G O General Anzeiger für Stadt und Amt=Gohenlimburg K. Drusk und Verlag von#v. Grunros in Hohentinburg. 7„Erschein, Bitpochs u. Sanstags und fekt. Wittmack 1 Seupar 1890(urigsen werden die Ispelt.Germondzel oder Ne 1. vierteljährlich inel.„Unterhaltungsblatt“ Mr. 1,20 Meittwoch, k. Fasunt 1090. deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet und des 21. Fährg. in der Expedition u. durch die Post bezogen. Dienstags resp. Freitags bis morgens erbeten. Anzeigen werden die 1palt. Gormondaelle oder Bestellungen auf den Gemeinnützigen mit Illustrirtem Unterh.=Bl. für das mit 1. Jan. begonnene 1. Quartal 1890 werden von den Kaiserl. Postanstalten, den Boten u. der Expedition angenommen und umgehend erbeten. Zum neuen Jahre! Für uns an zeitliche Dinge mit ihren mannigfaltigen Wechseln von Glück und Unglück, Freude und Schmerz gebundenen Erdenkinder bedeutet der Eintritt in ein neues Jahr immer eine Frage an die räthselhafte Zukunft. Doch unmöglich ist es, den Schleier der Zukunft zu lüften, und es wäre daher geradezu thöricht, wenn man am Jahreswechsel Prophezeihungen für das neue Jahr verkünden wollte. Aber das Leben ist ernst und in wichtigen Stunden verlangt das Menschenherz nach Trost und frohen Hoffnungen, und dies ist zumal auch zur Zeit der Jahreswende der Fall. Da gilt es denn vor allen Dingen, alle übertreibenden ängstlichen Befürchtungen von sich abzuschütteln und mit Muth und Gottvertrauen der Zukunft entgegenzublicken.„Das ganze menschliche Leben ist ein Gleichniß!“ so urtheilt der größte deutsche Dichter, und dieses dem Suchen nach dem Heil, nach der ewigen Wahrheit und Schönheit geweihte Menschenleben kann natürlich nicht frei von Prüfungen und Verirrungen bleiben. In dieser Hinsicht, die eine fundaamentale Bedeutung für das menschliche Leben hat, gleicht aber ein Jahr genau dem anderen, das heißt, im neuen Jahre werden auch Licht und Schatten, frohe und böse Tage und Stunden abwechseln, aber ein vernünftiger Grund zu einem sorgenvollen Bangen vor der Zukunft liegt nicht in der Natur der Dinge begründet. Dieselben zeigen vielmehr auf allen Gebieten und auch nach den schlimmsten Heimsuchungen und scheinbar erdrückenden Befürchtüngen wieder segensreiches Gedeihen und gesunden Fortschritt. Es gilt dies sowohl vom Leben der Völker wie vom Dasein des einzelnen Menschen. Wie bangte man doch so manches Jahr hindurch und selbst zum Theil noch in dem zuletzt verflossenen um die Erhaltung des Weltfriedens, und siehe da, die Kriegswolken in Ost und West sind zerstreut, und das Jahr 1890 tritt in politischer Hinsicht mit einem reinen, klaren Himmel seinen Lauf an! Es ist da wohl aber nur natürlich, daß das allgemeine Vertrauen in den Weltfrieden auch stützend und fördernd auf jede Culturarbeit einwirken muß, und daß Industrie und Handel, Landwirthschaft und Gewerbe, Künste, Wissenschaften wahrscheinlich im neuen Jahre einen neuen Aufschwung erfahren werden. Nur segensvoll kann sich eine solche günstige Periode im Allgemeinen auch für das Leben jedes Fleißigen und Braven äußern, und, abgesehen von den Prüfungen, welche der Schöpfer über die Menschen und Nationen verhängt, kann man deshalb gerade in das neue Jahr mit den besten Hoffnungen eintreten und mit dem Dichter ausrufen: „Nun muß sich Alles, Alles wenden, Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag!“ Deutschland. Berlin, 28. Decbr. Es verlautet, der Kaiser habe die Lotterie zur Freilegung der Schloßfreiheit genehmigt. — 28. Decbr. Fürst Bismarck trifft am 8. Januar hier ein. — Ein Erlaß des Unterrichtsministers erörtert, daß das von den Magistraten größerer Städte vielfach beobachtete Verfahren, bei Besetzung erledigter Lehrerstellen an Volksschulen vorzugsweise jüngere, zum Theil ganz junge Lehrer zu berufen, einer gedeihlichen Entwicklung des Volksschulwesens leicht nachtheilig werden kann. Indem es die Landschullehrer und die Lehrer kleiner Städte der Aussicht auf den Uebergang in die besseren Stellen der großen Städten beraubt, muß es die an sich schon hier und da vorhandene Abneigung der Lehramtsbewerber gegen die Uebernahme ländlicher Stellen vermehren; außerdem würde es, wenn es allgemein würde, die segensreiche Wechselwirkung zwischen städtischen und ländlichen Schulen aufheben. — Die„Kölnische Ztg.“ meldet aus Zanzibar von heute Morgen 7 Uhr 25 Min.: Lieuteannt Ehlers ist mit einer Abtheilung des Wißmann'schen Expeditionscorps von Pangani zum Kilima=Ndscharo aufgebrochen, um im Auftrage des deutschen Kaisers dem Fürsten von Moschi kaiserliche Geschenke zu überbringen. Major Wißmann verbleibt an der Küste. Sprottau, 28. Decbr. Laut telegraphischer Ordre verliert Freystadt seine ganze Garnison. Ein Bataillon des 58. Infanterie=Regiments kommt nach Trakehnen und Sprottau, und die 1. Abtheilung des Podbielskischen Feldartillerie=Regiments nach Graudenz. Dresden, 28. Decbr. Graf Adolf Platen zu Hallermund, ehemaliger hannoverscher Minister des Auswärtigen, ist gestern Abend hier gestorben. Leipzig, 29. Decbr. In Pegan ist nach Angabe eines socialistischen Blattes der Schriftsetzer Reinsdorf, der soeben von Amerika zurückgekehrte Bruder des hingerichteten Anarchisten Reinsdorf, verhaftet worden. Bückeburg, 25. December. Eine unverhoffte freudige Weihnachtsbescheerung wurde einigen Oberjägern der 1. Compagnie des hiesigen Westf. Jägerbataillons zu theil. Dieselben gewannen, laut dem „Westfälischen Volksbl.“ in der Rothen Kreuz=Lotterie 75 000 Mk. Frankfurt a. M., 25. Decbr. Das Betriebspersonal, welches der hiesigen Eisenbahn=Direction auf den verschiedenen Bahnen unterstellt ist, wurde auf seinen Farbensinn untersucht, wobei sich herausstellte, daß nicht allein Locomotivführer und Schaffner, sondern auch Zugführer im Laufe weniger Jahre durch den anstrengenden, die Nerven in hohem Grade erschütternden Dienst farbenblind geworden sind. Es sind darunter Leute von 10, 15 und 20jähriger Dienstzeit. Dieselben werden nun als im Dienst invalide geworden mit einer höheren Stufe als sonst pensionirt. Wiesbaden, 25. Decbr. Gestern Abend um halb 9 Uhr wurde beim Rangiren der Züge im Taunusbahnhofe eine männliche Person, auf der Weiche liegend, todt aufgefunden. Die Leiche ist von untersetzter Statur, mit sauberem Anzuge bekleidet. Man fand bei derselben 80 Mk. in Gold, eine goldene Uhr und ein Messer, in welches der Name„Pfister“ eingravirt ist. Sonstige Erkennungszeichen fanden sich nicht vor. Die Leiche wurde in das hiesige Leichenhaus verbracht. Wie der Mann dorz hingekommen und auf welche Weise er seinen Tod gefunden, ist bis jetzt nicht ermittelt. # Nürn berg, 28. December. Der„Nürnberger Generalanzeiger“ veröffentlicht einen soeben eingetrofZum neuen Jahr! Ein Jahr ist abermals dahingegangen, Ein neues stieg im Zeitenschooß herauf, Und zagend fragen wir mit leisem Bangen, Was es wohl bringen mag in seinem Lauf— Wird's uns wohl stets ein lächelnd Antlitz weisen, Erschließen uns des Glückes eb'ne Bahn— Wird's uns wohl über Dornen wandeln heißen Und sich mit Trübsal nur und Kummer nah'n? Wird's auch den holden Frieden ferner künden, Dies kostbar Gut in heut'ger ernster Zeit— Wird endlich sich in seinem Schooß entzünden, Was lang gedroht: Ein blut'ger Völkerstreit? O, Thorheit ist's und müßiges Bestreben — Nie ward es einem Sterblichen erfüllt— Mit kecker Hand den Schleier wegzuheben, Der unser künftig Schicksal noch verhüllt! Doch nicht verzagt! Laßt hoffend uns vertrauen, Daß hell im neuen Jahr das Glück uns winkt— Mit dieser Hoffnung laßt uns vorwärtsschauen, Erwarten muthig, was die Zukunft bringt— Wohlan, sie grüßt uns ja mit frischen Blüthen, Drum, fragt Ihr noch in banger Kümmerniß: Wird wohl der Herrgott ferner uns behüten? So tönt's zum neuen Jahr: Gewiß, gewiß! Zweites Leben. Roman nach Mrs. Alexander von Ida Frick. Autorisirte deutsche Bearbeitung. [Nachdruck verboten.] (Fortsetzung.) „Ja, Viktor hatte ihr einen Brief von der lieben schönen Dame gebracht. Da war er,— derselbe enthielt nur wenige Worte; sie bot ihn dem fremden Herrg. Trevor, der sah, daß er französisch war, nahm ihn und übersetzte: „Wollen Sie so gut sein, den einliegenden Brief Mr. Welby zu geben, sobald er zurückkommt!“ „Wo— wo ist dieser Brief?“ schrie Welby, sie wie geistesverwirrt anstarrend. „Hier, mein Herr!“ Sie überreichte ihm ein zweites Briefchen und verließ mit ungewöhnlicher Rücksicht das Zimmer. Welby's Hand bebte, als er das Convert öffnete. Er achtete nicht auf Jane und Lizzie, welche aus natürlichem Impuls nahe genug herangetreten waren, um den Inhalt lesen zu können. Im nächsten Augenblick, mit einem entsetzten Blick und unverständlichem Ausdruck, ballte er das Papier in der Hand zusammen, stieß Lizzie rauh zur Seite und stürzte zur Thür hinaus. Jane, als ob sie ängstlich sei, den Vater allein zu lassen, folgte ihm eilig. Auch Lizzie machte einen Schritt vorwärts, hielt dann aber, kaum fähig, sich aufrecht zu halten, inne, während ihr liebes, kindliches Gesicht einen solchen Ausdruck von Schmerz und Entsetzen zeigte, daß Trevor rasch zu ihr trat, ihre beiden Hände nahm urd rief: „Was— was st ess um des Hinmels wilen, Lizzie, sagen Sie es mir!“ Ihr Blick, mit dem sie dem seinigen begegnete, erzählte ihm bereits eine ganze Geschichte,— die Geschichte einer furchtbaren Tragödie. „Ach, Hauptmann Trevor,“ flüsterte sie entsetzt, „sie sagt:„Das Leben ist mir unerträglich geworden! Ich schreibe dies, um für ewig Lebewohl zu sagen!“ Wie unter einem allgewaltigen Faustschlag sank Trevor in sich zusammen. „Großer Gott!“ rief er dumpf.„So war es doch Selbstmord!" Selbstmord? Mildred und— Selbstmord? Zweiter Band. 1. Mrs. Learett saß in ihrem Sanktuarium und las in der„Times“. Seitdem der Aufruf an Arthur Carr ergangen war, hielt sie es für ihre Pflicht, sich täglich davon zu überzeugen, ob die Annonce auch in dem Blatte erschien. Es waren etwa drei Wochen verflossen, seitdem Mrs. Welby ins Ausland gegangen war, und bis jetzt hatte sie noch keinerlei Nachricht von ihr erhalten. Halb und halb hatte die gute Seele erwartet, durch die Schwester Kunde über Arthur zu empfangen. Sie meinte, Mildred müßte sicher gewesen sein, ihn irgend wo zu treffen, warum sonst hatte sie so viel Geld mitgenommen? Auch jetzt beschäftigten sie derartige Betrachtungen, während sie die großen Spalten der Zeitung üverflog, bis ihre Aufmerksamkeit plötzlich durch einen Artikel, welcher die fettgedruckte Ueberschrift:„Anglück * fenen, vom 8. October d. J. datirten Brief von Dr. Peters an seinen hier lebenden Bruder. Dr. war damals schon jenseits der wasserlosen Steppe; derselbe hatte eine befestigte Ansiedlung errichtet, fand sich mit seinen Leuten wohl, hatte die Gegend bis zum Kenia untersucht und war im Besitz ausreichender Lebensmittel. Wien, 27. Decbr. Der ehemalige Botschafter Graf Karolyi ist auf seinem Gute Megyer in Folge eines Sturzes gestorben. Graz, 27. Decbr. Zwischen Sagor und Trifall durchschlug ein herabstürzendes Felsstück den Waggon des Courierzuges. Die drei Insassen des Wagens wurden nicht beschädigt. Kurze Zeit vorher passirte der Kaiser auf der Fahrt von Triest nach Wien die Unglücksstelle. Belgien. Brüssel, 28. Decbr. Verschiedene Metallwerke in Charleroi sandten Agenten nach Deutschland zum Einkaufe von Kohlen. Frankreich. Paris, 28. Decbr. Es starben am Donnerstag 180 Personen mehr als am 26. Decbr. 1888. Die Influenza hat in Frankreich und Spanien einen gefährlicheren Character angenommen, dagegen ist sie in Petersburg erloschen und in Berlin am abnnehmen. — 29. Deebr. In Yazoo Citi, Mississippi, ist ein Speicher mit 6000 Ballen Baumwolle abgebrannt. Der Verlust wird auf 350000 Dollars geschätzt. Afrika. Zanzibar, 30. Decbr. Das Befinden Emin Paschas hat sich wieder gebessert. Italien. Rom, 27. Decbr. Der König hat den Prinzen Ludwig und Humbert, Söhnen des Herzogs von Aosta, die Titel Herzog der Abruzzen und resp. Graf Salemi verliehen. Großbritannien. London, 28. Decbr. Eine Meldung des Bureaus Reuter aus Zanzibar besagt, daß der Zustand Emins sich wieder verschlimmert habe; der fortdauernde Ausfluß aus dem Ohre beunruhigt die Aerzte und gilt als ein ungünstiges Anzeichen. — 28. Decbr. Die heutigen Nachrichten aus Rio de Janeiro lauten beruhigender. Die Regierung ist wieder Herr der Situation. Spanien. Madrid, 27. Decbr. Während der vorgestrigen Vorstellung im Opernhause platzte ein Rohr des Dampfmotors für electrische Beleuchtung. Es trat plötzliche Finsterniß ein und nur infolge längeren Verweilens der Königin in ihrer Loge verließ das Publikum ruhig das Theater. Zwei Arbeiter sind erstickt. Portugal. Lissabon, 28. Decbr. Die Kaiserin von Brasilien ist heute Nachmittag in Oporto gestorben. Eine Herzkrankheit soll die Ursache des Todes gewesen sein. Amerika. New=York, 27. Decbr. Aus Rio de Janeiro wird berichtet Brasilien sei in vollem Aufstande. Die kaiserliche Partei beabsichtigt die Rückberufung Dom Pedros eventuell die Ausrufung des Prinzen Dom August von Sachsen zum Kaiser. bei Chamonix" trug, gefesselt ward. Der Bericht selbst „Die Gäste und Bewohner der reizenden Gegend wurden gestern durch eine auf dem Mer de Glace sich ereignete Katastrophe in Traner und Aufregung versetzt. Ein Engländer, welcher mit seiner Frau und seinen Töchtern im Hotel Royal sich aufhielt, wollte mit erfahrenen Führern bis zum„Le Jardin“ aufsteigen. Um denselben von Montanvert zu erreichen, ist es nöthig, einen Theil des Mer de Glace zu überschreiten. Die eine der Damen, welche der Sorge eines sehr bekannten Führers anvertraut war, wollte in den Spalt, über welchen sie auf einer Schneebrücke gehen mußten, sehen, kam dem Rand zu nahe, oder verlor das Gleichgewicht, oder strauchelte,— genug, da sie nicht an den Führer angebunden war, stürzte sie in den Abgrund, ehe des Führers verzweiflungsvoller Schrei die Anderen aufmerksam machen konnte. Wie es bei solchen Gelegenheiten immer ist, gehen allerlei Gerüchte, selbst die allerunwahrscheinlichsten, um. Man wird die Sache genau untersuchen, zweifelt aber daran, Weiteres zu erforschen!" Mrs. Learett legte das Blatt mit einem kakten, sonderbaren Schauder nieder. Es waren keine Namen genannt; sie hatte keine Ahnung, wo Mildred sein konnte; sie wußte nur, daß die Welby'sche Familie in der Schweiz war; Chamonix aber lag in der Schweiz und die arme Frau fürchtete, sie wußte selbst Engländer mit Frau und Töchtern! Es gab viele reisende Engländer in der Schweiz Warum bildete sie sich ein, daß das Unglück gerade„ihre junge Dame“ getroffen haben sollte? Sie hätte nicht weiter lesen können, nicht um * Hohenlimburg, 30. December. Die seit kurzem hier auf Veranlassung des HohenlimburgElseyer Frauenvereins ins Leben getretene Sonntagsschule, in der sich die schulpflichtigen Mädchen Sonntag nachmittags unter Aufsicht der hiesigen Diakonissinnen zu nützlicher Unterhaltung in der Kleinkinderchule versammeln können, feierte gestern nachmittag unter allgemein reger Betheiligung der Kinder, ihrer Eltern und Anverwandten, sowie sonstiger Freunde der lobenswerthen Einrichtung ihr Weihnachtsfest im großen Saale der hies. Kleinkinderschule, wo ein prachtvoll geschmückter Weihnachtsbaum und für jedes Kind ein belehrendes Buch als Geschenke aufgestellt waren. Herr Pfarrer Heidsieck hielt eine zu Herzen gehende Weihnachtsrede und unter Begleitung des Harmoniums erklangen die weihevollen Weihnachtslieder der munteren Kinderschaar. Die schöne circa 2stündige um 7 Uhr beendete Feier konnte wieder zeugen von dem segensvollen Wirken des hies. Frauenvereins, dessen liebevoller Thätigkeit unsere Bürgerschaft schon mehrere dem Gemeinwohl nützliche Einrichtungen verdankt.„.„. 46 i den uim §§— 31. Decbr. Die hier und in der umgegend schon seit längerer Zeit auftretende Influenza scheint noch immer keine Absicht zu hegen uns ihrer lästigen Gegenwart zu entbinden; im Gegentheil tritt sie jetzt auch in hohem Grade unter der Arbeiterbevölkerung auf, sodaß dieserhalb auf mehreren hiesigen Fabrikwerken fast die Hälfte der Arbeiter letzter Tage feiern mußte. Da scheint das Wiedereintreten einer dritten ärztlichen Kraft(siehe Inseratentheil) wirklich am Platze zu sein...,„ e h.. — Eine statistische Erhebung in der ganzen deutschen Turnerschaft ist in Vorbereitung. An sämmtliche Vereine werden gegenwärtig Fragekarten vom geschäftsführenden Ausschuß der deutschen Turnerschaft verschickt, die bis zum 10. Januar 1890 an die Gauvorsitzenden resp. die Kreisvertreter ausgefüllt zurückgesandt werden müssen. Die Hauptfragen sind: nach der Zahl der Mitglieder, der praktischen Turner, der zur Vereinskasse Zahlenden, ferner nach der Zahl der Turnstunden und der Vorturnerstunden im ganzen Jahr. Außerdem sollen noch folgende Fragen beantwortet werden: Turnt der Verein im Winter? Sind Schulturnhallen im Orte? Benutzt der Verein eine solche? Ist der Verein Eigenthümer eines Turnplatzes oder einer Turnhalle: Die Statistik der gesammten deutschen Turnerschaft wird später verIserlohn, 30. Debr.(Rasch tritt der Tod den Menschen an.) Das ewig wahre Wort hat wiederum sich bewahrheitet. Der Kreiskassenrendant und Kreisschreiber Herr Steffenshoff hierselbst, war gestern Abend noch in Gesellschaft wohl und munter und bereits in der Nacht ist er plötzlich verschieden. Ein Herzschlag hatte seinem Leben ein rasches Ende bereitet. Hagen, 23. Decbr. Für die am 8. Februar beginnende erste Schwurgerichtsperiode ist der Herr Landgerichtsrath Wiethaus zum Vorsitzenden ernannt . Deobr.(Strafkammer.) Der B.=Meister C. Sch. aus Nahmer war der Unterschlagung angeklagt. Er schuldete einer Geschäftsfirma 350 Mark, woher er einen Wechsel gegeben hatte. Beim Fälligkeits=Termin konnte er diesen nicht einlösen, worauf die Firma ihm das Geld zur Deckuug sandte und er einen neuen Wechsel ausstellte. Zufällig war der zu deckende Wechsel inzwischen an die Firma zurückgegangen und anstatt nun die gesandte Summe ebenfalls zu retvurniren, behielt Sch. das Geld für sich und verwandte es zu eigenem Nutzen. Der Angeklagte war geständig und entschuldigte seine That mit seinen damaligen schlechten Verhältnissen. Das Geld ist zum Theil bereits zurückerstattet. Der Angeklagte wurde zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Ergste, 26. Decbr. Am 23. d. Mts. verstarb ganz unerwartet der in weiten Kreisen bekannte und geschätzte Herr W. Hellmann(Kages Nachfolger). Seine kunstgeübte Hand hat manche bösartige Verrenkung, die unter Umständen den Betroffenen hätte zum Krüppel gestalten können, gehoben, und viele werden es ihm auch noch nach seinem Tode Dank wissen, daß er ihnen den Gebrauch verletzter Glieder wieder ermöglicht hat.— Leider hat der Verstorbene eine zahlreiche Familie in recht drückenden Verhältnissen zurückgelassen und würde hier rasche und willige Hülfe lindernd wirken. Dortmund, 26. Decbr. Veranlaßt durch die hohen Fleischpreise haben seit einiger Zeit die Beamten und Arbeiter der hiesigen königlichen WagenWerkstätte bei Huckarde größere Mengen Fische gemeinschaftlich bezogen und dieselben dann zur Vertheilung gebracht. Prächtiger Schellfisch konnte einmal schon zu 12 Pfennig, einmal sogar zu 10 Pfg. das Pfund abgegeben werden. Münster, 27. Deebr. Bei der wegen des Verschwindens von 10000 Mark aus einem Geldbriefe angestellten Untersuchung hat sich herausgestellt, daß die jetzt bei Geldsendungen zulässigen Briefhüllen und deren Verschluß durch Gummi mit nur zwei Siegeln keine hinlängliche Sicherheit für den Inhalt bietet, indem in kaum zwei Minuten die Entleerung derartiger Briefe ohne Verletzung der Siegel bewerkstelligt werden kann. Lennep, ul. Becor. Ein hochherziges Weihnachts=Geschenk hat die hiesige evangelische Gemeinde vom Herrn Commercienrath Hermann Hardt erhalten. Derselbe schenkte der Gemeinde 25 000 Mk. zur Beschaffung einer neuen Orgel und einer mit dieser verbundenen Gallerie für den Kirchenchor. Düsseldorf, 27. December. Professor Dr. Eduard Bendemann, der frühere Director der hiesigen Kunstakademie, ist heute, 78 Jahre alt, an einer Lungenentzündung gestorben. Bendorf, 25. Decbr. am wcontag erschien am Schalter des hiesigen Postamts ein auswärtiger Mann mit einem Ferkel, welches derselbe auf dem Markt erstanden hatte, um das Schweinchen als Postsendung nach seiner Heimath zu schicken. Der terbeamte mußte die Sendung abweisen, da er das muntere Thierchen ohne Kiste als Zwinger unmöglich Alles in der Welt. Mit Ungeduld erwartete sie die Abendzeitung, welche schon nähere Nachrichten bringen endlich kam der ersehnte Moment. Mit zitternden Fingern faltete sie das Blatt aus einander und durchforschte es, nicht lange, da stand zu lesen: „Die Untersuchung des traurigen Falles hat nicht viel mehr Neues ergeben, als was bereits bekannt ist. Die unglückliche Dame, Mrs. Welby,— eine junge und schöne Frau,— war die Gattin von Mr. Welby, dessen Freigebigkeit und Charakter unter den Methodisten sehr geachtet und bekannt ist. Aufsehen erregt das Gerücht, die Beklagenswerthe habe sich absichtlich in den Abgrund gestürzt,— eine Vermuthung, welche allen Grund entbehrt. Der trostlose Gatte und seine Töchter werden Ende der Woche nach England zurückkehren. Alle Versuche, die Verunglückte zu finden, wurden aufgegeben, da man das Nutzlose einsieht und dadurch das Leben Anderer nur gefährden würde.“ Mrs. Learett war keine thränenreiche Frau, aber dieser ihr völlig unerwartete Schlag zerschmetterte sie gleichsam. Das, das sollte das Ende sein? Hatte Mildred unter dem Druck ihres Kummers denn den Verstand verloren? Es konnte ja doch keine beabsichtigte That gewesen sein; warum sonst hatte sie das viele Geld mitgenommen? Wer löste das Wüchsei? „Ein Brief für Sie, Madame! sagte der Postbote, etwa zehn Tage später, nachdem die Nachricht von Mildred's Tode die alte Frau erreicht hatte. Mrs. Learett nahm den dargereichten Brief, dessen Adresse eine sonderbare, fremdartige Handschrift zeigte. „Vielleicht eine Nachricht von Mr. Arthur!“ sagte sie für sich, indenk sie seltsam bewegt das Billet öffnete. Im nächsten Moment las sie mit vor Ueberraschung sich erweiternden Augen: „Wenn Mrs. Learett die letzte Person sprechen will, welche mit der verstorbenen Mrs. Welby verkehrte, so komme sie morgen, gleichviel, zu welcher Stunde, nach dem Bahnhofs=Hotel, London=Bridge, und frage nach Madame Berthier. „Morgen, flüsterte Mrs. Learett, das Datum betrachtend,„das ist heute!“ Nochmals überlas sie den Brief. Ein eigenes, sonderbares Gefühl, als ob noch nicht Alles zu Ende sei, machte sie vor Eifer zittern. Wie sie aus dem Hause und an ihr Ziel gerangte, welches sie nach einem ihr endlos scheinenden Weg erreichte, nie hätte sie es sagen können. Der Portier antwortete ihr auf ihr Befragen, daß eine Madame Berthier hier wohne. Bebend vor Erregung, übergab sie ihm ein vorsichtigerweise in aller Eile von ihr versiegeltes Billet, in welchem nur Mrs. Learett's Name stand, welches er hierauf einem Hotel=Angestellten der Dame aufs Zimmer zu bringen befahl. 624 f. Sogleich kam derselbe zurück und vur si ihm zu folgen. Er führte sie in ein kleines, halbdunkles Zimmer im zweiten Stockwerk, das augenblicklich leer war. Eine Schreibmappe lag auf dem Tisch, ein schwarzer Regenmantel über einem Stuhl. (Fortsetzung folgt.)