8#K Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage. Bezugspreis einschließlich der wöchentlichen Beilagen„Christlicher Familiensreund“ und des„Illustrierten Sonntagsblattes“ durch die Boten zugestellt nur 60 Pfg. pro Monat; durch die Post bezogen nur 1,60 Mk. pro Quartal Telephon=Anschl. Amt Witten Nr. 1017.—Telegr.=Adr.: Volkszeitung Witten Redaktion, Druck und Verlag von H. Bringewald in Witten Anzeigenpreis für die 7gespaltene Petitzeile 12 Pig. —Reklamen 40 Pfg. die Zeile.— Beilagen pro 1000 6 Mk.— Bei zwangsweiser Beitreibung der Insertions=Gebühren durch Klage, Konkurs verfahren 2c. wird der bewilligte Rabatt hinfällig. Für die Erfüllung von Platzvorschriften wird keine Gewähr übernommen. Geschäftsstellen: Augustastraße 24 und Hauptstraße 79. 1. 18. Jahrgang. □ verbunden mit dem„Wittener Lokal=Anzeiger“. Donnerstag, 2. Januar 1913 4t Zum Ableben des Staatssekretärs v. Kiderlen- Wächter wird von einem unserer Berliner Mitarbeiter geschrieben: Dem früheren Staatssekretär des Auswärtigen von Marschall ist der bisherige Staatssetretär v. Kiderlen=Wächter überraschend schnell im Tode nachgefolgt. In diesem kritischen Jahre haben wir die zwei erfahrensten und angesehensten Diplomaten verloren. Und gerade diejenigen, welche die orientalischen Vekhältnisse aus lanzjähriger Beobachtung an Ort und Stelle am besten kannten. Zugleich zwei süddeutsche Mitglieder der ofersten Reichsbeamtenschaft; Marschall war Badener, Kiterlen ein Schwabe. Frhr. v. Marshall starb, als er die neue, große Aufgabe der Verstätpigung zwischen London und Berlin in die Hand nehnzn sollte und wollte. Der tragische Eindruck seines Tode wird noch vertieft durch die nachträgliche Entwicklu.gz Denn die kriegerischen Ereignisse auf der Balkanhalbisgel und die dadurch bedingten Auseinandersetzungen isiter den Großmächten führten überraschend schnell qne Zielgemeinschaft der englischen mit # der deutschen Phitik herbei, deren Ausnutzung zu einer zallgemeinen und dauernden Annäherung gewiß dem Frhrn. v. Marschill als die schönste Krönung seines Lebenswerkes erschienen wäre. Es sollte ihm nicht mehr beschieden werden! Auch Herr v. Kiderlen hatte gerade sjetzt die besten Aussichten auf einen durchschlagenden Erfolg jener Dreibutdpolitik, an deren Festigkeit und Zähigkeit er wesenlich mitgewirkt hatte. Er sollte nur Knoch die Anbahnum der friedlichen Lösung der albanischadriatischen Fragez erleben, nicht mehr die Vollendung. I Um die Tätigket des verewigten Kiderlen im Ausewärtigen Amte zu würdigen, muß man auf die bosnische Krists zurückgreisen Damals, zum Ausgang der BülowPeriode, war Kierlen der stellvertretende Leiter des : Auswärtigen Amzs. Der russische Minister Iswolsky „reiste umher, um inen Krieg gegen Oesterreich vorzubereiten. Der Plat scheiterte, und zwar hauptsächlich „„Idaran, daß Deuschland sich unbedingt solidarisch mit 5. Oesterreich machte Die„Nibelungentreue" bereitete den „ Kriegstreibereien eine gründliche Niederlage. Dem Verstorbenen soll sein Anteil an dieser schönen Lösung der ** Annexionskrisis unvergessen bleiben. Und erst recht sein Verdienst in den letzten Monaten, als gegen dieselbe PKriegsgefahr dasselbe Heilmittel angewendet wurde, und P zwar mit dem gleichen Erfolg, soweit man nach den bisherigen Ergebnissen urteilen darf. Das entscheidende Wort in der gegenwärtigen Krisis ist nicht in den langen Reden anderer Minister gesprochen worden, sondern in der kurzen Erklärung des deutschen Reichskanzlers: „Wenn eine dritte Macht Oesterreich in den Arm fällt, zso sechten wir an Oesterreichs Seite! Diese durchschlaegende Haltung Deutschlands hatte der Kanzler zu proklamieren, aber der Staatssekretär hatte den Grund dazu gelegt. Die Erneuerung des Dreibundes, die vor dem papierenen Termin, aber gerade zum rechten Zeitpunkte erfolgte, hat er noch erlebt. Schade, daß er vor der Einfuhr der Ernte von hinner scheiden mußte! Zwischen die beiden erwähnten Krisen siel die Marokkokrisis von 1911, die mit der Entsendung des „Panther" nach Agadir eingeleitet und mit der Erwerbung des Kongostückes abgeschlossen wurde. Herr v. Kiderlen hat wegen dieser Dinge scharfe Angriffe von den„Alldeutschen" und auch manche Ausstellung von anderen Enttäuschten über sich ergehen lassen müssen. Die alldeutsche Presse schimpft dieserhalb noch auf den Toten. Der unbefangene Beurteiler wird sich aber fragen: 1. ob die„Geste von Agadir“ nicht wirklich notwendig gewesen, um überhaupt Frankreich zu ernsten Verhandlungen zu bewegen, und 2. ob bei der brutalen Einmischung Englands überhaupt die Möglichkeit vorgelegen, ohne Heraufbeschwörung eines Weltkrieges noch eine bessere Kompensation zu erreichen. Wenn Herr v. Kiderlen sich scheute, wegen eines lästigen Stückes von Marokko oder einer größeren Portion französischen Kolonialbesitzes den Wohlstand und die Existenz Deutschlands aufs Spiel zu setzen, so machen wir ihm raraus keinen Vorwurf. Man sieht ja, daß Deutschland seine Machtmittel für höhere Zwecke innerhalb Europas bereit halten mußte. Der derbe, selbstbewußte und lebenslustige Schwabe hatte viele Neider und Gegner. Sein Freimut, der auch während seiner Stellung als diplomatischer Reisebegleiter des jungen Kaisers zur Geltung kam, trug ihm eine langjährige Entfernung von der Zentralstelle ein. Dank seiner Tüchtigkeit kam er doch schließlich von Bukarest wieder an die leitende Stelle in Berlin, und dort hat er sich bewährt, obschon seine Jungfernrede im Reichstage während der sog. Kaiserkrisis im November 1908 sehr unglücklich ausgefallen war. Die parlamentarische Beredtsamkeit war nicht seine Stärke; aber die tüchtige und erfolgreiche Arbeit in seinem Amte sichert ihm ein rühmliches Andenken. Sein Wert muß auch von seinen Gegnern unwillkürlich anerkannt werden; denn sie wissen beim besten Willen keinen gleichwertigen Nachfolger namhaft zu machen. Wir dürfen hoffen, daß die gegenwärtige Krisis ihren Höhepunkt bereits überschritten hat und der feste Kurs der deutschen Politik auch durch den Personenwechsel nicht leiden wird. Deutsches Reich. Berlin, 31. Dez. Sozialdemokratische Freiheit. „Wer nicht pariert, der fliegt.“ Dieses alte sozialdemokratische Rezept wird wieder einmal trefsend belegt durch einen vom Gewerkschaftskartell in Wölfis(Herzgt. Gotha) gegen einen Gastwirt herausgegebenen Boykotterlaß. In ihm heißt es wörtlich: „Die organisierte Arbeiterschaft sämtlicher Gewerkschaften von Wölfis wird hiermit auf das nachdrücklichste darauf aufmerksam gemacht, daß die Boykottierung der Willingschen Lokalitätten immer noch fortbesteht. Es ist deshalb jedem einzelnen Arbeiter in seinem eigenen Interesse dringend zu empfehlen, den Verkehr in denselben strengstens zu meiden. Zuwiderhandelnde werden unverzüglich das Ausschlußverfahren aus der Organisation zu gewärtigen haben. I. A.: Das Gewerkschaftskartell.“ Die Genossen werden also hier behandelt wie Kinder, denen man befiehlt, wohin sie gehen sollen und wohin nicht. Und das nennt man dann„Freiheit". Das ist aber auch die Freiheit, die man dem Gewerbestande gegenüber anwendet, wenn er es wagt, gegen den sozialdemokratischen Druck Front zu machen. Im Ruhrrevier sind derartige Erscheinungen fast zur Alltäglichkeit geworden. Da darf sich der Genosse nicht einmal rasieren lassen, wo er will; er muß sich vorher vergewissert haben, ob der Barbier auch wohl monatlich 75 Pfg. in die Kasse des roten Blättchens bezahlt. V Zur Frage einer konservativ nationalliberalen Annäherung, die in der letzten Zeit schon des öfteren die Presse beschäftigte, ergreift die„Kreuzzeitung" nunmehr von neuem das Wort, indem sie betont, daß es durchaus an den Nationalliberalen sei, durch ein Entgegenkommen in wesentlichen Fragen der praktischen Politik einen Ausgleich mit der konservativen Partei zu schaffen. Den Gedanken einer Einigung auf feste Bedingungen hält das Blatt für keineswegs glücklich und befürwortet vielmehr ein Zusammengehen von Fall zu Fall. Dadurch wäre auch jeder Partei die Bewegungsfreiheit bewahrt und es würden Enttäuschungen und gegenseitige Erbitterungen vermieden. Auf diese Weise würde die nationalliberale Partei auch, ohne Verpflichtungen auf sich zu nehmen, die im Moment peinlich sind, am besten Gelegenheit haben, ihre Stellung zum Zentrum und zur Fortschrittspartei allmählich derjenigen Revision zu unterziehen, die im Interesse eines harmonischen Verhältnisses zu den Konservativen notwendig ist. Schließlich gibt das konservative Blatt den Nationalliberalen noch den guten Rat, es in Zukunft zu unterlassen, in Versammlungen und in der Presse Zwietracht unter die Konservativen zu säen. - Die Reichstagsersatzwahl in Schwetz, die nötig wurde, weil der nur mit geringer Mehrheit gewählte Abg. von Halem(Rp.) sein Mandat niedergelegt hat, hat Montag stattgefunden. Der Kreis, von 1867—73 nationalliberal vertreten, wurde 1874 zum erstenmale von einem Polen erobert, der aber bei den Wahlen 1877 und 1878 deri Konservativen von Gordon unterlag. 1881 siegten die Polen abermals, um 1884 nochmals Herrn von Gordon, bei den späteren Wahlen von 1887 bis 1893 dem Reichsparteiler Holtz zu unterliegen, die Mehrheit hatte nur wenige Stimmen betragen, die Wahl wurde 1896 kassiert, Holtz wurde aber wiedergewählt. Wiederum wurde das Mandat für ungültig erklärt und in der zweiten Ersatzwahl(März 1897) der polnische Kandidat von Saß=Jaworski gewählt. Bei den nächsten Hauptwahlen siegte wieder der Konservative, 1907 der Pole. 1912 der Reichsparteiler von Halem. Beim ersten Wahlgange dieses Jahres fehlten den Polen nur zwei Stimmen an der unbedingten Mehrheit: bei der Stichwahl siegte dann der Reichsparteiler mit der überraschenden Mehrheit von fast 600 Stimmen (8608 gegen 8039). Am Montag hat nun wieder nach einer Meldung des Wolff'schen Telegraphenbureaus der Reichsparteiler gesiegt. X Krisis im elsaß=lothringischen Ministerium? Seit einiger Zeit werden aus Elsaß=Lothringen mit einer gewissen Bestimmtheit Gerüchte von einer elsaßlothringischen Ministerkrisis gemeldet, denen in unterrichteten Kreisen keine so zuversichtlichen Ableugnungen mehr entgegengesetzt werden, als bisher. Bald nach dem Wieverbeginn des elsaß=lothringischen Landtages erwartet man die Entscheidung. Der Statthalter von Elsaß=Lothringen hat für den 7. Januar die Parteiführer zu einer wichtigen Sitzung eingeladen. Bei dieser Gelegenheit wird er persönlich versuchen, eine Einigung über die Besoldungsreform zu erzielen. Rein Streik der Saarbergleute, sondern Waffenstillstand. Saarbrücken, 30. Dez. Die Revierkonferenz der Saarbergleute war am Montag zahlreich besucht. Abg. Giesberts hatte mit Gewerkschaftssekretär Imbusch vor der Konferenz eine einstündige Unterredung mit Geheimrat Fuchs von der Königlichen Bergwerksdirektion, um zu versuchen, ob noch weitere Zugeständnisse für die Bergleute zu erwirken seien. Ueber diese Unterredung berichtete Abg. Giesberts eingangs der Konferenzverhandlungen. Die Bergwerksdirektion habe erklärt, daß keinerlei Maßregelungen stattfindenden würden, daß auch Schikanierungen anläßlich dieser Bewegung nicht erfolgen sollten, die Erhöhung der Schichtlöhne würde einer besonders wohlwollenden Prüfung unterzogen werden. Abg. Giesberts führte dann eingehend die Gründe an, die dazu drängen, sich auf den Standpunkt der Resolution des Zentralvorstandes zu stellen. In gleichem Sinne sprachen dann die Delegierten aus den einzelnen Inspektionen. Die Verhandlungen nahmen im allgemeinen einen etwas ruhigeren Verlauf als gestern. Die von der Bergwerksdirektion gemachten Zugeständnisse wurden zwar vielsach als ungenügend bezeichnet, aber auch der Ansicht Ausdruck gegeben, daß es jetzt nicht möglich und daß es taktisch unklug sei, den Streikbeschluß durchzuführen. Es wurde anerkannt, daß es ein großer Erfolg sei, wenn jetzt die Bergwerksdirektion mit der Organisation verhandelt habe, aber diese Verhandlungen hätten die Lage so verschoben, daß jetzt von einer Ausführung des Streikbeschlusses zum 2. Januar nicht mehr die Rede sein könne. Es fehlte nicht an Vorwürsen für die Zentralleitung, welche mit angeblich unbefriedigenden Zugeständnissen sich zufrieden gegeben hätte. Zugegeben wurde, daß es gewagt sei. mit 16000 Organisierten— als so stark wurde jetzt die Mitgliederzahl des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter an der Saar angegeben— noch in den Streik einzutreten, zumal da die Antistreikagitation der „Berliner“ mit Hochdruck betrieben werde. Von der Zentralleitung wurde betont, daß der Leitung keinerlei Vorwürse zu machen seien, daß die Zugeständnisse nicht unterschätzt werden dürften, und daß diese nicht erzielt worden seien, wenn der Gewerkverein nicht energisch eingesetzt hätte. Einige Delegierten erklärten trotz alledem, den Streikbeschluß aufrecht erhalten zu wollen, mit welcher Erklärung sie Beifall auf der radikalen Seite der Versammlung sanden. Die Erfolgmöglichkeit eines Streiks wurde sast allgemein verneint. Aus agitatorischen Gründen dürfe ein Streik nicht gemacht werden, so meinte ein anderer Redner. Wer jetzt noch für den Streik sei, lasse sich wohl nur von der Erwägung leiten, die Organisation nicht zu schädigen. Man sage, den Streikabbruch werde die Sozialdemokratie sich zunutze machen, und die Sozialdemokratie sei es, welche die Ernte halten werde. Auch diese Eventualität dürfe niemanden abhalten, sein Endurteil nach Pflicht und Gewissen zu fällen. Nach mehrstündiger Diskussion wurde gegen 2 Uhr ein Schlußantrag angenommen, und Generalsekretär Stegerwald sprach das Schlußwort. Die Leitung sei verpflichtet gewesen, nach dem 15. Dezember Vermittelungen einzuleiten, um alles zu tun, um das äußerste Kampfmittel erst in letzter Stunde in Anwendung zu bringen. Andernfalls wäre sie als gewissenlos verschrien und so hingestellt worden, als ob es ihr nicht um das Wohl und Wehe der Bergleute, sondern um die Erhöhung der Mitgliederzahl des Gewerkvereins zu tun gewesen sei. Nachdem jetzt eine rechtsverbindliche Auslegung der Arbeitsordnung erfolat, und eine bindende 5 Episoden aus dem Gefecht bei Sapignies. (2. Januar 1871.) 1. Au der Schmiede von Sapignies. Kaum hat sich der Jünger Vulkaus von seinem frugalen Mittagsmahl erhoben und seiner Wut auf die vermaledeiten Prussiens durch besonders kräftige Hammerschläge auf das weißglühende Eisen Luft gemacht, da wird es an den Schießscharten, mit denen die 28er die Nordseite seines Heims verziert, plötzlich lebendig, und der wackere Premierleutnant v. Wussow— der im Jahre 1910 als Major z. D. sein 50jähriges Dienstjubiläum feiern konnte— richtet aus der 50 Meter nördlich Sapignies auf einem Hange gelegenen Schmiede und dem westwärts daran anschließenden Graben mit seiner Sompagnie ein ohrenbetäubendes Schnellfeuer auf die 1I. Schützenschwärmen verdichtete Spitze der französi1 Vorhut, welche aus dem nur 400 Meter entfernten g von Béhagnies nichtsahnend heraustritt. so unhöflichen Neujahrsgruß hatte denn doch 1 fere 19. französische Jägerbataillon nicht erwart zurück und nistet sich am Südrand des Dori zen gegen diesen Empfang zu protestieren. is besser geht es den beiden gleichfalls zur Vorhut iu Gebirgsgeschützen, die fast zu gleicher Zeit * östlich Béhagnies vorbeiführenden Chaussee abwvollen. In wenigen Sekunden sind Bespannung edienungsmannschaften durch wohlgezieltes Feuer ner Schmiede her zusammengeschossen, so daß die laten überhaupt nicht zu Worte kommen. Mit sverachtung schleifen dann die Chasseure trotz mörchen Feuers der 2er die verwaisten Geschütze zurück #ers Dorf. Der Schmieo verläßt den Amboß und init die Fäuste. 4 9 Da fahren nördlich Beyagnies eiwa zu französische Geschütze auf. und unaufhörlich verstärkt sich die Dorfbesatzung durch Marinefüsilier= und Mobilgardistenbataillone. Die russigen Falten des Schmieds fangen an, sich zu glätten. Immer näher und näher schießen sich die über den Mißerfolg an der Hallne wuientbrannten Blaujacken durch den schneebedeckten Grund gegen den langgestreckten Höhenrücken voir Zapiqnies herau, immer mehr erbreitert sich zu beiden Seiten von Béhagnies die an grifssluftige Linie der sranzosischen Division, die nicht uynt, daß ihr nur 10 Kompagnien 28er mit 10 Geschützen und 3 Husarenzügen ihre Auswartung machen. Der Schmied aber weiß es und lacht sich schon ins Fäustchen. Kannte der aber die rheinischen Jungen schlecht! 2. Ein rheinischer Husarenstreich. Erst um 12½ Uhr waren die Batterien des Rhein. Feld=Artillerie=Regiments Nr. 8 eingetroffen und feuerten nun mitten aus der vorderen Insanterielinie auf die bereits bedrohlich vorgehenden französischen Massen. Schon sind die letzteren auf 300 Schritt herau und die Artillerie kann, weil der Feind sich beim Vorgehen durch den Grund eine große Strecke in: toten Winkel befindet, nur noch mit zwei Geschütze einen unaufhörlichen Kartätschregen dem Angreifer ins Gesicht prasseln lassen, da brüllt beim dem tosenden Gefechtslärm der Abteilungskommandeur dem seine rechte Flanke schützenden Husarenleutnant ein donnerndes„Attackieren!" zu. Dieser— Graf Pourtalés— besinnt sich nicht einen Augenblick; den Säbel hoch, winkt er mit vielsagendem Blick seinen schon unruhig im Sattel sitzenden beiden Zügen der Königshusaren. dann gehts in sausendem Galopp mit dröhnendem Hufgeklapper über vie hartge frorene Ackerkrume in die Flanke der am linken Flügel der Franzosen vorgehenden Chasseurs; mit dem ersten „Hurra!“ wird eine geschlossene Jägerkompaignie zusammengehauen, dann gehts wie ein Wirbelsturm auf die Schützenlinie, die sich, soweit sie von Säbelhieben und Hustritten verschont bleibt, in wilder Verwirrung unwillkürlich nach der Mitte zusammenballt. Der Erfolg dieser von nur 50 Husaren geritteten kühnen Attacke ist ein glänzender. Der größte Teil der zurückflutenden Hausen wird zwischen vie beiden Dörser vor die lange Feuerfront der auf dem Hange entwickelten 8 Kompagnien des Regiments von Goeben(28er) geschoben, die— gleichzeitig mit einem verderbenspeienden Kartätschenhagel der beiden Batterien— durch Salven und Schnellfener aus etwa 1200 Gewehren mit dem dicht gedrängten Knäuel im Grunde furchtbar aufräumen; sogar die Offiziere und Feldwebel greifen nach dem nächsten Gewehr, um diese blutige Arbeit vollenden zu helfen. Da plötzlich läßt das gellende Sigial„Das Ganze avanzieren!“ den Höllenlärm wie mit einem Schlage verstummen. Der Brigadekommandeur. General v. Strubberg, der kurz vorher das 3. Valaillon des Regiments 68 südlich Sapignies bereit gestellt, hat die Gunst des Augenblicks richtig erfaßt und wie ein Mann treten die gesamten 10 Kompagnien 28er milt entrollten Fahnen und schlagenden Tambours zum Bajonettangriff an. Vergebens suchen die Marinefüsiliere, die Jäger und Mobilgardisten sich durch hastiges, ungezügeltes Feuer von Bébaanies aus der wie ein Ungewitter heranstürmenden(scherzweise so genannten) rheinischen Garde zu erwehren— schon um 2 Uhr sind die 28er nach wütendem Handgemenge mit Bajonett und Kolben Herren der Situation und haben damit nie verwelkenden Lorbeer in den Ruhmeskranz des Regiments geflochten. 3. Auf den Höhen von Favreuil. Nicht lange sollen die 68er südlich Sapignies müßig stehen. Schon gleich nach der Einnahme Béhagnies melven die Patrouillen der 3. Schwadron der Königshusaren den Anmarsch starker feindlicher Kolonnen— es war die Brigade Robin— von Norden her. Sofort treten die Schützenzüge des Füsilier=Bataillons in Richtung auf Mory an und machen dem vordersten Bataillon des Gegners den Besitz dieses Dorfes streitig. Bei diesen Kämpfen zeichnete sich der Musketier Wolfgarten der 1. Kompagnie in ganz besonders hervorragender Weise aus. Schon vor Metz hatte er sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse erworben und brannte vor Kampfbegier, als er, für den 2. Januar zur Bagage des Regimentsstabes kommandiert, in der Ferne schießen hörte. Kurz entschlossen überredet er den Regimentsschreiber, ihn durch einen anderen Mann zu ersetzen, und eilt dann zur Kampffront. Er erreicht die 11. Kompagnie, als sie gerade Mory besetzt hatte. Im Schnee hingestreckt, beginnt er mit solcher Ruhe und Genauigkeit zu feuern, daß er in seinem Eifer gar nicht merkt, als die Kompagnie hinter eine vorteilhaftere Deckung zurückgeht. Als er sich erhebt, um zur Kompagnie zu eilen, gibt eine feindliche Abteilung plötzlich eine Salve auf ihn ab. Durch die Hüfte getroffen, stürzt er im offenen Gelände hin. Kaum hat er sich mühsam auf dem Bauche herumgedreht, da trifft ihn schon wieder ein Geschoß und zwar am rechten Unterarm. Das hindert ihn aber nicht, nunmehr mit der Linken seinen Leibriemen zu lösen und alle Patronen vor sich auf den Schnee zu schütten. Die Patronentaschen benutzt er als Gewehrauflage, und dann beginnt er— Wolfgarten war ein guter Schütze— seinerseits mit dem Gegner abzurechnen. Auch durch ein drittes Geschoß, das ihm ins linke Kniegelenk eindrang, läßt er sich nicht aus der Fassung bringen, sondern verjeuert in den beiden nächsten Stunden noch annähernd 100 Patronen. Sein Brigadekommandeur, der den Vorgang mit angesehen, ließ ihn am Abend auf einem Karren ins Feldlazarett bringen und veranlaßte, daß er auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt. Wolfgarten war von 1872 bis zu seinem am 16. Januar 1912 erfolgten Tode Angestellter und infolge seiner seltenen Pflichttcene eine lange Reihe von Jahren Kassierer des Zoologischen Gartens in Cöln. Noch nicht lange socht das Bataillon bei Mory, da bringen die Husaren die Nachricht, daß starke feindliche Kolonnen direkt auf die rechte Flanke der 68er losmarschieren. Sogleich wird die 11. Kompagnie aus Mory zurückgenommen und die Füsiliere besetzen in langer Front einen nach Favreuil sich hinziehenden Höhenrücken. Gleichzeitig marschiert die 12. Kompagnie rechts rückwärts im Hintergrunde zu einem Gliede auf. die Fahne in der Mitte, sodaß sie wie ein besonders geschlossenes Bataillon aussieht. Als auch die 3. Eskadron der Königshusaren ähnliche Manöver ausführt, stellt der Gegner das eben eröffnete Feuer bald ein und geht zurück. Als dann noch stärkere Kolonnen von Osten her im Anmarsch gemeldet werden, geht das Füsilier Bataillon auf eine dicht nordöstlich Favreuil gelegene Höhe zurück und täuscht auch diesen neuen Gegner durch die vorhin erwähnten Manipulationen. Wenn der Aeroplane gehabt hätte! Obgleich Hauptmann Lossius, der Führer des 3. Bataillons der 28er, auf den unliebsamen Besuch mindestens einer französischen Division von Nordosten her gefaßt sein muß, schickt er doch noch auf den Kanonendonner von Sapignies hin die Hälfte seines Bataillons dem Regiment zu Hilfe und muß so auf der Höhe von Achiet le=Grand, mit nur noch 358 Füsilieren, 2 Geschützen und einigen Husaren zwei volle Stunden lang das mörderische Feuer dreier französischer Regimenter und dreier Batterien der Division Bessol— also einer zwölssachen bermacht— aushalten. Trotzdem wagt man nicht, das sich mit beispiellosem Heldenmut weyrerde Hälzflein greisen. Erst als die Husaren de. Eintressen der vor Westen her seine linke Flanke bed####npen roja melden, weicht der belde tapferen Schar zähneknir## Dorf zurück, wenn er di schon fast umgangen ist. Kompagnien das ganze cointe) bis zum Einbrudaß es nicht in der Lag# bei Sapagnies mit schw nachteiligem Sinne gelt Aummesmueuuur Führer mit seit ann von Dorf ende Uebermag, sius mit nur zwe Armeekorps(Le seit hingehalten, Einfluß auf unse rn errungenen Sieg 1. auf a Zusage in der Laynfrage gemacht worden sei, habe sich die Lage sehr zu ungunsten eines Streikbeschlusses verschoben. In der Hand der Bergleute liege es, dafür zu sorgen, daß die Zusagen erfüllt würden. Bleibe eine starke Organisation bestehen, dann sei jede Befürchtung ausgeschlossen, als ob Willkürlichkeit die gemachten Zusagen aufheben könne. Die großen Schwankungen in der Mitgliedschaft des 2•**:— des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter an der Saar in den verflossenen acht Jahren sei mit Schuld gewesen, daß bisher durchgreifende Besserung noch nicht zu erzielen war. Ein Gebot der Zeit sei es, die Organisation stark zu machen. Pflicht der Organisation sei es, nachzuforschen, worin die Ursache der geringen Rentabilität des Saarbergbaues liege. Man dürfe der Agitation der Sozialdemokratie, die jetzt zum Streik hetze, nicht nachgehen. Aus einem Streik könne für die Bergleute jetzt nichts Gutes herausspringen. Der Minister könne, wenn ein Streik trotzdem entstehe, auf sein Entgegenkommen hinweisen, und die Bergleute in der Oeffentlichkeit in Mißkredit bringen. Die Differenz drehe sich heute in dieser Konferenz nur darum, ob am 2. Januar gestreikt oder ob ein Waffenstillstand abgeschlossen und nach vier Wochen es eventuell zum Kampf kommen soll. Es sei ein Verbrechen, einen Streik zum 2. Januar unter den jetzt veränderten Umständen zu empfehlen. In der Gegenwart einen Streik beginnen, setze die Bergleute ins Unrecht. Wenn das Versprechen Bergwerksdirektion nicht gehalten werde, dann könne man sie ins Unrecht setzen, und dann hätte man die öffentliche Meinung wieder auf seiner Seite. Einigkeit sei die Vorbedingung für jeden Erfolg. Bei der dann vorgenommenen Abstimmung über die bereits mitgeteilte Resolution der Leitung des Gewerkvereins wurde diese mit erheblicher Mehrheit angenommen. Etwa 100 Delegierte stimmten, laut„K. V., dagegen. Das Ergebnis der Abstimmung erweckte lebhaften Tumult bei der Minderheit und rief eine sehr lange Geschäftsordnungsdebatte hervor. An dem Ergebnis der Abstimmung ließ sich aber dadurch nichts ändern. Es wurde alsdann eine Kommission von zwölf Mitgliedern gewählt. Gen.=Sekret. Stegerwald bat zum Schluß, sich in Ruhe zu überlegen, was in diesen Tagen hier gesagt worden sei, sich nicht von der Erregung hinreißen zu lassen und die Mitglieder des Vereins in Ruhe zu überzeugen. Das Mißtrauen dürfe nicht überhandnehmen, es dürfe nicht auf die Organisation ausgedehnt werden, dadurch schädige man nur sich selbst. Wenn man droht, die Sozialdemokratie werde die Früchte des heutigen Beschlusses ernten, so sagen Sie den Bergleuten: Seht euch die an, die sich für eure Freunde ausgeben; die Sozialdemokratie hat sich noch niemals als eure Freunde bewiesen. Bei einem zum Schluß auf die Einigkeit im Gewerkverein ausgebrachten Hoch blieb ein Teil der Versammlung sitzen. :: Politische Jahresrundschau über das Ausland. 1I. Nach London waren im Laufe dieses Jahres des öfteren die Blicke Europas gerichtet, hat die englische Regierung doch auch im verflossenen Jahre wieder durch ihre weltumspannende Politik viel von sich reden gemacht. Schon gleich zu Beginn des Jahres besetzten die Engländer die türkische Halbinsel Sinai, wogegen die Pforte vergeblich Protest erhob. Gemeinsam mit seinem russischen Verbündeten überreichte England im Februar an Persien eine gemeinsame Note, deren Bedingungen die persische Regierung sich unterwarf. Noch in aller Erinnerung ist die Erregung Englands über das Verhalten der Amerikaner in der Panamakanalfrage. In der Kommission, die über den Interessenausgleich der Franzosen und Spanier in Marokko beriet, führte England den Vorsitz. Auch im italienisch=türkischen Kriege und noch energischer im Balkaukriege hat England seine Stimme erhoben und durch sein loyales Verhalten nicht als letzte der europäischen Mächte auf die Wiederherstellung des Friedens hingewirkt. Schwere wirtschaftliche Schäden hat England zu Beginn dieses Jahres durch den Riesenausstand der Kohlenarbeiter erlitten. Die Bergleute forderten einen Minimallohn, und die Regierung erkannte diese Forderung als gerecht an. Am 27. wurde die Mindestlohnvorlage vom englischen Unterhaus in dritter Lesung angenommen, und am Tage darauf gab das Oberhaus gleichfalls seine Zustimmung dazu. Zu erregten parlamentarischen Kämpfen kam es in England wegen der Homerulebill, die für Irland Selbstverwaltung verlangt. Die Kämpfe um diesen Gesetzentwurf ließen es nahezu zu einer Ministerkrisis kommen und wurden nicht allein im Parlament, sondern selbst auf den Straßen ausgesochten. Die Bemühungen deutscher und englischer Politiker und Industrieller, eine bessere Verständigung zwischen den beiden großen Nationen herbeizuführen, sind nicht ohne Erfolg geblieben. Die Hoffnung des deutschen Volkes, daß unsere Beziehungen zu England immer besser werden mögen, wird gestärkt durch die Persönlichkeit des deutschen Botschafters in London, des Fürsten Lichnowski, der nach der kurzen Amtstätigkeit des vom goldenen Horn an die Themse versetzten Freiherrn von Marschall auf den Londoner Posten berufen wurde. Frankreich hat sich im Laufe des letzten Jahres in der internationalen Politik nicht besonders hervorgetan, wenngleich sein im Januar berufener Ministerpräsident Poincaré sich mehrfach darum bemüht hat, das Prestige Frankreichs wieder aller Welt vor Augen zu führen. Auch Frankreich halte, wie fast alle Länder im Laufe des Jahres unter häufigen und ausgedehnten Arbeiterausständen zu leiden. In der inneren Politik stand die Wahlreform im Vordergrund des Interesses. Frankreich bemüht sich, Heer und Flotte stark zu erhalten und auszubauen, doch wächst ihm in seinem Volke kein lebenstüchtlger Nachweis heran. Sehr empfindlich ist Frankreich durch den Balkankrieg in Mitleidenschaft gezogen worden. Wohl über 20 Milliarden Mark hat Frankreich im nahen Orient stecken, die durch den Krieg aufs Spiel gesetzt wurden. Daraus erklärt sich auch zum Teil das große Friedensbedürfnis des Herrn Poincaré, wie es sich in seinen häufigen, immer als undurchführbar sich er weisenden Friedensvorschlägen kundgab. Schwere Kämpfe hatte Frankreich noch in Marokko zu bestehen. Immmer neue Nachschübe mußte es in das rebellische Land entsenden, denn immer neue Gegner entstanden den vordringenden Truppen. Die„friedliche Durchdringung“ Marokkos hat den Franzosen viel Geld und Blut gekostet. Italiens Politik stand in diesem Jahre größtenteils unter dem Zeichen des Kriegs um Tripolis. Nachdem einmal in der Kammer das Annektionsdekret angenommen worden war, gab es für die Regierung kein Zurück mehr: die Truppen mußten durchhalten und das Land mußte immer neue finanzielle Opfer bringen, bis endlich die von anderer Seite bedrohte Türkei den Tripolisfeldzug einstellen und den Italienern unbesiegt Land und Leute abtreten mußte. Wie in Frankreich stand auch in Italien eine Wahlreform im Vordergrund des Interesses der inneren Politik. Am 14. März wurde auf das italienische Königspaar ein Revolverattentat verübt, doch blieb es unverletzt. In Spanien hingegen traf ein Attentäter besser; der durch seine kirchenfeindliche Politik bekannte Ministerpräsident Canalejas fiel am 12. November auf offener Straße der Revolverkugel eines Anarchisten zum Opfer. Im Amte folgte ihm der Präsident der spanischen Deputiertenkammer Graf Romanos. Auch Spanien hatte im Laufe des Juhres noch manchen Aerger um Marokko, und lange Zeit hat es bedurft, ehe es sich schiedlich mit Frankreich über die beiderseitigen Interessensphären in Marokko auseinandergesetzt hatte. Sehr bedenklich drohte für das Land ein Eisenbahnerstreik im letzten Viertel des Jahres zu werden, gegen den der Ministerpräsident mit aller Schärfe vorzugehen sich gezwungen sah. Es gelang ihm auch, den Ausstand zu beendigen, doch zog er sich dadurch die Feindschaft seiner früheren Freunde zu. Mehrmals ist es im Laufe des Jahres in Spanien zu Aufständen und Revolten gekommen, besonders unruhig war es des öfteren an der portugiesischen Grenze. In Portugal wird das alte Schreckensregiment weiter geführt. Die Beziehungen mit der Kirche hat die Regierung ganz abgebrochen und regiert mit strenger Kerkerhaft und unerbittlicher Zensur unbekümmert um alle Welt weiter. Die Schilderungen durchaus glaubwürdiger Augenzeugen möchten einen fast daran zweifeln lassen, ob es denn möglich ist, daß noch im 20. Jahrhundert eine solch barbarische Schreckensherrschaft in einem europäischen Staat geführt werden kann, wie es in Portugal der Fall ist. Unter solchen Umständen ist es selbstverständlich, daß das arme Land nicht zur Ruhe kommen kann und das Volk in feindliche Lager gespalten ist. Rußland hat in diesem Jahre seine großzügige Politik weitergeführt. In Persien hat es festen Fuß gefaßt und auch nach China seine starke und begehrende Hand aus gestreckt. Durch Abschluß eines Protektoratvertrags mit der äußeren Mongolei hat es sich in der Tat die Oberherrschaft über dieses Außengebiet Chinas angeeignet, unbekümmert um den Protest der chinesischen Regierung gegen diesen Eingriff in ihre Hoheitsrechte. Sehr ungewiß und schwankend ist Rußlands Politik während des Balkankrieges gewesen. Die Beunruhigung und Besorg= nis Europas ist fast ausschließlich auf das Konto Rußlands zu setzen. Erst die Zukunft wird zeigen, welche Rolle Rußland während des Balkankrieges gespielt hat, und wo die Fäden zusammenliefen, die die Balkanvölker zum gemeinsamen Krieg gegen die Türkei leiteten. China hat im Laufe des Jahres schwere Kämpfe durchmachen müssen. Dort hat sich die in der Weltgeschichte wohl einzigartige Tatsache vollzogen, daß eine uralte Dynastie die Regierung niederlegt und durch Edikt aufsordert, eine Republik zu errichten. Heißer Kämpfe aber hat es bedurft, ehe diese neue Republik lebensfähig war, und noch jetzt gährt es im Innern des Riesenreiches. Zum ersten Präsidenten der chinesischen Republik wurde von der Nationalversammlung in Nanking Yuanschikai gewählt, der Mann mit dem doppelten Gesicht, so genannt wegen seiner Verschlagenheit, mit der er Zeit seines Lebens nach vorne und nach hinten auftreten konnte. Die größten Schmerzen verursachte der Republik die Finanznot. und langer Unterhandlungen hat es bedurft, ehe die sogenannte Sechsmächteanleihe zustande kam. Das scheidende Jahr läßt China in großer kriegerischer Erregung zurück, da die Entrüstung über das Vorgehen Rußlands in der Mongolei die weitesten Kreise ergriffen hat. Vielleicht wird schon bald das Chinesenreich gegen Rußland in Waffen aufstehen. Japan hat im vergangenen Jahre sich weiter zu einem modernen Staat entwickelt. Ein schwerer Verlust traf es am 29. Juli, als ihm sein Mikado Mutsuchito durch den Tod entrissen wurde. Mit ihm war die Geschichte des aufstrebenden Japan verknüpft. Wie verschieden jedoch der Boden ist, auf dem unsere Kultur bei uns und in Japan gedeiht, zeigte erschreckend deutlich der Selbstmord des großen Japanerfeldherrn Nogi bei den Begräbnisfeierlichkeiten des Mikado. Auf dem Throne Japaus sitzt jetzt Joschichito. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas fanden in diesem Jahr die Präsidentschaftswahlen statt, die mit kaum je gekannter Heftigkeit geführt worden sind. Im Laufe des Wahlkampfs hat sich die republikanische Partei gespalten, da der Nationalkonvent in Chikago nicht den nach einer dritten Präsidentschaft lüsternen Roosevelt. sondern den bisherigen Präsidenten Taft ernannt hatte. Roosevelt gründete darauf eine eigene fortschrittliche Partei. Die Folge dieser Spaltung war, daß bei der Wahl am 5. November kein Republikaner, sondern der Demokrat Dr. Wilson zum Präsidenten erwählt wurde. Gleichzeitig erhielt die demokratische Partei auch im Re präsentantenhause und im Senat die Mehrheit, sodaß die Vereinigten Staaten vor einer neuen politischen Aera stehen. In Mexiko kam es im verflossenen Jahr noch zu äußerst heftigen und langwierigen Kämpfen zwischen den Rebellen und den Regierungstruppen. Amerika stand stets auf der Lauer, um einen Grund zu finden, um in Mexikos Angelegenheiten einzugreifen und das Land zu amerikanisieren. Der neue Generalvikar. - Paderborn, 31. Dez. Zum Generalvikar der Diözese Paderborn wurde anstelle des verewigten Generalvikars und Dompropstes Schnitz Domkapitular und Geistl. Rat Klein vom hochwst. Herrn Bischof ernannt. Domkapitular Geistl. Rat Kaspar Klein wurde am 28. August 1865 in Elben, Pfarrei Wenden, Kreis Olpe, geboren, aus welcher Pfarrei auch der hochselige Bischof Dr. Schneider stammte. Nach den theologischen studien auf der Universität und in Paderborn wurde er am 21. März 1890 vom damaligen Bischof Franz Kaspar Drobe zum Priester geweiht. Seine erste Anstellung erhielt Generalvikar Klein in Bochum, wo er Vikar an der neuen St. Josefskirche wurde. Hier wirkte er 11 Jahre lang höchst segensreich. Seine Vervienste um den Bergmannsverein, der unter ihm zu hoher Blüte gelangte, und ebenso um den kath. kaufmännischen Verein, dessen geistlicher Beirat er war, sind mit goldenen Lettern in die Geschichte des kath. Lebens Bochums eingetragen. Am 10. April 1901 wurde Generalvikar Klein zum Rektor der neuerstandenen Filialkirche in Röhlinghausen bei Wanne ernannt, deren Pfarrer er auch wurde. Am 22. Dezember 1905 kam er als Pfarrer an die St. Josefskirche nach Bochum zurück, wo er bis zu seiner Berufung nach Paderborn rastlos und seeleneifrig wirkte. Im Jahre 1904 wurde er anstelle des Pfarrers Kemper in Gelsenkirchen=Schalke, der nach Warburg versetzt wurde, Diözesanpräses der Männerund Arbeitervereine der Diözese Paderborn, als welcher er ganz Bedeutendes leistete. Am 1. April 1911 ernannte ihn der hochwst. Bischof Karl Josef zum Geistlichen Rat am Generalvikariate in Paderborn und am 22. November 1912 zum Domkapitular für den verstorbenen Domkapitular Heinekamp. Als Domkapitular nahm er am 21. Dezember in Vertretung des Bischofs in Brambauer die Beerdigung der katholischen Bergleute, welche am 17. Dezember durch Schlagwetter verunglückt waren, vor. Am 28. Dezember erfolgte die Ernennung zum Generalvikar für den verewigten Generalvikar Schnitz. Gestern Abend wurve Generalvikar Klein in der Kapelle des Bischöflichen Palais vom hochwst. Bischof Karl Josef vereidigt. Verlchollen, 15 Sie Roman von Melati von Java. —X—(Nachdr. verb.) trat auf die Brücke, und ihre dunkle Gestalt zeichnete sich klar von der sie umgebenden Schneelandschaft ab. Er blickte ihr flüchtig nach, dann trat er in sein Haus und blieb unbeweglich am Kamin stehen, die Stirne runzelnd und die Augen auf den Brief gerichtet, der auf dem Tische log. Ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. „Sie will mehr sein als ein gewöhnliches Weib“, murmelte er,„und doch ist es weiter nichts als eine Donquichotterie, jemanden heiraten zu wollen, um ihn auf den rechten Weg zu führen. Aber wie entsetzlich schwach, nicht aufrecht gehen zu können, ohne sich an den Schürzenbändern eines Mädchens festzuhalten! Es wird weniger helfen auf die Dauer!" Er sah den Brief an, als hätte er damit abzurechnen; dann riß er sich mit Gewalt los und ging nach oben, um sich onzukleiden. Er steckte den Brief zu sich; aber plötzlich bedachte er sich, nahm einen Bogen Papier, setzte sich nieder und schrieb an Alphonse: „Beifolgenden Brief bringe ich auf Fräulein Winaldas Bitte zur Post; sie hat mir mitgeteilt, was sie Dir schreibt und mir so die Gelegenheit geboten. Dich zuerst zu beglückwünschen. Von Herzen hoffe ich, daß Du immer zu schätzen wissen wirst, was sie für Dich zu tun sich entschlossen hat; in diesem Falle bin ich von Deinem dauernden Glück überzeugt. Glaubst Du, daß der alte Herr bereit sein wird, mich zu empfangen? Dann komme ich eines schönen Sonntags nach Erkeloo hinüber. Halte Dich tapfer in Deinem neuen Leben, alter Freund.“ Er tat beide Briefe in einen Umschlag und atmete tief auf, als wenn er seine Brust von einer schweren Last befreit habe. „Es ist zu toll, zu toll!“ wiederholte er ein paarmal für sich.„Ich habe meine fünf Sinne nicht recht beisammen, daß ich meine kostbare Zeit mit dem Kram vergeude.“ Dann wanderte er an dem kalten, klaren Nachmittag zur Stadt. Repna saß in ihrem Zimmer vor dem Pult, und##ar ihr, als sie sich umschaute, als sei ihr ##les freutd geworden. Sollte das von dem Gepanken hekrühren, daß sie bald alles verlassen und in der gewohnten Umgebung fortan nur eine Fremde sein werde? Ob Corrie oder Nellie auch ähnliches fühlen würden, wenn sie mit ihm verlobt wären?" dachte sie.„Helene war ganz anders in jener Zeit.“ — Immer wieder mußte ssie sich die Frage stellen: „Wird meine Liebe alles vermögen? Wird sie arr genug sein ober habs ich ihn nur lieb, weil ich liebt und meinen bedarf!?“ c. Lapitel. ma kam eine eigentümliche Zeit: sie die Karte, welche das wichtige ExIt mitseilte, lag vor ihr. m, unbeschnittenem holländischen Papier stand mit roten und schwarzen gotischen Buchstaben: „Als Verlobte empfehlen sich Alphonse Marie da Silvas van Erkeloo und Reyna Winalda.“ Halb geistesabwesend starrte sie auf die Karte, als wenn sie es nicht recht fassen könne. Als Alphonse ihr freudestrahlend einen kostbaren Brillantring an den Finger steckte und sie umarmen wollte, wich sie scheu zurück. „Ich bitte Tich, lasse das, Alphonse!“ sagte sie halb verweisend. Er wollte böse werden. „Aber, Reyna, was fällt Dir ein? Ich darf Dir als Bräutigam doch einen Kuß geben? Sei nicht kindisch oder ich muß Dich wieder der Koketterie beschuldigen.“ „Es ist mir alles noch so neu, ich muß mich erst darein finden,“ sagte sie begütigend.„Ich weiß wohl, es ist lächerlich; aber tue mir den Gefallen... besonders nicht, wenn Helene dabei ist.“ Ihre Angst, ihre abgebrochenen Worte nötigten Alphonse ein Lächeln ab; aber der erschreckte, hilflose Blick ihrer unschuldigen Augen stimmte ihn ernster, und er versprach, ihren Willen zu tun. Gerade Reynas große Zurückhaltung, das Bewußtsein, daß er sie erst noch ganz zu erobern habe, gaben Alphonse nicht vie Genugtuung, das schon so lange Gesuchte endlich gefunden zu haben, und das bewahrte ihn vor jedem Anfalle seiner sogenannten Krankheit. Er ging nie ganz zufrieden von seiner Verlobten fort. Sie war freundlich und gut, aber mehr nicht; sie hatte ihm gegenüber immer etwas Mütterliches. Bisweilen regte ihre Ruhe ihn ganz auf, so daß er sie mit den ungerechtesten Vorwürfen überhäufte. Er beschuldigte sie dann sogar, ihn hintergangen zu haben, bis ihr die Tränen in die Augen traten. Sie fragte dann, ob es nicht besser sei, d’: Verlobung aufzuheben; es sei ihr doch nicht gegeben, ihn glücklich zu machen. Das reizte ihn noch mehr; er beschuldigte sie der Lüge und Falschheit, oder drohte, sich erschießen oder dem Spiel sich ergeben zu wollen, wenn sie ihn verstoße. Gleich darauf warf er sich ihr zu Füßen, ebte ur ihre Verzeihung und nannte sich einen elenden, undankbaren Menschen. Dergleichen heftige Szenen trugen nur dazu bei, Reyna immer stiller und ratloser zu machen. Sie wollte Alphonse so gern zufrieden und glücklich sehen; aber sie fürchtete mehr und mehr, daß sie nicht genug über ihn vermögen werde. Mehr als einmal dachte sie darüber nach, ob Julius nicht recht gehabt, als er sagte, daß nur eine wahre und eine große Liebe ihr vie erforderliche Kraft verleihen würde. Dann betete sie mit der vollen Ueberzeugung ihres innig religiösen Gemütes um jene Liebe und die damit verbundene Kraft. Sie warf sich dann wohl vor, daß sie Alphonse leichtsinniger Weise etwas versprochen hatte, was sie nicht zu geben imstande sei. Warum hatte sie den Brief nicht zerrissen, nachdem Julius durch seine Aeußerungen den Schleier von ihren Augen genommen hatte? Ihr Stolz trug die Schuld daran; sie wollte einem Untergebenen ihres Vaters ihre Herzensangelegenheiten nicht anvertrauen. Aber doch flüsterte ihr eine Stimme immer wieder zu:„Wenn es ein anderer gewesen wäre, würdest Du nichts Unpassendes darin gefunden haben.“ Was machte es denn aus, ob es Julius war oder ein anderer? Die Würfel waren gefallen: Reyna hatte sich mit eigener Hand das Joch aufgebürdet; und nun fühlte sie, daß in ihrem Herzen nicht das war, was ihr die Lösung der Aufgabe ermöglichen konnte. Sie hatte Alphonse gern, er flößte ihr Teilnahme ein; aber anderseits fühlte sie sich von seinen kleinen Fehlern und seinem Mangel an Charakter abgestoßen. Er liebte sie und erwählte sie zum Weibe— dafür sollte sie ihn mit seinen Launen ertragen, all seine krankhaften Einfälle hinnehmen! Er hatte ihr seine Liebe a fgedrängt; aus freiem Willen hätte sie vie Rosenkette nicht aufgenommen, von welcher sie mehr und mehr sich umstrickt fühlte. Gerade weil sie immer für sich gelebt hatte und durch den Umganz mit ihrer Mutter daran gewöhnt war, all ihre Gedanken und Empfindungen zu zergliedern, litt sie unter diesem Verhältnis weit mehr, als jede andere gelitten hätte, die sich gedankenlos mit der Außenseite der Dinge begnügte. Ein anderer Grund des Kummers, den sie jedoch um keinen Preis weder Alphonse noch einem andern bekannt haben würde, waren die Entdeckungen, die sie gerade um diese Zeit inbezug auf den Charakter ihres Vaters machte. Jahrelang war dieser Vater in ihren Augen das verkörperte Ideal gewesen von allem, was es Gutes und Edles auf Erden geben konnte. Das einzige, was sie ihrer Mutter wohl einmal im stillen vorgeworfen hatte, war, daß sie seine Größe nicht ganz zu würvigen wußte. Sie hatte nie ein Wort darüber geäußert; aber Reynas seines Gefühl hatte herausgefunden, daß die kränkliche Frau eine andere Meinung von ihrem Vater hatte als sie selber. Vertraulichkeit und Herzlichkeit hatte zwischen ihr und ihrem Vater nie bestanden. Sie erinnerte sich nicht einer einzigen Liebkosung von seiner Seite; von Kind an hatte sie jedem seiner Winke gehorcht, sowohl weil ihre Mutter es verlangte, als weil sie es selbstverständlich sand. Wie konnte es auch anders sein? Er hatte die bittere Enttäuschung erfahren, seine vier Söhne vor dem ersten Lebensjahre hinsterben zu sehen; nur sie, das Mädchen, war übrig geblieben. Ihr einziges Bestreben mußte sein, so viel wie möglich ihn vergessen zu lassen, daß sie nur ein Mädchen war. Sie wäre gern gestorben, wenn sie eines ihrer Brüverchen dadurch hätte retten können; sie mußte nun ihre Existenz zu beschönigen suchen und tat dieses mit allem Ernst und mit löblicher Ausdauer. Sie war sich ihres guten Willens bewußt, und das genügte ihr; vom Vater erhielt sie nie ein Wort der Anerkennung und verlangte auch nicht danach. Er forderte von ihr nicht wenig; aber sie war zufrieden, seinen Ansprüchen genügen zu können. Als sie aus dem Pensionat zurückgekehrt war und mehr und mehr an der Verwaltung von Heidedaal sich beteiligte, nahm die Bewunderung ier die Aschche dact atant a dun Aiehte d. als sie den Bewohnern der Kolonie näher trat. Sie kämpfte wider ihr Gefühl; sie wollte nicht sehen, nicht urteilen, sie wollte alles von der besten Seite betrachten. Aber die Tatsachen waren da in ihrer nackten Wirklichkeit: sie konnte nicht leugnen, daß, was sie für Menschenliebe, Aufopferung und Edelmut gehalten hatte, nichts war als Ehrgeiz und Gewinnsucht. Was seine Untergebenen dachten oder taten, ließ ihn kalt; wenn sie ihm nur halfen, sein Ziel zu erreichen, war er zufrieden. Er brauchte sie nur als Werkzeuge; sie waren bei ihm nicht höher geachtet als die Rinder und Pferde in den Ställen. Besonders vie Art un Weise, wie er Jevers und sein Blatt gebrauchte, nicht um die Leute besser zu machen und zu ihrem eigenen Besten zu erziehen, sondern um sie zur Unterwürfigkeit anzuhalten, war ihr im höchsten Maße zuwider. Um das Volk unter dem Daumen zu halten, bezahlte er den Redakteur seines Blattes und ließ ihn Ideen verkünden, worüber er selbst spöttisch die Achseln zuckte. Ihr rechtlicher Sinn sträubte sich dagegen, und sie wagte bisweilen eine Bemerkung. Dann entgegnete er von oben herab, es zieme sich für Frauen nicht, eine eigene Meinung zu haben. Sein geringschätzendes Urteil über die Frauen hatte sie anfangs ruhig hingenommen; aber nachdem sie ihre eigenen Gebanken in den ernstesten und besten Büchern ihrer Bibliothek wiedergefunden und erfahren hatte, welch hohen Wert andere darauf legten, hatte sie ihren Geist von solcher Abhängigkeit befreit. So war sie ihrem Vater mehr und mehr entfremdet worden, wenn dies sich auch äußerlich nicht bemerkbar machte. Zufälligerweise hatte gerade an Reynas Verlobungstag zwischen ihr und ihrem Vater eine kleine Szene stattgefunden. Sie hatte ihm mitgeteilt, was Julius ihr an eben diesem Tage über die Behandlung eines der Pächter anvertraut hatte. Winalda hatte ihr scharf entgegnet, vaß sie, nun sie bald das Haus verlasse, am besten tue, sich um die Angelegenheiten ihres Vaters so wenig wie möglich mehr zu kümmern; er habe das so bestimmt und dabei müsse es bleiben. Reyna ließ dem Manne durch Julius einen Schadenersatz zuweisen. Allmählich zog sie sich von ihrer früheren Tätigkeit zurück; denn Alphonse fand es sehr störend, wenn sie mit andern Dingen die Hände voll hatte und nicht jeden Augenblick ihm widmen konnte. Sie übergab Julius, vem einzigen, dem sie ihr Vertrauen schenkte, all ihre Wohlfahrtseinrichtungen; mit ihm besprach sie das Nötige, ohne je auf andere Dinge anzuspielen. Der Name Alphonse wurde zwischen ihnen nicht mehr genannt, während dieser oft zu Julius kam und ihm alles mitteilte, was zwischen ihm und seiner Verlobten vorsiel. Julius war ein paarmal in Erkeloo gewesen und dort von seinem Großvater stets freundlich aufgenommen worden. Reyna wurde dort ebenfalls erwartet; aber sie wollte nicht eher hingehen, bis das wichtige Familienereignis auf Heidedaal stattgefunden hätte.(Forts. folgt.) à Gegen das Rinisterium Hertling hat von dem ersten Tage seiner Berufung eine Hetze eingesetzt, die an Unanständigkeit und Unwahrhaftigkeit nicht mehr überboten werden kann. Ist schon ein konservatives Ministerium von vornherein den Liberalen und den mit ihnen befreundeten Sozialdemokraten ein Greuel, so fühlten sie sich durch einen katholischen Ministerpräsidenten erst recht in ihren innersten„Empfindungen“ auf's tiefste verletzt. Die „Kreuzztg.“ schreibt darüber: „Gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Freiherrn von Hertling veranstaltet die liberale und sozialdemokratische Presse eine reguläre Hetze. Es vergeht kaum ein Tag. an dem nicht in jenen Blättern auf das heftigste gegen den genannten Staatsmann losgefahren ir macht einen so unschönen und gehässigen Eindrua, daß man sich über das völlige Schweigen der bayerischen Empfindlichkeit gegenüber den Eingriffen der „Berliner", Liberalen und Sozialdemokraten in die inneren Verhältnisse des Bayernlandes nicht genug wundern kann. Man braucht wirklich nicht mit allen Maßnahmen des Freiherru von Hertling einverstanden zu sein, ja, man kann zu ihnen selbst in scharfer Opposition stehen, so wird man sich doch der Empfindung nicht entschlagen können, oaß zu einer so niedrigen persönlichen Heue jeder Gcund sehlt. Was für Früchte diese Hetze zeitigt, kann man aus der neuesten Leistung des„Vorwärts“(Nr. 304) ersehen, der eine„von besonberer Seite“ ihm zugesandte Zuschrift über„Bayerische Hintergründe“ veröffentlicht. Darin heißt cs u. a.: „Herrn von Hertlings Stellung als Ministerpräsident des zweitgrößten Bundesstaates im Reiche mit der stillen Anwartschaft vielleicht, noch die Position des Herrn von Bethmann in Berlin einzunehmen— die hohen Herren des politischen Ultramontanismus haben diese Position schon stärker unterminiert, als ihr derzeitiger Inhaber ahnt— Herrn von Hertlings Stelkung gilt als ein Fort der katholischen Christenheit, das der Ultramontanismus sicher mit allen Mitteln auf Tod und Leben zu verteidigen jederzeit gern bereit und gewillt ist“ Das ist die alte Methode, einen mißliebigen Staatsann als Rivalen des Reichskanzlers auszuspielen. Zenn alle andern Mittel fehlschlagen, wird dieses immer neue angewandt. Nach unserem Dafürhalten aber dürfte gerade der Haß, mit dem die Sozialdemokratie den bayerischen Ministerpräsidenten verfolgt, nicht geeignet sein, dessen Stellung zu erschüttern. Die ganze Hetze wird durch die leidenschaftliche Anteilnahme der Sozialrevolutionäre genügend gekennzeichnet. Daß es auch einer Verteidigung„auf Tod und Leben“ seitens der Zentrumspartei nicht gelingen würde, die Stellung des Freiherrn von Hertling zu sichern, wenn ihm nicht das Vertrauen des Regenten zur Seite stände, kann natürlich der„Vorwärts“ am wenigsten begreifen. Einer der fettesten Bissen für die Liberal=Sozialdemokraten war die Gründung der Bayrische Staatszeitung"; besonders norddeutsche Blätter rich teten hauptsächlich deswegen, weil nicht die gesamte Redaktion des Blattes aus liberalen Redakteuren bestand, die heftigsten und dümmsten Ausfälle gegen Frhru. von Hertling. Die„Münchener Allg. Abendztg.“ ist darüber höchst unwirsch. Sie schreibt, diese Blätter„platzten hier wieder einmal mit dem gewohnten Ungeschick in eine bayrische Angelegenheit hinein und schaden mehr, als sie nützen". Mit welcher Gehässigkeit der Kampf gegen Freiherrn von Hertling geführt wird, geht daraus hervor, daß füh rende liberale Organe die Kundgebung der Regierung bezüglich der„Bayr. Staatsztg. nicht im Wortlaut, sondern nur auszugsweise abdruckten. Und doch war diese Kundgebung von größter Wichtigkeit, denn sie bezeichnete eine Reihe der in dem von dem Münchener sozialistischen Blatte veröffentlichten Organisationsplan enthaltenen Anregungen aus praktischen und rechtlichen Gründen als unannehmbar und undurchführbar. Es wurde dann nochmals betont, daß der redaktionelle Organisationsplan keine amtliche Billigung gefunden habe. Trotzdem nahm die liberale Hetze gegen Hertling ihren Fortgang. Die„Frankf. Ztg., die Freiherrn v. Hertling mit ganz besonderem Haß verfolgt, wußte zu melden, der Prinz=Regent habe, erstannt über die Erörterungen der letzten Tage, einen Bericht eingefordert, und malte das Gespenst eines Ministerwechsels an die Wand. Daß der Regent einen Bericht eingefordert hat, kann richtig sein, obwohl Anhaltspunkte dafür nicht vorliegen. Sollte aber die„Frankf. Ztg. etwa glau ben, daß die Angelegenheit der„Bayr. Staatsztg.“ geeignet sei, den Sturz des Freiherrn von Hertling herbeizuführen, so wäre das ein großer Irrtum. Die Haltung des Ministerpräsidenten in dieser Sache ist durchaus einwandsfrei. Das Ke###treiben der liberalen Presse ist viel weniger von der Sorge um die ideellen Interessen der Presse, als vielmehr von den liberalen Parteibedürfnissen diktiert. Die Zentrumspresse ohne Ausnahme ist nicht gesonnen, den liberalsozialdemokratischen Rummel mitzumachen. Die Zentrumspresse hat ihren Bedenken zum Organisationsplan offen Ausdruck gegeben, ein Teil hat auch Bedenken prinzipieller Natur geäußert. Aber alle Zentrumsblätter lehnen es aufs entschiedenste ab, die Parteigeschäfte des Rotblocks zu besorgen. Dieser neue Kampf gegen Freiherrn von Hertling wird nicht in sachlicher, sondern in persönlicher und beispiellos gehässiger Weise geführt. Die maßlosen Uebertreibungen und die mit eiserner Konsequenz angewendete Unehrlichkeit der Hatz verraten zur Genüge, worauf es in diesem Kampfe abgesehen ist. Darüber herrscht auch an den maßgebenden Stellen kein Zweifel. Mittlerweile ist die erste Nummer der„Bayr. Staatsztg. Dienstag Nachmittag erschienen. An der Spitze des Blattes, hinter dem amtlichen Teil, steht ein Artikel, betitelt: Aufgaben der„Bayrischen Staatszeitung“. Unter Hinweis auf die Parteipresse wird dargelegt, daß auch für die Regierung nach dem Vorbilde der anderen Staaten das Bedürfnis bestehe, ein Organ zu besitzen, dessen Aufgabe es sei, die Maßnahmen und die Politik der Regierung in ruhiger und besonnener Weise zu vertreten. Der nichtamtliche Teil der Zeitung werde sich auch jenen Fragen zuzuwenden haben, die in besonderem Maße die öffentliche Meinung beschäftigen. Sowohl auf dem Gebiete der inneren Politik des Reiches wie jener Bayerns könne hier eine Arbeit geleistet werden, deren Wert von der übrigen Presse erst dann richtig eingeschätzt werde, wenn der gegen die „Staatszeitung“ eröffnete Kampf die erste Schärfe verloren habe. Es könne auf die Dauer unmöglich der Regierung das Recht bestritten werden, ihre Meinung in einer Weise und Form zum Ausdruck zu bringen, die jeden Zweifel darüber ausschließe, was sie zu bestimmten Tagesfragen zu sagen habe. Ueber die auswärtige Politik wird wortlich folgendes bemerkt: Daß den Ereignissen im Auslande ein sorgfältiges Augenmerk zugewendet wird, ist selbstverständlich, wie, daß die Aufgabe der„Staatszeitung“ hier nur darin besteht, die Politik der Reichsleitung nach Kräften zu unterstützell und ihre Richtlinien, wenn dieser Ausdruck erlaubt ist, zu popularisieren. Ganz besonders, wenn in diesem Zusammenhang jene Gedanken zu erörtern sind, die sich auf die Erhaltung und Stärkung der Wehrkraft und der Seegeltung des Reiches beziehen. Die Liebe zum großen deutschen Vaterlande zu fördern und das Verständnis für die gewaltigen Aufgaben des Reiches auch in die entfernteste Gegend des Landes zu tragen, ist das Ziel, das der„Staatszeitung“ in dieser Richtung vorschwebt. Zum Schluß sagt die„Staatszeitung“ sie erwarte weder Dank noch Anerkennung. Ihre vornehmste Richtschnur fü: die Lösung aller Aufgaben sei die Pflege des monarchischen Gedankens, die Liebe zum angestammten Herrscherhaus, sowie die Förderung der Interessen aller Volkskreise des Vaterlandes. Im Kopfe der liberalen Presse hat sich die Idee, daß von Hertlings Stellung durch ihre gehässigen Angriffe erschüttert sei, derartig festgesetzt, daß sie sogar schon nach einem Nachfolger Umschau hält. Die„Dortm. Ztg. bringt in ihrer gestrigen Nummer folgende Notiz: Dem„Berliner Tageblatt" wird aus München gemeldet: Der Hofbericht meldet unterm 30. Dezember: er Prinzregent empfing heute den Staatsminister Dr. Grafen von Podewils.— Graf Podewils war vor acht Tagen aus dem Süden nach München zurückgekehrt. Diese Audienz wird in eingeweihten Kreisen direkt damit in Verbindung gebracht, daß Graf Podewils mit Bestimmtheit als Nachfolger Freiherrn von Hertlings ausersehen ist. Der Prinzregent soll sich geäußert haben, er(Podewils) möge sich bereit halten. Gerüchte über eine Spannung zwischen dem Prinzregenten und Freiherrn von Hertling gehen schon seit einigen Tagen. Der Besuch des Grafen Podeiils beim Prinzregenten zeigt, daß diese Gerüchte einer Grundlage nicht entbehren. Das steht allerdings im„Berl. Tabl.“; aber dieser politische Nährvater der„Dortm. Ztg. fügt der Meldung auch folgendes hinzu: „Graf Podewils war bekanntlich der Vorgänger Hertlings auf dem Präsidentenposten des bayrischen Ministeriums. Er reichte am 5. Februar dieses Jahres, dem Tage der Landtagswahlen, mit dem gesamten Ministerium sein Abschiedsgesuch ein, wurde jedoch vom Prinzregenten Luitpold noch mit der vorläufigen Fortführung der Geschäfte beauftragt. Am 8. Februar wurde der Freiherr von Hertling nach München berufen, und am 9. Februar nahm der Prinzregent die Demission des Kabinetts Podewils an und beauftragte den Freiherru von Hertling mit der Bildung des neuen Kabinetts. Es wäre immerhin recht ungewöhnlich, wenn der Vorgänger Hertlings sein Nachfolger werden sollte, da er die Majorität der Kammer gegen sich hätte und infolgedessen sein neues Regime mit der Einführung einer neuen Wahlkreiseinteilung und einer Auflösung der Kammer beginnen müßte, was nicht gerade sehr wahrscheinlich Insolgedessen tut man gut, die in München kursierenden Gerüchte über die Bedeutung des Empfanges des Grafen Podewils beim Prinzregenten mit großer Reserve aufzunehmen. Zeiten. Was sind yeute die Fruchte des Kampfes? Verstimmung. Verbitterung, Verkennung. Wir können in die geplante Vereinigung nur Leute brauchen, die bereit sind, die Streitaxt zu begraben. Man rust uns zu: Wenn du den Frieden haben willst, so sei kriegsbereit! Wir antworten: Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Er hat genug verzehrt. Das Volk verlangt nach Frieden. Und unsere Christenpflicht ruft uns das gleiche zu. Die Religion, die Pflegerin und Hüterin der Liebe und des Friedens, muß es heute erleben, daß mit Berufung auf sie selbst zwei feindliche Lager einander gegenüberstehen. Wir wollen kein Kapitulieren. Ein jeder bleibe unter seiner Fahne. Aber die Kriegsfausaren sollen verstum. men und ihre Melodien wechseln. Das religiöse Le ben hat lange genug gelitten unter dem Kriegsgeschrei. Friede unter den Konfessionen sei des neuen Jahres erstes Geläute! Von diesem Schlußpassus erfahren die Leser der „Dortm. Ztg.“ kein Wort. Weshalb die Ausführungen des„Berl. Tabl.“ so jäh gerade an der wichtigsten Stelle abgebrochen wurden, ist leicht erklärlich. Der Liberalismus hat in der preußischen Regierung sehr großen Einfluß; er sollte aber Berlin nicht mit München verwechseln. Er könnte es leicht fertig bringen, daß die Gehässigkeit seiner Angriffe gegen den bayrischen Ministerpräsidenten dessen Position noch gefestigter macht, als sie so wie so schon ist. Silvestergedanken vom konfessionellen Frieden finden in der„Deutschen Tageszeitung“ folgende Betrachtungen aus der Feder des bekannten protestantischen Stadtpfarrers Schiller in Nürnberg: In der Silvesternacht wenden wir uns gern von dem Kleinlichen, Alltäglichen und Nichtigen ab, um einmal großen Gedanken nachzugehen. Zu den großen Gedauken unserer Zeit rechnen wir auch den, der auf den kon fessionellen Frieden gerichtet ist. Wieviel häßliches, schmutziges Gewässer hat die Hochflut konfessioneller Leidenschaft auch im letzten Jahre wieder an den Strand geworfen! Wie manche Kleinigkeit wurde ins Riesengroße aufgebauscht wieviel Hundert kränkende, verletzende verbitternde Worte sind nur um der rednerischen Wirtung willen oder in eitler Selbstüberhebung in die Welt geschleudert worden! Statt daß man sich angesichts schwerer, drohender Gefahren von innen und von außen die Hände zum Frieden reicht, zeigt man sich fortgesetzt die Zähne, auf den Augenblick lauernd, wo man loszustürzen beabsichtigt. Statt daß man sucht, die Eigenart des anderen Teils kennen zu lernen und gemeinsame Fühlungspunkte hervorzuheben, statt daß man auch gute Seiten am Gegner willig anerkennt, fährt man in unaufhörlichen Reibungen fort: Reden und Gegenreden werden immer liebloser, immer heftiger platzen die Zeister aufeinander, immer schärfer spitzen sich die Gegensätze zu. Dabei wollen wir es um der Wahrheit und des Friedens willen nur eingestehen: es wird gefehlt in beiden Lagern. und es hat keinen Sinn, dem Gegner vorzuwerfen, er habe mit dem Streite begonnen, darum müsse er die Waffen zuerst niederlegen. während man selber gar keine Miene macht, die Streitaxt aus der Hand zu legen. Wann werden wir verstehen, die Zeichen unserer Zeit zu deuten? Wann werden wir einsehen, daß es höchste Zeit ist, mit den ernsten, gläubigen Katholiken, die wie wir unter der Fahne des Gottessohnes Jesu Christi stehen. uns vertragen zu lernen? Das Feuer schlägt bereits aus dem Dache, und wir stehen da, müßig, einander befehdenv, voller Uneinigkeit. Sind die religiösen und geistlichen Nöte unserer Zeit nicht dazu angetan, daß alle besseren Elemente sich sammeln, um auf Hülfe und Abwehr zu sinnen? Was wir bedürfen, das ein sicherer Grund. auf dem der Friedensbau aufgerichtet werden kann. Friedensglocken haben genug geläutet. Friedensschalmeien sind genug erklungen. Wir brauchen jetzt einen festen Halt, eine Organisation, einen ammelpunkt. eine Zentralstation, einen wirklichen Fricdensbund. Sonst ist alles in den Winv geredet. Sonst bleibt alles beim alten, und das soll und darf nicht sein. Wird nun aber die gute, die schöne Sache nicht daran scheitern, daß es unmöglich ist, ein„Programm“ aufzustellen, das alle Wünsche befriedigt, das allen Teilen gerecht wird? Keineswegs! Man könnte unter der Devise sich sammeln:„Unter Ausschluß aller rein politischen Fragen und unter Wahrung des Bekenntnisstandpunktes eichen sich die Mitglieder des konfessionellen Friedensbundes zu dem Zwecke die Hand, den konfessionellen Frieden zu schaffen, wo er zerrüttet ist, den Frieden zu pflegen und zu fördern, wo er bedroht ist.“ Gern geben wir es zu, daß die Durchführung dieses Programms bei den dermaligen zerrissenen Verhältnissen mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden ist. Allein, soll Witten uud Alagegend. Witten, 2. Jan. s Der Beginn des neuen Jahres vollzog sich hier in der Silvesternacht unter den gewöhnlichen Wahrnehmun gen. Beim Glockenschlage Zwölf brach der Jubel los. Die„Prost=Neujahr!"=Ruse durchhallten die Luft, Glockengeläute erklang, und viele Schüsse krachten(trotz des strengen Verbots). Das„Neujahrs=Anschießen“ ist nun mal eine Gewohnheit, die so fest gewurzelt scheint, daß selbst die Androhung schwerer Strafen nicht davon abzuschrecken vermag. Der Jubel, das Glockenläuten und das Schießen währten eine Zeitlang, dann wurde es wieder still— das neue Jahr hatte seine Herrschaft an getreten. Die Silvestemacht gestaltete sich in herrlicher Pracht; die Sterne funkelten, und an die Stelle des milden Frühlingswetters war Frostwetter getreten. Das alte Jahr hatte uns bei seinem Abschiede, gleichsam als Abschiedsgruß, den Winter gebracht. Das trug zur Erhöhung des Jubels und der Freude bei. Nun beginnen wir im neuen Jahre mit der alten gewohnten Tätigkeit. Möge das neue Jahr für unsere Stadt und alle ihre Bewohner ein glückliches und reichgesegnetes sein! Das walte Gott! Der Pfarr=Cäcilien=Verein veranstaltete gestern Abend im kath. Gesellenhause eine Weihnachtsfeier. Die Sänger unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Lehrers Koch trugen durch eine Anzahl guter Liedervorträge zur Verschönerung der Feier bei. Von Kindern wurde das liebliche Weihnachtsfestspiel„Die Zwergpost“ aufgeführt. Auch konnten sich die Festteilnehmer an dem gemeinsamen Gesang der herrlichen Weihnachtslieder erfreuen. Den Meßdienern hatte das Christkindchen Gaben beschert, die mit dankbarem Gemüte entgegengenommen wurden. Die Feier verlief in schönster Weise. § Unsere rührige städtische Kapelle wartete in der Silvesternacht mit einer Ueberraschung auf, für die alle Musikfreunde ihr dankbar gewesen sein werden. Sie hatte sich in zwei Hälften geteilt und spielte zwischen 12—½1 Uhr in verschiedenen Stadtteilen(an den Zentralpunkten) der Feier des Augenblicks angepaßte Choräle. Die Mu siker mit ihren Leitern, den Herren Fliegner und Gniegwitz, mußten sich sehr beeilen, um überall möglichst frühzeitig auf dem Plane zu erscheinen, um ihre schönen Weisen erklingen zu lassen.— Am Neujahrstage in der Mittagsstunde gab die Kapelle ein Promenaden=Konzert auf dem Marktplatz, das sehr gut besucht war. ? A n d i e V e r s t e u e r u n g d e r P a c h t= u n d M i e t v e r t r ä g e (auch der mündlichen und derjenigen über möblierte Zimmer) wird erinnert. Die Versteuerung hat bis Ende Januar bei den Zollstellen und Stempelverteilern zu erfolgen. X Der letzte Jahrmarkt im verflossenen Jahre fand am Silvestertage statt. Als Krammarkt hat derselbe stets nur geringe Bedeutung. Ueber den Verkehr auf dem Viehmarkt veröffentlichen wir einen Bericht im Inseratenteile. * Prüfung für den einjährig=freiwilligen Dienst. Diejenigen im Regierungsbezirk Arnsberg gestellungspflichtigen jungen Leute, welche die wissenschaftliche Befähigung zum einjährig=freiwilligen Dienst durch durch eine Prüfung nachweisen wollen, haben ihr Gesuch um Zulassung zur Prüfung bis zum 1. Februar 1913 der Prüfungskommission in Münster einzureichen. Dabei ist anzugeben, in welchen zwei fremden Sprachen der sich Meldende geprüft werden will, sowie ob, wie oft und wo er sich einer Prüfung vor einer Prüfungskommission bereits unterzogen hat. Das Zulassungsgesuch kann auch an die Prüfungskommission in Minden oder Düsseldorf gerichtet werden. * Lehrerseminare besitzt die Provinz Westfalen am Ende des laufenden Jahres nun 21, 11 evangelische und 10 katholische. Sie haben ihren Sitz in folgenden Städten: Arnsberg, Büren, Coesfeld, Dorsten, Gütersloh, Hamm(2 evang. und 1 kath.), Hattingen, Herdecke, Herford. Hilchenbach, Lüdenscheid, Olpe, Paderborn, Petershagen, Recklinghausen, Rüthen, Soest, Unna, Warendorf und Werl. Davon befinden sich im Regierungsbezirk Münster 4, Minden 5 und Arnsberg 12. :: S t a d t t h e a t e r. D e r m i t s o b e i s p i e l l o s e m E r f o l g g e spielte Schwank„So'n Windhund“ von Kurt Kraatz und G. Hoffmann wird heute, Donnerstag, zum ersten Male wiederholt. Freitag, 3. Januar, geht die melodiöse Operette„Der Graf von Luxemburg“ von Franz Lehar neu einstudiert in Szene. Die Titelrolle singt Paul Preuß, die Juliette— Agnes Halm, den Brissard— Karl Walbröhl, Basel— Max Tilgner usw. Das städtische Orchester wirkt mit. In Vorbereitung ist 8 Schauspiel „Akrobaten“ von Paula Busch und Herm. Stein; ferner die hervorragend musikalisch bedeutungsvolle Operette „Die Glocken von Corneville“. Ein langjähriger früherer Beamter unserer Stadt, Herr Paul Torge, hat kurz vor Jahresschluß das Zeitliche geseguet. Der Verstorbene hat beinahe 34 Jahre im Dienste der Stadt gestanden und war ein pflichteifriger Beamter. ? Entwendet wurden einem Anwohner der Annenstraße ein Paar lange Stiefel. Dieselben wurden bei einem Alttrödler vorgefunden und beschlagnahmt. Der Dieb ist zur Anzeige gebracht. Der Aufdruck der Bankverbindung auf Rechnungen und anderen Geschäftspapieren ist nicht nur, wie vielfach angenommen wird, eine Reklame oder eine Bequemlichkeit für die Zahler, sondern wird mehr und mehr zur Notwendigkeit für die Geschäftswelt, weil immer mehr die Behörden dazu übergehen bei Vrsam macht, von den Behörden anerkannt, daß auch Konto bei einer öffentlichen Sparkasse gleichwertig mit den Bant= oder Postscheckkonten gilt. Es ist dieses von Bedeutung namentlich für die kleineren Gewerbetreibenden, für die sich ein Bankkonto schlecht eignet, für die vielmehr eine öffentliche Sparkasse die beste Ver walterin ihrer kleinen, zeitweilig entbehrlichen Geld estände ist. : Anstellungen im Schuldienst. Einstweilig: Die evSchulamtsbewerber Gustav Meier=Jobst und Hein rich Borgmann in Lütgendortmund, Wilhelm Funke in Halver. Die kath. Schulamtsbewerber Mathias Schön in Cobbenrode, Ferdinand Kortenacker in Gellinghausen, Heinrich Reinecke in Werdohl. Die ev. Schulamtsbewerberinnen Charlotte Golm in Dahl:, Minna Drößler in Stockum, Marta Hagemeier in Sodingen, Maria Möllemann in Sodingen, Luise zur Nieden in Herdecke. Die kath. Schulamtsbeiver berinnen Franziska Budde und Anna Schmidt in: Gelsenkirchen. Endgültig: Die Lehrer Heinrich Fehr und Wilhelm Schulte in Hohenlimburg, Friedrich Escher in Halver. Kurt Hudy in Gelsenkirchen, Alfred Rieks in Annen. Die ev. Lehrerinnen Frieda Heute in Lünen, Elisabeth Sundermeier in Lütgendort mund, Josefa, Kaufmann in Menden. Die kath. Lehrerinnen Agnes Becker in Neheim, Therese Gur res in Dortmund. Bedeutende Zunahme der Rechtsanwälte in Preußen. Im Jahre 1912 ist ein: bedeutsame Zunahme der Rechts anwälte im Königrei h Preußen zu verzeichnen. Damit hat die Zunahme, die bereits in früheren Jahren eine sehr starke war. weiter angehalten. In den letzten drei Jahren von Ende September 1909 bis Ende September 1912, sind nicht weniger als 1597 Gerichtsassessoren zur Rechtsanwaltschaft übergetreten. Im Jahre 1909/10 waren es 460, im Jahre 191011 943 und im Jahre 1911/12 594. Deutlih geht die Zunahme aus einer neuen tabellarischen Zusammenstellung der bei den Gerichten erster Instanz Mitte September vorhanden gewesenen Rechtsanwälte und Notare hervor. Nach der „D. J. Z.“ betrug diese Zahl im Jahre 1881 2042, im Jahre 1892 3369, im Jahre 1910 1067, im Jahre 1910 5711, im Jahre 1911 6124, im Jahre 1912 beträgt sie 6592. Diese Zahl verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Städte: Kammergericht Berlin 1796, Köln 680, Hamm 636, Breslau 640, Düsseldorf 505. Celle 391, Naumburg 388 Frankfurt a. M. 297, Posen 260, Königsberg i. Pr. 259. Kiel 525, Stettin 203, Marienwerder 191, Kassel 119. Man sieht, daß die Zahl der Rechtsanwälte einschließlich der Notare, im letzten Jahre um 468 oder 7,6 Prozent gestiegen ist, während im Jahre 1910/11 eine Zunahme um 413 oder 7,2 Prozent stattgefunden hatte. Die Steigerung war größer als in einem der Vorjahre. Noch stärker, besonders in der letzten Zeit, ist die Zahl der bei den Oberlandesgerichten zugesienen Rechtsanwälte gestiegen. Die Gesamtzahl betrug Mitte September 7157 gegen 6621 im Vorjahre und gegen 6181 im Jahre 1910. ?? Der Engländer Gerald Josef Macaura, der mit marktschreierischer Reklame seinen„Pulsoconn=Apparai“ anpries, und seine Helfershelfer Frank Macanra, A. F. Appelbocm, Edgar Johnston und M. Carthy=Barry sind wegen unlauteren Wettbewerbs und Betrugsversuchs aus dem preußischen Staatsgebiet ausgewiesen worden. Der Librationsmassage=Apparat, den Macanra für 50 Mark verkauft, ist seit langem bekannt und in jedem einschlägigen Geschäft für ca. 12—15 Mark zu kaufen. Bevor Macanra in Deutschland sein Treiben begann, war er, wie auch Berliner Zeitungen bereits im Mai 1912 unter der Ueberschrift„Der König der Kurpfuscher“ meldeten, in Paris wegen Betruges und unbefugter Ausübung der Heilkunde verhaftet worden. Macanra hat nunmehr den Vertrieb der Pulsoconn=Apparate den Gebrüdern Haase in Berlin, Lützowstraße 106, übertragen. Das Publikum wird vor dem Unternehmen und dem Bezuge dieses Apparates daher gewarnt. X Stockum, 31. Dez. Vom Bürgerverein war eine Eingabe an die Westfälische Straßenbahn=Gesellschaft in Gerthe wegen Durchlegung des Straßenbahngeleises vom Crengeldanz nach Eichlinghofen gerichtet worden. Dem Verein ist der Bescheid geworden, daß im Prinzip die Gesellschaft nicht abgeneigt ist, diesem Projekte Witten=Stockum näher zu treten, aber die in Frage kommenden Gemeinden müssen sich an dem Unternehmen beteiligen und eine Zinsgarantie übernehmen. Blankenstein, 31. Dez. Bei den Vertreterwahlen der Kassenmitglieder und Arbeitgeber zur Generalver sammlung der Ortskrankenkasse des Amtes Blankenstein wurden nur auf nationalem Boden stehende Vertreter gewählt. Die Wahlen haben am 27., 28. und 30. Dezember stattgefunden. + Blankenstein, 31. Dez. Feuer äscherte heute Mittag auf dem Himmelmannschen Hofe in Welper das Einwoh nerhaus ein. Während das Mobilar gerettet werden konnte, kamen zwei fette Schweine und mehrere Hühner in den Flammen um. X Hattingen, 31. Dez. Die königliche Einkommensteuer=Veranlagungskommission Hattingen wird zum ersten April 1913 von hier nach Bochum verlegt werden. Hattingen wird dadurch ein nicht gering zu veranschlagender wirtschaftlicher Nachteil erwachsen und die Kreiseingesessenen, soweit sie mit den königl. Steuer büros im Kreishause zu tun hatten, werden nach der Verlegung der Behörde aus dem Kreiszentrum vielfach weitere Wege zu machen haben als bisher. Soziales. Amniner mehr di Teherden. bazu ürtigehen, der An schaffungen aller Art und Anbahnung von Geschäftsbeziehungen nur noch mit solchen Lieferanten in Ver wendig ist? Darüber geben wir uns keiner Täuschung hin: einen großartigen Umschwung über Nacht erwarten wir nicht. Aber eine Besserung der jetzigen Zustände erboffen wir. Es ist genug gekämpft worden auf beiden Behörden mit Recht eine wesentliche Förderung der bargeldlosen Zahlungsverkehrs und eine größere Promptheit in der Abwickelung der Geschäfte erwartet. Erfreulicherweise ist, worauf die„Spar=Korr.“ aufmerkV Marten, 31. Dez. Am 22. Dezember fand die Vorstandswahl des christlichen Gewerkvereins der Bergarbei ter statt. Der alte Vorstand wurde einstimmig wieder gewählt. Die Versammlung war gut besucht; Kollege Gödtner=Dortmund sprach über die Entwicklung der deutschen Arbeiterbewegung und die Ereignisse der letzten Zeit auf gewerkschaftlichem Gebiete. Referent fand volle Zustimmung. Es wurde folgende Resolution angenom men: Die Zahlstelle Marten dankt dem Zentral=Vorstand für das mannhafte Eintreten unserer Kameraden im Saarrevier. Zahlstelle Marten verpflichtet sich, auch finanziell unsere Kameraden zu unterstützen. V Memel, 31. Dez. Da die Tarifverträge in der Memeler Holzindustrie mit dem heutigen Tage ablaufen und die Verhandlungen zwecks Aufstellung neuer Tarife noch nicht zu Ende geführt werden konnten, trat, wie das „Memeler Dampfboot“ meldet, heute Abend in der Memeler Holzindustrie, mit Ausnahme von zwei Plätzen, die weiterlaufende Tarifverträge haben, eine Betriebseinstellung ein. + New=York, 31. Dez. Die Gewerkschaft der Hotelkellner hat den sofortigen Generalstreik sämtlicher Hotelangestellten angeordnet. Auswärtige Familien-Nachrichten. Geboren: Sohn: Hugo Hirschland, Düsseldorf.— Otto Blank(Agnes Colsmann), Duisburg. Tochter: Erich H. Scheffer(Olga Nieberding), Remscheid.— Emil Dreßler(Leonore Jacobi=Bölling), Bielefeld.— Assessor Hucklenbroich(Thea Pütz), Düsseldorf. Verlobt: Architekt August Schmieding m. Auguste Becker, Köln.— Alfred Rothschild m. Luzie Stern, Köln. — Paul Junghans m. Grete Koenigsfeld, Köln.— Karl Lutterbeck m. Toni und Lothar Remy m. Anna Zimmermann, Saarlouis.— Stephan Albert m. Franziska Linnemann. Oelde u. Beckum.— Dr. med. vet. Paul Stern m. Emmy Walter, Warburg u. Schlüchtern.— Franz Mense m. Ida Henkmeier, Benteler u. Liesborn. — Dr. med. Gustav Le Blanc m. Sosie Schülgen, Opladen und Köln.— Gerichtsassessor Fritz Siepmann m. Hilda Füßmann. Vorhalle u. Bochum.— Ludwig Korte m. Paula Elbers, Bonn u. Krefeld.— Hans Waldmann m. Marta Peltzer. Duisbura. Statt Karten. Friedchen Bornemann Gustav Schluck Verlobte. Witten, Neujahr 1913. SStsgemekskauf! Hannsagung. Für die unserer Schwester erwiesene letzte Ehre, insbesondere dem Garde=, Pionier= und Artillerie=Verein für die militärischen Ehrenbezeugungen, drücken wir hierdurch unsern herzlichsten Dank aus. Im Namen der Geschwister: Heinrich Baberadt. Als außergewöhnlich billiges Angebot offerieren wir für heute, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag und Montag# Grosse Posten neuester farb. „„ Pafétots und Malus Serie 1 z. Aussuchen 5)# Nachruf. Nach längerem Leiden verstarb heute Vormittag der vollziehungsbeamte a. D. Nerr Paul Jorge im Alter von nahezu 69 Jahren. Fast 34 Jahre hat er im Dienste der Stadt gestanden, zuerst als Polizei=Sergeant, später als Vollziehungsbeamter. Er hat sich stets als ein pflichttreuer, diensteifriger Beamter erwiesen, der die Aufgaben seines Amtes jederzeit auf das Beste erfüllte. Wir werden sein Andenken in Ehren halten! Witten, den 31. Dezember 1912. Magistrat: Laue. Serie II Serie III Serie IV z. Aussuchen Hg 3. Aussuchen 1 25g z. Aussuchen 1 63 50 Sonstiger Verkaufswert dieser Paletots von 9 bis 30 Mark. Nedeste Schwurze-Fraden-Falelois weit unter Preis! Wir kauften große Posten Restbestände einer bedeutenden Handschuhfabrik z. T. weit unter Herstellungswert ein und geben dieselben zu nachsteh. spottbilligen Preisen ab. Damen-Trikothandschuhe 48 in allen Modefarben durchweg Paar Pf Serie s. Aussuchen 1 33 Serie II z. Aussuchen 21 Serie III z. Aussuchen 27 Serie IV 3 Aussuchen 3B 5 sonstiger Verkaufswert dieser Paletots von 20 bis 60 Mark. Damen-Strickhandschuhe reine Wolle durchweg Paar 78 u.—- Pf Herren-Handschuhe Zefiktert, Steiähandschube. la. Qualität, reine Wolle durchweg Daar 10 10. Herren= imit Wildlederhandschuhe mod. Farben, mit Seidenfutter durchweg Paar Mt. 135 4 Mt. Knaben-Striekhandschuhe Teine Wole, äußerst solide, prima Qualität durchweg Paar 78, 68. 0Op; 38. Glace-Handschuhe f. Damen, Herren u Kommunikant, schwarz, weiß u. farbig, nur wirkl. G#. gute Qual., durchw. Paar 1 50, 125. GOpf Bekanntmachung. Die im Jahre 1893 im deutschen Reichsgebiete oder als Deutsche im Ausland geborenen Personen werden im Jahre 1913 militärpflichtig. Diese wie auch die in früheren Jahren geborenen und im Stadtbezirk Witten wohnenden Personen, welche noch keine endgültige Entscheidung über ihr Militärverhältnis erhalten haben, also noch keinen Ersatzreservepaß, Landsturm=Ausmusterungs= oder Ausschließungsschein besitzen, werden aufgefordert, sich im Militärbureau, Marktstraße 14, Zimmer 11, zu melden und zwar Militärpflichtige mit den Anfangsbuchstaben des Familiennamens Ver. Garde-, Landwehr- und Kriegerverein Witten. Todesanzeige. Gestern starb unser langjähriges Vorstands=Mitglied der Kamerad Paul Torge. Er nahm an den Feldzügen von 1866, 1870/71 teil Die vielen Verdienste um den Verein sichern dem entschlafenen Kameraden ein dauerndes ehrendes Andenken. Witten, den 1. Januar 1913. Der Vorstand. Zur Beerdigung des verstorbenen Kameraden tritt das Bataillon am Freitag den 3. Januar, nachmittags 3¼ Uhr im Vereinslokal Fr Borgmann an. Der Bataillons=Kommandeur. Beamten-Verein, Witten. Am 31. Dezember 1912, vorm. 9½ Uhr verschied unser langjähriges treues Mitglied, der Vollziehungsbeamte a. D. berl Faur Terge. Sein Andenken werden wir in Ehren halten. Zur Beerdigung des Verstorbenen versammeln sich die Mitglieder des Vereins am Freitag, den 3. Jan. nachm. 3 Uhr im Vereinslokal (Adler). Witten, den 2. Januar 1913. Der Vorstand. A und B C, D u. E F und G H und K L und M N. 0 u. P 0 und R S am Mittwoch, den 15. „ 15. Donnerstag,„ 16. 16. 17. 17. 18. 20. 20. Januar 1913, vormittags von 8½—12½ Uhr Freitag * Sonnabend ontag Für die uns beim Hinscheiden unseres innigstgeliebten Vaters in so reichem Maße bewiesene Teilnahme sagen wir Allen auf diesem Wege unsern herziichen Buhn. Namens der Hinterbliebenen: Emil Dierks. 183 Piants einige Monate gebraucht sehr billig zu verkaufen Wilh. Hobrath Söhne Dortmund— Burgral 21. Fr. Ank Anung. Am Donuerstag, den 2. Januar 1913 findet auf dem städtischen Schlachthofe in gewohnter Weise von nachmittags 2 Uhr ab ein weiterer Fleischverkauf statt. Das Fleisch ist in Stücken von 1 bis 5 Pfund erhältlich. Witten, den 30. Dezember 1912. Der Magistrat: Terjung. Berger'sche Studienstiftung. Aus der vorbezeichneten Stiftung kann wiederum eine Summe in Teilbeträgen bestimmungsgemäß verwandt werden. Zweck der Studienstiftung ist, talentvollen und fleißigen Söhnen unbemittelter Eingesessener der Stadt Witten ohne Unterschied der Konfession, welche zwecks ihrer weiteren Ausbildung zu irgend einem Berufe außerhalb des Wohnortes gelegene höhere Schulen und Anstalten besuchen, Unterstützungen zu gewähren. Unterstützungsgesuche werden bis zum 20. Januar u. Is. entgegengenommen. Die äußere Adresse der Gesuche muß lauten:„An das Stadtsekretariat in Witten". Den Anträgen ist ein Zeugnis der bisher besuchten Schule oder Anstalt beizufügen, aus welchen sich ergibt, daß der die Unterstützung Nachsuchende sich als talentvoll und fleißig erwiesen hat. Witten, den 27. Dezember 1912. die verwaltung der Berger'schen Studienstistung. Witten, den 31. Dezember 1912. Auf dem heutigen Viehmarkte standen 178 Pferde zum VerEin gutes Arbeitspferd kostete 1000 bis 1200 Mark. Kühe waren 24 Stück aufgetrieben. Eine milchgebende Kuh kostete 400 bis 450 Mark. Ein tragendes Rind„ 300„ 320„ Eine manse Kuh„ 250„ 290„ 50 Kilo Rindfleisch kosteten 95 Mark. Schweine waren 1190 vorhanden. Ein überjähriges Schwein kostete 100 bis 120 Mk. Ein achtmonatiges„„ 90„ 100„ Ein dreimonatiges„„ 60„ 70„ Ein sechswöchiges„„ 20„ 25„ 50 Kilo Schweinefleisch kosteten 86 Schafe waren 1 Stück vorhanden und kostete das Stück 40 Mk. Handel im Allgemeinen gut. nachmittags„ 3—6 vormittags„ 8/—12½ nachmittags„ 3—6„ vormittags„ 8¼—12½„ nachmitlags„ 3—6„ vormittags„ 8½—12„ „* vor= und nachmittags T, U, V, W, X, V, 2 am Dienstag, den 21. Januar 1913, vormittags von 8½—121 Uhr. Militärpflichtige des Jahrgangs 1893, die nicht in Witten geboren sind, haben bei der Anmeldung einen vom Standesamte ausgestellten Geburtsschein, ältere Militärpflichtige den Losungsschein vorzulegen. Für zeitig Abwesende(auf Reise, auf See usw.) oder Kranke müssen die Eltern, Vormünder, Lehr=, Brotoder Fabrikherrn die Anmeldung bewirken. Wer die ihm nach vorstehendem obliegende Anmeldung zur Stammrolle unterläßt, wird gemäß§ 25 der Wehrordnung durch richterlichen Strafbefehl bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Den Militärpflichtigen anhaftende körperliche oder geistige Gebrechen, wie Schwerhörigkeit, Stottern, Epilepsie(Krämpfe), geistige Beschränktheit, Verlust von Gliedmaßen durch Unfälle usw. müssen bei der Anmeldung zur Sprache gebracht werden. .. Anträge auf Befreiung oder Zurückstellung vom Militärdienst sind vom 23. Januar 1913 ab im Militarvureau zu stellen. Die im Vorjahre angebrachten Befreiungs= pp. Gesuche sind zu erneuern, wenn sie auch für 1913 Geltung haben sollen. Als Unterlagen sind Familienstammbücher, Rentenbescheide, Pacht= und Mietverträge, Schuldenausweise, Zinsenquittungen und Verdienstbescheinigungen über den Reklamierten sowie über seine in Witten wohnenden Eltern und Geschwister beizubringen. Reklamationsgesuche, die erst im Musterungstermine gestellt werden, können keine Berücksichtigung finden; die nach dems e l b e n e i n g e h e n d e n n u r d a n n, w e n n d i e G r ü n d e e r s t n a c h d e r M u s t e r u n g e i n g e t r e t e n s i n d. „ Personen des Jahrgangs 1893, die den Berechtigungsschein zum einjährig=freiwilligen Dienst besitzen, haben sich Anfang Januar 1913 auf obengenanntem Bureau zu melden und ihre Zurückstellung von der Aushebung unter Vorlage des Berechtigungsscheines nachzusuchen. Von der Anmeldung zur Stammrolle sind sie alsdann entbunden. Witten, den 4. Dezember 1912. Der Erste Bürgermeister: Die WITTEN. Stadttheater Witten. Donuerstag, den 2 Jan., abends 8¼ Uhr: Größter Lacherfolg der Spielzeit Sp’n Windhund. Freitag, den 3. Jannar, abends 8¼ Uhr. Städt. Orchester. einstudiert: Der Graf von Luxemburg. Operette in 3 Akten von Lehar. Schluß der Spielzeit: 16. Jan. 1913. Restaurant„Tur alten Zeit“ kaufe. Rechtsschähstene fur Frauen hält ausnahmsweise Sprechstunden am Donnerstag, den 2. Januar, von 4½—6½ Uhr in der Breddeschule, da durch die Feiertage zwei Sprechstunden ausfallen mußten. K Gessenliiche Belannimachung. Einkommensteuerveranlagung für das Steuerjahr Auf Grund des§ 25 des Einkommensteuergesetzes wird hiermit jeder bereits mit einem Einkommen von mehr als 3000 Mark veranlagte Steuerpflichtige im Stadt= und Land=Kreise Bochum und den Stadtkreisen Witten und Herne arfgefordert, die Steuererklärung über sein Jahreseinkommen nach dem vorgeschriebenen Formular in der Zeit vom 4. Januar bis einschließlich 20. Januar 1913 dem Unterzeichneten schriftlich oder zu Protokoll unter der Versicherung abzugeben. daß die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht sind. Die oben bezeichneten Steuerpflichtigen sind zur Abgabe der Steuererklärung verpflichtet, auch wenn ihnen eine besondere Aufforderung oder ein Formular nicht zugegangen ist. Auf Verlangen werden die vorgeschriebenen Formulare(denen zugleich die maßgebenden Bestimmungen beigefügt sind) von heute ab in meinem Dienstgebäude und denjenigen der Bürgermeister und Amtmänner der Veranlagungsbezirke kostenlos verabfolgt. Die Einsendung schriftlicher Erklärungen durch die Post ist zulässig, geschieht aber auf Gefahr des Absenders und deshalb zweckmäßig mittels Einschreibebriefes. Mündliche Erklärungen werden von dem Unterzeichneten in seinem Amtslokal, Bergstraße 83, an den Wochentagen, vormittags von 9 bis 12 Uhr, zu Protokoll entgegengenommen. Wer die Frist zur Abgabe der ihm obliegenden Steuererklärung versäumt, hat gemäß§ 31 Absatz 1 des Einkommensteuergesetzes neben der im Veranlagungs= und Rechtsmittelverfahren endgültig festgestellten Steuer einen Zuschlag von 5 Prozent zu derselben zu entrichten. Wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben oder wissentliche Verschweigung von Einkommen in der Steuererklärung sind im § 72 des Einkommensteuergesetzes mit Strafe bedroht. Gemäß§ 71 des Einkommensteuergesetzes wird von Mitgliedern einer in Preußen, steuerpflichtigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung derjenige Teil der auf sie veranlagten Einkommensteuer nich erhoben, welcher auf Gewinnanteile der Gesellschaft mit beschränkter Haft entfällt. Diese Vorschrif findet aber nur auf solche Steuerpflichtige Anwendung, welche eine Steuererklärung abgegeben und in dieser den von ihnen empfangenen Geschäftsgewinn besonders bezeichnet haben. Daher müssen alle Steuerpflichtigen, welche eine Berücksichtigung gemäß§ 71 a. a. O. erwarten, mögen sie bereits im Vorjahr nach einem Einkommen von mehr als 3000 Mark veranlangt gewesen sein oder nicht, binnen der oben bezeichneten Frist eine, die nähere Bezeichnung empfangenen Geschäfsgewinns aus der Gesellschaft mit beschränkter Haftung enthaltende Steuererklärung einreichen. Der Vorsitzende der Einkommensteuer=Veranlagungs-Kommission, Bingel, Regierungsrat. Kgr. Sachs. Technikum 1 Mittweida Direktor: Professor Holzt. Höhere technische Lehranstalt für Elektro- u. Maschinentechnik. Sonderabteilungen für Ingenieure, Techniker u. Werkmeister. Elektrot. u. Masch.-Laboratorien. #I Lehrfabrik-Werkstätten. □ 1 Höchste bisherige Jahresfrequens: Bl 3610 Besucher. Programm et kostenlos. Scuticheh 2 Eimmerwöinung zu vermieten. Näh. Ardeystraße 11, I. Etg. Schon mobl. in ruhigem Hause eotl. mit Wohnz. an bess. Herrn zu vermieten. Moltkestr. 20, part. rechts. Ein glückliches neues Jahr) allen Freunden und Gönnern wünschen Friedrich Ludwig u. Frau. Sesceuveree. Männer-Gesang-ISterbekasse Crone. Verein, Der der 1. Abt. fällt am Sonntag, den 5. Januar aus. Der Vorstand Freitag, den 3. Januar, abends 9 Uhr General= Versammlung. 1. Jahresbericht. 2. Wahl des Vorstandes. 3. Verschiedenes. Der Vorstand. Gasthof„Markaner“ Bahnhofstraße 50. Täglich Künstler-Konzerte Ausschank Stadebier. Eintritt frei Eine schöne Wohnung von 2 Zimmern mit allen Bequemlichkeiten zum 1. April zu vermieten. Kirchhofstr. 24. Eine Gohnung von 4 Zimmern in der 1. Etage, abgefchlossen, mit allen Bequemlichkeiten eingerichtet, zum 1. April zu vermieten. Krummestraße 11. Suche für sofort ein ordentliches Dienstmädchen. Julius Klein, Witten, Oberstraße 6. Sofort ein properes Mädchen für nachmittags gesucht. Frau Postverwalter Asmuth, Krengeldan:. haben Sieselbst Stoff? Anzüge, Paletots u. Hosen werden unter Garantie guter Paßform sauber und billigst angefertigt. Elegante Herbst- u. Winterneuheiten in allen Stoffarten. Busch, Wideystraße 42 am Wilhelmsplatz. 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In der Sitzung am letzten Montag erklärten abwechslungshalber die Türken, daß ihre Instruktionen unvollständig seien und daß sie nach Konstantinopel berichten müßten. Daraufhin vertagte die Konferenz die Weiterverhandlungen in das neue Jahr hinein. Es scheint nachgerade ausgeschlossen, daß die Konserenz durch eigene Kraft einen Frieden zustande bringt. Sollte ihr dies überhaupt gelingen, so ist es nur unter einem Druck der Großmächte möglich, der aber nicht sehr sanft sein darf. Heute liegt die Entscheidung nur noch bei den Großmächten. Nur die zwei Möglichkeiten bestehen: Entweder lassen die Großmächte die Balkanstaaten und die Türkei mit aller Bestimmtheit wissen, daß das Frage= und Antwortspiel nun lange genug gedauert hat, und daß man endlich ein Resultat von den Verhandlungen erwartet, oder man läßt die Konferenz gewähren, und das würde nichts anderes als den erneuten Ausbruch der Feindseligkeiten bedeuten. Vermutet man ja jetzt schon und nicht ohne Grund, daß die Türkei die Friedensverhandlungen mit Absicht hinauszieht und die Zwischenzeit dazu benutzt, um bessere Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu treffen. Desgleichen kommen aus Serbien Nachrichten, nach denen dort die Kriegslust unvermindert fortbesteht. Serbien würde allerdings von einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten Vorteil haben insofern, als seine Beziehungen zu Bulgarien sich zweifellos besser gestalten würden. Ob allerdings die Türkei bei einem Scheitern der Friedensverhandlungen ebenfalls etwas zu gewinnen hat, ist eine andere Frage. Man geht kaum fehl in der Annahme, daß sie dabei mehr zu verlieren hat. Ein völliges Scheitern der Friedensverhandlungen müßte in erster Linie eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zwischen der Türkei und Bulgarien zur Folge haben. Die Pforte aber hat ein Interesse daran, sich für die Zukunft gerade mit Bulgarien auf guten Fuß zu stellen. Diese beiden Mächte könnten sogar natürliche Bundesgenossen werden, sobald eine für beide Teile annehmbare Auseinandersetzung erfolgt ist. Wenn die Türkei das nicht verkennt, werden sich die Aussichten für eine Lösung der Balkankrisis günstiger gestalten. Bei den Balkanbündlern, von Serbien abgesehen, scheint indes die Kriegsstimmung nicht allzu groß zu sein. Das darf man wohl aus der Tatsache entnehmen, daß sie ihre Drohung, die Pforte in der Montagssitzung an die Wand zu drücken, nicht wahr gemacht, sondern sich darin gefunden haben, im neuen Jahre weiter zu verhandeln. Ob nun die Mächte eingreifen werden, ist noch fraglich, scheint aber wahrscheinlicher als das Gegenteil. Ein Eingreifen der Mächte wäre umso erwünschter, als man der Türkei nachsagt, sie spekuliere nur auf die Unstimmigleit der Großmächte und hoffe, daß gelegentlich doch an irgend einer Ecke ein Brand ausbreche, aus dem sie ihren Profit ziehen würde. Wenn den Mächten daran gelegen ist, einen Wiederausbruch der Feindseligkeiten auf dem Balkan zu verhindern, und es ist ihnen daran gelegen, dann darf vor allem in der Türkei nicht der Glaube an große Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mächten aufkommen. Dem können aber die Mächte nur dadurch wirksam entgegentreten, daß sie die Türkei wie auch die Balkanstaaten über ihren entschiedenen Willen, einen Wiederausbruch der Feindseligkeiten nicht zu dulden, nicht im Unklaren lassen. Gewiß sind noch manche Schwierigkeiten unter den Großmächten selbst zu erledigen, aber man darf trotzdem wohl erwarten, daß sie ihren Einfluß zur Erreichung einer Verständigung zwischen den Balkanstaaten und der Türkei benutzen werden und damit auch zur Lösung der Balkankrisis beitragen. Das bedeutet einen Lichtblick in dem sonst so düstern Bild der internationalen Lage. n + Das bankerotte Portugal. Die portugiesischen Gewalthaber haben es eine Zeit lang verstanden, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit fortzuwursteln und das arme Land an den Rand des Abgrunds zu bringen. Jetzt droht der Krach und alles Vertuschen und Geheimhalten hilft nichts mehr, wenn im Geldsäckel Ebbe ist und mit dem besten Willen kein Reis mehr heraus zu holen ist. „Es ist sicher, daß wir uns zur Zeit der Propaganda stets vor dem finanziellen Problem gedrückt haben, daß wir uns und das Land über den Stand der Dinge getäuscht haben, ebenso wie über die Opfer, die zu bringen sind. Der Fehler liegt darin, daß wir die Wahrheit so lange Zeit verborgen hielten.“ Die Worte stammen nicht von einem Gegner der Republik, von keinem Monarchisten und Reaktionären, sondern vom jetzigen Finanzminister Portugals, der in dieser Tonart seine Programmrede im Parlament hielt. Dieser ministerielle Finanzbericht hat es wirklich verdient, in der breiteren Oeffentlichkeit bekannt zu werden, er wirft ein grelles Schlaglicht auf die von den Usurpatoren geführte elende Wirtschaft und bestätigt offiziell in vielen Punkten die Berichte, die trotz der strengen Handhabung der portugiesischen Zensur über die unglaublichen Mißstände in der auf Königsmord gegründeten Republik zu uns gelangt sind. Viel versprechend klang schon der Beginn der Ministerrede: „Die Schlußfolgerungen aus dem Finanzbericht sind sehr ernster Natur, und die Stunde der Opfer ist gekommen. Das Defizit von 1911=12(mit 1960 Kontos vorgesehen) beträgt 5200 Kontos(ein Konto gleich 4500 MA. also ein Desizit von 26,5 Millionen Mark) das des laufenden Etatsjahres beläuft sich auf 6620 Kontos, anstatt der vorgesehenen 3832 Kontos. Die Belastung durch unsere Schulden beträgt 27 500 Kontos, und unsere schwebende Schuld hat die Höhe von 88000 Kontos erreicht. Das Land muß diese Lasten noch vergrößern, denn es sehlt ihm alles! Nur um die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen, fehlen uns rund 100000 Kontos.(Das sind 450 Millionen M). Für alle unsere Pläne(Flottenneubau, Heeresreform usw.) können wir nur mit einem rechnen, nämlich mit einem Defizit von 6620 Kontos.“ So hat die republikanische Regierung gewirtschaftet, das ist das Fazit einer mehrjährigen republikanischen Regierungsform, so sieht es aus, nachdem die Zivilliste der königlichen Familie in Höhe von 501 Kontos und die Unterstützung des Klerus im Betrag von etwa 544 Kontos erspart werden. Betrug das Defizit des letzten monarchischen Jahres 1908=09 5967 Kontos, so hat es die sparsame Republik auf 6620 Kontos gebracht, hat also rund 7 Millionen 500 Tausend Mark mehr gekostet. Die republikanische Herrschaft hat in ihren 3 Verwaltungsjahren rund 20 000 Kontos gekostet, das sind nahezu 92 Millionen Mark. Wenn es gelingen soll, die Staatspleite noch etwas aufzuhalten, dann muß dem Volke eine drückende Steuerlast aufgebürdet werden und niemand weiß besser als die Regierung, wie wenig die Volksmassen geneigt sind, der Regierung, die ihre Erwartungen so schmählich getäuscht hat, neue schwere Opfer zu bringen. Ueberall im Lande gährt es, Arbeiter und Arbeitgeber, Grund= und Hausbesitzer und Mieter, sie alle wehren sich jetzt schon mit allen Mitteln gegen eine neue Steuerbelastung. Hätte die Regierung nicht das Räuberheer der Karbonarios auf ihrer Seite, so hätte die Volksempörung die Gewalthaber wahrscheinlich schon lange weg gesegt. Noch aber findet das republikanische Regiment seine Unterstützung bei Freimaurern und Banditen, doch erstarkt die monarchische Bewegung im Lande immer mehr und auch das religiöse Gefühl beginnt im Volke wieder zu erwachen. Schwere Kämpfe wird es dem Lande jedenfalls noch kosten, ehe es zur Ruhe kommen wird und ehe das Königsblut gesühnt ist, das freventlich geflossen ist. Sozialdemokratische losigkell. Frau Rosa Silberer, die Gattin des kürzlich tödlich verunglückten sozialdemokratischen österreichischen Reichsratsabgeordneten Franz Silberer, richtet an das Wiener„Deutsche Volksblatt“ folgendes Schreiben mit dem Ersuchen um Veröffentlichung: „Da ich mich als die Witwe des Reichsratsabgeord neten Franz Silberer um Schutz an die„Arbeiter Zeitung“ sowie an einzelne Funktionäre gewendet habe, jedoch als die katholisch angetraute Gattin abge wiesen wurde, weil nach deren Grundsätzen die Konkn bine als Frau angesehen wird, so bin ich gezwungen, mich an die Oeffentlichkeit zu wenden. Vierzehn Tage, nachdem mein Mann verschollen war, wendete ich mich an den Redakteur Austerlitz der„Arbeiter=Zeitung" um Schutz und Hilfe für meinen Mann. Er empfing mich mit gekreuzten Beinen, an einen Kasten angelehnt, die Daumen in die Weste eingehängt, mit den Worten:„Wie soll ich Sie schützen, wie helfen?" oll ich Sie heiraten?“ Wie mir damals zumute war, kann sich jeder vorstellen. Vielleicht war meinem Manne, dem Vater meiner Kinder, noch Rettung zu bringen, und da sagt man mir solche Worte! Ich war über diese Gesühllosigkeit wie betäubt, ich bin damals meiner Begleiterin auf der Stiege liegen geblieben. Man schleppte mich in die Portierloge und erst auf energisches Verlan. gen meiner Begleiterin holte man einen Arzt, der mir Hilfe brachte. Ich werde es nie vergessen, daß in jenem Hause mir nur ein einziger Mensch Worte des Trostes zusprach. Es war der— Arzt. In der Erwartung, daß sie Recht vor angeblichen Rechten stellen, frage ich die Arbeiter Wiens, ob es ihr Wille ist, daß die Witwe des Franz Silberer, die nachweisbar schuldlos geschieden wurde, und die bei Lebzeiten ihres Mannes Alimente bezog, nach dem Tode desselben ohne jede Stütze und Hilfe bleiben soll, während die Konkubine, die, nebstbei erwähnt, 15 Jahre alt war, als sie zu meinem Manne zog„als die Enkelin des Kassierers Ignaz Weiß von der Bäckerkrankenkasse und die Nichte des Anton Wimmer, Beamten der Arbeiterkrankenkasse, mit einer Pension von 85 Kronen pro Monat versorgt wird? Soll man da auch noch nicht von Protektion sprechen?— Ich bitte aber jene, die diese Zeilen lesen, meinen armen Mann nicht zu verurteilen; denn nicht er trägt die Schuld daran, Freunde haben unser Glück geraubt. Nun noch kurz einen kleinen Teil aus meiner so traurigen achtjährigen Ehe für jene, die Sorge und Not kennen. Ich habe meinen Mann als Bäckergehilfen geheiratet. Es war eine reine Liebesheirat, die wir schlossen. Während seiner Arbeitslosigkeit als Bäckergehilfe sowie als kleiner Beamter war ich ihm eine treue Gefährtin und Cenossin. Ich habe den Wahlspruch: „Einer für alle und alle für einen" voll und ganz erfüllt. Durch Jahre opferte ich Nächte, um von meinem Manne und von dem Kinde Not und Sorge fern zu holten und auch allen Verpflichtungen der Partei gegenüber zu entsprechen. Mein Mann mit juf Klassen Volksschule mußte ja noch lernen. Ich arbeitete deshalb, um für die Familie Brot zu verdienen. Es kamen bessere Zeiten, leider auch damit die Zuneigung meines Mannes zur freien Liebe. Ich mußte mir das Leben mit Arbeit weiterfristen, während der Auserwählten meines Mannes ohne Arbeit es an nichts fehlte.... Doch nun, weiter will ich nichts mehr klagen, es sei denn, es wird meine Ehre durch das Vorgehen der Parteiführer auch weiterhin in den Kot gezerrt. Was bisher von einzelnen Parteiführern über meinen Mann gesagt wurde, ist alles unwahr. So behauptete Herr Redakteur Zipperer, mein Mann hätte für mich reichlich gesorgt. Mit Verlaub, Herr Zipperer, Sie kennen doch die Verhältnisse und wissen, daß ich, wenn ich einmal infolge Krankheit nicht arbeiten konnte, Hunger leiden mußte. Wozu solch unwahre Behauptungen? Die Alimente waren ein Bettelgeld für eine Frau, die als junges, gesundes Mädchen von der Mutter geholt wurde und dann krank ihrem Schicksale preisgegeben wurde! Was die Pension betrifft, so bestimmen die Stai en der„Gewerkschaft“, für die ich einst den Beitrag vom Munde absparen mußte, daß die Pension allerdings auch der Konkubine zugewendet werden könne. Es ist dies eine eigentümliche Bestimmung. Die Frau, die ihrem Manne Jahre hindurch treu zur Seite stand, für ihn sich plagte und ausopferte, erhält nichts, dafür erhält die Unterstützung ein junges Mädchen, die nur zwei Jahre mit dem Manne lebte in Verhältnissen, die not und sorgenfrei waren. Ja, dieses junge Mädchen bekommt außerdem noch einen Posten bei der„Arbeiter=Zeitung" und aus dem Fonds der Bäckereiarbeiter eine Gehaltsabsertigung von 1800 Kronen. Wie lange mußten die Arbeiter ihr sauer verdientes Geld zusammenlegen, bis dieser Betrag zusammenkam! Fürwahr, die Arbeiter können auf die Wohlfahrtseinrichtungen, die ihre Führer geschaffen, stolz sein! Werte Redaktion! Ich danke vielmals für die Veröffentlichung dieser Zeilen— auch im Namen jener Frauen. 5 und Entbehrung ihre Männer zu Arbeiterführern gebracht haben. Auch bin ich bereit, Arbeitern, die sich als solche ausweisen, Näheres mitzuteilen. Sie wissen, was Not und Sorge ist, die Herren Führer haben es vergessen! Hochachtungsvoll Rosa Silberer, 16. Bezirk, Fröbelgasse 60, 2. Stock, Tür 13.“ Gerichtszeitung. Bochum, 31. Dez. Der frühere sozialdemokratische Gewerkschaftssekretär Linus Scheibe wurde bekanntlich von: Landgericht hierselbst wegen Beleidigung des deutschen Kronprinzen zu 1 Monat Gesängnis verurteilt. Das Reichsgericht in Leipzig hat die gegen das Urteil eingelegte Revision als unbegründet verworfen. X Berlin, 31. Dez. Personalakten und Beamtenehre. Eine für Beamte sehr interessante Entscheidung fällte jetzt das Oberverwaltungsgericht. Einem Beamten hatte der Zufall seine Personalalten in die Hände gespielt. Er hätte dem Aktenstück allerdings ansehen müssen, daß es nicht für ihn bestimmt war, allein er konnte es sich nicht versagen, einen Blick in die Aufzeichnungen zu tun, die für ihn soviel bedeuteten. Da sand er nun zu seinem großen Schrecken, daß sein Vorgesetzter, ein Landrat, sein dienstliches Verhalten außerordentlich abfällig beurteilte und seinem Charatter ein Zeuguis ausstellte, das wenig schmeichelhaft war. Der Beamte machte sich aus den Akten Auszüge und wandte sich tief gekränkt an den Landrat mit der Bitte, ihm Gelegenheit zu seiner Rechtertigung zu geben. Der lehnte es ab, und als sich dann der Beamte an den Regierungspräsidenten mit dem Ersuchen wandte, ihn gegen die falschen Anschuldigungen in Schutz zu nehmen, nahm ihn dieser, statt auf seine Bitte einzugehen, in eine Ordnungsstrafe von 90 A. Die begründete er damit, daß der Beamte in die Personalakten, denen er hätte ansehen müssen, daß sie nicht für hn bestimmt gewesen seien, unter keinen Umständen Einsicht nehmen und sich aus ihnen keine Auszüge hätte machen dürfen. Der Bestrafte klagte im Verwaltungsstreitverfahren wider den Regierungspräsidenten mit dem Antrage, die Ordnungsstrafe aufzuheben. Sein + Der Hof des Schweigens. Ein Noman aus Island von Anny Wothe. 3==(Nachdr. verb.) Copyright 1910 by Anny Wothe, Leipzig. Nun lag die Stadt schon weit hinter ihnen. Der Tag, der so sonnengoldig aufgeflammt, verdämmerte grau in grau. Schwefeldämpfe erfüllten die Luft, und ab und zu stieg ein seiner Rauch auf. Der kam aus den heißen Quellen, die hier und da aus dem dunklen Erdreich hervorbrachen, kochend, siedend, brodelnd. Die Pferde gingen, mit den kleinen Hufen kaum den Boden berührend, sicher und vorsichtig zwischen den schwarzen Lavabrocken ihren Weg. Hier und da ein spärlicher Graswuch. Kein Baum, kein Strauch. Nur zuweilen, wie schwarze Sammetbänder, tiese Erdrinnen in dem starren, dürren Boden mit dem leisen, gleißenden Grün, in denen so oft dunkel und geheimnisvoll der Tod schon lauerte. Die lebhaften Gespräche der kleinen Reiterge sellschaft waren nach und nach verstummt. Nur Jorum, die Jüngste, scherzte noch mit ihrem Vater, dessen Augen sorgenvoll den grauen Wolkenhimmel streiften, an dem einige schwarze Fetzen drohend wie dunkle Flügel das wildzerklüftete Land beschatteten. „Ihr werdet eilen müssen, Hallgerdr,“ wandte er sich, seinen Ponny etwas zügelnd, zurück.„Wir bekommen Sturm, und da ist es besser, Ihr habt ein Dach über Eurem Haupte.“ „Sorgt Euch nicht um mich, Herr Amtmann, ich komme noch rechtzeitig heim. Bjarni ist ein zuverlässiger Führer.“ „Jon kann mit Euch reiten. Es ist sicherer als allein mit dem Knecht“ „Rein, Herr, ich danke Euch. Bjarni ist mir kein Fremder. Er ist gut und treu. Jon hat für morgen seine Lektionen, und er könnte schwerlich noch heute zurück.“ Sie sah nicht die heiß auflodernden Augen des blassen Jünglings, dem sie jetzt kühl die Hand zum Abschied reichte. „Gehab dich wohl, Jon, und Dank für dein Gelett.“ Er hielt ihre feste, kühle Hand in seiner blassen Rechten. „Und wann, Hallgerdr, werden wir dich wie versehen?“ „Wenn der Singschwan über die Fielde zieht.“ lechte Jorum, die Jüngste,„du kannst dann Verse machen, Jon, wie es in Island Brauch ist, wenn dee Frühling kommt.“ „Wenn Tanzweisen erklingen,“ rief Signe lustig dazwischen, ihren Schimmel kerzengrade in die Luft steigen lassend, während sie mit der Gerte einen Kreis über ihrem Haupte zog.„Wenn es auf den Schiffen im Hafen singt und klingt, dann kehrt Hallgerdr zu uns zurück.“ „Ich werde niemals wieder auf den Schiffen im Hasen tanzen,“ entgegnete das blonde Mädchen ernst, und in ihren blaugrünen Augen lag ein verlorenes Sinnen. Signes rote Lippen schürzten sich im leisen Spot:. „Man soll nichts verschwören, Hallgerdr. Sieh, da kommt gerade im rechten Moment der fremde Kapitän der„Katla“, der schwarzen Hexe, die nun schon seit Wochen so faul im Hafen.iegt, gerade auf uns zu. Er muß schon einen weiten Ritt hinter sich haben, der fremde Mann, denn sein Goldsuchs scheint müde und nicht mehr ganz frisch.“ In Hallgerdrs Wangen stieg leise ein tiefes Rot. Der da jetzt in vollem Galopp auf die kleine Reiterschar zukam, war derselbe, der heute Nacht den Abschiedskuß gesehen, den sie Kaare auf den Mund gedrückt. Schon von weitem sah Hallgerdr seine Augen, kalte, graue, scharfe Augen, fest auf sich gerichtet. Jorum rief ihn lachend an, und der Fremde parierte sein Pferd. Der Amtmann grüßte ihn fröhlich, als hätten sie sich lange gekannt, mit einem kräftigen Händedruck. Das gab Gesellschaft für den Rückweg, die war dem lustigen Amtmann immer willkommen, und Signes Augen strahlten in verführerischem Glanz. Der Fremde gewahrte es nicht. Seine Blicke hingen an dem Antlitz der blonden Reiterin, die Augen hatte wie die tiefen, blaugrünen Spalten der Gletscher. Er zog grüßend die Mütze, die er, während der Amtmann seine kleine Reiterschar vorstellte, ehrerbietig in der Hand behielt. Das gebräunte, von einem braunen Bart umschattete Antlitz neigte sich jetzt vor Hallgerdr, und während ein leises Lächeln über das ernste, fast finstere Antlitz des Fremden glitt, sagte er, sich vom Pferde tief vor dem blonden Weib verneigend: „Wir begegneten uns heute nicht zum ersten Mal, schönste Frau. Freya, die Holde, Freya, die Schöne, die allen, die in ihren Bannkreis treten, goldene Jugendkraft verleiht, wandelt wieder wie zur Zeit des alten Göttergeschiechtes über die Thingvallaebene und bietet uns armen Sterblichen die goldenen Aepfel dar.“ „Was quatscht der Neel?“ fragte Jorum, sich in den Steigbügeln aufrichtend, den Bender, während sie ihre strohgelben Flechten hinter die Ohren riß, „ich denke, er soll uns zum Ball einladen, und nun ist er ja bei den alten Göttern, die ich schon von der Schule her im Magen habe, und redet, was man gar nicht versteht. Du. Jon, ich finde ihn aber doch himmlisch, den Kapitän,“ fuhr sie, den Bruder heimlich in den Arm kneifend, flüsternd fort.„Wie der fliegende Holländer sieht er aus, und sein Schiff ist auch ganz schwarz. Sieh mal bloß Signe an. Die ist auch schon wieder ganz sutsch von ihm! Himmel, kaum ist Kaare Myrdal fort, so hat sie schon wieder einen andern.“ „Schweig doch still, du vorlauter Balg," zischte ihr der Bruder zu, aber Jorum lachte unbekümmert, und drängte ihren Ponny jetzt dicht an den Hallgerdrs heran, denn nun hieß es Abschied nehmen. Der ging schnell vorüber. Ohne Tränen und ohne Weg, ganz anders, als man sich gedacht. Der fremde Schiffskapitän war schuld daran. Man konnte doch dem Fremden nicht zeigen, das man Leid im Herzen trug?“ „Wenn wir uns nicht eher wiedersehen, Hall gerdr, so tanzen wir auf dem nächsten Schiffsball zusammen,“ sagte John zum Abschied. „Ich hoffe, auf meiner„Katla“, rief der Kapitän mit dunkel aufglühenden Augen.„Wenn die Herrschaften meine Gäste sein wollen?" „Nein, Herr Kapitän,“ lachte Signe kokett.„Wir werden uns schön hüten, uns in den Zauberkreis Ihrer schwarzen Hexe zu begeben. Wir tanzen in vierzehn Tagen auf einem der wundervollen Passagierdampfer, die uns die Hapag=Gesellschaft zweimal im Jahre schickt. Darauf freuen wir alle uns schon das ganze Jahr. Ihre Hexe? Nein, lieber Herr Kapitän, vor der fürchten wir uns zu sehr. Wir sind nämlich riesig furchtsame Leute.“ Sie schaute lachend zu ihm auf. Und er sah das seltsame Flimmern und Zittern in ihren Augen und den schwellenden, roten, betörend süßen Mund. Er sah auch, daß ihr Haar dunkler war als das der hohen Frau, die ihn an das alte Göttergeschlecht gemahnt, und er sah aus diesem leuchtenden, vollen, seidenweichen Haar Signes einen roten Schimmer hervorsprühen, der glänzte wie wa bernde Lohe. Er gewahrte das alles, und dennoch gingen seine Augen der Frau nach, die jetzt, den näher ge kommenen Knecht zur Seite, links vom Wege abbog und leicht grüßend zu den anderen zurückblickte, deren Pferde ungeduldig ob des langen Abschie des mit den Husen scharrten, und die nicht müde wurden, die schöne Baerstochter, die heimwärts zog. zu grüßen. Gesprochen hatte Hallgeror nicht ein einziges Wort mit dem fremden Mann, von dem der Amt madur nur gesagt, daß er Ingwald Andersen hieß. Ingwald Andersen, das klang wie eine seltsam schmeichelnde Melodie, die kam aus einem frem den Lande da drüben weit über das Meer. Hallgerdr lauschte dem fremden Klang, wäh rend sie auf dem Falben immer tiefer hinein in das unwirtliche, wilde Land ritt, dem Hof des Schweigens zu, der ihrer wartete, so wie das Schicksal, das gierig auf Beute lauert. Ueber dem Hof schatteten, wie drohend erhobene Finger, schwarze, starre Felsen. Wild rollte dumpf brausend zu ihren Füßen das ewige Meer. Auf Hallgerdrs warme Seele sank es wie Schneegestöber. Dieses Jahr kam der Winter früh, sie fühlte es, obsohl der Sommer noch über den Fjelden lag. Und nun war sie wieder daheim. Die Baerstochter war heimgekehrt. Die Knechte und Mägde flüsterten es sich heimlich zu, und sahen der hohen, kraftvollen Gestalt des blonden Weibes neugierig nach, das so sicher durch den dunkten Bauernhof ging und durch ihr gebietendes Wesen auch die keck Rebellischen, die sich gegen das neue Regiment aufzulehnen versuchten, zu stummem Gehorsam zwang. Ein Spätnachmittag war's, und die brennende Sonne rüstete schon zum Scheiden. Ueber dem Moor und über dem Tun, einer eingezäunten Wiese, die jeden Baern(Bauernhof) in Island umgibt, glühte ihr roter Schein, und in Hallgerds Augen zitterte ein Verhaltener Funken der Sonnenglut. Die Zeit der Heuernte war's. Die Knechte und Mägde waren auf den Feldern, das dürftige Gras einzuheimsen, das den Inselbewohnern als wertvollster Besitz gilt. In langen Stadeln war schon ein Teil des Grases zum Trocknen auf dem Tun aufgeschichtet, und ein feiner Duft zog durch die kleinen, geöffneten Feuster in die große, niedere Stube, wo Hallgerdr sinnend stand und auf das Brausen des Meeres lauschte, demselben Brausen, das jetzt auch vielleicht zu Kaare Myrdals Ohren klang. Warum mußte sie immer wieder an ihn denken, an ihn, den sie doch vergessen wollte? Fast acht Tage weilte Hallgerdr jetzt im Widarhof. Mit dem Vater hatte sie nur karge Rede und Antwort gewechselt. Es war nicht Sitte im Wo darhof, viel Worte zu machen. (Fortsetzung folat.) valt wies vor dem Oberverwaltungsgericht auf die le hin, die darin liege, daß man einem Beamten zumute, er solle die ehrenrührigsten Beschuldigungen ohne vehren hinnehmen. Er war im Gegenteil der sch zu webren, hinnehmen. einung, daß der Staat an Beamten, die so wenig auf ihre Ehre hielten, kein Interesse haben köne. Das Oberverwaltungsgericht erachtete das Vorgehen des Regierungspräsidenten für gerechtfertigt, indem es die Klage unangemeldet Wohnung genommen und del in Obst, Butter und Käse etabliert. bwies. Provinzielle Nachrichten. Huckarde, 1. Jan. Aus Unvorsichtigkeit erhielt der Jahre alte Schüler Rudolf Dresb von hier aus Anlaß einer Neujahrsschießerei eine schwere Schußverletzung in die Hüfte. Im Brüderkrankenhause zu Dortmund mußte dem Knaben die Kugel auf operativem Wege entfernt werden. Asseln, 31. Dez. Der Invalide Gustav Döring von hier kamam Nachmittage des 27. Dezember dadurch zu Tode, daß er auf seinem Strohnoden kopfüber, wahrscheinlich infolge eines Schwindelanfalles, in einen Spalt, der durch Wand und aufgepackten Strohhaufen gebildet wurde, hinunterglitt. Mit dem Kopfe nach unten ängend, war er fest eingekeilt und mußte, da keine Hülfe zur Stelle war, ersticken. Brambauer, 31. Dez. Bei der Nachprüfung der Sprengstofsbestände auf Zeche„Minister Achenbach“ stellte sich heraus, daß bei den Dynamitbeständen, die getrennt von den wettersicheren Sprengstoffen aufzubewahren sind, einige Kilogramm fehlten, während bei den wettersicheren dieselbe Anzahl zuviel vorhanden war. Hieraus ist zu schließen, daß eine Verwechselung der beiden Sprengstoffarten vorgekommen ist und mit gewöhnlichem Dynamit in der Kohle geschossen wurde. Die Vermutung, daß die Verwechselung bereits auf der Fabrik erfolgt sei, hat sich nicht bestätigt; wie denn auch die liefernde Firma ausbrücklich erklärt hat, daß die Verwechselung auf der Fabrik nicht vorgekommen sei. Vermutlich ist das Versehen dem Steiger Küper passiert, der bei dem Unglück bekanntlich zu Tode kam. Es wurde gemeldet, das Oberbergamt habe bereits beschlossen, unverweilt Vorschriften zu erlassen, die verartige Verwechselungen in Zukunft verhindern, und zwar solle jede einzelne Patrone mit einem in auffälligen Farben gehaltenen Band und entsprechender Aufschrift versehen werden. Wie die„Rh.=W. Ztg.“ an maßgebender Stelle erfährt, liegt ein Beschluß in dieser Richtung noch nicht vor, doch ist beabsichtigt, eine Verordnung in diesem Sinne zu erlassen. X Brechten, 31. Dez. Dem am 1. Januar aus dem Pfarramt scheidenden Superintenbenten Schlett ist der Aote Adlerorden 3. Klasse mit Schleife verliehen worden. Der Generalsuperintendent hob bei Ueberreichung besselben die Verdienste Schletts anerkennend hervor. ie freisinnige Presse hat unter den denkbar heftigsten Ausfällen Schletts Disziplinierung verlangt, da er sich nicht auf die Seite Traubs zu stellen vermochte. = Arnsberg, 31. Dez. Der Fall Kannegießer, der im Sommer d. J. unsere Stadt und deren weitere Umeinen Großhanbliert. In Zeitungen, namentlich solchen, die in ländlichen Gegenden Westheutschlands verbreitet sind, hat er Lieferanten größerer Mengen Obst, Butter, Käse usw. gesucht und ihnen, wenn er Angebote erhalten hatte, größere Warenposten, meistens ganze Waggons, unter Nachnahme bestellt. Kamen die Waren an, dann verweigerte er zunächst die Annahmie, spielte den Großkaufmann. führte die Bestellung auf Nachnahme auf den Irrtum eines Angestellten— die er ger nicht hatte— zurück und erreichte dadurch in den meisten Fällen, daß die Nachnahme zurückgezogen wurde. Danach verschleuderte er die Ware. Bezahlt hat er niemand. Bevor er sich hier einnistete, hat er in gleicher Weise in Düsseldorf unter dem Namen Metzeroth—„gearbeitet“. Eine Unmenge Briefe und Postkarten, die bei ihm beschlagnahmt wurden, weisen darauf hin, daß er auch in der Trierer und Mainzer Gegend viele Lieferanten betrogen hat. Nach seiner Festnahme stellte es sich heraus, daß er auch von der Kölner Kriminalpolizei wegen gleicher Betrügereien steckbrieflich gesucht wird. Mettmann, 31. Dez. Nach einer dem Abgeordneten Prof. Dr. Eickhoff zugegangenen Mitteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten sind in den Etatsentwurf für 1913 Mittel für die Erweiterung des Emeine Verständigung in dem Sinne möglich, daß die richten hierüber einfordern und behalte sich die Antwort Stadt den Belg##ren zuf=V. die Mascheen lauf der Vater seinen Sohn durch Messeriche tödlich verletzte. Der Grund zu dieser schweren Bluttat ist darin zu suchen, daß der Sohn seine Mutter angegriffen Wesel, 31. Dez. In Denekamp an der holländischen Grenze wurde an der alleinwohnenden, wohlhabenden Witwe Rakers ein Raubmord verübt. Die unbekannten Täter haben anscheinend zuerst der Frau den Kopf abgeschlagen, dann das Haus ausgeraubt und das Gehöft in Brand gesetzt. X Eschwege, 1. Jan. Auf merkwürdige Weise ist ein großer Fabrikbrand in Frieda entstanden. Beim Lampenanzünden fiel auf dem Hof der Eichmannschen mechanischen Weberei und Spinnerei ein brennendes Streichholz auf einen Garnballen und setzte diesen in Brand. Lierdurch wurde die Weberei eingeäschert. Die Maschinen sind zerstört, der Schaden ist bedeutend. Mainz, 31. Dez. Der Direktor des Brauereiverbaudes, Dr. kichurgens, ist seit letztem Freitag aus Mainz verschwunden. Er hat, wie aus den Büchern bis jetzt festgestellt ist, sich Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen lassen. Die Höhe der Veruntrenungen läßt sich aber zur Stunde noch nicht abschätzen. Der Flüchtige Uührte in der letzte: Zeit ein äußerst ausschweise Staol ven Bulgaten zusaule, die Moscheen dagegen unter türkischer Verwahrung bleiben und unter extraterritoriale Bürgschaften gestellt werden. + Konstantinopel, 31. Dez. Nach Informationen aus kompetenten Kreisen der Pforte haben die Bevollmächtigten der Balkanstaaten den letzten Vorschlag der Pforte in der gestrigen Sitzung, wenn sie ihn auch nicht kategorisch verwarfen, doch mit Anzeichen des Unwillens aufgenommen. Der Vorschlag ging dahin, den Mächten die Lösung aller aus dem Krieg sich ergebenden Fragen anzuvertrauen, ausgenommen die Frage von Adrianopel und jene der Juseln des Archipels, über welche die Pforte mit den Verbündeten direkt verhandeln will. Obwoyl die Instruktionen der Pforte sehr klar waren, verlangten die türkischen Bevollmächtigten doch in gewissen Punkten ergänzende Instruktionen, die nach dem heute Abend zusammentretenden Ministerrat abgesandt werden sollen. Man glaubt auf der Pforte, daß sich die Formel für ein Arrangement finden werde, die der Türkei die Stadt Abrianopel beläßt. Hiesige diplomatische Kreise glauben, daß insbesondere nach den von allen Mächten erteilten freundschaftlichen Ratschlägen im Sinne eines baldigen Friedensschlusses der Friede gesichert sei, wahrscheinlich sogar ohne eine Intervention der Mächte. ngers. Nusschweifendes Neujahr in Berlin. vor sie uach dier als Rächerin geidommen. Aun eine Vlizeige hin wurden beide sofort verhaftet. In der Untersuchungshaft erkrankte die B. Nunmehr scheint sie aber verhandlungsfähig zu sein. Die Verhandlung wird var P#hnnegungsfahig zu in. Peehnnelung woild voraussichtlich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt werden. + Müschede, 31. Dez. Gestern Vormittag gegen 4 Uhr ist in der Besitzung des Landwirts und Gemeindevorstehers Vollmer=Lentmann Feuer ausgebrochen, wodurch das Wohnhaus mit Scheunen und Stallungen bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde. Entstanden ist das Feuer in einer Scheune und hat sich dann über die übrigen Gebäude verbreitet. Vieh und Inventar konnten gerettet werden. Erst vor zwei Jahren ist eine Besitzung des Herrn Vollmer=Lentmann an anderer Stelle niedergebrannt, weshalb man vermutet, daß der Brand von ruchloser Hand angelegt ist. Durch die Polizei sind bereits einige verdächtige Personen festKal. Schlot. 8 Verlin, 1. Jan.(Draztb.) .„ Tw 16: Schipß begann die Feier des Neujahrsfestes in der ublichen Weise mit einem großen Wecken. Der Kaiser und die Kaiserin trafen um 9¼ Uhr, im Automobil von Potsdam kommend, hier ein, vom Publikum herzlich begrüßt. Währenddessen begani genommen. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Brilon, 29. Dez. Wieder eine stürmische Stadtverordnctensitzung. In der vorgestrigen Stadtverordnetensitzung stand wieder der bekannte Antrag betr. Aufhebung des Beschlusses vom 1. April 1903, wonach Personglsachen nur in geheimer Sitzung verhandelt der m###rnpe: Eugtenvbegell begann die Auffahrt Prinzen, Prinzessinnen und Fürstlichkeiten, der würdenträger und Hoschargen. Die miliätrischen Wagen zogen auf. Auch die Halloren in ihrer eigenartigen Fracht waren erschienen. Der Kaiser empsing um vn. Uhr die Generäle der Infanterie v. Prittwitz und Gaffron(16. Korps) und von Ploetz(8. Korps) und überreichte beiden den Schwarzen Adler= prden. Hierauf nahmen die Majestäten die Glückwünsche was stöntiglichen Hauses und der Hofstaaten entgegen. nach 10 Uhr begann in der Schloßkapelle der Gotdem die Spitzen der Staats= und Kommunalbehörden, hohe Militärs und die Ritter des Schwarzen Adlerordens teilnahmen. Der Domchor begrüßte den Einzug des Hofes mit dem Psalm 98„Singet dem Herrn ein neues Lied". Hinter den Pagen und dem großen Vortritt erschienen der Kaiser und die Kaiserin. Es folgten der Kronprinz mit der Prinzessin Eitel Friedrich, Herzog Albrecht von Württemberg mit der Kronprinzessin, Prinz Heinrich mit der Prinzessin VikLuise, die übrigen anwesenden Prinzen schlossen Nach dem Gemeindegesang und der Lithurgie Oberhofprediger D Dryander über den vom Kaitoria sich an. predigte ser ausgewählten Text Philipper 2, Vers 1:„Alle Zungen sollen bekennen, daß Jesus Christus Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters". Das Niederländische gebet schloß Defiliercour statt, wobei der Kaiser dem Reichskanzler Konstantinopel, 1. Jan.(Drahtb.) Nach dem gestrigen Ministerrat wurden den türkischen Bevollmächtigten in London neue Instruktionen gesandt, auf Grund deren man glaubt, daß die Verhandlungen morgen einen entscheidenden Schritt vorwärts machen werden. Der Kriegsminister ist mit den Stabsoffizieren aus dem Hauptquartier an der Tschataldschalinie zurückgekehrt.— Der Besuch des Sultans im Hauptquartier, der auf morgen Abend angesetzt und für den alles vorbereitet war, ist vorläufig aufgegeben worden.— Es verlautet, Bulgarien habe zur Entsendung von Heilmitteln und Verpflegungsmaterial nach Adrianopel seine Einwilligung gegeben. Die erste Sendung soll bereits heute erfolgen. )! Konstantinopel, 1. Jan.(Drahtb.) Außer den Telegrammen an die Staatsoberhäupter der Großmächte wandten die Senatoren sich schriftlich an die Ministerpräsidenten und die Präsidenten der fremden Parlamente und baten um den Beistand der zivilisierten Welt, um den Niedermetzelungen von Muselmanen in den von den Truppen der Balkanmächte besetzten Gebieten ein Ende zu machen und den von der Scholle vertriebenen 150000 Muselmanen zu helfen. + Sofia, 1. Jan.(Drahtb.) Die Agence Bulgare teilt mit: Die Meldungen über die Anwesenheit eines mysteriösen Vertreters der bulgarischen Regierung in Konstantinopel, der in direkten Verhandlungen mit der Pforte in die von den Türken so sehr gewünschte Verproviantierung Adrianopels eingewilligt habe, beruhen auf unsinniger Erfindung und verdienen nicht einmal dementiert zu werden. London, 1. Jan.(Drahtb.) Die Frievenskonferenz hat sich heute nach einer Sitzung von 4 Stunden Dauer auf Freitag Nachmittag vertagt. Man glaubt, daß ein erheblicher Fortschritt erzielt worden ist.— Nach einer amtlichen Mitteilung hat die Friedenskonferenz über gewisse Punkte eine Einigung erzielt. Die Besprechung gewisser anderer Punkte ist auf Freitag vertagt worden. Das Reutersche Bureau erfährt, daß die Delegierten der Balkanstaaten in der Zwischenzeit über diese letzten Punkte verhandeln werden. bis zu deren Eintressen vor. )! Rom, 1. Jan.(Drahtb.) Die„Agenzia Stefani“ melbet aus Durazzo: Der italienische Konsul erhielt von dem Platzkommandanten die Antwort auf die Note betreffend den Zwischenfall des Dampfers Caprera. Die Antwort erklärt, der Hafenkapitän hätte die Absicht gehabt, den Caprera zu durchsuchen, da dessen Kommanvant nicht den Zweck des Aufenthaltes des Dampfers im Hafen noch die Dauer seiner Anwesenheit angegeben habe. Oberst Popowitsch erklärte in einer Unterredung, die der italienische Konsul darauf mit ihm hatte, der Hafenkapitän wolle den Verkehr zwischen Dampfer und Konsulat nicht hindern. Jedenfalls habe er infolge der Erklärung des Konsuls, daß der Caprera zur Verfügung des italienischen Konsulats für die funkentelegraphische Verbindung stehe, was übrigens der serbischen Regierung bekannt gewesen sei, nichts mehr zu sagen. Man könne die Angelegenheit als erlevigt betrachten. Letzte Nachrichten und Ein Jubiläum der Kunst. V Berlin, 1. Jan.(Drahtb.) Die Feier des 10jährigen Dienstjubiläums des Generalintendanten Grafen Georg von Hülsen=Häseler im königlichen Opernhause gestaltete sich heute zu einer machtvollen imposanten Huldigung. Alle Angehörigen der Königlichen Theater, darunter Albert Niemann und Anna Schramm, waren anwesend. Oberregisseur Droescher hielt die Festrede, in der er den Generalintendanten feierte und den Dank und die Genugtuung aller Angehörigen, unter diesem Führer arbeiten zu dürfen, aussprach. Nachdem auch die weiteren Deputationen Ansprachen gehalten hatten, warf Graf Hülsen=Häseler in längerer Rede einen Rückblick auf seine Wirksamkeit und sprach in tiefbewegten Worten seinen Dank für die ihm zuteil gewordene Ehrung und für die Mitarbeit der Mitglieder der Königlichen Theater während seiner 10jährigen Dienstzeit aus. Am Schlusse der Feier überreichte Verwaltungsdirektor Geheimrat Günther dem Generalindentanten ein großes statistisches Werk, das eine Darstellung der letzten 10 Jahre giebt, und brachte ein begeistert ausgenommenes Hoch auf den Jubilar aus. Eine Fülle von Blumenspenden und Adressen war im Foyer inzwischen aufgebaut worden. Auszeichnungen. kalonikt, 1. Jan.(Drahtb.) Infolge der Haltung der serbischen Behörden, welche, wie gemeldet, die Provenienzen aus Salonikt mit hohen Zöllen belegen, er)( München, 31. Dez. Aus Anlaß des Neujahrsfestes urden eine Anzahl Auszeichnungen vorliehen Mmte nngant K“*““ verlichen. Der Ministerpräsivent Freiherr von Hertling erhielt das Großkreuz des St. Michael=Verdienstordens. Den St. Michael=Verdienstorden 1. Kl. Kultusminister v. Knilling, Finanzminister von Breuning und Verkehrsminister von Seidlein. Das Ehrenkreuz des St. Michael=Verdienstordens Senatspräsident im Reichsversicherungsamt Konrad Hartmann und Kommerzienrat navene=Berlin. Verhafteter Anarchist. -- Paris, 1. Jan.(Drahtb.) Heute Vormittag wurde der Anarchist Nour verhyaftet, der von der Polizei namentlich wegen seiner Teilnahme an den kürzlichen Automobilattentaten in Bezons und Chantilly gesucht wurde. ## S a e A e r i m m b i s a h T a n k= h o b e n d i e h i e s i g e n K a u f l e u t e b e i d e n V e r t r e t e r n d e r g r i e Hierauf fand Gratulations= und schischen Behörden sowie bei den fremden Konsuln Vordas Kollegium einmal nach§ 45 der Städteordnung berechtigt gewesen sei, den Beschluß zu fassen und anderseits eine Beanstandung des Beschlusses im Sinne der und 78 der Städteordnung durch den Magistrat nicht erfolgt sei. Es stehe jedoch der Stadtvet erordnetenversammlung nach§ 47 a. a. O. frei, den Beschluß aufzuheben. Herr Stadtverordneter Schmücker bemerkte hierauf, er wolle zeigen, daß mit jenem Beschluß die i. derrön# zeigen, oaß mit jenem Beschluß die Staoweroroneten und der Magistrat über ihre Bejugnisse hinausgegangen seien, worauf der Stadtverordnetenvorsteher entgegnete, er lasse sich nicht darauf ein, daß seine gerichtlichen Aussagen hier in öffentlicher Sitzung kritisiert würden. Als daraufhin Stadtverordneur Heitzig sagte, er habe sich schon einmal das Recht genommen und nehme es sich wieder, rief id nehme es sich wieder, rief der Herr Stadtverordnetenvorsteher, er schließe hiermit die Sitzung. Stadtverordneter Schmücker erwiderte, das könne er nicht, der Herr Stadtverordnetenvorsteher sich auf seine Machtbefugnisse als Vorsitzender berief. Stadtverordneter Schmücker wollte noch eine Bestimmung der Städteordnung vorlesen, der Stadtverordnetenvorsteher rief, er habe zu bestimmen und forderte zur Räumung des Saales auf. An der Sitzung nahmen außer dem Herrn Vorsteher fünf Stadtverordnete teil; von diesen erließen gestern vier folgenden Protest:„Zu den Vorgängen in der gestrigen Stadtverordnetenversammlung erklären die Unterzeichneten folgendes: Wir fühlen uns durch das Benehmen estehers verletzt und billigen sein eigenächtiss Hezigeln bei Aufhebung der Sitzung durhaus # 7 g####e, nechte der Stadtverordneten mißachtet hul. Ais Stadtverordneter Schmücker zur Begründung und den Präsidenten des Reichstages und Landtages die reichte. Nach der Cour empfing der Kaiser die Botschafter, das Staatsministerium und die kommandierenden Generale und Admirale. Um 12½ Uhr ging der Kaiser, der das Band des Schwarzen Adlerordens über dem Mantel trug, gefolgt von seinen sechs Söhnen und den Herren des Hauptzu Fuß nach dem Zeughaus hinüber, vom Aidsiumn in Listganten un auf der a. 1 6 ihm gestellten Antrages einen Zusatz zum§ 45 der Städteordnung verlesen wollte, wie er dies auch in den vorhergegangenen Sitzungen beabsichtigt hatte, verweigerte ihm Herr Vorsteher Wigge das Wort und hob den Worten:„Noch habe ich hier zu sagen!" die eiteres auf. Als dann die Stedtverard. mit Sitzung ehne weite..= Jchh., uls eunn die Emowervib= neten Schmücker und Heitzig die Zuhörer baten, noch einige Augenblicke zu bleiben, um ihnen zu seiner Rechtfertigung den betr. Paragraphen der Städteordnung vorzulesen, forderte Herr Vorsteher Wigge die Anwesenden zum sofortigen Verlassen des Sitzungssaales auf und drehte sogar einigen Herren, die sich noch im Saal besanden, das Licht vor der Nase aus. Wir sind von unseren Mitbürgern in das Stadtverordnetenkollegium gewählt worden, damit wir über das Wohl und Wehe der Stadt beraten; wir haben jedoch keine Zeit und auch keine Lust dazu, uns jeden Augenblick zusammenrufen und dann unverrichteter Sache wie Schulbuben wieder nach Hause jagen zu lassen. Wir bedauern es sehr, daß Hochrusen emuf........—1. H.Stteempfangen. Am Schloß stand eine Abteilung Pfaofinder. Das Zeppelinluftschiff„Hausa“ überflog den Lustgarten. In der Ruhmeshalle des Zeughauses wurde darauf die Nagelung der Fahnen einer Reihe Truppenteile vorgenommen. Nachdem die Nagelung durch den Kaiser, die Fürstlichkeiten, den Reichskanzler und die militärischen Chargen erfolgt war, wurde die Weihe der neuen Fahnen im Lichthofe des Zeughauses durch den evangelischen Feldpropst der Armee D Wölfing in Gegenwart des katholischen Feldpropstes der Armee Dr. Vollmer vorgenommen. Die Musik des Kaiser Alexander=Garde=Grenadier=Regiments Nr. 1 spielte das Tedeum, die Leibbatterie des 1. Gardefeldartillerie=Regiments schoß im Lustgarten abermals Salut. Die Parole lautete wie immer„Königsberg=Berlin". Der Kaiser nahm die Rapporte der Leibregimenter und militärischen Meldungen entgegen. Ein Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie mit den neuen Fahnen und der Salutbatterie vor dem Zeughause schloß die Feier. Der Kaiser kehrte zu Fuß in das Schloß zurück. Um 1½ Uhr fand Frühstückstafel statt. Um 2½ Uhr empfing der Kaijer die Direktoren der Königlichen Porzellanmanusaktur und fuhr nachmittags bei den Botschaftern vor. Forden sbwoie dei ven sremnden Konsurn Vorstellungen, indem sie darauf verwiesen, daß der Handel Salonikis ruiniert würde, falls Serbien die getroffenen Maßnahmen nicht zurückziehe. Als Erfüllungsort für alle alten Forderungen der hiesigen Kaufleute, die sie im Inland haben, müsse Salonikt anerkannt werden. Hafenamt giebt bekannt, daß die Einfahrt in den Golf von Saloniki vor dem großen Kap Karaburnn vollständig von Minen und Torpedos befreit sei und die Schiffe ohne Lotsen bei Tag und Nacht passieren könnten. + Athen, 1. Jan.(Drahtb.) Griechische Artillerie beschoß in der letzten Nacht die großen Biwaks der Türken zur Linken der Straße nach Janina, sowie den Ort Bisani. Die Türken beantworteten das Feuer nicht, machten aber um 3 Uhr morgens einen Angriff auf das Zentrum und den linken Flügel der Griechen. Der Angriff wurde zurückgeschlagen. Das Artilleriefeuer dauerte den ganzen Tag an. London, 1. Jan.(Drahtb.) Nach einem Telegramm Das neue spanische Kabinett. 4 Madrid, 1. Jan.(Drahtb.) Das neue Kabinett hat sich gebildet und setzt sich wie folgt zusammen: Präsident Graf von Romanones, Inneres Alba, Aeußeres Navarro Reverter, Justiz Barroso, Krieg General Luque, Admiral Jimono Marine, Lopez Munos Unterricht, öffentliche Arbeiten Villanueva, Flnanzen Juarez Inclau.— Der Führer der Konservativen, Maura, und der frühere Minister Lacierva, wollen sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Sie haben dem Präsidenten der Kammer schriftlich mitgeteilt, daß sie auf ihr Mandat als Abgeordnete verzichten. Castro erkrankt. * Newyork, 31. Dez. Nachdem der frühere Präsident ### Castro nach der Einwandererstation Ellis Island gebracht worden war, wurde seinem Blute eine Probe für eine miskrokopische Untersuchung entnommen. Wie verlautet, hat er eine ansteckende Krankheit, die einen Grund zu seiner Ausschließung bilden könnte. Die Behörden von Venezuela sind ersucht worden, Einzelheiten über kriminelle Vergehen Castros einzusenden, auf Grund deren seine Ausschließung nach amerikanischem Gesetz als gerecht erscheint. Das Ersuchen um Festhalten Castros kam vom Staatsdepartement. Vermischte Nachrichten. ?8 Bremen, 31. Dez. An der Landzunge des Werfth einem Telegramm h#sens in der Nähe der Aktiengesellschaft„Weser“ wurde des britischen Gesandten in Athen an das Auswärtige gestern abend in einem Korbe die Leiche einer zwanzigAmt ist die Blockade von Santi Kosonto wieder aufge bis 30 jührigen, wahrscheinlich männlichen Person gederartige Vorkommnisse unsere altehrwürdige Stadt weit Hauptarbeit der Verhandlungen außerhalb der Konkunst eine folch unwirdige Behandlung nicht mebr ge ham woa die Tireia uuen chenraum Die Friedensverhandlungen. Die Konferenzaussichten. Die„Köln. Ztg.“ meldet aus London: Die Vertreter der verbündeten Balkanstaaten äußern sich höchst ungehalten über vie türkische Verschleppung überhaupt und über die angeblich unentzifferbaren Depeschen der Pforte insbesondere. Diplomatische Kreise indessen halten bei dem türkischen Chiffriersystem ein verstümmeltes Eintreffen von Depeschen für möglich und unter den jetzigen Umständen für wahrscheinlich. Was die hier und in Sofia ausgesprochenen Drohungen anbelangt, von verbünketer Seite die Verhandlungen abzubrechen, falls die türkischen Vorschläge nicht die Gebietsforderungen der Verbündeten als Grundlage annehmen, so werven sie nicht durchweg allzu ernst genommen. Die„Times“ erklärt, daß wahrscheinlich der wichtigste Teil und die nommen worden. + Bukarest, 31. Dez. In der heutigen Sitzung der Kammer verlas der Deputierte Jorga eine Petition der Rumänen Serbiens, deren Zahl sich auf 150000 beläuft, und die sich über den Druck von seiten der serbischen Regierung beklagen, die sie entnationalisiere. Jorga verlangte, daß Serbien ven Rumänen den gleichen Schutz gewähre, welchen die Serben in Rumänien genießen, die sich der Freiheit erfreuten, Schulen und Kirchen zu haben.(Beisall.) In Erwiderung auf die Frage Jor= gas, ob die Behauptung der Presse richtig sei, daß der Minister die Mobilisierung Rumäniens als bevorstehend bezeichnet habe, erklärte Finanzminister Marghiloman kategorisch, daß er diese Aeußerung nicht getan, und bittet die öffentliche Meinung, solche Ausstreuungen nicht zu beachten. Bukarest, 1. Jan.(Drahtb.) Der Senat hat die Militärkredite angenommen und sich dann auf den 28. Januar vertagt. X Bukarest, 1. Jan.(Drahtb.) Gestern traf die amtliche Mitteilung von der bulgarischen Regierung ein, daß Präsident Danew Vollmachten habe, mit dem rumänischen Gesandten in London, Mischu, über die schwebenden Fragen beider Länder zu verhandeln und sie zum lhschluß zu hringen Domit ist bie Anselegenbe! funden. Kopf, Arme und Beine fehlten. Ueber die Person des Toten und der Mörder konnte noch nichts ermittelt werden. i München, 30. Dez. Auf der Station Bruckberg bei Moosburg hat sich heute Abend ein schwerer Eisenbahnunfall ereignet. Der Personenzug 1016, der um 6,17 Uhr von Landshut nach München abgeht, wurde in der Station Bruckberg zurückgehalten, um den Berliner Luxuszug, der auf seiner Fahrt nach München Landshut um 6,20 Uhr verläßt, passieren zu lassen. Mehrere Passagiere des Personenzuges stiegen vorzeitig aus und wurden von dem gerade passierenden Schnellzug erfaßt. Drei Personen wurden getötet und eine schwer verletzt. Unter den Toten sollen sich eine Restaurateursgattin und deren 12jährige Tochter aus Bruckberg befinden. Ueber die Personalien der beiden anderen Verunglückten ist noch nichts sicheres bekannt. V Wien, 31. Dez. In der letzten Nacht kamen in ein Café des 16. Bezirks drei junge Leute und ließen sich an einem abseits stehenden Tisch nieder, und der Kellner brachte ihnen den verlangten Tee. Nach einiger Zeit bemerkten die Gäste und der Cafétier, daß die drei Leute unter den Tisch sanken. Als die sofort benachrichtigte Rettungsgesellschaft erschien, waren die drei Burschen mehr geIüebrand, erche Sehandlung fallen lassen. Die Stadtverordneten: Schmücker, Niemann, Heitzig.“ Elberfeld, 30. Dez. Ein Industrieritter, der eine größere Reihe von Landwirten, Obstzüchtern, Molkereien Westdeutschlands immer unter falschen Namen von verschiedenen Städten aus um erhebliche Beiträge beschwindelt hat, wurde gestern hier in der Persog, des Händlers(Eurova gemesen sei das ammopet ir Haupins in Franz Rüger aus Köln festgenommen. Unter dem Na“ va gewesen sei, das aber die Bulgaren aus sehr men Franz Kowack hatte er seit einigen Wochen dier erklärlichen Gründen unbedingt forderten. sei am Ende dem, was die Turrei zuzugestehen bereit sei und die Verbündeten unwiverruflich verlangten, wohl nicht mehr sehr groß sei. Hinsichtlich Adrianopels, das die Türken aus Gefühlsgründen ungern preisgeben, teils wegen seiner altberühmten Moscheen und teils, weil es fast 190 Jahre vor Konstantinopel ihr Hauptsitz Abschruß zu bringen. Wamir ist vie ungelegenyeit in schon tot. Aus der Menge der Neugierigen drängte sich jene Phase eingetreten, die seitens Rumäniens bereits ein alter Mann hindurch und trat auf die drei Leichen zu. nach der Einstellung der Feindseligkeiten gewünscht Als sein Blick auf einen der jungen Leute fiel brach er in Frionnsche wurde. X Rom, 1. Jan.(Drahtb.) Die„Agenzia Stefani“ meldet aus Belgrad: Der italienische Geschäftsträger beschwerte sich bei der serbischen Regierung wegen der Haltung des serbischen Kommandanten von Durazzo prüsident Postsch grwiberte, er werde unverzäglich Nach= Briese Erwähnung. us fein Bnls uuf einen der jungen=Leule ster, brach er in lautes Schluchzen aus und stürzte sich auf den Toten, es war sein Sohn. Der Alte war der Drechslermeister Tuma. Die drei Burschen haben Abschiedsbriefe hinterdie über die Ursache des Selbstmords Andeutungen machen. Der eine erklärt, daß er Verdruß im Geschäft 8913 und 5 Relen! Nach Vorschlag über die Zukunft über die verhandel! Dieser und Fuß, Sache der Vermutlich gemacht, u lich könner nigen Rich Türkei der Die Bo zusamment Abgrenzun bereits an sei, da Oes das letzte: schläge noc wenn schot macht, wie Zeit mit abgrenzung gabe ist seh ist das no lehnen. G mal werder sung sind nische Einz kriegführen! von außen banien vor zu retten, 1 moralische #uch sogleic vorausgesetz zum Einver zu gelangen Vor 100 eine viel rie ganz Euro, sollte man werden könn * De Ein 9 Nur dein Kl in den bet. De Und auf der hatte, d Jetzt se Hand u seinem büchern, war ein söhne se keinschul deutsch, wohlunt nahm a gen Ant land, ei was er mand, d nem Fül so lang es ihrer versproc das Ki wollte, füllt. Aber ganze e wenn i Mütze. Flechten Der Ein klei ihm den deren D lich zu Jetzt schafteri# dem Wi begann Sie aus ein Knöchel Stube her: samkeit zu