Bezugspreise. Die„Wittener Volkswacht" erscheint täglich vormittags mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet freibleibend monatlich 2.40 Mk. (im voraus zahlbar) Eingelnummer 10 Pfennig Organ der werktätigen Bevölkerung für den Stadtkreis Witten Mitteilungsblatt der freien Gewerkschaften der Arbeiter=Sport= und Kulturvereine Geschäftsstelle: Witten, Johannisstraße 37, Fernsprecher 3627 Anzeigenpreise: 1 mm Höhe 1 spaltig 7 Pf. auswärts 8 Pf., Arbeits, und Wohnungsmarkt und private Familienanzeigen 4 Pf., Reklameteil 40 Pf. Bei Wiederholung Rabau, der bei gerichtlicher Beitreibung in Wegfall kommt. Annahmeschluß für Inserate nachmittags 3 Uhr Witten, Freitag, den 5. Juli 1931 5. Jahrgang Rautsckersmus. Ein Schiff in Not! Bald haben sie ihr Ziel erreicht, der Kommunist und der Nationalsozialist auf dem nebenstehenden Bilde. Sie hauen beide mit Beserkerwut auf das Schiff los, das sie selbst noch über sturmbewegte Meere tragen könnte. Bald werden sie auf Leibesnähe aneinander sein. Dann kann der Kampf beginnen, der Kampf zwischen Kommunismus und Faschismus. Wird es zu diesem Kampfe kommen? Jeder, der das Bild genau betrachtet, wird sich sagen müssen, es kann nicht dazu kommen. Wenn sie einander nahe gerückt sind, haben sie das Schiff durchhauen. Es wird untergehen. Der Kommunist und der Nationalsozialist purzeln ins Wasser. Sie werden erbärmlich um Hilfe schreien und sich vielleicht einen Augenblick noch wundern, daß niemand da ist, der ihnen Hilfe bringt, dann schlagen die Wellen über sie hinweg und sie sind rettungslos verloren. Oder sie erhaschen vom Schiff noch eine Planke und retten sich mühsam ans Ufer, um dann vielleicht erst zu erkennen, welche riesengroße Dummheit es war, sich den Boden unter den Füßen wegzuschlagen... Pielleicht werden sie daraus lernen. Vielleicht aber auch— denk mancher lernt's nie— besteigen sie ein anderes Schiff und sangen das Zerstörungswerk von vorne an, bis schließlich auch vom letzten Schiff die letzte Planke zertrümmert ist und, da sie all ihre Kraft der Zerstörung widmeten, gelingt es ihnen nicht einmal mehr, das Ufer zu erreichen. Sie gehen elend zu Grunde, verkommen und verderben. Gleicht die junge deutsche Republik seit ihrem Bestehen nicht diesem Schiff? Faschisten und Kommunisten kennen seit 1918 immer nur ein Ziel: die demokratische Republik zu zerschlagen. Die einen rennen von rechts, die anderen von links gegen sie an. Das größte Hindernis bei ihrem Zerstörungswerk ist die Sozialdemokratie. Sie ist das Kernholz am Staatsschiff, das Kernhotz, an dem bis heute alle Zerstörungswut abprallte. Darum gibts auch für beide, für Kommunisten und Faschisten, keinen größeren Feind als die Sozialdemokratie und die zu ihr stehenden freien Gewerkschaften. Erst gilt es diese zu zerschlagen, dann gehts an die verhaßte Republik, nachher ist dann der Weg frei zur Diktatur. Die Faschisten meinen den Weg zur jaschistischen Diktatur, die Kommunisten aber denken an den Weg zur Sowjetdiktatur. Beide sind sich einig in dem Ziel: Zertrümmerung der Sozialdemokratie, Zertrümmerung der demokratischen Republik. Jedem ist die Hilfe des anderen bei der Erreichung dieses Zieles willkommen. Im Hinterhalt aber hat jeder den Gedanken: Ist erst die Sozialdemokratie tot, und das Fundament der demokratischen Republik zerstört, dann werden wir, Kommunisten und Faschisten, im Kampfe miteinander schon fertig werden. Die Kommunisten glauben, mit den Faschisten leicht fertig zu werden, wenn erst die Sozialdemokratie und die freien Gewerkschaften aus dem Wege geräumt sind. Die Nationalsozialisten aber denken, mit den Kommunisten haben wir leichtes Spiel, wenn wir erst die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften zerschlagen haben. So sind sie beide einig im Haß gegen die Sozialdemokratie, im Kampfe gegen die Sozialdemokratie, so leisten sie gemeinsame Arbeit und gehen doch mit der Absicht ans Werk, einander zu betrügen. Letzten Endes aber sind sie, wie unser Bild zeigt, jeder selbst der Betrogene. Wem aber dient schließlich das gemeinsame Spiel gegen die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften? Es dient dem Kapitalismus, es dient der Reaktion, weil es die Kraft der Arbeiterklasse zerstört. Die Kapitalisten stehen abseits und warten auf den Augenblick, wo ihr einziger ernsthafter Gegner ohnmächtig am Boden liegt, dann werden sie das arbeitende Volk in ihre Ketten legen, dann werden sie wieder der Herr im Hause sein. Sie können frohlocken, denn die Kommunisten haben das Werk der Faschisten, haben das Werk der Kapitalisten besorgt. Jede vernünftige Ueberlegung muß den Arbeitern, den Angestellten und Beamten sagen, daß ihr Platz in der Sozialdemokratie und in der freien Gewerkschaftsbewegung ist, daß es gilt— heute mehr denn je—, diese zu stärken, damit die Feinde des schaffenden Volkes in ihre Schranken zurückgedrängt werden können. Nur eine starke einige Arbeiterbewegung, die in zielbewußtem Kampfe die revolutionäre Entwicklung vorwärts treibt, kann uns aus der Wirrnis, aus der Not unserer Zeit befreien, kann des kapitalistischen Gegners Herr werden, kann uns einer besseren Zukunft entgegenführen. Der Radikalismus von links und rechts aber schlägt uns den Boden unter gen Füßen weg und zerstört damit die durch jahrzehntelange Kämpfe der sozialistischen Arbeiterschaft geschaffene Grundlage für den Aufstieg zum demokratischen Sozialismus.—6. .„„ Nir Sunkreten! Paris, 2. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Das französische Kabinekt hat eine Antwortnote an Amerika beschlossen, in der folgende Einigung akzeptiert wird: 1. Die gestundete Annuität soll, wie die Amerikaner es vorschlagen, in einem Zeitraum von 25 Jahren nachgezahlt werden. 2. Frankreich verzichtet auf Kreditabschiebungen aus der Annuität für außerdeutsche Länder. 3. Frankreich erklärt sich mit den Zusicherungen der Amerikaner hinsichtlich des von Frankreich zu stellenden Garantiefonds bei der Bank für Internationale Zahlungen einverstanden. Dadurch ist in den großen Grundzügen die Einigkeit mit dem amerikanischen Standpunkt gesichert. Einige Einzelfragen sind noch zu regeln, doch hofft man, daß nun einer raschen und endgültigen Einigung keine Schwierigkeiten mehr im Wege stehen. Ein Vorschlag Englands? Die Wänren zur spalischen National= Versunmun? Der spanische Außenminister Lerroux an der Urne während der Wahlen zur spanischen Nationalversammlung, die den Anhängern der Republik einen entscheidenden Erfolg brachten. London, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Der Pariser Korrespondent des„Manchester Guardian“ meldet, die britische Regierung habe einen Schritt in Paris unternommen, um ein Uebereinkommen zu erleichtern. Der Vorschlag solle das Depot Frankreichs bei der B3Z. im Falle eines Moratoriums nach Ablauf des Hoover=Jahres betreffen. Den Insormationen des Korrespondenten zufolge, soll die englische Regierung bereit sein, einzuwilligen, daß Frankreich ganz oder teilweise dieser Verpflichtung enthoben werde unter der Bedingung, daß die französische Regierung den Vorschlag des Präsidenten Hoover in den übrigen Punkten annehme. Das würde, so meint der Korrespondent, bedeuten, daß Frankreich zustimme, daß die bei der B3Z. hinterlegten Beträge ausschließlich zugunsten Deutschlands verwendet werden und die Rückzahlung innerhalb von 25 Jahren annehme. „Manchester Guardian“ stellt fest, daß offiziell in London nicht zugegeben wird, meint aber, es bestehe guter Grund für die Annahme, daß England tatsächlich in Paris, und zwar in seiner Eigenschaft als Unterzeichner des Younaplanes, interveniert habe. * Die Weltschau des Imperlansikul Zur Internationalen Kolonialausitellung in Vincennes Von Hermann Wendel gA S Die staatliche Mordmaschinerie hat wieder einmal Lunktioniert Als die französische Kammer 1920 eine Kolonialausstellung beschloß, dachte sie an ein gemeinsames Unternehmen der im Weltkrieg gegen Deutschland verbündeten Mächte; nun die große Ueberseeschau vor den Toren von Paris im Gehölz von Vincennes wirklich eröffnet wurde, ist es eine internationale Angelegenheit. Denn wenn neben Spanien auch das erste Kolonialreich des Erdballs, England, fehlt, so stellt doch Belgien seinen Kongo aus, die Niederlande sind ebenso vertreten wie Portugal, Italien trumpft mit Tripolitanien, Somaliland und Rhodos auf, die Vereinigten Staaten lassen sich mit Alaska und den Philippinen, mit dem Panamakanal und den Samoa=Inseln nicht lumpen, und selbst das kleine, bescheidene Dänemark gibt mit einem Grönland gewidmeten Pavillon seine Visitenkarte als KolonialGleichwohl vermittelt trotz allem internationalen Gepräges die Exposition Coloniale im Grunde nur eine Uebersicht über das„größere Frankreich“ in den anderen Weltteilen und verfolgt, ohne es zu hehlen, den Zweck, dem französischen Bürger Kolonialbegeisterung einzutrichtern. Denn bisher stand der Durchschnittsfranzose mit dem Rücken gegen die Kolonien; seine Losung hieß: Bleibe im Lande und nähre dich reichlich! Gerade die Eigenschaften, die die Briten zum Weltvolk machten, fehlen ihm nicht nur, sondern werden von ihm auch mit Verständnislosigkeit, ja, Abneigung betrachtet. Da auch das Reisen außerhalb der Grenzpfähle Frankreichs dazu gehört, packte man die Sehenswürdigkeiten des Erdkreises, soweit die Trikolore flattert, in Kasten und Kisten und schaffte sie nach Paris: Blick hin und staune! Viele dieser Küsten und misten waren noch vernagelt, als Präsident 6. Mai die Ausstellung feierlich eröffnete, aber heute hat sich der Eindruck des Gebotenen gerundet und gestattet die unumwundene Anerkennung einer sehr stattlichen Leistung. Schon rein architektonisch überwältigt die Schau, denn Rücksicht auf Arbeit, Material und Kosten wurde jeder Pavillon im Stil der Kolonie aufgeführt, von der er Kunde gibt; Madagaskar, Guyana, Französisch=Indien, Neu=Calevonien, Martinique, Réunion— alles ist in tropischen Bauwerken untergebracht, die allerdings der Sonne bedürfen, um zur Geltung zu kommen, und unter einem regnerischen grauen frösteln scheinen. Algerien, Tunesien und Marokko zeigen, was sie zu zeigen haben, in ausgedehnten maurischen Städten und Palästen mit Säulenhallen, weiten Höfen, plätschernden Springbrunnen, Filigranfenstern und schattigen Händler= und Handwerkergäßchen, und die Abteilung: Französisch=Westafrika, also Senegal, Guinea, Elfenbeinküste, Dahomey, Mauritanien, Sudan und Niger, befindet sich in einer geräumigen, starrenden, hochgemauerten Burg aus getrockneter roter Erde, dem Königssitz von Timbutku, dessen Anblick barbarisch und beängstigend wirkt wie der Klang einer Kriegstrommel vom Aequator. Das Wunder der Wunder aber: der Tempel von Angkor=Vat, Heimstätte der Sektion Indochina, eigentlich eine Flucht von Tempeln mit Türmen, Toren, Treppen, Terrassen, mit Galerien, Teichen, Gesimsen, Schnitzereien, Reliefs, gigantisch ragendes Bauwerk asiatischen Barocks aus dem achten oder neunten Jahrhundert, Probe einer Zivilisation, die vielleicht Jahrtausende vor der unseren erblühte. Doch nicht nur das Auge kommt auf seine Kosten.: Welche Skala der vom Sandelholz bis zum gegerbten Leopardensell! Welche, Folge menschlicher Laute von dem vogelartigen Gezwitscher ver MaoriMädchen bis zu den unheimlich rauhen Kehltönen der TuaregKrieger! Wenn vollends nach Eintritt der Dunkelheit die Scheinwerfer fremde Gebäude und fremde Menschen mit ihren weißen Lichtarmen packen, und farbig funkelnde Leuchtfontänen aufspringen, reißt nicht nur die Epiciersfamilie aus Amiens oder das Advokatenehepaar aus Tours vor Staunen Mund und Nase Aber es steht noch dahin, ob die Ausstellung ihre schon nach Millionen zählenden französischen Besucher so entläßt, wie sie entlassen werden sollen, nämlich mit Verständnis und Ehrfurcht für das Frankreich jenseits der Meere, das samt dem Mutterland elf Millionen Quadratkilometer umfaßt und hundert Millionen Bewohner beherbergt. Auf jeden Fall hat dieser Besucher, wenn er gewissenhaft von Pavillon zu Pavillon gepilgert ist, eine Fülle kolonialer Erzeugnisse zu Gesicht bekommen. Aber der Betrachter erfährt nirgends das Entscheidende, nämlich ob der Verbraucher in Frankreich die Produkte der Uebersee billiger bezieht als der Bürger eines Landes, das der eigenen Kolonien enträt; jedenfalls bietet die Schweiz mit ihrer Schokolade ein Beispiel, daß sich sogar eine nur auf überseeischen Rohstoffen aufbauende Industrie ohne Anlehnung an eigene Kolonien blühend zu entwickeln vermag. Wenn deshalb die 250 Kinder deutscher Arbeitsloser, vie, auf der Rückreise von ihrem Ferienaufenthalt auf der Insel Oleron, die Exposition Coloniale gezeigt bekamen, das Bedauern des „Oeuvre“ erregten, weil ihnen der Anblick eines deutschen Kolonialpavillons versagt blieb, so wird dem Pariser Blatt dafür in Deutschland nur jene imperialistische Propaganda danken, die auf Bierfilzen herausschreit: Gedenkt unserer geraubten Kolonien! und eben wieder durch den Kölner Oberbürgermeister Adenauer die Kolonialfrage als„ein Lebensproblem unserer Nation“ bezeichnet. Also doch wohl deutsche Kolonien, um den Bevölkerungsüberschuß loszuwerden und der Arbeitslosigkeit zu steuern? Nun, die überseeischen Besitzungen, die geographisch und klimatisch so günstig liegen wie für Frankreich Algerie. und Tunesien, wo 770000 Franzosen leben, waren bei Teilung der Erde schon vor Einleitung der deutschen Kolonialpolitik vergeben, und in den tropischen Kolonien auch Frankreichs sind die Weißen dünn gesät und müssen es sein: 35 000 Franzosen unter zwanzig Millionen Eingeborener in Indochina, 10000 unter siebzehn Millionen in West= und Mittelafrika! Als Deutschland noch überseeische Besitzungen sein nannte, hatten sich vort, obwohl jährlich rund 50000 Deutsche in die weite weit zogen, gerade einige hundert Familien angesiedelt! Den„engen deutschen Raum“ durch Kolonialerwerb erweitern zu wollen, ist ein Traum und nicht einmal ein schöner! Dennoch fehlt Deutschland nicht auf der Kolonialausstellung. Zu ihren anziehendsten Teilen gehört der von Karl Hagenbeck nach dem Muster Stellingen eingerichtete Tierpark, beliebte Zufluchtsstätte derer, die des Trubels und Staubes in den anderen Abteilungen müde sind. Auf das Rhinozerus, das sie seit 1892 entbehrt haben, warten die Pariser noch, aber Berberlöwen kneifen, in die Sonne blinzelnd, das Auge zu, preußisch gestreifte Zebras schlagen hinten aus, Elephanten wiegen ihre Köln, den 2. Juli 1931. Peter Kürten ist heute morgen auf den Glockenschlag 6 Uhr im Gefängnis Klingelpütz in Köln hingerichtet worden. Das Läuten der Armensünderglocke mischte sich mit dem Schlagen der Uhren von den zahlreichen Kirchen, die in der Nähe des Gefängnisses liegen. Unmittelbar nach der Ankunft in Köln gestern um 17 Uhr wurde Kürten durch den Oberstaatsanwalt Eick eröffnet, daß die Hinrichtung heute früh vollzogen werde. Kürten, der vollkommen ahnungslos war, weil er geglaubt hatte, er sei aus dem Untersuchungsgefängnis in Düsseldorf nach der Strafanstalt Rheindahlen überführt, nahm die Nachricht sehr gefaßt auf. Auf die Frage, ob er noch besondere Wünsche habe, anwortete er, daß er die Nacht mit seinem Düsseldorfer Beichtvater, dem Franziskanerpater Albrecht, verbringen möchte, und daß ihm Schreibgelegenheit gegeben werden möge. Diesen Wünschen wurde stattgegeben. Kürten unterhielt sich bis zur Ankunft des Paters mit seinem Rechtsanwalt Dr. Alexander Wehner, der bis spät in die Abendstunden bei ihm blieb, und verbrachte sodann die Nacht zunächst damit, an sämtlichen Angehörigen seiner Opfer Briefe zu schreiben, in denen er seine Tat bereut und noch einmal um Verzeihung bittet. Die Briefe werden im Laufe des heutigen Tages den Adressaten zugestellt. Kürten unterhielt sich dann mit seinem Beichtvater, dem Anstaltsgeistlichen Faßbender aus Düsseldorf, dem Kaplan Weimann und einigen Beamten. Er bat gegen 3,30 Uhr, daß ihn noch einmal sein Rechtsanwalt besuche. Rechtsanwalt Wehner traf gegen 4 Uhr im Gefängnis ein. Um diese Zeit sammelten sich die ersten Menschen am Klingelpütz. Trotzdem in den Abendstunden in Köln die Zeit der Hinrichtung durch Extrablätter bekanntgegeben war, fanden sich nur wenige Neugierige ein, leider fuhren auch einige angetrunkene Damen und Herren vor, die sich wohl ein besonderes Schauspiel versprochen hatten. 41. Je 4.55u, Ein junger Mann im Smoking versuchte als Halbneise Kürtens„seinen Onkel zu sprechen", wurde aber nach kurzer Zeit bereits aus dem Gefängnis gewiesen, weil sich herausstellte, daß er mit Kürten in keiner Weise verwandt war. Gegen ½6 Uhr traf der Scharfrichter Gröpler(Magdeburg) im Auto ein, kurz danach die 12 Kölner Bürger, die in den späten Abendstunden des gestrigen Tages als Zeugen der Hinrichtung bestimmt worden waren. Kurz vor 6 Uhr betraten sodann der Präsident des Strafvollzugs, Lemmbkes aus Düsseldorf, die Beschlußstrafkammer, die evtl. Anträge Kürtens hätte entgegennehmen müssen, sowie der Strafsenat des Oberlandesgerichts, der über diese Anträge hätte entscheiden müssen, das Gefängnis. sich trotz der Geheimhaltung des Termins durch die Behörden zahlreiche Pressevertreter eingefunden hatten, wurden sie eingeladen, im Vorhof des Gefängnisses auf einen Bericht des Strafvollzugspräsidenten zu warten. Wenige Minuten nach 6 Uhr verließen bereits die ersten Zeugen wieder das Gefängnis. Kürten war in Sträflingskleidung zur Richtstelle geführt worden, die Hände waren ihm mit einem dünnen Strick auf dem Rücken gefesselt. noch einmal gefragt, ob er noch einen Wunsch habe. Mit leiser Stimme antwortete er„Nein". Sodann übergab ihn Ober staatsanwal! Eick dem Scharfrichter. Kürten ließ sich ohne Sträuben auf das Schaffot schnallen. Als das Beil fiel, waren zwei Minuten nach dem Betreten der Richtstätte verstrichen. Bei der Hinrichtung waren der Gehirnspezialist der Berliner Universität, Professor Fedor Krause und Professor Veidt von der Kölner Universität zugegen. Sie nahmen unmittelbar nach der Hinrichtung wissenschaftliche Experimente an dem Leichnam vor. Da die Leiche Küxtens von Verwandten nicht angefordert worden ist, wird sie der Anucomie der kölnischen Universität überwiesen. für diesen Zweck an der Guillotine angebracht ist. Die Hinrichtung ist im Gefängnis Klingelpütz in Köln vollzogen worden, weil der Hof des Derendorfer Untersuchungsgefängnisses nicht mehr so abgeschieden liegt, daß man nicht aus benachbarten Häusern in ihn schauen könnte. Köln Das grausame Spiel ist zu Ende. Heute, um 6 Uhr, ist Peter Kürtens Kopf in die Hobelspäne des Korbs gefallen, der Das Gefängnis Klingelpütz liegt mitten in Köln an einer Straße gleichen Ramens und so lustig wie dieser Dialektname klingt, so tragisch ist die Wirklichkeit, die sich hinter den Gefangnismauern abspielt. Seit Jahren werden bereits im Klingelpütz die zum Tode Verurteilten der Nachbarstädte mit einer Guillotine hingerichtet, die noch aus der Besatzungszeit der französischen Revolution stammt. Unmittelbar auf den Haupteingang des Kliegelpütz stößt die Cordulastraße, die nach einer Gefährtin der heiligen Cordula benannt ist und jenseits Mauern erheben sich die Türme von St. Gereon, gue„ Menschen, die hier auf ihre letzte Stunde warten, ahnen vielleicht wenig von diesem heiligen Köln. Sie sind Verdammte. Es spricht für den gesunden Sinn der Kölner, daß sich nur wenige neugierige Zuschauer am Klingelpütz einfanden. Langsam dämmerte der Tag herauf. Aus den verschalten Gittern des Weiberhauses winkten Frauen den Menschen auf der Straße zu und plötzlich rief eine Stimme aus einer Zelle: „Kürten wird heute geköpft“. Es hatte sich also durch das Haustelefon der Gefangenen, die bekannten Klopfzeichen, bereits im ganzen Gefängnis rundgesprochen, daß Kürten nach Köln überführt war und hingerichtet werden sollte. Ein paar späte Gäste irgendwelcher Kneipen fuhren vor und rissen derbe Glossen. Aber sie machten sich schnell aus dem Staube, als sie merkten, daß die Stimmung gegen sie war. Und dann kam das Gericht, kamen die Zeugen, entstieg der Scharfrichter im Zylinder, einen kleinen Handkoffer in der Hand, dem Auto; die graue Gefängnistür öffnete sich und ließ ihn ein, und nach wenigen Minuten war das grausame Schauspiel zu Ende. Die Anwesenheit zahlreicher Pressevertreter sowie die Tatsache, daß Zeit und Ort der Hinrichtung bereits gestern abend in Köln durch Extrablätter verbreitet wurden, gibt wieder einmal unserer Behauptung recht, daß die Behörden sich irren, wenn sie glauben, so wichtige Dinge wie z. B. diese Hinrichtung geheim halten zu können. An sich hätte die Düsseldorfer Justiz eigentlich durch das Verhalten der Presse im Kürten=Prozeß die Ueberzeugung haben können, daß die Presse auch in diesem Falle sich ihrer Pflicht bewußt gewesen wäre. Zu bedauern ist, daß kein einziger Journalist an der Hinrichtung teilnehmen konnte. Das Problem Kürten ist ungelöst. Es interessierte die breiteste Oeffentlichkeit, Kürten war kein gewöhnlicher Mörder. Immerhin wäre es möglich gewesen, daß sich bei der Dinge ereignet hätten, die zur Lösung des Problems hätten beitragen können. So aber bleibt über den eigentlichen Vorgang der Hinrichtung für die Oeffentlichkeit nur der Bericht, den der Präsident des Strafvollzuges, Präsident Lembkes, unmittelbar nach der Hinrichtung gab. Amtliche preußische Mitteilung zur Kinrichtung Kürtens Berlin, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: In der Strafsache gegen den durch rechtskräftiges Urteil des Schwurgerichts in Düsseldorf vom 22. 4. 1931 wegen Mordes in neun Fällen zum Tode verurteilten Arbeiters Peter Kürten hat das Preußische Staatsministerium in der Sitzung vom 30. 6. 31 beschlossen, von dem Rechte der Begnadigung keinen Gebrauch zu machen, sondern der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen. Die Entschließung des Staatsministeriumsn entspricht der Stellungnahme aller mit der Prüfung der Gnadenfrage befaßten Stellen. Das Urteil ist Donnerstag morgen um 6 Uhr in Köln vollstreckt worden. Seberan-HolrapHr.. abetam MSerMuerispAr. Düsseldorf, 2. Juli.(Eigener Drahtbericht.) Der kommunistische Rechtsanwalt und preußische Landtagsabgeordnete Obuch veröffentlicht eine Erklärung, in der zu der Meldung, daß der nationalsozialistische SA.=Führer Bäßler wegen Unterschlagung ihm anvertrauter Parteigelder aus der Nazipartei ausgeschlossen wurde, einige interessatne Details hinzugefügt Bäßler, der bis vor kurzem einer der Hauptführer der Nazis in Düsseldorf war, erklärte vor etwa 14 Tagen seinen Austritt aus der Partei mit der Begründung, daß er die Korruption in ihren Reihen nicht mehr mitmachen könne. Erst am Tage darauf erschien in dem Organ der Nationalsozialisten die Meldung, daß er wegen Unterschlagung ausgeschlossen worden sei. Bätzter hat dann in einer Reihe von Versammlungen der kommunistischen Massigkeit bedächtig hin und her, eine Herde flinker Affen turnt an Felsen hoch und schnattert sich höhnische Glossen über die Beschauer zu, und an einem künstlichen Teich steht ein Marabu ernst und gravitätisch auf einem Bein und scheint weiser als alle die Menschen, die ihn begaffen. 500 Mark Geldstrafe i Tadenur Gotha, 2. Juli.(Drahtmeldung.) In dem Beleidigungsprozeß des ehemaligen Großmeisters der Großen Landesloge, Graf zu Dohna, gegen den General der Infanterie a. D. Ludendorff wurde heute das Urteil gefällt. Ludendorff hatte anläßlich einer Versammlung dem Kläger bewußten Landesverrat vorgeworfen, weil er als Großmeister der Freimaurerloge von der Partei die Gründe seines Austrittes dargelegt. Er hat vor allem auf ungeheure Korruptionsfälle in den Reihen der Nationalsozialisten Düsseldorfs hingewiesen. Unter anderem konnte er mitteilen, daß die nationalsozialistische Partei bzw. ein Vertreter von ihr, die ganze Versicherungssumme unterschlagen hätte, die die Versicherung der Mutter eines getöteten SA.= Mannes bereitgestellt hatte. Neben Bäßler sind mehr als ein Dutzend bekannter SA.=Leute aus der Nazipartei ausgetreten und zumeist der kommunistischen Partei beigetreten. Bäßler selbst hat in Versammlungen weiter erklärt, daß er von seinem vorgesetzten SA.=Führer nach einer Reise durch verschiedene Bierlokale den dienstlichen Befehl erhalten habe, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Als der Mann handgreiflich wurde, habe er das Lokal verlassen und die Angelegenheit gemeldet, die aber mit allen Mitteln vertuscht werden sollte. geplanten Ermordung des österreichischen Thronfolgers und dem drohenden Ausbruch des Weltkrieges Kenntnis gehabt habe. Das Urteil lautete auf eine Geldstrafe von 500 RM., in deren Nichteinbringungsfall für je 50 RM. auf einen Tag Gefängnis. Dem Privatkläger wird die Befugnis zugesprochen, das Urteil in Ludendorffs„Volkswarte“, in der„Kreuzzeitung" und im „Fridericus“ je einmal zu veröffentlichen. Die Kosten des Verfahrens werden dem Beklagten auferlegt. In der Begründung wird gesagt, daß der Beklagte sich der üblen Nachrede schuldig gemacht habe. Als strafmildernd sei zu berücksichtigen, daß er nicht aus ehrloser, sondern aus rein vaterländischer Gesinnung heraus gehandelt habe. Der französische Militärattaché abberufen. Der stellvertretende französische Militärattaché in Berlin, Kapitän de Mierry, der seinerzeit in den Königsberger Spionagezwischenfall verwickelt war, ist jetzt von der französischen Regierung abberufen worden und hat Berlin bereits verlassen. Freitag, den 3. Juli 1931 Drittes Blatt O SSts Scha gn Philosophie des Gartens Jeder 40. Mensch in Deutschland hat einen Kleingarten. Das heißt, unter rund 12 Familien ist eine Familie, die einen Kleingarten besitzt. Und wieviele Familien haben ihre Gärten bei ihrer Wohnung! Besonders in den kleineren Städten und auf dem Lande. Der Garten ist heute eine demokratische Einrichtung, die vor Klassen nicht halt macht. 8n Wie in allem, so war es auch mit dem Garten früher anders. Nur den geistlichen und weltlichen Herren war der Garten einstmals vergönnt. Und Klöster besaßen ihren Garten. Und auf den Burgen hatte man ein Kräutergärtlein. Nur der einfache Mensch mußte einstmals zusehen. Die allgemeine Verbreitung des Gartens heute ist ein Beweis für die zunehmende Demokratisierung des Lebens. Immer mehr fallen die Grenzen, die eine unsoziale Ordnung zwischen den Menschen errichtete. Aber der Garten zeigt auch ein anderes noch. Er beweist zugleich auch die Notwendigkeit einer International tät. All die Freude würde der Mensch an seinem Blumengarten nicht haben können, wenn diese Blumen nicht im Laufe der Jahrhunderte eingeführt worden wären aus dem Auslande. Man spricht so gern von der Poesie der deutschen Blumen. Schneeglöckchen, Maßliebchen, wie klingt das alles poetisch und fein! Volksseele! Doch deutsche Blume zugleich? Nein! Selbst der Goldlack, der so vielfach als Gelbveigelein in den alten Liedern besungen wurde, er stammt aus dem Ausland Der Nationalsozialismus mag ja nichts dagegen haben, daß Italien uns die Nelke geschenkt hat. Daß selbst der Orien uns seine Blumen sandte! Daß die Kreuzfahrer sogar von ihrer Palästinafahrt uns fremde Blumen, wie die Stockrose, mitbrachten! Und diesen fremden Blumen galt dann die ganz chöne dentiche Poesel. dom T tschen Mosse, wersaren Ja, wieviel Poesie wäre dem beutschen Volte verloren gegangen, wenn die„welschen“ Blumen mit ihrer Schönheit das dichterische Fühlen nicht befruchtet hätten! Es ist hier im Garten genau wie beim„deutschen“ Märchen, das ja auch aus dem Orient stammt, aber dann vom Volksgefühle so umgeschmolzen wurde, daß da etwas Neues und Eigenes geworden ist Nationalismus bedeutet Erstarrung. Dann nur ist Volkskultur weit und groß, wenn sie aus allem Leben der Erde erfüllt wird, immer neu. vom Förderkorb zu Tode gedrückt Castrop=Rauxel, 2. Juli. Auf der Zeche„Graf Schwerein“ wurde der 36 Jahre alte Arbeiter Josef Mundella aus Castrop, der mit dem Reinigen der Sohle am Auszug beschäftigt war, von dem Förderkorb gegen die Seile gedrückt und so schwer verletzt, daß er nach wenigen Minuten starb. Zwei Bergleute tödlich verunglückt Gelsenkirchen, 2. Juli. Auf der Zeche„Bergmannsglück“ im Stadtteil Buer ereignete sich gestern früh beim Schichtwechsel ein schweres Unglück, durch das zwei Bergknappe, den Tod fanden. Sie gerieten an einer Rutschenstreb, unter herabstürzende Gesteinsmassen und wurden erschlagen. Trotzdem sofort die Bergungsarbeiten eingeleitet wurden, konnten sie nur als Leichen geborgen werden. Es handelt sich um die Hauer Andreas Berger und Emil Renner. Berger ist verheiratet und hinterläßt zwei unmündige Kinder. Entlassungen bei der Duisburger Straßenvahn Duisburg, 2. Juli. Die Verwaltung der Duisburger Straßenbahn, G. m. b. H., hat dem Demobilmachungskommissar mitgeteilt, daß sie 140 Angestellte und Arbeiter zur Entlassung bringen müsse. Die Betriebsvertretung sowie der A.=R der Straßenbahn haben sich ihre Stellungnahme zu dieser Sparmaßnahme vorbehalten. Schwerer Ein Toter, zwei Schwerverletzte. Dortmund, 2. Juli. An der Kreuzung Zille= und Hagener Straße im Stadtteil Brüninghausen ereignete sich heute mittag ein schwerer Zusammenstoß zwischen einem Personenkraftwagen und einem Motorrad. Durch den scharfen Zusammenprall wurde das Motorrad herumgeschleudert, wodurch der Fahrer auf der Stelle getötet wurde. Der Führer des Personenwagens wurde durch die Scheibe geschleudert und erlitt erhebliche Schnittwunden im Gesicht, während ein weiterer Fahrgast durch Glassplitter verletzt wurde. Empfindliche Geldstrafen Duisburg=Hamborn, 2 Juli. Vor dem Schöffengericht in Hamborn hatten sich gestern fünf Schmuggler wegen Zoll= und Steuerhinterziehung zu verantworten. Die fünf Angeklagten waren Anfang Januar d. J. mit einem Lastauto zur holländischen Grenze gefahren und hatten 35 Kilo Kaffee, 19 Kilo Tabak, 4700 Zigaretten und 24 600 Päckchen Zigarettenpapier über die Grenze gebracht, die sie zunächst in einer Strohmiete versteckten. Später wurde die Ware wiederum in einem Auto verstaut und die Fahrt in Richtung Neuß fortgesetzt. Zwei Zollbeamte hatten Wind bekommen und verfolgten auf Motorrädern das Schmugglerauto. Es entspann sich eine wilde Jagd und es gelang einem Beamten, sich in voller Fahrt auf das Schmugglerauto zu schwingen, dort die Schmuggler mit der Pistole in Schach zu halten, die nunmehr stoppten, so daß die geschmuggelten Waren beschlagnahmt und die Schmuggler festgenommen werden konnten. Das Gericht verurteilte jeden der Angeklagten wegen Vergehens gegen den§ 359 der Reichsabgabenordnung zu je 28 255 Mark Geldstrafe, ersatzweise für je 500 Mark einen Tag Gefängnis. Insgesamt wurden 113000 Mark Geldstrafen verhängt. Der Hauptangeklagte erhielt wegen Rückfalls außerdem noch zwei Monate Gefängnis. Duisburg=Hamborn, 2. Juli. Veruntreuungen im Amt. Das Hamborner Schöffengericht verurteilte gestern einen Katasteramtssekretär aus Dinslaken wegen Vergehens im Amt zu 7 Monaten Gefängnis. Der Fall liegt insofern recht tragisch, als es sich um nur geringe Verfehlungen, und zwar um Unterschlagungen von insgesamt 21 Mark handelt. Der Verteidiger hatte die Ladung eines ärzt= lichen Sachverständigen beantragt, um ein Gutachten über den Geisteszustand des Angeklagten abzugeben, da er die Tat offenbar in nicht zurechnungsfähigem Zustande begangen habe. Das Gericht hatto jedoch ein Sachverständigengutachten abgelehnt. Schweres Einsturzunglück Sieben Verletzte. Dortmund, 2. Juli. An dem alten Gymnasium im benachbarten Lünen ist man zurzeit damit beschäftigt, die Baracken abzureißen. Als eine Betonwand umgelegt werden sollte, stürzte diese früher um als erwartet und begrub sieben Arbeiter unter sich, die zum Teil schwere Verletzungen davontrugen. Drei Verletzte mußten dem Krankenhause zugeführt werden. Aufklärung des SittlichkeitsDortmund, 2. Juli. Das Sittlichkeitsverbrechen an einer 20jährigen Näherin, über das wir berichteten, konnte bereits aufgeklärt werden. Als die Ueberfallene vorgestern wiederum zur Arbeitsstelle ging, erkannte sie plötzlich in einem Mann den Täter. Als dieser Mann merkte, daß er gemustert wurde, fragte er:„Was gucken Sie mich so an?“, worauf das Mädchen ihm sagte:„Sie sind doch der Mann, der mich gestern überfallen hat.“ Der Angesprochene gab ihr darauf eine freche Antwort und entfernte sich. Das Mädchen und der Begleiter, den es sich zum Schutz mitgenommen hatte, sahen noch, wie der Mann in einem der anliegenden Häuser verschwand. Man meldete diesen Zwischenfall sofort der Polizei. die daraufhin sogleich die Ermittelungen aufnahm. Unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft wurde dann ein Maurer aus Mengede festgenommen. Der Festgenommene bestreitet zwar noch auf das entschiedenste, den Ueberfall ausgeführt zu haben, doch wird er von der Ueberfallenen und zwei weiteren Frauen, die ihn am Morgen des Ueberfalls gesehen haben, genau wiedererkannt. Die Ueberfallene und diese beiden Frauen haben so viel Belastendes gegen den Verhafteten vorgebracht, daß er als der Tat überführt gelten muß. Castrop=Rauxel, 2. Juli. Ein Mädchen von einem Unbekannten angefallen. Am 26. Juni, gegen 0.15 Uhr, wurde ein Mädchen an der Zechenbahn in der Kaiserstraße von einem unbekannten Manne angesprochen. Er entriß ihr den Koffer, würgte sie am Halse und versuchte sie in die Wiese zu ziehen. Auf die Hilferufe des Mädchens flüchtete der Mann. Den Koffer ließ er zurück. Nach der Aussage des Mädchens hat der Mann sie schon vorher im Zuge von Dortmund nach Rauxel belästigt. Er ist in Dortmund zu ihr in das Abteil gestiegen, hieraus kann geschlossen werden, daß er aus Dortmund stammt. Was der Mann eigentlich vorhatte steht nicht fest. Beschreibung: 24—25 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, untersetzt, dunkles Haar. bartlos, rundes Gesicht, gepflegte Hände. Er spricht westfälische Mundart und gehört anscheinend den besseren Ständen an. Zweckdienliche Angaben beim 13. Kriminalkommissariat in der Wittener Straße erbeten. Mren Bedarf an allen vorkommenden DkCCRSACHEN decken alle Sport- und geselligen Vereine nur in der gut eingerichteten Tarif nach Ueberlegung Wann arbeitet ein Angestellter selbständig? Die Frage?„Wann arbeitet ein Angestellter selbständig?“ hatte die Angestelltenkammer des Bochumer Arbeitsgerichts zu beantworten. Der Kläger war ein kaufmännischer Angestellter, der seine Firma, ein größeres Werk in Hattingen, auf Zahlung eines Betrages in Höhe von 520 Mark verklagt hatte. In der Zeit vom 1. Dezember 1929 bis zum 30. April 1931 leistete der Kläger nach zurückgelegter dreijähriger Lehrzeit als kaufmännischer Angestellter der Beklagten Dienste und erhielt dafür als Vergütung den Betrag, der im Tarifvertrag der Gruppe Nordwest der Eisen= und Stahlindustrie für die Gruppe 1 der Angestellten festgelegt war. In seiner Klageschrift erhob der Kläger Anspruch auf die Bezüge der Gruppe 2 dieses Tarifvertrages. Die Beklagte bat um Klageabweisung. Sie erkannte zwar den vom Kläger angezogenen Tarifvertrag als auch für sie bindend an, war jedoch der Auffassung, die vom Kläger verrichtete Arbeit rechtfertige nicht seine Bezahlung nach Gruppe 2. In die Gruppe K 1 des Tarifvertrages gehören Angestellte mit vorwiegend schematischer Tätigkeit, für die wohl eine gewisse Fertigkeit, aber keine besondere Berufsvorbildung erforderlich ist. In die Gruppe 2 des Tarifvertrages gehören Angestellte mit teilweiser Selbstständigkeit: leichtere Arbeiten, z. B. Hilfskorrespondenten, Hilfsbuchhalter, Kurzschrift= und Maschinenschreiber, Telephonisten mit abgeschlossener Berufsausbildung. Das Gericht fällte nachstehend begründete Entscheidung: In dem maßgeblichen Tarifvertrag ist die Abgrenzung der Berufsgruppen nicht so klar, daß die Einstufung des Klägers keinerlei Zweifel begegnen könnte. Zwar scheint auf den ersten Blick die Grenze deutlich zu sein. Wer schematisch arbeitet, arbeitet nicht selbständig, das heißt mit Ueberlegung und ohne Anweisung. Wer also zum mindesten teilweise Arbeiten verrichtet, für die keine Anweisung unmittelbar gegeben wird, oder Arbeiten, die nur zum Teil auf direkte Anleitung, im übrigen aber ohne solche durch selbständige Denktätigkeit geleistet werden, gehört demnach nach Gruppe K 2. Während hiernach nach Gruppe K 1 derjenige Angestellte gehört, bei dem der Arbeitsvorgang in allen Teilen genau vorgezeichnet ist, immer in der gleichen Form wiederkehrt und daher lediglich im Erfassen bureaumäßiger, sinnlich wahrnehmbarer Vorgänge besteht. Es ist auch nach dieser schärferen begrifflichen Herausstellung der„schematischen" und sebständigen". Tätigkeit keineswegs schon geklärt, zu welcher Gruppe der Kläger zu rechnen ist. Was aber die Unterscheidung noch schwieriger macht sind die von den Parteien des Tarifvertrages selbst gegebenen Beispiele. Worin beim Maschinenschreiben beisvielsweise die selbständige Tätigkeit liegen soll, ist nicht ohne weiteres ersichtlich. Um besonders hervorgehobene Kräfte kann es sich hierbei nicht handeln. Diese sind in Gruppe K 3 aufgeführt. Es bleibt da also nur der Schluß, daß die Tarifvarteien an den Begriff der„selbständigen“ Tätigkeit nicht die Bedingungen geknüpft wissen wollen, die im allgemeinen Sprachgebrauch damit einhergehen. Sie wollten daher mit der Gruppe K 2 offenbar diejenigen Angestellten erfassen, die nicht nur ohne besondere Ueberlegung zu erfassende bureaumäßige Vorgänge ständig gleichlaufender Art zu bearbeiten haben, sondern die darüber hinaus im Arbeitsvorgang selbst„überlegen", den äußeren Vorgang. die vielleicht schematische Ablaufbahn nicht nur beherrschen, sondern auch innerhalb dieser in gewissem Sinne selbständige Verstandesleistungen vollbringen müssen. Nur so ist verständlich, daß in Gruppe 2 der Maschinenschreiber aufgeführt ist. Die Tätigkeit kann als selbständige im Sprachgebrauch des täglichen Lebens nicht angesehen werden. Die selbständige Leistung liegt bei denjenigen, der die von beiden entgegenzunehmende Mitteilung abfaßt. Soweit man beim Maschinenschreiben überhaupt von einer selbständigen Tätigkeit sprechen kann, wäre sie in der richtigen begrifflichen Erkenntnis des ihm— mündlich oder schriftlich— Mitgeteilten und der richtigen Wiedergabe durch die Maschine zu erblicken. Auf dieser Stufe der Selbständigkeit liegt aber auch die Tätigkeit des Klägers. Man mag insoweit zweifeln, als es sich um das richtige Einfügen der aus dem Kommissionsbuch zu entnehmenden es hilft? An einer alten Eiche im Oldenburger Land hat man einen Vers angebracht, der zwar ästhetisch angreifbar sein kann, dessen Inhalt aber weit über das Oldenburger Land hinaus beherzigt werden sollte. Dieser Spruch lautet: „Mein Freund, der Du zu Fuße reisest und Deine Wurst im Grünen speisest, wirf das umhüllende Papier. das fettgetränkte, nicht von Dir! Stecks lieber ein, es kommt die Zeit, wo Du es brauchest——— anderweit!" Beleuchtete Freiballons Eine interessante Versuchsfahrt bei Nacht. Herford, 2. Juli. Der Freiballon„Herford“ unternahm eine interessante Nachtfahrt unter Führung des bekannten Ballonführers Emmenmacher(Münster), um die vom Reichsverkehrsministerium geforderte deutliche Kennzeichnung von Ballons auf Nachtfahrten auszuprobieren. Oberhalb des Korbes war eine starke, gegen den Ballon direkt gerichtete Autoscheinwerferlampe eingebaut, die von einem Akkumulator gespeist wurde. Die Fahrt kann als gelungener Versuch angesprochen werden. Die Kennzeichnung der Ballons bei Nacht wird gefordert, da es auf Nachtflugstrecken schon einige Male beinahe zu Zusammenstößen mit Nachtflugzeugen gekommen wäre. wröieh. GR 7 Herforo, 2. Juli. Reform der Wohnungsbeschaffung. Die Liste der Wohnungssuchenden der Stadt Herford wird ab 15. August durch das Wohnungsamt für ungültig erklärt. Es wird eine neue Liste aufgestellt, in der nur wirklich wohnungslose Familien oder Familien in gesundheitsschädlichen Wohnungen ausgenommen werden. Alle übrigen Wohnungssuchenden werden auf den Tauschweg, also auf die normale Wohnungsbeschaffung verwiesen. Durch diese Maßnahme wird erreicht, daß der wirkliche Wohnungsbedarf Herfords einwandfrei festgestellt werden Recklinghausen, 2. Juli. Brand in einem Hotel. Am Dienstag mittag wurde die Feuerwehr zu dem Hotel Winkelmann gerufen, wo auf bisher noch ungeklärte Weise im Dachstuhl ein Brand entstanden war. Durch das tatkräftige Eingreifen der Wehr konnte das Feuer auf seinen Herd beschränkt und bald ganz gelöscht len in das von ihm auszufüllende Auftragsbestätigungsformular handelt. Das Aufsuchen der für die Bestätigung des Auftrags weiterhin erforderlichen Maß= und Preisziffern aus den umfangreichen Katalogen stellt jedenfalls eine Leistung dar, bei der nicht nur verlangt wird das Wissen um das Fabrikationsmaten rial mit allen seinen durch die Fabrikationsmethode bedingten Besonderheiten— das wäre eine Angelegenheit der Vorbildung — sondern auch das mit diesem Wissen vorzunehmende selbständige Finden der in Betracht kommenden Ziffern und ihre selbständige gebrauchsfertige Errechnung. So verlangt also die Tätigkeit des Klägers eine gewisse selbständige Ueberlegung, deren Grad zwar nicht hoch ist sich aber im Rahmen des von Tarifparteien für die Gruppe K 2 geschlossenen Begriffs der„teilweise selbständigen Tätigkeit" enthält. Der Anspruch des Klägers auf die Bezüge der Gruppe K 2 war daher begründet. Da die Höhe der Forderung nicht umstritten ist, wird die Beklagte zur Zahlung der Klagesumme verurteilt. Eine Berufung beim Landesarbeitsgericht ist zugelassen. „Optische Täuschung“ Die Katze im Sack oder der Givfel der Annalu Man ist ja nicht verwöhnt in unseren Tagen, was die natürliche Haltung der Menschen anbelangt. Wer nicht mit einer Maske vor dem Gesicht herumläuft, wird für einen unheilbaren Narren gehalten und kommt im Konkurrenzkampf um die Gunst des kapitalistischen Schicksals bestimmt unter die Räder. Aber nicht nur die geistige Haltung kommt hier in Frage. Seit es möglich war, daß der technisch übrigens sehr nett gemachte Film von der„Privatsekretärin“ über alle Tonfilmbühnen gehen konnte, ohne dem heftigsten Widerstand zu begegnen, wissen wir, daß die Schamlosigkeit, mit der die Gesellschaft unserer Tage sich zur Veräußerlichung, zur Heuchelei, zur Verleumdung aller inneren Werte zugunsten des äußeren Fortkommens bekennt, keine Grenzen mehr hat. So wundert es einen durchaus nicht mehr, wenn in einer Zeit, da die gute Figur wichtiger ist als der Charakter, die Berliner Großpresse u. a. folgende Anzeige enthält: Auch unterm Badetrikot teilt Büstelet„Optische Täuschung“ jede Büste und läßt sie jugendlich, spitz und klein erscheinen. Erfinderin Lissy Nawetzky, Korsettspezialistin 1. Ranges, Passauer Straße 39, neben K. d. W. Wenn wir gratis und franko das Angebot der erfinderischen Lissy Nawetzky weiter verbreiten, so in der Gewißheit, daß unsere Leserinnen andere Sorgen haben als die ob ihr Busen auch genügend spitz und klein erscheint. Der Kundenkreis der Korsettspezialistin ersten Ranges dürfte sich nicht auf diejenigen ausdehnen lassen, die statt der Busenfrage die Magenfrage bewegt. Immerhin ist es interessant, mit welchem Scharfblick sich selbst kleine Industrien umzustellen wissen, wenn der unaufhaltsame Fortschritt(der das Korsett beseitigt hat) sich auch in der Form der Mode durchsetzt. Mit dem Schnürleib ist kein Geschäft mehr zu machen. Versuchen wir es mit der Schnürbrust. Im Kampf um den Mann sind heuer alle Waffen erlaubt. Hat man vermittels„Optischer Täuschung“ erst mal einen Mann ergattert, dann hat Lissy Nawetzky ihre Pflicht getan. Der Katzenjamner bleibt sowieso nicht aus, und das„Büstelet“ rentiert sich bei der nächsten Badereise zwecks Flirts von neuem. Nur der Ehegatte lacht sich dann eins— er kennt den Laden in der Passauer Straße. Wir indessen sind der Erfinderin dieses Monstrums an Unnatur zu Dank verbunden. Einmal hat sie uns gezeigt, daß die Welt der oberen Zehntausend auch dort aus Potemkinschen Dörfern besteht, wo man am Urquell der Natur zu sein wähnte, zum anderen hat sich uns Männern das Mißtrauen geschärft. Das ist denn doch bei uns nicht möglich. Hat unsereiner einen etwas rundlichen Allerwertesten, dann ist er bestimmt echt. Und keine„Optische Täuschung" kann daran ändern— * 4 90 Die Geazelens. Fürst Radeiwill sticbt und knterläßt prozessierende Erben J.st eine Ilesse für ihn 50000 Mack wert? SPD. Fürst Radziwill stand immer im Rufe eines Originals. Als er vor einigen Jahren starb, hinterließ er ein Vermögen, dessen Millionen hauptsächlich aus den trüben Quellen Monte Carlos geschöpft waren. Als Haupterben waren eingesetzt: die Gattin und die Grafen Rochefoucalud, die sich bei der Teilung der Riesensummen heftig in die Haare gerieten. Fürst Radziwill pflegte zu sagen: das Bild eines Verstorbenen schwindet nur dann nicht in den Herzen der Hinterbliebenen, wenn es von einem kostbaren Lorbeerkranz umrahmt ist.— Für diesen Lorbeerkranz hatte Fürst Radziwill in reichlichem Maße gesorgt. Eine seiner weiblichen Jugendbekanntschaften erhielt eine jährliche Rente von 10000 Mark zugesprochen. Eine andere ihm nicht fernstehende Dame bekam 9000 Mark Rente. Die Gattin aus erster Ehe, die Fürstin Galitzin, erhielt die gleiche Summe. Testamentarisch waren die Erben zur Auszahlung der drei Renten verpflichtet. Das Vermächtnis enthielt noch eine weitere sonderbare Bestimmung.„Wenn meine Familie, meine Frau und meine Vettern(die Grafen Rochefoucauld) Wert darauf legen, widerspreche ich dem nicht, daß jährlich zu meiner Erinnerung eine Messe gelesen wird. Aber in diesem Falle mache ich es zur Bedingung, daß meine Erben für jede Messe die Summe von 50000 Mark an eine Freidenkergesellschaft überweisen...“ * In diesem einen Punkte waren sich alle Erben einig: für den verstorbenen Fürsten Radziwill ist niemals eine Messe gelesen worden. Aber hinsichtlich der Legate an die drei Frauen stellten sich bald Meinungsverschiedenheiten ein. Wer von den Erben sollte die Renten zahlen? Die Gattin, die den Hauptteil des Vermögens erbte, also die Aktien der Spielhölle Monte Carlo, entledigte sich einige Jahre dieser traurigen Pflicht, stellte sich aber dann— und nicht zu Unrecht auf den Standpunkt, daß die Grafen Rochefoucauld schließlich auch einmal an die Reihe kommen dürften. Diese Herren weigerten sich zuerst, ohne jede Begründung. Es ginge ihnen so schlecht, sagten sie schließlich, daß sie keine Renten an die einstigen Freundinnen und an die Gattin ihres Onkels zahlen könnten. Der Not gehorchend hätten sie, die Grafen Rochefoucauld, bereits zu dem verzweifelten Mittel greifen müssen, durch Arbeit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ihr Schloß haben die Grafen in ein Wirtshaus umgewandelt, dem der nicht gerade geschmackvolle aber zugkräftige Name„Zum Maxrim der Grasen Pochefonggul gegeben wurde. Die Vorfahren der feudalen Gastwill hutten ihren Besuchern wahrscheinlich kostenlos Gastfreundschaft gewährt. Die Rochefoucaulds von heute sind sehr gerissene Geschäftsleute. Die Automobilisten, die im„Maxim der Grafen von Rochefoucauld“ Halt machen, müssen für eine Tasse Tee, ein Mittagessen oder eine Flasche Champagner Preise bezahlen, die neben denen der teuersten Luxuslokale in Ehren bestehen können. Wie es heißt, geht das Geschäft sehr gut. Je„origineller“ der Schauplatz des Vergnügens ist, um so größer die Ausgebefreudigkeit. Ein Gastwirt hat ein Vermögen damit verdient, als er die Villa des Frauenmörders Landru aufkaufte und ein elegantes Restaurant darin einrichtete. Welch süßer Schauer für die Gäste, die Speisen aus der gleichen Küche zu bekommen, in der der„triste Herr von Gambais“ einst seine zahlreichen Opfer im Ofen verbrannte! Ist es nicht beneidenswert, in dem gleichen Zimmer, vielleicht an dem gleichen Tische zu sitzen, an dem der Mörder eine seiner„Bräute“ bewirtete, bevor er dazu schritt, sie umzubringen? Und dann, in unserem Falle— welch Genuß, in dem Schlosse eines echten Grafen zu speisen, dessen Onkel der Besitzer der Spielhölle von Monte Carlo gewesen ist! In einem Himmelbett zu übernachten, das vielleicht den Vorfahren deren von Rochefoucauld von der Madame Pompadour zum Geschenk gemacht wurde! Aus einer Tasse zu trinken, von einem Teller zu essen, aus dem schon—— nein, das sind Genüsse, die nur mit schwerem Geld aufgewogen werden können... Und doch sind die Grafen Rochefoucauld nicht in der Lage, die Renten, an die ihr Erbe gebunden ist, zu zahlen?... Das Gericht hat jetzt darüber zu entscheiden... Wie sein Spruch auch ausfallen mag: das„Maxim der Grasen Rochefoncauld“ ist jetzt erst recht der Anziehungspunkt der„eleganten Welt“ Frankreichs geworden... Auffindung eines riesigen Opals Canberra, 2. Juli.(Eigene Meldung.) In Australien ist ein schwarzer Opal gefunden worden, von dem man annimmt, daß er der größte ist, den man bisher kennt. Sein Gewicht beträgt 8711 Karat. Flugzeugunglück auf dem Bodensee Friedrichshafen, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Ern von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin gechartertes Junker=Flugzeug D 963— ein älteres Modell—, das auf dem Bodensee meteorologische und hydromechanische Messungen vornahm, ist gestern abend infolge plötzlich auftretenden Gewittersturmes bei Manchell, unmittelbar vor dem schützenden Hafen, gekentert und völlig zerstört worden. Die aus drei Personen bestehende Besatzung wurde von einem Motorboot der Dornier=Metallbauten gerettet. Die Versuche standen unmittelbar vor dem Abschluß und sollten wichtige Ergebnisse zeitigen. Das Flugzeug, das ein mit Schwimmer ausgerüstetes Landflugzeug war, hatte wertvolle Instrumente an Bord, die nun wahrscheinlich verloren sind. Der Apparat liegt jetzt kieloben zehn Meter vom Ufer entfernt auf Grund. Mitteilung des Bezirksvorstandes „Der Rechte Weg“ für Monat Juli ist erschienen und auch bereits allen Ortsgruppen zugesandt. Da der Inhalt zu einem erheblichen Teile die augenblickliche politische Situation behandelt, ist es notwendig, daß er den Mitgliedern so schnell wie möglich zugestellt wird. Japanische Zwei japanische Zeitungen, die„Osaka Asahy“ und die„Tokio Asahy“ haben je einen Mitarbeiter in entgegengesetzten Richtungen auf die Weltreise geschickt, um festzustellen, wer von ihnen eher ans Ziel kommt. Einer von ihnen, Dr. Schinghu, ist nunmehr in Berlin eingetroffen. Er hatte am 6. Juni Osaka in Richtung über den Stillen Ozean und durch die Vereinigten Staaten verlassen. Die beiden Journalisten dürfen auf ihrer Reise nur die regelmäßigen Verkehrsmittel benutzen. Tragödie des Malers Eine Diebstahlsaffäre des bekannten Berliner Malers Franz Heckendorf und dessen Bruder Walter, gegen die die Staatsanwaltschaft am Mittwoch Haftbefehl erlassen hat, erregt in Berlin großes Aufsehen. Franz Heckendorf wird vorgeworfen, mehrere von seinem Bruder Walter gestohlene Kunstwerke verkauft zu haben. Im Laufe der Vernehmungen haben beide ein Geständnis abgelegt. Die Untersuchung der Kriminalpolizei ist jedoch noch nicht abgeschlossen, da noch eine ganze Reihe von Einbrüchen in den westlichen Vororten der Aufklärung bedurfen. Es besteht die Möglichkeit, daß Walter Heckendorf auch an diesen Diebstählen beteiligt ist. Die Vorgeschichte der Verhaftung geht auf den Anfang dieses Jahres zurück. Aus dem Garten eines Wannseer Villenbesitzers wurde Mitte Januar eine Georg Kolbes gestohlen. Diese Plastik entdeckte man durch Zufall einige Zeit später in der Wohnung eines Rechtsanwaltes Dr. Krüger, der sie zum Preise von 2500 Mark von Franz Heckendorf erworben hatte. Der Anwalt gab das gestohlenKunstwerk sogleich zurück und teilte der Kriminalpolizei mit, daß er von Franz Heckendorf einen Rembrandt, einen Liebermann sowie eine Reihe kostbarer Teppiche erworben habe, die, wie sich später herausstellte, sämtlich gestohlen worden waren. Es scheint, daß Franz Heckendorf unter dem verderblichen Einfluß seines Bruders Walter gehandelt hat, der bereits häufig mit dem Strafgesetz in Konslikt gekommen ist. Hegendorf befand sich in letzter Zeit in sehr schwieriger wirtschaftlaher rage. Dieser Notzustand machte ihn für die verbrecherischen Pläne seines Bruders empfänglich und ließ ihn zu dessen willenlosen Werkzeug werden. In der Berliner Kunstwelt ist man ungemein betroffen, da Franz Heckendorf als eines der stärksten Talente der modernen Malerei gilt. In neun Tagen um die Welt Die amerikanischen Weltflieger am Ziel Neuyork, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Die Weltflieger Post und Gatty sind um 8,47 Uhr hier gelandet. Sie haben für ihren Flug von 16000 Meilen Länge acht Tage, 15 Stunden und 51 Minuten gebraucht, von denen sie in der Luft vier Tage, zehn Stunden, acht Minuten verbrachten. der Heimfahrt von einer Festlichkeit verunglückt Hirschberg, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Ein Mannschaftswagen der Hirschberger Feuerwehr, der sich auf der Heimfahrt von einer Feuerwehrfestlichkeit befand, fuhr in der vergangenen Nacht in Herischdorf infolge Versagens der Steuerung gegen einen Mast der Straßenbahn. Von den fünf Insassen wurden dabei drei sehr schwer und zwei leichter verletzt. Die Verletzten wurden in das Hirschberger Krankenhaus gebracht. Der Wagen wurde zertrümmert. Flugzeugabsturz in Canada— Fünf Tote Hamilton(Ontario), 2. Juli.(Drahtmeldung.) Ein Flugzeug stürzte über dem hiesigen Flugplatz ab. Fünf Personen wurden getötet. Hitze über USA. Die Vereinigten Staaten werden zur Zeit von einer lebensgefährlichen Hitzewelle heimgesucht. In vielen Landstrichen sind Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius und darüber hinaus zu verzeichnen. Durch Hitzschlag oder durch Ertrinken haben in den letzten Tagen bereits mehr als 200 Personen den Tod gefunden. Franz Rank Der Roman eines 0- Zug-Schaffnere (Fortsetzung.) 14) Frau Angermeyer erschrak und Rank bereute es, daß er davon gesprochen hatte. Er beteuerte, nie mehr darum gekümmert habe und daß sich Lotte also keine Gedanken darüber zu machen brauche. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander hin und suchten schließlich ein einfaches Speiserestaurant auf. Lotte war sehr niedergedrückt und es wollte keine recht Unterhaltung aufkommen. Und als Rank ihre Hand in die seine nehmen wollte, entzog sie sie ihm rasch. „Wir müssen das jetzt bleiben lassen“, sagte sie hart.„Du weißt, daß es mir schwer fällt, aber es geht nicht anders. Am besten ist es, wir sehen uns überhaupt nicht mehr.“ Rank sah sie so ungläubig an, er versuchte Einwendungen machen, er bettelte um ein Zeichen ihrer Liebe, aber Frau Angermeyer blieb reserviert und schließlich sagte sie:„Komm, wir wollen gehen.“ Als sie mit dem Nachtzug nach München fuhren und Ran! einen Augenblick allein mit Lotte war, sagte er:„Das ist meine letzte Fahrt vor dem Urlaub.“ „Ich wünsche dir recht gute Erholung“, sagte sie nur und als sie in München voneinander gingen, reichte sie ihm kurz Hand:„Also alles Gute!“ Und als Rank sagte:„Auf Wiedersehen!“ schüttelte sie nur ablehnend mit dem Kopf. Aber Rank wußte, daß er Lotte wiedersehen würde, ja, daß er sie wiedersehen mußte. Zu Hause traf Rank seine Vorbereitungen für die Urlaubsreise. Am nächsten Morgen beizeiten sollte es mit dem Zug nach Salzburg und Pörtschach abgehen. „Du tust gar nicht, als wenn du in Urlaub gehen willst", sagte seine Frau...... 4 f.mm(alen Jume Es war auch so. Rank hätte sich ooch freuen sollen, einmal zwei Wochen ausspannen zu können, aber es war ihm jetzt alles höchst gleichgültig. Nur das eine gestand er sich ein: es wird vielleicht ganz angenehm sein, wenn man seine Frau einige Zeit nicht sieht. Seit sie erfahren hatte, daß er mit Frau Angermeyer zusammen war, lehnte sie alle Annäherungsversuche ihres Mannes mit einer gewissen Kühle ab. Trotzdem aber war— rein äußerlich— eine Aenderung im Familienleben nicht zu verzeichnen. Frau Rank hantierte, schimpfte und lachte wie sonst. Nur wenn Rank sich ihr nähern wollte, wurde sie Rank war das unerträglich, dazu kam noch die ablehnende Haltung Lotte Angermeyers. Er war etwas niedergedrückt. Er versuchte sich gewaltsam aus dieser Stimmung herauszureißen und als Lisl am Abend nach Hause gekommen war und gegessen hatte, mußte sie auf der Zither spielen und Rank nahm die kleine Wally auf den Arm und tanzte dazu. Und als schließlich Lisl an zu singen fing, stimmte auch der Vater ein und selbst Wally mischte sich mit ihrem Stimmchen gar nicht ungeschickt in das Konzert. Nur die Mutter machte nicht mit. Es mangelte iht das notwendige musikalische Gehör. Schon als Schulkind hatte sie mit diesem Manko Schwierigkeiten und sie war nicht selten von ihren Mitschülerinnen ausgelacht worden. Da sich auch in den späteren Jahren mit ihren gesanglichen Fähigkeiten keine Aenderung vollzog, vermied sie es ängstlich, mit anderen zu singen. Nur wenn sie allein war, sang sie und dann ging es auch Sie legte noch eine Anzahl Taschentücher in Ranks Koffer und sagte dann:„So, jetzt werde ich wohl alles eingepackt Rank zählte noch einmal alles auf, sie hatte nichts vergessen. Lisl mußte noch ein Maß Bier holen und als dieses geleert war, ging es ins Bett. Rank schlief fest und als ihn früh seine Frau weckte, befand er sich in dem Wahn, er müsse zum Dienst. Erst nach einigen Sekunden des Besinnens wurde ihm bewußt, daß er ja Uulaub habe und fortfahren wolle. Er sprang aus dem Bett und nach einer halben Stunde war er fertig zur Abreise. Wally und List schliefen noch. Rank wollte sie auch nicht wecken und warf deshalb nur noch einen Blick ins Schlafzimmer. Dann verabschiedete er sich von seiner Frau. Sie sagte nur: „Du hast 145 Mark, hoffentlich brauchst du das viele Geld nicht in den paar Tagen!“, Laxan 4hart 5a Launst Gu. dich „Ich habe zwei Jahre lang oaran gespalt, oa kannst vu dich schon darauf verlassen, daß ich es nicht schnell ausgeben werde. Also, dann auf Wiedersehen!“ „Grüß Gott! Und schreibe deinen Kindern einmal!“ Das waren ihre letzten Worte. Etwas hochmütig, aber nicht so gemeint.. ,. Pans einmn Tchänen Sanste Im Salzburger D=Zug fano Ranr einen schonen Fensterplatz. Er machte es sich so bequem wie möglich und als der Zug aus der Bahnhofshalle fuhr, steckte er sich eine Zigarette an und blies behaglich den Rauch in die Luft. Endlich einmal hatte er seine Ruhe. Endlich einmal brauchte er nicht Fahrkarten kontrollieren, die Seitengänge auf= und abgehen, Plätze besorgen und alle die anderen Dienstangelegenheiten eines Schaffners erledigen. Heute war er ein Reisender, wie jeder andere auch, nur daß er seinen schönen Freifahrschein hatte. Und den hatte er sich redlich verdient. In Salzburg mußte er umsteigen. Der Zug war nicht besonders stark besetzt, denn es war schon gegen Ende August. Aber kurz bevor der Zug abfuhr, kamen doch noch zwei Frauen ins Abteil, aufgeregt und mit sehr viel Geräusch. An der Sprache erkannte Rank sofort die Berlinerinnen. Die eine in den dreißiger Jahren, die andere etwa anfangs der Zwanzig, aber beide blaß im Gesicht. Man sah es ihnen an, daß sie Monate lang in dumpfer Büroluft oder in irgend einem Laden gelebt hatten. Schon als der Zug Salzburg verließ und auf der rechten Seite majestätisch die Hohensalzburg in der Morgensonne stand, sprangen die beiden ans Fenster und gaben ihrer Bewunderung mit sich überstürzenden Worten Ausdruck. Als auch Rank ans Fenster trat, sagte die jüngere von den Beiden:„Immer kommen Sie nur her. Sie haben ebenso ihr Fahrgeld bezahlt wie wir, also dürfen Sie auch mit hinaussehen!“ Rank stellte sich mit an das breite Fenster und sagte lächelnd: „Sie irren sich, Fräulein.“ „Wieso?“ „Mit dem Fahrgeld.“ „Sie werden aber doch kein blinder Passagier sein?“ „Das nicht!“ „Na, da sind Sie dann bei der Bahn.“(Forts. folgt.) — 2 2 Ber Benreeken des Barkants Von unserm bulgarischen Korrespondenten 66 Ganz Bulgarien atmet befreit auf. Die Sofioter Polizeidirektion ist aus der französischen Hafenstadt Marseille offiziell davon verständigt worden, daß dort in einem Hotel der berüchtigte Bandenführer Dotscho Usunow zusammen mit einem seiner Komplizen namens Georgiew verhaftet worden ist und den bulgarischen Behörden ausgeliefert werden soll. Im Besitz der Banditen habe man zahlreiche Waffen und belastendes Material gefunden. Diese überraschende Nachricht hat in Bulgarien einen ungeheuren Widerhall ausgelöst. Der Name Dotscho Usunow ist wieder in aller Munde. Der unerquickliche Lärm um den Wahlkampf, den die Blätter in den letzten Wochen geschlagen haben, ist geradezu verstummt. Die große Sensation des Tages ist Dotschos Verhaftung. Dotscho Usunow ist ein alter Bekannter Bulgariens: Der Schrecken der Sgowor=Administration und besonders der Polizei, ein vom Volke gefürchteter„Volksbeglücker“, ein politischer und krimineller Mörder, ein verwegener Wegelagerer und Eisenbahnräuber. Kurzum, ein ebenso vielseitiger wie gefährlicher Bursche. 600000 Lewa= 18000 M. sind auf Dotschos Kopf oder seine Verhaftung ausgesetzt worden. Dieser Betrag, der für die ewig schwindsüchtige Staatskasse wahrhaftig keine Kleinigkeit ist, zeigt schon, wieviel den bulgarischen Behörden dieser Bandit„wert“ ist, den sie selbst nie erwischen konnten. Die Zeitungen bringen ein Bild Dotschos in voller Brigantenaufmachung, das er erst kürzlich der bulgarischen Polizei aus seinem sicheren Zufluchtsort in Serbien mit freundlichen Grüßen übermittelt hat. Das Konterfei erinnert an die mexikanischen Banditengestalten: Das von einem breitkrempigen Hute überschattete Gesicht ist markant, scharf geschnitten und nicht unsympathisch; die Züge verraten ebenso entschlossenen Mut und höchste Verwegenheit wie brutale Rachgier und unerbittliche Grausamkeit. In der linken Hand hält Dotscho ein Gewehr mit aufgepflanztem Bajonett und in der vorgestreckten Rechten den drohenden Lauf einer schweren Mauserpistole. Um die Hüfte und über den Schultern hängen pratronen= und dolchgespickte Gurte, an der Seite einige Stilhandgranaten. Ein ambulantes Waffenarsenal, beliefert von serbischen Nationalisten, die sich wonniglich freuten, wenn Dotscho ganz Bulgarien wochenlang auf den Kopf stellte.... z1. 44 Kein E. Lat manmnzchn Mard Dotschos Sundenregister ist nicht kiein. Er har neunzeyn Morde und mehrere Dutzende Raubüberfälle auf dem Gewissen. Alljährlich in den Sommermonaten, wenn die Wälder dicht belaubt waren, wechselte Dotscho mit seiner vierköpfigen Emigrantenbande aus Serbien über die Grenze nach Bulgarien. Auf schwer zugänglichen Pfaden des Balkangebirges drangen die Briganten oft tief bis in das Herz Bulgariens vor. Heute tauchten sie im Süden, übermorgen schon im Norden auf. Ueberall raubend, plündernd und mordend. Starke Gendarmerieaufgebote, Milizabteilungen und ganze Kompagnien Militär wurden auf die Spuren der Bande gesetzt. Vergeblich. Der Balkan mit seinen unzähligen Schluchten und undurchdringlichen Wäldern bot den Banditen einen sicheren Unterschlupf. Die erste blutige Tat wurde im Juni 1926 verübt. Die Bande überfiel auf der Straße Trojan—Lowetsch einen Postwagen, und tötete den Postillon und vier Reisende, darunter zwei Frauen, die vorher in viehischer Weise geschändet wurden. Kaum einen Monat später attackierte Dotscho mit seinen Mordgesellen ein Postauto bei Plewen, das von zwei Gendarmen begleitet war. Die beiden Gendarmen wurden aus dem Wagen geholt, in den nahen Wald schleppt und dort bestialisch abgeschlachtet. Den Toten wurden die Ohren abgeschritten und dem Chauffeur mit der Anweisung überreicht, sie dem Bezirkspräfekten zu bringen. Im gleichen Sommer häufte sich dann ein Raubüberfall auf den anderen. Mit den erbeuteten Summen und Wertsachen verbrachten die Räuber einen sorgenlosen und feuchtfröhlichen Winter in Serbien, um im nächsten Sommer erneut ihr Handwerk zu beginnen. So trieben sie es bis zum vergangenen Jahre, in dem sie ihren Verhrechen, die Krone aufsetzten. In der Nähe des nordbulgarischen Städtchens Suchindol überfielen sie den Staatsanwalt, den Präsidenten und zwei Richter des Sewliewoer Kreisgerichtes, die sich auf der Fahrt nach Suichindol befanden, holten sie aus dem Auto heraus und erschossen sie nach einer sadistischen Tortur. Den Leichen hefteten sie Zettel an:„Das ist die Rache für unsere getöteten Brüder und Schwestern. Solange diese Schandregierung am Ruder ist, werden wir im Blute waten.“ Auch nach dieser furchtbaren Bluttat konnten die Banditen nicht gefaßt werden, obgleich die gesamte Gendarmerie des Landes und ganze Truppenkörper alarmiert worden waren. Zwei Wochen später plünderte Dotscho mit seinen Komplizen einen ganzen Personenzug bei Berkowitza in Westbulgarien aus und zog sich dann ungestört nach Serbien zurück. Die bulgarischen Gerichte verurteilten Dotscho und die Mitglieder seiner Bande mehrfach in contumaciam zum Tode. Ein von der Sofioter Regierung an Südslawien gerichteter Auslieferungsantrag wurde mit der Ausrede abgewiesen, daß sich die Banditen nicht in Serbien aufhielten... Wie jetzt die bulgarische Polizei erfahren hat, verließ Dotscho mit einem seiner berüchtigsten Helfershelfer, Bojan Georgiew, im Oktober des vorigen Jahres sein serbisches Asyl und wandte sich mit falschem Paß nach Konstantinopel. Was hatten die gefährlichen Burschen vor? Auf Grund der ersten Vernehmungen in Marseille verstärkt sich die Vermutung, daß sie ein Attentat auf den Bulgarenkönig Boris geplant hatten, der Mitte Oktober auf seiner Hochzeitsreise Konstantinopel einen mehrtägigen Besuch abstatten wollte. Der Besuch wurd: jedoch in letzter Stunde abgesagt. Der Dampfer, auf dem das Königspaar von Italien nach Bulgarien reisie, passierte ohne Aufenthalt den Bosporus. Bei dem Versuch, nach Südamerika zu gelangen, wurden Dotscho und Bojan in Marseille verhaftet.„Gute Freunde" in Konstantinopel hatten sie der türkischen und bulgarischen Polizei unmittelbar nach ihrer Abreise verraten. Werden die beiden Banditen wirklich an Bulgarien ausgeliefert werden, oder wird die südslawische Regierung die Auslieferung zu verhindern verstehen? Gewisse Belgrader Kreise dürften herzlich wenig Interesse daran haben, daß Dotscho und sein Komplize in die Finger der bulgarischen Polizei gelangen...„... grancher im B. uis Der Sofioter Henker, der Zigeuner Hassan oraußen im Viertel Konjuwitza, soll sich bereits vergnugt die Hände reiben, deß er nach längerer Zeit wieder einmal„ehrliche" Arbeit erhält... Der Werdegang der Laute Für unsere wandernde Jugend ist die Laute heute zu einem nahezu unentbehrlichen Instrument geworden. Aber nur wenigen Menschen dürfte ihre interessante Geschichte bekannt sein. Das schöne deutsche Wort„Laute“ ist— ein arabisches Lehenwort. Al Ud, die arabische Laute, das gebräuchlichste Instrument der islamischen Völker, kam mit den Sarazenen in den Tagen der Kreuzzüge nach Spanien und breitete sich von dort rasch über ganz Europa aus. Im Beginn der Neuzeit gab es wohl kaum eine Gesellschaftsschicht, die nicht Laute spielte. Wir finden die Laute am Hofe Philipps II. von Spanien, sei es in den Händen von Hofzwergen oder in den schöneren von Hofdamen als Zeugin der„schönen Tage von Aranjuez“. Wir sehen sie in den Händen blinder herumziehender Sänger, die damals regelmäßig Almosen von den Stadtverwaltungen erhielten(eine glückliche Zeit!). Wir finden sie auf der Studentenbude, wie es uns das bunte, mit schnurrigen Verschen bespickte Lautenbuch des Baseler Studenten Iselin bezeugt, und aus mancher faustischen Studierstube drangen Lautenklänge heraus. Auch die großen Reformatoren Zwingli und Luther spielten Laute. Diese Verbreitung wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß die Laute damals die Stelle unseres Klaviers vertrat: Nicht nur ein Begleitinstrument für Liedgesang und ein Tanzmusikinstrument war sie, sondern sie diente auch der hohen Kunst. Luther erzählt:„Da ich zu Erfurt ein junger Mönch war und terminieren und nach Käsen gehen mußte auf die Dörfer, kam ich auf eins und hielt die Messe. Da ich mich angezogen hatte und vor den Altar trat in meiner Kleidung und Schmuck, da fing der Kirchner an, das Kyrie eleison und Patrem auf der Laute zu schlagen; da konnte ich mich schwerlich des Lachens enthalten, denn ich war solches Orgeln nicht gewöhnt; mußte mein Gloria nach seinem Kyrie richten.“.— Während noch das Frankreich Heinrichs IV. um 1600 ganze Lautenorchester kannte, ist die Laute knapp hundert Jahre später durch die neu aufgekommenen Vorläufer des modernen Klaviers bereits ganz verdrängt. Bach setzt ihr in der„Johannespassion“ eins der letzten Denkmäler. Nur ihre kleine Schwester, Harte Geduldprobe Max Reinhardt hielt eine Probe ab. Auf der Bühne hatten zwei Leichen herumzuliegen. Max Reinhardt probierte lange und gewissenhaft. Die Leichen lagen geduldig auf der Bühne. Plötzlich jedoch begannen sie zu gähnen.„Na, die Herren Leichen fangen wohl an sich zu langweilen?“ fragte Reinhardt.„Jawoll, Herr Professor“, war die Antwort,„wir fangen schon an zu stinken.“ die Mandoline, findet sich noch später in der Kunstmusik. Mozart verwendet sie im„Don Giovanni“; Beethoven schrieb einige Stücke für sie, und vor einem Vierteljahrhundert hat sie Gustav Mahler in seiner 7. Symphonie und im„Lied von der Erde“ verwendet.— In der Steinzeit— so weit reicht die Geschichte der Laute zurück— trat an die Stelle des„Körperschlags“(in der Art unserer bayerischen Schuhplattlertänze) sobald die Bekleidung seine Ausübung verhinderte, der rhythmische Schlag zweier beliebiger Gegenstände gegeneinander, etwa wie in Vancouver der Ruderschlag auf den Kanurand, oder— eine Erinnerung an diese Frühzeit— wenn. böhmische Bauernburschen in der Walpurgisnacht mit Brettern auf den Boden schlagen und dazu singen:„Hex geh raus, 's brennt dei Haus.“ Ein wuchtiger Zedernholzstamm, auf dem Boden liegend, ist das Instrument eines Indianerstammes. An die Stelle des Stammes, des„Schlagbalkens“, tritt die Bambusröhre. Eine Erdgrube darunter verstärkt die Resonanz. Das Bambusrohr wird immer dünner gewählt, bis wir ein vier Meter langes, zentimeterdünnes Rotang=Rohr antreffen, das nur gespannt zum Klingen gebracht werden kann. Das ist die Geburt der Saite. Die Saite über die Erdgrube gespannt— die sogenannte„Erdzither“— finden wir in Modagaskar. Die Loslösung der Saite vom Erdboden— als Zwischenglied gelte etwa die Saite, die mit einem Ende am Boden befestigt, mit dem andern zwischen den Zähnen des Kongonegers gehalten wird— ist die nächste Ausgabe. Ihr folgt die Hinzufügung eines Gefäßes als Resonator, wozu bei den Hottentotten ein fellbedeckter Topf dient. In Togo besorgt dies eine Kürbisschale. In den auf die Steinzeit folgenden Kulturschichten der Metallzeit wird statt der Kürbisschale der längsdurchschnittene Flaschenkürbis benützt. Dieser, versehen mit einer darüber gespannten Saite, läßt uns unsere heutige Lautenform bereits ahnen. Die vorderasiatisch=ägyptische Kultur des 4. bis 2. Jahrtausends vor Christus kennt schon eine richtige Laute, die„Spießlaute", bei der jedoch Hals und Rumpf— zum Unterschied vom Flaschenkürbistyp— aus zwei getrennten Stücken bestehen, der Hals, wie der Name sagt, aus einem einfachen Spieß. Unübersehbar zahlreich sind die Formen, die sich aus der Spießlaute entwickelt haben. Eine der interessantesten für uns ist eine uralte griechische: der Buckel einer Schildkröte, mit Rinderhaut bespannt, die Darmsaiten an Antilopenhörnern befestigt. Die Griechen wie auch die Römer behielten den gleichen Namen für Schildkröte und für Laute bei. Die richtige„Halslaute" aber, die bereits mit Wirbeln versehen ist, treffen wir erst in der Zeit um Christi Geburt in Alexandrien an. Sie wurde auch die Stammutter der russischen Balalaika. Noch ein letzter Schritt, der zwar nicht für die eigentliche Laute, wohl aber für die Gitarre folgenreich werden sollte, war es, als arabische Handwerker an Stelle des bauchigen Rumpfes einen flachen, aus mehreren Stücken bestehenden Kasten zimmerten. Doch hier setzt 1 schon die Geschichte unserer Geige ein. Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen von Gertud v. Hollander Unberechtigter Nachdruck verboten. (18. Fortsetzung.) Da sie selbst etwas von Reiten und Pferden verstand, bewunderte sie seinen schönen silberbeschlagenen mexikanischen Sattel. Seitlich hingen pelzüberzogene Taschen, deren Inhalt, den Umrissen nach, aus je einem Revolver bestand. Das Pferd federte, als ginge es auf Samt, trotz der dreifachen Last. Sabra ertappte sich bei dem Wunsch, meilenweit so weiter zu reiten. Plötzlich merkte sie, daß der junge Reiter Handschuhe anhatte. Diese Tatsache erregte in ihr ein unbestimmtes Mißbehagen, als würde irgendeine dunkle Erinnerung in ihr wach. Sie hatte niemals einen Präriemann mit Handschuhen gesehen. Etwa hundert Fuß vor dem Lager zog er scharf die Zügel an, wandte sich halb im Sattel um und hob Sabra mit einem sanften Schwung zu Boden, wobei er sich weit aus dem Sattel beugte und gleichzeitig Cim und die Zügel fest im Griff behielt. Er reichte ihr den Knaben, machte kehrt und war fort, ehe sie ein Wort des Dankes hervorbringen konnte. Auf dem Erdboden lag, sauber in Papier gewickelt, das Stück Wildfleisch. Sie stand und sah der davongaloppierenden Gestalt nach, noch ganz benommen von dem Erlebnis. Dann ergriff sie Cim bei der Hand und rannte mit ihm zum Lager. Jesaia hatte inzwischen Feuer gemacht und Kaffeewasser zum Kochen gebracht. Er begrüßte Cim mit deutlicher Mißbilligung. Zehn Minuten später kam Yancey herangaloppiert, mit leren Händen.. 1 K.42 14 44 „Hat mich der Kerl herumgejagr: Zweimal dachte ich, ich hätte ihn. Beinahe wäre ich hinter ihm drein bis nach Texas geriten, wenn ich nicht deinetwegen...“. a 8, Zum ersten Male in ihrer Ehe kam Sabra sich ihm überlegen vor. Zum ersten Male hatte sie keine Lust, seine Heldentaten anzuhören. Sie hatte selbst genug zu erzählen, und böse war sie auch auf ihn. Sein sagenhafter Hirsch interessierte sie überhaupt nicht. Sie hatte ein .. und als ich vor lauter Angst schon dreiviertel tot war, fand ich ihn, wie er sich mit den vier fremden Männern unterhielt. Er saß dem einen auf dem Knie und kaute Nüsse, als kennte er ihn sein Leben lang... Es hätte ihm und mir wer weiß was passieren können, während du hinter deinem alten Hirsch herwarst.“ Yancey schien sich weniger für ihre und Cims Rolle bei der ganzen Angelegenheit zu interessieren, als für das Auftauchen und das Benehmen der vier Männer in der Schlucht, besonders aber interessierte ihn der junge Mann, der sie so gelangt zurückgebracht hatte.„ „Ein schmales Gesicht, sagst du? Und noch ganz jung? Neunzehn oder zwanzig? Weißt du sonst noch was von ihm?“ „Oh... er hatte eine auffallend leise und weiche Stimme. Man könnte ihm einen hübschen Tenor zutrauen. Und die Zähne...„„„ nie Seitonzäh Yancey unterbrach sie.„Lange Zähne, wier Die Seitenzahne meine ich. Wie bei einem Wolf, ja?“ „Ja. Aber woher weißt du denn das? Kennst du ihn denn?" „Ungefähr“, antwortete Yancey nachdenklich. Sabra war pikiert.„Ein Glück für uns, daß es jemand war, der dich wahrscheinlich kennt. Denn es scheint dich ja ziemlich kalt zu lassen, was uns passiert ist... was uns hätte passieren können.“ „Sagtest du nicht, du wolltest eine echte Kolonistenfrau werden?“ „Na... und?“ „Da hast du doch, was du dir gewünscht hast. Schüre Feuer, Jesaia. Sabra, setze gleich das Stück Wildfleisch an, dir dein Freund geschenkt hat. Wir wollen nämlich weiter.“ „Jetzt? Heute abend noch? Aber es ist doch schon spät. dachte, wir wollten hier übernachten.“ „Wir essen und fahren dann weiter. Der Mond scheint. gefällt mir hier nicht recht. Wir haben heute nachmittag Menge Zeit verloren. Also geht die Reise erst mal weiter. vierundzwanzig Stunden etwa sitzen wir heil und geborgen Osage. Sie beeilten sich mit ihrer Mahlzeit. Yancey schien unruhig. Offensichtlich lag ihm dran, schnell fortzukommen. Sie ratterten weiter. Cim lag, ein schlaftrunkenes kleines Bündel, hinten im Wagen. Jesaia döste auf dem Sitz neben Sabra, und sie selbst schlief auch halb und hald. Die Zügel lagen locker in ihren Händen. Sie spürte den Geruch der sonnendurchwärmten U Prärie und den durchdringenden Duft der wilden Salbei, das das Ich Es eine In in diesen Boden waren zahllose Horden Indianer und Millioner wilder Büffel gezogen. Ob wohl auch die ersten Spanier hier vorbeigekommen waren, auf ihrer Jagd nach Gold, ob sie am Endgar dieselbe Fährte benutzt hatten? Coronado, De Soto, Narvacz Sie hatte Bilder von ihnen gesehen: brünette Hidalgos in ihren beschwerlichen Monturen aus Metall und Silber, auf mühsamen Pfad durch die erbarmungslose Steppe, auf der Suche nach den goldenen Städten, gläubig wie die Kinder... Das gleichmäßige Klapp=klapp der Pferdehufe, das Rattern des Wagens, das Quietschen der Räder, der warme Erdgeruch... Sie mußte doch eingenickt sein, denn mit einem Male stand die Sonne tief unten am Horizont und ein kühler Abendwind ließ sie fröstelnd die Schultern heben. Stimmen hatetn sie aufgeweckt. Drei Reiter waren aus einem kleinen Dickicht hervorgebrochen und blockierten vor Yanceys Wagen den Weg. Sie waren schwer bemaffnet. Die Hände ruhten auf den Revolvern. Ihre Gesichter waren streng und offiziell. Sie hatten die melancholischen Schnurrbärte der westlichen Präriemänner und man sah ihren Augen an, daß sie an weite Entfernungen gewöhnt waren. Auch hatte ihr Blick etwas Stechendes. Alle drei trugen das Abzeichen eines amerikanischen Feldgendarmen. Aber man hätte sie auch ohne dieses ihrem ganzen Auftreten nach sofort als Polizeibeamte erkannt. Der Führer wandte sich liebenswürdig an Yancey. „Tag.“ „Tag. „Wo geht die Reise hin, Pardner?“ „Osage." Die Hand des Fragestellers lag immer noch leicht auf dem Revolverschaft.„Darf ich um Ihren Namen bitten?“ „Cravat... Yancey Cravat.“ Der Anführer stutzte, fing dann an zu lächeln und sah schließlich Yancey strahlend an.„Sieh einer an!“ Leise grinsend blickte er auf die beiden, die rechts und links von ihm hielten.„Yancey Cravat“ wiederholte er, als hätten sie es nicht verstanden.„Freut mich mächtig, Ihre Bekanntschaft zu machen. Habe schon so viel von Ihnen gehört, daß es mir vorkommt, als kennte ich Sie wer weiß wie lang.“ „Vielen Dank“, antwortete Yancey lakonisch und ungewöhnlich bescheiden. Sabra merkte, daß er wieder einmal eine seiner vielen Rollen spielte. Er sprach genau so offiziell wie sie. Als wäre er einer der ihren. „Beabsichtigen Sie länger dort zu bleiben?“ „Ich beablsichtige dort zu mahnep"(Fortsetzung folgt. Kurzer Arbeitskalender für Juli Obstgarten. Es reifen Sauerkirschen, späte Süßkirschen, Birnen, Himbeeren, Stachel=, Johannis= und Brombeeren. Die Fruchtranken an den Spalierreben werden drei bis vier Blatt über der letzten Traube eingekürzt. Ende des Monats macht man Stecklinge vom Efen. An ausgereiften diesjährigen Trieben sind die Wurzelschößlinge zu entfernen. Alle fruchtbesetzten Bäume erhalten im Bereich ihrer Wurzeln flüssige Dunggüsse. Wo Früchte in Büscheln zusammenhängen, nimmt man sie bis auf das schönste Exemplar ab. Nur so erzielt man Spitzenleistungen. Blumengarten. Ende des Monats Aussaat von Tausendschön, Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht, Veilchen, Silene und Nelken. Gladiolen und Dahlien sind aufzubinden. Rosen werden okuliert. Abgeblühte Blumen sind wegzuschneiden. Gemüsegarten. Ausgesät werden Teltower Rübchen, Winterrettich und Winterrüben. Die Beete mit Frühkartoffeln, Erbsen und Kohlrabi sind abgeerntet und werden mit Bohnen, Wirsing=, Rosenkohl, Blätterkohl, Sellerie usw. neu bepflanzt. Man pflanzt auch Winterendivien. Tomaten werden beschnitten. Wo die Oberfläche des Bodens verkrustet ist, muß man hacken und fleißig gießen. Eingezogene Zwiebeln sind herauszunehmen. Das leergewordene Beet wird mit Bohnen bepflanzt. Bei Blumenkohl sind die unteren Blätter über dem Blumenkopf zu knicken, damit diesem zum Zwecke des Bleichens das Licht entzogen wird. Aus Theorie und Dracis Es muß immer wieder an reichliche Bewässerung der neugepflanzten und tragenden Obstbäume erinnert werden. Zu gerne läßt man sich durch den ab und zu einsetzenden Regen täuschen und ist erstaunt, wenn der Baum Früchte abstößt oder nur mangelhaft entwickelt. Ein gelegentlich flüssiger Dungguß für tragende Bäume fördert die Entwicklung der Früchte ganz bedeutend. Wir empfehlen dafür Nitrophoska oder Hakophos. Von Nitrophoska nimmt man drei Eßlöffel auf zehn Liter Wasser, von Hakophos nur einen. Rechtzeitiges Stützen. Das Stützen der schwer tragenden Aeste muß rechtzeitig erfolgen. Wenn sie erst abgebrochen sind, ist es zu spät. Vorteilhaft erledigen wir diese Arbeit, wenn wir durch die Krone Bild 1. Das zweite Entspitzen (wenn sich aus den Augen, die nach dem ersten Entspitzen verblieben, nur ein Trieb entwickelt hat). hindurch am Stamme eine lange Stange festbinden, die noch einige Meter über die Krone hinausragt. Von hier aus zieht man ringsum die Aeste nach oben. Schößlinge oder Wassertriebe, die sich am Wurzelhals oder am Stamme zeigen, werden mit einem scharfen Messer entfernt. Das Ab= oder Ausbrechen dicht über der Erde ist zwecklos, weil zahlreiche Nebentriebe erscheinen. Wo durch Wasserleitung mit Druck die Möglichkeit gegeben ist, die Baumkronen des Abends zu überspritzen, soll man dies tun. Dadurch erhalten wir das Laub in gutem Zustande. Die Kronen werden auch lange nicht so von Ungezieser befallen. Zweites Entspitzen beim Formobst. An den Formobstbäumen ist das zweite Entspitzen vorzunehmen. Das„wie“ richtet sich ganz nach dem Erfolg des zweiten Entspitzens. Ist aus den Augen, welche beim ersten Entspitzen verblieben, nur ein Trieb gekommen, so wird dieser auf zwei Blätter entspitzt.(Abb. 1.) Sind jedoch aus diesen Augen zwei oder gar drei Triebe entstanden, so entfernt man diese bis auf den untersten Trieb, der wiederum auf zwei Bild 2. Das zweite Entspitzen unter der gleichen Voraussetzung. Augen einzukürzen ist.(Abb. 3.) Hat sich auch ein Trieb aus Fruchtspies entwickelt, dann bleibt dieser natürlich unberührt. Auch sog. abgeschlossene Triebe dürfen nicht mehr eingekürzt werden, da wir sonst den Trieb zu neuem Holzwachstum anregen würden. Pfirsich und Aprikose haben sich im Wachstum ausgetobt. Wir entspitzen also auch hier. Jeder Trieb, der eine Länge von etwa 40 Zentimeter erreicht hat, wird auf etwa 30 Zentimeter eingekürzt. Beachten sollen wir hierbei außerdem, daß Zweige, die vom Ast aus nach unten wachsen, etwas länger zu lassen sind, als diejenigen, die nach oben streben, denn der Safttrieb nach oben ist stärker. Zu dicht stehende Triebe werden entfernt. Von Trieb zu Trieb soll immer ein Abstand von 12 bis 15 Zentimeter sein. Auch die Weinreben sind gut gewachsen. Das Spalier beginnt unordentlich zu werden. Verblüht sind die„Gescheine“ (Blütenstände). Wir schneiden nun die Triebe, welche Träubchen aufweisen, zwei Blatt über der obersten Traube ab. Alle Triebe ohne Fruchtansatz werden auf 6 bis 8 Blattaugen eingekürzt und gleichmäßig verteilt angeheftet. Alle VerBild 3. Wie geschnitten wird, wenn sich aus jedem Auge ein Trieb entwickelt hat. längerungstriebe bleiben unbeschnitten und werden nur angeheftet. Um die Blätter und Trauben gesund zu erhalten, schwefeln wir den Rebspalier vorbeugend des öfteren. Lücken ausfüllen. Vorhandene Lücken am Apfel= und Birnspalier können wir jetzt ausfüllen, indem wir Fruchtholz oder Fruchtaugen durch Okulation einsetzen.(Abb. 4.) Gegen die Okuliermade schützt ein Verschmieren der Veredelungsstelle mit Baumwachs oder das Verbinden mit Wolle. Das von den Bäumen fallende Obst ist fortwährend zu sammeln, damit die Obstmade nicht überhand nimmt. Aussaaten im Gemüsegarten. Bei trockenem Wetter fleißig gießen, möglichst in den Abendstunden. Die Beete sind zu hacken, damit sie unkrautfrei und offen bleiben. Oft gehackt ist so gut wie gedüngt. Die letzten Aussaaten von Buschbohnen, Kohlrabi, Salat, Endivien und Herbstrüben erfolgen. Blätter= und Rosenkohl sind zu pflanzen. Perlzwiebel werden geerntet und trocken aufbewahrt. Die Spargelbeete nach beendigter Ernte mit Dünger flach umgraben oder flüssig düngen. Bei Tomaten ist auf die Bild 4. Wie der einzusetzende Teil der Zweige mit Astansatz zu schneiden ist a Blütenknospe, B die auf der Unterlage in b gelöste Rinde, C der eingesetzte Fruchtzweig, vor der Anlegung des Verbandes gesehen. Seitentriebe zu achten. Sie schwächen nicht nur unnütz die Pflanze, sondern hemmen auch die Entwicklung der Früchte. Blumenkohl, bei dem sich schon die Blume zeigt, ist gegen die Sonne zu decken, damit das Gebilde die weiße Farbe behält. Wir tun dies am besten durch Einknicken der Blätter oder, wo es sich nur um geringe Mengen handelt, durch Zusammenbinden der Blätter. Kleintierzucht Nabelbruch bei Küken Kurz bevor ein Küchlein sein Befreiungswerk beginnt und aus dem Ei schlüpft, tritt normalerweise der Dottersack durch die Nabelöffnung in die Bauchhöhle, worauf eine schnelle Verwachsung dieser Stelle eintritt. Mitunter findet man aber bei den Küken einen richtigen kleinen Bruchsack. Das ist dann ein Zeichen dafür, daß hinter der unversehrten äußeren Bauchhaut eine Oeffnung in Bauchfell und Bauchmuskulatur bestehen geblieben ist, und durch diese Oeffnung fallen nun Darmteile vor, ein Bild, das ja bei Mensch und Tier als Bruch bekannt ist. Bisweilen verheilen solche Brüche von selbst. Es kommt aber vor, daß sich schon in den ersten Lebenstagen an der Bruchpforte eine Entzündung einstellt, an der die Tierchen sehr rasch zugrunde gehen. Darum empfiehlt es sich, die Küken auf das Vorhandensein solcher Entwicklungsstörungen zu untersuchen. Eine Operation kommt natürlich bei der Zartheit und Empfindlichkeit der jungen Tiere nicht in Frage. Man kann nur die in den Bruchsack getretenen Eingeweide mit dem Finger zurückschieben, nachdem man die Küken in Rückenlage gebracht hat, und die Stelle mit Tannoformkollodium überpinseln. Auch das Aufkleben zweier sich kreuzender Heftpflasterstreifen ist bisweilen von Erfolg. Dr. H. Für dle Kuche Bohnensalat Bohnen sind besonders schmackhaft, wenn sie sich glasartig brechen lassen und die Kerne so groß wie Linsen sind. Wachsbohnen schmecken viel leckerer als ihre grünen Schwestern, aber nur, wenn ihr schönes, mattes Kleid in fleckenlosem Gelb erstrahlt. Zu einem Salat braucht man mit den Bohnen nicht viel Federlesen zu machen. Man wäscht das nötige Quantum gründlich unter der Wasserleitung und zieht die lästigen Fäden ab. Doppelseitig bitte. Die Stangen werden dann in etwa 3 Zentimeter lange Stückchen zerschnitten und im Kochtopf bei höchstens einem Zentimeter hoch Wasser weichgedünstet. Mehr Flüssigkeit brauchen Bohnen nicht, sie haven nämlich genügend in sich. Während sie erkalten, wird die Tunke angerichtet. Der Saft von einer halben Zitrone findet sich mit 5 Eßlöffel Oel, einer Prise Salz in einer Tasse und wird mit einer Gabel geschlagen. Hat man hiermit die Bohnen übergossen, gründlich durchgemengt, so wird ein Teelöffel gehackter Petersilie und Dill dem Geschmack die letzte Vollendung geben. Kümmelkartoffel Hält nun die Hausfrau nach einer passenden Ergänzung Umschau, so sei sie auf Kümmelkartoffeln verwiesen, die fabelhaft schmecken und erfreulich billig sind. Sie kennen sie nicht? Dann bürsten Sie die Kartoffeln der ersten Ernte und schneiden sie in große Würfel. Im Kochtopf wird der Boden mit etwas Oel aufgefüllt und ein Teelöffel Kümmelkörner darin erhitzt. Jetzt stürzen sich die gut trockenen Kartoffelwürfel hinein und werden von kundiger Hand so geschwenkt, daß sie von allen Seiten goldgelb knusperig werden. Ergießt sich zum Schluß eine Tasse Brühe, die von einem Wurfel stammen darf, über unser Gericht, so wird sie gierig aufgeschluckt. Sie werden staunen, wie gut solche Kartoffeln schmecken. Kopfsalat Mindestens dreimal in der Woche sollte man sich grünen Salat leisten. Solch eine Salatschüssel protzt förmlich mit ihren Nährstoffen, die es gern übernehmen, das Blut aufzufrischen. Nur hat Kopfsalat eine unüberwindliche Abneigung gegen ausgedehnte Wasserbäder. Er ist ja noch so zart, daß nur die äußersten Blätter in den Abfall wandern. Die Innenblätter werden unter fließendem Wasser energisch abgespült, so, daß sie sandfrei sind, damit nicht bei Tisch das mißbehagliche Knirschen die Freude am Genuß stört. Die gespülten, tropfnassen Blätter schüttet man auf ein Tuch, nimmt die vier Zipfel zusammen und schleudert das Wasser raus. Zu der Tunke nimmt man etwas Zitronensaft mit einer Prise Salz, gibt Oel hinzu, schlägt das gut mit einer Gabel und darf nicht vergessen, daß jetzt etwas geriebene Zwiebel und gehackte Petersilie mit Dill der Soße den würzigen Geschmack verleihen. Hiermit wird der Salat schichtweise übergossen und gründlch durchgemischt. Was meinen Sie wohl, wie gut solch ein Salat zu einem herzhaften Eierkuchen paßt! Lucie Bürgel=Potsdam. Briefkästen (An dieser Stelle beantworten wir kostenlos alle Fragen aus unserem Leserkreis über den Gartenbau.) K. J. in Darmstadt. Ich habe mir einen Garten zugelegt(vorher Wiese). Der Boden ist feucht. Der Rasen wurde im Winter tief untergegraben. Es zeigt sich jetzt folgendes: Sämereien gehen auf, verschwinden aber wieder, der Boden zieht Moos(er wird grün). Alle Pflanzen wachsen sehr schlecht. Ich habe auf Anraten Dungkalk gestreut(Marmorit Auerbach Hessen stand auf der Packung), scheinbar ohne Erfolg. Ich glaube, der Boden ist sauer. Wie könnte dem Abhilfe geschaffen werden? Antwort: Sie haben leider nicht angegeben, welche Bodenart sie haben. Ich würde Ihnen nun zu folgendem raten: Graben Sie die ganze Fläche noch einmal um. Je eher, desto besser. Dann geben Sie pro 100 Quadratmeter 10 Pfund gebrannten Kalk. Diesen bekommen Sie am reellsten, wenn Sie Stückkalk kaufen, diesen in kleinen Hausen auf dem Grundstück verteilen und etwas mit Erde bedecken. Nach kurzer Zeit wird sich dieser Stückkalk bis zum pulverisierten Zustand(Aetzkalk oder gebrannter Kalk) selbst gelöscht haben. Hierauf verteilen Sie die Haufen gleichmäßig auf das Land. Im Winter erhält die Fläche, am besten auf Schnee gestreut, pro 100 Quadratmeter noch 1½ Kilogramm Thomasmehl und 3 Kilogramm Kainit. Im Frühjahr wird der Boden noch einmal umgearbeitet auf halbe Spatentiefe, und zur Ansaat Rasen für feuchten Boden verwendet, den Sie in jeder besseren Samenhandlung zusammengestellt bekommen. Die Kalkgabe wird die Säure im Boden binden, Thomasmehl und Kainit gelten als Vorratsdünger. Soweit von hier aus zu beurteilen ist, wird eventuell eine Kopfdüngung mit schwefelsaurem Ammoniak im Frühjahr, 3 bis 4 Wochen nach der Aussaat gegeben, angebracht sein. ½/ Kilogramm auf 100 Quadratmeter dürfte genügen. Arbeitskammerwahl für den Kührbergbau Es wird uns dazu geschrieben: Am Donnerstag, den 9. Juli, sollen die Vertreter der Arbeitskammer für den Ruhrkohlenbergbau neu gewählt werden. Die Bedeutung der Arbeitskammer für die Bergarbeiter geht aus der Verordnung über die Errichtung von Arbeitskammern hervor. Danach ist die Arbeitskammer berufen, zu allen, die Interessen der Bergarbeiter berührenden Fragen Stellung zu nehmen, Regierungen und Behörden zu beraten und durch Gutachten zu unterstützen. Die Arbeitskammer hat also die gleiche Funktion, wie die übrigen öffentlich=rechtlichen Berufsvertretungen der Industrie= und Handelskammern. Durch ihre zwölfjährige Tätigkeit hat die Arbeitskammer ihre Existenzberechtigung vollauf erwiesen. Zu allen wichtigen Fragen, die die Interessen der Bergarbeiter berühren, hat die Arbeitskammer Stellung genommen. Es seien hier nur die Beratungsgegenstände der Wahlperiode vom 1. August 1927 bis 31. Juli 1931 aufgeführt. Die Arbeitskammer hat Stellung genommen: 1. Zu dem Erlaß einer Bergpolizeiverordnung betreffend die Abänderung bergpolizeilicher Vorschriften über die Förderung und Seilfahrt, 2. zur theoretischen Durchführung der Hauerausbildung, 3. zu dem Entwurf eines Berufsausbildungsgesetzes, 4. zu dem Entwurf einer Dienstanweisung für die Grubenkontrolleure. 5. zu dem Entwurf eines Arbeitsschutzgesetzes, 6. zu dem Entwurf einer Bergpolizeiverordnung für den Oberbergamtsbezirk Dortmund über das Verbot von Prämien, 7. zu dem Entwurf eines Berufsblattes, 8. zu dem Entwurf eines Bergarbeitsgesetzes, 9. zu dem Entwurf einer Bergpolizeiverordnung betr. Gesteinstaubverfahren im Oberbergamtsbezirk Bonn, 10. zur Reichsunfallverhütungswoche, 11. zur Frage„Gesteinstaubsicherung oder Wasserberieselung, 12. zur Anwendung der Elektrizität im Grubenbetrieb, 13. zur Frage der Berufskrankheiten im Bergbau, 14. für Bezahlung der geförderten Kohlenwagen nach Gewicht, 15. gegen das Kränzchenladen der geförderten Kohlenwagen, 16. gegen das zweierlei Wagengedinge, 17. gegen das Einzelmanngedinge, 18. gegen die Kontrolle der einzelnen Arbeitsvorgänge mit der Stopvuhr,.,., b-antingent aus Wal19. gegen das Kohleneinfuhrtonlingen aus Polen, 20. gegen das Strafwesen im Bergbau, 21. für Verkürzung der Arbeitszeit im Bergbau, 22. für die Ausdehnung der Krisenfürsorge auf den Bergbau, 23. für Sanierung der Reichsknappschaft, 24. Vorschläge zur Behebung der Arbeitsmarktkrise im Ruhrbergbau(Bau des Hansakanals, Erweiterung des DortmundEmskanals und Ermäßigung der Eisenbahnküstentarife). Bei den hier aufgeführten Beratungsgegenständen war es nur in einem Falle möglich, mit den Unternehmern auf eine Linie zu kommen. Es handelt sich dabei um die Stellungnahme gegen die Kohleneinfuhr aus Polen. Zu allen übrigen Beratungsgegenständen haben die Arbeitnehmer eigene Gutachten apgegeven., SteNumanahmen der Gck stnehmer Hnd Die Gutachten und Steuungnahmen der Arbeitnehmer sino den zuständigen Behörden, Regierungen und Parlamenten zugegangen und haben auch in der Oeffentlichkeit Beachtung gefunden, z. B. die Vorschläge zur Behebung der Arbeitsmarktkrise im Ruhrbersbau...1. M.ämien im Glrch. Ebenso hat der Kampf um die Pramien im Bergbau zum Erlaß einer Bergpolizeiverordnung gegen die Zahlung von Prämien geführt. Die Stellungnahme der„Arbeitnehmer zum Entwurf eines Bergarbeitsgesetzes wurde nicht nur dem Reichstage, sondern auch dem Internationalen Arbeitsamt in Genf überwiesen und hat dort erhebliche Beachtung gefunden. Infolge der Tatsache, daß es nur in einem einzigen Falle in der Wahlperiode möglich war, eine Einigung mit den Arbeitgebern zu erzielen, und der Beachtung, die die Beratungsgegenstände in der Oeffentlichkeit fanden, kommt der Arbeitskammerwahl am 9. Juli für die Arbeiter eine erhöhte Bedeutung zu. Der Hampf um Bror 100000 Abgestoßene im Ruhrbergbau Auch außerhalb der Reihen der Sozialdemokratie und der freien Gewerkschaften bricht sich jetzt immer stürmischer die Erkenntnis Bahn, daß grundlegende Aenderungen unserer Wirtschaftsorganisation vor sich gehen müssen. Bis tief in die bürgerlichen Kreise hinein besteht heute die Ueberzeugung, daß eine Revision unseres Wirtschaftssystems nicht mehr zu umgehen ist. Daß diese Revision nicht in einer blinden Nachahmung fremder Vorbilder bestehen kann, sondern aus der besonderen Lage der deutschen Wirtschaft selbst heraus erfolgen muß, versteht sich ohne weiteres. Der Ausgangspunkt aller auf eine Revision hinzielenden Reformen kann naturgemäß nur der Arbeitsmarkt sein. Er muß entlastet werden, was auch bei den Kämpfen um die Umgestaltung der Notverordnung nicht übersehen werden darf. Ueber die augenblicklichen Nöte und Schmerzen hinweg muß das große Hauptziel der Wiederbeschäftigung der Arbeitslosen fest im Auge behalten werden. Gewaltige Umschichtungen unserer Bevölkerung werden erforderlich. Eine Gesundung der deutschen Volkswirtschaft setzt voraus, daß mindestens 10 Prozent der Bevölkerung mehr in der Landwirtschaft Beschäftigung und Existenz finden, als dies heute der Fall ist. In Zukunft werden nur die Völker wirtschaftlich gesund sein, die mindestens ein Drittel ihrer Bevölkerung in der Landwirtschaft haben. In Deutschland sind es nur 24 Proz., in den Vereinigten Staaten 26, in Frankreich dagegen 38 Proz. Die in Deutschland erforderliche Umschichtung kann sich natürlich nur im Laufe von Jahren, ja vielleicht erst innerhalb von zwei oder drei Jahrzehnten vollziehen. Das ist aber kein Grund, nun einfach alles der Entwicklung zu überlassen. In bestimmten Bezirken und Berufen wird die Frage der Umschichtung allmählich brennend. Im Ruhrbergbau werden z. B. aller Voraussicht nach etwa 100000 Mann nie wieder in ihren Beruf kommen. Für diese 100000 Bergleute besteht gar keine Aussicht, jemals wieder im Bergwerk Arbeit zu finden. Eine Abwanderung in andere Reviere ist kaum möglich. Einzig das Aachener Revier hat im vorigen Jahr noch Arbeiter gesucht. Frankreich, Belgien und auch Holland sind überlaufen. Und da sitzen nun diese Hunderttausend arbeitslosen Bergleute im Ruhrbezirk und wissen nicht, was aus ihnen werden soll. Es sind nicht immer nur Jugendliche und Unverheiratete— diese Arbeitslosen der Kohlengruben, wie man vielleicht gerne glauben möchte. Es sind zum großen Teil Familienväter, die, nachdem Vater und Großvater schon den Weg zur Zeche, oft zur selben Zeche gegangen sind, ins Leere geschleudert wurden. Wohin mit diesen Menschen?„ Viele stammen aus West= und Ostpreußen. Wenn die Verbindung nach dort nicht abgestorben ist, macht so mancher den Versuch, nach der Scholle zurückzukommen. In einzelnen Fällen sind diese Versuche bei besonders günstigen Umständen, bei Hilfe durch Verwandte auch nicht ganz erfolglos geblieben. Auch mancher junge Bergmann versucht, nach dem Osten zurückzukehren, um sich dort irgendwie unterzubringen. Viele möchten siedeln, aber dazu fehlt das Geld. Und fast jeder sagt sich: Hast du kein Geld, mußt du es leihen, dann schuftest du doch nur für die Zinsen und bleibst ewig hörig auf einer Fläche, die zum Siedeln nicht tragfähig genug ist. Der Rückstrom aufs Land hätte, wenn die Verhältnisse nur ein klein wenig besser lägen, sicherlich schon kräftiger eingesetzt. In manchen Städten übersteigt die Abwanderung bereits die Geburtenziffer. Wer kein Geld hat, harrt aus und schlägt sich mit Nebenarbeiten durch. Meist vermehrt er— leider— den Verteilungsapparat als Kleinhändler oder als Schmuggler, oder er wartet auf eine bessere Zukunft, an die er eigentlich nicht glaubt. Ist es nicht erschütternd, zu sehen, daß Menschen, die jahraus, jahrein das bittere und harte Brot eines Bergmannes gegessen haben, nun auch noch einer solch gefährlichen und mörderischen Arbeit, wie es die Arbeit in den Gruben ist, nachweinen— nur weil es nichts anderes gibt, das sie ernährt? Noch ist dieses Trauerspiel für die Nichtbeteiligten nur eine Erschütterung des Gemüts, bald wird es, wenn nicht Wandel geschaffen wird, eine Erschütterung der Gesellschaft herbeiführen. Arbeitskammer Walhlen In Kührbergbau Aus dem Rundfunkvortrag von J. Triem Frieden im Kohlen-Ablatz-Kampf Mit dem Zustandekommen des rheinisch=westfälischen Kohlensyndikats, das ohne Zweifel einen unübersehbaren Konkurrenzkampf im Ruhrgebiet vermieden hat, ist auch der Friede in der mitteldeutschen Gaswirtschaft erzielt worden. Es handelt sich hier um den Streit der Deutschen Continental=Gas=A.=G. in Dessau(Dessauer Gas) mit dem rheinisch=westfälischen Kohlensyndikat. Die Dessauer Gas hat in Gemeinschaft mit der Stadt Magdeburg auf dem neuen Magdeburger Industriegelände eine Großgaserei errichtet. Um diese Gaserei, die der Gruppenversorgung in Mitteldeutschland einen festen Rückhalt bietet, was natürlich nicht im Interesse des Ruhrbergbaues liegt, mit Kohle versorgen zu können, entschloß sich die Dessauer Gas zum Aufkauf der Zeche Westfalen aus dem Mansfeld=Besitz. Das rheinisch=westfälische Kohlensyndikat stellte sich aber auf den Standpunkt, daß von der Zeche Westfalen aus nach Magdeburg Kohle nicht als Verbrauchsbeteiligung geliefert werden könnte. Die Großgaserei Magdeburg hätte also in diesem Falle einen weit höheren Preis für die benötigte Kohle zu zahlen und der ganze Ankauf der Zeche Westfalen verlor seinen Sinn. Die Dessauer Gas behalf sich, indem sie eine Zeit lang englische Kohle verbrauchte, die natürlich unter dem Verkaufswert der Ruhrkohle zu haben war. Damit steigert sich der Konkurrenzkampf zwischen Ruhrkohle und englischer Kohle im Magdeburger Revier. Dieser Streit konnte selbstverständlich nicht von Dauer sein, schon im Frühjahr 1931 wurde eine Art Vorfrieden geschlossen, wonach die Großgaserei Magdeburg mit Ruhrkohle beliefert wurde. Diesem Vorfrieden ist jetzt ein endgültiger Frieden gefolgt. Der Dessauer Gas wird für die Großgaserei Magdeburg die Verbrauchsbeteiligung zuerkannt. Damit findet sich der Ruhrkohlenbergbau mit der Gruppengasversorgung in Mitteldeutschland ab. Andererseits wird mit dem Abkommen der Konkurrenzkampf gegen die englische Kohle an der Mittelelbe zu Gunsten des Ruhrreviers beeinflußt. Es ist eine irrtümliche Auffassung, wenn geglaubt wird, daß die Errichtung von Arbeitskammern, zu denen, wie im Moment im Ruhrbergbau, die Wahlen am 9. Juli stattfinden, ein Erfolg der Nachkriegszeit sei. Schon im vorigen Jahrhundert hat die Arbeitnehmerseite sich um die Errichtung von Gewerbekammern, die man paritätisch mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu besetzen gedachte, bemüht. Schon im April des Jahres 1877 lag dem Reichstag ein sozialdemokratischer Gesetzentwurf vor, und ähnliche Entwürfe sind in der Periode von 1908—1910 dem Reichstag erneut vorgelegt worden, die die Errichtung dieser Kammern verlangte. Der letzte Entwurf datiert vom 4. April 1918.— Die Errichtung von Arbeitskammern ist ein Teilergebnis der Bestrebungen der Arbeiterschaft, der Wirtschaft durch Gesetze eine andere Verfassung zu geben. Die Reichsverfassung sieht vor, daß in hohem Maße auch die Arbeitnehmer an der Verfassungsgestaltung der Wirtschaft teilzunehmen haben, und soweit solcher Verfassungswille durch Ausführungsgesetze in die Tat umgesetzt ist, sind diese Einrichtungen auf öffentlich=rechtliche Grundlage gestellt. Sie haben die Aufgabe, unter anderem Mitteilungen, Anträge, Gutachten u. dergl. aus dem Wirtschaftsleben an die Gesetzgebung zu richten, und haben so die Möglichkeit, dieselbe maßgebend zu beeinflussen. Während in den Industrie= und Handelskammern sowohl, als auch in den Handwerkskammern, die Arbeitgeber diese Einrichtungen beherrschen, besteht in den Arbeitskammern die für alle Einrichtungen gewünschte Parität. Die Bemühungen der Arbeitnehmer, auf demokratischer Grundlage die Wirtschaft mit zu beeinflussen, sind also nur teilweise von Erfolg gekrönt. Es kann aber, wenn in der Entwicklung auch hier den Forderungen der Arbeiter Rechnung getragen wird, die Einrichtung des Bergbaus ein Vorbild für die zukünftige Wirtschaftsordnung sein. Die Arbeitskammer des Ruhrbergbaus hat zur Hebung der wirtschaftlichen Lage beizutragen, für die Erziehung des jugendlichen Nachwuchses Sorge zu tragen, Schutz von Leben und Gesundheit der Bergarbeiter zu gewährleisten usw. Was tat die Arbeitskammer des Ruhrbergbaus in ihrem 12jährigen Bestehen? In der Periode von 1919—1921 erledigte sie eine Menge wichtiger Fragen, unter anderem das Bergurbeiter=Heimstättengesetz, arbeitete mit an der Gestaltung des Betriebsrätegesetzes, die Berufsschulung war ihre Aufgabe, die Grubensicherheit usw. Später dann auf Ersuchen des Oberbergamtes Dortmund half sie mit bei der Einführung von Hauerscheinen, die Einführung von Grubenlampen. Wetterkontrolle, die Bergpolizeiverordnung und nicht zuletzt das Arbeitszeitgesetz waren wichtige zu erledigende Arbeiten. Seit 1927 waren ihre wichtigsten Arbeiten wiederum die Bergpolizeiordnung, vor allem ein noch zu schaffendes Bergarbeitsgesetz. Die Berufskrankheiten und wiederum die Berufsausbildung waren als Pensum zu erledigen. In den Plenarsitzungen der Arbeitskammer für den Ruhrbergbau wurde natürlich keine einheitliche Stellungnahme zu allen Fragen erreicht, so gab es denn besondere Entschließungen und getrennte Gutachten.— Die Tätigkeit, das heißt die Veröffentlichungen der Arbeitskammer sind natürlich nicht zwingender Natur, sie schaffen noch kein Gesetz, sondern die Arbeit beschränkt sich auf gutachtliche Betätigung, es ist also eine fachmännische Beratung. Immerhin ist aber der Tätigkeit der Arbeitskammern manche beachtliche Verbesserung im Ruhrbergbau zu verdanken.— Nun wird am 9. Juli zu dieser Kammer neugewählt. Dazu sind für die Arbeitnehmer 215, und für die Angestellten 212 Stimmbezirke errichtet. Sie sind so errichtet, daß es jedem Arbeiter und Angestellten möglich ist, entweder in seinem Wohnort, oder in dem Beschäftigungsort zu wählen. Die Stimme kann auch brieflich abgegeben werden. Der Stimmbrief muß in der Zeit vom 7.—9. Juli an die Adresse des Wahlvorstandes gerichtet sein und Alter, Adresse, Wohn= und Beschäftigungsort des Wählenden enthalten. Das Recht zu wählen hat jeder im Ruhrbergbau Beschäftigte im Alter von 20 Jahren, der im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte ist. Wählbar ist jede wahlberechtigte Person, die drei Jahre Bergmann ist und mindestens ein Jahr im Ruhrbergbau beschäftigt ist. 263000 Wahlberechtigte gibt es im Ruhrbergbau, die 20 Arbeitervertreter und 12 Angestellte zu wählen haben und ebensoviele Ersatzmänner. Die Amtszeit der Gewählten, die früher vier Jahre betrug, ist heute auf zwei Jahre festgesetzt. Von den Arbeitermitgliedern der Arbeitskammer für den Ruhrbergbau gehörten 15 dem freigewerkschaftlichen BergbauindustriearbeiterVerband an und fünf den Christen. Der Afa=Bund hatte bei den Angestellten=Vertretern 5, Christen 4, und eine Gruppe Reichsverband deutscher Bergbauangestellten 3. Triem schloß mit einer allgemeinen Betrachtung über die Wirtschaftsnot, die keineswegs zu einer Stimmenthaltung führen dürfe, wenn man die tatsächliche geleistete Arbeit zu würdigen wisse. Es sei noch viel zu erledigen, und die Arbeiterschaft müsse ihr Interesse an einer Neuordnung der Wirtschaft kundtun.— Eine Aufforderung, für irgend eine Liste zu stimmen, enthielt seine Rede aus selbstverständlichen Gründen nicht, das soll und muß an dieser Stelle geschehen. Bei den diesjährigen Wahlen haben sich fünf Listen zur Wahl gestellt, von denen eine, die der Nazis, aus bestimmten Gründen (Formfehler, Fristwahrung) nicht zugelassen wird. Die Liste 5, die Liste der RGO. und KPD. bemüht sich auch um die Stimmen der Wähler. Aus dem oben Angeführten geht deutlich hervor, daß nur ernstlich bemühte Arbeitervertreter das Recht haben, sich wählen zu lassen. Es sei besonders darauf hingewiesen, daß in der kommenden Arbeitsperiode eine Reihe wichtiger und für die Bergarbeiterschaft brennender Fragen die Arbeitskammer beschäftigen. Es darf aus diesem Grunde dem Bergarbeiter nicht gleich sein, wen er in die Arbeitskammer schickt. Es darf nicht geschehen, daß auch diese Einrichtung den Gegnern des Parlamentarismus und der Demokratie zur Verfügung gestellt wird, um Agitationszwecken zuliebe wichtige Zeit und Gelegenheit zu opfern. Die organisierte Bergarbeiterschaft, die trotz der augenblicklich herrschenden Wirtschaftsnot an der Erreichung der Wirtschaftsdemokratie festhält, weiß, daß die Arbeitskammern des Bergbaus wichtige Positionen auf dem Wege zu diesem Ziele sind. Wer also durch seine Wahl mithelfen will, daß die Ordnung und Verfassung der Wirtschaft, insbesondere der Bergbauwirtschaft maßgeblich und zum Nutzen des Volksganzen durch die Arbeiterschaft beeinflußt werde, der kann und darf nur die Liste 1, die der freien Gewerkschaft wählen, der sorgt auch in seinen Kreisen dafür, daß die Wahl dieser Liste sichergestellt ist. hld. Vom Braukapital- neue Konzentration? Der größte Braukonzern in Deutschland, die SchultheißPatzenhoser A. G. in Berlin, schätzt den Rückgang ihres Bierabsatzes für das Jahr von August 1930 bis August 1931 auf rund 22 Prozent. Im Zusammenhang damit wird auf eine Verringerung der Dividende bei Schultheiß verwiesen. Der Konzern will wahrscheinlich den Weisungen folgen, die die Braubank vor einiger Zeit erteilt hat. Diese wies darauf hin, daß die Brauindustrie vor weiteren größeren Konzentrationen stehe und daß die großen Brauereien dabei stille Reserven recht gut gebrauchen könnten. Satiam SerrandOgee. Die Freie Sportvereinigung Bochum auf dem Olympia in Wien Die werbende Tätigkeit des Vereins für die große Arbeitersport=Veranstaltung hat einen erfreulichen Erfolg. Bis zum heutigen Tage konnte die Vereinsleitung 64 Teilnehmer melden und dafür die Festbeiträge einsenden. Mit dem Auto und dem Sonderzug werden die Teilnehmer die Reise antreten. Einzelne Vereinsmitglieder haben die Reise auf Schusters Rappen begonnen und senden bereits Grüße aus Nürnberg und Regensburg. Auch aktiv nimmt der Verein an den Olympiakämpfen teil. Die Mitglieder Höner und Becker werden in der Ländermannschaft der Ringer die deutschen Farben vertreten. Es wird den beiden Genossen nicht leicht gemacht werden, Siege zu erringen. Finnland, Oesterreich und auch Frankreich schicken starke Kräfte, so daß es sehr harte Kämpfe geben wird. In der Leichtathletik hat sich Genosse Paul Neumann durch seine beachtenwerten Leistungen die Teilnahme an den Kämpfen gesichert. Auch Neumann wird bei den Finnländern starke Gegner finden Bei den landsmännischen Festabenden wird die bestbekannte Jonglier=Riege unter Leitung von Franz Wilde ihr Können zeigen. Die Leistungen dieser Riege werden ebenfalls Beachtung finden... So wird denn der Verein in der Gesamtheit die Bochumer Farben würdig vertreten und der Name Bochum wird in Wien In letzter Zeit hat der Verein gute Fortschritte zu verzeichnen. Trotz Wirtschaftskrise und Erwerbslosigkeit geht es durch die Opferfreudigkeit der Mitglieder für den Verein vorwärts. Die nächste größere Veranstaltung des Vereins ist am Freunde und Anhänger der Bewegung sind zu den Uebungs: stunden am Mittwoch abend in den Turnhallen der Alleeschule und der Oberrealschule 2 an der Königsallee freundlichst eingeladen. Daselbst werden auch Aufnahmen vollzogen. Die deutsche Turnerinnen=Mannschaft für Wien Den Arbeiter=Turn= und Sportbund werden bei den olympischen Wettkämpfen im Geräteturnen in Wien insgesamt 13 Turnerinnen im Sechs= und Neun=Kampf vertreten. Es sind dies: Alwine Barth(Düsseldorf), Itg Saatkamp (Wanne=Eickel), Helene Dick(Neyschrauy, unny Greiff (Wandsbeck), Klara Oertel(Elsterberg i. Thür.), Hertha Zschorsch(Greiz i. Thür.), Milda Hoffmann(Greiz=Caselwitz i. Thür.), Edith Schröder(Helbra), Else Schefers(Berlin), Thea Hammertingl(München), Johanna Vogel(wreizgi, Th.), Gertrud Kruschwitz(Greiz i. Th.), Helene Geilerr(Kl.=Gera bei Elsterberg). Acht ausländische Länder=Fußballmannschaften in Deutschland Ein Niesenfußballprogramm nach dem Olympia. BPD. Den Arbeiter=Fußballanhängern, denen es die Verhältnisse nicht erlauben, das Olympia in Wien mit zu erleben, wird nach dem Fest in Deutschland Gelegenheit geboten, verschiedene Ländermannschaften im Spiel zu sehen, die sich in Wien um den Titel des Olympia=Meisters bewarben. Der Arbeiter=Turn= und Sportbund hat die Ländermannschaften von England, Finnland, Ungarn, Polen, Lettland, Dänemark, Estland und Norwegen zu Spielen in 32 verschiedenen Orten verpflichtet. Dabei sind nicht nur die Großstädte verücksichtigt worden. Die Spiele der finnischen Fußball=Ländexmannschaft sind mit dem Start der 6 besten finnischen Leichtaryieren verFinnland will mit der Länder=Fußballmannschaft und den Leichtathleten am 30. Juli in Dortmund, am 1. August in Bremen, 2. August in Hamburg und 4. August in Berlin Ein neuer Gast in Deutschland wird Norwegen sein. Die norwegische Länder=Fußballmannschaft, die bis vor kurzem noch der Roten Sport=Internationale angehörte, wird auf der Rückreise von Wien am 29. Juli in Mannheim, am 1. August in Köln und am 2. August in Kassel spielen. Sehr wahrscheinlich kommt mit dieser Mannschaft auch noch am 5. August ein Spiel in Bielefeld oder Lübeck zustande. Sprechstundenplan der sportärztlichen Beratungsstellen in Bochum für den Monat Juli 1931. Der Sprechstundenplan der sportärztlichen Beratungsstellen für den Monat Juli 1931 ist wie folgt festgesetzt:„. a) Donnerstag, den 2. Juli, von 20 bis 21 Uhr im Keulergeschoß des Realprogymnasiums in Linden=Dahlhausen, Amtmann=Falke=Straße, durch Herrn Dr. med. Deymann; 5) Mittwoch, den 8. Juli. von 19.30 bis 20.30 Uhr, in der Turnhalle an der Bleichstraße durch Frau Dr. Pickert, für weibliche Interessenten; c) Donnerstag, den 9., und Donnerstag. den 23. Juli, von 19 bis 20 Uhr, im Krankenhaus Bergmannsheil durch Herrn Dr. med. Schulr. Arbeiler-Turn-(-Wlund-Sportbund Fußball=Nachschau. Herne=Baukau— Annen. 3:8(3:3). Von Anfang an geben die Annener den Ton an. Trotzdem gelingt es den Hernern, überraschend in Führung zu gehen. Annen gleicht aus. Abermals jedoch kann der Halbrechte von Annen den Führungstreffer erzielen. Hin und her fliegt das Leder, bis beide Parteien den Ausgleich und damit den Halbzeitstand erzielt haben. Nach dem Wechsel wird Annen überlegen und in regelmäßigen Abständen fallen bis zum Schlußpfiff durch den großen Mittelstürmer vier und durch den Linksaußen ein Tor. Mit 8•3 geht Annen als verdienter Sieger aus der Begegnung hervor. 0 Vorschau für Freitag, den 3. Juli. Herne 07— Dortmund 3. Abt. Zu diesem Spiel stehen sich zwei gleichwertige Gegner, die beide auf den Bezirksmeistertitel lauern, gegenüber. Bei der Gleichwertigkeit beider Mannschaften lassen wir den Ausgang offen. Jedoch kann von jeder Seite eine Ueberraschung erfolgen. Zu erwähnen ist noch, daß die Spielweise insoweit voneinander abweicht, indem Herne das Paßspiel, dagegen Dortmund das Feldspiel anwendet. Dem Glücklichen darum der Sieg. Fußball Arbeiter=Turn= und Sportverein„Deutsche Eiche", e. Stiepel. Samstag, den 4. Juli, fahren wir mit der ersten Mannschaft nach Langendreer zur Sportwerbewoche und spielen dort gegen Annen. Abfahrt 4.30 Uhr. Freunde und Gönner können mitfahren. Sonntag, den 5. Juli, spielt die zweite Mannschaft gegen Altenbochum 01. Anstoß 4 Uhr Freie Sportvereinigung Wattenscheid 1911, Gesamtverein. Heute nachmittag um 4 Uhr findet beim Genossen H. Tegeler eine Vorstandssitzung statt. Sämtliche Funktionäre müssen erFreie Sportvereinigung 97 Herne, Abt, Fußball.„Die, Spieler beider Mannschaften treffen sich heute abend zum Spiel gegen Habinghorst eine halbe Stunde vor Anstoß im Volkshaus. Die zweite Mannschaft um 5 Uhr, die erste um 6,30 Uhr. Sportplatz Bergstraße.— Sonntag treffen sich die Spieler um 1.30 Uhr im Volkshaus zur Abfahrt per Auto nach Annen. Pünktliches Erscheinen eines jeden Spielers ist Pflicht. Freie Turn= und Sportgemeinde Wanne=Eickel, Abt. ball. Heute abend im Vereinslokal„Zum Sporthaus“: Spielersitzung. Alle Spieler haben um 8 Uhr zu erscheinen. Schwimmen Freie Schwimmer Herne. Sämtliche Schwimmerinnen und Schwimmer, die Samstag und Sonntag am Fest der Bootsfahrer in Welper und am Stromschwimmen in der Ruhr teilnehmen wollen, haben heute abend in der Uebungsstunde im Sommerbid zu erscheinen. Alles Nähere wird dort mitgeteilt. Beteiligt euch zahlreich und pünktlich., Wi. 1.27 un: Fumtze Freie Schwimmer Annen. Wir treffen uns Sonntag, den 5. Juli, morgens 7.30 Uhr, an der Ecke Berg= und Wittener Straße zum Abmarsch nach Welper. Ringen Arbeiter=Athletenbund. Kraftsportverein Dortmund=Hörde gegen Kraftsportverein Herne Nach langer Pause treffen sich obige Gegner am dem 4. Juli, zu einem Freundschaftskampf im Vereinslokal Voß, Herne,„Constantin“ Schacht 11. Beide Gegner sind bekannt als gute Kämpfer, wir lassen daher den Kampf offen. wird sich gut anstrengen müssen, um auf eigener Matte zu siegen. Die Mannschaften treten in folgender Aufstellung an: Fliegengewicht: Wurch(D.) Mannek(H.). Bantamgewicht: Bruns(D.) Lovenz(H.) Federgewicht: Schmidt(D) Möckel (H). Leichtgewicht: Siewers(D.) Ratzlaff(H.). Leichtmittelgewicht: Rußke 1(D.) Preuß(H.). Schwermittelgewicht: Rußke 2(D.) Masuhr(H.). Schwergewicht: Jung(D.) Pothmann(H.). Außerdem Schüler= und Jugendringen. Beginn der Kämpfe 7 Uhr abends. Anschließend Tanz Eintritt 50 Pf. Erwerbslose 30 Pf. Alle Sportsfreunde und Gönner von Herne und Umgegend sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen. Freie Sportvereinigung Herne 07, gegen Arbeiter=Kraftsportverein Hörde. Am Samstag, dem 4. Juli. 20 Uhr stehen sich im Vereinsheim Voß(Constantin) obige Mannschaften im Freundschaftskampf gegenüber. Die Herner müssen alles hergeben, wenn sie einigermaßen gut abschneiden wollen. Es stehen sich folgende, vom Siegeswillen beseelte Partner gegenüber: Fliegengewicht Wurch, Hörde, gegen Mannek, 07; Bantamgewicht Bruns, Hörde, gegen Lorenz, 07; Federgewicht Schmidt Hörde, gegen Möckel, 07; Leichtgewicht Siewers, Hörde, gegen Ratzlaff, 07; Mittelgewicht Rüßke 1, Hörde, gegen Preuß, 07; Halbschwergewicht Rüßke 2, Hörde, gegen Heit, 07; Schwergewicht Jung, Hörde, gegen Masur, 07. Außerdem ein Herausforderungskampf zwischen dem Mittelgewichtler Preuß, 07, und dem Schwergewichtler Preßler, 07. Die zwens Keiberdronung und dit HaHerterer.....7 Wie dem Amtlichen Preußischen Pressdienst geschrieben wird, hat der Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände auf seine an den Reichsminister des Innern gerichtete Bitte, die Notverordnung vom 28. März 1931 für die Jugendverbände zu erläutern, unter dem 11. Juni d. J. folgende Antwort erhalten. „Der Vorschrift des§ 1 der Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpsung politischer Ausschreitungen vom 28. März 1931 unterliegen alle Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel, gleichviel ob sie politisch oder unpolitisch sind. Indessen ist nicht jedes Zusammentreffen mehrerer Personen in der Oeffentlichkeit als eine Versammlung oder ein Aufzug anzusehen. Eine Versammlung liegt nur vor bei einer Zusammenkunft oder bei einem Beisammensein einer größeren Zahl von Personen, die zu dem Zweck geistiger Kundgebung erfolgt, sei es zur Beratung gemeinsamer Kundgabe von Meinungen oder Gesinnungen gegenüber der Außenwelt. Rein gesellige oder sportliche Zusammenkünfte fallen doher nicht unter den Begriff der Versammlung. Zum Begriff des Aufzugs gehört, daß eine zu einem bestimmten Zweck vereinigte Menschenmenge sich in einer Weise über öffentliche Straßen und Plätze bewegt, welche die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen oder den Verkehr zu gefährden geeignet ist. Fehlen diese Voraussetzungen, so liegt ein Umzug im Sinne der vereinsrechtlichen Bestimmungen nicht vor. Sportliche Ausmärsche stellen daher in der Regel— falls sie nicht Demonstrationszwecken dienen — keine Umzüge oder Aufzüge im Sinne der Notverordnung dar.... 8.. Warschwung Sit Die Bestimmung des§ 8 der Veroronung gilt nur für politische Vereinigungen; sie bezieht sich also nicht auf Mitglieder jugendpflegerischer Verbände, die den allgemeinen Bundesgebräuchen folgend einheitliche Kleidung oder Trachten tragen. Auch die Vorschrift des§ 10 der Verordnung wird in der Regel auf jugendpflegerische Verbände keine Anwendung zu finden haben. Abschrift dieses Schreibens habe ich den Landesregierungen zur Kenntnis und mit der Bitte übersandt, die in Betracht kommenden Dienststellen entsprechend zu verständigen.“ Der§ 10 handelt davon, daß Plakate und Flugblätter, deren Inhalt geeignet ist, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden, polizeilich beschlagnahmt und eingezogen werden können, ferner davon, daß Plakate und Flugblätter politischen Inhalts mindestens 24 Stunden vor der Verbreitung der zuständigen Polizeibehörde zur Kenntnisnahme vorzulegen sind, sowie von der Form, in der die öffentliche Ankündigung politischer Versammlungen zu erfolgen hat. Paddelsport Bootsabteilung der Freien Schwimmer e. V. Bochum. Anläß des 12. B die Bootsabteilung der Freien Schwimmer e. V. Bochum zum ersten Male an die Oeffentlichkeit treten. Die Abteilung will den Außenstehenden hierdurch beweisen, daß auch auf diesem Gebiete nur der Arbeitersport der führende ist. Zahlreiche Brudervereine habe die Teilnahme zugesichert und ist hierdurch das spannender Rennen gewährleistet. Am Samstag abend wird bereits bei Beginn der Dunkelheit ein Lampionreigen aufgefahren. Sonntag findet um 16 Uhr nach dem Ausschwimmen einer 3 Kilometer langen Stromstafette das Auffahren sämtlicher Boote statt. Danach werden die einzelnen Ziengezzgg# der 1 Kilometer langen Rennstrecke ausgefahren. Humolistische Sachen werden eingefügt. Für alle Anhänger. Freunde und Gönner des Arbeitersports muß es darum heißen: Wir gehen Samstag und Sonntag nach Welper.— Besonderer Eintritt wird nicht erhoben. Kreenterspeetter! Tragt Bundesabzeichen! S Ortsverband der SAJ. Groß=Bochum. Montag, den 6. Juli, 20 Uhr, kommen die Gruppen: Bochum=Stadt, Griesenbruch, Weitmar 1, Weitmar 2, Nord, Hamme, Wiemelhausen, Ost, Altenbochum, in der Schule an der Hermannshöhe zusammen. Da das die letzte Veranstaltung vor dem Jugendtag ist, und wir neben dem Programm des Abends noch einige organisatorische Fragen, die den Jugendtag betreffen, behandeln müssen, ist das Erscheinen aller Genossinnen und Genossen sämtlicher Gruppen erforderlich.— Zur angesetzten Sprechchorptobe am 1. Juli hatten sich nicht genügend Genossinnen und Genossen eingefunden. Wir waren deshalb gezwungen, die Probe ausfallen zu lassen. Ein schlechtes Zeichen, das in der nächsten Zeit nicht noch einmal vorkommen darf. Wir bitten darum nochmals alle, zu der nun am Mittwoch, dem 8. Juli, 20 Uhr, in der Schule an der Hermannshöhe stattfindenden Sprechchorprobe erscheinen zu wollen. Erwartet wird von allen, daß sie die Zeit, in der wir uns befinden, verstehen. Darum: Helft mit! Denn nur in geschlossener Front kann Ersprießliches geschaffen werden.— Arbeitsgemeinschaft der SA Gruppen Bochum=Ost, Altenbochum 1 und Bochum=Laer. Heute(Freitag) abend treffen wir uns alle um 8 Uhr im Lokale Stark, zur gemeinsamen Liederprob## Der Jugendtag nähert sich und wir stehen da, ohne ein Lied einstudiert zu haben. Es ist daher dringende Pflicht, daß sich alle SAI.=Mitglieder der obengenannten Gruppen am Freitag bei Starke einfinden.— SAJ. Bochum=Griesenbruch und Weitmar 2. Heute abend 8 Uhr findet in der Friedenschule ein Liederabend unter Leitung Theo Ilts statt. Sorgt für guten Besuch. Die Genossinnen und Genossen aus den Nachbirgruppen können an dem Liederabend teilnehmen.— SAJ. BochumWeitmar 1. Heute abend 8 Uhr Monatsversammlung im Heim. Mitgliedsbücher und das Geld für die Programme vom Jugendtreffen mitbringen.— Bochum=Laer. Umstände halber können wir unsere Führer= und Helferaussprache nicht Samstag, sondern Montag an gleicher Stelle machen. Dienstag Versammlung. Da wir Wichtiges auf der Tagesordnung haben, ist es erforderlich, daß alle pünktlich erscheinen. Vergeßt das Geld für unseren Jugendtag nicht.— Metallarbeiter=Jugend Bochum. Samstag, den 4. Juli, in der Schule an der Hermannshöhe Bericht der Bezirksjugendkonferenz in Witten und Liederabend. Pünktlich um 7 Uhr erscheinen. # 3dA.=Jugend Bochum. Sonntag, den 5. Juli, machen wir unsere Treffahrt nach Wetter. Abfahrt 6.31 Uhr von Bochum=Hbhf Das Fahrgeld von 60 Pf. ist spätestens Freitag, den 2. Juli, in der Geschäftsstelle abzugeben, sonst Sonntagsrückfahrkarte bis Witten. Badezeug nicht vergessen. SAI. Witten, Heven, Annen, Stockum und Rüdinghausen. Samstag nachmittag, 4.30 Uhr, treffen sich sämtliche Vorstandsmitglieder in dem Geschäftszimmer der Arbeiter=Wohlfahrt. Jeder Gruppenführer muß die genaue Teilnehmerzahl zum Jugendtag in Bochum melden. Die Fahrtunkosten belaufen sich auf 20—25 Pf. Es ist also jedem die Möglichkeit gegeben, mitzufahren. Es wird nun erwartet, daß alle Funktionäre noch in den letzten Tagen ihre Pflicht tun, damit wir uns auch als Stadtverband Witten sehen lassen können. Die Quartierkarten müssen sofort zum Unterbezirkssekretariat geschickt werden. SAI. Wanne. Alle Spieler der Musikgruppe treffen sich heute pünktlich um 2 Uhr bei Marzina. Fahnen und Wimpel sind mitzubringen. Wir marschieren mit der Arbeiter=Wohlfahrt zur Waldschenke. Unser Heimabend fällt heute aus.— SAJ. Eickel. Heute findet im Holsterhaus unsere Monatsversammlung statt. Erscheinen aller Mitglieder ist Pflicht. SAJ. Herne Stadtverband. Heute abend 7.30 Uhr ist im Volkshaus Volkstanzabend, gleichzeitig müssen die Quartier= karten für das Unterbezirkstreffen abgegeben werden.— SAJ. Herne=Sodingen. Samstag abend treffen wir uns um 6.30 Uhr am Volkshaus zur Zeltfahrt nach Hüls. Alles muß pünktlich erscheinen. Decke und gute Laune nicht vergessen. Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Kinderfreunde Groß=Bochum. Achtung! Sonntag, den 5. Juli, vormittags 10 Uhr, Sprechchorprobe für das gesamte Stadtgebiet auf der Stiepeler Wiese. Bei schlechtem Wetter kommen wir um 10 Uhr in der Bauhütte zusammen. Obleute und Helfer sorgt dafür, daß alle Falken zur Sprechchorprobe kommen. Rote Falken Bochum=Griesenbruch und Weitmar 2. Wir treffen uns Sonntag morgen um 7 Uhr am Hauptbahnhof und gehen zur Stiepeler Wiese. Sprechchormanuskript mitbringen.— Rote Falken Langendreer. Wir kommen heute (Freitag) noch einmal um 5 Uhr im Jugendheim zusammen. Alles muß erscheinen. Rote Falken Witten. Wir treffen uns Samstag, den 4. Juli, um 5 Uhr an der Bruchschule und gehen zum Hohenstein. Rote Falken Eickel. Wir treffen uns heute(Freitag) um 3 Uhr am Holsterhaus. Bringt eure Mitgliedsbücher mit, damit wir sie kontrollieren können. Um 4 Uhr gehen wir gemeinsam zur Reimersturnhalle. Bringt 10 Pf. für die Plakette mit.—Rote Falken Wanne. Heute treffen wir uns um 2 Uhr bei Marzina. Die Probe für den Weltkindertag fällt aus. Rote Falken, Herne, Trommlerkorps. Die Uebungsstunde am Samstag, dem 4. Juli, fällt aus. Nächste Uebungsstunde wird an dieser Stelle bekanntgegeben.— Rote Falken Herne Stadtverband. Heute abend 6 Uhr haben wir im Volkshaus eine ganz wichtige Parlamentssitzung, an der jedes Parlamentsmitglied teilnehmen muß, es handelt sich um unsere Ferienveranstaltungen. lu Zweites Blatt. Freitag, den 3. Juli 1931 0 Staet=Wilten Antwort des Keichsbanners Eine große Zahl Neuaufnahmen.— Beschwerden beim Regierungspräsidenten und beim Innenminister.— Untaugliche Elemente müssen aus der Schutzpolizei entfernt werden.— SPD. und freie Gewerkschaften stehen geschlossen hinter dem Reichsbanner.— Anerkennung für tatkräftiges Eintreten der„Volkswacht". Das Reichsbanner hatte für Mittwoch abend zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen, in der zu den Vorkomnissen vom vergangenen Freitagabend Stellung genommen wurde. Der geräumige Saal des Wirts Burgholz war überfüllt mit Reichsbannerkameraden. Die Erregung über die skandalösen Vorgänge hatte sich auch an diesem Abend noch nicht gelegt. Das Ortskartell der freien Gewerkschaften, der Stadtverbandsvorstand der SPD. und eine Anzahl Stadtverordnete nahmen ebenfalls an der Versammlung teil. Der Gauvorsitzende, Abg. Klupsch, war durch eine wichtige Verhandlung mit VEW am Erscheinen verhindert und wurde durch den Gausekretär Kameraden Hau(Gelsenkirchen) und den Kreisführer Kameraden Börner(Herne) vertreten. Einleitend schilderte der Vorsitzende Stürmer den Hergang des brutalen Ueberfalls und erwähnte, daß manches seine Licht= und Schattenseite zeige. Dieser polizeiliche Uebergriff habe manchen Saumseligen aufgerüttelt und eine große Zahl Neuaufnahmen von jungen und auch älteren Republikanern sei in den letzten drei Tagen die Antwort gewesen. Auch sei eine Anzahl Beamte der Schutzpolizei erneut in das Reichsbanner eingetreten. Sodann nahm der Gausekretär Hau zu den Vorkommnissen in einem Vortrage Stellung, indem er eingangs die augenblickliche politische Lage streifte. Das Gespenst der Konterrevolution stehe immer noch in vorderster Stellung. Nazis und Kozis arbeiten sich dabei sehr verständnisvoll in die Hände. Was wir zu verlieren haben, wird uns erst klar, wenn uns das Erkämpfte wieder geraubt würde. Als der Wittener Vorfall noch Freitagnacht beim Gausekretariat bekannt wurde und wir uns von der Richtigkeit überzeugt hatten, hat der Kamerad Klupsch am nächstfolgenden Morgen persönlich dem Regierungspräsidenten in Arnsberg Vortrag gehalten und strenge Bestrafung der Schuldigen gefordert. Am Montag weilte in Witten bereits ein Regierungsrat der Arnsberger Regierung zum Lokaltermin. Das Sekretariat hat fernerhin dem Minister des Innern an Hand eines reichhaltigen Tatsachenmaterials Bericht erstattet. Das Reichsbanner wird nichts unversucht lassen, damit untaugliche Elemente sofort aus der republikanischen Schutzpolizei entfernt würden. Kamerad Hau erläuterte dann nochmals die Aufgaben des Reichsbanners als republikanische Schutztruppe, daß in dieser Truppe Pflichtgefühl, Disziplin und Treue zum Staat Lebensaufgabe aller Mitglieder sein müsse. Der Wittener Vorfall sei wohl der einzigste in ganz Deutschland, wo Polizei gegen das Reichsbanner die Waffe benutzt habe. Das dürfe sich nicht wiederholen! Unter bkausendem Beifall gab der Vorsitzende des Stadtverbandes der SPD., Genosse Lutter, die Erklärung ab daß in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Gewerkschaftskartell vor einer Stunde der einstimmige Beschluß gefaßt wurde sich einmütig hinter das Reichsbanner zu stellen, damit mit untauglichen Eelementen in Witten einmal Schluß gemacht würde. In der Aussprache nahmen noch das Betriebsratsmitglied Leiß, verschiedene Stadtverordnete und der Kreisführer Kamerad Börner unter starkem Beifall das Wort. Die Gauleitung Westliches Westfalen wurde mit der Fortführung des Verfahrens beauftragt. Eine große Anzahl Zeugen wurden im Nebenraum protokollarisch vernommen. Im Schlußwort hob der Vorsitzende noch besonders die eigenartige Schreibweise der Wittener und auch auswärtiger Blätter hervor, die den Vorfall entstellt wiedergegeben hätten oder sich gänzlich in Schweigen hüllten. Die„Wittener Volkswacht“ verdiene für ihr tatkräftiges Eintreten für das Reichsbanner und für die Republik hohe Anerkennung. Sie allein sage den Gegnern der Republik stets den schärfsten Kampf an. Mit einem Appell zur Einigkeit und mutiger neuer Arbeit schloß Kamerad Stürmer mit einem Hoch auf die Republik und das Reichsbanner die Protestversammlung. Verpfüschte fagene Ein junger Kollege, der schon zwei Jahre arbeitslos ist, schreibt: „Die Grenze dessen, was das deutsche Volk ertragen kann, ist erreicht.“ So sagt die Reichsregierung in ihrem Aufruf. Sie sagt dies um einerseits das Ausland auf die finanziellen und wirtschaftlichen Nöte unseres Landes hinzuweisen, andererseits, um ihr Werk dem eigenen Volke schmackhafter zu machen. Nun gut! Wir sind schon lange der Meinung, daß die Grenze erreicht, daß der Bogen überspannt ist. Die neue Notverordnung ist eine Sanierung des Reichsetats auf Kosten des werktätigen Volkes; sie bedeutet insbesondere einen Anschlag auf die Lebenshaltung des Jungproletariats, auf jene Generation, die unter den Lasten und Begleiterscheinungen der Krise seelisch und körperlich am allerschwersten zu leiden hat. Die fast von Geburt auf dazu verdammt war, Leiden und Entbehrungen zu ertragen, deren Kindheit in die Kriegsjahre mit ihren Schrecken und Wirrnissen sielen. Es ist jene Generation, die unter Kohlrüben und Dörrgemüse heranwuchs. Die eine Revolution, den Kapp=Putsch und die Inflation mit allem Drum und Dran bis in die tiefsten Tiefen ihrer Seele erlebten. Und dazu gesellt sich jetzt noch diese furchtbare Wirtschaftskrise, diese Eiterbeule des kapitalistischen Systems. Ist es denn ein Wunder, wenn ob dieser Schläge junge Menschen an ihrer Jugend und an sich selbst verzweifeln? Man schaue doch einmal hinein in die Herzen jener jungen Menschen, die, nachdem sie bereits eine solch aufgewühlte Kindheit hinter sich haben, sich jetzt unter den Peitschenhieben der Wirtschaftskrise winden und stöhnen. Die neue Notverordnung stellt Peitschenhiebe gegen die arbeitende Jugend dar. Tausende junger Menschen, die vier Jahre gelernt, die einen Beruf ergriffen haben, liegen seit Monaten und Jahren auf der Straße ohne Hoffnung und Aussicht auf eine neue Einreihung in den Produktionsprozeß. Sie hatten die Nöte und Entbehrungen der Lehrzeit auf sich genommen in dem Bewußtsein, es als ausgelernter Arbeiter ein wenig besser zu haben. Sie glaubten, dann als gleichwertige Wesen mit teilhaben zu können an den technischen und kulturellen Errungenschaften. Und jede dieser bescheidenen Hoffnungen und Wünsche sind vergeblich, haben sich für unzählige junge Menschen als Luftschlösser erwiesen. Haben sich in Flüche gegen die heute herrschende Gesellschaftsordnung umgewandelt. Tausende von jungen Menschen fühlen sich mißachtet. Stehen abseits vom Wege; von der Gesellschaft ausgestoßen. Aus ihrem jugendlichen Schaffensdrang, aus ihrem Glauben an sich selbst hat sich eine lähmende Gleichgültigkeit, ein Mißtrauen gegen sich und alle anderen entwickelt. Trotz dieser Stimmung der jungen Menschen aber wagt man es noch, sie weiterhin zu knechten und zu unterdrücken. Bringt man es fertig, ihre so namenlos kümmerliche Lebenshaltung noch weiter herabzudrücken. Wagt man es, sie, soweit sie das 21. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, aus der Arbeitslosenversicherung herauszuwerfen, um sie vielleicht dem „freiwilligen Arbeitsdienst“— jener neuen Erfindung zur Behebung der Arbeitslosigkeit, oder besser gesagt, gegen den weiter fortschreitenden Radikalisierungsprozeß der Jugend— gefügiger zu machen. Wir als junge Generation benötigen keine Arbeitsdienstpflicht, aber um so mehr Arbeit! Gebt sie uns! Ganz gleich welcher Art. Bezahlt sie uns so anständig, wie der Kapitalist seine Ware bezahlt haben will, dann sind solche Notverordnungen überflüssig. Dies wird aber wohl in der heutigen kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht möglich sein. Der Kapitalismus ist schuld an unserer Lage! Er hat den Krieg, die Nationalisierung, die Wirtschaftskrise heraufbeschworen. Er ist geschwängert von Blut, Tränen und Flüchen seiner Opfer. Ihm gilt unser Kampf! Wik. Fertige Kleidung Stoffe, Wäsche — für groß und klein— billiger als so nst Alsberg& Blank Witten 812 Uebertragbare Krankheiten. Im Stadtbezirk Witten sind nachstehende Erkrankungen übertragbarer Krankheiten in der Zeit vom 31. Mai bis 27. Juni 1931 amtlich festgestellt worden (die eingeklammerten Zahlen geben die entsprechenden Zahlen vom 2. bis 31. Mai an): Lungen= und Kehlkopftuberkulose 6 (8), Scharlach 5(4), Diphtherie 3(3), Fleischvergifteng 9(0), Ruhr 2(1), Kindbettfieber 1(1), Paratyphus 2(0), Typhus 0(3). Gestorben sind in dem entsprechenden Zeitraum an Lungen= und Kehlkopftuberkulose 8(8). Dortmunder Viehmarkt. Zum Zucht= und Faselviehmarkt am 1. Juli wurden aufgetrieben: 476 Großvieh, 120 Schweine, 39 Kälber. Der Handel war sehr langsam, voraussichtlich Ueberstand. Es kosteten: hochtragende und frischmelke Kühe 1. Qualität 500—575 M., 2. Qualität 425 500 M., 3. Qualität 250—425 M., Kälber 230—430 M. Sämtliches zum Markt aufgetriebenes Großvieh ist gegen Maul= und Klauenseuche geimpft worden. Am Schweinemarkt war der Handel langsam. Es wurden bezahlt für 6—8 Wochen alte Ferkel 10—16 M., für 8—10 Wochen alte Ferkel 17—20 M., für 10—12 Wochen alte Ferkel 20—30 M. Der nächste Markt findet am 8. Juli statt. Platzkonzert. Freitag, den 3. Juli, abends um 19.15 Uhr, findet auf dem Humboldtsplatz ein Konzert des Städtischen Orchesters statt. Volkschor Witten. Die Männerprobe findet Samstag, den 4. Juli, abends 8 Uhr, bei Felsch statt. Es wird erwartet, daß alle Sänger zur Stelle sind. Sonntag, den 5. Juli, nachmittags 3,30 Uhr: Treffen bei Felsch. Wir gehen gemeinsam zur Bezirksprobe nach Stockum. Um vollzähliges Erscheinen wird geleten. Der Grund Svein zum Wohlstand ist ein Sparbuch. Stadtsparkasse Witten Zweigstellen in Annen und Bommern 719 „Amtlich betrunken“ Hugenbergs„Telegraphenunion“ verbreitete folgende Meldung: „In letzter Zeit mehren sich die Fälle, in denen vor Begehung eines Diebstahls die betreffenden Täter ihre Arbeitslosenunterstützung restlos vertrunken haben. Meistens ist es so, daß diese Arbeitslosen zu Hause bei den Eltern wohnen, nichts abzugeben brauchen und ihre Arbeitslosenunterstützung lediglich in Alkohol umsetzen. So ist es vorgekommen, daß die Arbeitslosen um 9 Uhr morgens ihre Unterstützung vom Arbeitsamt abgeholt hatten, dann bis zum späten Nachmittag das Geld vertranken und schließlich auf Raubzüge ausgegangen sind. Als Entschuldigung wird dann jedesmal angeführt:„Wir waren doch so betrunken, denn wir hatten gerade unsere Arbeitslosenunterstützung abgehoben.“ Kürzlich wurde in einem Prozeß gegen einen Zuhälter in Berlin ein Straßenmädchen vernommen, die als Zeugin aussagte:„Ach, er war doch amtlich betrunken.“ Auf die Frage des Vorsitzenden, was„amtlich betrunken“ sei, meinte die Zeugin:„Nun, er hatte doch seine Arbeitslosenunterstützung erhalten und dann das Geld vertrunken.“ * Diese Meldung spricht Bände! Aus Einzelfällen, die übrigens erst nachgeprüft werden müssen, konstruiert man eine ganze Gattung von„amtlich Betrunkenen“. Diese Meldung stellt den Höhepunkt der Hetze gegen unsere Jugendlichen, die als Opfer des kapitalistischen Systems Arbeitslosenunterstützung beziehen, dar. Nur mit Ekel kann man dieses Pamphlet niedriger hängen! In dieser Tonart hetzt die Hugenberg=Presse seit Monaten. So sehr man sich über die Infamie empört, für eines können wir der Telegraphen=Union dankbar sein: für die Offenheit, mit der sie die wahren Ziele der Hugenberg=Diktatur enthüllt. Die 12 Toten des Versailler Vertrages Seit zwölf Jahren ist der Versailler Vertrag in Kraft. Seither sind zwölf seiner Unterzeichner gestorben. Die Reihe der Toten wurde durch den Präsidenten der südafrikanischen Union, General Botha, eröffnet, der am 28. August 1919 starb. Ihm folgte der frühere italienische Außenminister Sonino. Der eigentliche Vater des Versailler Vertrages, der frühere amerikanische Präsident Wilson starb als Dritter. Ihm folgten die englischen Lords Montague und Milner. Der frühere jugoslawische Ministerpräsident Pasic steht an sechster Stelle der Totenliste, der frühere rumänische Ministerpräsident Bratianu war der nächste Tote; die achte Stelle nimmt der frühere amerikanische Staatssekretär des Aeußern Lansing und die neunte der frühere französische Ministerpräsident Clemenceau ein. Der zehnte Tote ist Lord Balfour, der elfte der frühere französische Ministerpräsident Klotz. Am Schlusse der Totenliste steht der frühere deutsche Reichskanzler Hermann Müller, der am 20. März dieses Jahres gestorben ist. Aus der polizeimappe Vermißt. Die seit dem 29. Juni als vermißt gemeldete Liselotte Knappmann von der angenommen wurde, daß sie beim Baden in der Ruhr ertrunken sei, ist am Montag, dem 29. Juni. bei einer bekannten Familie in Gelsenkirchen gewesen. Trotzdem sie Fahrgeld für die Rückkehr nach Witten erhalten hat ist sie bisher nach Hause nicht zurückgekehrt. Es steht zu vermuten, daß sie sich umhertreibt. Die K. ist kräftig entwickelt; sie macht den Eindruck eines 15= bis 16jährigen Mädchens. Fahrraddiebstahl. Am 1. Juli, gegen 12 Uhr mittags, wurde ein vor dem Hauptpostamt aufgestelltes und angeschlossenes Herrentourenrad, Marke„Erft“, Nr. 919284, gestohlen. Stalleinbrüche. Im Ortsteil Heven wurden in der Nacht zum 2. Juli vier Ställe erbrochen und aus einem derselben ein Herrenfahrrad, Marke„Mifa“, entwendet. Versuchter Einbruch. Ein Anwohner der unteren Wideystraße traf in der Nacht zum 2. Juli an seiner Haustür zwei verdächtige Personen. Auf die Frage des Heimkehrenden, was sie dort machen, erhielt er die Antwort:„Wir wollen zu Dr. Falk.“ Darauf ergriffen sie die Flucht. Festnahme wegen Diebstahls. Wegen Diebstahls von 10 M. aus einer Thekenschublade einer Wirtschaft in Heven wurde der Gärtner Stefan W. aus Querenburg festgenommen. Der Scheunenbrand in Heven aufgeklärt. Als Brandstifter der Scheune des Landwirts Schroer in Heven wurde der aus der Fürsorge entwichene 19jährige Wilhelm G., dessen Angehörige in Langendreer wohnen, ermittelt und festgenommen. G. hatte die Scheune ausgemacht um darin zu übernachten. Um nicht wieder in die Fürsorgeanstalt gebracht zu werden, hat er die Scheune in Brand gesteckt. Das mitteleuropäische Hochdruckgebiet ist unter rascher Verflachung nach Osten abgewandert und hat damit der gestern über England liegenden Tiefdruckrinne Platz gemacht. Dieselbe hat sich infolge der in ihr zusammentreffenden verschieden temperierten Luftmassen weiter vertieft und bringt dem westlichen Deutschland, England und den Küstengebieten der Nordsee allgemein starke Bewölkung und strichweise auch Regen. Da der Südstrom warmer Mittelmeerluft noch immer anhält, wird sich der Temperaturgegensatz tagsüber noch verstärken und auch zu lokalen Gewittern Anlaß geben. Ueber dem nördlichen Ozean herrscht rege Zyklonentätigkeit. Ein Wirbel liegt zwischen Schottland und Island. Er wandert auf der Nordseite des sich bis Nordfrankreich vorstreckenden Azorenhochs in östlicher bis nordöstlicher Richtung. Unser Bezirk wird somit im Gebiet zwischen diesem Wirbel und dem Azorenausläufer bei westlichen Winden allgemein stärkere Bewölkung und einzelne Regenschauer haben.„ 8 Vorhersage fur Freitag: Maßige bis schwache Winde um West. Allgemein stark wolkig. Vereinzelt etwos Regen. Lokale Gewitter. Mäßig warm. Wahrscheinliche Weiterentwicklung: Bei westlichen Winden Beruhigung der Wetterlage, aber noch Gewitterneigung. Wieder Temperaturanstieg. Verantwortsich für Politik, Feuilleton. Lokales. Provinz und Sport: Wilhelm Kalweit: für Wirtschaft und Gewerkschaft: Philipp Sommerlad: für den Inseratenteil: Karl Simon sämtlich in Bochum. Druck und Verloa: E. Graf& Co., Bochum. Herwannsbübe 2. Wie nimmt man Sonnenbäder? Der Sportarzt Dr med. Franzmeyer schreibt im„Naturarzt“: Das Sonnenlicht ist eine Medizin, es muß, wie diese, stets richtig bemessen werden. Vor allem ist jedem eine systematische Gewöhnung daran zu empfehlen. Aber was kann man immer wieder sehen? Stundenlang lassen sich manche Leute schon beim ersten Sonnenbade von der Sonne braten. Und die Folgen? Fieberhafte Zustände, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Trockenheit der Schleimhaut oder auch Schnupfen. Die„schöne rote Haut“ löst sich in Fetzen ab, Entzündungen treten ein. Die Kleidungsstücke scheuern, und der von Schmerzen geplagte „Ueberbestrahlte“ kann nachts nicht schlafen.... Man halte auf Wechsel von Ruhe und Bewegung, von Licht und Schatten. Die Sonnenbestrahlung hat an den unteren Körperteilen zu beginnen. Dunkelhaarige gewöhnen sich schneller an Besonnung als Hellblonde. Hochuum Tödlicher Verkehrsunfall Donnerstag nachmittag gegen 3 Uhr Waldring. Ecke Hunscheidtstraße ein schweres Verkehrsunglück. Der 28 Jahre alte Maschinensteiger Schn. von der Petersstraße bog mit dem Fahrrad vom Waldring in die Hunscheidtstraße ein und fuhr in voller Fahrt gegen einen Kohlenlastwagen der Vereinigten Stahlwerke. Er kam Wagen zu liegen, wurde überfahren und war sofort tot. * Weitere Verkehrsunfälle. der Ecke Herner und Otto=Hue=Straße erfolgte am 1. Juli ein Zusammenstoß zwischen einem Rollfix und einem Motorradfahrer, wobei der Motorradfahrer am rechten Bein verletzt wurde. Er konnte sich mit der Straßenbahn in seine Wohnung begeben.— Beim Ueberqueren der Hiltroper Straße wurde am 28. Juni, gegen 22 Uhr, eine Ehefrau von einem entgegenkommenden Personenkraftwagen geblendet, so daß sie in einen offenen Hydranten trat. Hierbei zog sie sich Hautabschürfungen und eine Prellung des rechten Unterschenkels zu. Sie konnte sich allein in ihre Wohnung begeben. Eine Bochumerin im Frankfurter Hauptbahnhof tödlich verunglückt. Bei der Ausfahrt des D=Zuges Frankfuxt—München auf dem Frankfurter Hauptbahnhof wurde die 57 Juhle alte Hausangestellte Emma Neder aus Bochum, Königsallee 176, wohnhaft, überfahren und getötet. Die Hausangestellte hatte bereits im Zuge Platz genommen und begab sich kurz vor der Abfahrt nochmals auf den Bahnsteig, um eine Flasche Wasser zu trinken. Als sie bemerkt, daß der Zug schon fahren war, versuchte sie aufzuspringen, kam hierbei zu Fall und wurde überfahren. Aendret dir Rolberrronuntp? Eine sozialdemokratische Wählerversammlung im Parkhause zu Bochum Reichstagsabg. Husemann spricht über Wirtschaftskrise und Notverordnung Eine sozialdemokratische Wählerversammlung! Wem sollte das Thema Notverordnung kein Interesse abgewinnen? Und so stand auch die Versammlung gestern abend im Parkhaus ganz unter dem Eindruck des Kampfes gegen jenes neueste Brüningsche Verordnungswerk, wogegen fast das ganze deutsche Volk leidenschaftlich ankämpft. Besonders die Arbeiterschaft hat dazu alle Ursache. Ihr werden durch die Notverordnung neue schwere Lasten auferlegt, ohne daß dies in dem gleichen Maße auch den Besitzenden gegenüber geschieht, diese werden im Gegenteil noch geschont. Wesentliche Verschlechterungen bringt ferner die Notverordnung in der Sozialpolitik. Hier trifft besonders der Abbau der Arbeitslosenunterstützung die Arbeiterklasse ganz empfindlich. Die in der Notverordnung angeblich enthaltenen„Lichtseiten“ wurden bisher noch nirgends beobachtet. Schärfster Kampf der Arbeiterschaft gegen die Notverordnung ist darum selbstverständlich. Die Sozialdemokratie hat von vornherein keinen Zweifel darüber gelassen, daß die Notverordnung auf die Dauer untragbar ist und schleunigst der Abänderung bedarf. Die fortgesetzten Bemühungen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in dieser Richtung sind bekannt. Erst gestern wieder betonte der Berliner Parteivorstand in seinem im „Volksblatt“ veröffentlichten Aufruf, daß die Notverordnung unverzüglich geändert werden muß, denn sie mutet dem arbeitenden Volke unerträgliche Opfer zu. Der scharfen Kampfstellung gegen die Notverordnung galt auch die Versammlung der Sozialdemokratischen Partei Groß=Bochums im Parkhaus. Reichstagsabgeordneter Fritz Husemann(Bochum) und die Abgeordnete Frau Kröger(Harburg=Wilhelmshaven) sprachen in längeren, oft von Beifall unterbrochenen Ausführungen über das Thema: „Notverordnung— Tributlasten— Wirtschaftsnot“ Wir beschränken uns für heute auf die auszugsweise Wiedergabe der Ausführungen des Genossen Husemann, über das Referat der Genossin Kröger berichten wir morgen. Genosse Husemann beschäftigte sich zunächst mit der augenblicklichen Wirtschaftskrise. Er führte aus: Ein ungeheurer Fatalismus ist im deutschen Volke entstanden, viele haben die Hofsnung aufgegeben, daß es wieder besser wird, sie wollen nicht mehr kämpfen. Verzweiflungsstimmung herrscht aber nicht nur bei uns, sondern in allen Ländern mit Zwei demertenewerte Karirne aus der noe! Der Kampf um den Wohlfahrtsdezernenten in Herne Bochum, 3. Juli. wird seit mehreren Wochen In Herne wird seit mehreren Wochen ein erbitterter Kampf um den Wohlfahrtsdezernenten geführt. Die Wahlzeit des Beigeordneten Genossen Hölkeskamp ist abgelaufen, so daß die Frage der Wiederwahl zur Entscheidung steht. Kommunisten, Nazis und bürgerliche Parteien, mit Ausnahme des Zentrums, beschlossen im Stadtparlament mit geringer Mehrheit, die Stelle des Wohlfahrtsdezernenten einzusparen und Hölkeskamp, der noch verhältnismäßig jung ist, zu pensionieren. Dagegen wendet sich Oberbürgermeister Täger, der auf dem Standpunkt steht, daß Hölkeskamp als Leiter ds Wohlfahrtsamtes der rechte Mann auf diesem Posten ist und daher wieder zuwählen sei. Der Magistrat stimmte dem in seiner Mehrheit zu, und trat dem Beschluß der Stadtverordnetenversammlung nicht bei. In einer neuen Magistratssitzung, die auf Betreiben der Bürgerlichen und Kommunisten stattfand, an der aber Oberbürgermeister Täger infolge Krankheit nicht teilnehmen konnte, wurde der Magistratsbeschluß wieder umgestoßen und mit 7 gegen 6 Stimmen beschlossen, den Wohlfahrtsdezernenten doch abzubauen. Am Dienstag, dem 30. Juni, stand die Angelegenheit in der Herner Stadtverordnetensitzung erneut zur Entscheidung. Als nun die Gegner des Genossen Hölkeskamp sahen, daß sie keine sichere Mehrheit hatten— es fehlten zwei kommunistische Stadtverordnete— beantragten sie. Vertagung des Punktes. Der Vertagungsantrag wurde schließlich mit 24 gegen 22 Stimmen auch angenommen. Wegen des Fehlens der beiden kommunistischen Stadtverordneten hat nun die KPD. in Herne ihren Genossen heftige Vorwürfe gemacht. Man verdächtigte sie der„geheimen faschistischen Gesinnung" und anderes mehr, ohne jedoch dabei zu bedenken, daß die KPD. drauf und dran ist, dem reaktionären Bürgertum in Herne das wichtige Amt des Wohlfahrtsdezernenten auszuliefern. Damit würde dieser Gesellschaft gleichzeitig das ganze Wohlfahrtswesen, wonach sie schon lange trachtet, in die Hände gespielt! Genosse Hölkeskamp hat 12 Jahre lang das Wohlfahrtsamt zur vollen Zufriedenheit der Herner Arbeiterwelt verwaltet. Er hat großzügige soziale Einrichtungen geschaffen. Seiner Initiative z. B. verdankt Herne das wunderschöne Sommerbad, die Schaffung mehrerer Kinderheime und sonstiger gemeinnütziger Anstalten für das notleidende Volk. Auch hat er bisher stets dafür gesorgt, daß den Unterstützungsempfängern im Rahmen der städtischen Finanzen, der notwendige Lebensunterhalt gesichert wurde. Die beiden kommunistischen Stadtverordneten veröffentlichen nun als Antvort auf die Angriffe ihrer Genossen in der Herner Presse folgei de Erklärung nationalen, den Nationalsozialisten, der Ibing=Gruppe und dem Enang. Volksdienst verurteilen. Ein großer Teil der Fraktionsmitglieder ist mit uns der gleichen Meinung. Wir warnen die KPd. und ihre Stadtverordnetenfraktion, obige Beschuldigungen zu wiederholen und weiter zu verbreiten. Gleichzeitig erklären wir unseren Austritt aus der KP2. Max Hügenberg, Stadtverordneter. H. Bauer, Stadtverordneter. Das sind nun die Folgen der kommunistischen Verräterpolitik! Die KPD. will aus purem Haß, ohne jeden sachlichen Grund, den Sozialdemokraten in der Herner Stadtverwaltung beseitigen. Den beiden kommunistischen Stadtverordneten hat aber das proletarische Gewissen geschlagen, und sie machen diesen geplanten Schandstreich der K PD. nicht mit, lieber scheiden sie aus ihrer Partei aus! In Bochum ist seitens der Kommunisten das gleiche beabsichtigt wie in Herne; sie wollen eine Wiederwahl unseres Genossen Brauns, dessen Amtszeit als besoldeter Stadtrat demnächst abläuft, verhindern. Als erster hat sogleich ihr Fraktionsvorsitzender Knoop(!) den Antrag eingebracht, die Stelle einzusparen. Die Nazis haben das gleiche beantragt! Deutschnationale, Deutsche Volkspartei und Wirtschaftspartei sind höchstwahrscheinlich mit von der Partie. Die Arbeiterschaft soll in Bochum dasselbe traurige Schauspiel erleben wie in Herne. Arm in Arm mit den Hitlerschen Söldlingen des Großkapitals soll der einzige führende Sozialdemokrat in der Bochumer Stadtverwaltung beseitigt werden. Sofern es sich um bürgerliche Herren handelt, sind Kommunisten ganz anders eingestellt. Diesen gibt man nur die Stimme, man bewilligt ihnen auch hohe Gehälter 19578 Mark, wie jetzt in Gelsenkirchen im Falle Gaswerksdirektors Liesching. die nicht von des In der Stadtverordnetenversammlung am 30. Juni 1931 sind von der KPD. schwere und völlig unbegründete Vorwürfe gegen die Unterzeichneten erhoben worden. U. a. ist behauptet worden, die Unterzeichneten seien auf Veranlassung Dritter mit Absicht der Stadtverordnetenversammlung ferngeblieben. Diese Behauptung ist völlig unwahr und wehren wir uns mit aller Entschiedenheit gegen solche Beschuldigungen. Wir haben bisher als Funktionäre und als Stadtverordnete in jeder Weise unsere Pflichten gegenüber der Partei erfüllt. Lange Zeit sind wir erwerbslos und haben nun versucht, auswärts Arbeit zu finden. Deshalb war es uns nicht möglich, an der Sitzung der Stadtverordneten teilzunehmen. Wir bekennen aber auch offen, daß wir mit dem Vorgehen der kommunistischen Fraktion gegen den Beigeordneten Hölkeskamp nicht einverstanden sind und das Zusammengehen der KB2, mit Theater=Musik=Kunst Stadttheater Bochum Heute abend, von 20 Uhr bis gegen 23 Uhr, bekommt also die Vormiete B ihre letzte diesjährige Abonnementsvorstellung: Lehars Operette„Die lustige Witwe“. Da mit dieser Inszenierung auch für diese Saison zum letzten Mal die Oper in Bochum sein wird, sei diese Aufführung auch insbesondere allen Theaterfreunden nahe gelegt, die selbst nicht Teilnehmer der Vormiete sind. Karten aller Art(zu Preisen von 1,50 bis 7.— RM.) sind noch zu haben. Mit dieser Aufführung aber auch ist nunmehr für sämtliche Vormieten die Reihe ihrer Pflichtvorstellungen beendet. Mitte nächster Woche wird das Theater die Spielzeit 1930=31 beschließen. Schon ist es mit den Vorbereitungen für den neuen Spielwinter beschäftigt, zu denen insbesondere auch die Sicherung des neuen Publikumstammes gehört. Jedermann weiß heute, daß es einen erheblichen Teil der Existenz des Theaters bedeutet, inwieweit sich die Bevölkerung einer Stadt zu dem engeren Interessenkreis, den Vormieten, vereinigt. Um diese Dinge handelt es sich denn vor allem auch bei der für morgen abend von der Theaterleitung angekündigten Werbeveranstaltung, die unter Mitwirkung von Vertretern aller Kunstgattungen der Bühne die lebendigste Form eines Aufrufs an alle haben soll. Sache aller ist es nunmehr, der Einladung des Theaters Folge zu leisten, damit der Aufruf seinen Sinn habe!— Die zu ermäßigten Bedingungen angesetzte Aufführung des Lustspiels„Madame sans Gene“ am Sonntag wird außer Vormiete geboten. Die niedrig gehaltenen Preise bewegen sich zwischen 0.50 und 3,50 RM. Karten aller Art sind im Vorverkauf, der gestern begonnen hat, noch zu bekommen. Erwerbslosigkeit. Die kapitalistische Wirtschaft ist heute in solch große Schchwierigkeiten geraten, die mit den alten Mitteln der Vergangenheit nicht mehr zu bewältigen sind. Die fortschreitende Technik hat die Arbeitskräfte mehr und mehr entbehrlich gemacht der industrielle Apparat ist zu groß geworden, die erzeugten Waren können nicht mehr alle abgesetzt werden. Der Techniker hat über den Kaufmann gesiegt, die Wirtschaft ist nicht mehr in der Lage— trotz Rationalisierung—, die Waren billig genug an den Mann zu bringen. Hinzu kommen ausländische Konkurrenz= und Reparationsverpflichtungen. Ein Arbeiter kann heute so viel Waren produzieren, wie vor 80 Jahren 32. Dagegen gibt es nur ein Mittel: die Verkürzung der Arbeitszeit. Husemann fragt:„Sollen die arbeitslos gewordenen Menschen verhungern?" Mit Lohn= und Gehaltskürzungen und mit Sozialabbau kann die Wirtschaftskrise nicht behoben werden. Die heutige Krise ist keine Folge unseres sozialistischen Wirkens, sondern die Folge der verkehrten kapitalistischen Wirtschaftspolitik. Zu den wirtschaftlichen kommen die organisatorischen„Fehlerquellen. Der Verteilungsapparat ist stark übersetzt. Von 100 Mark Waren flossen früher 70 Mark wieder in die Produktion zurück. Heute bleibt der größte Teil in dem Handelsapparat stecken. Hierdurch sind schätzungsweise allein 1½ Millionen Menschen mehr beschäftigungslos. Die Menschen möchten arbeiten, der Zweck ihres ist ihnen genommen. Die Aufgabe aller, die guten Willens sind, muß es sein, diesen Zweck wieder herbeizuführen. Die Krise lastet schwer auf der deutschen Finanzwirtschaft. Die Notverordnung vom 5. Juni ergibt, daß das Reich mit 2½ Milliarden Mark Fehlbetrag rechnen muß. Es ist ein billiger Trost zu sagen, andern geht es auch so schlecht. Wir müssen versuchen, die Dinge zu meistern. Die Notverordnung ist, juristisch gesehen, eine Leistung, ihr Inhalt aber ist für das arbeitende Volk eine ungeheure Ungerechtigkeit. Die Reichsregierung hat gesagt, daß alle Volkskreise nach ihren Leistungen zu einem gerechten Ausgleich beitragen sollten. Das ist aber in der Notverordnung nicht der Fall, sie schont die Besitzenden und belastet die unteren Volksklassen. Dem Knappschaftsrentner sollen zum Beispiel von seinen 84 Mark Monatsrente 20 bis 30 Mark genommen werden. In der Arbeitslosenunterstützung hat man die Sätze erheblich gekürzt und für Jugendliche die Bedürftigkeitsprüfung eingeführt. Wir wollen jeden Mißbrauch der Sozialversicherung beseitigen helfen, lehnen aber ein solch schematisches Vorgehen entschieden ab. Ungeheuer scharf ist auch der Eingriff in die Versorgungsrechte der Kriegsopfer. Die Steuerrückzahlungen hat man abgeschafft. Auch der Gehaltsabbau der Beamten ist in unsozialer Weise erfolgt. Die Weigerung der Beamten, zur Arbeitslosenversicherung ein freiwilliges Notopfer beizusteuern, rächt sich jetzt sehr! Wie kann diese Notverordnung geändert werden? Welche Gründe waren maßgebend ffür die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion? Der Reichstag vom 14. September ist der unglücklichste, den es bisher gegeben hat. Weder mit den Nazis noch den Kozis ist es möglich, praktische Politik zu machen. Mit den Rechtsparteien und der Wirtschaftspartei ist es nicht anders. Eine Mehrheitsregierung mit unserer Beteiligung ist nicht möglich, deshalb mußten wir Brüning tolerieren bis auf den heutigen Tag. Gegen unsern Willen! Eine neue Regierung häte uns eine noch schlechtere Notverordnung gebracht. Das mußte verhindert werden. Die„Herren der festen Hand“, die auf der Villa Hügel in Essen zusammengekommen sind, wollen eine ganze Reihe Rechte und Einrichtungen im neuen Deutschland beseitigt wissen. In dieser Zeit der ungeheuren Not wollen die Herren Industriegewaltigen energisch zugepackt haben. Ihre Forderungen sind niedergelegt in einer Entschließung der Vereinigten Westdeutschen Handelskammern. Abbau der Lohntarife, Wiedereinführung der früheren schmachvollen Armenunterstützung ist das Ideal der Herren Hugenberg und Genossen! Es soll auf der ganzen Linie tabula rasa gemacht werden! Die deutsche Wirtschaft in ihrem heutigen Zustand kann nicht mehr allein fertig werden. Der Staat als Vertreter der Allgemeininteressen muß eingreifen. Die deutsche Republik besteht nicht nur aus Industriellen und Handelsherren. sondern zu 80 Prozent aus Lohn= und Gehaltsempfängern. Die Notverordnung mußte kommen, aber in anderer Form. Auf den Weg über den Reichstag werden wir Verbesserungen nicht erzielen wir müssen es auf andere Weise versuchen. Was wir am 16. Juni taten, geschah in der Voraussetzung, daß die Notverordnung geändert wird. Wir fordern eine andere Lastenverteilung, das finanzielle Ergebnis der Notverordnung soll bleiben. Es muß eingegriffen werden in die Kartell= und Trustherrschaft, es muß eingegriffen werden gegen die Kapitalflucht ins Ausland, an der das ganze Großunternehmertum beteiligt ist. Wir verlangen Auflegung der Steuerlisten, man wird dann sein blaues Wunder erleben. Man nehme auch eine andere Regelung der Erbschaftssteuer vor, wie es der Genosse Aufhäuser vorgeschlagen hat. Mit den so gewonnenen Miteln können auf der anderen Seite Erleichterungen ganz erheblicher Art für das notleidende Volk geschaffen werder Wir wollen nicht, daß das deutsche Volk in den Abgrund gerät, wir wollen nicht noch einmal eine neue Inflation. Wir wollen keine Katastrophenpolitik, wir wollen alles tun, was in unsern Kräften liegt, daß es nicht zu einem zweiten Sturz unserer Währung kommt. Das deutsche Volk hat an dem ersten Inflationselend genug. Der Weg, den wir beschreiten mußten, legt uns schwere Opfer auf. Aber uns blieb keine andere Wahl, das Volk hat uns leider nicht mehr Macht gegeben. Es muß daher jetzt auskosten, was es am 14. September 1930 an politischen Fehlern begangen hat. Genosse Husemann richtete einen eindringlichen Appell an alle Parteigenossen und Anhänger. Er erklärte: Es gilt in der kommenden Zeit zusammenzustehen. Je mehr Macht wir hinter uns haben, umso viel mehr ist es uns möglich, der Notverordnung die gefährlichen Giftzähne auszubrechen. Nur Einigkeit und Zusammenschluß kann uns helsen. Die Sozialdemokratie muß sich erweisen als ein Block, an dem alle Pläne der Feinde des arbeitenden Volkes zerschellen. Die Versammlung zollte den Ausführungen des Genossen Husemann stürmischen Beifall. Der Versammlungsleiter, Genosse König, schloß die Versammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratische Partei! Stärkt Westfalens Reichsbanner! Die Führer rufen zur Sammlung und Stärkung Gestärkt durch die ihnen zufließenden großindustriellen Subventionen berennt die Reaktion die Positionen der Republik. Die Schwächung, Ausschaltung und wenn möglich die Zerstörung der Arbeiterorganisationen und die Beseitigung der Arbeiterschutz- und Sozialgesetzgebung ist das Ziel der großindustriellen Scharfmacher.„„ Die Gelder der Stahl- und Eisenkönige fließen und in ihrem Auftrage üben die Nazis ihren Terror aus und versucht der Stahlhelm außenpolitische Komplikationen herbeizuführen. Deutschland soll in der Welt nicht zur Ruhe kommen, das ist ihr Wunsch. Die Reaktion will die Krise und die politische Unruhe um hetzen und schüren # stnnen. Trotz Erkenntnis dieser Zusammenhänge leisten die kommunistischen Führer den Repuvii#- und Arbeiterfeinden durch ihre unsinnige Krawall- und Putschpolitik, durch ihre unehrliche von Haß triefende Hetzagitation . die besten Zutreiberdienste. Rechts- und Linksextreme werfen sich gegenseitig die Bälle zu. Von beiden Seiten wird gerüstet gegen die demokratische Republik, in der wir die Aufstiegmöglichkeit des arbeitenden Volkes sehen. In dieser Stunde des politischen Kampfes, vor den entscheidenden Auseinandersetzungen des Herbstes und des Winkers rufen wir auf zur weiteren Stärkung der republikanischen Abwehrtruppe, des Reichsbanners Schwarz=Rok=Gold! Männer und Jünglinge des republikanilchen Lagers! Parteigenollen und Gewerklchaftskollegen! Kameraden und Freunde! Setzt den bezahlten Hilfstruppen des Groß- und Schwerkapitals euern Abwehr- und Kampfeswillen entgegen. Rültet für die Tage der Entlcheidung! Folgt unserm Rufe: Hinein in das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold Ortsausschuß Dortmund des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes. Alwin Brandes=Berlin(Vors. des Deutschen MetallarbeiterVerbandes), M. d. R.; Franz Bornhoff=Münster(Vors. d. SPD.= Unterbez. Münster); Walter Freitag=Hagen(Bez.=Leiter des D. M. V.); Fritz Fries=Siegen(Vors. d. SPD.=Unterbezirks Siegen); Robert Geritzmann=Gelsenkirchen(Vors. d. ArbeiterSportkartells); Fritz Henßler=Dortmund(Vors. d. SPD.=Unterbezirks Dortmund), M. d. R.; Erich Geske=Gronau(Bevollm. im Deutsch. Textilarb.=Verb.); Fritz Husemann=Bochum(Vors. des Bergbau=Industriearbeiter=Verbandes); Karl Hölkeskamp=Herne (Vors. d. SPD.=Unterbez. Bochum); Franz Klupsch=Dortmund (Vorsitzender des SPD.=Bezirks westl. Westfalen), M. d. L.; Jakob Kurth=Plettenberg(D. M. V.); H. Lehnemann=Bergkamen (Vors. d. SPD.=Unterbez. Hamm); Walter Oettinghaus=Milspe (Vors. d. SPD.=Unterbez. Hagen); Max Ritter=Dortmund(Zentralverband der Angestellten); Georg Scheer=Hohenlimburg(Bevollm. im D. M. V.); Hans Schmidt=Herten(Vors. d. SPD.= Unterbez. Recklinghausen); Richard Schüttrigkeit=Bochum(Ruhrbez.=Leitung im Bergbau=Industriearbeiter=Verband); Wilh. Schmiegelt=Gelsenkirchen(Ortsausschuß des A. D. G. B.); Max Wienold=Hamm(Gauleiter im Reichsbund der Kriegsbeschäd.); Peter Zimmer=Bochum(Redakteur der Bergarbeiter=Zeitung). egee Berlin, 2. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Der sozialdemokratische Pressedienst schreibt: Die sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Dr. Kurt Rosenfeld, Seydewitz und Ströbel veröffentlichen in der neuesten Nummer des von ihnen herausgegebenen Organs einen„Mahnruf an die Partei“ in dem eine Aenderung des Kurses der offiziellen Parteipolitik und der sofortige Verzicht auf die Tolerierung des Kabinetts Brüning gefordert wird. Sie treten mit einem derartigen„Mahnruf“ hervor, trotzdem der Leipziger Parteitag erst vor wenigen Wochen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion sein Vertrauen ausgesprochen hatte und die Fraktion wenige Tage später gegen eine geringe Minderheit beschloß, ihre Politik nicht der katastrophalen Zuspitzung gesamtpolitischer Verhältnisse anzupassen. Angesichts dieses Tatbestandes müssen sich die Urheber des„Mahnrufes“ selbst sagen, daß sich die übergroße Mehrheit der Partei nicht zu ihren Anschauungen bekennt. Es besteht also die Frage: Warum dennoch der Aufruf im gegenwärtigen Augenblick. Die Antwort ergibt gegen die Tartei sich aus der gleichen Nummer des oppositionellen Organs, in dem zum Schluß Genossinnen und Genossen, die den„Mahnruf“ unterstützen, um Zustimmungserklärungen gebeten werden. Das ist nichts anderes als ein Versuch, innerhalb der Partei eine Opposition zu organisieren, nichts als ein Versuch, innerhalb der Partei eine Partei zu schaffen. In dieser Beziehung ist der„Mahnruf“ an die Partei nur als Mittel zum Zweck zu betrachten. Ist das so, dann steht das Vorgehen der Oppositionellen im Widerspruch zu dem Geist und der dringenden Mahnung des Leipziger Parteitages, nicht mit der Einheit der Partei zu spielen. Diese Einheit und Geschlossenheit ist der übergroßen Mehrheit der sozialdemokratischen Mitgliedschaft ein Heiligtum, das sie nicht antasten läßt. Damit ist die Haltung der maßgebenden Parteiinstanzen zu der neuesten Sondernummer der Oppositionellen gegeben. Der Parteiausschuß der SPD. wird für Mitte der nächsten Woche zur Beratung der politischen Lage in Berlin eintreffen. Er wird sich bei dieser Gelegenheit unter anderem mit der Sonderaktion der Opposition befassen. Achtstundentag in Spanien Madrid, 2. Juli. Die spanische Regierung hat eine Verordnung unterzeichnet, durch welche für Spanien der Achtstundenarbeitstag in genauer Anlehnung an das Washingtoner Abkommen eingeführt wird. Aushebung der fl Nauchwaren Berlin, 2. Juli.(Drahtmeldung. Der Reichsrat stimmte am Donnerstag einer Verordnung zu, wonach die Zollbefreiung für Tabakerzeugnisse zum großen Teile aufgehoben wird. Durch diese Verordnung soll vor allem die außerordentlich umfangreiche Ausnutzung der Erlaubnis unterbunden werden, daß man ein bestimmtes Quantum Rauchwaren über die Grenzen zollfrei nach Deutschland hereinbringen konnte. Von dieser Erlaubnis soll in bestimmten Gebieten zum Schaden des deutschen Tabakgewerbes und des Steuerfiskus allzureichlicher Gebrauch gemacht worden sein. Jedoch wird die Erlaubnis für Reisende, Mundvorrat an Rauchwaren zollfrei mitzuführen, nicht berührt. Die deutsch-österreichische Follvereinkarung vor dem Raager Schiedsgerichtshof Haag, den 1. Juli.(Drahtmeldung.) Im Sekretariat des Ständigen Internationalen Gerichtshofes sind bis zum 1. Juli, d. h. innerhalb der vorgeschlagenen Frist, die schriftlichen Darlegungen der deutschen, österreichischen, französischen, italienischen und tschechoslowakischen Regierung zum deutsch=österreichischen Protokoll vom 19. März 1931 über die Zollvereinbarung eingegangen, dessen juristische Vereinbarkeit mit dem Genfer Protokoll vom 4. Oktober 1922 und den Bestimmungen des Friedensvertrages von St. Germain dem Haager Gerichtshof durch Völkerbundsratsbeschluß vom 19. Mai 1931 zur Begutachtung überwiesen worden ist. Gombenattentat vor einem Urbeitsnachweis Paris, 1. Juli.(Eig. Drahtber.) Vor einem Stellennachweis, für italienische Arbeiter in Paris explodierte am Mittwoch nachmittag gegen ½5 Uhr eine Bombe. Drei Italiener wurden verletzt. Zwei ergriffen trotz ihrer Verwundungen die Flucht und konnten bisher nicht ermittelt werden. Der dritte wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei nimmt an, daß es sich um ein politisches Attentat handelt. Die kranzösische Kohlenkrise Paris, 1. Juli. In der Bergwerkskommission der Kammer wurde ein Gesetzentwurf über die Kontingentierung der Einfuhr ausländischer und französischer Kolonialkohle nach Frankreich angenommen. Es soll die beschleunigte Verabschiedung des Gesetzes durch die Kammer gefordert werden, um der französischen Kohlenkrise begegnen zu können. 905 Millionen Dollar Defizit im amerikanilchen Haushalt Inslationsgeumter Rugenberg Der Landbankskandal vor dem Untersuchungsausschuß Berlin, 2. Juli.(Eig. Drahtbericht.) Der Untersuchungsausschuß des preußischen Landtages, der die Kreditgewährung an die Landbank zu überprüfen hat, nahm am Donnerstag den Bericht des Abgeordneten Kuttner(SPD.) entgegen. Was der Referent vortrug, ist die Geschichte eines typischen Inflationsgewinnlers, der eine Bank für 50 Goldmark kauft und hinterher einige hunderttausend Goldmark staatliche Gelder einsteckt. Dieser typische Inflationsgewinnler ist kein anderer als Herr Hugenberg. Die Bank, die Hugenberg so billig erhalten hat, ist die oben erwähnte Landbank. Sie diente dem Siedlungswerk im Osten und hat Bedeutung für die Kreditgewährung an Kleinsiedler. Hugenberg wurde 1919 in den Aussichtsrat der Landbank gewählt. In der Inflation ergaben sich bei der Bank Schwierigkeiten. Sie mußte schließlich ein holländisches Darlehn aufnehmen. Mit der Zeit ging die Bank spottbillig an den Hugenbergkonzern über. Allerdings hatte der Hugenbergkonzern mit dem Erwerb der Aktienmajorität der Landbank die Verpflichtung übernommen, die holländische Anleihe zu tilgen. Tatsächlich sind auch 58000 Gulden vom Hugenbergkonzern abgetragen worden. Unter der Hugenbergschen Führung wurde die Landbank im Jahre 1925 konkursreif. Sie verlangte zu ihrer Stützung ein Darlehn vom preußischen Staate in Höhe von 2 Millionen Mark und als der Staat das ablehnte, machte Hugenberg die Rechtspresse gegen das„rote Preußen“ mobil, das angeblich das Siedlungswerk im Osten brachlegen wollte. Im Interesse der Siedlung entschloß sich der Preußische aat später zu einer Sanierungsaktion. Danach sollte die ovinz Grenzmark und der Preußische Staat eine Aktienmehrvon 35 Millionen Mark erwerben. Der Hugenberg=Konzern ed daraushin aus der Bank aus. Er wurde auch von der teren Zahlung des holländischen Kredites entbunden. Fällig ren noch etwa 330000 Mark. Dazu bekam Hugenberg Hypoken und Grundstückswerte im Betrage von 400000 Mark. ch dem Ausscheiden der alten Majoritätsbesitzer zeigte sich die ganze Hugenbergsche Wirtschaft. Es wurden eine ganze Reihe von Verlustgeschäften festgestellt. Die alte Goldmarkbilanz der Landbank konnte nicht aufrecht erhalten werden, weshalb man das ursprüngliche Kapital auf 65 000 Mark zusammenlegen mußte. Trotzdem stellten die Hugenbergschen Leute weitere Forderungen und man entschloß sich auf ihr Drängen, ihnen noch einmal 10 Mark pro Aktie nachzuzahlen. Das ganze wurde für Hugenberg ein großartiges Geschäft. Der Berichterstatter stellte fest, daß die Landbank, die mit 43 Mark und einer Schuldendeckung von rund 100000 Mark von Hugenberg erworben worden war, der Hugenberggruppe einen Gewinn von etwa einer halben Million Mark gebracht hat. So sieht der Inflationsgewinnler Hugenberg aus. Geratung über die Landtagsauftösung am 8. Juli Berlin, 2. Juli.(Drahtmeldung.) Beim Präsidenten des Preußischen Landtages ist die Mitteilung der Staatsregierung eingegangen, daß das Volksbegehren rechtswirksam zustandegekommen sei. Der Aeltestenrat des Landtages wird am Dienstag, den 7. Juli, den Beratungsplan für den Sitzungsabschnitt feststellen, der an diesem Tage beginnt und voraussichtlich bis zum 10. Juli anhalten wird. Die Frage der Landtagsauflösung wird voraussichtlich am 8. Juli im Plenum zur Beratung und am 10. Juli zur Abstimmung gestellt werden. Man rechnet mit einer großen politischen Aussprache, in der das Verbot der Spartakiade eine besondere Rolle spielen wird. Am 7. Juli will man die Siedlungsgesetze weiterberaten, um sie am 10. Juli zu verabschieden. Außerdem steht noch eine Reihe von Anträgen zur Erledigung. Auch soll der Gesetzentwurf über die Studiendauer als Vorbedingung für die Zulassung zur juristischen Promotion verabschiedet werden.— Die Sommerferien sollen nach den Vorschlägen, über die der Aeltestenrat zu entscheiden hat, bis zum 13. Oktober anhalten. Washington, 1. Juli.(Drahtmeldung.) Die Regierung schloß das Etatsjahr 1931 gestern mit einem Defizit von 903 Millionen Dollar ab. Aus dem Nordland zurück „Graf Zeppelin“ auf der Rückfahrt Friedrichshafen, 2. Juli. Das Luftschiff„Graf Zeppelin“ wird nach einer Mitteilung der Werftleitung schon für heute abend zwischen 8 und 9 Uhr in Friedrichshafen zurückerwartet. Heute früh 7 Uhr befand sich das Luftschiff über Utsere bei Bergen.. Um 8 Uhr überflog das Luftschiff Skudeneß in Schweden. Westerland(Sylt), 2. Juli. Das Luftschiff„Graf Zeppelin“ hat auf seiner Rückreise nach Friedrichshafen heute um 10,15 Uhr das Lister Etft(Sylt) mit Kurs auf die Westküste Schleswigs passiert. Graf Zeppelin über Hamburg Hamburg, 2. Juli. Das Luftschiff„Graf Zeppelin“ erschien, elbaufwärts kommend, kurz nach 6 Uhr nachmittags über Hamburg und führte eine Schleife von etwa einer Stunde über der Stadt aus. Das Luftschiff fuhr dann in südöstlicher Richtung weiter. Ein Todesopler der Teiner Zusammenstöße Peine, 2. Juli. Die Zusammenstöße, die sich hier gestern ereignet haben, haben ein Todesopfer gefordert. Der Nationalsozialist Sievers aus Braunschweig, der einen Bauchschuß erhalten hatte, ist im Krankenhause seinen schweren Verletzungen erlegen. Heute vormittag wurde ein Nationalsozialist aus Peine besinnungslos an der Horst aufgefunden. Der Schwerverletzte wurde dem Krankenhaus zugeführt. Nach den polizeilichen Ermittlungen ist er einem Ueberfall zweier Kommunisten zum Opfer gefallen. Die Täter sind flüchtig. 1 1 * K ParteiNachrichten für den Unterbezirk sind beim Sekretariat in Bochum Viktoriastraße 46 einzureichen.— Teleion 685 30 SPD. Witten=Crone. Samstag, den 4. Juli, abends 7 Uhr, findet im Lokale Zelle:, Hörder Straße, eine Vorstandssitzung statt. Sämtliche Funktionäre müssen teilnehmen. Distrikt B.=Stienel, Wiemelhausen, Querenburg, Weitmar 1. Samstag, den 4. Juli, findet abends 8 Uhr im Lokal Hahne in Querenburg eine Sitzung der Filialleiter des Distrikts B.=Stiepel=Wiemelhausen=Querenburg=Weitmar 1 statt. Auf der Tagesordnung stehen wichtige Punkte, so daß das Erscheinen aller Filialleiter erforderlich ist.— Distrikt Alt=Bochum. Dienstag, den 7. Juli, abends 7 Uhr, findet im Bureau der Partei, Bochum, Viktoriastraße 46; eine wichtige Sitzung des Distrikts Alt=Bochum statt. Allseitiges Erscheinen ist unbedingt erforderlich.— Bochum=Gerthe. Samstag, den 4. Juli, abends 7 Uhr, im Lokale Korte wichtige Mitgliederversammlung. Tagesordnung wird in der Versammlung bekanntgegeben. Referent Genosse Lohoff. Allseitiges Erscheinen der Mitglieder ist unbedingt erforderlich.— Filiale Weitmar 3. Sonntag morgen 9 Uhr müssen sich alle Genossen beim Genossen Comes, Schwindstraße 6, melden zwecks Flugblattverteilung. Ortsverein Herne=Baukau. Sonntag, den 5. Juli, Familienausflug. Treffpunkt Wirtschaft Mallwitz. Strünkeder Straße. Abmarsch erfolgt pünktlich mittags 12.30 Uhr. Zahlreiche Beteiligung wird erwartet. Gemütliche Stunden für jung und alt sind gewiß. Arbeiter Wonnamft Bochum=Riemke. Donnerstag. den 9. Juli, machen wir einen Ausflug zum Halterner Stausee. Farhtkosten 1 bis 1,20 M. Genossinnen und Freunde unserer Bewegung, die mit wollen, müssen sich bis Samstag, den 4. Juli, bei der Genossin Schellenberg, Fröbelstraße, melden. Alles Nähere dort. ARBEITERSANGER-BEWEGUNG Volks=Chox B.=Weitmar. Wir nehmen Sonntag, 5. Juli, geschlossen an der Veranstaltung unseres Brudervereins „Freundschaft“ Holthausen teil. Sämtliche Mitglieder von Weitmar=Nord treffen sich pünktlich um 8.45 Uhr an der Wirtschaft Marx. Wir fahren um 9 Uhr pünktlich ab. Die Mitglieder aus Weitmar=Mitte treffen sich kurz vor 9 Uhr an der Wirtschaft Schröer. Alle andern treffen sich um 9.15 Uhr an der Wirtschaft Spengler. Diese fahren mit dem zweiten Wagen um 9.30 Uhr ab. Der Fahrpreis beträgt für Hin= und Rückfahrt 0.70 Pf. Nachzügler gehen zur Wirtschaft Krüger, Holthausen. ReichsBanner Schwarz-Rot.Gold Ortsgruppe Bochum. Betrifft Festmarsch in Wattenscheid! Zur Teilnahme am Festmarsch in Wattenscheid steht der 1. Bezirk Bochum=Herne, Gerthe=Harpen, um 14.45 Uhr ortsvereinsweise im Stadion Beckmannshof, Wattenscheid, zur Aufstellung zum Festzug bereit. Alles Nähere wird durch die technischen Leiter bekanntgegeben. Der Beziksführer. — Heute abend 6.30 Uhr findet im Gewerkschaftshaus eine Sitzung, und zwar für Vorstand, Kameradschaftsführer und Kameradschaftskassierer statt.— Ortsgruppe Langendreer. Sonntag, den 5. Juli, findet unser Familienausflug zum Restaurant Hahne in Querenburg statt. Der Sammelpunkt ist 1.15 Uhr am Gewerkschaftsplatz, von wo pünktlich um 1.30 Uhr mit Trommelmusik der Abmarsch durch die Weststraße über Uemmingen erfolgt. Für die Kameraden ist dieses eine Pflichtveranstaltung. Hier sollen die Angehörigen einmal wieder zu ihrem Recht kommen, weshalb auch für Unterhaltung der Kinder und der Erwachsenen durch Spiele usw. bestens gesorgt ist. Volle Beteiligung der Familien wird daher erwartet. Bedingung ist: Schönes Wetter und Humor mitbringen.— GroßBochum, 3. Kameradschaft. Antreten der Kameraden um 6.45 Uhr am Friedrichsplatz. Die Gruppenführer haben alle Kameraden zu benachrichtigen. Die Kameraden von Hordel nehmen an der Veranstaltung in Wattenscheid ebenfalls teil und treffen sich auf dem Sammelplatz. Heute und morgen Tonder-Veikaul in sämtlichen Abteilungen! Abtellung Räse und Butter Wellenbutter. Pfund 7 ker Pfund 45%.... Pfund O. Schilter Die gegen Intektion. 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Bürgschaften.... 18 300.— J 27991.37 R.A 11 137.96„ 746 770.80„ 248608.15" 1799254.75" 1877 746.28„ 209 467.46„ 1804617.21" 3434 155.25" 173 355.03„ 30829.55„ 3207 095.76„ 67 939.27" 7923.47„ 13646892.31 1. Spareinlagen........... 8 490693.56 2. Einlagen in lausender Rechnung... 853 255.44„ 3. Bankvorschüsse 5 168.56„ 4. Guthaben der Aufwertungsmasse 549012.50„ 5. Wohnungsbaufürsorgesonds 3183517.92" 6. Uebergangskonto 11014.67„ 7. Sicherheits= und sonstige Rücklagen. 455639.82" 8. Reingewinn 98 589.84„ 9. Bürgschaften..... 18 300.— M# 13646 892.31 Gewinn und Veriastrechnung am 31. Bezemert 1990 404 Soll Haben 1. Gezahlte Zinsen. 600 535.63 R. 4 2. Kosten für Instandhaltung der Gebäude. 11 472.39„ 3. Kursverluste(buchmäßige) 22 540.96„ 4. Verwaltungskosten: a) persönliche...... 116094.46 R.4 b) sächliche 19297.56" c) Steuern 13537.19„ 148929.21„ 72924.50„ 98 589.84 5. Ueberweisung an die Kursrücklage 6. Reingewinn..... 954 992.53 R.A Vereinnahmte Zinsen........ 817 078.74 J. Einnahmen aus Grundbesitz..... 6010.39" Sonstige Einnahmen.......... 26 829.24„ Kursgewinne a) rechnungsmäßige 72924.50„ d) tatsächliche............. 32 149.66„ GLSOOES R Wattenscheid, den 7. Februar 1931. Noelwarlasst Banduscheir —