Arris Start für das Münsterland. Gratis=Beilage zum Westfälischen Merkur. No. 65. Sonntag, den 14. August 1859. Unterhaltendes. Aus der geheimen Geschäftswelt Londous. Ein schöner Morgen in der Mitte der Badesaison. Hotel zweiter Klasse in Margate, dem nächsten, populärsten oder vielmehr plebejesten See=Badeorte der Londoner Familien, die in Stand und Kasse den höchsten unter den niederen, oder den niedrigsten unter den höheren Ständen bilden: kleinere GroßKanfleute, größere Kleinhändler oder Shopkeepers, auch wohlhabend gewordene Arbeiter= oder ärmer gewordene reiche Familien, Künstler und Schriftsteller dritter Klasse, Eltern mit zu viel heirathsfähigen Töchtern, anständige Junggesellen, denen es an Damengesellschaft fehlt, und so Summa Summarum eine Art Heirathsbureau am Strande des Meeres. In dem Hotel zweiter Klasse sitzen eine große Menge junger Damen, denen es bisher an der nöthigen Herrenbekanntschaft fehlte, so daß sie Alle noch hoffen und sich über die Schwestern moquiren, die bereits ihren Mann gesunden. An diesem schönen Septembermorgen hatte Laura ihren Mann gefunden: Mr. Thomson. Welche Aufregung, welches Kritisiren, welche Conjecturen unter den getäuschten, sitzengebliebenen Damen! Kaum vor einer Woche waren Mr. Thomson und sein aristokratischer Freund Fortescue angekommen, und schon war Alles vorbei, denn Niemand hatte einen Augenblick geglaubt, daß der aristokratische Freund auch mit Heirathsgedanken umgehe. Die Art von Menschen, zu welcher Fortescue gehörte, war zu sehr bekannt, als daß sich eine Dame auf ihn hätte Hoffnung machen sollen. Diese Zugvögel, die bald hier, bald da herunterkommen, um hier ein Hippchen, dort ein Häppchen aufzupicken, und dann rasch, wie sie gekommen, fortfliegen, diese Kuckucks von einzelnen Herren ohne ein eigenes Nest, sind zu bekannt und kenntlich, als daß Mütter oder Töchter je auf einen solchen fahnden sollten. Aber Mr. Thomson, der geheimnißvolle, simple Mr. Thomson ließ schon am ersten Tage keinen Zweifel mehr übrig, daß es ihm lediglich und ganz geschäftsmäßig um eine Frau zu thun sei. Er war schweigsam, formell und steif, dick und stark, ein Gefangener in seinen Feiertagskleidern, befangen und auf eine etwas ungeschickte Weise vornehmthuend, also ein Kaufmann aus der Citp. Auch hielt man ihn sofort für reich und deßhalb für einen Gentleman, öbgleich manches Gemeine an ihm, namentlich ein unheimisches, nervöses Zwinkern mit den Augen, sehr für das Gegentheil sprach. Wie konnte er unter diesen Umständen so schnell eine Braut finden? und noch dazu eine der schönsten und geistreichsten? Fortescue, der Aristokrat, war der Zauberer. Wenn bei Tische, am Strande, auf Spaziergängen ein Lord oder Bischof oder Millionär genannt ward, pflegte er zu bemerken:„Ich kenne ihn nicht, aber mein Freund Thomsen hat seine Bekanntschaft gemacht, glaub' ich,“ ohne dabei den Freund Thomson, dicht neben ihm, zu fragen. Zuweilen spielte er auch auf Freund Thomson's Privatresidenz, dessen Besitzungen und Kunstschätze an, ohne sich auf bestimmte Angaben einzulassen. Bemerkte man auf Spaziergängen eine seltene Blume, warf der Aristokrat Fortescue wie bei Seite die Frage hin:„Thomson, Sie haben ja wohl ein Dutzend Varietäten davon in Ihrem Gewächshause?“ ohne daß Thomson deutlich antwortete. So wurde Thomson, der dicke, gemeine, steife Thomson, berühmt gemacht und zu einer beneidenswerthen Partie erheben. Die Damen und„zahlreichen Familienväter“ vollende#ten, was noch fehlte, ganz nach dem üblichen System günstiger Vorurtheile. Seine Steifheit war Würde, seine Unbeholfenheit Bescheidenheit, seine Schweigsamkeit vornehme Zurückhaltung, sein Augenzwinkern versteckter Witz und Humor. Zwar blieben noch manche bedeutende Zweifel und Mysterien, aber das erhöhte den Reiz nur. Aus den halden Andeutungen und geheimnißvollen Anspielungen des Aristokraten Fortescue reimten sich scharssinnige Tanten und Mütter folgende Schlüsfe zusammen: Thomson hat ein Engros=Geschäft in der City, eine Villa, eine Residenz mit Garten, Treibhaus, Weinkeller u. s. w. in einer reichen, heitern Vorstadt, wie jeder City=Kaufmann, als solcher 800 bis 1000 Pfund jährliches Einkommen, wenn nicht mehr, und ist Willens, sich hier eine Lebensgefährtin zu wählen.— Niemand hatte je eine bestimmte Versicherung für diese ermittelten Thatsachen vernommen, aber die Badegesellschaft war darüber einig. Zweifel galt für Verleumdung. Die seltsamen Winke und Andeutungen des Aristokraten Fortescue waren zu festen Mauern der Ueberzeugung geworden. Mr. Thomson hatte von nun an bloß noch die Wahl. Die jungen Damen waren immer in seiner Nähe, und die älteren in schrecklicher Nähe der Dreißig(darunter und darüber) drängten sich nicht selten einander thatsächlich zurück, um Mr. Thomson's Rath und Entscheidung über wichtige Tagesfragen einzuholen. Der Kampf wüthete mehrere Tage zweifelhaft, bis er endlich plötzlich entschieden und entschlossen war. Laura Crompton, die beste Sängerin und schönste Sirene der Badegesellschaft, eine der fünf Töchter eines simplen Mr. Crompton, war eines Morgens plötzlich seine Braut. Niemand wußte, wie's gekommen war, Niemand erfuhr es, da Mr. Crompton mit Familie und Schwiegersohn schon am Tage nach der Verlobung abreiste. Auch der Aristokrat Fortescue war verschwunden. Genaue Nachfragen der Zurückbleibenden ergaben, daß die Hochzeit schon nach vierzehn Tagen gefeiert werden sollte. Liebe aus Badeorten ist Treibhauspflanze, nicht stark genug, lange Wind und Wetter im Freien zu ertragen. Und so kniete das Liebespaar an einem trüben Oktobermorgen vor dem Altare einer Kirche, um sich durch das unlösliche Band der Ehe an einander zu fesseln,„bis der Tod sie scheide.“ Diese Zwei, mühsam sich überredend, daß sie nun Eins seien, fuhren, beneidet von ledigen Dienstmädchen und alten Jungfern, umjubelt von Neugierigen und im Gefolge der Familie Crompton und ihrer Angehörigen, aus der Kirche zum Hochzeitsschmause, wo Mr. Thompson in feurigen Reden gepriesen und das von Gott vereinte Paar mit Glückwünschen überschüttet ward. Es folgte die übliche englische„Honigmondreise“, die aber der eifrige City=Kaufmann auf vierzehn Tage abkürzte, weil er nicht länger im Geschäft entbehrlich sei. Der noch übrige Honig mußte in der Villa des reichen Kaufmannes, draußen im Westen von London, Kensington, genossen werden. Die Villa war reizend mit ihren neuen Meubles und Ornamenten und Ziergärtchen rings herum. Die junge Frau hielt sich für glücklich. Es fehlte ihr an Nichts. Der Mann ging, wie jeder große Geschäftsmann Londons, um zehn Uhr in's Geschäft, kam gegen sechs Uhr wieder, aß und trank gut, wurde immer liebenswürdiger und mittheilender und spielte den generösen Wirth gegen alle ihre Verwandten. Aber wo blieben die Seinigen? Der zärtliche Gatte wußte Fragen nach seinen Angehörigen und seinen Geschäftsangelegenheiten stets auf geschickte und liebenswürdige Weise auszuweichen. Dieß spannte freilich ihre Neugierde um so höher. Außerdem fühlte sie mit der Zeit ein Recht, in diese Geheimnisse eingeweiht zu werden. Sie war öfter in Verlegenheit gekommen, wenn sie nach den persönlichen und Geschäftsverhältnissen ihres leiblichen Gatten gefragt worden. Nach drei Monaten konnte sie diese Ungewißheit nicht mehr ertragen. Sie beschloß, selber Forschungen anzustellen, um zunächst wenigstens zu ermittelu, wo und welcher Art das Geschäft ihres Mannes sei. Als sie eines Morgens von ihm für den Tag heiter Abschied genommen, hüllte sie sich, sobald er die Thüre geschlossen, und gegangen, in einen dicken Shawl und Schleier und folgte ihm so, daß sie fern genug blieb und ihn doch stets in den Augen behielt. In Piccadilly und besonders am Strand wurde das Gedränge von Menschen und Wagen so arg, daß sie öfter in Gefahr kam, seine Spur zu verlieren. Aber sie hielt ihn fest. Nur als er im Strand die merkwürdigsten Manöver begann, bald stehen blieb, bald vorwärts schoß, bald scheu um sich sah, durch Wagengedränge auf die andere Seite flüchtete, dann wieder herüber u. s.., wurde es ihr peinlich Angst um's Herz, theils vor Entdeckung ihres Planes, theils vor dem Geschäft ihres Mannes. Ein dunkles, aber sicheres Gefühl sagte ihr, daß ihr Mann kein respektables Geschäft treiben könne. Endlich schoß er rasch in eine der engen, zum Theil verrufenen Nebenstraßen, die vom Strande nach der Themse und in die„Adelphi=Bogen“ hinunter führen, und verschwand mit einem unheimlichen Sprunge durch die offene Thüre eines kleinen, schmutzigen Hauses, die sich plötzlich hinter ihm schloß, wie in einem Intriguen= Lustspiel auf dem Theater. Laura, heiß und aufgeregt von physischer und moralischer Bewegung, von Neugier und Angst, daß sie in ihrer demüthigen Situation entdeckt werden könnte, fühlte in ihren zitternden Knieen und Pulsen eine Anwandlung von Ohnmacht. Sie hielt sich an einer Säule fest und stand da in dumpfer gietes, unschlüssig, beinahe unbewußt, bis nach einer Tulmsunde die Thüre sich wieder öffnete und drei Figuren langsam und feierlich heraustraten. In dem Einen erkannte sie sofort, obwohl in Lumpen, den Aristokraten Fortescue wieder. Den Zweiten hatte sie nie gesehen. Diese Zwei führten und trugen in der Mitte einen elenden blinden und lahmen Bettler in Lumpen. Die Arme hingen ihm wie abgestorben herunter. Die Beine waren in dicke Lumpen gewickelt und schleppten sich jämmerlich unter dem Körper hin. Sein blasses Gesicht war entstellt, die blinden Augen zwinkerten jämmerlich in die Luft, um einen Strahl Lichtes zu erhaschen. Die blinden Augen zwinkerten— Laura schnappte nach Athem, ihr Hirn schien sich zu drehen. Sie wandte sich mit einem Schrei ab und schloß die Augen. Die zwinkernden Augen des blinden und lahmen Bettlers ließen keine Spur von Zweifel mehr zu. Diese Gewohnheit, Blindheit zu heucheln, war zu individuell und eigenthümlich. Mr. Thomson's Geschäft gehörte zu den in London sehr mannichfaltigen: durch täuschend erkünstelte, auffallende Schrecken und Mitleiden erregende Gebrechen Geld zu machen. Mr. Thomson war ein berühmter Kunst=Bettler. „Meiner Tochter Heirathsgut.“ Die vorstehenden Worte sind der Name einer der seltensten Tulpen, welche erst im Jahre 1817 durch Herrn Vilmorin den Aeltern in Frankreich eingeführt worden ist und noch jetzt ihren ausgezeichneten Rang unter dieser Blumengattung behauptet. Wie sie diesen eigenthümlichen Namen erhalten haben soll, gibt ihr vielleicht ein noch erhöhteres Interesse. Wir lassen die Sage folgen, wie sie uns mitgerheilt wurde. Herr Deckers, ein ehemaliger Fischhändler in Harlem, lebte, seitdem er dieses Geschäft, das ihm Millionen erworben, aufgegeben und nur noch ein ausgedehntes Engros=Geschäft beibehalten hatte, in einer Villa in der Umgebung jener Stadt, überließ seinem Sohne Willem die Geschäfte und erfreute sich eines angenehmen Nichtsthuns, bei dem er nichtsdestoweniger sich mancherlei Spekulationen hingab. Besonders beherrschten ihn zwei Leidenschaften, von denen die eine immer der andern den Rang abzulaufen suchte. Er liebte die Tulpenzucht und hatte es durch Eifer, rechtzeitigen Geldaufwand und hingebende Pflege dahin gebracht, daß sein Tulpenflor zu den besten Hollands, ja vielleicht sogar Europa's gehörte; wenigstens sparte er keine Kosten, so oft er irgendwo eine ausgezeichnete Zwiebel sah oder von ihr hörte, sie in seinen Besitz zu bringen. Seine andere Leidenschaft bestand darin, immer mehr Geld auzuhäufen. Eben hatte er in dieser Hinsicht, wie er meinte, einen bedeutenden Triumph errungen; denn der reiche Banquier Van Selkirk hatte eingewilligt, seine einzige Tochter und Erbin seines kolossalen Vermögens mit dem einzigen Sohne und Erben Deckers zu vermählen. Der junge Mynheer Deckers schien freilich nicht besonders erbaut von dieser wichtigen Kunde und hatte dis jetzt noch nicht einmal Neugier genug, seine künftige Gattin zu sehen; der ältere Mynheer schien keine Ruhe zu haben, bis das wichtige Geschäft fest abgeschlossen sei und hatte sich daher eben in festlichem Aufzuge von seinen Lieblingsruderern von der Villa in die Stadt rudern lassen, um bei dem Banquier zum Abschluß zu gelangen. Eben hatte er seine festlich geschmückte Gondel verlassen und schritt mit ernster Würde über den Marktplatz der Wohnung des Mynheer Van Selkirk zu, als er plötzlich vor einem kleinen, altmodisch gebauten Häuschen stehen blieb und wie verzückt auf ein Fenster im Erdgeschoß blickte. In dem Häuschen wohnte, wie das Schild über der Thür meldete, der Schuhmacher Peter Schwarz; auf dem Sims seines Fensters aber stand in einem Topfe von feinem japanischen Vorzellan eine Blume von einer Farbenpracht und Eigenthümlichkeit der Zeichnung, wie sie Mynheer Deckers noch nie gesehen zu haben sich erinnerte. Nachdem er seine Blicke an der Schönheit der Blume lange genug geweidet hatte und dem Verlangen nicht mehr widerstehen konnte, diese Seltenheit in seinen Besitz zu bringen, trat er in den Schuhmacherladen und begann sofort den Handel, indem er den Mann aufforderte, jeden beliebigen Preis zu nennen, er werde ihn bezahlen; aber haben müsse er die Tulpe.„Wißt Mynheer Deckers?“ fragte behend der Schuhmacher, — „das thut mir leid! Die Blume ist mir um Geld nicht feil.“ Vergeblich bot der Blumenliebhaber 10., 20, 30, ja 50000 Gulden; Peter Schwarz schüttelte lachend den Kopf und wiederholte einfach seinen ersten Ausspruch. Endlich aber wurde er ernst und begann in langsamem gemessenen Tone:„Einen Preis hat die Blume doch, Mynheer, und wenn Euch gar so viel daran liegt, so werdet Ihr ihn nicht zu hoch finden.“ Glühend vor Verlangen begehrte Mynheer Deckers den Preis zu hören; aber Peter legte den Finger auf den Mund und winkte ihm, schweigend ihm zu folgen. Verwundert sah Deckers, wie er leise eine Thür öffnete, ebenso vorsichtig einen kostbaren Vorhang bei Seite schob und ihn nun in ein Zimmer blicken ließ, das mit allem Luxus jener Zeit ausgestattet war. Am Fenster saß aber die Perle des Gemachs ein junges Mädchen von wunderbarer Schönheit, welche nähend und offenbar ihren Gedanken Audienz gebend, die Lauschenden nicht bemerkte. Deckers wollte vor Entzücken aufschreien, aber der Schuhmacher ließ den Vorhang fallen, zog ihn von der Thür zurück und verschloß diese sorgfältig wieder. Erst dann warf er einen fragenden Blick auf seinen Besucher und sagte: „Mynheer Deckers, Ihr seht meine einzige Tochter, die ich wie meinen Augapfel hüte. Sie ist schön und gut und unterrichtet und darf sich einer Verbindung mit Eurem Sohn nicht schämen. Macht das Kind zu Eurer Schwiegertochter, und die Tulpe, die Ihr um jeden Preis erwerben wollt, ist Euer. Das ist mein Preis, einen anderen habe ich nicht.“ Vergeblich bestürmte Deckers mit Bitten und lockenden Geboten, denn der genannte Preis schien ihm denn doch zu hoch. Peter hatte sich an seine Arbeit gesetzt, hämmerte gewaltig auf seine Stiefeln los und schien gar kein Ohr für die Worte des reichen Mannes zu haben. Deckers rannte endlich wüthend von dannen, und ohne zu Van Selkirk gekommen zu sein, ließ er sich wieder nach seiner Villa hinausrudern. Hier schritt inzwischen der junge Willem Deckers langsam durch die gefüllten Speicher, gab seine Befehle seinen zahlreichen Dienern, ließ Waaren packen und laden und nahm neue Waaren in Empfäng ohne von der schwierigen Lage eine Ahnung zu haben, in die so eben sein Vater gerathen war. Dieser sah sich durch den Antrag des Schuhmachers entehrt, schwor ihm Rache und konnte doch die seltene Tulpe nicht aus dem Gedächtniß bringen. Als Willem von der Ankunft seines Vaters in der Villa hörte, eilte er ihm entgegen und begrüßte ihn mit heiterm Herzen, bemerkte aber bald die veränderte Stimmung des alten Mannes und fragte besorgt, ob ihm etwas Unangenehmes beSenior konnte lange nicht den richtigen Ausdruck für seine Stimmung finden; endlich aber brach er los und fragte:„Mein Sohn, legst Du großes Gewicht auf die Verbindung mit Van Selkirk'?“—„Ich, Vater?“ lautete die Gegenfrage,„ich sah das Mädchen ja noch gar nicht.“ Parte vorschliaetrid, ewder, wenn i65 Dir eine andere gurmrerschiagt:—„Nichts in der Welt, aber lassen wir das für eine spätere Zeit. Es drängt ja nicht.“—„Nein, wenn Du Dich meinem Willen fügen willst, so kleide Dich sofort anständig, denn es ist Gefahr im Verzuge. Wir müssen uns sogleich aufmachen.“ Der gehorsame Sohn fügte sich dem Willen des Vaters, Sick bosen getrgen n g e l r a g h a t t e. V a t e r u n d S o h n m a c h t e n s i c h und das schöne Töchterchen Deters ebenfalls Gefallen an einander fanden, so war Mynheer Deckers im Besitz seiner seltenen Tulve. Er wollte ihr freilich den Namen:„Corbeille de mariage“ geben, aber die Menge taufte sie„La dot de ma fille“ und diesen Namen hat sie bis in die neueste Zeit behalten. Miszellen. (Amerikanische Luftschiffer.) In St. Louis in Missouri hatten drei Luftschiffer den Plan gefaßt, in einem riesengroßen Luftballe die sechehundert Stunden weite Fahrt nuch New= Jork zu machen, und am 83. Jahrestage der Unabhängigkeit eine zweite Fahrt zu unternehmen. Diese drei Gager und Lamontain, welchen sich noch ein Beerretzer iger Zeitung angeschlosen hatte, untiernahnen „ udr vber.“ Wastäck. Am 1. Juli war wpischen 6 und . uhr urtnos der Luftball, welcher 60 Fuß im Durchmesser hält und anderthalbhundert Fuß hoch ist, gefüll und stieg em###. Wise will durch öftere Versuche ermittelt haben, daß in unserem Lande zwischen dem 25. und 45. Breitengrade von den Felsengebirgen bis zum atlantischen Ocean in der Höhe von 4000 bis 8000 Fuß eine Luftströmung von Westen nach Osten ziehe, und darauf war sein Plan berechnet. An den Luftball war als Gondel ein fünfthalb Fuß breites und sechszehn Fuß langes Boot gehängt, das im Wasser gerudert werden kann und als Ballonzimmer diente. Die Reise begann bei heiterem Wetter, der Ball fuhr über die Staaten Illinois, Indiana und Ohio dahin, und nach zehnstündiger Fahrt schwebte er über Sandusky am Erie=See so niedrig, daß man den mit großen Buchstaben geschriebenen Namen Atlantic, denn so heißt er, deutlich erkannte. Nach 2 Stunden berührte er bei, Fairport beinahe das Wasser, schwebte über das westAche Prausylvanien, nach Buffalo in New=York und war um Mittag gerade über den Wasserfällen des Niagara; dann flog er nach Canada hinüber, trieb zurück über den Ontariosee, wurde aber in der Nähe von Oswego von einem Wirbelwinde gepackt, nach unten geworfen, durch Wälder geschleift, und Sackete Harbour Jaun duitige beil Wbans uunret Bernische w. gen. Er hat alse 1100 Mlles(.%, deutsche Mille) in 19 Stunden zurückgelegt und die weiteste Luftreise gemacht, die je gewagt wurde. Wise's Annahme von der Strömung nach Osten ist also in diesem Falle bestätigt worden, nur nahm sie eine mehr nordwestliche Richtung als er vermeint hatte; mit einem Ballon, der sich eine Richtung geben ließ, wäre er ohne Zweifel hier in New=York angekommen. Er will den Ballon ausbessern und eine Fahrt nach Europa machen.(Die Angabe, daß eine solche bereits angetreten sei, war verfrüht). Eine Amerikanerin, die in Deutschland gereist ist und ggrüber ein Buch geschrieben hat, gibt darin unter anderen ##en folgende:„Die Frauen, welche in Deutschland mit Ee handela, sind ausgediente Ballettänzerinnen und behalten die Tracht ihres Standes bei. Der einzige Unterschied ist, daß sie, anstatt der seidenen Schuhe und Strümpfe ihrer besseren Tage, nunmehr gar keine tragen.“(Der amerikanische Blaustrumpf scheint einma! Obst gekauft zu haben in einer Gegend, wo ein etwas kurzer Rock Volkstracht ist.) Lückenbüßer. Frau v..:„Erlauben Sie mir, Herr Doktor, wie können Sie den kleinen Augenblick, den ich gestern wegen der Erbschaft auf der Straße mit Ihnen verplauderte, in der Rechnung so hoch anschlagen?“ Rechtsanwalt:„Weil ich weiß, gnädige Frau, daß man einen Augenblick, den man mit einer schönen Frau zubringt, nie zu hoch anschlagen kann.“ Freieste am Neuschen?) Auf jeden Fall die Haare; denn wenn auch der ganze Mensch hinter Schloß und Riegel im Gefängniß sitzt, so können die Haare doch ausgehen. Gemeinnütziges. Landwirthschaftliches. (Mengesaaten). Es ist eine alte Erfahrung, daß Mengesaaten höhere Erträge liefern und findet man in verschiedenen Gegenden auch die verschiedensten Gemenge, wie sie den Umständen nach am vortheilhaftesten sind, so z. B. Sommerroggen und Hafer, Kichern und Sommerroggen, Gerste und Hafer, weiße Wicken und Gerste, Roggen und Weizen, Erbsen und Roggen und die buntesten Gemische von Cerealien und Leguminosen 2c. Die gewonnenen Mengesaaten sind fast einzig und allein als Futter verwendbar und eignen sich, weil die Früchte nicht gesondert sind, zum Verkauf nur in seltenen Fällen. In Bezug auf die Sonderung von Gerste und Hafer sind sehr gelungene Versuche gemacht worden, so daß man reine Gerste zum Verkauf und Hafer mit leichterer Gerste zum Futter erhält. Man benutzt dazu eine kleine Handwursschaufel, die jedoch nur so groß sein darf, daß eine gute Hand voll hineingeht. Der Arbeiter setzt sich auf den umgekehrten Scheffel vor den zu sondernden Getreidehaufen, und wirft mit der rechten Hand das Getreide kräftig in einen großen Bogen um sich Die Gerste sondert sich hierbei von dem Hafer, indem sie zunächst fällt, der Hafer aber hinter ihr zu liegen kommt. Sind etwa Wicken, Erbsen und Bohnen auch dazwischen, so werden diese weit über das hingeworfene Getreide fortfliegen, und auf diese Weise auch aus der Gerste entfernt werden. Bei der Abnahme des Hafers theile man den reinen Hafer von dem noch gemengten und werfe letzteren noch einmal. Diese Methode hat sich nach Mittheilungen eines tüchtigen Landmannes als die beste bewährt und wird auch die billigste sein, da ein Mann in einem Tage mindestens 25 Scheffel fertig machen kann. Von 800 Scheffeln solchen Mengekornes hat derselbe 400 Scheffel reine Gerste gesondert, welche beim Verkaufe keinen Tadel veranlaßte, sondern sehr Gewerbliches. (Selbstwirkender Backofen). In Newyork ist seit einiger Zeit ein Backofen im Gebrauch, in den der Teig durch eine Thür in den gebeitzten Raum und durch denselben geschoben wird, um als gutgebackenes Brod aus der anderen Thüre herauszukommen. Der Ofen hat zwei Etagen, und in jeder befinden sich zwei Eingangsthüren; er mißt 32“ Höhe bei 18“ Länge. Unter diesem Bau befindet sich der zum Backen des Brodes dienende Ofen, von welchem die Wärme vermittelst irdener Röhren durch seine Umsassung geführt wird. Der Ofen ist so gebaut, daß die Hitze regulirt und stets auf demselben Grad erhalten werden kann, und zwar durch ein authomatisches Register, das an ein Stück Metall befestigt ist, welches den Apparat, je nachdem es sich zusammenzieht oder ausdehnt, öffnet oder schließt. Zur Bewegung des Teiges in dem Ofen ist innerhalb desselben eine Kette odne Ende angebracht, welche 32 horizontele Platten mit Behältern trägt, von welchen letzteren jedes 60 Laib Brod enthält. Die Geschwindigkeit der Kette ist der Art berechnet, daß ein einziger Umgang zum Backen des Brodes genügt. Bei jeder Umdrebung der Kette werden daher auf einmal und gleichzeitig 1920 Brode von 4 bis 5 Pfund gebacken. (Eine Moustre=Feuerspritze). In Philadelphia hat man eine Feuerspritze konstruirt, die nicht nur mittelst der Dampfkraft arbeitet(solche Dampf=Feuerspritzen sind jetzt schon in den meisten größern Städten in Gebrauch und bewähren sich vortrefflich), sondern auch durch diese Kraft auf gewödnlichen Straßen fortbewegt wird. Sie legte den 20 englische Meilen langen Weg von Bristol nach Philadelphia auf einer ordinären Chausse in 2 Stunden zurück. Die höchste Geschwindigkeit, die sie an ebenen Stellen erreichte, war 18 englische Meilen per Stunde, während sie mehrere ansehnliche Steigungen mit einer Geschwindigkeit von 10 englischen Meilen in der Stunde zurücklegte. Die ganze Maschine wiegt 90 Centner(à. 100 englische Pfund) und ihr Betriebsmaterial nebst Personal noch 30 Centner. (Wohlfeiles Bronziren.) Wenn man die Gegenstände mit einer Mischung gleicher Theile Quecksilber, Zinn und Wismutd abreibt, und sie dann mit einem Firniß überzieht, erscheineu sie dronzirt. Handels- und ökonomische Nachrichten. Amsterdam, 10. August. Weizen behauptet, 160pfd. jähr. Oberländ. fl. 275—280, 132pfd. do. fl. 175. Roggen still, 1 19pfd. Archangel fl. 174, 116pfd. Petersb. fl. 168. Rappssaat niedriger, effect. 56, per October 57½, per Avril 61 L. Rüböl niedriger, eff. fl. 33¾, per October fl. 34—33¾, per Mai fl. 35½. Leinöl eff. fl. 32½, per Herbst fl. 32¾. Stettin, 10. August. Heutiger Landmarkt: Weizen 62 a 65, Roggen 39 a 42, Gerste 32 a 33, Hafer 23 a 25, Erbsen 50 a 58 Thlr.— Rüböl unverändert, loco 10½ Thlr. Br., pr. August 10½ Thlr. bez., per September bis October 103 Thlr. Br., 10½ Thlr. Gld., per October—November 10¾ Thlr. Br., per November bis Dezember 10¾ Thlr. Br., per April bis Mai 11 ⅛ Thlr. Gld.— Spiritus behauptet, loco ohne Faß 17¾ pCt. bez., pr. August bis September 17⅞/8 pCt. Gld., 17¾ pCt. Br., pr. September bis October 15 a 15¼2 Thlr. bez., 15 Thlr. Gld., 15½ Thlr. Br., per October bis November 15 Thlr. bez. und Gld., per Frühjahr 16 Thlr. Br., 15⅞ Thlr. bezahlt. Magdeburg, 10. August. Weizen 56 a 60 Thlr., Roggen 43 a 46 Thlr., Gerste 36 a 39 Thlr., Hafer 26 a 30 Thlr.— Kartoffel=Spiritus ohne Geschäft. Köln, 11. August. Rüböl, Weizen, Roggen und Spiritus behauptet.— Am Landmarkt bei einer Zufuhr von 100 Sack matte Stimmung. Durchschnitllich wurde bezahlt: Weizen 5 Thlr. 23 Sgr., Roggen 4 Thlr. 22 Sgr., Hafer 4 Thlr. 25 Sgr., Aveel 8.—8 7/12 Thlr. Neuß, 12. August. Weizenà 200 Pfd. Zollgewicht 1. Qual. 6 Thlr. 3 Sgr., 2. Qual. 5 Thlr. 28 Sgr., 3. Qual. 5 Thlr. 23 Sgr. Land=Roggen a 200 Pfd. Zollgewicht 4 Thlr. 23 Sgr. Wintergerste do. 4 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Sommergerste do. 4 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Buchweizen do. 4 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Hafer do. 4 Thlr. 6 Sgr.— Pf. Erbsen do. 6 Thlr.— Sgr.— Pf.— Rübsamen per berl. Scheffel 3 Thlr. 12 Sgr.— Pf.— Kartoffeln à 200 Pfd. Zollgewicht 1 Thlr. 10 Sgr.— Pf.— Heu per Ctr. a 100 Pfd. — Thli. 24 Sgr.— Pf.— Stroh per 200 Pfd. Zollgewicht 1 Thlr. 6 Sgr.— Pf.— Aveel=Samen 3 Thlr. 1 Sgr. — Pf.— Rüböl per 100 Pfd. neues Gewicht 12 Thlr. 3 Sgr.— Pf.— Rübkuchen per 1000 Stück Stampf 30 Thlr. — Sgr.— Pf.— Preßkuchen per 2000 Pfd. neues Gewicht 27 Thlr.— Sgr. Branntwein per Ohm a 123 Quart zu 47 pCt.(ohne Maklergeld) 13 Thlr.— Sgr.— Pf.— Gereinigtes Oel 12 Thlr. 18 Sgr.— Pf.— An den vorbergehenden Markttagen hatten wir jedesmal eine Zufuhr an Getreide und Samen von ca. 1000 Sack; heute war dieselbe ebenfalls ca. 700 Sack. Es zeigten sich willige Käufer und wurde der Markt zu wenig veränderten Preisen rasch geräumt. Weizen etwas niedriger. Roggen unverändert. Gerste und Buchweizen einige Silbergr. besser. Hafer flau und wesentlich niedriger. Rüböl ¼4 Thlr. billiger. Börsen-Course der Staatspapiere und Actien. Berlin, 12. August. Preuß. Freiw. Anl. 4½ pCt.— Br., 98¾ Gd. Staats= Anleihe v. 1850, 1852, 1854, 1855, 1857 4½ pCt. 99 Br., 98½ Gd., do. v. 1856 4½ pCt 99 Br., 98½ Gd., do. v. 1853 4 pCt. 92½ Br., 92 Gd. Staats=Schuldscheine 3½ pCt. 84 Br., 83½ Gd. Prämien=Anl. v. 1855 a 100 Thlr. 3½ pCt. 116½ Br., 115½ Geld. Berlin. Stadt=Obligat. 4½ pCt.— Vr., 98¼ Gld., do. 3½ pCt.— Br., 81¾ Gld. Rentenbriefe: Rhein= und Westf. 4 pCt. 92½ Br., 92 Gd. Preut. Bank=Antö.=Sch. 4½ pCt. 135½ Br., 134½ Gld. Friedrichs'or 13 7/12 Br., 13 1/12 Geld. Andere Goldmünzen 5 Thl. 109 Br.,— Gd.— Eisenbahn=Actien. Münster Hammer 4 pCt.— Br,— Gld.— Köln= Mindener 3½ pCt. 131 Br, 130 Gld., do. Prior.=Act. 4½ pCt.— Br., 97¼ Geld. Bergisch=Märkische 78½ Br.,— Geld. Aach.=Düsseld. 3½ pCt.— Br.,— Gld. Rheinische 83¾ Br., 82¾ Gd. Wechsel=Course: Amsterdam Kurz 142 Br., 141 3/8 Gld., 2 M. 141 3/8 Br., 141½ Gd. Hamburg, Kurz 150½ Br., 150¼ Gld., 2 Mt. 150¼ Br., 150 Gld.— London, 3 Mt.— Br., 6 18 3/8 Gld. Paris 2 Mt. 79 Br., 78 5/8 Gld.— Wien 8 T. 84 3/8 Br., 84⅛/ Gld. Leipzig 8 Tage 99⅞ Br., 99½ Gld. Frankfurt 2 Mt.— Br., 56 24 Gld.— Petersburg 3 Wochen— Br., 97 5/8 Gld.— Die Börse war äußerst geschäftsstill und matter; Eisenbahnen blieben wieder offerirt, Bank= und Kredit= Actien still; Fonds waren in sehr schwachem Verkehr, preußische ziemlich fest. Druck und Verlag der Coppenrath'schen Buch= und Kunsthandlung. Herausgeber F. Coppenrath, Münster.