Arris Slart für das Münsterland. Gratis=Beilage zum Westfälischen Merkur. No. 39. Sonntag, K Unterhaltendes. An Oesterreichs Heer! (Aus der Militär=Zeitung.) Heil Dir! Heil Oestreichs Doppelaar! Entfalte Deine Schwingen! Voraus der tapfern Kriegerschaar! Gott segne das Gelingen. Ihr kämpft für unser gutes Recht, Für Oestreichs Macht und Ehre; Der Feinde Kampf ist falsch und schlecht; Sie kämpfen für Chimäre. Der Sarden Niederträchtigkeit Nimmt Oestreich nimmer Wunder; Wir kennen sie seit langer Zeit Sammt ihrem Trug und Plunder. Erkämpft war kaum Novaras Sieg, So kam in Eure Mitte Der König, schwer bedroht vom Krieg, Mit heißer Friedensbitte. Ihr schontet seinen morschen Thron Im Stürzen mehr als Wanken; Er kömmt jetzt mit Napoleon, Um Euch dafür zu danken. Dem Schuld'gen ist das Glück nicht bold; Er trau' nicht falschen Göttern! Bald bört er wie der Donner grolt, Den Frevler zu zerschmettern. Verleihe Herr dem Rechte Macht! Beschirme Oestreichs Krieger! Beschirme sie in blut'ger Schlacht! Und führ' sie heim als Sieger. O gebe unserm Vaterland, Dem Kaiser Deinen Segen, Zum Besten führe Deine Hand, Ihn stets auf allen Wegen. Heil idm! Heil Oestreichs Doppegar! Entfalte deine Schwingen, Voraus der tapfern Kriegerschaar, Es wird und muß gelingen. Alphons. Erzählung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. (Fortsetzung.) Ohne weiteres Abenteuer und ohne einen Unfall kam Alphons nach Paris, und traf seinen Vetter und Pathen Binot nicht nur glücklich am Leben, sondern auch immer noch den 15. Mai 1859. in der einflußreichen Stellung eines Kammerdieners, des Cardinal Richelien, des damals allmächtigen Ministers Ludwigs XIII. an. Er fand eine freundliche, wahrhaft herzliche Aufnahme bei demselben; als er jedoch schon am folgenden Tage — da keine Zeit zu verlieren war— mit seinem Anliegen herausrückte, zeigte es sich, daß Binot gerne geholfen hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Der gute Mann war, obgleich ein Fünfziger, doch immer noch ein Junggeselle, und hatte nie daran gedacht, Etwas von seinen Einkänften für einen Rothfall zurückzulegen, und der Cardinal duldete nicht, daß seine Leute Schulden machten, er hätte sonst vielleicht so viel Geld aufgenommen, als seinem Pathen noch fehlte; er würde dabei seinen Dienst auf das Spiel gesetzt haben. Er bedauerte seinen Verwandten höchlich, doch benahm er Alphons nicht alle Hoffnung. „Ich muß einmal Seiner Eminenz, meinem gnädigsten Herrn die Sache vortragen,“ sagte er.„Derselbe ist mir vorzugsweise sehr gewogen, weil ich mich selten, höchst selten, für Jemanden bei ihm verwende. Geld wird er natürlich keines geben, vielleicht weiß er aber doch Hülfe und Rath, denn obschon er nicht viel Hähne in dem Munde hat, so hat er doch schon viel härtere Nüsse aufgebissen. Ich muß nur eine Stunde abwarten, in welcher er gut gelaunt ist.“ Alphons hatte dem Better auch sein kleines Abenteuer in dem Walde bei Poitiers erzählt, was demselben viel Vergnügen gewährte. Dieser baute darauf einen Plau, von dem er seinem Gaste vorläufig noch nichts sagte, weil er noch nicht wußte, ob er die Genehmigung des Cardinals dazu erhalten würde, ohne welche er nicht ausführbar war. Schon nach einigen Tagen war ihm das Glück zu diesem Vorhaben besonders gewogen. Der Cardinal war am Abend als er sich auskleiden ließ, ungewöhnlich gesprächig, und hatte seinen Kammerdiener allerlei zu fragen. Endlich sagte er als Jener fast immer nur einsilbige Antworten gab: „Was soll das sein, Binot? Du bist heute so kalt und steif und ceremoniös— bin ich vielleicht in Ungnade bei Dir gesallen!“ „O nein, gnädigster Gebieter,“ antwortete Joner:„Sie machen Ihren getreuesten und unterthänigsten Diener glücklich, indem Sie Sich herablassen, mit ihm zu scherzen.“ „Nun,“ unterbrach ihn der Cardinal:„welche Ursache hast Du da, ein so ernstes oder gar trauriges Gesicht zu machen? Du weißt Binot, daß mir das zuwider ist.“ „Ich bitte deßhalb unterthänigst um Entschuldigung mein gnädigster Herr,“ wendete der Kammerdiener ein:„ich fühle, daß Euer Eminenz Recht haben, nur zu Recht, und ich fühle eben so mein großes Unrecht;— es war aber dieses nur vorübergehend, und hat jetzt schon sein Ende erreicht. Es ist nichts daran Schuld als eine einfältige Familiengeschichte. Mein Pathe und Vetter Alphons Mathieux aus der Provinz hat mich aufgesucht, und mich um Hülfe angesprochen;— er hat wir seine merkwürdige Geschichte erzählt, und das Unglück das ihn und seine Familie verfolgt, geht mir natürlich sehr nahe, und hat mich so trübe gestimmt.“ „Was ist das für eine Geschichte?“ fragte der Cardinal: „die will ich wissen.“ „Ich hatte noch nie ein Geheimniß vor meinem gnädigsten Herrn, und würde auch diese Geschichte gerne erzählen, wenn ich nicht befürchten müßte, Sie würden sich langweilen.“ Indem der Kammerdiener in dieser Weise auszuweichen suchte, wurde die Neugierde des Cardinals erregt, was Jener gerade damit beabsichtigte. Auf wiederholten Befehl erzählte er ihm sofort die Ursache des Besuches seines Pathen. „Ja, da wirst Du freilich nicht helfen können,“ sagte nun der Cardinal, als Binot geendet hatte.„Denn so viel ich weiß, hast Du über keine Capitalien zu verfügen.“ „In dem Dienste meines gnädigsten Herrn,“ antwortete der Kammerdiener:„geht mir nichts ab, und so habe ich noch keine Ursachen gehabt, zu sparen. Das macht mich eben so mißmuthig, daß hier so schwer zu helfen ist.“ „Was ist denn Dein Pathe für ein Bursche,“ fragte der Cardinal:„kann man ihm vielleicht eine Bedienung geben, etwa in der Armee, oder in der Verwaltung!" „O! mein gnädigster Herr, überschüttet mich mit Gnade,“ erwiederte Binot;„schon dieser gnädigste und huldvolle Wille macht mich glücklich! Aber leider taugt mein Pathe weder zu dem Einen, noch zu dem Andern;— er ist nichts, als ein tüchtiger Landmann!“ „Da glaube ich selbst nicht, daß ihm geholfen werden kann,“ sagte der Cardinal.„Solltest Du übrigens eine Gelegenheit finden—“ „Ach, ich wüßte wohl eine solche Gelegenheit,“ entgegnete Binot, indem er seinem Herrn zu Füßen siel:„es wäre allerdings mit einer Kleinigkeit zu helfen—“ „Und wie?“, fragte Richelieu:„warum sagtest Du es nicht gleich? Was hast Du wieder ausgesonnen?“ „Ich wußte nicht, ob ich es wagen dürfte—“ antwortete der Kammerdiener. „Fragen kannst Du immer,“ sagte Jener;„die Genehmigung steht mir ja frei. Sprich, ich befehle Dir's. Mag es sein, was es will, ich werde es nicht übel nehmen.“ „Wenn Euer Eminenz mir erlauben wollten,“ stotterte Binot mit ängstlichen Mienen und niedergeschlagenen Augen, „meinen Pathen in der Staatscarosse eine Stunde spazieren fahren zu dürfen!" „Nun— was weiter?“ fragte der Cardinal. „Sonst nichts!“ antwortete Binot. „Ich begreife aber nicht, wie das helfen soll?“ „Da muß mein gnädigster Herr mir erlauben, daß ich noch eine andere kleine Geschichte erzähle.“ Der Kammerdiener erzählte nun das Abenteuer seines Vetters mit den Holzhändlern und schmückte es mit mehreren komischen Zusätzen, so daß die gute Laune des Cardinals nicht nur erhalten, sondern sogar wesentlich vermehrt wurde. „Das ist eine schöne Geschichte und wirklich ein sonderbares Ereigniß,“ sagte er, als der Kammerdiener schwieg; „ich sehe aber noch nicht ein, in welcher Verbindung dasselbe mit der erbetenen Erlaubniß zu einer Spazierfahrt stehen soll.“ „Gnädigster Herr,“ antwortete Binot zögernd,„übermorgen werden die Staatsrevenüen verpachtet;— wenn nun mein Better als Konkurrent auftritt—“ „Bist Du ein Narr, Binot!“, rief der Cardinal erstaunt: „Wie kannst Du glauben, daß der Bursche, der, wie du sagst, zu nichts taugt, als zu einem schlichten Landwirthe, die Stelle eines Generalpächters der Staatseinkünfte ausfüllen kann?“ „Die andern Generalpächter mögen ihn in ihre Gesellschaft aufnehmen,“ sagte Binot mit listigem Lächeln und lauernden Blicken, begierig wie sein Herr den Vorschlag aufuehmen werde.„Die werden schon sehen, wie sie ihn gebrauchen können, und wenn sie gar nichts mit ihm anzufangen wissen, dann glaube ich, wird er sich mit einer billigen Summe abfinden lassen, und wieder nach Hause gehen!“ Der Cardinal lachte wie nur in seltenen Fällen und sagte: „Jetzt begreife ich, wo Du hinaus willst, Binot! Du bist ein schlauer Fuchs,— ich habe das gar nicht hinter Dir gesucht. Nun denn, Dein Plan mag gut sein, ich habe nichts dagegen, den reichen Dächtern schadet ein kleiner Aderlaß nichts,— doch mache es nicht zu arg mit ihnen, und bedenke, daß noch weitere Abgaben von ihnen verlangt werden.“— Der Kammerdiener dankte seinem gnädigen Herrn für die ertheilte Erlaubniß und eilte in sein Zimmer, um Alphons mit der Nachricht zu erfreuen, daß er bestimmte Hoffnung habe, ihm das nöthige Kapital verschaffen zu können; er theilte ihm aber das Nähere seines Planee nicht mit, In jenen Zeiten war die Staatswirthschaft noch in ihrer Kindheit, es wurden z. B. die Steuern so wenig ordnungsmäßig durch bestellte Erheber eingezogen, als eine geregelte Domänenverwaltung statt fand. Man machte sich die Sache möglichst leicht, und verpachtete von Jahr zu Jahr die Steuern und die Domänen, überhaupt alle Staatseinkünfte an eine Gesellschaft reicher Leute,— diese wieder verpachteten einzelne Theile an Unterpächter in den Provinzen, bestellten allenthalben ihre Einnehmer, und auf diese Weise waren gar Viele, welche Theil nehmen wollten, an dem Gewinne der Generalpächter;— das Resultat war aber immer, daß die Unterthanen ganz erschrecklich gedrückt und ausgesogen wurden, während höchstens die Hälfte der Einnahmen in die Staatskasse floß. Binot wendete den folgenden Tag dazu an, seine besten Kleider für Alphons zurecht machen zu lassen, und am nächst, n Morgen bot er seine ganze Kunst auf, seinen Pathen so gut es gehen wollte zu frisiren und herauszuschmücken, und wirklich gewann derselbe ein ganz anderes Aussehen. Zur bestimmten Stunde fuhr die Staatskarosse des Cardinals vor, der Kammerdiener führte Alphons hinab, hob ihn hinein, stellte sich, indem er sowohl als der Kutscher die StaatsLivree angezogen hatten, hintenauf, rief diesem zu, wohin er fahren solle, und fort ging es in raschem Trabe. Die Generalpächter waren bereits in dem Saale versammelt, in welchem die Verpachtung statt finden sollte. Sie hatten sich schon vereinigt über gemeinsame Pachtung und freuten sich im Voraus über das gute Geschäft, welches sie machen würden, da sich keine Konkurrenz zeigte. Eine solche war auch nicht zu erwarten, da ein großes Vermögen zur Pachtung erforderlich war, indem in der Regel der Staatskasse sehr bedeutende Vorschüsse auf die Dachtsumme geleistet werden mußten. Auf einmal entstand ein ungewöhnliches Lärmen auf der Straße, ein Wagen fuhr rasch vor, Leute liefen hin und her, es wurde laut gesprochen— einige der Anwesenden liefen neugierig an die Fenster— was war das?— die Staatskarosse des Ministers, der Kammerdiener hob mit großer Ehrerbietung einen reich gekleideten, jungen Mann heraus und führte ihn in das Haus. Die Generalpächter sahen einander erstaunt und fragend an— ehe sie aber einen bestimmten Gedanken auszusprechen wagten, trat der junge Mann in den Saal und wurde von dem Kammerdiener an das obere Ende des Saales geführt, wo er sich an einen Tisch niedersetzte. Ein Fremder, den der Cardinal in dieser so ungewöhnli chen Weise auszeichnete, den er durch seinen ersten Kammerdiener bedienen ließ, den dieser stolze Diener mit so großer Unterthänigkeit behandelte— das mußte ein Mann von Bedeutung sein,— und was seine Erscheinung hier zu bedeuten habe, das war leider keine Frage. Die so sehr gefürchtete Konkurrenz war da! Was war aber jetzt zu thun, um Gewißheit zu erhalten, und wenn die Vermuthung richtig war, die drohende Gefahr zu beseitigen? Binot hatte seitdem in größter Devotion vor Alphons stehend mit demselben gesprochen, und zog sich jetzt in eine etwas entfernte Fensternische zurück. Sogleich trat einer der Generalpächter zu ihm hin, und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein: „Darf man fragen Herr Binot, wen Sie uns gebracht haben?“ „Ein Verwandter mein Herr!" „Ein Verwandter Sr. Eminenz des Herrn Cardinals?“ „Es ist mir nicht erlaubt mehr zu sagen,— man will auf die stattfindende Verwandtschaft, kein größeres Gewicht legen, mein Herr, und ich habe deßhalb nicht gesagt, daß dieser junge Mann ein Verwandter meines gnädigsten Herrn ist; betrachten Sie ihn deßhalb als einen Verwandten von— von mir, ja von mir!“ „Ich verstehe Sie, geehrtester Herr Kammerdiener, und bin nicht so indiekret, da weiter nachzuforschen, wo man es nicht gerne sieht.— Ihr Herr Vetter also wird wahrscheinlich der Verpachtung der Staatsrevenuen beiwohnen wollen?“ „Mein gnädigster Herr hat mir erlaubt, denselben hierher zu begleiten, da er wirklich Absichten hat.“ „Absichten: Dürfte ich Sie um einige nähere Bezeichnungen bitten? Vielleicht könnte ich Ihnen oder dem Herrn dort Dienste leisten.“ „Sie würden mich wirklich sehr verbinden und auch anderwärts Dank ernten, wenn Sie das thun wollten. Der Herr dort, mein Vetter, kam hierher wegen eines gewissen größeren Kapitales,— da hat ihm Jemand, der sich sehr für ihn interessirt, den Rath ertheilt, sich bei der heute stattfindenden Verpachtung zu betheiligen.“ „So, so! Betheiligen;— darf ich wohl fragen, in wie fern?“ „Ich glaube, der Herr, mein Vetter, wird es nicht sagen wollen.“ „Ist der Herr wohl ein Finanzmann?“ „I bewahre,— es ist ein schlichter Landmann!“ „Da ist er ja diesem Geschäfte gar nicht gewachsen!“ „Das hab' ich auch gesagt,— aber man hat ihm dennoch gerathen, nur ohne Weiteres zu pachten, er werde dann schon Jemanden finden, der ihm den Dacht wieder abnehme.“ „Ich verstehe,— es ist dem Herrn also nur darum zu thun, sein Kapital gut anzulegen, an der Sache selbst liegt ihm nichts.“ „So ist es, so viel ich hineinsehen kann, er qualisizirt sich also ganz gut zu einem Generalpächter.“ „Sehen Sie, mein lieber Herr Kammerdiener! Durch Ihre gütige Aufschlüsse kommen wir der Sache schon ziemlich näher. Dem Herrn da ist es also nicht um die Sache und die unendlich schwierige Arbeit zu thun, welche damit verknüpft ist, sondern nur allein um einen mäßigen Gewinn. Wenn nun die dort drüben stehenden Generalpächter sich dazu verstehen würden, den Absichten des Herrn Cardinals— oder wollte ich sagen, Ihren Absichten zu entsprechen, und jenem Herrn, wenn er nicht als Pächter auftreten wollte, einen mößigen Gewinn im Voraus zusicherten, und sogleich auszahlten,— dann wäre vielleicht der Wunsch des Herrn erfüllt, welcher diesen jungen Munn so außerordentlich protegirt.—“ „Ich muß Sie recht sehr bitten, den Namen meines gnädigsten Herrn aus dem Spiele lassen zu wollen, Herr Alphons Mathieux ist, wie ich Ihnen sagte, mein Vetter—“ „Bitte mein Herr! Ich bin ja überzeugt, daß es Ihr Vetter ist, und nur eine falsche Auffassung von mir—“ „Was Ihren Vorschlag betrifft, mein Herr, so kann ich nichts thun, als denselben dem Herr Mathieux mittheilen, sofern jene Herren damit einverstanden sind;— ob er einwilligen wird, wage ich nicht im Voraus zu bejahen.“ „Ich denke, es würde am schnellsten zum Ziele führen, wenn Sie in dieser Beziehung Ihren Herrn Vetter sondiren wollten, während ich mein Glück mit den Herrn Generalpächtern versuche— es geschieht damit wohl beiden Theilen ein Gefallen.“ „Nun wohlan,— wir wollen sehen!“ Binot ging wieder zu seinem Pathen, nahm dieselbe devote Stellung wie früher an, machte einen tiefen Bückling und sagte: „Ich denke es wird sich machen, lieber Pathe!“ „Aber lieber Vetter,“ erwiederte Alphons:„Ihr habt ja mir noch gar nicht gesagt, was Ihr eigentlich vorhabt, und weßhalb wir hier sind?“ „Hier sind lauter reiche Leute versammelt lieber Pathe," antwortete Binot:„und ich habe sie um ein Darlehen angesprochen, das groß genug ist, um Dir und Deinem Vater helfen zu können. Die Sache macht sich, wir sind nur noch nicht einig um die Zinsen, und die Art und Weise der Abtragung des Kapitals.“ „So setzt Euch doch zu mir Vetter, und erzählt mir,— warum steht Ihr denn so gebückt vor mir, sagte Alphons und rückte einen neben ihm stehenden Stuhl zurecht.“ „Laß das nur Pathe," erwiederte der Kammerdiener:„ich bin das so gewöhnt von meinem gnädigsten Herrn,— ich werde auch gleich die Antwort von dem Herrn erhalten, und dann fahren wir wieder nach Hause.“ (Schluß folgt.) Miszellen. Der berühmte Porzellanthurm von Nanking mit seinen 150 Glocken, 140 Laternen und neun Stockwerken existirt nicht mehr. Während der 1600 Jahre seiner Existenz sind die Stürme über ihn dahingebraust und haben seinen Dom hinweggerissen; der Donner hat über ihm gerollt und der Blitz die eis numwundene Kuppel auf den Boden herabgeschleudert, und die grausamen Hände von Räubern haben mehrere Theile des Baues verunstaltet. Doch erst die Rebellen, welche die letzten fünf Jahre Nanking in Besitz hatten, haben, wie das „Ausland“ berichtet, das Ganze des Innern durch Feuer verwüstet, dann das Gebäude durch Pulver in die Luft gesprengt und seine berühmten Backsteine und alten Religuten in alle Winde des Himmels zerstreut. Dem bekannten Correspondenten der Times, William Russell, ist vom Lieutenant Moreland ein kostbares Scepter geschenkt worden, das von gemeinen Soldaten im Kaiserbagh, bei der Erstürmung von Lacknau, und nach übereinstimmenden Angaben dem Großvezier von Audh im Jahre 1785 vom König von Delhi als besonderes Zeichen seiner Gunst übersandt worden war., Der odere Theil besteht aus einem einzigen kunstvoll geschliffenen orientalischen Achat, der mit Rubinen und Smaragden verziert ist. Die Handhabe von etwa 20 Zoll Länge ist aus Gold, Jaspissen und Achaten zierlich gearheitet. Gemeinnütziges. Landwirthschaftliches. (Das Woklefressen der Schafe,) ein Uebel, das früher kaum dem Namen nach, während der letzten Jahre in beunruhigender Weise um sich gegriffen hat, wurde nach der Mittheilung des Dr. Hummel in Conitz in zwei Schäfereien dadurch vollständig beseitigt, daß man den Schafen grünes Kiefernstrauch, welches von ihnen gern angenommen wird, zur Fütterung vorlegte. Ueber dle eigentliche Ursache des Wollefressens herrscht bis jetzt noch ein Dunkel und vermuthet Dr. Hummel, daß das Uebel weniger eine bloße Untugend, als vielmehr eine wirkliche Krankheitserscheinung ist, gegen welche die Kiefernadeln vielleicht eine ähnliche, medizinische Wirkung äußern, wie der Bitterstoff der Lupine gegen die Fäule. Auch soll sich in einer Schäferei das Wollefressen seit Einführung der Lupinenfütterung verloren haben, während in einer anderen kein Erfolg davon wahrgenommen wurde.— Wo sich übrigens bei Lämmern, das Wollefressen findet, da hat diese Erscheinung einen anderen Grund und läßt sich durch hinreichende Salzgaben an die Mütter beseitigen. (Ein einfaches Mittel, um die Abschürfungen und Quetschungen zu heilen,) welche die Reibung der Geschirre auf dem Körper der Pferde und Ochsen hervorbringen kann, bestebt darin, durchweichte Compressen mehrmals des Tages mit Schweinsgalle getränkt aufzulegen. Je älter die Galle, desto wirksamer ist sie, und in allen Fällen führt sie eine schnelle Heilung herbei. Dieses Verfahren ist, wie man sieht, außerordentlich einfach und erfordert weder große Mühe noch Kosten. Gewerbliches. (Die Nähmaschine des Hrn. Boecke in Berlin) eisnet sich vorzugsweise zum Nähen von Weißwaaren und wird zu diesem Behufe schon in einer großen Anzahl von Fabriken benutzt. Sie macht den Steppstich, und arbeitet mit 2 Fäden. Während jedoch bei anderen Maschinen eine Schütze hin= und hergeht, ist hier anstatt des Schützens eine Scheibenspule benutzt und ein Greifer wirft den Faden herum und zieht ihn durch eine Schleife. Auf die Spule gehen etwa 40 Ellen seines Garn. Die Maschine arbeitet sehr schön und präcis und außerordentlich schnell. Sie kostet 50 Thlr. Ein junges Mädchen kann in einem Tage, 1½ Dutzend Hemdeneinsätze darauf näben und bezahlt man für das Nähen vom Dutzend 1 Thlr. 20 Sgr. bis 2 Thlr. (Der erste Erfinder der Streichhölzchen,) der Chemiker John Walker in Stockton ist jetzt im Alter von 78 Jahren gestorben. Eine Zeitlang zog er von seiner Erfindung ein schönes Einkommen, indem er sich die Schachtel Streichhölzchen mit 1½ sh.(15 Sgr.) bezahlen ließ. Als aber Faraday, der sich in Stockton eine Schachtel derselben gekauft und sie chemisch untersucht hatte, den Gegenstand in London in seinen Vorlesungen behandelte, wurde die Sache weltbekannt, und der reiche Verdienst Walkers hörte auf. Walker machte nur durch Zufall bei chemischen Untersuchungen diese Erfindung. Handels- und ökonomische Nachrichten. Aus dem ötlichen Preußen schreibt man, daß im Vergleiche mit dem Zustande der Saatfelder im verflossenen Jahre alle Veranlassung zur größten Zufriedenheit des Landwirthes vorliege. Der verflossene Winter habe dem Erdreich die Feuchtigkeit wiedergegeben, die ihm seit zwei Jahren fehlte, und dazu habe besonders das durchgängig milde Wetter beigetragen, ohne welches dieselbe den Flußbetten und dem Meere zu Gute gekommen sein würde. Während man im April v. J. nur eine geringe Aufschicht zu durchstechen brauchte, um auf ein Staublager zu stoßen, ist der Erdboden in diesem Frühjahr überall reichlich mit feuchten Bestandtheilen gesättigt, weßhalb Dürre, wenn sie eintreten sollte, den Pflanzen und Bäumen nicht so bald an das Leben der Wurzel dringen wird. Was die einzelnen Fruchtgattungen betrifft, so sind bis jetzt die Aussichten vortrefflich.— Aehnliches wird aus Schwaben und Franken berichtet. Amsterdam, 11. Mai. Weizen und Roggen flau und nur bei Kleinigkeiten verkauft. Gerste still. Hafer wie früher. Buchweizen wenig am Markt. Kohlsamen ½ L. niedriger. Leinsamen ohne Handel. Rüb= und Leinöl gleich und auf Lieferung wieder etwas niedriger abgegeben, auf 6 Wochen 38¼ fl., effectiv 37 fl., dito Bombay 35¾ fl., per Septbr.—Octbr. 35½ a ¾ fl., per Novbr. und Dezbr. 35¾ 2 36 fl. Leinöl auf 6 Wochen 32¾ fl., effectiv 31½ fl., per Septbr.—Octdr., Novbr. u. Dezbr. 32 a 32¼ fl. Stettin, 11. Mai. Heutiger Landmarkt: Weizen 58 a 65, Roggen 44 a 48, Gerste 34 a 37, Hafer 32 a 36, Erbsen— a— Thlr.— Rüböl matt, loco 11 1/ Thlr. Br., per April—Mai do., per September bis October 11 Thlr. bez. und Br.— Spiritus flau, loco ohne Faß 18 1/, 18¼ a 18 3/8 pCt. bez., mit Faß 1838 pCt. bez., per Mai bis Juni 18¼ pCt. bez. und Br., per Juni bis Juli 18 pCt. bez. Gld., 17 ⅞8 pCt. Br., per Juli dis August 17 3/8 a 17½ pCt. bez., pr. August—September 17 18 pCt. Br. Magdeburg, 11. Mai.— Weizen 58 a 70 Thlr., Roggen 48½ a 49½ Thlr., Gerste 40 a 42 Thlr., Hafer 35 a 36 Thlr. Kartoffelspiritus, die 14,400 pCt. Tralles, 27¼ a 27 Thlr. Köln, 12. Mai. Am Landmarkt bei einer Zufuhr von ca. 150 Sack flaue Stimmung. Durchschnittlich wurde per 200 Pfd. bezahlt: Weizen 6Thlr. 24 Sgr., Roggen 5 Thlr. 8 Sgr. Paderborn, 11. Mai. Weizen 2 Thir. 25 Sgr.— Pf. Roggen 2 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Gerste 1 Thlr. 22 Sgr.— Pf. Hafer 1 Thlr. 14 Sgr. 6 Pf. Kartoffeln— Thlr. 13 Szr. Erbsen 3 Thlr. 10 Sgr.— Pf. Linsen 3 Tdlr. 25 Sgr. Bohnen 2 Thlr. 25 Sgr.— Pf. Butter per Pfd.— Thlr. 7 Sgr. — Pf. Heu pr. Ctr.— Thl.— Sg.— Pf. Stroh pr. Schock — Thlr.— Sgr.— Pf. Brod per 8 Pfd.— Thlr. 7 Sgr. 3 Pf. Neuß, 13. Mai. Weizend 200 Pfd. Zollgewicht 1. Qual. 6 Thlr. 22 Sgr., 2. Qual. 6 Thlr. 16 Sgr., 3. Qual. 6 Thlr. 10 Sgr. Land=Roggen a 200 Pfd. Zollgewicht 5 Thlr. 10 Sgr. Wintergerste do. 5 Thlr. 3 Sgr.— Pf. Sommergerste do. 5 Thlr. 3 Sgr.— Pf. Buchweizen do. 4 Thlr. 24 Sgr.— Pf. Hafer, neuer do. 6 Thlr. 18 Sgr.— Pf. Erbsen do. 8 Thlr.— Sgr.— Pf.— Rübsamen per berl. Scheffel 3 Thlr. 12 Sgr.— Pf.— Kartoffeln a 200 Pfd. wicht 1 Thlr. 12 Sgr.— Pf.— Heu per Ctr. a 100 Pfd. 1 Thlr. 28 Sgr.— Pf.— Stroh per 200 Pfd. Zollgewicht 1 Thlr. 20 Sgr.— Pf.— Aveel=Samen 3 Thlr. 9 Sgr. — Pf.— Rüböl per 100 Pfd. neues Gewicht 12 Thlr. 24 Sgr.— Pf.— Rübkuchen per 1000 Stück Stampf 44 Thkr. — Sgr.— Pf.— Preßkuchen per 2000 Pfd. neues Gewicht 36 Thlr.— Sgr. Branntwein per Ohm a 123 Quart zu 47 pCt.(ohne Maklergeld) 12 Thlr. 20 Sgr.— Pf.— Gereinigtes Oel 13 Thlr. 9 Sgr.— Pf.— Bei einer befriedigenden Getreidezufuhr war die Stimmung für Weizen flau und wurde solcher einige Sgr. billiger abgegeben.— Die übrigen Getreidesorten erlitten keine erhebliche Aenderung; im Allgemeinen war jedoch die Haltung des Marktes sehr ruhig. Rüböl vernachlässigt und Preise weichend. Börsen-Course der Staatspapiere und Actien. Berlin, 13. Mai. Preuß. Freiw. Anl. 4½ pCt.— Br, 88 ¾ Gd. Staats=Anleihe v. 1850, 1852, 1854, 1855, 1857 4½ pCt. 89¼ Br., 88¾ Gd., do. v. 1856 4½ plt 89¼ Br., 88¼ Gd., do. v. 1853 4 pCt.— Br.,— Gd.— Staats=Schuldscheine 3½ pCt. 74¾ Br., 74¼ Gd. Prämien=Anl. v. 1855 a 100 Thlr. 3½ pCt. 101½ Br., 100½ Geld. Berlin. Stadt=Obligat. 4½ pCt. 87¼ Br., 86¾ Gld., do. 3½ pCt.— Br.,— Gld.— Rentenbriefe: Rhein= und Westf. 4 pCt.— Br.,— Gd. Preutz. Bank=Anth.=Sch. 4½ pCt. 110½ Br., 109½ Gld. Friedrichsd'or 13 7/12 Br., 13 1/12 Geld. Andere Goldmünzen= 5 Thl. 109½ Br., 109 Gd.— Eisenbahn=Actien. MünsterHammer 4 pCt.— Br.— Gld.— Köln= Mindener 3½ pCt. 109 Br, 108 Gld., do. Prior.=Act. 4½ plt.— Br.,— Geld. Bergisch=Märkische— Br., 62½ Geld. Aach.=Düsseld. 3½ pCt.— Br.,— Gld. Rheinische 59½ Br., 58½ Gd. Wechsel=Course: Amsterdam Kurz— Br., 141 1/8 Gld., 2 M.— Br., 140 Gd.— Hamburg, Kurz 150 3/8 Br., 150⅜8 Gld., 2 Mt. 149⅛ Br., 148 7/8 Gld. London, 3 Mt. 6 14⅛ Vr., 6 137/8 Gld. Paris 2 Mt. 78 1/12 Br., 77 11/12 Gld. Wien 8 T. 69½ Br., 687/8 Gld.— Leipzig 8 Tage— Br., 99¾ Gld. Frankfurt 2 Mt. 57 2 Br., 56 28 Gld. Petersburg 3 Wochen 89⅝8 Br., 89⅜ Gld. Druck und Verlag der Coppenrath'schen Buch= und Kunsthandlung. Herausgeber F. Coppenrath, Münster.