4 Si der Nr. 251. (1. Blatt) Mittwoch, den 28. October 1896. 28. Jahrgang „ krienst, Dder Ferl...„ Organ für Stadt& Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet vierteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Postgebiet 2 Mk.) Wartenscheid& Lemr Kemendor, werden die Petitzeile oler deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärts mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzugtStellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid. 181. Der Reichstag wird in 2 Wochen wieder zusammentreten. Er sieht einer arbeitsreichen Zeit entgegen, da eine Fülle von Berathungsgegenständen ihrer Erledigung harrt, an die sich zum Theil ein ungewöhnliches öffentliches Interesse knüpft. Dieselben betreffen zunächst die durch die Annahme des neuen bürgerlichen Gesetzbuchs unabweislich gewordene Regelung verschiedener Rechtsmaterien, deren Miteinschließung in das deutsche bürgerliche Recht ihrer innern Natur nach oder aus Zweckmäßigkeitsgründen nicht statthaft erschien. Auch die hochwichtige Justiznovelle bedarf einer endlichen Verabschiedung, da sie schon seit 2 Jahren zu den Inventarstücken des Reichstages gehört und Reformen von hervorragender Wichtigkeit für die deutsche Strafrechtspflege bezweckt. Nichts Geringeres als die Einführung der Berufung für die Strafkammern, die Entschädigung unschuldig Verurtheilter, die Erweiterung der Privatklagen, die Wiedereinführung des Nacheides,— also Neuerungen von ebenso großer prinzipieller wie praktischer Tragweite sucht sie ins Leben zu rufen. Nicht minder bedeutungsvoll ist der dem Bundesrath zur Zeit vorliegende Gesetzentwurf über die Reform der Militärstrafprozeßordnung. Man darf gespannt darauf sein, in welcher Form er von dort an den Reichstag gelangen wird. Einstweilen bietet er der öffentlichen Erörterung keine greifbaren Handhaben. Ob die geplante Neuorganisation des Handwerks noch einen Platz unter den Verhandlungsgegenständen des Reichstages finden wird, ist zur Zeit noch eine offene Frage. Der darüber in der Presse und in Versammlungen geführte Meinungsstreit hat wenig klärend auf die öffentliche Meinung eingewirkt und Gegensätze geschaffen, die sowohl im Hinblick auf den großen Zweck des Entwurfs, als auch im nationalen Interesse zu bedauern sind. In jedem Falle werden die Juristen des Reichstages den Löwenantheil an der Arbeit und an dem materiellen Ergebniß der wieder aufgenommenen parlamentarischen Thätigkeit haben, was freilich den nicht juristisch gebildeten Mitgliedern des hohen Hauses keineswegs eine Berechtigung giebt, die Pflichten ihres Mandats unter ebenso freien Gesichtspunkten zu erfassen, wie im Verlauf der diesjährigen Session. Chronische Beschlußunfähigkeit des Reichstages steht in gar zu großem Mißverhältniß zu seinen gesetzgeberischen Aufgaben. Berlin, 27. Oct. Der Kaiser und Prinz Heinrich sind in Begleitung des Kriegsministers v. Goßler und des Chefs des Civilcabinets v. Lucanus gestern Abend 11 Uhr nach Meppen abgereist. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist gestern Abend aus Süddeutschland wieder hier eingetroffen. Heute Vormittag 10 Uhr empfing er den Staatsminister v. Bötticher zu einer Besprechung, die eine halbe Stunde währte. — Der Ernteertrag im Deutschen Reich stellte sich nach einer vorläufigen Schätzung, die sich im October auf Weizen, Baron und Waldheger. Roman von Georg Höcker. 13 Schwarzbrot hatte er nan die Menge verkostet und auch das Pfefferkuchenhäuschen hatte er zu wiederholtenmalen von innen gesehen. Freilich, da hatten seine Illusionen einen gewaltigen Stoß bekommen. Weder wären seine Erwartungen, die Wände der baufälligen Hütte abzuknabbern, von irgend welchen Erfolgen begleitet gewesen, noch hatte er trotz seines von innerem Mißtrauen geschärften Blickes in der verwahrlosten, nur aus einem Raume bestehenden Hütte eine Vorrichtung zu entdecken vermocht, welche zur Aufnahme und dem späteren Braten von kleinen Knaben hätte dienen können. Dagegen war die alte Brigitte immer freundlich zu ihm, hatte ihm einmal wohl auch einen rotwangigen Apfel geschenkt und ihm immer wieder mit ihrer zitternden Hand über das seidenweiche Gelock gestrichen, so daß er schließlich zu der alten Frau trotz ihres abstoßenden Aeußeren Vertrauen faßte und zu ihr zu sprechen wagte. Das Freundschaftsband zwischen den beiden kleinen, fast ausschließlich sich selbst überlassenen Geschöpten war im Laufe weniger Wochen ein immer innigeres geworden. So blieb auch ihr Verkehr vicht nur auf die kleine, von Bäumen eng umstandene Waldwiese begrenzt, sondern Hand in Hand gingen sie auch oft tief in den Wald hinein, und zuweilen kam es vor, daß der Grete Vater, der Forstwart, sich ihnen zugesellte. Diesem gegenüber freilich vermochte Oswald seine aufängliche Scheu nicht ganz abzulegen; aber er ließ es sich doch ganz gern gefallen, daß der Forstwart ihnen Stellen wies, wo besonders reichlich die würzigen Waldbeeren reiften. Einmal nahm sie der düstere Mann, der zu Oswalds Erstaunen gar oft Selbstgespräche hielt und im Verlaufe derselben wohl auch laut in den Wald hineinschrie und die Fäuste ballte, mit in den tiefen Forst hinein. Dort befand sich eine Futterstation für die Wildschweine, deren Obhut Bürgel unterstellt war. Mit kebhafter Verwunderung und großen, glänzenden Augen nahm der Knabe das noch nie gesehene Schauspiel in sich auf, wie abends, kurz bevor die Sonne niederging, auf ein vom Heger gegebenes Hornsignal von allen Ecken und Enden des Waldes her, unter dem dichten Untergehölz hervorkriechend, unförmlich große, schwarzgraue Muttersäue grunzend herangetrollt kamen, sämtlich von einem Wurf de lustig umtrottender Frischlinge begleitet. Spelz und Sommergerste erstreckte, folgendermaßen: bei Winterweizen 18,0 Doppelcentner vom Hektar gegen 16,7 im J. 1895, Sommmerweizen 14,9 Doppelcentner vom Hektar gegen 13,8 im J. 1895, Winterspelz 13,2 Doppelcintner vom Hektar gegen 13,9 im J. 1895, Sommergerste 16,5 Doppelcentner vom Hektar gegen 16,8 Doppelcentner im I. 1895. — Der Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich sind heute früh 8,30 Uhr von hier nach Plön zurückgereist. Ihre Majestät die Kaiserin nebst den 3 anderen kaiserlichen Prinzen hatten denselben das Geleit zum Bahnhof gegeben. — Ueber das Lehrerbesoldungsgesetz werden in den Lehrerzeitungen Mittheilungen gemacht, die geeignet sind, die in der Lehrerschaft vorhandene Besorgniß noch zu steigern. Das Kultusministerium hat, wie mitgetheilt wird, auf eine Erhöhung des Grundgehalts und der Alterszulagen von vornherein verzichtet, während der Finanzminister einer höheren Normirung der Sätze keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenstellen würde. Diese Zurückhaltung hat sich nach den betreffenden Mittheilungen das Kultusministerium aus Rücksicht auf die Konservativen auferlegt, die dem Gesetze ihre stimmung versagen würden, wenn es höhere Ziffern enthielte. — Wie die„Kreuzztg.“ berichtet, findet am Freitag, den 30. d. M., eine gemeinsame Sitzung des Evangelischen Ober= kirchenraths mit dem Generalsynodalvorstande statt; am Abend vorher wird der letztere unter dem Vorsitze des Superintendenten Lic. Holtzheuer aus Weferlingen zu einer Beratung zusammentreten, — Der„Reichsanzeiger“ schreibt:„Bei der öffentlichen Besprechung der jüngsten Enthüllungen der„Hamb. Nachr.“ über die deutsch=russischen Beziehungen bis zum Jahre 1890 trat vielfach der Wunsch hervor, die Regierung möge auch ihrerseits das Wort zur Sache ergreifen. Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß dies nicht geschehen werde. Diplomatische Vorgänge von der von den„Hamb. Nachr.“ erwähnten Art gehören ihrer Natur nach zu den strengsten Staatsgeheimnissen, die gewissenhaft zu bewahren internationale Pflicht ist, deren Verletzung die Schädigung wichtiger Staatsinteressen bedingen würde. Die kaiserliche Regierung muß daher auf diese Klarstellung verzichten. Sie wird jenen Auslassungen gegenüber weder Falsches berichtigen, noch Unvollständiges ergänzen, in der Ueberzeugung, daß die Zuversicht in die Aufrichtigkeit und Vertragstreue der deutschen Politik bei den anderen Mächten zu fest begründet ist, als daß sie durch derartige Enthüllungen erschüttert werden könnte. diesen Enthüllungen, die man auf den Fürsten Bismarck zurückführt, war behauptet, Graf Caprivi habe es abgelehnt, ein von seinem Vorgänger(Bismarck) herbeigeführtes Einvernehmen zwischen Deutschland und Rußland wegen Beobachtung einer wohlwollenden Neutralität im Falle eines Angriffes gegen einen der beiden Staaten fortzusetzen, während Rußland dazu bereit war; diese Mittheilung, die allgemeines Aussehen erregt hat, wenn sie begründet ist, hat nicht nur eine historische, „Die haben's besser wie wir Menschen," sagte einmal der Heger zu dem kleinen Oswald, während er zum erstenmal auch über das seidenweiche Haargelock des Knaben strich,„wenn die sich nicht sattgefressen haben, dann hab' ich's auszufressen, aber ob ich meinen Hunger stillen kann, danach fragt der gnädige Herr nit. Freilich, ich bin nur ein Mensch, der leicht zu ersetzen ist, and keine hochwohlgeborene Muttersau.“ Der Knabe hatte ihn nicht verstanden; aber anwillkürlich hatte er sich vor dem drohenden Blick gefürchtet, der während dieser Worte aus den dunklen Augen des Hegers hervorgeschossen war. Von diesem Tage an aber waren die beiden Spielkameraden auch allein nach der Futterstelle gegangen, einmal, weil es auf dem Wege dahin gar verschwiegene Plätze gab, an denen köstliche Waldbeeren reiften, dann aber auch, weil der kleine Bursche sich an dem seltenen Schaaspiel nicht sattzusehen vermochte. Das Glück war ihnen freilich nicht immer günstig; sie wußten es nicht, daß die Fütterung der Frischlinge nicht allabendlich wiederholt wurde. Zudem trugen sie Bedenken, sich in der Dämmerstunde in dem stillen, tiefen Forst herumzutreiben; hatten sie doch schon manche Abenteuer zu bestehen gehabt, die besonders der immer lebendigen, geschäftigen Phantasie des Knaben zu denken gegeben hatten. Da war einmal in ganz kurzer Entfernung vor ihnen ein fremder Herr aufgetaucht, der ein erdfarbenes Fell getragen und mächtig lange Ohren besessen hatte. Der hatte sich vor ihnen auf den Weg gesetzt, die Vorderläufe in die Höhe gehoben und die Kinder angestarrt, bis Oswald, der eine solche Erscheinung noch nicht gesehen, zu brüllen angefangen, kurz entschlossen sich umgewandt und die Flucht ergriffen hatte. Die Grete war stehen geblieben; sie hatte herzhaft gelacht und dadurch ihren Genossen bewogen, in seinem jähen Lauf einzuhalten und sich zaghaft umzuwenden. Da hatte er gerade noch wahrnehmen können, wie das fürchterliche Untier in des Wortes buchstäblicher Bedeutung das„Haseupanier“ ergriffen hatte. Da hatte Oswald sich freilich vor setner Spielgefährtin geschämt und sich darauf besonnen, daß er in seinem Bilderbuche bereits schon ein solches Tier gbkonterfeit gesehen habe. Auch ein äugendes, still aus dem Waldesdickicht fast geräuschlos hervortretendes Reh, das mit einem schnellen, flinken Satz von dannen geeilt war, hatte den kleinen Oswald erschreckt. Dann aber gab es auf der anderen Seite wieder so viel zu sehen in dem Walde; eine ganz neue Welt ging dem Knaben auf, and Grete, die noch nicht einmal wußte, wiesondern auch eine sehr aktuelle Bedeutung, denn der in ihr enthaltene Vorwurf richtet sich nicht nur gegen den damaligen Leiter des auswärtigen Amtes, sondern auch gegen den Kaiser, ohne dessen Wissen und Zustimmung Graf Caprivi nicht vorgegangen sein kann. Coburg, 26. Oct. Der Herzog von Sachsen=Coburg und Gotha hat sich heute zum Besuch des russischen Kaisers nach Darmstadt begeben und gedenkt morgen nach London weiterzureisen. Meppen, 27. Okt. Der Kaiser ist heute morgen 9,40 Uhr in Begleitung des Prinzen Heinrich, des Kriegsministers und größeren militärischen Gefolges hier eingetroffen. Nach kurzem Aufenthalt stiegen Geh. Kommerzienrath Krupp, Admiral von Knorr und Staatssekretär Hollmann in den Salonwagen zur Weiterfahrt zum Schießplatz. — Die Schießübungen vor dem Kaiser und dem Prinzen Heinrich werden bis 3 Uhr dauern. Die Abfahrt von hier nach Hügel erfolgt 5 Uhr nachmittags mittelst Sonderzuges, in dem sich der Kaiser, Prinz Heinrich, Geh. Kommerzienrath Krupp, sowie Mitglieder des Direktoriums der Firma Fried. Krupp befinden. Der Sonderzug trifft um 7,50 Uhr in Villa Hügel ein. — Die Schießversuche in Meppen sind zur höchsten Zufriedenheit des Kaisers verlaufen. Insbesondere haben die aus dem neuen härtbaren Stahl gefertigten Panzerplatten den höchsten an sie gestellten Anforderungen entsprochen und der Durchschlagskraft der entsprechenden Geschosse erfolgreichen Widerstand geleistet. 28. Oct. Um 7,45 Uhr passirte gestern Abend der aus 2 Maschinen und 7 Wagen bestehende Sonderzug mit Sr: Maj. dem Kaiser und Sr. Königl. Hoh. Prinz Heinrich in Begleitung der Herren Geheimrath Krupp, Admiral v. Knorr und Staatssecretär Hollmann nebst Gefolge den hiefigen Rangirbahnhof der Berg.=Märk. Bahn, von wo aus er direkt auf die Werdener Linie übergeführt wurde. 8 Uhr erfolgte die Ankunft auf Station Hügel. Heute früh 9 Uhr wird der Kaiser von Villa Hügel nach der Gußstahlfabrik fahren. Vormittags und Nachmittags findet mit Unterbrechung durch ein Frühstück im Krupp'schen Beamten=Kasino Besichtigung derselben sowie des Schießplatzes statt. Gegen 4 Uhr nachmittags erfolgt die Rückfahrt nach Villa Hügel. Bei dieser Fahrt werden hiesige Schulkinder in der Friedrichstraße Spalier bilden. Freiburg, 27. Oct. Unter großartiger Betheiligung von Klerus und Volk erfolgte heute Vormittag die Beisetzung der Leiche des hochseligen Erzbischof Roos im hiesigen Münster. Dresden, 27. Oct. Am 39. Nov. tritt das Schiedsgericht zur Entscheidung der Lippeschen Erbfolgefrage unter dem Vorsitz des Königs Albert von Sachsen zur Bestellung des Referenten und Festsetzung der Geschäftsordnung hier zusammen. K viel zwei and zwei sei, während ihm die Mutter schon beigebracht hatte, daß dreimal drei neun ist, wußte gar erstaunlich gut Bescheid im Walde. Jeder Käfer, der über den Weg kroch, war ihr dem Namen nach bekannt; die vielen bis in die Wolken ragenden Bäume wußte sie in ihrer Art zu unterscheiden and die Sträucher links und rechts vom Wege mit ihren mannigfachen Gestalten und Blättern, waren ihr allbekannt. Selbst die unter der Moosdecke des Waldes halb verborgen wuchernden Pilze und Schwämme kannte sie; das alles brachte sie in einer so zutraulichen, lieben Weise hervor, daß Oswald wie unter einem Banne gefangen ihr lauschte und gar nicht auf die Zeit merkte, so daß, wenn er endlich bei dämmernder Nacht zu Hause anlangte, Marie ihn mit Scheltworten empfing, da sie es nun einmal nicht leiden konnte, daß die beiden Spielkameraden miteinander verkehrten. Wieder einmal trieben sich die beiden auf der Wiese umher. Nan war es bereits September geworden, der prangende Sommer war dahin, das Laub hatte sich mit der elblichen Farbe des Herbstes überzogen and allmorgendlich war die von Herbstzeitlosen durchsetzte Wiese in einen feuchten, dampfenden Nebel eingehüllt, der sich einem Schleier gleich, in den schon halb entlaubten Kronen der rings um die Wiese stehenden Bäume verstrickte. Auch Abend wurde es bereits früher, der Vogelgesang war verstummt und die Gänseherde Gretes hatte sich gewaltig gelichtet. Die meisten Bauern hatten ihr Federvieh wieder in den eigenen Hof genommen, und in dem engen Verschlage harrten nun die gelbgeschnäbelten und weißbefiederten schmackhaften Vögel des für ihr Geschick so ereignisschweren Martini=Tages, an welchem sie wohlgebraten und gefüllt, auf der Städter und der Bauern Tafel als Glanzstück paradieren sollten. Heute sollten die Kinder nicht tiefer in den Wald eindringen, hatte der Forstwart ihnen am Morgen eingeschärft, als er an der Wiese, mit Gewehr und Hirschfänger ausgerüstet, vorübergegangen war. In dem weiten, dem Baron Bergheim gehörigen Foiste sollte nämlich eine große Treibjagd abgehalten werden. Mit Erstannen sahen die Kleinen, die auf der Wiese sich nebeneinander gesetzt hatten und eben im Begriffe waren, ihr Frühstücksbrot gemeinsam zu verzehren, wie eine Meuge fremder Männer ebenfalls wohlbewaffnet mit Büchsen und in der Gefolgschaft von ehrsam hinterdrein trottenden Hunden die Straße nach dem Walde zu verfolgte. Dann, nach einer Weile, begann das Schießen da und dort, und rief das Waldecho wach...... 44,20 ** 1 K Ausland. Wien, 27. Oct. Der Kaiser Franz Joseph hat, dem Herzog Philipp von Orleans aus Anlaß dessen Vermählung den Orden vom Goldenen Vließ verliehen. Brüssel, 26. Oct. Der Gemeinderath von Brüssel nahm heute den Antrag der socialistischen Gemeinderäthe, bei Vergebung von städtischen Arbeiten den Unternehmern die Gewährung eines Mindestlohnes vorzuschreiben, mit den Stimmen der Socialisten und Clericalen gegen die der Liberalen an. Ein Zusatzantrag der Socialisten, den Mindestlohn auf 4 Franken bei höchstens 10stündiger Arbeitszeit festzusetzen, wurde abgelehnt. Paris, 26. Oct. In Carmaux wurden die socialistischen Deputirten verhöhnt und ausgepfiffen. In der von ihnen veranstalteten öffentlichen Versammlung kam es zu heftigen Schlägereien mit blutigem Ausgang, so daß die Versammlung von der Behörde aufgelöst werden mußte. — 27. Oct. Die Regierung verlangt einen Kredit von 3,500,000 Frcs. zur Deckung der Kosten des Zarenbesuchs. — Der Minister des Innern, Barthou, legte heute in der Kammersitzung 4 Gesetzentwürfe betr. Revision der Gesetze über die Generalräte und über die Verfassung der Gemeinden vor. Die Vorlage habe den Zweck, eine Decentralisation herbeizuführen und die gegenwärtig bestehenden Präfekturräthe durch 18 Bezirksräthe zu ersetzen.— Bei Beginn der Sitzung verlas der Präsident des Senats das Telegramm, welches der Koiser von Rußland von Pagny sur Moselle aus on den Präsidenten Faure gerichtet hatte. Der Präsident Loubet hielt eine Ansprache, in welcher er ausführte, die Reise des russischen Herrscherpaares habe Frankreich Gelegenheit gegeben, den schon alten Beziehungen, welche auf der Gemeinsamkeit der Gesinnung, der Bestrebungen und der Interessen begründet seien, Ausdruck zu verleihen. Der Regierung und dem Parlament gereiche es zur Ehre, daß ihre Weisheit die Ereignisse, welche sich vollzogen, möglich gemacht haben. Das ganze Land bezeuge seine Freude über die neulich erzielten Resultate. Roaune, 23. Oct. Senator Waldeck=Rousseau hielt auf einem Bankett eine Rede und sagte bezüglich der französischrussischen Beziehungen: Seitens der Diplomatie würde später der Charakter der Entente bestimmt. Begnügen wir uns damit, aus den Ereignissen Lehren zu ziehen. Immerhin muß anerkannt werden, daß zwischen beiden Völkern eine Gemeinsamkeit der Ansichten und eine Solidarität besteht, derart, daß man auf sie bei allen Entschlüssen, was auch geschehen möge, rechnen könne. Havre, 27. Oct. Als gestern auf dem Artillerieschießplatze der Ingenieur Brindeau mit Gewalt einen Zünder in die Kappe eines zur Versendung nach Griechenland bestimmten Geschützes pressen wollte, entstand eine Explosion. Brindeau und ein Aufseher wurden getödtet, 1 griechischer ArtillerieOffizier und 1 Arbeiter schwer verletzt. Rom, 26. Oct. Nach einer Meldung der Politischen Correspondenz hat der Papst dem Leiter des russ. Ministeriums des Auswärtigen, Geheimrath Schichkin, das Großkreuz des Pius=Ordens verliehen. — Die„Tribuna“ schreibt: Die Enthüllungen der„Hamburger Nachrichten“ über den russisch=deutschen Neutralitätsvertrag rufen in Rom einen peinlichen Eindruck hervor. Wie alle großen Staatsmänner habe Bismarck ja auf die Politik stets die Maxime angewandt, daß der Zweck die Mittel heilige, allein es sei doch höchst bedauerlich, daß der Altreichskanzler Oesterreich und Italien gerade im Honigmond der Trippelallianz so undelikat behandelte. Dies sei durchaus keine Ehre für seine Loyalität. Auf alle Fälle sei die deutsche Politik der letzten Jahre dank der korrekten Haltung Caprivis über jeden Verdacht erhaben. Abgesehen von dem inneren Gehalte der Trippelallianz, erbringe der Artikel der„Hamburger Nachrichten“ lediglich den Beweis, daß heute die Politik des Berliner Kabinets von einer größeren Aufrichtigkeit beseelt sei. Heute Abend fand im Quirinal ein Festmahl statt, zu dem das diplomatische Corps, Abordnungen des Parlaments, die Minister und die Behörden eingeladen waren. Ferner war heute Abend ein Fackelzug mit Musik veranstaltet worden, der sich über den Corso nach dem Quirinal begab. Als der Zug beim Quirinal angelangt war, erschienen der König, die Königin, der Prinz und die Prinzessin von Neapel sowie die übrigen Fürstlichkeiten auf dem Balcon, wo sie unter fortwährenden begeisterten Jubelrufen der Menge längere Zeit verweilten. Madrid, 27. Oct. Nach einer Depesche aus Havanna wird sich die Wiederherstellung der Ordnung in den Provinzen Pinar del Rio, Havanna und Mantazas eher vollziehen, als man bisher angenommen hat. Der Gesundheitszustand der Truppen hat sich gebessert. Athen, 26. Oct. Ein starkes englisches Geschwader von 19 Schiffen ist im Piräus angekommen, ebenso ein franz. Panzer. Konstantinopel, 26. Oct. Als sich heute der Verweser des armenischen Patriarchats Bartolemeos zu Wagen nach dem Patriarchat begab, stürzten sich 4 Personen, darunter 1 Specereiwaarenhändler, auf ihn. Die Angreifer, die Armenier sein sollen, wurden, ehe sie ein Attentat ausführen konnten, verhaftet. — Gestern haben sämmtliche Civilarbeiter des MarineArsenals infolge mehrwöchiger Lohnrückstände die Arbeit eingestellt. 26. Oct. 2 Getreidespeicher der PacificSpeichergesellschaft, die 1100000 Bushels Getreide enthielten, sind nievergebrannt. Der Schadenist auf 1050000 Doll. geschätzt. Bochum, 25. Oct.(Strafkammer.) Wegen gefährlicher Körperverletzung erhielten die Bergarb. Anton Mosqua 1 6 Mon., Franz und Mathias Mosqua jeder 3 Mon. 3 T., Rob. Kakoska 4 Mon., Jacob Cosack 1 Mon., Kretteck 1 Woche Gef. Die Angeklagten waren alle von Herne.— Der Hausirer Conr. Kramme von Witten wurde wegen Diebstahls mit 3 Mon. Gef. bestraft.— Wegen Unterschlagung wurde der Knopfarbeiter Joh. Baptist Mörsch von Sobernheim zu 4 Mon. Gef. verurtheilt.— Wegen Diebstahls und Sachbeschädigung wrrden dem Bildhauer J. Steinbach von hier 1 J. Gef. zuerkannt.— Freigesprochen wurden der Berginvalide Gust. Gesiner, der Handelsmann Bernh. Kaufhold und der Handels. mann Ignatz Bönig sämmtlich von Herne von der Anschuldigung der Unterschlagung. Essen 26. Oct.(Strafkammer.) Freigesprochen wurde der Wagenführer A. Iserloh von Celsenkirchen wegen fahrl. Körperverletzung.— Die geschäftsl. Helene Höcker von Borbeck wurge wegen Diebstahls zu 1 J. 6 Mon. Gef. verurtheilt. Aus Stadt, Amt und Kreis. attenscheid, 28. Oct. Durch unvorsichtiges Umgehen mit Dynamit=Zündhütchen hat sich vor einigen Tagen in einem Hause an der Chausseestraße ein Unfall ereignet. In dem betr. Hause hatte Jemand mehrere große Zündhütchen, welche er angeblich gefunden hatte, auf einen Tisch gelegt. Ein Schulknabe, Sohn des Herrn Schönfärbers W., nahm eins davon an sich und stach mit einer Nadel in die weiße Zündmasse. Plötzlich explodirte diese, wodurch dem Jungen ein Finger abgerissen wurde. Wir theilen den Fall nachträglich zur Warnung mit. Im Namen des Königs. Der bei der hiesigen rheinischen Eisenbahn angestellte Stations=Assistent Herr Julius Harras von hier ist zum Königlichen Eisenbahn=Stations=Assistenten ernannt worden. Herr Bergrath de Gallois, Vorsitzender der Spruchkammer Wattenscheid, hat den Termin für die Wahl von 5 Beisitzern aus dem Kreise der Arbeitgeber auf Samstag, 7. Nov., nachmittags von 4—6 Uhr, im Hotel Dieckmann anberaumt.(Näh. s. amtl. Bekanntmachung.) Unsere Herren Landwirthe machen wir auf die Bekanntmachung des Herrn Landrath Dr. Hammerschmidt, als Vorsitzender des Sektionsvorstandes der Westf. Landwirthsch. Berufsgenossenschaft, betr. Berichtigung des Katasters besonders aufmerksam. Die Berichtigung muß in den nächsten 14 Tagen auf dem Kreisausschuß=Bureau in Gelsenkirchen erfolgt sein. Auf die Unterlassung steht eine Strafe bis zu 300 Mk. Die Versetzung der beiden Herren Bahn=Assistenten Klein=Herne und Rinschede von hiesiger Berg.=Märk. Station nach Holzwickede ist auf Antrag der 2 Herren aus Familienrücksichten wieder rückgängig gemacht. Sie bleiben beide hier. * Der Kaiser wird auf der Rückreise von Essen nach Berlin morgen früh 10 Uhr die hiesige Berg.=Märk. Station passiren. Auch gestern abend 7,35 Uhr hat der Kaiserliche Sonderzug nach Essen die hiesige Berg. Märk. Station passirt. Im Grubenbetrieb hat sich vorgestern nachmittags der jetzige Bergmann frühere Schneidermeister C. Lutz, eine erhebliche Verletzung zugezogen. Er wurde mittelst Krankenwagens zum Marienhospital gebracht. * Auf gestrigem Wochenmarkte waren zum 1. Male mehrere Wagen Kappus angefahren. Für 100 Stück dicke, feste Köpfe wurden 6 Mk., ein billiger Preis, gefordert. * Das von Herrn Bauunternehmer Joh. Franke neben der früheren Genius'schen Besitzung, Hochstr. 44,2, neuerbaute Haus ist durch Kauf in den Besitz des Herrn Kaufmanns Heinr. Bruns zum Preise von 24 800 Mk. übergegangen. Der Preis scheint uns mehr wie mäßig, sehr billig zu sein. * Ein beliebtes Bürgerpaar, Herr Friedr. Heitmann und Gattin geb. Christine Papenhoff, Nordstraße dahier wohnhaft, feierte gestern im Kreise lieber Angehörigen und Freunde seine silberne Hochzeit. Das Jubelpaar erfreut sich noch der besten Gesundheit, sodaß alle Aussicht vorhanden ist, nach 25 J. die goldene Hochzeit feiern zu können. * Der diesmalige Herbstumzug scheint bedeutenden Umfang annehmen zu sollen. Schon jetzt sieht man mehrfach mit Möbeln beladene Wagen und Karren, sowie Träger mit ausgeräth in den Händen durcho die Straßen ziehen. blücklich Derjenige, der nicht zu ziehen braucht! * Wegen der blutigen Schlägerei auf der Chausseestr. sind gestern noch 3 Betheiligte, die Bergleute Heinr. Giel, Casp. Kapschack, der selbst einen Messerstich in den Rücken erhalten hat, und Fritz Wichmann, sämmtlich von Westenfeld, in Haft genommen und dem Kgl. Amtsgericht dahier übergeben worden. * Die Verlängerungsarbeiten der Weiche beim Restaurant Bock sind gestern fertig geworden. Dieselbe ist sofort in Benutzung genommen worden. * Gefunden ist am 26. Oct. in der Gemeinde Westenfeld ein brauner Plüschhut und ein Regenschirm. Der Verlierer kann die Sachen auf hiesigem Amtshause wieder in Empfang nehmen. * In der am Sonntag im Schmidt'schen Lokale in Westenfeld abgehaltenen Bergarbeiterversamwlung wurde der bisherige Beisitzer des Berggewerbegerichts, Bgm. Fr. Schmitz in Sevinghausen, einstimmig als Beisitzer seitens der Arbeitnehmer in Vorschlag gebracht. * Auf Anregung des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen wird die kürzlich in Münster ins Leben getretene Volks Bank in den größeren Provinzialstädten im Monat November Vorträge über das Kredit=Genossenschaftswesen halten lassen, um dadurch die für den Handwerker und Kleingewerbetreibenden wichtige Frage in Fluß zu bringen und zur Gründung solcher Kassen anzueifern. Die Kassen sollen dann zu einem Verbande vereinigt werden, der mit der Preußischen Genossenschaftskasse in Berlin demnächst in geschäftliche Verbindung treten kann, da die einzelnen Kassen bekanntlich mit dieser Kasse keine Geschäfte machen können. Den Orten bezw. den Komitees, welche die Abhaltung von Versammlungen vorbereiten, erwachsen durch die Vorträge keinerlei Unkosten, Möchten sich in unserer Provinz recht viele Kredit=Genossen schaften bilden! * Aus der letzten Ausschuß=Sitzung des westfälischen Feuerwehr=Verbandes, die in Herford abgehalten wurde, ward auf Anregung des stellvertretenden Vorsitzenden(Stadtbaumeister Modersohn=Unna) beschlossen, auf Abänderung der gänzlich veralteten Feuerpolizei=Ordnung für die Provinz Westfalen vom 30. Nov. 1841 hinzuwirken. Zur gründlichen Durchberathung dieser für Westfalen, speciell aber auch für die in den Rahmen jener alten Bestimmungen nicht passenden freiw. Feuerwehren so wichtigen Sache wurde eine Commission gewählt, zu welcher außer Mitgliedern des Ausschusses auch tüchtige Verwaltungsbeamte und Bau=Sachverständige zugezogen werden sollen. Gewählt wurden: Oberbürgern Prentzel=Hagen, Amtmann Schäfer=Herne, Stadtbauinst Kullrich=Dortmund, ferner vom Ausschuß: Stadtbaum Modersohn=Unna, Sonnenschein=Dortmund u. Franken=Schu. Für den Widerruf der Schenkung wird eine bestimm Form nicht erfordert: Der Widerruf im Sinne des§ 1090 Theil 1 Titel 11 Allgem. preuß. Landrechts erfordert nichts weiter als die Erklärung, daß die Schenkung nicht als verbindlich anerkannt werde. Nur in den besonderen Fällen der§§ 1112, 1158, 1159 Theil 1 Titel 11 Allgem. preuß. Landrechts ist die gerichtliche Form gefordert. Der§ 1166 a. a. O. ist nicht dahin auszulegen, daß allgemein die gerichtliche Form zum Widerruf erforderlich sei; diese Vorschrift knüpft nur die Folgen des unwiderruflichen Besitzes an die gerichtliche Erklärung. Urtheil des Reichsgerichts, 4. Civilsenatts, vom 11. Juli 1896(4 63=95). * Falsche Zehnmarkstücke sind im Umlauf und in letzter Zeit an verschiedenen Orten mehrfach angehalten worden. Die Münzen zeigen das Bildniß Kaiser Wilhelms 1., die Jahreszahl 1875 und das Münzzeichen B. Die Prägung ist gut, aber die Legirung schlecht, so daß die falschen Münzen durch schlechten Klang und leichtes Gewicht auffallen. § Günnigfeld, 28. Oct. Wie verlautet, beabsichtigt der hiesige Krieger=Verein den Geburtstag des Kaisers am Sonntag 30. Januar 1897 in hergebrachter Weise durch Festzug, Concert, Festrede und Ball in seinem Vereinslokal zu feiern.— Im Brosch'schen Lokale veranstalten gute Freunde und Nachbarn am Samstag Abend einen Schmauß, dessen Hauptgericht ein feines deutsches„Wildpret“ ist. Gelsenkirchen, 27. Oct. Am Samstag(24.) fand hierselbst im Saale des Herrn Althoff die diesjährige gemeinsame Versammlung der 4 im hiesigen Kreise bestehenden Zweigvereine des Allgem. deutschen Lehrervereins, der freien Lehrervereine Gelsenkirchen, Schalke, Wanne und Wattenscheid, statt. Um 4 Uhr eröffnete der diesjährige Leiter, Herr Hauptlehrer Fehringer=Wattenscheid, die Sitzung mit einigen begrüßenden Worten, worauf der Verein Wanne sich bereit erklärte, die Vorarbeiten für die nächstjährige Versammlung zu übernehmen. Alsdann wurde von den 3 angemeldeten Vorträgen der im Vorjahre zurückgestellte Vortrag des Herrn Pleuger=Rotthausen„Der hauswirthschaftliche Unterricht" gewählt. In eingehender, interessanter Weise verbreitete sich Redner über die hauswirthschaftliche Unterweisung der weiblichen Jugend und wies nach, daß angesichts der durch mangelhafte Befähigung zur Führung des Haushalts veranlaßten Nothlage mancher Familien die Einrichtung von Haushaltungsschulen eine offenbare Lücke in der Ausbildung der Mädchen ausfülle, weshalb Behörden und Private zur Gründung von Veranstaltungen zu interessiren seien, die in anderen Orten unseres Industriebezirks, wie Dortmund und Hagen, bereits in segensreicher Weise wirken. Nach der sich an den Vortrag schließenden lebhaften Debatte wurde im weiteren Verlaufe der Sitzung über das im Vordergrund des pädagogischen Interesses stehende, demnächst im Regierungsbezirk Arnsberg zur Einführung gelangende Schul=Lesebuch verhandelt und besonders auf die Abweichung der Texte mancher Volkslieder desselben gegenüber dem vorgeschriebenen Schul=Lieder= buch hingewiesen. Besonderes Interesse erregte die Mittheilung, daß in verschiedenen Gemeinden Versuche gemacht sind, um statt der bisher verwendeten Kohlasche und Schlacke ein geeigneteres Material zur Bedeckung der Schulplätze ausfindig zu machen. Nach Schluß der Sitzung erfreute auf allgemeines Verlangen der in weiteren Kreisen bekannte Recitator Herr Clasen=Ueckendorf durch einige mit Beifall aufgenommene Vorträge aus den Dichtungen Reuters und Roseggers. Schalke, 26. Oct. In der Nacht zum Montag erhängte sich in der Sophienau der Bergmann Schiemanski. Das Motiv zu der That ist unbekannt. Westdeutschland. Bochum, 28. Oct. Der jüngst am hiesigen Schwurgerichte zum Tode verurtheilte Raubmörder Slotta hegt die Hoffnung, daß er in Anbetracht seiner Jugend begnadigt werde. Er hat seinen Rechtsbeistand mit der Abfassung eines Gnadengesuches beauftragt. Witten, 27. Oct. Gestern verunglückten auf Zeche „Franziska Tiefbau“, 2 brave Bergleute, der Steiger Wallrabe und der Hauer Henninghaus. Beide geriethen unter Gesteinsmassen und wurden als Leichen hervorgezogen. Ersterer war Ernährer von 6—7 Kindern, wogegen Letzterer im Begriffe stand, sich zu verheirathen. Die Leichen wurden ins Diakonissenhaus geschafft. Der Plan, mittelst eines kleinen Dampfschiffchens von Witten bis Herdecke bezw. bis Hohenlimburg zu fahren, dürfte demnächst ihrer Verwirklichung entgegen gehen; indem der hierfür bestimmte Dampfer heute angekommen und am Mühlenstrang festgelegt ist. Dortmund, 27. Oct. Der hochherzige Geschenkgeber, welcher dem hiesigen Magistrat die Summe von 50,000 Mk. zum Wiederaufbau des alten Rathhauses angeboten hat, ist der Braueraubesitzer Cremer, Inhaber der Brauerei Thier und Co. Derselbe hat zur Bedingung gestellt, daß das Rathhaus in seiner frühesten Form wiederhergestellt wird und zwar so frühzeitig, daß der Kaiser bei Eröffnung des DortmundEms=Canals und der hiesigen Hafen=Anlagen im Sommer J. darin festlich empfangen werden kann. Meppen, 27. Ort. Die Staatsregierung genehmigte für Meppen eine Niederlassung des Ordens von Unserer lieben Frauen. Steele, 26. Oct. Vor 14 Tagen verbrannte sich das Kind des Bergmanns Hollenbeck an einem Feuer von Kartoffelstroh. Gestern ist dasselbe nach qualvollen Leiden an den Brandwunden gestorben. Essen 27. Oct. Eine wüste Schlägerei verübten am Sonntag Abend verschiedene junge Leute aus Stoppenberg in einer Wirthschaft an der Horsterstraße. Dieselben geriethen unter sich in Wortwechsel und gingen schließlich, als der Wirth ihnen das Lokal verbot, gegen diesen und seine Frau, sowie die anwesenden Gäste thätlich vor und zerschlugen fast alles Mobilar im Lokale, sodaß die Angegriffenen die Flucht ergreifen mußten. Nur mit größter Anstrengung konnten die Raufbolde von der Polizei gefesselt und hinter Schloß und Riegel gebracht werden. * rden, 26. Oct. Auf einem taktischen Uebungsritt en, werden zwischen dem 3. und 6. Nov. er. 1 General, 4 Stabsofficiere und 21 Hauptleute resp. subalterne Officiere der 28. Infanterie=Brigade(Wesel=Düsseldorf) hier eintreffen. Düsseldorf, 27. Oct. Zu der hier am Freitag bevorstehenden Eröffnungsfeier des Centralgewerbevereins werden die Minister Brefeld und Bosse erwartet. M.=Gladbach, 26. Oct. Die Handelskammer wählte heute eine Commission, welche in Verbindung mit den Vertretungen der Städte M.=Gladbach und Rheydt für die Errichtung einer staatlichen Fachschule für Baumwoll=Spinnerei und=Weberei im hiesigen Handelskammerbezirk thätig sein soll. Von dem Handelsminister wurde an die Betheiligten die Forderung gestellt, ein Schulgebäude auf eigene Kosten (80000 Mk.) zu errichten und zur Unterhaltung der Schule jährlich etwa 8000 Mk. beizutragen. Köln, 27. Oct. Gestern Abend wurde hier eine Einbrecherbande, welche in den letzten Wochen hier verschiedene Einbrüche und Raubanfälle ausgeführt hat, festgenommen. Lobberich, 26. Oct. Heute in der Frühe des 2 Kirmeßtages wurde hierselbst ein junger Mann überfallen und erstochen. 2 oder 3 Arbeiter, die der That verdächtig erschienen, sind bereits verhaftet. Troisdorf, 26. Oct. Auf offener Straße ist der 32 Jahre alte Fabrikarbeiter Paul Breuch aus Oberlar ermordet und dessen Schwager schwer verletzt worden. Den beiden begegnete, ein eiligst daher kommender Mann mit einer Frauensperson. Der Ermordete soll nun zu seinen Begleitern die Aeußerung gemacht haben:„Was der's eilig hat.“ Daraufhin sei der Fremde auf ihn zugesprungen und habe ihm 2 Stiche in Hals und Brust versetzt. Der 1. Stich hatte die Schlagader durchschnitten und dadurch den Tod des Mannes herbeigeführt. Auf den Ruf:„Ich bin gestochen!“ soll der Schwager den Thäter ergriffen, von diesem aber 7 Stiche erhalten haben. Der Verwundete ließ sich die Wunden von dem in der Nähe wohnenden Arzte verbinden, während der Todte in ein Bahnwärterhäuschen gebracht wurde. Als muthmaßlicher Thäter soll ein nach Spich zugezogener Mann verhaftet worden sein. Schleiden, 26. Oct. Ueber den entsetzlichen Jagdunfall, der auf einer Treibjagd bei Udenbreth im Kreise Schleiden ein Menschenleben forderte, erfahren wir noch folgendes: Am Samstag hatte sich in Schleiden eine größere Jagdgesellschaft zur Veranstaltung einer Treibjagd eingefunden. Während der Jagd hatte sich der Webereibesitzer Hermann Blanckenheim aus Aachen, ein 29jähriger unverheiratheter Mann, auf seinen Jagdstuhl gesetzt, um etwas auszuruhen in der Nähe eines Gehölzes. Andere Herren der Jagdgesellschaft, darunter auch der 40jährige Bierbrauereibesitzer Peter Balchem aus Köln, traten aus dem Dickicht heraus, und Balchem glaubte, ein Reh vor sich zu sehen. Balchem legte an, zielte auf den rehbraunen Gegenstand und drückte ab. Mit einem kurzen Aufschrei brach Blanckenheim, dem die Kugel durch den Rücken in das Herz gedrungen war, todt zusammen. Erst jetzt erkannten die Jäger die entsetzliche Täuschung. Der unglückselige Schütze wurde bald wahnsinnig vor Schmerz, denn er hatte einen guten Freund und Verwandten durch ein unglückliches Versehen getödtet und namenloses Elend über 2 Familien gebracht. Die Leiche wurde nach Schleiden gebracht, wo Balchem sich sofort dem Amtsgericht stellte. Vermischtes. Berlin, 26. Oct. Auch heute bei Beginn der 2. Woche nach der Ermordung des Justizrathes Levy ist von dem 2. Mörder, Bruno Werner, noch keine Spur gefunden. Die beiden Mörder Werner und Grosse haben anscheinend schon seit Monaten gemeinsam Diebesfahrten ausgeführt. Wenigstens sind beide bereits einmal Mitte August in Woltersdorf durch einen Gendarmen aufgegriffen worden. Es wurden damals den beiden Burschen 2 Revolver und eine Schachtel scharfe Patronen abgenommen. Auch weit außerhalb der Bannmeile Berlins werden Nachforschungen betrieben. Wie der Voss. Ztg. aus Hannover gemeldet wird, hat dort vorgestern und gestern die Criminalpolizei sämmtliche Wirthschaften uach dem flüchtigen Werner durchforscht. Die Verwundung, die Grosse der Frau Levy zugefügt hat, war nicht so leicht wie zuerst berichtet wurde. Die Messerstiche haben eine Rippenfellentzündung zur Folge gehabt, an der die unglückliche Frau erkrankte. Jetzt ist die Entzündung gehoben und Genesung im Fortschritt. — Ein heiterer Vorfall wird der„Germania“ von der jüngst stattgehabten Visitationsreise des Weihbischofs Schmitz aus einem Orte bei Köln berichtet. Dort besuchte der Bischof eine Elementarschule. Einige Kinder blickten unverwandt auf den breiten Ring an der Hand des Bischofs und betrachteten den blinkenden Reifen. Weihbischof Schmitz bemerkte dies und fragte die Kinder, ob sie auch wüßten, was die auf dem Ringe eingravirten Buchstaben J. H. S. bedeuteten. Nach einigem Bedenken glaubte ein Kind die richtige Bedeutung errathen zu haben und entgegnete freimüthig: „Ich heiße Schmitz“. Liegnitz, 26. Oct. Eine kürzlich hier verstorbene Frau Kreißler vermachte der Stadt ihr gesammtes Vermögen im Betrage von 300000 Mark. München, 26. Oct. Gestern Nachmittag wurde in Starnberg ein Bankdirektor verhaftet, welcher s. Z. nach Unterschlagung von 2,5 Mill. fl. aus Bukarest flüchtig geworden war. Obwohl derselbe steckbrieflich verfolgt wurde, konnte er sich in seiner Villa am Starnberger See unbehelligt 3 J. aufhalten. Dresden, 26. Oct. Der Schriftsteller Dr. jur. Eulenburger in Blasewitz, dessen Selbstmord wir schon meldeten, hat vor der That seine Frau und 3 Kinder vergiftet. Dr. Eulenburg hatte sich bereits am 12. Oct. beim Gemeindeamte mit seiner Familie als verreist abgemeldet, weshalb es nicht auffiel, daß die Wohnung verschlossen blieb. Dienstag früh wollte der Gerichtsvollzieher bei dem schon längere Zeit in mißlichen Verhältnissen lebenden Eulenburg eine Pfändung vornehmen und ließ zu diesem Zweck die Wohnung polizeilich öffnen. Den Eintretenden bot sich ein entsetzliches Bild: auf den Betten lagen entseelt Eulenburg, seine 35jährige Frau und die 10, 8, bezw. 2 Jahre alten Kinder. Ein sofort hinzugerufener Arzt stellte Blausäurevergiftung fest. Eulenburg verfaßte u. A. eine Schrift:„Deutschlands Machtstellung seit 1879“ und im Sommer ein Bismarckfestspiel. Danzig, 24. Det. Ein Kunstfreund fand bei einem Trödler ein altes Bild, das er nach der Reinigung als echten Lukas Kranach, und zwar als das Bild der Katharina von Bora feststellte. Lüttich, 23. Oct. Der pensionirte Oberlieutenant Ancion erreichte gestern sein 100 stes Lebensjahr. Der Greis ist noch sehr rüstig. Thorn, 26. Oct. In Wygodda bei Argenau wurde die Einliegerfrau Ziemkiewicz ermordet und in einen tiefen Tümpel geworfen, wo die Leiche gefunden wurde. Der mutmaßliche Mörder Borazki ist verhaftet. Kattowitz, 26. Oct. Russische Grenzbeamte beschlagnahmten an der schlesischen Grenze eine Sendung von Gigerlstöcken, deren Höhlung Tausende von nihilistischen Proklamationen auf Seidenpapier enthielten. London, 26. Oct. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Meldung aus Colombo ist der englische Dampfer„Taif", auf der Fahrt von Mauritius nach Bombay am 24. d. auf der See untergegangen. 17 Passagiere sind ertrunken, die überlebenden sind in Colombo gelandet. Paris 25. Oct. In Thenelle(Nord=Dep.) schläft eine Kranke, Marie Decroix, nun schon seit 13 Jahren. Man glaubte zuerst, sie stelle sich nur so, um die Neugierigen auszubeuten, aber diese Meinung ist durch die Thatsache und die Gutachten zahlreicher Aerzte widerlegt worden. Die Schlafende, die seit 1883 nicht mehr aufgestanden ist, sieht aus wie ein Skelett, athmet aber und wird künstlich mit Milch und E'gelb genährt. Sie war 22 Jahre alt, als sie in den Zustand verfiel, der einzig in seiner Art ist, wie von der medicinischen Akademie in Paris unlängst festgestellt wurde. — Wie aus Romagny unlängst gemeldet wird, wurde dort der Gymnasialprofessor Eymery von seiner Frau mit einer Hacke, angeblich aus Eifersucht, getödtet. Paris, 26. Oct. Die Wittwe Druaux, die infolge eines Irrthums verurtheilt worden war, wurde heute nach wiederaufgenommener Verhandlung freigesprochen; außerdem wurden ihr 40000 Francs Schadenersatz zuerkannt. Monscron, 25. Oct. Der Wechselagent Emilie Phalanpain ist mit seiner Frau unter Zurücklassung von 6 Kindern entflohen. Seine Angestellten, denen das Geschäft anvertraut war, vermochten die sich inzwischen meldenden Gläubiger nicht zu befriedigen, und so erstatteten diese Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die gestern die Bücher Phalanpains beschlagnahmte. Es ergab sich ein Fehlbetrag von 600= bis 800 000 Fr. Verschiedene Gläubiger verlieren ihr ganzes Vermögen. Pest, 26. Oct. Beim Spielen stieß am Dienstag in einer Gewerbeschule der Schüler Anton Schwarz einem Mitschüler eine Stahlfeder so heftig in die Magengegend, daß die Feder stecken blieb. Der schwerverletzte Knabe wurde in die Klinik gebracht, wo es nach langem Bemühen gelang die Feder aus dem Körper zu entfernen, doch war bereis eine Blutvergiftung eingetreten, an welcher der Aermste starb. Petersburg, 22. Oct. Der Marktflecken Kurow(Gouvernement Lublin) ist fast vollständig niedergebrannt: 3000 Einwohner sind obdachlos. Konstantinopel, 22. Oct. Gestern ist ein Militärzug von Saloniki nach Ueßküb zwischen den Stationen Demirkapu und Krinolak entgleist. Der Zugführer und 2 Officiere sind todt, einige Soldaten verwundet. Drei Güterwagen sind gänzlich zertrümmert. Als Entgleisungsursache ist Bahnfrevel festgestellt worden. — Das höchste Bauwerk der Welt wird demnächst Chicago besitzen. Der neue Eiffelthurm wird 1200 Fuß hoch werden und soll 800000 Dollar kosten. Auf der Basis nimmt der Bau 326 Quadratfuß ein. Der erste Absatz befindet sich in einer Höhe von 200 Fuß, der 4. u. letzte in einer von 1000 Fuß. (Deutsche Land=Eroberungen an der Nordsee.) Die Nordsee, eins der sturmreichsten Meere der Erde, wirkt zerstörend auf unsere an ihr gelegenen Küsten. Durch gewaltige Sturmfluthen hat sie noch in geschichtlicher Zeit die Zuidersee, den Dollart und den Jadebusen gebildet und die große Insel Nordstrand an der Küste Schleswigs zertrümmert, wobei weite Strecken reichen Kulturlandes vom Meere verschlungen wurden. Das Meer setzt seine zerstörende Arbeit unablässig fort, und am meisten sind von ihm gegenwärtig die Halligen bedroht, jene niedrigen Wieseninseln, die durch jeden heftigen Sturm überfluthet werden. Die preußische Regierung hat neuerdings den Beschluß gefaßt, die Halligen gegen Sturmfluthen zu sichern und sie durch Dämme mit dem Festlande zu verbinden. Es sind zunächst 1320000 Mk. in den Etat eingestellt, mit welchen in 5jähriger Bauzeit ein Faschinendamm vom Festlande nach der Hallig Oland und von da nach Langeneß geführt werden, beide Inseln aber durch Granitufer gegen weiteren Abbruch geschützt werden sollen. Damit ist der Anfang zu einem Kulturwerk gemacht, das nicht nur das alte Land gegen die Nordsee sicherstellen, sondern zwischen den Dämmen neues Ackerland schaffen wird. Im Laufe der Zeit wird Preußen dem Meer eine Provinz entreißen. In dem soeben erschienenen Heft 11 der„Gartenlaube“ veröffentlicht der bekannte Halligenforscher Dr. Eugen Träger einen interessanten Artikel, in welchem die Halligen anschaulich geschildert und die begonnenen Kulturarbeiten erörtert werden. Landschaftliche Illustrationen und Kartenskizzen erleichtern dem Leser das Verständnis. —(Vom großen Loose.) In der Stadt Templin, wohin diesmal das große Loos der preußischen Klassenlotterie gefallen ist, geht der Gewinn in außerordentlich viele Theile, die aber dennoch groß genug sind, um in mancher armen Familie Freude einziehen zu lassen. Die Lehrer der Stadt haben 3 Zentel des Looses gespielt, und alle, mit Ausnahme von 2en haben Antheil on dem Gewinn. Es entfallen auf den einzelnen 6000 bis 21000 Mk. Ein Zehntel wird von 3 Bahnarbeitern und 1 Zehntel von einem Buchbinder und dessen Sohn gespielt. —(Häusliches Parlament.) 1. Abgeordneter:„Gestern beim Vorbeigehen an Ihrer Wohnung erregte Stimme von Frau Gemahlin gehört.— 2. Abgeordneter:„Kleinen Ordnungsruf bekommen.“ 8000000 20 Procent. P aur Strickwölte. Führe nur prima englische Garne. Iltorits Röttgen. Gobr. Kaufkunng Bochum, Obere Marktstr. 35. Eiegante Herren-Barderoben nach Maass. Für 36 Mk. solider Herbst- oder Winter-Paletot glattem Tuch und Eskimostoffen oder melirten Loden- und Cheviotstoffen. 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Bei starkem Husten, Erkältung etc. nimmt man mirgens und abende 5—6 Pastllen in einer Tasse heisser Milch aufgelöst. Velanntmachung. Zum Zwecke der Berichtigung der Kataster für den Bereich der Section des Landkreises Gelsenkirchen der Westfälischen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft in Gemäßheit der Vorschriften der§ 45— 48 des landwirth= schaftlichen Unvallversicherungsgesetzes vom 5. Mai 1886 und §§ 28—31 des Genossenschaftsstatuts müssen sämmtliche vom 1. October 1895 ab bei der Land= und Forstwirthschaft im Landkreise Gelsenkirchen vorgekommenen Betriebsveränderungen angemeldet werden und zwar:. 8651616 1) Diejenigen, welche auf die Höhe der Beitrage von E#nstug sind, z. B. wenn ein Grundstück durch Bebauung, Bergwerksanlagen u. s. w. zum Theil den landwirthschaftlichen Zwecken entzogen ist und dadurch etwa der Betriebbeitragsfrei bezw. mit einem geringeren Betrage zu besteuern sein wird, oder solche, welche die fernere Zugehörigkeit zur Genossenschaft oder Section in Frage stellen z. B. wenn der Betriebssitz in den Bezirk einer anderen Genossenschaft oder Section verlegt vorden Kr.. 894 8urs. 2) Diejenigen, welche sich auf den Wechsel der Person des Betriebsunternehmers,(Ankäufer, Pächter, Erbe, Nutznießer ete.) beziehen. me. 3) Diejenigen, welche sich auf die Betrievseinsteuung, die einem vollständigen Eingehen des landwirthschaftlichen Betriebes gleichkommt, beziehen ein Fall, der z. B. bei gänzlicher Bebauung einer Betriebsfläche, bei gänzlicher Ausnutzung eines Acker= oder Gartengrundstücks als Ziegelei, Steinbruch etc. eintreten kann. Alle derartigen Veränderungen, namentlich aber die unter 2 bezeichneten Personenwechsel sind dem unterzeichneten Section= vorstande auf dem Kreisausschußbureau hierselbst binnen zwei Wochen schriftlich oder mündlich anzuzeigen. Unterlassungen können mit Strafe bis zu 300 Mark seahndet werden.. 6 Betriebsunternehmer sind alle diejenigen, welche die vellessenden Acker= oder Gartengrundstücke, mögen dieselben auch noch so klein sein und uneingezäunt im freien Felde liegen, mit Getreide, Gemüse oder Kartoffeln bestellen. Die Mitgliedschaft für die Unternehmer neuer Betriebe beginnt mit dem Zeitpunkte der Eröffnung des Betriebes. Gelsenkirchen, den 26. October 1896. Der Sections Vorstand der Westfälischen landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft Dr. Hammerschmidt. Veranntmachung. Auf Grund des§ 8 Absatz 4 der vom Herrn Minister für Handel und Gewerbe am 8. Juli 1893 erlassenen, im Amtsblatte der Königl. Regierung zu Arnsberg, Jahrgang 1893, Stück 30, veröffentlichten„Anordnungen über die Verfassung und die Thätigkeit des Beiggewerbegerichts Dortmund scheidet in dem Kammerbezirke Wattenscheid von den gewahlten Beisitzern aus dem Kreise der Arbeitgeber die Hälfte am 1. Januar 1897 aus und wird durch neue Wahlen innerhalb des Kammerbezirks ersetzt, wobei Wiederwahl zuNach dem Ergebniß der in öffentlicher Sitzung am 18. August 1896 vorgenommenen Ausloosung der das erste Mal ausscheidenden müssen im Kammerbezirk Wattenscheid Neuwahlen stattfinden für die Herren Inspektor Peters, Direktor Hollender, Dr. zur. Baare, Bergassessor Duisberg, sowie für den verstorbenen Herrn Inspector Koetz. Nachdem der Unterzeichnete unter dem 4. October 1896 vom Königl. Oberbergamte zu Dortmund auf Grund des§ 12 dieser Anordnungen zum Wahlkommissar für den Kammerbezirk Wattenscheid ernannt worden ist, wird hierdurch betimmt, daß die Wahl der von den Arbeitgebern neu zu vählenden Beisitzer Samstag, den 7. November 1896, iachmittags von 4 bis 6 Uhr im Hotel Dieckmann n Wattenscheid stattfindet. Wählbar zu Beisitzern sind nur diejenigen Arbeitgeber, welche das 30. Lebensjahr vollendet haben, im Bezirk des Berggewerbegerichts seit mindestens 2 Jahren wohnen oder beschäftigt sind und im Uebrigen den Anforderungen des§ 6 der„Anordnungen“ genügen. Wahlberechtigt sind solche Arbeitgeber, welche das 25. Lebensjahr vollendet und seit mindestens einem Jahre im Bezirke des Berggewerbegerichts Wohnung oder eine gewerbliche Niederlassung haben. Juristische Personen, Gewerkschaften, Gesellschaften u. s. w. üben ihr Stiomrecht durch ihre gesetzlichen oder durch mit besonderer Vollmacht auszustattende Vertreter aus. Den Arbeitgebern stehen die mit der Leitung eines Bergwerksbetriebes betrauten Direktoren, sowie die technischen Oberbeamten(Betriebs= Inspektoren, Obersteiger, Betriebsführer, und Maschinen=Werkmeister) gleich, sofern deren Jahresarbeitsverdienst an Lohn oder Gehalt 2000 Mk. übersteigt. Personen, welche zum Amte eines Schöffen unfähig, sind nicht wahlberechtigt Die Arbeitgeber und deren Vertreter üben ihr Wahlrecht in demjenigen Kammerbezirk aus, in welchem sie zur Zeit der Wahl ihren Wohnsitz oder, falls sie außeryalb des Vezirkes des Berggewerbegerichtes wohnen, eine gewerbliche Niederlassung oder Beschäftigung haben. Die zur Wahl erscheinenden Personen haben sich auf Erfordern des Wahlausschusses über ihre Wahlberechtigung aus. Das Wahlrecht ist nur in Person und durch Stimmzettel auszuüben, welche handschriftlich oder im Wege der Vervielfältigung herzustellen sind. Wattenscheid, den 26. October 1896. Der de Gallois, Königl. Bergrath. Handels=Register des Königl. Amtsgerichts zu Wattenscheid. unser Firmen=Register ist unter Nr. 101 die Firma Gruisbourne zu Wattenscheid und als deren Inhaber der Bauunternehmer Elias Gruisbourne zu Wattenscheid am 24. October 1896 eingetragen. • Durch Vergrößerung meiner Porzellan Abtheilung bin ich im Stande, zu den allerzu verkaufen. Mache darauf aufmerksam, daß ich führe, deshalb auch nicht mit der marktschreienden Concurrenz verglichen werden kann. Bezugsquelle in Tisch-u.Zuglampen von den billigsten Sorten von 40 Pfg. bis zu den hochfeinsten Majolikalampen. Ampeln und ewige Lampen in allen Farben. Stall- und Sturmlaternen Lampentheile wie Brenner, Dochte, Cylinder, Glocken und Vasen in größter Auswahl, sowie prachtvolle Neuheiten in Nickel und Alfenide. Man beachte die Preise an meine Schaufenster und wird jeder Gegen stand bereitwilligst aus denselben entnommen. Bin Freitag, den 30. 4 in Wattenscheid im Fichtnerschen Lokal von 9 bis 12 Uhr zu sprechen. F. R. Alberts, homöopath. Arzt. Homöopath. Behandlung v. Brust=, Magen;, Leber=, Frauenund Kinderkrankheiten, Bettnässen doppelt. Glieder= Flechtenund Beingeschwüren. Garumgrnehrt Dr. Everke Frauenarzt Bochum, Kalser Wilhelmstr. 7. 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Jahrgang S„ Organ für Stadt& Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet vierteljährlich inel. Botenlohn 2 Mk., in der Geschäftsstelle 1.75 Mk. vorauszahlbar.(Im Postgebiet 2 Mk.) Wattenscheid& Amt Aeckendorf. Anzeigen werden die Petitzeile oler deren Raum mit 15 Pfg., für Auswärts# mit 18 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile berechnet. Eine Zusage für bevorzugte Stellung kann nicht gegeben werden, billige Wünsche werden gern erfüllt. Schriftleitung, Druck und Verlag von Carl Busch in Wattenscheid. Telephon. Nr. 181. Naltns! vor einem ganzen Heer nutzloser Heilmittel stehend, versuche man bei Husten und Heiserkeit die auf's Gewissenhafteste und sorgfältigste bereiteten SpitzwegerichBrustbonbons a Packet 20 Pfg. und Spitzwegerich= Brustsaft a Flasche 0,50 u. 1,00 Mk. und man kommt zur Ueberzeugung, daß diese Hausmittel in sicherer und schneller Wirkung einzig dastehen. Nur erhältlich bei Josef Rosenthal. beste Handarbeit schnell und billig Rob. 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Wenn's nur nicht um den Oswald wäre und um oas kleine Wesen, das unter meinem Herzen lebt und dessen Herzschlag so eng mit dem meinen bebt und zittert, ich ginge ja gern. Und nicht wahr, Mutter, wenn ich nicht mehr bin, dann trittst Du ein für meinen kleinen Buben; er ist so zart.“ „Gieb Dich nur zufrieden, mein liebes Kind,“ murmelte die Mutter, der die hellen Thränen in den Augen standen,„ich guck' geschwind nach ihm, ich bin gleich wieder bei Dir!“ Im Nebenzimmer an das Bettchen des Kleinen tretend, konnte sie es nicht verhindern, daß die hellen Thränen ihr über die Wangen rannen und ein inneres Schluchzen ihre Brust erschütterte. Der kleine Oswald schlief ruhig und friedlich, rosig angehaucht im zarten Gesichtchen und mit frohem Bericht kehrte Frau Leonore zu ihrer Tochter zurück. Die Prophezeiung des Arztes erfüllte sich gar bald; schon wenige Wochen später genaß Frau Agathe eines kleinen Mädchens. Der kleine Oswald machte gar wunderlich große Augen, als die Marie ihn eines Morgens in's Zimmer der Mutter führte und er in deren Arm, in dem er bisher allein zu ruhen gewohnt gewesen war, ein winziges, wunderliebliches Kind wahrnahm, das sein Schwesterchen sein sollte. Zuerst wollte er freilich nicht viel von dem schlafenden rosigen Geschöpfchen wissen, denn instinktiv fühlte er, daß durch dasselbe ihm ein Teil der Liebe, welche bisher für ihn allein in dem Mutterherzen geschlummert, entzogen werden mußte. Dann aber, als die Mutter ihn liebevoll sich reichen ließ und einen Kuß auf seine Wange drückte, und ihm sagte, daß er immer ihr Sonnenstrahl bleiben werde: von diesem Augenblick an hatte Oswald sein Schwesterchen lieb und im Aublick des kleinen Wesens, das unbekanntem Leben hold entgegenschlief, lernte er sogar die Mutter ein wenig entbehren, die mit einem traurigen unabänderlichen Geschick im Nebenzimmer rang.. 466 u6.2 Ki. u 6. Wohl siegte noch einmal ihre Lebenskraft über die Aufechtungen des Wochenbettes, noch einmal schien sie einem neuen, frisch pulsierenden Leben entgegenzuschlummern. Aber ein anderer Zustand stellte sich ein: sie redete, kaum daß der schrecklichste Fieberbann von ihr gewichen, plötzlich irre. In manchen Augenblicken wußte sie kaum noch den Namen ihres Lieblings zu nennen. Und selbst wenn Oswald verlangend au ihr Schmerzenslager herankam und ihr die zärtlichsten Kosenamen gab, schaute sie ihn plötzlich mit erkaltetem, ja gleichgiltigem Blicke an; während sie zugleich darüber klagte, daß eine unerträgliche schwere Last ihr Haupt bedrücke und ihr die Gedanken verwirre. Der Arzt aber, der von dem ihm regelmäßig unten erwartenden Bauern stets befragt wurde, meinte endlich achselzuckend, daß eine gewisse Verstandesschwäche bei der jungen Frau sich auszubilden beginne, die gar leicht in bleibenden Irrsinn übergehen könne. Da ging es wie ein Blitz durch Rudolf Schütz' hochaufgerichtete Gestalt; mit verglasten Blicken starrte er den Arzt eine Weile schweigend an, dann aber wandte er sich plötzlich um und ging stampfend seiner Wege. Marie hatte alle Hände voll zu thun, um der Pflege der nach wie vor an das Krankenbett gefesselten jungen Herrin gerecht zu werden. Dazu trat auch die Sorge für das neugeborene zarte Wesen, so daß die früher so sorgsame Aufsicht über Oswald nach und nach zu wünschen übrig ließ. Der kleine Bursche war sich nun selbst überlassen, während er früher der Pol gewesen, um den sich alles drehte, erschien er sich nun auf einmal höchst überflüssig in den vertrauten Räumen. Früher hatte er lustig spielen, singen und jauchzen dürfen und wenn es der gütigen Mutter wirklich einmal zuviel geworden, so hatte sie sich lieber selbst in eine der Nebenstuben zurückgezogen, um ihrem kleinen Liebling nur nicht die Freude zu verderben. Das war nun ganz anders. Er durfte nicht mehr im Wohnzimmer wie sonst lärmen, zudem waren die Feuster dicht verhängt, und wenn einmal aus der überquellenden Brust ein Jauchzen sich über seine Lippen ringen wollte, so war gleich die Marie da, die mit drohend erhobener Hand ihn wohl gar zum Zimmer hinausjagte. Da waren denn dem kleinen Burschen die Thränen oft sehr nahe und öfter als einmal verlangte er nach seinem Mutterle, das so gar nichts mehr von ihm wissen wollte. Zuweilen schlich er sich an das Bett heran und faßte die über den Rand desselben herabhängende Hand der unablässig in unruhigen Schlummer versenkt liegenden Mutter und streichelte sie, bedeckte sie mit Küssen und den aus seinen Augen hervorbrechenden Thräuen. Aber all' die Schmeichelnamen, für die Frau Agathe sonst ein so williges Ohr besessen, verfingen sich jetzt nicht mehr und Oswald mußte sich endlich mit pochendem Herzen, niedergeschlagen und betrübt, von dem Schmerzenslager der Hartgeprüften fortschleichen. Die erste große Lücke in seinem Herzen begann sich zu öffnen, die keine Macht zu überbrücken vermochte. Der Tod des Vaters war durch die verdoppelte Liebe der Mutter ihm nicht so fühlbar geworden, nach Kinderart hatte er leicht zu vergessen vermocht. Nun aber, da ihm alles fehlte— was ihm im Leben bisher Sonneuschein, Liebe und Glückesbewußtsein zu spenden vermocht, wo er nur noch gescholten, herumgestoßen und fortgejagt wurde, da ward er auch gar einsilbig und verschüchtert. Auf dem Hofe unten hockte er nun öfter; aber er wagte sich kaum zu rühren. Marie hatte keine Zeit für ihn. Nur ab und zu erschien sie einmal oben am Fenster und ermahnte ihn, auch fein brav zu sein. Der Großvater schaute ihn gar nicht mehr an; der saß in seinem Schmollwinkel. Ebenso wenig hatte er sich bereit finden lassen, hinauf in das Zimmer der Wöchnerin zu gehen und sich nach dem Befinden seiner Tochter zu erkundigen und nach dem kleinen lieblichen Kinde zu schauen, dem sie unter Schmerzen das Dasein hatte schenken müssen und das, kaum in das Leben getreten, keinen Vater mehr besaß. Das Verhängnis, welches seine Tochter überkommen, erschien dem starrsinnigen Mann als eine persönliche Beleidigang, als eine ihm zugefügte Schmach, und er rechnete es sich noch hoch an, daß er nicht noch ganz anders barsch auftrat. Aber er wollte von der ganzen„Sippschaft,“ wie er sich ausdrückte, nichts wissen, mochten sie machen, was sie wollten, er ging fortau seine eigenen Wege. „Du wirst es vielleicht noch einmal bitter bereuen," hatte seine Frau mahnend zu ihm gesagt.„Dann hilft aber alle Neu' nix mehr und wir haben doch nur das eine liebe Kind.“ Aber Rudolf Schütz hatte keine Antwort darauf dern sich eine Pfeife gestopft und war polternd und l Schrittes zur Thüre hinausgegangen. 44 Wenn der kleine Oswald konnte, so stahl er sich durch den: bogen und eilte durch die ihm nun schon vertraute Dorfstraße. der Wiese, wo er regelmäßig seine kleine Spielgefährtin and. gegeben, sonant bröhnent * kauft man in größter Auswahl, zu wahrhaft staunend billigen Preisen bei NB. Schneidermeister und Schneiderinnen erhalten hohen Rabatt! Weisskauren, und Mandarbenen 2 1 Ost-St. en& Co. trasse No. 13. Bekanntmachung. Ausführungsbestimmung zum§ 5 meiner landespolizeilichen Anordnung vom 3. Mai d. Is. A 2 b 2992— Extra=Blatt zum 18. Stücke des Amtsblattes— betreffend die Fernhaltung und Unterdrückung der Maul= und Klauenseuche. Im Einverständnisse mit der Königlichen Eisenbahn=Direktion zu Essen bestimme ich unter Bezugnahme auf§ 5 meiner landespolizeilichen zur Unterdrückung der Maul= und Klauenseuche erlassenen Anordnung vom 3. Mai d. Is. A 2 b 2992 (A.=Bl. S. 211), daß die mit der Eisenbahn ankommenden Viehtransporte von der Station erst dann entfernt werden dürfen, wenn der zuständigen Eisenbahnbehörde eine Bescheinigung des beamteten oder des mit meiner Genehmigung zur Vornahme der Untersuchung berechtigten Thierarztes vorgelegt worden ist, daß die Thiere seuchenfrei sind. Der Besitzer des Viehtrarsportes ist verpflichtet, dem zuständigen Thierarzte so zeitig vorher Nachricht über die Ankunft des Transportes zukommen zu lassen, daß das Vieh ohne Zeitverlust untersucht und abgeführt werden kann. Die Thierärzte haben auf erfolgte Benachrichtigung die Untersuchung, sofern ihnen nicht anderweite dringlichere Amtsgeschäfte obliegen, gleich bei Ankunft des Viehs jedenfalls aber mit thunlichster Beschleunigung vorzunehmen. Eine Ausnahme darf nur für dasjenige Vieh gemacht werden, welches in einem am Ankunftsorte vorhandenen Schlachthause sofort abgeschlachtet werden soll. Der Nachweis hierüber muß durch eine Bescheinigung der betreffenden Schlachthausverwaltung geführt werden. Arnsberg, den 13. October 1896. Der Regierungs=Präsident. Winzer. Bekanntmachung. Zwecks Verlegung der Wegeübergänge in km. 43,90 und 44,1 und 60 nach km. 43,9 und 67 der Strecke Hochfeld — Dortmund im Gebiete der Stadt Wattenscheid ist auf Antrag der Königlichen Eisenbahn=Direktion Essen das Enteignungsverfahren eingeleitet und der Unterzeichnete von dem Herrn Regierungs=Präsidenten zu Arnsberg gemäß§ 18 ff. des Enteignungsgesetzes vom 11. Juni 1874 zum Kommissar im Planfeststellungsverfahren ernannt worden. Der Plan nebst Beilogen ist bei dem Bürgermeister zu Wattenscheid zu jedermanns Einsicht vom 26. dieses Monats auf 14 Tage öffentlich ausgelegt. Während dieser Zeit kann jeder Betheiligte im Umfange seines Interesses Einwendungen gegen den Plan erheben, welche nach der Bestimmung des Herrn Regierungs=Präsidenten zi dem Unterzeichneten schriftlich einzureichen oder mündlich zu Protokoll zu geben sind. Nach Ablauf der Frist werde ich die Einwendungen gegn den Plan in einem nötigenfalls an Ort und Stelle abzuhaltenden Telmin erörtern und behalte mir dieserhalb weitere Bestimmungen vor. Ich mache schließlich noch darauf aufmerksam, daß die Verhandlungen in diesem Theile des Verfahrens sich lediglich auf die Planfeststellung, nicht auf die Entschädigungsfrage beziehen. Gelsenkirchen, den 23. October 1896. Der Königl. Landrath: Dr. Hammerschmidt. Vorstehende Bekannimachung wird hiermit veröffentlicht. Wattenscheid, den 24. October 1896. Der Bürgermeister: Wibberding. Veranntmachung. Unter der Aufschrift„Lunge und Hals" wird neuerdings in Zeitungen vielfach ein früher unter dem Namen„Homeriana= thee“ feilgehaltener Brustthee als Heilmittel gegen Beust= und Halskrankheiten(Lungenluberkulose, Luftröhrenkatarrh, Husten, Heiserkeit u. A.) von einem Agenten Ernst Weidemann in Siebenburg am Harz angepriesen und Päckchen von 60 Gramm Inhalt(bei einem reellen Werthe von 5—6 Pfennige) zum Preise von 1 Mark verkauft.— Das Mittel, welches angeblich aus einer nur in Rußland vorkommenden Knöterichpflanze gewonnen wird, besteht nach sachverständiger Untersuchung aus einfachem Vogelknöterich der an allen Wegen und oft auch in weniger verkehrsreichen städtischen Straßen zwischen den Pflastersteinen wächst. Eine spezifische Heilwirkung hat das genannte Kraut nicht. Solches wird zur Warnung für das Publikum hierdurch bekannt gemacht. Berlin, den 15. Sept. 1896 Der Polizei=Präsident: gez.: v. 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