Nr. 167.— 65. Jahrgang. Montag, 23. Juni 1913. Westfälisches Volksblatt geomummmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmue Bezugspreis: Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., durch den## Briefträger und durch unsere Agenturboten zugestellt 64 Pfg., in# * der Stadt Paderborn durch Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. * Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern# * sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegengenommen.— Probenummern auf Verlangen gralis.— Erfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn. nmammmmns Sauerländer undmmemmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber". Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. „Sonntagsfeier". Verlag und Notationsdruck: Westfälisches Volksblatt A.=G., Paderborn, Rosenstraße 133.* Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn. 4 Fernruf: Redaktion Nr. 590, Geschäftsstelle Nr. 10. 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Man rechnet in England offen damit, daß 200000 Ulstermen der orangistischen Sekte, alles Leute über 17 Jahren, zu den Wafsen greifen, um die verhaßte Homerule nicht in die Praxis umsetzen zu lassen. Eine Vereinbarung ist unterzeichnet worden, ein feierlicher Schwur wurde geleistet, daß die Homerule als„verbrannt“ zu betrachten sei. Und jetzt werden ganz offen in der Provinz Ulster die Streiter gedrillt, die später gegen die katholische Regierung Irlands geführt werden sollen. Tausende von jungen Leuten, die sich als Freiwillige bezeichnen, machen Felddienst unter der Anleitung der ausgebildeten Offiziere und Unteroffiziere der englischen Armee. Der Bürgerkrieg der Zukunft wird in Manövern eingeübt, die die katholischen Iren immer vor Augen sehen müssen. Die Orangemen haben Geld. Ulster ist selber reich, und was fehlt, kommt aus England herüber. Die englische Presse, die bisher die Vorgänge in Ulster nicht beachtete, beginnt unruhig zu werden. Die große Citypresse hat Spezialberichterstatter nach Irland entsandt, die ebenso beunruhigende als positive Angaben liefern. Sir Carson zog auch die Person des Monarchen in die Debatte. Bekanntlich unterzeichnet der König eine Bill, die zweimal vom Unterhause angenommen wurde, auch dann zur Sanktion, wenn das Oberhaus sie abgelehnt hat. Das wäre in einiger Zeit bei der Homerule für das katholische Irland der Fall. Nun sagt Sir Carson, jeder demokratische Monarch könne sagen, des Volkes Wille sei der oberste Wille, aber er könne nicht den Grundsatz befolgen:„Der oberste Wille ist der Wille der Koalitionsregierung.“ Die Verantwortung der Minister, die dem König die Unterzeichnung der Bill empfehlen, sei ungeheuer. Wie man sieht, versucht der orangistische Führer die Volksmehrheit für die Homerule zu leugnen, indem er die Iren abstreicht, und halb verächtlich von einer Koalitionsregierung spricht. Die englischen Liberalen und Sozialisten und die Iren sind aber die Volksmehrheit, die ihren Ausdruck in der Koalitionsregierung, einem demokratischen Gebilde, das die drei Teile befriedigt, findet. Schwierig ist die Lage dadurch, daß die fanatisierten Menschen jeden Kompromiß auf dem Gebiete der Homerule ablehnen. Der Wortführer der Orangemen erklärte rund heraus, daß sie sich nicht mit Konzessionen begnügen und daß sie den Rückzug des ganzen Gesetzes in absolutester Form fordern. Das ist eine Unduldsamkeit ersten Ranges. Wegen einer einzigen Provinz soll ein Dutzend andere die langerstrebte Selbstverwaltung nicht erhalten. Wegen einer terroristischen Minderheit soll die große katholische Mehrheit, zu der auch noch protestantische Alliierte stoßen, auf ihr Recht verzichten. Das durch Jahrhunderte vollzogene Unrecht an den Iren, das sie zu vielen Tausenden über den Ozean trieb, wo sie unter anderen, gerechteren Verhältnissen ein kerniger, lebenskräftiger Bestandteil Friedrich Wilhelm Weber als westfälischer Dichter. Von Hubert Dohmann. (Fortsetzung.) Weber übte nun in Alhausen die ärztliche Praxis aus. Da kam eine furchtbare Typhusepidemie über Driburg, Altenbeken, Herste, Schwaney und Reelsen. Auf den Rat der Mutter ließ sich der Dichter nun in Dribura als Arzt nieder. Der Badeort hat eine reizende Lage, seine geschichtliche Vergangenheit reicht bis in die Römerzeit zurück. Ein solches Fleckchen Erde war wohl geeignet, einen Dichter von Gottes Gnaden zu begeistern. Die meisten seiner Verse schuf Weber, wenn er nach gelaner Arbeit froh auf stiller Straße durch Busch und Berge ritt. Im Mindener Sonntagsblatt veröffentlichte er damals mehrere seiner Gedichte.— Der Wirt Zengerling „Zum braunen Hirschen“ in Triburg ist der Held des prächtigen Schwankes:„Vor der Himmelstür". Als der alte Waidmann vernimmt, daß er im Himmel nicht jagen kann, da bekommt er Sehnsucht nach den Driburger Bergen. Er spricht zu Sankt „Mir deucht— ich habe den Stock vergessen. Ein Schlehdorn, Herr, mein Wandergenoss' Seit ich den Keiler am Rehberg schoß. Jetzt will ich erst in die Schluchten nieder Und holen den Dorn, bann komm' ich wieder.“ :* In einem Frächtigen Landhause in der Nähe von Altenbeken sah Weber zum ersten Male seine spätere Frau: Anna Gixperich, die Tochter eines Bergbeamten. Ihre Kindheit hatte sie in den sauerländischen Bergen, in Brilon und Meschede verlebt. Am 31. Januar 1850 fand die Trauung in der Pfarrkirche zu Meschede statt. Das junge Paar fuhr dann mit einem Extraxostwagen über Warstein, Erwitte, Paderborn und Buke nach Triburg.„Eine umsichtige, sparsame und gewissenhafte Verwalterin ihres Hauswesens, wußte die junge lebenslustige Frau ihrem Gatten das Heim behaglich und traulich zu des groben amerikanischen Volkes geworden sind, die Aussaugung der irischen Bauern durch die Herren aus England— all das soll keine Sühne finden, weil die Orangemen es nicht wollen. Nur geleitet von ihrem MKarholikenhasse hüllen sich diese Sektierer in den Mantel der Verteidiger angestammter Rechte. Fragwürdiger Rechte, denn die dort im Winkel von Ulster sitzen, sind Eindringlinge, die nicht zur gälischen Rasse gehören, die das ganze grüne Erin ihr Eigen nennt. Niemand will ihnen etwas nehmen, es wurde ihnen jede Garantie zugesagt, es wurde ihnen selbständige Verwaltung versprochen. Alles lehnen sie ab, sie wollen nichts von ehrlicher Lösung wissen. Kürzlich ist ein Blaubuch der Regierung über Erhebungen einer besonderen Kommission erschienen, die die Bedürfnisse Irlands untersuchen sollte. Was bedeutet es denn, wenn Lord Mac Donnek, Mitglied dieser Kommission, der Regierung vorschlägt, Irland auf 20 Jahre 500 Millionen Franken zu gewähren, die für Drainage, öffentliche Bauten, Hafenanlagen usw. benutzt werden sollen? Irland ist einfach immer zu kurz gekommen, und unter der Homerule soll das Land endlich erhalten, was es nötig hat. Und daß es sich bei dem Widerstande gegen die Homerule um nichts weiter, als um eine religiöse Hetze handelt, geht aus dem Blaubuch auch hervor. Der Präsident der Handelskammer von Belfast. Barbour, wurde von einem Kommissionsmitglied, dem anglikanischen Bischof von Roß, gefragt:„Ist der Widerstand gegen die Homerule mehr religiös als wirtschaftlich?“ Die Antwort des Präsidenten, der als leitendes Organ aller wirtschaftlichen Unternehmungen des Zentrums von Ulster es wohl wissen muß: lautete:„Ich bin der Ansicht, oaß er in sehr großem Maße religiöser Natur ist.“ Der anglikanische Bischof fragte nochmals:„Also wirklich mehr religiös als wirtschaftlich?“ Antwort:„Ja, das ist so.“ Eine wüste Hetze gegen den Katholizismus— weiter ist die Drohung der Ulstermen nichts. Sie hassen die Katholiken, sie wollen sie Katholiken nicht frei sehen, sie sollen immer in der Abhängigkeit von Ulster bleiben, das sich eine privilegierte wirtschaftliche Position aus dem Schweiße des übrigen Irland geschaffen hat. Sir Carson ist wieder nach England zurückgekehrt. Denn die Haupthetzer kommen alle aus England herüber. Der Katholikenhaß von ganz England gibt sich in Ulster ein Stelldichein. Den katholischen Iren droht die Sekte mit einem Bürgerkrieg. Sie sind weniger angriffslustig als die Orangisten, aber wenn sie ihre Freiheit, die sie auf dem Wege der Gesetzlichkeit endlich errungen haben, auch noch mit dem Schwerte verteidigen müssen, so wird es auch daran nicht fehlen. Der Freeman, das irische Hauptorgan, schreibt in diesem Sinne:„Wir werden gegen die aufsässigen Ulsterorangisten ziehen, als ob sie hölzerne Flinten und Papierkanonen hätten.“ Deutscher Reichstag. 167. Sitzung vom 21. Juni 1913. Eröffnung: 12 Uhr. Weiterberatung der Wehrvorlage bei Art. 1i(Reform des Militärstrafgesetzbuches). Abg. v. Calker(Nl.) tritt für eine Reform des Militärstrafgesetzbuches ein, da unter anderem die Strafminima viel zu hoch seien. Ab. v. Brockhausen(K.) lehnt die Anträge der Sozialdemokraten ab, da sie nur den Zweck verfolgten, gestalten. Mit selbstloser Hingebung paßte sie sich seiner Denkweise und seinen Gewohnheiten an. Dabei besaß sie soviel Gemüt und poetisches Verständnis, um mitzuempfinden, was des Dichters Brust bewegte.“ Im Jahre 1856 wurde Weber als Badearzt nach Lixpspringe berufen. Dieser Ort, reich an landschaftlicher Schönheit, wird durch die Ruinen der„Tempelherrenburg“ mit dem Schimmer der Romantik umgeben. Hier verlebte der Dichter viele schöne und arbeitsreiche Tage.— Das volle Vertrauen seiner Landsleute im Wahlkreise Warburg=Höxter berief Weber im Jahre 1861 in das preußische Abgeordnetenhaus. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, in welcher der Gutsbesitzer Larenz aus Beverungen das Mandat besaß, war unser Dichter bis kurz vor seinem Tode Mitgried des Parlaments. Es war ein großes Opfer für den Westfalen, so oft fern von seinen Lieben und der Heimat zu weilen.— Weil Weber sich körperlich nicht mehr stark genug fühlte, legte er 1865 seine Stelle als Badearzt in Lippspringe nieder. Seine ärztliche Tätigkeit in Driburg brachte ihm ja schon Arbeit in Ueberfluß. Das herrliche soziale Bild:„Zwischen Halde und Herweg“ verdankt folgendem Anlasse seine Entstehung:„An einem Wintertage ritt Weber durch das Dorf Pömbsen und wurde dort gebeten, die Leiche eines Landstreichers zu besichtigen, die man in der Nähe der Ortschaft aufgefunden und in das Spritzenhaus gebracht hatte. Als der Arzt den elenden Raum betrat, worin der Tote ein letztes trauriges Asyl gefunden hatte, wurde sein Herz von Mitleid bewegt, und über die Leiche des Armen, Verachteten, von der Menschheit Verstoßenen breitete er die weichen Schle'er seiner Dichtung: „Im Spritzenhause des Dorfes liegt Des fremden Bettlers erstarrte Leiche: Der Förster fand sie im Morgengrau'n Am Herweg unter der großen Eiche. Kalt bläst der Wind durch das Ziegeldach Und hüllt mit des Schnees weichfallenden Flocken, Mitleid'ger als Menschen, die nackte Brust, Die fahle Stirn und die greisen Locken, die Kommandogewalt des Kaisers zu beseitigen und an deren Stelle die parlamentarische Herrschaft zu setzen und die Disziplin zu untergraben. Er stimmt auch gegen die Kommissionsresolutionen, da sie zu weit gingen. Abg. Dr. Müller=Meiningen stimmt bei der Notwendigkeit der Reform den Resolutionen der Kommission zu, hält aber die Anträge der Sozialdemokraten für unannehmbar. Abg. Kunert(Soz.) verlangt das Recht der Notwehr bei Beleidigungen und Mißhandlungen. Oberst v. Langermann: Bei Bestrafung wegen Mißhandlungen darf nicht übersehen werden, daß solche Strafen noch weitere schlimmere Konsequenzen nach sich ziehen. Im übrigen haben die Mißhandlungen dank der Energie der Vorgesetzten in den letzten Jahren erheblich abgenommen. Daß unbegründete Beschwerden in jedem Falle bestraft werden, ist unrichtig, es wird hierbei nach der Lage des einzelnen Falles entschieden. Der sozialdemokratische Antrag steht im Widerspruch zu jeder militärischen Ordnung und staatlichen Rechtsordnung. Abg. Peus(Soz.) schreibt die Abnahme der Mißhandlungen der Sozialdemokratie zu. Kriegsminister v. Heezingen weist darauf hin, daß er das Nachlassen von Mißhandlungen schon in der Kommission ziffermäßig nachgewiesen habe. Auf Antrag des Vizepräsidenten Dr. Dove wird die Abstimmung vertagt. Es folgt Art. 3, der die Dienstprämie von 1500 Mk. auf 3000 Mk. erhöht. Der Zivilversorgungsschein soll erlöschen, sobald der Inhaber zum aktiven Offizier oder Deckoffizier befördert wird oder aus dem Zivildienste mit einer Pension in den Ruhestand tritt. Abg. Liesching(Vv.) beantragt Streichung dieses letzten Satzes und folgenden neuen Absatz: Wird der Kapitulant nach einer mehr als 12jährigen Dienstzeit aus dem aktiven Militärdienst entlassen, so wird ihm außer den 3000 Mk. für jede die 12jährige Dienstzeit übersteigende Dienstjahr 4 Proz. aus dem Kapitalbetrag gleichzeitig mit diesem ausbezahlt. Oberst v. Langermann bittet, die Kommissionsbeschlüsse anzunehmen. Ein Vertreter des Reichsschatzamtes erklärt, daß die finanziellen Folgen des neu beantragten Zusatzes sich nicht übersehen lassen. Abg. Erzberger(Zentr.) bittet, es bei den Kommissionsbeschlüssen zu belassen. Dem neuen Zusatzantrage des Abg. Liesching stehe ich im Prinzip nicht ablehnend gegenüber. Ebenso auch nicht den Herren der Militärverwaltung, die nur einige Mängel des Antrages hervorgehoben haben. Der Kriegsminister hat zugesagt, daß eine Neuregelung der Dienstprämie wahrscheinlich im nächsten Jahre erfolgen werde, wonach Unteroffiziere nach einer geringeren als 12jährigen Dienstzeit in den Genuß einer verkürzten Dienstprämie kommen sollen. Wenn diese Vorlage an den Reichstag herantritt, könnte auch die Frage geregelt werden, inwieweit eine Verzinsung der Dienstprämie für die mehr als 12 Jahre dienenden Unteroffiziere zu gewähren ist. Deshalb bitte ich auch den Abg. Liesching, seinen Antrag zurückzuziehen. Generalleutnant v. Wandel erklärt, das von der Militärverwaltung bereits Schritte zur anderweitigen Regelung der Dienstprämien in die Wege geleitet seien. Abg. Liesching zieht darauf seinen Antrag zurück. Die Abstimmung wird auf Dienstag vertagt. Zu Artikel 3a(Körperliche Jugenderziehung) beantragt die Kommission, a) dafür sorgen zu wollen, in allen deutschen Bundesstaaten die Wehrfähigkeit der Jugend zu heben, d) alle Verbände, die der körperlichen Erziehung der Jugend sich widmen, in ihren Bestrebungen zu unterstützen. Abg. Mumm(W. V.) beantragt einen Zusatz, wonach die Unterstützung nur solchen Korporationen zu teil werde, die auf dem Boden der gegenwärtigen Staatsordnung ständen. Abg. Müller=Meiningen(Vv.) ist gegen den Antrag Mumm wegen des parteipolitischen Hintergrundes und beantragt seinerseits, die Militärverwaltung solle sich des Turnens annehmen. Dienstag: 3 Uhr Weiterberatung, Kleine Anfrage Praschma(Zentr.). Schluß 6 Uhr. Parlamentarisches. Die Deckungsvorlagen in der Kommission. X Berlin, 21. Juni. Die Budgetkommission des Reichstages setzte heute die Beratungen der Reichsstempelsteuervorlage beim Versicherungsstempel fort. Bei der Feuerversicherung wurde auf einen nationalliberalen Antrag der Stempel für bewegliche Gegenstände bei Versicherungen von ein= und mehrjähriger Dauer für jedes Jahr auf 0,15(statt 0.25 Mk. des Entwurfes) und bei Versicherung von kürzerer Dauer für jeden Monat auf 0,015 Mk.(statt 0,025) für je 1000 Mk. der Versicherungssumme ermäßigt, obwohl der Regierungsvertreter hiervon einen Ausfall von 12 Mill. Mark erwartet. Der Stempel für Feuerversicherungen bei unbeweglichen Gegenständen wurde auf konservativen Antrag gegen die Stimmen des Zentrums und der Nationalliberalen gestrichen. Im großen und ganzen blieben die Bestimmungen der Vorlage unverändert, doch wurden wieder einige Streichungen bezw. Vermehrungen angenommen, unter anderem wurde der Stempel für Unfall= und Haftpflichtversicherung ganz gestrichen, sämtliche Versicherungen mit einer Versicherungssumme von unter 3000 Mark sollen gebührenfrei bleiben. Den Bundesstaaten sollen nur die in den letzten drei Jahren erzielten Durchschnitteinnahmen der Stempelabgabe vergütet werden, die jetzt dort durch den Reichsstempel in Wegfall kommen. Auf nationalliberalen Antrag wurde die Aufhebung des Scheckstempels beschlossen gegen die Stimmen der Konservativen und trotz des Widerspruches des Reichsschatzsekretärs der auf die erheblichen Ausfälle durch die Streichung hinwies, für die neue Deckungen gesucht werden müßten. Damit war die erste Lesung der Deckungsvorlage beendet. Es begann die zweite Lesung des Wehrbeitragsgesetzes. Der Reichsschatzsekretär empfahl, sich wieder mehr der Vorlage zu nähern, während Sozialdemokraten, Zentrum, Fortschrittler und Polen für die Beschlüsse erster Lesung eintraten. Unter Zurückstellung der Frage der Heranziehung der Einkommen zum Wehrbeitrage wurden dann auch die§§ 1 bis 11 unverändertangenommen. § 12, der die Beitragspflicht für die Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien regelt, wurde nach einem konservativen Antrag in folgender Fassung angenommen: Beitragspflichtig sind Aktiengesellschafteir und Kommanditgesellschaften auf Aktien, wenn sie erstens im Inlande ihren Wohnsitz haben, mit dem in der Bilanz des letzten Betriebsjahres aufgeführten wirklichen Reservekonten zuzüglich etwaiger Gewinnvorträge, abzüglich der Fonds für Wohlfahrtszwecke; zweitens: Wenn sie im Inlande keinen Sitz haben, mit ihrem inländischen Grund= und Betriebsvermögen. Neueingeführt wurde die Befreiung solcher Gesellschaften, die im Durchschnitt der letzten fünf Jahre weniger als drei Prozent Gewinn verteilt haben und bei denen der Kurs oder Verkaufswert 80 Prozent des eingezahlten Kapitals nicht übersteigen. Darauf vertagte sich die Kommission auf Montag. = Reichstagsabgeordneter Kaden y. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Fabrikant August Landstreicher halten die Totenwacht: Der Marder drückt sich unter die Latte; Die töten Taschen des toten Kumpans Beschnobbert umsonst die enterbte Ratte. Sein Nachlaß hängt an dem Nagel dort: Ein Schwarzdornstab mit eiserner Spitze, Ein leerer durchlöcherter Bettelsack Und eine vergriffene Soldatenmütze.— Wer war und woher der fahrende Mann? Ein Findling weint' er an grüner Halde; Sein Vater, der Sturm, seine Mutter, die Nacht, Sein Vetter, der wilde Vogel im Walde! Was zwischen Halde und Herweg liegt? Seiltänzer frag und den Wärter im Spittel, Die rote Wirtin im Heidekrug, Zigeuner und Roßkamm, Köhler und Büttel.— Wer hebt die Hand? Wer schleudert den Stein? Wer wirft sich auf zum Richter und Rächer? Er war, was du bist; er ist, was du wirst: Wir alle sind arg, wir alle sind Schächer. Tragt leis ihn fort und versenkt ihn sacht, Befehlt die Seele dem Born der Gnaden, Und eine Träne des Mitleids zollt Den dunklen Wallern auf dunklen Pfaden.“ Als die Schwiegereltern Webers in einem Flügel der alten Abtei Marienmünster Wohnung genommen hatten, hielt sich der Dichter häufig dort auf. Wie alle Benediktinerklöster liegt auch dieses in einer von der Natur begünstigten Gegend. Hier war der rechte Ort zum Träumen von alter, verschwundener Klosterherrlichkeit. Von Marienmünster aus besuchte Weber die romantische Schwalenburg, die von einem hohen Bergkegel in die lixpischen Lande schaut. Sie gab dem Dichter den Schauplatz zu seinem Gedichte„Der Wildschütz“: „Das feste Haus zu Schwalenberg Das steht auf hohem Steine, Da sitzt im allertiefsten Turm Der Liebste, den ich meine. Er sitzt im allertiefsten Turm, Wohl hinter Stäben und Stangen; Graf Simon schwor beim roten Wein: Der Wildschütz, der soll hangen!“ Nichts kann das harte Herz des Grafen erweichen, nicht das Bitten der Mutter und der vier kleinen Schwestern, nicht das innige Flehen der Braut, die für den Geliebten sieben Jahre bei Wasser und Brot dienen will. „Ein Glöcklein klingt, und die Blätter im Wald Vergessen all ihr Plaudern, Und all die Blumen bücken sich Ins Gras, und weinen und schaudern. Und all die Vögel sind heute stumm, Die sonst so lustig sangen: Graf Simon schwor beim roten Wein: Der Wildschütz, der muß hangen!“ Während seines Ausenthaltes in Marienmünster lernte Weber den Freiherrn Guido von Haxthausen kennen, der in Vörden ein Gut besaß. Dieser veranlaßte unsern Dichter, in seinem Schlosse Thienhausen im Amte Nieheim=Steinheim Wohnung zu nehmen. Im Frühling des Jahres 1867 siedelte Weber mit seiner Frau und seinen beiden Kindern dahin über. Er schreibt über das alte Wasserschloß am Fuße des Stoppelberges an einen Freund: „Es ist ein interessantes Stück Mittelalter und hat seine Romantik wie die Meeresburg, wo Annette von DrosteHülshoff ihr Erdenwallen beschloß.“ Das heutige Schloß Thienhausen ist zum größten Teil ein Neubau. In einer schwülen Juninacht im Jahre 1905 entlud sich über dem Stoppelberge ein beftiges Gewitter. Das alte Gebäude wurde vom Blitze getroffen, um Mitternacht stand es in hellen Flammen. Lange trotzte der graue Turm dem alles vernichtenden Elemente, am anderen Tage aber stürzte er rauchend in das Schilf des dunklen Weihers. Mit ihm. sank ein Denkmal Weberschen Forscherfleißes und Weber * P-den. Vertreter des Wahlkreises Dresden=Neustadt, ist im Krankenhause, 62 Jahre alt, an den Folgen einer Lungenentzündung genorben. Der Wahlkreis ist sicherer Besitz der Sozialdemokratie. Kaden ist im Reichstag nicht sonderlich hervorgetreten. In der Partei war er Vorsitzender der Kontrollkommission und hatte als solcher alljährlich auf den Parteitagen Bericht zu erstatten. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar in Hamburg. Der Kaiser und die Kaiserin sind Samstag nachmittag kurz nach 4 Uhr im Automobil in Hamburg eingetroffen. Das Kaiserpaar war kurz nach 2 Uhr mit dem Automobil in Lüneburg angelangt. Nach halbstündiger Besichtigung der Johanneskirche erfolgte die Weiterfahrt nach Hamburg. Das Kaiserpaar nahm an Bord der Hohenzollern Wohnung. Auf der Fahrt durch die Lüneburger Heide ist das Kaiserpaar überall mit großer Begeisterung empfangen worden. Der Kaiserin wurde eine ungewöhnlich große Zahl von Blumensträußen überreicht. Zuversicht auf Annahme der Wehrvorlage. V Die Heeresverwaltung hat nach Berliner Blättern in der Zuversicht, daß bis zum 1. Juli die Wehrvorlage verabschiedet ist, bereits Vorbereitungen für die vermehrte Aushebung von Jungmannschaften getroffen. Da bekanntlich nach der Wehrvorlage zum 1. Oktober d. J. eine bedeutende Mehreinstellung von Rekruten notwendig wird, und das Aushebungsgeschäft für diesen Termin bis zum 1. August spätestens beendet sein muß, so sind bei den diesjährigen Frühjahrsmusterungen bereits über den bisherigen Bedarf hinaus Militärpflichtige als tauglich ausgehoben worden. Diese Pflichtigen sind vorläufig provisorisch für den Herbst ausgehoben, sobald die Wehrvorlage Gesetz ist, werden sie definitiven Bescheid erhalten. Die Heeresverwaltung glaubt nach diesen Vorbereitungen, alle notwendigen Neuformationen zum 1. Oktober aufstellen zu können. Uebersicht der Schätzungen der neuen Steuervorlagen. * Nach Abschluß der ersten Lesung sämtlicher Steuervorlagen in der Kommission gab der Schatzsekretär einen interessanten Ueberblick über die finanzielle Tragweite der bisherigen Beschlüsse. Für den Beharrungszustand nach 1912 seien zu erwarten ohne Erbrecht des Staates aus der Vermögens zuwachssteuer 100 Millionen. Davon ab zuerst 10 Millionen, bleiben 90 Millionen, später ab 5 Millionen, bleiben 95 Millionen. Zuckersteuern 40 Millionen. Stempek 45 Millionen, ohne Scheckstempel 23 Millionen, also für die ersten Jahre eine Einnahme von 172 Millionen Mk. Da der Beharrungszustand der Ausgaben rund 185 Millionen beträgt, würde für die erste Zeit ein Ausfall von 13 Millionen bestehen, folglich ungefähr der Betrag, der durch das Erbrecht des Staates gedeckt werden soll. Für die nächste Zeit fällt bei dem Stempel noch erheblich mehr aus, nämlich für 1913/14 rund 15.23 Millionen Mark, ferner durch frühere Aufhebung des Grundstücksstempels 15 Millionen und durch die Verschiebung des Besitzsteuergesetzes rund 80 Millionzn Mark, nach der Regierungsvorlage etwa 120 Millionen Mark, im ganzen 140 bis 150 Millionen für die nächsten drei Jahre zusammen. Für die Deckung dieses Fehlbetrages stehen zur Verfügung aus 1912 etwa 20 weitere Millionen, nachdem 75 Millionen in Betracht kommen. Der Schatzsekretär sagte eine gedruckte Uebersicht über die Schätzungen zu. Klausurarbeiten für das juristische Staatseramen. O Die bereits seit längerer Zeit angekündigte Einführung von Klausurarbeiten für die zweite juristische Prüfung ist nach Berliner Blättern nunmehr durch eine Verfügung des Justizministers vom 17. Juni angeordnet worden, durch welche das Regutativ vom 1. Mai 1883 wie alle seitherigen Verfügungen mit Wirkung vom 1. August 1913 außer Kraft gesetzt werden. Die erheblichste Aenderung der neuen Verfügung betrifft die Einführung von zwei Klausurarbeiten für das Assessorexamen, die vor der mündlichen Prüfung an zwei auseinander solgenden Wochentagen zu leisten sind. Diese Arbeiten werden aber erst von Referendaren gefordert, die am oder nach dem 1. Oktober 1913 ihren Prüfungsauftrag erhalten. Ausland. Französische Kriegsgreuel. * Paris, 21. Juni. Die„Humanité“ bringt mehrere Photographien, auf denen man französische Soldaten mit den blutigen Häuptern marokkanischer Eingeborener in der Hand sieht. Nach einem Angriff auf eine französische Kolonne bei Agirai ließ der Offizier, der diese befehligte, zwanzig im Kampfe gefallenen Marokkanern die Häupter abschlagen und sie auf einer Mauer als Schreckmittel aufpflanzen. Diese Leichenschändung durch einen französischen Offizier wurde auch gestern in der Kammer zur Sprache gebracht. Minister des Aeußern Pichon sprach ausdrücklich seine Mißbilligung darüber aus. Der Offizier erhielt 60 Tage Haft. Die Verurteilung der Konstantinopeler Verschwörer. Konstantinopel, 21. Juni. Man erwartet das Todesurteil gegen 16 der wegen Teilnahme an der Verschwörung gegen Mahmud Schefket vom Kriegsgericht zu verurteilenden Attentäter. Gegen acht von ihnen wird man freilich noch nicht vorgehen können, da sie es vorgezogen haben, nach Paris zu fliehen. Die Lage am Balkan. Rußlands Antwort an Bulgarien. &m Sofia, 21. Juni. Wie in unterrichteten Kreisen verlautet, antwortete die russische Regierung auf die Anfrage Bulgariens, welchen Standpunkt Rußland bezüglich des Schiedsspruches einnehme, der BündnisVertrag werde wohl erfüllt werden, doch könne darüber eist bei der Petersburger Begegnung der Premierminister der vier Staaten verhandelt werden. Diese Antwort schen Kunstschaffens. Im Turmzimmer hatte bis tief in die Nacht hinein die Lampe gebrannt, bei welcher der Dichter seine Vorstudien zu„Dreizehnlinden“ machte, h'er hätte er manchen Reim der herrlichen Dichtung geschrieben. In dem alten Turme hatte auch der Uhn seinen Schluxfwinkel, der zur Nacht durch sein Geschrei aus den dunklen Fichten des Schloßxarkes den Dichter bei der Arbeit störte. In„Dreizehnlinden“ finden wir diesen unheimlichen Nachtvogel wieder als Verkörperung der dunkelen, alles verneinenden Götzen der Zeit.— Die Bank unter dem hundertjährigen Fliederbaume an der Schloßzmauer war Webers Lieblingsplatz. Hier lauschte er an milden Sommerabenden den alten Volksweisen, die das Gesinde sang. Zu einigen Melodien, die allzu derbe Texte hatten, verfaßte der Dichter neue. So entstanden die Lieder:„Sausewind",„Verschmäht" und„Scheiden“. (Schluß folgt.) —„ werde in Sofia für unbefriedigend gehalten, zumak Bukgarien erklärte, an der Begegnung nicht teilnehmen zu können, solange Serbien den Vertrag nicht anerkannt habe. Eine beruhigende Erklärung des russischen Ministerpräsidenten. * Petersburg, 21. Juni. Wegen der fortgesetzt sallenden Tendenz an der wariser und der Berliner Börse sand gestern abend in der Wohnung des Ministerpräsidenten eine finanzielle Beratung leitender Persönlichkeiten statt, die vertraulichen Charakter trug. In der Aussprache wurde festgestellt, daß weder die politische noch die wirtschaftliche Lage die Deroute rechtfertige. Eine beruhigende Regierungserklärung über die gegenwärtigen politischen und finanziellen Verhältnisse soll in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Das Verhalten der Verbündeten. 2 Sofia, 21. Juni. Die Agence Bulgare meldet: Der serbische Gesandte Spalaikowitsch überreichte heute nachmittag die Antwort der serbischen Regierung, worin die Vorschläge Bulgariens über die Abrüstung abgelehnt werden. K. Athen, 21. Juni. Der Ministerrat hielt gestern zwei lange Sitzungen ab, in denen über die Lage beraten wurde. Venizelos arbeitete mit dem Könige, der gestern abend hier eintraf. Eine Menge Bomben, hundert Revolver und Tausende von Patronen wurden in bulgarischen Häusern in Saloniki gefunden. Cetinje, 21. Juni. Wie wir erfahren, hat die montenegrinische Heeresverwaltung alle Maßregeln getroffen, um die allgemeine Mobilisierung wieder durchzuführen. DTrei Brigaden sind im Vormarsch über Ipek. Der noch verfügbare Nestbestand aller Truppen wiro gegen Albanien aufgestellt, da man dort mit einem Aufstand rechnet. In den letzten Wochen sind von Serbien größere militärische Zuwendungen, sowie solche an Schießbedarf und Verpflegung an Montenegro erfolgt. O Sofia, 21. Juni. Die Blätter bringen Einzelheiten über Bewegungen griechtscher Truppen gegen Norden und Meldungen, daß die Kooperation der serbischen Truppen beendet sei. Die Serben ziehen sich bis zum Wardarflusse zurück und nehmen feste Stellungen ein. Der Westaufmarsch der bulgarischen Armee in der Linie Sidin= Saloniki ist vollzogen. Der Westaufmarsch dieser 300000 Bulgaren wird als militärische Glanzleistung erkärt. Rußland hält an der Ministerzusammenkunft fest. * Sofia, 21. Juni. Der hiesige russische Gesandte Nekljudow teilte dem bulgarischen Kabinett neuerdings mit, daß die russische Regierung auf die Abhaltung der Petersburger Konferenz bestehe, da sie hierin oas einzige Mittel zur Erzielung einer gütlichen Auseinandersetzung sehe. Man will russischerseits die bisherige Bedingung einer vorherigen Demobilisierung fallen lassen, da über diese Frage unter den Balkanstaaten ein Einvernehmen nicht erzielt werden kann. Danew stellte dem russischen Gesandten oie definitive Antwort nach Anhörung des Ministerrates in Aussicht. Man glaubt, daß Bulgarien unter der Bedingung, seine militärischen Maßnahmen nicht ändern zu müssen, an der Konferenz teilnehmen werde. Serbien und Oesterreich. &am Belgrad, 21. Juni. In einer Besprechung der Beziehungen zwischen Oesterreich=Ungarn und Serbien führt die Tribuna aus, daß Serbien tatsächlich eine Besserung dieser Beziehungen anstrebe und bereitwillig und aufrichtig eine ihm dargereichte Freundeshand ergreifen würde. Oesterreich=Ungarn möge die Hand ausstrecken und werde sich dann überzeugen, daß Serbien eine aufrichtige Freundschaft mit der mächtigen Nachbarmonarchie zu schätzen und zu würdigen wisse. Die Haltung Rumäniens. = Bukarest, 21. Juni. Hier wird mit gespanntester Aufmerksamkeit die Entwicklung des serbischbulgarischen Streits verfolgt. Der König hat in Anbetracht der kritischen Lage die Abreise nach Sinaja verschoben. Die öffentliche Meinung, welche die Ansicht gewonnen zu haben scheint, daß Oesterreich= Ungarn die rumänischen Interessen in Petersburg nicht genügend unterstützt habe, hat ihre Neigung Serbien zugewandt; aber auch die amtlichen Kreise erblicken in einem infolge einer Besiegung Serbiens entstehenden Großbulgarien eine ständige Bedrohung Rumäniens. Es ist fraglich, welcher Art das Vorgehen der rumänischen Armee beim Kriegsausbruch sein wird, ob sie nur das von Rumänien geforderte bulgarische Gebiet besetzen, oder tätigen Anteil am Kriege nehmen wird. Wahrscheinlich hängt die Stellungnahme von der Entwicklung des Kriegsgangs ab. Hier laufen Gerüchte um, Rußland werde beim Kriegsausbruch sofort gegen Bulgarien tätig eingreifen und mit einer Flottenkundgebung vor Warna beginnen. Die serbisch=bulgarische Spannung vor der Entscheidung. K. Sofia, 21. Juni. Wie die Agence Bulgare meldet, hat der serbische Gesandte Spalaikowitsch heute nachmittag die Antwort der serbischen Regierung überreicht, in der die Vorschläge Bulgariens betreffend die Demobilisierung abgelehnt werden. 9. Sosia, 21. Juni. Das offiziöse Blatt Bulgaria erklärt, die Ablehnung der bulgarischen Vorschläge betreffend die Demobilisierung schließe die Phase der diplomatischen Verhandlungen zwischen Bulgarien und Serbien ab. Es bleibe noch übrig, ein wirksameres Mittel zur Regelung der Differenzen zu finden. Dieses Mittel werde Bulgarien zu finden wissen, denn es sei entschlossen, in der Verteidigung seines Rechtes bis ans Ende zu gehen. &am Belgrad, 21. Juni. Die offiziöse Samouprava schreibt in ihrem Leitartikel unter der Ueberschrift„Doppeltes Spiel“: Bulgarien nutzt in ebenso schamloser wie unüberlegter Weise die peinliche Lage Serbiens aus, indem es gleichzeitig mit Rußland und Oesterreich sein Spiel treibt. Serbien erwartet im Bewußtsein seiner schwierigen Lage von Rußland und den anderen befreundeten Mächten sein gutes Recht und daß sie in Betracht ziehen, daß es sich nicht allein um Serbiens Interessen, sondern auch um die Interessen dieser seiner Freunde handelt. Ein schwaches Serbien würde ein Spielball jeder anderen Macht, nur gerade nicht Rußlands und Frankreichs sein; aber ein starkes Serbien biete eine Bürgschaft für die Dauerhaftigkeit des Balkanbundes und die Unabhängigkeit der Balkanstaaten. Ein zu starkes Bulgarien würde für den Balkanbund verloren sein, denn es sei zu jeder anderen Kombination bereit, woraus es übrigens nicht einmal ein Hehl mache. # Sofia, 22. Juni. Der serbische Gesandte Spalaikowitsch ist gestern abend nach Belgrad abgereist. Griechenland und Bulgarien. 2 Athen, 22. Juni. Die Agence d'Athenes meldet aus Saloniki: Nach einer Abmachung, die zwischen General Iwanow und dem Generalstabschef Obersten Dusmani über eine Trennungslinie getroffen worden war, sollten sich Bulgaren wie Griechen binnen drei Togen aus den innerhalb dieser Linie besetzten Gebieten zurückziehen. Die Griechen erfüllten die Abmachung, während die Bulgaren einen weiteren Aufschub von drei Tagen, und als diese Frist abgelaufen war, nochmals drei Tage Aufschub verlangten. Obwohl diese Fristen, die ihnen auch gewährt wurden, alle bereits avgelaufen sind, halten die Bulgaren noch die Gebiete, die sie räumen sollten, besetzt. Darunter befinden sich auch die Höhen von Hansali, die sie nicht aufgeben wollen. Am 19. d. Mts. kam sogar eine bulgarische Patrouille von 15 Mann herab und wandte sich gegen die griechischen Vorposten, welche sich verteidigten. Eine Abteilung Serben kam den Griechen zu Hilfe und wurde von den Bulgaren mit Schüssen empfangen. Ein serbischer Sergeant wurde verwundet. Die Griechen hatten keine Verluste. Schließlich zogen sich die Bulgaren zurück, indem sie ihre Verwundeten mit sich nahmen. Die Ausstellung. O Alle Hoffnungen, daß es sich am Eröffnungstage doch noch aufkläre, wurden buchstäblich zu Wasser; es blieb den ganzen Tag am regnen, die Wege weichten sich auf und machten den Aufenthalt ungemütlich. Das wirkte selbstverständlich auch auf den Besuch ein, als sich um 4 Uhr die Pforten für das Publikum öffneten und das auf der Ausstellung vorhandene Geläute auf den Schlag der Uhr einsetzte und mit seinen harmonischen Tönen eine Feststimmung hervorzauberte. Zu unserem Berichte über die Eröffnung in der Sonntagsnummer müssen wir richtig stellen, daß der Herr Regierungspräsident von Minden irrtümlich als anwesend aufgeführt ist; die Angabe beruhte auf einer Verwechslung von Personen. Als ob die Heinzelmännchen zu Hilfe gekommen wären, hatte sich die Halle des Hauptrestaurants in der Nacht von Freitag zu Samstag von einem öden Brettergerüst im Innern in einen luftigen, anheimelnden Aufenthaltsort verwandelt, in dem für das Festmahl alles aufs beste hergerichtet war. Die Teilnehmerzahl betrug, wie schon gemeldet, etwa 200 Personen. Oberbürgermeister Platzmann sprach den im Innungsausschuß vereinigten Innungen zu der wohlgelungenen Ausstellung namens der Bürgerschaft seine Glückwünsche aus. Als man im vorigen Jahre der Bürgerschaft den Plan einer großen Ausstellung unterbreitet, habe man lebhafte Zweifel gehegt, ob es überhaupt ratsam sei, eine Ausstellung zu veranstalten. Trotzdem habe der Ausschuß das Werk gewagt, und die Ausstellung zeige, welch' große Arbeit der Ausstellungsvorstand geleistet habe. Weiter sprach der Redner allen Behörden den Dank aus, deren Vertreter erschienen seien, um durch ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier ihr Interesse für die Bestrebungen des Handwerks zu bekunden. Ganz besonders habe die Bürgerschaft die Anwesenheit des Herrn Oberpräsidenten von Westfalen und des hochwst. Herrn Bischofs begrüßt. Die Herren Reg.=Präsident v. Borries und Se. Exzellenz der lippische Staatsminister hätten ihr Fernbleiben entschuldigt, jedoch ihren Besuch für die nächste Zeit in Aussicht gestellt. Die gleiche Nachricht sei vom Ehrenbürger der Stadt Paderborn, Erzellenz Kirchhoff, eingegangen, der kommen werde, um sich an dem Aufschwunge der Stadt zu erfreuen und dem Innungsvorstande seine Anerkennung auszusprechen. Diese Anerkennung habe der Vorstand verdient, denn es sei ihm gelungen, in so kurzer Zeit so Hervorragendes zu schaffen. Redner spricht den Wunsch aus, daß alle Hoffnungen, die sich an die Eröffnung der Ausstellung knüpfen, sich in jeder Hinsicht erfüllen möchten, und daß der Erfolg des Unternehmens auch in finanzieller Hinsicht ein glänzender sein möge. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den Ausstellungsvorstand, das lebhaften Widerhall fand. Als zweiter Redner sprach der Syndikus des hiesigen Innungsausschusses, Herr Dr. iur. Bäumer. Er dankte dem Herrn Oberbürgermeister für seine schönen Worte und sprach zugleich allen Ehrengästen den Dank des Ausstellungsvorstandes für ihr Erscheinen aus. Er machte auf den Paderborner Mittelstandstag am 6. Juli aufmerksam und hob hervor, wenn der Mittelstand beanspruche, daß seine selbständige Existenz anerkannt werde, so müsse er auch zeigen, daß er etwas leiste. Deshalb sei die Ausstellung eine Notwendigkeit; dem Mittelstande und speziell dem Handwerk ständen keine ständigen Ausstellungshallen zur Verfügung, er sei auf zeitlich begrenzte Ausstellungen angewiesen, das Publikum möge prüfen und kritisieren, dann zu einem freundlichen Urteil kommen und sich gewöhnen, seine Bedürfnisse direkt beim Handwerker zu decken, in die Werkstatt des Handwerkers zu kommen, in der Ueberzeugung, daß es vort gut, reell und preiswürdig bedient werde. Sein Hoch galt den Ehrengästen. Herr Geh. Reg.=Rat Dr. Hense feierte besonders die Kunst und das Kunstgewerbe. Die zu Ende gehende Woche habe eine historische Bedeutung für Paderborn durch die Eröffnung des Bischöflichen Diözesanmuseums, das dem Interesse der kirchlichen Kunst dienen soll, und die Eröffnung der Ausstellung mit ihren reichen Darbietungen für Kunst und Kunstgewerbe. Beide müßten Hand in Hand arbeiten, dann sei dies ein Ereignis, das mit goldenen Lettern in die Geschichte Paderborns eingetragen werde. Das hervorragendste Verdienst um die Förderung der künstlerischen Bestrebungen gebühre Herrn Prof. Dr. Fuchs, dem der Redner sein Hoch widmete. Herc Prof. Dr. Fuchs nahm die Anerkennung des Vorredners für seine Mitarbeiter, den gesamten Ausschuß für das Kunstwesen, insonderheit Herrn Kunstmaler Willy Lucas, entgegen und weihte den Künstlern, der Gesellschaft für christliche Kunst, dem zum erstenmal hier in die Oeffentlichkeit tretenden Lippischen Künstlerbunde und den Privaten, welche ihre Kunstschätze der Ausstellung hergeliehen haben, ein Glas. Das Festmahl, dessen Herstellung dem Inhaber des Restaurants, Herrn Kremer, Ehre machte, hatte einen sehr angeregten Verlauf und fand gegen 5 Uhr sein Ende. Am Sonntag. Welch' ein anderes Bild! Fröhlich schaute die Sonne vom Himmel, als ob sie alles wieder gut machen wollte, was sie am Samstag durch ihr Nichterscheinen verfehlt hatte. In wenigen Stunden war die Feuchtigkeit bis auf vereinzelte kleine Tümpel aufgesogen und konnte sich allseitig das regste Leben entwickeln, sämtliche Hallen fanden namentlich am Nachmittag starken Besuch und im Vergnügungspark ging es hoch her, die„Figur 8 Bahn“ war ständig besetzt. Außerordentlich zahlreich waren die„Zaungäste“, von denen die Rampe an der Hermann Kirchhoffstraße ständig gefüllt war, um von dem hohen Standpunkt das Getriebe in der Ausstellung zu überschauen. Gar manchen übermannte der Reiz der Neuheit, zunächst wurde zaghaft nach dem Portemonnaie gefühlt, dann der Abstieg von der provisorischen Treppe angetreten und nun hatte die Ausstellung einen oder, wenn die holde Weiblichkeit mit von der Partie war, zwei Besucher mehr. Was die Fremden sagen, ist uns von besonderem Werte, und wir haben uns bemüht, über den ersten Eindruck, den namentlich Fachkenner gewonnen haben, uns möglichst zu unterrichten. Ohne auf einzelnes eingehen zu können, dürfen wir zu unserev Freude feststellen, daß sich allgemeine Befriedigung nicht bloß, sondern vielfach nicht geringe Ueberraschung über die Reichhaltigkeit und die Qualität des zur Schau Stehenden kundgibt. Selbst Herren aus Düsseldorf, der professionellen Ausstellungsstadt, erklärten, daß wirklich etwas Tüchtiges geleistet sei und sprachen sich sehr lobend über die zweckmäßige Anordnung aus. Aehnliche Urteile haben wir aus dem Munde von Bewohnern verschiedener Großstädte vernommen. Aus der katholischen Welt. * Freiburg, 22. Juni. Der an Lebens= wie an Priesterjahren älteste Geistliche nicht nur des Badener Landes sondern auch des gesamten Deutschland, Heinrich Kuttruff, erzbischöflicher Geistlicher Rat, Dekan und Pfarrer zu Kirchen bei Immendingen, begann am 20. d. M. sein 95. Altersjahr. Senior des Klerus der Erzdiözese Freiburg ist Dekan Kuttruff schon weit im siebten Jahre, seit 2. März 1907, dem Sterbedatum des im 89. Lebensjahre abberusenen Pfarrers Karl Rolfus in Herthen bei Basel, des gediegenen Jugendschriftstellers und hochverdienten Philanthropen(tusbesondere als Gründer und Leiter der Kretinenanstalt St. Joseph zu Herthen), Als Alterspräsident der gesamten Priesterschaft— sowohl des Säkular= wie des Regularklerus— von ganz Deutschland fungiert Kuttruff stark zweieinhalb Monate, seit dem Ableben des Kapuziners R. Ingenninus Patzleiner(t mit 943 Jahren am 2. April im hessischen Kaxuzinerkloster zu Dieburg bei Darmstadt). Noch unausgesetzt kommt der ehrwürdige Priester=„Patriarch“ allen Obliegenheiten seines Amtes im vollen Umfange nach, und das mit einer körperlichen wie geistigen Frische und Regsamkeit, welche in so hohen Jahren wirklich ihresgleichen suchen. Fast 87 Jahre müssen wir zurückgehen, um in den Reihen unserer Erzbistumsgeistlichen einen zu entdecken, der unseren Kuttruff im Alter erreicht hat— es ist Ignaz Kling, erzbischöflicher Geistlicher Rat und Pfarrer von Untergrombach im Dekanate Bruchsal, gestorben am 3. November 1876, der es auf 96 Jahre und drei Monate brachte, geboren am 29. Juli 1780, Soziales. Aussperrung der Textilarbeiter in Bocholt. = Bocholt, 21. Juni. In der hiesigen Textilindustrie ist es jetzt zum offenen Kampfe gekommen. Da die Arbeiter der Firma Cohen, Cosmann u. Ko. die wegen Lohnstreitigkeiten eingereichte Kündigung nicht zurückgenommen haben, und am Montag die Arbeit niederlegen werden, hat die Fabrikantenvereinigung heute mit der Aussperrung der hier und im benachbarten Rhede beschäftigten Textilarbeiter begonnen. Von den in Betracht kommenden 6500 Arbeitern sind heute rund 4000 ausgesperrt worden, der Rest soll am kommenden Samstag ausgesperrt werden. Ein wesentlicher Teil der Ausgesperrten ist im christlichen Textilarbeiterverbande organisiert. Evangelische Arbeiterinnenvereine und christliche Gewerkschaften. = Der Verband der evangelischen Arbeiterinnenvereine Deutschlands hat sich auf seiner dritten Generalversammlung am 8. Juni in Kassel u. a. auch mit der Gewerkschaftsfrage beschäftigt und hierzu folgenden Beschluß gefaßt: „Der Verband der evangelischen Arbeiterinnenvereine Deutschlands hält die gewerkschaftliche Organisation seiner Mitglieder, die in der Industrie tätig sind, für dringend erforderlich. Er empfiehlt in erster Linie die christlichen Gewerkschaften. Mitgliedern anderer Gewerkschaften gibt er nur dann Raum, wenn diese Gewerkschaften sich nicht im Gegensatze zur christlich=nationalen Arbeiterbewegung befinden.“ Dieses Bekenntnis gegenseitiger Waffenbrüderschaft werden die christlichen Gewerkschaften dadurch erwidern, daß sie threrseits darauf hinwirken, die gewerblich tätigen evangelischen Arbeiterinnen nach Möglichkeit auch den konfessionellen evangelischen Arbeiterinnenvereinen zuzuführen. Reform der Lehrerbildung. In einem soeben zur Kenntnisnahme und gutachtlichen Aeußerung den Provinzialschulkollegien zugegangenen Erlasse äußert sich der Kultusminister darüber, wie er eine Neuordnung der Lehrerbildung in Preußen vorzunehmen gedenkt. Der„Frankfurter Zeitung“ wird darüber berichtet: „Um dem Charakter des Lehrerseminars als einer Fachschule der Berufsbildung breiteren Raum zu schaffen, soll das letzte Seminarjahr in höherem Grade der Fachbildung zugewiesen werden und die schulgemäße Allgemeinbildung mit dem vorletzten Seminarjahr einen gewissen Abschluß finden, während in der ersten Seminarklasse einige wichtige Gebiete der wissenschaftlichen Fächer in freierer Weise zum Zweck der Vertiefung bis zur Seminarentlassung weiterbetrieben werden. Da die Seminarziele die gleichen bleiben sollen, erscheint eine stärkere Zusammenfassung und Konzentration des Lehrganges notwendig, die wiederum gewisse Organisationsänderungen bei den Präparandenanstalten bedingen, um diese in stärkerem Maße als bisher für die allgemeine Bildung der angehenden Lehrer heranzuziehen. Hier wird es zunächst nötig, die Lehrkörper dieser Anstalten zu heben, weshalb vom nächsten Jahre an an; sämtlichen Seminarpräparandenanstalten zwei staatliche Präxarandenlehrerstellen mit den Bezügen der Stellen an den staatlichen Anstalten eingerichtet und von dem gleichen Zeitpunkt an den Vorsteher der staatlichen, nicht am Seminarort befindlichen Präparandenanstalten die Stellung der Oberlehrer am Seminar eingeräumt werden soll. Dadurch soll eine gründliche Arbeit dieser Anstalten mehr als bisher gefördert werden. Da der Uebergang von Schülern höherer Knabenund Mittelschulen zu den Präparandenanstalten wächst und auch die aus der Volksschule kommenden Schüler eine bessere Schulbildung mitbringen, sollen die Forderungen für die Aufnahmerrüfung in die Präparandenanstalten und diejenigen an die Leistungen der Schüler erhoht werden. Durch eine engere Verbindung zwischen Präxarandenanstalt und Seminar soll die jetzige Prüfung für den Uebergang ins Seminar in Wegfall kommen. Um weiteren Raum in dem Lehrplan der Präparandenanstalten zu schaffen, foll der Schreibunterricht eingeschränkt werden und die Chorgesangstunde ganz in Wegfall kommen, wodurch in drei Klassen wöchentlich sieben Stunden freigemacht werden. Dadurch würde es sich ermöglichen lassen, den Präparandenanstalten einen nicht unbeträchtlichen Teil der Arbeit zuzuweisen, die heute dem Seminar obliegt, so daß dann die schulgemäße Allgemeinbildung mit dem vorletzten Seminarjahr einen gewissen Abschluß sinden könnte. Es käme weiter in Frage, ob dieser Abschluß durch eine Prüfung festgestellt werden sollte, die wieder eine Vereinfachung der Entlassungsprüfung herbeiführen würde.“ Zum Schlusse fordert der Minister die Provinzialschulkollegien auf, sich über die angegebenen Punkte## * 88 äußern und insbesondere Vorschläge über die in einer Aufnahmeprüfung für die Präparandenanstalt zu stellenden Forderungen, sowie über eine andere Einrichtung den Lehrplans der Präparandanstalt zu machen. Vermischtes. 2 Withelm Schimmelpseng gestorben. Berlin, 21. Juni. Heute morgen starb in Königstein im Taunus der Begründer der über die ganze Welt verbreiteten Auskunftei W. Schimmelpfeng, Wilhelm Schimmelpfeng, im Alter von 71 Jahren. + 80 Feldarbeiterinnen verbrannt. Petersburg, 21. Juni. Im Gouvernement Poltawa auf dem Gute Kaxustinzy warb der Besitzer 80 auswärtige Arbeiterinnen zu Feldarbeiten an. Ueber die unwillkommene Konkurrenz empört, verbarrikadierten die Bauernburschen des Ortes die Scheune, worin die Mädchen schliefen und zündeten die Scheune dann an. Alle 80 Mädchen kamen in den Flammen um. Die Anstifter zu der furchtbaren Tat wurden verhaftet. X Die Zustände im Newyorker Gefängnis. Newyork, 21. Juni. Aufsehenerregende Enthüllungen über die Zustände im Gefängnis von Sing=Sing sind gestern vor dem Obersten Gerichtshose gemacht worden. Es wurde festgestellt, daß die Zellen für die Gefangenen nur eine Länge von 7 Fuß, eine Breite von 3 Fuß 4 Zoll und eine Höhe von 6 Fuß 6 Zoll besitzen. In diesen Zellen finden sich Möbel überhaupt nicht vor, nur nachts wird von den Wärtern ein Strohsack, der von Schmutz starrt, in die Zelle hinetngeworfen. Die Gefangenen leiden Hunger, da sie nur alle 24 Stunden 350 Gramm Brot und einen Becher Wasser erhalten, während Fleisch niemals verabfolgt wird. Der Oberste Gerichtshof hat beschlossen, das Gesängnis niederreißen zu lassen, da es in seiner jetzigen Gestalt einen Schandfleck für das auf sonst so hoher Stufe befindliche Gefängniswesen der Bereinigten Staaten darstellt. — Stätten menschlichen Elends. Schreckenszahlen bietet die soeben veröffentlichte Jahresstatisttk über die Berliner Städtischen Irrenanstalten. Bekanntlich steht die Provinz Brandenburg hinsichtlich des Prozentsatzes— also nicht etwa nur der absoluten Zahl— der in Anstalten untergebrachten Geisteskranken unter allen preußischen Probinzen an erster Stelle. Besonders scharf illustriert wird diese traurige Tatsachs durch die Zahl der Pfleglinge in den Berliner Irrenhäusern. Da ist zunächst die Riesenanstalt Dalldorf mit ihren 2½ Tausend Pfleglingen. Nur die Hälfte davon sind in der Hauptanstalt untergebracht, die andere Hälfte in dieser angegliederten zahlreichen Privat= anstalten. Dann folgt Buch, das Ende März dieses Jahres einen Krankenbestand von über 2300 Köpfe aufwies. Hier befinden sich nur verhältnismäßig wenige Kranke in Privatpflege. Herzberge hat nur etwas über 1300 Pfleglinge, also immer noch eine Zahl, die der Bewohnerschaft eines ansehnlichen Dorfes entspricht. Bemerkenswerterweise übertrifft in allen diesen Anstalten die Zahl der geisteskranten Männer die der Frauen nicht unwesentlich. Aehnlich ist das Verhältnis in dem riesigen Epileptiker=Krankenhause in Wuhlgarten. Hier sind ebenfalls rund 1½ Tausend dieser Unglücklichen untergebracht, davon 920 Männer und 578 Frauen. letzten befinden sich auch zwei Deutsche, die Brüder Ludwig und Franz Langer aus Essen=Ruhr. Krawall = Barcelona, 22. versammlung gegen hier abgehalten wurde. gebungen. Als die in Barcelona. Juni. Bei einer Protestden Krieg, die gestern abend kam es zu heftigen KundPolizei einschritt, gaben die Manifestanten Nevolverschsse ab. Die Polizeibeamten feuerten ebenfalls. Iwai Manisestanten und ein Polizeibeamter wurden verwndet, auch ein Journalist wurde leicht verledt. 22 Personen wurden verhaftet. W Barcelona, 22. Juni.(Drahtd.) Bei den gestrigen Kundgebungen aus Anlaß der Protestversammlung gegen den Krieg in Marokko wurden 30 Personen verledt: die große Erregung dauert noch an. Am Vormittag umstellte die Polizei das Volkshaus, an mehreren Stellen der Stadt kam es zu einem Kugelwechsel zwilchen der Polizei und den Manifestanten. Die Truppen sind konsigniert. Urtäl gegen die Mörder Schewket Paschas. I. Konstantinopel, 22. Juni. Die kriegsgerichtliche Verhandlung gegen die Mörder Mahmud Schewket Paschas dauerte bis 1 Uhr früh. Dann wurde das Arteil gefällt, das dem Sultan zur Bestätigung unterbreitet wird. Die Verurteilten werden morgen früh an verschiedenen Stellen der Stadt gehenkt. Die drei Mörder Nazmi, Hikmet und Abdurrahman sind noch nicht verhaftet worden. Prinz Sabah Eddin richtete gestern an die Polizei ein Schreiben, in dem er mitteilte, daß er sich seit 70 Tagen an einem sicheren Orte versteckt halte und ruhig den Gang der Untersuchung verfolge. Rücktritt des serbischen Kabinetts. W Belgrad, 23. Juni.(Drahtb.) Das gesamte Kabinett ist von neuem zurückgetreten. Kleine Nachrichten. w Berlin, 22. Juni. Bei der Revision einer Depositenkasse der Diskonto=Gesellschaft hat sich heute ergeben, daß der Vorsteher einigen Kunden insgesamt ca. 250000 Mk. höhere Vorschüsse, als ihm von der Direktion genehmigt waren, gegeben und dies durch salsche Buchungen zu verdecken gewußt hat. Ein Schaden für die Bank wird sich nur insoweit ergeben, als sich diese erhöhten Vorschüsse nicht in vollem Umfange als einbringlich erweisen sollten. W Wien, 22. Juni. Beim heutigen internationalen Flugtag in Aspern stieß der Apparat des Oesterreichers Stager in einer Höhe von 40 Metern gegen das Flugzeug des Franzosen Molla. Beide Apparate stürzten und wurden gänzlich zertrümmert. Molla wurde leicht, Stager und sein Passagier, Linienschiffsleutnant Nepalek, schwer verletzt. * London, 21. Juni. Drei Anhängerinnen des Frauenstimmrechts, Kenney, Lake und Barrett, wurden heute infolge Hungerstreiks aus der Haft entlassen. Buenos Aires, 22. Juni. Die Mehrzahl der englisch=argentinischen Gefrierfleisch=Gesellschaften wird in der nächsten Woche ihren Betrieb einstellen. Oeffentliche Versteigerung. Im Auftrage des Herrn E. Lebenbaum versteigere ich für Rechnung dessen, den es angeht, am Dienstag. den 24. Juni d. Is., nachmittags 3 Uhr im Hause Bachstraße 2 hierselbst ca. 60 Jtr. Schweinshaare öffentlich meistbietend gegen Barzahlung. Hörter, 20. Juni 1913. Bergmann, Gerichtsvollzieher. BrauntigerJagdhund im 2. Felde, ruhig, sagdlich sehr gut, sicherer Apporteur, hat billig abzugeben 2512a Lohmann, Förster, Haustenbeck i. Lippe. Der Grasverkauf auf dem Gute bei Borgholz findet statt Mittwoch, den 25. Juni. Zusammenkunft 10 Uhr vormittags beim Forsthaus Eddessen. 25200 Mühlen= Anlagen, Sägegatter, Kreissägen, Wellenleitungen. Treppen. Guß jegl. Art, roh u. bearbeitet Holter Eisenhütte Hö5te 1,#5. Eisengießerei u. Maschinenfabr. LetzteNachrichten u. Drahtberichte. &a. Spandau, 21. Juni. Amtliche Meldung. Am 21. Juni d. J. um 5 Uhr 5 Minuten nachmittags explodierte auf dem Güterschuppen auf dem Güterbahnhof Spandau eine Kiste mit Jündhütchen. Hierbei wurde der Güterbodenarbeiter Willi Raschke aus Spandau, 22 Jahre alt, ledig. getötet. &a. Bromberg, 22. Juni. Der Majoratsbesitzer Graf Dr. Wladimir v. Skorzewski=Radomice, Czerniejewo bei Schwarzenau im Kreise Witkowo, erbliches Mitglied des Herrenhauses, ist vorgestern in Warschau, wohin er sich vor einigen Tagen begeben hatte, gestorben. # Kiel, 21. Juni. Das von der Germaniawerft erbaute Turbinenlinienschiff Prinzregent Luitpold hat seine heutige Abnahmeprobefahrt mit sehr gutem Erfolge erledigt. Das Schiff ist von der Kaiserlichen Marine übernommen worden. Schiffsbewegungen. Nordd. Llevd. Angekommen in Baltimore am 19. 6. Neckar und Erlangen. Hamb. Amerika=Linie. Die nächsten Abfahrten von Post= und Passagierdampfern finden statt: Nach New Dork am 20. 6. Pretoria, 28. 6. President Grant, 3. 7. Amerika, 5. 7. President Lincoln, 9. 7. Imperator. 12. 7. Pennsylvania, 17.7. Kaiserin Auguste Victoria. Nach Boston (Mass) am 25. 6. Belgia, 25. 6. Cincinnati.,Nach Phila= delphia am 2. 7. Graf Waldersee. Rach Baltimore am 25. 6. Belgia, 4, 7. Bosnia. Nach New Orleans am 5. 7. verde. Nach Savannah, Ga.: am 15. 7. Hohenselde Nach kontreal am 27. 6. Wittekind, 4. 7. Willehad. Nach Westindien am 8. 7. Patagonia. Nach Mexiko und Cuba am 28. 6. Dania. Nach Ostasien am 25. 6. Spezia, 27. 6. Skandia, 3. 7. Sachsen, 3. 7. Uckermark, 11. 7. Senegembia. Nach Wladiwostok und Nicolajefsk: 25. 6. Heimfeld. Arabisch= Persischer Dienst: 28. 6. Nicaria. Besteuerung der Buchmacher. # Berlin, 23. Juni.(Drahtb.) Wie der Lokal anzeiger von zuverlässiger Seite hört, wird dem Reichstage in diesem Herbste ein Gesetzentwurf über die Besteuerung der Buchmacher zugehen. Der badische Großblock fertig. ## Karlsruhe, 23. Juni.(Drahtb.) Die Nationalliberalen, Fortschrittler und Sozialdemokraten haben gestern die gegenseitige Unterstützung der drei Parteien bei den künftigen Wahlen beschlossen. W. Freiburg i. Br., 23. Juni.(Drahtb.) Der außerordentliche sozialdemokratische Parteitag für Baden hat gestern das von den Vertrauensmännern geschlossene Abkommen mit den Nationalliberalen und der fortschrittlichen Volkspartei einstimmig gutgeheiben Damit ist der Großblock für Baden im zweiten Wahlgange gesichert.=. Eröffnung des Leipziger Luftschiffhafens. n Leipzig, 22. Juni. Die Luftschiffe Sachsen und Viktoria Luise, das erstere mit dem Grafen Zeppelin an Bord, das zweite mit Offizieren bemannt, trafen heute aus Berlin zur Gröffnung des Luftschiffhafens hier ein. Während der König an der Halle begrüßt wurde, traf das Luftschiff Sachsen ein, nachdem es schon 20 Minuten lang sichtbar gewesen, und überflog die Halle. Um 3 Uhr 50 Min. erschien auch die Viktoria Luise. Beide Luftschiffe umkreisten unter großer Begeisterung den Publikums den Landungsplatz. Die Sachsen landete um 4 Uhr 15 Min. glatt vor der Halle, die Viktoria Luise kreuzt über Leipzig. Die Sachsen mit dem König von Sachsen an Bord ist um 4 Uhr 30 Min. zu einer einstündigen Fahrt über Leipzig und die Bauausstellung aufgestiegen. Um 4 Uhr 40 Min. landete die Viktoria Luise glatt vor der Halle und trat 10 Minuten später gleichfalls eine Passagier= fahrt über Leipzig an. Nach einer Rundfahrt landete die Sachsen um 5 Uhr 30 Min. vor der Halle und war nach einigen Minuten in ihr geborgen. Der König, Graf Jeppelin, der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian von Sachsen, welche die Rundfahrt mitgemacht hatten, entstiegen in der Halle dem Luftschiff unter großem Jubel der Juschauer und besichtigten darauf die Halle. Um 5 Uhr 45 Min. war auch die Viktoria Luise gelandet und in der Halle geborgen. Um 6 Uhr fuhren der König und die Prinzen und Graf Jeppelin in die Bauausstellung. Unglück auf der Ausstellung. W Brüssel, 23. Juni.(Drahtb.) Im Vergnügungspark der Ausstellung zu Gent löste sich ein Wagen der Gebirgseisenbahn auf deren Gipfel und raste mit ungeheurer Geschwindigkeit herab. Unten angelangt sprang er aus den Schienen, stürzte um und zerschellte. Von den 20 Insassen wurden 17 verletzt, darunter zwei lebensgefährlich. Unter den VerWetterberichte. Wetter=Aussichten auf Grund der Devesche des Reichs=Wetterdienstes.(Nachdr. verb.) 24. Juni: Wolkig mit Sonnenschein, windig, kühl. 25. Juni: Lebhafter Wind, Regenfälle, kühl. Handels= u. Verkehrsnachrichten. Marktpreise in Paderborn am 21. Juni 1913. 100 Kilo Erbsen 30,00—36,00, Bohnen 32,00—36,00, Linsen 32,00—38,00, Kartoffeln 6,00—8,00, Heu altes 5,40—6,00, neues 4.40—4,80, Stroh 4,00—4,20, 1/8 Kilo Rindfleisch 0,85—0,90, Schweinefleisch 0,80—0,95, Kalbfleisch 0,85—0,95, Hammelfleisch 0,85—0,95, 4 Kilo Brot 1,00—1,10, 60 Stück Eier 3,90—4,20, ½ Kilo Butter 1.00—1,25, Speck 0,90—1,00.„ □ Lippstadt, 19. Juni. Zum heutigen Viebmarkt waren aufgetrieben 2179 Schweine, 72 Stück Rindvieb, 67 Pferde und 66 Gänse. Die Preise stellten sich wie folgt: 6—8 Wochen alte Ferkel kosteten pro Woche 3,00—3,50., Läuferschweine 40—50 gl. Markt geräumt. Gute tragende Kübe kosteten 400—500—, gute tragende Rinder 300—400—. Handel gut. Gute Arbeitspferde kamen bis zu 600—900 M. Schlachtpferde 90—140 J. Handel mittel. Junge Gäuse erzielten einen Preis pro Woche 80 c.— Nächster Viehmarkt findet Donnerstag, den 10. Juli, statt. Kleines, gutgehendes Kolonialwarengeschäft zu kaufen oder mieten gesucht per 1. 10. d. J. Paderborn oder Umgegeno bevorzugt. Gefl. Offerten m. Preisang. erb. nach Düsseldorf A. B. Gerresheimerstr. 157, vtr. r. Aeridozon hervorragende Neuheit moderner Körperpflege. American Embrocation(Einreibung) für Pferde u. sonstige Haustiere. Alleinverkauf Kurt Schneider, Warburg, Germania=Drogerie. Sprengpulver u. Munition offeriert billigst. Bei Mehrabnahme hoher Rabatt. a W. 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Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„Westfälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulft.— Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolitischen und Handelsteil: Hermann Abels: für das Ausland, Soziales und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpolitik und das Feuilleton: Karl Ailinger: für Provinzielles und Lokales: Joseph Heitmann: für den Anzeigen- u. Reklameteil: Johannes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für die Redaktion sind stets nur an diese(nicht an die einzeinen Redakteure) zu adressieren. Die Myrrholinseife Feine hngienische Toiletteseife, welche den kosmetischen Bestandteil„M lin“ mit anerkannter und bewährter Schönheit: auf die Haut enthält. 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Rechts in der Ferne ragen Somnic und St. Blaise mit ihren abgeplatteten Kuppen, die weiteren Befestigungen dienen sollen, hervor, zu ihren Füßen liebliche Dörfer: ganz nahe bei uns auf sanftem Berghügel die Ortschaften Chazelles und Szy mit reizenden Villen und an den Abhängen reichen Rebengeländen, gerade unter uns Longeville=les=Metz und Sauvage mit der im Park versteckten ehemaligen Villa Bazaine, der Bahnhof Devant les ponts, der von der ungelenken Zunge deutscher Schaffner oft arg verstümmelt wird und Metz selbst, von den Moselarmen und Kanälen vielfach durchschnitten. Auf dem jenseitigen Afer. gerade gegenüber dem St. Quentin liegen Montigny. Le Sablon und wie die Vororte alle heißen mögen, alles umgeben von einem Blütenmeer gartfarbiger Pfirsich=, Aprikosen=, Kirsch= und Birnbäume, sowie von den mit Recht so berühmten Metzer Mirabellen. An den Akazien zeigen sich die ersten zierlichen Blätterspitzen: die Kastanien stehen in voller Pracht; in ihren Zweigen singt die Drossel sehnfüchtige Lieder und die anderen Vogelstimmen fallen zwitschernd ein, volles Glück über die strahlende Lenzessonne, die alles mit ihrem schönsten Scheine vergoldet. Sie wirft auch ihre grüngoldenen Lichter auf die durch die vielbogige Moselbrücke rauschende Mosella, auf die vielen Türme und Zinnen der Stadt, in die winkeligen Straßen und die prächtigen Gebäude, auf den von zwei Moselarmen umfangenen ehemaligen Jardin d'omoca, in dessen Spitze sich die neue protestantische Kirche erhebt, die schönen alten Bäume verdrängend, auf den gotischen Turm der Garnisonkirche, auf St. Vincent und St. Simon, auf das Theater und das Palais de justice, auf das Rathaus und ehemalige Präfektur und zuletzt auf die alles Überragende, auf sanft aufsteigendem Hügel erbaute Stephans=Kathedrale, die weithm das Moseltal beherrscht. Goldener Sonnenschein überflutet das massige, aber mit wunderbarer Klarheit gegliederte Bauwerk, die wie zierliche Filigranarbeit in Stein ausgemeißelten Türme, die riesigen Fenster und die durchbrochenen Nischen und Spitzen, und läßt jede einzelne Schönheit des in nachgedunkeltem grauen Stein im 11. Jahrhundert begonnenen, im 16. Jahrhundert vollendeten Domes zur Geltung kommen. Ein wenig angetont ist auch das vor einigen Jahren im Mai an Stelle des stilwidrigen, von Baumeister Blondel unter Louis XV. angefertigte neue Portal, das, streng im gotischen Stile ausgeführt, eine künstlerische Notwendigkeit war, und auch die überlebensgroßen Figuren der Propheten Ezechiel, Hesekiel, Jeremias und Daniel, welch letzterer die viel besprochene, unleugbare Aehnlichkeit mit unserem Kaiser zeigt, haben durch Wind und Wetter etwas von ihrer stillosen Neuheit verloren. Begleiter belehrt mich, daß der größere Janik der Mutteturm heißt, nach der berühmten la mutte, der Glocke, die aber nicht mehr geläutet, nur angeschlagen wird. Auch im Innern erregt der Dom unsere Bewunderung durch die enorme Höhe des Mittelschiffes, die noch gesteigert wird, da keine Bänke die Wirkung des Bauwerkes beeinträchtigen, durch die schlanken Strebepfeiler, durch die schöne Form der Der mit einem Kostenaufwande von rund 10 Millionen errichtete riesige Bau ist ein Werk des Berliner Architekten Geheimen Baurats Eggert. Das neue Rathaus bildet einen Baukörper von 125 Meter Breite und 60 Meter Tiefe, aus dessen Vorderseite ein Mittelbau von 40 Meter Breite vorspringt. Den Clou des Innenbaues bildet die gewaltige Zentralhalle mit einer Länge von 30 Metern und einer Breite von 21 Metern, um welche sich die drei Festsäle, deren größter 500 Quadratmeter faßt, gruppieren. Neben der Zentralhalle liegen ferner der Sitzungssaal der städtischen Kollegien, die Ratsstube usw. Zwei Innenhöfe sorgen für volles Licht in den sich über vier Geschosse erstreckenden Bureauräumen. Die gewaltige Mittelkuppel des Rathauses hat eine Höhe von 70,65 Meter, hierdurch ist das Rathaus das höchste Gebäude Hannovers. Die Grundsteinlegung des Rathauses erfolgte am 30. Juni 1903. Der Sockel des auf 7000 Pfählen ruhenden Monumentalbaues ist aus Basaltlava errichtet, während im übrigen bester heimischer Sandstein Verwendung fand. kreuzförmigen Basilika und den hinter dem Altare sich anreihenden Kapellenkranz. Schön und würdig ist der Eindruck, und unser Geist gibt sich ganz der Stimmung hin; nur will uns die Sitte des Stühlevermietens nicht gefallen. Jetzt liegen die in Menge aufgestapelten Stühle im Seitenschiffe und geben ihm das Ansehen einer Rumpelkammer; aber während des Gottesdienstes stört das Herunternehmen und Hinsetzen, das Bezahlen, das Rücken und Rappeln so, daß es für den nicht daran Gewöhnten wirklich aller Willenskraft bedarf, sich nicht davon ablenken zu lassen. Für den Kunstkenner weniger interessant, heller, moderner, aber herzerfreuender, gemütlicher ist die kleine Ste. Ségolene im alten Stadtteil; wir überschreiten den Paradeplatz, die Place d'armes, mit dem Denkmal Faberts, jenes Marschalls von Frankreich, der, ein Metzer Kind, schon mit 13 Jahren in die Armee getreten, den Franzosen eine Verkörperung von Mut und Kühnheit und Waffenruhm ist, und wandern durch alte Stadtteile, die, wie die Place St. Croix, auf Ueberresten römischer Aquädukte und Befestigungen errichtet sind, und finden uns höher und höher steigend zu dem schönen, ebenfalls gotischen Gotteshause, das mit Glas=, Fresko= und Mosaikmalereien reich geschmückt ist. Die reichgeschnitzten Beichtstühle, mit den von der Außenwelt abschließenden Seitenwänden entlocken uns ein Ah! der Bewunderung, Bänke laden zum Niederknien ein und beim Verlassen der Kirche entzückt uns ein wunderschönes Schutzengelgemälde über dem Weihwasserkessel. Unser Weg führt uns weiter in die Stadt, zu den Geschäftsstraßen mit ihren glänzenden Läden und Hotels, hin zu der Rue Serpenoise und der Rue des Cleres. der Priesterstraße: Klosterschwestern mit merkwürdigen Flügelhauben begegnen uns, in den Läden und auf der Straße wird sehr viel französisch gesprochen; die Blumenhändlerin in Marché=couvert rechnet mir erst die in Franks geforderte Summe in Mark um, auf der Elektrischen unterhält sich der Schaffner mit einem Soldaten französisch— kurzum, trotz des vielen, unglaublich vielen Militärs hat man doch nicht die Empfindung, in einer deutschen Stadt zu sein. Man sagt zwar, die Leute verständen meist nur das Deutsche zu schreiben, da sie nur dieses in der Schule lernen, und auf diese Art würde die nächste Generation dem Französischen mehr entfremdet. Einstweilen scheint es ihnen aber noch bequemer zu sein. In mancher stillen Straße findet man herrschaftliche Säuser, häufig der Straße förmlich den Rücken zeigend. die Front nach dem zurückliegenden Garten gerichtet(eine Folge der früheren Fenstersteuer, da für die nach der Straße führenden Fenster eine hohe Abgabe erhoben wurde), deren Besitzer nicht wiedergekehrt sind nach dem deutsch gewordenen Metz; aber auf der Esplanade herrscht reges Leben. Lust und Fröhlichkeit. Von weitem schon fesselt uns das stürmisch bewegte Standbild des Marschalls Ney, der mit erhobenem Fuße seine Soldaten zum Kriege anzuführen scheint. Wenn man an die Brüstung des Geländes tritt, schwindelt einem beinahe bei dem Blicke auf die tief □0 Mentag, 231 Juni 1913. unten liegende Stadt, den grünblauen Fluß und das ferne Moseltal. Eine schöne Stadt ist Metz nicht, aber eine altertümliche, die eine deutliche Sprache von ihrer bewegten Vergangenhett redet. Metz,„die Jungfer“. kann nicht, wie ein Chronist lagt, für Schmuck und Schönheit walten wie die Schwesterstädte; wer so mit eisernem Gewand und eiserner Pflicht auf der Warte steht, dem prägen sich bange Falten um die hohe Stirn. ck. Wie Serbien den Krieg aushält. Bei einer Bevölkerung von 3 Millionen Einwohnern und einer Ausdehnung von etwa 51000 Quadratkilometer hat Serbien in wenigen Tagen eine Armee von 402000 Mann aufgestellt, 150000 Tiere für den Transport aufgebracht und in einem Monat mehr als 21000 Quadratkilometer erobert. Wie hält nun das Land diese beispiellosen Anstrengungen und Lasten des nunmehr beendeten Krieges aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Belgrader Korrespondent des Temps, H. de Montardy, mn einem inhaltreichen Aufsatz. Er hat die serbischen Felder durchstreift und dabei ist ihm die grobe Leere, die da herrscht, und andererseits die sorgfältige Bestellung der Aecker aufgefallen. Man sieht nur Frauen, einige Greise und Kinder, denn das Gesetz hat alle kräftigen Männer bis zum 45. Jahre unter die Fahnen gerufen. Und dabei sind die Felder doch in gutem Stande. Die kleinen Häuser liegen da, umgeben von Rosengärten und Obstbäumen, wie sonst. Die Arbeit ist im wesentlichen geleistet, obwohl die eigentlichen Bebauer des Feldes fehlten. Wie erklärt sich dies Wunder? Die Sitten des Serbenvolkes wurzeln noch immer in jenen engen Familien= und landwirtschaftlichen Verbänden, die dies Volk der Ackerbauer früher zusammenhielten. Die alten Formen sind zwar aufgegeben, aber sie leben fort in den Ackerbaukassen, die gleiche Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft aufrechterhalten. Dieser enge Zusammenhang und dieses starke Gemeinschaftsgefühl haben dazu beigetragen, die furchtbare Krisis zu verhindern, die sonst als Folge des Krieges hätte ausbrechen müssen. Serbien mit seinen 80 Proz. Bewohnern, die auf dem Lande wohnen, konnte nur durch die Aufrechterhaltung des Ackerbaues vor dem Ruin bewahrt werden. So wurden denn von Belgrad aus unter Heranziehung aller der Kräfte, die noch aus den Dörfern vorhanden waren, fliegende Verbände von freiwilligen und nichtbezahlten Arbeitern und Arbeiterinnen organisiert, die nach einem genau ausgearbeiteten Plan von Acker zu Acker zogen und unter der Führung eines Vorarbeiters die Bestellung der verlassenen Aecker vollbrachten. Ihnen ist es zu verdanken, daß heute 70 Prozent des ganzen fruchttragenden Landes besät sind; nur ist diesmal vielmehr Mais angepflanzt worden, da die Aussaat für Korn vielfach fehlte. Etwaigen Mangel, der daraus entstehen könnte, werden die noch gefüllten Vorratsspeicher verhindern. Schlimmer ist die Sachlage beim Vieh, denn der Hauptreichtum des Landes besteht ja in der Aufzucht von Ochsen und Schweinen. Mehr als 80000 Ochsen sind für die Kriegstransporte requiriert worden; 20 000 dieser wertvollen Tiere sind verloren, und das ist ein schwerer Verlust für die Landwirtschaft, zumal sich eine andere Ochsenart, die man importieren könnte, schwerlich akklimatisieren würde. Einen Vorrat, der nicht so leicht zu erschöpfen ist, stellen die 1½ Millionen Schweine dar, die noch lange keinen Fleischmangel aufkommen lassen dürften. Auch die Geldverhältnisse Serbiens geben zu keinem Pessimismus Anlaß. Wie ein Sparkassen=Verwalter dem Verfasser erzählte, ist von den 6 Millionen Frs. gesparten Geldes, die unter seiner Aufsicht verwaltet werden, noch nichts seit dem Ausbruch des Krieges abgeIn der Sturmflut der Zeit.(8. Fortsetzung.) 32 29 legenchekt erwartend, daß sie wieder zu ihrer Mutter heimkehren konnte. Hauptmann Haberland betrachtete sie heimlich. Er war von inniger Dankbarkeit ihr gegenüber erfüllt, aber wenn sein Blick auf ihrer schlanken Gestalt, auf ihrem schönen, stillen Antlitz ruhte, dann leuchtete in seinem Auge doch eine tiefere Empfindung auf, die ihm das Blut lebhafter zum Herzen trieb und seine Wangen erglühen ließ. Kaum vermochte er das Geheimnis seines Herzen= zu bewahren und heute, wo Fanny so. still und traurig dasaß, drängte es sich auf seine Lippen. „Du bist in letzter Zeit so still und traurig geworden, liebe Fanny,“ hub er wieder an, indem er sich an ihre Seite setzte.„Kann ich dir in irgend einer Weise helfen?“ danke dir. Onkel Hermann,“ entgegnete sie freundlich.„Mir fehlt nichts—— vielleicht ein wenig Heimweh———“ „Und Sehnsucht nach Heiderstedt.“ Fanny errötete. „Tu hast den Brief Heiderstedts gelesen, lieber Onkel,“ sagte sie.„Er hat mich verlassen, ich muß wohl annehmen, daß en mich nicht mehr liebt.“ „Aber du, Fanny——= du liebst ihn „Ich weiß es nicht,“ erwiderte sie, mit trübem Blick in die Ferne schauend.„Was nützt es mir auch? Ich habe ihn ja doch verloren——— ach, Onkel,“ rief sie, und Tränen füllten ihre Augen,„ich wünschte, ich wäre ein Mann— wir Frauen sind in dieser großen Zeit so nutzlos. Wir müssen die Hände in den Schob legen, während ihr Männer euren Schmerz, eure Enttäuschung in dem Kampf vergessen könnt!“ „Wer wahrhaft liebt, vergißt niemals,“ entgegnete der Hauptmann ernst.„Nur der Tod gibt Vergessen———“ „Den findet ihr im Tosen der Schlacht!“ „Das sind traurige Gedanken. Fanny.— Ach, du kennst den Krieg nicht! Du hast seine Schrecken nicht in der Nähe gesehen— die zerrissenen, blutigen Leichen auf dem zerstampften Schlachtfeld— die verzerrten Gesichter— die verglast zum Himmel starrenden Augen— die krampfhaft verzogenen Glieder! Und du haft sie nicht gesehen, die elenden Jammergestalten der halbverhungerten, halberfrorenen Flüchtlinge und die doch den Tod als das Schlimmste aller Uebel fürchteten. Ich bin seit meinem zwanzigsten Jahr Soldat, ich habe in vielen Schlachten gekämpft— in Spanien, in Italien, in Rußland ich sollte den Krieg kieben, aber, Fannv, ich habe Sehnsucht nach dem Frieden, den ich kaum dem Namen nach kenne.“ Seine Stimme hatte einen tiefen, ernsten Klang angenommen. Bewegt reichte Fanny ihm die Hand. „Noch dieser eine Kampf, und wir werden Frieden haben,“ sprach sie. Er hielt ihre Hand fest und blickte sie innig an. „Ich vermag kaum daran zu glauben,“ fuhr er fort.„Doch wenn die Völker das Glück des Friedens errungen haben, werde dann auch ich glücklich sein dürfen?“ „Wie soll ic dich verstehen,“ lieber Onkel?“ „Glaubst du, daß ich dich lieb habe, Fanny?“ „Gewiß, Onkel Hermann,“ entgegnete sie harmlos.„Wir kennen uns ja schon sange— „Ja. ich habe dich heranwachsen sehen, Fanny! Du warst ein liebes, kleines Mädchen, mit deinen blauen Augen und blonden Locken— du hast oft als Kind auf meinem Knie gesessen— wir waren stets gute Freunde, nicht wahr?“ „Gewiß, Onkel. Du warst stets so freundlich zu mir, deshalb bin ich auch glücklich, dir einen Dienst erweisen zu können.“ „Für den ich dir von Herzen dankbar bin, liebe Fanny. Aber in den drei oder vier Jahren, in denen ich dich nicht gesehen habe, ist aus dem Kinde eine blühende, schöne Jungfrau geworden——— „Onkel?!“ „Laß mich aussprechen, mein liebes Mädchen. Einmal muß es ja doch gesagt werden, was mir schon lange auf dem Herzen brennt. Ich bin ja noch kein alter Mann und habe wohl noch das Recht, zu einem jungen Mädchen von Liebe zu sprechen———“ Sie war aufgestanden, von Purpurglut übergossen. Jetzt verstand sie den Sinn seiner Worte! Jetzt vermochte sie seine Blicke richtig zu deuten, die so oft mit innigem Ausdruck auf ihrem Antlitz geruht hatten. Sie erschrack und suchte ihre Hand aus der seinen zu befreien. Doch er hielt sie fest und zog ihre Gestalt näher an sich—— „Höre mir zu, liebste Fanny,“ fuhr er fort. „Jürne mir nicht, wenn ich dir sage, daß deine Schönheit, dein edles Wesen eine Liebe in meinem Herzen entfacht hat, die niemals wieder verlöschen wird. Ich stehe an der Grenze der Mannesjahre, desto tiefer und fester gegründet ist aber auch das Gefühl der Liebe, das in jungen Jahren nur zu leicht zerflattert. Denke an Heiderstedt, der dich vergessen und verlassen hat——“ „Erinnere mich nicht daran. Onkel," unterbrach lie ihn in fastungsloser Leidenschaft und Treue, und er floh davon, ruhelos umhergetrieben von dem Gedanken an seine Schuld. Kriegsdienste wollte er weder nehmen. Aber nicht auf seiten des Kaisers Napoleon oder eines mit ihm verbündeten Fürsten. Würde man ihn jedoch in dem preußischen Heer anstellen? Noch hatte er den Abschied aus dem Dienst seines Fürsten nicht erhalten. Er besaß keinerlei Ausweispapiere, die er in Breslau hatte erwarten wollen. Ehe sie eingetroffen, verließ er die Stadt, um nicht Fanny begegnen zu müssen. Und so irrte er als armseliger Flüchtling durch das schlesische Land, ungewiß und unentschlossen, wohin er sich wenden sollte. Ein naßkalter Märzabend war es, als der einsame Wanderer sich einem größeren Dorfe näherte. Er hatte die letzten Nächte im Freien zugebracht, um den preußischen Truppen aus dem Wege zu gehen, die in den umliegenden Ortschaften Quartier bezogen hatten. Es war die schlesische Armee des Generals Blücher, welche sich zum Vormarsch gegen Sachsen rüstete. Eberhard fühlte Sehnsucht nach dem Licht und dem Herdfeuer eines gastlichen Hauses. Das Torf schien ihm außerhalb der von der Armee besetzten Gegend zu liegen, und so schritt er darauf zu. Aber kaum hatte er den Eingang erreicht, als er sah, daß auch dieses Dorf von den preußischen Truppen besetzt war. In einzelnen Gruppen standen die Husaren in ihren braunen Dolmans auf der Straße. rauchten ihre kurze Pfeife, plauderten mit den Bauern und scherzten mit den Frauen und Mädchen. Mit forschenden Blicken sahen die Husaren Eberhard nach, der rasch weiter schritt. Auf der Dorfau, wo sich die Kirche und das Gemeindehaus nebst Pfarrhof und Schule befanden, lag die Kantonnementswache in dem Gemeindehaus. Ein Husar mit dem Karabiner in der Hand ging als Posten vor der Wache auf und ab; in der Tür stand breitbeinig, eine kurze Pfeise zwischen den Zähnen, der Wachtkommandant, ein alter Korporal mit struppigem, schon ergrautem Schnauzbart. Als Eberhard weitergehen wollte, rief der Korporal plötzlich:„He! Ihr da! Was treibt Ihr hier? Wohin wollt Ihr so schnell?“ Eberhard blieb stehen. „Was geht's euch an?“ entgegnete er.„Laßt mich meiner Wege gehen.“ „Nun, Freundchen, so einfach ist das nicht.“ lachte der Korporal.„Ihr seht gerade nicht vertrauenswürdig aus, und einige Stunden von hier stehen die französischen Vorposten. Jeigt mir doch mal euren Paß!“ „Ich besite keinen—“]: „Aha, dacht' ich's mir doch. Also marsch! Zur Wache!“ Er war auf Eberhard zugetreten und legte ihm die schwere Hand auf die Schulter. „Kommt mit, Freundchen.“ knurrte er bärbeißig.„Solche Leute, wie Ihr einer seid, sind allzu verdächtig, als daß man sie über die Vorposten hinauslassen dürfte.“ Eberhard sah ein, daß er sich nicht widersetzen konnte. Aber dem Korporal wollte er sich nicht entdecken. „Wer kommandiert hier?“ fragte er. „Vielleicht kenne ich den Offizier——“ „Ihr seht mir gerade danach aus, als wärek Ihr ein Freund von unserem Major Hellwig,“ meinte der Korporal lachend. „Ist der Herr Major im Dorfe anwesend?“ —— „So führt mich zu khm.“ Ein Gedanke schoß Eberhard durch den Kopf. Er hatte in den Zeitungen gelesen, daß Major Hellwig von den braunen Husaren ein Freidorps errichten wollte und daß der Major schon ar früheren Kriegen als kühner Parteigänger b kannt war. Bei den Freikorps nahm man es m. den Personalien nicht so genau— vielleicht fand Eberhard hier ein Unterrommen! „Ihr wollt euch wohl anwerben lassen?“ fragte der Korporal. „Vielleicht," entgegnete Eberhard.„Führt mich zu dem Herrn Masor.“ Das bestimmte Wesen Eberhards schien dem braven Korporal doch eine gewisse Achtung einzuflößen. Daß er es mit keinem gewöhnlichen Landstreicher zu tun habe, sah er wohl.“ „Gut,“ sagte er,„ich werde euch hinbringen lassen.“ Er rief zwei Husaren der Wache herbei. „Führt diesen Mann zum Herrn Major,“ befahl er.„Ich hätte ihn auf der Straße augehalten, weil er mir verdächtig vorgekommen. Er wünscht den Herrn Mafor zu sprechen.“ Die Husaren nahmen Eberhard in die Mittund schlugen mit ihm den Weg zu dem Wirt haus ei, das breit und behaglich übersch, von zwei mächtigen Linden dalag. Reges Leben herrschte in dem Hause dessen Tür ein Posten, den Karabiner auf und ab schritt. Ordonnanzen kamen. In der großen Gaststuhn hat. In d langen Tisch Major Friedriche Fei“ seinen Offizieren, trinkend und disputierend. n im Der Major war eine schlanke, gnen#0 Rettergestalt mit einem kühn geschatt. hoben. In den Kreisen der Industriellen hört man keine Klagen, d'enn sie halten den Krieg für notwendig und billigen ihn in jeder Hinsicht; freilich hat der Handei am meisten gelitten, aber er ist ja in Serbien überhaupt nicht groß, sodaß aus den hier entstandenen Verlusten ein schwerwiegender Schaden für die Volkswohlfahrt nicht entstehen kann. Das furchtbarste und kostbarste Opfer, das das Land gebracht hat und von dem es sich so bald nicht wird erholen können, ist die Zahl der Menschenleben, die durch den Krieg oder durch seine Folgen dahingerafft worden ist. Die Zahl derer, die während der Kämpfe fielen oder verschwunden sind, wird mit 11000 angegeben. Durch Krankheiten wurden 7000 dem Tode ausgeliefert. Von den 24000 Verwundeten sind 3000 ihren Wunden erlegen. Der Verlust von 21 000 blühenden Menschenleben, die Verwundung einer gleichen Anzahl, aus der so mancher als Krüppel hervorgegangen ist, das bedeutet einen Aderlaß für ein Land von 3 Millionen Einwohnern, der sobald nicht zu verschmerzen ist. Aus Paderborn u. Nachbarschaft. Paderborn, 23. Juni. . Historischer Tageskalender. 23. Juni: 1891: Der zum Weihbischof ernannte Domkapitular Gockel empfängt in der Kölner Kathedrale die hl. Bischofsweihe. 8 Preisspringen und Pferderennen. Auf das vom Paderborner Verkehrsverein am nächsten Sonntag, 29. d. M., nachmittags 3 Uhr auf der Stadtheioe stattfindende Pferde=Rennen sei auch an dieser Stelle hingewiesen. Von der Stadt und dem Kreise Paderborn, ferner vom Verein selbständiger Kaufleute werden eine Anzahl Ehrenpreise gestiftet. Das ausführliche Programm des Rennens befindet sich im Anzeigenteil dieser Nummer. 8 Luftfahrer. Am Samstag landete, wie mitgeteilt wird, unweit Neuenbeken ein Aeroplan mit einem Offizier als Führer. Die Landung, die infolge eines Motordefektes notwendig wurde, vollzog sich ziemlich unsanft. Der Offizier soll einige Hautabschürfungen und Quetschungen davongetragen haben; der Apparat wurde leicht beschädigt. Wie es heißt, war der Flieger auf einem Dauerflug von Thorn nach Metz begriffen. — Gestern, Sonntag, mittags 11½ Uhr, ging auf der Bickhoffschen Wiese in der Nähe des Inselbades ein mit drei Herren bemannter Freiballon nieder, der am Morgen in Hannover aufgestiegen war. Nach der Landung, die sich sehr glatt vollzog, wurde der Ballon sofort verpackt und zurückgeschickt.— Gestern nachmittag gegen 4¾ Uhr passierte ein Aeroplan unsere Stadt. Das Flugzeug, das sich in großer Höhe befand, verschwand in der Richtung nach Elsen. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Flugzeug der seit kurzem bei Lippspringe stationierten Fliegerabteilung des Sennekommandos. + Unfall. Am Sonntag Vormittag fiel an der warmen Pader ein Kind ins Wasser. Ein hinzueilender junger Mann sprang schnell nach und brachte es wieder auf's Trockene. — Der Verband der Windthorstbunde Deutschlands hält seinen Vertretertag in diesem Jahre vom 27. bis 29. Juni in Saarbrücken ab. Das Programm reist bedeutungsvolle Referate auf. in deren Mittelpunkt dasjenige über die Stellung des Zentrums zu den aktuellen Tagesfragen(Referent: Reichsund Landtagsabg. Oberlandesgerichtsrat Marr) steht. Die übrigen Verhandlungen gelten zum Teil dem inneren Ausbau der Bunde und zum größeren Teile den Beziehungen der Windthorstbunde und ihrer Mitglieder nach außen. Das drückt sich aus in den Themata: „Stellung der Windthorstbunde zur Presse“(Referent: Chefredakteur Meyer=Karlsruhe)— „Die Mitarbeit der Akademiker in den Windthorstbunden“(Referent: Dr. Schrömbgens, Rechtsanwalt am Reichsgericht in Leipzig)—„Stellung der Windthorstbunde zu den Standesorganisationen“(Referent: Dr. Höfle, M.=Gladbach)—„Erfolge in der Heranziehung der Jugend zu den Windthorstbunden“(Referenten: Dr. Scharmitzel und Dr. Stadtler). Eine große öffentliche Versammlung, für die die Herren Generalleutnant z. D. Freiherr von Steinaecker und Universitätsprofessor Dr. Müller, Straßburg, Reden zugesagt haben, wird den Vertretertag beschließen. Die Tagung verspricht sich ihren Vorgängerinnen würdig anzureihen und die Teilnahme, zu der jeder Zentrumsanhänger berechtigt ist, kann nur angelegentlich empfohlen werden. + Der 17. Westdeutsche Schneidertag findet am 20., 21. und 22. Juli d. J. in Dortmund statt, der sich mit wichtigen Fragen der Standesorganisation befassen und auch die Frage der Fortbildung von weiblichen Angestellten in den Kreis seiner Erörterungen ziehen wird. Die Leiter und Lehrer der in Frage kommenden Fortbildungsschulen sollen zu dieser Tagung besonders geladen werden. + Personalnachrichten. Zu Gerichtsassessoren sind ernannt die Referendare Johann o Koenig, Dr. o Moeller, e Reuter im Bezirke des Oberlandesgerichts zu Köln, e Schwietzke, Dr. o Klußmann im Bezirk des Oberlandesgerichts zu Düsseldorf. S Neuhaus, 23. Juni. Vorige Woche wurde dem Sandgrubenbesitzer Reinecke von hier ein Rad aus der verschlossenen Bretterbude bei der Sandkuhle gestohlen. Durch eifriges Nachsorschen gelang es dem Polizeisergeanten Hesse, den Täter zu ermitteln und festzunehmen. Das Rad wurde in einem Roggenfelde wiedergefunden.— Nachdem gestern morgen bereits ein Freiballon unser Städtchen passierte, umkreiste es gestern nachmittag in schöner Runde zum erstenmal ein Eindecker. Das Flugzeug verschwand in der Richtung nach Lippstadt. S Neuhaus, 23. Juni. Rohe Menschen haben in der Nacht zum Samstag im Garten des Ackerwirts Neuwöhner a. d. Lippe ihr Unwesen getrieben. Ungefähr 20—25 große und kleine Obstbäume sind von den gefühllosen Menschen auf dem Stamm abgesägt und dann wieder in die Erde gesteckt worden. Man hat keine Worte für eine so unverschämte Frechheit. Wie man hört, hat sich einer der Burschen schon verraten, sodaß es sicher der hiesigen Polizei gelingen wird, die saubere Gesellschaft recht bald vor die Schranken des Gerichts zu führen. Die Prügelstrafe wäre für solche Roheiten angebracht. + Henglarn, 22. Juni. Wegen des Umbaues der Brücke in Station 4,3 der Kreisstraße HenglarnGellinghausen bei der Gastwirtschaft Tölle in Etteln ist die Straße bis zum 15. August 1913 für Fuhrwerke gesperrt. Die Umleitung der Fuhrwerke findet über Schäferbrücke Weg 118 zum Spritzenhause hin und umgekehrt statt. X Triburg, 22. Juni. Am Freitag wurde in unserem Badestädtchen, wie bereits kurz berichtet, die Kreislehrerkonferenz für die Kreisschulinspektionen Hörter I und Höxter II abgehalten, an der sämtliche Ortsschulinspektoren und katholischen und jüdischen Lehrpersonen des Kreises teilnahmen. Um 9 Uhr wurde für die Konferenzteilnehmer in der Pfarrkirche ein feierliches Levitenamt gelesen. Gegen 10 Uhr begannen die Verhandlungen im„Englischen Hofe". Als Ehrengäste begrüßte der Vorsitzende, Herr Schulrat Ewald=Höxter u. a. die Herren Schulrat a. D. Wolff=Driburg, Seminardirektor und Königl. Kreisschulinspektor GründerPaderborn und Bürgermeister Stock=Driburg. Dann gab der Konferenzleiter eine statistische Uebersicht über die Schulverhältnisse der beiden Inspertionsbezirke. Im Aussichtsbezirke Höxter I sind danach 171 Lehrpersonen und zwar 95 Volksschullehrer, 65 Volksschullehrerinnen und 11 Rektoratschullehrer tätig. Sie wirken in 192 Volksschul- und 10 Rektoratschulklassen und unterrichten 9431 Volks= und 183 Rektoratschüler, insgesamt 9614 Schiiler in 202 Klassen. Herr Leßmann=Amelunxen behandelte in längerer Ausführung das von der Königl. Regierung in Minden vorgeschriebene Konferenzthema:„Auf welche Weise ist im Geschichtsunterricht das Ziel zu erreichen, daß die Kinder mit sicherer Kenntnis des wichtigsten aus der Geschichte die Schule verlassen?"(Aus dem Ministerial= Erlaß vom 31. Jan. 1908.) Herr Werner=Driburg sprach über das Thema:„Wie läßt sich eine gute Schulzucht erzielen unter möglichster Einschränkung der körperlichen Züchtigung?“ An die Vorträge beider Herren schloß sich eine lebhafte und lehrreiche Diskussion. Nach Verlesung einiger amtlicher Verfügungen und Bekanntgabe der Termine für die Herbstbezirkskonferenzen wurde der amtliche Teil der Verhandlungen gegen 12 Uhr geschlossen. Ein Festessen hielt die Konferenzteilnehmer noch längere Stunden zusammen. + Holzhausen(Kreis Höxter), 22. Juni. Heute nachmittag gegen 5½ Uhr überflog aus der Richtung von Tetmold ein Eindecker unseren Ort und kreuzte über dem Schloß des Freiherrn v. d. Borch. Dann machte er eine Schwenkung und kehrte auf demselben Wege, den es gekommen war, zurück. + Borgholz, 22. Juni. Beim Königsschießen des Borgholzer Schützenvereins errang die Königswürde Herr Bauunternehmer Jos. Löhr(nicht, wie irrtümlich gemeldet, der Maurer Jos. Löhr). + Geseke, 22. Juni. Heute nachmittag um 5 Uhr überflog eine Flug maschine aus nördlicher Richtung unseren Ort und flog in der Richtung auf Ehringerfeld weiter. O Lippstadt, 21. Juni. Aus der zur dauernden Erinnerung an die am 11. Juni 1879 gefeierte goldene Hochzeit des Kaisers Wilhelm l. und der Kaiserin Augusta unter dem Namen Wilhelm=Augusta=Stiftung von dem Kreise Lippstadt gegründeten Gesinde=Belohnungsstiftung ist 41 Dienstboten, die länger als 8 Jahre bei einer und derselben Herrschaft im Dienst gestanden haben, eine Prämie von je 20 Mark nebst Diplom verliehen worden. Daß im hiesigen Kreise noch ein recht gutes Verhältnis zwischen Herrschaft und Dienstboten besteht, geht daraus hervor, daß 19 Dienstboten über 10 Jahre, 7 über 20 Jahre, 3 über 30 Jahre und 1 über 40 Jahre im Dienst einer Herrschaft standen. Ueber 25 Jahre befanden sich in einer Stellung: Adolfine Tymann bei Ww. Linhoff=Lippstadt(26 Jahre), Bernh. Middendorf bei Ww. D. Brülle(28 Jahre), Anton Hintemann bei Eugen Grimmelt=Mellrich(33 J.), Theodor Hermschulte bei Fr. Beckmann=Böckum(34 J.), Theresia Böhmer bei Bredenoll=Geseke(36 J.), Heinr. Kroll bei Fr. GraeMellrich(41 J.).— Mut und Umsicht bewies der Quintaner Pütt von hier. Beim Betreten eines Viehkamxes wurde sein Begleiter, der Schüler Landgräbe, von einem Bullen angefallen und von diesem zweimal in die Luft geschleudert. Als L. sich in höchster Lebensgefahr befand, stürzte Pütt auf den Bullen und trieb ihn durch kräftige Stockschläge zurück. Der Bulle wendete sich nun gegen P. Dieser rettete sich durch schnelle Flucht. L. konnte inzwischen sich in Sicherheit bringen. Dauernden Schaden an seiner Gesundheit wird L. nicht davontragen, da ihm außer einigen Rippen edlere Teile nicht verletzt wurden. + Lippstadt, 22. Juni. Der Postsekretär Schulte, der seit langen Jahren bei dem hiesigen Postamte tätio ist, wird vom 1. Juli ab nach Münster versetzt.— Oberleutnant v. Rudolphi vom Feldartillerie=Rgt. Nr. 74 ist zur hiesigen Artillerie=Werkstatt kommandiert worden.— Die Stellmacher August Ruhländer und Caspar Storck bestanden vor der Prüfungskommission in Tortmund die Meisterprüfung.— In der letzten Versammlung der Maler= und Anstreicherinnung wurden in den Innungsausschuß gewählt: Obermeister A. Gallenkamp, Fr. Gallenkamp, Fr. Hense, C. Hülsemann, Th. Limbrock und W. Sandforth. Der Innungsgeschäftsführer hielt einen Vortrag über Handwerker und Schuldrecht. Die Gründung einer Sterbekasse sollin Erwägung gezogen werden.— Am 25. d. M. 5 Uhr nachmittags veranstaltet die Handwerkskammer Dortmund im Gasthof Jos. Bonsel hierselbst eine Handwerrer=Versammlung. Es wird u. a. ein Vortrag über Lehrlingsanleitung, Gesellen= und Meisterprüfung gehalten. & Rheda, 22. Juni. Der Tischlermeister Fritz Heitmeier hier kaufte das zur Schäverlingschen Besitzung gehörende Wohnhaus Kirchstraße 137 für 9000 Mk. Aus dem Sauerlande. = Arnsberg, 22. Juni. Ein gefährlicher Einbrecher, der Ende 1911 bis Anfang 1912 die Kreise Olpe und Siegen durch Einbrüche unsicher machte, der dreiundzwanzigjährige Maurer Steuer aus Haßfeld(Anhalt) wurde vom Schwurgericht zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurteilt. Steuer arbeitete mit Dynamit und kein Geldschrank war vor ihm sicher. Sechs schwere Einbrüche wurden ihm nachgewiesen. Er verbüßt zurzeit drei Jahre Zuchthaus wegen schweren Diebstahls. E. Aus dem Kreise Meschede, 22. Juni. Auf der letzten Generalversammlung des landwirtschaftlichen Kreisvereins Meschede ist für dieses Jahr die Feier eines Kreistierschaufestes beschlossen worden, und zwar soll es am Dienstag, 26. August, in Reiste stattfinden. An Prämien stehen 2342 Mark zur Verfügung, und zwar für Pferde 615 Mark, für Rindvieh 1251 Mk., für Schweine 303 Mk., für Ziegen 173 Mark. Auch ist die Gewährung von Ehrenpreisen in Aussicht genommen. Nur Mitglieder der dem Kreisvereine angeschlossenen Lokalvereine können Tiere zur Prämiierung vorführen. * Werdohl, 21. Juni. In der Erkenntnis, einem dringenden Bedürfnis des wirtschaftlichen Lebens zu entsprechen, da sich hier der Mangel an geeigneten und gesunden Quartieren für die ledigen Industriearbeiter immer mehr fühlbar machte, beschloß der Gemeinnützige Bauverein den Bau eines Ledigenheims für Arbeiter. Das Heim, das inzwischen seiner Bestimmung übergeben wurde, ist mit allen Einrichtungen der Neuzeit ausgestattet; u. a. enthält es Sxeisesaal mit Lesezimmer, 143 Betten in 92 Zimmern. Im Kellerraum ist eine Wäschereianlage eingerichtet. In dem Untergeschoß ist eine Badeanstalt untergebracht. Die Gesamtkosten des Ledigenheims belaufen sich auf 200000 Mk. Samstag nachmittag erfolgte die offizielle Besichtigung und Abnahme des Heims. ch Hemer, 20. Juni. Die Holzverschalung am Dache und Turm der kathol. Kirche ist morsch und soll erneuert werden. Gleichzeitig soll auch der vor etwa 200 Jahren erbaute Turm eine höhere und gefälligere Form erhalten. Das Kreuz nebst Knauf und Hahn sind vereits abgenommen. Im Knaufe befand sich eine Bleikapsel mit einigen auf den Bau des Turmes bezüglichen Mitteilungen. Aus den Provinzen. 0 Wanne, 21. Juni. Bei den Kanalarbeiten im Wanner Gebiet stürzte eine Lokomotive um und begruo zwei Arbeiter unter sich. Beide wurden auf der Stelle getötet. = Altenessen, 21. Juni. Gestern fanden die entscheidenden Ausschußsitzungen der Altenessener und Essener Eingemeindungsausschüsse statt. Nachdem die Ausschüsse zunächst getrennt verhandelt hatten, kamen sie im Altenessener Rathause zusammen, wo nach längerer Erörterung der noch schwebenden Streitfragen, insbesondere der Steuerfragen, die endgültige Einigung zustande kam. Die Zustimmung des Gemeinderats und der Essener Stadtverordneten ist noch nachzuholen, wird aber voraussichtlich erfolgen. Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Lösung der Essener Eingemeindungsfrage getan. = Siegburg, 21. Juni. In der vergangenen Nacht drangen zwei vermummte Einbrecher in das katholische Pfarrhaus in Niederpleis ein. Sie zwangen den Pfarrer und seine Schwester mit vorgehaltenen Revolvern, Geld, Schmuck= und Wertsachen herauszugeben. Die Räuber erbeuteten 1000 Mk. bares Geld, sowie sämtliche Schmuck= und Wertsachen, darunter auch Kirchengeräte. Die Räuber sind im Dunkeln unerkanntentkommen. = Köln, 21. Juni. Eine Verfügung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz erregt in Kreisen der Sparkassen große Beunruhigung. Die Verfügung ordnet an, daß die Sxarkassen in Zukunft nur noch drei= bis viermal im Jahre eine Bekanntmachung erlassen dürfen. Die Anordnung ist offenbar gemeint als ein Mittel, um die reklamehaften Inserate der Sparkassen zu vermeiden. Da nun aber zahlreiche Kassen hohe Verpflichtungen eingegangen sind, die sie nur durchführen können, wenn sie entsprechende Gelder hereinbekommen und zu diesem Zwecke ausreichend inserieren, so stehen sie eventuell vor einer großen Verlegenheit. — Lingen, 21. Juni. Der Kanalarbeiter Krull, der im Februar d. Is. seinem Sohne einen tödlichen Stich beibrachte, ist gestern kostenlos freigesprochen worden. & Worbis, 21. Juni. Auf den Eisenbahns#sienen in der Nähe der. Station Bad Sachsa(Strecke Rhrdhausen=Northeim) wurde gestern nachmittag nach Abfahrt des Personenzuges 287 nach Nordhausen ein Herr besseren Standes tor aufgefundn. Die Paviere des Toten lauten auf H. Hellwig aus Worbis. Ob Unglücksfall oder Verbrechen vorliegt, muß die Untersuchung erst ergeben. 30 31 dem eine rote Narbe und ein buschiger Schnurrbart einen martialischen Ausdruck verliehen. In seinen blauen Augen blitzte Kühnheit und Entschlossenheit. Das Lächeln seiner Lippen verriet einen gewissen Leichtsinn, aber auch eine Gutmütigkeit, die die Liebe und Verehrung der Husaren für ihren„Vater Hellwig“ erweckte. Er stand Ende der dreißiger Jahre. Bereits in den Kriegen gegen die französische Revolutionsarmee und im Feldzug von 1806 hatte er sich den Ruf eines kecken Reiterführers und Parteigängers erworben. Rechts von ihm saß der Rittmeister von Wilkowski, der Hellwigs eine Schwadron kommandierte, ein Pole mit funkelnden Augen und pechschwarzem Schnurrbart, dessen spitze Ecken keck emporstanden; links des Majors saß Rittmeister von Barnstedt, ein wackerer Brandenburger. Mehrere Leutnants schlossen sich an, Io Graf Pinto, ein hagerer Ungar. und Leutnant von Triebenfeld, dessen blaue Augen kühn und keck unter den dunklen Brauen hervorblitzten. Aller Augen richteten sich auf Eberhard, als ieser von den Husaren in das Zimmer geführt wurde. „Wen bringk ihr da, Kinder?“ rief der Major. Die Husaren statteten ihre Meldung ab. Des Majors scharfes Auge musterte die Erscheinung Eberhards, der ruhig dastand. „Sie wollten mich sprechen?“ fragte der Major dann.„Wer und was sind Sie?“ „Darf ich den Herrn Major um eine Unterredung bitten, dann werde ich alle Fragen wahrheitsgemäß beantworten,“ entgegnete Eberhard. „Es kommt darauf an, ob man Ihnen glaubt——“ „Herr Major, ich bin Offizier, wie Sie!“ „Teufel, Herr! Warum sagen Sie das nicht gleich? Aber wie kommen Sie in diese Verfassung?“ „Ich war in Rußland gefangen und verzundet und habe mich bis hierher durchgeschlagen, ** gut es gehen wollte. Aber ich möchte den ###n Major allein sprechen.“ *.?*“„So treten Sie hier i mein Privatzimmer, sind wir ungestört.“ 2X teot#ajor öffnete die Tür zu einem Neben* Eberhard eintreten. Dann schloß ** Sie mir mitzuteilen, mein NAAC an Eberhard. me ilt Eberhard von Heidersteot, ich #tnant im fürstlich N... Bataillon. Bei Kowno wurde ich schwer verwundet, lag dann einige Wochen in Polen auf einem Gutshof, als ich einigermaßen geheilt war, machte ich mich auf den Marsch nach Deutschland. Ich komme jetzt von Breslau. Ich habe meinen Abschied aus den fürstlichen Diensten genommen, weil ich nicht mehr für Frankreich kämpfen will, und suche andere Kriegsdienste. Ich hörte, daß Sie, Herr Major, ein Freikorps errichten wollen — können Sie meine Dienste brauchen?“ „Ich kann jeden wackeren deutschen Mann gebrauchen, Kamerad,“ entgegnete der Major lebhaft.„Aber die Offizierstellen bei meinen zwei Schwadronen sind besetzt——“ „Ich würde als freiwilliger Husar eintreten.“ „Nein, das sollen Sie nicht!— Ich stehe im Begriff, ein reitendes Jägerdetachement und eine Kompagnie Fußjäger zu errichten. Wollen sie bei diesen als Leutnant eintreten?“ „Mit Freuden, Herr Major!“ „Noch sind diese Abteilungen ja nicht formiert, aber ich denke, daß ich in einigen Wochen die Mannschaften und die Ausrüstung beisammen habe. Bleiben Sie einstweilen bei uns. Es gibt in der nächsten Zeit genug zu tun für einen wackeren Soldaten. Viel ruhige Stunden werden wir freilich nicht haben,“ setzte er lachend hinzu. „Wir bilden hier mit anderen leichten Truppen die äußersten Vorposten der Armee des Generals von Blücher. Jede Stunde kann der Befehl zum Aufbruch kommen, und dann geht's dem Feinde entgegen, den wir aufstöbern wollen, wie der Jagdhund die Hühner und Hasen. Ich denke, es soll eine lustige Jagd geben! Sind Sie dabei?“ Er hielt ihm die Hand hin, in die Eberhard kräftig einschlug.„Von ganzem Herzen, Herr Major.“ „So sind Sie der Unsrige, und ich verpflichte Sie durch diesen Handschlag für des Königs Dienst. Ihre Papiere kümmern mich nicht weiter, die können später in Ordnung gebracht werden. Einstweilen stelle ich Sie als Leutnant in meiner Jägerschwadron an. Und nun lassen Sie uns ein Glas auf gute Kameradschaft trinken!“ Der Major führte Eberhard von Heiderstedt in das Gastzimmer zurück. „Hier, memne Herren,“ rief er,„bringe sch Ihnen einen neuen Kameraden, Leutnant Eberhard von Heiderstedt ist bei meinem Jägerdetachement eingetreten. Begrüßen Sie ihn als Ihren Kameraden!“ Die Offiziere sprangen auf und schüttelten Eberhard die Hand. „Leutnant Heiderstedt will nicht länger unter französischer Fahne dienen,“ fuhr der Major fort. „Deshalb ist er zu uns gekommen, als braver deutscher Mann, der unseren König und unser deutsches Vaterland von dem Joche Bonapartes befreien will.“ „Es lebe der König!“ riefen die Offiziere. „Und das Vaterland,“ setzte der Major hinzu. Die Gläser wurden neu gefüllt und klangen herzhaft zusammen. Dann mußte Eberhard mit an dem Tisch Platz nehmen. „Ihr schaut schlecht aus, Kamerad,“ sagte Graf Pinto, der Ungar.„Habt wohl lange nir gegessen?“ „Seit zwei Tagen wenigstens nichts Warmes.“ „Hallo, Frau Wirtin, hier ist ein hungriger Mensch!“ rief der Graf.„Bringt's Essen herein — wir haben warme Würschte, Kamerad, und Sauerkraut——“ „Und trefflichen Ungarwein,“ sagte Leutnant Triebenberg. „Da kann man ja nicht verderben,“ meinte Eberhard lächelnd. Er fühlte sich seit langer Zeit zum erstenmal wieder zufrieden und wohl in dem Kreise der wackeren Kameraden, die ihm mit solcher Herzlichkeit entgegenkamen. Bis spät in die Nacht saßen sie beisamen und fleißig kreiste der Becher. Trompeten weckten Eberhard am anderen Morgen aus tiefstem Schlummer. Anfangs mußte er sich besinnen, wo er war, und was mit ihm geschehen. Da trat aber Graf Pinto säbelrasselnd in sein Zimmer und mit einemmal erinnerte er sich aller Vorgänge des gestrigen Abends. Freudig erregt sprang er von seinem Lager empor. „Habt's gut geschlafen, Kamerad?“ fragte Pinto lächelnd.„Na, Ihr hattet's nötig, armer Kerl. Aber nun kommt! Ich soll euch die Montur geben— fesches Kleid, Kamerad! Grüner Rock mit schwarzem Kragen und Aufschlägen— es wird euch schon gefallen. Dann brechen wir auf! Heute morgen ist Order gekommen, daß wir gegen die Elbe vorgehen sollen, um Nachrichten einzuholen von den Franzosen. Hurra, Kamerad, es geht los!“ „Endlich!“ entgegnete Eberhard freudig und schüttelte dem Ungar die Hand. Dann folgte er ihm, um sich in die grüne Jägermontur zu werfen. Als der Säbel wieder an seiner Seite klirrte, als er im Sattel saß und neben dem Major Hellwig dahintrabte, dem Feinde entgegen, da schwellte ein seliges Gefühl sein Herz, da sagte er sich, daß jetzt die Zeit der Sühne gekommen sei, daß er jetzt auf dem rechten Wege war, von dem ihn die Leidenschaft seinen Sinne hatte abirren lassen. Das Leben lag wieder hoffnungsvoll vor ihm und herzhaft stimmte er mit ein in den Gesang der Reiter: „Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd! Ins Feld, in die Freiheit gezogen.. * 1 0. Hauptmann Haberland ging seiner Genesung entgegen. Munter humpelte er, auf einen Stock gestützt, schon umher; der Pflege Fannys konnte er entbehren. Dennoch war für Fauny an eine Rückkehr in ihre Heimat nicht zu denken. Zwischen ihr und der Heimat lag der Schauplatz des Krieges, sammelten sich die Heere, um in blutigem Ringen um den Sieg zu kämpfen. Der Kaiser hielt die Elblinie besetzt und führte immer frische Truppen vom Rhein herbei; die Preußen und Russen und Blücher und Kutusow waren in Sachsen eingerückt; in der Mark Brandenburg stand unter den Generälen York und Bülow eine zweite preußische Armee und in Polen versammelte sich unter Bennigsen eine russische Reservearmee. Täglich ward gekämpf. Täglich kamen Wagenzüge von Verwundeten in der schlesischen Hauptstadt an, und dann kamen die Unglücksnachrichten der Schlachten von Groß=Görschen und Bautzen, und das preußisch=russische Heer Blüchers und Wittgensteins wich aus Sachsen nach Schlesien zurück. „Habe ich es nicht gesagt,“ triumphierte der Hauptmann Haberland,„daß alle Anstrengungen vergeblich sind? Der Kaiser Napoleon ist unbesiegbar— Preußen ist verloren, der Kaiser wird en zerschmettern.“ In trübem Sinnen schaute Fanny vor sich hin. In dieser großen Zeit, in der die Flammen der Begeisterung und der todesmutigen Opferwilligkeit das ganze Volk ergriffen hatten, daß die Funken über ganz Deutschland sprühten und hier und da bereits den Brand entzündeten, kam sie sich selbst nutzlos, überflüssig und verlassen vor, dazu das Weh um den Geliebten, der, kaum wiedergefunden, sie auf so rätselhafte Weise verlassen hatte! Eine tiefe Sehnsucht nach ihrer stillen Keimat ergriff sie, aus der sie nur hin und wieder eine spärliche Nachricht erhielt— hier konnte sie ja doch nicht nützen, nicht helfen! In der ersten Aufwallung ihrer Empfindungen und unter dem Eindruck der allgemeinen Begeisterung kam ihr der Gedanke, als Mann verkleidet, sich zur Aufnahme bei den freiwilligen Jägern zu melden; aber ihr weibliches Zartgefühl schreckte doch vor diesem Schritt zurück, und so saß sie vereinsamt da. die Zeit und E####