Nr. 165.— 65. Jahrgang. Westfälisches Samstag, 21. Juni 1913. Volksblatt Bezugspreis: Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., durch den Briefträger und durch unsere Agenturboten zugestellt 64 Pfg., in der Stadt Paderborn durch Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit en uin sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegengenommen.— Probenummern auf Verlangen gralis.— Erfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn. ummmmmmmmmmmmmmmmemmmmmmmmmmmunh und Notationsdruck: Westfälisches Volksblatt Sauerländer Tageblatt. Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber", Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. „Sonntagsfeier". Paderborn, Rosenstraße 13a.* Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn. 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Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen Erlaß des Kaisers aus Anlaß seines Jubiläums. in dem es heißt: „Ich danke Gott, daß Ich mit Befriedigung zurückblicken darf auf die vergangenen 25 Jahre ernsten Schaffens, auf die großen Errungenschaften, welche sie dem Vaterlande auf allen Gebieten des geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens gebracht haben, auf die beispiellose Zunahme an Volkskraft und Nationalvermögen. Das auf dem Fundamente der Einigkeit der deutschen Stämme und ihrer Fürsten von Kaiser Wilhelm dem Großen errichtete deutsche Haus wurde nach innen und außen weiter ausgebaut zu einem geschützten Aufenthalt für seine Bewohner. Daß dies unter den befruchtenden Strahlen der Friedenssonne geschehen ist, deren Kraft jedes am Horizont auftauchende Gewölk zerstreute, macht Mich besonders glücklich, ein Herzenswunsch ist Mir damit in Erfüllung gegangen. In reicher Fülle ist Mir an Meinem Ehrentage Liebe und treue Anhänglichkeit von allen Seiten entgegengebracht worden.— Der Erlaß erwähnt dann die Glückwünsche der Fürsten und Freien Städte, die Deputationen, Zuschriften, Telegramme, Adressen, festlichen Veranstaltungen und zahlreichen Stiftungen. Die besondere Freude des Kaisers habe es erregt, daß dabei auch der in unsern Kolonien segensreich wirkenden christlichen Missionen und der mit Glücksgütern nicht gesegneten Veteranen aus großer Zeit dankbar gedacht wurde. Der Kaiser spricht jedem einzelnen seinen wärmsten Dank aus und schließt:„Ich werde auch ferner für das Wohlergehen des deutschen Volkes gern Meine volle Kraft einsetzen, so lange Gott der Herr sie Mir erhält.“ # Das Ende der Welfenfrage bedeutet der in voriger Nummer mitgeteilte Brief des Prinzen Ernst August an den Reichskanzler. Er hatte selbstredend den Zweck, die Beseitigung der letzten Hindernisse vorzubereiten, welche der Aufhebung der Bundesratsbeschlüsse über Braunschweig entgegenstanden und wurde nach einer Vereinbarung zwischen dem 68 jährigen Herzog von Cumberland und dem Kaiser von dem jungen Prinzen erlassen. In diesem Sinne faßt auch die der Angelegenheit ruhig gegenüberstehende Presse die Sache auf. So z. B. der Hann. Courier, der zu dem Briefe bemerkt, daß er in seinen Grundzügen sicher schon vor der Verlobung vereinbart gewesen sei und dann schreibt: „Was sogt er uns? Er bestätigt; was die „Norddeutsche" am 4. Juni ausführte, Gaß es eine hann oversche Frage nicht mehr gibt. Das Welfenhaus hat auf den Protest verzichtet. Sein künftiger Chef direkt und in aller Form; sein jetziger, indem er diesen Verzicht gestattete. Wir haben von Anfang an betont, daß dies die notwendige Folge des Verlöbnisses, die selbstverständliche Voraussetzung der Ehe sein müsse..... Wir wissen schon durch die„Norddeutsche", daß der Bundesrat im Herbst seine Beschlüsse über die braunschweigische Thronfolgefrage einer Nachprüfung unterziehen wird. Die braunschweigische Regierung selber hat es angeregt. Vorbedingung war der heute veröffentlichte Brief. Er bestätigt„daß der Herzog von Cumberland als nächster Thronanwärter zugunsten seines Sohnes auf seine Ansprüche verzichtet hat. Da letzterer nunmehr den bereits 1907 angebotenen Verzicht auf Hannover ausspricht, besteht gegen ihn persönlich kein Hindernis mehr fort. Zu prüfen ist nur, ob nach wie vor auch ein förmlicher Verzicht des Vaters verlangt werden soll. Wir bleiben der Meinung, daß man unter den geänderten Verhältnissen es sich mit der indirekten Form, mit der Zustimmung zu dem Verzicht des Sohnes, genügen lassen darf. Kein gradsinniger Mensch wird nach allem, was geschehen, beim alten Herzog noch feindseligen Sinn gegen Preußen voraussetzen. Es wäre daher unritterlich, ihn zu einem Worte zwingen zu wollen, das er aus Gewissensbedenken nicht geben kann. Wir zweifeln auch nicht, daß Preußen selber nunmehr diese Auffassung im Bundesrate vertreten wird, und die anderen deutschen Staaten des Reiches haben nicht die mindeste Ursache, preußischer als Preußen zu sein.“... Die Köln. Ztg. spricht sich sachlich in demselben Sinne aus und schließt ihre Ausführungen: „Der alte Herzog Ernst August billigt diese Ueberzeugung und Kundgebung seines Sohnes. Mit seiner Einwilligung hat der Prinz die Erklärung abgegeben, mit seiner Einwilligung ist sie veröffentlicht worden, mit seiner Einwilligung geschah die Hochzeit und der Eintritt in das preußische Heer. Das kann aber nichts anderes bedeuten, als daß Herzog Ernst August von Cumberland an der Fortdauer der welfischen Bewegung, sefern sie in seinem Namen betrieben wird, keinen Anteil mehr hat, und daß diese Bewegung sich auch nicht mehr auf eine auch nur schweigende Billigung durch den Herzog oder seinen Sohn herusen kann.“ Die Theorie der welfischen Blätter aber, daß der Fahneneid des Prinzen nicht zur Lossagung von dem Betreiben für die Wiederherstellung Hannovers verpflichte, ist durch die Auffassung des Prinzen von seinem Eid vollends zunichte geworden. So bedeutet die soeben veröffentlichte Erklärung denn nicht mehr und nichts weniger als: das Ende der Welfenfrage.“ Dem gegenüber will es wenig bedeuten, daß die alldeutsche Rhein.=Westf. Ztg. Gift und Galle speit und sich sogar zu folgender Schlußfolgerung versteigt: „Aus dem obigen Brief schließen wir das Gegenteil als der Prinz und die N. A. Z. Des Prinzen Vater hält bis heute seine Ansprüche auf Hannover aufrecht; er selber auch; das Welfenhaus unterhält zudem in Preußen eine eigene politische Partei zur Bekämpfung Preußens. Wir folgern daraus, daß nicht nur der Herzog von Cumberland, sondern auch der Prinz Ernst August jedes Recht auf Braunschweig längst verwirkt haben, und daß deshalb, wenn in der Berliner Regierung noch ein Mann Freußisch denkt, Braunschweig mit Preußen verschmolzen werden muß.“ Eine Erwiderung auf solche Verranntheit ist nicht notwendig, die Weltgeschichte wird auch ohne die Zustimmung der Rhein.=Westf. Ztg. ihren Weg gehen und es wird eintreten, was der Hann. Cour. schreibt: „So wird der junge Herzog mit der zollernschen Gemahlin im Herbst das Schloß am Braunschweiger Bohlweg beziehen, in dem noch nicht eine braunschweigische Herzogin residiert hat.(Es ist unter den letzten unverheirateten Herzögen erbaut worden. Red.) Eine neue Dynastie wird, so Gott es will, in dem schönen Lande erbkühen, dessen wackerer Stamm es in einem langen Menschenalter verstanden hat, die Liebe zu Kaiser und Reich zu pflegen, ohne der alten Anhänglichkeit an das angestammte Fürstenhaus zu vergessen. Auch Herzog Ernst August wird das Andenken seiner Ahnen ehren, die im nahen Hannover lebten und herrschten. Aber daß er zugleich ein treuer deutscher Bundesfürst sein wird, dafür bürgt der Brief. den er geschrieben; das feierliche Wort, das er darin gegeben.“ Die Lage am Balkan. Die Zuspitzung der Lage zwischen Bulgarien und Serbien ist jetzt eine derartige, dab auch diejenigen diplomatischen Kreise, die bisher noch immer mit einer friedlichen Beilegung rechneten, die Hoffnung aufgeben und einen Krieg für wahrscheinlich halten. Vertrauliche Meldungen aus Bulgarien von zuständiger Stelle besagen, daß eine Entschlossenheit vorherrscht, die eine Kriegsführung befürchten läbt, die die Schrecknisse des bisherigen türkischen Krieges weit hinter sich lassen wird. Die Serben erklären, daß es zur Existenz des serbischen Staates notwendig sei, daß Monastir serbisch werde. Wie verlautet, hat König Peter an den Zaren von Rußland ein Telegramm gerichtet, in dem er ihn bittet, die Interessen Serbiens nachdrücklich zu vertreten, da andernfalls seine Dynastie in große Gefahr geraten würde. Daß die Spannung zwischen den beiden Nationen noch um nichts nachgelassen hat, beweisen auch die wieder stärker auftretenden Gerüchte von Zusammenstößen zwischen den beiderseitigen Truppen. Ein serbischer Militärzug mit 700 Soldaten in die Luft gesprengt? Sofia, 20. Juni.„Retsch“ meldet: Mazedonisch=revzlutionäre Banden haben bei der Eisenbahnstation-Hadschilar einen serbischen Militärzug in die Lust gesprengt. 700 serbische Soldaten sollen durch die Explosion den Tod gefunden haben. Die ganze Eisenbahnstation ist vollständig zerstört. Petersburger Balkankonferenz. * Paris, 20. Juni. Die russische Regierung hat Bulgarien von neuem zur Beschickung der Petersburger Konferenz aufgefordert. Wie der„Temps“ meldet, hegt man in russischen diplomatischen Kreisen die Hoffnung, daß bis Ende der kommenden Woche alle vier Ministerpräsidenten der Balkanverbündeten zu gemeinsamer Arbeit in Petersburg eingetroffen sein werden. Bewaffnete Montenegriner in Albanien. Wien, 19. Juni. Wie die Albanische Korrespondenz aus Skutari meldet, haben montenegrinische Truppen die albanische Grenze 40 Kilometer nördlich von Skutari überschritten und am Cernifluß im Gebiete der Malissoren ein Lager aufgeschlagen. Die Malissoren sind deswegen bei Vizeadmiral Burney vornellig geworden, welcher versprochen hat, die Montenegriner zum Rüczug zu veranlassen. Das ganze Malissorengebiet ist alarmiert, um ein weiteres Vordringen der Montenegriner mit Waffengewalt zu verhindern. Protest der Albaner. 20 Rom, 20. Juni. 10000 Albaner verschiedener Religionsbekenntnisse haben in einer Versammlung in Valona gegen eine etwaige Abtretung von Konitza und Chamoria an Griechenland protestiert. In einer Denkschrift an die Londoner Botschafter der Großmächte weisen sie darauf hin, daß bereits die Abtretung von Kossowo mit seiner überwiegend albanischen Bevölkerung an Serbien, sowie die etwaige Abtretung von Hoti und Gruda an Montenegro große Verluste für Albanien seien, dem man weitere gewaltsame Entreißungen ersparen müsse. Der Kaiser in Hannover. w Hannover, 20. Juni.(Drahtb.) Der Kaiser ist mit Gefolge im Sonderzug um 7.34 Uhr hier zur Teilnahme an der Einweihung des neuen Ra thauses eingetroffen und begab sich unter lebhaften Kundgebungen des Publikums nach dem königlichen Schloß, wo er Wohnung nahm. Das Wetter ist trübe. w Hannover, 20. Juni.(Drahtb.) In seiner Begrüßungsansprache an den Kaiser brachte Stadtdirektor Tramm zunächst den tiefgefühlten Dank der städtischen Kollegien für die hohe Gunst der Anwesenheit des Kaisers zum Ausdruck, dankte den Architekten, Künstlern und Handwerkern, die das große Werk seiner heutigen Vollendung entgegengeführt hätten, ein Bauwerk, das noch späteren Geschlechtern Kunde geben soll von einer Periode deutscher Geschichte, in welcher die deutschen Städte in einem geeinten großen Vaterlande unter Preußens Vorherrschaft eine wirtschaftliche Entwicklung durchleben dürfen, wie nie zuvor in den verflossenen Jahrhunderten. Es soll zeugen von der Tatsache, daß der enge und zaghafte Geist gewichen, welcher als das Erbe der Zerrüttung nach dem 30jährigen und dem Napoleonischen Kriege auf der deutschen Bevölkerung gelastet, daß der Blick wieder aufwätrs der Sonne zugewandt ist und daß sein stolzer Sinn sich regt: Errichtet von Meisterhand, das ganze Innere des Rathauses beherrschend, sehen wir in den beiden Standbildern vor uns die kraftvolle Gestalt unseres großen Kaisers in seiner erhebenden Schlichtheit, so wie er den Aelteren unter uns geistig vor Augen steht, als Herrscher, dessen treu sorgendes Auge über sein Volk wachte, dessen gie ermüdender Geist Ruhe und Erholung nur fand in dem Wirken und Schaffen für sein Volk, und ihm zur Seite die Gestalt unseres erhabenen Kaisers, dessen energisch=leuchtende Züge jeden Beschauer zu rastloser Tätigkeit rufen, dessen inneres Seelenleben aber auch zu uns spricht, daß nur mit einem großen und starken Herzen sich die Liebe und das Vertrauen seines Volkes erobern und besitzen läßt. So sollen dieselben als treue Hüter und gute Genien dieses Haus beschirmen. Gottes reicher Segen möge auf ihm und den Handlungen derjenigen ruhen, die Jubiläums=Erinnerungen vom Rhein. Von Wilhelm Pieper=Düsseldorf. Auf purpurgoldigen Himmelsstraßen schritt der Morgen in's schlafende Land. Ein Feiertag begann, wie er nicht schöner sein konnte, voll Glanz, voll Licht und Farbe. Flatternde Banner entboten ihm das Willkommen einer kaisertreuen Stadt, und als Morgengabe schüttete er eine Welt voll Sonnenschein über Stadt und Strom. Und je höher das Sonnenlicht über die blanken Dächer hinausstieg, desto lebendiger wurde es in den Häusern, auf den Straßen. Ein einsiges Wibbeln und Kribbeln begann, und eine buntscheckige Welle blitzblanker Feiertagsmenschen wogte aus langen Straßen zur inneren Stadt hin. In Massenchören hellzwitschernder Kinderstimmchen klingt der Triumph des sieghaften deutschen Liedes aus und dann nimmt das steinerne Labyrinth, nehmen dunkle Tore all die freudelärmenden Kinderscharen wieder auf. In Fahnen= und Fähnchenflankierten Gruppen ziehen sie hierhin und dorthin. Im Knistern und Leuchten der weißgestärkten duftigen Kleidchen wallt der Staub gleich Silberwolken auf. Putzige Tambour=Knirpskorps stelzen mit gravitätischen Schritten voraus. Im hämmerndden Gleichschritt strampeln die Beinchen und rundliche Fäuste wirbeln lange schwarze Stöcke, just so lang, wie eben diese zappelnden Beinchen, auf rasselndem Kalbfell. Mit wuchtigen Schrittchen müht sich das Tambourmajorchen voraus und nichts auf dem weiten Erdenrund reicht an den Ernst seiner kordelgeschmückten Tambourstab=Würde heran., „Lieb Vaterland magst ruhig sein.“— Weißglühend brütet die Sonne und das Militär dominiert. Preußischer Paradedreß und bürgerliche zudringlich=staunende Pupillendrehungen sind Dinge, die einen auch nur halbwegs traditionellen Schutzmann vorschriftsmäßig wild zu machen haben. Je umfangreicher die Absperrungsdistanz, desto unbegrenzter die Hochachtung. Das ist durchaus logisch und die Massage des Publikums setzt ein. Das bürgerliche Volumen wird auf ein Mindestmaß zusammengequetscht. Sekundenlang blaurote Köpfe, heisere Flüche, Rebellionsgelüste, schutzmännische Wonnegluckser(innerlich natürlich). Dann—.— Stille. Jetzt rollende Kommandostimme, aus schmalen Lippen unter aufgezwirbeltem Schnurrwisch, goldgestickten Kragen und üblicher Halsfalte, dann ratternde Trommelwirbel und klingende Präsentiermärsche, Publikum freudeschauernd und Polizei würdevoll strahlend.— Mit klirrenden Schritten promenieren die Herren Inaktiven. Das ist selbstverständlich! Zur ausgiebigen Bewunderung hat das ehrfurchtsvoll ersterbende zivile Publikum hinreichend Gelegenheit. Die aktiven Herren tauchen postwendend unter. Ebenso selbstverständlich. Alte Chose für sie. Rauschende Musik beendet die Parole=Ausgabe und alles atmet Wonne und Schönheit. Ein wundervoller Abend folgt dem wundervollen Tag. Glutschwer ging der Feuerball im Westen nieder und über Stadt und Strom und über die weite Ebene des Niederrheins spannt sich himmelhoch der gewaltige orangefarbene Baldachin. Blaue Dunstschleier steigen aus den Wassern, die in ihrem Bett wie geschmolzenes Metall dahinfließen. Nochmals rüstet die große Stadt an beiden Ufern, um würdig zu beenden, was sie begann. Festlich geschmückte Dampfer nehmen festlich gestimmte Menschen auf, und vom jenseitigen Ufer ragt die graublaue Masse eines gigantischen Opferturmes in den Abenohimmel hinauf. Schwarze Menschenmauern säumen den Strom. Die orangefarbene und violette Glut des Firmaments verblaßt, dann zieht die Nacht auf und nun flammen hinauf. hinunter helle Lichter auf. Erst einzelne, schüchtern und verstohlen, dann wagen sich weitere Lichtlein hervor, immer mehr Lichtquellen tun sich auf und schließlich sind die Ufer und sind der Strom in sinnverwirrenden Licht= und Feuerglanz getaucht. Ueber die schwarzen Massen der gewaltigen Eisenbrücke ringelt sich eine Feuerschlange. Im Flammenmeer eines endlosen Fackelzuges zieht die Hohenzollerngeschichte vorüber. Stahlklirrende Ritter mit hochgeklapptem Visier und nickenden Straußfedern, kettengepanzerte Kreuzritter und bannertragende Landsknechte auf schweren Gäulen, wildes Fußvolk mit Piken, Hellebarden und Kanonen, Fanfarenbläser, Herolde, Pagen und leichte Reiterei aus allen Jahrhunderten. Zum weit hinausliegenden Opferturm zieht in Wolken von Qualm und Feuer der bunte abenteuerliche Fußmassiv auf. Wieder klingt rauschende Musik. Die wuchtigen Akkorde eines Männerchores steigen zum Nachthimmel auf und mit ihr die flackernde blutrote Lohe aus dem eisernen Turmbecken. Funkenbänder schlängeln auf mit dumpfem Donner, Feuergarben züngeln hoch und zersprühen und vom nachtblauen Zenith hernieder regnet es in tausend farbigen Gluttropfen. Die Schiffe auf den gurgelnden Wassern ziehen im feenhaften Lichtermeer gleich leuchtenden Riesenschwänen auf und nieder. Hinter schimmernden Dächern stieg der Vollmond hervor. Um kristallene Römer legt er silberne Reifen und setzt dem verlenden Wein silberne Krönchen auf. Hell klirren die funkelnden Pokale; herüber und hinüber von Bord zum Ufer und vom Ufer zurückwallend zu den Schiffen mit ihrer lebensprudelnden Bürde klingt fröhliches Jauchzen, und die uralten und ewig schönen Rheinlieder ziehen mit dem Brausen der Wasser über den blinkenden Strom.— Längst sind die Lichter erloschen. Gesang und Jubel ist verklungen und nur aus dem Fackelhaufen am Fuß des finster aufragenden Turmgiganten schwält noch dunkler Rauch auf. Aber über den Ufern und über dem Strom liegt es noch wie ein Jauchzen und Klingen, liegt es wie der ruhige Atem eines zufriedenen Volkes, oas Gewaltiges schuf in glücklicher Friedenszeit und noch größeres schaffen wird unter dem schützenden Schild seines Friedenskaisers. Das„gelobte Fest“ in Medebach. Von Anton Grosche. Ein eigenartiges, uraltes hohes Fest wird in der alten Hansestadt Medebach jedes Jahr am letzten Samstag vor Johannes dem Täufer(24. Juni) gefeiert. Feierliches Glockengeläut verkündet am Vorabend den Anbruch des hohen Festtages. Straßen und Plätze, Durch die die Festprozession ihren Weg nimmt, sind mit Blumen und frischem Grün herrlich geschmückt; frohe Menschen in Feiertagsstimmung und Festgewändern eilen durch die im Schmuck grangenden Straßen zum Gotteshaus, das trotz seiner gewaltigen domartigen Ausdehndung heute kaum die großen Massen zu bergen vermag, die von Nah und Fern herbeigeeilt sind, um„ihr Fest“ zu feiern. So ist es gewesen zu Vaters Zeiten, so wird es noch heute geübt, und so möge es für immer bleiben. Auf ein ehrfurchtgebietendes Alter kann dieser hohe, von der echt kirchlichen Gesinnung der Bürgerschaft zeugende Festtag zurückblicken. Noch heute wird eine getreue Kopie der 1844 verbrannten Stiftungsurkunde im Pfarrarchiv zu Medebach aufbewahrt und hat folgenden Wortlaut:*) „Inhalt des vom Bürgermeister und Rath und all*) Nach Trippe:„Geschichtliche Nachrichten über die Stadt Medebach.“ Erfurt 1874, gemeinen Bürgerschaft zu Medebach den Tag vor Allerheiligen 1636 mit sonderbarer reifer Ueberlegung gethanen Gelübdes. Nach demalen Fürst Wilhelm zu Hessen mit Hülf und Beistand der Schweden und übrigen des römischen Reichs feinden, diese, unsere an den Grenzen des Curköllnischen Herzogtums Westphalen gelegene Stadt Medebach, vom Jahre 1631 her, bis auf den heutigen Tag mehr, dann übrige Unterthanen dieses Herzogthums, auf unglaubliche Weise und mit tückischer Tyrannei geängstiget, geplaget und unterdrücket, sind alle bewegliche vorrätige derer Bürger Habseligkeiten und Sachen, durch Winterlager und unterschiedliche feindliche Parteien und Plünderungen hinweggerissen und fortgeraubet worden. Und ist nicht allein all dasjenige, was in wvorigen Verfolgungen und Kriegszeiten hin und wieder noch vervorgen gelegen, fortgeraubet und geplündert, sondern sind eilf von unseren Bürgern erbärmlich umgebracht und ertödtet worden. Nachdem nun alles fortgeraubet und ausgeplündert und den armen bedrängten Bürgern nichts mehr übrig geblieben war, woran die feindlichen und grimmigen Soldaten ihren Wuth und Muth kühlen konnten, haben dieselben unsere Stadt dreimal in Brand gesteckt, und zwar erstlich auf Pfingstmontag, zweitens den Samstag vor sankt Johannes des Täufers anno 1634, und drittens den 25 ten Januarii anno 1635, wodurch zweihundert und sechszig gemeine Bürgerliche Häuser sammt Kirchen und Kirchturm und sieben Glocken, Orgel, wie auch das Rathaus verbrannt, und in die Asche gelegt, und fünf Kelche fortgeraubt worden, und haben abermalen alle Bürger mit Stadt zu Grunde gerichtet und geschleift worden.—(Noch des feindlichen Ueberfalls in die Berge und Wälder ausweichen und flüchten müssen, und sind genöthigt worden, daselbst fünf Wochen lang den schwarzen Hunger zu leiden, und ein erbärmliches Leben zu führen, wodurch die ganze Stadt zu Grunde gerichtet und geschleift worden.(Noch gegen Ende des 19. Jahrh. sind beim Holzfällen im „Junkholz“ Kochtöpse und eiserne Geräte in hohlen Buchenstämmen gefunden worden; stumme Zeugen dieser schweren Zeit.)— Aus Abgang und Mangel der Lebens=Mittel und Hungersnoth der Bürger ist darauf die Pest eingerissen und entstanden, daß daran in der Stadt Dreihundert und Mehrere gestorben. In Kraft dessen thun wir für uns, und alle unsere Nachkömmlinge ein Gelübde und versprechen, den Samstag vor sankt Joannis des Täufers, mit höchster Festivität und Solemnität jährlich zu feiern, an selbigem Tage der Prozession mit gebührender Referenz beizuwohnen, das Amt städtischen Kollegien heutigen Feier. Die in den Mauern der berufen sind, das Wohl der Stadt un ihrer Bewohner in treuem monarchischem Geiste zu fördern. Stadtdirektor Tramm schloß mit den Worten: An Eure Kaiserliche und Königliche Majestät aber richten wir die gehorsamste Bitte, zugleich mit dem Gelöbnis unwandeloarer Treue und Verehrung den Willkommensgruß der Stadt in diesem neuen Rathaus huldvollst entgegenzunehmen. Der Kaiser hielt darauf folgende Rede: „Ich, danke Ihnen und den für die freundliche Einladung zur Begrüßungsworte und die mir schönen Stadt heute zuteil gewordene herzliche Aufnahme spiegeln die freudigen Empfindungen wieder, mit denen meine treue Stadt und Provinz Hannover im Wettbewerb mit den übrigen Teilen der Monarchie in diesen festlichen Tagen die Vermählung meiner geliebten Tochter und mein 25jähriges Regierungsjubiläum begleitet und mitgefeiert haben. Noch ganz unter dem erhebenden Eindruck dieser festlichen Tage freue ich mich, hier auch mündlich für alle die zahlreichen Beweise der Treue, Liebe und des Vertrauens meinen innigsten Dank aussprechen zu können. Zugleich beglückwünsche ich meine Haupt= und Residenzstadt Hannover zu dem neuen Rathaus, zu dessen Weihe wir hier versammelt sind. In langjähriger mühevoller Arbeit ist es gelungen, den gewaltigen Bau zur Vollendung zu bringen und ein Wahrzeichen des kraftvollen Aufblühens und des wirtschaftlichen Aufschwunges ihrer Stadt zu errichten. Mit den beiden trefflichen Bildwerken vor uns hat die Stadt ihren Dank für die väterliche Fürsorge meines Hauses in nachhaltiger Weise zum Ausdruck gebracht uno zugleich von ihrer Treue, Anhänglichkeit und loyalen Gesinnung ein beredtes Zeugnis abgelegt. Möge das neue Rathaus allezeit eine Stätte sein, in der für das Wohl einer glücklichen Bürgerschaft mit gewissenhafter Hingebung und Pflichteifer beraten und gearbeitet wird im Aufblick zu Gott, in Treue für König und Vaterland. Indem ich nun den Pokal ergreife und zur Weihe dieses Hauses, dessen Balkon ich mit Frauen und Jungfrauen Hannovers geschmückt sehe, schließe ich auch diese hier ein und trinke auf das Wohl meiner getreuen Haupt= und Residenzstadt Hamover und das Glück ihrer Bürgerschaft.“ W Hannover, 20. Juni.(Drahtb.) Der Kaiser ist um 1¾ Uhr vom Generalkommando mit Gefolge im Automobil nach dem lutherischen Stifte Kloster Loccum(bis 1592 katholisches Zisterzienserkloster) abgefahren. zwischen das Freußische Volksschulunterhaltungs. gesetz— wenn auch nicht ganz nach unseren Wünschen, so doch in einer erträglichen Weise— den christlichen und konfessionellen Charakter der Volksschulen aufrecht erhalten hat. Aber damit sind die liberalen Lehrer, in deren Händen die Leitung des Deutschen Lehrervereine liegt, in ihrer auchreligiös=liberalen Richtung nicht zufrieden, so daß sie schon einen neuen Schulkampf ankündigen: Staatsrechtliche Auffassungen und radagogische Anschauungen werden zu gegebener Zeit zu neuen und erbitterten Kämxsen führen. Möge denn der König von Preußen wieder werden, was er einst war: der Schutzherr der preußischen Volkssschule einer freien Schule im freien Staat. Was wir unter einer„freien Schule im freien Staat“. zu verstehen haben, wissen wir schon längst, und wir haben in liberal regierten Staaten auch Muster davon: es ist die reiigionslose oder vielmehr die religionsfeindliche Volksschule, welche angestrebt wird. Und dazu sollte Kaiser Wilhelm II. seine Unterstützung bieten! Das wird nimmermehr geschehen. Aber die Erklärung der Korrespondenz des liberalen Lehrervereins, daß der Schulkamxf in Preußen noch nicht ausgefochten sei, und daß es die Erringung der„freien Schule im freien Staate“ gelte, gibt auch uns ernsten Anlaß nicht nur zur vorübergehenden Beachtung, sondern auch zur rechtzeitigen, vorbeugenden Gegenwehr. Der liberale Deutsche Lehrerverein hat seine Kamxfansage offen ausgest rochen, die Freunde der christlichen Volksschule werden den Kampf aufnehmen. ∆„Der Schulkampf in Preußen noch nicht ausgefochten“, so verkündet die Korrespondenz des Deutschen Lehrervereins (Nr. 197 vom 18. Juni) in einem Artikel, in dem sie„Kaiser Wilhelm II. als Schirmherrn der preußischen Volksschule“ feiert, weil er— im Jahre 1892 den Volksschulgesetzentwurf des damaligen Kultusministers Grafen von Zedlitz=Trützschler zurückgezogen hat.„Mit dieser entschiedenen Tat“, so erklärt die Korr. des D. L. feierlich, „ward Wilhelm II. zum Träger der besten Hohen zollernschen Familientradition, die getragen ist von Toleranz und Geistesfreiheit.“ Abgesehen von dem byzantinischen Beigeschmack, den diese Bemerkung hat, möchten wir doch darauf aufmerksam machen, daß sie geschichtlich unwahr ist. Auch Friedrich der Große, den die Fortschrittler so gern als den„Atheisten auf dem Königsthron“ bezeichnen, hat eifrig für die Erhaltung und Förderung der christlichen Volksschule Sorge getragen; er hat in den von ihm eroberten schlesischen Landesteileng sogar Jesuiten mit der Leitung von Schulen betraut. Daß Kaiser Wilhelm II. den Zedlitzschen Volksschulgesetzentwurf im Jahre 1892, im vierten Jahre seiner Regierung, zurückzog, hatte damals den äußeren Anlaß in dem Ansturm des gefamken urberalismus gegen den Zedlitzschen Entwurr— der insbesondere von Miquel heimlich unterstützt wurde— und der Kaiser glaubte damals wahrscheinlich, wie auch aus den Tagebuchaufzeichnungen des Fürsten Hohenlohe hervorgeht, daß er in seiner noch nicht hinreichend gefestigten Regierung ein Schulgesetz gegen die damals noch stärkeren liberalen Parteien nicht durchsetzen könne. Die Scheu vor einem schweren inneren Konflikt war es, die den Kaiser unter dem Einflusse von Miquel, Graf Philipp Eulenburg usw. bewog, den Zedlitzschen Schulgesetzentwurf zurückzuziehen. Innerlich stimmte der Kaiser jedenfalls der Tendenz dieses auf Erhaltung und Befestigung der christlichen Volksschule gerichteten Entwurfs zu, wie auch aus seinen späteren vielfachen Ansprachen über die große Bedeutung des Christentums für die Erziehung des Volkes zu entnehmen ist. Davon spricht aber die Korrespondenz des liberalen Deutschen Lehrervereins nicht; ebensowenig davon, daß inder heiligen Messe andächtig zu hören, und dem Gebete inständig zugethan zu sein, und das Opfer gleich als an den vier hochzeitlichen Tagen zu verrichten und das zwar zu Ehren des allerhöchsten Gottes, der allerseligsten Jung frau und Mutter Gottes Maria, zur Versöhnung der göttlichen Majestät. Denn wir wissen und bekennen, daß wir den grund gütigen Gott durch unsere Sünden beleidiget, deswegen dieses alles über uns rechtmäßig verhängt; damit der selbe uns mit den Augen seiner Barmherzigkeit anzuschauen und von uns, unsern Nachkömmlingen und unserer Stadt, Krieg, Hunger und Pest gnädigst und mildest ab wenden, und nach diesem Leben in die himmlische Glorie einzuführen würdigen wolle. Dessen zu Urkund und ewigen Festhaltung hat der Rath und allgemeine Bürgerschaft mit zeitigem Bürger meister Hermann Schmidt ersucht, den Inhalt dieses Boti und Gelübdes treulich zu verfassen und zu versiegeln und sowohl vom zeitigen Pastore untrschreiben als auch dem Rath und Provisoren zur Festhaltung darzureichen.“ Soweit der Wortlaut der Stiftungsurkunde. Bis au den heutigen Tag ist man, dank des konservativen Geistes der Bürger, diesem Gelübde treu geblieben und begeht den Tag„## gelobten Festes“ mit der alten Feier lichkeit und frohen Begeisterung. Eine Zeitlang hatte man das Versprechen der Väter vergessen, und besonders in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war das „gelobte Fest“ ganz aus dem Leben des Bürgers per schwunden. Da brach im Jahre 1844 der gewaltige Brand aus, der am 25. Mai in wenigen Stunden die blühende Stadt in einen rauchenden Trümmerhausen ver wandelte. Der Volksglaube hielt diese neue Prüfung für ein Gottesgericht, und man besann sich wieder auf der Väter Schwur. Mit neuem Glanze und neuer Pracht wurde das alte Fest gefeiert. Gemäß des Bußcharakters galt der Tag als strenger Fasttag für Menschen und Tiere Die Haustiere bekamen nicht ihr gewohntes Futter, der Hirt trieb an diesem Tage nicht seine Herde auf die grünen Fluren; sogar die unvernünftige Kreatur sollte nach der Väter Willen an diesem Tage der Buße teil nehmen. Heute ist das strenge Fastengebot in Wegfall gekommen; doch gilt der Samstag vor Johannes dem Täufer als einer der höchsten Feiertage des Jahres Jede knechtliche Arbeit ruht, die Kirche hat ihr Fest gewand angelegt, unter Glockenklang und festlichen Ge sängen zieht die Prozession durch die geschmückten Straßen und alles wetteifert, das in schwerer bedrängter Zeit ge machte Gelübde zu erfullen. Möge es stets so bleiben! Parlamentarisches. Die Deckungsvorlage in der Budgetkommission. & Berlin, 20. Juni.(Drahtb.) Bei der heute fortgesetzten Beratung der Besitzsteuer als Reichs=Vermögenszuwachssteuer wurde für die Wertermittelung für die Aktiengesellschaften usw. die Fassung Wehrbeitrages verändert beschlossen, im übrigen blieben die Bestimmungen über die Wertermittlung unverändert.— Es folgten die Paragraphen, die Bestimmungen über die Veranlagungsbehörden und Erhebungssteilen enthalten. Auf Antrag der Nationalliberalen wurden detaillierte Bestimmungen eingesetzt, wonach für die Verwaltung der Besictzsteuer der Bundesstaat zuständig ist, in dem der Steuerpflichtige seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.— Ferner wurde mit 14 gegen 13 Stimmen ein fortschrittlicher Zusatzantrag angenommen, dem Reichstag alljährlich über die Tätigkeit der Reichsbevollmächtigten Bericht abzustatten. Weiter wurde eine Resolution der Nationalliberalen angenommen, die Reichsbevollmächtigten zu Reichsbeamten zu machen und die Veranlagung besonderen finanz= und steuertechnisch ausgebildeten Beamten zu übertragen. Abgelehnt dagegen wurde ein sozialdemokratischer Antrag, nach dem der Bundesrat die für die Veranlagung der Besitzsteuer der Bundesfürsten zuständige Behörde bestimmen soll, nachdem der Reichschatzsekretär Kühn den schärfsten Widerspruch dagegen erhoben hatte. Die Bestimmungen über die Verpflichtung zur Abgabe einer Besitzsteuererklärung wurden mit der Aenderung angenommen, daß bei den Personen, deren Vermögen sich seit der Veranlagung zum Wehrbeitrage erhöht hat, diese Erhöhung von 2000 auf 1000 Mark heraufgesetzt wird.(Diese Angabe ist nicht recht verständlich. Red.) Im übrigen blieben die Vor chriften darüber im wesentlichen unverändert. Ein timmig wurde die Bestimmung geurschen, daß die Steuerbehörde eine eidesstattliche Versicherung ür die Richtigkeit der Steuererklärung verlangen kann. — Bei den Strafbestimmungen wurde em natiogalliberaler Antrag angenommen, monach bei Verhängung einer Strafe angeordnet werden kann, daß die Verurteilung auf Kosten des Schuldigen öffentlich be annt zu geven sei.— Der Rest des Gesetzes wurde mit unwesentlichen Aenderungen angenommen. Die Kommission griff dann auf den seinerzeit zu rückgestellten§ 3 des Entwurfes betreffs Aenderungen im Finanzwesen zurück und beschloß, den Reichsstempelzuschlag bis Ende 1914 aufrecht zu erhalten (gegenüber 1917 des Entwurfs.) Ferner wurde ent gegen dem Regierungsvorschlage die Zuckersteuer vorbehaltlich ihrer späteren Ermäßigung einstweilen bei behalten. Dafür stimmten die Nationalliberalen, Fort chrittler und das Zentrum. Nachdem die Budgetkommission noch die unverkürzte Aufrechterhaltung der Zuckersteuer in Höhe von 14 Mark für 100 Kilo ausgesprochen hatte, begann ie die Beratung des Entwurfes wegen Aenderung des Reichsstempelgesetzes und man nahm in diesem Gesetze den Gesellschaftsstemvel in einer auf einen nationalliberalen Antrag abgeänderten Fassung an. Nächste Sitzung morgen. Tagesordnung: Versiche rungsstempel und zweite Lesung des Wehrbeitrages. s. Die Strafrechtskommission. Die mit der Ausarbeitung des Vorentwurfs zum Strafgesetzbuche betraute Kommission wird, nach Berliner Blättern, vom 16. Juli bis 16. August eine Pause in ihrer Arbeit eintreten lassen. Der Abschluß der Arbeiten ist für den Spätherbst zu erwarten, worauf der Vorent wurf den Bundesregierungen zugehen kann. Die Aus arbeitung des Einführungsgesetzes dürfte erst erfolgen, wenn der Entwurf zum Strafgesetzbuche selber in seinen Grundzügen feststeht. Zur Aufstellung des endgültigen Entwurfes dürfte eine kleinere Kommission berufen werden Daß der Entwurf noch dem gegenwärtigen Reichstage zu gehen könnte, erscheint ausgeschlossen. Gurenbergbund übergetreten sind. Auch die Finanzgebahrung zeigt eine günstige Entwicklung. Die Gesamteinnahmen des Gutenberg=Bundes in 1912 betrugen 152 685,14 Mf. gegen 137197,33 Mk. im Jahre 1911. Die Ausgaben betrugen: Arbeitslosen= und Maßregelungsunterstützung 17283,50 Mk.(1911: 11 924,75 Mark), Reiseunterstützung 1864,25 Mk.(843,50 Mt.), Sterbegeld 1610 Mk.(1340 Mk.), Umzugsbeihilfe 1570 Mark(1668 Mk.), Invalidenunterstützung 11 845,75 Mark(10810: Mk.), Besondere und Notlagenunterstützung 1238 Mk.(1228 Mk.), Rechtsschutz 230,99 Mk. (186,21 Mk.), Bildungs= und Bibliothekzwecke 1714,75 Mark(977 Mk.), Beiträge an Gesamtverband und Tarifgemeinschaft 1142,95 Mk.(994.75 Mk.), Typograph 15 761,18 Mk.(14006,51 Mk.). Dazu kommen Ausgaben für Agitation. Verwaltung, Drucksachen, Porto usw., die im Jahresbericht einzeln angegeben werden. Die Gesamtausgaben betrugen 1912: 107 842,02 Mk.(1911:97.929,93 Mk.). Das Mehr der Einnahmen über die Ausgaben betrug 44843,12 Mark(39267,40 Mark). Der Vermogensbestand der Hauptkasse betrug am Schluß des Jahres 11911: 449148,92 Mk., am Schluß des Jahres 1912: 496049,63 Mk. Der Vermögensbestand in der Hauptkasse und den Ortsvereinskassen zusammen beträgt 621 878,80 Mk. Der„Typograph“, das Organ des Gutenberg=Bundes, erscheint in einer Auflage von 4600. Im Hinblick auf die scharfe Kampfstellung des sozialdemokratischen Buchdruckerverbandes gegen die nationale Konkurrenzorganisation ist das Organ des Gutenberg=Bundes(Nr. 22,1913) mit der letztjährigen Entwicklung im allgemeinen zufrieden: Es geht vorwärts. Nach innen gefestigt, nach außen gewachsen, an Ansehen gewonnen, das können wir am Schlusse unseres Berichtes mit Freude konstatieren. Schreiten wir auf dem Wege weiter!" Der gedruckt vorliegende, 48 Seiten umfassende Jahresbericht des Gutenberg=Bundes geht auf die tarifliche Situation im Buchdruckgewerbe näher ein und kann von Interessenten von der Hauptgeschäftsstelle, Berlin SO 16, Kaiser Franz=Grenadier=Platz 14 gegen Einsendung von 10 Pfg. Porto gratis bezogen werden. vielen Kugeln bei nichts geäußert. sich. Er hat sich bisher noch über Kleine Nachrichten. w Dässeldorf, 20. Juni.(Drahtb.) Der Bezirksausschuß erklärte in seiner heutigen Sitzung die Düsseldorfer Stadtverordnerenwahlen in der zweiten Abteilung aus formalen Gründen für ungiltig. Die Stadtverordneten hatten in ihrer Sitzung vom 4. Dezember vorigen Jahres die Wahlen für giltig erklärt...8 K. Frankfurt a. M., 20. Juni.(Drahtb.) Die Flugoffiziere Leutnant. Zwickau und Leutnant Volbrühl, die am Mittwoch auf einem Doppeldecker von Metz zum Fluge nach Berlin aufgestiegen und in Frankfurt gelandet waren, sind heute morgen bei Aufenau im Kreise Gelnhausen mit ihrem Apparat in die Kinzig gestürzt. Der Doppeldecker wurde zerstört, die Offiziere kamen unverletzt an Land. 2 Breslau, 20. Juni. Gestern schlug bei einem schweren Gewitter der Blitz in das Haus des Arbeiters Winkler in Zinkwitz ein und tötete diesen und seine Ehefrau. Ein siebenjähriger Sohn wurde leicht verletzt. w Paris, 20. Juni.(Drahtb.) In einer Eisengießerei in Isberques bei Bethune riß die Kette eines Lastaufzuges. Vier Mann stürzten 22 Meter zief herab und wurden getötet. K. Madrid, 20. Juni. Die Königin ist von einem Prinzen glücklich entbunden worden. 2 Explosion eines Schrapuells. Paris, 19. Juni. Auf dem Exerzierplatz von Rennes explodierte bei einer Uebung des 50. Artillerieregiments über einem Baum ein scharfes Schrapuell. Eine unter dem Baum stehende Gruppe, bestehend aus einem Hauptmann, einem Leutnant und drei Artilleristen wurde mit einem Geschoßhagel überschüttet. Alle fünf Personen wurden lebensgefährlich verletzt. Die Ursache des Unfalles ist noch nicht aufgeklärt. 0 Der Attentäter von Ascot. London, 20. Juni. Der Attentäter von Ascot scheint wirklich geisteskrank zu sein. Man fand in seiner Tasche viele Flugblätter und ein Tagebuch mit Verwünschungen gegen das Rennen, durch welches das Wildeste im Menschen zu Tage gefördert würde. Letzte Nachrichten u. Drahtberichte. Oesterreichisches Abgeordnetenhaus. w Wien, 20. Juni.(Drahtb.) Das Abgeord netenhaus nahm in dritter Lesung das Budgetprovisorium an und begann die Verhandlungen über die Verlängerung des Geschäftsordnungsprovisoriums. Die französische Militärvorlage. w Paris, 20. Juni.(Drahtb.) Die Kammer hat mit 496 gegen 77 Stimmen den Gegenvorschlagg Jaurés abgelehnt, durch den die Militärdienstzeit bis zum Oktober 1918 allmählich auf 6 jwconate Herabgesetzt werden sollte. Eine französische Annerion. * London, 20. Juni. Das französische Kanonenbool„Kersaint“ hat nach einer Meldung der„Daily Mail“ die Insel Walis im Stillen Ozean annektiert. Walis ist die Hauptinsel der nordwestlichen Gruppe der Fioschiinseln, die noch eins der wenigen bisher herrenlosen Gebiete der Südsee war. Die Fidschüinseln tehen seit 1887 unter französischem Protektorat. Russische Unterstützung für Montenegro. Petersburg, 20. Juni. Die Reichsduma beriet gestern die Vorlage betreffend die Gewährung einer Nachtragsunterstützung von 50000 Kronen österreichischer Währung an Montenegr9. Zur Ermordung Schefket Paschas. Konstantinopel, 20. Juni. Bei dem Verhör der Mörder des früheren Großwesirs erklärte TewFAP) i al erster- verhört- wurde, er beging die Tat aus der Ueberzeugung im Vertrauen auf seine ihm geistig überlegenen Komplizen. Er childerte die Tat, wobei er seine Komplizen anklagte, nicht Wort gehalten zu haben, da sie ihm im Stich ließen. Der frühere Leutnant Mechmud Ali sagte aus, daß Prinz Sabah Eddin zur Ausführung des Komplattes 1700 Pfund gespendet habe, dieselbe Summe cheint der frühere Gesandte in Stockholm, Scherif, getiftet zu haben. Der Sekretär Scherif Tertef Tewfik gilt als Vermittler. Einige Tage vor der Tat begab sich Kiazim nach Konstanza, wo er mit dem früheren Minister des Innern Reschid zusammentraf, der von Paris Geld zur Ausführung des Verbrechens brachte. Der Angeklagte machte sodann belastende Aussagen über Damad Sabih Pascha. Der Mittäter Xia hatte den Plan gefaßt, den früheren Minister des Innern Talaat in sein Haus zu locken, um ihn dort gefangen zu halten und ihm die Bedingungen der Verschwörer zu diktieren. Die Aussagen des Mörders Fia sind sehr belastend für Damad Salih, Reschid Bey, Generalobersten Fuad Kemal sowie für den Oberstleutnant Sekki. K. Konstantinopel, 20. Juni. Der Erscheich ül Islam Jra Eddin und der frühere Deputierte der Ulema, Mustapha Pascha, wurden vor das Kriegsgericht gestellt. & Budapest, 20. Juni. Die Regierungs blätter konstatieren in Besprechung der Erklärungen Tiszas über die äußere Politik, so wie er sie gestern dargelegt habe, sei sie nur eine folgerichtige Entwickelung jener politischen Richtung, die seit Jahren befolgt werde und die im Einvernehmen mit Rußland festgelegt worden sei. Dabei sei nicht zu befürchten, daß die Balkandinge eine Wendung nehmen würden, durch die das Verhältnis mit Rußland getrübt werden könnte. +- Der Gesetzentwurf über die Konkurrenzklausel kann als gescheitert angesehen werden. Nachdem in der Donnerstags=Sitzung der Kommission die Sozialdemokraten erklärten, nicht auf den Boden der von der Regierung neuerdings vorgeschlagenen Bestimmungen zu treten, erklärten auch das Zentrum und die liberalen Parteien, an dem Zustandekommen des Gesetzes kein Interesse mehr zu haben. 7 Die Wahlprüfungskommission des Reichstags stellte am Donnerstag ihre Berichte an das Plenum, betreffend die Wahlen der Abgeordneten Kuckhoff=Köln Land(Z.), Kopsch=5 Liegnitz(fortschr. Vp.) und Reck=Lyck(k.) fest. Sie beschloß weiterhin, für die Wahlen der Abgg. Herzog(W. V.), Dr. Werner=Gießen(W. V.) und Bruckhoff(k.) Giltigkeit zu beantragen. In bezug auf das Mandat des konservativen Abgeordneten v. Bolko(2 Liegnitz) wurde Beanstandung und Beweiserhebung beschlossen. Aus der Arbeiterbewegung im Buchdruckergewerbe. Die christlich=nationale Gehilfenorganisation im Buchdruckgewerbe, der Gutenberg=Bund, hat nach dem vorliegenden Jahresbericht das letzte Berichtsjahr mit 3296 Mitgliedern abgeschlossen. Das bedeutet gegen das Vorjahr eine Zunahme von 194 Mitgliedern darunter sind 110 frühere, teils langjährige Mitglieder des sozialdemokratischen Buchdruckerverbandes, die zum Stadtverordneten=Versammlung in Beverungen. s Beverungen. 19. Juni. In der gestrigen Stadtvei ordnetenversammlung fand die Tagesordnung wie folg. ihre Erledigung: Bei Kaxitel Il und IX des Kulturplanes werden auf Antrag des Stadtförsters 450 Mark nachbewilligt. Der Pflasterungsplan 1913 wird nach dem Vorchlage des Magistrats genehmigt. Neu gepflastert wird der untere Teil der Burgstraße bis zur Weserstraße, die von der Burgstraße führende Gasse zum Düsteren Winkel, erner der freie Platz vor dem Diedrich'schen Hause. Für die Instandsetzung des städtischen Hauses am Oberen Tore werden 150 Mark bewilligt. Einer Anregung der Kgl. Regierung folgend, wird beschlossen, für den Stadtbezirk Beverungen einen auf Gummirädern laufenden, gefederten Krankenwagen mit abhebbarem Tragekorb anzuschaffen und dem Krankenhaus Beverungen zu überweisen. Die Anschaffungskosten mit 100 Mark werden bewilligt. Die Erledigung des letzten Punktes erfolgte in einer geheimen Sitzung. Stadtverordneten=Versammlung in Warstein. # Warstein, 19. Juni. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde an Stelle des bisherigen Schiedsmanns Franz Freisen Ehrenamtmann Schult#Nölbe und für dem verstorbenen stellvertretenden Schiebsmann Franz Hegemann der Stadtvorsteher Mönig gewählt. Der Zementkunststein=Fabrikant Risse xlante neben der neuen Brücke die Anlage eines Kal'kof Stadt hatte Einspruch erhoben, weil eine Verqualmung der Gegend, die sich unmittelbar an den bebauten Stadtteil schließt, befürchtet wurde. Schließlich kam eine Verständigung zwischen der Stadt und Risse zustande, wonach Risse das fragliche Kalkofen=Terrain an die Stadt abtritt, während, die Stadt ihm eine mehr außerhalb der Stadt liegende, entsprechend größere Fläche für die Kalkofenanlage anweist. Die Stadtvertretung stimmte dem Abkommen zu. Das schon lange Jahre bestehende, aber bisher noch nicht zur Anwendung gerommene Ortsstatut über Anliegerbeitrage an noch nicht ausgebauten Straßen soll in Zukunft in Anwendung gebracht werden. Bisher war es so, daß die Stadt mit erheblichen Kosten neue Wege aufschloß und schließlich noch zur Wegeverbreiterung erforderliche Flächen den Anliegern teuer bezahlte und die Straßenbaukosten allein aufbrachte, obwohl diese Ausgaben einzig den Anliegern Vorteile brachten. Die Beschaffung eines Wassersprengwagens und einer Straßenkehrmaschine wurde in Aussicht genommen. Intoleranz in der freien Schweiz. D Ein Schweizer(protestantischer) Journakist teilt folgende Tatsache mit. Einer seiner Freunde, ein Katholik, der an der Grenze der Kantone Luzern und Bern wohnt, fragte die barmherigen Schwestern des nächsten Luzerner Ortes, ob sie im Notfalle zu ihm (in den Ort des Kantons Bern) kommen könnten, um eine Pflege zu übernehmen. Die Schwestern erklärten dies leider für unmöglich, weil es durch die Gesetze des Kantons Bern verboten ist. Der Kanton Bern ist auch der einzige Kanton, welcher den katholischen Bischof von Basel nicht als solchen anerkennt. Schreckliche Tat eines Geisteskranken. # Bremen, 20. Juni.(Drahtb.) Wie Bösmanns Telegraphisches Bureau mitteilt, hat heute vormittag in der hiesigen katholischen Marienschule ein anscheinend geistesgestörter Mann auf die Kinder und einen Lehrer zaylreiche Schüsse abgegeben und schweres Unheil angerichtet. Der festgenommene Täter ist der Kandidat des höheren Lehramtes Schmidt, geboren zu Sülze in Hannover. Von den Kindern sind zwei tot, 6. darunter drei schwer verletzte, wurden in die Diakonissenanstalt geschafft. Der Lehrer erhielt einen Schub in den Unterleib. Der Täter hatte bei seiner Festnahme# Distolen mit Stellenvermittlung des Augustinus=Vereins zur Pflege der kathol. Presse. Alle die Stellen=Vermittlung betreffenden Anschreiben sind auf der Adresse mit dem Vermerk Stellen=Vermittlung zu verfehen.— Es finden nur solche Anzeigen Verbreitung, die sich auf das Zeitungswesen, den Buchhandel, den Buchdruck und die verwandten Gewerbe beziehen und von Mitgliedern und Teilnehmern des Augustinus=Vereins eingereicht werden.— Offerten ist das Porto zur Weiterbeförderung, desgleichen das Porto für die Beantwortung jedes ferneren Briefes beizulegen; Zeugnisse rc. nur in Abschrift, keine Originale, da für diese nicht gehaftet wird.— Formulare für Redaktionsverträge sind bei dem Generalsekretariat kostenlos zu haben. 3086. Redakteur. Wir suchen für unser Blatt einen katholischen Herrn mit entsprechender Vorbildung und rednerischer Befähigung als Redakteur zu baldigem Eintritt. ferten mit Angabe der näheren Verhältnisse und Gehaltssprüche an die Buchdruckerei H. Stratz, Säckingen, Verlag des„Säckinger Volksblatt". 3087. Redakteur, tüchtige Kraft, mit vielseitigem Wissen, Interesse und Verständnis für alle Vorkommnisse des täglichen Lebens, der imstande ist, ein stetig aufblühendes mittleres Zentrumsblatt vielseitig und interessant nach modernen Grundsätzen zu gestalten, zum 1. Oktober gesucht. Offerten mit genauen Angaben über bisherige Tätigkeit und Gehaltsanspruch an Generalsekretär Dr. P. Weilbächer. Düsseldorf, Talstraße 55. 3088. Redaktionsvolontär für unsere Zentrumstageszeitung „Warmia“ und das Wochenblatt„Ermländischer Volksfreund“ vom 1. August ab gesucht. Volontärzeit1 Jahr, monatl. Taschengeld von 30 Mark wird gewährt. 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Namens der Hinterbliebenen: Weber, Pfarrer. Die Beerdigung findet statt Montag, den 23. Juni, 8½ Uhr morgens zu Meerhof. Alle diejenigen Bekannten, die aus Versehen keinen Totenbrief erhalten haben, wollen dieses als Benachrichtigung ansehen. 9091 2 Schuhmachergehilfen und eine Stepperin sofort gesucht. 05471 Central=Schuhbesohlanstalt. Paderborn, Schildern 12. Ein jüngerer kath. Schuhmachergehilfe auf sofort gesucht. 2485 Bernhard Deppe. Langenberg i. W. Ein Mädchen für alle Hausarbeit außer Wäsche zum 1. Juli für vier Personen gesucht. Gute 2 handlung, hoher Lohn. Wilh. Morschheuser, Düsseldorf. Hohestr. 41. August Kleine A.Nohuhals Christ. Buschhorn, Paderborn, Königstraße 74. Erteile Gymnasiasten der unteren und mittleren Klassen Nachhilfe=Unterricht. Gefl. Meldungen unter Nr. 05461 an die Geschst. d. Bl. Läden an der Westernstraße, beste Lage der Stadt, mit und ohne Wohnungen zu August d. Is. preiswert zu vermieten. a Paderborn, 19. Juni 1913. Johannes Lohoff, Gierswall 24. Veteran 1866, 1870/71 zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Er glarb nach langer, mit großer Geduld ertragener Krankheit im 80. Lebensjahre, wohlvorbereitet durch einen christlich frommen Lebenswandel und wiederholt gestärkt durch die Gnadenmittel der hl. katholischen Kirche. Wir bitten, des lieben Verstorbenen im Gebete zu gedenken. Paderborn. Lehrte bei Hannover, den 18. Juni 1913. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung ist am Sonntag, den 22. Juni. nachmittags 4 Uhr vom Trauerhause Jesuitenmauer 20 aus, das feierliche Seelenamt Montag morgen 8 Uhr in der Gaukirche, wozu freundl. eingeladen wird. Sollte aus Versehen irgend jemand eine Anzeige nicht erhalten haben, so bitten wir, diese als solche zu betrachten. 05450 Todes-Anzeige. Heute morgen gegen 6 Uhr entschlief nach langem schwerem Leiden, gestärkt durch den Empfang der hl.) Sterbesakramente, meine liebe Frau, unsere gute Mutter,# Schwester und Schwägerin Frau Buchhändler M. Kreutzmann Maria geb. Osthoff im Alter von 54 Jahren. Um stille Teilnahme und ein andächtiges Gebet für die liebe Verstorbene bitten die trauernden Angehörigen. Rüthen i. W., den 19. Juni 1913. Kranke Dame mit Tochter suchen kl. Haus zum Alleinbewohnen zum Preise von 4= bis 6000 Mark, mit Garten, in Paderborn od. nahe Umgegend. d. mit Elektr. od. Eisenb. zu erreichen. Bitte Miets= und Kaufpreis, sowie Versicherung angeben. Angebote unter Nr. 2490 an die Geschäftsstelle d. Bl. Eine günstige Gelegenheit. Mit 5000 Mark Anzahlung Wohnhaus in Arnsberg. mit 16 Räumen, Backhaus, Einfahrt und Hofraum nebst zweitem Hofraum und Stallung zu verkaufen. Das Haus ist vermietet, die Bäckerei seit 2½ Jahren mit gutem Erfolge im Betriebe und für 1. Oktober d. J. ge kündigt. 24910 A. Brusis, Arnsberg i. W. Im Erdgeschoß des Hauses Jühengasse 6 auf sofort oder später eine Wohnung von 5—6 Räumen im ganzen oder geteilt(je 2 oder 3 Räume) billig zu vermieten. Gaslei tung im Hause. 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Die Mitglieder versammeln sich um 3¼ Uhr im Vereinshause. Männer=Sodalität. Sonntag nachm. 4 Uhr Beerdigung unseres Mitbruders August Kleine von d. Jesuitenmauer 20 aus. Seelenamt Montag morgen 8 Uhr in d. Gaukirche. Western St. Johannes=Bruder= schaft. Sonntag morgen 6 Uhr hl. Messe i. d. Jesuitenkirche und gemeinschaftl. hl. Kommunion der Mitbrüder und Mitschwestern. Jungfrauen=Rongregation der Markkirche. Sonntag nachmittag, 5 Uhr Versammlung mit Predigt und sakramentalem Segen in der Jesuitenkirche. Jungfrauen=Rongregation der Herz=Jesu=Pfarre. Bei günstiger Witterung 3½ Uhr Ausgang ins Freie; andernfalls Versammlung im Jung gesellenhause. Kreuzbündnis, Verein abstin. Katholiken.(Alle Abteilungen.) Sonntag, 22. d. M., Feier des Patronatsfestes, morgens 7 Uhr gemeinsch. hl. Kommunion in der Gaukirche, nachm. 3¼ Uhr Andacht mit Aufnahme und Erneuerung des Abstinenz. versprechens in derselben Kirche. Nach der Andacht Ausflug nach Borchen. Abstinenter Jugendbund. Jünglings=Abteilung. Sonntag 22. d. M., Teilnahme an der Feier des Patronatsfeste: des Kreuzbündnisses. Mor gens 7 Uhr gemeinsch. heil. Kommunion in der Gaukirche; nachm. 3¼(nicht ¼4) Uhr Andacht in der Gaukirche. Darauf Abmarsch nach Borchen. Jugendgruppe des Kreuzbündnisses. Abteilung Jungfrauen. Sonntag morgen 7 Uhr gemein. Kommunion in der Gaukirche. Nachm 3¼ Uhr Andacht mit Versprechensablegung. Nach d. Andacht Ausflug n. Borchen. Kneippverein. Sonntag Ausflug in die Senne. Abfahrt 2,33 Hbhf., 2,43 Nord nach Ostenland. Bahnfahrt 50 Pfg. Wanderung 2¼ Std. Keine Kinderwagen. Zentralverband deutscher Eisenbahner, Sitz Elberfeld, Ortsverein Paderborn I. Sonntag, 22. Juni. vorm. 10½ Uhr Versammlung im Kaiserhofe. Kriegerverein Paderborn. Zur Beerdigung des verst. Kameraden Rentners August Kleine, Veteran der Feldzüge 1866 u. 1870/71, treten die Mit glieder Sonntag, den 22. d. Mts., nachm. 3½ Uhr im Vereinslokale(Hotel Kaiserhof! Kampstr. 22 an. Der erste Zug ist zur Teilnahme verpflichtet. Der Vorstand. 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Sechster Sonntag nach Pfingsten. Evangelium: Jesus speiset 4000 Mann in der Wüste(Markus 8, 1—9). Dom: Titularfest der St. Johannesbruderschaft im Dom. 5½, 6 1/8, 7 und 8 Uhr hl. Messen, 7½ Uhr Pfarrmesse, gemeinder St. Johannesbruderschaft Dom. 8“, Hochamt, 10 Uhr Predigt, 11 Uhr bl. Nachm. 2 Uhr Besper, 8 Uhr Predigt 6. 0/7, schaftliche Kommunion Uhr Choramt, 9 Uhr Messe und Predigt. und Segen. St. Josephskirche: Nachm. 2 Uhr Christenlehre und Segen. aukirche: 6 Uhr Herz=Jesumesse, 7 und ½10 Uhr hl. Messen, 8 Uhr Hochamt mit Predigt. Nachm. 2 Uhr Christenlehre mit Segen, 3¼ Uhr Andacht für die Mitglieder des Kreuzdündnisses mit Segen. Universitäts=Markkirche: 6, 6½ und 7 Uhr hl. Messen, 7 Uhr Feier der ersten bl. Kommunion der Schüler des Gymnasiums, 9¼ Uhr Pfarrhochamt mit Predigt, 10½ Uhr Singmesse mit Predigt. Nachm. 2¼ Uhr Andacht mit Segen, 3 Uhr Gymnasialandacht, 4 Uhr Todesangstbruderschaft mit Predigt und Segen. Herz=Jesukirche: ½/7 und ½8 Uhr hl. Messen, ½9 Uhr Hochamt mit Predigt, 9¼ Uhr Singmesse mit Predigt. Nachm. ½3 Uhr Christenlehre. Bußdorfkirche: 6¼ Uhr erste 51. Messe, 8½ Uhr Hochamt mit Predigt. Nachm. 2½ Uhr Andacht mit Segen, 4 Uhr Versammlung des Müttervereins. Franziskauerkirche: 5 bis 7. 8½ Uhr sillle hl. Messen, 7 Uhr Hochamt, 10 Uhr letzte hl. Messe mit Predigt. Nachm. 3½ Uhr feierliche Vesper, Herz Jefuandacht und Segen.— Dienstag abend 6 Uhr St. Antonius=Andacht. Hospitalkirche: 11.7 Uhr bl. Messe, 8 Uhr Hochamt mit Predigt. Nachm. 3 Uhr Andacht mit Segen. Barmherzigen Brüder: 6¼ und 8 Uhr hl. Messen. 5% Uhr Andocht mit Predigt und Sezen. — L Doppelspachrenner ARiroipt geringser Gasverbrauch Austüriche Katzloge u. Uorföhrung and Heinr. Kaufmann, Eisenhdlg., Paderborn, Westernstraße 20. Einrahmungen von Bildern, Brautkränzen und Andenken werden von mir zu bekannt billigen Preisen angefertigt. Halte stets ein gut sortiertes Lager in besseren und billigen Bilderleisten wie Eiche, Gold. 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Oec Worane- Sauinier-Eindecker Grindejonc de Maulinais rindelonc Le See S S Uüraburg Narschau beig L. 1. 8 7 ## Gesterreich-Ung.) Frankr. I Hönchg,„„Wien—. 8928 Erdgeschoßz gab es keinen Ofen außer dem Küchenheid; der Dichter wird des Winters also zumeist in der Küche gespeist haben. Im ersten Stock liegt nach Westen das Arbeitszimmer; daran anstoßend(Südwest) ein kleiner Raum, der den einzigen Kamin des Stockwerkes enthält. Das Schlafzimmer liegt an der Nordwestecke; ein Westfenster, das allein Sonne zuführen konnte, lief: Goethe merkwürdigerweise zumauern und perrte s# Licht und Wärme direkt ab. Kaum glaublich ist es, daß im Hause selbst, unter dem Treppenaufgang, ein Ziehbrunnen lag, der allerdings zugeschüttet worden, bessen Mündung aber heute noch zu sehen ist. Eine bessere Möglichkeit, im Hause Feuchtigkeit und Kellerlüfte zu erzeugen und zu erhalten, läßt sich gar nicht denken. So ist das Gartenhäuschen mit seinen vielen Fenstern und den ziemlich dünnen Wänden, den wenigen Feuerstellen für unsere Begriffe gewiß kein besonders gesunder und gemütlicher Aufenthalt gewesen, und wir begreifen, daß der Dichter sehr oft mit Erkältungen und Zahnschmerzen zu tun hatte. Trotzdem aber hat Goethe 1776 bis 1781 fünf schöne, für sein dichterisches Schaffen äußerst fruchtbare Jahre darin verlebt.(„Allen, die darin verkehrt, ward ein froher Mut beschert.“) 1781 zog Goethe nach der Stadt in das Helmenhaussche Gebäude am Frauenplan, der jetzt zum „Gontheplatz" umgetauft worden ist. Das Goethehaus besteht aus zwei Gebäuden, die einen schmalen Hof in sich schließen. Die Front der Gebäude ist Osten(Garten), Wester(Frauenplan); das vordere(Haupthaus) ist dreistöckig, das hintere Gebäude enthält nur eine Etage auf einem niedrigen Untergeschoß. Dieses Haus wurde durch viele Korridore und Verbindungsbrücken sehr zugig und kalt. Im Winter zumal war es sicherlich sehr ungesund, aus den von eisernen Oefen leicht überheizten Zimmern in die kalten Treppenräume hinauszutreten. Goethes letzte Krankheit ist wahrscheinlich durch eine auf diesem Wege erworbene Erkältung verursacht worden. Derartigen Erkrankungen leisteten die mangelhasten Heiz= und Fenstereinrichtungen überhaupt reichlich Vorschub. So befand sich im Schlafzimmer des alten Herrn kein Osen; um nun den Fensterladen im Schlafzimmer abends hereinzuholen, ohne das Fenster zu öffnen, hatte man in den Fensterrahmen ein markstückgroßes Loch gebohrt, wodurch ein Seil nach dem Laden geführt war. Durch Anziehen dieses Strickes konnte man den Laden schließen. Die Oeffnung war aber so groß bemessen, daß neben dem Seil noch reichlich Luft eindringen konnte. Man denke sich im kalten Winter die Menge der Erkrankungsmöglichkeiten durch diese Undichtigkeit. Neben dem Schlafzimmer lag der Schlafraum des Dieners; dort stand auch die Badewanne, in welcher Goethe zu baden pflegte. Der Raum enthält wenigstens einen Kamin zum Anwärmen. Die Bibliothek dagegen war nicht heizbar, ein kalter, schwer zu lüftender Raum, höchst ungesund für jeden, der aus dem warmen Arbeitszimmer schnell eintrat. Uns Menschen des technischen Zeitalters mag wohl eine leise Beschämung ankommen, wenn wir sehen, wie bescheiden man in jener klassischen Zeit lebte gegenüber uns Modernen, denen ohne elektrisches Licht, Zentralheizung, Telephon und vielem anderen das Leben kaum erträglich zu sein scheint. Freuen wir uns der großen modernen Errungenschaften in praktischen Dingen, vergessen wir aber eines nicht: über unser technisch so vollendetes, maschinengesegnetes Zeitalter ergießt sich eine Ueberfülle von elektrischem Licht,— unser geistiges Leben aber wird heute noch vielfach erleuchtet von jenem Lichte, das aus dem Zeitalter von Goethe und Schiller erstrahlt. Der französische Flieger Brindejone ist nach einem beispiellos glänzenden Fluge von Paris in Petersburg eingetroffen. Er will nach kurzer Erholung seine Rückkehr nach Paris über Helsingfors, Stockholm und Kopenhagen antreten. In unserem heutigen Tableau zeigen wir neben dem Porträt des kühnen Fliegers den von ihm benutzten Morane=Saulnier=Eindecker sowie eine Uebersicht der Flugstrecke. Der einer angesehenen französischen Adelsfamilie entWie Goethe und Schiller wohnten. Schiller bewohnte ein sehr geräumiges, behagliches Haus an der breiten, vornehm gehaltenen Esplanade in Weimar. Das Arbeitszimmer war nach Südwesten gelegen. bekam also reichlich Sonne. Nahezu gar keine aber erhielt das nach Norden gelegene, auffallend schmale und kleine Schlafzimmer. Als Lungenkranker hatte der Dichter Luft und Sonne vor allem nötig: deshalb siedelte er in der letzten Periode seiner Krankheit nach dem Vorderzimmer über, wo ihm die Ost= und Südsonne in reichem Maße zuteil wurde. In diesem ist er am 9. Mai 1805, 45½ Jahre alt, gestorben. Jeder Besucher Weimars schenkt dem Gartenhaus Goetbes am„Stern“ seine besondere Liebe. Es läßt sich ja auch nichts Anmutigeres denken, als dieses stammende Brindejonc des Moulinais hat mit seinem Flug Paris=Berlin=Warschau und Warschau=DünaburgPetersburg eine flugsportliche Leistung vollbracht, die bis jetzt noch nie erreicht wurde. Die Gesamtstrecke, die der kühne Pilot bisher zurückgelegt hat, beträgt 2340 Kilometer, nämlich Paris=Warschau 1240, Warschau=Dünaburg 590 und Dünaburg=Petersburg 510 Kilometer. Brindejonc brauchte zu dieser großen Entfernung nur 19 Stunden Flugzeit. schlichte und in seinen Maßverhältnissen doch so unendlich, reizvolle Häuschen am Abhang der Hügel, umgeben und reich beschattet von den anderthalb Jahrhundert alten Bäumen, die Göthe selbst gepflanzt hat. Aber darin wohnen, Winter und Sommer, das möchten doch nur wenige unserem Dichter nachmachen. Das Häuschen ist nicht unterkellert; es war also sicherlich recht kalt, trotzdem die Front nach Westen geht, und bei der Nähe der Ilmniederung, die dazumal von mehreren Wasseradern durchflossen war, wohl auch nicht besonders trocken. Im Parterre liegt das geräumige Eßzimmer, nach Südosten(besser wäre Nordosten gewesen) die Küche, neben dieser ein etwas frostiges Dienerzimmer, daneben eine kleine Speisekammer. Die Abwasser der Küche ergossen sich— ländlich sittlich— direkt auf der Vorderfront in den Garten, um von hier auf selbstgewählten, natürlich offenen Bahnen der Ilm zuzustreben. Im. In die Falle gegangen. Käuferin:„Haben Sie noch von der Butter. die Sie mir gestern verkauft haben:"—„Ba, dieses ganze Faß hier.“— „So! Dann geben Sie mir heute aus einem anderen Faß.“ Zur Vermeldung weiteren Unheils hat sich Rußland genötigt gesehengus. dem Balkan die Hundesperre einzuführen. In der Sturmflut der Zeit.(6. Fortsetzung.) 24 21 Tor durchschritten hatten uno zwischen den Gärten der Vorstadt dahingingen.„Ist's nicht gerade wie Anno 9 in Tirol, wo die verflirten Tiroler uns die Steine auf die Köpfe warfen?“ Es war, als wenn Eberhard leicht aufseufzte, als er entgegnete:„Ja, du hast recht,'s ist wie in Tirol oder in Spanien, wo das Volk um seine Freiheit kämpfte. Schade, daß wir nicht daran teilnehmen können.“ „Wenn io den lahmen Arm nicht hätte— aber Herr Leutnant sind ja auch verwundet— „O. der Arm hindert mich nicht weiter. Sieh her!“ „Ja, aber weshalb—?“ „'s ist nur, um nicht aufzufallen, daß ich den Arm noch in der Binde trage. Wenn ich als gesunder Mann umherginge, würde jeder sich wundern, daß ich nicht, wie jedermann, mich zum Eintritt in das Heer meldete.“ „Ja, aber Herr Leutnant stehen doch noch in fürstlichen Diensten?!“ „Ich habe meinen Abschied eingereicht.“ „Ah— und was wollen Herr Leutnant beginnen?“ „Ich weiß es noch nicht. Vielleicht nehme ich wieder Dienste. Doch da sind wir in meinem Quartier.“ Sie traten in die Gaststube eines kleinen ländlichen Wirtshauses, in der nur wenige der umliegenden Gärtner bei einem Glase Bier saßen und eifrig die Tagesereignisse besprachen, während der behäbige Wirt mit schmunzelndem Lächeln ihnen zuhörte. Er machte in diesen aufgeregten Zeiten das beste Geschäft. „Holen Sie mir eine Flasche von Ihrem vorzüglichen Ungarwein, Herr Wirt!“ sagte Eberhard, mit Christian in einem Winkel der niedrigen Stube Platz nehmend. Bald funkelte der feurige Wein in den Gläsern. „Tirr, Christian Allerkamp,“ sagte Eberhard und stieß mit ihm an.„Der Wein ist gut, wenn er auch geschmuggelt ist.“ Christian Allerkamp leerte sein Glas, wobei sein Gesicht einen fast feierlichen Ausdruck annahm. „Solchen guten Tropfen habe ich lange nicht getrunken, Herr Leutnant,“ schmunzelte er dann. „Das glaube ich dir. Aber nun erzähle, wie ihr hierher gekommen seid.“ Christian berichtete über ihre Reise und wie sie den Hauptmann Haberland nach Breslau gebracht. Dann aber sagte er: „Doch weshalb lassen sich Herr Leutnant das alles nicht von Fräulein Fanny erzählen? Ich soll Sie holen— das Fräulein erwartet Sie.“ Eberhard sah mit ernstem Sinnen in die dunkle Flut seines Glases, in der sich das Licht der Kerze mit blutroten Refleren spiegelte. Seine Augenbrauen zogen sich finster zusammen, seine Lippen preßten sich fest aufeinander und krampfhaft umfaßte seine Hand das Glas. Nach einer Weile erwiderte er:„Bestelle dem Fräulein meine Grüße— selbst kommen kann ich nicht.“ „Ja— aber, Herr Leutnant——?“ „Ich habe meine Gründe, Christian Allerkamp. Meines Bleibens ist hier nicht länger, morgen schon verlasse ich die Stadt— wer weiß, wohin mich das Schicksal verschlägt. Ich kann noch nichts bestimmen.“ „Aber wie sind Herr Leutnant hierher gekommen? Sie waren doch so schwer verwundet—“ „Ja, und da habt ihr mich an der Landstraße liegen lassen. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte mir, wie der arme Hauptmann Berkhausen, eine Kugel vor den Kopf geschossen— aber ich fand barmherzige Samariter, die mich pflegten, so daß ich wieder gesund wurde. Und dann— doch das andere gehört nicht hierher! Kurz, ich machte mich auf den Weg nach Deutschland, wurde hierher verschlagen und kam gerade hinein in diese Begeisterung. Und da merkte ich, daß ich den falschen Weg gegangen war.“ Verständnislos blickte Christian ihn an. Doch Eberhard lachte kurz auf und fuhr fort: „Ob ich den rechten Weg wiederfinde, wer kann er wissen? Aber das macht nichts. Das Leben ist doch einmal verpfuscht! Darum trinke, Kamerad Allerkamp! Das ist noch das beste, was man im Leben hat.“ Er stieß mit Christian an und leerte sein Glas auf einen Zug. Dann schenkte er wieder ein. Christian Allerkamp wußte nichts zu lagen. Fast unheimlich erschien ihm das Wesen seines früheren Leutnants, auf dessen Stirn sich die Narbe, die von dem Hiebe des krummen Kosakensäbels herrührte, unter dem Einfluß des feurigen Weins blutrot färbte. „Ich habe meine Sache auf nichts gestellt,“ sprach Eberhard weiter und lachte hart und scharf auf.„Wohin mich das Schicksal treibt, da ist's gut! Krieg ist jetzt die Losung, Christian! Die Welt steht in Waffen! Da wird wohl auch noch für mich ein Platz übrig sein——“ „Aber Herr Leutnant sind doch Offizier—“ „Nicht mehr, Christian! Du weißt doch, daß unser Bataillon wieder unter französischer Fahne fechten soll— aber ich will dieser Fahne nicht mehr folgen! Ich will nicht— und deshalb habe Als dieses nach der Katastrophe von 1806 in dem neuerrichteten Königreich Westfalen aufging, blieb ihm nichts weiter übrig, als in westfälische Dienste zu treten, wie so viele seiner Kameraden aus all jenen Ländern, welche das neue Königreich von Napoleons Gnaden bildeten. Seiner stattlichen Erscheinung wegen war er zu den Gardegrenadieren des Königs Jerome versetzt worden, die in Kassel garnisonierten. Bis zum Jahre 1812 war die Garde Jeromes in Kassel geblieben; dann mußte sie aber auch mit nach Rußland marschieren, wo sie ihren Untergang fand, wie das gesamte Truppenkorps des Königreichs Westfalen. Nur geringe Trümmer kehrten in die Heimat zurück oder retteten sich in die von den Franzosen besetzten preußischen Festungen Danzig, Thorn, Küstrin und andere. Hauptmann Haberland war nach Schlesien verschlagen. Unter der Pflege Fannys erholte er sich zusehends. Aber Fanny sah ein, oaß er zur vollen Wiederherstellung guter, ärztlicher Hilfe bedurfte. In diesem elenden Ort, in diesem armseligen Gasthaus, war ja nichts zu haben, was zur Pflege und Erholung nötig war. So entschloß sie sich denn, mit dem Kranken nach Breslau überzusiedeln, und beauftragte Christian, für ein gutes Fuhrwerk zu sorgen. Aber bis ein solches gefunden, dauerte es noch einige Tage, und dann war es nur ein kleiner Planwagen mit einem kleinen, schwachen Pferdchen bespannt und mit einigen Bündeln Stroh belegt. Aber was half's? Es war doch immerhin eine Fahrgelegenheit und wenn man in eine größere Stadt kam, konnte man ja einen anderen Wagen mieten. So wurde der Kranke, sorgsam in einigen Decken gehüllt, auf den Wagen gebettet: Fanny nahm neben ihm Platz, während sich Christian zu dem Bauern setzte, der das Pferdchen lenkte, und so ging die Reise vor sich. Der Kranke atmete auf. Frische Frühlingsluft umsächelte ihn; vom wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne, die Vögel sangen in den Hecken am Wege, in denen sich der Frühling regte — dankbar sah der Kranke zu seiner jungen Begleiterin auf, die ihm ermutigend zulächelte. Nur mit Mühe hatte Fanny mit ihrem Pflegebefohlenen und dem braven Christian Allerkamp Unterkunft in dem„Braunen Hirsch“, einem kleinen Gasthause in einer schmalen Nebengasse des Ringplatzes, gefunden, denn die ganze Stadt war angefüllt mit Offizieren, Soldaten. Angehörigen der Landwehr, die sich hier sammelte, begeisterten Jünglingen, die sich zu dem freiwilligen Jägerkorps meldeten, und den Angehörigen dieser Männer und Jünglinge, die weil sie zum Waffendienst untauglich waren, ihr Geld und Gut auf dem Altar des Vaterlandes niederlegten. Auf den Hauptstraßen, der Reuschestraße, der Ohlauer Straße, der Schloßstraße, wogte eine lebhaft erregte Volksmenge auf und nieder. Auf dem Ringplatz, auf dem Schloßplatz, auf allen freien Plätzen wurde ererziert und manövriert. Im alten Ständehaus versammelten sich die Provinzialstände, m dem gotischen Rathaus am Ring die Stadtvertretung, auf der Kommandantur die Generäle und Offiziere des Generalquartiermeisterstabes— und im königlichen Schloß residierte der König Friedrich Wilhelm III., umgeben von seinem Hof, von seinen Ministern und seinen Generälen. Da sah man die feine Diplomatengestalt des Ministers von Hardenberg aus= und eingehen; die charakteristische derbe Erscheinung des Generals Blücher, mit blitzenden Jünglingsaugen unter den buschigen, weißen Brauen, erweckte die Begeisterung des Volkes; mit Vertrauen sah man auf die schlanke Soldatengestalt eines Gneisenau und die schlichte Gestalt eines Scharnhorst mit dem feinen, geistreichen Gesicht des Denkers, und jubelnd begrüßte man den Kaiser Alexander von Rußland, der von Kalisch gekommen war, um mit dem König von Preußen ein Schutz= und Trutzbündnis gegen Napoleon zu schließen. Die Würfel waren gefallen! Der König stellte sich an die Spitze seines Volkes, um das französische Joch abzuschütteln. Am 3. Februar schon erging des Königs Verordnung zur Bildung freiwilliger Jägerkorps, zu denen sich sofort 10000 begeisterte Jünglinge meldeten; am 9. die Aufhebung aller bisherigen Befreiungen vom Waffendienst, und oann kam die großte Tat: der Aufruf„un mein Volk“. und mit ihm die Begründung der Landwehr und des Landsturms! Hundertundzwanzigtausend Mann, unter ihnen Jünglinge von 17 Jahren und Männer mit ergrauendem Haar, traten in Reih und Glied der Landwehr zur Verteidigung des Vaterlandes. zum Kampfe für die Freiheit Preußens und Deutschlands! Mit Gott für König und Vaterland!— das war der Ruf, mit dem diese Söhne Preußens in den Kampf zogen. Wie klopfte das Herz Fannyo, wenn sie, am Fenster ihres Zimmers stehend, die begeisterten Scharen der Freiheitskämpfer vorüberziehen sah! Wenn sie die Hörner der freiwilligen Jäger hörte oder das dumpfe Rasseln den Trommeln der Aus Paderborn u. Nachbarschaft. Paderborn, 21. Juni. G Am heutigen Tage findet die feierliche Eröffnung der Ausstellung statt und damit die Krönung des großen Unternehmens, das in erster Linie der Tatkraft des hiesigen Handwerks zu verdanken ist und von der Sympathie der weitesten Kreise unserer Bevölkerung getragen wird. Von Herzen begrußen wir Se. Durchlaucht den Prinzen von RatiborCorvey, Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, der sich, als der Gedanke der Ausstellung greifbare Gestalt annahm, sofort bereit erklärte, das Protektorat der Veranstaltung zu übernehmen, deren Werden er stets mit der größten Aufmerksamkeit verfolgt hat, und der nunmehr persönlich erscheint, um durch die Eröffnung der Ausstellung zu bezeugen, welche Bedeutung er ihr beimißt und welche Hoffnungen für das Gewerbe und das öffentliche Wohl er auf sie setzt. Möge er von dem mit größtem Eiser und der hingebendsten persönlichen und materiellen Opferwilligkeit so vieler unserer Mitbürger geförderten und geschaffenen Werke einen guten Eindruck gewinnen und die Ueberzeugung mit nach der Provinzialhauptstadt nehmen, daß in Paderborn ein fester Wille und eine rastlose Tatkraft waltet, um dem Wohle des Ganzen und insbesondere der Sache des Mittelstandes zu dienen, die Ausstellung selbst aber möge die Erwartungen erfüllen, die auf sie gesetzt werden, und dem Ruhmeskranze unserer Stadt ein neues immergrünes Ehrenblatt einflechten! : An die Bürgerschaft unserer Stadt ergeht die freundliche Bitte, durch reiches Beflaggen der Straßen und Häuser zur Hebung der Eröffnungsfeier das Ihrige beizutragen. 6 Der amtliche Hauptkatalog der Ausstellung, herausgegeben von der Ausstellungsleitung, ist soeben erschienen. Als Titelbild bringt er das wohlgetroffene Portrait des Protektors, Sr. Durchlaucht des Oberpräsidenten Prinzen zu Ratibor und Corvey, außerdem enthält der Katalog zahlreiche Ansichten von Paterborn, namentlich von AltPaderborn, eine Geschichte des Entstehens der Ausstellung, eine Abhandlung über das Paderborner Handwerk, einen Rundgang durch das Ausstellungsgelände und längere Artikel über Paderborn und seine Sehenswürdigkeiten, sowie über die Bau= und Kunstdenkmäler und einen Rundgang durch die Stadt. Nach einem Verzeichnisse der Behörden, Theater, Konzerte, Verkehrseinrichtungen, Spaziergänge und Ausflüge folgt die Liste der ausstellenden Firmen nach Nummern geordnet, sodann dieselbe nach Gruppen und ein alphabetisches Verzeichnis der Aussteller. Daran schließt sich der Anzeigenteil. Dem Katalog ist ein Plan der Stadt Paderborn beigegeben. § Erstkommunion. Morgen, Sonntag, seiern in der Universitätskirche 40 Schüler des Gymnasiums das Fest ihrer ersten heiligen Kommunion. Den Vorbereitungsunterricht erteilte Herr Oberlehrer Horsthemke. In der Kapuzinerkirche begehen 17 Schüler von Reismann's Institut dieselbe Feier. Die Vorbereitung erfolgte durch Herrn Religionslehrer Hilker. „+ D a s n e u e D i ö z e s a n m u s e u m w i r d m o r g e n, S o n n tag, von 11—12½ Uhr für das Publikum geöffnet sein. Den Eingang zum Museum, das sich bekanntlich im Generalvikariat befindet, bildet die Eingangstür zur früheren Kreissparkasse. Der Eintrittspreis ist äußerst niedrig bemessen, er beträgt nur 10 Pfg. Horn, 20. Juni. In einer Wirtschaft auf der Lohner Warte stahl ein Dieb ein Fahrrad und fuhr davon. Der Bestohlene verfolgte seine Spur, und es gelang ihm, den Dieb in Erwitte zu ermitteln und dessen Verhaftung zu veranlassen. — Bodenwerder, 26. Juni. Am letzten Sonntag wurde auf dem nahen Eckberge der Grundstein zum Bismarckturm in feierlicher Weise gesetzt. Die Einweihung des Bismarckturmes soll zum Sedanfest erfolgen. S Sende bei Verl, 20. Juni. Aus Anlaß des Kaiserjubiläums ist dem Gutsbesitzer Herrn Joh. ElbrachtKaiser Wilhelm empfing an seinem Jubiläumstage auch die als Komitee für das Ehrengeschenk der Armee erscheinenden Generalfeldmarschälle, Generalobersten und Generale: Generalfeldmarschal! Graf von Haeseler überreichte dabei Seiner Majestät einen Feldmarschallstab, den der Kaiser, der bei jeder Gruppe mit wenigen freundlichen Worten dankte, entgegennahm, indem er hervorhob, daß es ihn besonders freue, das Geschenk der Armee aus den Händen eines der glorreichen Mitkämpfer seines Großvaters entgegennehmen zu können. In unserem heutigen Bilde zeigen wir den prächtigen Marschallstab. der ein Werk der Hofgoldschmiede Sy und Wagner ist. Hulsewen von hier in Anerkennung seiner Verdienste um die Hebung und Förderung der Landwirtschaft und Viehzucht in hiesiger Gegend der Kgl. Kronenorden 4. Klasse verliehen worden. (O Detmold, 18. Juni. Während der gestrigen Uebung des 3. Bat. der 55er in der Senne wurde der Bataillonsadjutant Leutnant Mummenthey beim Absteigen vom Pferde von einem Hufschlag gegen den Fuß geschlagen und schwer verletzt. (0 Detmold, 20. Juni. Die fürstliche Domäne Johanettental, die dicht vor den Toren Detmolds liegt, ist in den letzten Tagen von dem neuen Pächter Rath übernommen worden. Die Pachtzeit beträgt 18 Jahre. Großes Aufsehen rief es bei der Neuverrachtung hervor, daß der neue Pächter ein Pachtangebot in Höhe von 25000 Mark abgab, während der bisherige Pächter ungefähr 15 500 Mark pro Jahr bezahlte. Aus dem Sauerlande. Warstein, 20. Juni. Zum I. Beigeordneten für das Amt Warstein ist nach vorgängiger Anhörung der Amtsversammlung der Gemeindevorsteher und Gutsbesitzer Kaspar Verghoff in Allagen durch den Oberpräsidenten ernannt worden.— Zwischen der Stadt und der Gasgesellschaft ist eine Verständigung zustande gekommen, wonach nunmehr in sämtlichen Straßen der Stadt das Kreiselektrizitätswerk elektrische Leitungen für Lichtzwecke legen darf. Bisher stand diesem der zwischen der Stadt und der Gasgesellschaft geschlossene Vertrag entgegen. Mit der Verlegung der Kabel wird schon alsbald begonnen. Sichtigvor, 20. Juni. 30 000 Mark Hypotheken ausgefallen, sind bei der gestrigen Zwangsversteigerung des Gasthofs Kemper. Die Besitzung war mit rund 70000 Mark belastet und wurde nunmehr von dem früheren Besitzer Rentner Fritz Beckmann von hier für 40 800 Mark wieder erworben. pn Iserlohn, 19. Juni. Bei der gestern zu Schwerte abgehaltenen Kreissynode wurde als Nachfolger des Suxerintendenten Packe werr Pastor Winkelmann zu Elsey mit 32 von 34 abgegebenen Stimmen zum Superintendenten der Diözese Iserlohn gewählt. — Menden, 19. Juni. Infolge Sitzschlages starb der Arbeiter J. Hannes von hier, der auf der Gramannschen Fabrik in Westig beschäftigt war. = Hemer, 19. Juni. In der letzten Sitzung des Schulverbandes für Hemer und Becke wurden für das Jugendfest, das am nächsten Sonntag auf der Hermannshöhe stattfindet, 350 Mk. gestiftet. Die Kinder, die am Festzuge und den turnerischen Vorführungen teilnehmen, sollen mit Kuchen und Kaffee bewirtet werden. Die Kosten trägt die politische Gemeinde Hemer. pu Hemer, 20. Juni. Bei der Schweinezällung wurden in den 13 Gemeinden des Amtes Hemer verzeichnet:1301 Gehöfte und 1500 Haushaltungen mit Schweinezucht und mit 3323 Schweinen. = Callenhardt, 20. Juni. Am Oberlaufe der Lormecke befinden sich mehrere Felsen, die schon wegen ihrer Größe und Mächtigkeit das Interesse eines jeden Wanderers wachrufen, die aber auch sonst in mehrfacher Hinsicht sehr interessant sind. In einem der Felsen befindet sich, lt. Patr., eine Höhle, die so groß ist, daß sie an Höhe, Länge und Breite einer mittelgroßen Kirche nichts nachgibt. Vergebens sucht man in dieser Höhle nach Tropfsteingebilden, wie sich solche in der etwa eine Stunde entfernten Bilsteinhöhle in prächtiger Gestaltung finden, obwohl man solche unwillkürlich erwartet. Die Gesteinsformationen sind jedenfalls dieselben, und danach müßten derartige Gebilde vorhanden gewesen sein, die aver von den, wenn auch seltenen Besuchern,— die Höhle ist nur wenigen bekannt— in ihrer kurzsichtigen und vandalistischen Manier mitgenommen oder zerstört worden sind. Geringe Ansätze von Stalaktiten sind noch stellenweise zu sehen, die diese Ansicht bestätigen. Den Boden der Höhle bildet Lehm und allerlei verwittertes Gestein. Auf jeden Fall dürfte diese Höhle, die schon sehr alt zu sein scheint, wert sein, einmal von Kundigen genau untersucht zu werden, zumal man vor wenigen Jahren auch einige Knochenfunde hier gemacht hat, die leider achtlos beiseite geworfen sind. Im Hintergrunde dr Höhle befindet sich ein Gang, durch den man sich bis zu einer gewissen Entfernung hindurchzwängen kann. Einige hohlklingende Stellen an den Seitenwänden lassen vermuten, daß sich hier noch größere Hohlräume befinden. = Halingen bei Fröndenberg, 20. Juni. Hier wurde an der Kreisstraße ein zugereister Arbeiter überfallen. Man nahm ihm die Kleider nebst 25 Mark ab. Da der Ueberfallene sofort der Polizei durch einen Fernsprecher Kenntnis geben konnte, gelang es bald, den Täter in dem Arbeiter K. aus Menden„zu ermitteln und festzunehmen. — Werdohl, 20. Juni. Hier starb eine unserer ältesten Mitbürgerinnen, Fräulein Henriette Funke, im 85. Lebensjahre. Sie galt als eine Frundin und stille Wohltäterin der Bedürftigen. Mit ihr ist zugleich ein Stück der Geschichte von Alt=Werdohl aus dem Leben geschieden. — Hagen, 27. Juni. Ein umfangreicher Fahrkartenbetrug ist hier aufgedeckt worden. Mehrere Personen wußten Blankofahrscheine der preußischen Staatseisenbahnen, die handschriftlich ausgefüllt werden, in ihren Besitz zu bringen und unternahmen auf diese immer wieder zurückbehaltenen und abgeänderten Fahrkarten kurze und weite Reisen zweiter Klasse. Jüngst wurden in einem D=Zug zwischen Hagen und Köln zwei Frauen aus Hagen ertappt. Inzwischen wurden drei weitere Personen, ein Wirt, ein Architekt und ein Bahnsteigschaffner, hier und auswärts verhaftet. + Rummenohl bei Hagen, 20. Juni. Bei einem Gewitter schlug der Blitz in die Besitzung des Landwirts Reinecke zu Efringhausen und zündete. Das Anwesen brannte nieder; es konnte nur das Vieh in Sicherheit gebracht werden. Aus den Provinzen. — Hamm i. W., 19. Juni. Die Stadtverordneten bewilligten 125000 Mark für den Umbau der Werkstatt= und Lagerräume, sowie den Neubau einer Wagenhalle der Straßenbahn. Ferner genehmigten sie die Einrichtung einer besonderen Solbadabteilung und die Herstellung eines Frei= und Luftbades innerhalb der städtischen Volksbadeanstalt. Die Kosten betragen zusammen 23000 Mark. I. Bochum, 19. Juni. Der Vorsitzende des Provin„zialverbandes westfälischer Turnlehrervereine und Ehrenmitglied der deutschen Turnerschaft, Oberturnlehrer Walde, beging heute in seltener Körperfrische seinen 70. Geburtstag. Am Mittwoch abend brachten ihm die Turnvereine und die ehemaligen Gymnasialschüler einen Fackelzug. Im Turnleben Westfalens, insbesondere des rheinisch=westfälischen Industriebezirkes, nimmt Walde eine führenden Stellung ein. Seit 39 Jahren wirkt er in diesen Bezirken hervorragend auf turnerischem Gebiete, gilt er doch in der deutschen Turnerschaft des Westens als Bahnbrecher der Turnkunst. Für die körperliche und geistige Frische des Turnvaters Walde stricht die Tatsache, daß er noch gals Siebzigjähriger der Männerriege des Bochumer Turnvereins vorturnt. — Bochum, 20. Juni. In der Wohnung des 60jährigen Maurers Rafael in der Gerberstraße hat sich gestern abend ein blutiger Streit abgespielt. Der 28jährige Sohn des Rafael verlangte von seinem Vater Geld, das dieser ihm aber nicht gab. Es entstand ein Wortwechsel, in dessen Verlauf der Vater ein Messer zog und es seinem Sohne ins Herz stieß. Der Sohn war auf der Stelle tot. Der Mörder wurde verhaftet. — Düsseldorf, 20. Juni. Die Konsuln der in Rheinland und Westfalen hauptsächlich vertretenen Länder hielten hier heute eine Besprechung über die Möglichkeit der Beschickung der Großen Ausstellung 1915 ab. Oesterreich, Belgien und Holland stellten eine Beteiligung in Aussicht; auch Italien, England sowie Schweden und Norwegen gaben ein großes Interesse an der Ausstellung zu erkennen. Ueber die geeignete Form, in der die ausländischen Industrieen auf die Ausstellung aufmerksam gemacht werden, sollen, wurde in allen Teilen eine Verständigung erzielt. X Göttingen, 20. Juni. Der Senat der Kaiser Wilyelm=Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften hat in seiner Sitzung am 17. d. Mts. beschlossen, in Göttingen ein von Professor Dr. Prandtl zu leitendes Forschungsinstitut für Hydrodynamik und Aerodynamir zu errichten. Die wissenschaftlichen Untersuchungen über die Gesetze der Wasser= und Luftströmungen, wie sie hier seit Jahren im Institut für angewandte Mechanik und in der Versuchsstation der Motorluftfahrt=Studiengesellschaft mit glänzendem Erfolge angestellt worden sind, werden nun mit größeren Mitteln systematisch weiter verfolgt werden können. 8 Göttingen, 20. Juni. Mit Genugtuung ist in der hiesigen Studenschaft die Nachricht ausgnommen worden, daß unter der Professorenschaft für die demnächst zu gründende Lesehalle eine Sammlung veranstaltet ist, die den Betrag von 10679 Mk. ergab. Damit ist die baldige Gründung der Lesehalle gesichert. X Emden, 20. Juni. Die Einführung des Achtuhrladenschlusses, für die schon seit langem gestritten wird, wird mit dem 1. Juli erfolgen, nachdem die gegen diese erhobenen Bedenken zuständigen Orts fallen gelassen sind.— Die zweite an dem Raubmorde des Händlers Boer in Betracht kommende Person, der Arbeiter Saueressig, ist in Moorhusen verhaftet worden. In Weener ist ein 22jähriger Arbeiter im BrauereiEiskeller von Eismassen verschüttet und getötet worden.— Die Heringszufuhren erfolgen gegen das Vorjahr um etwa drei Wochen früher, sodaß auf eine günstige Saison gerechnet werden kann, 22 23 Landwehr! Mit hinausziehen zu können in den Kampf für die Freiheit wünschte sie sich; an der Spitze dieser Heldenjünglinge zu kämpfen, und wenn es sein sollte, zu sterben. Der Tod für die Freiheit, für das Vaterland, düntte ihr kein Opfer mehr und ihr frauenhaftes Empfinden wurde zurückgedrängt durch die allgemeine Begeisterung, welche das preußische Volk durchlohte. Selbst Christian Allerkamp wurde durch diese Begeisterung angesteckt. „Wenn der verfluchte lahme Arm nicht wäre.“ brummte er,„so ließe ich mich wahrhaftigen Gottes bei der Landwehr einschreiben. Aber wer nimmt solch einen armseligen Krüppel, der keine Muskete mehr halten kann? Der Deuwel soll den Kosaken holen, der mich zum Krüppel machte.“ Zweifelnd stand Hauptmann Haberland, der sich langsam erholte, und schon am Fester sitzen konnte, dieser allgemeinen Begeisterung gegenüber. In seiner Brust schlug wohl ein treues, deutsches Herz, aber er war zu lange Soldat gewesen, er hatte das Schlachtengenie Napoleons allzusehr erkannt, als daß er diesem Volksheer allzugroßes Vertrauen entgegenbringen konnte. „Ihr denkt euch den Kampf gegen den Napoleon allzu leicht,“ sagte er kopfschüttelnd. „Ich habe in Spantien und in Tirol gefochten. Da stand auch das Volk in Waffen, und doch bändigte die Kriegskunst Napoleons die Völker, daß sie knirschend zu seinen Füßen lagen.“ „Abev in Rußland ist seine Macht gebrochen, Onkel.“ „In Rußland waren es der Schnee und die Kälte, die ihn besiegten, Mädchen. Mit den russischen Herren wäre er schon fertig geworden. Noch an der Beresina wagten sie nicht, uns ernsthaft anzugreifen. Nun rüstet er sich aufs neue — und du sollst sehen, daß er in wenigen Wochen mit einem neuen, gewaltigen Kriegsheer auf dem Kampfplatz auftritt.“ „Du bist ein Verehrer Napoleons, Onkel.“ „Ich bewundere seine Kriegskunst, sein organisatorisches Geschick— ich liebe ihn nicht — dazu hat er mein Vaterland allzusehr niedergedrückt— aber er ist unbesiegbar, so lange ihn sein eigenes Volk, sein eigenes Land nicht im Stich läßt.“ „So wird auch das deutsche Volk unbesiegbar sein, wenn es sich nicht selbst aufgibt,“ rief Fanny begeistert. „Ach, das deutsche Volk,“ entgegnete der Hauptmann mit bitterem Lächeln.„Wo ist er denn?— Oesterreich steht noch abseits— es will neutral bleiben. Sachsen, Bayern, Württemherg, Baden und alle die anderen deutschen Rheinbundstaaten halten an dem Bündnis mit Napoleon fest— wo ist das deutsche Volk, das Freiheit bringen wird?“ Fanny ließ den Kopf sinken; die bitteren Worte ihres Oheims lasteten schwer auf ihrem Herzen, daß sie fast mutlos ward. Da scholl lauter Lärm, Waffengeklirr, Hörnerklang und Gesang von der Straße herauf. Eine Abteilung der Lützower Jäger in ihren schwarzen Uniformen, voran ein Hornist, zog vorüber, begleitet von Frauen und Kindern, die mit Tüchern wehten und den jungen Kriegern zujubelten. Mit begeisterten Blicken schwangen die Jünglinge die Waffen, und machtvoll brauste ihr Gesang daher: Das Volk steht auf, der Sturm bricht los. Wer legt noch die Hände feig' in den Schoß? Pfui über dich Buben hinter dem Ofen, Unter den Schranzen und unter den Zofen! Bist doch ein ehrlos erbärmlicher Wicht; Ein deutsches Mädchen kennt dich nicht, Ein deutsches Mädchen erfreut dich nicht, Und deutscher Wein erquickt dich nicht. Stoßt mit an, Mann für Mann, Wer den Flamberg schwingen kann! In Fannys Augen leuchtete es auf. Fest preßte sie die Hand auf das wildpochende Herz. „Höre den Gesang, Onkel!“ sprach sie mit bebender Stimme.„Sieh die jugendlichen Gestalten! Sieh die Begeisterung in ihren Augen lodern, und dann zweifle noch an dem Sieg der Freiheit, der Wahrheit und des Rechtes.“ „Es ist etwas Schönes um die Begeisterung, aber zum Kriegführen gehört noch etwas mehr," brummte der Hauptmann. Der Jubel, der Gesang, der Hörnerklang verhallten in der Ferne. Die Straße lag leer und verlassen da: alle Anwohner waren der ausmarschierenden Schar nachgezogen, um sie ein Stück Weges zu begleiten. Nur in dem Toreingang des alten Hauses da drüben stand noch die Gestalt eines jungen Mannes in zerschlissener Kleidung, den linken Arm in einer Binde, die schon recht alt und mitgenommen aussah. Er sah den ausziehenden schwarzen Jägern nach, dann starrte er empor zum Fenster, an dem Fanny stand, und eine tiefe Blässe überzog sein hageres Gesicht. Auch Fanny hatte den einsamen Mann gesehen. Und wie ihre Blicke seinen Augen begegneten, da erschrak sie heftig. War es eine Täuschung ihrer Sinne? War es ein Gespenst, das ihr erschien? Konnten die Toten auferstehen? — War es Eberhard Heiderstedt, der längst tot Geglaubte, der da unten in dem Hauseingang stand, in zerschlissenen, armseligen Kleidern? In den Augen den Gram der Verzweiflung, auf dem hageren Antlitz die Spuren eines tiefen Kummers. Sie wollte das Fenster öffnen, sie wollte den Einsamen anrufen, da verließ dieser den Hauseingang und eilte mit raschen Schritten die Gasse entlang, auf die sich schon die Dämmerung des Abends niedersenkte. „Was hast du, Mädchen?“ fragte der Hauptmann.—„Wohin willst du?“ Doch Fanny hörte nicht auf ihn. Sie eilte hinaus. An der Haustür begegnete sie Christian. „Haben Sie die Lützower gesehen, Fräulein?“ fragte er lachend.„Famose Burschen! Schade fürs Kanonenfutter.“ „Ja— ja,“ entgegnete Fanmy atemlos. „Aber sahst du nicht den Mann, der dort in der Haustür stand?“ „Nein, Fräulein——“ „Geh' ihm nach! Er ist dort die Straße hinuntergeeilt! Lauf'— spute dich! Du mußt ihn einholen! Es ist— o mein Gott, wenn ich mich nicht getäuscht hätte!— es ist Heiderstedt!“ „Nanu?!— Leutnant Heiderstedt?— Mein Leutnant?— Wie sollte er denn hierher kommen? Das ist unmöglich, Fräulein!“ „Ich habe ihn deutlich erkannt!— Eile dich! — Du mußt ihn finden. Geh— geh!“ „Na, ich will's versuchen, Fräulein, aber ich glaube nicht daran. Wir ließen ihn in einer Schenke in dem Wald von Kowno zurück— er lag in den letzten Zügen——“ „Geh— geh— ich bitte dich,“ flehte Fanny in angstvoller Aufregung. Sie schob Christian zur Tür hinaus und er stolperte eilig davon. Als er um die nächste Straßenecke bog, sah er eine einsame Mannesgestalt langsam, und wie in tiefen Gedanken versunken, an den Häusern entlang schleichen. Das mußte der Mann sein. den das Fräulein meinte! Vorsichtig virschte sich der wackere Christian näher. Man konnte ja nicht wissen, mit wem man es zu tun hatte. Es trieb sich viel verdächtiges Gefindel i der großen Stadt umher, und sehr vertrauenerweckend sah der Mann gerade nicht aus. Jetzt stand der Fremde still und schien nach dem rechten Wege Ausschau zu halten, da sich hier mehrere Straßen kreuzten. Nach kurzem Umblick wollte er seinen Weg fortsetzen; da stand Christian an seiner Seite und sah ihm in maßlosem Erstaunen in das Gesicht. „Bei meiner armen Seele— Herr Leutnant — sind Sie's wirklich?“ rief er aus. Ein tiefer Not überzog die eingefallenen Wangen des Fremden.—„Christian Allerkamp— wie kommst du hierher?“ fragte er.„Ja— ich bin's— Leutnant Heiderstedt—“ „Herr Leutnant— mein lieber Herr Leutnant— ach, die Freude, daß Sie noch leben! — Oh, wie wird sich Fräulein Fanny freuen! — Nein, nein— so was!— Und ich glaubte Sie schon längst gestorben und begraben im Walde von Komno!“ „Es wäre besser, ich wäre tot.“ entgegnete Eberhard, und ein bitteres Lächeln zuckte um seinen Mund. „I bewahre!— Jetzt geht das Leben erst recht an. Kommen Sie nur mit zu Fräulein Fanny— „Wie kommt das Fräulein hierher?“ „Wir pflegen ihren Onkel— wissen Sie, den Hauptmann Haberland von den westfälischen Gardegrenadieren— beide Füße sind ihm erfroren — aber, kommen Sie nur! Nein, diese Freude!“ Und dem ehrlichen Burschen liefen die hellen Tränen über die Backen. „Ich kann nicht mitkommen,“ entgegnete Eberhard.„Grüße das Fräulein und sage ihr, daß sie mich vergessen möchte——“ „Aber, Herr Leutnant!?“". „Ich verlasse noch heute Breslau— komm mit, wir wollen ein Glas Wein zusammen trinken. Dabei kannst du mir erzählen, wie es daheim ergangen ist. Du bist auch verwundet gewesen?“ „Ja— ich hab' einen lahmen Flunk davongetragen. Und Herr Leutnant tragen noch den Arm m der Binde?“ „Oh, der ist so gut wie geheilk. Ich muß ihn nur noch etwas schonen. Doch komm, wir wollen nach meinem Quartier gehen.“ Es war vollständig Abend geworden, aber auf dem Ringplatz und der Ohlauer Straße, die die beiden alten Kriegskameraden durchschritten, herrschte noch ein reges Leben und Treiben. Offiziere aller Waffengattungen promenierten auf und ab und schäkerten wohl auch mit den hübschen Bürgermädchen, welche vor den Türen der Häuser standen: Landwehrmänner, freiwillige Jäger, Patrouillen von Linientruppen gingen vorüber; in den Schenken und Konditoreien saßen die Bürger in eifrigem Gespräch zusammen: Arm in Arm stürmte eine Schar Knaben daher, ein patriotisches Lied singend. Aber in Scherz und Ernst, bei den Bürgern und Soldaten, bei jung und alt, bei Mann und Weib, da machte sich eine gehobene, fast feierliche Stimmung geltend, als feierte man ein großes, allgemeines Fest, an dem das ganze Volk teilnahm. „Was sagen Sie zu diesem Treiben, Herr Leutnant?“ sagte Christian, als sie das Ohlauer Nr. 165. Samstag Westsälisches Volksblatt Sauerländer Tageblatt Zweites Blatt. 21. Juni 1913. 4000 neue Offiziere! = So klagen und schreiben manche, die nur von der Vermehrung der Offiziersstellen einmal gelesen haben. Die Sozialdemokraten aber benutzen diese Forderung zur ganz besonderen Hetze. Wie steht es mit der Frage? Zunächst gehen nach dem Antrage des Zentrums überhaupt 1000 Leutnants ab, welche nicht bewilligt worden sind(es handelt sich hier allein um die Zahlen für Preußen, wo die Gesamtvermehrung der Offiziere über 3000 beträgt). Man kann also nur von 2000 neuen Stellen reden. Von diesen fallen 1300 Offiziere auf die neuen Bataillone, Regimenter und Komragnien! Daß man diese bewilligen muß, ist klar. Es bleiben also noch rund 600 Offiziersstellen übrig, welche auf die vorhandenen Regimenter verteilt werden. Bei der Infanterie werd es nach Annahme dieser Forderung so sein, daß in jedem Regiment 7 Offiziere(ein Oberstleutnant, 3 Majore und 3 Hauptleute) sind. Daraus erhob sich die Anklage, diese Offiziere hätten im Frieden nichts zu tun. So ist es nicht. Der Oberstleutnant beim Stabe des Infanterie=Regiments leitet die Uebungen des Beurlaubtenstandes beim Regiment, übernimmt die Führung von übenden Reserve=Regimentern und die Leitung von Uebungskursen der Offiziere des Beurlaubtenstandes auf den Truxxenübungsplätzen. Er ist der berufene Vertreter des Regimentskommandeurs bei dessen Abwesenheit usw. Er unterstützt den Regimentskommandeur in der praktischen und wissenschaftlichen Fortbildung der Offiziere(Vorbereitung und Anlage von Uebungs= und Erkundigungsgängen und =Ritten, des Kriegsspieles, Aufgabenstellung und Beurteilung von Winterarbeiten, Vorträgen usw.), in der Ausbildung der Truppe im Gelände und auf dem Truppenübungsplatze(Erkundungen, Zieldarstellung, Schiedsrichter dienst, Verhütung von Flurschäden usw.), in der Aufguben stellung und Leitung von Felddienstübungen(namentlich für die älteren Hauptleute) und von Uebungen in kriegs starken Verbänden, in der Leitung der Ausbildung der Oberleutnants und Leutnants im Turnen, Fechten und Reiten. Weiter findet er Verwendung als Vorsitzender der Regimentsbekleidungskommission, Musikkommission, der Kommission zur Verwaltung des Offizier=Unterstützungs fonds, als Vorsitzender oder Mitglied in den zur Verwal tung von Garnisoneinrichtungen eingesetzten Kommissionen (z. B. Garnison=Schulausschuß, Schießstands=, Militärbiblio theks=, Schwimmanstaltskommission, zur Verwaltung der besonderen Fonds des Regiments, im Gerichtsdienst. Die Majore beim Stabe des Infanterie=Regiments übernehmen die Führung von übenden Reserve=Bataillonen und die Ausbildung der Offiziere und Offiziersastiranten des Beurlaubtenstandes, deren Förderung von besonderer Bedeutung ist. Sie sind die berufenen Vertreter der Bataillonskommandeure bei deren Abwesenheit usw. Sie entlasten die Bataillonskommandeure von allen mit ihrem Truppenkommando nicht notwendig verbundenen Dienstver richtungen. Die Etatserhöhungen stellen derart gesteigerte Anforderungen auch an die Bataillonskommandeure, daß ihnen alle Nebenaufgaben unbedingt abgenommen werden müssen. Die Majors beim Stabe übernehmen die theo retische Ausbildung der Fahnenjunker, sie leiten die be sondere Ausbildung der Einjährig=Freiwilligen, sie finden Verwendung bei Ausbildung von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften in besonderen Dienstzweigen(im Feldpionierdienst, in der Verwendung der Kriegsfahrzeuge u. a m.). bei Vorbildung der Verpflegungsoffiziere, bei Gelände=Erkundung für Schieß= und sonstige Uebungen, Vor bereitung und Zielaufbau für das gefechtsmäßige Schienen, als Schiedsrichter und Nachrichtenoffiziere, als Führer des markierten Feindes bei Uebungen auf den Exerzierplätzen und im Gelände, zur Leitung und Führung bei Uebungen in kriegsstarken Verbänden, zum Abschätzen von Flurschiden. Einer von ihnen ist Mitglied der Regimentsbekleidungskommission, ein anderer erteilt den Offizier=, Turn=, Fecht und Reitunterricht, einer übernimmt die Aufsicht über Gar nisoneinrichtungen(Arrestanstalt, Feuerlöschwesen u. dgl.). Sie verwalten die Fonds des Regiments, wirken in den Kommissionen zur Verwaltung von Garniseneinrichtungen und übernehmen den Gerichtsdienst. Der jung Hauptmann beim Stabe jedes Infanterie und Jägerbataillons ist eine neue Einrichtung. Die ersten Stellen— bei jedem Infanterie=Regiment eine— sind durch die Heeresvorlage 1912 geschaffen. Sie haben sich außer ordentlich bewährt und werden künftig noch an Bedeu tung gewinnen zur Entlastung der durch die Ausbildung ihrer Kompagnien infolge der Etatserhöhungen noch mehr in Anspruch genommenen Kompagniechefs. Zu ihren Frie densaufgaben gehört vor allem die Führung und Aus bildung der Uebungsformationen— Reservekompagnie, Landwehrübungen, Uebungskompagnien für Offiziere und Offiziersaspiranten des Beurlaubtenstandes— auf den Truppenübungsplätzen. Sie übernehmen die Vertretung von Komxagniechefs bei deren Abwesenheit, leiten und führen bei Uebungen in kriegsstarken Verbänden, übernehmen die Ausbildung der Unteroffiziere und Mannschaften am Entfernungsmesser, im Winkerdienst, im Radjahren, die Ausbildung der Fernsprechtruppe und dergleichen. Sie nehmen den Kompagniechefs den Gerichtsdienst ab, finden Verwendung als Schiedsrichter und Nachrichtenoffiziere, als Führer des markierten Feindes bei Uebungen auf den Exerzierplätzen und im Gelände. Auch kommen sie für den Unterricht im Kaxitulanten= und Militäranwärterunterricht und für die Ablösung der Komragniechefs in den everschiedenen Verwaltungskommissionen in Betracht. Bei den anderen Waffengattungen ist es ähnlich. Die Friedenstätigkeit wird namentlich jetzt eine erhöhte, wenn die Uebungen des Beurlaubtenstandes zahlreicher und im Winter stattfinden. Aber der Hauptwert dieser Stellen liegt in der Mobilmachung. Bisher war ein ganz rieskger Wechsel von Offizieren für die Mobilmachung vorgesehen, fast jedes Bataillon sollte einen anderen Major usw. erhalten. Man hatte eben keine aktiven Offiziere für die Reservebataillone. Dies ist ein großer Nachteil. Nach Annahme der Stellen ist es anders. Das aktive Heer rückt mit seinem im Frieden ihm bekannten Führer aus. Die neubewilligten Offiziere aber bleiben da als die ersten Führer aller Reserveformationen. So kommt in die ganze Mob’lmachung mehr Ruhe und in die Feldtruppe mehr Stetigkeit. Darum sind diese Offiziersstellen für die Rriegsformation unentbehrlich und ihre Ablehnung von den denkbar schlimmsten Folgen. In unserer Mobilmachung würde eine schwere Lücke gerissen werden, unsere Schlagfertigkeit würde unterbunden werden. Hier muß der Reichstag der Vorlage zustimmen. Unser Wirtschaftsleben und die modernen Verkehrsverhältnisse. Ein zeitgemäßes Wort. Von H. v. d. Alle. m Als im vergangenen Herbste die ausgedehnten Verkehrsstockungen im Rheinland und Westfalen auftraten, die bis weit in die Monarchie hinein störend empfunden wurden, hörte man von allen Seiten, in der Presse und in den Parlamenten, die schärfsten Klagen und Vorwürfe gegen die Eisenbahnverwaltung, daß sie für solche besonderen Fälle nicht ausreichende Mittel, zur Verfügung habe. Wenn man aber den Ursachen dieser Störungen eingehend auf den Grund geht, so wird man finden, daß unsere Verkehrsverwaltung nicht so ausschließlich die Schuld trägt, sie ist weit mehr in anderen Ursachen begründet, hauttsächlich in der ganz außergewöhnlichen Wirtschaftsentwielung in den genannten Gebieten. Diese wirtschaftliche Entwicklung führte im Herbst 1912 plötzlich zu einer solchen Hochkonjunktur, zu einem solch ungewöhnlichen Bedarf an Wagen, daß die Bahn nicht mehr Rat schaffen konnte und die unangenehmsten Verkehrsstockungen mit langen kostspieligen Lagerzeiten eintraten. Zwar hatte die Staatseisenbahnverwaltung nach Besprechungen mit den Handelskammern schon in Rücksicht auf den voraussichtlichen Aufschwung viel mehr Wagen als im Vorjahre zur Verfügung, aber sie erwiesen sich als nicht im geringsten für die Anforderungen ausreichend. Anderseits standen auf einzelnen Bahnhösen gerade in jener Bedarfszeit oft lange Züge leerer Wagen unbenutzt. Sie konnten aber nicht benutzt und an ihre Bedaorfsorte geführt werden, weil es an der Moglichkeit sehlte, sie zu befördern. Und das ist in folgendem begründet. An und für sich ist das niederrheinisch=westfälische Industriegebiet ein großer Bahnhof mit einer, wie ein Blick auf die Eisenbahnkarte zeigt, außerordentlich entwickelten Gleisanlage. Es wimmelt von Schienensträngen. Und doch reichen sier nicht aus. Personen= und Güterverkehr, schnell und langsam fahrende Züge sind auf dieselben Gleise angewiesen und stören sich so in der empfindlichsten Weise. Der Personenverkehr hat vor dem Güterverkehr den Vorzug. So kommt es, daß oft Güterzüge auf Bahnhösen und Ausweichestellen liegen müssen, um D=Züge usw. vor Deutsches Reich. Keine Englandreise des Kaisers. Einem Berliner Telegramm der Köln. Ztg. zufolge finden die Nachrichten über einen Besuch des Deutschen Kaisers in England in diesem Jahre an unterrichteten Stellen keine Bestätigung. Graf Feilitzsch f. w D e r f r ü h e r e M i n i s t e r d e s I n n e r n G r a f M a x i milian v. Feilitzsch, ist Donnerstag nachmittag gestorben. co Das Stichwahlergebnis in Waldeck ist zugunsten des Fortschrittlers Dr. Naumann ausgefallen. Er erhielt 6593 Stimmen, während der Kandidat der Wirtsch. Vereinigung, Amtsgerichtsrat Vietmeyer, mit 6327 Stimmen unterlag. Bei der Hauptwahl hatten Naumann 4937, Vietmeyer 5648 und ein Sozialdemokrat 1017 Stimmen erhalten. Die Zahlen beweisen, daß die Wahlbeteiligung eine außerordentlich starke gewesen ist, dementsprechend war auch oie Agitation der letzten Tage, die sich beiderseitig auf die kleinsten Dörfer erstreckte. Das Ergebnis zugunsten des Fortschritts ist zunächst dadurch zu erklären, oaß die Sozialdemokratie geschlossen für den ihr nahestehenden Dr. Naumann eintrat, sodann dadurch, daß auch diejenigen Nationalliberalen, welche bei der Hauptwahl zuhause geblieben waren, zum allergrößten Teite bei der Stichwahl der nationalliberalen Parteiparole für Naumann gefolgt sind. Die Agitationsweise des Fortschritts ist von uns dieser Tage genugsam gekennzeichnet worden. Die Fleischhandels=Enquete. X Die Vernehmung der Sachverständigen über die Verhältnisse im Vieh= und Fleischhande! ist nunmehr beendet. Es sind im Ganzen 180 Sachverständige in vier Gruppen und zwar aus Berlin. Süodeutschland, Ost= und Westdeutschland vernommen worden. In jeder Gruppe befanden sich Vertreter der Landwirtschaft, des Viehhandels, des Fleischergewerbes und von Gemeinden. Der Vernehmung lag ein Fragebogen zugrunde, zu dessen einzelnen Punkten die Sachverständigen ihre Gutachten erstatteten, die stenographisch aufgenommen wurden. Zwischendruch fanden durch eine Unterkommission Ermittelungen über die Viehpreise vom Stall zum Viehhof bei größeren Viehhöfen statt. Das auf diese Weise gewonnene Material wird nunmehr im Reichsamt des Innern verarbeitet und zu einer systematischen Zusammenstellung verwertet. Im Herbst wird dann die Kommission noch einmal zusammentreten und sich entscheiden, ob auf Grund der gewonnenen Ergebnisse Vorschläge zur Abstellung von Mißständen im Vieh= und Fleischhandel zu machen sind. Gleichzeitig wird auch ein Beschluß darüber gefaßt werden, ob es angebracht erscheint, daß durch die Enquete gewonnene Material zu veröffentlichen. bei zu lassen. Auf langen Strecken tritt das natürlich sehr häufig ein, und erheblich spätere und langsamere Beförderungszeit ist die Folge. In dieser Erkenntnis sieht nun die Eisenbahnverwaltung in dem mindestens viergleisigen Ausbau aller großer, durchführender Strecken das wirksamste Abhilfsmittel solcher Verkehrsstauungen. Aufträge sind bereits ergangen, einzelne, ganz besonders wichtige Strecken am Niederrhein derartig auszubauen. Dann hat Personen= und Güterverkehr seine eigenen Gleise und hindert sich nicht mehr gegenseitig. Wenn dann noch die übrigen Anlagen auf den Bahnhöfen, wie Lade= und Entlade=Verhältnisse, sich dem großzügigen Ausbau anschließen, wenn die neuen Güterwagen einen größeren Laderaum erhalten und die Bremsvorrichtungen der modernen Technik entsprechend eingeführt werden, so wird das Wört, nach dem Zeit Geld bedeutet, im Eisenbahnverkehr für die Handelswelt wesentlich besser ausgewertet sein. Natürlich werden trotz dieser Besserungen bei dem immer weiter sich entwickelnden Wirtschaftsleben Zeiten außergewöhnlicher Hochkonjunktur auch geringere Störungen mit sich bringen. Wer einmal sehenden Auges durch das rheinische Industriegebiet gefahren ist und diese enormen Betriebe überblickte, die von unserem deutschen Unternehmungsgeist, von unserem Wagemut und von der Entwicklung unserer modernen Technik deutlicher denn Worte reden, dem werden gelegentliche Stauungen begreiflich erscheinen, anderseits aber auch, daß bei der stets steigenden wirtschaftlichen Entwicklung weitschauende und großzügige Pläne am Platze sind. Und große Verkehrsanlagen haben sich noch immer rentiert. Es handelt sich für den großzügigen Ausbau unserer Eisenbahnen aber nicht nur um das rheinisch=westfälische Wirtschaftsgebiet, sondern um alle Gebiete des deutschen Reiches, die in wirtschaftlicher Beziehung guter Verkehrsmöglichkeiten bedürfen. Der Schwerpunkt unserer Indurstie ruht aber im Westen, besonders da auch an der Mosel und Saar große Betriebe entstanden sind, die mit dem Rheinland und Westfalen in ausgedehntem Wechselverkehr stehen. Die Eisenindustrie macht hier große Fortschritte. Mit der Zeit wird sich rechts= und linksrheinisch ein Güterverkehr entwickeln, der dem Ruhr=Kohlengebiet nicht viel nachstehen wird. Störend werden hierfür die wenigen Rheinbrücken sein. Die werden sicher über kurz oder □ Ueber die endgültige Gestaltung des Wehrbeitrages finden im Reichsamte des Innern fortdauernd Besprechungen statt, zu denen nunmehr auch die Regierung Stellung genommen hat. Wie der„Lokalanzeiger“ mitteilt, hat die Regierung folgnende Forderungen aufgestellt: l. Heraufsetzung der Höchstgrenze der Einkommensbesteuerung auf 10000 Mark: 2. Keine Kavitalisierung des Einkommens durch die beschlossene Multiplikation; 3. Ermäßigung des Höchstsatzes der Steuer auf 1 Prozent, allenfalls auf 1¼ Prozent; 4. Bei den Strafen Beseitigung der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, überhaupt eine Milderung der Strafen. X Zur Jesuitenaustreibung aus Coesfeld wird dem Westf. Merkur von dort geschrieben: „Die Jesuitenausweisung hat die Festesstimmung hier außerordentlich getrubt. Das ist nicht zu verwundern, wenn man bedenkt, wie in täglich steigendem Maße die Jesuitenpatres die Sympathieen der katholischen Bevölkerung gewonnen hatten. Als die von uns bereits mitgeteilte Bekanntmachung von der Unterbrechung der Mission und der Abreise der Jesuitenvatres sich rund gesprochen hatte, da wurden in ganzen Straßenzügen die Festesfahnen wieder eingezoge n. Und auch bei dem Festzuge zur Volksfeier auf dem Schützenhofe machte sich der Rückschlag ehr bemertbar: die katholischen Vereine beteiligten sich nicht daran und von den anderen Vereinen blieben zahlreiche Mitglieder fern, so daß den im Zuge getragenen Fahnen nur wenige folgten. Auch aus dem Massenchor, der wochenlang vorher geübt hatte, wurde nichts, denn wohl die Hälfte der Mitglieder vermochte nicht, bei diesem Vorgange Festlieder zu singen, und blieb fern. Die Festesfreude ist fürwahr vielen hier gründlich verdorben worden zumal auch den zahlreichen Veteranen. Es ist leicht begreiflich, daß in dieser sichtbaren Weise seitens der treu patriotisch gesinnten katholischen Bevölkerung dem Unmute Ausdruck gegeben wurde, dem Unmute darüber, daß ein Denunziant so die Festesfreude trüben konnte.“ * Graf Paul Hoensbroech und die Fortschrittler. — Der Erjesuit Graf Paul Hoensbroech ist über das Wahlbündnis der Fortschrittlichen Volkspartei, der er zurzeit angehört, mit den Sozialdemokraten anläßlich der jüngsten Landtagswahlen in Preußen ungehalten. In einem offenen Brief an die freikonservative„Post“. sagt er dem Parteivorstand„eine Reihe saftiger Grobheiten“, wie sich das Berl. Tagehl. ausdrückt, und man oarf wohl annehmen, daß der Herr Graf wieder einmal an einem Wenoepunkt in seinem politischen Leben angelangt ist. In der fortschrittlichen Presse erfährt Hoensbroech schon eine kräftige Abfuhr. Die Freisinnige Zeitung quittiert mit den Worten: „Graf Hoensbroech hat schon einmal, und zwar nach den letzten Reichstagswahlen, einen offenen Brief gegen die Parteileitung der Oeffentlichkeit übergeben. Wir begnügen uns, diese beiden Tatsachen einfach festzustellen und überlassen den Lesern, die Schlüsse daraus zu ziehen, wie weit eine solche Persönlichkeit noch Anspruch darauf hat, politisch ernst genommen zu werden.“ Noch grober und deutlicher kommt dem Grafen das Berliner Tageblatt, das schreibt:„Der ehemalige Jesuit Hoensbroech — der über die Chefredaktion der antisemitisch=nationalistischen Täglichen Rundschau zur nationalliberalen Partei kam, ihr aus unbefriedigtem Ehrgeiz den Rücken kehrte und die Fortschrittliche Volkspartei mit seiner Mitgliedschaft beehrte, um gegen den Parteiwillen in Osnabrück zu kandidieren und erfreulicherweise durchzufallen— scheint über die„Post“ den Anschluß an den Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie zu suchen. Da die Fortschrittliche Volkspartei leider kein Mittel hat, die Entwicklung des Grafen Hoensbroech durch Nachhilfe zu beschleunigen, wird sie sich begnügen müssen, sie mit ihren besten Segenswünschen zu begleiten. Möge der Exjesuit bald und sicher im schwarz=blauen Ringe landen!" Die„Schwarz=Blauen“ werden sich vor dem wandlungsfähigen Herrn gründlichst bedanken. Kurze politische Nachrichten. + Wie verlautet, hat der Kommandierende General des VIII. Armeekorps, v. Ploetz, sein Abschiedsgesuch eingereicht; er sei schon Donnerstag abend von Koblenz abgereist. Man nimmt an, daß sein Nachfolger Generalleutnant v. Gallwitz in Köln sein wird. lang den Anforderungen nicht mehr genügen. Wenn man sich demnächst zu neuen Brückenbauten entschließen will, so sollte man auf die Wechselbeziehungen der rheinisch westfälischen und Mosel=Saar=Gebiete Rücksicht nehmen und Brücken über den Mittelrhein zwischen Köln und Mainz bauen mit großer Streckenerweiterung der rechts= und linksrheinischen Bahnen. Die geplante Binger Brücke soll eine Erleichterung des Saargebiet=Verkehrs nach dem mittleren Deutschland bringen. Am uziteren Rhein sind Brücken genügend vorhanden, zwischen Köln und Mainz wird der strom für die Eisenbahnen und demnach für den Verkehr immer ein Hindernis bleiben, wenn dies nicht durch neue Uferverbindungen ausgeschaltet wird. So könnten dem Verkehr vom linksrheinischen zum rechtsrheinischen Land neue Wege geschaffen werden, die die Brücken des niederrheinischen Gebiets, die ohnehin schon stark in Anspruch genommen sind, entlasten und dort Luft schaffen. Seltsame Geschichten vom Bürgermeister Trömel. Trömel, der Fremdenlegionär und Bürgermeiner, ist zunachst nur Gegenstand des erstaunten Bedauerns gewesen. Nun erheben sich Stimmen, die, es mag zunächst unwahrscheinlich wie die ganze Trömelgeschichte klingen, den Mann zum Schuldigen, zum„Flüchtling aus verlorener Ehre“. machen wollen. Eine Berliner Zeitschrift, der wir die Verantwortung überlassen, schreibt nämlich, daß Trömet, der jetzt im Anfang der dreißiger Jahre steht, einer alten angesehenen Kaufmanns= und Fabrikantenfamilie in Sangerhausen entstamme. Schon als Leutnant im 57. Infanterie=Regiment in Wesel begann Trömel angeblich zu trinken und verjubelte in wenigen Jahren fast eine Viertelmillion des ihm von seinem reichen Vater hinter lassenen Erbes. Seine Trunksucht wurde angeblich schließlich so, daß er aus dem aktiven Dienst scheiden mußte, jedoch Reserveoffizier blieb. Dann wurde Trömel Bürgermeister eines Kasseler Vorortes mit 150 Mk. Gehalt Nach der Einverleibung seiner Gemeinde wuroe Trömel von der Kasseler Stadtverwaltung übernommen, verschwand jedoch schon damals, wie behauptet wird, nach einem wüsten Gelage nach Paris. Als er mit dem mitgenommenen Gelde Ausland. Graf Tisza zur Balkaufrage. □ Budapest, 19. Juni. Im Abgeordnetenhause erklärte heute Ministerpräsident Graf Tisza: Unser Prinzip ist: der Balkan den Balkanstaaten. Wir waren für den Statusquo, solange es den Balkanvölkern nicht möglich zu sein schien, ihre Unabhängigkeit aus eigener Kraft zu erkämpfen. Sobald das Gegenteil offenbar wurde, haben wir diese Tatsache anerkannt. Wir haben ihre Siege sympathisch ausgenommen, weil wir darin das Unterpfand ihrer dauernden Unabhängigkeit erblickten. Wir haben das spezifische Interesse der Monarchte nur nach zwei Richtungen geltend gemacht. Wir haben Einspruch erhoben gegen eine militärische Aufstellung Serbiens an der Adriaküste auf einem von anderen Völkern bewohnten Gebiete, und wir fordern die Sicherung der unabhängigen staatlichen Existenz des albanesischen Volkes.(Beifall.) Wir haben während dieser Aktion stets die größte Geduld und Langmut bewiesen, jedoch dür fe man nicht glauben, daß darin eine Art Abdikation unserer Balkanrolle läge. Wir akzeptieren den Stand punkt des Desinteressements insofern, als wir nicht nach territorialer Ausdehnung streben und den Balkanstaaten gegenüber keinerlei Protektorat anstreben. Ein Desinteressement in dem Sinne, daß wir uns für die Ereignisse auf dem Balkan nicht interessieren, kann die Monarchie nicht zeigen. Unser Interesse ist in erster Reihe Sicherung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Balkanstaaten(Lebhafter Beifall), auch in der jetzigen Phase des Balkanproblems, da zwischen ihnen Gegensätze entstanden sind. Häßliche Szenen imk österreichischen Abgeordnetenhaus. Wien, 19. Juni. Heute nacht kam es noch zu sehr häßlichen Szenen im Abgeordnetenhause. Der Abg. Steinwender, der als Berichterstatter über oas Budgetprovisorium das Schlußwort hatte, wies unter anderem die Ausfälle des Tschechisch= Radikalen Choc gegen den deutschen Kaiser scharf zurück. Er sagte, es sei bekannt und kein Unglück, daß einzelne Fraktionen nicht nur gegen den deutschen Kaiser, sonoern auch gegen das Bündnis seien. Zum Glück sei das Bündnis mit dem Deutschen Reiche nicht, wie andere Dinge, abhängig von der Zustimmung einzelner Fraktionen des Parlaments, sondern es beruhe auf der Einsicht, Kraft und Treue der Verbündeten, auf der Logik der Tatsachen, auf dem Lebensbedürfnis der Monarchie, auf dem Willen und der Macht jener Völler im Reiche, die in erster Linie Staatsvölker seien. Daher bleibe der Glückwunsch Oesterreichs an den deutschen Kaiser bestehen, ob das Parlament etwas dazu geredet habe oder nicht. Kaum hatte Steinwender diese Worte gesprochen, als ein furchtbarer Skandal losbrach, zu welchem der polnische Sozial demokrat Diamand das Signal gab. Die tschechischen Sozialdemokraten und die übrigen Tschechen und auch einige Polen lärmten, schrien, schlugen auf die Pultdeckel und forderten stürmisch einen Ordnungsruf für Steinwender und seine Entfernung vom Berichterstattertisch, so daß der Präsident sich gezwungen sah, die Sitzung zu unterbrechen. Der Seniorenkonvent trat zusammen. Steinwender wollte das Referat niederlegen, wurde jedoch bewogen, es zu behalten und eine Erklärung abzugeben, daß er seine Worte nicht als Referent, sondern nur als Parteimann gesprochen habe und die dadurch hervorgerufene Störung bedaure. Die Slawen gaben sich zufrieden, und die Verhandlung konnte fortgesetzt werden.— Nach langen und hartnäckig fortgesetzten Verhandlungen ist es heute endlich zwischen der Regierung und den deutschbürgerlichen Parteien, die bisher auf einer Tagung im Juli zur Erledigung des Finanzplanes bestanden, zu einer Vereinbarung gekommen. Die Regierung machte in bezug auf die Besserung der Lage der Beamten nicht unerhebliche Zugeständnisse, worauf der deutsche Nationalverband und die Christlichsozialen auf eine Tagung im Juli verzichteten. Die tschechischen Agrarier stellten darauf ihre Obstruktion ein. Der Reichsrat soll Mitte Sep tember wieder zusammentreten. Rüstungen in Oesterreich=Ungarn. Den Delegationen werden Forderungen für neue Rüstungszwecke vorgelegt werden. Für das gemeinsame Heer wiro eine Erhöhung von etwa 15 000, für die beiden Landesheere zusammen von etwa 10 000 Mann verlangt werden. Die Erhöhung soll in mehfertig war, kehrte er reumütig zurück und schied aus dem Dienste der Stadt Kassel, ehe ein Diszixlinarverfahren gegen ihn eingeleitet werden konnte. Trotzdem wurde er kurze Zeit darauf als Bürgermeister in Hirschverg im Fürstentum Renß angestellt, und bald darauf wählte man ihn auch als Abgcordneten in den reußischen Landtag. Als er dann wieder durch seine Gelage sich unmöglich gewacht hatte, gab man ihm angeblich den Rat, sich um eine neue Stelle zu bewerben, und ein gütiges Geschict wollte es, daß Trömel darauf Bürgermeister von Usedom wurde. Die Usedomer bewilligten ihm 4000 Mark Anfangsgehalt. Es fiel nicht auf, daß Trömel trotz seiner Einkünfte bald verschiedene Mitglieder des Usedomer Stadtveroroordnetenkollegiums und namentlich auch die städtschen Beamten, wie behauptet wird, anvumpte, ebensowenig wie es ihm schadete, daß er angeblich mit Vorliebe in Matrosenund Fischerkneipen verkehrte, wo er bis zum frühen Morgen Schnaxs trank. Wiederholte Deliriumanfälle uno„Verhältnisse“ vermochten seinem Ansehen keinen nennenswerten Schaden zuzufügen, weil er immer wieder große Gelosummen aus seinem väterlichen Erbe zur Verfügung gestellt erhielt, die er aber nicht zur Deckung seiner Schulden, sondern zur Weiterführung seines verschwenderischen Lebens verbrauchte. Im Frühjahre 1911 unternahm Trömel dann seine vielbesrrochene erste Ausreise im Dämmerzustande, die ihn über Berlin nach Paris führte. Auch damals befand sich ein junges Mädchen in seiner Begleitung, doch kam er mit einem blauen Auge davon, weil ihm sein angeblicher Dämmerzustand auch von ärztlicher Seite bestätigt und von den Usedomern entschuldigt wurde. Nach und nach wurden aber immer schärfere Beschwerden laut sowohl gegen seine Amtswie seine private Lebensführung, und insbesondere wurde er beschuldigt, Beziehungen zu einer Frau zu unterhalten. In diesem Falle war man gegen Trömel mit Erxressungen vorgegangen, und die Folge davon war,, daß er wieder trank, so daß sein„Dämmerzustand“ zum zweiten Male akut wurde und er abermals spurlos verschwand. Von dieser dritten Flucht nach Paris ist Trömel vekanntlich nicht zurückgekehrt, sondern in die Fremdenlegion, ringetreten. reren Jahren staffelweise erfolgen und bis 1917 durchgeführt sein. Der gesamte jährliche Rekrutenstano wird sich dann auf 237 500 Mann belaufen. Die Erhöhung ist vornehmlich für die Grenzkorps bestimmt, wo der Friedensstand währeno der Krise sich als unzulänglich erwiesen hat. Die Marineverwaltung wird drei Ersatzbauten mit je 26000 Tonnen Deplacement sukzessive in Angriff nehmen. Von den bisherigen Dreadnoughtbauten ist der erste„Viribus Unitis“ schon seit längerer Zeit im Eskadreverband. Das zweite Schiff„Tegetthoff“ wird in den nächsten Tagen dem Eskadreverband zugewiesen werden. Das dritte Schiff„Prinz Eugen“ dürfte im Januar 1914 und das vierte im Sommer 1914 in den Eskadreverband treten. Ein ständiges internationales Schiedsgericht verlangen die Sozialdemokraten Frankreichs. Der Sozialist Fournier forderte am Donnerstag in der französischen Kammer in einer Interpellation die Regierung auf. Verhandlungen zur Ein berufung eines ständigen internationalen parlamentarischen Schiedsgerichtshofes für internationale Streitigkeiten zu veranlassen. Fourniers Ausführungen, welche die Fortsetzung der Debatte über die dreijährige Dienstzeit um mehrere Stunden verzögerte, wurden von der Rechten und dem Zentrum wiederholt durch Rufe:„Das ist Obstruktion gegen die Militärvorlage“ unterbrochen. Fournier wies auf die Entwicklung des internationalen Rechtes hin, erinnerte an die erfolgreiche Tätigkeit des Haager Schiedsgerichts, an die gütliche Beilegung der italienisch=französischen Schiffszwischenfälle, an das gemeinsame Vorgehen der Mächte in China während des Boreraufstandes und folgerte daraus, daß ein internationaler parlamentarischer Schiedsgerichtshof praktisch durchführbar sei. Der Minister des Aeußern Pichon erkannte zwar die ersprießliche Tätigkeit eines derartigen Schiedsgerichts an, wies aber dessen Durchführung als praktisch unmöglich zurück. 1898 habe man im Haag den Gedanken eines obligatorischen internationalen Schiedsgerichts zurückgewiesen. Ein ähnlicher, 1911 von den Vereinigten Staaten unternommener Versuch sei gleichfalls gescheitert. Das beste Mittel, den Frieden zu sichern, sei immer noch, daß Gleichgewicht der Mächte aufrecht zu erhalten und selbst stark zu bleiben. Der Antrag Fourniers wurde mit 419 gegen 142 Stimmen abgelehnt. Zur Redlaffäre. %: Warschau. 20. Juni. Wie das hiesige„Journal“ schreibt, ist in diesen Tagen in Petrikau eine russische Studentin gestorben, die kurz vor ihrem Tode ein sensationelles Geständnis machte. In diesem Geständnis, das vier Stunden vor ihrem Ende gemacht wurde, gab sie zu, daß sie sich bisher im Dienste der russischen Spionageagentur betätigt habe, vornehmlich in Oesterreich. In Wien sei sie mit Redl bekannt geworden und zu ihm in intime Beziehungen getreten. Später sei sie dann von ihm verlassen worden und habe beschlossen. Abrechnung mit dem Treulosen zu halten. Vor ihrer Abreise habe sie alles oas, was sie von dem verräterischen Treiben des Prager Obersten wußte, in einem Briefe an den Kriegsminister niedergelegt. In Wiener informierten Kreisen, die der Untersuchungskommission nahestehen, wird mitgeteilt, daß die Erzählungen der sterbenden russischen Studentin in Petrikau auf Wahrheit beruhen. Aus der katholischen Welt. „Die Gerüchte über eine neue Enzyklika.“ = Der„Augsburger Postzeitung“(Nr. 273) wird unter obiger Ueberschrift aus Rom geschrieben: „Einige Blätter von jener Kategorie, die das Gras wachsen sehen, also die liberale„Köln. Itg.“ und die freikonservative„Post“, wußten in diesen Tagen zu berichten, im Vatikan werde zurzeit eine neue Enzyklika oder Enunziation ausgearbeitet, die sich neuerdings mit der Arbeiter= und Gewerkschaftsfrage beschäftige. Sie wußten ferner von einem geheimnisvollen Besuch eeines gewerkschaftsfreundlichen deutschen Bischofs zu erzählen, der den in der bekannten Angelegenheit der„Huldigungsadresse" vielgenannten Persönlichkeiten, Msgr. Benigni und P. Esser O. Pr. gegolten haben solle, um diese zu„gewinnen“, diese hätten sich jedoch ablehnend verhalten, und was dergleichen Klatsch mehr ist. Es wäre schade um die Druckerschwärze für ein Dementi. Wenn die Blätter schon etwas Positives hätten berichten wollen, so hätten sie ihren Lesern erzählen können, daß Herr Graf Oppersdorft. veranlaßt durch einen Trauerfall in seiner hiesigen Verwandtschaft, uns einen kurzen Besuch gemacht und die Gelegenheit zu einer seiner bekannten diplomatischen Aktionen, nämlich zur Ueberreichung einer„Denkschrift", über die man denken kann, wie man will, benützt hat. Daß sie nicht für den ureigenen Gebrauch des Herrn Grafen bestimmt war, geht daraus hervor, daß er sie sich rasch ins Italienische hat übersetzen lassen. Alles Nähere kann man bei Msar. Müller, dem Direktor der Schola Cantorum am Kolleg der Anima erfahren.“ Der katholische Volksverein in der Schweiz. II Nach dem letzten Jahrbuch des Katholischen Volksvereins in der Schweiz beträgt die Mitgliederzahl 5 2,777 auf 1,590,792 Katholiken. Die Mitglieder verteilen sich auf 481 Ortsvereine. Die Vereinigung der katholischen Frauen der Schweiz zählt 40,328 Mitglieder in etwa 200 Ortsvereinen. * Wien, 19. Juni. Fürsterzbischof Niffl hat den Weihbischof der Wiener Erzdiozese, Kapitelsvikar während der Sedisvakanz Dr. Joseph Pfluger zu seinem Generalvikar ernannt. X Klosterneuburg, 19. Juni. Zum Nachfolger des Wiener Fürsterzbischofe Niffl in der vakant gewordenen Prälatur des Stiftes Klosterneuburg wurde durch das Stiftskapitel der bisherige Stiftsverweser Chorherr Dr. Joseph Eduard Kluger mit großer Mehrheit gewählt. Der neue Propst ist 1865 zu Reitendorf im Teßtale(Sudeten) geboren. Rom, 19. Juni. Der Heilige Vater emp=fing im Damasushof 6000 Personen. Schüler der höheren Schule für Kirchenmusik sangen unter Leitung des P’. de Santi Tu es Petrus von Goller. Das Aussehen des Papstes ist gut. Aus der Diözese Paderborn. T Lippspringe, 20. Juni. Vergangenen Sonntag fand hier nach zu Herzen gehender Predigt des Herrn Naters Romanus aus Werl in der Nachmittagsandacht in erhebender Weise die Fahnenweihe des Katholischen Kreuzbündnisses statt. Die Fahne trägt in schöner Zeichnung das Bildnis St. Johannes des Täujers auf grüner Seide gestickt auf der Vorderseite, die Rückseite dagegen das Stadtwappen mit der Jahreszahl 1445(Verleihung des Stadtrechtes an das Bad Lippspringe) und das Wappen des Kath. Kreuzbündnisses mit der Jahreszahl 1911(Gründung der hiesigen Ortsgruppe). In den verflossenen zwei Jahren hat die hiesige Ortsgruppe des Kreuzbündnisses in der Stille manches Gute gewirkt, sodaß würdiges Seitenstück zu der Fahne der Fronleichnamsbruderschaft bildet. Geliefert wurden beide Fahnen von der Firma Friedrich Lütkemeyer und angefertigt in der Bonner=Fahnenfabrik. der Werl, 20. Juni. Wie in den letzten Jahren stets, so wird auch in diesem Jahre der Paderborner Diözesanverband des Kreuzbündnisses eine Wallfahrt nach Werl veranstalten, und zwar Sonntag, den 29. Juni. Bereits haben 730 Ortsgruppen ihre Teilnahme angemeldet, denen sich noch 25 Ortsgruppen aus der Kölner Erzdiozese und 3 aus Münster anschließen werden. Die Teilnehmerzahl beläuft sich bis jetzt auf annähernd 5000 Erwachsene und 700 Kinder. Samstag abend 8 Uhr ist zwanglose Zusammenkunft der schon anwesenden Abstinenten im Gesellenhause. Sonntag morgen 6 Uhr gemeinschaftliche Kommunion der Abstinenten am Gnadenaltar. Die übrigen Teilnehmer müssen die hl. Kommunion in der Heimat empfangen. Von 9 Uhr ab Empfang der einzelnen Ortsgruppen an den verschiedenen Bahnhöfen. 10 Uhr Levitenamt für die Erwachsenen in der neuen Wallfahrtskirche, Hochamt mit Predigt für die Kinder in der alten Wallfahrtskirche. Leider ist Se. Königliche Hoheit Prinz Max zu Sachsen durch andere Berufsarbeiten verhindert, die Predigt am Morgen zu halten. Für ihn tritt P. Romanus=Werl ein. Nachmittags1½ Uhr ist Auszug der großen Prozession aller Abstinenten von der Gänsevöhde aus zur Wallfahrtskirche. Hierselbst ist die Predigt des Dominikanerpaters Severinus aus Meckinghoven. Andacht und Weihe der Abstinenten an die Gnadenmutter. Für die Kinder ist wieder ein eigener Gottesdienst mit Predigt in der kleinen Wallfahrtskirche. Nach Schluß der Andacht findet auf der Gänsevöhde die große Festversammlung statt, bei der verschiedene Führer der kath. Abstinenzbewegung kürzere Ansprachen hatlen werden. Besonders wird Dr. Liese=Paderborn St. Johannes als den Patron des Kreuzbündnisses feiern und P. Romanus aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaisers als des hohen Gönners der Abstinenzbewegung gedenken. Altenkleusheim(Kr. Olpe), 19. Juni. In unserem Orte hat man im vorigen Jahre begonnen, eine Lourdes=Grotte zu bauen. Die Arbeiten sind nun bald vollendet. Als Tag der feierlichen Einweihung ist der 6. Juli bestimmt. Das Programm für den genannten Tag wird noch bekannt gegeben. Soziales. junge fette Kühe 82—86, ältere sette Kühe 75—80, geringere Kühe 55—72, Bullen nach Qualität 81—85. Handel: gut. Rest: 8. — Am Hammelmarkt 2606 Stück. Rest 40. 1. 97—99, 2. 90—96, 3. 78—89. Handel: ruhig.— 18. 6. Am Schwetuemarkt 1600 Stück. Schwere 64—65, leichte 67—68, Sauen 1 59 bis 60, Sauen II 55—59. Handel: flott. + Husum, 19. Juni. Die Zutrift zum heutigen Magerviehmarkt bestand nur aus einigen Stück Hornvieh. Der Handel war unbedeutend. Das hier in dieser Woche zum Verkauf gestellte Fettvieh fand für 89—92 Mk. für 100 Pfund Schlachtgewicht Abnehmer.— Dem Schafmarkte waren nur 25 Schafe und Lämmer zueführt. Bezahlt wurde für Mutterschafe mit 2 Lämmern 85 bis 100 Kark, für Mutterschafe mit einem Lamm 60 bis 80 Mark, für Graslämmer 22 bis 30 Mk. das Stück, sette Lämmer bedangen bis zu 50 Pfg. für 1 Pfund Lebendgewicht. Versandt wurden 307 Schale nach Hamburg.— wer Schweinemarkt war mit 629 Ferkeln beschickt. Der Handel war langsam, der Markt wurde jedoch geräumt. Ferkel bedangen in gewöhnlicher Marktware 20 bis 22 Mk., beste Ware wurde mit 24—28 Mk. das Stück bezahlt, ausnahmsweise stellte sich der Preis auch etwas höher oder niedriger. Fette Schweine kosteten in besserer Ware 47 bis 48 Mk. und Säue 40 bis 42 Mk. für 100 Pfund Lebendgewicht. Ausgeführt wurden eine größere Anzahl fetter Schweine nach dem Süden.— Am Mittwoch, den 25. Juni, beginnen in Husum die großen Fettviehmärkte. Schiffsbewegungen. Nordd. Lloyd. Angekommen in New York am 17. 6. Kaiser Wilhelm II. 9 Patent=Bericht. Beendigung des Bauarbeiterstreits. — Werl. 19. Juni. Am heutigen Tage fanden auf Veranlassung des Herrn Bürgermeisters Müller Verhandlungen statt ezwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern des Baugewerbes. Die Bemühungen des Herrn Bürgermeisters waren von Erfolg. Nach gegenseitiger Aussprache über die Differenzpunkte, einigten sich die Parteien untereinander. Der Kampf ist hiermit beendet und am Freitag, den 20. Juni wird die Arbeit wieder ausgenommen. Nachklänge zur Bergarbeiterbewegung im Saargebiet. Die sozialdemokratische Frankfurter Volksstimme hatte anläßlich der Saarbergarbeiterbewegung einen Artikel veröffentlicht, worin die Führer des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter in der gehässigsten Weise, u a. als„Komödianten, verlogene Burschen, Joioten“, usw. beschimpft wurden. Der Bezirksleiter Kuhnen vom Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, der die Bewegung im Saargebiet zu leiten hatte, strengte gegen das Frankfurter Sozialistenblatt Beleidigungsklage an, um ihm Gelegenheit zu geben, den Beweis für seine Behauptungen anzutreten. Der Beklagte, der noch in seiner Gegenschrift an das Gericht erklärt hatte, daß er den Wahrheitsbeweis führen würde, war in der Gerichtsverhandlung am 10. Juni herzlich froh, daß der Kläger nicht auf einer Bestrafung bestand, sondern sich schließlich zu einem Vergleich bereit erklärte. Der Beklagte nahm alle Beleidigungen des betr. Artikels. insbesondere die schweren Ausfälle wie„Idioten, Komödianten, verlogene Burschen“ mit dem Ausdruck des größten Bedauerns zurück und erklärte sich bereit, die gesamten Kosten zu tragen. Ferner mußte er sich verpflichten, den Widerruf in der„Saarbrücker Zeitung".„Frankfurter Volksstimme“, und der sozialdemokratischen„Bergarbeiterzeitung“ auf seine Kosten zu veröffentlichen.— Damit ist wieder ein Musterbeispiel sozialdemokratischer Kampfesweise öffentlich gebrandmarkt. Zuerst werden die christlichen Arbeiterführer in maßloser Weise verdächtigt und beschimpft und vor Gericht müssen die sozialdemokratischen Zeitungsschreiber, um einer Bestrafung zu entgehen, alles de= und wehmütig zurücknehmen. Vermischtes. X Der große Prozeß gegen die Stimmrechtlerinnen. London, 18. Juni. Nach mehr als sechstägigen Verhandlungen hat der Prozeß gegen die im Hauptquartier der streitbaren Stimmrechtlerinnen vor ein xaar Monaten verhafteten Geschäftsleiterinnen der Bewegung, wegen gesetzwidriger Verbindung(conspiracy) und Aufreizung zu Gewalttätigkeiten verwichenen Abend vor dem Schwurgerichte seinen Abschluß gefunden. Sämtliche Angeklagten wurden schuldig befunden. Es waren sechs Frauen im Alter zwischen 54 und 32 Jahren, darunter zwei Geschäftsleiterinnen, zwei Redakteurinnen, eine Finanzsekretärin und eine Organisatorin, sowie ein Chemiker, ein Mann von einigen fünfzig Jahren, der den streitbaren Weibern bei ihrem Unwesen mit Rat und Tat an die Hand ging. Auch er stand wie die sechs ältern Mädchen und Frauen im Solde der Bewegung, die ihre Leute, wie es heißt, ganz reichlich besoldet. Was die Urteile anbelangt, so vielen sie im ganzen noch milde genug aus. Der Chemiker Clayton wurde zu 21 Monaten, die Organisatorin Kenney zu 18 Monaten, die Finanzsekretärin Beatrice Helen Sanders zu 15 Monaten, die Geschäftsleiterin Harriet Kerr zu 12 Monaten, die Redakteurin Rachel Barrett zu 9 Monaten und die Geschäftsleiterin Alice Lake und die Redakteurin Laura Leunox zu je 6 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Außerdem wurde jede der Verurteilten mit einem Siebtel der Prozeßkosten belastet, die ziemlich ansehnlich sein müssen und angehalten, nach Verbüßung der Strafe Bürgschaft für gutes Verhalten während Jahresfrist selbst zu leisten, und außerdem je zwei Bürgen für je 100 Pfd. Sterl. zu stellen. Handels= u. Verkehrsnachrichten. — Vereinigung deutscher Messingwerke. Wie gemeldet wird, wird die kürzlich erfolgte Vereinigung deutscher Messingwerke jetzt versuchen, eine Preiskonvention zu gründen. Der Vereinigung gehören etwa 90 pCt. aller deutschen Messingwerke an; immerhin scheinen doch noch größere Unternehmungen zu fehlen, denn das Messingwerk Reinickendorf, zur chemischen Fabrik Hönningen gehörig, ist der Vereinigung nicht beigetreten, weungleich man erwartet, daß dies noch geschehen wird. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde Generaldirektor Ashoff i. Fa. Basse u. Selve in Altena gewählt, zum Geschäftsführer Herr Latwesen. Zum Sitz der Vereinigung ist bekanntlich Köln gewählt. * M a g g i. D i e d u r c h i h r e S u p p e n a r t i k e l b e k a n n t e M a g g i Gesellschaft teilt uns mit, daß der in Zürich aus dem Leben geschiedene Mühlen= und Schokolade= Industrielle Eugen Maggi in keinerlei Beziehungen zu ihr stand. Janohiffer W See Uiine Munluns Gale Hewiren, fGUML es erfreulich ist, sie nunmehr auch durch die Fahne] Hambuvg, 15. Juni. Am Ochseumarkt 18. bei unseren Prozessionen vertreten zu sehen, welche ein Davon 1095 dänische. Ie Ochim 99—92, Us Oclen 1873 Stück. Telegraphische Kurse der Berliner Börse vom 20. Juni 1913 mitgeteilt von der Bergisch-Märkischen Bank in Paderborn. 3% Reichsanleihe 3½% Preußische Consols 4% Preußische Consols gestern 74,30 84.75 heute 74,50 84.60 Berg.-M. Bank Deutsche Bank Diskonto Com. Dresdner Bank Handelsgesellschaft Nationalbank Schaafhausen. Petersburger Int. Hasbk. Russenbank Baltimore Canada Lombarden Gr. Berliner Straßenbahn Hamb. Paketf. Hansa Nordd, Lloyd Dynamit South Westafrica Bochumer Luxemburger Gelsenkirchen. Harpener Hohenlohe Laura Phönix Rheinstahl Rombacher Tendenz: schwach. Zinsfuß der Reichsbank: 6. Lomb. 7. Berl. Privatdisk. 5 7/8—5¾% Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft„Westfälisches Volksblatt“. Geschäftsleitung: August Wulff.—“ Verantwortlich: Für den allgemeinen, innerpolitischen und Handelsteil: Hermann Abels: für das Ausland, Soziales und Volkswirtschaftliches, Kirchen- und Schulpolitik und das Feuilleton: Karl Ailinger: für Provinzielles und Lokales: Joseph Heitmann: für den Anzeigen- u. Reklameteil: Johannes Gockel, alle in Paderborn.— Briefe für die Redaktion sind stets nur an diese(nicht an die einzelnen Redakteure) zu adressieren. Im Sommer Lebertran? Natürlich— doch nur in Form von Scotts Emulsion genommen! Denn morgens, mittags und abends regelmäßig einen Löffek voll dürste eine vorzügliche, bequeme Weise sein, wieder zu Kräften zu kommen. 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Vom alten Heu bröckeln die zartesten und wertvollsten Bestandteile leicht ab, die Nährtraft wird dadurch bedeutend geringer und das Futter staubig und zerreiblich. Es treten deshalb bei länger andauernder Verfütterung alten Heus allerlei Gesundheitsstörungen ein. Die Verdauung und der Kräftezustand werden geringer; durch die Einatmung des Staubes treten langwierige Lungenkatarrhe ein, aus welchem sich Dämpfigkeit entwickeln kann. Terart beschaffenes altes Heu darf nur in kleinen Mengen und gemischt mit anderen Futtermitteln verwendet werden. Hat man vielleicht noch zweijähriges altes Heu und möchte es noch verwerten, so empfiehlt es sich, dieses mit neuem, wenn auch noch nicht vergorenem, zu mischen und so zu verfüttern. Die Landwirte sind allgemein der Ansicht, daß neues, unvergorenes Heu den damit gefütterten Tieren, namentlich den Pferden, nicht bekömmlich und in den meisten Fällen schädlich sei. Das neue Heu hat bekanntlich einen starken, nicht unangenehmen Geruch, welcher von verschiedenen, in den Gräsern, namentlich im Ruchgras, enthaltenen Riechstoffen herrührt. Dieser Geruch ist manchmal so stark, daß er nicht nur bei Menschen, sondern hie und da auch bei Pferden, wenn sie in engen Ställen untergebracht sind, Eingenommenheit des Kopfes hervorruft. Das eingebrachte neue Heu hat noch einen verhältnismäßig hohen Wassergehalt; beim Lagern im Stock usw. wird es warm und feucht und die Feuchtigkeit verdunstet. Beim Gären, oder was dasselbe ist, beim Schwitzen desselben, finden verschiedene Vorgänge statt, die man noch nicht genau kennt. Dies trifft zu bei den Gärungserregern, bei den Heu bazillen, die jedem Heu anhaften, bei den Amiden (den Vorstufen und Rückbildungskörpern der Eiweißstoffe) und sonstigen Bestandteilen, die bei der Gärung entstehen und mitwirken. Das Schwitzen dauert je nach den vorliegenden natürlichen Verhältnissen 4—8 Wochen. Während dieser Zeit verliert sich auch der starke Geruch und der anfangs vorhandene strenge Geschmack. Unvergorenes Heu hat, wie schon bemerkt, bei Pferden und Rindern häufig recht nachteilig gewirkt. In leichten Fällen gerieten die Tiere in heftigen Schweiß, entleerten häufig einen mehr als sonst gefärbten Harn, aus dem sich ein Bodensatz abschied, setzten weichen, schleimigen Kot ab und waren sehr matt. Wurde unvermittelt viel neues Heu gegeben, so traten schwere Verdauungsstörungen ein, die sich als ein mit Fieber verbundener rasch verlaufener Magenkatarrh, in mangelhafter Freßlust, vermehrtem Durst, geröteter, mit Schaum belegter Maulschleimhaut, Koliken, Blähsucht, Schwellungen an den Gliedmaßen und dem Bauch äußerten und die nicht selten den Tod zur Folge hatten. Aus vorstehendem geht hervor, daß in dem neuen Heu Stoffe enthalten sind, welche die Absonderungen des Körpers abändern und sonstige schädliche Wirkungen veranlassen. Neues Heu fressen die Tiere sehr gern und nehmen deshalb viel davon auf. wenn ihnen hierzu Gelegenheit gegeben wird. Manche Landwirte meinen, die große Menge des neuen Heues, welches die Tiere verzehrt haben, sei die Ursache der schädlichen Wirkung. Dies ist nicht richtig; es werden keine gesundheitlichen Störungen beobachtet, wenn man die Tiere ausschließlich mit älterem Heu füttert. Daß das gierige Fressen des unvergorenen Heues einen nachteiligen Einfluß auf die Tiere ausübt, ist allerdings wohl möglich. Wenn man genötigt ist, neues Heu zu verabreichen, so soll man nur wenig davon geben. Geht das alte Heu bald zu Ende und muß man deshalb neues, unvergorenes verwenden, so verabreiche man dasselbe anfänglich noch mit altem Heu gemengk oder, wenn solches nicht mehr vorhanden ist, mit Stroh geschnitten in kleinen Mengen. Wir kommen zu dem Schlusse, daß frisches Heu, das noch nicht ausgeschwitzt hat, sowohl für Pferde, als auch für Wiederkäuer ein gefährliches Futter ist. D. H. Ein giftiges Unkraut. (Nachdruck verboten.) Es gibt eine ganze Reihe von Unkräutern und auch Pflanzen, welche sonst gerade nicht als Unkräuter gelten, die, wenn verfüttert, mehr oder weniger heftige Vergiftungen hervorrufen, welche in manchen Fällen den Tod veranlassen können. Ich möchte heute nur auf ein solches Unkraut aufmerksam machen, das voraussichtlich in diesem Jahre in manchen Gegenden in sehr reichlicher Menge in den Rotkleefeldern, die sich großenteils durch einen recht schlechten Bestand auszeichnen, auftreten dürfte. Ich meine die Klatschrose, den wilden Moyn(Papaver Rhoeas), das bekannte, scharlachrot blühende, lästige Unkraut, das in manchen Jahren nicht nur in den Kleefeldern, sondern auch in schwach bestandenen Roggen= und Weizenäckern massenhaft auftritt. Der wilde Mohn enthält ein scharfes Gift, das sich während der Blütezeit, in den Monaten Juni bis August, in den Pflanzen vorfindet; in größter Menge enthalten es die Köpfe in halbreifem Zustande. Vor der Blüte ist der Giftstoff weniger reichlich vorhanden, er fehlt aber in keinem Falle. Auch mit der Reise der Samen vermindert er sich und beim Trocknen des unreifen Unkrauts scheint er sich teilweise zu verlieren. Diie Vergiftungen durch die Klatschrose treten während des ganzen Sommers ein, namentlich beobachtet man sie, wein Klee oder sonstiges Grünfutter, in dem sich wilder Mohn in großer Menge vorfindet, den Tieren zum Abweiden gegeben oder zu Häcksel geschnitten gereicht wird. Man hat bezügliche Vergiftungen auch beobachtet nach dem Versüttern eines stark mit Mohn vermischten Noggens oder Weizens, der im Frühjahr erfroren, deshalb kümmerlich gewachsen und dann abgemäht worden war. Diese schädliche Wirkung zeigte sich, als man Zuckerrübenpflanzen im Juli verzog, beim Verziehen auch die Klatschrosen entfernte und das Gemenge Wiederkäuern oder Schweinen gab. Ganz besonders stark treten die Erkrankungen auf, wenn die ausgejäteten Mohnpflanzen ausschließlich an Tiere verfüttert werden; dies trifft namentlich bei den Schweinen zu. Sowohl diese als auch die anderen bezüglichen Haustiere fressen die Klatschrose gerne. Auch bei der Verfütterung von Stroh mit vielem Mohn oder von Spreu, in welcher sich größere Mengen von ganzen oder zerschlagenen Kövfen dieser Pflanzen befanden, hat man nicht selten Vergiftungserscheinungen beobachtet. Die Merkmale der Vergiftung treten bald nach dem Genuß von Klatschrosen ein. Die Tiere geraten, wenn viel wilder Mohn ausgenommen wurde, in hochgradige Tobsucht, verbunden mit Krämpfen und nachfolgender Betäubung. Manchmal tritt der Tod ein; es gelingt aber häufig, die Tiere innerhalb kurzer Zeit wieder herzustellen. Viele Rottleefelder werden keinen reichen Futterertrag bringen; man suche denselben nicht dadurch zu erhöhen, daß der in den Lücken gewachsene wilde Mohn mit verfüttert wird, sondern mähe ihn in der Blüte vor dem Samenansatz ab und lasse ihn auf dem Felde liegen. T. H. Beamken weitetzuzahlen und von wem die Kosten für die Stellvertretung zu zahlen sind. Das Handelsgesetzbuch und das Bürgerliche Gesetzbuch geben hierauf klare Antwort. Nach§ 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches wird der zur Dienstleistung Verpflichtete— in diesem Falle der Beamte— des Anspruchs auf die Vergütung nicht dadurch verlustig, daß er für eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit durch einen in seiner Person liegenden Grund ohne sein Verschulden an der Dienstleistung verhindert wird. Dieser Paragraph spricht nur ganz allgemein von einer„verhältnismäßig nicht erheblichen Zeit". Hier tritt ergänzend§ 63 des Handelsgesetzbuches ein und sagt, daß der Angestellte, welcher unverschuldet an der Leistung der Dienste verhindert wird, Anspruch auf Gehalt und Unterhalt behält, jedoch nicht über die Dauer von 6 Wochen hinaus. Hieraus ergibt sich, daß den Beamten bei kurzen militärischen Uebungen, also bei solchen, deren Dauer über 6 Wochen nicht hinausreicht, das Gehalt unverkürzt weiterzuzahlen ist. Für länger dauernde militärische Uebungen(von 6 bis 8 Wochen) braucht dem Beamten wegen der erheblichen Belastung das Gehalt nicht weiter bezahlt werden. Ist es notwendig, einen Vertreter anzustellen, so ist im ersten Falle auch noch dessen Gehalt und Unterhalt zu bezahlen. Werden in Anstellungsverträgen Bestimmungen aufgenommen, welche diesen gesetzlichen Bestimmungen zuwiderhandeln, so sind diese ungültig. B. W. Militärische Uebungen. (Nachdruck verboten.) Viele landwirtschaftliche Betriebe und Genossenschaften werden durch die Einziehung ihrer Beamten zu militärischen Uebungen oft in eine unangenehme Lage gebracht. Besonders unangenehm ist die Lage solcher Betriebe, welche zur Vermeidung von Betriebsstörungen für die Dauer der militärischen Uebungen ihres Beamten für Stellvertretung zu sorgen haben. Es bestehen nun vielfach Zweifel darüber, ob eine Verpflichtung besteht, das Gehalt des Bericht über den Stand der Früchte im Kreise Paderborn. (Nachdruck verboten.) Läßt man bei einem Durchmarsch durch die Feldfluren des Kreises Paderborn seine Augen ringsum auf die üppig gedeihenden Feldfrüchte schweifen, so muß selbst das ungeübte Auge erkennen, daß das Wachstum in diesem Jahre, wohl infolge der günstigen Witterung der letzten Wochen, ein recht gesegnetes ist und auf eine gute Ernte rechnen läßt, die hoffentlich die schweren Witterungsschäden des letzten Herbstes zum Teil wieder auszuwetzen vermag. Der Stand des Roggens läßt allerdings durchweg etwas zu wünschen übrig, da er besonders auf nassen und flachen Böden infolge schlechter Bestellung im Herbst und durch das Winterwetter gelitten hatte. Auf den leichten Sandböden ist der Wuchs sehr verschieden. Ganz üppiger starker Roggen, der auf 12—14 Zentner Korn pro Morgen hoffen läßt, steht neben sehr schlechtem feinen Roggen, der höchstens 5—6 Zentner pro Morgen gibt. Letzterer Umstand dürfte ganz entschieden auf gute und schlechte Düngung zuruazuführen sein. Ist doch, wie die Praxis dies ohne weiteres zeigt, das Wachstum und die Rentabilität des leichten Bodens neben guter Bearbeitung in der Hauptsache abhängig von einer zweckmäßigen Anwendung von Gründüngung und Kunstdünger, eine Tatsache, an der heute wohl nicht mehr zu rütteln ist. Zu bedauern ist, daß noch so manche Landwirte zu ihrem eigenen Schaden und zum Schaden der Volksernährung der zweckmäßigen Anwendung der künstlichen Düngemittel mit einem gewissen Mißtrauen gegenüberstehen. Anderseits muß rühmlichst zugestanden werden, daß nach dieser Richtung hin in den letzten Jahren ganz enorme Fortschritte gemacht worden sind. Der Stand des Weizens ist durchweg gut. Beim Roggen und Weizen ist besonders zu bemerken, daß auf den schweren und feuchten Böden etwa ½ weniger an Bodenfläche bestellt ist als im Vorjahre. Ganz ausgezeichnet steht der Hafer trotz einiger Schäden durch Drahtwürmer selbst auf leichten Böden, die doch sonst als schlechte Haserböden gelten. So ist z. B. in der Gegend von Espeln auf leichtem, allerdings feuchtem Sandboden Hafer zu sehen, wie man ihn kaum besser wünschen kann, ein Beweis dafür, daß auch auf leichten Böden Hafer verbaut werden kann, wenn ihm nur das Nötige an Dünger mitgegeben wird. Die Kartoffeln sind durchweg schlecht und lückenhaft aufgegangen, im übrigen ist der Wuchs besonders auf leichten Böden ein guter. Die Luzerne hat teilweise durch Frost gelitten und gibt nicht Höchsterträge. Die Kleefelder, wie auch Wiesen und Weiden199 kocht ihn bei gelindem Feuer 1—1½ Stunden. Den gewonnenen Kirschsaft gibt man durch ein Sieb, verfüßt ihn, läßt ihn erkalten und gibt, bevor man das Getränk serviert, ein Glas Notwem dazu, Schotengemüse. Nun steht der Hausfrau auch wieder ein Gemüse zur Verfügung, das allein oder mit anderen zusammengekocht, eine hochwillkommene Abwechselung für den Familientisch bedeutet. Da bei ist es sehr schnell bereitet und eignet sich als Beigabe zu jeder Art Fleisch, namentlich aber auch zur Bereitung wohlschmeckender Suppen und Gerichte ohne Fleisch. Schotensupve. 1 Teller voll großer Schotenkerne wird mit einer Zwiebel, 1 Teelöffel Zucker, einige Stengel Petersilie und 2 Tassen kochender Milch aufs Feuer gesetzt, wenn gar geworden, durch ein Sieb gestrichen, nochmals aufgekocht und mit 1 Eigelb abgezogen. Vor dem Auftragen gibt man eigroß frische Butter daran. Schotensuppe für Kranke. Zarte Schotenkerne kocht man mit siedendem Wasser übergossen weich. Treibt sie durch ein Sieb, läßt nochmals aufkochen, fügt 8 Tropfen MaggisWürze, frische Butter und gewiegte Petersilie bei und richtet über feinen Semmelklößchen an. Junge Schoten als Gemüse. Die nicht enthülsten Schoten befreit man von den Fäden, schneidet sie einmal durch, läßt sie in kochendem, leicht gesalzenen Wasser weich werden, gießt sie ab, gibt zu der Brühe eine dicke gelbe Mehlschwitze, Muskatnuß, Zucker und Salz nach Geschmack, läßt dicklich kochen, die Schoten darin heiß werden und gibt zuletzt reichlich gewiegte Petersilie daran. Gekochter Schinken, Pökelzunge, Kotelett und Bratwurst eignen sich als Beilage. Schoten und Möhren. Gleiche Teile von beiden Gemüsen, stellt man gut geputzt und gewaschen, mit frischer Butter ohne Salz aufs Feuer, läßt sie, gut zugedeckt, weich werden, verdickt mit einer Mehlschwitze und kräftigt mit 6 Tropfen Maggis=Würze. Muskatnuß und PeVersilie. Schoten mit Sahne. 1 Teller zarte Schotenerbsen, 1 Zwiebel, Petersilie und wenig Salz kocht man zusammen weich. Gibt dann 1 Tasse Sahne und eigroß Butter, die man mit Mehl durchknetet und 1 Teelöffel Zucker dazu, läßt aufkochen, entfernt Zwiebel und Petersilie und zieht es mit 2 Eigelb ab. Geschwenkte Schoten. In Salzwasser und 1 Maggis=Bouillonwürfel kocht man die Schoten weich, läßt sie trocken ablaufen, schwenkt sie mit reichlich frischer Butter durch und richtet sie auf heißer Schüssel, mit Petersilie bestreut an. Schließlich sei noch ein Schote nertrakt angegeben, mit dessen Hilfe man im Winter jeder Fleischbrühsuppe den zarten Geschmack frischer Schoten verleihen kann. Die grünen Hülsen der Schoten wäscht man, gibt auf 2 Teller voll ½ Liter Wasser und 1 Messerspitze voll doppelt kohlensaures Natron, gießt die Brühe, wenn die Schoten weich sind, durch ein Sieb und kocht sie mit 2 Löffeln voll Zucker dick ein. Gut verkorkt, wird der Extrakt in dunkler Ecke aufbewahrt. Sommergetränke für Kranke. Brotwasser. Gutes Schwarzbrot wird in kleine Scheiben geschnitten und i Butter geröstet. Alsdann schüttet man Wasser auf die gerösteten Scheiben und schneidet Zitronenscheiben in die Flüssigkeit. Nach einer Weile, wenn dieses alles gut ausgezogen ist, schüttet man die Flüssigkeit durch ein Sieb und das Ganze süßt man mit klarem, feinem Zucker. Gerstentee. Für Kranke ist auch ein Aufgus von Gerste ein angenehmes Getränk, das man besonders wegen seiner leichten, billigen Herstellungsweise sehr schätzt. Man gibt zu diesem Zweck einen Eßlöffel feine Gerste in einen Teetopf und überbrüht sie mit kochendem Wasser. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit fügt man etwas Himbeersaft hinzu.„ Praktische Winke. * Kirschtorte. 2 Liter schwarze Kirschen werden entstielt und mit einem balben Pfund feinem Zucker durchgemischt.— Bon einem Viertel Pfund Butter, zu Sahne gerührt, einem viertel Pfund Jucker und 4 Gelbeiern, sowie einer kleinen Obertasse voll geriebener Semmel, der abgeriebenen Schale einer Zitrone und dem steifen Schnee der 4 Eier bereitet man einen geschmeidigen Teig. In eine gut ausgebutterte, mit geriebener Semmel ausgestreute Mehlspeisenform kommt die Hälfte obiger Masse, darauf die Kirschen und dann der Rest des Teiges als Abschluß. Die Speise muß eine Stunde bei mittelmäßigem Feuer backen und schnerckt warm so gut als kalt, in letzterem Falle gibt man Schlagsahne dazu. Kirschen in Zucker. Die Glaskirschen, die Nattkirschen und die großen sauren Kirschen gelten als die besten zum Einmachen. Auf jedes Pfund ausgesteinter Kirschen rechnet man ein Pfund Zucker; bei größeren Quantitäten etwas weniger. Vorerst wird der Zucker geklärt, man setzt ihn mit ein wenig Wasser(auf 1 Pfund Zucker etwa einachtel Liter Wasser) m einem Messingkessel auf und läßt ihn unter sorgfältigem Abschäumen so lange kochen, bis er in breiten Tropfen vom Löffel fällt. Dann schüttet man die Kirschen hinein, läßt sie 5 Minuten kochen, schüttet sie in einen Napf und bedeckt sie mit Papier. Am nächsten Tag kocht man den Saft abermals auf. tut die Kirschen wieder dazu und läßt alles wieder bis zum nächsten Tage stehen, wo der Saft ganz dick gekocht wird, die Kirschen müssen nochmals darin aufkochen. Dann schwenkt man sie in der Schüssel einige Zeit, man nennt das tournieren, es geschieht, damit der Saft in die Kirchen eindringt, so daß diese schön rund und voll werden. Die umständliche Art des dreimaligen Aufkochens kann man ersparen, wenn der Saft gleich am ersten Tage dickgekocht wird. Die fertigen Kirschen werden in Gläser gefüllt, die mit einer Papierdecke oder einem Patentverschluß versehen werden. Mischpuddiny. Eine Form wird gut gebuttert und auf dem Boden mit Biskuit belegt. Diese werden min mit eingemachten. Früchten, großen und kleinen Rosinen, etwas Zitronat und zuletzt mit Makronen bedeckt. Ist die Form etwas über die Hälfte so gefüllt, dann wird sie mit einem halben Liter Rahm übergossen, in welchem 6 Eidotter, 2 Löffel Zucker, 1 Löffel Mehl und ein wenig Salz verquirlt worden sind. Die Form mit dem gur zugedeckten Puddina wird in ein Wasserbad eingesetzt und dieser hat dann 1½ Stunden zu backen.. Käte. Gips geschmeidig zu erhalten. Um Metallteile mit Glas oder Porzellan zu vereinigen, bedient man sich des angefeuchteten Gipses. Letzterer weist aber den Uebelstand auf, daß er zu schnell erhärtet, oft schon. bevor die Kittung sorgfältig ausgeführt wurde. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, setzte man dem Wasser, mit welchem der Gips angerührt werden soll, etwas Spiritus zu(1:20). Nun bleibt der Gips ziemlich lange geschmeidig. Wird aber zuviel Spiritus untermischt, so erhärtet der Gips überhaupt nicht.. Margärete. Zigarrenasche als Putzmittel. W. Herren im Hause sind, da findet sich auch meistens Zigarrenasche vor, die ein ganz vorzügliches Putzmittel für die verschiedensten Metalle abgibt. Angelaufene Gold= und Silbersachen schimmern, nachdem man sie mit einem in Zigarrenasche getauchten Läppchen abgerieben hat, in altem Glanze. Alle übrigen Metallsachen lassen sich auf die gleiche einfache Weise reinigen. Wenn sich auf Kupfer, Messing, Zink oder Zinn Flecken gebildet haben sollten, so lassen sich auch diese entfernen, indem man die Zigartenasche mit Petroleum anfeuchtet. Um den Petroleumgeruch zu entfernen, der ja auch bald verfliegt, kann man mit lauem Wasser nachspülen und mit einem Ilanelläppchen nachpolieren. Die Entfernung der Hühneraugen. Man badet den Fuß täglich in heißem Seifenwasser und entfernt die weichgewordene Hornhaut sehr vorsichtig mit einem Messer. Wer hierbei unvorsichtig ist, kann sich sehr schlimme Füße machen. Erstens darf man den Fuß beim Schneiden nicht verletzen, dann nur ein einwandfreies, emnzig zu diesem Zweck benutztes Messer gebrauchen. Dann muß man längere Zeit sehr bequemes Schuhwerk tragen, in der Regel verschwinden dann die schmerzhaften Auswüchse, sonst muß man den Hühneraugenoperateur mu Hilfe nehnnen. Fem. Gesundheitstee. Neben dem Kaffee wird Sommer und Winter wohl am meisten Tee getrunken; aber nicht jeder kann Kaffee oder den aufregenden chinesischen und russischen Tee vertragen; für alle diese sind die harmlosen und wohlschmeckenden deutschen Tees, die aus zarten, jungen Himbeerblättern, jungen Waldmeisterblättern, den jungen Blättchen des Brombeerstrauches, den Blättern des echten Ehrenpreis, der Lindenblüte und den jungen Walderdbeerblättchen gewonnen werden. Der Waldmeister muß vor der Blüte gepflückt werden. Die Hauptbedingung für den Wohlgeschmack dieser selbstgeernteten Tees ist, daß die Blätter im Schatten getrocknet und in gut verschlossenen Büchsen aufbewahrt werden. Man muß nun ausprobieren, was am besten mundet und sich vielleicht durch Mischung von Waldmeister und Ehrenpreis oder Brombeer= und Himbeerblättern eine besonders feinschmeckende Sorte mischen, an die man sich gewöhnt, so daß ihr Geschmack uns so zusagt wie der chinesische oder russische Tee. Allgemeiner Fragekaften. B. S., R. A 73 aus dem Losungsschein besagt, daß eine geringe Erweiterung von Blutadern an den Beinen festgestellt worden ist. Dieser Fehler schließt die Fähigkeit zum Dienst mit der Waffe nicht aus. I. W., St. C 20 auf dem Losungsschein deutet auf Krankheiten der Schutzorgane des Auges(der Lider, Bindehäute, Tränenwege); C1— allgem. Schwächlichkeit, A 72= Formfehler an den Beinen(also X= oder 0=Beine).§ 8, 3 der Heeresordnung lautet: Muß über zeitig untaugliche Militärsflichtige endgiltig entschieden werden, so„werden hiejenigen, deren Untauglichkeit mit Sicherheit für eine vorübergehende erachtet wird, der Ersatzreserve zugeteilk, die übrigen dem Landsturm überwiesen. Geschäftliche Mitteilungen. Die schönen Gebirgshängenelken. Ach sehen Sie diese schönen Gebirgshängenelken! Diesen Ausruf hören wir oft, wenn den Sommer über die vielen Fremden, die unsern kleinen Bergort besuchen, an den Häusern vorbeiziehen. Tatsächlich ist ein gut gepflegtes Hängenelkenbrett den ganzen Sommer über schön, zur Blütezeit aber ausgezeichnet. Diese Nelken haben die Eigenschaft, ihre Blutenstengel nicht nach oben zu treiben, sondern sie lassen dieselben gleich einer Ampel in einem Bogen nach unten fallen, weshalb sie Hängenelken genannt werden. Der Name Gebirgsnelke rührt daher, weil sie häufig in im Gebirge gelegenen Villen und Bauernhäusern zu finden ist, und mancher Besucher des Baverischen Hochgebirges, der Schweiz und Tirol wird sich der racht und des Blütenreichtums der betreffenden Nelken erinnern können. Als„echte Gebirgsnelken" werden heutzutage allerhand Nelken verkauft. So manchem Käufer vergeht dadurch die Lust, überhaupt Hängenelken anzuschaffen. Es ist uns schon vorgekommen, daß Fachleute beim Anblick unserer Hängenelken ganz erstaunt waren, endlich einmal die echte Sorte zu Gesicht zu bekommen. Nelkensorten, die hängen, gibt es ja mehrere, aber nach höchstens zwei bis drei Jahren sterben sie ab; dagegen erreichen die echten Frauendorfer Gebirgshängenelken bei ordentlicher Pflege nachweislich ein Alter von 30 bis 40 Jahren. Mit ihren herabhängenden großen, ungemein wohlriechenden dunkelbraunen, feuerroten und rosafarbigen Blumen ziehen diese prächtigen Balkonpflanzen schon von weitem die Blicke auf sich. Eine gut kultivierte, mehrjährige Pflanze weist oft 150 bis 250 Blumen in einem Jahre auf. Als besonderer Vorzug der echten Gebirgsnelke muß es betrachtet werden, daß sich die Pflanze von Jahr zu Jahr kräftiger entwickelt und während des ganzen Sommers bis in den Winter hinein blüht, daß sie in Behandlung äußerst anspruchslos ist, sowie am sonkanzung Feseroreltern, Basen dergleichen vortrefflich und erfreuen die Blumenfreunde besonders. Kräftige, gesunde, bald blühende Hängenelkenpflanzen in den erwähnten Farben liefert das Stück zu 80 Pfg., 10 Stück für 7 Mark die Willibald Fürstsche Kunstgärtnerei in Frauendorf (Niederbayern) Möge sich kein Gartenfreund diese kleine Ausgabe gereuen lassen: esi W Me uc— Wiihin pn iite une. er ccui g uni 1.. 661 198 Beugen, Bücken und Hocken massiert alle Organe des Anterleibes in höchst durchgreifender Weise. Gartenarbeit weitet die Brust, bewirkt tiefe ausgiebige Atmung, regt die Herztätigkeit an, kräftigt die Muskeln, entgiftet den ganzen Körper, schafft gesundes Blut und gute Säfte. Die Haut wird widerstandsfähig gemacht gegen Hitze und Kälte, sowie gegen Sprünge und Launen der Witterung, der Körper wird wind=, wetter= und seuchenfester. Dabei braucht man sich nie zu überanstrengen, jeden Augenblick kann man aufhören und sich ausruhen. Das ist besonders für Schwächliche und Nervöse von großem Wert. In vielen Nervenheilanstalten wird Gartenarbeit als wirksamste Heilmethode angesehen und ausgeübt; da sie auch m angenehmer Weise zu geregelter Arbeit erzieht, bildet sie eine unschätzbare Behandtung aller Willens= und Charakterschwachen, aller Lebensmüden und Daseins überdrüssigen. „Dich zu verjüngen gibt es ein natürlich Mittel, Ein Mittel, ohne Geld und ohne Arzt und Zauberei zu haben! Begib dich gleich aufs Feld, fang an zu hacken und zu graben.“ Goethe. Es ist statistisch bewiesen, daß der Stand der Gärtner inbezug auf Gefundheit und Langlebigkeit die Angehörigen aller anderen Gewerbe übertrifft und am wenigsten von Nerven= und Geisteskrankheiten heimgesucht wird. Den Behörden sei daher immer wieder zugerufen: Sorgt auf den Bebauungsplänen der Städte für Hausgärten, den Unbemittleren schafft kleine Gärten in den Vororten! Namentlich müßten auch die Volksschulen einen Garten erhalten, in dem die Kinder unter Anleitung alle „Arbeiten zu besorgen haben. Da lernen sie beim Entfernen von Unkraut und Angezieser so recht erkennen, was ntzlich und schädlich ist, sie lernen Gemüse und Bkumenepflanzen, sie bekommen einen offenen Blick für die Natur, praktisches Interesse an ihrem Werden und Vergehen. Tabei sind sie stets im Freien, in frischer Luft, geordnet und unter Aufsicht, sie harken, scen und pflanzen, begießen und jäten, alle Muskeln bewegen sich, die Sinne werden geübt, es gewöhnt sich der Körper an Sonnenstrahlen und Schweißtropfen. abzuringen. Diese Kämpfe um etwas selbstverständliches aber wären überflüssig, wenn jedermann, der nicht neben einer„unmodernen“ Frau oder gar höchst auffälligen„Vogelscheuche“ einhergehen will, seiner Eheliebsten nach altem, bewährtem Brauch ein bestimmtes Nadelgeld aussetzte, mit dem sie schalten und walten könnte, wie sie wollte. Aber abgesehen von der beiderseitigen Erleichterung, wie ja oben genugsam erläutert wurde, würde diese„neubelebte“, alte Einrichtung ihn, den Gatten, den„Besitzer" der schönen Frau, auch etwas für ihn höchst angenehmes bescheren, nämlich die Ueberraschung beim Anblick jedes neuen Rahmens, mit dem sie sich umgibt. Diese Ueberraschung allein wäre an sich schon die Zahlung eines Nadelgeldes wert, denn— sie würde dazu beitragen, daß zwischen ihnen nie die so leicht eintretende Gleichgültigkeit Platz griffe, sondern dem Gatten sein Eheweib immer wieder in neuer, völlig veränderter Silhouette und Erscheinung entgegenträte, ohne daß er den Werdegang, den oftmals recht umständlichen dieser Wandlung, in seinen einzelnen Phasen zu spüren bekäme. Sollte nicht gerade der letztere Umstand den Mann, der ja bekannterweise die Abwechslung über alles liebt, ganz allein dazu veranlassen, in den vielleicht für ihn anfangs sauren Apfel zu beißen und em bestimmtes Nadelgeld je nach Verhältnissen für seine schönere Hälfte festzusetzen? Daß die Säure des Apfels nur äußerlich ist und er ingen einen recht süßen Kern birgt, das wird er erfahren, wenn seine Frau das ihr von ihm zur Verfügung gestellte Nadelgeld mit Geschick, Klugheit und Geschmack auszugeben versteht. Ist die Festsetzung eines Festsetzung Nadelgeldes wünschenswert für die Frau? (Nachdruck verboten.) nlk. Schon in alter Zeit war das Zahlen des Nadelgeldes nicht nur in höchsten Kreisen, sondern auch in gut bürgerlichen Familien ein feststehender Brauch, und bezweckte, der sich verheiratenden Tochter eine bestimmte Summe zu freier Verfügung, oder der jungen Herrin und Frau des Hauses einen bestimmten Betrag unter der gleichen Bezeichnung und zu gleichem Zweck sestzusetzen. In einigen Arkunden aus souveränen Häusern ist wörtlich der Satz enthalten„zu höchstihrer Zerstreuung. Vergnügen und allerley Kurzweil“ sei diese Summe genau„bestimmet und festgesetzet“ worden. Nun, das höchste Vergnügen einer Frau war wohl schon damals dasselbe, was es auch heute noch ist: sich zu schmücken um ihrer selbst willen, für den Geliebten und— für andere. Oft müßte man wohl auch sagen: trotz der anderen. Nichts macht ja einer Frau, sofern sie echte Evastochter ist, mehr Freude, schafft ihr tieferes Behagen, höhere Wonnen, als: um ihrer Erscheinung, ihrer Kleidung willen beneidet, glühend beneidet zu werden. Um das aber zu können, muß ihr eine bestimmte Bewegungsmöglichkeit bezüglich Beschaffung der notwendigen Hüllen und des Schmuckes für ihren Körper geschaffen werden, und dazu gehört Geld und nochmals Geld. Wie umständlich, zeitraubend und nicht zuletzt lästig ist es, wenn sie wegen jeder Kleinigkeit, die ihr zum Schmuck ihres Aeußeren wichtig erscheint, erst die geöffnete Börse des Gatten suchen, seine freigebige Hand anrufen und seine„Spenderlaunen“ abwarten muß. Er ist ja leider— beider nur sehr selten, voll„ungesuchter“ Freigebigkeit und es bedarf erst langer, unausgesetzter Kämpfe, um ihm die Justimmung oder besser gleich noch die Summen zu irgendeinem Kauf Warum verdaut der Magen sich nicht selbst? ..:..(Nachdruck verboten.) Die Gewebe der Magenwand bestehen doch aus lauter verdaulichen Stoffen, Eiweiß und Leim, Verdauungssaft ist auch genügend da. Warum werden diese Fleischteile nicht auch verdaut wie alles andere in den Magen als Nahrung gelangende Fleisch? Nach dem Tode, beim gestorbenen Menschen oder Tier, wird in der Tat öfter die Magenwand aufgelöst, verdaut, besonders bei warmer Temperatur. Deshalb meinte man schon vor 150 Jahren, wo J. Hunter sich eingehend mit dieser Frage beschäftigte, nur das „Lebensprinzip" verhindere die Selbstverdauung, der lebende Magen sei wie alles Lebende davor geschützt. Aber Cl. Bemnard brachte den Schenkel eines lebenden Frosches in die Magenfistel eines lebenden Hundes. Der Schenkel wurde sehr bald verdaut, während der Frosch leben blieb. Also hatte den Frosch das„Lebensprinzip“ keineswegs geschützt. Die neuere Physiologie hat nun endlich das Rätsel gelöst. Es ist nachgewiesen, daß die Magenwand dadurch geschützt ist, daß sie gegen den verdauenden Magensaft(Pepsin) einen Gegenstoff, das Antivepsin, in sich birgt, welches die Wirkung des Magensaftes aufhebt. Daher verdaut der Magen nicht sich selbst. Im Tode hört mit allen Funktionen auch die Bildung von Antivepsin auf, da aber noch genügend Magensaft vorhanden zu sein pflegt, kann dann der Magen nach dem Tode sich wirklich selbst verdauen, besonders bei gesunden kräftigen Leuten, die mitten während der Verdauungstätigkeit eines plötzlichen Todes gestorben sind. Bei Leichensektionen hat man dies öfter gesehen. Dr. Thraenhart. Hauptregeln für das Einmachen von Früchten und Gemüsen. Man befleißige sich der peinlichsten Reinlichkeit und Sauberkeit. Man halte sich Gefäße verschiedener Größe, die nur zum Einmachen bestimmt sind. Gutverzinnte Kupfer= und Metallkessel verdienen den Vorzug, aber auch irdene Gefäße sind zu empfehlen. Mian lasse die Früchte niemals in den Metallgefäßen erkalten, um jede nachteilige Grünspanbildung und Veränderung der Farbe zu verhüten. Man koche die Einmachegläser, Töpfe, Steintruken und Beschsen, die leer geworden sind, nochmals vor dem Gebrauch aus und kasse sie gut eristrochgen.“ Man nehme nur fleckenlose, nicht ganz reise Früchte und Gemüse, so frisch wie möglich, zum Konservieren und ernte sie weder bei Tau und Regenwetter, noch in der Mittagshitze. In zu reisem Justande tragen die Früchte bereits den Zerstörungskeim in sich. Alle Ingredienzien, welche man zum Einmachen braucht, Zucker, Essig, Salz, Gewürz usw. müssen bester Sorte sein. Man sei besonders vorsichtig bei der Verwendung der Gewürznelke, das Köpfchen derselben gibt hellen Früchten schwarze Flecke. Entweder muß es herausgenommen werden, oder man kocht das Gewürz nur im Saft mit. Man. koche bei Früchten und Gemüsen, die grün bleiben, wie Reineclauden und Bohnen und nicht kandieren sollen wie Nüsse, ein Stückchen Alaun mit. Man achte darauf, daß sämtliche Konserven zum Schutze gegen Verderbnis und Zerstörung mit genügender Flüssigkeit bedeckt sind. Man lege ein mit Arak oder Oel getränktes Papier auf die Früchte und verschließe sie möglichst luftdicht. Vorheriges tüchtiges Einschwefeln der Gläser und sofortiges Einfüllen der Früchte ist sehr zu empfehlen. Man versehe jedes Gefäß mit einer Etikette, worauf Inhalt, Jahreszahl oder sonstige Zeitangaben verzeichnet sind. Man verwahre sämtliche Konserven in einem nicht zu hellen ziemlich kühlen, dabei aber trocknen und gleichmäßig temperierten Raume, womöglich nicht über 12 Grad R. Man sei bei Oeffnen der Einmachgläser recht vorsichtig, nehme die Früchte mit einem silbernen Löffel heraus, streiche die Fläche wieder glatt, lege das Papier sorgfältig darauf, oder erneuere es, und binde das Gefäß wieder fest zu. Reste dürfen nie wieder in das Einmachegefäß zurückgelegt werden.? Man unterziehe die Konserven öfterer Besichtigungen. Sobald man verdächtige Anzeichen bemerkt, muß der Inhalt entweder bald verbraucht oder aufgekocht werden. Früchte, die immer wieder säuern wollen, koche man zu Marmelade ein. A. 3. Für Küche und Haus. Speisezettel. Montag: Plundermilch. Schnitzel mit Kartoffeln und Möhren. Dienstag: Bierkaltschale. Hammelkotelettes mit Rübchen und Bratkartoffeln. Mittwoch: Spargelsuppe. Kalte Schweinsrippe, Spinat, Bratkartoffeln. Donnerstag: Gemüse=Suppe, Krusteln von Bratenresten, Erdbeerkompott. Freitag: Erdbeermilch. Spiegeleier, Spinat, Bratkartoffeln. Samstag: Nierensuppe. Spargel mit Schinken und Kartoffeln. Sonntag: Weinkaltschale. Schnitzel à la Nelson, Erbsen und Möhren, Kartoffeln. Stachelbeertorte. Kühle Limonaden. Rotweinlimonade. Eine Scheibe Zitrone legt man in das Glas und tut vier Stück Würfelzucker darauf. Das Glas wird zugedeckt und bleibt stehen, bis der Zucker zergangen ist, dann füllt man drei bis vier Eßlöffel guten Rotwein darüber und gießt das Glas voll eisgekühltes Wasser. Erdbeer=Limonade. Ein halbes Pfd. tadellose Erdbeeren werden zerquetscht. Zu dem Puree gibt man den Saft einer Zitrone und gießt ½ Liter Wasser darauf. So zubereitet bleibene die Erdbeeren verdeckt eine Stunde stehen. Inzwischen löst man 50 Gramm Zucker in leichtem Moselwein auf und gibt die Erdbeerlösung durch ein Haarsieb dazu. Man füllt die Gläser zur Hälfte mit Selterswasser und gibt den Erdbeersaft hinein. Kirschenlimonade. Ein Viertelpfund Kirschen werden mit den Steinen im Mörser zerstampft, den Brei gibt man in eine irdene Kasserole, füllt ein Liter Wasser darauf und n e fu W M scn Spöf unde Ngd zonemsb neg, aesso zuu 161 195 haben ein üppiges Futter, sodaß bei gukem Wetter, woran es allerdings augenblicklich fehlt, eine gute Heuernte zu verzeichnen ist. Die Folge davon ist ein gewaltiger Rückgang des Preises bei Grasverkäufen. Altes Heu, was im Vorjahre 3—4 Mark pro Zentner kostete, ist augenblicklich für 2 Mark käuflich. Die Futterrüben stehen teilweise gut, teilweise mittelmäßig. Bei guter Pflege, entsprechender Kopfdüngung und passendem Wetter läßt sich aber durchweg noch eine volle Ernte erzielen. Die Wicken, die im Frühjahr sehr viel mit Erdflöhen zu kämpfen hatten, haben sich bei der günstigen Witterung der letzten Zeit ziemlich erholt und scheinen das Versäumte in etwa wieder nachzuholen. Br. Der Niedersächsische botanische Verein, Abteilung der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover, hielt vor kurzem im Botanischen Institut der Königl. Forstakademie zu Münden seine Frühjahrs=Hauptversammlung ab. Die Vorträge bewegten sich fast ausschließlich auf forstlichem Gebiet und boten sehr viel Interessantes und Neues. Als erster sprach Herr Professor Dr. Büsgen=Münden über„Waldbäume im allgemeinen.“ Er ging aus von der Einteilung in Lichtholzarten, wo der Keimling sich möglichst bald über die ihn umgebenden Unkräuter zu erheben sucht und schnell emporschießt, und den Schattenpflanzen. Dann sprach er über das Ausbreitungsvermögen(Sprednings Ebene) und über die mechanische Beanspruchung der Bäume. Des längeren verweilte er bei der Frage über das Gesettschaftsleben der Bäume. Die Möglichkeit der Wälder ist ja bedingt durch die Fähigkeit der Bäume, in Genossenschaft zu wachsen. Der Boden muß natürlich m einem brauchbaren Zustande bleiben, der durch Verwittern des Laubes und durch das Lockerungsvermögen der Gräser ja auch bewirkt wird, während dagegen Pilze den Boden, auf dem sie wachsen, allmählich selbst vergiften. [Die meisten Wälder der Erde bestehen aus den verschiedensten Arten von Bäumen. In den Regenwälder der Tropen lassen sich oft 200—400 verschiedene Baumarten finden. Aehnlich in den Waldmeeren Zentral=Afrikas, dem großen Kongo=Urwald. Wo aber Holzhandel stattfindet, da darf nur eine Baumart herrschen und dieser Baum muß am meisten fruktifizieren. Ansere Laubwälder sind immergrüne Wälder. Jum Schlusse erklärte er die Gleichalterigkeit der Bäume des Urwalds dadurch, daß die alten Bäume an der Krone, durch Blitz, Unwetter, Pilze oder Insekten beschädigt, nach und nach absterben und dem Nachwuchs Platz machen. Herr Forst=Affessor Oelkers=Münden referierte sodann über Sonnenbestrahlung und Niederschlag“ in unseren Wäldern. DDurch viele Versuche hatte er die für die SamenLeimung günstigen und ungünstigen Gebiete des Waldes festgestellt und an Lichtbildern und Tabellen veranschaulicht. Die Nord= und Westseite des Waldes zeigen deshalb eine üppigere Flora und einen besseren Jungwuchs, weil an diesen Seiten weng Sonnenbestrahlung, aber viele Niederschläge stattfinden, während im Süden und Osten starke Sonnenbestrahtung ohne Niederschläge auftritt. Die Ausführungen und Untersuchungen des Herrn Redners enthalten sehr lehrreiche und praktische Winke für unsere Forstler. Großes Interesse fand der letzte Vortrag des Herrn Geheimrat Professor Dr. PeterGöttingen:„Ueber merkwürdige Blitzbeschädigungen an Waldbäumen“. Die Forschungen, die erst in den letzten Jahren über diese Frage angestellt sind, sind äußerst wichtig für unsere Forstwirtschaft. Wir haben jetzt eme Erklärung dafür gefunden, warum in unseren Wäldern oft eine große Anzahl von Bäumen von dem verderblichen Käferfraß heimgesucht werden. Auf den klaren Photographien, die zunächst profiziert wurden, konnte man deutlich die Verschiedenheit der Blitzbeschädigungen bei den einzelnen Baumarten Eiche, Buche, Birke, Fichte beobachten. Der Blitz fährt in die Krone uund windet sich dann in einer weiten Spirale nach unten. Bei der Eiche, Birke und Buche, wo die meistens glatte Rinde die Feuchtigkeit anhält, urd dem Blitz ein guter Weg geboben wird, zerstörte dieser nur die Rinde, schält sie großen Stücken ab und zwar umsomehr, je weiter er sich dem Boden nähert. Bei der Tanne und Fichte dagegen, wo das Wasser schnell zum Verdampfen kommt, bemerken wir kein Abschälen der Rinde, sondern ein tiefes Eindringen des Blitzes. Den größten Schaden richten die Blitzschläge an, welche nicht den einzelnen Baum, sondern eine Anzahl von Bäumen treffen, sagen wir Flächenblitze, indem sich nämlich ein Blitz auf eine ganze Fläche verteilt. Es hat sich gezeigt, daß bis zu 66 Bäume eines Fichtenbestandes, wo diese Art von Blitzen am häufigsten sind, von einem Blitzstrahl beschädigt wurden. Alle vom Blitzstrahl getroffenen Bäume vertrocknen an ihren Zweigen. Wir sehen nach geraumer Zeit, daß die Zweigspitzen trocken werden, und das ist jedesmal ein sicherer Beweis des Absterbens des Baumes. In vielen Fällen verteilt sich der Blitz in die Wurzeln des Baumes und verletzt sie; der Stamm wird unten beschädigt, es kann kein Wasser mehr aufsteigen und der Baum vertrocknet demnach von unten her. Der vertrockende Baum fällt nun bald dem Käferfraß zum Opfer. Diesem muß der Forstmann vorbeugen, wenn er nicht allzu großen Schaden erleiden will. Er muß früh genug auf das Trockenwerden der Zweige in ihren Anfängen achten und den Baum rechtzeitig entfernen. Eine interessante Beobachtung wurde in einem Buchenwalde gemacht. Um das Dickenwachstum der Bäume zu messen, hatte man diese mit einem dehnbaren Eisenring umgeben. Nach einem Gewitter bemerkte man, daß eine große Anzahl der Eisenringe durchschlagen waren, ohne daß die Bäume Spuren von Blitzbeschädigungen hatten. So läßt sich meistens schwer feststellen, ob ein Blitz einen Baum getroffen hat oder nicht. Der alten Gewitterrege!:„Die Buchen sollst du suchen. den Eichen sollst du weichen“ ist demnach auch nicht zu viel Glauben zu schenken. Daß ein Blitz einen Baum gezündet hat, ist höchst selten. Allerdings hat man sehr oft schon bemerkt, daß der Blitz das Innere eines trocken gewordenen Baumes ins Glimmen gebracht hat und daß dann das Innere von oben bis zum Boden allmählich durchgebrannt ist. Solche ausgehöhlte und verkohlte Baumstämme trifft man hin und wieder an. Hoffentlich gelingt es, noch genauere und eingehendere Forschungen auf diesem interessanten Gebiete zu machen zum Schutze unseres Waldes und zum ferneren Gedeihen der Forstwirtschaft. silien. In dem Schlafraum sind, der Jahl der Hühner entsprechend, mehrere Sitzstangen anzubringen. Diese dürfen aber nicht leiterförmig Geflügelzucht. Welche Anforderungen stellt das Geflügel an uns? Von Preuß. (Nachdruck verboten.) Mit 2 Abbildungen. Wenn das Geflügel, speziell die Hühnerzucht, einen nennenswerten Nutzen abwerfen soll, so muß man den Tieren einen besonderen, zweckentsorechenden Stall anweisen. Vorteilhaft ist es, ein besonderes Gebäude oder eine ganze Stallabteilung zur Unterbringung der Hühner zu verwenden. Ist eine solche Möglichkeit nicht gegeben, so genügt es auch, in einem größeren Viehstall eine Ecke dicht abzuschlagen, doch so, daß die Tiere durch ein besonderes Fenster gleich ins Freie gelangen können. Zwecks Reinigung und Kontrolle der Legenester durch den Züchter wird eine Verbindungstür angebracht. Damit die seuchtwarmen Ausdünstungen des Großviehstalles genügenden Abzug haben, müssen unterhalb der Stalldecke Ventilationsöffnungen angebracht werden, welche im Sommer beständig, im Winter mindestens bei Tage geöffnet bleiben. Am besten ist es, wenn das Flugloch nach der Südseite zu gelegen ist. Kann man den Hühnerstall in einen Schlaf= und einen Scharraum teilen, so ist das besonders wertvoll. Im anderen Falle muß ein besonderer Raum, vielleicht der Holz=, Torfoder Geräteschuppen, bei naßkaltem und requerischem Wetter den Hühnern zur Verfügung ge stellt werden. Beide Abteilungen benötigen bestimmte AtenIm Scharraum angebrachte regalartige Legenester. angeordnet werden, sondern müssen sämtlich in gleicher Höhe angebracht sein. Hierbei ist auch die Größe und Schwerfälligkeit der Rasse zu berücksichtigen und nur ganz leichten Tieren darf man zumuten, höher als einen halben Meter aufzufliegen. Die Stangen selbst sollen gerade, glatt, etwa 5 Zentimeter stark und oben abgerundet sein. Die Rinde muß gänzlich entfernt werden da sich hier leicht Angeziefer ansammelt. Um die Stangen von Zeit zu Zeit herausnehmer und säubern zu können, läßt man sie etwas in den wagerechten Stangenträger ein. Von der Wand bleiben die Stangen 25 Jentimeter zurück, und der gegenseitige Abstand muß bis 40 Jentimeter betragen. 5% 8n4 In dem Scharraum bringt man die Legenester an. Die Zahl derselben richtet sich nach dem Bestande, und man rechnet auf je brei Hühner ein Nest. Da altes Federvieh eine Vorliebe für dunkle Nistplätze hat, trägt man dieser Neigung Rechnung, indem man die Legenester an der dunkelsten Stallseite aufstellt. Die weiche Nestfüllung ist häufig zu wechseln. In den Scharraum gehören auch ein Futternapf. ein Trinkgefäß und eine Sandbadegelegenheit. In dem Scharraum sammeln sich viele Erkremente an; im Winter ist dieses ganz besonders der Fall, weil die Tiere hier den größten Teil des Tages zubringen müssen. In diesen Auswurfstoffen befinden sich aber viele tierische und pflanzliche Schädlinge, die unter Umständen seuchenhafte Erkrankungen hervorrufen können. Diese Kotmassen sind zugleich beliebte Schlupfwinkel für allerhand Parasiten, die das Geflügel namentlich des Nachts überfallen und ihm das Blut aussaugen. Schon der Juckreiz, den diese Belästigungen verursachen, schädigt die Hühner, raubt ihnen die Nachtruhe und dadurch zugleich Rückseite, die Türen zum aufschieben eingerichtet. die Munterkeit am folgenden Tage. Der Dünger muß darum häufig entfernt werden. Am seine ungünstige Wirkung abzuschwächen, namentlich auch den penetranten Geruch zu absorbieren, streut man auf den Fußboden eine Lage Torfmull. In Ermangelung dieses Stoffes kann man auch Sand verwenden. Der Hühnerdünger wird dann täglich in die Unterschicht eingeharkt, wodurch zugleich der wertvolle Ammoniak ge 5 C □ □ g n S ggkes 5 S S S 5 E Eh 5 § o Z E— — 4•—— □ □ □ O 8. 0 0 6 OSLE! 800 5 8.5•8 # B. S.58• ooAonEEAn SOSESEERGSEHAE a 88:38 196 197 bunden wird und der Wert der Exkremente als Dungstoff erhalten bleibt. Peinlichste Sauberkeit im Geflügelstall ist unerläßlich. Wo es sich irgend möglich machen läht, bringt man das Geflügel in Ställen mit festen und glatten Wänden unter: Rissige Holzwände begünstigen die Entwickelung des Ungeziesers. Darum müssen hier die Wände, Decken und Fußböden jährlich mehrmals gründlich desinfiziert werden. Man übertüncht diese Flächen, auch die Sitzstangen und Legenester, mit Schachts Pirolkarbol(fünsprozentig). Nachher wird der Geflügelstall mit Kalkmilch geweißt. Des Ungeziesers, das sich unter dem Gefieder verborgen hält, entledigen sich die Tiere selbst, wenn die Hühner in einem Kasten, der mit Sand oder Asche gefüllt ist, paddeln können. Man streut etwas Insektenpulver in den Kasten, und auch in den Legenestern erweist sich dieses Pulver sehr wirksam. Der erfolgreiche Betrieb einer Geflügelzucht hängt auch von der Fütterung der Tiere ab. Diese muß vom ersten Tage an so eingerichtet werden, daß sie auch den Zweck erreicht, den der Züchter erzielen will. Auf bestimmte Fütterungsregeln einzugehen, ist in diesem Rahmen nicht möglich, dieses würde einen Aufsatz für sich bilden; es soll hier nur kurz erwähnt werden, daß man dem Geflügel alle Futtermittel reichen kann, die in dem Haushalt zur Verfügung stehen. Dabei muß man aber Einseitigkeit vermeiden und die natürliche Veranlagung der Tiere berücksichtigen. Zwei Hauptmahlzeiten werden auch im Sommer ausreichen, wenn die Tiere freien Auslauf haben. Morgens erhalten die Tiere ein schnell verdauliches Weichfuttergemisch und nachmittags eine Körnerration. Bei beschränkten Räumen muß dem Geflügel viel Grünfutter dargeboten werden; selbst im Winter ist ein Ersatz für dasselbe zu beschaffen. Was man beim Hühnerfutter besonders zu beachten hat. (Nachdruck verboten.) Das Hühnerfutter soll nur zum Teil aus Körnerfutter bestehen; es muß ihm auch Weichund Grünfutter beigemischt sein. Am Morgen ist der Magen der Tiere fast leer; er soll dann ein Futter bekommen, welches nicht so langer Verdauungszeit bedarf, sonder bald vom Körper asfimiliert werden kann, nämlich Weichfutter, bestehend aus gebrühter Kleie und gekochten zerstoßenen Kartoffeln. Es würde zu lange dauern, bis das Körnerfutter sich im Kropfe erweicht hat. Gute Fütterung mit Weichfutter trägt, besonders zur Mauserzeit, sehr zur Eierproduktion bei. Abends eignet sich Körnerfutter besser, weil ja der Magen über Nacht Zeit hat, es zu verdauen. Je mehr freien Auslauf die Hühner über Tag haben, um so besser ist es natürlich, da sie dann viel Gewürm und genügend Grünfutter finden. Im Winter muß man dieses durch Blätter von überwinterten Kohl= und Krauttöpfen ersetzen, durch zerstampfte Mohrrüben, durch im Stall oder Laufraume aufgehangene Runkelrüben. an denen die Hühner herumpickeln können oder durch in Kisten gezogene junge Getreidesaat. Den besten und zugleich billigsten Ersatz für Grünfutter aber bildet die trockene Kleespreu, die auf dem Boden, wo Kleehen lagert, in Massen abzufallen pflegt, und die man auch durch zuweilen getrochneter Kleeblüten gewinnt, falls man Kleehen nicht zur Verfügung hat. Sie wird mit der Kleie im Weichfutter gebrüht. Tamit die Hühner Bewegung haben, streut man ihnen im Wanter das Körnerfutter mit Häcksel zusammmen auf einen abgekehrten, möglichst trockenen Platz oder eine Tenne, wo sie dann genötigt sind, die Körner herauszuscharren. Eine Ueberfütterung vermindert die Eierproduktion und wirkt auch schädlich auf die Bruttust ein. Des Landmanns Rechtsfreund. Der Landwirt als Tierhalter. Von Dr. jur. Albert Baer. (Nachdruck verbeten.) Es ist in„des Landmanns Rechtsfreund“ schon einmal davon gesprochen worden, daß derjenige, der ein Tier hält, für den Schaden verant wortlich ist, den es anrichtet. Die dort besprochenen Grundsätze finden aber auf den Landwirt vielfach keine Anwendung, denn für denjenigen Schaden, den ein Haustier anrichtet, das dem Beruse, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalte des Tierhalters zu dienen bestimmt ist— und dies wird bei den Tieren des Landwirts meist zutreffen— soll der Tierhalter nur dann haften, wenn er bei der Beaussichtigung des Tieres die ihm obliegende, im Verkehre erforderliche Sorgfalt außer acht gelassen hat. Er haftet aber dann wiederum nicht, wenn der Schaden durch das Tier auch bei Anwendung der nötigen Sorgfalt entstanden sein würde. Ganz so günstig liegt die Sache für den Landwirt im Verhältnis zum gewöhnlichen Tierhalter nicht, und zwar aus folgendem Grunde: Wer sich auf diese Vorschrift beruft, muß beweisen, daß das Tier seinem Berufe, seiner Erwerbstätigkeit oder seinem Unterhalte dient und daß er die erforderliche Sorgfalt beobachtet hat oder daß der Schaden auch so eingetreten wäre. Wenn z. B. das Pserd des Landwirtes, das dieser benutzt, um seinen Wagen mit Gemüse und Obst in die Stadt zu ziehen, hier scheu wird und Schaden anrichtet, so ist es Sache des Landwirtes, wenn der Beschädigte behauptet, das Pferd sei eigentlich ein Reitpferd, darzutun, daß er es nur oder hauptsächlich dazu benutze, um den Gemüsewagen in die Stadt zu ziehen, und wenn der Beschädigte behauptet, das Pferd sei nicht genügend beaussichtigt worden, zu beweisen, daß er es nach Möglichkeit beaussichtigt habe. Das Erbringen von Beweisen ist aber oft schwer und Zeugen sind nicht immer vorhanden oder können sich nicht mehr an die Ereignisse erinnern. Im hin steht die Sache für den Landwirt noch günstiger, als wenn er auf Grund der strengen, schon früher einmal besprochenen Vorschriften haften würde. Die leichtere Haftung für den Landwirt tritt also dann ein, wenn es sich um ein„Haustier“ handelt. Haustiere sind solche Tiere, die für die Verwendung und den Dienst im Haushalt bestimmt sind; dies wird in den einzelnen Orten, Provinzen und Landesteilen verschieden sein; für gewöhnlich werden nur die zahmen Tiere, nicht die gezähmten, wie z. B. die Bienen, dazuzurechnen sein. Ferner ist für die erleichterte Haftung erforderlich, daß das Haustier der Erwerbstätigkeit des Landwirtes dient oder seinem Berufe. Dies ist z. B. der Fall bei der Milchkuh des kleineren landwirtschaftlichen Besitzers, bei seinem Schwein, das er mästet, um es für sich zu schlachten, seiner Ziege usw. Ausschlaggebend für die Frage, ob das Tier der Erwerbstätigkeit, dem Unterhalt oder dem Berufe des Landwirtes dient, ist die Zweckbestimmung, die ihm von vornherein gegeben ist. Verursacht z. B. ein Pferd, das von dem Landwirt sonst nur als Reitpferd benutzt wird, dann einen Schaden, wenn es ausnahms weise, weil die Arbeit drängt, vor den Wagen gespannt ist, der Getreide einfährt, so muß die Schadensersatzpflicht des Landwirts nach der strengen Haftung beurteilt werden. Der Landwirt muß ferner die im Verkehre ersorderliche Sorgfalt beobachten. Er muß Sorgsalt anwenden in der Auswahl des Tieres, das er zu bestimmten Arbeiten benutzt; er darf z. B. einen Hund, von dem er weiß, daß er äußerst bissig ist, nicht vor einen Wagen spannen, der öster unbewacht bleiben muß. Er muß wissen, wie weit er das Tier zu beaussichtigen hat und muß sein Verhalten nach den Eigenschaften seines Tieres einrichten. Gelingt dem Landwirt als Tierhalter der Nachweis, daß das Tier seinem Beruse, Erwerbstätigkeit oder Unter halt dient, und daß er die nötige Sorgsalt beobachtet hat, so ist er für den von seinem Tiere angerichteten Schaden dann nicht mehr verantwortlich. Er ist aber auch dann von der Verpflichtung, Schadensersatz zu leisten, befreit, wenn er nachweist, daß der Schaden auch bei Anwendung der nötigen Sorgfalt entstanden wäre. Wird z. B. von einem Landwirt Schadensersatz deshalb verlangt, weil sein Pferd scheu geworden, durchgegangen ist und Schaden angerichtet hat, so kann er auch dann dem Anspruch auf Schadensersatz ent gehen, wenn er schuldlos ist; wenn z. B. das Pferd deshalb durchgegangen ist, weil es einen Knall gehört hat und wenn er trotz Anwendung der größten Sorgfalt dies nicht hat hindern können. Für den Landwirt ist auch noch eine weitere Bestimmung des Bürgerlichen Gesetzbuches wesentlich. Neben dem Tierhalter haftet nämlich auch noch der„Tierhüter“ für den vom Tiere angeriche teten Schaden. Tierhüter ist derjenige, der durch einen Vertrag mit dem Tierhalter die Aufsicht über das Tier übernommen hat, z. B. der Viehtreiber, ebenso der Hirt, der Pferdeknecht und ähnliche Personen; nicht aber die Angehörigen des Tierhalters. Das bedeutet aber nicht, daß der Tierhalter von der Haftung frei wird, wenn ein Tierhüter vorhanden ist; vielmehr treten dann dem Geschädigten zwei haftpflichtige Personen gegenüber und er kann sich halten, an welche er will. Landwirtschaftlicher Fragekasten.) Geleitet von Direktor Blomenkemper, Paderborn. Antwort auf Frage 61. Frau N. Sch. in G. Es handelt sich bei den Stachelbeeren um den amerikanischen Mehltau. Er wird durch einen Pilz(Sphacrotheca mors uvae) hervorgerufen. Die Krankheit ist erst seit einigen Jahren bei uns bekannt und verursacht großen Schaden. Man bekämpft die Krankheit, indem man im Herbst die Zweige stark zurückschneidet und die abgeschnittenen Zweige verbrennt. Ferner durch Bespritzen mit einer ½ prozentigen Kupfersodalösung im belaubten Zustände und einer 2proz. gleichen Lösung im Winter. Die Lösung wird hergestellt, indem man je ½ Klgr.(bezw. je 2 Klgr. Kupfervitriol und Soda in je 50 Liter Wasser auflöst und diese Lösung mit einander vermischt und bei sonnigem Wetter verspritzt. Die Kaiserliche biologische Anstalt für Land= und Forstwirtschaft empfiehlt das Bespritzen mit Schwefelkaliumbrühe, indem man 300 bis 400 Gramm Schwefelkalium(Schwefelleber] in 100 Liter Wasser auflöst. Leider gehen trotzdem nicht selten nach einigen Jahren die kranken Sträucher ein. Am besten pflanzt man dam erst nach 2—3 Jahren neue Sträucher an. Antwort auf Frage 62. M. St. in Sch. Die Ursache kann man von hieraus nicht feststellen. Ich empfehle Ihnen, das nächste Huhn, welches eingeht, direkt an das Bakteriologische Institut der Landwirtschaftskammer zu Münster einsenden zu wollen und zwar unter Angabe der näheren Umstände. Antwort auf Frage 63. H. G. in N. Ohne nähere Angaben ist es sehr schwer, sagen zu können, um welche Arten von Schädlingen es sich hier handelt. Ich nehme an, daß es Drahtwürmer und vielleicht auch Engerlinge sind, die Ihnen solchen Kummer bereiten. Zur Besämpsung empfehle ich Ihnen daher: 1. Walzen und befestigen des Bodens. 2. Auslegen von Kartoffelstücken oder Oelkuchen, wodurch die Larven angelockt, sich darin einbohren und dann vernichtet werden können. 3. Schonen der natürlichen Feinde, nämlich Maulwürfe, Krähen, Bachstelzen und Stare. Speziell gegen das letzte Mittel wird leider oft so viel gefehlt. Antwort auf Frage 64. Cl. E. in B. Im Rahmen des Fragekastens können Ihre Fragen nicht beantwortet werden, wir hätten dazu eine ganze Nummer des Praktischen Ratgebers notwendig. Sie wenden sich am besten mit all den Fragen an die Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen, Abteilung Geflügelzucht. Sie werden von dort unentgeltliche Bau= und Kostenanschläge erhalten. Auf Wunsch kommt sogar Herr Zuchtinspektor Torn zu Ihnen, um mit Ihnen alles mündlich an Ort und Stelle zu besprechen. Vielleicht können Sie dort einen Mustergeflügelhof einrichten und bekommen dann von der Kammer eventuell 250 Mark Zuschuß. Sie können dort immer einige 100 Hühner halten. Jedenfalls sind rebhuhnfarbige Italiener die richtige Hühnerart. * praktische Hausfrau. Redaktion: Johanna Schulze=Eckel. Vorsteherin des landwirtschaftlichen Kreishaushaltungs=Pensionates Paderborn. □45 □ Nicht jedem Halm ist Raum gegeben, Zu streuen seine volle Saat, Doch Lebensschätze sind zu heben.. Im kleinsten Kreise stiller Tat. Gesundheitspflege im Hochsommer. Von Dr. Otto Gotthils. (Nachdruck verboten.) Sonnenschein und frische Luft! ist jetzt die Parole für jedermann, der gesund werden und bleiben will. Der Italiener„Jyr:„Dove non viene il sole, viene il medicn— wohin die Sonne nicht kommt, dahin kommt der Arzt:“ und ein altes Sprichwort lautet:„Auf der Schattenseite der Straße hält der Leichenwagen dreimal so oft als auf der Sonnenseite.“ Gehet hinaus in den lachenden Sonnenschein und lernt an den Tieren die Heilkraft der Sonne kennen! Dort auf jenem Bauernhofe liegt behaglich in der Sonne ausgestreckt der Hofhund; nicht weit davon nimmt die Katze mit wohlgefälligem Schnurren und zufrieden blinzelnden Augen ein Sonnenbad; und im heißen Sande liegen die Hühner, lüften bald den einen, bald den anderen „Flügel, drehen und wenden sich, damit die belebenden Sonnenstrahlen sie au allen Körperstellen bescheinen können. Ganz wunderbar ist der EinFluß der Sonne auch auf den menschlichen Organismus. Der noch schwache Rekonvaleszent fühlt bbei ihren erwärmenden Strahlen seine Lebenskräfte und=Säfte sich mehren. Wie unter ihrer Einwirkung der grüne Farbstoff der Blätter gebildet wird, so verleiht sie auch dem bleichen Blute, den fahlen Wangen eine gesunde, rote Farbe. Der Stoffwechsel des ganzen Organismus, das Nerversystem und die Gemütsstimmung werden in ganz erheblicher Weise angeregt. Daher sollten diese große Wohltat besonders Kinder und alte Personen, Bleichsüchtige, Nervöse, Rheumatiker, Schwindsüchtige und mit Hautkrankheiten Behaftete sich zu nutze machen. Ihr Städter, verdunkelt nicht in ängstlicher Lichtseindschaft die Zimmer mit Vorhängen und Fensterläden zu grabgewölbartigen Räumen oder vermeidet gar jeden Gang im Somnenschein, nur um nicht einige Schweißtropfen zu verlieren. Gerade Schwitzen ist gesund. Die meisten Krankheiten treffen uns nicht plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, vielmehr sammeln sich allmählich gesundheitsschädliche Substanzen, namentlich giftige Stoffwechselprodukte an. Diese müssen immer einmal wieder durch hygienische Maßnahmen ausgeschieden werden. Dazu ist natürliches reichliches Schwitzen, ohne innere schweißtreibende Mittel, besonders geeignet. Deshalb arbeite man körperlich öfter bis zum Schwitzen beim Graben, Bergsteigen, Turnen, Hanteln und dergl. und suche sich auch nicht vor jedem Sonnenstrahl ängstlich unter den Bäumen oder dem Schirme zu verbergen. Auch die Hygiene stimmt voll und ganz Schillers Wort bei:. * Von der Stirne heiß Rinnen muß der Schweiß! Wer noch an das Muhmenmärchen glaubt, daß Nachtluft ungesund sei, und deshalb bei geschlossenen Fenstern schläft, der entschließe sich doch kendlich einmal, in diesen milden Sommernächten die Fenster offen zu lassen: tiefer, ruhiger, er„uickender Schlaf und morgens ein frisches, munNeres Erwachen ohne Schlaffheit und Bleischwere in den Gliedern wird der Lohn sein! In der Nahrung ist der Fleischgenuß etwas einzuschränken und durch Gemüse, Mehlspeisen, Hülsenfrüchte und Obst zu ersetzen. Von letzterem sollte jetzt in jeder Familie stets ein Teller voll auf dem Tische stehen, da es das beste und angenehmste natürliche Gefundungsmittel für Jung und Alt bleibt. „Wie ist es doch gesund, auf Speisen, die da nähren, Zu Zeiten frisches Obst erquicklich zu verzehren“, sang schon vor zweieinhalb Jahrhunderten der Dichter Logau. Auch der Genuß erhitzender altoholischer Getränke ist zu beschränken; dafür trinke man die erfrischenden und gesunden Limonaden, besonders die von natürlichem Zitronensaft bereiteten. Will man Getränke durch Eis kühlen, so darf man es nie in das Getränk hinein, sondern nur um dasselbe herum tun(wie beim Sekt), damit nicht etwa im Eis vorhandene krankheitserregende Bakterien in den Verdauungsapparat gelangen. Dieser besitzt überhaupt in der heißen Jahreszeit eine größere Reizbarkeit und Disposition zu Erkrankungen(Erbrechen, Diarrhöe), so daß jetzt Vorsicht am Platze ist. Namentlich unter den Kindern fordern die Verdauungskrankheiten oft furchtbare Opfer. Für Radfahrer, Touristen, Sommerfrischler ist auch die Kleidung in gesundheitlicher Beziehung von Wichtigkeit. Die Oberkleider, am besten von Leinen oder Baumwolle, seien luftig und nirgends beengend, namentlich nicht am Gürtel, Brustkorb oder Hals. Helle lichte Gewandung nimmt die Sonnenstrahlen und die leuchtende Wärme in geringerem Grade auf als dunkle, erhitzt also den Körper viel weniger. Zur Unterkleidung eignet sich Wolle am besten; die wissenschaftlichen und praktischen Gründe dafür habe ich auch in meinem Büchlein geschildert. Wer freilich den größten Teil des Tages sich ruhig im Zimmer aufhält, und von dem die Unterkleidung durchnässenden Schwitzen, von Staub und Schmutz fast gar nicht zu leiden hat. möge lieber die kühleren Leinenstoffe oder die weitmaschigen Netzjacken wählen. Der Sommer bildet die hygienische Guadenzeit zur Kräftigung des Körpers gegen die Unbilden der rauhen und kalten Jahreszeit. Jetzt können auch die verweichlichten, schlaffen und widerstandslosen Wasser= und Lustseinde mit Kräftigungs= und Abhärtungskuren beginnen, sich an kalte Ganzwaschungen gewöhnen. Wem es nicht vergönnt ist, über Berg und Tal oder in die Gebirge zu wandern, der stelle sich morgens, mittags und abends ans offene Fenster und atme recht tief ein und aus, zuerst eine Minute lang, später bis ¼ Stunde; das stärkt die Lunge, weitet die Brust, schafft Sauerstoff ins Blut und verleiht mehr Gesundheitskraft als manchen trägen„Kurgästen“ das Herumlagern in den Sommerfrischen! Die Ferien der Hausangestellten. (Nachdruck verboten.) Jede einsichtsreiche Hausfrau weiß, wie angeoracht eine gelegentliche Ausspannung ist, darum gibt sie ihrem langjährigen Dienstmädchen gern einige Tage Ferien, während man es ja schließlich keiner Hausfrau verdenken kann, wenn sie einem unzuverlässigen Mädchen, das erst kurze Zeit in ihrem Hause tätig ist, und von dem sie nicht weiß, wie lange sie bleibt, diesen Vorzug versagt. Die Ferien der Hausangestellten sind ganz dazu geeignet, das Verhältnis zwischen Herrschaft und Angestellte zu kräftigen uno zu festigen, und die alte Treue, die man jetzt so häufig an dem Hausmädchen vermißt, von neuem aufleben zu lassen. Die Mädchen freuen sich sehr auf die Ferien, wenn ihnen solche gewährt werden, sie sind gern einige Tage ungebunden und frei, und gehen darauf doppelt gern zu ihrer Beschäftigung zurück, vorausgesetzt, daß es gute, verständnisvolle Mädchen sind, und daß sie es bei ihrer Herrschaft gut getroffen haben. Wenn; das Mädchen ein eigenes kleines Zimmer hat, so tut dies sehr viel dazu, daß es sich im Hause wohl fühlt. Nachweislich gibt es sehr viele nervöse Hausfrauen, die gern die Schuld für jede kleine Unregelmäßigkeit im Haushalt dem Mädchen aufbürden und, ohne es zu wollen, unbotmäßig und grausam gegen ihre Untergebenen sind. In manchen Familien ist es sogar Brauch, das Mädchen vor den großen Ferien zu entlassen, damit, wenn die ganze Familie verreist, Lohn und Kostgeld des Mädchens gespart werden. Selbstverständlich wird dies eine gute Hausfrau, die ein brauchbares Mädchen hat, niemals tun, und gottlob sind solche Fälle überhaupt selten. Meistens verreisen die Familien und nehmen das Mädchen mit, oder geben ihm Lohn und Kostgeld für die ganze Zeit, wobei sie dem Mädchen gestatten, vierzehn Tage zu den Eltern oder Verwandten zu reisen und nur verlangen, daß in den letzten Tagen das Haus für die Rückkunft der Familie in Stand gesetzt wird. Ganz sicher ist es nicht richtig, dem Mädchen während der Ferien noch Extra=Arbeiten zu geben, eine große Wäsche für diese Zeit anzusagen oder Flick= und Näharbeiten aufzustapeln. Es wird sogar oft von den Hausfrauen gewünscht, daß die Mädchen dann für sich arbeiten, ihre Kleider und Wäsche ausbessern und sich vielleicht em neues Stück selber nähen. Wer nun ein Mädchen hat, läßt dies ungern in der Wohnung allein, man kann es auch nur allein lassen, wenn man unbedingtes Vertrauen in das Mädchen setzt. Wenn die Hausfrau aber dem Mädchen Ferien gewährt, so wird es diese Freundlichkeit sicher durch Tüchtigkeit und Fleiß belohnen. Gesundheitlicher Wert der Gartenarbeit. Von Dr. Otto Gotthilf. (Nachdruck verboten.) „Sie müssen sich mehr Bewegung machen!“ Das ist oft der beste Rat, den der Arzt vielen Leidenden geben kann. Dazu gehören namentlich die Stubenhocker und Büromenschen, die eine sitzende Lebensweise führen, so daß die Atmung allmählich immer oberflächlicher, das Herz schwächer, der Blutkreis träger, der ganze Körper schlaff und schlapp wird. Hier kann nur eines durchgreifende Hilfe schaffen: sich ausarbeiten durch körperliche Tätigkeit! Denn das gewöhnliche Spazierengehen, das m der Regel mehr ein Schleichen und Schlendern ist, wirkt nur wie eine Art Beruhigungspulver. Wann und wo gibt es nun aber eine angenehmere Gelegenheit, sich tüchtig auszuarbeiten, als im Garten, vom ersten Frühlingserwachen an bis zu den letzten schönen Herbsttagen? Da braucht man nicht erst Toilette zu machen; weder Weste noch Mieder erschweren und veroberflächlichen die Atmung, kein gestärktes Vorhemd beeinträchtigt die Ausdünstung, kein steifer Kragen behindert den Blutumlauf zu Kopf und Gehirn. In leichter, lockerer Kleidung, die allen Musteln freien Spielraum, allen Körperteilen ungehinderte Bewegung gestattet, gärtnert man gleich frühmorgens vor der Berufsarbeit eine Stunde fleißig. Dann schmeckt das Frühstück noch einmal so gut. Abends verschafft man sich wieder durch Gartenarbeit einen gesunden Ausgleich zu der meist einseitig geistigen Berufstätigkeit des Tages. Wohlig ermüdet legt sich dann selbst der Nervöse, der sonst an Schlaflosigkeit Leidende zu erquicendem, tiefen Schlaf ins Bett. Gartenarbeit bewirkt die beste und natürlichste Bauchmassage zur Regelung der Verdauungstätigkeit. Wer irgendwie an Darmtätigkeit oder Verdauungsbeschwerden leidet, wird bald Hilfe und Heilung finden, wenn er fleißig pflanzt und jätet, hackt und harkt, von Gemüse und Blumen Raupen und Schnecken absucht, denn das notwendige