U24. 4. Nr. 146. Donnerstag, den 30. Juni 1898. 30 Jahrgang. KuttenschFrinng Organ für Stadt& Amt Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet vierteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Postgebiet 2 Mk.) Waluinscrid&am Amt Reckendorf. Anzeigen werden die Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärks mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzug## Stellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid. Telephon Nr. 181. Zur Bewältigung des Herbstverkehrs hat der Eisenbahn=Minister Thielen mittelst Erlasses vom 23. Juni Maßregeln angeordnet, welche nicht nur die mit der Bewältigung des Verkehrs betrauten Organe der Eisenbahnen, sondern auch alle an dem Eisenbahnverkehr interessirten Zweige des deutschen Erwerbslebens berühren. Bei der großen Bedeutung, welche sonach diesem Erlaß innewohnt, theilen wir die Hauptpunkte im Auszuge mit.„Die Entwickelung des gesammten Verkehrs in diesem Jahre läßt schon jetzt erkennen, daß der außerordentliche Verkehrsaufschwung der 2 letzten Jahre nicht nur anhält, sondern sich noch weiter steigert, und die Verkehrsgestaltung läßt für den Herbst eine Höhe erwarten, die an die Eisenbahnverwaltung gewaltige Aufgaben stellen wird. Ich mache die Kgl. Eisenbahndirektionen schon jetzt darauf aufmerksam und vertraue ihrer Fürsorge, daß sie frühzeitig alle Vorkehrungen so vorbereiten und treffen, daß mit Beginn des hohen Verkehrs die Eisenbahnen nach jeder Richtung hin so gerüstet sind, daß sie,— soweit es der außerordentlichen Verkehrsbewegung gegenüber überhaupt nur erreichbar ist— ihrer Herr zu werden vermögen. Eine erhebliche Hilfe wird die Ausgestaltung der Eisenbahnanlagen, soweit sie bis zum Herbst fertig gestellt werden kann, sowie die Betriebsmittelbeschaffung, die bis an die Grenze des Erreichbaren geht, gewähren. Alle diese Mittel werden aber der Gewalt der Verhältnisse gegenüber nur dann Stand zu halten vermögen, wenn von der gesammten Verwaltung unausgesetzt alle Fürsorge bis zu den kleinsten Hülfsmitteln aufgeboten wird und alle Theile der Verwaltung andauernd nach bestem Vermögen an der Bewältigung der schwierigen Aufgaben mitarbeiten. Durch meinen Erlaß vom heutigen Tage habe ich bereits durch organisatorische Maßregeln die weitreichendste Aufsicht sicher gestellt. Vermöge dieser haben die Kgl. Eisenbahndirektionen ein Hilfsmittel, das Interesse und Verständniß aller betheiligten Beamten und Arbeiter an der Lösung der der Eisenbahnverwaltung zufallenden schweret Aufgabe zu wecken und zu erhalten. Mit dem erpropten Diensteifer aller wird, wenn die Bedeutung der Sache vollkommen erkannt ist, die Eisenbahn auch die ihr bevorstehende Aufgabe-lösen, selbst wenn sie in allen ihren Einrichtungen nicht vorherzusehenden Anforderungen gegenüber sich nicht hat vollkommen ausrüsten können.“ Nun folgen 15 Spezialvorschriften, welche sich auf Durchführung des verstärkten Güterzugfahrplans und sonstige Einzelheiten beziehen. Die 3 letzten Punkte betreffen das Kohlenrevier, speziell die Kgl. Eisenbahndirektion Essen; sie lauten:„Die Kgl. Eisenbahndirektion in Essen a. Ruhr wolle, da der Plan C für die Ablassung der Güterzüge an Sonntagen bei großem Wagenmangel sich für die Zuführungsgebiete der Ruhr nach dem Berichte vom 21. November v. J. als unzulänglich erwiesen hat, alsbald wegen einer ausreichenden Gestaltung des Güterfahrplans an den Sonntagen das Nöthige veranlassen. Die Kgl. Eisenbahndirektion in Essen a. Ruhr wolle angeben, wieviel Kohlen= und Kokswagen in den Monaten Oktober und November v. J. in den Rheinhäfen Duisburg, Ruhrort und Hochfeld(getrennt) dadurch aufgehalten worden sind, daß zur Aufnahme der Ladung Schiffsraum nicht verfügbar war, wie lange dieser Aufenthalt gedauert hat und welche Maßregeln zur Vermeidung dieser Verzögerung getroffen oder geeignet sind. Für die großen Kohlenreviere ist die jeweilige Kenntniß der Gestaltung des Kohlenverkehrs in der nächstfolgenden Zeit unerläßlich. Ueberraschungen in Bezug auf die Entwickelung des Kohlenverkehrs müssen, insoweit diese hat vorausgesehen oder an zuverlässiger Seite in Erfahrung gebracht werden können, vermieden werden. Es ist daher, insbesondere auch zu Zeiten, in denen auf eine starke Wendung des Verkehrs nicht gerechnet zu werden pflegt, eine fortdauernde Information über die zukünftige Entwickelung zu beschaffen und solche unter den Königlichen Eisenbahndirektionen in Magdeburg, Essen und Kattowitz dauernd, etwa in Fristen von 2 Wochen, auszutauschen. Deutschland. Berlin, 28. Juni. Das Staatsministerium trat gestern Nachmittag 2 Uhr unter dem Vorsitz des Fürsten Hohenlohe im Dienstgebäude am Leipziger Platz zu einer Sitzung zusammen. — Sowohl im Reichstage wie im Abgeordnetenhause sollen fortan die Direktoren der 3 Abteilungen im Finanzministerium jeder für sich den Etat der betr. Abteilung vertreten. Für die 3. Abteilung ist der Generaldirektor der indirekten Steuern, Dr. Fehre, in Aussicht genommen, während für die allgemeine Verwaltung und das Lotteriewesen der Nachfolger des vermutlich bald in den Ruhestand tretenden Unterstaatssekretärs Meinecke hierzu bestimmt werden wird. Finanzminister v. Miquci wird nur bei ganz wichtigen Anlässen persönlich eingreifen, denn auch die Thätigkeit der Regierungsvertreter in den Commissionen soll den Ministerialdirektoren des " F i n a n z m i n i s t e r i u m s ü b e r t r a g e n w e r d e n. — Zu Ehren des Beiraths für Auswanderungswesen veranstaltet der Reichskanzler Hohenlohe heute Abend eine größere Tafel, wozu der Vorsitzende des Beirats, Geh. Rath Reichardt und die z. Zt. anwesenden Mitglieder geladen sind. — Die Beschlüsse des Apothekerraths sollen später veröffentlicht werden. Da die Sache an den Reichskanzler geht, um gesetzlich vom Reiche weiter behandelt zu werden, so darf dem Brauche gemäß, der zwischen den Behörden herrscht, die Veröffentlichung nicht früher erfolgen, als in diesem Falle dem Reichskanzler vom Ministerium die Beschlüsse mitgetheilt sind. Berlin, 29. Juni. Gestern hat hier unter Zuziehung von 2 vortragenden Räten aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten eine Besprechung zwischen dem Reichskommissar für die Weltausstellung in Paris, Geh. Regierungsrat Dr. Richter, und den Vorsitzenden der Norddeutschen WagenbauVereinigung van der Zypen=Köln und Grund=Breslau stattgefunden, in welcher vereinbart wurde, daß die der Vereinigung angehörigen norddeutschen Wagenbauanstalten sich gesamt an der Pariser Weltausstellung beteiligen werden. — Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat sich heute zum Vortrage beim Kaiser nach Kiel begeben. — Weitere Reisedispositionen des Prinzen Heinrich stehen heute noch nicht fest. Unterrichtete Kreise nehmen an, daß der Besuch Japans durch den Prinzen unterbleiben wird. — Wie die Morgenblätter melden, wird sich demnächst zu Gunsten der Verwundeten und Kranken im spanisch=amerikanischen Kriege das Centralcomitee der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit wenden. Die aufgebrachten Mittel sollen beiden Parteien zu gleichen Theilen zu Gute kommen. — Der Staatsminister v. Bülow kehrte Mittags von Kiel nach Berlin zurück, von wo er sich nach Sonnenburg begiebt, um am Ritterschlagfest des Johannitterordens theilzunehmen. — Die 1. Tagung des Auswandecrates, die gestern Vormittag um 10 Uhr unter Vorsitz des Direktors Reichardt vom Auswärtigen Amt begann, würde um 6 Uhr abends geschlossen. Im wesentlichen handelte es sich nur um eine constituirende Versammlung und um Festlegung der Tagesordnung. Von amtlichen Vorlagen beschäftigte sich der Auswanderungsrat lediglich mit einer Concessionsvorlage, die die allseitige Billigung des Auswanderungsrates gefunden hat. Hiermit war die gesamte Tagesordnung erschöpft. — Ueber die Reise des Kaisers nach Palästina meldet das offiziöse Programm, das durch den Konsul v. Tischendorf in Jerusalem bekannt wurde, folgendes Nähere: Die Einweihung der neuen Erlöserkirche findet danach am 31. Oktober statt. Außer dem Kaiser und der Kaiserin werden die meisten deutschen ev. Fürsten, sowie Vertreter der fremden protest. Höfe(England und Holland haben schon zugesagt), der pretest. Schweizerkantone u. s. w. an dem feierlichen Akte teilnehmen. Die Musikkapelle der„Hohenzollern“, sowie der Matrosenchor des Geschwaders werden den Glanz der Weihe durch ihre Vorträge erhöhen. Vorläufige Reiseskizze: Ankunft des Geschwaders in Haifa am 23.—25. Okt.(genaues Datum noch nicht festgesetzt); Besuch der deutschen Kolonie und des Karmels. Ritt über Cäsarea nach Jaffa(Dauer 3 Tage und 3 Nächte). 4. Tag: Jaffa, Besuch der Stadt. Reise nach Jerusalem, 2 Tage und 2 Nächte. Die hohen Gäste werden alle in Zelten, die der Sultan von Konstantinopel schickt, untergebracht werden und wahrscheinlich nördlich vom Damaskusthor lagern. Die Reisen über Land werden vom Kaiser zu Pferd, von der Kaiserin im Wagen zurückgelegt werden. Pferde und Wagen kommen vom kaiserlichen Marstall in Berlin. Bochum, 29. Juni. Das amtlich festgestellte Ergebnis der Reichstagsstichwahl ist folgendes: Von 108 441 eingeschriebenen Wählern haben 87 614 oder 80,7 Proz. ihr Wahlrecht ausgeübt. Für ungültig mußten erklärt werden 1178 St., die größtenteils für Lehmann abgegeben waren. Von 86436 gültigen Stimmen erhielten der Kandidat der Nationalliberalen, Fabrikant Franken=Schalke, 46 836 und der Kandidat der Centrumspartei, Kaufmann Fuchs=Köln, 39 600 St.„Mithin ist Franken mit einer Mehrheit von 7236 St. gewählt worden. Essen, 29. Juni. Der neugewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien Dr. Campos Salles ist gestern abend 10 Uhr von Köln, wohin ihm Krupp einen Salonwagen entgegensandte, auf dem Hügel eingetroffen, wo er bei Geheimrat Krupp zu Besuch weilt. Heute fand eine Besichtigung der Gußstahlfabrik statt. Der Präsident wird sich von hier nach Hamburg begeben und in Bälde die Rückkehr nach Brasilien antreten, um am 15. Nov. sein neues Amt zu übernehmen. Nordenham, 29. Juni. Mancherlei Anzeichen lassen darauf schließen, daß man damit umgeht, den hiesigen Hafen für Marinezwecke zu benutzen. Friedrichsruh, 29. Juni. Das Befinden des Fürsten Bismarck ist in den letzten Tagen wieder ein besseres gewesen und giebt der Hoffnung Raum, daß sich der Fürst auch wieder in absehbarer Zeit von seinem Rollstuhl, an den er seit Wochen gefesselt war, wird trennen können. Wiesbaden, 29. Juni. Der 26. Deutsche Aerztetag nahm einstimmig die Thesen an, welche gegen die Zulassung bezw. gegen die Erweiterung des medizinischen Studiums für Frauen sich aussprechen. 29. Juni. Der Zustand des Großherzogs ist hoffnungslos. Der Staatsminister Eyschen verläßt nicht mehr das Krankenzimmer. Der Erbgroßherzog Wilhelm ist ebenfalls erkrankt und zwar an Rheumatismus. Ausland. Lemberg, 28. Juni. Altsandeck wurde am Samstag Abend während mehrerer Stunden von Bauern geplündert und zerstört. Der Ringplatz bietet das Bild einer Ruine. Die gesammelte Beute wurde von den Bauern auf Wagen fortgeführt, welche außerhalb des Ortes bereit standen. In Neusandeck unternahmen gestern Bauern einen planmäßigen Angriff. Kavallerie sprengte sie auseinander und Infanterie trieb sie dann nach einem förmlichen Handgemenge aus der Stadt und sperrte dieselbe durch einen förmlichen Kordon ab. In den Vororten verwüsteten Bauern fast alle von Juden bewohnten Häuser und steckten die Wirthshäuser in Brand. In Lanko mußte das Militär von der Feuerwaffe Gebrauch machen. Auch in der Gegend von Przemyszl werden Unruhen befürchtet. Militär mußte dorthin entsandt werden. 28. Juni. Der Ministerpräsident verfügte im Einvernehmen mit dem Justizminister die Verhängung des Standrechts über die politischen Bezirke Limanowa und Neusander für die Verbrechen des Mordes, Raubes, der Brandlegung und öffentlichen Gewaltthätigkeit. Bern, 29. Juni. Die Bundesversammlung nahm das vom Bundesrat vorgeschlagene Gesetz an, wonach der Kavallerie berittene Schützenkompagnieen mit Maschinengewehren beigegeben werden sollen.— Der Nationalrat und Ständerat genehmigten den Antrag des Bundesrates, dem Kanton Graubünden für die Herstellung eines Schmalspurbahnnetzes eine Subvention von 8000 000 Francs zu bewilligen. Kopenhagen, 28. Juni. Gestern zogen die hier zur Gedächtnisfeier für das Jahr 1848 anwesenden Kriegsveteranen auf 145 Wagen nach den Schlössern Charlottenlund und Bernstorff, um den Kronprinz und König zu begrüßen. Der Kronprinz wohnte sodann einem für die Veteranen im Walde arrangirten Frühstück bei und hielt eine kurze Ansprache, die mit begeisterten Hurrahs ausgenommen wurde. 27. Juni. Nach 5stündigen schwierigen Verhandlungen haben Brisson und seine künftigen Cabinetsmitglieder sich über ihr Programm dahin geeinigt, daß der Entwurf Delombres betreffend die Einkommensteuer nach Maßgabe der äußern Lebenshaltung mit absteigender Scala die Grundlage der Finanzreform bilden soll, die Revision der Verfassung vertagt werden, die Börsenreform Cocherys sowie desgleichen der bisherigen Getreidezölle bestehen bleiben, bezw. am 1. Juli wieder in Kraft treten sollen.— Der Senat ist auf morgen Nachmittag einberufen worden. London, 27. Juni. Die Lage in Manila hat sich bisher nicht geändert. Die Aufständischen haben keine weiteren Fortschritte gemacht. Die Spanier setzen den Bau von Befestigungswerken aus Erdsäcken rings um die Stadt fort und stecken oben zugespitzte Bambusrohrstöcke in die Erde. Die Vlätter richten noch immer Aufrufe an die Eingeborenen, sich den Spaniern anzuschließen. Die amerikanischen Truppentransporte sind bisher noch nicht angekommen. Madrid, 29. Juni. Die amerikanische Armee auf Cuba hat sich an der Küste zusammengezogen, wo sie ein festes Lager errichtet hat und Verstärkungen abwartet. Ein Telegramm aus Manila meldet: Auf Ersuchen des Generals Augusti werden die Admirale der fremden Geschwader wahrscheinlich zu einer Besprechung zusammen kommen, um über den Stand der Dinge in Manila zu verhandeln. — Die Königin=Regentin wird heute ein Dekret unterzeichnen, in welchem die Ermächtigung ertheilt wird, unverzüglich in Cadiz eine Hilfskreuzerdivision zu formieren. Dieselbe wird aus 4 für den Krieg ausgerüfteten Dampfschiffen bestehen. — Der Marineminister Aunon erklärte, er glaube, das Geschwader Camaras passire gegenwärtig den Suez=Canal. Belgrad, 29. Juni. Der König ist in Nisch eingetroffen. In Erwiderung der Begrüßung durch den Bürgermeister verurteilte der König streng die entfesselten Parteileidenschaften und sagte, die erste Aufgabe sei die Hebung des Nationalwohlstandes, eine gründliche Sanierung der Finanzen und die weitere Vervollkommnung der Wehrkraft. Deshalb habe König Milan das Oberkommando der Armee übernommen. Das Hauptziel Serbiens sei eine zielbewußte und stabile Thätigkeit zur Festigung der inneren Lage. Die Zeit sei nicht dazu angethan, sich durch unbestimmte und abenteuerliche Politik leiten zu lassen. Serbien müsse ein stabiles und verläßliches Element des Friedens und der Ordnung auf der Balkanhalbinsel bilden. Rom, 29. Juni. Der Senat genehmigte die Wiedereinführung der Getreidezölle gemäß dem Beschluß der Kammer vom 25. ds. Mts. Constantinopel, 29. Juni. Aerzte mit Instrumenten und Medikamenten sind zur Armee nach Yemen abgegangen. Blättermeldungen zufolge soll die Erbauung eines Blockhauses zwischen Sana und Hodejda beschlossen sein. Vorgestern nacht wurden die Minister in den Yildiz=Kiosk berufen, wie man glaubt, wegen Nachrichten aus Yemen. Hongkong, 29. Juni. Von zuständiger deutscher Seite wird mit allem Nachdrucke erklärt, die Nachrichten aus Manila betr. eine Intervention Deutschlands seien unmöglich richtig. Der deutsche Admiral habe niemals solche Hoffnungen erweckt oder ein solches Versprechen gegeben. Peking, 29. Juni. Ein kaiserliches Edikt ist gestern veröffentlicht worden, das den Direktor der Hankan=Eisenbahn, ernstlich tadelt wegen Verzögerung betreffs des Baues der Linie. Man nimmt an, Sheng werde infolge dieses Ediktes gezwungen sein, in die Bedingung zu willigen, daß der franz. Gesandte als Schiedsrichter fungiere, eine Bedingung, der sich das Tsungliyamen bisher energisch widersetzt hat. Gerichtssaal Amt und Kreis. Essen, 29. Juni. Unter der Anschuldigung des Todtschlags stand gestern der 20jährige, mit 2 Monaten Gefängnis bestrafte Bergmann Peter Pothmann aus Schalke vor dem Schwurgericht. Er soll in der Nacht des 28. März d. J. den Bergm. Wilh. Groß aus Schalke durch einen Schlag mit einer Zaunlatte derart verletzt haben, daß er am andern Morgen starb. Die Geschworenen nahmen Nothwehr an und verneinten die Schuldfrage, worauf der Angeklagte freigesprochen wurde.— Wegen Straßenraub wurde weiter verhandelt gegen den 19jährigen Peter Müller aus Essen. Am 17. April d. J. soll er dem Arbeiter Leopold Thiel unter Anwendung von Gewalt das Portemonnaie genommen haben. Das Gericht erkannte auf 5 J. Zuchth., sowie auf 5 J. Ehrverlust und Polizeiaufsicht. — Vor der Strafkammer hatte sich der Maurer Paul Lorenz aus Essen wegen versuchter Nötigung und Vergehen gegen § 153 der Gewerbeordnung bei Gelegenheit des jüngsten Maurerstreiks zu verantworten. Der Angeklagte kam am 4. Mai an dem Neubau Ecke Nord= und Horsterstraße vorbei, woselbst er einen Bekannten, den Maurerpolier Franz Wallraff, bei der Arbeit traf. Letztern soll er unter Drohäußerungen von der Arbeit abzuhalten versucht haben. Der Staatsanwalt beantragte 4 Wochen Gef. Das Gericht hat geglaubt, daß dem Angeklagten eine höhere Strafe wie die beantragte zukomme und hat die Strafe auf 6 Wochen Gef. festgesetzt. Dortmund, 29. Juni. Ein trauriges Familienbild entrollte gestern vor der hiesigen Strafkammer eine Verhandlung gegen den Bergmann Heinr. Pollmann aus Marten, welcher beschuldigt war, seine Ehefrau fortgesetzt mißhandelt zu haben. P., ein robuster Geselle, sorgte wenig für seine Familie; statt am Lohntage das erhaltene Geld an seine Frau abzuliefern, besuchte er die Wirtshäuser, und wenn er dann betrunken nach Hause kam, mißhandelte er Frau und Kinder in der unbarmherzigsten Weise. Um den Mißhandlungen zu entgehen, suchte die arme, durch Hunger und Elend abgemagerte Frau vielfach des Nachts ein Unterkommen in Scheunen oder bei fremden Leuten. Infolge der fortgesetzten Mißhandlungen, die die Frau jahrelang still ertragen, legte sich endlich die Behörde ins Mittel. Heute wurde Pollmann, der seine Scheußlichkeiten durch allerhand Ausflüchte zu beschönigen suchte, zu einer Gefängnisstrafe von 1 J. 6 Mon. verurteilt und sofort verhaftet. Hagen, 28. Juni.(Strafkammer). Der Metzger Feldfiepen führte in Altena am 28. Februar d. Is. mit 2 Gesellen eine Kuh an einem Steinbruch vorüber, als er plötzlich von einem durch eine Steinsprengung nach der Straße zu geschleudertem Seitenstück getötet wurde. Die Steinsprengung war geschehen durch den italienischen Steinbrecher Joh. Curto und den Handlanger Georg Berlitt, die infolgedessen unter Anklage gestellt waren. Das Gericht nahm an, daß die beiden Angeklagten den Tod des F. zwar nicht direkt herbeigeführt, aber doch nicht alle Vorsichtsmaßregeln beobachtet haben, und verurteilte sie zu je 14 Tagen Gefängnis. Düsseldorf, 28. Juni. Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurden gestern vor der Strafkammer 2 Prozesse verhandelt, die allgemeineres Interesse beanspruchen. Der Fabrikdirektor H. Wilmsen aus Kaiserswerth hatte sich gegen eine junge Arbeiterin vergangen; er hat dies mit 2500 Mk. Geldstrafe zu büßen.— Der andere Fall hatte eine Anklage gegen den Polizeisergeanten Ernst Schirmer in Gerresheim wegen Hausfriedenbruch und Beleidigung zum Gegenstand. Die lange Verhandlung endete mit der Freisprechung. Elberfeld, 28. Juni.(Schwurgericht.) Die 3. diesjährige Schwurgerichtstagung begann gestern mit einer Verhandlung hinter verschlossenen Thüren gegen den Gärtnergehülfen Gerh. Nienties und den Porzellanmaler Carl Dickel von Barmen, wegen Verbrechens des§ 176,2. Die Geschworenen verneinten indessen die Schuldfragen, so daß das Gericht auf Freisprechung Köln, 26. Juni. Der 20jährige Postgehilfe Karl Funke wurde gestern vom Schwurgericht wegen Unterschlagung und Urkundenfälschung zu 6 Mon. Gef. verurtheilt. Funke hatte, als Postgehilfe in Hermülheim mit einem Monatsgehalt von 30 Mk. angestellt, zum Nachtheile des Postfiskus insgesammt 700 Mark unterschlagen und diese Unterschlagung durch Fälschung der Bücher verdeckt. 45 Mk. mußte er monatlich allein für Kost und Logis bezahlen. — Eine recht empfindliche Strafe wurde einem hiesigen Metzgermeister vom Schöffengericht dictirt, der gehacktes Fleisch mit Präservesalz durchsetzt hatte und bereits mehrfach dieserhalb vorbestraft war; das Gericht erkannte auf 3 Tage Gef. Wiesbaden, 29. Juni. Das Schwurgericht verurteilte den Postassistenten Heinrich Hedrich wegen Veruntreuung eines Einschreibebriefes mit 10 000 Mk. zu 3 J. Gef. und 5 J. Ehrortuß. Berlin, 29. Juni. Der von dem Schoffengericht geführte Beleidigungsprozeß des Redakteurs Fink gegen Bebel und Redakteur Jacoby wurde behufs Vernehmung der amerikan. Zeugen heute nach 6stündiger Verhandlung vertagt. * Wattenscheid, 30. Juni. Herr Landrath Dr. jur. Hammerschmidt hat mit gestrigem Tage einen 4wöchigen Erholungs=Urlaub angetreten. Während dieser Zeit ist dessen Vertretung für die ersten beiden Wochen des Urlaubs Herrn Kreisdeputirten Kommerzienrath Kirdorf; für die 2. Hälfte der Urlaubszeit Hrn. Regierungs=Assessor Schmidt übertragen. * Vergangene Nacht hat sich in der Nähe der Stadt eine blutige Revolveraffäre abgespielt. Gegen 12 Uhr geriethen an der Bahn=Unterführung an der Chaussee in Westenfeld 2 Maurer in Wortwechsel und ohne besondere Veranlassung zog der eine davon, namens G. Gerzenbeck, einen Revolver und schoß auf den mitbetheiligten L. Wartkowski, welcher ziemlich schwer verletzt wurde. Derselbe mußte ins evangel. Krankenhaus überführt werden. * Die Messerstecherei, welche am 6. März vor dem Schwartmann'schen Lokale zu Sevinghausen bei Gelegenheit einer Bergarbeiter=Versammlung des christl. Gewerkvereins verübt ist, wurde am Dienstag vor der Strafkammer Bochum verhandelt. Der Bergmann Franz Harbort aus Höntrop, der damals dem Vorsitzenden dieser Versammlung, dem Ausschußmitgliede Hrn. Rob. Lange einen Messerstich in die Hand beibrachte, wurde mit 9 Mon. Gef. bestraft. * In den letzten Standesamtsnachrichten des Amtes Wattenscheid in Nr. 143 hat sich unter den Aufgeboten des Amtes Wattenscheid eine Unrichtigkeit eingeschlichen, welche wir auf Wunsch richtig stellen. Herr Stefan van den Berg zu Altendorf(Rhld.), welcher sich mit Frl. Bertha Reinert zu Sevinghausen verlobt hat, ist Monteur und nicht Maurer, wie es dort irrig hieß. Uns trifft bei der Sache keine Schuld. * Unsere wackere Feuerwehr hält am Samftag im Lokale des Hrn. Kameraden Aug. Rodermund ihre diesmalige Generalversammlung ab. * Eine größere Anzahl junger Burschen, die am gestrigen Nachmittag statt in die Kirche zu gehen, verschiedene Wirthschaften besucht hatte, beabsichtigte die große Aufregung, worin sie sich versetzt hatte, durch einen Aderlaß zur Abtühlung zu bringen. Auf dem Platz an der Ausweiche am Nordthor standen sich zwischen 10—11 Uhr die Parteien, laut schimpfend und tobend, kampfbereit gegenüber; da erschien die Polizei und nach allen Seiten entflohen die— aufgeregten Kampfhähne. * Die Kgl. Eisenbahndirektion Essen hat Hrn. Bockemühl im nahen Ueckendorf für dessen Ringofenziegelei den Eisenbahnanschluß genehmigt. * Mondfinsternis. Am Samstag, 2 Juli, abends nach 8 Uhr, wird man bei günstigem Wetter den Mond fast völlig verfinstert erblicken. Der Erdschatten wird 94 Proz. der Mondscheibe bedecken, sodaß nur eine recht schmale Sichel bleiben soll. Für die mitteleuropäische Zeit ist berechnet: 8,46 Uhr der Eintritt, 10,18 Uhr die größte Verfinsterung, 11,49 Uhr Austritt. * In der Beirathsitzung des„Rheinisch=Westfälischen Kohlensyndikats“ zu Essen am Montag, 27. Juni, wurde nach eingehender Berathung beschlossen, von einer Aenderung der bestehenden Fördereinschränkungen(10 pCt.) Abstand zu nehmen, einmal weil dieselbe doch erst am 1. Aug. in Kraft treten könnte, also blos auf die beiden Monate August und September von Einfluß sein würde, und andererseits, da auch jede Zeche so viel fördert, als sie nur zu leisten vermag, eine Erhöhung der Förderung also auch von einer Aufhebung oder Aenderung der Fördereinschränkungen nicht zu erwarten wär.. 16. M *(Belohnung). Herr Burgermeisler Wreyer in Stoppenberg erläßt folgende Bekanntmachung:„In der Nacht vom 21. zum 22. Juni ist im kaufmännischen Büreau der Zeche Zollverein“ in Caternberg durch Oeffnen von Geldschränken ein größerer Geldbetrag gestohlen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß ein Mann, der in der betreffenden Nacht morgens gegen 3 Uhr sich in schnellerer Gangart von Caternberg in der Richtung auf die Emscher zu entfernte, mit dem Diebstahl in Zusammenhang steht. Alle, welche Angaben, die für Ergreifung des oder der Diebe von Werth sind, machen können, wollen sofort mir oder dem Polizeibüreau in Caternberg Nachricht geben. Auf die Ermittelung des oder der Diebe ist eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt.“ * Zu der viel erörterten Frage:„Wie lange darf nach Beginn des gesetzlichen Geschäftsschlusses ein Kunde bedient werden, der vorher schon den Laden betreten hat?“ liegt jetzt ein Kammergerichts=Urteil vor. Ein Kunde war eine halbe Stunde vor Beginn des gesetzlichen Ladenschlusses in einen Laden getreten; das Handeln aber um einen Gegenstand hatte sich bis nach Beginn der Sonntagsruhe ausgedehnt. Obgleich nun das Geschäft zur vorschriftsmäßigen Zeit nach außen hin für andere Käufer geschlossen ward, hat das Kammergericht für den betreffenden Fall doch eine Zuwiderhandlung gegen§ 41a und§ 146a der R.=G.=O. erblickt und in seinem verurteilenden Erkenntnis ausgeführt:„Das Gesetz bietet keinen Anhalt dafür, diese Frist beliebig bis zu dem Zeitpunkt ausdehnen zu dürfen, wo ein vor Ablauf dieser Frist begonnenes Geschäft erst nach Ablauf der Geschäftszeit zu Ende geführt werden kann. Wenn gesetzlich zu bestimmten Stunden ein Gewerbebetrieb in offenen Verkaufsstellen nicht stattfinden darf, dann sind durch das Gesetz die festen Grenzen gezogen, die nicht überschritten werden dürfen, innerhalb deren also jeder Geschäftsbetrieb unterbleiben muß. * Das 52. Märkische Lehrer=Gesangfest wird am 6. und 7. Juli in Soeft gefeiert. Das Konzert und die Hauptproben finden in der Petri=Kirche statt, die 1. Probe am 6. Juli nachmittags 4 Uhr, die 2. am 7. Juli, morgens 8 Uhr; die Aufführung ist am 7. Juli, morgens 11 Uhr. Um 2 Uhr beginnt das Festessen auf dem Schützenhofe, woselbst auch am Vorabend die ganze Kapelle des 98. Inf.=Reg. aus Metz abwechselnd mit dem Soefter Quartettverein konzertiert. Gleichzeitig findet auf dem Schützenhofe das gemütliche Beisammensein statt. M#. S# * Zu den vielen Unannehmlichkeiten, Wlich Reisende und Grenzbewohner im Verkehr mit Holland treffen, kommt nun auch noch der Verkehr mittels Fahrrädern. An den preußischen Zollämtern sind jetzt Schilder angebracht mit der Aufschrift:„Radfahrer halt!“ Ein Fahrrad gilt nämlich nach dem Erkenntnis des Reichsgerichts als Fuhrwerk und diese müssen an den Zollämtern halten. Beabsichtigt jemand einen längeren Aufenthalt in Holland, oder soll dort an dem Rade eine Reparatur nur vorgenommen werden, so muß das Rad dem Steuerbeamten vorgeführt werden, damit es bei der Einfuhr identifiziert und nach zollpflichtigen Waren untersucht werden kann. *(Offene Stellen für Militäranwätter im Bezirk des 7. Armee=Corps.) Kgl. Akademie zu Münster: Diener bei dem naturhistorischen Museum(950 Mk. Remuneration und freie Dienstwohnung).— Magistrat Münster: 2 Polizeisergeanten für den Nachtdienst event. später für den Tagesdienst(je 1400 Mk. Gehalt, fleigt event. bis 1700 Mk.).— Königl. Ober=Bergamt Dortmund: Kanzleidiener(1000 Mk. Einkommen, steigt bis 1500 Mk.; 180 Mk. Wohnungsgeldzuschuß).— Kais. Oberpostdirektion zu Dortmund: Landbriefträger(700 Mk. Gehalt und der gesetzliche Wohnungsgeldz schuß).— Magistrat Soest: Flurschütz und Nachtwächte. (600 Mk. Gehalt).— Dortmund=Gronau=Enscheder EisenbahnGesellschaft: Weichensteller zu Eving(900 Mk. Gehalt; bei der Anstellung außerdem 165 Mk. Wohnungsgeldzuschuß). — Magistrat Bochum: 6 Schutzleute(je 1230 Mk. Gehalt). — Bürgermeisteramt Gelsenkirchen: Schutzmann für den Nachtdienst(1080 Mk. Gehalt, steigt bis 1200 Mk.; 75 Mark Kleidergeld).— Polizeiverwaltung Schalke(Landkreis Gelsenkirchen): Schutzmann für den Nachtdienst(1080 Mk. Gehalt, steigt bis 1200 Mk.; 75 Mk. Kleidergeld; 200 Mk. Mietsentschädigung).— Amt Recklinghausen: Polizeisergeant (1050 Mk. Gehalt, steigt bis 1500 Mk.; Wohnungsgeld; 75 Mk. Kleidergeld).— Polizeiverwaltung Oberhausen: Polizeiwachtmeister(1600 Mk. Gehalt, steigt bis 2100 Mk.; Ausrüstung wird geliefert; 70 Mk. Kleidergeld).— Garnison= Lazarett in Düsseldorf: Hausdiener und Heizer(700 Mk. Gehalt, steigt bis 1100 Mk.; Dienstwohnung oder Mietsentschädigung; Feuerungs= und Beleuchtungs=MaterialienDeputate).— Amtsgericht Velbert: Kanzleigehülfe(70—80 Mark Schreiblohn monatlich). * Anträge auf Invaliden= und Altersrenten sind nicht, wie oft geschieht, der Versicherungsanstalt direkt einzureichen, es haben vielmehr Personen, welche den Anspruch auf Gewährung einer Invaliden= und Altersrente erhaben, diesen Anspruch bei der für ihren Wohnort zustehenden Verwaltungsbehörde anzumelden. Der Anmeldung sind die Quittungskarte, sowie die sonftigen zur Begründung des Anspruchs dienenden Beweisstücke vorzulegen: a) Quittungskarte, b) Geburtsschein, c) Arbeitsbescheinigung vom 1. Januar 1888 ab. Dem Invalidenrentenantrage müssen beigefügt werden: Quittungskarte, Arbeitsbescheinigungen der letzten 5 J. und Nachweis der Invalidität. Zu letzterem Zwecke erhalten die Antragsteller im Bureau für Invaliditäts=Versicherungsangelegenheiten ein Formular ausgehändigt, welches sie ihrem Hausaizte vorzulegen haben. Die untere Verwaltungsbehörde hört zu dem Invalidenantrag die zuständigen Vertrauensmänner und giebt ferner der Krankenkasse, welcher der Antragsteller zuletzt angehört hat, Gelegenheit, sich über den Antrag zu äußern. Die sämmtlichen Verhandlungen werden sodann der Versicherungsanstalt übersandt, welche über den Antrag entscheidet. Wird der angemeldete Anspruch anerkannt, so ist die Höhe der Rente sofort festzustellen. Dem Empfangsberechtigten ist sodann ein schriftlicher Bescheid zu ertheilen, aus welchem die Art der Berechnung der Rente zu ersehen ist. Wird der angemeldete Anspruch nicht anerkannt, so ist derselbe durch schriftlichen, mit Gründen versehenen Bescheid abzulehnen. Gegen den Bescheid, durch welchen der Anspruch ab gelehnt wird, sowie gegen den Bescheid, durch welchen die Höhe der Rente festgestellt wird, findet die Berufung auf schiedsgerichtliche Entscheidung statt. Die Berufung ist bei Vermeidung des Ausschlusses binnen 4 Wochen nach der Zustellung des Bescheids bei dem Vorsitzenden des Schiedsgerichts einzulegen. Wanne, 29. Juni. Auf dem Bahnhofe erlitt der 47 Jahre alte Güterbodenarbeiter Eng. Bassenhoff so schwere Verletzungen, daß er alsbald verschied. Bochum, 29. Juni. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich in Hofstede, woselbst eine Frau, die ihrem Manne das Essen bringen wollte, beim Ueberschreiten des Bahnkörpers von einem rangirenden Wagen erfaßt und buchstäblich mitten entzwei gefahren wurde. — 30. Juni. Die Generalversammlung der Pensionskasse der Grubenbeamten des Oberbergamtsbezirks Dortmund tagte vorgestern Nachmittag in der Tonhalle. Vom Vorsitzenden Herrn Grubenverwalter Braun=Herne mit einem herzlichen Glückauf“ eröffnet, wurden alsdann die Herren Rottmann und Bremken zu Stimmzählern ernannt. Nunmehr erstattete Herr Bergwerkschaftskassenrendant Althoff=Bochum den Kassenbericht verbunden mit dem Jahresbericht. Darnach betrug die Mitgliederzahl im Vorjahre 1070, wovon 34 pensioniert wurden, sodaß 1036 verblieben. Nach Inkrafttreten des neuen Statuts sind 1140 Mitglieder neu beigetreten und ist daher die Zahl der Kassenmitglieder auf 2176 gestiegen. Seit April sind wieder 27 Neuaufnahmen erfolgt, sodaß jetzt 2203 Mitglieder vorhanden sind. Die Beiträge der Mitglieder haber 30 149,60 Mk. betragen, die Zinsen 6706,92 Mk., zusammen 36 656,52 Mk., hierzu kommt noch ein Baarbestand vor 1133,83 Mk. aus 1897, sodaß die Einnahme 37 790,35 Mk. beträgt. Hiervon sind 23.800 Mk. zinsbar angelegt. An 78 Pensionäre sind 7272,25 Mk. ausgezahlt; außerdem sind an Verwaltungskosten und rückerstatteten Beiträgen 1871,55 M verausgabt, sodaß sich die Ausgabe auf 9143 Mk. stellt. Di. Pensionäre haben sich um 34 erhöht. Das Gesamtvermögen setzt sich zusammen aus 130 327,02 Mk. Svarkasseneinlagen und 70 600,73 Mk. Hypothekendarlehen und beträgt am 1. April 1898 insgesamt 201 990,75 Mk. Das Vermögen hat eine Erhöhung von 27512,82 M. erfahren. Der Haushaltsplan sieht für das laufende Rechnungsjahr vor für 8 Pensionäre je 50 Mk., 12 je 75 Mk., 15 je 100 Mk., 30 je 125 Mk. und 19 je 150 Mk., also insgesamt 9500 Mk. Nach Bericht der Rechnungsrevisoren Herren Geck und Rottmann wurde dem Rendanten einstimmig Entlastung erteilt. An Stelle des verstorbenen 2. Vorsitzenden Herrn Betriebsführers Holtschmidt wurde der Direktor Geck=Rotthausen gewählt. Zu Rechnungs „ 4 prüfern wurden die Herren Betriebsführer Bremken und Rottmann berufen. Nunmehr wurde in die Beratung verschiedener Fragen betreffend Pensionierung von Mitgliedern eingetreten. Inbesondere handelte es sich um die Frage, ob in besonderen Fällen eine Beitragsrückgewähr stattfinden sollte. Es wurde dies einstimmig abgelehnt, Witten, 29. Juni. Gestern wurde der Knecht J. Lrymus, der des Mordes des Fuhrunternehmers Fritz Utermann verdächtig ist, in Haft genommen. L. stammt aus Holland. Annen, 29. Juni. Die Allgemeine Elektrizitäts=Gesellschaft in Berlin beabsichtigt, eine elektrische Centrale für den ganzen Kreis zu errichten und an allen Orten richt= und Unter dem Verdacht, die Scheune ihrer Herrschaft in Brand gesteckt zu haben, wurde gestern das etwa 15jährige Dienstmädchen des Brennereibesitzers H. hierselbst zur Haft gebracht. Das Mädchen soll die That Münster, 29. Juni. Die biesge Schuhmacher=Innung hat sich gestern einstimmig für Umwandelung in eine ZwangsWalstedde, 28. Juni. Gestern wurde die Feier der Enthüllung des Kriegerdenkmals begangen. Lengerich, 27. Juni. Der Tischlergeselle Behrenwert, welcher anscheinend in einem Anfall von Delirium am Sonntag Nacht aus dem Fenster des 2. Stockwerkes stürzte und in das hiefige Krankenhaus gebracht wurde, ist dort heute Sendenhorst, 27. Juni. Gestern wurde die Leiche der Dienstmagd des Kolon B. in einem Graben tot aufgefunden. Es wurde festgestellt, daß dieselbe in einem nahen Kornfelde erdrosselt wurde. Ein der That Verdächtiger wurde Das Disciplinarverfahren gegen Amtmann Themann ist jetzt bestimmt eingestellt worden, nachdem nachgewiesen ist, daß derselbe an periodisch auftretender Geistesverwirrung gelitten hat. Er ist mit Pension in den Marl, 27. Juni. Auf dem nahen Bohrloche in Ulfkotte wurde in einer Tiefe von 750 Metern ein Kohlenflötz angebohrt, das eine Mächtigkeit von 1,70 Meter hat. Buer 28. Juni. Bei dem Ausbohren eines Sprengschusses verunglüickten am Mittwoch auf Schacht, 2. der Bismarck in Erle die Hauer Jakob Pidum und I.. Sodisch. Erke 29. Juni. Unser Ort, der sich in wenigen Jahren zu einer Einwohnerschaft von 10,000 Seelen emporgeschwungen hat, besitzt jetzt auch eine neue Apotheke. Bruch, 28. Juni. In der gestrigen Nachmittagsschicht gerieth auf Zeche„Recklinghausen 3“ im Flötz Dickebank(im Pfeiler) der Bergmann Mroskowiack unter niedergehende Gesteinsmassen. Derselbe war auf der Stelle tot. Essen, 29. Juni. Gestern Nacht wurde auf den Berliner D=Zug ein Attentat verübt. Amtlich wird darüber Der gestern Abend 11,10 Uhr von Hauptbahnhof nach Berlin abgegangene Nachtschnellzug D 5 stieß beim Durchfahren des Güterbahnhofes Essen auf 3 über das Geleise geleg##eiserne Bahnschwellen. Durch den Zusammenstoß wurden die Bahnräumer der Lokomotive abgebrochen und die Schwellen über 100 Meter weit fortgeschleudert. Sonstige Beschädigungen an der Lokomotive und dem Geleise sind nicht eingetreten. Nach den Thätern wird eifrigst geforscht und hat die Eisenbahnverwaltung auf deren Ergreifung eine Belohnung von 3000 Mr. — Die Dienstmagd, welche in den letzten Tagen hier umherschwindeln ging, indem sie bei vielen Herrschaften Dienste und zugleich 3 Mk. Handgeld nahm, dann aber verduftete, ist endlich verhaftet. Sie gab verschiedene Namen, meistens ü lheim=Ruhr, 29. Juni. Tot aufgefunden wurde gestern Morgen auf der Strecke nach Essen bei dem Kilometerstein 121,036 der 26jährige Fabrikarbeiter Friedrich Nottelbaum, von der Steinkuhle. Ob ein Unglücksfall oder ein Verbrechen vorliegt, konnte noch nicht festgestellt Duisburg, 28. Juni. Gestern früh um 2 Uhr ist an der Ackerfähre beim Durchfahren über die Ruhr der Fuhrmann Heinrich Knüfer, welcher mit seinem 2spännigen Bierfuhrwerk der hiesigen Firma Arn. Bodden von der Meidericher Grenze die diesseitige erreichen wollte, vom Strom fortgerissen und ist mitsamt den Pferden ertrunken. Der so jäh ums Leben Gekommene war ein fleißiger und tüchtiger Mann und wird der Tod umsomehr bedauert, da er eine Frau und 3 unmündige Kinder hinterläßt. Meiderich, 28. Juni. Im Polizeigefängnis wurde gestern früh, an dem Eisengitter hängend, die Leiche eines vorgestern inhaftierten Mannes, der von der russischen Grenze stammt, aufgefunden.„ Cleve, 28. Juni. Die Eheleute peter moggemann und Gertrud geb. Coenders feierten gestern die diamantene Hochzeit. Das je 85 Jahre zählende Jubelpaar erfreut sich noch der besten Gesundheit.... Mant, I Jin uun 9 u. Rees, 28. Juni. Bei einem Brande, der ein von 2 ulbeiterfamilien bewohntes Haus einäscherte, kamen 2 Knaben im Alter von 4— 5 Jahren in den Flammen um, während ein 3. Kind noch mit knapper Noth aus dem Feuer gerettet Emmerich, 28. Juni. Gestern früh ertrank im Rhein der Schiffer Rob. Schaaf aus Koblenz. Derselbe war von seinem Schiff gestürzt. Barmen, 28. Juni. Ortskrankenkasse. Gestern fand unter Leitung des Vertreters der Aufsichtsbehörde Hru. Obersekretär Mayr eine Sitzung der aus 7 Kassenärzten und 7 Mitgliedern des Kassenvorstandes bestehenden Kommission statt, in welcher es den Bemühungen des Herrn Mayr gelang, einen Mittelweg zu finden und somit den Streit durch eine friedliche Vereinbarung zu beenden. Die Aerzte haben sich mit der Abschließung eines 2jährigen(statt 3jährigen) Vertrages begnügt, dagegen durchgesetzt, daß alle Aerzte auf den gleichen Vertrag angestlt werden. Srchn t.s 12 Köln, 29. Juni. Gestern spielte in Frechen dus 4jührige Töchterchen des Maurers Rausch in einem Hohlwege, als sich plötzlich eine Erdmasse löste und das Kind, sowie einen Knaben vergrub. Das Mädchen konnte nur als Leiche herausgeschafft werden, während der Knabe mit einigen Quetschungen davonkam. — Gestern Nacht wurde in einem an der Mühlengasse gelegenen Hause bei einem Althändler ein schwerer Einbruchs diebstagl verübt. Goldene Uhren, Ketten und Ringe im Gesamtwerte von 2000 M. wurden gestohlen. Da die Einbrecher verschiedene der von ihnen zusammengepackten Gold sachen haben liegen lassen, so ist anzunehmen, daß sie in der Ausführung ihres Raubes gestört worden sind. Horrem, 27. Juni. Gestern Morgen fand man eine geisteskranke Frau von hier mit zerschmettertem Schädel auf dem Geleise liegen, die sich augenscheinlich hatte überfahren lassen. Bonn, 29. Juni. In der Stadt herrscht großer Jubel. Beim Oberbürgermeister Spiritus ist gestern die Genehmizung des Kaisers zum Abbruch des alten Sternthores eingetroffen. — Gestern ist beim Drachenfels der 17jährige Pferdetreiber Mertens aus Adenau zu Tode gekommen. Das Pferd scheute und ging durch. Der Reiter blieb im Steigbügel hängen und wurde eine lange Strecke geschleppt, sodaß sein Schädel durch das Aufschlagen auf die Steine zertrümmert wurde. Fulda, 27. Juni. Bei Gelegenheit der Reichstagswahl rief ein Vorfall große Heiterkeit hervor. An der Wahlurne erscheint ein behäbiger Metzgermeister, holt aus der Westentasche den Zettel für seinen Kandidaten hervor und senkt ihn mit ernstem Gesicht in die Urne. Die soeben vollzogene Staatsaktion gebührend zu beschließen, tritt er in das Gastzimmer, um sich ein Glas Bier zu leisten. Hier findet er einen Freund, der ihn erwartet, um eine Gewichtsnota über 5 fette Schweine, die unser biederer Meister bei sich trägt, in Empfang zu nehmen. Aber,— o Schrecken, die Nota ist verschwunden; statt deren findet sich in der Westentasche, dem Aufbewahrungsorte für derlei Sachen— der Wahlzettel vor, und mit schreckensbleichem Gesichte ruft der Brave aus: „Krommenot, hun ich doch min Säuzedel in die Urn' g'schmesse. 20 „Hähnle“ und„Hänel“ mit ihrem„Küchly“ durch den„Geher“. und„Sperber“, welche mitunter auch das friedliche„Lama“, nicht verschmähen. Ein„Raab“ und ein„Wurm“ sind die übrigen Repräsentanten des Thierreiches. Für den einzigen „Esser“ ist durch„Kohl“ und„Spick“,„Kloß" und„Pfannkuch" zur Genüge gesorgt, dem„Pichler“, dagegen wird trotz der„Hitze“„Blos“ ein„Kirsch“ geboten. Für den einzigen „Geck“ des Parlaments, der seltsamerweise ein„Rother“ ist, giebl's einen„Spiegel“. Wud auch im neuen Reichstage mancher„Spahn“ ausgefochten werden müssen, mancher Abgeordnete eine„Mauser“ durchmachen, wird es auch öfter „Hoch“ hergehen, der Ton„Rauh“ oder öfter noch„Gröber“. als bisher sein, eins fehlt dem Parlamente nicht, der nothwendige„Ernst“ zur Arbeit. Wenn sich die einzelnen Parteien nicht mit„Hasse“ begegnen,„Lieber“ von einander „Lehr“ annehmen, wird sichs auch mit dem neugewählten Purlamente gut auskommen lassen. Es ist nicht viel besser, aber auch nicht viel schlechter als seine Vorgänger; selbst die Regierung wird mit ihm recht zufrieden sein können, wenn sie nicht an„Opfergelt“ gar zu„Vielhaben“„Will“. „Nach der Schlacht". Der erste Wahlsturm war verweht, Schnell ging die große Schlacht vorüber, Nur wo es noch zur Stichwahl ging Erhitzen sich noch ein'ge drüber. Doch nun bekommt in Stadt und Land Die Ruhe wieder Oberhand, Die man an schönen Sommertagen, Auch wirklich kann sehr gut vertragen. Viel Mühe wurde aufgewandt, Viel Opfermut und gold'ne Worte, Die Redner wurden abgesandt Bis in die allerkleinsten Orte. Nun schaut der eine froh zurück, Der and're thuts mit trübem Blick Und hofft noch auf eventuelle Ungültigkeits=Erklärungsfälle. Düsseldorf, 28. Juni. Eugen Blasberg u. Co. ist welchem Schreiner, Schlosser, betheiligt sind. Elberfeld, 28. Juni. meldete auf Anordnung des Bei der Jalousien=Fabrik von ein Streik ausgebrochen, an Maschinen= und Platzarbeiter Aufsehen erregt hier die geUntersuchungsrichters erfolgte Verhaftung des Metzgermeisters Josef Schmand. Derselbe soll sich eines Meineides schuldig gemacht haben. Dem Vernehmen nach hat er in einer Strafsache wider einen hiesigen Wirt wegen Kuppelei unter Eid in Abrede gestellt, daß er mit einer Kellnerin in dem betr. Gasthause logiert hat. — 29. Juni. Der durch einen Messerstich in die Lunge in vorletzter Nacht schwer verletzte Fabrikarbeiter Greese ist gestern Nachmittag im St. Joseph=Hospital gestorben. Vermischtes. Berlin, 28. Juni. Infolge zu großen Genusses vom Morphium ist der Professor Eber von der Berliner thierärzt= lichen Hochschule gestorben. Er pflegte gegen die Folge der Ueberanstrengung Morphium und Opium zu nehmen. Vor einigen Tagen wurde er schwer erkrankt in die Charitee gebracht, von wo er auf Veranlassung seiner Familie nach der Wallschmidt'schen Anstalt in Westend übergeführt wurde. Dort ist er seinen Leiden erlegen. Professor Eber war erst 35 J. alt. Landsberg, 27. Juni. In Klein=Peisten hat der 17jährige Arbeiter Neumann seinen Stiefvater, den 50jährigen Instmann Heske, in Folge Familienzwistigkeiten erschlagen. Der junge Vatermörder kam in Haft. Die Mutter, die der Mitthäterschaft verdächtig ist, hat sich der Haft durch die Flucht Ludwigshafen, 26. Juni. Der Rechtsanwalt Hecht hat sich gestern erschossen. Gründe sind unbekannt. Greiz, 28. Juni. Die Stubenmädchen und Köchinnen in Greiz haben einen eigenen Verein gebildet und am Mittwoch bereits ihren 1. Ball abgehalten. Zürich, 29. Juni. Die jüngste Tochter von Emil Rittershaus, Adeline, errang jetzt in Zürich die philosophische Doktorwürde mit besonderem Lobe. Wien, 27. Juni. Bei Siemens u. Halske wurde ein Hauptbeamter, Hans Ulrich, der Vorsitzende der hiefigen Radfahrvereine, wegen Unterschlagung von 30,000 fl. verhaftet. Paris, 27. Juni. In einem Dorfe bei Charleoille traf ein Blitzschlag eine Gruppe von 5 Arbeitern. 1 wurde getötet, die andern erlitten furchtbare Brandwunden und wurden theilwese gelchmt., guf. St ahrit der Staste, Marseille, 26. Juni. Auf einen Steablie, der Stauls anwaltschaft von Oran wurde gestern ein mit dem Postdampfer Russie aus Algier hier eingetroffener Reisender namens Henri Fabre wegen eines in Algerien verübten Diebstahls von 12 000 Fr. verhaftet. Zum Polizeiamt gebracht, zog Fabre in einem unbewachten Augenblick einen Revolver und erschoß sich. Man fand bei der Leiche noch 11 000 Fr. — Der neue Reichstag ist, den Namen der Abgeordneten nach, eine fast vollständige Vertretung aller Stände und Berufsgruppen. Vom„Rath“ und„Ritter“ bis zum„Träger und„Steinhauer", vom„Hofmann" und„Richter bis zula Leinweber“, finden sich alle Schichten der Bevölkerung im neugewählten Parlamente. An erster Stelle steht das Handwerk, das ein„Schneider“, ein„Sattler“, ein„Leineweber", drei„Müller“, ein„Baumann“, ein„Schmieder", und„Schmitt“ ferner ein„Metzger“ und ein„Brodbeck“, im Reichstage vertreten. Den Wehrstand repräsentirt ein „Hauffe“, bewaffnet mit„Spieß" und„Haake“, den ein Heereman" zum„Sieg“ führt, den Handelsstand ein „Kaufmann“ und ein„Krämer". Die Kunft und Literatu hat einen„Heine“ und einen„Singer“ entsandt, der aber kein„Meister“ ist. Von den deutschen Stämmen giebts im neuen Reichstage einen„Franken“, einen„Frank“, und einen elsässischen„Preiß", neben denen ein „Sachse“, sowie als Vertreter des Auslandes ein„Normann“, und ein„Franzius“ siguriren. Die Land= und schaft vertreten ein„Bauermeister", ein„Förster“, der sich mit„Esche" und„Birk“ zu schaffen macht, ein„Fischer“, in dessen„Fischbeck“ sich nur ein„Ploetz“ und ein befinden, ein„Köhler“ und ein„Jäger“, dieser mit„Hieber“ und„Fußangel“ ausgerüstet, stellt dem„Bock“ und dem „Böckel“, dem„Haase“ und„Haas“ nach, bleibt aber dabei nicht„Stumm“, sondern stößt ins„Horn“. Arg g ist das zahlreich vorhandene Hühnervolk, der„Hahn“, Der Kandidat, der zielbewußt, Im ersten Gang den Sieg vernommen, Wirft sich natürlich in die Brust Und sagt: es mußte ja so kommen! Der and're, dem das nicht behagt, Der and're aber geht und klagt: Ich hab’ gekämpft und kanns nicht fassen, Ich hab’ mich überwinden lassen! Ich hab' geredet immerdar Die ganzen langen heißen Wochen, Und habe, was mir möglich war, Und manchmal auch noch mehr versprochen! Ich bin Germanias treu'ster Sohn, Doch Undank ist der Welten Lohn, Jetzt heißt es, auch die Niederlagen Mit Anstand und mit Würde tragen! Der Bürger, der zur rechten Zeit Mit Eifer in die Schlacht gegangen. Sagt: ich that meine Schuldigkeit, Mehr kann man schließlich nicht verlangen! Ich war aufs stärkste engagiert, Hab Wählerlisten mitgeführt Und schleppte Säumge, die noch fehlten Zur Urne, daß sie wählten, wählten! Ich hab' mich mit dem Freund entzweit, Nur durch polit'sche Differenzen, Mit meiner Gattin hatt' ich Streit Durch häufiges Mahlzeit=Schwänzen. Ich hatte Aerger und Verdruß Im Ueberfluß, im Ueberfluß, So war die Streitaxt ausgegraben, Nun aber möcht ich Ruhe haben! Der Wunsch nach Frieden liegt sehr nah, Kein Mensch mag sich den Himmel trüben, Hört man vielleicht noch viel von drüben? Erst hat man sich so groß gemacht, Nun ist es still wie nach der Schlacht! Auf Kuba träumt ein span'scher Posten: Still ruht die See, die Flinten rosten! Nach heißer Schlacht wirds wieder still, Man darf sich nicht zu viel erregen, Und wer die Zeit genießen will, Ergeht sich jetzt auf allen Wegen; Nun wird, wenns nicht am Gelde fehlt, Die Reiseroute ausgewählt, Das ist ein guter Blitzableiter Für Sorgen aller Art!— Ernst Heiter. Neueste Nachrichten und Telegramme. Berlin 30. Juni. Die Kreuzzeitung feiert heute ihr 50jähriges Bestehen. — Bei Oschatz entgleiste gestern ein Personenzug. Personen find nicht verletzt. Materialschaden gering. Zwickau, 30. Juni. In Petkau ist die Getreidemühle der Firma Scholz, eine der größten in Sachsen, völlig niedergebrannt. Der Obermüller, welcher im Schlafe überrascht wurde, erlitt tötliche Brandwunden. Paris, 30. Juni. In dem gestern nachmittag abgehaltenen Ministerrath wurde über eine heute dem Parlamente zu unterbreitende Erklärung Beschluß gefaßt und sodann die DreyfußAngelegenheit besprochen. 30. Juni. Der Dampfer„Antonio Lopez“. von Spanien mit Waffen kommend, befand sich nahe bei der Einfahrt in den Hafen von San Juan, als 2 amerik. Kreuzer Jagd auf ihn machten. Der Dampfer wollte nunmehr, um den Amerikanern zu entkommen, sich selbst zum Scheitern bringen, was auch gelang. Dabei kam jedoch eine Explosion des Dampfkessels vor. Ob Menschen verunglückt sind, ist nicht bekannt. Als ein spanisches Schiff aus dem Hufen herankam, segelten die amerikanischen Kreuzer ab. Die Ladung ist gerettet. Washington, 30. Juni. Eine Depesche des Generals Shafters besagt, er hoffe sich Santiagos zu bemächtigen, sobald er bereit sei, vorzurücken. Er erwarte nicht die Ankunft von Verstärkungen. 8000 Mann Verstärkung für die Spanier mit vielen Train und Schlachtvieh rückten von Manzanilla an, befinden sich aber noch 54 Meilen von Santiago entfernt. Hier wird als sicher angenommen, daß Shafter einen entscheidenden Schlag ausführen will, ehe die spanischen Hilfskräfte angekommen seien. ∆4 ∆ „Die einzige Seife, die bisher meine volle Zufriedenheit erlangte“: schreibt ein Arzt, nachdem er Versuche mit der Patent=Myrrholin=Seife gemacht. Ueberall, auch in den Apotheken, erhältlich. ed Krschrche Cgelcchfes ist das anerkannt einzig bestwirkende Mittel Ratten und Mäuse schnell und sicher zu tödten, ohne für Menschen, Hausthiere und Geflügel schädlich zu ein. Packete à 50 Pfg. und 1 Mk. Depot: Aug. Hoffmann, Hochstr. Aa F csarm. T-Eisen Träger& Schienen billig zu haben bei Ndr. Tanfmann. Sucrfarkung. 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Oberste Schemmann im Alter von 39 Jahren 6 Monaten nach längerem Leiden zu sich in die Ewigkeit abzurufen, was hiermit tiefbetrübt anzeigt und um stille Theilnahme bittet Eppendort, den 27. Juni 1898 Die trauernde Wittwe nebst Kindern. Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 3 Uhr vom Sterbehause, Eppendorf 38, aus statt. Junge Mädchen, die Lust haben, das Nähen gründlich zu erleinen finden stets dazu bei mir die beste Gelegenheit, sie werden im Nähen, Arrangiren d. Costume und Zuschneiden derselben vollständig und sicher ausgebildet. Frau Ernst Walbaum, sattenscheid, Oststraße 28. Costumes! Gehulfmn und Lehrmädchen sofort gesucht. Dr. Kartung, Frauen-Klinik. Dortmund, Elisabethstr. 2, Südwall-Ecke. Deutsche Lurnerschaft Wattenscheid. Abfahrt zum Besuche des Kuhrgaufestes in Luisburg am Sonntag, den 3. Juli, 12,38 Uhr ab Wattenscheid (Berg=Märk.) Die Theilnehmer haben in Mütze zu erscheinen. Der Vorstand. Rheinländer Sterbelade. Die Mitglieder werden ersucht, am 4. 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