Nr. 122. Dienstag, den 31. Mai 1898. 30. Jahrgang. Organ für Stadt& Amt Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet vierteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Postebiet 2 Mk.) Anzeigen werden die Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärks mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzug## Stellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid. Telephon Nr. 181. S Herz und Verstand. Es wird oft die Frage aufgeworfen und erörtert, ob das deutsche Volk in dem Kriege zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten von Amerika mehr Sympathien für das Land der Kastanien und Stiergefechte oder für das Land der Yankees haben solle. Es macht gewiß dem deutschen Herzen alle Ehre, wenn es sich geneigt zeigt, Mitgefühl für den schwächern Theil, also für Spanien, zu empfinden, zumal wenn der Stärkere nicht bloß aus lautern Motiven, sondern mit einer gewissen brutalen Rücksichtslosigkeit den Krieg unternommen hat. Das aber ist auch der einzige Grund, der ein gewisses Maß von Sympathien für die Spanier begreiflich macht. An und für sich haben diese keinen Anspruch auf unser besonderes Wohlwollen, da sie den Werth deutscher Freundschaft nie recht gewürdigt und die Ursache des Krieges, den Aufstand auf Kuba, durch das alte hartherzige System ihrer Kolonial=Wirthschaft mit verschuldet haben. Ueberhaupt soll man sich in der Politik nicht nach seinem guten Herzen, sondern nur nach dem Verstande und der von ihm empfohlenen praktischen Nützlichkeit entscheiden. Ziehen wir blos unsere politischen Interessen zu Rathe, so fällt jeder Grund zu einer Vorliebe weg. In Amerika haben Millionen deutscher Landsleute eine zweite Heimath gefunden, wir unterhalten mit drüben die lebhaftesten Handels=Beziehungen. Unsern alten Landsleuten das Leben zu erschweren und unsere guten, vortheilhaften Beziehungen zu den Vereinigten Staaten durch eine Parteinahme für Spanien zu beeinträchtigen, hat wirklich keinen Sinn. Und was könnten Sympathien für Spanien diesem Lande nützen? Ein Einzelner kann wohl die Rolle des alten Cato spielen, der sagte:„Die siegreiche Sache gefiel den Göttern, die unterlegene aber dem Cato"; für ein ganzes Land ziemt sich nur die Politik, die den eigenen Landes=Interessen am besten entspricht. Es ist aber kaum zu bezweifeln, daß die Amerikaner am letzten Ende siegreich bleiben werden, einfach weil sie die Niederlage leichter als die armen Spanier verschmerzen und den Krieg länger durchhalten können. Nun sagt man freilich, der Yankee sei ohnedies schon hochfahrend und rücksichtslos genug und werde nach einem erfolgreichen Kriege erst recht Anmaßungen, wie wie sie z. B. in der Monroe=Doctrin enthalten sind, gegen Europa verüben. Wenn dem auch so wäre, hilft dagegen die platonische That des Herzens, die in Sympathie=Bezeugungen für Spanien läge? Keineswegs, da müßten wir schon selber gleich die bekannten Knochen des pommerschen Grenadiers riskiren und um Kuba mit in den Krieg ziehen. Außerdem haben die Meldungen vom Kriegsschauplatze während der letzten Wochen erkennen lassen, daß es den Amerikanern doch noch recht sauer werden wird, den Siegeslorbeer zu erringen. Für den rauflustigen Stock=Amerikaner liegt darin Die Tochter des Enterbten. Roman von Oswald Benkendorf.# „Glaubst Du, daß Deine Frau gerne abreist, Arthar?“ sie grade, bevor der Bruder sich zum Gehen rüstet. „Gewiß, weshalb nicht?“ entgegnet er barsch.„Die Frau gehört an die Seite des Gatten; übrigens bedarf sie auch der Lu## veränderung, die Abwechslung wird ihr gat thun. Seeluft ist za ihr Element, sie wurde an der See groß gezogen auf ihrem geliebten Eiland.“ „Ja,“ stimmt Fräulein Aagusta gedankenvoll bei.„Sie sieht aas, als ob sie der Luftveränderung bedürfe; sie ißt nichts und magert ab zu einem Schatten, trotzdem bezweifle ich, daß der Aufenthalt in Wilmington ihr gut thun, sie sich dort heimisch fühlen werde. Du mußt selbst zugestehen, Bruder Arthur, daß es ein trauriger Aufenthalt für ein so junges Geschöpf ist.“ „Sie wird sich eben daran gewöhnen müssen und dann bin ich ja da, um ihr Gesellschaft zu leisten. Willst Du sie lieber hier lassen, damit sie nach Herzenslust mit Bommert kokettieren könne, Augusta! Sei so gefällig, keine Närrin zu sein. Der Wagen fährt vor, Adieu; ich erwarte Euch mit aller Bestimmtheit am Freitag nachmittag, sei dessen eingedenk.“.. 5 verfaßs Die Thür ungeduldig hinter sich zuschlagend, verlaßr er das Gemach, springt in den harrenden Wagen, nimmt die Zügel den Händen des Grooms und fährt davon. Drei Paar Frauenaugen beobachten seine Abfahrt; Aagasta blickt hinter ihrer Brille hervor ihm strenge nach, aus Annas Augen funkelt es boshaft, während sie, halb von der Gardine verdeckt, an dem Fenster ihres Gemaches steht; Dolores aber starrt ebenfalls ungesehen mit müden, hochgeschwollenen Augen, Zeugen einer schlaflosen Nacht, dem Manne nach, welchem sie angetraut wurde. Fräulein Anna unternimmt in duftiger Morgentoilette vor dem Gabelfrühstück eine Promenade nach dem Dorfe und besucht in ihrer e ücher erh ie ernie Venr VAe- Gehtfgethte sie graglos an dem offerten, von wildem Wein umwücherten Fenster In, geht Herr Albert Wilson, mit der unvermeidlichen Cigarre im Munde, dem Zeichenbuch unter dem Arme, vorbei und blickt sie an. Er weilt also noch immer in der Nähe. Sie muß sorgsam spähen, um zu entdecken, ob nicht doch noch eine Unterredung mit Dolores stattfindet. Sie eilt nach Hause, um sich auch dort gehörig zu Informieren. Ihre Zofe hat, von der Herrin dazu beauftragt, Doeine ganz gute Lehre; wenn er schon unter mancher Enttäuschung über die eigene Wehrkraft so viel Gut und Geld opfern muß, um einen schwächlichen Gegner niederzuwerfen, so wird er sich später auch nicht leichtsinnig bekommen lassen, mit einem stärkeren anzubinden. Das deutsche Interesse ist also am besten in der ehrlichen Neutralität gewahrt. Deutschland Berlin, 30. Mai. Die Stiftung eines Ordens für „königstreue“ Arbeiter scheint in Preußen geplant zu sein. In Sachen ist schon eine solche Medaille am grünen Bande vorhanden, die als Belohnung für„königstreue“ Gefinnung Arbeitern nach 30jähriger Dienstzeit verliehen wird. — Heute Vormittag fand in Potsdam das Stiftungsfest des Lehr=Infanterie=Bataillons statt. Um 11 Uhr wurde unter den Bäumen am Neuen Palais ein Gottesdienst abgehalten, welchen Hofprediger Keßler leitete. Die Musik führte die Kapelle des 1. Garde=Reg., den Gesang der GarnisonKirchenchor aus. Das Bataillon war im offenen Karree vor dem Feldaltar aufgestellt, inmitten die Fahne desselben. Anwesend waren der Kaiser, die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland, die sämtlichen kaiserlichen Prinzen und die übrigen Fürstlichkeiten, Minister Generäle u. s. w. Nach dem Gottesdienst stellte sich das Bataillon in Linie auf. Der Kaiser schritt mit dem Kronprinzen von Griechenland die Front ab und nahm alsdann den Parademarsch des Bataillons ab. Die Truppen nahmen nach der Parade ihren Platz bei den reich mit Fahnen geschmückten Kolonaden bei der Mopke ein. Der Kaiser begab sich mit dem gesamten Hofstaat vom Neuen Palais nach der Mopke, wo die Truppen speisten. Die sämtlichen von der Potsdamer Garnison gestellten Musikkorps spielten„Heil Dir im Siegerkranz". Der Kaiser schritt die Tafel entlang und brachte ein Hoch auf die Armee aus, welches der kommandierende General des Gardekorps, General von Bock und Polach mit einem 3fachen Hurra auf Se. Majestät erwiderte. Sämtliche Kapellen spielten die Nationalhymne. Die Allerhöchsten Herrschaften begaben sich kurze Zeit darau nach dem Neuen Palais zurück, wo im Muschelsaale eine Frühstückstafel von 140 Gedecken stattfand. — In dem Befinden des Finanzministers v. Miquel ist gestern eine kleine Besserung eingetreten. Wenn diese anhält, so ist nach ärztlichem Ausspruch zu hoffen, daß derselbe in einigen Tagen wieder seine Thätigkeit wird aufnehmen können. — In politischen Kreisen verlautet, die Anwesenheit des griechischen Kronprinzenpaares in Berlin bezwecke hauptsächlich die Förderung der Candidatur des Prinzen Georg von Griechenland für den Gouverneurposten in Kreta. Das Kronprinzenpaar wünsche die Verwendung des Kaisers beim Sultan, daß dieser den bisherigen Widerstand gegen die Candidatur aufgebe. — Die Vorlage eines neuen Invaliditätsversicherungsgesetzes an den nächsten Reichstag kann als ziemlich sicher angenommen werden; es sind Revisionen der Unfall= sowie der Invalidi= tätsversicherung im Gange; es wird an beiden gearbeitet. Von den materiellen Gründen, welche für die baldige Einbringung eines neuen Invaliditätsversicherungsgesetzes sprechen, nimmt die erste Stelle die Berücksichtigung der ungünstigen Finanz= lage einzelner Versicherungsanstalten ein. Die Finanzverhältnisse der Anstalten Oftpreußen und Niederbatern sind gegenwärtig geradezu gesetzwidrig. Zwar sind sie an sich nicht schlecht, im Gegentheil, beide Anstalten besitzen Vermögen, die nach Millionen zählen, indessen entsprechen die gesammelten Summen nicht der Bedingung des Gesetzes, daß durch das Vermögen der Kapitalwerth der laufenden Renten repräsentirt werden soll. Deshalb muß dafür gesorgt werden, daß dem gesetzwidrigen Zustande ein Ende gemacht wird. — Beim Landesverein preuß. Volksschullehrer ist folgender Antrag gestellt worden: Der geschäftsführende Ausschuß wird beauftragt, für die Schaffung einer Einrichtung an einer preußischen Universität zu wirken, durch welche Volksschullehrern die Möglichkeit gewährt wird, 1) mittelst 2jährigen Studiums ihre pädagogische und allgemeine Bildung in wissenschaftlicher Ferm zu erweitern und 2) durch eine an der Universität selbst abzulegende Prüfung sich die Vorteile der jetzigen Mittelschullehrer= und Rektorenprüfung zu erwerben. Münster, 27. Mai. Der Vorstand und Ausschuß des Westfälischen Bauernvereins hielt hier eine gut besuchte Sitzung ab, an welcher auch Oberpräsident Studt und Regierungspräsident Gescher teilnahmen. Den geschäftlichen Mitteilungen entnehmen wir, daß das Vermögen des Vereins rund 253,000 M. beträgt, der gemeinsame Bezug an Futtermitteln erreichte die Summe von über 400,000 Mark, an Düngemitteln wurden 173,000 Ctr. bezogen. Die Mitgliederzahl des Vereins ist auf 26,740 gestiegen. Für die Einführung einer Musterbuchführungsstelle für Landwirte werden 3000 M. ausgeworfen. Zum Anerbengesetz führte LandesOckonomierat Winkelmann aus, daß der Bauernverein mit Stolz auf diesen Erfolg blicken dürfe. Sache des Vereins sei es nun, eine Einrichtung zu treffen, um die Abfindung der abziehenden Kinder zu erleichtern, in der Weise ctwa, daß der Anerbe seiner Verpflichtung durch Zahlung einer mäßigen Rente nachkomme, während die Rentenbank, die ja im Anschluß an die„Landschoft der Provinz Westfalen“ eingerichtet werden könne, das Kapital in einem Betrage„an den Abzufindenden auszahle. Man rechne dabei auf die materielle Unterstützung der Staats= und Provinzialbehörden. Die Versammlung beschloß, die Minister Miquel und Hammerstein wegen ihrer Verdienste um das Zustandekommen des Gesetzes zu Ehrenmitgliedern des Westfälischen Bauernvereins zu ernennen.— In Betreff der Landwirtschaftskammer teilte Heres Thun und Lassen nicht aus dem Auge verloren, weiß aber wenig zu berichten. Mylady ist gar nicht aus ihren Gemächern orgekommen; man brachte ihr auf ihr Verlangen Thee und gerb##etes Brot; sie hatte sogar unter dem Vorwande heftigen Kopfwehs einen Besuch Fräulein Gordons dankend abgelehnt. Die Dieun- sehauptet mit Bestimmtheit, Mylady habe den ganzen Morhindurch ihr Gemach nicht verlassen, and es sei überhaupt in keiner Hinsicht Bemerkenswertes vorge fallen. Die Stunde des Gabelfrühstücks rückt heran, doch noch immer erscheint Lady Gordon nicht; schweigend nehmen die beiden anderen Damen den Imbiß zu sich. Fräulein Anna pflegt niemals ihre Lunge anzustreugen, wenn es sich nur darum handelt, mit Damen zu reden; sie ißt mit vorzüglichem Appetit und macht sich dabei ihre eigenen Gedanken; ein feines Lächeln umspielt ihre Lippen. Was thut wohl Mylady in der Stille und Einsamkeit ihres Zimmers; dies zu ergründen ist Annas ganzes Streben; sie glaubt nicht an das Kopfweh, son dern es drängt sich ihr immer unumstößlicher die Ueberzeugung auf, daß ihr Gespräch mit Arthur abends im Parke belauscht worden sei. Dolores sah aus, als sei sie von einem wuchtigen Schlage niedergeschmettert, als sie in das Gemach trat; was sonst hätte sie so lebhaft bewegen sollen. Nun— was ist im Grunde genommen daran gelegen? Reist die junge Frau mit ihnen, so wird sie monate=, vielleicht jahrelang in einem düsteren Hause eingesperrt, weigert sie sich aber, so hält sie natürlich heimliche Zusammenkünfte mit ihrem einstigen Verehrer und öffentliche mit dem jetzigen, mit Oberst Bommert— beides kann aber nur das Verderben der verhaßten Rivalin herbeiführen. Im Grunde des Herzens hofft Anna sogar, daß die junge Frau sich weigern werde, sie zu begleiten. Lucie, ihre Dienerin ist zum Spion geboren und die einzige Person, welche unfreundlich gesinnt ist gegen Lady Gordon. Lucie soll sie scharf im Auge behalten, und wer weiß, was sich dann noch alles zu Tage fördern läßt. Oberst Bommert macht vor der Dinerstunde einen Besuch und wird aufgefordert, mit den Damen zu speisen; er nimmt die Einladung natürlich mit Freuden an, denn es ist ihm daran gelegen, die Dame des Hauses wenigstens für einen Augenblick zu sehen und Anna ist boshaft geuug, ihm die Wege zu ebnen; wird Dolores aber auch erscheinen? Ja, grade als gemeldet wird, daß aufgetragen sei, tritt Lady Gordon in das Gemach und nimmt ihren gewohnten Platz ein. Anna blickt sie forschend an; die junge Frau trägt eine lichtrosenfarbene Robe, sie ist noch bleicher wie gewöhnlich, nicht der leiseste Anhauch von Farbe bedeckt ihre Wangen. Sie verhält sich sehr still während der ganzen Mahlzeit und spricht nur, wenn das Wort direkt an sie gerichtet wird. Es wird des Ausflugs nach Wilmington erwähnt und Bommert äußert sein lebhaftes Bedauern, daß die Damen, wenn auch nur auf wenige Tage, das Schloß verlassen; Anna aber bemerkt, daß Lady Gordon dem Gespräche ausweicht und weder Freude noch Bedauern äußert. Alle Bemühungen des Obersten, sie in das allgemeine Gespräch mit hineinzuziehen, schlagen fehl, sie antwortet einsilbig, die Augen kaum von ihrem Teller erhebend; an was sie nur denken mag mit ihrem undurchdringlichen, wie aus Stein gehauenen Antlitz. Nach dem Diner begiebt man sich hinaus in den Garten, doch bald befindet sich Anna mit dem Obersten allein. Dolores ist zurückgeblieben, sie sitzt mit verschlungenen Händen an dem offenen Fenster des Salons, mit düsteren Augen ins weite starrend. Augusta aber mustert wie gewöhnlich ihre Hausrechnungen. Später, als die beiden Spaziergänger zurückkehren, tritt Anna an das Klavier und musiziert; doch während des ganzen musikalischen Vortrags, bis der Oberst endlich Abschied nimmt, sitzt Dolores regungslos. Bommert hat sie gebeten, zu singen, doch sie hat seine Bitte abgeschlagen und die Hand, welche sie ihm beim Scheiden reicht, ist so eisig kalt, als sei sie leblos. „Gute Nacht,“ spricht er, sich niederoengeno,„ich werde morgen und übermorgen noch herüberreiten, um Sie zu sehen.“ Sie findet kein Wort der Entgegnung und als er auch von den beiden anderen Damen Abschied genommen und sich nochmals umwendet, um einen letzten Blick auf sie zu werfen, da hat sie das Gemach bereits verlassen. 49,20 Bis jetzt hat selbst Annas spähendes, wachsames Auge nichts zu entdecken vermocht, es haben weder öffentlich noch im Geheimen weitere Zusammenkünfte mit dem Geliebten stattgefunden. Den ganzen nächstfolgenden Tag setzt Anna ihre Spionage fort, doch ebenso resultatlos wie bisher. Sie vermag keinerlei Schlüssel zu Dolores Benehmen zu entdecken, so viel aber steht fest, daß diese das Haus nicht verläßt, folglich auch mit niemandem zusammenkommen kann. Oberst Bommert erscheint, um seinem Versprechen gemäß einen Besuch abzustatten, Mylady aber empfängt ihn nicht. Ihr Benehmen in diesen letzten zwei Tagen ist wahrhaft tadellos. — Oberpräsident Studt mit, daß die Regierung nicht daran denke, die Kammer jetzt sofort ins Leben zu rufen. Darüber werden noch Monate hingehen, damit die Landwirte sich mit den Bestimmungen vertraut machen und die Auswahl ihrer Vertreter in aller Ruhe vornehmen können. Die Regierung heffe, daß der Westfälische Bauernverein auch neben der Landwirtschaftskammer seine ersprießliche Thätigkeit in vollem Umfange fortsetzen werde. An die Versammlung schloß sich ein gemeinsames Mittagessen. Reichenbern i. B., 29. Mai. Heute ist hier ein deutschbömischer Städtetag gegründet worden. Von 158 deutschbömischen Städten haben 151 ihren Beitritt angemeldet. Der Buno bezweck" Erhaltung des Deutschthums und Hebung der wirthschaftlichen Lage der deutschen Städte. Ausland. Wien, 28. Mai. Heute früh traf als Vertreter Kaiser Welhelms bei dem Leichenbegängnis des Erzherzogs Leopold Prinz Friedrich Heinrich, der Sohn des Prinzregenten von Braunschweig, ein. Auf dem Bahnhofe wurde er vom Thronfolger Erzherzog Ferdinand von Oesterreich=Este und einer Ehrenkompagnie begrüßt. Wien, 29. Mai. Das Leichenbegängniß des Erzherzogs Leopold fand gestern Nachmittag 4 Uhr statt. Eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge füllte die Straßen, durch welche sich der Trauerzug bewegte; Truppen bildeten Spalier. In der Kirche wurde der Sarg eingesegnet und in die Gruft getragen. Der Trauerfeierlichkeit wohnten bei: Kaiser Franz Josef, Prinz Friedrich Heinrich von Preußen als Vertreter des Deutschen Kaisers und die übrigen Vertreter fremder Fürstlichkeiten, die Mitglieder des Kaiserhauses und andere Fürftlichkeiten. — Prinz Friedrich Heinrich von Preußen legte persönlich einen prachtvollen Kranz am Sarge des Erzherzogs Leopold nieder. An der Beisetzungsfeier nahm auch die preußische Offiziers=Deputation theil. Paris, 30. Mai. Präsident Faure ist in Begleitung der Minister Billot, Besnard und Boucher gestern in St. Etienne eingetroffen. — 31. Mai. Gestern, am Jahrestage des Sturzes der Commune von 1871, begaben sich die revolutionären Sozialiften auf den Friedhof Pere=Lachise, um auf den Gräbern der Föderierten Kränze niederzulegen. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung waren Maßregeln getroffen. Feindliche Kundgebungen gegen Rochefort riefen einen Tumult zwischen den Parteigängern Rocheforts und seinen Gegnern hervor. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen. London, 29. Mai. Der Dampfer„Bernicia“ mit 2500 Tons, der von Hamburg über Shields nach Montreal fuhr, ist bei Cap Race gänzlich wrack geworden. Einzelheiten fehlen. — Präsident MeKinley hat im Lager bei Fallchurch am Sonntag Abend das 2. Armeekorps des Freiwilligen=Heeres, aus 13000 Mann bestehend, besichtigt. Ein beträchtlicher Prozentsatz derselben ist ohne Waffen und ganze Regimenter ohne Uniformen; auch sollen Richtung und Marschfertigkeit viel zu wünschen übrig lassen. Der Präsident hatte dem Kriegssekretär Alger und dem General Miles gegenüber geäußert, daß die Vorbereitungen zum Feldzug unvollständig seien, zumal er Nachricht habe, daß sich die Freiwilligen in Tampa und Camp Thomas in gleicher Verfassung befänden. Madrid, 29. Mai. Nach Depeschen aus Havanna konzentrieren sich die amerikanischen Schiffe gegenüber von Guantanamo und in anderen Häfen nahe bei Santiago, sowie gegenüber von Santiago selbst, was darauf hinzuweisen scheint, daß sie sich zu einem Angriff auf das Geschwader Cerveras vorbereiten. — In der Stadt ist das Gerücht verbreitet, die Regierung habe von Kuba sehr günstige Nachrichten erhalten, wolle sie aber nicht eher veröffentlichen, als bis eine Bestätigung eingegangen sei.— Der Ministerpräsident Sagasta erklärte in einem Interview, das von Gadiz zur Vornahme von Manövern ausgelaufene Reservegeschwader werden dorthin zurückkehren. Madrid, 29. Mai. Der spanische Torpedobootszerstörer „Terror“ ist in San Juan auf Puerto Rico angekommen. — 30. Mai. In einer Depesche des„Liberal“ aus Hongkong, welche Nachrichten aus Minila bis zum 24. Mai enthält, wird mitgetheilt, die Stadt Santa Thomas befinde sich im Aufstand. Die Aufständischen brannten Häuser nieder und ermordeten den Kommandeur der Freiwilligen, einen Geistlichen sowie andere Spanier. Man versichert, die Amerikaner hätten Aguinaldo und andere Insurgentenführer nach Manila gebracht, damit diese die Aufständischen beim Angriff auf Manila unterstützen und deren Bewegungen mit den Landungsversuchen der Amerikaner in Wechselbeziehungen bringen sollen.— Das Kabel von Ilo=Ilo ist abgeschnitten worden. — Es ist noch keine sichere Nachricht über die Stellung des Geschwaders des Admirals Cervera eingetroffen; es geht das Gerücht daß dasselbe am Sonnabend Santiago verlassen habe, indessen hat keine amtliche Depesche Bestätigung dieser Nachricht gebracht. Rom, 29. Mai.„Don Chisciotte“ schreibt, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Visconti Venosta und Zanardell entstanden besonders über die Frage, die Zahl derjenigen Preßvergehen, welche dem Korrektionsgerichtshof unterstehen, zu erweitern und ferner über die Frage eines Gesetzentwurfes, welcher in bestimmten Fällen den Geistlichen das Exequatur entziehen will. Visconti Venosta forderte die erstere Maßregel und widersprach der zweiten.—„Populo Romano" bemerkt, die Frage des Gesetzentwurfes, welcher in bestimmten Fällen den Geistlichen das Exequatur entziehen will und über welchen die Meinungsverschiedenheiten zwischen Zanardelli und Visconti Venosta einen besonders lebhaften Charakter annahmen, griff auf die gesamte geistliche Politik über, welche in Hinblick auf die besonderen Verhältnisse Italiens auf die auswärtige Politik von Einfluß ist. Diese Frage ist die Ursache der Krisis gewesen. — 30. Mai. Nach der amtlichen Liste sind bei den Unruhen in Mailand 75 Personen getötet worden, von denen bei 7 die Persönlichkeit nicht hat festgestellt werden können, von den in das Hospital gebrachten starben noch 7; die Gesammtsumme der Toten ist also 82. An Verwundeten befinden sich im Hospital noch 63, darunter einige Schwerverwundete. — Die„Opinione“ glaubt, daß die Krise von kurzer Dauer sein wird, und konstatirt, der Austritt Visconti Benosta's, der die glänzendsten Traditionen der italienischen Diplomatie wieder habe aufleben lassen, werde allgemein mit aufrichtigem Bedauern empfunden. Der„Italie“ zufolge hat di Rudini heute mit dem Vize=Präsidenten des Senats, dem Präsidenten der Kammer und Zanardelli Unterredungen gehabt. —„Popolo Romano“ meldet, Marquis di Rudini habe sich anscheinend entschlossen, das neue Kabinet aus Mitgliedern der beiden Kammern, vorwiegend des Senats, und ohne Bevorzugung einer der Kammerfraktionen, zu bilden. Dem „Don Chisciotte“ zufolge, werden die Abgeordneten Palberti und Carcano von der Linken und Rudini(Rechte) heute hier erwartet. Petersburg, 29. Mai. Der Emir von Buchara traf gestern Abend hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von Vertretern der Regierung empfangen. Der Emir nahm im Winterpalais Wohnung. 29. Mai. Die 13. Zone ist nunmehr vollkommen geräumt. Die griechische Armee hat Domokos wieder besitzt. Havanna, 28. Mai. Das Geschwader Cerveras befindet sich noch in Santiago de Cuba. Die Mehrzahl der Schiffe des Geschwaders Sampsons blockirt den dortigen Hafen. Commandore Schley überwacht mit seinem Geschwader die Yukatanstraße. Die amerikanischen Schiffe, die vor Cienfuegos lagerten, sind ausgelaufen. Vor Havanna sind 4 amerikanische Schiffe noch in Sicht. Vor Cardenas befanden sich gestern 30 amerikanische Schiffe. Havanna, 29. Mai. Gestern verschwanden die amerikanischen Schiffe vor Santiago aus dem Gesichtskreis. Ueber die Richtung, welche sie einschlugen, ist nichts bekannt. 30. Mai. Eine Depesche des„New=York Journal“ aus Washington meldet, das Geschwader des Admirals Sampson(ist also nicht gefallen) sei nach Keywest zurückgekehrt und habe es dem Kommandore Schley überlassen, die Blockade von Santiago fortzusetzen. Gutem Vernehmen nach bereite Admiral Sampson einen Angriff auf Havanna vor. — Eine Depesche der„Tibune“ aus Washington meldet, es sei an den Befehlshaber in Tampa Shafter die Weisung ergangen, den größten Theil seiner Streitkräfte, sämmtliche regulären Truppen und die für den Transport am besten ausgerüsteten Freiwilligen=Regimenter, einzuschiffen. Die besten Schiffe des reorganisirten Geschwaders Sampsons würden die Expedition begleiten, um die Ausschiffung zu schützen.— Aus Port au Prince wird berichtet, daß Nachrichten aus Santiago de Cuba zufolge Admiral Cervera dort 800 Artilleristen und Ingenieure gelandet und 20000 Mausergewehre sowie große für die Forts bestimmte Mengen Munition für schwere Geschütze ausgeladen habe.—„World“ veröffentlicht eine Depesche aus Le Mole St. Nicolas, wonach der auf der Höhe von St. Paul wit seinem Schiffe kreuzende Capitän Sigsbee am Sonntag Morgen soweit dem Hafen sich genähert habe, daß er dort 2 Kreuzer von der„Viscaya“= Klasse und 3 Torpedoboote habe unterscheiden können. Washington, 29. Mai. Im Senat bemerkte Wolcott, aller Wahrscheinlichkeit nach würden, ehe der Krieg zu Ende komme, noch doppelt soviel Freiwillige als bisher zu den Waffen gerufen werden. Man könne wohl sagen, daß der Krieg zu höchst ernsten Komplikationen führen könne. Nur ein Funke sei nöthig, um Europa in Brand zu setzen, und dieser Funke könne jeden Augenblick von den Klingen springen, welche die Vereinigten Staaten und Spanien jetzt miteinander kreuzen. Er glaube nicht, daß, außer aus rein humanitären Gründen, irgend ein europäischer Staat interveniren wolle, da ja keiner die Gefahr eines solchen Brandes werde auf sich nehmen wollen. Kingston(Jamaica), 30. Mai. Der gestern hier eingetroffene amerikanische Hilfskreuzer„Harvard“ kam von San Nicolas und will nach Key=West weitergehen. Es fehlt ihm an Kohlen; auch ist der Dampf=Steuerapparat in Unordnung. Das Schiff wird hier reparirt, die englischen Behörden bestehen aber darauf, daß es sofort nach beendeter Reparatur in See geht. Es sind Maßnahmen getroffen, daß sich durchaus Niemand an Bord des Schiffes begibt. Gerichtssaal. Essen, 28. Mai.(Strafkammer.) Gestern wurde der Bauunternehmer G. Groß=Kranenburg aus Dorsten wegen Wechselfälschung in 10 Fällen zu 1 Jahr 9 Mon. Gef. verurtheilt. Der Angeklagte hat geständigermaßen in 10 Fällen Wechsel im Gesammtbetrage 14 404 Mk. gefälscht und diskontiren lassen. Einen Schaden hat keiner der fälschlich angegebenen Acceptanten gehabt.— Der Fabrikarbeiter Herm. Dekhardt aus Essen hat am 10. April dem Bergm. Peter Behr 2 Messerstiche in den Rücken beigebracht. Diese That brachte dem Angeklagten 10 Monte Gefängniß ein.— Angeklagt der versuchten Nötigung war der Friseur Anton Erwig aus Dorsten. Bei der Mutter des Angeklagten wohnte ein Schreiner, der, obgleich seine Miethzeit abgelaufen war und er auch keine Miethe zahlte, trotz Aufforderung die Wohnung nicht räumen wollte. Erwig begab sich dann in die Wohnung des Schuldners und hing diesem, um ihn zum Ausziehen zu bewegen, sämmtliche Fenster aus. Das Gericht sprach den Angeklagten frei.— Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurde die prostituirte Ehefrau des Kellners Johann Fischer aus Essen wegen Kuppelei zu 1 Woche Gefängniß verurtheilt. — Wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen mit einem Kinde erhielt der Schuhmacher Heinrich Herting aus Essen 6 Mon. Gef. Münster, 30. Mai. In Sachen des Bauunternehmers H. Niecke wider den hiesigen Magistrat ist nunmehr die Entscheidung des Oberverwaltungsgericht ergangen. Der 3. Senat unter dem Vorsitz des Senats=Präsidenten von Myeren erkannte dahin für Recht, daß auf die Revision des Magistrats die Entscheidung des Bezirksausschusses zu Münster vom 14. Mai 1897 aufzuheben und die Klage abzuweisen sei. Die Anwendbarkeit des für Münster erlassenen Ortsstatuts vom 14. August 1877, so wurde begründend ausgeführt, das in seinen§§ 6 ff. im Falle der Errichtung von Gebäuden an neuen Straßen die angrenzenden Grundeigenthümer verpflichtet, der Stadtgemeinde die Kosten der Straßenanlage antheilig zu erstatten, ist damit also anerkannt. Düsseldorf, 29. Mai. Die Strafkammer hat am 17. März den Kaufmann Oskar Schlafhorst zu 6 Wochen Gef. und 3000 M. Geldstrafe, seinen Bruder Wilh. Schlafhorst zu 500 M. Geldstrafe verurteilt. Beide sind des unlauteren Wettbewerbs für schuldig befunden worden. Beide betreiben in Hamburg und M.=Gladbach unter der Firma Gebr. Schlafhorst eine Schmierölfabrik. Sie machten aber schlechte Geschäfte, während eine ähnliche Fabrik, die von den Brüdern St. betrieben wird, gute Erfolge zu verzeichnen hatte. Oskar Schlafhorst war nun bemüht, hinter die Geschäftsgeheimnisse der Brüder St. zu kommen und versprach einem Kutscher und einem Faßbinder bis zu 5000 M. für die Beantwortung gewisser Fragen. In der That erhielt er die gewünschten Antworten. Gegen das Urteil hatte nur Wilhelm Schlafhorst Revision eingelegt, welche gestern vom Reichsgericht verworfen wurde. Köln, 29. Mai. Gestern verurteilte die Strafkammer den 21jährigen Geschäftsreisenden Gust. Mauch aus Ulm aus Anlaß des durch Quecksilbervergiftung herbeigeführten Todes der Näherin Sophie Hellmann aus Iserlohn zu 3 Monaten Gef. Von einer ursprünglichen Anklage auf fahrlässige Tötung nahm das Gericht Abstand, da der Angeklagte die traurige Folge seiner Handlungsweise nicht habe voraussehen können. Mauch besuchte mit dem Mädchen den Kölner Karneval, wonach sich bei diesem unter Anwendung von Sublimatpastillen traurige Krankheitserscheinungen einstellten. Die Hellmann ist an den Folgen dieser Manipulationen gestorben. Aus Stadt, Amt und Kreis. * Wattenscheid, 31. Mai. Pfingsten, das„liebliche Fest“, hat sich diesmal dieses schmückende Beiwort nicht verdient. Schien der Morgen des 1. Tages noch Anspruch darauf machen zu wollen, so trat doch nachmittags ein Umschlag ein, der eine recht rauhe Witterung im Gefolge hatte. Der Morgen des 2. Tages überraschte durch unfreundlichen Regen, welcher bis über Mittag anhielt und die Hoffnungen der zahlreichen Ausflügler und Gartenwirthschaften gänzlich vereitelte. Gegen 3 Uhr erfolgte Aufklärung, welche sodann anhielt und noch einige kurze Spaziergänge zur Ausführung kommen ließ. * Die Nachricht von dem angeblichen spanischen Seesieg, die uns Wolffs Bureau nach einer Meldun der Reuter'schen Telegraphen=Agentur am Samstag Nachmitta# mittelst Drahtes zugehen ließ, haben wir sofort durch e Extrablatt zur weiteren Kenntniß gebracht und dant vielen Lesern eine gewiß berechtigte Freude bereitet. Leidr sind bis jetzt keine näheren Mittheilungen eingegangen, sodaß die Meldung, welche von Anfang an als bestätigungsbedürftig bezeichnet wurde, sehr zweifelhast geworden ist. * Der Haarrauch, welcher so häufig als unangenehmer Begleiter des Pfingstfestes mit seinem brandigen Geruch sich bemerkbar macht, stellte sich auch am Samstag Abend ein. Der am Sonntag eintretende Ostwind trieb ihn wieder zurück und befreite uns von dem lästigen Gesellen. * Am Freitag Abend zu später Stunde erschien an der Wohnung eines Arztes in der Freiheitstraße der Anstreicher W. Br. und bat um ärztliche Hülfe, weil er sonst verblute. Obwohl der Arzt sich schon zu Bett befand, eilte er dem schrecklich Zerschlagenen zu Hülfe. Derselbe hatte in einer Wirthschaft in der Vödestraße Streit bekommen und war arg verhauen worden, sodaß er fürchterlich blutete. Der ganze Kopf war zerschlagen. Der Arzt reinigte die Wunden von Schmutz und Sand, nähte die vielen Wunden zu und entließ dann den Verletzten, der alsbald nach Haus trollte. * Bei dem gestrigen Gesang=Wettstreite in Hoerde erhielt der M.=G.=V. Eintracht=Bonifacius aus dem benachbarten Kray in der 3. Klasse bei einer Konkurrenz von 13 Vereinen den 1. Preis.(Chor: Den Toten vom„Iltis.“) Im Ehrenpreis=Singen erhielt derselbe ebenfalls den 1. Preis. (Chor: Die 3 Zigeuner.) Im Haupt=Ehenpreis=Singen erhielt derselbe unter sämmtlichen Klassen den 4. Preis. * In Gelsenkirchen ist der E. Z. zufolge die Näherin Maria W. von Wattenscheid wegen Theilnahme an einem Raube verhaftet worden. * Die der Prostitution ergebene Dienstmagd Gertrud Heibach von Steele war vom hiesigen Schöffengericht am 5. Mai mit 3 Wochen Haft, sowie Ueberweisung an eine Besserungsanstalt bestraft worden. Am Samstag hatte sie ihre Strafe verbüßt und wurde zur weiteren Veranlassung zum Polizeigefängniß übergeführt, woselbst sie später Gelegenheit fand, auszukneifen. Lange wird sie sich der goldenen Freiheit nicht erfreuen. * Wie uns Herr Brosch mittheilt, hat derselbe infolge der ungünstigen Witterung das für den 2. Pfingsttag in Aussicht genommene Garten=Konzert auf nächsten Sonntag 5 Juni verlegt. Die gelösten Billets behalten selbstredend ihre Gültigkeit. * Im Oberbergamtsbezirke Dortmund bestanden ursprünglich 10 Bergvorschulen: dieselben konnten im vor. Jahre auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Durch das Entgegenkommen der Berggewerkskasse konnten vor 3 Jahren 5 neue Vorschulen dazu eröffnet werden. Wie wir nun hören, sollen in kürzester Frist noch 5 neue Schulen wieder eröffnet werden, um den jungen Bergleuten Gelegenheit zu geben, ohne Kosten ihre Schulkenntnisse zu befestigen und zu erweitern. Vorschulen werden in Eickel, Recklinghausen, Buer und Camen jedenfalls neu gegründet. * Der Herr Eisenbahn=Minister hat dem Eisenbahn=Bauund Betriebsinspektor Sigle zu Duisburg, dem Stationsvorsteher Birkhäuser und dem Bahnmeister Höoel zu Speldorf für die Erfindung einer Gleisbremse zum Hemmen der von den Ablaufbergen abrollenden Wagen Belohnungen bewilligt. * Die 5stündige Berathung, welche Minister Thielen am 23. Mai in Essen mit den hervorragendsten Beamten der Eisenbahnverwaltung abgehalten, hat wichtige Entschließungen in Bezug auf die bauliche Ausgestaltung des westlichen Eisenbahnnetzes zur Folge gehabt. Wie wir ferner hören, hat der Minister mit allem Nachdruck darauf hingewiesen, daß auch in diesem Herbste mit einem weiteren großen Verkehrsauf schwung zu rechnen sei und daß deshalb unermüdlich weiter gearbeitet werden müsse, um demselben vollauf gerecht zu werden. Insbesondere soll die Erweiterung der Geleise mit allem Nachdruck und mit großen Mitteln in die Hand genommen werden, nicht minder die Vergrößerung und Vermehrung der Güterschuppen. Auch der Neubau von Eisen bahnstrecken zur Entlastung der jetzt übermäßig in Anspruch genommenen Linien, wofür im diesjährigen Staatshaushalt ein außerordentlicher Betrag von 50 Millionen Mk. zur Verfügung gestellt ist, wurde gründlich berathen. Doch wurde auch darauf hingewiesen, daß bei den Abnehmern die Einrichtungen für die rasche Beladung und Entladung der Massengüter vielfach zu wünschen übrig lassen und der Verbesserung und Ergänzung dringend bedürftig seien. Es wurde festgestellt, daß an Wagen und Locomotiven so viel bestellt worden ist, wie nur irgend die deutschen Fabriken mit Aufbietung aller Kräfte abzuliefern imstande sind. Die Staatseisenbahnen sollen nach den abgeschlossenen Verträgen in der Zeit vom 1. Oct. 1897 bis 30. Sept. 1898 rund 20000 Güterwagen, also jede Woche 400 Waggons von den Wagenbauanstalten neu erhalten. Ebenso sind Vorkehrungen getroffen worden, daß mit der Vermehrung des Fuhrparks auch die Zahl der Beamten und Arbeiter entsprechend erhöht und ergänzt wird. Endlich sollen auch die Hauptabnehmer dringend ermahnt werden, schon in der stilleren Sommerzeit, soweit das irgend thunlich ist, ihren Bedarf zu decken. (Berichtigung). In den Standesamts=Nachrichten er Stadt Wattenscheid muß es unter Aufgeboten heißen: Bergm. Gustav Tiedtke u. Anna Renner, beide aus Wattenscheid. Wanne, 31. Mai. Alle zur Kreuzung von Eisen vahnzügen an der Haltestelle Unser Fritz erforderlichen Arbeiten sind nunmehr bendet und die Anlagen bereits in Betrieb genommen. Dadurch wird es möglich, mehr Züge ein zulegen und dieselben schneller zu befördern. Aus Westdeutschland. Bochum, 26. Mai. Von den Teilnehmern der am Sonntag abgehaltenen Versammlung der Beisitzer des Bergewerbegerichts für den Oberamtsbezirk Dortmund wurde olgender Antrag unterzeichnet:„Endesunterzeichnete Beisitzer des Berggewerbegerichts Dortmund beantragen, bei der zuständigen Behörde einen Antrag einzubringen, ein Gutachten des Berggewerbegerichts einzufordern über Anstellung von Grubenkontrolleuren(Delegierten) aus praktisch erfahrenen Bergleuten zur Verhütung von Unfällen auf den Zechen, und begründen ihren Antrag in der Anlage.“ In der folgenden Beratung zur Begründung des Antrages wurden folgende Punkte, welche einer täglichen Kontrollierung bedürfen, hervorgehoben: 1) die Ueberfüllung der Förderkörbe bei der Seilfahrt; 2) die Badeeinrichtungen; 3) die Schließung der Barrieren an den Bremsbergen, Schächten 2c.; 4) die Wetterführung; 5) die Abbaustellen in den Pfeilern und Strebebauten; 6) die der Wetterkontrolle unterstellten Wetterstrecken, Ueberhaue, Wettermessung und Wetterkontrolleure; 7) die Schichthauer im allgemeinen und in solchen Betriebspunkten, wo eine höhere Temperatur vorhanden ist, sowie die Handhabung sämtlicher bergpolizeilicher Vorschriften. Ueber die Wahl und Anstellung von Kontrolleuren solle das Gesetz über Einführung von Berggewerbegerichten maßgebend sein, mit dem Zusatz, daß es einerlei ist, ob der Gewählte den in dem Wahlbezirk bestehenden Belegschaften angehört oder nicht. Ferner soll der Kontrolleur dem Revierbeamten unterstellt sein, und das königl. Oberbergamt hat über seinen Bezirk zu bestimmen und ihm denselben anzuweisen. Die Besoldung trägt die Staatsregierung, aber auch die Wähler haben eine Kontrolle über den Gewählten auszuüben, indem ein solcher Kontrolleur, sofern er seine Schuldigkeit nicht thut, auf Grund eines Antrages und einer genauen Untersuchung seitens des Bergamtes seines Amtes enthoben werden kann. Der Kontrolleur hätte täglich, ob bei Tag oder Nacht, seine Kontrolle auszuüben, jedoch könne ihm seine Aufsichtsbehörde sicht länger als 8 Stunden pro Tag zumuten. Ueber die Kontrolle soll der Kontrolleur auf der Zeche ein genaues Buch führen und etwaige Befunde in den einzelnen Betriebs stellen sofort dem Revierbeamten anzeigen. — Die Unfallentschädigungen für die 43 auf Zeche„Zollern“ am 22. Mai verunglückten Arbeiter dieser Zeche(einer der Verunglückten war aus einem fremden Betriebe) sind durch den Vorstand der Sektion 2 der Knappschaftsberufsgenossenschaft bereits festgesetzt. Es betragen die zu ersetzenden Beerdigungskosten 3475,48 Mk., die Jahresrenten der 32 Wittwen 6795,86 Mk., die Jahresrente der 89 Kinder 13238,86 Mk. Der Kaiserlichen Oberpostdirektion sind die entsprechenden Zahlungsanweisungen für die Beträge zugestellt. Aus Anlaß des Unglücks auf Zeche„Karolinenglück“ waren festgesetzt worden: an Beerdigungskosten für 116 Personen 8779,82 Mk., Jahresrente für 59 Witwen 13 468,75 Mark, Jahresrente für 116 Kinder 18042,67 Mk. Bochum, 28. Mai. Gestern Nachmittag verunglückten auf Zeche„Ver. Präsident“, Schacht 1, 2 Knappen. Sie trugen mehrere Brandwunden am Kopfe und den Armen davon, so daß ihre Ueberführung ins„Bergmannsheil“ erfolgen mußte. Herne, 29. Mai. In geheimer Sitzung der Stadtverordneten wurde gestern beschlossen, die nördlich der KölnMindener Eisenbahn gelegenen Grundstücke in Größe von ca. 9 Morgen zur Anlage eines Schlachthofes zu kaufen. Der Preis stellt sich auf ca. 50000 Mk. § Blankenstein, 31. Mai. 2 Taschendiebe aus Essen, welche am 1. Feiertage hier auf der Kirmes ihr Unwesen trieben, wurden dabei ertappt und gestern durch einen Gensdarm nach Hattingen ins Gefängniß abgeführt. Man fand bei denselben eine Menge jedenfalls g stohlener Sachen vor. Bei ihrer Verhaftung versuchten sie einen Theil der Sachen wegzuwerfen. Witten, 27. Mai. Der Schornsteinmaurer Kreisel aus Dortmuno, fiel gestern auf der Schlenkhoff'schen Kalkbrennerei am Bahnhofe Witten=West bei der Arbeit aus einer Höhe von 23 Meter im Schornsteine hinab und trug lebensgefährliche Verletzungen davon. Mengede, 29. Mai. Auf Zeche„Adolf von Hansemann" erlitt gestern der Bergmann Hunke aus Waltrop durch herabfallendes Gestein lebensgefährliche Verletzungen. Er wurde dem St. Marienhospital in Lünen überwiesen. Siegen, 28. Mai. Gestern beging der Leiter des hies. Postamts, Postdirektor E. v. Bötticher, sein 50jähr. Dienstjubiläum. Beckum, 29. Mai. Der Zimmergeselle Martin Marwig aus Kiel erhängte sich gestern Nachmittag in seinem Schlafzimmer. Der 35jährige Mann hatte vor einiger Zeit das Unglück, von einem Baugerüst zu fallen, wodurch er sich verschiedene Verletzungen zugezogen hat. Wahrscheinlich hat er die That aus Schwermut begangen. Neuenkirchen, 28. Mai. Eine Gaunerin hätte beinahe auch hier ihr nettes Geschäft gemacht. Kommt da gestern Morgen ein feingekleidetes Fräulein hier an, begiebt sich in eine Gastwirthschaft und bestellt ein feines Mittagessen für sich und ihre Herrin, die Gräfin N..... aus Münster, welche gegen Mittag kommen würde. Sodann beziebt sich die Gouvernante der Gräfin in ein hiesiges Geschäft, kauft für 180 Mk. Herren= und Damenstoffe aller Art und entfernt sich mit dem Bemerken, ihre Herrin, die Gräfin N. aus Münster, werde sogleich hier sein und die Sache begleichen. Der Geschäftsinhaber schöpfte jedoch Verdacht und benachrichtigte den Polizeidiener, welcher das Fräulein auf der Chaussee nach Rheine einfing. Die Schwindlerin weigert sich, ihren Namen zu nennen. Coesfeld, 29. Mai. Die Geschwister Wermelt haben dem Benediktiner=Orden ihr in Gerleve bei Billerbeck gelegenes Colenat behufs Gründung eines Klosters zum Geschenk gemacht. Hoffentlich wird die staatliche Genehmigung nicht versagt werden. Bei Gelegenheit der Einweihungsfeier der neuen Votivkirche des hl. Ludgerus zu Billerbeck weilten der Abt von Maria=Laach und Frater Ludgerus(der frühere Architekt Rincklake, der Erbauer der Votivkirche) auf dem Colonate und besichtigten dasselbe eingehend. Billerbeck, 29. Mai. Frhr. von Twickele Ehrenamt. mann unserer Gemeinde, hat vom hl. Vater den Pius=Orden erhalten. — 30. Mai. Papst Leo hat aus Anlaß der Einweihung der Ludgerus=Kirche in Anerkennung der Verdienste, welche sich Herr Pfarrer Schnittkemper um die Vollendung erworben, denselben zum Propst ernanut und bestimmt, daß der jeweilige Rektor der Ludgerikirche denselben Titel führen solle. Die Kirche selbst erhält die Bezeichnung„Propstei=Kirche“. Borken, 29. Mai. Seit Jahren hatte der hiesige Kriegerverein versucht, die Errichtung eines Krieger=Denkmals in der Kreisstadt Borken anzustreben. Jetzt sind die Denkmalskosten, die sich auf etwa 6000 Mk. belaufen, fast sicher gestellt. Der Kreisausschuß hat jedoch an die Bewilligung der Summe von 2000 Mk. die Bedingung geknüpft, daß sämtliche Namen der in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870=71 gefallenen Krieger des ganzen Kreises Borken an dem Denkmale Aufnahme finden. Das Denkmal soll auf dem hiesigen Marktplatze aufgestellt werden. Vreden, 28. Mai. Wie verlautet, wird Herr Weihbischof Graf Galen in ca. 3 Wochen hierselbst das Sakrament der Firmung spenden. Buer, 28. Mai. Gestern Abend brannte das Haus des Schreiners Joh. Pöppinghaus an der Essenerstraße gänzlich nieder. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, das Nachbarhaus zu schützen. — Wegen eines bei der Wwe. Scherkamp ausgeführten Diebstahls wurden die Arbeiter Friedrich Scheers und Ernst Klockenbusch sowie der Bäcker W. Helbert aus Gelsenkirchen hier festgenommen. Mülheim(Ruhr), 28. Mai. Heute morgen wurde aus dem Schleusenkanal die Leiche des Stuhlflechters Herm. Markes, wohnhaft auf der Teinerstraße, gezogen. Der 55jährige Mann entfernte sich gestern abend vom Hause, um einen Spaziergang nach dem Kahlenberg zu machen. Ruhrort, 30. Mai. Die Ruhr führt Hochwasser und überfluthet bereits die unteren Gebiete des Nordhafens. Mörs, 26. Mai. An der Haltestelle Hochstraße ließ sich gestern früh der Arbeiter Maaß von dem von Homberg kommenden Personenzug überfahren; der Kopf wurde ihm vom Rumpfe getrennt. Elberfeld, 27. Mai. An der Schäferschen Mühle in Sonnborn landete gestern nachm. die Leiche einer weiblichen Person. Aus einer Visitation ihrer Taschen ergab sich, daß sie einen Brief bei sich trug, in welchem sie ihrem Bräutigam Adien sagte, mit ihrem Namen Bertha Melde, Tannenstraße 3, unterzeichnet. Die M. ist 22 Jahre alt und wollte sich heute verheirathen. Was dieselbe in den Tod getrieben hat, konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Aachen, 28. Mai. Ein an der electrischen Lichtanlage des Hüttenwerks Rothe Erde beschäftigter Mechaniker berührte den Leitungsdraht und wurde sofort getödtet. Jülich, 29. Mai. Seit Jahren hat die Stadt Jülich beim Kultusministerium den Antrag gestellt, das„städtische Progymnasium mit königlichem Compatronate“ auf den Staat zu übernehmen. Heute endlich ist die Verstaatlichung in Anwesenheit eines Regierungsrathes aus Koblenz als Vertreter des Königl. Provinzial=Schulkollegiums endgültig vollzogen worden. Nach den Vertragsbedingungen verpflichtet sich die Stadt, auf ihre Kosten ein neues Schulgebäude, dessen Bauplan mit der höheren Schulbehörde zu vereinbaren ist, zu errichten. Seine Stelle erhält das neue Gebäude neben dem neu erbauten Krankenhause im neuen Stadtviertel, in dem auch zur Zeit ein großer Bau für ein Mädchenpensionat, dessen Leitung die hiesigen Franziskanerinnen übernehmen, errichtet wird. Neuwied, 27. Mai. Dem Begründer der Raiffeisenschen Darlehnskassen=Vereine, Friedrich Wilh. Raifseisen, soll hier ein Denkmal gesetzt werden. Der Erfolg der Bemühungen des Verstorbenen um die Hebung des Darlehnskassenwesens ist bekannt und wird am deutlichsten durch die Zahl der dem Centralverbande angehörenden Genossenschaften ausgedrückt. Im Jahre 1949 rief Raiffeisen den ersten ländlichen Darlehnskassenverein ins Leben; heute haben sich etwa 3000 dieser Vereine in dem Centralverbande vereinigt. Koblenz, 27. Mai. Eine hiesige Dame fuhr vor kurzem vom Moselbahnhof ab nach Berlin und löste für diese Fahrt ein Retour=Billet 3. Klasse. Wohlweislich hatte sich die Dame die Nummer des Billets gemerkt. Auf der Rückfahrt vom Anhalter=Bahnhof Berlin(die Dame hatte bereits die Billet=Kontrolle auf genanntem Bahnhofe passiert) bemerkte sie gleich nach der Abfahrt des Zuges, daß ihr das Billet fehlte. Sie machte den dienftthuenden Schaffner gleich auf das Fehlen des Billets aufmerksam, sandte auch von Jüterbogk ein Telegramm nach dem Anhalter=Bahnhof mit der Anfrage, ob sich das Billet nicht etwa auf dem Bahnsteig gefunden habe. Auf letztere Anfrage erhielt die Dame eine amtliche Antwort in verneinendem Sinne. In Halle, woselbst die Dame umsteigen mußte, trug sie den Fall dem Stations= vorsteher vor, dieser konnte sie jedoch nicht davon entbinden, ein Billet von Berlin bis Halle und von dort bis Koblenz nachzulösen, wofür sie 29,60 Mk. zahlen mußte. Die Dame wandte sich an die königl. Eisenbahn=Direktion Köln. Diese verwies jedoch die Angelegenheit an die zuständige Eisenbahn= Verkehrs= Inspektion Halle. Von letzterer ging nun eine ablehnende Antwort ein, weil der Verbleib des Billets nicht ermittelt sei, mithin das Billet vielleicht von einer 3. Person gefunden und abgefahren worden sei. Mit diesem Bescheide wollte die Dame sich nicht zufrieden geben und wandte sich neuerdings an das Eisenbahnministerium mit dem nochmaligen Antrage um Erstattung. In der Eingabe an das Ministerium machte sie besonders geliend, daß es doch weniger von Bedeutung sei, daß das Billet nicht gefunden worden sei, sondern wesentlicher sei es, festzustellen, ob das Billet nicht bei der Billetkontrolle abgegeben sei. Treffe letzteres zu, so würde selbstredend auf die Erstattung des Betrages verzichtet werden. Der Minister scheint nun die Sache wohlwollend aufgenomwen zu haben, denn dieser Tage ging der Gesuchstellerin der Betrag von 29,60 Mk. durch Postanweisung zu. Dieser Fall zeigt wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, sich bei Benutzung der Eisenbahn stets die Nummer des Billets zu merken; er zeigt aber auch weiter, daß man sich in dergleichen Fällen nicht mit dem Bescheide der ersten Instanz zufrieden geben, sondern sich beschwerdeführend bis zur letzten Instanz wenden soll. Daun, 29. Mai. Die Maul= und Klauenseuche nimmt in unserm Kreise weitere Ausdehnung. Der auf heute in Hillesh im angesetzte Viehmarkt mußte deshalb vom Landrathsamte verboten werden. Aus gleichem Grunde wurde der auf Mittwoch den 1. Juni fallende Markt in Kelberg untersagt. Kreuznach, 26. Mai. Wie die Cur=Direktion mittheilt, wurden die kaiserlichen Prinzen August Wilhelm und Oskar für Juui zum Kurgebrauch angemeldet. Braunschweig, 28. Mai. In Süpplingenburg erschoß ein 15jähriger Lehrling beim Spielen ein junges Mädchen unter dem Ruf:„Du hast lange genug gelebt.“ Die Kugel drang in den Kopf des Mädchens, das sofort tot war. Kassel, 29. Mai. Gestern Nachmittag 3,14 Uhr fuhr eine leere Lokomotive gegen einen von Kassel=Ost kommenden Güterzug. 1 Heizer ist tot, 2 Lokomotivfüher schwer, 1 Heizer und 2 Rangiter leicht verletzt. Der Führer der leeren Lokomotive hatte das Haltesignal am Abschlußmast nicht beachtet. Die Personenzüge erlitten 2stündige Verspätung, weil das Maschinengleis 2 Stunden gesperrt war und die Zuglokomotiven nicht herangezogen werden konnten. Neueste Nachrichten und Telegramme. Bonn, 31. Mai. Als der Rheindampfer Humbold mit Pfingstausflüglern voll besetzt gestern Abend 6 Uhr in Bonn anlegen wollte, versagte die Maschine. Das Schiff trieb an ein Baugerüst der Rheinbrücke, woselbst es mit dem Vordertheil festsitzt. Die Fahrgäste wurden mittelst Dampfbooten abgeholt. Unglücksfälle sind zum Glück nicht vorgekommen. Luzern, 31. Mai. Mehrere Arbeiter, die gestern früh auf hiesigem Bahnhofe an der Gotthard=Linie arbeiteten, flüchteten vor einem heranfahrenden Zuge auf das benachbarte Geleise der Nordostbahn, wo sie von einem plötzlich herankommenden von ihnen nicht bemerkten Sonderzuge überfahren wurden. 7 Arbeiter waren sofort todt, 3 wurden schwer verletzt. Paris, 31. Als Drummont und andere Deputirte gestern Abend von Marseille kommend auf dem Lioner Bahnhofe eintraf, fanden Kundgebungen statt. Es wurden dabei 5 Verhaftungen vorgenommen. Die Kundgebungen wiederholten sich vor dem Hause der Libre Parole. Als Drummont dort eintraf, kam es zu Thätlichkeiten, wobei 1 Person verletzt wurde. Belgrad, 31. Mai. Zoischen Pirot und Czaribrod ist infolge Wolkenbruch die Bahnlinie auf eine Strecke von 600 Meter eingestürzt. Der Verkehr wurde unterbrochen. Der zur Uebernahme der Passagiere entsendete Zug stieß bei Valja mit einem Güterzuge zusammen. Vom Zugpersonal wurden 3 Personen verletzt. Constantinopel, 31. Mai. Die Grenzbestimmungsarbeiten sind beendet. Die mit der Ueberwachung Thessaliens betraute Delegation meldet, daß 4 weitere TransportDampfer angekommen seien und daß die Hoffnung gerechtfertigt sei, daß die Räumung Thessaliens zur festgesetzten Zeit beendet sein werde. 30. Mai. Der Marinesekretär hat eine Depesche des Kommodore Schley von heute früh 12 Uhr 30 Minuten empfangen, welche mittheilt, daß die spanische Flotte in Santiago ist. — 31. Mai. Die Depesche des Daily Telegraph betr. die Verhandlungen über eine Allianz mit England werden weder im Stuatsdepartement noch in der englischen Botschaft bestätigt. Dagegen sind die Unterhandlungen über ein Reciprocitäts=Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und England beinahe zum Abschluß gekommen. Zurückgesetzte SommerO W-Lan Wenab-t-P„ FI* M 1KRPE Stotte vegen vorgerückter Salson. Muster auf Verlangen franco ins Haus. bäctebllder grate 0 meter Waschston E. KI. IK 150 PM. 6" solld Sommerstoff,„ 1.80„ 6" Sommer-Nouveauté„„ 2.10„ 6„ Lodenvorzgl Qual.dop.br. 3.60„ Ausserordentliche Gelegenheitskäufe in modernsten Kleider- und Blousenstoffen zu extra reduzirten Preisen versend. in einzel. Metern franco ins Haus OETTINGER& Co., Frankfurt a. M. Versandhaus.(6 Geperat-Abtheilung) Stof e. gans. Ansug M. 3.75 für Herrenstoffe) Chertot„„„ 6.85 Ter K RrE.„ In den meisten besseren Geschäften käuflich: Kotorr Karros —— wohlschmeckendster und billigster, zu 75, 80, 85, 90 und 95 Pfg. per ½ Pfund-Packet. Dampf-Kaffeebrennerei„Victoria“, Ed. Schlingschröder& Co., Bonn. Dr. Hartung, Frauen-Klinik. Dertmund, Ellsabethstr. 2, Südwall-Ecke. Grecerkatt. 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Lohrheide, Lohrheideweg, Berg= 2025 weg, Bahnhofstr., Aschenbruchstr., Bochumerstr. von KrayWanner=Bahn bis Ende, Osterfeldstraße. Bochumerstr. Nr. 1 bis Kray= 1619 Wanner Bahn, Mittelstr., Leitherstr., Paßstr., Rheinelbestr., 2291 Mathildenstraße, Breilstraße, Friedrichstr., Almastr., Oberfeldstr., Gelsen= 2097 kirchenerstr., Hochweg, Neustr. Bergmannstr., Schulstr., 2116 Heinrichstr., Theodorstr., Haus= 2333 mannstr., Sedanstr., Nordstr., Kistenweg, Bühlweg, Festweg, 1881 Buschweg, Emmastr., Ziegelstraße, Elisabethstr., Heidestr., Josefstr., Kampfstr., Südstr., Querstr., 1746 Wahllokals. Wirth Louis Block, Wirth Carl Zitzen, Wirth W. Stalberg, Wirth Anton Wäsche, Wirth Theodor Backs, Wirthin Wwe. Serres, Wirth H. Depke, Wahlvorstehers. Kaufmann Bernhard Borchard, Gerichtstoxator Franz Brückmann, Betriebsföhrer Hugo Koch, Wirth Friedrich Ragert, Lehrer Ferd. Favorke, Buchhalt. Wilh. Ahlmann, Bäckermeister Johann Backs, Wirth Carl Louis Hoffmann, Stellvertreters. Kaufmann Herm. Hütter. Lehrer Jecob Burbach. Bäckermeister Wilhelm Stalberg. Betriebsführer Wilhelm Kellermann. Lehrer Fried. Burgtorf. Kaufmann Aug. Müller. Bergmann Johann Nübel. Maschinist Friedr. Simon. Wirth Arnold Greitemeier, Vorstehende Uebersicht über die Abgrenzung der Wahlbezirke 2c. behufs Wahl eines Abgeordneten, für den Reichstag wird mit dem Bemerken veröffentlicht, daß die Wahl am Donnerstag, den 16. Juni ds. stattfindet.— Die Wahlhandlung beginnt am gedachten Tage 10 Uhr Vormittags und wird um 6 Uhr Nachmittags geschlossen. Jeder Wähler hat während dieser Zeit in dem Wahllokale seines Wahlbezirks einen Stimmzettel von weißem Papier, welcher mit dem Namen des Kandidaten, welchem er seine Stimme geben will, versehen sein muß, dem Wahlvorstande zu übergeben. Der Zettel darf kein äußeres Kennzeichen haben und muß so zusammengefaltet sein, daß der Name äußerlich nicht sichtbar ist, widrigenfalls der Wahlzettel als ungültig zurückgewiesen wird. Die Stimmzettel sind außerhalb der Wahllokale mit dem Namen des zu wählenden Kandidaten zu versehen, auch sind gedruckte Stimmzettel zulässig.— Ungültig sind: 1. Stimmzettel, welche nicht von weißem Papier oder welche mit einem äußeren Kennzeichen versehen sind; 2. Stimmzettel, welche keinen oder keinen lesbaren Namen enthalten; 3. Stimmzettel, aus welchen die Person des Gewählten nicht unzweifelhaft zu erkennen ist; 4. Stimmzettel, auf welchen mehr als ein Name oder der Name einer nicht wählbaren Peison verzeichnet ist; 5. Stimmzettel, welche einen Protest oder Verbehalt enthalten.— Im Wahllokale dürfen während der Wahlhandlung weder Diskussionen stattfinden noch Ansprachen gehalten oder Beschlüsse gefaßt werden. — Abwesende Wähler können in keiner Weise durch Stellvertreter oder sonst an der Wahl Teil nehmen. Ueckendorf, den 27. Mai 1898. Der Gemeindevorsteher. W. Beckmann. Cv. Frbeiterverein zu Wattenscheid. Die Mitglieder werden gebeten, zur Beerdigung des verstorbenen Vereinsmitgliedes, Berginvaliden Christian Kann zu Westenfeld, am den 1. Juni, Nachmittags um 3,30 Uhr im Vereinslokale sich versammeln zu wollen. Um rege Betheiligung bitte“ Der Vorstand. Ev. Gesellenverein. Mittwoch, den 1. Juni Außerordentliche Gereci. hesansen, Zahlreiches Erscheinen dringen erwünscht Der Vorstand. Schpeinundssiege zu verkaufen. Südfeldmark 2. Ein ordentliches Dienstmädchen, welches auch waschen kann zum 1. oder 15. Juni gesucht. Frau Althags, Sommerdelle 19. Ein tüchtiges Dienstmädchen auf ganze oder halbe Tage sofort gesucht. Zu erfragen in der Erpd. Jagendlicher Arbeiter sofort gesucht. Carl Busch, Buchdruckerei. Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, heute Abend 9 Uhr meinen lieben unvergesslichen Mann, unsern guten Vater, Sohn, Schwiegersohn, Bruder, Schwager u. Onkel den Händler Wilhelm Werner im Alter von nahezu 36 Jahren, nach langjährigem, mit grosser Geduld ertragenem Nierenleiden, infolge Herzlähmung zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Wattenscheid, Barmen, Osnabrück, Cleve, den 28. Mai 1898. Die trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet am Mi twoch, morgens 8 Uhr vom Sterbehause, Nordstr. 31 aus statt. Hierauf das feierliche Seelenamt in der Pfarrkirche zu Wattenscheid. Wirklich reelles Waschmittel besser und im Gebrauch bedeutend billiger als Panama-Holz- Wasch- Extract, Seifenpulver, Waschpulver oder irgendweiche Seifen-Extracte. Ueberall erhältlich. Kriegerverband der Stadt Wattenscheid. Der Kamerad Wilhelm Werner vom Kameradschaftlichen Kriegerbund ist gestorben. Zur Beerdigung tritt der Verband Mittwoch, den 1. Juni er., morgens 8 Uhr auf der Vödestraße bei Ahlmann an. Das Präsidium. D. R.-G. M. Nr. 28968. T KNRA Reinigt die Kopfhaut. Ertfernt die Kopfschuppen. Belebt den Haarwuchs. Macht die Haare schön se idenweich. 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