Nr. 212.— 65. Jahrgang. Donnerstag, 7. August 11 Westfälisches Volksbla Mm in inttittn inttiten inmmits uintinumsm min Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., durch den an zugestellt 64 Bezugspreis: Bei der Post abgeh Briefträger und durch unsere Ag der Stadt Paderborn durch Bo Sauerländer Tageblatt. zugestellt 64 Pfg., in Starr## Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegengenommen.— Probenummern auf Verlangen gratis.— Erfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn. mmn Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 20 P#e. für Paderborn 15 Pfg., Reklamezeile 80 Pfg., Beilagegebühr nach Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften, sowie für Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber", Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. „Sonntagsfeier". Verlag und Notationsdruck: Westfälisches Volksblatt A.=G., Paderborn, Rosenstraße 13a.* Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn.* Fernruf: Redaktion Nr. 590, Geschäftsstelle Nr. 10. tn * Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften. 8 r i c h t i g e A u s f ü h r u n g t e l e f o n i s c h a u f g e g e b e n e r A n z e i g e n w i r d k e i n e s Gewähr übemommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt und = kann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 3 Wochen 3 nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Postscheck=Konto Hannover 1534. Simmmmmmee mmmmmmmm Hierzu:„Feierstunden“. Eine Vorstufe zum Zukunftsstaat. = Eine entsprechend den Beschlüssen der Parteitage der bayerischen Sozialdemokratie zu Erlangen und Landshut eingesetzte Kommission hat den Entwurf eines sozialdemokratischen Gemeindewahlprogramms ausgearbeitet, der in der Münch. Post(Nr. 179 vom 3. und 4. August) veröffentlicht wird und demnächst den außerordentlichen Parteitag in Nürnberg beschäftigen wird. Dieses Wahlprogramm ist im Grunde nichts anderes als eine Skizzierung des sozialdemokratischen Zukunftsstaatsideales, wenn auch wohl dieses Ideal in der Skizze noch nicht ganz erschöpft ist. Der Zweck der anzustrebenden Verwirklichung des Programms ist die„Augestaltung der kommunalen Verfassung und Verwaltung nach den Grundsätzen der deutschen Sozialdemokratie“, mithie auch die entsprechende Umgestaltung von Staat und Reich, die sich ja aus den Gemeinden zusammensetzen. Die in dem„Programm“ aufgestellten Forderungen gliedern sich in Forderungen an Reich und Staat einerseits und Forderungen an die Gemeinden anderseits, die aber vielfach das gleiche besagen. Im großen und ganzen treten einem da nur alte Bekannte entgegen, aber es ist doch von Interesse, all die bekannten Postulate der Sozialdemokratie gesammelt und in ein einheitliches übersichtliches System gebracht zu sehen, das zum Zweck der Völkerbeglückung durchgesetzt werden soll. Vom Staat wird zunächst eine für das ganze Land einheitliche Gemeindeordnung gefordert. Die Selbstverwaltung der Gemeinde soll nur noch durch das Recht der Staatsaufsicht auf Beanstandung der gemeindlichen Verwaltungsakte beschränkt sein. Die Gesetzmäßigkeit dieser Akte haben die ordentlichen Gerichte zu prüfen. Ein behördliches Bestätigungsrecht der von der Gemeinde gewählten oder bestellten Organe gibt es nicht mehr. die Ortspolizei ist der Gemeindevertretung zu übertragen. Ferner wird gefordert das Einkammersystem und das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht, das sich als aktives und passives Wahlrecht auf alle volljährigen Männer und Frauen erstreckt. Natürlich gibt es für die Gemeindevertreter auch Diäten usw. Einfacher wäre es gewesen, zu sagen: Die Gemeinden sind vom Staat unabhängige Republiken unter der Leitung von Sozialdemokraten, die sich für ihre Mühewaltung„anständig" bezahlen lassen. Wir haben keine Lust, alle„Forderungen“ sozialdemokratischer Illusionspolitiker hier wiederzugeben, greifen vielmehr nur diejenigen, die besonders charakteristisch sind, heraus. In dem Kapitel Erziehungswesen wird natürlich die„Einheitsschule“ und die „Weltlichkeit der Schulen“ gefordert. Weshalb da neben diesen Forderungen an den Staat den Gemeinden noch die„Förderung der Simultanschulen“ zur Pflicht gemacht wird, ist nicht recht einzusehen. Der Staat muß selbstverständlich alle Schullasten tragen, die im Zukunftsstaat erst recht groß sein werden, da ein weiteres Prinzip die Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Lehrmittel ist und eine Klasse„höchstens 40“ Schüler haben darf. Die Jugendfürsorge„unter strenger Beachtung religiöser und politischer Neutralität“ wird dahin zu verstehen sein, daß dabei kein Wort im Sinne der Religion und des Ordnungsstaates fallen darf. Neben Volksbibliotheken und Lesehallen werden auch Schülerund Volkskonzerte und Theatervorstellungen verlangt, was wohl auch alles der Staat zu bezahlen hat. Wie sich die Genossen die Regelung des Finanzwesens denken, wollen wir nicht weiter erörtern. Verzeichnet sei aber folgender Punkt, der einen besonderen Abschnitt darstellt:„Verweigerung aller Mittel zu religiösen Zwecken, und monarchischen Festen.“ Selbstverständlich! Denn Zukunftsstaat und Monarchie sind Gegensätze, und die„Religion“, die man in diesem Himmelreich braucht, ist rein negativer Art, die eine besondere„Förderung“ nicht nötig hat. Unter den Rubriken: Wohnungswesen, Gesundheitswesen, Armenwesen und Sozialpolitik wird eine Unsumme von Forderungen gestellt. Die Gemeinde und der Staat müssen einfach alles tun, und zwar sind alle möglichen Einrichtungen, die das Leben angenehm und schön machen, von ihnen„unentgeltlich“ zu schaffen, einschließlich von Leichenhallen und Krematorien. Bei dem Kapitel Gesundheitswesen fehlt hier eine Angabe darüber, ob etwa unter„Bestattung“ auch noch die Beerdigung oder nur mehr die Verbrennung zu verstehen ist. So angenehm auch in den Augen vieler sich die unter diesen Rubriken zu finvenden Vorspiegelungen ausnehmen mögen, so muß doch die Illusion bedenklich gestört werden durch die eine Frage: Wie hoch müßten, um das alles zu leisten, die direkten Steuern sein, da alle indirekten Steuern in Staat und Gemeinde entweder„verboten“ oder„zu beseitigen“. sind? Und was sagt zu diesem Kommunismus, der, wie alles andere, so auch die Milchversorgung, Bäckereien, Schlächtereien usw. kommunalisiert, der Mittelstand? Was sagen überhaupt zu diesem Gemeindeprogramm als Ganzem, das ja auch ein Staatsprogramm darstellt, die liberalen Verbündeten der Sozialdemokratie? Der Zukunftsstaat ist ja so vollkommen, daß eigentlich weiter nichts mehr fehlt als ein Paragraph:„Die Monarchie ist abgeschafft!“ und die restlose Verstaatlichung bezw. Kommunalisierung aller Produktionsmittel. Ob dann die Geschichte klappen würde, das käme auf die Probe an, von der man aber auf Grund ausreichender Erfahrungen hinsichtlich der praktischen Leistungen sozialdemokratischer und ähnlicher Volksbeglücker wünscher muß, daß sie uns erspart bleibt. Deutsches Reich. 5 Aus dem Wahlkreise Altena=Iserlohn wird uns geschrieben: Die sozialdemokratische Partei unseres Wahlkreises hielt letzten Sonntag in Altena ihre Kreiskonferenz ab, der auch„unser“ Reichstagsabgeordneter„Genosse“ Spiegel=Düsseldorf beiwohnte. Von allgemeinem Interesse ist eine Auseinandersetzung zwischen den führenden„Genossen“. über die Zugehörigkeit gewisser, sogar führender„Genossen“ zu patriotischen und sonstigen geselligen bürgerlichen Vereinen. So wurde festgestellt und von mehreren Seiten scharf getadelt, daß z. B. in Iserlohn„noch viele, dazu gute Parteigenossen“ dem dortigen Bürgerschützenvereine angehörten.„Kein Genosse und namentlich solche, die Ehrenämter in der Partei bekleiden, darf einem bürgerlichen Vereine angehören“, dekretierte ein Lüdenscheider„Genosse“, und:„endlich müsse mal eine reinliche Scheidung eintreten“, ein anderer. Alle Entschuldigungen und Hinweise auf die Vorteile, die solche Vereine ihren Mitgliedern bieten, sowie auch die Aussicht auf eintretende Reibereien unter den„Genossen“. nutzten nichts; der Antrag, wonach alle„Genossen“ den bürgerlichen Gesang=, Turn=, Schützen= oder sonstigen geselligen bürgerlichen Vereinen den Rücken zu kehren haben, wurde mit 16 gegen 13 Stimmen angenommen. Lebhafte Klagen hatte denn auch der Bevollmächtigte des„Deutschen Metallarbeiterverbandes“, HoffmeisterIserlohn, vorzubringen. So beklagte dieser„Obergenosse“, der in jüngster Zeit wegen seiner verschiedenen Anrempelungen und gerichtlichen Klagen gegen christliche Gewerkschaftler so unrühmlich abgeschnitten hat, lebhaft, daß die politische und gewerkschaftliche Organisation im Wahltreise„Kugniere“; auch mit der roten Jugendbewegung wolle es nicht voran, und lebhafte Klage führte er über die„mit großen staatlichen und kirchlichen Mitteln gegenwärtig betriebene Jugendfürsorge“, die der sozialdemokratischen Agitation mächtigen Einhalt zu bieten drohe. Ihm wurde von dem Führer der poli tischen Organisation, dem ehemaligen Stadtverordneten Bräuker=Iserlohn, widersprochen— ein Zeichen, daß gegenwärtig Unstimmigkeiten zwischen den führenden „Genossen“, im Wahlkreise bestehen müssen. Deutsche Berater in China. * Die Ernennung des Herrn v. Strauch zum Vize=Güterinspektor des chinesischen Salzwesens ist nunmehr definitiv geregelt. Damit ist die Reihe der deutschen Berater um einen wichtigen Posten vermehrt worden. Nationalliberale unter sich. * Der„Deutsche Kurier“. das neue, am 1. September erscheinende Berliner nationalliberale Organ, gibt bereits jetzt eine Voranzeige heraus, in welcher die Grundzüge für die Tendenz und den Inhalt der neuen Zeitung bekanntgegeben werden. Aus dem Zirkular geht hervor, daß der„Deutsche Kurier“ das reichshauptstädtische Organ der nationalliberalen Partei werden soll. Es heißt dann über die Frage, ob für das neue Blatt ein Bedürfnis nachweisbar sei:„Da uns vorgehalten werden könnte, daß ja auch das„8 Uhr=Abend blatt“— die frühere„Nationalzeitung“— nationalliberale Tendenzen verfolgt, so sehen wir uns gezwungen, den Tatsachen entsprechend festzustellen, daß dieses Blatt, das heute nur den Straßenverkauf in Berlin provagiert, in der Provinz so gut wie gar nicht mehr gelesen wird, kaum noch dem Namen nach bekannt ist.“ Die„Nationalzeitung“ ist darüber sehr erbost und leistet sich folgende Liebenswürdigkeit:„Man weiß wahrhaftig nicht was dabei mehr in Erstaunen setzen muß: die, sagen wir Weltfremdheit der angeworbenen Aktionäre, oder die Dreistigkeit der Herren mit dem Klingelbeutel. Aber als Freunde der nationalliberalen Sache wird man die Begründung des neuen„reichshauptstädtischen Orgaus“ immerhin mit Genugtuung begrüßen. Denn es bezeugt „so erst recht“ nicht mehr und nicht weniger, als daß die nationalliberale Partei noch immer eine der wohlhabendsten Parteien im Lande ist. Ihre Mitglieder können sich den Luxus leisten, eine Million zum Fenster hinauszuwerfen. Nun, da an der kleinen Aktiengesellschaft, dem Prospekt zufolge, 400 Versonen finanziell beteiligt sind, ist immerhin das Risiko in angemessener Weise verteilt. An eine Einführung der neuen Aktien an der Börse wird ja vorläufig noch nicht gedacht; und wenn die Million verpulvert ist, so wird es wenigstens nicht Bedürftige betroffen haben... Als Sinnbild hat sich das neue Blatt einen Reitersmann auf fröhlich galoppierendem Roß gewählt. Wer ist der Reiter? Und wer ist das Roß?“ Der Deutsche Kaiser ist uns Norwegern immer ein willtommener Gast gewesen: unsere herrliche Natur hat kaum einen wärmeren Bewunderer als ihnWir haben allen Grund, seine Freundschaft zu schätzen, Die norwegischen Fjords bedürfen aber, um sich gut auszunehmen, keiner Kaisermonumente, auch keiner Riesenstatuen. Der Kaiser mag uns die Frithjofstatse in sehr wohlmeinender Weise geschenkt haben, un doch bleibt uns das Ganze unschmackhaft— wir wollen nicht gern Almosenempfänger sein. Der Sache muß ein gemacht werden.(!!) Wir wünschen teine Siegesallee in unseren heimatlichen Fiords# Und evenn wenig winschen wir, daß die Ruffahsung befestigt werde, daß deutsche Geschwaonn norwegische Häfen und Fjords als deutsche Gewässer behandeln dürfen. Dabei möchten wir aber nicht, daß unsere gegenseitigen freundschaftlichen Beziehungen einen Abbruch erleiden Die Nervosität, welche gewisse Kreise der#norwegischen Nation ergriffen hat, läßt die weniger pathischen Eigenschaften des Volkes in den Vorderg treten. Die Norweger sind zuweilen so„stolz“, paß sie die Regeln der Höflichkeit vergessen, und ihr Verdacht Fremden gegenüber ist zuweilen geradezu krankhaft. Was den Besuch der Kriegsschiffe betrifft, so mag es genügen, hervorzuheben, daß der Aufenthalt in den verschiedenen Häfen natürlich der ordnungsmäßigen Erlaubnis seitens der zuständigen norwegischen Behörden entspricht. Der Fall betreffs der Torpedoboote ist nicht ausreichend aufgeklärt; wahrscheinlich liegt seitens der deutschen Befehlshaber ein Iertum vor; es ist lächerlich, wenn die Norweger hier ein böswilliges Verhalten der Deutschen annehme## diaie 2 27— Ausland. Norwegische Proteste gegen Kaiserstatuen und deutsche Kriegsschiffe. ( Die deutschen Flottenmanöver in den norwe gischen Gewässern rufen in Norwegen immer mehr Erregung hervor, und wir finden neue Proteste in mehreren Preßorganen, von denen sich einige sogar zu der Taktlosigkeit verstiegen haben, sich über die kaiserliche Gabe des Frithjof=Denkmals in überlegener und wegwerfender Weise auszusprechen. Das Blatt„Nidaros“(Drontheim) schreibt u. a.: Ein Ausbau der Entente cora. X. Ministerpräsident Acquith hat Dienstag nachmittag eine Abordnung von allen Parteien dus Unterhauses empfangen, die sich für den Plan einer Untertunnelung des Aermelkanals aussprach. Nachdem er auf den Widerstand hingewiesen hatte, den die Regierung bis jetzt dem Projekt entgegengesetzt hatte, gab Asquith zu, daß jetzt neue Gesictspunkt# vorlägen. Das Aussichtsvollste und in mancher Beziehung Wichtigste sei die Errichtung einer feston, umverrückbaren Grundlage in den Beziehungen Großbritanniens zu Frankreich. Die Regierung habe dem Gegenstand stets Beachtung geschenkt und würde auch jetzt dem Plane ohne Voreingenommenheit näher treten und ihn einer eingehenden Prüfung unterziehen. Ein unwiderlegliches Eingeständnis der Kriegsbereitschaft Englands 1911 S bringt Feldmarschall Lord Roberts durch eine Veröffentlichung in der Augustnummer der English Review. Er schreibt in einem Aufsatz, der wie alle seine Aeußerungen für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England Propaganda zu machen sacht:„Ich glaube, daß die englische Nation noch immer nicht klar zu der Erkenntnis gekommen ist, wie kurg die Spanne war, die uns im August 1911 von einem Kriege trennte. Unsere Flotte ist nicht mit Angstmeiern bemannt. Indessen mehrere Monate hindurch hat damals unsere Flotte in der Cromatybucht gelegen, die Torpedonetze heruntergelassen und mit scharfer Munition in den Rohren und mit kriegsfertigen Vorpedos. Warum? Weil man den vollsten Grund hntte, anzunehmen, daß in jedem Augenblick ein plötzlicher Ueberfall vom Ausland her erfolgen könnte. Ansere Expeditionsarmee war in gleicher Weise bereit, jeden Moment nach Flandern eingeschifft zu werden, um sich an der Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts zu beteiligen.“— Diese Auslassung bestätigt die Paderborn vor hundert Jahren. Vortrag von Prof. Wilhelm Richter=Paderborn in der Hauptversammlung des Altertumsvereins vom 6. August 1913, Im Jahre 1902 war seit der Vereinigung des Fürstbistums Paderborn mit Preußen ein volles Jahrhundert verflossen. Ob man damals, ähnlich wie in anderen preußischen Landesteilen, auch hier an maßgebenden Stellen dem Gedanken näher getreten ist, eine größere Gedenkfeier zu veranstalten, entzieht sich meiner Kenntnis. Das„Westfälische Volksblatt“(Sonntagsfeier Nr. 4) brachte damals — es war im Janua“— einen Artikel der„Germania“ zum Abdruck, der gegen eine derartige Feier Stellung nimmt.„Nicht“, so heißt es darin,„als ob das Paberborner Land nicht mit voller Entschiedenheit patriotisch dächte und gut preußisch wäre, worüber gar kein Zweifel obwalten kann, sondern weil die alte Diözese Paderborn in dem Zustande, in welchem sie sich zur Zeit der Säkularisation befand, keinen Grund hatte, die Aenderung mit Jubel alufzunehmen und weil die damit verbundenen Ereignisse einen solchen noch viel weniger rechtfertigen. Das Hochstift Paderborn hatte sich vor der Säkularisation einer ausgezeichneten Regierung zu erfreuen gehabt, hatte geregelte Finanzen und stand in bezug auf staatliche und lommunale Einrichtungen auf einer Höhe, die man als musterhaft bezeichnen darf und an der auch Preußen wohl zu ändern, nicht aber zu bessern verstand.“— Des weiteren wird dann hingewiesen auf die nach der Säkularisation verübten Greuel der Verwüstung an hl. Stätte,„Wenn man,“ so schließt der Artikel,„eine Jahrhundertfeier begehen will, dann warte man noch einige Jahre, dann bietet sich eine solche, an der alle Kreise und Bekenntnisse mit gleicher Sympathie und Begeisterung sich beteiligen können: man seiere im Jahre 1915 die Befreiung vom Joche des korsischen Eroberers und hebe dann auch gebührend die Fortschritte hervor, welche die 100 Jahre preußtscher Regierung und Verwaltung gebracht haben.“ Ich hielt es für geboten, in einer Entgegnung die geschichtlichen Ausführungen der Verfassers auf ihren wahren Wert zurückzuführen. Im übrigen würdigte ich seine Bedenken hinsichtlich einer festlichen Veranstaltung im Jahre 1902 und billigte seinen eigenen Vorschlag; indes meinte ich, nicht das Jahr 1915 müsse in Aussicht genommen werden, sondern das Jahr 1913, in dem das 1. Jahrhundert der endgultigen Vereinigung des Paderborner Landes mit Preußen zu Ende gehe. Von Vorbereitungen zu einer derartigen Feier ist bis jetzt nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen. Mag sie indes 1913 oder 1915 oder auch gar nicht stattfinden: jedenfalls dürfte es angemessen.sein, daß wir auf der diesjährigen in der Hauptstadt des ehemaligen Fürstbistums Paderborn tagenden Generalversammlung des Altertumsvereins uns in jene ein Jahrhundert zurückliegende Zeit zurückversetzen und das Andenken an die damaligen Zustände und Vorgänge, soweit das im Rahmen eines einzigen Vortrages möglich ist, wachrufen. Das Fürstbistum Paderborn war eines jener uns nur schwer verständlichen Kleinstaatengebilde, in dem der Inhaber der höchsten geistlichen Würde sich auch im Besitze der weltlichen Herrscherrechte befand. Freilich übte er diese nicht allein und selbständig aus, sondern war an die Mitwirkung und Zustimmung der Landstände gebunden. Unser Fürstbistum hatte einen Umfang von rund 2900 Quadratkilometer, war also so groß wie das Großherzogtum Mecklenburg=Strelitz oder wie ein Fünftel der jetzigen Provinz Westfalen. 1802 zählte es etwa 100 000 Einwohner, 4 sog. Hauptstädte(Paderborn, Warburg, Brakel, Borgentreich), 19 Landstädte, 150 Dörfer, 99 Pfarreien, 99 adelige Häuser. Es bestanden an 15 Orten insgesamt 22 Klöster und Stifte mit 543 Personen, davon allein in der Stadt Paderborn 2 Stifte und 6 Klöster. Etwa zwei Fünftel des Areals war Kulturlanl. d. hi Acker=, Garten= und Wiesenland, das übrige war Waldund Holzgrund, Weide= oder Oedland.— Ungefär die Hälfte des Ackerlandes konnte fruchtbar genannt wrden. Indes stand der Ackerbau keineswegs auf einer hohen Stufe. Es fehlte an Dünger und gutem Zugviel vor allem jedoch an einem intelligenten strebsamen Baornstand. Roheit, Unwissenheit, Arbeitsscheu, übertriebees Festhalten am Althergebrachten, Hang zur Trunkenhei Rauferei, maßloser Aufwand bei festlichen Anlässen, Spielund Prozeßsucht, Aberglaube: das und einige von den Fehlern, die vor hundert Jahren dem Paderborner Bauer vorgeworfen wurden. Elend war es mit dem Obst= und Gartenbau bestellt. Die Viehzucht war nicht zu bedeutend, litt aber ebenfalls an erheblichen Mängeln. Der Bestand an Rindern und Pferden war zu gering, es mangelte an guten Rassen, an ausreichender Pflege und Fütterung. Die Waldungen waren sehr vernachlässigt. Jahrhunderte hindurch hatte man sie nicht geschont, geschweige denn gepflegt, und als man angesichts des drohenden Holzmangels dem Raubbau steuern wollte, erwiesen sich die Maßnahmen, die man wählte, als unwirksam. Ein schweres Hemmnis für die Hebung der landwirtschaftlichen Betriebe bildete, um anderes hier zu übergehen, die überaus klägliche Beschaffenheit der Verkehrswege. Trotz aller Verordnungen trat eine Besserung nicht ein. 1797 klagt ein„Landeskundiger“ über die„abscheulichen, oft ganz unbrauchbaren Straßen“, über die„elenden hölzernen Mistpyramiden, welche die hiesigen Dörfer fast unfahrbar machen“. Der weitaus größte Teil der ländlichen Bevölkerung führte ein hartes, geplagtes Leben. Das lag wesentlich begründet in der ungleichmäßigen Verteilung des Besitzes und der Abgaben. Vom Grund und Boden gehörte das meiste den Privilegierten: dem Landesherrn, dem Domkaxitel, den Stiften, den Klöstern, dem Adel; auch bei den Städten stand die Feldmark durchweg in einem gutsherrlichen Abhängigkeitsverhältnis. Den Privilegierten geherten insbesondere sieben Achtel der Waldungen. Es gab etwa 10000 Bauernfamilien; davon hatten ungefähr 3000 eine Ackerwirtschaft von mindestens 50, 1500 eine Wirtschaft von 35 bis 50, die übrigen Bauern, alse die größere Hälfte, eine Wirtschaft von weniger als 35 Morgen. Das Abhängigkeitsverhältnis der Bauern von ihren Gutsherren war verschieden. Aus dem Gewirr der früheren Jahrhunderte hatten sich schließlich zwei Klassen von Bauern gebildet: Meier und Eigenbehörige. Fürstbischöfliche Leibeigene gab es am Ende des 18. Jahrhunderts noch im Amte Neuhaus, im Amte Boke, im Delbrücker Lande; domkaxitularische in Atteln, Etteln, Lippspringe, Dahl, Bredenborn; von den Klöstern hatte Abdinghof Eigenbehörde in Kirchborchen, Harocausen in Scherjede, Uebrigens herrschte hinsichtlich der gutsherrlichen Lasten zwischen dem Meier und dem Eigenbehörigen kein großer Unterschied. Bei den Abgaben ist zu unterscheiden zwischen Landesabgaben und gutsherrlichen Abgaben. Die ersteren dienten hauptsächlich zur Deckung, der lausenden Reichs= und Kreislasten, zur Unterhaltung##d##s Militärs, zur Verzinsung und Abtragung der Ländesschulden, die am Ende der fürstbischöflichen Zeit mindestens 1⅛ Millionen Rtlr. betrugen. Um 1800 bestande solgende Landessteuern: 1. Die Landschatzung, erhaben nur vom dritten Stande, von den Bürgern und Bauetzu. Sie brachte jährlich 83.000 Rtlr. 2. Korfschatz, erhoben v#n allen Ständen. Im Jahre 1800 wurde für die vker folgenden Jahre bestimmt: Die Privilegierten und die Joden zahlen pro Kopf zwei Gulden, die übr##en 24Gr. Ter dritte Stand zahlte an Kopfsteuer zuletzt etwu. 24.000 Rtlr. 3. Das sog. Simplum, seit 1794 von den Peibilegierten allein erhoben in der Höhe von Rtlr. Hinsichtlich der gutsherrlichen Abgaben is zu bemerken, daß die meisten der von wirtschafteten Ländereien den Zehnten unterworfe Diese Abgabe allein stellte einen jährlichen 87000 Rtlr. dar. Die Fruchtabgabe betrug: Weizen, 53000 Sch. Roggen, 27000 Werncz Sch. Hafer. An Diensten wurden geleistet etwa Spanndienst= und 90000 Handdiensttage. Die Einkünfte der fünf Klöter Abdinghof, Böddeten, Hardehausen und Marienmünster betrugen g Rtlr., die jährliche Netto=Einnahme des Laud trug rund 5800..“* Domkapitels rund 33 Diese Zahlen“ ven eine beredte Sprache leuchten einigermaßen die materielle Lage ner 7 Landbevölkerung. Während die Kapitel und die soweit diese nicht den Bettelorden angehörten, lünfte besaßen, waren die Pfarreien im dotiert: eine Pfarre mit einer jährlig Naturalien=Einnahme von insgesamt 300. eine gute. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur Hebung des Schulwesens; insbeson der Normalunterricht eingeführt. Aber Besserung konnte schon deshalb nicht er Lehrer eine vollständig ungenugende * Einerzeit offiziös von England in Abrede gestellten in stuigen des Kapitäns Faber, daß eine Expeditionsari#ee von 160000 Mann zur Zeit der Marokkotrise verei gewesen sei, nach dem Kontinent zu gehen, und ferne, daß die englische Kriegsleitung nicht geist, im Kriegsfalle die von Englandemit garantierte belgische und holländische Aufra ität zu reivektieren, die von der eng lischen Prsse stets als von Deutschland bedroht hin=geitellt wi d. Jur Lage am Balkan. Di= Verluste des zweiten Balkantrieges. Die Dresdner Neuesten Nachrichten lassen sich aus Belgred schreiben: Nach amtlichen serbischen Quellen haben heue die Gegner, trotzdem es zu keiner Haupt ge ommen ist, an Toten und Verwundeten, einschließlic der durch die Cholera umgekommenen Mannschaften, verloren: Bulgarien 70000 Mann, Ser bien 4000 Mann, Griechenland 30000 Mann, Montenegro 10 000 Mann. Somit hat dieser Krieg innerhalb eines Monats bereits 150000 Opfer gefordert. Diese Zahlen stehen in gar keinem Verhältnis zu den Opfern im ersten Balkankriege, der während der ganzen Kriegsdau etwa 400000 Mann, die Türken eingerechnet, an Toten und Verwundeten gekostet hat. Auf das Konto von Grausamkeiten und Bestialitäten an den am Kriege völlig unbeteiligten Bewohnern der strittigen Gebiete, wie sie von allen Seiten verübt worden sir d, kommen wenigstens nochmals 100 000 Opfer. Di Zahl der vernichteten Albanier wird sich niemals mit Sicherheit feststellen lassen. Alles in allem dürften die Balkankämpfe vom Herbst vorigen Jahres bis jetzt ai Toten und Verwundeten drei Viertel Millionen Renschen gekostet haben, von denen nicht weniger al: 350 000 bis 400000 Todesopfer sein werden. Die Verständigungsversuche. * Mitmer Tontschew erklärte dem Korrespondenten der„Frankf. Ztg., daß ein Einvernehmen 54s Greitag sicher erreicht sei. Bulgarien habe ein der Kau allafrage schließlich nachgegeben unter ausdrücklichem Brotest im Hinblick auf die endgültige Entscheidung durch eine internationale Konferenz. Dort müsse sich das Schicksal Bulgariens tatsächlich entscheiden, und es würe vielleicht über die Grenzen mit Serbien eine Aendei ing erzielt. Tontschew meinte, hätten die Serben wirflich gesiegt, so wären wir nicht so hartnäckig. Au keinen Fall törnen wir die Struma, wie vorgeschlagen, als Grenzlinie annehmen. Dienstan vormittag fand eine Zusammenkunft des Ministerpräsidenten Majorescu mit der bulgarischen Delegation statt. Alle Versuche, die Griechen und Serben zu größerer Nachgiebigkeit zu bestimmer, scheitern an der Ueberzeugung, daß Bulgarten vollständig unfähig sei, Widerstand zu leisten. In der heu gen Zusammenkunft sollte Majorescu den Bulgaren a raten, nachzugeben im Vertrauen darauf, daß verschiet ne europäische Mächte, darunter Oesterreich und Englank sich für sie interessierten. Der Friedensverirag„dürfte wahrscheinlich Freitag unterzeichnet werden.“ Vei dem Vorbehalt der Mächte, den Vertrag zu revivieren, wird die Konferenz stillschweigend Kennimis nehrnen. Prinz Georg von Schaumburg=Lippe Fürst von Albanien? Wiei, 6. Aug.(Drahtb.) Dem Ministerium des Aeußeren nahestehende österreichische Zeitungen melden, daß die Personalfrage über den Fürsten von Albanien im Sinne des Dreibundes gelöst sei. Zum Fürsten von ilbanien sei Prinz Georg von SchaumburgLivpe, der alteste Bruder des Fürsten von Schaumburg=Lippe, estimmt worden. Prinz Georg ist gegenwärtig preußischer Oberleutnant im Leibkürassierregiment„Großer Kurfürst“ mmer noch Verschleppung! N.= Buka##est, 6. Aug.(Wiener Korr.=Büro.) Da auch die gest ige Konferenzsitzung, die bloß formellen Fragen gewi met war. keine Annäherung des Standpunktes der Kriegführenden brachte, sind unterrichtete Kreise der Ansicht, daß Bulgarien die von den Verbündeten uletzt vorgeschlagenen Grenzen mit eotl. eintretenden 2 enderungen annimmt, gleichzeitig aber die Gültigkeit der Butarester Vereinbarungen von der Annahme der 9 ächte abhängig macht. Es ist noch un bestimmt, in velcher Form der bulgarische Vorbehalt abgefaßt wird. Er kann entweder in den Friedensvertrag oder in ein Sitzungsprotokoll aufgenommen werdenMan hegt die Erwartung, daß ein Widerstand der Verbündeten gegen den bulgarischen Vorbehalt durch den Einftuß Rumäniens behoben wird, dessen wich tigstes Ziel nach Erfüllung seiner Sonderwünsche die Beendigung des Krieges ist. Die militärische Lage sowie sein moralisches Gewicht lassen nach hiesiger Annahme vermuten, daß die Verbündeten den diesbezüglichen Wünschen Rumäniens entsprechen werden. Die Türkei für die Autonomie Mazedoniens. Rom, 6. Aug.(Drahtb.) Wie aus türkischer Quelle bekannt wird, ist eine etwa 100 000 Mann starke Armee aus rem Vormarsche nach Saloniki begriffen. Die Türkei scheint auf die Autonomie Mazedoniens hinzuarbeiten. Die Urteilsbegründung im Kornwalzer=Prozeß durch den Vorsitzenden besagt: „Die Tatsachenfeststellung des Gerichts war erheblich erschwert durch das Verhalten des Zeugen Brandt, welcher in der Voruntersuchung ganz genaue Angaben gemacht hatte, in der Hauptverhandlung aber versagtt, angeblick wegen Gedächtnisschwäche. Das Gericht geht wohl nicht fehl, wenn es der Ansicht ist, daß die Gedächtnisschwäche nicht existiert, und hat die Ueberzeugung gewonnen, daß Brandt in der Voruntersuchung durchweg die Wahrheit gesagt hat. Deshalb konnte das Gericht diese Bekundungen für das Urteil benutzen. Brandt hat seine Aufgabe für Berlin dahin aufgefaßt, um jeden Preis Nachrichten für seine Firma einzukammeln. vornehmlich auf dem Gebiete der Konkur„xenzurene. Es muß auffallen, daß er bei der Wahl keinetz Freunde gerade auf wiche Leute traf, die bei Ven in Betracht kommenden Behörden tätig waren. Er verskanden, jeden Angeklagten in seiner Weise zu behandeln und sie für seine Zwecke gefügig zu machen. Krieusgerichtsraf Cörrens geht dann auf das Verhalten ber einzelnen Angeklagte„. An Tilian hat sich' Brandt im Jahre 1906 g21. Brandt hat * send ist folgende Aeußerung eines Paderborner InEinen#nns dem Jahre- 1791:„Die meisten Schuldienste im Pande, etwa 3—4 ausgenommen, tragen jährlich 10 bie 10##tl ein, weit über oie Hälfte stehen unter 30 geschah auch zur Verbesserung der RechtsEslege. Aber trotz aller Verbesserungen lauten die Urzeile über„„ Gerichtswesen der fürstbischöflichen Zeit, Aber die Patrimonialgerichtsbarkeit, durchweg A#günstig (Fortsetzung folgt.) M TGFNN 4. /18#9— Jas 28 ihm gesagt, Krupp müßte auch über die Konkurrenzpreise unterrichtet werden. Der junge Unteroffizier ist darauf hereingefallen, und Brandt hat schließlich alles erfahren, was er wollte, auch über die Verteilung der Munitionsaufträge. Schleuder, Hinst und Schmidt haben zu einer großen Reihe von Kornwalzern das Material geliefert, das zu einem großen Teil im Interesse der Landesverteidigung nicht bekannt werden durfte. Bei den Angeklagten von der Artillerieprüfungskommission ist Brandt zu demselben Ziele gelangt. Droese, Hoge und auch Pfeiffer haben ihm geheimes Material geliefert. Pfeiffer hat ihm insbesondere die Etatsauszüge in die Hände gespielt. Bei sämtlichen sechs militärischen Angeklagten liegt Ungehorsam gegen Dienstbefehle vor. Es liegt nicht klar, ob Tilian von Brandt Geldgeschenke oder nur Darlehen erhalten hat. Die Freihaltung in Lotalen charak terisiert sich aber als Bestechung. Schleuder, Hinst und Schmidt haben bares Geld angenommen in dem Bewußtsein, Entschädigung für ihre Lieferungen zu erhalten. Bei Droese besteht der schwere Verdacht, daß er sich durch den Anspruch auf eine Anstellung bei Krupp zur Preisgabe von Geheimnissen entschlossen hat. Bei Pseiffer konnten wir feste Unterlagen für seine Verfehlungen erst seit Dezember 1910 feststellen. Wahrscheinlich hat er aber schon vorher Brandt Mitteilungen aus dem Kriegsministerium gemacht in dem Bewußtsein, daß die ihm von Brandt gewährten Vorteile in ursächlichem Zusammenhange damit ständen. Damit ist der Tatvestand der Bestechung gegeben. Die Angeklagten haben sich auch des Verrats militarischer Geheimnisse schuldig gemacht. Wenn auch Krupp beinahe in alles, was das Artilleriewesen betrifft, vom Kriegsministerium eingeweiht worden war, wenn ferner Brandt eingehende Kenntnis von diesen geheimen Mitteilungen hatte, so durften die Angeklagten doch das Material, das im Interesse der Landesverteidigung geheim war, und das in den Händen einer fremden Macht Unheil hätte anrichten können, nicht preisgeben. Sämtliche militärische Angeklagten sind des Angehorsams schuldig. Materieller Schaden für das Reich ist nicht entstanden. da Krupp wegen des Inhalts der Kornwalzen eine Erhöhung der Preise nicht hat eintreten lassen, aber dadurch, daß der Abgeordnete Liebknecht im Reichstage von einem Panama sprach, ist das Ansehen des deutschen Heeres, das nach der Auffassung des In= und Auslandes gewissen Machenschaften, wie sie anderen Ländern nachgesehen werden, nicht zugängig ist, schwer geschädigt worden. Von einem Panama kann man allerdings nicht sprechen, da sich nur drei Unteroffiziere und ein mittlerer Beamter schuldig gemacht haben. Die Angeklagten haben also diese Schädigung des Ansehens des deutschen Heeres verschuldet. Bei der Bestechung wie bei dem Ungehorsam handelt es sich um eine fortgesetzte Handlung. Bei der Strafabmessung hat das Gericht erwogen, daß die Angeklagten durch das gewandte Auftreten Brandts zweifellos sehr bearbeitet worden sind. Ferner ist zu berücksichtigen, daß sie sich, abgesehen von dieser bedauerlichen Entgleisung, gut und vorzüglich geführt haben. Bei Tilian hat das Gericht lange erwogen, ob nicht auf Festungshaft erkannt werden konnte, da er kein bares Geld angenommen hat. Bei Tilian, Schleuder und Hinst mußte auf Dienstentlassung erkannt werden, da diese Angeklagten nicht mehr im Range von Zeugoffizieren bleiben können. Bei Schmidt, der kein ehrloser Mann ist, hat das Gericht von einer Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes Abstand genommen und nur auf Degradation erkannt. Pfeiffer, der sich der Bestechung schuldig gemacht hat, konnte auf Grund der bestehenden Gesetzesvorschriften nicht mit Dienstentlassung bestraft werden. Er ist auf die Dauer eines Jahres als zur Bekleidung öffentlicher Aemter untauglich erklärt worden. Die Untersuchungshaft hat das Gericht bei keinem der Angeklagten in Anrechnung gebracht.“ Die Angeklagten nahmen den Spruch des Gerichts und seine Begründung gefaßt entgegen. Pfeiffer legte gegen das Urteil Berufung ein, die übrigen Angeklagten behielten sich eine Erklärung vor. Späterhin haben alle Angeklagten, mit Ausnahme von Dröse, der das Urteil annimmt, ihren Verteidigern den Entschluß bekanntgegeben, gegen das Urteil des Kriegsgerichts Berufung an das Oberkriegsgericht einlegen zu wollen. Generalversammlung des Altertumsvereins. G Paderborn. 6. Aug. Das Gedenken an die große Zeit vor 100 Jahren beherrschte auch die diesjährige Generalversammlung des Altertumsvereins, die in das Weinrestaurant der Ausstellung berufen war. Die Beteiligung war dermaßen zahlreich, daß das Lokal für die Erschienenen bei weitem nicht ausreichte. Der Direktor, Prof. Dr. Linneborn, eröffnete die Sitzung mit geschäftlichen Mitteilungen, aus denen u. a. hervorgeht, daß der Verein, Abteilung Paderborn, zurzeit 568 Mitglieder zählt, die Sonderabteilung Brilon hat rund 80 aufzuweisen. Das Museum des Vereins ist neu eingerichtet und wird in nächster Zeit wieder eröffnet werden. Zum Rendanten des Vereins wurde Kaufmann Wameling gewählt, in den erweiterten Vorstand Dr. LeineweberBrilon, Pfarrer Hüttemann=Büren und Professor Kork=Warburg. Sodann begrüßte der Direktor sämtliche Teilnehmer, unter ihnen besonders den Landeshauptmann Dr. Hammerschmidt=Münster, Regierungspräsidenten v. Bake=Arnsberg, Museumsdirektor Prof. Dr. Geisberg=Münster, den Vertreter der Stadt, Bürgermeister Müller, die Vertreter beider hiesigen Regimenter, Dompropst Prälat Dr. Woker, Landgerichtsdirektor Nordbeck, Generalvikar Klein, Geheimrat Dr. Hense, Pfarrer Hartmann, sowie die sonstigen Vertreter der Behörden. Den ersten Vortrag hielt Prof. W. RichterPaderborn über die Paderborner Verhältnisse vor 100 Jahren und entwarf dabei den geschichtlichen Verhältnissen entsprechend ein im wesentlichen trübe gezeichnetes Bild. Da der Vortrag von allgemeinem Interesse für weite Kreise ist, werden wir ihn in den nächsten Tagen mit gütiger Erlaubnis des Redners vollinhaltlich zum Abdruck bringen. Den zweiten Vortrag hielt Prof. Dr. Th. Grobbel über die Freiheitskriege, besonders nach der strategischen Seite hin. Der Vortragende setzt im ersten Teile seines Vortrages die Gründe für das Emporkommen Napoleons auseinander und führt im zweiten Teile die hauptsächlichsten Phasen des Freiheitskampfes gegen ihn den Zuhörern vor das geistige Auge. Er zeichnete den alten Staat des 18. Jahrhunderts und den neuen Staat der französischen Revolution. Insbesondere wird dem alten Kriegswesen mit seiner Ermattung surategie, seiner Maga zinalverpflegung und Lineartaktik das neue, auf dem neuen französischen Staate sich aufbauende Kriegssystem mit der Requisition und Tirail leurtaktik gegenübergestellt. Die dadurch erst emöglichte Niederwerfungsstrategie hat recht eigentlich Rapoleon ausgebildet. Ihr verdankt er in erster Linie seine Erfolgi. So wird er Herr eines Riesenreichs, das sich über die eine Hälfte von Europa erstreckt. Im zweiten Teile seines Vortrags schildert der Redner den Freiheitskampf wider Napoleon, besonders den deutschen. Seit 1809, vor allem aber seit 1812, werden die Kräfte entfesselt, denen schließlich der erste Franzosentaiser erliegt. Auf der Pyrenäenhalbinsel findet die französische Tirailleurtaktik in dem Kleinkriege der irregulären spanischen Volksaufgebote, verbunden mit der Ermattungsstrategie Wellingtons, den schärfsten Widerstand. In Rußland versagt 1812 die Requisition. 1813 steht der Niederwerfungsstratege Gneisenau der einzige auf verbündeter Seite, auf gegen den Niederwerfungsstrategen Napoleon. Da auch das gesamte preußische Heerwesen inzwischen dem französischen nachgebildet und der preußische Staat durch Stein reformiert und neu erstarkt ist durch die Erwecung der schlummernden Volkskräfte, so gelingt es endlich, Navoleon niederzuringen und die Fremdherrschaft abzu schütteln. An geeigneter Stelle wird der Neuschöpfung der Landwehr, des Landsturms und der Freiwilligen Jäger gedacht. Ueberhaupt ist der Vortragende bestrebt, die entscheidenden Faktoren jedesmal ins rechte Licht zu rücken und den Verdiensten all der Großen gerecht zu werden. An einer Reihe von Beisoielen wird insbesondere die Niederwerfungsstrategie Gneisenaus im Lichte der Geschichtsforschung vorgeführt. Zum Schluß gedenkt der Redner der außerpreußischen Deutschen an dem Freiheitskampfe. Beide Vorträge wurden von verdientem lebhaften Beifall begleitet. An die Generalversammlung schloß sich das im Hauptrestaurant stattfindende Festessen an, dessen Teilnehmerzahl 100 erheblich überstieg. Während des Essens erinnerte der Direktor des Vereins, Prof. Dr. Linneborn daran, daß das Ehrenmitglied Geh.=Rat Jentzsch in Charlottenburg, früher Landrat hierselbst, dem Verein neulich zwei Kaiserdenkmünzen zum 25jährigen Regierungjubiläum zum Geschenk gemacht habe, auf deren einer die Göttin Pallas Athene mit Schwert und Lanze bewaffnet, im heiligen Haine der Künste dargestellt ist. Das sei ein sehr schönes Sinnbild der Regierung unseres Kaisers, der stets tätig gewesen sei, das Reich durch scharf geschliffene Waffen stark zu machen, aber viel lieber weile in dem Haine der Künste, deren Ideale der Verein zu fördern bestrebt sei. Der Redner erinnerte an die Worte, die der Kaiser über die Aufgaben der Geschichtsforschung in Göttingen gesprochen habe, ferner an die Worte des Kaisers im Münster zu Aachen, wo er Die Krone des alten Reiches der Krone des neuen Reiches, geschmiedet auf den Schlachtfeldern, einander gegenüberstellte, er suche die Zusammenhänge der Geschichte auf, pflege die Erinnerungen aus der großen deutschen Vorzeit in der Erneuerung der Marienburg, der Wartburg, dem Aufbau der Hohkönigsburg, in dem Ausbau der religiösen Gebäude, so in Aachen, in Maria Laach, er gebe neue Anregungen, wobei er in seinem kunstsinnigen Herzen das Alte und das Neue zu verbinden wisse, ihm zunächst verdanken wir die Anregungen zur Denkmalspflege und zum Heimatschutz; er sei unser, der Geschichtsfreunde, weil er uns voranleuchte mit dem Beispiele, dem wir nachstreben wollen; er sei unser, weil er den Frieden wahre, in dem Kunst und Wissenschaft gedeihen können; er sei unser, weil er unserem Lande vorsteht als wahrer Vater des Vaterlandes. Begeistert erklang das Hoch auf Se. Majestät. Realschuldirektor Reismann wies darauf hin, daß Kunst und Wissenschaft für ihre idealen Ziele der materiellen Förderung bedürfen, und hob hervor, wie die Provinz Westfalen und die Stadt Paderborn dem Vereine stets nach dieser Richtung ihre Unterstützung hätten zuteil werden lassen. Diesen beiden galt sein Hoch. Landeshauptmann Dr. HammerschmidtMünster erinnerte an die vorher gehörten Worte von Prof. Richter, wie schwer der Steuerfiskus auch auf dem Paderborner Lande geruht habe. Ohne Steuern gehe es nicht, aber wenn Steuern gezahlt würden, frage man danach, wie sie zur Verwendung gelangten, und wenn diese Verwendung die Zustimmung der Steuerzahler fände, so zahlten sie gern. Das Geld, das die Provinz und die Stadt Paderborn für den Altertumsverein aufwende, sei auf das Beste angebracht, und er hege die Ansicht, daß, wenn der Oberbürgermeister eine Steuererhöhung von 2 Prozent für die Zwecke eines Museumbaues des Altertumsvereins fordere, so würden die Stadtverordneten dem zweifellos zustimmen.(Heiterkeit.) Zu seiner, des Redners, Aufgabe gehöre auch die Unterstützung von Kunst, Wissenschaft und Heimatpflege; er werde mit Freuden das Seinige tun und dafür sorgen, daß die Provinz Westfalen ihr schon bejahrtes Kind, den Altertumsverein, nicht vergessen werde.(Beifall.) Wenn jetzt der alte Freiherr vom Stein wieder in das Paderborner Land käme, so würde er sagen, es sähe jetzt doch ganz anders aus wie zu seiner Zeit. Das Paderborner Land habe in den letzten Jahrzehnten Tüchtiges geleistet auf dem Gebiete insbesondere der Wissenschaft, Kunst und des Gewerbefleißes, das beweise diese ausgezeichnet arrangierte und geleitete Ausstellung, die einen erstklassigen Eindruck mache und beweise, daß Paderborn eine weitere gesegnete Entwicklung vor sich habe. Auf das Blühen und Gedeihen des Paderborner Landes und des Altertumsvereins leerte er sein Glas. Bürgermeister Müller=Paderborn gedenkt der Frauen und Jungfrauen der Stadt und bringt verschiedene Beispiele vor, wie vor 100 Jahren die Paderbornerinnen treu zum Vaterlande gehalten und stets fest auf ihren Posten gestanden haben. Ihnen galt sein Hoch. Geh.=Rat Prof. Dr. Hense gedenkt der Herren, denen das Gelingen der Generalversammlung und der Kunstausstellung im wesentlichen zu verdanken ist: des Direktors Prof. Dr. Linneborn, des Historiographen Paderborns W. Richter, des Prof. Th. Grobbel, an dem, wie wir soeben gehört, ein Generalstabschef verloren gegangen sei, Prof. Dr. Tenckhoff, Kaplan Fürstenberg, Prof. Dr. Fuchs, die durch Vorträge usw. für den Verein so Bedeutsames geleistet. Wie die Generalversammlung hatte das Festessen, bei dem die ausgezeichneten Leistungen des Restaurateurs Jos. Kemper nicht unerwähnt bleiben dürsen, den besten Verlauf. Unter Führung von Prof. Dr. Fuchs wurde sodann die Kunsthalle von den Teilnehmern, denen sich viele Herren und Damen aus der Stadt anschlossen einer eingehenden Besichtigung unterworfen. Vermischtes. Danzig, 5. Aug. Der durch das Automobil des Prinzen Friedrich Karl von Preußen schwerverletzte Stotrat Otto Oestrich ist heute nachmittag, ohne ds Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. V' Flammentod. Regensburg, 5. Aug. In der vergangenen Nacht brante eine Schreinerei nieder, wobei eine Frau den Flammentod fand. Ein Schutzmann erlltt vor Schreck einen Schlagaufall und war sofort tot; zwei Personen wurden schwer verletzt. * Um 32 Millionen geschädigt. Paris. 6. Aug. Der Flugzeugfabrikant. Deverdussin ist verhaftet worden. Die Verhaftung erfolgte auf die Strafanzeige des Präsidenten der Bank Comptoir Industriel Cet Colonial, für deren Rechnung Deperdussin seit etwa 16 Jahren die Seidenankäufe und=verkäufe im Betrage von 4 Millionen vorgenommen hatte. Deperdussin soll durch fiktive Käufe und Verkäufe die genannte Bank um 32 Millionen Franken geschädigt haben. Es heißt, daß noch mehrere andere Banken gegen Deverdussin strafrechtlich vorgehen wollen, der sie auf ähnliche Weise wie das Comptoir Industriel et Colonial um 7 bis 8 Millionen geschädigt haben soll. Deverdussin hat das Geld teilweise zur Errichtung von Flugzeugfabriken und Fliegerschulen sowie zum Ankauf von Flugplätzen verwendet. Er lebte auf sehr großem Fuß und genoß namentlich in Sportkreisen das beste Ansehen. Erst vor kurzem stiftete er einen Preis von 100000 Franken für das Gordon=Bennett=Rennen. Der Aeroklub wird zweifellos die bei ihm für diesen Zweck hinterlegten Wertvapiere dem Gericht übergeben. Deperdussin soll nach einem mehrstündigen Verhör seine Schuld gestanden haben. Der Untersuchungsrichter erklärte, daß gegen ihn die Anklage des Betruges, der Fälschung und des Vertrauensbruches erhoben werde, worauf Deverdussin nach dem Untersuchungsgefängnis abgeführt wurde. □ Zu dem Grubenunglück in Pennsylvania. Newyork, 3. Aug. Ueber die gestrige Explosion auf der East Brookside=Kohlenzeche bei Pottsville im Staate Pennsylvania wird heute gemeldet, daß die Zahl der Todesopfer sich im ganzen auf 18 beläuft. Das Unglück ist auf die vorzeitige Explosion eines Sprengschusses zurückzuführen, bei der 13 Bergleute ihr Leben verloren. Sofort ging eine aus fünf Mann bestehende Rettungsmannschaft nach der Unglücksstelle ab. Gerade als die Kolonne auf der Unglücksstelle ankam, ereignete sich eine zweite Explosion. Wlle fünf Retter wurden getötet. = Ein Triptychon für 800000 Frcs. vom Louvre angekauft. Das berühmte Triptychon des Herzogs von Westminster von dem Maler Roger von der Weyden ist vom Louvre für 800000 Frcs. angekauft worden. Dies ist der höchste Preis, den der Louvre je für ein Bild gezahlt hat. Das Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde, dessen Mittelbild Christus mit der hl. Jungfrau und iden Evangelisten Johannes zeigt. Auf dem rechten Flügel befinden sich Maria Magdalena, auf dem linken Johannes der Täufer. Das Gemälde befindet sich jetzt im Besitz der Lady Guest. Letzte Nachrichten u. Drahtberichte. w Petersburg, 6. Aug.(Drahtb.) Die Deputation des Paderborner Husarenregiments und die franzosische Militärmission wohnten der Kaiserparade und der Galaoper in Krasnoje Sselo bei. Der Kaiser wieder auf deutschem Boden. w Swinemünde, 6. Aug.(Drahtb.) Beim Einlaufen der Kaiserflottille in den Hafen stand der Kaiser auf der Kommandobrücke der Hohenzollern und dankte andauernd für die stürmischen Kundgebungen des tausendköpfigen Publikums. Gegen 10 Uhr begab sich der Kaiser mit Gefolge und den Gästen bei der Nordlandsfahrt in Automobilen nach Ahlbek, um den Gästen das Kinderheim zu zeigen. w Swinemünde, 6. Aug.(Drahtb.) Der Kaiser wurde in Ahlbek von der Oberin des Kinderheims empfangen. Der Kaiser besuchte die Anstalten, nahm eine Kostprobe des Essens und besuchte die Sandburgen der Kinder am Strande. Der zweite Krupp=Prozeß. c Braunschweig, 6. Aug.(Drahtb.) Wie die „Braunschw. Landesztg.“ hört, wird der zweite Krupp=Prozeß in der ersten Septemberwoche vor der Strafkammer in Berlin=Moabit stattfinden. Die Zeugenvorladungen sind bereits ergangen. Es sind 23 Zeugen und 5 Sachverständige geladen. Die Anklage richtet sich gegen sämtliche Mitglieder des Direktoriums der Firma Krupp und gegen den früheren Berliner Vertreter Maximilian Brandt. Für die Verhandlung sind vier Tage vorgesehen. Oesterreichische Heereverstärkungen. w Wien, 6. Aug.(Drahtb.) Der Militärischen Rundschau zufolge dürfte die von der Kriegsverwaltung in Anspruch zu nehmende Erhöhung des Rekrutenkontingents sich innerhalb der Ziffern von 36.000 bis 40000 Mann bewegen, wovon etwa 20000 auf das Heer, 2000 auf die Kriegsmarine und je 8000 auf die beiden Landwehren entfallen. Deutsche u. französische Truppen friedlich Auge in Auge. V Paris, 6. Aug.(Drahtb.) Aus Remirémont wird der Agence Havas gemeldet: Das 15. Jägerbataillon befand sich gelegentlich eines Uebungsmarsches an der Grenze bei Honeck plötzlich einem Bataillon des 171. Infanterieregiments in Colmar gegenüber. Die beiden Truppenabteilungen erwiesen einander die Ehrenbezeugungen, worauf das französische Bataillon defilierte, während das deutsche Bataillon mit seinen Maschinengewehren mehrere Salven abgab. Auf die zahlreichen Touristen machte die Szene einen tiefen Eindruck. Die dreijährige Dienstzeit. w Paris, 6. Aug.(Drahtb.) Der Senat nahm mit 245 gegen 48 Stimmen den Artikel 6 des Dreijahrgesetzes an, der die Einstellung der Zwanzigjährigen in die Armee gestattet. Ferner nahm er den Artikel an, der bestimmt, daß die Jahresklasse 1913 in der zweiten Hälfte des November eingestellt werden soll. V Paris, 6. Aug.(Drahtb.) Der Senat nahm heute vormittag den Artikel 18 des Militärgesetzes an. der die Dauer der aktiven Dienstzeit auf drei Jahre festsetzt. Präsident d' Arriaga tot? K. Madrid. 6. Aug.(Drahtb.) Das vortugiesische Konsulat in Sevilla erklärt, der Präsident von Portugal sei bereits vor drei Tagen gestorden. Die Regierung halte den Tod geheim und habe die Leiche beschlagnahmt.(Das Ausbleiben sonstiger Nachrichten über den Präsidenten ist verdächtig. Mitteilungen aus dem Palast Belem bei Lissabon versichern dagegen, daß die Todesgerüchte über den Präsidenten Arriaga vollständig erfunden seien. Es sei vielmehr eine Besserung in dem Befinden des Präsidenten zu verzeichnen.) Die Mittelmeerflottenfrage im Oberhause. *= London. 6. Aug. Im Oberhause lenkte Carl of Selborne die Aufmerksamkeit auf die Seepolitik der Regierung. Er beklagte sich darüber, daß im Jahre 1915 das Deutsche Reich 26 Dreadnoughts haben würde, während Großbritannien ausschließlich der Schiffe der Dominions(Canada 2c.) 39 besitzen würde. Im Mittelmeer ständen 13 italienische und österreichische Schiffe gegen 4 englische Schiffe. Es bestände aller Grund zu glauben, daß Oesterreich=Ungarn und Italien ihr Schiffbauprogramm erweitern würden, so daß im Jahre 1916 — Dreadnoughts haben. Es sei möglich, daß Oesterreich Ungarn und Italien ihre Flottenbestände im Mittelmeer vergrößerten, aber Frankreich habe im Mittelmeer eine Flotte, die beinahe so groß sei, wie die Flotten dieser beiden Länder zusammen.„Was die Dreadnoughts im Mittelmeer betrifft, so kann man die Gestaltung nicht voraussehen. Es ist möglich, daß eine Vereinigung von Oesterreich=Ungarn, Italien und dem Deutschen Reiche gegen dieses allein dastehende Gebiet stattfinden wird. Aber wenn solche Dinge an mich herantreten, so hin ich geneigt, ein Wort Moltkes zu wiederholen. Alls jemand zu ihm sagte, er habe das deutsche Heer organisiert und habe eine Armee zustande gebracht, die sich wohl gegen zwei Mächte verteidigen könne: aber was solle geschehen, wenn eine dritte Macht sich mit diesen verbinde? Da erwiderte Moltke:„Ich werde dies der Vorsehung überlassen.“ Es ist unmöglich, für jede Zufälligkeit im voraus Sorge zu tragen. Die größte Quelle unserer Stärke ist unsere finanzielle Stellung. Unsere industrielle Ueberlegenheit bleibt unsere Einnahmequelle, und wenn diese nicht gesichert wäre, so würde die Ueberlegenheit unserer Flotte gefährdet sein.“ Mit den malaischen Schiffen würden vier Kriegsschiffe für das Mittelmeer verfügbar sein, die zusammen mit den anderen benutzbaren Hülfsquellen die Mittelmeerflotte gleichwertig machen würden. In einer kurzen Rede, in der er die Ergebnisse der Aussprache zusammenfaßte, sagte Carl of Selborne, die Tatsachen, die er vorgebracht hätte, seien unwiderlegt geblieben. 1915 würde Großbritannien nur vier moderne Schiffe im Mittelmeer haben. Er würde nie mals damit einverstanden sein, daß Großbritannien im Frieden oder im Kriege allein von der französischen Flotte abhänge. Großbritannien müsse um der Ehre des Königreichs willen und zur Sicherung seiner Interessen eine starte Macht im Mittelmeer haben. Das erste Luftschiff in Konstantinopel. W Konstantinopel, 6. Aug.(Drahtb.) Der in Deutschland gekaufte Parsevalballon führte gestern nachmittag seine erste Fahrt über die Stadt aus, die bisher noch kein Luftschiff gesehen hatte. Die Friedensverhandlungen am Balkan. W. London, 6. Aug.(Drahlb.) Wie das Neutersche Büro erfährt, erwartet die rumänische Regierung, daß ein Uebereinkommen zwischen den Kriegführenden morgen zustandekommen wird, und zwar im Hinblick darauf, daß der Waffenstillstand nicht über Freitag verlängert wird. Rumänien wird darauf dringen, daß Griechenland seine Ansprüche auf Kawalla und einen Teil des Hinterlandes aufgibt, und daß Serbien auf Radowitza, Strumitza und Kotschana verzichtet. Friede am Balkan. w Bukarest, 6. August.(Drahtb.) Der Friede ist geschlossen. Zur Lage in w Hongkong, 6. Aug.(Drahtb.) Nach Nachrichten aus Kanton ist vor dem Osttore der Stadt eine Schlacht im Gange, an der zwei Divisionen beteiligt sind. Kleine Nachrichten. 5 Köln, 6. Aug.(Drahtb.) Heute morgen gegen ½10 Uhr unternahm das Luftschiff Z. II eine Uebungsfahrt, es mußte aber wegen heftiger Winde eine Not landung vornehmen. Es wurde jedoch so heftig hinund hergeworfen, daß das Kommando„Loslassen“ gegeben werden mußte. Das Luftschiff erhob sich wieder, und ein Soldat, der das Haltetau nicht rechtzeitig losgelassen hatte, wurde mit emvorgehoben. In 200 Meter Höhe gelang es der Mannschaft des Luftschiffes, den Soldaten in die Gondel zu ziehen. w. Christiania, 6. Aug.(Drahtb.) Didens Tegn erhiekt heute ein Telegramm aus Spitzbergen vom 5. b. M. über die Hilfserpedition für Schröder=Stranz Das Telegramm gibt eine eingehende Darstellung über den Verlauf der Expedition, die aber von Schröder Stranz keine Spur gefunden hat. Sport. X Paderborn, 6. August. Zu unserer Mitteilung über den Banuerkampf der höheren Schulen Westsalens in Nr. 210 des „Wests. Bol.“ wird uns berichtet, daß Herr Engels Ol nicht 55, sondern 66 Punkte und außerdem 2 Ueberpunkte im Weitsprung (5,60 Meter) erzielt hat. Kriegespiel. Am Sonntag, 31. August, veranstaltet der Diemelgau unter Mitwirtung der Jugendvereine ein Kriegssriel, das zwischen Briion und Warburg stattfindet. Es werden zwei Parteien gebildet und zwar die Ostpartei blau und Westpartei(rot). Artillerie und Kavallerie wer den durch Flaggen martiert. Die Artillerie besitzt auf beiden Seiten Kanonenschläger als Geschosse. Führer der blauen Partei ist Lehrer Bangert=Rhoden. Es werden der blauen Partei zugeteilt die Turnvereine: Warburg, Natzun gen, Schersede, Rimbeck, Wethen, Rhoden, Wreren, ferner sämtlich: Jugendvereine dieses Bezirks. Die(blaue) Ost rartei hat den Auftrag, das Verladen von Vieh und Lebens mitteln, das an der Chaussee Wrexen=Westheim, Kilometer stein 80,8, zwischen 3 und 3 Uhr nachmittags am 31 August stattfinden soll, zu sichern und die Diemelbrücke bei Gut Billinghausen zu zerstören.— Führer der roten Partei ist G. Köhler=Niedermarsberg. Es werden der roten Partei zugeteilt die Turnvereine: Niedermarsberg, Ober marsberg, Hesperinghausen, Westheim, Giershagen, Pad berg, Madfeld, Beringhausen, sowie Jugendvereine die ses Bezirkes. Die rote Partei, die am Samstag, 30. August, mit der blauen Partei bei Brilon im Gefecht ge wesen ist und letztere zurückgeschlagen hat, hat die Verfolgung am gleichen Tage bis Beringhausen ausgenommen und dort Notquartier bezogen. Da nun durm Nirrouillen festgestellt ist, daß an der Chaussee Westheim=Wrexen von der blauen Partei eine Verladung von Vieh und Lebensmitteln stattfinden und die Diemelbrücke bei Gut Billing= hausen zerstört werden soll, erhält die rote Partei den Auftrag, die Verfolgung weiter aufzunehmen, das Zersprengen der Brücke und das Verladen von Vieh und Levensmitteln zu verhindern, eventl. die Vorräte in Besitz zu nehmen. Haupttreffen ist bei Rötlich und Billinghausen. Im Anschluß an das Gefecht findet ein allgemeines Abkochen, Konzert und Jugendspiele in der Nähe von Wrexen statt. Handels= u. Verkehrsnachrichten. Marktpreise in Paderborn am 6. August 1913. 100 Kilo Erbsen 30,00—36,00, Bohnen 32,00—36,00, Linsen 32.00—38,00, Kartoffeln 6,40—8,00, Heu 4.50—5.40, Stroh 3,80—4,10, ½/ Kilo Rindfleisch 0,85—0,90, Schweinefleisch 0,85—0,95, Kalbfleisch 0,90—0,95, Hammelfleisch 0,85—0,95, 4 Kilo Brot 1,00—1,10, 60 Stück Eier 4,50—4,80, ½ Kilo Butter 1.10—1,30, Speck 0,90—1,00. Köln, 6. Aug. Fruchtmarkt. Luzernbeu 6,50—7,00 Mk., Wiesenheu 5,00—5,60 Mt. Roggen=Breitdruschstroh 4,00 bis 4,40 Mk., Krumm= und Preßstroh 3.00—3,40 Mk. für 100 Kg. Köln, 6. Aug. Rüböl(in Posten von 5000 kg) vorr. 70.00 B., per Okt. 69,00 B., 68.50 G. Neuß, 6. Aug. Raps 1. Sorte## 28,00, 2. 00.00, 3. 00,00, geringere Sorten 10—20 Prozent billiger. Neuß, 6. Aug. Fruchtmarkt. Weizen la 21,60, IIa 20.60 W. Roggen euer la 17,20, IIn 16.20 M. Hafer la 17,80, IIa 16,50, IIIa 13,50## für 100 Kilogr. Wintergerste Ia 15,20, IIa 14,20 die 100 Kilo. Kartoffeln, neue, 3,00—4,00 K. Heu, altes 2,40—2,90. neues 2,40—2,60 26. Luzerner Heu, altes 3,40—3,90, neues 3,00—3,50# für 50 Ka. Krumm= und Preßstroh 11.00 W. Breitdruschstroh 13.00 M. Roggenrichtstroh 15,00 für 500 Kg. Kleie 5,50 für 50 Kilogr. Magdebura. 6. Aug. Zuckervericht. Kornzucker 88 Proz. ohne Sack 9,25—9,35. Nachprodukte 75 Proz. ohne Sack 0,00—0,00. Stimmung: Stetig. Brotraffinade 1 ohne Faß 00,00—00.00. Krystallzucker 1. mit Sak 00.00. Gem. Raffinade mit Sack 00,00—00,00. Gem. Melis I. mit Sad 19.12—19.25. Stimmung: Stetig. Rohzucker Transit 1. Produkt frei an Bord per Hamburg per August 9.32 Gd., 9,35 Br., per Sept. 9.87 Gd., 9,40 Br., per Okt. 9.42 Gd. 9.45 Er., per Okt.=Dez. 9.45 Gd., 9,47 Br., per Jan.=März 9.60 Gd., 9,65 Br., per Mai 9,77 Gd., 9, 0 Br. Behauptet. — Pferdemärkte in Essen=Nuhr. Der Herbstv'erdemarkt 1913 findet am 25. und 26. September auf dem mit direkten: Bahnauschluß versebenen Viebhof statt. Der Viehhof hat Stallungen für 1200 Pferde und Plätze jeder Art zum Vorführen der Pferde. Alles sonst an Geräten Erforderliche ist vorbanden. Neben den in erster Linie in Frage kommenden kaltblütigen Arheispferden (Belgier) werden auch Pferdre der übrigen Rassen, wie sie in landwirtschaftlichen Betrieben verwendet werden, sowie Luxuspferde jeder An gehandelt. Außerdem kommen Wagen, Geschirre und Zudebör zum Verkauf. Essen hat wegen seiner Eisenbahnverbindungen nach allen Richtungen und seiner Lage inmitten des Rhein.=Westfälischen Industriegebietes mit großem Besarf an Arbeits= und Luxuspserden einen sehr regen Marktverkehr. Die blsherigen Märkte waren sehr gut beschickt und hatten ein Hänoler wie Käufer durchaus befriedigendes Ergebnis. w Vereinigung der Rheinisch=Bestsälischen BandeisenWa#werke. In der in Köln abgehaltenen Sitzung wuro sestgestellt, daß die auf dem Eisenmarkt eingetretene Be lebung sich auch auf den Bandeisenmarkt ausgedehnt hat. Im Ausland haben die Preise bereits mertlich anziehen können. Im Inland zeigt lich mehr und mehr, daß ein starter ungedrater Beoarf vorhanden ist. Neue Preiserhöhung am Jutemarkt. Nachdem be reits am 19. Juli der Verein Teuticher Jute=Industrieller die Preise für Zutefabrikate erhöht hat, hat der Juteverband neuerdings die Preise für Hessians 320 um 1/10, für Hessians 215 um 3/10, für Tarpaulings, Sackings und Haggings um 1 Pig., für sämtliche Garne bis einschtießlich Nr. 1(. um 2 Mt. und für C=Grane, schwerer als Nr. 1 um 1 Mk. für den Doppelzentner erhöht. Saatenstand in Preutzen zu Anfang August 191.5. Nach der„Statistischen Korrespondenz" ergaben sich für den Stand der Saaten in Preußen zu Aufang August wenn gut 2 und 3 mittel bedeutet, folgende Durchschnittsnoten(die in Klammern befindlichen beiden Ziffern geven den Durchschnittsstand zu Anfang i 1913 an): Winterweizen 2.5(2,6 Königsberg Danzig Stettin Posen Breslau Berlin Magdeburg Halle Leipzig Dresden Rostock Hamburg Hannover Köln Frankfurt a. Mannheim München M. 1 29— 180 — (—5 1•— —168 Telegraphische Kurse der Berliner Börse vom 6. August 1913 mitgeteilt von der Bergisch-Märkischen Bank in Pederborn. 3% Reichsanleihe Preußische Consols 4% Preußische Consols Div. gestern heute Juni 1913 und Anfang Juli 1913 an): Winterweizen und 2,5), Sommerweizen 2,7(2,8 und 2,5), Winterspelz 5 G„ 1017„„„* K1 Sommevrann Matt. Matt. Berliner Produktenbörse. 6. August 1913. Weizen: Sept. 201.00, Okt. 201.25, Dez. 202 25. Roggen: Sept. 167.50, Okt. 168.00, Dez. 168.50 Hafer: Sept. 165.50, Dez. 168.00. Still. Mais am. mix.: Sept.—.—, Dez.—.—. G.schäftslos. Rüböl: Aug.—.—, Okt. 68.40, Dez.—.—. Geschäftslos. Weizenmehl: 24.50—28.75. Ruhig. Roagen mehl: 20.50—22.70. Still. (2,4 + Hamburg, 5. August. Am Kälbermarkt 1305 Stück Doppellender 114—129, 1. 112—117, 2. 104—110, 3. 91—100, geringste Sorte 80—88 M. Handel: ziemlich gut. Rest—.— Am Schweinemarkt 5000 Stück. Schwere 75, leichte 76—77, Sauen I 70—71, II 65—68 K. Handel: einigermaßen. Kurzer Getreide=Wochenbericht der Preisberichte stelle des Deutschen Landwirtschaftsrats vom 29. Juli bis 4. August 1913. Von schönem Wetter begünstigt haben die Erntearbeiten in der letzten Woche gute Fortschritte gemacht. Es kamen auch bereits vielfach Proben des neuen Gewächses an die Märkte, man wird indes gut tun, mit dem Urteil über den Ausfall noch zurückzuhalten, da man es diesmal mit sehr unterschiedlichen Qualitäten zu tun haben scheint. Was den Roggen anlangt, so gidt es neven schönem, vollem Korn mit hohem Naturalgewicht anscheinend auch viel kleinkörnige Ware, und häufig, besonders im Westen, sollen die ersten Ablieferungen in bezug auf Trockenheit manches zu wünschen übrig lassen. Bei dem jetzt herrschenden schönen Wetter hofft man aber, daß die weiteren Zufuhren bessere Beschaffenheit aufweisen werden. Die Verspätung der Ernte bringt es mit sich, daß die Arbeiten sich sehr zusammendrängen und daß die Landwirte wenig Zeit zum Dreschen finden. So kommt es, daß die Zuruhren sich in engen Grenzen halten und greifbare Ware sich knapp macht. Die alten Vorräte sind ziemlich aufgebraucht und in Berlin ergab die Bestandaufnahme Ende Juli ein Lager von nur etwa 1900 To. gegenüber 9000 To. im Vormonat. Die Mühlen warten überall auf die neue Ware, aber auch der Export regt sich, zumal Rußland infolge un günstigen Wetters mit Offerten zurückhält, sodaß der deutsche Roggen zuletzt konkurrenzvoller geworden ist. Die Käufe der Exporteure erstreckten sich nicht nur auf Deckungen gegen frühere Abschlusse, sondern auch auf neue Veipflichtungen für rasche Abtadungen. Weizen ist bisher nur ganz vereinzelt an den Markt gekommen. Soweit sich bisher übersehen läßt, scheinen die Qualitöten gut zu werden und man wird dann wohl aus Exportabzug rechnen dürfen, zumal Frankreich auch in dieser Saison auf fremde Hilfe angewiesen sein dürste und seine nordafrikanischen Kolonien nicht die erhofften Zufuhren bringen. Auch Italien wird zur Aufbesserung seiner teilweise unbefriedigenden Qualitäten fremden Weizen heranziehen müssen. Eine gewisse Stütze sano die Tendenz in der fester gewordenen Hal tung Amerikas sowie in russischen Berichten über ungünstiges Erntewetter. Hafer ist in alter Ware noch genügend vorvanden, doch handelt es sich dabei mein um geringe Qualitäten. Beisere Ware ist knapp und gesucht. Bezüglich der neuen Ernte gibe man sich keinen sonderlichen Hoffnungen hin, und demgemäß war die Stimmung für Lie erung überwiegend fest. Russische Futtergerste war bei zurückhaltendem Angebot fest und für vordere Sichten bis 5 Mark höher. Für Mais wirkten die ungünstigen Ernieaussichten Amerikas gleichfalls festere Haltung und lebhafteres Geschäft. Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttag wie folgt: Berg.-M. Bank Deutsche Bank Diskonto Com. Dresdner Bank Handelsgesellschaft Nationalbank Schaafhausen Petersburger Int. Hasb.k Russenbank Baltimore Canada Lombarden Gr. Berliner Straßenbahn Hamb. Pakett Hansa Nordd, Lloyd Dynamit Sctith Westafrica Bochumer Luxemburger Gelsenkirchen. Harpener Hohenlohe Laura Phönix Rheinstalll Rombacher 143,60s143. 245.00 183. 140.50 150.25 108.50 159.75 114.50 108. 58 13.0 200.75/200 151.581152,¼ 98.⅞ 99.75 216.75s216.25 26 164.75 140.00 140.75 293.502025 117.25 17.75 7057025 113.75114.50 219.75/22125 43.25145, 181, 5/81183.25 190.75101 48.2525 167, 3/8/168 253.25/255.25 156.2515 154,00 156.25 gestern heute 74,10 74.25 4.50 84.50 97.75 97.75 Div. gestern heute Edison Uebersee Elektr. Untern Schuckert Siem.& Halske Otavi Bielef. Masch Conc. Bergb. Fschw. Bergw. Essen. Steink. Cierresh. Glas Hasper öwe& Co. Mühlh. Bergw. 11 PPet. El. Betr Stanmn-Akt. dto. Vorz.„ Deutz. Gasm. Nähm. Koch Rh.-W'stf. Kalk Schubert& Salzer Verein. KölnRottw. Verein. Zupen & Wissen Westf.-Zemn. Wstf.Drahtind do. Drahturke Wicking Cem. 243.00 164.50 154.25 217.00 100,00 350.25 196.50 214.50s214.10 225.00s227.00 165.75/166.50 326.25 163.25 24 20 6 161,00 243.75 154.50 130.00 152.25 217.50 110,00 300.25 309,00 5825 325.00 103,7 8 1125.75126.30 11 1167.00/168.00 9 1132.00s132.00 184.50|184.50 168.001168.10 350.00/361. 00 333.75/334,00 17. 2.50117 107,0. 165.50 80.00 84.00 KX5 8730 64.50 Tendenz: fest. Zinsfuß der Reichsbank: 6. Lomb. 7. Berl. Privatdisk. 4 3/% Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„Westfälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulft.— Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolitischen um Handelsteil: Hermann Abels: für das Ausland, Soziale: und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpplitik und das: Feuilleton: i. V.: H. Abels: für Provinzielles und Josephlleitmann; für den Anzeigen- u. Reklameteil: Johlunes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für#ie Redaktion sind stets nur an diese(nicht an die einzelnen Redakteure) zu adressieren. ist die neue " Qualitäts: #s Cicarette Jetzt ist die richtige Zeit. Säuglit Sommer gefahrbringenden Kuhmilch das 50 Jahren stets bewährte Nestle'sche Kinde Dasselbe hat den Vorzug, niemals Ver zu verursachen, dagegen aber bereits b beschwerden sofort zu beseitigen. Die von Kinderarzte verfaßte Broschüre über die Pflege des Kindes versendet auf Wunsch unter Beifügung einer Probedose: Ne G. m. b. H., Berlin W 57. erprobte und seit ehl zu reichen. Nauungsstörungen stehende Magen einem berühmten Ernährung und itis und frunto e's Kindermehl, K Zwangs= Versteigerung. Freitag, den 8. d. Mts., nachmittags 5 Uhr werde ich in der Feldmark Großeneder ca. 2½ Morgen Roggen und ca. 1¼ Morgen Gerste öffentlich meistbietend gegen gleich bare Zahlung versteigern. Käufer wollen sich in er Wirtschaft Thiele daselbst einfinden. W.69 Warburg, 6. August 1913. 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Die Arbeiten und Lieferungen für Erweiterung des Schulzimmers in Merlsheim (Kreis Hörter), im ganzen veranschlagt zu 2500 Mk., sollen Keinem Lose vergeben werden. Angebots= Formulare sind gegen Erstattung der Schreibgebühren auf den Amtsbureau zu haben; daselbst ist auch der Bian einzusehen. 3035 Offerten sind bis zum 20. August 1913 dem Unterzeichneten einzureichen. 3035 Nieheim, 2. August 1913. Der Amtmann Hollmunn. Wir suchen: M224 verkäufliche an beliebigen Plätzen mit und ohne Geschäft behufs Unterbringung an vorgemerkte Käufer." Besuch durch uns kostenlos. Nur Angebote von Selbsteigentümern erwünscht. Vermiet= u. Verkaufs=Zentrale, Köln, Hansahaus. Die am 1. September 1914 pachtlos werdende Feld= und WaldJagdnutzung der Gemeinde Wulmeringhausen. Kreis Brilon, zur Größe von 478 Hektar, soll am Montag, den 18. August d. Irs., nachmittags 2 Uhr in der Gastwirtschaft des Herrn Wilhelm Plitt in Wulmeringhausen auf weitere 9 Jahre öffentlich meistbietend verpachtet werden. Die Haltestelle Wulmeringhausen der Staatsbahn Bestwig—Frankenberg liegt im Jagdrevier. Die Pachtbedingungen, welche nach dem gesetzlichen Verfahren festgestellt sind, werden im Termine bekannt gegeben. Das Jagdrevier hat einen guten Bestand an Rehwild; Wildschaden wird von der Gemeinde getragen. 2997 Wulmeringhausen, den 30. Juli 1913. Der Jagdvorsteher. Hester. Für den Neubau zweier Schuppen zur Aufbewahrung von Stall zelten im Sennelager sollen vergeben werden: Los I Erd=, Maurer=, Asphalt= u. Steinmetz arbeiten; Los II Zimmer=Arbeiten. Angebotsvordrucke, soweit vorrätig, sind beim Militärbauamt Paderborn, Neuhäuserstr. 58, gegen 0,70 Mk. für jedes Los erhältlich, wo auch die Bedingungen und Zeich nungen werktäglich von 8 bis 1 Uhr zur Einsicht ausliegen. Zuschlagsfrist 4 Wochen. Oeffnung der Angebote am 14. 8. 13 vormittags, zu Los um 11 Uhr, zu Los II um 11½ Uhr. 070666 Freitag, 8. d. Mts., vormittags 10 Uhr werde ich in Essentho an der Wirtschaft Lange Pferd (etwa 7 Jahre alt) auf Anordnung des Gerichts öffentlich meistbietend gegen Barzahlung versteigern. Der Verkauf findet bestimmt statt. 69 Büren, den 5. August 1913. Schwarz, Gerichtsvollzieher in Büren. Lehrling. Für meinen Sohn, 16 Jahre alt, welcher bereits 1½ Jahr ans dem Büro eines Land ratsamtes tätig ist, eine gute Handschrift und prima Schulzeugnis besitzt und Lust hat, bald ins Kaufmannsfach über zugehen, suche ich entspre chende Lehrlingsstelle. Freie Kolt und Logis oder ange messene Vergütung erwünscht. Angedote unter Nr. 3028 an Geschäftsstelle d. Bl. a die Zum 1. September suche einen zuverlässigen Erstgesellen (verh tet oder unverh.), der der Brötchen=, Zwiebackd Graubrot=Bäckerei Er111 und fahrung hat. Nur solche, denen os huf eine dauernde Stellung ankommt und gute bringen können, en sich, unter Angabe der zansorüche melden. 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Ein braves, kath., junges Mädchen, am liebsten vom Lande, findet angenehme Stelle z. Erlernung von Küche und Haushalt bei vollem Familienanschluß und Taschengeld. Meld. unt. Nr. 3026 an die Geschst. d. Bl. a Ein junges, braves 9513a Mädchen findet zum 1. September gute Stellung zur Erlernung der Küche und des Haushalts ohne gegenseitige Vergütung. Edmund Zeppenfeld, Bäckerei und Konditorei. Olve i. W. Fernruf 4# Nr. 143. Vierter Jahrgang! Feierstunden. Unterhaltungsbeilage zum Westsälischen Volksblatt und Sauerländer Tageblatt. Tonne I. Augu — ck. Die Kunst, hundert Jahre alt zu werden. (Nachdruck verboten.) „Man wird als Hundertjähriger gebor n“ In diesem paradoren Wort faßt Dr. Marcel Labbe den Grundgedanken eines inhaltreichen Aufsatzes zusammen, in dem er im Journal des Débats über das Problem der Langlebigkeit spricht. Eine gute Konstitution, eine glückliche Veranlagung für das Altwerden ist eben doch die Hauptsache für dieses von den meisten Menschen so heiß erwünschte Ziel. Im allgemeinen ist es ja mit der Lebensdauer des Menschen ziemlich schlecht bestellt. Sein Leben dauert kürzere Zeit als das des Krokodils, des Walfisches, des Elefanten, des Falken: es erreicht kaum die Lebensdauer des Papagei. des Raben oder Adlers. Wenn man sich nur auf glaubwürdige Berichte stützt, so überschreiten die Rekorde der Langlebigkeit nicht die Zahl von 125 Jahren. Wie selten wird einer mal 90! Nach der Berechnung von Flaurens, der das Gesetz zu Grunde gelegt ist, daß die Lebensdauer der Tiere fünfmal so viel beträgt als die Zeit ihres Wachstums, müßte der Mensch durchschnittlich 100 Jahre werden, denn seine Wachstumsperiode dauert 20 Jahre. Wir müssen uns also damit trösten, daß wenigstens in Ausnahmefällen diese Hundertjährigkeit erreicht wird. Von sehr Altgewordenen erzählt ja nicht nur die Bibel fabelhafte Geschichten, sondern auch aus dem klassischen Altertum gibt es zahlreiche beglaubigtere Nachrichten, und aus neuerer Zeit hat die Wissenschaft Fälle gesammelt, wo Leute, die das 100. Jahr lange überschritten hatten, noch rüstig und lebensfroh waren. Mentzelius erzählt von einem Einhundertzwanzigjährigen, der noch alle seine Zähne hatte und eine so kräftige Stimme, daß man ihn in einer Entfernung von 300 Fuß hörte; ein alter Ungar von 109 Jahren, der an einem stechenden Schmerz in der Seite litt, ging 48 Kilometer zu Fuß, um sich in dem Krankenhaus von Bikar behandeln zu lassen; der Akrobat Heury Johnson gab erst mit 98 Jahren seinen Beruf auf. Einer der bekanntesten Hundertjährigen Thomas Parr vagabundierte noch mit 102 Jahren umher und wurde wegen eines Diehstahlversuches gerichtlich verfolgt; der Ame rikaner Raglon, der 114 Jahre wurde, heiratete als mehr als Hundertjähriger seine dritte Frau, die mit 30 Jahren zur trauernden Witwe wurde: Francois Noaillé, der 119 Jahre alt wurde, hatte noch mit 100 Jahren ein Kind.— Mögen heute diese vereinzelten Fälle von Langlebigkeit geringer sein als früher, so können wir uns doch damit trösten, daß im allgemeinen eine beständig steigende Zunahme der Lebensdauer in der Gegenwart zu konstatieren ist. Die mangelnde Hygiene und die Evidemien rafften im Mittelalter Unzählige dahin, die heute der Menschheit erhalten bleiben. Die etwas bessere Lebenshaltung des 17. und 18. Jahrhunderts brachte schon eine leise Steigerung der durchschnittlichen Lebensdauer. Dann stieg die Zahl der durchschnittlich erreichten Jahre in allen Ländern. Für Frankreich sind die Zahlen folgende: Vor 1789 betrug die durchschnittliche Lebensdauer 28—29 Jahre, 1825 32 Jahre, 1850 37, 1861 40 Jahre, und seitdem ist sie stetig im Steigen. Diese Zunahme rührt hauptsächlich von der Abnahme der Kindersterblichkeit her; doch kann man auch eine Steigerung der Lebensdauer des Einzelnen annehmen, wie z. B. die Zahl der Fünfzigjährigen in Frankreich beweist, die 1750 246 auf 10000 betrug, 1850 422 und 1904 617.— Betrachtet man die der Langlebigkeit günstigen Bedingungen, so ist es zunächst einmal vorteilhaft, als weibliches Wesen geboren zu werden. Alle Statistiken lassen darauf schließen, daß die Frau im allgemeinen länger lebt als der Mann und daß es unter dem schwächeren Geschlecht mehr Hundertjährige —— Sernuge“ K 1..• 4— 3077 .a„ Docr a T.„ ite □ 9. P 6•95 Port-Roe#.### Masstab. „* A% S# Hlemeter Uie rasserhiefen and in Natern angegeben. Karte zur Refestigung der Bermuda-Insell Die Nachricht, daß England auf den Bermuda=Inseln eine große Flottenbasis errichten will, hat in den Vereinigten Staaten, welche darin eine Bedrohung des Panama=Kanals sehen, die größte Unruhe hervorgerufen und dürfte noch divlomatische Verhandlungen im Gefolge haben. Hiermit treten die einsam im Atlantischen Ozean liegenden Inseln in den Vordergrund des Interesses und zeigen wir daher die Lage derselben in unserer heutigen Karte. Die Bermuda=Inseln, welche 1502 von dem Spanier Juan Bermudes entdeckt und 1609 von Sir George Somers, der auf ihnen Schiffbruch litt, für England in Besit genommen wurden, liegen auf 320 20 nördl. Breite und 60° 15° westl. Länge von Greenwich, rund 1000 Klm. östlich vom Kap Hatteras an der nordamerikanischen Küste entfernt. Sie bestehen aus 149 kleinen Eilanden, von denen aber nur 15 bewohnt sind, und haben zusammen ein Arcal von nur 50 Oklm., auf denen rund 15000 Einwohner leben(darunter 6293 Weiße). Sämtliche Inseln liegen an der Südostseite eines Korallenriffs, des nördlichsten der Erde, und sind nur durch schmale Meerengen voneinander getrennt. Das Einlaufen in die sonst guten Häfen ist daher äußerst gefährlich. Auf der größten Insel Bermudas(23 Klm. lang und 1,25 Klm. breit) liegt die Hauptstadt Hamilton mit 8000 Einwohnern. Die eigentliche Militärstation ist die St. Georgs=Insel, welche einen gut befestigten Winterhafen besitzt. Hier sind für gewöhnlich zwei Bataillone Infanterie, zwei Kompagnien Pioniere und ein Artillerie=Bataillon garnisoniert. Gepanzerte Batterien befinden sich auf der kleinen Insel Ireland zum Schutz der dortigen Kriegswerften mit großem Schwimmdock. Die Bermuda=Inseln sind eine englische Strafkolonie. Die etwa 1500 Strafgefangenen arbeiten an öffentlichen Bauten, namentlich an der großen Dockwerft. Als Flottenstation sind die Inseln für England von großer Bedeutung. Das Klima ist mild; von Juli bis Oktober herrscht große Hitze, im Winter fällt bisweilen Schnee, ohne jedoch länger liegen zu bleiben. Quellen und Brunnen fehlen gänzlich; Trinkwasser wird in Cisternen gewonnen. Der Boden ist fruchtbar. Die Bevölkerung beschäftigt sich vornehmlich mit dem Anbau von Kartoffeln und roten Rüben(im Winter), Zwiebeln(im Frühling), Arrowroot, Tomaten und Mais(im Sommer), sowie mit der Zucht von vorzüglichem Obst, außerdem mit Strohund Palmettoflechterei und Fischfang. Die eigentümliche Gruppierung der Inseln, wie bei allen Korallenbildungen auch hier vorhandenen, zahlreichen Riffe(durch Kreuze bezeichnet), welche die Schifffahrt zwischen den einzelnen Inseln so gefährlich machen und die in Metern angegebenen Wassertiefen sind aus der Karte ohne weiteres ersichtlich. gut ab, die durchschnittlich eine Lebensdauer von 69 Jahren erreichen. Nach dem Amerikaner, Freuch leben die Bewohner des Landes länger als die Städter: die ersteren erreichen durchschnittlich 66 Jahre, die letzteren 45—52. Daß soziale Bedingungen zur Langlebigkeit beitragen, beweist die Feststellung Caspers, nach der unter den Siebzigjährigen 235 Reiche gegen. 117 und von den Neuzigjährigen 15 Reiche gegen 4 Arme standen. Könige werden nicht alt; die Statistik stellt fest, daß ihr Durchschnittsalter 58,7(Jayre beträgt. Hundertjährige stammen gewöhnlich aus langlebigen Familien, in denen die Greise sehr zahlreich sind; am ältesteu werden Menschen, deren Vater zwischen 26—40 Jahren und deren Mutter zwischen 25—35 Jahren war. Leibesgröße ist zum 100 Jahre alt werden nicht erforderlich, denn Zwerge erreichen häufig ein hohes Alter. Im allgemeinen ist dem, der die Kunst, 100 Jahre zu werden, erlernen will, ein mäßiges und geordnetes Leben zu empfehlen, das Vermeidenn jeder Ueberernährung und jeder Ueberanstrengung des Körpers. Das Recht der Frau auf die— Guillotine. (Nachdruck verboken.) Das Recht, guillotiniert zu werden, wird a. eines der unveräußerlichen und wichtigsten Rechte der Frauen von einer Gruppe französischer Frauenrechtlerinnen proklamiert. Eine lange Reihe von Jahren hindurch ist ein Todesurteil an Frauen in Frankreich nicht vollstreckt worden, und das erscheint diesen Damen. die es in allem den Männern gleich tun wollen, als eine Ungerechtigkeit und Zurücksetzung.„Beide Geschlechter müssen gleich sein vor der Wahlurne und— vor der„ Guillotine!“ schreibt eine der Wortführerinnen Mme. Anolert, und die Herzogin von Uzée erklärt kurz und bündig auf die Umfrage, die über diesen strittigen Punkt erlassen worden ist:„Es scheint mir, daß die Antwort auf ihre Frage sehr einfach ist: das Verbrechen hat kein Geschlecht.“ Aus Gründen der Gerechtigkeit treten einige Damen für die Todesstrafe bei Frauen ein, so Mme. Oddo=Deflou, die meint, daß eine Frau, die ein todeswürdiges Verbrechen begeht, stark genug sei, nun auch die gerechte Strafe zu empfangen;„da die Frau das moralische Element in der Gesellschaft repräsentiert,“ sei es direkt eine Beleidigung der Frauen, sie weniger streng zu strafen als die Männer. Die Gegnerinnen der Guilkotine leiten zum großen Teil ihre Ablehnung der Todesstrafe von der untergeordneten Stellung des Weibes im Staate her.„So lange die Frau keinen Anteil an der Gesetzgebung hat.“ urteilt die Präsidentin der Vereinigung für Frauenstimmrecht in Frankreich, Mme. Vincent, „ist es nur recht und billig, daß sie auch nicht die volle Strenge des Gesetzes fühlen muß.“ Eine Sonderstellung nimmt die Dichterin Daniel Lesueur ein, die meint, daß sie niemals daran gedacht habe, Gleichheit für beide Geschlechter zu fordern, und daß sie daher auch nicht einsehe, weshalb diese Gleichheit gerade auf dem Schaffott zuerst durchgeführt werden müsse. gibt. Man begreift das, wenn man an das regelmäßigere Leben, die geringeren Ausschweifungen, das ruhigere und weniger aufreibende Leben der Frau denkt. Daß irgendeine Rasse besonders bevorzugt ist in der Lebensdauer, läßt sich nicht feststellen. Wie verschieden groß aber bei den einzelnen Völkern die Zahl der Hundertjährigen ist, beweist eine Statistik des Berliner Gesundheitsamtes. Danach zahlt Bulgarien 3883 Leute, die das 100. Jahr überschritten haben. Rumänien 1074, Serbien 573, Spanien 410, Frankreich 213, Italien 197, England 92, Rußland 89, Deutschland 76, Norwegen 23, Schweden 10, Belgien 5 und Dänemark 2, die Schweiz keinen. Daraus geht die außerordentliche Lebenszähigkeit der Balkanvölker hervor, von denen in Bulgarien 10 Prozent über 100 Jahre werden. Innerhalb der einzelnen Berufe erlangen nach Caspers die Theologen die höchste Lebensdauer mit durch schnittlich 65 Jahren; Beamte erreichen durchschnittlich 61,7, Ackerbauer 61,6, Soldaten 59.6. Aerzte 56,1. Nach einer Statistik Legrands schneiden die Politiker Humoristisches. Student Spund(der bei Glatt is wiederholt zu Boden fällt):„Donnerwetter, hab' ich denn schon wieder einen Rausch?“ Junge:„Vater schickt Ihnen iner Ihre Leiter wieder. Er hat sie leider zerbrochen und hofft. Sie werden sie schnell wieder machen lassen, weil en sie nächste Woche noch einmal haben möchte.".. Die Madonna mit den Perlen.(2. Fortsetzung.) 12 schuldenfrei erwarb und über den hinaus er noch eine ganz ansehnliche Summe hinterließ.“ „Wann kommt der Mann wieder?“ fragte Walter Rosen aufgeregt. „Voraussichtlich garnicht.“ Walter Rosen wollte aufbegehren. Er fühlte sich durch die Art und Weise verletzt, in welcher der soviel jüngere Bruder ihm hier gegenübertrat. So lange die Brüder überhaupt persönliche Beziehungen gehabt hatten, war ja Wilhelm immer das Nesthälchen gewesen, ein Kind und später ein junger Brausewind, während sich Walter Rosen bereits als Mann und dem jüngeren Bruder gegenüber durchaus als Respektsperson fühlte. Schon die erste Begrüßung nach so langjähriger Trennung hatte dies Verhältnis gründlich verschoben. Der Mann, der da dem Besitzer von Kranichstein gegenübergetreten war, kam aus einer harten Lebensschule. Und wie das Metall unter den Schlägen des Hammers immer fester und stärker wird, so hatte auch die Seele von William Rose eine Festigung, sein Geist eine aufrechte Stärke gewonnen, die dem Bruder nicht entgehen konnte. Aber trotzdem kam es dem älteren hart an, sich hier die Fehler seines Lebens vorwerfen zu lassen und da er dem zwingenden Blick des Jüngeren nicht standhalten konnte, und eine passende Erwiderung nicht fand, so schlug er die Augen nieder und schwieg. Eine drückende Pause trat ein. Dann ergriff William Rose von neuem das Wort. „Ich denke, Walter, ich bin immer noch dein Bruder, wenn wir uns auch Jahre hindurch nicht gesehen haben. Laß uns diese Last zusammen anfassen. Vielleicht können wir sie gemeinsam heben. Vor allen Dingen aber ist dazu notwendig, daß ich erst einmal völlig klar sehe. Du lebst doch seit dem Tode unseres Vaters ohne besonderen Beruf!“ Walter Rosen stieß einen schweren. Seufzer aus. „Ohne Beruf!— Du weißt sa, daß ich Maler bin. Ein Maler, den die Kritiker wohlwollend besprachen und dessen Bilder kein Mensch kaufen wollte. Glaube mir, ich bin nicht ohne Kampf und Widerstand in meine Lage gekommen. Jahre hindurch habe ich den selbstgewählten Beruf mit meinem Herzblut verteidigt, habe er immer und immer wieder versucht. Aber schließlich bin ich des Kampfes und des ewigen Mißerfolges müde geworden.“ William Rose sah seinen Bruder mitleidsvoll an. Wie er jetzt dessen Gesicht mit den zahlreichen Fältchen und Furchen betrachtete, wie sein Blick auf die grauen Fäden in dessen Haar fiel, da erkannte er wohl, daß er hier einen Kämpfer vor sich hatte, der im Kampfe des Lebens unterlegen war und manche Wunde davon getragen hatte. Walter Rosen aber fuhr mit steigender Erregung fort: „Ich wollte gern jede Arbeit verrichten, sofern sie nur Erfolg bringt. Was mich niedergedrückt und vorzeitig alt gemacht hat, das ist die erfolglose Arbeit gewesen. Du hast wohl immer Erfolg gehabt! Meine Bilder aber hat niemand kaufen wollen.“— „Da bist da aber gehörig auf dem Holzweg, Walter. Ein anderes Mal will ich dir von meinen amerikanischen Erlebnissen erzählen. Heute klingt es sehr amüsant, was ich da alles versucht und durchgemacht habe. Damals war mir verschiedentliche Male verdammt eklig zu mute. Aber lassen wir das jetzt und sehen uns einmak deine Verhältnisse an. Wie steht es augenblicklich mit deinem Vermögen?“ Walter Rosen zuckte die Achseln. „Gut nicht!“ erwiderte er gedrückt. „Das glaube ich nun schon beinahe selber. Ich möchte wissen, was du noch besitzest?——“ Walter Rosen schwieg eine geraume Zeit. „Ich weiß es selber nicht.“ William Rose faßte sich an die Stirn. „Ja, Herr des Himmels, bekommst du denn nicht regelmäßig deine Bankausweise. Es ist doch auf der ganzen Welt Sitte, daß die Banken ihren Kunden jedes halbe Jahr Berichte über den Vermögensstand geben.“ „Ich habe sie auch bekommen, aber es widerte mich an, sie durchzusehen.“ William Rose schüttelte mißbilligend den Kopf. Was er hier vorfand, das übertraf sr seine schlimmsten Erwartungen. Das war ja eine Verzagtheit und ein Mangel an Energie, die bereits an völlige Lethargie grenzten. „Also wollen wir zunächst einmal die letzten Bankausweisungen durchsehen.“ sagte er dann. „Du hast sie doch hoffentlich aufgehoben.“ der Rechten durch den langen Vollbart, der bereits stark graumeliert war. Trotz aller absprechenden Bemerkungen war Walter Rosen doch auf dies Wiedersehen gespannt. Prüfend ließ er den Blick an der kurzen Wagenreihe des Zuges entlangoleiten, der jetzt eben unter lautem Geklingel einfuhr. Schon öffnete sich die Tür der vierten Klasse und allerlei Marktweiber mit großen Kiepen stiegen aus. Unwillkütlich blickte Walter Rosen auf diese Gruppen und atemte erleichtert auf, als sich sein Bruder nicht darunter befand. „Na, Gott sei Dank, vierter Klasse scheint er ja nicht gekommen zu sein,“ murmelte er dabei befriedgit vor sich hin. Dann entstiegen der dritten Klasse mehrere gutbürgerlich gekleidete Herren, die Walter Rosen auf Handlungsreisende tarierte. Und nun endlich trat aus dem einzigen Kupee zweiter Klasse eine schlanke hochgewachsene Gestalt. Das mußte sein Bruder William sein und neugierig trat Walter Rosen auf ihn zu. Ein Blick überzeugte ihn, daß der kostbare Nerzpelz, den der Ankömmling trug, in jedem Falle mehrere tausend Mark wert war. Ordentlich schäbig kam sich Walter Rosen daneben in seinem guten aber alten Jagdpelz vor...— Nein, die Gefahr, daß der Bruder sals mittelloser Rückwanderer hier anlam, war jedenfalls nicht vorhanden. Auch der kleine leichte Juchtenkoffer, den der Fremde in der rechten Hand trug, zeugte von Wohlstand und Eleganz. Langsam trat Walter Rosen dicht heran und jetzt hatte ihn auch der Fremde erspäht. Prüfend betrachtete er ihn. „Bruder Walter...?“ fragte er dann kurz. „Wilhelm?“ gab der andere ebenso lakonisch rurück. Und nun folgte ein herzlicher langanhaltender Löndedruck, wie das wohl zu geschehen pflegt. wenn zwei Brüder sich nach fünfzehnjähriger Trennung wiedersehen. Prüfend blickten die beiden Brüder sich dabei in die Augen und jeder hatte im Moment seine besonderen Ideen. „Der ist jung geblieben, der hat sich im Kampf ums Dasein oben aufgehalten.“ dachte Walter Rosen, während er die Züge seines Bruders betrachtete.„Der könnte nach seinem Aussehen beinahe mein Sohn sein, obschon er nur dreizehn Jahre jünger ist als ich.“ „Bruder Walter sieht verd mmt mitgenommen aus,“ dachte zur gleichen Zen William Rose. Viele Sekunden hindurch blieb dabei sein Blick an den Falten und Fältchen haften, die das Antlitz seines Bruders durchzogen. Lange Zeit auch an den grauen Fäden in Haar und Bart. Doch ewig konnte dies Schwe gzen nicht dauern, „Willkommen in der Helmat, Wilhelm,“ sagte der Aeltere.„Ich denke, du wirst dich bei uns auch jetzt noch zu Hause füssen.“ „Das will ich meinen,“ lachte William kustig. Dann schritt er an der Seite seines Bruders aus dem Bahnhof hinaus auf die Chausser, auf der man zu Fuß in zehn Minuten Schloß Kranichstein erreichen konnte. Hier blie b William Rose stehen und blickte sich prüfend um. „Hast du keinen Wagen hier,“ fragte er gedehnt. Einen Augenblick stockte der andere. „Es ist nur ein kurzer Weg und ein wundervolles Wetter. Wir können die kurze Strecke wohl gehen. Ich lasse dein Gepäck nachher von der Bahn holen.“ „Gut so!“ nickte der Jünger und gemächlich schritten die beiden Brüder neheneinander über den knirschenden Schnee, vor der an dunkten Tannen und verschneiten Hecken, bis endlich das Schloß vor ihnen auftauchte. Hin und her flag dabei Rede und Gegenrede. Mit kurzen Worten gab William Rose Auskunft. Daß es ihm gut gehe in Newyork, daß er ein flor erendes Geschäft besäße und eigentlich nicht nur auf Erholung, sondern auch geschäftlich in Deu hland Schweigsamer war der Aeltere. Willien# Rose ersah aus dessen Reden nur, daß er als Rentier auf Kranichiem tebe. „Hast au die Malerei aufg esteckt? Maxun eigentlich? Es ist doch ganz hütsch, Geld hamit zu machen.“ fragte Witliam mn; amerikanischer Sorglosigkeit. Ein bitterer Zug umspielte die äkteren Bruders. „So, meinst du? Einige das Fett von der Milch und und reich. Die anderen, die au die bleiben im Dunklen.“ Er kam nicht dazu, seine G ausguspinnen, denn soeben betra Lippen des ML * Aus Paderborn u. Nachbarschaft. * Fe. Ks 21n Baderborn, 7. August. S Zu dur Unglücksfall auf dem Livoriberge am letzten Sonntag nachmittag erfahren wir soeben, daß in dem Besingen der schwen verletzten Johanna Meier aus Erfurt sowohl wie der Schülerin Else Sonntag aus Paderborn eine Besserung eingetreten ist, sodaß eine direkte Lebensgetahe augenblicklich bei beiden nicht mehr besteht. Das Gleiche gilt für die beiden Kinder des Klempnermeisters Wischer und dir beiden Lehrlinge L. und H. In dem Besinden des am Sonntag abend gestochenen Br. ist eine Benbung zum Schlimmeren bisher nicht zu verzeichnen; man hofft, daß der Schwerverletzte sich wieder erholen wirh Zum Besuche der Gewerbe=, Industrie= und Kunstausstellung werden am kommenden Montag die Mitglieder der Schneiderinnung Gütersloh mit ihren Angehörigen im Sonderzuge hier eintreffen.— Ueberhaupt hat in den letzten Tagen der Besuch der Ausstellung einen starken Aufschwung genommen. Mit dem Beginn der Schulferien hat die Reisezeit eingesetzt, und so sieht man besonders viele Fremde auf dem Ausstellungsgelände. Die Ausstellungsleitung hat, um diesem Umstande Rechnung zu tragen, für die nächste Zeit großzügige Festlichkeiten vorgesehen. Zunächst finden am Freitag, Samstag und Sonntag große Illuminationen statt. Ein Radfahrerklub wird Freitag abend das Programm mit Vorführungen radKortlicher Leistungen bereichern. Am Sonntag treten Turnvereine auf, die Künste im Kürturnen, in Reigen, Pyramiden usw. zeigen. Zu Anfang nächster Woche soll ein großes Konzert sämtlicher Karellen der hiesigen Garnison zum Besten des„Invalidendank“ veranstaltet werden. Dieser Abend sieht das große Schlachtenpotpouri von Saro vor, an dem auch eine Kompagnie des Inf.=Regts.“ 158 unnd das gesamte Tambourkorps mitwirken sollen. Die Einnahmen des Elektrizitätswerkes betrugen . Monat. Juni 1913 27177,51 Mk., gegenüber ##19 985,01 Mk. im Juni 1912.— Die Einnahmen der E. Straßenbahn betrugen im Monat Juni 1913 34157,14 Mf. gegenüber 29 142,41 Mk. im Juni 1912.— Die Gesamteinnahmen betrugen demnach im Monat Juni 1913 61 334,65 Mk. gegenüber 49 127,42 Mk. im Juni 1912. Warnung vor Ankauf von Wertpapieren. Die Polizeiverwaltung teilt uns folgendes mit: Am Samstag, 2. d. M., wurde einem Herrn im D-Zug(10.43 vorm. ab Düsseldorf nach Hamburg die Brieftasche mit folgendem Inhalt gestohlen: 1. 700 Mark in Reichskassenscheinen: 2. 7 am 1. August 1913 fällig gewesene Conpons der Hamburg=Amerika=Linie Nr. 00331, 09672, 11943, 11944, 13072, 15701 und 16838 zu 4½ Prozent; 3. 7 Tividendenscheine der gleichen Linie Nr. 66389, 66390, 37 662, 37663, 121087, 121088 und 143880; 4. 1 Preußischer Staatsanleiheschein Lit. A 55050 über 5000 Mk:§. Legitimationskarten, Briefe 2c., auf den Namen Dr. Wilh. Luther lautend.— Vor Ankauf der Wertxapiere wird gewarnt. Sachdienliche Mitteilungen sind unverzüglich an die Polizeiverwaltung, Zimmer 21 des Verwaltungsgebändes, zu richten. ( Die Kasse des Zweigverbandes Westfalen der Bäckerund Conditvrinnungen hatte im Jahre 1912 eine Einnahme von 7410 Mark und eine Ausgabe von 6940 Mk. Das Vermögen belief sich Ende 1912 auf 5695 Mt. Der Haushaltungsvoranschlag ist in Einnahme und Aus gabe für 1913 auf 7751 Mk., 1914 auf 11 900 Mtberechnet. Am 1. Januar 1912 belief sich das Kapitalvermögen der Sterbekasse auf 40 864 Mk., am 31. Dez. 1912 auf 47909 Mt. Bis 1. Juli 1905 zahlte die Kasse für 124 Sterbefälle 36875 Mk. aus.— Der Zweigverband Westfalen hält seinen 33. Verbandstag am 10. und 11. August in Padervorn ab. Die Tagung wird sich vornehmlich mit aktuellen Mittelstandsfragen des äckergewerdes beschäftigen. Folgende Referate sind vorgesehen:„Was lehrt uns die 32. Genossenschaftsversammlung der Nahrungsmittelindustrie=Berufsgenossenschaft?“„Das westf. Bäckerhandwerk in der Selbsthilfebewegung"(Geschäftsführer Keck=Bochum);„Wie sollen unsere Betriebe aussehen?"(Obermeister Ahrens=Dortmund); „Die Bäckereiverordnung im Abgeordnetenhaus und die Erklärung des Ministers“(Landtagsabg. Lienenweg); „Konsumvereinsirrlehren auf akademischen Lehrstühlen“ (Verbandsleiter Nientimp=Bochum). Außerdem wird man zu der Denkschrift der Geschäftsführung über die nächsten Aufgaben des Zweigverhandes Westfalen Stellung nehmen. — Altenbeken, 6. Aug.: Am Sonntag fand hler eine Versammlung des Wahlkreiskomitees der Zentrumsxartei statt. Die Vertreter wählten einstimmig Herrn Pfarrer Wurm=Brakel zum Vorsitzenden des Kreiskomitees für den Wahlkreis Warburg Hörter. Ferner wurden gewahlt zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Sanitätsrat=Dr. Berendes=Marienmünster, zu Beisitzern die Herren Dechant Kemxer=Warburg und Professor Böhmer=Warburg. &X. Atteln, 6. Aug. Unser Kriegerverein feiert Sonntag und Montag, 10. und 12. August, sein Stiftungsfest in der im schönen Hochwalde dicht bei Atteln gelegenen Kriegerhalle. Das Fest, das sich durch seinen guten Verlauf großer Beliebtheit erfreut, versrricht in diesem Jahre be sonders schön zu werden durch die Einweihung der Fahne, die aus dem Atelier der Firma Wameling in Paderborn hervorgegangen ist. Zahlreiche Vereine, Offiziere und Gäste haben ihre Beteiligung zugesagt; Vorträge des Männergesangvereins Berghofen und turnerische Aufführungen wer den dargeboten werden: die Musik wird vom Inf.=Reg, 158 gestellt. G. Büren, 6. Aug. Für die aus Anlaß der Neuregelung der Kreiswegebau=Verwaltung des Kreises Büren zum 1. Oktober d. J. zur Besetzung gelangenden 3 neuen Wegeausseherstellen haben sich, wie wir hören, etwa 80 Bewerber gemeldet. Die Tatsache ist ein Beweis dafür, daß der Andrang um Stellen im Kommunaldienst immer größer wird. c. Fürstenberg, 6. Aug. Für den Bezirk des Amtes Wünnenberg und für das Amt Atteln ist eine neue allgemeine Ortskrankenkasse anstelle der bisherigen gemeinsamen Ortskrankenkasse errichtet worden. Das Versicherungsamt fordert die wahlberechtigten Arbeitgeber und die Versicherten auf, sich zur Eintragung in die Wählerlisten bis zum 15. Aug. d. J. bei dem Versicherungsamte in Büren zu melden. Wiedenbrück, 6. Aug. Der Zolleinnehmer Simons von hier ist in gleicher Eigenschaft nach Lengerich versetzt worden. G Gütersloh, 6. Aug. Ein Einbrecher stattete gestern dem Hause des Gutsbesitzers W. einen Besuch ab, als gerade alle Hausbewohner auf dem Felde beschäftigt waren. Ein von der Schule heimkehrender Sohn der Familie verscheuchte den Burschen. Aus dem Sauerlande. Warstein, 6. Aug. Einen Wilddieb hat vorgestern in der hiesigen Waldjagd der Jagdanpächter Meyer aus Gelsenkirchen abgefaßt. Er nahm dem Wilddieb das Gewehr(alb und brachte ihn zur Anzeige.— Der über 300 Mitglieder zählende Kriegerverein Warstein begeht am Sonntag, 10. August, in der Schützenhalle sein Kriegerfest. Morgens ist gemeinschaftlicher Kirchgang, nachmittags Festzug und Parade auf dem Marktplatz. # Belecke, 6. Aug. Kürzlich berichteten wir über die Festnahme eines betrügerischen Honigverkäufers. Nunmehr ist durch das Nahrungsmittel=Untersuchungsamt festgestellt, daß die als„Honig“ verkaufte Masse aus Mehl, Zuar., Wasser und etwas Wachs besteht. Dabei ließ sich der Mann für das Produkt Preise zahlen, die über die für reinen Bienenhonig noch hinausgingen. E Berge bei Meschede, 5. Aug. Die Schalterdienststunden der seit Inbetriebsetzung der neuen Bahnstrecke eschede= Wennemen= Heuholthausen= Finnentrop eingerichteten Postagentur Berge sind geändert worden und werden fortan abgehalten an Wochentagen von 9—11 Uhr vorm., von 12—1 Uhr und von 4—6 Uhr nachmittags, an Sonntagen dagegen wie bisher. — Arnsberg, 6. Aug. Gestern vormittag stürzte der Tachdecker Resse bei Ausbesserungsarbeiten ab. Er starb bald darauf. h Hemer, 6. Aug. Während des jüngsten Bauarbeiterstreiks befand sich das Streikbüro des christlichen Bauarbeiterverbandes in der hiesigen Wirtschaft Westhelle. Dort befindet sich auch das Kriegervereinslokal. Der Vorsitzende des Vereins nahm Anstoß an der Aufnahme des christlichen Streikbüros und drohte dem Wirt sogar mit Verlegung des Vereinslokals, falls er die„roten Brüder“ nicht vor die Tür setze. Dieses Vorgehen des Vereinsvorstandes gab zu ziemlicher Aufregung in christlichorganisierten Arbeitertreisen sowohl wie bei der großen Mehrzahl der Kriegervereinsmitglieder Veranlassung, die sich in mehr oder minder erregten Auseinandersetzungen in der Presse kundgab. Schließlich axpellierte der Vorstand an eine besondere Generalversammlung, in der „Stellungnahme zu den kürzlich in der Presse veröffent lichten Vorwürfe gegen den Vereinsvorstand“ zur Tagesord nung stand. Die zahlreich besuchte Versammlung beschloß mit übergroßer Mehrheit, das Vereinslokal an der bisherigen, Stelle zu belassen. In unzweidentiger Weise wurde dem Vorstande zu ertennen gegeben, wie die große Mehrheit des Vereins über sein eigenartiges Vorgehen dachte. Iserlohn, 6. Aug. Auf der Eisenbahnstrecke Iserlohn=Schwerte wird im Laufe des Herbstes noch eine weitere Haltestelle Barendorf(Gemeinde Oestrich) errichtet werden. Damit wird einem langgehegten Wunsch der benachbarten Gemeinde Summern, die für den Bahnbau s. Z. erhebliche Geldopfer gebracht hat, erfüllt werden. 1 Letmathe, 4. Aug. Die kath. Gemeinde veranstaltete gestern die Wallfahrtsprozession nach Werl, zum 25. Male von hier aus mittelst Sonderzug. Die Beteiligung an dieser„Jubel=Wallfahrt“ war eine außerordentlich starke, um über ein Trittel mehr als in früheren Jahren. Die Eisenbahnverwaltung hatte dieses Mal auch etwas Besonderes getan und statt der üblichen ausgerüsteten Koliwagen ausschließlich durchgehende D=Zugwagen 1.—3. Klasse gestellt. Mit zwei Lokomotiven bespannt, fuhr dieser„Jubel=Sonderzug“ pünktlich ab und zurück. s Letmathe, 6. Aug. Die dieser Tage erfolgte Verrachtung der Gemeindesagd rechts der Lenne(zumeist Waldbestand) ergab fast die dreifache Summe der früheren Jagd, nämlich ca. 1500 Mt.— Seitens der Regierung ist die Anstellung eines zweiten Rektors für die hiesigen kath. Schulen beantragt worden. Die Schulkommission hat diese Angelegenheit bis zum Jahre 1915 vertagt. Vorerst soll die ältere kath. Knabenschule durch einen größeren Flügelbau erweitert werden. Dagegen ist die Anstellung einer weiteren Lehrkraft und einer technischen Lehrerin mit Beginn des neuen Schuljahres in sichere Aussicht genommen. Aus dem Kreise Olpe, 5. Aug. Im Laufe dieses Monats wird im Kreise Olpe die WiederholungsPrüfung der noch nicht endgültig angestellten Lehrer zum ersten Male nach der neuen Prüfungsordnung statt finden. Zur Prüfungskommission, der der Regierungs dezernent und der Kreisschulinspektor als ständige Mit glieder angehören, ist als drittes Mitglied Rektor Schäfer aus Attendorn hinzugezogen. Im Kreise Olpe werden sich 14 junge Lehrer der Wiederholungsprüfung unterziehen. X Grevenbrück i. W., 5. Aug. Bei der Verrachtung der hiesigen Bahnhofsrestauration, zu der 80 Bewerbungen vorlagen, ist dem bahnamtlichen Sxediteur Joseph Hammerschmidt von hier von der Kgl. Eisenbahndirektion Elberfeld der Zuschlag erteilt worden. Der bisherige Pächter Gladow hat die Bahnhofsrestauration in Hagen=Delstern übernommen. Aus den Provinzen. Bielefeld, 6. Aug. Die Bürgerliste für die Ende dieses Jahres stattfindenden Stadtverordnetenwahlen weist insgesamt 15035(14435) Wahlberechtigte auf. Davon entfallen 169(187) auf die erste, 1874(1901) auf die zweite und 12 992(12347) auf die dritte Abteilung. Die erste Abteilung beginnt mit dem Höchststeuersatze von 194 419,08(127 264,48) Mk. und endet mit einem solchen von 2356,39(1968,60) Mk., die zweite Abteilung beginnt mit einem Steuersatze von 2344,74(1955,10) Mk. und endet mit 236.—(206,50) Mk. Die eingeklammerten Ziffern sind diejenigen des Jahres 1911. 0 Minden. 6. Aug. Hier hat sich ein Ausschuß aus allen Kreisen der Bürgerschaft gebildet, um die Hundertjahr feier der Schlacht bei Leipzig in die Wege zu leiten. Kassel, 6. Aug. Beim Scharfschießen der Artillerie auf dem Truppenübungsplatz des 11. Armeekorps bei Ordruff ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Durch den Donner der Geschütze wurden mehrere Gesranne scheu und gingen durch. Eine Anzahl Kanoniere wurde niedergerissen bei dem Versuch, die Tiere aufzuhalten. 5 Artilleristen vom 55. Regiment wurden schwer verletzt, einer, der Kandnier Bräunlich von der 4. Batterie, lebensgefährlich. 0 Soest, 6. Aug. Auf Grund verschiedener Protestversammlungen hat die Direktion der Westfälischen Landescisenbahn beschlossen, den bisherigen Sommerfahrrlan im großen und ganzen auch im Winterhalbjahr beizubehalten. Münster, 6. Aug. An der Westsälischen Wilhelms-Universität promovierte dieser Tage der hochw. Herr Franziskauerpater Ferdinand Dölle zum Dr. der Theologie. ( Mülheim(Ruhr), 6. Aug. Nach der dem Haushaltsplane beigegebenen Nachweisung betragen die Schulden der Stadt am 1. April 1914 37347596 Mr. In diesem Jahre hat die Stadt an Zinsen und Tilgung 2289 401 Mk. aufzubringen. Da an Steuern insgesamt 4291 420 Mk. vereinnahmt werden, so muß die Stadt mehr als die Hälfte des Steuerbetrages für Zinsen und Amortisation auswenden. Köln, 6. Aug. Im Kölner städtischen Strandbad kam es zu stürmischen Auftritten, als die Wächter einige Männer gewaltsam zurückstießen, die über die Umzäunung hinweg zu ihren Angehörigen ins Damenbad eindringen wollten. Während bereits nachmittags ein Mann in einem Damenbadekostüm die Frauenabteilung aufsuchte, war abends die Zahl derer, die sich am Trennungsgitter aufhielt, so gewachsen, daß dieses dem Drucke nachgab und zumteil niedergerissen wurde. Wie bekannt, hatte die Mehrheit des Kölner Stadtverordnetenkollegiums die Einrichtung eines städtischen Familienbades nicht genehmigt und die Einrichtung geschaffen, daß die Geschlechter getrennt baden müßten. Wie sich die Stadtverwaltung Kölns zu dem Vorfall stellen wird, ist noch unbekannt. Düsseldorf, 6. Aug. Gestern abend kurz nach 10 Uhr entgleiste der Personenzug 233 Köln=Düsseldorf bei der Einfahrt in Bahnhof Küppersteg. Einige Wagen fielen um. Der Lokomotivführer wurde schwer verletzt, zwei Reisende des zum Glück schwach besetzten Zuges erlitten leichte Verletzungen. Um ½2 Uhr war das Gleis wieder fahrbar. * Worbis. 6. Aug. In der Sitzung des Kreistages des Kreises Worbis wurden Rittergutspächter Peter=Rüdigershagen und Oekonomierat Biermann=Neumühle zu Mitgliedern der Landwirtschaftskammer bis 31. März 1920 und Landrat Bock von Wülfingen zum Mitgliede des Provinziallandtages(bis 1917) gewählt. Der Kreistag stimmte dem Anschluß des Kreises Worbis an die Ueberlandzentrale Südharz zu. Die Vertragsdauer soll auf 30 Jahre herabgemindert werden. Der Kreis Worbis tritt als Gesellschafter in die Ueberlandzentrale G. m. b. H. ein mit einem Kapital von 50000 Mk. Das Gesellschaftskapital beträgt 2 Millionen Mark. Lingen, 6. Aug. Als gestern der 48jährige Werkführer Br. von der hiesigen Strafanstalt, der bereits 21 Jahre im Dienste der Gefangenenaufsicht steht, die Dienstrevolver der Nachtaufseher revidierte, entlud sich plötzlich eine Waffe; die Kugel orang dem Werkführer in den Kopf und führte den sofortigen Tod herbei.— Einen harten Verlust soll ein Landwirt in einem nahen Dorfe erlitten haben. Er hatte eine Summe von 3000 Mark in Banknoten im Bettstroh versteckt; als er nach einiger Zeit danach sieht, muß er die traurige Erfahrung machen, daß der größte Teil der Wertpapiere bis zur Unkenntlichkeit zerfressen ist. Nur 20 Mark war von den hungrigen Nagern verschont worden. — Osnabrück, 6. Aug. Ueber Massenerkrang kungen im hiesigen Marienhospital gehen seit 14 Tagen die verschiedensten Gerüchte um, ohne daß bisher von irgendeiner Seite Aufklärung erfolgt ist. Wie der Osn, „Abendpost“ von zuverlässiger Seite mitgeteilt wird, sind während dieser Zeit tatsächlich eine große Anzahl Insassen des Hospitals(die Angaben lauten auf 50 bis 60) unter ähnlichen Erscheinungen erkrankt wie vor wenigen Wochen die Soldaten beim 78. Infe=Regiment. Sogar ein Arzt soll unter ähnlichen Erscheinungen erkrankt sein. Auch hier traten Kopfschmerzen, Erbrechen und teilweise starkes Fieber ein. Die„Osn. Ztg.“ gibt die Meldung der„Abendpost“ wieder und fügt hinzu, daß ein Oberstabsarzt aus Hamburg hier eingetroffen sei. 10 11 halle des Schlöschens und nun war es an Wilkiam Rose. in ein gerechtes Erstaunen zu geraten. War dieses jugendfrische und jugendschöne Geschöpf dort wirtlich die Tochter seines so früh zeittg gealterten Bruders, und jener einfachen beinahe unscheinbaren Frau, die ihm als dessen Gemahlin vorgestellt wurde. Ein solches Juwel besaß sein Bruder und ließ es hier in dieser dörflichen Einöde aufwachsen, wo niemand sich fand, der es zu schätzen wußte. William Rose hielt das geradezu für eine Sünde gegen das junge Blut. Aber er lam nicht dazu, lange darüber nachzudenken. :„Also das ist unser Onkel aus Amerika,“ rief Eva Rosen, während sie ihm die Hand darreichte. Prüfend betrachtete die junge Dame dabei ren neuen Verwandten. Sie blickte auf sein fugendtrisches en rgisches Gesicht, besah sein reiches Pelzwerk und den feinen englischen Stoff seines Reiseanzuges und schließlich blieben ihre Blicke auf seinem feinen französischen Schuhwerk haften. Dann sagte Eva Rosen mit gewaltsam erzwun genem Ernst:„Wir haben auch viel von Ihnen gesprochen. Mister Rose.“ Dann aber konnte sie nlicht mehr an ich halten und brach in ein unwiverstehliches Gelächter aus. Befremdend blickte William Rose um sich und warf auch einen Blick in den Spiegel, um sich zu überführen, ob srgendwie seine Toilette in Unordnung geraten war. Der älter: Bruder aber warf seiner Tochter einen mitzmutigen Blick zu. „Was treibst du denn für Unsinn. Eva. Ist das eint Manier, deinen Onkel zu begrüßen?“ William Rose hatte währenddem einen Blick von Eva aufgefangen. Da blitzten ihm, wenn sie auch auf die Mahnung ihres Vaters hin Jusanmen nahm, so viel Schelmerei und entgegen, daß er seinen Unmut völlig vergaß. „Laßt es gut sein, meine Damnen und mein Herr.“ rief er nun seinerseits mit beginnender Heiterkeit, worüber die junge Dame hier gelacht hat, das werde ich schon herausbekommen. Aber setzt etwas anderes. Seit wann ist es eigent uch in Teutschland Sitte, Walter, daß eine Nichte chren Onkei stert?“ Walter Rosen war einen Augenblick verlegen. „Weißt du. Wilhelm, wir haben uns doch so lange nicht gesehen und für meine Tochter bist du doch eigentlich ein wildfremder Mensch.“ „Desto notwendiger ist es, daß ich bald gut mit ihr bekannt werde,“ rief William Rose mit ausgelassener Lustigkeit.„Da komme ich armer alter Mann aus meiner amerikanischen Verbannung wieder nach Deutschland, finde eine Nichte vor, auf die ich stolz sein kann und soll sie nicht einmal duzen dürfen. Ausgeschlossen, Walter! Ganz ausgeschlossen! Da könnte ich ja nächstens auch zu dir„Sie“ sagen. Also machen wir die Sache gleich klar, ehe wir uns an den Kaffeetisch setzen. Ich bin der Onkel William und das ist meine Nichte Eva und wir beide sagen„du“ zu einander.“ Gegen solche Beredsamkeit war nicht anzukommen und leicht errötend schlug Eva Rosen wiederum in die ihr nun auf du und du angebotene Hand. „Und nun Eva, raus mit der Sprache“, rief William, während man sich in der Halle um den Kaffeetisch niederließ.„Warum hast du vorhin gelacht?“ Eva wurde einen Augenblick verlegen. „Du darfst aber nicht böse sein, Onkek William.“ „Aber ganz und gar nicht! Ich will nur wissen, was los war.“ „Dann höre zu. Wir kannten dich doch alle noch gar nicht und haben uns den Kopf zerbrochen, wie du wohl aussehen möchtest. Da fiel mir ein, daß ich einmal auf einer Bühne einen amerikanischen Tramp gesehen habe, so einen mit einer brennend roten Nase. Und als du nun wirklich da warst, erschien mir dieser Gedanke so widersinnig, daß ich lachen mußte. William Rose schmunzelte vergnügt. „Na, wenn eure Erwartungen so niedrig gespannt waren, dann muß ich ja einen großartigen Eindruck auf euch gemacht haben.“ „Hast du auch, hast du auch, Wilhelm“, sagte Walter Rosen, während er sich bedächtig eine Tasse Kaffee einschenkte. William Rose war bereits den dritten Tag auf Schloß Kranichstein. Er hatte die Zeit dazu benutzt, die Umgebung zu durchstreifen und war mehr und mehr über das Leben und Treiben seines Bruders in Verwunderung geraten. Für ihn, den tatkräftigen Geschäftsmann war es absolut unerfindlich, wie ein gesunder vernünftiger Mensch solch Leben auch nur ein Jahr lang führen konnte, ohne krank oder verrückt zu werden. Nach dem gemeinsamen Kaffeetisch pflegte sich Walter Rosen in sein Studierzimmer zurück zu ziehen und dort bis zur Mittagstafel zu verweilen. Ihn in dieser Zeit nicht zu stören, galt als ein ungeschriebenes Hausgesetz. William Rose war jedoch prinziviell nicht der Mann, der irgendwelche Hausgesetze respektierte. Das hatte er ja schon genugsam zum Be ginn seiner Laufbahn bewiesen, als er alle väterlichen Ermahnungen in den Wind schlug, und Verhaltungsmaßregeln in ihr Gegenteil verkehrte. So konnte ihn die Ehrfurcht vor irgendeiner Stubentüre nur wenig aufhalten. Dagegen waren triftige Gründe vorhanden, die ihn veranlaßten, zu den Dingen Stellung zu nehmen. Da waren zunächst einige zufällige Andeutungen der Frau Rosen. Obwohl Frau Klara sich gut in der Gewalt hatte, gelang es ihr doch nicht, ihr Gesicht stets zu einer heiteren Miene zu zwingen. Und die eine oder andene Redewendung hatte William Rose stutzig gemacht. Mit dem Instinkte des gut trainierten Geschäftsmannes witterte er, daß die Geschäfte seines Bruders Walter ganz sicherlich keine glänzenden waren, daß dort irgendwie etwas nicht stimme. Und dann kam ein dritter Grund, den William Rose vielleicht selber nicht eingestanden hätte und der dennoch der stärkste war. Und der Grund hieß: Eva Rosen. Das Interesse des DeutschAmerikaners für seine junge Nichte war von Tag zu Tag gestiegen. Der Gedanke, daß hier ein junges Menschenleben durch Schuld oder Unfähigkeit anderer in ein freudloses Leben, in ein graues Schicksal gedrängt werden könne, spornte seine Tattraft am allermeisten an. Und so halb unbewußt einem Zwange folgend, beschloß er, seine Hände in dies Spiel zu stecken.— Seit etwa einer Stunde war Walter wieder in seinem Studierzimmer verschwunden, als William kurz an die Tür klopfte und ohne das Herein abzuwarten, die Klinke niederdrückte und eintrat. Es war ein richtiger mittekalterlicher Raum, in dem der Schloßherr sich hier eingesponnen hatte. Hohe Bücherregale an den Wänden, in den Ecken allerlei uralte Globen und Tellurien. In der Mitte des Zimmers ein mächtiger dunkelgebohnter Eichentisch, auf dem allerlei Karten und Bücher ausgebreitet lagen. Unwillig blickte Walter Rosen von seinem Buche auf. „Du solltest mir diese kurze Erholungspause lassen, William,“ murmelte er dabei. Der Amerikaner trat näher und beugte sich über den Tisch, ohne den Einwand seines Bruders zu beachten. „Geschichte der Feldzüge Tillys in den Jahren 1625—32!“ las er auf einem der Buchtitel. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Nette Beschäftigung das! Sage mal; Walter, interessieren dich die alten Geschichten wirklich derartig, daß du darüber die Gegenwart vergißt?“ Walter Rosen sah seinen Bruder mit unsicherem Blick an. „Was soll das heißen, Wilhelm? Ich bin alt genug und brauche keinen Vormund. Im übrigen interessieren mich diese alten Geschichten, wie du zu sagen beliebst, wirklich sehr. Wenn ich hier auf der Karte den Märschen des kaiserlichen Generals etwa von Magdeburg nach Sachsen und von dort nach Bayern folgen kann, wenn ich mich in seine Pläne und Kombinationen versenken kann, so vergesse ich darüber alle kleinlichen Dinge und Sorgen des grauen Alltages.“ William Rose pfiff die Melodie des Yankeedoodle und das war stets das Zeichen dafür, daß irgendeine gewaltige Erregung durch seine Seeie zog. Mehrere Male ging er an den Bücherschränken hin und her und betrachtete zerstreut die Titel derselben. Dann trat er wieder auf seinen Bruder zu: „Nun höre mich bitte einmal zwei Minuten ruhig an,“ sagte er und legte ihm die Hand auf die Schulter.„Ich spreche nicht, um dich zu verletzen, sondern um dir, wenn es nottut, zu Hilfe zu kommen. Während du gestern wieder in der Bude hier saßest und nicht gestört sein wolltest, war Herr Mayer aus Erfurt hier.“ Walter Rosen fuhr zusammen.„Warum ist er nicht zu mir geführt worden?“ „Du warst doch dringlich mit Mister Tilly beschäftigt. Dafür habe ich den Mann empfangen und pihne weiteres erfahren, daß es sich um ein Darlehen auf Schloß Kranichstein handelt. An ein Datlehen auf diesen Besitz, den unser Vat