Volksblatt Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber", Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. „Sonntagsfeier". Pcechteur ententerscenestintechtureinereiuerunte * Anzeigenpreis: Die 8gespaltene Kolonelzeile oder deren Raum 20 Pfg.,— s für Paderborn 15 Pfg., Reklamezeile 80 Pfg., Beilagegebühr nach 8 Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften, sowie für 2 richtige Ausführung telefonisch aufgegebener Anzeigen wird keine 2 Gewähr übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt und * kann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 3 Wochen nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Postscheck=Konto Hannover 1534. Verlag und Notationsdruck: Westfälisches Volksblatt A.=C., Paderborn, Rosenstraße 13a. 4 Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn.* Feruruf: Redaktion Nr. 590, Geschäftsstelle Nr. Erstes Blatt. Hierzu ein zweites Blatt sowie „Feierstunden“. Religiöser Fortschritt. In Paris tagte vom 16. bis 21. Juli der sechste nternationale Kongreß des religiösen Fortschrittes. Im Jahre 1900 ist dieser Weltkongreß für„steies Christentum" durch die unitarische Vereinigung in Amerika ins Leben gerufen vorden und hat bisher in London, Amsterdam, Genf, soston und zuletzt, wie noch gut in der Erinnerung, m August 1910 in Berlin getagt. Das Berliner Tagelatt(Nr. 353), das allerdings am ehesten berufen scheint, den religiösen Fortschritt zu predigen, erinnerte in seiner Empfehlung des Pariser Kongresses an die ohe Frequenz der letzten Berliner Tagung, die über 0000 Mitglieder aus fast allen höherstehenden Religionsgemeinschaften vereinigte: Vertreter fast aller proteantischen Denomisationen, Vertreter des Judentums ind des„Reformkatholizismus“, wie auch der indischen Religionsreformer, der Buddhisten. Nur die ömisch=katholische Kirche und die evangelische Orthodorie hieltn sich fern, obgleich nan auch ihnen Tür und Tor# et hätte. In einer Religionsgemeinse„ noch etwas auf ch hält, muß man sich allerdi“„ für bedanken, die iefsten religiösen Probleme us. große religiöse Forderungen mit Leuten zu bes. rechen, die soviel Religiönchen vertreten, als Köpfe de sind. Aber der Kongreß für„freies Christentum“ will die Vereinigung und alle diejenigen miteinander in Verbindung bringen, ie es wünschen,„wahre Religion und vollkommene reiheit" zu vereinen und unter ihnen den Geist der früderlichkeit und Solidarität zu stärken. Zu einem lchen Programme bekennt sich die internationale ozialdemokratie, nur exportiert diese keine eligiösen Bestrebungen. Wenn die Agitatoren für freies Christentum alle vereinigen und auch die indischen Religionsreformer mit sich unter einen Hut bringen vollen, müssen sie doch eine gemeinsame Religionsasis schaffen, auf der eine Einigung erst möglich vird. Was dann vom Christentum noch bleibt, ürfte selbst unter der schärfsten Lupe kaum zu erkennen sein. Der Weltkongreß wehrt sich aber auch gegen eine janatische Religionsmengerei und eine neue Religionsgründung, da schon durch die Satzungen des Kongresses bestimmt wird,„daß kein Glaubensbekenntnis aufgestellt erden soll.“ Es soll vielmehr einer fortschreitenden Individualisierung auf dem Gebiete religiösen Lebens das Wort gesprochen werden. Wie diese Forderungen ber vereint werden sollen, ist schwer verständlich; denn, was noch den Anspruch einer religiösen Gemeinschaft hebt, spricht ja sein eigenes Todesurteil, wenn es der fortschreitenden religiösen Individualisierung zustimmt. Der Universalismus des Weltkongresses für„freies Christentum“ wird noch mehr in Frage gestellt durch ie Deutung des kapitalen Satzes seines Programms, aß„eine Erneuerung des religiösen Lebens nur möglich ist als die gesegnete Frucht der Freiheit.“ Diese eligiöse Freiheit bedroht aber der Dogmatismus, die kirche. der Staat und die Schule. Infolgedessen muß ch„das freie Christentum“ befreien vom Dogmatisnus und der Kirche, muß sich durchsetzen gegenüber em Staate, um die Schulen seinen Ideen dienstbar zu iachen. Da zeigt sich denn„das freie Christentum“ in seiner wahren Gestalt. Kein Dogma und keine Kirche sollen in Schule und Staat herrschen. Nimmt es da wunder, daß Leute, die einen noch nicht ganz verwischten Begriff von Religion haben und selbst berufene Kirchen gemeinschaften sich vor den Segnungen des Weltkongresses für„freies Christentum“ bedanken? Auch für uns gibt es einen religiösen Fortschritt nicht nur für den katholischen Glauben, sondern auch für die kirchliche Gemeinschaft. Wie die religiösen Wahr heiten und Forderungen im einzelnen tiefer Wurzel fassen können, so kann auch von der Gemeinschaft eine religiöse Wahrheit weiter geklärt und tiefer erfaßt werden. Wir anerkennen aber keinen religiösen Fortschritt, der den überlieferten und geoffenbarten Glauben aus dem Herzen reißt und an seine Stelle Gefühle und Stimmungen, Wissen und Verstehen setzen will. Für uns ist der Inhalt der Religion etwas fester Umgrenztes und Begründetes. Wir verwerfen eine Religion und einen religiösen Fortschritt, der im innersten Wesen subjektivistisch ist; denn für uns ist Religion unsere Beziehung zum höchsten persönlichen Wesen, durch die uns Pflichten auferlegt und Rechte erteilt werden. Niemals kann uns das als Fortschritt gelten, das den Autoritätsbegriff erschüttert und die Bestimmung sittlicher Normen dem einzelnen überläßt. Ein solcher Foxtschritt ist ein Niedergang und Zerfall und birgt den setzungskeim alles religiösen Lebens in sich. Individualistische Religion ist ein Zerrbild wahrer Religion, ist ein klägliches Sutrogat für die Werte geoffenbarter Religion und ist letzten Endes nichts anderes, als Heidentum. Der Weltkongreß für freies Christentum dokumentiert seine Feindschaft gegen jede geoffenbarte Religions= und Kirchengemeinschaft und trägt daher nicht zur Belebung der Religion und zur Vereinigung religiös Gesinnter bei, sondern bewirkt nur weitere Verwirrung und Verwischung religiöser Begriffe und lenkt in die Bahnen ein, die andere Vereinigungen, die„Freiheit und Brüderlichkeit“ auf ihr Banner geschrieben haben, schon eingeschlagen haben. Die Lage am Balkan berechtigt nun wieder zu etwas größeren Hoffnungen. Zwischen allen Kriegführenden ist nun eine allgemeine Konferenz in Nisch anberaumt worden, wo die Verhandlungen bereits ihren Anfang genommen haben. Die Bulgaren befinden sich in größter Not und sie werden sich wohl oder übel den Forderungen ihrer Gegner heugen müssen. Durch das Eingreifen der Türken wird die Situation am Balkan selbstverständlich nicht erleichtert, doch dürften durch das türkische Vorgehen die angebahnten Friedensverhandlungen nicht unterbrochen werden. Ob es gelingt, schon bald einen Ausgang aus dem Labyrinth zu finden, wird sich bald zeigen. Die Friedensverhandlungen. — Belgrad, 21. Juli. Gestern abend trasen die bulgarischen Friedensdelegierten, die General: Paprikow und Iwantschew. in Nisch ein, um mit den Delegierten sämtlicher Verbündeten unverzüglich in direkte Friedensunterhandlungen zu treten. K. Bukarest, 21. Juli. Es wird bestätigt, daß Bulgarien durch die Vermittelung des italienischen Gesandten bei der rumänischen Regierung um Frieden gebeten und um Bekanntgabe des Ortes ersucht hat, an dem die Delegierten zusammen kommen sollen. % Bukarest, 21. Juli. Der neue bulgarische Ministerpräsident Radoslawow machte, wie hier bekannt wird. Rumänien ein Anerbieten, um zum Frieden zu gelangen. Bulgarien scheint noch immer nicht zum Bewußtsein seiner äußerst schwierigen Lage gekommen zu sein. Seine durch die italienische und russische Regierung gemachten Vorschläge, die noch etwas von der Linie Turtukai=Dobritsch abhandeln und eine Trennung der rumänischen von der serbisch=griechischen Gemeinschaft her beiführen wollen, mußten glatt abgelehnt werden. Rumänien wird seine militärischen Unternehmungen trotz der französisch=russischen, vor einigen Tagen übermittelten Wünsche fortsetzen. bis Bulgarien sich zu gemeinsamen Verhandlungen mit allen kriegführenden Staaten zur Herbeiführung eines allgemeinen Friedens entschließt. Neue Kämpfe. == Belgrad, 21. Juli. Seit gestern mittag bis heute früh wütet bei Küstendil ein sehr heftiger Kampf, wobei das bulgarische Heer eine ungewöhnlich schwere Niederlage erlitt. Der Erfolg ist zum großen Teil der serbischen Artillerie zu verdanken. Athen, 21. Juli.(Meldung der Agence d'Athene.) Die Kämpfe werden heute auf der ganzen Linie mit dem allgemeinen Vormarsch der griechischen Truppen fortgesetzt. Der äußerste rechte Flügel steht im Tale von Nestos. Die Verfolgung des Feindes erfolgte in der Richtung auf Mahomia. Nach den neuesten Meldungen beträgt die Zahl der erbeuteten feindlichen Kanonen 22; außerdem eroberten die Griechen 4 Kruppgeschütze nach heftigem Widerstand des Feindes. Das Zentrum drängte gestern und heute den Feind aus den gesamten Stellungen in der Richtung auf die Pässe von Cresna. Auf dem linken Flügel trieben die griechischen Divisionen den nach und nach aus allen befestigten Stellungen und besetzten Petschewo und die Höhen im Norden von Petschewo. Das neue Vorgehen der Türkei. K. Konstantinopel, 21. Juli. Gestern ist eine amtliche Erklärung der Pforte erschienen, in der mitgeteilt wird, die Türkei habe an Bulgarien die Forderung gestellt die Eigene=Linie als Grenze zu be willigen. General Izzet Pascha ist nach Tschorlu abgereist, nachdem die Armee den Befehl erhalten hat, Adrianopel und Thrazien zu besetzen. Die Einnahme von Adrianopel durch die Türken wird auf den Fortgang der Friedensverhandlungen ohne jeden Einfluß sein.„In Pariser diplomatischen Kreisen erklärt man, daß die türkischen Truppen die Stadt bald wieder verlassen werden und hinter die durch den Londoner Friedensvertrag festgesetzte Grenze zu ruckweichen werden. Sofia in Verzweiflung. :: Wien, 20. Juli. Im Wiener Abendblatt erzählt ein Kaufmann, der am Montag in Geschäften von Rustschuk nach Sofia reisen mußte— im Automobil, denn mit der Eisenbahn fährt niemand— es habe in Sofia helle Verzweiflung und völlige Plan= und Ziellosigkeit geherrscht. Unterwegs begegnete er einer wahren Völkerwanderung; aus Norden zogen Truppen aller Garnisonen nach Sofia, wo sich die bulgarische Armee konzentriert. Die ganze Amgebung der Hauptstadt ist ein Lazarert. Fünfzehntausend Schwerverletzte entbehren der Aerzte und Pflegerinnen. Die Einwohnerzahl beträgt statt 110000 200000. Die Zugereisten schlafen in Schuppen, Stal lungen, Kellerräumen. Jeder Hausflur ist belegt. Viele biwatieren auf den Straßen und Plätzen. Jede Postund Telegraphenverbindung ist seit 14 Tagen abge schnitten. Den inländischen Zeitungen glaubt man nicht. Der König muß sich jeden zweiten Tag zeigen. sonst glaubt die Bevölkerung, er sei gefangen in Ru mänien. Die Lebensmittelpreise steigen täglich. Ein Kilo Zucker kostet 3 Frank, ein Laib Brot, der sonst zu 30 Centime verkauft wurde, 1½ Frank. Die Furcht vor einer drohenden Hungersnot, wenn die Rumänen die Zufuhr abschneiden, verursacht die Teuerung. Mittwoch kehrte der Kaufmann nach Rustschuk zurück, um nach Wien zu fahren. Ein großer Teil der Bevölkerung verließ damals die Stadt, um in wilder Fluch' Sofia zu erreichen. Die Bulgaren hoffen zum Teil, daß der König durch seine persönlichen Beziehungen zu den eurspäischen Hösen das Vaterland werde retten können. 8 Paris, 21. Juli. Der Sonderberichterstatter des Journal telegraphiert aus Sofia: Die Ru mänen verhindern die Lebensmittelversorgung von Sofia. Wir haben kein Brot! Wenn Europa nicht binnen zwei Tagen mit aller Entschiedenheit Einspruch erhebt, dann werden wir eine Reihe jener Katastrophen erleben, welche den Screcken der Weltgeschichte bilden. Die Türkei und Griechenland. — Athen, 21. Juli. Die Agence d'Athenes meldet: Die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei wegen Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern sind zum Abschluß gekommen. Der Entwurf wird heute morgen dem Ministerrat zur Genehmigung unterbreitet werden. Das Neueste vom Kämpfe gegen Serben und Albanesen. w Wien, 21. Juli.(Drahtv.) Die albanische Korrespondenz meldet aus Uestüb: Die Serben, die innerhalb des von der Botschaftervereinigung Albanien zugewiesenen Gebietes statte Garnisonen gehabt haben, haben nunmehr die im Nordalbanischen Gebirge stehenden Truppen um 2000 Mann verstärkt und Teile davon nach Süden vorgeschoben. Zwischen den Serben und den Malissoren tam es zu einer Schlacht; letztere verloren dabei 100 Tote. Unter den Gebirgsstämmen herrscht große Erregung. Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Der Vormarsch der Rumanen ist eingesteilt worden. Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Soeben ist hier eine Erklärung Rumäniens eingetroffen, daß es das Angebot Turtukaia=Baltschik annehme. w Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Das ruminische Kavalleriedetachement, das den Bahnhof und das Telegraphenamt von Warna besetzte, verließ gestern die Stadt. Die Kabelverbindung mit Sebastopol ist wiederhergestellt. w. Bukarest, 21. Juli.(Drahtb.). Der offiziösen Presse zufolge stellte die rumänische Regierung in ihrer Antwortnote auf die letzte bulgarische Note folgende Friedensbedingungen: 1. Als Grenze die Lirke Turtukaia=Dobritsch=Baltschik; 2. Verbleiben der rumänischen Armee in Bulgarien bis zum Abschluß des Friedens. w Bukarest, 21. Juli.(Drahtb.) In der in der: vergangenen Nacht eingetroffenen und durch die Vermittlung der italienischen Gesandtschaft der rumänischen Regierung mitgeteilten Depesche nimmt die bulgarische Regierung alle Bedingungen Rumäniens an und betont insbesondere, daß die Bulgaren den Krieg gegen Serbien und Griechenland nicht fortsetzen, auch wenn en si chmit Rumänien ver ständigt. Eine Devesche gleichen Inhalts ging vom Könige Ferdinand an den König von Rumänien. w Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Gestern abend besetzten zwei türkische Kompagnien mit einer Estadrom Wiener Plauderei. Wien, 20. Juli Ein netter Sommer. Namentlich für uns Oesterreicher, die wir ständig dem auf dem nachbarlichen Ballan sich tummelnden Kriegsgott ins Antlitz zu sehen gezwungen sind. Unsere Haltung in dieser Baltankrise ist in der Hauptche dadurch gekennzeichnet, daß wir, als man uns die jene Türe vor der Nase zuschlug und Rußland uns mit c offenen Hand auch noch den Stuhl havor setzte, die solitit des offenen Mundes trieben. Teils damit es zum eißen aussähe, teils um unserem grenzenlosen Erstaunen sen gebührenden Ausdruck zu verleihen. Aus dem Staunen nnd wir nämlich so ziemlich überhaupt nie herausgekommen 1Is der Balkanbund gegründet wurde, waren wir überrascht. Als er dann wieder in die Brüche ging, waren wir auch überrascht. Ueber Rußlands Haltung hatten wir wiederholt Gelegenheit zu erstaunen: und ich glaube fast, wir wundern uns sogar darüber, daß unsere eigene nicht noch bösere Fvolgen gehabt hat. Wie wir mit heiler. Haut aus der kutariaffäre gekommen sind, wissen wir heute noch nicht. Rumäniens Verrat kam uns ganz unerwartet: von Rußands Schiedsrichterglorie haben wir nichts gewußt. Und gaß es unten wieder Krieg geben würde, haben wir auch so lange nicht geglaubt, bis— bis wir nun vor dem letzten Rhodus stehen. Dieser erbärmliche Krieg, der es sich so lange überlegt hat, oo es einer werden wollte, ist unsere letzte Gelegenheit. Es ist höchste Eisenbahn, wenn wir nicht endaültig den Anschluß verrassen wollen. Freilich wird das Rezept des Wiener Sozialistenorgans wenig helsen, das einfach detretiert, daß unsere Divlomatie die Mieasgefahr abschaffen müsse. Mit beißender, aber zutreffender Ironie gibt auf diesen roten Tagesbefehl die Reichstost folgende Revlik:„Sehr richtig! Das Oelend muß„abgeschafft“ werden, die Arbeitszeit„muß“ kürzer, die Löhne„müssen“ größer, alle Menschen„mussen“ glücklich und zufrieden werden. Der Regen soll endlich aufhören. Wir brauchen kan Wind nöt und kan Sturm und ke' Feuchtigkeit not. Und wenn's auf der Welt nicht bald anders wird, so werden„Die Machthaber“ und die Diplomaten schon zur Verantwortung gezogen weroen. Si sollen enolich den Krieg auf dem Balkan—„was geh: uns der Balkan an!“— abschaffen, sonst wird einer von den Proletarierführern mindestens eine Interpellation einbringen oder eine Versammlungsrede halten." Ja, wenn uns mit dem bloßen Reden geholfen wäre! So aber werden wir es nur bei dem Wunsche bewenden lassen können, es möge die österreichische Dipkomatie, wenn sie nicht den Balkankrieg„abschaffen“ kann, wenigstens alle Tatkraft auswenden, um eine Schädigung unserer Interessen hintanzuhalten. Also diejenigen, die da geglaubt haben, daß der Sommer uns endlich den Frieden bescheren würde, müssen sich ent täuscht sehen. Die wilden Kriegsnachrichten folgen vermutlich eine Zeitlang auch noch in die Stille der Sommerfrische. Auch hier wird der Raseur beim Einseifen dem Aermsten vom neuerren Sieg der Serben, von Tausenden von Toten und eroberten Geschützen erzählen und die Zeitung, die man ihm nachschickt in das stille Dorf, erinnert ihn beständig an diese Dinge. Zwar ist man vom Winter und vom Frühjahr her daran gewöhnt, Krisen mitzuerleben— aber im Sommer möchte man gerne seine Ruh haben. Es ist ohnehin genug, wenn man in diesem sogenannten Sommer vor Kälte zittern muß, auch noch, für den Balkanfrieden und den Weltfrieden zittern zu müssen, ist heinahe zuviel. Ja, er hat sich bös angelassen, dieser„Sommer“. Aus fernen Jugendtagen wollen sich noch einige der ältesten Leute an jene Weltordnung erinnern, nach der man im Winter zu frieren und im Sommer zu schwitzen pflegte. Das ist gründlich anders geworden. Namentlich heuer verspüren wir das, Wurden wir jüngst doch sogar durch die fast märchenhaft klingende Tatsache überrascht, daß ein Tourist, ein Wiener Bezirksret, auf seiner Ferienwanderung, die ihn durchs Gebirge führte, erfroren ist. Im Juli erfroren... So geschehm im Jahre 1913 des Heils und des miserabligsten Sommers, dessen man sich besinnen kann. Vorläufig. Und es ist leider nicht zu hoffen, daß sich in dieser Hisicht etwas ändern dürfte. Der Tourist, den ein io„un'eilvolles Schicksal ereilte, soll nicht allzu geübt gewesen sen; auch seine Ausrüstung soll nicht die beste gewesen sein. Man wirft ihm ferner Unvorsichtigkett vor. Ei der niemals elne größere Tour gewagt, hütte diese achstündige Gletscherwanderung nicht ohne Führer machen sollen. Tropo#m wird die gesunde Vernunst einwenden düfen, oaß all das nicht sehr stichhaltig ist: der Mann ist nicht abgestürzt. Nicht seine touristische Unzulänglichkeit hat ihn sterben lassen. Er ist erfroren. Im Juli erfroren. Und man wird ihm doch nicht zum Vorwurf machen, daß er sich im Juli hätte vor dem Tod durch Erfrieren schützen müssen! Wer hätte daran gedacht! Man macht eine vierzehntägige Ferienreise ins Steirische hinüber und soll sich am Ende für eine Polarfahrt ausrüsten! Das wäre zu viel verlangt. Der traurige Fall bildet immerhin ein Symbol dieses Sommers, der bisher seinen Namen keineswegs verdient. So eine„Sommerfrische“ muß diesmal wirklich idyl lisch sein. Frische erster Güte, vom Sommer aber keine Sxur. Vornehmlich tochterreiche Mütter werden bitter diesen standalösen Wettercharakter bejammern. So lange nicht Ausflüge zu Land und zu Wasser, Mondscheinfahrten 2c. 2c. den jungen Damen Gelegenheit geben, ihre Vorzüge Interessenten im schönsten Sonnen= oder Mondlicht zeigen zu können, solange vor allem die Bade tostümfeste entfallen müssen, weil das Wasser kaum 10 Grad Wärme erreicht, solange sind nur die Mütter mit ihren Hoffnungen auf Herzensbündnisse im Wasser. Bei der Temperatur denkt kein junger Herr an das Ver loben. Die feurigsten Blicke zünden nicht, der ewige Regen verwässert die ernstesten Absichten. Da soll man sich dann schließlich noch wundern, wenn der Radikalismus auch die Damenwelt erfaßt und diese dazu treibt, das Heil aus aller Lebensmisere im Frauenstimmrecht erblicken zu sollen. Nun, wir Wiener haben ja kürzlich das Vergnügen gehabt, einen Frauenstimmrechtskonareß in unseren Mauern beherbergen zu dürfen. Er hatte auch wenigstens einen positiven, in die Augen fallenden Erfolg, allerdings nur„witziger“ Natur. Die Bewohner der Halbgasse wurden nämlich mal nächtlicherweile auf unsanfte Weise jäh aus dem süßen Schlaf geschreckt. Ein kanonenschußähnlicher Knall ließ sie entsetzt auffahren uno zu den Fenstern stürzen. Es war aber bloß ein„Witz“, der die stille, friedtiche Gasse aus ihrer nächtlichen Ruhe aufscheuchte. Von dem unmittelbaren Opfer des„Scherzes“ aber zeugten die jammerwürdigen Ueberreste eines einstmals schönen schwarzgelben kaiserlich königlichen Brieflastens, Irgendjemand hatte diesen guten Ulk##udgeheckt und den Briefkasten, der nirA"—.— mand genierte und in unserer briefkastenarmen Stadt eine Freude der Halbgasse war, diesen armen Briestasten hat man in die Luft gesprengt. Und um die„Hetz" vollständig zu machen, hatten die Täter einen Zettel mit dem betannten Schlachtruf der englischen Frauenrechtlerinnen hinterlassen:„Votes for women!“ Damit sollte der Anschein erweckt werden, als ob auch bei uns die Frauenrechtlerinnen sich der terroristischen Kampfesweise ihrer englischen Genossinnen bedienen wollten. Es ist niemand darauf„hereingefallen". Nur der Briefkasten, der überdies leer war, hat daran glauben müssen. Und das ist schade, denn es wird eine geraume Zeit vergehen, bis nach den verschiedenen Lokalaugenscheinen ein neuer Kasten aufgehängt wird. Es ist ein prächtiger„intelligenter“ Scherz gewesen, nur daß er den Tätern teuer zu stehen kommen wird. Wenn man si. zerwischt, heißt das. Nun, aber dafür hat man wenigstens einen anderen Uebeltäter kürzlich„erwischt" und Justiz an ihm vollzogen. Einen„freiheitlichen“. Wahlmogler, den Wiener Gemeinderat Moißl. Wegen Stimmenkaufs bei seiner eigenen Wahl in den Gemeinderat hatte er sich vor einem Erkenntnissenate des Land###tichtes zu verantworten. Dabei wurden die Wahlpraktikoh Koißls undarmherzig aufgedeckt und alle Welt erfuhr, welch sauberen Mitteln sie dieser Freisinnsheld den Eintritt in das Wiener Rathaus verschafft hat. 700 Kronen hat er für seine„Pozularität“, bei den Wählern geopfert und muß nun dafür während der Gemeinderatsferien sechs Wochen ins Loch. Eine wahre Zierde des abgekrachten Wiener Freisinns. Die Verhandlung ergab ganz heitere Momente. So schielderte der Straßenkehrer Bienenstein mit echt wienerischem Humor, wie er von Agenten Moißls eingefangen wurde: Präs.: Bekennen Sie sich schuldig?— Angekl.: Teilweise: ich bin nämlich in einer Zwangslage gewesen. Meine Alte— will sagen: meine Frau— ist schon seit zwölf Jahren krank.— Präs.: Haben Sie, die fünf Kronen betommen?— Angekl.: Ja.— Präs.: Hätten Sie sonst auch den Herrn Moißl gewählt?— Angekl.: Wär' mir nicht im Schlaf eing'fallen.(Heiterkeit. Der Angeklagte erzahlt, er sei„heruflich“ vor der rianer Weinstube beschäftigt gewesen, als er von Ried(dem Agttater Moitzis, dar speiter sich selbst angezeigt Istri# ling Ljuncoprne. Die von den Bulgaren zurückgelassenen türtischen Kriegsgefangenen bilden Baschibozuk=Bam den: welche Thrazien überschwemmen und die bulgarischen Dörfer plündern. Die Bevölker ug flieht: alle Wege sind mit Flüchtlingen bedeckt. London, 21. Juli. Die Times meldet aus Sofia vom 20. Juli: Die Türten sind nach kurzem Kampfe gegen eine kleine Verteidigungsabteilung in Adrianoveleingerückt. Die irregulären Truppen brennen und plündern und begehen allerlei Grausamleiten. An dere Truppen rücken in östlicher Richtung vorwärts. 0 Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Türkische Truppen stehen vor Kirkilisse. Nach einer Meldung soll die Stadt schon besetzt sein. Der Bevölkerung Sofias, die erst jetzt allmählich die Wahrheit über die gefahrvollle Lage des Staates erfährt, hat sich eine große Aufregung bemächtigt. w Sofia, 21. Juli.(Drahtb.) Das Wiener Korr. Büro weldet: Angesichts der verzweiselten Lage Bul gariens herrscht hier große Aufregung; man ist auf alle Eventualitäten gefaßt. Die bulgarische Armee ist dadurch vollkommen lahmgelegt, daß durch die Zerstörung der Eisenbahnbrücke über den Vidfluß die einzige Zufahrtslinie aus dem Norden unterbrochen ist. w Tofia, 21. Juli.(Drahtb.) Das neue Kabinert hat sich der Sobranje vorgestellt. Der Ministerprasident verlas den königlichen Ukas über die Annahme der Demission des Ministeriums Danew und die Ernennung des Kabinetts. Die Feier des 100. Geburtstages Adolf Kolpings. * Köln, 21. Juli. Mit großer Feierlichkeit wurde gestern in der rheinischen Metropole der 100. Geburtstag des Gesellenvaters Adolf Kolving begangen. Aus allen Gauen Deutschlands und noch weiterher, selbst von jenseits des Meeres hatten sich die Kolpingssöhne zum Jubelfeste eingefunden. Ca. 500 Fahnen füllten das Mittelschiff des hohen Domes bis hinauf zum Chore. Um 9 Uhr hielt der hochwürdigste Herr Erzbischof Dr. Felix von Hartmann das Pontifikalamt. Um 111. Uhr fand ebenfalls durch den Herrn Erzbischof die feierliche Einweihung des Zentralhospitiums„Kolvingshaus“ statt. In seiner Begrüßungsansprache zeichnete Generalpräses Msgr. Schweitzer ein Bild von der Entwicklung des Kölner Gesellenvereins und schloß mit einem Hoch auf Papst und Kaiser. Se. Erzbischöflichen Gnaden Dr. Felix v. Hartmann betonte darauf, oaß es eine der lieblichsten Aufgaben seines Amtes sei, einen Besuch im Gesellenverein machen zu können, weil er als junger Kaplan selbst Präses eines Gesellenvereins gewesen sei. Er freue sich, daß er die segnende Hand auf ein Werk habe legen können, das ein Familienheim für Kolpingskinoer sein solle. Nachdem Se. Erzbischöflichen Gnaden oas Werk Kolpings in kurzen markanten Worten geschildert, wünschte er aus freudigem Herzen, daß dem Gesellenverein in seinem neuen Hause weitere segensreiche Wirksamkeit beschieden sein moge. Christus sei der Fels, der katholische Glaube das Fundament, auf dem der katholische Gesellenverein aufgebaut sei als der Bau der christlichen Tugenden. Möge Gott diese Wünsche erfüllen! Darauf gab der hochwürdigste Herr bekannt, daß auch der hl. Vater in Rom der Kolpingssöhne geoachte und folgendes Telegramm an ihn gerichtet habe: Aus Anlaß des 100. Geburtstages des Gründers des Gesellenvereins. Adolf Kolping, spendet der Heilige Vater den Präsides, den Mitgliedern und Ehrenmitgliedern aller Vereine und allen, die zur Feier des Tages dort versammelt sind, damit Gottes Hülfe sie stärke, in den Fußspuren ihres Gründers weiter zu wandern, aus vollem Herzen den apostolischen Segen. Kardinal=Staatssekretär Merry del Val. An die herrlichen Worte des Oberhirten schlossen sich die Glückwünsche des Herrn Regierungspräsidenten von Steinmeister, namens der Staatsregierung und der Bezirksregierung und des Herrn Oberbürgermeister Wallraf namens der Stadt Köln. Die Festversamm lung stimmte begeistert dem Vorschlage Sr. Erzbischöflichen Gnaden zu. dem hl. Vater ein Dankestelegramm zu senden, das Treuegelöbnis zu übermitteln und auch Sr. Majestät dem deutschen Kaiser ein Huldi gungstelegramm zu entbieten. Hoch Kolving klang es dann im Männerchor mit mächtiger Stimme zum Schluß des festlichen Aktes. Den dritten Akt des Festprogramms bildete der Festzug und die Ovation am Kolpingsdenkmale. Tau sende von Handwerkern, Meistern und Gesellen aus Nord und Süd, Ost und West nahmen daran teil. Auch das Ausland war sehr stark vertreten. Besonders Oesterreich und die Schweiz hatten aus Wien, Passau, Enns, Krems, Karlsbad, Magyszeben, aus Davos, Einsiedeln, Lausanne, Luzern, St. Moritz und Wil Fahnen und Deputationen, zum Teil recht ansehnliche, gesandt. Paris. London, Stockholm, ja Newyork und Chikago waren vertreten. In freudiger Be geisterung, unter Gesang und klingendem Spiel durchzog der imposante Festzug die Straßen, an denen Tausende und Abertausende Aufstellung genommen hatten. Immer mehr verdichtete sich die Menge, je näher man dem stillen Plätzchen bei der Minoritenkirche rückte, wo von lauschigem Grün umgeben, das sinnige Kolpingdenkmal steht, daß die Gesellen ihrem Vater im Jahre 1903 nach dem Modell von Schreiner errichteten. Die Stadt Köln hhatte das Monument mit Palmen, Lorbeergewinde und Blumen geschmackvoll und vornehm schmücken lassen. Beim Vorbeiziehen grüßten das Standbild die Fahnen, der Gesamtverband, die Kölner Vereine, sowie der Verein Bludenz(Vorarlberg) legten Kränze nieder und der Verein Luxemburg stiftete einen in Metall getriebenen Lorbeerkranz. Vom Denkmal aus begaben sich die Ver eine in die Festlokale. Nach Beendigung des Festzuges begannen in fünf Sälen Festversammlungen zum Gedächthat) angesrrochen wurde.]— Präs.: Was hat Ihnen Riedling gesagt?— Angek..: Ro, wie das schon so is; er hat mir a Loch in' Bauch g'red:.(Heiterkeit.) Dann hat er mir mein' ausg'füllten Stimmzettel wegg'nommen und an' andern geben. Dann bin i per Auto ins Wanllotal g'fuhrt word'n; der e##rr Riedling is hinter mir g'standen und hat mir furchtb.; auf d' Finger g'schaut.(Heiter keit.) Präs.: Was in 0m nach der Wahl geschehen? Sind Sie per Auto zurückgefahren?— Angekl.: Gar ka Ides. Da sind wir z' Fuß laangen. Im Gasthaus„zur Kuge!“. du war der Herr Moißl. I hab' ihn gar nit kenntRiedling hat mit ihm gesproch'n, hat ihm den Stimmzettel geben, den er mir wegg'nommen hat, dann hat Moißl ihm einen Auftuag'geben; i hab' aver nit verstanden, wus sie grred't hab'n. Riedling hat mir dann fünf Kronen geben. Danns ist der Moißl zu mir kommen, hat den Hut runterg nommen und###agt:„Isch danke Ihnen!“ Und dann hat ür sich sogar verbeugt.(Lebhafte Heiterkeit Nun, die freisinnige Moißlrärtei, deren Mitglieder sich jeder als einen Herkules an Bürgertugend, Wissen, Bildung, Fähigkeit und Selbstlosigkeit den Wählern angepriesen hatte, tießzt gottlob im Sterben. Das Wiener Bürgertum wird sich huten, dem torrurten Freisinn noch jemals in den Sauel zu helfen. Denn unter dem Mondglanz liberaler Herrlichleit könnte es lieblich aussehen In Wien. So„helle“ sing die Wiener längst geworden, sic dessen bewußr zu sein,#r Were nu nis des Zentenariums. Alle Säle waren überfüllt. Gottbegnadete Redner schilderten Kolving und sein Werk und entzündeten aufs neue das Feuer der Begeisterung für das große Werk Kolpings, das zu schützen und zu pflegen 11·000 Gesellen und Präsides in weihevoller Stunde aufs neue gelobten. Die Versammlungen nahmen alle einen glänzenden Verlauf. Die Bürgergesellschaft hatte den Gesellen ihren Prunksaal geöffnet. Hier waren die Verwandten Kolvings anwesend. Herr Dr. Donders. der Münsterische Domprediger und Generalsekretär der Katho likenversammlung war es, der in seiner jeden Lodes unerreichbaren Art hier den Festgedanken nrcharbeitete. Kolving war der Mann, der, als ihm die Freiburger Katholikenversammlung eine Ovation darbrachte, zornerfüllt das ablehnte mit den Worten: Ich will kein Hoch, gebt Gott die Ehre, und wenn ihr mit mir übereinstimmt, dann betet heute Abend auf den Knieen ein Vaterunser für den Gesellenverein und für seinen Präses. Gott hat er die Ehre gegeben und auch heute würde er nur Gott die Ehre geben. Das schönste Monument, das Kolving errichtet ist, ist der Verein mit seinen 80000 Mitgliedern und 130000 Ehrenmitgliedern. Die Hand der göttlichen Vorsehung hat Kolpings Leben geleitet hin zu dem Werk, für das sie ihn ausersehen hatte. In 15 Jahren konnte er 420 Vereine gründen, ein Erfolg, der einzig oasteht in der Geschichte. In seinen Reden steckt die ganze Wucht eines Mannes, der weiß, was er will. aber auch will, was er weiß. Es gibt Gräber, die Stätten des Lebens sind, weil immer neue Kraft von ihnen ausströmt. Ein solches Grab ist das Kolvings. oessen Lebensschicksal sein Lebenswerk geworden ist. Die treibenden Kräfte in diesem Leben waren: Als erstes und tiefstes die Ueberzeugung von der Macht des Glaubens und der Religion in einem jungen, von allen Seiten von Gefahren umgebenen Leben. Daraus ersproß das herrliche Verhältnis von Priester und Geselle, das Geheimnis der Erfolge des Vereins. Neben das Ora stellte er das Labora. Die Ueberzeugung von dem großen Wert der Arbeit war die zweite Quelle, aus der Kolving schöpfte. Ehrt das Handwerk in eisernem Fleiß, das ist seine, das des Vereins Mahnung, darum die Vereinsdevise: Arbeitsamkeit und Fleiß. Die dritte treibende Kraft in seinem Leben war Kolpings Ueberzeugung von der Macht der Einigkeit. Der Gedanke liegt uns Katholiken ja im Blute; wer Kirche sagt, sagt ja auch Organisation. Die Organisation in das Große hinauf und hinab ins Kleinste, das war Kolpings Gedanke, als er die Devise gab: Eintracht und Liebe. Und das letzte war Kolpings Glaube an die Notwendigkeit der Freude im Leben. Wir lechzen nach Freude. Heutzutage gibt es viele Freuden, aber wenig Freude. viele Menschen, die die erste Hälfte des Lebens dazu benutzen, um sich für die zweite unglücklich zu machen. Der Herr Oberbürgermeister hat heute morgen so schön gesprochen von den Augen Kolvings, von der Liebe und oer Herzensgüte, die daraus sprachen, das ist es gewesen. Liebe und Herzensgüte, oie er hineinlegen wollte in die vierte Devise: Frohsinrtund Scherz. Mit einem Gruß vom verstorbenen Kardinal Gruscha, den er ihm kurz vor seinem Tode mitgegeben, schloß Redner:„Wenn Sie zur Weihe des neuen Gesellenhauses nach Köln kommen, dann sagen Sie ihnen, die Gesellen sollen brav sein, wie sie zu Kolpings Zeiten brav waren; der alte Kardinal läßt euch grüßen mit dem Gruße, der ihm immer der liebste gewesen ist: Gott segne das ehrbare Handwerk. Diesem Gruß aus der Ewigkeit würde Kolping, wenn er unter uns sein könnte, die Mahnung hinzufügen: Haltet treu zum Verein, treu zum Glauben, treu zur Tugend. Geist Vater Kolpings, wir nehmen und wehren uns damit! Gott segne das ehrbare Handwerk!“ Echt von Herzen kommender Beifall setzte nach dieser Rede ein. Es war weit über 7 Uhr geworden, ehe sich die Säle leeren konnten. Zahlreich pilgerten die Fremden zum Rhein, auf dem kurz nach 8 Uhr eine Festfahrt stattfand. Den schönen Schluß des glänzend verlaufenen ersten Festtages bildete die Festversammlung in der Bürgergesellschaft. Vermischtes. Neu=Ruppin, 21. Juli. Major von Blankensee vom Bezirks=Kommando Neu=Ruppin, traf in seinem Jagdrevier Bechlin mit zwei Wilderern zusammen, von denen der eine ein Doppelteschina bei sich führte. Die beiden Wilddiebe kamen so dicht an den Major heran, daß der eine den Lauf des Gewehrs des Jagdrächters festhalten und mit dem Tesching zum Schlage ausholen konnte. In diesem Moment drückte der Angegriffene sein Gewehr ab. Der Wilderer siel tot zu Boden. Es handelt sich um einen Arbeiter K. aus Bechlin, und seinen Sohn. St. Dide,„alt. Gestern nachmittag wurde hier ein Erdbeben verspürt, das unter der Bevölterung einen panikartigen Schrecken verursachte. Aud, Luneville ist von dem Erdbeben betroffen wolden. Neue Hitzwelle in Amerika. Newyork, 21. Juli. Newyork wird von einer neuen mrowelle heimgesucht. Am Samstag stieg das Thermometer auf 3o Grad Celsius; aus Luisville werden sogar 40 Grao gemeldet. 15 Personen erlagen bereits der Hitze, Temperaturen im sechsten Erdteil. Der Entdeckung des Nordpols durch den Amerikaner Rob. E. Pearn am 6. April 1909 folgte am 15. Dez. die Auffindung des Südpols durch den norwegischen Seefahrer Roald Amundsen. Eigentlich hatte auch dieser die Absicht gehabt, den Nordvol aufzusuchen oder wenigstens das Nordvolarmeer dicht um den Nordvol herum zu erforschen. Bereits auf der Reise nach diesem Gebietc erhielt er im September 1909 die Nachricht, daß der Nordvol aufgefunden. Rasch entschlossen, steuerte er sein Schiff, den berühmten„Fram“, zu deutsch„Vorwärts" um und fuhr nach dem Südvol. Und eigentlich war das, was er hier antraf, viel wichtiger und vielleicht für eine spätere Geschichte der Menschheit bedeutungsvoller als das nasse Element des Nordvols, vermutete man doch schon seit Jahren am Südvol einen bisher unbekannten riesigen Kontinent, den„sechsten Erdteil“. Amundsen's Fahrten haben den letzten Zweifel darüber zerstört, daß ein solcher vorhanden ist; er stellt sich dar als ein gewaltiges Hochplateau mit außerordentlich hoher Durchschnittserhebung über dem Meere, wie sie keiner der andern fünf Erdteile aufweist. Ob sich auf diesem Erdteil dereinst noch Menschen ansiedeln werden, wer lann es wissen? Daß er vorübergehend aber zur Gewinnung seiner Bodenschätze von Menschen aufgesucht werden wird, ist ganz sicher zu erwarten. Einstweilen mögen aber über die Temperaturen, welche daselbst herrschen, einige Angaben am Platze sein. Auf der von Amundsen„Framheim“ getauften Eisplattenstation wurde als kältester Monat der August festgestellt. Die Durch schnittstemperatur in demselben war 4410 C. Kälte. Was dies bedeutet, kann 2. B. daraus gefolgert werden. daß schon bei 39“ Kälte das Quecksilber gefriert und sich mit dem Hammer und der Felle bearbeiten läßt wie Zinn. Am 13. August 1911 wurde die kälteste überhaupt beobachtete Temperatug feigestellt:— 581.0 Celsius. Im Oktober begann der Frühling und im Dezember war Sommer: die Sommerwarme betrug in diesem Monat durchschnittlich 61,° C. Kälte. Die höchste überhaupt beobachtete„Wärme“ war ein Fünftel Grad Celsius„Kälte". Ob wohl nach dieser Schilderung viel Auswanderer Lust zeigen werden, den neuen Erdteil aufzusuchen? LetzteNachrichten u. Drahtberichte. u Berlin, 21. Juli.(Drahtb.) Dem Reichsanzeiger zufolge ist dem Staatssekretär Kuhn die Krone zum Roten Adlerorden 1. Klasse mit Eichenlaub verliehen worden. n Köln, 21. Juli.(Drahtb.) Die Köln. Ztg. meldet aus Dresden: Die erwartete maßgebende Erklärung des Prinzen Max von Sachsen über dessen behaupteten Angriffe auf Oesterreich=Ungarn liegt bis heute noch nicht vor. Ob auch das Gesamtministerium sich mit der Angelegenheit beschäftigen wird, hängt von dem Inhalt der Erklärung ab. Die sächsische Regierung würde kein Hehl daraus machen, daß sie Angriffe auf ein befreundetes Nachharreich auch von prinzlicher Seite ernstlich mißbillige. W Dresden, 21. Juli.(Drahtb.) Das Dresdener Journal schreibt: Wie von zuständiger Seite verlautet, steht Prinz Max, Herzog von Sachsen, dem Artikel „Ein deutscher Prinz über die Balkanwirren“, in Nr. 363 der Wiesbadener Zeitung vom 13. Juli 1913 und den darin erhobenen Angriffen auf die österreichisch=ungarische Balkanpolitik fern. Es handelt sich vielmehr um eine indiskrete, mißverständliche und tendenziöse Wiedergabe eines gelegentlichen, nicht für die Presse bestimmten, ganz privaten Meinungsaustausches zwischen dem Prinzen und einem ihm bekannten Herrn über beiderseitige persönliche Eindrücke und Erinnerungen aus ihren Reisen auf dem Balkan. Daß die sächsische Regierung dem erwähnten Artikel völlig fernsteht, wurde schon früher ausgedrückt. " Rathenow, 21. Juli. In der Prinzen=Villa wurde heute mittag 12 Uhr eine stäbtische Deputation empfangen, die dem Prinzen Ernst August und der Prinzessin Viktoria Luise, Herzog und Herzogin von Braunschweig und Lüneburg, die von der Stadt Rathenow gewidmeten Geschenke, zwei wertvolle Gegenstände aus der optischm Industrie, überbrachte. Graudenz, 21. Juli.(Drahtb.) Für das durch den Tod des Grafen Kanitz erledigte Reichstagsmandat ist der Fabrikant und Gutsbesitzer Ventzki in Graudenz=Morusch einstimmig als nationalliberaler Kandidat aufgestellt worden. Ventzki gilt wegen seiner Popularität und weil er im ganzen Osten bekannt ist, als der aussichtsreichste Kandidat. Zur Kruppaffäre. w Berlin, 21. Juli.(Drahtb.) Wie nunmehr mit voller Bestimmtheit verlautet, wird die Verhandlung gegen die sieben Zeugoffiziere und einen Kommandantursekretär in der Kruppangelegenheit gröbtenteils öffentlich verhandelt werden. An die Zeitungsberichterstatter wurden bereits Eintrittskarten vergeben. Verhandlungsführer ist Kriegsgerichtsrat Zoerrens, juristischer Beisitzer Kriegsgerichtsrat Bälrensprung. Die drei richterlichen Offiziere werden erst in den nächsten Tagen kommandiert werden. Ein neuer Spionagefalt. Königsberg, 21. Juli.(Drahtb.) Eine neue Verhaftung wegen Spionageverdachtes ist an der russischen Grenze vorgenommen worden. In dem Grenzort Mlawe wurde der Kaufmann Böhme aus dem ostpreußischen Dorfe Illowo unter der Beschuldigung verhaftet, gegen Rußland Spionage getrieben zu haben. Es war den russischen Behörden seit einiger Zeit aufgefallen, daß Böhme mehrfach nach Warschau gefahren war und dort mit Agenten unterhandelt hatte. Die Festnahme erfolgte in dem Augenblicke, als Böhme die Pläne von Warschau von einem Agenten in Empfang nehmen wollte. Grubenunglück. w Holten i. W., 21. Juli.(Drahtb.) Eih schweres Grubenunglück ereignete sich heute nachmittag auf der Zeche Rhein, Schacht I/II. Sieben Bergknappen gerieten unter stürzendes Gestein. Der Schachtmeister Unhoff aus Schmachtendorf konnte nur als Leiche unter den Trümmern hervorgezogen werden. Sein Bruder trug lebensgefährliche Knochenbrüche davon; die übrigen fünf Bergleute wurden ebenfalls schwer verletzt. 14. internationaler Blindenkongreß. Düsseldorf, 21. Juli.(Drahtb.) Im Sitzungs= saale des Provinzial=Ständehauses wurde heute abend der 14. Internationale Blindenkongreß eröffnet. Zum Präsidenten wurde der Direktor der Dürener Provinzial=Blindenanstalt Baldus gewählt. Zu den Verhandlungen sind Vertreter des Reichs, der Bundesstaaten, Oesterreichs, Frankreichs, Hollands und der Schweiz erschienen. Drei Personen ertrunken. w Hamburg, 21. Juli.(Drahtb.) Auf der kurzen Brücke in Entenwerder kenterte ein Handkahn eines Kahnes. Der Besitzer Engelmann, der Bootsmann Dorn und dessen Ehefrau ertranken. Einer der Insassen wurde gerettet. Die Sozialisten zehnen die Ministerwürde ab. Rotterdam, 21. Juli.(Drahtb.) Der Zentral= vorstand der sozialdemokratischen Partei beschloß, eine Beteiligung der Sozialdemokraten an dem neuen Ministerium endgültig abzulehnen und den außerordentlichen Parteitag, der Ende dieser Woche zusammentreten sollte, um über diese Frage Beschluß zu fassen, nicht abzuhalten. Madero meuchlings ermordet? Newyork, 21. Juli.(Drahtb.) Die Witwe des ermordeten mexikanischen Präsidenten Madero und andere in Washington weilende Familienmitglieder enthüllen jetzt zum ersten Mal die Umstände der Ermordung Maderos durch die Anhänger Felir Diaz'. Die Witve erklärte, daß Madero nicht im Kampfe, sondern vährend des Schlafes im Bette ermordet wurde Kleine Nachrichten. &a. MülheimRuhr, 21. Juli. Wie uns von ständiger Seite mtgeteilt wird, ist der bei dem gestrigen Straßenbahnunfal verunglückte Soldat nicht tot, sondern schwei verletzt worden. * Köln, 41. Juli. Der Kommandeur der Heilsarmee, Rail on, eines der ältesten Mitglieder und Mitarbeiter des Generals Booth. wurde gestern auf der Durchreise, als er den Zug nach London besteig wollte, vom Schlaa getroffen. Er war sofoli tot. w Nachen, 21. Juli.(Drahtb.) In der vergangenen Nacht drangen Diebe in das Anwesen des Landwir### Koch. Als sie von dem Besitzer überrascht wurden,e schossen sie ihn. W. Lünen, 21. Juli.(Drahtb.) Aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis brachen in der vergangenen Nacht drei schwere Verbrecher aus, nachdem sie die Gitterstabe des Zellenfensters durchgesägt hatten. — Magdeburg, 21. Juli. Da der alte Militarfriedhof wegen Vergrößerung des Bahnhofes geräum werden muß, fand gestern nachmittag die feierlich Ueberführung der Gebeine von über 900 xreußischen, französischen und österreichischen Offizieren un Soldaten, die seit dem Jahre 1866 und 1870 dert ruhen, nach dem neuen Militärfriedhof statt. Zu Feier waren der französische Militärattaché, Oberleutnant# Sirret, und der österreichische Marineattaché Collo reoo erschienen Hamburg, 21. Juli.(Trahtb.) Auf Veranlassung der Insterburger Staatsanwaltschaft ist hier ei Kutscherfrau verhaftet worden, die beschuldigt w vor Jahren ihren eigenen Vater und im Auc##st vorigen Jahres iyren Stiefvater durch Gift beise## geschafft zu haben. Bei der Untersuchung der auf hördliche Anordnung wieder raufgegrabenen Leichen si große Mengen Arsenik satgestellt worden. — Neumünster, 21. Juli. Im Seebad Einfold ist beim Streckentauchen des vom Gau Schleswig=Holstein veranstalteten Schwimmfestes der 21jährige Kausmann Sxeihmann vom Altonaer Schwimmverein ertrunken. Die Festlichkeit wurde infolgedessen eingestel Lissa, 21. Juli. Im Personenzug Posen=Lissa stach gestern ein Arbeiter im Wagenabteil 4. Klasse plo lich ohne sichtbare Ursache auf die Mitreisenden enn, von denen vier schwer verletzt wurden. Als ein Mi reisender die Notleine zog, sprang der Attentäter aus dem Wagen. Er wurde verfolgt und konnte festgenommen werden Es scheint, daß er im Delirium gehandelt hat. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebrach, Wiesbaden, 21. Juli.(Drahtb.) Im Hotel Quisiana hat ein etwa 40jähriger elegant gekleideter Mann, der sich Louis Doven nannte, einer Englan derin, die er tags zuvor kennen gelernt hatte, bei einem Besuch während einer kurzen Abwesenheit der Dame aus einer verschlossenen Tasche Schmu sachen im Wert an 14000 Mark gestohle Der Dieb hatte jals Journalist und Mitarbeit#r des Figaro aus; teben. Er sprach fließend französisch und englisch. München, 21. Juli. Der andauernde Regen läst die Flüsse Hochwasserführen. Weite Strecken sind überschwemmt. Falls nicht bald trockenes Wet eintritt, ist die gesamte Getreideernte bedro — Die gestrigen Erdstöße in Süddeutschlano wur auch in Nürnberg verspürt, wo sie im Innern der Stadt einigen Schaden anrichteten. Konstanz, 21. Juli. Seit Samstag ist der Bodensee von 454 cm auf 480 cm gestiegen. M befürchtet Hochwasser. W Prag, 21. Juli.(Drahtb.) Gestern nachmittg und nachts gegen 11 Uhr wurden in Eger und Frarzensbad starke Erdstöße verspürt. # Paris, 21. Juli. Bei dem gestrigen Wenschwimmen in der Seine zwischen der Brücke von Jory und der Alexanderbrücke siegte der Deuts##e Hermann Wet aus Stuttgart, der die 7 Km. lane Strecke in 1 Stunde 22 Minuten zurücklegte. w Paris, 21. Juli.(Drahtb.) Aus Perrignan wird gemeldet: Zivilisten beschimpften mehrere Unteroffizie die einige in einer Gesellschaft befindliche Soldaten zurecht gewiesen hatten, und riefen:„Nieder mit d Armee! Nieder mit den drei Jahren!“ Es entstand eine blutige Rauferei der erst durch das E schreiten von Schutzleuten ein Ende gemacht wurde. Wetterberichte. Wetter=Aussichten auf Grund der Deveschen des Reichs=Wetterdienstes.(Nachdr. verb.) 24. Juli: Bewölkt, wärmer, meist trocken. 25. Juli: Wolkig mit Sonnenschein, warm, strichw Regen. 26. Juli: Vielfach heiter, schön, angenehm. Handels= u. Verkehrsnachrichten Hamburg, 21. Juli. Zucker. 3 Uhr nachm. Tenden; ruhig. Juli 8,85, August 8.90, Sept. 8,95, Okt.=Dez. 9.1 Jan.= März 9.32½. Mai 9,52½.— 6 Uhr abends. Tendenz rudig. Juli 8,85, August 8,90, Sept. 8,95, Okt.=Dez. 9.1 Januar= März 9,30, Mai 9.50.— Kaffee: 3 Uhr nach Tendenz stetig. Sept. 47,75, Dezember 48.25, März 49, Mai 49.00.— 6 Uhr abends. Tendenz stetig. Sept. 47,75, Dez. 48.50, März 49,00, Mai 49,00. Berliner Produktenbörse. 21. Juli 1913. Weizen: Juli—.—, Sept. 204.50, Okt. 204.75. Rubig. Roggen: Juli 177.00, Sept. 172.50, Okt. 173.25. Fest. Haser: Juli—.—, Sept. 168.75. Fest. Mais am. mix.: Juli—.—, Sept.—.—. Geschäftslos. Rüböl: Juli—.—, Okt. 67.00, Dez.—.—. Geschäftslos. Weizenmehl: 24.25—28.75. Ruhig Roggen mebl: 20.50—23.00. Fest. — Butter. Trotzdem die Zufuhren teilweise eine Abnahme zeigen, sind diese bei dem schwachen Konsum kaum unterzubringe Die Notierung konnte sich bebaupten. In russischer Butter ist gleich alls stilles Geschätt bei fast unveränderten Preisen. Die Notieru gen sind: Hos= und Genossenschaftsbutter Ia Qual. 113—115. IIa Qual. 108—112; die ständige Deputation des Berliner Butter dandels notiert außerdem: IIIa Qual. 100—108, abfallende Soi ten 89—102 Mark. — Preußische Staatsbahnen. Die Betriebseinnahmen der preußisch= heisischen Staatseisendahnen daben im Juni 1913 gegen den gleichen Monat des Vorjahres im Personenverkehr 1 Million Mark— 1.59 v. H., im Güterverkedr 59 Mill. — 4.78 v. H. mehr, insgesamt einschließlich einer Mindereinnahme aus sonstigen Quellen 5,9 Mill. Mark= 2.98 v. H. mehr betragen. Die Zahl der Sonn= und Festtage, sowie der Werktage war in beiden Jahren gleich, jedoch siel im Vorjahre der mancherorts gefeierte Fronleichnamstag in den Juni, in diesem Jahre dagegen in den Mai. 4 * 4 = Vom Roheis# Versand verband. Der Verband teilt mit, daß im Juni der Versand nur 93 pCt. der Beteitigung betragen habe, gegen 101 pCt. im Mai, und führt dies zurück aus die Inventuraufnahme der großen Werte. Es dürfte aber dieser Umstand doch die Veranlassung oazu geboten baben, daß der Verband die Ausfuhrvergütung, die er auf der gleichen Höhe mit der für die Kohlen halten wollte, bechlossen dat, auf 4% Mark pro Tonne Roheisen sestzusetzen, in welcher die vom Kohlensyndikat gewährte Bonisilation von 1½ Mark per Tonne mit enthalten ist. = Deutschlands Außzenhandel. Im auswärtigen Handel Deutschlands beträgt im Juni die Einfuhr 6 105 171 To. gegen 6060 465 To. im Juni 1912, die Ausfuhr 5821778 To. gegen 4 013 809 To. im Vorjahr. Von Januar bis Juni betrug die Einfuhr 3408! 885 To. gegen 32494 574 To., die Ausfuhr 36 126 710 To. gegen 30 709 924 To. im Vorjahr. Die Werke erreichten in Millionen Mark in der Einfuhr 841 an Waren und 83,3 au Edelmetallen gegen 826,8 und 43,3 im Vorjahr; in der Ausfuhr: 807,7 an Waren und 7,1 an Edelmetallen gegen 682,9 und 3.6 im Vorjahr. Von Januar bis Juni in der Einfuhr 5386,8 an Waren und 215,8 an Erelmetallen gegen 5500,1 und 133 im Vorjahr; in der Ausfuhr 4943,9 an Waren und 53,6 an Edelmetallen gegen 4177,4 und 66.7 im Borjahr. Erfolg bringt Vertrauen! Ich war hochgradig nervös, hatte keinen Schlaf, keinen Appetit und fühlte mich immer müde und abgespannt. Da trank ich zur Stärkung eine Zeitlang Bioson, was bei mir geradezu Wunder wirkte. Das Allgemeinbefinden besserte sich rasch, der Appetit hob sich, ich wurde heiterer und vertraue nunmehr ganz Ihrem Bioson. Frau Selma Kamprad, Chemnitz, Gießerstr. 4, I. Unterschrift beglaubigt: 17. 3. 1913. Justizrat Limmer, Kgl. Notar. Bioson, großes Paket(ca. ½ kg) Mk. 3.— in Apotheken, Drogerien. Emmmmmmmmmmmm Junge Leute welche Lust haben, die SchaufensterDekoration zu erlernen und über gute Zeugnisse verfügen, wollen sich melden. Steinberg& Grünebaum Modernes Kaufhaus. Mimmmmmmmmmmmmmmmmmm Zwangs. Versteigerung. Mittwoch. den 23. Juli 1913. vormittags 10 Uhr werde ich in der Wirtschaft Bobbert hier 302 Damen= u. KinderKüchen=, Haus= und Zierschürzen öffentlich meistbietend gegen Barzahlung versteigern. Paderborn, 22. Juli 1913. J. Beckmann, Gerichtsvollzieher. aller Berufe enthält stets die Zeitung: Deutsche Vakan=Post, Eßlingen 130. Offene Stellen zenEin erfahrener Bäcker= und Konditor=Gehilfe findet bei hohem Lohn zum 1. August Stellung. 2826a Wilhelm Huneke. Bäckerei mit Dampfbetrieb, Neheim a. d. Ruhr. Tüchtige Möbelschreiner sucht 06549 B. Feldmann, Paderborn. Je ein tüchtiger Schmied, Schlosser und Schreiner auf sofort von landwirtschaftlicher Maschinenfabrik bei gutem Lohn und dauernder Beschäftigung gesucht. 2853a Joseph Heiming. Ebbinghausen. Kr. Lippstadt. Maschinengeschäft auf dem Lande sucht zur Führung der Bücher und zur Instandhaltung des Reserveteillagers jungen Mann. Daselbst wird auch ein tücht. Schmied gesucht. Meld. mit Gehaltsansprüchen unter Nr. 9393 an die Geschäftsst. d. Bl. Zum 1. Oktbr. einen Ackerknecht mit guten Zeugnissen gesucht. Landwirt H. Tellegey, Ahlen i. W. Bandsägenarbeiter und mehrere Platzarbeiter gesucht. 0374a Sägewerk Sasse, Bahnhof Wreren. Auf einem mittleren Gute, Nähe Düsseldorf, findet per 1. Sept. ein älteres, braves, katholisches 2830a Mädchen dauernde Stellung als Stütze bei Familienanschluß. Selbiges mun#challen vorkommenden Hefl= und Küchenarbeiten um. on und zeitweise selbstäl disponieren können. Lohn ach Uebereinkunft. Frau Hubert Liethen Ww., Erkrath(Gut Steinkuhl). Zum 1. Oktober ein braves, fleißiges Mädchen gesucht für Küche und Haus arbeit. 063850 Frau J. Nies, Königstraße 19. Ein Heizer und mehrere Platzarbeiter für dauernde Arbeit gesucht. Chemische Werke Henke& Baertling, Aktien=Gesellschaft, Brakel, Kreis Hörter. auf der neuen Rennbahn(Jerxerheide) vom Bahnhof 8 Minuten. Sonntag, den 27. Juli, nachmittags 3½ Uhr. 3·5 Otüzier- berw. Jagdrennen, 1 landu. Trabrellen. Gesamtpreise oa. 8000 Mk. Oetfentlicher 10 Ehrenpreise. Totalisator. Kartonverkauf bei Sonntag& Vos. Detmold.—— Wir bringen hiermit in Gemäßheit des§ 30, Schlußsatz unserer Satzungen, zur Kenntnis, daß die Rechnungsergebnisse der Landesversicherungsanstalt Westsalen für das Jahr 1912 sich wie folgt gestaltet haben: Nähere Bezeichnung Ein erfahrener Bäcker=Geselle (kath.) für Brot= und Feinbäckerei z. 1. August gesucht. X. Schulte, Paderborn, Kampstraße. für leichte Haus= und Lagerarbeiten von einer Paderborner Familie nach Köln a. Rh. gesucht. FamilienAnschluß. Meldungen mit Lohnanspr. unter Nr. 9389 an die Geschäftsstelle d. Bl. a Für ein solides, erweiterungsfähiges. Unternehmen wird ein tätiger oder stiller Teilhaber mit einem kleinen Kapital(von 1000 M ab) gesucht. Gefl. Angebote unt. Nr. 9386 an die Geschäftsst. d. Bl. Einnahme Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme beim To' unserer unvergeßlichen Tochter und Schwestet beion sac wir allen, unseren sonders dem St. Michaelskloster, aufrichtigsten Dank. Familie Oberbahnassistent Bartel. Gartenwohnung, 3 schöne Mansardenzimmer, sofort zu vermieten. 02705a Näheres bei A. Schulz. Westernstraße 30. Möbl. m. Morgenkaffee in bess. Hause“ gesucht. Gefl. Angebote unter Nr. 06565 an d. Geschst. d. Bl. Für die uns beim Hin scheiden unseres lieben Vaters erwiesene Teilnahme sagen wir allen unsern innigsten 06556 Dank. Geschwister Vahle. Ausgabe Beiträge Zinsen Rentenleistungen Einmalige Leistungen(Witwengeld, Waisenaussteuer, Beitragserstattung gemäß§§ 42—44 des J. V. G.) Heilverfahren einschl. Hausgeld an Angehörige Gemeindekrankenpflege, Fürsorgestellen für Lungen= und Alkoholkranke sowie sonstige vorbeugende Maßnahmen Invalidenhauspflege Verwaltungskosten Verfahren bei den Versicherungsämtern u. Oberversicherungsämtern, Beitragsverfahren und Ueberwachung Andere Einnahmen und Ausgaben Bestand des Vorjahres 4 299 563 58 3 295849 61 898 35 1395 62 364 382 84 65 809 67 8 930 30 766 20 89102 99 1 511 555 11 185 844 8747 5 824 293 82.078 1 554 470 56 654 179 268 533 26 252 682 23 64 06 Zusammen: 19642254 27 Von den Ueberschüssen sind nach Abzug der wieder vereinnahmten Beträge zu Vermögensanlagen verwendet als Bestand auf das Jahr 1913 übernommen Zur Deckung der durch Rentenanwartschaften usw. künftig entstehenden Verpflichtungen waren am Schlusse des Jahres 1912 vorhanden S 07 324 49 89.19400 96 2015528 82 102300 714 57 Suche per 1. Oktober ohnung von etwa 10 Zimmern und reichl. Zubehör, mögl. allein stehend. Offerten an Graf von Plettenberg, Hauptmann und Führer der Maschinengewehr=Abt. 7, z. Zt. Hovestadt. Inder Nähe des Hauptbahnhofs sind 2 Zimmer zu vermieten. 06564 Dort finden 2 junge Leute Logis mit oder ohne Kost. Näh. durch die Geschäftsst. Freundlich möbl. 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Meldungen unter Nr. 9396 an die Geschäftsstelle d. Bl. a Suche für meine Tochter, 18 J., v. 1. Sept. oder 1. Okt. in gutem kath. Hause Stellung zur Erlernung der Küche und des Haushalts, eotl. ohne gegenseitige Vergütung. Angeb, an H. Wagenknecht, Buchhandlung, Beverungen. Ein propres Aufwartemädchen für vormittags ein bis zwei Stunden sofort gesucht. Ferdinandstr. 3. I. Etage. Haushälterin, unabhängig, alleinstehend, sofort gesucht. Meldungen unter Nr. 06543 an die Geschäftsst. d. Bl. Junges katholisches Mädchen nach Düsseldorf gesucht. Frau Wehr, Düsseldorf=Rath. Wegen Erkrankung des jetzigen suche ein braves kath. Mädchen für Küche und Hausarbeit. Frau H. Leuer, Weinhandlg., Coesfeld i. W. Witwer vom Lande, kath., 38 Jahre alt, mit 5 Kindern von 1—13 Jahren, sucht sofort ein älteres Mädchen oder Witwe als Haushälterin. Heirat nicht ausgeschlossen. Gefl. Briefe unter Nr. 2854 an die Geschäftsst. d. Bl. Suche auf sofort ein fires junges Mädchen, schlicht um schlicht, zur Erlernung des Haushaltes. Angenehme Stellung. Dienstmädchen vorhanden. 9394 Frau Oberlehrer Thörner, Vechtai. Old. Strebsamer Mann, der auch wirklich zuverlässig ist, gleich welchen Standes, wird zur Leitung einer Engros=Versandstelle gesucht. Keine Berufsaufgabe. Monatlich b. Mk. 300.— Eink. Kapital und Kenntnisse nicht erforderlich. Off. unter K. E. 8815 bef. die Ann.=Exp. Rudolf Mosse, Cöln. Inventar= und Vieh=Verkauf. Donnerstag. den 24. d. Mts., nachmittags 4 Uhr anfangend, verkaufe ich bei der Wirtschaft Liborius Fernhomberg an der Alme folgende Gegenstände und Vieh: 1 komplette Selterswasseranlage, bestehend aus: zweipf. 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Von 12 bis 1 Uhr: Empfang der Ehrengäste. Veteranen und Vereine am Bahnhofe und Geleitung derselben zum Festplatze. Nachm. 2.30 Uhr: Antreten der Vereine auf dem Festplatze und Ordnung des Festzuges. Nachm. 3 Uhr: Abmarsch zum Kriegerdenkmal, daselbst Ansprachen, Niederlegung eines Kranzes am Kriegerdenkmal, Ehrung der Veteranen; sodann Parademarsch und Festzug durch die Stadt zum Festplatze. Daselbst von 4 Uhr ab: Konzert, nachher großer Fest-Ball. Die Musik wird ausgeführt von der Kapelle des InfanterieRegiments No. 158 unter persönlicher Leitung des Obermusikmeisters Richter. 9391 Zu zahlreichem Besuche ladet freundlichst ein Der Vorstand des Kreis-Krieger-Verbandes Höxter. Der Vorstand des Krieger-Vereins Brakel. Lor gefl. Beachtung. 14.00 10.00 8.50 4 Gute fertige Betten Oberbett, Unterbett, 2 Kissen 11 0 Serie IV 1200 21 00 0 6400 Garantiert neue Bettfedern u. Daunen in verschiedenen Preislagen. Das Füllen der Betten geschieht im Beisein des Käufers. 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Dbenstag, Westfälisches Volksblatt — Sauerländer Tageblatt Zweites Blatt. 22. Juli 1913. Deutsches Reich. — Die braunschweigische Frage wird nach der Morgenpost in kurzer Zeit ihre endquirige Lösung durch den Regierungsantritt des Prinzen Ernst August finden. An den zuständigen Stellen ist nichts davon bekannt, daß einzelne Bundesregierungen bestimmte Forderungen für den Fall des Regierungsantritts gestellt hätten. Der Besuch des Prinzen Ernst August beim Herzog Iöhann Albrecht bezweckte die Festsetzung der Modalitäten der Regierungsübernahme. Sozialdemokratische Fraktion und sozialdemokratische Presse. # Die Angriffe ertrem=sozialdemokratischer Blätter auf die sozialdemokratische Reichstagsfraktion haben diejenigen Fraktionsmitglieder, die den Redaktionen jener Blätter angehören, in eine schwierige Lage gebracht. Am übelsten wurde die Situation des Abg. Dr. Lensch; in der Leipz. Volksztg. zieht Rosa Luremburg gegen die Fraktion zu Felde, und Chefredakteur dieses Blattes ist das Fraktionsmitglied Lensch. Er ist nunmehr veranlaßt worden, aus der Redaktion der Leipz. Volksztg. auszuscheiden und wird durch Herausgabe einer neuen Parteikorrespondenz das Gewicht des Radikalismus in den Spalten der Parteiblätter verstärken. Die Gemütichkeit auf dem bevorstehenden Jenaer Parteitage wird durch solche Vorgänge gerade nicht gehoben werden. Berufung Prof. Försters nach München. Der bayerische Kultusminister hat den bekannten Nädagogen Friedrich Wilhelm Förster(anfangs in Jürich, wo er vom Liberalismus angeblich wegen einer„katholisierenden Tendenzen“ gehaßt, verfolgt und schließlich von seinem Lehrstuhl verdrängt wurde; jetzt in Wien) auf den vom Landtag bewilligten Lehrstuhl der Pädagogik nach München berufen, obwohl Rektor, Senat und Fakultät der Universität ihn nicht vorschlugen. Der rühere Kultusminister Dr. Wehner hatte vor der Bevilligung ausdrücklich erklärt, daß der pädagogische Lehrstuhl mit einem positiv christlichen Gelehrten besetzt werden solle. Die liberale Presse ist nun wieder gewaltig entrüstet; Prof. Förster soll nicht den Grad wissenschaftlicher Qualität besitzen, der zur Ausfüllung ines solchen Amtes notwendig ist. Wir können an dieser Stelle nur wiederholen, was wir bereits gelegentlich des Rücktritts Förster von seinem Lehramt in Jürich chrieben: Wäre Förster Ungläubiger von minimalster heistesgröße, dozierte er seine Moralpädagogik nur in iberalem Geiste, machte er nilk####t so erfrischender Offenheit kein Hehl aus seinen', küben an die geittenden und erlösenden Mächte der„hristentums, dann würde die„große Presse“ nicht müd, den Herrn Professor in den höchsten Tönen zu preisen. Ein Mann aber, er schreibt:„Religion und Christentum sind nicht durch die moderne Ethik überholt“, und der ausdrücklich seine große Ehrfurcht vor den unerschöpflichen Gesittungs äften des Christentums bekennt, ist im Kreise moderner sochschulprofessoren unmöglich. Kirchlicher Bankerott. * Ueber die Zustände im Bremer und Hamburger Protestantismus schreibt die Kreuzzeitung in ihrer Kirchichen Vierteljahrsrundschau: In demselben Maße als auf politischem Gebiete der kadikalismus der Sozialdemokratie und des mit ihm erbrüderten Freisinns schroffer und herausfordernder uuftritt, entwickelt sich auch der kirchliche Liberalismus se länger je anmaßender und aggressiver. Hamburg und Bremen stehen vorne an. In beiden gibt es einen eigentlichen Zusammenschluß auf kirchlichem Gebiet, keine Synode, aber in beiden Kirchen macht sich das Bedürfnis nach einer einheitlichen Kirchensteuer zur Deckung der dringendsten kirchlichen Bedürfnisse je länger e mehr fühlbar. In Bremen spricht man offen von inem drohenden kirchlichen Bankerott, nicht nur im uneigentlichen Sinne, weil die Zahl seiner Kirchenbesucher auf ein Minimum gesunken ist. Hohnlachend verkündet as Komitee„Konfessionslos“, in einzelnen Kirchen müsse der Prediger vor 5, sage und schreibe fünf Frauen predigen. Nein, der kirchliche Bankerott soll auch auf dem eigentlichen finanziellen Gebiet drohen. Soweit hat es der kirchliche Radikalismus mit seinem reien Christentum gebracht. Und in Hamburg ist man gewillt, die Hilfe des Staates bei der Eintreibung der Kirchensteuern durch weitere Demokratisierung bei den Wahlen zu erkaufen. Dabei verlassen die besten Kräfte das lecke Kirchenschiff, ein M. Schinkel und Pastor keimers, und wenden sich den Kapellengemeinden zu. Vielleicht war der Triumph des Liberalismus über die neuzeitliche Formula Concordiä, die einem Heydorn die Aufnahme in die Hamburger lutherische Kirche ermögichen sollte, doch verfrüht. Ernste Zeiten stehen in Hamburg bevor. Charakteristisch für den religiösen Geist der Lehrerschaft, in deren Händen die Heranbildung der Jugend ruht, sind die Beschlüsse der Schulsynode, die um ihrer Offenherzigkeit willen Erwähnung verdienen: „Da die staatlichen Schulen den Kindern aller Konfessionen offen stehen, wird kein konfessioneller Paliadangunterricht erteilt. Für das erste bis vierte Schuljahr fällt der Religionsunterricht fort, für die oberen Stufen tritt an die Stelle des bisherigen Religionsunterrichtes eine mit den(?) Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung in Einklang stehende, geschichtlich orientierte Religionskunde. Bleibt der bisherige Religionsunterricht bestehen, so beantragt die Schulsynode, daß die Kinder auf Wunsch der Eltern vom Religionsuntericht dispensiert werden!“— Es ist wirklich eine Schmach, daß die lutherische Kirche Hamburgs Lehrern, die eine solche Stellung zum Religionsunterricht einnehmen, den Religionsunterricht überhaupt läßt und lassen muß! Neben diesen Bestrebungen, welche letzten Endes auf die Vernichtung der Religion des Christentums hinauslaufen, erscheinen die Kämpfe in anderen deutschen Bundesstaaten fast gering. In Schwarzburg=Rudolstadt, das einen seiner Mehrheit nach sozialdemokratischen Landtag besitzt, wurde ein Antrag angenommen, von der Regierung solle der Entwurf eines Gesetzes über Trennung von Staat und Kirche gefordert werden. Ueber solche harmlosen Forderungen ist man in Bremen und Ham burg längst hinweg. Ueberzeugung aus, daß die Kammer durch ihre Abstimmung dem Willen des Volkes entsprochen habe. Mehrfach wird anerkannt, daß die Annahme des Gesetzes zum großen Teil ein Verdienst des Ministerpräsidenten Barthou sei, welcher durch sein unermüdliches und geschicktes Eingreifen zahlreiche Schwierigkeiten und Fallstricke beseitigt habe, mit welchen die Sozialisten und Radikalen das Gesetz bedroht hätten. In der radikalistischen Presse aber wird der Kampf großenteils fortgesetzt. Sie gibt der Hoffnung Ausdruck, daß das Gesetz bald durch den Willen des Volkes fallen werde. Verwendung von gepanzerten Flugzeugen in Frankreich. * Paris, 21. Juli. Während die deutsche Armee bereits seit längerer Zeit gepanzerte Flugzeuge verwendet, ist die französische Regierung jetzt erst auf Grund vorgenommener Schießversuche an die An fertigung gepanzerter Militärflugzeuge herangetreten. Diese sollen vollkommen mit einer Panzerung umgeben sein, sodaß der Pilot, der Passagier, der Motor, die Steuerung, eotl. Geschütze und Beobachtungsinstrumente gegen Geschosse vollkommen gesichert sind. Vorläufig können Beobachtungsflugzeuge nur bis 800 Meter hoch steigen, wenn ihr Erkundungsflug militärischen Wert haben soll, bis 1200 Meter können sie aber vom Gewehr und den neu konstruierten Ballongeschützen erreicht werden. Katholische Volksschüler nicht hoffähig. * Der König der Belgier hat den Antiklerikalen von Lüttich eine derbe Lektion gegeben. Der König sollte am Sonntag seinen feierlichen Einzug in die Stadt halten, und die radikal=sozialistische Stadtverwal tung hatte in ihrer Gehässigkeit beschlossen, daß nur die Schüler der religionslosen Gemeindeschulen Spalier beim Empfang zu bilden hätten, nicht aber auch die Kinder in den katholischen Privatschulen, deren fast ebensoviele vorhanden sind. Der Bürgermeister, ein Radikaler und Freimaurer, hatte aber nicht mit den katholischen Universitätsstudenten von Lüttich gerechnet, die sich sofort der boykottierten katho lischen Volksschüler annahmen. Die Studenten erklärten, sie würden den Ausschluß der Kinder nicht dulden und sie beim Spalierbilden beschützen. Die Sache kam dem König selber zu Ohren, der in einem Schreiben den Bürgermeister aufforderte, die kathol. Schulen ebenso einzuladen wie die religionslosen Gemeindeschulen. Unruhen in Lissabon? * Lissavon, 21. Juli. Die Regierung wurde davon benachrichtigt, daß die Syndikalisten die Absicht hätten, Unruhen zu erregen, um die Befreiung ihrer Kameraden zu erwirken, die in das Attentat bei Gelegenheit der Festlichkeiten vom 10. Juli verwickelt waren. Die Polizei hatte sich entschlossen, am Sonntag abend die zu dem Zwecke der Verschwörung Zusammenkommenden festzunehmen. Dabei schleuderten die Syndikalisten zwei Bomben, durch die zwei Polizeibeamte getötet wurden. Mehrere Personen wurden festgenommen und eine Anzahl Bomben beschlagnahmt. Die Ruhe in der Stadt wurde nicht gestört Die Lage in China. Regenfälle hindern in gleicher Weise die Bewegungen der Revolutionäre wie der nordchinesischen Truppen. Schanghai ist in der Gewalt der Revolutionäre, dessen Verräter meistens kürzlich estlassene Beamte sind. Das Arsenal hat sich noch nicht ergeben. Seine Verteidigungswerke sind verstärkt worden. Es heißt, daß die Offiziere der Flotte, die vor dem Arsenal vor Anker liegt, bei der sich die neuen Kreuzer Tschacho und Yiagswei befinden, sich entschlossen haben, neutral zu bleiben. Mehrere Provinzen haben sich neutral erklärt. Die offizielle Bezeichnung der Re volutionäre ist Two Yuan Tschun. d. h. Armee zur Bestrafung Yuans. Die Südchinesen suchen angeblich die nordchinesischen Truppen und ebenso die handeltreibenden Kreise, die durchweg gegen die Erhebung sind, für sich zu gewinnen. Nach der Pekinger„Daily News“ erklärte Japan offen, daß es die südchinesische Revolution unterstütze, um dadurch wirtschaftliche Vorteile zu erlangen. Durch den Krieg mit Rußland sind Japans Finanzen derart zerrüttet worden, daß es durch eine großzügige Exportpolitik frisches Geld ins Land bringen muß. Japans Sympathien für Südchina sind nur der Vorwand, um Zusagen zu erhalten, die es vom geeinten China niemals bekommen würde. w London, 21. Juli. Die Times melden aaus Peking vom 20. Juli: Die südchinesischen Politiker verlassen einer nach dem andern Peking. Das Parlament wird wahrscheinlich vertagt werden. In südchinesischen Kreisen ist die Rede davon, die Abgeordneten in Nanking zusammenzuberufen. Der Sprecher des Senats ist aktiv an der südchinesischen Bewegung beteiligt. Die Mission Felir Diaz'. * Newyork, 21. Juli. Nach Meldungen aus Mexito soll Felir Diaz' japanische Mission Verhandlungen über die Kolonisation des merikanischen Staates Morellos durch Japaner bezwecken. Diaz dementiert die Behauptung, daß seine Mission einer Verbannung gleichkomme, sie gelte als Ankündigung einer Präsidentschaftskandidatur. Ein Ausschuß von Japanern soll sich an die mexikanische Regierung um Erlaubnis gewandt haben, den ganzen Staat Morellos mit Japanern zu besiedeln. Ausland. Die dreijährige Dienstzeit angenommen. ** Der Kampf um die 3jährige Dienstzeit dauerte in der Nacht zum Sonntag noch bis Mitter nacht. Dann wurde das Gesetz in seiner Gesamtheit mit 358 gegen 204 Stimmen angenommen. Die gemäßigten republikanischen, die konservativen und nationalistischen, sowie auch einige radikale Blätter äußern ihre Befriedigung über die Annahme des Dreijahr gesetzes in lebhaften Worten und drücken gleichzeitig die Stadt vertreten. Dem Wohnungsausschuß kommt es zugute, daß die ihm angehörenden Herren die bei dem vorigjährigen Aerzte= und Naturforscher=Kongreß gesammelten Erfahrungen verwerten können. Auch eine kleinere Caritas=Ausstellung soll im Umgange des Domes veranstaltet werden. Gleichzeitig findet im Landesmuseum eine Ausstellung christlicher Kunst und auf der Aula der Universität eine Ausstellung für Kleinwohnungswesen statt. Die Caritastagung erfreut sich, wie festgestellt ist, des regsten Interesses des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, des erwählten Bischofs der Diözese Münster und des Regierungspräsidenten von Münster. In der Bürgerschaft Münsters werden die Teilnehmer des 18. Caritas= tages die gastlichste Aufnahme finden. Alle WohnungsAnmeldungen sind an den Fabrikanten Anton Schulz in Münster zu richten. Beileids=Kundgebung des Papstes. Wie der„Bayer. Staatsztg.“ aus Rom gemeldet wird, hat Se. Heiligkeit der Papst den Angehörigen des jüngst verstorbenen Abg. Frhrn. v. Malsen, der dem Hl. Vater persönlich bekannt war, in einem Handschreiben mit warmen Worten seine herzlichste An teilnahme ausgesprochen. Aus der Diözese Paderborn. — Paderborn, 21. Juli. Zur Erlangung einer gedeihlichen Erntewitterung sind vom Bischöfl. Generalvitariat Gebete nach der hl. Messe angeordnet worden. Schloß=Hoite, 21. Juli. Gestern wurde unsere Filialkirche durch den hochwürdigen Herrn Pfarrer Fröhling aus Kaunitz feierlich eingeweiht. In seiner Festpredigt gedachte er der vielen und großen Opfer, die die Einwohnerschaft gebracht habe, um ein würdiges Gotteshaus zu erstellen. Der hochw. Herr Kavlan Berkenkopf feierte zum erstenmal in der neuen Kirche das hl. Meßopfer. Es war ein großer Freudentag für die Gemeinde, der alle Mühen und Opfer reichlich lohnte. Warnung an deutsche Mädchen! Im amtlichen Kirchenblatt lesen wir:„Die Genter Weltausstellung geht ihrer Vollendung entgegen. Da werden wohl herrliche Stellenangebote für die Worlds' fair unsere deutschen Mädchen über die Grenze locken. Den schönsten Versprechen folgen aber oft die bittersten Enttäuschungen, wie dieses 1910 bei heit der Brüsseler Ausstellung auch vielfach war. Abgesehen von den vielen Gefahren und Seele, gewöhnlich mit der Annahme tellen in Ausstellungen verbunden, werden manch4l Löhne gezahlt, welche die Angestellten zu einem menschenunwürdigen Nebenverdienst zwingen. Da möchten wir von dieser Stelle aus alle deutschen Mädchen und besonders die süddeutschen Mädchen vor der Annahme solcher Stellen warnen und ihnen zurufen: Bleib im Lande und ernähre dich redlich! Daß man in Gent mit solchen Gefahren rechne“, beweist die Bildung eines Ausschusses katholischer Damen, Mitglieder des Internationalen Katholischen Mädchenschutz=Vereins, welcher es sich zur Aufgabe gestellt hat, den zugereisten„Mädchen für die Dauer der„Ausstellung eine gute Unterkunft und passende Erholung zu verschaffen. Anmeldungen zu diesem Zwecke nimmt gern entgegen die Vorsitzende des Ausschusses, Frau Gräfin de Hemptinne, Rue Royale, Gent, sowie das Sekretariat und die Unterkunftsstelle des Internationalen Katholischen Mädchenschutz=Vereins, Place St. Baron 8. Däs deutsche Generalkonsulat befindet sich in Antwerpen.“ Gelegender Fall an Leib solcher Aus der katholischen Welt. □D Münster, 20. Juli. Der 18. allgemeine Caritastag, der in den Tagen vom 19. bis 23. Oktober 1913 in Münster abgehalten werden soll, wird Sonntag, den 19. Oktober, vormittags mit einem Fest gottesdienst im Hohen Dome eingeleitet werden. Abends findet eine vom Kathol. Frauenbund dargebotene nationale Festveranstaltung in dem 5000 Personen faffenden Schützen hofsaale statt. Für die Verhandlungen selbst ist eine Reihe von Vorträgen vorgesehen, die die Vormundschaftsfrage, die Caritasorganisation, die Landkrankenpflege, das Reichswanderarmenwesen, die weibliche Jugendpflege, Trinkerfürsorge u. a. behandeln. Außer den Ausschußsitzungen, die sich naturgemäß in einem engeren Rahmen abspielen werden, werden zwei große öffentliche Versammlungen, für Männer und für Frauen, stattfinden, in denen namhafte Redner über Caritasfragen orientieren werden. Die ört liche Organisation, die den Caritastag vorzuberetten hat, ist sorgfältig gegliedert, so daß mit enem vollen Gelingen gerechnet werden darf. In dem Gesamtvorstande von 108 Mitgliedern ist wohl jeder Verein, der mit der Caritas im Zusammenhang steht, und jede Stiftung der Soziale — Bremen, 21. Juli. Auf den Werften auf der Weser ist die Arbeit überall in vollem Umfange wieder ausgenommen worden. Nur auf der Atlaswerft legten die Leute einiger Werkstätten die Arbeit nieder, ebenso der Weserzeitung zufolge auf der Werft des Bremer Vulkan in Vegesack. Nach einer gestrigen Versammlung waren die Arbeiter heute früh nur zur Werft gekommen, um ihre Werkzeuge abzuliefern und dann in den Ausstand zu treten. Es handelt sich um 3000 Arbeiter. Auf der Werft in Geestemünde wurde die Arbeit heute morgen in vollem Umfange wieder ausgenommen. W Stettin, 21. Juli.(Drahtb.) Nachträglich wird bekannt, daß die Stettiner Ortsgruppe des Metallarbeiterverbandes am Samstag eine Resolution faßte, in der sie bedauert, zu den Verhandlungen nicht als gleichberechtigter Faktor zugelassen worden zu sein. Sie läßt daher ihren Mitgliedern bezüglich der Teilnahme am Ausstande freie Hand. Bekämpfung des Frauenhandels. ch Einem Aufrufe der„Deutschen Liga zur Bekämpfung des Frauenhandels", der im Anschlusse an den Londoner internationalen Kongreß zur Bekämpfung des Mädchenhandels besondere Aktualität beanspruchen kann, entnehmen wir folgendes: Die Notwendigkeit, gegen den Mädchenhandel in Deutschland und das Verschleppen deutscher Mädchen ins Ausland vorzugehen, ist in vollem Umfange vom preußischen Ministerium des Innern erkannt worden, das die Ausgabe eines Buches gegen den Mädchenhandel offiziell angeregt hat. Seitdem die„Deutsche Liga zur Bekämpfung des Frauenhandels" besteht(seit etwa zwei Monaten) sind ihr aus allen Teilen Deutschlands, ja des Auslandes, Legionen von Mitgliedern zugeströmt. Das erste offizielle Monatsheft„Menschenmarkt“ ist soeben erschienen und auch für Nichtmitglieder zum Preise von 50 Pfg. käuflich. In München begründete die Liga soeben die erste Fürsorgestelle zur Vorbeugung gegen den Mädchenhandel. Sie zerfällt in drei Abteilungen: Vorsorge, Mutter und Kind, Reiseschutz. Bis nach Alexandrien und Konstantinopel reicht heute schon ihr Arm. Gerade in der Hauptstadt des türkischen Reiches steht der Handel mit weißen Sklavinnen in entsetzlicher Blüte. Man bedenke, daß es zum größten Teile deutsche Mädchen sind, die im Auslande dem Handel mit lebender Ware zum Opfer fallen. Die deutsche Liga erläßt folgenden neuen Weckruf: Deutsche Männer, deutsche Frauen, helft mit, der modernen Sklaverei ein Ende zu bereiten, die Schande unserer Kultur zu tilgen. Bildet selbst aus eigener Kraft einen Zweigverband in jeder Stadt, und schließt ihn der deutschen Liga an! Es gilt ein Werk von unbegrenzter sozialer Wichtigkeit, eine Tat höchster und edelster ethischer Bedeutung, eine patriotische und eine gute Tat. Der Kampf gegen das moderne Sklaventum ist eine christliche Forderung, bei der jeder Konfessionshader schweigen muß. Mitgliedsbeitrag jährlich 5 Mk. bei freier Lieferung des Verbandsorgans. Anmeldungen an die Geschäftsstelle der Deutschen Liga zur Bekämpfung des Frauenhandels München, Liebherrstraße 5(Hansahaus). Bewegungen und Erfolge der christlichen Gewerkschaften im Jahre 1912. Die christlichen Gewerkschaften berichten für das Jahr 1912(Zentralblatt der christlichen Gewerkschaften Nr. 14. 1913) über insgesamt 1184 Lohnbewegungen, an denen 53623 Mitglieder beteiligt waren. 825 oder 70 Prozent aller Bewegungen mit etwa 78 Prozent der Beteiligten konnten auf friedlichem Wege er ledigt werden. Zum Kampf kam es in 359 Fällen: darunter waren 250 Angriffstreiks, 77, Abwehrstreits und 32 Aussperrungen. Der Ausgang dieser Kämpfe ist im Vergleich mit 1911 aus folgendem zu ersehen. Noch immer, so bemerkt dazu der Jahresbericht, steht bei den Angriffsteiks der Erfolg überwiegeno auf seiten der Arbeiter, bei den Abwehrstreiks und Aussperrungen dagegen überwiegt der teilweise Erfolg. Jedensalls haben die christlichen Gewerkschaften keine Ursache, mit ihren Erfolgen in dieser Beziehung unzufrieden zu sein. Ihre Zahlen heben sich meistens vorteilhaft von denjenigen der allgemeinen Streikstatistik ab.— Tarifverträge wurden von den christlichen Gewerkschaften im Berichtsjahre 325 abgeschlossen, gegen über 367 im Vorjahre. Die Verminderung ist eine natürliche Folge der Zentralisation im Tarifvertragswesen. Die Entwicklung drängt von kleinen Ortsoder Bezirkstarifabschlüssen zum Reichstarif. Am Jahresschluß 1912 waren die christlichen Organisationen zusammen an 1284 Tarifverträgen beteiligt, gegen 1122 im Vorjahre. Die materiellen Erfolge der Bewegungen sind in einer besonderen Tabelle des Jahresberichts dargestellt. An Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen pro Woche erzielten: die Bergarbeiter für 2766 Mitglieder 1.20—7,80 Mk. und für 836 Mitglieder 1½—6 Stunden; Metallarbeiter für 5450 Mitglieder 0.50 bis 9,00 Mk. und für 4607 Mitglieder ¼—4 Stunden; Textilarbeiter für 5296 Mitglieder 1,00—3,00„Mk. Gemeinde= und Verkehrsarbeiter für 10017 Mitglieder und für 334 Mitglieder bis 5 Stunden; Staats=, 1,20—3,00 Mk. und für 2885 Mitglieder bis 6 Stunden; Holzarbeiter für 4202 Mitglieder 0,60—4,20 Mk. und für 3069 Mitglieder ½—6 Stunden; Keram= und Steinarbeiter für 2837 Mitglieder 0,60—3.60 Mt.; Tabakarbeiter für 1721 Mitglieder 0,30—4,00 Ml. und für 8 Mitglieder 3—5 Stunden; Lederarbeiter für 508 Mitglieder 1,00—5,00 Mk. und für 135 Mitglieder 2—6 Stunden; Schneider für 1883 Mitglieder 1,50—3,00 Mk. und für 49 Mitgl. 6 Stunden; Maler für 175 Mitglieder 1,00—2.50 Mk.; Gasthausangestellte für 300 Mitglieder 1,25—10,00 Mk.; Nahrungs= u. Genußmittelindustriearbeiter für 419 Mitgl. 1,32—4,80 Mk. und für 77 Mitgl. 1—6 Stunden. Graphischer Zentralverband für 500 Mitglieder 1,60 Mark und für 223 Mitglieder ½—4 Stunden. Zu diesen Verbesserungen bezüglich Lohn und Arbeitszeit kommen noch die sonstigen Erfolge, die sich in Zahlen nicht wiedergeben lassen, wie Abwehr von Verschlech terungen, Zuschläge für Ueberarbeit, Gewährung von Urlaub, Errichtung von Arbeiterausschüssen, Reformen der Arbeitsordnungen, Verbesserungen des Krankenkassenwesens, Rückgängigmachung von Maßregelungen usw. Das sind beachtenswerte Ergebnisse praktischer Gewerkschaftsarbeit. Ein modernes kath. Ledigenheim. Der Mittelpunkt der Jahrhundertfeier des Geburtstages Adolf Kolpings, zu der sich am 20. Juli im alten heiligen Köln über 400 Gesellenvereine von nah und fern versammelt hatten, war die Einweihung des neu erbauten Kolvinghauses durch den Kölner Erzbischof Dr. Felir von Hartmann. Auf einer historischen Stätte hat sich dieser bedeutungsvolle Akt vollzogen. Denn auf demselben Grund und Boden, auf dem sich heute der von Regierungsbaumeister Karl Moritz in Köln errichtete gewaltige Neubau erhebt, stand eheoem das erste bescheidene Gesellenhaus, das Kolping vor 60 Jahren, am 8. Mai 1853, mit den Seinen bezog. Hier stand der Saal, bei dessen Einweihung am 17. September 1865 der Gesellenvater seine letzte Rede hielt, in dem seine und seines Nachfolgers S. G. Schäffers Leiche aufgebahrt gewesen; in dem der Kölner Gesellenverein mehr als 40 Jahre lang seine Mitglieder allwöchentlich zu Ernst und Freude versammelt hat. Von hier aus hat die Idee des Gesellenhauses ihren Weg durch ganz Deutschland, Oesterreich und die Schweiz genommen und zur Errichtung von mehr als 400 Hospitien(1912: 408) für den wandernden Handwerksgesellen geführt. Darum darf in diesem Jahre das katholische Gesellenhaus mit dem hundertjährigen Geburtstage seines Gründers zugleich sein eigenes diamantenes Jubiläum feiern, und in der Entwicklung des Kölner Hospitiums von den ersten bescheidenen Anfängen des Jahres 1853 bis zum Millionenbau des Jahres 1913 spiegelt sich die Geschichte nicht nur des Gesellenvereins, sondern mit ihm der gesamten katholisch=sozialen Bewegung wieder. Das neue„Kolvinghaus“ ist auf einem Grundstück von rund 4000 Quadratlaeter Größe errichtet und zerfällt in drei Gebäudegruppen; oas Vorderhaus an der Breitestraße, das eigentliche Gesellenhospitium in der Mitte und das Wohngebäude für die Vereinspräsides an der entgegengesetzten Straßenfront. Das Vorderhaus trägt mit seinen großen Ladenlokalen im Erdgeschoß und Büroräumen dem E,###ter der vornehmen Geschäftsstraße Rechnung. Die. darüberliegenden Stockwerke mit ihren Wohnräu!!“ für Gesellen dienen dagegen bereits ausschließlich den Zwecken des Gesellen hospitiums. Gedeckte Uebergänge führen von ihnen zum Mittelbau hinüber. Hier liegen, um einen Innenhof gruppiert, im Erdgeschoß und Hochparterre: die Auskunftsstelle, die Räume der Hausverwaltung, die Garderobe, die Kassen und Büros, das Vorstandszim mer, der Sitzungssaal des Kuratoriums, die Büros der Präsides mit Warteräumen, Billardzimmer, zwei Konferenzzimmer und Speisesaal. Letzterer faßt 159 Personen und sieht in den Stunden von 12 bis 2 Uhr täglich etwa 500 Mitglieder am Mittagstisch. Durch eine große Schalteransage steht er mit der Küche in Verbindung. in der an mächtigen Dampf=Kochappartten Ordensfrauen für das leibliche Wohl der Insassen des Hauses sorgen. Aus der Küche mit ihren Nebenräumen— Spalküche, Vorratsräume, Waschküche mit elektrischem Betrieb. Wäschekammern.—. gelangt man über eine besondere 0 * * Treppe zu den Wohnräumen der Schwestern und des Personals. Mit dem Speisesaal verbunden ist der Aufenthaltsraum für den Tagesverkehr, das Lesezimmer und endlich der große Versammlungssaal, der mit den Galerzen 1200 Personen faßt. Darunter liegen d## mit den neuesten Apparaten ausgestattete Turnhalle, zwei Kegelbahnen und eine Badeanstalt mit 26 Brause= und Wannenbädern. Alle anderen Geschosse des Mittelbaues enthalten die Wohn= und Schlafräume der Gesellen, zusammen 197 mit 450 Betten. Jedes Zimmer hat elektrische Beleuchtung, Zentralheizung und fließendes Wasser. Ueber breite Korridore gelangt man von ihnen aus zur Haupttreppe und zu den Aufzügen für Personen und Lasten einerseits, zur Hauskapelle, die 150 Plätze enthält, mit Sakristei und Schwesternchor anderseits. Dem Wirtschaftsbetrieb dient eine eigene Bäckerei und Metzgerei. Für Fachleute sind noch von besonderem Interesse die großen Unterrichtsräume sowie die mustergültig eingerichteten Lehrwerkstätten für Metallhandwerker, Schreiner, Schneider, Schuhmacher. Polsterer und Dekorateure sowie die graphischen Gewerbe. Die Bäcker abteilung besitzt ein eigenes Versuchslaboratorium mit den besten Apparaten zur Mehl= und Hefeuntersuchung. Die gesamten Baukosten des neuen Hauses, das als eines der großten Ledigenheime in ganz Europa bezeichnet werden kann, belausen sich einschließ lich Grunderwerb auf ca. 1¾ Miltionen Mark. Zu ganz besonderem Danke ist das Gesellenhaus der Stadtverwaltung und dem Stadtverordnetenkollegium Köln verpflichtet, die in einstimmigem Beschluß„wegen der eminent sozialen Bedeutung des Ge sellenhospitiums und der engen Verbindung, in welcher die Stadt Köln stets mit dem katholischen Geselbenverein gestanden“, die Bürgschaft zur Aufnahme einer Anleihe von 11 Million Mark bei der Landesversiche rungsanstalt der Rheinprovinz übernommen haben. Damit hat Köln wiederum ein soziales Verständnis be kundet, das für andere Städte vorbildlich sein dürfte. Der Gesellenverein aber wird alles daransetzen, das ihm geschenkte Vertrauen auch in Zukunft in weitestem Maße zu rechtfertigen. 36. Hauptversammlung des Verbandes kathol. kaufmänn. Vereinigungen Deutschlands. km Leipzig. 20. Juli. Am Freitag Morgen wurden nach einer hl. Messe in der Trinitatiskirche die Verhandlungen mit einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden des Verwaltungsrates, Herrn Weismantel=Köln, die in ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den deutschen Kaiser und den König von Sachsen ausklang, eröffnet. Zum ersten Präsidenten der Hauptversammlung wurde Herr Haab=Kaiserslautern, zum zweiten Herr KaufmannKöln gewählt. Namens des Leipziger K. K. V. begrüßte dessen Vorsitzender. Fabrikant Hollenfett, den Kongreß. Der Deutsch=nationale Handlungsgehilfenver band u. der Verband Deutscher Handlungsgehilfen hatten rtreter entsandt. Nachdem die Schreiben der hoch würdigsten Herren Bischöfe verlesen waren, wurde in die Beratung der vorliegenden Anträge eingetreten. Angenommen wurde zunächst ein Antrag, in dem sich die.36. Hauptversammlung des Verbandes kath. kaufmännischer Vereinigungen Deutschlands erneut für die Errichtung paritätischer, öffentlicher Stellennachweise auf kommunaler Grundlage ausspricht und die Verbandsvereine ersucht werden, überall ihren Einfluß in den Kommunalverwaltungen in dieser Hinsicht zur Geltung zu bringen und die Errichtung eines kommunalen Arbeitsnachweises für kaufmännische Angestellte anzustreben. Ein das Bank= und Devositenwesen betreffender Antrag wurde dem Verbandsausschuß zur weiteren Beratung überwiesen. Zu der in letzter Zeit viel erörterten Frage der Vereinheitlichung des Privatangestelltenrechts nahm die Hauptversammlung Stellung durch Annahme folgender Entschließung:„Die 36. Hauptversammlung ist der Ansicht, daß die Einführung eines einheitlichen Privatangestelltenrechts unmöglich und undurchführbar ist. Dagegen erkennt sie an, das es Verhaltnisse gibt, die für alle Privatangestelltengruppen gleich sind, für die deshalb auch die gesetzliche Regelung die nämliche sein kann(s. Privatangestelltenversicherung). Sie erkennt weiter an, daß die Mehrzahl der für die Handlungshilfen im Handelsgesetzbuch niedergelegten gesetzlichen Bestimmungen auch für den übrigen Teil der Privatangestellten gelten, und ist nicht nur damit einverstanden, sondern würde es aus sozialen Gesichtspunkten begrüßen, wenn diese Bestimmungen, soweit die Verhaltnisse es zulassen, auch auf diese Gruppen Anwendung finden, daß somit ein gemeinsamer Unterbau des Rechts für die gesamte Privatangestelltenschaft geschaffen wird. Im übrigen aber ist die 36. Hauptversammlung der Ansicht, daß es Sache der einzelnen Privatangestelltengruppen ist, den Ausbau der sozialen Gesetzgebung nach Maßgabe ihrer Verhältnisse zu erstreben. Schließlich bringt die Hauptversammlung noch-mit Entschiedenheit zum Ausdruck, daß es keiner Gruppe benommen werden darf, für ihren Teil eine Verbesserung des allen Gruppen gemeinsamen Rechts für sich zu erstreben, auch wenn diese Verbesserung nicht gleichzeitig allen Gruppen zu gute kommt.“ Zur Annahme gelangte sodann ein Antrag, durch den„den Verbandsvereinen dringend empfohlen wird, in höherem Maße als bisher das Gebiet der kommunalen Sozialpolitik zu beachten und dafür Sorge zu tragen, daß hierbei die Interessen des selbständigen kaufmännischen Mittelstandes, sowie der Gehilfenschaft in der erforderlichen Weise berücksichtigt werden.“ Ein Antrag, der die Revision des Warenzeichengesetzes verlangt, wurde dem Verbandsausschuß überwiesen, ebenso ein Antrag, betr. die Frauenfrage. Ein die Unterstützung der Bestrebungen des„Verbandes zur Abwehr des Tabaktrustes“ fordernder Antrag wurde gutgeheißen. Nach eingehender Begründung fand auch ein die Sonntagsruhe— Samstagfrühschluß betreffender Antrag in folgender Fassung Annahme:„Den Verbandsvereinen wird dringend empfohlen, eine Propagända für die Einführung des Samstag=Nachmittagschlusses in den industriellen und in denjenigen kaufmännischen Betrieben, die nicht mit einer offenen Verkaufsstelle verbunden sind, zu entfalten.“ Zugestimm“, erurde noch zwei innere Verbandsangelegenheiten betreffende Anträgen. An den Papst, den Kaiser, den König von Sachsen und den Apostolischen Vikar des Königreichs Sachsen wurden Telegramme gesandt. führung bei dem Alten Hammer in Prilon=Wald wurde vertagt. Die Mittel für die Neuanstellung eines Lehrers und einer Lehrerin an der lath. Volksschule wurden genehmigt mit der Bestimmung, daß der anzustellende Lehrer musikkundig sein muß. Ebenso wurden die Kosten für die Instandsetzung der Lehrerwohnung in der evang. Volksschule bewilligt. Der Chausseegeldtaris der Brilon=Corbacher Chaussee wurde dahin ergänzt, daß auch von Lastautomobilen Abgaben erhoben werden sollen. Die Anstellung eines besonderen Protokollführers für die Stadtverordnetensitzungen wurde abgelehnt; das Kollegium erklärte sich mit den augenblicklichen Zuständen zufrieden.— Ein Oberpräsidialerlaß über Anstellung und Festsetzung des Gehaltes von Forstschutzbeamten, sowie ein Tantschreiben des Rektors der Westfälischen WilhelmeUniversität in Münster für die zur Gründung einer Krebsund Lupusstiftung bewilligte Beihilfe wurde zur Kenntnis gebracht. Ueber das Gesuch des Landwirtes Cl. Niemann um Aenderung der Fluchtlinie bei seinem abgebrannten Hause an der Derkerenstraße und Genehmigung des Neubaues auf den alten Grundmauern brauchte nicht verhandelt zu werden, da sowohl die Provinz als auch die Baupolizei den Antrag abgelehnt hat. Ueber die Niederschlagung der Baugebühren für einen zwar beantragten, aber nicht ausgeführten Bau der Witwe J. Ester, ferner über ein Gesuch der Ehefrau J. Schröder zu Hoppecke-Brilon, über die Gehaltserhöhung des Flurschützen Martini und endlie über die Mietsentschädigung der hiesigen Polizeisergeanten wurde in geheimer Sitzung verhandelt. Kl. C. Eine Jungfraufahrt im Berner Oberland. Momentaufnahme von Hanns Gisbert. Nachdruck verboten.) Lauterbrunnen! Alles aussteigen... So schnell es die Nachbarn und das Gepäck zulassen, beeilen sich die mit der Berner Oberlandbahn ge kommenen Reisenden die hübschen Aussichtswagen zu verlassen, die sie von Interlaken her über Zweilütschinen, — so genannt, weil sich hier die weiße und die schwarze Lütschine, zwei reißende Gebirgswässer vereinigen.— heraufgebracht haben ins Lauterbrunnerthal mit seinen unzühligen Quellen und Brunnen, seinen prächtigen Wasserfällen und steil aufsteigenden riesigen Felswänden, seinen schönen Spaziergängen und seinem Ausblick auf die Jungfrau, das Ziel unserer Sehnsucht, das hier einen großartigen Abschluß der romantischen Szenerie bildet. Es ist eine prächtige Fahrt durch das enge Lütschinental, das von himmelhohen Felswänden gleich mächtigen Festungen eingeschlossen ist. Hier ist es die Schymge Platte, dort der Männlichen, oder die turmähnliche Hunnenfluh, die der Bahn kaum Platz für ihre Gleise lassen. Jenseits stürzt der Sausbach hernieder, dort steigen die Kalkwände kerzengerade bis zu 500 Meter über uns empor. Und dann öffnet sich die Schlucht, um wundervolle Ausblicke lauf die Jungfraugruppe zu gewähren. Es soll noch schöner werden! Eilends stürzen wir zu der bereitstehenden Wengernalpbahn und sichern uns einen Platz an der rechten Seite des Aussichtswagens. In allen Zungen der Welt erklingen die Ahs! und Ohs! Eine kosmopolitische Gesellschaft ist in unserem Kupee, die aber in der gemeinsamen Bewunderung des herr lichen Bildes, das sich uns bildet, die Weltsprache gefunden zu haben scheint. Nach einer Fahrt über eine weite Serpentine, über Brücken und Viadukte, nach einem großartigen Blick in die schauerliche Tiefe, die sich jäh öffnet, wird die zorte blonde Schwedin schwindlig und muß den Platz mit mir wechseln, was mir durchaus nicht unangenehm ist, da ich nun alle die Schönheiten aus erster Hand sehen kann. Tut sich doch jetzt der berühmte schöne Blick auf die Alpen auf, wegen dessen Wengernalp ein Anziehungspunkt für vieltausend Fremde ist.„In Wengen haben wir das holländische Ehepaar abgegeben und ein deutsches ausgenommen, das einen Augenblick die Aufmerksamkeit auf sich zieht. weil es mit vier Gindern im Alter von zwei bis sechs Jahren, einem Räulein und einem Kinderwagen den „Männlichen“ besteigen will und damit renommiert, daß die beiden ältesten) gestern angeseilt den Grindelwald= gletscher gemacht haben. Wie es scheint, muß es auch solche Käuze geven: Dann aber nimmt die berrliche Stadtverordneten=Versammlung in Brilon. *= Beilon, 19. Juli. In der Stadtverordnetenversammlung, die gestern nachmittag auf dem Bürgersaale des Rathauses stattfand. wurde folgendes verhandelt und beschlossen: Die Hauungs= und Kulturxläne für oas 1913/14 wurden genehmigt mit dem Bemerten, daß in Zukunft ein Briloner Haumeister angestellt wird: es wurd. beschlossen, auf der Pulvermühle für den Schutzbezirk Wünnebecke eine Telephonstelle einzurichten. Die in den Kulturrlänen geforderte Errichtung einer zweiten Telerhonstation wurde abgelehnt. In Zukunft sollen diHauungs- und Kulturrläne den Stadtverordneten zu näherer Information mehrere Tage vor der betr. Sitzung zugestellt werden. Die Regelung der Eigentumsverhältnisse in der Krummenstraße längs des Grungstückes des Landwirtes I. Wigge wurde der Vorlage entsrrechend geneh migt: ebenso wurde der Regelung der Eigentumsverhältnisse zwischen dem Steinwege und den Häusern des Geheimrates Hövener dem Magistratsvorschlage gemaß zugestimmt. Das erledigte Revisionsrrototoll der Stadtlassenrechnung für das Jahr 1910 und die Stadttassenrechnung fur das Jahr 1911 wurden vorgelegt: die Prüfungskommission setzt sich zusammen aus den Stadtverordneten Wigge, Schmücker, Heitzig und G. Hillebrand. Die Verlegung der Wasserleitungsrohre in der Rixenerstraße wurde A. Kaiser übertragen. Die Beschlußfassung über die Pflasterung der Franzistusstraße, die Chaussierung der Gartenstraß: 2c. wurde vertagt. Der Vorschlag des Magistrats, die Ansrrüche der Witwe Anton Quick und ihres Sohnes wegen des in der Südstraße durch ihr Grundstück gelegten Kanals und wegen Wasserentziehung durch Zaylung von 250 Mk. zu befriedigen, wurde angenommen. Die Erneuerung der Mauer an der Starkeschen Besitzung soll öffentlich ausgeschrieben werden. Die Ausführung der Arbeiten an der Bürgermeisterwohnung wurde den Mindestfordernden I. Dodt und A. Föckeler übertragen. Der Austausch von Wegeflächen mit der Königl. Eisenbahndirettion Kassel zwecks Herstellung eines Ausziehgleises auf Bahnhof Brilon=Stadt wurde genehmigt. Die Beschlußfassung über die Anlage einer WegeüberLandschaft das ganze Interesse gefangen. Unten in den Matten verstreut holzgedeckte Heustadel, rechts schauerlich zerklüftete Felsen, die mit ihrem schroffen Gestein und Resten von Gletschermühlen von grauer Vorzeit reden, vor uns näher und näher rückend die gewaltigen Formationen der Jungfraugruppe. Im Vordergrunde, das Haupt leicht zurückgelehnt, daß man es nicht sehen kann, die Loreley der Alven, die Jung frau, die alljährlich unzählige Bewunderer zu ihren Höhen lockt und schon viele Opfer gefordert hat. Ein schimmerndes Schneegewand trägt sie um ihre Schultern, das glitzernd und gleißend fast allzu hellen Glanz für sterbliche Augen verbreitet. Und dennoch heben sich Schneehorn und Silberhorn noch leuchtender und weißer von dem blendenden Hintergrunde des mächtigen Massivs, dessen Höhe von 4093 Metern in den Berner Alpen nur noch vom Finsteraarhorn übertroffen wird, das sich aber dennoch vor der Königin der Berge zu neigen scheint, als ein Vasall in der Reihe der sie umgebenden Basallen. Links schließen sich Mönch und Eiger an die Jungfrau an, rechts taucht die ebene Fluh in einer Fülle weißblendender Schönheit auf, in einer Farbe, deren Leuchtkraft keines Malers Pinsel wiederzugeben vermag und die durch den dunklen Azur, der sich um sie ausgießt, noch reiner und weißer hervorgehoben wird. Vor uns die Jungfraugletscher, die zum Greifen nahe erscheinen und doch, wie uns versichert wird, viele Kilometer entfernt sind, und über uns die Sonne, die ihren klarsten Schein über alle die Schönheit ausgießt. Die Reisegesellschaft verläßt den Zug, um alle die Schönheit und Pracht so nahe wie möglich zu genießen, so lange die Wartezeit dauert. Unzählige Apparate richten sich knispend auf die gewaltige Eisriesin. Höher und höher trägt uns das Zahnrad nach der kleinen Scheidegg, wo sich besonders vom Männlichen aus ein wundervoller Rundblick auf das Lauterbrunner Tal, auf Wengen und den Thuner See einerseils, auf Grindelwald und die schneebedeckten„Horne“ anderseits ergibt. In fast überwältigender Nähe schauen Eiger, Mönch und Jungfrau auf den Beschauer hernieder. schwache Naturen mit ihrer gewaltigen Größe fast erdrückend. Diese unermeßlichen Höhen, diese krystallklaren Gletscher, diese weiten Schneeflächen, diese wunderbaren Proportionen! Da!... eine riesige Schneemasse hat sich gelöst und stürzt wie ein wilder Staubbach zu Tal, wo dröhnendes Donnergetöse ihren Fall verkündet... Do nou speak english?“. Diese hundertmal erklingende Frage beantwortend, wende ich mich um und erkenne die Amerikanerin, die mit ihrem zehnjährigen Söhnchen zu unserem Abteil gehörte. Aber was sie in ihrem zwischen den Zähnen gekauten Englisch von sich gibt, verstehe ich nur mühsam. Endlich, dämmert es mir. Ob sie dort oben einen Schlitten haben kann, um eine Rundfahrt machen zu können? Bedauere sehr Mylady, Aus dem Gerichtssaale. Eine wichtige Entscheidung für Wirte, nach der auch in geschlossenen Gesellschaften abgehaltene Lustbarteiten von der Konzessionsurkunde abhängig gemacht wird, fällte am Samstag die Strafkammer I des Landgerichts Bielefeld. Es handelt sich um den Wirt P. zu Isenstädt im Kreise Lübbecke, der sich wegen Veranstaltung einer Tanzlustbarteit und wegen Duldung von Gästen über die Feierabendstunde hinaus zu verantworten hatte. Der Beschuldigte hatte seinen Nachbarn und Stummgästen auf Verlangen ein Gänseessen gegeben. Der Saal. in dem das Essen gegeben wurde, war mit konzessioniert. Vor dem Festessen hatte eine Liste zirkuliert, in die sich die Teilnehmer— etwa 20 Personen— eingetragen hatten. Andere Personen waren nicht zugelassen worden, so daß es sich hier nach allem Anscheine um eine geschlossene Gesellschaft handelte und der Wirt der Ansicht war, er bedürfe keiner polizeilichen Genehmigung. Doch es kam anders. Ihm wurde der Prozeß gemacht, weil er eine öffentliche Tanzlustbarkeit veranstaltet und nach eingetretener Feierabendstunde Gäste in seinem Lokale geduldet habe. Es waren nämlich nam dem Essen noch tomische Vorträge gegeben, Klavier gespielt und getanzt worden. Der Angeschuldigte vertrat den Standpunft, daß es sich hier um eine geschlossene Gesellschaft gehandelt und dieselbe keiner polizeilichen Anmeldung bedurft habe. Das Schöffengericht zu Lübbecke hatte sich auf die Seite des Angetlagten gestellt und diesen freigesprochen. Gegen dieses Urteil hatte der Staatsanwalt Berufung eingelegt. Der Staatsanwalt war auch heute der Ansicht, daß es sich hier zum eine geschlossene Gesellschaft handele, aber der Angeklagte müsse wegen Ueberschreitung der Polizeistunde bestraft werden, weil seine Konzessionsurkunde bedingungsweise erteilt worden sei und die Ueberschreitung der Polizeistunde der vorherigen Genehmigung der Polizeibehörde bedürfe. Der Gerichtshof war der Ansicht, daß nach dieser Richtung hin eine bedingte Konzessionsurkunde vorliege, hob das erste Urteil auf und verurteilte den P. zu einer Geldstrafe von 3 Mk. ev. 1 Tag Haft. Gütersloh, 21. Juli. Wegen Betruges in 82 Fällen, versuchten Betruges, Pfandverschleppung und Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung hatte sich der oft vorbestrafte Kaufmann Karl P. und seine Frau aus Gütersloh vor der Kölner Strafkammer zu verantworten. P. ist von Beruf Seilermeister und eröffnere 1911 in Köln ein Kolonial= und Delikatessengeschäst in kleinem Umfange. Auch betrieb er in Köln=Sülz eine Filiale, die aber bald einging. Auf Grund von Anzeigen in Lebensmittel= und Metzgerzeitungen trat er mit Liefe ranten, in Verbindung und kaufte alles, was ihm angeboten wurde. Namentlich Rheinland und Westfalen mußte seine Produkte hergeben. Die Lieferanten erhielten zuerst eine Bestellung einer Mustersendung und dann schrieb P., er könne seht viel Ware gebrauchen, da er ein großes Geschäft habe. Auf den Bestellkarten schrieb P., er weroe direkt Kasse zahlen oder den Betrag durch sein Postscheckkonto zugehen lassen. Als er wegen Betruges verhaftet worden, führte seine Frau das Geschäft weiter und beging dieselben Schwindeleien. Bei der Leistung einer eidesstattlichen Versicherung bestritt P., daß er einen Schrank, der gepfändet war, veräußert habe. Die Strafkammer erkannte gegen den oft bestraften Ehemann auf 18 Monate Gefängnis und gegen seine Frau auf 2 Monate Gefängnis. ich mache die Tour selbst zum erstenmal, bezweifle aber sehr, daß man dort auf derlei ausgefallene Amerikanerwünsche eingerichtet ist. Mit sehnsüchtigen Blicken verschlingt sie die Schneemassen. Oder Rodeln? oder Skifahren? Wir lösen unsere Billets für die Jungfraubahn, die hier auf der kleinen Scheidegg beginnt und gleichfalls elektrisch betrieben wird, um die störende Rauchentwicklung zu vermeiden. Wie uns ein mitfahrender Herr, ein fremder Ingenieur, der voller Bewunderung für dies Riesenwerk von Menschenhand ist, erklärt, kommt die elektrische Kraft dazu aus dem Lauterbrunner und dem Grindelwalder Tal, aus Burglauenen; man hat dreizehn Jahre lang, Tag und Nacht, in achtstündiger Schicht, im Freien oft bei 30 Grad Kälte im Tunnel bei elektrischer Heizung und Licht arbeiten müssen, um 3457 Meter über dem Meeresspiegel, die eben dem Verkehr übergebene Station Jungfraujoch zu erreichen. Seit kurzem ist die schweizerische Flagge dort aufgehißt, kann die Wallfahrt zur eisgepanzerten Jungfrau beginnen, deren Gebiet mit dieser Strecke erreicht wird. Mit geringer Steigung wendet sich die Bahn auf den Kamm durch den langen Tunnel zum Eigergletscher, zeigt uns aber beim Ausfahren das liebliche Bild der nahen Berge und Weiden, und ferne der schneebedeckten Titanen, des Titlis, der Blümisalp, die den Thurner See beherrscht, des Riesen, des Breit= und Ttschingelhorn. Mit Grausen sieht man die Gletscher unter sich liegen und das wilde Trümmletental, in das die Lawinen mit tosendem Schall hinunterstürzen... Dunkle Tunnels und blendende Schneeflächen und wieder Tunnels und wieder Schnee... Hunderte von Metern hebt uns das Zahnrad über bewohntes Land empor. Man glaubt zu fühlen, wie die Luft klarer und dünner wird. Da... Eine Hand greift nach meinem Arm... Die Amerikanerin, die mir eben noch ein Kompliment über mein gutes Englisch gemacht, das ich ihr mit gutem Gewissen nicht zurückgeben konnte, ist es— leichenfahl, mit blauen Lippen. Ihr sei nicht wohl; ihr Hals ziehe sich zu, sie könne nicht mehr atmen und so schwach fühle sie sich... Mitleidsrufe in allen Zungen der Welt, und Stärkungsmittel aller Art; aber trotz der stärksten Hoffmannstropfen und des besten Cognacs läßt die Bergkrankheit sie nicht mehr los; wir müssen sie auf Station Eigerwand zurücklassen, wo sie, wenn ihr Zustand sich etwas gebessert hat, durch die aus der Felswand ausgehauenen logenartigen Felsöffnungen den weiten Blick auf das schweizerische Hügelland bis hin zum Schwarzwald zennießen kann. Um die Südwind des Eigers wendet sich die Bahn zu den mächtigen Eistürmen und grünblauen Gletscherkesseln des Eismecres, zu der Region des ewigen Eises, der unermeßlichm Schneeflächen. Warm scheint die Sonne herunter daß einem nicht zu frösteln braucht. Und doch ist s etwas eigenes um diese grandiöse EinVermischtes. Jamiliendrame, Berlin, 21. Juli. Die seit vielen Jahren nervenleidende 37 jährige Frau des Metzgers Wilhelm Harward versuchte, ihre drei Kinder im Alter von 12, 7 und 5 Jahren mit Leuchtgas zu vergiften. Die beiden jüngsten setzte in in eine Sofaecke, den älteren Knaben versuchte sie, am Bett festzubinden, sich selbst versuchte sie, mit der Schürze am Bettpfosten zu erhängen. Der Knabe riß sich los und rief Hilfe herbei. Die Frau wurde abgeschnitten und die Gashähne geschlossen. Die Kinder waren bereits bewußtlos. = Der neue Rektor der Universität Leipzig. Leipzig, 21. Juli. Geheimer Hofrat Prof. Dr. Köster, der bekanntlich den Ruf an die Berliner Universität als Nachfolger Erich Schmidts ablehnte, wurde zum Rektor der Universität Leixzig gewählt. Man geht wohl nicht in der Annahme fehl, daß die Universitat Geheimrat Köster ihren Dank abstatten wollte für seinen Entschluß, das glänzende Angebot auszuschlagen. Autounfall. Leipzig, 21. Juli. Gestern nachmittag erfolgte auf dem Windmühlenberg ein Zusammenstoß zwischen einem Omnibus und einem elektrischen Straßenbahnwagen. Drei Personen wurden schwer, 7 weniger schwer verletzt. Der Omnibus wurde zertrümmert. Tod in den Fluten. Freiburg a. Elbe, 21. Juli. Gestern kenterte auf der Oste ein mit drei Personen besetztes Segelboot. Zwei Insassen ertranken, die dritte wurde gerettet. O Erdbeben. Heidelberg, 21. Juli. Die Sternwarte auf dem Königsstuhl nimmt nach ihren vor: läufigen Beobachtungen an, daß der Sitz des Exizentr Württemberg ist, und daß das Beben in südöstl# nordwestlicher Richtung verlief, ebenso daß seine Sto jene des vorjährigen Bebens nicht erreichte. Das Beben erstreckte sich auf das ganze Schwarzwaldgebiet u Württemberg.„ 4 Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„Westfälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulft.— Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolitischen und Handelsteil: i. V.: Karl Ailinger: für das Ausland, Soziales und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpolitik und das Feuilleton: Karl Ailinger: für Provinzielles und Lokal Joseph Heitmann: für den Anzeigen- u. Reklameteil: Joh nes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für die Redakt sind stets nur an diese(nicht an die einzelnen Redakteure) adressieren. Man kat gut, sich: Zeit zu Zeit daran zu nern, daß von all den M—ahmen. die der moderne ensch zur Gesunderhaltung seines Körpers vornehmen muß, die richtige Pflege der Zähne beinahe die wichtigste ist. Wenige ahnen, daß schadhafte Zähne nicht nur unser Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen, sondern— neue Ur suchungen haben das in überraschender Weise bewiesen— häufig den Ausgangspunkt mannigfachster Krankheiten bilden können, deren Ursache oft rätselhaft blieb. Als richtig kann eine Zahnpflege nur dann bezeichnet werden, wenn die zahnzerstörenden Gärungs= und Fäulniserreger, die sich im Munde täglich neu bilden, auch täglich unschädlich gemacht werden. Das ist nur zu erreichen durch den täglichen Gebrauch eines antiseptischen Zahnpflegemittels. Die Wirkungsweise des Odols ist eine ganz eigenartige. Während andere Mund= und Zahnreinigungsmittel, soweit sie für die tägliche Zahnpflege überhaupt in Betracht kommen, lediglich während der wenigen Sekunden der Mundreinigung ihre Wirkung ausüben, wirkt das Odol noch stundenlang, nachdem man sich die Zähne geputzt hat, nach. Diese einzigartige Dauerwirkung ist aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzuführen, daß sich das Odol beim Mundspülen förmlich in die Zähne und die Mundschleimhäute einsaugt, diese gewissermaßen imprägniert und so gleichsam einen antiseotischen Vorrat hinterläßt, der noch stundenlang den zan# zerstörenden Fäulnis= und Gärungsprozessen entgegenw samkeit, um diese gewaltigen Firnen, daß einen die menschliche Nähe angenehm empfinden, fast instinktiv nach der Hand des Gefährten greifen läßt. Und dann führt die neue Strecke, die in der Hauptsache ein riesiger in den Leib des Mönchs gebrochener Tunnel ist, auf die Höhe des Jungfraujochs, das Mönch und Jungfrau verbindet. Von der Ausgangsstelle des Stollens führt ein in den Grat eingesprengter absolut sicherer Pfad, stellenweise sogar durch eine zauberische Gletschergrotte, die einem alle Märchen der Kindhe#t ins Gedächtnis ruft zu dem Plateau, wo wir die be lichste Aussicht genießen: nach Süden in die stille Weit der Eisriesen, nach Norden, das Bild der Höhen und Tiefen, das uns schon vorher entzückt, aber von schwindelnder Höhe aus gesehen... Klein und scheinbar ganz nahe gerückt, obwohl noch volle 700 Meter von uns entfemt, ist das oberste Gipfelblau der Jungfrau; in schauriger Weite liegt das Tal. Ebenbürtig geworden sind wir den Titanen unter Europas Bergen, die unserem Blicke gänzlich ver änderte Formationen zeigen. Aetherblau um uns, blendende Schönheit und friedvolle Einsamkeit... Und tief unter uns zarte Wolkenschemen, die langsam auseinanderflattern... Ganz stille ist das Häuflein Menschheit geworden. Verständnisvoll kostet jeder den großen Augenblick aus. ohne die anderen mit seiner Bewunderung zu belästig Nur einer unter uns, ein mit den Höhen vertrauter nennt leise die Namen der bedeutenden Grate oder Spitzen, so„Pic Mathilde", zu Ehren der Tochter Guyer=Zillers, des verstorbenen Begründers der Bah, dem selber es niemals vergonnt war, die Jungfrau zu betreten, deren Gebiet er so vielen zugangig gemacht hat. Angesichts dieser großartigen Natur fühlt man sich so klein, so klein. Und doch erfaßt einen Bewunderung für dies Werk von Menschenhand, die mit der Natur und ihren Kräften gerungen hat, um ihr diese verwegene Bahn abzutrotzen, die den modernen Menschen fast mühelos in die hehre Einsamkeit der hochalvinen Gebirgswelt und in ihre Wunder führt; die Menschenhand, die es jetzt auch unternimmt, den letzten Widerstand der„Jungfrau“ zu bezwingen und ihren Gipfel zu erklimmen, der bis jetzt nur von wagemutigen, geübten Bergsteigern besiegt worden ist. In zwei Jahren hofft man das Riesenwerk zu vollenden, das dem Reisenden einen wunderbaren Rundblick von den fränkischen Alpen bis zu Säntis und Kurfirsten, bis zu den trotzigen Riesen der Ostschweiz gewähren soll. In zwei Jahren... Unwillkürlich schaut man hinauf zu dem lockenden Gipfel der eisgepanzerten Bergeslorelen: In zwei Jahren? Den Moment muß ich miterleben! Wer weiß... Nr. 132. Vierter Feierstunden. * Unterhaltungsbeilage zum Westsälischen Volksblatt und Sauerländer Tageblatt. Dienstag, 22. Juli 1913. 1 Die gegenwärtigen Alterssenioren des Hauses Hohenzollern. Kleine historisch=geneologische Plauderei von P. Anicet. O. M. Cap., Sterkrade. (Nachdruck verboten.) Umrauscht von seines treuen Volkes dankbar=begeistertem Festesjubel, hat Wilhelm II., der Jubilar auf deutschem Kaiserthrone, unlängst das Silberzubiläum seiner kaiserlichen Herrschaft begangen. Geboren am 27. Januar 1859, ist Wilhelm mit seinen jetzt also ungefähr 54½ Jahren bereits der Senior unter den sämtliken männlichen Vertretern der regierenden Königlichen Linie des Hauses Hohenzollern. Ein beträchtlich höheres Alter gewahren wir bei den weiblichen Repräsentanten dieses Hauses: als die beiden ältesten treten uns hier entgegen zwei Witwen: Prinzessin Anna, die Witwe des schon vor fast 29 Jahren — am 14, Oktober 1884— 64jährig verstorbenen Landgrasen Friedrich von Hessen, und Prinzessin Luise, die Witwe des vor annähernd 6 Jahren— am 28. September 1907— in seinem begonnenen 82. Altersjahre dahingegangenen Großherzogs Friedrich I. von Baden. Die beiden Prinzessinnen sind Kusinen: Luise als einzige Tochter von Kaiser Wilhelm l.(F mit 91 Jahren am 9. März 1888), dem Großvater Wilhelms II., Anna als Tochter des rreußischen Generalfeldzeugmeisters Prinzen Karl, Wilhelms I. Bruder(f mit 82 Jahren am 21. Januar 1883)— beide sind demzufolge auch Tanten unseres jetzigen kaiserlichen Jubilars(Luise dessen rechte Tante, Anna dessen Halbtante). Bekanntlich hat der jüngste, 45jährige, Sohn der Prinzessin Anna, Prinz Friedrich Karl, seit 20 Jahren zur Gemahlin die jünste, 41 Jahre zählende Schwester unseres Jubelkaisers, Prinzessin Margarete, Prinzessin Anna, vor 12 Jahren, am 9. Oktober 1901, vom Protestantismus zur katholischen Kirche zurückgekehrt, steht seit 2 Monaten in ihrem 78. Altersjahre, geb. am 17. Mai 1836. Am 26. Mai d. J. waren bereits 60 Jahre seit ihrer Vermählung mit Friedrich von Hessen verflossen. Um reichlich 2½ Jahr jünger als Prinzessin Anna ist deren Kousine Prinzessin Luise, welche in 4½ Monaten ihr 75. Lebensjahr vollendet: geb. am 3. Dezember 1838. Mit ihrem Gemahl(Großherzog Friedrich I. von Baden) konnte sie schon vor ungefähr 7 Jahren, am 20. September 1906, das goldene Ehejubiläum seiern. Als dritter Siebziger zeigt sich jetzt der Hohenzoller auf dem Balkt, urone, der Rumänenkönig Karl(oder Carol) I., welch Gkur stark 4½ Monate jünger als die eben genannte Prinzessin Luise, vor etwa 3 Monaten sein 75. Jahr begonnen hat, geb. am 20. Axril 1839. König Karl ist der Senior der nicht regierenden fürstlichen Linie des Hauses Hohenzollern, geboren als der zweite Sohn des in seinem 74. Jahre am 2. Juni 1885 gestorbenen Fürsten Karl Anton von Hohenzollern und dessen Gemahlin Josephine, Prinzessin von Baden, die erst mit 87 Jahren am 19. Juni 1900 aus dem Leben schied. Die erwähnten drei, die Prinzessinen Anna und Luise und König Karl I. sind zur Zeit die einzigen Siebziger des Gesamthauses Hohenzollern. In ungefähr 5½ Monaten tritt in die Reihe der Siebziger die Gemahlin von König Karl: Elisabeth, Prinzessin zu Wied, die unter dem Namen Carmen Sylva bekannte und gefeierte Dichterin— geb. am 29. Dezember 1843, somit annähernd 5 Jahre jünger als ihr Gemahl. Seit 5 Monaten steht sodann im 69. Jahre des Rumänenkönigs Schwägerin, die Witwe seines am 8. Juni 1905 im fast vollendeten 70. Jahre verlebten Bruders Leopold, Fürsten von Hohenzollern: Infantin Antonia von Portugal, geb. am 17. Februar 1845, eine Schwester, und zwar die einzig noch lebende. imlheater. 11600 # im Staatsdienst. im Handel uVerkehr in der Landwirtschaft: in der Industrie: in der Krankenpflen 931715 4558718 3102806 71 624 Statistisches zur Erwerbstätigkeit der deutschen Frauen. Die Zahl der erwerbstätigen Frauen im Deutschen ist die größte Anzahl Frauen in der Landwirtschaft Reiche nimmt von Jahr zu Jahr zu und betrug nach tätig, in welcher ja von altersher die Frauenarbeit eine der letzten amtlichen Erhebung 30,37 Proz. der gesamten, große Rolle gespielt hat. Auch die Zahl der Industrie 32871 000 Köpfe zählenden weiblichen Bevölkerung arbeiterinnen hat eine respektable Höhe erreicht.„ Deutschlands. Wie unsere beistehende Statistik zeigt, des Portugiesenkönigs Ludwig I., F am 19. Oktober 1889, nicht ganz 51 Jahre alt. Einen Zeitabstand von beinahe 14 Jahren müssen wir jetzt überschreiten, um zu den nächstältesten zu gelangen— dem Jubelxaar im Glanze der deutschen Kaiserkrone: Kaiserin Auguste Viktoria, und der nun schon im 33. Jahre glücklichsten Ehelebens mit ihr verbundene kaiserliche Gemahl Wilhelm II. Beide stehen im 55. Jahre: die Kaiserin ist geboren am 22. Ottober 1858, der Kaiser stark 3 Monate stäter, am 27. Januar 1859.— Außer den im Vorstehenden Angeführten begegnen uns dann nur noch drei der Hohenzollern, welche das fünfte Lebensjahrzehnt zuruagelegt haben, sämtlich der regierenden Königlichen Linie des Hauses entsprossen: Prinzessin Charlotte, die älteste von des Kaisers vier Schwestern, Prinzessin Luise Margarete, die dritte und jüngste Tochter des Prinzen Friedrich Karl(; am 15. Juni 1885), des großen treußischen Heerführers in den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71(der älteste Sohn des eingangs erwähnten Prinzen Karl und Bruder der Prinzessin Anna, der Seniorin des hohenzollernschen Gesamthauses), Prinz Heinrick, des Kaisers einziger noch lebender Bruder.„Die Prinzessin Charlotte und Luise Margarete beenden in wenigen Tagen— nur um 1 Tag von einander getrennt — ihr 53. Lebensjahr: Prinzessin Charlotte, seit 35 Jahren die Gemahlin des 62jährigen Erbprinzen Bernhard von Sachsen=Meiningen, ist geboren am 24. Juli 1860, Prinzessin Luise Margarete, seit 34 Jahren vermählt mit dem 63jährigen englischen Prinzen Arthur, Herzog von Connaught, des Kaisers Onkel(dritter Sohn der englischen Königin Viktoria, F mit 82 Jahren am 22. Januar 1901, und Bruder der schon kaum ½ Jahr darauf, am 5. August 1901, vorstorbenen Kaiserin Friedrich), am 25. Juli 1860— Prinz Heinrich bringt binnen Monatsfrist das 51. zum Abschlusse: geb. am 14. August 1862 ck. Nach einer modernen Schlacht. (Nachdruck verboten.) Von einem Besuche auf einem der großen Schlachtfelder der serbisch=bulgarischen Kämpfe entwirft der gegen wärtig beim Hauptquartier der ersten serbischen Armee in Kumanowo weilende englische Kriegskorrespondent Valentine Williams(an der Daily Mail) eine anschauliche Schilderung.„Ein paar Schritte abseits von dem rauhen Pfade, der in unregelmäßigen Windungen über den langen steilen Hang emporgeklettert, durchbrach ein länglicher dunkler Fleck die Eintönigkeit des dürftigen gelben Grases. Als ich näher herantrat, sah ich, daß die Erde aufgewühlt worden war. Große Schollen schwarzer Erde waren zu einem kleinen Hügel geschichtet. Am einen Ende ragte ein aus alten Kistenbrettern roh gezimmertes Kreuz aus dem Boden. Mit Bleistift waren zwei Buchstaben auf das Holz gemalt, zwei Buchstaben mit einer römischen Ziffer. Dicht dabei lag auf der Erde eine verschossene, farblose Khakimütze, auf einem gelblichen Patronengurt. Und nun wußte ich, daß ich das Schlachtfeld betreten hatte. Von einer kleinen Mauer neben einem Brunnen hatte ich auf die Stellung von Dremok hinübergeblickt. Von dort aus hatten in jener Nacht des 29. Juni die Bulgaren das vorgeschobene serbische Bataillon überfallen und zurückgetrieben. Und einen Tag später, am 1. Juli, hatte diese Landschaft des gelben Grases und der rötlich schimmernden Steinkupper. das Ringen der Serben und Bulgaren erlebt, das mit der Zurückwerfung der Bulgaren enden sollte. Wie ich jetzt, in der flimmernden Hitze, hier stehe, liegt über dem Bilde nur Frieden. Vögel singen, aus den Häusern dort unten am Hange steigen leichte, blaue Rauchwolken, am Tore einer Hütte steht eine Frau, ein schmutziges goldblondes Kind auf dem Arme und plaudert mit einigen Ochsentreibern. In den Korn= und Maisfeldern, die die Truppen und Pferde auf ihrem Zuge verwüsteten, walten jetzt Frauen und Kinder und mähen die Ernte mit blitzenden Sicheln. Nirgends ist ein Mann zu sehen; denn die jungen Männer sind beim Heere, die alten beim Train. Was ich vor mir sah, mochte an ein sommerliches Manöverfeld gemahnen, nie aber an den Schauplatz einer beispiellos blutigen Schlacht.“ Aber wenn man weiter geht und der Linie des serbischen Angriffes folgt, beginnen in der Mittagshitze die Spuren des menschenmodernen Ringens zu sprechen. Die Angriffslinie ist durch flache, hastig aufgeworfene Gräben bezeichnet; die meisten Ausrüstungsgegenstände haben die Bauern bereits aufgelesen, aber genug ist noch übrig geblieben, um davon zu erzählen, daß hier Tau sende und Abertausende vorbeistürmten, daß hier Tausende und Abertausende starben. Neben zerstörten Ausrüstungsgegenständen liegen überall Papiere umher, Notizen. Listen: und Privatbriefe.„Einige lasse ich mir entziffern. Da war ein schmutziger, vergilbter Brief im Felde, ein langer liebevoller Brief eines bulgarischen Vaters an seinen Sohn Slavko. Er erzählt von daheim, spricht vom Frieden mit der Türkei, spricht von der Heimkehr des Sohnes, von der Ernte, die eingebracht werden solle. Aber Slavko wird nicht heimkehren; am Rande des Kornfeldes ist ein großes Massengrab aufgetürmt, und Slavko mag das Schicksal jener Armen geteilt haben, deren blutbedeckte Leinenkittel noch dort am Fuße einer Pappel liegen. Er war serbisch, der Brief eines Mädchens an einen jungen Mann. Ostersonntag lautete sein Datum; monatelang trug der Empfänger diesen Brief wohl als einen Schatz mit sich, bis man den jungen Serben hier am Feldrand verscharrte und seinen Brief dem Winde, der Sonne und dem Regen überließ.“ Aber der Gang über das Schlachtfeld bringt auch unheimliche Erinnerungen.„Dort, am Rande einer sumpfigen Wiese, dort an der Stelle, wo vie Serben aus der Deckung ins Freie vorstürmten und das mörderische Feuer der Feinde empfinden, dort dehnt sich eine lange, unabsehbar lange Reihe von Gräbern längs des Wasserrandes. Aus einem dieser viel zu flachen, hastig getürmten Massengräber sehe ich im Vorübergehen eine leichtgekrümmte Menschenhand herausragen. Und doch will die Schönheit der Landschaft und die friedliche Mittagsstille dieses Sommertages es sast unglaubhaft erscheinen lassen, daß der Tod durch dieses lachende Tal zog. Aber hier, an diesem Hange, schlasen allein von einem einzigen serbischen Regiment gegen 1000 Offiziere und Soldaten ihren letzten Schlaf, in frischen Gräbern, inmitten der Wiesenblumen, die die Hügel schmücken...“ Humoristisches. Herr:„Johann, ich sagte dir doch, du sollst mich sofort rufen, wenn jemand kommt.“— Johann:„Verzeihung, ich konnte den gnädigen Herrn im ganzen Hause nicht finden.“— Herr:„Du bist ein Esel, der seinesgleichen sucht.“ Fräulein:„Ich bin fest entschlossen, nie zu heiraten.“— Herr:„Ich auch; und seit ich Sie sah, hab' ich's sogar geschworen!“ Bekannter:„Das war wohl Ihre„komische Alte“, mit der Sie da eben sprachen?"— Theaterdirektor: „Nein, meine richtige AAlte; komisch ist die gar nicht.“ Das Auge des Herrn.(1. Fortsetzung.) 5 die Geheimnsse der Geflügelzucht ein. Und oben auf dem Obstboden zeigte sie ihr, wo die einzelnen Obstsorten lagerten. Der alte, verwahrloste Obstgarten brachte immer noch eine Menge Obst, und Annemarie wunderte sich über die geringen Erträge, die daraus erzielt wurden. „Ach Gott, nä' Fräulein, sehen Sie. das ist ja, was ich immer sage. Die gnädige Baronin, Gott, es ist ja man ein Jammer, die kann sich nicht drum kümmern. Wenn wir das Obst selbst verkaufen möchten, so würden wir ganz hübsch erwas herausschlagen. Aber da is Krampe, — guä' Fräulein wissen ja, der wo immer mit Sinsle'n handelt, der nimmt uns das ganze Obst ab fürn Taschentuch!“ Und dann hatte die alte, treue Seele angefangen, ihr Herz auszuschütten. Das Fräulein solle nur einmal herumhören, was die Leute im Torfe über die beiden redeten. Krupke, der Jäger, tönne es auch bezeugen, daß Sinske die Herrschaft übers Ohr haue, wo er könnte. Es sei ein Jammer, so ein schönes Gut, und das ginge alles zugrunde. Annemarie hatte aufgehorcht. Seit die Mamsell ihr das von Sinskes Unredlichkeit gesagt hatte, begann sie, den Mann zu beobachten. Dem Großvater gegenüber traute sie sich nicht etwas darüber zu äußern. Sie wußte, der würde sie damit abweisen. Seine stete Redensart war: „Ich bin ein alter Mann und will meine letzten Jahre in Ruhe verbringen.“ Annemarie hing mit allen Fasern ihres Wesens an Malchentin. Jeder Baum, jedes Stück Feldland sprach zu ihr mit der Stimme der Heimat, eindringlich und schwermütig, wie die blühende, weite Heide, über die der letzte Sommertag wie abschiednehmend seinen stillen Zauber, breitete. Sie arbeitete rastlos daran, sich in die Verwaltung des Gutes einen Einblick zu verschaffen. Ihr Großvater hatte ganz erstaunt aufgeblickt, als eines Tages auf dem Frühstückstische landwirtschaftliche Zeitschriften gelegen hatten. „Nanu, wer schickt denn das?“ hatte er gefragt, und als Annemarie sagte, daß sie sich die beiden Zeitungen bestellt hätte, hatte er lachend gemeint, sie wolle sich wohl zum heranbilden. Annemarie hatte nichts darauf entgegnet. Ihr war es immer mehr klar geworden, daß der Inspektor Sinske die Herrschaft überall zu seinen Gunsten übervorteilte. Die Ackerpferde im Stall, ja sogar die beiden altersmüden Kutschgäule, die selten einmal gebraucht wurden, waren jetzt nach der Ernte in einem bejammernswerten Zustande. Die Knechte hatten ihr gesagt, das könne, bei dem geringen Kraftfutter, das Sinsle ihnen gäbe auch gar nicht anders der Fall sein. Dafür waren die drei jungen ostpreußischen Pferde, die Krampe seinem Geschäftsfreunde erst vor wenig Wochen mit struppigem Felle und aufgetriebenen Gras bäuchen, wie sie von der Weide gekommen waren. abgeliefert hatte, heute in einer geradezu glänzenden Verfassung. Es waren alle drei hervorragend gute Pferde, und Annemarie, die als Ka valleristentochter großes Verständnis dafür besaß, hatte ihre Freude am Anblick der schönen Diere. Um so mehr war sie gegen ihren Besitzer erbittert, der die ihm anvertrauten Gutsgespanne verkommen ließ. Aber sie unterließ es, ihren Großvater darauf ausmerksam zu machen. Es hätte ja doch nichts genützt. Dabei war Sinske ihr gegenüber nach wie vor von einer kriechenden Unterwürfigkeit. Als sie ihn einmal im Kutschstalle, wo auch seine Pferde untergebracht waren, antraf und ihm ihr besonderes Wohlgefallen an dem einen Pferde, einer dunkelbraunen Stute mit weißen Strümpfen, äußerte, da hatte er ihr angeboten, das Pferd als Damenpferd zuzureiten. Sie hatte auswei chend geantwortet, aber schon am Nachmittage sah sie, wie der Inspektor im Damensitz auf„Wild feuer“ in der Fohlenkoppel herumritt, seinen Lodenumhang um die Taille geschlungen, um so die Stute an die flatternden Röcke zu gewöhnen. Es dauerte auch gar nicht lange, so bot er ihr an, einen Versuch mit seinem Zögling zu machen. Annemarie ging auf sein Anerbieter, wenn auch mit einem gewissen Widerstreben, ein. Es war ihr zwar peinlich, von dem Mann, den sie für einen Betrüger hielt, eine Gefälligkeit anzu nehmen, aber es war ein Plan in ihr geeift, zu dessen Ausführung ihr das Reitpferd 1ötig war: Die Ausfahrten mit ihrem Großvater be(schnänkten sich immer nur auf ganz bestimmte Teil murrische Art hatte das Kind abgestoßen, und das erwachsene Mädchen hatte in ihm nur den Mann gesehen, der in eigensinniger Weise lieber das Gut verkommen ließ, ehe er die natürliche Hilfe und Unterstützung seines Sohnes und Erben in Anspruch nahm. Und doch hatte der Baron mit zäher Liebe an seinem Sohn gehangen, und der plötzliche Tod war der härteste Schlag in seinem ganzen Leben gewesen. Es hatte ihn damals, als er ihm sein Anerbieten so kurz abschlug, hinterher oftmals gereut, aber die Malchwitze waren ein starrköpfiges Geschlecht, und so hatte er's nachher nicht fertiggebracht, seinem Einzigen entgegenzukommen und ihm das anzubieten, um was der ihn damals vergeblich gebeten hatte. Sie litten beide darunter, aber sie hatten sich's gegenseitig nie eingestanden, dazu waren sie zu stolz. Nun wars für immer zu spät geworden. Nicht einmal das letzte Geleit hatte er ihm geben können, die weite Reise wäre trotz der verhältnismäßigen Rüstigkeit, die er bei seinen fast achtzig Jahren noch immer besaß, zu beschwerlich gewesen. Auch das lahme Bein, das ihm sein ganzes Leben verbitterte, hinderte ihn daran. Als Annemarie vor drei Wochen eingetroffen, war er ihr mit kurzer rauher Freundlichkeit entgegengekommen. Aber er wußte eigentlich nicht, was er mit seinem Enkelkinde anfangen sollte. Ja, wenn sie ein Junge gewesen wäre! Da hätte er vielleicht gut machen können, was er am Vater verschuldet, aber em Mädchen?——— Was konnte er ihr bieten? Hier, in der Einsamkeit, wo man das ganze Jahr keinen Menschen zu sehen bekam! Das war nichts für sie. Mochte sie seinetwegen die erste Trauerzeit hier verbringen, aber dann war's das beste, sie ging wieder in die Welt zurück, woher sie gekommen war und suchte sich einen Mann. Denn das sie heiraten mußte, stand bei ihm fest. Das Gut konnte sie doch nicht übernehmen. Im stillen fürchtete er auch für seine Ruhe. Er wollte sich die letzten Jahre seines Lebens nicht durch allerlei unbequeme Neuerungen verbittern — war’s nun vierzig Jahre so gegangen, so konnte es auch die vier, fünf Jahre, die er noch vor sich hatte, so weiter gehen. Malchentin mußte dann eben einmal in andere Hande übergehen. Das war eine Schickung, gegen die er nichts tun konnte. Annemarie hatte zunächst auch in das eintönige Leben im Schlosse keine Störung hineingebracht. Die erste Zeit saß sie meist in ihrem Zimmer, oder sie ging allein in den Park hinaus, zwischen die stillen, einsamen Hecken, wo das Gras auf den Wegen wucherte. Da konnte sie sich ihrem Schmerze ganz überlassen. Bei den Mahlzeiten saß sie wohl bei den beiden, altenLeuten, an dem ovalen hochbeinigen Mahagonitisch, aber die drei Menschen waren fast ebenso schweigsam, wie die Bilder der verstorbenen Malchwitze, die aus den verdunkelten Goldrahmen von den Wänden auf sie herniedersahen. Manchmal, wenn es das Befinden der Baronin erlaubte, saß man abends noch eine Weile im Zimmer des alten Herrn. Aber auch das war ein trübseliges Beisammensein. Frau von Malchwitz fragte dann häufig, warum Jürgen denn gar nicht käme. Sie vergaß immer wieder, daß ihr Jürgen längst in der Erde ruhte. Die alte Frau mit der weinerlichen, schwachen Stimme hatte den Tod ihres einzigen Sohnes wohl am wenigsten schwer empfunden. In den letzten Jahren nahm die Gedächtnisschwäche immer mehr zu. Nur auf Ereignisse, die weit, weit zurücklagen, erinnerte sie sich noch klar und deutlich, während die Dinge der jüngst vergangenen Zeit scheinbar spurlos an ihr vorübergeglitten waren. An Tagen, wo sie besonders frisch war, begann sie aus ihrer Jugend zu erzählen: vom Hofe Friedrich Wilhelms des Vierten, wo sie als junges Mädchen getanzt hatte; von der Zeit ihrer jungen Ehe in Berlin, oder von den ersten Jahren, die sie mit ihrem Manne hier in Malchentin verbracht hatte. Aber wenn sie davon sprach, wurde sie immer bitter,— damals, als sie hier eingezogen wären, hätte sie aufgehört glücklich zu sein. Und sie richtete immer und immer wieder von neuem die Frage an ihren Mann, warum sie denn eigentlich von Berlin fortgezogen seien. Er wäre doch so ein schöner, schmucker Offizier gewesen, warum er's denn nicht geblieben wäre. „Ach Gott ja, Wedige, weißt du wohl noch, wie der hochselige König us damals im Tergarten ansprach? Wir gingen spazieren und die Amme und Jürgen hatten wir auch dabei. Ach A Aus Paderborn u. Nachbarschaft. Baderborn, 22. Juli. — Historischer Tageskalender. 22. Juli: Neunjahrhundertfeier der Ankunft der Reliquien des heil. Livorius.(1836 Milleniumsfeier.) Fahndung nach einem Wüstling. Die Polizeiverwaltung teilt uns mit: Am 21. d. M. mittags wurde das 9jährige Töchterchen eines hiesigen Beamten, als es in dem am Greitelerwege belegenen elterlichen Garten allein beschäftigt war, von einem jungen Burschen angesprochen und mit List nach einer im Nebengarten befindlichen alten Holzhütte gelockt. Hier verging sich der Bursche an dem Kind und lief dann schleunigst davon. Der Bursche wird wie folgt beschrieben: 1.65 Meter groß, 18—19 Jahre alt, ohne Bart; er trug hellbraunen runden Schlapphut und kleine schwarze Ledermappe. Die bisher angestellten Ermittelungen haben zu seiner Ergreifung nicht geführt. Sachdienliche Mitteilungen sind deshalb unverzüglich an die Polizeiverwaltung, Zimmer 21 des Verwaltungsgebäudes zu richten. Die Hauptkonferenz der katholischen Lehrerinnen und Lehrer des Kreises Paderborn tagte gestern bei großer Beteiligung im Hauptrestaurant der Gewerbeausstellung. Den Vorsitz führte Herr Kreisschulinspektor Brand. Neben zahlreichen Ortsschulinspektoren des Kreises maren anwesend die Herren Landrat v. Laer, Prälat Propst Nacke. Domkapitular Bartels. die Direktoren des Lehrerseminars Dr. Schaaf und des Lehrerinnenseminars Gründer. Kreisarzt Dr. Licdig u. a. m. Nach einem längeren rein schultechnischen Vortrage, dessen Thema von der Königl. Regierung gestellt war, sprach Kreisarzt Dr. Liedig über Gesundheitspflege in der Schule. Um 1 Uhr nahmen die Teilnehmer der Konferenz ein gemeinsames Mittagmahl ein. Im Anschluß daran wurde in Gruppen die Ausstellung und vornehmlich die Kunsthalle besichtigt. Die Nachrichtendienststelle des Deutschen Handwerksund Gewerbekammertages schreibt uns: Ueber das Ergebnie der am 30. Juni und 1. Juli d. J. im Reichsamt des Innern abgehaltenen Konferenz, die zur Behandlung der vom Deutschen Handwerks= und ewerbesammertag herausgegebenen Denkschrift zur Abänderung der Gewerbeordnung stattgefunden hat, werden in der Presse fortgesetzt allerhand Nachrichten verbreitet, die sich angeblich auf Berichte der für die Konferenz abgeordneten Vertreter des deutschen Handwerks stützen sollen. Die Veröffentlichungen entbehren zum größten Teil der tatsächlichen Grundlage und stellen müßige Kombinationen dar. Es ist dem Handwerk mit diesen vielfach schiefen Darstellungen seiner angeblichen Anträge und ihrer Behandlung in der Konferenz keineswegs ein guter Dienst geleistet, weil damit die wirklichen Anträge des Deutschen handwerks und Gewerbekammertages nur in ein falsches Licht gerückt werden. Die jetzigen Veröffentlichungen sind auch überflüssig, weil zu gegebener Zeit, d. h. nach erfolgter unmittelbarer Anhörung von Vertretern aus Handel und Industrie über die sie berührenden Punkte der Denkschrift des Deutschen Handwerks= und Gewerbekammertages, über die erzielten xositiven Ergebnisse der schon seit Jahren stattgehabten Konferenzen ein Vorentwurf bezw. Grundsätze für eine Novelle zur Gewerbeordnung der allgemeinen Kritik vorgelegt werden soll. *. Personalnachrichten. Der Kreisschulinspektor Schulra# e Rhein zu Lippstadt ist vom 6. August bis 8. September 1913 beurlaubt und wird durch den Landrat in Lippstadt für den Kreis Lippstadt und durch den Landrat in Soest für den Kreis Soest vertreten.— Es hat bestanden: die Postassistentenrrüfung der Postanwärter e Kölbach in Attendorn. Versetzt sind: die Postassisienten Joch von Eslohe nach Neuenrade,e Kattwinkel von Winterberg nach Menden, e Witte von Anrochte nach Hilchenbach, o Langes von Sundwig nach Dortmund,e Palm von Dortmund nach Geseke und Stracke von Attendorn nach Lünen.— Die Wahl des bisherigen Leiters des städtischen Lyzeums in Gütersloh, Oberlehrers Dr. Wilhelm e Faust, zum Direttor der Anstalt, wurde bestätigt. ** S e n n e l a g e r, 2 1. J u l i. N a c h d e m d i e I n s a n t e r i e regimenter Nr. 56 und 57 wieder in ihre Garnisonen abgerückt sind, treffen heute das Dragonerregiment Nr. 5 (Hofgeismar) und das Husarenregiment Nr. 14(Kassel) im Lager ein. Am 29. Juli kommen das Kürassierregiment Nr. 9(Deut) und das Husarenregiment Nr. 7 (Bonn), denen am 6. August die beiden Jägerregimenter zu Pferde Nr. 2 und Nr. 6 folgen werden. Am 7. August rücht auch eine reitende Abteilung des Feldartillerie, regiments Nr. 10 und die Maschinengewehrabteilung Nr. 2 ins Lager ein. Die alsdann im Lager vereinigten Regimenter werden gemeinschaftliche Uebungen vornehmen, die sich voraussichtlich bis zum 16. August er, strecken werden. Die hier zurzeit übenden Reservisten der Feldartillerieregimenter des 7. Armeekorps werdem am 25. Juli wieder in die Heimat entlassen werden. X Bole, 21. Juli. Beim Vogelschießen des hies. Schützen=Vereins holte Herr Maschinist Franz Wübbe die Krone herunter. Der Bahnbeamte Franz Lampe tat den Königsschuß. Er wählte Frl. Pottmeier zur Königin. — Seit Samstag ist der erste Teil des Ortsnetzes Boke an die Ueberlandzentrale Paderborn angeschlossen. Die Arbeiten zum Anschluß der Kirche werden erst in 14 Tagen beendet sein. Die Arbeiten werden ausgeführt von der Firmal Exping in Delbrück. — Salzkotten, 21. Juli. Bei dem am Samstag stattgehabten Königschießen errang die Königswürde Herr Wilhelm Jürgens, Sohn des Gutsbesitzers H. Jürgens, der Frau Auktionator Joseph Jürgens zur Königin wählte. Das Fest wurde leider durch Regen stark beeinträchtigt. — Hier fand auf dem Rittergute Dreckburg ein Proberflügen mit einem Benzin=Motorpflug statt, dem Graf von Westrhalen und mehrere Landwirte beiwohnten. Der Pflug war von der Firma Lanz in Mannheim gestellt und hatte bereits auf der Ausstellung in Dortmund die allgemeine Aufmerksamkeit erregt. Wahrscheinlich wird für das Gut Dreckburg ein ähnlicher Pflug beschafft werden. ∆ Driburg, 21. Juli. Gestern stattete der Jugendverein der Gewerbe=, Industrie= und Kunstausstellung in Paderborn einen Besuch ab. Die Leitung hatten Pastor Kleeschulte und Lehrer Sievers übernommen.— Der Jungfrauen=Verein Alhausen bei Driburg machte gestern unter Führung des Herrn Vikars Ebers einen Ausflug nach Carlshafen. Von Carls= hafen aus wurde die Fahrt mit dem Dampfschiff durch das Wesertal bis Hörter unternommen. Alsdann wurden Hörter und Corvey besichtigt. T. Beverungen, 21. Juli. In der letzten Stadtverordnetenversam mlung, zu der sämtliche Mitglieder erschienen und der Magistrat durch den Bürgermeister vertreten war, wurde neben einigen weniger wichtigen Punkten der Tagesordnung beschlossen, zu Östern 1914 an der hiesigen kath. Volksschule eine neue Lehrkraft und zwar einen Lehrer anzustellen. Ferner wurden die Kosten der baulichen Reparaturen im Kaplaneigebäude nach dem Vorschlage des Magistrats bewilligt; die Veräußerung einer 4 Quadratmeter großen Straßenfläche an den Fabriksattler Johann Thöne wurde genehmigt. Hebammen, welche zu einem Wiederholungsoder Fortbildungstursus einberufen werden, sollen eine entsprechende Beihülfe erhalten. Aus dem Sauerlande. = Warstein, 20. Juli. In der Provinzialheilanstalt zu Warstein ist der Typhus ausgebrochen. Es sind bis jetzt 12 Personen(hauptsächlich Pflegerinnen und Pfleger) erkrankt. Der eigentliche Krankheitsherd ist bis jetzt noch nicht bekannt. — Niedermarsberg, 21. Juli. Die hiesige gewerbliche Fortbildungsschule unternahm am letzten Mittwoch einen Ausflug nach Paderborn zur Besichtigung der dortigen Gewerbe=, Industrie= und Kunstausstellung. Ermöglicht war der Besuch durch das freundliche Entgegenkommen des Kuratoriums, das den Schülern einen Zuschuß zu den Kosten bewilligte, und der Handwerksmeister, die ihren Lehrlingen nicht nur die freie Zeit, sondern auch Geldunterstützungen gewährten. Die Teilnehmer, 6 Lehrer und 61 Schüler, fuhren früh 5¼ Uhr über Warburg nach Paderborn. Nach Besichtigung der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten ging es zur AusK stellung. Diese bot den Schülern aller Gewerbe soviel Sehenswertes, Anziehendes und Anregendes, daß wohl keiner sie verlassen hat, ohne Bereichterung seiner Fachlenntnisse und Förderung der Liebe zu seinem ruse mit auf den Weg genommen zu haben. Nachmittags 5½ Uhr wurde die Rückfahrt über Büren=Brilon angetreten. Trägt der Ausflug dazu bei, das Band zwischen Lehrern und Schülern, zwischen Meistern und Lehrlingen zu befestigen und die Arbeitsfreudigkeit der Schüler zu fördern, so ist sein Zweck erreicht. ! Esbeck, 21. Juli. Das gestern und heute hier veranstaltete Schützenfest hatte unter der ungünstigen Witterung sehr zu leiden. Die Königswürde erlangte der Landwirt Niggenahder. sp Elspe, 21. Juli. Gestern nachmittag zog ein schweres Gewitter über unseren Ort. Ein Blitz traf das Wohnhaus des Landwirts Schulte gen. Thielmann und zündete. Ein großer Vorrat gutes Heu ist verbrannt. Das Mobiliar konnte gerettet werden. Der Besitzer wird durch den Brand umso schwerer getroffen, als bereits vor einigen Jahren sein Anwesen in Flammen aufging. Damals lag vorsätzliche Brandstiftung durch ein Dienst mädchen vor. Meggen, 21. Juli. Kürzlich wurde bereits über den von der Gewerlschaft„Sachtleben“ beabsichtigter Ankauf der Gewertschaft„Sicilia“ gemeldet. Nunmehr wird bekannt, daß Graf v. Landsberg=Velen=Gemen seine Anteile, etwa Neunzehntel der gesamten Aktien der Gewerkschaft„Sicilia", an„Sachtleben“ vertauft hat. Eine Verschmelzung der beiden Gewerkschaften ist deshalb jetzt nur noch eine Frage der Zeit. a Aus dem Lennetale, 21. Juli. Gestern ging im Lennetale ein schweres Unwetter nieder. Trotz der vorhergegangenen Abtühlung brachte das Gewitter starke Entladungen. Wie man hört, hat der Blitz auf Höhen nach dem Hunau zu mehrmals gezündet. Durch die gewaltigen Niederschsäge haben besonders die an den Abhängen liegenden Kartoffelfelder gelitten. Das Heu ist stellenweise schlecht eingekommen; vielfach steht es aber noch in verregneten Haufen, oder des Gras steht noch auf dem Halm und verdirbt. Das üppige Wintergetreide lagert am Boden. — Aus dem Kreise Olpe, 21. Juli. Die Kartoffel ist die unsicherste Kulturpflanze genorden, sie verursacht dem Landmann große Sorgen. Die Kräuselkrantheit zeigt sich, It. Blättermeldungen, wieder auf vielen Feldern. In hiesiger Gegend wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Sorten angebaut. Einige dieser Sorten lieferten auch in den ersten Jahren schöne Erträge. In diesem Frühling sind aber wieder eine Menge Setzlartoffeln nicht aufgegangen; auf den Feldern sieht man vielfach neben recht üppigen Sträuchern eine große Anzahl, die ein kümmerliches Aussehen zeigen, ein sicheres Zeichen, daß die auf diesen Feldern eingeernteten Kartoffeln im nächsten Jahre als Saatgut nicht verwendet werden dürfen. + Aus dem Kreise Wittgenstein, 21. Juli. Die Aushebung der Militärpflichtigen findet für die Stadt Berleburg und die Amtsbezirke Berghausen, Girthausen und Arfeld am 25. d. M. in Berleburg, für die Stadt Laasphe und die Amtsbezirke Banfe, Erndtebrück und Wittgenstein am 26. d. M. in Laasphe statt. 6 Hagen, 21. Juli. Der Westfälische Sängerbund beschloß in einer hier unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Eichhoff=Dortmund abgehaltenen Vertreterversammlung, das II. Westfälische Sangerbundesfest im Juli 1914 in Hagen zu veranstalten. Die Stadt Hagen gibt zu dem Fest einen Zuschuß von 5000 Ml., die Bundesvereine bewilligen für jedes Mitglied einen Festbeitrag von 3 Ml. Der Bund wählte den Oberpräsidenten Prinz von Ratibor und Corven in Münster zu seinem Ehrenvorsitzenden, den Regierungspräsidenten v. Bake=Arnsberg zum Ehrenmitglied. G Hagen i. W., 21. Juli. Im hiesigen Personenbahnhof wurde gestern früh ein neues Stellwerk in Betrieb- genommen zur Bedienung elektrischer Weichen. Da diese sich noch nicht so glatt wie die alten Weichen herumlegen ließen, entstanden seit gestern erhebliche Storsungen bei der Abfertigung der Schnell= und Personenzüge, die Verspätungen bis zu einer Stunderlitten. Dieselbe Erscheinung wurde bekanntlich erst kürzlich im Bahnhof Kassel aus gleichen Anlaß beob achtet. Aus den Provinzen. = Kassel, 21. Juli. Das Erdbeben in Südwestdeutschland wurde gestern mittag auch in Kassel vielfach wahrgenommen. Mehrere Leute berichten, daß von der Decke der Zimmer herabhängende Lampen hin und her schwankten, daß Gläser, die in Schränten usw. aufgestellt waren, zu klirren begannen, und daß nicht fest verschlossene Schranktüren aufflogen und einige Sekunden hin und her pendelten. 0 Soest, 21. Juli. Wie schon mitgeteilt, wurde am Sonntag, 13. d. M., der Landwirt W. aus Mawicke mit einer schweren Schutzverletzung in seiner Woh nung aufgefunden. Der Verletzte starb auf dem Transport zum Krankenhause, ohne irgendwelche Angaben gemacht zu haben. Nunmehr ist auf Anordnung der Staats anwaltschaft die Ehefrau des Verstorbenen verhaftet und dem Gerichtsgefängnisse in Werl zugeführt worden. Sie steht dringend im Verdacht, die Tat begangen oder veranlaßt zu haben. Dortmund, 21. Juli. Infolge der in letzter Zeit niedergegangenen Regengüsse sind, die tieferliegenden Wiesen des ganzen Emschertales unter Wasser ge setzt. Das Vieh mußte von der Weide getrieben werden, die Heuernte ist vollständig verloren und di Kartoffeln sind fast ohne Knollen. Die Kanal= und Hafenbauarbeiten mußten zum Teil eingestellt werden — Köln, 21. Juli. Umfangreiche Zollhinter ziehungen werden einer Kölner Firma, die einen großen Handel mit Sprit betreibt, zur Last gelegt. Die Firma besaß einen besonders eingerichteten Tankwagen, in dem sich ein eigener Raum befand, der mit Benzol angefüllt wurde und nur einen kleinen Teil des Wagene ausmachte, während der unndere Teil mit Sprit gefül wurde. Bei der Revision wurde nur der kleine Raum vorgezeigt. Der Sprit wurde von der Schweiz nach Deutschland eingeschmuggelt. — Mörs, 21. Juli. Die Gewertschaft Diergardt besitzt augenblicklich drei Schächte, von denen zwei aus: Hochemmericher Gebiet an der linken Rheinseite und einer rechtsrheinisch bei Ruhrort liegen. Unter dem Rhein her wird gegenwärtig an einer Verbindung dieser Schachtanlagen gearbeitet. Die gesamte Kohlen förderung soll linksrheinisch stattfinden, weil sich hier auch der neue Rheinhafen der Gewerkschaft befindet Es ist dies die erste unterirdische Verbindung, die sich unter den Fluten des Rheins befindet. * Duderstadt, 21. Juli. Die Regierung geht mit dem Plane um, zur Vermeidung von Ueberschwemmungen durch die Hahle auf der Talwiese bei Duderstadt ein großes Staubecken anzulegen. In diesem Bechen welches von einer„pei Meter hohen Mauer eingefaßt werden soll, wird zis Wasser, das nicht vom Flußbett aufgenommen wer 10 kann, aufgefangen werden. DiKosten sind auf 103r°00 Mk. veranschlagt. Die Regie rung will zu dieser Summe 60000 Mk. zuschießen. a Emden, 21. Juli. Seit Einführung der Ausnahmetarife für Futtermittel hat die Gestreide zufuhr über Emden um mehr als die Hälfte abgenommen, was gleichbedeutend ist mit einer großen Verkehrsverminderung auf dem Dortmund=Emskanal. In einer außer ordentlichen Versammlung erhebt der Schiffahrtsverein für den genannten Kanal scharfen Protest gegen alle Bestrebungen, die der Beibehaltung bezw. Wisdereinführung dieser sog. Notstandstarife die Wege zu ebnen geeignet seien.— Das hiesige Schöffengericht hat sich fast jede Woche mit der Aburteilung von ausständigen Hafenarbeitern und selbst mit Frauen zu beschäftigen, die sich der Belästigung Arbeitswilliger schuldig machen es erfolgen bis mehrmonatige Freiheitsstrafen. Inbezug auf die Frauen sagt das Gericht, daß sich diese vom wirtschaftlichen Kampf fernzuhalten hätten; dieses sei Sache der Männer.— Der Heringsfang fällt in diesem Jahre besonders günstig aus; allein in der abgelaufenen Woche erfolgte hier eine Zufuhr von fast 10,000 Kanties die Totalziffer beträgt jetzt zirka 20000, gegen noch nicht 3000 Kanties zur selben Zeit im Vorjahre. 6 ja, der Jürgen war damals schon so'n strammer, hübscher Junge. Warum ist er eigentlich diesmal nicht mitgekommen? Hat er so viel zu tun?“ und nenn dann die beiden anderen nicht gleich antworteten, blickte sie mit einer hilflos fragenden Geste von ihrer ewigen Hätelarbeit auf,„warum nur? War da nicht irgend etwas? Ihr habt mir doch so was gesagt!“ und dann marterte sie ihr armes Hirn, bis der alte Baron irgend etwas Gleichgültiges murmelte, das sie befriedigte. Für Annemarie war es immer eine Pein, wenn so jedesmal die Wunde von neuem aufgerissen wurde. Und doch überkam sie allmählich ein tiefes Mitleid mit den beiden alten Leuten, die in ihrer freiwilligen Einsamkeit allem äußeren Leben so fremd geworden waren. Namentlich zu ihrem Großvater wurde sie mehr und mehr hingezogen. Sie fühlte, wie auch er unter dem Verlust seines Sohnes mehr litt, als er sich nach außen hin merken ließ, und sie begann, den einsamen Greis langsam mehr zu verstehen. Eines Abends hatte die Baronin wieder einmal nach ihrem Jürgen gefragt. Als ihr Mann, wie gewöhnlich, ihr klar zu machen versuchte, daß er eben nicht kommen köngte, da hatte sie sich an Annemarie gewandt, warum sie denn nicht bei ihrem Vater bliebe, wenn er so schrecklich viel zu tun habe; der arme Jürgen sitze da nun in seiner Einsamkeit, und niemand sei bei ihm. Da hatte er Annemarie nicht länger ausgehalten, sie war aufgestanden und war hinüber gegangen in ihr Zimmer. Dort, auf dem kleinen, wurmstichigen Biedermeiertisch stand das letzte Bild ihres Vaters, in Paradeuniform, die Czapka unterm Arm, und da hatte sie sich vor ihn hingesetzt und tränenlos mit heißen, brennenden Augen auf das liebe Antlitz gestarrt, daß dieselben Züge trug wie der alte Mann da nebenan, nur daß bei dem die Einsamkeit ihre tiefen, harten Linien eingegraben hatte. So hatte sie lange, lange gesessen, bis endlich die Tür aufging und ihr Großvater zu ihr ins Zimmer trat. „Arme Kleine, und seine heisere, knarrende Stimme hatte eiger tümlich weich geklungen, als er seine lange tnochige Hand auf ihren Scheitel legte.„Arme Kleine,“ wiederholte er,— da war sie in Tränen ausgebrochen und dor alte Mann hatte hüflon###ben ihr gestanden und ihr nur immer und immer wieder das Haupt gestreichelt. Und nachher— da hatten sie lange noch beieinander gesessen, und der Großvater hatte zu ihr gesprochen, so ganz anders als sie's bishen von ihm gewohnt war. Er hatte ihr von seinem einsamen, traurigen Leben erzählt und gesagt, daß er sich nie so recht um das Gut habe bekümmern können, sein lahmes Bein wäre ihm immer hinderlich gewesen, und dann, er sei wohl auch schon zu alt gewesen, als er damals nach Malchentin gezogen war. „Ja, und sieh mal, Annemarie, ich hatte eigentlich immer daran gedacht, daß Jürgen, dein Vater, mal das Gut übernehmen sollte. Wollt's ihm immer anbieten. Aber dann—, ich kann dir's nicht erklären, warum eigentlich— aber ich hatte so eine Art Neid gegen ihn, mit seinem gesunden Wesen; ich weiß, ich weiß, ich habe allein die Schuld. Ich bin immer hart zu ihm gewesen. Ja, und sieh mal, damals, als er mich fragte, ob— na, du weißt's ja selber,— da wollte ich schon alles annehmen; hatt's ja immer selbst so gedacht, aber ich weiß nicht, mich plagte das Bein wieder so, und da kam es eben anders raus, wie ich eigentlich wollte. Na, und der Jürgen war im Grunde genau so ein harter Kopf wie ich,— wir haben nie wieder darüber gesprochen. Ich brachte es nicht fertig, meine Grobheit wieder gut zu machen, habe immer gewartet, daß er doch noch mal damit kommen würde, aber er kam nicht. Und nun ist's zu spät. Sieh mal, nun bin ich ein alter Mann, wer weiß, wie lange ich's noch mache. Und deine arme Großmutter... Es ist ein trauriges Dasein hier in Malchentin. Für mich ist's ja gleichgültig. Die paar Jahre, die wir beide noch zu leben haben.— Aber du! Glaub' mir nur, du hast mich wohl immer für einen harten, alten Knacker gehalten, aber du bist doch das einzige, was mir von meinem Jungen geblieben ist, und gerade deshalb möchte ich nicht, daß du dich hier bei uns begräbst. Es ist schon besser, du gehst wieder zurück, irgendwo zu Freunden, wo du Menschen siehst. Kannst ja immer mal herkommen und nach uns sehen, wenn du willst!“ Aber da hatte Annemarie ihn gebeten, er solle sie doch bei sich behalten, sie wolle ihnen so gerne helfen. Und dann hatte sie ihm davon wie sie und ihr Vater Pläne gemacht hatten und wie sie immer in landwirtschaftlichen Büchern studiert hatten. Sie wollte sich gern um die Wirtschaft kümmern, die Mamsell konnte ihr ja Anleitung dazu geben. Der Baron hatte trübselig gelächelt und gemeint, ihr würde es bald leid sein, aber Anne marie hatte so lange gebeten, bis er einwilligte. An dem Abend schlossen das einundzwanzigjährige Mädchen und der achtzigjährige Greis Freundschaft. 2. Kapitel. Von dem Tage an hatten die Leute auf dem Felde einen neuen Anblick. In dem alten Klapperwagen saß neben dem Herrn seine Enkelin, wenn er aufs Feld fuhr. Es war ein merkwürdiges Bild. Das schöne, große Mädchen mit den blonden Locken, die eigensinnig unter dem einfachen Strohhute hervorquollen, sah in seiner schlichten, weißen Bluse mit der schwarzen Krawatte doch so elegant aus, daß es schien, als gehöre sie gar nicht zu dem verwitterten Greis, der in sich zusammengeduckt auf dem harten Ledertissen hockte. Aber die Arbeiter sollten sich noch mehr wundern. Wenn die Herrschaft auch ihr neues Interesse an der Bewirtschaftung des Gutes in der ersten Zeit durch nichts weiter bezeugte, als daß sie hier und da mit einem der Leute ein paar Worte tauschte, so merkten sie doch allmählich, daß ein neuer Zug in die Verwaltung des Gutes hineinkam. Das war namentlich an des Inspektors, Herrn Sinskes Stimmung zu sehen. Die wurde von Tag zu Tag schlechter. Der Mann war seit zehn Jahren fast unumschränkter Alleinherrscher auf Malchentin. Sein Vorgänger hatte es ebenso gehalten. Als er die Stelle verlassen, hatte er sich en hübsches Gut gekauft, trotzdem er ohne einen Pfennig vor fünfundzwanzig Jahren in Malcheitin eingezogen war. Zu seiner Zeit war alleriigs der größte Teil der schönen Malchentina Forst niedergeschlagen worden, und er hatte daei wohl sein Schäfchen ins Trockene gebracht. Für Herrn Sinske war von dem Walde nicht mehr viel übrig geblieben. Aber immerhin, die Leute meinten, daß auch er sich nicht schlecht dabei stünde. Wenn Krampe— der schlaue Händler — auf den Hof kam, dann verhandelten die beiden immer allein zusammen. Der Baron lie sich nur kurz Bericht erstatten, und Krampe saß nachher bis zum späten Abend in der Inspektor wohnung und tat sich bei dem guten Abendbrot gütlich. Nach solchen Besuchen gingen dann die besten Kühe oder die fettesten Schweine aus dem Stall. Das Korn nahm Krampe auch. An solchen Tagen ließ sich Herr Sinske nicht auf dem Felde sehen. Damit nahm er es über haupt nicht allzu genau. Seine Hauptbeschäftigung bestand darin,„rohe Pferde zuzureiten. Als gedienter Kavallerist war er ein vorzüglicher Reiter, er hatte mindestens zwei, manchmal auch drei Pferde im Stalle, die ihm Krampe als Remonten lieferte. Wenn er sie„eingebrochen“ hatte, nahm der Händler sie ihm wieder für ein schönes Geld ab. Die Futterkosten trug bei dem Geschäft das Gut, so daß auch hierbei ein hübscher Gewinn abfiel. Dieses Nebengeschäft konnte Sinste allerdings ganz gut betreiben, denn der Baron bekümmerte sich um solche„Kleinigkeiten“ nicht, wenn er sie überhaupt sah. Der Mann war ein bequemer Beamter, der ihn nie mit Unannehmlichkeiten behelligte, so ließ er ihm alles durchgehen. Sinske wußte das und lebte danach. Aber das gnädige Fräulein hatte so merkwürdig fragende Augen. Der schlaue Litauer fühlte sich ihr gegenüber ungemütlich. Was hatte sie neuerdings so viel in den Leutehäusern herumzuschnüffeln! Sogar in die Stülle kam sie. Zuerst hatte sie der alte Herr begleitet, aber jetzt kam sie häufig allein. Der Inspektor fühlte oder ahnte, daß seine beste Zeit vorbei war. Annemaric fing die neue Zeit damit an, daß le sich um den Haushalt bekümmerte. Als sie zum ersten Male in die Küche herunterkam, hatte die Mamsell ein erstauntes Gesicht gemacht. Sie war seit dreißig Jahren fast unumschränkte Alleinherrscherin gewesen und fürchtete nun, daß Annematie ihr diese Herrschaft streitig machen würde. Aber das Fräulein war so freundlich und be scheiden, daß sie bald Freundschaft miteinander schlossen. Die alte Piepersche war stolz darauf, die junge Herrin anlernen zu dürfen. Sie nahm sie mit auf den Hühnerhof und weihte sie in