Organ der Bezugspreise. Die„Wittener Volkswacht" erscheint täglich vormittags mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet freibleibend monatlich 2.40 Mk. (im voraus zahlbar) Einzelnummer 10 Pfenutg tätigen Bevölkerung für den Stadtkreis Witten Mitteilungsblatt der freien Gewerkschaften der Arbeiter=Sport= und Kulturvereine Geschäftsstelle: Witten, Johannisstraße 37, Fernsprecher 3627 Anzeigenpreise: 1 mm Höhe 1 spaltig* Pf. auswärts 8 Pf., Arbeits= und Wohnungsmarkt und private Familienanzeigen 4 Pf., Reklameteil 40 Pf. Bei Wiederholung Rabatt, der bei gerichtlicher Beitreibung in Wegfall kommt. Annahmeschluß für Inserate nachmittags 3 Uhr Die Radtoffantfer 3 vor der Bergarbeiter-Internationale Krakau, 14. Mai(Eig. Drahtbericht.) Die Bergarbeiterinternationale beschäftigte sich im weiteren Verlauf ihrer Tagung mit dem Problem der Rationalisierung. Dr. Berger-Deutlchland der mit einem großangelegten Vortrag die Grundlage für die Erörterung des Rationalisierungsproblems auf dem Kongreß schuf, stellte für die Beurteilung der Frage Rationalisierung oder nicht, folgende Gedanken in den Vordergrund: Die Beschleunigung des Arbeitstempos in Gefolge der Rationalisierung hat zweifellos neue Gefahrquellen 4 für Leben und Gesundheit der Bergarbeiter geschaffen. Ihre Arbeitskraft wird bei gleichbleibenden Schichten heute viel stärker ausgenutzt. Daraus ist einmal die Forderung auf erhöhten Schutz gegen Krankheit und Invalidität, sowie auf Verbesserung der Grubensicherheit herzuleiten und zweitens muß dem Bergmann, der Mitgenuß an dem Nutzeffekt der Rationalisierung durch Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhung gesichert werden. Bisher war die Rationalisierung im Bergbau noch allzusehr nur auf Steigerung der privatwirtschaftlichen Renten eingestellt. Sie hat aber auch volkswirtschaftliche Konsequenzen. Die bergbauliche Unternehmerform führte zu einer Konzentration der wirtschaftlichen Verfassungsmacht der privaten Industrie, wodurch gleichzeitig auch soziale KräfteVerlagerungen erfolgten, die zu internationaler Gemeinschaftsarbeit hindrängen. Zu den volkswirtschaftlichen Konsequenzen kommt dann noch die bereits genannte sozialpolitische. Dawis=England stellt sich zu den Ausführungen Bergers sehr kritisch. Er bemängelt, daß den kapitalistischen Rationalisierungen nicht energisch genug der Kampf angesagt werde und weist ausdrücklich auf die immer stärker werdende Beherrschung der Kohlenindustrie durch die internationalen Finanzmächte Dresden, 14. Mai.(Eig. Drahtber.) In der Mittwoch=Sitzung des Sächsischen Landtages kündigte der sozialdemokratische Abgeordnete Böschel dem Kabinett Schieck bei der Besprechung der Regierungserklärung den schärfsten Kampf der Sozialdemokratie an. Der volksparteiliche Abgeordnete Blüher gab im Namen der Regierungsparteien eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt, daß die große Mehrheit der sächsischen Bevölkerung praktische Arbeit wünsche und keine Beunruhigung durch Landtagswahlen mit einem ungewissen Ausgang. Der nationalsozialistische Abgeordnete Killinger führte aus: Die Nationalsozialisten hätten für das Arbeitsministerium Beamten präsentiert, die ihrer Partei nahestehen. Sie wollten das Arbeitsministerium nicht auflösen, sondern es sollte in diesem Ministerium reine Bahn gemacht werden, weil dort noch immer Kreaturen Zeigners sitzen. Ministerpräsident Schieck sei diesem Wunsche nicht nachgekommen, sondern habe die Nationalsozialisten vor vollendete Tatsachen gestellt. Das Wort von dem Beamtenkabinett sei ein dummes Schlagwort. Damit könnte man vielleicht bürgerlichen Spießern imponieren, aber nicht den Nationalsozialisten. Als dann der Nationalsozialist Kunze zwei sozialdemokratische Beamte des Arbeitsministeriums namentlich aufzählte und als Exponenten einer korrupten Zeit bezeichnete, ohne daß der deutschnationale Vizepräsident diese Ausführungen rügte, kam es zu stürmischen Szenen. Im Namen der sozialdemokratischen Fraktion protestierte Abgeordneter Edel dagegen, daß der Vizepräsident die Beschimpfung geduldet habe. Er verwies ferner darauf, daß die Nationalsozialisten, die wieder einmal ihre Lausejungenmanieren gezeigt hätten, die Spitze des Kabinetts Bünger gewesen seien. Am Dienstag, den 20. Mai, wird die Entscheidung über die Annahme oder Ablehnung des sozialdemokratischen Autlösungsantrages fallen. Da die Nationalsozialisten wahrhin, wodurch nicht nur für die Bergarbeiter, sondern auch für den Frieden ernste Gefahren bestehen. Dawis bestreitet, daß man die kapitalistische Rationalisierung als einen Weg zu systematischer Wirtschaftordnung gelten lassen könne und schließt mit der Forderung nach kräftigen sozialpolitischen Zwangsmaßnahmen, wie den Ausbau der Sozialversicherung, Verbesserung der Arbeitslosenunterstützung, Sicherung einer ausreichenden Altersrente, Verlängerung des schulpflichtigen Alters usw. Raussi=Frankreich weist auf die Häufung der Grubenunfälle infolge der Rationalisierung hin. Dujardin=Belgien betont, die nachteiligen Folgen der Rationalisierung seien unleugbar. Gleichwohl müsse mit ihr gerechnet werden. Die Bergarbeiter dürften ihre Kraft nicht in einem aussichtslosen Kampf gegen die Rationalisierung vergenden. Sie müßten vielmehr dafür sorgen, daß nicht die Lasten und Spesen des technischen Fortschrittes auf sie allein abgewälzt werden. Zu diesem Zwecke müßten sie die Mitarbeit der öffentlichen Gewalten gewinnen. Berger erklärte gegenüber der Kritik des englischen Delegierten, daß er die schweren Schäden der Rationalisierung keineswegs übersehe. Die Frage sei nur, ob man das Kind mit dem Bade ausschütten und jede Rationalisierung grundsätzlich bekämpfen wolle. Ein solcher Kampf sei aussichtslos und unterbinde den Fortschritt. Die gleiche grundsätzliche Haltung zur Frage der Rationalisierung, die er einnehme, habe auch der Internationale Gewerkschaftsbund. Auf Antrag von Cook=England wurde das internationale Komitee beauftragt, die Rationalisierungsfrage unter Berücksichtigung der Kongreß=Debatte einem gründlichen Studium zu unterziehen und darnach den angeschlossenen Verbänden konkrete Vorschläge zu machen. scheinlich ebenso wie die Sozialdemokraten und Kommunisten für die Auflösung stimmen werden, wird der sächsische Landtag höchstwahrscheinlich in der nächsten Woche sein Ende finden und mit ihm die Regierung Schieck. Die Mißwirtschaft in Berlin von der Sozialdemokratie ichon 1924 beleuchtet Berlin, 14. Mai.(Eig. Drahtber.) Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages zur Prüfung der Mißwirtschaft der Berliner Stadtverwaltung vernahm am Mittwoch vier Zeugen, die den früheren Grundstücksdezernenten Busch(Wirtschaftspartei) schwer belasteten. Busch hat zwei Vertretern eine Provision von nahezu 500000 Mark ausgezahlt. Das Ausschuß=Mitglied Adolf Hoffmann gab dem Ausschuß Kenntnis von einem Briefwechsel zwischen ihm und Stadtrat Busch über den Ankauf von Grundstücken. Danach hat Busch seiner Zeit den damaligen sozialdemokratischen Stadtverordneten Hoffmann unter Hinweis auf die gegen ihn gerichteten Angriffe der Sozialdemokratie zu einer persönlichen Rücksprache in sein Arbeitszimmer gebeten. Hierbei wollte er die Vorwürfe entkräften. Hoffmann hat eine solche Rücksprache schriftlich mit der Bemerkung abgelehnt, daß er in der Stadtverordnetenversammlung seine Angriffe gegen Busch nicht als Einzelperson, sondern als Mitglied und im Auftrage der sozialdemokratischen Stadtverordnetenfraktion gerichtet habe. Busch sei also nicht ihm persönlich, sondern der Oeffentlichkeit Aufklärung schuldig. Da Busch inzwischen gegen sich selbst ein Disziplinarverfahren beantragt hatte, erbat der Oberbürgermeister von Hoffmann brieflich eine Darstellung der Vorwürse gegen Busch als Unterlage für die Untersuchung. Diesem Ersuchen ist Hoffmann nachgekommen, doch ist eine Antwort darauf nie erfolgt. Es steht also fest, daß die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion schon im Jahre 1924, also rechtzeitig auf die Mißstände in der Berliner Stadtverwaltung aufmerksam gemacht hat. Arbeitslosigkeit Ua Arrhememnen Vorschlag zur Neulianzierung der Reichshille Die Beratungen über die Neufinanzierung der Arbeitslosenversicherung sind in vollem Gang. Der Vorstand der Reichsanstalt ist schon seit einigen Tagen damit beschäftigt, für den Reichsarbeitsminister Vorschläge zur Lösung des Finanzproblems auszuarbeiten. Angesichts der überaus bedenklichen Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt sah sich auch der Reichskanzler veranlaßt, auf die Notwendigkeit stärkerer finanzieller Hilfe für die Arbeitslosenversicherung hinzuweisen. Der Reichsarbeitsminister hat bereits über eine Erhöhung des Beitragssatzes auf vier Prozent Andeutungen gemacht. Der Kernpunkt des Finanzierungsproblems ist die Beteiligung des Reichs an der Finanzierung des Arbeitslosenschutzes. Daß die Allgemeinheit und damit das Reich die Pflicht hat, zur Sicherung einer angemessenen Arbeitslosenunterstützung beizutragen, hat der Präsident der Reichsanstalt vor kurzem vor den Vertretern der Presse mit überzeugenden Gründen dargelegt. Die Riesenarbeitslosigkeit, die uns zur Zeit heimsucht, ist nicht eine rein wirtschaftliche Angelegenheit. Die gewaltigen strukturellen Veränderungen, die Hunderttausende aus dem Arbeitsprozeß ausschaltet, und der Dauerarbeitslosigkeit ausgeliefert haben, erfordern allgemeine Hilfe. Bei der gegenwärtig für 1930 angenommenen monatlichen Durchschnittszahl von 1,2 Millionen unterstützten Arbeitslosen, die die Reichsanstalt auch für ihren Etat pro 1930/31 eingesetzt hat, wird von guten Kennern des Arbeitsmarktes hinsichtlich der Ursachen der Arbeitslosigkeit folgende Größenordnung geschätzt: Konjunkturell Arbeitslose rund 500000, strukturell Arbeitslose rund 475000, Saisonarbeitslose(900000 in den drei Wintermonaten) rund 225000; zusammen 1200000 unterstützte Arbeitslose. Die wahrscheinliche Erhöhung der Unterstütztenzahl wird zu etwa zwei Drittel strukturellen Ursachen und zu einem Drittel konjunkturellen Gründen zugeschrieben. Ausgehend von der in den ursächlichen Zusammenhängen zwischen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftssystem beruhenden Verpflichtung der Gesamtheit zur Linderung der Arbeitslosennot, hat in der soeben erschienenen neuesten Nummer der von Hilferding herausgegebenen„Gesellschaft“, Dr. Rawicz von der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung zur Aenderung des bisherigen Finanzierungssystems des Arbeitslosenschutzes folgenden Vorschlag gemacht:„Erweiterung des zwangsversicherungspflichtigen Personenkreises durch Einbeziehung aller oder eines Teiles der von der Arbeitslosenversicherung befreiten Arbeitnehmer, regelmäßige Reichsbeiträge zur Arbeitslosenversicherung, Festlegung des Höchstbetrages, die zusammen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Reich aufgebracht werden muß, unter voller Berücksichtigung der veränderten Ursachen der Arbeitsmarktentwicklung und insbesondere des sich verschärfenden Gegensatzes zwischen aufsteigender Wirtschaftskonjunktur und gleichzeitig absteigender Arbeitsmarktentwicklung, unbeschränkte Darlehenspflicht des Reiches in Rotzeiten mit der Maßgabe, daß diese Darlehen aus einmaligen substanziellen Sondersteuern aufgebracht werden müssen(Vermögenssteuer=, Erbschaftssteuer=Sonderumlage), um die Belange des Reichsetats in keinem Zeitpunkt aus der Arbeitslosenversicherung heraus zu gefährden.“ Das Kernstück dieses Vorschlages liegt in der Forderung von regelmäßigen Reichsbeiträgen und in der Hilfe des Reichs in Notzeiten auf dem Weg substanzieller Sondersteuern. Die Reichsbeiträge will Rawicz auf die Unterstützungszahl abstellen— um so eine organische Verbindung zwischen Beitragseinnahmen der Reichsanstalt und der von ihr aufzufangenden Arbeitslosigkeit herbeizuführen— und zwar etwa in der Form, daß das Reich für jeden Hauptunterstützten, der im Monatsdurchschnitt nach einem bestimmten Verfahren festgestellt wird, z. B. 20 Mk. an die Reichsanstalt abführt, d. h. also z. B. bei 1 Million Hauptunterstützungsempfänger im Frühjahr 20 Millionen RM. und im Winter bei 2½ Millionen Unterstützten 50 Millionen 0„ 0 in Jachsen? Mark im Monat. Das würde bei einer Durchschnittszahl von z. V. 13 Mellionen Unterstützten pro Jahr einen Reichsbeitrag von rund 312 Millionen Mark bed euten. Er werde geringer, wenn die Arbeitslosigkeit sinkt, und höher, wenn sie steigt. Dieses System variabler Reichsbeiträge, gemessen an der Unterstütztenzahl sei auch für die Reichsfinanzen deswegen nicht so bedenklich, weil der annähernde Zuschußbetrag für jedes Jahr wenigstens mit einiger Sicherheit bestimmt werden könne und ein etwaiger zu hoher Ansatz im Reichsetat für die Zwecke dieser Reichsbeiträge für das künftige Haushaltsjahr übertragbar gestellt, bzw. ein zu niedriger durch Vorwegnahme aus dem künftigen Etat vorübergehend erhöht werden könne. Wenn man bei einem solchen variablen Reichsbeitrag etwa 300 Millionen Mark jährlich in den Reichsetat einsetzte und die Titel zeitlich übertragbar gestalte, so werde damit der Unsicherheitskoefizient aus den Reichsfinanzen soweit die Arbeitslosenversicherung in Betracht komme, weitgehend ausgeschaltet, und ebenso sei eine Ueberfinanzierung der Arbeits##envenficherung aues Bsentlichen Mitteln vermieden. Entscheidend ist für Rawiez der Gesichtspunkt, daß die Mittel zur Behebung vorhersehbarer Notstände aus dem Volkseinkommen und die zur Abstellung unvorhersehbarer Notstände ganz besonderer Art aus dem Volksvermögen aufzubringen sind. Der Kompromißvorschlag der Regierung Brüning, der vom Reichstag verabschiedet wurde, sieht vor, daß das Reich künftig einen Zuschuß zur Arbeitslosenversicherung gewährt, der alljährlich festgesetzt und für das Rechnungsjahr 1930 auf 150 Millionen Mark begrenzt wird. Daß demgegenüber Rawicz's Vorschlag eine zweckmäßigere Lösung darstellt, ergibt sich von selbst. Sein Vorschlag würde bei 3½ Prozent Beitragssatz durch die Aufbringung eines Reichsbeitrages von rund 212 Millionen auch für eine Durchschnittszahl von 1,3 Millionen Unterstützte finanziell genügen. Man darf darauf gespannt sein, was man im Regierungslager darauf zu sagen hat. Kasen Ner Inidenntierkinik.., Uebernähme des Cemeindeanteits der Krisenunterstutzung auf das Reich im Eutachten-Gusschuß von den freien Kierikscnaften Rulengesern Berlin, 14. Mai.(Eig. Drahtbericht.) In dem großen Ringen für und gegen die von den Gewerkschaften geforderte soziale Bastion des Arbeitslosenschutzes ist eine neue Schlacht geschlagen worden. Nicht auf der Straße mit nationalsozialistischem und kommunistischem Radau, sondern in einem der Konferenzzimmer des Reichsarbeitsministeriums, in denen auch Klassenkämpfe durchgeführt werden. Die Schlacht galt der Fertigstellung des vom Reichsarbeitsministerium geforderten Gutachtens des Vorstandes der Reichsanstalt zur Neufinanzierung der Arbeitslosenunterstützung. Sie wurde mit beispielloser Erbitterung und Anstrengung geführt. Sie war reich an Spannungen, hochdramatischen Szenen und erfüllt von tragischen Konflikten. Die Regierung Brüning wollte, daß sozusagen eine Art Vorentscheidung zum Kampf um die Neufinanzierung des Arbeitslosenschutzes im Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung getroffen wurde. Wohl hat der Vorstand nur ein Gutachten fertiggestellt, aber dieses Gutachten legt bereits eine Linie für die kommende, im Reichstag zu fallende Hauptentscheidung fest. Die Beschlüsse des Vorstandes— um das gleich vorweg zu nehmen— dürften bei den Sozialreaktionären keine übermäßig große Freude auslösen. Die freien Gewerkschaften sind wieder einmal bei der Verteidigung des Arbeitslosenschutzes in die Bresche gesprungen. Sie haben Schlimmes verhütet und manches erreicht, was bei den Sozialreaktionären Aerger auslösen dürfte. Die Arbeitgeber hatten sich das Plänchen zurechtgemacht, die freien Gewerkschaften würden für Beitragserhöhung auf 4 Prozent stimmen. Dann könnten sie ihrerseits bequem für die Verschlechterung des Arbeitslosenschutzes eintreten. Dieses Plänchen wurde durchkreuzt. Die freien Gewerkschaften erklärten von vornherein, wir sind für 4 Prozent Beitrag nur dann, wenn keine Verschlechterungen beschlossen werden. Die Vertreter der Arbeitgeber, der bürgerlichen Gewerkschaften und der öffentlichen Körperschaften wollten dem nicht zustimmen. Für sie schaffte der Vertreter des preußischen Wohlfahrtsministeriums eine Plattform durch die Vorlegung eines Antrages, der Beitragserhöhung auf 4 Prozent und Zahlung der Sätze der Krisenunterstützung für die Arbeitslosen, die nicht 52 Wochen Anwartschaft erreicht haben, vorschlug. Die Familienzuschläge sollen nicht vermindert werden. Diese Regelung für alle Arbeitslosen mit kurzer Anwartschaft soll die Sonderregelung für die Saison=Arbeiter überflüssig machen. Für diesen Antrag stimmen 4 Vertreter der öffentlichen Körperschaften, 3 Arbeitgeber=Vertreter, die Christen und die Hirsche, sowie der Präsident der Reichsanstalt. Der Antrag wurde mit 10 gegen 6 Stimmen, d. h. gegen die Stimmen der freien Gewerkschaften angenommen. Mit diesem Antrag sollen 65 Millionen Mark gespart werden. Beschlossen wurde ferner gegen die freien Gewerkschaften die Beseitigung der Unterstützung für Jugendliche bis zu 17 Jahren, womit 12 Millionen Mark eingespart werden sollen. Weitere 8 Millionen will man dadurch ersparen, daß beim 65. Lebensjahr der Anspruch auf Unterstützung erlischt. 6 Millionen will man ersparen, indem man die 13 Beitragswochen, die bisher bereits zum Bezug der Krisenunterstützung berechtigten, nicht mehr an die für den Bezug der Arbeitslosenunterstützung notwendige Anwart= schaftszeit abrechnen lassen will. Das Rechenexempel für die Neufinanzierung des Arbeitslosenschutzes würde sich also folgendermaßen gestalten: Bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenziffer von 1,5 Millionen ein Kostenaufwand von 1550 Millionen Mark, bei 3½ Prozent Beitrag ein Aufkommen von 1015 Millionen, durch Erhöhung des Beitragssatzes auf 4 Prozent eine Mehreinnahme von 145 Millionen, Reichszuschuß 200 Millionen, Einbeziehung des ländlichen Gesindes in die Arbeitslosenversicherung— ein Erfolg der freien Gewerkschaften— 15 Millionen und Abwälzung der Verwaltungskosten der Krisenunterstützung auf das Reich 10 Millionen Mark. Dazu die bereits aufgeführten Ersparnisbeträge. Das alles zusammen würde eine Summe von 1476 Millionen Mark ergeben. Es würden also immer noch rund 100 Millionen fehlen. Auf Drängen der freien Gewerkschaften wurde der Ausbau der Krisenunterstützung und die Uebernahme des Gemeindeanteils der Krisenunterstützung auf das Reich beschlossen und zwar soll sich die Krisenunterstützung auf alle, insbesondere auch auf die baugewerblichen Berufe, erstrecken. Die Bezugsdauer der Krisenunterstützung soll auf die Dauer der Arbeitslosigkeit erstreckt werden. Diese Forderung der freien Gewerkschaften wurde mit 8. sagan 7 Stimmen audeneusisen. Woher die Regierung Brüning die Mittel zur Durchführung dieser Beschlüsse nehmen will, ist einstweilen eine offene Frage. Jedenfalls ist zu verzeichnen, daß der Reichsarbeitsminister Stegerwald in der heutigen Sitzung des Haushaltsausschusses bereits angekündigt hat, daß man um eine Erhöhung der Beiträge in der Arbeitslosenversicherung, zumindest vorübergehend, nicht herumkommen wird. Die freien Gewerkschaften haben einen Weg zur Mittelbeschaffung durch ein Notopfer der höheren Einkommen gewiesen. Vor einigen Tagen starb der Begründer und langjährige Führer der holländischen Sozialdemokratie, Pieter Jelle Troelstra, im Alter von 70 Jahren. Die Räumung des Kheinkands Opposition in der kranzösischen Generalität Paris, 14. Mai.(Eig. Drahtber.) In den außerordentlich warmherzigen und freundlichen Kommentaren, mit denen die französische Presse die DienstagUnterredung Briands mit Curtius in Genf begleitet hat, ließ unter anderem auch durchblicken, daß zwischen den beiden Außenministern ein volles Einvernehmen über die Modalitäten der Abwicklung der Räumung, sowie über den Endtermin der Räumungsoperation erzielt worden ist. Es ist Geheimnis, daß die Innehaltung des im Haag vereinbarten Räumungstermins nicht im Sinne des französischen Generalstabes und hoher Militärkreise in und außerhalb der Regierung liegt. Es soll sogar zu einer ziemlich erregten Auseinandersetzung zwischen Tardieu und dem Oberkommandierenden der Rheinarmee gekommen sein, wobei letzterer erklärt hat, es sei ihm wohl möglich, bis zum 30. Juni sämtliche Truppen aus dem Rheinland zurückzuziehen, er könne aber das Material bis dahin nicht abtransportieren. Er müsse es also, falls die Regierung auf ihrem Standpunkt beharre, entweder zurücklassen oder vernichten lassen. An Tardieu, dem Mann der vielgerühmten starken Hand, liegt es nun, seinem Willen gegen alle Kulissenmanöver seiner eigenen Gefolgschaft Geltung zu verschaffen. Um in der Frage des Räumungstermins endgültig Klarheit zu schaffen, trägt man sich übrigens in französischen linkspolitischen Kreisen mit der Absicht, sofort nach dem Wiederbeginn der Kammersession, anfangs Juni, im Rahmen einer Interpellationsdebatte die Regierung zu einer eindeutigen Stellungnahme zu zwingen. Das englische Oberhaus beschloß mit 147 gegen 26 Stimmen die Streichung der Bestimmung der Vorlage über die Kohlenbergwerke, die die Einsetzung einer Kommission für die Zwangsfusionierung der Kohlenbergwerke vorsieht. Der Vertreter der Regierung erklärte, die Zwangsfusionierung sei von wesentlicher Bedeutung. Das Unterhaus werde also die geMlschens Behimmuns wieber beniteber woller. Das Zentrum droht Metter Die Zentrumspresse beschwert sich immer wieder über den angeblich unpassenden Ton, den die sozialdemokratische Presse gegenüber dem Kabinett Brüning anschlage. Sie verlangt neuerdings von der sozialdemokratischen Partei sogar eine Erklärung, ob sie das Verhalten der Parteizeitungen billige und droht unter Hinweis auf die auf dem preußischen Zentrumstag gehaltenen Reden mit Konsequenzen. Offen gestanden fängt diese Melodie allmählich an, langweilig zu werden. Die Walze ist abgespielt und wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, daß sie von gewissen Leuten nur immer wieder aufgelegt wird, um eine berechtigte Kritik am gegenwärtigen Kabinett nicht an die Ohren der Zentrumswähler bringen zu lassen oder auch um den Vorwand für einen Bruch der preußischen Koalition zu schaffen. Das hundertstemal sei es gesagt, daß wir nicht daran denken, die Mitglieder der Regierung Brüning in ihrer persönlichen Ehre anzugreifen, aber wir werden uns nicht das Recht nehmen lassen, über ihre politischen Handlungen mit der gebührenden Schärfe zu urteilen. Was will man denn eigentlich von uns? Sollen wir die Maßnahmen, die die Regierung trifft, als gut und vorbildlich bezeichnen und etwa in die Lobeshymnen des Zentrums einstimmen und die Handelsgeschäfte, die bei der Bildung des Kabinetts Brüning gemacht wurden, um eine Mehrheit zustande zu bringen, als Ausfluß höchster staatspolitischer Weisheit preisen? Sollen wir bei der Beurteilung einzelner Gesetze etwa zurückhaltender sein, als es der Zentrumsabgeordnete Schlack gewesen ist? Alles das kann man von uns nicht verlangen. Die Sozialdemokratie steht in der Opposition und sie wird nach wie vor den Rechten und Pflichten, die ihr diese Stellung eröffnet, sachlich, aber doch mit aller Entschiedenheit und wo es not tut, mit aller Rücksichtslosigkeit Rechnung tragen. Wir haben uns nie sonderlich darüber aufgeregt, wenn das Zentrum beispielsweise im Wahlkampf gegen die Sozialdemokratie mit der denkbar größten Schärfe vorgegangen ist. Wir haben auch nicht gefordert, daß die Leitung des Zentrums gegen an sich unerträgliche Ausschreitungen einzelner Redner und einzelner Zeitungen ein Zensuramt übernehme. Wir haben un darauf beschränkt, uns unserer Haut zu wehren und die sachlichen Uebergriffe sachlich zurückzuweisen. Und noch eins möge erwähnt werden. Die Zentrumspresse und die Zentrumsredner werden zurzeit nicht müde, das Ausscheiden der Sozialdemokratie aus der Regierung als einen Beweis für ihren Mangel an Verantwortungsgefühl hinzustellen. Wir wollen hier nicht näher auf eine Begriffsbestimmung des politischen Verantwortlichkeitsgefühls eingehen, aber diejenigen, die uns tadeln, wissen sehr genau oder könnten sehr genung# wissen, daß ein solcher Vorwurf gänzlich unbegründet ist, unbegründet nicht nur, sondern auch in hohem Maße beleidigend. Wer den Vorwurf des Mangels an Verantwortlichkeitsgefühls ausspricht, ist sicher nicht befugt, seinerseits über Kränkungen zu klagen, die ihm durch die Kritik der sozialdemokratischen Presse zugefügt wurden. Wenn nun neuerdings auch das„Westfälische Volksblatt“ in dasselbe Horn stößt und sich über die„zügellose Hetze gegen Brüning" beschwert, so ist das besonders bezeichnend. Unmittelbar nach dem Sturze der Regierung Müller ist vom Westfälischen Volksblatt ein Flugblatt verbreitet worden, dessen Vorwürfe gegen die Sozialdemokratie und ihre Minister an Niedertracht kaum zu überbieten waren. Auf eine Anfrage, die der Vorsitzende der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion deswegen an die Zentrumsleitung gerichtet hat, sind allerdings die Vorstände der Zentrumspartei und der Zentrumsfraktion brieflich von diesem elenden Machwerk abgerückt. Das war an sich sehr anerkennenswert, aber wir haben nichts davon vernommen, daß die beiden Vorstände in der Oeffentlichkeit den Verfasser des Flugblattes abgeschüttelt hätten und auf die Gefahr hin, aufs neue eines unpassenden Tones schuldig zu werden, erklären wir denjenigen als wenig ehrlich und wenig loyal, der bei andern das verurteilt, dessen er sich selber schuldig macht. Alles in allem: Wir sind gern bereit, an unserm Teil mit dazu beizutragen, daß die politische Polemik der Gehässigkeiten entkleidet wird, aber wir verlangen von der Gegenseite das Gleiche und fordern vor allem, daß von ihr sachliche Kritik nicht zur Hetze gestempelt wird. Im andern Falle wird man es uns nicht übel nehmen können, wenn wir in die Aufrichtigkeit der Beschwerdekampagne lebhafte Zweifel setzen. Der Youngplan Unmittelbar ver der endgültigen Regelung der Reparationen Brüssel, 14. Mai.(Drahtm.) Die belgische Telegrafenagentur meldet: Der französische Minister des Auswärtigen, Briand, hat den Ministerpräsidenten Jaspar davon in Kenntnis gesetzt, daß die Vertreter Belgiens, Frankreich, Großbritanniens und Italiens die Urkunden zur Ratifikation der Haager Vereinbarungen om Quai d'Orsay niedergelegt haben. Da der deutsche Botschafter schon am 26. März am Quai d'Orsay die Urkunden über die Ratifikation Deutschlands niedergelegt hat, hat mit dieser Formalität die Reihe der zur endgültigen Regelung des Reparationsproblems vorgesehenen Maßnahmen ihren Abschluß gefunden. Sobald die Reparationskommission und die Kriegslastenkommission die Ausführung aller erforderlichen Matnahmen konstantiert haben werden, Istnich der Dausanten in Suait dosten. Drittes Blatt Donnerstag, den 15. Mai 1830 Der„Wannsee" des Industriegebietes Der neue große Stausee in der Halterner Beide mit einer Wasseroberfläche von 2 200 000 Quadratmeter und runs 9 Millionen Rubikmeter Stauvermögen Das Ruhrgebiet besaß bisher keinen Wannsee, wie etwa Berlin. Man war auf einige wenige Flußstrandbäder angewiesen. In den letzten vier Jahren ist am Nordrande des Ruhrgebiets in aller Stille ein Werk entstanden, der Stausee bei Haltern, der in den kommenden Jahren für den rheinisch=westfälischen Industriebezirk die gleiche Bedeutung erlangen wird, wie etwa der Wannsee für die Stadt Berlin. Die Herrichtung der gewaltigen Stauseeanlage wurde von dem Wasserwerk für das nördliche westfälische Kohlenrevier, Gelsenkirchen und Haltern, vorbereitet. Der Provinzialverband von Westfalen, der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk und der Landkreis Recklinghausen sind ebenfalls in hervorragendem Maße an dem Werk beteiligt. Vor kurzem wurde die„Seegesellschaft“ gegründet, die sich die Aufgabe gestellt hat, die Ufer des Sees mit Strandbädern, Wochenendhotels, Gasthäusern, Segelbootunterkünften usw. für die Bevölkerung des Industriegebiets zu erschließen. Mit der Füllung des Sees wird noch in diesen Wochen begonnen werden. Als Wasserquelle des Sees dient der Steverfluß, der in den Baumbergen, unweit der westfälischen Landeshauptstadt, entspringt. Der Stausee wird eine Ausdehnung von rund 840 Morgen oder weit über 2000000 Quadratmeter aufzuweisen haben. Das Stauvermögen wird bei einer durchschnittlichen Seetiefe von vier Meter etwa 9 Millionen Kubikmeter betragen. Der See liegt inmitten des westfälischen Heidelandes, das in jeder Beziehung der von Hermann Löns gepriesenen und beschriebenen Heide gleicht. Nur die wenigsten Industriegebietsbewohner kennen die Romantik der westfälischen Heidelandschaft. Auch heute noch zeigt sie die stille Verschlossenheit wie vor Jahrtausenden. Haltern ist ein typisches münsterländisches Landstädtchen, mit vielen alten, in Form und Farbe schönen Giebelhäusern. Außer dem römischen Museum, dessen Schätze viele Altertumsfreunde und Forscher herbeilocken, besitzt die Halterner Wallfahrtskirche einen Hochaltar, eine wertvolle Holzschnitzarbeit der Antwerpener Schule aus dem Jahre 1500. Sehr malerisch nimmt sich auch das Rathaus am Markt aus, das im 16. Jahrhundert nach dem Muster der Münsterischen Bogenhöuser errichtet wurde. Gleich hinter den Toren der Stadt wird man vom Zauber der Steverlandschaft eingefangen. Heute breitet sich am Fuße der Vorkenberge, kaum eine halbe Stunde von der Stadt Haltern entfernt, der neue Stausee aus. Der Wanderer staunt immer wieder über die Dicke und Höhe der die Straße säumenden Birken. Es ist gar keine Seltenheit, daß man am Waldrande äsende Rehe antrifft. Hasen und Kaninchen hoppeln da zu Dutzenden herum. Wenn die Nacht über Wald und Heide herabsinkt, hört man die Stimmen der Tierwelt in der Heide. Pirole pfeifen, und Kiebitze schreien, und den Fischreiher sieht man mit schnellem Flügelschlage den Ufern der fischreichen Stever zufliegen. Im Heidegebiet des Stausees am Fuße der Borkenberge, findet man noch Pflanzen, die man im Industriegebiet nicht mehr kennt: Sonnentau, Salomonsiegel, Kuhschelle, Aronstab und viele Knabenkräuter. Das Schönste ist der Blick von dem 133 Meter hohen Fischberg in den Borkenbergen über das weite westfälische Land mit dem See, mit der Heide und den Wäldern. Ein idealeres Gebiet als Erholungsplatz für die schwer arbeitende Industriebevölkerung hätte man nicht finden können. Die Reichsbahn trifft alle Vorkehrungen, um den zu erwartenden Massenverkehr bewältigen zu können. An der Strecke Wanne—Mänster wird ein besonderer Bahnhof„Stauseebahnhof Sythen“ errichtet. Eine gewaltige Walzenwehranlage wird von der Maschinenfabrik Augsburg=Nürnberg(Gustavsburg) ausgeführt. Bei der gegenwärtigen geringen Seetiefe wird die Füllung des Sees keine lange Zeit in Anspruch nehmen. Der Hauptteil des Sandes wird mit Baggern nach der Füllung aus dem See gefördert werden. Täglich soll ein Eisenbahnzug mit Sand abgerollt werden. Der Sand ist gleich gewaschen und für Bauzwecke verwendungsfähig. Für die nächsten Jahre ist die Errichtung eines großen Dammes rings um den See vorgesehen. Vorläufig will man drei große Strandbäder anlegen Das schönste und größte Strandbad soll der„Overrather Hof" darstellen. Auch der schon fertiggestellte„Seehof“, ein Strandbad mit Wochenendhotel, ein aus Klinkern erbautes modernes Gebäude, wird zu den Anziehungspunkten des Industriebezirks=„Wannsees“ gehören. Wo sich heute in der westfälischen Heide die Hasen und Füchse noch „Gute Nacht“ sagen, wird in kurzer Zeit ein Leben erblühen, ähnlich dem Strandbetrieb vor den Toren Berlins. Westerutsche Gundschau Die verleumder=Front Der Redakteur der„Neuen Front“ wegen Beleidigung verurteilt. Vor dem Erweiterten Schöffengericht Essen hatte sich der nationasozialistische Stadtverordnete und verantwortliche Redakteur des Essener Sudelblattes„Die Neue Front“, Zillckens, wegen Beleidigung des ehemaligen preußischen Ministers des Innern, Genossen Grzesinski, zu verantworten. Am Abend des 18. Oktober 1929 fand im großen Saale des Saalbaues eine Versammlung der Nationalsozialisten statt, die zu dem Zwecke einberufen war, gegen das damals erlassene Verbot des westdeutschen Stahlhelms zu protestieren. Als Hauptredner war der Angeklagte erschienen. So äußerte er beispielsweise unter Hinweis auf den preußischen Innenminister Grzesinski, der Minister sei in einem jüdischen Hause als uneheliches Kind geboren, und als Halbjude kenne er kein Vaterland. Die beiden Polizeibeamten, die zu Ueberwachungszwecken der Versammlung beiwohnten, hielten diese und andere beleidigende Aeußerungen schriftlich fest. Der beleidigte Innenminister wurde von den Aeußerungen in Kenntnis gesetzt und stellte Strafantrag gegen den Redner. In der Verhandlung wurde der Angeklagte zu 100 Mark Geldstrafe, ersatzweise zu zehn Tagen Gefängnis, verurteilt. Außerdem wurde dem beleidigten Minister die Publikationsbefugnis zugesprochen. vom Schlachtfeld der Arbeit In einer Transformatorenstation in Bergheim war ein Monteur damit beschäftigt, eine Sicherung einzusetzen. Bei der Betätigung des Mastschalters erhielt der Mann plötzlich einen starken elektrischen Schlag, der seinen Todzur Folge hatte. Die sofort angestellten Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg. Wie sich später herausstellte, hatte der Mast durch einen schadhaften Isolator Berührung bekommen. Im Schalthaus am Altstadtmarkt in Castrop wurde am Montagabend die Leiche des 27 Jahre alten Monteurs Alfred Schulz aufgefunden. Bei der Ausführung von Installations= arbeiten ist Schulz der Starkstromleitung zu nahe gekommen, wodurch sein Tod herbeigeführt wurde. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Ein roher Autoführer Auf der Krefelder Straße in Neuweiler wurde in der vergangenen Nacht der Bergmann Otto Becker von einem Auto erfaßt und zu Boden geschleudert. Der Chauffeur blendete sofort das Licht ab und fuhr davon, ohne sich um den Verletzten zu kümmern. Mit lebensgefährlichen Verletzungen wurde der Bergmann ins Krankenhaus gebracht, wo er nach kurzer Zeit verstarb. Die Kindesleiche im Eisenbahnzug. Bei der Revision des Personenzuges Krefeld—Hamm fand der Begleitschaffner in Oberhausen in einem Abteil 3. Klasse ein herrenloses Paket. Er gab dieses auf dem Bahnhof Oberhausen ab. Als das Paket geöffnet wurde, machte man eine grausige Entdeckung. In diesem befand sich die bereits in Verwesung übergegangene Leiche eines ausgetragenen Kindes. Die Ermittlungen haben noch nicht zur Auffindung der Kindesmutter geführt. Zwei Mädchen vor dem Gastode gerettet. Ein 21 jähriges wurde in einem Hause an der Schützenstraße in Dülseldorf an Gasvergiftung besinnungslos aufgefunden. Die von der Feuerwehr vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg gekrönt.— Weiter wurde ein 19jähriges Mädchen in einem Hause der Benrather Straße an Gasvergiftung bewußtlos aufgefunden. Die von der Feuerwehr ausgeführten Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. Ob es sich um Unglücksfälle oder Selbstmordversuche handelt, steht noch nicht fest. Etat der Stadt Paderborn. Der Haushalt für Paderborn für 1930 schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 4,6 Millionen Mark, gegen 4,28 Millionen Mark im Vorjahre ab. Das Rechnungsjahr 1929 brachte einen Ueberschuß von 37·000 M., der in den neuen Etat übernommen wird. Es ist die Erhebung folgender Steuersätze vorgeschlagen: 280 Prozent statt bisher 250 Prozent Zuschlag zur staatlichen Grundvermögenssteuer, 400 Prozent(statt bisher 300 Prozent) Gewerbeertragssteuer, 400 Prozent(300 Prozent) Gewerbekapitalsteuer. Der Sonderzuschlag zu den beiden letzten Steuern soll von 60 auf 80 Proz. erhöht werden. Wie in anderen Städten erfordert auch hier die Wohlfahrtsverwaltung den größten Anteil. Im außerordentlichen Etat sind ferner 300000 Mark für Kanalisationsarbeiten vorgesehen. Gelsenkirchen=Buer Erst die Pulsader durchschnitten, dann erhängt. Eine hier wohnhafte Frau litt seit dem vor einem Jahre erfolgten Tode ihres Mannes an Schwermut. In einem Anfall geistiger Umnachtung durchschnitt sie sich am Dienstag auf dem Boden ihrer Wohnung die Pulsader und erhängte sich dann. Der durch die Polizei herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Gesundheitspolitischer Kongreß in dresden 21. bis 25. Juni 1930 Der Verband Volksgesundheit(Sozialistische Zentralorganisation für Gesundheitspflege, Heilhunde, Lebensreform und Freikörperkultur) veranstaltet in Dresden vom 21. bis 24. Juni 1930 im Rahmen der Internationalen Hygiene=Ausstellung einen Gesundheitspolitischen Kongreß. Die langandauernde Massenarbeitslosigkeit, die schlechten Lohnverhältnisse. und die ungeheure steuerliche Belastung der Arbeiter, Angestellten und Beamten durch die Reglierung des Bürgertums, das Wohnungselend sowie die Ernährungsnot bedrohen die Gesundheit des werktätigen Volkes auf das schwerste und erfüllen jeden im öffentlichen Leben wirkenden Menschen mit ernsthafter Besorgnis. Dem Gesundheitspolitischen Kongreß des Verbandes Volksgesundheit kommt infolgedessen eine große Bedeutung bei. Er hat sich zur Aufgabe gestellt, die Werktätigen zur demokratischen Selbstbestimmung ihres gesundheitlichen Schicksals aufzurufen und wendet sich an die in Frage kommenden Gesundheitsorganisationen, Kultur=, Spott= und Jugendverbände, Parteien, Gewerkschaften, Krankenkassen, Versicherungsanstalten sowie die zuständigen Reichs= und Landesbehörden und Kommunen. Das Tagesprogramm sieht hervorragende Fachlerite vor, die der Arbeiterschaft zum größten Teil schon durch ihr Wirken bekannt sind und weit folgende Themen auf: Sonnabend, 21. Juni: Eröffnung des Kongresses, Begrüßungsansprachen, Sozialistische Forderung zur Gesundheitspolitik in Reich, Staat und Kommune. Dr. Friedrich Wolf (Stuttgart). Sonntag, 22. Juni: Sozialismus und Geburtenproblem, Prof. Dr. A. Grotjahn(Berlin). Die Regelung der Nachkommenschaft als soziales und eugenisches Problem. Korreferent Dr. med. Julian Marcuse(München). Verhütung unwerten und unglücklichen Lebens, Medizinalrat Dr. med. Boeters (Zwickau i. Sa.). Mutterschutz und Volksgesundheit, Dr. Helene Stoecker(Berlin). Montag, 23. Juni: Medizinalpolitische Gegenwartsfragen, Dr. med. Marg. Stegmann, M. d. R.(Dresden). Reform der Krankenversorgung, Dr. med. Hans Graaz(Berlin). Volksgesundheit und Kommunalpolitik, Oberbürgermeister Klimpel (Freital). Volksernährung und Volkswirtschaft, Dr. med. Hindhede(Kopenhagen). Alkoholismus und Gemeindebestimmungsrecht, Dr. R. Kraut(Berlin). Dienstag, 24. Iri: Freikörperkultur und Volksgesundheit, Hermann Schmidt(Leipzig). Impfzwang und Gewissensklausel, Dr. med. H. Steintel(Berlin). Volksschule u. Volksgesundheit, Schulrat Erich Viehweg(Löbau i. Sa.). Die Eubiotik als die einzig richtige Grundlage der gesundheitlichen und sozialen Politik, Prof. Dr. Stan. Ruzicka(Preßburg). Zu dem Referat von Prof. Dr. Ruzicka soll noch ein Korreferat über Rationalisienung und Gesundheit von einem Wissenschaftler erstattet werden. Mit dem vorher in Dresden stattfindenden Gesundheitspolitischen bzw. Reichskongreß der „ARSO“ steht der Gesundheitspolitische Kongreß des Verbandes Volksgesundheit in keinerlei Verbindung. Gerade in der gegenwärtig schweren wirtschaftlichen Zeit erachtet der Verband Volksgesundheit eine Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei für dringend erforderlich. Der Reichskongreß der„ARSO“ erblickt seine vornehmste Aufgabe nicht in der Herstellung einer wirklichen Einheitsfront durch kollektive Arbeit mit den größten Organisationen der Arbeiterschaft, sondern richtet seine ganze Kraft wieder gegen die Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei, und bietet damit dem Bürgertum auch bei dieser Gesundheitspolitischen Veranstaltuung den Eindruck der Zerrissenheit des Proletariats. Für die klassenbewußte Arbeiterschaft kann es darum nur eine Lostug geben: Delegation des gesundheitspolitischen Kongresses des Verbandes Volksgesundheit in Dresden! Näheres durch den Verband Volksgesundheit, Dresden=A, 1., Wilsdrufferstraße 31. Fünf Jahre Reichsrundfunkgesellschaft Die Dachorganisation der Deutschen Rundfunkgesellschaften, die Reichsrundfunkgesellschaft, feiert am 15. Mai ihr fünfjähriges Bestehen. Die Reichsrundsunkgesellschaft ist die eigentliche Instanz, die auf das deutsche Rundfunkwesen einen entscheidenden Einfluß ausübt; sie ist das Bindeglied zwischen den mehr oder weniger privatkapitalistisch fundierten Bezirkssendegesellschaften und dem Reichspostministerium. Da der Rundfunkkommissar von der Reichspost ernannt wird und die Reichsrundsunkgesellschaft die Aktienmehrheit aller Sendergesellschaften besitzt und dadurch in der Lage ist, alle leitenden Mitarbeiter auszuwählen, so ist sie selbst mit Befugnissen ausgerüstet, die sich sogar in der Programmgestaltung bemerkbar machen können. Tatsächlich hat sich auch herausgestellt, daß vieles, was den Bezirkssendegesellschaften zugeschrieben wurde, auf Veranlassung der Reichsrundsunkgesellschaft geschah. Da ihr Verwaltungsrat vom Reichsrundsunkkommissar geleitet wird so ergibt sich die seltsame Wahrnehmung, daß der staatliche Vertreter sein eigener Verwaltungsratsvorsitzender ist. Wenn Staatssekretär a. D. Bredow seine Aemter seit fünf Jahren inne hat, so muß er unzweifelhaft technische, wirtschaftliche und auch politische Qualifikationen besitzen, die zum mindesten ein ausgeprägtes Anpassungsvermögen an die jeweilige politische Situation ermöglichen, zumal da auch das Reichsministerium des Innern mitbestimmend ist, sobald die Programmgestaltung in den Vordergrund tritt. An der Entwicklung des deutschen Rundfunks hat die Reichsrundfunkgesellschaft einen großen Anteil. Wenn auch die Werbung von Hörern vielfach auf die Tätigkeit der Bezirkssender zurückzuführen ist, so ist doch die Einheitlichkeit der gesamten Wirtschaftsführung ihr ausschließliches Tätigkeitsgebiet. Es ist anzuerkennen, daß sie sich nicht nur von behördlichen, sondern mehr noch von kaufmännischen Gesichtspunkten leiten läßt. Ueber drei Millionen Hörer sind zahlende Kunden. Ihre Interessen zu wahren, ist nicht immer einfach. Deshalb müssen Verbindungen mit der Hörerschaft gesucht werden. Als enger Mitarbeiter mit der Reichsrundsunkgesellschaft gilt der Arbeiter=RadioBund, der mit der Freien Rundfunkzentrale der Sozialdemokratischen Partei die Interessen der sozialistischen Hörer vertritt. Zwischen der Reichsrundfunkgesellschaft und dem ArbeiterRadio=Bunde haben sich im Laufe der Jahre Möglichkeiten guter Zusammenarbeit ergeben. So steht die Reichsrundfunkgesellschaft der Gebührenherabsetzung durchaus sympathisch gegenüber. So berief sie z. B. den Arbeiter=Radio=Bund in einen engeren Ausschuß, der den Kampf gegen Rundfunkstörungen ausgenommen hat. Sie unterstützt Werbeveranstaltungen, sucht also den Kontakt mit der Arbeiterschaft zu gewinnen. Neben politischen und technischen Fragen hat sie organisatorische, juristische und künstlerische Momente zu erwägen, die für die sozialistische Arbeiterschaft von erheblicher Bedeutung sind besonders da die Reichsrundsunkgesellschaft Deutschland im Weltrundsunkverein vertritt. Die Freie Rundfunkzentrale der Sozialdemokratie und der Arbeiter=Radio=Bund werden der Reichsrundsunkgesellschaft um so sympatbischer gegenüberstehen, je mehr sie es sich angelegen sein läßt, Möglichkeiten zu finden, die den Kreis der “ sozialistischen Arbeiterhörer vergrößern. Ein verdächtiges JuberkuleseJerum Acht Säuglinge gestorben. Lübeck, 14. Mai.(Eig. Meldung.) Auf einstimmigen Beschluß des Lübecker Gesundheitsamtes wurde hier vor einiger Zeit das sogenannte Calmette=Schutzverfahren eingeführt. Es kommt hierbei ein Tuberkuloseserum zur Anwendung, das Kindern im Alter von einem bis zehn Tagen eingegeben wird und sie gegen Tuberkulose immun machen soll. Die Unschädlichkeit dieses Schutzmittels war von medizinischen Autoritäten anerkannt worden. Nachdem das Serum Säuglingen in 246 Fällen eingegeben worden ist, stellt sich nunmehr heraus, daß von den mit dem Schutzmittel behandelten Kindern im Laufe der Zeit 23 erkrankt und acht gestorben sind. Das Gesundheitsamt hat sofort die Einstellung des Calmette=Verfahrens in Lübeck angeordnet und durch ein Rundschreiben allen in Frage kommenden Instanzen und den Eltern der mit dem Serum behandelten Säuglinge Mitteilung gemacht und sie aufgefordert, sie bei Krankheitserscheinungen unverzüglich beim Arzt zu melden. Wie weiter berichtet wird, wurde der Urstoff zu den Serumkulturen von dem Bakteriologen Calmette aus Paris bezogen. Prof. Dr. Deycke, der Kulturen in Lübeck herstellte, gab in einer Sitzung des Gesundheitsamtes die Erklärung ab, daß ein Versehen oder eine nicht richtige Anwendung oder auch ein Irrtum bei der Absendung der Kulturen in Paris keinesfalls in Frage komme. Man ist z. Z. bemüht, die Ursache der Erkrankungen festzustellen. Eine neue Mordtat im Kreise Ratibor Ratibor, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Noch haben sich die Gemüter über die letzten Mordtaten im Kreise Rativor nicht beruhigt, als schon wieder eine neue Mordtat bekannt wird. Der Auszügler Sedlatzek aus Silberkopf(Kreis Ratibor) wurde heute früh durch den Gemeindevorsteher von Silberkopf auf dem Wege nach Mosurau im Straßengraben unter einer Karre Heu blutüberströmt tot aufgefunden. Blutspuren auf der Straße lassen vermuten, daß Sedlatzek, der am Dienstag abend mit einer Karre Heu sich zu seinem Schwiegersohn auf den Weg gemacht hatte, erschlagen und dann in den Straßengraben geworfen und mit Heu zugedeckt worden ist. Die Ratiborer Kriminalpolizei und die Mordkommission begaben sich am frühen Morgen an den Tatort. Ein Arzt stellte fest, daß der Tod infolge Schädelbruchs eingetreten ist. Auf Grund der polizeilichen Ermittlungen im Mordfall Sedlatzek sind die Brüder Melchior und Leo Rzodeczko aus der Kolonie Silberkopf unter dringendem Tatverdacht festgenommen worden. Die beiden Brüder hatten von dem Getöteten vor mehreren Jahren das Haus samt Wirtschaft gekauft und wohnten mit ihm unter einem Dach. Schacht III in Vienenburg endgültig verloren Vienenburg, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Das Laugenwasser in den Schächten II und III ist weiter so angestiegen, daß der Sicherungsmauerklotz in Schacht III etwa 100 Meter höher in der IV. Sohle eingesetzt werden mußte. Gestern nacht mußte man Schacht III als endgültig verloren aufgeben und die Spezialarbeiter wieder zurückziehen. In dem großen Krater an der Grauhöfer Güterzugstrecke dauern die erheblichen Erdnachstürze an. Hierdurch ist jetzt der Krater nach unten fast verstopft und es bildet sich ein immer höher steigender See. Es ist beabsichtigt, Schacht III bis zur IV. Sohle zuzuschütten und mit einem etwa 30 Meter hohen Betonklotz abzuschließen. Der gestern nachmittag infolge der Erbrutsche unterbrochene Eisenbahnverkehr Vienenburg—Braunschweig ist durch Umleitung über ein Nebengleis wieder ausgenommen worden. Sunnschbsmpesulwundslms Amndut3 79 Berkinerinnen######los in Spanien Berlin, 14. Mai.(Eig. Meldung.) Der Abteilung II des Berliner Polizeipräsidiums ist eine Anzeige zugegangen, die schwere Beschuldigungen gegen einen spanischen Impresario namens Maragliano bzw. gegen die Berliner Agenten seines Unternehmens enthält. Zu den Tanzgruppen Maraglianos gehören 79 Mädchen, die alle als Tänzerinnen in Berlin engagiert worden sind. Eine der Gruppen, die in Berlin von einem gewissen Tanaroff vor mehreren Monaten zusammengestellt worden ist, hat, den Blättern zufolge, ein furchtbares Schicksal erlitten. Die Mädchen wurden unter dem Namen„The Sunshine Dancing Girls“ zu einem Ballett zusammengestellt und traten geschlossen die Reise nach Spanien an, die sie zunächst nach Barcelona führte. Nachdem sie dort in den elendsten Lokalen auftreten mußten, verlangte man von ihnen, sie sollten ein Etablissement beziehen, das eine Art von geschlossenem Hause war und von ihnen nicht ohne Genehmigung des Inhabers verlassen werden konnte. Die Mädchen weigerten sich zum größten Teil, sich auf diese Weise zu durchsichtigen Zwecken ihrer Freiheit berauben zu lassen. Sie trennten sich von dem Chef der Truppe und befanden sich nun ohne Mittel für die Rückreise hilflos in fremdem Lande. Wie die Verhandlungen mit dem deutschen Konsulat ausgefallen sind, und wie es ihnen weiter ergangen ist, konnte bisher nicht festgestellt werden. Im„Eizi=B=Bach über Beuscirana Riesenllugzeug in Dessau gestartet- in Berlin gelandet Berlin, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Am Mittwoch früh um 5,56 Uhr erfolgte in Dessau=Alten auf dem Gelände des Junkers=Konzerns der Start des Riesenflugzeuges„G. 38“. An Bord befanden sich 20 Personen, darunter fünf deutsche Journalisten. Es bestand die Absicht, nach Nord= und West=Deutschland zu fliegen. Wetterverhältnisse ließen aber diesen Plan zu Schanden werden. Es ging über Magdeburg nach Berlin, wo ein Postsack abgeworfen wurde. Dann bog das Flugzeug nach Norden ab. Ueber den Verlauf der Fahrt meldet unser Sonderberichterstatter, nach einem Rundflug über Berlin, das man um 9½ Uhr erreichte, war die Fahrt nach Frankfurt a. d. Oder, Küstrin und Stettin gegangen. Eine Strecke weit flogen wir die pommersche Ostseeküste entlang über Greifswald und Warnemünde. Da aus Berlin besseres Wetter gemeldet wurde, beschloß man, einen Abstecher nach Travemünde, Lübeck und Hamburg zu unternehmen und dann erst nach Berlin weiterzufliegen. Auch der letzte Abschnitt des Fluges, Hamburg—Berlin, verlief ohne jede Störung. Nach 4½ Uhr trafen wir zum zweiten Male in Berlin ein, diesmal, um im Tempelhofer Hafen zu landen. Der Deutschlandflug des Großflugzeuges„G. 38“, der morgens um 5,56 Uhr in Dessau begonnen wurde, hat damit sein Ende erreicht. Das Flugzeug, das sich 10½ Stunden in ununterbrochener Fahrt befand, hat seine ausgezeichnete Brauchbarkeit erwiesen. Die Führung war hervorragend, die Motoren liefen gleichmäßig und ruhig. Die Fahrt des„D=Zuges der Luft“ war ein unvergeßliches Ereignis. Das größte Landflugzeug der Welt hat insgesamt 1500 Kilometer zurückgelegt, also etwa die Strecke Berlin—Moskau. Neues Grubenunglück in Oberschlesien. Gleiwitz, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Auf der zum Oehringen=Bergbau gehörigen Zechenanlage Sosnitza in Gleiwitz ereignete sich gestern ein schweres Unglück, das höchstwahrscheinlich drei Todesopfer forderte. Um ¾2 Uhr ging im Heinitz=Flöz ein Pfeiler zu Bruch, wodurch drei Mann verschüttet wurden. In der vergangenen Nacht gelang es, einen Hauer tot zu bergen, während die anderen zwei Förderleute noch eingeschlossen sind. Anzeichen, daß sie noch am Leben sind, liegen noch nicht vor. Man hofft, sie noch im Laufe des heutigen Vormittags bergen zu können. So wächst die Zahl der weiblichen Parteimitglieder! 1926: 151811 Frauen 1927: 165492 Frauen 1928: 181541 Frauen 1929: 198771 Frauen 1930: 218335 Frauen Und du? Bist du dabei? Sorge mit dafür, daß wir bald eine viertel Million Frauen in der Sozialdemokratischen Partei sind! Auf der 365 Meter=Sohle des Andreasflözes der ConcordiaGrube, auf der sich am Montag die schwere SchlagwetterKatastrophe ereignete, verunglückte am Dienstag durch giftige Gase der Maschinist Kurt Schmidt aus Sorau(Niederlausitz) tödlich. Von den drei Schwerverletzten, die die Schlagwetterkatastrophe auf der Concordia=Grube am Montag forderte, ist gestern nachmittag ein Hauer seinen Verletzungen erlegen. Bei den beiden anderen Schwerverletzten ist inzwischen eine Besserung eingetreten und man hofft, sie am Leben erhalten zu können. im südlichen Waldkirch(Baden), 14. Mai.(Drahtmeldung.) Im Simonswälder=Tal und dem anschließenden Elz=Tal ging heute nachmittag ein heftiger einstündiger Wolkenbruch nieder, dem ein mehrstündiger Dauerregen folgte. Brandkatastrophe in Rußland Ueber 100 Häuser in Pokrowsk niedergebrannt Moskau, 14. Mai.(Drahtmeldung.) In Pokrowsk, der Hauptstadt des Rätefreistaates der Wolgadeutschen, entstand gestern ein Schadenfeuer, das sich infolge starken Windes über 10 Stadtviertel ausbreitete. Mit Hilfe der aus Sartoff herbeigeeilten Löschzüge und der Löschdampfer wurde das Feuer abends lokalisiert, nachdem über 100 Häuser niedergebrannt waren. Wie die Telegraphenagentur der Sowjetunion meldet, ist eine Regierungskommission eingesetzt worden, die eine Hilfsaktion für die durch den Brand Geschädigten organisieren und eine Untersuchung der Brandursache einleiten soll. Nach einer Meldung aus Pokrowsk gibt die Regierungskommission bekannt, daß die Bevölkerung Ruhe und Ordnung gewahrt und sich unerschrocken an der Bekämpfung des Feuers beteiligt hat. Die Einwohner der abgebrannten Häuser wurden mit Lebensmitteln versorgt und in Clubs und sonstigen öffentlichen Räumen untergebracht. ROMAN VON GERT ROTHBERG Coppricht by Martio Feuchtwenger, Halle a. d. Saale 32).(Fortsetzung.) Diese Herrengesellschaften besuchte er regelmäßig seit dem Tage, als er auf dem Ball der Baronin Hettenheim den Prinzen Oldenhausen mit Daniela im Gewächshause sah, wohin sich die beiden abgesondert hatten. Es lag kein Grund für ihn vor, den Prinzen zur Rede zu stellen; denn es war nichts Gravierendes dabei, wenn Daniela, vom Tanz ermüdet, am Arme des Prinzen spazieren ging. Aber Daniela hatte dem Prinzen einst einen Korb gegeben— das genügte! Seit jenem Abend war Brünnecks Leben ein anderes geworden. Er liebte keine Frau! Im Grunde genommen verachtete er sie alle. Doch er mied sie auch nicht mehr. Und so kam es, daß der berühmte Arzt bald zu den Lebemännern der Stadt gezählt wurde. Es waren da noch ein paar Großindustrielle: der eine war Junggeselle, der andere verwitwet. In der Villa des Großindustriellen Bernburg sollte es manchmal toll hergehen, und man nannte dann meist auch den Namen Doktor Brünnecks. Trotzdem blieb Brünneck auch der Liebling der Damen, die der ersten Gesellschaft angehörten. Er war nur noch interessanter geworden. Kurz vor Weihnachten nahm er seinen Urlaub und fuhr mit seinen Freunden in die Berge. Auf die Bitten Tante Marias hatte er nur kurz erwidert: „Laß mich, Tante Maria! Hier würde ich vermutlich wahnsinnig werden. Ich kann nicht bleiben. Und— ich habe mich nach Berlin gemeldet. Ich kann dort Professor Sauers Praxis übernehmen. Dann können wir ja getrennt leben, damit Danie frei ist.“ " Tante Maria sah in sein schönes, schmerzverzogenes Gesicht uund sgode leisen „Trennung? Du willst dich von ihr trennen? Das könntest du mir antun?" „Es muß wohl sein. Ich gehe zugrunde hier. Begreife das doch!“ Sie sah ihn an, und plötzlich trat sie auf ihn zu, strich leise über seine Stirn. „Versöhne dich mit Danie! Ich glaube, sie— ist bereit dazu.“ Er sah an ihr vorbei. Dann stieß er hastig hervor: „Es ist zu spät, Tante Maria. Jetzt steht zuviel zwischen uns. Auch Danie wird so denken.“ „Nun liebst du sie wohl nicht mehr?" Da ging er hinaus. *** Still und in sich gekehrt saß Daniela da und horchte in sich hinein. Blaß und schmal war ihr Gesicht wieder wie damals, als sie so krank gewesen war. Sie hatte in letzter Zeit jede Geselligkeit gemieden. Zuweilen lag es wie eine Offenbarung in ihren großen leuchtenden Augen. Für die bevorstehenden Weihnachtstage zeigte sie kein Interesse. „Liebe Tante Maria, ich überlasse es dir, das Fest vorzubereiten. Du hast das immer so gut verstanden, und ich— ich bin nicht dazu aufgelegt.“ Die alte Dame trat zu ihr. Ihre Hand strich über den dunklen Kopf der jungen Frau. „Danie, willst du dich mir nicht anvertrauen? Was steht zwischen dir und Rudolf?" Ein kurzer Kampf; dann sagte Daniela: „Das Mißtrauen, Tante Maria!“ „Und wer brachte es zuerst dem anderen entgegen?“ „Ich!“ Diese schlichte Aufrichtigkeit entzückte die alte Dame. Behutsam forschte sie weiter— und plötzlich schluchzte Daniela auf und erzählte ihr alles, alles. Nichts verschwieg sie, auch nicht jene größte Demütigung, der dann diese Monate rücksichtslosen Vergnügens gefolgt waren. Daniela schwieg, und Tante Maria fragte: „Und, Danie, hast— du dir— etwas vorzuwersen?“ Groß und klar ruhten Danielas Augen in den ihren. „Nein. Tant= Marig! Ich li## dach Rudalf.“ „Nein, Tante Maria! Ich liebe doch Rudolf.“ Page. e„Lind, mis Leuntett bu.#bs. daun ie herleisans S S eigenartiger Charakter. Ihn mußtest du ganz besonders behandeln, und nun dieses kindliche Benehmen deinerseits, bis er nun—“ „Bis er mir nun die Treue brach! Du hättest ruhig aussprechen können, Tante Maria. Ich weiß ja doch alles.“ „Meine arme Danie!“ „Bemitleide mich nicht, ich habe es nicht besser verdient! Ich weiß jetzt auch, daß er damals jene Dame zu seinem Kollegen, einem bekannten Nervenarzt, brachte. Alles ist geklärt, und nur meine Schuld bleibt, meine Schuld, durch die ich mein Glück mutwillig zerstörte. Rudolf wollte einen Kameraden, ernst und verständig, das weiß ich jetzt. Statt dessen hat er nur ein spielerisches Kind vorgefunden, das ihn zudem noch trotzig abwies. Er hat immer wieder versucht, sich mir zu nähern; doch ich habe ihn solange verletzt durch mein Benehmen, bis er es endgültig aufgab, mich zu sich zu ziehen. Das ist alles, Tante Maria, und ich zürne ihm nicht, wenn er sich jetzt außerhalb seines Hauses das sucht, was er braucht, weil er es bei mir nicht fand.“ „Danie, sprich dich mit ihm aus! Besiege den unseligen Trotz! Er hat dich doch so sehr geliebt.“ „Ja, aber es ist alles zu spät!“ „Es darf nicht zu spät sein, Danie. Rufe ihn zurück!“ Daniela schüttelte den Kopf, mit einem eigenen Lächeln um den Mund. „Nein, ich werde ihn nicht stören. Doch wenn er zurückkommt, dann werde ich mit ihm sprechen, und dann wird vielleicht etwas anderes ihn zu mir zurückführen.“ Die alte Dame blickte sie verständnislos an. Aber Daniela lächelte nur. *** Still gingen die Festtage vorüber. Daniela wünschte keine Geselligkeit. Sie saß meist am Fenster und blickte in das Schneetreiben hinaus. Dabei war in ihren Augen immer derselbe sehnsüchtige Ausdruck. Es kamen ein paar Kartengrüße Brünnecks. Flüchtig hingeworfene Zeilen. Diese Karten aber lagen immer dort, wo Danie sich gerade aufhielt. Tante Maria sah es und schwieg! Aber sie wußte es nicht, daß Daniela die T#### bis zu seiner Rückkehr zählte. leiche Gespräch zwischen einem Richter und Rechtsanwalt Tranekt.. Beweise der junge Rechtsanwalt, der nicht wenig stolz Seraus, Ferz, mit dem, alten Gerichtspräsidenten auf so familiären gu stehen.„Nein, ich beneide Sie nicht. Wir Rechtsanwälte verteidigen ganz gewiß Schuldige und Unschuldige, wie es sich gerades urifft, aber ihr Richter hängt sie ebenso summarisch auf. S.#nen Sie nur ruhig schlafen, wenn Sie einen Mann ins Iuchrhaus geschickt haben, der vielleicht nur wünschte, sich zu verbessern? Ich meine natürlich nicht, daß Sie Unschuldige verurteilten, denn es werden ja immer Beweise verlangt. „Warum meinen Sie das nicht?“ fragte der alte Richter und sah ihn mit seinem klaren, erfahrenen Blick an.„Beweise? Ja, die suchen wir. Aber wissen wir, ob wir sie finden? Ich entsinne mich bestimmt, einmal einen Mann verurteilt zu haben, der unschuldig war. Er muß jetzt längst gestorben sein, denn man wird teu=Kaledonien nicht 80 Jahre alt! Und manchmal frage ich mich selbst, ob er mich nicht dermaleinst in Empfang nehmen wird, wenn Charons Schiff mich ans andere Ufer gebracht hat. Es ist schon 30 Jahre her und trug sich folgendermaßen zu. Eines Nachts wurde ein alter Bauer ermordet, der ganz allein auf seinem Hofe wohnte. Der Hund hatte nicht angeschlagen, niemand hatte etwas gehört. Die Mordwaffe wurde sehr bald gefunden. Es war ein Messer, das unweit des Hauses in die Erde vergraben worden war— es war deutlich zu sehen—, die Spuren waren ganz frisch. Mehrere Zeugen erkannten das Messer dann auch an seinem charakteristischen Schaft. Es war ein spanisches Messer und gehörte einem Nachbarn, der gleichfalls allein wohnte, so daß niemand nachweisen konnte, wo der Mann sich in der Mordnacht befunden hatte. Er gestand ohne weiteres, daß das Messer ihm gehörte und behauptete, daß man es ihm vor einiger Zeit gestohlen hätte. Niemand— auch nicht seine Freunde— hatten jemals etwas davon gehört, nie hatte er von diesem Diebstahl erzählt. Ein Motiv zur Tat fand man auch, nämlich Rache. Wie bei den meisten bäuerlichen Nachbarn, hatte es zwischen dem Ermordeten und der verdächtigen Person stets Grenzstreitig(aiegs ier eciche uun eer eenhn ihm Land fortgenommen hätte, und andere Dorfbewohner hatten die beiden in heftigstem Streit gesehen. Der Fehler des Richters war wohl der, daß er das bisherige Leben des Angeklagten nicht genügend mit jenem rohen Verbrechen verglich. Der Hals des Opfers war fast durchschnitten.. Die einleuchtenden und klaren Beweise hatten den Richter verblendet. Zwanzig Jahre später bekannte der Neffe des Ermordeten auf seinem Totenbette, daß er den Mord begangen hätte, um in den Besitz des Erbes zu gelangen. Er hatte auch das Messer des Nachbarn gestohlen, als er seinen Verwandten zuletzt besucht hatte. In der Mordnacht sei er dann in der Dunkelheit über die Felder gegangen und quer durch den Wald. Noch vor Sonnenaufgang habe er sein Haus erreicht— und sei von niemandem gesehen worden.“ „Und was geschah dann mit dem Verurteilten?" „Ja—, er weigerte sich, Neu=Kaledonien zu verlassen. Er hatte sich während der ganzen Zeit mustergültig geführt und lange Zeit seinen Dienst als Krankenpfleger im Gefängnishospital verrichtet. Er sagte, jetzt sei es zu spät—, sein Leben sei doch verpfuscht.“ „Vielleicht war das eine ganz besonders raffinierte Art, sich an der Gesellschaft zu rächen?" „Nein—. er war durchaus kein Fanatiker, aber er sagte, daß er es werden würde, wenn er nach Frankreich zurückkehrte.„Wenn ich mir nun mit ansehen soll, wie die anderen das Leben leben, das ich hätte führen können, wenn ich nicht das unschuldige Opfer eines sich irrenden Richters geworden wäre, dann würde ich höchstwahrscheinlich doch noch soweit kommen, ein Verbrechen zu begehen. Meine nächsten Anverwandten sind tot. Mein Haus ist längst verkauft—, die zwanzig Jahre hinter den Mauern sind mir in alle Poren eingedrungen, so daß ich nie wieder Mensch werden kann.“ Der alte Richter blickte stumm vor sich hin. Dann sagte er ruhig:„Er zürnte nicht einmal—, er begriff, daß wir alles getan hatten, was die Pflicht uns geboten hatte, was wir konnten und mußten. Wir hatten ja Beweise gehabt." Ch. Aimery. Das Kurser der Minttkhy Unter Mimikry versteht man jene seltsame Schutzanpassung niederer Tierarten, bei der sich ein Lebewesen zu bewundernswerter Aehnlichkeit in Farbe, Form und allen Besonderheiten seiner Umgebung entwickelt, um dadurch Feinde zu täuschen und ihren Nachstellungen zu entgehen. Wenn man solche Mimikryfälle in der Natur oder auf Abbildungen erblickt, ist man mit Recht über das außerordentlich hohe Aehnlichkeitsverhältnis erstaunt. Aber einer unserer bekanntesten und größten Forscher, R. H. Francé, vertritt in einem seiner Werke eine andere Auffassung, durch welche die Nützlichkeit und der Wert der Mimikryerscheinung stark bezweifelt werden müssen. Wie Francé berichtet, sind z. B. die indischen Kallima=Schmetterlinge die Weltmeister in der Nachäffung von Pflanzenteilen. Diese Schmetterlinge sind so vollkommen ihrer Umgebung nachgebildet, daß sie dadurch über das Ziel hinausschießen, vor lauter Vollkommenheit unzweckmäßig werden und die ganze Mimikrytheorie stürzen. Denn auf ihren Flügeln sind nicht nur vergilbte Blätter mit aller Farbenpracht und dem ganzen Netz der Adern abgebildet, sondern auch Minengänge von Raupen und sogar Tautropfen. Auf den Flügeln des großen Schmett. rlings Opsiphanes Cassiopeia malte ferner die Natur ein erbsenförmiges Gebilde mit so täuschenden Einzelheiten, daß es die Naturforscher die doch hoffentlich weniger leicht zu täuschen sind als die Vögel, beim ersten Blick für eine recht wenig appetitliche Made halten müssen. Andererseits sind auf den Flügeln vieler der bekannten schönen Morphoarten wundervoll schattierte und gut ausgeführte blaue und rote Beeren abgebildet. Nun stelle man sich einmal vor— schreibt Francé—, wie trefflich diese klassischen Fälle von Mimikry in der Natur„schützen“. Ein Vogel, der diese für ihn reizenden Madengänge, Maden, Beeren erblickt, wird wohl kaum widerstehen können, einmal versuchsweise hinzupicken— dann aber ist der Schmetterling verloren und hätte alle Ursache, der Mimikry auf seinen Flügeln zu fluchen. Hat aber der Vogel keine menschlichen Augen und Vorstellungen, dann nützt die ganze Maskerade noch weniger, denn dann hat er die fette Beute viel früher erspäht, als wir, denen sich diese blattähnlichen Tiere tatsächlich nur zu leicht, aber auch nicht leichter entziehen als ein im Walde zu Boden gefallener Bleistift, der doch wahrlich keine Mimikry treibt. Diesen ganzen Argumenten wird aber die Krone aufgesetzt dadurch, daß diese wunderbare Zweig= und Blattmimikry auf Erden schon zu Zeiten existierte, als es noch gar keine Zweige und Blätter gab. Aus den Untersuchungen des Professors Entz über diesen Gegenstand läßt sich ersehen, daß einer der ältesten bekannten Tierreste die Blattmimikry zeigt, die der Urschwabenkäfer im mittleren Silur mit seinen Flügeln vollbrachte. Auf Grund dieser Forschungsergebnisse muß man allerdings den Wert der Mimikry als Schutzmittel bezweifeln. Bekennen! Unsinnig ist es, mit hungrigem Magen Zu jemand„Es gehl mir sehr gut" zu sagen, Dann zu Haus eine trock'ne Brotkurste zu nagen. Ja, unsinnig ist es, sich ängstlich zu quälen, Den lieben Nächsten die Not zu verhehlen Und mit Talmi behangen sich Ansehn zu stehlen. Zeig' nur Dein wahres verhärmtes Gesicht, Daß es mit Millionen Anderen spricht: Schafft Arbeik und Brok— mehr wollen wir nicht. Carl Bender. Der Vekattkspenter Der Sonnenschein kam sommerselig zum Fenster herein. Er koste die Blütenpracht in den Töpfen und bleichte des Kantors geblümte Gardinen. Ein Spinnlein spann in der Ecke ihr Netz und an der Decke hing ein Schmetterling, so ein großer bunter, und liebäugelte herunter. In den blonden Zöpfen der Mädchen prangten heut' Bänder und Schleifen. Ueber die Köpfe der Buben liefen unbeholfene Scheitel, mit einem groben Kamm und viel Wasser gezogen. Um die neunte Stunde spazierte über die Wand ein dunkler Schatten.„Der Schulinspektor kommt!" flüsterte es in den Bänken. Die Mädchen lachten; sie hatten sich also nicht umsonst sein gemacht. Der Schulinspektor stellte seinen schwarzen Schlapphut auf die erste Bank. Es dauerte nicht lange, da hatten ihn August und Karl, die untersten der Klasse, schon umgestülpt. Langweilig war's den beiden immer, besonders heute, wo man getade und still sitzen mußte. Bis zur nächsten Pause überlegte August, ob er Tinte in den Hut schütten sollte oder nicht. Es wäre ein Spaß, wenn über die weißen Haare und das schöne Vorhemd des Inspektors die Tinte wie schwarze Raupen gekrochen käme.... Nach der Pause entkorkte er das Tintenfaß, schielte zum Lehrer, sah neben sich, hinter sich. Vor störenden Fragen war er durch seine Dummheit geschützt. Gerade hatte man die Weltkarte mit den beiden Halbkugeln aufgehängt. Zum ersten Male stellte der Schulinspektor eine Frage:„Wie kommen wir von hier nach Hinterindien?“ Schüchtern fuhr das Lineal in der Hand eines Schülers über die Nordsee, zwängte sich durch den Kanal, suchte das Mittelmeer und den Suezkanal. Da..: Hinterindien! Der Inspektor aber wollte die einzelnen Stationen wissen. Er nahm selbst das Lineal, zeigte den Landweg über Wien nach Konstantinopel, markierte die Schiffahrtslinien, war bald mit dem Lineal in Nordamerika oder an der Südspitze Afrikas, umkreiste Japan und die Inseln im Stillen Ozean. Er vermochte sogar August von seinem Bubenstreiche abzulenken. Ehe der's gedacht, hatte der Inspektor seinen Hut in der Hand und sagte:„Adieu!" Seit zwei Stunden war der Unterricht schon zu Ende. Aus des Kantors Stube flatterten Geigentöne, und des Schulmeisters Seele ging in der Welt spazieren, fuhr durch Städte und Länder in einer Kutsche zu vieren. Karl und August hüteten oberhalb der Mühle Kühe. Plötzlich erschien zwischen den Kämpen, auf einem schmalen Grasweg, ein Herr. Er fragte:„Geht hier wohl der Weg nach X.? Die beiden Jungen stießen sich an:„Ist das nicht der Kerl von heute morgen?" „Ja, ich erkenne ihn an dem schwarzen Hute.“ Und verächtlich sah Karl zu dem Inspektor auf und sagte:„So. Heute morgen wollte er in der ganzen Welt Bescheid wissen, und jetzt—— weiß er nicht mal den Weg nach der nächsten Stadt!“ Autoris. Uebersetzung aus dem Amerikaniechen von Gertrud von Hollander. 26] Gebrüder Enoch Verlag. Hamburg. „Glaubst du, daß es wahr ist? fragte Magnolia jetzt oft, denn Frau Hawks pflegte Docs Geschichten nur noch dummes Zeug zu nennen. Scheinbar entpuppten sich gerade die allerspannendsten Geschichten nach Frau Hawks' Auffassung als dummes Zeug. Daher fragte sie ganz schüchtern:„Glaubst du, daß es wahr ist?“ „Ob ich das glaube? Ich weiß, daß es wahr ist. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer.“ Manchmal machte sie im Frühling mit Julia einen kleinen Ausflug. Elly ging fast nie spazieren und kam oft ganze Tage lang nicht von der Baumwollblüte herunter. Elly war außerordentlich sauber und adrett. Sie konnte den ganzen Tag Wasser in Kesseln und Töpfen heiß machen, um zu baden oder um Strümpfe und Taschentücher zu waschen. Sie war geschickt im Nähen und konnte aus einem Streifen Satin, etwas altem Tüll und ein oder zwei Ellen Brokatstoff ein ganz passables Ballkleid für den dritten Akt zustandebringen. Man sah sie niemals mit einem Buch. Ihr Fleiß war Julia ebenso unsympathisch, wie Julias Faulheit sie irritierte. Elly hatte eine recht böse Zunge. Der arme Schultzy hatte zu seinem Leidwesen erfahren, daß blondäugige Blondinen gar nicht immer taubenfromm zu sein brauchen.„Um alles in der Welt, Julia, wie kannst du eigentlich immer so untätig herumsitzen! Ich brächte es beim besten Willen nicht fertig, immer nur auf den blöden Fluß zu starren. Das muß einen doch ganz verrückt machen!" „Ja, was soll ich denn deiner Meinung nach sonst tun?“ „Was du tun sollst? Wie wäre es, wenn du zunächst mal das Loch in deinem Strumpf stopftest?“ „Ganz meine Ansicht“", pflichtete Frau Hawks ihr bei, wenn De zufällig danebenstand. Sie mochte Elly nicht besonders gern leiden, aber ihr eigener fanatischer Fleiß und Ordnungssinn ließen sie doch ähnliche Züge bei anderen anerkennen. Julia betrachtete gleichmütig ihren langen schmalen Fuß in dem abgetragenen Schuh.„Habe ich ein Loch im Strumps?“ „Du weißt ganz genau, Julia Dozier, daß eins drin ist. Du hast es bestimmt heute morgen beim Anziehen gesehen, denn es ist gerade groß genug. Uebrigens war es gestern auch schon drin.“ Julia lächelte bezaubernd.„Ich weiß. Aber ich hatte doch weiß Gott gehofft, es wäre verschwunden. Als ich heute morgen aufwachte, habe ich mir eingebildet, die Heinzelmännchen hätten es rielleicht über Nacht ganz heimlich zugestopft." Julias Stimme war ebenso nachlässig wie die ganze Julia selbst. Sie sprach mit ausgesprochen südlichem Akzent. Magnolia lächelte anerkennend zu Julias freundlichem Spott. Sie ging für Julia durchs Feuer. Elly mit ihrer hellen Haut und den vorzellanblauen Augen war ihrer Ueberzeugung nach schön wie eine Märchenprinzessin, eine ganz natürliche Auffassung für ein Kind mit einem so dunklen Teint und so straffem schwarzen Haar. Aber sonst waren sie die größten Gegensätze. Wenn Elly schlechte Laune hatte, so konnte sie schon einmal von Magnolia als von „diesem Balg“ sprechen, obwohl die offenkundige Bewunderung des Kindes ihrer Eitelkeit schmeichelte. Aber niemals erlaubte sie ihr, sich mit ihrem abgelegten Bühnenstaat zu putzen, wogegen Julia gar keine Bedenken hatte. Elly hielt sich augenscheinlich für eine hochbegabte Schauspielerin, deren Talent und Schönheit infolge der Ungewandtheit ihres Gatten Perlen waren, die vor die Säue(in diesem Falle die Bewohner der Flußstädte) geworfen wurden. Obwohl sie so hübsch war, fand sie bei den Schauspielern und Matrosen wenig Anklang. Merkwürdigerweise war es Julia, die bei der Männerwelt, und zwar ohne jede Absicht, Furore machte. Irgend etwas in ihrem vom Leben gezeichneten Gesicht, ihren schwermütigen Augen, ihrer durchsichtigen Blässe und Gelassenheit, ja selbst die Sorglosigkeit ihrer äußeren Erscheinung mußte die Männer unwiderstehlich anziehen und festhalten. Steves Eifersucht war berüchtigt. Das ganze Schiff erzählte sich, daß Pete, der Maschinenmaat der Mollie Able, der außerdem in der Kapelle die große Trommel schlug, rettungslos in sie verliebt war und sie Steve hatte ausspannen wollen. Er folgte Julia in die Stadt, sobald sie nur ihren Fuß ans Land setzte. In sämtlichen Ecken der Baumwollblüte konnte man ihn herumlungern sehen, wo er gar nichts zu suchen hatte. Er schickte ihr sogar billigen Schmuck und schauderhaft schöne Taschentücher und Handarbeitskästen, die sie prompt an Queenie weiterverschenkte, unter der Bedingung, daß sie ihre schwarze Leibesfülle beim Servieren im Schmucke dieser neuen Gaben präsentierte. Bei dem engen Zusammenleben auf dem Schiff gelangte die Nachricht von diesen verschmähten Gunstbezeugungen schnell zu Petes rußgeschwärzten Ohren. Es war zwischen Pete und Steve auch bereits zu einem Krach gekommen..., einem jener plötzlichen Zusammenstöße, die in ihrer Wildheit und Brutalität an die Kämpfe wilder Tiere erinnern. Ein Fluch in der Dunkelheit..., halberstickte Drohungen; dumpfe Tritte, harte Schläge von knochigen Fäusten auf Menschenfleisch, tiefe, keuchende Atemzüge, ein schriller Schrei des Schmerzes und der Wut. Pete war über Bord geflogen und zappelte in der schnellen Strömung des Mississippi. Obwohl er glnäzend schwimmen konnte, fischte man ihn nur mit größter Mühe heraus. Ein Glück, daß die Mollie Able und die Baumwollblüte gerade vor Anker lagen. Voller Beulen und klatschnaß hatte Pete sich grollend in den Maschinenraum zum Trocknen zurückgezogen und verband seine Wunden. Er fluchte lästerlich, und zwar in Ausdrücken, die den oft im zweiten Akt eines Stückes gebrauchten Verwünschungen lächerlich ähnlich waren, daß er sich an den beiden schon rächen wollte. Seitdem hatte er Julia nie wieder öffentlich belästigt, aber seine Drohungen und seine halblaut gemurmelten Verwünschungen dauerten fort. Steve hatte seiner Frau verboten, das Schiff ohne Begleitung zu verlassen. Wenn es also Frühling wurde und der Schlehdorn in bräutlichem Weiß zwischen den dunklen Stämmern der Kiefern und Fichten leuchtete, so band Julia einen ihrer weichkrempigen Hüte achtlos unterm Kinn zusammen, streifte mit Magnolia durch die Wälder und pflückte wilde Blumen. Sie wanderten so lange landeinwärts, bis sie die Weiden, die immer grünen Eichen und die Ulmen der Flußufer hinter sich ließen und andere Bäume fanden. Sie kamen an wilden Heckenkirschen von opalisierendem Rosa vorbei. Im Herbst suchten sie Nüsse und brachten ganze Säcke voll Wall= und Haselnüsse nach Hause. Nur die Früchte des schwarzen Wallnußbaumes verschmähten sie, weil sie nach der Ueberzeugung jedes fahrenden Schauspielers Sturm bringen, sobald man sie an Bord hat. Manchmal fuhren sie freudig erschrocken zusammen, wenn sie plötzlich Enziane entdeckten, die seltsamste aller Blumenfarben von köstlichem Blau, von einer Schönheit, die schon beinahe wehe tat. Magnolia verschlug es jedesmal fast den Atem. Julias Rockfalbeln schleppten im Straßenstaub, wenn sich die beiden gemächlich in Bewegung setzten, nicht ohne eine Flut von Ermahnungen und kritischen Betrachtungen.(Fortsetzung folgt, — 1 — — AauleEchhtecch Unsere Generation ist es gewöhnt, von Riesenlenkluftschiffen zu hören, die Hunderte von Metern lang sind und deren Durchmesser größer ist, als die Höhe eines normalen großstädtischen Miethauses. Wir haben beinahe vergessen, daß die ersten Konstrukteure der Lenkluftschiffe eigentlich alle nur Liliputballons bauten. Als Santos Dumont seine berühmte Fahrt im Jahre 1903 ausführte, benutzte er ein winziges Luftschiff, das eigentlich gerade genügte, um ihn selbst zu befördern. Santos Dumont hat in den Jahren 1898 bis 1905 nicht weniger als 14 kleine Luftschiffe gebaut, deren Konstruktion fast immer dieselbe blieb, die aber dennoch durch ihre Fahrten bewiesen, auf welchem Wege die beste Lösung der Aufgabe, ein brauchbares Lenkluftschiff zu bauen, zu finden war. Vor allem bewies Santos Dumont, daß der Benzinmotor die einzig brauchbare Kraftquelle für ein Eine Mastankerungsvorrichtung dient zum Befestigen des Luftschiffes am Landungsmast. Dazu genügen bei normalem Wetter zwei Personen. Die Gondel ist direkt mit dem Laufgang verbunden, sie ist mit einem Stoßfänger ausgerüstet, ihre Formen bieten der Luft den geringsten Widerstand. Am Hinterteil der Gondel ist ein 80=PS=Stern=Motor mit Luftkühlung eingebaut. Der Benzinbehälter genügt, um für 10 Stunden Betriebsdauer Brennstoff mitzunehmen. Er ist am Laufgang befestigt. Die Gondel selbst kann bis zu sechs Personen aufnehmen. Die Nutzlast, die das Schiff befördern kann, beträgt etwa 600 Kilogramm, der Aktionsradius 600 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit etwa 80 Kilometer in der Stunde. Bei diesem und einigen anderen Kleinluftschiffen, die von den verschiedensten Gesellschaften in der letzten Zeit gebaut Gosobbiaseschecht Ballonet und schindet die Zugtiere unnötig. Sobald das Schar ausgeschmiedet ist und die Anlage durch eine neue ersetzt wird, geht die Arbeit wieder tadellos. Es ist also darauf zu achten, daß sowohl Schar wie Anlage nach starkem Verschleiß ausgeschmiedet oder durch neue ersetzt werden. Aber auch die kleine Sohle an der rechten Seite des Pflugkörpers(Abbildung 2) ist für den guten Gang des Karrenpfluges wichtig. Zusammen mit der Anlage gibt sie dem Pflug die gerade Stellung. Eine gute Selbstführung kann den Pflug auch noch mit AEEE P• . cit! naen Luftbuslass Hotorraum Laufgang Staßfönger Gasientit Luftschöpfer Stossfänger Das Parsepal-Naatz-Luftschiff Luftschiff ist. Am 23. Juni 1903 gab er der Pariser Presse wieder einmal Gelegenheit, mit großen Schlagzeilen eine Sensation zu verkünden. Er war mit seinem neunten Luftschiff auf dem Dach seines Hauses in Paris in der Avenue der Champs Elysées an der Rue Washington gelandet, ausgestiegen und in seine Wohnung gegangen. Dort hatte er in aller Gemütsruhe eine Tasse Kaffee getrunken, ohne jedoch das auf dem Dach verankerte Luftschiff aus den Augen zu lassen. Dann war er wieder zu seinem Flughafen zurückgekehrt. Diese Landung gefiel den Parisern außerordentlich gut. Sie trug wesentlich dazu bei, die Beliebtheit des Brasilianers Sautos Dumont in der französischen Hauptstadt zu erhöhen. In den letzten Monaten fährt in Deutschland ein kleines Reklameluftschiff. Es ist im Gegensatz zu den etwa vor Kleinluftschiff nach dem Aufstieg •5 Jahren bekanntgewordenen Liliputluftschiffen außerrdentlich betriebssicher geworden und wurde von Dipl.=Ing. Naatz konstruiert. Sein Inhalt beträgt 1700 Kubikmeter, es ist 39,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von rund 13 Meter. Das Luftschiff ist halbstarr, d. h. es ist mit einem starren Kielgerüst versehen, an dem die Ballonhülle, die ihre Form durch das Traggas erhält, befestigt ist. Der aus Leichtmetall hergestellte, im Kielgerüst eingebaute Laufgang ist begehbar. Von diesem Gang aus können sämtliche Ventile (Gasventile, Luftventile) bedient werden. Durch ein Ballonett, einen Luftsack, der etwa in der Mitte der Hülle angebracht ist, kann Luft aufgenommen werden, durch die Gasverlust ausgeglichen wird. Auf diese Weise bleibt die form des Luftschiffkörpers erhalten. Die Druckregulierung der Gasfüllung erfolgt vollkommen automatisch. An der Spitze des Luftschiffes ist eine Kopfversteifung vorgesehen. wurden(von der Goodyear in Amerika, den Raab=Katzenstein=Werken), wurden alle Erfahrungen ausgenutzt, die im Luftschiffbau gerade während der letzten Jahre gewonnen werden konnten. So seltsam es klingen mag, so haben doch die Erfahrungen, die man während des Weltkrieges mit Fesselballons sammeln konnte, erheblich dazu beigetragen, die Grundlagen zum Bau moderner Kleinluftschiffe zu schaffen. Die moderne Strömungsforschung aber hat gelehrt, Ballonformen zu finden, die der Luft den geringsten Widerstand bieten. Es kommt bei Körpern, die die Luft durchschneiden sollen oder an denen die Luft vorüberstreifen soll, darauf an, den Luftstrom möglichst ohne Wirbelwindungen nach hinten abfließen zu lassen. Die Strömungslehre ist ja einer der jüngsten Zweige der modernen Technik. Ihre Ergebnisse haben schon häufig dazu beigetragen, nicht nur die Lebensdauer technischer Bauwerke zu erhöhen, sondern auch den Kraftbedarf zu vermindern und die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Das moderne Kleinlenkluftschiff ist das Ergebnis dieser Forschungen; sicherlich wird man es auch bald zu anderen Aufgaben als zu Reklamefahrten heranziehen. Warum geht mein Pflug nicht? Der Pflug ist eine einfache Angelegenheit, und jedermann vom Fach nimmt die Zumutung schon als eine Beleidigung, für die Behandlung und Einstellung des Pfluges noch etwas hinzulernen zu können. Und doch zeigt die Praxis, daß mit dem Pflügen noch nicht alles klappt. Auch wenn der Landwirt kein Schmied ist und sein soll, so sollte er doch mit dem Pflug und der Wirkung seiner Anlage so gut Bescheid wissen, daß er dem Schmied sagen kann, was nicht klappt. Der Pflug, den die Abbildung 1 zeigt, hat ein stark abgenutztes Schar. Das kann natürlich in den harten Boden nicht eindringen. Und die stark abgenutzte Anlage genügt im weichen und nachgiebigen Boden nicht mehr, dem Pflug dem nötigen Halt an der Furchenwand zu geben. Er geht also sehr ungleichmäßig, läuft an harten Stellen flacher oder rutscht darüber hin, an weichen Stellen schiebt er sich nach der Landseite zu, greift zu breit, wendet und krümelt nicht mehr abgenutzter Sohle in der richtigen Lage halten, aber die Zugkraft wird infolge des einseitigen Druckes vergrößert. Also leisten die Zugtiere entweder unnötig viel Arbeit, oder aber die Flächenleistung wird geringer. Besonders störend wirkt die abgenutzte Sohle, wenn Feldspitzen oder breite Furchen ohne Selbstführung ausgepflügt werden sollen. Denn dann muß der Pflugführer die richtige Lage durch Muskelkraft erhalten, und die erhöhte Inanspruchnahme der Armmuskeln wird ihm zeigen, daß die Sohle zu sehr abgenutzt ist und ihre Arbeit nicht mehr richtig erfüllen kann. Schimpfen und Toben ist dann überflüssig. Aber das Auswechseln der alten Sohle durch eine neue wird das Halten und Lenken des Pfluges sofort mühelos machen. Schnellfrachtschiffe Die Tendenz der Schiffstechnik geht nicht nur dahin, die Geschwindigkeit der Frachtschiffe zu erhöhen, sondern sie gibt ihnen auch ein schweres Ladegeschirr, das sie von landfesten Umschlagmitteln völlig unabhängig macht. Die Schnellfrachtschiffe der Hapag sind zum Beispiel mit einem Schwerbaum von 40000 Kilogramm HebeEin Schnellfrachtschiff der Hapag übernimmt eine Lokomotive kraft ausgerüstet, mit dem selbst größte Kolli wie Lokomotiven, Eisenbahnwaggons und Flugzeuge ohne Hilfe von Kränen gehoben und an geeigneter Stelle an Deck oder im Raum verstaut werden können. Derartige Schwerbäume sind in den vielen kleinen Ueberseehäfen, in denen es oft an geeigneten Kränen fehlt, nicht zu entbehren. In solchen Häfen werden Lokomotiven gewöhnlich auf sehr einfache Weise gelöscht: Der Schwerbaum setzt sie auf die Schienen des Kais, hierauf werden sie angeheizt und fahren mit eigener Kraft von dannen. Fortschritte der internationalen Auto-Normung Der vom Internationalen Normen=Ausschuß für den Kraftfahrzeugbau eingesetzte Unterausschuß für Keilwellen hielt kürzlich in Genf seine erste offizielle Tagung ab, auf der Deutschland, Belgien, Frankreich. Italien und die Schweiz vertreten waren. Es wurden Richtlinien über ein gemeinsames Vorgehen der einzelnen nationalen Ausschüsse aufgestellt; ferner konnten bestimmte Keilwellen=Abmessungen zur Annahme als internationale Norm empfohlen werden. Auch die Verhandlungen über die Toleranzen der Profile, welche für die Austauschbarkeit der Einzelteile ausschlaggebend sind, führten auf Grund der von dem deutschen Fachnormenausschuß der Kraftfahrindustrie und von der Werkzeugmaschinenindustrie angestellten Versuche bereits zu positiven Ergebnissen.— Keilwellenprofile werden im Automobil= und Werkzeugmaschinenbau zur kraftschlüssigen Verbindung zweier Maschinenelemente(Welle und Nabe) verwandt. Das für die Normung besonders schwierige Keilwellenproblem soll angesichts seiner erheblichen technischen Bedeutung bereits Ende April auf einem zweiten internationalen Kongreß weiter behandelt werden. chesseind 0l* 60 chesse* ind nl. Gus. * 1 Eine Herausforderung Stellungnahme des Brauereiverbandes zu den Lohnverhandlungen in der Brauindustrie Verband der Brauereien veröffentlicht folgende Meldung: In Verhandlungen vor dem Reichsarbeitsministeriums im Januar ds. Is. über einen für die rheinisch=westfälische Brauindustrie gefällten Schiedsspruch, der eine Erhöhung der Löhne um 4 Prozent vorsah war eine Vereinbarung der Parteien zustande gekommen, daß die Lohnfrage vertagt werden sollte, bis Klarheit über die Erhöhung der Biersteuer gewonnen sei. Nunmehr sind die Verhandlungen wieder ausgenommen worden. Sie führten bisher zu keinem Ergebnis. Die Brauindustrie ist angesichts der gegenwärtigen Lage der Wirtschaft und der ungewissen Zukunftsaussichten des Braugewerbes entschieden gegen jede Lohnerhöhung. Die Wahrscheinlichkeit eines starken Konsumrückganges werden noch größer durch die Biersteuererhöhung bedingte Steigerung der Preise. Die Westdeutsche Brauindustrie habe sich im Interesse des Konsums auf die Abwälzung der bloßen Biersteuererhöhung beschränkt und nicht einmal die besonderen Unkostensteigerungen der jüngsten Zeit bei der Preisbemessung in vollem Umfange berücksichtigen können. Im Interesse einer beschleunigten Erledigung des Lohnstreites sind die Brauereien bereit, die Entscheidung der Lohnfrage einer Schiedsstelle zu übertragen und die Verhandlungen von vorherein vor dem Reichsarbeitsministerium aufzunehmen, wenn dabei eine Verständigung nicht erzielt würde, ein Schiedsgericht mit der Entscheidung zu beauftragen wäre. Dazu ist zu bemerken: 1. Die rheinisch=westfälischen Brauereien chaben nicht nur die 3,85 RM. Steuererhöhung auf die Konsumenten abgewälzt, sondern gleich 4 Mark statt 3,85 Mark auf das Hektoliter geschlagen. 2. Ueber einen Rückgang des Bierkonsumens liegen bisher keine zahlenmäßigen Angaben vor. Die Brauereiarbeiter beurteilen diese Frage weit optimistischer als die Brauereien 3. Wenn die Unternehmer jetzt auf einmal gegen jede Löhnerhöhung sind, während sie den Schiedsspruch bisher nicht etwa wegen der Lohnerhöhung ablehnten, zeigt ihre wahre unsoziale Gesinnung. Noch 50 Prozent der Bauarbeiter arbeitslos! Der Reichskanzler hat vor einigen Tagen sich in öffentlicher Rede für die Belebung des Baumarktes, vor allem des Wohnungsbaues, eingesetzt. Einstweilen herrscht jedoch im Baugewerbe noch fürchterliche Arbeitslosigkeit. Mitten im Mai sind 50 Prozent aller Bauarbeiter erwerbslos. Im„Grundstein“, dem Organ des Deutschen Baugewerksbundes, erheben daher von neuem die freiorganisierten Bauarbeiter die Forderung auf Einbeziehung des Baugewerbes in die Krisenfürsorge. „Wir unterstreichen diese Forderung“ schreibt der„Grundstein“,„und erwarten, daß auch jene Kreise, die dem heutigen Reichsarbeitsminister näher stehen als wir und besonders jene, die zur Zeit immer den Mund so voll nehmen und jeden Hinweis auf die Gefährdung der Arbeitslosenversicherung empört zurückweisen, allen ihren Einfluß ausüben werden, damit die Bauarbeiter unverzüglich in den Genuß der Krisenunterstützung kommen.“ Wegen der großen Arbeitslosigkeit im Baugewerbe hat der christliche Bauarbeiterverband die Forderung auf Einbeziehung der Bauarbeiter in die Krisenunterstützung erhoben. Der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften hält, so berichtet der„Deutsche“, diese Forderung für berechtigt und ihre Erfüllung für notwendig. Siege der freigewerklchaftlichen Eilenbahner Von 310 Wahlstellen im Reichsbahndirektionsbezirk Breslau liegt das Resultat aus 240 Bahnstellen vor. Danach haben Stimmen erhalten: der freigewerkschaftliche Einheitsverband 11 116, die kommunistische Opposition 2450, die Christen 2149 und die Hirsche 1657. Die Freien Gewerkschaften haben also fast eine zwei Drittel=Mehrheit, obwohl bei der Wahlagitation seine drei Konkurrenten einmütig im Kampf gegen ihn zusammen standen. Bei den Betriebsrätewahlen in 14 Braunschweiger Dienststellen fielen von 1592 abgegebenen Stimmen 1410 auf den freigewerkschaftlichen Einheitsverband. Die Hirsche erhielten 150 Stimmen, 6 die Christen. Das Ergebnis ist also für die Freien Gewerkschaften glänzend. Förderung des Wohnungsbaues durch die Reichsbahn In den Jahren 1920 bis 1929 wurden von der Reichsbahn 18 762 Neubauwohnungen geschaffen. Weitere 6105 Wohnungen wurden durch Ausbau vorhandener Reichsbahngebäude errichtet. Für 43500 Wohnungen wurden von der Reichsbahn Darlehen, die nur gering zu verzinsen sind gegeben. Ende 1928 verfügte die Reichsbahn über 116 200 bahneigene Wohnungen. Für weitere 61000 Wohnungen hatte die Reichsbahn Zuschüsse, bezw. billige Kredite gegeben. Das kommuniltilche Siegesgelchrei- ein großer Bluft Wer die Kommunistenpresse nur zu lesen bekommt, müßte glauben, daß die Freien Gewerkschaften bei den Betriebsratswahlen von den Kommunisten mit Hilfe der„Sympathisieren= den" fast überrannt wurden. Wie sehr stark eine solche Stimmungsmache auf Lug und Trug beruht, das zeigt auch das Gesamtergebnis der Betriebsratswahlen in den großen Betrieben der Metallindustrie des Industriegebiets. In 300 größeren Betrieben wurden 1870 Betriebsräte gewählt. Davon buchen der Deutsche Metallarbeiterverband 1294, der Christliche 345, Hirsch=Dunckersche 57, Kommunisten 107, Gelbe 38, Syndikalisten 9 und die Unorganisierten 30 Mandate. Die Kommunisten haben in 25 Betrieben Listen einreichen können, gegen 11 Listen im Vorjahr. Die Zunahme der Kommunisten ist mit 1,7 Prozent gegen 1,5 Prozent im Vorjahr winzig. Gegen die imposanten Ziffern der Freien Gewerkschaften sind die Kommunisten verschwindend klein. Der Bergassessor von Loewenstein redet um die Tatsachen herum= warum? In der Hauptversammlung des Vereins für bergbauliche Interessen berichtete Bergassessor v. Loewenstein über die Wirtschaftslage im allgemeinen und insbesondere über die Lage des Ruhrbergbaus. Er führte aus: Der Ruhrbergbau habe im vorigen Jahr wohl mengenmäßig gut abgeschlossen. Mit 123 Mill. Tonnen habe die Förderung erstmalig den Stand des letzten Vorkriegsjahres erheblich überschritten, indes sei das wirtschaftliche Erträgnis keineswegs befriedigend. Zudem sei die Mengenkonjunktur künstlich bedingt gewesen. Sie beruhe einmal auf unverhältnismäßig starker Vorratsbildung infolge des vorvergangenen strengen Winters, zum anderen auf einer in ihren letzten Ursachen außenwirtschaftlich begründeten Konjunkturüberschneidung des Bergbaus mit der Gesamtwirtschaft. Am deutlichsten werde das bei der Betrachtung der Eisenindustrie, unseres großen innerbezirklichen Kohlenverbrauchers, deren gute Beschäftigung in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres lediglich der verhältnismäßig großen Aufnahmefähigkeit der Auslandsmärkte zuzuschreiben sei. Mit dem konjunkturellen Niedergang in den außerdeutschen Ländern sei die Eisenindustrie in eine überaus schwierige Lage geraten. Die Rückwirkungen auf die Kohle seien natürlich nicht ausgeblieben. Es wäre durchaus verfehlt, wenn man die zeitige, außerordentlich ungünstige Lage des Ruhrbergbaus, seine mehr als trüben Aussichten für dieses Jahr, lediglich als konjunkturelle Erscheinung betrachten wollte. In den letzten Monaten seien Ereignisse eingetreten, deren Tragweite für den Ruhrbergbau jetzt noch gar nicht übersehen werden könne.— Zunächst das Haager Abkommen, das dem Ruhrbergbau den italienischen Markt versperrt habe; sodann der deutsch=polnische Handelsvertrag, der in seinen unmittelbaren und mittelbaren Ausstrahlungen auch die Wirtschaft an der Ruhr erheblich beeinträchtigen werde und die englisch=polnische Kohlenverständigung über den nordischen Markt, deren uns sicherlich stark tangierende Einzelheiten noch nicht bekannt seien. Die in diesem Bericht zuletzt angeführten Tatsachen sind zweifellos geeignet, die Zukunft des deutschen Kohlenbergbaues in ernsthaftem Lichte zu betrachten. Doch das Entscheidende an der bisherigen Rationalisierung im Bergbau ist die von dem Referenten absichtlich übergangene Tatsache, daß die Bergbaubesitzer fast das gesamte Risiko der Absatzkrise auf die Arbeiterschaft abwälzten. Die Rationalisierung in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung taumelt von einer Absatzkrise in die andere, mit der fortschreitenden Rationalisierung werden diese Krisen immer heftiger und nachhaltiger, da die Gefolge immer wieder auftauchender Abbauaktionen ständig die Kaufkraft der breiten Masse schwächen und durch die notwendigen Hilfsmaßnahmen indirekt immer mehr belasten müssen. Vor Jahren schon fing es an. Die Leistungen der Zechen mußten erhöht werden. Rücksichtslos wurden die Betriebe durchorganisiert, die Belegschaften verjüngt, Kohlengewinnung und Förderung mechanisiert und gemäß den Grundsätzen der wissenschaftlichen Betriebsführung rationalisiert. Der Erfolg trat ein, die Leistung pro Mann und Schicht ging in die Höhe und in wenigen Monaten förderte man, trotzdem viele tausend Arbeiter auf die Straße gesetzt waren, mehr als vorher. Nicht lange dauerte dieser Zustand, da war die Aufnahmefähigkeit des Marktes erschöpft. Absatzstockung machte sich bemerkbar, Feierschichten traten in Erscheinung. Im Monat mußte vier bis fünf Feierschichten verfahren werden. Das ging natürlich auf die Dauer nicht. Man mußte zu einer neuen Einschränkung schreiten. Eine zweite Abbauaktion wurde eingeleitet. Es kamen so viele Arbeiter zur Entlassung, daß man mit den übriggebliebenen die zuletzt erreichte Förderzahl nun ohne Feierschichten erzielte. Sofern setzte ein neuer Leistungstaumel ein. Die Leistung mußte wieder höher werden. Ueber allen hing die Wolke des Abbaues. Und in Jahresfrist war man wieder auf dem alten Stande angelangt. Wieder setzten Feierschichten ein und wieder wurde eine Abbauaktion durchgeführt. Dieser Vorgang wiederholte sich in den letzten Jahren verschiedene Male. Heute steht der Bergbau allem Anschein nach wieder einmal vor einem neuen Abbau. Auf den meisten Zechen wurde in Jahresfrist die Förderung um 10 bis 15 Prozent gesteigert, trotzdem man vor Jahresfrist ebenso wie heute meinte, es sei nichts mehr herauszuholen. Die meisten Zechen werden daher in Zukunft wieder dazu übergehen, diese Förderzunahme durch einen entsprechenden Belegschaftsabbau auszugleichen. Dieses Beispiel der Entwicklung läßt sich für jedes Wirtschaftsgebiet anwenden. Produktions= und Leistungsrekord sind heute überall die Parole. Ueberall muß die menschliche Arbeitskraft der Maschine weichen. Rücksichtslos werden die so abgelösten Arbeitskräfte der zermürbenden Arbeitslosigkeit überantwortet. Die sozialen Versicherungen werden überlastet und die Ausgaben der Wohlfahrtspflege steigen. Und gerade jene Kreise, die für diese Entwicklung verantwortlich sind, wagen es dann noch, gegen den notdürftigen Schutz, den die Sozialversicherung dem werktätigen Volke vor dem Verhungern bietet, Sturm zu laufen. Daher hat diese Entwicklung nichts mit planmäßiger oder rationeller Wirtschaft zu tun. Sie kann nur schiefe Rationalisierung genannt werden und muß von jedem einsichtigen Volkswirt abgelehnt werden. Vorbedingung einer planmäßigen Wirtschaft ist, daß alle Menschen, die doch letzten Endes als Konsumenten der Produktion auftreten sollen, das Recht und die Pflicht haben, ihre Arbeitskraft vollwertig der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen, weiter aber auch, daß diese in der Wirtschaft tätigen Arbeitskräfte anteilmäßig und vollwertig bezahlt werden. Gewerkschaftlicher Fortschritt der Angestellten Von Georg Uco, Mitglied des Reichswirtichaftsrates Deutsche Metallarbeitenvorband hat die absalute Mohnheit,.“ sind 14 Reichs= oder Landestarifverträge und 262 BezielstarifIn der freigewerkschaftlichen Organisation der Handlungsgehilfen und Büroangestellten sind heute rund 210000 Angestellte zusammengefaßt. Gemessen an den Vorkriegsverhältnissen und der zahlenmäßigen Stärke der einzelnen Vorläufer des heutigen Einheitsverbandes ist ein ungeheuerer Fortschritt festzustellen. Es war nicht leicht diesen Erfolg bei einer Berufsschicht zu vermeiden, die von Vorurteilen gegen den Gewerkschaftsgedanken durchsetzt ist und die, wie keine andere, den Einfluß des Nationalismus aufweist. Welchen Fortschritt die gewerkschaftliche Organisation für die Angestellten darstellt, das beweisen die Zahlen im Geschäftsbericht des Z. d. A. für das Jahr 1929, der soeben vom Zentralverband der Angestellten vorgelegt worden ist. Der Bericht ist über die üblichen zahlenmäßigen und statistischen Zusammenstellungen hinaus eine außerordentlich wertvolle Materialsammlung. Um das aktuellste Thema herauszustellen, wird im Bericht besonders eingehend die Arbeitsmarktlage der Angestellten behandelt. 181 220 kaufmännische Angestellte und 27006 Büroangestellte suchten im Dezember 1929 Arbeit. Diese Zahlen berichten über ein Massenelend, das verschärft wird durch die Tatsache von nur 46,04 Prozent unterstützten kaufmännischen und 58,65 Prozent Büroangestellten. Von den kaufmännischen Angestellten sind rund 98.000 der Mildtätigkeit der Oeffentlichkeit überlassen. Berücksichtigt werden müssen dabei noch die außerordentlich bedenklichen Gehaltsverhältnisse, die in unzähligen Fällen weit unter dem Lohnniveau schlecht bezahlter Arbeitergruppen liegen. Daß diese Verhältnisse dem Wirken der Gewerkschaft besonders förderlich sind, wird niemand behaupten wollen. Sie sind auch eine Erklärung dafür, daß bisher noch nicht einmal 10 Prozent sämtlicher vorhandenen kaufmännischen und Büroangestellten dem freigewerkschaftlichen Z. d. A. angehören. Da nimmt es nicht wunder, wenn im Bericht von den Bemühungen des Verbandes gesprochen wird, gerade die freigewerkschaftlich orientierten Arbeitereltern besonders auf die Ziele des Z. d. A. hinzuweisen und wenn der Notwendigkeit der Beeinflussung der im Angestelltenberuf tätigen Kinder durch diese Eltern beredte Worte gewidmet werden. In den Berufsgruppen der Angestellten spielt die Berufsarbeit der Frau eine besondere Rolle. Eine eingehende Betrachtung des Berichts ist deshalb der erwerbstätigen Frau gewidmet, die von den Arbeitgebern als minder zu bewertende Kraft geschätzt wird, obwohl die Entwicklung des letzteren Jahrzehnts sehr deutlich gezeigt hat, wie vielfach die männlichen Arbeitskräfte durch weibliche ersetzt werden können, da Geschicklichkeit, Wendigkeit und Befähigung diesen zu manchen Arbeiten größere Eignung geben. 1919 gab es 387 Tarisverträge, 1924 wurden 734 erzielt und das letzte Jahr schloß mit einer Gesamtzahl von 1055 ab. Davon verträge und die übrigen verteilen sich auf Orts= und Firmenverträge. Eine unverkennbare Verbesserung in den Arbeitsund Lebensverhältnissen der Angestellten konnte hierbei durchgesetzt werden. Nicht zuletzt sind die Fortschritte des Z. d. A. einer einheitlich geführten und straff gegliederten Organisation zu verdanken. In 754 Ortsgruppen, von denen 149 eine besondere Geschäftsstelle aufweisen, wurde die vielfältige Kleinarbeit bewältigt. Rein zahlenmäßig wirkt sich diese Arbeit dahin aus, daß allein 47220 neue Mitglieder in zwei Jahren gewonnen wurden.(Im ersten Vierteljahr 1930 belief sich die Zahl der Neugeworbenen bereits auf 16 300). Die finanziellen Verhältnisse sind befriedigend, obwohl nicht verkannt werden darf, daß ungeheure Summen für die stets wachsenden Unterstützungen aufgebracht werden müssen. Der Vermögenszuwachs der Hauptkasse im Jahre 1929 beträgt 528962,03 RM. Die Einnahmen aus Beiträgen sind von 5139 732,76 RM. im Jahre 1928 auf 5 952 353,46 RM. im Jahre 1929, also um 15,8 v. H. gestiegen. Aus dem Alters= und Aussteuerbeihilfefonds, der getrennt von dem sonstigen Vermögen des Verbandes geführt wird, sind 76098 RM. im Jahre 1929 zur Auszahlung gelangt. Die Stellenlosenunterstützung betrug im Jahre 1929 allein 419 185 RM. gegen 277888 RM. im Vorjahre. Diese Unterstützung wurde an 6386 Mitglieder ausgezahlt. Die Steigerung beträgt hier allein 50 Prozent. Sonst wurden noch erhebliche Beträge für Krankenunterstützung, Sterbegeld und Sterbegeld beim Tode durch Unfall ausgegeben. In Rechtsfragen, die sich auf das Arbeitsverhältnis beziehen, wurden im Jahre 1929 in 159631 Fällen Auskünfte erteilt. Durch Vergleich wurden erstritten 880034 RM. und durch Urteil 508930 RM. Allein 1388953 RM. sind danach also unrechtmäßig von Arbeitgebern einbehalten worden. Wie hoch könnte der Betrag sein, wenn alle Angestellten durch ihre Organisation Rechtsschutz genießen würden? Bergarbeiterstreihs in Polen Auf drei Gruben in Sosnowice(Polen) streiken seit 2 Tagen 1700 Arbeiter. Die Grubenverwaltungen versuchten willkürlich den Arbeitstag zu verlängern. Sie haben gegen Nichtbeachtung ihrer neuen eigenmächtig festgesetzten Vorschriften schwere Strafen angedroht. Die freigewordenen Arbeitsposten wollten sie unter dem Schutz von Polizei mit Streikbrechern besetzen. Dieses Vorhaben der Verwaltungen wurde jedoch von den Streikenden vereitelt. Begreiflicherweise kam es dabei mehrfach zu Zusammenstößen mit der Polizei. 16 Arbeiter sind verweiden. * SanalthOFGrun Hur Nustkarung Verschiedentlich hat man versucht, Inserate für eine sogenannte Sportzeitung der Arbeitersportler zu werben. Wir machen darauf aufmerksam, daß diese Zeitung für die Vereine und Mitglieder des Arbeiter=Turn= und=Sportbundes, E. V., Sitz Leipzig, keine Bedeutung hat und auch von diesem nicht herausgegeben wird. Für die Vereine des Arbeiter=Turn= und=Sportbundes kommt das wöchentlich am Mittwoch erscheinende offizielle Kreisorgan, der„Volkssport", heraus. Wie bitten alle Interessenten dieses beachten zu wollen. An die Vereine des 12. Organisationsbezirks im ArbeiterTurn= und=Sportbund. Im„Ruhr=Echo“ wird zu einer Tagung des 12. Organisationsbezirks am kommenden Sonntag aufgerufen. Wir machen unsere Vereine und Vereinsvorstände darauf aufmerksam, daß diese Einberufer mit unserer Organisation nichts zu tun haben. Vereine des Arbeiter=Turn= und=Sportbundes dürfen daran nicht teilnehmen.„ 82 12. Organisationsvezin im 6. Kreis des Arbeiter=Turn= und=Sportbundes. J. A.: Georg Böhland. Spielleute=Konzert des 12. Bezirks Am Sonntag, dem 18. Mai, geben die Spielleute des obigen Bezirks ihr zweites Spielleute=Konzert. Sie haben seit dem ersten Konzert und auf dem zweiten Bundesfest in Nürnberg Vieles gelernt und das Beste für Sonntag herausgeschält. Ein gutes Programm wird den Zuhörern geboten. Die Turnerinnen des Arbeiter=Turnvereins Stiepel werden ebenfalls ihr Bestes zum guten Gelingen des Festes beitragen. Jetzt liegt es an den Turnern und Sportlern des 12. Bezirks, die Spielleute bei ihrem Feste zu unterstützen. Waren es doch die Spielleute, die, wenn gerufen wurde, immer zur Stelle waren. Anschließend wird ein gemütliches Tänzchen die Besucher noch einige Stunden zusammenhalten. Zum guten Gelingen des Festes ein kräftiges Frei Heil! 4t. * Achtung, Spielleute! Den Riegen Bochum, Riemke und Wattenscheid zur Kenntnis, daß wir uns am Sonntag, dem 18. Mai, nachmittags 2.30 Uhr, am Gewerkschaftshaus in Bochum treffen. Von dort aus werden wir geschlossen nach Stiepel marschieren. Um Pünktlichkeit und vollzähliges Erscheinen wird besonders gebeten. Freie Sportvereinigung Bochum. Samstag nachmittag um 5.30 Uhr: Spiel= und Sportstunde auf dem neuen städtischen Sportplatz an der Landwehr(Kohlen= und Schützenstraßen=Ecke). Sämtliche Mitglieder werden ersucht, an dieser Spielstunde teilzunehmen. See M Aern. Stadttheater Bochum Die Darbietung des Lustspiels von Kehm und Frehsee „Als ich noch im Flügelkleide... heute, von 20 Uhr bis gegen 22.30 Uhr, ist als geschlossene Veranstaltung für den Bühnenvolkshund, Serie A, vorgesehen. Den freien Besuchern, die das Stück gern sehen möchten, ist gute Gelegenheit gegeben, der Wiederholung am Sonntag beizuwohnen: 900 Karten wurden für sie bereitgestellt, die ab heute im Vorverkauf erhältlich sind.„Der Kaiser von Amerika“, Bernard Shaws politische Komödie, steht für morgen, Freitag, mit seiner ersten Wiederholung auf dem Plan. Nach dem Erfolg der Erstaufführung am Montag wird mit einem regen Interesse unseres Publikums zu rechnen sein. Vorerst jedoch sind von den 600 Karten, die im freien Verkauf zur Verfügung stehen, noch genügend zu einer guten Auswahl vorhanden. Der Samstag abend verspricht ein heiteres musikalisches Werk, die Operette in drei Akten von Heuberger„Der Opernball“. Der Vorverkauf dazu hat gestern eingesetzt. Sherriffs Drama„Die andere Seite“, das schon wiederholt als Volksvorstellung angesetzt wurde, begegnet nach wie vor allgemeinem Interesse, so daß eine abermalige Wiederholung nötig wurde. Diesmal ist das Werk, wiederum im Rahmen einer verbilligten volkstümlichen Aufführung, zu Montag vorgesehen. Die Preise für diese Art Veranstaltungen sind wohl bereits hinreichend bekannt, so daß sie kaum eines Hinweises bedürfen; sie bewegen sich zwischen 0,50 und 2 Mark. Operettentheater Bochum Die endgültig letzte Aufführung des tollen Lachschwanks „Meinste, dat Anton sich richtig benimmt“ von Arnold und Bach findet heute Donnerstag, abends 8.15 Uhr, mit dem populären Komiker Heinz Kleint statt. Morgen, Freitag, abends 8.15 Uhr, gehr erstmalig der bekannte, ganz auf Heiterkeit eingestellte dreiaktige Lachschlager„Die vertagte Nacht“, ebenfalls von Arnold und Bach, in Szene. Werbe= und Plakatkarten haben an allen Tagen Gültigkeit. Musik Der gebannte Ton Neue Musikplatten(Mai=Aufnahmen), besprochen von Willy Werner Göttig(Frankfurt a. M.) Deutsche Grammophon=AG.(„Die Stimme seines Herrn“.) Wie schade es ist, daß man die entzückende Musik der Oper „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius nie in der Oper hört, das wird einem klar, wenn man der brillanten Ausdeutung dieser, von Franz Liszt mit instrumentaler Meisterhand retouchierten Ouvertüre lauscht, die Richard Strauß mit den Berliner Philharmonikern vermittelt: das ist ein Schwelgen in Melodie, in subtil ausgefeiltem Klang— einfach himmlisch! (66 936). Liszts„Les Preéludes“ wirken dagegen trotz der präzisen Interpretation unter Oskar Fried erfindungsmatt; nur ihr schillerndes, buntgewirktes Orchestergewand vermag zu fesseln. Rein technisch ut die Aufnahme hervorragend gut gelungen(66812/3). Die Oper ist durch einige markante Gesangaufnahmen vertreten. Adele Kern, ein Koloratursopran von ebenso eminenter Stimmbegabung wie Können, singt die reizende Arie der Marzelline aus dem 1.„Fidelio"=Akt, und die Pagenarie aus den„Hugenotten“(66946); Ludwig Hofmann, ein profunder Baß der Berliner Staatsoper erfreut mit den humorvoll gesungenen Liedern„Im Wein ist Wahrheit“ aus„Undine“ und„Laßt mich euch fragen“ aus„Martha' (62 686); der mailänder„Scala"=Chor brilliert mit dem„Zigeunerchor“ aus dem„Troubadour“ und„In einer düsteren, entlegenen Straße“ aus„Rigoletto“: so müssen Opernchöre klingen!(95.277). Feinste Delikatesse charakterisiert das Klavierwiel Leonid Kreutzers, der den„Cis=Moll=Walzer“ und die Arbeitersportler in Weitmar=Mark. Am Donnerstagabend 7 Uhr findet die erste Turnstunde der freien Sportbewegung bei Wegner statt. Alles muß erscheinen. Freie Spielleute=Vereinigung Wattenscheid. Sonntag, den 18. Mai, morgens 10 Uhr: Uebungsstunde in der Lessingschule. Wegen des Spielleute=Konzerts in Stiepel müssen alle Genossen erscheinen. Arbeiter=Turnverein Wattenscheid. Heute, Donnerstag, um 19 Uhr: Turnstunde der Turner. Die Meldungen für die Ausscheidungskämpfe am 25. Mai in Datteln müssen abgegeben werden. Freier Sportverein Grünweiß Witten. Freitag. den 16. Mai, 20 Uhr: Außerordentliche Zusammenkunft aller Fußballer. Da wir Samstag und Sonntag spielen, muß unbedingt alles zur Stelle sein. Der Spielausschuß erscheint um 19 Uhr. Ballspielverein Witten. Morgen, Freitag, abend muß alles im Spielerabend erscheinen. Da Sonntag in Herdecke auch die alten Knaben spielen, müssen diese zwecks Aufstellung der Mannschaften ebenfalls erscheinen. Freie Turnerschaft Langendreer, Abt. Handball. Auf dem Gewerkschaftsplatz in Langendreer spielt am Sonntag die Freie Turnerschaft Langendreer gegen Wanne=Eickel mit der 1. und 2. Mannschaft. Langendreer hat bei den letzten Spielen nicht das gezeigt, was man bei den Serienspielen zu sehen bekam. Eickel stellt eine gute Mannschaft. Will Langendreer ein gutes Resultat herausholen, so muß schon ein jeder Spieler auf dem Posten sein. Die Jugend spielt gegen Eickels? Mannschaft. Hier könnte wohl für Langendreer ein Sieg in Frage kommen, vorausgesetzt, daß die Leistung der letzten Spiele erreicht wird. Anwurf für die 2. Mannschaft 3 Uhr, anschließend daran spielt die 1. Mannschaft. Freie Turnerschaft Eppendorf. Sonntag, den 18. Mai, um 7.30 Uhr abends, im Vereinsheim Hülsmann: Versammlung. Diejenigen Mitglieder, die den Ausflug am 1. Pfingsttag zum Rhein mitmachen wollen, werden ersucht, sich bis zum 25. Mai bei den Genossen Wilhelm Koch oder Paul Opitz eintragen zu lassen. Arbeiter=Turnverein Bochum=Hordel. Heute, Donnerstag, im Jugendsaal: Zusammenkunft sämtlicher Genossen. Daselbst müssen auch die letzten säumigen Genossen, die mit nach Bielefeld wollen, das halbe Fahrgeld hinterlegen. Alle anderen können dann nicht mehr berücksichtigt werden.— Abteilung Handball. Die Jugendmannschaft fährt Sonntag, den 18. Mai, nach Gerthe. Daselbst findet das Endspiel der Jugend gegen Eppendorf um die Bezirksmeisterschaft statt. Wir treffen uns um 12 Uhr im Vereinslokal. Seid pünktlich, es gibt keine Verzögerung. Spielgesuch. Arbeiter=Turnverein Bochum=Hordel. Abt. Handball, sucht für Sonntag, den 25. Mai, Spiele für Jugend und 1. Mannschaft auf eigenem Platze. Zuschriften sind an Gen. Karl Habel, Bochum=Hordel, Röhlinghauser Straße 34, zu richten. „Des=dur=Berceuse“ von Chopin spielt(95180). Schade, daß das Guarneri=Quartett nur den 2. und 4. Satz aus dem„EDur=Streichquartett“(K. V. 387) von Mozart spielt: man sehnt sich nach dem Ganzen, wenn man es so gut hören kann. lied“ und Schumanns„Wanderlied“ gefangen nimmt(23.084). Endlich noch zwei vorzügliche Orchesterplatten: Hermann Weigert dirigiert conventionell und durchaus unpersönlich die „Fledermaus“=Ouvertüre(27178), Alois Melichar gewinnt dem„Lichtertanz der Bräute“ aus„Feramors“ und einer von ihm geschickt instrumentierten„Melodie in F=dur“ von Rubinstein gewisse Reize ab, die auch den ernsten Musiker für kurze Zeit fesseln können(27183). Stteratut Staat und Kulturpolitik. Im Aprilheft der„Sozialistischen Bildung" behandelt Genossin Anna Siemsen sehr eingehend die Programmrede des Unterrichtsministers Grimme im Preußischen Landtag. Sie stellt fest, daß wir in dieser Rede zum ersten Male von offizieller Stelle aus ein staatliches Kulturprogramm haben, wie es aus sozialistischer Anschauung sich ergibt. Im Anschluß daran untersuicht sie die Fragen, welche kulturpolitischen Funktionen der Staat im gegenwärtigen Moment hat und hebt besonders die Aufgaben hervor, die Erimme in seiner Programmrede umrissen hat: Aufhebung des Bildungsprivilegs und Abbau des Berechtigungswesens. Im selben Heft untersucht S. Nestriepke in einer längeren Abhandlung„Das Theater in der Arbeiterhulturbewegung“ den ganzen Fragenkomplex, der mit der jetzigen Theaterkrise zusammenhangt. In klarer, übersichtlicher Form schildert er die Aufgaben, die das Theater in der Arbeiterkulturbewegung zu erfüllen hat; er umreißt dann die Funktionen der Volksbühne und geht ausführlich auf das Laienspiel ein. Man kann es begrüßen, daß hier von sachkundiger Seite in zusammenfassender Weise ein Fragenkomplex behandelt wird, der weit über den Kreis der Arbeiterkulturbewegung für die Vertreter der Partei und der Gewerkschaften von Bedeutung ist. Aus der„Sozialistischen Erziehung“, der standigen Beilage der „Sozialistischen Bildung", sei besonders verwiesen auf zwei Artikel von August Siemsen und Wilhelm Herring, die die zerstörerische Wirksamkeit des nationalsozialistischen Volksbildungsministers Frick in Thüringen schildern.— Die „Sozialistische Bildung“ mit ihren Beilagen„Bücherwarte“ und „Sozialistische Erziehung“ ist zum Preise von 1,50 Mark für das Vierteljahr durch die Post oder die Buchhandlung zu beziehen. Einzelnummern kosten 75 Pf. Der Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin SW. 68, Lindenstroße 3, stellt Probenummern gern zur Verfügung. Dampf-Färberei Chem. Waschanstalt Oito VOTA, 500 Fabrik: Dorstener Straße 184—186 e Telefon 67875 Färben u. Reinigen von Herren- u. Damen-Garderobe Möbeln, Dekorationsstoffen, Teppichen und Gardinen Pillalen: Bochum, Wellenbrink 23, Rottstr. 28, Clemensstr. 91, Heinrichstraße 14, Humboldtstreße 2, Weltmar, Kohlenstraße 209. Wanne-Riekel, Hindenburgstr. 19. Bochumer Str. 176, 1s7 Wattenecheld, Westenfeldstr. 6, Nerne, Behrensstr. 8. 6000 erwählen ein Plakat Eine einzigartige Volksabstimmung! In Berlin, Leipzig und Dessau wurden im letzten Monak rund 100 Entwürfe für ein sozialdemokratisches Werbeplakat gezeigt, die aus einem vom Parteivorstand der SPD. veranstalteten Wettbewerb stammen. Fast 6000 Besucher, Parteimitglieder. Künstler und Gegner, haben diese Ausstellung besichtigt und ihr Urteil über den besten und wirk6 drei Entwürfe preisgekrönt und acht weitere prämiiert. Diese neuartige Form, zur Entscheidung sowohl ein kleines Gremium von Fachleuten wie auch die Masse derer heranzuziehen, auf die das Plakat wirken soll, hat in allen Kritiken lebhaftes Interesse gefunden. Dieser Versuch hat eine große Bedeutung. Zum ersten Male überhaupt in der Geschichte der deutschen Propaganda haben mehrere 1000 Menschen gemeinsam und eingehend die Entscheidung über eine größere Anzahl Plakate getroffen. Damit ist erstmalig die Möglichkeit gegeben, festzustellen, was von der Masse der Plakatbetrachter gewünscht wird was sie interessiert. Die Volksabstimmung deckt sich nicht ganz mit der Entscheidung der künstlerischen Jury. Diese hatte als das würdigste Plakat einen Entwurf von Prof. H. Virl(Kassel) bezeichnet. Das Plakat zeigte auf schwarzem Hintergrund eine rote, silhouettenhafte Masse, während groß darüber die wuchtige Schrift „In die Sozialdemokratie“ erschien. Dieser von der Jury erwählte künstlerisch vollendete Entwurf hat wahrscheinlich wegen seiner mehr abstrakten, rein verstandesmäßigen Art bei der Volksabstimmung nur die zweithöchste Stimmenzahl(241) erhalten. Die weitaus meisten Stimmen, insgesamt 564, erhielt in allen Städten der Entwurf„Eva“ von Prof. M. Biro(Berlin), den wir im Bilde wiedergeben. Er ist im Gegensatz zu dem von der Jury bestimmten Entwurf von volkstümlichem, zeichnerisch schwungvollem Format. Die künstlerischen Preisrichter hatten ihn zwar auch in die engere Wahl gezogen, er wurde jedoch nur prämiiert. Dieser Plakatentwurf von Prof. Biro-Berlin wurde von den Besuchern der Ausstellung„Daspolitische Plakat“ als der beste und wirksamste bezeichnet. Die dritthöchste Stimmenzahl, 191, erhielt bei dem Volksentscheid ein von der Jury ebenfalls mit dem 3. Preis ausgezeichneter Entwurf; während der zweite Preisträger in der Volksabstimmung erst an fünfter Stelle folgt. Dieser einzigartige Versuch zur Feststellung des massenwirksamen Plakats hat gelehrt, daß auch heute noch nicht das gebrauchsgraphisch bedeutende Plakat wirksam ist, sondern der Entwurf, der in möglichst realer und plastischer Form die Idee gegenständlich macht. Es ist ein Verdienst der Sozialdemokratie, auch in dieser mehr künstlerischen Beziehung zum ersten Male die Volksmeinung befragt zu haben. Sie hat damit bewiesen, daß sie auch auf diesem Gebiet die führende Stellung einnimmt, die ihr kraft ihrer Größe und Bedeutung zukommt. Ziungeschirr, das nicht nur schön, sondern auch praktisch im Gebrauch ist, läßt sich besonders gut mit einem Gemisch aus Putzstein, Salz, Soda und Essig reinigen: mit Zinnkraut und heißem Wasser nachwaschen. Malerisches Kerzenlicht wird heute vielfach bei festlichen Gelegenheiten im kleineren Kreise wieder bevorzugt. Paßt nun einmal eine Kerze nicht in den Leuchter, so halte man sie einen Augenblick in heißes Wasser und drücke sie dann in den Leuchter, wo sie fest stecken bleibt. Abgenutztes Linoleum, dessen Muster verwischt und dadurch unansehnlich geworden sind, kann man— nachdem es gut mit Seife und heißem Wasser gewaschen ist,— mit Oelfarbe streichen und evtl. auch mit Hilfe von Schablonen mit Mustern versehen. Mit kaltem Wasser„abgeschreckt" und neu gewachst, kann das Linoleum noch längere Zeit verwendet werden. Stark verrostete Geräte, Messer, Badewannen usw. kann man mit Hilfe von Salzsäure(Vorsicht, Gift) wieder blank bekommen. Die Sachen müssen dann mit reichlich Wasser abgewaschen, abgetrocknet und— falls es sich um Metall handelt— mit Oel oder einer Speckschwarte abgerieben werden, um neuen Rostansatz zu verbindern. Runde Deckchen bügle man stets zuerst von der Mitte nach außen, dem Faden nach. Dadurch wird der wellige, ausgezogene Rand vermieden. Häufiges Lüften im Wohnzimmer ist auch im Winter keine Verschwendung der so kostbaren Wärme, da sich reine frische Luft viel schneller erwärmt als dumpfe. Auch kriert man in gelüfteten Zimmern nur selten..“ * Zweites Blatt. Donnerstag, den 15. Mai 1330 9# — — .— Siaer Wilten Sammelt euch! Die Metallarbeiter rüsten zur Abwehr. Der Deutsche Metallarbeiter=Verband verbreitet im Industriegebiet folgenden Aufruf an die Hütten= und Metallarbeiter: Das Jahr 1930 stellt die Hütten= und Metallarbeiter aller Branchen des Industriegebiet vor schwere Aufgaben. Wirtschaftlich wird die Arbeiterschaft schwer heimgesucht durch die starke Wirtschaftskrise mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Ohne Rücksicht auf den Arbeiter und seine Familie werden ganze Betriebe stillgelegt, was bei weitem nicht immer begründet ist. Politisch versuchen die rechtsgerichteten Kreise und Industriellen, die Sozialgesetzgebung, die Arbeitslosenversicherung, die Unfall und Krankenversicherung zum Schaden der Arbeiterschaft abzubauen. Hütten= und Metallarbeiter, seid auf der Hut! Wir haben große Aufgaben zu erledigen! Der Rahmentarifvertrag in der Eisen= und Stahlindustrie Norvwest muß erneuert und verbessert werden! Der Arbeitszeitvertrag läuft im September ab. Die viel zu lange Arbeitszeit muß veringert werden. Der Lohnvertrag muß neben der Festsetzung eines angemessenen Lohnes vollständig umgearbeitet und übersichtlich gestaltet werden. Die Akkord= und Prämienbestimmungen müssen Sicherungen bieten gegen willkürliche Akkord= und Prämienabzüge. Noch ehe die Verhandlungen über diese Neuregelungen begonnen haben, kündigt die Nordwestgruppe eine erneute Aussperrung an. Arbeitskollegen, nehmt diese Drohung nicht auf die leichte Schulter! Denkt daran, daß die Industriellen straff organisiert sind! Denkt an die Aussperrung im Jahre 1928! Denkt daran, daß der Deutsche Metallarbeiter=Verband und die anderen freien Gewerkschaften damals sich eurer Interessen mit großer Aufmerksamkeit angenommen haben! Wenn in den Betrieben vom Kapital ausgehaltene Stahlhelmleute und Hakenkreuzler im Verein mit den Gelben gewerkschaftliche Aufbauarbeit verleumden und beschimpfen, dann tretet ihnen entgegen! Weist sie in die Schranken und folgt ihnen nicht; sie leisten vom Unternehmer bestellte Arbeit! Folgt nicht den kommunistischen Putschisten und ihren verrückten Parolen! Ihr habt selbst durch deren Vorgehen manche trübe Erfahrung gemacht! Ihre Bestrebungen sind nur Zerstörung der Gewerkschaften zum Nutzen der Unternehmer! Folgt auch nicht den Christen, die euch und den Deutschen Metallarbeiter=Verband vor den Betriebsratswahlen maßlos beschimpft haben! Großmäulig wie immer, empfehlen sie sich als die Retter der Arbeiter des Industriegebiets. Denkt daran, daß der christliche Metallarbeiter=Verband im Jahre 1922 freiwillig ohne Not die Sonntagsarbeit in den Stahl= und Walzwerken, von der mehrere Werke gar keinen Gebrauch machten, weil sie gar nicht notwendig war, vereinbart hat. Denkt daran, daß der christliche Metallarbeiter=Verband bei dem Klempner= streik 1929 in Köln offiziell den Streikbruch organisiert hat. Denkt daran, daß der christliche Metallarbeiter=Verband der Lohnsenkung für die Arbeiter beim Stahlwerk Becker in Willich zugestimmt hat. Die Unternehmerpresse ist voll des Lobes über dieses Verhalten des christlichen Metallarbeiter=Verbandes. Die„Bergwerkszeitung“ schreibt in ihrer Nummer vom 2. April 1930: „Die Haltung des Deutschen Handlungsgehilfen=Verbandes und der christlichen Gewerkschaften verdient volle Anerkennung. Denkt aber auch daran, daß die Christen zur Zeit der Ministerschaft des Sozialdemokraten Wissel sich mit radikalen Anträgen zum Rahmentarif geradezu überstürzten, während sie jetzt, wo ihr Parteipapst Adam Stegerwald Reichswirtschaftsminister ist, den Rahmentarif nicht einmal zu kündigen wagten. Der Rahmentarif wurde nur vom Deutschen Metallarbeiter=Verband und den Hirschen gekündigt. So sehen die christlichen Retter aus! Deshalb sammelt euch im Deutschen Metallarbeiter=Verband, der größten und leistungsfähigsten Organisation der Welt! Rund 1 Million zählt der Deutsche MetallarbeiterVerband zu seinen Mitgliedern! Welch ein Vertrauen drückt sich in dieser Zahl aus! Zögert nicht länger, es ist höchste Zeit! Werdet Mitglied des Deutschen Metallarbeiter=Verbandes! Zahlen In Berlin gehen täglich, ohne gefrühstückt zu haben, also buchstäblich mit leerem Magen, 50000 Kinder zur Schule. (Nach der neuesten Statistik.) Hingegen hat der Kammersänger Tauber im selben Berlin eine Abendgage von 700 Dollar erhalten. Al Jolsons Honorar für einmaliges Auftreten hat vollends 12000 Mark betragen. Ausgezahlt im Jahre der bisher umfassendsten Weltwirtschaftskrise zu Berlin von den Vergnügungsindustriellen, die die Varietébühnen Scala und Plaza bewirtschaften. Daß die Elisabeth Bergner ihre Rolle im„Seltsamen Zwischenspiel“ mit 2500 bis 3000 Mark abendlich bezahlt erhalten hat, ist ja bekannt. Weniger bekannt dürfte sein, daß man bei einer Auktion der Weine der preußischen Domänen gelegentlich einmal ganze 172 Reichsmark für eine einzige Flasche„Steinberger feinste Trockenbeer=Auslese" erzielt hat, wobei insgesamt 150 solcher Flaschen verkauft worden sind. Doch kann anderseits nicht in Abrede gestellt werden, daß die Berliner Erwerbslosen die vom Stadtparlament gutgeheißenen 9 Mark Weihnachtszulage auf Einspruch des als Sparkommissar eingesetzten Oberpräsidenten hin tatsächlich wegen Nichtvorhandenseins der Mittel nicht ausbezahlt erhielten. Dafür ist allerdings unerläßlich gewesen, eine „Europa“ zu bauen, ein Luxusschiff, das die Aufgabe hat, der von Deutschland so heftig hofierten Dollarrasse weitgehend entgegenzukommen, und das folgende Klasseneinteilung aufweist: 800 Passagiere erster, 500 Passagiere zweiter, 300 Touristenpassagiere und 600 Passagiere dritter Klasse. Zwei Drittel des Raumes sind da selbstverständlich für die Ersten, für die Aristokratie der Nachkriegsepoche. Für sie gibt es„Große Halle“,„Kunstsalon",„Großen Ballsaal“,„Bibliothek mit Intarsiaschreibtischen",„Sonnendeckrestaurant" usw., alles in allem„das verschwenderischest ausgestattete Luxushotel der Welt", wie der gratisreisende Journalist voll Begeisterung feststellt. Es hat eine Besatzung oder besser: eine Belegschaft von insgesamt 1000 Mann, denn Millionäre wollen entsprechend sorgsam behandelt werden. Die Gesellschaftsräume der ersten Klasse erstrecken sich über eine Länge von 160 Meter. Allerdings kann in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen werden, daß ein Berliner Bezirkswohnungsamt kürzlich dokumentarisch festgelegt hat, daß eine Einzimmerwohnung für eine vierköpfige Arbeiterfamilie vollkommen ausreichend sei. Ueberdies gibt es augenblicklich an jedem Tage 90000 Zahlungsbefehle in Deutschland und etwa 35000 Pfändungen, wohingegen eine Prüfung von 51 600 gewerblichen Betrieben— das sind etwa 2,5 Prozent sämtlicher im Vaterland vorhandenen— eine Unterschlagung von Reichs= und Landessteuern in der Höhe von nur 142 Millionen Reichsmark ergeben hat, wofür sie die ungeheuerliche Strafsumme von 2,9 Millionen Reichsmark zu zahlen hatten. Der neue Geschäftsführer der „Wohlfahrt“ Aus dem Sekretariat des Konsumvereins„Wohlfahrt“ Bochum wird uns mitgeteilt: Am Sonntag, dem 11. Mai, fand im eigenen Saale der Konsumgenossenschaft eine Konferenz des Genossenschaftsrates statt, welche sich mit der Neuwahl eines 1. Geschäftsführers zu beschäftigen hatte. Der bisherige Geschäftsführer Gustav Friedrich hat bekanntlich die Leitung des Konsum Is Genossenschaftsrats fiel einstimmig auf Herrn Hermann Meiet, der jetzt die Stellung eines Revisors beim Verband der Konsumgenossenschaften in Rheinland und Westfalen bekleidet. Hermann Meier hat in der Genossenschaftsbewegung von der Pieke auf gedient und bietet auf Grund seines Werdeganges durchaus die Gewähr, daß er im Verein mit der gesamten Verwaltung den Konsumverein„Wohlfahrt“ auch in Zukunft so weiter entwickelt, wie dies bis heute der Fall gewesen ist. In seinen verschiedenen Stellungen in der Konsumgenossenschaftsbewegung hat Hermann Meier ausreichend Gelegenheit gehabt, sich in allen Zweigen der Vevwaltung großer Konsumgenossenschaften einzuarbeiten, so daß mit seiner Wahl wohl der richtige Mann für die Stellung des Geschäftsführers gefunden worden ist. Der ausgeschiedene Geschäftsführer hatte sich schon in einer Konferenz vor einigen Wochen von den Verwaltungsmitgliedern und Funktionären verabschiedet und Hermann Meier, der am 1. Juni 1930 sein Amt antritt, nahm mit Worten des Dankes und dem Versprechen, seite ganze Kraft in den Dienst der Konsumgenossenschaft zu stellen, die auf ihn gefallene Wahl an. * Die kommunistische Presse schimpft noch immer auf den Genossen Friedrich, obwohl er gar nicht mehr in Bochum ist. Sie lügt ihren Lesern vor, der Weggang Friedrichs sei zum Teil auf die kommunistische Kritik zurückzuführen. Tatsache ist, daß Genosse Friedrich nur auf stärkstes Drängen der Leitung des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine in Hamburg seinen Bochumer Posten verlassen hat. Ihm ist die schwere Aufgabe zugefallen, die Thüringer Konsumvereinsbewegung, die unter der jahrelangen kommunistischen„Wirtschaft“ zusammenzubrechen droht, wieder zur Gesundung zu führen. Man kann Friedrichs Tatkraft nur Bewunderung und Anerkennung zollen, daß er vor einer solchen Riesenaufgabe nicht zurückgeschreckt ist. Wittener Strandbad bleibt geschlossen! Die Stadt sichert sich Einfluß auf das Strandbad in Bommern. Das Städtische Verkehrs= und Presseamt teilt mit: Auf Vorschlag des Badeanstaltsausschusses hat der Magistrat beschlossen, das Wittener Strandbad zu schließen. Mit dem Besitzer des Strandbades im Stadtteil Bommern, Herrn Kamper, ist ein Abkommen getroffen worden, nach dem er sich als Gegenleistung für die Schließung des Wittener Strandbades und für die leihweise Ueberlassung einer Auskleidehalle und der beiden Laufstege verpflichtet: a) der Stadtverwaltung Einfluß auf die Preisgestaltung einzuräumen, b) insbesondere keine Erhöhung seiner Preise ohne Zustimmung der Stadt vorzunehmen, c) die Volksschulen bei geschlossener Führung von Lehrern vormittags kostenfrei baden zu lassen, d) den Erwerbslosen einmal in der Woche ein Freibad zu gewähren und für jedes weitere Bad nicht mehr als 50 Prozent der üblichen Preise zu berechnen, e) Vereinen und höheren Schulen aus Witten eine Ermäßigung von 50 Prozent der Eintrittspreise einzuräumen. Die Badeordnung des Strandbades soll sich der Wittener angleichen. Dieses Abkommen ist um so mehr zu begrüßen, als das der Privatinitiative zu verdankende Strandbad in Bommern sich in jeder Beziehung als mustergültig erwiesen hat. Wir hatten schon voriges Jahr Gelegenheit, an dieser Stelle auf die vortreffliche Organisation, die ideale Lage und die guten Einrichtungen des Strandbades in Bommmern hinzuweisen. Durch das oben angeführte Abkommen mit der Stadtverwaltung erhält dieses Strandbad nun den Charakter eines gemeinnützigen Unternehmens, das in jeder Weise der Unterstützung und Forderung seitens der Stadt wert ist. Wegen unbefugten Plakatierens bestraft. In der letzten Sitzung des hiesigen Schöffengerichts wurden drei kommunistische Arbeiter wegen Uebertretung der Straßenpolizeiverordnung zu je 10 Mark Geldstrafe verurteilt. Sie waren in der Nacht zum 14. März von einer Polizeistreife überrascht worden, als sie in der Ardeystraße und auch in der Johannisstraße Plakate der Kommunistischen Partei anklebten. Soweit hier eine Gesetzesübertretung ihre Ahndung fand, läßt sich wenig dagegen einwenden. Es bleibt nur der Wunsch offen, daß die Justiz mit der gleichen Promptheit wie gegen die Arbeiter auch gegen die Landsknechte des Unternehmertums vorgehen möchte. Wir haben an dieser Stelle oft auf die Besudelung der Häuser und Zäune durch Hitlerbuben öffentlich hingewiesen. Die Täter wurden aber weder gefaßt noch bestraft, trotzdem sie jedes Kind in Witten kennt. Ja noch mehr: man ließ diese Schmierereien tage= und wochenlang kleben— gleichsam zum Hohn gegen die Arbeiterschaft. Wo bleibt hier die Gleichheit“ vor dem Gesetze? Das„Wittener Tageblatt“ überschreibt den Bericht über die Gerichtsverhandlung gegen die drei Arbeiter mit„Schmierfinken“. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob diese Bezeichnung nicht besser auf den betreffenden Berichterstatter des„W. T.“ paßt. Denn die drei verurteilten Arbeiter haben jedenfalls, ohne persönliche Vorteile zu gewärtigen, aus Idealismus gehandelt, während der Herr Berichterstatter für Geld seinen Bericht schrieb und dabei noch seinem persönlichen Haß gegen die Arbeiter durch diese ihn selbst kennzeichnende Bezeichnung Ausdruck gab. Wenn er noch das Benehmen der Angeklagten vor Gericht als„frech“ bezeichnet, dann hat er noch keinen Nazi vor Gericht gesehen— oder er ist selbst ein solcher. Uebrigens darf nicht vergessen werden, daß das„unparteiische“„W. T.“ das Publikationsorgan der Wittener Nazis ist! Heute ist noch Gelegenheit, im Vorverkauf Eintrittsprogramme für das am Freitag, dem 16. Mai, im Röthemeierchen Saale stattfindende Gastspiel des Dortmunder Stadtheaters zu erwerben. Zur Aufführung gelangt das ganz auf Heiterkeit eingestellte dreiaktige Lustspiel„Die Frau, die jeder sucht“ von L. Hirschfeld. Der Eintritt kostet im Voroerkauf 1 Mark, an der Kasse 1,50 Mark. Sind Lohnschiebungsverträge gültig? Die Ansichten über die Lohnschiebungsverträge gehen erheblich auseinander. Mehr und mehr werden aber solche Lohnschiebungsverträge für unbeachtlich erklärt. Das Oberlandesgericht in Köln hat einen solchen Lohnschiebungsvertrag für nichtig erachtet und in einer grundsätzlichen Entscheidung u. a. ausgeführt. Sch. hatte mit seinem Arbeitgeber D. vereinbart. daß von seinem Monatsgehalt in Höhe von 300 Mark 125 Mark an ihn und 175 Mark an seine Ehefrau entrichtet werden sollen. Dieser Vertrag stehe der Pfändung des pfändbaren Teils des Monatsgehalts von 300 Mark nicht entgegen. Der Betrag von 175 Mark sollte an die Ehefrau des Schuldners ausgezahlt werden, welche zur Familie des Schuldners gehöre und verpflichtet sei, zum Unterhalt der Familie und ihres Ehemanns beizutragen. Wenn auch der Gläubiger nicht verlangen könne, daß der Schuldner arbeite und seine Schulden bezahle, so könne es doch nicht gebilligt werden, wenn der Schuldner arbeite und Geld verdiene, aber Schleichwege benutze, um den Gläubiger zu schädigen und ihm das Geld vorenthalte, auf welches er einen berechtigten Anspruch habe. Die Familienmitglieder bilden gleichsam eine Lebens= und Schicksalsgemeinschaft, welche für die Folgen der Verschuldung des Familienoberhauptes aufzukommen habe. Dieser Standpunkt erscheine umsomehr gerechtfertigt, als der Gesetzgeber für den notwendigen Unterhalt der Familie in ausreichender Weise Schutz gewährt habe.(Aktenzeichen: 6. N. 37 3. 29) Wahl der Elternbeiräte sämtlicher Volksschulen. Amtlich wird uns mitgeteilt: Der Wahltag für die Neuwahlen sämtlicher Elternbeiräte der Volksschulen ist von der Schulaufsichtsbehörde auf den 22. Juni 1930 festgesetzt worden. Die Wahl soll in den Stunden von 10 bis 1 Uhr vormittags und 3 bis 5 Uhr nachmittags stattfinden. Nähere Auskunft über die Vorlage der Wahlvorschläge usw. werden die Schulleiter in den Elternversammlungen erteilen, zu denen durch die Kinder der Schulen eingeladen werden wird. Vogelschutz in den Schulen. Der preußische Landwirtschaftsminister hat erneut Gelegenheit genommen, auch die Anbringung von Nistkästen für Vögel in öffentlichen Gebäuden hinzuweisen. Die mit sogenannten Niststeinen, das sind Hohlsteine mit Einschlüpfloch gemachten Versuche, haben sehr günstige Ergebnisse gezeigt, so daß diese Niststeine als wertvolles Hilfsmittel für den praktischen Vogelschutz angesehen werden können. Der Einbau solcher Niststeine in die Mauern alter und neuer Häuser soll deshalb empfohlen werden. Auch bei Neu= und Umbauten von Forstdienstgehöften wird die Verwendung von Niststeinen angeraten. Für Schulbauten wird dies dringend empfohlen. Die Beobachtung der Vögel an den Niststätten, sowie der Lebensvorgänge beim Brutgeschäft u. a. m. wird als gutes Anschauungsmittel für den biologischen Unterricht in den Schulen von Nutzen sein. Wiedereröffnung der Schwimmhalle. Nach erfolgter Durchführung der Reparaturarbeiten wird die Schwimmhalle am Freitag, dem 16. Mai, vormitags 8 Uhr, wieder geöffnet. (S. Anzeige.) Wetterbericht vom 14. Mai. Die flachen Tiefdruckgebiete über Skandinavien und der südlichen Ostsee bestehen fort, ein neuer Tiefdruckausläufer ist über der Nordsee herangezogen. Das Hochdruckgebiet über Südwesteuropa zeigt wenig Aenderung. In Deutschland war es heute früh wolkig oder trübe sowie im Westen und Süden vielfach regnerisch bei 8 bis 13 Grad Wärme. Der Kahle Asten hatte mäßigen Südwestwind, Regen und 7 Grad.— Aussichten bis Freitag: Fortgesetzt veranderlich sowie zeitweise Regen bei wenig geänderten Temperaturen. Stadtteil Annen Vergrößerung der Bahnhofshalle und des Bahnhofsvorplatzes Annen=Nord. Das städtische Verkehrs= und Presseamt hat bei den in Frage kommenden Stellen beantragt, die Bahnhofshalle Annen=Nord zu vergrößern und den Bahnhofsvorplatz umzugestalten. Es wurde darauf hingewiesen, daß infolge der allgemeinen Verkehrsentwicklung die schleunige Inangriffnahme der geplanten Arbeiten dringend erforderlich ist. Die Station Annen=Nord wird in steigendem Maße Ausgangsbahnhof für die die Ardeyberge und Ruhrberge aufsuchende Industriebevölkerung. Durch die Eingemeindung hat diese Entwicklung eine erhebliche Förderung erfahren. Besonders benutzen die auswärtigen Besucher der Landesheimatspiele immer mehr den Weg vom Bahnhof Annen=Nord zur Freilichtbühne im Stadtwald Hohenstein. Diesen gesteigerten Anforderungen genügen die Raum= und Platzverhältnisse in Annen=Nord nicht mehr. Die Erweiterung der Bahnhofshalle und eine andere Gestaltung des Vorplatzes sind im Interesse einer glatten Abwicklung des Verkehrs dringend notwendig. Verantwortlich für Politik, Feuilleton und Sport: Wilhelm Kalweit; für Lokales. Gewerkschaftliches. Soziales. Genossenschaftliches und den Provinzteil: Josef Burgdorff; für den Inseratenteil: Karl Simon. samtlich in Bochum. Druck und Verlag: E. Graf& Co., Bochum. Hermannshöhe 7. Ihre Betten wieder neu durch unsere moderne Beitledern-Keinigung Abl####en u. Zustellen am selben Tage kostenlos Alsberg& Blank Witten Der Wochattler Farschinaugtigerorp Die Vernehmung der Angeklagten.— Der„Iufall“ spielte eine große Rolle. „Halten Sie uns für Kinder?“ Unter dem Vorsitz von Landgerichtsdirektor Massenez begann am Mittwochvormittag der auf drei bis vier Tage berechnete Prozeß gegen die Falschmünzer aus Bochum, Herne, Wanne=Eickel und Osterfeld. Die Anklage wird von Staatsanwalt Berichs vertreten, während die Verteidigung der elf Angeklagten in den Händen von sieben Rechtsanwälten liegt. Zu Beginn des Prozesses ist der Zuschauerraum des großen Schwurgerichtssaales überfüllt, doch kommen die Zuhörer nicht auf ihre Kosten, da sofort nach der Feststellung der Personalien der Angeklagten die Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgeschlossen wird. Auf der Anklagebank haben der Buchdruckereibesitzer Ferdinand Wallbröhl(Bochum), der Bergmann Emil Reichling(Wanne=Eickel), der Händler Josef Sauer(Herne), die Markthändlerin Clara Meßmann und ihre Tochter Irmgard(Herne), der Kraftwagenführer Dickmann(Herne), der Arbeiter Josef Schwarz (Gelsenkirchen), die Ehefrau Käte Bach(Herne), der Händler Heinrich Bügeler(Osterfeld), der Maschinenbauschlosser Hans Hülsken(Osterfeld) und die Geschäftsleiterin Anna Wilden(Bochum) Platz genommen. Auf dem Zeugentisch sind mehrere Bündel der von Engelhardt und Genossen hergestellten Falschscheine sowie das zum Drucken der Noten benutzte Material aufgebaut. Engelhardt selbst ist heute noch nicht vorgeführt, da der erste Tag vollkommen mit der Vernehmung der Angeklagten ausgefüllt ist. Als erster Angeklagter wird hierauf der Buchdruckereibesitzer Ferdinand Wallbröhl vernommen, der Engelhardt im Bochumer Zentralgefängnis kennen gelernt hat. Der Angeklagte wurde am 16. Juni 1929 aus der Strafanstalt entlassen, während Engelhardt seine Freiheit bereits am 23. Mai wiedererlangt und bis zur Entlassung des Wallbröhl bei Reichling Wohnung genommen hatte. Nach der Strafverbüßung des Wallbröhl ist Engelhardt dann zu diesem in die Wohnung gezogen. Wallbröhl versucht zunächst die Behauptung der Anklage, daß bereits im Zentralgefängnis die Herstellung falscher Geldscheine beschlossen worden sei, zu widerlegen und behauptet, daß anfänglich nur die Rede von dem Bau von Gewächshäusern gewesen sei. Erst später, als dieser Plan fehlgeschlagen sei, habe man beschlossen, Falschgeld zu drucken. Die Vernehmung dieses Angeklagten gestaltet sich äußerst schwierig, da er in jeder Frage des Vorsitzenden eine Falle wittert und sich seine Antworten genau überlegt. Es bedarf der ganzen Geschicklichkeit des Vorsitzenden, um die Aussagen des Angeklagten durch ein geschicktes Kreuzverhör ad absurdum zu führen. Wie Wallbröhl angibt, ist ein erster Versuch zur Herstellung falscher Noten so schlecht ausgefallen, daß Engelhardt geäußert habe, dieses„Mistgeld“ könne nicht in Umlauf gesetzt werden. Erst später hätten dann die Scheine die gewünschte„Qualität“ gehabt. Gedruckt worden sei etwa sieben bis acht Tage lang je eine Stunde, in welcher Zeit 750—800 Scheine fertiggestellt worden seien, unter denen sich jedoch viele unbrauchbare befunden hätten. Nach längerem Verhör muß der Angeklagte zugeben, das zur Herstellung des Falschgeldes benutzte Papier selbst bestellt zu haben. Die von Frau Meßmann„gestifteten“ 300 Mark seien jedoch nicht zur Beschaffung von Materialien, sondern für den Bau von Gewächshäusern bestimmt gewesen. Nach den Aussagen Wallbröhls hat sich Engelhardt seine Kenntnisse vom Durckereibetrieb in der Druckerei der Strafanstalt erworben. Als der Angeklagte behauptet, er habe 40 Falschscheine einem„Unbekannten“ gegeben, von dem er nur die Wohnung wisse, fragt ihn der Vorsitzende ärgerlich:„Halten Sie uns für Kinder?“ Der Bergmann Reichling, der bereits wegen Münzvergehens gemeinsam mit Engelhardt bestraft worden ist, macht seine Aussagen stockend und weinend. Als er Engelhardt im Zentralgefängnis kennengelernt habe, habe dieser gerade ein Patent für Grammaphonplatten erfunden. Der Angeklagte Sauer gibt zu, daß Engelhardt in seiner Wohnung die Klischees angefertigt und auch die Presse hierhin gebracht hat. Trotzdem er mit Engelhardt bei der Ausgabe von Falschgeld in einer Bochumer Wirtschaft aufgefallen ist, hat er sich später wieder an der Verbreitung der Noten beteiligt. Gegen 1 Uhr wurde die Verhandlung auf 3 Uhr vertagt. Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen um 3 Uhr wird die Vernehmung des Angeklagten Sauer fortgesetzt. Sauer hat damals, als er mit Engelhardt bei der Ausgabe eines Falschscheines auffiel, Frau Meßmann telephonisch gebeten, eine Kassette, in der sich die falschen Banknoten befanden und die die Aufschrift„Gift" trug, zu verstecken, was auch geschehen ist. Frau Meßmann, die in der Voruntersuchung Verschiedenes zugegeben hat, will vor Gericht von allem nichts mehr wissen. Sie habe keine Ahnung davon gehabt, daß sich die Druckpresse zuerst in ihrem Keller befunden habe und daß Veränderungen an der Lichtleitung vorgenommen worden seien. Sie könne sich auch nicht erklären, warum die Kassette damals versteckt worden sei. Aus der weiteren Vernehmung der Angeklagten ergibt sich, daß sie von Wallbröhl und Engelhardt erhaltenes Falschgeld an die Mitangeklagten Dickmann und Schwarz weitergegeben hat. Schwarz ist von ihr, als er sich anfänglich weigerte, die Noten umzusetzen, mit„Feigling“ tituliert worden. Irmgard Meßmann hat Engelhardt durch Reichling kennen gelernt. Sie will zuerst nichts von der Herstellung des Falschgeldes gewußt haben. Wissentlich habe sie keine falschen Scheine ausgegeben. Ganz besonders an Gedächtnisschwund leidet der Kraftwagenführer Bernhard Dickmann, der seine Vergeßlichkeit auf einen Motorradunfall zurückführen will, bei dem er sich einen doppelten Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Er hat sowohl von Frau Meßmann, die er damals nach seinem Unfall im Krankenhaus kennen lernte, wie auch von Sauer Falschscheine erhalten. Frau Meßmann habe ihm auch einmal den Vorschlag gemacht, sich einen Kraftwagen anzuschaffen und dann in Holland das Falschgeld abzusetzen. Der 22jährige Arbeiter Josef Schwarz aus Gelsenkirchen ändert bei seiner Vernehmung vor Gericht ebenfalls manche seiner früheren Aussagen ab. Er hat die Scheine nur „versehentlich“ ausgegeben. Er wisse nur, daß die Scheine von einem Willi und einem Emil hergestellt seien. Frau Bach hat zusammen mit der Irmgard Meßmann verschiedentlich Wirtschaften aufgesucht, wobei die letztere mit falschen Scheinen bezahlte. Die Angeklagte Bach hat selbst von der Irmgard zwei„alte“ Zwanzigmarkscheine zur Weitergabe an einen gewissen Kurz erhalten. Die Angeklagte, die nur zwei Häuser von der Frau Meßmann entfernt wohnt, hat ferner damals die Kassette mit dem Falschgeld verborgen. Als letzte Angeklagte des ersten Verhandlungstages wird die Geschäftsführerin Anna Wilden vernommen, die zu der fraglichen Zeit bei Wallbröhl als Geschäftsleiterin beschäftigt war. Da Wallbröhl ihr kein Gehalt auszahlen konnte, verschrieb er ihr den Buchladen und das photographische Atelier. Sie will von den Vorgängen in der Druckerei und der Dunkelkammer absolut nichts wissen. Die beiden Angeklagten aus Osterfeld sollen zu Beginn des zweiten Verhandlungstages vernommen werden. Der Detektiv auf dem Jechenplatz Städtische Studien=Stipendien für den Unterbeziek sind beim Sekretariat in Bochum Kaiserstraße 34, einzureichen—— Teleion 685 z0 Parteiveranstaltungen SPD. Herne, Ortsverein Horsthausen. Am Sonntag, dem 18. Mai, nachmittags 5 Uhr, im Lokale Möller: Mitgliederversammlung. Als Referent ist Genosse Köthe zur Stelle, der ein aktuelles Thema behandeln wird. Außerdem sind wichtige Parteiangelegenheiten zu erledigen. SPD. Weitmar=Mark. Samstag, den 17. Mai, abends 8 Uhr, im Lokale Schmidt: Filialversammlung. Tagesordnung: 1. Bericht von der Unterbezirkskonferenz. 2. August=Bevel=Woche. 3. Abrechnung von der Maifeier und der Arbeiter=Wohlfahrt. 4 Verschiederes. gans: Hannarstes ahend Bochum=Gerthe. Heute, Donnerstag, abend 8 Uhr im Lokale Lücke: Wichtige Frauenversammlung. Der Filial= vorstand nimmt an dieser Versammlung teil. SPD. Bochum=Werne. Am Freitag, dem 16. Mai, findet abends 8 Uhr im Lokale Kersten eine Filialversammlung statt. Zu dieser Versammlung sind insbesondere die Mitglieder der Arbeiter=Wohlfahrt eingeladen. Es soll dies der Auftakt zur Werbewoche sein. Als Referent erscheint der Genosse Haverkamp. Allseitige Beteiligung ist unbedingt erwünscht. SPD. Bochum=Wiemelhausen. Am Samstag, dem 17. Mai, abends 8 Uhr, findet im Lokale Klann eine wichtige Frauenversammlung statt, zu der freundlichst eingeladen wird. Auf der Tagesordnung steht u. a. die Delegiertenwahl nach Witten und ein Referat der Genossin Arnold. Allseitiges Erscheinen der Frauen ist unbedingt erwünscht. SPD. Bochum=Gerthe. Am Donnerstag, dem 15. Mai, abends 8 Uhr, bei Lücke: Frauenversammlung. Hierzu wird der Vorstand freundlichst eingeladen. Jugendveranstaltungen Sozialistische Arbeiterjugend= und Kinderfreunde=Bewegung Ruhrgau. Am 24. und 25. Mai findet in Herne ein großes Sozialistisches Jugendtreffen statt. Am Samstagabend Auffuhrung des Sprechchors„Rote Erde“ auf dem Rathausplatz. 300 Mitwirkende. Anschließend Fackelzug. Sonntag nachmittag 4 Uhr auf dem Rathausplatz: Internationale Kundgebung. Referenten: Gen. Crispien(Berlin) und Huysmans(Brüssel). Vormittags finden Morgenfeiern im Volkshaussaal und im Stadtgarten statt....„ umnd Pactimiteliaschet Die gesamte sozialistische Jugend und Parreimitgliebschaft wird zur Beteiligung aufgefordert. SAJ. Arbeitsgemeinschaft Wanne=Eickel. Für das Kreistreffen am 24. und 25. Mai müssen sofort die Quartier=Anmeldungen an den Genossen Willi Leis, Thorner Straße 30, erfolgen. Da es am Samstagabend mit dem Heimmarsch zu spät sein würde, wollen wir alle in Herne bleiben. Der kommende Sonntag ist vorgesehen für die Stadtversammlung. Da wichtige Punkte zur Debatte stehen, ist für rege Beteiligung zu sorgen. Zeit und Lokal für die Stadtversammlung wird noch bekanntgegeben. Die Helfer und Leiter der Falken haben dafür zu sorgen, daß die Eltern der Falken über das Kreistreffen aufgeklärt werden, damit auch der letzte Falke erscheint. SAJ. Röhlinghausen. Heute, Donnerstag: Heimabend im Jugendheim Volkshaus. Alle Genossinnen und Genossen werden gebeten, die Heimstunden besser und pünktlicher als je zu besuchen. Arbeiter=Samariter=Jugend Wattenscheid. Donnerstag, den 15. Mai: Liederabend. Liederbücher und auch die Turnschuhe sind mitzubringen.— Sonntag, den 18. Mai, treffen wir uns morgens um 7 Uhr bei Braukämper zur Teilnahme an der Bezirksübung in Castrop=Rauxel. Fahrpreis 1 Mk. SAJ. und Vergarbeiter=Jugend Bochum=Hordel. Freitag, den 16. Mai: Vortrag über„Das Verhältnis der freien Gewerkschaften zu Staat u. Wirtschaft vor und nach dem Kriege.“ Referent: Genosse H. Habel. SAJ. Langendreer, Werne, Witten, Annen, Stockum und Heven. Nochmals allen zur Kenntnis, daß am kommenden Sonntag, nachmittags 2 Uhr in Langendreer im Jugendheim die Hauptprobe von„Rote Erde“ unter Leitung des Genossen Zingler(Gelsenkirchen) stattfindet. Die Ortsgruppenführer haben dafür zu sorgen, daß alle Mitglieder zu der Probe erscheinen, da sie ja doch am 24. Mai in Herne anwesend sind. Diejenigen Falkengruppen, die den jungen Chor sprechen, haben natürlich ebenfalls zu erscheinen. Ein Versandmeister, der schon mehrere Jahre auf der Zeche „Hannibal“ beschäftigt war, wurde eines Tages fristlos entlassen. Der Entlassene strengte beim Bochumer Arbeitsgericht eine Entschädigungsblage wegen unbegründeter fristloser Entlassung an. Die beklagte Zeche begründete die Entlassung mit, daß der Kläger schwerwiegende Verfehlungen begangen und sich außerdem als unmorulisch und unzuverlässig erwiesen habe. Der Kläger stand im Verdacht, sich mit Kohlenschiebungen abgegeben zu haben. Die beklagte Zeche hat alles versucht, um den Kläger zu überführen. Mit Hilfe von Detektiven wurde auch das Privatleben des Versandmeisters erforscht. Man will dabei die Feststellungen gemacht haben, daß der Kläger einen unsittlichen Lebenswandel führte, daß er weiter Autofahrten unternommen und sich mit Frauen abgegeben hat. Auf den Vergnügungsfahrten soll sich der Kläger auch durch Geldausgaben verdächtig gemacht haben. Alle angeführten Gründe, so behauptete die beklagte Zechenvevwaltung, genügten für eine fristlose Entlassung. Man bitte um Abweisung der Klage. Die Forderung des Klägers umfaßte das Gehalt bis Ende Mai in Höhe von 532,50 Mark. Aufgabe des Arbeitsgerichts war es, zu prüfen, ob die fristlose Entlassung zu Recht erfolgt war und ob der Kläger die ihm nachgesagten Kohlenschiebungen tatsächlich begangen hatte. Insgesamt wurden acht Zeugen vernommen. Ein Zeuge will gesehen haben, daß der Versandmeisterevon einem. Fuhrunternehmer oft Geld erhalten hat. Ein anderer Zeuge sagte aus, daß der Kläger häufig in eine auf dem Zechenplatz aufgestellte Bude ging. In dieser Bude habe sich ein Blechkasten befunden, in dem Kohlenscheine für den Landabsatz aufbewahrt wurden. Die Zechenverwaltung hatte den Versandmeister in Verdacht, daß er Kohlenscheine entwendete und die Scheine dem Fuhrunternehmer wieder zugesteckt wurden. Der Fuhrunternehmer könnte dann ohne Schwierigkeiten Kohlen umsonst bekommen. Durch weitere Zeugenaussagen wurde festgestellt, daß der Kläger tatsächlich Geld auf seiner Arbeitsstelle erhalten hat, es handle sich aber um Gewinne für Brieftauben. Der Kläger ist Taubenliebhaber und der Fuhrunternehmer ebenfalls. Der dem Kläger befreundete Fuhrunternehmer zahlte dem Versandmeister nur die von den Tauben bei Wettflügen erzielten Gewinne aus. Eine strafbare Handlung konnte dem Kläger durch die Zugenaussagen nicht nachgewiesen werden. Die Behauptungen der Zechenverwaltung erwiesen sich als nicht stichhaltig. Der Arbeitsrichter führte aus, daß die Beweisaufnahme ergeben habe, daß der Verkehr des Versandmeisters mit dem Fuhrunternehmer auf die Taubenliebhaberei zurückzuführen sei. Wenn sich der Kläger in der erwähnten Bude mit dem Kasten für Kohlenscheine aufgehalten habe, so gehörte dieses zu seiner Arbeit. Die Zeugenaussagen reichten nicht für die Aufklärung der angenommenen Kohlenschiebungen aus. Ein Verdacht bestehe wohl, doch sei die Täterschaft nicht erwiesen. Die fristlose Entlassung ist zu unrecht erfolgt. Die beklagte Zeche wurde verurteilt, dem Kläger sofort 177,50 Mark und am 31. Mai weitere 355 Mark auszuzahlen. Eine Verufung ist zugolassen. Seit langer Zeit haben viele deutsche Städte in ihren Haushaltsplänen Mittel zur Förderung der Wissenschaft bereitgestellt, teils in Form besonderer Stiftungen, teils durch Zuschüsse für Hochschulen und Einrichtungen, durch Stipendien oder einmalige Unterstützungen an studierende Söhne und Töchter der Stadt oder zur Förderung des Studiums an einer bestimmten Hochschule. Die Ermöglichung des Hochschulstudiums für begabte Kinder der wirtschaftlich bedrückten Schichten, insbesondere auch der Arbeiterschaft, bleibt eine wichtige kulturelle und soziale Aufgabe der Städte. Aber die Unterstützungen sollen nur solchen Menschen gegeben werden, die nicht nur wissenschaftliche Befähigung und Leistungen aufweisen, sondern deren Persönlichkeit auch Gewähr dafür bietet, daß sie sich künftig sowohl für ihre Berufsarbeit als auch für ihre Aufgaben gegenüber der Volksgesamtheit einsetzen. Allein zur Unterstützung der Studenten haben 150 größere deutsche Städte im Jahre 1929 einen Betrag von etwa 1 250000 Mark ausgeworfen. Aus Gründen der Rationalisierung und zweckmäßigen Arbeitsteilung hat der Vorstand des Deutschen Städtetages auf seiner letzten Sitzung beschlossen, mit den Hilfswerken für die studierende Jugend eine engere Zusammenarbeit zu vereinbaren. Seit Jahren haben 250 Städte regelmäßig Beträge an die Wirtschaftshilfe der deutschen Studentenschaft abgeführt. Als Richtmaß waren seinerzeit 2 Mark pro 1000 der Einwohnerzahl festgelegt. Sehr viele Städte haben außerdem den Wirtschaftskörpern der heimischen oder benachbarten Hochschulen größere Jahresbeiträge zur Verfügung gestellt. Der Deutsche Städtetag empfiehlt, solche Zuschüsse auch in Zukunft zu leisten, wenn die Finanzlage der Städte es irgend gestattet.— Zum Fahrplanwechsel am 15. Mai Der zum 15 Mai in Kraft tretende Sommerfahrplan bringt eine Reihe wichtiger Aenderungen im innerdeutschen und internationalen Eisenbahnverkehr. Neben den im Fahrplan vorgesehenen neuen Zügen werden viele Verkehrsbeziehungen durch Beschleunigung schon bestehender Züge verbessert. Das von der Reichsbahn herausgegebene„Westdeutsche Kursbuch“, das zum Preise von 1,50 Mk. an den Fahrkartenschaltern und im übrigen Buchhandel erhältlich ist, ist soeben erschienen. Es umfaßt das Gebiet, das von folgenden Linien umgrenzt wird: von Saarbrücken, westliche Reichsgrenze Zis zur Nordsee, die Nordseeküste bis Cuxhaven, die Linie CuxhavenHamburg=Bremen=Hannover=Eichenberg=Bebra=Würzburg=Heidelberg=Mannheim bis Saarbrücken. Das Buch umsaßt— über 800 Seiten stark— sämtliche Verbindungen in dem vorgenannten Gebiet und darüber hinaus auch Fernverbindungen, Arbeitsgemeinschaft der Sozialistischen Arbeiterjugendvereine des inneren Stadtgebietes Bochum. Wir machen nochmals auf die am Samstag, dem 17. Mai, 19,30 Uhr, in der Schule an der Hermannshöhe stattfindende Jahresversammlung aufmerksam. Die Tagesordnung ist den einzelnen Gruppen bereits zugesandt worden. Alle Gruppen müssen unbedingt mit ihren Delegierten erscheinen. Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold Ortsgruppe Witten, Abt. Schutzsport. Gaumeisterschaftsspiel Witten—Wanne=Eickel 0:0(1:0 für Witten). Sonntag mußte Witten gegen den stärksten Gaumeisterschafts=Anwärter, gegen Wanne=Eickel, antreten. Das Spiel fand in Horst=Emscher statt. Um 3 Uhr wurde das Leder freigegeben. Schon in den ersten Minuten konnte man merken, daß sich beide Mannschaften etwas vorgenommen hatten. Keiner wollte als Besiegter vom Platze gehen. Witten spielt mit großer Aufopferung. Da die Wanner körperlich viel stärker als die Wittener sind, müssen sich Letztere gehörig anstrengen, um nicht abzufallen. In der ersten Halbzeit liegt Witten oft vor Wannes Tor. Leider ist der Platz durch das schlechte Wetter sehr mitgenommen und läßt kein sicheres Fangen und Werfen zu. Witten erhält einen Dreizehnmeter zugesprochen. Der Ball saust aber knapp ins aus. Halbzeit 0:0. Ein Regenschauer setzt ein und weicht den Platz weiter auf. In der zweiten Halbzeit ist fast der ganze Platz unter Wasser. Aber beide Mannschaften sind kampffreudig und als der Schiedsrichter nach 15 Minuten fragt, ob das Spiel abgebrochen werden soll, stimmen beide Mannschaften für das Weiterspielen. Der Ball saust wieder auf und ab. Bisher gelang es keiner der Mannschaften, ein Tor zu buchen. Alle Angriffe scheitern an den sicheren Hintermannschaften. Kurz vor Schluß gelang es den Wittenern, ein Tor zu erzielen. Der Schiedsrichter flotet Mitte, stößt aber nachher sein Urteil wieder um und gibt Abwurf. Witten legt sofort Protest ein. 0:0 trennen sich die Gegner. Kreis Witten. Am 18. Mai finden die Serienspiele wie folgt statt: Annen gegen Stockum(Zeit nach Vereinbarung). Witten 2. gegen Witten 3.(9 Uhr Heven). 25. Mai spielfrei. Die Abfahrt Witten 1. zum fälligen Gaumeisterschaftsspiel am 18. Mai erfolgt ab Witten=West 14.46(ab Annen 14.55) Uhr. Anstoß in Husen=Courl 16.30 Uhr. Der Kreisleiter. Ortsgruppe Stockum, Abt. Schutzsport. Freitag, den 16. i, 20 Uhr, im Jugendheim: Schutzsportabend. Mai, Aus der Arbeiter=Sängerbewegung Volkschor Höntrop. Sonntag, den 18. Mai, fällt die Probe für den Männerchor aus. Um 18 Uhr findet im Lokale Wiesdörfer(Kopp), Hellweg, unsere halbjährliche Generalversammlung statt. Nach derselben: Gemischte Chorprobe. Da die Versammlung sehr wichtig ist, müssen alle Mitglieder daran teilnehmen. * A Ur dr meluneen AAR Ar SOASRASSBS Bechrwamer Schoudorf am Ammersee, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Infolge der fortdauernden Regengüsse ist der Wasserspiegel des Ammersees stark gestiegen. Seit Mittwoch ist Eching und das Nordufer des Sees bedroht. In Eching haben die Wassermassen der ebenfalls Hochwasser führenden Windach schon den Eingang in die Häuser gefunden, da und dort dringen sie bereits bei den Fenstern ein. Von den Zäunen blicken nur die Spitzen hervor. Die Scheunen aus Holz und Ziegeln geben langsam ihren Widerstand gegen die Gewalt des Wassers auf und werden davongetragen. Die Bevölkerung hat seit 20 Jahren keine derartige Ueberflutung erlebt. Tutterkrippenpolitik. der Nationalsozialisten in Thüringen Weimar, 14. Mai.(Eig. Drahtber.) In unterrichteten Kreisen verlautet, daß der nationalsozialistische Minister Frick neuerdings von der Kandidatur des Staatsanwaltschaftsrats Floel als Polizeidirektor in Gera Abstand nehmen will. Stattdessen soll der angeblich den Nationalsozialisten nahestehende Polizeimajor Kehrl von der Landespolizei in Weimar als Polizeidirektor nach Gera entsandt werden. Außerdem verlautet, daß Frick an der Kandidatur des nationalsozialistischen Assessors Ortlepp als Polizeidirektor in Weimar festhält. Die Erhöhung der Itaatlichen GrundvermögensIteuer in Preußen Berlin, 14. Mai.(Drahtm.) Der Urantrag der preußischen Regierungsparteien, der zur Deckung des Fehlbetrages von 110 Millionen im preußischen Haushalt eingebracht ist, hat folgenden Wortlaut: § 1(Nr. 1) von den in§ 2 Absatz la und c des Grundvermögenssteuergesetzes genannten bebauten Grundstücken wird vom 1. 6. 30 ab, ein Zuschlag zur staatlichen Grundvermögenssteuer in Höhe von 100 Prozent zugunsten des Staates erhoben. (staatlicher Zuschlag). § 2 Soweit die Grundstücke von Steuerschuldnern zu eigenen Wohn= oder gewerblichen Zwecken benutzt werden, wird der staatliche Zuschlag a) bei Wohnräumen bis zur Höhe von 4 Prozent des Jahresfriedenswertes von 600 Mark in den Orten der Sonderklasse und der Ortsklasse A., von 500 Mark in den Orten der Ortsklasse B., von 400 Mark in den Orten der Ortsklasse C., von 300 Mark in den Orten der Ortsklasse D. b) bei gewerblichen Räumen bis zur Höhe von 4 Prozent des Jahrensfriedenswertes von 2400 Mark in den Orten der Sonderklasse und der Ortsklasse A., von 2000 Mark in den Orten der Ortsklasse B., von 1600 Mark in den Orten der Ortsklasse C., von 1200 Mark in den Orten der Ortsklasse D. nicht erhoben. Die Einreichung der Orte oder Ortsteile in die Ortsklassen bestimmt sich nach dem Ortsklassenverzeichnis, das nach reichsgesetzlicher Regelung für die Gewährung von Wohnungsgeldzuschüssen an die Reichsbeamten maßgebend ist. 26 Millionen für kandwirtschaftliche Siedkungen in Jreußen Berlin, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages beschäftigte sich am Mittwoch mit der Gewährung von Zwischenkrediten bei Rentengutsgründungen in Höhe von 24 Millionen und zur Förderung von Anliegersiedlungen in Höhe von zwei Millionen. Von der Deutschen Fraktion wurde beantragt, für die genannten Zwecke 40 Mill. Mark zur Verfügung zu stellen. Von der Regierung wurde erklärt, daß sie bereit sei, neben den 26 Millionen 14 Millionen aus anderen Quellen zur Verfügung zu stellen. Der Antrag der Deutschen Fraktion wurde abgelehnt und die Vorlage mit großer Mehrheit angenommen. Rein Rücktritt Guerards Eine Fakschmeldung der„Kölnischen Zeitung“ Köln, 14. Mai.(Eig. Drahtbericht.) Die„Kölnische Zeitung“ meldet, der Reichsverkehrsminister von Guerard beabsichtige am 1. Juli dieses Jahres von seinem Amt zurückzutreten. Er würde wahrscheinlich durch den Minister für die besetzten Gebiete Treviranus ersetzt werden, dessen Ministerium demnächst aufgelöst werden dürfte. * Diese Meldung ist, soweit sie den Reichsverkehrsminister persönlich betrifft, nach Informationen aus Berlin, frei erfunden. Immerhin ist es nicht von der Hand zu weisen, daß bestimmte Kreise der Regierung Brüning entsprechende Absichten verfolgen. Wer jene Kreise sind, ist nicht schwer zu erraten, nachdem sich Reichsverkehrsminister von Guerard im Kabinett gegen die Wiederverwendung des Staatssekretärs Schmidt gewandt hat. Oder will Herr Schmidt im Ernst behaupten, daß er oder seine Umgebung der von der „Kölnischen Zeitung" erfundenen Zweckmeldung völlig fern steht? Die overschiesischen Wanten Kattowitr und Königskütte Berlin, 14. Mai.(Eig. Drahtbericht.) Abg. Aufhäuser(Soz.) wies im Haushaltsausschuß des Reichstags darauf hin, daß aus dem vom Arbeitsministerium vorgelegten Material über die Sozialversicherung und das Fürsorge= und Versorgungswesen, das furchtbare Ausmaß jener Schäden an der Volksgesundheit ersichtlich ist, die auch heute noch als Auswirkung des Krieges bestehen. Angesichts der wachsenden sozialen Notstände müsse der Haushaltsausschuß ernstlich prüsen, ob die Ausgabeverminderung im Etat des Reichsarbeitsministeriums von insgesamt 129 Millionen Mark tragbar sei, ohne daß die Sozialpolitik materiell eingeschränkt und und die Arbeitsfähigkeit des Ministeriums beeinträchtigt werde. Er dankte dem Reichsarbeitsminister Wissell, der in der Berichtsperiode verhindert hat, daß die bestehenden sozialen Errungenschaften abgebaut wurden. In den Ausgaben ist schon nach den Kürzungen von 1929 die äußerste Sparsamkeit festzustellen, weitere Einschränkungen seien bedenklich. Es sei auch falsch, nur durch mechanischen Personalabbau sparen zu wollen. Wirkliche Ersparnisse hätte die Verminderung der Zahl der Behörden gebracht. In der Personalfrage müsse festgestellt werden, daß sowohl bei den höheren, wie bei den übrigen Beamten starke Ungleichheiten zwischen dem Reichsarbeitsministerium und den übrigen Reichsbehörden zu ungunsten des sozialen Ministeriums vorliegen. In den eigentlichen sozialen Ausgaben ergebe sich bei der Kürzung des Reichszuschusses zur Familienwochenhilfe ein Fehlbetrag von mindestens 10 Millionen, den die Krankenkassen ohne Belastung der Versicherten kaum aufbringen könnten. In der Arbeitslosenversicherung zeige der neue Etat überhaupt keine Sanierung. Die vorgesehenen Mittel reichen noch nicht aus, um die Unterstützung bei einem Erwerbslosendurchschnitt von 1,2 Millionen zu decken. Es fehlen also mehrere 100 Millionen für das Jahr 1930. Die für die Krisenfürsorge vorgesehenen 150 Millionen reichen knapp für 200000 Unterstützte. Auch hier zeigt der Etat keinerlei Lösung. Generalstreikdrohungen der WTB. Paris, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Gestern ist es im Pariser Haupttelegraphenamt wieder zu Kundgebungen der Angestellten gekommen, die über 1 Stunde lang durch Arbeitseinstellung ihrem Unwillen über die zu geringe Entlohnung Ausdruck gaben. Am Abend fand an der Arbeitsbörse eine Versammlung sämtlicher Angestellten der Pariser Post= und Telegraphenämter statt, in der eine Entschließung angenommen wurde, die sogar den Generalstreik in Aussicht stellt, falls den Lohnforderungen der Angestellten keine Rechnung getragen würde. Ekung Ransens im Uölkerbundsrat Genf, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Der Völkerbundsrat ehrte in seiner heutigen Vormittagssitzung das Andenken Frithjof Nansens durch eine kurze Kundgebung. In sehr eindrucksvoller Weise entwarf der jugoslawische Außenminister Marinkowitsch in seiner Eigenschaft als Ratspräsident ein Bild von der umfassenden und großzügigen Hilfstätigkeit, die Nansen als Oberkommissar des Flüchtlingswerkes des Völkerbundes mit unermüdlicher Tatkraft und unerschöpflicher Hingabe geleistet hat. Im Namen des Rates und des ganzen Völkerbundes sprach Marinkowitsch den Angehörigen des Verstorbenen, dessen Name für immer mit der Geschichte des Völkerbundes verbunden bleiben werde, aufrichtiges Beileid aus.— Hierauf trat der Rat in seine Tagesordnung ein. Staatsbegräbnis Oslo, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Die Beisetzung Frithjof Nansens wird am 17. Mai, dem norwegischen Nationalfeiertag, auf Staatskosten erfolgen. „Es lebe die Republik!“ Studentenkundgebungen in Granada WTB. Paris, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Nach einer Agenturmeldung aus Granada drang eine Gruppe von Studenten gestern in das Amphi=Theater der Universität ein und schlug dort Plakate mit der Aufschrift an„Es lebe die Republik!“. Die Studenten zogen darauf auf die Straße und warfen sämtliche Fensterscheiben des Jesuitenhauses mit Steinen ein. Untimonarchistischer Glock in Spanten Madrid, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Der Organisationsausschuß der radikal=sozialistischen Partei ist gestern zusammengetreten, um die von der republikanischen Allianz zur Verschmelzung beider Verbände gemachten Vorschläge zu prüfen. Diese Vorschläge wurden angenommen. Der neue Verband wird sich nun an die sozialistische Partei, die Arbeitergewerkschaften kommunistischer Richtung und den Allgemeinen Arbeiterverband wegen der Bildung eines antimonarchistischen Blocks wenden. Die für die produktive Erwerbslosenfürsorge vorgesehenen 55 Millionen sind ganz unzulänglich, wenn irgendeine Regulierung der Konsunktur durch Arbeitsbeschaffung erreicht werden soll. Auch der Landarbeiterwohnungsbau ist aufs äußerste betroffen. Bei der Gestaltung des Gesamtetats darf man sich nicht auf eine bloße Rechnungsprüfung beschränken, die Gestaltung des Arbeitsetats ist vielmehr der Gradmesser, inwieweit der Reichstag gewillt ist, Menschenökonomie zu betreiben. Abg. Graßmann(Sez.) wendete sich gegen Stegerwalds Vorschlag, Ersparnisse in der Krankenversicherung auf Kosten der Versicherten zu machen. Es bedürfe nur einer Vereinheitlichung der Krankenkassen und der zahlreichen Werkskassen, um wirkliche Ersparnisse zu machen. Die Schäden der Rationalisierung müßten endlich ausgeglichen und eine Verkürzung der Arbeitszeit erreicht werden. Der Abbau der heutigen Mehrarbeitszeit ist dringend erforderlich. Angesichts der Belastung der Konsumenten durch neue Zölle und Mieterhöhungen müsse der von der Industrie betriebene Lohnabbau mit aller Entschiedenheit bekämpft werden. In Sachsen stehen 150000 Mann im Arbeitskampf. In Mitteldeutschland ist durch einen Schiedsspruch die Gefahr der Verlängerung der Arbeitszeit erhöht worden. Im Mansfelder Bergbau stehen 15.000 bis 16000 Mann mit ihren Familien vor dem Erwerbslosen=Elend. Die fortgesetzten Stillegungen und Einlegungen von Feierschichten im Bergbau sind unerträglich. In der Krisenfürsorge müsse ein Ausbau erfolgen, wenn nicht unmögliche Belastungen für die Gemeinden eintreten sollen. Der Redner gibt Zahlenmaterial über das bedrohliche Anwachsen der Wohlfahrtserwerbslosen und richtet an den Arbeitsminisier die Frage, wie sich die Reichsregierung die Sanierung de. Arbeitslosenversicherung und der Krisenfürsorge denkt. klärte Frau Naidu: Von befreundeter Seite sei der Versuch gemacht worden, sie von ihrem Vorhaben zurückzuhalten, sie werde aber an der Spitze der Freiwilligen marschieren und versuchen, die Polizei= und Militärwachen des Salzdepots zu durchbrechen und den Stacheldraht zu durchschneiden, der das Salzdepot von der Außenwelt trenne. Rungereiren indischer Gefangener Ahmedabad, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Im Gefängnis von Sabarmati sind zahlreiche politische Gefangene, darunter Vallabhai Patel, in den Hungerstreik getreten. Neuer Gürgeririeg in China London, 14. Mai.(Drahtmeldung.)„Times“ meldet aus Hongkong: Nationalistische Truppen aus Kwantung unter dem Befehl des Generals Tschantschaiton hatten vor kurzem eine groß angelegte Offensive gegen Kwangsi=Streikräfte begonnen und, von zwei Kanonenbooten unterstützt, nach einem scharfen Gefecht Sunschau eingenommen. Sunschau liegt am Westfluß 400 Kilometer von Kanton und war ein wichtiger Stützpunkt der Kwangsitruppen. Das Neueste Nazi-Zuwachs August Wichelm und Cskar Berlin, 14. Mai.(Eig. Drahtbericht.) Der frühere Prinz August Wilhelm von Preußen, der jahrelang gemeinsam mit seinem Bruder Oskar dem Stahlhelm angehörte und bei allen Stahlhelmtagungen auftrat, soll nach einer Meldung der„Vossischen Zeitung“ zu den Nationalsozialisten übergetreten sein. Jolitische Schlägerei Heidenau(bei Pirna), 14. Mai(Drahtm.) Bei einer nationalsozialistischen Versammlung in Heidenau kam es heute abend vor dem Versammlungslokal zu einer schweren Schlägerei zwischen einer nationalsozialistischen Schutzstaffel aus Dresden und einer Menschenmenge von etwa 150 Personen, die anscheinend zum großen Teil Kommunisten waren. Nach Angabe der Nationalsozialisten haben diese 13 Verletzte, darunter zwei Schwerverletzte, zu verzeichnen. Ob bzw. wie viele Kommunisten bei der Schlägerei verletzt worden sind, ist nicht bekannt. Maria Orskas Ueronalvergistung ENB. Wien, 14. Mai.(Drahtmeldung.) Die Schauspielerin Maria Orska, die erst gestern aus dem Sanatorium, in dem sie sich seit längerer Zeit befand, in ihre Wohnung zurückgekehrt war, wurde heute nachmittag mit einer Veronalvergiftung aufgefunden. Ob Selbstmordversuch vorliegt oder ob Frau Orska eine zu große Dosis Veronal als Schlafmittel genommen hat, steht noch nicht fest. Frau Orska wurde wieder in ein Krankenhaus gebracht. Kattowitz, 14. Mai. Nunmehr liegen die amtlichen endgültigen Ergebnisse der Wahlen zum schlesischen Seim für die Wahlkreise Kattowitz und Königshütte vor. Danach entsenden der Wahlkreis Kattowitz drei Vertreter der Sanacja. 5 Vertreter der Korfantypartei. 5 Vertreter der deutschen Wahlgemeinschaft und je einen Sozialisten und Kommunisten in den schlesischen Seim. Im Wahlkreis Königshütte senden die Sanacja 3 Vertreter, die Korfantypartei 4, die deutsche Wahlgemeinschaft 6, die beiden sozialistischen Parteien einen und die Bauumuemästen einen in der Der Marsch nach dem Salzdepot Irau Raicu Jührerin London, 14. Mai.(Eig. Drahtbericht.) Der allindische Nationalkongreß beschloß am Mittwoch, Frau Naidu mit der Führung des Marsches nach dem staatlichen ir. Abenten. zu betsansn. Ss 4n Explosion in einer Sprengstoffabrik Rom, 14. Mai.(Drahtmeldung.) In der Ortschaft Avigliana ereignete sich heute in der Nobel=Dynamitfabrik aus nicht geklärten Gründen eine Explosion. Man nimmt an, daß etwa 600 Kilogramm Dynamit in die Luft geflogen sind. Zwei Arbeiter wurden getötet, 10 erlitten leichte Verletzungen. Als die Explosion erfolgte, war zum Glück nach nicht die.## eut Btin ber Schul. KECEN“ Serukre Reisen Sie nicht ohne Schirm in Bad und Sommerfrische Als unentbehrlicher Begleiter, well hochmodern und schick, gehört zum guten Kleid der elegante Schirm Die schönste Auswahl finden Sie In allen Preislagen bei curr Scmachester Herne, Bahnhofstr.49 Seit 1872 752 Haus der Hüt Ich habe mich nach mehrjähriger Ausbildung an der Städt. Frauenklinik Dortmund(Dr. Engelmann) und an der Universitäts-Frauenklinik Berlin(Geheimrat Stoeckel) als Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe In Dochum, Albertstraße 2 niedergelassen. Dr. med. Wilhelmine Hilden. Sprechstunden von 11—12 Uhr und 16—17 Uhr. Ruf 61416. 2097 Bessemlliche Mähllung Wir erinnern hiermit an die Zahlung folgender Steuerrückstände; 1. Grundvermögens= und Hauszinssteuern für Mai, 2. Gemeindeabgaben für April Juni, 3. Vorauszahlungen auf die Gewerbeertragssteuern für April Juni, 4. Lohnsummensteuern für April, 5. Biersteuern für April, 6. Schulgelder für Mai. Die Zwangsbeitreibung der Rückstände beginnt am 22. ds. Mts. Von diesem Tage ab werden die Beitreibungsgebühren, dagegen die Verzugszinsen von heute an erhoben. 755 Herne, den 15. Mai 1930. Die Stadtkasse als Vollstreckungsbehörde. Verdingung. Die Arbeiten zur Verlegung von Straßenkanälen in der Mühlenstraße und im Landwehrweg sollen vergeben werden. Angebotsvordrucke sind gegen Erstattung der Schreibgebühren auf Zimmer 3 des Stadtbauamtes abzuholen und bis Mittwoch, den 21. Mai ds. Is. 10 Uhr ausgefüllt und verschlossen einzureichen. 756 Herne, den 14. Mai 1930. er agstrat. Zahnpraxis Julius Jacobi Sochum, Alssstraße 55 P L OMBER 1919 Spezialltät: Festsitzender, plattenloser Zahnersatz. Eigenes Laboratorium. ROte Asche blan-weiber Gartenkies vorrätig Herne, Grabenstr. 16 Kalklager 720 Jahrräder * " Weltmarken neu und gebr. 2 billig. Teilz. Dengel Herne. Neustr. 1a 9 Bochum Donnerstag, 15.Mai, 20 bis gegen 22.30 Uhr, Bühnenvolksbund Serie A: „Als ich noch im Flügelkleide“ Lustspiel in 4 Aufzügen von Albert Kehm und Martin Frehsee. Freitag, 16. Mai, 20 bis gegen 22.45 Uhr, D. 29 und Volksbühne Serie 2: „Der Kalser von Amoika“ Prima Inbustrie Kartoffeln (nicht schwarzkochend) per Ztr. 3.60 RM., 10 Pfund 0.40 RM. Gebe auch an Händler ab. 2099 JGEL Baldur nden# I leichun #i##eferen Anloue 6l. Beitel- und Geschirr druck, Hautkrankheiten und Entzündungen behandelt man estolgreich mit einer Lösung von Chinosol in Wasser, laut näherer Gebrauchsanweisung. Chinosol sollte überhaupt in keiner Haus- und Stailapotheke fehlen. Ds ist billig. 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Sie können in monatlichen Raten à 5 Mk, zahlen Buchhandlung„Volksblatt“ B O CHU M, K O RTUMSTRASSE 4 2 Badcunstall Wilten Am Sonntag, dem 18. Mai wird das Ruhrbad geöffnet(Strandbad bleibt geschlossen), am gleichen Tage wird auch das Freibad Witten-Annen dem Verkehr übergeben. Badczeiten und Bäderpreise hängen in der Badeanstalt aus. 548 Verwaltung derstädt. Badeanstalten Siael. Sadeunstatten h ten Die Schwimmhalle wird am 16. ds. Mts. 8 Uhr vormittags wieder geöffnet. Die Badezeiten sind die gleichen wie vor der Schließung. 540 Verwaltung der städt. Badeanstalten Der überfüllte Vortrag vom 12. Mai veranlaßt uns ZweitereVorträge über die Verwendung elektrischer Kochgeräte mit Schaukochen zu veranstalten: # in Eickel im Saale von Rendel, Hinden# burgstraße am Donnerstag, dem 15.Mai abends 8 Uhr in Röhlinghausen = am Freitag, dem 16. Mai abens 8 Uhr Die Verlosung im Saale Kreter, Bochumer Straße erwarten Sie von Geräten findet nach Schluß der beiden Vorträge statt. M. b. H. Hindenburgstraße 39(am Gaswerk)— Rul 40100 Wanns-Eichel. Stadtverordnetenversammlung. Der Stadtverordnete Gustav Sobottka hat sein Amt als Stadtverordneter niedergelegt. An seine Stelle tritt der im Wahlvorschlag 3„Kommunistische Partei Deutsch= lands“ unter lfd. Nr. 17 aufgeführte Bergmann Peter Bialas, Bochumer Straße 71 wohnhaft, in die Stadtverordnetenversammlung....„ 708 Wanne=Eickel, den 14. Mai 1930. Der Oberbürgermeister. Tchlächthof Wänne-Eickel Srelbanfvertag Freitag mittag 13¾ Uhr: Rummer=Ausgabe 2 Uhr: 707 Die Schlachthof=Verwaltung Saalbau Wanne-Eidtel Sonntag, den 18. Mai, abends 8 Uhr Gastsplel des Bochumer Operetten-Theaters Der Rusterzutte Schwank in 3 Akten von Avery Hopwood Vorverkauf: Eickel: Buchhandlung Nevelling, Wanne: Zigarrenhaus Ziegenbein. Für Geverkschaftsmitglieder beim Einheitsverband der Eisenbahner, ab 5 Uhr Theaterkasse. 705 ne ExUG ANgeDet Holange Marra!! Speck, fett, ges. Pfund 0.78, 0-65 Speck, geräuchert Ptund 0.98, 0.85 Speck, mager, ger. 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