∆ Tr. 4.(1 Blatt.) Dienstag, den 7. Januar 1913. 45. Jahrgang. „„„„„„ (Neueste Nachrichten.) ine Stabr und Amt Walleltschech Hevinghausen, Westenfeld, Höntrov, Eppendorf, Munscheld, Elberg, Freisenbruch E. uusonssnssenssesssesssanssenssnnensssnnsensssensenssenenn (enerol=Angeiger.) Blattaller Behörden Weziell für die Orte Wattenscheid, Gelsenkirchen=Ueckendorf, Leithe, Günmigfeld, Hordel. eeene Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage und kostet inkl. Botenlohn monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2.10 Mk., im Postgebiet# 2.20 Mk., wenn frei ins Haus 2.60 Mk. voraus zahlbar. Wöchentliche Gratis=Beilage:„Illustriertes Sonntagsblatt“(Sseitig). 1 ssssssesssssssssossssssosssssssssssssssssessssssss55o535536335535555s55s555sssssssssssseen! erhalten bei tödlichen Unfällen 425 Mk. Unfallunterstützung und haben jeden Monat 3 Zellen Inserate gratis. S. Bestimmung### Telear.=Adr.: Zeitung. Teleson Nr. 181. Druck und Verlag Carl Busch, verantw. Jedakteur B. Scholten, beide Wattenscheid. Postscheck=Kto. Köln 8566. Anzeigen pro Nonparelllezelle oder deren Raum 15 Pfg., auswärts ; 20 Pfg., Reklamen 60 Pfg. pro Zeile. Bestimmte Platz= und TerminI zusagen ausgeschlossen. Skonto(Rabatt) nur bei Zahlung sofort nach 1: Erhalt der Rechnung. — Die Londoner Konferenzen sind beide gestern nachmittag wieder zusammengetreten, und zwar die Friedenskonferenz nachmittags 4 Uhr zu einer 1stündigen Siung, die Botschafterkonferenz im Auswärtigen Amt. Vor der letzteren Siung hatte der türkische Botschafter mit dem Staatssekretär Sir Edward Grey eine Besprechung. „Suspendiert“, nicht abgebrochen. London, 7. Jan. Ueber die gestrige Sitzung der Friedenskonferenz erfährt das Reutersche Bureau: Reschid Palscha unterbreitete folgende neue Vorschläge der Pforte: 1. Die Türkei ist bereit, im Norden von Adrianopel einige neue Gebietszugeständnisse zu machen, jedoch mit Ausschluß von Adrianopel selbst. 2. Die Türkei begibt sich ihrer Rechte auf Kreta unter der Bedingung, daß die Abtretung keiner anderen Insel von ihnen verlangt wird. Die Mitglieder der türkischen Mission verließen darauf den Konferenzsaal, während die Delegierten der Verbündeten zurückblieben und nach längerer Beratung zu folgendem Beschlusse kamen: Die Vorschläge der türkischen Delegierten entsprechen nicht den von den Verbündeten in der vorhergehenden Sitzung formulierten Forderungen. Die Verhandlungen auf der vorgeschlagenen neuen Grundlage waren nicht derart, daß sie zu einem Abkommen führen konnten. Die Delegierten der Verbündeten sehen sich daher genötigt, die Arbeiten der Konferenz zu suspendieren. Nach der Rückkehr der Türken in den Saal verlaß der Präsident Nowakowitsch die Antwort der Verbündeten und hob die Sitzung auf. Die Tür ken protestierten und erklärten, daß der Präsident nicht das Recht habe die Sitzung aufzuheben. Nachdem die formelle Sitzung beendet war, wurde den Türken in der darauf folgenden allgemeinen Unterhaltung erklärt, daß die Verbündeten nicht beabsichtigen, einen Abbruch der Verhandlungen herbeizuführen; da aber eine zufriedenstellende Antwort auf die Vorschläge der Verbündeten vom Freitag nicht eingegangen sei, suspendieren sie die Arbeiten so lange, bis die zufriedenstellende Antwort erfolgt sei. Im weiteren Verlaufe der nicht formellen Unterhaltung erklärte Reschid Pascha, er habe die Absicht gehabt, über die Verproviantierung Adrianopels zu sprechen, sei aber der Gelegenheit beraubt worden, dies zu tun. Es wurde ihm gesagt, daß diese Angelegenheit bereits in einer früheren Sitzung besprochen worden sei, in welcher erklärt worden sei, daß die Konferenz nichts mit den Bedingungen des Waffenstillstandes zu tun habe. Hierauf verließen die Türken in etwas erregter Stimmung den Palast. Daß die Verhandlungen nicht abgebrochen, sondern nur vertagt sind, ist wohl auf eine Einwirkung der Großmächte zurückzuführen. Denn nach einem offiziösen Telegramm der „Köln. Ztg.“ haben nämlich gestern die Großmächte in Konstantinopel noch einmal ihre Stimme erhoben, um ein erfolgloses Auseinandergehen der Friedensunterhändler zu verhüten. Sollte der Abbruch der Verhandlungen dennoch erfolgen, so würde die Botschaftervereinigung versuchen, unmittelbare Verhandlungen zwischen den beiden Teilen wieder anzubahnen. Deutschland. Vom Kaiser. Berlin, 6. Jan. Der Kaiser besuchte gestern abend nach einem Vortrag des Professors Delitzsch in der Orientgesellschaft in der Singakademie noch den Reichskanzler und kehrte darauf nach dem Neuen Palais zurück. Heute vormittag hörte der Kaiser die Vorträge der Kabinettschefs. Empfänge beim Reichskanzler. Berlin, 7. Jan. Der Reichskanzler Bethmann=Hollweg empfing gestern den Präsidenten des großherzoglich badischen Staatsministeriums, Staatsminister Dr. Freiherrn v. Dusch, den Oberpräsidenten der Provinz Posen, Wirkl. Geh. Rat Dr. Schwartzkopff und den Marineattache bei der Botschaft in Wien, Kapitänleutnant Freiherrn von FreyburgEisenberg=Allmeninge. Generalfeldmarschall von Schlieffen F. Berlin, v. Jan. Generalfeldmarschall Graf von Schlieffen ist gestern nachmittag 2 Uhr in seiner Wohnung verschieden.— Alfred Graf von Schlieffen war geboren am 28. Februar 1833 in Berlin. 1853 trat er als Einjährig-Freiwilliger ins 2. Garde=Ulanenregiment ein. 1866 wurde er Hauptmann im Generalstabe, den Krieg 1870=71 machte er als Major im Generalstabe des Großherzogs von Mecklenburg mit. 1876 wurde er Oberstleutnant und Regimentskommandeur, 1881 Oberst, 1886 Generalmajor, 1888 Generalleutnant, 1889 Oberquartiermeister, 1891 General= stabschef der Armee. 1906 nahm er mit dem Range eines Generalfeldmarschalls den Abschied. Er war Ritter des Schwarzen Adlerordens und des Königl. Bayerischen St. Hubertusordens. Ausbau der Wasserkräfte. Berlin, 6. Jan. Der„Reichsanzeiger“ veröffentlicht den Gesetzentwurf betr. den Ausbau von Wasserkräften im Quellgebiet der Weser. Sozialdemokratischer Preußentag. Berlin, 7. Jan. Gestern begann hier der sozialdemoratische Preußentag, der sich mit den kommenden Landtagsoahlen zu beschäftigen hat. Die Vormittagssitzung verlief mit Geschäftserledigungen. Eugen Ernst=Berlin und GewehrAberfeld wurden zu Vorsitzenden erwählt. Der Führer der nglischen Arbeiterpartei, William Sanders, überbrachte brüße der englischen Genossen. Dann wurden der von ErnstRese echete e cece getragene Bericht über die Tätigkeit der Landtagsfraktion erledigt. Man war sowohl mit der Amtswaltung des geschäftsführenden Ausschusses, als auch mit der parlamentarischen Aufführung seiner Sechsmännerfraktion zufrieden. Eine Marineluftfahrer=Abteilung. Kiel, 7. Jan. Das Reichsmarineamt hat sich endgültig für den Bau drehbarer Luftschiffhallen entschieden. Das Bedienungspersonal der Kuxhavener Doppelhalle, 200 Köpfe, erhält die Bezeichnung Marineluftfahrerabteilung. Reise des Großherzogs von Oldenburg. Oldenburg, 7. Jan. Der Großherzog wird am 15. d. Mts. auf leiner Dampfjacht„Lensahn“ eine Reise nach dem Mittelmeer antreten, die von ärztlicher Seite für erwünscht erklärt ist, um den Großherzog von den Folgen einer Influenza zu befreien. Die großherzoglichen Kinder werden sich später in Venedig der Reise anschließen. Bischof von Limburg F. Limburg, 7. Jan. Der Bischof von Limburg, Dr. Dominikus Willi, ist gestern mittag nach 15 wöchiger Krankheit gestorben. Er war 68 Jahre alt und stand im 15. Jahre seines Episkopats und im 40. Jahre seiner Priesterwürde. Vor seiner Bischofswahl war er Abt des Cisterzienserklosters Mererau bei Bregenz am Bodensee. Dortugal. Ministerkrise. Lissabon, 6. Jan. Ministerpräsident Duarts Leite hat dem Präsidenten Arriaga das Entlassungsgesuch des Kabinetts angeboten, daß der Präsident annahm. Arriaga hat den Führer der Evolutionspartei(der Gemäßigten), Almeida mit der Bildung des neuen Kabinetts betraut. Die Lage im Saargebiet. Der Saarstreik beigelegt. Saarbrücken, 5. Jan. Die Sicherheitsmänner der Fettkohlengrube Luisenthal sprachen gestern nachmittag bei der Bergwerksdirektion vor und baten um Aufklärung über die Frage der Fortdauer ihres Amtes als Sicherheitsmänner. Die Fortdauer ihres Amtes wurde ihnen zugesagt. Auf Anfrage erklärte man ihnen weiter, daß das Feiern an den 2 Tagen nicht als eine-Störung im Sinne des Lohnerhöhungsversprechens des Bergwerksdirektors angesehen werden solle. Selbstverständliche Voraussetzung sei das vollständige Anfahren der Belegschaft am Dienstag, den 7. Jan. Die Sicherheitsmänner erklärten sich mit Vorstehendem einverstanden und versprachen, sich zu bemühen, daß die Belegschaft Dienstag vollzählig einfährt. Auch die Sicherheitsmänner der Grube von Velsen haben ihre Kündigung zurückgenommen und dieselben Zusicherungen seitens der Direktion erhalten. Saarbrücken, 7. Jan. Gestern morgen sind die Belegschaften auf den Gruben im Saarrevier, soweit sie nicht durch den kath. Feiertag Feierschichten machen, überall vollzählig angefahren. Auf Grube Velsen erschienen zur Frühschicht 239 Mann, das ist die normale Anfahrt am Dreikönigstage. Auf der Fettkohlengrube Luisenthal wurde überhaupt nicht gearbeitet. Nach dem Verlauf der Sonntag in zahlreichen Bergmannsorten abgehaltenen Versammlungen der christlichen Gewerkschaften ist anzunehmen, daß nunmehr alles ruhig bleiben wird. Die Gewerkschaftsführer rieten überall, zur Anfahrt am Dienstag vollzählig wieder anzutreten. Reshcht srce eie cde bsceeice Oberhausen zu Essen, wurden zum Vorsitzenden Geh. Finanzrat Dr. Hugenberg und zu stellv. Vorsitzenden Bergwerks= und Reedereibesitzer Hugo Stinnes und Kommerzienrat Dr. med. h. c. Gerhard Küchen einstimmig wiedergewählt. Essen, 7. Jan. Eine Bluttat spielte sich Sonntag mittag in dem Hause Silberbankstraße 68 ab. Dort erschoß der Bergmann Friedrich Pailliart während des Mittagessens seinen bei ihm als Logisgänger wohnenden Bruder Christian bei einem geringfügigen Wortwechsel. Dieser war auf der Stelle tot. Der Brudermörder, der nach der Tat Selbstmord verüben wollte, wurde hieran von seiner Frau verhindert. Er stellte sich hierauf selbst der Polizei. Kleve, 7. Jan. Gestern hat sich hier ein Unteroffizier der 9. Komp. des 56. Inf.=Regts. Vogel v. Falkenstein erschossen. In dienstlicher Beziehung lag nichts gegen ihn vor. Kempen, 7. Jan. Die Maul= und Klauenseuche tritt wieder in verschärfter Weise auf. In Hüls u. Oedt ist das neue Verfahren zur Bekämpfung eingeführt worden, das darin besteht, daß sobald auf einem Gehöfte auch nur ein Stück Vieh von der Seuche befallen ist, der ganze Klauenviehbestand abgeschlachtet wird. Der Eigentümer erhält vom Staate eine vereinbarte Entschädigung für das abgeschlachtete Vieh. In den beiden Gemeinden wurden über 30 Stück Milchkühe auf einmal geschlachtet. Auch im Kreise Gladbach ist dieses Verfahren in Anwendung gebracht. Düsseldorf, 7. Jan. Gestern abend überfuhr der Cafetier Nierhauve vom hiesigen Cafee Westminster mit seinem Automobil auf der Landstraße in Benrath zwei Männer. 1 wurde sofort getötet, der 2. lebensgefährlich verletzt. Barmen, 7. Jan. Gestern mittag wurde in Rittershausen der Schaffner Otto Stuckhardt überfahren und lebensgefährlich verletzt. Barmen, 7. Jan. Der im August 1912 nach Unterschlagung von 13000 Mk. Mündelgeldern flüchtig gewordene städtische Büroassistent Paul Lange ist in Köln verhaftet worden. Köln, 7. Jan. In der für den 12. Januar einberufenen Protestversammlung der Ortsgruppe Köln zum Schutze des deutschen Grundbesitzes und Realkredites werden außer dem Präsidenten van der Borght, dem Landtags=Abg. Freiherrn Clemens v. Loe und Professor Weber auch Fürst Salm=Horstmar und Graf Mirbach=Sorquitten, der Vorsitzende des Bundes deutscher Steuer= und Wirtschafts=Reformer, Ansprachen halten. Königswinter, 7. Jan. Hier wurde eine männliche Leiche gelandet, von der man vermutet, daß es die des 32 Jahre alten Diplomingenieurs W. Lindemann aus Hamburg ist, der im Nov. 1912 in Nassau in die Lahn gefallen und ertrunken ist. Zweibrücken, 7. Jan. Der Regimentskommandeur Oberst Emil Henigst vom hiesigen 22. Inf.=Regt. versetzte gestern mittag auf der Straße dem Journalisten Loth, einen Schlag. Den Anlaß soll ein Presseartikel gegeben haben. Der Angegriffene stellte Strasantrag. Aus Westdeutschland. Bochum, 7. Jan. In Hofstede ist vorgestern nacht ein Raubmord verübt. Bergleute fanden morgens bei Zeche Konstantin die Leiche eines Mannes, die schwere Kopfverletzungen aufwies. Börse und Taschenuhr des Toten waren geraubt. Bochum, 7. Jan. Mit durchschnittenen Pulsadern wurde der Arbeiter Georg Heller an der Ecke der Johanniter= und Maarbrückerstraße aufgefunden. Heller wurde in besorgniserregenden Zustande dem kath. Krankenhause zugeführt. Allem Anschein nach hat er Hand an sich selbst gelegt. Hattingen, 7. Jan. An der Halbinsel bei Winz schwemmte das Hochwasser der Ruhr eine männliche Leiche ans Ufer, die im Gesicht derart schwere Verletzungen aufwies, daß ein Wiedererkennen unmöglich erscheint. Auch sonst wurden an der Leiche Wunden festgestellt. Der Tote ist etwa 1,80 Meter groß und trägt mit den Buchstaben W. S. gezeichnete Wäsche. Blankenstein, 7. Jan. An dem Eisenbahntunnel zwischen Blankenstein und Welper oberhalb der Klosterbrücke ist in der letzten Zeit ein Sinken der Gesteinsmassen und ein Nachgeben der Hangenden festgestellt worden. Da die Sicherheit des Tunnels gierdurch gefährdet ist, hat sich der Eisenbahnfiskus entschlossen, den Tunnel abzubrechen. Der hierdurch freiwerdende Platz soll zur Anlage eines 2. Gleises benutzt werden. Werdohl, 7. Jan. Hier ereignete sich beim Baumfällen ein schwerer Unglücksfall. Durch einen stürzenden Baum wurde ein Arbeiter erschlagen, 2 andere Arbeiter wurden schwer verleßt. Paderborn, 7. Jan. Auf dem Bahnkörper bei Altenbeken wurde ein Eisenbahnbeamter schwer verletzt aufgefunden. Der Beamte war aus dem Zuge gestürzt und starb- kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Essen, 7. Jan. In der letzten Sitzung der HanWetternachrichten. Wetter für Mittwoch. Bisheriges angenehmes Wetter, heiter, leichter Reif. Aus Stadt, timt und Kreis. Wattenscheid, 7. Januar. Abschiedsfeier für Pfarrer hücker. Die Abschiedsfeier für den als Pfarrer nach Lippspringe berufenen Pfarrvikar Hück er, welche gestern seitens der St. Josephs=Filialgemeinde in dem großen Saale des Restaurants Rörig stattfand, gestaltete sich zu einer ebenso herzlichen wie eindrucksvollen Ovation, die in überwältigender Weise davon Zeugnis ablegte, in welch' seltenem Maße die Katholiken der„Heide“ an „ihrem" Vikar Hücker hängen. Es bestand bekanntlich geradezu ein ideales Verhältnis zwischen Pfarrer Hücker und seinen Gemeindemitgliedern, ein festes Band gegenseitigen Vertrauens und der Anhändlichkeit. Um so tiefer war das Bedauern aller über die Abberufung des geliebten Seelenhirten und um so machtvoller die gestrige Abschiedskundgebung. Keiner wollte zurückstehen, und so war der weite Saal schon vor 5 Uhr überfüllt. Diesem imponierenden äußeren Rahmen der Festversammlung entsprach das von der Festkommission ausgearbeitete ausgezeichnete Programm. Alle Vereine des östlichen Stadtteils hatten hierzu mitgewirkt und Vertreter in die Festkommission entsandt: Kirchbauverein, Paramentenverein, Kirchenchor St. Josef, Jünglingssodalität, Jungfrauenkongregation, Arbeiterverein St. Josef, St. Josef=PolenVerein, St. Adalbert=Polenverein und christlich=sozialer Arbeiterverein, dessen Präses Vikar Hücker mehrere Jahre war. Brausende Hochrufe empfingen Pfarrer Hücker, als er den Saal betrat und an der Ehrentafel Platz nahm. Ihm zur Seite saß die hochw. Geistlichkeit von hier und aus der Nachbarschaft, mit Domkapitular, Propstdechant Hausmann an der Spitze. Auch Pfarrer Reker aus Werne, der früher mehrere Jahre hier als Bikar tätig war, hatte es sich nicht nehmen lassen, an der Feier teilzunehmen. An die Geistlichkeit reihten sich zahlreiche Mitglieder des Kirchenvorstandes, der kirchlichen Gemeindevertretung, der Lehrerschaft usw. Auch die, Bewohner aus den benachbarten Gemeinden Günnigfeld und Westenfeld waren in stattlicher Zahl vertreten. U. a. bemerkten wir Gemeindevorsteher, Gutsbesitzer Fröhling von Günnigfeld. Der Saal war aufs schönste dekoriert: auf der Bühne hatten in einem Haine von Lorbeerbaäumen die Büsten des Papstes und Kaisers Aufstellung gefunden. Die Feier, welche Kaufmann Er lenkämper als Vorsitzender des Kirchbauvereins präsidierte, wurde durch einen Musikvortrag der Merkertschen Kapelle„Per aspera ad astra“ von Urbach stimmungsvoll eingeleitet. Eine wirkungsvolle und hübsche Zusammenfassung aller Empfindungen und Wünsche, welch die Versammlung beseelten, bildete der nachstehende, von Frl. Lehrerin Maria Biederbeck versaßte und von Frl. Traudchen Ohmann mit gutem Verständnis deklamierte Prolog: In ernster Stunde sind wir hier vereint, Aus unsrer Mitte will der Hirt nun scheiden. Er will nicht mehr St. Josefs Schäflein weiden, Und sind doch all ihm gut und keins ihm feind. Er hat das schmucke Kirchlein wachsen sehn, Als erster Priester ward er uns gesendet Sein frommer Eifer hat ihm zugewendet Die Herzen— die nun trauernd ihn umstehn. Wir haben seiner Lehre gern gelauscht, Ob in der Kirche, im Verein sie tönte. Sein Wohltun manches Armen Tag verschönte, Mit Rat und Hilfe— freundlich unbelauscht. Nun will er gehn, zum Pfarrherrn ruft man ihn, So schwer wir auch uns von ihm trennen können, Wir wollen ihm die neue Würde gönnen. Und wünschen: Sei ihm Heil und Glück verliehn. Die Herde sei ihm treu wie hier so dort, Sein Wirken kröne, dem er dient mit Segen Und führe ihn auf gnadenreichen Wegen, Und sei ihm lebenslang ein starker Hort. So lebe wohl! Du unser Freund und Hirt Bewahre uns ein liebendes Gedenken, Ein dankbares Erinnern wir Dir schenken, Von uns Dich keiner je vergessen wird. Hierauf erhob sich Domkapitular Propstdechant Hausmann zu der ersten Ansprache. Immer mehr drängten sich die Ereignisse im Leben der Menschen und der Gemeinden. Immer weiter gehe der Lauf, bis der Mensch durch die ewig waltende Vorsehung den Platz seiner vollen Wirksamkeit gefunden habe. So gehe es auch hier. Der heutige Tag bedeute einen Wendepunkt für die St. Joseph=Gemeinde und ihren Seelsorger. Seit dem Bestehen der Gemeinde, seit nahezu 10 Jahren habe der liebe Konfrater, Pfarrer Hiscker hier gewirkt und es sei ihm Herzensbedürfnis gewesen, für jeden einzelnen=und für die Gemeinde. in ihrer Gesamtheit alles zu werden. Dies habe er denn auch voll und ganz erreicht. Jedem einzeln sei er Freund und Berater gewesen, und die gesamte Gemeinde habe er als seeleneifriger Priester durch die Verkündigung des Evangeliums zu Gott emporgeführt. Dies habe auch die St. Josephsgemeinde tief empfunden und besonders heute in der Abschiedsstunde öffentlich der Gefühle treuer Ergebenheit, tiefer Verehrung und Zuneigung sowie wahrer Dankbarkeit Ausdruck gegeben. Er benutze gern diese Veranlassung, um dem Scheidenden für seine Gesamtwirksamkeit in der großen Propsteipfarre seit dem Jahre 1895 die höchste Anerkennung und herzlichen Dank abzustatten. Nach seiner reichgesegneten Tätigkeit an der Propsteikirche habe er 1903 die St. Josephsgemeinde überikommen, wo große Aufgaben seiner harrten. Vereine mußten erhalten, ausgebaut und gegründet werden, daneben war die Seelsorge für 3—4000 Gemeindemitglieder auszuüben— eine Riesenarbeit, die von Tag zu Tag noch gewachsen sei. Mit großer Freude habe er die erfolgreiche Wirksamkeit des Pfarrvikars Hücker beobachtet und immer den Wunsch gehegt, daß alle Außenbezirke so vortrefflich versorgt sein möchten. Jetzt habe ein höherer Wille ihn zur Leitung einer großen Pfarre berufen, wo seine Arbeit ebenfalls von Gottes Segen begleitet sein möge. Die zu Herzen gehenden Worte des hochw. Redners klangen sodann aus in ein 3 faches, begeistert ausgenommenes Hoch auf Papst und Kaiser. Nun betrat der Kirchenchor St. Joseph die Bühne, um unter Leitung seines Dirigenten Lehrer Vogel das innige Lied„Gott grüße Dich“ von Mücke vorzutragen. Der trefflich geschulte Chor erzielte wieder starken Anklang. Die Festrede hatte Rektor Dolle übernommen, der ein langjähriger Mitarbeiter und Freund des Pfarrers Hücker ist. Die Rede hatte ungefähr folgenden Wortlaut:„Verehrte Festteilnehmer! Im Herbste vor 9 Jahren faßte dieser Raum ebenfalls einen großen Kreis von Feiernden. Es war der Tag, an dem die Josephskirche ihrer Bestimmung übergeben wurde. Wir hatten es den Bemühungen des Herrn Domkapitulars Propsts Hausmann zu verdanken, daß wir durch die Errichtung eines Gotteshauses unsere kirchlichen Pflichten leichter erfüllen konnten. Herr Domkapitular Hausmann weilt auch heute in unserer Mitte, herzlich begrüße ich ihn und die hochwürdige Geistlichkeit, sowie die Lehrerschaft, die Vorstände der Vereine und alle anwesenden Bekannten und Freunde des Herrn Pastors Hücker, der uns an dem erwähnten Festtage als Vikar der Josephskirche zur Freude der kath. Bewohner des östlichen Teiles der Stadt Wattenscheid zugeführt wurde. Und heute?— Herzen liegt drückende Stimmung; denn Pastor Hücker steht im Begriffe, uns morgen zu verlassen, um als Pfarrer in Lippspringe weiter segensreich zu wirken. Das erfüllt uns mit Wehmut und Trauer. Wie hat uns nicht schon die Nachricht von seiner Berufung getroffen! Wie viele Gesichter bemerkte man, die die Kunde nicht glauben wollten. Und nicht einen fand man, der die Geste machte, als ob er drei Kreuze,— wie man zu sagen pflegt— hinter dem Herrn herschlüge. Je mehr man sich mit dem Gedanken an den Abschied vom Pastor Hücker vertraut macht, desto mehr wird jedem klar, daß ein schöner Traum zerronnen ist. Die kath, Bewohner der Heide haben sich schon lange mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß Herr Pastor Hücker als 1. Pfarrer der St. Josephskirche hier weiter tätig sein möge. Nun ist dieser schöne Traum dahin. Er, der sich die Herzen aller gewonnen hatte, scheidet von hier, und er trägt mit die Schuld, daß uns die Abschiedsstunde schwer auf dem Gemüte liegt. Warum zeigte er so viel Geduld und Menschenfreundlichkeit? Weshalb sprach er so gewinnend in seinen Predigten? Weshalb erfüllte er so musterhaft seine priesterlichen Pflichten! Wo Licht ist, ist auch Schatten, und dieser Schatten wirft sich auf die Trennungsstunde. Nun wird uns allen klar, wen wir verlieren. Der Abschied wird uns schwer; denn wir beklagen den Verlust eines Freundes, den wir gern unter uns sahen, der freudig in unser: Kreise kam, der stets uns alle mit Freundlichkeit behandelt: und der uneigennützig unser Bestes wollte. De: Avschied wird uns schwer, denn wir beklagen den Verlust eines Lehrers, der auf der Kanzel alle Gläubigen nachhaltig belehrte, der sich in der Christenlehre zu den Kindern herabließ, der zur Schule eilte und dort Hand in Hand mit dem Lehrerkollegium die Kleinen in den religiösen Wahrheiten unterwies und es verstand, die Kinderschar mit Strenge und Milde zu behandeln und an sich zu ziehen. Der Abschied wird uns schwer, denn wir beklagen den Verlust eines eifrigen Priesters, der in der Kirche, auf der Kanzel, am Altare und im Beichtstuhl seiner Pflicht gewissenhaft nachkam: Wir sahen ihn eilen an die Stätte der Krankheit und der Armut. Als Herr Vikar Hücker vor 9 Jahren hier seine Tätigkeit aufnahm, da galt es, die Filiale auch lebensfähig machen. Den bestehenden Vereinen, wie dem Kirchbauverein, dem Paramentenverein, dem Kirchenchor, dem Elisabethverein und der Vinzenzkonferenz mußte er seine Sorge zuwenden. Im Laufe der Zeit bildete Pfarrer Hücker auch noch die Jungfrauen=, die Jünglingssodali tät und als letztes Werk kam nun der Arbeiterverein. Von dem Scheidenden kann das Wort gelten:„Es ist bestimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebsten, was man hat, muß scheiden. Hochwürdiger Herr Pfarrer! Ehe Sie sich jedoch von uns trennen, drangt es mich, Ihnen von Herzen für all die Liebe zu danken, die Sie zu uns gehegt haben. Möge Ihre langjährige Tätigkeit bei uns auf fruchtbaren Boden fallen! Möge das, was Sie hier aufgerichtet haben, nicht wieder zu Boden sinken, sondern fest stehen bleiben und gedeihen! So weit es an uns liegt, wollen wir in Ihrem Geiste weiter tätig sein, wir wollen besonders die uns gesteckten Ziele beharrlich verfolgen, auf daß Gott seinen Segen dazu gibt. Nun möchte ich noch bitten, auch uns Schäflein von der Heide nicht zu vergessen und uns mit Rat oder Tat, soweit es in Ihrem neuen Wirkungsorte noch möglich ist, weiterhin beizustehen. All die vielen Wünsche für Ihren zukünftigen Wirkungskreis möchte ich hier einzeln aus dem einfachen Grunde nicht zum Ausdruck bringen, weil wir ja alle wissen, daß Sie, Herr Pfarrer, Ihre gewinnende Persönlichkeit mit sich nehmen. Und das gibt uns die Gewißheit, daß die diese auch auf die Lippspringer Pfarrerkinder wirken lassen werden. So werden Sie auch dort wie hier die Herzen für sich einnehmen. Möge Gott Sie noch lange gesund und kräftig erhalten. Verehrte Festteilnehmer! Jeder von Ihnen würde gern noch einige Worte mit dem Herrn Pfarrer Hücker reden, möchte ihm die Händ drücken und ihm sagen, was er auf dem Herzen hat. Doch da das nicht möglich ist, so müssen wir uns zu helfen wissen. Wir wollen das alles dadurch tun und darin zusammenfassen, daß wir unsere Stimmung, unsere Gefühle und Worte in ein 3 faches kräftiges Hoch hineinlegen. Erheben Sie sich bitte und stimmen Sie ein in den Ruf: Der von uns scheidende Herr Pfarrer Hücker, er lebe hoch, hoch, hoch.“ Das Hoch fand ein lebhaftes Echo und brausenden Widerhall. Nach einem gemeinschaftlichen Liede und weiteren Musikund Gesangvorträgen ergriff, sichtlich bewegt, Pfarrer Hükker zum Abschiede das Wort. Die Stunde des Scheidens von der St. Josefsgemeinde sei gekommen. Seit 9 Jahren habe er mit den Gemeindeangehörigen in Freude und Liebe zusammengearbeitet, und tiefe Wehmut ergreife ihn, wenn er jetzt an das Scheiden denke. Er habe alle Ursache, von Herzen dankbar zu sein, für die überreiche Liebe und Freundschaft, die ihm entgegengebracht sei, und für die schönen Stunden, die er im Kreise seiner Gemeinde verbracht habe. Vor allem müsse er Dank abstatten dem Domkapitular, Propstdechant Hausmann, der ihm stets mit dem reichen Schatze seiner Erfahrungen zur Seite gestanden habe. Herzlichen Dank gebühre auch seinen verehrten Konfratres von hier und Günnigfeld, die ihm stets treue Freunde und liebevolle Berater gewesen seien, ferner den überaus rührigen und pflichteifrigen Lehrpersonen. Denn nur dann könne wirklich religiöses Gefühl in die Herzen der Jugend gepflanzt werden, wenn die Lehrerschaft nach dieser Richtung hin den größten Eifer entfalte. Aber hiermit sei seine Danksagung noch nicht erschöpft. Er müsse noch den Vereinen ein herzliches Wort der Anerkennung sagen, denn gerade sie hätten ihn mit offenen Armen aufgenommen und ihm die Arbeit als Seelsorger leicht gemacht. Er nenne zunächst den Kirchbauverein, dem in erster Linie die würdige Ausgestaltung der Kirche zu danken sei, ferner den in Blüte stehenden, vor Jahresfrist gegründeten Arbeiterv erein St. Josef, dann vor allem auch die Jünglingssodalität und die Jungfrauenkongregation als wichtige Organisationen der Jugend, und endlich auch den St. Josef= und St. Adalbert Polen=Verein:=, die ihm stets das größte Entgegenkommen bewiesen hätten. Der Redner wehrte sodann bescheiden alle Lobsprüche ab und verwies auf den Allerhöchsten, der sein Werk mit seiner Gnade gesegnet habe. Wenn sein Wirken von Erfolg gewesen sei, so müsse vor allen Dingen er auch der Gemeinde dankbar sein, deren religiöser Sinn ihm stets ein Ansporn zu neuer Arbeit gewesen sei. Der Redner schloß seine Ausführungen mit der Bitte das ihm im Ahlmannschen Saale veranstaltete Konzert dürfte sich zu einem bemerkenswerten künstlerischen Ereignis gestalten. Wir sind heute in der Lage. das Programm dieser Veranstaltung mitzuteilen, welches sich insbesondere durch eine seltene Reichhaltigkeit auszeichnet, dank der rührigen Arbeit der Festkommission und der freundlichen Mitwirkung von hiesigen Damen und Herren. Eröffnet wird der Reigen der zahlreichen Darbietungen durch die„Germania“, welche die beiden Lieder„Glückauf zur Fahrt“ von Heuser und„Ein rheinisches Mädchen“ von Mertens zum Vortrag bringt. Es folgen ein Tanzduett„Die Kirschen“ von Spohn, getanzt von Frl. Erna Schwitzgäbele und Lehrer Neveling, das Solo„Frühlingsfahrt“ von Schumann(Lehrer Zielke), ferner der laktige Schwank„Der geleimte Liebhaber“. Hierbei wirken mit Bergassessor Meyer, Frl. Erna Schwitzgäbele, Frl. Elisab. Franke, Referendar Vennebusch, Frl. Hedwig Raestrup und Referendar Salbath. Herr Fr. Schmidt aus Gelsenkirchen wird mit Lautenbegleitung vortragen„Mädle ruck, ruck, ruck“ und „Ich habe mein fein's Liebchen", worauf die„Germania“ den ersten Teil mit den Liedern„Mütterlein“ von Hansen und„Mein Mütterl, das war gut“ von Kehl beschließen wird. Der 2. Teil des Programms umfaßt folgendes:„Die Patrouille“ von Schaaf(Männergesangverein Germania),„In Hemdsärmeln“, Schwank in 1 Akt von A. Günther.(Mitwirkende: Referendar Schmidt, Frl. Mimi Wibberding, Frl. Ilse Huppertz, Referendar Salbath und Referendar Vennebusch),„Als ich zum ersten Mal dich sah“ von Brückler,„Das ist im Leben häßlich eingerichtet“ von Riedel,(Lehrer „Ein Winzerfest“, heiteres Singspiel mit Winzertanz in 1 Aufzug für Soli und gemischten Chor von G. Unbehaun, Op. 33,(Mitwirkende: Lehrer Kodantke, Frl. Ilse Huppertz, Referendar Vennebusch, Frl. Hedwig Raestrup, ferner die Lehrer Neveling, Fries, Schäfer, Schlapper, Schnell und Tecklenburg, Frl. Elisabeth Franke, Frl. Hanna Grisée, Frl. Lilly Schulte, Frl. Erna Schwitzgäbele, Frl. Clara Vennebusch, Frl. Anne Wallraven.) Es folgen:„Kartner Liab“, „Der Tod von Basel“,(mit Lautenbegleitung, Referendar Friedr. Schmidt, Gelsenkirchen,„Die Mühle im Tale“ von Weffeler,„Leichter Wanderer“ von Neumann,(Männergesangverein Germania),„Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria von Weber, getanzt von Frl. Ilse Huppertz und Frl. Hedwig Raestrup. Die Tänze sind einstudiert von Frl. Drassati, Balletmeisterin in Essen. Ein herrlicher Grotian— Steinweg Nachf.— Flügel wurde von der Fa. Brüning und Bongardt, Gelsenkirchen in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellt. * Der Vorsitz im Presbyterium der hiesigen evang. Kirchengemeinde ist mit Neujahr auf Pfarrer Engelbert, den dienstältesten Pfarrer der Gemeinde übergegangen. Im abgelaufenen Kirchenjahr 1912 war Pfarrer Geck Präses des Presbyteriums. * Die Feuerwehr hielt Samstag abend nach beendeter Vorstandssitzung bei G. Koch die Generalversammlung ab. Branddirektor Stadtbaumeister Wallraven leitete die Sitzung und erstattete den Jahresbericht. Er dankte allen Mitgliedern für die rege Anteilnahme. Von einer großen Zahl Brände wurde die Stadt in 1912 Gott dank verschont. Es waren nur 2 Totalbrände(LelitkoSommerdelle und Halbfell=Bochumerstraße) und 2 kleine Brände zu löschen. Die Zahl der Mitglieder ist von 143 auf 147 angewachsen. Als neues Mitglied wurde der Bergmann Brahl=Vorstadtstraße ausgenommen. Ein Mitglied hat die Wehr in 1912 durch den Tod verloren: Den verdienten Vereinskassierer Joh. Höffken. Der Kassenbericht wurde für die nächste Sitzung verlegt. * Der„Kriegerbund“(Vereinslokal Rörig) hielt am vergangenen Sonntag seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Nach Zahlung der Beiträge berichteten die Kassenrevisoren über die Kassenverhältnisse. Dem Kassierer wurde Entlastung erteilt. Dann wurde zum Hauptpunkt der Tagesordnung: Vorstandswahl, geschritten. Aus dem Vorstande schieden aus der 2. Vorsitzende, der 2. Schriftführer und der 2. Kassierer. Es wurden gewählt bezw. wiedergewählt: Gustav Plesken als 2. Vorsitzender, Rudolf Stolle als 2. Schriftführer, Damschen als 2. Kassierer. Als Fähnrich wurde gewählt Burmester und als dessen Stellvertreter Aug. Ochs. Zu Fahnenoffizieren bezw. Stellvertetern bestimmte man noch Skowroneck, Thomas, Ernst Kampmann und Finke, als Delegierte zum Stadtverband: Plesken und Kronsbein, als Delegierte zum Kreisverband: Aug. Tischer. Der bisherige Vereinsbote Gustav Skowroneck blieb, ebenso wurde das bisherige Vereinslokal Rörig einstimmigwiedergewählt. * Der Krieger=Verein„Kaiser Wilhelm“ hatte Sonntag im Restaurant Koch seine jährliche Generalversammlung, die in Verhinderung des 1. Vorsitzenden Kickert vom Kameraden Peter Fuchs geleitet wurde. Nach Verlesung des letzten Protokolls erstattete der Kassierer Fricke den Kassenbericht und erhielt Entlastung. Die monatl. Beiträge wurden von 30 auf 40 Pfg. erhöht. In den Vorstand wurden folgende Mitglieder gewählt: suchs, 1. SchriftPölkner, Kassierer Keoner schieg hhrangen. mit der Eilk, Eas ihn! entgegengebrachte Vertrauen auf seinen Nachfolger, Vikar Platte, zu übertragen und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Wunsch der St. Josefsgemeinde, zur Pfarrgemeinde erhoben zu werden, bald in Erfüllung gehen möge. Alle Dankesworte, Wünsche und Hoffnungen faßte Pfarrer Hücker in ein 3faches Hoch auf die St. Josefsgemeinde zusammen. Donnernder Beifall und vielstimmige Rufe„Auf Wiedersehen“ folgten der Rede. Das Festprogramm wurde sodann in der besten Weise abgewickelt. Besonders gefiel im 1. Teil das von dem gemischten Chor vorgetragene„Gebet“ von C. M. von Weber, das von einzigartiger Wirkung war. Auch die übrigen Vorträge des Kirchenchores und auch des Jungfrauenchores, der mit dem bekannten Mendelssohnschen Liede„Es ist bestimmt in Gottes Rat“ aufwartete, waren von bemerkenswerter Schönheit. Zu Beginn des 2. Teiles brachte Frl. Brinkmann noch ein Abschiedsgedicht in sehr ansprechender Weise zum Vortrag. Da die Merkert'sche Kapelle, wie immer, künstlerisch abgerundete Leistungen bot, so nahm der Abend einen überaus schönen Verlauf. Er dürfte den Katholiken des östlichen Stadtteiles, und besonders Pfarrer Hücker, in bleibender Erinnerung sein. * Wohltätigkeitskonzert. Das von dem Gesangverein„Germania"(Vereinslokal Ahlmann) zum Besten unseres Vaterländischen Frauenvereins am nächsten Sonntag 1. Vorsitzender Kickert, 2. Vors. P. führer A. Günther, 2. Schriftführer Cl. Fricke, als dessen Stellvertreter F. Echtermeier, als Beisitzer Konr. Köhler und Max Rosenthal, als Fähnrich Aug. Tannhäuser, als dessen Stellvertreter Seb. John, als Fahnenoffiziere Ließ und Bieleck. Als Delegierte zum Stadtverband wurden gewählt: Kickert, Fuchs, Wehner, Rosenthal und Diemke, als Kassenrevisoren: Woldert, Lichtenhagen und Wehner, als Kassenbote: Kamerad Dubbering. Das Vereinslokal Koch wurde wiedergewählt. Der Verein zählte am 1. Januar 1912 196 Mitglieder, wovon 8 gestorben und 10 ausgetreten sind, neu aufgenommen wurden im Jahre 1912 16 Mitglieder, sodaß der Verein jetzt 194 Mitglieder zählt. An Unterstützungen zahlte der Verein 780 Mark aus. * Wattenscheid als Sitz des Bochum=Gelsenkirchener Gewerkschaftskartells. Eine wichtige Aenderung innerhalb der christlichen Gewerkschaftsbewegung des Bezirks Gelsenkirchen=Wattenscheid und Bochum ist am 1. Januar d. J. erfolgt. An diesem Tage haben sich die beiden christlichen Gewerkschaftskartelle vereinigt. Sie bilden jetzt ein Bezirkskartell für Bochum und Gelsenkirchen=Wattenscheid. Die neue Geschäftsstelle des Bezirkskartells wurde am gleichen Tage nach Wattenscheid, Oststr. 32, Telephon 823, verlegt. Die Regelung der gesamten Kartellarbeiten wird von dieser Stelle aus geleitet. In den Städten Gelsenkirchen und Bochum ist ebenfalls je ein christlicher Gewerkschaftsbeamter für das Kartell tätig. Der Unterricht in der Fortbildungsschule und in der Bergvorschule beginnt Donnerstag dieser Woche, also nicht, wie mitgeteilt, Freitag.„ * Der ev. Gesellenverein von Wattenscheio und Umgegend hielt am Sonntag, 5. Januar, im Vereinslokale Hr. Voortmann seine Generalversammlung ab, welche gut besucht war. Der Vorsitzende Landsiedel=Günnigfeld begrüßte Meister und Gesellen mit dem üblichen Gruß und gab mit kurzen Worten zum Ausdruck, daß der Verein auch in dem neuen Jahre blühen und gedeihen möge. Nach Zahlung der Beiträge wurde das Protokoll vom vorigen Monat verlesen und genehmigt. Alsdann konnte man 2 aktive und 1 Ehrenmitglied in unsern Verein aufnehmen. Inzwischen erschien auch unser Ehrenvorsitzende, Pastor Bonne. Derselbe bat, gleich mit der Vorstandswahl zu beginnen. Es scheiden in diesem Jahre aus der 1. Vorsitzende Landsiedel, der 2. Vorsitzende Kosak, der Kassierer Stölzing und die Beisitzer Höhmann, Lahrmann und Renner. Sie wurden alle einstimmig wiedergewählt; der 1. Vorsitzende leitet den Verein schon 20 Jahre. Pastor Bonne dankte demselben für das Interesse, das er stets dem Verein bezeigt habe. Nun erfolgte die Wahl eines Altgesellen. Es wurden folgende Gesellen in Vorschlag gebracht: Wilhelm Krause, Wilhelm Grothaus und Johann Dippel; die Wahl erfolgte per Stimmzettel und hatte folgendes Ergebnis: Wilh. Krause 15, Wilh. Grothaus 7 und Johann Dippel 1 Stimme. Wilhelm Krause nahm auch die Wahl mit Dank an. Zu Kassenrevisoren wurden Fritz Linden und Wilhelm Grothaus, zu Fahnenoffizieren Jakob Dickel, Fritz Volke und Jakob Barth bestimmt. Als 4. Punkt wurde der Kassenbericht erstattet vom Kassierer Stölzing. Die Einnahmen betrugen 656,63 M, die Ausgaben 555,20 J, der Ueberschuß 101,43 J. Das Gesamtvermögen beziffert sich auf 829,43 J. Die Mitgliederzahl beträgt 36 aktive und 72 Ehrenmitglieder. Das bisherige Vereinslokal wurde wiedergewählt. Dem Jahresbericht ist folgendes zu entnehmen: Der Verein hielt 5 Vorstandssitzungen und 12 Monatsversammlungen ab. Folgende Feste wurden gefeiert: Kaisersgeburtstag, Verbandsfest in Schalke, Stiftungsfest verbunden mit Rekrutenabschiedsfeier und Reserve=Heimkehr und Weihnachtsfeier, anschließend Theater u. Verlosung. Außerdem wurde ein Ausflug nach Attendorn unternommen. Der Vorsitzende berichtete sodann über das Jubelfest des evgl. Knappenvereins und bat die Meister sowie die Gesellen, sich zahlreich und pünktlich daran zu beteiligen. Alsdann sprach er über die Kaisergeburtstagsfeier, welche seitens des hiesigen und ostpreuß. Arbeitervereins sowie des evangl. Gesellenvereins am 26. Januar im großen Saale des Restaurants Ahlmann gemeinschaftlich gefeiert wird. Der Kostenaufwand wird von allen 3 Vereinen bestritten. Die Theaterabteilung bringt das Stück„Verlobung auf dem Schießstande" zur Aufführung. Für die Konzertmusik ist die Schlotterhose'sche Kapelle gewonnen worden. * Der kathol. Gesellenverein feierte gestern im Saale des Restaurants Koch sein diesjähriges Winterfest. In einer herzlichen Ansprache hieß Vikar Hogrebe die zahlreichen Teilnehmer willkommen. Das Programm beftand in Liedervorträgen des Doppelquartetts„Philomele“, Musikdarbietungen der Sodalenkapelle gemeinschaftlichen Liedern und Theateraufführungen. Jede einzelne Nummer wurde in der beften Weise abgewickelt, sodaß die Teilnehmer genußreiche Stunden verlebten. * Landw. Casino. Die am Samstag im Restaurant Leppler stattgefundene, sehr gut besuchte Generalversammlung des landw. Casinos wurde um 5 Uhr durch den stellvertr. Vorsitzenden, Gutsbesitzer W. Kopp=Sevinghausen eröffnet. Punkt 1 der Tagesordnung betraf Aufnahme neuer Mitglieder. Es hatten sich folgende Herren gemeldet: Rittergutsbesitzer I. Kohlleppel=Haus Sevinghausen, Gutspächter L. Oberbarnscheidt=Sevinghausen, deren Aufnahme einstimmig eerfolgte. Sodann hielt Dr. Schroers=Münster einen äußerst interessanten Vortrag über Einrichtung von Landkrankenkassen. Darauf erfolgte die Vorlage und Prüfung der Jahresrechnung, die Beläge wurden als richtig befunden und dem Kassierer Backs=Ueckendorf wurde unter Worten des Dankes Entlastung erteilt. Die Neuwahl des Vorstandes hate folgendes Ergebnis: Zum 1. Vorsitzenden wurde Gutsbesitzer Wilh. Schulte=Kemna=Leithe gewählt, zu dessen Stellvertreter Gutsbesitzer W. Kopp=Sevinghausen, zum Schriftführer Gutsbesitzer Th. Winkelmann=Sevinghausen, zu dessen Stellvertreter Gutsbesitzer Carl Beckmann=Wattenscheid und zum Kassierer Gutsbesitzer Carl Spelberg=Wattenscheid. * Schöffensitzung. Unter dem Vorsitze des Amtsrichters Dr. Kißler fand heute vormittag am hiesigen Kgl. Amtsgericht eine Schöffensitzung statt, in der 8 Strafsachen und 2 Privatklagen verhandelt wurden. Als Schöffen fungierten Gärtner Jos. Bödefeld von hier und Bergmann Franz Bximberg von Sevinghausen. Die Amtsanwaltschaft hüeke Stadtsekretär Bongaertz inne. * Flieger über Wattenschei d. Am Samstag überflog ein Flugzeug von dem Gelsenkirchener Flugplatz unsere Stadt; ebenso stattete auch heute vormittag ein Flieger Wattenscheid einen Besuch ab. Die Flugapparate machten sich schon von weitem durch das Rattern der Motore bemerkbar und fanden, trotzdem sie sich beide Male in erheblicher Höhe hielten, all gemeines Interesse. * Verkehrsstörung auf der Straßenbahn. Am Samstagvormittag gegen 11 Uhr brach vor dem Hause Bochumerstraße 165 in Ueckendorf ein mit Petroleum gefüllter Tankwagen auf den Schienen der Straßenbahn Gelsenkirchen=Wattenscheid=Bochum zusammen. Durch den Sturz wurde das Ventil beschädigt und das Petroleum floß weite Strecken die Straßenbahnschienen entlang. Kinder machten sich bald mit allerhand Gefäßen herbei, um den teuren Brennstoff aufzufangen. Die zur Beseitigung des Verkehrshindernisses herbeigerufene Abteilung der Berufsfeuerwehr, konnte vor Entleerung des weit über 100 Ztr. wiegenden Fahrzeuges nicht daran denken, das Gefährt von den Schienen zu schaffen. Erst nachdem der größte Teil des Inhalts des 3200 Ltr. fassenden Tanks auf einen anderen Wagen umgeladen war, gelang es der Wehr nach stundenlangen Bemühungen den Wagen von den Schienen auf die Seite zu bringen. Der Straßenbahnverkehr konnte durch Umsteigen aufrecht erhalten werden. Gegen 4 Uhr konnte der Verkehr wieder freigegeben werden. * Ein reicher Landstreicher. Der 30 Jahre engebliche Steinarbeiter Rudolf Kottland aus Prag, er als mittelloser Landstreicher sich im bergischen Lande tttelnd umhertrieb und jetzt wegen eines Ueberzieherebstahls in Elberfeld festgenommen worden ist, fand sich Besitz eines Geldbetrages von weit über 1000 Mk. 100= und 20=Markscheinen. Ueber die Herkunft des hat K. die verschiedensten Angaben gemacht, es edoch der Verdacht, daß der Betrag aus einem herrührt. K. hat sich längere Zeit in der hiebegend, in Gelsenkirchen, Wattenscheid und usen aufgehalten. Die Elberfelder Kriminalpolizei an, daß er das Geld in dieser Gegend bei einem Diebstahl oder Einbruch erbeutet hat, wovon die Kriminalpolizei bislang noch keine Kenntnis hatte. * Obwohl wir den kürzesten Tag um 14 Tage überschritten haben, ist doch von einer Zunahme der Tageshelle sehr wenig zu merken. Nach altem Sprichwort hat am Dreikönigstage die Tageshelle um die Dauer eines Hahnenschreies zugenommen. Aber wir haben doch die Gewißheit, daß wir mit jedem Tage dem Frühling näher rücken. * Verhaftet wurden in der verflossenen Nacht auf der Bochumerstraße 2 junge Burschen, die sich der Ruhestörung schuldig gemacht hatten. * Leichenfund. Zwischen den Gleisen der Eisenbahnstrecke Wattenscheid—Kray=Süd wurde gestern in der Nähe der Zeche Zentrum 406 die Leiche eines nicht lebensfähigen neugeborenen Kindes gefunden. Man nimmt an, daß die Leiche aus dem Abort eines Zuges geworfen wurde. Die polizeilichen Ermittelungen sind noch nicht abgeschlossen. * Westenfeld, 7. Jan. Ein schwerer Einbruch wurde in der Nacht zum 6. d. M. bei dem Gutsbesitzer Höhne genannt Baumann verübt. Die Diebe drangen in die Wohnung und entwendeten Silberzeug und Kleidungsstücke im Gesamtwerte von 800 M. Die Einbrecher sollten sich aber nicht lange ihrer Beute freuen. Als gestern einer von ihnen die vom Diebstahl herrührenden silbernen Löffel verkaufen wollte, wurde er von der benachrichtigten Polizei festgenommen. Es gelang sodann, no chweitere Komplizen in Gelsenkirchen und Rotthausen zu verhaften. * Höntrop, 7. Jan. Zum Besten einer neuen katholischen Kirche findet morgen, Mittwoch, eine Wohltätigkeitsverlosung statt, welche vom kath. Frauen= und Mütterverein veranstaltet wird. * Eppendorf, 7. Jan. In der vergangenen Nacht wurde auf dem Stensschen Gutshofe im benachbarten Weitmar eine Schafherde von wütenden Hunden angefallen und zerrissen. 35 Schafe lagen morgens tot in ihrem Blut, 17 andere waren so schwer verletzt, daß sie abgeschlachtet werden mußten und 14 weitere mußten in tierärztliche Behandlung gegeben werden. Der Besitzer der Tiere, Schafzüchter Heinrich Günter aus Ostorp im Kreise Büren, erleidet einen Schaden von mehreren tausend Mark.— In Weitmar wurden 8 Einbrecher dingfest gemacht. Es handelt sich um eine Diebesbande, die seit Monaten in Bochum, Weitmar und den Ortschaften der Umgegend durch ihre dreisten Einbrüche viel von sich reden machte. Bei der vorgenommenen Haussuchung wurden große Vorräte gestohlener Sachen beschlagnahmt. * Eppendorf, 7. Jan. Die Eheleute August Opitz feierten vor einigen Tagen das Fest der silbernen Hochzeit. * Günnigfeld, 7. Jan. Der Gemeinderat trat Kaufmann Joh. Schulte=Loh und Wirt Darenrecht. Nach Beratung und Genehmigung des Etats, der 200 000 Mk. überschreitet, wurde der Ankauf von 6 Morgen Land, je zu 3 500 Mirk für den Kommunalfriedhof vom bisherigen Besitzer(Gels. Bergw.=A. G.) genehmigt. Die Kaisergeburtstagsfeier 1913 soll sich auf die einzelnen Vereine beschränken, da dort jeder Bürger seine patriotische Pflicht erfüllen wird. Einige Armensachen beschlossen die Sitzung. * Hordel, 7. Jan. Der Generaldirektor der Kruppschen Zechen Hannover und Hannibal, Bergassessor Windmöller feierte in diesen Tagen mit seiner Gemahlin das Fest der silbernen Hochzeit, aus welchem Anlaß dem Jubelpaare von allen Seiten die herzlichsten Glückwünsche zugingen. U. a. überreichten die Beamten hübsche Geschenke.— In der letzten Repräsentantenwahl der evangelischen Gemeinde wurden die ausscheidenden Mitglieder Heinrich Bexmeier, Karl Bierbaum, K. Heermann, Heinrich Tönshoff, Max Metzler und Johann Stein wiedergewählt. * Ueckendorf, 7. Jan. Unangenehm überrascht war eine Frau in der Ueckendorferstraße, welche einem 23 jährigen Mädchen aus Mitleid Unterkunft gewährt hatte. Als sie von einem Ausgange zurückkehrte, sand sie, daß das Mädchen unter Mitnahme ihres schwarzen Kleides im Werte von 50 Mk. verschwunden war Weitere Lokalnachrichten siehe 2. Blatt. Aus aller Welt. Unfall eines deutschen Kreuzers. Kiel, 7. Jan. Gestern abend 6 Uhr kollidierte vor Friedrichsort der Kreuzer„Straßburg“ mit dem dänischen Dampfer„Christian 4". Es sollen bei dem Unfall mehrere Perionen Verletzungen erlitten haben.— Nach weiteren Meldungen wurde der Kreuzer von dem Dampfer gerammt, so daß die Abteilungen 13 und 14 im Vorderschiff des Kreuzers voll Wasser liefen. Von der Besatzung der„Straßburg“ wurde 1 Mann schwer verletzt. 2 Leute erlitten leichte Verletzungen. Beide Schiffe befinden sich jetzt im Kieler Hafen. Setzerstreik in Amsterdam. Amsterdam, 7. Jan. In 20 Druckereien ist ein Setzerstreik ausgebrochen, die einen neuen Lohntarif fordern. Die Zeitungen„De Standaard" und„De Amsterdamer“ können nicht erscheinen. Der Ausstand wird sich wahrscheinlich auch auf andere Druckereien ausdehnen. Mord im Café. Lüttich, 7. Jan. Im Café de La Place erstach gestern dessen Inhaber Desset seinen Freund Jamar. Er war bald nach dem Mord verhaftet aber wieder freigelassen. Friedhofsschändung. Paris, 6. Jan. Gestern nacht sind auf dem Friedhof Levallois=Perret 119 Grabdenkmäler zerschlagen worden. 3 Männer stiegen nachts über die Mauer, zertrümmerten mit Aexten die Marmorplatten, rissen große Granitblöcke um, zerbrachen Statuen und Vasen, verstreuten die Kränz eund drehten alle Kranen auf, so daß sich morgens, als die Wächter die Tore aufschlossen, alle Alleen unter Wasser befanden! Da man auch an den bloßgelegten Särgen keine Diebstahlsabsichten feststellen konnte, vermag man nicht, das Rätsel zu lösen. Nleueste Telegramme der D. Ztg. Die Londoner Friedensverhandlungen. London, 7. Jan. Die Delegierten der Balkanstaaten sind der Meinung, daß die Vertagung der Konferenz über das griechisch=orthodoxe Weihnachtsfest hinaus, den Türken zu weiterer Ueberlegung Zeit geben wird, sodaß es ihnen möglich ist, bei der nächsten Sitzung annehmbarere Vorschläge zu machen. Die nächste Sitzung findet Freitag, vielleicht schon###— Donnerstag statt. Es ist moglich, daß inzwischen unter den Delegierten der beiden Parteien private Verhandlungen gepflogen werden. — Wie man erfährt, hätten die verbündeten Balkanstaaten die Verhandlungen mit Rücksicht auf die unbefriedigende Antwort auf die Vorschläge der Verbündeten unzweifelhaft abgebrochen, wenn nicht während der letzten zwei Tage die Großmächte ihren Rat gegeben hätten. Unter diesen Umständen haben jedoch die Verbündeten den Türken Zeit gegeben, die Lage zu übersehen und ihre Stellung darzulegen. Einer der griechischen Delegierten erklärte, die Verhandlungen seien nicht abgebrochen und die Delegierten hätten nicht die Absicht, Lo ndon sofort zu verlassen. Inzwischen erklärte der Delegierte weiter, werden, wie wir glauben, die Großmächte Kenntnis von dem Geschehenen nehmen und wenn sie beschließen, irgendwelche Schritte zu unternehmen, so werden wir es bald erfahren. Der nächste Schritt für die Türken wird sein, eine neue Sitzung einzuberufen, wenn sie etwas mitzuteilen haben. Inzwischen können die Großmächte über eine Aktion Beschluß gefaßt haben, oder Adrianopel kann gefallen sein. Wenn die Türken vernünftige Vorschläge einbringen, so sind wir bereit, sie zu erörtern. Aber ihre gegenwärtigen Vorschläge sind vom Standpunkte der Verbündeten soweit entfernt, daß sie mit ihm unvereinbar sind. In den türkischen Kreisen ist nichts darüber bekannt, wie sich die Lage jetzt entwickeln wird, aber man ist der Anschauung, daß die Verbündeten absichtlich die Vertagung der Konferenz herbeigeführt haben, in der Hoffnung, daß Adrianopel inzwischen kapitulieren werde. Dieses Vorgehen wird in den türkischen Kreisen mit großem Unwillen angesehen. Sofia, 7. Jan. Auf Verlangen des Kommandanten von Adrianopel traten heute bulgarische und türkische Kommissare zu einer Beratung zusammen. Man nimmt an, daß es sich um die Kapitulation handelt. Recklinghausen, 7. Jan. Anläßlich des bevorstehenden Regierungsjubiläums des Kaisers stiftete der Kreistag gestern 50 000 M für wohltätige Zwecke. Saarbrücken, 7. Jan. Auf den Gruben Velsen und Luisenthal sind die Belegschaften heute morgen vollständig angefahren. Dernburg klagt. Berlin, 7. Jan. Der Staatssekretär a. D. Dernburg, dessen Mandat zur Zweckverbandsversammlung gestern für ungültig erklärt worden ist, wird, auf§ 20 des Zweckverbandsgesetzes gestützt, beim Oberverwaltungsgericht Klage gegen diese Entscheidung erheben. Falschmünzerwerkstatt. Lauban ,7. Jan. In dem Hause des Tischlers Ludwig in Langenoehls wurde gestern eine Falschmünzerwerkstatt aufgedeckt. Neben den Falschmünzerwerkzeugen fand man 100 falsche 100 M=Scheine. Ludwig ist der Bruder des kürzlich wegen Falschmünzerei verhafteten Gefängnisaufsehers Ludwig aus Görlitz. 2 Raubl morde. Brüssel, 7. Jan. Hier sind in 3 Tagen 2 Raubmorde verübt worden. Kaum ist es gelungen, den Mörder der Rentiere Reynders, die vor 8 Tagen ermordet wurde, ausfindig zu machen und schon beschäftigt eine neue Bluttat die Polizei. In dem Villenort Ucele wurde die 75jährige sehr reiche Witwe Pelsef erdrosselt aufgefunden. Explosion an Bord des Panzers„Massena“. Toulon, 7. Jan. Der Panzer„Massena“ hatte mit zwei Kreuzern des 3. Geschwaders sich zur Fahr nach Biserta gerüstet. Kaum hatte er den Hafen verlassen, als das Dampfreservoir der Hauptmaschine explodierte. Die Feuerwache wurde durch den Dampf furchtbar verbrüht. 8 Tote, darunter 1 Quartiermeister, 3 Ingenieure und 4 Heizer lagen auf dem Boden des Maschinenraumes. Der Kommandant des Schiffes befahl sofort zurückzufahren und ließ vor dem Hospital St. Mandrier Anker werfen, um die Opfer des Unglücks auszuschiffen. Er erbat durch Funkspruch vom Hafen Hilfe, von wo auch Schlepper entsandt wurden. — Der Oberbefehlshaber Admiral Boue Lapeyrere begab sich an Bord der„Massena“ und ernannte eine Kommission, die den Unglücksfall untersuchen soll. Bei der Explosion wurden noch 2 Seeleute verletzt. Ein Offizier des Linienschiffes erzählt folgendes: Als sich die Explosion ereignete, stiegen die Mannschaften der Heizanlagen schnell, jedoch ohne Panik auf das Deck. Der Komandant erteilte kaltblütig und bestimmte Befehle, worauf jeder wieder auf seinen Posten eilte, während die Hilfsarbeiten um die Heizanlagen, woraus noch immer Dampf drang, in Angriff genommen wurden. Sobald es möglich war, drang der Kapitän bis in den Raum vor, worin er die 8 schrecklich verbrannten Leichen fand, die von Krankenwärter in Watteverbände gehüllt wurden. Einfach verblüffend! Ich gab Bioson zur Stärkung meiner 3 Mädchen, welche sehr blutarm und bleichsüchtig waren und war über die Wirkung einfach verblüfft, Energie und Schaffensfreude kehrten zurück, sodaß die Kleinen in der Schule weit bessere Fortschritte machten als früher. Otto Weiß, Dresden N., Schönfelderstraße 19. Unterschrift beglaubigt 7. Otober 1912, Dr. Galle, Kgl. Notar.Bioson, Blechdose(ca. ½ kg) 3 Mk. erhältlich in Apotheken, Drogerien. Eine 3 und 4 räumige sohnung, ∆ abgeschl. an ruhige Familie sofort oder 1. April zu vermieten. Nagel, Bahnhofstraße 4. WrhnnZ von 2—3 Zimmern bei kleiner Familie zum 1. 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Redakteur B. Scholten, beide Wattenscheid. Potschek=sto, Köln 8569. Die Konvention von Cauroggen am 30. Dezember 1812. Eine Säkularerinnerung. Nach dem Frieden von Tilsit befand sich Napoleon 1. auf dem Gipfel seiner Macht. Sein ungeheures Reich erstreckte sich von Spanien bis an Rußlands Grenzen, von der Ostsee bis an die Meerenge von Sizilien. Nur England und Rußland widerstanden dem Gewaltigen noch. Da verfiel der verwegene Kriegsmann, der in seinem gottvergessenen Uebermute alle Besonnenheit verloren zu haben schien, in seinem maßlosen Ehrgeize auf den abenteuerlichen Gedanken, England in seinen ostindischen Besitzungen zu vernichten, zuvor aber Rußland zu demütigen. Dem Kaiser Alexander, der sich schon längst von der Freundschaft Napoleons losgesagt hatte, war die Gefahr, die ihm drohte, nicht entgangen, und nachdem auf beiden Seiten eifrige Rüstungen betrieben worden waren, brach Napoleon im Juni 1812 mit einer auserlesenen Mannschaft von mehr als einer halben Million gegen Rußland auf. Friedrich Wilhelm 3. von Preußen mußte, das Schlimmste für sein Land befürchtend, ein ihm von Napoleon angetragenes Bündnis annehmen und am 5, März 1812 einen Vertrag unterzeichnen, nach welchem er sich Napoleon mit einem Hilfsheere von 20000 Mann anschließen sollte. Der Befehlshaber dieses Hilfskorps aber wurde der General York, der mit seiner Schar auf dem linken Flügel der„großen Armee“ unter dem Marschall Macdonald marschierte. Aber in jenem Jahre und in diesem Kriegszuge setzte Gott dem stolzen Eroberer ein Ziel. Die Russen hatten in 2 blutigen Tagen bei Smolensk am 17. und 18. August und bei Borodino am 7. September sich zwar ruhmvoll geschlagen, aber doch das Schlachtfeld geräumt und sich tief in das Land hinein nach Moskau gezogen.. Der verwegene französische Feldherr aber war ihnen gegen den Rat seiner erfahrensten Generäle gefolgt und hatte am 14. September seinen Einzug in der alten Zarenstadt gehalten, als ihn der Strahl der göttlichen Gerechtigkeit ereilte. Denn schon in der folgenden Nacht brach über seinem Haupte Feuer aus, welches in 4 tägigem Brande die ganze Stadt samt dem altehrwürdigen Kaiserschloß, dem Kreml. in Asche legte. und unsäglichen Schrecken in dem französischen Heere verbreitete. Jetzt hätte Napoleon gern Frieden gemacht, der Kaiser Alexander von Rußland aber wollte, vertrauend auf Gott und auf den Mut seines Volkes, davon nichts wissen, und so mußte der französische Machthaber Ende Oktober mit seinem Heere den Rückzug durch das aller Vorräte beraubte Land antreten. Ohne Obdach und Lebensmittel, von den feindlichen Scharen verfolgt, zog das Heer dahin, das bereits auf 100000 Mann zusammengeschmolzen war. Dazu trat der gefürchtete russische Winter früher als sonst in ungewohnter Kälte ein. Die mangelhafte Kleidung gewährte keinen hinreichenden Schutz gegen die Kälte, kein Bissen Brotes vermochte den nagenden Hunger zu stillen. Verzweiflung ergriff aller Herzen, ganze Abteilungen fand man morgens erstarrt und erfroren um die Wachtfeuer liegen. Endlich gelangte man an die sumpfige Beresina westlich von Smolensk, über welche schnell 2 Brücken geschlagen wurden, und alles drängte, um so bald als möglich hinüber zu gelangen. Da mußte plötzlich die eine der Brücken abgebrochen werden, um die Russen am Nachrücken zu hindern, und Tausende der Nachzügler kamen in Gefangenschaft. Von der ganzen„großen Armee“ aber gelangten etwa 8000 halb kampffähige Krieger an die Grenze, während die übrigen teils gefangen waren, teils als Leichen die weiten Gegenden Rußlands bedeckten. Napoleon hatte seine Truppen längst verlassen; in Betten und Pelze gehüllt war er unter fremdem Namen über Warschau und Dresden nach Pariss geeilt und hatte solange als möglich die Welt über das furchtbare Schicksal der großen Armee zu täuschen gesucht, um so erschütternder wirkte jetzt" die Kunde von dem völligen Untergange sowie der grausenhafte Anblick der jammervollen Reste, welche über die preußische Grenze zurückkehrten. Preußen war Zeuge des Stolzes gewesen, mit welchem die schöne glänzende Armee zum Kriege ausgezogen war, es sollte jetzt auch zuerst Zeuge sein der tiefen Demütigung, welche dem Uebermütigen widerfahren war. Das preußische Volk erkannte hierin ein göttliches Strafgericht, und durch aller Herzen ging zugleich die freudige Ueberzeugung, daß jetzt die Stunde der Befreiung für das Vaterland gekommen sei. Alle Gefühle der Entrüstung und des bittersten Hasses, welche Jahre lang durch den schweren Druck der fremden Tyrannei niedergehalten worden waren, schlugen mit einem Male mit hellen Flammen patriotische Begeisterung hervor, und überall war man überzeugt, daß nun auch die Regierung nicht mehr säumen werde, mit dem Beispiele kräftiger Erhebung voranzugehen. In Preußen hatte man den Vertrag, nach welchem ein preußisches Hilfskorps zu der französischen Armee hatte stoßen müssen, als eine drückende Schmach betrachtet. Auf das erste Gerücht von dem Untergange der„großen Armee“ verbreitete sich daher rasch die Ueberzeugung, daß das unnatürliche Bündnis nun sein Ende erreicht habe. Der Augenblick schien gekommen, wo Preußen sich entweder bedingungslos den Franzosen in die Arme werfen oder, von ihnen abfallend, auf Rußlands Seite treten mußte, um im Verein mit dieser Macht den Versuch zur Befreiung Deutschlands zu wagen. Der General von York, der Anführer jenes mit den Franzosen verbündeten preußischen Hilfskorps war es, der auf eigene schwere Verantwortung einen ersten wichtigen Schritt auf der Bahn der Befreiung tat. Er schickte Boten über Boten an den König nach Berlin, um dessen Entschluß zu erfahren, aber man hielt sie alle zurück, ohne eine bestimmte Antwort zu erteilen. Unterdessen wurden die Aufforderungen der Russen an York, der durch russische Truppenteile bereits von dem französischen Marschall Macdonald getrennt war, immer dringender, und weil er unter allen Umständen vor allen Dingen für die Erhaltung seiner Truppen glaubte sorgen zu müssen, so schloß er am 30. Dezember 1812 in der Mühle zu Poscherun bei Tauroggen mit dem russischen General Diebitsch eine Konvention dahin ab, daß das preußische Armeekorps für neutral erklärt und zwischen Tilsit und Memel aufgestellt werden sollte, bis diese Konvention von beiden Monarchen genehmigt würde Die preußischen Truppen nahmen die Konvention mit Begeisterung auf, York aber schrieb an den König:„Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte; ich würde mit der freudigen Beruhigung sterben, wenigstens als treuer Untertan und wahrer Preuße das Beste meines Vaterlandes gewollt zu haben. Jetzt oder nie ist der Zeitpunkt, wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forderungen eines Verbündeten losreißen können, dessen Pläne mit Preußen in ein mit Recht Besorgnis erregendes Dunkel gehüllt gewesen waren, wenn das Glück ihm treu geblieben wäre. Diese Ansicht hat mich geleitet, gebe Gott, daß sie zum Heile des Vaterlandes führte.“ An den General von Bulow aber schrieb Yorck:„Jetzt oder niemals ist der Zeitpunkt, Freiheit und Ehre wieder zu erlangen. Die Vorsehung zeigt uns den Weg, wir sind unwürdig ihres Beistandes, wenn wir ihre Wohltat von uns weisen. Die Armee will den Krieg gegen Frankreich, das Volk will ihn, der König will ihn; aber der König hat keinen freien Willen. Die Armee muß ihm diesen Willen frei machen, ich werde in kurzem mit 50000 Mann bei Berlin und an der Elbe sein. An der Elbe werde ich zum Könige sagen: Hier, Sire, ist Ihre Armee und hier ist mein alter Kopf,— dem Könige will ich diesen Kopf willig zu Füßen legen, aber durch einen Murat läßt sich Yorck nicht richten oder verurteilen. Ich handle kühn, aber ich handle als treuer Diener und wahrer Preuße.“ Dem König, der von französischen Truppen ringsum eingeschlossen war und Gefahr für seine persönliche Freiheit befürchten mußte, blieb nichts übrig, als das kriegsgerichtliche Verfahren gegen York einzuleiten; er befahl, den eigenwilligen General zu verhaften. Da die Russen jedoch den Ueberbringer des königlichen Befehls nicht durchließen, so wurde derselbe nur durch die Zeitungen in Königsberg bekannt, und Yorck, welcher erklärte, davon keine Kenntnis nehmen zu können, blieb in seiner Stellung als Kommandant seines Heeres und der Provinz Preußen. Zwar wurde Yorcks kühner Schritt später auch von der Regierung gemißbilligt, und Yorck selbst vor ein Kriegsgericht gestellt, das ihn aber freisprach. Der Eindruck von Yorcks Konvention aber ging wie ein Erdbeben durch Deutschland und Europa. Das Volk von Ostpreußen erhob sich und erklärte, Gut und Blut jetzt freudig opfern zu wollen, „damit der Untergang des preußischen Namens verhütet werde.“ Und die Erhebung und Begeisterung der Gemüter pflanzte sich von Ostpreußen unaufhaltsam durch die Lande sort, bis auch der König Friedrich Wilhelm nicht mehr widerstehen konnte und durch Verlegung seiner Residenz nach Breslau zu erkennen gab, daß die Stunde freien Handeln gekommen sei. I. Th. P. Der Kurier des Königs Erzählung aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. 91(Nachdruck verboten.) Warum aber gab er sich so viel Mühe, warum ließ er ihn nicht einfach aufheben? Nichts klarer als das. Wenn er sich schließlich doch irrte, so erntete er nicht nur Vorwürfe, weil sein Auftraggeber dadurch uneinbringbare Zeit verloren und ihrer Aufmerksamkeit den richtigen Boten entzogen hatte, sondern er ging auch des Lohnes seines Verbrechens verlustig. So ließ er alle Minen springen, sich Sicherheit zu verschaffen; wenn nicht, so war es immer noch Zeit, ihn aufs Geratewohl in die Hände der Feinde zu liefern. Daher galt es Vorsicht und Festigkeit. Der Kleine mußte in seiner Überzeugung wankend gemacht werden. Mit mehr Freundlichkeit als bisher erwiderte deshalb Felix: „Ich erkenne es an, Ihre Absicht ist offenbar eine edle und gute. Um so bedauerlicher, daß Sie Ihre Warnung an die falsche Adresse richten. Wenn Sie indessen, wie es scheint, meiner Spur von Berlin bis hierher gefolgt sind, so müßten Sie wissen, daß ich tatsächlich kein anderer bin, als für den ich mich ausgebe.“ Hilpner lächelte schlau.„Wenn die Franzosen schon in Berlin auf Ihrer Spur gewesen wären, so dürften Sie kaum bis hierher gelangt sein. Wie mir bekannt, ist wohl gestern abend durch Kuriere die Weisung eingetroffen, einem preußischen Geheimboten aufzupassen, der vermutlich die Gegend in der und der Verkleidung passieren würde. Ich stand vor dem Hause, als Sie ausstiegen, und erkannte Sie sofort an der angegebenen Beschreibung. Nehmen Sie sich in acht, Herr, ich meine es gut mit Ihnen. Bis zu die Grenze kennt man Ihr Signalement. Sie werden 'cht eine Meile weiter kommen, wenn Sie meine innung verlachen. Auch würden Sie gut tun, wenn eine andere Verkleidung wählten. Dagegen mögen e auf Ihren falschen Paß ruhig weiter reisen, denn Ihr Pseudonym kennt man nicht; niemand ahnt Ihre Identität, wenn ich reinen Mund halte.“ Er sah den Hauptmann lauernd an, bemerkte aber keinerlei Veränderung in dessen Zügen. „Die Sache ist im Grunde lächerlich", erklärte der Offizier,„ich kann ohne Schwierigkeit aus den in meinem Koffer enthaltenen Papieren die Echtheit meiner Person nachweisen, ebenso durch Zeugnisse von Dresdener Geschäftsfreunden. Trotzdem wäre es mir, da ich Eile habe, natürlich fatal, durch ein solches Mißverständnis Tage oder Wochen zu verlieren. Das ist das einzige Interesse, das ich an Ihrer Erzählung nehme. Indessen— was kann ich tun, um Ihnen die Verwechslung glaubhaft zu machen, wenn Sie meinem ehrlichen Gesicht nicht trauen.“ „Nun wohl!“ rief der Kleine, sich erhebend.„Ich sehe, Sie haben kein Vertrauen zu mir. Immerhin, ich habe Sie gewarnt, halten Sie es nach Belieben!" Langsam, als hoffe er noch auf eine Sinnesänderung des Zimmerbewohners, schritt er nach der Tür, an dieser stehen bleibend und mit kurzer Verneigung leichthin sagend:„Entschuldigen Sie meine Zudringlichkeit und verzeihen Sie, wenn ich mich doch getäuscht habe, was ja immerhin möglich ist.“ „Nehmen Sie auf alle Fälle Dank für Ihren guten Willen!“ rief der Hauptmann ihm höflich nach. 5. Kapitel. Kaum hatte der Kleine die Tür geschlossen, so warf Felix die lästige Maske von sich, setzte sich auf das Bett und überließ sich dem gewaltigen Sturm seiner Erregung und seiner Gedanken. Alles verraten, alles umsonst! Der Verräter war seiner Sache nach wie vor sicher, davon war er überzeugt. Er würde hingehen und seine Helfershelfer herbeirufen. Die Warnung war eine. Täuschung, dem Betrüger konnte es gleich viel gekten, ob Fekix um acht oder um fünf Uhr abfuhr, da er gewiß war, ihn schon vor Mitternacht in die Hände der Feinde zu liefern. „Mut, Mut!“ flüsterte der junge Mann, die Rechte fest an die glühende Stirn pressend. Auf den Zehen schlich er zur Tür, öffnete sie geräuschlos und horchte. Niemand Drauchen, der Mloine scten in die Boltkadbe undichgeskichch. zu sein. Vielleicht blieb ihm noch eine kurze Frist. Was beginnen? Sofort abreisen? Das heißt den Feinden das Signal zum sofortigen Einschreiten geben. Sie kannten überhaupt nun den Wagen und vielleicht auch den Namen. auf den sein Paß lautete. Und die Legitimation? Er trug sie sicher verborgen in sein Hemd eingenäht, aber die Gegner waren ja auch auf dergleichen Listen vorbereitet. Noch überlegte er, da vernahm er Schritte. Gleich darauf trat Gottfried, der biedere Aufwärter, ins Zimmer. „Nun?“.— Mein Herr", lispelte der Bursche, „nehmen Sie's nicht übel. War nicht der Hilpner bei Ihnen?“ „Ja, lieber Freund.“ „Trauen Sie dem Halunken nicht", raunte der Aufwärter im Tone der Besorgnis,„unten bei ihm saß ein Kerl, dessen Franzosengesicht sich trotz der Verkleidung auf tausend Schritte verriet. Jetzt sind sie zusammen fort— ich glaube, sie haben einen Schurkenstreich vor. Ich fürchte, es gilt Ihnen,— er hat sich zu sehr mit Ihnen beschäftigt. Auch mit Ihrem Kutscher haben sie gesprochen. ehe er Sie aufsuchte." „Wohin ist er gegangen?“ „Wer weiß! Jedenfalls um Mannschaften zu holen. Die Gäste unten meinen, Sie seien ein flüchtiger preußischer General, Herr. Wir alle sind besorgt um Ihr Eutkommen, wenn es so ist. Soll ich anspannen lassen?“ Die Ehrlichkeit sprach aus jedem Blicke des braven Burschen. Felix vertraute ihm sofort. „Man würde mich rasch genug eingeholt haben“, sagte er, ohne sich über die Vermutungen der Gäste zu äußern,„den Spuren meines Wagens zu folgen ist Kinderspiel.“ Dann trat er zum Fenster und öffnete es. Unter ihm lag ein verschneiter Garten von beträchtlichem Umfange, „Wohin kommt man hier?“—„Direkt auf das Felde“, (Fortsetzung folgt.) Am 14. Januar wird vom Zaren ein Ukas veröffentlicht werden, der die Ernennung eines neuen Thronfolgers zum Gegenstande hat. Als Thronfolger wird Großfürst Dimitriew Pawlowitsch, der Sohn des jüngsten Bruders des Vaters des Zaren Alexander 3. ausgerufen werden, der am 6. Sept. 1891 in Ilinskoje bei Moskau geboren, gegenwärtig also 21 Jahre alt ist. Der jetzige Thronfolger Alexei ist, wie die Aerzte festgestellt haben, so unheilbar krank, daß es als ausgeschlossen angesehen wird, ihn am Leben zu erhalten. Mit der Ernennung des Großfürsten Dimitriew ist die in den letzten Wochen lebhaft erörterte Thronfolgerfrage zum Abschluß gelangt. Aus Stadt, Amt und Kreis. Amtliches. Der Arzt Dr. Max Abesser ist zum Kreisassistenzarzt für den Stadt= und Landkreis Gelsenkirchen ernannt. * Ernannt ist der kath. Lehrer Edmund Mock. zum Rektor einer Volksschule in dem Schulverbande Leithe. Wattenscheid, 7. Januar. * Zur Kinofrage. Wir werden von der„Lichtbilderei G. m. b. H.“ M.=Gladbach mit Bezug auf die Notiz in unserer Zeitung Nr. 302 v. I.:„Parteisekretär Treute schnitt die in der Wattenscheider Zeitung erörterte Kinofrage an und bedauerte, daß die von der Lichtbilderei M.=Gl.(Kath. Volksverein) gelieferten Films einseitig katholische Motive brächten und evangelische Einrichtungen, z. B. auf dem Gebiete der christlichen Nächstenliebe und des Missionswesens unberücksichtigt ließen, um Aufnahme folgender Zeilen gebeten:„Die Lichtbilderei M.=Gladbach ist ein selbständiges Unternehmen in Form einer Gesellschaft m. beschränkter Haftung, deckt sich also nicht mit dem kath. Volksverein. Die in der Notiz beigefügte Bezeichnung„katholischer Gesellenverein“ ist daher nicht am Platze und verfolgt offensichtlich den Zweck, der Lichtbilderei M.=Gl. einen konfessionellen Charakter und zwar den katholischen aufzuprägen und dadurch die evangelische Bevölkerung mit Vorurteilen gegen das genannte Institut zu erfüllen. Die Lichtbilderei M.=Gl. ist ein durchaus neutrales Unternehmen, das ohne Rücksicht auf irgend eine Parteirichtung oder Konfession rein sachlich den ungeheuren Kinoschund in Deutschland zu bekämpfen sucht und zwar in der Form, daß sie auf dem nationalen und internationalen Filmmarkte Filme aus allen Wissensgebieten aufkauft, genau so, wie die übrigen zirka 50 Film=Verleihstellen in Deutschland es tun, nur mit dem Unterschiede, daß die Lichtbilderei M.=Gladbach bisher das einzige Filmverleih-Institut ist, das unerbittlich alle Stücke ausschaltet, die moralisch anstößig sind, z. B. Ehebruchs= und Verführungsgeschichten:„Dieser Standpunkt ist aber doch kein emseitig konfessioneuer, bezw.... sondern der Standpunkt jedes anstandigen Menschen, der darauf agdos die deutsche Kation nicht burch das Uebernaß des Kioschunds moralisch verseucht wird, wie das bisher schon in sehr großem Umfange durch das skrupellose Betreiben der Kinotheater geschehen ist. Selbst wenn, wie Parteisekretär Treute sich ausdrückt,„die von der Lichtbilderei M.=Gl. gelieferten Films einseitig katholische Motive“ bringen wollten, was aber, wie eben erwähnt, durchaus nicht der Fall ist, so würde das durchaus unmöglich sein, da die Lichtbilderei ja keine eigene Filmfabrik besitzt, somit auch keine Films mit„einseitig katholischen Motiven“ fabrizieren kann. Ebensowenig ist die Lichtbilderei in der Lage,„evangelische Einrichtungen, z. B. auf dem Gebiete der christlichen Nachstenliebe und des Missionswesens" unberücksichtigt zu lassen, wieder aus dem einfachen Grunde, weil sie keine eigene Filmfabrik hat, ferner aus dem Grunde, weil bisher durch die Filmfabriken des In= und Auslandes überhaupt keine Films über speziell„evangelische Einrichtungen“ hergestellt wurden. Wäre das der Fall, so würde die Lichtbilderei M.=Gl., die ja ein durchaus neutrales Unternehmen ist, derartige Films gerne aufkaufen, um sie den Interessenten zu leihen. Mithin fällt die ganze Behauptung des Parteisekretärs Treute in sich zusammen und ist es außerordentlich bedauerlich, daß solche Verdächtigungen gegen die Lichtbilderei M.=Gl., als des einzigen Filmverleihinstituts, das unter den größten finanziellen Opfern das ideale Ziel einer Kinoreform im Sinne der Sitte und Kultur anstrebt, ausgesprochen werden.“ * Nationallib. Bürgerverein. In der gestrigen Versammlung des 8. Bezirksvereins wurde der bisherige Vorstand wiedergewählt. Ebenso wurde das Vereinslokal beibehalten. Die Kaisergeburtstagsfeier soll, wie in den früheren Jahren, wieder mit einem Pfefferpotthastessen gefeiert werden und zwar im Vereinslokal Witwe Wollenweber. Der Vereinsbote wird mit der Liste bei den Mitgliedern vorbeikommen. * Unbefugte Stromentnahme. Mit einer Angelegenheit, die für die Entnehmer elektrischer Energie von besonderem Interesse ist, beschäftigte sich die Bochumer Strafkammer. In den allgemeinen Lieferbedingungen, die den Abnehmern des Elektrizitätswerkes Westfalen bei Abschluß eines Vertrages ausgehändigt werden ist die Bestimmung enthalten, daß diejenigen, die elektrischen Strom gegen einen Pauschalpreis beziehen, nur Birnen mit Metallfaden anbringen dürfen. Die Verwendung von Kohlfadenlampen ist verboten und zwar aus dem einfachen Grunde, weil diese Lampen bei gleicher Kerzenstärke gegenüber den Metallfadenlampen einen 3= bis 6fachen Mehrverbrauch an elektrischer Energie aufweisen. Entgegen dieser Bestimmung hat eine ganze Anzahl Abnehmer des Elektrizitätswerkes Kohlenfadenlampen benutzt. Der Bergmann Gustav Herwig aus Gerthe, bei dem bei einer unvermuteten Revision ebenfalls eine solche Lampe vorgefunden worden war, wurde aufgefordert, für Mehrverbrauch eine Entschädigung von 12 Mark zu bezahlen; später wurde der Betrag auf 6 Mark bemessen. Da Herwig sich weigerte, auch die letztere Summe zu bezahlen, wurde gegen ihn und seine Ehefrau Anzeige wegen unberechtigter Entnahme elektrischer Energie erstattet. Auf Grund der Beweisaufnahme verurteilte die Strafkammer den Ehemann zu 10 Mark Geldstrafe, Frau Herwig wurde freigesprochen. * Weihnachtsfestspiele. Es sei nochmals auf die morgen abend 7,30 Uhr im Kaisersaal von dem St. Elisabeth=Verein(Marienkonferenz) veranstalteten Weihnachtsfestspiele hingewiesen. Die Vorführungen dürften allseitiges Interesse hervorrufen. Der Veranstaltung ist umsomehr ein guter Erfolg zu wünschen, als der Erlös den Armen zugewendet werden soll. * Ausbildung von Reservisten für den Maschinengewehrdienst. In den letzten Tagen erhielten zahlreiche Reservisten des rheinisch=westfäl, Industriegebiets Gestellungsfehle für 56tägige Uebungen. Da diese Uebungen im gegenwärtigen Augenblick und wegen ihrer außergewöhnlichen Dauer allerhand Vermutungen hervorrufen dürften, so sei festgestellt, daß es sich um Uebungen von solchen Infanteriemannschaften handelt, die mit der Handhabung der Maschinengewehre vertraut gemacht werden sollen, um auch für diese Waffe die nötigen Reservemannschaften zu erhalten. * Krankenkasse für Lehrpersonen. Es werden jetzt in den westfälischen Lehrervereinen Erhebungen zum Zwecke der Gründung einer Krankenkasse angestellt. An die Vereinsvorsitzenden sind An schreiben gelangt. Die Karten sind bis zum 1. Februar auszufüllen. Eine Erhebung über die Sterblichkeit innerhalb der deutschen Lehrerschaft soll am 1. Aprll vorgenommen werden. * Die Besichtigung gekündigter Wohnungen. Ist die Wohnung gekündigt worden, sei es mit der vertraglich festgesetzten oder mit der gesetzlichen Frist, so hat der Mieter die sämtlichen zur Wohnung gehörenden Räume nunmehr vorzuzeigen. Zeitlich beschränkt sich jedoch die Besichtigungspflicht auf die Dauer der Kündigungsirist. Ist also schon vor dem Termin gekündigt worden, an dem spätestens gekündigt werden mußte, so beginnt doch die Verpflichtung des Mieters erst mit dem späteren Zeitpunkt. Beträgt zum Beispiel bei einem auf 1 Jahr abgeschlossenen Mietvertrag die Kündigungssrist 3 Monate, so steht es sowohl dem Vermieter wie dem Mieter frei, den Vertrag schon 6 Monate vor Ablauf zu kündigen. Die Besichtigungspflicht besteht aber nur für die letzten 3 Monate, da sonst der Mieter in übermäß ger Weise belästigt werden konnte. Ein berechtigtes Interesse des Vermieters, die Besichtigungspflicht über die Dauer der Kündigungsfrist hinauszudehnen, liegt nicht vor, denn der Vermieter hat es in der Hand, die Kündigungssrist so zu bemessen, daß er auf ein Weitervermieten der Wohnung innerhalb dieser Frist rechnen kann. Vielfach findet sich in Mietverträgen die Bestimmung:„Nach erfolgter Kündigung ist die Wohnung Mietlustigen vorzuzeigen. Auch hier erstreckt sich die Verpflichtung des Mieters nur auf die Dauer der vertraglichen oder gesetzlichen Kündigungsfrist. Gleichgültig ist dabei, ob die frühere Kündigung vom Mieter oder Vermieter ausging. Die Verpflichtung des Mieters hört auf, sobald die Wohnung anderweitig vermietet ist; sie beginnt wieder, wenn der neue Mietvertrag durch irgendeinen Grund rückgängig gemacht wird. Nicht nur Mietlustigen ist die Besichtigung zu gestatten, sondern auch Personen, die das Grundstück kaufen, sich deshalb von dem Zustand der einzelnen Räume und der Qualität der Mieter überzeugen wollen und sich über ihre ernstliche Kaufabsicht ausweisen können. Im übrigen ist der Vermieter berechtigt, Mietlustige in Person oder durch seinen Vertreter während der Besichtigung zu begleiten. Ein bestimmter Ortsgebrauch, während welcher Tagesskunden die Besichtigung gestattet werden muß, besteht nicht überall. Fehlt eine dahingehende Vereinbarung, so werden die Größe der Wohnung, die Gewohnheiten der Mieter und Mietszlustigen und etwaige besondere Umstände zu berücksichtigen sein., Während der Mahlzeiten braucht sich der Mieter nicht stören zu lassen, das Betreten eines Krankenzimmers darf er verbieten, an Sonntagen und den staatlich anerkannten Feiertagen braucht er eine Besichtigung nicht zu gestatten. Regelmäßig wird dem Mieter nach Eintritt der Dunkelheit die Duldung einer Besichtigung der Wohnung nicht mehr zugemutet werden können; zu einer Beleuchtung der Räume während der Besich igung ist er jedenfalls nicht verpflichtet. Ist der Mieter während der Besichtigungszeit nicht zu Hause oder verreist, so hat er die Schlüssel der Wohnung an einer für den Vermieter jederzeit leicht erreichbaren Stelle, z. B. beim Portier oder bei einem im Hause bezw. in unmittelbarer Nähe wohnenden Bekannten, zur Verfügung des Vermieters zu halten. Dagegen ist Vermieser nicht verpflichtet, die Aufbewahrung der Schlüssel selber zu übernehmen. Erfüllt der Mieter seine Pflicht nicht oder nicht gehörig, so kann Vermieter auf Duldung der Besichtigung klagen und evtl. den Erlaß einer einstweiligen Verfügung beantragen. Hat der Mieter durch sein Verhalten schuldhafterweise die Vermietung der Wohnung verhindert, so ist der Vermieter berechtigt, Schadenersatz zu verlangen. * Eppendorf, 7. Jan. Der Bergmann Sch. zu Weitmar stand regelmäßig auf der zum Bochumer Verein gehörigen Zeche Engelsburg in Arbeit, die bei der Knappschafts=Berufsgenossenschaft versichert ist. Er wurde am 25. April 1911 zu Sprengarbeiten auf den bei der Rheinisch=Westfälischen Hütten= und Walzwerks=Berufsgenossenschaft versicherten Bochumer Verein beurlaubt. Die Sprengarbeiten wurden von einem Unternehmer P. ausgeführt, der ein bei der Fuhrwerks=Berufsgenossenschaft versichertes Kohlen= und Fuhrgeschäft betreibt und Aufseher einer Firma für Querschlag= und sonstige Gesteinsarbeiten war, wodurch er der KnappschaftsBerufsgenossenschaft unterstand. Schließlich führte er auch die Sprengarbeiten von Stahl= und Eisenblöcken, Hochöfen=, Martins= und Bessemersäulen für den Bochumer Verein aus. Am 25. April 1911 hatte er das Monierwerk eines Martinsofens zu sprengen. Dabei wurde der Bergmann Sch. schwer verletzt, worauf er bald starb. Da Sch. von dem Unternehmer P. entlohnt wurde, stritten sich die Knappschafts=, die Hütten= und Walzwerks= und die Fuhrwerks=Berufsgenossenschaft darüber, wer den Unfall zu entschädigen habe. Das Reichsversicherungsamt erklärte jedoch die Hütten= und Walzwerks= Berufsgenossenschaft für entschädigungspflichtig. Der Kurier des Königs Erzählung aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. 101..(Nachdruck verboten.) „Ist Wald in der Nähe?“—„In kaum einer Viertelstunde zu erreichen.“—„In welcher Richtung?"— „Geradeaus.“— Ich meine, ostlich oder westlich?“— „Südwestlich.“—„Und die Landstraße führt—?“—„Nach Dresden.“ „Gut. Nehmen Sie das für die Zeche.“ Er reichte dem wackeren Burschen ein Goldstück.„Was darüber ist, behalten Sie. Der Kutscher ist bezahlt. Lassen Sie alle, auch ihn, in dem Glauben, ich liege hier oben in tiefem Schlase. Schließen Sie das Zimmer hinter mir, verbergen Sie den Schlüssel. Das Licht lassen wir aber brennen. Mir bleibt keine Wahl, als unverzügliche Flucht. Ist es Ihnen möglich, mich durch den Garten ins Freie zu geleiten, ohne daß es jemand bemerkt?“ „O ja.“—„Ich darf mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen!“ „Herr, ich bin ein Deutscher." „Ich danke Ihnen. Wann können die Franzosen hier sein?“ „Ich weiß es nicht.“ Felix hatte sich inzwischen in seinen Mantel gehüllt, keinen Hut aufgesetzt und mehrere Papiere und KleinigZeiten, deren er noch zu bedürfen glaubte, zu sich gesteckt.— bin bereit. Führen Sie mich.“ „Und Ihr Koffer?“—„Behalten Sie ihn, sofern er zicht mit Beschlag belegt wird.“ Sie verließen das Gemach, das Gottfried abschloß. Dann schlichen beide geräuschlos die Treppe hinunter in den Hof. „Ein rauher Wind“, flüsterte der Aufwärter. „Um so besser für mich.“ „Wäre es nicht gut, wenn ich Ihren Kutscher trotzdem anspannen und im Karriere nach Dresden zufahren ließe? Man wird dann glauben, Sie befänden sich im Wagen, und wie der Blitz hinterdrein reiten. Ehe man aber das Gefährt einholt, können Stunden vergehen, dann haben Sie einen tüchtigen Vorsprung. „Und wie denken Sie, würde es dem armen Kutscher ergehen, der seine Hand zu der List geboten hat?“ „Sie haben recht— es geht nicht— nehmen Sie meine Hand dort ist das Tor—“ Mühsam wateten sie durch den tiefen Schnee. Undurchdringliche Finsternis umher. Die dünnen Zweige und Aste der Bäume klapperten im Sturme. Plötzlich drückte der Führer die Hand des Flüchtlings mit nervösem Griffe.„Was gibt es?“—„Hören Sie nicht Pferdegetrappel?“—„Nein. „Ich höre es— es sind die Franzosen. Sie kommen die Landstraße herab. Eilen Sie— Gott sei mit Ihnen! Es ist die höchste Zeit!“ Felix drückte dem braven Jüngling die Hand und schlüpfte durch das Pförtchen ins Freie. 6. Kapitel. Felix eilte vorwärts, so schnell das verschneite Terrain und der hindernde Sturm es gestatteten. Der junge Hauptmann empfand voll und ganz das Kritische der Situation, aber keine Angst. Dazu schlug ein zu mutiges, tapferes Herz in seiner Brust. Nur die Furcht, seine Mission scheitern zu sehen, trieb ihn zur Flucht. Sein Entschluß stand fest, alles zu wagen. Um nicht aus der Richtung zu kommen, lief Felix, so gut es ging, gerade aus. Immer querfeldein, ohne hinter sich oder neben sich zu schauen. Die Verfolger, falls sie ihn aufspürten, würde er schon hören. Gewann er nur erst den Wald, so hoffte er sich vorläufig geborgen, denn es würde kaum möglich sein, in der finsteren Sturmnacht einen einzelnen Menschen darin zu entdecken. Ein Vergnügungsmarsch war es freilich nicht, das brachte ihm jeder Schritt zu neuem Bewußtsein. Er ging dem Wind entgegen, so daß er nur mit Mühe zu atmen vermochte. Zudem sank er bald in eine Furche, bald stieß er an einen Stein, bald hemmten tiefe Gräben seinen Lauf. Endlich erreichte er den Wald. Er blickte zurück, vermochte aber nichts wahrzunehmen. Sein Auge beherrschte kaum den Umkreis weniger Schritte. Doch ließ die herrschende Stille keine Verfolgung befürchten. Der Flüchtling stellte sich hinter einen Baum und holte eine halbe Minute tief Atem, dann setzte er mit ungebeugtem Mute seinen Weg fort. Wohin? Er wußte es nicht. Nur fort von hier, vielleicht erreichte er ein abgelegenes Dorf, wo er Erholung und weitere Mittel zur Fortsetzung seiner Reise fand. An Geld fehlte es ihm ja nicht, auch tröstete er sich mit der Hoffnung, die Feinde würden ihn auf der nach Süden führenden Straße suchen. Wohl drei Stunden mochten vergangen, Mitternacht nahe sein. Der Wanderer hatte den Wald längst hinter sich, war auf einem Pfade, der ihn in der eingeschlagenen Richtung weiter zu führen schien, hingegangen. Sein Schritt war langsam und schwerfällig, der stattliche Körper nach vorn gebeugt. Die ungeheuren Anstrengungen hatten seine Kraft gebrochen. Todmüde, bis zum Außersten erschöpft, zitternd vor Kälte, wankte er vorwärts. Sich im Freien niederlegen oder auf nur längere Zeit niedersetzen, hieß sich gewissem Verderben überliefern. Zum Glück gewahrte er in äußerster Bedrängnis, als er die Höhe der wellenförmigen Straße erreichte, nicht weit entfernt einen Lichtschimmer. In der Hoffnung, hier Obdach und Schutz zu finden, schlich er vorsichtig näher. Ein kleines Dörfchen lag vor ihm. Die niederen Häuser lagen in Schnee und Dunkelheit begraben, nur die nächsten starrten wie gespenstische Schatten ihm entgegen. Das schwache Licht brannte in dem nächstgelegenen, anscheinend dem Wirtshause des Ortes. Felix schlich erst einigemal um das Gebäude herum, ehe er zu klopfen wagte. Mit Mühe durch die halbgefrorenen Fenster lugend, gewann er einen unklaren Überblick über die kleine leere Schenkstube mit einigen rohgezimmerten Bänken und Tischen. Auf einem derselben brannte eine Lampe. Am Ofen saß eine alte Frau, fei“ schlafend, sonst war alles leer und still. (Fortsetzung folgt.) * Helsenkirchen, 7. Jan. An Stelle des von hier versetzten Regierungs=Assessors Dr. Klamroth ist der RegierungsAssessor von Kurnatowski aus Stargard der hiesigen Königl. Polizei=Direktion überwiesen worden. Weitere Lokalnachrichten siehe 1. Blatt, Die Entscheidung in der Frage der Nachfolgeschaft Kiderlen=Wächters ist nunmehr gefallen. Der bisherige deutsche Botschafter in Rom, von Jagow, ist zum Staatsserretär des Aeußeren ernannt worden.(Gottlieb v. Jagow ist geboren zu Berlin am 22. Juni 1863 als Sohn des Obersten Ludolf v. Jagow. Er studierte Rechts= und Staatswissenschaften. Er trat 1886 als Referendar bei dem Kammergericht in Berlin ein, wurde 1889 Regierungsreferendar in Oppeln und 1892 Regierungsassessor in Potsdam; 1895 trat er in den diplomatischen Dienst über und wurde Attachee bei der Botschaft in Rom, kam 1896 als solcher zur preuß. Gesandtschaft nach München und wurde 1897 zum Sekretär der preuß. Gesandtschaft in Hamburg ernannt. Im Oktober 1897 ging er wiederum nach Rom als 2. Sekretär der Botschaft, wurde im Jahre 1899 Legationsrat und 1900 Gesandtschaftssekretär im Haag. Im Jahre 1901 erfolgte seine Beförderung zum 1. Botschaftssekretär in Rom; von dort aus kam er 1906 als Legationsrat und Vortragender Rat in das Auswärtige Amt zu Berlin, erhielt 1907 den Titel eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers und wurde 1908 zum Gesandten am Großherzoglich Luxemburgischen Hofe ernannt. Noch im gleichen Jahre erfolgte nach dem Rücktritte des damaligen Botschafters Grafen Monts, seine Beförderung zum deutschen Botschafter in Rom. Vermischtes. Ein sonderbares Jubiläum. Vor 14 Tagen ging durch die holländische Presse ein Bericht, vonach R. Hofman in Weerdingerveen seinen hundertsten Ruun eunt en euitenen eeruen dieses seltenen Jubiläums dem noch so„außergewöhnlich rüstigen Alten“ zu Ehre nveranstaltet worden waren. Wie sich jetzt herausstellt, ist der Mann aber erst...... 70 Jahre alt! Nach einem vor 20 Jahren stattgehabten Brande im Gemeindehaus von Exloo, wo sämtliche Bücher des Gemeindearchivs mitverbrannten, wurde später beim Neuanlegen der Geburtsregister bei Hofman das Datum um 30 Jahre zu früh angegeben. Hofman, der Analphabet ist, sich um sein Geburtsdatum nie gekümmert und als Junggeselle sorglos in den Tag hineingelebt hat, ist über die irrtümliche Altersvorgabe jetzt zwar ebenso erstaunt, wie ganz Holland, aber er freut sich doch nichtsdestoweniger sehr über den guten und schönen Tag, den er an seinem hundertsten Geburtstag gehabt hat.... Eine lustige Polizeihundgeschichle hat sich in einem Orte bei Langensalza zugetragen. Dort war nachts bei einem Einwohner eingebrochen worden, von dem im ganzen Dorfe bekannt war, daß er gern in „Damengesellschaft" weilte. Als die Frau frühmorgens die Wohnstube betrat, waren Kommode und Schränke geöffnet und ihr Inhalt lag zerstreut in der Stube umher. Ein Fenster war eingeschlagen, durch das der Einbrecher wohl seinen Weg genommen hatte. Die erschrockene Frau holte schleunigst ihren noch im Bette liegenden Ehemann herbei, und stellte nun fest, daß nicht weiter gestohlen war als das Sparkassenbuch. Rasch wurde der Schulze herbeigeholt. Der Bestohlene jammerte dem Ortsober= haupt fortwährend vor:„Der Dieb muß entdeckt werden, der Polizeihund muß her!" Als daraufhin der Schulze nach Eisenach telegraphierte und von dort einen Polizeihund erbat, bekam er die Antwort:„Das kostet 50 Mk., die müssen erst hinterlegt werden.“ Der Bestohlene hatte nicht so viel Geld liegen, borgt sich dieses aber in der Nachbarschaft und händigt es dem Schulzen ein. Der Hund kommt, wird auf die Spur gesetzt, läuft um das Haus herum und direkt in dieses hinein und verbellt den Bestohlenen., Auf den Vorhalt des Hundebesitzers an den Bestohlenen:„Das sind Sie ja selber gewesen!" tobt und lärmt dieser:„Da wäre ich ja schön dumm gewesen, wenn ich den Polizeihund hätte kommen lassen; der Hund versteht nichts.“ Da erwidert der Hundebentzer:„Daß der Hund etwas taugt, können wir ja gleich feststellen. Verstecken Sie sich mal irgendwo im Dörfe, ich werde im Beise'n des Schulzen mit dem Hunde hier in der Stube eine halbe Stunde warten und ihn dann Sie suchen lassen." Das geschah, und als der Hund losgelassen, nahm er seinen Weg direlt nach dem Verstecke des Bauern, den er nach kurzer Zeit verbellte. Als daraufhin der Schulze den Bestohlenen fragte, ob nun der Einbruch dem Staatsanwalte gemeldet werden sollte, wurde dies verneint. Die Ehefrau des so Blamierten aber erfuhr auf der Sparkasse, daß das Geld von der Kasse in verschiedenen Zwischenräumen abgehoben und das angeblich gestohlene Sparkassenbuch einige Tage vor dem Einbruche zum Abheben des Restes des eingezahlten Geldes eingeliefert worden war. Der„Bestohlene“ aber braucht im Dorfe nun nicht für den Spott zu sorgen. Bemoost. Richter(zur Zeugin, einer Beamtin):„Ihr Altev?“—„Siebenundzwanzig.“„Ich meine nicht Ihr Dienstalter!" Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das in WattenBernhardstraße No. 22 belegene, im Grundbuche von Wattenscheid, Band 17 Blatt 137, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen der Eheleute Bergmann Adalbert Switalski in Wattenscheid in westfälischer Gütergemeinschaft lebend eingetragene Grundstück Flur 15 No. 710/113 groß 3,09 Ar, Wohnhaus mit Hofraum, 1680 Mk. Nutzungswert am 11. Jannar 1913, vormittags 10.30 Uhr durch das unterzeichnete Gericht— an der Gerichtsstelle— Zimmer No. 10 versteigert werden. Der Versteigerungsvermerk ist am 21. Oktober 1912 in das Grundbuch eingetragen. Wattenscheid, den 16. November 1912. Königliches Amtsgericht. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das in Wattenscheid, Vödestraße 65 belegene, im Grundbuche von Wattenscheid, Band 10, Artikel 62 zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen der Ehefrau Werkmeister Ferdinand Oelschläger, Alwine geb. Plietker, verwitwete Heinrich Derse in Gelsenkirchen=Ueckendorf eingetragene Grundstück Flur 10 Nr. 150—68 pp., groß 7,87 Ar, a) Wohnhaus und Hofraum, 1090 Mk. Nutzungswert, b) Hintergebäude, 500 Mk. Nutzungswert, am 11. Januar 1913, vormittags 10.30 Uhr durch das unterzeichnete Gericht— an der Gerichtsstelle— Zimmer Nr. 10 versteigert werden. Der Versteigerungsvermerk ist am 10. Juli 1912 in das Grundbuch eingetragen. Wattenscheid, den 18. November 1912. Königliches Amtsgericht. Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die in Wattenscheid, Hochstraße Nr. 23 belegenen, im Grundbuche von Wattenscheid, Band 9, Artikel 45, zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes auf den Namen des Schreinermeisters Otto Knoop in Eppendorf, eingetragenen Grundstücke: Flur 15 Nr. 11 groß 3,52 Ar, Flur 15 Nr. 334/10 groß 9,04 Ar, a) Wohn= und Geschäftshaus mit Hofraum und Hausgarten 1300 Mk. Nutzungswert, b) Anbau 100 Mk. Nutzungswert, c) Anbau 100 Mk. Nutzungswert, am 11. Januar 1913, vormittags 10,30 Uhr durch das unterzeichnete Gericht — an der Gerichtsstelle— Zimmer Nr. 10 versteigert werden. Der Versteigerungsvermerk ist am 6. November 1912 in das Grundbuch eingetragen. Wattenscheid, den 18. November 1912. Königliches Amtsgericht. Aeikur-Ausvel.kauf in allen Abteilungen unseres Hauses Zu Ae Gageweschem Preiscn ohne Rücksicht auf den früheren Wert die Leinen- u. Baumwollwaren vie Hemdentuche, Renforce, Linon, Damast, Croise, Halbleinen und Nessel Leib-, Bett-, u. Tisch-Wäsche Kleiderstoffe,g““ Seidenstoffe „„„„„„„„ Essen-Ruhr, Limbeckerstrasse 20, 22, 24, 26, 28. gesamte Damen-Confection, * Herten- u. Kinder Schlection, Alle einzelnen Artikel unserer grossen Abteilungen in ihrer Billigkeit aufzuzählen würde zu weit führen und geben unsere Schaufenster-Auslagen ein kleines Bild der ganz enormen Preisermässigung auf unsere bekannt gaten Gualitäten. Verkauf soweit Vorrat. — — Armenordnung: für die Stadt Wattenscheid. Einsetzung einer Deputation als „Städtische Armenverwaltung“. § 1. Zur Verwaltung des Armenwesens in der Stadt Wattenscheid wird auf Grund der§§ 11 u. 59 der Städteordnung für die Provinz Westfalen vom 19. März 1856 und der§§ 2 und 3 des preußischen Gesetzes vom 8. März 1871, betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz, eine Deputation eingesetzt, welche den Namen „Otädtische Armenverwaltung“ führt. Zusammensetzung und Ergänzung der städtischen Armenverwaltung. § 2. Die städtische Armenverwaltung besteht a) aus dem Bürgermeister oder einem von demselben beauftragten Beigeordneten als Vorsitzenden, b) aus 18 von der Stadtverordnetenversammlung zu wählenden Armenpflegern als Mitglieder. Für jeden Armenpfleger wird ein Stellvertreter gewählt, der bei Behinderung des ersteren die Geschäfte desselben wahrzunehmen hat. Die Armenpfleger und Stellvertreter werden auf 6 Jahre gewählt, vom Vorsitzenden in ihr Amt eingeführt und durch Handschlag verpflichtet. Alle 2 Jahre scheidet ein Drittel der Mitglieder aus. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar und bleiben bis zur Wiederbesetzung des Amtes in Tätigkeit. Scheidet ein Armenpfleger während der Dauer seiner Wahlperiode freiwillig aus, so hat für den Rest der Wahlzeit eine Ersatzwahl stattzufinden. Für die Ablehnung und Niederlegung des Ehrenamtes als Armenpfleger gelten lediglich die Bestimmungen der§§ 74 und 75 der Städteordnung für Westfalen und der§§ 4 und 5 des Gesetzes vom 8. März 1871, betreffend die Ausführung des Reichsgesetzes über den Unterstützungswohnsitz. Obliegenheiten der städtischen Armenverwaltung. § 3. Die städtische Armenverwaltung hat die Geschäfte der öffentlichen Armenpflege wahrzunehmen und namentlich: 1. die Fürsorge für alle Hilfsbedürftigen auf Grund der armengesetzlichen Vorschriften auszuüben, 2. die für die Armenpflege bestimmten Geldmittel, Stiftungen und Geschenke zu verwenden, wie auch über die Wiedereinziehung und Niederschlagung von Kosten und Beiträgen für die Armenpflege zu befinden, s. die städtischen Armenanstalten zu benutzen und zu verwalten, 4. die Verhältnisse der ärmeren Bevölkerungsklasse und die Ursachen ihrer Verarmung zu erforschen, sowie die zur Vorbeugung und Abhilfe dienlichen Einrichtungen zu treffen oder bei der Stadtverwaltung zu beantragen, 5. Verträge auf dem Gebiete der Armenpflege mit Lieferanten, Kranken= und Pflegeanstalten, sowie mit anderen Armenverbänden oder Behörden abzuschließen. Die Bestellung der Armenärzte bleibt, wie die Anstellung besonderer Beamten für die Armenverwaltung, dem Bürgermeister nach Anhörung der Stadtverordneten=Versammlung vorbehalten. Geschäftsführung und Befugnisse des Vorsitzenden. § 4. Die Ausführung der Beschlüsse der städtischen Armenverwaltung, die Erteilung der Zahlungsanweisungen, der schriftliche Verkehr mit anderen Armenverbänden und Behörden, die Bearbeitung und Vorbereitung der einzelnen Unterstützungsanträge usw. erfolgt durch den Vorsitzenden. Auch ist dieser befugt, nach Befinden in wichtigen oder dringenden Armensachen selbständig Entscheidung zu treffen oder Armenhilfe zu gewähren, wovon in der nächsten Sitzung der städtischen Armenverwaltung Kenntnis zu geben ist. Bezirkseinteilung für die Armenpfleger. § 5. Die Stadt Wattenscheid wird in 18, nach Straßen und Haus=Nr. begrenzte Armenpflegebezirke eingeteilt und jedem Armenpfleger vom Vorsitzenden ein Bezirk überwiesen. Eine Aenderung in der Bezirkseinteilung kann jederzeit durch Beschluß der städtischen Armenverwaltung erfolgen. Tritt eine Vermehrung der Bezirke ein, dann erhöht sich demgemäß auch die Anzahl der nach§ 2b von der Stadtverordneten=Versammlung zu wählenden Armenpfleger. Obliegenheiten der Armenpfleger. § 6. Jedem Armenpfleger liegt die Fürsorge und Kontrolle der in seinem Bezirke wohnenden Hilfsbedürftigen ob. Deshalb erfordert das Ehrenamt eines Armenpflegers tätige Nächstenliebe und einen ernsten Sinn für Gerechtigkeit. Auf der einen Seite hat der Armenpfleger die Bitte der Bedürftigen freundlich und wohlwollend zu prüfen und erforderlichen Falls für Bewilligung der notwendigsten Mittel Sorge zu tragen, andererseits muß er aber auch den Ernst und die Energie besitzen, unberechtigte Ansprüche abzuweisen, sowie die Herabsetzung oder Einstellung von Unterstützungen zu veranlassen, sobald die Verhältnisse dieses angebracht erscheinen lassen. Damit die Armenpfleger dauernd über die Verhältnisse und Unterstützungsbedürftigkeit ihrer Bezirksarmen unterrichtet bleiben und hierüber jederzeit Auskunft geben können, sind sie berechtigt und verpflichtet, die Armen häufig— etwa einmal im Monat— in ihren Wohnungen zu besuchen. Eingetretene Veränderungen in den persönlichen, Familien= oder Einkommensverhältnissen der Bezirksarmen hat der Armenpfleger in der nächsten Sitzung mitzuteilen. Befinden sich im Bezirke eines Armenpflegers verlassene, verwahrloste oder solche Kinder, die von ihren Eltern oder Erziehern vernachlässigt oder mißhandelt werden, so ist hiervon der Armenverwaltung sofort Nachricht zu geben. Ebenso hat der Armenpfleger Mitteilung zu machen, wenn für blinde, taubstumme, blödsinnige oder andere unglückliche Kinder armer Eltern die Aufnahme in eine Erziehungs=, Heiloder Pflegeanstalt notwendig erscheint. Erkranken hilfsbedürftige Personen oder wird durch die Erkrankung das Eingreifen der öffentlichen Armenpflege erforderlich, so hat der Armenpfleger in allen Fällen für schleunigste Zuziehung des Armenarztes zu sorgen. Art der Unterstätzung. S 7. Die Unterstützung der Hilfsbedürftigen geschieht entweder a) in offener Armenpflege durch Bewilligung von Geld, Lebensmitteln, Bekleidungsstücken, ärztlicher Behandlung, Geburtshilfe, Arzneien und sonstigen unbedingt notwendigen Erfordernissen, oder b) in geschlossener Armenpflege durch Ueberweisung in Armen=, Kranken= und Pflegeanstalten, Waisenhäuser usw. Die Mitwirkung der Armenpfleger erstreckt sich hauptsächlich auf die offene Armenpflege, während die Ausübung und Ueberwachung der geschlossenen Armenpflege durch den Vorsitzenden und die von ihm beauftragten städtischen Beamten erfolgt. Alle von der Armenverwaltung gemachten Aufwendungen und gewährten Unterstützungen sind nur darlehnsweise gegeben und müssen zurückgezahlt werden, sobald es die Verhältnisse der Empfänger nur irgendwie gestatten. Grundsätze für die offene Armenpflege. 8 8. Bei der großen Verschiedenheit der Erwerbs-, Vermögens=, Familien= und Gesundheitsverhältnisse wird die Art und Höhe der Unterstützung in jedem Falle besonders festgesetzt. Hierbei können die vom Bezirksausschuß in Arnsberg aufgestellten Grundsätze als Anhalt dienen, jedoch darf die Unterstützung nie so reichlich bemessen sein, daß sie dem Empfänger Veranlassung geben könnte, sich völlig und dauernd von der Armenverwaltung ernähren zu lassen. Ferner ist zu beachten: 1. Die Gründe der Unterstützungsbedürftigkeit sind zu erforschen und tunlichst zu beseitigen(Vermittelung von Arbeitsgelegenheit, Heranziehung von Unterhaltspflichtigen usw.) 2. Die vom Bezirksausschuß in Arnsberg festgesetzten Unterstützungsbeträge(Ausschlußsätze) dürfen ohne besonderen Grund nicht überschritten werden. 3. Die laufenden Monatsspenden werden im voraus, die Pflegegelder monatlich nachträglich festgesetzt und durch Vermittelung der Armenpfleger ausgezahlt. Den Armenpflegern bleibt es überlassen, die Unterstützungsgelder wöchentlich oder monatlich an die Bezirksarmen auszuzahlen. 4. An Verschwender oder Trunksüchtige wird die bewilligte Unterstützung nicht in bar, sondern in Naturalien(Lebensmitteln) verabfolgt. 5. Mietsbeihilfen werden in der Regel nicht gewährt, da diese in den gewährten Barunterstützungen(Monatsspenden) mitenthalten sind. In besonderen Fällen sind Ausnahmen hiervon zulässig; insbesondere kann zur Verhütung einer bevorstehenden oder angedrohten Exmission der erforderliche Mietsbetrag für arme Personen aus Armenmitteln bewilligt werden. 6. Aerztliche Behandlung, Geburtshilfe, Arzneien und sonstige Heilmittel, sowie freies Begräbnis wird im allgemeinen allen in Armenpflege befindlichen Personen und sonstigen Hilfsbedürftigen gewährt. Ausnahmen unterliegen der besonderen Feststellung. Sind die Ortsarmen dem zuständigen Armenarzt persönlich oder auf Grund der mitgeteilten Armenliste bekannt, so kann die armenärztliche Behandlung und Verordnung von Arzneien ohne besonderen Auftrag der Armenverwaltung erfolgen. Im übrigen hat die Armenverwaltung über die einzelnen Zuwendungen zu befinden. unterstützung zu gewähren. Sitzungen, Beschlußfähigkeit, Protokollführung. S 11. Die städtische Armenverwaltung versammelt sich in jeder letzten Woche eines Monats zu regelmäßigen Sitzungen, außerdem so oft es die Geschäfte nötig machen. Die regelmäßigen Sitzungen werden alljährlich im Voraus festgesetzt. Zu den außerordentlichen Sitzungen ergeht eine besondere Einladung durch den Vorsitzenden. An den Sitzungen der städtischen Armenverwaltung können die hiesigen prakt. Aerzte, insbesondere die Armenärzte, mit beratender Stimme teilnehmen. Auch kann die Zuziehung weiterer Personen als beratende Mitglieder erfolgen. Die städtische Armenverwaltung ist beschlußfähig, wenn außer dem Vorsitzenden mindestens die Hälfte der stimmfähigen Mitglieder(Armenpfleger) anwesend ist. Die Beschlüsse werden nach einfacher Stimmenmehrheit gefaßt. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden. Die Sitzungsprotokolle werden von dem Vorsitzenden, dem Protokollführer und 3 Mitgliedern unterschrieben. Inkrafttreten dieser Armenordnung. S 12. Diese Armenordnung tritt mit dem 1. Januar 1913 in Die Armenordnung und die Instruktion für die Bezirksarmenvorsteher vom 17. März 1880 werden vom gleichen Zeitpunkte ab aufgehoben. Wattenscheid, den 26. November 1912. Der Bürgermeister gez. Wibberding. Vorstehende Armenordnung ist in der Sitzung des Stadtverordneten=Kollegiums vom 26. November 1912 genehmigt. Wattenscheid, den 27. November 1912. Der Bürgermeister (Siegel.)„ gez. Wibberding. Genehmigt. Arnsberg, den 6. Dezember 1912. Ramens des Bezirksausschusses, Abt. II. (Siegel.) B. A. II C. III 290/12 Der Vorsitzende. I. V.: gez. Kern. Wird hiermit veröffentlicht. Wattenscheid, den 31. Dezember 1912. Der Bürgermeister Wibberding. Grundsätze für die geschlossene Armenpflege. S 9. Für die geschlossene Armenpflege kommen in erster Linie folgende Anstalten in Betracht: 1. das städtische Versorgungshaus hier, 2. das kath. Krankenhaus hier, 3. das evang. Krankenhaus hier, 4. das kath. Waisenhaus hier, 5. das evang. Kinderheim in Eickel. Soweit diese überfüllt oder im einzelnen Falle nicht geeignet sind, kann die Ueberweisung in andere Anstalten erfolgen. In das städtische Versorgungshaus sind außer obdachlosen, arbeitsunfähigen und altersschwachen Personen auch solche Leichtkranke zu überweisen und aufzunehmen, die keiner ständigen ärztlichen Behandlung bedürfen, denen es aber an der notwendigen häuslichen Pflege fehlt. Ferner werden alte, alleinstehende Ehepaare oder alleinstehende Männer und Frauen grundsätzlich dem städtischen Versorgungshause zur vollen Verpflegung überwiesen, wenn diese keine unterhaltspflichtigen Verwandten besitzen oder mit Hilfe der Verwandten sich nicht selbst unterhalten können. Die Ueberweisung von kranken und verunglückten Personen in Krankenhauser oder Heilanstalten erfolgt in der Regel nur auf Grund von Attesten der bestellten Armenärzte, in denen der Krankenheitszustand und die Notwendig. keit der Krankenhaus= oder Anstaltspflege einwandfrei bescheinigt sein muß. In Not= oder Eilfällen kann die Ueberweisung auch auf Grund des Attestes eines anderen Arztes erfolgen, es bleibt dann aber die Nachprüfung durch den zuständigen Armenarzt vorbehalten. Sämtliche Ueberweisungen in Anstaltspflege erfolgen ausschließlich durch den Vorsitzenden oder den von ihm beauftragten Beamten der städtischen Armenverwaltung. Die Armenärzte und Armenpfleger sind in keinem Falle befugt, Aufnahmescheine für Anstaltspflege zu erteilen oder Anstaltsüberweisungen ohne Genehmigung der Armenverwaltung zu veranlassen. Aubringung der Unterstützungsanträge und deren Erledigung. S 10. Alle Unterstützungsanträge usw. sind im Büro der städtischen Armenverwaltung anzubringen, gegebenen Falls unter Vermittelung des zuständigen Armenpflegers. Von jedem neuen Unterstützungsantrage wird der zuständige Armenpfleger entweder mündlich durch den Bittsteller oder schriftlich durch die Armenverwaltung benachrichtigt. In der nächsten Sitzung der Armenverwaltung wird über das Gesuch beschlossen. In besonders dringenden Fällen ist außer dem Vorsitzenden (siehe§ 4) auch der zuständige Armenpfleger befugt, vorläufig 1 Keanntmachung. „ Es pird hierma zur Kenntnis gebracht, daß mit dem heuligen Tüge burch einen Kontrollbeamten der Landesversichezungsanstalt Westfalen im Stadtbezirk Wattenscheid mit der Rieriston der Quittungsrarten begonnen wird. Die Arbeitumgskarte Dienstherren werden hiermit aufgefordert, Quitbereit zu Fhaltenbescheinigungen und Dienstbücher werden Lönnen, sie dem Kontrouoeamten vorgezeigt attenscheid, den 3. Januar 1913. Die Stadtpolizei=Verwaltung: Der Bürgermeister Wibberding. im Landkreise Gelsenkirchen sich aufhaltenden Militärpflichtigen des Deutschen Reiches, welches im Jahre 1893 und früher, namentlich in den Jahren 1892, 1891, 1890 usw. gen dar an und ihrer Dienstpflicht im stehenden Heere oder cinnn erine noch nicht genügt haben, bezw. über deren Vienstpflicht eine endgültige Entscheidung durch die Ober=Erfordert, sch in der Zeit getroffen ist, werden hiermit aufge. vom 15. Januar 1913 bis 1. Februar 1913 vur Rutnahme in die Jher Pohnstes oder Aufenthaltsortes „Kur," bir trutierungsstammrolle persönlich anzumelden oder bei bescheinigter Krankheit usw. oder zeitiger Abwesenheit durch ihre Eltern, Vormünder, Verwandten oder Dienstherrschaften anmelden zu lassen. Die Militärpflichtigen des Jahrganges 1893 haben bei der Meldung ihren Geburtsschein, soweit die Anmeldung nicht n„Geburtsorte selbst erfolgt, die Militärpflichtigen allerel Bahrgänge den erhaltenen Losungsschein vorzulegen. mn Zabei wird noch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die Antarpflichtigen des Jahrganges 1893 einen von dem zuständigen Standesamte, nicht aber von dem betreffenden Pfarramte ausgefertigten Geburtsschein vorzulegen haben. —.Die„Ausfertigung dieser Urkunde erfolgt kostenfrei. Milllarpflichtige, welche nach der Anmeldung zur Stammrolle ihren dauernden Wohnsitz oder Aufenthalt verlegen, haben dieses zur Berichtigung der Stammrollen sowohl beim Abzuge, als auch nach der Ankunft der Ortsbehörde spätestens innerhalb 3 Tagen anzumelden. Wer die vorgeschriebene Meldung unterläßt, wird mit einer Heldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu 3 Tagen die im Besitze des Berechtigungsscheines zum einjährig=freiwinigen Dienst befindlichen Militärpflichtigen haben sich unter Vorlegung des Berechtigungsscheines anzumelden und eotl. Ausstand nachzusuchen. Gelsenkirchen, den 4. Januar 1913. Der Zivil=Vorsitzende der Ersatz=Kommission des Kreises Gelsenkirchen=Land. I. V. gez. Schrber, Kreissekretär. Für die von Entschlossenheit und Selbstaufopferung zeugende Tat des Schneiderlehrlings Julius Schneider in Hüsten, Kreis Arnsberg, bei der am 9. Juni dieses Jahres mit eigener Lebensgefahr bewirkten Nettung des Schneidergesellen Johann Gierse aus Hüsten vom Tode des Ertrinkens spreche ich dem Retter meine besondere Anerkennung aus. Arnsberg, den 24. Dezember 1912. Der Regierungs=Präsident. I. V.: Pfeffer. 1— h