40 Nr. 290.— 65. Jahrgang. Freitag, 24. Oktober 1913. Volksblatt ninmin Beezugspreis: Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., d Briefträger und durch unsere Agenturboten zugestellt 64 tellt mon durch den der Stadt Paderborn durch Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegen— genommen.— Probenummern auf Verlangen gralis.—# rfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn. ummmmmnmmnmnmammmmnmmmmnmmmmne n Sauerländer Tageblatt. ponnmemmmmmmmemmmmmmm Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 20 Pfg., 5 * für Paderborn 15 Pfg., Reklamezeile 80 Pfg., Beilagegebühr nach### * Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften, sowie für# s richtige Ausführung telefonisch aufgegebener Anzeigen wird keine Gewähr übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt und# Erscheint wöchentlich 7mal. 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Damit sind 53 Mandate im ersten Wahlgange besetzt und es bleiben noch 20 Wahlkreise, in denen die Stichwahl zu entscheiden hat. Ein derartiges Resultat gleich im ersten Wahlgang ist kaum erwartet worden. Es bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als daß die rechte Landtagsmehrheit im badischen Landtag errungen ist. Von den 73 Mandaten haben die Gegner des Großblocks 37 jetzt schon im Das Zentrum, das bei der letzten Wahl im Jahre 1909 im ersten Wahlgang 23 Sitze errang, brachte es heuer auf 29 und hat damit gleich drei Mandate mehr erhalten, als es im letzten Landtag: hatte. Von seinen 26 Sitzen ist keiner verloren. Drei Sitze sind hinzugekommen. Und unter den 26 alten Sitzen waren verschiedene stark gefährdet. Besondere Befriedigung ruft es hervor, daß der von Fehrenbach innegehabte Wahlkreis Freiburg I. durch den neuen Kandidaten Professor Wirth im ersten Gange (1909 Stichwahl!) gewonnen wurde. Höchst erfreulich sind ferner die Siege in den als gefährdet betrachteten Wahlkreisen Villingen=Donaueschingen, Freiburg=Land—mmenbingen. Neugewonneu hat das Zentrum die Wahlkreise Meßkirch, Stockach von den Nationalliberalen, Stadt Offenburg, wo der Fortschrittsführer Muser aus dem Sattel gehoben wurde, so daß der Landtag demnächst auf seine Gebetbuchgeschichten verzichten muß, während er vielleicht Studienreisen macht, um die Trennung von Kirche und Staat nach französischem Muster, die er empfiehlt, an Ort und Stelle zu untersuchen. Die Konservativen erhielten auf den ersten Anhieb gleich 5 Mandate und stehen außerdem noch in mehreren Kreisen in nicht aussichtslosen Stichwahlen. Noch mehr Organisation auf dieser Seite und die nächsten Wahlen dürften für diese Partei noch günstiger ausfallen. Erfreulich ist dann die Wahl Niederbühls in Rastatt, der von den dortigen Nationalliberalen in ausgesprochener Opposition gegen die Blockpolitik aufgestellt und dessen Zurückziehung auch bei dem energischsten Einschreiten der nationalliberalen Parteileitung und bei allem Liebeswerben der Fortschrittler nicht erreicht wurde. Des weiteren wurden gewählt die rechtsliberalen Großblockgegner Krauth und Bitter in den Wahlkreisen Heidelberg=Eberbach und Heidelberg=Wiesloch: Diese drei Großblockgegner, nach ihrer politischen Anschauung auf altnationalliberalem Boden stehend, sind den Stimmen und Mandaten der Konservativen und des Zeutrums zuzuzählen, wenn man die Frage nach der Entscheidung im Kampf um den Großblock stellt. Durch Ein Kohlengräberdorf in Wales. ein Stimmungsbild aus den Tagen des letzten großen Grubenunglücks.) Aus Seughenyod, wo vor einigen Tagen mehr als 400 Bergarbeiter ihren plötzlichen Tod im gefährlichen Berufe gefunden haben, veröffentlicht die Frankfurter Zeitung ein Stimmungsbild, das einen Vergleich mit den Verhältnissen im Kohlenbergbau des rheinisch=westfälischen Bezirks und denjenigen jenseits des Kanals nahelegt. Der Berichterstatter schreibt: Ueber ein Grubenunglück ist sehr wenig zu erzählen, je schwerer es ist, desto weniger. Denn die Tragödie vollzieht sich tief unten im Bauch der Erde; was man davon an der Oberfläche zu sehen und zu hören bekommt, gibt von der ungeheuren Wucht des Naturereignisses gar keine Vorstellung. Man zeigt an den Mauern und Fenstern des Maschinenhauses die Zertrümmerung, welche die Explosion angerichtet hat; einem Mann, der an der Schachteinfahrt, aber noch zwanzig Ellen davon entfernt, beschäftigt war, wurde buchstäblich der Korf vom Leibe weggerissen. Aber dies allein kann keinen Begriff von dem feuriggiftigen Blitzschlag vermitteln, der die unterirdischen Gänge entlang fährt und in einem Nu vierhundert brave Kerle auf den Rücken wirft. Selbst die handvoll Leute, die, weil sie zufällig durch eine Wand von der Gewalt des Stoßes etwas geschützter waren, nach einer Arbeit von vierund zwanzig Stunden mit genauer Not gerettet werden konnten, wissen kaum etwas zu berichten. Sie erinnern sich dumpf, rlötzlich einen Gasgeruch bemerkt zu haben, dann kam sofort die Ohnmacht. Bloß einem einzigen kam unten schon zum Bewußtsein, was geschehen sei. Er hörte die Exlosion, lief dem Ausgange zu, wurde ober auf dem Wege von den Dämpfen überwältigt und sank zu Boden. Nach diesen Anzeichen ist wenigstens das eine zu vermuten, daß die Leute unten keinen langen und furchtbaren Kampf mit der Atemnot und der Todesangst zu führen haben, und daß alles zu Ende ist, ehe der Wahnsinn und die Verwirrung kommen. Senghenydd liegt ziemlich hoch im hügeligen Kohlenrevier von Südwales, in einer lieblichen Baum= und Wiesenlandschaft, die weniger durch die Maschinerie und die hohen Essen der Grubenwerke, als durch die darum gebauten Behausungen entstellt wird. Von der Anstrengung und Gefahr seines Berufes abgesehen, ist der welsche Bergmann begünstigter als andere Industriearbeiter. Sowie er der Grube wieder mit gesichertem Leben entstiegen Krauth und Bitter wurden übrigens mit Zentrumshilfe aus zwei von Großblockswegen der Sozialdemokratie zugesprochenen Kreisen die Genossen Wf=iffle und Emil Mayer von ihren Hochsitzen vertrieben. Auch diese Erfolge beweisen uns, wie verhaßt in weiten Kreisen des Volkes die Großblockpolitik und das innige Techtelmechtel des Herrn Großherzoglich Badischen Geheinen Hofrats und Führers der nationalliberalen Partei Rebmann mit der Sozialdemokratie ist. Ganz übel wurde der Sozialdemokratie mitgespielt. Nicht bloß, daß sie es nur auf neun Sitze brachte im ersten Gang und nicht bloß, daß sie drei Sitze verloren hat bis jetzt und in der Stichwahl wohl auch noch einige einbüßen wird, sondern ihre Stimmenzahl ist im ganzen Lande Baden ganzgehörig herabgedrückt worden. Das Volk scheint eben doch allmählich der roten„Sprüche“ genug zu haben und sich den Parteien zuzuwenden, die eine Politik der Tat aufweisen. Geradezu jämmerlich ist das Resultat für den Fortschritt. Man erinnert sich unwillkürlich wieder an die interessanten Meßversuche eines boshaften Genossen, der seinen fortschrittlichen Großblockfreunden berechnete, daß ihr Mundwerk im umgekehrten Verhältnis zu den Leistungen stehe. Einen einzigen Abgeordneten brachten sie im ersten Wahlgang heraus und ihren Muser haben sie dem Zentrum opfern müssen. Angesichts der Sintflut von Druckerschwärze, die gerade der Fortschritt gegen das Zentrum losgelassen und der infernalen Perleumdungen, die aber auch vor den offenbarsten und aller Welt klaren politischen Wahrheiten nicht halt machten, ein geradezu klägliches Ergebnis. So kann das Resultat dahin zusammengefaßt werden: Der Großblock liegt zertrümmert am Boden. Die Politik derer um Frank und Rebmann ist auf der ganzen Linie gescheitert, der alte Löwe von Zähringen aber, der allverehrte Führer des Zentrums hat einen glänzenden Sieg davonge tragen. Die vielverlästerte Wackertaktik hat gesiegt. Der Umsturz und seine Helfershelfer sind zurückgeschlagen. Die Treue zu Vaterland und Kirche hat sich herrlich bewährt. Nicht nur ein Zug nach rechts hat sich bemerkbar gemacht, nem ein gewaltsamer Ruck nach rechts hat sich gezeigt. Das Ergebnis ist die spontane Absage der weitesten Kreise des badischen Voltes gegen die staats= und kirchenfeindliche Politik. die der Großblock bisher getrieben und deren Fortsetzung im nächsten Landtag zu erwarten gewesen wäre. Zum Besuch des Kaisers in Konopischt. * Wildpark, 23. Okt. Der Kaiser begab sich heute früh 8.55 Uhr von der Station Wildvarr aus zum Jagdschloß Konopischt in Oesterreich. Wien, 23. Okt. Mehrere Blätter besprechen den Besuch Kaiser Wilhelms in Konopischt und Schönbrunn. Die„Neue Freie Presse“ schreibt: Der Besuch ist mehr als ein sreundschaftlicher Gegenbesuch und gibt vor allem auch nach außen hin den Beweis, daß die Vorgänge in der Weltpolitik das herzliche Verhältnis zwischen den Höfen und den Völkern nicht getrübt haben, sondern wenn möglich noch inniger gestalten. Daß die Gefahren für Eurova und den europäischen Frieden vorübergegangen sind, ohne zu den schwersten Erschütterungen zu führen, verdankt die Welt in erster Linie der Festigkeit des Dreibundes. Oesterist, bringt ihn ein kurzer Weg von wenigen Minuten. den Hügel hinauf in seine Wohnung. Seine Kinder spielen in besserer Luft als die des Millionärs in der Stadt; beim letzten Haus der Straße fängt schon die freie Heide an, auf der die hohen Ginsterbüsche noch jetzt im Spätherbste die gelben Blüten tragen. Aber aus diesen landschaftlichen Vorteilen hat man nichts zu machen gewußt, als wieder nur ein zwar winziges, aber vollkommen häßliches Stück Proletariergroßstadt. Alle diese Kohlendörfer, die doch ihre Industrie unter dem Grund haben und in den Häusern nichts davon zu zeigen brauchen, sehen aus, als wären sie Arbeitervorstädte von London oder Manchester, aus dem abstoßenden Original naturgetreu in diese grüne Bergwildnis versetzt. Ueberall sieht man dieselben schmutzig= gelben einstöckigen Ziegelsteinbaracken, die der Häuserfabrikant in Straßen von tödlicher Regelmäßigkeit hinsetzt, eins wie das andere. a= b= c. Warum muß man den Arbeiter, den ja sein Beruf ohnehin zur Maschine zu machen trachtet, auch im Leben zur Maschine werden lassen? Warum könnte es nicht einmal ein Geschlecht geben, das mit industriellem Erwerbe die Vorzüge des Landmanns und einige Individualität des Daseins verbände? In Berlin haben kleine Leute Laubenkolonien und freuen sich an selbstgezogenen Johannisbeeren, hier, wo das Land weitherum offen liegt, hat kein Arbeiter einen Fußbreit. Die Leute klagen, daß die Lebensmittel furchtbar teuer seien. Es muß aber auch alles mit der Bahn herangeschleppt werden, von Cardiff oder anderen Städten. Weder eine Kuh noch ein Schwein ist im Dorfe zu finden. Solche Tiere müssen freilich eine Unterkunft haben, und ein jedes Arbeiterhaus hat zwar sein„parlour“ mit der im Fenster stehenden Topfpflanze, sei es in einem weißblauen Porzellan, sei es in einem Messingständer, aber einen Stall hat keines; außerdem wurden sich Mrs. Jones rechts und Mrs. Brown links als respektable Damen bestens dasür bedanken, neben einem Schwein zu wohnen.“ Anstelle des letzteren kauft sich der Arbeiter für teures Geld einen rassereinen Airedale=Terrier, der die Mäuse im Hause jagt; auch ein Pianola auf Abzahlung schafft sich mancher an. Einen wirklichen Garten, sei er noch so klein, habe ich hinter keinem Hause gesehen; auf dem dafür bestimmten Platze liegt Schmutz und Gerümpel umher, öfters nimmt man auch, als einziger Ansatz zur Lundwirtschaft, darauf einige ruppig aussehende hochkeinig=dürre Hühnerproletarier wahr, die zwischen den Müllhausen und der trockenen Wäsche ergrimmt nach Futter ticken. reich=Angarn mit seinen bedeutenden Interessen auf dem Balkan konnte, gestützt auf das Bündnis mit Deutschland und Italien. diese Interessen energisch vertreten, ohne daß dadurch die Katastraphe eines Weltkrieges entstand. Der deutsche Reichskanzler bekonte wiederholt nachdrücklich die Bundestreue Deutschlands. Die„Reichspost“ führt aus: Der Besuch, zu dem jetzt Kaiser Wilhelm als Jagdgast des Erzherzogs=Thron= folger in Konopischt erscheint, erneuert nicht nur die herzlichen persönlichen Beziehungen. die seit vielen Jahren zwischen dem erlauchten Hohenzollern und dem Habsburgischen Thronerben bestehen, er ist ohne Zweifel auch bestimmt, eier aufrichtigen sreundschaftlichen und politischen Aus sprache zu dienen. In diesen Krisen, die ganz Europa durchzucken, hat der Dreibund nicht nur durchgehalten, sondern er ist wie Brückenpfeiler im Wasser noch fester geworden. Was in Böhmen zwischen Kaiser Wilhelm und Franz Ferdinand aufs neue besiegelt wird, wird bei der folgenden Reise des Kaisers nach Wien sestlich vom Volke mitgefeiert. Das Gelöbnis ist stärker als vergamentene Verträge, weil es aus herzlichem, gegenseitigem und rückhaltslosem Verstehen kommt. Das„Deutsche Volksblatt“ mißt der Zusammenkunft in Konopischt einen eminent politischen Charakter bei und schließt: Solange die Mächte des Dreibundes in demselben die sicherste Gewähr ihrer Interessen und Machtstellung erblicken, kann ihre Verständigung über die schwebenden Fragen der europäischen Politik keine Schwierigkeit machen. Die Entwicklung am Balkan. Warum Serbien so schnell nachgab. Wie verlautet, ist der Hauptgrund für die sofortige Erfüllung der österreichischen Forderung nach der Zurück ziehung der serbischen Truppen aus den albanischen Gelieten darin zu suchen, daß die Mobilmachung der serbischen Armee infolge der Unlust der Bevölkerung zu weiteren Kriegen auf die größten Schwierigkeiten stieß. Die serbische Regierung war nicht einmal imstande, soviel Truppen mobil zu machen, als sie gegen die Albaner aufbieten wollte, geschweige denn. daß sie es hätte auf einen ernsthaften Konflikt mit Oesterreich=Ungarn ankommen lassen können. Die Regievisten leisteten in überwiegender Mehrheit den Einberufungsbefehlen einfach keine Folge. Schon vor einiger Zeit ist von Akten schwerer Unbotmäßigkeit innerhalb der serbischen Regimenter die Rede gewesen. Daß sich solche im Falle einer kriegerischen Verwickelung mit Oesterreich wiederholen würden, klingt nicht unwahrscheinlich. Oesterreich bleibt fest. — Wien, 23. Okt. Die Zeit meldet aus Belgrad: Kriegsminister Bogdanowitsch behauptet, daß die Zurückziehung der serbischen Truppen aus Albanien infolge der durch das schlechte Wetter abgrundtief gewordenen Wege ungefähr zwei Wochen dauern werde. Die Truppen werden diesseits die Grenzpositionen beziehen, aber nicht demobilisiert werden, bevor nicht in Albanien wirklich Ruhe herrscht. Hierzu erhält das genannte Blatt folgende Mitteilungen: Sollte sich die vorstehende Mitteilung des serbischen Kriegsministers als richtig herausstellen und ernst gemeint sein, so würde sich hierdurch nach Ansicht hiesiger kompetenter Kreise neuerlich die MöglichUnd doch könnte der englische Bergmann, wenn man es ihn gelehrt und ihm andere Penaten vor Augen ge stellt hätte, als die einer schäbigen Kleinbürgerfeinheit, sein Gärtchen sehr wohl bestellen. Er ist acht Stunden in der Grube und der Weg zur Arbeitsstätte zählt fast nicht. Es sind drei Einfahrtschichten vorhanden, aber die weitaus größte Zahl der Leute fährt mit der Tagesschicht, die von 6 Uhr früh bis 2 Uhr nachmittags dauert; eben weil in dieser Zeit so sehr viele arbeiten, hat das Unglück eine solche Zahl hinraffen können, denn von den vielleicht 1600 Arbeitern der Zeche waren gegen 950 am Morgen eingefahren. Diese Schicht ist deshalb so beliebt, weil dann der Bergmann am Nachmittag frei ist; außerdem hat die Frau, wenn alle Mannsleute zusammen heimkommen, nicht die mehrmalige Kocherei. In Wales wie im ganzen englischen Kohlenbergbau fährt die Mehrzahl der Arbeiter nur fünf Tage in der Woche ein; die Leute ziehen bei der schweren und gefahrvollen Arbeit den einen ruhigen Wochentag einem höheren Einkommen vor; einige sagten mir auch, man tue das aus Kameradschaft, weil sonst die Arbeit nicht für alle auslange. Deshalb kommt der Durchschnitt trotz dem verhältnismäßig nicht schlechten Tagelohn von 6—8 Mk. für erwachsene, ihres Berufs vollkommen kundige Männer — doch nicht auf mehr als vielleicht 35 Mk. in der Woche. Davon ist bei den hohen Miets= und Nahrungspreisen nicht viel zurückzulegen. Viele nehmen darum noch unverheiratete Bergleute als Pensionäre ins Haus. Trübselig wie das Aussehen der Häuser und Straßen, ist die soziale Lebensäußerung des Kohlendorfes. Selbst in dieser entlegenen Gegend werden die Geister mit den Produkten der billigen Londoner Massenpresse von Jugend auf künstlich stumtf gemacht. Kaum entsteigt man dem Kleinbahnzuge, der die Hügellandschaft, an Dörfern mit unsprechbaren welschen Namen vorbei, hinaufgeklommen ist, so empfängt einem wie das Geschrei hungriger Raben der Ruf der zerlumpten kleinen Jungen mit der Daily Mail und dem Daily Miror. Ueberall in England dieselben zerlumtten kleinen Jungen, überall die Massenzeitung, welche die bodenwüchsige lokale Presse ausrottet und den Verstand der Menschen nivelliert, so daß alle genau das gleiche lesen, denken, belachen müssen. Ein Volk, ein Gott, ein Daily Mail! Unten im Dorfe in der Verkehrsstraße, die heute von sonntäglich gekleideten Arbeitern von den Nachbarwerken wimmelt, was gibt es da? Nun, da sind zunächst die Kirchen der verschiedenen Sekten. Da sind die„Hotels“ mit der Bar, hinter der das hochfrisierte Schenkfräulein den Arbeitern mit der Miene unverhohlener Verachtung keit einer neuen Komplikation mit Serbien ergeben. In hiesigen diplomatischen Kreisen hält man die Serbien für die Zurückziehung seiner Truppen aus Albanien gestellte Frist für durchaus zureichend. Es herrscht hier die Anschauung vor, daß, falls sich der Abzug der serbischen Truppen über Sonntag mittags 12 Uhr hinausziehen sollte, diese Verzögerung die schwersten Konsequenzen nach sich ziehen würde.— In der Tat sind denn auch die Wiener militärischen Kreise der Anschauung, daß die Räumung der von den Serben in Albanien besetzten Positionen auch unter den schwierigsten Verhältnissen innerhalb der gestellten Frist durchführbar sei. Man ist hier nicht gewillt, irgend eine Ueberschreitung der Abzugsfrist, sei es aus welcher Ursache auch immer, zuzustimmen. Am guten Willen der Belgrader Regierung zweifelt man in Wien nicht. Die einzige Schwierigkeit könnte sich schließlch nur dadurch ergeben, daß die betreffenden serbischen Truppenrommandos die Ausführung des Rückzugbefehls verweigern oder irgendwie verzögern sollten. Ueber die Maßnahmen, die man in Wien in diesem Falle zu treffen gedenkt, wird gegebenenfalls noch genug. Zeit sein, Entscheidungen zu treffen. Die türkisch=bulgarische Entente. O Paris, 23. Oktober. Der„Matin“ meldet, daß die türkisch=bulgartsche Entente als vollendete Tatsache anzusehen ist. Die Türkei und Bulgarien sind augenblicklich in offiziellen Verhandlungen mit Serbten begriffen, man hat Serbien einen Vorschlag unterbreitet, wonach die Türkei sich bereit erklärt, falls Serbien der türkisch=bulgarischen Verständigung keine Hindernisse in den Weg legt, der serbischen Regierung bei den Friedensverhandlungen entsprechend entgegenzukommen. Bulgarien leistet Verzicht auf das Vilajet Monastir. Ein Hauptparteigänger der türkisch=bulgarischen Verständigung war General Sawow. Es ist anzunehmen, daß die Entente noch zu einem engen militärischen Zusammenarbeiten führen wird. Der Türkei ist u. a. ein großes Stück Westtbraziens zugesichert worden. neue Krupp=Prozeß. ap; Berlin, 23. Okt. Im Kriminalgericht AltMoabit begann heute vor der 11. Strafkammer des Landgerichts Berlin I der Prozeß gegen den Bürovorsteher Maximilian Brandt=Rahnsdorf und gegen Direktor Eccius=Essen. Die Anklage gegen Brandt nimmt Beamtenbestechung und Beschaffung von Kriegsmaterial, dessen Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung geboten ist, an. und zwar, ohne daß die Absicht vorhanden gewesen sei, das Material einer fremden Macht mitzuteilen. Direktor Eccius wird wegen Beihilfe zur Verantwortung gezogen. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Dr. Karsten. Die Anklage wird vertreten durch Oberstaatsanwalt Dr. Chrzescinski und Staatsanwaltsrat Dr. Töpffer. Geh. Oberregierungsrat Dr. Frenkel wohnt der Verhandlung im AAuftrage des Justizministeriums bei. Unter den Zeugen befinden sich zahlreiche Vertreter des Kruppschen Direktoriums sowie der Abgeordnete Dr. Liebknecht. Auf Befragen erklären sich beide Angeklagten für nicht schuldig. Auf wiederholtes Vorhalten des Vorsitzenden, daß Brandt doch zugegeben habe, er habe die trübes Bier zapft. Da sind serner die nirgends fehlenden beiden politischen Klubs, hier der konservative, dort der liberale. Von jedem verbreiten sich, wie Kometenstaub tom Kerne her, durch den Ort an den Häusern angeklebte Plakate in lebhaften Farben; sie fordern den Bürger dringend, ja sogar etwas scharf auf, heute die Wählerliste einzusehen, denn am Wahltage wird es zu spät sein, Allein das wichtigste Kulturzentrum im Dorfe ist noch nicht genannt: Es ist ein Kinematheater dort, wie übrigens in jedem Orte des Reviers. In diesem hier spielt man, während um 426 Menschen getrauert wird,„Die verhängnisvolle Mietseintreibung“, ein modernes Drama von 24,00 Fuß Länge... Gott besser's! Man könnte sich denken, daß Arbeiter, die in einer schönen. Gegend wohnen und in ihrem Berufe jeden Tag vom Tode umfangen sind, echtere Kunst= und Literaturwerte schätzen ernten, Am Eingang der Grube, zu der ich zurücklenke, hat sich nichts verändert. Auf dem kotigen Boden stehen ein raar hundert Leute umher und sehen den Arbeitern zu; ganz nahe an das dunkle Loch läßt die Polizei niemand mehr herankommen, der nichts dabei zu tun hat. Man blickt gespannt auf das verworrene Gestänge und Tauwerk über der Oeffnung. Nach längerer Zeit kommt dann einmal der Korb gefahren, alles drängt sich herzu, aber sie bringen keinen von den Eingemauerten mehr herauf; nur einige von der Rettungsmannschaft, schwarz wie die Mohren, entsteigen dem Korb und andere gehen an ihrer Statt hinunter, mit Tee, Nahrung und metallenen Flaschen voller Sauerstoff. Die Arbeiter oben nehmen ihr Gesträch wieder auf, ruhig und.sachlich; die Aufregung der ersten Stunden, als die Frauen herzuliefen und schrien, ist verschwunden. Die Witwen sitzen in den Hüusern, die Männer sind gefaßt. Ich=frage einen mageren rothaarigen Arbeiter, der am Gespräch keilnimmt, nach zehn Minuten ganz zufällig, ob er etwa auch Freunde unten habe.„Ich habe einen Sohn von einundzwanzig Jahren drin," erwidert der Mann vollkommen objektiv. Es ist nicht Gefühllosigkeit; aber diese Leute sehen und hören immerfort Tod, denn nur von den großen Katastrophen erfährt die Welt, nict von den kleineren, die sich unausgesetzt ereignen. In dem Kupee, in dem ich leute nach Kardiff fuhr, waren fünf oder sechs Leute, die alle nahe Verwandte verloren hatten; aber das kannur nach und nach, wie nebenbei, heraus. Ein Mann hatte seinen Bruder gesehen, als die Leiche heraufgebracht wurde. Vom Kopf bis zur Brust„war alles gut an ihm". Aber weiterhin, die Schenkel, die Beine! Und er gab eine umständliche Beschreibung, Leute„bereiter“ machen wollen, erklärt Brandt wiederholt: Ich kann nicht zugeben, daß ich mich gegen den § 333 vergangen habe. Ich gebe nur zu, Geschenke gemacht zu haben. Ich kann mich auch in meinen Angaben geirrt haben. Brandt wird dann ausführlich über sein Vorleben befragt. Er erklärte, seine Versetzung von Essen nach Berlin sei in der Hauptsache auf Betreiben des Herrn von Schütz erfolgt, der eine Hilfskraft in Berlin wünschte. Mit dieser Versetzung habe Eccius nichts zu tun gehabt. Er, Brandt, habe drei Jahre unter Herrn von Schütz in Berlin gearbeitet. Nach dem Tode dieses Herrn, der inzwischen nach Essen versetzt wurde, sei Herr von. Metzen mit der Leitung des Berliner Büros betraut worden. Herr von Schütz habe ihm erzählt, daß er Schwierigkeiten habe, weil er angeblich über die Vorgange nicht orientiert sei. Deshalb sollte er, Brandt, sich in kameradschaftlicher Weise um diese Dinge kümmern. Der Auftrag habe ihm zwar Bedenken eingeflößt. Herr von Schütz zerstreute aber diese Bedenken, indem er sagte, er könne dabei nichts finden. Andere Firmen machten es genau so, außerdem gäbe es für Krupp keine militärischen Geheimnisse: die Firma erfahre alles offiziell, was sie erfahren wolle. Des weiteren führte Brand über die Direktiven aus, welche ihm Schütz gegeben habe: Ich sollte mit meinen früheren Kameraden Verkehr suchen; die mir entstehenden Unkosten würden ersetzt werden. Schütz verbot mir streng, den Herren etwas zu versprechen, oder ihnen etwas zu geben. Natürlich hatte er nichts dagegen, daß ich gelegentlich einmal ein Glas Bier ausgab. Herr von Schütz schärfte mir ferner ein, recht vorsichtig zu sein, was ich auch tat. Dann schildert Brandt, wie er mit dem früheren Zeugfeldwebel und jetzigen Zeugoffizier Tilian in Verkehr trat. Brandt erklärte weiter: Wenn ich früher zugegeben habe, Tilian absichtlich Geldgeschenke gemacht zu haben, um ihn dadurch bereitwilliger zu machen, so weiß ich nicht, wie diese Bemerkung in das Protokoll hineingekommen ist. Ich war vollständig verwirrt. Tilian gab mir Nachrichten, wie sie die Vertreter anderer Firmen auch aus der Feldzeugmeisterei erhielten. Geld habe ich Tilian erst nach einem Jahre gegeben, weil er in Verlegenheit war. Der Verkehr mit Tilian dauerte zwei Jahre. Die Zechen haben nicht viel Geld gekostet. Bares Geld habe ich ihm nicht geschenkt, sondern geliehen. Tilian gab die kleinen Darlehen nach kurzer Zeit zurück. Nach 1908 hat er mich um nichts mehr gebeten, da er sich inzwischen gut verheiratete. Dann wird die Bedeutung des Wortes „Kornwalzer“ erklärt. Direktor Eccius schildert im einzelnen die Entstehung der Codeworte, von denen die meisten dem internationalen Telegrammcode entnommen seien. Eine besondere Bedeutung hätten die einzelnen Codeworte aber nicht gehabt. Brandt erzählt dann, wie er mit Tilians Nachfolger, dem Zeugfeldwebel Schleuder. in Verbindung getreten sei. Brandt fuhr fort: Wenn ich früher betont habe, Schleuder habe nur in besonderen Fällen bares Geld bekommen, wenn besonders interessante Nachrichten in Frage standen oder bei guter Durchführung eines Auftrages, so weiß ich das nicht mehr. Schleuder erhielt Geld, wenn er einmal in Verlegenheit war, insgesamt 200—300 Mk. Vorsitzender: Im einzelnen wird von den Verteidigern wohl nicht Wert darauf gelegt, festzustellen, von wem die einzelnen Kornwalzer stammen. Brandt: Ich kam mit den einzelnen Herren gelegentlich kameradschaftlich abends zirka alle 8—14 Tage zusammen. Die Herren erklärten sich sofort bereit, mir Material zu geben. Daß ich das meiste Material von Hinst bekommen hätte, will ich nicht behaupten. Auch waren die Zechen für Hinst nicht viel kostspieliger. 100 Mk., die ich ihm in bar gab, hat er mir zurückgegeben. Ich erstattete ihm seine Auslagen, vielleicht habe ich ihm auch eine Weihnachtsgratifikation gegeben. Später bin ich mit dem Nachfolger Hinsts, Schmidt, in Verbindung getreten. Ich habe ihm einige Jechen bezahlt, auch einiges Geld gegeben und über eine eventuelle Anstellung bei Krupp gesprochen. Brandt erklärte weiter: Es ist ganz unmöglich, daß Krupp einmal einen Konkurrenzpreis vorher erhielt, sodaß er ihn unterbieten konnte. Er erhielt die Preise erst, nachdem er sein Angebot bereits gemacht hatte. Bei einem Besuch bei Dröse habe ich ganz zufällig das Forderungszettelbuch der Artillerieprüfungskommission gesehen und mir daraus Notizen gemacht. Es mag möglich sein, daß ein Sachverständiger aus diesem Buch ersehen kann, zu welchem Zweck das Material verwandt wird. Dröse hat mir keine Auszüge geliefert. Ich habe auch bei Krupp nicht gesagt, daß mir Dröse gefällig gewesen ist. Auf meine Empfehlung ist Dröse bei Krupp nicht angestellt worden. Hoge habe ich gelegentlich ein Darlehen von 1000 Mark gegeben, weil seine Schwester heiraten wollte. Er hat das Darlehen mit 4 Prozent verzinst und alles zurückerstattet. Seine Schwester hat den Schuldschein mitunterschrieben. oge war damals in Spandau und konnte mir gar kein Material liefern. Seine Versetzung nach Berlin stand damals noch gar nicht fest. Von Gegenleistungen ist bei Hoge niemals die Rede gewesen. Kayser kannte ich schon seit langer Zeit. Wir haben die alte Freundschaft aufgefrischt und uns naturgemäß über Sachen unterhalten, die uns als alte Artilleristen interessierten. Ich habe ihm während der ganzen Bekanntschaft vielleicht vier= bis fünfmal Theaterbillets besorgt, auch die Zeche bezahlt oder sie ihm zurückerstattet. Seiner Tochter habe ich einmal aus Anlaß ihrer Konfirmation Geschenke gemacht. * Vorsitzender: In Essen sind 740 Kornwalzer vorgefunden worden, die aus den Jahren 1910 bis 1913 stammen. Nicht gefunden wurden aber die ersten Kornwalzer. Wo sind die geblieben? Brandt: Das weiß ich nicht; wahrscheinlich sind sie vernichtet worden! Wer den Auftrag dazu gegeben hat, weiß ich nicht. Vorsitzender: Unter dem Ihnen gelieferten Material befanden sich auch geheime Sachen. Brandt: Für mich waren diese Sachen nicht geheim. Ich habe übrigens im Jahre 1898 auch einen Schein unterzeichnet, der mich verpflichtet, über geheime Sachen der Landesverteidigung nicht zu sprechen. Die Kornwalzer wurden den offiziellen Briefen nach Essen beigefügt und je nach der Arbeitsverteilung an die verschiedenen Herren adressiert. Ich bin nicht gefragt worden, von wem ich die Nachricht erhielt. Als ich einmal Herrn von Schütz gegenüber äußerte, es sei doch gefährlich, solche Sachen aus der Hand zu geben, beruhigte er mich und erklärte, ich täte nichts Unrechtes, dem es läge ja im Interesse der Heeresverwaltung, wenn die Preise herabgedrückt würden. Nach Ankunft des Herrn von Metzen in Berlin änderte sich die Situation gar nicht. w Berlin, 23. Okt.(Drahtb.) Im Krupp=Prozeß wurde nach Beendigung der Vernehmung des Angeklagten Brand die Weiterverhandlung um 3.30 Uhr ausgesetzt. Die nächste Sitzung ist morgen früh 9 Uhr: sie soll ganz ausgefüllt werden mit der Vernehmung des Angeklagten Dr. Eccius, sodaß wahrscheinlich keine Zeugenvernehmung stattfinden wird. Aus der katholischen Welt. München, 23. Okt. Hr. Erzbischof Dr. v. Beitinger hat wegen eingetretener Hindernisse die Rom reise auf das kommende Jahr verschoben. Eine katholische Diözese in Serbien? * Belgrad, 21. Okt. Der Adnakat Bakotic hat, im Auftrage der serbischen Regierung einen Entwurf des Konkordats ausgearbeitet. Die serbische Regierung plant die Gründung einer katholischen Dibzese mit dem Sitz in Belgrad. Aus der Diözese Paderborn. a Paderborn, 24. Okt. Feierlich installiert wurde am Donnerstag morgen im hohen Dome durch den hochw. Herrn Dompropst Dr. Woker der neue Domkapitular Direktor Prälat Dr. Bernhard Funke. * Paderborn, 23. Okt. Die 15. General= versammlung des Diozesan=Cäcilien= vereins Paderborn findet Montag, 24. Nov., in Paderborn statt. Im Anschluß daran wird ein viertägiger Instruktionskursus für kirchlichen Gesang abgehalten, für welchen u. a. P. Johner=Beuron zugesagt hat.(Anmeldungen sind zu richten an Domvikar Cordes=Paderborn.) Luftfahrt. Brindejonc dreimal von Deutschen überboten. — Berlin, 23. Okt. Der seinerzeit so viel betaunte Flug des Franzosen Brindejonc über 1380 Kilometer ist nun innerhalb kurzer Zeit dreimal von deutchen Fliegern überboten worden. Viktor Stöffler hat bekanntlich in 24 Stunden 2150 Kilometer in der Luft zurückgelegt. Ihm folgte Caspar mit 1450 Kilometer. Dessen vorzügliche Leistung ist jetzt von dem Flieger Schlegel überboten worden, der von Gotha nach Johannisthal flog und gestern abend 7 Uhr in Labiau landete. Er legte 1470 Kilometer zurück. Bei der Landung setzte der Apparat zu hart auf. Der Flieger erlitt einen Bruch des Nasenbeins. % Johannisthal. 23. Okt. In der nächsten Woche wird der Flieger Adolf Pegoud auf dem hiesigen Flugplatze seine Spiral= und Kopfabwärtsflüge ausführen. Pegond trat unter Leitung des Direktors Leo Kronau, der ersten Luftverkehrsgesellschaft in Oesterreich, auf dem Flugfelde Aspern bei Wien auf. Kronau hat nun mit der Flugplatzgesellschaft in Johannisthal ein Uebereinkommen getroffen, wonach Pegoud am 25. und 26. Oktober auf dem Flugplatze seine Flüge ausführen wird. Er erhält 30000 Mk. für jeden Aufstieg. Brüssel, 23. Okt. Nach Meldungen von der belgischen Grenze haben die Grenzbehörden, wie die Voss. Itg. berichtet, festgestellt, daß Flieger in ihren Flugzeugen einen lebhaften Schmuggel von Frankreich nach Belgien und umgekehrt betreiben. Die Flugzeuge steigen in der Nähe des belgischen Grenzortes Armentiers auf und landen unweit eines Ortes im Departement Pas de Calais. Die Flieger schmuggeln hauptsächlich Spitzen. Die beiderseitigen Regierungen verständigten sich dahin, den Flugzeugen erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. * Turin, 23. Okt. Der italienische Major Piazza, der als erster im Tripoliskrieg gegen die Türken Flüge unternahm, hat eine neue großartige Flugtat vollbracht. Er stieg gegen 4 Uhr in Turin auf und landete bereits um 5 Uhr 20 Minuten auf dem Gipfel des Mont=Cenis, in 2300 Metern Höhe, nahe der französischen Grenze. Es ist dies das erste Mal, daß ein Aviatiker in solcher Höhe einen geeigneten Platz zum Landen findet und auch wirklich die Landung vornimmt. w Paris, 23. Okt. Der nationale Luftschifferverband wurde vom Minister des Aeußern verständigt, daß die österreichisch=ungarische Regierung dem Flieger Daucourt, der vorgestern seinen Flug nach Kairo angetreten hatte, und hierbei durch Südungarn nach Belgrad und Bukarest fliegen wollte, die Erlaubnis verweigert habe, die Strecke Budavest=Belgrad zu durchfliegen. Der französische Minister des Aeußern erteilte dem Flieger Daucourt den Rat, sich in Wien an den französischen Botschafter Dumaine zu wenden, um durch dessen Vermittelung im Einvernehmen mit der österreichisch= ungarischen Regierung eine andere Flugstrecke festzusetzen, um nach Bukarest zu gelangen. Der nationale Luftschifferverband fügt in einer an die Presse gerichteten Mitteilung hinzu, daß Daucourt unter diesen Umständen genötigt sein werde, über die siebenbürgischen Karpathen zu fliegen. Die Maßnahme der österreichisaungarischen Regierung zeigt von neuem, daß infolge des Verbots in gewissen Luftzonen internationale Flüge überhaupt unmöglich sein werden. Vermischtes. Ein Denkmal für die Helden des„L. 2“. Berlin, 23. Okt. In den Kreisen der Rudower Gemeindeverwaltung besteht die Absicht, auf der Stätte der Katastrophe des Marineluftschiffes „L. 2“ ein Wahrzeichen zur Erinnerung an die im Dienste des Vaterlandes gefallenen Luftschiffer zu errichten. Die Unglücksstelle liegt in der Rudower Gemarkung. Ein Teil Der Stätte liegt in dem Bezirke des Weichbildes, der in dem neuen Bebauungsplan als freie Flache vorgesehen ist; der Errichtung eines Gedenksteines würden daher räumliche Schwierigkeiten nicht im Wege stehen. Die Rudower Gemeindevertretung wird sich in der nächsten Sitzung mit diesem Plane beschäftigen. * Der Tod in den Bergen. Genf. 23. Okt. In Appenzell hat man in der Nähe der Silberplatte den Leichnam eines jungen Deutschen, namens Singer, gefunden. Er war seit Montag, als er einen Aufstieg auf die Silberplatte unternommen hatte, verschwunden. Die Untersuchung hat ergeben, daß er von einer Steinlawine überrascht und in die Tiefe geschleudert worden ist. 8 Der Mörder des Abg. Schuhmeier begnadigt. Wien, 23. Okt. Der Mörder des Abgeordneten Schuhmeier, der Tischlergeselle Paul Kunczak, der von den Geschworenen zum Tode durch den Strang verurteilt wurde, ist vom Kaiser Franz Joseph begnadigt worden. Der kaiserliche Gnadenakt wandelt die Strafe in eine 20jährige schwere Kerkerstrafe um. Am Krankenlager v. Winterfeldto. Grisolles, 23. Oktober. Gestern erschienen der Minister des Innern und mehrere Senatoren am Krankenlager v. Winterfeldts. Sie wurden von Frau v. Winterfeldt empfangen, die ihrer Dankbarkeit über die Teilnahme in warmen Worten Ausdruck gab. Auch mit Herrn v. Winterfeldt selbst unterhielten sich die Herren einige Zeit. Das Befinden des Patienten bessert sich, wenn auch sehr langsam # Schweres Unwetter in Südfrankreich. Paris, 23. Ottober. Ein furchtbares Unwetter ist gestern über ganz Südfrankreich niedergegangen. Besonders heftig wütete der Sturm bei Marseille und Toulon. " Schwere Erplosion in Newyork. Newyork, 23. Otrober. In der elektrischen Zentrale von Staten Island ereignete sich gestern eine schwere Explosion, bei welcher 6 Personen auf der Stelle getotet und 2 schwer verletzt wurden. Die Exrlosion hatte zur Folge, daß der ganze Distrikt von Newyork im Dunkel gehüllt war. Der Verkehr auf der Linie der Straßen= und Eisenbahn mußte infolge Strommangels eingestellt werden. Großseuer in einer Filmfabrik. London, 23. Okt. Gestern nachmittag wurde infolge eines durch Kurzschluß entstandenen Feuers das Filmlager der großen British and Kolonial Kinema Company fast vollkommen zerstört. Ueber 300 Kilometer sertig entwickelte Films sind dem Brand zum Opfer gefallen. Der Schaden beträgt über eine Million. Ein deutscher Militärinstrukteur gestorben. Adrianopel, 23. Okt. Der deutsche Militärinstrukteur, Oberst Turschewski, ist hier in der vergangenen Nacht plötzlich gestorben. Oberst Turschewski, der sich besondere Verdienste um die Reorganisation der türkischen Wehrmacht erworben hat, befand sich augenblicklich auf einer Inspektionsreise. LetzteNachrichten u. Drahtberichte. E Halle(Saale), 23. Okt.(Drahtb.) Der Herzog von Meiningen überreichte den Hinterbliebenen der Opfer des Luftschiffunglückes L 2 eine namhafte Summe und zwar zu Händen des Prinzen Waldemar von Preußen. m Straßburg, 23. Okt.(Drahtb.) Das Wolffsche Telegraphenbureau ist ermächtigt zu erklären, daß die Meldung eines auswärtigen Blattes von dem angeblich bevorstehenden Nücktritte des Statthalters Zorn von Bulach auf Erfindung beruhe. w Schloß Konopischt, 23. Okt.(Drahtb.) Der deutsche Kaiser traf um 5.40 Uhr in Beneschau ein und wurde vom Erzherzog Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg begrüßt. Im Schlosse wurden dem Kaiser die Gäste des Erzherzogs vorgestellt. w Konstantinopel, 23. Okt. Ein Jrade des Sultans, daß die Neuwahlen für die Kammer anordnet, wurde heute veröffentlicht. Wieder ein Oppersdorffprozeß. w Köln, 23. Okt.(Drahtb.) Die 6. Strafkammer des Landgerichts verhandelte in der Privatklage des Reichsgrafen Haus von Oppersdorf gegen den Redakteur Ernst H. Kley von der Kölnischen Volkszeitung. Die erste Instanz lehnte die Klage wegen Verjährung ab, die zweite Instanz hielt Beleidigung für erbracht. Der Fail des§ 193, Wahrung berechtigten Interessen, liege nicht vor, weil der Artikel von einer anderen Zeitung übernommen sei. Die Beleidigung gehe aus der Form hervor. Das Gericht verurteilte Klen zu 150 Mark Geldstrafe und Publikation des Urteils in der Kölnischen Volkszeitung. Zur Thronbesteigung in Braunschweig. w Braunschweig, 23. Okt.(Drahtb.) Die Stadtverordneten bewilligten mit allen gegen die Stimmen der Sozialemdokraten 25000 Mark für die Ausschmückung der Stadt beim Einzug des Herzogpaares. Ein sozialdemokratisches Mitglied prorenierre im Namen seiner Partei. w Braunschweig, 23. Okt.(Drahtb.) Der Landtag ist für den 27. Oktober zu einer außerordentlichen Session einberufen worden. Die Unruhen in Portugal. * Madrid, 23. Okt. Die Bahn= und Telegraphenverbindung mit Portugal ist abgeschnitten. Man glaubt hier an eine Revolution in großem Maßstabe. &a Lissabon, 23. Okt. Im Laufe der UUntersuchung in Oporto und Aveiro wurden wichtige Dokumente gefunden, die alle Einzelheiten über die Verschwörung enthalten, insbesondere auch die Namen der beteiligten Offiziere und den Versammlungsort an der Grenze. w Lissabon, 23. Okt.(Drahtb.) Die Regierung erklärt, sie habe gewußt, daß monarchistische Komitees in Eurova und Brasilien auf das Ausbrechen der Unruhen hofften, deren Ausbruch die Zeitungen voreilig meldeten. In den kleinen Gruppen der Manifestanten befanden sich nur ein Soldat. Zu den in Lissabon und Oporto Verhafteten gehörten nur einige Militärpersonen. In Oporto fand weder eine Demonstration noch ein Versuch dazu statt. Die Demonstration in Vianna do Castellio, an der drei oder vier Soldaten teilnahmen, sei bedeutungslos. Eine Verstimmung zwischen England und den Vereinigten Staaten. Newyork, 23. Okt.(Drahtb.) Die Bestätigung der merikanischen Regierung Huertas durch die englische Regierung hat in Washington sehr vernimmend gewirkt. Die gesamte amerikanische Presse verurteilt die Haltung Englands auf das schärfste und ist über die von dem englischen Botschafter in Washington Sir Lionel Carden geübte merikanische Politik sehr erregt. Der Zeitungskönig Hearst, der selbst große Ländereien in Meriko besitzt, steht ganz auf dem Standpunkte des Präsidenten Wilson, der der Meinung ist, daß die Differenz nur auf die wirtschaftliche Rivalität der beiden Länder zurückzuführen sei. Die Mißstimmung ist in Washington derart groß, daß sogar eine Demonstrationsfahrt der amerikanischen Flotte in die merikanischen Gewässer erwogen wurde, die aber in letzter Stunde wieder fallen gelassen worden ist, um den Konflikt zwischen den beiden Ländern nicht noch zu verschärfen. Die Rettungsarbeiten in Cardiff. &a Cordiff. 23. Okt. Heute früh ist auf der Grube in Seughenydd eine aus 19 Mann bestehende Rettungsmannschaft im letzten Augenblick, als sie schon von Gasen halb betäubt war, von einer Ambulanzabteilung. die mit Sauerstoff zu Hilfe kam, gerettet worden. Die Mannschaft war so weit vorgedrungen, daß sie feststellen konnte, daß die Arbeiter entweder durch die Explosion oder durch Nachschwaden getötet worden sein müssen. Die weiteren Rettungsarbeiten sind wegen der großen Gefahr in der Grube, besonders wegen der Gase, dic aus dem Feuer aufsteigen, auf 1 bis 2 Tage eingestellt worden. Den Hinterbliebenen der Vermißten ist mitgeteilt worden, daß die Bergung der Leichen nicht vor Freitag würde fortgesetzt werden können. Die Rettungsmannschaften stießen auf eine große Anzahl Leichen. 40 Mann ertrunken. n Helsingfors, 23. Okt.(Drahtb.) Der finnische Dampfer Besthusten geriet in der Nähe von Basa auf Grund, wurde leck und sank mit der gesamten Besotzung von 40 Mann. 200 Bergleute verunglückt. I Dawson(Neumeriko), 23. Okt. Auf der Hirschschlucht=Kohlengrube wurden 200 Bergleute verschüttet. Dawson, 23. Okt. Durch die gestrige Explosion auf der Hirschschluchtgrube sind 230 Bergleute eingeschlossen worden. 5 wurden bisher gerettet. Starke Abteilungen der Rettungsmannschaft versuchen in das Innere der Grube einzudringen. Man glaubt, daß genügend Luftzufuhr vorhanden ist und daß eine große Anzahl der Eingeschlossenen gerettet wird. Viele Frauen, Kinder und Männer umlagern die Schachteingänge. Kleine Nachrichten. w Wanne, 23. Okt.(Drahtb.) Bei Gesteinsprengarbeiten in einem Querschlag der Zeche Unser Fritz ereignete sich ein schwerer Unfall dadurch, daß einer der gesetzten Schüsse versagte. Ohne die vorgeschriebene Wartezeit abzuwarten, begab sich die aus drei Mann bestehende Schießmannschaft vor Ort, als sich plötzlich der letzte Schuß löste. Dabei wurde einer der Arbeiter sofort gerotet, einer schwer und einer leicht verletzt. * Werther(Kreis Halle i. W.), 23. Okt.(Drahtb.) Ein schwerer Automobilunfall ereignete sich im benachbarten Schöttinghausen. Bei der von dem starken Nebel verursachten Glätte der Straße kam in einer scharfen Kurve ein Kraftwagen ins Rutschen und prallte gegen einen Baum, wobei sämtliche Insassen aus dem Gefährt geschleudert wurden. Während alle übrigen mit Arm= und Beinbrüchen davonkamen, erlitt der 16 Jahre alte Sohn des Gastwirtes Kralemann aus Schöttinghausen schwere innere Verletzungen, sodaß er in die Bethelanstalt geschafft werden mußte, wo er hoffnungslos darniederliegt. Der Anprall des Kraftwagens war so stark, daß der Baum gespalten und das Auto vollständig zertrümmert wurde. w Mannheim, 23. Okt.(Drahtb.) Frau Julia Lanz überwies anläßlich ihres 71. Geburtstages der Beamten= und Meisterpensionsstiftung 100000 Mark. Ferner erhielt jeder Arbeiter, der mehr als 40 Jahre in der Fabrik ist, ein Ehrengeschenk von 500 Mark. Kaiserslautern, 23. Okt. In vergangener Nacht ereignete sich aus unbekannter Ursache am Eingang des Ortes Frankenstein ein schweres Automobilunglück. Regierungsrat Feiertag und Gymnasiallehrer Seuffert aus Kaiserslautern sind tot und Bauamtmann Schmidt schwer verletzt. Der Lenker und Besitzer des Autos, Dr. Stein aus Kaiserslautern, blieb unverletzt. Eingesandt. (Für Zusendungen unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preßgesetzliche Verantwortung.) Wir erhalten noch folgende Zuschrift zur Kankenautomobilfrage: „Auf meinen Artikel in Nr. 282 des„Westfälischen Volksblattes" betreffend Kranken=Automobil sind verschiedene Erwiderungen erfolgt, welche ich nicht unbeantwortet lassen kann. Ich habe den Artikel geschrieben, weil nach meiner Ansicht die Frage betreffs Anschaffung eines KrankenAutos in der Stadtverordnetensitzung eine wohlwollendere Beurteilung hätte erfahren ronnen. In dem Artikel ist nicht gesagt worden, daß in der Stadtverordnetensitzung auch über die Beschaffung eines Theaterplatzes verhandelt worden wäre. Jeder Leser des„Westfälischen Volksblatts“ weiß, daß Meinungsäußerungen über diesen Punkt in dem„Westfälischen Volksblatt“ unterhalb des Striches erfolgt sind. Wenn ich Kranken=Auto und Theater in Zusammenhang gebracht habe, geschah es aus dem Grunde, weil über beide Gegenstände fast zu gleicher Zeit, wenn auch an verschiedenen Stellen, Erörterungen stattfanden. Wie man unter diesen Umständen von unwahren Behauptungen und einer Entgleisung sprechen kann, ist mir unbegreiflich. Daß die Anschaffung eines guten Kranken=Autos etwas größere Kosten verursachen wird, kann nicht geleugnet werden. Es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Unterhaltungskosten, wenn auch nicht im ersten Jahre, spater ganz oder größtenteils durch die Benutzung ausgebracht werden. Der Kostenxunkt ist auch nicht so groß, daß er bei der Anschaffung eines Gegenstandes, der zur Linderung von Leiden und Rettung von Menschen dienen soll, eine ausschlaggebende Rolle spielen darf. Daß ein Arzt unter Berücksichtigung der jetzigen Verhältnisse in Paderborn und der außerordentlichen Zweckmäßigkeit eines Kranken=Autos die Anschaffung desselben nicht für notwendig hält, ist kaum glaubhaft. Daß endlich die Bevölkerung auf dem Lande von dem Kranken=Auto größeren Vorteil hat, als die Einwohner von Paderborn ist, abgesehen von den größeren Kosten, die das Landvolk zu tragen hat, ganz selbstverständlich. Wenn man eine lange Reihe von Jahren in der Landpraxis tätig gewesen ist und die Misere des Krankentransports kennen gelernt hat, wird man seine Meinung wohl sagen und sein Urteil in einer so ernsten Angelegenheit abgeben dürfen.“ Handels= u. Verkehrs=Nachrichten. w Berlin, 23. Okt. In der heutigen Aufsichtsratssitzung der Stahlwerke Richard Lindenberg A.=G. RemscheidHasten wurde beschlossen, der am 20. November einzuberufenen Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 12 Prozent(wie im Vorjahre) vorzuschlagen. Der Ge schäftsgewinn beläuft sich nach den Abschreibungen in Höhe von 291369 Mark gegen 273983 Mark i. B. auf Mark 164 728.— gegen 465 874 Mark i. V. Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„Westfällsches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulfk.— Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolltischen und Handelsteil: Hermann Abels: für das Ausland, Soziale: und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpolitik und das Feuilleton: Karl Ailinger: für Provinzielles und Lokales Wilh. Schmitz: für den Anzeigen- u Reklametell: Johannes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für die Redaktion eind stets nur an diese(nicht an die einzelnen Redakteurel zu adressleren. 0 7—. 20 1 Saxlehner'’s Bitterquelle HUNTADI JANoS Gegen Verstopfung, gestörte Verdauung, Fettlelbigkeit, Blutandrang, etc. Gewöhnl. Dosis: 1 Husserglos voll. Hauptniederlage bei F. W. Kölling. 6est bewährteste Dauerbrenner Feiaste Requherung Sicherheits. vorrichtung Cessusstromune Se#d#t Schlattmmer gelobrie: Niederlage: Jos. Nies, Paderborn K Das Jahres=Seelenamt jur den hochw. 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Wahlberechtigt sind nur die Mitglieder des Ausschusses. Hinsichtlich der Wählbarkeit und Wahlberechtigung zählen Arbeitgeber, die regelmäßig mehr als zwei Versicherungs pflichtige beschäftigen, zu den Arbeitgebern, im anderen Fall zu den Versicherten. Die Wahlberechtigten werden aufgefordert, bis zum 3. November 1913 Wahlvorschläge beim Versicherungsamt einzureichen; Wahlvorschläge, die nach diesem Tage eingehen, bleiben underücksichtigt. Der Wahlvorschlag der Arbeitgeber muß die Arheitgeber sowie die ersten und die zweiten Ersatzmänner nach Stand und Namen benennen, von mindestens zwei Arbeitgebern mit zusammen mindestens zehn Stimmen unterschrieben und von dem der Versicherten getrennt sein. Der Wahlvorschlag der Versicherten muß vier Versicherte, sowie vier erste und vier zweite Ersatzmänner nach Stand und Namen benennen, von mindestens zehn Versicherten mit mindestens zehn Stimmen unterschrieben und von dem der Arbeitgeber getrennt sein. Der Arbeitgeber führt für je einen versicherungspflichtig Beschäftigten je eine Stimme; der Versicherte hat eine Stimme. Nähere Auskunft über die Wahlvorschläge erteilt das Amt in Neuhaus, dort liegt auch die Satzung mit Wahlordnung zur Einsicht auf. Die zugelassenen Wahlvorschläge können vom 4. November 1913 ab auf dem Versicherungsamt eingesehen werden; die Wahl ist an die zugelassenen Wahlvorschläge gebunden. Paderborn, den 13. Oktober 1913. Königliches Versicherungsamt des Kreises Paderborn. Guts=Verkauf =in Verl. Günstige Kaufgelegenheit! Montag. den 27. Oktober 1913. nachmittags 4 Uhr stelle ich in der Wirtschaft des Herrn Arnold Clasbrummel zu Verl das früher Herrn Johann Hammann gehörige Gut Hülshorst, ca. 370 Morgen groß, unter günstigen Zahlungsbedingungen zum Verkauf. Es ist beabsichtigt, ein Restgut in Größe von 100—150 Morgen zu bilden, das mit den schönen Gebäuden infolge seiner übrigen Acker= und Wiesen=Ländereien sollen in Teilstücken zu jeder gewünschten Größe verkauft werden und eignen sich auch vorzüglich zu Rentengütern u. Köttereien. Besichtigung ist sederzeit gestattet und wird gewünschte Auskunft vom Verwalter des Gutes erteilt. nigen 8 ken zu nen sich Besichti bünschte Karl Pflügner, P m Bankgeschaft für Grundbesin, Schomburgstraße 11. Cassel. Telephon 1282. jede ern 31a Zwangs= Versteigerung. Samstag, 25. Okt. 1913, vorm. 10 Uhr werde ich bei der Wirtschaft Bobbert hier 15 Hühner und 1 Hahn, 2 fette Schweine, 2 kl. Schweine, 28 Fl. Likör, 26 Fl. Sekt,.17 Fl. Wein, 16 Schachteln Zigarren, 1 Sofa, 1 Sofatisch, 2 Bilder, 1 Kommode, 1 gr. Spiegel, 1 Blumentisch, 4 Stühle 2c. öffentlich meistbietend gegen Barzahlung versteigern. Paderborn, 24. Oktbr. 1913. Beckmann, Gerichtsvollzieher. Montag, 27. 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Es wurden alle aktuellen Fragen auf dem Gebiete der äußeren Politik eingehend besprochen. Im Vordergrund stand der österreichtsch=serbische Streitpunkt. Beide Staatsmänner brachten ihre Genugtuung über die rasche und friedliche Beilegung des Falles zum Ausdruck. Minister Ssasonow war über das Gesamtergebnis seines Meinungsaustausches mit Herrn v. Bethmann=Hollweg sehr erfreut. Es hat sich herausgestellt, daß beide Staatsmänner in ihren politischen Ansichten über die weitere Entwicklung der Dinge auf dem Balkan in den hauptsächlichsten Punkten übereinstimmen. Der russische Minister ließ auch im Verlaufe der Unterhaltung die Gelegenheit nicht vorübergehen, Deutschlands Bemühungen zur Erhaltung des Friedens und zur Beseitigung von Meinungsverschiedenheiten unter den Großmächten während des Balkankrieges hervorzuheben, und gedachte in anerkennenden Worten des Verdienstes der deutschen Diplomatie zur Herbeiführung des Bukarester Friedens. Die beiden Staatsmänner verabschiedeten sich mit den herzlichsten Worten und betonten nochmals die augenblickliche Wärme der deutsch=russischen Beziehungen. Admiral von Tirpitz über Deutschlands Flottenrüstung. * Aus London wird gemeldet: Ein Vertreter des Daily Chronicle hatte vor einiger Zeit, also vor der Rede Churchills, eine Unterredung mit dem Großadmiral von Tirpitz. Dieser erklärte ihm, daß das deutsche Flottenbauprogramm ohne Verzögerung genau dem Gesetz entsprechend durchgeführt werde; die Ausführung des Programms sei niemals beschleunigt worden. Wenn jemals ein Schiff früher aufs Stapel gelegt worden sei, so sei das nur mit Rücksicht auf die Arbeiter geschehen, um die Bauwerften gleichmäßig in Arbeit zu halten. Der Admiral wünschte jeglichen Verdacht Englands aus der Welt zu schaffen und auszusprechen, daß das deutsche Schiffsbauprogramm mit Regelmäßigkeit durchgeführt wurde und auch weiterhin durchgeführt werde. Besonderen Wert legte Herr von Tirpitz auf die Feststellung, daß die deutsche Flotte nur zu Verteidigungs= und nicht zu Angriffszwecken gebaut sei. Er könne nicht einsehen, warum Deutschland nicht, wie alle anderen Großmächte, das Recht haben solle, eine Flotte zu bauen. Die Flotte werde sich entsprechend den Bedürfnissen unseres Reiches und Volkes entwickeln und sähe sich einer schweren Aufgabe gegenüber in Anbetracht der Entwicklung der fremden Flotten in der Ostsee und in anderen Meeren. Zum Schlusse wiederholte der Staatssekretär, er könne nur seine Verwunderung darüber ausdrücken, daß die deutsche Flotte als eine Gefahr oder Bedrohung für irgend einen anderen Staat bezeichnet werde. Ueberall entständen große Flotten. Frankreich und Rußland im besonderen, die verbündet seien, gäben zusammen mehr Geld für ihre Seerüstung aus, als Deutschland. Sei denn Deutschland keine europäische Großmacht, daß es nicht eine Flotte für sich und seinen Schutz haben könne?— Hoffentlich führen sich die Herren Engländer, insbesondere Herr Churchill, diese Ausführungen, die den Nagel auf den Kopf treffen, zu Gemüte, damit endlich einmal die nachgerade chronisch gewordenen Flottenpaniken aufhören. Ausland. Ein Drohbrief an den Reichstagsabg. Dr. Mataja. = Wien, 25. Okt. Die sozialdemokratische Parteizentrale hat im Wahlkampfe in der Wiener Leopoldstadt den Mord an Schuhmeter in der schamlosesten und verlogensten Weise agitatorisch„verwertet". In der Arbeiter=Zeitung, in allen Versammlungen wurden die rohesten Instinkte der Massen angerufen und in allen Tonarten die christlichsoziale Partei für den an Schuhmeier von einem Unseligen begangenen Mord verantwortlich gemacht. Das Mandat haben die Sozialdemokraten damit zwar nicht zu behaupten vermocht, aber ganz ohne„Erfolg“ ist die Hetze der roten Parteizentrale nicht geblieben. Reichstagsabg. Dr. Mataja ist durch die Post folgendes Schreiben zugekommen: „Wien, 11. Oktober 1919. Herrn Dr. Heinrich Mataja, Stadtrat und Reichstagsabgeordneter Wien. Da Recht und Gesetz am 14. d. mit Füßen getreten wurde und sowohl von der hohen Regierung als vor allem Ihre Partei bewußt, schamlos und niederträchtig die einzige Waffe der Arbeiterklasse, das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht, für welches die Arbeiterschaft Blut und Leben eingesetzt hat, durch gemeinen Wahlschwindel des Herrn Pawelka und Terrorismus den städtischen Angestellten gegenüber mißbraucht haben, um Ihnen, Herr Stadtrat, zum Siege zu verhelfen, fordern wir, einige Ottakringer Arbeiter. Sie auf, das Mandat des 6. Wiener Wahlkreises, dessen Boden mit dem Die Jagd nach dem Glücke.(22. Fortsetzung) 89 stalt des Nachbars Hochfeld ward hinter dem Gitter sichtbar. Wenn dieser, durch das Geräusch ihrer Schritte veranlaßt, sich herumdrehte, mußte er sie sehen und dachte dann vielleicht, daß sie absichtlich herbeigeschlichen sei, um das Gespräch zu belauschen. Das durfte nicht sein, sie wußte selbst nicht, warum sie dem Vater Karl Hochfels unter keinen Umständen in einem falschen Lichte erscheinen wollte. So blieb sie denn wie gebannt unter einem, ihre Gestalt nach oben vollständig verdeckenden Jasminstrauche stehen und wartete, bis der Nachbar sich wieder niederlassen würde, um sodann schleunigst das Weite zu suchen. „Lang genug hab' ich mich von Ihnen hinhalten lassen, lieber Wilhelm,“ sagte eben Nachbar Hochfeld drüben,„aber jetzt ist meine Gedulo am Rand. Meinen Sie, es wäre mir einerlei, wenn meinem Karl etwas Unrechtes nachgesagt wird?— etwas Unrechtes sag' ich!“— Der Sprecher lachte hart auf.„wenn alle Welt meinen Sohn für einen Schuft, einen Dieb hält? Lang genug hab' ich gewartet, weil Sie mir immer vorpredigten, ich möchte wegen des Trauerfalles Rücksicht auf die Leute da drüben nehmen — meinen Sie vielleicht, die würden Rücksicht auf mich nehmen, wenn sie in meinen Schuhen ständen? Jetzt bin ich das Hinausleiern satt bis zum Hals— morgen gehe ich hinüber und spreche mit dem vornehmen Herrn Nachbar ein Wörtchen auf gut Deutsch!“ „Aber, lieber Papa,“ fiel hier Friedwalds Stimme ein,„bedenken Sie doch, daß Karl selbst Sie dringend in seinem Briefe gebeten hat, vorläufig in der Sache gar nichts zu tun; daß er mich beauftragt hat. Sie unter allen Umständen von jedem Schritt gegen Herrn Hohenfels abzu halten. Er hat seine Gründe—“ „Zum Kuckuck noch einmal— welche Gründe denn?“ unterbrach ihn der andere grollend.„Was kann er denn für Gründe haben? Warum will er die vornehme Sippschaft schonen, wo es sich um seine Ehre und um seinen guten Namen handelt? Die danken es ihm nicht, darauf können Sie sich verlassen. Das ist jedenfalls wieder so eine überschwengliche Grotzmut von ihm, weil er vielleicht ein paar Mal mit den Hohenfals in der vornehmen Gesellschaft zusammengekommen ist und weil die vielleicht die Gnade hatten, von oben herab einige Worte an ihn zu richten! Da darf man denen um Himmelswillen nicht auf den Fuß treten— na, ich danke! Morgen komml die Geschichte zum Klappen!“ „Jetzt hören Sie mich doch einmal ruhig an!“ mahnte wieder Friedwalds Stimme.„Wo nehme ich denn nur die Worte her, um Sie zu überzeugen, daß Sie noch warten müssen! Karl selbst ist doch derjenige, den die Sache hauptsächlich angeht, und wenn doch Karl—“ „Hollah— mich geht die Sache genau so viel an wie meinen Jungen!“ unterbrach wieder der andere.„Karl trägt meinen Namen, ist mein Sohn und die ganze Welt tuschelt sich zu: dem Konrad Hochfeld sein Sohn ist ein Dieb. Meinen Sie vielleicht, dazu mache ich ruhig die Faust im Sack, anstatt jedem, der es hören will, klaren Wein einzuschenken? Und dann— wie steht's denn mit dem Geldpunkt? Darüber setzt Ihr romantischen Leutchen Euch wohl ganz einfach hinweg? Ueber zehntausend Mark habe ich dem füßen Schmuser, dem Herrn Bankdirektor auf den Tisch legen müssen, daß mein Karl nicht vor die Assisen kam— über zehntausend Mark. mein sauer erspartes Geld, die der leichtsinnige Strick da drüben— Gott hab' ihn selig— der Himmel weiß wie verjuckt hat! Deshalb schon muß ich die Sache so rasch wie möglich ins Klare bringen, denn mit dem Reichtum da drüben ist's nicht so weit her— das wissen Sie wahrscheinlich noch besser wie ich! Es wird so allerlei gemunkelt. — da hab' ich gar keine Lust, das, was ich meinen Kindern mit Mühe erobert habe, so lange dort drüben zu lassen, bis es vielleicht mit der ganzen Herrlichkeit Matthäi am letzten ist. Will nur sehen, ob sich der vornehme Herr nicht sperrt, dann aber reißen alle Stricke! Doch jetzt genug davon— die Hedwig kommt— die braucht vorläufig nichts von der Geschichte zu wissen.“ „Baron Greiffenstein ist soeben vorgefahren und wünscht dich und Wilhelm zu sprechen!“ hörte die unfreiwillige Lauscherin jetzt eine helle Mädchenstimme sagen und gleich darauf wurde das Geräusch der sich aus der Laube Entfernenden vernehmbar. Noch einen Augenblick stand Emilie Hohenfels stumm und pretzte die Hand auf das wildklopfende Herz. Was hatte sie hören müssen! Karl Hochfeld und sein Vater wußten um die Schuld des toten Bruders und Karl suchte seinen Vater „Wenn mein Herr Sohn mich und die Mei nigen entbehren kann, und wie es scheint entbehren will— dann müssen wir es eben tragen! Er muß ja wissen, was er zu tun hat. So ein gefeierter Bühnenheld kann auch so hausbackeng Leute, wie wir es sind. nicht als nächste Ange hörige gebrauchen! Wir sind die letzten, die ihm auf seiner Jagd nach dem Glück im Wege stehen!“ „Aber Liebster— jetzt lassen Sie mal das Auto nicht durchgehen, sonst gibt's eine Panne!“ begütigte Herr von Greiffenstein.„Wer sagt Ihnen denn, daß er nichts mehr von Ihnen wissen will? Der wartet darauf. wieder mit Ihnen einig zu werden, wie der Kadett auf die Epauletten! Aber bevor sein Name nicht wieder ganz rein dasteht, erscheint er hier nicht auf der Bildfläche,— das hat er mir hoch und teuer geschworen— so sehr es ihn auch hierher zieht! Und unrecht kann ich ihm darin nicht geben. Wäre auch meine Sache nicht, von jedem schief angesehen zu werden für eine Halkunkerei, die ein anderer geschafft hat. Hauptsache also ist, daß wir den Kerl herauskriegen und wenn dieser Herr da— der Baron deutete auf Friedwald —„sich weiter in sein majestätisches Schweigen hüllt, dann werde ich einmal auf eigene Faust den Sherlock Holmes spielen und— was wetten Sie?— ich bringe Licht in die Sache, bringe den Kerl zur Strecke! Eine Spur habe ich schon!“ Damit griff der alte Herr nach seinem Hut und schickte sich an zu gehen, als beabsichtige er sosort seine Detektivtätigkeit zu beginnen, als. Wilhelm Friedwald ihm mit einer abwehrenden Gebärde entgegentrat. „Herr Baron, ich wiederhole, daß wir Karl keinen schlechteren Dienst leisten können, als wenn wir den vermutlichen Täter vor aller Welt bloßstellen. Karls Lebensglück hängt davon ab. Fragen Sie nicht warum. Karl mag seinem Vater alles schriftlich erklären. Und Ihnen, Herr Hochfeld, kann ich das, was der Herr Baron vorhin bemerkte, voll und ganz bestätigen— Karl ist nicht der Mensch, der seinem Vater einen Irrtum nachträgt. Aber bevor die Welt von seiner Unschuld überzeugt ist, kommt er nicht— das hat er auch mir in einem Schreiben, das ich heute morgen erhielt, auf das bündigste versichert.“ Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Gespräch. Auf das„Herein“ des Hausherrn trat ein Mann in das Zimmer, der, als er den Baron: Greiffenstein gewahrte, seiner in der Hand getragenen Ledertasche ein Schreiben entnahm und dasselbe dem alten Herrn mit den Worten überreichte: „Von Herren Firnhaber u. Co.“ Während er sich mit kurzem Gruß wieder entfernte, öffnete Herr von Greiffenstein den Brief und hielt ihn, nachdem er gelesen, triumphierend in die Höhe. „Da haben, wir ja schon, was wir wissen wollen— hören Sie zu.“ Und das Blatt vor sich hinhaltend. las er laut:„Sehr geehrter Herr Baron! Im Anschluß an Ihre gefällige mündliche Anfrage beeilen wir uns. Ihnen ergebenst mitzuteilen, daß der Vorzeiger des betreffenden Schecks inzwischen von uns ermittelt wurde. Es war der vor wenigen Tagen verstorbene Sohn des Herrn Albrecht Hohenfels— Mar Hohenfels. der seine Stellung bei der„Deutschen Industrie= bank“ offenbar dazu benutzt hat, sich das erwähnte Papier sowie noch zwei weitere Schecks von kleineren Beträgen, die gleichfalls bei uns zahlbar waren, widerrechtlich anzueignen. Hochachtend Firnhaber u. Co.“ Einen Augenblick stand Konrad Hochfeld, der in atemloser Spannung dem Leser zugehört hatte. sprachlos, dann erfuhr es ihm hastig:„Max Hohenfels. der Sohn von dem da drüben ist es gewesen. Und er ist tot? Nun dann sprechen wir jetzt ein deutsches Wörtchen zusammen, Herr Albrecht Hohenfels!“ 14. Kapitel Die Sichel des Mondes. Der Wonnemond war vergangen. Rosenbekränzt war der Juni eingezogen und hatte mit seinen duftigen Gaben das Familiengrab geschmückt, in welchem vor nunmehr fast vier Wochen der so früh dem Leben entrissene Sohn der Familie Hohenfels beigesetzt worden war. Man hätte glauben können, daß seit jenem herrlichen Maientage schon Jahrzehnte dahingegangen seien, wenn man die Veränderung gewahrte, die in der kurzen Zeit mit Frau Franziska Hohen Blute unseres unvergeßlichen Führers und Vorkämpfers Franz Schuhmeiers getränkt ist, niederzulegen!!! Wir haben uns am Abend des Wahltages gelobt, das Mandat Schuhmeiers, das Sie auf unehrliche Weise errungen und mit dem Sie schamloser noch protzen, nicht länger als 14 Tage nach Eröffnung des Reichsrates in Ihrem Besitze zu lassen. Wenn Ihnen Ihr Leben lieber ist als ein erschwindeltes Mandat, dann werden Sie unser berechtigtes Verlangen erfullen. Wenn nicht, so geloben wir hier und vor aller Welt, die Tat Kunschaks zu rächen und Schuhmeiers Erben Mataja denselben Tod zu bereiten. Dies der Beschluß einiger anständiger(!) Wiener Arbeiter, die selbst ihr Blut und Leben für die Ehre ihres unvergeßlichen Märtyrers Schuhmeier einsetzen werden.“ Wenn die„anstandigen“. Ottakringer Arbeiter glauben, hierdurch den Abgeordneten Dr. Mataja einzuschüchtern, dann haben sie sich geirrt. Die Unerschrockenheit Dr. Matajas, der einen der grandiosesten Wahlkämpfe mit staunenswerter Bravour durchgefochten hat. kann durch diese Drohung nicht eingeschüchtert werden. Nur als Illustrationsfaktum für die Art und Weise, in welcher die Sozialdemokratie kämpft, verdient der Brief Beachtung. Abg. Dr. Mataja hat das Schreiben der Polizei überantwortet. Eine spanische Ministerkrise? 1 Madrid, 23. Okt. Abermals steht eine Ministertrisis bevor. Aus einer Erklärung Garcia Pietros ist deutlich zu entnehmen, daß es dem Grafen Romanones schwer halten wird, sich zu behaupten, wenn er nicht bei den nächsten Kammerwahlen eine große Mehrheit auf sich zu vereinigen vermag. Eine chinesische Industrieanleihe. s London. 23. Okt. Der Daily Telegraph meldet aus Peking aus sicherer Quelle, daß das dortige Kabinett am Dienstag beschlossen habe, eine neue Anleihe von 400 Mill. Mark zu sogenannten industriellen Zwecken aufzunehmen. Zu diesem Schritt ist die Regietung gezwungen, da die Steuern in letzter Zeit nicht genügend einkommen. Die Lage in Meriko. ∆ New=York, 23. Oktober. Aus Veracruz wird gemeldet, daß das deutsche Kriegsschiff„Hertha“ gestern im dortigen Hafen eingetroffen ist und in nächster Nähe des Dampfers, auf dem sich Felix Diaz befindet, festgemacht hat. Zwei deutsche Offiziere haben sich an Bord des Dampfers begeben, der einer deutschen Rhederei gehört. Man nimmt an, daß es sich um den Schutz Felix Diaz' handelt, der bisher das Land noch nicht betreten hat. Die Nachrichten aus Mexiko lauten nach wie vor äußerst ungunstig. Zwei Brüder des ehemaligen Präsidenten Madero sind in Monterey verhaftet worden unter der Beschuldigung, ein Komplott zugunsten der Revolutionäre geschmiedet zu haben. Präsident Huerta hat ein Dekret veröffentlicht, durch das die Eingangszölle auf Waren aller Art vom 28. dieses Monats ab um 50 pCt. erhöht werden. Diese Erhöhung hat in Kreisen der amerikanischen Exporteure größte Aufregung hervorgerufen. 18. Caritastag. epe Münster, 22. Okt. Die dritte beratende Caritas=Versammlung hatte den gleichen starken Besuch aufzuweisen wie ihre Vorgängerinnen. Dr. Schwienhorst=Münster berichtete zunächst über die Trinkerfürsorge. Eine organisierte Trinkerfürsorge habe sich erst in hen letzten Jahren entwickelt. Sie habe ihren Mittelxunkt in den örtlichen Trinkerfürsorgestellen. Das ungeheure Elend, das der Alkoholismus heraufbeschwöre, fordere dringend die Hilfe edeldenkender Menschen. Das Ziel der Trinkerfürsorge könne nur darin bestehen, den Trinker zu lebenslänglicher Abstinenz zu bringen. Die geeigneten Mittel hierzu seien Belehrung, eigenes Beispiel, Zuführung zu einem Abstinentenverein, in schwierigen Fällen Unterbringung in eine Trinkerheilanstalt. Zu diesem Mittel müsse ergänzend hinzukommen, die Einwirkung auf die Familie des Trinkers zur Enthaltsamkeit, die Erziehung der Frau zur. Häuslichkeit und Reinlichkeit. Vor allem müsse auch dafür gesorgt werden, daß nicht auch die Frau Trinkerin werde. Die Erfahrung habe zwar gelehrt, das: man die Hoffnung nicht zu hoch spannen dürfe, aber man dürse auch nickt unfruchtbarem Pessimismus verfallen. Mißerfolge kämen vor, aber doch auch zahlreiche schöne Erfolge. Redner schloß mit der Mahnung an die Caritas freunde, sich nach Maßgabe ihrer Lage und Kräfte an der Trinkerfürsorge zu beteiligen, jedenfalls sie moralisch zu unterstützen, damit dieser junge Zweig am Baume der Caritas wachsen und gedeihen möge.(Lebh. Beifall.) Regierungspräsident v. Gescher berichtete sodann über die Verhandlungen des Ausschusses für Trinkerfürsorge. Bemerkenswert ist u. a. die Betonung der religiösen Seite der Trinkerfürsorge; unbedingt sei eine konfessionelle Scheidung der Trinkerfürsorge zu fordern, denn eine inter lonsessionelle Trinkerfürsorge sei unzureichend. Der Ausschuß schlägt Resolutionen zur Annahme vor, die die Gründung möglichst vieler katholischer Trinkerfürsorgestellen fordert. Die Resolutionen werden angenommen. Sodann sprach Frl. Buczkowska=München über Vorbeugende Jugendpflege und Kinderhorte. Rednerin wies auf die Bedeutung der Kinderhorte als Bestandteil der vorbeugenden Jugendpflege hin, der heute leider viel zu wenig beachtet werde. Natürlich seien in erster Linie Eltern und Schule Träger der Jugend##lege. Aber die Entwicklung der Erwerbs= und Wohnungsverhältnisse der Neuzeit bereiteten den Eltern große Schwierigkeiten in der Jugendpflege. Daher gewinne der Kinderhort als Ergänzung der elterlichen Erziehung täglich an Bedeutung. Die Kinderhorte könnten natürlich nur dann in ausreichender Weise vorbeugende Jugendpflege üben, wenn sie in genügender Zahl vorhanden seien. Das sei aber leider häufig nicht der Fall. Im ganzen gebe es in Deutschland 1245 Horte, davon 136 katholische. Die unbedingte Voraussetzung zu einem durchgreifenden Erfolg der Kinderhorte sei natürlich die Berücksichtigung aller Erziehungsmomente. Eine Gewissensbildung sei aber nur möglich auf religiöser Grundlage. Darum sei der konfessionelle Charakter der Horte unbedingt notwendig. Es gelte jetzt, die Kinderhortbewegung zu fördern. Da gelte es zunächst, die bestehenden Kinderhorte zu einem Zusammenschluß zu veranlassen und eine Zusammenarbeit aller interessierten Kreise zu erzielen. Die Caritas habe dazu in erster Linie Anlaß. Vor allem aber sei es die Seelsorge, die an der Kinderhortbewegung das größte Interesse habe. Die Organisation zur Verteidigung der christlichen Schule sei frühzeitig auf dem Plane gewesen und habe sich an der Leitung des Zeutralverbandes katholischer Kinderhorte beteiligt. Der 1912 gegründete Verband umfasse 63 Horte in 20 Städten. Die Aufgaben des Verbandes beständen hauptsächlich darin, einen Einblick zu gewinnen in die bestehenden Horte, sie zusammenzuschließen, die Bildung von Lokalverbänden und die Erlichtung neuer Kinderhorte anzuregen. Seine Hauptaufgare aber bestehe darin, innerhalb der gesamten Kinderhortbewegung das konfessionelle Element mit Nachdruck zum Ausdruck zu bringen.(Lebh. Beifall.) Nach dem Vortrag wird eine Resolution angenommen, die dringend den Zusammenschluß der bestehenden Kinderhorte und die möglichst zahlreiche Gründung katholischer Kinderhorte empfiehlt. Am Mittwoch nachmittag fand ein Besuch der Ausstellung für Caritashilfe statt. Pastor Dr. axen=Hannover hielt einen Vortrag über die Mittel der Caritashilfe in der Seelsorge. Die Caritashilfe in der Seelsorge erstrebe genau wie die Seelsorge selbst die Wiederbelebung oder Erhöhung des Gnadenlebens der ganzen Gemeinde. Die Mittel der Caritashilfe seien auf dem Lande eine Statistik der Abwandernden und die Uebermittlung der Adressen an die neue Psarrgemeinde; wünschenswert sei vor allem auch Aufklärung über die religiösen und sittlichen Verhältnisse der Großstadt. In der Stadt müsse sie vielseitiger sein. Hier sei der Besuch der Zugezogenen durch Vertrauenspersonen, Nachrichten über das Gemeindeleben, Register derer, die keinem Verein angehörten usw. wünschenswert. (Seifall.) Stadtvikar Litzinger=Vortmund berichtete über die Anlage und Einrichtung der Pfarrkarthoteken und weist auf den Nutzen derselben nicht nur für den Croßstadtseelsorger, sondern auch für den Seelsorger in mittleren Orten. z. B. für seelsorgliche Besuche bei Kranken, Armen, Lauen, Irreligiösen usw. Werde ein Seelsorger veirsetzt, so finde sein Nachfolger ein Bild seines Seelsorgebezirks in der Karthotek vor.(Beifall.) Eine öffentliche Männerversammlung zur Besprechung der Schundliteratur sand am Mittwoch nachmittag unter startem Andrang im großen Gesellenhause statt. Seminaroberlehrer ReinkeMünster sprach über Neue Machenschaften auf dem Gebiete der Schundliteratur. Redner legte zunächst dar, wie der auf einseitig materiellem Genuß und Erwerb gerichtete Zug der Zeit die Schundliteratur hervorgerufen habe und begünstige. Die rsychologischen Gründe für die steigende Verbreitung der Schundliteratur unter der Jugend hingen an erster Stelle zusammen mit dem natürlichen Zug der Jugend nach dem Außergewöhnlichen. Die Verbreitung der Schundliteratur sei unter dem Einfluß des Kinotheaters zu zeitweiligem Stillstand gelangt. Um ihm zu begegnen, sei die Schundproduktion auf neue Machenschaften verfallen. Dazu gehörten in erster Linie die mißbräuchliche Ausnützung aktueller, geschichtlicher und geographischer Stoffe, von aktuellen Wohlfahrtsbestrebungen und endlich die Irreführung durch Grenzbewachung alten Schundes durch neue Titel, Veröffentlichung von Schundserien unter dem Titel bewährter, guter Jugendlicher. Als hauptsächlichstes Schutzund Kampfmittel, solange das Gesetz versage, seien Maßregeln der Verwaltungsbehörden zu erwirken, wie Verbot der Auslage, Beaussichtigung der Kolportagebuchhändler. Ferner sei die Ueberwachung durch Schule und Haus ein beirährtes Kampfmittel, dann aber müsse auch erhöhte Sorgsalt auf die Heranbildung derjenigen seelischen Kräfte gelegt werden, die ein gesundes Gegengewicht gegen die verbildenden Einflüsse der Schundliteratur gewährleisteten. Diese Maßnahmen würden wirksam ergänzt werden durch die Verbreitung billiger, guter Bücher, durch Ausstattung cer Schul= und Volksbibliotheken mit stoffkräftigen Jugendbüchern, durch geeignete Vertriebsstellen guter Bücher. Endlich könne organisierte Kleinarbeit viel zur Verbreitung guter Literatur an den Stellen beitragen, die der allgemeinen Agitation nicht zugänglich seien. Wenn alle Kräfte, die die Erziehung, sittliche und soziale Gesunderhaitung des Volkskörpers zum Ziele hätten, wie Kirche und Schule, Familie und Behörde, soziale und caritative Vereine, energisch zusammenwirkten, dann werde der Ersoig nicht ausbleiben.(Lebh. Beifall.) Unter ganz ungeheurem Andrang fand der 18. Caritas= tag in einer öffentlichen Frauenversammlung einen überaus glanzvollen Abschluß. Schon lange vor Begian der Versammlung war der riesige Saal des Schützenhofes bis auf den letzten Platz besetzt und viele Hunderte mußten leider vor verschlossenen Toren unverrichteter Sache umkehren. Auch diese Versammlung beehrte der hochwst. Bischof von Münster mit seiner Anwesenheit. Prälat Dr. Wecthmann eröffnete die Versammlung. Bischof Poggenburg=Münster(stürmisch begrüßt) begrüßt die zu Tausenden herbeigeeilten Damen der Stadt Münster, hankt ihnen für ihre segensreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der Caritas und eifert sie an zu weiterer Tätigkeit im Reiche der Frau Caritas, die ein gottgefälliges Werk sei. Der hochwst. Bischof spendete sodann der Versammlung seinen bischöflichen Segen.(Stürm. Beifall.) Der Abend wurde verschönt durch Gesangsvorträge der vereinigten Chöre der Jungfrauenkongregationen Münsters — gegen 600 Sängerinnen— unter Leitung des Domvikars Könings=Münster. Hierauf spricht Frl. Hedwig Dransfeld=Werl über Staatliche und konfessionelle Bestrebungen in der weiblichen Jugendpflege. In ganz anderer Weise als früher nimmt man sich heute der Jugend an. Man ist sich bewußt geworden, daß sie die Wurzel ist, aus der sich unser Volkstum jederzeit erneuert. Deshalb ist auch der Staat an die JugendPflege herangetreten. Den staatlichen Erlassen kamen in Preußen Bestrekungen entgegen, die in katholischen Kreisen in reger Vereinstätigkeit schon seit langer Zeit gerflegt wurden. Die Kirche hat seit ihrem Bestehen, die Bedeutung der Jugend jur das ganze spätere Leben und für die Erreichung des irdischen und ewigen Zieles anerkannt. Die Jugendpflege war deshalb ein Hauptmoment innerhalb ihrer religios-erziehlichen Bestrebungen. Die weibliche Jugendpflege hat das Ziel, die schulentlossenen Mädchen nach jeder Richtung hin zu stützen, zu fördern und zu beeinflussen, damit sie als religiös und sittlich gefestigte Persönlichkeiten, als körxerlich gesunde und wirtschaftlich tüchtige Frauen ihre Lebensaufgabe zu erfüllen vermögen. Durch die ministeriellen Erlasse ist die Einrichtung und behördlichen Jugendpflege=Ausschüssen eingeleitet worden. Der Anschluß an diese Ausschüsse ist den katholischen Jugendvereinen dringend zu empfehlen, falls nicht schwerwiegende Bedenken lokaler Natur entgegenstehen. Was die Hauptgrundsätze der weiblichen Jugendpflege angeht, so befindet man sich zum Teil noch im Stadium des Suchens und Tastens. Nur auf diese Weise kann es Leispielsweise erklärt werden, daß die Forderung einer zweckentsprechenden Körperpflege zu Uebertreibungen und Verirrungen kam, die heute von den meisten schon als solche erkannt worden sind. Vier Eigenschaften soll die weibliche Jugendpflege in den jungen Mädchen besonders pflegen und herausarbeiten: Kraft, Ordnung, Stolz und Freude. Die Kraft, die sich in den Jugendlichen auswirken soll, muß eine dreifache sein: Seelenkraft, Körperkraft, Willenskraft. Seelenkraft! Durch die religiöse Erziehung muß die Seele in ihrem Wachstum gefördert werden; sie muß erkennen, daß ein Ziel über allen andern steht, jenes Wolkenziel, das uns über die Materie hinaus zum Jenseits hinüberweist. Die Jugend muß jene religiöse Festigkeit erfahren, welche der Unterbau des ganzen späteren Lebens ist. Ordnung! Diese muß sich bei den Jugendlichen hauptsächlich auswirken auf dem Gebiete der geistigen Ausbildung, im häuslichen Leben und in der Eingliederung in das bürgerliche Gemeinschaftsleben. Die geistige Ord nung verlangt, daß der Mensch nie stille stehe, sondern stets intellektuell weiterarbeite, damit er in ruhiger Entwicklung den Anforderungen des Lebens gewachsen bleibt. Diese Weiterarbeit muß eine durchaus planmäßige sein. Den Stolz, den die weibliche Jugendpflege in dem jungen Mädchen wachrufen soll, könnte man als Jugendstolz, als Frauenstolz und als Arbeitsstolz bezeichnen. Jugendstolz, der von den Konzessionenn, die man zuweilen in unpädagogischer Weise gerade der unreifen Jugend gewährt, keinen Gebrauch macht, sondern sich hohe Ziele und Ideale vorsetzt; Frauenstolz, der darüber wacht, Haß die echte Frauenwürde auch im jungen Mädchen nicht verletzt wird: Arbeitsstolz, der sowohl in hauswirtschaftlicher, als beruflicher Beziehung das Höchste leisten möchte. Auch die Freude ist ein Erziehungsmittel. Die Fähiakeit, sich echte Freuden verschaffen zu können, bietet für das ganze spätere Leben ein Gegengewicht gegen das Verlangen nach ungesunden und unreinen Freuden. Reiche Ausgaben harren der Jugendpflege, insbesondere auch der weiblichen Jugendpflege, die uns echte Frauen und Mütter und tüchtige Berufsarbeiterinnen heranbilden soll. Der Aufruf zur Mitarbeit ergeht an alle, und der Erfolg der Arbeit wird der Kirche und dem Staate, der Familie und der Frauenwelt in gleicher Weise zugute lommen.(Stürm, Beifall.) (Schluß folgt.) Einigung zwischen Krankenkassen und Aerzten in Düsseldorf und Umgegend. In aller Stille haben zwischen dem Verein der Aerzte Düsseldorfs und den Krankenkassen langwierige. Verhandlungen stattgefunden, die nun in den Hauptpunkten zu einer Einigung geführt haben. Sämtliche Krankenkassen, Orts=, Betriebs= und Innungskassen, gingen gemeinsam vor. Bereits im Frühjahr, als die Statuten für die Krankenkassen den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung gemäß neu aufgestellt werden mußten, wurden die Aerzte ersucht, ihre Forderungen mitzuteilen. Es war für die Krankenkassen schwierig, 90 91 fels vor sich gegangen war, die täglich stunden lang auf dem neben dem Grabe befindlichen Bänkchen saß und teilnahmslos für alles mit einem fast irren Ausdruck in dem leichenblassen regelmäßigen Gesicht in das Blumengewirr vor sich hinstarrte. Da war nichts mehr von der selbstbewußten Haltung an der ehedem so graziösen, etwas zur Fülle neigenden Frau zu entdecken— eine gebeugte Matrone, deren Haar in der kurzen Zeitspanne fast weiß geworden war, die seit dem Hingang ihres vergötterten Lieblings keinen Lebenswert mehr anerkannte, kauerte sie schmerzverloren an dem Grabe und erregte unwillkürlich das Mitleid der mit scheuem Blick Vorübergehenden, vielleicht der nämlichen Leute, die noch vor wenigen Wochen die im Landauer vorüberfahrende hochelegante Dame mit dem hochmütigen Ausdruck in dem schönen Gesicht beneidet hatten. Erst wenn der Friedhofsaufseher mit dem Schlüsselbund rasselnd sich näherte, zum Zeichen, daß die Stätte des Friedens für die Lebenden geschlossen werden sollte, dann raffte sich die gebeugte Frauengestalt empor, warf einen herzzerreißenden Blick auf die Grabstätte und schlich nach dem Ausgange des Friedhofes, wo der Wagen mit den zwei Apfelschimmeln ihrer wartete. Zu Hause angekommen, begab sie sich sodann fast fluchtartig, um jede Begegnung mit den Ihrigen zu vermeiden, in ihre Gemächer und verweilte dort eingeschlossen für den Rest des Tages, ganz in ihren Schmerz vergraben, weder für Trost zugänglich noch für Vorstellungen, sich zu fassen und das Unabänderliche mit Ergebung zu ertragen. Kurz nach dem Todesfall hatte Emilie es versucht, die Mutter aufzurichten und ihrem an Trübsinn grenzenden Schmerz zu entreißen, war aber dabei auf ein so abweisenbes Verhalten gestoßen, daß sie seufzend jeden weiteren Versuch aufgab. in der stillen Hoffnung. daß die allmächtige Zeit allmählich lindernd auf die förmlich beängstigende Gemütsverfassung den Mutter einwirke. Aber Wochen vergingen, ohne daß die geringste Aenderung in dem Wesen Frau Franziskas eingetreten wäre, so daß es fortdauernd wie ein unheimlicher Bann über dem Leben der heimgesuchten Familie lag— wie ein furchterweckendes Etwas, als stände dem Hause noch schlimmeres bevor— als hätte ein übel wollendes Geschick in dem Wüten gegen die von ihm Ausersehenen sich noch nicht genug getan. Und in der Tat mußte man annehmen, daß derartige Befürchtungen auch in der Seele des Herrn Albrecht Hohenfels Platz ergriffen hätten. wenn man die ängstliche Hast beobachtete, die sich in dem ganzen Wesen des sonst so ruhigen, vornehmen Mannes ausprägte. Als erwarte er einen, von irgend einer unbekannten Seite herkommenden vernichtenden Schlag, so zuckte er häufig zusammen, wenn er der Tochter gegenüber schweigend am Familientisch saß und allen Bemühungen Emiliens. den Vater in ein unbefangenes Gespräch zu verwickeln, ein stumpfes Schweigen entgegensetzte oder Antworten gab, die erkennen ließen, daß er den Sinn der Fragen gar nicht begriffen hatte. Dabei gönnte er sich keine Stunde Erholung. sondern war mit einem fast fanatischen Eifer den ganzen Tag über und häufig bis in die späte Nacht hinein auf dem Kontor beschäftigt, so daß Emilie, da die Mutter während des ganzen Tages unsichtbar blieb, ganz allein auf sich selbst angewiesen war und meistens. um sich der unheimlichen Oede des Vorderhauses zu entziehen, auf dem Burgzimmer verweilte, wo sie sich in das Lesen der dem Raritätenschrank entnommenen alten Schriften, insbesondere der alten Hausbibel vertiefte. Denn es war wie eine seltsame Ahnung über sie gekommen, daß die merkwürdige Entdedung. die Wilhelm Friedwald in dem alten Buche gemacht hatte, in irgend einer Beziehung zu dem von ihr gefundenen kleinen Bilde mit der schwe benden Frauengestalt stehen müsse. Die aufregenden Begebenheiten des letzten halben Jahres hatten sie nicht dazu kommen lassen, der Sache weiter nachzusinnen, aber unauslöschlich hatte es sich ihrem Gedächtnisse eingeprägt, daß sich, wie Wilhelm Friedwald damals erwähnt hatte, drüben im Nachbarhause ein Oelgemälde befand, welches das von ihr entdeckte Bild ergänzte. Zum Frieden und zur Eintracht mahnte der alte Freiherr Al brecht von Hochsels seine beiden Söhne Albrecht und Konrad in der von Herrn Friedwald ent deckten Niederschrift— erst wenn beide Brüder in Liebe vereint seien, dann würde ihnen der Schatz zuteil! Und jeder der beiden Söhne hatte ein Bild geerbt, dessen Vorwurf unverständlich war— erst wenn die Gemälde zusammengefügt wurden, dann ergab sich das vollendete Ganze: „Die Jagd nach dem Glücke". Lag hier vielleicht die Lösung des Geheimnisses? Hätten die beiden Brüder nach dem Willen ihres Vaters in Eintracht zusammengelebt, dann wäre zweifellos die Vereinigung beider Gemälde erfolgt und sie hätten vielleicht Aufschluß über den angedeuteten Schatz erhalten. Und wenn auch diese Folgerung gewagt war— einen Grund dafür mußte der alte Freiherr doch gehabt haben, das Gemälde je zur Hälfte seinen beiden Söhnen zu vererben. Han delte es sich um einen Schatz von materiellem oder idealem Wert? Wenn auch Emilie Hohenfels sich oftmals selbst töricht schalt, sich in derartige Phantasien zu verlieren und mit dem ihr eignen kühlen Denken das Unhaltbare ihrer Schlußfolgerungen auszufinden suchte, so konnte sie über die Frage, warum der alte Freiherr das Gemälde je zur Hälfte an seine beiden Söhne vererbt hatte, nicht hinauskommen. Wäre nur eine Möglichkeit vorhanden gewesen, das im Nachbarhause befind liche Bild zu erlangen! Bei dem Gedanken schauerte das junge Mädchen unwillkürlich zusammen. Sie mußte sich des ernsten Mannes erinnern, der am Tage nach der Beerdigung ihres Bruders, als sie die Einsamkeit des Gartens gesucht, drüben in der erhöhten Laube des Nachbargartens gestanden und ihren Gruß mit einem so erstaunten, aber entschieden wohlwollenden Gesichtsausdruck erwidert hatte. Wie hatte der Schmerz um den seines Glaubens nach mißratenen Sohn den Mann verändert, seitdem sie ihn zum letzten Male gesehen hatte. Welch erschütterndes Seelenleid sprach aus den von schneeweiß gewordenem Haupthaar umrahmten tiefgefurchten Zügen, die denjenigen des Geliebten so ähnlich waren! Sie hätte ihm zurufen mögen: Dein Karl ist unschuldig— von uns, die sich vornehmer dünken als du, die von jeher hochmütig auf dich und die deinen herabgeblickt haben. ist das Unglück über dich heraufbeschworen worden — hier im vornehmen Nachbarhause wohnte der Dieb, den sie gestern hinausgetragen haben. Schweigen mußte sie, schweigen um des Toten willen, um des Vaters willen, der die auf seinen Namen fallende Schmach nicht überleben würde, wie er es ihr zugeschworen hatte. Und diese Last sollte sie ein ganzes Leben lang tragen— ein Leben lang mit dem peinigenden Bewußtsein morgens erwachen und abends zur Ruhe gehen, daß der Frieden im Nachbarhause verbannt bleiben müsse damit nur kein Flecken auf den Namen Hohenfels falle, damit das Andenken an den im Grabe ruhenden Bruder rein erhalten bliebe. Lag darin nicht ein grenzenloser Egoismus auf seiten der Ihrigen, eine Gewissenlosigkeit sonder Gleichen, für das, was der Tote verschuldet, andere leiden zu lassen? Gab es da keinen Weg, der zu einer beide Teile befriedigenden Lösung führte, auf dem ihr auch nur ein Schimmer von Hoffnung für das Glück ihres Lebens leuchtete? Der milde Hauch des Abendwindes trug den balsamischen Duft der draußen in voller Blüte stehenden Rosen durch das geöffnete Fenster in das Burgzimmer, in welchem sich mit diesen Gedanken peinigend Emilie Hohenfels auch heute abend wieder saß. Er trug auch halbverwehte Laute von Menschenstimmen aus dem unmittelbar unterhalb der Umfassungsmauer gelegenen Nachbargarten herauf. unwillkürlich lauschte Emilie und etwas wie Hoffnung durchzuckte sie, als sie mehrmals die Stimme Wilhelm Friedwalds herauszuhören glaubte. Wie kam Wilhelm Friedwald in den Garten des Nachbars? Emilie meinte doch gehört zu haben, daß er mit der reizenden Hedwig Hochfeld verlobt gewesen und daß die Verlobung gelöst worden war! Sollten die früheren Bande wieder angeknüpft worden sein? Dann wäre es ja vielleicht möglich mit Hilfe Friedwalds das Geheimnis der beiden Gemälde zu ergründen? Ohne sich einer klaren Absicht bewußt zu sein, hatte Emilie das Burgzimmer verlassen, war die steile Treppe in den unteren Garten hinabgestiegen und näherte sich jetzt der Stelle, von welcher aus sie vorhin die Stimmen vernommen hatte. Es war, wie sie richtig vermutet hatte, die unmittelbar an den elterlichen Garten grenzende Laube, in welcher dem Anscheine nach eine ziemlich erregte Unterhaltung geführt wurde. Zwischen der tiefen Männerstimme, die wohl Karls Vater angehörte und die sich offenbar in grollenden, unwilligen Worten erging, klang Wilhelm Friedwalds sonores Organ in einem Tonfalle, als wolle der Sprecher den anderen beschwichtigen. Was die beiden wohl verhandelten? Es widerstrebte der jungen Dame, die unberufene Lauscherin zu spielen und geräuschlos wollte sie sich wieder entfernen— da schlug plötzlich der Name Hohenfels an ihr Ohr und die hohe, sich eben erhebende und ihr den Rücken zeigende 1c R K ### ### K 7 festzulegen, ohne die Bedie Mehrforderungen der ihre Beiträge und Leistungen lastung der Krankenkassen durch die Mege— Aerzte zu kennen. Diese kamen indessen den Wünschen der Krankenkassen nicht nach. Die Organisation der Aerzte, der sogenannte Leipziger Verband, hatte die Ortsgruppen angewiesen, die Forderungen erst gegen Jahresschluß, also kurz vor Ablauf der jetzigen Verträge, geltend zu machen. Die Verträge laufen fast sämtlich am 1. Januar ab, weil die Aerzte diesen Termin aus taktischen Gründen herbeigeführt hatten. Die Düsseldorfer Krankenkassen konnten von den Aerzten nur erfahren, daß diese sich an die vom Leipziger Verband aufgestellten Forderungen halten würden. Diese Forderungen gipfelten in der Hauptsache in folgenden Punkte: 1. Freie Arztwahl. 2. Bezahlung nach Einzelleistungen. 3. Einteilung der Mitglieder in Klassen, derart, daß die Mitglieder unter 6 Mark Verdienst nach den Mindestsätzen der preußischen Gebührenordnung behandelt werden sollten, während bei den höher Entlohnten ein Aufschlag von 50 Prozent gefordert wurde. Für freiwillige Mitglieder forderte der Leipziger Verband sogar 100 Prozent, während die der Kasse neu beitretenden freiwilligen Mitglieder von der kassenärztlichen Behand lung überhaupt ausgeschlossen werden sollten. Auf diese Forderungen konnten sich die Kassen nicht einlassen. Ihre Bewilligung würde nach der Ueberzeugung der Kassenvorstände zum Ruin der Kasse ge führt haben. Zu Verhandlungen waren die Aerzte nicht bereit und die Kassen dadurch in eine unangenehme Zwangslage geraten. Mit den Verhandlungen zu warten, bis die Aerzte dazu bereit waren, also bis gegen Jahresschluß. konnten sich die Kassen nicht entschließen. Man trat daher der Frage näher, für sämtliche Düsseldorfer Kassen besoldete Aerzte anzustellen. Nach Bejahung dieser Frage wurden die Stellen mit 8000 Mark garantiertem Jaheseinkommenr ausgeschrieben. Die einlaufenden Meldungen waren so zahlreich, daß die Kussen ihren Bedarf reichlich decken konnten und in der Lage waren, die weniger geeigneten Bewerbungen auszuschalten. Als die Düsseldorfer Aerzte merkten, daß ihnen ein zweites Köln winkte, waren sie natürlich zu Verhandlungen bereit. Wenn auch bei den Kassen Stimmen laut wurden, nicht in Verhandlungen einzutreten, sondern endgültig zum besoldeten Kassenarzt= system überzugehen, so waren doch die meisten Kassenvertreter der Ansicht, daß man einen solch schwerwiegenden Entschluß nicht fassen könne, ohne den Versuch gemacht zu haben, mit den Aerzten zu einer Verständigung zu kommen. Die nun tagenden Verhandlungen fanden unter dem Vorsitz des Geschäftsführers der Handelskammer, Herrn Dr. Brandt, in der Handelskammer statt. Die Kassen erklärten, daß sie freie Arztwahl im Prinzip anerkennen wollten, daß sie auch gewillt seien, das bisher gezahlte Pauschalhonorar den Verhältnissen entsprechend zu erhöhen, daß sie aber die Bezahlung nach Einzel leistung sowie die Einteilung der Mitglieder in Klassen unter allen Umständen ablehnen müßten. Die Aerzte mußten wohl oder übel ihre diesbezüglichen Forderungen fallen lassen, verlangten nun aber eine Erhöhung der Pauschalsätze von 35 Prozent bei den Ortskrankenkassen und 40 Prozent bei den Betriebskrankenkassen. Auf diese exorbitanten Forderungen konnten die Kassen ebenfalls nicht eingehen. Das Pauschalhonorar ist in Düsseldorf schon heute sehr hoch gegenüber anderen Orten. Besonders ist das bei den Betriebskassen der Fall, welche zum Teil bis 7,50 Mark vro Kopf zahlen, während die Ortskrankenkassen im Durchschnitt der letzten drei Jahre 5,46 Mark gezahlt hatten. In diesen Sätzen sind die Beträge für die Extraleistungen, welche neben dem vereinbarten Pauschale bezahlt werden müssen, enthalten. Die Kassen verlangen übrigens, daß diese Extraleistungen in das Pauschale einbegriffen werden sollten. Wenn die Betriebskassen durchweg höhere Sätze bezahlen mußten, so lag das daran, daß sie vor 6 Jahren allein mit den Aerzten einen Vertrag abgeschlossen hatten, welcher ein gleitendes Pauschale vorsah, unter Zugrundelegung der Bezahlung nach Einzelleistung. Nach längeren Verhandlungen hatten sich die Parteien so weit genähert, daß die Kassen bereit waren, für die Dauer des fünfjährigen Vertrages einen Aufschlag von 15 Prozent zu zahlen unter der Voraussetzung, daß die Extraleistungen unter Zugrundelegung des bisher dafür gezahlten Betrages in das Pauschale einbegriffen sind. Die Aerzte hatten ihre Fordeunrg auf 20 Prozent ermäßigt. Da eine Einigung nicht zu erzielen war, wurden die Verhandlungen abgebrochen. Herr Dr. Brandt versuchte aber sofort, die Parteien wieder zusammen zu bringen und schließlich kam eine Einigung zustande, indem die Kassen für die ersten drei Vertragsjahre 15 Prozent und für die letzten beiden Jahre 20 Prozent zahlen. Soweit die Gemeinsame Ortskrankenkasse in Betracht kommt, gestaltet sich also die Sache wie folgt. Bisherige Pauschale pro Kopf 4,75 Mark, Extraleistungen vro Kopf 69 Pfennig, macht insgesamt 5,46 Mark, dazu kommen sofort 15 Prozent, sind 82 Pfennig, also insgesamt 6,28 Mark. Vom 1. Januar 1917 an weitere 5 Prozent, macht dann 6,55 Mark. Die Gemeinsame Ortskrankenkasse wird sofort durch diese Erhöhung mit 35000 Mark belastet. Soweit die einzelnen Kassen Familienversicherung haben, zahlen sie auf diese eine Erhöhung von 10 Prozent. Die Honorierung der Aerzte bei den Kassen im Landkreise, die bisher sehr verschieden war, wurde durch einen besonderen Modus so geregelt, daß sie der Bezahlung im Stadtkreise im allgemeinen gleich kommt. Insgesamt wird die Belastung der Düsseldorfer Krankentassen durch den neuen Aerztevertrag etwa Mi. 100000,— betragen. Die Arbeiter können mit Neid auf die Aerzte blicken. Wenn es ein Beruf in der Arbeiterschaft wagen würde. 35—40 Proz. Lohnerhöhung zu verlangen, würden sich kaum Vermittler finden, die mit so viel Eifer und Geduld ihres Amtes walten. Besonderen Beifall erregte die Mitteilung, daß auf dem Bundestage für Nationalstenographie Redakteur Bethke 440 Silben pro Minute geleistet und damit einen Weltrekord aufgestellt habe. Auf allgemeinen Wunsch wurde ein Nationalstenographen=Verein gegründet, der am Mittwoch nächster Woche einen Kursus eröffnen wird. Meldungen wolle man richten an Herrn Hermann Tölle, Giersmauer Nr. 12. Außerdem liegt eine Liste zum Einzeichnen im Piushause, Wasserkunst 1, auf. Atteln. 23. Okt. Unter dem Vorsitz des Herrn Psarrers Freiburg, des Dekanatsgeschäftsführeres des Volisvereins fand gestern im Gasthof Finte eine Konferen; des genannten Vereins statt. Geistliche und Lehrversonen waren überaus zahlreich erschienen. Zu nachst sprach der Diözesanvertreter des Volksvereins, Herr Seminarproturator Schäfers über die wichtigsten Fragen, d###e in den Voltsvereinsversammlungen des Winters zu behandeln sind. Dann beleuchtete Herr Professor Rosenberg in einem Referar die Schulfrage in ihrer histolischen Entwicklung und den gegenwärtigen Stand des Kamrses um die Schule. Die Frucht seiner überzeugenden Worte war die Einführung der Schulorganisationauch im Dekanate Lichtenau. 0 Aus dem Kreise Warburg, 23. Okt. Ein Landwirt machte den Versuch, auf zwei Morgen Land die Mäuse beim Ampflügen gänzlich zu vertilgen. Er erschlug 60 Stück; nachdem das Stück eingesät, fängt man noch täglich 18—20 Stück ab. Man sieht, wie groß die Mäuseplage in dem östlichen Teile des Kreises ist. Manrode, 23. Okt. Ein Telephon von hier nach Bühne wird neu angelegt. C. Muddenhagen, 23. Okt. Die älteste Bürgerin Ww. Gründer im Alter von 92 Jahren trug man zum Grabe; die ganze Gemeinde gab ihr das letzte Ehrengeleit. Triburg, 23. Okt. Am Dienstag, den 21. d. M., abends 8 Uhr, fand im Rathaussaale Stadtverordneten=Versammlung statt. Das Kollegium genehmigte den Ausbau der Karellenstraße bis zur neuen Schule auf dem Eliserbett, und bewilligte die Kosten. Die Straße soll abchaussiert und mit Bordsteinen und Fußsteigen versehen werden. Der Kostenanschlag beträgt 5355 Mark. Des weiteren wurden je 10 Mark für die Arbeinertolonie Münster und für die Exileptiker=Anstalt in Bethel bewilligt. Der Antrag der Hebammen zur Teilnahme an Ausbildungskursen wurde genehmigt und ein Trittei der Kosten, etwa 20 Mark, bewilligt. Gegen die Offenlegung des Weges von der Langenstraße nach dem Mühlensteg und der Werkstraße hatte das Kollegium nichts einzuwenden. Triburg, 23. Okt. Die neu zu errichtende Krankenkasse Brakel=Driburg ist vom Versicherungsamt in Hörter eingerichtet. Der Sitz der Kasse ist in Brakel. Vom Bestehenbleiben der jeweiligen Oristrantenkasse ist Abstand genommen, weil die eine Kasse die andere gefährden solle. Die ca. 850 Mitglieder der Driburger Krankenkasse sind gewerbliche, forst= und land wirtschaftliche Arbeiter, während die 350 Mitglieder der Brakeler Kasse nur gewerbliche Arbeiter sind. Der Reservesonds der Driburger Kasse soll 8000 Mark betragen bei 850 Mitgliedern: der Reservefonds der Brakeler Kasse beträgt ca. 8000 Mark bei 350 Mitgliedern und, falls die Handwerkerkrankenkasse mit zur Ortskrankenkasse kommt, ist der Reservefonds Mk. 12000. Die Beiträge werden sich nach dem neuen Satze, der jederzeit durch Beschlüsse geändert werden kann, wohl ausgleichen. Es werden die sorst- und landwirtschaftlichen Arbeitnehmer in Driburg etwas mehr zahlen müssen, während die besser gestellten gewerblichen Arbeitnehmer etwas weniger zahlen. Es wird Aus Paderborn u. Nachbarschaft. aderborn, 24. Oktober. + Historischer Tageskalender. 24. Oktober: 1899 Das Metroxolitankapitel in Köln wählt unsern Bischof Dr. Simar zum Erzbischof von Köln. Von der Eisenbahn. In der am 20. v. M. hier abgehaltenen Fahrrlankonferenz wurde von der Eisenbahnverwaltung angeregt, es möchte in der Presse öfter auf neueingelegte Züge und Zugverbindungen aufmerksam gemacht werden. Wir weisen deshalb nochmals darauf hin, daß der Frühzug von Paderborn noch Brilon= Wald Anschluß an den seit dem 1. d. M. von Reschede aus gehenden Eilzug nach Arnsberg=Dortmund erhalten hat. Der Anschlußzug von Brilon=Wald trifft in Meschede 8.00 Uhr vorm. ein, von wo der Eilzug 8.03 Uhr abfährt. In den Fahrrlanbüchern ist bei Meschede nur die Abfahrts zeit(8.07 Uhr) des Zuges von Brilon=Wald nach Altenhundem angegeben, sodaß die Möglichkeit des Ueberjanges in den Eilzug nicht ersichtlich ist. Da der letztere auch in Wennemen hält, so hat auch der Frühzug von Eslohe oort Anschluß nach Arnsberg=Schwerte=Dortmund bekomemen. Durch Einschiebung eines neuen Zuges von Fröndenberg nach Unna hat der Eilzug von Meschede=Arnsberg auch einen neuen Anschluß über Unna nach Soest=Paderborn, Hamm=Münster und Bielefeld=Hannover erhalten. Ebenso sind in der umgekehrten Richtung durch Einschiebung eines neuen Zuges von Unna nach Fröndenberg für den Eilzug 11 Kröndenberg=Arnsberg=Cassel neue Anschlüsse aus den Richtungen Dortmund=Holzwickede, Münster=Hamm und Paberborn=Soest hergestellt. Nationalstenographen=Verein. Am Mittwoch abend, 23. Okt., fand im Piushause eine stark besuchte Versammlung statt. Herr Tölle hielt einen interessanten Vortrag über:„Die geschichtliche Entwicklung der Steno graphie“, der von der Versammlung mit großem Bei fall aufgenommen wurde. Herr stud. jur. Stöcke Münster richtete noch einige Worte an die Erschienenen. aber jede Krankenkasse einzeln verwaltet und zahlt ihre Ausgaben aus ihren Einnahmen, nur wenn die betreffende Kasse nicht auskommt, wird die Hauptkasse in Anspruch genommen. Der Wahlvorschlag zur Wahl des Ausschusses ist vom Versicherungsamt in Hörter gemacht und zwar entsprechend der Anzahl der Mitglieder. Es sind 13 der vorgeschlagenen aus den Kassen in Brakel und 2 aus Triburg vorgemerkt, also eine gerechte Verteilung. Von Triburg aus ist nun ein zweiter Wahlvorschlag eingereicht, der nur Mitglieder der Driburger Kasse enthält. Es ist nicht schön so einseitig vorzugehen und zeugt von Oppositionsgeist. Die Mitglieder der Krankenkasse aus Stadt und Amt Brakel und aus Amt Driburg werden es sich wohl überlegen, einem solch einseitig aufgestellten Vorschlag ihre Stimme zu geben. Nur der vom Ver sicherungsamt gemachte Wahlvorschlag ist gerecht und daher: Mitglieder der Krankenkasse„Driburg und Brakel, wahlt am Freitag Wahlvorschlag 1. X Hörter, 22. Okt. Für Sonntag, den 26. Okt., wird der Turn= und Srielverband des Kreises Höxter für alle angeschlossenen Turn= und Jugendvereine ein großes Jugendkriegsfriel veranstalten. Die Anlage und Leitung der Geländeübung hat Herr Postmeister L. d. R. Battenberg=Steinheim übernommen. Die Teil nehmer sind in zwei Parteien(blau und rot) geteilt. Die rote Partei, unter Führung des Kaufmanns Richard BüchterSteinheim, bilden die Turn= und Jugendvereine aus Steinheim, Lügde, Binsebeck, Nieheim und Altenbeken. Zur blauen Partei, die unter Oberleitung des Lehrers Wolf Herstelle steht, gehören alle übrigen Vereine des Spielverbandes und zwar zur Abteilung Höxter: Höxter, Godelheim und Amelunxen; Führer Unteroffizier Samson=Höxter Abteilung Brakel: Beverungen, Herstelle, Riesel, Erkeln und Brakel; Führer Herr Karl Lüdecke=Brakel. Abteilung Dri burg: Herste, Driburg, Neuenheerse und Willebadeßen; Führer Herr Schettel=Driburg. Letztere bilden die blaue I. Division. Folgende allgemeine Kriegslage liegt dem Kriegsspiel zugrunde: Am 24. und 25. Oktober haben blaue Truppen in schweren Kämpfen gegen rote Truppen zwischen Wehrden und Hörter den Uebergang auf das linke Weserufer erzwungen. Rot hat beträchtliche Verluste gehabt und ist genötigt, an der Bahnlinie Ottbergen=Altenbeken zurückgehend, sich hinter dem Teutoburgerwalde zu sammeln und Unterstützung heranzuziehen. Blau verfolgt mit seinen Haupttruppen den sich im Nethetale zurückziehenden roten Gegner. Dabei übernimmt die blaue I. Division die rechte Seitendeckung, marschierend von der Weser aus über Oven hausen, Vörden, Bredenborn, Nieheim nach Horn=Meinberg Den Vermarsch wird Rot durch einen Flantenangriff auf zuhalten suchen. Zur Aufklärung verfügen beide Parteien über Radfahrerpatrouillen. Voraussichtlich wird es in der Umgebung von Rteheim gegen Mittag zum Gefecht kommen Nach Beendigung der Uebung und vollzogenem schlusse ist eine Zusammenkunft sämtlicher Teilnehmer Bredenborn vorgesehen. Von dort werden dann gegen Uhr die beteiligten Vereine den Rückmarsch antreten. Nach den Reldungen rechnen. — Gesele, 23. Okt. Am 1. November übernimmt Herr Oberpostsekntär Schamoni aus Dortmund unter Ernennung zum Postmeister die Leitung des hiesigen Postamts. Der jetzige Postamtsvorsteher in als Oberpostsekretär zur Oberpostdirektion in Konstanz versetzt worden. Lippstadt, 23. Okt. Die Mitglieder der pandelskammer in Bielefeld sind bis Ende d. J. neu zu wahlen. Die Liste der Wahlberechtigten des hiesigen Bezirks ist bis einschließlich den 27. Oktober bei den Magistraten in Lirpstadt und Gesele ausgelegt. Einsprüche sind bis zum 3. November vorzubringen. Wahlberechtigt sind diejenigen Gewerbetreibenden, die in das Handelsregister eingetragen sind und Beiträge zur Handelskammer entrichten, Aus dem Sauerlande. Brilon, 23. Okt. In der Kolonie bei Bruch hausen stürzte der Invalide Simon in einem Traumzustande aus dem Fenster des 2. Stock; er starb auf dem Wege zum Krankenhause. Warstein, 23. Olt. Die Ausdehnung des Lei tungenetzes des Kreiselektrizitätswerkes Arns berg innerhalb der Stadt Warstein ist soweit vorangeschritten, daß am kommenden Samstag die elettrische Beleuchtung hier zum erstenmale in Tätigkeit treten wird. — Im Steinbruch der Firma J. F. Risse hierselbst stürzie der Arbeiter p. mit abrutschenden Steinen aus etwa 7 Meter Höhe ab. Der sofort hinzugezogene Arzt stellte fest, daß bie Verletzungen nicht schwerer Natur waren.— Die Försterstelle des Forstreviers II des hiesigen Stadtwaldes ist infolge Versetzung des Försters Bodemann neu zu besetzen. Es kommen nur forstversor gungsberechtigte Anwärter in Frage. Aus dem Sauerlande, 23. Ott. Der Herbst hat bereits seinen Einzug gehalten. Die lanow. Arbeiten sind zum größten Teil erledigt. Der Landwirt kann in diesem Jahre von einem guten Erfolg srrechen, da die Früchte durch die gute Witterung in tadellosem Zustande eingeerntet sind. Mit der Kartoffelernte ist man auch soweit gedieben, naß sie innerhalb weniger Tage beendet sein wird. Im Allgemeinen kann nur von guter Erntdie Rede sein, dod stellt sich der Preis für Kartofseln weit höher wie im Vorjahre Aus dem Amte Attendorn, 23. Okt. Das Fort vildungsschutwesen in unserm Amte hat in Dden letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung genommen. Fast an allen Schulorten sind Fortbildungsschulen eingechtet. Auch der Besuch war erfreulicher Weise an allen Schulen gut, obwohl an vielen Orten der Unterricht des abenös nach 7 Uhr abgehalten werden mußte. Nunmehr aben die Gemeinde=Vertretungen beschlossen, die bestehenden Schulen ovligatorisch zu machen, so daß alle jungen vom 14. bis zum 17. Lebensjahre zum Besuche er Schulen verpflichtet sind. Dieser Beschluß ist gewiß mit Freuden zu begrüßen, da gerade in den Fortbildungsschulen manche nützlichen Kenntnisse für das praktische eben vermittelt werden können. Im kommenden Noember wird überall mit dem Unterricht in der gewohnten Weise wieder begonnen werden, bis das zu ent versende Ortsstatut von der Königlichen Regierung genehmigt ist. Valbert bei Attendorn, 22. Okt. Für den vor kurzem verstorbenen Gemeindevorsteher wurde der andwirt und Krankenkassenrendant Panne verpflichtet und in sein Amt eingeführt. Eolohe, 22. Okt. Gestern abend hielt die freiw. feuerwehr Eslohe eine Alarmübung ab. Inneralb weniger Minuten waren sämtliche Mannschaften der Lehr an Ort und Stelle. Es handelte sich darum, die Kirche in Eslohe unter Wasser zu halten. Bald darauf wurde nochmals alarmiert und zwar wurde in der Ortschaft ier ertring, welche 1. Stunde entfernt liegt, eine gleiche Uebung abgehalten. Altena(Westf.), 22. Okt. Hier wurde der Zugführer Ruppert aus Lüdenscheid von einem Zuge der Kreis Altenaer Schmalspurbahn überfahren und o schwer verletzt, daß er schon auf dem Wege zum Krankenhause starb. * Hagen, 23. Okt. Hier stürzte der Anstreicher= gehilfe Grüne rücklings vom Gerüst auf die Straße, wo er mit zerschmetterten Gliedern liegen blieb; auf dem Transport zum Krankenhaus starb der Schwerverletzte. Hagen, 23. Okt. Heute vormittag 11 Uhr stürzte auf dem hiesigen Hauptbahnhofe das große Eisenbaugerüst, das zur Eindeckung der großen Bahnsteighalle errichtet war, zusammen. Eine Lokomotive, die einen Eilzug drückte, wurde von den schweren Eisenteilen noch gestreift, kam jedoch mit einigen Defekten davon. Die einzelnen Teile des Gerüstes liegen quer über dem Eisenbahnsteig, auf dem sich der größere Teil des Fernverkehrs abwickelt. Es wurde sofort die Frei machung des Gleises durch Arbeiter in Angriff genommen, indessen ist die Freilegung erschwert, da auch ein Güterwagen, der im 3. Bahnsteig stand, durch den Unfall aus dem Gleise gekommen ist und nun auch diesen, ebenfalls dem Hauptverkehr dienenden Bahnsteig, sperrt. Auf beiden Seiten des Bahnist auf eine sehr rege Beteiligung hofes liegen zahlreiche Züge fest. Die Umleitung derselben auf andere freie Bahnsteige ist deshalb so schwierig, weil die elektrischen Weichen nur auf eine Fahrtrichtung gestellt sind und nun erst ausgechnitten werden müssen, um das Einlaufen der Züge zu ermöglichen. zwischen der evangel. Kirchengemeinde und der Stadt geschlossen worden ist, wonach die erstere dem 1. Lehrer die vorhandene Küsterwohnunn solange unentgeltlich überläßt, als er das Kantor= und Organistenamt bekleidet, was bisher noch der Fall ist. Aller Voraussicht nach kommt es zu einer Einigungsverhandlung zwischen den städtischen und staatlichen Behörden. Emden, 22. Okt. Der Heringsfang hat bis jetzt reiche Ernte gezeitigt. Das Gesamtergebnis der Teutschen Gesellschaften betrug am 16. d. M. 339924 Kanties; es entspricht dem guten Fangjahre von 1910, in dem zur selben Zeit fast der gleiche Fang angebracht war. 1912 war eines der ungünstigsten Jahre, der Jang belief sich bis zum gleichen Tage auf 224018 Kanties. Trotz des Mehrfanges sind die Preise befri.digend. wohl infolge des Einflusses der neu gegründeten Verkaufsvereinigung. Für Emden belief sich die Heringszufuhr bis zum 18. d. auf 107000 Kanties gegen elwa die Hälfte im Vorjahre. Wetterberichte. Wetter=Aussichten auf Grund der Deveschen des Reichs=Wetterdienstes.(Nachdr. verb.) 26. Oktober: Bewölkt, teils trübe, milde. 27. Oktober: Meist trübe, ziemlich warm, feucht. 28. Oktober: Windig, kühl, veränderlich. 29. Oktober: Lebhatie Winde, trübe, Regen, kühl. Sturmwarnung. Schiffsbewegungen. Nordd. Lloyd, Angekommen in New York 21. 10. Kronprinz Wilhelm und Friedrich der Große. am Handels= u. Verkehrsnachrichten. Berliner Produktenbörse. 23. Oktober 1913. Weizen: Okt.—.—. Dez. 185.50, Mai 192 25. Flau. Roagen: Okt.—.—, Dez. 158.25, Mai 162.50, Flau. Haser: Dez. 158.25, Mai 161.00. Flau. Mais am. mix.: Sept.—.—, Dez.—.—. Still. Rüböl: Okt. 65.40, Dez. 65.80. Bebauptet. Weizenmehl: 22.00—26.75. Rubig. Roggen mehl: 19.10—21.40. Matter. Köln, 23. Okt. Fruchtmarkt. Luzeruhen 6.50—7.00 Mk., Wiesenheu 5,40—6,00 Mk. Roggen= Breitdruschstrob 3,80 bis 4,20 Mk., Krunnn= und Preßstrob 2.80—3,20 Ml. für 100 Kg. Köln, 23. Oktober. Rüböl in Posten von 5000 kg) vorr. 70.00 B., Okt. 69,00 B., 68,50 G. Neuß, 23. Okt. Rüböl 66,00, saßwelse 6 69,00 0 für 100 Kg., Rübluchen grote 112,00.K, ür 1000 Kg. waggonweise. Neuß, 23. Okt. Fruchtmarkt A Ila 17,60. Roggen neuer la 15.50, 1 alter, Ia 17,80, IIa 16,50. 1IIa 00,00.K IIa 14,70# für 100 Kilogr. Wintergerste # die 100 Kilo. Kartoffeln 2,00—2 50 Luzerner Heu 3,00—3,50 4 für 50 Kg. Krumm= und Preßstrob 10,00#, Breitdruschstrob 11,00.K, Roggenrichtstrob 12,00.“ für 500 Kg. Kleie 5,50# für 50 Kilogr. Magdeburg, 23. Okt. Zuckerbericht. Kornzucker 88 Proz. ohne Sack 9,35—9,45. Nachprodukte 75 Proz. ohne Sack 7,65—7,75. Stimmung: Rubig. Brotraffinade 1 ohne Faß 19,62—19,75. Krystallzucker 1. mit Sak 00.00. Gem. Raffinade mit Sack 19,37—19.50. Gem. Melis I. mit Sack 18,87—19.00. Stimmung: Ruhig. Robzucker Transit 1. Produkt frei an Bord per Hamburg per Okt. 9,97 Gd., 10,02 Br., per Nov. 9,90 Gd., 9.92 Br., per Dez. 9,95 Gd., 9,97 Br., per Jan.=März 10,05 Gd., 10,07 Br., per Mai 10,25 Gr., 10,27 Br., per August 10,45 Gd., 10,47 Br. Stetig Gumbura, 23. Okt. Zucker. 3 Uhr nachm. Tendenz sietig. Okt. 10.05, Nov. 9,97, Dez. 10,00, Jan.=März 10,07, Mai 10.27, August 10,47.— 6 Uhr abends. Tendenz fest. O't. 10.00, Nov. 9,95, Dez. 10,00, Januar=März 10,10, Mai 10,30, August 10,52.— Kaffec: 3 Uhr nachm. Tendenz stetig. Okt. 56,00, Dezember 57,25, März 57,25, Mai 58,00.— 6 Uhr abends. Tendenz stetiz. Okt. 55 50, Dez. 57,00, März 57,25, Mai 57.75. Aus den Provinzen und Bundesstaaten. I Heiligenstadt, 22. Okt. Der seltene Fall, daß der gesamte Vorstand eines Stadtverordneten kolleaiums erneuert werden muß, trat hier infolge der Wahl des bisherigen Vorstehers Sanitätsrats Dr. Martin zum städtischen Beigeordneten ein. In der letzten Sitzung wechselten durch die neuen Vorstandswahlen die bisherigen Inhaber, die alle eine Stufe vorrückten. Herr Rechtsanwalt Petri wurde zum Vorsteher, Herr Prof. Grawe zum stellvertr. Vorsitzenden, Herr Fabrikant Bernhard zum Schriftführer und Herr Rendant Wiesmann zum stellvertr. Schriftführer gewählt. Nach Kenntnisnahme der Rechnungen des Knaben= und Mädchenwaisenhauses stimmte das Kol legium einem Beschlusse des Magistrats zu, der gegen über einem Antrag der Königl. Regierung Erfurt. für die hiesige evangel. Lehrkraft eine Mietsentschädigung von 460 Mark zu zahlen einen ablehnenden Standpunkt einnimmt. Die Haltung der beiden städtischen Körverschaften gründet sich auf einen Vertrag, der 8.00, gereinigtes kleine 116,00 keizen neuer ia 18.60, ln 11.50.. Haser, neuer, la 15.70, Ia 15,20, Ila 14,20 Heu 2,40—2,60. Telegraphische Kurse der Berliner Börse vom 23. Oktober 1913 mitgeteilt von der Bergisch-Märkischen Bank in Paderborn. 3% Reichsanleihe 3½% Preußische Consols 4% Preußische Consols Div. gestern heute gestern 75.70 84.40 97.90 heute 75,60 84.40 97.90 Tendenz: fester. Zinsfuß der Reichsbank: 6. Lomb. 7, Berl. Privatdisk. 242 7/8 104.50 153.75 149,00 212.50 109.75 331.00 290.50 216,10 155.50 224,00 144,10 327.60 160,00 127,80 167.75 129.75 183.50 146,00 348.50 321.06 105,10 172.50 81.00 85.00 9fd. 90 Pg. 9 fd 9O Pfg. Randalmilch-Tflanzenbulter-Wargazine * * Die schönsten Damen-Handschuhe in Leder und Stoff. Erstklassige Qualitäten. Billigste Preise. Handschuh-Schmidt 7 Marienplatz 7. Offene Stellen enthält stets die Zeitung: Deutsche Vakanzen=Post, Eßlil ingen 130. Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen durchaus zuverlässigen und tüchtigen Derselbe muß mit Langwagen fahren können. 4024a König& Eickmeier, Eisenhandlung, Buer i. W. Suche auf sofort oder später einen soliden, tüchtigen Kutscher. Th. Bernhörster Sohn, Zwieback= und Biskuitfabrik, Friedrichsdorf i. W. Suche sogleich oder baldigst einen soliden, ordentlichen Müllergesellen jegen guten Lohn und Famiienanschluß. 4034a Ludwig Haue, Wind= und Dampfmühle, Ostbüren bei Unna. Zwei tüchtige Rockarbeiter und ein Uniformschneider für dauernde Beschäftigung gesucht. 10316 Aug. Wacker, Hörter a. W. Graveurlehrling, Sohn achtbarer Eltern, sofort gesucht. 103150 Paul Ulbrich, Gravieranstalt, Marburg a. L. Zum baldigen Eintritt suche ich einen soliden älteren Mann, der das Vieh zu versorgen hat und auch mit Pferden umgehen kann. Lohn nach Uebereinkunft. Nur solche, die dauernde Stellung wünschen, wollen sich melden bei 4053a Richard Kramberg, Kabel i. Westf. Angehender, kath., zweiter Bäckergehilfe sofort gesucht. gesucht. Wilh. Brefeld, 4045 Bäckerei mit Motorbetrieb, Epe i. W. Suche auf sofort einen jüngeren, soliden, zweiten Bäckergehilfen. Jul. Kappenstein, Dampfbäckerei, Grüne(Wests.) b. Iserlohn. Lehrling oder Volontär mit guter Schulbildung für unser Zigarren=Spez.=Geschäft sofort oder später gesucht. Augstein& Horn. Essen(Ruhr), Handelshof. Suche für meinen Sohn, kath., 15 J. alt, Stellung als Lehrling in flottem Kolonialwaren= und Drogen=Geschäft. Angebote unter Nr. 4038 an die Geschäftsst. d. Bl. a Tüchtiger, selbständiger Erstgeselle, sowie ein junger Geselle sof. für dauernde Arbeit gesucht. Mech. Tischlerei 10299 Anton Plagemann. Emsdetten i. W. Besteingeführtes, altes Engrosgeschäft sucht zwecks Erweiterung einen Teilhaber mit Kapital. Ang. unt. Nr. Für 10325 an die Ang. ur Geschst. d. Bl. a Die Firma Dr. B. Rosenberg G. m. b. H. sucht für den Alleinvertrieb ihres neuen MassenBedarfsartikels an jed. Platze einen fleißigen, strebsamen Vertreter, gleich wo wohnhaft u. welchen Berufes, dessen Person Gewähr dafür bietet, daß der konkurrenzlose monatl. b. 300 Mk. einbringende Gebrauchsartikel m. Erfolg verbreitet wird. Kapital, Kenntnisse u. Laden nicht nötig. Auch als Nebenerwerb geeignet. Schriftl. Angebote unt. Nr. 346 an Invalidendank, Ann.=Exped., Cöln. Junges, propres Mädchen findet gute, leichte Stellung bei gleichzeitiger Erlernung der Küche. Hp59a J. Lillmeyer, Uhren und Goldw., Hörter. 4051a Sattlergesellen und 4 Schreinerlehrling wird zu bald Stellung gesucht. Josephshaus, Bielefeld. Junger, solider Fuhrknecht sofort gesucht. Lohn bis Mt. 125.00 pro Monat. Hagemann, Rüchter& Cie., Zementwarenfabrik, Vuer=Erle i. W., Mittelstraße 5a. Zum 1. Dezember oder Januar ein tüchtiger, erfahrener, älterer Schäfer gegen hohen Lohn gesucht. Selbiger muß Kenntnisse zum Fettweiden haben. 10330a Kohlpott, Schäfereibesitzer, Dortmund, Huckarderstr. 164. Für möglichst bald wird für ein Kolonialwaren=Geschäft kath. flotter Verkäufer der Branche gesucht. Ebendaselbst eine zuverläss. Buchhalterin, die Maschinenschreiben kann. Meldungen mit Zeugnisabschriften und Gehaltsanspr. unter Nr. 4062 an die Geschäftsstelle d. Bl. a Tüchtiger Sattler= u. Polsterergehülfe für sofort gesucht. 4061 Franz Allroggen. Sattlermeister, Altenbeken. Junger Friseurgehilfe erhält dauernde Stellung bei Karl Wilhelm, Sennelager. 10329a Jüngerer kath. Müllergeselle auf sofort oder zum 1. Nov. egen hohen Lohn gesucht. amilienanschluß. 4059 Joh. Beckmann, Dampf= und Windmühle, Waltrop i. W. Zuverlässiger Maurerpolier gesucht. Meldungen unter Nr. 09531 an die Geschäftsstelle. Aelterer, alleinstehender Kaufmann sucht für seinen stillen Haushalt auf bald eine gute Haushälterin. Es wollen sich nur durchaus tüchtige und nur allerbestens empfohlene Personen melden. Meldungen unter Nr. 10319 an die Geschäftsst. d. Bl. a Für sofort oder per 1. Nov. wird ein sauberes, fleißiges, kathol. Dienstmädchen im Alter von 16—20 Jahren für kleinen Haushalt(3 Pers.) gesucht. Offerten mit Gehaltsanspr. erbittet 4054 Frau Otto Emme, Hagen i. W., Frankfurterstraße 63. Auf ein größeres Gut wird per 1. od. 15. November eine durchaus erfahr., selbständige Haushälterin gegen hohes Gehalt gesucht. Meld. mit Angabe d. Alters und der bisherigen Tätigkeit unter Nr. 10318 an die Geschäftsstelle d. Bl. Fräulein, kath., das bürgerlich kochen, gut nähen u. Hausab. kann, z. baldigen Eintritt in ruh., kinderl. Haushalt als Stütze gesucht. Gehalt n. Uebereink. Mädchen vorhanden. Meld. mit Zeugnisabschr., Refer. an Apoth. Barrenstein, Noervenich, Kr. Düren(Rheinl.). Haushälterin. Auf einem Bauernhofe im Kreise Meschede wird per sofort oder November eine tüchtige katholische Haushälterin im Alter von 30—40 Jahren, welche mit der Landwirtschaft vertraut ist, gesucht. Meldungen nebst Gehaltsansprüchen unter Nr. 10260 an die Geschäftsstelle d. Bl. a Propres, flinkes Aufwartemädchen für 3 Stunden morgens(7 bis 10 Uhr) gesucht. 09532 Näh. Westernstr. 35. 1. Suche für meinen Freund, sol. Gutsbesitzer, kath., Witwer mit 4 Kindern, welcher ein herrschaftl. Gut im Werte von ca. 200000 Mk. in Westf. besitzt, zwecks Wieder= verheiratung eine tüchtige Frau, am liebsten Witwe, mit einem entspre chenden Vermögen in bar oder Gxundbesitz. Ausführliche, ernste Briefe, denen strengste Diskretion zugesichert ist, unter Nr. 4058 an die Geschäftsstelle d. Bl. erb. Aufrichtig. Witwer, 47 Jahre, in guten Verhältnissen,„wünscht die Bekanntschaft eines älteren, braven, kath. Mädchens oder alleinstehender Witwe, nicht unter 40 J., zwecks baldiger Heirat. Etwas Vermögen erwünscht, jedoch nicht unbedingt erforderlich. Strengste Verschwiegenheit zugesichert. Ernstgemeinte Briefe sind zu richten unter W. A. 100 postlagernd Annen i. Westf. Heiratsgesuch. Suche für meinen Vater, Professor a. D., kath., stattlich, gesund und lebensfroh, pass. Dame, nicht unter 50 Jahren, Witwe ohre Kinder nicht ausgeschlossen. Einiges Vermögen erwünscht. Gefl. Briefe unter Nr. 10274 an die Geschäftsstelle d. Bl. Reell. Strebs., einfacher Junggeselle, 39 Jahre, kath., Handwerker, 15000 Mk. Barvermögen, gute Vergangenheit, wünscht mit bravem kathol. Mädchen zwecks Heirat in Briefwechsel zu treten. Vermögen erwünscht. Selbiger ist auch geneigt, in ein Geschäft einzuheiraten. Junge Witwe nicht ausgeschlossen. Gefl. Briefe mit Angabe der Verhältnisse unter Nr. 4040 an Geschäftsstelle d. Bl. Di die Strengste Diskretion. Ansehnl., geb., 36jähr., kath. Kaufmann, aus anges. Familie, Inh. eines gutgeh. Manufakturwarengeschäftes in schöner, kleiner Stadt Westf., jährl. Eink. 6—7000 Mk., Vermögen 30000 Mk., sucht die Bekanntschaft einer lieb., häusl. erzog. Dame, der an einem herzl., gemütl. Heim gelegen ist, zwecks Heirat. Damen mit etwa gleichem Vermögen wollen sich vertrauensvoll unter Nr. 4028 an die Geschäftsst. d. Bl. wenden. Anonym absol. zwecklos. Vermittl. verb. Diskret. Ehrens. Kath. Geschäftsmann, 32 J. alt. mit gutem eigenem Geschäft, 35 bis 40 Tausend Mark Vermögen, wünscht Bekannt schaft mit häuslich erzogener Dame aus guter Familie mit 8= bis 10000 Mk. Barvermögen, zwecks späterer Heirat. Landwirtstochter bevorzugt. Strengste Verschwiegenheit wird zugesichert. Gefl. Briefe, wenn möglich mit Bild. unter Nr. 10327 an die Geschäftsstelle d. Bl. Vanege ae WASSERMOTOR• WASCHMASCHINE Lieferung auf Probe! Weitgehendste Garantie! Billigste Betriebskraft! Offerte kostenlos. Herm. Jos. Scheid, Paderborn. Telephon 452. Als feinsten Ersatz für Molkereibutter empfehle meine Pflanzenmargarine „Tosella“ 1 Pfund nur 80 Pfg. Josef Hontag. Postkolli 9 Pfd. franko u. Nachn. Kostproben gratis. Zum 1. Januar 1914 wird ein braves, tüchtiges, möglichst älteres Mädchen ür dauernde Stellung geucht von 40170 Pfarrer Freund, Sondershausen. Suche zum baldigen Eintritt ein braves, ehrliches Mädchen für Küche und Hausarbeit. Lohn nach Uebereinkunft. Gute Behandlung zugesichert. R154 Frau Bergmann, Münster 20.. Ludgerushospiz. □ □ □ □ H □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ L □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ H □ □ □ □ □ HHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHUHHHHHHHHHHHHHHEHHHHHHE Auf den 26. Dezember 1913 fällt der hundertjährige Geburtstag Fr. W. Webers. Zum Gedächtnistage erscheint die einhundertfünfzigste Auflage seines einzig dastehenden, viel gerühmten Hauptwerkes Dreizehnlinden in einer besonders würdigen Aufmachung, in größerem Formate, in einen neuen stilvollen Einbande zum bisherigen Oreise von 6 Mk. 80 Ofg., die soeben ausgegeben ist und schon jetzt durch alle Buchhandlungen bezogen werden kann. Den zahlreichen Derehrern der Weberschen Muse bietet sich jetzt auch die Gelegenheit, die illustrierte Prachtausgabe von Dreizehnlinden mit 12 Heliogravüren und zahlreichen Dollbildern und Text=Illustrationen in Holzschnitt von Karl Rickelt, fein gebunden in künstlerisch ausgeführter Decke zu nur 24 Mark(bisher 40 Mark) zu erwerben; der hundertjährige Gedenktag schien dem Verlage besonders geeignet, die illustrierte Ausgabe mit ihren höchstgelungenen Bildern, die nach Oreßurteilen zum Teil Kunstwerke ersten Ranges sind, durch einen billigeren Oreis weiteren Kreisen zugänglich zu machen. In neuen Auflagen liegen ferner vor von Fr. Wilhelm Weber Goliath. 33. u. 34. Auflage. In Driginalband mit Goldschnitt K 4.—. Gedichte. 34.—36. Auflage. In Drig.-Bd. mit Goldschnitt K 6.—. Herbstblätter. Nachgelassene Gedichte. 19.u.20 Aufl. In Orig.= Bd. m. Goldschn. 46.—. Jedes dieser Werke ist in vielen Tausenden von Exemplaren verbreitet. Fr. W. Webers Uebersetzungen der Dichtungen von A. Tennyson: Maud. Enoch Arden. Aylmers Field Ein Gedicht. Ein Gedicht. Ein Gedicht. 5. Auflage. 4. Auflage. 2. Auflage. Gebunden Ké 2,50. Gebunden K 1.60. Gebunden K 2,—. Die Weberschen Uebersetzungen des berühmten englischen Dichters lesen sich wie das Driginal. Verlag von Ferdinand Schöningh, Paderborn. HEH"""""EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE für Allerseelen à 20 Pfg. H. Lorsbach, Solingen. Brennholz in größeren Mengen hat abzugeben 4050 Holzwaren=Fabrik, Akt.=Ges. 25 Habe heute einen neuen Transport schwarzbunter, ostfriesischer halbjährig und deckfähig, erhalten. Die Tiere stehen in meinen Weiden in Brakel in der Nähe des Bahnhofs zum Verkauf. 09512 S. Löwenberg, Paderborn. Telefon Brakel 29. Paderborn 154. Are Suche sofort zu kaufen verdeck mit festem Bock, und leichten Landauer, nur tadellose Wagen. Angebote unter Nr. 10307 an die Geschäftsstelle d. Bl. a Elektrisiermaschine, sowie elektr. Gürtel, fast neu, preiswert zu verkaufen. Näh. d. d. 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Die Mahlzeit war prächtig und während die köstlichsten Getränke den Gaumen kitzelten, bezauberte herrliche Musik sein Ohr. Damokles war darüber in großer Freude. Mitten in der Schwelgerei rief ihm plötzlich jemand zu:„Erhebe nur einmal deine Blicke und siehe, was deiner wartet.“ Er sah empor und gewahrte ein Schwert, das nur an einem Roßhaar von der Decke herabhing. Ganz bestürzt darüber wollte er fliehen, doch der König befahl ihm, zu bleiden. Man fuhr fort, ihm alles aufzutischen, was seine Eßlust reizen konnte, aber er verkostete nichts mehr; er dachte nur an das unglückliche Schwert, das jeden Augenblick von der Decke herabsturzen und ihm den Tod bringen konnte. Er atmete erst wieder frei auf. als er die Tafel verlassen konnte. In einer ähnlichen Lage befindet sich jeder Mensch, denn der Tod hält für jeden die Sense zum Mähen bereit. C n gpancg Literarisches. Aus Marsbergs alten und neuen Tagen. Von Ludwig Hagemann, Propst in Niedermarsberg. Paderborn. Druck und Verlag der Bonifatius=Druckerei. In der oben bezeichneten Schrift führt der Verfasser die Geschichte von Marsberg(Ober= und Niedermarsberg) vor und kommt auch auf manche Verhältnisse der Gegenwart zu sprechen. Es geschieht dies nicht in fortlaufender Darstellung, sondern so, daß mehrere Einzelbilder, im ganzen 15. vorgeführt werden. in denen die wichtigsten Gegenstände aus der Marsberger Geschichte dargestellt werden und die zusammengenommen ein treuer Spiegel von der Vergangenheit und Gegenwart Marsbergs sind. Den Schluß bildet ein Abschnitt: Die wichtigsten Begebenheiten aus der Geschichte Marsbergs in chronologischer Reihenfolge. Der Verfasser hat sich seine Aufgabe nicht leicht gemacht. Er hat die einheimischen und andere Quellen fleißig benutzt und die ganze über Marsberg bisher erschienene Literatur berücksichtigt. Man wird in dem Buche manche Erhänzungen zu den früheren Darstellungen finden. Darf so das Buch eine gründliche Arbeit genannt werden, so hat es noch den weiteren Vorzug. populär geschrieben zu sein, so daß es jedermann leicht verstehen und mit Interesse lesen wird. Es ist freilich zunächst eine Lokalgeschichte, die das Interesse der Marsberger und der nächsten Um gegend wachruft. Indessen ist Marsberg ein Ort, der auch für weitere Kreise seine Bedeutung hat. Im Anfang der christlichen Zeit, am Ende des 8. Jahrhunderts. war es ein Mittelpunkt für die Christianisierung unserer Vorfahren, der heid nischen Sachsen. Da erscheinen die Gestalten des Kaisers Karls d. Gr. und des hl. Sturmius. da wird das erste Benediktinerkloster im Sachsenland gegründet, dessen Mönche das junge Chrislentum in der Umgegend pflanzten und pflegten. Für die neuere Zeit ist Marsberg im ganzen Lande bekannt durch seine großartigen Anstalten für die leidende Menschheit. So dürfte die Schrift auch in weiteren Kreisen der Beachtung wert sein. Sie hat einen Umfang von 152 Seiten und empfiehlt sich auch durch ihre schöne Ausstattung. H. Pactum Liborianum. Serie Nr. 12. 7. Kaplan August Cruse in Glücksburg f 10. Oktober 1913. 57. 61. Schlossermeister Jogann Wolters in Gelsen kirchen f 17. Oktober 1913. 60. 91. Ledrer Ludwig Esleben in Saalhausen f 9. Oktober 1913. 79. 108. Witwe Helene Vertkamp in Dorsten f 9. Ok1913. 102. 131. 50. Küster Heinrich Figgen in Herlnghausen F 12. Oktober 1913. 97. Ebefrau Anna Hegge in Paderborn f 16. Oktober 1913. Wochen- und Festkalender. Sonntag, 26. Oktober. Blerundzwanzigster Sonntag nach Pringsten. Kirchenfarde: grün. Evangelium: Bom Knechte des Hauptmanns (Matth. 8, 1—13).— Fest der Zurückkunst der Reliquien des hl. Livorius.— Evaristus, Papst und Martyrer(f 112).— Ewige Anbetung in Weidenau und Hüppstedt. Montag, 27. Oktoder. Florentin, Martyrer.— Ewige Anbetung in Thalwenden, Breitenbach und Leinefelde. Dienstag, 20. Oktoder. Simon und Judas, Apostel.— Ewige Aubetung in Böseckendorf, Herne und Schreibershof. Mittwoch, 29. Oktober. Narzissus, Bischof von Jerusalem ( im 2. Jahrbundert).— Ewige Anbetung in Beuren, Günterode und Bültstedt. Donnerstag, 30. Oktober. Theonestus, Bischof und Martyrer(f im 4. Jahrhundert).— Ewige Anbetung in Salbke. Freitag, 31. Oktober. Wolfgang, Bischof von Regensburg (t 904).— Ewige Anbetung in Lütgendortmund, Peckelsheim(Krankenhaus) und Dessau(Schwesternhaus). Samstag, 1. November. Fest Allerheiligen. Fesevangeltum: Von den acht Seligkeiten (Matth. 5, 1—12..— Ewige Anbetung in Ellrich, Nordbausen, Bleicherode und Heiligenstadt(Schulschwestern ad s. Joseph.). 132 arme Waisen= und Diasporakinder im Antonius=Waisenhause in Damme i. Old. bitten um eine kleine Gabe. In dankbarer Liebe beten sie täglich für euch und eure teuren Verstordenen. Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft „Westfälisches Volksblatt“ in Paderborn. Rätselecke. D. Bilder=Rätsel.1 Logogriph*) Buchstaben=Füll=Rätsel.“) g...! Sagenhafter Vogel. k a.... Ofenziegel. d...e Kriegsgewinn. l.... Operettenkomponist ... Stadt in der Schweiz l i..u s Lateinischer Fichter. w. i.. Einzelgehöst ... 5 k o Wandgemälde w.... Offene körperliche Verletzung. Die gegebenen Punkte sind durch Buchstaben zu ersetzen. Sind die richtigen Worte gefunden, so ergeben die eingesetzten Buchstaben, zusammengereiht, ein Sprichwort. Zusammensetz=Aufgabe.“) Es ist ein überirdisch Wesen, Von dem wir oft in Büchern lesen; Sein Name wird aus Artigkeit Auch manchem holden Kind geweiht. Doch steht ein B davorgeschrieben, Wo ist der hohe Sinn geblieben? Dann ist's ein Wort, mit dem man schilt, Zumal wenr's losen Streichen gilt. Ketten=Rätsel.“) Ball Bau Blatt Burg Gold Haus Rat Schaum Spiel Tag Turm Wart Werk. Aus vorstebenden dreizehn einsilbigen Worten ist die gleiche Zahl zweisildiger Worte zu bilden, die dann zu einer Kette zu vereinigen sind. Auflösungen der Aufgaben in Nr. 42. 1. Bilder=Rätsel: Arbeit spart, wer Ordnung wahrt. 2. Magische Ausgabe: Die einzelnen Quadrate ergeben, ausgeschnitten und in bestimmter Form zusammengesetzt, das wohlgetroffene Bild einer Kaffeeschwester. Füll=Rätsel.*) Die in vorstebender Figur leerstehenden zwöll Felder sollen mit den Buchstaben eeeeeiilnsst derart ausgefüllt werden, daß sowohl die senkrechten wie wagerechten Reihen bekannte Worte ergeben Es sind die oben angedeuteten Sternchen zu entfernen. 3. Schiebe=Rätsel: Napf Topf Bart Rede Ufer Reis Sund Rand Heil Erle Pfadfinder 4. Dreisilbige Charade= Manchester. 5. Wortspil: 1. Krise— Brise. 2. Oder— Ader. 3. Mord— Loid. 4. Tante— Kante. 5. Ocker— Acker. 6. Pudel— Nudel. 7. Seil— Beil. 8. Ahr Uhr. 9. Rachen— Nachen. 10. Lachs— Dachs. — Balkanbund. 6. Problem„Altgriechische Base“: Setzt man an Stelle der Zeichen in den unteren Zeilen die entsprechenden Buchstaben aus den oberen Zeilen, so erbält man:„Gut Ding will Weile haben". 7. Zusammenstell= Ausgabe: Dis Tanz— Distanz. Komm Ode— Kommode. Kult lir— Kultur. Mei Rum— Metrum. Po Stille— Postille. Salz Ach— Salzach. Richtige Lösungen sandten ein: Joh. Pötting in Scharmede: Eduard Niggemeyer in Altenbeken: Josef Koch Ilse und Alex Schwarte, Maria Stuhldreier in Fürstenberg; Tilla Heitmeyer in Marienmünster; Wilhelmine Zimmermann in Rummekemühle bei N.=Marsberg; Karlchen Schlüter in Hallenberg; Hermann Storm in Porta; Hedwig Schäfers in Ruda O.=S., Walter Pieper in Wiedendrück; Johann Johannleveling in Westerwiehe; Anton Boß in Westerloß. *) Unberechtgter Nachdruck verboten. 6— S □ 9# Ses 2##! B 69 E3 S 5 □ □ G 2882. e S.225 6 SE2 MfarT — 3 Beilage zum Westfälischen Volksblatt und Sauerländer Tageblatt. Redigiert von Karl Allinger. Geiftlicher in Paderborn. Nr. 43. Herbstrosen. (Nachdruck verboten.) Herbstrosen, die noch blühen Im Stübchen blank und fein, Küßt herbstlich Sonnenglühen Mit mildem Purpurschein. Und in dem warmen Glanze, Von Rosenduft umweht, Sitzt mit dem Rosenkranze Die Mutter im Gebet. Wohl schmückt ein Silberschimmer Des edlen Hauptes Haar, Doch blickt ihr Auge immer Noch jugendfrisch und klar Einst, bei des Frühlings Prangen, Stand sie am Traualtar Mit rosenfrischen Wangen Und Myrten in dem Haar. So eilte sie entgegen Dem Glück, das sie erträumt, Auf lichtbestrahlten Wegen, Von Rosen dicht umsäumt. Dann ist es Herbst geworden, Die Fluren öd' und kahl. Im Gärtchen längst verdorrten Die Rosen allzumal. Das Mütterlein nun denket, Wie schnell das Glück zerrann, Da sie zur Gruft gesenket Den heißgeliebten Mann. Zwei Kindlein, die der Armen Erblühten, frisch und rot, Entriß ihr ohn' Erbarmen Der Allbezwinger Tod. Nun blühn die Herbstzeitlosen, Das gold'ne Licht zerrinnt; Mit welken Kirchhofsrosen Spielt rauher, kalter Wind. Die Röslein vor den Scheiben Im Stübchen blank und fein, Der Rosenkranz wird bleiben Der Mutter Trost allein Ang. Beule, Ramsbeck. 24. Sonntag nach Pfingsten. Evangelium: Malthäus 8. 1—13. In der Zeit. als Jesus vom Berge herabstieg, folgte ihm eine große Menge Volkes nach. Und siehe. ein Aussätziger kam, betete ihn an und sprach:„Herr. wenn du willst, so kannst du mich reinigen. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will, werde rein! Und sogleich ward er gereinigt von seinem Aussatze. Und Jefus sprach zu ihm: Siehe zu, daß du es niemanden sagest; sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, welche Moses befohlen hat, ihnen zum Zeugnis! Da er aber in Capharnaum eingegangen war, trat ein Hauptmann zu ihm, bat ihn und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause gichtbrüchig und leidet große Qual. Und Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Und der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin Sonntag, 26. Oktober 1913. 32. Jahrg. nicht würdig, daß du eingehest unter mein Dach; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterworfen und habe Kriegsleute unter mir: und wenn ich zu einem sage: geh! so geht er; und zu dem andern: komm! so kommt er; und zu meinem Knechte: tu das! so tut er's. Da aber Jesus das hörte, wunderte er sich, und sprach zu denen. die ihm folgten: Wahrlich, ich sage euch, solch' großen Glauben habe ich in Istael nicht gefunden! Ich sage euch aber: Viele werden vom Aufgang und Niedergang kommen und mit Abraham und Isaac und Jakob im Himmelreiche zu Tische sitzen; die Kinder des Reiches aber werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden: da wird Heulen und Zähneknirschen sein. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin, und es geschehe dir, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde war sein Knecht gesund. Der Heiland steht heute vor uns, wic er seine Gottesfamilie gründet, wie er zu diesem Zwecke in eigener Person wirkt, und wirdt. zunächst unter den Söhnen Israels, dann aber auch in der Heidenwelt; denn nicht bloß eine Nationalkirche wollte er stiften, sondern eine Universalkirche, eine Weltkirche. 1. In jener Zeit. als Jesus vom Berge herabgestiegen war, folgte ihm eine große Menge Volkes nach, und siehe, ein Aussätziger kam, betete ihn an und sprach: Herr. wenn du willst, so kannst du mich reinigen! Ein seltenes Ereign's! Ein Aussätziger vor dem Herrn! Er wagt sich in seine nächste Nähe, fällt bittend vor ihm auf's Angesicht und fleht ihn an um Rettung und Hilfe. Ein Wagnis war es! Ein Freve! an und für sich gegen des Moses Gesetz, welches den Aussätzigen jede Annäherung an ihre Mit menschen streng untersagt. Das Judentum hatte für diese armen, verlassenen Geschöpfe, die nach Heilung und Rettung sehnlich verlangten, keine Hilfe und kein Herz; unbarmherzig wurden sie aus seiner Mitte ausgestoßen und jede fernere Berührung mit den übrigen Mitgliedern der Ge meinde war ihnen untersagt und so lebten sie ausgestoßen, verachtet, hilflos und hoffnungs los ihrem jammervollen Leiden überantwortet. dahin, bis der lang ersehnte Tag ihnen Erlösung von Schmach und Leiden brachte. Einer aus der großen Zahl der Unglücklichen, welche domals in der Nähe der jüdischen Städte und Dörfer ein soich verlorenes, qualvolles Dasein fristeten, faßte sich ein Herz und wandte sich hilfesuchend an den jenigen, der seine letzte Hoffnung bildete. Und die Hoffnung sollte ihn nicht täuschen.„Wenn du willst, kannst du mich reinigen“, spricht er. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach:„Ich will, sei gereinigt!“ Mehr als er zu bitten wagte, wurde ihm vom Herrn gewährt. In einzig großer Liebe und Herab lassung legt der Herr seine göttliche Hand erbar mungsvoll auf sein Haupt; seit dem Tage, da er als aussätzig erklärt worden, hatte keine mensch liche Hand ihn mehr gestreift und jetzt swürte er wieder eine milde Hand auf seinem Scheitel liegen— es war eine gottmenschliche Hand und sie brachte ihm Heilung. Welche Gefühle mochten das Herz dieses Mannes erfüllen! Wir haben in dem unglücklichen, von Krank heit und Rot tiefgebeugten, nach Rettung schmach tenden Mann jene ediere Klasse des Judentums vor uns, die den Weg zum Heiland in Glaube und Liebe gefunden und aus der Synagoge übertrat in die Kirche des Herrn. An Zahl waren sie gering, ebenso an Ansehen, Einfluß und Macht vor der Welt: es sind die Kleinen, die Mühseligen, die Beladenen. Nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige, nicht viel Angesehene finden sich unter ihnen, sondern„was töricht ist vor der Welt, hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen und das Gering: und das Verachtete und das, was nichts ist, hat Gott erwählt, um das, was etwas ist, zunichte zu machen.“(1. Kor. 1. 26 ff.) Se war es zu Zeiten Christi, so ist es geblieben bis zum heutigen Tage. Die Reichen, die Vornehmen, die„Gebildeten" und Eingebildeten, die„Aufgeklärten“ und Satten oflegen nicht die treuesten Söhne ihrer Kirche zu sein; wohl finden sich auch unter ihnen solche und sie verdienen unsere Hochachtung! Aber im allgemeinen: Hochmut und Weltsinn trennt vom Herrn: Demut und Selbstentsagung führen zu ihm hin. 2.„Da der Herr aber nach Kapharnaum hineingegangen war, trat ein Hauptmann zu ihm und sprach: Herr. mein Knecht liegt zuhause gichtbrüchig und leidet große Qual. Kapharnaum war eine Grenzstadt von Galiläa; daselbst waren Soldaten, deren Hauptmann dem Volke der Juden sehr woylgesinnt war. Offenbar war er selbst gläubig und verehrte den wahren Gott: sonst hätte er den Juden nicht, wie wir bei Lukas(VII. 5) lesen, auf eigene Kosten eine Synagoge bauen lassen. Der Knecht dieses edlen Mannes lag an Gicht so schwer krank darnieder, daß er am Sterben war. Da schickte der besorgte Herr. der seinen Knecht lieb hatte. zum Heiland und ließ ihn um Hilfe bitten. Und Jesus sprach:„Ich will hingehen und ihn gesund machen.“ Während der Herr nun hinging und dem Hause des Hauptmannes nahe kam, ging dieser ihm in Ehrfurcht entgegen und sprach das wundersame, ewig unvergessene Wort:„Herr ich bin nicht würdig, daß du eingehest unter mein Dach, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.“ Welch rührende Demut, welch herrlicher Glaube, welch tiefes Vertrauen! Wie unähnlich ist diese edle Heidenseele den Juden, die stolz waren auf Macht und Reichtum und Stellung und Geburt!— Solch großen Glauben hat der Herr in Israel noch nie gefunden.— Der Glaube des Hauptmanns ist der Glaube des Heidentums an Christi Wort. Er ist nicht selbst in die Heidenländer gezogen, trat nicht in eigener Person an das Krankenlager der bis ins tiefste Mark hinein siech und krank und sittlich faul gewordenen Heidenwelt, er hat seine Boten, die Apostel, ausgesandt. um ihnen Glaubenslicht und Gnadenkraft zu bringen. Voll tiefen Verlangens nach der göttlichen Wahrheit, im Gefuhle ihrer Anwürdigkeit und Sundenschuld, voll Hunger und Durst nach Gnade und Rettung sehnten sie sich nach Erlösung und nahmen sie mit hl. Freude auf. Und die Kirche Jesu wuchs hinaus über die Grenzen der jüdischen Nation, umfaßte das Universum und eine Weltkirche ward sie! Wir stehen in ihren Mauern; wir sind frohgemut darob; aber auch voll Demut; denn.„nicht würdig sind wir, daß der Heiland uns eingelassen hat unter sein Dach“.—4 W Der Sohn des Waffenschmiedes. Erzählung aus dem griechischen Befreiungskampfe von Hermann Weber. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Als Kostaki aus seiner Ohnmacht erwachte, umgab ihn finstere Nacht. Er machte einen Versuch, sich zu erheben, doch mit Schrecken fühlte er, daß er gefesselt war. Rings um ihn ertönte qualvottes Stöhnen der Verwundeten, leise Gebete erschollen hier und dort und als der Knabe schließlich noch das Gerassel von schweren Ketten vernahm, da erfuhr er erst, daß er mit vielen seiner Leidensgefährten gefangen war und sich im tiefsten Raum eines Schiffes befand. Aber die Leiden der Unglücklichen genügten dem türkischen Befehlshaber noch nicht. Mitten in der Nacht ließ er die Gefangenen mit rauhen Worten und Stockschlägen auf das Verdeck treiben und weidete sich an dem Entsetzen, welches die Griechen befiel, als sie vor sich ihre zerstörte Heimat in hellen Flammen erblickten. Entsetzlich war der Aublick, der sich den Gesangenen bot. Feuer und Lärm, wüstes Geschrei der entmenschten Sieger soweit das Auge reichte und über allem der friedliche Sternenhimmel, der stellenweise von dem emporsteigenden Qualm verdunkelt wurde und dann wieder von der Feuerlohe wie in Blut getaucht erschien. Das Herz des Griechenknaben erzitterte, als er diese entsetzlichen Greuel gewahrte; er konnte nicht weinen, obschon das bittere Leid ihm die Brust zu zersprengen drohte. Mit leblosen Blicken nur starrte er auf die verwüstete Heimat, bis er mit einem Weheschrei niedersank und in einen todähnlichen Schlummer fiel. Freundliche Bilder umgaukelten nach den wirren Szenen sein Gemüt. Er war wieder daheim in der engen Gasse am Hasen. Er saß in der Werkstätte seines Vaters, der ein langes Schwert schmicdete und das Freiheitslied der Griechen sang, während die Mutter das Haupt ihres Knaben streichelte und ihn ermahnte, stark und treu zu bleiben in allen Gefährnissen des Lebens. Als der Knabe dann erwachte, fiel sein Blick auf einen Greis, der neben ihm saß und das Gesicht mit den Händen bedeckt hatte. Mit schmerzlichen Worten betrauerte dieser die verwüstete Heimat, nicht achtend der Kopfwunde, die ein Türkenschwert ihm geschlagen. Kostaki aber glaubte im ersten Augenblick des Erwachens, daß alles Leid, welches über ihn gekommen, nur ein Traum gewesen sei und ihn deuchte, als sehe er am fernen Horizont das Nahen des Morgenlichtes. Der Greis aber sagte leise: „Es ist Nacht um uns, mein Kind; die Hand des Herrn hat uns schwer getroffen. Wir haben keine Heimat mehr, denn Chios sintt in Staub und Asche!“ Da stürzte aus den Augen des Knaben ein heißer Tränenstrom, noch einmal breitete er wie in qualvollem Flehen die gefesselten Arme nach der Trümmerstätte aus, dann rauschte das Schiff durch die Wogen und trug ihn einer fremden, unbekannten Zukunft entgegen. * Wir finden Kostaki auf dem Sklavenmarkte in Konstantinopel wieder. Inmitten seiner zahllosen Leidensgefährten stand er da, blaß und abgezehrt und in Lumpen gehüllt. Er hatte sich in sein Schicksal ergeben und klagte nicht mehr. Die tiefe Trauer um die Seinen hatte ihn dem Tode nahe gebracht, doch sein jugendkräftiger Körper überwand schließlich die bitteren Seelenqualen. Viel trug auch eine stille Hoffnung dazu bei, die er tief in seinem Herzen hegte. Vater und Schwester weilten nicht mehr unter den Lebenden, das wußte er, aber wo befand sich seine Mutter? Hatte er nicht selbst gesehen, daß sie nebst vielen anderen Frauen gefangen fortgeführt wurde? Trotz alledem war es nicht unmöglich, daß er sie einst wiedersehen könnte, denn sie selbst hatte ihm stets gelehrt, daß Gottes Wege un erforschlich seien und dieser Gedanke allein ließ ihn minder traurig in die Zukunft sehen. Ein reicher Türke erstand den Knaben um eine geringe Summe. Zuerst wurde Kostaki im Haushalte beschäftigt, später war der ausgedehnte Park seines Herrn der Ort seiner Tätigkeit. Hier sernte er unter Anleitung eines tür kischen Gärtners die Blumenbeete m Ordnung halten, Sträucher beschneiden usw. Von der Außenwelt war der Knabe gänzlich abgeschnitten. Er erfuhr nichts von dem glücklichen Fortschreiten des Kampfes seiner Landsleute, sah und hörte nichts von der geliebten Mutter, nach der sein Herz so heiß sich sehnte. Er wurde hart behandelt, oft sogar mit Faust= und Stockschlägen bedacht, ohne daß er sich etwas hätte zu schulden kommen lassen. Oft, wen seine jugendliche Kraft unter der glühenden Sonne fast erlahmte und harte Schläge ihm immer auf's neue wieder ins Gedächtnis riefen, daß er nur ein rechtloser Sklave war, fühlte er sich versucht, das Leben von sich zu werfen, doch der Gedanke an Gott und seine Mutter brachte ihn wieder auf den rechten Weg zurück. Zahllose Pläne zu seiner Flucht hatte er geschmiedet, doch von diesen war der eine ebenso unausführbar wie der andere. Die Sklaven wurden scharf beaufsichtigt; rings um das Besitztum des Türken zog sich eine unübersteigbare Mauer hin und die hohe Gartenpforte war stets verschlossen. Außerdem war Kostali gänzlich unbekannt in Konstantinopel und wußte auch nicht, wo die Vorstädte der Griechen lagen. Er wäre sofort wieder ergriffen worden. Der Knabe ergab sich also in sein Schicksal und erhoffte alles von der Fügung der Vorsehung. So verging die Zeit. Die Tage wuchsen zu Monaten, die Monate zu Jahren, ohne daß eine Aenderung in der Lage Kostatis eingetreten wäre. Die harte Behandlung hatte seine Körperentwicklung nicht beeinilußt. Aus dem schlanken Knaben hatte sich ein kräftiger, junger Mann entwickelt, auf dessen offenen Gesichtszügen sich ein braves Herz widerspiegelte. Wieder war die Frühlingszeit gekommen und Ramasan, der Fest= und Fastenmonat der Türken, nahte heran. Während dieses Monats enthält der Türte sich am Tage jeden Genusses, doch die Nacht darf er in Jubel und Freude verbringen. So geschah es auch hier. Nach Sonnenuntergang erstrahlte die Stadt in zauberhaftem Lichte; die Minarets waren bis zu ihrer höchsten Spitze mit bunten Lampen geschmückt und gewährten einen entzückenden Anblick. Die Türken gaben sich während der Nach: vollständig dem Genusse hin, Trink= und Spielgelage wechselten ab mit festlichen Veranstaltungen mannigfacher Art. Auch Achmet Pascha, Kostakis Herr und Ge bieter, machte keine Ausnahme von der ailgemeinen Regel. Tagsüber herrschte tiefe Stille in dem Palaste der Türken, da die meisten der Bewohner sich dem Schlafe hingaben. Niemand achtete auf den Sklaven, der müde von seiner Arbeit in der Nähe der verschlossenen Gartenpforte sich zum turzen Schlummer niedergelassen hatte. Das leise Plätschern eines Springbrunnens zauberte liebliche Bilder vor den Geist des Schlafenden. Kostaki träumte von seiner Mutter; wieder fühlte er ihre weiche Hand auf seinem Haupte und hörte wieder ihre Stimme, die er nicht vergessen hatte in der langen Zeit der Prüfung. „Kostaki! Kostaki!“ Der Jüngling erwachte, wirr vom Traum und die Augen voll Tränen. Wieder ertönte es in seiner Nähe:„Ko stali! Kostaki!“ Sein Blick fiel auf das Gartentor und mit einem lauten Ausschrei stürzte er vorwärts, seinen Sinnen nicht trauend. Draußen erblickte er eine Frau in Griechengewändern, Schmerz und Gram auf den Zügen und das Haar vom Kummer gebleicht— seine Mutter! Sie streckte ihm die Hände durch die Eisenstäbe entgegen, die Augen glückstrahlend auf den Sohn geheftet. Wortlos drückte Kostati die Hände der Teueren: er konnte nicht sprechen, wie zugeschnürt war ihm die Kehle, nur das tiefe Schluchzen, das aus seiner Seele hervordrang, verriet die gewaltige Erregung, die ihn erfaßt hatte. „Kostati, mein liebes Kind!“ sagte die Frau tröstend.„Ich weiß, wie viel des Leides du getragen, denn seit zwei Jahren folge ich deiner Spur. Erst heute erfuhr ich, daß du ein Sklave des mächtigen Achmet Pascha seiest und habe ich mich sogleich aufgemacht, um dich zu suchen.“ Der Jüngling schluchzte in wilder Verzweiflung, als er die Mutter vor sich sah und nicht zu ihr gelangen konnte. Mit seinen Händen rüttelte er an den Eisenstangen, aber sie vermochten einer gewaltigeren Kraft als der seinigen zu widerstehen. „Ach, Mutter! Ich kann ja nicht fort!“ rief er klagend aus;„man bewacht mich Tag und Nacht und stets sind Tür und Tor verschlossen!“ „Sei still, mein Kind, und klage nicht mehr. — Siehe mein graues Haupt— auch ich war ein ganzes Jahr die Magd eines Angläubigen, bis treue Freunde mich loskauften. Die Stunde deiner Befreiung wird bald schlagen, vertraue und hoffe auf Gott!“ „Ich fliehe, Mutter, sobald ich kann, und wenn es mir das Leben kostet!— Nicht länger ertrage ich die Stlaverei, da ich nun weiß, daß du lebst und in meiner Nähe weilest.— Doch still, man ruft mich!— Wo treffe ich dich, Mutter, wem ich dieses Haus verlasse; sprich schnell, denn schrecklich wäre mein Los, wenn man dich hier erblickte und erführe, was ich beabsichtige!“ „In Pera drüben, in der griechischen Vorstadt. Frage nach Panoropoli, dem Gastwirt; er war ein treuer Freund deines Vaters.“ Ein letzter Händedruck.„Nun eile, mein Kind, man ruft dich schon zum zweitenmale.“ Sie schritt hinweg, mit einem liebevollen Blick von dem Sohne Abschied nehmend und Kostali schritt rasch dem Hause zu, Schmerz und Freude in der Brust. Der Aufseher erwartete ihn. „Der Herr ist mit dir zufrieden,“ sagte der Türke.„Von nun an sollst du den Pascha bedienen, seine Kleider bürsten und die Pfeifen reinigen. Lege ein Türkengewand an und bedecke dein Haupt mit einem Turban, denn du wirst in Zukunft nur hier im Hause beschäftigt werden.“ Kostalt folgte den erhaltenen Weisungen. Von nun an gestaltete sich seine Lage erträglicher. Er hatte weniger Arbeit zu verrichten und war außerdem der Liebling Alis, des ersten Leibstlaven des Paschas, der eine geachtete Stellung bekleidetc und dem jungen Griechen manche Vergünstigung gewährte. Seit dem Wiedersehen mit seiner Mutter war im Leben Kostalis eine große Aenderung vorgegangen. Er lebte wieder auf und vergaß all das Unglück, das ihn betroffen und die harte Behandlung, die er bisher ertragen mußte In rosigem Lichte stieg vor seinem geitigen Auge die Zukunft empor, in der er mit der geliebten Mutter wirder vereint sein würde, und Tag und Nacht überlegte er, wie er es einzurichten hätte, um die Freiheit zu erlangen. Ein zufälliges kleines Ereignis, das die Vorsehung zugelassen, kam ihm zu Hilfe. Der alte Ali, Achmet Paschas Lieblingssklave. hatte eines Morgens das Unglück, eine kostbare Vase zu zerbrechen. „Was fange ich nun an?“ jammerte er. „Wenn der Herr die zerbrochene Vase sieht, wird er mir die Bastonnade“) geben!“ Ein kühner Gedanke war in der Seele Kostalis aufgetaucht. „Beruhige dich, Ali.“ sagte er leichthin.„Der Schaden ist nicht so groß, wie du befürchtest. In Pera wohnen geschickte Leute, Franken, welche die einzelnen Stücke zerbrochenen Porzellans ge nau wieder zusammenkitten können, daß unser Herr den Schaden gewiß nicht bemerken wird, erst recht nicht, wenn du die Vase etwas in den Schatten stellst.“ „Sprichst du die Wahrheit?“ forschte mißtrauisch der Alte. „Warum sollte ich dich betrügen, Ali.“ antwortete der junge Grieche entschlossen.„Komm', lege die Stücke zusammen und öffne mir das Gartentor. Noch vor Abendgrauen wirst du die Vase wieder in deinen Händen halten, ohne daß du einen Bruch daran wahrnehmen kannst.“ „Komm', ich lasse dich hinaus,“ murmelte der Alte.„Wenn du mich aber belogen hast, bekommst du heute abend die Peitsche.“ Zwei Minuten später stand Kostaki außerhalb des Palastes. Er war so erregt, daß er kaum zu almen vermochte. Nachdem er sich von einem *) S c h m e r z h a f t e S t o c k s c h l ä g e a u f d i e F u ß sohlen. anz gewiß stumm bleiben. Und Franz Xaver mit seinem liebeglühenden Apostelherzen wird auch harte Herzen zu rühren vermögen. Wie kann der Gedanke der Abstinenzwoche unters Volk gebracht werden? Auf dem ordentlichen Weg der Predigt, Katechese, Christenlehre, des Vereinsvortrages, der Presse, in erster Linie durch die Missionszeitschriften und Missionsvereine, die auch mit Freuden den Ertrag der Abstinenzwoche entgegennehmen werden. Die Kinder bringen jährlich so viel zusammen für die armen Heidenkinder. Sollten Erwachsene in einer einzigen Abstinenzwoche für das große Werk der Heidenmission nicht ungleich mehr zusammenlegen können? Zehntausende von Schutzengelkindern üben das ganze Jahr hindurch mit fröhlichem Sinn Abstinenz von allen geistigen Getränken. Sollten die Erwachsenen solche und ähnliche Abstinenz, ganz oder teilweise, nicht die kurze Spanne einer Woche aushalten können? Könnten die Erwachsenen nicht einmal auch von den Kindern lernen? Ja, wenn sie in diesem Fall werden wollten wie die Kinder, dann bekämen die Missionare alljährlich fröhliche Weihnachten. Möge jeder Leser in seiner Weise dieser Anregung Folge leisten und in seinem Kreise dafür werben, dann wird mit Gottes Segen die Abstinenzwoche schon in diesem Jahre den Missionen ein unverhofftes Weihnachtsgeschenk aus deutschen Landen bringen. Geb' es Gott! (Es ist nur freudigst zu begrüßen; wenn dem Werke der Glaubensverbreitung großes Interesse entgegengebracht wird. Aber vergessen wir doch ja ob dem auswärtigen Missionswerk die Sorge für unsere innere Mission, für die arme Diaspora, für den Bonifatiusverein nicht. Wie wäre es, wenn wir die Anregung einer Abstinenzwoche auch zugunsten des Bonifatiusvereins praktisch durchführten? Frisch auf an's Werk! Die Red.) 339 Thema verlassen wird, sobald es anfängt, wirkliches Interesse zu erregen. Die Konversation ist der Gischt der falschen Wellen der Geselligkeit. Dem Tischgenossen, dem man am Abend den Honig seiner Liebenswürdigkeit bietet, wird man am nächsten Tag nicht einen Finger zur Hülfe bieten. Gibt es aber etwas, was an den Nerven zehrt, so ist es dies. Die moderne Geselligkeit erzeugt Verstellung und ist die denkbar schlechteste für nervöse Menschen. „Wenn die Nervenkraft zu erschöpfen droht, muß man— schweigsam werden. Nur so kann man genesen. Die Stille istder Halbbruder des Schlafes, gleich diesem erfrischend für müde Nerven. Wie furchtbar ist es aber für den Kenner, Menschen, deren Nerven im Begriff sind, ihren Konkurs anzumelden, ohne Sinn und Verstand darauf losreden zu hören, als könnten sie sich von ihrer inneren Qual fortreden, sie debattieren zu hören, sie mit allen sozialen Problemen und Rätseln sich herumtummeln zu sehen, als sollten sie gerade in diesem Augenblick gelöst werden. Es erinnert an einen Mann, der in der Betrunkenheit mit seinen letzten Ersparnissen um sich wirft. In solchem Falle ist das Schweigen die einzige Zuflucht: man soll sich in das Stillschweigen hüllen, wie man sich in einen warmen Mantel hüllt, damit kein kalter Hauch die innere Wärme verjagt. Es sei kein mürrisches, eigensinniges Schweigen. Das wird es aber auch nicht, wenn man weiß, warum man so wortkarg ist und was man damit erreichen will...“ Bravo! Ein„Hoch“ allen Schweigern! Schweige, so wirst du gesund werden! Auch für Nicht=Trappisten. Der berühmte Kopenbagener Nervenarzt, Dr. Frode Sadolin, ein Meister der Seelentherapie ist ein geschworener Feind der landläufigen Winterabends=Gesellschaften; die keinesfalls eine„notwendige Erfrischung" für gequälte und leidende Nerven seien, sondern in Wirklichkeit eine sehr gefährliche Erschöpfung der letzten vorhandenen Nervenkraft bedeuten. Sie seien um so bedenklicher, als diese Art des Kraftverbrauchs augenblicklich als etwas Angenehmes empfunden zu werden pflege. Der weise Jünger Aeskulaps verordnet mitunter sogar direkt eine regelrechte — Schweigekur. Sadoltn begründet das auch:„Kann man mit seinem Gelde nicht auskommen, so ist das erste, was man zu tun hat, nachzusehen, ob nicht einige der Gelder sinnlos ausgegeben werden; derartige Abflußrohre müssen zuerst verstopft werden. Auch mit der Nervenkraft geht es wie mit dem Gelde; sie wird vergeudet und verschüttet. Ja, es gibt Menschen, die sich sogar schinden, ihre Nervenkraft in den leeren Raum hinauszupumpen! Eine solche mühselige Vergeudung der Nervenkraft ist die Verkehrsform zwischen Menschen, die wir Geselligkeit nennen. Man legt ein Stück seiner Zukunft und seiner Freiheit in Beschlag, man zieht ihr von vornherein eine Zwangsjacke an Und nun erst die Konversation! Sie ist die Idee der Geselligkeit in ihrer Reinzucht diese Kaffeemühle die nicht stillstehen darf, die aber auch keine ehrliche Bohne mahlen darf; Abfall kommt hinein, und Abfall kommt wieder heraus; es ist derselbe Mißbrauch von Worten, wie die Geselligkeit für die meisten ein Mißbrauch des Lebens ist. Die Konversation, d. h. die„echte“ Konversation, die des„Weltmanns“, ist daran zu erkennen, daß das Kinder und Sterne. (Gesammelte Perlen aus Alban Stolz) Es gibt zwei Erscheinungen, die unter allen sichtbaren Dingen am meisten auf Gott hinweisen, an denen man Gott gleichsam näher und deutlicher sieht. Das eine ist der Sternenhimmel, wenn er nachts mit seinen zahllosen, funkelnden Sternen aufstrahlt,— das andere ist ein ganz junges Kind, wie es mit großem Ernst und Treue betet. Wie das Himmelsgewölbe überirdisch ist und eine andere Welt von der Sternenhöhe zu uns herunterschaut, und wie es einem deshalb so ehrfürchtig: ums Herz wird, als sprächen die Sterne mit ihren feurigen Silberzungen: Heilig, heilig, heilig! so ist auch das etwas Ueberirdisches, wenn die junge Seele eines Kindes, das gar wenig Verstand erst hat, doch für das Allerhöchste, für den ewigen, unsichtbaren Gott, schon Sinn und Vernunft zeigt und so früh, oft schon mit zwei Jahren, betet und beten will, und heiliger Ernst und Ehrfurcht aus der Seele heraus über das unschuldige Antlitz leuchten. Ach Gott, da fühlt man deine Nähe, fühlt, daß dein Vaterauge mit Wohlgefallen auf dieses Kind schaut; des Kin des Gebet ist dir ein liebes Veilchen, das aus dieser Frühlingsseele sprießt. In dem Kinde ist etwas ganz Wunderbares verborgen, das man mit den Augen nicht sehen kann und auch sonst nicht merkt. Ein Kind versteht ganz bald und leicht, was man ihm von dem unsichtbaren Gott sagt. Die Kinder sind sogar in ganz frühem Alter so vernünftig, daß ihnen viel besser einleuchtet, was man von religiösen Dingen sagt, als wenn man mit ihnen von Erdsachen spricht. Wenn das Kind noch nicht drei zählen kann, so glaubt es klar und innig an den dreieinigen Gott, indem es das Kreuzzeichen macht und die heiligsten Namen ausspricht. Es dämmert jetzt in seiner Seele auf. was ihm in seiner ersten dunklen Lebenszeit durch die heilige Taufe eingeprägt worden ist, der Glaube an den Vater und den Heiligen Geist. Der Priester hat bei der Taufe das Kind mit dem Kreuze bezeichnet, und nun bezeichnet sich das Kind, sobald es sprechen kann, selber mit dem Kreuze. Diese wunderbare Einrichtung der menschlichen Seele, daß das junge Menschlein, dessen Leib noch so armselig ist, schon dem Geiste nach zu Gott in dem Himmel sich erheben kann, zeigt ganz deutlich, was Sott von den Eltern bezüglich des Kindes will. Sie sind es, welche helfen sollen, daß auch durch ihr Kind der Bibelspruch erfüllt werde:„Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Lob bereitet.“ Was wird wohl der jungen Seele des Kindes, welches einmal sprechen kann, zuerst not tun?— Wer in einem Blumengeschirr ein junges Pflänzlein hat, der stellt es an die warmen Strahlen der Frühlingssonne, damit es grüne und gedeihe. Was ist nun die Sonne für das Pflänzlein der Kindesseele im Geschirr des Leibes?— Es ist die Religion. Früh und willig wird die Wahrheit, daß es einen Gott gibt, von dem Kinde angenommen. Aber es muß in dem Dunkel der Seele das Licht des Glaubens durch Belehrung angezündet werden. Wer soll nun zuerst dieses himmlische Licht des Glaubens, welches der Seele in der heiligen Taufe eingegossen wurde, anzünden? Vor allem sind dazu berufen die Eltern, und zwar vorerst die Mutter, welche des Leibes wegen am meisten mit dem Kinde zu schaffen hat. Wie aber das machen? Die Seele des Kindes, das erst wenige Worte hervorbringen kann, wird zur Andacht gestimmt, wenn zu Haus die Erwachsenen beten und das Kind angehalten wird, ruhig und still dabei zu sein und die Händlein zusammengelegt werden, solange das Gebet andauert. Desgleichen mag ein drei= oder vierjähriges Kind schon in die Kirche mitgenommen werden. Der Anbsick der ernsthaften Christen, welche da knieen, des Altars mit seinen Bildern, des Priesters am Altare mit seiner fremden, eigentümlichen Kleidung, das laute Beten oder Singen und Orgelspiel dringt in die Seele des Kindes; es fühlt hier, daß in der Kirche etwas ganz anderes, viel Höheres sei, als was auf der Gasse oder zu Haus vorkommt. Eine Mutter, welche gewöhnt war, ihr ganz junges Kind in die Kirche mitzunehmen, wurde von jemand gefragt, warum sie das Kind in die Kirche mitnehme, es wisse ja noch nichts Rechtes von Gott. Die Mutter gab zur Antwort, Gott aber wisse von dem Kinde. Diese Antwort ist ganz richtig, nämlich: Wenn der Acker angesät ist, so wirkt die Sonne auf die ausgesäten Körner und macht sie keimen, wenn sie auch noch nicht aus der Erde hervorschauen und vom Sonnenschein angestrahlt werden. Gott ist aber in besonderer Weise noch in der Seele des Kindes tätig, wenn diese auch noch nicht zum Licht der Erkenntnis gelangt ist. In der Kirche, wo das Kind durch die heilige Taufe sein himmlisches Bürgerrecht bekommen hat, ist gewissermaßen die vorläufige Heimat der jungen Christenseele, darum ist der Aufenthaltsort ihm gedeihlich. Wie die Taufe der schlafenden Kinderseele die größten Gnaden in der Kirche gebracht hat. so wird daselbst die einfältigste Kinderseele auch teil bekommen an dem großen Segen der heiligen Messe. Das Kind verlangt, in die Kirche mitgenommen zu werden, es fühlt, wohin es gehört. Aber diese schöne Neigung zu etwas Höherem muß man nicht verderben, indem das junge Geschöpf genötigt wird, gar so lange darin auszuhalten. Insbesondere taugt es nicht, wenn die Kinder, die noch nicht in die Schule gehen, in die Predigt mitgenommen werden, von der sie nichts haben als Langeweile. Wie schädlich es ist, jüngere Kinder zu nötigen, gar so lange in der Kirche zu bleiben, davon will ich ein Beipiel bringen. Eine religiöse Frau erzählte ihrem kleinen Knaben von dem Himmel, so gut sie es eben konnte, wohl recht feierlich. Das gute Kind ist wahrscheinlich auch manchmal von seiner Mutter in Hochamt und Predigt mitgenommen worden und hat eben durch die Länge des Gottesdienstes Langeweile bekommen. Da muß ihm nach der Beschreibung der Frau Mutter der Himmel auch vorgekommen sein wie eine ewig lange Feierlichkeit in der Kirche. Bedenklich fragte das Kind, ob man denn nicht ein wenig von Zeit zu Zeit zum Himmel hinausgehen dürfe? — Also auch das Gute mit Maß! Das Damoklesschwert. Damokles war ein Schmeichler, er suchte sich beim König Dionysius beliebt zu machen, indem er ihn über alle Fürsten der Erde zu erheben trachtete. Der König aber, der stets sich fürchtete. 338 toten Zubehör, um einmal wieder, wie sie sich liebenswürdig ausdrückte,„einige liebe, angenehme Tage der Ruhe“ auf der Ehrenhofburg zu verbringen. Der Assessor, dessen Aerger den Höhepunkt erreichte, wußte zunächst nichts besseres zu tun, als dieselbe im Grunde des Herzens an die Grenzen des Alpengebirges zu wünschen. Doch dann stand er galant auf. um auch seinerseits den Willkommengruß flüchtig zu entbieten. dabei sich vornehmend, den ganzen lieben Besuch vollständig zu ignorieren. In den nächsten Tagen war er denn auch kaum für die Tante da— oder aber er war verstimmt, um so mehr, da diese beiläufig einmal erwähnt hatte, eine Jugendfreundin befände sich mit Tochter in Bad Homburg und würde sie am Sonntag, falls es ihren liebenswürdigen Gastgebern angenehm sei, für einige Stündchen besuchen. Also auch das noch! Nun, er würde alle schneiden, sich überhaupt aus dem Staube machen. Doch halt, das ging nicht, da an dem Tage einige Freunde ihn besuchen wollten. Schließlich aber weshalb, deprimierte er sich so, was gingen ihn die Weiber an! Und einfangen ließ er sich schon gar nicht! Er würde alle ihn betreffenden Heiratspläne schon in die Flucht schlagen! Uebrigens— und ein feudaler Gedanke blitzte in seinem Gehirn auf— er könnte der Tante ein Schnippchen schlagen und ihr zum Trotz an dem Besuchstage der Gesellschafterin einmal etwas den Hof schneiden, nur, um ersterer zu beweisen, daß er nicht geneigt sei. auf ihre Wünsche einzugehen. Wie er flüchtig bemerkt hatte, hatte die Tante da ja auch wirklich ein allerliebst, bescheiden, anmutiges Mädel engagiert. die nebenbei ganz wundervoll strahlende blaue Augen besaß. Famos, das würde er! Und seine Stimmung wurde immer aufgeräumter, wenn er sich das hochmütige Gesicht der Tante dabei vorstellte. Ja. tausend Kobolde spielten bei dem Gedanken in seinem Gesicht. : Fröhlich empfing er seinen Better, der soeben nam Dienst kam, und bald waren beide in eine Partie Schach vertieft. Am folgenden Tage fiel leider die in Aussicht genommene Treibjagd aus. da ein heftiger Landregen einsetzte, der auch einige Tage anhielt. Doch bald stieg das Barometer — und das Wetter klärte sich auf, so daß man wieder mehr im Park sich aufhalten konnte. Dieser Park mit seiner wildromantischen Großartigkeit war wirklich einzig schön und konnte mit Recht der Stolz des Gutsherrn genannt werden. Während im daran anstoßenden Garten Goldlack und Reseden lieblich blühten. Nelken und Leokoyen süßen Duft ausströmten, war ersterer von allerlei buntem Strauchwerk überwuchert. Hundertjährige Bäume mit ihren Riesenkronen ragten zum Himmel empor und rauschten flüsternd ihre alten Melodien. Hohe, edle Tannen und Fichten zogen sich am Ende derselben hin. Weithin klang das Lied der Nachtigall, hier und dort schmetterte eine Amsel ihr trillerndes Flötenspiel. Die grünen, gutgepflegten Rasenflächen gaben dem Ganzen ein vornehmes Gepräge, und ein großer Teich, dessen klarer Wasserspiegel zu dem dunklen Grün der Umgebung seltsam kontrastierte, bildete den Mittelpunkt. Erst allmählich schlossen sich die Wirtschaftsgebäude an, wo augenblicklich alles. in voller Tätigkeit war, da man mit dem Arbeiten des Korns begonnen hatte. Doch morgen war Sonntag und ruhte alles.— Der für diesen Tag angekündigte Besuch war eingetroffen. Auch die Damen aus Homburg pünktlich erschienen. Gar appetitlich prangten die frischgebackenen Waffeln, welche Muttern hatte backen lassen auf dem lang gedeckten Tisch im Speisezimmer. Tante erging sich in Liebens würdigkeiten ihrem Besuch gegenüber, und wollte es geschickt so einrichten, daß ihr Neffe demselben gegenüber zu sitzen kam. Doch wählte er den Platz neben der Gesellschafterin, welche bescheiden am unteren Ende des Tisches stand, und befand sich bald mit ihr in reger Unterhaltung. Auch als man nachher eine Promenade durch den Garten vorschlug. behauptete er ostentativ den Platz an ihrer Seite. Dabei mußte er immer wieder, ohne zu wollen, das sonnige Leuchten dieser blauen Augensterne bewundern. Er, der für einen ausgesproche nen Frauenfeind galt,— begriff sich selbst nicht mehr. Seine Galanterie und flüchtige Verehrung, welche Opposition sein sollte, war ihm auf einmal eine Freude,— die kurze Kaffeeplauderei ein riesiges Vergnügen Als die Herrschaften zum Aufbruch rüsteten und sich allerseits verabschiedet hatten, erwartete der Assessor mindestens eine kleine vorwurfsvolle Dauerrede seitens der Tante. Doch nichts von alledem. Im Gegenteil, letztere war sehr liebenswürdig und aufgeräumt ihrem Neffen gegenüber. Wie an diesem Abend so auch am anderen Tage. Nun vielleicht hatte sie endlich einsehen gelernt, daß nicht jeder ihrer Neffen geneigt sei, ihre Herzensangelegenheiten nach ihren Wünschen einzurichten. Zwei Tage später reiste auch die Tante nebst Gefolge wieder ab. Nachdem die beiden Neffen bis zur Bahnstation mitgefahren waren, meinte der Assessor lächelnd: „Gelt. Tantchen, wenn ich vor Adlauf meines Urlaubs dir einmal so eine kleine Schnipp=Visite erstattete, doch angenehm, was?“ dabei mit einem kurzen Seitenblick die hübschen Züge der Gesellschafterin streifend. „Aber natürlich, Hans, wurde mir alten Tante doch lange die Ehre deines Besuches nicht zuteil!“ „Wird nachgeholt. Tantchen, wird nachgeholt! Also auf Wiedersehn!“— Als Berg=Assessor Ehrenhof längst wieder im Dienkt war und Paragraphen und Syndikate vollauf seine ganze Zeit in Anspruch nahmen, waren es zwei liebe, blaue Augen, die ihm gar zu oft mitten in der Arbeit in die Erinnerung kamen. And als er sich bald nachher entschloß, die Besitzerin dieser leuchtenden Blau=Augen zu seiner Kameradin für's Leben zu bitten, kannte sein Erstaunen keine Grenzen,— zu hören, daß diesesmal die Tante eine Millionen=Erbin, und zwar— die Tochter ihrer Jugendfreundin kür kurze Zeit zu ihrer Gesellschafterin gewählt hatte. „Donnerwetter! Also doch! Dieses ominöse Tantenjuwel!“ rief der Assessor, und war's zufrieden. Ja, über Männer=Klugheit steht, Doch stets die Frauenlist, Wie„ste“ halt will, es doch sich dreht, Wer das nur nicht vergißt. S ccge Beim Heiligen Vater. Der Abt der konvectierten Benediktiner von Calden, Br. Aelred Carlyle, gibt im Londoner Universe folgende Schilderung seiner Audienz beim Heiligen Vater.„Das Hauptereignis meines Lebens ist soeben vor sich gegangen. Ich habe zum erstenmal den gesehen. dem sich meine Gedanken und Gebete schon so lange zugewandt hatten. Ich habe mit dem Vater der Christenheit gesprochen; ich habe zu seinen Füßen gekniet; ich habe seinen Segen empfan gen... Um 9.15 Uhr fuhren Abt Columba und ich in einem Wagen zum Vatikan. Wir kamen durch die große Bronzetür und betraten den päpstlichen Palast, an den Schweizergarden vorbei, die beim Anblick des Abtkreuzes und Ringes frisch klirrend präsentierten. Wir warteten eine halbe Stunde in einem der Empfangszimmer nahe den päpstlichen Gemächern. Nach einer Weile öffnete und schloß sich eine Tür; ein Bischof trat heraus, und ein Monsignore beeilte sich, uns mitzuteilen, daß wir an der Reihe seien. Wir traten ein und befanden uns in einem langen, großen Zimmer, das als Bibliothek= und Studierzimmer möbliert war und in dem sich anscheinendi niemand befand. Als wir indessen weitergingen, sahen wir eine Ecke fast hinter der Tür, zu der wir hereingekommen waren, mit Gestellen voll von Büchern und einer Menge Paliere, und offen auf dem Tisch lag das kleine Photographiealbum von Caldey, welches ich Kardinal Merry del Val gebeten hatte, dem Papste zu überreichen. An dem Tisch und gerade im Begriff, sich zu unserer Begrüßung zu erheben, sah ich den Heiligen Vater Pius X. Der Zwischenraum zwischen der Tür und der Stelle, wo wir standen, war so klein, daß wir nur Zeit hatten, eine Kniebeugung zu machen, als wir uns schon zu seinen Füßen besanden. Er wollte es nicht zugeben, daß wir knien blieben, und nachdem wir ihm die Hand geküßt, nahmen wir Platz— Abt Columba ihm gegenüber und ich auf dem Stuhl unmittelbar zu seiner Linken. Er war mit einer weißen Sou tane gekleidet, aber ohne Kreuz. Ring oder Zingulum. Er sah recht gut aus, und ich dachte mir, daß man von seiner letzten Krankheit und von seinen 79 Jahren nicht viel bemerke. Der Papst spricht ruhig und langsam, indem er einen sehr scharf ansieht und zur Bekräftigung die Hand leicht bewegt. Er begann lateinisch mit uns zu sprechen von der großen Gnade, die dem Abt und den Mönchen von Caldey in ihrer„wunderbaren Bekehrung", wie er sich ausdrückte, zuteil geworden sei. Abt Columba sagte zu ihm, ich würde ein Jahr im Noviziat zu Caldey zubringen, und nach meiner Profeß sollte ich geweiht werden. Der Heilige Vater sagte dann, indem er dieselven Worte mehrmals wiederholte, mit Nachdruck und großer Herablassung:„Wir bewilligen die weitestgehenden Fakultäten und alle, alle Dispense, damit er gleich nach seinem Noviziat geweiht werden kann, und nicht nur für ihn, sondern auch für die in Caldey, denn sie brauchen nicht sehr gelehrt zu sein, um Gott zu preisen.“ Bruder(Abt) Aeired hatte eine große Anzahl Kruzifize und Rosenkränze für seine Brüder in Caldey und ein silbernes Kreuz für die ehrwürdige Mutter in St. Bride mitgebracht. Der Heilige Vater weihte sie alle und gab dem Abt Columba die Erlaubnis, den Apostolischen Segen mit vollkommenem Ablaß in Maredfous. Caldey. St. Bride und in zwei anderen Klöstern zu erteilen.„Dann,“ sagte Bruder Aelred,„verabschiedeten wir uns, und als Abt Columba das Zimmer verließ, legte mir der Heilige Vater segnend seine beiden Hände aufs Haupt, und ich ging hinaus mit dem Gefühle großen Friedens und Glückes. Ich habe keine starke Erregung verspürt, und ich habe nur gefühlt, daß ich in Gegenwart eines heiligen und ehrwürdigen Vaters war, dessen Herz überfließt von Liebe zu seinen Kindern... Die Audienz dauerte 20 Minuten, und als wir den Papst verließen, begaben wir uns in die Basilika und küßten den Fuß der großen Bronzefigur des heil. Petrus im Hauptschiff, und dann gingen wir, um dort zu beten, wo der Apostel begraben liegt, dessen Nachfolger wir schon soeben im Vatikan gesehen hatten.“ Eine Abstinenzwoche zu Gunsten des Missionswerkes. Eine Anregung von Wilhelm Kohler, Kaplan in Schwäb. Gmünd. Auf der großen Missionsversammlung in Metz hat P. Dionysius Ortsiever(Köln) eine Abstinenzwoche vorgeschlagen, deren Ertrag den Missionen zugewendet werden sollte. Dieser Gedanke darf nicht ein frommer Wunsch bleiden. Denn es ist hier mit glücklicher Hand ein Weg gezeigt, auf dem für die Missionen reiche Gaben eingebracht werden können. Dabei ist von dem einzelnen ein verhältnismäßig geringes Opfer verlangt; aber viele kleine Gaben machen zuletzt eine Riesensumme. Wie groß der Ertrag der vorgeschlagenen Abstinenzwoche etwa werden könnte, kann der Leser selber ausrechnen, da der katholische Volksteil allein für den Genuß geistiger Getränke jährlich eine Milliarde Mark opfert. Dazu kommen noch erhebliche Summen für andere überflüssige Genußmittel. ist schon lange üblich, Pfropfen, Staniol, Zigarrenspitzen und ähnliche Brosamen von der Genußtafel des modernen Lebens für gute Zwecke zu sammeln. O, wenn die Katholiken nur eine Woche lang für die Missionen opfern wollten, was die Pfropfen verschließen, was mit Staniol umhüllt ist, was an den Zigarrenspitzen und ähnlichen Sachen drum und dran hängt! Ja, wenn nur ein Teil des katholischen Volkes sich für diesen Opfergedanken gewinnen ließe— das wären keine Brosamen mehr, sondern Körbe voll Brot, reiche Gaben für die so bedürftigen Missionen!— An Opfersinn fehl's unserem katholischen Volke nicht, aber er muß geweckt, der Weg zu ungehobenen Schätzen gezeigt werden. So sei denn ein bestimmter Vorschlag gemacht, der auf ordentlichem Weg und mit Hilfe der bestehenden Missionsorganisation verwirklicht werden kann: Die erste Adventswoche soll jährlich eine Abstinenzwoche zu Gunsten des Missionswerkes werden. Gute Gründe empfehlen gerade sie dafür; Vor Johannes dem Täufer werden Spötter der Ab335 Vorübergegenden don Tueg hater beschreiben iugsen, eilte er vorwärts, so schnell seine Füße, ihn tragen konnten, die zerbrochene Vase im Arm. Hell von der Sonne beschienen lag der Bosvorus vor seinen Blicken und Segelschiffe und Ruderboote verfolgten ihren Weg durch die blaue Rut. Am Strande entlang, unter Cypressen. Platanen und Lorbeerbäumen dahineilend, erreichte Kostaki bald jene Stelle des Ufers, die Pera gegenüberliegt. Hier winkte er einem Kaik, einem Bootsführer, und ließ sich über den Hafen setzen. An der Treppe von Tophana stieg er ans Land und eilte nun die steile, enge Straße hinan, die nach Pera führt. Als er an dem Laden eines fränkischen Porzellanhändlers vorüberschritt, fiel ihm das Versprechen ein, welches er dem alten Ali gegeben. Schnell betrat er den Laden und trug dem Hänoler auf, die Vase so schnell wie möglich zu reparieren und noch vor Anbruch des Abends in die Wohnung des Achmet Paschas abzuliefern. Auf dem Wege erfragte dann Kostati die Wohnung des Gastwirtes Panoropoli. Man zeigte sie ihm und nach Verlauf einiger Minuten lag der Jüngling lachend und weinend in den Armen seiner Mutter.—— Da die Gefahr nahe lag, daß Kostali entdeckt und dem Pascha wieder ausgeliefert werden könnte, beschlossen Mutter und Sohn, Konstan tinopel unverweilt zu verlassen. Panoropoli unterstützte sie reichlich mit Geldmitteln und schon am folgenden Morgen standen die schwer Geprüften auf dem Verdeck eines russischen Dampfers, der sie nach Odessa führte. Hier ansässige reiche Griechen nahmen sich der Flüchtlinge freundlich an. Kostaki kehrte zu dem Gewerbe seines Vaters zurück und brachte es nach einigen Jahren zu hoher Vollkommenheit in seinem Fache. Der Witwe des Waffenschmiedes von Chios aber war an der Seite ihres Sohnes noch ein langer, glücklicher Lebensabend beschieden. C ggccn Zum 1300jährigen Jubiläum des Glaubensboten St. Gallus. Die Menschen, welche die Predigten der Glaubensboten verachteten, unternahmen es, ihnen wegen der Zertrümmerung ihrer Götter Leid zuzufügen. Sie begaben sich nämlich zu Cunzo dem Herzog dieses Landes und hinterbrachten ihm trügerische Anklagen in Verbindung mit dem Geiste der Lüge, indem sie sagten, daß wegen jener Fremdlinge die öffentliche Jagd in dieser Gegend zu Grunde gerichtet sei. Er sendete, wie man sagt, einen Boten an jene ab und befahl ihnen von dort wegzuziehen. Und um die Unbilden gegen die Knechte Gottes zu vergrößern, wird ihnen eine Kuh gestohlen und in die Verborgenheit der Wildnis geführt. Als zwei Brüder sich aufmachten, diese zu suchen, trafen sie die Räuber selbst. Nun verbindet man mit dem Diebstahl einen Mord, indem von ihnen die Diener Christi getötet und ausgeplündert werden. Als die Schandtat vollführt war, werden jene lange in der Wildnis gesucht, jedoch endlich entseelt aufgefunden und unter Wehklage zur Klause zurückgeführt. Da sprach der heilige Columbanus, ge zwungen durch das beständige Drängen seiner Widersacher und durchdrungen von Schmerz über die Leichen der Brüder zu seinen Genossen:„wir haben hier eine goldene Schale, aber voll von Schlangen gefunden. Ihr aber betrübet euch nicht: denn Gott, dem wir dienen, wird seinen Engel senden, der uns zum König Italiens führen und ihn sanftmütig stimmen wird, auf daß er uns einen ruhigen Ort gewähre.“ Von dieser Reise der Kämpfer Christi hielt eine Fieberplage Gallus, den Erwählten Gottes, zurück. Denn gerade auf dem Punkte der Abreise warf er sich zu den Füßen seines Abtes und bekannte, daß er wegen Schwäche nicht fortziehen könnte. Aber der heilige Mann sagte mit heiterem Mute zu ihm, um ihn bei sich zurückzuhalten:„wenn du meine Mühen nicht teilen willst, so wirst du bei meinen Lebzeiten die Messe nicht feiern." Deshalb wurde dann dem eigenen Gutdünken überlassen, der so lange unter der Leitung anderer erzogen war. Wir glauben, daß dieses durch die göttliche Vorsehung zugekassen sei, damit der Erwählte Gottes Gallus jenem Volke zum ewigen Gewinn erhalten bliebe. Denn nachdem die Teilung vollzogen war, wird der erwähnte Gastfreund, der Priester Willimar, von Gallus, dem Knechte Gottes. mit Netzen und einem Schiffe aufgesucht, und es erneuert sich die beklommene Trauer, als man die Art und Weise der Trennung bespricht; und dabei bittet ihn Gallus um Obdach und Hilfe in seiner Schwachheit. Er wurde mit Freuden aufgenommen, alle Liebe ihm erwiesen und den beiden Klerikern Maginold und Theodor aufgetragen, daß sie für ihn sorgten, und ihn in der Nähe der Kirche pflegten. Als dieses mit Eifer besorgt war, wurde er durch die Enade Christi gesund und für größere Kämpfe aufbewahrt. Hierauf wurde ein gewisser Diakon Hiltibotus, der treue Genosse des vorgenannten Priesters und ausgezeichnet vor andern durch Kunde jener Wildnis, von dem Erwählten Gottes Gallus mit diesen Worten angegangen:„mein Sohn! Hast du jemals in der Abgeschiedenheit dieser Wildnis einen geeigneten Ort gefunden, darauf zu bauen ein Bethaus und eine passende Wohnung? Voll heftigen Verlangens ist meine Seele, während meines Lebens in der Einsamkeit zu verharren, da der Psalmist uns ermahnt und spricht:„siehe, fliehend habe ich es aufgeschoben und ich verblieb in der Einsamkeit und erwartete den, der mich gesund mache.“ Erwidernd sprach zu ihm der Diakon:„mein Vater! Diese Wildnis ist rauh und wasserreich, hat hohe Berge und enge Täler und verschiedenes Getier, sehr viele Bären und Herden von Wölfen und Schweinen. Ich befürchte, sie möchten über dich her stürzen, wenn ich dich dorthin führe.“ Der Mann Gottes aber antwortete:„ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?(Röm. 8, 31.) Der Daniel aus der Löwengrube gerettet hat(Dan. 6, 22. Apostelgesch. 12, 11), ist auch mächtig, mich aus der Hand der wilden Tiere zu befreien.“ Da der erwähnte Levit dessen Beharrlichkeit sah, sprach er:„am nächsten Tage wollen wir in die Geheimnisse der Wälder dringen, ob wir vielleicht einen passenden Ort finden, denn ich vertraue der Güte unseres Schöpfers, daß er uns würdig achtet, den Führer des Tobias uns zuzusenden.“ Nach gewohnter Weise also verharrte der Mann Gottes während dieses Tages im Gebete, ohne Speise zu sich zu nehmen. Mit Anbruch des andern Morgens aber begannen sie sich unter Ge bet auf den Weg. Als nun die dreimal dritte Stunde des Tages verflossen war, forschte der Levit, ob der Mann Gottes sich erquicken wolle: er hörte jedoch von diesem, daß er nichts zu sich nehmen werde, bevor ihm durch Christi Gnade ein Ort geoffenbart würde, wo er seine Wohnung aufschlagen könne. Man treibt deshalb von neuem die schon ermüdeten Glieder an und gelangt endlich an ein Flüßchen namens Petrosa (heute Steinach). Dort bietet sich eine Ruhestätte für die Nacht, da sich eine Menge schup ventragendes Getier zeigt. Denn sie gelangten zu dem Orte, wo sich das Flüßchen vom Berge herunterstürzt und eine Höhlung im Felsen gebildet hatte. Das mitgebrachte Netz wird hineingesenkt und nicht wenige Fischlein werden ge fangen, Feuer wird vom Leviten dem Stein ent lockt und eine erquickende Mahlzeit bereitet. Unterdessen suchte der Mann Gottes das gewohnte Ge bet, wobei er mit dem Fuß an einen Dornbusch stieß und niederfiel; als der Diakon ihm aufzuhelfen sich bestrebte, vernahm er die Worte:„laß mich; dies ist meine Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen, denn es gefällt mir wohl.“(Ps. 132, 14.) Und als er sich vom Gebet erhoben hatte, machte er aus seiner Haselrute ein Kreuz und befestigte daran eine Kapsel, in welcher sich Reliquien der heiligen Jungfrau der Jungfrauen, des heiligen Desiderius und des erhabenen Heerführers Mau ritius befanden. Hierauf erneuern beide ihr Ge bet, und der Mann Gottes sprach demütig flehend: „Herr Jesu Christe, Schöpfer der Welt, der du durch das Siegeszeichen des Kreuzes dem Men schengeschlecht zu Hilfe gekommen, gib zur Ehre deiner Auserwählten, daß jener Ort zu deinem Lobe bewohnbar sei.“ Das Gebet zieht sich bis zum Abend hin und die Speise wird mit Dank sagung eingenommen. Als sie die Glieder der Ruhe übergeben hatten, der Mann Gottes aber sich still erhob und vor jenem Heiligtum im Ge bet verharrte, horchte sein Reisegefährte im Geheim. Under### näherte sich em Bär im Gebirge und verschlang die Ueberreste; zu ihm sprach Gallus, der Erwählte Gottes:„Bestie, im Namen unseres Herrn Jesu Christi befehle ich dir, nimm Holz und wirf es ins Feuer.“ Jener aber kehrte sofort um, brachte einen sehr schweren Klotz und legte ihn ins Feuer; zum Lohn hierfür ward ihm vom Manne Gottes Brot dargereicht, jedoch der Befehl beigefügt:„im Namen meines Herrn Jesu Christi weiche aus diesem Tale. Berge und Hügel mögen dir frei stehen, jedoch verletze hier nicht Vieh oder Menschen.“ Als sein Reisegefährte dieses gesehen, stand er auf, warf sich jenem Füßen und sprach:„jetzt weiß ich, daß der Herr mit dir ist, denn die Tiere der Wildnis gehorchen dir.“ Er aber vernahm sogleich:„hüte dich. jemanden dieses zu sagen, bis du den Ruhm Gottes siehst.“ Hierauf durchforschten sie Tal und Berg und fanden einen Wald zwischen zwei Bächen, eine tung einer Zelle einladete. Nach dem Beispiele des hl. Jakob sprach, im Geiste die künftige Wohanmutige Ebene und einen Ort, der zur Errichnung voraussehend, Gallus der Erwählte Gottes:„wahrlich, der Herr ist an diesem Orte.“ Und auch dort begab sich ein neues Wunder; denn da es hier voll von Schlangen war, zeigten sie sich seit jenem Tage nicht ferner. Der Schöpfer der englischen Tugend wird mehr und mehr verehrt und ihm Dank dargebracht. Als nun die Rede unter ihnen auf die Heimkehr aus der Wildnis kam, wurde der Levit vom Manne Gottes er“ sucht zurückzulehren, und von ihm eine Frist bis zum dritten Tage bestimmt; dieses nahm der Reisegefährte hart auf. indem er wiederholte: daß er niemals ohne jene Gegenwart es wagen werde, das Antlitz ihres Wirtes zu schauen. Aber die Rede des Mannes drang durch und der Levit kehrte heim. Nun lag der Heilige den Uebungen ob und enthielt sich an den drei folgenden Tagen der körperlichen Nahrung. Am vierten aber ging er fort und besuchte unter Danksagungen den Priester von Arbona; dieser nahm ihn mit Freuden auf und gewährte ihm jedwede Aufwartung: sie lobten Christus und setzten sich des Essens wegen nieder, wobei der Levit unter anderen Aeußerungen des Frohsinns sagte:„wenn ein Bär hier wäre, hätte ihm Gallus vielleicht den Segen(nach biblischem Sprachgebrauch ist hier Segen so viel als Geschenk) gereicht.“ Als der Priester nach dem Ursprunge dieser Worte fragte, wurde vom Leviten die Sache erzählt, wie sie sich zugetragen. Seitdem ward er von ihnen wie einer von den alten Vätern angesehen, denn sein Leben war hart und von Strenge durchdrungen. 0 Ein Opfer wahrer christl. Liebe. Eine Begebenheit aus dem Leben von Johann (Nachdruck verboten.) (Schluß statt Fortsetzung.) Drei Jahre sind seit diesem Zusammentreffen am Kreuze im Walde dahingerauscht. Wiederum ist Franz in den Herbstferien daheim.„Es war ein Sonntag. hell und klar, ein selten schöner Tag im Jahr," als Franz und Aenne von einem gemeinschaftlichen Spaziergange, welchen sie zu einer benachbarten Sommerfrische gemacht hatten, heimkehrten. Unterwegs wurden sie plötzlich von einem schweren Gewitter überrascht. Laut krachte der Donner. und feurigen Garben gleich schossen die Blitze auf die Erde herab. Eben noch gelang, es ihnen, ein am Ende des Heimatsortes liegendes Haus zu erreichen, als das Unwetter in seiner ganzen Gewalt einsetzte. Wenige Minuten darauf erscholl der Ruf:„Feuer!“, Gleichzeitig forderte auch der eherne Mund der Kirchenglocken die Dorf bewohner zur Hilfeleistung auf. Ein Blitzstrahl hatte das Wohnhaus eines kleinen Landwirtes getroffen. Im Nu stand das mit Ernteerzeugnissen gefüllte Haus in Flammen. Flackernd stieg die Feuersäule zum Himmel empor, so daß dieser wie von Blut gerötet erschien. Obgleich die Luft ringsumher glühend heiß war, Balken krachten und Pfosten stürzten, drangen immer noch beherzte Männer, unter ihnen auch der Franz vom Hainhofe, in das brennende Haus, um dem armen Landmanne, welcher leider nichts versichert hatte. zu retten, was noch möglich war. Eben verließ * 336 Franz das brennende Haus, als er unter einer jedem Tage. Nach sechs Wochen etwa waren auch ist seines biederen Wesens und seiner Tüchtigkeit niederstürzenden Wand begraben wurde. Trotzdem sofort Hilfe zur Stelle war, wurde der Unglückliche mit Brandwunden am ganzen Körper die Brandwunden geheilt und Franz konnte schon wegen weit und breit geschätzt. Sein Wirkungsfür kurze Zeit in frischer Luft Erholung suchen. feld ist die Heimat. Aber selbst aus weiter EntEines Tages lenkte er seine Schritte zum Schul= fernung kommen die Leute herbeigeeilt, um den und anscheinend anderen schweren Verletzungen hause. Zufällig war Aenne allein anwesend. Von menschenfreundlichen, edlen Arzt bei allen mögunter den Trümmern hervorgezogen. Ein schriller seinen Eltern hatte er erfahren, welch' großen lichen Krankheiten in Anspruch zu nehmen. Wo Schmerzensschrei hallte durch die Menge, als man Dienste Aenne in den Tagen seiner Krankheit ihm außer Krankheit, Not und Elend in einer Hütte den Aermsten von dannen trug. Hinter dem und den Hainhofbauersleuten geleistet hatte. Heute drückten, half der junge Doktor so gern. WohlOpfer der Nächstenliebe wankte unsicheren Schrit= wollte er ihr nun danken für alles. Ruhig hörte zutun war überhaupt sein Bestreben. Er lebte tes, einer Toten ähnlich, ein junges Mädchen ein= Aenne ihn an, bemerkte nur, sie habe nur ihre nach dem Tode seiner Eltern einsam auf dem her. Es war Aenne, die Zeugin des schrecklichen Christenpflicht an ihm erfüllt. Wie er dann aber Hainhofe, da er unvermählt geblieben war. Unfalles gewesen war. Herzzerreißend war der zu ihr sprach von seiner Liebe, die jetzt um so Nach Jahren führte das Schicksal die einstigen Jammer der unglücklichen Hainhofbäuerin, da man inniger und fester zu ihr geworden sei. wie er Schul= und Jugendfreunde nochmals zusammen. ihren Einzigen als einen dem Tode Geweihten ihr hoffe, wenn zum drittenmale der Lenz wiederkehre, Der Vater Aenne's, die als Schwester den Namen ins Haus brachte. Der eiligst hinzugezogene Arzt sie als sein geliebtes Weib heimführen zu können,„Schwester Rocha“ führte, war sehr schwer erbezeichnete den Zustand des Verunglückten als wehrte sie ihn ab mit den Worten:„Franz. es kann krankt an Lungen= und Rippenfellentzündung. sehr ernst. Allgemein war die Trauer in dem nicht sein. Dein Wunsch war bis zum Ausbruche Alle bangten um das Leben des geliebten Lhkleinen Dörschen um den Schwerverletzten, rührend deiner Krankheit auch stets der meinige. Ich rers; selbst Fran, der wiederholt im Laufe eines auch die Teilnahme, die man den hartgeprüften bin dir gut gewesen von den Tagen unserer jeden Tages am Krankenlager erschien und sein Eltern und der Braut entgegenbrachte. Franz lag Kindheit an bis auf die heutige Stunde, ja ich ganzes ärztliches Wissen und Können dran setzte, unterdessen fortwährend in heißen Fieberträumen, habe dich geliebt aus ganzem Herzen. Liebe war verzagte fast. Heiße Gebete der Kinder wie auch Selten schlug er einmal die Augen auf. kein ver= es, die mich an dich gekettet hat; Liebe ist es der Dorfbewohner stiegen zum Höchsten empor nünftiges Wort kam von seinen Lippen. Die aber auch, die mich nun hindert, dir noch einmal für die Wiedergenesung des teuren Lehrers. Hainhofbäuerin wie auch Aenne wichen Tag und die Hand zum ehelichen Bunde reichen zu können. Schwester Rocha weilte seit einem Tage mit ErNacht nicht vom Krankenlager. Auf Wunsch des Glaube nicht, daß meine Liebe eine scheinbare laubnis ihrer Ordensoberin im elterlichen Hause, Hainhofbauern hatte der behandelnde Arzt einen gewesen sei. Als du nämlich vor mehreren Wochen um den schwerkranken Vater zu besuchen und zu berühmten Professor einer größeren Stadt zur während deiner Krankheit in heißen Fieberträumen pflegen. Es war der eltte Tag nach Ausbruch Konsultation hinzugezogen.„Schlimme Brand= lagest, als nach menschlicher Voraussicht dein Leben der Krankheit, als diese auf's Höchste stieg. Hastig wunden, Quetschung des Brustkorbes und eine hef= verwirkt erschien, als selbst die Kunst der Aerzte flogen die Pulse des Kranken, die Brust kochte tige Gehirnerschütterung“ lautete das Urteil beider versagte und nur von Gott allein noch Hilfe zu gleichsam, er erkannte seine Umgebung kaum noch. Aerzte nach einer eingehenden Untersuchung. Auf erwarten war, damals habe ich vor dem Wald= Franz war den ganzen Tag fast nicht vom die Frage des Hainhofbauern, ob auch wohl noch kreuz drüben, wo du mir deine Liebe eingestanden Schmerzenslager des geliebten Lehrers gewichen. Rettung möglich sei, gab der Professor achsel= hast, und wir das Glück gefunden zu haben schienen, Die Nacht brach herein, und mit ihr stellte sich zuckend die Antwort:„Wir wollen tun, was mög= dem lieben Gott das Versprechen gegeben, den bei dem mit dem Tode Ringenden ein längerer lich ist. Der Zustand des Kranken ist äußerst Schleier zu nehmen und mich als Krankenschwester Schlaf ein; der Kranke wurde ruhgr und immer besorgniserregend. Hier kann fast nur noch Ret tung von Gott allein kommen.“ Mit diesen Worten empfahlen sich die Herren bis zum fol genden Tage. Von Stunde zu Stunde verschlimmerte sich das Befinden des Kranken. Der greise ganz und gar seinem Dienste zu weihen, wenn ruhiger. Nach einigen Stunden erquickenden du die Gesundheit wieder erhieltest. Der All= Schlafes erwachte er und fühlte sich tatsächlich gütige hat mein Flehen erhört. Die Liebe zu dir wohler. Alle Anwesenden schöpften neue Hofftreibt, mich nun, mein Versprechen einzulösen. nung, und wirklich hatte die Macht des Gebetes Schon in den nächsten Tagen werde ich nach wieder= im Vereine mit der ärztlichen Kunst dem Tode Pfarrer war am Krankenlager erschienen, um, so holter reiflicher Ueberlegung und im Einverständ= sein Opfer noch einmal entrissen. Langsam ging weit es anging, seinem Pfarrkinde die Tröstungen nisse mit meinem Vater und meinen Geschwistern der Lehrer seiner Genesung entgegen. anserer hl. Religion zu spenden und ihm geistlichen meinen Vorsatz zur Ausführung bringen. Es öff] Die Stunde des Abschiedes war für Schwester Beistand im letzten Augenblicke zu leisten. Die nen sich mir die Pforten des Klosters in H. zur Rocha gekommen. Noch einmal lenkte sie ihre Dämmerung hatte sich bereits über Flur und Hain Aufnahme. Lebe glücklich immerfort, wirke Gutes Schritte zum Hainhofe, um persönlich dem Arste gesenkt, da schleppte sich mühsam eine Frauen= später in deinem Berufe und vergiß meiner nicht im zu danken für das, was er an ihrem Vater getan gestalt zum nahen Walde. Dort, vor dem ver Gebete.“ hat und ihm gleichzeitig Lebewohl zu sagen. witterten Waldkreuze sank sie auf ihre Kniee und! Bei diesen Worten Aennes stand Franz wie uuie sie iym dann beim Fortgehen die Hand sandte heiße Gebete für die Wiedergenesung des vernichtet. Leichenblässe bedeckte sein Gesicht. Ein reichte, konnte er sich's nicht versagen, an die Einzigen auf dem Hainhofe zum Himmel empor. Zittern durchlief seinen Körper. Er wagte nicht, Jugendfreundin die Frage zu richten:„Schwester Tränen rannen unaufhörlich über die Wangen ihr zu antworten. Langsam erhob er sich, reichte Nocka, sage mir frei uno offen, bist du in deinem der Betenden, und lautes Schluchzen vermischte tränenfeuchten Auges der Geliebten, die eb.n= Stande glücklich?“ Da blickte ihr Auge freudig sich bisweilen in das Flehen der Hilfesuchenden. salls ihre seelische Erregung kaum verbergen ihn an, und mit lächelndem Munde entgegnete „Maria, Trösterin der Betrübten,“ kommt's aus konnte, die Hand zum Abschi de und begab sich sie ihm:„Ja, Franz, ich bin glücklich. Der Herr ihrem Munde,„gedenke, daß es noch niemals nach Hause. Laut schluchzend ließ er sich auf hat das Opfer, das ich ihm vor Jahren gebracht, gehört worden ist, daß jemand, der dich um deine einem Stuhle neben der treuen Mutter nieder reichlich belohnt, indem er mich Ruhe und Frieden Fürbitte anrief, von dir sei verlassen worden! und teilte ihr mit, was er soeben gehört hatte. finden ließ in meinem Beruf.“ Gott sei Dank,“ Sieh hier zu deinen Füßen ein armes Mädchen. Auch diese sowie der inzwischen herbeig kemmene rief Franz,„so lächelt uns beiden doch noch das dich um deine kräftige Hilfe und dein Gebet Hainhofbauer sind ganz untröstlich, geben indes das Glück das sich vor Jahren von uns zu bei Gott für den auf dem Hainhofe mit dem Tode in ihrem Herzen der Hoffnung doch noch Raum, wenden schien!“ Mit diesen Worten trenutn sich Ringenden anfleht. O heilige Jungfrau, die du daß Aenne ihren Entschluß nicht zur Aus ührung die früheren Schulfreunde. Sie wi auf Erden den Kelch des bitteren Leidens hast bringen werde. Aber ihre Hoffnung sollte um bis in ihr hohes Alter; der Franz bis zur Neige leeren müssen, erwirb doch dem sonst sein; denn auch die Hainhofbäuerin erhielt Geliebten von Gott die Gesundheit wieder. Er= in den folgenden Tagen von Aenne dieselbe Anthalte den armen Eltern den einzigen Sohn, da= wort wie Franz selbst.„Aus Liebe zu Franz schumm. i er metranen un irrur. mit sie nicht vollständig kinderlos werden. Aus habe ich in jener verhängnisvolln Stunde dem der Leidenden. In den seligen Gefilden der EwigDankbarkeit will ich mein ferneres Leben weihen Herrn freiwillig das Versprechen gemacht, aus keit aber, wo sich Wesen wiederfinden, die hier fortan dem Höchsten und mich als Krankenschwester Liebe zu Franz will ich nun auch dasselbe halten feindlich das Schicksal getrennt, dort werden auch in Gottes Dienste stellen!“ So und ähnlich lau= und mich ganz und gar dem Herrn weihen.“ Aenne und Franz, welchen auf Erden den gemeinteten die Gebete, die zum Himmel empordrangen. Die Hainhofbäuerin versuchte nicht mehr, das schaftlichen Bund der Liebe und Treue zu schließen Nach längerer Zeit erhob sich die Betende. Ruhe edle Mädchen in ihrem Vorhaben wankend zu nicht beschieden gewesen ist, mit einander nach und Frieden hat das geängstigte Herz gefunden machen, so gern sie dasselbe als Schwiegertochter ihrem Tooe vereinigt worden sein für immer vor dem Bilde derjenigen, um deren Schutz sie so hätte begrüßen mögen. Einen Monat später—. 1n inbrünstig flehte. Langsamen Schrittes kehrte sie finden wir Aenne im Kloster zu H. Sie hat der zum Hainhofe zurück. In dem Befinden des Heimat Lebewohl gesagt. Sterbenden ist augenscheinlich seit einer Viertel= Infolge der guten Pflege, hauptsächlich aber stunde eine Wendung zum Besseren eingetreten. wohl durch Gottes wunderbare Hilfe genaß Franz Er öffnet die Augen und erkennt die Umstehenden. ganz von seiner schweren Krankheit und nahm Nach Ansicht des ebenfalls anwesenden Arztes seine Studien wieder auf. Aber wie verändert scheint die Krisis in der Krankheit vorüber zu sein, ist sein ganzes Wesen seit Beginn seiner Ferien! Wiederum hat Aenne neben der Hainhofbäuerin Mit seiner Fröhlichkeit ist's vorbei. Eine gewisse am Krankenbette ihren Platz als Pflegerin einge Schwermut hat ihn ergriffen. An seinem Herzen nommen. Gott sei Dank. hält die Besserung nagt tiefes Leid. Immer wieder klingen in seinen etwa eine Stunde lang an. Dann aber schließen Ohren Aennes Abschiedsworte:„Wirke Gutes sich die Augenlider des Kranken, und dieser fällt in deinem späteren Berufe.“ Lange kämpfte in einen verhältnismäßig ruhigen Schlaf, aus er mit sich selbst. Endlich ist s.in Entschluß gefaßt. welchem er erst nach einigen Stunden wieder auf. Eines Tages trifft auf dem Hainhofe ein Brief von Münster wandte sich anläßlich seiner Inwacht. Als am anderen Tage wiederum der Arzt ein, daß Franz beabsichtige, seine bisherigen Stu= thronisation am 16. Oktober an seine Diözesanen erscheint und die ganz auffallende Besserung bei dien aufzugeben und sich dem ärztlichen Stu= in einem Hirtenbriefe, der am Sonntag, Franz wahrnimmt, erklärt er erstaunt, zugleich dium zu widmen. Als Arzt hoffe er der Mensch= 19. Oktober, in allen Kirchen der Diözese Münster aber auch hocherfreut, daß hier augenscheinlich heit mehr nützen zu können, wie als Lehrer der zur Verlesung kam. Nachdem Bischof Poggenburg fast ein Wunder vornege. Das Befinden Fran= studierenden Jugend.. lsich eingangs über seine Wahl zum Oberhirten der zeus besserte sich lungsam. aber offenkundig mit! Jahre vergingen. Franz ist längst Arzt. Er Diözese Münster und über die Sendung der riten Gutes vom Hainhofe in der gewissenhaften Behandlung der Kranken, die Aenne aus dem Schulhause als Krankenschwester in der liebevollen und treuen Plege und ewig, denn: „Wenn zwei Herzen treu sich lieben, Einmal werden sie vereint; Ist's nicht hier, so ist es drüben, Wo kein Auge Tränen weint.“ 9000000000900000 Erstes Hirtenschreiben des Bischofs von Münster. Bischof Johannes Poggenburg 337 und im demütigen Vertrauen auf Gottes Vor. Aktenbündel, Paragraphen und Syndikate! Dara sehung, die uns alle im Leben so wunderbar führt, die gemutuchen Abende, wo seine beiden Schwewill ich das Kreuz auf mich nehmen. Ich will stern von den Nachbargütern mit ihren Männern Apostel im Hirtenamte verbreitet hat, schreibt er über das dreifache Amt der Bischöfe der katholischen Kirche folgendes: „Als Lehrer sollen die Bischöse, verbun= ses auf mich nehmen in diesem Jahre, welches das des öfteren herüberkamen und die traute Poesie den mit dem Hl. Vater und in der Einheit Konstantinische Kreuzesjahr genannt wird. Crux des kleinen Familienkreises noch erhöhten. Wenn der Glaubens, den Menschen die Wahrheit verkünden, die ewige unveränderliche Wahrheit, ohne Berstümmelung, ohne Fäischung, so, wie Christus und seine Apostel sie einst auf Erden gelehrt, wie das unfehlbare Lehramt der katholischen Kirche Christi— Nostra salus. Das Kreuz Christi.- nur nicht wieder,— und plötzlich zog sich die hohe, unser Heil. Möge dieses Kreuz auch mein Heil, feine Stirn in unmutige Fältchen— die Tante, meine Rettung erwirken! Möge es uns alle eine Schwester des Vaters, verwittw. Generalin zum ewigen Himmelslicht geleiten!" l v. Uhlenbrock, mit ihren langweiligen VerkuppeDer Bischof verspricht dann, seiner Diözese lungsprojekten angerückt käme und dem ganzen sie bewahrt hat und uns vorstellt.„O Ti= ein wahrhaft katholischer Bischof zu werden und schönen Zauber den Nimbus nahm. Hatte letztere ja nun einmat sich in den Kopf gesetzt, ihren Lieblingsneffen mit der einzigen Tochter ihrer Jugendfreundin, einer schwerreichen Million=Erbin, zu verheiraten. Und obgleich so ein Goldregen ja im allgemeinen absolut nicht zu verachten war, dachte Assessor Ehrenhof doch zu edel, um seine ev. zukünftige Gemahlin nur der goldenen Einfassung wegen zu wählen. Außerdem gefiel ihm das Junggesellenleben zu gut, um dasselbe übermotheus,“ so mahnt der hl. Paulus seinen Schü= der Diözese Münster wahre Hirtenliebe zu ler,„bewahre, was dir anvertraut ist; hüte dich bringen. Hierauf fährt er in seinem Hirtenbrief vor unheiligen Wortneuerungen und den S.reitreden der fälschlich sogenannten Wissenschaft, zu welcher einige sich bekannt haben und vom Glau: folgendermaßen fort:„Ich will meine Sorge zuwenden den Niederen und Hohen, den Armen und Reichen, den Sündern und Gerechten, der Jugend ben abgefallen sind!“(I. Tim. 6, 20, 21.) Der und den Erwachsenen. Der Jugend besonders will Bischof würde demnach zum Verräter werden, wenn er sich durch die Zeitströmung und Tagesmeinungen bestimmen ließe, von der vollen und reinen Wahrheit der katholischen Lehre abzuweichen. Sorge tragen soll der Bischof ferner, daß den Gläubigen Gottes Wort stets zur Er bauung verkündet werde, damit sie treu bleiben dahin streben ihrem hl. Glauben, damit sie nicht irregeführt werden durch die Schlagworte einer modernen Welt, in einer Zeit der geistigen Verwirrung, wo so viele innere und äußere Feinde die hl. Küche Gottes, die gläubige Herde bedrohen, offen und im geheimen, durch Wort und Schrift, namentlich durch eine glaubenslose und kirchenseindliche Presse. ich mich annehmen. Je mehr man heute darauf sinnt, die Jugend den heilsamen Einflüssen der Kirche zu entsremden, ihr die höchsten Segnungen des jugendlichen Alters vorzuenthalten, desto eif= haupt einstweilen mit den Ehefesseln zu vertauschen. riger will ich im Verein mit Eltern, Geistlichen, Lehrern und allen, die der Jugend nahe stehen. daß diese Lieblinge des Herrn Kurz und gut, diese liebenswürdige Tante würde ihm hoffentlich in diesem Ferienjahr nicht wieder in die Quere kommen. Mit diesen Gedanken warf der Kirche erhalten bleiben, daß überall derler die Zigarre fort, klingekte dem Diener nach Geist echter Frömmigkeit, der Sigen eine: wahr= Kafsee und begab sich zum Büro.—— haft christlichen Erziehung walte.1 Brausend und schmetternd lief der D=Zug Und nicht Menschenbeifall, sondern nur Got= in die Bahnhofshalle der Provinzial=Hauptstadt tes Gunst wi.l ich bei allem, was ich tue, er=ein. Eitigst wurden die Kupeetüren aufgerissen. streben.„Wenn ich Menschen gefallen wollte, Berg=Assessor Ehrenhof blickte suchend den Bahnwärc ich Christi Diener nicht.“(Gal. 1, 10.)#steig entlang, und schon entdeckte er seinen Bruder, Nachdem Bischof Poggenburg seine Diszesa=; dem er gleich darauf in herzlicher Weise die Hand Der Bischof hat zweitens die Pflicht, des neu noch um ihr Vertrauen gebeten, sich ihrem schüttelte— und den daneben stehenden Preußen serer hl. Kirche und der Diozese Münster, zum Wohle unseres Vaterlandes, zum Heile aller ihm anvertrauten Seelen, schließt er sein Hirtenschreiben mit folgenden Worten: „Und so erhebe ich denn zum ersten Male über Euch, geliebte Diözesanen, segnend meine Hände und spreche: Es komme über Euch der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes und bleibe bei Euch Priesteramtes unter Euch zu waiten, geliebte Diözesanen. Er selbst soll für die ihm anvertrauten Seelen das hl. Opfer vollziehen, tagtäglich„Gebete und Fürbitten für sie Gott darbringen".(I. Tim. 2, 1.) Er muß Sorge tragen, daß das hl. Opser, der Gottesdienst, itets würdig gesciert werde, daß die hl. Sakramente den Gläubigen in ersprießlicher Weise gespendet werden zur Heiligung ihrer unsterblichen Seelen. Eine der wichtigsten und heiligsten Aufgaben des Bischofes ist es. Euch würdige Priester zu senden. welche von wahrer Liebe ersüllt sind zur hl. Kirche und ihrem Oberhaupte, welche feststehen in dem rechten Eifer eines frommen priesterlichen immerdar! Amen. Lebens und seelsorglichen Wirtens; Priester, die Gegeben zu Münster, am Tage meiner Bi in allem und überall nur die Ehre Gottes und schofsweihe und Inthronisation, den 16. Oktober Euer Seelenheil suchen, dafür all ihre Kraft und 1913 Zeit, ihr ganzes Leben einsetzen. Der Bischof soll endlich Hirtenpflicht üben,„acht haben“, wie der Apostel mahnt, „auf die ganze Herde, über die der hl. Geist ihn zum Bischof gesetzt hat, die Kirche Gottes zu regicten, welche er mit seinem Blute sich erworlen hat.“(Apostelgesch. 20, 28.) Er soll in der Diözese jene Anordnungen treffen, die notwend.g und nützlich sind für das wahre Wohl und Gedeihen der Kirche und des Staates. Er soll die Gläubigen bewahren in der innigsten Liebe zur hl. Gebet und dem Schutze der mächtigen Fürbitter in Kutscher=Livree mit seinem Handgepäck belud. und Beschützer im Himmel, welche der Diözese In scharfem Trab ging's nun dem 8 Km. vom Münster so nahe stehen, empfohlen hat, damit Bahnhof entlegenen väterlichen Gute zu. Weite er sein heiliges Amt verwalte zum Segen un. Kornselder und grüne Wiesen boten sich abwechfelnd dem Auge dar, bis der Wald, der zu beiden Seiten der Fahrstraße sich ausdehnte, dem herrlichen Landschaftsbild noch größere Reize verlieh. Schon näherte man sich eigenem Gebiet. Mächtige Eichen und Buchen beschatteten auch hier den Weg. Mit spontaner Bewegung schob der ältere Bruder den Hut zurück und atmete in vollen Jügen die würzige heimatliche Luft ein. Und nachdem allmählich die ersten üblichen Begrüßungsfragen und Antworten genügend ausgetauscht waren, meinte er lächelnd: „Nun, alter Junge, da wären wir mal wieder glücklich beisammen, übrigens doch sonst kein BeJohannes, Bischof von Münster.“ such vorhanden, was?“ „Vorläufig nicht, mein Bester,“ erwiderte der andere munter,„wußten wir doch, wie sehr du es liebst,„unter uns zu sein“, und haben daher dementsprechend gesorgt. Vetter Kurt, dessen Regiment hier in der Nähe manövriert, wird sich allerdings für einige Tage einquartieren, doch der gehört ja sozusagen zur Familie.“ „Aber natürlich, freut mich kolossal, ihn EEEEEEENEEEEENHE Der Urlaub. Novelle von M Drausfeld. (Nachdruck verboten.) Berg=Assessor Ehrenhof, ein bildhübscher wiederzusehen!“ Mensch von zweiunddreißig Jahren, blondem!„Und außerdem—“ Kirche, das Band tindlicher Anhänglichkeit an den Haar und braunen Augen, saß beauem in seinem Hl. Vater, welches die Feinde der Kirche heute, so gerne lockern möchten, noch enger knüpfen. Er soll die Liebe zum Vaterlande, die Treue zu komfortabel ausgestatteten Wohnzimmer und betrachtete die feinen Nauchwöllchen seiner leichten „Caoba“. Er gab sich um so behaglicher dieser Kaiser und Reich, den Gehorsam gegen die von köstlichen Mittagsruhe hin, als er soeben, erst „Und außerdem?“ hat, glaube ich, Tante Uhlenbrock mit Gesellschafterin für absehbare Zeit sich angemeldet.“ „Was, Himmel, Bomben, Element. wieder Gott gesetzte weltliche Obrigkeit in den Herzen vom Dienst heimgekehrt und eine anstrengende diese fatale Tante läuft mir ins Gehege?“ „Abei Hans, weshalb in aller Welt erregt dich das denn nur. einstweilen ist dieselbe ja noch nicht da, und einftweilen kommt sie hossentlich noch nicht.“ „Hast recht, Kleiner.“ knurrte der Assessor, „hoffentlich kommt sie noch nicht! Doch übrigens da wären wir,— holla— zu Hause.— Schau, wie Vater von der Terrasse schon winkt und seiner Diözesanen nach Kräften zu hüten und Sitzung erledigt hatte. Hieß es nämlich doch in zu befestigen suchen. Der Bischof hat die Pflicht, letzter Zeit intensiv arbeiten, da er in Kürze dahin zu wirten, daß der Gcist Christi alle Ver= seinen Urlaub antreten wollte und daher noch hättnisse des Lebens durchdringe, das Tugend manches seiner persönlichen Erledigung harrte. und Gottesfurcht überall zur Herrschaft gelan= Hurra, dann kam der Urlaub! Und heim ging's gen, daß Acrgernisse beseitigt, Sünde und Laster zum trauten Vaterhaus, wo es sich gar zu geimmer mehr ausgetilgt werden. Das ernste Wort mütlich leben und famos plaudern ließ! War doch des hl. Paulus an seinen bischöflichen Schüler sein alter Herr ein so vorurteilsfreier, edelgegilt auch mir:„Halte an, gelegen oder ungelegen, sinnter Charakter, der seinen Aeltesten ganz in uns entgegen kommt. Schnell in seine Arme!“ unterweise, beschwöre, rüge in aller Geduld und seinem Sinne erzogen, und mit dem er sich recht! Annähernd drei Wochen verlebte der Assessor Lebensweisheit.“(II. Tim. 4, 2.) von seinen Plänen und Aussichten aussprechen nun schon daheim. Frühmorgens ritt er gewöhnGeliebte Diözesanen! Eine erhabene Auf= konnte. And sein Mutterle! Diese ideale Seele lich mit Vater und Bruder auf die Felder, oder gabe, aber auch eine unendlich schwere Bürde des Hauses, die mit unermüdlicher Sorge für ging zur Jagd, fischte, ruderte und freute sich jeden bedacht war, und ihren Jungen dann einmal des lieben Daseins. Auch die kameradschaftlichen wieder mit allen Bequemlichkeiten und Lieblings= Stündchen mit seinem Vetter Kurt, dessen Humor speisen zu verhätscheln suchte. Auch auf das rein unerschöpflich war, und der zu interessante habe ich heute übernommen. Der Gedanke an die Hoheit, Heiligkeit und Verantwortlichkeit des Bischöflichen Amtes, der Gedanke an die Hoffnungen und Erwartungen, welche Priester und Wiedersehen seines um zwei Jahre jüngeren Bru Laien in dieser ernsten Zeit mit Recht von einem ders freute er sich sehr, welcher sich zu einem Bischose hegen, der Rücksicht auf die weise und tüchtigen Landwirt herausgebildet hatte, nach selbst ja auch zu gern seines einjährigen DienstErlebnisse aus dem Biwackleben zum Besten geben konnte, waren ihm ein Genuß, zumal er sich reich gesegnete Wirisamkeit meiner hochverdienten Vorgänger: all diese Erwägungen machen es erklärlich, wenn ich dieses Amt heute mit Ban gen und Zittern übernehme. Allein, weil vor der Wahl so viel und innig gebetet worden ist, Gott möge den senden, den er m seinem unerforschüchen Ratschlusse auserwählt hat, dem er einige Jahre. als Leutnant bei einem vommerschen Regiment gestanden und nun dem Vater in der Verwaltung seines weitumfassenden Rittergutes eine wesentliche Stütze war. Ja so einmal wieder zu Hause sein,— die heimatlichen Forsten auf frischer, fröhlicher Jagd durchstreifen — das war Leben,— etwas anderes als ewige jahres und späteren Urlaubszeiten erinnerte. Da — eines Nachmittags— man hatte just auf der Veranda den Kaffee genommen und saß mit dem Einsehen der neuesten Zeitungen noch um den Tisch herum— kam ein Auto angerasselt— und wer plötzlich in die Erscheinung trat?— war — Tante Uhlenbrock mit obligatem lebenden und