Prusgunnsumgung E. Bezugspreis: Bei der Post abgeholt monatlich 50 Pfg., durch den &a Briefträger und durch unsere Agenturboten zugestellt 64 Pfg., in = der Stadt Paderborn durch Boten zugestellt monatlich 60 Pfg. * Bestellungen werden von jedem Postamt, allen Landbriefträgern * sowie von unseren Agenturen und Boten jederzeit entgegen# a genommen.— Probenummern auf Verlangen gratis.— Erfüllungsort für alle Lieferungen und Zahlungen: Paderborn. Sauniununnunmnsummaanmmmme Sauerländer Tageblatt. Erscheint wöchentlich 7mal. Beilagen:„Feierstunden", tägliche Unterhaltungsbeilage. „Praktischer Ratgeber", Land= und hauswirtschaftliche Zeitung. „Sonntagsfeier". S S Anzeigenpreis: Die Zgespaltene, Kolonelzeilge der deren Raum 20 Pfg., 3 für Paderborn 15 Pfg., Reklamczeile 80 Pfg., Beilagegebühr nach * Uebereinkunft. Für Erfüllung von Platzvorschriften, sowie für * r i c h t i g e A u s f ü h r u n g t e l e f o n i s c h a u f g e g e b e n e r A n z e i g e n w i r d k e i n e= = Gewähr übernommen. Etwaiger Rabatt gilt als Kassenrabatt und= = lann verweigert werden, wenn Zahlung nicht binnen 3 Wochen# = nach Erhalt der Rechnung erfolgt. Postscheck=Konto Hannover 1534.„ Kaununungununungunungnunennngununumenungunnune Verlag und Rotationsdruck: Westfälisches Volksblatt A.=G., Paderborn, Rosenstraße 13a. 4. Drahtadresse: Volksblatt, Paderborn. 4, Fernruf: Redaktion Nr. 590, Geschäftsstelle Nr. 10. Erstes Blatt. Hierzu ein zweites Blatt sowie „Sonntagsfeier" und„Feierstunden". Täglich werden Bestellungen auf das Westfälische Volksblatt für das erste Quartal bei allen Postanstalten, Landbriefträgern, unseren Agenten und Boten entgegengenommen Das Westfälische Volksblatt ist die reichhaltigste verbreiteste Tageszeitung in Paderborn und Umgebung. Sämtliche Abonnenten haben ein Anrecht auf Unfallunterstützung nach Maßgabe der am 13. Dezember veröffentlichten Bedingungen, die bei uns kostenlos zu erhalten sind. 300 Mark Der Rotblock kommt näher! Das preußische Landtagswahlsystem bringt es mir sich, daß den Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause eine nicht entfernt so in die Oeffentlichkeit tretende Agitation vorausgeht, als den Reichstagswahlen. Auch pflegen die Vorbereitungen kürzere Zeit in Anspruch zu nehmen, als die für die letzteren. Eine Klarheit über die Richtlinien ist jedoch bei den Landtagswahlen ebensowohl notwendig wie bei den Reichstagswahlen, und je näher der Abgeordnetenhauswahltermin heranrückt, desto deutlicher treten die beabsichtigten Richtlinien dort hervor, wo man sie bisher noch ver mißte. Für das Zentrum sind sie ohne weiteres gegeben, wir haben nur nach dem alten Programm und mit der alten Taklik zu arbeiten, freilich mit dem Unterschiede gegen manche früheren Wahlen, daß es erheblich angestrengterer Tätigkeit, namentlich ins Einzelne hinein, bedarf, und darauf aufmerksam zu machen, ist gerade jetzt sehr am Platze. Für die konservativen Parteien dürften auch die Richtlinien sich nicht wesentlich verschieben, wenigstens sieht man bisher nicht, daß innerhalb der Parteileitungen dazu Neigung vorhanden wäre. An Versuchen, diese Parteien nach einer Richtung zu beeinflussen, wird es diesmal noch viel weniger fehlen, nämlich in dem Sinne, daß sie veranlaßt werden sollen, sich in erster Linie von blindem Katholikenhasse leiten zu lassen und demgemäß jeden anderen Kandidaten einem katholischen Zentrumsmanne vorzuziehen. So will es der Evangelische Bund, der namentlich in den freikonser vativen Reihen viele Anhänger hat und auch unter den Konservativen terrorisierend zu wirken eifrig bestrebt ist. Vor eine grundsätzliche Entscheidung werden die Nationalliberalen gestellt, und zwar, ob sie mehr zur Rechten oder zur Linken gehen sollen. Wenn sie stolz erklären, daß sie nach keiner von beiden Seiten gehen, sondern eine selbständige Partei bleiben wollen, so ist das nichts als eine Redensart. Sie werden gewiß nach Möglichkeit zwischen rechts und links zu pendeln suchen, wie das schon kürzlich an dieser Stelle aus geführt ist, aber die Anzeichen weisen deutlich darauf hin, daß ihre Neigung sie nach links treibt und auch die Elemente, welche längere Zeit zweifelhaft zu sein scheien, mehr und mehr von rechts abrücken. In mehreren Provinzen sind schon förmliche Landtagswahlbündnisse zwischen Nationalliberalen und Fortschrittlern abgeschlossen worden, so in Ostpreußen, wo ein solches weniger sachliche Bedeutung hat, und bezeichnender Weise in der Provinz Sachsen, in der bisher der gemäßigte Natio nalliberalismus als herrschend galt. Die Nationalliberalen drängen nach links— diese Tatsache tritt immer deutlicher hervor. Die Fortschrittliche Volksvartei, dieser jammervolle Mischmasch, welcher sich den Namen früherer Herrlichkeit beilegt, hat jeden Halt in sich verloren und ist ganz und gar auf fremde Hilfe angewiesen. Der Nationalliberalismus hat vermöge des Wahlsystems bei der Abgeordnetenhauswahl erheblich mehr zu bedeuten, als bei der Reichstagswahl, und deshalb kann es dem Fortschritt nur erwünscht sein, möglichst viele Bündnisse mit den Nationalliberalen zu vereinbaren. Aber allein daran kann sich der Fortschritt nicht aufrecht halten, deshalb macht er auch— unter stillschweigender Zustimmung der Nationalliberalen— den Zug nach links mit und lehnt sich an die Sozialdemokratie an. Der sozialdemokratische Preußentag hat das Landtagswahl thema sehr ausgiebig behandelt und die Unentwegten haben sich recht laut hören lassen. Schließlich ist eine Resolution zustande gekommen, welche in plattester Breite alles und nichts sagt. Unsere Leser finden in dem betreffenden Berichte der vorliegenden Nummer Näheres. Man tut recht folgerichtig, ist es aber nicht, will es auch nicht sein: man läßt hübsch das Hinterpförtchen offen, um sich mit Fortschrittlern und Nationalliberalen ein verschwiegenes Stelldichein zu geben und Liebesworte zu tauschen, wenn— dabei ein Geschäft zu machen ist. Die Sozialdemokratie strebt freilich in erster Linie nach neuen Landtagsmandaten, aber ebenso sehr ist sie darauf bedacht, den Einfluß der Rechten im Abgeordnetenhause zu brechen und matt zu setzen; sie weiß sehr wohl, daß das einzig und allein durch bewußte und geordnete Unterstützung des gesamten bürgerlichen Liberalismus geschehen kann, und ist für ihre Zwecke politisch klug genug, um dementsprechend ihr Handeln einzurichten. Das wird indessen der großen Menge nicht ausdrücklich gesagt, dieser wird vielmehr durch dröhnende Redensarten das Gehör so verwirrt, daß sie selbst nicht mehr weiß, wie die Parole in der Tat lautet. Für die kommenden preußischen Landtagswahlen wird der Rotblock nicht offiziell verkündet werden, das verhindert die„Schanierlichkeit", wie Onkel Bräsig sagt, aber wir werden ihn haben. Die Friedensaussichten auf dem Balkan sind offensichtlich wieder im Steigen begriffen; man hält nicht mehr zuviel auf die großen Worte, die hüben und drüben gesprochen werden, denn man ist überzeugt, daß es schließlich doch zum Frieden kommen wird; man hat auf keiner Seite mehr Lust zum Kämpfen, und es wird Friede werden, zumal die Mächte sich die Re gelung der Streitfragen jetzt eifrig angelegen sein lassen. In der türkischen Hauptstadt ist man allem gegen über sehr apathisch. Die Vertagung der Friedenskonferenz und die etwaige Wiederaufnahme der Feind seligkeiten läßt völlig kalt. Selbst in den Basaren und Kaffeehäusern von Stambul spricht man kaum davon. seitdem man sich überzeugt hat, daß der Feind nicht nach Konstantinopel kommen werde. Die türkischen Kreise sind vielmehr durch die innere Politik in An sprach genommen und durch die zunehmende Be wegung gegen das Kabinett Kiamil. Vor allem ist jetzt die ganze Presse wegen der unsichern Haltung der Regierung in der Friedensfrage gegen sie. Selbst der liberale Ikdam tadelt den Großwesir und fügt nur hinzu, es werde schwer sein, unter den jetzigen Verhältnissen einen Nachfolger zu finden. Von türkischer Seite wird die angebliche Ertrankung des Großwesirs auf diese Bewegung zurückgeführt, da Kiamil auf diese Weise aller lästigen Besuchen und Erörterungen aus dem Wege gehen wolle. Im Heer haben die politischen Gegensätze neues Leben erhalten. Der den Jungtürken feindliche Militärbund, der im vorigen Jahre das Komitee stürzte. hat sich in Skutari auf der asiatischen Seite wieder zu sammengetan, um eine Rückkehr des Komitees zur Macht zu verhindern. Die Anhänger der Jungtürken unter den Offizieren versammeln sich dagegen in Stambul zu heimlichen Besprechungen, um am Sturz des Ka binetts zu arbeiten. Wie gemeldet, hat der grimmige Feind der Jungtürken, Scherif Pascha, der früher Ge sandter in Stockholm war und jetzt den Meschrutiet in Paris herausgibt, eine Partei gegen das Komitee ge bildet. Er selbst ist nach einer Audienz beim Sultan nach Paris zurückgekehrt, weil Kiamil Pascha ihm den Botschafterposten in Paris nicht übertragen wollte. Die ser neue Feind der Regierung könnte durch seinen Reichtum gefährlich werden. Alle diese Dinge beeinflussen die öffentliche Meinung und vor allem die Mannes zucht im Meere. Einige Offiziere, die nicht zu ihren Truppenteilen zurückkehrten, sind nur mit Verab schiedung bestraft worden. Von der Flotte hört man nur Gerüchte, die sich nicht nachprüfen lassen. So erzählt man, zwei Torpedoboote seien ohne Befehl des Flottillenchefs auf eigene Faust gegen die Griechen vor den Dardauellen losgebrochen und seitdem verschollen. Sie wollten angeblich der Garnison von Chios Hilfe bringen. Dieser Mangel an Zucht erklärt alle Mißerfolge der Türken und würde bei einer Wiederaufnahme des Krieges kaum das Schicksal der Türkei ändern. Der Dreibund und die Friedensbedingungen. Rom, 8. Jan. Die Tribuna erfährt, Italien habe vorgeschlagen, daß sowohl die den Dardanellen vorgelagerten ägäischen Inseln als auch Chios, Mutilene und Rhodos unter türkischer Herrschaft verbleiben und der Bewohnerschaft dieser Inseln nur gewisse Freiheiten gewährleistet werden. Diese Stellungnahme gegen Griechenlands Forderungen erklärt sich aus den Interessen der Dreibundmächte an dem Gleichgewicht im östlichen Mittelmeer. Die Vermittlungsaktion der Mächte. Konstantinovel. 8. Jan. Dem Lok.=Anz. zufolge wird gemeldet, daß während der bevorstehenden Verhandlungen zwischen den dortigen Botschaftern und dem Minister des Aeußeren folgender Vermittelungsvorschlag erörtert werden soll: Auf dem durch Schleifung der Festungswerke von Adrianorel frei werdenden Grund und Boden soll ein neuer Stadtteil entstehen, damit wäre die Möglichkeit der Schaffung zweier autonomer Stadtver waltungen, der türkischen und der bulgarischen, geschaffen, die sich über gewisse städtische Angelegenheiten, besonders hygienischer und finanzieller Natur, zu verständigen hätten. Der Fall Adrianopels. London, 8. Jan. Reschid Pascha erklärte gestern der Pall Mall Garette zufolge, selbst wenn Schükri Pascha geneigt sein sollte, den Halbmond auf den Wällen von Adrianopel zu senken, würde die Turkei Adrianopel trotzdem beanspruchen. Adria nopel werde höchstens aus Hunger fallen. nicht wegen der Waffenleistungen der Bulgaren. Die Türken wurden keine weitere Sitzung der Konferenz verlangen und eine ihrer Würde entsprechende Haltung bewahren, den unwahrscheinlichen Fall ausgenommen,„daß wir von unserer Regierung strikte Instruktionen bekommen“. Serbien gibt nach? London, 8. Jan. Das Reutersche B'iro erfährt. die Mächte werden heute offiziell benachrichtigt, daß Serbien zum Beweise des guten Willens und im Interesse des allgemeinen Friedens ein Opfer zu bringen sich entschloß, unmittelbar nach dem Frieden: 9 b Trupven von der Küstedes Abrigtischen Meeres zuruckzuziehen. Indem sie so hendele, hoffe die serbische Regierung, daß Europa von ihrer Mäßigung Kenntnis nehmen und keine weiteren Opfer verlangen werde, die außerhalb der Grenzen ihrer Machl sein könnten. Die rumänisch=bulgarische Spannung. Die rumänischen Blätter, namentlich die offiziösen, beschäftigen sich in ihren heutigen Leitartikeln mit der rumänisch=bulgarischen Spannung und schrei ben, daß die Bulgaren verwegenen Spie lern gleichen, die ihr Alles. ihre Ehre, ihre Eristenz auf eine Karte setzen. Sie scheinen es darauf ankommen lassen zu wollen, auch mit Ru mänien in einen bewaffneten Konflikt zu geraten.„Wir wissen ganz genau“. schreibt eines von diesen Organen, „was wir zu verlangen genötigt und berechtigt sind Unser Entschluß bezüglich unserer Forderungen steht unabänderlich fest. Falls Bulgarien nicht un sere Wünsche gutwillig erfüllen sollte, werden wir unsere Forderungen gewultsam durchsetzen, und dann werden sie nicht so bescheiden sein wie jetzt. Wir sind in der Lage, binnen 24 Stunden mit einer gewaltigen Heeresmacht auf bulgarischem Boden zu stehen!“ Dazu mag noch bemerkt werden, daß der Deputierte Bratiann sich Journalisten gegenüber äußerte, daß Rumänien zwei Armeekorps bereits mobilgemacht habe. Baldiger Friedensschluß? Köln, 8. Jan. Von den 3 Kölner Aerzten, belche bei Ausbruch des Krieges zur ärztlichen Hilfeleistung nach dem Kriegsschauplatz sich begebn hatten, weilt Dr. Luxemburg noch in Stambul, wo er in dem dortigen Kriegslazarett tätig ist. Tar nan in türtischen medi inischen Kreisen mit einem baldigen Friedensschluß rechnet, beweist die Mitteilung von Dr. Luxemburg hierher, daß er bestimmt hoffe, in der zweiten Hälfte des Januars nach erfoig tem Friedensschluß wieder in Köln sein. Konstantinovel. 8. Jan. Die Blätter melden, daß die Pforte gestern abend an die türkischen Bevollmächtigten neue Weisungen abgeschickt hab.. London., 8. Jan. Dem Reuterschen Bureau wird aus Konstantinovel gemeldet: Nach den letzten Mit teilungen hat Ingland den Mächten einen Vorschlag gemacht, wonach Adrianopel den Türten erhalten bleiben soll unter der Voraussetzung, daß die Festungswerke geschleift und verschiedene weiter: Be schränlungen wirtschaftlicher Art auferlegt werden. Der Vorschlag hat gute Aussicht auf Annahme. Enthebungsgesuch des Generals Martinowitsch. Letinie, 8. Jon. General Martinowitsch hat wegen Differen en mit dem Erbprinzen Tanilo um Enthebung von seinem Kommando gebeten. Die Forderungen der Albanesen. Wien. 8. Jan. Ein albanesischer Notabler, Dr. Adamidi Bei, formulierte die Forderungen der Alba nesen folgendermaßen: 1. Die Unabhängigkeit Albaniens. 2. Garantierte Neutralität durch die 6 Großmächte innerhalb der etnologischen, historischen und kul turellen Grenzen des albanischen Gebiets. 3. Die Ebe nen von Uesküt und Monastir, sowie die Seen von Uktida, Presta, Janina und Stutari sind seit undent lichen Zeiten die Voraussetzung der albanischen Einheit. 4. Die Albanesen überlassen den 6 Großmächten die Wahl des Fürsten und empfehlen die Person des Prinzen Vitlor Navoleon, der alle Eigenschaften besitzt, wesche der Entwicklung des Landes günstig sein können. Das Nachgeben Serbiens. Paris, 9. Jan. Bezüglich der Reutermeldung, dar Serbien beschlossen habe, sofort nach der Unterzeichnung des Friedens die Truppen von der adria tischen Küste zurückzuziehen, erklärte der servische Dele giette Nowalowit sch dem Sonderberichterstatter des Matin u. a.: Wir haben dieses Gebiet unter großen Opfern an Gut und Blut besetzt. Da aber die Mächte erklärt haben, daß sie ein autonomes Albanien wünschen und nicht wollen, daß Serbien in den territorialen Besitz eines albanischen Hafens gelange, so haben wir uns loyal gefügt. Indem wir uns der Entscheidung der Mächte unterwarfen, haben wir gleichzeitig bewie sen, daß wir in gutem Einvernehmen mit unserm mächtigen Nachbarn Oesterreich=Ungarn leben wol len. Wir werden demnach nicht blof die adriatische Küste, sondern alle westlich der Seen und des Drin gelegenen Gebiete räumen, weil diese dem künftigen Al banien angehören. Aber gleichzeitig erklären wir laut, daß die von unseren Truppen östlich des Drin b setzten Punkte wie z. B. Dibra. Prizrend usw. Serbien verbleiben sollen. Wir zweifeln nicht daran, daß die Mächte unsere Gesichtspunkte und unsere ge rechte und loyale Politik unterstützen werden. Serbien hat einen neuen Beweis dafür erbracht, daß es, soweit es in seiner Kraft steht, zu einer runigen Regelung der schwebenden heitlen Fragen beitragen werde und mir heffen, daß man dies berücksichtigt. Zur Lage. London, 9. Jan. Nach der Times besteht Hoff nung, daß die kriegführenden Parteien# einem Veigleich kommen, bevor die Mächte ihren Einfluß gel end machen. Diese Hoffnung wird durch die Berichte über die Begegnung zwischen Nasim Pascha und G: neral Sawow bektäftigt. Ein freundschaftlicher Ver gleich über Adrianopel steht keineswegs außer Frage. Rom, 9. Jan.(Privatmeldung.) Die Zeitungen veröffentlichen folgende Depesche aus London: Die Meldungen einiger französischer und anderer Blätter über das Schicksal der Insel und über andere Fragen werden in politischen und diplomatischen Kreisen, die gut informiert sind, für vollstindig richtig gehalten. Sofia, 9. Jan. Da der türtische Kriegsminister Nasim Pascha um eine Unterredung mit General Sawor gebeten hatte, begab sich dieser nach Lalschitoi. Nasim Pascha wurde von dem Minister des Aeuf eren begleitet. Der türtische Minister verlangte Maßnahmen zu zur Verproviantierung Adrianopels, worauf General Sawow antwortete, diese Frage sei Surch, das Waffenstillstandsprototoll erleeigt. Auch die Frage des Besitzes Adrianopels wurde von dem türtischen Minister aufgeworfen. Sawo# erklärte, daß diese Angeiegenheit in die Kompetenzen der militärischen Telegierten in London falle. Deutscher Stimmungsbild. Berlin, 9. Jan. Die Verkehrsstockungen im Ruhrgebiet haben mit etwaigen vorbereitenden Maßnahmen zu einer Mobilmachung nichts zu tun.— Das ist das einzige positive und immerhin erfreuliche Resultat, das bei der Fortsetzung der Verhandlungen über den Wagenmangel zutage getreten ist. Nach der präzisen und bündigen Erklärung, die der Präsident des Reichseisenbahnamtes Wacerzapp am Schlusse der Beratungen auf Grund erneuter Anzapfungen von sozialdemokratischer Seite hin abgab, ist ein Zweifel hieran wohl nicht mehr gestattet. Im übrigen förderte die Debatte Neues nicht mehr zutage. Hoffentlich ist es so, und hoffentlich bleibt es auch nun so, wie der Herr Reichseisenbahnpräsident in seinre Schlußrede behauptete, daß nämlich der Verkehr im Ruhrgebiet bereits wieder ir seine normale Bahn zurückgeführt worden sei. Wenn die Eisenbahndebatte ohne jede Aufregung, um nicht zu sagen: eintönig veraufen ist, so ging es umso lebhafter beim zweiten Verhandlungsgegenstand zu. Es handelte sich dabei um eine von der Wahlprüfungskommission vorgeschlagene Resolnieon durch die der Reichskanzler ersucht wird, den Wahlkommissar in Schwetz, der bei der Feststellung eigenmächtig Berichtigungen des Wahlresiktates vorgenommten hat, auf das Ungesetzliche seiner Handlungsweise; hinzuweisen. Unzweifelhaft hat, wie der Abg. Pfleger(Zentr.) als Mitglied der Wahlrrüfungskommission ausführt, der Wahlkommissar sich gröbliche Verstöße gegen das Wahlgesetz zu Schulden kommen lassen. Aber daz ware ja genügend durch die Annahme der Resolution zum Ausdruck ackommen. Es wäre nicht notwendig gewesen, daß der Abg. Stadthagen(Soz.) in seiner betannten Manier die Verfehlungen eines einzelnen Beamten veraligemeinerte und in leidenschaftlicher Aufregung, in die er sich so gern und so leicht hineinredet, in den Saal hineinschrie, hier hätten„wieder preußische Beamte das Gesetz mit Füßen getreten“. Lauter demonstrativer Beifall auf der äußersten Linken, Unruhe und Widerspruch auf der Rechten sind die Antwort auf diese rednerischen Entgleisungen. Der gerade amtierende Dr. Paasche bitret den Redner zunächst, sich zu mäßigen, und muß, als der Redner darauf in Ironie und spöttischer Weise reagiert und seine Beschimpfuagen erneuert, immer energischer eingreifen. Line recht verunglückte Verteidigung des Wahltommissars versucht der Abg. v. Oerzen(Rot), indem meint, der Wahliommissar habe„eigentlich“ die Stimmen gai nicht für ungültig erklären wollen, sondern er habe nur„eine rechnerische Berichtigung eintreten lassen." Er erntet dafür ein wohlverdientes stürmisches Gelächter auf der Linken, das ihn minutenlang am Reden verhindert. Erst entrüstet er sich barüber und sucht Schutz beim Präsidenten. Als das altes nicht hilft. ruft er schließlich:„Wenn Sie lachen, ist mir das ganz egal!“ Schließlich wird die Resolution mit erdrüdender Mehrheit angenommen. Nur das kleine Häuftein der Reichsparteiler stimmt dagegen. Dann nimmt das Haus noch die Besprechung der Tenlschkrift über die Beamtenorganisation der Post= und der Telegraphenverwaltung in Angriff. Tabei kommt heute nur noch ein Redner, nämlich Abg. Cbert(Soz.), zu Wort, der die Arbeitsund Lohnverhältnisse der unteren Postbeamten kritisiert. Am Bundesratstische Waderzapp. Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um 1.20 Uhr. Die Besprechung der Interrellation betr. den Wagenmangel wird fortgesetzt. Freiherr v. Gamp(Rv.): Die Ursache der Störungen liegt nicht im Wangenmangel, sondern in der Wagennot, das heißt, in der Schwierigkeit, den Industrierevieren die nötige Anzahl von Güterwagen zuzuführen. Die Wagennot ist entstanden aus unzulänglichen Gleisanlagen und zu kleinen Bahnhöfen. Der Vorwurf des Abg. Dove, es lei eine Eigentümlichkeit der Staatseinrichtungen. immer unzulängliche bauliche Anlagen zu schaffen, ist nicht zutreffend. Wir hätten die ganze Kalamität nicht betommen, wenn rechtzeitig eingegriffen worden wäre. Auch hätte angesichts des Notstandes die Sonntagsruhe im Gütervertehr eingeschränkt werden können. Die ungeheure Zahl fehlender Wagen steht wohl nur auf dem Papier und aird jedenfalls darauf zurückzuführen sein, daß die Unternehmer, da die gewünschte Zahl nicht gestellt werden konnte, vorsichtshalber die dop velte Anzahl bestellten. Vom Reichseisenbahngesetz kann ich mir einen Vorteil nicht versprechen. Mumm(W. Vag.): Bedauerlich ist, daß nicht auch die Arbeiterschaft zu den Konferenzen im Ruhr revier zugezogen worden ist. Neben der Kohlenindustrie haben auch andere Industrien jeweilig unter der Kala mität des Wagenmangels zu leidest. Einen Vorstoß gegen das Staatseisenbahnsystem kann man jedoch aus dieser Kalamität nicht herleiten. Ein Aufgeben des Schleppmonopols würde die Preisgabe an die großen Trusts bedeuten. Präsident des Reichseisenbahnamts Wackerzapp: Der Vorwurf, daß die Eisenbahnverwaltung die vorjährige Steigerung des Betriebes nicht voraussah, während sie es tun konnte, ist nicht zutreffend. Seit vielen Jahren waren Schätzungen im Verkehr zwischen Regierungsvertretern und Industrievertretern im Gange. Der Vorwurf, ich hätte nicht als Aufsichtsbehörde, sondern als Ver teidiger der Eisenbahnverwaltung gesprochen, trifft nicht zu. Ich bin durchaus objettiv vorgegangen, und den Ursachen der Kalamität gefolgt, konnte aber zu keiner Verurteilung tommen. Es trifft nicht zu, daß jetzt noch ein Wagenmangel besteht. Seit Mitte Tezember laufen sogar im Ruhrrevier leere Wagen. Dittmann(Soz.): Die Rede Wackerzapps war ein: bedingungslose Kapitulation vor der preußischen Eisenbahnverwaltung. Wir müssen dagegen protestièren, daß der Reichstag in der Eisenbahnfrage zu einer preußischen Marionette wird. Unsere Anfrage, ob die Eisenbahnverwaltung gegen der kritischen politischen Lage Wagen zurückgehalten habe, ist von der Regierung nicht beantwortet worden. Die wirtschaftliche Lag: unter Kriegsvorbereitungen leiden zu lassen, ist unzu lässig. Die Eisenbahn darf nicht zu Plusmacherei benutzt werden, lediglich um die steuerscheuenden Junker zu schonen. Ein Reichseisenbahngesetz muß unbedingt geschaffen werden. Wir sind, wie in allen Kulturfragen, bereit, auch in der Eisenbahnfrage voranzugehen. Böttcher(Natl.): Wir müssen unbedingt dafür sor gen, daß die Wiederholung eines solchen Zustandes unmöglich wird. Mit Dank erkennen wir deshalb die Maßnahmen der Eisenbahnverwaltung an, daß sie für die Vermehrung des rollenden Materials erhebliche Mittel angefordert hat. Präsident des Reichseisenbahnamtes Wackerzapp: Die Behauptung, daß Güterwagen zu Kriegszwecken zurückgehalten worden seien, entbehrt jeder Begründung. Auch die Behauptung ist nicht richtig, daß im Falle eines wirklichen Krieges die Störungen no chgrößer würden. Die Störungen treten nur bei der Ab= und Zufuhr der Güterzüge ein, eine Schwierigkeit, die im Kriegsfalle durch eine ganz andere Verkehrsmethode ohne weiteres von selbst verschwinden würde. Damit schließt die Besprechung. Wahlprüfungen Die Wahl der Abag. Schwabach(Natl.) und Werr(Ztr.) wird ohne Debatte für gültig erklärt. Es folgt die Beratung der von der Wahlprüfungs kommission bei Beratung der Wahl im Kreise Schwetz gefaßten Resolution, den Reichskanzler zu ersuchen, den Wahlkommissar dieses Wahlkreises auf das Ungesetzliche seiner Handlungsweise hinzuweisen. Ministerialdirektor Lewald: Auf Grund von Er mittelungen ist der Wahlkommissar schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen worden, daß sein Verfahren ungesetzlich sei. Der Resolution ist also längst entsprochen worden. v. Laszewski(Pole): Der Wahlkommissar hat die Praris der Resultatregulierung schon mehrfach unbequemen polnischen Kandidaten gegenüber angewen det. Der nach der Wahl in Schwetz erfolgte Tumult, den Danziger Studenten verursachten, dürfte bekannt sein. Aus ganz nichtigen Gründen sind auch jetzt be der Ersatzwahl auf den polnischen Kandidaten entfallende Stimmen kassiert worden. Das Vorgehen des Wahl vorstehers hat auch in deutschen Kreisen Empörung hervorgerufen. v. Oertzen(Reichsp.): Es ist zweifellos, daß der Wahlkommissar die beiden fraglichen Stimmen nicht für ungültig erklären wollte, daß er glaubte, rechnerisch eine Berichtigung eintreten lassen zu müssen. Auch der Reichstag hätte die Stimmen für ungültig erklärt. Unzutreffend ist aber, wenn es so hingestellt wird, als wenn der Wahlkommissar aus politischen Gründen die Stimmen abgezogen hätte. Auch die polnischen Bei sitzer haben nichts dagegen einzurenden gehabt.(Hört! Hört!) Stadthagen(Soz.): Von Rechtswegen ist schon bei der Hauptwahl Herr v. Saß=Jaworski gewählt worden. Die Beamten, die bei der Wahl beteiligt waren, haben das Gesetz mit Füßen getreten. Vizepräsident Dr. Paasche ruft den Redner zur Ordnung. Dr. Pfleger(Itr.): Es kann kein Zweifel sein. daß Herr v. Halem in der Hauptwahl zu Unrecht als gewählt erklärt worden ist. Hier liegt offenbar ein System vor, das Wahlresultat zu beeinflussen. Dr. Neumann=Hofer(Fortschr. Volksp.): Jeder verständige Mensch wird schmerzlich berührt sein von einem solchen Vorgehen bei einer Wahl. Zu prüfen ist, ob nicht doch Herr v. Saß=Jaworski als gewählt zu konstatieren ist. Musikalisches. Hatte oas Programm des vierten Abonnementskonzertes Unserer Infanteriekapelle der Weihnachtsstimmung##wa## reichlich Rechnung getragen, so schlug dasjenige des fünften doch wieder die gewohnten soliden Bahnen ein. Als Novität brackte es etwas verspätet einen Orchestersatz „Hellafest und Kinderreigen“ aus der später umgearbeiteten Nusik zu„Königskinder“ von unserem ehemaligen Mitbürger Engelbert Humperdinck. Der Komponist zeigt sich ruch hier als den feinfühlenden Musiter, dessen Hauptvorzuge in der volkstümlich=ansprechenden Melodit und der meisterhaften Orchesterbehandlung liegen: ganz reizend ist das Thema des Kinderreigens erfunden. Auch Mozarts Es-dur- Sinionie vorte man wieder einmal mit Vergnügen an, gibt es wohl etwas Köstlicheres als das unvergleich liche Mennett? Beethovens Ouvertüre zu Egmont bildete den Schluß der Orchesterdarbietungen. Wenn auch die Ausarbeitung, namentlich der Sinfonie, nicht ganz die gewohnte Sorgfalt gesunden zu haben schien, konnte man doch mit der Gesamtleistung unserer Infanteriekapelle zufrieden sein.— Frau Vilma Souvageol aus Hagen, die uns bereite von ihrem früheren Auftreten hier vorteil haft bekannt ist, spielte diesmal Griegs beliebtes A-mollKonzert. Ohne gerade tiefgründige musikalische Probleme aufzugeben, besticht es in erster Linie durch den essektvol! gesetzten Klavierpart, der dem Pianisten schwierige, aber sehr dantbare Aufgaben bietet. Es ist selbstverständ lich, daß eine Künstlerin wie Frau Souvageol das Konzert technisch und musikalisch voll und sicher beherrschte. Ihr Anschlag hat allerdings nicht an Weichheit und Poesie gewonnen: beohalb gerieten ihr wohl auch die beiden Ecksätze am besten. Außer dem Griesschen Konzert spielte Frau Touvageol noch nicht weniger als sieben Toli für Klavier von Chopin, Liszt, Rachmaninoff und Reger mit gutem Gelingen. Ihre hervorragenden Leistungen wur#en vom Publikum mit lebhaftem Beifall ausgenommen, sooaß sie sich noch zu einer Zugabe genötigt sah. Das Konzert war so überfüllt, daß viele, ohne Einlaß zu finden, um kehren mußzten.— ge. Vizepräsident Dr. Paasche: Ich habe zu konstatieren, daß Herr Stadthagen nach dem stenographischen Bericht den Beamten generell vorgeworfen hat, das Recht mit Füßen getreten zu haben.(Widerspruch links.) Der Ordnungsruf war also berechtigt. v. Trampczynski(Pole): Jeder, der auf Peinlichkeit sieht, muß für die Resolution stimmen. Die Resolution wird gegen die Stimmen der Reichspartei angenommen. Es folgt die Beratung der Denkschrift über die Beamtenorganisationen der Reichspost und der Telegraphenverwaltung. Ebert(Soz.): Als der Reichstag die Denkschrift seinerzeit forderte, wollte man, daß einzelne Funktionen von Unterbeamten erledigt würden, man wollte aber nicht die Interessen anderer schädigen. Die Unterbeamten sind wieder einmal die Geschädigten. Die Einrichtung der gehobenen Unterbeamtenstellen hat große Unzufriedenheit hervorgerufen. Bei der beabsichtigten grö heren Verwendung von weiblichen Hilfskräften handelt es sich um Lohndrückerei schlimmster Art. Bei der ganzen Personalvolitik der Postverwaltung tritt die schlimmste Plusmacherei hervor. Ich beantrage Ueberweisung an eine Kommission. Weiterberatung Freitag 1 Uhr. Vorher Aufragen. Schluß 10 Uhr. Aus dem Sauerlande. Madfeld, 8. Jun. Am Feste der hl. Dreikönige wagte sich der hiesige Jungfrauen=Verein zum ersten Male vor der Oeffentlichkeit auf die Bretter, und wie man sagen muß, mit durchschlagendem Erfolge. Ernstere und heitere Stücke bildeten in angenehmer Abwechslung oar reichliche Programm des Abends. Den Glanzpunkt bildete das Trauerspiel„Fabiola und Agnes". Verteilung der Rollen, Sichhineinleben in die Idee des Spieles, lebenswahre Darstellung, klare Aussprache, sicheres Auftreten daneben die äußere Ausstattung, die erhebenden mehrstimmigen Gesänge des Chores der Dienerinnen und namentlich die erhabene Ider des Stückes, die den Sieg d.s Christentums über das Heidentum darstellt in den Tugenden der Christinnen, das alles wirkte so gewaltig, daß eine heilige Ruhe und feierliche Stimmung im ganzen Saale herrschte. Als dieses herrliche Stück ebenso wie ein anderes„Die Macht Mariens“ mit einem lebenden Bilde geschlossen wurde, war es der Wunsch aller, daß uns der Jungfrauenbund noch soft mit seinen Darbietungen erfreuen und erheben möchte. Der hochw. Herr Präses des Vereins sprach am Schluß den Spielerinnen, den beiden Frl. Lehrerinnen für die Einübung und den Herrn Lehrern für ihre musikalische Mitarbeit den Dank aus. Neuastenberg, 7. Jan. Die drei Ortschaften Neu astenberg, Langewiese und Mollseifen können im Jahre 1913 das zweihundertjährige Jubiläum ihres Bestenens begehen. Die Einzelheiten der Grüg dung ersehen wir am besten aus dem Wortlaute der folgenden Urkunde:„Wir Casimir, Graf zu Sayn und Witl genstein, Herr zu Hombucg, Vallendar und Neumagen, urkunden und bekennen hiermit und kraft dieses, nachdem von Uns auf vorgängige Ueberlegung und Beratschlagung für ungesehen und resolwiert worden, obig Girkhausen, auf dem sogenannten Astenberge ein neues Dorf anlegen und bauen zu lassen, und sich darauf zuerst folgende Leute, namlich: Gabriel Brintmann, Elias Gelsenbaum, Henrich Duutsch, Hans Georg Hoffmann, Tonnias Schauerte, Ludwig Hunold, Johannes Hunold, Dietrich Schmidt, Johannes Sauer, Andreas Sauer, Jost Steinhaus, Johannes Weinheim, Ebert Dautsch und Johannes Schäfer dazu angegeven, daß Wir ihnen auf ihr untertäniges Suchen gnädig erlaubt haben, auf gedachtem Astenberge zu bauen und Güter in den ihnen von Unserem zeitigen Oberförster anzuweisenden Distrikten einzuräumen, selbige in Bau und Besserung zu bringen und demnächst nach ihrem besten Können und Wissen zu nützen und zu gebrauchen, wovon sie uns in den ersten sechs Jahren nichts entrichten, sondern von allen Diensten und Beschwerden frei sein sollen; nach Ablauf der freien Jahre aber sollen sie in einen billigen Anschlag gebracht werden, dagegen Unseres Schutzes und alles dessen, was ein anderer unserer Untertanen genießet, sich auch zu erfreuen haben, sofern sie, als es redlichen und trenen Untertanen eignet und zustehet, sich führen und betragen, und weil dieses Dorf eine Stunde über dem Girkläuser Kirchhof belegen, so haben wir ihnen auch versprochen, um ihrer mehreren Bequemlichkeit willen einen Ori zu ihrem Kirchhof anweisen zu lassen. Urkundlich Unserer eigenhändigen Unterschrift und angedrückten Gräf lichen Insiegels. Casimir Graff zu Sayn und Wittgenstein.“ Im Jahre 1810 bekamen die drei Dörfer einen eigenen Filialgeistlichen und am 9. März 1848 wurde Neuastenberg zu einer eigenen Pfarrei erhoben. An die junge Gründung erinnert übrigens noch jetzt der Sprachgebrauch in der Gegend; so nennt noch heute die Bevölkerung das Dorf Neuastenberg„dat nigge Duarp“. m. Remblinghausen, 8. Jan. Man schreibt uns:„Auf den Artikel aus Beringhausen vom 20. Dez. 1912 ist folgendes zu erwidern: Der Artikelschreiber scheint keine Kenntnis davon gehabt zu haben, daß am 9. v. M. wegen des Schulneubaues auf der Klause eine Lokalbesich tigung stattgefunden hat. Es waren hierbei anwesend 2 Herren von der Kgl. Regierung zu Arnsberg, der Herr Landrat, Kreisarzt, Kreis= und Ortsschulinspektor, der Schulvorstand von Remblinghausen und die Einwohner von Blüggelscheidt, Mosebolle und Klause. Als Vertreter der Lungenheilstätte zu Beringhausen war der frühere Chefarzt Herr Geheimrat Teuholt, erschienen. Dieser he# erklärt, daß der Allg Knappsch.=Verein zu Bochum ½ Hektar unten auf der Klause als Schulbaugelände gratis zur Verfügung stelle. Auf die Frage des Herrn Landrats, wie es mit dem Zuschuß und der versprochenen Wasserversorgung sei, hat der Herr Geheimrat eine bestimmte Erklärung mangels Einverständnisses des Vorstandes des Allgemeinen Knaptschafts=Vereins zu Bochum nicht abgeben tönnen. Demnach ist von einer Beihilfe von 9000 Mark keine Rede gewesen. Die Herren haben sich den Schulweg nach Mosebolle und Blüggelscheidt angesehen, dann wurde das Projekt auf der Klause fallen gelassen und ein Erweiterungsbau der Schule zu Blüggelscheidt in Aussicht gestellt, damit auch die Schulkinder der Kolonie Alexander(¼ Stunde von Blüggelscheidt), welche zur hiesigen Gemeinde gehören und bieher die Schule in Berlar besuchten, nach Blüggelscheidt gehen können. Damit würde auch der jährliche Zuschuß von 250 Mark, welchen die Gemeinde an Berlar zahlt, wegfallen. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß die Schule nunmehr in Blüggelscheidt bleibt, zumal die Ein gesessenen seinerzeit große Opfer gebracht haben. Es ist durchaus nicht einzusehen, daß die Schulkinder von Blüggelscheidt und Mosebolle den halbstündigen Schulweg unten nach der Klause machen sollen, damit die Kinder von Beringhausen nur ¼ Stunde zu gehen brauchen, zumal die Schule fast 25 Jahre in Blüggelscheidt besteht. Die Kinder von Beringhausen können sehr gut den chaussierten Weg zur Schule nach Remblinghausen machen, welcher 3½ Km. lang ist. Die Kinder von Obermielinghausen haben 6 Km., Enthausen 5 Km., Einhaus 4 am. sehr schlechten, ausgeweichten Schulweg. Der Einwand, daß auf der Klause die meisten Kinder seien, ist nicht stichhaltig Die Kinderzahl verschiebt sich nämlich von Jahr zu Jahr. Demnach ist es doch wohl am hesten, die Schule bleibt, wo sie ist.“ Velmede. 8. Jan. Gestern brannte abends gegen 6 Uhr das Haus des Arbeiters Tönnesmann auf den Grund nieder. Das Mobilar konnte gerettet werden. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Wie der Brand entstanden ist, tonnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. )7 Bestwig, 8. Jan. Heute wurde der Nachfolger des verstorbenen Herrn Amtmanns Dransfeld der Herr Amtmann v. Borries, dessen früherer Wirkungskreis das Amt Schmallenberg war, in sein Amt eingeführt. Gleidorf bei Schmallenberg, 8. Jan. Am 6. Jan. d. J. fand im Saale der Gastwirtschaft Scheben eine Theateraufführung mit Verlosung statt, deren Reinertrag zum Besten der kathol. Kirche in Gleidorf bestimmt war. Die ausgegebenen 2000 Lose waren durchweg verkauft. Die dargebotenen humeristischen Vorträge und Gesamtspiele fanden den lebhaften Beifall der in ansehnlicher Zahl Erschienenen. Wie wir vernehmen, soll die Veranstaltung— die zur Verlosung gelangenden Gegenstände waren von wohltätiger Seite unentgeltlich zur Verfügung gestellt— einen Reingewinn von ca. 800 Mt. ergeben haben. Immighausen, 8. Jan: Selbstmord. In einem Anfalle von Schwermut stürzte sich in der Nacht die Ehefrau des hiesigen Landwirtes W. in einen abseits der Straße liegenden Kump und ertrank. Medebach, 6. Jan. Heute und am gestrigen Sonntage veranstaltete unsere erst seit Jahresfrist bestehende Jungfrauenkongregation eine iheatralische Abendunterhaltung. Neben kleineren humorvollen Vorträgen wurde das inhaltreiche Schauspiel „Fabiola und Aques“ zur Aufführung gebracht. Die reiche Abwechslung, die farbenprächtige Kostümierung, die edle, an sittlichen Sentenzen reiche Sprache und nicht zuletzt das gute Spiel machten beidemal die Aufführung zu einer recht gelungenen. Der Althaus'sche Saal war an beiden Abenden voll besetzt und lauter Beifall wurde den wackeren Spielerinnen gezollt. Die Leitung des Spiels lag in den Händen der Lehrerin Lienkamp. Wie verlautet, soll der Ertrag dem Fonds für das neue Krankenhaus zugewendet werden. 11 Hagen i. W., 8. Jan. Rücktrittsgedanken des Oberbürgermeister von Hagen i. W. Oberbürgermeister Cuno, der bekannte fortschrittliche Parlamentarier, hat, da bei seiner Neuwahl eine starke Minderheit gegen seine Wiederwahl war, heute den zweiten Bürgermeister benachrichtigt, daß die Stadt verordneten mit ihm in Unterhandlung treten möchten, wegen einer Versetzung in den Ruhestand. Bei der Wahl waren von 45 Stimmen überhaupt nur 22 abgegeben worden, infolgedessen war der Wahlakt ungültig, es muß ein neuer Wahltermin anberaumt werden. Aus den Provinzen. 0 Aus dem Waldeckischen, 8. Jan. Die auf Ergreifung der immer noch gesuchten Zigeuner Wilhelm und Hermann Ebender ausgesetzte Belohnung ist von 2000 auf 4000 Mk. erhöht worden. Neuenkirchen(Kr. Wiedenbrück), 8. Jan. Der Rindvieh=Versicherungsverein Neuenkirchen und Umgegend hielt seine Generalversammlung bei Herrn Determeyer ab. Die Jahresrechnung ergab einen Ueberschuß von 1700 Mk. Im letzten Jahre wurden die Differenzen der Freibankpreise und der für rollwertiges Fleisch für 22 Tiere ausgezahlt. Der Kabaververwertungsanstalt in Wiedenbrück mußten 3 Tiere übergeben werden. Zum Rendanten wurde Herr Fleischwarenfabrikbesitzer Humann gewählt. u Hamm. 8. Jan. In der heutigen Stadtverordnetensitzung hielt Oberbürgermeister Matthaei gelegentlich der Einführung der neugewählten Stadtveroidneten eine langere Rede, in der er auf die großen Aufgaben der Stadt(Schiffahrtskanal, Hasen, Bahnhofsum bau, Verlegung des Ahseflusses, Ringanlage usw.) hinwies und u. a. ausführte, daß die Stadt Hamm vor einer Periode der kommunalen Entwicklung stehe, wie sie ihre Geschichte noch nicht kenne. Das Kollegium beschloß sodann den Bau eines katholischen Lehrerseminare zum Kostenpunkte von 325000 Mark unter der Voraussetzung, daß sich der Fiskus bereit erklärt, den später erforderlichen Bau für das evangelische Lehrerseminar auf seine Kosten auszuführen. Sodann wurde der Fluchtlinienplan für die Ringanlage vom Westentor bis zur Südstraße genehmigt. Die übrigen Punkte der Tagesordnung waren von geringem Interesse. Münster, 8. Jan. Im Zuchthaus gestorben ist am Dienstag der Knecht Bernard Frie aus Telgte, der am 24. Juli 1910 in Appelhülsen die Dienstmagd Reher erschlug und den Verwalter Pieper durch einen Schuß so schwer verletzte, daß der Getroffene wochenlang mit dem Tode rang. Vom Schwurgericht Münster war Frie bekanntlich zum Tode verurteilt; das Urteil wurde aber vom Könige im Guadenwege in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt. Münster, 9. Jan. Ein fast unglaublicher Schwindel, lt. Münst. Anzg., hier einer Dame, die sich seit einiger Zeit bei einer hiesigen Familie einlogiert hatte, während sie tagsüber ihre Stellung in einem Geschäfte versah. Vor kurzer Zeit entdeckte nun das Fräulein der Familie, daß sie die Tochter eines Barons sei — sie hatte zu dieser Zeit iyre Stellung aufgegeben— un erzählte weiter, ihr Vater habe bestimmt, daß der Familie für die gute Pflege, die sie dem Mädchen habe zuteil werden lassen, eine Summe von 40000 Mark in bar und die hier in der Stadt liegende Besitzung ihres Vaters als Eigentum übertragen werden solle. Das Ehepaar war über dieses Vermächtnis hocherfreut, und da sie bald in das neue Heim einziehen sollten, lebten sie in der letzten Zeit auch nicht mehr so einfach, wie früher. Der Mann hatte seine Stellung schon aufgegeben, und die Familie wartete nur noch auf die von der„Baronesse“, angegebene Zeit, zu der sie in das neue Heim einziehen könnte. Am Sonntag Nachmittag 5 Uhr sollte ein weißes Auto ihres Vaters sie von der alten Wohnung in das herrschaftliche Haus überführen. Sogar die Kammerfrau, die noch auf der Besitzung war, sollte die Wirtin behalten. Die Zeit kam am Sonntag nachmittag heran, die Nachbarn, die von der Sache auch gehört hatten, warteten ebenso gespannt wie die Familie auf das Ein tressen des weißen Autos. Aber die Zeit verging und es sind schon jetzt ein paar Tage verflossen, und das weiße Auto sowohl wie mit der Baronesse ist immer noch nicht gekommen. Jetzt soll es der Logiswirtin dämmern w Duisburg, 9. Jan. Hier wurde der Bücherrevisor Harry Lampmann, der als Konkursverwalter 52000 Mark veruntreut hat, verhaftet. ji Solingen, 8. Jan. Unglück bei einem Gerüsteinsturz. In einem Neubau auf dem städt. Gaswerk brach heute nachmittag ein Gerüst zusammen. Drei Schreiner, die mit dem Verschalen einer Decke beschäftigt waren, stürzten in die Tiefe und wurden schwer verletzt, einer davon sogar tödlich. s Solingen, 8. Jan. Die Solinger Waffenindustrie hat neuerlich einen nicht unbedeutenden Auftrag in Seitengewehren für die preußische Regierung erhalten. Die Arbeit ist auf mehrere Fabriken verteilt worden. Die Herstellung dürfte bis März d. J. erfolgen. j1 Diedenhofen, 8. Jan. Schwerer Automobilunsall. In dem benachbarten Orte Oetringen stürzte das dem Bürgermeister Pfeiffer aus Bettemburg in Luxemburg gehörige Automobil eine steile Straßenböschung hinunter. Der abspringende Bürgermeister erlitt schwere innere Verletzungen und einen Schädelbruch, eine Dame erlitt einen Beinbruch. Der Chauffeur trug schwere Kopfverletzungen davon, während zwei weitere Insassen leichter verletzt wurden. Der Wagen wurde zertrümmert. Zur Jesuitenfrage. Bosseborn, Krs. Hörter, 6. Jan. Heute fand im Saale des Herrn Gastwirts Pollmann eine sehr gut besuchte Versammlung des Volksvereins statt. Die beiden Redner, Pater Engelbert aus Paderborn und Kaplan Gerling aus Dorter wußten die Zuhörer zu begeistern. Zum Schlusse wurde bezüglich der Jeiuitenfrage einstimmig eine Resolution angenommen, in der das Zentrum aufgefordert wurde, mit aller Kraft seinen Einfluß geltend zu machen, daß dem katholischen Volksteile Gerechtigkeit zuteil werde. Eine sozialdemokratische Schauermär. Von der Hauptverwaltung des christlichen Metallarbeiterverbandes wird uns geschrieben: Ein großes Geschrei herrscht gegenwärtig über angeblichen christlichen Streikbruch in der sozialdemokratischen Presse. Ausgesperrte christlich organisierte Metallarbeiter aus Menden sollen in einem Stuttgarter Betriebe Arbeit angenommen haben, in welchem Differenzen herrschten. Durch diese Schauermär soll die Oeffentlichkeit abgelenkt werden von einem Streich, den der sozialdemokratische Metallarbeiterverband gegen christlich organisierte Metallarbeiter in Stuttgart verübte. Einige tatsächliche Feststellungen sind aber doch gegenüber dem sozialdemokratischen Verdächtigungsfeldzug am Platze. In Menden stehen die christlichen Metallarbeiter seit 13 Wochen im Streik, dem eine Aussperrung folgte, die auch schon acht Wochen dauert. Nachdem angebahnte Verhandlungen nicht zum Erfolg führten, reiste eine Anzahl Ausgesperrter in andere Orte, um sich Arbeit zu suchen. Solche Vorgänge wiederholen sich tagtäglich bei allen größeren Arbeitskämpfen, auch bei den sozialdemokratischen Gewerkschaften. Es gilt bei der Leitung des christlichen Metallarbeiterverbandes als selbstverständlich, daß die Leute nur dort Arbeit aufsuchen, wo keine Differenzen oder Lohnkämpfe vorliegen. Sollte irgend ein Mitglied Arbeit in einem bestreikten Betriebe annehmen und die Leitung des Verbandes erhält Kenntnis devon, so wird sie ihren Einfluß geltend machen und das Mitglied zum Aufgeben der Arbeit auffordern. Ob dieses bei den Gegnern immer der Fall ist, die jetzt ein so großes Geschrei von christlichem Streikbruch und Arbeiterverrat erheben, wagen wir zu bezweifeln. Das interessanteste bei dem roten Verleumdungsfeldzug ist, daß die sozd.„Schwäbische Tagwacht“ in Stuttgart, welche diese Notiz zuerst verbreitete, nachher schrieb, daß es nicht festgestellt sei,„ob welche angefangen haben.“ Trotzdem wird in der übrigen sozialdemokratischen Presse ein Streikbruchgeschrei gemacht, offensichtlich zu dem Zweck, den verhaßten Christlichen mal wieder eins auszuwischen, und die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung von einem Verrat an der Arbeiterschaft abzulenken, den der sozialdemokratische Metallarbeiterverband in Stuttgart begangen hat. Von den ausgesperrten christlichen Metallarbeitern haben nämlich mehrere Arbeit genommen in einer Fabrik in Feuerbach bei Stuttgart, in welcher keinerlei Differenzen vorliegen. Kaum hatten dieses die sozialdemokratisch Organisierten erfahren, als auch schon eine ganze Anzahl von ihnen die Arbeit niederlegten, um so den Fabrikanten zu bestimmen, die christlichen Gewerkschaftler zu entlassen. Also Sozialdemokraten streiken, um christliche Arbeiter aus der Arbeit zu bringen, die seit Wochen ausgesperrt auf dem Pflaster gelegen hatten. Festgestellt ist, daß die Beamten Eckert und Ganz vom sozialdemokratischen Metallarbeiterverband auf den Fabrikinhaber mit allen Mitteln einwirkten, um ihn zur Entlassung der christlichen Arbeiter zu pressen. Sie wiesen darauf hin, daß die Leute aus einem Lohnkampf kämen. Wenn es bekannt würde, daß er solche eingestellt, würde er Nachteile zu erwarten haben, und sie drohten ihm mit Volksversammlungen und der sozialdemokratischen Presse um ihn einzuschüchtern und zu veranlassen, die christlichen Arbeiter zu entlassen. Eine solche Handlungsweise gegen arme Arbeiter, die wochenlang um ihre Rechte gekämpft haben, das ist wirklich der Gipfel. Aber bei dem sozialdemokratischen Metallarbeiterverband ist vieles möglich. Im Solinger Gebiet wird ihm fortwährend von seinen Gesinnungsgenossen der Vorwurf des Streitbruches gemacht. Das Landgericht in Elberfeld hat ihm Arbeiterverrat und Teufeleien gerichtlich bestätigt. Der Zweck der roten Verleumdungsaktion ist der, zu verhindern, daß die ausgesperrten christlichen Metallarbeiter an anderen Orten Arbeit erhalten. Man ververschmäht es nicht, wie dieses aus der ganzen Aufmachung in der roten Presse hervorgeht, dazu die Arbeitgeberverbände aufzurufen. Für ein solches Gebaren dieser Macher gibt es keine parlamentarische Bezeichnung. Die sozialdemokratische Methode, christliche Arbeiter zu terrorisieren und dann obendrein auf's schamloseste zu beschimpfen, verdient die energischste Zurückweisung aller christlich=national gesinnten Volkskreise. Letzte Nachrichten u. Drahtberichte. Limburg, 9. Jan. Heute Vormittag fand unter der Beteiligung einer Anzahl Bischöfe, des Oberpräsidenten Hengstenberg als Vertreter des Kaisers die feierliche Beisetzung der Leiche des verstorbenen Bischofs Dominitus Willi in der Sakristeitapelle des Domes zu Limburg statt. Taybusch(Galizien), 9. Jan. Heute vormittag hat im engsten Familienkreise die Vermählung der Erzherzogir Eleonore. Tochter des Erzherzogs Kark Stephan mit dem Linienschiffsleutnant von Kloß stattgefunden. Lissabon, 9. Jan. Im Ministerium Costa ist in der Besetzung einiger Ressorts eine Aenderung eingetreten. Es übernehmen Präsidium und Finanzen: Alfonso Costa, Inneres: Rodrigo Rödriges, Justiz: Alvaro Castro, Aeußeres: Antonio Macieira. London, 9. Jan. Die Botschafterreunion ist heute nachmittag 3.30 Uhr im Auswärtigen Amte wieder zusammengetreten. Einige Mitglieder der Delegierten zur Friedenskonferenz der Balkanverbündeten und törkische Delegierte besuchten die Werft in Portsmouth, wo sie mehrere der neuesten Kriegsschiffe besichtigten. Später frühstückten sie beim Oberkommandierenden. Konstantinopel, 9. Jan. Der rumänische Ackerbauminister Filipescu ist in Begleitung des früheren Deputierten Seuiescu hier eingetroffen. Aus dem Justizetat. Von den neuen Stellen, welche der Etat fordert, entfallen auf Westfalen: Oberlandesgericht sräte 2 auf Hamm, Landgerichtsdirektoren 1 auf Bochum, Landrichter 2 auf Bochum, 2 auf Dortmund. Amtsrichter je 1 auf Altona, Bochum, Dortmund, Gütersloh, Schwelm. Warendorf. Je eine neue Staatsanwaltsstelle entfällt auf Bochum und Gelsenkirchen. Bundesratsbeschlüsse. Berlin. 9. Jan. Der Bundesrat überwies den Entwurf des Gesetzes über die Verlegung der deutsch österreichischen Grenze bei Hammer=Unterwiesenthal=Wei vert an die zuständigen Ausschüsse. Zugestimmt wurde dem Antrage des Königreichs Sachsen betreffend die Erhöhung des- Betrages über die anläßlich der Ein weihung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig zu prägende Denkmünze, der Vorlage betreffend die Aenderung der Tarasätze, der Vorlage betreffend die Uebergangsbestim mungen zur Reichsversicherungsordnung, der Vorlagc betreffend den Vollzug des§ 200 des Versicherungsgesetzes für Angestellte. Zur Annahme gelangte der Antrag auf Genehmigung der Satzungen der Pensionskasse der Reichseisenhahn gemäß§ 1360 R.=V. und die Vorlage betreffend die Bestimmungen zur Ausführung des§ 392 des Versicherungsgesetzes für Angestellte. Ungültige Reichstagswahl. Berlin, 9. Jan. Die Wahlbrüfungstommission des Reichstages hat in ihrer heutigen Sitzung die Wahl des Abgeordneten Dr. Beder=Hessen 8(Bingen=Ilzey(b. k. F.) mit 8 gegen 5 Stimmen für ungültig erklärt. Dr. Becker, Katholik, war bekanntlich rechtsnationalliberaler Kandidat, für ihn trat auch das Zentrum ein. Sein Gegner war der fortschrittliche Pastor Korell. Die Stimmenzählung ergab nur 3 Stimmen Mehrheit für Dr. Becker. Die Eröffnung des württembergischen Landtags. Stuttgart, 9. Jan. Der Landtag ist heute vom König mit einer Thronrede eröffnet worden. Es wird zunächst der nicht ungünstige Zustand der Finanzen festgestellt. Die Ausgaben für kulturelle und Wohlfahrtszwecke sind außerordentlich gestiegen. Durch die erfreuliche Weiterentwickelung des Verkehrs waren wieder bedeutende Aufbesserungen verursacht. Als eine der vornehmsten Aufgaben ist die planmäßige Fürsorge für alle Unterrichtszweige zu nennen. Die Thronredr kündigt weiter an, die Anpassung des Körperschafts Beamtenpensionsgesetzes an das staatliche Beamtenrecht, verbunden mit der Unfallfürsorge für die im Dienste verunglückten Körperschaftsbeamten, ferner eine Erweite rung des Besteuerungsrechts der Gemeinden, eine neue Wegeordnung, eine Neuordnung der Gebäudebrandversicherung, Einführung eines Rechnungshofes. Zum Schluß spricht die Thronrede den Wunsch aus, daß unter den Segnungen des Friedens, der allein die Stärke der Nation erhalten könne, auch in Zukunft dem Volke Glück und Wohlfahrt erhalten bleibe. Rumänien und Bulgarien. Butarest, 9. Jan. Das Wiener Korrespondenzbüro meldet: Die rumänisch-bulgarischen Verhandlungen in London stocken, da Dr. Danew wünscht, in dieser Angelegenheit durch einen anderen bulgarischen Politiker abgelöst zu werden. Die hierdurch unvermeidlich gewordene neuerliche Verzögerung die ohnehin vorhandene Spannung des rumänischen Volkes. Kleine Nachrichten. Leipzig. 9. Jan. Verworfene Revision. Das Reichs gericht verwarf die Revision des Lokomotiv= führers Baehr, der vom Landgericht in Freiburg(Breis gau) am 4. 6. 1912 wegen fahrlässiger Tötung in Verbindung mit fahrlässiger Körperverletzung und Ge fährdung eines Eisenbahntransports zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Der wegen gleichen Vergehens zu 2 Jahren und 4 Monaten Gefängnis verurteilte Lokomotivführer Platten hatte keine Revi sion eingelegt. Es handelt sich um das Eisenbahnunglück bei Mülheim, bei dem seinerzeit 14 Personen getötet und 10 verletzt wurden. Hanau, 9. Jan. Die Krankheit im hiesigen wisenvahnregiment ist allem Anschein nach zum Stillstand gekommen. Neue Erkrankungen sind nicht zu verzeichnen. Heute sind 173 gegen 176 Krante am gestrigen Tage vorhanden. Auch die Zahl der in hohem Fieber liegenden Soldaten ist heute seit gestern von 38 auf 26 zurückgegangen. Die Zahl der Rekonvaleszenten beträgt 75. London, 9. Jan. Bei Versuchen, die he## nachmittag in Shoerburyneß bei Southend mir einem grobkalibrigen Geschütz vorgenommen wurden, ereignete sich ein Unfall. bei dem ein Kanonier getötet und Hauptmann Dreyer und zwei Kanoniere schrier verletzt wurden. Sind die Katholiken in Deutschland vogelfrei? Unter dieser Ueberschrift wird der Rhein. Volksztg. in Wiesbaden von einem alten Offizier geschrieben: Sind die Katholiken in deutschen Landen eigentlich vogelfrei? Diese Frage drängt sich mir auf, wenn ich mir die empörenden Beschimpfungen der katholischen Kirche und deren Einrichtungen durch Marburger Studenten ins Gedächtnis rufe und mir dabei vergegenwärtige, daß auf diese Roheiten noch keine Sühne erfolgt ist; wenigstens ist davon in den Tagesblättern bis jetzt noch nichts zu lesen gewesen. Als ich den Vorfall in den Zeitungen las, sagte ich mir, die Sache trugt von einer solchen Roheit, und die Beschimpfung der katholischen Kirche ist so eklatant, daß ein Eingreifen des Staatsanwalts oder der Universitätsbehörde ganz sicher zu erwarten ist. Bis heute verlautet darüber nichts. Wird der Vorfall bei den Behörden vielleicht als ein gewöhnlicher Studentenulk angesehen? Kaum glaublich; aber wo bleibt die Sühne? Die katholischen Verbindungen und Vereine haben gegen den Ausbruch der Jesuitenhetze protestiert, was mich sehr gefreut hat; aber der Protest wird bei den rohen Burschen unwirksam bleiben. Unbedingt muß verlangt werden, daß die unverschämten Uebeltäter zur Rechenschaft gezogen und bestraft werden. Als in Bonn vor eineinhalb Jahren einige Korps groben Unfug auf der Bahn und in einem Dorfe verübt hatten, der aber meines Erachtens lange nicht an den Marburger Skandal heranreicht, wurden die betreffenden Korps auf ein Semester suspendiert. Das wurde als eine gerechte und wirksame Sühne angesehen. Hat die Burschenschaft Arminia in Marburg, die den Skandal verübt und sich laut ihrer Karte an die Germania in Berlin, die die empörenden Beschimpfungen gerügt, desselben sogar gerühmt hat. nicht dasselbe Schilsal verdient? Nutzbringend für diese unerzogenen Burschen würde es sein, wenn sie während der Suspendierung ihrer Verbindung zu einem Privatissimum über Anstand und Sitte durch einen Marburger Jäger=Unteroffizier kommandiert würden. Wir wollen abwarten, was die Behörden auf den Skandal tun werden, eventuell wird der Kultusminister im Landtage interpelliert werden müssen. Dieselbe Frage, ob die Katholiken vogelfrei in deutschen Landen sind, stellte ich mir wieder, als nach einem Zeitungsberichte in der badischen Residenzstadt gewisse„feine Herren“ auf einen Ordensmann einen Hund gehetzt hatten; eine Roheit, die sich derjenigen in Marburg würdig anreiht, und lediglich eine Folge der maßlosen Jesuitenhetze###t. Was ich bei dieser letzten„Tat“ bedauere, ist der Umstand, daß der gröblich beleidigte Ordensmann die„feinen Herren“ durch eine gütige Anstrache rek.ifiziert hat, statt sie dem Strafrichter zu überliefern. Solche Helden im christlichen Sinne zu behandeln, wie es der Ordensmann getan hat, nutzt nichts; sie müssen durch Gerichtsverhandlung öffentlich an den Pranger gestellt und wenn auch nur an dem Geldbeutel— recht kräftig— gefaßt werden. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil! Luftschiffahrt. Die liebenswürdigen russischen Nachbarn. Bitterfeld, 9. Jan. Eine bemerkenswerte Fahr: haben die beiden Freiballonführer Referendar Schulte=Vieting aus Bochum und Fabrikant Kaulen aus Elberfeld mit dem Ballon„Delitzsch“ des Bitterfelder Vereins für Luftschiffahrt gemacht. Sie landeten in Mittel rußland westlich von Kursk und legten die 1750 Klm. lange Strecke in 24½ Stunden zurück. Die russische Grenze wurde mit einer Geschwindigkeit von 136 Klm. in der Stunde überflogen. Der Ballon ist mehrfach beschossen worden. Trotzdem die Pässe und die übrigen Papiere in Ordnung waren, haben die russischen Behörden die größten Schwierigkeiten bereitet. Erstnach 5 Tagen wurden die Luftfahrer nach mehreren eingehenden Verhören und einer Durchsuchung durch den Generalstab in Kiew freigelassen. Es ist das erste Mal, daß eine derartig lange Strecke in so kurzer Zeit zurückgelegt wurde. Vermischtes. Dreifacher Raubmord. Berlin, 9. Jan. in Ostwig bei Ringenwalde wurden am Dienstag früh der Landwirt Kaliß, seine Frau und seine Dienstmagd von einem einige Wochen vorher argenommenen Knechte, bessen Name noch nicht feststeht, erschlagen, vielleicht unter Bethilse anderer ebenfalls noch nicht bekannter Personen. Alles vorhandene Geld war entwendet. Die beiden Töchter wurden in einem Kleiderschrank des Zimmers eingeschlossen und mit dem Tode bedroht, wenn sie Lärm schlagen würden, sie sino unversehrt aufgefunden worden. Der Mörder hat alle Besucher des Gehöftes mit der Angabe abgewiesen, eaß die Familie Kaliß zu einer Hochzeit gefahren sei. Die Leiche des Dienstmädchens wurde in einem Stalle aufgefrnden, die Leichen des Ehepaares waren in einer Strohdieme versteckt und diese dann angezündet worden, beim Brande wurden sie gefunden.— Weiter wird gemeldet: Kaliß verwaltete auch die Ortsschulkasse und Kreiskessenrczeptur und war seit Jahren Steuereinnehmer. Er galt als ein vermögender Mann und hatte oft größere Geldbeträge in seiner Wohnung. Als Täter kommen außer dem Knecht, der vermutlich seinem Arbeitgeber einen falschen Namen genannt hat, nach Aussage der beiden Töchten noc: 4 Männer inbetracht. Das Verbrechen war anschei nend von langer Hand vorbereitet. Der Mörder ist zuletzt am Mittwoch Nachmittag 4½ Uhr in Großnenendorf gesehen worden, wo er sich den Bart abnehmen ließ. Nac, einer späteren Meldung ist er heute gegen Abend in Graben bei Großneuendorf ergriffen worden. Er heißt Heinrich, und nennt sich auch Otto Schöne. * Ein tragisches Ende. Berlin, 9. Jan. Professor William Wolf, Oberdirigent an der Synagoge in der Lindenstraße, erlag während eines Vortrages im Letteverein einem Herzschlage. Er hatte eben seine Ausführungen beendet, als er plötzlich zusammenbrach und wenige Augenblicke später verstarb. Schwindelbankiert. Berlin, 9. Jan. Gestern wurden die Bankiers Mitzlaff und Kärger verhaftet. Sie gründeten mit Hilfe eines Herrn A. von Krause die Banifirma A. von Krause in der Dorotheenstraße, anscheinend um den Irrtum zu erwecken, daß ihr Unternehmen mit der alten Firma F. W. Krause zusammenhänge. Ein Bankdirektor verhaftet. Schlettstadt, IJ. Jan. Gestern ist der Direktor der Filiale der Allgemeinen Elsissischen Bankgesellschaft, Karl Müller, nach der Revision der Bücher durch die Generaldirektion der Ge sellschaft verhaftet worden. Man spricht von einem Fehl betrage von 80000 Mark. Müller führte ein einfaches Leben und wurde das Opfer von Spekulationen. Das nicht unbedeutende Vermögen des Verhafteten wurde gerichtlich mit Beschlag belegt. Es soll dafür gesorgt sein, daß die Klienten der Bank keinerlei Verluste erleiden. Vergleich über den Nachlaß Leopolds II.? Brüs sel, 9. Jan. Die belgische Reaierung hat ihrem Advokaten mitgeteilt, daß sie zu einem Vergleich im Prozeß um die in der Niederfüllbacher und anderen Stiftungen von Leopold II. untergebrachten Gelder bereit sei. Den drei Prinzessinnen wird eine Summe geboten, die 36 Millionen überschreitet. Prinzessin Clementine var ursprünglich mit 2 Millionen abgefunden worden. * A u f d e r J a g d a n g e s c h o s s e n. P a r i s, 9. J a n. B e i der gestern vom Pralidenten Fallières veranstalteten setzten Jagd erhielt der dem Militärstab des Elysées angehörce Oberleutnant Boulanger eine Schrotladung ins Gesicht. Die Jagd wurde sofort abgebrochen. Boulanger erlitt einen ziemlich starken Blutverlust. Seine Verletzungen sind nicht schwer. Ein Wagen im See. Beigle(auf Jütland), 8 Jan. Hier stürzte ein Wagen, der mit von einem Fest kommenden Gästen dicht besetzt war, auf der Heimfahrt in einen See. Der Kutscher hatte im Nebel den Weg verfehlt und war mit seinem Gefährt zu dicht an das Secufer gekommen. Ein Maun und zwei Kinden ertranken. Die übrigen tonnten sich retten; die Pferde ertranken. * D i e S c h i f f b r ü c h i g e n v o m„ R o o s e k r a n s". A s t o r i a, 9. Jan. Von den drei Ueberlebenden des Dampfers„Roosetrans“, die sich auf die Mastspitze, gerette: hatten, hat einer die 6 Meilen bis zur Küste schwimmend zurückgelegt. Die beiden anderen wurden von einem Rettungsboot ausgenommen, das aber nicht zur Küste zurücktehren konnte, sondern sich bis zu einem Leucatschiff durcharbeitete. Die Retter und Geretteten wurden an Bord genommen. Handels= u. Verkehrsnachrichten. Ko.n. 9. Jau. Rüböl(in Posten von 5000 c) leko 68.00 B., per Mai 66,00 B., 65.50 G. köln, 9. Jan. Fruchtmarkt. Luzernbeu 10.00 bis 10,50, Wiesenbeu 7,70—8,00 Mk. Roggen Breitsruschstroh 4.20 bis 4,60 Mit., Krumm= und Pretzstrod 3,20—5,00 Ml. für 100 Kg. Neuß. 9. Jan. Fruchtmarki, Weizen neuer a 20,50, IIa 19.50 J. Roggen neuer la 17,90, IIa 17,40#, Paler neuer## 18.70, IIa 17.70, IIla 14,70# für 100 Kilogr. Wintergerste, neue 16,50 M die 100 Kilo. Karteiseln 2,50—3,20 M. Heul 4,00—4,50 26. Luzerner Heu 5,00—5,50# für 50 Kg. Krumm stroh neu 15,00., Breitdruschstrod 17,00.A. Roggenrichtsttel 19,00 M für 500 Kg. Kleie 6.20. für 50 Kllegr. Magdeburg, 9. Januar. Zuckerserich Kornzucker 88 Grad odne Sack 8,90—9,02. Nachproditkte 75. Grad oon: Sack 7,05—7,15. Stimmung. Ruhig. Bibirafftuade 1 esie Faß 19,12—19,25. Krystallzucker 1. mit Sack 00,00. Gemn. Raffinade mit Sack 18,87—19.00. Gem. Melis I. mit Sac 18.37—18,50. Stimmung: Ruhig. Rebzucker Tranfit 1. 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Februar gedenkt das Haus alsdann zu beraten das Wassergesetz, das Rawagesetz, das Fortbildungsschulgesetz und kleine Vorlagen. — Die Wasserkommission des Herrenhauses hat ihre Beratungen am Mittwoch begonnen, die sie in 8 bis 10 Tagen zu Ende zu führen hofft. Die Kommission will größere Abänderungen an der Fassung des Gesetzes, wie sie das Abgeordnetenhaus beschlossen hat, möglichst vermeiden. Die vorliegenden Abänderungsanträge sind nicht von einschneidender Bedeutung. Die Dampfersubvention an den Norddeutschen Lloyd im Betrage von 5590000 Mk. zur Unterhaltung des Postdampferschiffverkehrs mit Ostasien und Australien läuft vertragsgemäß erst im September nächsten Jahres ab. Die Reichsregierung hat jedoch bereits nach Berl. Blättern in dieser Angelegenheit Verhandlungen eingeleitet. Im Reichstage sind wiederholt Wünsche lautgeworden, auch andere große Schiffahrtsgesellschaften eventuell für den Subventionsdienst heranzuziehen. Zur Bekämpfung der Landflucht ik im neuen preußischen Staatshaushaltsetat zum erstenmale ein größerer Posten für landwirtschaftliche Arbeitsvermittelung ausgesetzt worden. Im Zusammenhange damit soll auch die Vermehrung der Rechtsauskunftsstellen auf dem Lande eine Unterstützung erfahren. Ferner ist zugunsten der gemeinnützigen landwirtschaftlichen Arbeitsnachweise eine ministerielle Verfügung erlassen, wonach gemäß§ 2 Abs. 2 des Stellenvermittlergesetzes gewerblichen Stellenvermittlern die Erlaubnis zum Betriebe des Vermittelungsgewerbes versagt werden soll, wenn sich ihre Tätigkeit auf diejenigen Arbeitsklassen bezieht, mit deren Nachweise sich die landwirtschaftlichen„Arbeitsnachweise befassen. Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens. Mehr als man erwarten durfte, ist der altbismardsche Gedanke einer Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens wieder in Fluß gekommen. Parlamente und Presse haben sich der grroßen nationalen Frage wieder angenommen. Zweifellos hat die vor einem Jahre erschiennee Schrift unseres Ehrenbürgers, des Wirklichen Geheimen Rats Dr. jur. Kirchhoff die öffentliche Aufmerksamkeit wieder auf das bedeutungsvolle Problem gelenkt und in sachlicher Erörterung zur Klärung der schwierigen Aufgabe in Nord und Süd unseres Vaterlandes beigetragen. Zu weiterer Förderung des Gedankens hat sich Exzellenz Kirchhoff jetzt der Aufgabe unterzogen, das im letzten Jahre gewonnene wertvolle Material zu sammeln und zu verarbeiten. Seine soeben erschienene Schrift: Vereinheitlichung des deutschen Eisenbahnwesens ist als eine Er gänzung seiner vorjährigen Broschüre„Die deutsche Eisenbahngemeinschaft" anzusehen. In der neuen Schrift werden die parlamentarischen Verhandlungen und Preßstimmen erschöpfend wiedergegeben und die dabei hervorgetretenen Meinungen und Bedenken fachmännisch besprochen. Hierbei macht der Verfasser von neuem den praktischen Vorschlag, zur Prüfung der Frage eine Fachkommission in Permanenz einzusetzen. Keine Versicherungspflicht der Lehrerinnen. Seit dem Inkrafttreten der neuen Bestimmungen für die Invaliden= und Hinterbliebenenversicherung am 1. Januar v. J. bestanden Meinungsverschiedenheiten über die Versicherungspflicht der im Kommunaldienst mit Pensionsberechtigung angestellten Lehrerinnen. Die Reichsversicherungsordnung bestimmt, daß die in einem Gemeindeverband Beschäftigten versicherungsfrei sind, wenn ihnen Anwartschaft auf Ruhegeld im Mindestbetrag der Invalidenrente nach den Sätzen der ersten Lohnklasse sowie auch Witwenrente und auch Waisenrente gewährleistet ist. Nach diesem Wortlaut mußten weibliche Angestellte, die nur auf Ruhegeld und nicht auf Waisenrente Anspruch haben, der Versicherungspflicht unterliegen. Hierin lag für städtische Lehrerinnen eine außerordentliche Härte, weil die Versicherungspflicht ihnen Aufwendungen auferlegt, die zu dem Nutzen in keinem Verlältnis stehen. Aus diesem Grunde war auch bereits die Versicherungspflicht von einer Landesversicherungsanstalt verneint worden. Um über diese Meinungsverschiedenheit Klarheit zu schaffen, hatte der Magistrat Berlins die Entscheidung des Reichsversicherungsamts angerufen, die nunmehr ergangen ist. Das Reichsversicherungsamt hat nach dem Tag Nr. 13 die Versicherungspflicht der mit Pensionsberechtigung angestellten weiblichen Beamten verneint. Diese Entscheidung bezieht sich außer auf Lehrerinnen auch auf die Angestellten der Reichs=, Post= und Telegraphenverwaltung. Offen ist die Frage der Versicherungspflicht noch in Bezug auf die Angestelltenversicherung. Man darf jedoch hoffen, daß die spätere Entscheidung im gleichen Sinne ausfallen wird. Kleine politische Nachrichten. Die in der Presse umlaufenden Gerüchte über eine neue Militärvorlage sind völlig unbegründet, desgleichen die Meldung, daß die neuen Handelsverträge eine Zollerhöhung von 5 Prozent für landwirtschaftliche und industrielle Maschinen und Waren brin. gen sollen. Stuttgart, 9. Jan. Gestern abend starb hier im Alter von beinahe 55 Jahren infolge eines Schlaganfalles der bekannte konservative Nolitiker Friedrich Schrempf. Er war 1858 geboren, Redakteur in Stuttgart, ein Führer der württembergischen Konservativen und von 1898 bis 1903 Mitglied des Reichstags. Ausland. Besuch San Giulianos in Wien. Wien, 9. Jan. Die Neue Freie Presse erfährt, daß der Gegenbesuch des italienischen Ministers des Aeußeren, Marchese di San Giulians, der für den Monat Januar in Aussicht genommen war, wegen der polnischen Ereignisse aufs Frühjahr verschoben worden ist. Auszeichnungen. Wien, 3. Jan. Das Wiener Korrespondenz=Büro teilt mit: Dem Unterstaatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt, Dr. Zimmermann, ist der Orden der Eisernen Krone 1. Klasse und dem Gesandten v. Stumm das Großkreuz des Franz Joseph=Ordens verliehen worden. Eine hohe Auszeichnung war, wie die„Politische Korrespondenz“ mitteilt, dem Staatssekretär v. Kiderlen=Wächter zugedacht. Das neue portugiesische Kabinett. Lissabon, 9. Jan. Das neue Ministerium hat sich gebildet und setzt sich folgendermaßen zusammen: Ministerpräsident und Inneres Affonso Costa, Kolonien Almeida Ribeiro, Krieg Fereira Bastos, öffentliche Arbeiten Antonis Marie Silva, Marine Freitas Ribeiro, Aeußeres Consalves Feureira. Affonso Costa hat das Finanzministerium Marnoco Suza und das Justizministerium Paulo Falcao angeboten. Zur irischen Homerulebill. London, 9. Jan. Im Unterhause erklärte gestern nachmittag der Premierminister, daß das Stadium der Homerulebill Montag nachmittag beendet sein werde. Am Mittwoch und Donnerstag solle die dritte Lesung stattfinden. Das würde bedeuten, daß die erste Lesung der Homerulebill im Hause der Lords am nächsten Freitag schon stattfinden kann. Die zweite würde dann am Montag, den 20. Januar, daran kommen. Zur politischen Lage in Ungarn. Budapest, 8. Jan. Die Opposition bereitet für den Wiederzusammentritt des Parlaments große Demonurationen vor. Es finden unausgesetzt Beprechungen zwischen den Führern der einzelnen Oppoitionsparteien statt, um Mittel und Wege zu suchen, die Bürgerschaft und Arbeiterschaft der Hauptstadt für diese Tage zu mobilisieren. Es ist ein Demonstrationszug vor das Parlament geplant. In erster Linie ist jedoch ein eintägiger Arbeiterstreik in Aussicht genommen. Aus der katholischen Welt. Breslau, 9. Jan. Am 16. Januar d. Is. werden zwanzig Jahre verflossen sein, seit Fürstbischof Dr. Georg Kovp von Breslau den Kardinalshut von Leo XIII. erhielt. Er ist gegenwärtig der einzige Kardinal im Deutschen Reiche; seine Titelkirche ist St. Agnes außerhalb der Mauern. Unter den Breslauer Fürstbischöfen ist Dr. Kopp der vierte Kardinal. Nachdem Herzog Wenzel von Liegnitz (1382—1417) den Kardinalshut abgelehrt hatte, erhielt ihn erst Friedrich Landgraf von Hessen=Darmstadt am 19. Februar 1652 ron Innozenz X. Als zweiten Kardinal treffen wir Philipp Grafen Sinzendorf(1732 bis 1747), dem am 26. Dezember 1727 als Bischof von Raab die Ernennung zum Kardinal zu geworden war. Der dritte Kardinal auf dem Fürstvischöflichen Stuhl von Breslau war der Westfale Melchior Freiherr v. Dievenbrock, der von Pius IX. am 30. September 1850 zum Kardinal kreiert wurde. kw. Die Not des französischen Klerus. Das Trennungsgesetz hat den französischen Klerus in die bitterste Not versetzt. Der Kultuspfennig reicht wohl in einigen größeren und reicheren Diözesen zur Bestreitung der notwendigen Auslagen, aber in den ärmeren Diözesen ist er völlig unzureichend. Die Bi schöfe sehen sich daher gezwungen, die Pfarrer da und dort zurückzuziehen. Auf diese Weise bleiben dann ganze Gemeinden in weitem Umkreise ohne regelmäßige Se## sorge. Die Bischöfe tun, was sie können; auch sie haben ihre äußere Lebenshaltung den Verhältnissen anzupassen und aufs äußerste einschränken müssen. Die Aufrufe an die Bevölkerung haben wenig genützt; das Volk sieht die Notwendigkeit, seinen Klerus zu unter stützen nicht ein, es meint, dieser lebe allein von den Altarkerzen und von Weihwasser. Höchstens hört man sagen: die Reichen sollen geben, wir haben selbst nichts. Die Reichen aber sind, wie überall. dünn gesät, wenn es sich um Gaben für kirchliche Dinge handelt. bei denen keine äußere Ehre, sondern nur ein„Vergelts Gott“ für die Ewigkeit herausschaut. In den Städten geht es noch an, aber der Klerus auf dem Lande. und besonders in den armen gebirgigen Gegenden, nagt tatsächlich am Hungertuch. Die Franzosen tun sich sehr viel auf ihre opferwillige Unterstützung der heidnischen Missionen zu gut und Frankreich steht auch heute noch an der Spitze der Länder, was Missions tätigkeit betrifft; es wäre nur zu wünsten, daß es dieselbe Begeisterung für seine innere Seelsorge und für seine Bischöfe und Priester aufbrächte. Preußischer sozialdemokratischer Parteitag. III. H. F. Berlin. 8. Jan. 1913. In der heutigen 3. und letzten Sitzung wurde die Erorterung über die Landtagswahlen fortgesetzt. Feller(Görlitz) sprach sich für die Resolution der Landeskommission aus.— Abg. Adolf Hoffmann(Berlin): Mit den 6 sozialdemokratischen preußischen Landtagsabgeordneten wird geradezu Raubbau getrieben. Die Notwendigkeit der Vermehrung der preußischen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten springt in die Augen. Trotz alledem muß ich mich ganz entschieden gegen ein Zusammengehen mit den bürgerlichen Parteien bei den Wahlen erklären. Wenn sie nicht die Garantie geben, daß ihre Abgeordneten=Kan didaten für Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen eintreten werden und außerdem ein Mandat den Sozialdemokraten geben. Bernstein halte selbst die Nationalliberalen für bündnisfähig. In Breslau haben die Nationalliberalen 1903 und 1908 sich selbst geweigert, Bernstein zu wählen.„Ich bin neugierig, wie ein Sozialdemokrat beschaffen sein muß, wenn die Nationalliberalen sich entschließen sollen, ihn zu wählen, da ihnen selbst Bernstein nicht paßt. Landsberg sagte gestern zu mir: Sie haben ja selbst den Berliner Magistrat im Abgeordnetenhause gelobt. Ich bemerke darauf: Ich habe den Magistrat nicht gelobt, sondern Herrn von Kreth gegenüber nur die Angriffe auf die Berlinen Gemeindeverwaltung zurückgewiesen. Das war kein Loh, sondern geschah im Interesse der Wahrheit und Gerechtigkeit gegenüber falschen Behauptungen eines reaktionären Junkers. Wir stehen doch nicht auf dem Standpunkte, daß wir jeden politischen Gegner für einen Lumpen halten. Wir müssen doch anerkennen, wenn ein politischer Gegner seine Pflicht tut. Landsberg sagte gestern: Wenn man auf Zinn noch so sehr hämmert, so kann man niemals Stahl erzeugen. Ich bin der Ueberzeugung, wenn man auf Bernstein noch so sehr hämmert. so wird man niemals Rubin erzeugen. (Stürm. Heiterkeit). Der Zweck unserer Beteiligung an den Landtagswahlen ist die Förderung des Klassenkampfes und die Erringung des freien Wahlrechtes. Dies Ziel müssen wir aber erreichen aus eigener Kraft. Ein Bündnis mit den bürgerlichen Parteien kann unseren Einfluß auf die Massen nur schwächen. Dem Genossen Landsberg will ich noch sagen: Wenn im preußischen Abgeordnetenhause, oder in der Berliner Stadtverordnetenversammlung ein Hoch ausgebracht werden sollte, dann werden wir seßhaft, aber niemals standhaft sein.(Lebhafter Beifall und große Heiterkeit).— Frau Wurm(Berlin) trat für die politische Gleichberechtigung der Frauen ein.— Redakteur Fröhlich(Altona) trat ebenfalls mit großer Entschiedenheit gegen ein Bündnis mit den bürgerlichen Parteien ein, wenn letztere zu einer Gegenseitigkeit nicht geneigt seien.— Abg. Dr. Liebknecht(Berlin): Angesichts der immer schärfer hervortretenden Klassengegensätze halte er ein Zusammengehen mit bürgerlichen Parteien für unannehmbar. Die 6 sozialdemokratischen Abgeordneten üben trotz ihrer geringen Zahl einen großen Einfluß(!!) aus und erregen die Aufmerksamkeit(aber wie?) der großen Welt, weil die überwiegende Mehrheit des preußischen Proletariats außerhalb des Parlaments hinter ihnen steht. Die Sozialdemokratie verdankt ihre Stärke lediglich dem Umstande, daß sie ihre Grundsätze stets rein gehalten und aus eigener Kraft ihre Mandate in den Parlamenten erreicht hat. Wie Genossen den Vorschlag machen können, die bürgerlichen Parteien ohne jede Gegenleistung zu unterstützen, sei ihm unverständlich.— Aba. Leinert(Hannover): Es sei gesagt worden: die bürgerlichen Parteien seien alle reaktionär und deshalb sämtlich nicht bündnisfähig. Er frage, weshalb diskutiere man dann noch? Er sei der Meinung, daß zwischen der fortschrittlichen Volks partei und den konservativen Junkern, doch ein Unterschied zu machen sei. Wenn man letztere schwichen wolle, sann sei es doch nicht anders möglich, als die gorrschrittler in den Wahlkreisen, in denen die Sozialdemokraten aus eigener Kraft nichts erreichen können, zu unterstützen.— Scheibe(Bochum): Im Ruhrrevier werde die Unterstützung eines bürger lichen Kandidaten angesichts der dort ungemein kraß hervortretenden Klassengegensätze, kaum in Frage kommen. Trotzdem sei er der Meinung, daß es grundfalsch sei, jedes Zusammengehen mit bürgerlichen Parteien abzulehnen. Man müsse doch nun einmal damit rechnen, daß das elendeste aller Wahlsnsteme in Preußen vorläufig noch Geltung habe. Es sei jedenfalls kaum daran zu denken, daß es der Sozialdemokratie in absehbarer Zeit gelingen werde, dieses Wahlsystem aus eigener Kraft zu beseitigen.— Werner(Berlin) äußerte sich in ähnlichem Sinne. Es gebe speziell in Berlin eine Reihe von Waylkreisen, in denen es nicht möglich sei. eigene Wahlmanner aufzustellen.— Abg. Bernstein(Berlin): Er müsse dem Genossen Hoffmann erwidern: Wenn bürgerliche Parteien ihn wählen wollten. weil er Bernstein sei, so wurde er dagegen protestieren, er wolle nicht als Privatmann, sondern als Parteimann, d. h. als Sozialdemokrat gewählt wer den. Er gebe noch einmal zu bedenken, daß man es in Preußen mit einem Wahlsystem zu tun habe, unter dem die Sozialdemokratie wesentliche Erfolge niemals erreichen werde, wenn sie jedes Bündnis mit den bürgerlichen Parteien ablehne. Selbstverständlich müsse zunächst überall der Versuch unternommen werden, selbstständig vorzugehen, wo dies aber nicht möglich sei. da sei es dringend notwendig, nicht Wahlenthaltung zu üben, sondern die Liberalen zu unterstützen.— Abg. Ströbel(Berlin): Er verkenne jedenfalls nicht die Notwendigkeit einer Vermehrung der preußischen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten. Er könne sich aber durchaus nicht dazu verstehen, bürgerliche Parteien ohne jede Garantie und ohne entsprechende Gegen seitigkeit zu unterstützen.— Die Magdeburger Genossen und Bernstein zogen darauf ihre Anträge zurück. Alle anderen Abänderungsanträge wurden abgelehnt und der Antrag der Landeskommission unverändert einstimmig angenommen. Dieser Antrag besagt im wesentlichen: Es muß in allen Orten der Versuch unternommen werden, sozialdemokratische Wahlmänner aufzustellen. Wo dies nicht möglich ist, sind die Genossen mit Genehmigung des geschäftsführenden Ausschusses der Landeskommission berechtigt, für bürger liche Wahlmänner zu stimmen, vorausgesetzt, daß deren Abgeordnetenkandidaten die Garantie geben, daß sie für die Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen in jeder Session eintreten werden. In Kreisen, in denen nur ein Abgeordneter zu wählen ist, unterstützen die Genossen bürgerliche Wahlmännerkandidaten bei den Stichwahlen unter obiger Voraussetzung, in Wahlkreisen, in denen mehr als ein Abgeordneter zu wählen ist. unterstützen die Genossen diejenigen bürgerlichen Parteien, deren Wahlkomitee sich verpflichtet, der Sozialdemokratie ein Mandai abzutreten. Gibt die Sozialdemokratie bei den Abgeordnetenwahlen in Landtags wahlkreisenmit mehr als einem Abgeordneten bei der Stichwahl den Ausschlag, so hat sie die Abtretung eines Mandats zu fordern. Wird dies bewilligt, so stimmen die sozialdemokratischen Wahlmänner schon im ersten Wahlgange, außer für einen sozialdemokratischen Kandidaten, für die Kandidaten der betreffenden bürgerlichen Parteien. Wird diese Forderung nicht bewilligt, so stimmen die sozialdesnokratischen Wahlmänner im ersten Wahlgange nur für ihre Kandidaten und enthalten sich bei der Stichwahl der Stimme.— Auf Antrag von Berlin II wurde noch beschlossen: Bei Nachwahl haben Kreise, in denen keine Aussicht auf Erfolg ist, das Recht, in Verbindung mit dem Bezirksvorstand selbständig zu entscheiden, ob sie sich an der Wahl beteiligen.— Es wurde noch der Entrüstung Ausdruck gegeben über die Entrechtung der in Preußen wohnenden Polen und Dänen, ferner der Regierung die Mißbilligung ausgesprochen, daß sie nicht durchgreifende Maßregeln zur Abstellung der Fleischteuerung ergreife und die Berliner Gemeindeverwaltung getadelt, daß sie die Einstellung der Maßregeln zur Linderung der Fleischnot plane. Darauf schloß der Vorsitzende Eugen Ernst mit einem dreifachen Hoch auf die internationale Sozialdemokratie den Parteitag. Soziales. Zum Streik bei der Firma Prum, G. m. b. H., in Stolberg. Die Verhältnisse bei der Weltfirma William Prym G. m. b. H. in Stolberg haben sich in den letzten Tagen derart verschärft, daß es bereits zum Streit ge kommen ist. Einmal bereits ist die Sperre über die Firma verhängt worden, weil Mißstände und Lohnabzüge von seiten der Arbeiter nicht mehr zu ertragen waren und weil die Firma Prym die Arbeiter behandelt nach dem starren Geschäftsprinziv, nach Angebot und Nachfrage. Als nun die Firma mit der Weihnachtsgratifikation der Einführung der gelben Werkvereine glaubte Boden geschaffen zu haben, gaben am vorigen Sonntag in der großen öffentlichen Versammlung die Arbeiter einmutig ihre Antwort auf das Gebaren, die bestehenden Lohn= und Arbeitsverhältnisse sowie das Vorgehen der Firma Prym kund. Das scheint das Mißfallen der Firma erregt zu haben, denn am Dienstag Abend, nachdem die Antwort der Arbeiter auch öffentlich durch die Zeitungen bekannt wurde, erhielten vier Mitglieder des Christlichen Metallarbeiterverbandes von Prym ihre sofortige Entlassung, angeblich wegen ihrer Zugehörigkeit zum Verbande. Die übrigen Mitglieder der drei verschiedenen Verbände, des Deutschen Metallarbeiterverbandes und der Hirsch=Dunderschen, insgesamt etwa 400 Arbeiter der Maschinenbau=Werkstätte 1 und 2, der Druckknopfabteilung. der SicherheitsnadelAbteilung und der Appretur, legten darauf am Mitt woch Morgen die Arbeit nieder. Da der Christliche Metallarbeiterverband Deutschlands, der Deutsche Metallarbeiterverband und und der Verband der Hirsch=Dunckerschen Gewerkschaften vollständig einig und geschlossen vorgehen, ist es nicht ausgeschlossen, daß der Streik größere Dimensionen annimmt. Wie uns soeben mitgeteilt wird, haben sich auch die Stecknadelabteilung, die Abteilung der Kraft= und Lichtanlage sowie ein Teil der Kartonageabteilung mit den Streikenden solidarisch erklärt. Die Arbeiter dieser Werke haben zum Teil sofort die Arbeit niedergelegt, zum Teil haben sie ihre Kündigung eingereicht. Die Krisis in den Sardinenfabriken. Naris. 9. Jan. Die Handelskammer von Lorient übersandte dem Marineminister und dem Handelsminister einen Beschlußantrag, in dem unter Hinweis auf das durch die Einstellung des Betriebes der Sardinen=Konservenfabriken verursachte Elend die Regierung aufgefordert wird, schnellstens die Mittel zur Beseitigung der schweren Krise zu bewilligen, das den Handel und die Bevölkerung der ganzen bretonischen Küste mit dem Ruin bedroht. Arbeiterstreit. London, 9. Jan. 10—15000 Arbeiter der Uebermäntel= und Kimonobranche haben sich heute dem Streik in der Bekleidungsindustrie angeschlossen. Zirka 45000 werdliche Angestellte in der Weißwaren= und verwandten Industrien stimmen über die Teilnahme am Streik ab. Man glaubt, daß sie sich dem Streik anschließen werden. Ee kam zu einzelnen Unruhen. Verein vom hl. Karl Borromäus. Padervorn, 10. Jau In diesen Tagen werden die Juhresbeitrage für 1913 eingezogen.##e Vereinsangehörigen eryalte zugleich eine Leihkarte zur fernen Benutzung# biesigen Katb. Stadtbibliothek. Diejenigen Ritgliede, welche die Bibliothek bisher noch nicht in Anspruch genommen haben, ichen in der Ausleihe(Kamp 19. nur die Lesenummer eintra#en zu lassen, um die Büc#e entleiben zu können. Die Kath. Staotbibliothek wird argenblic#lich durch Einstellung neuer Bücher wieder stail erweitert und auch fernerhin fortwährend ausgebaut werden. Es geht das Bestreben dahin, jedes neue Buch von einigem Werte, dessen Einstellung aus bestimmten Grunden nicht grundsätzlich abgelehnt werden muß, den Mitgl edern zuganglich zu machen. Es wiro dafür der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Zahl der Mitglieder sich noch bedeute#### steigert und der Betrag der Jahrerbeitrage sick noch erhöhr. Je höher die Gesamtsumme der ahresbeitrage ist, um so umfangreicher sino die Bücherzuweisungen, die durch die Zentrale des Vereins erfolgen lonnen. Seyr zu wunschen ware es, wenn die Mitgliederbeiträge der Klasse 1 — 6,50 Mk.— noch eine Zunahme erfahren konnten: Wer nur 3,50 Mark oder 2 Mark zahl., hat demgemäß auch nur Anspruch auf eine geringere Bichergabe, die ja nach eigener Wahl regelmäßig geliefer: wird und dem Jahresbeitrag mindestens gleichwertig ist, meistens aber sogar darüber hinausgeht. Es dürfte kaum einen Verein glben, der derartige Vorteile für seinen Mitgliebsbeitrag gewährt, wie gerabe der Vorromäusverein: Freie Benutzung seiner öffentlichen Bibliorhek, die aus diesen Beitrggen mitunierhalten wird, und dazu Gewahrung einer wertvollen Buchprämie für jedes Mitglied. Wer längere Jahre dem Borromäusverein angehört, verschafft sich so auf bequeme und leichte Weise auch eine Hausbücherei, vorausgesetzt, daß er nicht Bücher wähll, die nur dem unmittelbaren, praktischen Gebrauche dienen, wie Gebet= und Gesangbücher, deren Beschaffung so wie so notwendig ist. Wunsch der Vereinsleitung ist es, daß namentlich Bücher belehrender Art gewählt werden, die, in die Hausbücherei eingereiht, auch für später einen wertvollen Bücherschatz bilden. Wer darum sich diese großen Vorteile verschaffen will, säume nicht, dem Verromäusverein beizutreten.——.— Hochzeitgemäße Schrift zur Massenverbreitung in allen Kreisen des deutschen Volkes. Soeben erschien: Jesuitengesetz und Bundesrat Ein Kampf um die Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung der Katholiken Deutschlands. Herausgegeben im Auftrage der Zentrumsfraktion ces Deutschen Reichstags. Preis einzeln 20 Psennig. Partiepreise: 25 Stück 3 Ml., 50 Stück 5 Mk., 100 Stück 9 Mk., 1000 Stück 80 Mr.,„n Stück 350 Mk., franko zugesandt. Schrift schildert in übersichtlicher und gemein verständlicher Form die Stellungnahme der Zentrumsfraktion zum Jesnitengesetz, dessen Aufrechterhaltung und neuerliche Verschärfung durch den Beschluß des Deutschen Bundesrates eine fortgesetzte Rechtsverletzung des ge samten katholischen deutschen Volksteils darstellt.— Mit allen gesetzlichen Mitteln muß die Aufhebung desselben daher erstrebt werden. Hierzu anzuregen und anzuspornen ist vorstehende Schrift ganz vorzüglich geeignet. Eine Massenverbreitung ist daher durch auserwünicht. Die billigen Partiebezugs preise lasseneine solche leicht ermöglichen. Bei Protestversammlungen sollte die Schrift allen Teilnehmern in die Hand gegeben werden. Jeder Katholik und Zentrumsanhänger müßte dieselbe besitzen. Zu beziehen durch die Geschäftsstelle des Westf Volksblatts. Paderborn. Zahlungsbeträge werden am besten mittels Postanweisung eingesandt.(Porto bie 5 Mk. 10 Pfg., bis 100 Mk. 20 Pfg.) Die Bestellung kann in diesem Falle auf dem Postanweisungsabschnitt gemacht werden. Bekanntmachung. Das Heften der Akten bei dem hiesigen Landgericht und der Staatsanwaltschaft soll vom 1. Februar 1913 ab anderweitig an den Mindest fordernden verdungen werden. Die Bedingungen können während der Geschäftenunden auf dem Präsidialbureau des Landgerichts Zimmer Nr. 20 — eingesehen werden. Angebote sind bis zum 13. Januar d. Is., abends 6 Uhr mit der Aufschrift„Aktenheften bei dem Landgericht" an das hiesige Landgericht zu richten. Die Oeffnung der Angebote erfolgt am 14. Januar 1913, vormittags 11 Uhr in Gegen wart der erschienenen Sub mittenten aus Zimmer Nr. 20. Paderborn, 2. Januar 1913. Der Landgerichtspräsident. Der Erste Staatsanwalt. 1. Viehmarkt in Brakel. Nachdem durch Bekanntmachung des Herrn Recierungs Präsidenten vom 22. v. Mts. die landespolizeiliche Anordnung vom 28. November 1911 aufgehoben ist, findet der um 14. Jannar anstehende Viehmarkt wieder ohne weitere Beschränkung statt. Als Marktplatz dient von jetzt ab die städtische Weide beim Elektrizitätswerke. Der Auftrieb des Viehes ist nicht vor 8 Uhr morgens ge stattet. Zur Vermeidung einer Verseuchung des Marktplatzes findet eine tierärztliche Untersuchung aller zum Auftrieb kommenden Tiere unmittelbar vor Befahren des Marktplatzes statt. S2 Brakel, Kreis Hörter, den 3. Januar 1913. Der Magistrat. die Witwe Landwirl Wilbelm Arendes aus Borgentreich hat das Aufgebol zum Zwecke der Ausschließung des Gläu bigers der im Grundbuche von Borgentreich Bd. II Bl. 55 in Abt. III unter Nr. 5 für den Werner Müller aus den Ver trage vom 29. Mai 1872 ein getragene Abfindung von 00 Talern genäß§ 1170 B. 6. B. beantragt. Der Gläubiger wird ausge fordert, spätestens in dem auf den 8. März 1913, vorm. 10 Uhr ver dem unterzeich neten Gerichte Zimmer Nr. 5 anberaumten Aufgebotster mine seine Rechte anzumelden. widrigenfalls die Ausschlie ßung mit seinem Rechte erfol gen wird. 23 Vorgentreich, 24 ez. 1912. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Das in der Feldmark Bole belegene, dem Studienfonde gehörige Grundstück Flur 27 Plan 39 Rinschtlen kamp. 3,4391 ha. wird am Montag, den 13. Januar vormittags 10 Uhr in der Wirtschaft Kisse noch mals zur Verpachtung aus geboten werden, wozu Pacht liebhaber eingeladen werden. Die Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht. Paderborn, 8. Januar 1913. Der Prokurator. J. A.: Pentrup, Rechnungsrat. Hintengebäude. falt neu, mit Stallung für 4 Pferde, Burschenstube, Nemise, geräumigem Boden. Wasser leitung, Hof, bequeme Durchfahrt, per sos. z. verm. Das Gebäude eignet sich für jeden gewerbl. oder kaufm. Betrieb. 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Juli setzten wir ohne Eskorte unsere Fahrt im„Kanal“ fort. Die„Citas“ ist in den Kasai eingebogen. Windstille liegt über der glatten Fläche des Kongo...„Wenn Kalkulator's in die Bohmblut ziehen“, sagt das strenge Familienoberhaupt:„Olle. vergiß das Parapluie nicht, auf daß wir schönes Wet ter haben!“— Unser Segel bleibt gerafft. Die User höhe nimmt sichtlich ab. Breite und Stromgeschwindigkeit bleiben unverändert. Mehrere Dampfer begegnen uns. James holt die kleine Flagge am Bambusmast nieder. Dröhnend erschallt der Gegengruß. Die Passa giere stehen backbord und winken lustig herüber zu dem kleinsten Boot, das jemals den Kampf gegen den ge waltigen Kongo gewagt. Am linken Ufer wehen Bel giens scharzgelbrote Farben im Winde. Zwei niedliche Europäerhäuser laden zur Rast für die Nacht: die Telegraphenstation Bali, 35 Kilometer oberhalb Kwamouth. Am Morgen geht Zinko zum ersten Mal auf Virsch. um etwas für unsere Küche zu schießen und kehre mit zwei Krickenten heim. Als wir starten wollen. haben wir die erste Panne. Der die Schutzhaube des Glühkopfes haltende Bolzen bricht. Wir wollen den Reserveglühkopf aussetzen, doch ist es unmöglich, die Muttern zu lösen. Die Gewinde sind hin. Ein Bolten ist gebrochen. Das Gewinde eines Bolzen ist völlig unversehrt. Wir schließen daraus, daß die GradeMotorenwerke entweder einen alten Motor geliefert haben oder die Muttern mit Gewalt von unberufener Hand aufgesetzt worden sind. Nachdem wir stunden lang Gewinde gefeilt, stoßen wir endlich mittags von Bali ab. Der Motor arbeitet gut. Wir fahren 10 Kilometer die Stunde. Aus Palmen und Bananen lugt die blumenumrangte Missionsstation Tschumbirj, von Urwaldriesen beschattet. Die niedergehende Sonne bescheint unser Ziel Sandy-Beach, wo die hydrographische Erpedition des belgischen Gouvernements mit zwei Dompfern und einem Dutzend Europäern stationiert ist. Wir werden wie überall von den Belgiern aufs gastfreundlichste empfangen. Noch in diesem Jahre ge langt die fertige Flußkarte des Kongo zur Ausgabe, sodaß die neu herauskommenden Flußdampferkapitäne nicht mehr auf ihre schwarzen Steuerleute angewiesen sind. Einer der Herren zeichnet uns aus dem Kopfe eine Skizze unserer Fahrtroute, die uns heute den Piloten ersetzt. Die ersten 10 Kilometer sind rote und schwarze Bojen gelegt. dort wo der durch mehrere Inseln geteilte Kanal sich seeartig erweitert und wandernde Sandbänke aufweist. Die Stromge schwindigkeit fällt auf 3 Kilometer und tiefer, sodaß wir die 40 Kilometer bis Bolobo trotz fortwährenden Kreuz= und Querfahrens in vier Stunden glatter Fahrt zurücklegen. Bolobo ist Regierungsposten und Sitz einer englischen Mission, welche hier unter einem Arzt ein Hospital unterhält. Hier wird ein flußkun diger Schwarzer als Lotse angenommen, da die Orien tierung auf dem bis zu fünfundzwanzig Kilometer Breite unnehmenden Kongo durch die zahlreichen Inseln außer bidentlich erschwert wird. Der Wind strafft den Klüver, als wir am Vormittag des 15. Juli an den idyllisch gelegenen Hütten von Bolobo vorübergleiten. Unser Pilor hält an der belgischen Seite hart am Ufer auf wärts, das französische Ufer ist nicht zu erspähen. Im Vergleich zu dem armbevölkerten„Kanal“ folgt jetzt Dorf auf Dorf. Die Eingeborenen. Baende, stehen am Wasser, uns lange mit ihren Blicken verfolgend. ie ersten Parlamentswahlen in China: 1. Der Wahlakt. 2. Vor dem Wohllotol. Zum erstenmal ist jetzt das chinesische Volk an die Wahlrecht eine große Stärke liegt, und so fand denn Wahlurne getreten. Es hat beträchtliche Kämpfe ge= ein ziemlicher Zulauf zu den Wahllokalen statt. Das kostet, bis sich das Reich der Mitte dieses Produkt Bild ist von demjenigen, das sich bei uns an Wahl westeuropäischer Kultur erstritt. Aber die Chinesen, ob- tagen bietet, nicht allzu verschieden, sie werden den wohl das konservativste Volk der Welt, sind sehr an- unserigen sogar noch ähnlicher werden, wenn erst die passungsfähig: sie haben sehr bald erkannt, daß in dem euroväische Tracht allgemein in China eingeführt ist. Der Kongo ist hier wieder für Kandes fahrbar, die im Schatten der Laubmauer träge am Sand liegen. Die inselreiche Zone des Kongo, bei Sandy Beach beginnend, behält den gleichen Charakter bis hinauf nach den Staulenfällen, welche die regelmäßig verkehrenden Dampfer vom Stanley Pool aus in drei Wochen erreichen. Von hohem Landrorsprung winkt das Kamp von Yumbi. Eine schnurgerade Palmenreihe führt von Fluß hinauf in eine düstere Allee alter Mangobaume mündend, welche die verandenumgebenen Europäerhäuser beschatten. Yumbi. einst große Kongolesengarni son. ist jetzt tot. Zwei Europäer versehen den Verwal tungsdienst. Wir erhalten für die Nacht eine ganze Villa zui Verfügung. Am Morgen kommt einer der Eingeborenenchefs, die große Regierungsmedaille, das Zeichen seiner Würde, um den Hals, mit zahlreichem Gefolge zur Station, um die Steuern seiner Untertanen— 12 Franken pro Kopf— abzuliefern. Obwohl die Kultur durch die Verwaltung und den Dampferverkehr unter den Batende Jahrzehnte lang ihren Einfluß geltend gemacht, wie man an der europäischen Kleidung der Schwarzen und dem Verfall der Volkseigentümlichkeiten feststellen kann, hat sich in diesem Volke das patriachalische System erhalten, daß das Haupt der Familie allen Besitz für sich allein beansprucht. Die Anzahl der Frauen, über die der Greis mit Argusaugen wacht, ist der Maßstab für der Reichtum des Einzelnen. Die Bevölkerungszahl geht erschreckend zurück. Ein reformatorisches Ein greifen oer Regierung würde zu Unruhen führen, da die Aeltesten und Mächtigsten des Volkes dadurch ge troffen würden. Die Schlafkrankheit, welche hier weite Landstriche verseucht, tut ferner noch das Ihrige zur Verminderung der Volkskraft. Unser Bolobo=Pilot kehrt von Yumbi zu seinem Wigwam zurück. Der Telegraphist von Yumbi. Monsieur Blondiau, welcher von seinen Inspektionsreisen längs der ihm unterstellten Telegraphenlinie bis zu dem 80 Km. entfernten Morebu das Fahrwasser kennt, begleitet uns. Sein Stahlboot mit der Mannschaft wird ins Schlevptau genommen. Wir wollen heute Morebu erreichen, da der Sumpf des Ufers und der Inseln keine Möglichteit zulassen. Lager zu schlagen. Die ganze Gegend ist menschenleer. Elefanten. Nilpferde und Scharen von Reihern beleben in der Regenzeit dieses Labyrinth von Baum- und Borassusinseln. Sandbänken und Papyroseilands. An Nilpferden und Krokodilen mangelt es auch jetzt nicht. Schnaubend und pustend lauchen die Hippos rings um die„Hygiama“ auf. Die drejeckigen bräunlichen Ziele der Krokodilschädel treiben wie leblos an der Mauer von Farren und Strauchwerk entlang. Das Stahlboot vermindert unsere Fahrt derart, daß wir unser Ziel heute nicht mehr erreichen und vol Morebn im Krick übernachten. Die Hippos geben durch lautes stoßweises Grunzen ihren Unwillen über die Störung ihres einsamen Friedens rund in ihrem sonst unbestrittenen Reiche. Die Dampfecroute führt ca. 25 Km. vom belgischen Afer an der französischen Seite entlang. Nur zwei Stunden Fahrt, und die Telegraphenstation Morebu, auf freiem Plane hart am Ufer sauber aufgebaut, hebt sich gegen den dunklen Hintergrund des Urwaldes ab. Die Station wird jetzt durch einen Schwarzen verwaltet, da bereits zwei Europäec turz hintereinander dem mörderischen Klima erlagen. Die Schlaftrankheit hält hier reiche Ernte. Die verderhlich: Fliege ist hier ganz besonders aufdringlich. Noch mehr haben wir jedoch trotz der uns umgebenden, vom Motor ausgehenden Petroleumatmosphäre unter den Stichen dieeer Schlafkrankheitsfliege zu leiden, als wir nach zweitägiger Rast in Morebu, wo Boot und Motor einer gründlichen Reinigung unterzogen worden, den Kongo kreuzen. Aufgehalten durch einen in jetziger Jahreszeit vollkommen programmwidrigen Regen, kommen wir erst gegen Mittag des 19. Juli in Fahrt. Das Kanoe unseres in Morebu angenommenen Piloten liegt langseits. Der Schwarze steuert hart an den unbewohnten Inseln entlang. Schwärme von Schlafkrankheitsfliegen stürzen sich blutdürsteg aus uns und unsere Boys. Trotz der Hitze ziehen wir unsere Jacken über und schlagen die Kragen hoch. Durch ein ganzes Inselreich windet sich die Hygiama drei Stunden lang in voller Fahrt hinüber nach dem französischen Kungo und gleitet dann stromab an der deutschen Ssangamündung vorüber nach dem französischen Mossaka an der Mündung des Likuala, wo wir unsere letzte Heimatspost für lange Zeit zurücklassen, ehe wir im Ssanga durch Neutamerun hinauffahren. Gewagtes Spiel. 15 Ferrietzung 64 61 ist es ja nicht bestimmt, und ich hoffe, es wird auch nichts daraus. Teine Frau würde schwerlich damit zufrieden sein, wenn du wirklich Ernist machen wolltest. Was sagt sie denn überhaupt zu dieser deiner neuesten Marotte?“ Graf Kurt zuckte die Achseln, vermied es aber, dem Blick des Freundes, der ernst und forschend den seinen suchte, zu begegnen. „Was soll sie sagen? Sie mag froh sein, daß sie mich für eine Weile los wird.“ „Kurt! Das kann nicht sein— du irrst dich“. fuhr Erwin aus.„Für so kaltherzig hätte ich dich nicht gehalten!“ Der Graf blieb vor ihm stehen und lachte bitter. „Kaltherzig—“ wiederholte er spottend.„Ach. ich wünschte, daß ich es wäre!— Aber woher sollst di wissen, wie es in meinem Innern aus sieht, weiche qualvollen Kämpfe mein Herz zermar tern. Glaubst du, es wird mir leicht, jetzt von hier foct ugehen— jetzt, wo sich mir das Glück, das höchste Erdenglück, in seiner ganzen berau schenden Schönheit gezeigt hat?“ Verwundert hatte Erwin ihm zugehört. Also das war es— das? „Aber wer zwingt dich— warum willst du folt?“ fragte er. „Um Trost zu suchen, weil das Glück, nach dem ich mich in Sehnsucht verzehre, mich flieht.“ „Und warum versuchst du nicht, dieses Glück zu fassen und festzuhalten?“ Ein tiefer Ernst, der mit seinem sonst### humorvollem Wesen in gar seltsamem Kontrast stand, sprach aus Erwins Zügen. „Weil es verschwinden, auf immer verschwinden wurde, wenn ich die Arme ausstreckte, um es an mich zu reißen", erwiderte der Graf, und wieder umspielte ein bitteres Lächeln den Mund. Er setzte sich dem Freunde gegenüber und beschattete die Augen mit der Hand. als ob das Licht ihn blendete. Dann. wie in Gedanken ver loren, fuhr er fort:„Das ist es ja eben, mein guter Dicker. Ich habe mich dieses Glücks unwert gereigt, habe es in torichtem Unverstande werachtet, als es mie suchte, sich mir zu eigen geben wollte. das muß ich jetzt büßen. Nun ist es dahin, für immer dahin; als Fremder stehe ich ihm gegenüber. Und um zu vergessen, muß ich hinaus. Not und Gefahr, Kampf und Kriegsgetümmel sollen mich aufrütteln und mir das verlorene seelisch: Gleichgewicht wiedergeben. Eine bange Pause trat ein. Mit gesenktem Haupt saß Trwin da; es war, als suchte er nach einem Anknüpfungspunkt für das, was er auf der Seele hatte. „Aber Feodora liebt dich, Kurt— ich weiß es aus ihrem eigenen Munde“, brach er endlich das Schweigen.„Du brauchst nicht aufzufahren und mich mit Blicken anzusehen, als wolltest du mich erdolchen. Erinnerst du dich noch, daß ich dir im Frühjahr bei unserm zufälligen Begegnen in Steinfurt von einer mir unbekannten jungen Dame vorschwärmte, die ich nie wieder würde ver gessen können? Und weißt du, wer diese junge Dame war? Niemand anders als Feodora. Als deine Braut sah ich sie wieder, und an dem tiefen Schmerz, den ich über diese Entdeckung empfand. mertte ich erst, wie teuer sie mir war und wie treu ich ihr Andenken in meiner Brust bewahrt hatte.“ Er schwieg, wie in Erinnerung verloren an jenen bitte.n Agenllck. Dann fuhr er fert:„Aber die Blaut des Freundes sollte mir hilig sein; alles. was für sie in meinem Herzen lebte, sollte zum Schweigen gebracht werden. Das war mein fester Vorsatz. Da kam dein Geständnis, Kurt. Du er innerst dich dessen sicherlich noch.„Nur des Geldes wegen“ hattest du die Hände nach dem Ideal meiner Seele ausgestreckt— nur des Geldes wegen! Dies Geständnis brachte mich für lange Tage um meine Gemütsruhe. Schmer, und Liebe bäumten sich in mir auf und wollten es nicht leiden, daß dieses herrliche Mädchen schnöden Be rechnungen zum Opser fallen sollte. Ach, Kurt — in jenen Tagen hat meine Freundschaft für dich die Feuerprobe bestanden! Um zu prüfen, unt das, was mir so über alle Maßen abscheul'ch erschien, zu verhindern, habe ich damals hinter deinem Rücken viel im Marlitz'schen Hause ver kehrt. Deine Braut war von einer geradezu rüh renden Vertrauensseligkeit gegen den besten Freund ihres Verlobten, aber ihr liebstes Thema aller unserer Unterhaltungen warst und bliebst doch du. Aus jedem Wort, aus jedem Blick, aus dem zärtlichen Klang ihrer Stimme, mi. dem sie deinen Namen aussprach— aus allem m rkt. ich ihre große Liebe für dich.“ „Vorbei— vorbei!“ stöhnte Graf Kurt, och Erwin brachtete de Unterb.echung nicht. „Da wurde es still und stiller in meinem Herzen. Die Freundschaft für dich trat wieder in ihre alten Rechte, und allmählich lernt'ch es, mich deines Glückes zu freuen. Deine Brau. liebte dich— und du konntest ja nicht blind sein zur den Zauber, der über ihrem ganzen Wesen liegt.“ „Sehr richtig— die Augen sind mir auch schnell genug aufgegangen, aber—“ „Und nun kommst du und willit mir weismachen, daß du Feodoras Liebe verloren hast. Kann es denn möglich sein?“ nicht so stürmisch sein, Jung Siegfried, darfst Jeodora nicht erschrecken. Sie fühlt sich heute nicht wohl; die Seejahrt scheint ihr schlecht bekommen u sein.“ „O. wie schade!“ bedauerte Siegfried.„Ver seih mir, Fee— verzeih! Habe ich Dich wirk lich durch mein lautes, ungestümes Wesen er schredt?“ Feodora beruhigte ihn lächelnd und fügte hinzu, daß sie sich schon sehr darauf gefreut hätte, ihn kennen zu lernen; Kurt hätte ihr so viel von ihm erjählt. „Aber dock hoffentlich nur Gutes?“ erk in digte er sich lebhaft. Feodora nickte.„Nur Gutes“, bestätigte sie. „Das ist nett von dir. Kurti! Dafür will ich auch gan artig und verständig sein und deine blasse, kleine Fee nicht wieder durch mein unge stümes Wesen erschrecken“, beteuerte er. „Abei nun neiter“, mahnte Graf Kurt.„Dein Harald wird ungeduldig.“ „Und du nicht minder", lachte Jung=Sieg fried. Doch kaum hatte er sein Pferd bestiegen und der Wagen sich in Bewegung gesetzt, da gab es einen neuen Aufenthalt. Ein Reiter tauchte vor ihnen auf, der in gröbter File auf sie zutrabte. „Das ist ja Erwin— wahrhaftig, der gute Erwin!“ rief Graf Kurt mit dem Ausdruck leb haftester Freude. Er riß den Hut ab und er widerte die Grüße des Freundes. „Du wolltest Tag und Stunde deiner Ankunft geheim halten, alter Freund“, sagte Erwin v. Voß nach der überaus herzlichen Begrüßung mit dem jungen Paare.„Ich habe sie aber doch ausge kundschaftet und hoffe, du wirst mir diesen Ueber fall nicht übelnehmen. Nicht wahr, gnädigste Gräfin—. Sie bitten für mich?“ „Ich glaube kaum, daß es dessen bedarf. Hert v. Voß. Sie sehen ja, welche angenehme Ueberraschung Sie Kurt durch diesen Ueberfall bereitet haben“, antwortete Feodora. „Angenehme Ueberraschung—? Na. die wollte ich eigentlich kaum bereiten. Im Gegen teil— ordentlich die Leviten wollte ich ihm lesen. Ja, mein bester Kurt, das wollte ich, weil du dich unverantwortlich häßlich gegen deinen alten Freund benommen hast. Kein Lebenszeichen seit dem Hochzeitstage, kein Wort— nicht einmal einen Gruß auf einer Ansichtskarte! Und dann, was allem die Krone aufsetzt, dieses Auf= und Davongehen nach China, was du im Schilde führst!“ Bei diesen Worten fuhr Graf Kurt sichtbar erschrocken in die Höhe. „Tiwin—““ rief er in warnendem und zugleie bittendem Tone, doch der Freund achtete nicht daraus. „Ja. siehst du— ich weis alles, aber ich war einfad, statr darüber, als deine Mutter es mir gestern verriet. Sag mir nur um Himmelswillen, wie bist du eigentlich auf diese— nimm er mir nicht üoel— verrückte Idee gekommen? Habe ich mich etwa deswegen so lange und so unbändig auf unsere gute Nachbarschaft gefreut, daß du mir nun solch ein Schnivochen schlagen willst? Na, hoffentlich überlegst du dir die Sache noch!“ Er hatte sich so in Eifer geredet, daß er die verschiedene Wirkung, die seine Rede auf seine Zu hörer ausübte, gar nicht beachtete. Die noch vor kurzem so freundliche Miene des Freundes hatte sich verdunkelt; Feodoras Augen hingen mit nur mühsam unterdrücktem Entsetzen an dem Profil ihres Mannes, und Jung=Siegfried, der auf der andern Seite des Wagens ritt, sah aus, als zweifelte er an dem Verstande desjenigen, der diese unerhörte Neuigkeit austramte, von der die Muttei ihm dor noch tein Sterbenswörtchen gesagt hatte. „Aber Scherz beiseite, Kurt". fuhr Erwin nach einer kleinen Pause fort, als ihm die finstere Miene des Freundes auffiel.„Es ist doch nicht wirklich dein Ernst, nach China zu gehen, jetzt, wo du hier so nötig bist, wo ungeahnte Schätze, die seit Jahrhunderten in deinem Grund und Boden verborgen liegen, durch dich auf ihre Hebung warten? Ich meine das große Braunkohlenlager, das dein vorzüglicher Berger, dieses Juwel von einem Landwirt. an den Mietlinger Hügeln aufgespürt hat? Es kann— es wird dir Millionen eintragen.“ „Aber Erwin— ich bitte dich, laß das jetzt: wir sprechen nachher noch darüber!" mahnte der Graf. Eine leise Ungeduld klang aus seiner Stimme, und überrascht blickte Erwin von seinem Pferde aus sich nach ihm um. Da sah er Feodora leichenblaß und mit geschlossenen Augen in den Kissen des Wagent lehnen. Kurt mein Gott, deine Frau! Sie ist ohnmachtig. Wie Windesbrausen hatte die halb scherzend:, halb ernste Strafpredigt, die krwin v. Boß dem Freunde hielt. Feodoras Ohr berührt. Sie lauschte mit angestrengter Aufmerksamkeit, bis das Brausen stärker und stärter wurde und Dunkelheit ihren Sinn umhüllte. Da war sie lautlos in die Wagenecke gesunken. War die Reise für sie so anstrengend gewesen: war das von ihm so sorgfältig gehütete Geheim Aus Paderborn u. Nachbarschaft. Paderborn, 10. Januar. * Warnung vor einem Schwindler. Schon gestern nahmen wir Veranlassung, vor einem Abonnenten schwindler zu warnen, der Bestellungen auf das„Rote Kreuz“ angeblich entgegennimmt. Wir können nicht umhin, nochmals vor diesem raffinierten„Schwindler mit allem Nachdrug zu warnen, der in eleganter Kleidung, den Eindruck eines Beamten erweckend, mit großer Dreistigkeit und Zudringlichkeit sich an seine Opfer herannaht. Mit welch gemeinen Lügen er zu Werke geht, veranschau licht die Tatsache, daß er nicht nur eine Empfehlung des herrn Landrats übermittelt, sondern auch einen von oiesem angeblich unterzeichneten Schriftsatz zum Lesen vorweist. Zeigt man sich zu einer Bestellung geneigt, so werden von dem„Herrn“ 1,50 Mark erhoben, der übrige Betrag sollte nachgenommen werden. Also die Augen auf uno den Geldbeutel zu! Wo der Schwindler sich zeigt, benachrichtige man sofort die Polizei, denn solchen Leuten muß grundlich ihr Hand werk gelegt werden. an Für die bevorstehende Gewerbeausstellung ist von jetzt an ein eigenes curo. uno zwar Mühlenstr. 7, errichtet worden. Dort wird jederzeit mündlich und schriftlich über alle die Ausstellung betreffenden Fragen Auskunft erteilt. Als Adresse genügt:„Ausstellungsbüro Paderborn.“— Die Anmeldungen von Ausstellern laufen ständig in erfreulich großer Zahl ein, insbesondere wird eine erhebliche Reihe Plätze für Einzelpavillons gefordert. "# Der diesjährige Winrer— eigentlich verdient er diesen Namen gar nicht einmal— erlaubt sich eigenartige Seitensprünge. Wir berichteten schon über den knospenden Birnbaum an der Kilianstraße, heute können wir hinzufügen, daß an der Liboripromenade ein Rosenstrauch grünt, und schließlich noch, daß bereits der erste Maikafer dieses Jahres aus unserer Redaktion eingetroffen ist. Mehr kann man um Neujahr wirklich nicht verlangen. Wie lange die Herrlichkeit andauern wird? Rechnungen ausschreiben! Der Detaillisten=Verband von Rheinland und Westfalen schreibt uns:„Der Trubel des Weihnachtsgeschäftes ist vorüber, und es gilt jetzt, das Ergebnis der geschäftlichen Tätigkeit des abgelaufenen Jahres festzustellen. Hierzu gehört auch die Ernziehung der Augenstände. Mancher längst verfallene Posten ist noch rückständig, andere wären vielleicht schon eingegangen, wenn man Zeit gefunden hätte, die Rechnung auszuschreiben. Der Ablauf des Jahres bietet indes günstige Gelegenheit, die Säumigen an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Zwar war dies schon von altersher so Brauch, nur ging man mit der größten Behutsamkeit zu Werke, um ja nicht bei der Kundschaft den Anschein zu erwegen, als ob man es mil der Bezahlung so eilig habe. In Wirklickleit zerbrach sich indes mancher Geschäftsmann im stillen den Kopf darüber, wie er der eigenen Verrflic tungen Herr werden könnte. Die Konventionen der Lieferer mir ihren straffen Zahlungsbedingungen, dazu der augenblicklich teuere Geldstand lassen indes heute die Mah nung gerechtfertigt erscheinen, von der früheren Nachsicht abzusehen und pünktlich die Rechnungen auszuschreiben Der Detailtausmann ist heute darauf angewiesen, auf prompten Eingang der Außenstände zu rechnen, wenn seine Leistungsfähigkeit nicht erlahmen soll. Es liegt aber auch im Interesse des Publikums, nur noch kurzes Zahlungsziel in Anspruch zu nehmen, denn es liegt nahe, daß der Ge schäftsmann genötigt ist, den ihm durch den langfristigen Borg entstehenden Zineverlust zu kalkulieren bezw. auf den Preis der Waren zu schlagen. Das Wünschenswerteste ware im Kleinhandel natürlich die allgemeine Einführung des Barzahlungssystems. Solange dies aber noch nicht zu erreichen ist, muß der Geschäftsstand als liebergung dazu auf knappe Zahlungsfristen dringen; dies geschieht am besten dadurch, daß in kurzen Zeitabständen Rechnung erteilt wird. Darum, Kaufleute und Gewerbetreibende, versäumet nicht jetzt beim Jahreswechsel pünktlich die Rech nungen auszuschreiben. Ihr kämpft damit nur für eure eigne Sache!“ : Im Schaufenster der Sprückmannschen Kunsthand lung sind neuerdings wieder einige jüngst entstandene Werte unseres heimischen Landschaftsmalers W. Lucas ausgestellt, die viel Beachtung finden. Es sind drei prächtige Stücke, die uns der Künstler darbietet, Stücke, die ihn wieder gereiftei und vor allem in der Harmonie der volleren Farben gewachsen erscheinen lassen. Die flott hingewor fene Studie der Westernstraße vom Marienplatz aus zeigt vortrefflich den verwaschenen Charatter des Regentages: die Ansicht der Kirche zu Wewer ist warm und weich, ein versonnenes, poetisches Stück: und die Partie der Promenade am Paderwall ist von vorzüglicher Plastik. Wir freuen uns über den stetigen Fortschritt unseres Landsmannes Tirafkammer Padervorn. Sitzung vom 7. Janl. Der Lanowirt Franz A. und der Bäcker und Gastwirt Wilhelm H., beide zu Uelde, waren angeklagt, den Landwirt Heinrich Loer aus Uelde derartig körperlich mishandel zu haben, daß er an den Folgen der Verletzung gestorben ist. Der Angetlagte A. wurde von dem Justizrat Wallach aus Essen und von dem Justizrat Predeek in Paderborn verleidigt, der Angeklagte H. von dem Rechtsanwalt Frank aus Dortmund. Der Sachverhalt ist turz folgender: Der Schützenverein Uelde, deren Sverst Loer war, hatte sich an einem auswärtigen Schützenfeste beteiligt. Der Schützenverein kehrte gegen 10 Uhr abends nach Uelde zurück, wo sich die Vereinsmitglieder zu der Wirtschaft des Angeklagten v. begaben. Hier kam es zwischen Loer und dem Angeklagten A. zu einem Wortwechsel. Loer schlug, um sich Ruhe zu verschaffen, mit seinem Säbel derart auf den Tisch, daß mehrere Gläser entzwei gingen. Der Angeklagte H. kam hinzu, um Ruhe zu bieten und faßte den Loer an. Bei dieser Gelegenheil zog sich H. eine Verletzung am Arme zu, die er von Loer erhalten haben wollte. Die Gäste räumten nun dus Lokal und gingen nach Hause. Loer verließ als letztei das Lokal. Vor dem Lokale standen noch mehrere Vereinsmitglieder, die das Verhalten des Loer kritisierten. Loer hörte dieses, kam mit gezogenem Säbel auf die Leute zu und es entspann sich eine Schlägerei zwischen Loer und einem Vereinsmitgliede. Die beiden stürzten in einen Graben, wo sie miteinander rangen. In diesem Mement entriß der Angetlagte H. einem Soldaten das Seitengewehr und schlug auf Loer ein; auch der An geklagte A. kam hinzu, entriß dem Loer den Säbel und schlug auch auf ihn ein. Loer lief nun weg, die beiden Angeklagten liefen hinter ihm her und mißhandelten ihn nodmals. An den Folgen der erhaltenen Verletzungen ist Loer nach etwa 6 Wochen gestorben. Der Antrag der Staatsanwaltschaft lautete gegen H. auf 1 Jahr Gefängnir, gegen A. auf 6 Monate Gefängnis. Die Verteidiger beantragten Freisprechung rest. milde Strafe. Die Angetlagten wurden zu 6 Monaten Gefängnis veruriern.— Der Kaufmann Moritz G., zuletzt wohnhaft in Lügde, wurde wegen schwerer Urkundensälschung in 2 Fällen zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten verurteilt. Er hatte auf zwei von dem Schuhmachermeister H. aus Lügde unterschriebenen Wechseln den Betrag erhöht. Ein dritter Fall mußle, da die Hauptzeugin erkrankt war, vertagt werden. Auszeichnung. Dem Eisenbahnwerkführer Gerbig und dem Eisenbahnschlosser Gülle ist bei dem Uebertritt in den Ruhestand das Allg. Ehrenzeichen (in Silber) Allerhöchst verliehen worden. Gestern nachmittag wurde der am 6. d. M. in folge eines Schlaganfalles im Alter von 60 Jahren jäh aus dem Leben gerissene Chefredakteur der Berliner„Automobilwelt“ und„Flugwelt“, einer angesehenen Berliner Fachzeitschrift, Herr Arthur Wilke, an der Seite seines Vaters und seiner Stiefmutter, geb. Schmale, auf dem hiesigen Ostfriedhofe zur Erde bestattet. Der Verewigte war der jüngste Sohn des Appellationsgerichtsrats Wilke, der hier vor der Justizorganisation lange Jahre tätig war und wohl manchen unserer älteren Mitbürger noch in guter Erinnerung ist. Er wurde von Cottbus nach hier versetzt und wohnte im Hause der Ww. Bockelmann sjetzt Schlamann auf der Westernstraße. Arthur war der jüngste Sohr des Obengenannten und seiner ersten Frau, geb. Schneider, welche in Cottbus starb. Arthur Wilke widmete sich den technischen Studien und hat auf diesem Gebiete Erhebliches geleistet, neben seiner Tätigkeit für die Fachliteratur hat er drei wertvolle Schriften herausgegeben. Bevor er vor etwa 10 Jahren die Redaktion der Auto mebilwelt übernahm, war er lange Jahre in Berlin bei Siemens und Halste und in Nordamerika bei Edison lätig; überalt erfreute sich der still und ruhig seinen Fachwissenschaften lebende Mann der größten Beliebtheit Historischer Tageskalender. 10. Januar. 1515: Schreiben des Erzbischofs Hermann von Köln, der 1512 zum Prorestantiomus übergetreten war, an die Stadt Pacervorn, welches die Bestimmungen des Rezesses über die Religion aufhebt und Einführung der neuen Kirchenordnung wünscht. * Im preußischen Etat für 1913 wird, wie wir schon gestern mitteilten, im Eisenbahnetat eine Summe von 100000 Mark für die Erweiterung der Hauptwertstätten hier gefordert, im Justizetat wird eine Stelle für einen Gerichtssekretär und einen Sekretär am hiesigen Amtsgericht g.efordert, das gleiche ist der Fall für die Amtsgerichte in Arnsberg, Geseke und Rheda. Fur den Umund Erweiterungsbau der land= und amtsgerichtlichen Geschäftsgebäude sowie des Gefängnisses in Bielefeld werden als erste Rate 496047 Mark angefordert. Briefverschluß=Marken. Die schon angekündigten Klebemarken, welche der Paderborner Verkehrs verein herstellen läßt zum Zwecke einer einoringlichen Reklame für unsere Stadt, sind jetzt erschienen. Die weisen in zweifarbigem Druck neben einem hübschen Stadt bilde ein kleines Uebersichts=Kärichen der Bahnverbindungen auf und bieten in knaprer Form die wissenswertenten Angaben über Paderborn. Die Marken sind„um Preise von Mk. 1,60 das Tausend im Am:simmer des Verkeyrsvereins, Ikenberg 9, zu haben. Bei dem billigen Preise werden gewiß alle Geschäftsleute unserer Stadt durch fleißige Verwendunn der Verkehrsmarken die zeitgemäßen Bestrebungen des Verkehrsvereins unterstützen; aber auch die Privar leute wollen mithelfen an der Werbearbeit; es werden deshalb an diese auch kleinere Mengen— jedoch nichr unter 500 Stück zu 80 Pfg.— abgegeben. Aus Minden wird berichtet: Es ist zur Kenntnis der Regierung gelangt, daß jungen Lehrern bald nach dem Dienstantritt von Agenten umfangreiche und kostspie lige Bücher unter der Bedingung einer verhältnismäßig geringen Anzahl zum Kaufe angeboten werden. Manche Lehrer sind dadurch in Schulden geraten. Die Kreisschulinspektoren sollen die Frage auf den Kreiskonferenzen zur Sprache bringen, damit sich die Lehrer des Kaufes auf Abschlagszahlung möglichst enthalten.— Die Bestimmung, daß überwiesene Schulamtsbewerber und Bewerberinnen sich nicht um Stellen im Bezirk Minden bewerben sollen, wird aufgehoben. Personalien aus dem Lehrerstande des Bezirks Minden. Endgültig angestellt ist die Lehrerin Gertrud Müller in Bleiwäsche. Eenstweilig angestellt sind die Schulamtsbewerber Rudolf Pottmeyer in Kleinen berg und Heinrich Lurch in Bredenborn, ferner die Schulamtsbewerberin Elisabeth Bracht in Westerloh=Lippling. „rei ist je eine Lehrerstelle in Stockkämpen und Dörenhagen, ferner je eine Lehrerinnenstelle in Marienloh, Ostenland=Haupt, Rösebeck, Lügde und Vinsebeck. Versteuerung der Miet= und Pachtverträge. Schriftlicht und mündliche Vertrage über die Verpachtung oder Vermietung in Preußen gelegener unbeweglicher Sachen sind stempelpflichtig, wenn der auf die Dauer eines Kalenderjahres zu berechnende Zins mehr als 360 Mark und bei Verpachtung von Grundstücken zur land= oder forft wirtschaftlichen Nutzung mehr als 300 Mart beträgt. Eine Steuer gelangt jedoch dann nicht zur Erhebung, wenn der für die Gesamtdauer des Vertragsverhältnisses zu entrichtende Zins den Betrag von 150 Mark nicht übersteigt. Mündliche und schriftliche Verträge über die Vermietung möblierter Zimmer sind wie die Mietverträge über Grundstücke zu versteuern; steuerfrei sind dagegen Mietverträge, durch die Gastwirte oder Zimmervermieter Fremde zur Beherbergung aufnehmen. Die Versteuerung der schrift lichen und mündlichen Pacht- und Mietverträge ersolgt in der Weise, daß der Verpächter oder Vermieter die abgeschlossenen Verträge des letzten Kalenderjahres einzeln in ein Verzeichnis, das von allen Hauptzoll= und Zöllämtern und den Stempelverteilern unentgeltlich bezogen werden kann, einträgt und es bis spätestens zum 31. Januar einer Zollstelle oder einem Stempelverteiler vorlegt. Eine Aufforderung zur Versteuerung erfolgt nicht. Die in den Verzeichnissen zu machenden Angaben können auf Verlangen bei der Zollbehörde zu Protokoll erklärt werden. Die wesentlichen gesetzlichen Bestimmungen und der Tarif sind auf dem Verzeichnis angegeben. Die Nichtversteuerung oder nicht rechtzeitige Versteuerung der Verträge„sind unter Strafe gestellt. Altenbeken, 8. Jan. Am Feste hl. Dreikönige veranstaltete der hiesige St. Josephsverein gemeinsam mir der Jünglingssodalität eine Aufführung des fünfaktigen Ritterschauspiels:„Vom Verräter umgarnt“. Die lel hafte, spannende Handlung des Stückes, die schöne Kostümansstattung, ganz besonders aber die vorzügliche Darstellung fanden den wohlverdienten Beifall der zahlreichen Zuschauer und machten den Abend recht unterhaltend. s Dringenberg, 8. Jan. Gestern wurde hierselbst der erste Gerichtstag dieses Jahres abgehalten. Für die übrigen Monate des Jahres sind von dem zuständigen Amtsgerichte zu Warburg folgende Gerichtstage in Dringenberg festgesetzt: 3.—4. Februar 3. bis 4. März, 7. April, 5. Mai, 9. Juni, 14. Juli, 16. September, 6.—7. Oktober, 3.—4. November, 15.—16. Dezember. ) Scherjede, 8. Jan. Am Sonntag, 12. d. M., veranstaltet der Turnverein Westphalia einen Theaterabend, der ein gutes Gelingen verspricht und hoffentlich einen regen Besuch finden wird. Der Verein verfügt über eine gut geschulte Gesangabteilung, die den Abend verschönern helfen wird. — Eissen, 8. Jan. Die Jungfrauenkongregation veranstaltete am Sonntag und am Feste Hl. Dreikönige eine Theateraufführung, deren Ertrag zur Ausschmückung der Pfarrkirche verwendet werden soll. Die Leistungen waren sehr lobenswert und fanden großen Beifall. Vorgentreich, 8. Jan. Seit dem 30. Januar 1912 har unsere Stadt kein Overhaupt. Wie erinnerlich, wählten nach dem tragischen Tode unseres beliebten Bürgermeisters Funke die Stadtverordneten den Kaufmann Lorenz Kuckuck einstimmig zum Bürgermeister, aber die Regierung in Minden versagte die Bestätigung. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung stand nun wieder die Bürgermeisterwahl zur Tagesordnung und wieder vereinigten sich sämtliche Stimmen auf Kaufmann Lorenz Kuckuck. Nun hat die Regierung wieder das Wort. Bleibt sie bei der Ablehnung des von den Stadtverordneten gewählten Bürgermeisters, so kann sie nach § 33 der Städteordnung für die Provinz Westfalen die Stell auf Kosten der Stadt kommissarisch verwalten lassen. Die kommissarische Verwaltung dauert solange, bis die Wahl der Stadtverordnetenversammlung, deren wiederholte Vornahme ihr jederzeit zusteht, die Bestätigung der Regierung erlangt hat. Amelnuren, 8. Jan. Man hat schon öfters amüsante Kleinbahnstückchen gelesen, aber auf einer Kgl. Pr. Vollbahn ein Zug ohne Personal, gehört doch zu den Seltenheiten. Als hier am Sonntag morgen 9.40 Uhr der Personenzug von Ottbergen nach Northeim auf unserer Haltestelle anhielt, sah man weder Zug führer noch Schaffner. Auf telephonische Nachfrage erhielt man von Ottbergen die Antwort:„Zug halten lassen, Personal kommt nach.“ Nach ungefähr 10 Minuten traf dann eine Lokomotive mit den Vermißten ein, welche von den Reisegästen mit jubelndem Gelächter empfangen wurden. Sandebeck, 8. Jan. Der Jungfrauenbund veranstaltete unter Leitung des Pfarrers Schulte am hl. Dreikönigstage einen Theaterabend. Die vortrefflichen Leistungen rechtfertigten den lebhaften Beifall vollauf.— Das diesjährige Schützenfest soll lt. Beschluß der Generalversammlung der alten Schützengesellschaft am 29. und 30. Juni gefeiert werden. Detmold, 8. Jan. In der Ausübung seines Berufes avgestürzt ist ein hiesiger Schorasteinfegergehilfe. Er trug dabei derartige Verletzungen danon, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der Unfall trug sich auf dem Hofe in Wehren bei Meinberg zu, auf welchm bei einem Brande in der Nacht zum 27. Juli 1911 sechs Männer von einer einstürzenden Giebelwand erschlagen wurden. ** 10 nis, das Erwin soeben ausgeplaudert hatte, an dieser plötzlichen Schwächeanwandlung schuld? Graf Kurt wußte es nicht. Mit besorgtem Blick beugte er sich zu ihr nie der. Alles andere, was noch soeben sein ganzes Sinnen und Denten in Anspruch genommen hatte, schien vergessen m der Angst und Sorge um sein junges Weib. Zärtlich rief er ihren Namen, aber alte Fragen, die er an sie richtete, blieben ohne Antwort: tiefe Ohnmacht hielt ihre Sinne umfangen. In freudiger Erregung sah die zum festlichen Empfange des graflichen Paares versammelte Menge dem näherkommenden Wagen entgegen. Man wunderte sich, warum er so langsam fuhr, warum der Graf die Grüße der Dorfbewohner so ernst erwiderte. Aber bald genug sollten sie die Ursache davon erfahren. Graf Siegfried, der allgemeine Liebling von jung und alt, sprengte mit seinem Schimmel herbei und verkündete mit helltönender Stimme, daß die junge Gräfin unterwegs plötzlich erkrankt sei und der Graf sie infolgedessen bitten ließe, von allen. lauten Ovationen abzustehen. Kaum hatte Jung=Siegfried sich seines Auftrages entledigt, als der Wagen auch schon in den Schlophof einbog. Mit ehrfurchtsvollem Schweigen und doch so beredten Mienen grüßten die Versammelten, und in den Augen so mancher der Frauen und Mädchen glänzte es feucht, als sie die zarte Sorge sahen, mit welcher ihr Herr sich um die blasse junge Frau bemühte. Erwin wollte ihm behilflich sein, die Ohnmächtige aus dem Wagen zu heben, aber mit einer fast unwilligen Gebärde lehnte Kurt seine Hilfe ab. Nur er, kein Fremder, sollte die Kranke berühren und für sie sorgen. Es war sein Recht, und nie und nimmer würde er es mit einem andern teilen, so lange er noch in ihrer Nähe weilte. Vorsichtig und behende, als wäre sie eme federleichte Last, hob er Feodora aus dem Wagen. In seinen Armen an sein Herz gedrückt, so trug ei sie die breite Freitreppe hinauf, hin zu seiner Mutter, die ihm bestürzt und mit bangfragendem Blick entgegeneilte. „Mama" darf ich dir meine Frau anver trauen? Sie fühlte sich schon seit einigen Tagen nicht ganz wohl und wurde vorhin ohnmächtig. Bitte, nimm dich ihrer an— sei gui zu ihr!“ Wai das Kuri, der kühle, egoistische Kurt? fragte sich, die Gräfin Friederike. Welche zarte, ängstliche Sorge sprach aus seinen Worten und Blicken, und hatte sein Mund sich ihr gegenüber schon je zu einer so flehenden, leidenschaftlichen Bitte herabgelassen? Sie verstand es wohl, in seinem Antlitz:: lesen. Das war ja Liebe, echte, recht: Liebe, die ihr daraus entgegenleuchtete. Liebe für das junge Wesen, das seine Arme so fest umschlosfen hielten. Das änderte freilich die Sachlage ge waltig. Jetzt stand er dicht neben ihr, und ihr Blick fiel auf Feodoras feingeschnittenes Gesicht, das wie ein gartes, weißes Rosenblatt an seiner Brust ruhte. „Wie lieblich sie ist!" dachte sie, und eine tiefe Rührung, ein Gefühl unbewußter Zärtlichkeit wallte in ihrem Herzen empor. Ein bochmütiges, blasiertes, protzenhaftes. junges Geschöpf hatte sie in der Frau ihres Stief sohnes zu finden gemeint, nicht dieses liebe, junge Wesen mit dem sanften, totenblassen Anlitz, aus dem eine stille Trauer sprach. Wie unähnlich war sie der Vorstellung, die sie sich in ihrem tiefen Groll von ihr gemacht hatte! „Du darfst sie mir unbesorgt anvertrauen, Kurt. Ich will über sie wachen, als wäre sie mir in Wirklichkeit eine liebe Tochter; das versoreche ich dir.“ Mit Wort und Blick dankte er ihr und folgte ihr dann in die für Feodora eingerichteten Gemächer. Mit einem Blick von überströmender Zärtlich keit bettete er sie auf ein bequemes Ruhelager. Gräfin Friederike war ihm behilflich, ihr den leichten grauen Reisemantel auszuziehen. Dann löste sie den breiten Gürtel, lockerte das Ge wand ein wenig und eilte hinaus, um aus ihrem Zimmer belebende Essenzen zu holen. Graf Kurt war allein mit der noch immer Bewußtlosen, und eine heiße, von innerer Angst noch gesteigerte Zärtlichkeit erwachte in ihm. Er hatte Feodora versprochen, fest und feierlich, sich ihr nie wieder mit Liebesbeweisen zu nahen. Aber jetzt, in der Sorge um ihr Leben, hatte er dies Versprechen vergessen. Er dachte nur daran, daß er vielleicht bald fort mußte, daß er leben sollte, ohne sie zu sehen, monate-, jahrelang vielleicht. Sollte er ohne Abschied von ihr gehen? Und wie— wenn es ein Ab schied sir ewig wäre? Nur noch wenige Augenblicke, dann kehrte die Mutter zurück. Er mußte sie austosten. diese kurze Zeit des Alleinseins, mußte sich Zehr geld mitnehmen auf die weite— ach, so ent setzlich weite lange Reise, nur noch einmal mit seinen Lippen den Mund berühren, der so wonig lächeln konnte, und ach— so bittere, schaife Worte zu reden wußte. Nur einmal noch— nur einmal! Fast feierlich neigte er sich zu ihr nieder. Zart und leise, wie man ein Kind küßt, das im Schlafe liegt und nicht geweckt werden soll, drückte er seinen Mund auf ihre blassen Lippen. Sie waren talt wie Eis, und eine wahnsinnige Furcht packte ihn plötzlich. Wie, wenn sie tot war— tot! Und seiner selbst, nicht mehr mächtig, fiel er an ihrem Lager auf die Kniee nieder, umschlang die zarte, regungslose Gestalt und bedeckte Hände, Hals und Antlitz mit seinen Küssen. O, daß er an der Glut, die in seinem Innern brannte, den Lebensfunken in ihr zu neuen Flammen entjünden könnte! Ihre Lippen öffneten sich, ein tiefer Attm zug hob ihre Brust „Sie lebt— sie lebt!“ jauchzte es in ihm, und wieder neigte er sich, um sie zu küssen. Der Cintritt seiner Mutter ließ ihn empor fahren. „Sie lebt, Mama— sie kommt zu sich!“ rief er aufspringend. Noch einmal lauschte er, um sich zu überzeugen, daß sie wirklich amtmete, dann richtete er sich auf und sagte leise: „Ich überlasse sie jetzt deiner Sorge, liebe Mama, will gehen, Berger zu begrüßen und den Leuten für den festlichen Empfang danken, den sie uns bereiten wollten. Du schickst mir wohl Botschaft, wenn es Feodora besser geht? Es gibt so viel zu besprechen und zu erledigen, und wer weiß, wie lange Zeit mir noch bleibt.“ „So ist es wahr, was du mir schriebst— Du willst wirklich fort?“ „Es ist wahr.“ „Und was wird aus einer deiner jungen Frau?“ „Sie bleibt hier, in ihrem Heim, und deinem Schutz vertraute ich sie an. Der Justizrat, mein Freund Erwin und der treue Berger bleiben euch zur Seite. Wir besprechen später noch ausführlicher, wie ich gern alles eingerichtet haben möchte. Doch jetzt, bitte— entschuldige mich.“ Trotzdem schien seine Eile nicht so groß zu sein. Anstatt zu gehen, neigte er sich noch einmal über Feodora und sah zu, wie sein: Mutter ihr Stirn und Schläfe rieb. Erst als sie mit einem tiefen Seufzer den Kopf zur Seite wandte, richtete er sich auf. „Sollte sie nach mir verlangen, so benachrichtigst ou mich sofort?“ bat er die Mutter. Dann ging er, Aber Feodora verlangte nicht nach ihm, so sehnsuchtsvoll er der Botschaft auch harrte. Mitten im interessantesten Gespräch mit Erwin und den Beamten ließ er die Blicke oft zerstreut zur Tür hinüberschweifen, als erwartete er irgend etwas, das ihm tausendmal wichtiger war, als alle neuentdeckten Goldminen, seines Besitztums. Beiger hätte ihn am liebsten gleich an Ort und Stelle geführt, um ihm zu beweisen, daß sich wirklich alles so verhielt, daß wirklich ein Kohlenlager vorhanden war, und zwar ein su, großes, überaus reiches, das einen Reingewinn von Millionen abzuwerfen versprach. Erfahrene Sachverständige, die auf des Justizrats Ver anlassung eine Untersuchung vornahmen, hatte diese Tatsache bestätigt. Aber alles, was Berger auch vorbrachte, war doch nicht imstande, das Interesse des Grafen so in Anspruch zu nehmen, wie er es erwartet hatte. „Die Klankheit der Gräfin muß daran schuld sein, natürlich,“ überlegte er. Aber war es auch natürlich, daß der Graf seine junge Frau so bald nach der Hochzeir allein lassen wollte, um weit fortzugehen in fremde Welten? Gal es denn nicht massenhaft andere genug, die nichts versäumten und gut abtommen konnten? Warum wollte er dorthin, gerade er, der hier so nötig war? Nein, Berger war durchaus nicht mit seinem Herrn zufrieden, und wie er, so dachten viele. Allgemein aber bedauerte man die junge Gräfin, die nach so kurzem Liebesglück den Gatten in weite Fernen, in Not und Tod und tausend Gefahren dahinziehen lassen sollte. XVIII. Es war gegen Abend desselben Tages. Erwin v. Voß saß im Arbeitszim ner des Freundes und beobachtete prüfend deisen seltsam aufgeregtes Wesen. Was hatte Kurt nur? fragte er sich. War es die Krankheit seiner Frau, oder der Gedanke, das er hald fort sollte? „Erkundige dich, wie es Feodora geht. Siegfried, und bringe mir Bescheid!“ Mit diesen Worten hatte er soeben seinen Bruder fortgeschickt und ging nun, wie es seine Art war, wenn ihn. etwas erregte, unruhig im Zimmer auf und ab. „Tu bist so seltsam, Kurt! Ich glaube, das kommt von deiner Idee mit China. Aber noch 16 559— 285. 9 55SSE Zunächst entstanden wohl die unierten griechischen Gemeinden in Italien und Südfrankreich, welche aus flüchtigen griechischen Christen sich gebildet hatten. Dieses geschah schon zum Teil unter Papst Benedikt XIV.(1468). Diese unierte Kirche hat griechischen Ritus beim Gottesdienst besonders der hl. Messe, griechische Weihbischöfe und eigene griechische theologische Lehranstalten. So z. B. besteht in Rom ein eigenes griechisches Kollegium, wo junge griechische Geistliche gebildet werden. Diese Anstalt war gerade bei der Feier des fünfzehnhundertjährigen Jubiläums des hl. Chrysostomus der Mittelpunkt aller Feierlichkeiten. An dieser Anstalt wirkte auch eine Zeit lang der jetzige Erzbischof von Bukarest, Pater Netzhammer. ein Badener aus Erzingen bei Waldshut. Wie diese Griechen, so wurden später noch uniert die griechisch=katholischen Rumänen in Sie benbürgen und Ungarn: dann auch die griechisch katholischen Bulgaren, die griechisch=melchitische Kirche, die armenische Kirche und ebenso noch einige andere, wobei jede ihre Landessprache und ihren eigenen Ritus behielt. Beim 1500 jährigen Jubiläum des hl. Chrusostomus feierte der Patriarch von Jerusalem, Alexandrien und Antiochien und dem gesamten Orient ein griechisches Hochamt im Saal der Seligsprechung im Vatikan, dem auch der Papst anwohnte. Daraus ist nun wohl diese Teilnahme des Papites am griechischen Gottesdienst verständlich, denn diese Griechen sind wahre Katholiken. Diese Zentenarfeier des hl. Johan nes Chrysostomus sollte für viele Schismatiker ein Anlaß zur Rückkehr zur katholischen Kirche werden, denn aus Kleinasien kommi die erfreuliche Nachricht, daß 1200 Schismatiker zur katholischen Kirche zurückgekehrt sind. Mögen noch viele andere den gleichen Weg finden! Ererzitien. Mülheim a. d. Möhne. Im hiesigen Kloster der Franziskauerinnen werden vom 20.—23. Januar und vom 3.—6. März Ererzitien für Frauen und Jungfrauen abgehalten. Für Lehrerinnen sind solche vom 19.—22. März. Alle Kurse beginnen am erstgenannten Tage 7 Uhr abends, Schluß der Vorträge um 1 Uhr des letztgenannten Tages. Das Kloster ist vom Bahnhof Sichtigoor, einer Station der Westfälischen Landeseisenbahn, bequem und schnell zu erreichen. zember 1912. Witwe Wilhelmine Appe 1. Januar 1913. Schneidermeister Johanne mund f 21. Dez. 1912. Johannes Kremer in Dezember 1912. Lebrerin Sophia Voß in nuar 1913. Witwe Elisabetb Meigen Dezember 1912. Witwe Wilhelmine Sal 29. Dezember 1912. Witwe Elisabeth Hesse: Januar 1913. Maschinist August Batt F 1. Januar 1913. Ebefrau Anna Rölver in Dezember 1912. Pactum Liborlanum. Rätselecke. 5551— D. Bilder=Rätsel. wie der je einer von drei Damen, deren Familiennamen ebenfalls je einem Tiernamen gleichlauten. Durch Buchstobenumstellung suche man die Namen der Damen zu ermitteln Wochen- und Festkasender. Sonntag, 12. Januar. Erster Sontag nach Erscheinung des Herrn. Kirchenfarbe: weiß. Evangelium: Als Jesus zwölf Jahre alt war(Luk. 2, 41—52).— Ernest, Abt(v 1096.) — Ewige Anbetung in Steinbausen und Iserlohn (Krankenhaus). Montag, 13. Januar. Gottfried, Bekenner(7 1127). Veronika, Jungfrau( 1197).— Ewige Anbetung in Hadmersleden, Klein=Wanzleben, Schönebeck und War burg(Dominikaner). Dienstag, 14. Januar. Hilarius, Bischof von Poitiers (F 368).— Felix, Bekenner(F 310).— Ewige Aubetung in Niederntudorf und Erfurt Ursulinen). Mittwoch, 15. Januar. Paulus, Einsiedler(F 342).— Maurus, Abt(F 584).— Ewige Anbetung in Weiberg und Driburg Krankenbaus). Donnerstag, 16. Januar. Marcellus, Papst und Martyrer(7 310).— Ewige Anbetung in Thüle und Scharmede. Freitag, 17. Januar. Autonus, Abt und Einsiedler (F 356).— Ewige Anbetung in Günne und We welsburg. Samstag, 18. Januar. Petri Stublseier zu Rom.— Priska, Jungfrau und Martprin(6 275).— Ewige Anbetung in Verne Rätsel.“) Sag' einem italien'schen Fluß Deu gang und gäden Abschiedsgruß, Und tasch er sich verwandelt hat In eine altberühmte Stadt, Die du, wenn anders du nicht terst Auf Frankreichs Karte finden wirst. Problem„Luftpost“. Einsetz=Rätsel.“) b c Ham? Wart Aar? Tor Nacht2 Schacht Stier? Platz Wand Brust Mond? Licht Zu den unter a und e verzeichneten Worten ist unter b gleichfalls ein einsildiges Wort einzustellen, das einmal a's Schlußsilbe zu den Worten unter a, das andere Mal als Anfan ssilbe zu den Worten unter c dient. Die Anfangsbuchstaben der zu suchenden Worte ergeben ein in letzter Zeit viel genanntes Gebirge. reise samen=Rätsel.“) * 1— si eines der Herren Christian Eber, Hubert ####### Emil Amsel bestedt aus denselben Buchstaben Auflösungen der Aufgaben in Nr. I. 1. Bilder=Rätsel: Neues Jahr, steig' seguend nieder, Bring' den gold'nen Frieden wieder. 2. Wortspiel: 1. Flut-Glut. 2. Rinde—Linde. 3. Jran— Uran. 4. Alster—Eister. 5. Leder-Ceder. 6. Tatze—Ratze. 7. Orion Ation. 8. Plan Mian 9. Röhre Föhre— Glueck auf. 3. Kool=Wechsel=Rätsel: Sessel Juschrift Lunge Bandale Ecker Segel Turnus(Esche Reite.— Silvester. 4. Kavsel=Rätsel: 1. Narr. 2. Erbe. 3. Utas. 4. Jus. 5. Alm. 6. Holn. 7. Rot.— Neujahr 5. Buchstaben=Rätsel: Wahrhaft— Wehrhaft. 4. Scherz=Rätsel: 1. Exerzierplatz. Katarakte. 3. Karosse. Richtige Lösungen sandten ein: Heinrich Jakobsmeier in Delbrück; Franz und Joh. Dissen in Scherfede; Tilla Heitmeyer in Steinheun: Joseph Wösiefeld in Ovenbausen: eschwister Wiese in Himmighausen: Chr. Löher jr. in Bieleseld: Elise Heckemann in Malsfeld(Hessen); Else, Friedchen, und Maria Gockel in Charlottenburg: Heinrich Natrop in Eilversen: Maria und Otti Tärich, Rittergut Eicholz: Maria und Emilie Oebbeie in Nordhausen Rudolf Sch#rle in Berlichingen; Peter und Maria Althoff, Auguste Otten, Nenne Riecker, Kätde Meiners in Paderborn. Unberechtigte Nacheruck verbeten. Brave, begabte Knaben und Jünglinge, die sich zum Ordensstande und zur Jugenderziehung berufen fühlen, wenden sich zu jeder Zeit vertrauensvoll an Bruder A. Andreas, Deutsches Noviziat der Schulbrüder i. Bettingen, Station Dippach(Großh. Luremburg). Gedenket, Freunde, bei euren Vermächtnissen des Albeitus MagausVereins zur Unterstützung undierender Katdoliken. Der betreffende Satz im eigenhändig datierten Testament kann einfach lauten:„Dem Albertus Magnus=Verein in Padervorn(Eingetr. Ber.) vermache ich die Summe von Mt..... in bar, auszahlbar innerhalb drei Monaten nach meinem Tode Dem Diasporatinde gib Deine Weihnachtsgabe! 40 Kinder der Kommunikanten Austalt in Liebenwerda sind fast ausnahm slos auf Eure Mildtätigkeit angewiesen, wenn sie überbaupt ihren bi Glauben kennen lernen und den Tag der ersten bl. Kommunion schauen sollen. Heilet Das Jelusnind vergelt's! Schaefer, Missionsvikai, Liebenwerda(Prov. Sachten). Familien, die geneigt sind, ein Kind in Pflegezu nehmen, mnögen sich an den vom bochwürdigsten Bischol von Pabervorn gegründeten„Kath. Erziehungsverein“ wenden. Der Verein hat die Familienpflege besonders orgentßiert und kommt den Wünschen der Pfiegeeltern am weitesten Kn1.1894 Groß in das Elend vieler— namentlich kleiner Kinder, die gleichsam am Wege liegen und nach dem barmherzigen Samartte ausschauen der sich türer annimmt. Meldungen erbeten an Domkapitular Bartels in Padervorn. Rotationsdruck und Verlag der Aktiengesellschaft „Westfälisches Volksblatt" in Paderborn. Beilage zum Westfälischen Volksblatt und Sauerländer Tageblatt. Redigiert von Karl Allinger, Geistlicher in Paderborn. Nr. 2. Sonntaa. 12. Januar 1913. 32. Jahrg. Dennoch bleib' ich stets bei dir! Die Menschen bemühen sich so sehr um die s i r d i s c h e n S c h ä t z e, u m d i e G ü t e r d i e s e r E r d e. Diese sich zu erringen, sie zu vermehren und feitzuhalten, ist keine Mühe und kein Opfer und keine Anstrengung zu groß, ja soviele Menschen kennen überhaupt seinen anderen Trieb, kein an deres Ideal. dem sie nachjagen, das sie zu erreichen suchen als Geld und Gut und Reichtum. Törichte Menschen, die sich von dem eitlen Tand dieser Welt blenden lassen und dem schnöden Mamon sich hingeben. Was haben sie denn alle davon, Dennoch will ich nicht verzagen, Ist auch schwer das Herze mein, Auch in trüben, kranken Tagen Willst du. Herr mein Hirte sein. Wenn durchs finstre Tal ich schreite, Da kein Stab die Stütze mir. Der am Abarund recht mich leite— Dennoch bleib' ich stets bei dir! Hab' ich jetzt auch tausend Schmerzen Und ein Leid, das heimlich frißt, Weiß ich, daß an Gottes Herzen Tennoch meine Heimat ist. Nie verläßt der Herr die Seinen, Wollt' auch auf der Erde hier Beder Glück noch Stern mir scheinen Tennoch bleib' ich stets bei dir! und was bleibt ihnen denn schließlich, wenn sie sich einmal davon trennen müssen? Nichts, rein gar nichts. Den größten Schatz und ein Gut von wahrem Wert trägt der Mensch in sich selbst, in seiner unsterblichen Seele, in einem reinen, unschuldigen Herzen. Wenn ein Kind die hl. Taufe empfangen hat, wenn seine Seele im Bade der Wiedergeburt abgewaschen. geheiligt und gerechtfertigt worden ist, dann schaut Gott der Herr selber mit größtem Wohlgefallen auf so eine Kindesseele und der ganze Himmel freut sich über ihre Schönheit und Pracht und so ein Kind ist reicher als alle Millionäre und Multimillionäre dieser Erde zusammen. Leider aber betrachten die Menschen viel zu wenig den Schatz, den sie besitzen, sein Wert kommt ihnen vielfach gar nicht so recht zum Bewußtsein und wenn die Jahre der Unter scheidung einmal gekommen sind, dann geht dieser Schatz der Anschuld gar oftmals ver loren, weil die Menschen im Kampfe des Lebens nur zu leicht vergessen, daß sie den wertvollen Schatz in einem„erbrechlichen Gefäße“ tragen, daß sie deswegen nicht spielen dürfen mit der Gefahr und mit der Versuchung, sondern sich in acht nehmen müssen nach Möglichkeit nach Erscheinung des Herrn, auch vor dem kleinsten Fehltritt. „„„„ Die Sorglosigkeit der Menschen ist oft Evangelium: Lukas 2, 41 92. ganz unbeschreiblich. Soviele spielen mit dem Als Jesus zwölf Jahre alt war, reisten seine Feuer und es kommt ihnen kaum der Gedanke, Eltern, wie gewöhnlich, zum Osterfeste nach Je= daß die versengende Flamme sich doch auch nach Ließest du die Sonne scheinen Damals, als mein Herz so schwer, Komm zu stillen jetzt mein Weinen, Bist du doch derselbe Herr. Laß, o Herr. mich fest vertrauen Und in Demut harren hier: Soll ich glauben und nicht schauen— Tennoch bleib' ich stets bei Einst wohl trocknen meine Träuen Turch des Herrn Varmherzigkeit, Und gestillt wird jedes Sehnen Dann bei ihm sein allczeit. Wird es auch noch lange währen,— Herr, dem bin ich für und für. Laß den Leidenskelch mich leeren Tennoch bleib' ich stets bei dir! Erster Sonntag rusalem. And da sie am Ende der Festtage zu ihnen selbst wenden und sie vernichten könnte. Se i ee## sc#e Erkenntnis kommt wohl einmal, aber sie rückkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, kommt so ofr zu spät, sie kommt, wenn so oft ohne daß seine Eltern es wußten. Da sie aber mals schon Tugend und Anschuld verloren ge meinten, er sei bei der Reisegesellschaft, so mach= gangen sind. ten sie eine Tagesreise und suchten ihn unter den Woher kommt das? Der Mensch hat zu Verwandten und Bekannten. And da sie ihn viel Selbstvertrauen, er baut auf eigene Kraft nicht fanden. kehrten sie nach Jerusalem zurück und glaubt stark zu sein aus sich selbst. And doch ist es nur Gottes Guade. durch die und suchten ihn. And es geschah, nach drei wir etwas können und vermögen. Um diese Tauen fanden sie ihn im Tempel. sitzend mitten unter den Lehrecn, wie er ihnen zuhörte und sie ragte. Es erstaunten aber alle, die ihn hörten, Enade müssen wir aber auch bitten.„Den guten Geist wird der Vater im Him mel jenen geben, die ihn darum bit ten.“ Wieviel Anschuld könnte unbefleckt er über seinen Verstand und seine Antworten. Und halten, wieviel Tugend bewahrt bleiben, wen als sie ihn sahen, wunderten sie sich; und seine Rutter sprach zu ihm: Kind. warum hast du zns das getan? Siehe, dein Vater und ich ha ben dich mit Schmerzen gesucht! Und er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? die Menschenkinder nicht vergäßen, eifrig Gott um seine Gnade und sein Erbarmen zu bitten? Statt dessen aber sind die Menschen lau und gleichgültig und darum fehlt ihnen auch der aute Geist und die Kraft und Stärle von oben und von der Lauheit bis zum Fall in den Ab Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was grund der Sünde, ist es nur noch ein kleiner meines Vaters ist? Sie aber verstanden die Schritt. Rede nicht, die er zu ihnen sagte. And er ging„ Ein, lauc und gleichgültige Seele läßt cs „„8 aber auch fehlen an der notigen Wachsam mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und seit, ohne die Anschuld und Tugend nicht war ihnen untertan. Und seine Mutter bewahrte bewahrt werden können. Wer seine Sinne nicht alle diese Worte in ihrem Herzen. And Jesus im Zaume hält, wer nicht ständig über all sein. nahm zu an Weisheit und an Alter und an Schritte und Tritte wacht, der kann unmöglich unschuldig bleiden und den Schatz seiner Seele Enade bei Gott und den Menschen. vor dem zerstörenden Gift der Sünde und des ** L a s t e r s h ü t e n. A n d w e n n d a s M e n s c h e n k i n d n i c h t wachsam ist, dann hat auch der Versucher und der Verführer zum vornherein gar leichtes Spiel. Wer nicht auf seiner Hut ist, der wird gar bald den Sirenengesängen der Verführung zum Opfer fallen. Der Versucher weiß es ja nur zu gut einzurichten, er weiß, welche Schmeicheleien er gebrauchen muß, um die Seele zum Falle zu bringen und sie ias Elend und in die Sünde zu stürzen.„Sütze Worte hat der Feind auf den Linpen. aber in seinem Herzen denkt er darauf, dich in die Grube zu stur zen,“ steht schon geschrieben im Buche Jeln Sirach. And was dann, wenn die Unschuld verloren ist: Dann kommt der Unfriede des Her zens, die Selbstanklage, der nagende Wurm, der Tag und Nacht und oft Jahre um Jahre die Tiefen der Seele durchwühlt. Es ist, als gäbe es überhaupt keine Freude mehr, sondern nur Trauer und Trübsal. Und wenn es nur die irdische Freude wäre, die dahin ist, aber es sind noch ganz andere, höhere Werte, die verloren sind. Zwischen Gott und der Seele ist eine tiefe Kluft und die Liebe, mit der der Himmelsvater die unschuldige Menschen seele liebte, hat sich in Haß verwandelt und statt der göttlichen Liebe und dem Erbarmen Gettes muß sie einstens seine Gerechtigkeit füh len. Gott hat den Menschen für sich erschaffen, aber er erschuf ihn einstens in Heiligkeil und Gerechtigkeit und nur die gerechten, die unschuldigen Seelen kennt er; wenn aber einstens die Schuldbefleckten, die Tu gend und Anschuld verloren haben, die ihr Erstgeburtsrecht auf den Himmel für ein Linsen gericht verkauften. an die Himmelstüre klopfen und Einlaß begehren, dann wird Gott der Herr sie nicht sennen und er wird ihnen sagen:„Weichei von mir. ihr Verfluchten!" Ein entsetzliches Wort nicht wahr und wie viele wird es treffen? 2 Wege nur führen zum Himmel, der Weg der Anschuld und der Weg der Buße. Viele verlassen den ersten, sie verirren sich in dem Getriebe der Welt und kommen auf Abwege. Wollen solche nicht einstens das surchtbare„Weichet von mir“, vernehmen, so bleibt ihnen kein anderer Weg als der Weg der Buße.— Auf welchem Wege sind wir bis jetzt gegangen, auf dem der Anschuld oder dem Sünde? Wir alle sind arme, schwache, sün dige Menschen und vielleicht soviele müssen sich anklagen, daß sie längst auch die Unschulo verloren haben. Wenn es so wäre, dann wollen wir uns doch nicht ganz der Sünde und dem Bösen hingeben. Wir wollen Buße tun, wir wollen sühnen und dann werden auch die Wunden unseres Gewissens wieder geheilt und das arme gemarterte Herz wird seinen Frieden wieder finden, denn die Buße erringt uns wieder Gottes Liebe und gibt uns wieder die Hoffnung auf das ewige Leben. Besitzen wir aber noch die Anschuld, dann wollen wir diesen kostbaren Schatz hüten und ihn um keinen Preis in der Welt uns rauben lassen, eher wollen wir Blut und Leben hingeben, denn er allein nur hat Wert, hat ewigen Wert und bringt einstens ewiges Leden. —thcof. abgezas Jubjoinsbungex notine Ne Wemls nb ice Tolong 3s0 Woheleg i 49uWnt cc Mceeg 11 ul fgis Sug iichie 12g naiund Mii c c cce t s Bung ucuswpm wgsant Sbulgionn u u i M h gu W i M pck u guigl i Wu Mi M e c ar i Mnn i Im Kampf des Lebens. Eine Dorfgeschichte von J. Felix. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung statt Schluß VI. Bei ihrer einsamen Gefängnisarbeit hatte Fren, nun vollauf Zeit, über ihre Vergangenheit nachzudenken, vieles erschien ihr da in anderem Lichte wie bisher. Oft mußte sie an Philipp Mehmann denken. Hatte er ihr einst nicht geagt, daf Schwäche eine schlimme Eigenschaft sei, und daß sie einer starken Stütze bedürse?— Wäre nicht vielleicht alles anders und besser geworden, wenn sie ihm treu geblieben wäre?— Doch das waren ja müßige Gedanken, die sie verscheuchen mußte, sie hatte ja auch ihre lieben Kinder; was sollte zudem der Gedanke an Philipp? Sollte Gott es jemals fügen, daß sie sich nochmal in diesem Leben wiedersähen, so würden sie sich als zwei vöilig Fremde gegenüber stehen, und er würde auf sie, die einstige Genossin eines Falsch münzers, sicherlich mit Verachtung herabsehen. Daß aber ihr größter Fehler, der Grund ihres Falles, das schwache Vertrauen auf Gottes Hilfe und Güte gewesen war, das sah sie sehr gut ein, und ein Seufzer rang sich von ihren Lippen. Die Versuchung war so groß und die Not so niederdrückend gewesen. Frenzens Reue wurde immer tiefer und ihr Betragen war so musterhaft, daß sowohl der Direttor, als auch der Anstaltsgeistliche, sich mehr und mehr für sie interessierten. Nach und nach wurden ihr kleine Vergünstigungen gewährt, so durfte sie z. B. öfter Briese nach Haus: schreiben und solche empfangen. Jedesmal war es dann für sie eine große Freude, wenn außer den Zeilen der Mutter und Liese, auch von den Kindern kleine Brieschen beilagen. Bei Linhaus ging alles wieder den gewohnten Gang. Liese wai au viele Arbeit gewöhnt, und es machte ihr Freude, der alten Frau und den Kindern nützlich sein zu können. Das Häuschen, im Rande des Waldes gelegen, mit dem Aus blick auf einen schönen Wiesengrund, zeigte bald, was eine rührige starke Frauenhand leisten kann, wenn die Körperkräfte der Arbeit gerachsen sind. Liesens Reinlichkeit und Fleiß waren im ganien Dorfe hochgerühmt, so war es kein Wunder, daß sie mit allem in und außer dem Hause nicht nur fertig wurde und Ehre einlegte, sondern auch manchen Groschen mit Arbeit bei fremden Leuten verdiente. Tabei nähte und flickte sie bis in die Nacht hinein und blieb stets fröhlich und guter Dinge. Allmählich lebte Frau Lin haus etwas wieder auf, und das lustige Lachen und Plandern der Kinder vertrieb alle trüben Gedanien. Liese hielt bei den Kindern sehr strenge auf gesittetes, gutes Betragen, und suchte den Kleinen in allem die Mutter zu ersetzen. Drei Jahre waren so sast im Fluge vorüber gegangen. Der Winter hatte sich, nach einem schönen Herbst, plötzlich mit Schnee und Kälte eingestellt. Setzt war das Weihnachtsfest schon nah, und eine heimliche Spannung bemächtigte ich der kleinen Welt in der Erwartung, ob das Chrislind auch nohl Gaben bescheren werde. Gretchen und Leuchen wußten nicht recht, sollten sie sich Puppen, Bilderbücher oder Schlitt schuh uünschen. Schlittschuh wären doch sehr schön gewesen; denn alle Teiche waren ja schon zu gestoren und Minchen und Paula besaßen auch schon welche. Klärchen sagte nichts.„Nun,“ fragte Liese sie eines Abends.„soll dir das Christkind gar nichts bringen?“ „Ach. Tante Liese, ich hätte wohl einen Wunsch,“ plörlich schlangen sich zwei kleine, weiße Arme um ihren Hals,„aber er wird nicht in Erfüllung gehen,“ dabei fühlte Liese auf ihrer Wange Tränen. „Klärchen, du weinst? Was hast du für einen seltsamen Wunsch? Ich kann doch sonst aut raten. weiß aber nicht, was du meinst.“ „Doch, du weißt es,“ schluchzte die Kleine, „die Mutter,“ wenn sie doch wiederkäme, ehe ich Ostern zur ersten hl. Kommunion gehe. Alle anderen Kinder haben ihre Mutter, und meine“ Da durchzuckte die gute Person ein tiefes Weh, diesem Wunsche stand sie freilich machtlos gegenüber. Sie seufzte tief, dann sagte sie, indem sie 10 zärtlich den dunklen Kopf des Kindes streichelte: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich; wir wollen täglich das liebe Christkind bitten, viel leicht erfüllt es deinen Wunsch. Aber weinen mußt du nicht, das nutzt nichts, und wenn es die Mutter wüßte, würde sie sich noch mehr grä men. Nicht wahr, das willst du doch nicht.“ Bald war die kurze Zeit bis Weihnachten vergangen. Tiefer Schnee bedeckte alle Weor, Felder und Wiesen und es war so kalt, daß der Schnee bei jedem Schritt knirschte. Schnee und Eis waren jedoch nicht imstande, die Dorsbewohner, denen Liese sich anschloß, von dem weiten, beschwerlichen Wege zur Stadt ab zuhalten, in welcher die Pfarrkirche lag. Es war eine alte fromme Sitte, dem Gottesdienste um 5 Uhr in der Frühe des Weihnachtsmorgens beizuwohnen, ohne nach der jeweiligen Witterung zu fragen. War die Feier doch zu erhebend, als daß nicht jeder gerne dafür einige Beschwerden ertragen hätte. Am hl. Abend hatte der Wirt seiner Toch ter heimlich ein Briefchen geschickt, dessen In halt sie in freudigste Aufregung versetzte, von dem sie aber noch nichts verraten durfte. Als sie jetzt während der hl. Christmesse in der schön erleuchteten Kirche vor der Krippe kniete und in die freudevollen Gesänge einstimmte, war ihr Herz so leicht und froh, wie seit langem nicht mehr und bei der hl. Kommunion strömte ihr Herz über von Dank und Freude. Nach beendigter Andacht eilte sie so schnell wie möglich nach Hause. Sie hatte heimlich ein ganz kleines Bäumchen hergerichtet. Die ver goldeten Nüsse, die rotwangigen Aepfel, sowie verschiedene andere Sachen und bunte Kerzen nah men sich sehr hübsch aus. Es war völlig finster, als sie das Haus betrat; der Mond war schon lange untergegangen und nur vereinzelt schimmerte noch ein Stern. Es dauerte nicht lange, da brannte im Ofen ein gutes Feuer, im Kessel summte das Kaffeewasser, und mit großer Geschäftigkeit bereitete die gute Seele die Bescherung vor. Ein schmaler Tisch, den sie mit einem Buche bedeckt hatte, mußte das Bäumchen tragen, vor dem sie noch eine kleine Krippe aufstellte. Dann legte sie zu beiden Seiten die Geschenke der Kinder hin. Für Klärchen hatte sie ein neues Lesebuch und dicke warme Handschuhe, für Gretchen und Lenchen Schlittschuhe und warme Mützchen getlauft. Die Großmutter hatte aber für jedes Kind ein neues, warmes Kleidchen machen lassen. Jetzt stellte sie noch Großmutters Sessel seit wärts hin und breitete ein schönes, warmes Tuch auf demselben aus. Sie konnte sich schon im voraus denken, wie das die alte Frau besser wärmen würde, als das alte, das schon längst abgetragen war. Flink deckte sie nun auch noch den Kaffeetisch, der heute, dem Feste zu Ehren, mit einem zwar groben, aber blendend weißn Tuche bil gt wurde. Nun war alles geordnet. In der Mitte prangte ein großer, reichhaltig mit Zucker be streuter Rodonkuchen und zur Seite ein Teller mit Brot und Butter. Wohlgefällig betrachtete Tante Liese einen Augenblick ihr Werk, dann lief sie eilig nach oben in die Schlafkammer und weckte Alt und Jung. Nicht lange dauerte es, da umstanden die Kinder mit glänzenden Augen den hell strah lenden Weihnachtsbaum; die Großmutter hielt danibar Lieses Hand umfaßt. Die hellen Kin derstimmen sangen mit der Tante ein Weihnachts lied, dem die alte Mutter mit gefalteten Händen andächtig lauschte, und dann gab's ein Jubeln und Jauchzen, ein Tanken, ob der schönen Ge schenke. Endlich sagte Luise:„Nun wollen wir heute das liebe Christkind recht innig bitten, daß es uns die liebe Mutter bald wieder schickt. Ich glaube ganz gewiß, heute kann es uns keinen Wunsch abschlagen. Wenn aber auch die liebe Muttler jetzt nicht bei uns ist, so wissen wir doch, daß sie an uns denkt, wie wir an sie, und wir sind im Geiste vereint.“ Da kam Klärchen zu ihr und sagte, sie um armend:„Ich habe dich lieb, Tante Liese, ich will so gut werden wie du.“ „O, du kleine Schmeichelkatze", drohte Liese, aber sie drückte das Kind zugleich in waniner Liebe an sich,— war das nicht ein reichlicher Lohn für alle ihre Mühe? Klärchen war bereits ein kräftiges Mädchen, sie mußte überall schon im Haushalte mithelfen, und auch heute hatte sie den Kaffeetisch abzutäumen, nachdem alle getrunken hatten, und dann mußte sie sich und die kleinen Schwestern zur Kirche richten. Als die Kinder fort waren, trat Liese zu der alten Frau und sagte: „Mutter, es gibt heute noch eine große Ueberraschung.“ „Eine Ueberraschung? Mein Gott! Liese, ich halte nicht viel von Ueberraschungen, die taugen meist nicht viel.“ „Ja, das ist wahr, aber meint Ihr denn, ich könnte so froh sein, wenn es nichts Gutes wäre? Ihr müßt Euch nur noch ein klein wenig gedulden. Seid so gut und seht nach dem Feuer und den Töpfen, ich muß jetzt eben einen kleinen Gang machen, bin aber schnell wieder hier, und dann sollt Ihr die Ueberraschung erfahren was es ist. Damit lief Liese eilig aus dem Hause, den Weg entlang, der zur nahen Eisenbahnstation führte. Die alte Frau sah ihr kopfschüttelnd nach. „Ganz spaßig kommt mir die Liese heute vor, sagte sie## sich selbst, was sie nur hat? Ich kann mir gar keine freudige Ueberraschung denken. Vielleicht ein Geschenk und ein Brief von Frenz?“ Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als Liese wieder eintrat. Sie ließ die Türe offen und hinter ihr stand im einfachen, schwar en Kleide und dunklem Tuche eine schlanke Frau. deren Gesicht in dem kleinen dunklen Gang nichi deutlich zu erkennen war. „Mutter“, sagte Liese mit bewegter Stimme, „Mutter, ich habe eine gute Bekannte mitgebracht. Ihr müßt aber nicht erschrecken, setzt Euch erst in Euren Sessel.“—— „Mutter!“ sagte dann eine andere, ach so lange nicht mehr gehörte Stimme. „Mutter!“, und„Frenz!“ schrie die alte Frau laut auf, und breitete die Arme aus. Da stürzte Frenz, denn sie war es wirklich, in die Arme der Mutter, dann glitt sie zur Erde, umfaßte die Knie der alten Frau und schluchzte:„Mutter, vergib mir, vergib mir, ich will ein neues Leben beginnen!"— Liese hatte längst die Stubentüre leise zuge macht und hantierte in der Küche unnötig laut mit den Töpfen. Vor freudiger Rührung liefen ihr die Tränen über die Wagen, die sie aber ener gisch abwischte.„Tränen sind eigentlich nur für Kinder und alte Leute", pflegte sie zu sagen; sie konnte aber doch nicht hindern, daß immer neue Tropfen ihr in die Augen kamen. Ein Gnadengesuch, welches ihrer guten Füh rung wegen von allen maßgebenden Persönlich keiten befürwortet worden war, hatte Frenz die Freiheit und den Erlaß der übrigen Strafzeit Lewirkt. Es dauerte nicht lange, so kamen die Kinder aus der Kirche zurück. Nun gab es erst für sie rechte Weihnachtsfreude, als sie ihre liebe Mutter erkannten und hörten, daß sie nun wieder bei ihnen bleiben würde. „Das hal das Chirstkind getan“, sagte Klär chen.„Wir haben alle Tage darum gebetet; ich wäre so traurig gewesen, wenn du bei meiner ersten hl. Kommunion nicht hier gewesen wärst.“ Gretchen und Leuchen kamen immer wieder und wollten auf ihrem Schoße sitzen und zeig ten ihr alle ihre kleinen Herrlichkeiten, alle aber erzählten ihr stets wieder, wie gut und lieb Tante Liese sei und daß sie die Tante sehr, sehr lieb hätten. Es war für die ganze kleine Familie ein gnadenreiches Weihnachtsfest, und sie vergaßen nicht, Gott zu danken für seine Huld und Güte. (Schluß folgt.) Kl. C. Ausländische Konvertiten vom Jahre 1911—1912. (Nachdruck verboten.) In der Revue de!'Archiconfrérie de Notre Dame de la Compassion erschien eine Liste der Konversionen von Protestanten zum Katholizisun c pöcel uih 1c. ub ic ctt ar a i M M961# g z uc peu Plesbuusa n e iu uulg gg gn.czing zuztlolsbunhelczg ung 120n ut u e Ma Muc c u is ue#pon scptung 210 Piicu s### W Me wie M. t ann it dcnait 50a Sut Mc D i ichbe(u une sic#isbcut nusc ian i tm uhn M inc Min FI 13 Samstag, den 5. Oktober, durchzogen wir im weiteren Bogen eine ganze Reihe Ortschaften. zuerst nach Süd, dann Südwest und schließlich fast westlicher Richtung. Ueber Klein=Parina zum Bezirke Sauie: Kudsong, Kueirue, Chreowia, Ning'rongo usw. Die Dörfer hörten nicht auf. Von Kuppe zu Kuppe konnte man sich leidlich verständigen. Aber das unaufhörliche„Tief hinab“ und„Hoch hinauf“ forderte Zeit und erschönfte unsere Kräfte. Allerorten schlossen sich uns Begleiter an, so daß unsere„Schutztruppe“. zeitweilig wohl auf 200 anwuchs. Dus gab oft ein wildes Hallo oder gelegentlich ein wildes Stürmen und Jagen, wenn es galt eine Kokosnuß oder Aehnliches zu ergattern. Wo wir uns niedersetzten, um ein wenig auszu ruhen, kamen wohl Neugierige an uns heran. um sich zu überzeugen, ob wir keine Schminke gebraucht. Mit lauter Freude teilten sie dann alsbald ihren Freunden mit, daß sie die Ware doch als echt befunden. Beim Ersteigen einer Höhe sah eine alte Dame sich unverhofft mir gegenüber. Ganz ver dutzt rief sie aus, sich mit der Hand auf den Mund schlagend: O Jova, o Jova! d. h. der Vater, der Vater ist gekommen! Etwas vor 10 Uhr waren wir aufgebrochen. Erst gegen 5 Uhr abends erreichten wir todmüde das Ziel unserer Wanderschaft: Chambukandja, mo wir Senntag feierten.— Die heut= von uns berührten Dörfer zählten wohl mindestens 500 Häuser. Hier haben unsere Begleiter von der Küste ihre Frcunde. In früheren Jahren war dies allerdings anders. Es herrschte blutige Feind schaft. Seitdem aber die Kunde bis hierher gelangte, daß die Deutsche Regierung Ueberfälle und Kriegszüge bestraft, ist Landfrieden auch bereits bis hierher ins Innere vorausgeeilt. Die Streitart wurde begraben und alte Gegner schrossen endgültig Frieden. Das ist wieder ein deutlicher Beweis, wie wenig Aufwand es verhältnismäßig bedarf, um die Neuguineer für die Einhaltung des Landfriedens zu beeinflussen, wenn es nur vernünftig angelegt wird. Nach guter Freundesart mußte nun eine Tanzfeierlichkeit stattfinden. Der Müdigkeit wurde gicht gedacht. Unter Singen und Trommeln und Flötenspiel, unter Schreien und Lärmen wurde getanzt und die ganze Nacht hindurch dauerte der Spektatel. Aber obwohl in unmittelbarer Nähe, ließen wir uns dadurch nicht im mindesten stören. Der Wecker fehlte uns, und weil ermüdet, schliesen wir sast bis es hell wurde. Den ganzen Sonntag wurde der Platz vor unserem Hause nicht leer, Männer und Frauen. jung und alt, groß und klein hielten dort Lager und beobachteten alles, was wir taten, wie wir standen und saßen. Die Mütter zeigten große Liebe zu ihren Kindern. Für die schwachen und leidenden erbaten sie Medizin und alle gesunden und kranken Kleinen mußten wir auf ihren Armen berühren und segnen. Chambugaro und seine Genossen brachten uns ein Schwein. Tarob natürlich lauter Jubel in der Taselrunde. Denn die Magenfragt bleibt bei unseren Leutchen stets der Kardinaltzunkt, um oen sich alles dreht, der alles verdirbt, oder das Schlimmste wieder gut macht.(Schluß folgt.) Hilferuf aus den Missionen. Das Januarheft der„Katholischen Missionen“ bringt einen Brief aus der Mission auf den Philippinen. P. J. Cleven schreibt:„Die letzte Reisernte ist völlig fehlgeschlagen; schon jetzt heirscht sozusagen Hungersnot in mehreren Provinzen. Bereits im vergangenen Jahre ist die Reisernte gänzlich mißraten, weil die Regen zeit nicht früh genug einsetzte. Noch sind es drei Monate bis zur nächsten Ernte. Armes Volk! Seine gewöhnliche Nahrung bei den drei täg lichen Mahlzeiten ist der Reis. War der Fisch fang ergiebig, so kann es zum Reis noch etwas Fisch hinzufügen, wenn es gut geht. einige Süß kartoffeln, Erbsen oder Rüben; sehr oft haben die Leute nicht einmal diese Zutaten. Meistens tauchen sie die Finger, die sie als Gabeln gebrauchen, in das Salzfaß, so oft sie einen Mund voll Reis essen. Fleisch genießt man nur äußerst selten, schon deshalb, weil es sich bei der Hitze nicht aufbewahren läßt. Wovon sollen die Leute jetzt leben, wenn sie keinen Reis mehr haben.“ der Mißernte gesellte sich noch die Rinderpest, die aus China eingeschleppt wurde. Den Leuten fehlen die Zugtière zur Bearbeitung des Bodens; weite Länderstrecken müssen brach liegen. Neunzig Prozent der angesteckten Tiere verenden. Aber das Maß des Anglücks für die Mission war noch nicht voll. Neues, noch größeres Un heil brachte ein schrecklicher Taifun, der während der Nacht vom 15. auf 16. Oktober ausbrach und 24 Stunden dauerte.„Fast überal!“, so schreibt der Superior der Mission, P. I. Ver brugge,„liegen die Kirchen, Pfarrhäuser und Schulen, die die Glaubensboten unter den größ ten Opfern, vielfach unter Hingabe ihres väter lichen Erbteils, gebaut hatten, in Trümmern. Tausende von Familien sind ohne Obdach. Die ganse Ernte ist vernichtet. Der Schaden wird Nach ausländischen Diözesen flossen folgende Unterstützungen: Für die Pastoration der italienischen Arbeiter in Deutschland wurden 500 Mark, für auf 20 Millionen geschätzt.“ Erschütternd flingt die Seelsorge der deutschen Katholiken in Italien der Seelenschmer: der Missionäre aus den Briesen 1500 Mark aufgewandt. an ihre Obern. So schreibt P. Abler:„Materiell bin ich jetzt wieder soweit zurück wie damals, als ich vor sechs Jahren hier eintraf. Meine Kirchen und mein Pfarrhaus sind beide dem Erdboden gleichgemacht. Die neue Schule, die ich gebaut hatte und um Neujahr zu eröffnen gedachte, ist eine Ruine. Ich habe viel Geld hineingesteckt. Was soll ich jetzt tun? Keine Kirche, kein Pfarr haus, keine Schule. Gottes Wille geschehe! Ich habe nicht einmal Geld für Brot und Kleider.“ Aehnlich traurig klingt es aus den andern Briefen der Missionäre an ihren Vorgesetzten. P. Ver brugge schließt mit den Worten:„Und nun nach dieser langen Aufzählung von Leid bitte ich um dei Liebe Gottes Ihnen möglich ist. sichtsreiche Mission aus Geldmangel drangeben müßten. Während der letzten zwölf Monate hatten wir nahezu 8000 Taufen und rund 150 000 Beichten und Kommunionen, und noch immer wachsen die Erfolge.“ Vom Bonifatius=Verein. Die in diesen Tagen zur Ausgabe gelangte Nummer 12 des Bonifatiusblattes enthält die Nachweise über die Einnahmen und Ausgaben des Bonifatiusvereins für das Jahr 1911. Die Einnahmen setzen sich zusammen aus Eingängen beim Generalvorstand 660 530,86 Mf., bei den Diözesan=Komitees 2148 402,31 Mk., ergibt mit dem Bestand aus dem Jahre 1910 in Höhe von 450 377,24 Mark die Gesamteinnahme von 3258910.41 Mt. Dieser steht einer Gesamt ausgabe in Höhe von 2697221,78 Mk. gegen über, was einen Bestand von 562 588,63 Mk. ergibt. Die Ausgaben fallen in Verwaltungs kosten 54 274,45 Mk., Porte=Auslagen 34 803.32 Mk., Druckkosten 150 813,48 Mk., gewährte An terstützungen 2201 636,41 Mk., Verschiedenes 255 694,12 Mt. Bemerkenswerte Zahlen finden sich in den Nachweisungen der gewährten Unterstützungen. Durch ihren großen Anteil an der Diaspora und die bedeutenden Erfordernisse der bedürftigen Diasporagemeinden steht die Diözese Paderborn an erster Stelle, ihr flossen insgesamt 415 959.07 Mari Unterstützungen zu. Dann reihen sich an: das Fürstbistum Breslautgleichtalls die Erzdiözese Bamberg mu 63645.02 die Diözese Mainz mit 49403,07 die Diözcse Rottenburg mit 45 067.000 die Diözese Ermland mit 13352,083" die Diözese Speyer mit 12084.00 die Erzdiözese Köln mit 41 714.56 die Diözese Münster mit 38 768.55 die Diözese Trier mit 28697,17 die Diözese Würzburg mit 21 126.95 die s iözese Osnabrück mit 9980,00„ die Diözese Eichstädt mit 7088.00 die Diözese Augsburg mit 6 500.00 die Diözese Passau mu 2000.00 die Diözeie Regensburg mit 1 700.00 Griechische und griechisch=unierte Kirche. Wir müssen festhalten, daß die griechische Kirche nicht in dem Sinn von der römischen Kirche getrennt ist, wie z. B. die anglikanische Kirche in England. Die griechischen Christen sind Schismatiker, d. h. Anhänger eines Schismas. Unter einem Schisma versteht man eine Treu nung von der Einheit der Kirche, ohne daß dabei ein Glaubenssatz geleugnet wird. Die griechischen Christen haben im allgemeinen die gleichen Glaubenslehren, wie die katholische Kirche, vor allem auch alle sieben Sakramente. Sie wollen nur den Papst in Rom nicht als ihr Oberhaupt anerkennen, und darum haben sie sich von der katholischen Kirche getrennt. Etwas ganz anderes ist eine Häresie. Darunter versteht man eine Glaubenslehre, welche der Lehre der katholischen Kirche direkt wider spricht. Die Anhänger einer solchen falschen Glaubenslehre heißen Häretiter. Die griechischen Christen leben also in einem Schisma, sind Schismatiker. Schon frühe beanspruchten die Bischöfe von Konstantinopel, wo auch Chrysostomus Bischof war, für sich die gleiche Stellung, wie der Papst in Rom sie hatte. Dadurch entstand ein Gegensatz zwischen der griechischen und römischen Kirche. Dieser wurde immer schärfer, bis es unter dem Patriarchen Photius(gest. 891) zur völligen Treunung kam. Immer wieder versuchten die römischen Pärste eine Einigung mit den getrennten Griechen zustande zu bringen. Auf dem Konzil von Lyon (1274) kam eine Einigung zustande. Sie dauerte abet nur wenige Jahre(bis 1285). Im Jahre 1439 versuchte man auf dem Konzil von Fio renz eine neue Einigung. die aber von den Griechen vereitelt wurde. Nach der Einnahme Konstantinopels durch die Türken war für längere Zeit jede Berührung der Griechen mit dem Abendlande ausgeschlossen. Erst in jüngster Leit hat Papst Leo XIII. wieder durch mehrere Schreiben die Beziehungen angeknüpft. Wenn auch diese Bemühungen der römi schen Päpste im allgemeinen ohne Erfolg blieben, waren zie voch nicht. 2.52 kirche geschah, was wir überal! der katholischen Kirche beobachten, sie 1Os1 6 sich allmählich in einzelne Landeskirchen auf. je eine jede für sich selbstständig wurde. So entstanden die Nationalkirchen von Bulgarien. Gricchenland, Rußland, Serbien und Angarn. Ebenso lösten sich die Kirchen von Kleinassen völlig los. Bei einzelnen dieser Landeskirchen sind nun die Bestrebungen nach einer Wieder vereinigung mit Rom nicht ohne Erfolg ge blieben. Diese Vereinigung war ja nicht so schwer, da keine verschiedene Glaubenslehren ent gegenstanden, sondern einzig die Anerkennung des Papstes als Oberhaupt der ganzen Kirche. Es bildeten sich also sogenannte unierte Kirchen. Darunter versteht man solche Verbände innerhalb der römisch=katholischen Kirche, sich durch einen eigenen Ritt##-Hottesdienst, durch eine eigene kirchtiche#ach und eine eigene kirchlich=hierarchische Ord#### on der römischen Kirche unterscheiden, aber im Glauben und durch Auerkennung des päpstlichen#imats mit ihr einheitlich verbunden sind. 14 Vielleicht würde sogar das halbe Dutzend mit der Absicht, wenn möglich bis zum Sepik voll. Welche Freude für groß und klein. Aber die Erziehungskosten! Richtig, die hätten wir beinahe vergessen. Sie sollen womöglich alle gebildet sein. Das kostet natürlich viel. Unsere Tataren hatten ein feines Sprichoder in dessen Nähe vorzudringen. Tunlichst nach Süden hieß deshalb die Losung. Der trübe, bedeckte Himmel mit leichtem Regen verzögerte die Abreise bis etwa 10 Uhr morgens. Nach einer Stunde hatten wir auf zumeist recht steilen Kletterwegen das Bergdorf Pojak in 240 Meter Höhe erreicht. Hier einige Minuten Rast wort. Sie sind ein ungebildetes Volk. Aber die dam weiter. Um aber die Träger nicht gleich Weisheit der Angebildeten ist oft die Weisheit am ersten Tage zu sehr zu ermüden, beschlossen der Natur, die Weisheit Gottes. Sie sagten: Wo ein Kopf ist, oa findet sich auch eine Kappe darauf. Nun gut. Sagen wir: Wo ein Topf ist, da findet sich auch ein Inhalt. Es ist eine wichtige Erfahrung der Menschen, daß die Kinder am besten geraten, deren Werden viel Sorgen umspielt hat. Die bedeutendsten wir in Kawanumbo(350 Meter) zu übemnachten, zumal unsere Führer versicherten, es sei kein anderes Dorf mehr in erreichbarer Nähe. Die freundlichen Bewohner überließen uns bereit willigst ein hübsches Haus zum Uebernachten und brachten uns ausgiebig Nahrungsmittel. 1. Oktober. Auch der heutige Tag war ein ". leichter. 8 Uhr Aufbruch. Bald hinab in das Leistungen haben in der Regel nicht die Ein= Bett des Alembaflusses, das wir etwa 10 Minuten kinder reicher Leute vollbracht, sondern die, aufwäris verfolgten. Dann wieder nach Süd die als Kinder in den Sorgenkreis ihrer Eltern durch ebenes Waldgebiet. Am 11 Uhr hatten mit hineingezogen wurden. wir den Hauptfluß Kolumba erreicht. Jetzt nach Aber kann man denn so vielen wirklich West. Flußaufwärts 15 Minuten lang, dann Elternpflege angedeihen lassen? Es könnten ja nach Süd umbiegend. Um 12,50 verließen wir auch sieben und mehr werden. das Flußbett. Das Gelände aber blieb ben. Ja, liebe Eltern, denket nur nicht, daß ihr—.uen Ansiedlung Aröne unseren Mittagsimbiß in der Erziehung allein seid. Viel besser al= nahmen. 3.45 werter nach SLo. Zuletzt ziemlich ihr erziehen sich eure Kinder gegenseitig. Sie sarke Steigung ca. 3 Kilometer weit. 4.45 An sind aufmerksamer; denn ihre Aufmerksamkeit kunft in Komogong 220 Meter hoch. wird nicht durch die Buntheit des Lebens und! Fast den ganzen Morgen war es regnerisch. der Sorgen zerstreut. Sie sind gerechter, denn Die Wege dadurch glitschig. Indes erwies sich niemand hat so viel Sinn für Wahrheit als ein weder das eine noch das andere besonders lästig Kind und— sie sind strenger. Jugend ist streng, das Alter wird immer milder. Darum ist ein Naturgesetz: Nur Jugend kann Jugend erziehen. Bis ihr— sieben und mehr Kinder habt, kommt ihr schon an die Vierzig. Da werdet ihr schon sehr milde und fähig, lindernd in das Allzustrenge einzugreifen. Denn es blieb den ganzen Tag kühl und das Terrain durchaus eben. So waren wir am Mittag weniger naß vom Regen, als gestern vom Schmeiße. Komogong mag etwa 18 Kilometer von Beukin entfernt sein. Auch hier waren die Be wohner freundlich und gastlich. Einen gar hübschen Dorfplatz haben sie sich ausgesucht. Zu unseren Also wer recht gut erziehen will, sorge dafür, Füßen in Nord und Nordost bietet die von daß es recht viele sind. Viele, die wenig Kinder Hügeln und Bergen scheinbar ganz eingeschlossene hatten, haben um Erziehung gesorgt und sich in Eb,ne der beiden Wasserläufe einen angenehmen Sorgen erschöpft, so daß es nur wenige werden Ruhepunkt, für Reisen einen bequemen Weg zur konnten. Aber wer ihrer viele hat, der wandelt, Atte..1— gpiktrge,;#ge##n rn „„„### wie eine Riesendecke Höhen und Niederungen die Bahnen der Natur. Leicht ist's nicht. Ich sorgsam ein und erzählt von üppiger Fruchtbar weiß es. Wir hatten ihrer neun, bedauern aber teit der Gegenv. Hier und do von schroffen heute noch, daß eins in dieser Zahl fehlt. Aber Gipfeln winken dichte Haine von Kokospalmen wer nicht ein Leben opfern kann für Kinder, wie zum frohen Gruße herüber. Im Nordwest ist nicht wert, daß er welche hat. hoben wir Kandamai, dahinter Massarom, im Und keine Sorgen! Wenigstens keine un Westen die zerstörte Ansiedlung Arolombo, Armin nötigen. Sie zerfressen euer Leben und be= im Südost, und endlich Korowia, Kawanumbo, rauben eure Kinder des Liebsten und Nötigsten, Tui. Barom und Mimigin im Norden und der Eltern und ihrer fröhlichen Unbefangenheit.„ E#s un an Unsere Gastgeber von Komongon haben vor Seid getrost, in der Welt gibt's viele Wege. vielleicht 15 Jahren im Vereine mit Massacom Eurem Häuflein wird sich schon hier und da ein die Arolombo mit Krieg überzogen und alle Weglein öffnen, das andere nicht finden. Bewohner getötet oder vertrieben.— Das wieder Einmal wurde ich zu einem sterbenden Bauer ein Beispiel von vielen! gerufen. Er war eigentlich kein Bauer, sondern] 2. Oktober. Ein schwerer Tag. Des Steigens ein armer Häusler. Er kam auch nicht zum auf und ab kein Ende. Kaum hundert Schritte Sterben. Das war gut. Denn plötzlich deutete ebener Weg. Hat man eine Bergtuppe mühsam er auf seine Wiege neben seinem Lager:„Das keuchend soehen erklommen, da geht es auch schon ist nun mein einundzwanzigstes, aber die Freude wieder eben jäh hinab in die Tiefe. Dann .# n m, ba- eun. man# wieder über einen Berggrat so schmal fast wie ist gerade so groß, als wenn's das erste ware, eine Mauer, zu heioen Seiten gähnender Ab Da schämte ich mich aller Sorgen, die auch mich, grunt. Etwas weiter führt der Weg an ganz„ oft genug beschleichen wollten, und habe noch steilen Gehängen vorbei. Zum Glück bieten I oft an ihn gedacht So weit Lhotzky, der ausgesprochene Ma terialist. Gewiß kann das Urteil eines solchen Mannes nicht von religiösen Momenten abhängig sein. Wir wünschen, daß das hundert des Kindes die Augen öffnen möchte Sträucher oder Bäume noch leichten Halt, um sich beim Wanken vor dem Absturze bewahren zu können. Aber unfreiwillige Sitzungen und auch Schürfen der Hände und Füße gehören trotz dem in das heutige Tagespensum. Hauptrichtung war Südost. Am 10.20 in K an.rten m S M„ einem kleinen Dorfe Sengik 280 Meter. Kurze dieser Wahrheit, von deren Befolgung mehr Rast. 10.50 weiter. Am 1 Uhr im Dorfe Sero abhängt für Vater und Mutter und Kind, als 440 Mieter hoch.— In Luftlinie mochten wir sich die wenigsten träumen lassen. wohl nur 7—8 Kilometer zurückgelegt haben. Die Krümmungen aber ergaben erheblich mehr. Und die Kletterarbeit auf den wilden Pfaden in tropischer Hitze hatte alles ermüdet. So über nachteten wir im gut gelegenen Sero. 3. Oktober. Im Westnordwest hinter Suein hohe Berge gesichtet. Unsere Marschrichtung Süd west. 10,10 überschritten wir die größte Höhe: 720 Meter. Wasserscheide. Tarauf Abstieg nach Süd südost zum Zusammenfluß zweier Gebirgsbäche. die in 480 Meter Höhe den Mindsim bitden. Nach Ueberwindung eines Hügels von 580 Meter stießen wir 10,30 auf den Bach Ambile(420; Aus den Missionen. Buschreise ins Hinterland von Beukin.(Neu=Guinea.) Schon oft hatten die Wiann=Leute von jen seits der Beige bei Beukin die Missionare zu einem Besuche eingeladen. Montag, 30. Sept., traten N. P. Kirschbaum und ich die Reise an Metei), der zahlreiche, mit einer schwarzen, etwas fettigen Haut überzogene Steine führte. Der 3. Oktober war wohl um einige Prozent besser als sein Vorgänger, wenngleich noch schwierig genug. Der Gedanke jedoch, daß wir uns dem Ziele näherten, hielt die Kräfte frisch. Nachdem wir auf vielen Zickzackwegen etwa 20 Kilometer zurückgelegt hatten, gelangten wir um 2.10 zum ersten Dorfplatze südlich der Berge Cheak, ca. 500 Meter hoch. Hier blieben wir aber nicht, sondern begaben uns zum günstiger gelegenen Tseröngi 500 Meter hoch. Wo der Bach Chumumboa in den Chambele sich ergießt, kamen wir an einigen Frauen und Kindern ganz dicht vorbei. Obwohl wir ganz plötzlich erschienen, zeigte auch nicht eine irgendwelche Furcht noch Ueber raschung. Keine machte Miene zum Weglaufen. Vielmehr blieben sie in aller Gemütsruhe sitzen, nicht anders, alt wenn sie etwas Alltägliches sähen. Obgleich in dortigen Gegenden noch niemals ein Weißer gewesen, so ließen doch die Leute von Dserongi und Cheak nicht die mindeste Angst noch Feindseligkeit erkennen Im wahrhaft wohl tuenden Gegensatz zu den Küstenbewohnern blieben alle auf dem Platze und erwiesen sich friedlich und übcraus freundlich. Man sah es: das Wort Missionar hatte hier schon einen guten Klang. In Dseröngi hatten wir einen gar hübschen Ausblick auf die Umgebung. Mit den höheren Bergen hinter uns im Norden hört der Wald auf. Vor uns und zu beiden Seiten ein reizendes Panorama. Wir stehen auf einem Hügelgelände, in der Nähe noch wild zerrissen, um dann in etwa 10-15 Kilometer Entfeinung mehr ab flachend langsam in die große, gemächlich sich aus breitende Sepitebene überzugehen. Das Haupt gepräge bilden Grasbestände wie lachende Auen zu unseren Füßen, die Millionen von Nutztieren: Rindern, Pferden, Eseln, Maultieren, überflüssig Nahrung bieten würden. In den Schluchten sehen wir Wasserläufe von dichten Baumriesen begleitet, welche hier hinter Abhängen verschwindend, dort wieder hervorlugend. einer Riesenschlange gleich sich hindurchwinden, um dann unten im Flach lande größere Bestände bildend, das Aussehen eines uneimeßlichen Naturparkes zu bieten. Aber was ist das doch! Ist es Traum oder Wirklichkeit? Wohin nur das Auge sich wendet: auf allen Haupt- und Nebenhugeln in der Runde erblickt es menschliche Wohnungen: Haus reiht sich an Haus, und der Dörfer ist schier kein Ende. Selbst ganz schroffe Gehänge und Berglehnen sind um nicht geringen Teile in sorgsam gepflegte, mit starken Zäunen umgebene Gärten um gewandelt: ein beredtes Zeugnis von dem Fleiße und der Betrieosamkeit der Bewohner. Auch sehlen den Ansiedlungen die gewohnten Kronen nicht: Wälder von Kolospalmen, deren saftig grune Wedel in lichter Höhe wie zum Triumphe stol: und feierlich sich wiegen. 4. Oktober. Etwa anderthalb Stunden weiter bis Chambigorang im Bezirke Parina. Ausblick wie in Oseröngi. Nur rücken nach Westen immer neue Dorser in den Gesichtskreis.— Hier trafen wir einen jungen Chambogaro, der bereits zwei Jahre bei Turopäern an der Küste gearbeitet hatte. Leider war mit ihm das abscheuliche Pioschen=Englisch bereits bis hierher eingeschleppt. Im übrigen waren er und alle anderen Leute durchaus freundlich uno zuvorkommend. Wo wir gingen und standen, wuren wir von ihnen um geben. Um für das Breviergebet ein ruhiges Plätzchen zu gewinnen, setzte ich mich etwas abseits in den Schatten eines Hauses. Eine Frau mittleren Alters, die in der Nähe bei der Arbeit war, lrachte alsbald eine Blattscheide der Betel palme zum bequemen Sitze herbei, freundlich lächelnd und ganz ungeniert, als wären wir Bruder und Schwester. Vergleichen wäre bei den Küstenberohnern undenkbar. Durch den erwähnten Chambogaro baten uns die Leute, doch auch bei ihnen eine Station mit Schule und Kavelle zu errichten. Gleich morgen sollten wir den Platz bestimmen. Das Bauen der Häuser wollten sie dann schon besorgen. Nur möchten wir bald kommen. Ein aiter Mann war dem Tode nahe. Nach kurzem Unterricht in den wichtigsten Glaubens wahrheiten wurde er getauft. Auch ein krankeKind erhielt die Nottaufe. Desgleichen ein zweites Kind am folgenden Tage in Chambu landja. Das waren also die Erstlinge hier. 11 nus vom verflossenen Jahre. Diese Liste ist sehr interessant, da sie ein tröstliches Bild von der sich neuerdings fühlbar machenden Bewegung zugunsten der katholischen Kirche gibt. Die letzte Zeit war reich an Konversionen, von denen viele von hoher Bedeutung waren. Bemerkenswert sind vor allem die berühmten Konversionen in Brighton in England. Diese wurden durch einen eigenartigen Zwischenfall herbeigeführt. Rev. Carew Cooks, von der anglitanischen Kirche St. Barthelemy in Brighton, hatte seit seinem Amtsantritt die Gewohnheit, die Hestie auszusetzen und das Fronleichnamsfest, Maria Himmelfahrt und Allerseelen besonders feierlich zu begehen. Sein Bischof regte sich darüber sehr auf. Er ließe, sagte er, jedem volle Freiheit, über diese Dinge zu denken, wie er wolle, aber als Bischof könne er nicht dulden, daß man seinen rein persönlichen Glauben öffent lich ins Praktische umsetze. Man könne, fügte er noch hinzu, das Sakrament wohl bereit stellen für die Kranken. aber öffentliche Verehrung dürfe ihm nicht zuteil werden. Rev. Cooks erwiderle. daß er sein Verhalten als Geistlicher nicht mit seiner persönlichen Ueberzeugung auseinander halten könne. Da er nun einmal an die Trans substantiation glaube, fühle er sich verpflichtet. die Gläubigen zur Verehrung des Allerheiligsten anzuhalten. Dann reichte er sein Entlassungs gesuch ein und ließ sich in die katholische Kirchaufnehnten, wo er nun zum Segen weiter wirken wird. Seinem Beispiel folgten wenige Tage später und aus derselben Veranlassung sechs andere anglikanische Geistliche, vier in Brighlon, einer in London und einer in Southwark. Wie Monsignore Amigo, katholischer Bischof von Southwark in seiner Kathedrale öffentlich be stätigte, haben diese eklatanten Konversionen zur unmittelbaren Folge gehabt, daß über zwei bundert anglikanische Christen in den Schoß der iatholischen Kirche zurückkehrten. Fernei kehrten sechs weitere englische Geist liche aus verschiedenen Städten Englands zur Mutterkirche zurück; auch zwei vornehme Damen. Miß Laura Lister, Tochter des Lord Ribles dale, und Mrs. Raupert, Gattin des bekannten Schriftstellers, der schon vorher konvertiert hatte, ihnen folgten Kapitän Ward, Marineoffizier; Regierungsbeamter Mathews; Gräfin Wratis law: Woodley, Leiter verschiedener großen Zeitungen: ein hervorragender Architekt namens Strong, drei Damen in Newyork, Charles Wriht, hoher Polizeibeamter, Lord Founstein aus Chester und noch neun andere hervorragende Persönlichkeiten. Rührend ist, daß ein englischer ceistlicher, Rev. Hudson Kayler aus Kansas, auf dem Sterbebette konvertierte. Wie die Lamp berichtet, sind im vorigen Jahre allein in Philadelphia 300 Personen in die Kirche aufgenommen worden, in Pensylvanien elf junge Leute allein im Monat November, 17 Studenten in St. Louis im Dezember, zur selben Zeit 22 in Cincinnati: in Ohio 19; beim Schluß einer Mission legten 9 Konvertiten ihr Glaubens bekenntnis ab. Im O.t ber wirden u Cor naton 12 Damen aufgenommen und in Pittsburg einmal 12 und etwas später 7. Am 20. November hat der Erzbischof von Philadelphia 15 Kon verti en gei mt und 5 Konvriten aufgenomme. Aus dieser Liste kann man ungefähr ersehen, welch erfreuliche Fortschritte die Bewegung für die katholische Kirche in den englisch=sprechenden Ländern macht. Es sind nur einige Zahlen herausgegriffen. die zufällig bekannt wurden. Der größte Teil der Konvertiten, namentlich in Amerika, ist gar nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen. Die Bewegung zu Rom hin nimmt in den genannten Ländern von Tag zu Tag zu, denn die von uns getrennt lebenden Brüder überzeugen sich immer mehr von der Unfähigkeit des Protestanlismus, ihnen die Lehre Jesu Christi in reiner, unverfälschter Form zu übermitteln. Von der Entwicklung der Presse. Von Gotthard Herarg. Nachdruck verboten.) „Vier feindliche Zeitungen können mehr Un heil anrichten als 100000 Soldaten.“ Dieses Wort hat, in klarer Erkenntnis der gewaltigen! Macht, welche die Presse darstellt, Napoleon ge- relationen. Die erste wird auf 1583 zurückgeführt prägt. Der Korse hatte ja selbst eine Zeit durch= und hat den Österreicher Michael von Aitzing lebt, da das geschriebene Wort die furchtbarste zum Urheber, den verschiedene Zeitungsforscher Waffe war, jene Zeit, als die blutgeschriebenen wohl nicht mit Unrecht als den eigentlichen BeBlätter der Revolution, als Marats„Ami du gründer des deutschen Zeitungswesens ansehen. peuple"(„Volksfreund") unter die Menge ge Daß man damals auch für die politischen Tagesworfen wurde. Ein Jahrhundert liegt hinter fragen Verständnis hatte und nicht mehr die uns, seitdem der Franzosenkaiser den Satz ge= Greuelgeschichten als alleinige Geisteskost besprochen, der an der Spitze dieser Plauderei trachtete, geht daraus hervor, daß Aitzings Relasteht. Was würde er heute sagen, wenn er die tionen, die immer auf der Frankfurter Messe gewaltige und in solcher Ausdehnung nie ge= erschienen und alle politischen„Vorfallenheiten“ ahnte Entwicklung des Pressewesens überschauen besprachen, eine große Abnehmerzahl fanden. Die könnte! Die Presse ist eine Großmacht im vollen Frankfurter Meßrelationen von Sautenbach Sinne des Wortes. Eine Großmacht schießt waren in dem gleichen Sinne gehalten, wie die jedoch nicht über Nacht aus dem Boden, und wir Aitzings. Den Übergang zwischen diesen Rekönnen auch die Entwicklung der Presse lange lationen zur eigentlichen Zeitung nach heutigen Zeiträume hindurch zurückverfolgen.. Begriffen hat die Forschung noch nicht einwandEs gereicht uns Deutschen zur großen Genug= frei ermittelt. Die älteste uns überkommene tuung, daß Deutschland die Wiege der Presse deutsche Zeitung im Sinne unserer noch heute ist.(Presse ist hier der Ausdruck für alle Druck= gebräuchlichen(allerdings wesentlich ausgestalerzeugnisse.) Als Mutterland des Zeitungs= teten) Form ist die„Straßburger Zeitung" aus wesens im strengen Sinne des Wortes kann aller= dem Jahre 1609. Eine weitere Zeitung aus dem dings Deutschland nicht angesehen werden. Jahre 1609 fand sich in Augsburg, eine dritte Wenn wir dessen Uranfänge erforschen wollen, vom gleichen Jahre in Hannover. Der Titel der müssen wir bis ins Altertum zurückgehen. Wir„Straßburger Zeitung“ ist schon oft wieder begegnen ihm schon im alten Römerreiche. Die gegeben worden, doch wird seine Anführung hier römischen„acta diurna“ waren täglich aus= interessieren. Er lautet:„Relation: Aller Fürgestellte Tafeln, auf denen für die Öffentlichkeit nehmen und gedenkwürdigen Historien, so sich Berichte über Festlichkeiten, Siege und Tages= hin und wider in Hoch und Nieder Teutschland, ereignisse verzeichnet waren. Auch dienten sie auch in Frankreich, Italien, Schott ond Engel den Zwecken der Bekanntmachung. Die erste land, Hispanien, Hungern, Polen, Siebengedruckte Zeitung und daneben die älteste der bürgen, Wallachey, Moldaw, Türkey usw. Inn Welt zu besitzen, dieses Ruhmes kann sich China diesem 1609. Jar verlauffen und zutragen möcherfreuen. Wie so viele Reiche, hatte das der ten. Alles auf das trewlichst wie in solche beMitte längst eine Zeit hochentwickelter Kultur kommen und zu wege bringen mag, in Truck verhinter sich, als über den heutigen Kulturstaaten fertigen will.“ Europas noch Dunkel lag. 911 nach Christi Geburt] Es würde zu weit führen, die einzelnen gründete man in der chinesischen Hauptstadt den Zeitungsgründungen, die in der Folge vor„King=Pao“(„Mitteilungen der Hauptstadt"). genommen wurden, einzeln zu erwähnen. Was Im Druck erschien das Blatt allerdings erst im das Ausland angeht, so erschienen in den damals Jahre 1531 u. Chr. Diese Mitteilungen be= bedeutenden Kulturstaaten erst lange nach den stehen heute noch und erscheinen dreimal täg= deutschen Blättern regelmäßige Zeitungen. Anlich auf verschiedenfarbigem Papier. ser deutsches Vaterland darf also auch mit zuerst In Deutschland reichen die Anfänge des genannt werden, wenn vom Anfange des eigentZeitungswesens ins graue Mittelalter zurück, lichen Zeitungswesens, nicht bloß der Presse im Fürsten und Höhe, Städte und Länder hielten allgemeinen, gesprochen wird. In England ersich gegenseitig durch geschriebene Nachrichten schien die erste Zeitung 1622, in Frankreich 1630. auf dem Laufenden. Diese in Briefform ge= Der Begründer der ersten französischen Zeitung haltenen Neuigkeiten„Nachrichten, wurden„Zei= war der Arzt Renandor, der sein Blatt„La Ga tung" geheißen.(„Es wird eine erschröckliche zette“ taufte. Seit 1762 wurde das Blatt, das Zeitung gemeldet!") Später machten sich fin=leine große Rolle spielte,„Gazette de France“ dige Köpfe daran, durch Sammeln und Ver= genannt, unter welchem Titel es noch heute vielfältigen(d. h. Abschreiben) von Neuigkeiten, besteht. 1644 erschien in Brüssel die„Gazette interessanten Begebenheiten usw., sich ein schönes van Brüssel". Das 18. Jahrhundert brachte nach Stück Geld zu verdienen. Diese geschriebenen Zeiten wirtschaftlicher Krisen eine größere BeZeitungen bildeten einen Schatz für den Emp= lebung in die Entwicklung des Pressewesens. fänger und wanderten von Hand zu Hand. So Das geistige Emporblühen in deutschen Landen, erhielten die Bürger in den Städten(wenn das in der Folge einsetzte, bedingte ein startes Anauch lange, oft Monate und Jahre, nach den ge= wachsen der Literatur und des gesamten Zeitungsschilderten Begebenheiten) Kenntnis von dem wesens. Die Publizistik fand große Vertreter, Gang der Dinge in der weiten Welt da draußen. das Zeitschriftengründen setzte ein. Dann kam (Heute wird die Leserschaft einer Zeitung schon die Revolutionszeit mit ihrer gewaltigen Aus nervös, wenn der Telegraph ein einzigesmal nützung der Presse zu ihren umstürzlerischen Beetwas langsam ist...). strebungen. Nach Gutenbergs genialer Erfindertat brach! Von den Aranfängen der Presse bis zum eine neue, bessere, die eigentliche Zeit der Zei= Ende des 18. Jahrhunderts ist ein weiter Schritt. tung an. Nach Tony Kellen ist in Deutschland Langsam aber konsequent wuchs die Bedeutung der Name Zeitung zum ersten Male 1505 auf der Presse für das öffentliche Leben in das Besogenannte Einblattdrucken aufgetreten. Diese wußtsein des Volkes hinein; heute kommt gerade Einblattdrucke, Flugblätter, erhielten sich lange der Deutsche sozusagen als Abonnent auf die Zeit. Sie hatten den gleichen Zweck, wie die Welt; ohne sein Zeitungsblatt ist ein echter deutheute von den großen Tagesblättern an den An= scher Mann gar nicht denkbar. schlagtafeln täglich ausgehängten Extrablätter! Das verflossene Jahrhundert brachte für die mit den wichtigsten Drahtnachrichten, mit dem deutsche Presse— von dieser ist in den vorhergroßen Unterschiede, daß die Nachrichten, die gehenden Ausführungen im allgemeinen die man auf ihnen vorfand, nicht von heute oder Rede, denn die Entwicklung der ausländischen gestern waren, sondern gleich ganze Monate Presse bewegte sich(mit Ausnahme der franzurücklagen. Immerhin waren diese Blätter ein zösischen, von der Revolution beeinflußten) so gewaltiger Fortschritt, und die Entwicklung des ziemlich in den Bahnen, die ihr von dem Gange Postdienstes brachte ihnen den Vorteil einer der Weltereignisse ungefähr vorgeschrieben wurrascheren Verbreitung. den— noch harte Kämpfe, ehe sie zur heutigen Weit nützlicher als dieses Gedrucksel erwiesen Machtentfaltung gelangte. Ich erinnere nur an sich die im 16. Jahrhundert auftretenden Meß= die Menschenatter hindurch geübte hahnebüchene 3— — 6 X M M uc P M u S 69 □ —.— S.2 5 2ag * G * *— □ — * 2 S B.EiS9 — 6—— 2 * 5 S.e 2 S A 89. ** 4 5 GAUET 9 P □• * 8 8 E* ——" " 1 □ * S 0 ∆ 2 □ S 2 ** * ∆ 1 2—— B 0 □ □ E— —— **** 8•EE —.— □• K— 6 □ 0— S 6 E— — G S E — — # 8 S Pgrsg SE 0 E S — 6 1— *— 0 • —S.2. — Ö"=— = 00•— 88 SEE FSDIS:USES — *. •SSEPE 88 * ∆ S„ a•—— 0.— G a— E S H S 1 T F 5 9— S 5 5 4.— c B•5 * 8 1— E: B 07 G B— G 5 e — E EFSg g. *— U B• S E * 2 S— 8 3 ∆ 85 S 1 8 E 2C: E 0 9 —— 6 8 5 8 9 e S S S 5 8 * S.— Ser* 9 —" B S en * 7 2 S58 SSSS[ESESSEESEEESG ** E" UE— 2— —E E E 59— F G.— S H□ S—„ 2 ESS U 5 58 SUS ne S 292 „.S • S 5 E S BE7 2. 15—* *— m EEEL — 0 S 2 — ∆— — S 2 —— E 5 S— E C — B 2 5EEES9E“ #ec 25010 S 2 ∆ 85 2 S * 1 □ E ERE 10.• S= S = — . S 2 E 25• ∆ S * K— ZODEE 2 □= □ 2 S•* S S. 8 5. 12 Bevormundung der Presse durch einen ver= treter des Pressewesens heute von weltum Eine jugendliche Gestalt beugte sich über den zopften Zensorenbureaukratismus und endlich spannender Bedeutung sind). In das 17. Jahr= Amboß und ließ in kräftigen Schlägen den an die Befreiungskämpfe der Publizistik im hundert führen neun deutsche Zeitungen ihren Hammer darauf erklingen. Vormärz. Das eigentliche Emporblühen unserer Gründungstag zurück. Aus dem 18. Jahrhundert] Eine Midchengestalt öffnete die Tür und jetzigen deutschen Presse setzte nach dem siebziger stammen über 80 Zeitungen, 115 können auf eine ließ ihr helles Augenpaar forschend und spähend Kriege ein. Die meisten deutschen Weltblätter Lebensdauer von mehr als 100 Jahren zurück= umherschweifen, dann eilte sie auf den jungen von heute, ebenso die österreichischen, sind erst schauen. Damit steht Deutschland in der Welt Mann zu und legte zärtlich ihren Arm um seinen ein halbes Jahrhundert alt. Die ausländische an erster Stelle. Hals. Presse hat in den letzten Jahrzehnten eine noch An erster Stelle steht aber auch Deutschland,] Franz, denn dieser war es, zog die Stirne weit größere Ausdehnung erfahren. wenn die Qualität der Presse zu bewerten kraus, und abwehrend schüttelte er das braune „„„ ist. Nicht nur, daß sie sich vorteilhaft abhebt durch Haupt.„Nicht so, Rosa!“ flüsterte er im Tone Aumachsen der Grest,:: Ler Har deas Feteztz deutsche Gründlichkeit von der leichtfertigen, unterdrückter Leidenschaft.„Der Vater sieht Anwachsen der Presse in der ganzen Welt is:; wenn auch oft geistreicher scheinenden und pikan= es nimmer gern und hat schon den begüterten den bewundernswerten Fortschritten in druckeren, zeren französischen Presse, von der Schwatzbasen= Eidam erwählt, mach mir das Entsagen nicht sechnischer Beziehung zu suchen. Dazu gehort dis manier der englischen und amerikanischen Presse, allzu schwer!“ Aber Rosa zog ihm vom Amboß Konstruktion der Rotationsmaschine, die W sondern wir finden in der deutschen Journalistik weg und warf sich dem nur noch schwach wehrenlürzester Jeit Massenauflagen bewaltig.— vor allem ein ausgeprägtes Pflichtgefühl und den Manne an die Brust. In Franzens Seele interessantes Bild ergibt die Statistit über die ein Verantwortungsgefühl, das Hand in Hand waren bei ihrer Berührung die guten Vorsätze Verbreitung der Presse in den Kulturstaaten.5 geht mit einer strengen Auffassung der bedeu= rasch entflohen, und wild zog er diejenige an handelt sich dabei nur um die Menge, v. 9. Dle tungsvollen Aufgabe, die der Presse, als dem seine Brust, welcher er seit Wochen ein willFrucker ierzeugnisse, nicht W### eindringlichsten und einflußreichsten Berater des kommenes Spielzeug, ein neuer Zeitvertreib Qualität. Aber diese wird noch kurz am Schlusse Volkes zufällt. Revolverjournalisten, Helden im war. r.A Gn mm i5o,] Ganz versunken, bemerkten die beide dieser Rlonderei einiges gesagt werden.# Sinne von Gustav Freytags Schmock, denen GeHogmtzahl der veriodischen Trrchgmiten der sinnung ein Fremdwort ih, haben in der deutWelt beläuft sich auf 70000. Den Löwenamten schen Presse keinen Platz, und wenn sie sich eindavon beansprucht Amerika(Vereinigte Staa= nisten, dann wird schon dafür gesorgt, daß die ten); dort wurden vor drei Jahren rund-## anständige Presse alle Gemeinschaft mit ihnen perivdische Druckschriften gezählt. 3½ Tausen absehr“ waren Tagesblätter, die die deutschen an Leser= am:= ein Willitvertreib deu=hicht, daß rasche Tritte sich der Türe näherten. Heftig wird diese aufgestoßen, und die robuste Gestalt des Meisters bleibt flammenden Auges mit der Zornröte auf der Stirn vor den beiden stehen. „Frecher Bube!" stieß er hervor, seine Tochter den Kleinwerkes— weiter vertiefe! Auf der Landstraße daheim. Von Olga Bauman=Kirschner. Tür weisend, stieß er bebend vor Wut hervor: „Hinaus mit dir und zwar auf der Stelle!“ Bleich bis in die Lippen trat Franz zurück und blickte voll Schauder auf die im Schnee und Eis erstarrte Welt hinaus. Noch einmal traf sein Blick hilfesuchend das junge Mädchen. Doch diese wandte ihm kalt den Rücken, und Franz griff nach Hut und Ranzen, nahm die (Nachdruck verboten.) Winterstürme umtobten den einsamen jungen paar Groschen Lohn, welche ihm der Meister zahl bedeutend übertreffen. An zweiter Stelle Pir freuen uns, daß bei uns, im Mutterland beiseite schiebend;„hältst du so dein Versprechen! kommt die Wiege der Presse selbh: Deutschland d“. Presse, trotz starker anglo=gallischer Einflüsse Meinst wohl, daß ich dich, den Garniemand, an Es verfügt über mehr als 10000 Zeitungen und auf unseren Journalismus(der das Gute dieser den warm. Herd setzen werden“. Zeitschriften. Nach den Katalogen lassen sich Einnusse zu verwerten wußte und das Schlechte„Mit bittender Miene trat Franz auf den 4000 politische Zeitungen zählen(täglich davon er m###h. ächtzuhl der beulschen Wütenden zu:„Verzeiht m., Meister!“ bat er, scheinen 1500). die in rund 30 Millionen Erem=####.#; an Vornehmheit und Verantwortlich:„daß das Herz mit dem Willen durchging, es plaren zum Volke sprechen. Es ist ausgerechnet Leilsbemußtsein die ausländische in hohem Maße sol niemals mehr geschehen!“ worden, daß in einem Jahre in Deutschland so dleibe und daß sich die deulsche Presse. unter ka, mues jedoch dieler die 20 Milionen Zeitungsnummern zur Au;gde Auschaltung manchen überflüsigen verslachen= Tür wessend nieb ur hena.d vier gint uader. kommen. Dabei hat noch jede Innung, jedere Wortichgen den Stand, jede Fachgenossenschaft gleich eine kleine Serie von Zeitschriften und Blättern. Frankreich hat 1000 periodische Druckschriften(also Zeitungen und Zeitschriften) aufzuweisen. Unter ihnen sind nur 500 Tagesblätter. Dann kommt Osterreich=Ungarn, das 5700 Blätter zählt. Großbritannien hat 4400 Zeitungen und Zeitschriften, Italien rund 3500, Spanien rund 2000. Belgien jahlt 2000 Zeitungen und Zeitschriften, darunter Mann, der eben durch Gräberreihen hindurch zu bot, und trat schweren Herzens vom schützenden ist die in französischer Sprache geschriebene Presse einem vom Schnee weißbedeckten Grabe ge- Haus der Landstraße zu. der in vlämischer Sprache erscheinenden bedeu= langte, an welchem er Halt machte.! Mit weit ausholenden Schritten hastete der tend überlegen. Das Riesenreich Rußland, das Kein Stein, kein Kreuz schmückte die Stelle, Wanderer vorwärts, denn der Tag wollte schon das 7½ Millionen Einwohner zählende Belgien in welcher das Teuerste, was ein Mensch besitzen zur Rüste gehen und noch sah er weit und breit an Bewohnerzahl fast 15mal übertrifft, hat kann:„die Mutter“ in ihrem kalten letzten Bett kein Dorf, keine Hütte. Die Müdigkeit zog nicht mehr periodische Druckschriften als jenes, zur ewigen Ruhe eingesenkt lag.(kriechend durch Mark und Bein, denn schon war Die kleine Schweiz nimmt in bezug auf die Tief ausatmend blieb der Besucher stehen, die Dämmerung hereingebrochen. Presse eine bemerkenswerte Stelle ein: erstens zog den abgegriffenen Hut vom Kopfe und ließ Mit dem Rufe: O ich Unglücklicher, ich bin in bezug auf die Gemischtheit der Sprachen in das Haupt vom Weh übermannt auf die Brust nur auf der Landstraße dahein! wollte er sich der dortigen Presse(800 deutsche, rund 350 fran= sinken. auf den schneebedeckten Boden hinsinken lassen, zösische und rund 58 italienische Zeitungen und! In den Zügen arbeitete es gewaltig, und als Hundegebell an sein Ohr tönte. Zeitschriften) und dann in bezug auf die große endlich löste sich eine brennende Träne.„Mutter,. Voll erwachter Lebenshoffnung richtete Franz Ausdehnung der Presse, die 1200 perivdische gute Mutter!“ so flüsterte bang der Anglückliche, sich auf, denn jetzt kamen Männerschritte näher. Druckschriften bei nur rund 3½ Millionen Ein= der kaum 20jährige Franz, der abschiednehmend] Es war ein älterer und ein jüngerer Mann, wohnern hat. Ahnlich liegen die Verhältnisse an der Ruhestätte seiner Mutter stand. welche verwundert auf den halb willenlosen bei Dänemarck, bei dem auf 3 Millionen Ein=]„Mutter, mit dir ist mein bester Engel, meine Burschen sahen, welcher ein so großes Bild wohner 1500 Blätter kommen. Ferner entfallen treueste Führerin heimgegangen!“ so klagte er tiefster Trostlosigkeit zeigte. auf Holland rund 1000, ebensoviel auf Schweden, leise.„Niemand gibt mir die Hand, unbetrauert! Mehr getragen als geführt, fühlte Franz sich Norwegen 600, Rumänien 600, Türkei 300, und und unbeweint wandere ich in die weite Welt.“ fortgenommen und wie im Traume glaubte er Griechenland 150. Portugal hat weniger Da zog ein kalter Windstoß daher und ließ eine zwar niedere, rauchige Stube, aber doch als hundert, ebenso Luxemburg. Was die Länder den jungen Mann erschauern, der jetzt erst merkte, Licht und Wärme zu fühlen. Auch zwischen den außerhalb Europas angeht, so erscheinen in den wie dünn und abgetragen seine Kleider waren. Lippen fühlte er belebendes Naß, dann sank er deutschen Kolonien deutsche Blätter und Zeit=] Zum kurzen Gebet faltete er dann fromm bewußtlos zurück. schriften, ebenso in den französischen und eng= die Hände, dann das Grab mit einem letzten Einige Tage waren Franz so im Halblischen. In dem eben erwachten Japan bestehen Liebesblick umfangend ging er mit dem schmalen schlummer dahin entschwunden, er glaubte viele bereite 9000 Zeitungen und Zeitschriften. An= Rinzchen auf dem Rücken dem Ausgange zu. Männer kommen und gehen zu hören, leise Gebedeutend dagegen ist der Stand der Presse in, Leise zitterte noch eine Träne in den Augen, spräche wurden geführt, so daß es Franz fast China, in dem vor tausend Jahren bereits das u eche er jedoch mit festem Willen wegwischte, vorkam, als hätten sie das Licht des Tages zu Pressewesen sich regte, während das Volk heute uid mit erhobenem Haupte betrat er die scheuen nur geringes Lesebedürfnis und geringe Be= Landstraße. Da, es war gerade ein Tag vor Weihnachten fähigung zur Lektüre hat. In Australien sinden] Würde er dort das ersehnte, erhoffte Glück und die Kälte aufs höchste gestiegen, da wollte wir 100 Zeitungen und Zeitschriften. Wie schon finden? fer gerade bei seinen Wirten eintreten, um sich aus meinen Darlegungen zu Eingang dieses] In der Schmiede des Meisters Johann Keller, zu bedanken und mit ihnen über die Zukunft Feuilletons hervorgeht, sind in Deutschland die welche zu Anfang eines Dorfes lag, sprühten beraten, als er laute Stimmen im anstoßenden ältesten Preßorgane zu finden(es ist nat##tlich die hellen Funien, in welchen weißglühend das Zimmer hörte, wovon die eine laut und genich der Fall, daß diese ehrwürdigen Ver= Eisen lag. bieterisch sagte:„Anton Wetzel und Sohn, ihr 13 seid der Diebeshehlerei bezichtigt, im Namen nahm Avschied von Mutters Grab, erlebte immer diesen Gegenstand geschrieben und hielt den des Gesetzes verhafte ich euch, ich fordere euch wieder das Spiel der untreuen Geliebten und Studenten Vorlesungen darüber. Heute ist er auf, uns zu folgen!“ Bei dem Gehörten drohte den Zorn ihres Vaters. Er sah die Gendarmen längst tot, aber seinen Namen darf ich nicht das Blut in Franzens Adern zu erstarren. hinter sich, floh in die Kapelle und betete dann nennen, weil er heute noch berühmt ist. Aber rasch besann er sich, eilte nach seinem immer wieder zur Mutter der Enaden. Dann Der hatte einen einzigen Sohn, den er nach Gelaß zurück, griff mit laut pochendem Herzen sah er sich als Kind daheim, sah sich von Mutter= dieser Weise erzog als Muster und Probe seiner nach Ranzen und Hut, sah scheu um sich und händen zu Bett gebracht, da konnte er selig Erziehungskunst. Er war ein lieber, guter eilte dem Ausgang zu. flüstern:„In mein Bettchen leg ich mich!" Junge. Wir studierten zusammen. Er hatte In seiner Erregung hörte er immer die Ver= Tränen voll tiefsten Mitgefühls rannen den aber einen einzigen Fehler, der ihn für dieses folger, die Männer des Gesetzes, hinter sich und guten Brüdern über die ernsten Züge, wenn sie Leben unbrauchbar machte. Das war— seine immer rascher eilte er dahin wieder seiner Heimat, die ganze Größe seines furchtbaren Unglücks Erziehung. Sie bewirkte, daß nichts aus ihm der Landstraße, zu. mitanhörten, und waren von seinem Kinder= wurde. Sie allein. Aber nur zu bald fühlte Franz bleierne gebet tief bewegt.[ Erziehen will nur die Natur selbst. Wir tönnen Schwere in den Gliedern. Einen dumpfen Druck! Düre Aufopferung und ihr Gebet ward end= nur werden lassen, was von dieser Weisheit(wir fühlte er im Kopfe und nur mühsam schleppte lich belohnt. würden sagen: von Gottes Weisheit) hineiner sich weiter, denn er sah sich zu Anfang eines Denn als die Märzensonne durch die Scheiben gelegt ist und ein schützender Zann sein, daß Waldes, auf dessen leichter Anhöhe eine halb fiel, da war dem Tod die Stachel genommen, werden kann, was werden soll. verfallene Kapelle stand.„Dorthin möchte ich das Leben hatte den Siegeszug erhalten, Franz] Darum ist es nie gut, wenn's nur ein noch kommen,“ flüsterte der bleiche Mann,„nur war endlich gesundet. Kind ist. Denn die Einkinder werden in der noch im Schutz der Kapelle, dann will ich, der! In der Zelle des Priors lag am Ostermorgen Regel erzogen. Das bedeutet in diesem Falle Sohn der Landstraße, ruhig sterben" vor dem hochwürdigen Vater ein demütiges soviel wie verzogen. Mehr kriechend wie gehend glitt er vorwärts, Menschenkind auf den Knieen, und eine herz Unsere Bauern sagten: Ein Kind ist kein und wirklich, war es ein Wunder oder Zufall, liche Stimme bat immer wieder aufs neue: Kind. Sie hatten recht. Jedenfalls ist ein Kind sah er die Türe nur angelehnt, und vor dem„Laßt mich dableiben, lieber Vater, als der ein Sorgenkind. halbverfallenen Altar brannte gespenstig das Geringsten einer will ich dienen, stoßet mich Auch zwei Kinder erziehen sich schlecht. Es ewige Licht. nimmer auf die Landstraße in Not und Sorge ist dabei die Gefahr, daß in einem der Vater, Aber für alles das hatte Franz keinen Blick. hinaus!" im anderen die Mutter ihren Liebling sieht, be„Mutter!" rief er,„ich komme viel früher, Und voll Liebe hob der Brave den Burschen sonders wenn noch ihr Geschlecht verschieden ist. als ich selbst geglaubt!“ auf, legte segnend seine Hand auf dessen Haupt Lieblingswirtschaft in der Erziehung zerreißt Dann sank er auf die kalten Fliesen und betete, und sprach:„Bleibet immer bei uns im Lienste oft genug das ganze Familienleben. wie er glaubte, sein letztes Gebet. des Herrn und seiner heiligen Mutter, die in Je weniger Kinder da sind, um so leichter „Mutter der Enaden, ich rufe zu dir, Mutter, einer kalten Winternacht meine Schritte zur bildet sich dieses schädliche Lieblingswesen. Sie du Gütige, nimm mich von hier, denn um mich alten Kapelle lenkte, auf daß ich dich finden, sind zu leicht zu übersehen und den Eltern immer ist Nacht, bin vom Schlimmsten bedroht, ofretten und dich ihr weihen konnte!" gegenwärtig. Dies verführt sie nur zu leicht sich Mutter, so komm, sonst ereilt mich der Tod!“ Ergriffen küßte Franz das Kleid des frommen einzumischen in Dinge, die die Natur nun einmal Und wirklich sank sein Haupt auf den kalten Mannes, und voll heiliger Freude sprach er ein selbst besorgen will und nur selbst besorgen kann. Boden. Franz sah es nur noch hell aufleuchten, fromm Geloben: Mindestens sollten es— drei sein. Das ist fühlte, wie weiche Arme ihn umfingen, wie ein„Treu im Dienste, ein Vater der Witwen und ein Elternpgar schon der Menschheit schuldig. warmer Hauch ihn umwehte. Dann war es Waisen, ein Helfer der Bedrängten und eine Das neue Geschlecht muß doch mindestens eins Nacht geworden. War Franz tot? Ein Opfer Zuflucht der Sünder zu sein.“ mehr sein als das alte. Sonst ist's ja kein Fortder Landstraße geworden? schritt. Aber unter den dreien müssen zwei GeIm nahen Kloster hatten die ehrwürdigen Brüder schon längst das„Ave Maria“ gebetet, und endlich vermißte man den Bruder Ralph. Schon wollten sich einige Laienbrüder auf den Weg machen, den geliebten Prior zu suchen, da stürzte dessen treuer Begleiter, der Bemarschlechter vertreten sein. Hat man nur Buben, so fehlt etwas. Das Fehlen des Weiblichen ist immer störend und wird auf die Dauer immer empfindlicher. Die Natur will durchaus, daß die Geschlechter von klein auf aneinander geKindersegen und Erziehung. (Nachdruck verbeten Jum festen Bestande wirklichen Familien= wöhnt werden.. dinerhund Bari, aus dem nächtlichen Dunkel glückes gehören Kinder. Unser Jahrhundert, das Hat man aber nur Töchter, so fehlt erst recht hervor. Dieser erhob bei ihrem Anblick ein man mit Recht das Jahrhundert des Kindes ge= eiwas. Die armen Mädchen bekommen mie Freudengebell, sprang an ihnen empor und dann tauft hat, spricht und schreibt sehr viel über das einen rechten Begriff vom Manne, wenn sie nicht zurück, als wollte er sie auffordern, mitzu= Kind und was mit ihm zusammenhängt. Im mit einem Bruder aufgewachsen sind. Gerade, kommen. Leben aber, wo es sich um die Betätigung des wo der Geschlechtsunterschied größer wird, Kaum hatten sie jedoch ein paar Schritte Gehörten und Gelesenen handelt, wird nichts bilden sich die abenteuerlichsten Vorstellungen getan, da sahen sie im Mondlicht die hohe Ge= so sehr verkannt als das Kind. Kindersegen gilt von dem Manne bei den heranwachsenden Mädstalt ihres geliebten Meisters, welcher keuchend in gewissen Kreisen als fast entehrend. Das chen. Die Folgen sind in der Regel die bittersten daherkam, denn er trug mit Aufbietung der höchste Glück und der berechtigte Stolz früherer Enttäuschungen. letzten Kraft eine schwere Last. Zeiten hat sich in einer Zeit, wo alle Werte um= Es ist aber auch nicht gut, wenn unter dreien Jetzt mußte er auch die Antommenden be= gewertet werden sollen, in die drückendste Last nur eines das andere Geschlecht darstellt. Das merkt haben, denn er rief voll Freude:„Hierher, für manche Frau verwandelt, die nicht mehr unter eine wird gewöhnlich verwöhnt und verzogen liebe Brüder, kommt zur Hilfe, ich glaube aber. Familienglück das echte, das schönste, das christ= und als etwas ganz besonderes angesehen. daß es ein Toter ist, den ich in den Armen halte. liche versteht. Damit schädigt sie sich selber, vor! Darum sollten's schon— vier sein, unter der Doch wollen wir alles versuchen.“ Viele Hände allem aber ihre Kinder, auch das eine oder die Voraussetzung, daß zwei Brüder uno zwei streckten sich aus, um dem Prior die starre Gestalt zwei, die sie noch nach den großmütigen Kon= Schwestern einander gegenüberstehen. Hier abzunehmen, und rasch ging es unter Baris zessionen einer heidnischen Mode zu erziehen wäre es noch viel schrecklicher, wenn sie in drei Freudengebell dem nahen Kloster zu. Dort sich herabläßt. und eines geteilt wären nach Geschlechtern. brachte man Franz, der einer Leiche glich, in ein! Es soll nicht von der religiösen Seite des! Am besten wäre es natürlich— fünf, nur ganz mäßig erwärmtes Gemach, dort zog vom atheistischen Frankreich importierten Sy= beide Geschlechter irgendwie unter ihnen verman ihm die Kleider aus und der Prior be= stems die Rede sein. Vom rein natürlichen treten. Dann gibt's eine richtige Familie. Es lehrte die Laienbrüder, wie sie den Erstarrten Standpunkte aus, dem der Erziehung, soll gibt ja doch nichts Schöneres in der Welt, als das mit Schnee zu reiben hätten und erst nach und dieses Thema erörtert sein. Wie schädlich und Leben in einer nicht zu kleinen Familie. nach erwärmten Tee und dann leichten Kognak gefahrbringend dem echten Familienglück,] Aber die Erziehung! Gott sei Dank, die geht zwischen die weißen Lippen träufeln sollten. für Mutter und Vater und Kind, unsere heutige ja verloren auf diese Weise. Immer von einem Fast schien es, als wollte der weiße Tod sein heidnische Mode ist, soll in seiner unübertreff= zum anderen eilt die Sorge der Eltern und kann Opfer nimmer lassen, doch endlich ward der lichen Weise ein Materialist vom reinsten Wasser, sich nicht auf eins oder zwei verdichten. Immer frommen Brüder Werk von Erfolg gekrönt. der aber in dieser Hinsicht sehr objektiv urteilt, uns das kleinste beansprucht die meiste Pflege und Fra., schlug die Augen auf und flüsterte auseinandersetzen. Ich meine Heinrich Lhotzky, Fürsorge. Inzwischen gelingt es den älteren, kaum hörbar, aber unendlich glücklich:„Im der in seinem Buche:„Die Seele des Kindes“ ihr eigenes Leben zu entfalten unter dem allHimmel bei der Mutter, bei ihr, der guten, der(S. 26) also schreibt: gemeinen(soll heißen„Gottes") Schutze, der treuen Helferin.“ Nur wie ein Hauch sprach er„Wir haben die besten Erziehungsweisen über ihnen ruht. Zehn Jahre werden etwa verdie letzten Worte, dann fiel er wieder in tiefen und die umfänglichsten Bücher darüber, aber gehen, wenigstens ist es zu wünschen, bis fünf Schlaf. was herauskommt, nun, das wissen wir ja: der Kinder laufen lernen. Da ist das älteste schon Weihnacht war es geworden; Franz hatte Durchschnitt. Nicht mehr. im Erwachsen und lernt dabei die Fürsorge mit aber nichts davon gemerkt. Im hohen Fieber] Ich kannte einmal einen Professor der Er= dem schwächsten Gliede. Eine herrliche Erglaubte er sich immer noch auf der Landstraße, ziehungskunst. Er hat auch viele Bücher über ziehung. Aber diese schafft die Natur, nicht du.