Nr. 133. Dienstag, den 14. Juni 1898. 30. Jahrgang. "* f: Stüdl& täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet v##erteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. (Im Posthebiet 2 Mk.) # Wattenscheid amp Amt Aeckendorf. 3 IS] Anzeigen werden die Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärts mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzug#s Stellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid. Telephon Nr. 181. Das Wahlprogramm der Regierung. Der„Wahlbrief" des Staatssekretärs Grafen von Posadowsky, den manche anfangs nur als eine private Kundgebung gelten lassen wollten, enthält, wie inzwischen offiziös erklärt worden ist, thatsächlich das Programm der Regierung in Bezug auf die Reichstagswahlen. Unter diesem Gesichtspunkte gewinnt das Schreiben eine erhöhte Bedeutung. Aus demselben ergiebt sich, wie entschieden die Reichs= Regierung auf dem Boden gleichmäßigen Schutzes aller Zweige der nationalen Produktion steht und für wie unerläßlich sie ein Zusammengehen der nationalen und staatserhaltenden Richtungen bei den bevorstehenden Wahlen erachtet. Es wird aber auch nachdrücklich daran erinnert, wie nothwendig es ist, daß alle bürgerlichen Parteien sich in erster Linie die Bekämpfung der Sozialdemokratie zur Aufgabe stellen. Mit recht wird in dem Briefe hervorgehoben, daß, wie abweichend auch immer die politischen und wirthschaftlichen Anschauungen und Ziele der bürgerlichen Parteien sind, sie doch sämtlich in dem gemeinsamen Boden der heutigen Rechts=, Gesellschafts= und Staatsordnung wurzeln, während umgekehrt die Sozialdemokratie sowohl unsere ganze Staats= und Gesellschaftsordnung umstürzen, als auch das Privateigenthum, die Ehe und die Familie in unserm Sinne beseitigen will. Gerade in Bezug auf diese letzten Ziele hat die Sozialdemokratie bekanntlich bei dem Wahlkampfe planmäßig Verstecken gespielt. Es ist daher für ihre Gegner unerläßlich, kurz vor der entscheidenden Stunde nochmals daran erinnert zu werden, was die Sozialdemokratie in Wirklichkeit erstrebt. Wir stellen mit Genugthuung fest, daß das Schreiben des Grafen Posadowsky in weitesten Kreisen zustimmend ausgenommen worden ist. Freilich fehlt es auch nicht an Aeußerungen, die an dem Inhalt des Wahlbriefes allerlei auszusetzen haben. Daß den Sozialdemokraten der Aufruf an alle bürgerlichen Parteien, dem revolutionären Sozialismus in geschlossener Front gegenüberzutreten, äußerst unbequem ist, ist ja selbstverständlich. Am empfindlichsten werden sie durch den Hinweis berührt, in wie hohem Maße gerade die Sozialdemokratie und die von ihr beherrschten Arbeiter=Vereinigungen die Arbeiter terrorisieren und in der freien Bewegung bei der Auswahl der Arbeits=Bedingungen und Arbeits=Stellen zu beschränken suchen. Die Kritiker finden sich jedoch auch in solchen Parteien, die unter allen Umständen als„staatserhaltend" und„national“ gelten wollen. Ihre Einwendungen sind jedoch thöricht. Jetzt kann es sich nur darum handeln, die wichtigsten Ziele hervorzuheben, und die sind: auf der einen Seite muß die Sozialdemokratie bekämpft werden, und auf der andern Seite muß dafür gesorgt werden, daß ein Reichstag zu stande kommt, der bei den Zollverhandlungen der Regierung eine nationale Stütze sein kann. Daß es der Regierung nicht in den Sinn kommen kann, der Landwirthschaft Vortheile zuzuwenden, die mit der Gleichberechtigung der andern nationalen Erwerbsstände unvereinbar sind, ergiebt sich für jeden Einsichtigen schon aus der starken Betonung der gemeinsamen Interessen aller Zweige der nationalen Produktion. Der Landwirthschaft und den Mittelklassen wird aber unter namentlicher Hervorhebung die Fürsorge der Regierung noch ausdrücklich in Aussicht gestellt, weil deren Lage„durch die moderne Entwicklung unzweifelhaft am meisten gefährdet ist.“ Der Zusammenschluß, den die nationalen Parteien bei Beginn der WahlBewegung erstrebt und eingeleitet haben, ist leider bei den Wahl=Vorbereitungen nur theilweise verwirklicht worden. Der Partei=Egoismus hat sich dem löblichen Vorsatz auch diesmal vielfach hindernd in den Weg gestellt. Wir wollen hoffen, daß der Wahlbrief eine gute Wirkung ausübe und die Ueberzeugung von der Dringlichkeif des alten Wortes stärke:„Erst das Vaterland, dann die Partei!“ Deutschland Berlin, 13. Juni. Die Schutzmannschaft beging heute die Feier ihres 50jäh rigen Bestehens ducch einen Festakt mit Gottesdienst im Schlosse, wohin der Kaifer die Schutzmannschaft zur besonderen Auszeichnung befohlen hatte. Nachmittags fand ein Festessen für das Polizeipräsidium, die Polizeioffiziere und die geladenen Ehrengäste im Kaiserhofe statt. Die Wachtmeister und Schutzmannschaften begehen ihre Feier nach den Hauptmannschafteu geordnet, in den nächsten Tagen unter Theilnahme ihrer Familien=Angehörigen im Schloßhofe. Um 11 Uhr erschien der Kaiser und schritt die Front der Mannschaften ab. Nach dem Festgottesdienst hielt der Kaiser eine Ansprache und sprach der Schutzmannschaft zu ihrem Tage seine Glückwünsche aus. Wie hoch der Kaiser den Tag ansehe und die Stellung, die die Polizei zu ihm und seinem Hause einehme, könne sie daraus ersehen, daß der Kaiser sie in sein Haus eingeladen habe. Der Kaiser betrachte das Fest als das seinige. In schwerer Zeit begründet, habe die Polizei den Erwartungen der preuß. Könige stets voll entsprochen. Der Kaiser wünscht, daß die vorzügliche Reputation der Berliner Schutzmannschaft ferner dem Corps erhalten bleibe.„Als brave und tüchtige Soldaten, als brave und zuverlässige Schutzleute den Bürgern ein braver Helfer und Retter, den Verbrechern ein Schrecken, seid Ihr der Arm, den ich brauche, den Gehorsam zu erzwingen, wenn es nothwendig ist, und da wir unsere Kraft aus dem Christenthum nehmen, versammelten wir uns heute vor Gottes Altar, und ich wünsche, daß ihr mit demselben Geiste der Treue, Selbstaufopferung und Hingabe in Eurem Berufe aushaltet, wie bisher, dann wird der Lohn für Anerkennung niemals verwehrt.“ Darauf sprach der Polizeipräsident dem Kaiser den Dank der Berliner Schutzmannschaft aus für die erwiesene Gnade und Ehre und erneuerte das Gelöbniß unverbrüchlicher Treue. Er schloß mit einem 3maligen Kaiserhoch. Darauf wurden die Ordensverleihungen verlesen. Der Kaiser zog sodann die Neudekorirten vor die Front und sprach jeden einzelnen an. Der Polizeipräsident sprach jeden einzelnen an. Der Polizeipräsident erhielt des Kaisers Bildnis in Oel. Der Feier sahen von einem Fenster aus die Kaiserin und die jüngsten Prinzen und Prinzessinnen zu. — Der„Reichsanzeiger" veröffentlicht eine allerhöchste Kabinetsordre, wonach der Kaiser der Schutzmannschaft von Berlin zur dauernden Erinnerung an ihr 50jähriges Jubiläum und in Anerkennung der von ihr geleisteten treuen Dienste als Helmzier die Aufschrift„In Treue fest“ zwischen den Jahreszahlen 1848 und 1898 verleiht und auch dem Polizeipräsidenten von Berlin die Anlegung dieser Helmzier gestattet. — Die Sitzung des Staatsministeriums, in der über die Neugestaltung der wasserwirtschaftlichen Verwaltung Beschluß gefaßt werden soll, ist auf nächsten Freitag, den 17. ds. anberaumt. — In unseren Ministerhotels folgen jetzt die Hochzeitsfeste in rascher Reihe. Gestern hat die jüngste Tochter des Landwirthschaftsministers Freiherr v. Hammerstein=Loxten den Regierungs=Assessor v. Bülow in Hannover geheirathet. Am 20. Juni findet die Trauung der 2. Tochter des Justizministers Schönstedt mit dem Lieutenant v. Zitzewitz vom 2. Leib=Husaren=Regiment Kaiserin Nr. 2 in Posen statt, und Ende dieses Monats begeht die älteste Tochter des Kultusministers Dr. Bosse ihre Hochzeit mit dem Landrath Frick in Einbeck. — In einer glänzend verlaufenen Versammlung der hiesigen Abteilung der Colonial=Gesellschaft, in Anwesenheit des Unterstaatssekretärs v. Richthofen und des Colonial= Direktors v. Buchka, hielt Prof. Koch einen Vortrag über seine ärztlichen Beobachtungen in den Tropen, besprach namentlich die Malaria, deren Verbreitung er auf die Uebertragung der Blut=Parasiten durch Mosquitos zurückführt. Koch forderte zur thatkräftigen Bekämpfung der Malaria im Interesse der Zukunft der Colonieen auf. — Freiherr von Ketteler auf Ehringerfeld(Kreis Lippstadt) ist jetzt im Wahlkreise Heiligenstadt=Worbis als Kandidat der kath. Landwirthe dem offiziellen Centrumskandidaten gegenüber aufgestelle worden. Zur Beförderung seiner Wahl ist bereits ein Aufruf erschienen, dech ist noch nicht bekannt, ob Freiherr von Ketteler die Kandidatur annehmen wird. — Erlangung des Einjährigen=Zeugnisses für junge Kaufleute. Der deutsche Verband für das kaufmäunische Unterrichtswesen hat beim Bundesrath beantragt, daß bei der Prüfung vor den Commissionen zur Erlangung des Einjährigen=Zeugnisses in Zukunft ein Ersatz von allgemeinbildenden Gegenstände durch sachliche Gegenstände zugelassen werden möge, und zwar insbesondere nach der Richtung, daß in den sprachlichen Fächern die Wahl zweier beliebiger moderner Fremdsprachen freigestellt und dabei auf die Leistungen in der Handelskorrespondenz besonders Gewicht gelegt werde. Posen, 12. Juni. Der kath. Bischof Lubowidzki der russischen Diöcese Luzk=Shitomir ist gestorben. Die Tochter des Enterbten. Roman von Oswald Benkendorf. 101 Eine panische Angst vor ihm erfüllt sie, eine blinde, unüberlegte, anvernünftige Angst; sie will nur fliehen um jeden Preis, ohne die möglichen Folgen auch nur einen Augenblick zu überlegen. Eine Uhr verkündete bereits die zweite Morgenstunde; es ist wahrlich kein geeigneter Zeitpunkt, um allein in den Straßen Newyorks amherzuirren, aber sie achtet es nicht, denn kann es Grauenhafteres geben, als wieder Arthur Gordons Gewalt anheimzufallen? “ Nur diesen einen Gedanken im Auge behaltend, stürzt Dolores die Treppe wieder hinab, zum Hause hinaus und eilt die breite Straße hastigen Schrittes entlang. Der Mond scheint, es ist kalt, aber eine helle, schöne Nacht; kein Lüftchen erhebt sich und die Kälte empfindet sie nicht; würde sie es doch nicht bemerken, selbst wenn ein wütender Orkan tobte. Sie ist sich nur eines Wunsches bewußt, rasch nach Hause zu gelangen, sich in dem entlegendsten Winkel der Erde verbergen zu können vor diesem Mann. Natürlich suchte er sie. Wird ihr plötzliches Verschwinden heute Nacht von dem Feste Aufsehen erregen, ihm zu Ohren kommen; wird er mißtrauisch, wie er von jeher gewesen, Fragen stellen, eine Personbeschreibung von ihr hören und sie sofort erkennen? Wird er Beheimpolizisten aufnehmen, die ihre Spur verfolgen sollen? Wenn er sich ernstlich Mühe giebt, sie zu finden, so dürfte dies nicht schwer fallen, ein angenommener Name gewährt nur geringen Schutz. Und wenn er sie gefunden, was dann? „Lieber sterben, als zu ihm zurückkehren.“ spricht sie halblaut vor sich hin, während sie atemlos weiterstürzt.„Kein Gesetz, keine Macht der Erde soll mich jemals zwingen, zu ihm zurückzukehren, nie, niemals!“ Atemlos stürzt sie immer weiter, mehrmals versucht ein vorüberschreitender Sicherheitsmann, sie anzuhalten, aber wie der Blitz ist sie an ihm vorbeigeflogen, bevor er nur Zeit gehabt, sie anzusprechen. Wer weiß es denn, ob man sie im Palais Rumford nicht vermißt, sie verfolgt? Es müßten aber flinke Füße sein, die sie bei dieser nächtlichen Galopade einzuholen im stande wären, Füße, die ebenfalls die Verzweiflung vorwärts treibt. Endlich, ohne daß ihr ein Leid zugestoßen wäre, ohne daß man sie irgendwie behelligt hätte, aber vollständig erschöpft, langt sie ander Thüre ihrer nung an; sie zieht den Schlüssel hervor und öffnet dieselbe, dann aber sinkt sie kraftlos auf das Sofa ihres kleinen Wohnzimmers nieder. Agathe liegt fest schlafend im Bette, denn Dolores war erst am künftigen Tage wieder zu Hause erwartet worden und die junge Frau weckt sie auch nicht auf; erschöpft bleibt sie auf dem Sofa liegen und verfällt selbst in einen dumpfen Schlaf. Als bei Morgengrauen Agathe aufsteht, da findet sie ihre junge Herrin noch immer schlasend, vollständig angekleidet, wie sie nach Hause gekommen und auf dem Sofa liegen; nur der Hut ist ihr vom Kopfe gefallen und liegt neben ihr auf der Diele. Der Ausruf der Ueberraschung, welcher ihren Lippen entgleitet, so schwach er auch ist ,„weckt die junge Frau; erschreckt blickt sie empor und starrt ihre treue Freundin verwundert an. „Agathe,“ ruft sie, als nach und nach endlich das Bewußtsein zurückgekehrt,„Agathe, er ist gekommen.“ „Gütiger Himmel!" ruft die treue Dienerin entsetzt und sinkt auf den nächsten Stuhl. Für sie beide bedarf es keines weiteren Kommentars; es giebt im ganzen Weltall nur ein Wesen, von welchem sie mit schreckensbleichen Mienen sprechen, ihrem Todseind, Sir Arthur Gordon!„Gütiger Himmel, Fräulein Rosa, Sie können doch nicht ihn meinen?" „Ja, Agathe, ich sah ihn gestern; er war bei Frau Rumfords Fest, ich aber bin entflohen, um zwei Uhr morgens bin ich davon gelaufen und habe nicht ein einziges Mal angehalten oder um mich geblickt, bis ich hier nahezu zur Erde siel. Agathe, o Agathe, was sollen wir thun?“ „Gott stehe uns bei,“ stöhnte Agathe; Herrin und Dienerin starrten sich sprachlos an, überwältigt von der Wucht des Schlages, welcher sie getroffen. „Wir müssen fort von hier, Agathe, heute, gleich. Er ist hier, um mich zu suchen; er wird nicht eher ruhen, bis er mich gefunden. Wir müssen fliehen. Ach und wir sind hier so glücklich gewesen!“ ruft sie verzweiflungsvoll. Agathe aber hat sich wieder einigermaßen gefaßt. „Halt, Fräulein Rosa, lassen Sie uns zuerst nachdenken; wozu fliehen; in diesem großen Häusermeer sind wir am allersichersten geborgen. Findet er uns hier, wo wir auch noch dazu unter falschen Namen leben, dann sind wir gar nirgends auf der ganzen Welt vor ihm geborgen; ich halte Fliehen für das Unvernünftigste, was wir thun können; lassen Sie uns hier bleiben und mutig ausharren!“ „Agathe, es würde mich tölen, ihn wiedersehen zu sollen!“ „Nein, mein Liebchen, das würde es nicht; wir ertragen weit mehr im Leben, als man für möglich halten sollte. Uebrigens können Sie sich ja weigern, ihn zu sehen, Sie können im letzten Augenblicke noch entfliehen, wenn es einmal doch so weit kommen sollte. Was kann er Ihnen denn anthun? Sir Arthur Gordon soll das Aeußerste wagen! Wir sind hier in einem freien Lande, es giebt kein Gesetz, welches im stande wäre, die Gattin zu zwingen, zu dem Manne zurückzukehren, der sie mißhandelt hat, wenn sie es vorzieht, allein zu bleiben und ihren Lebensunterhalt zu fristen, so gut es eben gehen will. Er kann Sie ja doch nicht entführen, wie es wohl in Romanen geschehen mag, und freiwillig kehren Sie nimmer zu ihm zurück. Wir können nicht so leicht entfliehen, wir besitzen nicht viel Geld, haben hier unser anständiges Auskommen; wozu in der Fremde von neuem beginnen? Sir Arthur Gordon soll unsere Existenz nicht untergraben. Nein, Fräulein Rosa, lassen Sie sich einschüchtern; er wird uns nicht finden und selbst wenn es der Fall wäre, werden wir uns schon zu verteidigen wissen. Ich behaupte meinen Platz und will den Kampf mit Sir Arthur schon auf mich nehmen. Ich bin Gott sei Dank nicht mit ihm verheiratet, mit mir soll er hier nicht den gebietenden Ton auschlagen, den er sich in Gordon erlaubt hat. Er wird uns aber gar nicht finden; niemand kennt unsere wahren Namen und die Rumfords wissen nicht einmal genau, wo Sie wohnen; also Mut, Fräulein Rosa, mein Liebchen, und keine unnötige Augst.“ Agathes Worte sind vernünftig, Sie können in der That schwer an eine Flucht denken, was immer auch über Sie hereinbrechen möge, Sie müssen eben vereint mutig dem Schicksal die Stirne bieten. Sie beschließen mithin nur, daß Dolores fürs erste gar nicht mehr auf die Straße gehen dürfe und daß sie ihre Thür stets sorg fältig versperrt halten wollen.“ „Ich werde Leonie Rumford und all' meine anderen Schülerinnen verlieren,“ bemerkt Dolores traurig,„und es hat mir doch so viel Mühe gekostet, sie überhaupt zu erwerben; ich weiß nicht, was wir thun sollen, Agathe; Frau Rumford und Leonie werden ohnedies schon denken, ich sei plötzlich toll geworden.“ „Eine zeitlang müssen sie eben denken, was sie wollen; in einer oder zwei Wochen aber kann ich mit einem Billet von Ihnen nach dem Palais gehen und sagen, daß Sie krank seien. Nur keine Angst, wir schlagen uns schon durchs Leben. Ich habe einen kleinen Notpfennig erspart, der mag uns einstweilen aushelfen und dann werde ich eben das Doppelte arbeiten, bis Sie wieder Ihren Beschäftig ungen nachgeheu köynen.“ 49.20 Ch Darmstadt, 13. Juni. Der Großherzog und die Großherzogin kehren morgen aus Wien zurück. Eisenach, 12. Juni. Zu des Großherzogs 80. Geburtstage treffen der Kaiser und der König von Sachsen in Wilhelmsthal ein. Ausland. Paris, 13. Juni. Deputiertenkammer. Das Haus die Tribünen sind sehr gut besucht. Es herrscht lebhafte Bewegung. Deschanel hielt bei Uebernahme des Präsidiums eine Ansprache, in welcher er alle Parteien seiner Unparteilichkeit versicherte und die Hoffaung aussprach, das Höflichkeit bei den parlamentatischen Beratungen obwalten werde. Deschanel sprach sodann zu gunsten einer durchaus reformatorischen Politik und betonte die Notwendigkeit, die wirtschaftlichen, fiskalischen und Arbeiterfragen sorgsam zu prüfen. Der Präsident schloß, indem er sagte, die Kammer werde das große Werk der nationalen Verteidigung fortsetzen, und indem er seiner tiefsten Sympathie für die Armee zu Lande und zu Wasser Ausdruck gab, die die Sicherhei Frankreichs und der Schutz des Landes seien. Millerand brachte eine Interpellation ein über die Politik des Kabinetts und forderte den Ministerpräsidenten Meline auf, sich über seine Absichten zu äußern. Der Vorsitzende verkündet, daß 3 Interpellationen eingegangen sind, eine von Millerand und eine von Desjardin und Genossen über die allgemeine Politik, eine 3. von Castelin über die Haltung der Regierung im Dreyfusprozesse. Ministerpräsident Meline erklärt, die Regierung stehe zur Verfügung der Kammer für die beiden Interpellationen über die allgemeine Politik. Er beantragt die Vertagung der 3. Interpellation.(Mehrere Rufe auf einmal.) Castelin besteigt die Rednertribüne und fordert die sofortige Verhandlung seiner Interpellation. Constantinopel, 11. Juni. Der in das Lazarett zu Klazomenä bei Smyrna entsandte Geueralinspektor des Sanitätswesens bezweifelt, daß die dort unter verdächtigen Symptomen erkrankte Frau pestkrank sei. Bis zum heutigen Tage ist kein neuer verdächtiger Krankheitsfall vorgekommen. New=York, 13. Juni. Der Newyork Herald veröffentlicht eine Depesche aus Washington, nach welcher die Uebergabe Manilas erfolgt sei. Man habe jedoch keine Nachricht, ob die Stadt sich dem Admiral Dewey oder den Aufständischen ergeben habe. — Der britische Dampfer„Wickingham“ mit 3000 Tonnen Kohlen für die spanische Flotte wurde von dem Hilfskreuzer „St. Louis“ aufgebracht. An Bord befand sich ein verkleideter spanischer Offizier. — Nach einem Telegramm aus San Francisco sind im Lager des Generals Merritt die Masern in leichter Form aufgetreten. Täglich erkranken 8 bis 9 Mann. Bisher sind 50 Erkrankungen festgestellt. Die Aerzte ergreifen energische Maßregeln zur Unterdrückung der Krankheit. Gerichtssaat. Essen, 12. Juni. Die hiesige Strafkammer verurteilte den jetzt vom Amte suspendierten Gefangenen=Aufseher Middecke von hier wegen Mißhandlung im Amte zu 2 Fällen, begangen in der Gefängniszelle an dem berüchtigten Ein= und Ausbrecher Hugo Winter, unter Bewilligung mildernder Umstände zu 2 Mk. Geldstrafe. Essen, 14. Juni. Unter dem Vorsitze des Herrn Oberlandesgerichtsrats von Schilgen aus Hamm begann gestern die 3. diesjährige Schwurgerichtsperiode. Die 1. Sache richtete sich gegen die Bergleute Wilh. Bente und Adam Weil aus Gelsenkirchen wegen Straßenraubes. B.(aus Ueckendorf) ist 21 J. alt und bereits bestraft. Weil ist 19 J. alt und bisher unbestraft. In der Nacht zum 13. Dez. wurde der Handlanger Joh. Hülsebusch auf dem Heimwege durch die Neustraße in Gelsenkirchen von 2 Personen überfallen und zur Erde geworfen. Der eine hielt ihm den Arm fest, während der andere ihm Uhr und Kette mit Gewalt fortriß. Bente ist gesehen worden, wie er dem Hülsebusch gefolgt ist, und thatsächlich hatte er auch kurz darauf die Uhr nebst Kette in seinem Besitz. Auch der Bergmann Rochus Weitczak wurde Nachts in der Neustraße von 2 Personen überfallen und seiner Uhr beraubt. Bente hatte auch hier die Uhr im Besitz, er giebt zu, sie dem Weitczak fortgenommen zu haben, bestreitet jedoch, daß er irgend welche Gewalt dabei angewandt hat. Ein 3. Raub, der dem Bente zur Last gelegt war, konnte in der Verhandlung nicht erledigt werden, weil der Beraubte nicht erschienen war. Das Gericht verurteilte Bente zu 8 J. Zuchth., 8 J. Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Der Angeklagte Weil wurde freigesprochen. Dortmund, 10. Juni. Vor der Strafkammer hatte sich der 77 J. alte Arbeiter Wichmann aus Cannstein wieder einmal zu verantworten. Ueber 26 J. hat er bereits im Zuchthause zugebracht, abgesehen von verschiedenen Gefängnisstrafen. Jetzt hatte er in einem Hause in Soest, in welchem er bettelte, zum Dank für das ihm verabreichte Mittagessen einige Sachen gestohlen. Dieser Diebstahl brachte ihn abermals 1 J. 6 Mon. Zuchthaus ein. Dortmund, 13. Juni.(Strafkammer). Samstag wurde verhandelt gegen Bergmann B. Kröner und die Arbeiter Fr. Krumnacker und H. Frische aus Leoringhausen wegen Wilddieberei. In der Nacht zum 10. Dez. ertappte der Gräflich v. Bodelschwingh'sche Förster Weber mit 2 andern Jägern die„Wilddiebe im Walde. Die Wilddiebe stutzten erst, um im selben Moment das Gewehr an die Wange zu legen und feuerten nacheinander mehrere Schüsse auf den Förster und die beiden Jäger ab, ohne aber zu treffen. Die letzteren schossen gleichfalls auf die Wilderer, von welchen Kröner durch 4 Schrotkörner verwundet wurde. Durch die Verhaftung des Kröner gelang es, auch die übrigen 2 Wilddiebe zu ermitteln. Den Kröner, der die Wilddieberei gewerbsmäßig betrieben hat, traf eine Gefängnisstrafe von 3 J. 6 Mon. Die beiden übrigen Angeklagten, die sich bisher auf freiem Fuß befanden, wurden zu je 2 J. 6 Mon. Gef. verurteilt und sofort verhaftet. Düsseldorf, 12. Juni. Wegen Falscheides ist von hiefiger Strafkammer am 21. März der Kassierer Wilhelm Grünendahl von hier zu 1 J. Gef. verurtheilt worden. Auf seine Revision hob das Reichsgericht das Urtheil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück, weil eine Hauptzeugin, Mina Meyer, nach Auskunft des Protokolls ohne Angabe eines Grundes unbeeidigt geblieben ist. Elberfeld, 11. Juni.(Strafkammer.) Eine Gefühlsrohheit, wie sie, Gott sei Dank, wohl selten ist, unterlag gestern der Beurtheilung der Strafkammer. Es handelt sich um die jahrelang fortgesetzte Mißhandlung der jetzt 9jährigen Hedwig Krumme. Angeklagt waren die Mutter des Kindes, die jetzt mit dem Schleifer Gustav Simon in Solingen verheirathet ist, und Simon selbst. Die Frau brachte die kleine Hedwig K. mit in die Ehe. Die Behandlung, die ihr später in dem S.schen Hause zu Theil wurde, spottet der Beschreibung. Aus den Aussagen der Zeugen(Nachbarn) ging hervor, daß die „Eltern“ ihr Züchtigungsrecht bei Weitem überschritten hatten. Das arme Wesen, das für sein unglückliches Dasein doch nicht verantwortlich war, wurde Tag für Tag in der grausamsten Weise von seiner leiblichen„Mutter“ mißhandelt. Es war ihr im Wege und darum schlug sie es bei jeder Gelegenheit, sehr oft auch ohne jeden Grund; sie trat es mit den Füßen in den Rücken und vor den Leib, schlug es mit Fäusten, mit Stocheisen, Kohlenlöffel und Handfeger, daß es oft blutete, und schleuderte es in der Wuth oft wuchtig gegen die Wand. Dazu ließ sie es hungern, und wenn es dann bei mitleidigen Nachchbarn mal gegessen und getrunken hatte, bekam es wieder fürchterliche Prügel. Das Nachtlager des armen Würmchens befand sich in einem Bretterverschlage unter der Treppe. Der Staatsanwalt geißelte die thierische Rohheit der Weibsperson in scharfen Worten und beantragte gegen sie 2 J. Gef. Die Strafkammer erkannte gegen den Mann auf 2 Mon., gegen die Frau auf 18 Mon. Gef. und sofortige Verhaftung. Aus Stadt, Amt und Kreis. Amtliches. Der Regierungs=Assessor v. Mallinckrodt zu Meschede ist zum Landrath im Kreise Meschede ernannt. Dem Schulamtsbewerber Robeit Vogt aus Dahlhausen ist einstweilig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Wattenscheid, dem Lehrer Wilhelm Siebel aus Höxter ist einstweilig eine Schulstelle in der evang. Schulgemeinde Günnigfeld, der Lehrerin Martha Leich ist endgültig eine Schulstelle in der ev. Schulgemeinde Gelsenkirchen übertragen worden. Dem Schulamtsbewerber Gustav Heuner aus Dortmund ist einstweilig eine Schulstelle in der ev. Schulgemeinde Eppendorf, dem Lehrer Franz Jäger aus Brauersdorf ist endgültig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Wanne, dem Schulamtsbewerber Otto Pielsticker aus Soest ist einstweilig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Bulmke, dem Lehrer Fritz Becker aus Hamme ist endgültig eine Schulstelle in der ev. Schulgemeinde Wanne, der Lehrerin Emma Wassermeyer aus Freienohl ist endgültig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Gelsenkirchen, dem Schulamtsbewerber Gustav Schümer aus Meiningsen ist einstweilig eine Schulstelle in der ev. Schulgemeinde Heßler, dem Schulamtsbewerber Guido Fischer aus Braubauerschaft ist einstweilig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Braubauerschaft, dem Schulamtsbewerber Franz Peppersack aus Hamm ist einstweilig eine Schulstelle in der kath. Schulgemeinde Schalke übertragen worden. * Wattenscheid, 14. Juni. Das Königl. MilitärMeldeamt zu Gelsenkirchen theilt uns folgende Bekanntmachung zur Veröffentlichung mit: „Das diesjährige Invaliden=Prüfungs=Geschäft für Stadtund Landkreis Gelsenkirchen findet am 30. Juni, 1., 2. und 4. Juli d. Is., vormittags 9 Uhr im Saale des Wirths Ingenhaag zu Gelsenkirchen, Hochstraße statt. Hierzu haben sämmtliche Invaliden und Unterstützungs=Empsänger deren Pensionsankennung bezw. Unterstützung im laufenden Jahre abläuft, wie ferner die mit erneuten Pensionsonsprüchen bezw. um Pensionserhöhungen vorstellig gewordenen Leute zu erscheinen. Diejenigen Leute, die hierzu bis einschließlich 22. d. Mts. einen Gestellungsbefehl nicht erhalten haben, müssen sich dieserhalb sogleich beim Militär=Meldeamt melden.“ * Der Kreisverein vom Rothen Kreuz des Kreises Gelsenkirchen hält am Freitag(17.), nachmittags 6 Uhr im Hotel Feller zu Gelsenkirchen seine diesjährige Generalversammlung ab. * Bei der jetzt hier stattfindenden Revision der Invalidenkarten, welche Herr Terbeck als Beauftragter der Versicherungsanstalt Westfalen hier vornimmt, hat sich auch herausgestellt, daß viele Dienstmädchen nicht im Besitze von Dienstbüchern sind. Nach der Regierungs=Polizei=Verordnung der Kgl. Regierung zu Arnsberg vom 18. Januar 1854 wird jede Dienstmagd, welche nicht im Besitze eines Dienstbuches ist, mit 3 M. bestraft. * In den schönen Gartenanlagen des Herrn P. Andres concertirte am Sonntag die Wolff'sche Kapelle. Der Besuch der Anlagen war ein guter, die Bedienung, sowie Speisen und Getränke vorzüglich. * In vergangener Nacht ist dem Hrn. Schneidermeister J. in seinem Garten an der Hüllerstraße ein schändlicher Streich gespielt. Ein vor einigen Jahren gepflanzter Baum ist von frevler Hand seiner Krone beraubt worden. Vermutlich dient das Bäumchen bei einer Hochzeit als Zierde an der Hausthür. * Der langjährige Kalkmeister der Firma Lehmkuhl und Borchard Herr Peter Roth feierte heute im Kreise der Kinder und Schwiegerkinder das schöne Fest der filbernen Hochzeit. Das beliebte Jubelpaar erfreut sich einer seltenen Rüstigkeit und hat damit die beste Aussicht auf den goldenen Brautkranz. * 1 924 500000 Briefmarken hat die Reichsdruckerei nach amtlicher Mittheilung an die Oberpostdirektionen im letzten Rechnungsjahre geliefert. Postkarten, Kartenbriefe und Postanweisungen waren es beinahe 338 Mill. Stück. Mehr als der 3. Theil aller Briefmarken oder 794 Mill. waren Zehnpfennig=Marken, 457 Mill. zu 5, 355 Mill. zu 3, 176 Mill. zu 20 Pfg. Postkarten wurden 298 Mill. geliefert, außerdem 574 650 Postkarten für Private abgestempelt. Außerdem fertigte die Reichsdruckerei 20 Mill. Wechselstempelzeichen, 17 Mill. statistische Werthzeichen, 459 Mill. Versicherungsmarken an. * Herr Polizeioffiziant Liebke zu Eppendorf begeht am Samftag 18. d. M. sein silbernes Dienstjubiläum als Polizeibeamter des Amtes Wattenscheid. Zu dessen Ehrung wird am Samstag Abend im Niggeling'schen Lokale ein Festessen stattfinden. Die Jubiläumsfeier unseres Pregomnasiums. (Ein historischer Rückblick.) Schluß. Nach dieser Zeit begannen allmählich die Gegensätze sich zu mildern; mit der fortschreitenden Besserung der materiellen Verhältnisse wuchs auch die Geneigtheit für die höhere Schule. Schon am 18. Dezember 1883 beschloß die StadtverordnetenVersammlung unter Aufgabe ihres bisherigen Standpunktes, nicht nur die Schule fortbestehen zu lassen, sondern auch zu einer vollberechtigten Anstalt weiter zu entwickeln. Gleichzeitig wurde eine Kommission gewählt, welche mit dem Curatorium in gemeinsamer Berathung einstimmig beschloß, die Umwandlung der Schule in ein vollberechtigtes Progymnasium anzustreben; eine solche Anstalt schien den jetzt veränderten Verhältnissen mehr zu entsprechen, da einerseits im Jahre 1882 in der Gemeinde Schalke ein Realprogymnasium gegründet war und zu einer Vollanstalt sich entwickelte, andererseits die benachbarten Gymnasien in Bochum und Essen an einer derartigen Ueberfüllung besonders in den unteren Klassen litten, daß eine Entlastung derselben dringend wünschenswerth erschien. Auch der Herr Oberpräsident von Hagemeister, welchem eine Abordnung am 24. März 1884 persönlich die Sachlage darlegte, sprach sich im Allgemeinen dahin aus, daß ein Antrag auf Errichtung eines Progymnasiums unter den obwaltenden Verhältnissen nicht ohne Erfolg sein werde, und die Königl. Regierung genehmigte zu diesem Zwecke die Einführung des gymnasialen Lehrplans von Ostern 1884 an. Man schien dem lange erstrebten Ziele nahe zu sein; die Stadtvertretung wiederholte unter dem 20. Oktober 1885 ihren Beschluß vom 31. März 1885, die Mittel für ein Progymnasium dauernd zu zahlen, und das Curatorium nahm die Wiederbesetzung der noch immer offenen Rekiorstelle schon in bestimmte Aussicht; da gelang es nochmals den an den Herrn Minister gerichteten Beschwerden einzelner unzufriedener Bürger, die Vollendung des Werks zu hintertreiben und den Herrn Minister zu bestimmen, daß er zu der von der Stadtvertretung beantragten und von der Königl. Regierung warm befürworteten Umwandlung der Schule in ein berechtigtes Progymnasium seine Zustimmung versagte.(Min.=Erl. v. 3. Mai 1886 U 2 Nr. 5693 U Za). Auch eine persönliche Vorstellung bei dem Herrn Minister änderte an diesem Ergebnis nichts; es wurde zwar eine erneute Prüfung und Erörterung der Angelegenheit angeordnet, aber auch nach erneuter Prüfung blieb es bei dem ablehnenden Bescheid(Erl. vom 29. November 1886 U 2 Nr. 8417). Bewundernswerth und erfreulich bleibt es jedenfalls, daß nach all diesen fruchtlosen Bemühungen, diesen Mißerfolgen und Enttäuschungen die vielen Freunde der Schule doch nicht verzagten, sondern unmittelbar nach jenem ablehnenden Bescheide auf neuer Grundlage das gleiche Ziel zu erreichen strebten. An eine Aufhebung oder auch nur an eine Schmälerung der Schule dachte von allen maßgebenden Personen niemand; hatte der Herr Minister die Errichtung eines Progymnasiums abgelehnt, so hatte er doch für ein Realprogymnasium noch Hoffnung gelassen. Schon am 11. Dezember 1886 beantragte Herr Bürgermeister Pokorny in Ausführung der Beschlüsse der Stadtvertretung und des Curatoriums bei dem Königl. Landrath,„die Genehmigung für die Erweiterung der höheren Stadtschule zu einem Realprogymnasium geneigtest herbeiführen zu wollen“. Am 19. Januar 1887 erwiderte die Königl. Regierung, daß sie den Antrag dem Herrn Oberpräsidenten vorgelegt und letzteren dringend gebeten habe, denselben bei dem Herrn Minister zu befürworten. Gleichzeitig genehmigte sie die Wiedereinführung des Lehrplans für die Realprogymnasien.— Wenn bei gefahrvoller Erlankung eines theuren Anverwandten schon fast alle Mittel und Wege fruchtlos versucht sind, lädt man wohl den Arzt zu einer nochmaligen Untersuchung; alle Blicke erwarten gespannt das Ergebnis der Prüfung, und wenn dann der Arzt endlich nach peinvollen Minuten das erlösende Hoffnungswörtchen spricht, verklären sich die Blicke und die erleichterten Herzen möchten aufjubeln vor Freude— so mag wohl die Stimmung bei Lehrern und Freunden unserer Anstalt im Frühjahr 1887 gewesen sein, als die erneuten Verhandlungen bei den höchsten Behörden schwebten, und so mag man wohl endlich mit erleichterter Brust aufgeathmet haben, als der rettende Bescheid (mitgetheilt durch Oberpräsidialerlaß vom 22. April 1887, Nr. 3599) den jahrelangen Kämpfen und Sorgen ein willkommenes Ende machte; derselbe lautet:„Dem Magistrat theile ich im Auftrage des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts= und Medizinal=Angelegenheiten ergebenst mit, daß derselbe durch Erl. vom 19. d. Mts.— U 2 Nr. 5217— nunmehr die Genehmigung dazu ertheilt hat, daß die höhere Stadtschule daselbst mit Beginn des neuen Schuljahres successive in ein Realgymnasium nach dem Lehrplan vom 31. März 1882 umgestaltet werde. Die gedachte Schule wird vom 1. Mai d. J. ab in das Ressort des Königlichen Provinzialschulkollegiums übergehen. Dasselbe ist zur Vornahme der erforderlichen Revision und Aufstellung eines vollständigen Etats und Statutenentwucfs bereits mit Auftrag versehen worden". gez. von Hagemeister. An den Magistrat zu Wattenscheid.(Sofort). Die noch übrigen Verhandlungen machten keine weiteren Schwierigkeiten. Das neue Statut und der Etatsentwurf warden von der Stadtvertretung angenommen, und auf Grund des Ministerialerlasses vom 28. September 1887 U 2 Nr. 7823 erfolgte am 17. Dezember 1887 von Seiten des Königl. Provinzialschulkollegiums die Genehmigung des neuen Statuts. Nachdem sodann die noch offene Rektorstelle zu Ostern 1889 wieder besetzt und gleichzeitig die Obersekunda eingerichtet war, genehmigte der Herr Minister durch Erlaß vom 20. Juni 1889 U 2 Nr. 6632 die Abhaltung der 1. Entlassungsprüfung zu Ostern 1890. Dieselbe hat am 13. Februar. 1890 unter Vorsitz des Herrn Provinzialschulraths Dr. Rothfuchs stattgefunden und nach dem günstigen Ausfall derselben dürfen wir nunmehr hoffen, daß die Anerkennung unserer Anstalt und die Verleihung der Berechtigung zum Ausstellen von Zeugnißen für den 1jährigen Militärdienst in kürzester Frist erfolgen. Ich vermag diesen Bericht nicht zu schließen, ohne meinen innigsten Herzenswünschen für die Zukunft der Schule Ausdruck zu geben. Mögen Staatsregierung und Stadverwaltung ihr wie bisher Schutz und Unterstützung gewähren zu segensvollem Wirken. Viele tausend fleißige Hände sind in hiesiger Gegend unablässig thätig, die reichen Schätze zu heben, welche die Erde birgt; so möge auch die Schule immer sich eifriger Leiter und Lehrer erfreuen, die das in den Herzen der Jugend verborgene werthvolle Gut zu heben und der Menschheit nutzbringend zu machen wissen. Bis in die fernsten Jahrhunderte möge es nimmer fehlen an der lernfrohen Schülerschar, die durch Wort und That in ihrem ganzen Leben bekunde, daß sie einer echten Pflanzstätte anvertraut war von wissenschaftlichem Streben, Vaterlandsliebe und wahrer Frömmigkeit. Aus Westdeutschland. Bochum, 12. Juni. Feuer brach gestern in dem Oekonomiegebäude des kath. Waisenhauses aus. Obwohl der Brand von der Feuerwehr sofort mit 2 Schläuchen bekämpft wurde, konnte das Gebäude nicht gerettet werden. Das Waisenhaus selbst ist von dem Brande nicht in Mitleidenschrft gezogen worden. Herne, 12. Juni. Hier kam es gestern in der Haldenstraße zu einem großen Krawall, welcher eine solche Ausdehnung annahm, daß schließlich die ganze Straße in Aufruhr stand. Mit Revolvern wurde in die Häuser gefeuert; auf 1 Haus wurden allein 50 Schüsse abgegeben. Viele Personen sind verletzt worden. Die Polizei schritt mit blanker Waffe ein und nahm- 24 Verhaftungen vor. Bruch, 12. Juni. Von den in Bruch an den Pocken erkrankten Personen wurden gestern 9 in der Isolirbaracke auf der Hillerhaide untergebracht. Da unter den Erkrankten sich mehrere Kinder befanden, wurden auch 2 Mütter zur Pflege ihrer Kinder mit aufgenommen. Werne, 13. Juni. In einem Misthaufen fand man am Donnerstag die Leiche eines neugeborenen Kindes. Wie verlautet, soll die Rabenmutter das Kind in einem Wassereimer ertränkt, und dann an obiger Stelle verscharrt haben. Dortmund, 13. Juni. Der Maurermeister W. Heegaar von hier, welcher heute vormittag im Hause Nr. 27 in der Stubengasse beschäftigt war, stürzte so unglücklich von einer Leiter auf das Pflaster, daß er einen Genickbruch erlitt und nach 5 Minuten verschied. Heeren, 12. Juni. Gestern verunglückte auf der hiesigen Zeche Königsborn der Bergmann H. Ostermann aus Unna. Der Leichnam wurde eist nach mehrstündiger Rettungsarbeit um 9 Uhr abends zu Tage gefördert. Der Unglückliche hinterläßt eine Frau mit 4 unmündigen Kindern. Hamm, 13. Juni. Bei dem Herrn Lehrer Wiemeyer hierselbst geborenen 7. Sohne hat der Kaiser die Pathenstelle übernommen. Hagen, 12. Juni. Der S. G.=V. hielt gestern hierselbst seine 8. Generalversammlung ab. Der Haushaltsetat pro 1898 wurde in Einnahme und Ausgabe mit 13883,73 Mark festgesetzt. Die hauptsächlichsten Posten der Ausgabe sind die Kosten für den Gebirgsboten“ mit 2500 Mk., Verwaltungskosten 1000 Mk., Zuschüsse an die Abtheilungen 4900 Mk., Kosten für die Herstellung eines planmäßigen Wegenetzes 2500 Mk. und der Tourenkarte 500 Mk. Zuschüsse wurden an 57 Abtheilungen bewilligt. In Zukunft werden Zuschüsse nur denjenigen Abtheilungen bewilligt, welche über den zuletzt erhaltenen Zuschuß einen ausführlichen und bescheinigten Verwendungsbericht vorlegen. Sodann wurde noch der Beschluß gefaßt, daß die Bezirksvorsitzenden auch zu der Generalversammlung geladen werden und die Reisekosten aus der Centralkasse vergütet erhalten. Es bestehen z. Z. 5 Bezirke: Balve, an der Oberruhr, Oberlenne, Mittellenne und im Siegerlande. Im Ganzen zählt der S. G.=V. 130 Abtheilungen mit über 7000 Mitgliedern. Zum nächstjährigen Festort wurde Meschede gewählt; das diesjährige Fest findet am 26. d. Mts. in Letmathe statt. Altena, 12. Juni. Bei der heutigen Feier des 50jährigen Bestehens des hiesigen Landwehr=Vereins waren 20 Kriegervereine mit etwa 2500 Mitgliedern aus dem Kreise Altena vertreten. Von Arnsberg war Regierungspräsident Winzer erschienen, welcher die Anwesenden als Kamerad und namens der Kgl. Regierung begrüßte. In seiner Ansprache äußerte er sich dahin, daß in jetziger Zeit, angesichts der politischen Gegensätze und eines Parteihaders in unserem Volke, wie wir ihn wohl seit Jahrhunderten in solchem Maße nicht kennen gelernt, der Zusammenschluß der Kriegervereine unter der Devise:„Treu zu Kaiser und Reich“ von ganz besonderem Werte sei und mahnte, diesem Wahlspruche auch ferner treu zu bleiben. Der Regierungspräsident hob sodann das alle Zeit brave Verhalten des Altenaer Landwehrvereins in der langen Zeit seines Bestehens seit dem Jahre 1848 besonders hervor und teilte mit, daß in Anerkennung dessen dem Vereine eine neue Fahne Allerhöchst verliehen sei, welche sodann übergeben wurde. Namens der Stadt wurde dem Vereine eine kostbare Fahnenschleife durch eine Deputation der städtischen Behörden überreicht und hierbei eine Ansprache vom Bürgermeister Büscher gehalten. Hierauf wurden noch von den beiden anderen hiesigen Kriegervereinen und vom Landwehr=Gesangverein Fahnennägel durch die Vorsitzenden mit entsprechenden Ansprachen überreicht. Namens des Landwehrvereins gab der Vorsitzende, Hauptmann der Landwehr=Feld=Artillerie, Fr. Herm. Klincke, dem herzlichsten Danke Ausdruck. Plettenberg, 12. Juni. Gelegentlich eines Aufgebots bei dem hiesigen Standesamt ergab sich die merkwürdige Thatsache, daß die dort 1875 geborene Braut s. Z. garnicht standesamtlich gemeldet worden ist, also in den Geburtsregistern nicht eingetragen wurde. Vor der Bewerkstelligung des Aufgebotes müssen nun erst noch umfangreiche Verhandlungen und Schreibereien erledigt werden, um die nachträgliche Aufnahme des jungen Mädchens in die Geburtsregister des Jahris 1875 herbeizuführen. Münster, 12. Juni. Die Stadtverordneten beschlossen, in der städtischen Badeanstalt eine Einrichtung zur Verabreichung von„Pfarrer Kneipp'schen Anwendungen“ zu treffen. Der Beschluß wurde gefaßt, obwohl ein dem Magistrate angehörender Arzt in der Versammlung ausführte, daß das ganze Kneipp'sche Heilverfahren eine Modesache sei, die sich wahrscheinlich in 10 Jahren überlebt haben würde; noch keine andere Stadt habe aus öffentlichen Mitteln eine derartige Einrichtung getroffen. Dorsten, 12. Juni. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der Neubau eines Gymnasiums und die Einführung des Nachtrages zum Normalbesoldungsetat für die Lehrer der Anstalt genehmigt. Osnabrück, 11. Juni. Von dem Vorsitzenden des Vireins zur Wahrung der bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, Geh. Finanzrat Jencke zu Essen, ist der Direktion des Georgs=Marien=Vereins das nachfolgende Telegramm zugegangen:„Ich erhielt die Mitteilung, daß Ihre Generalversammlung die sofortige Betriebseinstellung des Piesberger Bergwerks beschlossen habe. Von dieser leider unvermeidlich gewordenen Maßregel erwarte ich eine dauernde Sanirung Ihrer Arbeiterverhältnisse und eine heilsame Rückwirkung auf die Erhaltung friedlicher Zustände in der rheinischwestfälischen Montan=Industrie. Die Verantwortung aber dafür, daß die Piesberger Bergleute ihre bisherige Erwerbsgelegenheit verlieren, bleibt der unberufenen Einmischung des Gewerkvereins christlicher Arbeiter und der dortigen Geistlichkeit. Cappenberg, 12. Juni. Zwischen Werne und hier stürzte der Bierkutscher Grotefels vom Wagen und brach das Genick. Essen, 12. Juni. Auf schreckliche Weise kam vorgestern in der Kruppschen Gußstahlfabrik der jugendliche Former Reimer zu Tode, indem er mit dem Kopfe zwischen einen Krahnen gerieth und ihm eine Schraube quer durch den Kopf ging. Der entsetzlich Zugerichtete wurde sofort zum Kruppschen Lazareth transportirt, lebte aber nur noch 2 Stunden und starb ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. — Die Gemeinse Altendorf hat endlich nach monatelangen Beratungen die Bedingungen festgestellt, unter denen sie einer Eingemeindung nach Essen zustimmen würde. Diese Bedingungen sind rigoros genug ausgefallen. Abgesehen von der verlangten Pflasterung der meisten Straßen, die über 800,000 M. kosten und in kurzer Zeit auszuführen wäre, verlangt Altendorf 15 Stadtverordnetensitze; Essen hat jetzt 36 Stadtverordnete. Außerdem verlangt Altendorf eine Steuerermäßigung auf 20 Jahre derart, daß die Realsteuern während dieses Zeitraums um 15 bezw. 10 pCt. niedriger sein sollen als in Essen.— Ob die Verwaltung Essens diese Bedingungen annimmt scheint sehr fraglich. Ratingen, 12. Juni. In das hiesige AmtsgerichtsGefängniß wurde ein Postgehülfe aus Rath eingeliefert, unter dem Verdachte, einen Geldbrief widerrechtlich geöffnet zu haben. Düsseldorf, 13.Juni. Die Influenza unter den Pferden der 3. Hus.=Esc. ist noch nicht gehoben, es soll sogar in den letzten Tagen eine Verschlimmerung eingetreten sein, welche die strengste Isolirung der Pferde nothwendig machte.— Die Reitende Abtheilung des Feld=Art.=Reg. Nr. 7 rückt am 16. d. M. zur Schießübung nach Friedrichsfelde aus. Am 14. Juli kehrt der Truppentheil wieder hierher zurück.— Verhaftet wurde hier der Metzgergeselle Wienand Engels aus Kohlscheid, der einem dortigen Metzger 1200 Mark gestohlen hat. Neuß, 13. Juni. Verhaftet wurden gestern abend 10 Uhr am hiesigen Bahnhof 3 jugendliche Taschendiebe im Alter von 16—18 J. aus Essen. Dieselben hatten zu diesem Zwecke zu 5 Mann eine Reise nach Viersen unternommen und gerieten im Zuge bei der Teilung des gestohlenen Geldes in Wortwechsel. Passagiere, welche darauf aufmerksam wurden, veranlaßten bei der Ankunft auf hiesiger Station die Festnahme derselben, wobei leider 2 Burschen im Gedränge entkommen sind. Elberfeld, 10. Juni. In Haft genommen wurde gestern die Dienstmagd F. Will, welche dem Lotterie=Einnehmer A. Eulenberg aus der Kipdorfstraße, bei welchem dieselbe bedienstet war, Kleidungsstücke, Lotterieloose sowie Haushaltungsgegenstände in hohem Betrage gestohlen hatte. — Die sogen. Wanzenburg, 2 Häuser in der Baustraße, sind von dem Orden der Dominikanerinnen angekauft worden. Es soll dort ein Kloster für die Schwestern in der Marienpfarre errichtet werden, verbunden mit allen Einrichtungen, welche den Zwecken, für welche die Niederlassung der Schwestern genehmigt ist, dienen können. Geldern, 12. Juni. In Hartefeld fiel am Mittwoch ein Luftballon nieder. Es stellte sich heraus, daß es einer von den Registrierballons war, die in Paris aufgelassen waren. Es. fanden sich bei den Meßapparaten 2 Briefe vor in deutscher und franz. Sprache, welche Weisungen für den Finder enthielten. Der Bauer Strompen war der Finder, der sofort Nachricht nach Paris gehen ließ. Als Belohnung erhält derselbe 50 Frcs. Elten, 12. Juni. Beim Versuch einen Hecht im Wasser zu greifen, ertranken hier 2 Ziegelarbeiter. Aachen, 12. Juni. Zum Direktor des hiesigen Kaiser Karls=Gymnasiums als Nachfolger des verstorbenen Direktors Dr. Schwenger ist der Direktor des kgl. Gymnasiums zu Münstereifel, Herr Dr. Scheins, ernannt worden. Düren, 11. Juni. Mitte Juni findet in der Rheinprovinz auf dem linken Rheinufer und im Fürstentum Birkenjeld eine große Generalstabsreise statt, an der etwa 30 Offiziere, 47 Unteroffiziere und Gemeine mit 64 Pferden teilnehmen. Köln, 12. Juni. Am 1. Juli d. J. tritt für den Umang des Regierungs=Bezirks Köln eine neue Polizei=Verordnung in Kraft, betr. die Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen und Finnen. — 13. Juni. Samstag Abend 9 Uhr ist ein Taglöhner aus Deutz beim Baden im Rhein unterhalb der festen Rheinbrücke und Nachmittags 6 Uhr in einer Schwimmanstalt in Deutz ein Schlosser aus Köln ertrunken. Beide Leichen konnten noch nicht gelandet werden. — In der Nacht zum Montag wurde auf dem Appelhofsplatz ein Herr von 3 Strolchen angefallen und auf die Erde geworfen, seiner Uhr nebst Kette sowie der Börse beraubt. Auf seine Hülferufe eilte ein Schutzmann herbei, und es gelang, einen Straßenräuber festzunehmen, während die 2 andern mit den gestohlenen Sachen entkamen. Darmstadt, 13. Juni. Gestern erschoß hier ein Bäckergeselle einen bei demselben Meister bediensteten Hausburschen auf dessen Wunsch. Darauf versuchte der Bäckergeselle aus Angst Selbstmord, indem er sich in den Kopf schoß; die Polizei brachte den Verletzten ins Hospital. Der Hausbursche hatte Gelder des Arbeitgebers unterschlagen und schon vorher Selbstmordgedanken geäußert. Bei der heutigen Vernehmung gestand der Bäckergeselle den Sachverhalt. Vermischtes. Berlin, 13. Juni. Die Abendblätter melden: Heute Morgen ging ein Boot, welches Arbeiter zu einem Neubau der Elektrizitätswerke in Charlottenburg über die Spree setzen wollte, unter. Die Insassen fielen in die Spree. 2 retteten sich durch Schwimmen, 5 oder 6 wurden von Anglern herausgezogen. Es ist ungewiß, ob noch andere gerettet sind. 4 wurden heute Vormittag beim Abfischen des Wassers als Leichen wiedergefunden. —(Wie viel Schlösser besitzt der Kaiser?) Wir geben hier eine vollständige Zusammenstellung der sämmtlichen Schlösser, welche dem Kaiser gehören. Berlin: 1. Königliche Schloß, 2. Königl. Palais, 3. Schloß Bellevue, 4. Schloß Monbijou; Benrath, Breslau, Brühl; Cassel: 1. Stadtschloß, 2. Wilhelmshöhe, 3. Löwenburg; Celle, Charlottenburg, Erdmannsdorf, Freienwalde a. d. Oder, Jagdschloß in der Goehrde, Jagdschloß Grunewald; Hannover: 1. Residenzschloß, 2. Georgsgarten; Burg Hohenzollern, Homburg v. d. Höhe, Hubertusstock, Jägerhof bei Düsseldorf, Coblenz, Königsberg i. Pr., Königswusterhausen, Letzlingen, Osnabrück, Oliva; Potsdam: 1. Neues Palais, 2. Babelsberg, 3. Sanssouci, 4. Orangerie, 5. Stadtschloß, 6. Marmorpalais, 7. Pfaueninsel, 8. Jagdschloß Stern, 9. Belvedere a. d. Pfingstberg, 10. Sakrow, 11. Charlottenhof, außerdem Wildpark(Bairisches Haus) und Landhaus Alexandrowska; Rominten, Schönhausen bei Berlin, Schwedt a. d. Oder, Burg Sonneck am Rhein, Springe, Stolzenfels, Straßburg i. Els., Urville, Wiesbaden. Im Ganzen besitzt der Kaiser also 50 Schlösser in Deutschland. Speyer, 10. Juni. Im benachbarten Duttweiler brannte in Folge eines Blitzschlages die protest. Kirche teilweise nieder. Brüssel, 12. Juni. In Südbelgien hat eine furchtbare Ueberschwemmung 10 Fabriken zerstört und mehrere Industrieorte vernichtet. Zahlreiche Personen sind ertrunken. Der Schaden beträgt über 15 Mill. Cannes, 13. Juni. In der Ortschaft Biot stürzte gestern abend ein Haus ein. Man fürchtet, daß etwa 30 Personen sich unter den Trümmern befinden. — Ueber den Fernsprecher als Diebesermittler erzählt ein Warschauer Blatt folgende Geschichte:„In einer Warschauer Familie wurde ein kostbarer Ring gestohlen. Der Verdacht lenkte sich auf das Dienstmädchen, eine Bäuerin vom Lande, die erst vor Kurzem nach Warschau gekommen war. Der Hausherr ließ sie an den in der Wohnung befindlichen Fernsprecher schaffen, ließ sich von einer Conditorei aus mit seiner Wohnung verbinden und befahl nun der zitternden Bäuerin, sofort den gestohlenen Ring herzugeben. Diese, die zum 1. Male in ihrem Leben durch einen Fernsprecher reden hörte, war außer sich vor Entsetzen, daß die Röhre anfing zu sprechen, das Gewissen fing in ihr an zu schlagen und sie gestand ein, daß sie die Diebin gewesen. —(Eine Menschenkennerin.) Tänzerin:„Ob mein ehemaliger Bräutigam auch die Schmucksachen zurückverlangen wird, die er mir geschenkt hat?“— Freundin:„Wenn er sie nicht zurückverlangt, dann schicke sie ihm ohne Weiteres.. Denn dann sind sie nicht echt.“ —(Ein Freiheitsmann.) A.:„Du hast ja jetzt 6 Wochen Gefängniß abgerissen; ist Dir die Trennung von Deiner Frau nicht schwer geworden?“ B.:„Das kann ich gerade nicht sagen.. im Gefängniß hat man doch wenigstens etwas Freiheit!“ Neueste Nachrichten und Telegramme. Karlsruhe, 14. Juai. In Boedesheim ging ein Wolkenbruch nieder, der großen Schaden anrichtete. Krakau, 14. Juni. In Koscielek schlug der Blitz während der Andacht in die Kirche. 3 Mädchen wurden getötet, 20 Personen verletzt. Rom, 14. Juni. Die Gattin des Senators Passina wurde in Neapel auf der Straße von einem Meuchelmörder angefallen und getötet. London, 14. Juni. Der hiefige Botschafter der Vereinigten Staaten John Hay bezeichnete die Meldung des Newyorker Herald, daß Manila gefallen sei, als unbegründet. Madrid, 14. Juni. In der Kammer theilte der Minister des Innern Capdebon in Beantwortung einer Interpellation mit, daß in dem letzten Kampfe vor Santiago ein spanisches Geschoß eine Kanone der Massachuset demolirt habe, wobei die Amerikaner zahlreiche Verwundete und Tote hatten und das Schiff schwere Beschädigungen erlitten hatte. 3 amerik. Schiffe sind in die Bucht von Radub entsandt. Einer Depesche aus Havanna zufolge wurden die Insurgenten in mehreren Treffen geschlagen und hatten 20 Tote. Washington, 14. Juni. Das Marine=Departement erjährt aus guter jedoch nicht amtlicher Quelle, es habe sich herausgestellt, daß das Geschwader des Admirals Camara in Cadix sich in einem Zustande befinde, der ihm nicht gestattete in See zu gehen. Das Kriegs=Departement teilte gestern morgen mit, eine Expedition, welche mit Ausnahme einiger Freiwilligen=Abteilungen nur aus regulären Truppen besteht, habe Kywest verlassen. Die Expedition umfasse Infanterie, Cavallerie, sowie mehrere Bataillone leichte und schwere Artillerie für den Belagerungsdienst. Mac Kinley unterzeichnete das Kriegskostengesetz. Staatssekretär Gage erließ ein Rundschreiben, worin er die Einzelheiten der Emission der Bonds angiebt.— Das Kriegs=Departement macht bekannt, daß rüstig begonnen sei, um eine 2. Invasions=Armee nach Kuba zu senden. Newyork, 14. Juni. Der Kreuzer San Francisco ist ohne Beschädigungen erlitten zu haben, wieder flott geworden. Henster, Thuren, Treppen, auch Ladeneinrichtungen fertigt als Specialität die mechanische Bautischlerei von Ruchoy, e Zakemeier, Herford I. W. Golae=Trnel wegen vollständiger Aufgabe meines Geschäfts. Meine grossen Läger in Herren und Balllen Garderobe, Kieiderstönen und Mahaldeturirauren müssen unbedingt baldigst geräumt sein, da meine Geschäftsräume bereits vermiethet sind. Ich verkaufe deshalb mein gesammtes Waarenlager zu Schleuder-Preisen. UOTTE WTTT Oststrasse 7 Wattenschleid Oststrasse 7. Das diesjährtge Ober=Ersatzgeschäft für den Landkreis Gelsenkirchen wird am 18., 19., 20., 21., 22., 23., 25., 26., 27. und 28. Juli im Lokale des Wirthes Ingenhaag hier, Hochstraße stattfinden und zwar wird dasselbe an jedem der genannten Tage Vormittags 7 Uhr beginnen. Die vorzustellenden Mannschaften erhalten besondere Vorladung und eben sich pünktlich zu der in der Vorladung angegebenen Zeit im einzufinden. die Vorladung mitzubringen, Durch Krauthel am Erscheinen verhinderte Leute haben dieses rechtzeitz, der Losung etwa erwachsenden Vorthele, sowie der ihn aus eiwaigen Reklamationsgründen zur Seite stehenden Ansprüche auf Zurückstellung bezw. Befreiung vom Militärdienste verlustig gehen, und, sofern die Nichgestellung wiederholt oder in böswilliger Absicht erfolgt, sofort als unsicherer Heerespflichtiger eingestellt werden. Reklamationen find bei dem Amtmann resp. Bürgermeister zeitig anzubringen; solche, welche der Ersatz=Kommission zur Prüfung und Entscheidung nicht vorgelegen haben, werden von der Ober=Ersatz=Kommission nicht in Erwägung gezogen, sondern zurückgewiesen, es sei denn, daß die Veranlassung zur Reklamation erst nach beendetem Ersatzgeschäft entstanden ist. Die Angehörigen derjenigen Militärpflichtigen, welche reklamirt haben, haben sich mit im Aushebungslokal einzufinden, und Söhne über 15 Jahre mitzubringen. Dagegen sind Knaben unter 15 Jahren und Töchter, sowie Großeltern, nicht mitzubringen. Bei den Musterungsund Aushebungsgeschäften haben in den letzten Jahren häufig die Mütter der Reklamirten gefehlt. Dieselben müssen mit zur Stelle sein Sollten Angehörige infolge Krankheit am Erscheinen verhindert sein, so sind Physikats=Atteste vorzulegen, widrigenfalls die Reklamationen sc berähich ds Siteige um 14 Nachmittags in Gelsenkirchen auf dem Militär=Bureau des Landrathsamtes des Landkreises unter Vorlage ihrer Militärpapiere zu grelden, sie sich zu stellen haben, Das Sibisdorstende de brsgztommistsen, ag. Landruch, Schmitt, Regierungs=lsesor. Heiten& Khasen-Gtrchlats sind der vorgeschrittenen Saison wegen nochmals bedeutend im Preise herabgesetzt. Morter Nre 8.. Bekanntnaczung. Reinigung der Bäche und Abzugsgräben. Auf Grund des§ 10 des Vorfluthgesetzes vom 15. Nov. 1811 und des§ 7 des Gesetzes über die Benutzung der Privatflüsse vom 28. Febr. 1843 werden die Adjazenten sämmtlicher Bäche und Abzugsgräben im hiesigen Stadtbezirk hierdurch aufgefordert, eine gründliche und vollständige Reinigung und Auskrautung dieser Bäche und Gräben bis zum 15. Juli 1898 vorzunehmen. Nach Ablauf dieser Frist wird eine allgemeine Schau stattfinden und wird in allen hierbei festgestellten Fällen, in denen dieser Aufforderung nicht hinreichend genügt ist, die Ausführung auf Kosten der Verpflichteten im Executivwege zu jedem Preise erfolgen oder aber durch Zwangsmaßregeln veranlaßt werden. Wattenscheid, den 3. Juni 1898. Die Stadt=Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister: Wibberding. Mineralbrunnen. Für ein ganz vorzügliches natürliches Mineralwasser wird für Wattenscheid und Umgegend ein tüchtiger Dr. Hartung, Frauen-Klinik. Dortmund, Elisabethstr. 2, Südwall-Ecke. Für Krunke Fiete Frausheitten i. 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