WIYTENEK Bezugspreise: Die„Wittener Volkswacht“ erscheint täglich vormittags mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet freibleibend monatl. 2.15 RM.(im voraus zahlbar) Einzelnummer kostet 10 Pfennig. Anzeigenpreise: 1 mm Höhe 1 spaltig 7 Pfg., auswärts 8 Pfg., Arbeits= und Wohnungsmarkt und private Familienanzeigen 3 Pfg., Reklameteil 40 Pfg. Bei Wiederholung wird Rabatt gewährt, der bei gerichtlicher Beitreibung in Wegfall kommt. Annahmeschluß für Inserate nachmittags um 4 Uhr 4. Jahrgang 164 K— ORGAN DER WERKTÄTIGEN BEVÖLKERUNG FUR DEN STADTKREIS WITTEN Mittellungsblatt der freien Gewerkschaften und der Arbelter-Sport- und Kultur-Vereine Geschäftsstelle: Witten, Johannisstraße 87, Fernsprecher 8627 Verantwortlich für den Gesamtinhalt: Philipp Sommerlad, Bochum; für Inserate: Karl Simon, Bochum; Druck und Verlag: E. Graf& Co., Bochum SoS PONNevSoirrer. Ritesl geggen die Ratlin Der Marone Berlin, 14. Juli.(Eig. Drahibericht.) den Reichspräsidenken von Hindenburg in Neudeck(Ostpreußen) ist am Donnerstag früh folgendes Telegramm abgegangen. 4sham Charis) Hanschlands und G1. Gn.aräbanher a. „Die unterzeichneten Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und die Vorsitzenden der bisherigen sozialdemokratischen Reichstagsfraktion erheben schärfsten Protest gegen die Politik der Reichsregierung, die innerhalb von 6 Wochen, nicht zuletzt durch die Aufhebung des SA.=Verbotes und die Freigabe der SA.-Uniformen bürgerkriegsähnliche Zustände in ganz Deutschland ausgelöst hat. Die täglich wachsende Zahl von Toten und Schwerverletzten stellt eine furchtbare Anklage gegen eine Politik dar, die bestimmt wird durch offenkundige Begünstigungen gegenüber der verfassungsfeindlichen NS9AP. Der neue Kurs ist gekennzeichnet durch eine Herabdrückung der Existenzbedingungen für Millionen, durch die Verwilderung der politischen Sitten, die vor dem Leben der eigenen Volksgenossen und vor der Ehre wehrloser Frauen nicht halt macht, durch eine Erschütterung der Reichseinheit und der Staatsautorität, wie sie selbst in den schlimmsten Nachkriegsjahren nicht in Erscheinung getreten ist. Das sind die Folgen einer fortgesetzten Begünstigung verfassungsfeindlicher Kräfte, während die Bemühungen verfassungstreuer Länderregierungen, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten, durch Maßnahmen der Reichsregierung durchkreuzt werden. Die Fortsetzung des bisherigen Mordens beschwörk unabsehbare Gefahren für Reich und Volk herauf. Wir mahnen vör aller Welt in letzter Stunde zur grundsätzlichen Umkehr. Otto Wels, Rudolf Breitscheid. Wer Phanzfert Mitfer. Das Geheimnis um die Nazi-Millionen gelüftet Es lind die Millionen, die von der lozialen Reaktion leit Jahren zur Niederknüppelung der Arbeiterbewegung im Kirdorf-Fonds gelammelt lind Von Zeit zu Zeit wird die Frage erörtert, wo die sogenannten Kirdorf=Millionen geblieben sind und ob dieser eigenartige Fonds überhaupt noch existiert. Seinerzeit versuchte der alte Hugo Stinnes, an diesen vom Großindustriellen Emil Kirdorf verwalteten Ruhrschatz heranzukommen. Einmal plante Hugo Stinnes, diese Millionen im Ruhrkampf einzusetzen. Das war im Jahre 1923, als die Franzosen und Belgier in den Ruhrbezirk einrückten. Später, kurz vor seinem. Tode und kurz vor dem Zusammenbruch des Stinnes=Konzerns, dem auch die Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft angehörte, machte Stinnes den Versuch, mit den Kirdorf=Millionen den StinnesTrust zu retten. In beiden Fällen hat sich Emil Kirdorf ablehnend verhalten mit dem Hinweis darauf, daß es sich um „politische Gelder“ handele, die zu„höheren Zwecken“ aufgespart werden müßten. Interessant und äußerst lehrreich ist die Entstehung der Kirdorf=Millionen. Sie reicht bis weit in die Vorkriegszeit zurück und ist mit dem Gelsenkirchener Zechenklub verknüpft. In diesem Klub versammelte Kirdorf die prominenten Vertreter der rheinisch=westfälischen Schwerindustrie. Der Klub versuchte vor allem, Einfluß auf die Regierung zu erhalten. Dieser Gelsenkirchener Zechenklub war die Stelle, wo man der alten königlichen Regierung in Preußen den„Daumen ins Auge“ drückte, und Kirdorf selbst prägte das Wort„vom Herrn im Hause“, als sich die Regierung im alten Preußen einmal gedrängt sah, sich um die menschenwürdigen Zustände in Rheinland und Westfalen zu kümmern, und Kirdorf ist heute noch in der rheinisch=westfälischen Arbeiterschaft als der Mann bekannt, der aus ihrer Haut Millionen münzte. Kirdorf ist wohl das größte Ausbeutungsgenie, das die deutsche Schwerindustrie hervorgebracht hat, und noch heute zittert im westdeutschen Industriebezirk die Arbeiterschaft in der Erinnerung an die Kirdorf=Brutalitäten. Kurz nach der Jahrhundertwende machte sich unter den Bergarbeitern ein größerer Widerstand gegen die Kirdorf=Ausbeutungsmethode bemerkbar. Bei der Reichstagswahl im Jahre 1903 verlor die von Kirdorf unterstützte Zechenpartei das Mandat Bochum=Gelsenkirchen an den Bergarbeiterführer Hue. Rund zwei Jahre später kam es zum großen Bergarbeiterstreik, in dem nach jahrelangem Zwist und Bruderkrieg die Zentrumsgewerkschaften mit den Freien Gewerkschaften in einer Front standen. Das gab dem Gelsenkirchener Zechenklub wo sich die Schwerindustriellen in der Weise konzentrierten, wie heute zum Beispiel im Düsseldorfer Industrieklub, zu denken. Man entschloß sich, einen Kampffonds zu bilden, um die junge Arbeiterbewegung in Rheinland und Westfalen genügend niederzuknüppeln. Es wurde eine Umlage geschaffen, die sich nach dem Umsatz und nach der Beschäftigtenzahl richtete. Verwalter dieser Gelder wurde Emil Kirdorf. In den Jahren bis zum Kriege kamen durch Umlage Dutzende von Millionen zusammen. In diesem Fonds soll auch ein Teil jener Gelder eingeschlossen sein, die die Schwerindustrie während des Krieges durch Beschäftigung von belgischen Deportierten in den westfälischen Kohlengruben verdiente. Während der Inflation war der Fonds, wie man weiß, wertbeständig angelegt. Er muß sich nach der Stabilisierung der Mark durch Zins und Zinseszins beträchtlich vergrößert haben. Emil Kirdorf hat jahrelang diesen Schatz, den man oft den Ruhrschatz nennt, wie einen Lindwurm gehütet und gehortet. Kirdorf selbst zog sich nach dem Zusammenbruch im Jahre 1918 von seinen Geschäften zurück. Grollend und fluchend auf die neue Zeit mit Betriebsräten und Lohntarifen zog sich der alte Schwerindustrielle Kirdorf, der jetzt im 85. Lebensjahre stehen dürfte, nach seine Luxusvilla in Mülheim zurück, wo, wie die Bergarbeiter sagen, die Hunde und Pferde besser wohnen als die Menschen. Die Verwaltung des Kampffonds liegt jedoch bei Emil Kirdorf. Immer wieder haben es Schwerindustrielle, die der politische Ehrgeiz plagte, unternommen, aus diesem Fonds Gelder flüssig zu machen. Vergebens. Emil Kirdorf hielt„seine Zeit“ noch nicht für gekommen. Anders wurde es, als die Maiwahl im Jahre 1928 einen überwältigenden Erfolg für die Sozialdemokratie brachte. Diese Wahl muß bei Kirdorf ungefähr so gewirkt haben wie der Verlust des Reichstagsmandats Bochum=Gelsenkirchen an die Sozialdemokratie im Jahre 1903. Er zeigte sich den bei der Maiwahl 1928 gemachten Vorstellungen gegenüber, endlich den Ruhrschatz flüssig zu machen, empfänglicher als früher. Kreise, die an der Reorganisation der Nationalsozialistischen Partei nach dem Zusammenbruch im Jahre 1923 finanziell mitgearbeitet hatten, unterbreiteten ihm um jene Zeit ein Programm, das in der Hauptsache folgendes besagte: Die nationalen Kreise Deutschlands werden in einer großen Partei gesammelt, die ausschließlich den Kampf gegen die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie zu führen hat. Im vernichtenden Feuer zwischen den Kommunisten und der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei werden Gewerkschaften und SozialVerbot des„Angriff“. auf 10 Tage Berlin, 14. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Der Polizeipräsident hat den„Angriff" bis zum 23. Juli einschließlich verboten. Anlaß zu diesem Verbot waren die Nummern 139, 140, 141, 142, 143 und 144 des„Angriffs“. In diesen Zeitungsnummern wurden, wie zur Begründung des Verbotes mitgeteilt wird, die Justiz und die Polizei im allgemeinen und die Berliner Polizei im besonderen, der Minister des Innern, der Polizeipräsident von Berlin und der Polizeipräsident von Frankfurt am Main beschimpft und böswillig verächtlich gemacht. Ferner hat der„Angriff“ in seiner Nr. 144 die katholische Kirche gröblich beschimpft. demokratie bald ausgeschaltet und zur Ohnmacht verurteilt sein. Das wäre der Augenblick, um eine radikale Neuordnung durchzuführen. Politisch müsse eine schwerindustriell=konservative Regierung gebildet werden mit entsprechender Reichsreform und mit entsprechender Verfassung. Die Löhne seien um 30 Prozent unter Friedensstand zu kürzen, weil„die Nation arm geworden sei“ und im„Interesse der industriellen Kapitalbildung". Die Schichtzeit werde auf den Stand von 1889 zurückgeführt, also der Achtstundentag im Grubenbetrieb abgeschafft. Dazu sieht das Programm Beseitigung der Lohntarife, des gesamten Arbeitsrechts, der Verbindlichkeitserklärung, der Betriebsräte und mehr vor. Im großen und ganzen zielt dieses Programm darauf hin, die Kirdorfzeiten vor dem Kriege neu erstehen zu lassen. Kirdorf verhielt sich dem Programm gegenüber längere Zeit skeptisch. Zunächst soll er sich daran gestoßen haben, daß die neue große „deutsche" Partei, die Nationalsozialistische Arbeiterpartei in ihrer Firma sofort zwei Fremdwörter führte. Das scheint aber nur vorweg gewesen zu sein. Später soll Kirdorf lediglich bemängelt haben, daß Arbeiter mit Politik nichts zu tun hätten und daß eine Arbeiterpartei Unsinn sei. Weiter nahm der Alte in Mülheim an dem Sozialismus Anstoß. Da man die Abneigung Kirdorfs gegen jeden Sozialismus kannte, holte man Hitler nach Mülheim, um die Bedenken Kirdorfs zu zerstreuen. Er hat dann den Pakt mit Kirdorf fertig gemacht. Nach seinem Besuch bei Kirdorf— beide Männer haben innige Freundschaft geschlossen— wurden die sogenannten Kirdorfschen Millionen der Nationalsozialistischen Bewegung zur Verfügung gestellt. So sind sie dem„höheren Zweck" zugeführt, den der alte Kirdorf immer im Auge hatte: sie dienen der Finanzierung der sozialen Reaktion, der Niederknüppelung der deutschen Arbeiterbewegung und der deutschen Arbeiterschaft. Die Nazis morden weiter Feige Flucht der„Angriff“-Redakteure Berlin, 14. Juli.(Eig. Drahtber.) Seit über zwei Wochen treibt das Berliner Nazi=Organ eine nicht mehr zu überbietende Mord= und Verleumdungshetze gegen führende Republikaner und Sozialdemokraten. So wurde am Mittwoch in dem Goebbelsblatt gesagt: Höltermann nehme allsonntäglich wie ein Pfingstochse die Parade der Eisernen Front ab, aber nicht mehr lange. Die Folge dieser Mordanfeuerung waren am gleichen Abend zwei tote und fünf schwerverletzte Kommunisten, die nach einer Demonstration hinterrücks in Berlin von einem Nazihelden abgeknallt wurden. Am Donnerstag wagen die Banditen in ihrem Blatt zu schreiben, die Täter seien Kommunisten oder Reichsbannerleute. Am gleichen Tage teilt dieser„Angriff“ seinen Lesern mit, Hitler habe einen Teil der Schriftleitung des Berliner Blattes beordert zur Teilnahme am Propagandaflug des Oberosaf. Mit berechtigtem Grunde glauben wir jedoch annehmen zu können, daß die Redakteure aus der Mörderzentrale des „Angriff“ feige die Flucht ergriffen haben, weil ihnen die Polizei auf der Spur war. Auf der Totenbahre liegen ihre Opfer, die Familienväter und Arbeiter. In den Zuchthäusern sitzen die aufgehetzten Schießhelden. Die gut bezahl Göbbels“ Banditen greifen an Sturm auf das Verlagsgebäude der Bergarbeiter in Oberhausen * Am Mittwoch nachmittag fand in Oberhausen eine nationalsozialistische Kundgebung statt, in der Göbbels sprach. Nach dieser Kundgebung versammelten sich die Nazis auf einem Spielplatz, wo ihnen zur Hebung ihrer Begeisterung genügend Alkohol verabreicht wurde. Um 11 Uhr abends formierten sich dann die Nazis zu einem Fackelzug. Als sie in der Nollstraße das Bürohaus des Bergarbeiterverbandes passierten, schrien einige Demonstranten:„Herunter mit dem roten Lap= pen!“, worunter sie die Fahne an dem Verbandsgebäude verstanden. Gleich darauf wurde das Haus und die Fahne mit Flaschen und brennenden Pechfackeln bombardiert. Nur der schnellen Hilfe der Hausbewohner ist es zu verdanken, daß ein größerer Brandschaden verhütet werden konnte. Angesichts dieser Vorgänge muß man die Polizeiverwaltung fragen: 1. Warum wurde der Naziumzug mit den verbrecherischen Absichten zu so später Abendstunde noch genehmigt und nach dem Vorfall nicht sofort aufgelöst? 2. Was gedenkt die Polizei gegen diese Rowdys und Brandstifter zu tun? Soweit nämlich bis jetzt bekannt geworden ist, sind trotz der ungeheuerlichen Tatsache Verhaftungen nicht vorgenommen worden. Wieuwesrtasunde Nazis überkallen und beschießen Reichssannerleute- Dee Nazibandenführer Breidenbend als Rädelsführer verkaltet-— Ein Nazi schießt sich selbst in den Bauch Am Donnerstag nachmittag gegen 16.45 Uhr vollführten die Nazibanditen in Witten unter Führung des kleinen Breidenbend wieder eine gemeine Bluttat. Um diese Zeit passierten sechs Reichsbannerleute und Mitglieder der Eisernen Front die Hindenburgstraße. Im selben Augenblick sauste ein Motorrad heran. Führer war der Sohn des Schornsteinfegermeisters Müller. Auf dem Soziussitz saß der Ortsgruppenführer der NSDAP. Breidenbend. Als die beiden der sechs ahnungslos dahergehenden Personen ansichtig wurden, rief Breidenbend:„SA. ran!“ und schon stürzten sich etwa 15 bis 20 Banditen, die irgendwo versteckt lagen, auf die sechs Personen, die sich kräftig zur Wehr setzten. Als die feigen Banditen merkten, daß sie an die Unrechten gekommen waren, zogen sie Pistolen aus der Tasche und begannen eine wilde Schießerei, und zwei Mitglieder der Eisernen Front wälzten sich bald in ihrem Blute. Die Schießerei begann ein gewisser Schlüter(bekannt unter dem Namen: Schlüter mit dem schiefen Hals). Dieser hoffnungsvolle Jünger Adolf Hitlers hatte gleich zwei Pistolen in den Händen. Er gab im ganzen etwa sechs Schüsse ab. Der Nazi Breidenbend, Ortsgruppenführer und ehemaliger Redakteur der Dortmunder Nazi=Zeitung, schoß ebenfalls 3= bis 4mal. Trotz der Schießerei und der gewaltigen Uebermacht der Nazis, gelang es den 6 Ueberfallenen, die feigen Banditen in die Flucht zu schlagen. Schlüter stürzte zu Boden, fiel auf den Bauch, seine Pistole entlud sich, daß er mit einer schweren Bauchverletzung liegen blieb. Das einschreitende Ueberfallkommando stellte die Personalien fest und brachte Müller und Breidenbend zur Wache. Müller, der ein gemeingefährlicher Raufbold ist, wurde in Haft behalten. Breidenbend wurde entlassen, jedoch später wieder in Haft gesetzt. An verschiedenen Punkten der Stadt ereigneten sich noch Schlägereien zwischen Nazis und Kommunisten. Ein Kommunist wurde von einem Nazibanditen hinterrücks in den Hals gestochen. Die Durchsuchung verschiedener Nazilokale förderte eine Unzahl von Waffen, Revolvern, Eisenstangen, Knüppeln und dergleichen Mordinstrumenten zutage. Es steht nunmehr fest, daß Breidenbend der Anzetteler sämtlicher Bluttaten und Ueberfälle, die sich bisher in Witten ereignet haben, ist. Von den Vorfällen in Witten wurde das Polizeipräsidium in Bochum verständigt. Der ganzen Bevölkerung bemächtigte sich eine große Erregung, die sich in Verwünschungen gegen die Nazibanditen entlud. Wenn nicht die Bandenführer aus Witten bald verschwinden, dann wird die Bevölkerung unweigerlich zur Selbsthilfe greifen. Zahlreiche Galgengesichter von auswärts machen die Straßen in Witten unsicher. Unter ihnen auch der nationalsozialistische Führer aus Schwelm. ten Hetzer in den Schreibstuben der SA. und in den Redaktionen ziehen Leine und überlassen die Opfer ihrer Pein. So war es im Krieg. So ist es im Bürgerkrieg. Wuppertal dankt für die Nazibelcherung Wuppertal, 14. Juli.(Eigener Drahtbericht.) Im Wuppertal kam es aus Anlaß einer Göbbelsversammlung zu schweren Tumulten. Die Anmarschwege zum Versammlungslokal waren von großen Menschenmengen besetzt, die gegen die Nazis Stellung nahmen. Vor dem Elberfelder Rathaus mußte infolge der bedrohlichen Situation berittene Polizei mit Panzerwagen aufmarschieren. Der geschlossene Aufmarsch der Nazis im Stadion wurde mit Rücksicht auf die gereizte Stimmung der Massen verboten. Als nach Schluß der Göbbelsversammlung von einzelnen Nazi=Lastwagen auf Passanten geschossen wurde, versuchte die erregte Menge an den Schießhelden Lynchjustiz zu üben. Nur mit Mühe konnte die Ruhe wieder hergestellt werden. Neue Nazimorde in Berlin Berlin, 14. Juli.(Eigener Drahtbericht.) In Berlin kam es am Mittwochabend mehrfach zu Schießereien zwischen Angehörigen der extremen Parteien. Vor dem Verwaltungsgebäude des Siemens=Konzerns in Siemensstadt entstand kurz nach 10 Uhr eine Schießerei zwischen heimkehrenden Kommunisten und Nationalsozialisten. 5 Personen wurden schwer, mehrere leicht verletzt. Die Polizei verhaftete self Nationalsozialisten und acht Kommunisten. In Oberschönewalde unternahmen etwa zwanzig. Nationalsozialisten einen regelrechten Feuerüberfall auf Kommunisten. Es wurden etwa 40 Schüsse abgegeben. Drei Passanten wurden schwer verletzt. Von den Schwerverletzten in Berlin=Siemensstadt sind inzwischen zwei Kommunisten gestorben. Von den anderen liegt ein Teil noch lebensgefährlich darnieder. Die Quittung Dellaus für den Mord an dem Reichsbannerführer Dessau, 14. Juli.(Eigene Drahtmeldung.) In Dessau wurde am Mittwoch nachmittag unter geradezu ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung der am Sonntag ermordete Reichsbannerführer Feuerherdt zu Grabe getragen. Der Trauerzug, der infolge des Zeitungsverbotes Stunden von Mund zu Mund angesagt wurde, umfaßte nach nicht einmal angekündigt werden konnte, sondern in wenigen der polizeilichen Zählung 7800 Teilnehmer. Mehr als die doppelte Zahl von Menschen stand in den Straßen Spalier. Naziltrolche liegen auf der Lauer Breslau, 14. Juli.(Eigener Drahtbericht.) In der Kreisstadt Nimptsch versuchten mehere SA.=Leute die Arbeitsamts=Nebenstelle zu stürmen. Im Abfertigungsraum war es zu einer unbedeutenden Auseinandersetzung zwischen einigen Nazis und Reichsbannerleuten gekommen. Plötzlich fuhr ein SA.= Auto vor, in dem sich mehrere schwerbewaffnete Hakenkreuzler befanden. Die Nazis stürmten mit vorgehaltener Pistole auf die Reichsbannerleute ein, die in diesem Augenblick das Gebäude verlassen hatten. Die Polizei griff jedoch sofort ein, so daß Tätlichkeiten verhindert werden konnten. Der Bitte der Arbeiter, die Nazis zu entwaffnen, wurde von der Polizei nicht entsprochen. Der Hauswachtmeister Piezonka erklärte den Reichsbannerleuten, die SA.=Leute müßten sich doch wehren(!). Wahlreden im Rundfunk In der letzten Woche vor der Reichstagswahl werden im Rundsunk von allen nennenswerten Parteien mit Ausnahme der nicht zugelassenen Kommunisten Wahlreden gehalten werden. Für die Sozialdemokratte wird Genosse Wels sprechen. Warum konnten wir Stampfer nicht hören? In allen Städten Rheinlands und Westsalens saßen in den Volkshäusern und ähnlichen Heimen der Arbeiterschaft die Parteigenossen, freien Gewerkschafter und Mitglieder der Eisernen Front, um den für Donnerstag 19 Uhr angekündigten Rundfunkvortrag unseres Freundes Stampfer, des Chefredakteurs des Berliner„Vorwärts“, zu hören. Alle diejenigen, die sich da versammelt hatten, warteten vergeblich. Es wurde ihnen kein Stampfervortrag angesagt. Wir haben uns daraufhin beim Rundfunk in Köln erkundigt und erfahren, daß der Vortrag um einen Tag verschoben worden ist. Wohlfahrtspflege im Dritten Reich In Auerbach in der Oberpfalz erklärte ein wohlbestallter Gemeindebeamter, der Mitglied der Hitler=Partei ist, folgendes: Die Unterstützungen zahl' ich aus, solang' ich will. Wenn ich nimmer will, dann bekommt ihr einen Dreck! Was ihr bekommt, ist alles noch zu viel. Wartet nur bis zum 1. August, dann ziehen wir mit 80 Prozent in den Reichstag und machen Schluß mit euch! Dieses Geständnis einer Nazi=Seele wird hoffentlich am 31. Juli von den Arbeitslosen und Kleinrentnern nicht vergessen werden. Hitler bleibt verantwortlich! Berlin, 14. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Der Versuch der Nazis in Halle, für das Kabinett der Barone und für die Hitler=Notverordnung mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung die Wahrheit zu unterdrücken, ist kläglich gescheitert. Die einstweilige Verfügung ist durch Gerichtsbeschluß aufgehoben worden. Was geschieht nun? Es findet sich in Halle ein Richter, der den Nazis eine neue einstweilige Verfügung gibt, die vollinhaltlich mit jener identisch ist, die soeben durch gerichtlichen Beschluß aufgehoben worden ist! Durch einstweilige Verfügung vom 9. Juli 1932 ist der sozialdemokratischen Halleschen Druckerei=Gesellschaft bei Vermeidung einer Geldstrafe von 1000 Mark auf Antrag der Nationalsozialisten verboten worden, in irgendeiner Form öffentlich zu behaupten: a) dus Gericht habe in der einstweiligen Verfügung Jordan (Volksblatt) ein vernichtendes Urteil gegen die Nazis geb) es bleibe also unumstößliche Wahrheit, daß die Salzsteuer eine Hitlersteuer seiz 878 c) daß die Baronsregierung von der Hitler=Partei unterstützt werde; d) es bleibe wahr: 1. daß es nach der Meinung von Hitler für das hungernde Volk zuviel Wohlfahrt gäbe, 2. daß die Hitler=Partei die Partei der Reichen gegen die Armen sei, 3. daß die Naziführer den schlimmsten Betrug am werktätigen Volke verübt haben, 4. daß durch die Aufhebung der gerichtlichen Verfügung gegen das„Volksblatt“ die Schuld der Naziführer ein= wandfrei festgestellt sei und dadurch die Volksbetrüger entlarpt seien.„„ 62 7 Das ist eine feine Justiz. Die neue Verfügung vervietet sogar die Mitteilung einer gerichtsnotorischen Tatsache, nämlich die Aufhebung der ersten Einstweiligen Verfügung. So kann das Spiel mit Hilfe der Justiz von Halle weiter gehen. Aber die Wahrheit tönt auch nach Halle und die Wahrheit ist: Hitler ist verantwortlich für das Kabinett der Barone wie für die HitlerNotverordnung! Die ganze sozialdemokratische Fresse in Unkatt Nach dem„Volksblatt für Anhalt“ in Dessau ist nunmehr auch die„Volkswacht“ in Bernburg von der nationalsozialistischen Regierung auf acht Tage verboten worden, obwohl in dieser Zeitung nicht das mindeste enthalten war, was ein Zeitungsverbot gerechtfertigt hätte. Da gleichzeitig auch die Kopfblätter der beiden sozialdemokratischen Zeitungen verboten sind, hat diese einseitige Parteinahme der nationalsozialistischen Regierungspartei bewirkt, daß im Lande Anhalt keine einzige sozialdemokratische Zeitung erscheint. Mitten im Wahlkampf sind also 75000 sozialdemokratische Wähler, mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten, ihrer politischen Informationsquellen beraubt. Daß eine solche Maßnahme weder mit Rechts= noch mit Staatsnotwendigkeit etwas zu tun hat, liegt auf der Hand. Daß es sich bei diesen Verboten um reine Parteiwillkür handelt, geht besonders deutlich aus einem Satz der Begründung für das Verbot des„Dessauer Volksblattes“ hervor. Der Naziminister Freyberg sagt in seiner„Begründung“: „Auch diese unwahre und entstellte Darstellung des Volksblatts“ gefährdet lebenswichtige Interessen des Staates, indem sie die in der gegenwärtigen Staatsregierung maßgebende Partei in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen versucht.“ In der Geschichte politischer Zeitungsverbote ist es wohl ein bisher nie dagewesener Fall, daß eine Regierung Zeitungsverbote zu Gunsten des vermeintlichen Ansehens einer politischen Partei erläßt. Mißglückter Diktaturverluch in Belgien Brüssel, 14. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Die Regierung mußte nach einer Besprechung mit den Führern der parlamentarischen Gruppen darauf verzichten, den Entwurf eines finanziellen Ermächtigungssetzes, der vom Kabinettsrat vorbereitet war und dem König besondere Vollmachten übertrug, einzubringen. Es handelt sich bei dem Entwurf um einen mißglückten Diktaturversuch. Meidteiger, man Mient=Arbensutensr Erweiterung des Kreises der Arbeitsdienstwilligen Berlin, 14. Juli.(Drahtmeldung.) Aus der in der gestrigen Kabinettsitzung verabschiedeten Verordnung über den freiwilligen Arbeitsdienst wird in politischen Kreisen als wesentlich hervorgehoben, daß sie gegenüber den bisherigen Bestimmungen über den freiwilligen Arbeitsdienst den Kreis der Arbeitsdienstwilligen in der Form erweitert, daß nicht nur— wie bisher— Unterstützungsempfänger, sondern alle interessierten jugendlichen Arbeitsdienstwilligen daran beteiligt werden können. Außerdem werden nicht nur gemeinnützige Organisationen und Körverschaften an dem freiwilligen Arbeitsdienst beteiligt, sondern auch alle Organisationen, die Gruppen von Arbeitsdienstwilligen umfassen. Dazu gehören auch die politischen Parteien und Verbände. Voraussetzung für die Beteiligung ist aber in allen Fällen, daß die in Aussicht genommenen Arbeiten gemeinnütziger Natur sind. Die Verordnung über den Arbeitsdienst wird am Sonnabend veröffentlicht werden. Es steht nunmehr fest, daß der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung Dr. Syrup zum Reichskommissar für den Arbeitsdienst ernannt wird. Diese Art des verwaltungsmäßigen Aufbaues ist auch mit Rücksicht auf die notwendige Sparsamkeit gewählt worden, da sowohl Präsident Syrup als auch die Präsidenten der Landesarbeitsämter die neuen Funktionen ehrenamtlich ausüben werden. In unterrichteten Kreisen schätzt man die Leute, die auf Grund der vorhandenen Mittel für das lausende Jahr in den Arbeitsdienst untergebracht werden können, jetzt auf rund 120= bis 130000. Ueber die Einzelheiten wird Reichsarbeitsminister Dr. Schäffer am Sonnabend abend im Rundfunk sprechen. Hitlers unerfüllte Forderung Berlin, 14. Juli.(Eigener Drahtbericht.) Hitler fordert die Arbeitsdienstpflicht. Die Regierung der Hitlerbarone konnte ihm, wie ihre Verordnung über den freiwilligen Arbeitsdienst zeigt, seinen Wunsch nicht erfüllen. Der Grund ist sehr einfach: Das Geld fehlt. So wird auch weiterhin der Arbeitsdienst auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit beruhen. Die Mehrheit der deutschen Jugend= und Berufsverbände lehnt eine Arbeitsdienstpflicht ab. Auch die bündische Jugend erklärt sich gegen die Einführung der Arbeitsdienstpflicht zumindest im gegenwärtigen Zeitpunkt. Die Deutsche Freischar, aus deren Reihen die deutsche Arbeitslagerbewegung entstanden ist, betont, daß nur auf dem Wege der Freiwilligkeit die völlig neuartige Praxis des Arbeitsdienstes und ein ihr gewachsener Führerstab aufgebaut werden könne. Der Ostdeutsche Jünglingsverband, im Reichsverband der evangelischen Jungmännerbünde(Sitz Kassel) sprach sich nur unter gewissen Voraussetzungen für die Arbeitsdienstpflicht aus. Seine Hauptvoraussetzung ist, daß den regulären Arbeitern keine Arbeit weggenommen und der Arbeitsmarkt nicht durch Lohndrückerei gefährdet werde. Die Ablehnung durch den AnGB. Zur Frage des Arbeitsdienstes nahm der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes am Mittwoch abschlie. ßend Stellung. Er wird das Ergebnis seiner Beratungen der Reichsregierung unterbreiten. Aufs entschiedenste wendet sich der Vorstand des ADGB. gegen alle Pläne, die in irgendeiner Form eine Arbeitsdienstpflicht vorsehen, die den freien Arbeitsmarkt noch weiter ein. engt. Er befürwortet eine wirksame Arbeitshilfe für die jugendlichen Erwerbslosen, die sich auf absoluter Freiwilligkeit aufbaut. Soweit außer beruflichen Schulungsmaßnahmen bestimmte Arbeitsobjekte in Frage kommen, müsse deren unbedingte Zusätzlichkeit gewährleistet sein. 2 5 toitten Nus Umgegene Zwangswirtschaft auf dem Miichlnartt Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherorganisationen Witten nimmt hierzu wie folgt Stellung:„Auf Grund des§ 38 des Milchgesetzes vom 31. Juli 1930 kann der Herr Landwirtschaftsminister nach Anhörung der zuständigen Landwirtschafts=, Industrie= und Handelskammern Erzeugerbetriebe, sowie milchbearbeitende und milchverarbeitende Betriebe zur Regelung der Verwertung und des Absatzes von Milch und Milcherzeugnissen zusammenschließen, nachdem sich ein freiwilliger Zusammenschluß dieser Betriebe als undurchführbar erwiesen hat". Nach dem Vorwort zum Satzungsentwurf soll die Organisation, die sich„Milchwirtschaftlicher Zentralverband für Westdeutschland“ nennt, zur nachhaltigen Besserung— angeblich— der immer unhaltbarer werdenen Verhältnisse auf dem Milchmarkte dienen. Das westdeutsche Organisationsgebiet soll die Regierungsbezirke, Aachen, Köln, Düsseldorf, Arnsberg und einen Teil des Regierungsbezirkes Münster umfassen; Hauptsitz ist Essen. Für das gesamte Gebiet plant man eine einheitliche Preisgestaltung, die nach§ 18 der Satzung unter Mitwirkung eines Preisausschusses erfolgt. Die Zusammensetzung des Preisausschusses gleicht der unglücklichen Zusammensetzung der unproduktiven Institution des vorjährigen Wirtschaftsbeirates mit seinem Arbeitsergebnis der 4. Notverordnung und der imparitätischen Vertretung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der wichtigste Faktor in dem aus 18 Mitgliedern bestehenden Preisausschuß, die Verbraucherschaft, ist mit 3 Mitgliedern vertreten, die dazu durch den Verband der städtischen Milchversorgungsgesellschaften bestimmt werden. Bekannt ist, daß in der Rheinprovinz die Milch vielfach 3—4 Pfg. je Liter teurer ist als im Regierungsbezirk Arnsberg. Die neue Organisation will durch ihren Preisausschuß einen wirtschaftlich angemessenen einheitlichen Milchpreis festsetzen lassen. Bei der imparitätischen Zusammensetzung— 6 Vertreter der Landmolkereien, 3 Vertreter der Milcherzeuger, 3 Vertreter der Abnehmerbetriebe, 3 Vertreter des Handels und 3 Vertreter der Verbraucher—(15 Unternehmer gegen 3 Verbraucher)— wird die Festsetzung des einheitlichen Milchpreises für unser Gebiet nur preisverteuernde Auswirkungen haben. Nach§ 2, Absatz 4, gehört zu den besonderen Aufgaben des„Milchwirtschaftlichen Verbandes für Westdeutschland“ die Regelung des Bezuges und Absatzes durch die Vereinbarung einheitlicher Bedingungen über Lieferung und Preis, sowie durch die Anpassung des Angebotes an den Bedarf mittels Kontingentierung der Anlieferer". Dieser Paragraph, der in seiner Auswirkung an die wirtschaftslähmenden und preisverteuernden Eigenschaften des Kohlensyndikates erinnert, steht dem Bestreben eines zusätzlichen Absatzes zu verbilligten Preisen nach dem kaufmännischen Prinzip:„Großer Umsatz, kleiner Nutzen" entgegen. Eine Kontingentierung steht auch im Widerspruch zu der im Milchgesetz angestrebten höheren Nutzungsleistung des Milchviehes und führt außerdem auf dem wichtigsten Gebiete der Volksernährung zur Zwangswirtschaft, also zu einer Wirtschaftsform, die von denselben Kreisen auf dem Gebiete der Wohnwirtschaft trotz anormalen Wohnungsmarktes grundsätzlich abgelehnt wird. In Zeiten, in denen die Verbraucherschaft mit berechtigter Erbitterung den Kampf gegen die wirtschaftslähmenden, preisverteuernden und arbeitsrechtlich zerstörenden Tendenzen der Monopole und Trusts führt, haben neue Gebilde mit ähnlicher Struktur keine Gründungs= bzw. Daseinsberechtigung. Die Staatsregierung kann die Schaffung einer Zwangsbewirtschaftsstelle und ihre kostspielige Verwaltung mit ihren eingeleiteten Sparmaßnahmen nicht vereinbaren und daher nicht verantworten. Jedenfalls lehnt die Verbraucherschaft jede Verteuerung des wichtigsten Nahrungsmittels, der Milch und ihre Nebenerzeugnisse, die sich aus dieser überfüssigen Zwangsorganisation und ihrer Verwaltung ergeben, ab. Die Verbraucherschaft hat wohl ein Interesse an einer qualitativen und quantitativen Hebung der Milchproduktion, die durch ein Milchgesetz wissenschaftlich und behördlich gefördert wird. Sie erhebt aber auch zu gleicher Zeit die Forderung nach Senkung des Milchpreises auf einen Preisstand, der den Einkommensverhältnissen und dem Geldwert entspricht. Staisten Emsehen! Vom 10. bis einschließlich 17. Juli liegen die Stimmlisten zur Einsichtnahme aus. Es kommt diesmal auf jede einzelne Stimme an. Die braune Affenschande terrorisiert Stadt und Land. Die Hoffnungen der Hitlerbarone und der Hitlerbanditen müssen zunichte gemacht werden. Andernfalls verfällt die deutsche Arbeiterschaft der faschistischen Sklaverei, wird zugunsten des„schaffenden“ und des„raffenden“ Kapitals vollständig entrechtet und noch größerem Elend preisgegeben als bisher. Auf die Wahl am 31. Juli wartet nicht nur die deutsche Arbeiterschaft, sondern die der ganzen Welt mit Spannung. Diese Wahl wird nicht nur das Schicksal Deutschlands, sondern das Schicksal der Welt entscheiden. Wehrt euch, seht die Stimmlisten ein ab 10. Juli täglich von 9 bis 12.30 Uhr, Zimmer 6/7 des Rathauses! Es darf keine Stimme verloren gehen der Liste 1 Sozialdemokratische Partei Kriegsopfer, Achtung! Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß die Kriegsopfer heute mit den Gewerkschaften demonstrieren. Treffpunkt Arbeitsamt Witten, Annenstraße, um 18 Uhr. Für Beinbeschädigte unentgeltliche Fahrgelegenheit. Zum Dortmunder Zucht= und Faselviehmarkt wurden aufgetrieben: 578 Stück Großvieh, 297 Schweine, 13 Kälber. Der Handel war sehr langsam. Es kosteten: Hochtragende und frischmelke Kühe: I. 320—370 RM., II. 260—320 RM., III. 200 bis 260 RM., Rinder 200—290 RM. Beste Tiere wurden über Notiz bezahlt. Sämtliches zum Markt aufgetriebenes Großvieh ist gegen Maul= und Klauenseuche geimpft worden. Am Schweinemarkt war der Handel sehr langsam. Es wurden gezahlt für 6—8 Wochen alte Ferkel 10—13 RM., für 8—10 Wochen alte Ferkel 13—19 RM., für 10—12 Wochen alte Ferkel 19 bis 34 RM. Der nächste Markt findet am 20. Juli statt. Festnahme. Wegen Hehlerei und Verdachts des Einbruchsdiebstahls festgenommen wurde der hier Am Wannenbach 22 wohnen Arbeiter A. M. Frauen! An der heutigen gewerkschaftlichen Kundgebung nehmen sämtliche Frauen teil. Die Mitglieder der Frauenorganisationen, Parteigenossinnen, Frauen der Gewerkschaftskollegen und des Reichsbanners versammeln sich um 6,30 Uhr auf dem Sportplatz der Siedlung Witten=Ost. Frauen, erscheint zahlreich, um zu zeigen, daß die deutsche Arbeiterfrau und Mutter nicht im Lager Hitlers steht, wo man die Frau als„dumme Ziege" beschimpft! Sportgenossinnen und Sportgenossen! Erscheint heute alle in Sportkleidung bei der Demonstration des ADGB.! Umkleideräume bei Röthemeyer. Seid pünktlich zur Stelle! Wir marschieren geschlossen hinter der Sturmfahne. Kartellvorstand. Die Straße gehört nicht den Nazis! Am Freitag, dem 15. Juli 1932. findet auf dem Humbeldtsplatz In Wilten eine statt, In welcher der Bezirkssekretär des ADGB., Reichstagsabgeordneter B öckler (Düsseldert, über das Thema spricht: Freiheit oder Untergang! Gewerkschafts- Kollegen. Sozlaldemokraten. Reichsbannerkameraden, Sportler. Männer der Eisernen Front! Heraus zur Demonstration! Die Straße dart nie und nimmer den braunen Söldlingen des Kapitals überlassen bleiben. Wir demonstrieren für Freiheit und Recht. gegen die Unterdrückung der Arbeiterklasse und gegen die Hitler-Barone! Antreten 6.30 Uhr auf dem Sportplatz Witten-Ost! Körperverletzung. Im Hause Bellerslohstraße 13 entstand am 13. Juli mittags eine Schlägerei, in deren Verlauf der Arbeiter W. G. einen Messerstich in den Rücken erhielt, der seine sofortige Ueberführung in das Marienhospital erforderlich machte. Die Gebrüder Heinrich und Hugo Sch.— letzterer hat den Stich ausgeführt— wurden festgenommen und in das Polizeigefängnis eingeliefert. Verkehrsunfälle. In der Steinstraße wurde am 13. Juli ein junger Mann, der sein Fahrrad an der Hand führte, von einem Kraftdreirad angefahren, glücklicherweise jedoch nicht verletzt. Das Hinterrad des Fahrrades wurde stark beschädigt.— Ein Radfahrer, der am Mittwoch abend die Herbeder Straße befuhr, fiel plötzlich von seinem Rade und blieb besinnungslos liegen. Es wird vermutet, daß er einen Ohnmachtsanfall erlitten hat. Die Schutzpolizei sorgte für seine Ueberführung in das Marienhospital. Messerstecherei. In der Freiligrathstraße entstand am 13. Juli eine Schlägerei zwischen zwei Männern, wobei das leidige Messer und Schlagringe eine Rolle spielten. Mit erheblichen Stichverletzungen im Kopfe verließen beide die Stätte des Kampfes. Annen Alle Mädchen und Frauen vom 18. Lebensjahre ab müssen heute um 16.30 Uhr in der Versammlung im„Deutschen Haus“, Martin Heine, erscheinen und gegen die von den Nazis toleri## Regierung von Papen u. Co. protestieren, Protest gegen die von dieser Regierung diktierte Hungerverordnung einlegen Um 18 Uhr soll die Kundgebung zu Ende sein, damit auch die Frauen an der Gewerkschaftsdemonstration teilnehmen können. Die Nazipleiten in den Städten nehmen auf dem Lande ihren Fortgang. Die NSDAP. hatte für Dienstagabend wieder einmal zu einer„Kundgebung“ in den größten Saal von Annen, den„Westfälischen Hof“ ausgerufen und sich den Pg. Dr. Beck aus Bochum verschrieben. Dieser vitt wieder vor etwa 100— einhundert Braunhemden und Hitleriken sein Steckenpferd:„Gebt Hitler die Macht!" Die Freikarten, welche die Hakenkreuzler sogar auf der Straße verteilen wollten, wurden nicht angenommen oder vor ihren Augen zerrissen. Und nun zitieren wir, um nicht in den Geruch unwahrer Berichterstattung zu kommen, aus dem Versammlungsbericht der„Annener Zeitung", was der„Doktor" aus Bochum, von dem, wie wir seinerzeit schon feststellten, sein Vater sagte, er bringe ihn noch ins Grab, er habe von seinem Studium nichts abgebracht, er versuche alles usw.“) für einen Unsinn verzapfte. 1. Bezeichnete er es als Lüge, daß die RSTAP. mit der Regierung Papen harmoniere. Bekomme Hitler die Macht, so werde mit den marxistischen Beamten in Staat und Reich radikal abgerechnet.(Legal natürlich, damit der unfähige Bäckermeisterssohn Beck einen Posten erhält.) Viermal hätten die Nazis die Aufhebung der Notverordnungen gefordert.(Aber nur soweit sie die Aufhebung ihres Braunhemden=Verbotes und die Strafentlassung ihrer Mordbuben betreffen. T. B.) Die Nazis bekämpften die Papenregierung, weil sie durch die Notverordnung die Aermsten um 15 Prozent ihrer Rente oder Unterstützung gebracht hätte, lügt der Nazi=Agitator.(In Wirklichkeit weiß doch jedes Kind, daß Hitler und seine Nachbeter jetzt doch nur deshalb über ihren Freund Papen und seine Pappenheimer schimpfen, weil er ihnen durch seine„Arbeit“ auch in Lausanne den Agitationskohl verdorben hat. Dann faselte er von Arbeitsdienstpflicht, wie er sie versteht bzw. nicht versteht, um in einem Atemzuge zu erklären, die NSTAP. sei keine Terrorbande; sie mache nur vom Recht der„Notwehr“ Gebrauch.(Vielleicht wußte er noch nicht, daß zirka 80 braune Mordbrenner am selben Abend in Witten einen Mordversuch an einem Jungbannermann begingen.) Daß sich auf das Gefasel kein Hitlerjünger oder Hitlerike zum Wort meldete, ist erklärlich. Aber das kann man feststellen:„Je schlechter die Naziversammlungen besucht werden, je größer wird die Zahl der hinteruisnigen veversatte durch vie braunen Strolche. Und die Kerle sprechen über das Thema:„Gebt Hitler die Macht.“ Das wäre nichts anderes als Selbstmord. Wenn die„Annener Zeitung" den Besuch der Versammlung nicht erwähnt, so ist das ebenso gut zu verstehen, als wenn sie immer wieder von Ueberfällen auf die armen Hitlerjungen spaltenlang berichtet, obwohl die Tatsachen umgekehrt liegen. Zentralverband der Angestellten, Ortsgruppe Annen. Sonntag morgen 7 Uhr treffen wir uns zu einem Ausflug an der Ecke Provinzial= und Herdecker Straße(Försterhaus). Alle müssen zur Stelle sein. Musik: Mandolinenklub. Freunde und Interessenten sind herzlichst eingeladen. Auf dem Schnee. Verband der Bergbauindustriearbeiter, Zu der am Freitag, 15. Juli, in Witten stattfindenden Kundgebung nehmen alle Kameraden, Parteigenossen und ArbeiterSportvereine geschlossen teil. Abmarsch 17.30 Uhr vom Lokale Demtröder. Der Arbeiter=Turn= und Sportverein„Frei Heil" und Volkschor„Freundschaft“ Auf dem Schnee treten Sonntag, den 17. Juli, nachmitatgs 1.15 Uhr, im Vereinslokal Pollerberg zu einem gemeinsamen Familienausflug mit Kinderbelustigung nach der Spielwiese Bernhard Waltenberg an. Trinkgefäße für Kinder sind mitzubringen. Punkt 1.30 Uhr Abmarsch. Und noch eine Pleite! Die„Teutschnationalen“ waren vorsichtiger wie ihre Freunde, die Nazis. Sie hatten auf Mittwoch abend eine Versammlung in einem der kleinsten Säle anberaumt, um die Leute von der Landwirtschaft und die Damen vom Königin=Luisen=Bund, die ihnen die Nazis noch gelassen haben, zu zählen. Und tatsächlich hatten noch 26 Getreue Hugenbergs der Einladung Folge geleistet, die von bald ebensoviel Schupos betreut wurden. Wir begnügen uns mit dieser Feststellung. * Die Hakenkreuzler, und besonders die mit dem 6=PfennigHemd und dem Vogel vorm Kopf, sind durch die Mißerfolge bei ihren„Kundgebungen“ und durch die Feststellung ihres Terrors ganz aus dem Häuschen geraten. Besonders vor dem Aushang der„Wittener Volkswacht“ in der Annenstraße toben sie sich aus, wenn gerade kein Republikaner davor steht. So brüllte gestern morgen der SA.=Mann Willimzik:„Dem muß man den Bau kaputt hauen, das ist das einzig richtige!“ Hoffentlich wird der Junge von seinem Vater belehrt, daß das Kaputthauen nicht das Richtige, sondern das Verkehrteste ist, was er machen kann. Hoffen und Harren— macht sie zu Narren! Aus Nazikreisen erfahren wir, daß ihren Mitgliedern von mit ihnen sympathisierenden Arbeitgebern vielfach Arbeit bzw. gute Stellen angeboten werden. So sei einem Koch und Konditor eine Stellung angeboten worden, die dieser aber ausgeschlagen habe mit der Begründung, es habe keinen Zweck mehr, denn er werde doch bald Polizeioffizier. Ein anderer, K., der sonst noch etwas Aushilfsarbeit neben seiner Stempeltätigkeit ausübte, soll diese jetzt eingestellt und erklärt haben, er sei von seiner Partei zu sehr in Anspruch genommen. Die Armen! Bommern Die Wählerlisten einsehen! Alle diejenigen, die keinen Wahlausweis erhalten haben, oder die verzogen oder als Jungwähler in Frage kommen, müssen unbedingt die Wählerlisten nachsehen. Diejenigen, die unbedingt verreisen müssen, und am Tage der Wahl nicht am Orte sind, lassen sich einen Stimmschein ausstellen. Mit diesem Schein kann man sein Wahlrecht überall ausüben. Achtung, Gewerkschaftskollegen, Reichsbannerkameraden, Par. teigenossen! Am Sonntag, 17. Juli, vormittags 9 Uhr, an der Erfrischungshalle Huft, wie verabredet erscheinen. Es darf keiner fehlen. Die Wichtigkeit wird allen bekannt sein. Stockum Sämtliche Mitglieder der Eisernen Front treffen sich heute, Freitag, um 5.30 Uhr an der Siedlung zwecks Teilnahme an der Demonstration in Witten. PECLAAALEE. A:„Was war denn das?“ 5:„So grüßen sich jetzt die Anhänger der Eisernen Pront.“ C:„Das hört man jetzt allenthalben, man merkt plötzlich, daß es auch noch andere Leute als Hekenkreuzler gibt.“ So wirkt unser Gruß auf die Bevölkerung. Gebraucht ihn undblässig! Er besicht aus: erhobener Faust und dem lauten Ruf: PEORAEILTDE“ O Die„Eiserne Front“ ruft! Samstag, den 16. Juli, abends um 18 Uhr Demonstration der„Eisernen Fronf“wanenscheld Antreten auf dem August-Bebelplatz um 17.30 Uhr „Eiserne-Front gegen Hitler-Barone— Nicht Diktatur, sondern Republik Hlerüber sprechen in der Kundgebung die bisherigen Mitglieder des Reichstages Hans Böckler, Köln Fritz Henßler, Dortmund. Republikaner. Arbeiter, Angestellte, Beamte, Frauen heraus zur Demonstration, gegen Rentenraub, gegen Verelendung der breiten Massen, gegen den Rürgerkrieg der Hitlerbanditen, für die Republik, für die Arbeiterschaft, für die Freiheit. Heraus du Wattenscheider Arbeitsvolk: Zeigt den Feinden euren unbeugsamen Siegeswillen! Die„Eiserne Front“, Wattenscheid. Eiserne Front marschsertig! Zu der am Sonntag, dem 16. Juli 1932, stattfindenden Demonstration mit anschließender Kundgebung haben die Organisationen, die der Eisernen Front angeschlossen sind, folgendes vereinbart: Die Vertrauensmänner der Bergarbeiter der Stadt Wattenscheid fordern ihre Kollegen auf, sich restlos an der Demonstration zu beteiligen. Der Bezirksleiter des Deutschen Metallarbeiter=Verbandes verlangt von den Mitgliedern restlose Beteiligung der Demonstration. Die Bau= und Holzarbeiter sowie der Verband der Zimmerer haben sich für restlose Beteiligung eingesetzt. Die Sozialdemokratische Partei, das Gewerkschaftskartell und das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold, Bezirksgruppe Wattenscheid, machen ihren Mitgliedern zur Pflicht, restlose Beteiligung und Unterstützung der Demonstration! Das Arbeitersportkartell hat ihren Mitgliedern empfohlen, restlos anzutreten. Der Aufmarschplan ist: Antreten um 17.30 Uhr auf dem August=Bebel=Platz. Die Anmarschwege bzw. Antrittszeiten sind: Eppendorf 4.30 Uhr am Denkmal; Höntrop 4.45 Uhr an der Tankstelle. Die Genossen treffen sich später mit Genossen aus den Bezirken, so daß die Genossen der Stadtteile Eppendorf, Höntrop und Westenfeld gemeinsam zum AugustBebel=Platz marschieren. Die Genossen der Filiale Leithe gehen zu den einzelnen Treffpunkten der Stadtverbände. Die Reichsbannerkameraden treten kameradschaftsweise in ihren Versammlungslokalen an. Nach der Sammlung marschieren diese nach dem Gertrudisplatz, so daß alle Kameraden um 5 Uhr marschfertig stehen. Abmarsch nach dem August=Bebel=Platz erfolgt nach Anweisung des Bezirksführers. Die aktiven und passiven Mitglieder treten in voller Reichsbanneruniform an. Die Wattenscheider Salzsteuersoldaten bekommen ihre Kaserne Eine verdächtige„Arbeiter“sache Die SA. bekommt neue Tressen, der Arbeiter hat nichts zu fressen— so hört man heute von den Arbeitern überall den recht drastischen und wahren Ausspruch. Aber die„Arbeiter“partei kann noch mehr! In der Zeit, wo alle Menschen ungeheure Not leiden, kann diese sich eine Scheune mieten und umbauen, damit die SA. ein Heim bekommt und eine Küche erhält. Die Gaben fallen für diese Aucharbeiter genügend von den Tischen der Großindustrie, so daß sie den recht teuren Betrieb einer Küche in dieser Zeit durchführen können. Die Großindustrie läßt sich die Sache etwas kosten! Die Kapitalisten werden eines Tages aber ihre Gelder mit Zins und Zinseszinsen retoür fordern, dann werden dem Arbeiter die Augen übergehen und sie werden mit zerrissenen Kleidern, mit Holzklotschen, mit verlängerter Arbeitszeit, mit einem gewaltigen Rückschritt, mit dem Verlust der Sozialgesetzgebung und mit völliger Entrechtung der Arbeiterklasse bezahlen. Die SA.=Küche, der Umzug und Neueinrichtung der Buchhandlung sind Danaergeschenke der Bourgeoisie! Arbeiter, seid wachsam! Nieder mit den Salzsteuersoldaten der Hitlerschen Privatarmee.— Wählt Sozialdemokraten Liste 1. Sitzung des Hauptausschusses Nach längerer Zeit tagte am gestrigen Nachmittag im kleinen Sitzungssaal des Rathauses der Hauptausschuß. Zur Beratung stand der Haushaltsplan und Deckungsbeschluß für das Rechnungsjahr 1932. Eine Einzelberatung wurde jedoch nicht vorgenommen. Der Oeffentlichkeit wird durch die heute Vormittag stattfindende Konferenz mit den Pressevertretern über den Haushalt der Stadt Aufschluß gegeben. Verschiedene Grundstücksverkäufe fanden Zustimmung. Außerdem wurde ein Grundstücksaustausch genehmigt. Die geplante Renovierung der Stallungen auf dem Gerichtshof wurde nochmals zurückgestellt. Mit der Fluchtlinienfestsetzung an der Eppendorfer Straße von der Grenze Höntrop durch Eppendorf bis zur Straße In der Mark bzw. Ewaldstraße ist Versammlung einverstanden. Der Einbau je eines Hydranten in WattenscheidEppendorf, Ecke Eppendorfer und Talstraße, sowie Ecke Gartenund Eppendorfer Straße, wurde genehmigt, dagegen ein weiterer Einbau eines Hydranten in der Todtsfeldstraße wegen der hiermit verbundenen hohen Kosten abgelehnt. Es ist beabsichtigt, weitere 20 Kleinsiedlerstellen in Wattenscheid zu schaffen. Es sollen errichtet werden 10 Stellen neben den bisherigen 22 Stellen auf dem städtischen Grundstück am Lönsberg, 8 Stellen im Vogelspoth und 2 Stellen auf dem städtischen Grundstück an der Ruhrstraße. Die Errichtung erfolgt unter denselben Bedingungen, wie die zur Zeit in der Fertigstellung begriffenen 22 Siedlerstellen am Lönsberg. Stadtausschuß erteilt hierzu seine Zustimmung. Aus dem Grundsteuerausschuß ist das Mitglied Heroven durch Tod ausgeschieden. Im Gymnasialkuratorium scheidet in diesem Jahre satzungsgemäß Rektor Demberg aus. Vorschlag für die Ersatzleute werden in der nächsten Hauptausschußsitzung unterbreitet. Die Fraktion der Deutschen Volkspartei hat mitgeteilt, daß die Stadtverordneten W. Tanzeglock und I. Joswig aus der Fraktion der Deutschen Volkspartei ausgeschieden seien. Als Nachfolger werden benannt: für den Hauptausschuß Stadtverordneter Winnefeld, für die Baukommission Stadtverordneter Ebeling, als stellvertretendes Mitglied des Hauptausschusses wurde Stadtverordneter Haarmann vorgeschlagen, das bisherige Mitglied der Versorgungshauskommission Vogt wird durch den Bergmam Czub ersetzt. Lum Schluß wurden noch einige eingegangene Dringlichte####nträge der KPD. bekanntgegeben. Zentralverband der Zimmerer, Wattenscheid. Am Freitag, dem 15. Juli, findet eine allgemeine Mitgliederversammlung im Gewerkschaftshaus in Essen statt. In dieser Versammlung wird Kamerad Schumann vom Zentralvorstand über das Thema: „Unser Zentralverband und die Wirtschaftskrise“, sprechen. Die Kameraden, die ein Fahrrad besitzen, werden ersucht, an dieser Versammlung teilzunehmen. Wir treffen uns am Freitag 18 Uhr an der Volksstimme. Ebenso haben alle Kameraden an der Kundgebung der Eisernen Front teilzunehmen am Samstag 17.15 Uhr am August=Bebel=Platz. Der störrische Rollfix. Am 12. Juli gegen 17.20 Uhr fuhr auf der Marienstraße, etwa 50 Meter vor der Gertrudisstraße, ein unbekannter Rollfix gegen einen Gartenzaun in der Hüller Straße. Der Zaun wurde stark beschädigt. Der Führer des Rollfixes fuhr nach dem Unfall schleunigst davon. Erhängt ausgefunden. Ein 23 Jahre alter Arbeiter wurde gestern an einem Türpfosten seiner elterlichen Wohnung in Wattenscheid erhängt aufgefunden. Freitod steht einwandfrei fest. Der Erhängte war schwermütig. Die Wattenscheider Gewerkschaften nehmen Stellung zur Lage In der Kartellversammlung am Mittwoch sprach Werner vor den Funktionären über:„Unsere Stellung zu den Reichstagswahlen". Scharfe Abrechnung hielt er mit den Verdrehungskünsten der Nazioten, die heute so tun, als seien sie gegen von Papen. Heute, vor der Wahl, haben sie Angst, daß das Volk ihre verräterischen Pläne durchkreuzt und sie rufen: „Hinweg mit von Papen!“. Aber warum hintertreiben sie denn die Einberufung des Ueberwachungsausschusses? Warum verließen sie den preußischen Landtag, als ein Mißtrauensvotum zur Abstimmung stand? Weil sie als Judas des deutschon Volkes nichts gegen das Adelskabinett unternehmen wollen. Wo ist heute der neue Weg in die Außenpolitik? Jahrelang hat man die deutschen Vertreter mit Dreck besudelt, hat sie beleidigt, ihnen zu wenig Nationalgefühl vorgeworfen. Und heute, da wandelt Herr von Papen in den Spuren seiner Vorgänger! Wo blieb die Faust, die auf den Tisch schlug? Wo der Mann, der alle Verträge zerreißt? Warum schimpfen die„nationalen“ Herrschaften jetzt nicht? Warum schweigen sie? Weil bei ihnen zweierlei Moral herrscht!— Genosse Werner erinnerte an den Ausspruch des Nazi=Jünglings im Reichstag, der einer sozialdemokratischen Abgeordneten, die ihren Sohn im Felde verloren hat, zurief:„Dafür wurden sie euch ja gemacht!“ Und so ein Pack redet von Nation, so ein Lümmel darf Reichstagsabgeordneter werden. Darum stehen wir in diesem Kampf und werden die Flut der Naziseuche bestimmt bannen.— Zur Einheitsfront führte Kollege Werner aus, die SPD. sei gern bereit, die Einheitsfront herzustellen. Nur muß die KPD. ihren gehässigen Kampf gegen Gewerkschaften, SPD. und Führer einstellen. Unsere Führung hat diese Gedanken schon immer vertreten und sie sind für uns maßgebend. Unsere Einheitsfront ist die Eiserne Front. Und wer keine Zersplitterung will, darf ihr beitreten.— In der Diskussion wurden von allen Rednern die Ausführungen des Kollegen Werner unterstrichen. Einstimmig wurden folgende Resolutionen angenommen: „Die heute, am 13. Juli 1932, versammelten Funktionäre der Freien Gewerkschaften der Stadt Wattenscheid verpflichten sich, alles zu tun und keine Arbeit zu scheuen, um den Sieg am 31. Juli an die Fahnen der Eisernen Front zu heften.“ Eine zweite Resolution hat folgenden Wortlaut: „Das Ortskartell der Freien Gewerkschaften des ADGB. Wattenscheid ist nicht gewillt, die organisierten Arbeiter von den Nazibanditen feige hinmorden zu lassen, es wird erwartet, daß die Kampfleitung der Eisernen Front diesbezüglich alle Schritte unternimmt, so daß die Gewerkschaftsmitglieder ihres Lebens sicher sind. Die gegenwärtige Regierung, besonders das Reichsinnenministerium, scheint den Schutz der Bürger nicht sicherstellen zu können und so sollen die Instanzen der Eisernen Front Maßnahmen ergreisen. Die gegenwärtige Regierung hat mit der Aufhebung des Verbots der SA. und SS. einen politischen Fehler gemacht, der den Bürgerkrieg heraufbeschwören muß. Wir fordern daher, die notwendigen Maßnahmen zu treffen, daß jeder Arbeiter und deutsche Bürger gegen die Hitlerischen Mordbanditen geschützt ist. Neben diesen Maßnahmen wird allen Gewerkschaftlern empfohlen, die Geschäfte bei ihren Einkäufen nicht mehr zu berücksichtigen, die sich offen zur nationalsozialistischen Partei bekennen. Diese sind unter allen Umständen zu meiden. Die Einkäufe sind nur in den Geschäften zu tätigen, die in unserer Zeitung inserieren und die nicht zu der Nazibewegung hinzuzurechnen sind. Das Kartell wird eine diesbezügliche starke Kontrolle durchführen und bewußt darauf hinarbeiten, daß diese Geschäftsleute der Verachtung der gesamten Arbeiterschaft preisgegeben werden.“ Diese Resolution fand die begeisterte Zustimmung aller Kollegen, die mehr als 3000 organisierte Kollegen zu vertreten haben. Sportkalender 12. Bezirk=Turnsparte. „Turner, auf zum Streite!“ Aus Anlaß des Bezirksfestes, welches am Sonntag, dem 14. August, in Gerthe stattfindet, verbunden mit„10 Jahre Arbeitersport in Gerthe“, findet am Sonntag, dem 17. Juli, in Bochum, Turnhalle Alleeschule, morgens um 9 Uhr beginnend, eine Bezirks=Probeübungsstunde statt. Da am Tage des Bezirksfestes die Massenfreiübungen und Tänze nach Schallplattenmusik aufgeführt werden, ist Vorsorge getroffen in dem, daß am Sonntag in der Uebungsstunde desgleichen nach Schallplattenmusik geprobt wird. Pflicht aller technischen Vereinsabteilungsleiter ist es, in dieser Uebungsstunde zu erscheinen, damit auch die noch vorherrschenden Fehler restlos ausgemerzt werden können. Die Uebungsstunde befaßt sich u. a. mit Freiübungen der Kinder, Frauen und Männer, Singspiele und Tänze der Kinder und Turnerinnen und Leichtathletik. In der Hoffnung, euch alle restlos und zahlreich in der Uebungsstunde begrüßen zu können, grüßt mit„Freiheit!“ I. A.: Fr. Bergwieser. Achtung! Vereinsvorstände! Am Sonntag, dem 17. Juli, findet im Lokale Fr. Wilde, Bochum, nachmittags um 15 Uhr, eine Vereinsvorständekonferenz statt. Die Versammlung befaßt sich u. a. mit der Lage im Bezirk und mit dem am 14. August in Gerthe stattfindenden Bezirks=Turn= und Sportfest. Der Wichtigkeit halber der auf der Tagesordnung stehenden Punkte, ist das Erscheinen aller Vereinsvorsitzenden oder deren Vertreter unbedingt erforderlich. I. A.: Der Vorstand, Otto Vogelsang. „Deutsche Eiche“ e. V. B.=Stiepel, Abt. Fußball. Sonntag findet in Stiepel am Gemeindehaus das letzte Meisterschaftsspiel gegen Bredenscheid=Stüter statt. Anstoß der Schüler um 11 Uhr, der 2. Mannschaft um 1.30 Uhr und der 1. Mannschaft um 3.30 Uhr. Am Samstag, dem 16. Juli, spielt die 1. Mannschaft auf der Werbewoche in Winz=Baak. Abmarsch 5 Uhr. Fr. Turnerschaft„Spiel u. Sport“, Wattenscheid=Eppendorf spielt am Sonntag, dem 17. Juli, gegen T. u. S.=Verein Querenburg, 1. und 2. Mannschaft. Anstoß 1. M. 5 Uhr, 2. M. 3 Uhr. Um zahlreichen Besuch von seiten der Eisernen Front wird gebeten. Platz Steigerturm. Die 1. Igd. spielt gegen die 1. Igd. Weitmar=Mark. Anstoß 3 Uhr. Platz Weitmar. Die Jugend zieht sich bei dem Vereinswirt Klewinghaus um und geht von dort aus geschlossen zum Sportplatz Weitmar. Arbeiter=Turn=Verein„Deutsche Eiche“, Bochum=Stiepel, Abteilung Handball. Sonntag tragen wir ein Spiel aus gegen die Turner Witten. Anwurfszeit morgens 10 Uhr. Voranzeige. Sparta Blumenfeld gegen Sportklub Hacking Hicking Wien. Der Arbeiter=Sportverein Sparta Blumenfeld empfängt am 2. August eine der besten Mannschaften Oesterreichs. Sportklub Hacking Hicking schlug am 7. Juli 1932 den österreichischen Bundesmeister Gaswerk 08 mit 2:1. Sparta Blumenfeld. Der Verein veranstaltet am Samstag, dem 16. Juli, ein großes Werbespiel. Ruhrauswahlmannschaft gegen Werne 09(Niederrheinmeister) heißt dieses Treffen. Den Bochumer Sportanhängern wird hier guter Sport geboten, zumal der Niederrheinmeister komplett antritt. Die Ruhrauswahlmannschaft spielt in folgender Aufstellung: Schnitter (Sparta), Schneider(Sparta), Hoffmann(Sparta), Kahl(Sp. u. Sp. Eppendorf), Woschischeck(Sp.=Kl. Linden), Jankowski (Wattenscheid), Brinkmann(Waldesrand Linden), Sterna(B.= West), Schöpe(Stiepel), Schmidt(Sparta), Berlinski(Waldesrand Linden). Platz: Stadion An der Landwehr. Umkleidelokal Wirt Schroeer, Kohlenstraße. Altenbochum 01. Am kommenden Sonntag feiert der Arbeiter=Turn= und Sportverein Altenbochum 01 im kleinen Rahmen das zehnjährige Bestehen seiner Fußballabteilung. Hierbei werden sportliche Darbietungen der Leichtathletik zur Geltung kommen, die die beachtliche Stufe der Arbeitersportbewegung erkennen lassen. Den Fußballfreunden dürfte das Spiel 01 gegen Mühlheim Interesse bereiten. Ferner wirken mit: die Freie Sportvereinigung und die Schwimmer Bochums, der ArbeiterSportverein Gerthe und Laer. Es sei weiter an dieser Stelle derjenigen Genossen gedacht, die in unermüdlicher Arbeit und mit zähem Willen, nicht nur die Fußballabteilung und die Jugendabteilung, sondern dem Verein selbst zu seiner jetzigen Entwicklung verholfen haben. Hoffen wir, daß diese Arbeit nicht umsonst gewesen ist, und daß viele junge Menschen durch unseren Arbeitersport zu mutigen Streitern für den kommenden Sozialismus werden. Darum, Parteigenossen, Gewerkschaftskameraden, alle Sportfreunde unserer Ortschaft, besucht unsere Veranstaltung am kommenden Sonntag! Besucht das Strandbad der Freien Schwimmer an der Koster-Brücke!! Bewahrk Solidarität besonders in dieser schweren Zeit!! Jugend im Kampf fül Treinen und Triedeh! Das ist das Motto zum diesjährigen Jugendtreffen in Wanne-Eickel! Wer will da fehlen, wenn es um unsere heiligsten Ideale geht?? Darum auf! Bereit sein heißt alles!!! Wie steht das Wirtschaftsbarometer? * Ein Gutes hat jedenfalls die Wirtschaftskrise mit sich gebracht: die sonst wenig mitteilsamen deutschen Industrie=Unternehmungen lernen allmählich, wie nützlich es ist, die Oeffentlichkeit von Zeit zu Zeit über ihre Lage aufzuklären. Sie folgen hierbei dem Muster besonders der großen amerikanischen Konzerne, deren regelmäßige Monats= oder Quartalsmeldungen einen ziemlich lückenlosen Ueberblick über die Lage der Gesamtwirtschaft des Landes ermöglichen. Belebende Russenaufträge Aber so interessant auch die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten sein mögen, schließlich sitzt uns das Hemd näher als der Rock. Wie steht es also zur Zeit um die deutsche Industrie? Die Vereinigten Stahlwerke, das größte Montanunternehmen, haben im dritten Quartal ihres laufenden Geschäftsjahres etwas bessere Umsätze aufzuweisen. Dies ist vor allem auf neu abgeschlossene RussenLieferungen zurückzuführen, so daß ein Gesamtumsatz von 129 gegen 117 Millionen Mark im vorangegangenen Vierteljahr erzielt werden konnte. Die Zahl der Angestellten Ende Juni ist auf 11 600 zurückgegangen, während das Arbeiterheer um rund 800 auf mehr als 83000 Köpfe vermehrt werden konnte. Geringere Farben-Umsätze Was für die Montanindustrie die Vereinigten Stahlwerke, ist für die chemische Industrie der I. G. Farben=Trust, der mit an der Spitze der größten Konzerne der Welt marschiert. Deshalb bietet der soeben veröffentlichte Vierteljahrsbericht der I. G. Farbenindustrie ein besonders treffendes Bild der Weltlage. Eine verhältnismäßig große Widerstandsfähigkeit zeichnet diesen Konzern zwar schon seit längerer Zeit aus, aber auch hier machen sich die allgemeine Schrumpfung der Wirtschaft und die hemmenden Wirkungen der überall errichteten Zollschranken stärker bemerkbar. Am meisten betroffen werden hiervon die bisher recht ertragreichen pharmazeutischen und photographischen Erzeugnisse, während die Chemikalien und Farben wesentlich besser gehalten blieben. Vor allem ist aber erfreulich, daß die rückläufige Bewegung im Stickstoff=Geschäft, einem der wichtigsten Zweige des Konzerns, zum Stillstand gekommen ist. Export-Klagen Auch aus andern Wirtschaftslagern häufen sich die Klagen über Behinderungen im Exportgeschäft. Besonders charakteristisch müssen hierfür die Mitteilungen angesehen werden, die vor der Jahresversammlung des Verbandes deutscher Fahrradteile=Fabrikanten gemacht wurden. Es handelt sich hierbei um spezifisch deutsche Export=Industrie, deren Ausfuhr im Jahre 1928 noch einen Wert von 50 Millionen Mark darstellte. 1931 ist diese Ziffer bereits auf 32 Millionen Mark zurückgegangen, während in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres der Export erneut um fast die Hälfte abgenommen hat. Man kann es verstehen, daß bei dieser Lage der Verband die Reichsregierung energisch auffordert, ihre Agrarzoll=Politik nicht zu überspannen, um das Geschäft mit den besten Absatzländern nicht noch mehr zu erschweren. Biergeschäft hält sich Wesentlich besser funktioniert jetzt der Inlandsmarkt, besonders wenn es sich um reine Verbrauchsgüter handelt. So teilt eine Brauerei mit, daß seit Mitte März, seitdem die überhöhte Biersteuer abgebaut wurde, die rückläufige Bewegung des Absatzes zum Stillstand gekommen sei. Wären nicht in den letzten Monaten die Witterungsverhältnisse für die Brauereien besonders ungünstig gewesen, hätte die Steuerermäßigung sogar eine Besserung des Geschäftes gebracht. Zwischen„trübe“ und„freundlicher“ banken bestanden, eine Konzentration durch Zusammenschluß dieser Bankinstitute durchzuführen. Da die entsprechende Ermächtigung der preußischen Regierung, die auf einer Verordnung des Reichspräsidenten beruht, nur bis zum Herbst Gültigkeit hat, ist mit baldigen Beschlüssen des Ministeriums zu rechnen. Diese werden grade für den gewerblichen Mittelstand, dem Hauptkundenstamm der öffentlichen Banken, von besonderer Bedeutung sein. Polen will den Ikandinavilchen Kohlenmarkt behalten Warschau, 14. Juli.(Eig. Meldung.) Der Rückgang der polnischen Kohlenausfuhr nach den skandinavischen Staaten, der binnen einem Jahre auf die Hälfte gesunken ist, hat das polnische Kohlensyndikat veranlaßt, beim Handelsministerium eine Reihe grundsätzlicher Forderungen zu stellen, um diesen Markt für Polen zu erhalten. Das Kohlensyndikat verlangt eine Herabsetzung des Eisenbahntarises um 1 Zloty 20 Groschen pro Tonne, die Aufhebung der Arbeiterurlaube, die angesichts der herrschenden Kurzarbeit als Anachronismus angesehen werden, die Verlängerung der Arbeitswoche von 46 auf 48 Stunden und die Verminderung der sozialen Leistungen. Schließlich wird die Aufrechterhaltung eines hohen Inlandspreises für Kohle gefordert. Der Weltbankrott droht London, 14. Juli.(Drahtmeldung.) Der bekannte Finanz= und Wirtschaftssachverständige Sir. George Paish wiederholte auf einem Essen in London seine wiederholt geäußerte Warnung vor der Gefahr eines völligen Weltbankrotts. Er sagte: In den Vereinigten Staaten allein haben ungefähr 8000 Banken ihre Zahlungen eingestellt. Die gegenwärtige Lage der Welt ist größtenteils auf die Tatsache zurückzuführen, daß Amerika, das bei Kriegsausbruch Bankier der Welt wurde, der Welt ungeheure Summen Geldes geliehen und dann durch Tariferhöhung die Schuldner verhindert hat, ihre Schulden zu bezahlen. Heute tut England dasselbe durch Errichtung von Tarifen gegen fremde Länder. Wenn diese Tarispolitik nicht beseitigt wird, ist ein Weltbankrott unvermeidlich. Umbau der Provinz-Banken Das Preußische Ministerium des Innern hat den Landrat von Monbart aus Züllichau als Spezial=Bankenkommissar eingesetzt. Er hat die Aufgabe, in einer Reihe von preußischen Provinzen, in denen bisher neben Girozentralen auch Landesenterdegs Tum=Sehmprcr Leben an Bord- Deutschlands Spoctker in bester Stimmung An Bord der„Europa“, 14. Juli. Die„Europa“ mit der Deutschlands Sportler zur Olympiade nach Los Angeles unterwegs sind, ist ein durch die Wellen streichender Sportplatz geworden. Die ungeheuren Maße dieses prachtvollen Schiffes lassen ein Training für alle Olympiakämpfer zu, sofern sie nicht gerade Stabhochspringer oder Diskuswerfer sind! „Stielaugen“ machte der Münchener Ringer Ehrl, der mit seinen 20 Jahren das jüngste Mitglied der deutschen OlympiaMannschaft ist und vielleicht auch der jüngste Teilnehmer an den Spielen sein wird. Für ihn ist es eine neue Welt, die sich hier ausbreitet: das Schiff, das Meer, der unendliche und— hoffentlich recht lange— blaue Himmel. Er begreift nicht, daß so viele Sportler, die mit ihm fahren, die neuen Lebensbedingungen als eine Selbstverständlichkeit hinnehmen, als ein Zustand, mit dem man sich einfach abfinden muß. Nun— Dr. Peltzer und„Ete“ Rademacher sind ja auch an Bord. Sie haben sich den Wind anderer Kontinente schon öfter um die Nase wehen lassen, und ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse kommen heute nicht nur dem kleinen Ehrl, sondern allen Olympia=Fahrern zugute. So bilden sich überall Gruppen, in denen lebhaft diskutiert und„fachgesimpelt“ wird. Boxer und Leichtathleten, Schwimmer und Schwerathleten finden sich, als ob sie sich schon viele Jahre kennen. Die deutsche Mannschaft und die kleine österreichische Expedition, die aus zehn Sportlern besteht, bilden eine Familie von einer in derartigen Gebilden sonst recht seltenen Einmütigkeit! Gemeinsam promeniert man an Deck, atmet in vollen Zügen die köstliche Seeluft, die allen die so notwendige Nervenberuhigung bringt. Die letzten Tage an Land hatten es„in sich": vermehrte Arbeit im Beruf, Reiseporbereitungen, Bahnfahrten, die Sportfeste in Berlin und Bremen und schließlich die vielen neuen Eindrücke ließen das Bedürfnis nach Ruhe und Ausspannung immer größer werden. Allmählich wird man wieder guter Dinge, der Humor kommt wieder zu seinem Recht, und langsam kann man sich auch seinem Training zuwenden, das hier von den übrigen Passagieren genau beobachtet wird. Der fleißigste war bisher Deutschlands Sprinter=Meister Jonath. Noch am späten Abend, wenn alles schon in tiesem Schlaf liegt, treibt er Gymnastik, macht Startübungen und saust seine 100 Meter auf dem Promenaden=Deck hinunter, daß die Bordwache aus dem Staunen nicht herauskommt. Auch Deutschlands Boxer sind fein in Schwung. Je zwei Rundfunk-Programm Langenberg Freitag. 13. Juli. 9.45: Gymnastik für Frauen: Hilde Bremus. 10.15: Mensch und Welt Gemeinschaftsempfang für Arbeitslose. 11.15: Schuliunk Englisch 16.20: Jugendsunk Jum Grotzen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. 18.15: Aus der Welt der Pflame. H. Rang: Die Linde. 18.40: Englisch. 19.10: Dr Lehmann: Die Neuordnung der Arbeitslosenhilfe. 19.30: Dr Brink: Japans auswärtige Kapitalanlage im fernen Osten. 20.00: Zum 70 Geburtstag Ludwie Fuldas. Die Durchgängerin. Lustspiel von Ludwig Fulda. 21.30: Nachtkomert des Kleinen Orchesters des Westdeutschen Rundsunks. Samstag, 16. Juli. 9.45: Gymnastik für Frauen: Hilde Bremus. 10.10: Mensch und Welt Gemeinschaftsempfang für Arbeitslose. 11.10: Schulsunk. Kinderturnen mit Musik. 11.20: Schuljunk Goethe, der universale Mensch. 16.20: L. Bäte: Wanderungen in den Teutoburger Wald. 16.40: Englisch 18.15: Dr. Helene S. Müller: Die Handwerkerin in den Berufsorganisationen. 18.40: Postdirektor Hennings: Der Weltvostverein und die Verkehrsverbesserungen des letzten Kongresses von London. 19.13: Kunkhilfe sür alle„Das Lichtnet 19.30: Gemeinderabbiner Dr. Rosenthal: Judentum. 20.00: Spaß an der Freud'. 22.20: Gummersbach: Militärkomert. 24.00: Meister des Jau. ien als Störträger. zal: Natur und Geist im Arbeiter-Rundfunkhörer Lest eure Zeitschrift:„Volksfunk“ Könlgswusterhausen Deutsche Welle: Freitag. 15. Juli 15.00: Jungmädchenstunde: Was wir lesen. 15.40; dr Raec: Aberglauben am Theater.„ E6 16.00: Gerda v. Bremen: Frauentum der germanischen Frühzeit. Kampfgefährtinnen. 7.30: Dr Lewin: Kommunistische Erverimente in der Weltgeschichte. 18.00 Serenadenmusik des 18 Jahrhunderts. 18.30: Dr Tiburtius: Binnenmarkt. Kauskraft und Krise. 19.00: Aktuelle Stunde„... 8 19.15: Wissenschaftlicher Vortrag für Aerzte. 19.35: O. Heßler: Ein weiteres Schuljahr als soziale Hilfsmaßnahme. Anschl. Wetter für die Landwirtschaft.... E.p####,#. 20.00: Köln: Zum 70. Geburtstag Ludwig guwas. Die Durchgängerin. Lustspiel von Ludwig Fulda. 21.30: Köln: Russische Musik des Funkorchesters. 22.15: Dr. Räuscher: Politische Zeitungsschau. Anschl. Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. Anschl. Magdeburg: Abendkonzert. Notstandsorchester des Deutschen Musikerverbandes. Magdeburg. Gewichtsklassen kämpfen immer gegeneinander, also etwa Kohlhaas gegen Berger, Bernlöhr gegen Campe, Kartz gegen Schleinkofer, Ziglarski gegen Spannagel. Es ging über dreimal zwei Minuten, aber schon nach einer Minute legte man die Schutzmasken ab und arbeitete so intensiv, daß der Betreuer Mandlar„bremsen“ mußte. Den Boxern sind übrigens alle Geräte zur Verfügung gestellt worden, die dem Boxclub „Europa“ angehören— einer Vereinigung, in der die Offiziere und Mannschaften des Ozean=Dampfers zu finden sind und die auch dem Reichsverband angeschlossen ist. Ein Entgegenkommen, über das sich alle Sportler an Bord freuen; die Boxer natürlich am meisten. Nachmittags gibt es für Schwerathleten und Boxer Laufübungen und Atem=Gymnastik, die auch die anderen Sportler nicht ungenutzt vorübergehen lassen. Dann ist das lange Promenadendeck der Treffpunkt der ganzen Mannschaft, selbst unser einziger Olympia=Segler Behr, der sich übrigens nicht einsam fühlt, macht mit! In Southampton kamen die deutschen Ruderer an Bord. Das war ein Empfang! Immer wieder wurden den Helden von Henley die Hände geschüttelt, und Buhtz, den Sieger im Einer=Rennen, trug man auf den Schultern zu seiner Kabine. Als Training wird auch das Spiel an Bord gewertet. Unsere Damen haben den Tischtennisplan mit Beschlag belegt, Frl. Dollinger wird hier bald unbestrittene Meisterin sein. Auch Ring=Tennis ist beliebt, hier zeigen sich unsere Wasserballer, besonders Ete Rademacher und Schumburg, in ausgezeichneter Form. Beim Ringwerfen ist überraschend der Schwerathlet Straßberger der beste. Nirgends sieht man ein trauriges Gesicht, niemand sitzt herum, alle tummeln sich. Selbst Körnig, der noch bei der Abfahrt einen recht matten Eindruck machte, hat die Nachwehen seiner plötzlichen Krankheit überwunden. Jeder ist froh an Bord, und das ist die Hauptsache. Th. Rotmann: Der Esel des Herrn Pimpelmann 58. Rutsch! Da kam der Schneeball angeslogen und bohrte sich geradewegs in die Bude hinein, alles, was ihm auf den Weg kam, vor sich herstoßend. Bums! Da ging's schon durch die Hinterwand hindurch. 11.00: g15.00: Dr. lung Deutsche Welle: Sonnabend, 16. Juli Stunde der Unterhaltung. Anonyme Schneickert: Anonyme Briefschreiber und ihre Ermitte15.45: Manna Covony: Ein Tag im Kriegswaisenheim Beckenstedt. 16.00: Dr. Kögel: Geographisches Schauen im Gebirge. 17.30: Min=Ral Dr Malwviz: Wie kann man dem Hitschlag vordeugen?„„ t u. interelfante S. 17.50: Dr Brase: Ostpreugens interessante Seiten. 18.05: Dr. Curiel: Musikalische Wochenschau. 18.30: Pros. Meyer: Forschung und Heldentum. 19.000: Pros. Dr. Reichenbach: Wahrscheinlichkeit und Kausalität. 19.30: Dr. Wrede: Kirche und Fortschritt. Anschl. Wetter für die Landwirtschaft.#e Eumsastrsnm 20.00: Stuttgart: Volksmusik und Wanderlieder. Funrvorpour#. 21.00: Parken verboten! Ein bunter Abend um das Auto. 22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten. Anschl. Tanzmusik der Kapelle Marek Weber. Refraingesang: Leo Monosson. 59. Ach, ach, das hätte man sehen sollen! Der Hormonikaspieler zog seine Harmonika nur so entzwei, während die anderen die schönsten Purzelbäume schlugen. Die Inhaberin der Bude war gerade auf dem Schneeball zurechtgekommen und wurde im Triumph mitgeführt. Ein wenig weiter stand ein Herr in gebückter Haltung. Das Kaufhaus Lindemann stand nicht nur am belebtesten Platze der Stadt, es übertraf auch alle anderen Geschäftshäuser an Höhe, Breite und Reichtum der Architektur. Es war eine Sehenswürdigkeit und wurde den Fremden gezeigt. In der ganzen Provinz gab es kein schöneres. Die hübschesten Mädchen der Stadt standen hinter seinen Verkaufstischen. Junge, wohlgewachsene Männer erkundigten sich in wohlgesetzten Worten nach den Wünschen der Damen. Im Erfrischungsraum spielte ein beliebtes Künstlerensemble. Fahrstühle bewegten sich lautlos von einem Stock zum anderen. Eine bis ins kleinste durchdachte Organisation regelte die Tätigkeit seiner 300 Angestellten, Verkäuferinnen, Chauffeure, Arbeiter und Portiers. Mit einem Wort: es war ein herrliches Kaufhaus. Am Abend strahlte der Name„Lindemann“ in riesigen blauen Buchstaben in die Nacht hinaus, als sollte er den Gestirnen Konkurrenz machen und sie von der Unzulänglichkeit ihrer Erscheinungen überzeugen. Hugo Stutz, der Direktor dieses vortrefflichen Hauses, hatte indessen, wie alle Vorgesetzten, eine Schwäche. Hin und wieder gefiel es ihm, mit der Miene eines Kunden durch das Haus zu wandeln und nach dem Rechten zu sehen, die Verkaufstüchtigkeit seiner Angestellten zu kontrollieren und etwa vorkommende Verstöße an Ort und Stelle aufs strengste zu ahnden. Hielt er doch im stillen jeden seiner 300 Angestellten für einen hartnäckigen Faulenzer, bar jeden guten Willens und behaftet mit allen Unvollkommenheiten der menschlichen Rasse. Entdeckte er bei einem solchen Gange nichts Unvorschriftsmäßiges, keine säumige Verkäuferin, keinen unzufriedenen Kunden, so legte sich seine Stirn in schmerzliche Falten, und ein geschlagener Mann, der einen Tag verloren hat, einen kostbaren, unwiderbringlichen Tag, zog sich in die Festung seines Privatbüros zurück. Zwar ahnte er nicht, daß die Angestellten des Hauses Lindemann, um dieser Gewohnheit ihres Chefs zu begegnen, eine Art Warnungsdienst organisierten, der zur Folge hatte, daß Stutz alles in bester Ordnung fand, die Verkäuferinnen auf ihrem Posten, die Packerinnen an den Tischen, den Portier mit freundlicher Stimme Auskunft erteilend und ihn respektvoll begrüßend. Lautlos bewegten sich die Fahrstühle; eine Welle von Geschäftigkeit ging durch das Haus, und Hugo Stutz hatte immer weniger Grund einzugreifen, immer weniger Uebeltäter, über die sich sein Zorn ergießen konnte. Eines Tages, als er wieder einmal, ein anderer Harun al Raschid, durch die Lager wanderte, unauffällig Unischau haltend, fiel sein Blick beim Betreten des Erfrischungsraums, der in grellen gelben und grünen Farben gestrichen und von einem Kunstgewerbler der Stadt mit modernen Ornamenten bemalt war, auf eine Ecke, auf eine kleine Nische zwischen Wand und Büfett. Er unterdrückte noch eben einen Ausruf der Entrüstung und trat gebietenden Schrittes auf einen jungen Verkäufer zu, der, an die Glaswand des Büfetts gelehnt, seelenruhig ein Törtchen verzehrte. Ein Nußtörtchen, wie Stutz bemerkte, daß er laut Kontrakt mit einem Reingewinn von 15 Proz. an die Kunden des Erfrischungsraums zu verkaufen hatte. Auf dieses pflichtvergessene Exemplar eines Verkäufers, offenbar von kleptomanischen Neigungen beherrscht, beschloß er, Stutz, die Schale seines Zorns zu leeren. Der junge Mann indessen sah einen kurzbeinigen, rundlichen Herrn auf sich zutreten. Schnell steckte er den Rest des Törtchens in den Mund, um kauend auf beiden Backen dem Notausgang zuzustreben. Hieraus schloß Stutz, der Schuldige wolle sich durch eine schnelle Flucht der gerechten Bestrafung entziehen, und eilte ihm nach, bereit, ein Exempel zu statuieren. Ein Exempel, von dem noch Generationen von Angestellten reden sollten, das Väter ihren Töchtern, Mütter ihren Söhnen als Warnung mit auf den Lebensweg geben würden, ein Exempel, geeignet, Pflichtvergessene für immer abzuschrecken und den Räumen des Kaufhauses Lindemann fernzuhalten. An der Treppe stellte Stutz den Flüchtling und herrschte ihn an mit einer Stimme, die vor Aufregung heiser klang. Der junge Mann blieb stehen. Er hatte ein rundes, volles, gesundes Gesicht, pfiffige Augen, einen großen, roten Mund; nebenbei war er einen Kopf größer als Herr Stutz. Er blieb stehen, sah den Herrn, der ihn mit dem Eifer eines Polizisten verfolgte, erschrocken und verwundert an, nahm die Hand aus der Tasche und wartete auf die Dinge, die da kommen würden. Herr Stutz, leicht gerötet und transpirierend, zog einen Block hervor, blickte auf, entdeckte auf dem dunklen Jackett des Uebeltäters Krümel, die Ueberreste des gestohlenen Törtchens, und sagte mit strenger Stimme:„Ihre Nummer? Sie sind entlassen! Wie hoch ist Ihr Gehalt?“ Fieber-Messen in 10 Bekunden Unsere fast allgemein im Gebrauch befindlichen Quecksilberfieberthermometer haben die unangenehme Eigenschaft, sehr langsam zu reagieren. Außerdem sind sie sehr ungenau, wovon man sich überzeugen kann, wenn man sie in warmes Wasser legt. Die Unterschiede der angezeigten Temperatur gehen bis zu einem halben Grad. In die Achselhöhle eingelegt, zeigen sie die Temperatur erst nach 5 bis 10 Minuten einigermaßen genau an. Das ist für einen Schwerkranken, den jede Bewegung anstrengt, eine sehr lange Zeit und somit eine oft recht unangenehm empfundene Belästigung. Das neue Fieberthermometer, das kürzlich an der Moyo=Klinik in USA. in Gebrauch genommen worden ist, erscheint demgegenüber als großer Fortschritt: mit Hilfe eines Thermoelements, das Wärme in Elektrizität umwandelt, soll es möglich sein, Temperaturen an beliebigen Körperstellen innerhalb von 10 Sekunden auf grade genau zu messen. Das Instrument kann auf jede Hautpartie des Körpers angesetzt werden. Damit ist seine Verwendbarkeit aber noch nicht erschöpft. Mit Hilfe einer Sonde soll man auch die Temperatur von Körperflüssigkeit, z. B. der Rückenmarksflüssigkeit, messen können. Ferner soll das Instrument auch bei der Erkennung infektiöser Krankheiten und zur Bestimmung von Entzündungsherden gute Dienste leisten. Auch in Deutschland ist bereits ein ähnliches Instrument, ein sogenanntes Oberflächenpyrometer, im Handel, doch hat es sich trotz seiner Vorzüge bisher leider wenig eingebürgert. „Hundertfünfzig Mark", erwiderte der junge Mann erstaunt und ein wenig unsicher. „Hundertfunfzig Mark also“, fuhr Stutz fort,„und für diese horrende Summe können Sie nichts Besseres tun als Törtchen zu essen? Ein unglaublicher Fall! Man sollte ihn den Zeitungen übergeben!“ „Aber ich habe doch nur...“, stotterte der Jüngling eingeschüchtert. „Schweigen Sie“, rief Herr Stutz entrüstet.„Schweigen Sie! Ich, Ihr Chef, habe alles beobachtet. Hier", und er riß ein Blatt vom Block,„gehen Sie sofort zur Kasse; lassen Sie sich Ihr Gehalt auszahlen; betreten Sie dieses Haus nie wieder! Betrachten Sie sich als entlassen! Weitere Schritte werde ich mir vorbehalten. In meinem Hause dulde ich keine Unregelmäßigkeiten. Dieses Haus, wie Sie es sehen— merken Sie sich das, junger Mann; lassen Sie es sich als Lehre für die Zukunft dienen!— dieses Haus verdankt seine Größe der Pflichterfullung seiner Mitarbeiter. Und deshalb müssen unzuverlässige Elemente entfernt werden, ausgekehrt mit einem eisernen Besen! Haben Sie mich verstanden?" „Aber, Herr Lindemann“, stammelte, sichtlich ergriffen, der junge Mann, und sein Gesicht verzog sich krampfhaft zum Nachdenten.„„.. pein waschen F. mirs Ah, dachte Stutz, offenbar will er sich rein waschen. er wiro mir irgendeine dumme Geschichte erzählen, wahrscheinlich ein Neuling, der glaubt, sich vor mir entschuldigen zu können. Vor mir, Hugo Stutz! Wie lächerlich sind doch heutzutage diese jungen Leute!—„Gehen Sie! Entfernen Sie sich aus diesem Hause, das Ihrer Dienste nicht mehr bedarf!“ rief Stutz mit erhobener Stimme, daß eine die Treppe hinaufkommende Dame stehen blieb, in der Hoffnung, einen Skandal zu erleben. Aber sie sah nur einen jungen Mann zogernd und verwirrten Gesichts ein weißes Blatt betrachten, von Stufe zu Stufe schreiten, und betrat mit einem Seufzer der Enttäuschung den Erfrischungsraum, während Stutz sich schnell umdrehte, seinen Weg fortzusetzen, kindlich beglückt durch das Bewußtsein, einen Schädling aus dem Hause Lindemann entfernt zu haben, einen Dieb, einen pflichtvergessenen Menschen. Der junge Mann erhielt unterdessen an der Kasse das Geld ausgezahlt. Es waren Zehn= und Zwanzigmarkscheine; auch etwas Silber wurde ihm auf das Zahlbrett gelegt. Er stopfte alles schnell in die Tasche und verließ das Kaufhaus Lindemann durch das Hauptportal. Er schritt an dem Portier vorbei, auf das helle, blanke Schild einer Konditorei zu. Dort bestellte er Kaffee und drei Törtchen mit Sahne. Dann trocknete er sich die Stirn. Das geschieht diesem verrückten Chef ganz recht, dachte er triumphierend. Er war nämlich gar kein Verkaufer, hatte auch nie die Absicht gehabt, einer zu werden. Er hieß Berthold Kern und befand sich auf der Durchreise in dieser Stadt, die ihm nicht einmal gefiel, und nur aus purer Langeweile hatte er das Warenhaus betreten, wo ihn im Erfrischungsraum das Gelüst nach einem Törtchen überkam, das er, ganz gegen seine Gewohnheit, im Stehen verzehrte. Alfred Prugel. Nöhrle Str Go Copyright„Der Bücherkreis“, Berlin SW 61. (51. Fortsetzung.) Er lauscht. Nichts in der Arche regt sich; nur auf den Gassen draußen tost noch immer Satans Gebrülle. Petr steht auf, die Feder in der Hand, und durchschreitet einige Male das Zimmer. Doch seine Unruhe wird nicht kleiner; im Gegenteil, je mehr er sich müht, sie zu unterdrücken, desto mehr schwillt sie und quillt sie. Mißmutig legt Petr den Ganskiel hin. Er ist gewohnt, alle Dinge, auch diejenigen, die aus dem Gemüte kommen, mit dem Verstande zu ordnen, eh' er ihnen in sich selber Raum läßt. In seiner Seele soll nichts Wirres, nichts Dunkles, nichts Ungeklärtes sein. Für den Augenblick versagt seine Methode. Er wird des Angstgefühls, das drängender und zwängender sein Herz bekreist, nicht Meister. Er weiß nicht, was es bedeutet. Nur Vergleiche kann er ziehen: ihm ist zumute, als schritte er irgendeinem Hinterhalt entgegen, als lauere eine unbekannte Gefahr auf ihn. Da, er spurt es, sie ist ganz nahe! Sein Herz zuckt auf wie eine Wünschelrute, wenn sie auf die Mutung trifft! Doch, hat es Zweck, sich von einer dunklen, unbestimmten Furcht schrecken und fressen zu lassen?! Nein, ein Christ geht entschieden auf die Geister los, die sich melden! Petr stößt die Tür zum Saal auf. Nichts ist da als vier Streifen gebrochenen Monds, welche die an der Kaminwand aufgehängten Brünnen und Waffen begleißen. Der große Tisch ist da mit Bechern und Kannen, Brotkrumen und Resten verschütteten Weins, und mitten auf dem Tisch eine Ratte, aufgeteilt in Blau und Silber, die aber gar keine Miene macht, davonzuspringen und in ihr Rattenloch zu huschen, sondern die sich auf die Hinterfüße stellt, einen Ranft in den maushaft hochgehobenen Pfoten, und behend wandernden Auges die Absicht des späten Besuchers erkundet. Ihre Schnauzenbaare sind alänzender Silberdrabt. Nein, hier sitzt die Gefahr nicht. So behutsam als möglich macht Petr die Tür zu, um die Schmauserin nicht zu erschrecken. Er durchspäht die Küche— nichts. Er durchstreift den Keller, tastet sich durch den Schacht hinüber in den geheimen Saal— nichts. Er schnuppert alle Winkel aus wie ein Hund, der Witterung nimmt— vergeblich. Doch, als er vorschlürft gegen die Haustür, da meldet sich dieses unangenehm zuckende Gefühl wieder, dieser Schlag ins Herz aus dem Unsichtbaren. Gleichzeitig jagt ihm ein Kälteschauer den Rücken hinunter und macht ihm sofort wieder siedendheiß. Ah, dieser jähe Schauer reißt ihm ebenso jäh die Binde von den Augen! Petr weiß plötzlich, was dieses rasende Durcheinander von Frost und Hitze bedeutet. In den Jahren des Askese und der Abtötung seines Körpers hat er gelernt, auf die Sprache eines jeden Nerves zu achten. Was er jetzt über seinen Rücken rieseln spürt, heißt Blut... Fünf Minuten später hat er den auf der Staffel zusammengebrochenen Ritter ins Haus hineingezogen und die Last in die Küche geschleppt. Er versucht, den Ohnmächtigen auf die Herdbank zu setzen. Es gelingt ihm nicht; jedesmal, wenn er glaubt, es geschafft zu haben, sinkt der Ritter wieder rasselnd in sich zusammen. Es bleibt Petr nichts übrig, als ihn auf dem Estrich liegen zu lassen und Licht zu holen. Als er aus der Kammer wiederkommt und Zizka ins Gesicht leuchtet, erschrickt er so, daß ihm der Wachsstock aus den Fingern knallt. Das ist ja kein Gesicht mehr, was da aus dem schwarzen Panzer herausschaut, das ist ein einziges Stück zerrissenes, blutiges Fleisch. Petr wird schlecht dabei, die Knie reiten unter ihm weg. Eh' er an die Wand fällt, vermag er gerade noch zu schreien:„Luzia!“ Das ist das letzte, was er von der Welt vernimmt, seine eigene Stimme, dann schwinden ihm die Sinne. 20. Man könnte den Mann in der Zelle spannen, man könnte ihm die Beine aus den Hüftkacheln, die Arme aus den Achseln verrenken, man könnte ihm die Zehennägel mit Zangen ausreißen, man könnte ihm jede Qual der Erde antun, die schrecklichste, die zungenlösendste, dennoch wüßte er nicht zu sagen, wie er in sein Gefängnis zurückgekommen ist. War dieser Turm von Sankt Paul, aus dem Jeronyms Aufschrei seinem Rufen Antwort gab, vielleicht gar kein steinerner Klotz, sondern einer aus Nervenquadern, ein Traumturm? War Jeronyms Schrei nur ein Traumschrei, ein Irrhall seines armen, gemarterten Hirns? War sein Nachtwandel durch die Gassen dorthin vielleicht gar kein wirkliches Schreiten, sondern nur ein Schreiten im Traum, ein Traumwandel? Waren die Häscher, die ihm nachsetzten und vor deren totschlägerischem Grimm er keine andere Zuflucht wußte, als zurück in sein Loch, etwa keine wirklichen Häscher? War er vielleicht im Traum geflohen vor schreienden Traumesbütteln? Er weiß es nicht. Häutete man ihn lebendig ab, risse man ihm das Fleisch mit glühenden Zangen aus dem Leib, pfetzte man es ihm in großen Flären von den Schenkeln, er würde nicht bekennen können, wie er zurückgekommen ist. Er weiß nur: Wahn und Wirklichkeit wehen in seinem Hirn wirr durcheinander. Er bringt in diesem Augenblick nicht Kraft genug auf, um Ordnung zu schaffen. Er muß warten, bis sich der ärgste Sturm der##eele gelegt hat. Aber das weiß er, diese Kette hier ist keine Traumkette. Sie klirrt und rasselt, wenn er sie in die Hand nimmt; echtes Eisen ist sie und gewichtig und schwer. Verrostet ist sie, von der Farbe eingetrockneten Bluts, und wenn er die brennende Zunge darauf bringt, so schmeckt sie wie Bittersalz, vom Uebermaß der auf sie vergossenen Tränen. Diese Kette hielt bisher seine Hände gefesselt. Hier, in seine Handgelenke, hat sie sich eingepreßt; er fühlt noch die Striemen. Doch jetzt sind seine Hände entfesselt und frei! Also ist das Ganze doch nicht nur Traum und Erdichtung gewesen; dieser schiefhüftige, unaufhörlich redende Mensch war kein Trugbild seines Gehirns, sondern wirklich Es dauert eine Weile, bis der Mann in der Felle sich dies klargemacht hat. Dann aber stößt er einen Schrei aus wie ein Kriegsknecht, dem mit voller Wucht eine Ritterlanze durch den Leib rennt. Das ist das Ende! Er darf nicht weiterdenken, er spürt es, nicht denken, Herz, nicht denken! Wenn er weiterdenkt, wird er wahnsinnig. (Fortsetzung folgt.) .00Tupa!! Verrcgene Sctemmändder Ner sazts Die Nazis haben bekanntlich gegenüber der Papenregierung und ihrer drakonischen Notverordnung wochenlang geschwiegen. Nachdem von sozialistischer Seite der schmähliche Kuhhandel zwischen dem Baronkabinett und der Hitlerpartei genügend gebrandmarkt wurde und infolgedessen den Nazis die Felle hinwegschwimmen, finden diese Herrschaften ihre rauhe Sprache wieder. Jetzt wollen auch sie von der Papenregierung nichts wissen und vor allem an der Existenz dieser Regierung unschuldig sein. Aber dieses Scheinmanöver wird den Hakenkreuzlern nichts nützen. Sie sind entlarvt. Sie mögen jetzt noch soviel Opposition mimen, kein Mensch wird ihnen glauben. Denn die gleichen Hitlerorgane, die jetzt schreiben„Fort mit der Papenregierung“, haben vor einiger Zeit etwas anderes geschrieben. Schon am 1. Juni war in der„National=Zeitung“, dem Hitlerorgan in Essen, zu lesen: „So wie die Dinge liegen, dürfte die NSDAP. dem neuen Kabinett weder ablehnend noch zustimmend gegenüberstehen, sondern sich bei dem zu erwartenden marxistischen Mißtrauensvotum der Stimme enthalten.“ Einige Tage später, am 16. Juni, schrieb das gleiche Organ: „Allerdings wissen wir genau und haben keine Veranlassung, daraus ein Hehl zu machen, daß die Regierung Papen nur zustande gekommen ist deswegen, weil Adolf Hitler sich nicht von vornherein gegen sie oder eines ihrer Mitglieder eingestellt hat, sondern weil er erklärte, ihre Taten abwarten zu wollen.“ Die erste Tat der Papenregierung war die furchtbare Notverordnung. Dagegen wehrte sich die Nazipartei nicht. Im Gegenteil. Als im Preußischen Landtag die Aufhebung gefordert wurde, kniffen die Nazi=Abgeordneten. Daß zwischen dem Baronkabinett und den Hakenkreuzlern ein Kuhhandel stattgefunden hat, geht auch aus folgenden Auslassungen der„National=Zeitung“ vom 16. Juni hervor: „Indessen hat dieses Kabinett Papen bei seiner Konstituierung durch den neuen Reichskanzler Bindungen übernommen, deren für uns wesentlichste die ist, daß es versprochen hat, dem Nationalsozialismus gegenüber endlich die vollkommene Freiheit der Rede und Propaganda und die Gerechtigkeit an den Tag zu legen, die das Brüning=System der Bewegung Adolf Hitlers vorher mit konsequenter Bosheit versagt hat.“ Und endlich ist sehr interessant und beachtenswert, was die „Kölnische Zeitung", das schwerindustrielle Sprachorgan, in der Sonntags=Ausgabe zu berichten weiß. Es heißt da: „Das Gesetz des innerpolitischen Handelns geht zunächst einmal von der Rechten aus, weil die Partei der äußersten Rechten, die Nationalsozialisten, heute schon in den Ländern und morgen auch im Reich die stärkste und damit parlamentarisch bestimmende Partei ist. Es ist deshalb nur folgerichtig, daß das jetzige Kabinett seine parlamentarische Stütze bei den Nationalsozialisten sucht. Im Interesse der Klarheit und Verantwortlichkeitsverteilung mußte man aber wünschen, daß diese Tatsache schon bei der Kabinettsbildung berücksichtigt wurde. Man hat dies offenbar unterlassen, um den Nationalsozialisten für diesen Wahlkampf noch Agitationsfreiheit zu lassen und ihnen nicht gleich den Geschmack an der staatlichen Mitverantwortung zu verderben.“ Aus alledem ergibt sich ganz klar, daß die Scheinopposition der Nazis gegen die Papenregierung nur eine elende Heuchelei und schlimmster Volksbetrug ist. Um so mehr werden wir dafür sorgen, daß diesen Heuchlern die Maske vom Gesicht gerissen wird und die Eiserne Front am 31. Juli siegt. Weizi Au Raen, Rameack! Weißt du noch, Kamrad, wie wir im Graben verschimmeltes Brot gefressen haben? Wie wir in Giftgasen gelitten und für ein Vaterland gestritten? Weißt du noch, wie wir verzagt und wie die Läuse uns geplagt? Weißt du noch, Kamrad, wie wir dort gehaust, wie die Granaten und Minen gesaust? Wenn wir des Nachts auf Streifzug gingen, die Leichen im Drahtverhau hingen? Oder hast du unterdessen all das Greuliche vergessen? Weißt du noch, Kamrad, wie all die Laffen, monokelbewaffnet, wie die Affen in der Etappe umhergeflitzt, nur darauf bedacht, daß der Scheitel sitzt? Wie sie sich dort„Kopfschuß“ gemacht und in der Ritterburg gelacht? Weißt du noch, Kamrad, der große Beschiß, „Der Dank des Vaterlands ist euch gewiß"? Wer hatte uns das noch versprochen und hat am Ende sich verkrochen? In Doorn sitzt er, der alte Knappe, und spricht zum Vaterland:„berappe“— Weißt du auch, Kamrad, was sie nun wollen? Daß wir nochmals in den Graben sollen! Die wir 18 zum Teufel gejagt, haben sich wieder hervorgewagt und riskieren eine Klappe, wie damals in der Etappe. Nun, Kamrad, heißt es aber aufgepaßt! Nicht länger gezaudert, nur Mut gefaßt. Die„Eiserne Front“ im Sturmesschritt gibt den Banditen einen Tritt— Daß den Kerlen wie Anno achtzehn wieder die Haare zu Berge stehn! Max Sommerfeld. (9. Fortsetzung.) Einige Tage später kam meine Mutter nach Hause und erzählte eine Geschichte, die trauriger ausgegangen war. Da hatte eine Mutter ihre Kinder in den Wald geschickt und ihnen das Jüngste im Kinderwagen mitgegeben. Treu und brav waren die Kinder abgezogen. Als sie im Walde waren, hatten sie den Wagen nicht weit von einem Teich in den Schatten gesetzt, und waren Baden gegangen. Als sie nach einer halben Stunde wieder nach dem Kinde sehen wollten, fanden sie den Wagen nicht sogleich. Sie begannen zu suchen und mußten feststellen, daß er mit dem Kinde in den nahen Teich gerollt war. Ohne nachzusehen, was mit dem Kinde passiert war, zogen die Kinder den Wagen aus dem Wasser und fuhren ihn nach Hause. Dort angekommen, setzten sie den Wagen mit dem ertrunkenen Kinde hinter die Haustür und verschwanden; denn sie ahnten, was auf sie wartete, wenn sie jetzt vor ihre Eltern treten würden. Erst als die Polizei die Kinder suchte, kamen sie nach Hause zurück. Wie immer in solchen Fällen, brachte die Zeitung eine Notiz, in der die Eltern davor gewarnt wurden, ihre Kinder allein zu lassen. Vielleicht schrieb auch jemand, daß Kinder noch nicht verantwortungsbewußt genug sind, um mit der Sorge um das Leben kleinerer Geschwister belastet werden zu können, aber was hilft das alles, wenn nicht Geld genug vorhanden ist, um ein richtiges Kindermädchen zu halten. Nicht lange danach wurde unser Karl geboren. Wieder war ich es, der ihn zu betreuen hatte. Und wieder kam es, daß meine Mutter mich allein mit ihm zu Hause ließ. Erst als sie fort war, fiel mir ein, daß ich gerade an diesem Nachmittag zur Schule mußte, woran vorher weder ich noch meine Mutter gedacht hatten. Nun war mir an der Turnstunde, um die es ging, nicht viel gelegen, aber ich hatte bis dahin nie eine Unterrichtsstunde versäumt und brachte es natürlich nicht fertig, aus der Schule fortzubleiben. Ich packte also meinen Bruder ins Bett, wickelte ihn gut ein und ging zur Schule. Als ich zurück kam, war der Teufel los. Ohne daß man mir sagte, was nun eigentlich passiert war, bekam ich erst mal meine Haue und dann zeigte man mir, was ich angerichtet hatte. Mein Bruder war, was ich nicht voraussehen konnte, nicht liegen geblieben, sondern auf den Tisch geklettert. Von diesem Platz aus hatte er gesehen, daß in dem Löffelbrett, das üiber dem Ofen hing, die Streichhölzer lagen. Um sich diese zu ERICH CRISAR NSMAENFSTT holen, hatte er sich auf die Lehne des Stuhles gestellt, der zwischen Tisch und Ofen stand und hatte von da nach den Streichhölzern geangelt. Dabei war er in seiner ganzen Größe auf die Herdplatte gefallen und hatte sich an Beinen und Bauch empfindlich verbrannt. Ein paar lange Wochen lag er dann auf zwei Stühlen hinter dem Küchentisch, während ich aus den Apotheken der Nachbarschaft die Vorräte an Brandsalbe und Guttapercha zusammenholte. Wir haben ihn dann wieder zurecht geflickt und abgesehen davon, daß die Gesellschaft keine Arbeit für ihn hat, ist er ein ganz brauchbares Glied der Gesellschaft geworden. Die Taufe. Auf dem gleichen Flur mit uns wohnten Steppkes. Die Frau wog wohl zwei Zentner und kam oft zu uns, um sich eine halbe Tasse voll Zucker oder was ihr gerade fehlte, zu leihen, aber es dauerte gewöhnlich zwei Stunden, bis sie fortrannte und rief: Um Himmels willen, mein Mann kommt gleich und ich habe noch kein Essen auf dem Feuer. Nicht, daß sie Angst gehabt hätte vor ihrem Mann, der gut gerechnet keine hundertzwanzig Pfund wog und auf der Hütte als Walzer beschäftigt war, aber es steckte eben doch ein gewisses Pflichtbewußtsein in ihrer als solche leicht erkennbaren Brust. Und vielleicht auch ein Gedanke daran, daß ein Mann, der den ganzen Tag von der Walze gestanden, wenn er am Abend nach Hause kommt, Hunger hat. Uebrigens war Herr Steppke kein übler Mann, er war gewohnt, daß seine Frau das Essen auf den Ofen schob, wenn er kam und da er müde war, wenn er kam, sagte er nur: Reich mir die Pulle, Mutter, einen Dreck habe ich im Halse, muß ich mal wegspülen. Dann reichte Mutter Steppke ihrem Mann die Viertelliterflasche mit dem Münsterländer Korn. Das war das einzige, was Steppke vom Leben hatte. Jeden Abend einen Viertelliter Korn. Und wenn er sich auch über nichts aufzuregen vermoche, wenn er am Abend nach Hause kam und seinen Schnaps nicht vorfand, regte er sich auf. Was hab ich denn vom Leben?, versuchte er zu brüllen, nicht mal'nen Schnaps gönnste mir. Und das Essen ist auch nicht fertig. So kam es, daß Frau Steppke in erster Linie immer dafür sorgte, daß ihr Anton abends seinen Schnaps hatte. (Fortsetzung folgt.) Der Schwindel platzt! In Oldenburg ist das Dritte Reich ausgebrochen. Die Landbevölkerung hat die Nazis in den Sattel gehoben. Sie erwartete vom Dritten Reich: Niederschlagung der Steuerrückstände von 3.5 Millionen Mark. Keine Steuern mehr für die landwirtschaftliche Bevölkerung. Keine Schuldzinsen mehr. Mit solchen Parolen und der schwarzen Fahne sind die Nazis durch Oldenburg gezogen und haben zum Steuerstreik aufgefordert! Der jetzige nationalsozialistische Ministerpräsident Röver war dabei voran. Auf Versammlungsplakaten ließ er sich„der größte Hetzer Oldenburgs“ nennen. Jetzt regieren die Nazis in Oldenburg, und was tun sie? Sie treiben Steuern ein! Herr Röver hat eine Einladung an die Wirtschaft und die Gemeindevertreter zu einer Versammlung am 3. Juli in Oldenburg erlassen. In dieser öffentlichen Einladung heißt es: „Die Ueberzeugung muß allgemein werden, daß von jedem Opfer gebracht werden müssen und jeder einzelne mit dafür verantwortlich ist, daß das Land und die mit ihm verbundenen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Güter erhalten bleiben. Bereits in der im Landtage abgegebenen Regierungserklärung hat die Staatsregierung in Aussicht gestellt, sich an das Volk zu wenden, in großen Umrissen ihre Ziele und Pläne darzulegen, Anregungen allgemeiner Art entgegenzunehmen und die Bevölkerung aufzurufen zu einer pflichtgemäßen Opferbereitschaft zur Rettung ihres Landes und ihrer Gemeinden. Bei aller Anerkennung der großen Notlage von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe muß doch gesagt werden, daß die Wirtschaft es vielfach an der durch die Lage gebotenen Opferbereitschaft hat fehlen lassen und zum Teil dadurch namentlich in vielen Gemeinden unerträgliche finanzielle Mißstände hervorgerufen sind. Um zunächst in dieser Richtung die Fühlung mit den führenden Kreisen der Wirtschaft und den Vertretern der Gemeinden herzustellen, hat das Staatsministerium es für richtig befunden, Sie hiermit zu einer Versammlung am Freitag, dem 8. Juli d. J., 15,45 Uhr, in der Union zu Oldenburg einzuladen. Die Vorstände und Vorsitzenden werden gebeten, besonders interessierte Mitglieder ihrer Körperschaften oder Organisationen zur Versammlung mitzubringen. In der Versammlung werden die Staatsminister das Wort ergreifen. Eine Debatte ist nicht vorgesehen.“ Schon in der Regierungserklärung im Landtag hat die Naziregierung angedeutet, daß sie die Steuerscheu der Landwirte brechen werde! Aus den Steuerstreikhetzern sind rasch Steuereintreiber geworden! Die betrogenen Landwirte sind in offener Rebellion gegen die Naziregierung. Der Landvolkabgeordnete Meyer erklärt in der„Weser=Zeitung", daß das Landvolk gegen die Naziregierung scharfe Oppositionsstellung einnehmen wird. Er kommt zum Schluß: „daß die neue Regierung bereits im alten Fahrwasser gelandet ist und gar nicht mehr an eine Aenderung des„Systems“ denkt. Die Regierungserklärung stellt den Steuerzahlern in keiner Weise eine Erleichterung, im Gegenteil eine Belastung in Aussicht und beweist, daß die Nationalsozialisten vollständig versagen werden.“ Die Oldenburger Nazis haben die Oldenburger Bauern regelrecht betrogen! Die Bauern sind auf den Leim ihrer gewissenlosen und unsinnigen Versprechungen gekrochen, und jetzt platzt der Schwindel! Was sich im Reich mit der Hitler=Notverordnung im großen abspielt, wiederholt sich in Oldenburg im kleinen! Prinz Ysenburg wegen Devilen-Vergehens verhaftet Wegen Vergehens gegen die Bestimmungen der DevisenNotverordnung ist eine sensationelle Verhaftung erfolgt. Auf Veranlassung der Zollfahndungsstelle ist gegen den in Berlin wohnenden Prinzen Viktor Salvator von Ysenburg Haftbefehl erlassen worden, und der 60jährige Prinz, dem nach einem hessischen Erlaß vom Jahre 1913 das Prädikat„Durchlaucht" zusteht, ist ins Untersuchungsgefängnis in Moabit gebracht worden. Gleichzeitig mit ihm wurde der ehemalige Rechtsanwalt Dr. Kienitz verhaftet, der früher in Karlsruhe die Anwaltspraxis ausübte, seit einigen Jahren aber in Berlin als Kaufmann lebt. Beide werden beschuldigt, Pfandbriefe und Aktien im Gesamtbetrage von annähernd einer Viertel Million Mark verkauft und den Erlös nach dem Saargebiet überführt zu haben, ohne dazu die Erlaubnis der Devisenstelle einzuholen. Die Behörden kamen auf die Tatsache, daß deutsches Geld in großen Beträgen nach dem Saargebiet überführt wurde, als dort plötzlich Tausendmarkscheine auftauchten, die von deutschen Banken ausgegeben worden waren und die durch die Hände des Prinzen Ysenburg gegangen waren. Prinz Viktor Salvator ist der Bruder des Hauptes der Familie, des Fürsten Franz Joseph von Ysenburg, der während des Krieges eine Zeit lang Gouverneur von Litauen war. Seine Mutter war die österreichische Erzherzogin Maria Luise Annunciata, sein Vater der Fürst Karl von Ysenburg. Prinz Viktor ist mit einer Bürgerlichen verheiratet, die vom Großherzog von Hessen den Namen einer Freifrau von Rombach erhalten hat, den auch der aus dieser Ehe entsprossene Sohn führt. Der Prinz, der Oberleutnant a la suite der Armee war, betätigt sich seit längerer Zeit kaufmännisch; er gehörte unter anderen auch dem Aufsichtsrat des Luna=Park an. Polltik im Hundfunk Die weltdeutiche Hörerlchaft gegen die rundfunkdiktatorilchen Ablichten der Papen-Regierung Die jüngste Sitzung des Zentral=Ausschusses für den Westdeutschen Rundfunk hat einstimmig die folgende Entschließung gefaßt. Die Entschließung ist bereits an die zuständigen Reichs= und Länderstellen und auch an die Berliner Freie Funkzentrale weitergeleitet worden. „Der Zentral=Ausschuß für den Westdeutschen Rundfunk, Sitz Köln, die Rundfunk=Interessengemeinschaft der Bildungsausschüsse der Sozialdemokratischen Partei in den Bezirken„Oberrhein",„Niederrhein",„Westliches Westfalen" und„Oestliches Westfalen", des ADGB. und des Afa=Bundes, Bezirk„Rheinland=Westfalen=Lippe“, und des Arbeiter=Radio=Bundes, Gau „Rheinland=Westfalen“, steht grundsätzlich auf dem Standpunkt, daß der deutsche Rundfunk allen maßgebenden politischen und wirtschaftlichen Richtungen sowie allen weltanschaulichen Strömungen gerecht werden muß. Er wendet sich jedoch mit aller Entschiedenheit gegen die einseitige Bevorzugung der Nationalsozialisten und anderer rechtsgerichteter Gruppen, wie sie in jüngster Zeit unter dem Druck der Regierung Papen=Gayl zutage getreten ist. Damit wird der Rundfunk ein rein parteipolitisches Machtinstrument und gleichzeitig in den Dienst einseitiger Propaganda gestellt, was um so mehr zu verurteilen ist, als sie überwiegend Parteien zugute kommt, die die Gleichberechtigung anderer Parteien und Gruppen beim Rundfunk ablehnen. Mit großer Besorgnis verfolgt der Zentral=Ausschuß die Bestrebungen der gegenwärtigen Reichsregierung, die bisherige Rundfunkverfassung abzuändern, und durch eine vollkommene Zentralisierung in allen politischen Angelegenheiten zu ersetzen. Diese geplanten Organisationsänderungen sollen, wie es in der Rechtspresse heißt, den Rundfunk zu einem„Instrument der geschlossenen Staatsgesinnung", zur Durchführung eines„nationalen Erziehungsprogramms“ machen. Damit werden die rundfunkdiktatorischen Absichten der Reichsregierung hinreichend gekennzeichnet. Gegen diese Versuche, die bei der Zusammensetzung der heutigen Regierung nichts anderes bedeuten, als die Befestigung des rechtsradikalen Machtwillens, wendet sich der Zentral=Ausschuß mit dem stärksten Protest. Bei den verschiedenartigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bindungen der deutschen Landschaften würde eine straffe Zentralisation wertvolle Kräfte und geistig=kulturelles Eigenleben in ihrer Entfaltung behindern. Gerade das westdeutsche Sendegebiet, das Deutschlands größtes Industriezentrum mit den mächtigsten Arbeiterorganisationen umfaßt und sozial wie kulturell sehr stark gegliedert ist, bedarf auch durch den Rundfunk einer besonderen Pflege und Würdigung. Der Zentral=Ausschuß fordert alle Rundfunkhörer aus den Reihen der modernen Arbeiterbewegung im deutschen Westen auf, diese Vorgänge mit Aufmerksamkeit zu verfolgen. Sie stehen in engem Zusammenhang mit den jüngsten politischen Vorgängen und verlangen von jedem verstärkte Aktivität und gesteigerten Abwehrwillen.“ Im Entwällerungsgraben zu Tode gekommen Mülheim, 14. Juli. Der 4jährige Sohn eines in der Tunnelstraße wohnenden Schlossers stürzte vorgestern in einem unbewachten Augenblick in einen Entwässerungsgraben, der sich in der Nähe der Trahtseilerei Kocks befindet. Das Kind konnte zwar nach kurzer Zeit geborgen werden, doch blieben die angestellten Wiederbelebungsversuche leider ohne Erfolg. Die Vermögensverhältnisse der einst sehr reichen Ysenburgs sind seit langer Zeit nicht mehr die allerglänzendsten. Eine Anleihe in Höhe von 6½ Millionen Mark, die der Fürst Karl 1887 aufnahm, konnte nicht zurückbezahlt werden, und es kam zur Versteigerung der großen Waldungen in der Nähe von Frankfurt am Main. Der ältere Bruder des Prinzen Victor, Prinz Leopold, ging damals nach Amerika und trug sich mit der Absicht, die Tochter des Waggonfabrikanten Pullmann zu heiraten. Der alte Pullmann gab jedoch nicht seine Einwilligung, als er erfuhr, daß die Ehe nur„morganatisch“ geschlossen werden könne, und daß seine Tochter nicht von der Familie als standesgemäß betrachtet werden würde. Coney Island in Feuersnot Neuyork, 14. Juli. Auf Coney Island, dem Vergnügungspark von Neuyork, brach an der Strandpromenade Feuer aus, das, vom Wind getrieben, sich rasch ausbreitete. Tausende von Sommerhäusern mußten geräumt werden. Der Feueralarm brachte 35 Feuerwehren und mehrere Löschboote zur Stelle. Eine Menge von über hunderttausend Menschen muß durch Absperrungen zurückgehalten werden. Riesige Rauchschwaden behindern die Löscharbeiten. Das Feuer treibt dem Zentrum der Ozeanstadt zu, die fast völlig aus Holz aufgebaut und nun von Vernichtung bedroht ist. Taulend Perlonen obdachlos Neuyork, 14. Juli.(Drahtmeldung.) Die Feuersbrunst in Coney Island hat, den neuesten Meldungen zufolge, doch einen größeren Schaden verursacht, als ursprünglich angenommen wurde. Der Gesamtschaden wird auf rund 5 Millionen Dollar geschätzt. Etwa 1000 Personen sind obdachlos geworden. Das Feuer auf Coney Island het vier Häuserblocks zerstört. Ungefähr 200 Personen haben Verletzungen erlitten, 40 von ihnen mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Feuerwehr ist jetzt der Flammen Herr geworden. Von Nazis erlchollen Düsseldorf, 14. Juli. In der Nacht zum Donnerstag kam es auf der Hansa=Allee, Ecke Niederkasseler Kirchweg, zu einer Ansammlung von Nationalsozialisten und Kommunisten. Nach einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf mit Seinen geworfen wurde, fielen mehrere Schüsse, von denen einer den 22 Jahre alten Peter Sonnen tödlich verletzte. Der Erschossene soll Mitglied der kommunistischen Partei sein. Eine Polizeistreife erreichte unmittelbar nach der Tat die Mordstelle und stellte die ersten Ermittlungen an. Kurze Zeit danach trafen der Polizeipräsident, die Mordkommission und die Einsatzbereitschaft ein. Bisher konnte der Täter noch nicht ermittelt werden. Biluschlag in Badeanstalt Ein Todesopfer Ueber die Stadt Frankfurt(Oder) und Teilen der Ostmark ging Mittwoch ein schweres Unwetter nieder. Im städtischen Badebetrieb schlug der Blitz in eine Weide und tötete den in der Nähe stehenden Masseur Glienke aus Frankfurt(Oder). Ein anderer Badegast Fritz Hintze wurde lebensgefährlich verletzt. Mehrere kalte Schläge richteten in der Stadt erheblichen Schaden an. Ein Blitzschlag verursachte einen Dachstuhlbrand, der von der Frankfurter Berufsfeuerwehr gelöscht wurde. Wodurch U-Boot„Promethee“ unterging In dem offiziellen Bericht über den Untergang des Unterseebootes„Promethee“, den das französische Marineministerium herausgibt, wird als Ursache des Unglücks übereinstimmend ein rasches allgemeines Oeffnen der Luftklappen angenommen, die durch irgendein zufälliges Funktionieren der Hebelvorrichtung hervorgerufen worden sein dürfte. Diese zufällige Betätigung der Hebel dürfte sich in dem Augenblick ereignet haben, als das Boot gerade den Elektromotor abstellte und den Dieselmotor in Betrieb nehmen wollte. Die Fällchungen Ivar Kreugers Stockholm, 14. Juli.(Drahtmeldung.) Die Polizeibehörde hat zwei weitere Berichte in der Kreuger=Angelegenheit veröffentlicht. Der eine von ihnen befaßt sich mit der Prüfung der Bücher der Continental Investment Corporation, bei der sich herausgestellt hat, daß mehrere von diesen Büchern falsch geführt sind. Es zeigte sich, daß Ivar Kreuger den Namen des italienischen Ministers Boselli zu einer bisher unbekannten Fälschung mißbraucht hat, und zwar auf einem Depositenzertifikat für 1 180 850 Aktien der Fabriche Riunite di Fiammiferi. Die Prüfung hat weiter ergeben, daß die Continental Investment Corvoration per 31. Dezember 1930 ein Guthaben bei der Kreuger u. Toll in Höhe von etwa 66 Millionen schweizerischen Franken führte, obwohl nach den Büchern der Kreuger u. Toll diese Gesellschaft eine Forderung in Höhe von 61 Millionen schweizerischen Franken an die Continental Investment hatte. Der zweite Bericht gilt der Gesellschaft Russia, die 1912 gegründet wurde. Zur Einkochzelt Einkochen leicht gemacht. Tabellen und praktische Winke für die gärungslose Verwertung von Obst und Gemüse. Von K. Schließmann. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart, Preis Mark—.50.— Die zweckmäßige Verwertung unseres einheimischen Obstes und Gemüses ist heuer mehr als je Notwendigkeit und Pflicht. Es ist deshalb außerordentlich zu begrüßen, daß der sachverständige Chemiker des Württembergischen Landesausschusses für gärungslose Früchteverwertung, K. Schließmann, bei der Franckh'schen Verlagshandlung in Stuttgart jetzt übersichtliche Rezepttabellen für das Eindünsten oder Sterilisieren, für die Bereitung von Süßzmost und naturreinen Säften, von Marmeladen, Obstmus und Gelee und eine Reihe anderer Verwertungsarten für Obst und Gemüse herausgebracht hat. Die Angaben und Rezepte sind in allen Fällen so knapp wie möglich gefaßt, aber doch vollkommen ausreichend, um ohne weiteres klar verständlich zu sein, und was die Hauptsache ist, man kann sich auf alle Angaben in allen Fällen unbedingt verlassen. Besonders praktisch ist es, daß die Schrift mit einer Schleife zum Aufhängen versehen ist, man kann sie also immer zur Hand haben, und sie stört doch nicht bei der Arbeit. Die praktischen, billigen und übersichtlichen Tabellen verdienen weiteste Verbreitung. Die Hausfrauenvereine in Stadt und Land, die hauswirtschaftlichen Schulen und Anstalten, alle Gartenbesitzer seien besonders auf die wertvolle Schrift hingewiesen. Bergmannstod Essen, 14. Juli. Mittwoch abend gegen 8 Uhr verunglückte auf der Zeche Ludwig in Essen=Rellinghausen der Steiger Schenk tödlich. Schenk war zwischen zwei Steinwagen gekommen und zu Tode gequetscht worden. Der Verunglückte hinterläßt Frau und drei Kinder. Schwere Blutat im Hunsrück Simmern(Hunsrück), 14. Juli. Mittwoch nachmittag ereignete sich auf dem Schafhof in der Nähe von Simmern eine furchtbare Bluttat. Der Arbeiter Gallas erstach im Streit seinen Schwager Theisen mit einer Sense. Dann stürzte er sich auf seine Schwägerin und auf sein eigenes neunjähriges Kind und stach auf beide ein. Beide wurden schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der Mörder, der dem Trunk ergeben ist, wurde in Haft genommen. Ein gefährlicher„Kinderfreund“ zu ein Jahr lieben Monaten Zuchthaus verurteilt Essen, 14. Juli. Auf Anzeige seiner eigenen Frau hin wurde von der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen unsittlicher Handlungen, begangen an Kindern unter 14 Jahren, sowie Erregung öffentlichen Aergernisses gegen den etwa 45 Jahre alten Arbeiter Polainer eröffnet. Der Angeklagte, der bereits einschlägig vorbestraft ist, wurde in der Verhandlung vor dem kleinen Schöffengericht am Mittwoch für überführt erachtet, sich in vier Fällen an Kindern im Alter von 5 bis zu 12 Jahren vergangen zu haben, bzw. den Versuch dazu gemacht zu haben, u. a. auch an seiner eigenen Tochter. Die Ehefrau des Angeklagten und ihr Sohn verweigerten diesmal allerdings ihre Zeugenaussagen. Der Staatsanwalt beantragte für den Unhold eine Zuchthausstrafe von 2½ Jahren. Das Gericht erkannte auf ein Jahr und sieben Monate Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren. Es wurde sofort Haftbefehl erlassen wegen der bestehenden Fluchtund Verdunkelungsgefahr. Als einziges Aktivum wurde eine Schuld Ivar Kreugers durch alle diese Jahre geführt. Die Buchhaltung bestand nur aus einem Buch, und zwar aus einer Gewinn= und Verlustrechnung und einer Passiv= und Aktiv=Bilanz. Brandkataltrophe in einem chilenilchen Kino Concepcion(Chile), 14. Juli.(Drahtmeldung.) In einem Kino in dem Marinestützpunkt Tabcahuano geriet während einer Vorstellung ein Film in Brand und es entstand eine Panik. 20 Kinder fanden dabei den Tod; 40 wurden verletzt. Im Land der Räuber Eine 3000 Mann starke Räuberbande überfiel die hundert Kilometer nordwestlich von Tsitsikar in der Mandschurei liegende Stadt Lahatschen und plünderte sie, nachdem sämtliche Telephon= und Telegraphenlinien zerstört worden waren. Eine Abteilung japanischen Militärs wurde zur Befreiung entsandt. Verwültungen auch in Mecklenburg Ueber Teilen Mecklenburgs und Vorpommerns sind schwere Unwetter niedergegangen, die an verschiedenen Stellen großen Schaden angerichtet haben. Am schwersten betroffen wurde die Umgebung der mecklenburgischen Stadt Crivitz. Fast eine Stunde lang prasselte wolkenbruchartiger Regen und Hagel nieder. Die Hagelkörner hatten zum Teil die Größe eines Taubeneis. Im Augenblick hatten sich die Straßen der Stadt, die einen Meter hoch unter Wasser standen, in reißende Bäche verwandelt. Die Keller waren im Augenblick gefüllt. Das Wasser überschwemmte auch die Hausflure und Wohnungen. Zum Teil schwammen die Möbel im Wasser umher. Infolge des Hagelschlags sind viele Fenster in Trümmer gegangen. Der Blitz zündete in Crivitz und Umgebung in sechs Gebäuden.— In Holland sind 3 Todesopfer zu beklagen. Kronfeld fliegt wieder Der Segelflieger Kronfeld hat vom höchsten Punkt des französischen Zentralmassivs bei Clermont, dem 1400 Meter hohen Puy de Dome, einen erfolgreichen Segelflug unternommen; er landete nach halbstündigem Flug genau vor dem Eingang seines Flugzeugschuppens in Clermont. ∆ 4 C Freitag, den 15. Juli 1932. Reiche Kirschenernte Seit einigen Wochen schon sehen wir auf den Märkten die Kirschen sich zu Bergen türmen. In jeder Gemüsehandlung stehen Körbe voll und und Obsthändler fahren mit vollbeladenen Wagen durch die Straßen und preisen laut rufend die schönen roten Früchte zum Kauf an.„Kirschen, süße Kirschen“, rufen sie, die Rufe werden gehört und die Kirschen gerne gekauft. Was bisher auf den Märkten angeboten wurde, waren Frühkirschen, die auch entsprechend im Preise waren. Jetzt aber kommt allmählich die große Kirschenernte, wie wir sie alljährlich in Deutschland zu verzeichnen haben. Süddeutschland ist die Heimat der Frühkirsche. Sie machen den Süden zu einem Blütenparadies. Wenn wir die Stiepeler Kirschblüte bewundern, setzen in Süddeutschland schon die Früchte an, und es dauert nicht mehr lange, bis die ersten Vorboten der Kirschenernte zu uns kommen. Besonders aus der Gegend vom Rhein bezieht der hiesige Obsthandel sein ersten Kirschen. Jetzt werden sie auch allmählich in unserer rauheren Gegend reif, so daß die heimatlichen Obstzüchter Lieferant für unsere Märkte sein können. Das Gros der hier zum Verkauf kommenden Kirschen stammt jedoch aus dem Süden und der Rheingegend. Verlockend liegen die roten Früchte auf den Markttischen und in den Schaufenstern, die Körbe sind gehäuft voll und besonders die Kinder möchten gerne darüber herfallen. Jede Mutter weiß, wie gerne gerade Kinder Obst essen— aber nicht jeder Mutter ist es leider möglich, den Herzenswunsch ihrer Kinder zu erfüllen. Sie hat kaum Geld, um Brot zu kaufen, und so müssen die sehnsüchtigen Augen der Kleinen ungestillt bleiben. Wie gut haben es demgegenüber die Kinder, die in den Kirschengegenden bzw. auf dem Lande aufwachsen! Denkt man an Witzenhausen an der Werra, weiß man gleich: Ah, Kirschen! Endlose Landstraßen mit Kirschbäumen gehören zum Landschaftsbild. Und daß hier die dicken Lederkirschen wachsen, nimmt der, der hier wandert, und unter diesen Kirschen nassauert, durchaus nicht übel. Wenn die Kinder auf der Landstraße von einem Dorf zum andern gehen, dann können sie sich satt essen, soviel Kirschen fallen im Laufe des Tages ab. Bei uns im Industriegebiet ist das alles ganz anders. Hier stehen keine Kirschbäume an den Straßen, wer im Garten einen Kirschbaum hat, der behütet ihn wie ein Kleinod, um die roten Früchte selbst zu ernten. Dafür ist der Baum ja schließlich auch gepflanzt worden. Wie viele Kinder wird es besonders in diesem Jahre in Bochum geben, die keine Kirsche in den Mund bekommen? Sie müssen zusehen, wie andere sich mit den süßen Früchten laben, denen die Geldbörse der Mutter oder des Vaters noch den Kauf gestattet. Wer es eben ermöglichen kann, der sollte seinen Kindern wenigstens einmal das Vergnügen des Kirschenessens machen. Die frohen Kinderaugen danken es ihm sicherlich hundertfältig. Sreranter Mie dee Maske! Fragt die Tlaris, Lragt sie immer wieder! Die Nazis leben von der Vernebelung der Köpfe. Sie sind dunkle Gesellen, die nur im trüben fischen können. Wenn die Dinge klargelegt werden, sind sie bald mit ihrer Weisheit zu Ende. Darum ist es unsere Aufgabe, immer wieder die Schleier von schwülstigen Phrasen zu zerreißen und die Nazis dem ganzen Volke als das zu zeigen, was sie von jeher waren, was sie heute sind und was sie für immer bleiben werden. Das ist gar nicht schwer. Wir müssen nur Tag für Tag im Betrieb, vor den Arbeitsämtern, im Wirtshaus all denen, die noch immer das Heil vom Dritten Reich erwarten, ein paar Fragen vorlegen. Wir müssen sie fragen: Wie kommt es, daß sich zu dieser Partei, die angeblich sozialistisch und eine Arbeiterpartei ist, gerade die Reichsten der Reichen, die Scharfmacher und Ausbeuter hingezogen fühlen? Warum grüßt der Großkapitalist Thyssen den Führer dieser Arbeiterpartei mit dem Rufe„Heil Hitler“? Warum sendet diese Partei nur ganz wenige Arbeiter in die Parlamente? Warum vertraut sie die Vereinigung von Arbeiterinteressen einer auserwählten Schar von Prinzen, Grafen, Baronen, Großgrundbesitzern, Fabrikanten, Generalen an? Warum schreibt der Völkische Beobachter' am 22. August 1931:„Der politische Führer Deutschlands soll den Tarifstaat zerschlagen?“ Warum rufen die Nationalsozialisten das Volk nicht auf zum Massensturm gegen die Hungernotverordnungen der Baronsregierung? Warum nimmt diese Arbeiterpartei von Großagrariern(Frhr. v. Butlar=Venedien) und Industriellen (Mutschmann) Geld? Womit bezahlen die Hitler und Goebbels ihre Luxusautos? Warum müssen sie in Zeiten solcher Not sich ausgerechnet die teuersten Automobile anschaffen? Warum sieht man vor den Versammlungssälen der SPD. keine Luxusaukomobile, warum sieht man sie in Mengen vor den Versammlungslokalen der Nazis? Warum überfallen die SA.=Banden immer nur Arbeiter? Wann ist die SA. jemals gegen die Kapikalisten gegangen? Wovon bezahlt Hitler die Kasernen und das Essen für die SA.? Wovon bezahlt er ihre Löhnung, ihre Uniformen? Warum geben ihm die nupitalisten Geld dafür? Das, Gewerkschaftskollegen, Arbeitersportler und Freunde, fragt sie jeden Tag! Es wird nicht lange dauern und sie werden euch die Antwort schuldig bleiben. Sie können auf diese Fragen nicht ehrlich ankworten, denn sie sind eben die ausgehaltenen Kettenhunde des Großkapitals. Neuten Nes Tanaslrupe Raubüberkälle in Gockum.- Wer kennt### Alkoholverbot für die Braunen Haben sie schon den Verstand versoffen? Achtung! SA. und SS.! SA.=Oberführer Schepmann und SS.=Standartenführer Schleßmann haben für die SA.=Führer und SA.=Männer, SS.=Führer und SS.=Männer mit sofortiger Wirtung bis zum 1. August, mittags 12 Uhr, Alkoholverbot angeordnet. Es will uns scheinen, daß das Alkoholverbot nicht ohne Not erlassen worden ist! Die braunen Bürgerkriegssoldaten, ganz gleich, ob Führer oder Untergebene, lieben anscheinend den Alkohol so sehr, daß die Nazibonzen sich keinen anderen Rat mehr wissen, als das Bier= und Schnapstrinken einfach durch Befehl zu verbieten. Im Alkoholdusel entstehen die vielen Exzesse und Ueberfälle auf Aandersgesinnte, wie wir sie in den vergangenen Wochen auch in Bochum haben erleben müssen. Im Alkoholdusel verlieren die Führer die Gewalt über ihre Soldaten, sie werden rebellisch und halten keine Disziplin. Der Befehl der Oberführer bedeutet für sie und ihre Bürgerkriegstruppe ein gewaltiges Armutszeugnis! Sie dokumentieren damit öffentlich, daß die von ihnen geführte SA. und SS. aus Trunkenbolden zusammengesetzt ist, daß sie sich der Saufereien nicht mehr anders erwehren können, als durch ein öffentliches Alkoholverbot und daß sie sich der Früchte ihrer Erziehung zu schämen beginnen! Eine Frage sei uns gleichzeitig im Namen mehrerer SA.= und SS.=Leute erlaubt:„Gilt dieses Alkoholverbot auch für die Herren Oberführer und Parteibonzen? Oder dürfen diese dem Gotte Bachus unentwegt weiter huldigen im Bochumer„Sektzirkel" und anderswo? Deutschland erwache! Die Ehefrau eines Tankwärters in Bochum=Linden wurde in der Nacht zum 13. ds. Mts., gegen 1 Uhr durch Hupensignale eines vor der Tankstelle an der Verbandsstraße in Bochum=Linden haltenden Personenkrastwagens geweckt. Als die Frau sich zur Tankstelle begab, wurden von den Insassen des Kraftwagens 65 Liter Brennstoff verlangt. Nach dem Tanken begab sich einer der Wageninsassen mit der Frau in die Küche, um sich eine Quittung ausstellen zu lassen. Als dies geschehen war, zog der Unbekannte eine Pistole aus der Tasche, bedrohte die Frau und forderte sie auf, den Raum nicht zu verlassen. Die eingeschüchterte Frau ließ den Täter ohne Bezahlung gehen, der in den Kraftwagen sprang und mit diesem in schneller Fahrt in Richtung Hattingen davonfuhr. Bei dem Kraftwagen handelt es sich um einen 6sitzigen rotbraun und schwarz lackierten Wagen. Neben dem polizeilichen Erkennungszeichen befand sich das Hoheitszeichen„D“. Das Erkennungszeichen konnte von der überfallenen Frau nicht abgelesen werden. Der Betriebsstoffbehälter des Wagens befand sich hinten. Der eigentliche Kraftwagenführer kann nicht näher beschrieben werden. Der Täter, der mit der Frau in das Haus gegangen ist, war etwa 1,75 Meter groß, 26—27 Jahre alt, trug einen blauen Anzug, an dem nur ein Knopf zugeknöpft war, und einen grauen Hut mit schwarzem Band. Die Person gab an, nach Köln zu ihrem im Sterben liegenden Bruder fahren zu wollen. In der letzten Nacht, gegen 0.20 Uhr, betraten vier unbekannte männliche Personen den Schankraum eines Wirtes in der Oberstraße in B.=Langendreer. Nachdem sie an einem Tisch Platz genommen und Bier bestellt hatten, zogen plötzlich mit der Aufforderung„Hände hoch“ alle Personen eine Pistole aus der Tasche. Dem Wirt gelang es, in einen Nebenraum zu springen. Hierauf ergriffen die Täter die Flucht. Geraubt wurde nichts. Der Wirt wurde um die Bezahlung des an die ungebetenen Gäste verausgabten Bieres geschädigt. Die Täter werden wie folgt beschrieben: 1. Täter: 22—26 Jahre alt, 1,70 Meter groß, bekleidet mit grünlich=dunklem Anzug und dunkelgrünem Hut. 2. Täter: 22—26 Jahre alt, 1,70 bis 1.75 Meter groß, trug helle Schlägermütze. 3. Täter: 22 bis 26 Jahre alt, 1.60 bis 1.65 Meter groß, untersetzt, volles Gesicht, trug helle Schlägermütze, hellgrau gestreifte Hose und helle Joppe. 4. Täter: 22—26 Jahre alt, 1,70 Meter groß, hager. trug blaue Schirmmütze, dunklen Anzug und schlechte, schwarze Halbschuhe. Wer kann bezüglich der Täterschaft oder sonstwie sachdienliche Angaben machen? Mitteilungen, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nehmen sämtliche Polizei= und Landjägerei=Dienststellen entgegen. Die Stellenlosigkeit im technischen Beruf Ueber die Stellenlosigkeit im technischen Beruf veröffentlicht der Bund der technischen Angestellten und Beamten eine überaus ausschlußreiche Statistik auf Grund einer Erhebung vom 1. Juli d. I. Danach waren von den Mitgliedern des Butab zu diesem Zeitpunkt 16 862, das sind fast 33 Prozent, ohne Stellung. Davon standen in einem Lebensalter bis zu 20 Jahren 268, von 20 bis 25 Jahren 2448, von 25 bis 30 Jahren 3893, von 30 bis 35 Jahren 3051, von 35 bis 40 Jahren 1995, von 40 bis 45 Jahren 1617, von 45 bis 50 Jahren 1448, von 50 bis 55 Jahren 1045, von 55 bis 60 Jahren 666, über 60 Jahren 366. Es ergibt sich daraus die bemerkenswerte Tatsache, daß weit über die Hälfte, nämlich 58 Prozent der Stellenlosen den jüngeren Jahrgängen (bis zu 35 Jahren) angehören. Offenbar wirkt sich hier der Schutz des Gesetzes über die Fristen für die Kündigung von Angestellten und des Betriebsrätegesetzes zugunsten der älteren Techniker aus. Ein überaus trauriges Bild ergibt auch die Untersuchung nach der Dauer der Stellenlosigkeit. Bis zu 1 Jahr waren ohne Stellung 10 405, bis 2 Jahre 4599, bis zu 3 Jahren 1529, bis zu 4 Jahren 192, bis zu 5 Jahren 50 und über 5 Jahre 87 (davon 13 über 8 Jahre). Von den Jahrgängen über 35 Jahre waren 711 seit 2 bis 3 Jahren, 151 seit 3 bis 4 Jahren und 12 seit 4 bis 5 Jahren stellenlos. An Umfang und Dauer der Stellenlosigkeit stehen die technischen Angestellten also an der Spitze aller größeren Angestelltengruppen. bräunfe Haut Heute, Freitag, Johann=Strauß=Abend im Stadtpark. Das Städtische Orchester veranstaltet heute, Freitag, den 15. Juli, von 20—22 Uhr auf der Parkhausterrasse im Stadtpark einen Johann=Strauß=Abend. Zur Aufführung gelangen: RadetzkyMarsch, Fledermaus=Ouvertüre, Frauenherzen=Mazurka, Fashion=Polka, Walzer„Geschichten aus dem Wiener Wald", Fantasie aus„Der Zigeunerbaron“, Ouvertüre zu„Prinz Methusalem", Walzer„An der schönen blauen Donau“, Humoreske „Perpetuum mobile“, Potpourri aus„Der lustige Krieg" und Armeemarsch Nr. 126. Leitung: Konzertmeister Curt Hofmann. Der Eintrittspreis beträgt 30 Pfg. Zehnerheft 2,50 Mk., Schüler 20 Pfg. Siehe Anzeige. Heute, Freitag, Nachmittagskonzert des Städtischen Orchesters. Unter Leitung von Konzertmeister Curt Hofmann findet heute, Freitag, nachmittags von 4—6 Uhr, auf der Terrasse im Stadtpark ein Konzert des Städtischen Orchesters statt. Es gelangen Werke von A. Biber, G. Rossini, R. Wagner, P. Tschaikowsky, D. F. Auber, Johann Strauß, C. E. Bach und Fr. von Suppé zu Gehör. Siehe Anzeige. Wetterbericht Vorhersage für Freitag: Bei schwachen westlichen bis nordwestlichen Winden stark wolkig bis bedeckt. Strichweise nebeligtrübe oder leichter Regen. Temperaturen weiter abnehmend. In Bochum=Grumme fand am Dienstag eine starkbesuchte Rentenempfänger=Versammlung statt, in der Kamerad Dehmel über die Papensche Notverordnung referierte. Der Redner geißelte die Ungerechtigkeit des Rentenabbaues und verwies demgegenüber auf die hohen Pensionen, die nicht gekürzt werden, obwohl hier ein Abbau sehr wohl am Platze sei.— In der Diskussion faselte ein Naziot über den Sozialismus des deutschen Blutes. Ein christlicher Gewerkschaftler gab ihm darauf die richtige Antwort. Kamerad Dehmel beleuchtete im Schlußwort die Demagogie der Nazis, er verbat es sich entschieden, daß ein polnischer Itzig von Deutschtum redet und die Taten der Nazipartei alles andere als deutsch sind! Ihre Uniform ist halb französisch und halb italienisch. Am 31. Juli werden die betrogenen Rentenempfänger den braunen Judassen die richtige Antwort geben. Sie wählen Mann für Mann die Liste 1 der Sozialdemokratie! * Gerichtsfllm Zuchthaus für einen Päderasten.“ inden beven Vor werigen Monaten ist er erst nach VerVersprechen, ihm 50 Pfg. geben zu wollen, auf eine Bank an sah. Weniger die Schwere des Deliktes, das ohne igendpelche hteilige Folgen auf die Gemütsverfassung des amdes geode, als Hielmehr die Tatsache, daß soche Unholde möglichst lange der menschlichen Gesellschaft ferngehalten werden müssen, bestimmte das Gericht, den Angeklagten zu einem Jahre Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust zu verurteilen. Alter schützt von Torheit nicht. Alfred D., ein schon bejahrter Mann, war Reisender für ein beod u Hereitete ihn zu allerlei Dummheiten, die auch die ose oung, derüiche der Cseh auf die Laseungseteuerungen e du Zast h. eatenr folle wars aus. Der gbel wechte rooten, der be au. ve. v., zest, daß der Reisende so nuag und eründliche Pilanz und stellte.st,—.. 400 Mark Waren ins nach Alwd Biart unterschoggprei Monate Gejängnis waren für Ehefrau eine noch gründlichere Bilanz machen wird... Au den Radtteu. Eiserne Front Weitmar 1 Bochum=Weitmar" hält am Die Eiserne Front Bochum=Weilmar t halt am Samstag, 16. Juli, abends 8 Uhr, im Lokale Wagner, Straße, eine öffentliche Versammlung ab. Es spricht der Versicherten=Vertreter Bleckmann(Bochum) über das Thema: Masten“ Aertäihge Velsgenasenl. Leg, Szieg. eiser Kommt alle zur Versammlung! Hitler und die Barone dürfen nicht herrschen. Die Beichte eines Kostgängers. Lamador in Slichen Grensand nuosz, Peietenr bbsch eimnmgzen zut reden Es war die Beichte eines Kostvon dem Herz, gI. vvoen. zillemilien, das der schwergängers und ein Eittenbild aus dem. 9. hatte bei einer Familite gebrüste Angellagte zum Besten gob. Er mehrere, Koftgänger in aus seiner Heimat gewohut, ber mit Humor und ost mit techt ivem boume bes gpäßen lebten sie wie die Kinder in den Tag sureiht Ausher der Wirtn voren Peczaer Zsäheige disgne und schnt, besz de Audter du ud Gesrtüache ihrer Versptin. Heimat war, die auch bie Siten., sogar den Reigen anführte, ubenabende übernommwen bgtachen, wollen. Bald konnte sich venn die Mädchen„Spot,„ich, mehr vor den Späßen retten. euser Kostgänger schon vot uu.,„wurde er von den Kleinen in Paun er von der Hrasischen Beise begrüßt; hielt er seinen Miteiner eigengrtig draßischet, Weise, begrizrges und weckte ihn auf tosschlot, Plich uch ooor Hie ästeste Zusine zeilte sich in die eine unangenehne Art. 90. v—., eineg Tages aus VerSotguinger iu Gtesch nuid nicht mehr wiederbommen wolle, war die Freaunschoft us Anlage zustande.— Vor den Richtern machtr Tole üle der Spaßnacherimen. Der Statzamnpalt wocht.—.u.. der Sp. u galische Verkommenheit einer donnerte, doß er eine bern tiälte, der Angellagte sei unschuldig Homiüte noch vie gescher,perden. Das Gericht ließ daraufhin den aufatmenden Kostgänger sofort auf freien Fuß. Achtung, Renten= und Unterstützungsempfänger. Freitag, den 15. Juli, findet im Lokal Starke, Wittener Straße, eine Versammlung der Invaliden, Unterstützungs= und Rentenempfänger statt. Gewerkschaftssekretär Schüttrigkeit wird das Thema „Der Rentenraub der Hitlerbarone“ behandeln. Invaliden, Erwerbslose, Wohlfahrtsempfänger, Witwen, Kriegsopfer, erscheint alle zu dieser Protestkundgebung. Beginn 6 Uhr nachmittags. Bergen Aus Schwermut. In seiner Wohnung in Bochum=Bergen brachte sich gestern ein 62 Jahre alter Invalide mit einem Rasiermesser einen Schnitt in den Unterarm bei. Er wurde sofort in ein Krankenhaus eingeliefert. Auch in diesem Falle war Schwermut der Grund der Tat. Oeffentliche Versammlung. Samstag, den 16. Juli, im Lokale Lindenberg auf dem Kalves eine öffentliche Versammlung der Eisernen Front statt. Alle Kameraden haben daran teilzunehmen.— Die Funktionäre der Zahlstelle Querenburg treffen sich nachmittags 5 Uhr zur Teilnahme an einer wichtigen Besprechung in der Wohnung des Vertrauensmannes. Eiserne Front. Alle Parteigenossen, Gewerkschaftler, SportObserner herzlich williommen. Unsere Freunde und Kameraden aus Gerthe, Bergen, Hiltrop, Bier g, trecde galt Panh. „Insel" sind besonders harpen, erlebte in seiner Monatsversammlung am 13. Juli bei Ruwe einen besonderen Auftrieb. Nach Erledigung Tagesordnung hielt ein Sportgenosse einen Vortrag über die en pratisch einzugreisen. Ueber den Sport des Körpers nossen. Die politische Erkenntnis aller Anwesenden und die einheitliche Zustimmung, die der Vortragende fand, geben die Garantie dafür, daß die Arbeiterbewegung in Kornharpen noch eine große Zukunft hat. Der größte Teil erklärte sich zum Eintritt in die republikanische Schutztruppe, das Reichsbanner, bereit. Die selbständige Kameradschaft des Reichs. in Kornharpen ist somit geschaffen. Die Feinde der freien urbeiterbewegung werden bald ihre Hoffnungen begraben müssen. Gruß ist der Gruß der Eisernen Front— Freihei nungsfreunde, kauft, die, Zaziszeing für unseren6 tag 8 Uhr alles im Gemeinoehaussaal. spricht am Samstag abend, um 8 Uhr im Lokale Ventlage der Redakteur Peter Zimmer in einer öffentlichen Volksversammlung für die Bewohner des Stadtteils Linden=Howege und nach Wattenscheid! Alle Reichsbannerkameraden und mittag um 4.30 Uhr bei Keiter in Oberdahlhausen(Straßenbahnendstelle) zum geschlossenen Abmarsch zur Demonstrarion Nazi=Jalobi droht weiter. Der Naziwirt Jakobi, über dessen Drohungen und Schimpfereien wir gestern berichteten, erklärte voll, besen Angt vor ihm hat in der ganzen Eisernen Verkehrsunfall. In den gestrigen Abendstunden ereignete sich an der Ecke Hattinger Straße und Kesterkamp ein folgenschwerer Unfall. Ein Radfahrer prallte mit einem Motorradfahrer zusammen. Der Radfahrer und die Beifahrerin erlitten schwere Verletzungen und mußten dem Bergmannsheil zugeführt werden. bboen ziarm in Langendrer Werne freien Gewerkschaften am Sonntag findet auf dem Gewerkschaftsplatz um 15 Uhr eine„Kundgebung mit anWtedeunden Versin“, Borsitzender des ADos, der mit der daß ihnen Hören und genosse, Arbeitersportler und alle, die auf die rote Fahne,schipö. und Schwestern, Ipige und Alte ihrer.e Hnet perpenter Alie guc, schreien? Keiner win zu den Lauen gereihnenerden. Aue sin. lebe der Sozialismus, es lebe die Freiheit! Die Mitglieder der Eisernen Front von Langendreer treten um 13½ Uhr in Werne auf dem Marktplatz zum Marsch Langendreer an. Pünktliches und zahlreiches Erscheinen ist Vösicht. Die Zeitungskästen am Volkshaus weisen eine Neuerung auf. mittags ist lesen. Für politisch interessierte Arbeiter wird diese Neuerung zweifellos eine Bereicherung ihrer täglichen Lektüre bilden. Arbeiter=Wohlfahrt. Wir nehmen am Sonntag an der Wahlkundgebung teil. Es wird erwartet, daß alle Mitglieder sich ihrer Pflicht bewußt sind und geschlossen mit ihren erwachsenen Angehörigen zu der Kundgebung erscheinen. Freitag, den 22. Juli, nachmittags 5 Uhr, im Volkshaus große Frauenwahlkundgebung. Auch hier wird erwartet, daß sich die Mitglieder ihrer Pflicht bewußt sind. Freiheit! Deutscher Westpreußenbund, Bochum. Die Fahnenweihe am verbandes, ebenie der 2. Amtsplatz in Bochum=Hamme hielt nicht an der Seier, Auf dem die Weiherebe, 8 Fahnennägel wurden überreicht. Der Fahnenweihe fezeig gach,g eizstzezgen Scheunemann gedachte in einer Gedenkrede an die Absimmung am 11. August 1920, aus der Deutschland mit einem überwälenden, bez Hauptportandes. Durch das Mitwirken des Svn Heißeröslein“ wurde die Feier besonders verschönt Am Abend spielte dann die Bergmannskapelle flott zum gramm steht u. a. Feskonzert und Untezhlmuinggerung der oher lagen sowie ein Fackelzug vorgesehen:(Näheres ist aus dem Inserat erschtlich) Gockumer Fülmschau Weltlichtspiele.„Es geht um alles“, so betitelt sich der überNeuaufführung die Tonfilmoperette„Zwei Herzen im ¾=Takt“. Schlager, sung und alt singt ihn, tanzt danach und ist immer ung iu. Vvn Schauspisler Hans Albers zu sehen, noch einmal Bühne geben„Die drei Curtys“ Gelegenheit, ihre großen tänzerischen Fähigkeiten zu beweisen.— ufa=Tonloche und Beiprogramm sind dem großen Film angemessen sorgfältig ausgebeöhtt Vomy denk dardff! Wer hat die Arbeitzlosenversichergug, Ve Aupt bn be Bboe buerh“ aie, Gozlalbemettaten! bes Prebe bn, Beruun, Die. Gezialdemetratenl bs bis Brsehen u. Auds Die Gozialdsemstraten! Wer hat überal Bohnungen gebagtz,. be en er boend ud ben Die Gozielgemstraten! Ps bbe Die Sozialdsematraten! Wer siegt am Wahltag und macht uns frei? Die Sozialdemokratische Partei! Tonhallen=Theater. Frohsinn und lachen, stürmische keit. ist die Devise des diesmaligen Programms. Siegfried Arno und Fritz Kampers spielen die Hauptrollen in dem Lust: spielschlager„Schützenfest in Schilda“. Die ganz kleine Stadt Schilda will eine ganz große Großstadt werden. Zur weiteren Unterhaltung läuft der entzückende Tonfilm„Kitty chwindelt sich ins Glück“ mit Toni van Eyck, die neuerdings als Star für die Usa verpflichtet worden ist. Lichtburg. Die Lichtburg zeigt ab heute ein hochinteressantes Doppelprogramm. Als ersten Tonfilm sieht man einen sensationellen Kriminal=Tonfilm unter dem Titel„Kriminalreporter Holm“. Die Handlung, die sich um die Jagd nach einem Mörder gruppiert, ist ebenso spannend wie witzig gestaltet. Als zweiten Film sieht man„Der Glöckner von Notre Dame“, nach dem bekannten gleichnamigen Roman von Viktor Hugo in tönender Fassung. In der Hauptrolle der ausgezeichnete Charakterdarsteller Lou Chaney. Wer schützt und süßt die Korruption“ g Der Aunt den Arbeiter Bech, und v. gie, Bazshatone! Wer bricht die Verfassung in unserem Land? Der Brüich berohrayghe Boch un be. gie Mazharone! Wer läßt die Armen in Pein und Wer nimmt den Erwerbslosen Wer hat Hitler zum Reichsrat erhoben“ g.. Wer möchte dittieren wie früher, von obegf. Rd e euher ud Aude u Brielkasten F. S., Harpen. Ihre Anfragen beweisen uns, daß Sie mit politischen Verleumdern diskutiert haben. Alles, was da behauptet wird, ist unwahr und nur zu dem Zweck in die Welt gesetzt, um die SPD. bei den Wahlen zu schädigen. Kann z. B. ein ernsthafter Mensch auch nur dem Gedanken Raum geben, daß ein Ehrenmann, wie unser Genosse Fritz Bestechungen zu haben wäre? Oberbürgermeister Dr. Ruer se Mitglied der SPD.? Darüber lachen ja die Hühner! Stoppen Sie den Lügenpetern, die mit solchen offenkundigen Unwahrheiten hausieren gehen, gehörig das Lügenmaul! Erklären Sie Werot für Parterund Presse Gntnergerdes, Bwmmate. Vertrcter Fortsetsung der Beweisausnahme im Prozeß Fischer=Krone 6. Verhandlungstag Der interessanteste Punkt der gestrigen Verhandlung war zweifellos die Erörterung der geheimnisvollen„Ausgaben für besondere Zwecke“, die näher zu erläutern der Angeklagte Dr. Fischer sich bis jetzt gesträubt hat. Hierbei handelt es sich um einen Betrag von 25000 Mark, der dem Spesenkonto des Dr. Fischer belastet worden und quittungsmäßig als „sachliche Ausgaben“ belegt ist. Auch bei der gestrigen Erörterung dieses Punktes lehnte es Dr. Fischer angeblich im Interesse der VEW. und der beteiligten Nutznießer ab, Namen oder sonstige Einzelheiten im Zusammenhange mit diesen Zahlungen aufzudecken. Dr. Fischer deutete lediglich orakelhaft an, daß es sich bei diesen„sachlichen Ausgaben“ um Zuwendungen an kommunale Perlönlichkeiten handelt, die anläßlich der früheren Fusionen abgefunden seien. Ohne Zweifel hat man es hier einzig und allein mit Schmiergeldern zu tun, und wenn Dr. Fischer sich heute noch sträubt, das Kind beim rechten Namen zu nennen, so weiß er bestimmt, warum er das tut. Seine Einlassung, daß etwas derartiges bei der Großindustrie gang und gäbe sei, entlastet ihn ganz und gar nicht. Es ist vielmehr eine Anklage gegen ein System, auf das er seine jahrelange Tätigkeit als Generaldirektor der VEW. haarfein abgestimmt hatte. Die vielen Finanz= skandale der letzten Jahre, wir nennen nur u. a. die Affäre Nordwolle und Schutheiß, beweisen zur Genüge, auf welche schiefe Ebene gerade durch dieses System große Wirtschaftsunternehmen geleitet worden sind. Die Allgemeinheit hat aber ein großes Interesse an der restlosen Aufklärung dieser Vorgänge, damit alle Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden konnen. Zu Beginn der gestrigen Verhandlungen wurde zunächst die Zeugenvernehmung weiter fortgesevt.„ 6. 4u8 2 Lur Leihen Almeres. Die Direktionssekretarinnen der beiden Generaldirektoren, Fräulein Therese Hense, Dorothea Teibach und Eugenie Gattermann mußten sich zunächst unvereidigt über die Verbuchung der Spesenbeträge äußern, die sie für die Generaldirektoren abgehoben hatten. Es handelt sich hierbei teilweise um recht ansehnliche Summen. Uebereinstimmend schilderten sie, daß sie diese Beträge größtenteils auf Grund eigener Quittungen, natürlich im Auftrage der Generaldirektoren, abgehoben hätten, worüber im einzelnen die Herren Fischer und Krone selbst ein Spesenbuch geführt hätten. Der Zeugin Hense ist die Uebertragung des laufenden Kontos auf das Hauskonto bekannt, sie hatte im Auftrage von Dr. Krone die Anweisung zu dieser Buchung geschrieben. Den Grund hierfür kennt sie jedoch nicht. Auch hat sie den Bankier Konsul Jakobi, welcher stets auf der Jagd nach Effektengeschäften hinter Dr. Krone her war, wiederholt im Vorzimmer empfangen und ihn aber meistens sofort wieder abgewiesen. Sie bekundet noch, daß sie in den Jahren 1928/29 ein Gehalt von 800 Mark pro Monat zuzüglich 0,025 Prozent Tantiemen vom Betriebsüberschuß gehabt habe. Heute habe sie noch ein Gehalt von 480 Mark. Die Zeugin Gattermann läßt sich im einzelnen über die Zahlungen der Rechnungen für das Haus des Dr. Fischer aus. Sie habe wiederholt gesehen, daß der Angeklagte Dr. Fischer den Handwerkern persönlich Beträge ausgezahlt habe. Auch habe sie die Buchungsanweisungen für die ausgezahlten Beträge für das Haus des Dr. Fischer geschrieben. Nach ihrer Vernehmung werden die Zeuginnen vereidigt. Daraufhin erfolgt die bereits oben erwähnte Erörterung der„Ausgaben für belondere Zwecke“ Vorsitzender: Wie erklären Sie die„sachlichen“ Ausgaben auf Ihrem Spesenkonto? Fischer: Es ist mir unverständlich, wie diese Ausgaben über Spesenkonto verbucht werden konnten. Es handelt sich hierbei um Summen, die bei den Fusionen bezahlt worden sind. Der hier in Frage kommende Betrag beziffert sich auf 25000 Mart.„„. g. 4. Vorsitzender: An wen sino die Gelder bezahlt? Fischer: Wie ich bereits wiederholt im Verlaufe der Verhandlung betont habe, ist mir die Beantwortung gerade dieser Frage sehr unangenehm. Wenn es möglich ist, bitte ich, im Interesse des Werkes und der Beteiligten hiervon ebznsehen.„... 66s Gi tm f. Vorsitzender: Ich würde voch Wert darauf legen, nähere Einzelheiten zu erfahren. Fischer: Diese Gelder sind restlos an Kommunalvertreter von fusionierten Werken gezahlt worden, und zwar vornehmlich wegen des Verzichts auf bestimmte Rechte, die bei der Fusion in Wegfall kamen. Der Sachverständige Direktor Jansen erklärt, daß der Angeklagte Dr. Fischer tatsächlich zweierlei Quittungen ausgestellt habe, einmal über Spesen und zum andern über sachliche Ausgaben. Bei der Revision durch die Treuhandgesellschaft sei aber von Herrn Dr. Fischer über diese Angelegenheit keine Auskunft zu erhalten gewesen. Rechtsanwalt Däumig betont, daß es bei jedem großen Unternehmen gewisse Dinge gebe, die im Interesse der Gesellschaft geheimgehalten werden müßten. Auf die wiederholten Vorhaltungen des Vorsitzenden ist aber Dr. Fischer nicht zu bewegen, sich über diese Dinge im einzelnen auszulassen. Vorsitzender:„Wenn es sich um rechtliche Entschädigungen handelt, dann braucht man doch nicht so geheimnisvoll zu tun. Die Aufklärung der Angelegenheit liegt doch in Ihrem eigenen Interesse.(e 2.. Zeuge Buttke: Ich habe einmal gesehen, als Dr. Fischer einem Herrn 12000 Mark in bar überreichte, den Herrn kannte ich zwar persönlich nicht, mir wurde aber gesagt, daß es ein Angestellter einer Kommune sei. 1. Staatsanwalt: Welcher Kommune? Zeuge Buttke: Das kann ich nicht sagen. Es sind oft Zahlungen geleistet worden, die von der Direktion vertraulich behandelt wurden. Er handelte sich hierbei um Bonifikationen auf Grund von Abmachungen, die bei Geschäftsabschlüssen getroffen wurden. Ueber diese Beträge habe ich mir stets eidesstattliche Erklärungen geben lassen und die ordnungsmäßige Verbuchung derselben veranlaß:. Daraushin wird der Architekt Pohle(Dortmund) vernommen, der das Haus des Angeklagten Dr. Fischer seinerzeit gebout hat. Eigenlob stinkt Der Zeuge Pohle sagt aus, daß der ursprüngliche Kostenanschlag für das als Bürgermeister=Wohnung vorgesehene Haus sich auf 99500 Mark belaufen habe. Als Dr. Fischer seinerzeit bei den VEW. als Generaldirektor eingetreten sei, wäre er in den Vertrag, den die Stadt Dortmund Siedlungsgesellschaft wegen dieses Hausbaues gemacht hatte, eingetreten. Das Haus sei im Rohbau fertig gewesen. An Hand seiner Akten bestätigt der Zeuge, daß die Gesamtsumme für alle ihm unterstandenen Arbeiten für das Haus des Dr. Fischer eine Höhe von 270477 Mark erreicht habe. Wenn später das Haus so teuer geworden sei, dann läge das daran, daß Dr. Fischer eine große Anzahl besonderer Wünsche gehabt habe. Außerdem habe die Einrichtung des von Dr. Fischer erworbenen Gartengrundstückes erhebliche Mehrkosten verursacht. Der Vorsitzende meinte dazu, daß auch unter Berücksichtigung dieser Ausgaben nicht die Summe von 500000 Mark herauskommen könne. Fischer: An Hand meines Baukontos kann ich 410 000 Mark genau nachweisen. Hinzu kommen noch 90000 Mark, die über mein Postscheckkonto gelaufen sind. Diese letzte Summe ist aber gleichfalls zur Bezahlung von Rechnungen für das Haus verwandt worden. Rechtsanwalt Däumig fragt den Zeugen Pohle, ob das Haus im Entwurf für den Generaldirektor Fischer genau so ausgeführt worden sei, wie es für den Bürgermeister Dr. Fischer vorgesehen war. Der Zeuge Pohle antwortet darauf, daß zwar das Haus als Bürgermeisterwohnung im großen Zuge so aussehe, wie es heute sei, aber die Qualität der Innenausstattung sei natürlich heute weit kostspieliger. Die Verhandlung wird dann auf Freitag vormittag 10 Uhr vertagt. Berlin, 14. Juli.(Eig. Drahtbericht.) In einer Hamburger Naziversammlung spendete sich und seinen Recken der preußische Landtagspräsident Kerrl folgendes Lob: Die nationalsozialistische Preußenfraktion hat bewiesen, daß sie über die Köpfe verfügt, um regieren zu können. Ich glaube, ich habe selbst im Preußischen Landtag den Beweis erbracht, daß ich dort zu regieren verstehe und ich glaube ebenso gut und noch besser als mein Vorgänger. Dazu ist zu bemerken: 1. Der sozialdemokratische Abgeordnete Kuttner hatte anläßlich der entsetzlichen Ermordung des schlesischen Landarbeiters Bassy von den Nationalsozialisten in einer Kleinen Anfrage auf das„rohe Verhalten“ des Richters gegenüber der Frau des bestialisch Ermordeten hingewiesen. Kerrl ließ die Anfrage Kuttners nicht zu, weil sie den Ausdruck„rohes Verhalten“ enthielt. 2. Einige Tage später kam eine Nazianfrage, in der der Polizei„viehische Untaten“ vorgeworfen wurden, und das hat derselbe Kerrl durchgehen lassen. 3. Derselbe Kerrl erbrachte den Beweis seiner Fähigkeit eines Landtagspräsidenten, indem er die Anfrage annahm und drucken ließ, die der Frau des Berliner Polizeivizepräsidenten ohne den Schimmer eines Beweises Ehebrauch vorwarf und ihren Gatten als ausgehaltenen Zuhälter darstellte. Diese in der Tätigkeit eines Parlamentspräsidenten beispiellose Niedertracht kennzeichnet die Nazi=„Köpfe“, von denen Kerrl sprach, ebenso wie es seine eigene Tüchtigkeit und Gesinnung illustriert. Am Donnerstag verhandelte ein Berliner Landgericht über die Schadenersatzklage des sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Jürgensen, der am 25. Mai bei der Nazikeilerei gegen die Kommunisten schwer verwundet worden ist. Jürgensen machte den Präsidenten Kerrl als den ersten Beamten des Preußischen Landtages und damit den Staat ersatzpflichtig, weil Kerrl alles unterlassen hatte, den Exzeß zu verhindern, ebenso die spätere Namensfeststellung der Täter. Der Prozeß wurde auf Oktober vertagt. g 9.3 Kerrl würde besser tun, mit seinem Pg. Prinz Auwi zu sagen, als dieser in einer Versammlung redete:„Man behauptet von uns, wir hätten keine Köpfe. Wir brauchen auch keine, denn wir haben ja den größten Kopf: Adolf Hitler!“ Um diesen Kopf beneiden wir die Nazioten wirklich nicht. ZwischenbellerkungP Zumözes gegen Krone Pischer Von Fr. Henßler, Stadtverordneten-Vorlteher, Dortmund Ich hatte die Absicht, erst am Ende der Beweisaufnahme gegen Krone=Fischer zur Prozeß=Verhandlung Stellung zu nehmen. Die dreist=protzige Art, in der sich beide Angeklagte bei ihrer Verteidigung gefallen, veranlaßt mich aber, jetzt schon einige Bemerkungen zu machen. Ich soll ein Verleumder sein, so behauptet Herr Krone, weil ich in einer Stadtverordnetenversammlung die VEW.=Bilanz vom Jahre 1929 als unwahr bezeichnet habe. Außerdem machte Herr Krone, wie mir berichtet wird, Bemerkungen dahingehend, daß auch mir zu„verdanken“ sei, wenn jetzt der Fall KroneFischer noch ein gerichtliches Nachspiel habe. Zum letzteren Vorwurf vorweg: Jawohl, ich habe in internen Besprechungen, öffentlichen Reden und in Eingaben an die Staatsanwaltschaft gerichtliches Eingreifen gefordert. Der bisherige Prozeßverlauf ist, nur Bestätigung, daß ich richtig handelte.„.. 41. Jgmm mi Zu meiner„Verleumdung; über die VEW.=Bilanz 1929: Ich hatte in öffentlicher Stadtverordnetensitzung erklärt, die große Revisionsfirma Haskin und Sells habe einen Ruf zu verlieren; sie müsse erklären, wie ihre Vertreter dazu kamen, die unwahre Bilanz von 1929 zu unterschreiben. Ich fühlte mich zu diesem Vorgehen veranlaßt durch Feststellungen im Revisionsbericht der Berliner Treuhandgesellschaft, aus denen geschlossen werden mußte, daß das Neubau=Konto mit Ausgaben belastet wurde, die als Verwaltungsausgaben gebucht werden mußten. Ich bin dann von Vertretern von Haskin und Sells über diese Sache aufgeklärt worden und habe die Ueberzeugung gewonnen, daß ihre sachliche Auffassung richtig ist. Ueber diesen Vorgang habe ich klar und offen in einer späteren öffentlichen Stadtverordnetensitzung Bericht gegeben. Fällt also deshalb schon der Vorwurf der Verleumdung in sich zusammen, so habe ich auch noch aus anderen Gründen wahrlich keine Veranlassung, mich wegen der Behauptung bezüglich„unwahrer" Bilanz bei Krone=Fischer zu entschuldigen. Ihnen gegenüber halte ich diese Behauptung ausdrücklich aufrecht. Um nur einige Beispiele zu nennen: Sind und waren je die von Krone=Fischer gegebenen Sicherungen für ihre unverschämt hohen Hausdarlehen ein vollwertiger Aktivposten? Steht nicht auch die frühere Kronesche Villa in Bochum noch fast zum vollen Ankaufbetrag von 200000 RM. zu Buch? Wagt Herr Krone zu bestreiten, daß diese Berechnung„unwahr" ist? Krone macht geltend, der Wert seiner früheren Dortmunder Villa sei auf 530000 RM. taxiert. Das sind immer noch über 200000 RM. weniger als wie sein Hausdarlehen abzüglich der geleisteten Amortisation ausmacht. Außerdem aber beweist die 500000=RM.=Taxe gar nichts für den mobilisierbaren Wert. Krone=Fischer gaben nach den übereinstimmenden Prozeßberichten über ihre Verabschiedung als VEW.=Generaldirektoren eine Darstellung, die in krassem Widerspruch steht zu dem, was dem Aufsichtsrat darüber bekannt ist. Die Herren stellen es so dar, daß ihr Austritt erfolgte unter Vereinbarungen, die für sie keine Schuld=Belastung darstellen. Weil die Form ihres Ausscheidens doch auch von Bedeutung ist für die Frage, ob sie sich nicht selbst schuldig fühlten, erscheint mir völlige Klärung darüber erforderlich: Ist nicht von beiden gesordert worden, daß sie bedingungslos und unter Verzicht auf jeglichen Rechtsanspruch aus ihrem Vertrag ihre Aemter niederzulegen haben? Ist nicht unter dieser Voraussetzung nur, sozusagen als Gnadenakt, Herrn Fischer ein einmaliges„Uebergangsgeld“ und Herrn Krone ein Teilbetrag der vertraglich festgelegt gewesenen Pensionssumme in Aussicht gestellt worden? Haben die Herren diese Bedingungen nicht geschluckt, und haben sie nicht auch eingewilligt, daß die Höhe der Zahlungen einseitig nur von den VEW.=Instanzen nach ihrem bedingungslosen Ausscheiden festgesetzt wurde? Würde sich ein Mann, der sichim Recht fühlt, der sich bewußt ist, eine„weiße Weste“ zu haben, so verabschieden lassen!? In dieser Art Verabschiedung lag eine große Schuld=Belastung und=Anerkenntnis— das muß ich feststellen, obwohl sie mir noch viel zu entgegenkommend war. Ich hielt eine Entlassung ohne jegliche weitere Zahlung für berechtigt und erforderlich. Herr Fischer behauptet wieder steif und fest: Der Aufsichtsrat sei über seine Effektengeschäfte von A bis Z unterrichtet gewesen. Ich begnüge mich zunächst mit der Feststellung, daß diese Behauptung von A bis Z unwahr ist. Nach Abschluß der Beweisaufnahme behalte ich mir vor, auf dieses Kapitel noch näher einzugehen. Aber jetzt schon will ich auch meinerseits die wiederholt in Prozeßberichten unseres Blattes aufgestellte Forderung unterstreichen, daß Herr Oettinghaus vernommen wird. Unter seiner Führung wurden bei der Diskontogesellschaft die miteinander verquickten Spekulationen für die VEW. und für Fischer persönlich betrieben. Interessieren müßte das Gericht auch die Umstände der Anstellung des Herrn Oettinghaus in der Gasabteilung der VEW. Lag ein sachliches Bedürfnis vor für die Stellung, in die Oettinghaus kam, oder wurde dieser Posten nur geschaffen, um Oettinghaus einschieben zu können? Herr Oettinghaus ist ja inzwischen wieder abgebaut— jedoch, was hatten bzw. haben die VEW. zu berappen, um ihn loszuwerden? Schließlich sei nochmals wiederholt: Die Prozeßverhandlung würde den gewünschten vollen Zweck nicht erfüllen, wenn nicht auch das Kapitel der Revisionen angeschnitten würde. Beim richtigen Funktionieren der Revisionen konnte die persönliche Mißwirtschaft von Krone=Fischer gar nicht einen solchen Umfang annehmen. Nicht zuletzt, um dies zu betonen, meine Zwischenbemerkungen. England und Frankreich Die Unterhaltung von Laulanne Im Unterhaus machte der englische Außenminister am Mittwoch überraschende Mitteilungen über ein bisher unbekanntes Ergebnis der Lausanner Unterhaltungen in Gestalt einer Entente cordiale zwischen Frankreich und England. Beide Regierungen, haben sich über folgende Punkte geeinigt: 1. Gemäß dem Geist des Völkerbundes wollen sie mit völliger Offenheit gegenseitig informieren über irgendwelche auftauchenden Fragen, die ihrem Ursprung nach ähnlich den jetzt in Lausanne geregelten sind und welche die Verhältnisse in Europa beeinflussen können. 2. Sie wollen miteinander und mit den übrigen Delegationen eng zusammenarbeiten, um eine Lösung für die Abrüstungsfrage zu finden, die für alle beteiligten Mächte heilsam und gerecht ist. 3. Sie wollen miteinander und mit anderen interessierten Regierungen bei der sorgfältigen und praktischen Vorbereitung der Wettwirtschaftskonferenz zusammenarbeiten. 4. Während Verhandlungen über einen neuen Handelsvertrag bevorstehen, wollen beide Länder Handlungen vermeiden, die eine Benachteiligung der Interessen des einen Landes durch das andere bedeuten würde. Der Mitteilung dieses Vertrages, der hier großes Aufsehen erregt, fügte Sir John Simon hinzu, daß die Vereinbarung nicht für einen Teil des Lausanner Vertrages oder für einen Teil der Lausanner Dokumente angesehen werden dürfe:„Es ist kein Ergänzungsvertrag und überhaupt kein Vertrag mit einer bestimmten Substanz. Aber es ist eine Aufforderung, ehrliche und offene Diskussionen einzuführen, der, wie wir, hoffen, alle führenden europäischen Mächte Folge leisten rden. Die französische und englische Regierung haben die Führung übernommen, und was wir herbeizuführen suchen, ist eine Vereinbarung über die Art und Weise, auf welche künftige Schwierigkeiten besprochen werden sollen. Unsere Regierungen hoffen, daß die übrigen Regierungen die neue Vereindarung annehmen werden.“ K 2- Zimmer-Wohn. ab sofort zu vermieten. Anfragen an die„Freie Presse: Wanne- Eickel. Sofort Geld erhalten redegewandte Leute beim Verkauf von Futtermitteln Kreuer, düsseldort, Schlieblach 143. (Irlegrunpe gesamie Ortegruppe auf dem Marktglatz in Werne angetreten. Die Kameradschaftsführer sorgen dafür, daß alles restlos zur Stelle ist. Zu dieser Zeit haben auch die Hundertschaften der Eisernen Front dort Wanne=Eichel, Abtellung bunst aler Schasohameroden. zelge hof. Alle Spieler haben zu erscheinen. SCEAtrs ARSERTERSSCERS Schlachthof Wanne=Eicke Freibank=Fleischverkauf Samstags, morgen 7 Uhr von Nr. 1—425 Die Schlachthosverwaltung. Werbt für Partei und Presse! Bochum, Kortumstraße 101 I. Etage, bei Rco, im Hause Restaurant„Zum Ritter“. Aufg. durch d. Flur. magenstärkenden Kräuterbranntwein Liter 3.30 empliehlt Alb. Janzik, Bochum neb d Christuskirche Passcheschichten Bochum=Harpen. Samstag. 16. Juli, abends 8 Uhr: Festversammlung der Eisernen Front. Referent: Genosse Vogt. Allseitige Beteiligung ist erwünscht. Wattenscheid=Eppendorf. Sonntag, 17. Juli, nachmittags 5 Uhr, im Lokale Köhler, Ruhrstraße: Wichtige Mitgliederversamm; lung. Allseitiges Erscheinen ist unbedingt erforderlich. Bochum=Hamme. Sonntag nachmittag 2.30 Uhr versammeln sich die Mitglieder am Hindenburgplatz zum Abmarsch nach WanneEickel, um an der Kundgebung der SAJ. teilzunehmen. Eickel 2. Alle Parteigenossinnen und Parteigenossen, Gewerkschaftler, Arbeitersportler, Reichsbanner und Rote Falken treffen sich Sonntag um 1 Uhr bei Heinrich Oelmann, Dorstener Straße, um an der monstration der Sozialistischen Arbeiter jugend teilzunehmen. Alles muß pünktlich zur Stelle sein. Bochum=Riemke. Samstag, 16. Juli, 20 Uhr, im Schrebergartenheim: Wichtige Funktionärsitzung. Auch die Wahlhelfer müssen unbedingt daran teilnehmen. Eickel. Am Montag, 18. Juli, um 15 Uhr, findet im Holsterhaus unsere Quartalsversammlung statt. Alles muß erscheinen, da sehr wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Die Genossinnen von Eickel 1 gehen heute, Freitag, um 19 Uhr nach Heckert zur Parteiversammlung. Reichssatu B.=Griesenbruch. Heute abend treffen uns um 8 Uhr an der Friedenschule zu einem Spaziergang. Groß=Witten. Heute abend finden sich alle Gruppen um 18.30 Uhr auf dem Sportplatz in der Siedlung Witten=Ost ein. Da wir an der Spitze marschieren, muß jedes Mitglied hieran teilnehmen. Jeker Gruppenführer gibt heute abend die genaue Zahl derer an, die mit dem Auto nach WanneEickel fahren. Wir fahren Samstag um 18 Uhr vom Wilhelmsplatz ab. Stadtverband Wanne=Eickel. Sonntag morgen 8.30 Uhr letzte Probe des Sing=Bewegungschores in der Stadthalle. Seid pünktlich. Kleidung: Burschen Traininghosen, Mädel schwarzer Trikot und schwarze Hose. Die einzelnen Gruppen treten zur Teil nahme an dem Fackelzug am Samstag mit den übrigen Organisationen bei ihren Stadtteilen an. Alles muß bereit sein; der Jugendtag muß ein voller Erfolg Panne. Heute, Freitag, Diskussionsabend in der Melanchthonschule. Seid pünktlich; es gilt noch vieles für den Jugendtag zu besprechen. Allen Teilnehmern, des SingBewegungschores zur Kenntnis, daß der Chor in folgender Kleidung wird: Burschen: Traininghosen, Mädel: schwarzer Trikot, schwarze Hose. Der Chor selbst wird Sonntag morgen in der Stadthalle noch einmal geprovt werden. Zur Wahlarbeit stellen sich alle Burschen zur Verfügung. Wann und wo, wird Freitag in den Heimstunden, bekanntgegeben. Wanne=Eichel, Stadtverbank, verkauften Programme müssen sofort deim Kas sierer abgerechnet werden. Heute, tag, findet um 8 Uhr im Stöckmannshof eine Singprobe statt. Restloses Erscheinen Eichel. Heute, Freitag, im Hollterhaus: Heimabend. Wir hören einen Vorkcag. Rüdinghausen. Heute treffen wir uns um 17.30 Uhr an der evangel. Schule und gehen zur Kundgebung nach gen, Samstag, treffen wir uns um 17 Uhr an der evang. Schule zur Fahrt nach Wanne=Eickel. Pünktlich sein! Bekanntmachung. Der Schlosser Franz Schilling aus Witten=Schnee, Ardeystraße 341, ist al Schiedsmannsstellvertreter für den 9, Bezirk bestätigt und eidlich verpflichtet worden. Witten, den 14. Juli 1932. Der Magistrat. Zwangoversteigerung. Gemarkung Börnig,„Flur 22, Jer, 2914·366, groß 0,61 a, Struße GertherGemarkung Börnig, Flur 22, Nr. 3007367, groß 0.49 a, Weg, das„ Gemarkung Börnig, Ppr.zr# 3021,367, groß 4,31 a, bevauter H# raum und Hausgarten, Gemarkung Börnig, Flur 22, Nr, 3023·367, groß 0,13 a, Hofraum, an der e Eigentümerin: Ehefrau Bergmann August Kleinschmidt, Amalie geborene Schimansti in Börnig., 1933 vormit Termin: 12. Augus, 439, Pr tags 10 Uhr, an Gerichtsstelle, Zimmer Herne, den 31. Mai 1932. Das Amtsgericht. Nerr ressuntust Jagt lag fur lag: kommen ** Ant Eiserne Front. Samstag, ichmittags 6 Uhr, im Lokale ederversammlung. Sämtliche Gewerkschaftler, ReichsbanArbeitersportler und sonstider Eisernen Front müssen dieser Versammlung erBochum=Nord, Kinderfreunde. Wir treffen uns Freitag um 4.30 Uhr am Bahnhof Präsident und gehen zur Bauhütte. Alle erscheinen in blauem Kittel Rüdinghausen. Rote Falken. Heute kommen wir um 16.30(4.30) Uhr in der evang. Schule zusammen. Eickel, Rote Falken. Freitag: Heimabend im Holsterhaus. Jeder muß erscheinen. Die mit zum Zeltlager wollen, müssen endgültig Bescheid sagen. Herne=Constantin, 16. Juli, nachr Voß: Mitglieo. Parteigenossen, nerkameraen, gen Mitglieder unbedingt in scheinen. Ortsgruppe Annen. Wir nehmen geschlossen(einschl. Trommlerkorps) an der Kundgebung des ADGB. am 15. Juli teil. Antreten 6 Uhr bei Wösthoff. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen ist Ehrensache. Anzug: Bundeskleidung, grüne Hemden. Abzeichen: 3 Pfeile anlegen. Groß=Bochum, 3. Kameradschaft. Freitag abend 17.30 Uhr findet bei Speßhardt eine wichtige Kameradschaftsversammlung statt. Jeder Kamerad hat zu erscheinen, auch die Hordeler Kameraden. Funktionäre haben für restlose Teilnahme zu sorgen. beutschei Arbeiter-Sängerbund Seemann.shellweg). im Vereinslokal Wegmann(Heuweg). Die Sangesbrüder werden gebeten, restlos zu erscheinen. Werbt für Partei und Preile! Sportlerjugend! Auf nach Wanne-Eickel! Städtischer Schlachthof Witten Freibank Samstag ab 8 Uhr: Herr Optönist weißwooser will, bei Dent. Jeiit-Nas eoccch nicht- Nill.: Er kragt nicht erotuos sang' ich and inseriert als blüger-Kann! Das beste Verkehrslokal der Arbeiterschaft ist das Volkshaus Langendreer Jeden Snontag Frei-Könzert Sportlerjugend! Am 16. und 17. Juli veranstaltet die SAJ. in Wanne=Eickel ein großes Jugendtreffen! An diesem Treffen soll sich die gesamte sozialistische Iugend, sei es bigenezxsante Hagewert. schaften und die des Arbeitersportes, gemein, daran veteiligen. Die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Jugendverbände Groß=Bochum ruft darum die gesamte Jugend, oller sozialistischer Verbände auf, sich restlos an dem Jugenotleffen zu beteiligen. In gemeinsamer, geschlossener Front aufzumarschieren zu einem Massenaufmarsch gegen Faschismus, Diktatur, Hunger, Elend und Not! für Demokratie, Freiheit, Arbeit und Brot! erwache, Jugend, stürme vor! Zeige, daß du noch da bist und nicht gewillt bist, trotz faschistischer trotz reaktionären Terrors, trotz Anfeindung aller deiner Gegner, deren Zahl heute nicht gering ist, dich unterjochen zu lassen als Knechte des Kapitals, sondern daß auch du gewillt einzureihen in die Front der Kämpfer, dem Gegner zu zeigen, daß es gefährlich ist, einer Großmacht, wie die gesamte Arbeiterbewegung, an die Gurgel zu fassen und sie abzuwürgen! Die politische Situation in Deutschland ist auf des Schneide angelangt. Es geht um Großes, es geht um Lange genug haben euch die Faschisten in die Oyren ge „Deutschland, erwache!“ Jawohl, die Zukunft der gesamten Arbeiterklasse, die proletarische Jugend muß und wird erwachen! Und es wird wahrlich nun die höchst Zeit, daß das gesamte Proletariat nebst seiner Jugend erwacht! Damit diese Schlot= und Monokelbarone, Generale und Kapitalhyänen, jene wirklichen Herren und Drahtzieher der„nationalsozialistischen“ Bewegung von der politischen Bildfläche verjagt werden! Schluß mit der Willkür des Herrenmenschentums! Zeichen der drei Pfeile(Aktivität, Disziplin, Einigkeit), im Zeichen der engen brüderlichen Verbundenheit von Partei, Gewerkschaften und Arbeitersport gilt es, die vernichtenden Anschläge der vereinten Reaktion auf Volks= und Menschheitsrechte, abzuschlagen und darüber hinaus vorzustoßen, für die freie, die sozialistische Zukunft! Vollendet das Werk! Fort mit dem Bruderkampf im Proletariat! Zusammenschluß aller, in die Front der Kämpfer! Hoch die Fahne der Arbeiterjugend, hoch die Fahne der Gewerkschaftsjugend, hoch die Fahne der freien Sportlerjugend und hoch die Fahne der Republik! Von euch, der Jugend, dringe der Kampfruf hinaus: Seid einig! Schließt euch zusammen! Denn es geht um die Zukunft der Arbeiterklasse. Junge Front, ewache, junge Front, stürme vor! „Freiheit!“ I. A.: Fr. B. Auf 70 bis 150 Reichsmark- je nach der Quasität Km neue Aniform eines SA.=Mannes. Wer bezahlt das? Achtung! Sportlerjugend! Die Jugendlichen, die gewillt sind, an der Kundgebung am Samstag, dem 16. Juli, teilzunehmen, treffen sich um 18.30 Uhr auf dem Friedrichsplatz zum gemeinsamen Abmarsch nach Wanne=Eickel. Die Jugendlichen von Riemke, Gerthe, Harpen und Bergen schließen sich der Jugend der andern Organisationen in ihren Ortsteilen an und marschieren mit ihnen zur Zeche Hannibal an der Dorstener Straße und erwarten die andern um 19.15 Die Sportlerjugend, die in geschlossener Formation allein marschieren will, muß dieses dem Sekretariat melden, damit die Genehmigung eingeholt werden kann. Die Jugendlichen, die am Samstag abend Quartier wünschen, müssen sich an den Leiter der SAJ. dem Genossen Willy Meyer, Bochum, Goldhammerstraße 65, wenden. Die Jugendlichen, die erst am Sonntag, dem 17. Juli, nach Wanne=Eickel wollen, treffen sich um 8 Uhr morgens auf dem Westfalenplatz zum gemeinsamen Abmarsch mit den Kinderfreunden. Genossinnen und Genossen! Beteiligt euch sehr rege an diesem Treffen! Wohin geht es am 1e. und Ir. Jun! Selbstverständlich nach Wanne-Eickel zum Der letzte Mann muß aufmarschleren!