„ TIn., Nr. 216. (1. Blatt.) Dienstag, den 20. September 1898. 30. Jahrgang. S Organ für Stadt& Amt Erscheint täglich mit Rusnahme der Sonn= und Feiertage und kostet inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Pofthebiet 2 Mk.) Katlenschrid& Lemr Femendors. Anzeigen werden die Petitzeile ober deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärts mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzugte Stellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Coil Busch in Wattenscheid. Telephon Nr. 181. Dens- Der Kaiser und die Streits. Rede des Kaisers in Oeynhausen am 6. Sept., in welcher derselbe einen Gesetz=Entwurf betr. die Verstärkung des Schutzes arbeitswilliger Arbeiter gegen Streikende ankündigte, hat eine Fluth von Meinungs=Aeußerungen hervorgerufen. Man giebt sich nicht damit zufrieden, den geistigen Inhalt des kaiserlichen Trinkspruchs zu erfassen, sondern sucht durch Interpretation der einzelnen Sätze und Redewendungen einen Sinn in die Rede zu bringen, der letzterer gar nicht innewohnt. Durch solche nichts weniger als loyale Auslegungskunft gelangt man zu einer Auffassung, die den Absichten des kaiserlichen Redners durchaus ferngelegen hat. Am eifrigsten sind auch hier wieder die Socialdemokraten an der Arbeit. Die Hinweise des Kaisers auf die Dringlichkeit stärkerer gesetzlicher Handhaben zur Abwehr des Streik=Terrorismus und zur Sicherung des Rechts auf ungehinderte Arbeit werden durch willkürliche Uebertreibung zu einem Angriff auf die Koalitionsfreiheit der Arbeiter aufgebauscht. Man giebt sich den Anschein, als wenn die kurzen Aeußerungen über die Richtung, in welcher die Vorarbeiten für die Gesetzes=Vorlage sich bewegen, das Wesen der geplanten Strafbestimmungen erschöpfend darstellen. Aber selbst bei dieser„Festlegung“ bleibt man nicht stehen, sondern stellt flottweg die Behauptung auf, daß die Beseitigung des Streikrechts der Arbeiter aus der Reichsgewerbe=Ordnung (§ 152) in Aussicht stehe. Es muß demgegenüber wiederholt daran erinnert werden, daß der Kaiser bereits am 18. Juni vor. Jahres in Bielefeld das Prinzip des gesetzgeberischen Vorgehens angedeutet hat, als er„die schwerste Strafe“. demjenigen androhte,„der sich untersteht, einen Nebenmenschen, der arbeiten will, an freiwilliger Arbeit zu hindern.“ Das. Reichsamt des Innern hat daraufhin Erhebungen angestellt und Umfragen bei den verbündeten Regierungen gehalten, um zu ermitteln, wie nach dem Dafürhalten der Befragten dem Terrorismüs der Streikverbände entgegengetreten werden könne. Auch bei diesen Erwägungen ist der Gedanke an die Aufhebung des Koalitionsrechts außer Rechnung geblieben. Trotzdem genügt die Andeutung des Kassers in Oeynhausen, um den oppositionellen Heerbann in Wallung zu versetzen. Daß die Opposition unter Aufwand ihres ganzen Lärmapparats über den der Oeffentlichkeit noch völlig unbekannten Gesetz=Entwurf sich ereifert, ist nicht zu verwundern. Sie weiß, daß ein festeres Zugreifen bei den Ausschreitungen der Streikenden einen Keil in die Arbeitermassen treiben würde. Die Streikschürer würden einen Theil ihres Einflusses auf die Arbeiter einbüßen, wenn letztere dessen gewiß sein könnten, daß der Staat ihnen bei Fortsetzung der Arbeit seinen Schutz in ausgiebigem Maße zuwendek. Die Arbeitswilligen würden sich ermannen und den berufsmäßigen Agitatoren die Thüre weisen. Das zu verhindern, hat die Socialdemokratie das allergrößte Interesse. Und der Zweck muß auch hier die Mittel heiligen. Darum wird in der oppositionellen Presse mit fieberhafter Energie die Lärmtrommel gerührt. Unter der erdichteten Behauptung, daß„ein Attentat auf ein Grundrecht des Volkes“ im Werke sei, werden die„Genossen“ angefeuert, schon jetzt gegen die Verschärfung des§ 153 der ReichsgewerbeOrdnung mobil zu machen. Berlin, 19. Sept. Der Kaiser ist, von Wien kommend, gestern nachmittag 1 Uhr in Hubertusstock eingetroffen. — Das Staatsministerium trat heute Nachmittag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipzigerplatz 11, unter Vorsitz des Vicepräsidenten Staatsministers Dr. v. Miquel zu einer Sitzung zusammen. — Gutem Vernehmen nach bleibt die Annahme von Bewerbern sowohl für die höhere als auch für die subalterne Postlaufbahn(Posteleven und Postgehülfen) bis zum 1. April 1900 geschlossen. In welcher Art die Annahme dann wieder stattfinden wird, steht noch nicht fest. — Der Oberst Scherz und der Oberstlieutenant Fisch vom eidgenössischen Generalstab sind hier eingetroffen, um ArmeeEinrichtungen zu studieren. — Durch ein ministerielles Reskript an den Berliner Magistrat ist, wie bereits gemeldet wurde, die von der Stadtverordnetenversammlung getroffene Wahl des Stadtverordneten Singer zum Mitgliede der Schuldeputation für nicht annehmbar erklärt worden. Wie ein allgemeiner Erlaß des Kultusministers anordnet, sollen Sozialdemokraten weder in Schuldeputationen noch auch in Schulvorstände als Mitglieder eintreten dürfen. Die Thätigkeit der Schulvorstände sowohl wie der Schuldeputationen beruhe, so heißt es in dem Erlaß, auf einer Uebertragung obrigkeitlicher Befugnisse und erstrecke sich nicht nur auf äußere, sondern auch auf innere Angelegenheiten des Schulwesens. Die Jugend soll nicht nur in den für das bürgerliche Leben nötigen allgemeinen Kenntnissen und Fertigkeiten; unterwiesen, sondern auch zu gottesfürchtigen, sittlichen und vaterlandsliebenden Menschen erzogen werden. Die sozialdemokratische Partei erstrebe ausgesprochenermaßen die Beseitigung der bestehenden staatlichen Ordnung. Schon daraus ergebe sich folgerichtig, daß ihren Mitgliedern die Wahrnehmung obrigkeitlicher Befugnisse von Staatswegen nicht anvertraut werden könne. Sie stehe in einem grundsätzlichen Gegensatz zu den Aufgaben der preußischen Volksschule. Daraus folge, daß ihren Anhängern die zur Mitwirkung bei der Erfüllung dieser Aufgaben erforderlichen Eigenschaften abgehen, und daß sie als Mitglieder einer Schulkommission nicht zugelassen werden können. — Um den übertriebenen Schätzungen des vom Fürsten Bismarck hinterlassenen Vermögens und den dazu beliebten Kommentaren entgegenzutreten, ist die National=Zeitung von bestunterrichteter Seite zu der Mitteilung ermächtigt, daß das ganze Kapital=Barvermögen des Nachlasses noch nicht 2,5 Mill. Mark betrug, und daß es für die Erben mit bedeutenden jährl. Leistungen und Abgaben belastet sei. An Pretiosen sind nur mehrere Orden und Brillanten und eine Anzahl unveräußerlicher silberner Schaustücke vorhanden deren Geldwert insgesamt erheblich unter 150000 Mark angenommen wird. — Das Armee=Verordnungsblatt veröffentlich die kaiserliche Cabinetsordre vom 30 Aug., wodurch der 6. Compagnie des 5. Garde=Regiments zu Fuß und der 1. Compagnie des Garde=Schützen Bat. gemäß der kaiserlichen Ordre vom 27. Jan. 1865 das Kaiserabzeichen für 1898 verliehen wird; ebenso der 11. Comp. des Inf.=Reg. Herwarth v. Bittenfeld (1. Westf.) Nr. 13 und der 3. Comp. des Inf.=Reg. v. Göben(2. Nhein.) Nr. 28 und der 5. fahrenden Batterie des 2. Westf. Feldart.=Reg. Nr. 22. 19. Sept. Die 70. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wurde heute bei sehr zahlreicher Beteiligung mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Den Vorsitz führt der Geheime Medizinalrat Waldeyer=Berlin. Im Namen der Regierung begrüßte der Regierungspräsident Rheinbaben die Versammlung. Beschlossen wurde, ein Huldgungstelegramm an den Kaiser zu richten. Nachdem Dr. Waldeyer für die Begrüßung gedankt, begannen die Vorträge. Professor Klein=Göttingen verlangt eine Reform der technischen Hochschulen und lenkt die Aufmerksamkreit des Staates auf die mittleren technischen Fachschulen. Generaloberarzt a la suite Professor Tielmanns verurteilt bei der Besprechung der Wirkung moderner Geschoße die von den Engländern in den indischen Feldzügen verwendeten Dumdumgeschosse. Professor Intze=Aachen bespricht die Thalsperren in Rheinland und Westfalen. Ueber 800 Teilnehmer sind anwesend. Mutland Wien, 19. Sept. Nach einer Meldung der hiesigen Zeitungen traf Sonntag früh in einem hiesigen Hotel die Schwester der Kaiserin, Gräfin Trani, ein und zeichnete sich als Fräulein Nelly Schmidt aus Telz ein. Sie verrichtete in der Kapuzinerkirche Gebete. Mittags fuhr Kaiser Fcanz Joseph wiederholt vor dem Hotel vor und fragte nach Fräulein Nelly Schmidt, bis er zum 3. Mal seine Schwägerin antraf, die später in Schönbrunn einen Gegenbesuch machte. — Der Kaiser hat angeordnet, daß am 20. d. M. in sämtlichen Militär=, Marine= und Landwehrstandorten sowie auf allen in Dienst gestellten Kriegsschiffen ein feierlicher Gottesdienst zum Gedächtnis der Kaiserin Elisabeth abgehalten werden soll. Paris, 18. Sept. Vor den Bureaus einiger Blätter kam es gestert Abend zu Kundgebungen; es wurden Rufe laut: Es lebe Brisson! Hoch die Revision! andere riefen: Nieder mit Brisson! Nieder mit der Revision! Die Polizei zerstreute die Manifestanten mit leichter Mühe. — Ein Berichterstatter des Observer meldet, Esterhazy, der den Schnurrbart abrasirt habe und daher schwer erkennbar sei, weile seit 10 Tagen in London und habe ihm oft gesagt, alles, was er gethan habe, habe er in blindem Gehorsam gegenüber dem Befehle eines vorgesetzten Officiers gethan. Esterhazy habe dem Berichterstatter im Beisein von Zeugen Nacht zum Roman von Maxv. Weißenthurn. 39 Es kam nun ein so lebhaftes Gespräch in Gang, daß, als draußen in der Vorhalle eine Uhr schlug, die beiden jungen Mädchen erschrocken aufstanden. „Sind wir denn wirklich schon eine Stunde hier!“ rief Ella. „Fräulein von Karczeg, warum weisen Sie uns nicht die Thür?" „Weil ich zu selbstsüchtig bin, um mir ein wahres und aufrichtiges Vergnügen zu versagen,“ entgegnete das alte Fräulein mit feinem Herzenstakt. „Vielen Dank für Ihre liebenswürdigen Worte; nun geben Sie uns auch den Mut, eine Bitte an Sie zu stellen!" Fräulein Bertha blickte überrascht empor.„Eine Bitte?“ wiederholte sie befremder. g.1 1—5 Wantef und Sammen Ei. k. „Ja; nehmen Sie Hur und Mantel und kommen Sie den Abend zu uns nach Hause, Sie müssen sich ja hier ganz einsam fühlen. Die Zumutung, die jungen Mädchen begleiten zu sollen, brachte Bertha ganz aus der Fassung. „O, nein, das kann ich nicht, aber ich erkenne Ihre Güte dankbar an,“ entgegnete sie abwehrend.„Ich danke Ihnen vielvielmals dafür, aber ich kann nicht davon Gebrauch machen!“ „Aber warum nicht?“ forschte Ella.„Es ist allerdings ein großer Verstoß gegen die Etikette, daß wir den Mut haben, gleich bei unserem ersten Sehen eine solche Bitte an Sie zu stellen, aber wir würden Sie so gerne in unserer Mitte haben und im Triumphe nach Hause führen, das ist unsere einzige Entschuldigung. Tante Berthas Rührung stieg von Minute zu Minute,„Ich bin eine alte Frau und keine passende Gesellschaft für Euch, meine lieben Kinder; deshalb ist Eure Einladung noch um so liebenswürdiger; die Jugend pflegt in der Regel nur die Jugend zu suchen.“ Trotz dieses abweisenden Bescheides wollten aber die Mädchen nicht nachgeben.„Sie kommen aber doch, nicht wahr, liebes Fräulein?“ bat Helene unaufhörlich, während sie die volle Hand des alten Fräuleins mit ihren fein behandschuhten Fingern reichelte..„ 9. ugu. Hamunhern) urd 8. Bertha von Karczeg biickte empor; bewunverno und staunend zugleich ruhten ihre Blicke auf dem schönen Mädchen, dann sprach sie mit raschem Entschluß:„Ja, ich will und werde kommen,“ und begab sich nach dem oberen Stockwerke, wo sie sich schnell umkleidete. Kurze Zeit darauf erschien sie wieder unten bei ihrem Besuch und bestieg mit den beiden Töchtern Lovatellis den vor der Thür stehenden Wagen dieser Familie. Nach einer Fahrt von beinahe einer halben Stunde hielt das Fuhrwerk vor einem zurückstehenden Hause in einer der elegantesten Straßen der ungarischen Hauptstadt. Man stieg aus, trat in das schöne Gebäude und in das wohnliche Zimmer, in welchem bereits für das Abendbrot gedeckt war und in dem das Feuer gemütlich brannte. „Es ist dies unser behaglichster Raum,“ erklärte das ältere Fräulein Lovatelli,„legen Sie Ihren Mantel ab und machen Sie sich's bequem; Max ist noch nicht hier, er sagte, daß er auf dem Heimwege Ihren Neffen abholen werde." „Eckart?" fragte Fräulein Bertha und Helene bejahte; dann schob sie dort einen Sessel zurecht ,zog die Vorhänge enger zusammen und legte überall jene ordnende Hand an den Tag, welche den Sinn für die Häuslichkeit verrät. Endlich begaben sich beide Mädchen in ihr Schlafzimmer, um die Straßentoilette mit den Hauskleidern zu vertauschen. i g.6(4 g. uam ei. Als Bertha von Karczeg sich allein say, trat sie vor ein Bild, welches über dem Sofa hing und einen schönen jungen Mann mit üppigem Haarwuchs und schönen Augen vorstellte, Max von Lovateli.. Aus161, Gohren andasfehen „Gerade so hat er vor breißig Jahren ausgesehen,“ murmelte das alte Fräulein,„. enetunt einemi. Da wurde geräuschlos die Thur geoffner und eine männliche Gestalt trat über die Schwelle, verwundert nach der fremden Erscheinung blickend, die sich offenbar hier häuslich niedergelassen hatte. Bertha von Karczeg wandte sich um, sie sah den Eintretenden.„ L4.. Giehal, Hu., Re beinstremd, Es kam ihr vor, als ob diese Gestalt für sie keine frembe wäre; im ersten Moment aber erkannte sie doch nicht den Geliebten ihrer Jugend in jenem großen, breitschulterigen, kahlköpfigen Manne, der vor ihr stand; konnte er es wirklich sein? Ja, er war es! „Georg," flüsterte sie noch immer mit unsicherer Stimme; er aber stand da und blickte sie an. Wie ähnlich sah doch diese Frauengestalt seiner Jugendliebe Bertha von Karczeg; freilich war sie alt. Die sylphenhafte Gestalt von einst war verschwunden; sie hatte graue Haare und trug Brillen; er konnte seinen eigenen Augen nicht trauen und doch sagte er sich, daß es Bertha sei. Ihr nervöses Lachen gab ihm einen Teil seiner Fassung wieder.„Bin ich so sehr verändert, daß Sie mich nicht wieder erMit ausgestreckten Händen eilte er ihr entgegen.„Gütiger, Himmel, Bertha von Karczeg! Verändert, nein! Sie sind es nicht, Sie sind heute noch ebenso jung als an dem Tage, an welchem ich Sie zuerst erblickt; widersprechen Sie mir nicht, ich habe doch meine eigenen Augen und kann mir ganz wohl ein Urteil bilden. Was ist den Mädchen nur eingefallen, daß sie mir nichts von Ihrem Hiersein gesagt. Donner und Doria, das soll ihnen teuer zu stehen kommen!".. Bertha nahm ihre Brille ab und steare sie in die Tasche.# „Nun, Sie sind jedenfalls noch immer ganz derselbe Georg, der Sie einst gewesen; außer dem Barte finde ich nicht die geringste Veränderung an Ihnen. g „Und das soll ich Ihnen wirklich glauben, Bertha.. wollte, sagen Fräulein von Karzeg?“., Mart, wesche 8. Daß er es aber glaubte und daß die Worte, welche sie ausgesprochen hatte, ihn lebhaft erfreuten, das las man deutlich in seinem behäbig lächelnden Antliz. We g ernmalt. „Die Zeit ist eine launenhafte Dame, manche verunglimpft sie, anderen thut sie schön; gegen die wenigsten aber verfährt sie so glimpflich, wie gegen das Fräulein von Karczeg.“ Der alte Herrwurde förmlich galant in der Freude des Wie„Machen Sie keinen Unsinn," wehrte Fräulein Bertha mit strafendem Blick, aber selbst der Unparteiischeste hätte gestehen müssen, daß sie im gegenwärtigen Momente vorteilhaft aussehe, ihre Wangen rosig angehaucht waren und ihre Augen leuchteten. „Beim Zeus, hub Herr von Lovatelli an; was er aber beim Zeus zu beschwören im Begriff war, sollte nicht offenbar werden, denn im selben Momente flog die Thür auf und lachend und scherzend stürmten Ella und Helene, Eckart und Max in das Gemach.,„.. Iu8 mi, bisfe. Vamind-santen audWie rasch der üvend verging, wie viele Reminiscenzen aus der Jugendzeit wußten sich nicht der Herr des Hauses und Tanto Bertha zu erzählen; sie belustigten die anderen nicht wenig damit 59,20 sein Verhalten und seine gegenwärtige Lage in allen Einzelheiten auseinandergesetzt. Von tausend das Dreyfus=Acten= bündel bildenden Schriftstücken seien etwa sechshundert gefälscht. Esterhazy sei bereit, zu zeigen, durch wen und unter welchen Umständen diese Fälschungen begangen worden seien. Vermuthlich würden seine Enthüllungen, deren Veröffentlichung nunmehr beabsichtigt sei, ihn verhindern, jemals nach Frankreich zurückzukehren. Athen, 19. Sept. Der Empros läßt sich aus Kanea berichten, Canevaro schlage den Großmächten den Wiedereintritt Deutschlands und Oesterreichs in das europäische Concert vor und empfehle den Sultan aufzufordern, die türkischen Behörden und das türkische Heer aus Kreta Izurückzuziehen. Die Großmächte würden die Oberhoheit des Sultans gewährleisten, die ganze Insel besetzen und einen Gouverneur ernennen. Aus Wien will dasselbe Blatt erfahren haben, Deutschland und Oesterreich hätten der Ernennung des Prinzen Georg auf Vermittlung Rußlands zugestimmt. Kanea, 19. Sept. Admiral Noel ist von den Verhaftungen, die Edhem Pascha vornahm, sehr unbefriedigt. Unter den ausgelieferten Gefangenen befindet sich nicht 1 Hauptschuldiger, daher teilte Noel Edhem Pascha die Namen von 26 Rädelsführern mit, deren sofortige Verhaftung er verlangte. Admiral Noel hat angeordnet, daß für den Fall einer Beschießung alle Fahrzeuge den Hafen verlassen. Kairo, 19. Sept. Die französische Regierung hat England gegenüber eine versöhnliche Haltung angenommen und erklärt, daß die Expedition Marchand keine offizielle sei. Der Sirdar wird Marchand die Angelegenheit auseinandersetzen und ihm anbieten, ihn nach Kairo zu bringen. Manila, 18. Sept. Im Muloklos wurde gestern unter großer Begeisterung die Nationalversammlung der Eingeborenen eröffnet; Aguinaldo wurde lebhaft begrüßt. Gerichtssaal Bochum, 18. Sept. Vor dem Schöffengericht sollte gestern die Beleidigungsklage des Arbeiters Kilfit gegen den Landrath Spude zur Verhandlung kommen. Es handelt sich dabei um die beleidigende Aeußerung des letztern gegenüber dem Wahlzettel=Vertheiler bei der letzten Reichstagswahl. K. reichte dem Landrath einen„Fuchs=Zettel", was dieser mit den Worten erwiderte:„Sie Lump, kennen Sie den Landrath Spude nicht?“ Hr. Spude will ausdrücklich einen„FrankenZettel" verlangt haben und sucht die Ueberreichung eines„FuchsZettels" als Täuschungsversuch hinzustellen. Wie es sich damit verhält, muß erst die gerichtliche Verhandlung feststellen. Der heutige Termin wurde vertagt. Bonn, 17. Sept. In der gestrigen Strafkammersitzung standen die Steinhauer Engelb. Schnitzler und And. Burger aus Köln wegen gegenseitiger Mißhandlung unter Anklage. Dieselben waren am 5. April d. J. in Streit geraten. Sch. ging dem B. nach und warf ihm auf der Poststraße einen schweren Stein in die Seite, worauf B. seinen Widersacher mit einem Stock zu Boden schlug. B. behauptete, er habe sich hierbei in Notwehr befunden. Nach Lage der Sache ließ der Gerichtshof dieses gelten und sprach B. frei; Sch. erhielt 5 Mon. Ges. Aus Stadt, Amt und Kreis. * Wattenscheid, 20. Sept. Das am Sonntag nachmittag im Saale des Restaurants Wilken abgehaltene Missionsfest hatte eine solche Zahl von Besuchern herbeigeführt, daß der geräumige Saal sich als viel zu klein erwies, er war mehr als überfüllt. Die erhebende Feier, in welcher Herr Pfarrer Kuhlmann, die Festrede hielt, sowie Herr Reiseprediger Bergmann und Br. Laaser erbauliche Ansprachen an die Anwesenden richteten, hat gewiß bei allen Besuchern einen nachhaltigen Eindruck gemacht. Die Vorträge des Wattenscheider Posaunen=Chores und die Gesänge des Gelsenkirchener Gemischten Chores trugen nicht unwesentlich zur würdigen Gestaltung des Missionsfestes bei. * Herr Amtsrichter Bange ist gestern von seinem Erholungsurlaub zurückgekehrt und hat heute die Amtsgeschäfte als aufsichtführender Richter am hiesigen Kgl. Amtsgericht wieder übernommen. * In einem der letzten Elektr. Wagen, welche hier gestern abends von Gelsenkirchen eintrafen, hatte ein Reisender, der aufgestanden war, weil er gleich aussteigen mußte, das Unglück bei einer Schwenkung des Wagens am Restaurant Kuhnen in eine Scheibe des Wagens zu fallen, wobei diese zersplitterte. Der Reisende weigerte sich die Scheibe zu bezahlen, wozu er verpflichtet war, weil die Beamten, welche für Beschädigungen ihres Wagens haftbar sind, doch den Schaden nicht tragen können. * Unser lieber Nachbar, der ehrenwerthe Bierhändler Herr Bernh. Henkel ist heute nachts im Marienhospital seinen schweren Leiden erlegen. Die Amputation des Armes hat das Leben nicht mehr retten können. Der Entschlafene, welcher sich überall infolge seines biedern, ehrenwerthen Charakters und freundlichen Wesens, seines Fleißes und seiner Sparsamkeit großer Achtung und Liebe erfreute, wird Freitag morgen 8,30 Uhr vom Trauerhause, Vorstadtstraße 4, aus beerdigt werden. R. I. P. S. * Das Central=Theater in Bochum bietet jetzt mit dem Auftreten der Höllenbraut, der Flammentänzerin Mlle Lydya Drobanow eine besonders gute Unterhaltung. Da auch alle übrigen Nummern des Programms von durchschlagendem Erfolg begleitet sind, so kann der Besuch nur empfohlen werden. Das Programm ist so eingerichtet, daß Besucher aus Wattenscheid noch den letzten elektrischen Wagen erreichen können. * Zählung der Reisenden in den Zügen. Während der nächsten Winterfahrplanperiode wird die Zähluug der Reisenden in den Zügen an folgenden Tagen geschehen: Am 12. 13. und 14. Oktober, am 14, 15. und 16. Dezember d. J. und am 15, 16. und 17. Februar n. J. * Die Kaiser Wilhelm=Erinnerungsmedaille soll nach einer ministeriellen Verfügung auch den Hinterbliebenen derjenigen Veteranen ausgehändigt werden, die vor ihrem Tode um die Verleihung der Medaille eingekommen sind. § Günnigfeld, 19. Sept. Der Dilettanten=Verein Frohsinn=Wattenscheid beabsichtigt, am 23. Oct. im Arens'schen Lokale hierselbst den„Trompeter von Säckingen“ aufzuführen, worauf die kunstliebende Bürgerschaft schon jetzt aufmerksam gemacht wird. Gelsenkirchen, 19. Sept. Heute Nacht ist ein Einbruch in die Kirchschule(Ahstraße), in welcher auch die Schüler der Fortbildungsschule unterrichtet werden, verübt worden. Die Eindringlinge, möglicherweise Zöglinge aus dieser Schule, haben ihren Mut im Demoliren der Landkarten, Bilder und Unterrichtsutensilien zu kühlen gesucht und zuguterletzt Bänke und Tische verunreinigt. Aus diesen Pflänzchen kann noch was rechtes werden. * Die Wagen der elektr. Straßenbahn fahren vom 21 ds. nach Bismarck und Wanne üurch die Hoch= und Neustr., die nach Schalke durch die Kreuz= und Essenerstr., von Schalke durch Friedr.= und Neustraße. Aus Westdeutschland. Bochum, 17. Sept. Der gemeinsame Innungsausschuß hat zusammen mit den Obermeistern vorgestern Abend im Cafe Kortum beschlossen, von einem allgemeinen Handwerkerfeste in diesem Jahre abzusehen. Sodann wurde beschlossen, dahin zu wirken, daß für die Kreise Bochum, Gelsenkirchen und Hattingen eine Handwerkskammer errichtet würde und soll der Vorstand sich mit den Nachbarstädten dieserhalb in Verbindung setzen und demnächst eine Versammlung der Interessenten nach hier berufen. — Aus dem 3. Stockwerk eines Neubaues am Kortenpfad stürzte heute der Maurerlehrling Stephan Lutzeck auf das Straßenpflaster. Der Aermste erhielt bald darauf die Sterbesakramente und starb abends. Bochum, 19. Sept. Die Uhrendiebe, die seit Monaten in westfälischen und rheinischen Städten Uhren= und Goldwarengeschäfte bestohlen haben, sind Samstag nachts verhaftet worden. Es sind die Schneidergesellen Kalweit, Wiemann und Lips. Als Anführer der Bande nannten sie den in der Herberge verhaftetem Sichmann. Im Ganzen wurden 7 Einbruchsdiebstähle zugegeben: der bei Berning an der Alleestraße verübte, fernere Einbrüche in Ohlias, Hattingen, Unna, Lütgendortmund(wo es bei einem Versuch blieb), Elberfeld Durch Nacht zum Licht. Roman von Maxv. Weißent hurn. 40 Das junge Volk wurde heute einmal um der Alten willen mit den Alten fröhlich und es war längst Mitternacht, als man endlich an den Aufbruch dachte, nicht ohne ein sehr baldiges Zusammenkommen zu projektieren. Was mochte es wohl gewesen sein, was Eckart Helene noch im Vestibule zuflüsterte; jedenfalls keine Handelsnachricht der Firma Lovatelli. Der junge Mann war in der heitersten und ausgelassensten Laune, als er seine Tante nach Hause begleitete, und nachdem er sich überzeugt, daß das Thor sich hinter ihr geschlossen, zündete er sich eine Cigarre an und streifte noch lange, halblaut vor sich hinsingend, durch die Straßen der Stadt; 1 fühlte er sich doch zu glücklich, als daß es ihm möglich gewesen wäre, sich in seiner einsamen Stube zu bescheiden. :„Der Himmel stehe uns bei!“ rief Tante Bertha in aufrich+tig empfundenem Entsetzen, während sie vollständig vernichtet auf einen der großen, altmodischen Mahagonistühle sank und wieder und wieder die Depesche las, welche sie in Händen hielt. „Habe mich entschlossen, Neapel erst später zu besichtigen; Lucia sehnt sich nach Hause und wir kehren heute abend zurück. Das waren die Worte, welche das alte Fräulein vollständig aus der Fassung gebracht hatten. „Heute abend, hat man je so etwas erlebt und ich dachte, sie würden mindestens noch einen Monat ausbleiben; sie sind erst seit einer Woche fort und es ist noch gar nichts hergerichtet. Fürwahr, ich armes Geschöpf scheine dazu bestimmt, ewig überrascht zu werden; heute abend! Nun, wenn ich hier unthätig sitze, so wird dadurch kein Feuer in ihren Zimmern angezündet, kein Abendmahl hergerichtet. Morgen sind die guten Leute erst eine Woche verheiratet; sehr sonderbare Hochzeitsreise das!“ Und das geschäftige Fräulein erhob sich mechanisch, um den Dienstleuten die nötigen Weisungen zu erteilen. „In größter Eile geheiratet, in größter Eile abgereist, in noch größerer Eile zurückgekehrt. Wo da die Vernunft stecken soll, das mag mein Herr Bruder wissen, ich weiß es nicht.“ Eine halbe Stunde später, nachdem der ganze Mechanismus des Hauses in vollster Thätigkeit war, schrieb Fräulein Bertha in dem Zimmer ihres Bruders ein Billet, das sie an Lina Dulder sandte, die als Alleinherrscherin in der bisherigen Wohnang der Baronin Schlingheim hauste. „Meine Schwägerin kehrt heute abend zurück,“ hatte sie in diesem Billet geschrieben,„kommen Sie in das Haus weines Bruders, da Ihre Gebieterin vielleicht Ihre Dienste benötigen wird. Bringen Sie von Kleidern und Toilette Artikeln alles mit, was Ihnen nützlich erscheinen sollte.“ Es dämmerte bereits, als die Zofe ankam. Fräulein Bertha selbst geleitete sie nach den zur Benutzung der neuen Herrin bestimmten Zimmern. Während die beiden Frauen sich dort damit beschäftigten, an alles die letzte ordnende Hand zu legen, stellte das Fräulein Karczeg eine Frage, welche ihr schon längere Zeit auf der Seele gelegen. „Adele, weshalb bleiben Sie noch immer bei der Baronin Schlingheim, wollte sagen, bei meiner Schwägerin? Jetzt, wo das, was Sie befürchteten, zur Unmöglichkeit geworden ist?“ Die Zofe war eben damit beschäftigt, einige Kleider in den Kasten zu legen und antwortete ausweichend:„Ich muß doch leben, Fräulein Bertha, und leben ist gleichbedeutend mit arbeiten bei mir; für wen ich arbeite, darauf kommt es ja im Grunde nicht an. „Ja, das begreife ich; doch wozu diese Verkleidung, diese Maskerade? Wenn Sie zu irgend einer Fremden in Dienst gingen, wären Sie nicht genötigt, dieselbe beizugehalten; das ewige Versteckenspielen, das ewige Verberben des eigenen Ichs muß doch in hohem Grade bitter sein.“ Das Mädchen lachte auf.„Natürlich ist es das; doch was liegt daran, ich bin nun einmal Lina Dulder und Lina Dulder will ich bleiben; der Name behagt mir.“ Damit war das Gespräch für's erste abgebrochen. Fräulein Bertha blickte auf die Uhr und traf noch einige Anordnungen im Der Zug, welcher die Jungvermählten nach aller Wahrscheinlichkeit bringen sollte, kam um nenn Uhr zwanzig Minuten an; trafen sie mit derselben Bahn ein, mit welcher sie die Stadt verlassen hatten, so konnten sie nur diesen Zug benützen. Um acht Uhr war in der Villa Karczeg bereits alles zum Empfange festlich geschmückt, hell beleuchtet und gut durchwärmt. „Der erste Eindruck soll ein vorteilhafter sein," sprach Bertha, „und nichts berührt so sympatisch, als wenn man, von einer Reise und noch einem anderen Orte. Der letzte Diebstahl, der den Einbrechern auf Conto gesetzt wurde, war der vor 4 Wochen beim Uhrmacher Berning hier ausgeführte, wobei den Dieben Uhren im Werthe von 2000 Mk. in die Hände gefallen sind. Dortmund, 19. Sept. Im Obsthof des Brauereibesitzers H. Böncke in der Schäferstraße hat Sonntag nachts der Invalide Rüther, der allfällige Obstdiebe verscheuchen sollte, einen Obstdieb von einem Pflaumenbaum herabgeschossen. Die Verletzungen des Mannes waren derart, daß er alsbald verschied. Rüther ging zu einer Polizei=Patrouille, um den Vorfall anzuzeigen und erklärte, daß ein Obstdieb von einem Baum gestürzt und hierbei das Genick gebrochen habe. Als die Polizei=Beamten den Toten sahen, beaerkten diese sofort, daß derselbe durch einen Schrotschuß getötet war. Rüther gestand dann auch, daß er den Mann durch einen Schuß habe verscheuchen wollen und nicht die Absicht gehabt habe, denselben zu treffen. Der Erschossene ist der 32 Jahre alte Bergmann Dietrich Bönninghaus, Kesselstraße 79 wohnhaft; er ist verheiratet und Vater von 4 kleinen Kindern. Der Thäter wurde in Haft genommen. — Die hiesige Polizei verhaftete gestern die Einbrecher, die in der Nacht zum Samstag beim Uhrmacher Macheus in Castrop einen großen Uhrendiebstahl ausgeführt haben. Hagen, 18. Sept. Ein schrecklicher Unglücksfall ist gestern hier passiert. Der schon seit einiger Zeit leidende, Jägerstraße 30 wohnhafte, 56 J. alte Arbeiter Hevendahl stürzte sich 5 Uhr morgens aus dem Fenster seiner im 4. Stockwerk gelegenen Wohnung auf die Straße. Seiner Frau gelang es nicht, den Unglücklichen zurückzuhalten, der schon nach 5 Min. seinen Geist aufgob. Iserlohn, 18. Sept. Die Familie des Schmiedes V. war mit der des Schmiedes N. in der Grüne sehr befreundet und beide waren noch kürzlich in der Wohnung des ersteren fröhlich zusammen. Am nächsten Morgen nun fand man den V. tot in seiner Werkstatt vor und am Morgen des anderen Tages wurde die Ehefrau des N. als Leiche in dem Wilkeschen Teiche aufgefunden. Dieser Fall wird viel besprochen. Enninger, 18. Sept. In der Nacht zum 15. d. M. ist, wie gemeldet, die unverehelichte ca. 30jährige Gertrud Schürkötter gt. Gausekötter, ein fleißiges, tugendhaftes Mädchen, in grauenhafter Weise auf dem Heimwege von einer Hochzeit ermordet worden. Die Leiche wurde Morgens im Chausseegraben bei Tönnishäuschen gefunden. Durch die Untersuchung ist festgestellt, daß das arme Mädchen zuerst erdrosselt und dann fürchterlich mit einem Messer zugerichtet worden ist. Der That dringend verdächtig ist ein erst vor 8 T. zurückgekehrter Maurer, mit Namen Spielbaum, verhaftet worden. Derselbe hatte ebenfalls an der Hochzeit teilgenommen und sich gleichzeitig mit dem Mädchen entfernt. Einige Zeit nachher hat sich Spielbaum wieder auf dem Fest eingefunden und sich dort sehr eigenthümlich benommen. Als die Polizei denselben gestern in Friedrichshorst, wo er beschäftigt ist, verhaften wollte, versuchte derselbe sich zu verbergen. Oeynhausen, 16. Sept. Bei dem Tischler Laube in Niederbexen wohnte eine Frau Bosse, die Witwe eines Schiffskapitäns. Die durch Krankheit ans Bett gefesselte Dame hatte sich an den Hofmarschall der Kaiserin mit der Bitte gewandt, er möchte doch veranlassen, daß der kaiserliche Wagen bei der Fahrt nach dem Manöver vor dem Laubeschen Hause etwas langsamer fahre, damit es ihr ermöglicht werde, von ihrem Bette aus das Kaiserpaar zu sehen. Von dieser Bitte wurde Ihre Majestät benachrichtigt, die daraufhin in Begleitung einer Hofdame und eines Kammirherrn der Frau B. persönlich einen Besuch abstattete und sich mit der alten Dame längere Zeit unterhielt. Vorher hatte sie noch mit dem Sohne des Hausbesitzers gesprochen, der ganze Besuch hat 25 Minuten gedauert. Wie groß die Freude der kranken Dame über den unverhofften Besuch der Kaiserin war, kann sich jeder vorstellen. Die Entfernung von dem Laubeschen Hause bis zur Villa Strube, wo das Kaiserpaar wohnte, beträgt etwa 5 Minuten. Ihre Majestät ging die Strecke zu Fuß, sie wurde weder beim Kommen noch beim Fortgehen vom Publikum erkannt. Dülmen, 16. Sept. Der Konkurs ist erklärt über den Nachlaß der verstorbenen Herzogin von Croy=Dülmen geb. ommend, eine behaglich durchwärmte und beleuchtete Wohnung ndet.“„ Nmmen 5 Im Vestibule, im Saion und im Zinimer der neuen Dame es Hauses waren große Bouquets frischer Blumen aufgestellt vorden und fürwayr man mußte es dem alten Fräulein hoch rechnen, daß sie, die depossedierte Herrin, keine Mühe scheute, im der neuen Gebieterin ihr Heim wohnlich und behaglich ercheinen zu lassen. Im Speisezimmer war bereits zum Abendssen aufgetragen, kostbares Silber und blendendes Krystall zieren die Tafel. Um neun Uhr wurde die Hausglocke gezogen und Robert, ser Diener, ließ den Rechtsanwalt Herrn Doktor Albin Kurtz intreten.„„„ 6, 4 8/2, Fräulein Bertya, die, als sie den Glckenzug vernommen, jewähnt hatte, ihre Berechnung sei eine irrige gewesen und die Keisenden kämen früher, als sie gedacht, war eilig in die Vorhalle hinausgestürzt und stand nun mit einigem Befremden dem völlig unerwarteten Gaste gegenüber.# „Herr Doktor Kurtz, sie verneigte sich, hutele sich aber wohl, sem Manne die Hand zu geben, welchen sie aus tiefster Seele verabscheute, seit Adele Nardo sie zu ihrer Vertrauten gemacht. „Fräulein von Karczeg, ich habe die Ehre, Sie zu begrüßen," sprach der Rechtsanwalt, indem er näher trat,„ein abscheusich unangenehmer Abend heute; ist Ihr Herr Bruder schon zusückhekehrt?„„.. 4am(Ehusten Gemanhe K Fräulein Bertya, welche in ihrem schonsten Gewande heute förmlich imponierend aussah, warf dem Manne einen Blick zu, in welchem jeder nur halbwegs gewiegte Menschenkenner deutlich die Abneigung und Mißachtung gelesen haben würde, welche sie für ihn empfand.. 4.6 mi „Woher wußten Sie, Herr Toltor Kurt, bup wir meinen Bruder gerade heute erwarten?“ fragte sie in einem für das alte Fräulein ganz ungewöhnlich scharfen Ton. Er hing Hut und Mantel an den Kleiderrechen und erwiderte, ihrem Blick ausweichend:„Ich wußte es nicht, aber es kursieren seit etlichen Tagen recht häßliche Gerüchte über mehrere Bankinstitute, bei denen Ihr Bruder lebhaft interessiert ist, und ich hielt es deshalb für wahrscheinlich, daß er seine Rückkehr nach Kräften beschleunigen werde.“ Der Rechtsanwalt fuhr sich glättend über die Haare und begegnete nun mit aller Ruhe dem Blicke des Fräuleins. 59,20 „* Prinzessin Salm=Salm. Die nicht bevorrechtigten Forderungen betragen nämlich 1 920 916 Mark, werauf jetzt nach Mitteilung des Konkurs=Verwalters eine Abschlagszahlung von 48000 Mark erfolgen wird. Weitgehende Bürgschaften für verwandtschaftliche Persönlichkeiten sollen die Veranlassung zu der Verschuldung gegeben haben. Der Herzog von Croy-Dülmen galt in früheren Jahren für den höchstbesteuerten Magnaten der Provinz Westfalen. Münster, 20. Sept. Nachdem sich der Verdacht des Postraubes gegen Waterkorte als unbegründet ergeben hat, lenkt sich die Spur auf einen Postassistenten, der früher hier angestellt war und während der Zeit des Raubes hier auf Urlaub weilte. Essen, 18. Sept. Die Vereine Deutscher Eisenbahnmeister besuchten am Montag morgens, in einer Stärke von 240 Personen, die Kruppschen Werke und legten darauf an der Grabstätte des verewigten Alfred Krupp einen Lorbeerkranz mit Widmung nieder. Nachmittags machten die Herren eine Fahrt mit Sonderzügen der elektrischen Straßenbahn nach Ruhrstein. Am Dienstag morgens fand die Besichtigung von Bergwerken und der Wohlfahrtseinrichtungen der Firma Krupp als: Kolonie Cronenberg, Schederhof, Alfredhof und Altenhof statt, nachmittags die Besichtigung der Rheinhäfen und Ruhr ort, wozu die Königliche Hafenverwaltung und die Firma Mathias Stinnes 3 Schiffe gestellt hatten. Mülheim(Ruhr), 18. Sept. Infolge Wortwechsels der Ehefrau Zimmermann und der Ehefrau Bergm. Herm. Kocks aus der Bruchstraße hierselbst gestern Nachmittag 4 Uhr sprang der Ehemann der letzteren hinzu und brachte der Z. mit einem Messer eine Stichwunde in die Brust bei, daß dieselbe tot zu sammenbrach. Kocks stellte sich freiwillig der Polizei. Mülheim, 19. Sept. In„Zum Taunus" wurde in vor. Woche ein unbekannter Mann dabei abgefaßt, als er im Schlafzimmer des Dienstwädchens sich ein Portemonnaie mii 5 Mk. Inhalt angeeignet hatte. Der Dieb nannte sich Jos. R. aus Oberhausen. Er überreichte dem Wirth ein Portemonnaie mit 250 Mk. Inhalt als Sicherung dafür, daß er in den nächsten Tagen wiederkommen wolle. Allem Anschein nach war das Portemonnaie auch gestohlen, denn bis heute hat er sich nicht wieder sehen lassen. Neuß, 18. Sept. Aus Nahrungssorgen hat sich der Tagelöhner Otten von der Rheinstraße in seiner Wohnung am Fensterkreuz erhängt. Krefeld, 18. Sept. Der Direktor der hiesigen Fortbildungsschule, Maler Jacob Fischer, hat vom Handelsminister einen Ruf als Direktor an die Handwerker= und Gewerbeschule in Danzig erhalten. Diese Anstalt zählt über 2000 Schüler und ist eine der bedeutendsten dieser Art. Kevelaer, 17. Sept. Heute wurde hier der Kolporteur Waterkorte verhaftet, der in Münster den Postraub verübt haben soll. Die Verhaftung erfolgte auf Veranlassung eines Handwerksburschen, der den Waterkorte kannte. Waterkorte leugnet die That. Geld und Wertpapiere wurden bei ihm nicht gefunden. Elberfeld, 17. Sept. Ein ganz gefährlicher Spitzbube, ausgerüstet mit dem feirsten Diebeswerkzeug, in seinem Besitze befanden sich nicht weniger als 20 der seinsten, aufs sauberste gearbeitete Dietriche, welche samt und sonders genau in einem „ellbaren Schraubenschlüssel paßten, ist gestern unserer Polizei in die Hände gefallen. Der Dieb Albert Körner ist aus Halle a. d. S. Barmen, 17. Sept. Beim Abladen von Bauholz auf dem Güterbahnhofe Rittershausen wurde gestern vormittag der 39jährige Arbeiter Karl Schneider von einem vom Wagen fallenden schweren Balken am Kopfe so schwer verletzt, daß er nach 4 Stunden im Krankenhause starb. Er hinterläßt eine Frau mit 5 kleinen Kindern. Köln, 19. Sept. In feierlicher Weise wurde heute der neue Polizeipräsident Weegmann durch den Vertreter des Regierungspräsidenten, Oberregierungsrat Ewald, in Gegenwart des Regierungsassessors Dr. Hassenstein, der Polizeitäte Biedermonn und Emmerich, der Polizei=Assessoren und PolizeiInsp.ktoren in sein Amt eingeführt. Mehlem, 16. Sept. Heute Abend 6 Uhr fuhr ein beladener Heuwagen bei der Einfahrt auf die Ponte auf einen mit 2 Hunden bespannten Bäckerwagen. Der Bäckerjunge wurde zwischen beiden Wagen eingekeilt, und man glaubte schon, er sei verloren. Einem gerade von der Ponte kommenden Geistlichen gelang es, den kläglich wimmernden Jungen unter dem Wagen hervorzureißen. Der Heuwagen fuhr im Galopp in das von der Ponte kommende Publikum hinein. Hoffentlich wird dafür gesorgt, daß Fuhrwerke erst dann auf die Ponte fahren dürfen, wenn das Publikum sich von derselben entfernt hat. Trier, 18. Sept. Der 25jährige Jubelkengreß deutscher Weinbauvereine wurde in Gegenwart von 600 Theilnehmer vom Oberbürgermeister von Trier eröffnet; der Reichskanzler wurde durch den Geh. Regierungsrat Sewald, der Landwirtschaftsminister durch den Geh. Regierungsrat Dr. Müller, außerdem das hessische Ministerium, Elsaß=Lothringen, die Regierung zu Wiesbaden, die Pfalz, die Schweiz, Luxemburg, zahlreiche Vereine und Handelskammern offiziell vertreten. Der zum Präsidenten gewählte Kommerzienrat Wegeler=Coblenz gab einen Rückblick über die bisherige Thätigkeit des Vereins. St. Johann, 16. Sept. Auf schreckliche Weise verunglückte gestern Mittag in der Achsendreherei der königl. Werkstätten=Inspektion B. der Schlosser Müller 9. Er glitt bei der Vornahme einer Ausbesserung an der Stufenscheibe der stillstehenden Drehbank auf letzterer aus. Um sich festzuhalten, griff er nach der Schnur, die die Ausrückvorrichtung der Dreherei in Bewegung setzt; dabei wurde er von dem Transmissionsriemen erfaßt und so stark gequetscht, daß als bald der Tod eintrat. Bingen, 18. Sept. Ein großes und feltenes Fest feiert heute die hiefige Rochuskapelle. Das diesjährige Hildegardisfest bildet zugleich das 800jährige Geburtsjubiläum der Heiligen, welche 1098 auf Schloß Böckelheim an der Nahe geboren ist. Kastel, 17. Sept. Ein Krüppel, der am Freitag sich, wie gemeldet, hier auf das Schienengleise gestellt hatte, um sich von einem daherbrausenden Zuge überfahren zu lassen, hat dasselbe Manöver auch in Bad Nauheim ausgeführt, wo er ebenfalls entfernt und mit Geld beschenkt wurde. Nun ist es ihm in Gießen doch gelungen, seine selbstmörderische Absicht zu verwirklichen. Er ließ sich von einem Zuge überfahren und wurde sofort getötet. Mannheim, 17. Sept. Die Frau des Architekten Hans Bechtel erttänkte sich mit ihrem Kinde im Rhein. —(Ein Scherzwort des Kaisers Wilhelm.) Ein Berliner Blatt meldet: Bei den Manövern in Westfalen war Kaiser Wilhelm in bester Stimmung; davon zeugt auch ein Scherz, den er jüngst in Gesellschaft mehrerer Generäle machte. Man sam auf das Manifest des Zaren zu sprechen.„Jawohl meine Herren,“ meinte der Kaiser,„der ewige Friede ist setzt gesichert, und aus Anlaß des Erlasses des Friedenswanijestes hat Se. Majestät der Kaiser Nikolaus geruht, seinem Garde=Regiment Civilanzüge zu verleihen.“ —(Amerikanische Offiziere.) Dame: Wie? Erst 22 Jahre alt und schon Mojor? Das ist ja erstaunlich! Major Smith: Das ist noch gar nichts, mein Fräulein. Wenn mein Papa statt 10 Millionen, sagen wir: 30 hätte, würde mich wahrscheinlich der Präsident gleich zum Oberst=Lieutenant ernannt haben. Tilsit, 19. Sept. Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung des Gutsbesitzers Kislat und dessen Dienstmädchen Hoffmann aus Svabojeden unter dem Verdachte eines voll endeten und 2 versuchter Giftmorde. Die Schwiegermutter, die Frau und eine Schwägerin des Kislat erkrankten vor einigen Tagen nach dem Genuß von Kaffee unter Vergiftungs. erscheinungen. Die Schwiegermutter starb, die anderen beiden Personen sind noch schwer krank. Wahrscheinlich war in den Kaffee Arsenik gemischt worden. In der Kislat'schen Behausung fand man eine Quantität Arsenik bei der gestern abgehaltenen Haussuchung vor. Telegramme der Wattenscheider Zeitung. Paris, 20. Sept. General Mercier versicherte einem Offizier gegenüber, daß das von ihm befehligte 4. Armeekorps bereit wäre, die Armee zu vertheidigen, wenn die Dreyfusfreunde die Ehre derselben angriffen. Die„Petite republique“ antwortet darauf, daß es Pflicht eines jeden Solduten sei, die Offiziere, welche die Soldaten zum Bürgerkriege führen wollten, nieder zuschießen. — Der„Soleil“ versichert, die Regierung habe beschlossen, Dreyfus von der Teufelsinsel zurückzuberufen, ohne den Beschluß des Kassationshofes abzuwarten. Die Generalität ist empört über das Vorgehen des neuen Kriegsministers, welcher entschlossen ist, die Untersuchung gegen Picquart einzustellen, denselben avanciren zu lossen und mit einer hohen verantwortungsvollen Stellung zu betrauen. Bradford, 20. Sept. Ein vollbesetzter Wagen der elektrischen Straßenbahn schlug, als er durch eine scharfe Neigung herunterfuhr, infolge Versagens der Bremse um. 50 Personen wurden schwer verletzt, darunter mehrere tötlich. Madrid, 20. Sept. Aus einzelnen Landestheilen werden heftige Stürme gemeldet. In Sevilla wurden 6 Personen getötet, mehrere verwundet. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. In Guadia wurden 85 Gebäude zerstört. Die Zahl der Getöteten und Verwundeten ist unbekannt. — Von 1000 durch den Dampfer Sant Ignatio von Cuba nach der Heimath beförderten Spaniern starben unterwegs 123. Die Schuld hieran wird dem Umstande beigemessen, daß die Amerikaner die Spanier zwangen, ihre Kranken mit einzuschiffen, um die eigenen Kranken in den Spitälern unterbringen zu können. Washington, 20 Sept. 5 gegenwärtig in San Francisco befindliche Regimenter haben Befehl erhalten nach Manila abzugehen. Die nöthigen Maßnahmen für den Transport sind getroffen worden. Montreal, 20. Sept. Durch einen heftigen Orkan wurden viele öffentliche Gebäude zerstört oder beschädigt. Auf dem St. Lorenzostrom kamen durch Untergang von Booten mehrere Personen ums Leben. Es ist ein Bedürfnis geworden, neben seinem heimischen Lokalblatt eine große weltstädtische Zeitung zu lesen. Man wird dem Blatte den Vorzug geben, welches alle wichtigen Ereignisse möglich schnell und und ausführlich zur Kenntnis seiner Leser bringt. Ein solches Blatt ist die in Berlin erscheinende große Tages Zeitung„Deutsche Warte“ Das Blatt hat jetzt über 70000 Abonnenten und erscheint mit vollständigem Kurszettel sowie starkem Handelsteil, bringt u. A. sämtliche Patentanmeldungen und Gebrauchsmuster und ist ein zuverlässiger Führer und Ratgeber für das industrie=, handel=, gewerbe= und landwirtschafttreibende Publikum. Die„Deutsche Warte" bringt jährlich über 1000 Abbildungen. Große Ausgabe vierteljährlich 2,50 Mark, Allgemeine Ausgabe vierteljährlich 2,00 Mark, Kleine Ausgabe vierteljährlich 1,00 Mark bei allen Postämtern. Veranntmattung. Nachdem die Körordnung für Ziegenzuchtböcke vom 12. Aug. d. Is.(Amtsblatt Seite 484/485) mit dem 15. d. Mts. in Kraft getreten ist, hat der Herr Landrath Termin zur Besichtigung der anzukörenden Zuchtböcke anberaumt und zwar: für die Gemeinden Günnigfeld und Leithe auf den Marktplatz zu Ueckendorf, am Montag, den 3. Oet. d. Is., Vormittags 10 Uhr. Gemäß§ 4 der Körordnung werden die Bockhalter, welche Zöcke ankören lassen wollen, aufgefordert, zu diesem Termine zu erscheinen. Wattenscheid, den 19. Sept. 1898. Der e. Amtmann: Emisch. Bekanntmachung. Die Reinigung und Heizung der küreaus hiesiger Verwaltung, jedoch usschließlich der Lieférung des materials, ist zu vergeben. Bedingungen liegen im Amtshause zimmer Nr. 3 zur Einsicht aus. Personen, welche gewillt sind, diese Irbeiten zu übernehmen, wollen sich inter Angabe ihrer Entschädigungsorderung bis zum 15. d. Mts. bei mir melden. Wattenscheid, d. 19. Sept. 1898. Der c. Amtmann: Emisch. Ein ordentliches evangel. Pienstmädigen auf sofort gesucht. Frau Wilh Ahlmann, Freiheitstraße. Bekanntmachung. Diejenigen Personen, welche im Jahre 1899 ein Gewerbe im Umherziehen betreiben wollen, haben die hierzu erforderlichen Wandergewerbescheine spätestens bis zum 30. d. Mts., wenn möglich unter Vorloge der für das laufende Jahr ausgestellten Wandergewerbescheine, im Amtshause Zimmer Nr. 2 zu beanstragen. Ueckendorf, 15. Sept. 1898. Der Amtmann v. Wedelstaedt. Todes-Anzeige. (Statt jeder besonderen Anzeige.) Heute nacht 1 Uhr entschlief nach vierwöchigem Krankenlager infolge eines erlittenen Unfalls mein innigst geliebter Gatte, unser theurer Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel, der Bierhändler Bernhard Henkel im Alter von 52 Jahren, wiederholt versehen mit den hl. Sterbesakramenten der kath. Kirche. Es bittet um stille Theilnahme Wattenscheid, Bochum, Niederosseln und Erfurt, den 20. Sept. 1898 Die trauernde Familie. Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, Sonntag Abend 6,30Uhr unsern lieben Bruder, Schwager und Onkel, den Bergmann Franz Mummenhoft nach 5tägiger schwerer Krankheit, gestärkt mit den Sakramenten der römisch-kathol. Kirche, im Alter von 25 Jahren 5 Mon. zu sich in die Ewigkeit abzuberufen. Wattenscheid, den 19. September 1898. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Donnerstag, 22.Sept., morgens 8,15 Uhr, vom kathol. Krankenhause aus statt. Die feierlichen Exequien nachher in der Pfarrkirche daselbst. Allen, welche keire Einladung erhielten, diene dies zur Nachticht. Die Beerdigung findet Freitag morgen 8,30 Uhr vom Sterbchause, Vorstadtstrasse 4 aus statt, wozu alle Nachbarn, Freunde und Bekannten freundlichst eingeladen werden. Hantcouverts 2# mit Firma, kowte sämmtliche weisse Couverts liefert billiget Carl Busch, Buchdruckerei. Dr. Kartung, Frauen-Klinik. Dertmund, Ellsabethstr. 2, Südwall-Ecke. Ein schwarz u. weiß gefleckter hat sich eingefunden und kann gegen Erstattung d. Kosten abgeholt werden 20. Sarg= und Movelmagazin von Emil Gilly, Chauseestrasse 14, Gegründet 1876, empfiehlt bei vorkommenden Fällen sein großes Lager in Möbeln u. Särgen in allen Holzarten zu billigen Preisen. Statt besonderer Anzeige! 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Berlin, 16. Sept. Beim Baden im Spandauer Schiffskanal ertrank der 6jähr. Sohn des Schmiedes Eduard Schön. Obwohl sofort ärztliche Hülfe zur Stelle war, blieben doch alle Wiederbelebungsversuche erfolglos.— An der Thürklinke seiner in der Proskauerstraße belegenen Wohnung hat sich ein Instrumentenmacher mittelst einer Zuckerschnur erhängt. Der Selbstmord dürfte auf zerrüttete Vermögensverhältnisse und Aerger über verschiedene zweifelhafte Gerichtsklagen zurückzuführen sein.— In Folge Unmuthes über lang andauernde Krankheit hat sich ein in der Wusterhauserstraße wohnender Schneidermeister erhängt. Reichenberg, 17. Sept. Zu Neudorf hat die Schuldirektorswittwe Cäcilie Chalupecka ihren beiden Kindern Rosa (13 J. alt) und Jaroslaw(10 J. alt), die sie durch Malagawein betrunken gemacht hatte, mit einem Rasirmesser die Kehle durchschnitten und dann sich selbst erhängt. Die Tochter wurde noch lebend aufgefunden, ihr Zustand ist aber hoffnungslos. Pest, 17. Sept. Dem Brande in Mihalyhaza sind auch 5 Menschenleben zum Opfer gefallen. —(Proletarierschloß.) Den Dresdener Nachr. hat ein Amateurphotograph, den ein Ausflug an die Gestade des Züricher Sees führte, 4 Ansichten des Bebelschen Schlosses übersandt, die Ansichten lassen erkennen, daß Bebels„Villa Julie“ in der That ein Besitz ist, dessen sich kein„Schlotbaron“ zu schämen haben würde. Das Grundstück liegt dicht am See, besitzt ein sportsmäßig eingerichtetes Bootshaus, reiche Weinbauanlagen und ist mit einer„feudalen", in massiger Steinarbeit ausgeführten Mauer umgeben. Herr Bebel hat mit der Ausführung dieses luxuiösen Baues bewiesen, daß man auch unter den heutigen„corrupten“ Gesellschaftsordnung recht gut leben und bei Fleiß und Betriebsamauch aus einfachen Verhältnissen heraus zu etwas bringen kann. Den socialdemokratischen Grundsätzen hätte es allerdings besser entsprochen, wenn Herr Bebel sein„Capital“ entweder unter die Genossen vertheilt, oder der Purteikasse zugeführt, oder endlich dafür ein socialdemokratisches Ferienheim errichtet hätte. —(Der pflichteifrige Referendar). Der kürzlich in Berlin verstorbene Schriftsteller Erich Fließ war ursprünglich Jurist. Aus seiner Referendarzeit erzählte er einst die folgende niedliche Geschichte, die jetzt veröffentlicht wird:„Ich war damals in der westpreußischen Kreisstadt X. thätig. Bei meinen Vorgesetzten stand ich gerade nicht in dem Rufe einer besonderen Rechtsbeflissenheit. Dagegen galt ich in der Damenwelt für einen der schneidigsten Tänzer— das söhnte mich einigermaßen mit dem Schicksal aus. Eines Tages wollte ich morgens um halb 8 Uhr von einer Kneiperei nach Hause gehen. Unterwegs überlegte ich mir aber, daß, wenn ich jetzt zu Bette gehen würde, keine Macht der Erde, nicht einmal eine freundliche Wirthin imstande wäre, mich den Federn zu entreißen. Und ich hatte um 10 Uhr vormittags bereits meines Referendaramtes zu walten. Um 10 Uhr— brrr! Ich beschloß also, nachdem ich eine kleine Luftpromenade gemacht hatte, mich direkt in das Gerichtsgebäude zu begeben. Als der Gerichtsdiener um 9 Uhr das Zimmer betrat, war er vor Staunen einen Schlaganfall nahe— ich war schon da! Allerdings schnarchte ich, daß man es bis auf den Marktplatz hinaus hörte. Nur mit den allergrößten Anstrengungen gelang es dem wackeren Manne, mich zu erwecken. Ih befand mich in einem geradezu fürchterlichen Zustand eines stark ausgeprägten Katers.„Schlohmann!“— stöhnte ich—„wenn Sie noch einen Funken von Menschlichkeit in Ihrer Brust haben, so holen Sie mir sofort einen sauren Hering! Der allein kann mich retten!“ Schlohmann stürzte hinaus, und eben beugte ich mein bleischweres Haupt zu den Akten, um von neuem sanft zu entschlafen, als die Thür aufgerissen wurde und ein sehr würdig aussehender älterer Herr mit einem energischen„Guten Morgen“ hereintrat. Ich erhob mich mühsam:„Mit wem habe ich die Ehre?“„Oberlandesgerichtspräsident Z.!“ Ein Schauer durchrieselte mein Gebein,— der„Ober“ war ganz unerwartet zur Inspektion gekommen.„Auf welche Stunde ist der 1. Termin angesetzt Herr Referendar?“„Auf 10 Uhr, Herr Präsident!“ Und da sitzen Sie bereits jetzt, eine volle Stunde früher bei den Akten, Herr Referendar!? Das freut mich außerardentlich und beweist einen schönen Eifer für Ihren Beruf!“ Ich glaubte zu träumen, verspürte dann verdammte Lust, in ein Höllengelächter auszubrechen, faßte mich aber noch glücklicherweise und stammelte errötheno:„Herr Präsident, die liebeswürdige Anerkennung, die Sie meinen schwachen Bemühungen zollen, macht mich unendlich glücklich und wird mir ein Ansporn sein, auf dem Wege rüstig vorwärts zu schreiten.“ In diesem Augenblick öffnete sich abermals die Thür, und auf der Bildfläche erschien— der Gerichtsdiener Schlohmann mit einem sauren Hering, der malerisch auf einem Teller ruhte. In meiner Todesangst machte ich Schlohmann verzweifelte telegraphische Zeichen, und der Gerichtsdiener verstand sofort die Situtation. Mit einem Ruck— ich werde dies dem edlen Manne nie vergessen— ließ er den sauren Hering nebst Teller unter seinem Uniformrock verschwinden. „Sie sehen leidend aus, Herr Referendar!“ sagte der„Ober“ —„Sie sollten sich nicht überarbeiten!“ Weiß der Teufel, wie es zuging, noch niemals waren die Richter, die Referendare und die Schreiber unseres Gerichts so spät gekommen wie gerade an diesem Tage. Immer düsterer wurde das Gesicht des Oberlandesgerichtspräsidenten, immer tiefer gruben sich die Furchen seiner olympischen Stirn. Man stelle sich das Entsetzen der Verspäteten vor, als sie den Mann erblickten, der ihrer harrte. Ich wälzte mich innerlich vor Vergnügen, als ich die betrossenen, verdutzten, erschreckten Gesichter sah. Aber das Schönste kam noch. Als der„Ober" im Laufe des Vormittags seine Inspizirung vollendet hatte, versammelte er uns und hielt eine kleine Ansprache, in der es von Nasen wimmelte. Besonders rügte der„Ober“ scharf das Zuspätkommen und fügte mit erhobener Stimme hinzu:„Meine Herren! Ich hoffe daß es nicht wieder vorkommen wird. Nehmen Sie ein Beispiel an dem Pflichteifer des Herrn Referendars Fließ!!....“. Hoffmann& Götze, Essen-Ruhr, Bank= und Effekten=Geschäft, Fernsprecher Nr. 30 und 580. Kursbericht vom 19. September 1898. Zechen a) Kohlen: Alte Haase Altendorf Tiefbau Baaker Mulde... Bickefeld Tiefbau.. Blankenburg Bommerbk. Tiefbau Borussia Caroline Carolinenglück Centrum Charlotte Constantin der Große Dahlhauser Tiefbau Deutschland b. H. Dorstfeld Eiberg Eintracht Tiefbau Ewald Fr. Vogel und unverh. Friedrich der Große: General Blumenthal Glückauf Holland.. Gottessegen Graf Bismarck Graf Moltke Graf Schwerin Hannibal Heinrich..... Helene und Amalie Hercules Humboldt Joh. Deimelsberg Julius Philipp Kaiser Friedrich König Ludwig Königin Elisabeth Langenbrahm Lothringen... Minister Achenbach Mont Cenis Poertingssiepen Rosenblumendelle Rudolf 9600 3300 160 3525 8000 2400 550 3250 810 3450 1850 3200 6450 Durch Nacht zum Roman von Maxv. Weißenthurn. 38 „Und kann ein Mann nicht kahlköpfig werden? Kann ihm kein Bart wachsen im Laufe von dreißig Jahren?" fragte er mit so lustigem Lachen, daß Tante Bertha mit einstimmen mußte. „Du hast recht, Junge, aber man wird alt, sehr alt.“ „Du nicht!“ rief er, indem er sich zu ihr niederbeugte und sie herzlich küßte.„Herzen wie das Deine werden niemals alt, sondern erfreuen sich ewiger Jugend; doch was ist's mit Irene? Ich bin gekommen, um ihretwegen Dich um Nachricht zu bitten; Du ließest mich nur wissen, daß sie wohl und in Sicherheit sei und ich möchte Einzelheiten erfahren.“ „Ich kann Dir auch nicht mehr sagen, als ich selbst weiß; es kam heute morgen ein Telegramm, hier lies es nur.“ „Das hat ja den Anschein, als sei sie jetzt erst nach Wien gekommen?“ meinte er verwundert;„doch nun, da sie in Sicherheit ist, laß Dir erzählen, was ich über die Ursache ihrer späten Ankunft in Wien vernommen.“ Und er teilte ihr alles mit, was er durch die Familie Lovatelli gehört. „Du himmlischer Vater, ich danke Dir," flüsterte Fräulein Bertha inbrünstig, als ihr Reffe seinen Bericht beendet; er erging sich dann in fröhlichen Erzählungen über die so angenehme Familie, während welchen Berichtes Tante Bertha sich auffallend viel im Zimmer zu schaffen machte. „Ich habe Dir doch schon mitgeteilt, daß seine Frau bei jenem Bahnunglück schwer verwundet wurde und starb. Hast Du sie gekannt, Tantchen?“ „Nein, ich hörte nur von ihr.“ Eine abermalige verlegene Pause. „Tante!“ „m!“ „Lovatelli behauptet, Du habest ihm einmal eine Ohrfeige gegeben; es ist aber doch ganz undenkbar! Du bist solcher That unfähig und ich begreife nicht, wie er den Mut besitzen kann, Dich dergestalt zu verleumden.“ „Aber, aber, ich habe es wirklich gethan.“ „Du hast es gethan? O, Tante Bertha!" Er stieß seine Worte in fehr gut gespieltem Entsetzen hervor. #„Ich will Dir erzählen, wie es gekommen ist, Eckart!“ rief das alte Fräulein, nur von dem Bedürfnisse, sich zu rechtfertigen, beseelt;„es sind jetzt viele Jahre her; ich stand auf einer hohen Leiter und war damit beschäftigt, den Christbaum aufzuputzen; als ich herunter kletterte, wer stand da und fing mich in seinen Armen auf? Niemand anderer als Georg Lovatelli; er wollte mir einen Kuß geben, ich aber gab ihm anstatt dessen natürlich eine Ohrfeige.“. g ec.im 2se 5 Eine tiefe, peinliche Pause; es hatte den unschein, ais oo Eckart über das Vernommene ganz entsetzt wäre; endlich aber, als er gesehen, daß dem alten Fräulein die Situation wirklich peinlich werde, schloß er sie lachend in seine Arme und rief:„Ich wundere mich nicht, daß er Dich geküßt hat, war er doch über Hals und Kopf in Dich verliebt! Wer weiß, ob wir nicht bei Deiner Hochzeit noch tanzen werden, Tantchen. So, nun muß ich aber fort und zwar geraden Wegs zu Lovatelli; ich stehe ja jetzt in Diensten des alten Herrn. Hast Du irgend eine Botschaft an ihn?“ „Nur meine besten Grüße.“ „Nur Deine besten Grüße? Nun, für den Moment dürfte er sich wohl damit begnügen, das weitere folgt nach. Schämst Du Dich nicht, Du hinterlistiges Tautchen, ohne daß wir es ahnen, hast auch Du, wie es scheint, Deine Liebesabenteuer bestanden.“ Einige Tage, nachdem Eckart bei Tante Bertha gewesen, erhielt diese gänzlich unerwarteten Besuch. Auf der mit einem breiten Trauerrande versehenen Visitkarte stand der Name Ella Lovatelli in zierlichen Lettern gedruckt; darunter hatte eine Hand mit Bleistift den Namen Helene Lovatelli hinzugefügt. Geschmeichelt und erfreut zugleich glättete Bertha ihre weißen Scheiteln, steckte eine zierliche Masche vor und schickte sich an, sich zu ihren Gästen zu begeben. Als sie in das Wohnzimmer trat, erhoben sich zwei in tiefe Trauer gekleidete Mädchen und eilten ihr entgegen. „Wir haben wohl das Vergnügen, das Fräulein von Karczeg vor uns zu sehen?“ sprach das älteste der Mädchen in herzgewinnender Weise.„Ihr Neffe hat in so warmen Worten von Ihnen gesprochen und Papa ihm in seinem Lobe so innig beigestimmt, daß meine Schwester Helene und ich beschlossen haben, uns in aller Form Rechtens Ihnen vorzustellen.“ „Das ist außerordentlich lieb von Ihnen,“ entgegnete Fräulein Bertha dankbar, indem sie den beiden Mädchen ihre kleinen, runden Hände bot.„Nehmen Sie Platz und lassen Sie sich ansehen! Georgs Töchter," flüsterte sie, ihre Brille zurechtrückend, „mein Gott, wie doch die Zeit vergeht!“ Sie nickte gedankenvoll, während ihre Augen prüfend auf den beiden anmutigen Erscheinungen ruhten, und die Mädchen konnten nicht umhin, unter ihren forschenden Blicken zu erröten; sie bemerkte es und nahm lächelnd ihre Brille ab. Sie müssen mich schon entschuldigen, meine jungen Danien, aber ich habe Ihre Großmutter gekannt und wollte mich überzeugen, ob ich eine Aehnlichkeit entdecke. Sie wissen,“ fügte sie lachend hinzu,„die Jagd nach Familien=Aehnlichkeiten gehört in den meisten Fällen zu den Schwächen alter Leute.“ „Sie haben Papas Mutter gekannt? Nicht wahr, gnädiges Fräulein?“ forschte Ella. „Ja.“ „Aber Sie kennen auch unseren Vater?“ a „Man behauptet, daß meine Schwester und ich gar keine Aehnlichkeit mit den Lovatellis haben, sondern daß wir beide das Ebenbild unserer Mutter sind!“ erzählte Ella, Helene aber schüttelte verneinend den Kopf. „Ich kann das nicht recht glauven, Mama war klein und schlank und wir beide können weder klein noch besonders zierlich genannt werden; haben Sie auch unsere Mutter gekannt, liebes Fräulein?“.„„(5. S S 2 „Nein; zur Zeit seiner Vermahlung tevte Ihr Vater nicht hier und ich hatte nur davon sprechen hören. Ihr Tod war ein herber Verlust für Siel" 166 Die hellblickenden Augen der Maochen rruoten sich unwillkürlich.„Wie groß dieser Verlust ist, das sind wohl wir allein im stande zu beurteilen!“ 8 Eine kleine, schmerzliche Pause entstand. Verrha von Karczegs Augen ruhten forschend auf den Zügen der Mädchen; daß sie Schwestern seien, konnten sie nicht wohl verleugnen; Helene, die jüngere, war um ein gutes Stück größer als ihre Schwester, sah dieser aber sonst sehr ähnlich bis aus die Haarfarbe, welche bei ihr ins rötliche schillerte, während ihre dunkelkastanienbraune Flechten aufzuweisen hatte. 59,20 Wie seltsam es ist, daß wir einander jetzt zum erstenmal im Leben begegnen,“ meinte Fräulein Bertha nach einer längeren Pause, während welcher man sich gegenseitig gemustert hatte. de. Jeuts. Bekanntmachung. Nachdem die Körordnung für Ziegenzuchtböcke vom 12. Aug. d. Is.(umtsblatt Seite 484/485) mit dem 15. d. Mts. in Kraft getreten ist, wird Termin zur Besichtigung der anzukörenden Zuchtdöcke anberaumt und zwar: 1. auf den 30. Sept. d. Is. für Schalke und Heßler auf dem Marktplatz zu Schalke vormittags 10 Uhr, für Bulmke und Hüllen auf dem Marktplatz zu Bulmke nachmittags 2,30 Uhr; 2. auf den 3. Okt. d. Is. für Ueckendorf, Günnigfeld und Leithe auf dem Marktplatz zu Ueckendorf vormittags 10 uhr. Gemäß§ 4 der Körordnung werden die Bockhalter, welche Böcke ankbein lassen wollen, aufgefordert, zu diesen Terminen zu erscheinen. Gelsenkirchen, den 16. Sept. 1898. Der Königl. Landrat: Dr. Hammerschmidt. Veranntmaidung. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Listen der stimmfähigen Bürger der Stadt Wattenscheid, gemäß§ 20 der Städteordnung für die Provinz Westfalen vom 19. März 1856 und des Ortsstatuts vom 1. August 1896 in der Zeit vom 16. bis 30. September d. J. im Rathhause hierselbst, Zimmer 15, während der gewöhnlichen Bureaustunden zur Einsicht der Betheiligten offen liegen. Enwendungen gegen die Richtigkeit der Listen sind während dieser Zeit schriftlich oder zu Protokoll beim Unterzeichneten anzubringen. Wattenscheid, den 6. September 1898. Der Bürgermeister: Wibberding. Bekanntmachung. Diejenigen Eingesessenen der Stadt Wattenscheid, welche für das Jahr 1899 die Ertheilung eines Wander=Gewerbescheines beantragen wollen, werden hierdurch aufgefordert, ihre diesbezüglichen Anträge in der Zeit vom 20. bis 30. ds. Ms. im Rathhause, Zimmer 3, persönlich anzubringen. Personen, welche hereits im Besitze eines Wani Dreinal täglich erscheint und kostet 4 Mk. 75 Pfg. vierteljährlich die Rheinisch-Westfälische Zeitung Essen(Ruhr) Hauptorgan des Niederrheins und Westfalens. Die Morgenausgabe enthält auf telegraphischem Wege ausführliche Berichte über die Parlamentssitzungen und sonstige Ereignisse, die Produktenmärkte aller wichtigen Branchen vom vorhergehenden Tage, ferner ein interessantes Roman=Feuilleton, politische, provinzielle, landwirth= schaftliche und industrielle Nachrichten 2c. Die Mittagsausgabe bringt bei besonders wichtigen Anlässen einen sehr umfassenden Nachtrags=Bericht über die parlamentarischen Verhandlungen (Reichstag u Landtag) vom vorherParlamentsbrie Parlumen=sprief über die letzteparlamentar. Sitzung, den telegraph. Bericht über den Newyorker Produktenmarkt, die wichtigst. während der Nachtu des Morgens eingelaufenen Nachrichten usw., sowie ein reichhaltiges Feuilleton. Die Abendausgabe enthält telegraphische Berichte über die bedeutendsten politischen, wirthschaftlichen und lokalen Erignisse des Tages, die Berliner Börsenkurse desselben Tages, die Kurse d. Waarenbörsen RheinlandWestfalens, vermischte, feuilletonistische und Familien=Nachrichten aller Art, und den Anfang der Berichte über die ParlamentsVerhandlungen desselben Tages. Vaterländische Gesinnung, volle Unabhängigkeit in jeder Richtung, Freimütigkeit nach oben und unten und Vrmeidung jedes Partei= oder Klassen=Fauatis mus haben im Verein mit den Leistungen der Zeitung— anregenden Leitartikeln, Spezialkorrespondenzen, umfangreichem Nachrichtendienst auf wirthschaftlichen Gebiete, und aufmerksamer Verfolgung des rheinisch=westfälischen Lebens auf allen Gebieten, der Politik, der Kunst, der Gemeindeangelegenheiten und Lokalereignisse— die Rheinisch=Westfälische Zeitung zum beliebtesten Tagesorgan am Niederrhein und in Westfalen gemacht, welches durch seinen reichen Inhalt das Halten irgend einer anderen größeren Zeitung entbehrlich macht. Reu eintretende Abonnenten erhalten nach Einsendung ihres quittirten AbonnementsScheines von jetzt ab bis Ende Sept. 1898 die Zeitung unentgeitlich zugeschickt. Wir versenden auf Wunsch 14 Tage Probenummern. Nr. 6173 der offiziellen Zeitungspreisliste. Theater Bochum, Wilhelmsplatz. Tt Täglich Abends 8 Uhr: Grosse SpecialitätenVorstellung Nur 8 Gastspiele der Feuer- u. Flammentänzerin Mile. Lyöia Drobanow (Die Höllenbraut). Größte Schaunummer der Welt. 38000 Kerzen Lichtstärke In Bochum noch nie gesehen. Außerdem das großart. September=Programm. Das Programm ist so eingerichtet, daß die geehrten Besucher mit den letzten elektrischen Wagen noch zurückkehren können. Trotz enormer Unkosten findet keine Preiserhöhung statt. scheines für das laufende Jahr sind, Neubestellung vorzulegen. Die Anträge auf Ertheilung Seisenktrehcner Halln, A. Stegemann, Reichsbank=Giro=Conto, Fernspr.=Anschluß 255, vermittelt alle Bank, Wechsel=, und Effekten=Geschäfte unter inzubringen. prompter eines Wanvergewerde“#ag!. in der angegebenen Zeit ebenfalls anzubringen. Wattenscheid, den 16 September 1898. Bürgermeister: Wibberding. Wandergewerbe=Pier und billigster Bedienung, nimmt Gelder über 100 Eines Wpunivethrt## Marr in jeder Höhe entgegen und verzinst dieselben haben diesen bei der auf Contobuch mit 1monatlicher Kündigung zu 2½ für's Jahr von Legitimationskarten sind 6„„ 31/7 Bekanntmachung. bei längerer Kündigung nach besonderer Vereinbarung. Außerdem werden Gelder auf provisionsfreien Chek Conto, rückzahlbar jederzeit ohne Kündigung zur Verzinsung angenähere Bedingungen sind an der Kasse zu erfahren. (Morgens von 9 bis 12 Uhr, (Nachm. von 3 bis 5 Uhr. Gelsenkirchener Bank, Hermannstr. 12. A. Stegemann. nommen; Geschäftsstunden: Hermannstr. 12. AH Einem verehrlichen Publikum von Wattenscheid und Umgegend empfehle ich für vorkommende Fälle mein reich assortiertes Larg= aus Invbri-Magasta. Es wird hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht, daß die Entlassung der katholischen Bewohner der in der politischen Gemeinde Ueckendorf belegenen Häuser Bochumerstraße 90, 92, 94, 96, 98, 100 und 102, welche früher zur politischen Gemeinde Gelsenkirchen gehörten, aus dem Pfarrverbande Gelsenkirchen=Neustadt, und die Einverleibung derselben in die kath. Pfarrerei Ueckendorf, ferner die Entlassung der katholischen Bewohner der in der politischen Gemeinde Gelsenkirchen gelegenen Häuser Bulmkerstraße 1—6;„ E und Bochumstraße 81(Besitzung des Joseph Hennigfeld), Stets große Answahl in welche früber zur politischen Gemeinde Ueckendorf gehörten, Movein aller Art, besonders auch Spiegeln in aus dem Pfarrveibande Ueckendorf und die Einverleibung der= den feinsten Dessins, Särgen, Leichenwäsche, selben in die katholische Pfarrei Gelsenkirchen=Neustadt in Kränzen 2c. Aussicht genommen ist. Diejenigen, welche gegen die beab= Bei dieser Gelegenheit bringe ich auch die zur Aufbahrung der sichtigte Ein= bezw. Umpfarrung Einwendungen zu erheben; Verstorbenen nöthigen Artikel wie Katafalke, Katafalldecken, oder Ansprüche auf Entschädigung wegen Verlustes besonderer Kandelaber und Ofaggtzuit guschlegge Stigsechng Rechte und Vortheile in Folge derselben geltend zu machen Auch überneheme ich haben, werden hierdurch auf Grund des§ 239, Theil 2, H. Springer, Titel 11 des Algemeinen Landrechts aufoefordert diese Ein DOLSCCKMSOCCO wendungen und Ansprüche innerhalb 4 Wochen, vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei unserem Kommissar, dem Königlichen Landrath Dr. Hammerschmidt in Gelsenkirchen schriftlich einzureichen, oder zu Protokoll zu erklären. Arneberg, den 30. August 1898. Königl. Regierung, Abtheilung für Kirchen= und Schulwesen. Mrozek. GernäruV8 Nadt, Holzschuhmacherei und Lager, Wattenscheid, Hüllerstr. 1. Billigste Bezugsquelle für Wiederverkäufer. Gut gerathene Kartoffeln in der Nähe der Zeche Morgensonne hat abzugeben Oberdrevermann, Sevinghausen. Zum 1. November suche ich ein träftiges Dienstmädchen für Haus= und Gartenarbeit. Nur solche mit guten Zeugnissen wollen sich melden. Frau Amtmann ordentliches Gienstmadchen gesucht. Kindermäöchen für 2 Kinder gesucht. Metzger Wilh. Graf, Westenfeld. 1 Mädchen von 16—17 Jahren auf sofort gesucht. Frau Aindr. Ranngiesser, Lohrheide. Prop. 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Wer wie ich, eine hochbetagte Frau von 78 Jahren, gebeugt und entkräftet von den Beschwerden des Alters, ohne Appetit, ohne Schlaf, nach dem Gebrauche von wenigen Flaschen des Lamscheider Stahlbrunnen, Verwaltung der Emma=Heilquelle in Boppard a. Rh., wieder Lust zum Essen bekommt, fühlt, wie die dahin geschwundenen Kräfte, gesunder Schlaf, geregelte Verdauung zurückkehren, wieder, wie neugeboren, frischen Lebensmuth in sich trägt, nachdem stärkende Weine, theure Medicinen, sorgfältig vom Arzte bestimmte Nahrungsmittel den Kräfteverfall nicht aufzuhalten vermochten, der wird es verstehen, wenn ich aus Freude und Dankbarkeit dieses vorzügliche natürliche Heilwasser allen Altersschwachen auf das wärmste empfehle.(5 Wittenverg, im August 1898. Frau Oberförster Reitzenstein. Scheschoshe 14ch. Künstliche Gebisse, innerhalb 6 Stund., Revaraturen, 4 Stunden (Auswärt. können bei mir warten), Plombiren in all. 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