Areis Tturt für das Münsterland. Gratis=Beilage zum Westfälischen Merkur. No. 68. Donnerstag, den 25. August 1859. Unterhaltendes. Die schöne Indianerin. (Fortsetzung.) Farnwald stand in Gedanken versunken an den Stamm einer Cypresse, die sich an dem Ufer des Baches erhob, angelehnt und schaute immer noch in derselben Richtung über die nebelige helle Fläche vor sich, als plötzlich, wie ein elektrischer Funke, ein ferner Ton sein Ohr berührte und er, eifrig lauschend und die Hand über die Augen erhebend, seine spähenden Blicke nach jener Richtung hinsandte. Näher und näher kam der rauschende Ton, schneller und lauter pochte Farnwald's Herz, ein eilender Schatten wurde in der Ferne sichtbar, es war ein flüchtiges Roß, über ihm wehte das lange Haar eines Mädchens; es war Owaja, die Erwartete, die Ersehnte, die Heißgeliebte! Fort flog Farnwald über das Gras ihr entgegen, sie warf sich vom Pferde, siel ihm in die Arme und in überströmender Wonne schlugen ihre Herzen zusammen. Wieder und wieder drückte Farnwald das liebliche Mädchen an seine Brust, wieder schlang sie ihre zarten Arme um seinen Nacken und ihre Lippen brannten in innigen Küssen zusammengepreßt, als wollten sie sich nimmer wieder trennen. „Aber Du bist lange ausgeblieben, himmlisches Mädchen,“ sagte Farnwald in ihrer Sprache, die er durch einen befreundeten Indianer, der mehrere Jahre bei ihm gelebt, erlernt hatte, und strich die Wange der schönen Wilden,„ich zweifelte schon, ob Du kommen würdest.“ „Wallingo blieb so lange auf, er sprach zu den Kriegern, und sprach auch von Dir, mein Geliebter,“ antwortete Owaja, indem sie sich in Farnwalds Arm schmiegte und mit ihm, von ihrem Pferde gefolgt, der Baumgruppe zuschritt, unter deren Schutz Jener seinen Hengst und seinen Hund zurückgelassen „Nun, was sagte er denn von mir?“ fragte der glückliche junge Mann, als er sich bei seiner Büchse auf eine Baumwurzel setzte und die Geliebte in seinen Armen zu sich niederzog, „ist er noch so bös auf mich?“ „Du weißt es, mein Theurer, daß Dich die rothen Kinder hassen, weil Du ihnen ihr Land an der andern Seite des Stromes genommen hast, doch sie fürchten Dich, weil Dir der große Geist mehr Kräfte gegeben het, als Deinen Brüdern. Der Häuptling sagte, daß Du den Arm der rothen Männer lähmtest und den Haß gegen Dich in ihrer Brust ersticktest. Hat er doch nicht Unrecht, denn auch ich habe Dich gehaßt, und wie liebe ich Dich jetzt!“ sagte Owaja und preßte, Farnwald in ihre Arme drückend, ihre Granatblüthenlippen auf einen Mund.., 49 Heine Liebe— ui. „O Du süßer, Du reizender Enger, ist Deine Lanbe zu mir doch nur der Wiederschein der meinigen zu Dir, für die ich tausend Leben wagen würde.“ In wonnigem Schweigen versunken, hatten die Glücklichen eine Zeit lang gesessen, als Owaja sagte:„Die alten Krieger riethen dem Häuptling, die Comantschen und die Mescaleros aufzufordern, mit uns gemeinschaftliche Sache zu machen und über Euch Weiße herzufallen, doch Wallingo sagte ihnen, daß Biele von deren Häuptlingen Deine Freunde geworden wären und daß es umsonst sein würde, Etwas gegen Dich zu unternehmen. Er fürchtete, daß Du über den Strom herüberziehen und uns auch aus diesem Lande verdrängen würdest. Nicht wahr, Du thust es nicht, mein Geliebter, Du leidest nicht, daß Deine Brüder dies Land betreten? Sieh, Deine Owaja würde ihren guten Großvater oder Dich, ihr Alles, verlassen müssen. Nicht wahr, Du versprichst es mir, Farnwald?“ „Was Du willst, verspreche ich Dir, mein süßes Leben, ich verlasse das Land, wo ich jetzt wohne, wenn Du es willst, ich ziehe mit Dir, wenn es sein muß, fort in die Gebirge, wo weder die rothen noch die weißen Männer unserer Liebe feindlich entgegentreten können, nur mit Dir allein kann ich glücklich sein!“ sagte Farnwald liebkosend zu der Indianerin, als Joe seinen mächtigen Kopf zwischen ihnen durchdrängte und mit seinen schwarzen Augen zu seinem Herrn aufsah. „Nein, Joe, ich habe dich nicht vergessen, ehrliches, braves Thier, du hast mich durch deine Liebe, durch deine Treue immer geschützt, du sollst auch mein neues Glück bewachen und dafür unserer Beider Liebe erhalten,“ sagte Farnwald zu dem Hunde, indem er dessen breiten Nacken klopfte, während Owaja seinen Kopf liebkosend an sich drückte und sagte:„Du böser, guter Joe, auch ich danke dir mein Leben, denn durch deinen muthigen Angriff auf den Jaguar, vor dem ich mich im verflossenen Herbst auf jenen Baum flüchtete, hieltest du ihn ab, mir zu folgen, bis deine Stimme deinen Herrn herbeigerufen und dann seine Kugel das grimmige Thier todt niederstreckte. Als du mich aber auf dem Baume bemerktest, kehrte dein Zorn sich gegen mich und gern hättest du mich zerrissen. Es hat mich seitdem viele gute Worte gekostet, bis du Freundschaft mit mir gemacht hast.“ Dann hob die Indianerin ihre Augen zu Farnwald auf und fuhr fort:„Wie habe ich damals gezittert und mich vor Euch Beiden gefürchtet und doch, wie schnell hatten Deine milben Worte mir die Furcht benommen und wie gern stieg ich zu Dir von dem Baume herab, um mein Herz, welches bald in Liebe zu Dir entbrannte, Deinen süßen Reden zu öffnen. Du hattest mich ja vor dem bösen Thiere geschützt und mir mein Leben erhalten. Du warst der erste bleiche Mann, der jemals zu mir sprach, und hast meine Seele mit der Deinigen verbunden. Ach, mein Geliebter, immer kommt mir wieder der alte Zweifel, über den wir schon so oft auf diesem Platze geredet haben: wie wird es dereinst mit unsern Seelen werden?=Die Deinige kann mir nicht in die ewigen Jagdgründe meiner Väter folgen, wird man die Indianerin in — Deinem Himmel zulassen?“ Bei diesen Worten hatte Owaja ihren Kopf gegen ihres Geliebten Brust sinken lassen und ihre Thränen sielen auf seine Hand. „Doch, doch, theures Mädchen,“ antwortete dieser, sie an sich drückend,„der große Geist ist unser Aller Vater und wir Alle gehen in seinen Himmel ein, vor ihm ist kein Unterschied zwischen seinen Kindern, weiß, roth oder schwarz, er liebt sie Alle mit gleicher Liebe.“ „Meine Seele würde auch sterben, sollte sie wieder von der Deinigen losgerissen werden,“ sagte das Mädchen mit weicher Stimme und schmiegte sich fester an den Geliebten an. Leise umwehte der gewürzige Duft der Nachtluft die Glücklichen, funkelnd und blitzend wie fliegende Brillanten umschwirrten sie die leuchtenden Insekten und hoch sprangen die silbernen Forellen aus des Baches glänzend gekräuselter Fluth, doch die Liebenden hatten die Welt um sich vergessen, sie waren in, einen Traum von Seligkeit und Wonne versunken und dachten nicht daran, daß der Augenblick nahe war, der so unbegrenztes Glück stören und sie wieder trennen sollte. Da zwitscherte ein Vogel leise über ihnen in dem dunkeln Laub der Magnolie, erschrocken fuhren sie auf und blickten nach Osten nach des Himmels Rande, dessen bleicher Schein den nahenden Tag verkündete. „O scheiden,“ sagte Owaja, ihren Geliebten an ihr Herz drückend,„wann soll ich Dich wiedersehen?“ „In der nächsten Nacht und, wenn Du willst, in jeder Nacht, die das Jahr bringt; o könnte ich die Sonne in ihrem Laufe zurückhalten, damit es niemals Tag würde! Wie möchte ich eine Nacht anderswo verbringen, als hier? Und sehe ich Dich auch ein Mal nicht, so bleibt mir doch die Hoffnung, Dich das nächste Mal an mein Herz zu drücken. Sei nur vorsichtig, Owaja, damit Du keinen Verdacht in dem Lager erregst, unser Glück könnte sonst gestört werden.“ „Sei unbesorgt, die Liebe hat leise und leichte Tritte und ihre Flügel sind mächtig. Gedenke mein, mein Leben!“ „Auf Wiedersehen meine süße Owaja!“ sagte Farnwald, schloß die liebliche Wilde nochmals in seine Arme, hob sie dann auf ihr scharrendes Pferd und mit ihrer kleinen Hand nach ihm zurückwinkend, flog sie auf dem flüchtigen Thiere durch den Nebel, der jetzt wie ein weißer Schleier die Prairie bedeckte, worauf sie bald den Blicken ihres Geliebten entschwand. Auch Farnwald hatte schnell sein Roß bestiegen, lenkte es nach dem Engpaß zurück, sandte seinen treuen Wächter wieder voraus und durcheilte abermals mit gezogenem Revolver die Schlucht im Galopp. Das erste Dämmerlicht des Morgens zitterte über die Erde, als er die Ufer des Flusses erreichte, um seinen Hengst auf der wohlbekannten Furt in die reißende Fluth zu lenken. Doch das Wasser des breiten Stromes war seicht, und befeuchtete kaum die wollene Decke, die über des Reiters Sattel lag. Bald hatte er das andere Ufer erreicht dessen vierzig Fuß hohen Abhang auf dem uralten Büffelpfad erklommen und zog nun in einem raschen Paßgange seiner Niederlassung zu, die nur wenige Meilen von dem Strome entfernt an einem Nebenflusse desselben gelegen war. Farnwald, ein geborener Deutscher, hatte schon seit vielen Jahren seiner Heimat und seinen Lieben in derselben Lebewohl gesagt, um sich in Amerika eine neue, seinem thatenlustigen, willenskräftigen Geiste mehr zusagende zu gründen. Vom Norden dieser neuen Welt hatte ihn sein Geschick unerwartet von Jahr zu Jahr weiter südwestlich geführt durch Widerwärtigkeiten, Unglücksfälle und bittere Lebenserfahrungen ihn mehr und mehr mit der civilisirten Welt zerfallen lassen und ihn zuletzt hinaus in diese fast noch unbekannte Wildniß getrieben, wo er, entfernt von den äußersten Grenzansiedelungen der Amerikaner, in diesem paradiesischen Himmelsstrich, umgeden von tropischer Riesenvegetation, von ewig blumenbedeckten, saftig grünen Prairien und im Angesicht der eisgekrönten sonnigen Häupter der Cordilleren, seinen einsamen Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Hier war er zwar vielfach von den wilden Indianerstämmen dieser Gegend hart bedrängt worden, die in ihm den Vorboten der weißen Menschenrace erkannten, die sie langsam, doch unfehlbar immer weiter dem nackten Gestein der Anden zutrieb und ihnen von den üppigen Ländern, die sie von der Natur zu ihrer Heimat angewiesen erhalten hatten, ein Stück nach dem andern raubte; doch hatte ihn immer eine unsichtbare schützende Hand behütet und bei jeder Gelegenheit hatte die Civilisation über die Rohheit den Sieg davon getragen. Mehrere Jahre hindurch hatte Farnwald hier mit nur wenigen Kolonisten in einem verpallisadirten hölzernen Fort gewohnt, hatte seine Lebensbedürfnisse mit Leichtigkeit aus einem kleinen Garten und Feld gezogen, so wie solche in der Umgegend mit seiner ihn zum Herrn dieses Landes erhebenden Büchse erworben und freigebig von der Natur köstliche Früchte, gewürzigen Honig, herrliche Fische und Schildkröten erhalten. Alle Sorgen und Schicksale, die ihn auf seiner Wanderschaft durch das civilisirte Amerika begleitet und im Verein mit Leidenschaften und Aufregungen aller Art in diese Einsamkeit getrieben hatten, waren hier von ihm vergessen und statt ihrer hatte er jene Ruhe gefunden, welche dem Menschen zu Theil wird, der sich den Gefahren und Widerwärtigkeiten, die ihn bedrohen, überlegen fühlt. Der glückliche Erfolg seines Unternehmens hatte nicht verfehlt, die Aufmerksamkeit der Bewohner der östlichen Staaten auf die großen Vorzüge, die unvergleichlichen Reize und Annehmlichkeiten dieser Länder zu lenken, und ein reicher hochstehender Eigenthümer und Redakteur einer der besten Zeitungen der Vereinigten Staaten fühlte sich veranlaßt Farnwald in seiner Einsamkeit aufzusuchen, um durch eigne Anschauung ein richtiges Urtheil über dessen neue Heimat zu gewinnen und die Vorzüge derselben in seinen Blättern vielseitig zu besprechen. Auswanderungslustige und Landspekulanten folgten bald dem Beispiele des Redakteurs, um von Farnwald Auskunft über die Gegend, und was ihnen sonst wünschenswerth erschien, zu erhalten. Im dritten Jahre seit dessen Nieder= lassurg schlug der erste Nachbar eine Stunde entfernt von seiner Besitzung seine Hütte auf und in dem darauf folgenden bezogen mehrere große und kleine Farmer die Umgegend, um welche Zeit Farnwald auch das Fort verließ und sich etwas weiter unterhalb am Flusse seine jetzige schöne Wohnung mit netter Stacketen=Einzäunung und herrlichem Garten schuf. Vor seinem Zuge in die Wildniß hatte er in den Vereinigten Staaten Arzneiwissenschaft studirt, um bei vorkommenden Krankheitsfällen oder Verletzungen sich selber helfen zu können. Unbedeutende Verwundungen aber abgerechnet, war er bis jetzt noch nicht in die Nothwendigkeit versetzt worden, zu seinen eigenen Gunsten von dieser seiner erlangten arzneiwissenschaftlichen Kenntniß Gebrauch zu machen; oft hatte er aber in der letzten Zeit Gelegenheit gefunden, seinen Nachbarn, so wie auch leidenden Indianern damit hilfreich zu werden und namentlich hatten sich ihm einige kranke Häuptlinge der Comantschen anvertraut, denen er in kurzer Zeit ihre Gesundheit wieder verschafft hatte. Die Kunde hiervon verbreitete sich rasch unter den Wilden, sie sahen in Farnwald einen von dem großen Geiste höher Begabten und Bevorzugten, sie legten ihm übernatürliche Kräfte bei und erklärten es sich jetzt durch diese, weßhalb ihre Waffen niemals siegreich gegen ihn gewesen waren. Sie verließen die Gegend, in welcher er lebte, stellten ihre Jagden in den Bezirken ein, welche er durchstreifte, und kamen nur einzeln zu seiner Ansiedlung gezogen um Freundschaft mit ihm zu machen oder um seine Hilfe in Anspruch zu nehmen,(Forsetzung folgt.) Der Industriepalast zu Amsterdam. Bekanntlich bestehen in Holland unzählige„Societeiten“ „Maatschappyen“ und„Vereenigingen“ zu gemeinnützigen Zwecken; unter diesen macht sich seit einigen Jahren die„Vereeniging voor Volksvlyt“ durch große Rührigkeit bemerkbar, und von diesem Verein, der sich die Verbesserung und Hebung der arbeitenden Volksklasse durch eine zeitgemäße Hebung und Verbesserung der Industrie zur Aufgabe gestellt hat, ging auch das Projekt eines zu bauenden Industriepalastes aus, das aber jetzt in glänzender Weise verwirklicht wird. Die zum Behufe dieses Baues aus den Mitgliedern des genannten Vereins erwählte Kommission veranschlagte die Kosten zu einer Million Gulden; ein passendes Terrain war von der Stadt Amsterdam bereitwillig abgestanden worden. Bemerkenswerth ist es, daß für die Einziehung jener nöthigen Million Gulden drei Tage anberaumt waren und bereits am ersten Tage mehr als die veranschlagte Summe gezeichnet war. Es wurde sodann ein Konkurs ausgeschrieben für den besten Riß des Palastes, aber von allen eingelaufenen Plänen wurde keiner als vollkommen zweckmäßig anerkannt und bekrönt; die Direktion erkannte jedoch den Baumeister Ontshoorn als den für Ausführung des Planes fähigsten Künstler und dieser vollendete dann die Risse zu dem Industriepalaste zur allgemeinen Zufriedenheit, nachdem er zuvor die Ausstellungspaläste in England, Deutschland und Frankreich studirt und besichtigt hatte. Nach dem im verflossenen Monat im Lokale des Vereins öffentlich ausgestellt gewesenen 10 Fuß hohen hölzernen äußerst zierlich gearbeiteten Modell des Palastes und den gleichfalls ausgestellten Rissen wird derselbe in der That äußerst großartig und geschmackvoll und dürfte in vielfacher Hinsicht alle bis jetzt erbauten Glaspaläste übertreffen. Die Höhe des Gebäudes wird 59 niederl. Ellen oder reichlich 177 Fuß betragen, die Breite 125 niederl. Ellen, die Länge 81. Die Höhe der Mittelkuppel wird somit 23 Fuß mehr betragen als die der Kuppel des Rathhauses(Paleis). Das Gebäude wird drei Geschosse erhalten, deren jedes von Außen mit einer Gallerie versehen ist. Außer den Fundamenten wird Alles von Eisen, Zink und Glas erbaut werden. Proben des Materials, so wie Gips= und Zinkabgüsse der Kapitäle und Ornamente waren gleichfalls ausgestellt. Mit der Fundamentirung des Palastes wurde bereits im vorigen Jahre am 7. Sept. als am Tage der Großjährigkeit des Prinzen von Oranien der Anfang gemacht, wo in feierlicher Weise der erste Pfahl eingerammt wurde. Mit dieser, für die hiesigen Bauten äußerst wichtigen Arbeit war man bereits bedeutend vorgeschritten, als vor einigen Monaten dieselbe plötzlich auf Befehl des Stadtraths sistirt wurde. Es war nämlich eine auch von Sachverständigen unterzeichnete Druckschrift bei demselben eingelaufen, worin man darzuthun trachtete, daß die eingerammten Pfähle nicht lang und stark genug, auch nicht zahlreich genug seien, die ungeheure Last des Palastes zu tragen. Die angestellte Untersuchung und die Proben, welche man mit der Tragkraft der Pfähle angestellt hat, sind jedoch zu Gunsten des Architekten und Bauunternehmers Vermaes ausgefallen und seither ist die Fundamentirung glücklich zu Ende geführt, so daß jetzt überall bereits die Bogen der Souterrains sichtbar werden. Wenn man mit der Eisenbahn von Arnheim nach Amsterdam gelangt ist und sich links wendet, so kommt man nach ein Paar hundert Schritten zur s. g. hohen Schleuse, einer Brücke über die Amstel, von wo man eine schöne Aussicht auf die Stadt und den Amstel=Jachthafen genießt. Hat man die Brücke überschritten, so befindet man sich auf dem Bauplatz des Industriepalastes. Alle rings herum liegenden Gärten, Grundstücke und Gebäude sind von dem Verein angekauft; die dort befindliche Kaserne wird abgebrochen, wie das Utrechter Thor bereits verschwunden ist und ein Park, der den Palast umgeben wird, wird diesem und dem betreffenden Stadtviertel zur Zierde gereichen. Der Industriepalast wird im Jahre 1861 vollendet sein und dann mit einer allgemeinen Industrieausstellung eröffnet werden. Bemerkt muß schließlich noch werden, daß der hiesige— israelitische— Arzt Dr. Sarphati, ein um die städtischen Angelegenheiten auch sonst hochverdienter Mann, es ist, dessen ausdauernder Energie und Willenskraft sowohl die Blüthe des „Vereins für Volksfleiß", dessen Präsident er ist, als auch das Zustandekommen des Industriepalastes hauptsächlich zu danken ist. C. W Miszellen. (Zur Bartfrage in England.) So sehr das Barttragen sonst in England verpönt war, so sehr hat die Lust da ran zugenommen, seit die zahlreichen Fremden die Londoner davon überzeugten, daß der Bart dem Manne sein natürliches Aussehen gebe. Die Commis in verschiedenen Geschäften fangen schon an, Bärte zu tragen, stoßen dabei aber begreiflicher Weise noch auf das alte Vorurtheil. Als kürzlich ein Bankier in Newcastle bemerkt hatte, daß eine Anzahl seiner Clercs der Bartlust fröhne ließ er diese zu sich rufen und hielt ihnen folgende Rede:„Ich hübe Nichts dagegen, meine Herren, daß Sie sich außer den Geschäftsstunden so viel Vergnügen machen und so viel Narrenpossen treiben, als Ihnen beliebt; während der Geschäftszeit muß ich mir diese jedoch verbitten. Nach fünf Uhr können Sie demnach Ihre Bärte tragen, bis dahin aber muß ich bitten, daß Sie so wie bisher rasirt erscheinen.“ (Für heirathslustige Männer.) In Berücksichtigung dringender Umstände hat der Gemeinderath der zwar freien, aber leider freierlosen Stadt Aarau den zeitgemäßen Beschluß gefaßt, jeder Bürgerstochter eine Aussteuer von 100 Fr. zu verabreichen. Alte Jung= und junge Altgesellen so wie sonstige Liebhaber von Mit= und andern Giften werden somit höflichst eingeladen, die dargebotene Gelegenheit nicht zu versäumen. Das Lager ist sehr reichhaltig versehen und werden, da man damit aufzuräumen gedenkt, sämmtliche Aufträge und Bestellungen auf das Schnellste ausgeführt werden. Da der Krieg nun zu Ende ist, so werden auch militärpflichtige Liebhaber berücksichtigt werden und zwar, wenn sie noch nicht unter der Landwehr sind, vorzugsweise. Briefe frei. (Point’argent, point de Suisse.) Der Ursprung dieses Sprichworts gereicht, wie die„Berner Zeitung" erläutert, der Schweiz eher zum Ruhm, als zur Schande. Bekanntlich fragten die Lanzknechte deßwegen wenig nach Sold, weil sie sich durch Beute entschädigten. Das wollten aber die Schweizer nicht an sich kommen lassen, und als der Herzog Sforza einem ihrer Feldobersten den Rath gab:„Helft Euch, wie die Reiter, denn ich habe kein Geld“ so antwortete ihm der Schweizer:„Unmöglich; wo kein Geld, kein Schweizer.“ (Der Ursprung des Ausdrucks Yankee=Doodle), wie er auf Amerika und seine Bewohner angewendet wird, scheint aus dem Persischen zu stammen, denn das zusammengesetzte persische Wort Yanki=Dooniah bedeutet Bewohner einer neuen Welt. Herr Bayard in seinem neuen Werke über Nintveh ist deßhalb der Ansicht, daß Yankee=Doodle diesem persischen Worte nachgebildet ist. Gemeinnütziges. Landwirthschaftliches. (Zur Federviebzucht.) Das Pferdefleisch wird jetzt in Frankreich sehr häufig als Geflügelfutter verwendet. Das Fleisch wird hiezu in kleine Streifen geschnitten. Dieses Futter soll ganz besonders auf das Eierlegen Einfluß haben, und zwar nicht nur größere Eier bewirken, sondern auch ein regelmäßiges Legen, das gewöhnlich im Winter schwächer ist oder ganz aufbört, auf das ganze Jahr ausdehnen. In dieser Beziehung äußert also Fleischfutter besonders seinen Einfluß während des Winters, wo sich Geflügel weniger im Freien durch Scharren animalische Nahrung in Form von Würmern 2c., wie es im Sommer möglich ist, verschaffen kann. Gleich gute Wirkung zeigt sich auch bei Mästung von Geflügel, wenn Fleisch in Verbindung mit passendem vegetabilischen Futter gegeben wird, wobei jedoch auch, wie bei den Schweinen, in den letzten Wochen, ehe man das Geflügel zu Markte bringt, mit dem Fleischsutter ganz abgelassen wird und meist nur Körner gegeben werden, um dierdurch dem Geflügelfleisch seineren Geschmack zu verschaffen. Als ein Beispiel der großartigen Verwendung, welche mit diesem Material zur Geflügelzucht gemacht wird, diene das Geschäft des Hrn. de Sora, einige Meilen von Paris gelegen. Es werden darin jährlich ungefähr 100,000 Hühner vorberrschend mit Fleisch ernährt. Den großen Bedarf davon bezieht Hr. de Sora aus den abgängigen Pferden der französischen Hauptstadt, von denen er jährlich mehrere Tausend aufkaufen, und in einer eignen in Paris befindlichen Abdeckerei schlachten läßt. Das Fleisch wird mittelst einer Maschine in kleine Stücke zerhackt, leicht eingesalzen in Tonnen gepackt, und in dieser Form auf den Geflügelhof geschafft, um verwendet zu werden. Bei der Fütterung soll eine kleine Zugabe von seinem schwarzen Pfeffer dem Geflügel sehr zuträglich sein. Dieses Geschäft, das noch vor wenigen Jahren nur 300 Hübner zählte, ist in dieser kurzen Zeit auf diese Größe gestiegen, welcher Erfolg ganz besonders diesem eigenthümlichen, sonst ziemlich verachteten Futtermaterial zuzuschreiden ist. (Mais und Kartoffeln auf ein und derselben Stelle zu zieben.) In Amerika hat man im vorigen Jahre den Versuch gemacht, Mais und Kartoffeln auf ein und derselben Stelle zu ziehen. Es wurden nämlich, wie in den Vereinigten Staaten üblich, Löcher gemacht, diese mit etwas Dung versehen, und in dieselben gleichzeitig Kartoffeln und Maiskörner eingelegt. Die Bearbeitung beider geschah zusammen, wodurch viel Zeit und Kosten erspart wurden. Der Ertrag wird als ausgezeichnet geschildert. Da die Sache leicht zu versuchen ist, so wollen wir unsern Lesern die Mittheilung derselben nicht vorenthalten. Dr. R. (Fundgrube.) Gewerbliches. (Krieg den Schornsteinfegern.) Ein junger Chemiker wird in den nächsten Tagen den Schornsteinfegern den Febdehandschuh hinwerfen, und ihnen mit einer neuen Erfindung einen ewigen Krieg erklären, dir nur mit dem Sturz des letzten Schornsteins enden kann. Er hat nämlich ein Mittel erfunden, das alles und jedes Reinigen der Schornsteine ganz unnöthig macht. Es sind bereits Proben in einzelnen Häusern angestellt worden, die sich durchweg bewährt haben. Es wird nämlich der Mörtel, mit welchem die inneren Wände des Schornsteins ausgeworfen werden, mit zwei anderen Substanzen vermischt, von denen die eine das gewöhnliche Kochsalz ist. Die andere nennt natürlich der Erfinder nicht. (Feuchtigkeit von neuen Mauern und anderen Gegenständen abzuhalten), soll man Nuß= oder Leinöl mit Zusatz von etwas weniger Silberglätte(Bleiglätte) so lange kochen, bis eine Brodkrume darin verkohlt oder aufschwimmt. Damit giebt man der Mauer, die zuvor gehörig von Staub und locker andängendem Schmutze gereinigt sein muß, zwei Anstriche, welche man jedesmal recht trocknen läßt, und man wird den gewünschten Zweck erreicht baden. Hölzerne Gegenstände soll man mit Leinöl einölen, das auf Kohlen ¼ Stunde lang abgekocht. Landwirthe sollten Eggen, Pflüge und andere dem Regen ausgesetzte Gegenstände jährlich einmal damit einölen. Handets- und ökonomische Nachrichten. Amsterdam, 22. August. Am heutigen Getreide=Markte war das weschäft in Weizen ruhig; Roggen wurde 2 fl. böber bezahlt. Rappssaat per November 56½., per April 60 L. Ruböl per October 33⅜ fl., per Mai 34⅞8 fl.; Leinöl per Oktober 33° fl. Stettin, 20. August. Heutiger Landmarkt: Weizen 56 a 61, Roggen 34 a 38, Gerste 30 a 34, Hafer 22 a 24, Erdsen 46 a 54 Thlr.— Rüböl matt, loco 10¼ Thlr. Br., per September bis October 10 1/12 2 10 Thlr. bez., per October bis November 10 1 Thlr. Br., per November bis Dezember 10¼ Thlr. bez. und Br., per April dis Mai 10 7/8 Thlr. bez. — Spiritus wenig verändert, loco ohne Faß 173/8 a 17½ pCt. bez., pr. August und pr. August bis September 17 3/16 a 17½ pCt. bez. und Gld., pr. September bis October 15⅛ Thlr. bez., 15¼ Thlr. Gld., 15½ Thlr. Br., per October bis November 15¼ Thlr. bez. und Gld., per November bis Dezember 15 Thlr. bez., per Frübjahr 15½ Thlr. bez. und Gld. Köln, 22. August. Weizen nach Qualität effectiv per 200 Zollpfd. 5½— 6 ¼ Thlr. Br.,— Gld., per Novbr. 5 11/13 Tdlr. Br.,— bez. 5½ Gd., per März 5 23/30 Thlr. Br.,— bez., 5 5 2/80 Gd., per Mai— Thlr. Br.— Gd. Roggen effect. per 200 Zollpfd. 4 ½— 5/8 Thlr. Br.,— Gld.,— bez., ged.— Thlr. Br.,— Gld., per November 4 1/12 Thlr. Br.,— bez, 4½ Gld, per März 4 7/3 Thlr. Br.,— bez., 4 17/20 Gld., per Mai 4 3/4 Thlr. Br., — bezahlt,— Gid. Gerste, oberländ neue per 200 Zollpfd. 5⅞ Thlr. Br.,— Gld. Hafer, per 200 Zpfd. 5 Thlr. Bu,— Gd., do. alter— Thlr. Br.,— Gld. Rüböl effectiv ein Partieen von 100 Centnern per 100 Pfund Zollgew. mit Faß 12 3/10 Thlr. Br.,— bez., per Oktbr. 12 Thlr. Br., 11 3/10 bez., 12 3/10 Gld, per Mai 1860 12 1/16 Thlr. Br.,— bez., 12 3/10 Geld.— Spiritus 80% in Partieen von 3000 Quart 20 Thir. Br.— Rüböl behauptet. Weizen u. Roggen ziemlich unverändert. Spiritus unverändert.— Am Landmarkt bei einer Zufuhr von 200 Sack matte Stimmung. Durchschnittlich wurde bezahlt: Weizen 5 Thlr. 22½ Sgr., Roggen 4 Thlr. 19 Sgr., Hafer 4 Thlr. 2½ Sgr. Paderdorn, 20. August. Weizen 2 Thlr. 14 Sgr.— Pf. Roggen 2 Thlr. 2 Sgr.— Pf. Gerste— Thlr.— Sgr.— Pf. Hafer 1 Thlr. 7 Sgr.— Pf. Kartoffeln— Thlr. 16 Sgr. Erbsen— Thlr.— Sgr.— Pf. Linsen— Thlr.— Sgr Bohnen— Thlr.— Sgr.— Pf. Butter per Pfd.— Thlr. 5 Sgr. 3 Pf. Heu pr. Ctr.— Thl.— Sg.— Pf. Stroh pr. Schock 5 Thlr. 16 Sgr.— Pf. Brod per 8 Pfd.— Thlr. 7 Sgr.— Pf. Neuß, 23. August. Weizenà 200 Pfd. Zollgewicht 1. Qual. 6 Thlr.— Sgr., 2. Qual. 5 Thlr. 22 Sgr., 3. Qual. 5 Thlr. 14 Sgr. Land=Roggen a 200 Pfd. Zollgewicht 4 Tdlr. 16 Sgr. Wintergerste do. 4 Thlr. 12 Sgr.— Pf. Sommergerste do. 4 Thlr. 12 Sgr.— Pf. Buchweizen do. 4 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Hafer do. 3 Thlr. 28 Sgr.— Pf. Erdsen do. 6 Thlr.— Sgr.— Pf.— Rübsamen per berl. Scheffel 3 Thlr. 11 Sgr.— Pf.— Kartoffeln à 200 Pfd. Zollgewicht-Thlr. 10 Sgr.— Pf.— Heu per Ctr. a 100 Pfd. — Thlr. 24 Sgr.— Pf.— Stroh per 200 Pfd. Zollgewicht 1 Thlr. 5 Sgr.— Pf.— Avcel=Samen 3 Thlr.— Sgr. — Pf.— Rüböl per 100 Pfd. neues Gewicht 12 Thlr.— Sgr.— Pf.— Rübkuchen per 1000 Stück Stampf 30 Thlr. — Sgr.— Pf.— Preßkuchen per 2000 Pfd. neues Gewicht Tolr.— Sgr. Branntwein per Ohm a 123 Quart zu 47 pCt.(ohne Maklergeld) 12 Thlr. 15 Sgr.— Pf.— Gereinigtes Oel 13 Thlr. 20 Sgr.— Pf.— Für Getreide zeigt sich wenig Animo. Bei einer mittelmäßigen Zufuhr wurde Weizen etwas besser bezahlt. Die übrigen Getreidesorten erlitten wenig Aenderung. Rüböl sehr still. „ Börsen- Course der Staatspapiere und Actien. Elberfeld, 22. August. Wechsel=Course: Amsterdam k. S. 142 1/0 Br., 142 Gld., d. 2 M.— Br. 141 7/10 Glo. Paris k. S. 79 7/10 Br., 79 3/10 Gd., d. 2 M. 78 9/10 Geld. Hamburg k. S. 150 5/10 Br., 150 7/10 Gd., d. 2 M. 149 3/10 Gd., d. 3 M.— Gld. Bremen k. S. 108 1/10 Br. 107 3/10 Gd., do. 2 M. 107 Gd.— Frankfurt k. S. 85 1/1. Br., 85 1/10 Gd., d. 2 M. 85 1/10 Br. 85 7/10 Gd. do. 3 M.— Gd. Berlin 14 T.— Br., 99⅝ Gd., do. 2 M. 99½ Geld Leipzig 2 M. 99⅛=Held. London k. S. 6. 20½ Brief, 6. 19¾ Gd., d. 2 M. 6. 18½ Geld.— Geld=Course: Neuethlr. 1. 16. 9. Brabthlr. 1. 16. 5 Franken=Stücke 1. 10. Preuß. Frd'or. 5. 20. Ausl. Pist. 5. 13. 6. Napd'or. 5. 9. Druck und Verlag der Coppenrath'schen Buch= und Kunsthandlung. Herausgeber F. Coppenrath, Münster.