verbunden mit der Die verbreitetste Zeitung in Stabt Becum. Kirchsviel Beaum und in der ganzen Umgegend. Fernsprecher in Beckum: Nr. 18: in Oelde: Nr. 11. Fernsprecher in Güterslod: Nr. 50. Samstag, den 12. Jannar Zu den blutigen Vorgängen in der Pfalz. Nach einer Meldung der Pressestelle der sogenannten „Autonomen Regierung der Pfalz“ sind außer Heinz=Orlis noch vier andere Personen erschossen worden. In dem Bericht heißt es u..: „Am Mittwochabend, 9½ Uhr, wurde Heinz=Orbis, im Gastzimmer des Hotels Wittelsbacher Hof in Speyer getötet. Er saß mit einem Bekannten am Tisch, wo noch andere Hotelgäste Platz genommen hatten. Plötzlich erschienen 4 bis 5 gutgekleidete junge Leute, die sich unauffällig an den Tisch begaben, sich hinter die Sitze der Herren stellten und riefen: Hände hoch! Es gilt den Sonderbündlern! Sie feuerten aus Repetierpistolen zunächst auf die Köpfe der am Tisch sitzenden Personen und dann auf andere Gäste. Mit dem Ruf: Jeder hät eine Viertelstunde die Hände hochzuhalten und darf das Haus nicht verlassen, sonst wird er erschossen!, wandten sie sich um. Im selben Augenblick wurde der Hauptschalter des elektrischen Litzts von einem der Täter ausgeschaltet, so daß das ganze Hotel im Dunkeln lag. Beim Verlassen des Gasthofes streckten die Täter am Hoteleingang drei weitere Personen, die zufällig vorbeigingen, nieder. Dann schossen sie im Davoneilen etwa 50 Schritt vom Hotel eg auf der Straße noch zwei Vorübergehende nieder. Heinz war sofort tot. Dr. Sand aus Würzburg, Assessor Fußbeller aus Kirn, sowie zwei weitere Personen mit Namen Weigl und Siegel starben alsbald. Die andern Schwerverwundeten wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer von ihnen mit Namen Liebenthal aus Speyer mußte sofort operiert werden. Ein weitererer Hotelgast erlitt einen leichten Streifschuß.“ In einem andern Bericht heißt es: „Heinz=Orbis ist in dem Augenblick von der Kugel getroffen worden, als er auf den Ruf„Hände hoch!“ von seinem Platz aufstehen und die Hände erheben wollte. Die Kugel traf ihn in den Hinterkopf, worauf er lautlos zusammenbrach. Von den andern Getöteten hat einer drei Kopfschüsse erhalten, von denen jedoch keiner den sofortigen Tod herbeiführte. Die vier außer Heinz Getroffenen starben erst im Krankenhause. Einer der Hoielgäste, ein Kaufmann aus Krefeld, wurde durch einen Schuß in den Mund, jedoch nicht lebensgefährlich verletzt. Ein anderer Gast, der, ohne zu wissen, wem die Schüsse galten, durchs Fenster entkommen wollte, erhielt einen Schuß, der aber nur den Rock durchlöcherte. Das Vorgehen der Täter kam außerordentlich überraschend. Es wird erzählt, daß zwei von ihnen sich schon vorher an den Tisch gesetzt hatten, an dem Heinz=Orbis Platz genommen hatte, und daß sie sich mit ihm und seiner Umgebung eine Zeitlang unterhielten. Kaum hatten sie sich aus dem Saal zurückgezogen, öffnete sich die Tür. Die vier oder fünf Männer, die ungemein kaltblütig vorgingen, riefen „Hände hoch!“ und gaben sofort Schüsse ab. Ein Augenzeuge sagt aus, daß sie keine Mäntel oder Kopfbedeckungen getragen hätten. Unter den etwa 30 Gästen waren auch ein französischer Offizier und ein englischer Zeitungsmann. Nach kurzer Zeit trafen Gendarmen und deutsche Polizei ein. Sonderbündlertrupps und fran##sisch=afrikanisches Militär nahmen im Hotel eine Untersuchung aller Gäste vor. Es kam zu keiner weiteren Störung. In der Stadt herrscht Ruhe.“ •?. Speyer, 11. Jan. Aus den Kugelspuren in dem Saal, in dem das Attentat auf Heinz=Orbis verübt wurde, ergibt sich, daß etwa 15 Schüsse abgegeben wurden. Als die Täter verschwunden waren, erschien ein Mann aus der Umgebung des Heinz namens Schmitz=Epper und nahm sofort die Untersuchung auf. Wachen wurden aufgestellt, die im Saal anwesenden Gäste notiert, die Oertlichkeit wurde photographisch aufgenommen. Bei der Untersuchung fand man lediglich verschiedene Revolver neuesten Systems, die von den flüchtenden Tätern fortgeworfen waren. Die Täter entkamen offenbar zu Fuß. Die Leiche des Heinz blieb noch längere Zeitim Saale liegen und wurde dann im Regierungsgebäude aufgebahrt. Zu der Ermordung der pfälzischen Separatisten. =?. London, 11. Jan. Die„Times“ veröffentlichen heute einen ausführlichen Bericht ihres Sonderberichterstatters in Speyer, der vorgestern abend Zeuge der Ermordung Heinz' war. Das Restaurant, in dem die Tat vollbracht wurde, war außergewöhnlich voll. Der! Berichterstatter hatte vorher eine Anzahl gutgekleideter junger Leute beobachtet, die zusammensaßen. Heinz saß an dem Tisch, an dem er sich mit zweien seiner separatistischen Genossen jeden Abend eingefunden hatte, um Wein zu trinken, manchmal bis in die frühen Morgenstunden hinein, wobei es dann oft zu Streitigkeiten unter diesen feinen Leuten kam. Bei dem Hin= und Herlaufen der Kellner und Gäste bemerkte niemand das Eintreten zweier oder dreier Männer, die direkt auf den Tisch, an dem Heinz saß, zugingen und alsdann feuerten. Andere junge Leute schienen zu gleicher Zeit zu schießen. 10 bis 15 Schüsse wurden abgegeben. Heinz sprang auf, drehte sich auf den Absätzen herum und fiel dann tot auf den Rücken. Die beiden andern Männer an dem Tisch fielen hintenüber, aus ihren Köpfen strömte Blut. Nach etwa 20 Minuten trafen Gendarmen, Marokkaner und separatistische Truppen, einige in grauen Uniformen, ein, von einigen Ausnahmen abgesehen, der alte wohlbekannte Typ von Verbrechern und Degenerierten, deren Gewalttaten mit auswärtiger Hilfe die Errichtung der Herrschaft der sogenannten „Regierung" dort möglich gemacht hat. Der Berichterstatter schildert dann das feindselige Verhalten der Separatisten gegen die Engländer. Sie wollten ihn mit Gewalt verhindern, einen wahrheitsgetreuen Bericht nach London zu telephonieren. Der Berichterstatter weist auf Grund dieser seiner Erfahrungen darauf hin, welches das Los jedes britischen Untertanen in Speyer sein könnte. Die Separatisten, die jede Kritik in der Pfalz unterdrückten, würden auch auswärtige Zeitungen verhindern, Informationen zu erhalten. Die Maßnahmen des französischen Kommandierenden in Speyer. TU. Paris, 11. Jan. Nach einer Meldung aus Mainz hat General Demetz in Speyer auf Grund der Ermordung des Heinz=Orbis zunächst folgende Maßnahmen beschlossen: 1. Die Einreise nach der Rheinpfalz wird sämtlichen Personen aus dem unbesetzten Gebiet, die in der Pfalz nicht ansässig sind, untersagt.——— 2. Die Rheinbrücken werden für den Verkehr gesperrt. 3. Die Brücken von Ludwigshafen nach Mannheim sind für bestimmte Stunden für das Publikum geöffnet; besonders um die Verpflegung der Stadt sicherzustellen. 4. In Stadt Speyer wird der Verkehr von 7 Uhr abends bis 8 Uhr morgens untersagt. Die Restaurants, Kaffees usw. müssen während dieser Zeit geschlossen bleiben. Sämtliche Ansammlungen sind streng verboten. Der Eisenbahnverkehr wird aufrechterhalten. Deutscher Protest gegen die Festnahme von Geiseln. TU. Berlin, 11. Jan. Gegen die Festnahme von Geiseln durch die pfälzischen Separatisten, die ohne die Einwilligung und Unterstützung durch die französischen Besatzungsbehörden nicht möglich war, Fernsprecher in Warendorf: Nr. 170. Fernsprecher in Wiedenbrück: Nr. 138. und nicht aufrechterhalten werden könnte, wird wie angenommen werden darf, von der Reichsregierung bei der Rheinlandkommissi.: alsbald Protest eingelegt werden. Keine kirchlichen Ehren für die Verräter. TU. Speyer, 11. Jan. In der offizlellen Todesanzeige der autonomen Pfalzregierung. in welcher auffallenderweise kein Termin für die Beerdigung der Getöteten angegeben ist, wird bekannt gemacht, daß die Trauerfeier am Sonntag im Regierungsgebäude stattfinden wird. Die kirchlichen Behörden haben ihre Mitwirkung an der Be erdigung abgelehnt. * Eine Kundgebung der katholischen Geistlichkeit. Speyer, 10. Jan. Die katholischefk Dekane, als die berufenen Vertreter der katholischen Gesamtgeistlichkeit in der Pfalz erlassen zur Bildung einer sogenannten autonomen Pfalz in Benehmen und im Einverständnis mit dem Bischof der Diözese Speyer folgende Kundgebung, die den Regierungen sämtlicher Staaten, dem Vertreter des Heiligen Stuhls, dem Delegierten der Rheinlandkommission in Koblenz, dem Kreisdelegierten General de Metz und dem Bezirksdelegierten der pfälzischen Städte zugestellt wurde: „Wir katholischen Priester der Pfalz haben es seit Eintritt der Friedenszustandes zwischen dem Deutschen Reiche und den alliierte Mächten als unsere Pflicht betrachtet, mit den Besetzungsbehörden als einer auf gesetzmäßigen Verträgen beruhenden Einrichtung in loyaler Weise zusammenzuarbeiten, soweit unsere Macht und das Wohl der Bevölkerung es ermöglichten bezw. erforderten. Wir lehnten es ab und lehnen es auch heute ab, irgend welche rein politischen Ziele, besonders soweit sie einen unchristlichen Völkerhaß und gefährliche Revancheideen verfolgen, zu unterstützen, weil die Mahnungen des Oberhauptes unserer Kirche und das eigene wohlverstan dene Interesse des Volkes dies verbieten. Die gleichen grundsätzlicher Erwägungen legen uns jedoch die Pflicht auf, gegenüber den Be strebungen zur Schaffung einer sogenannten autonomen Pfalz fol gendes zu erklären:...,„ 26— k. 9. 1. Eine gegen den Willen der pfälzischen Bevölkerung, des Rei. ches und Bayern vollzogene Trennung von Reich und von Bayerr wird nicht dem wahren Frieden und der Völkerversöhnung dienen sondern vielmehr die Beziehungen zwischen dem deutschen und französischen Volke vergiften und ständig die Gefahr nationaler Kämpfe und größerer Verwicklungen heraufbeschwören. 2. Die sogenannte Regierung der autonomen Pfal; steht hinsichtlich ihrer Eristenz und ihrer Maßnahmen im Widerspruch zur Meinung der weitaus überwiegenden Mohrhaff des Pfälzer Volkes. Diese Regierung hat ihre Macht auf revolutionärem und hochverräterischem, d. h. auf einem durch das christliche Sittengesetz verbotenem Wege und mit verwerflichen Mitteln zu erlangen gesucht, und sie kann ihre Stellung nur behaupten, weil das waffenlose pfälzische Volk nicht in der Lage ist,#sgenüber den bewaffneten Trupps der Sonderbündler dem Recht der legitimen Gewalt und seiner Ueberzeugung Geltung zu verschaffen. 3. Wir sehen ganz davon ab, daß weder ihre Herkunft noch ihr Vorleben oder, soweit sie die Regierung tatsächlich usurpiert haben ihre Verdienste die autonome Regierung der Pfalz und ihre Anhänger berechtigen, im Namen des Pfälzer Volkes zu sprechen. Um so nach drücklicher betonen wir unsern grundsätzlichen Standpunkt Das Wor. Gottes, das schon den Gehorsam gegenüber der rechtmäßigen Obrig5 Der Muillionengarten. Roman von Reinhold Ortmann. 13)(Nachdruck verboten.) Julia Bresgen war gestorben. Eines Morgens hatte man sie tot in ihrem Bette gesunden. Ganz still und anscheinend kampflos war sie während der Nacht entschlummert, nachdem Dr. Herta Madelung sie bei den gewohnten Abendbesuch in ruhigster, fast heiterer Stimmung getroffen. Sie hatte kurz vorher den Besuch ihres Freundes Rolf Reimers gehabt, und sie hatte sich wohl eine halbe Stunde lang mit der Aerztin über ihn unterhalten. Die Leinahe schwärmerische Verehrung, die sie für den treuen Kameraden hegie, war noch einmal zu beredtem Ausdruck gekommen, und Herta hatte ihr nicht nur geduldig, sondern mit sichtlicher Anteilnahme zugehört. Ihre Zwischenfragen und zustimmenden Bemerkungen hatten bewiesen, daß der junge Bildhauer trotz der Kürze ihrer Begegnungen auch ihr schon viel mehr als nur eine flüchtige gleichgüllige Bekanntschaft bedeutete. Das Mitteilungsbedürfnis der Kranken hatte sie über Reimers Lebenslauf unterrichtet wie über seinen Charakter, und es klang wie der Ausdruck einer tiefinneren Ueberzeugung, da sie Abschied nehmend sagte:„Das Schicksal meinte es sehr gut mit Ihnen, liebes Fräulein Bresgen, als es Ihnen dieren wackeren Kameraden sandte. Auch ich halte Herrn Reimers für einen jener hochsinnigen und wahrhaftigen Menschen, denen man leider so selten begegnet.“—„Ich danke Ihnen noch einmal für alles, was Sie an der armen Julia getan haben. Auch dafür, daß Sie heute hierher kamen. Sie hinterläßt ja sonst keinen, der Ihnen diesen Dank aussprechen kännte. Mutterseelenallein ist sie aus irgend einer unbekannten Fremde gekommen, um still und spurlos in einer unbekannten Fremde zu verschwinden. Darin. daß sie eigentlich immer allein war liegt die erschütternde Tragik ihres Lebens.“ „Ist das nicht vielleicht unser aller Schicksal, Herr Reimers? Bewahrt es uns vor dem Alleinsein, daß wir Angehörige und sogenannte Freunde haben?" Er blickte hefa#lbet auf und sah ven Schatten einer tiefen Traurigkeir auf ihrem schönen Gesicht. „So sprechen Sie, der nach meinem Empfinden alle Herzen entgegenfliegen müssen? Darf ich Ihnen verraten, was ich dachte, nachdem ich Ihnen im Krankenhause zum ersten Male begegnet war?“ „Ich denke, es wird nichts sein, das ich nicht anhören dürfte." „Jedenfalls sind Sie zu klug, um mir deshalb zu zürnen. Ich dachte, wie sammerschade es ist, daß Sie sich gerade für diesen Beruf entschieden haben. Sie können von der Natur nicht dazu destimmt sein. Ihre Jugend in einer Aimosphäre von Jammer und Elend, von Krankheit und Tod zu verbringen. Um Sie her sollte Rer e ee ce Der Ton, in dem er das aussprach, konnte keinen Augenblick den Verdacht in ihr aufkommen lassen, daß er ihr damit nur eine Schmeichelei sagen wolle. Denn es klang ganz und gar wie der Ausdruck einer tiefinneren und fast ehrfurchtsvollen Gewißheit. Und er hatte wohl Recht gehabt, wenn er annahm, daß sie zu klug sei, seine Absicht mißzuverstehen. „Niemand hatte einen Anspruch darauf, von dem Jammer der anderen verschont zu bleiben,“ erwiderte sie ernst. „Nein. Aber es ist doch nicht dasselbe, ob man ihn über sich ergehen läßt, oder ob man ihn geradezu aufsucht. Haben Sie sich nicht den ärztlichen Beruf viel schöner vorgestellt, als er es in Wirklichkeit ist?“ „Ich denke. es gibt keinen, der nicht voll schmerzlicher Enttäuschungen wäre. Den des Künstlers vielleicht ausgenommen. Und zur Künstlerin fehlte mir das Talent.“ „O. was das betrifft, an Enttäuschungen erleben wir Künstler wahrlich mehr als genug. Aber es ist doch leichter darüber hinwegzukommen. Ein mißlungenes Werk— eine vereitelte Hoffnung auf Erfolg— was haben sie schließlich groß zu bedeuten? Man fängt eben einfach etwas anderes an. Aber es muß schrecklich sein, seine Kraft, seine Nerven sein Herz tausendmal an eine hoffnungslose Aufgabe zu setzen. Daß ein Mann sich zuguterletzt damit abfinder. kann ich sa noch verstehen. Ein Weib aber, das seiner Natur nach ganz Liebe und Mitleid ist, muß doch wohl jedes Versagen seiner ärztlichen Kunst als einen neuen Schmerz und eine neue Entmuttgung empfinden.“ „In manchen Fällen— gewiß! Aber sie sind lange nicht so zohlreich, als Sie glauben mögen. Wir Aerzte lernen ja den Tod nicht nur als den erbarmungslosen Würger, sondern viel, viel öfter als den gütigen Befreier und milden Erlöser kennen. Wohl drückt mich die Unzulänglichkeit unseres Wissens manchmal tief darnieder. noch häufiger aber lehnt sich mein Gewissen dagegen auf, daß ich dies Wissen einsetzen soll, um den ersehnten Erlöser so lange als möglich von einem Krankenbette fernzuhalten.“ „Ist es möglich, daß eine junge Frau— ein junges Mädchen so empfindet?“ „Sie halten mich jetzt für herzlos— nicht wahr?“ „Nein, nein— gewiß nicht,“ wehrte er mit großer Lebhaftigkeit ab.„Ich finde es nur unnatürlich. Und ich grolle jetzt erst recht einem Beruf, der Sie dahin bringen konnte, so zu empfinden. Für Sie dürfte es einfach gar nichts Köstlicheres geben als das Leben und nichts so unausdenkbar Schreckliches als den Tod. Sie sollten noch gar nicht fühig sein, sich in den Seelenzustand der Siechen und Greise zu versetzen, die den scheußlichen Knochenmann als Erlöser begrüßen mögen.“ „Muß man durchaus alt und siech sein, um ihn so zu sehen?" Es war ihm, als höre er ein verräterisches Beben in ihrer Stimme, und nun brach alles Ungestüm seines Temperamentes aus ihm heraus. „Wenn ich diese Frage aus einem Munde hören muß, der se jung und so lebensfroh und so zum Lächeln geschaffen ist wie der Ihrige, dann— ja dann— ja, dann möchte ich gleich vollständig aus dem Häuschen geraten. Ich habe mich noch nie darnach gesehnt, alt zu sein. Jetzt aber wünschte ich wahrhaftig, daß ich schneeweiße Locken und einen langen, grauen Patriarchenbart hätte. Denn in diesem Falle dürfte ich Sie vielleicht bitten, mich als einen, der Muskel und Mut genug hat, den Kampf mit jedem beliebigen Gespenst aufzunehmen. Es will mir nämlich scheinen, daß Sie eines solchen Freundes recht sehr bedürfen.“ Herta schüttelte den Kopf. Aber in den schönen, klaren Augen, die voll zu seinem Gesicht aufsehen, war ein warmes Leuchten. „Ich erkenne, wie gut Sie es mit mir meinen, aber Sie haben mich nicht ganz richtig verstanden. Wenn es in meinem Leben eine Zeit gegeben hat, da sch mich trotz meiner Jugend und Gesundheit an den Ort hinaus sehnte, den wir eben verlassen haben— jetzt liegt sie hinter mir. Die Gespenster, gegen die Sie kämpfen wollen, sind längst gebannt. Danken Sie also immerhin dem Schicksal, das Ihnen den Patriarchenbart und die weißen Locken vorläufig noch in Gnaden versagt.“ „Natürlich— wie könnte ich darauf rechnen, daß Sie mir Ihr Vertrauen schenken! Ich bin für Sie ja kaum mehr als ein wildfremder Mensch." „O nein, das sind Sie durchaus nicht. Und wenn ich in diesein Augenblick eines Freundes bedürfte, wer weiß, ob ich nicht von Ihrem freundlichen Anerbieten Gebrauch machte Aber ich bin—“ Sie vollendete nicht, und eine seitsame Veränderung ging plötz: lich in ihrem Aussehen vor. Ihre Wangen färbten sich höher, iun ihre Mundwinkel zuckte es, und mit jenem starren Blick, den unsere Augen anzunehmen pflegen, wenn wir uns den Anschein geben wollen, etwas nicht zu bemerken, das unmittelbar neben uns geschieht, sah sie gerade vor sich hinaus, offenbar nur, un den sehhöflichen und ehrerbietigen Gruß eines Herrn unerwidert lassen zu dürfen, der hart an ihnen vorüberging. Er war in der Mitte der Dreißig, groß und schlank, von straf zer, aufrechter Haltung und ernsten, klugen Gesichtszügen Reimerschätzte ihn auf einen höheren Beamten oder auf einen Offizier in bürgerlicher Kleidung. Und es unterlag für ihn nicht dem geringsten Zweifel, daß sein unerwarteter Anblick Gefühle des Zornes oder des Schmerzes in dem Herzen seiner jungen Begleiterin wachgerufen hatte. Denn sie war mit einem Schlag ganz und gar verändert. Sie Sachte nicht mehr daran, den begonnenen Satz zu vollenden, und nachdem sie in einem Schweigen, das er nicht zu brechen wagte, ein paar Dutzend weiterer Schritte zurückgelegt hatten, blieb sie stehen. „Ich sehe dort die Straßenbahn kommen, die ich zur Rückfahrt in die Klinik benutzen muß. Leben Sie wohl, Herr Reimers!“ keit vorschreibt, die Pflicht der Dankbarkeit gegenüber dem Staate Bayern, der seit mehr als einem Jahrhundert ein wohlwollender Schützer und Förderer kirchlich=religiösen Lebens in der Pfalz gewesen ist, und die Treue zum Reich zwingen uns, die sogenannte autonome Regierung der Pfalz als für uns nicht existierend zu betrachten und diesen unsern Standpunkt auch dem Volke gegenüber zu vertreten. Wir sehen aus der gegenwärtigen unhaltbaren Lage keinen andern Ausweg, als den, es der rechtmäßigen Regierung zu ermöglichen, ihre Tätigkeit baldigst in vollem Umfange wieder aufzunehmen. Eine entsprechende Kundgebung haben auch die protestantischen Geistlichen beschlossen. Aus dem besetzten Gebiet. Der Jahrestag der Ruhrbesetzung. Eine Kundgebung des Reichskanzlers. In einer Kundgebung des Reichskanzlers heißt es: Am 11. Januar jährt sich der Tag, an dem französische und belgische Truppen deutsches Land an der Ruhr mit Waffengewalt besetzt haben. Eine Kette schwerster Leiden und Prüfungen ist der Bevölkerung des alt= und neubesetzten Gebiets seit jenem schwarzen Tage auferlegt worden. Tausende von Deutschen wurden mit ihren Familien von Haus und Hof vertrieben und über 2000 Gefangene harren noch heute in den Gefängnissen der fremden Besetzungsmächte ihrer Befreiung. Die„Verbrechen“, die ihnen zur Last gelegt wurden, waren Gehorsam gegen die Gesetze ihres Landes und Treue zu Heimat und Vaterland. Dieses Martyrium wurde noch ins Unerträgliche gesteigert durch die schamlosen Uebergriffe eines landfremden, käuflichen Separatistengesindels, dessen Treiben ein Hohn auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker bedeutet. Der Kanzler appelliert an die Welt, daß vor allem die im Gefängnis schmachtenden Deutschen ihren Familien zurückgegeben werden und die Vertriebenen in ihre Heimat zurückkehren können. Dann sagt er weiter: Auch alle Leiden, denen die Bevölkerung des besetzten Gebiets ausgesetzt war, haben sie nicht wankend machen können in ihrer Treue zum deutschen Vaterland, und niemals war im unbesetzten Deutschland der geistige Besitz von Rhein und Ruhr so stark verankert wie heute. In allen Deutschen ist gerade durch die bitteren Erfahrungen der letzten Monate die Ueberzeugung vertieft worden, daß besetztes und unbesetztes Gebiet nicht ohne einander leben können, daß sie auf ewig zusammengehören. Auch das unbesetzte Deutschland hat unter den Auswirkungen des an Rhein und Ruhr geführten Kampfes schwer gelitten. Die Abschnürung der Herzkammer unserer Wirtschaft hat unsere Hilfsquellen bis zur völligen Erschöpfung geschwächt. Aber diese Opfer waren gering, gemessen an dem, was Rheinland und Westfalen tagtäglich um Deutschlands willen haben auf sich nehmen müssen, und freudig wird jeder Deutsche auch in Zukunft das Letzte mit den Brüdern im besetzten Gebiet teilen. Rhein und Ruhr sind deutsch und müssen deutsch bleiben! Als Kanzler des Deutschen Reiches und als Sohn unserer geliebten rheinischen Heimat danke ich heute den Schwestern und Brüdern an Rhein und Ruhr, in der Pfalz und an der Saar für ihr treues Ausharren und entbiete ihnen meine heißen Segenswünsche, in der Hoffnung, daß der Tag der Befreiung und der endgültigen Wiedervereinigung mit dem unbesetzten Deutschland nicht mehr fern sei! Kein Opfer wird zu groß sein, um dieses Ziel zu erreichen. Es lebe das einige, unteilbare Deutschland! Ein Aufrufdes Reichsministers Hoefle. Der Minister der besetzten Gebiete Dr. Hoefle hat auf drahtlosem Wege eine Kundgebung erlassen, aus der hier folgendes mitgeteilt sei: Als Reichsminister der besetzten Gebiete wie als Sohn meines so schwer heimgesuchten Pfälzerlandes, spreche ich allen lieben deutschen Schwestern und Brüdern im besetzten Gebiet, die im Dulden, Ertragen und Entsagen für das gesamte deutsche Volk so unendlich Großes und Heroisches geleistet und vollbracht haben, meinen aus tiefstem Mitempfinden und innigster Herzlichkeit entquellenden Dank aus. Wenn mir eine Sorge quälend Herz und Hirn zernagt, so ist es der beklemmende Gedanke, nicht Macht und Mittel zu besitzen, um all die Leiden und Nöte im besetzten Gebiet wie auch im übrigen deutschen Vaterlande zu bannen und dem fleißigen, strebsamen deutschen Volk wieder im milden Glanze der Friedenssonne Arbeit, Brot und damit Zufriedenheit und Glück zu bringen. Nie dürfen unsere Brüder und Schwestern an Rhein und Ruhr den Eindruck haben, daß sie von der Reichsregierung preisgegeben und einem ungewissen Schicksal überlassen werden. Keine menschliche Macht vermag mit dauerndem Erfolg tausendjährige Blutsverwandtschaft aus dem Stammbuch der Völker auszulöschen. Hier gilt das Wort: Was Gott verbunden hat, sollen und können Menschen nicht trennen. Die Reichsregierung strebt nach dauerhaften und tragbaren Rechtsverhältnissen, und sieht ihre wichtigste Aufgabe darin, die Leiden der Bevölkerung in den besetzten Gebieten zu mildern, die Gefangenen zu befreien, die Rückkehr der Ausgewiesenen herbeizuführen und ein normales Wirtschaftsleben in Gang zu bringen. Sie ist aber auch ernsthaft bemüht, die Wiederherstellungspolitik auf einen gangbaren „Und dies kurze Lebewohl soll nun alles sein, waz mir von Ihnen bleibt? Ich soll mich von Ihnen verabschieden ohne eine Hoffnung, Sie wiederzusehen?“ „Ich denke, der Zufall führt uns wohl wieder einmal zusammen. Es muß ja nicht gerade an einem Krankenbett sein" „Nein. Nicht an de unheimlichen Stätte Ihres Wirkens, sondern mitten im vollen, blühenden Leben möchte ich Ihnen wiederbegegnen, Fräulein Doktor Madelung! Aber Sie müssen mir irgend einen Fingerzeig geben, wo und wann es geschehen kann. Es wäre allzu hart, wenn ich heute zugleich mit der amen Julia auch Sie verloren haben sollte. Der Wagen war schon ganz nahe, und Herta Madelung hatte offenbar nicht die Absicht, ihn dem jungen Künstler zuliebe vorüberfahren zu lassen. Indem sie ihm die Hand reichte, sagte sie freundlich: „Ich gehe selten aus. Die Konzerte des Philharmonischen Orchesters sind eigentlich meine einzige Zerstreuung. Es wird mich freuen, wenn wir uns einmal dort treffen. Aber es hängt freilich jedesmal von meinen beruflichen Pflichten ab, ob ich hingehen kann oder nicht.“ So wenig es war, es erfüllte ihn doch mit lebhafter Freude. Er schwenkte grüßend den Hut, bis der Wagen an der nächsten Straßenbiegung seinem Blick entschwand. Als er dann seinen Weg fortsetzte, kam ihm die Erinnerung an den schlanken, ernsten Mann, den Herta Madelung nicht hatte grüßen wollen. Es galt ihm als gewiß, daß er irgend eine bedeutsame Rolle in ihrem Leben gespielt haben mußte. Und er bereute, daß er sie nicht offen darum befragt hatte. Sie hätte ihm sicherlich auch diese Dreistigkeit verziehen. Hatte sie doch freimütig bekannt, daß sie ihn nicht als einen wildfremden Menschen betrachte, hatte sie doch sogar von der Möglichkeit gesprochen, seine Freundschaft anzunehmen! Das war ihm wie ein teures und kostbares Geschenk. Unter allen weiblichen Wesen, die bisher seinen Lebensweg gekreuzt, war keines, für das er eine so tiefe und reine Verehrung empfunden als für die junge Aerztin, deren Erscheinung ihm eine Verkörperung aller edlen und anbetungswürdigen weiblichen Eigenschaften beduetete. Der Mann, dem ihre Liebe zuteil wurde, mußte der beneidenswerteste aller Menschen sein. Er mußte aus dieser Liebe alles schöpfen können, dessen er zu großem Vollbringen bedurfte: heilige Freude am Leben und flammende Begeisterung zu schaffendem Opferdienst am Altar der Schönheit. Noch verstiegen seine Gedanken sich nicht bis zu der Hoffnung, daß er dieser Auserwählte sein könnte. Aber es stand doch als ein unumstößlicher Entschluß in ihm fest, daß sie nicht wieder aus dem Leben entschwinden dürfe. Und er wußte, daß er in heißer Ungeduld die Stunden bis zu dem nächsten Philharmonischen Konzerte zählen würde. Seit kaum zehn Minuten war er wieder in seinem Atelier an der Platanenstraße, als leise an die Tür des großen Arbeitsraumes geklopft wurde. Er kannte dies Klopfen und erhob sich unmutig von dem Ruhebett, auf das er sich geworfen. In einen langen rohseidenen Weg zu bringen. Im Hinblick auf die großen Opfer und Leiden an Rhein und Ruhr, welche dort um der Gesamtheit des deutschen Volkes willen gebracht werden, darf ich auch an alle Deutschen des unbesetzten Gebiets die Bitte und Mahnung richten, ihrerseits nicht zu erlahmen in Arbeit und Opfern für die Freiheit und Erlösung des deutschen Volkes, um dadurch würdig zu sein, im Bilde deutscher Treue und opferbereiten Gemeinschaftsgeistes der Nachwelt als Vorbild zu dienen. Soweit es am Willen und in der Möglichkeit der deutschen Regierung und des deutschen Volkes liegt, sind wir bereit, alle Schritte zu tun, um dem erwähnten Ziel wahren Völkerfriedens entgegenzustreben. Die Folgen. Eine Meldung beziffert den Gesamtschaden, der sich infolge des Ruhreinbruchs ergeben hat, auf rund 3,5 Milliarden Goldmark.(In Wirklichkeit dürfte er viel größer sein.) Ferner heißt es in der gleichen Meldung: Im Jahre 1923 wurden im besetzten Gebiet 132 Personen von Angehörigen der Besatzungsbehörden getötet. Ausgewiesen wurden 32524 Beamte, Angestellte und Arbeiter des Reichs und der Länder mit etwa 106 124 Angehörigen. Ueber die Zahl der ausgewiesenen Privatpersonen liegen zuverlässige Angaben noch nicht vor, doch sind es auch viele Tausende gewesen. Insgesamt sind zurzeit noch 2021 Personen deutscher Staatsangehörigkeit in französisch=belgischen Gefängnissen; darunter befinden sich 250 in Frankreich und Belgien oder deren Kolonien. Von den Gefangenen sind 432 Beamte und 1559 Zivilpersonen. Die Gesamthöhe der verhängten Freiheitsstrafen beträgt 1524 Jahre. Für die Zwecke der Besatzungsbehörden wurden 209 Schulen, die. 2313 Klassen für 127 900 Schüler umfassen, beschlagnahmt. Insgesamt wurden 173 Zeitungsverbote ausgesprochen. Wiederaufnahme des Zugverkehrs zwischen Hagen-Personenbahnhof und Vorhalle. Hagen, 10. Jan. Zum Anschluß an die Regiezüge wird von heute ab ein vorläufiger Pendelverkehr zwischen Hagen—Vorhalle eingerichtet. Da die Lösung der Fahrkarten in Vorhalle noch auf Schwierigkeiten stößt, ist es ratsam, in Hagen gleich Rückfahrkarten zu lösen. Durch die Inbetriebnahme der genannten Strecke sind somit alle Schwierigkeiten im neubesetzten Gebiet aufgehoben. und Soziales Beilegung des Streits im Buchdruckgewerbe. Berlin, 10. Jan. Der Deutsche Buchdruckerverein teilt mit: Die Tarifstreitigkeiten im deutschen Buchdruck= und Zeitungsgewerbe sind heute durch eine vor dem Reichsarbeitsministerium getroffene Vereinbarung beigelegt worden. Die wöchentliche tarifliche Arbeitszeit beträgt 48 Stunden, die auf Anordnung des Arbeitgebers bis auf 53 Stunden, bei Maschinensetzern bis 51 Stunden verlängert werden kann. Für die Zeit vom 1. Januar bis 1. Februar verbleibt es bei der bisher gültigen Lohnregelung. Auf Grund dieser Vereinbarung haben sich die Vorstände der Arbeitgeberorganisationen bereit erklärt, ihre Mitglieder anzuweisen, die zum Zwecke der Aussperrung ausgesprochenen Kündigungen zurückzunehmen. Warnung vor dem Generalstreik der Metallarbeiter. Düsseldorf, 10. Jan. Die Zentralleitung des Deutschen Metallarbeiterverbandes in Stuttgart hat den Generalstreikbeschluß der rheinisch=westfälischen Gruppe des Deutschen Metallarbeiterverbandes zur Kenntnis genommen und dringend vor jeder Sonderaktion gewarnt. Die Stuttgarter Zentralleitung des Deutschen Metallarbeiterverbandes hält den jetzigen Zeitpunkt für die Durchführung des Generalstreikbeschlusses für außerordentlich bedenklich und befürchtet angesichts der Tatsache, daß bereits im Ruhrgebiet zahlreiche organisierte Metallarbeiter die Arbeit zu den Bedingungen der Berliner Abmachungen und zum Teil sogar darüber hinaus wieder aufgenommen haben, im Falle einer allgemeinen Arbeitseinstellung Spaltungen innerhalb der Gewerkschaft. Die Zentralleitung hofft, durch neue Verhandlungen mit den Arbeitgebern eine neue Vereinbarung zu treffen, die den Forderungen der Metallarbeiter im Ruhrgebiet entgegenkommt. Seitens des rheinisch=westfälischen Arbeitgeberverbandes wird nachdrücklich erklärt, daß angesichts der durch das Micum=Abkommen geschaffenen Zwangslage der Ruhrindustrie von weiteren Zugeständnissen an die Arbeiter keine Rede sein könne. Wie in Kreisen des hiesigen Bezirksbureaus des Deutschen Metallarbeiterverbandes verlautet, soll sich das Oberkommando der Besatzungsarmee bereit erklärt haben, vermittelnd in den Streit um die Arbeitszeitfrage eingreifen zu wollen. Die Großhandelsinderziffer. Berlin, 10. Jan. Die auf den Stichtog des 8. Januar berechnete Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamtes ergibt gegenüber dem Stand vom 2. Januar(1224 Milliardenfache) einen Rückgang um 2,2 auf das 1197 Milliardenfache der Vorkriegszeit. Staubmantel gehüllt, stand die Gesellschafterin der Frau von Rippler auf der Schwelle. „Störe ich?“, fragte sie mit einem füßen verheißungsvollen Lächeln.„Meine gestrenge Herrin ist in die Stadt gefahren. Und ich dachte, es würde Ihnen recht sein, wenn wir die Gelegenheit zu einer Sitzung nicht unbenützt ließen.“ Es lag ihm auf der Zunge, ihr zu antworten, daß er nicht zum Arbeiten gestimmt sei; aber sie hatte während des Sprechens bereits ihren Mantel abgelegt, und als sein Blick über sie hinwegstreifte, trug der Künstler in ihm den Sieg davon. Denn in dem Gesellschaftskleide, das sie wie bei den wenigen bisherigen Sitzungen auch heute angelegt hatte, war sie von großer Schönheit. Immer wieder mußte er die Kühnheit bewimndern, mit der sie sich allen Späheraugen zum Trotz heimlich zu ihm stahl, um ihm die Vollendung der Büste zu ermöglichen, die er mit dem ganzen Feuer seines Temperaments begonnen hatte. Er hatte ja Bedenken getragen, das Opfer anzunehmen, das im Falle einer Entdeckung ihre Stellung gefährden könne; aber in lachender Sorglosigkeit hatte sie seine Befürchtungen zerstreut. „Ich tue doch eigentlich gar nichts Schlimmes. Nichts Schlimmeres jedenfalls als irgend eine vornehme Dame, die sich gegen Bezahlung von Ihnen poträtieren ließe. Daß ich von Ihnen nichts zu fürchten habe, wußte ich ja von vornherein.“ Er versprach sich viel von dem im Tonmodell schon nahezu vollendeten Werke, das er unverzüglich in Marmor zu übertragen gedachte. Die Lösung des Problems freilich, das ihn ursprünglich zu der Arbeit gereizt, hatte er nicht gefunden. Meta Krell hatte ihm immer nur ihr süßes Kindergesicht gezeigt, und was unter seinen Händen entstand, war darum nichts anderes als ein plastisches Sinnbild lieblichster Mädchenhaftigkeit. „Ich werde den Kopf unter der Bezeichnung„Unschuld“ an die Ausstellung schicken,“ sagte er einmal. nachdem er ihn lange sinnend betrachtet hatte. Und verwundert schaute er auf, als er ihr helles, übermütiges Lachen hörte. „Was erscheint Ihnen daran so komisch?“ fragte er.„Finden Sie„daß die Benennung nicht glücklich gewählt wäre?“ „Oh, ich habe natürlich nicht das Geringste dagegen einzuwenden. Unschuld ist ja gewiß das Schmeichelhafteste, was man einem weiblichen Wesen nachsagen kann. Aber es ist immer drollig, das Wort mit so andächtigem Ausdruck aus dem Munde eines jungen Mannes zu hören.“ Dabei sah sie ihn mit Augen an, die ihn verwirrten. Er wurde nicht klug aus ihr; doch es hatte keinen Reiz für ihn, sich über das Widerspruchsvolle in ihrem Wesen den Kopf zu zerbrechen. Sie war ihm wirklich nur das durch einen glücklichen Zufall gefundene dankbare Modell. Alle Welt hätte während der Sitzungen durch die Fenster spähen dürfen, ohne etwas Sträfliches an ihrem Verkehr zu entdecken. Auch heute hielt er sich nicht mit artigen Gesprächen auf, sondern ging umverzüglich ans, Werk.(Fortsetzung folgt.) Aus Westialen und Nachbarländern Münster, 8. Jon. Westfälischer Bauernverein. Am Mitt. moch, 23. Januar, findet im Cimbernhause in Münster eine Generalversammlung des Westfälischen Bauernvereins statt. Verbandsdirektor Dr. van der Borght-Beilin wird über das Thema: „Landwirtschaft, Eigentum, Siedlung und Volkternährung im Lichte neuzeitlicher Erfahrungen und Erfordernisse", spiechen. Geschäftsführer Montag=Münster referiert über„Die Belastung des ländlichen Grundbesitzes". Amelsbüren, 8. Jan. Jeuer brach heute in dem Anwesen des Landwirts Th. Feldmann aus. Die Flammen fanden an den Erntevorräten reichliche Nahrung. Mobiliar und Vieh konnten gerettet werden. Trotzdem ist der Schade ungeheuer groß, da das Haus unzureichend versichert war. Die Entstehungsursache!“ unbekannt. Ascheberg. 10. Jan. Die Arbeiten an dem Bahnbau Dortmund— Münster wurden hier bis zum 1. April vollständig eingestellt.— Der Strontianitbergbau soll in nächster Zeit mit 30—10 Arbeitern wieder ausgenommen werden. Neuenkirchen Kr. Steinfurt, 10. Jan. Jabeikbrand. Gestern brach im Kesselhause der Mechanischen Weberei Kersting Feuer aus, wodurch das Maschinenhaus teilweise eingeäschert wurde. Dem Eingreifen der Feuerwehren von hier und Rheine gelang es, den Brand von der Weberei fernzuhalten. Der Betrieb dürfte einige Zeit gestört sein. Bielefeld, 9. Jan. Tödlich verunglückt. Ein Unglücksfall hat gestern nachmittag einem in der Blüte des Lebens stehenden Mann ein jähes Ende bereitet und eine Vielefelder Familie in tiefe Trauer versetzt. Der Reisende und Warenvertreter Karl Eickmeyer. Ravensbergerstraße wohnhaft, hatte in Brockhagen ein Schwein schlachten lassen und seine Frau hatte sich vorgestern nach doft begeben, um beim Wursten zu helfen. Eickmeyer hatte die Absicht, gestern Fle'sch u. Würste nach hier zu holen. Zu diesem Zweck fuhr er gestern vormittag mit dem Zug nach Steinhagen, wo er mit einem Schlitten des Gemeindevorstehers Bottemöller in Brockbagen abgeholt wurde. Auf der Fahrt durch Steinhagen wurde plötzlich das Pferd scheu, der Schlitten kippte um und Eickmener sowohl wie der Kutscher wurden herausgeschleudert. Hierbei schlug E. so unglücklich gegen einen schweren Prellstein, daß er einen Schädelbruch und eine Zertrümmerung der Schädeldecke devontrug. Ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, ist er nach zwei Stunden gestorben. Der Kutscher erlitt ebenfalls schwere Verletzungen, doch ist begründete Aussicht, ihn am Leben erhalten zu können. Der Verunglückte stand kurz vor der Vollendung seines 46. Lebensjahres. Er hinterläßt Frau und eine Tochter.(Westf. Neuest. Nachr.) Hamm, 11. Jan. Neue Bauten. Die Stadtverwaltung hat die Erbauung von 20 Wohnungen an der Mozartstraße in Angriff genommen; die Hammer gemeinnützige Baugesellschaft erbaut 3 Wohnungen an der Veilchenstraße, die=G. Phönix eine Siedlung an der Viktoriastraße(35 Wohnungen). Der Postneubau am Bahnhofsplatz geht seiner Vollendung entgegen, so daß er voraussichtlich am am 1. April 1924 in Benutzung genommen werden kann. Für später sind vorgesehen: Wohnungsbauten der Hammer gemeinnützigen Bau## gesellschaft, die Errichtung eines Polizeidienstgebäudes und eines Finanzamtsgebäudes durch das Reich. In nächster Zeit wird ferner, wie wir der Zeitschrift„Bauwelt" entnehmen, mit dem Bau eines Hotels nebst 2 großen Bureauhäusern am Bahnhofplatz begonnen. Auch wird eine Siedlung(38 Wohnungen) durch die Siedlungskameradschaft in der Bauproduktivgenossenschaft„Gemeinwohl“ zwischen Langewanneweg und Lessingstraße errichtet. Lippstadt 9. Jan. Von dem Wuchergericht Paderborn wurden die hiesigen Kornhändler Brülle und Thurmann, deren Verhaftung kürzlich so großes Aufsehen erregte, von der Anklage des Wuchers und der Preistreiberei freigesprochen; desgleichen die Firla Ostheimer. Die Ansicht der hiesigen Polizeibehörde, daß sie nicht über Berliner Börsen=Preisen hätten handeln dürfen, wurde nicht als berechtigt anerkannt. Es wurde festgestellt, daß sie in ihrem Kleinverkauf stets unter Tagespreis verkauft hatten. Damit werden eine Reihe von Strafanzeigen gegen andere Kornhändler wegen der gleichen Anschuldigung ohne weiteres ihre Erledigung finden. Lediglich in dem Umstande, daß die Fa. Brülle für die an die Stadt Lippstadt verkaufte Menge Korn am 12. 11. um Zahlung in wertbeständigem Gelde gebeten hatte, wurde eine Zuwiderhandlung gegen die erst am 7. 11. 23 erlassene Verordnung erblickt und gegen Brülle nur deshalb auf eine Geldstrafe von 100 A erkannt. („Patr.“) Lippstadt, 10. Jan. Vom Wuchergericht in Paderborn wurde laut„Patriot“ der Kaufmann Wilh. Vielhaber wegen Handelns mit Getreide ohne Großhandelserlaubnis zu 6 Monaten Gefängnis. Vermögenseinziehung und Tragung sämtlicher Gerichtskosten(rund 1000.4) verurteilt. TU. Hagen, 10. Jan. Zusammenstoß zwischen Triebwagen und Eilgüterzug. In großer Lebensgefahr schwebten gestern früh die Fahrgäste des Triebwagens, der 4,10 Uhr von Schwerte nach Hagen fährt. Kaum hatte der Wagen die Ruhr=Lenne=Brücke vor der Sta tion Hagen passiert, versagten plötzlich die Akkumulatoren des Triebwagens. Schaffner und Führer versuchten, den Schaden zu repa rieren. Dabei beobachteten sie einen Lichtschein und riefen laut, daß die Fahrgäste aussteigen sollten. Dieser Ruf wurde jedoch nur von den Reisenden der 4. Klasse verstanden. Kaum war der letzte Reisende in Sicherheit, da erfolgte der Zusammenstoß mit einem Eilgüterzuge. Von den Reisenden der 3. Wagenklasse des Triebwagens, die sich noch in dem Wagen befanden, erlitten einige durch den hef tigen Anprall Nervenerschütterungen, andern wurden die Kleider beschädigt. Zum Glück fuhr der Eilgüterzug in ziemlich langsamem Tempo, sonst wäre das Unglück unabsehbar geworden. Die Reisenden konnten ihre Fahrt später mit dem Eilgüterzug fortsetzen. Die Puffer des Güterzuges brachen bei dem Anprall ab. Der Triebwagen erlitt große Beschädigungen und wurde von einer Lokomotive aus Hagen nach Schwerte gebracht. Frankfurt a.., 9. Jan. Wilhelm Steinhausen f. Auf dem Hauptfriedhof erfolgte heute mittag in Gegenwart einer überaus großen Trauergemeinde die Beisetzung des Altmeisters der deutschen religiösen Malerei, Professors D. Wilh. Steinhausen. Unter den Künstlern, die die gemütvolle Tiefe des deutschen Wesens in unseren Tagen am reinsten verkörpern, steht Steinhausen neben dem ihm geistesverwandten Hans Thoma obenan. Wilhelm Steinhausen wurde 1846 in Sorau geboren. Bad Eilsen, 9. Jan. Eine empörende Rohheit, die hoffentlich ihre Sühne finden wird, ereignete sich hier vor einigen Tagen. Ein Händler aus Deckbergen und ein Händler M. waren auf einer Bierreise in einer hiesinen Gastwirtschaft gelandet. Das Gespann mit zwei Pferden ließen sie vor der Tür stehen, ohne den abgehetzten Pferden Decken umzuhängen. Mehrere Stunden lang standen die Tiere ohne Decken und Futter in der schneidenden Kälte. Als die beiden Leute schließlich abfahren wollten, brachen die erstarrten Tiere, denen die Eiszapfen am Körper hingen, zusammen, sodaß ein Pferd sofort abgeschlachtet werden mußte während bei dem anderen versucht wurde, es zu retten; doch war dieses zweite Tier ebenfalls erfroren und mußte dem Abdecker übergeben werden. Lengerich, 8. Jon. Jeuer. Gestern abend brannte das Wohn haus der Hofbesitzerin Wwe. Schierke, wohnhaft in der Bauerschaft Wechte, ganz nieder. Das Vieh und ein großer Teil des Mobiljars, auch gedroschenes Getreide, konnte gerettet werden Delmenhorft, 8. Jan. Eine hundertjährige Mitbürgerin hat die Stadt Delmenhorst in der Witve Katharina Margarethe Neunaver. Sie ist gevoren am 6. Januor 1824. Viele jetzt schon ältere Delmenhorster Einwohner erinnern sich aus ihrer Kinderzeit der jetzt Hundertjährigen, die seinerzeit bei Volks= und Kindetfesten Honigkuchen seilbot, wo die Jugend dann dem sogenannten Honigkuchenabhauen oblag. Die Verkäuferin des Honigkuchens lebte geistig mit der Jugend und beobachtete lebhaft, ob die verabredete Ver pflichtung des Honigkuchenabhauens der Vereinbarung entsprechend gelungen war. Oft mußte sie auch die Entscheidung fällen und dadurch dem Jugendstreit vorbeugen. Diese Lebhaftigkeit hat die nun Hundertjährige auch jetzt noch nicht ganz eingebüßt. Wie das „Delm. Kr.“ hört, hat der Stadtmagistrat für Witwe Neunaber einen Ehrensold ausgosetzt, der in Monotpraten zur Auszahlung kommen Hierzu zwei Belblätter und das Unterhaltungsblatt. 1. Beiblatt. Samstag, den 12. Januar 1924. Nr. 10 Berichtigung der Wehrbeitragswerte. Berlin, 9. Jan. Zur Zeit sind die Finanzbehörden damit beschäftigt, auf besondere Anordnung des Reichsministers der Finanzen Richtlinien für die Berichtigung der Wehrbeitragswerte landwirtschaftlicher Grundstücke aufzustellen. Es geschieht dies auf Grund des§ 3 Ziffer 1 Nr. 1 des die Vermögenssteuer behandelnden Artikels 2 der zweiten Steuerverordnung vom 19. Dez. 1923, wo es heißt:„Grundstücke sind mit dem Wehrbeitragswert zu bewerten, zu dessen Berichtigung Bestimmungen zu erlassen sind, um eine gleichmäßige Belastung aller Steuerpflichtigen zu erreichen.“ Der Reichsminister der Finanzen weist in dem darauf bezüglichen Erlaß die Landesfinanzämter ausdrücklich darauf hin, daß zur Erreichung des erstrebten Zieles, nämlich einer möglichst gleichmäßigen Belastung, die Berichtigung der Wehrbeitragswerte wegen der Ungleichmäßigkeit ihrer ursprünglichen Veranlagung und wegen in sehr vielen Fällen inzwischen eingetretenen Bestandsveränderungen an den Grundstücken in weitgehendem Umfange erfolgen muß. Gar nichts zu tun habe diese Maßnahme aber mit der Festsetzung von Zu= oder Abschlägen auf Grund einer inzwischen eingetretenen Wertvermehrung bezw,=verminderung. Diese in Ziffer 1 Nr. 7 des oben genannten Paragraphen geforderte Festsetzung habe erst später, nach der Berichtigung der Wehrbei tragswerte, zu erfolgen. Ausdrücklich wird festgestellt, daß nach§ 17 des Wehrbeitragsgesetzes grundsätzlich der Ertragswert maßgebend war und daß daher dieser allein auch nunmehr für die Vermögenssteuer in Frage komme. In allen Fällen, in denen mit oder ohne Zustimmung des Steuerpflichtigen seinerzeit hiervon abgewichen wurde, muß nunmehr eine Berichtigung vorgenommen werden. Das gleiche gilt natürlich auch, wenn inzwischen eine Bestandsverändeurng im Vermögen einzelner Steuerpflichtigen eingetreten ist. Einmal kann es sich um Veränderungen in der Beschaffenheit, etwa durch Vernichtung von nicht wiedererrichteten Gebäuden, durch Verminderung des Viehbestandes durch Seuchen handeln oder darum, daß nach dem Wehrbeitragsstichtage Neu anlagen, geschaffen oder das Gebäude= oder Viehkapital vermehrt wurde. Sehr häufig werden auch nach dem Wehrbeitragsstichtag Eigentumsveränderungen(zum Beispiel Zu= und Verkauf) eingetreten sein, die berücksichtigt werden müssen. Hierher gehören auch ganz besonders die Fälle, in denen nach dem Wehrbeitragsstichtag Verpachtungen oder Rücknahme in Selbstbewirtschaftung erfolgt ist. Wenn bei der Verpachtung das Inventar in das Eigentum des Pächters überging, ist nunmehr der Wert des Grundstückes ohne Inventar festzustellen. Bei der Rücknahme in Selbstbewirtschaftung liegen die Verhältnisse gegebenenfalls umgekehrt. In jedem Falle ist als berichtigter Wehrbeitragswert der Wert zugrunde zu legen, der für ein Grundstück in seinem jetzigen Zustande bei der Wehrbeitragsveranlagung im Jahre 1913 als Wehrbei tragswert festzustellen gewesen wäre. Nach nähe rer Anweisung des Ministers haben nunmehr die Landes finanzämter mit größter Beschleunigung festzustellen, welche Wehrbeitragswerte je Flächeninhalt für die verschiedenen Größen= und Bodenklassen in den einzelnen Finanzamtsbezirken als Normal wehrbeitragswerte anzusehen sind. Hierbei sollen die Landesfinanzämter sowohl mit den benachbarten Landesfinanzämtern wie auch mit den örtlichen Sachverständi genorganisationen Fühlung halten. Auf Grund ihrer Feststellungen haben die Landesfinanzämter dann den einzelnen Finanzämtern mitzuteilen, innerhalb welcher Spanne sich in ihrem Bezirk bei kleineren, mittleren und größeren Grund stücken der verschiedenen Bodenklassen der Normalwehrbei tragswert einer Flächeneinheit bewegt. Diese Spannungen, das heißt Abweichungen vom Durchschnitt nach oben und un ten, sollen den Finanzämtern bei der Wertermittlung der ein zelnen Grundstücke gegebenenfalls Gelegenheit geben, deren Besonderheiten inbezug auf ihre Lage, Beschaffenheit und ihre Gebäude= sowie Inventarverhältnisse zu berücksichtigen. Der Minister steht jedoch auf dem Standpunkt, daß von einer Becichtigung abzusehen ist, wenn die Abweichungen, die durch die Berichtigung ausgeglichen werden sollen, weniger als 10 v. H. nach oben und unten betragen. * Verlängerte Arbeitszeit in der Zementinoustrie. dern, ist bereits an dieser Stelle eingehend berichtet worden. Mittlerweile haben nun die diesbezüglichen Verhandlungen erfreulicherweise zu einem Ergebnis geführt. Die im christlichen und die im Hirsch=Dunkerschen Fabrikarbeiterverband organisierten Arbeiter haben sich unter dem Einfluß ihrer Führer der wirtschaftlichen Beweisführung der Industrie nicht veschlossen und die Bereitwilligkei zu Verhandungen, die auf eine Erhöhung der Arbeitsintensität und der Rentabilitat der Betriebe hinauslaufen sollten, ausdrücklich erklärt. Die Industrie ihrerseits pflichtete den Arbeitnehmern darin bei, daß die Steigerung der Produktivität auf alle Produktionsfaktoren erstreckt werden müsse, daß insbesondere also in technischer Beziehung alle Verbilligungsmöglichkeiten ausgenutzt werden müßten. Im Gegensatz zu der Auffassung der beiden genannten Arbeiterorganisationen stellte sich der freie Fabrikarbeiterverband auf eine ausweichende ablehnende Politik ein. Daraufhin gab in einer Konferenz zu Münster der Arbeitgeberverband folgende Erklärung ab: Resolution! Die Vertreter der Arbeitgeber haben den bündigen und lückenlosen Nachweis gefühlt, daß eine entscheidende Aenderung in der Arbeitsverfassung eine der Voraussetzungen bildet zur Erreichung einer größeren Produktivität der Zementindustrie. Sie haben ferner ihren Standpunkt begündet, aus welchen Gründen diese Umstellung ersorderlich ist und daß sie in kürzester Zeit erfolgen muß. Sie haben auf Grund dessen einen Appell an die Arbeitnehmerschaft gerichtet, an einer Erhöhung der Produktivität, zu der auch selbstverständlich die technische Einstellung gehört und mit der eine Verlängerung der Arbeitszeit untrennbar verbunden ist, aktiv und freiwillig mitzuarbeiten. Die freie Organisation ist der Ansicht, daß nicht zeiliche und persönliche Mehrleistung des einzelnen Arbeiters erforderlich ist, sondern nur eine persönliche Mehrleistung. Dies aber sei ohne eine Verlängerung der jetzigen Arbeitszeit möglich. Die freie Gewerkschaft hat damit indirekt zum Ausdruck gebracht, daß bisher die Arbeiterschaft nicht die Zusage erfüllt hat, die bei Einführung der achtstündigen Arbeitszeit gegeben wurde, nämlich in 8 Stunden die gleiche Leistung hervorzubringen, wie früher in 10 Stunden. Der Antrag der Arbeitgeber geht dahin, der Arbeiterschaft Gelegenheit zu geben, mit Einführung der verlängerten Arbeitszeit in dem Maße mehr zu verdienen, wie sie länger arbeitet, und zwar unter der Voraussetzung, daß mit der verlängerten Schicht eine der Vorkriegszeit entsprechende Leistung parallel geht. Wir verstehen nicht, weshalb die freie Gewerkschaft der Verlängerung der Arbeitszeit Widerspruch entgegensetzt, obwohl dadurch die Arbeiterschaft aus der Kurzarbeit herauskommt und wieder zu höheren Verdiensten gelangt. Wir stellen fest, daß der Arbeitgeberverband das größte Gewicht darauf legt, nicht diktatorisch zu verfahren, sondern zu einer freiwilligen Vereinbarung mit der Gegenseite zu gelangen. Diese letztere Möglichkeit ist ihm durch das ablehnende Verhalten der freien Gewerkschaft genommen. Trotzdem bringen wir zum Ausdruck, daß der Arbeitgeberverbrand als soicher durchaus Vertragstreue zu halten gedenkt; wir weisen jedoch darauf hin, daß unter dem Einfluß der katastrophalen Wirtschaftslage Vertragstreue gleichbedeutend ist mit Stillegung der Betriebe, und glauben deshalb, daß die freie Gewerkschaft bezw. die Arbeiterschaft nicht auf den starren Buchstaben des Vertrages beharren sollten, da sie sich selbst hiermit am meisten schaden. Nachdem es nicht gelungen ist, zu einer freiwilligen Verständigung zu kommen, wird der Zementindustrie nichts anderes übrig bleiben, als unter Wahrung der Vertragstreue für sich allein zu handeln und unverzüglich die Maßnahmen zu ergreifen, die sie für erfordelich hält. Die Verantwortung hierfür sowie für die weiteren daraus entstehenden Folgen fällt nicht auf uns, auch nicht auf die christliche und hirschdunkersche Organisation, sondern einzig und allein auf die freie Gewerkschaft. geleitet werden, daß Betriebe, die aus wirtschaftlichen Günden still gelegt sind, oder noch stillgelegt werden müssen, genötgt sind, die Arbeit wieder aufzunehmen oder voll zu arbeiten. 6. Soweit entgegenstehende Bestimmungen im Reichsarbeitsvertrag enthalten sind, gelten die Bestimmungen des vorliegenden Vertrages. 7. Das Abkommen gilt bis zum 31. März 1924; wenn es nicht mit einmonatiger Frist gekündigt wird, läuft es jeweils um einen Monat weiter. Mit diesem Abkommen ist eine weitere der großen Rohstoff industrien zum zehnstünd gen Normalarbeitstag übergegangen. Der abschließende Arbeitgeberverband umfaßt ein Viertel der deutschen Portlandzementproduktion. Das Abkommen ist das erste derartige in der Industrie der Steine und Erden und wird hier zweifellos maßgebliche Bedeutung erlangen. Wie wir erfahren, macht sich bereits in den freigewerkschaftlich organisierten Kreisen der Arbeiterschaft Unruhe und lebhafte Mißstimmung gegen die Führerschaft bemerkbar. Diese Unzufriedenheit erklärt sich einmal durch gegensätzliche Auffassungen in der Arbeitszeitfrage. Auf der anderen Seite aber spielt vor allem die Befürchtung mit, daß die freie Gewerkschaft durch ihr Verhalten taktisch in eine schiefe Lage geraten ist. sie freigewerkschaftlich organisierte Arbeiterschaft befürchtet ganz offenbar— und wohl nicht ohne Grund— daß sie infolge dieses Verhaltens ihrer Führer gegenüber ihren christlichen und HirschDunkerschen Kollegen in dem Augenblick das Nachsehen haben wird, wo das neue Abkommen zur Einführung gelangt. Die im unmittelbaren Anschluß an die gescheiterten Vorverhandlungen eingeleiteten Spezialbesprechungen fanden daraufhie unter Ausschluß der freien Organisation statt und brachten in flottem Verhandlungsgang das nachfolgende, am 7. Jonuar unterzeichnete Abkommen mit dem christlichen Fabrikarbeiterverband und der Hirsch=Dunkerschen Gewerkschaft: 5 hören Sie mal, Frau Nachbarin... Wochenplauderei vom Oelder Windmüller. „Et is doch'n bittken gefährlich, gobends bouten to gaohn, will ick Ju wat seggen,“ meinte Frau Kleinepötter aus Herzebrock. „Et giff nämlich nich bloß dulle Rüens, sondern auck dulle Menschen und de sind manks nao viel laiger äs de bissigsten Jagdrüens.“ „Wi häff dao Sunndag'n Spitakel beliäwet, dat was mähr äs in't Näppken gäiht. De Jungens wor'n an't Kartenspielen und lätten de Milliarden män so fläigen. Upmaol gonk de Dür loß und use Naohber kam herinschuotten und brullde, as wenn he in't Mesesr sätt:„Well von Ju Schläckse hät mi de Kauhstallsdür outhangen?“ „Kien Mensch mellde sick, wahrscheinlich hadde't auck kien en ziger von de Jungens daohn. Se dauget je wull in ihr beste Fell nich, aower alle dumm Tüg könnt se doch auck nich maken. Und nu wor de Bouer wahne äs ne Katte. He greip sick den unschuldigen Peter tüsken denn, pock'n an de Kehle, schmäft an'n Grund und schlaug'n dat Gesicht bunt und blao. Daobi brüllde he ümmertau: „Ick mak di daut, ick schlaoh di kapput!“, und de Schoum läip'n an 'n Möppel harunner. „De annern Jungens läiten de Karten liggen und läipen as Hasens wäg. De eine kraup unnern Disk, de annere unner't Sofa. Sogar de Grötste, de grade an't Schauhe wichsen was, lätt Schauhe und Wichse in'n Stiek und verdrückede sick in'n Keller. De Rüe, de süß sin Amt ganz gut uppässet, miärkede wull, dat he hier nich tiegen ankonn, knäip den Stiäl tüsken de Bollen und rätt ut. De Wichter, de in'n Kauhstall an't Melken wörn, krüöpen in de Ecken, weil se meinden, de Zoologiske Gaorn out Mönster wör dao und de Löwens sätten all in de Stuobe to rieten. De Kögge stellden den Stiär#el in de Lucht und rätten an de Stricke. Jeder wull sien Liäben retten. 1. Die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit an den 6 Wochen tagen beträgt 57 Stunden, ausschließlich der Pausen. Während dieser Arbeitszeit muß das zur nomalen Fortführung eines durchgehenden Betriebes erforderliche Material angeliefert werden. 2. Die Arbeiter, welche in Tag und Nacht ununterbrochen arbeitenden Betriebsableilungen beschäftigt sind, arbeiten in zweiteiliger Schicht ohne Ueberstundenzuschlag. De- wöchentlich eintrelende Wechsel ist grundsätzlich so zu gestalten, daß die in Frage kommenden Arbeiter nicht 24 Stunden hintereinander durcharbeiten, sondern in der Wechselschicht Ersatzleute eintreten. Vereinbarungen hierüber sind zwischen der Betriebsleitung sowie der Belriebsvertretung und der betreffenden Arbeitergruppe direkt zu treffen. 3. Die Bezahlung erfolgt nach der Zahl der geleisteten Arbeiesstunden bezw. Arbeitsbereitschaftsstunden. Vorausgesetzt wird, daß mit der verlängerten Schicht eine unter Berücksichtigung der technischen Verbesserungen entsprechend erhöhte normale Schichtleistung parallel geht.„ 4. Die über die normale Arveiszeit(57 Stunden) bezw über die Arbeitsbereitschaft(72 Stunden) hinausgehenden Stunden werden mit 25 Prozent Aufschlag bezahlt 5. Die vorstehende Vereinbarung verpflichtet nicht zu einer über das Wirtschaftsbedürfnis hinausgehenden Einstellung von Arbeitskräften. Auch kann aus diesem Vertrage nicht das Recht herBloß use Stoffer behaoll de Kurasche, namm sick'n Ummer vull kaolt Water und gaut et dem dullen Kerl in'n Nacken. Dat holp!“ „Man sieht doch wieder, daß die Kneipsche Kur auch gegen Tollwut hilft. Nur jetzt bei dieser Kälte is es nix. Da kann es nich schaden, wenn man einen vernünftigen Grog hat, der hilft wie'ne Wärmepulle. Wir hatten neulich in Rietberg Verlobung gefeiert und dem alten Wilm, der abends noch draußen zu tum hatte, einen ordentlichen Schnaps, allerbesten Doppelkorn, zukommen lassen. Der Schnaps war aus dem großen Faß gleich in eine Weinflasche gezapft worden,„1921er Niersteiner Domtal“ stand davor.“ „Und Wilm, der von Wein nich viel Ahnung hat, setzte die Pulle vor den Kopp und ließ das erste Drittel gleich auslaufen.„Donnerbässem“l, meinte er,„de Wien is nich schlächt, de trecket derbi!“ Und dann setzte er noch zweimal an und verputzte sich den Rest.„Wann't der nich vür stönn, mögg ick wull meinen, et wör Schnaps“, philosophierte er,„aower et is je Niersteiner Domtal. Düsse Jahrgang is gut. Schade, dat de Pullen so klein sind.“ „Am anderen Morgen taten ihm die Haare doch etwas weh, und als wir ihn fragten, wie es bekommen wär, meinte er zutraulich:„Segget Se maol, hefft Se gistern Aobend ummers Wien drunken?“ Und da sagten wir ihm, nach dem Abendessen hätten wir das allerdings getan.„Uemmers den 21er?“, fragte er zweifelnd. „Sicher, immer Einundzwanzige!“ bestätigten wir.„Je, ick will In wat seggen, dat Tüg schmäck je ganz gut, aower et is wahne scharp und man mott et wull'n bittken gewuhnt sien, wann't einen nich an'n Grund kriegen sall. Warme Fäute häff ick allerdings nachts kriegen. „Was unser Großvater is, der kann überhaupt keine warmen Füße mehr kriegen. Wir machen ihm abends die Warmepulle fertig, aber die is ihm niemals warm genug. Er setzt sie immer noch'n Stündchen auf den Ofen, damit sie das richtige Tempo kriegt. Und so hatte er das neulich auch gemacht. Aber er hatte unglücklicherweise den Korken auf der Pulle sitzen lassen und nun wirkte die wie ern Dampfkessel mit Ueberdruck. So lange die Flasche ruhig auf dem Ofen stand, war es nich schlimm, aber unser Großvater wollte zu Bett und nahm seinen Ueberdruckdampfkessel liebevoll unter den Arm. In diesem Augenblick explodierte das dumme Ding. Der Propfen flog gegen die Decke, und die ganzen Atmosphären sausten heraug. warnende Stimme. Der Generalsekretär des Gesamtverbandes der christiichen Gewerkschaften, Bernhard Otte, wendet sich in einem Artiekl in dem Stegerwaldschen Blatt„Der Deutsche“ mit ernsten Worten gegen die zunehmende Neigung industrieller Arbeitgeberkreise, die augenblickliche Schwächung der Gewerkschaften im Sinne des sozialpolitischen Rückschritts auszunutzen. Wir entnehmen dem Aussatz folgende Sätze: Wir wollen gewiß nicht verallgemeinern und behaupten, daf alle Arbeitgeber einem unsoz'alen Geist verfallen sind. Jedoch ha sich leider in letzter Zeit in Arbeitgeberkreisen immer mehr ein extre mer Anhang gebildet, der nach dem Grundgedanken handelt: wollen allein herrschen und diktieren! Welches werden die Folgen sein, wenn dieses Extrem zu stärkerer prakt'scher Auswirkung gelangt? Wir leben jetzt in einer Zeit der Not und in einer Periode— auch das soll zugegeben werden—, wo die Arbeitnehmer infolge der Entwicklung, die insbesondere das letzte Jahr genommen hat, stark geschwächt sind. Infolgedessen braucht es auch nicht wun der nehmen, wenn sich schließlich weite Arbeitnehmerkreise einem auf sie ausgeübten Zwange fügen. Dieses Sich=Fügen beruht aber nicht auf innerlicher Erkenntnis und Bereitwillig keit. Viele werden eine Faust in der Tasche machen, sa Schwächlinge werden sich in der Not sogar noch in äußerer Liebedienerei ergehen. Aber die so in Arbeitnehmerkreisen ausgelöste Stimmung und Einstellung kann keinen Boden abgeben, auf dem die Wirtschaft und das Volksganze gedeihen können. Die Gegensätze im Innern werden dadurch aufs äußerste verschärft; dem Radikalismus wird immer wieder Wasser auf die Mühlen geliefert, und wenn jetzt das radikale Extrem aus Arbeitgeberkreisen oben ist und von den Arbeitgebern die Macht mißbraucht wird, wird später der Radikalismus im Arbeitnehmerlager wieder obenaufkommen und dann die Gelegenheit dazu benutzen, ebenfalls wieder die Macht zu mißbrauchen. So liegen die Dinge. In solcher Lage wird das deutsche Volk sicherlich nicht die notwendige Kraft zum Widerstand gegen außenpolitische Bedrückung aufbringen. Weite Kreise des deutschen Volkes sind dann ein Spielball in der Hand rücksichtsloser Gruppen im Innern zum Nutzen unserer außenpolitischen Feinde, welche den inneren Zwiespalt des deutschen Volkes weidlich für sich ausnützen werden. Das sind so ungünstige Perspektiven für die Zukunft, daß jeder verantwortungsbewußte Deutsche aus ehrlichem Besorgtsein um das Volksganze nur nachdrücklichst vor einer solchen Entwicklung warnen kann. Fast scheint es, als ob weite Kreise des deutschen Volkes, denen für die Wiedergesundung in Deutschland eine große Bedeutung zukommt, gegenwärtig von allen guten Geistern verlassen sind. Möge man insbesondere auch im Arbeitgeberlager nicht Wege beschreiten, die letzten Endes nur zu einer größeren Erniedrigung des deutschen Volkes führen werden, statt einen gesunden Wiederaufstieg herbeizuführen. Rechtspflege Ein bedeutsames Gerichtsurteil. Berlin, 10. Jan. Einen Entscheid von sehr erheuncher prinzipieller Bedeutung fällte heute das Landgericht Berlin 2 gegen die Reichsgewerkschaft deutscher Eisenbahnbeamten und Anwärter und den letzten Eisenbahnerstreik. Das Gericht ver urteilte die bekannten Streikführer Menne, Tänzer und Scharfschwert auf Strafantrag eines holländischen Kaufmannes zum Ersatz der dem Kaufmann entstandenen Hotelkosten. In der Begründung des Urteils wurde das von den Beklagten in Anspruch genommene Recht zum Streik verneint. „Die Wirkung war geradezu entsetzlich. Großvater ließ den brausenden Bottich fallen und setzte sich vor Schrecken daneben auf den Fußboden. Unser Hermann, der am nächsten dabei saß, sprang auf, schmiß die Kaffeekanne um und stellte sich auf meinen rechten Fuß, wo ich ein ganz vermucktes Hühnerauge dran habe. Ich sauste natürlich mit Wupptizität in die Höhe und langte ihm eine Ohrfeige Da schmiß er auch noch zwei Tassen kaputt.“ „Im Sofa saß unser Theo mit seiner heimlichen Braut. Die hatte ein helles Kleid an und kriegte den ganzen Kaffe aus der um geworfenen Kanne auf den Schooß. In demselben Augenblick spang ihr auch unser Waldmann, der bis zur Katastrophe unter dem Tisch gelegen hatte und nun vor Entsetzen die Flucht ergriff, in gewal tigem Satz auf den Schooß, und als er da sofort wieder den war men Kaffee über das Fell kriegte, setzte er quer über den Tisch und schmiß alles um, was noch drauf stand. Die Milch floß unserem Theo über die Hosen, die Butter flog in hohem Bogen auf in das Brausewasser und löste sich da sofort in Wohlgefallen auf Der Fettflecken ist jetzt noch zu sehen.“ „Nur unser Vater blieb einigermaßen ruhig. Als alle anderen sich auch wieder hingesetzt hatten und das Trümmerfeld übersahen, meinte er bedächtig:„Alles kann ich verstehen. bloß wie ich bei die ser Gelegenheit Senf just auf die Nasenspitze kriegen konnte, das bleibt mir ein Rätsel.“ „Seh'n Sie, das kann aus einer explodierenden Wärmepulle entstehen. Kleine Ursachen, große Wirkungen. An Porzellan is uns beinahe so viel kaputt gegangen, daß wir für Großvater schon Dampfheizung durch das Bett legen lassen konnten. Und ob das zarte Verhältnis zwischen unserem Theo und seine Aenne nich auch darüber in die Brüche geht, das is noch nich mal sicher. Eine kleine Verstimmung is jedenfalls da, weil Theo über den Kaffee gelacht hat und dann den Witz machte, er hätte die Milch dazu auf die Buxe gekriegt. Das kann Aenne nich vertragen. Aber wenn die Versobung um solche Kleinigkeiten in die Brüche geht, so ist es auch nicht so schlimm. „Ich habe zu meinem Mann gesagt:„Heinerich,“ hab ich gesagt,„wenn die Aenne darüber brummen will, so kann sie sich nur gesagt sein lassen, daß sie als junge Frau noch oft genug ganz was anderes auf's Kleid krieat als warmen Kaffee!" Wollen Sie nach Amerika um Verwandte oder Bekannte zu besuchen? die Ihnen die Fahrkarte kaufen bzw. Geld(Dolla:) für die Uberseefahrt schicken können, so schreiben Sie uns deren Adresse. Wir werden uns in Ihrem Interesse bemühen, dieselben zu erreichen, ohne daß Ihnen irgendwelche Kosten entstehen. Wir besorgen Ihnen die Schiffskarte wie auch die Eisenbahnfahrkarte bis zu ihrem Reiseziel in Amerika. Fachmännische Auskunft über Paß- und EinwanderungsAngelegenheiten. Reellste und schnellste Bedienung. Wenden Sie sich an das Reisebüro Otto Korte, Münster i. W. Michaellsplatz—8 Telephon 259 und 1024 Haus-u. 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Später hatte ich allerdings die Genugtuung, zu erleben, daß die roten Hare zu einer gewissen Volkstümlichkeit gelangten. Die Damen vom Theater stellten sich mit Vorliebe mit Perücken in Tizianischem Blond vor, und die Damen der Gesellschaft beeilten sich, die Mode durch Abtönen ihrer Haare auf den roten Farbton mitzumachen. Ein großer Pianist nahm trotz dem bestehenden Vorurteil keinen Anstand, auf dem Podium mit seinem üppigen roten Haarschopf zu paradieren.“(Gemeint ist offenbar Paderewski, der durch seinen Abstecher auf das Gebiet der hohen Politik freilich das Sprichwort:„Rote Haare— Gott bewahre!“ nicht Lügen gestraft hat.)„Unzeachtet der Erfolge, die die Rothaarigen auf der Bühne und im Salon zu verzeichnen hatten, blieb die Abneigung gegen das rote Haar bestehen, und das alte Mißtrauen schien unausrottbar. Heute endlich ist durch den englischen Phnsiologen Pearson unsere Ehre wiederhergestellt worden; denn Pearson hat auf Grund umfangreicher Studien und Untersuchungen festgestellt, daß Kinder mit rotem Haar ungleich intelligenter und zumeist auch gewissenhafter sind als die andern. Damit ist endlich von uns Rothaarigen das Brandmal genommen, das uns so lange vor der Welt bloßgestellt hat. Schade nur, daß diese wissenschaftliche Entdeckung für mich reichlich spät kommt: denn von meinem üppigen roten Schopf ist heute auch nicht mehr ein Härchen übrig geblieben. Pearson hat mich wohl bei meinen Mitmenschen wieder rehabilitiert; leider aber ist er nicht in der Lage, mir meine roten Haare wiederzugeben.“ ml. Während der Operation vom Patienten bestohlen. Eine ergötzliche Anekdote berichten anläßlich des kürzlich erfolgten Ablebens des bekannten Chirurgen Treves Londoner Blätter. Treves war Spezialist in der Chirurgie des Blinddarms und hatte sich im Laufe seiner langjährigen Praxis eine solche Geschicklichkeit angeeignet, daß er sich anheischig machte, einen Patienten mit verbundenen Augen zu operieren. Zufällig lag damals in der Klinik an Blinddarmentzündung ein berüchtigter Londoner Taschendieb, der sich auch bereit erklärte, sich als Versuchsobjekt diesem gefährlichen Experiment zu unterwersen. Gerade als er chloroformiert werden sollte, gelang es dem auf dem Operationstisch liegenden Patienten, der in seinem Fach nicht minder geschickt als der Operateur in dem seinen war, dem mit verbundenen Augen seines Amtes waltenden Treves die goldene Uhr aus der Tasche zu ziehen. Als die Operation glücklich vorüber war, belobte der Chirurg seinen Patienten wegen seiner Tüchtigkeit und erklärte, daß ihm, Treves, nur recht geschehen sei; denn wenn auch der Arzt Rätsel=Ecke. Zul Shufgste. 2„„ „„„* Die 46 Felder dieser Figur sind mit den Buchstaben 4a, 2c, 3d. 5e, 1g, 2 h, 6i, 1k, 21, 6 n. 4o, 1p. 5r, 38, 11 so auszufüllen, daß acht siebenlautige Wörter entstehen, wobei dei Endbuchstabe eines jeden Wortes von—5 und von—10, zugleich den Anfangsbuchstaben des folgenden Wortes bildet. Die Wörter sollen bezeichnen:—2 einen König der Westgoten, —3 einen König von Juda,—4 einen Fisch,—5 ein Tal dei Graubünden,—7 eine russische Festung,—8 ein Alkaloid,—9 eine geographische Bezeichnung,—10 eine Stadt in Spanien,." die vier punktierten Felder einen Nebenfluß der Saale. (Auflösung folgt in nächster Nummer.) Zitatenrätsel. Jedem der nachstehenden Sätze entnehme man ein Wort. OtWörter bilden ein Zitat von Wieland. 1. Was ein Hälchen werden will, krümmt sich beizeiten 2. Der Wahn ist kurz, die Neu' ist lang. 3. Tut nichts, der Jude wird verbrannt. 4. Wer nicht für mich ist, ist wider mich 5. Und ist von ihrem Gruß beglückt. 6. Des Menschen Engel ist die Zeit. 7. Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie euig neu 8. Zwischen uns sei Wahrheit. 9. Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. 10. Wer das Ei essen will, muß die Schale zerbrechen. 11. Ich bin klug und weise, mich betrügt man nicht. 12. Was unnütz ist, ist umsonst zu teuer. 13. Das schlägt dem Faß den Boden aus. 14. Jeder weiß selbst am besten, wo ihn der Schuh drückt. (Auflösung folgt in nächster Nummer.) Homonyme Scherze. 1. Verwundert sprach Graf Palten, als er eine Einladung zu: Jagd auf Rehe erhielt:„Ist es denn—— für diese Jagd, ich dachte, es wäre noch——.“ 2.—— gerne den Armen,“ schloß der Pastor seine Predig! und fügte noch ein—— daran. 3.„Ich kann nicht mehr.“ sprach in später Nacht ein Mann beim Dominospiele,„wenn mir auch noch so viele—————. weil mir schon die—---—.“ ne n— hcc :Bunses Vexierbild. Wo ist der Knabe, der den anderen mit dem Schneeball getroffen hat? Auflösung des Rösselsprungs in vor. Nr.: Wie's innen, so ist's draußen auch. Ist's innen licht und hell, So dünk: die Welt dir lieb und schön. Ein reicher Freudenqueil. Wer Nacht und Trug im Busen hegt, Sieht immer Nacht und Trug: Wer Gott im tiefsten Herzen trägt, Sieht ihn im Weltenbuch Rittershaus . Pirterrge Bruer Nr. 2ee Samstag, den 12. Jannar 1924 0 Der Von Efraim Wästberg. Vor etwa zwanzig Jahren war ich als junger stud. phil. in Upsala von einem alten Freund und Onkel eingeladen worden, die Weihnachtsferien in seiner Familie zuzubringen. Er wohnte als Pächter auf einem großen Rittergute unten im Südermannland. Sein freundliches Anerbieten kam meiner Kasse sehr gelegen, und ich machte mich auf den Weg. Nach einer angenehmen Reise an einem hellen, sonnigen Tage lag noch eine zweieinhalbstündige Wagenfahrt vor mir. Eine zweispännige Kalesche erwartete mich. Ich fühlte mich fast als Herr und Eigentümer, wie ich mich so beuem in meinen Wagen streckte und die Rauchwolken meiner Zigarre in die Luft blies. Der Weg führte auf einer breiten, geraden Straße durch dichten Wald. Mit Mühe nur erfuhr ich von dem Kutscher die Namen der Ortschaften, die wir passierten. Und das war dann auch alles. Er sah düster und verschlossen aus, und es war mir unmöglich, ein Gespräch mit ihm in Gang zu bringen. Ich muß endlich eingeschlafen sein, denn ich schrak plötzlich durch einen heftigen Ruck empor. „Ja, wissen Sie,“ sagte der Kutscher,„wir sind nun daheim. Das ist das Grabgewölbe, was da steht.“ Und er wies auf ein kleines Steinhaus am Wege.„Die Pferde scheuen immer, wenn sie da vorbei sollen.“ „Woher kommt das?“ „Das weiß niemand,“ sagte der Kutscher mit tiefem Ernst. Er sah furchtbar geheimnisvoll aus.„Es ist eine lange Geschichte,“ fügte er hinzu. Ich war erstaunt über seine plötzliche Gesprächigkeit, hatte aber keine Lust, ihm zuzuhören. Ueberdies fuhr der Wagen schon auf das Hauptgebäude zu, wo Onkel und Tante mit Kind und Kegel an der Treppe standen, um mich zu begrüßen. Nach einem angenehmen Mittagessen— wir waren neun Personen: Tante, Onkel, zwei Söhne, vier Töchter und ich— gingen Onkel und ich in sein Zimmer, wo wir den Kaffee tranken und dann das Schachspiel hervorholten. Nachdem ich das reste Mal geschlagen worden war, machten wir eine Pause. „Na, sag' mal, Junge,“ fragte plötzlich der Onkel,„scheuten die Pferde heute auch wieder?“ „Ja. Doch worauf ist das zurückzuführen?" „Ach, das ist eine lange, schauerliche Geschichte. Ich will sie dir erzählen, weil wir hier„warm“ sitzen. Die Wahrheit de Sache wirst du zur Genüge erfahren, wenn du mal nachts gegen ein Uhr aufstehen willst.“ „Hu, das klingt ja ganz schaurig. Glaubt ihr hier unten an Gespenster?“ „Ja, ich weiß wirklich nicht, was ich glauben soll. Es ist zu schlimm mit solchen Sachen. Die Leute sind hier so furchtsum und so abergläubisch...“ „Aber was ist denn das für eine Geschichte? Du spannst mich ja auf die Folter.“ „So höre: Vor etwa fünfundzwanzig Jahren gehörte dieses Gut einem jung verheirateten Baron. Seine junge Frau war ein strahlend schönes Geschöpf, aber von bürgerlicher HerKunft. Das konnte die Schwiegermutter nicht überwinden. Sie gab das Hausregiment nicht aus der Hand, die Tochter hatte so gut wie gar nichts zu sagen. Bei jeder Gelegenheit beleidigte und kränkte sie die junge Baronin. Sie ward ein wihrer Plagegeist für sie. Da kam für die junge Frau die kritischste Periode im Leben des Weides heran: sie sollte Mutter werden. Frisch und munter saß sie eines Morgens mit den andern beim Frühstück, als sie plötzlich beim Aufstehen scheinbar leblos zu Boden sank. Man brachte sie ins Schlafzimmer und rief den Arzt. Dieser erklärte sofort, daß die Kranke allerdings noch lebe, ober wahrscheinlich den Tag nicht überstehen und nicht mehr rwachen werde. Sie lag da wie im Schlafe, mit ruhigen Zügen und bläulich blassem Gesicht. Sie hatte plötzlichs eine Herzafjektion bekommen, und in ihrem gegenwärtigen Zustande war sie rettungslos verloren. Noch an demselben Abend war sie tot. Eine furchtbare Aufregung herrschte im Hause. Dei Baron bekam einen Anfall und mußte auf sein Zimmer bracht werden. Jammernd und weinend liefen die Bedienten imher. Nur die Schwiegermutter bewahrte ihre Ruhe. Sie wollte unter keiner Bedingung mit der Toten in demselben Hause bleiben. Und mit lauter, fester Stimme befahl sie den Dienern, die Leiche in das Grabgewölbe zu schaffen.„Die Frau Baronin ist ja noch kaum kalt,“ sagte die Zose, welche weinend neben der Bahre lag. „Schweig und gehorche! Lege das Tuch darüber, so! Und nun schnell.— Es war im Januar. Man legte die nur mit Tüchern verhüllte Leiche auf den zum Schlitten gemachten Leichenwagen und brachte sie in das ein Stück des Weges ent fernte Grabgewölbe, wo sie einstweilen auf den Katafalk gestellt wurde. Der Baron wußte nichts von alledem. Er lag noch im mer wie betäubt, obgleich er s seiner tiefen Ohnmacht erwacht war. Um vier Uhr r zens wurde jedoch durch ein heftiges Poltern an der Tür d. anze Haus geweckt, Niemand wagte zu öffnen. Nur die. Frau hatte den Mut. In Eile warf sie sich ein Kleid un ahm ein Licht und öffnete. „Was gibt's denn hier? Brennr es etwa?" Draußen standen zwei Bauern, Entsetzen und Grauen in den verzerrten Gesichtern.„Herr Gott, Euer Gngden,'s ist so schaurig. Es schreit und wimmert so——“ „Was meinst du denn? Bist du denn betrunken, Kerl, oder was fehlt dir sonst? Sprich, was gibt'?“ „Es ruft und schreit im Grabgewölbe unten. Da ist ein Mensch drin, ganz sicher.“ Die Alte taumelte gegen die Wand. Mittlerweile waren auch die Bedienten herzugekommen, und einige von ihnen liefen nun mit den Bauern hinunter zum Grabgewölbe. Daß etwas Gräßliches sie erwartete, wußten sie. Doch was? Sie traten ein. Im Scheine einer Laterne sahen sie die arme geliebte Baronin, mit nur einem Hemd bekleidet, in einer Fensternische zusammengekauert, die sie erklettert hatte. Ste war tot. Auf dem Boden vor ihr lag ein neugeborenes Knäblein,„ebenfalls tot.—— „Manche Träne habe ich über diese grauenvolle Geschichte und über die arme kleine Baronin geweint,“ fuhr der Onkel fort.„Und ich wundere mich nicht darüber, daß der Baron wahnsinnig wurde und in eine Anstalt kam. Nach seinem Ende herrschte die Alte hier ganz allein. Auch sie ruht nur seit Jahren im Sarg, dicht neben der Schwiegertochter.“ „Nun aber der Spuk jetzt?“ „Ja, siehst du, damit ist's seltsam. Die Pferde, welche dich heute herbrachten, zogen den Leichenwagen, als die alte Baronin ihre letzte Fahrt machte. Und seit dem Tage scheuen sie, wenn sie an dem Grabgewölbe vorbei sollen.“ „Sehr seltsam.“ „Und das ist noch nicht alles. Jede Nacht, so etwa zufschen zurölf und ein Uhr, hört man vier oder fünf Schläge, dumpfe Schläge, ungefähr als ob man auf eine leere Kiste schlägt. Die kommen aus dem Schuppen, in dem der alte Leichenwagen steht. Kannst du dir das erklären?" „Aber ist das nicht eine Sinnestäuschung?“ wagte ich zu bemerken.„Man denkt an solche Geschichten und hypnotisiert sich selbst——“ „Ach bewahre. Wir haben es alle zu gleicher Zeit gehört, auch das Hausgesinde; und wenn du heute nacht mit uns aufbleiben willst, kannst du es auch hören.“ „Ich habe einen Plan, Onkel.“ „Nun?“ „Wenn ich einen deiner Knechte mitnehmen darf, so mochte ich heute nacht hinunter gehen in den Schuppen und den Spuk erwarten. Vielleicht steckt etwas Lebendiges dahinter. An etwas anderes kann ich nicht glauben; die Toten sprechen nicht.“ „Meinetwegen— wenn du einen Knecht dafür gewinnst — sie gehen selbst am Taae ungern an dem Schuppen vorbei. * Und übrigens, wenn du recht hättest, wenn es jemand wäre, der uns da einen Possen spielte, wie erklärst du die Sache mit den Pferden? Haben die auch keinen Spuk im Leibe?" „Von wem hast du denn eigentlich diese entsetzliche Geschichte ursprünglich gehört, Onkel?" „Vom Kutscher. Er ist hier auf dem Gute alt geworden, ich übernahm ihn als ein Inventarium. Aber die Sache mit der Szene im Grabgewölbe ist wahr, das weiß ich bestimmt.“ „Hm, hm, ja.“ „Nun, versuch's mal mit Anders Rast, das ist wohl der einzige, der es vielleicht wagen wird. Die Leute hier glauben nämlich, daß, wer den Spuk stört, noch in demselben Jahre sterben muß und keine Ruhe im Grabe findet.“ „Hast du vielleicht etwas Kognak hier? Er würde mir am besten als Ueberredungsmittel dienen.“ „Jawohl, aber gib ihm nicht zu viel. Meine Knechte sind nämlich prächtige Leute, niemals berauscht.“— Als der Abend kam, führte ich meine Absicht aus. Der Kognak erwies sich wirklich meinen Zwecken sehr nützlich, mit seiner Hilfe und mit einem diplomatischen Appell an Anders Rasks Aufgeklärtheit und an seinen Mut sicherte ich mir seine Begleitung. Die Nacht war pechschwarz. Ein leises Säuseln ging durch die alten Linden, als wir auf den Hof hinaustraten. Keinen Laut vernahm man sonst. „Da steht der alte Schuppen,“ flüsterte Anders und wies ins Dunkle hinaus. Die Uhr am Herrschaftshause schlug ein Viertel nach pd! „Merkwürdig, daß noch nichts zu hören ist,“ sagte Anders. Wir konnten nun trotz der Dunkelheit die Dinge schon ganz gut unterscheiden. Ich sah den Leichenwagen.— Unmittelbar nachdem die Uhr halb eins geschlagen hatte, nerkte ich, daß Anders am ganzen Körper zu zittern begann. die Zähne schlugen ihm aufeinander. „Sehen Sie, sehen Sie,“ stammelte er flüsternd und zeigte nach dem Eingang. „Still, um alles in der Welt,“ gab ich leise zurück. Eine männliche Gestalt näherte sich. „Sieh, Anders, da haben wir den Spuk. Das ist ja ein Mensch von Fleisch und Blut,“ hauchte ich ihm ins Ohr.„Laß ihn nur erst Lärm schlagen, so wollen wir ihn schon fassen.“ Richtig schritt die Gestalt an den Leichenwagen heran, und gleich darauf hörte man einen ohrenbetäubenden Schlag dagegen, dem in kurzen Zwischenräumen drei andere folgten. Aber nach dem vierten Schlage ertönte ein Schrei, so wild und entsetzlich, wie ich ihn noch nie aus einen menschlichen Kehle vernommen hatte. Wir waren nämlich herangeschlichen, und gerade, als der vierte Schlag donnerte, nahmen wir den Spuk in Beschlag und schleppten ihn mehr tot als lebendig in die Gesindestube. Da ergab sich, daß der Spuk der— Kutscher war. Er war ganz blaß im Gesicht und klapperte vor Schrecken an allen Gliedern.— Als ich ins Haupthaus hinüberging und die Diele betrat, erwartete mich dort die ganze Familie. Man zog mich hinein zum behaglichen Kaminfeuer und zu duftendem Kaffee. „Du siehst bleich aus, mein Junge, warst du es, der so entsetzlich schrie?“ „Ich? Nein, das war der Kutscher.“ „Der Kutscher?". Wie lebendige Fragezeichen schauten sie alle drein. Und nun erzählte ich das große Ereignis und erweckte allgemeinen Jubel damit. Der Onkel umarmte mich und meinte, un hätte das ganze Gut von einem wahrhaftigen Alpdruck befreit. Am nächsten Tage fand in Onkels Bureau ein großes Verhör statt in Gegenwart von den Bediensteten des ganzen großen Gutes. Und der Kutscher mußte ein vollständiges Bekenntnis ablegen. Er erklärte seine Handlungsweise mit der Ansicht, daß ein altes Adelsgut durchaus seinen Sput haben müsse, um etwas Rechtes zu gelten. Auch hatte er eine sehr große Freude an der Gespensterfurcht der Leute gehabt. Die Sache mit den Pferden war ein Kniff von ihm, ein heftiger Ruck an den Zügeln machte sie scheinbar scheuen. Er gestand auch zu, daß er ab und zu mit der Erzählung seiner Geschichte ein gutes Teinkgeld verdiente. Der Onkel, mild und verzeihend wie immer, behielt das alte Inventar trotzdem, wenn er ihn auch zum Aufseher des Viehhofes degradierte. Anders Rask bekam seinen Posten als Kutscher. Am Tage nach dem Verhör haben die Bettern und ich den Leichenwagen zu Kleinholz zerhauen. Die Leute der Gegen? aber haben seitdem ihren Gespensterglauben abgelegt, —— 5 Zeitgemäße Betrachtungen. (Nachdruck verboten.) Allerlei Winlerfreuden. Scharf wehr der Winter durch Fiur und#ld. Schneeflocken fallen vom Himmelszelt, Fleißig des Amtes waltet Frau Webt eine Decke von weißer Wolle. Das ist der Zauber der Winterzeit, Die Jugend nützt die Gelegenheit, Sich auf dem Eise fröhlich zu wiegen, Das ist gesund und es macht Vergnügen: Schneeflocken wirbeln durchs Land so dicht, Die Alten lieben den Winter nicht, Er dringt viel Mühsal und viel Beschwerde, Sie sitzen lieber am warmen Herde. Manch einer schüttelt sein weiß Gelock, Das einzige wäre ein steifer Grog, Den schlürft er gern und mit vollen Zügen, Das tut so wohl und das macht Vergnügen. Noch hört man klagen, die Zeit ist schlecht. Das Wirtschaftsleben noch arg geschwächt, Doch scheint die Teurung sich zu verlaufen, Wir können jetzt wieder bill'ger kaufen. Und wenn die Hausfrau zum Kaufmann gehe Und sieht, wenn sie ihr Krämchen ersteht, 'ist alles gesunken, statt gestiegen, Dann macht der Einkauf wieder Vergnügen. Die Mode, närrisch und sonderbar. Bringt neue Torheit im neuen Jahr, Die kurzen Kleider wurden viel länger Doch wurden sie dafür desto enger. Solch Modedämchen der heut'gen Zeit, Das trippelt dahin und kommt nicht wen, Der Stoff muß eng die Formen umschmiegen, Ist's auch geschmacklos,— macht's doch Vergnügen. Die Welt ist rund und sie muß sich dreh'in Manch Wandel wird hier wie dort geschehrn, Wir sahen, wie Mark und Kronen sanken, kun spricht die Welt von dem Sturz der Franken. ist auch der Frank jetzt valutakrank? Ein Sturz ist immer ein Niedergang. Des Spekulanten Geschäft blüht weiter, Drum hat er Freude daran! Ernst Heiter." * Ein sonderbares Heirats Eine ganz einzigartige Blüte auf dem bunten Beet den Heiratsgesuche stellt eine Annonce des Freiherrn Theodor von Hallberg=Broick dar, der unter dem Namen des Eremiten von Gauting als kurioser Sonderling seinerzeit in weiten Kreisen bekannt war und sich auch in sehr barocker Weise als Schriftsteller betätigte. In den Freiheitskriegen organisierte er im Auftrage des Freiherrn vom Stein den Landsturm zwischen Rhein und Maas und stellte sich als„Feldobersthauptmann" an die Spitze von 30000 Mann, die er nach Frankreich führte.: Nach dem Tode seiner ersten Gattin beschloß er als Siebzigjähriger noch einmal zu heiraten und erließ zu diesem Zwecke im„Münchener Eilboten“ ein langes Inserat, in dem es u. a. heißt: „Ich bin nach dem Kalender zwar über 70 Jahre alt, nach meinem Wohlbefinden aber erst 25. Diejenige, welche ich heiraten will, muß 16 bis 20 Jahre alt sein, schöne Haare, schöne Zähne und schöne kleine Füße haben; sie muß von ehrlichen, braven Eltern abstammen und ihr Ruf ohne allen Makel sein. Sie muß sich sehr schön und einfach in Seide oder Samt kleiden, aber durchaus in keine andern Stoffe, auch darf sie keine Ohrgehänge, Ketten, Ringe oder dergleichen Unsinn tragen, auch keine Pantoffeln, Hauben, Bänder, falsche Haare oder dergleichen, und nie ihre Kleider nach der bestehenden Mode machen lassen, da es nichts Dümmeres geben kann, als dem Kuhgang anderer Menschen zu folgen. Sie darf nie stricken, weil dieses Fingerspiel eine Maske gegen die Dummheit ist. Sie darf nur Musik machen, wenn sie es zur Virtuosität gebracht hat, da es unangenehm ist, das einfältige Geklimper anzuhören, womit die Alltäglichkeit in so vielen Häusern die Besucher langweilt. Sie ist im Hause und über alle Dienstboten unumschränkte Herrin, sowie ich selbst daran Vergnügen finden werde, mich nach ihrer vernünftigen Laune zu richten. Sie muß mich überall auf Reisen und wo ich hingehe, begleiten, weil es nach meinem Gefühl eine Schande für die Männer ist E5e N S.59 " „SS ad Fac S„ 9•055 ES 85 50 S SESE S 8955 828 S 51—5 SEOEaE 9 883 den ganzen Abeno umyerzulaufen und in Wirtshäusern zu schwelgen, indes die Frau allein zu Hause der Langeweile überlassen bleibt. Alles, was oben mit dem Worte„muß" gesagt worden, ist nicht Untertänigkeit, sondern Kontrakt, Uebereinkunft, und ganz allein zu ihrem höchsten Vorteil. Wenn sie Vermögen besitzt, so will ich es nicht angeheiratet haben, sie kann damit machen, was sie will, sowie mit den Zinsen ihrer Morgengabe; es dürfen die Zinsen nur nicht nach den Grundsätzen des Geizigen kapitalisiert werden, weil es nichts Dümmeres in der Welt geben kann, als für andere zu sparen. Die Freuden des Lebens in ewiger froher Laune zu genteßen, ist mir Grundsatz und Lebensweisheit.“ Der Mann hatte mit diesem kuriosen Heiratsgesuch auch Erfolg; die neue Ehe gestaltete sich indessen so unglücklich, daß sie schon nach kurzer Zeit wieder gelöst wurde. Der Freiherr erreichte noch ein Alter von 94 Jahren und starb am 17. April 1862 auf seinem Schlosse Hermannsdorf bei Landshut. Frauenideal des Mannes. Von Friedrich Huth. In einem englischen Blatte wirft Elisabeth Maro die Frage auf:„Welche Frauen sind es, die das Ideal des Mannes bei der Wahl der Lebensgefährtin bilden?" Diese Frage ist verkehrt gestellt, und darum kann sie auch nicht richtig beantwortet werden. Die Antwort, die sich Elisabeth Maro selbst gibt. ist unzutreffend, weil sie einseitig ist. „Findet die Frau keine Verehrer, wenn sie von der Kinverpflege nichts versteht?“ schreibt sie.„Gewiß nicht. Hört sie auf, das Ideal des Mannes zu sein, wenn sie nicht kochen kann, nicht praktisch ist und sich nichtum den Haushalt kümmert?“ Wieder muß man nein antworten. Die Männer verlieben sich nicht in Frauen, deren umsichtiges Verhalten im Haushalt sie bewundern oder die sie bei der Kinderpflege beobachten, sondern sie werden in Liebesnetzen gefangen, wenn sie mit jungen Damen Tennis spielen, im Ballsaal oder im Badeort zusammenkommen, und es sind diese Frauen, die sie lieben, nicht die Tatsache, daß sie gut kochen oder gut nähen können. Die Phantasie des Mannes umgibt die Frau mit einem schimmernden Gewand der Verklärung, und dieses Idealbild seiner Träume wird am ehesten verwirklicht, wenn ihm die Frau in festlicher Kleidung, in elegantem Sommerkostüm, in fescher Straßentoilette entgegentritt, nicht aber. wenn er sie im Alltagskleid und in der Alltagsumgebung sieht. Männer sind Idealisten; sie jagen ihrem Ideal nach und kümmern sich nicht um die Wirklichkeit, wenn sie lieben. Viele Ehen sind sehr glücklich, auch wenn der Frau alle„häuslichen" Eigenschaften kehlen. Sie mag im Alltagsleben ungeschickt sein, sie mag sich für alles mögliche interessieren und ihren Haushalt vernachlässigen. Das alles wird ihr der Mann nachsehen unter der Bedingung: Sie darf niemals aufhören, der beste Freund ihres Mannes zu sein. Sie muß teilnehmen an seinen Freuden und an seinen Sorgen, muß mit ihm in jenem tieferen Sinn harmonieren, durch den ein inneres Band der Gemeinschaft um beide geschlungen wird. Der Mann heiratet keine Köchin und keine Haushälterin und keine Kinderpflegerin. Er heiratet einen Gefährten, der mit ihm durchs Leben geht. In dem Augenblick, wo die Frau aufhört, sein Gefährte zu sein, untergräbt sie das Glück ihrer Ehe. Wenn sie ihn aus ihren Interessen ausschließt, schließt sie ihn auch aus ihrem Herzen aus.“ Diese Ausführungen klingen sehr einleuchtend, sie enthalten aber nur die halbe Wahrheit, vielleicht auch nur eine ViertelWahrheit. Gewiß, der Mann heiratet keine Köchin, er soll wenigstens seine Frau nicht zur bloßen Köchin machen, aber es ist doch sehr kühn, zu behaupten, die Frau könne sogar ihren Haushalt vernachlässigen, ohne hierdurch ihr Glück der Ehe zu beeinträchtigen. Das ist unwahr. Für die meisten Männer ist gerade die Ordnung im Haushalt, die sorgfältige Pflege der Kinder usw. das Fundament ihres Glückes, und man kann auch sicht behaupten, daß eine Frau noch an den Freuden und Sorgen des Mannes teilnimmt, wenn sie seine größte Freude, den wohltuenden geordneten Hausstand. vernachlässigt. Allerdings kann in sehr wohlhabenden Familien die Frau einen wesentlichen Teil ihrer Lasten den Hausangestellten überlassen, aber wenn die Hausfrau darum glaubt, ihn vernachlässigen zu dürfen, so wird sie bald erkennen, daß ihre Teilnahme an den Interessen des Mannes die Unordeung und Unbehaglichkeit im Hause nicht verschleiern kann. Die Teilnahme muß ehrlich sein, nicht vorgetäuscht werden. Die Frage ist aber schon deshalb falsch gestellt, weil die Ansprüche des Mannes an die Ehefrau sehr verschieden sind und wesentlich beeinflußt werden vom Beruf des Mannes, seiner Weltanschauung, vor auen wingen aber von seinem Vermögen und seinen Einnahmen. Und speziell in Deutschland legen die Verhältnisse seit vielen Jahren leider so, daß selbst, geistig hochstehende Frauen vorwiegend nur Köchin im Haushalt wurden und ganz erschöpft werden von den wirtschaftlichen Aufgaben. sodaß ihnen zur Betätigung ihres Geistes sehr wenig Raum übrig bleibt. Ein Mann, der nicht erkennt, welch außerordentliches Opfer gerade diese Frauen bringen, und etwe bestreiten wollte, daß gerade sie der Achtung und Liebe besonders würdig sind, der müßte doch vernagelt sein. Ganz so einfältig, wie uns Elisabeth Maro hinstellt, sind wir Männer doch nicht, obwohl wir ohne Zweifel bisweilen unsere schlechten Stunden haben und dann unfreundlich und ungerecht sind. Richtig ist allerdings, daß die Männer sich im allgemeinen, nicht in die häuslichen Tugenden der jungen Mädchen verlieben, sondern in ihren Liebreiz ihre Anmut, ihre Koketterie und daß sie oft im Ballsaal, auf dem Tennisplatz usw. in geschickt ausgeworfenen Liebesnetzen gefangen werden. Aber Liebesverhältnisse führen lange nicht immer zur Ehe, und ein Mann, der nicht ein leichtfertiger junger Fant ist, pflegt sich doch, wenn er heiratet, zu überlegen, ob die Angebetete auch einige Fähigkeiten zu einer guten Gattin und Hausfrau besitzt. Liebe macht allerdings blind, aber das Ideal, das sich der Mann von einer schönen, liebreizenden Frau bildet, und das Ideal der für ihn passenden Ehefrau decken sich nicht. Mancher junge Mann schwärmt für eine schöne Frau, aber möchte sie um alles in der Welt nicht zu seiner Ehefrau haben. Eine andere Frage ist es, ob eine Ehefrau überhaupt dem Ideal zu entsprechen vermag, das sich der Mann vor der Ehe bildet. Sie soll schön und treu sein, sie soll dem Manne eine gute Gefährtin sein, soll ihn lieben und ihm schöne, gesunde Kinder schenken, sie soll reich, wirtschaftlich, gebildet, milde. nachsichtig, zuvorkommend— also die Verkörperung aller Tugenden sein. Das kann sie natürlich nicht. Das große Problem der Ehe besteht darin, daß die Frau, die alle Eigenschaften besitzt, die Liebe des Mannes wachzurufen, entweder geistig zu: unbedeutend ist, um ihn zu verstehen. oder eine schlechte Wirte schafterin, oder streitsüchtig, rechthaberich, eitel und putzsüchtig ist. Die vollkommene Ehefrau muß erst noch erfunden werden (natürlich erst recht der vollkommene Ehemann!), bis dahin ist jede Ehe ein Kompromiß zwischen zwei Menschen mit Vorsügen und Fehlern. Die Liebe aber, die im Ballsaal, auf dem kennisplatz, im Badeort oder sonst irgendwo emporflackert, und die bisweilen zur Ehe führt, hat mit dem Glück der Ehe in der Regel sehr wenig zu tun, zumal sie sich schnell wandelt oder verflüchtigt. Allerlei kp. Serenissimus und die„Schöne Heiena“. Von den alten Großherzog Friedrich III. von Hessen, der ein sehr origi neller Herr war und im Volke Träger zahlreicher Anekdoten, weiß der bekannte frühere Kriminalkommissar Hans von Tresckow in seinen interessanten Erinnerungen„Von Fürsten und andern Sterblichen“ ein hübsches Geschichtchen zu erzählen, das zeigt, wie gut Serenissimus seine Höflinge kannte. „Da in dem Hoftheater keine Operetten gegeben wurden, so erzählt von Tresckow, weil damals die Operette noch nicht hoffähig war, so wollte sich der Großherzog einmal in Mainz die „Schöne Helena“ von Offenbach ansehen und fuhr mit seinem persönlichen Adjutanten, dem Obersten von Westerweller, ganz inkognito nach Mainz. Seine Absicht war aber doch ruchbar geworden, und so sah er bei seiner Ankunft in Mainz zu seinem Schrecken den dortigen Kreisdirektor Freiherrn von Kächler in Frack und Federhut, umgeben von einem Polizeiaufgebot, zu seinem Empfange bereit, auf dem Bahnsteig stehen. In höchster Wut, daß sein Inkognito verraten, wandte er sich an seinen Adjutanten und schrie ihm zu:„Westerweller, gehen Sie und sagen Sie dem verdammten Kuchenbäcker, er soll mir..., und nun folgte die bekannte Aufforderung des Ritters Götz von Berlichingen. Diensteifrig setzte sich der Adjutant in Bewegung, um dem armen Kreisdirektor die allerhöchste Willensmeinung zu überbringen. Aber plötzlich rief ihn der Großherzog zurück:„Westerweller, um Gotteswillen, bleiben Sie hier! Der Kerl ist imstande und tut'.“ Welche profunde Kenntnis der Höflingsseele muß der Großherzog gehabt ha ben! Leider erwartete ihn am Theater eine weitere Enttäuschung. Ein großes Plakat über den ausgehängten Theaterzetteln verkündete:„Wegen Anwesenheit Sr. Kgl. Hoheit, des Großherzogs: statt der„Schönen Helena" von Offenbach „Maria Stuart“, ein Trauerspiel von Friedrich von Schiller.“ — Es half ihm nichts. Er mußte auch dies über sich ergehen lassen und reiste schwer enttäuscht nach seiner Residenz zurück. Heinrich Hille Frieda Hille geb. Altherr Vermählte. Beckum, den 12. Januar 1924. Am Freitagmorgen 6¼ Uhr entschlief sanft und gottergeben nach längerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden, unser lieber Mitbruder O. F. M. Er erreichte ein Lebensalter von 41 Jahren, von denen er fast 19 im Kloster zubrachte. Wir empfehlen seine liebe Seele dem Memento der Priester am Altare und dem * Gebete der Gläubigen. # Der Wiedenbrücker Franziskanerconvent. Das Totenoff' zium findet statt am Montagmorgen 7½ Uhr, das feierl. Requiem um 2 8 Uhr, die Beerdigung um 8½ Uhr. Noch Gottes hl. Willen starb heute abend 7½ Uhr unsere liebe, treusorgende Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante, Sie starb nach einem überaus tätigen, frommen Lebenswandel, gestärkt durch den andächtigen Empfang der hl. Sterbesakramente, im 66. Lebensjahre. Oelde, Steele, Warendorf, Herzebrock, * H a r s e w i n k e l, O h i o( N o r d= A m e r i k a), d e n 10. Januar 1924. Die Beerd'gung findet statt Montagmorgen 9 Uhr vom Trauerhause, Bultstr. 31, aus, anschließend das feierl. Seelenamt. Sollte jemand aus Versehen keine besondere Anzeige erhalten haben, so bitten wir, diese als solche anzusehen. 8 Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen, heute nacht 2 Uhr unsere innigstgeliebte Mutter, meine liebe Schwlegermutter und unsere Großmutter, Schwester, Schwägerin und Ww. Gerh. Lcathalls Katharina geb. Bergkemper zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Sie starb nach einem arbeitsamen, pflichtgetreuen Berufsleben, im 70. Lebensjahre, nach zweitägiger Krankheit, versehen mit den heil. Sterbesakramenten. Um stille Teilnahme und ein andächtiges Gebet bitten die trauernden Angehörigen. Langenberg. Visbeck(Oldenburg) und Stromberg, den 10. Januar 1924. Die Beerdigung findet statt am Montag, dem 14. d. Mts., morgens 9 Uhr, darnach das feierliche Seelenamt, wozu freundlichst eingeladen wird. Statt Karten. Die Verlobung unserer Tochter Mariechen mit Herrn Fritz Singenstroth beehren wir uns anzuzeigen. Helnrich Hottbrock u. Frau Anna geb.Hermaottebrock. Gütersloh, im Januar 1924. Moltkestr. 16 Meine Verlobung mit Fräulein Mariechen Nottbrock gebe ich hiermit bekannt. Fritr Siogenstrotb. Gütersloh, im Januar 1924. West 11 Nach Gottes hl. Willen entschlief heute morgen 5 Uhr unser guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel, Landwirt Rafpar Hmmermitel Er starb nach kurzem, schwerem Leiden, wohlvorbereitet durch einen christlichen Lebenswandel, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, im 76. Lebensjahre. Um ein andächtiges Geoet für den lieben Verstorbenen bitten die trauernden Angehörigen. Wiedenbrück, Lintel, Stromberg, und Tilden(Nordamerika), den 10. Januar 1924. Das feierliche Levitenamt findet statt am Montag, dem 14. Januar, morgens 9 Uhr, darauf die Beerdigung, wozu freundlichst eingeladen wird. Statt jeder besonderen Anzeige. Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse starb am Mittwochmittag unser herzensguter Sohn, Bruder, Schwager und Onkel, mein innigstgeliebter Bräutigam, der Schlosser Kurt=Basrdell. Er stard infolge eines Unglücksfalles zu Fredrichshorst plötzlich und unerwartet, im blühenden Alter von 25 Jahren. Um stille Teilnahme und ein andächtiges Gebet für den teuren Verstorbenen bitten in tiefem Schmerz: Familie Wilhelm Schröder Maria Pöppelbaum als Braut. Gütersloh, Holsterhausen, den 12. Januar 1924. Die Beerdigung findet statt am Montag, dem 14. Januar, zu Gütersloh, vorm ½9 Uhr von der Kirche aus, darnach das feierliche Seelenamt. eceser. n Beeren 4. Aufführung Sonntag, den 13. Jan. 5. Aufführung Sonntag, den 20. Jan. jedesmal nachmittags 430 Uhr Kartenvorverkauf bei Herrn Schumacher, Beelen, Fernr. 22 Teamten=Wirtschäftlberein Gütersloh Von Montag, den 14. Januar, ab beginnt unser „ür entat=Kult=ernauf zu bedeutend herabgesetzten Preisen. RV. Gleichzeitig geben wir unsern Mitgliedern bekannt, daß von jetzt ab das Geschäftslokal auch jeden Sonnabend geöffnet ist. Der Vorstand. Witte. „Ansexer verehrten Kundschaft zur gefl. Kenntnisnahme, daß die Filiale der Firma Geor. Zunne u.., Basselvol in Gutersloh ab 1. Januar 1924 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt ist unter dem Namen Vertried monstrieker Erzengnisse Ständig großes Lager in Werkzeugmaschinen für die Holz- und die Metallbearbeitung. Werkzeuge aller Art. Parallel-Schraubstöcke, Stielschraubstöcke, Ambosse. Lientspieie Oeitt. Elmo Lincoln! Elmo Lincoln! 6. Episode: Der Töbesnamzf Riesensensationsfilm in 36 Akten2. Hauptschlager: Der schwarze Ata Abenteuerfilm in 6 Akten. Vorführungen: Samstag—11 Uhr. Sonntag“. Gesellenverein Wiedenbrück. Sonntag, den 13. Januar: Krippenspiel nach alten Volksdichtungen von einem Wiedenbrücker bearbeitet. Uraufführung! 1. Pl. 1 K, 2. Pl..75 A, 3. Pl..50 Anfang 8 Uhr. Karten im Vorverkauf im Gesellenhause. Gesturk=Verein Rietberg. Sonntag, 13.., 5 Uhr: zum 3. Male: „Der Ersteistei Kath. Gesellenverein Oelde. Sonntag. d. 13. Jan., abends ½9 Uhr 1. Besprechung der diesjähr. Vorstandswahl. 2. Vortrag des Herrn Kaplan Lücke. 3. Versch edenes. Um vollzähliges Ei scheinen ersucht der Vorstand. Schützenhof Gütersloh. Sonntag, 13. Januar Konzert Anfang 4 Uhr Im Saale des Herrn Diehmeyer Sonntag. den 13. Januar, 7 Uhr abends: läftige Komer Bühnk veranstaltet von den Kölner Humoristen Julius Hoffmann und der Vortragskünstlerin Editha von Wardeck. Tränen werden gelacht! Oberiistr. 9 BIELEFELD Likör- Clase. Farbige Römer u. Likörgläser — Boteteis= R Leindbluser -Obernstr. 12 i n G u t e r s o h. Geboten: 4 Zimmer=Wohnung, freier Umzug und eotl. andere Vergünstigungen. Gesucht:—7 Zimmer=Wohnung. Auskunft erteilt das Wohnungsamt. Börger Moortorf Maschinen=Preziot Stichlot in guter trockener Ware ab Lager Liesborn, Herzfeld in jedem Quantum lieferbar. Preislage 60—75 Pfg. pro Auf Wunsch gegen Kredit. 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