmittel. Ratsherr Ruthemeyer=Soest ging mit der Vorlage sehr scharf ins Gericht und empfahl nach eingehender Darstellung Ablehnung derselben. Auch nach dem Umbau der Kleinbahn bleibe sie noch Kleinbahn, sie könne nie mit der Staatsbahn tarifieren. Man habe dies ja an der Strecke Soest=Werl gesehen: mit der Einrichtung der Stationen Ost= und Westönnen habe die Staatsbahn geantwortet. Betr. Lokomotiven und Betriebsmittel habe sich die Kleinbahn zu oft als zu Versuchszwecken brauchen lassen, was nicht vorteilhaft war. Bis jetzt könne und müsse man bei der Kleinbahn mit einer Belastung von 7 Millionen rechnen. Es sei unerklärlich, wie solch hohe Summen entstehen konnten. Es sei doch wahrlich nicht nötig, daß die Kleinbahn solch lururiöse Stationsgebäude habe. Auch der Lagerbestand von 220000 Mk. lasse sich durch nichts rechtfertigen. Er bitte die Kreistagsvertreter, sie möchten sich keine größere Suppe einauslöffeln könnten und die Vorlage sie ebenfalls Kreistag Ausfall bejäßte brocken, als ablehnen. Fabrikbesitzer Dassel=Allagen bemerkte nach Befürwortung, daß der Kreistag Arnsberg die Vorlage zwar abgelehnt habe. Es sei aber anzunehmen, daß in einer demnächstigen Sitzung die Zusage erzielt werde. S. E. könne der Kreistag Soest nichts anderes, als die Vorlage annehmen. Kaufmann Becmann=Unna sprach sich für die Sache aus und bemerkte, daß der Hamm=Land seine Beschlußfassung von dem des Soester Kreistages abhängig mache. Eisenbahndirektor Mühlen= Wiesbaden.—.—. sich eingehend mit der ganzen Materie und wies eingangs seiner längeren Ausführungen den Vorwurf SchulzeHenne, daß die Gutachter mit den Kälbern der Direktion gepflügt hätten, zurück. Die Einführung der Normalspur werde ein Markin werden für die Weiterentwicklung der Kleinbahn. Man könne zwar mit 1½ Millionen den zeitigen Zustand beheben, doch nur auf Kosten der Verkehrsbeschränkung. Kammerherr Landrat von Bockum=Dolffs sprach auch für die Vorlage. Es sei ja immerhin eine eigene Sache, Gelder zu bewilligen; in vorliegendem Falle seien die Kreistagsmitglieder nicht die Vertreter kleiner Dorfgemeinden, sondern eines entwicklungsfähigen industriellen Unternehmens. Er warne davor, mit einem definitiven Beschluß die Sache tot zu machen. Die Konzession zum Umbau sei bereits erteilt worden. Würde die Vorlage abgelehnt, so müsse die Direktion eben eine Verminderung der Züge nach allen Richtungen hin usw. treffen. Direktor Mühlen: Mit der Nord=Südbahn hat der Umbau gar nichts zu tun, da erstere doch als Hauptzugsstrecke die Konkurrenz der Kleinbahn nicht zu fürchten braucht. v. Bockum=Dolffs schlug noch vor, man möchte unter Vorbehalt abstimmen, daß Arnsberg seinen Anteil übernimmt. Die Gesamtabstimmung auf Vertagung der Beschlußfassung ergab Ablehnen dieses Antrags mit 14 gegen 9 Stimmen. Mit gleichem Stimmenverhältnis wurde sodann die ganze Vorlage abgelehnt. Um der Liebe willen.(4. Fortsetzung.) 20 17 „Es ist seltsam, daß sie sich nicht vorher an meinen Onkel gewendet hat! Eine barmherzige Anstalt ist nicht der Ort, an dem man ein Wesen mit einem so nahen Anspruch an die Marburys aufzufinden sich träumen lassen sollte.“ „Ich fand sie nicht im Hospital,“ antwortete der Doktor.„Ich habe sie dorthin bringen lassen.“ „Darf ich fragen, wo Sie sie denn eigentlich gefunden haben?“ fragte die junge Dame und ihre bleichen Lippen preßten sich fest zusammen. Die Frage rang sich klar und kalt über ihre Lippen, die Frage, die Doktor Window, der das Leben kannte, das sich jetzt seinem Schützlinge erschloß, so hart fand, zu beantworten, die Frage, die Alice Marbury gewiß das Recht zu stellen hatte. „Ich fand sie.“ erwiderte er und jeder Ton seiner Stimme klang wie ein Appell an ihr Mitgefühl,„ich fand sie hilflos, heimatlos, freundlos, halb wahnsinnig im Fieber, das schon in ihren Adern glühte, allein umherirrend in der stürmischen Dunkelheit einer Winternacht. Ich fand sie— an den Pforten des Todes. Miß Marbury!“ „An den Pforten des Todes!“ wiederholte Alice, und ein seltsames Fieber schien emporzulohen in ihren dunklen Augen.„Und Sie haben sie zurückgeleitet—“ „Zum Leben und, ich hoffe es, zum Glücke!“ antwortete er mit Wärme. Das Feuer in Miß Marburys Augen loderte heller auf, während er sprach; aber es war kein freundlicher Schimmer. Es hatte etwas an sich von dem kalten Strahle, dem metallischen Glanze eines entblößten Schwertes. Von diesem Augenblicke an war Alice Marbury der armen Kranken, die sich mühsam zurückkämpfte zum Leben in der trüben Einsamkeit des St. Philipps=Hospitals, die unversöhnlichste Feindin, die in tötlichstem Hasse kein Erbarmen kannte. 8. Kapite'. Versunken. Die Tage schwanden langsam, aber immer mehr erhellten sie sich und mit ihnen entfaltete sich die Schönheit des Frühlings. Sie saß am Fenster und die dunklen Augen ruhten träumerisch auf der Szene vor ihr, auf der alten Kirche mit den moosbewachsenen Mauern, auf dem efeuumrankten Portale, auf den verfallenen, vergessenen Gräbern dort unten; Doktor Windows Kranke war wieder langsam auf dem Wege zur Gesundheit und der alten Kraft. Ihre blassen Wangen gewannen wieder Leben, neues Licht strahlte aus den müden, gleichgültig blickenden Augen. Das Befinden Nellys, wie der alte Oberst sie zärtlich nannte, besserte sich von Tag zu Tag. „Aber sie scheint so geistesverloren zu sein: haben Sie das noch nicht bemerkt?“ fragte der alte Herr nach einem seiner Morgenbesuche den jungen Arzt. „Geistesverloren?“ erwiderte Harvey ausweichend.„Weshalb glauben Sie das?“ „Sie spricht so wenig.“ versetzte der Oberst besorgt.„Es ist, als wenn sie alle Lebenslust verloren hätte.“ „Hat sie noch nie zu Ihnen von der Vergangenheit gesprochen?“ fragte Harvey. „Nein. Sir, noch nie!“ antwortete der Oberst rasch,„und ich hoffe, daß das nie der Fall sein wird. Ich könnte es nicht ertragen. Ich will nichts von dem hören, was sie durch meine Härte hat leiden müssen. Ich will nichts hören von ihrer armen Mutter und der Aermsten Not und Elend.“ „Vielleicht ist es Mangel an Vertrauen, vielleicht ist sie sich nicht klar über ihre Gefühle gegen Sie. Vielleicht drückt sie die sorgenvolle Ungewißheit ihrer Lage nieder.“ „Halten Sie das für möglich?“ fragte der Oberst in einem Tone der Erleichterung.„Dann erklären Sie ihr die Verhältnisse wie sie liegen. Ihnen wird sie glauben, vertrauen. Sagen Sie ihr alles— alles, was Sie als die Wahrheit konnen. Sagen Sie ihr, daß sie ihrer toten Mutter Stellung ausfüllen soll in meinem Hause. in meinem Herzen, daß sie hinfort weder Trübsal. noch Kummer, noch Sorge zu fürchten braucht, daß meine Liebe sie behüten soll gegen alle Welt, daß sie von nun an für immer unter meinem Schutze steht. Sagen Sie ihr,“ und des alten Mannes Stimme zitterte bewegt.„sagen Sie ihr, daß ich sie lieben werde wie mein eigenes Kind!“ sicht! Harvey, Sie bedenken nicht Ihre begünstigte Lage!“ „Doch. Sir,“ war die gedankenvolle Antwort.„Ich bedenke sie mehr, als Sie es vielleicht ahnen. Dieser Brief schließt mach meiner Ansicht die Angelegenheit keineswegs ab. Was der gute Prediger darin behauptet, muß bewiesen werden, bevor ich überzeugt sein darf, daß nur ein einziger Dollar des Vermögens mir gehört.“ „Sie glauben es nicht, was der Mann hier sagt?“ stieß der Kolonell hervor. „Könnte er nicht falsch berichtet worden sein?“ fragte Harvey zurück.„Ich werde in Irland Nachforschungen anstellen lassen.“ „Zu welchem Zweck? Um das Mädchen aus dem Grabe herauszuholen?“ fragte der alte Herr spöttisch. „Um mich zu überzeugen, daß sie wirklich tot und unvermählt gestorben ist,“ war die ruhige Antwort.„Mein lieber, alter Freund, das Interesse, das Sie an mir nehmen, macht Sie blind in dieser Angelegenheit. Beträfe es einen anderen als Harvey Window, dann würden Sie klar erkennen, was Pflicht und Ehre von mir fordern. So lange ich nicht den zweifellosen Nachweis habe, daß Felir Fontleroy keine Erben hinterlassen, Kind oder Enkel oder Enkelkinder, so lange kann ich die Hinterlassenschaft nur als ein anvertrautes Gut betrachten, als ein bloßes Lehen, das Zweifel. Sorgen. Arbeit, Mühsal auf mich häuft und weiter nichts!“ „Und ist dieser Nachweis nicht bereits geführt?“ fragte der Kolonell, ungeduldig auf den Brief deutend, der vor ihm lag.„Steht hier nicht schwarz auf weiß, daß dieser Felix Fontleroy und sein einziges Kind gestorben sind, begraben und zweifellos bereits zu Staub vermodert? Gehen Sie, Sir! Aus Ihnen wäre mein Lebtag kein guter Advokat geworden! Dazu sind Sie viel zu gewissenhaft. Bleiben Sie bei Ihren Pillen, Harvey, bei Ihren Pillen!“ wiederholte der Kolonell in heftigem Aerger. Und Harvey lachte und wandte sich, um die schöne Erscheinung zu begrüßen, die in diesem Augenblick auf der Schwelle erschien. Miß Mary hatte es gewagt, vorzudringen bis ins Hauptquartier in der Verfolgung ihres schuldbeladenen Kavaliers. 7. Kapitel. Eine Feindin. „Darf ich hereinkommen. Papa?“ fragte Miß Mary zögernd, während sie dem Besuche ihres Vaters ihre kleine Hand entgegenstreckte.„Ich klopfe schon seit fünf Minuten an die Tür, aber du warst viel zu aufgeregt, um mich zu hören, und so wagte ich es denn, in dieses Heiligtum einzudringen, um zu sehen, was ihr hier treibt.“ „Eva.“ grollte der alte Soldat; aber das faltige Gesicht hellte sich auf, als sein Blick auf die reizende Gestalt in dem blaßblauen Kaschmirkleide fiel,„die richtige Tochter Evas! Was mischest du dich in meine Angelegenheiten hinein? Harveys Besuch gilt heute abend mir allein.“ „Ah!“ machte die junge Dame, an das Feuer tretend.„Dann kann ich nur sagen, daß ich Harvey, sowie jeden, der heute mit dir zu tun hat, bedaure, Papa, denn du bist brummig wie ein Bär. Aber wenn ich dieses dunkle, alte Gemach betrachte, wo du weilst, dann wundert es mich nicht, daß du so grämlich wirst, Papa. Laß dich von Harvey ins Konservatorium hinüberführen. Dort ist es warm und hell und freundlich und ich rolle dir einen Sessel unter die Klematis und du kannst dort träumen, du seiest im Sommerland, wo man das Podagra nur dem Namen nach nicht einmal kennt.“ „Nichts mit dem Konservatorium,“ antwortete der alte Herr, übel gelaunt.„Harvey mag mit dir gehen, wenn er es will; ich bin zu Ende mit ihm. Gib mir die Abendzeitung und ziehe den Vorhang in die Höhe. Und wo ist meine Tabaksdose? Halt, ich habe sie hier in meiner Tasche. Und nun gehe und zeige Harven deine Blumen; ich bleibe hier.“ „So kommen Sie,“ forderte Miß Lennor den jungen Arzt auf.„Wir sind entlassen. Sir. Was haben Sie mit meinem Vater gehabt, daß Sie so in Ungnade bei ihm gefallen sind?“ fragte sie, als sie hinaus in die Halle traten. „Bin ich in Ungnade gefallen?“ „Versteht sich!“ antwortete sie.„Haben Sie das nicht bemerkt? Papa schnupft nie, außer er muß sich wütend geärgert haben. Hat er Ihnen eine Strafpredigt gehalten, oder haben Sie mit ihm gezankt?“ Aus Paderborn u. Nachbarschaft. Baderborn, 7. November. X Das Verzeichnis der Vorlesungen an der hiesigen Bischöfl. philos.=theol. Fakultät für das Wintersemester ist erschienen. Es geht ihm eine längere theologisch=wissenschaftliche Abhandlung von Prof. Dr. Hermann Müller, z. Z. Dekan,„Zum Eidesverbot der Bergpredigt“ voran. Die Jugendabteilung deo kath. kaufm. Vereins begeht am nächsten Sonntag abend die Feier ihres Stiftungsfestes im Saale des Junggesellenhauses. Neben instrumentalen Darbietungen, Festrede und gemeinschaftlichen Liedern weist das reichhaltige Programm mehrere Theaterstücke auf, sodaß den Besuchern ein genußreicher Abend in Aussicht steht. Die Feier nimmt ihren Anfang um 8 Uhr. Versammlung der unteren Reichs= und Staatsbeamten. Sonntag, 9. Nov., nachm. 4 Uhr, findet bei Rohde am Markt eine großere Versammlung der uuteren Reichs= und Staatsbeamten statt. Die Einführung der Erziehungsbeihilfen steht auf der Tagesordnung. Bei der Wichtigkeit dieser Frage dürfte ein reger Besuch zu erwarten sein. * Der Zentralverband christlicher Bauarbeiter Deutschlands, Verwaltungsstelle Padervorn hält am Samslug, den 8. November, abends 5½ Uhr, gleich nach Feierabend eine außerordentliche Mitgliederversammtung ab. Ein Mitglied des Zentralvorstandes aus Berlin wird sprechen über die Tarisentwicklung im Baugewerbe, ferner über die Strömungen gegen das Koalitionsrecht der Ar beiter und die Feinde der sozialen Gesetzgebung. Die Wichtigkeit der Tagesordnung erfordert das Erscheinen sämtlicher Mitglieder aus Paderborn und Umgebung. Un organisierte Bauarbeiter können eingeführt werden. Darum auf zur Versammlung! Dieselbe findet statt im Piushaus(Wasserkunst 1). = Der Justizanwärter Joseph Grone aus Warburg har am Königl. Oberlandesgericht zu Hamm die Gerichtssekretär=Prüfung bestanden und ist zum Aktuar ernannt Personalien aus dem Lehrerstande des Reg.=Bez. Minden. Verliehen ist dem Hauptlehrer Eberhard eVerkemeyer in Delbrück aus Anlaß der Einweihung des neuen Schulhauses der Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern. Zu Haupt lehrern ernannt sind die Lehrer Joserh o Lenz in Mastholte, Ferd.= Fischer in Warburg und Heinrich e Koch in Beverungen. Versetzt sind die Lehrer Emil e Hahn von Ikenhausen nach Menne, Joseph e Hag mann von Muddenhagen nach Warburg, August e Koßmann von Leiberg nach Borgentreich und Konrad# Meyerhans von Haaren nach Essentho. Endgültig ange stellt ist der Schulamtsbewerber Konrad o Hilgenkamp in Altenbergen. Endgültig berufen sino die Schul amtsbewerberinnen Johanna o Bannenberg in Neuen kirchen und oKrömeke in Rolfzen. Mit der Versehung einer Schulstelle beauftragt sind die Schulamtsbewerber e Hönekop in Dalheim, o Süper in Leiberg, o Teitert in Muddenhagen,# Weber in Itenhausen, * Wiepen in Borgholz, Kettnitz in Driburg und Lüttemeyer in Nieheim, ferner die Schulamtsbewerberinnen Franziskao Hausmeyer in Essentho, e Brockhagen in Beverungen und o Brintmöller in Haaren. Verstorben ist der Rektor Joseph o Richter in Minden. Frei sind eine Rektorstelle in Minden(Domschule), die Hauptlehrerstelle in Driburg und je eine Lehrerstelle in Leiberg, Muddenhagen, Ikenhausen und Beverungen Stelle). G Salzkotten, 5. Nov. In diesen Tagen machte in verschiedenen Zeitungen die aufsehenerregende Nachricht die Runde, daß ein hiesiger Gendarm verhaftet sei, wel er an dem hier begangenen Mord eines neugeborenen K'ndes beteiligt gewesen sei. An der ganzen Beschuldigung des betreffenden Herrn ist auch nicht ein wahres Wort. Wie jemand dazu kommen konnte, einen braven, pflichttreuen Beamten ohne jeden Anhalt böswillig zu verleumden, ist unbegreiflich und empörend zugleich. Man kann hier nur an einen Racheakt denken. T Warburg, 6. Nov. Geh. Reg.=Rat Prof. Ignaz Urban in Berlin, der ein Sohn unserer Stadt und Angehöriger der hier weitverzweigten alteingesessenen Jamilie Urban ist, trat Ende Oktober in den wohlverdienten Ruhestand. Lange Jahre hat er dem Botanischen Garten in Dahlem als Kustos vorgestanden und hat sich als Botaniker einen bedeutenden Ruf erworben. Ursprünglich Mathematiker, widmete er sich später ganz dem Gebiete der Naturwissenschaft. Mehrmals wurde er im Auftrage des Staates in ferne Länder gesandt, um die exotische Fiora zu erforschen. Auf mehreren Studienreisen nach Südamerika widmete er sich besonders dem Studium der Orchideen, über die er ein großes Werk veröffentlichte. — Bei seinem Uebertritt in den Ruhestand wurden seine Beidienste durch Verleihung des Kronenordens II. Klasse auch an höchster Stelle anerkannt. T Warburg, 6. Nov. Im Konkursverfahren der Glasfabrik F. C. Becker in Siebenstern(Kreis Warburg) sand vor dem hiesigen Amtsgericht die erste Gläubigerversammlung statt, die sehr zahlreich besucht war. Es wurde beschlossen, den bisherigen Konkursverwalter beizubehalten. Ferner wurde ein aus drei Mitgliedern bestehender Gläubigerausschuß gewählt, der besonders den wieder ausgenommenen Fabrikbetrieb zu überwachen hat. Wieviel Prozent Dividende von den Gläubigern zu ekhoffen ist, konnte noch nicht festgestellt werden, jedoch soll die Unterbilanz recht hoch sein. Rimbeck, 4. Nov. Nach einem vorliegenden Register der hochsürstlichen Schatzung hatte unser Ort im Jahre 1785 achtzig Steuerzahler. Die Steuer wurde in Teilbeträgen bei zehnmaliger Erhebung eingezogen. Der niedrigste Steuerzahler hatte jährlich 50 Pfg. und der höchste 11 Taler zu entrichten. Infolge des 7jährigen Krieges war die Steuer erhöht. Insgesamt wurden in unserer Gemeinde jährlich 338 Taler 9 Groschen 4 Pfg. erhoben. Steuereinnehmer war Bernardus Ladage, Richter Johannitrich Feischen, Baurmeister Henrikus Haurand, Vorsteher Joseph Wittkob und Laurenz Gieseler. In der Abrechnung befindet sich eine französische Abtragung von 32 Talern als Folge des 7jährigen Krieges. Der Revisionsvermerk lautet: Hardehausen, den 23. 3. 1791. Hermanus Abbas.— Bei der im Warburger Asselerwalde abgehaltenen Treibjagd wurden 2 Rehe, 1 Fuchs und 12 Hasen zur Strecke gebracht. C. Hörter, 5. Nov. Als der Viehhändler F. heute nachl mit seinem Sohne zum Bahnhof ging, um zum Viehmarkt nach Hannover zu fahren, wurde er auf der Grub straße von mehreren Burschen angehalten, die ihm sein Geld abzunehmen suchten. Der Angriff konnte erfolgreich abgewehrt werden. Zum Glück sind die Argreiser erkannt und zur Anzeige gebracht worden. Lippstadt, 6. Nov. Der Polizei gelang es, einige Fahrradmarder ausfindig zu machen. Der eine der ermittelten Diebe hatte dem Schreinermeister Fürgens ein Rad entwendet, der andere hatte das Rad des Schuhmachermeisters Baumeister aus Westernkotten mitgehen heißen. Aus dem Sauerlande. O Niedermarsberg, 6. Nov. Vor einigen Tagen fanden mehrere Schuljungen Patronen in der seichten Diemel unmittelbar an der Diemelbrücke der Stadt. Der Sohn des Briefträgers Sorl. zündete eine Patrone an; es entstand eine furchtbare Exxlosion, die dem Jungen die linke Hand schwer verletzte, indem der Zeigesinger ganz und drei andere Finger an den Endgliedern abgerissen wurden. Die wohlhand war stark verbrannt. Ein Teil der Sprengmasse verletzte noch das Gesicht und drang in ein Auge. Die Sehkraft des Auges soll glücklicherweise erhalten bleiben. Ein anderer Mitschüler H., welcher zusah, wurde auch verletzt. Bei diesem ist ein Auge stärker in Mitleidenschaft gezogen. Nachträglich hat man an der Stelle der Diemel noch ca. 60 solcher Patronen gefunden. Sie sird gefüllt mit dem äußerst gefährlichen Knallquecksilber und finden Verwendung beim Sprengen von Dynamit. Es wäre wünschenswert, festzustellen, woher die Patronen stammen und wer sie hat beseitigen wollen. □ Warstein, 6. Nov. Das bisher hier nur in geringem Maße vorhandene Interesse an der Obstbaumzucht ist durch die an den letzten Abenden im Gasthof Cramer abge haltenen Vorträge des Obstbaulehrers Koch aus Herford wesentlich geweckt worden. Es kam dann auch zu der Gründung eines Obst= und Gartenbau vereins, dem sofort 20 Mitglieder beitraten. Als Vor sitzender wurde Rendant Struif und als stellv. Vorsitzender Rektor Wieneke gewählt. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind: Rendant Dolle, Werkmeister Arens und Werkmeister Hoppe. Der Zweck des Vereins ist darauf gerichtet, den Obst= und Gartenbau nach allen Richtungen zu fördern. Diesen Herbst werden in den Gärten der Mitglieder des Sxar= und Bauvereins bereits 230 Obstbäume guter ertragsfähiger und für die hiesige Gegend besonders geeigneter Sorten angerflanzt. □ Belechke, 5. Nov. Heute abend gegen 8 Uhr brannte die Besitzung des Arbeiters Rodehüser in der Kamtstraße. Trotzdem die Feuerwehr recht bald zur Stelle war, konnte sie nichts ausrichten, weil es an Wasser mangelte. An dieser Stelle hat die Wasserleitung keinen genügenden Druck. Das Haus brannte vollständig nieder. Ein Teil der Mobilien konnte gerettet werden. Gebäude und Mobilar waren bei der Magdeburger Gesellschaft versichert. Die Entstehungsursache des Brandes ist nicht bekannt. O Letmathe, 5. Nov. Aür den Erweiterungsbau unseres Krankenhauses, dessen Kostenanschlag etwa 130000 Mark beträgt, waren auf die Erd= und Maurerarbeiten sechs Offerten eingegangen. In der jetzt stattgefundenen Sitzung des Kirchenvorstandes wurde Bauunternehmer A. Leonhard als Mindestfordernden der Zuschlag auf rund 49000 Mark erteilt.— Die Tiefbohrgesellschaft Cöthen, deren Ingenieur hier mit der Wünschelrute zwei Wasserquellen feststellte, hat die Maschinen und Gerätschaften bereits anfahren lassen, zwecks Vornahme von Bohrungen. Man darf gespannt sein, ob sich die Wünschelrute in der Wasseranzeigung nicht geirrt hat. Die Anlage erfordert einen Kostenpunkt von ungefähr 15000 Mark. William wüller bringt man in allen Kreisen lebhaftes Interesse entgegen. Am Samstag spielt der Künstler den Theaterdirektor Striese in Schönthan's humorversprechenden Schwank„der Roub der Sabinerinnen“ und Sonntag den Senator in dem reizenden Lustspiel„der Herr Senator". Wir bringen nachsteheno eine Zeitungsstimme über Herrn Büller zum Abdruck: Die Reklame hat von dem Komiker William Büller, den unser Publikum gestern zum ersten Male sad. ever zu wenig als zu viel gesagt. Es gab ein Lachen und ein Händeklatichen, wie man solches seit vielen Jahren nicht in unserm Theater gehört hat.(Hartungsche Zeitung.) Den „Striese“ hat Herr Büller unlängst zum 1600. Male gespielt. Sport. * Der Ravensberger Rennverein teilt uns mit, daß der Sonderzug zum Rennen am Sonntag, den 9. November, wie folgt, verkehrt: Bielefeld Hbf. ab 1.11, Brackwede ab 1.20, Rennplatz=Haltesteue an 1.24; Rennplatz=Haltestelle ab 5.05, Brackwede an 5.10, Bielefeld Hdf. an 5.22. Aus den Provinzen und Bundesstaaten. ( Soest, 5. Nov. Einbrecher haben aus einem Konsektionsgeschäft nachts für 1000 Mk. Konsektion und ein Fahrrad gestohlen.— Turch Brandstiftung siel gestern die in einem Kornhaufen untergebrachte Haserfrucht von 9½ Morgen mit Stroh den Flammen zum Opfer. — Recklinghausen, 6. Nov. Die gestrige Stadtveroronetenwahl dritter Abteilung hat noch keinen enbgültigen Entscheid gebracht. Die liberale Zechenpartei arbeitete mit Hochdruck. Es entsielen auf die Kandidaten des Zentrums 2255, der Nationalliberalen 2135, der „Sozialdemokraten 268 Stimmen. :: Münster, 6. Nov. Oberregierungsrat Kirchner ist an Stelle des am 1., November pensionierten Herrn v. Haugwitz zum Oberpräsidialrat ernannt worden. Provinzialschulrat Dr. Friedrich Hoffmann hierselbst ist zum Lberregierungsrat ernannt und ihm die Stelle des Direttors und eines technischen Rates bei dem Provinzialschulkollegium in Königsberg übertragen worden. Für ihn ist der Gymnasialdirektor Dr. Martin Baltzer in Kassel zum Provinzialschulrat ernannt und dem Provinzialschulkollegium überwiesen. : K M ü n s t e r, 5. N o v. I n z w e i t e r L e s u n g n a h m e n die Stadtverordneten heute den Antrag des Magistrats für Errichtung einer Tonyalle im Anschluß an das alte Lortzingtheater fast einnimmig an. Ein Antrag, das ganze Objekt einem Käufer bis zum 1. Januar an Hand zu geben, wurde abgelehnt. Die Kosten der neuen Tonhalle werden über eine halbe Million betragen. Lingen, 5. Nov. Vor kurzem erkrankte in Laccum der Hausschlachter Kaufhold an einer Geschwulstentzündung am Arme und starb nach einigen Tagen. K. hatte am Tage vorher bei einigen notgeschlachteten Tieren die Abhautung vorgenommen. Es wurde angenommen, daß der Mann am Milzbrand erkrankt sei. Die bakteriologische Untersuchung des hiesigen Kreistierarztes förderte keine diesbezügliche Anzeichen zu Tage. Als die infiszierten Leichenteile nach Münster geschickt und dort nochmals mikro slorische Untersuchungen und Tierversuche angestellt waren, wurde einwandfrei festgestellt, das K. nicht am Milzbrand erkrankt sei. Spielplan der Königlichen Schauspiele zu Cassel vom 9. bis 17. November. So., 2½ Uhr: Die fünf Frankfurter: 7 Uhr: Der Graf von Luxemburg. Mo., 7 Uhr: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Di., 7½ Uhr: Der Bettelstudent. Mi., 7½ Uhr: Der Bardier von Sevilla. Do., 7 Uhr: Julius Cälar. Fr., 7½ Uhr: Königskinder. Sa., 7½ Uhr: Die große Stunde; Mutter. So., 7 Uhr:(unbestimmt). Mo., 7½ Uhr: Traviata. Handels= u. Verkehrsnachrichten. § R.=Marsberg. 5. Nov. Heute fand die Generalversammlung der Stadtberger Hütte in N.=Marsberg statt. Die Hälite des Aktienkapitals war vertreten. Die Erträgnisse im letzten Geschäftsjahr waren recht zufriedenstellend und konnten 6 pCt. Dividende, gegenüber 4 pCt. im Vorjahre, zur Verteilung gelangen. Trotz bedeutender Verbesserungen des Werkes sind solch erhebliche Rücklagen gemacht, daß die Generalversammlung diese für anderweitige Unternehmungen zur Verfügung stellen konnte. Auch die Erzlager sind soweit ausgeschlossen, daß noch mindestens für 40 Jahre abbaufähige Kupfererze vorbanden sind. + Husum, 5. November. Dem heutigen Fettviehmarkt waren 2252 Stuck Hornvieh zugeführt. Rechnet man hierzu das gestern nachmittag auf den Hösen und in den Ställen der Kommissionäre verkaufte Vieb, dessen Anzahl vom Marktamte auf 1346 Stück festgestellt worden ist, so beträgt die Gesamtzutrist an Hornvieh zum dieswöchigen Markt 3598 Stück. Der Rinderhandel verlief recht langsam. Der Marktbestand wurde nicht ausverkauft. Es bedangen: A. Ochsen: a) vollfleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwertes bis zum Alter von 4 Jahren 87—90 us. b) junge, fleischige, nicht ganz ausgemästete 81—84, c) weniger gut genährte 74 bis 7.: B. Quien: a) vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerts 85—88 M. b) junge fleischige, nicht ganz ausgemästete 79 bis 82 M. e) weniger gut genährte 72—75: C. Kübe: a) vollfleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwertes bis zu 6 Jahren 83—86 M. b) ältere ausgemästete 77—80 us. c) weniger gut genährte jeden Alters 72—74 U., d) gering genährte 56—62+ für 50 Klgr. Schlachtgewicht.— Dem Schafmarkt waren 234 Schafe und Lämmer zugeführt. Der Handel verlief gut. Bezahlt wurde für a) beste fette Lämmer 40—42 4, d) weniger gut genährte Lämmer 37—39 d. o) beste sette Hammel 38—41 6, d) weniger gut genährte Hammel 36—37 z. e) beste fette junge Schafe 33—34 d. k) weniger gut genährte Schafe und ältere Mutterschafe 30—32 4 für ½8 Klgr. Lebendgewicht.— Nau Levendgewicht bedangen Ochsen: 1. Qual. 48—50 J, 2. Qual. 43—46 K. 3. Qual. 35—42 4: Quien: 1. Qual. 46 bis 49., 2. Qual. 42—45 J. 3. Qual. 37—41 U: Kühe: 1. Qual. 43—46 K. 2. Qual. 39—42 J. 3. Qual. 35—38# und 4. Qual.— 6 für 50 Klgr.— Im Vorverkauf wurden ca. 50 tragende Kühe abgesetzt. Der Handel verlief in dieser Woche wieder techt träge. Bezahlt wurden 460 bis 550 pro Stück. Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„West: fälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulff.— Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolitischen und Handelsteil: Hermann Abels: für das Ausland, Soziales und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpolitik und das Feuilleton: Karl Ailinger: für Provinzielles und Lokales Wilh. Schmitz: für den Anzeigen- u Reklameteil: Johannes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für die Redaktion sind sters nur an diese(nicht an die einzeinen Redakteure) zu adressieren. Genrizt end Jieuer reb 6 100 Theater, Konzerte ete. X Stadttheater Volksyalle.(Detmolder Hoftheater=Endemble.) Man schreibt uns: Heute findet die letzte Autführung des samosen Overettenschlagers„Autoliebchen“ von Gilbert statt— Den zwei Gastspielen des berühmien barakterkomikers Herrn Carl bleften Imalien und Drogerier.2 der Ortc 18 „Das ist ja eine Zusammenstellung der ärgsten Gegensätze. Miß Lennox.“ Sie blickte rasch auf und ihm ins Gesicht. „Ich hege keinen Zweifel,“ versetzte sie,„daß Sie uns allen die Leviten lesen würden, wenn irgend eine Veranlassung Ihre Beredtsamkeit entfesselte. Halt, bleiben Sie hier im Lichtschein stehen. Harvey. Ich will Sie sehen. Ich dachte es! Etwas ist nicht in Ordnung. Sie sind bleich und matt und sehen so angegriffen aus, als seien Sie einen ganzen Monat krank gewesen. Was hat Sie so plötzlich verändert? Darf ich es nicht wissen?“ Es klang nichts Kolettes aus ihrem Tone. Trotzdem sie eine vollendete Kokette war, versuchte Miß Mary dennoch nie ihre Künste an Harvey Window. Es war ihm eine gewisse Würde eigen, die jeden Versuch weiblicher Verführungskunst in ihre Schranken zurückwies. Sie waren innig befreundet seit Jahren,— seitdem er die Studentenmütze getragen und sie mit der Mappe nach der Schule gegangen,— einfach warme Freunde und keiner von ihnen hoffte oder wünschte, dem anderen mehr zu sein. Miß Lennor mit dem matten Goldhaar, das ihre reine Stirn umkräuselte, mit den violetten Augen, die sich so durchdringend, ängstlich auf ihn hefteten, wäre dem Herzensfrieden manches jungen Mannes gefährlich gewesen, aber nicht im mindesten dem Freunde, der jetzt vor ihr stand. „Was hat Sie so plötzlich verändert?“ wiederbolte sie.„Sind Sie krank, Harvey?“ „Nicht im geringsten,“ entgegnete er. „Haben Sie Kummer?“ „Durchaus nicht,“ versetzte er lächelnd. „Also Schulden?“ fuhr sie hartnäckig fort. „Ebensowenig.“ „Dann ist es Liebe!“, rief sie triumphierend. „Ich habe das lange vorausgesehen. War die schöne Alice grausam gegen Sie? Ah. Harvey, Harvey, nehmen Sie mein Wort darauf. Sie haben nichts zu fürchten!“ Sein Gesicht hatte sich plötzlich verdunkelt; eine tiefe Glut flammte auf in seinen männlich schönen Zügen. Miß Lennox schien einen empfindlichen Punkt berührt zu haben. „Sie sind im Irrtum,“ erwiderte er kühl. „Miß Alice Marbury und ich sind gute Freunde, weiter nichts.“ „Harvey!“ „Es ist so.“ fuhr er fort, ihren Ton vorwurfsvollen Unglaubens mit einem gezwungenen erwidernd.„Der Sache ist keine andere, romantische Seite abzugewinnen. Miß Lennox. Ich bin einfach verstimmt durch all' diese gesetzlichen Formalitäten, denen ich durch mein eigentümliches Verhältnis zu dem Testament der verstorbenen Miß Melchior obzuliegen habe.“ „Papa hat mir davon erzählt. Harvey, ich hoffe, daß sich kein Erbe findet! Haben Sie schon Nachrichten erhalten?“ „Einen Brief diesen Morgen.“ Und er erzählte ihr den Gegenstand seiner Besprechung mit ihrem Vater und das Gebiet der Liebe wurde so glücklich umgangen.— Eine Stunde später trat er in das altfränkisch möblierte Zimmer des Hotels, in welchem Oberst Ruben Marbury Wohnung genommen hatte. Die Anordnungen, die Doktor Window getroffen, waren voll Dankbarkeit gebilligt worden von dem stolzen, alten Herrn von Marbury Hall. Niemand seiner Bekannten in der Stadt wußte von seinem täglichen Wachen bei der bleichen Leidenden im St. Philipps=Hospital. Sein Tun und Lassen beobachteten keine neugierigen Augen; keine geschwätzigen Zungen konnten die Geschichte seines Familienzerwürfnisses, dessen Bitterkeit und dessen traurige Folgen in die Welt hinaustragen. Der junge Doktor hatte klüglich vorgesorgt. als er Mrs. Greyson gebeten, über alles das strengste Schweigen zu beobachten, was mit der hilflosen Verirrten zusammenhing, welche die Wogen eines stürmischen Lebens in diesen stillen Ruhehafen geschleudert hatten. Es würde das stolze Gefühl der Marburys niedergebeugt haben bis in den Staub, wenn ihr Name dem gehässigen Gerede der Welt Nahrung gegeben, wenn eine Tochter ihres Geschlechts das öffentliche Mitleid und die öffentliche Neugierde wachgerufen hätte. So sorgfältig hatte Harvey jedes unangenehme Aufsehen in betreff der Kranken im St. Philipps=Hospital vermieden, daß selbst weder Kolonell Lennox. noch dessen Tochter eine Ahnung von deren Existenz hatten, und Miß Mary ließ sich gewiß nicht träumen, als sie Doktor Window so teilnehmend inquirierte, daß Nächte angstvollen 19 achens, Stunden und Tage schwerster Sorge des jungen Arztes hübsche Züge so gebleicht und kummervoll gemacht hatten. Das ruhige Hotel. in dem Oberst Marbury die letzten drei Wochen gewohnt, lag in der Nachbarschaft des Hospitals und ganz abseits des Stromes gesellschaftlichen oder kommerziellen Lebens, so abseits in der Tat, daß, als Doktor Window ohne jedes Zeremoniell in das dunkle, ungemütliche Parlor trat, das der Oberst innehatte, er nicht wenig erstaunte, sich Antlitz zu Antlitz einer Dame gegenüber zu befinden, die, jung, schön und fashionable, sich allem Anschein nach hier ganz zu Hause zu fühlen schien; denn sie saß an dem alten Mahagonitisch und trank den Tee. „Ich— ich bitte um Verzeihung!“ stotterte der Doktor verlegen und suchte sich eilends zurückzuziehen. „Nicht nötig. Doktor!“ antwortete eine helle, silberne Stimme. Und ein Paar dunkler Augen erhoben sich zu ihm, unter deren Blick ihm das heiße Blut in das Antlitz schoß. „Miß— Miß Marbury!“ stammelte er erstaunt. „Ja. Miß Marbury!“ wiederholte die junge Dame ruhig.„Sind Sie so befremdet, Doktor Window, mich hier zu sehen?“ „Befremdet? Ich bin überrascht!“ versetzte er. „Onkel Ruden hat mich gestern hierher kommen lassen,“ fuhr sie fort.„Ich vermute, daß ich die Bekanntschaft der neu erworbenen Kusine machen soll, die Sie,— nun, wie soll ich sagen? — die Sie haben für uns auferstehen lassen“. Aus ihrem musikalischen Lachen klang ein beinahe unangenehmer Zwang.„Setzen Sie sich und erzählen Sie mir von ihr. Drei Wochen lang brenne ich darauf. näheres zu erfahren.“ „Hat Ihnen Ihr Onkel nicht die Einzelheiten mitgeteilt?“ fragte er. „Einzelheiten! Wann gab sich Onkel Ruben je mit Einzelheiten ab? Seine Briefe sind kurz wie militärische Depeschen und ihn selbst habe ich noch nicht gesehen. Er schrieb mir, ich sollte zu ihm in seine Wohnung, Waterloo Street, kommen. und so langte ich denn vor einer Stunde hier an. Darf ich Ihnen mit einer Tasse Tee aufwarten? Sehen Sie, Sie finden es hier weit angenehmer, als Sie es zu finden hoffen durften.“ Sie hatte die altmodisch geformte Teetasse gefüllt, während sie sprach, in der anmutigen Weise, die ihr eigen war. Alles, was Miß Marbury tat. geschah anmutig und gewinnend. Schön war sie nicht; man war versucht, das zarte, farblose Antlitz mit den seltsam dunklen Augen, die Gestalt mit dem welligen, mattblonden Haar auf den ersten Anblick abstoßend zu finden. Auf den ersten Anblick aber auch nur. Die Anmut, die über ihre ganze Person und über jede ihrer Bewegungen ausgegossen schien, mußte den strengsten Kritiker zu ihren Gunsten stimmen und schon oft hatte Alice Marbury selbst der Schönsten ihres Geschlechts die Palme des Sieges streitig gemacht. Ihr Anzug, gewöhnlich in matter, gedämpfter Farbe gehalten, war stets peinlich genau; Verzierungen und Spitzen zeugten von gediegenstem Geschmack. Ihr Fuß hätte einem Bildhauer zum Modell dienen können, und die schneeige Hand mit dem glitzernden Saphir schien bestimmt zur Führung eines feenhaften Zauberstabes. Sie war von Mittelgröße und ihre ganze Gestalt umgab ein eigentümlicher, berückender Zauber Selbst jetzt, als sie in dem dunklen, alten Parlor saß, inmitten der düsteren, trübseligen Umgebung, war es Doktor Window, als sei das schwarzbraune Zimmer ihm noch nie in solchem Glanz erschienen wie in dieser Stunde. Aber es war nicht der warme, anheimelnde Glanz. den der Frauen Gegenwart so oftmals um sich verbreitet. Es war mehr ein unheimliches Blitzen. als eine freundliche Glut. „Und nun erzählen Sie mir von der schönen Unbekannten,“ fuhr Miß Marbury fort, während sie dem Doktor die Tasse reichte.„Ist es ihre Schönheit, die Onkel Ruben so bezaubert hat? Wird sie nach Marbury Hall kommen, um dort zu bleiben?“ „Ich glaube,“ versetzte der Doktor zögernd. „Ihr Herr Onkel hat sich noch nicht darüber geäußert. Es wäre allerdings der geeignetste Aufenthalt für Ihres Onkels elternlose Richte. Ihre Wiederherstellung ließ bis gestern die allerernstesten Zweifel zu. Sie ist während der letzten drei Wochen so krank gewesen, daß ihr Leben gleichsam an einem Haar schwebte.“ „Und in solchem Zustand haben Sie sie aufgefunden?“ Miß Marbury warf einen raschen forschenden Blick auf Doktor Windows Antlitz. = □•n•, Ja— SgTL2 S S 0 ### S SxERE! ———— ·—— *= 9 a 0•" G O: *" 0 2• S 2 S 0 E. □ S 021.* #nn-GUn Fe Bnn F#xaaTa —— B%ES S S: SS TEg •3yT —.„ü EBTTTGPSD SeESE 555E EREEES SgIRSOIESF S STsRaß GSENF SSR F3 :S S—SSB,g JT 9SSs ng wird dies einstweilen ein frommer Wunsch bleiben, wenn nicht bessere Hilfe an Arbeitskräften und Mitteln kommt. Nikolaus Schönig, Apostolischer Präfekt von Togo. Stella Maris(Stern des Meeres). In einer kleinen Entfernung von der Ortschaft Bajo Imperial, nahe an der Küste des Stillen Ozeans, liegt ein Hügel, auf welchem einst die Missionskirche und die übrigen zur Mission gehörigen Gebäude standen. Es war jener Hügel für die Missionare ein kleiner Kalvarien= berg, denn gar viele Opfer und Entbehrungen aller Art mußten sie erdulden, und selbst ihr Leben schwebte in Gefahr. Im Jahre 1881, italienische Kapuziner versahen damals die Mission, erhoben sich die Indianer der Umgegend und beschlossen, die Missionare und alle Chilenen zu ermorden. Doch einige gut gesinnte Indianer beachrichtigten die Missionare von diesem Plane, und diese flüchteten sich mit zahlreichen Chilenen nach dem Süden. Nur ein Missionar, P. Konstantius, wollte bleiben; er fürchtete sich nicht vor den Indianern, die er so sehr liebte. Jedoch ein ihm befreundeter Häuptling schickte ihm dreimal Botschaft mit der Bitte, er möge fliehen, um sein Leben zu retten, was er denn auch tat. Bald darauf kamen die Indianer und töteten alle Chilenen, die sich noch in Bajo Imperial fanden. Sodann plünderten sie die Mission und profanierten die Kirche. Ein Indianer, der in der Mission erzogen worden war, bekleidete sich mit den priesterlichen Gewändern, und ahmte die Zeremonien der hl. Messe nach, in Gegenwart von 800 mit Lanzen bewaffneten Indianern. Dann legten sie Feuer an alle Missionsgebäude: doch ein sehr starker Regen verhinderte deren Einöscherung. Nun ist jene Leidensstätte eine Stätte des Friedens geworden, ein trautes Heim für die Söhne der einst so wilden Araukaner, das seit einigen Jahren unter dem Namen„Stella Maris“ in der ganzen Umgebung bekannt ist. Die Kirche der jetzt von bayerischen Kapuzinern versehenen Mission und das Internat für Mädchen(110) unter der Leitung von Lehrschwestern vom hl. Kreuz von Menzingen befinden sich in der Ortschaft Bajo Imverial. im Tale während auf dem Hügel an der Stelle der ehemaligen Mission die Anstalt für Knaben(54) steht, und ein Kirchlein, das freundlich hinab grüßt in das weite Tal, und hinaus in die unabsehbaren Fluten des Stillen Ozeans.— Die Kinder erhalten Unterricht und religiöse Erziehung, beten und singen gerne zu Maria, dem Stern des Meeres, und empfangen oft das heiligste Sakrament. Erst in den letzten Tagen des Monats August empfingen 32 Knaben und 48 Mädchen mit großer An dacht die erste heilige Kommunion.— Sie fühnen, was ihre Väter in Unkenntnis gefehlt hatten; und was diese nicht erkannten, ist ihren Nachkommen zuteil geworden: Der„Stern des Meeres leuchtet mit seinem milden Glanze in den Kinderseelen. Er. Athanasius Hollermayer, O. M. Cap., Missionar in Chile. Nord=Schantung, 1. Sept. 1913. Hier an der Kante von Schantung=Tschili geht es in letzter Zeit bunt her. Unsere alten Gäste, die Räuber, machen sich die Kämpfe im Süden sehr zunutzen. Am 25. August plünderten sie, über 100 Mann stark, alle zu Pferde, ein Dorf hier in der Nähe. Die Soldaten waren ihnen in großer Uebermacht bald auf den Fersen. Die Räuber zogen sich in das fast ganz christliche Dorf Weitsuin zurück, woselbst ein Jesuitenpater residiert, wohl in der Absicht, dort Kanonen zu finden. Die Soldaten zogen Verstärkungen sammen und belagerten, über 1000 Mann stark, das Dorf drei Tage lang. Ich war um die Zeit ganz in der Nähe und hörte während zwei Tagen das ununterbrochene Geknatter. Die Räuber haben den Pater ganz in Ruhe gelassen, setzten sich aber im Waisenhause fest. Was sie dort angerichtet, habe ich noch nicht erfahren können. Natürlich haben sie im Dorse genommen, was zu finden war, und in die Häuser Breschen geschlagen, wie sie es zu ihrer Verteidigung gut befanden. Die Soldaten hatten das ganze Dorf umzingelt, wagten sich aber nicht hinein. Sie haben einen Offizier, 356 acht Mann und eine Anzahl Pferde verloren. Auch zwei Söhne des Bezirksmandarins sind gefallen. Am dritten Tage, als die tapferen Soldaten merkten, daß sie nichts durch ihr Schießen erreichten, baten sie die Christen eines anderen nahe liegenden, ganz katholischen Octes um Hilfe. Der Mandarin selbst begab sich dorthin. Da fuhren denn die Christen ihre alten chinesischen Kanonen, ein Erbstück der Borerzeiten, auf und gaben fünf Schüsse ab. Da wurde es den Räubern doch ungemütlich. Sie bestiegen ihre Pferde und entkamen mitten durch die Soldaten ohne Verlust. Dann drangen die Soldaten in das Dorf. zündeten 20 Gehöfte an und suchten nach Räubern. Zwei wurden wirklich noch gepackt und natürlich sofort einen Kopf kürzer gemacht. Außerdem wurde von den Soldaten ein Seminarist und ein anderer Christ erschossen, die wohl infolge ihrer besseren Kleidung für Räuber gehalten worden sind. Hoffentlich gestalten sich die Verhältnisse im Süden so, daß die Regierung bessere Truppen zum Schutze senden kann. P. Vitalis Lange, 0. F. M., Miss. Apost, 8000000000000000 1. Peter Bogt in Bilstein F 31. Oktober 1913. 96. Witwe Maria Köster in Olsberg 1 24. Oktober 1913. Wochen- und Festkalender. Sonntag, 9. November. Sechsundzwanzlaster Sonntag nach Pfingsten. Kirchenfarbe: weiß. Evangelium: Vom Unkraut unter dem Weizen(Matth. 13, 24—30).— Schutzfest Markä.— Theodor, Martyrer(f 306).— Ewige Anbetung in Kefferhausen und Bickenriede. Montag, 10. November. Andreas Avellinus, Bekenner (f 1608).— Ewige Anbetung in Mühlhausen i. Th., Dortmund(St. Apostel) und Ershausen. Dienstag, 11. November. Martinus, Bischof von Tours, Bekenner if 397).— Ewige Anbetung in Bernterode (Dekanat Wiesenfeld), Langendreer und Diedorf. Rittwoch, 12. November. Martinus, Papst und Martyrer (7 655).— Ewige Aubetung in Friedrichslohra, Blankenstein und Geisleden. Donnerstag, 13. November. Didacus, Bekenner(F 1463). Stanislaus Kostka, Bekenner(v 1568).— Ewige Anbetung in Martinfeld und Worbis(St. Nikolaus). Freitag, 14. November. Josaphat, Martyrer.— Ewige Anbetung in Katharinenberg, Bolkerode, Lehna und Gerbershausen. Samstog, 15. November. Gertrudis, Jungfrau(F 1334). — Leopold, Markgraf von Oesterreich(f 1147).— Ewige Anbetung in Pfaffschwende, Langerfeld und Neustadt(Piarrkirche). 132 arme Waisen= und Diasporakinder Pactum Liborlanum. Serte Nr. 9. 61. Ebefrau Johann Rudolf in Münster F 18. Oktober 1913. 15. 26. Ehefrau Maria Breimann in Wiedenbrück im Antonius=Waisenhause in Damme i. Old. bitten um F 2. September 1913. eine kleine Gabe. 24. 47. Edefrau Wildelm Genuit in Altendorf f 20.] In dankbarer Liebe beten sie täglich für euch und eure Oktober 1913.. teuren Verstordenen. 32. 46. Witwe Elisadeth Marx in Dortmund 1 30. Oktober 1913. 61. 49. Witwe Agnes Hesse in Oestereiden f 6. Oktober 1913. Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft „Westfälisches Volksblatt“ in Paderborn. Rätselecke. D. Bilder=Rätsel. e c t Kopf=Wechsel=Rätsel.“) Mit G: Enge Straße. " K: Geldbehälter. " M: Größere Anzahl. " R: Geschlecht. " S: Ebemalige Bezeichnung für Grundbesitzer. T: Trinkgefäß. Buchstaben=Rätsel.“) Was wächst mit K im Garten ran Holt sich mit B ein junger Mann. Pflasterstein=Nätsel.“) Gegensätze.“) Zu den nachstebenden je 2 Worten sind die Gegen sätze zu suchen. Jeder muß ein zusammengesetztes Hauptwort ergeben. 1. A Punkt. 2. Sie Du. 3. Kurz Feigheit. 4. Alt Sonne. 5. Frau Silber. 6. Da Land. 7. Stump Mädel. 8. Leutnant Stadt. Vexier=Bild.“) Wo ist der Esklmo? b Die nachstehenden 10 Buchstaben a d deeg 1* pflastere man in die vorstehende Figur ein. Ist dies richtig geschehen, muß das fertige Pflaster ein Sprichwort ergeben. Auflösungen der Aufgaben in Nr. 44. 1. Bilder=Rätsel: Nichts ist Lieberes auf Erden Als Frauenlieb, wem mag sie werden? 2. Scherzfragen: 1. Daß man nach den Flitterwochen wie aus den Wolken gefallen ist.— 2. Anstang. 3. Die Abgaben. 3. Rätsel: Tokio— Kioto. 4. Buchstaben=Ratsel: ad— Ade. I 5— Elbe. ng— Enge. S p— Espe. St— Esthe. id— Idee. 5. Bersteck=Rätsel: 1. Serbe. 4. Belgier. 5. Ire. 6. Chinese. 6. Rechen=Aufaabe: 7. 43/86. 7. Dreisilbige Charave: 1 2= Erlau in Oesterreich=Ungarn), 2 3= Laube, 1 2 1= (Wein), 1 2 3= erlaube, 1 3= Erbe. Richtige Lösungen sandten ein: Maria Kahmen Atteln; Geschwister Rols in veelsen. 2. Russe. 3. Schotte. (Stadt Erlauer *) Unberechtigter Nachdruck verboten. So., Da ATyST Coünesee nne PR O 9270= 55 PS gg, ccs Bägg BBEESEBSofsgeSSSESSBESTS 2535S S D *" 5 2 *„*— * S □ — 3 S.5 a BEE ##genes RS 9SSS— NAEERRAN Sonntagsfeier. Beilage zum Westfälischen Volksblatt und Sauerländer Tageblatt. Redigiert von Karl Ailinger. Geistlicher in Baderborn. Nr. 45. Sonntag, 9. November 1913. 32. Jahrg. Herbst. Nun Herbst ist' geworden! Es segen von Norden. In schrillen Akkorden die Stürme daher. Von Vögleins Gesängen, Melodischen Klängen An Bergesgehängen hört garnichts man mehr. Verschwunden ach balde— Der Schmuck in dem Walde. Die Blümlein der Halde Und Fluren und Au. Die Wasser fern brausen, Vom Ufer ein Sausen, Am Firmament hausen Die Wolken schwarz=grau. Im Hochwald es dröhnet, Es ächzet und stöhnet— Und weithin ertönet Die Welten entlang: „Das— aure vergehet Was irdisch ist, sehet, Erwäget, verstehet Den Sterbegesang.“— Schon steht auf der Lauer Der herbstlichen Trauer Der Winter, o Schauer, Mit Leichenmien' kalt. „O Mensch, hier beachte, Recht ernstlich betrachte— Auch dir naht ganz sachte Das Sterben gar bald.“— Wenn Schneeflocken sinken, Doch Sternelein blinken. Hell leuchten und winken, Vom Himmel uns zu: „Nur Mut und Vertrauen! Auf himmlische Auen Kannst ewig du bauen,— Dort ist deine Ruh!"— Maria Dransfeld. 01 26. Sonntag nach Pfingsten. Evangelium: Matthäus 13, 24—30. In der Zeit sprach der Herr Jesus zu den Scharen des Volkes dieses Gleichnis: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säete. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säete Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da zeigte sich auch das Unkraut. Die Knechte des Hausvaters aber traten herzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesäet? Woher hat er denn das Unkraut? Und er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst du, daß wir hingehen und es aufsammeln? Und er sprach: Nein! damit ihr nicht etwa, wenn ihr das Unkraut aufsammelt, mit demselben zugleich auch den Weizen ausreißet. Lasset Beides wachsen bis zur Ernte; und zur Zeit der Ernte will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel zum Verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheuer.“ Das heutige Evangelium bedarf eigentlich keiner Erklärung, da der Sohn Gottes selbst es erklärte.„Der Sohn des Menschen ist's. der den guten Samen sät", erklärte er seinen Jüngern.„Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reiches. Das Unkraut aber sind die Kinder des Bösen. Der Feind, welcher es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Gleichwie man nun das Unkraut ausreißt und im Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt sein. Der Sohn des Menschen wird seine Engel senden, diese werden aus seinem Reiche alle Aergernisse und die Böses stiften, sammeln und in den Feuerofen werfen, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird. Die Gerechten aber werden dann wie die Sonne in ihres Vaters Reiche leuchten.“ „Das Himmelreich“, sagt Jesus.„ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.“ Unter Himmelreich ist hier das Reich Gottes, die Kirche, zu verstehen. Christus will sagen, daß es sich mit seiner Lehre verhalte wie mit dem reinen Samen, den ein Sämann in ein empfängliches Erdreich streut. Sowie nun aus gutem Samen, in gutes Erdreich gesät, nur gute Frucht entsteht, so kann auch die Lehre Jesu. unter dem Beistand des Hl. Geistes in der Kirche allezeit vor Irrtum und Fälschung bewahrt, nur Gute und Gutes erzeugen. Woher kommt nun demnach das Böse und die Bösen in der Christenheit? Darauf antwortet Jesus:„Dadie Leute schliefen, kamsein Feind und säte Unkraut unter den Weizen.“ Und wer ist dieser Feind? Der Jeind ist der Teufel. sagt der Heiland. Als Menschenmörder von Anbeginn sucht er stets Irrtum, Unglaube. Sünde und Verderbnis zu verbreiten und seine Bundesgenossen sind die bösen Gelüste in dem verdorbenen Menschenherzen, sind falsche Lehrer und Verführer, sind glaubens= und sittenlose Bücher, Schriften und Zeitungen, sind verderbliche Schau spiele, die Religion und Tugend lächerlich machen. Und wer sind die Leute, die durch ihren Schlaf dem Feinde es ermöglichen. Unkraut zu säen? Ihr seid es, christliche Obrigkeiten, die ihr dem Strom der Verderbnis, wie er sich in einer schamlosen Literatur die breitesten Volksschichten, vor allem die Jugend übergießt, nicht wehrt. Ihr seid es, christliche Eltern, die ihr, statt mit gründlicher Unterweisung eurer Kinder eine unermüdliche Wachsamkeit zu verbinden, auf daß der Same der Wahrheit mit dem Keime der Tugend nicht in ihren Herzen erstickt werde, durch eure Sorglosigkeit in den Reden, die ihr vor ihnen führt, in den Beispielen, die ihr ihnen gebet, bezüglich der Bücher, die sie lesen, des Umganges, den sie pflegen, des Gottesdienstes und der Heilsmittel, die sie vernachlässigen, der Vergnügen, an denen sie teilnehmen, der Grundsätze und Gesinnungen, die sie äußern, schuld seid, daß Unglauben und Sittenverderbnis den Greuel der Verwüstung über ihr zartes Alter ausgiehen; ihr alle seid es, die ihr die Gelegenheit zur Sünde nicht meidet, eure Sinne den schlechten Eindrücken nicht verschließt, die ihr nicht wachet und betet.“ Es gibt in der Kirche Gottes neben dem Guten auch Böses. neben den Guten auch Böse. Es ist dies die Saat des hinterlistigen Feindes, des Vaters der Lüge und des Urhebers der Sünde. Nicht von Gott sind die Bösen und das Böse gewollt, aber in seiner weisen Vorsehung geduldet und zugelassen.„Lasset Beides bis zur Ernte miteinander wachsen.“ Solange also der Weizen noch auf dem Acker steht, soll das Unkraut verschont bleiben. Um der Gerechten willen sollen die Bösen verschont werden. Wieviel haben denmach nicht die Sünder den Frommen zu verdanken! Gott läßt die Bösen unter den Guten fortbestehen aus Liebe und Barmherzigkeit gegen jena und gegen diese; gegen jene, damit sie sich bekehren, wie Gott selbst spricht: So wahr ich lebe, — ich will nicht den Tod der Gottlosen, sondern daß der Gottlose sich bekehre von seinem Wege und lebe!“ gegen diese, damit sie in den Tugenden, an Verdiensten zunehmen und zu einer desto größeren Herrlichkeit im Himmel gelangen: „Glaubet nicht.“ so schreibt der hl. Augustinus, „daß die bösen Menschen ohne Ursache in der Welt seien und daß Gott nichts Gutes durch sie wirke. Jeder Böse lebt, entweder daß er gebessert, oder daß der Fromme durch ihn geprüft werde.“ Daher die Antwort des Hausvaters: „Lasset beides bis zur Ernte miteinander wachsen.“ Will etwa Gott demnach, daß man die Ruchlosigkeit nicht störe, ihren Sünden nicht wehre und sie im Wachstum ihrer Bosheit nicht hindere? Nein! jeder soll nach Kräften die Fehlenden zurechtzuweisen uno zu bessern suchen; folglich auch, wo es seine Pflicht erfordert, seine Strafgewalt zur Verhütung des Bösen gebrauchen. Werdet aber nicht müde an der Besserung der Fehlenden zu arbeiten, bald durch gründliche Belehrung und Ermahnung, bald durch Bitten und Tränen, bald durch Drohung und pflichtmäßiger Strafen. vor allem aber durch ein gutes Beispiel und inbrünstiges Gebet. Der Hausvater läßt das Unkraut mit dem Weizen aufwachsen, aus unvermeidlicher Notwendigkeit, nicht aber damit sich beides vermische und einige. Der Weizen soll sich vielmehr von dem Unkraut absondern um nicht mit ins Feuer geworfen zu werden. Obwohl die Welt aus Guten und Bösen besteht, und die Bösen nach Gottes Zulassung zur Heiligung der Guten dienen, so werdet ihr nicht gut bleiben, wenn ihr mit Bösen umgehet. Daher warnt der göttliche Geist: „Gib den Ruchlosen kein Gehör; geselle dich nicht zu ihnen, denn sie stürzen ihre eigne Seele ins Verderben".„Weichet von den Hütten gottloser Menschen und rühret nichts an, was ihnen zugehört, damit ihr der Strafe ihrer Sünden nicht teilhaftig werdet.“ Lasset uns mit den Bösen nur soweit umgehen, als es unser Stand rerlangt; ihre Gemeinschaft aber soll kein Gegenstand sein, woran wir Wohlgefallen haben, sondern woran wir unsere Geduld üben.„Mit Duldung“, sagt der hl. Augustinus,„lasset uns unter den Bösen leben, weil die Guten, da wir böse waren, auch mit Duldung unter uns lebten.“ Für uns selbst ist in diesen Erdentagen die Zeit der Aussaat für die Ewigkeit. Nur guten Samen dürfen wir ausstreuen, wollen wir einmal reichliche Früchte ernten. Nicht minder aber müssen wir uns auch vor Lauheit und Trägheit hüten, sondern müssen wachsam sein, damit der Feind nicht Unkraut säe. Werden wir nie 350 wankend im Glauben und in der Uebung des Guten, wenn wir auch die Ruchlosigkeit hier auf Erden mit der Frömmigkeit das gleiche Los teilen, ja oft jene glücklicher als diese sehen. Diese scheinbare Ungerechtigkeit ist die sichere Bürgschaft einer Vergeltung im Jenseits. Ahmen wir Gottes Langmut nach im Ertragen der Bösen, und helfen wir sie bessern.„Lasset uns Gutes tun, ohne zu ermüden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.“(Hal. 6. 9.)—.8 Wgcngn Eltern als Erzieher. In der schweizerischen Zeitschrift für Jugenderziehung erzählt ein mit„Vera“ zeichnender Autor folgende erschütternde Geschichte: Vor der vollzählig versammelten Schulvorstehersoaft steht ein zehnjähriger Knabe. Es entwickelt sich folgendes Strafgericht. Der Präsident:„Warum bist du die letzten fünf Tage nicht zur Schule gekommen?“ Der Knabe:„Mutter war krank, ich mußte daheim bleiben.“ Präsident:„Was hat deine Mutter für eine Krankheit?“ Der Knabe:„Ich weiß es nicht.“ Präsident:„So, du weißt es nicht; war die Mutter im Beit?“ Der Knabe:„Nein.“ Präsident:„Was hast du dabeim getan?“ Der Knade:„Geschafft.“ Präsident:„Was geschafft?“ Der Knabe:„Allerlei.“ „Präsident:„Sag' die Wahrheit, du bist jeden Tag Schlittschuhe gelaufen.“ Der Knabe:„Wer hat das gesogt?“ Präsident:„Man hat dich gesehen, deine Mutter war nicht krank; he, Bürschchen, ist's nicht so? Warum hast du die Schule versäumt, aber lüg' nicht mehr, sog' uns die Wahrheit, sonst gidts Schläge. Mußtest du daheim bleiben?“ Der Knabe:„Nein ich wollte nur lieber auf das Eis, darum sagte ich dabeim, es sei keine Schule, und zum Lehrer, ich müßte daheim bleiben.“ Präsident:„So, so, also daheim und in der Schule gelogen, was?“ Der Knabe:„Ich tus nicht mehr!“ Präsident:„So, nun noch etwas Der Lehrer sagt: du nehmest den Kindern Sachen weg. Die werden überall gesucht, und nach drei, vier Tagen bringst du sie wieder zurück. Wo tust du die Sachen hin?“ „Der Knabe:„Die verstecke ich daheim!“ Präsident:„Warum tust du das?“ Der Knabe:„Weil es lustig ist wenn alle sachen: Präsident:„Hm, eine eigentümliche Freude, die aber streng bestraft wird. Du kannst abtreten dort ins Nedenzimmer, bis ich dich rufe. Was sagen Sie, meine Herren, wie wollen wir den verdorbenen Jungen strafen?" Verschiedene Stimmen:„Prügel, Arrest, Nachsitzen der geschwänzten Stunden.“ Da bittet der Nachbar des Knaben, der zufällig auch im Schulrat sitzt. ums Wort. „Meine Herren, ein Wort. Wollen wir nicht lieber den Vater strafen als den Buden?" Allgemeine Verwunderung. Präsident:„Bitte, erklären Sie, Herr Doktor, den sonderbaren Wunsch.“ Doktor:„So hören Sie, meine Herren.“ Ich wohne gleich nebenan, wo der kleine Sünder wohnt und habe mir oftmals Gedanken über die Er ziehung des Kleinen gemacht. Im Garten hat der Vater oft mit den Kleinen Ball gespielt. Arnold war damals drei bis vier Jahre alt. Auf einmal ein lautes Geheul des Knaben, der Ball in fort! Der Kleine sucht und schreit. Der Vater steht dabei, nach ungefähr fünf Minuten nimmt er den Ball aus seiner Tasche:„Siebst du, nun haben wir ihn wiedergefunden.“ Der Knade jauchzt:„Vater, en hast idn gehabt, drum hab' ich ihn nicht gesunden.“ Meine Frau hat oft beobachtet, wie Arnold es mit unsern Kindern genau so machte. Der Vater hat ihn auch gelehrt, wie man schnell Zucer vom Tisch nehmen kann, ohne daß es Mama sieht. Der Knabe soll darin eine große Fertigkeit haben. Einmal steht der Knabe lange Zeit an der Ecke bei meinem Garten. Ich hab' ihn beobachtet. Er erwartet etwas, denk' ich bei mir. Ich frage ihn:„Warum stehst du so lange allein?"„Ich muß auf den Herrn warten, den Reisenden mit dem schwarzen Köfferli. Dann muß ich ihm sagen: Der Vater ist nicht daheim, er ist zu einer Beerdigung nach Zürich.“ „So, wer ist denn in Zürich gestorben?“„Niemand, aber der Reisende darf halt nicht kommen, der Vater hat jetzt kein Geld. Ja, und der Vater hat gesagt, wenn ich's gut mache, dann gibt er mir 20 Rappen. Dort kommt er, das ist er. Adien, Herr Doktor.“ Ich hab' schon damals den Knaben bedauert, daß man ihn so erzieht! Und im Geschäft in dem der Vater arbeitet, hat der Knabe ihn schon oft mit Krankheit entschuldigen müssen, während dem Vater nur die Arbeitslust fehlte. Was Wunder, wenn der aufgeweckte Knabe die gleichen Manipulationen macht. Nach meiner Ansicht gehört die Strafe dem Vater." Dem Knaben wird das Ungehörige seiner Handlungsweise erklärt, und er wird gewarnt, je wieder so was zu machen. Der Vater erhält ein Schreiben, das ihm nicht gefällt. Zu Hause erhält der Knabe Prügel, weiler die Wahrheit gestand. Ist das nicht grausam? 80000000000000 Unser Kleinster. Eine Allerseelengeschichte von M. Scheffer=Boichorst. (Nachdruck verboten.) Die Kanzleirätin Koch war Witwe geworden und lebte nun mit ihren drei Knaben in den bescheidensten Verhältnissen. Trotzdem hatte sie es ermöglicht, ihre beiden ältesten Söhne studieren zu lassen. Ihr Opfermut sollte sich auch lohnen, denn die Kinder waren begabt und fleißig, brachten die besten Zeugnisse heim und wurden jedes Jahr versetzt. Auf den höheren Klassen erleichterten sie der Mutter die Geldopfer durch Stundengeben und Stipendien, die sie durch gute Gönner erhielten. Nach glänzendem Abitür hatte sich der eine für Medizin und der andere für Philologie entschieden. Nun war Paul, der Jüngste, noch da, em zarter, schmächtiger Junge mit dunklen, etwas schwermütigen Augen. Man behauptete von ihm, er sei noch begabter wie seine Brüder und er galt in der Schule als ein lumen. Aber er blieb immer das artige, bescheidene Kerlchen. Seiner Mutter machte er gesundheitlich Sorgen, es zeigte sich eines Tages, daß die rechte Schulter heraus trat und Anlage zur Rückgratverkrümmung da war. Die Muttr tat alles um dem Unglück entgegen zu arbeiten. Er kam monatelang in eine orthopädische Heilanstalt.— Geradehalter wurden angefertigt und alles kostete viel Geld und half wenig. Die Brust sank allmählig ein und die rechte Schulter trat höher hervor. Paul war längere Zeit vom Unterricht dispensiert und als er wieder zur Schule kam, dauerte es nicht lange, da saß er wieder über den größern Jungens in der ersten Bank. An demselben Tage, als er wieder höher hinauf rückte, mußte er eine Lieblosigkeit erleben, die er nie verwinden konnte. In der Hauptpause wollten acht Schüler ron seiner Klasse ein Spiel machen, an dem Paul sich zu beteiligen gedachte. Da, im letzten Moment wurde er von einem großen, wüsten Burschen unsanft aus dem Kreise gestoßen und zu den Andern gewandt, brauchte er das grausamste aller Volkssprüchworte:„Hüte dich vor denen. die Gott gekennzeichnet hat.“ Ein paar gut gesinnte Kinder aber ziesen entrüstet:„O, er will nur nicht daß du mit tust, weil du herauf gekommen bist— und er herunter!“ Der kleine Ausgestoßene aber war noch um einen Schein blasser geworden und schlich sich mit bebenden Lippen aus dem lärmenden Kreise. Mittags saß er gedankenschwer über seinem Teller Suppe und löffelte noch länger wie gewöhnlich.„Mein Junge, die Schule ist dir heute wohl etwas viel geworden“, sah ihn die Mutter besorgt an. Und das Kind hatte ohne aufzusehen zu der Annahme genickt. Mit dem sicheren Empfinden seiner feinfühligen, jungen Seele wußte er, wenn ich meinem Mutterchen erzähle, was mich drückt, würde sie auch ganz traurig. Er mußte noch manches Jahr zur Schule, aber Niemand sah ihn jemals wieder im fröhlichen Spiel mit Kindern. Mit der Zeit war er sechzehn Jahre geworden. Die beiden älteren Brüder hatten sich kürzlich schriftlich und gelegentlich münd ich dahin geäußert, daß es, wie sie sich ausdrückten, doch das Richtige sei, wenn„unser Kleinster“ nicht mehr weiter studiere. Einmal sei er doch nun mal schwächlich und dann koste das Studium ja auch mehr, wie sich erübrigen ließe, da alles und jedes in den letzten Jahren ungleich teurer geworden sei. Außerdem wäre in allen Berufen eine trostlose Ueberfüllung.— Die Aufgabe des Studiums bedeutete für Paul ein großes Opfer, aber das Gefühl, daß es seiner Mutter bei dem dritten Sohn noch schwerer fallen würde all die Kosten zu bestreiten, wie bei den ältesten Brüdern, deren Ausbildung die kleinen Ersparnisse beinah aufgezehrt hatten, ließen ihn willig entsagen. „Dann will ich auch das werden, was unser Vater war,“ hatte er erklärt.„Ich kann dich dann auch hegen und pflegen, wenn du mal krank und alt bist und immer bei dir bleiben, liebe Mutter,“ hatte der brave Junge noch hinzugefügt. Und vom ersten Oktober an ging er als Schreiber aufs Gericht. Die Frau Kanzleirat hatte in der Tat einen rührend guten Sohe an ihrem Paul. Die Liebe und Aufmerksamkeit gegen seine„Muttei war sprüchwörtlich und vorbildlich in dem kleinen Städtchen. Paul gab in seiner freien Zeit Anfängern Stunden in fremden Sprachen und Mathematik und legte den vierten Teil davon in die Spardose. Als er nach Jahr und Tag hundert Mark zusammen hatte, wechselte er es in Gold ein und sagte strahlend zu seiner Mutter:„Nun noch dreimal so viel und ich lade dich zu einer Reise in die Schweiz ein!“ „Junge“, hatte die Kanzleirätin lachend ausgerufen,„das kann doch dein Ernst nicht sein, in die Schweiz?“ „Jawohl liebstes Mutterchen in die Schweiz: wer so viel Freude und Genuß an und in der Natur hat, wie du und dein Kleinster, der muß durchaus mal in die Schweiz.“ Und bei dieser Gelegenheit war er mit einem großen Herzenswunsch aus Tageslicht getreten. Mit einem Anflug von Verlegenheit gestand er, daß er sich so gern zu dieser Reise dann auch einen Lodenmantel mit Pelerine zulegte. Der arme Schelm fühlte sich oft so unbehaglich in den ausrangierten Anzügen und Mänteln seiner großen stattlichen Brüder, die mit mehr oder minder Geschick für ihn verändert wurden. Ein Lodenmantel mit Pelerine— erschien ihm als das Schönste und Erstrebenswerteste, was es für ihn auf der Welt geben konnte. Wenn er den doch trug, sah und ahnte doch kein Mensch mehr, daß er eine schiefe Schulter hatte! Aber er mußte sich noch gedulden bis dahin. Und doch sollte sein Herzenswunsch sich viel schneller erfüllen, wie er sich träumen ließ. Es wurde Herbst und Winter und Paul hatte schon verschiedentlich zu seiner Mutter gesagt:„Ich denke, du wolltest dir doch einen neuen Wintermantel gekauft haben," aber dann hatte sie immer abgelenkt oder fand ihn für eine Dame in ihren Jahren noch längst modern und schön genug. Was aber machte Paul für Augen, als er am Weihnachtsabend unter dem Christbaum einen wunderschönen, funkelnagelneuen Lodenmantel mit Pelerine auf seinem Platze liegen sah. „Mutter! Liebste, beste Mutter!“ hatteer sie immer wieder umarmt. Er hatte vor Freude und Ueberraschung förmlich rote Backen bekommen und sah sie mit feuchtglänzenden Augen Ia strahlend und dankbar an. 355 eigener tiefster Seelenerfahrung sprach. Ergreisende Missionsreden hielten der Häuptling Good Bear von Elbowoods und Jakob Garfield aus Montana. Ersterer zeichnete die Lage seiner Leute vor der Ankunft der Glaubensboten und entwarf em Bild von der Tätigkeit der Priester. In rührender Weise dankte er zuletzt im Namen seines Volkes den Patres und Schwestern für alles, was sie den Indianern in langer, harter Arbeit getan. James Garfield bot ein trauriges Gegenstück zu dieser Schilderung. Er erzählte, wie sein Stamm, die Affineboines, die gröbten Opfer gebracht hätte, um den katholischen Glauben zu erlangen, wie sie umsonst um einen Priester bäten und sich in ihrem selbsterbauten Kirchlein allein versammeln müßten. Nur selten könne ein Priester zu ihnen kommen, und dieser verstände die Sprache des Stammes nicht. Dann bat er inständig, daß die katholischen Indianer ihren nächsten Kongreß in seiner Heimat abhalten möchten, damit seine lutholischen Landsleute gestärkt und die Heiden zum Anschluß an die Kirche angetrieben würden. So zeigte dieser Katholikentag aufs neue, wie tief der Indianer die katholische Religion erfaßt hal und wie ernst er sie ins Leben umsetzt. Pr. St. Martinstag. Dem hl. Martin, Bischof von Tours, ist der 12. November geweiht. Der Heilige wurde ums Jahr 316 u. Chr. in Niederungarn geboren und mußte sich nach dem Willen des heidnischen Vaters dem Kriegsdienste widmen. Er kam nach Gallien, wurde Christ und galt bald als Muster aller Tugenden. Einst teilte er seinen Mantel mit einem frierenden Bettler, und der Legende zufolge erschien ihm in der folgenden Nacht Christus mit diesem Mantelstück bekleidet. Daher wurde er auch gewöhnlich als römischer Krieger, auf einem Schimmel reitend, dargestellt, wie er mit dem Schwerte die Hälfte seines Mantels abschneidet und damit den frierenden Bettler bekleidet. St. Martin lebte anfänglich still als Einsiedler, wurde aber dann Priester; er erlangte durch sein Beispiel und sein frommes Wirken großes Ansehen und wurde 375 zum Bischof von Tours gewählt. Der hl. Martin wirkte sehr segensvoll. Durch zahlreiche Wunder wurde dieses Wirken verherrlicht. Er erkrankte auf einer Reise und starb am 11. November 397 oder 400 auf einem mit Asche bestreuten Bußsack. In Tours wurde er beigesetzt. Der Martinstag wurde ein Festtag, der im ganzen Abendlande und besonders in Frankreich gefeiert wurde. An den Martinstag knüpfen sich von jeher viele Volksgebräuche und Sitten. Die frühere Sitte der„Zehnten“ und Zinsen zu Martini, zahlbar durch Gänse und Hühner, wird mit dem alten Brauch der Martinsgans in Verbin dung gebracht, dessen urkundlich zum ersten Male Erwähnung geschehen sein soll im Jahre 1171, wo ein gewisser Ulrich von Schwabenburg der Abtei von Corvei zum Feste des hl. Martin eine silberne Gans verehrte. Und wer erinnert sich nicht der Martinsschmäuse, des Martinstrankes, des Martinsmännchens, der Martinifeuer, der Martinihörner(süße Kuchen in Huseisenform), des Martinsschweines und der Martinsgans Der Bauer sagt:„Auf Martin schlachtet man die feisten Schweine, die großen geben uns die großen Würste und die fetten Schinken.“ Eine Bauernregel heißt:„Wenn die Gänse zu Martini auf dem Eise stehen, müssen sie Weihnachten im Kote gehen.“ Ist der Tag naß, kommt em unbeständiger Winter; scheint die Sonne, kommt große Kälte. Die Knechte ziehen durchs Dorf und knallen, bis sie Kuchen bekommen. Daher heißt's:„Märte kimmt Kucha knalla.“ Der Schimmelreiter zieht mit großem Gefolge durchs Dorf. Der Erbsenbär brummt, wird ins Wasser geworfen, aber wieder wie ein nasser Pudel herausgezogen, u. a. mehr. Wer kennt sie alle, die Volksgebräuche zum St. Martinstag! Unzertreinlich vom Martinstage aber ist die Martinsgans, die ihren gebratenen Flug fast über das ganze germanische Europa genom men hat. Die Legende erzählt nämlich: Der hl. Martin habe, als man ihn zum Bischof er wählt hatte, im Gefühle demütigster Bescheiden heit, weil er der hohen Würde sich nicht gewachsen glaubte, sich, als man nahte, ihn zu suchen, in einem Gänsestall versteckt, bis das Geschnatter der Gänse ihn verriet. Sie legten gewissermaßen dadurch Protest ein gegen seine Bescheidenheit. Infolgedessen fand ihn die zu seiner Abholung bestimmte Deputation, und der fromme Martin mußte seine Einsiedelei mit dem Bischofsstuhl vertauschen. Da die Gänse viel dazu beigetragen, wurden sie bald Martinsvögel genannt, und nach dem am 11. November erfolgten Tode des hl. Martin benutzte man sie überall zum Festschmaus. Aber auch schon im Altertum hatten die Gäuse eine hohe Bedeutung. Bei den Grie chen war die Gans der Göttin Persophone ge weiht; bei den Römern war sie der heilige Vogel der Juno. Im Juno=Tempel wurden daher auch stets einige Gänse gehalten, selbst auf dem Kapitol. Dieses wurde sogar im Jahre 390 v. Chr. bei der Belagerung durch die Gallier infolge des Geschreies der Gänse gerettet. C cpanen Sechs Totengräber. Ein frommer Mann, der vor mehr als 200 Jahren lebte, pflegte folgendes zu sagen: Wenn ich meine Augen auf unsere Jugend werfe. erblicke ich sechs Totengräber. Der erste heißt Trunkenheit. Wie mancher trinkt sich zu Tode! Die Saat verdirbt, wenn sie überschwemmt wird. Das Lichtlein geht aus, wenn du zu viel nachschüttest. Willst du lange leben, o Jüngling, so höre auf, unmäßig zu trinken. Der zweite heißt Unkeuschheit. Wie mancher bringt sich dadurch zu Tode! Durch ungezähmte Lust wird der Körper entkräftet und verliert seine Stärke. Ist es nicht so? Was brennt, wird endlich verzehrt. Der dritte heißt Zorn. Eiser und Zorn verkürzen das Leben, sagt Sirach, und der heil. Paulus sagt(Galater 5):„Zorn bringt Hader, Hader bringt oft Mord und Totschlag.“ Der vierte heißt Ungehorsam gegen die Eltern. Wir wissen, was das vierte Gebot für einen Segen im Munde hat: wer es nicht hält, den trifft der Fluch. Ein dürres Holz, das sich, nicht will biegen lassen, muß brechen. Der fünfte heißt böse Gesellschaft. Ac, wie manchen hat sie um der Seele Seligkeit gebracht! Der Lebendige wird den Toten nicht ins Leben zurückrufen, der Tote aber wird den Lebendigen gewiß durch seinen Leichengeruch löten. Der sechste und letzte heißt Müßiggang, der den Menschen bei lebendigem Leibe begräbt. Nutzt denn ein Müßiger mehr als ein Toter? Wenn der Baum nicht Früchte tragen will, wird er abgehauen und ins Feuer geworfen. Bedenket dies, und wenn ihr Lust habt zu leben, so rufet diese Totengräber nicht selbst herbei. Aus den Missionen. Eröffnung des Hinterlandes von Togo für die christl. Missionen. Den Kolonialfreunden dürfte es nicht un bekannt sein, daß das ganze Hinterland von Togo für die christlichen Missionen durch eine Verfügung des Kaiserl. Gouvernements bisher verschlossen war. Auf die Gründe, die zu einer solchen Verordnung Anlaß gegeben haben mögen, wollen wir hier nicht weiter eingehen. Nur so viel sei erwähnt, daß in der Zeit der Sperre für die christlichen Missionen der Islam sich frei ausbreiten konnte und sich tatsächlich auch sehr ausbreitete. Es hätte nur noch eine geringe Anzahl von Jahren bedurft, so hätte das ganze weite Gebiet unter dem Einflusse des Islam gestanden, und dann wäre die Arbeit der christ lichen Missionen, wenn nicht ganz unmöglich, so doch weit schwieriger geworden. Daher drängten die Missionen der beiden christlichen Bekenntnisse immer wieder durch Bittgesuche auf Aufhebung dieser Sperre. Am Ende des letzten Jahres wurde endlich dieser Bitte Gehör geschenkt. Sofort rüsteten die beiden Missionen alsbald dort die Arbeit in dem ihnen für die nächsten 20 Jahre zugewiesenen Bezirk aufzunehmen. Die evangelische Missionsgesellschaft zu Basel entsandte bereits im November vorigen Jahres drei Missionare, welche in der Hauptstadt des früheren Dagombareiches deutschen Anteils sich niederließen: ob sie aber bei diesem stolzen und trägen Volke, das zudem nayezu zu ¾ muhammedanisch ist, Erfolg haben werden, wird die Zukunft zehren. Die katholische Mission konnte erst im März dieses Jahres zwei ihrer Glaubensboten in den Nordosten entsenden. Der Ort, wo die erste Station gegründet werden sollte, war bereits im Vorjahre ausgesucht worden. Die Wahl war nicht leicht. Zunächst sprachen manche Gründe dafür, in der unfern von der Kaiserl. Regierungsstation gelegenen großen Ortschaft Paratau, der Residenz des Oberhäuptlings von ganz Tschautschau, sich niederzulassen; denn wären hier die Bemühungen der Missionare mit Erfolg gekrönt, so würden ohne Zweifel die anderen Ortschaften des weiten Gebietes dem Beispiel der Hauptstadt folgen. Aber es tauchten bald begründete Zweifel auf, ob die Missionsarbeit gerade an diesem Orte, wie auch einigen Nachbatorten Erfolg haben werde. Ein großer Teil der Bevölkerung nämlich gehört bereits dem Islam an; auch der Oberhäuptling ist, wenigstens äußerlich, nach seiner Thronbesteigung zum Tslam übergetreten. Zwar war im hohen Nate, der zum größten Teil nur aus Muhammedanern besteht, beschlossen worden, um unsere Schute zu bitten; jedoch der Oberhäuptling, der auch bei der ersten Begegnung beteuert hatt;, daß er uns gerne aufnehme, wenn nur„der große Weiße" auf der Regierungsstation es wolle, stellte später keine Bitte. Der Galadima, d. k. erster Sprecher des Oberhäuptlings, erklärte zwar. daß, da der ganze Rat für die Niederlassung der Missionare in Paratau gestimmt habe, er das Verhalten des Oberhäuptlings sehr sonderbar finde. und wir deshalb in seinem Dorfe eine Schule eröffnen sollten. Er werde, so fügte er bei, schon für genügend Schüler sorgen. So einladend dies auch klang, entschlossen wir uns doch, hier den Staub von den Füßen zu schütteln und anderswo einen geeigneten Ort zu suchen. Damit brachten wir den Häuptling nicht in Verlegenheit und ersparten uns vielleicht manche Schwierigkeiten. Den Grund für das Verhalten des Häuptlings konnte ich ein halbes Jahr später erfahren. Doch wir schweigen besser darüber. 4#— Für die Wahl des Ortes, wo jetzt die Missionsstation gegründet wurde, waren eine Reihe von Gründen ausschlaggebend. 1. Die gesunde Lage; das Dorf liegt 820 Meter hoch, gehört also mit zu den höchstgelegenen Orten von ganz Togo. 2. Die volkreiche Umgebung. 3. Die geringe Anzahl von Muhammedanern. 4. Die gute Verbindung nach den noch weiter nach Norden zu wohnenden zahlreichen rein heidnischen Stämmen. Der Name des Dorfes heißt Aledio: es hal nahezu 3000 Einwohner. Anfangs waren diese etwas kühl und zurückhaltend, da sie weder uns, noch unsere Ziele kannten. Als wir aler nach ¾ Jahren wiederkamen, um nun bestimmt bei ihnen unseren Wohnsitz aufzuschlagen, nahmen sie uns freudig auf. Offenbar hatten sie in dieser Zeit Erkundigungen in Südtogo über uns eingezogen. Bereitwillig gaben sie unentgeltlich einen schönen Bauplatz her, ja sie boten sich sogar aus freien Stücken an, die für die Missionare nötigen Hütten unentgeltlich zu bauen, was sie auch in vier Wochen zur Ausführung brachten. Zur Schule, die wir am 10. Aprik unter einem Baume eröffneten, fanden sich sofort 36 Knaben ein, zu denen schon in den nächsten Wochen sich noch andere hinzugesellten. So ist denn der Anfang der Missionsarbeit in dem volkreichen Norden des Schutzgebietes gemacht. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, dürfte auch ein guter Erfolg zu erhoffen sein. Möge der gütige Gott ihn gewähren. Gerne würden wir bald noch zwei— drei weitere Stationen in den größeren Orten eröffnen, um dem mehr und mehr vordringenden Muhammedanismus den Weg zu verlegen; doch A Iab. M M uc Un Mgnnenes emn Ei 3amnar uaie P bc t c W Nu h n Mc h M 99e 354 grohe, unbestimmte Sehnsucht nach Glück. Alles gestürzten unglücklichen Königs Ludwigs XVI. sagt er ihr, und er fühlt sich wunderbar ver= von Frankreich, die in ihrer Zelle in der Pariser standen. Conciergerie, des tröstenden Zuspruches ihrer Je länger er spricht, desto leichter wird ihm letzten Freunde beraubt, still und gefaßt die zu Sinn. Eine frohe Ruhe kommt über ihn. Hab Stunde ihrer Hinrichtung erwartete, gibt ein Dank, lieb Mütterchen!. französischer Schriftsteller neuerdings. Sollte es Da schreckt er jäh zusammen; die Kirchhofs= nicht möglich sein, der so furchtbar heimgesuchten glocke läutet, das ist die Abendglocke der Toten. Frau zum wenigsten die Tröstungen ihrer ReNun werden die Tore geschlossen, die Menschen ligion zu gewähren? Es war nicht daran zu geh'n. Nun haben bald die Toten wieder ihren denken, auf gewöhnlichem Wege einem Geistgeheimnisvoll tiefen Frieden. lichen, der den Eid auf die neue Verfassung Ob jetzt nicht Engel über die Gräber geher verweigert hatte, Zutritt zu der königlichen Geund die Tränen sammeln und all das Leid und all fangenen zu verschaffen; der Priester hätte nie die Seufzer zum Herrgott tragen als Sühnegabe sein Ziel erreichen können und wäre von vorneiner gedrückten Menschheit?.“. herein dem Tode verfallen gewesen. Schwer fallen die eisernen Tore ins Schloß.] Aber trotz der wachsamen Grausamkeit, mit Hier und da zuckt noch ein Lichtchen zwischen der man Marie Antoinette von der Möglichkeit, den Totenkränzen: Lebt wohl! Lebt wohl! bei einem Seelsorger Trost zu suchen, abschloß, Mit schnellen Schritten eilt der Student sei= gelang es unter eigener Lebensgefahr einer nei Wohnung zu. Ihm ist, als habe er eine neu: jungen Französin doch, der dem Tode geweihten Kraft erhalten an diesem Allerseelentag; oo nun Königin heimlich einen Priester zuzuführen, der di: Ruhe des Friedhofes seinen Nerven so wohl wenige Tage vor der Hinrichtung in mitternächgetan hat, oder ob die Mutter ihn wirklich tiger Stunde in der Zelle der Gefangenen die stärkte und tröstete? Messe zelebrierte und Marie Antoinette die KomWie wichtig ist doch das Leben, weil es mit munton reichte. Das war der Abbs Magnin, seinen Wirkungen hineingreift in die Ewigkeit, der unter der Maske eines Altkleiderhändlers Ehre. Talente, Ruhm, Energie, Vergnügungen: als„Onkel Charles“ bei den Schwestern Fouchs die Menschen haben dich oft darum beneidet. Den Unterschlupf gefunden hatte. Toten bedeutet es nichts. Aber jedes freundliche Die beiden Schwestern hatten es sich zur Wort und jede selbstlose Tat sind eingeschrieben Aufgabe gemacht, den unglücklichen Gefangenen in Gottes Hand. Trost und Hilfe zu bringen; täglich suchten sie Muß man nicht eine große Ehrfurcht haben die Zellen auf, brachten den Verhafteten allerlei vor der Menschenseele, vor allem Hohen und Eu= kleine Geschenke, und da man von den mild ten im Menschen? Was aber ist der Leid, daß er herzigen jungen Mädchen nichts Schlimmes zu sich oft zu emvören wagt? Ist er nicht des befürchten zu haben glaubte, ließ die Direktion Geistes Diener für die kurze Spanne Lebenszeit? die beiden auch ungestört ihre Tätigkeit ausHaben wir das nicht erkannt, selbst in den dun= üben. Die eine der beiden Schwestern wandte kellten Stunden? Wie viel Seelennot wäre we= sich schließlich an einen der Gendarmen mit der niger in der Welt, wenn die Menschen den Leib Bitte, heimlich auch die Königin aufsuchen zu nur immer wie einen Diener halten wollten, dürfen.„Anmöglich!“ hieß es erst, aber ein wie einen guten, treuen Knecht, dem man alles paar Goldstücke halfen nach. Marie Antomettes gibt, was er braucht, nur nicht die Freiyeit und Zelle wurde ständig von vier Gendarmen bedamit die Herrschaft über unser besseres Ich! wacht, zwei von ihnen waren rohe, harte Ge„Heda, alter Freund, schon wieder bei der#lent, die beiden anderen gutmütige Leute. Am Philosophie?“ 12 Uhr nachts wurden die beiden Wächter, von Erschreckt schaut der Student auf und gerade deuest. Feistand nicht z. erhoffen gewesen wärz, in das Gesicht seines Leibburschen. regeimangg von, den anderen abge löst. u Der hängt sich in seinen Arm und blinzelt grer Hilfe durfte Fräulein Fouché endlich die ihn lustig an.„Komm mit, Seppelchen! Heute Jelle der Königin betreten. ists lustig auf der Kneipe; wir feiern den sieb=. Trot der späten Stunde war Marie Anzigsten Geburtstag unseres alten Herrn. Den teinette noch nicht zur Ruhe gegangen, und die ganzen Mittag hab' ich dich schon gesucht. Du zunge Besucherin grzählte später, wie seltsam sie gebst doch mit. Joseph?“ der Anolick der Fürstin erschüttert habe; troßz Der aber wehrt ab:„Laß mich, Franzl: ich ihrer Jugend waren die Haare infolge der Leiden kann nicht:— heute nicht!“ der letzten Monate ergraut, der Teint bleich „Nanu!“ fährt der Leibbursch los.„Bilde von der langen Haft, aber selbst in ihrer ärmdich doch nicht ganz zum Philister aus! Herrgott!######warzen Tracht strahlte eine unbeschreibwas ich eine Arbeit habe mit deiner Erziehung liche stille Wurde von der unglücklichen Frau aus. Schon drei Semester bist du nun hier und immer Wo los, zurückhaltend, kühl und offenbar mißnoch kein ordentlicher Studio.“ srauisch empfing die Königin den unerwarteten werde iche wie sa wie du mainst Besuch; als aber die Besuche des Fräuleins Du meißt ig, das liegt uns Mestfalen nicht Fouche in den folgenden Nächten sich wieder„„### holten, wurde Marie Antoinette freundlicher, und Huer nächten Zreipe din ich pieder da. Jur. d 2.) Ganiaten beimlich einem Priester dis einen Brief schreiden, einen wichtigen, drin; der Folgezeit gelang es dem Fräulein Fouché, a# Ia 1. fagt der andwve vesianiert und zun sich mit Hilfe der Gendarmen nachts mit dem verE. SLi.—4 4—tifc.717, 4.— gie meintlichen Onkel Charles bei der Königin einzuschleichen, und in den ersten Tagen des OkBirslich etwas sonderbar. Wirklich schade um tobers— 120 Jahre sind seitdem vergangen sie sich Der junge Mann hörte Marie Antoinette, nachdem vorher zwei aber sitt bei der Lampe und schreibt einen laugen eingeschmuggelt worden woren, ihre lette Messe. Tag geworden ist! Wer weiß, wie Die Gendarmen waren verstähndigt, und beide einsam er sich fühlt. Wie muß die Trenzung wot ten, Eisammen, mit Fräulein Fouche, der schwer fallen, wenn man ein ganzes Leben zusammen durchkämpft hat. Es wurde ein warmer, herzinniger Brief. Und zum Schluß: Heute bin ich hier zum traurig.n Stunde bei. „Hastig wurde der kleine Tisch zum Altar hergerichtet, und der Abbé begann kein Amt. Bei der Kommunion knieten die vier Anwesenden nieder, die Königin demutig in ihrer Mitte; Friedhof gewesen. Immer hab' ich an die Mutter auf einen Wink des Geistlichen schritt sie dann denken müssen. Grüß' mir ihr liebes Grab! zu ihm zum Altar und empfing die Hostie: und in diesem Augenblick erschütterte ein herzzerbreWpnnnannnnn chendes Schluchgen ihren Körper. Dann empfin Gehchschegen auch Fräulein Fouché und die beiden Gendarmen die Kommunion.“ Der Abbé Magnin mußte bald darauf nach England fliehen. Als dann an dem Anglückstage des 13. Oktobers der Abbé Girard, der das Zivilgrundgesetz der Nevolution beschworen hatte, der Königin vor dem Zug zur Guillotine seine Dienste anbot, Die letzte hl. Messe im Gefängnis der Königin Marie Antoinette. Ein ergreifendes Bild aus den letzten Lei denstagen der unglücklichen Königin Marie Antoinette, der Gemahlin des von der Revolutien lehnte Marie Antoinette dankend ab, und als Eirard ihr vorstellte, was man sagen würde, wenn man erführe, daß sie in ihrer letzten Stunde den Trost der Religion abgewiesen habe, konnle Marie Antoinette still erwidern:„Dann sagen Sie den Leuten, die Sie danach fragen, daß die Barmherzigkeit Gottes dafür gesorgt hat.“ Ein Katholikentag der Indianer von Nord-Dakota. Vom 11. bis 15. Juli dieses Jahres fand zu Elbowoods in Nord=Dakota wieder eine Genetalversammlung katholischer Indianer statt. Von sechs verschiedenen Stämmen, die früher als unversöhnliche Feinde sich auf Leben und Tod bekämpft hatten, waren Vertreter erschienen. Da sah man die stattlichen Siour, die gefürchteten Chippewas und Assineboines als friedliche Gäste unter den Bewohnern der Elbowoods=Reservatton, den einst so berühmten Dickbäuchen, den Arikarees und Mandan. Rings um die Mission war das Lager der Indianer errichtet, es mochten wohl 200 Zelte sein. Neben echten alten„Teepees“ konnte man vielc ganz moderne Zelte erblicken. In der Mitte war eine große Versammlungshalle aufgeschlagen. die über 1000 Personen fassen konnte. Hier wurde am Sonntag ein feierliches Pontifikalamt gehalten und die Firmung gespendet. Es war ein überwältigender Anblick. Da knieten auf bloßer Erde die Rothäute in ihren malerischen Trachten, Hunderte und aber Hunderte an Zahl. Andächtig hatten sie die Blicke auf den Altar gerichtet, und wie Wettersturm erklangen die Lieder aus ihren rauhen Kehlen in ihren schönen Indianersprachen. Und als sich fast alle erhoben. müde Greise. Krieger. Frauen und Kinder, und ehrfurchtsvoll zur Kommunionbank schritten, da waren die Weißen. die der Feier beiwohnten, in innerster Seele ergriffen. Der gleiche tiefreligiöse Ernst beherrschte auch alle Versammlungen des Kongresses. In sämtlichen Reden war dei Grundgedanke: das Glück, katholisch zu sein, und der Wille, den heidnischen Stammesgenossen den katholischen Glauben zu bringen. Der Indianer ist ein geborener Redner. Auch in diesem Jahre wurden treffliche Ansprachen von den Rothäuten gehalten. Ignatius Court, ein Vollblutindianer, der angesehenste Mitarbeiter an der einzigen katho lischen Siour=Zeitung, schloß mit den Worten, die wir dem 2. Heft des soeben begonnenen Jahrganges der„Katholischen Missionen“.(Herder, Freiburg, jährlich 12 Hefte Mt. 5.—) entnehmen:„Wie die Bienen auf den Feldern den Honig sammeln und ihn dann eiligst nach allen Himmelsrichtungen heimtragen. so sollen wir diesen Kongreß verlassen. Das Heilige, was wir hier aufgenommen, müssen wir nun in die verschiedenen Reservationen mitnehmen und für unser ganzes Leben bewahren.“ Besondern Eindruck machte die Rede des alten Siourhäuptlings John Grass; er gehörte dereinst zu den berühm testen Führern der Indianer und hat, wie er selber erzählte, manchem Bleichgesicht den Skalp genommen, nie aber hat er nach seinem treuherzigen Geständnis einen Schwarzrock berührt, da der Schwarzrock stets der Freund des roten Mannes gewesen sei. In seiner Rede legte er öffentlich ein herrliches Glaubensbekenntnis ab: „Der Bischof hat uns gesagt, daß bei der Firmung das Zeichen des Kreuzes auf die Stirne und in die Seeie gedrückt wird. Schämt euch daher nie, durch das Kreuzzeichen euern katholischen Glauben zu bekennen. Macht es nicht wie manche Weißen, die zu Hause satholisch leben, aber fern der Heimat den Glauben verbergen.“ Dann gab er seinen Landsleuten eindringliche Ermahnungen, zu beten die Messe oft zu hören und die Sakramente zu empfangen, und ständig Gott zu danken, daß er## aus der Torheit des Heidentums zur wahren Kirche berufen habe. Nach ihm sprach der Indianer Hiernonymus Cotton= mood. In origineller Weise führte er den Ge danken aus, daß der Heiland seine roten Söhne noch lieber haben müsse als die Weißen; denn nicht die Indianer, sondern Weiße hätten ihn ans Kreuz geschlagen. Dann redete er von Versuchungen und betonte scharf die Notwendigkeit, den Willen zu stählen gegen Verführung und Anfechtung. Seine ernste Sprache und der edle Gesichtsausdruck zeigten überzeugend, daß er aus 120 13 gun 11 u uch „TAdtun Mu uun im gun im hong 110 I. m un„uagunisd 1pin uni di##0g 2 098 ng 2 Hub u ulle bungen 120 ull gun Wgnsc im guzzubc 351 „Wenn du dich nur freust, mein lieber Junge“, hatte die Kanzleirätin ihrem„Kleinsten“ gerührt die Wange gestreichelt. Ja, er war nun mit der Zeit dreiundzwanziJahre geworden, aber das stand fest, er hatte sich noch nie im Leben so gefreut, wie heute abend stehen, ihr könnt mit mir fürs erste nicht rechnen, ja auch gerade kein Staat zu machen, sagte er Bei der ausgedehnten Praxis war ich gezwunzen, sich mit bitterem Lächeln. mir ein Auto anzuschaffen, und da habe ich Gegen Ende Oktober schrieben die Brüder, gleich zu meiner Frau gesagt:„In diesem Jahre sie beabsichtigten zu Allerseelen das Grab der kann von einer Extraausgabe keine Rede mehr Mutter zu besuchen. über Mutters Weihnachtsgeschenk. Gut, daß er es nicht ahnte, daß es die letzte Liebesgabe, die letzte Weihnachtsfreude sein sollte, die Mutterherz und Mutterhände ihm bereitet. Es war ein naßkalter, nebeliger, ungesunder Winter. Die alte Dame hatte sich stark erkältet, sein. Das Leben heutzutage ist ja einfach enorm Am Feste Allerheiligen, es begann bereits zu dunkeln, kamen die Herren mit dem Schnellzug teuer.“ „Ich für meinen Teil vertrete die Ansicht,“ in H. an. Sie nahmen einen Wagen an der fiel der Philologe ein,„daß es nicht im Sinne Bahn und fuhren direkt zum Zentralfriedhof. unserer verstorbenen Mutter ist, daß wir ihr um ihre Kränze auf das Grab der Mutter Andenken durch ein Monument ehren. Mutter niederzulegen. Emter. Die alte Dame halte sich fiurr#### in ihrer schlichten Größe, mit ihrem rührend ein Als sie den großen Mittelweg zur Hälfte es kam eine schwere Influenza mit Lungenkatarrh fachen, bescheidenen Sinn, war im Prinzip allen passiert, mußten sie links abbiegen, sie gingen und Fieber hinzu und die Kräfte schwanden lang= Aeußerlichkeiten abhold. Wir Ueberlebenden noch einige hundert Schritte und standen dann sam aber stetig. Jede freie Stunde brachte Piul sollten uns in solchen Fällen stets fragen: Ist suchend still. am Krankenbette zu, und pflegte in seiner zart= dies oder jenes, was ich zu tun oder zu lassen!„Wir müssen zu weit gegangen sein.“ sagte sinnigen, ruhigen Weise seine über alles geliebte beabsichtige, wohl im Sinne des teueren Ver= der Doktor kopfschüttelnd, und sie gingen langMutter. Er opferte seinen Schlaf, als sie kränker ewigten? Gerade dieses ist der schönste und sam wieder zurück.„Hattest du Paul denn nicht wurde. Dann saß er die langen, bangen Nächte in idealste Gradmesser unserer Liebe! Das ist die geschrieben, daß wir mit diesem Zuge andem alten Ledersessel vor ihrem Bett, strich wohl wahre Pietät!“ kamen?“ beruhigend über die fieberheißen Hände und Paul war aus Fenster getreten, die salbungs=]„Nein, ich dachte, das hättest du getan. sprach ihr zu, wie man ein Kind tröstet:„Bald volle Rede drohte ihn zu übernehmen. Die Plötzlich standen sie beide still und sahen wird es wieder schöner draußen und dann erholst beiden anderen Herren unterhielten sich weiter, mit großen, verwunderten Augen auf das Mardu dich ganz bald. Und wenn du so weit aber das Thema schien erledigt. morkreuz, das den Namen ihrer Mutter lrug. bist, wohin reise ich dann mit meinem lieben„Gewiß,“ hörte Paul den Doktor sagen, Sie legten ihre Kränze auf das Grab und Mutterchen?“ hatte er sie fragend und lächelnd„ich bin ganz der Ansicht eures Hausarztes, nanden einige Minuten in Gedanken versunken angesehen—„in die— Schweiz!“ Dann hatte ehe deine Geschichte mit dem Halse einreißt, sichtlich ergriffen da. Als sie sich zum Gehen sie sanft den Druck der Hand erwidert, ihm zuge= würde ich einige Wochen die Kur in Ems oder anschickten, schauten sich die Brüder ernst in die nickt und ihm mit feuchten Augen angeblickt mit Soden gebrauchen.“ Augen und sagten sich das, was sie beide im einem Ausdruck, den er nie vergessen konnte.„Ernst, Hermann, es wird Zeit zur Bahn!“ tiessten Herzen fühlten:„Unser Kleinster ist doch Und der Frühling kam und nahm die Mut= waren dann die beiden Schwägerinnen reise ggrößer wie wir! ter mit. Paul war wie erstarrt in seinem Schmerz. fertig ins Zimmer gekommen. Man hatte Paul Er ging zwischen seinen beiden stattlichen Brü= freundlich von seiner Begleitung zum Bahnhof asssoe dern hinter dem Sarge in seinem Lodenmantel her dispensiert und ihm war es recht so. Als er sie Ein Gang zu den Aussätzigen Jerusalems. Die Septembersonne Palästinas brannte heiß. ** und sah noch kleiner und gedrückter aus wie ge= aur der Straße um die Ecke biegen sah, hatt wöhnlich. Alle sahen ihn mitleidig und teil er nicht das Gefühl:„Da gehen nun meine nehmend an und jeder dachte und sagte dasselbe: nächsten Verwandten auch fort und lassen mich „Den Kleinsten trifft es am härtesten.“ Der aber allein.“ Im Gegenteil, er atmete wie erlöst sah und hörte nichts und starrte mit träuenlosen auf und sank in den alten Ledersessel. Da saß Die Seviemernenne—. Augen auf den Sarg:„Dies ist nun meine Mut- er lange die Hände vor das Gesicht gepreßt als ich um die Mittagszeit, von zwei Vinzenz ter, die wir hier zu Grabe tragen.".„ und hielt mit der Toten Zwiesprache in der schwestern begleitet, von Jerusalem aus ins Tai Die Brüder hatten zur Beerdigung ihre Dämmerstunde: Kidron hinabstieg, um die Aussätzigen von Siloe Frauen mitgebracht. Vor ihrer Abreise baten sie!„Mutter, liebe, gute Mutter, nun hast du in ihrem Erile auszusuchen. Was ich unterwegs sich noch diese und jene Andenken aus und Paul mich doch allein gelassen, aber ich fühle, du erlebte, sollte mich schon auf das Ziel meiner nickte apathisch und sagte zu allem Ja und siehst und hörst mich doch nom. Wer sich so Wanderschaft vorbereiten. 49 Amen. Man war übereingekommen, daß man lieo gehabt hat wie du und ich, die kann Links des Weges auf steinigen Abhängen alles i., tem dem-kleinen bal#te Hausgerat innerlich der Tod nicht trennen! Ach, wie hat standen kerzengerade in üppiger Pracht eine Anlassen wolle,— denn beide Schwägerinnen hatten.# mich für dich geschmerzt, daß die Brüder zahl der schönen Feldlilien, die sich gegen den erklärt, daß die„alten Brocken“ m ihre eleganse ein Geld für dein Denkmal übrig haben. Du, tiefblauen Himmel in malerischem Zauber abhomoderne Einrichtung nicht passen. Inzwischen en, die nur für deine Kinder gelebt und gestrebt ben. Aber rechts welch ein Greuel! Unter Olivendeckten sie aber doch noch allerhand hübsche, eigen hast, die du durch Opfer und Entbehrungen ge= bäumen lagen dort die Kadaver eines frisch geartige Sachen, die ihnen gefielen. Da wur ein sorgt hast, daß deine Söhne das wurden, was fallenen Pferdes, die Reste eines halbverwesten reizendes, kleines Schränkchen mit eingelegter, kon sie heute sind! Doch sei nur ruhig, liebste Kamels und anderes Gerippe. So recht ein Bild barer Arbeit, ein Stück aus der Biedermeierzeit. Mutter, dein Paul, dein Kleinster, ist noch da, des herben Gegensatzes zwischen der Welt und Das gesiel Frau Doktor ungemein. And bie— du weißt ja, der hat ein nettes Sümmichen den Aussätzigen, der lebensvollen schönen Welt tunge Frau vom Oberlehrer war entzückt von in zeiner Sparoose! Und davon sollst du ein und ihrem Auswurf, dessen sie sich mit herzlosem, emer Standuhr aus Alabaster mit Säulen. In(4ames Denkmal haben!" leider allzu oft bis zur Grausamkeit gesteigertem Kartons und Kisten wurde, was gefiel, verstaut.] Paul hatte viel Sympathien in der Stadt Abscheu entledigt. Ueber das Ganze verbreitete Paul hatte das Gefühl, als ob ihm das alles und man kam dem einsamen jungen Mann jetzt sich, den Duft der Lilien überwältigend, ein entnichts anging. Nur einmal, ganz zuletzt stuhle besonders herzlich entgegen, aber er war eine setzlicher Geruch, der die Geier und Hunde zum er, da war die Frau vom ältesten Bruder z zurückhaltende Natur und schloß sich schwer an. Fraße lockte. 9 ihrem Mann getreten:„Hermann, was meinst“. S„„„„ du, wenn wir diesen alten Lehnsessel mit Gobelins! Jeden Tag aber, wenn er seinen Spazier=] Immer tiefer stiegen wir das HinnomÜberziehen ließen?“— gang machte, pflückte er ein Frühlingssträußchen tal hinab auf rauhem Pfade, vorbei an dem Do wai Leben in Paul gekommen. Er legte und wanderte damit zum Friedhof. Der Weg durch die dreißig Silberlinge des Judas verwie schützend beide Hände auf die Lehne und zum Grabe war ihm zum Trost und Bedürfnis kauften„Blutacker“ und an ärmlichen Fellachensagte mit erschreckten Augen:„Ihr könnt meinet. geworden. So kam der Sommer und ging so wohnungen, sowie alten Felsengräbern, vorbei an wegen alles nehmen, aber bitte laßt mir den schnell vorüber wie immer. Paul hatte den einer Ruing, die sich über der aus der hl. Schrift Sessel!— Es war immer Mutters Lieblings= Entwurf zu dem Denkmal selbst gezeichnet. Es bekannten Rogel=Quelle(heutzutage Jobsbrunnen platz und ich kann sie mir am besten in dem alten war ein schlichtes, ziemlich hohes Kreuz aus genannt) erhebt. 4 Lehnstuhl denken.“— schwarzem Marmor, in dem die Worte einge] Wir stehen im Kidrontale. Ans gegenVor der Abreise seiner Geschwister raffte meißelt waren:„Wer im Gedächtnis seiger über auf einer kahlen, gegen Osten aufsteigenden sich Paul noch einmal auf:„Da wir uns für's Lieben lebt, der ist nicht tot!“ Darunter stand Felsenwand erblicken wir ein minderes, langgestreckerste nicht wiedersehen, wollte ich erst gern mit der Name, Geburts= und Todesdaten. Ihm tes, in orientalischer Art gebautes Steinhaus mit euch überlegen und Eure Ansicht hören, wegen war zu Mute, als ob er einen ernsten, schönen fiachem Dach, die Fenster mit Eisenbarren vereines Denksteines für unsere gute Mutter." sorfertag habe, als das Kreuz aufgerichtet wurde gittert. Das ist das mohammedanische AussätziEinen Augenblick waren sie alle still, und und wie er niederkniete, um sein Ave zu beten, genasyl in Siloe. Kein Strauch, kein Baum n begann der Aelteste:„Ja, lieber Paul, schimmerten seine dunklen Augen in Wehmut breitet mitleidige Schatten über dieses der Sonnenglut Palästinas ausgesetzte Heim der Enterbdann das ist ja an sich eine ganz schöne Idee, aber davon kann doch vorläufig gar keine Rede sein. Bekanntlich sinkt ja jedes Grab mehr oder weniger in den ersten Monaten.“ „Ich habe es ausmauern lassen,“ warf Pau! ein und sah mit starremGesichtsausdruck an seinem Bruder vorüber. und Freude. Die Brüder ließen im ganzen wenig von ten der Menschheit, der lebenslang Verbannten, sich hören. Beim Abschied damals bei der Be= fast könnte man sagen der lebendig Begrabenen. erdigung hatten Hermann und Ernst und beide Ein schmaler, wenig betretener Pfad führt uns in Schwägerinnen ihn freundlich aufgefordert, sie schroffen Windungen hinauf. Der Wächter. ein im Sommer doch mai zu besuchen. Eine kleine Araber, öffnet die kleine Tür. und nun stehen wir .. 1 Jerstreuung täte ihm körperlich und geistig gut. am Ziele, vor dem nackten leibhaftigen Elend. „So, so!— Gewiß, das soll ja auch hesser Es war aber niemand darauf zurückgekommen. Kriechend oder mit Mühe gehend. kommen uns kein und geschieht ja jetzt vielfach, aber ich, ich kann Nun empfand er die Einladung lediglich als die Unglucklichen entgegen. Sie loben Ailah, daß nicht einsehen, warum du mit dem Denkmal diese Redensart, obschon es absolut nicht in seiner er uns gesandt, sie zu besuchen und zu pflegen. fabelhafte Eile hast! Ernst, hör mal eben, was Absicht gelegen, sobald davon Gebrauch zu Es waren ihrer neunzehn Kranke, beinahe nur meinst du dazu,“ winkte er den Oberlehrer heran, machen. Er dachte an die beiden eleganten Ehepaare; unter ihnen ei früherer Professor, der Paul und ich sprechen even von einem Grabstein Schwägerinnen, die so viel Wert auf Aeußerlich= neben dem Aussatze auch noch das Fieber hatte: für unsere Mutter, ich denke das hätte doch noch keiten legten,— na ja, mit dem kleinen ver er war unverheiratet, und so pflegte ihn eine Zeit! Und außerdem, muß ich euch offen ge= wachsenen Subalternbeamten als Schwager wur andere Kranke. bei der er„in Pension" lebte.: .—„ 352 Sogleich begann die Tätigkeit der VinzenzSchwestern. Negelmäßig jede Woche einmal kommen sie, ihr Werk der Barmherzigkeit an den AusLitzigen zu tun; ich selbst war das erstemal an er Zufluchtsstätte des Elends, einstweilen nur Zuschauerin. Zunächst kam ein Mann mit von Wunden völlig entstellten Füßen an die Reihe. Dann ein Kranker, der keine Hände, sondern nur mehr Stümpfe hatte; einer von ihnen, heiß anzufühlen, eine geschwollene Masse, die innen von Eiter zerfressen war. Der Mann muß furchtbar gelitten haben, er klagte aber nicht. Mit bewegter Stimme und feuchtem Auge sagte er der Schwester immer wieder:„Dein Jesus wird es dir lohnen!“ Seine Frau war mehr als alle andern ein Bild des Entsetzens; sie hatte keine Nase mehr und nur noch ein Auge; die beiden Füße hingen ihr nur mehr, bald für den Abfall reif, an den Sehnen oberhalb der Knöchel. Die Schwestern gebrauchten die Vorsichtsmaßregel, die Wunden nur mit Watte und Pinzette zu berühren. Die offenen Stellen wurden mit Jod betupft, die entzündeten mit Baseline bestrichen und dann verbunden. Und so ging es weiter von einem zum andern, bis die neunzehn Kranken behandelt waren.„Schwerkranke“ gab es gerade nicht. Es war gut, daß ich dieses erstemal nicht mithelfen durfte, denn ich war, obschon ich bereits früher wiederholt einzelne Aussätzige gesehen hatte, zu ergriffen. Am liebsten hätte ich diese armen Dulder an mein von tiefstem Mitleid bewegtes Herz gedrückt und ihnen gesagt, wie sehr ich mit ihnen leide. Ihre Sprache verstand ich nicht; ich konnte sie nur ansehen, legte aber so viel Liebe und Teilnahme in meinen Blick, daß sie auch diese Herzenssprache verstanden und mir dafür zu danken suchten. Worte, diesen Jammer, dieses Elend zu schil dern, finde ich nicht. Es ist zu groß, und dabei kann man ihm nicht Einhalt tun; man kann die Schmerzen der Bedauernswerten lindern, man kann ihnen bei täglichen geringen Lebensbedürf nissen behilflich sein, aber das ist auch alles. Jede Familie hat einen Wohnraum für sich; mit einem kleinen, nach arabischer Art aus Ton hergestellten Kochherd, um selbst ihre mehr als anspruchslosen Mahlzeiten zu bereiten. Von der Regierung bekommen sie täglich drei Brote. Damit müssen sie, wohl oder übel, auskommen. Außer den Schwestern des hl. Vinzenz von Paul. die am Sonntag nachmittag die Kranken besuchen und verbinden, kommt selten zemano zu ihnen. Seit dem Februar 1912 dürfen sie ihr Asyl nicht mehr verlassen, wodurch ihnen außer der Zerstreuung der früher so lebhaft betriebene Bettel auf der Straße, der manchem von ihnen ein Stück Geld einbrachte, genommen ist. So begrüßenswert es erscheint, daß diese Unglücklichen nun den hl. Stätten und überhaupt dem Verkehr fern bleiben müssen, und die Pilger nicht mehr belästigen und erschrecken können, so bedeutet doch jene Maßregel für sie selbst eine Steigerung. des Elends, da ihnen eine Abwechslung, ein Ge winn, vielleicht ihre einzige irdische Freude genommen wurde. Und leider gibt es dieser erbarmungswertesten aller Leidenden so viele im Lande, um die kein Mensch sich annimmt. Es muß, und wie kann es besser werden? Von protestantischer Seite ist diese Frage bereits vor 50 Jahren praktisch gelöst worden. In der deutschen Kolonie, eine halbe Stunde von Jerusalem entfernt, steht in einem großen Garten eine schöne, tadellos gehaltene Anstalt der Herrenhuter, die„Jesus=Hilfe“, welche unentgeltlich 30—40 ledige Aussätzige, einerlei welcher Konfession, aufnimmt. Zurzeit sind in derselben 3 Katholiken, 4 Schismatiker. 2 Prote stanten und 31 Mohammedaner in Pflege. Aber diese Anstalt genügt bei weitem nicht. Auf katholischer Seite rührte sich bis heute nichts, um auch nur einen einzigen dieser Elendesten der Elenden zu beherbergen. Dem aozuhelfen ist mein sehnlichster Wunsch, und bin ich gern bereit und entschlossen, ein Aussätzigenalhl mit kath. Verwaltungs= und Pflegeper sonal in der Amgebung von Jerusalem zu errichten, um tätige Liebe zu üben an diesen ganz besonders Schwergeprüften, wie es uns der Heikand durch sein Beispiel gelehrt, und um so ihren Lebensabend zu verschönern und ihr bitteres Los ihnen erträglicher zu machen. Moralische Hilfe. Unterstützung durch Rat und Tat sind mir sichergestellt. Aber die materiellen Mittel reichen nicht hin, den Plan auszuführen, und so appelliere ich an das mitleidige Herz der kath. Schwestern und Brüder i Europa und bitte sie, mir Steine zu dem geplanten Bau auf heiliger Erde zu liefern, der zwar erst im Jenseits, aber dann sicher seine Zinsen trägt. Der Araber sagt: Tue Gutes und wirf es ins Meer, womit er sagen will: Tue es reichlich und laß es vor den Menschen verborgen sein; wir Christen fassen uns anders: Laßt uns Gutes tun aus barmherziger Liebe zur Ehre dessen, der an uns zuvor so xeichlich Barmherzigkeit geübt hat. Gaben werden an meine Adresse:„Jerusalem, Asyl Regina Angelorum“ oder an das deutsche Sionskloster„Dormitio“ erveten. Freifrau Freytag Loringhoven. HEHEEEEEEEEEELEEEEE Rote Rosen. Skizze von Reinhold Ortmann. (Nachdruck verboten.) Durch einen unserer Bekannten hatte ich zu meiner Bestürzung von Thomas Marolds Erkrankung gehört, und es war mir eigentlich erst bei diesem Anlaß zum Bewußtsein gekommen, daß er sich seit fünf oder sechs Wochen nicht mehr bei mir hatte blicken lassen. In der Seligkeit meines jungen Liebesglücks hatte ich das Ausbleiben des Freundes wahrhaftig kaum bemerkt. Jetzt aber siel es mir umso schwerer auf die Seele, daß ich mich nicht um die Ursache gekümmert hatte, und ich beilte mich, ihn im Krankenhause aufzusuchen Der Oberarzt seiner Abteilung, den ich auf dem Vorplatz traf, war mir von irgendwoher bekannt. Zu meiner Beruhigung schien er den Fall nicht allzu tragisch zu nehmen. „Das eigentliche Leiden ist ganz ungefährlich. Nur die Herzschwäche macht uns einiges zu schaffen. Aber bei seiner Jugend halte ich die Sache nicht für ernst. Sehen Sie nur zu, ihn ein bischen aufzuheitern. Ich wünschte, er hätte öfter einen Besuch, der ihn auf fröhliche Gedanken bringt. Es steckt nicht die richtige Lebensenergie in dem jungen Manne. Hat er denn keine Braut?“ Ich wußte es nicht; dein Thomas Marold, der überhaupt ein scheuer, stiller Mensch war, hatte mit mir nie von seinen Herzensangelegenheiten gesprochen. Aber ich versprach, fortan nach besten Kräften für seine Aufheiterung besorgt zu sein, und bemühte mich, ein recht vergnügtes Ge sicht zu machen, als ich die Schwelle des kleinen Krankenzimmers überschritt. Ich hatte es für selbstverständlich gehalten, daß mein Besuch ihm eine angenehme Ueberraschung sein würde. Aber es sah eigentlich nicht so aus. Was bei meinem Anblick über sein bleiches Gesicht glitt, war nicht Freude, und das Lächeln, zu dem sich dann auf meine muntere Anrede hin seine Lippen verzogen, war nicht das unbefangen liebenswürdige Lächeln, daß ich an ihm kannte. Ich machte ihm freundliche Vorwürfe, daß er mich nicht von seiner Erkrankung hatte benachrichtigen lassen, da ich dann natürlich schon viel früher gekommen wäre, und es berührte mich peinlich, als er erwiderte:„Gerade das wollte ich vermeiden. Ich bin zu müde, um teilnehmende Besucher mit der gebührenden Zuvorkommenheit zu empfangen. Das Allein ein taugt mir am besten, denn ich stehe schon ein bischen außerhalb dieser Welt.“ „Was für ein Unsinn!“ widersprach ich energisch.„Der Oberarzt hat mir eben erst versichert, daß von Gefahr keine Rede ist, und daß dir zum raschen Gesundwerden eigentlich nichts weiter fehlt, als anregende Gesellschaft. Willst du wissen, was er mich gefragt hat? Ob es nicht irgend ein weibliches Wesen gebe, dessen Besuch dir Freude machen würde.“— Diesmal wollte mir Thomas Marolds selt sames Lächeln noch weniger gefallen als vorhin. Und er, der sonst immer in schamhafter Ver schlossenheit die Geheimnisse seines Herzens hatte, erwiderte zu meinem Erstaunen:„Ein solches Wesen gäbe es wohl. Aber ich darf mir leider keine Hoffnung machen auf ihren Besuch. Denn sie it unglücklicherweise nicht meine Braut, sondern die Praut eines andern.“ „Ist es das, was dich so lebensmüd macht, Marold?“ sprach ich voll herzlicher Teilnahme. „Du liebst ein Mädchen, das dir nicht angehören kann?“ Ohne die Augen von meinem Gesicht zu wenden, nickte er Bejahung.„Eine sehr unzureichende Ursache, um die Waffen zu strecken— nicht wahr?“ fragte er leise. „Aber es ist noch ein widerwärtiger Nebenumstand dabei— der Umstand nämlich, daß mir das Mädchen eigentlich schon gehört hat. Ich hielt mein Glück bereits in den Händen, und es fehlte mir nur an Kraft, es zu halten.“ „Sie hat dich also verraten, hat dich für einen anderen aufgegeben? Dann war sie auch nicht wert, daß du ihren Verlust betrauerst.“ „O. ich tadle sie nicht. Wenn man einer Geliebten tausendmal versichert, daß man bereit sei, sein Herzblut für sie zu vergießen, hat sie dann nicht das Recht, einen gelegentlich beim Wort zu nehmen? Als der andere kam, der Ungeliebte, der ihr Reichtum und Luxus zu bieten hatte, gesellschaftliches Ansehen und alle Freuden des Lebens, hatte ich da nicht die Pflicht, ihren Bitten nachzugeben und sie ihm kampflos zu überlassen? Ich hatte ihr eben allzu oft und allzu überzeugend von der Selbstlosigkeit meiner Liebe gesprochen.“ Er tat mir in innerster Seele leid, denn ich sah, wic grausam die Wunde war, die diese Enttäuschung ihm geschlagen. Und ich erging mich in Worten härtester Verurteilung gegen die unbekannte Urheberin seines Kummers. Da wehrte er mir mit einem Kopfschütteln und sagte:„Es steht dir nicht zu, sie zu verdammen— dir nicht. Und da fällt mir ein, daß ich mich noch bei dir zu entschuldigen habe, weil ich vergaß, dich zu deiner Verlobung zu beglückwünschen. Du mußt deshalb nicht mit mir ins Gericht gehen. Ich war wohl schon krank, als ich die Mitteilung erhielt. Und du weißt ja: Kranke denken immer nur an sich selbst. Du bist sehr glücklich, wie ich annehme.“ Es dünkte mich fast ein Unrecht, davon zu reden; aber ich konnte nicht anders. Mein Herz war zu voll von jauchzendem Glück, um nicht beim geringsten Anstoß überzufließen. Wenn es wahr ist, daß keine Liebe heißer und leidenschaftlicher ist als die Liebe auf den ersten Blick, so war mein egoistisches Mitteilungsbedürfnis ja auch einigermaßen entschuldigt. Als ich vor wenig mehr als Monatsfrist um Edith Meiners geworben, hatte ich sie kaum öfters als ein halbes Dutzend mal gesehen, und ich wußte von ihr nichts, als daß sie schön und klug, von enrzückendem Liebreiz und von bezaubernder Lebensfreude war. Auch daß sie arm sei, hatte ich freilich gewußt, die Tochter einer in engsten Verhältnissen lebenden Lehrerswitwe. Aber gerade ihrer bisherigen Armut war ich ja jetzt so von Herzen froh; denn ich konnte ihr doch nun wenigstens zu einem kleinen Teile vergelten, was sie mir mit ihrer Jugend, ihrer Anmut schenkte. Ich überhäufte sie mit allem, was meine Phantasie an Aufmerksamkeiten und Ueberraschungen ersinnen konnte, und sie hatte eine so hinreißende Art, ihrer Freude über jedes Geschenk, jedes Vergnügen Ausdruck zu geben. daß ich den Vorzug, reich zu sein, niemals mit gleicher Befriedigung empfunden hatte, als seit dem Tage unseres Verlöbnisses. Von aliedem sprach ich jetzt mit der unerschöpflichen Beredsamkeit des Glücklichen; und daran, daß ich am Bette eines armen Kranken saß, wurde ich erst wieder erinnert, als ich sah, wie beängstigend farblos Thomas Marolds Gesicht geworden war und wie durchsichtig mager die Hand erschien, die er mit einer bittenden Geste gegen mich erhob. „Vergib.“ flüsterte er.„aber ich bin nun wirklich sehr müde. Vielleicht kommst du ein anderesmal wieder— in einer Woche oder später. Sei versichert: es taugt mir am besten, allein zu sein.“ Drei Tage darauf erkundigte ich mich bei der Verwaltung des Krankenhauses telephonisch nach Thomas Marolds Befinden. Und eine trockene, gleichgültige Stimme antwortete mir, daß er enachts vorher gestorben sei, an Herzschwäche ganz unerwartet und ohne allzu schmerzlichen Kampf. Ich war tief erschüttert, und ich verabsäumte nichts, was in solchem Falle Freundespflicht war. Unter den wenigen, die hinter Thomas Marolds einfachem Sarge schritten, war auch ich, und der Kranz, den ich an seinem Grabe niederlegte, war vielleicht sogar allzu prächtig EAUg"GTEST-ASTNS S.E BE für den bescheidenen Menschen, der sich jetzt ebenso still und unbemerkt davon gemacht hatte, wie er still und unbemerkt durch sein kurzes Leben gegangen war. Ein paar Tage war ich verstimmt, daß Edith mich wiederholt fragte, was mir geschehen sei. Aber ich erfand einen Vorwand und erzählte ihr nichts von dem Schicksal meines armen Freundes. Ihre Heiterkeit war für mich etwas so Kostbares, daß ich zu ihr nie von trübseligen Dingen sprach. Und dann hatte sie doch auch meinen Freund Thomas Marold gar nicht gekannt. Aber das Schicksal wollte nicht, daß er zwischen uns unerwähnt bleiben sollte; das Schicksal, nicht der Zufall, an den ich nicht glaube. Es kam ja auch alles viel zu folgerichtig und unerbittlich, als daß man von Zufall hätte reden dürfen. An einem Morgen im November war ich, wie beinahe täglich, in den Laden des Blumenhändlers getreten, der mich seit meiner Verlobung wohl zu seinen allerbesten Kunden zählte. Und ich war erstaunt über die Menge von Kränzen, die ich ringsumher aufgestapelt sah. Als ich ein Wort darüber verlor, sagte der Mann:„Wir haben ja heute den Festtag der Toten, Herr Doktor! Das geht bis zum Mittag alles fort. Der Blumenhändler umwand die Stiele mit einem roten Seidenband, und als ich sie eine Viertelstunde später dem geliebten Mädchen überreichte, war sie gerade gerührt von der Schönheit der jetzt so seltenen Gabe. Nach einer kleinen Weile wurde sie durch eine häusliche Verrichtung abgerufen, und um mir die Zeit bis zu ihrer Wiederkehr zu vertreiben, blätterte ich in den Notenheften auf ihtem Klavier. Da stieß ich auf ein Lied, das mir bis dahin unbekannt gewesen war und das mich durch seine ergreifenden Tertworte fesselte. Denn ich las: „Ob sie wohl kommen mag, Wenn ich gestorben bin, Zu meinem Grabe hin Am Allerseelentag—“ Als Edith in diesem Augenblick wieder eintrat, bat ich sie, mir das Lied zu singen, denn sie hatte die weichste und süßeste Stimme, die ich je gehört. „Gerade heute ist ja der Tag, von dem dies Lied spricht,“ sagte ich.„Laß denn uns inmitten der köstlichen Lebensfülle unseren Toten einen siebevollen Gedanken weihen.“ Ihr strahlendes Gesicht hatte sich beschattet, aber sie kam ohne Widerspruch meinem Verlangen nach. Oder sie versuchte es doch wenigstens, denn beim dritten Verse brach sie plötzlich ab, und als ich mich bestürzt über sie neigte, sah ich, daß ihre Augen voll Tränen standen. „Ich kann nicht,“ erklärte sie mit halb erstickter Stimme.„Es ist zu traurig. Wie kommst du nur dazu, gerade dies Lied von mir zu fordern?“ Ich wollte ihr die kristallenen Tropfen von den Wimpern küssen; aber zum erstenmal geschah es, daß sie sich gegen meine Liebkosung sträubte. „Warum sollte ich gerade dies Lied singen?“ beharrte sie mit einem Eigensinn, der mir an ihr ganz fremd war; und nun erzählte ich ihr, daß ich beim Lesen jener Textworte eines armen, jungen Freundes habe gedenken müssen, den man vor etwa einem Vierteljahr in die kühle Erde gebettet. „Es war ein Maler,“ sagte ich,„und nach der Meinung berufener Kritiker durfte er auf eine große Zukunft hoffen. Aber er war wohl von Haus aus nicht stark genug. für den Kampf des Lebens, da er schon an der Treulosigkeit eines Weibes zugrunde gehen konnte. Marold hieß er. Du hast den Namen ja vermutlich nie gehört.“ „Nein,“ erwiderte sie leise.„Ich habe ihn nie gehört.“ An diesem Novembertag lag es wie ein Schatten über unserem Glück. Edith erklärte ihren schweigsamen Ernst mit heftigen Kopfschmerzen, von denen sie plötzlich befallen worden sei, und als ich in zärtlicher Besorgnis fragte, ob sie es vorziehen würde, allein zu bleiben, war es fast wie ein erleichterndes Aufatmen in ihrer raschen Bejahung. Auch beim Abschied entwand sie sich meinen Armen hastiger, als ich es gewöhnt war, und ich entfernte mich unter dem Druck einer Verstimmung, gegen die ich vergebens anzukämpfen suchte. Ich ging in den Klub, aber ich fand keinen Anschluß, der mir zugesagt hätte, und dann kam mir in meiner sentimentalen AnTandlung plötzlich der Entschluß, das Grab meines 333 armen Freundes Marold zu besuchen, dessen an diesem Tage sicherlich niemand gedacht haben würde. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als ich den Friedhof betrat. Ich erinnerte mich vom Begräbnistage her der Lage seiner letzten Ruhestätte noch gut genug, um sie ohne langes Suchen zu finden. Als ich mich bis auf geringe Entfernung dem Grabe genähert hatte, sah ich, daß eine weibliche Gestalt neben dem Hügel kniete. Ihre Stirn lehnte an dem einfachen Steinkreuz, mit dem ich selbst ihn hatte schmücken lassen, und ich glaubte ihr leidenschaftliches Schluchzen zu hören. Da trat ich noch ein paar Schritte weiter zurück und wartete, bis sie sich entfernte. Sie ging nach der entgegengesetzten Richtung fort, und es war schon zu dunkel, als daß ich die Einzelheiten ihrer Erscheinung deutlich hätte erkennen können. Aber für einen Moment war es doch gewesen, als hätte eine eiskalte Faust nach meinem Herzen gegriffen. Denn wenn es auch selbstverständlich nur eine zufällige Aehnlichkeit, gewesen sein konnte— Ich stand schon an dem Hügel, ehe ich den Gedanken bis zu Ende gedacht hatte. Er verschwand nicht unter Kränzen und Blumen, wie so viele der umliegenden Gräber: aber ganz ungeschmückt war er doch nicht geblieben, denn an jener Stelle, wo sechs Fuß tieser Thomas Marolds armes, gebrochenes Herz in Staub zerfallen mochte, lag ein Strauß prachtvoller, süßduftender Rosen. Es waren ihrer sieben, und die Stiele waren mit einem roten Seidenband umwunden. Lange sah ich auf die Blumen nieder; dann zog ich langsam den glatten Goldreif vom Ringfinger meiner Linten und legte ihn neben die Rosen. EEEEEEEEEEEEEE Am Allerseelentage. Von M. Cuylen. (Nachdruck verboten.) Auf dem Ostfricdhof in München flackern viele hundert Lichter, buntverzierte Wachsstöcke, Kerzen, Talglichter in Blechnäpfchen und rote Ampeln. Hier und da wird ein Denkmal blitzartig erleuchtet und grüßt dann weiß und ge spenstig herüber. Die Gestalten an den Gräbern sehen in dem grauen Dämmerlicht aus wie wesenlose Schatien. Ein junger Mann wandert langsam über die breiten Wege. Er hat kein Ziel. Hier ruht niemand, den er nur gekannt hätte. Aber er schaut mit ernsten Augen und offener Seele über die ungezählten, geschmückten Gräber. Denen, die da unten ruhen, leuchten die Lichter nicht; ihnen ist ja längst das große Licht der Ewigkeit aufgegangen. Aber für uns haben die Lichter eine bedeutsame Sprache. Und plötzlich packt den jungen Mann eine Erinnerung und treibt ihm das Blut in die Wangen; er sieht sich wieder an der Hand der Mutter, wie sie ihm am Allerseelentage die Lichtlein zeigt auf dem Friedhof des Heimatdorfes. Er meint noch jetzt den Druck ihrer warmen, festen Hand zu spüren. „Sieh, Joseph,“ sagte die Mutter,„die Kerze, die da so unruhig flackert; weißt du, was sie spricht: Joseph, du mußt auch sterben, und magst du noch so stark sein. Einmal müßt ihr alle sterben. Dann steilt man euch zwei Kerzen ans Bett, und dann ist's aus für diese Welt. Dann kannst du nicht mehr fleißig sein, und dann kannst du niemand mehr lieb haben. Gut, wenn du das vorher getan hast, als du noch gesund warst. Der liebe Gott schreibt alles auf in das ewige Buch. Das liegt vor ihm, wenn du an die Himmelstür kommst.“ Und dann führte die Mutter ihn an das kleine Grab mit dem schlichten, weißen Kreuz. wo sein junger Spielkamerad ruhte. Joseph hatt: die Mutter nicht ganz verstanden: aber eine Ahnung von der großen Wahrheit ging doch durch sein kleines Herz und machte es ernst und still. Nun schläft die Mutter seit einem Jahr: den tiefen Schlaf unter dem Hügel. Auf ihrem Grabe brennen jetzt auch die Kerzen, dafür sorgen schon Vater und Schwester daheim. Ein paar Kerzen und dann ist alles aus!“„ Aus!— nein!— nein, nein! Er hat den Widerspruch laut hinausgerufen und erschrickt vor der eigenen Stimme. Dachte er nicht tagtäglich an die Mutter? War sie ihm nicht immer nah, daß er's manchmal fühlen konnte?— Und immer das Bewußtsein, der einzige Trost in schweren Stunden: es gibt ein Wiedersehen. Warte nur! Wie wäre es auch möglich, daß der Tod die stärksten Bande der Liebe zerreißen könnte, ohne Hoffnung und ohne Trost! Gott ist gewaltiger als der Tod: es muß ein Wiedersehen geben. Am Ende des Friedhofes steht eine weiße Bank. Laue Lüfte, wie verspätete Sommerwinde, streichen durch die Büsche und Bäume und bringen den Duft von Blumen und Kerzen herüber. Den jungen Mann überkommt eine heiße Sehnsucht. Wenn ich da auf der weißen Bank nur einmal mit Mutter sitzen dürfte! oder wenn ich zu Hause nur einmal auf der Lehne ihres Sessels schaukeln dürfte, wie früher! Wenn ich ihr doch nur einmal noch in die lieben Augen schauen, oder— ach, wenn ich ihr wenigstens einmal schreiben könnte! Die Mutter war bis jetzt die einzige, große Liebe in seinem Leben gewesen. Er hatte keinen anderen Vertrauten seiner jungen Gedanken und Wünsche als sie. Und nun nichts mehr— nichts! Er fühlt sich ga. verlassen. Müde läßt er sich auf die weiße Bank nieder und sieht zu, wie ein Lichtlein nach dem anderen auf den Gräbern erlischt, wie die Abendschatten immer dichter und dunkler werden. Hier und da blinzelt schon ein Sternlein vom Himmel. Wie oft hat er durch das Frauenhofersche Fernrohr auf der Sternwarte sich diese Sterne näher gerückt. Wie hat er da in unendliche Weiten geblickt und ist erschrocken und kleinmütig geworden vor der gewaltigen Größe des Weltalls. Er erinnerte sich, wie der Professor einmal scherzend meinte:„Nun schauen wir so tief in das Weltall hinein und finden den Himmel immer noch nicht.“ Da hatte er freimütig seine Ansicht geäußert:„Den Himmel finden wir niemals, auch wenn Fraunhofers Fernrohr noch millionenmal weiter reichte. Der Himmel ist kein Raum, sondern ein Zustand der Seele. Die Seele sieht Gott und erkennt in ihm die wunderbare, gewaltige Urkraft alles Seins. Diese Erkenntnis allein muß ein unendliches Glück für den freien Meuschengeist bedeuten. Da werden alle den Schöpfer auf gleiche Weise erkennen, ob sie hienieden viel gelernt haben oder wenig. Wie arm und winzig muß das mühsam zusammengesuchte Menschenwissen sich dann ausnehmen. Und übrigens: daß die Toten nicht räumlich weit von uns getrennt sind, das fühlen wir. Wir hören ihre Mahnung vor jeder wichtigen Tat und jeder trüben Stunde. Mir scheint, die Toten sind immer um uns und helfen uns.“ Das Andenken an die Mutter machte den Studenten der Mathematik einfach und gläubig, wie eben ihr Kind nur sein durfte. „Schon gut! schon gut!“ sagte der alte Professor und klopfte ihm wohlwollend aus die Schulter.„Es war ja nur ein Scherz.“ Jetzt auf der weißen Kirchhofsbank fühit der Sohn wieder die Mutter nah. So lebhaft beschäftigen sich seine Gedanken mit ihr. Er Zieht auf dem breiten, schattigen Weg eine Frau herankommen. Sie geht mit den großen, langsamen Schritten seiner Mutter. Die Züge erkennt er nicht, aber er fühlt: die Mutter kommt. Da schließt er die Augen vor Seligkeit. Die Mutter kommt am Allerseelenabend! Er fühlt ihre Hand auf seiner Schulter und hört ihre weiche Stimme: Josephchen, lieber Junge, fehlt dir etwas? Da schüttet er ihr sein ganzes Herz aus, rückhaltlos, vertrauend, wie man eben nur der Mutter vertrauen kann. Den Kopf tief gesenkt, das Gesicht in den Händen vergraben, so hält er Zwiesprache mit der liebsten Toten. Er erzählt ihr alles, was ihn drückt, seine kleinen Sorgen und Kümmernisse, seine Einsamkeit, seine Enttäuschungen, das Schwere in seinen Studien, seinen Wissensdrang, seine Zweifel, seine