MIFA — Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. F To#y U UUTTT Anzeigen=Preise. gür den Raum der einspaltigen Millimeterzeile 10 Pfg. Von Inserenten des Verbreitungsgebietes direkt aufgegebene Geschäfts= oder kleine Anzeigen werden mit 6 Pfg., Familienanzeigen, Stellen= und Wohnungsgesiche bei sofortiger Bezahlung mit 4 Pfg. berechnet. Reklamen je Millimeterzeile 50 Pfg. Rotationsdruck und Verlag von May& Comp. in Dortmund=Hörde, Hermannstr. 62(Fernruf D. 41641). Annaomestelle für Abonnements und Anzeigen in Dt.=Wickede: Hellweg 93, Buchdruckerei G. Brasse(Fernruf Dt. 52269). Nr. 109(1. Blatt.) Märkischer Anzeiger für Dortmund=Wickede,=Asseln,=Brackel,=Husen=Kurl, Massen und die Nachbargemeinden. Freiwillige Unfall=Unterstützung entsprechend den Bedingungen. Sonnabend, den 10. Mai 1930. Erscheint täglich. Bezugspreis wöchentlich 50 Pfg. Falls wir in der Herausgabe der Zeitung durch höhere Gewalt, Papiermangel oder sonstiges.rsagen der Liefernngsmittel gehindert sind, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder auf Rück ahlung des Bezugspreises. Verantwortlicher Hauptschriftleiter H. Timmermann, verantwortlich für Lokales und Provinz W. Treese, beide in Dortmud=Höroe. Arschriften: An die Redaktion bezw. an die Geschäftsstelle des Volksblattes in Dortmund=Hörde. Hermannstraße 62(Fernruf Dt. 41641). 6. Jahrgang. „Tung zar Berunldortung. „Jetzt stehen wir vor der nüchternen Wirklichkeit.“— Rede des Reichskanzlers in Breslau. In einer Vertrauensmännerversammlung] Wenn der Artikel 48 der Reichsverfassung, der Zentrumspartei in Breslau sprach Reichs= zur Anwendung gekommen wäre, dann wäre kanzler Dr. Brüning. Er führte in seiner Rede u. a. aus: Wir waren uns darüber klar daß mit der Annuhme des Young=Planes ein Einschnitt in die Geschichte des deutschen Volkes nach der außen= und innenpolitischen Seite hin geschaffen wurde, ein Einschnitt, der deswegen ganz besonders hart sein mußte, weil wir uns darüber klar werden mußten, daß umgekehrt dadurch wie beim Dawes=Plan in Zukunft die großen Lasten dieses Vertrages allein vom deutschen Volke getragen werden müssen. Wir haben Prosperität bis zu einem gewissen Grade in der deutschen Wirtschaft herbeiführen können durch Herzunahme der Auslandsanleihen, die das deutsche Volk über die Schwere der Reparationen, über den Ernst und über die Wirklichkeit in stärkstem Maße hinweggetäuscht haben. Jetzt stehen wir vor der nüchternen Wirks lichkeit, der wir ohne Illusionen klar ins Auge sehen müssen, und das ist der Unterschied gerade nach der innenpolitischen Seite. Die Zentrumspartei hatte das Verlangen gestellt, daß man nicht einfach den Young=Plan annehmen solle, der so viele Bedenken in sich schloß, sondern, daß man gleichzeitig auch wenigstens einen Teil der innenpolitischen Konsequenzen ziehen solle. Ich glaube. die Entwicklung hat gezeigt, daß mir mit unserer Befürchtung nur allzu sehr recht hatten. Erst die nächsten Monate werden darüber Aufklärung bringen, was die Sozialdemokraten veranlaßt hat, damals aus der Regierung zu gehen. Sicher ist das eine, daß der Schritt, den die Reichstagsfraktion gemacht hat, von der S. P..=Partei nicht gebilligt wurde. Nachdem aber die Sozialisten versagt hatten, blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, ohne Bindungen an die Parteien ein Kabinett zu bilden, das entschlossen in seinen Zielen war und Mut zum Handeln hatte. Wir müssen, da wir nun frei sind von ausländischer Kontrolle, alle Kraft, daran setzen, unsere Finanzwirtschaft in Ordnung zu bringen, damit uns nicht der Vorwurf böswilliger Zahlungsrückstände gemacht werden kann. Es geht nicht mehr so weiter, daß die Regierung aus mancherlei Schwierigkeiten heraus nicht mehr die Politik macht, sondern daß die Politik in den Fraktionsverhandlungen gemacht wird. Ich habe den Eindruck, daß es an dem deutschen Volke vielfach mit Bleischwere gehangen hat, daß man vermißte, daß die Regierung tatsächlich führte. Dadurch hat sich gewisse Mißstimmung und Pessimismus breit gemacht, deren politische Auswirkungen an dem ungeheuren Anwachsen=radikaler Gruppen rechts und links zu verspüren war. Der Blick des deutschen Volkes, der vorher nach dem Westen gerichtet war, muß sich nunmehr dem Osten zuwenden. Das Agrarprogramm ist der neuen Regierung von den Deutschnationalen nicht aufgezwungen worden, sondern vom ersten Augenblick ab war es der Regierung klar, daß man angesichts der Gefahren, die sich aus dem Ueberschuß von ausländischem Getreide in den großen Exportländern ergaben, und von denen man befürchten mußte, daß sie eines Tages schlagartig auf den Markt geworsen würden, Abwehrmaßnahmen erwägen müßte, die es der Regierung ermöglichten, in jedem Augenblick geeignete Maßnahmen auf dem Gebiet der Agrarzölle durchzuführen. Es kommt darauf an, daß wir im Osten die Bevölkerung nicht nur erhalten, sondern vergrößern und vermehren, damit gleichzeitig der nötige Absatzmarkt für die östliche Industrie geschaffen werden kann. Halten wir nicht die Masse von Landarbeitern auf einer stabilen, erträglichen Grundlage, dann wächst das Problem der Arbeitslosigkeit zu einer solchen Krise, daß wir seiner überhaupt nicht mehr Herr werden können. Wir werden eine Reihe von Maßnahmen treffen, um den Arbeitsmarkt, vor allem den Baumarkt in Gang zu bringen. Dazu gehört vor allem die Aufhebung der Kapitalertragssteuer für die sestverzinslichen Papiere. Nun kommt das große Problem der Erwerbslosenversicherung. Es muß eine sparsame Finanzpolitik gemacht werden, damit das Vertrauen zurückkehrt und infolgedessen auch Geld für langfristige Anleihen angelegt wird. Wir sind gezwungen, für die Erwerbslosenversicherung in diesem Jahre erheblich höhere Mittel aufzubringen. Es hilft nichts anderes, eis durchzuhalten. dies nur die Schuld der Sozialdemokraten gewesen. Entscheidend ist, dem Parlament nicht zu gestatten, der Verantwortung auszuweichen, sondern es zu zwingen, die Verantwortung zu übernehmen. Die verwerfliche Agitation von rechts und links kann man am besten beseitigen, daß man ganz klare parlamentarische Verhältnisse herbeiführt und die Parteien zur Verantwortung zwingt. Es geht nicht an, daß immer die Mittelparteien gezwungen sind, allein einzuspringen. Das Preußendefizit? Die bevorstehende Grundsteuererhöhung. Im Preußischen Landtag versammelte sich das Zentrum zu einer Fraktionssitzung, in der die ablehnende Haltung gegenüber einer allgemeinen Grundsteuererhöhung bestätigt wurde. Den Vertretern der Partei im Interfraktionellen Ausschuß wurde jedoch zu weiteren Verhandlungen Vollmacht gegeben mit der Maßgabe, daß zumindestens der Hausbesitz nicht neue Lasten zu tragen hat. Nach Beendigung der mehrstündigen Sitzung trat der Interfraktionelle Ausschuß gemeinsam mit dem Finanzminister Dr. HöpkerAschoff erneut zusammen. Hierbei wurden die Zentrumswünsche erörtert, die dahin gehen, daß die Grundsteuer nur insoweit erhöht werden soll, als sie auf Mietsräume abgewälzt werden kann. Von der Steuererhöhung freibleiben sollen also etwa Wohn= und Werksräume, die der Hausbesitzer selbst benutzt, und Eigenheime bis zu einem bestimmten Wert. Die Beratungen des Interfraktionellen Ausschusses über den Vorschlag des Finanzministers, der zugleich mit der Deckung des Fehlbetrages im Etat einen angemessenen Schullastenausgleich ermöglichen soll, und über die Aenderungswünsche des Zentrums, die allerdings dasselbe Ziel verfolgen, konnten noch nicht zu Ende geführt werden, doch wurde bereits eine Annäherung der Meinungen zwischen den drei Parteien erzielt. Am Sonnabend findet erneut eine interfraktionelle Beratung statt. Verhandlungen über den Manteltaris für die Eisen= und Stahlindustrie. Nachdem mehrmalige Verhandlungen zwischen den Arbeitgebern und den Gewerkschaften in der Eisen= und Stahlindustrie der nordwestlichen Gruppe ergebnislos verlaufen sind, hat der Schlichter für Westfalen die Parteien zu Schlichtungsverhandlungen über den neuen Manteltarif=Vertrag für den 21. Mai nach Dortmund eingeladen. An den Verhandlungen werden der Arbeitgeberverband der nordwestlichen Gruppe, der Deutsche Metallarbeiter=Verband, der Christliche Metallarbeiter=Verband und der Gewerkverein der Metallarbeiter H. D. teilnehmen. Drei Kalischächte ersoffen. Wassereinbruch auf dem Kalibergwerk Vienenburg. Räumung Das Kalibergwerk Vienenburg in Braunschweig ist durch das Hereinbrechen gcoper Laugenmassen ersoffen. Dadurch wurde der darüberliegende Eisenbahnbetrieb in Mitleidenschaft gezogen. Ein Bahndamm ist infoige Trichterbildung eingestürzt. Auch die Strecke Goslar—Halberstadt ist zwischen dem Personenbahnhof und dem Verschiebebahnhof Vienenburg gefährdet. Die Erdbewegungen sind noch nicht zur Ruhe gekommen. Die Absperrungen haben bedeutend erweitert werden müssen, und schon auf der Braunschweiger Chaussee bei Vienenburg sieht man an mehreren Stellen Risse im Pflaster. In einer Wand des Harly=Werks hat sich ein Trichter von 30 Metern Durchmesser gebildet. Er liegt etwa über Schacht I. Der Führer eines Benzwagens der Bezirksinspektion, der von Schacht II kam und zum Direktionsgebäude wollte, sah plötzlich vor sich inmitten der Straße einen Abgrund und konnte gerade noch auf dem Schienenstrang der Bergbahn halten, mit seinen vier Fahrgästen aussteigen und sich auf festen Boden retten. Jetzt liegt der Wagen tief im Schlund des dauernd einrutschenden Trichters. Die Schienen der Güterstrecken nach Grauhof schweben in der Luft. An vielen anderen Stellen ist der Bahnkörper ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Direktionsgebäude des Werkes werden jetzt geräumt, da mit einer weiteren Ausdehnung des Erdrutsches gerechnet werden muß. In später Abendstunde haben die Untersuchungen der Schächte ergeben, daß in Schacht II noch in Höhe der zweiten Sohle kein Wasser zu finden war, aber in Schacht II sind schlechte Gase entstanden, die ein weiteres Eindringen in den Schacht verhinderten. Das Schicksal der Werke ist bisher vollkommen unsicher, und es ist zu befürchten, daß weitere Störungen des Gesamtverkehrs eintreten werden. Auf jeden Fall befinden sich die Erdrutsche noch in voller Bewegung. Im Kreistag von Goslar, der unter dem Eindruck der Katastrophe im Kalibergwerk Vieuenburg stand, teilte der Landrat mit, daß keine Hoffnung auf eine Wiederinstandsetzung des Schachtes bestehe. Damit sei das Schicksal der Kaliindustrie in Vienenburg besiegelt. Für die Bergleute, den Ort Bieneuburg und seine Umgebung ergebe sich eine trostlose Lage. Vimenburg zählt 4800 Einwohner, die Belegschaft etwa 450 Köpfe. Nach den neuesten Feststellungen sind alle drei Schöchte ersoffen. Vor dem Schacht 2 ist eine neue Einbruchsstelle entstanden, die 70 Meter im Durchmesser und 30 Meter Tiefe hat. Auch bei dem Wiedelah hat sich ein neuer Trichter gebildet. Viele Häuser in Vienenburg zeigen Risse. eramork Rionenburg.— Ausgedehnte Erdsenkungen.— Ruamung der Grubenbaue. Durchbruch durch die Gebirgsschichten gegeben hat. Sehr bemerkenswert ist, daß das erste geologische Denkmal der Provinz Hannover in der Nähe des Unglückspunktes errichtet war. Es hatte in lateinischer Sprache die Inschrift: „Diese Verwerfung hat der Salinendirektor Urban Schloenbach im Jahre 1854 entdeckt“. Lohngeldraubversuch in Dortmund. In Dortmund versuchten zwei maskierte und mit Revolvern bewaffnete Männer einen Lohngeldraub in dem Gebäude eines Zeitungsbetriebes. Zum Glück war aber dieser von langer Hand vorbereitete Plan bekannt geworden, und als die beiden in den Büroraum des Vertriebsleiters eindrangen und diesen zu überwältigten versuchten, konnten sie durch bereitstehende Polizeibeamte verhaftet werden. Bei dem Handgemenge ging ein Schuß los, durch den aber niemand verletzt wurde. Anscheinend handelt es sich um zwei Hilfsarbeite: des Zeitungsbetriebes. * 5 Grad Kälte im Hochschwarzwald. Die berüchtigten Eisheiligen haben dem südlichen Schwarzwald nicht nur auf den Höhen, sendern auch in den tieferen Lagen einen sehr empfindlichen Temperaturrückgang gebracht. Auf dem Feldberg und in den höheren Gebirgslagen schneit es bei 4 bis 5 Grad Kälte seit Mittwoch nachmittag, so daß auf dem Feldberg bereits wieder eine geschlossene Schneedecke von 10 Zutimetern vorhanden ist. In den tieferen Lagen hat die veränderte Wetterlage zu ausgiebigen Regenfällen und demzufolge zu starkem Anschwellen der Schwarzwaldwasser geführt. preußischen Berawerke eine Aktiengesellschaft so auch das VienenSämtliche staatlichen sind nach dem Kriege in (Preußag) verwandelt, burger Kalisalzwerk. Die Stelle des Wassereinbruchs liegt auf einer geologischen Verwerfung, die den Bergzug des Harlyberges im Osten scharf abschneidet und auch dem Oker=Fluß Gelegenheit zum Indien in Aufruhr. 50 Tote in Scholapur? Ueber die Unruhen in Sholapur(220 Meilen südlich von Bombay) liegen jetzt einige Einzelheiten vor. In Poona sind eine Anzahl Frauen und Kinder aus Sholapur eingetroffen. Aus ihren Berichten ergibt sich, daß die Unruhen in Sholapur außerordentlich ernster Natur waren. Von dem Mob wurden sieben Polizisten zusammengebunden und lebendig verbrannt, während bisher in den privaten Berichten von vier Ermordungen von Polizisten die Rede war. Es handelt sich dabei durchweg um mohammedanische Polizisten. Von den Flüchtlingen wird die Zahl der Toten mit mindestens 50 angegeben, die der Verletzten mit etwa 400. Die europäischen Residenten in Talegnon, 30 Meilen von Poona entfernt, sind von den Behörden aufgefordert worden, die Stadt zu verlassen. Die Polizei hat außerdem Vorkehrungen für den Abtransport sämtlicher Missionare in diesem Gebiet getroffen. * Eine weitere Meldung besagt: Nach Ankunft der Distriktsbehörde bewarf die überreizte Menschenmenge, die 30000 Köpfe stark war, die Polizei zwei Stunden lang mit Steinen. Wie rasend ergriff die Menge einen eingeborenen Polizisten und verbrannte ihn bei lebendigem Leibe. Danach wurden zwei andere Polizisten in grausamer Weise getötet. 5 Polizisten wurden geblendet und in einen Brunnen geworfen. Windhose im Tokayer Weinbaugebiet, schwere Schäden. Eine Windhose hat in den imTokayer Weinberg= gebiet liegenden Gemeinden Tallya und Ratka große Verheerungen angerichtet. Zunächst erschien eine schlauchartig herabhängende Wolke, um die sich mit großer Geschwindigkeit dichte Wolkenmassen drehten. Das untere Ende dieses Wolkengebildes begann sich dann auszudehnen, bis es den Boden streifte. Alles, was die Windhose ersaßte, wie Bäume, Hausdächer usw., wurde mitgerissen. Sämtliche Telefon= und Telegraphenverbindungen, und die elektrischen Leitungen wurden zerstört. Der Durchzug des Zyklons dauerte zwei Minuten, der Sachschaden ist sehr bedeutend. Aus mehreren Provinzstädten wird Hagelschlag gemeldet, der in den Obst= und Weinanlagen großen Schaden anrichtete. * Explosionskatastrophe in einer Fleischkonservenfabrik.# In St. Josephs(Missouri) wurde das fünsstöckige Lagerhaus der Fleischkonservenfabrik Armour durch eine Explosion zerstört. Vier Personen wurden tot geborgen; 22 Personen werden noch vermißt. Die Katastrophe wurde offenbar durch die Entzündung eines großen Ammoniaktanks herbeigeführt. Die Explosion schien das ganze Gebäude hochzuheben, das dann zu einem großen Trümmerhaufen zusammenstürzte. Teilweise liegen die Trümmer von drei Stockwerken übereinander, sodaß die Bergung der ums Leben Gekommenen zwei Tage in Anspruch nehmen wird. Da die Ruinen von Ammoniakgasen angefüllt sind, so vermutet man, daß diejenigen, die nicht von den Trümmern erschlagen sind, den Erstickungstod erlitten haben. * 3 Millionen Verhungerte in Mittel=Honau. Die Agentur Havas meldet aus Schanghai, daß die Bevölkerung von Mittel=Honan Ende des vergangenen Monats unter dem Terror von 4000 sengenden und mordenden Banditen zu leiden hatte. Mehrere tausend Bewohner sollen ihnen zum Opfer gefallen sein. In dieser Gegend herrsche große Hungersnot. Südlich von Wuetal sollen Hunderttausende den Hungertod erlitten haben. Man nennt sogar die Zifser von mehr als drei pilllonen. 2 MFA Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. " f e u, G r a c h e r und Nachbargemeinden. 10. Mai 1930. Ueber Schulhöfe. ... Im„Nahmen der vom preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung aufgestellten Richtlinien wird für den Bau und die Einrichtung von Volksschulhäusern usw. über die Gestaltung von Schulhöfen folgendes empfohlen: Hinsicht ist also die, daß der Beschwerdeführer und des Magistrats in Anspruch genommen werden. Im Sinne einer sparsamen und sorgfältigen Haushaltsführung hat der Oberbürgermeister bereits im März auf Grund eines Magistratsbeschlusses verfügt, daß bis zur Verabschiedung des neuen Haushaltsplanes nur ein Zwölftel pro Monat nach dem Ansatz für 1929 verbraucht werden darf. Der volle Ansatz entspricht in diesem Falle den im Vorjahre nicht berücksichtigten Etats der eingemeindeten Brackel, 10. Mai.(Hühnerdiebstahl.) In Brackel erbrachen Diebe nachts an zwei verschiedenen Stellen Hühnerställe und entwendeten aus einem Stall 4, aus dem anderen 11 Hüh. ner. Nach den vorgefundenen Blutspuren zu schließen, müssen die Täter die Tiere an Ort und Stelle abgeschlachtet haben. Sie sind auch hier unerkannt entkommen. als Alleininhaber seiner Firma deren Gewinn Orte.— Gelbstverständlich sind ferner alle Ausganz bezieht. Wenn er davon Teile an seine gaben des außerordentlichen Haushaltes, soweit Kinder als Schenkungen abgibt, so dürfen diese Beträge bei der Einkommen steuer nicht abgezogen werden. „Das Schulgrundstück soll, ohne daß bei seiner Wahl auf eine günstige Verkehrslage innerhalb des Schulbezirks verzichtet wird, nicht in unmittelbarer Nähe von Straßen mit starkem Durchgangsverkehr liegen; zum mindesten muß der Zugang so angeordnet sein, daß die Schulkinder beim schnellen Verlassen des Schulhauses nicht durch den Verkehr gefährdet werden. Sparsamkeit in der Verwaltung. Die Einsparung von 10 Prozent der besie nicht auf rechtlichen Verpflichtungen beruhen, gesperrt worden, außerdem alle im laufenden Haushalt vorgesehenen einmaligen Ausgaben. Ueber 20000 Erwerbslose in Dortmund. In der Zeit bis zum 30. April ist wiederWambel, 10. Mai.(Einbruch.) In der Wohnung des Kaufm. Sch. im Wambeler Hellweg wurde eingebrochen. Die Täter schlugen von der Hofseite eine Fensterscheibe ein und gelangten in die Wohnung, wo sie sämtliche Behältnisse durchwühlten. Ob etwas gestohlen wurde, konnte von der Wohnungsinhaberin noch nicht festgestellt werden. tsparung von 10 Prozent der be=] In der Zeit bis zum 30. April ist wiederwilligten Haushaltsansätze. die vor kurzem von um ein leichter Anstieg der Erwerbslosenzahl einzelnen Städten als neue Sparsamkeitsmaß= im Stadtbereich Dortmund festzustellen. Am 39. nahme gemeldet wurde, ist, so schreibt das städt. April wurden 13397 HauptunterstützungsempVerkehrs= und Presseamt, in Dortmundsfänger in der Arbeitslosenfürsorge und 1600 it mehreren Jahren in in der Krisenunterstützung gezählt. Am 3. Mai bereits sei Es empfiehlt sich, die für Bewegung und körperliche Uebung der Schulkinder bestimmte Schulhoffläche über den bisher üblichen Umsang zu erweitern. Ein Einheitssatz von 5 am für das Kind soll angestrebt werden, eine Mindestfläche von etwa 400 gm immer vorhauden sein. Bei schwierigen örtlichen Verhältnissen, z. B. Lage in Gebirgsgegenden, engen Flußtälern, eng bebauten Ortschaften, in besonders beengten Stadtteilen können geringere Maße angewendet werden. Das wirdauch da geschehen können, wo der Schule besondere Spiel= und Sportplätze zur Verfügung stehen. Uebung Nach dieser Uebung, die auch durch beide städtischen Körperschaften ausdrücklich beschlossen worden ist, dürfen die letzten 10 bezwv. 20 Prozent der bewilligten Etatsansätze nur mit besonderer Genehmigung der Finanzdeputation wurden vom Wohlfahrtsamt 7572 Erwerbslose betreut, die keinen Anspruch auf Arbeitslosenoder Krisenunterstützung hatten bezw. diesen Anspruch bereits erschöpft haben. Die Gesamtzahl der Erwerbslosen beträgt daher 22569. Im Frühling im Freien. Unser täglich Brot auf der Wanderfahrt. Die Grenzen der freien Schulhoffläche sollen mit schattenspendenden Bäumen bepflanzt werden, wobei geeignete Plätze und andere Einrichtungen zum Unterricht im Freien vorgesehen werden können. Auch Rasenflachen für Rodenübungen werden in das Grundstück eingefügt werden können. Der Schulhof muß gegen den zur Lehrerwohnung gehörigen Grundstücksteil(Wirtschaftshof, Garten) angemessen abgeschlossen sein. Ein Schulgarten soll überall da vorgesehen werden, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind.“ (Die Ziffern über den Verbrauch von Alkohol und Nikotin.) Die Ziffern über den Verbrauch von Alkohol und Nikotin sind ungewöhnlich groß und könnten übertrieben erscheinen, wenn nicht genauere Berechnungen vorlägen. Das Statistische Reichsamt hat in Band 350 Mitteilungen über die deutsche Verbrauchsbesteuerung 1926/27 gebracht. Danach sind für Tabak im Jahre 1926 2388,5 Mill. Reichsmark 1927 für den gleichen Zweck 2727,7 Mill. Reichsmark aufgewendet worden. Für den Alkoholverbrauch sind die Ziffern nicht ganz so vollständig, weil der Weinverbrauch darin fehlt. Aber Annäherungswerte lassen sich auch hier finden. So ergibt sich für das 1926 in Deutschland verbrauchte Bier ein Kleinverkaufswert von 3792,6 Mill. Reichsmark, wenn man für Einfachbier einen Kleinverkaufspreis von 45 Reichsmark, für Schankbier 63-, für Vollbier 80 R. und für Starkbier 100-Aje Hektoliter zugrunde legt. Die Preise sind äußerst niedrig angesetzt, sodaß die tatsächlich verbrauchten Gelder noch wesentlich höher angenommen werden können. Die Kosten des Branntweinverbrauchs beliefen sich auf 632,9 Mill. RMl. Die Aufwendungen für Wein sind mit 450 Mill.] wohl nicht zu hoch veranschlagt. Insgesamt kommen also für das Jahr etwa 7,5 Milliarden oder 120 Mark je Kopf der Bevölkerung in Betracht. „Wer reisen will, Der schweig fein still, Geh steten Schritt, Nehm nicht viel mit. Steh auf am frühen Morgen Und lasse heim die Sorgen.“ So singt bereits Philander von Sittenwald vor 300 Jahren.„Nehm nicht viel mit“, das ist es ja eben! So ein einfacher Tagesausflug im Kreise der Familie oder Freundschaft macht nicht viel Umstände. Da hat die Mutter reichlich Butterbrote fertig gemacht, Schnitzel gebraten und Eier gekocht, und nun kann es losgehen den ganzen Tag. Aber jetzt, wo wir nach Winterszeit und Uebergangsperiode im ersehnten Frühling stehen, da ruft es uns mit Macht ins Freie, und da wollen wir auch etwas länger hinaus. Jetzt müssen Rucksack und Wochenendkoffer doch stärker in Aktion treten und etwas mehr Proviant aufnehmen. Wie teilen wir nur alles ein, was schleppen wir mit, was lassen wir zurück? Seien wir uns zunächst mal einig, ob wir selber tochen wollen. Das verlangt viel Gerät und große Vorräte, macht Mühe und Umstände. Ueberlassen wir das lieber der sport= und wandergewohnten Jugend. Wir machen es uns zum Prinzip, einmal am Tage das Gasthaus aufzusuchen und uns ein warmes Essen zuzuführen. Und dies Essen soll kräftig sein; Hunger und Appetit sind ja nach Wanderung oder auch schon nach bloßem Aufenthalt im Freien in frischer Lust reichlich da. Kräftig, aber nicht zu schwer. Lassen wir uns nicht verführen, zuviel Fleisch oder Fett zu uns zu nehmen; das haben wir im Winter genug getan. Wir wollen jetzt unseren Körpe: nicht überlasten, er soll ja in erster Linie Wanderarbeit leisten. Und am Schlusse des Mahles nehmen wir immer etwas Erfrischendes, etwa Salat, Kompott oder Früchte. Gerade die leichten Fruchtsäuren sind nicht nur willkommene Gaumenfreunde, sondern geben auch wohltuende Kräftespannungen. Und wann ist nun die geeignete Zeit für unsere Mahlzeit? Am besten nach dem größten Marschabschnitt, also, wenn wir morgens ganz früh aufgebrochen sind, des mittags; sonst nachmittags oder gegen Abend. Natürlich lassen wir eine angemessene Ruhepause folgen. Und dann kommt stets der kürzere Teil des Tagesprogramms oder, wenn wir im Gasthaus bleiben, der stille Abendspaziergang. In unserem Wandergepäck ist also nur der Vorrat für die kleinen Mahlzeiten. Wir bereiten zu Hause vor und ergänzen alle Tage. Ein gutes Brot ist die erste Forderung. Die Butter in der Büchse wird bei Hitze und prallem Sonnenschein bald flüssig und ranzig. Erfahrene Wanderer verzichten deshalb gern auf sie und begnügen sich mit einem Stück Fleisch zum Brot, wovon die Sage geht, daß es auch sehr gut schmecken soll. Alles Scharse, Salze, Räucherige sei verpönt. Vor allem denke man bei längerer Wanderung an Abwechselung. Und da ersetzt man die bald langweilig werdenden Brotschnitten durch eine kalte Speise. Ein Brei oder fester Pudding aus Gries, Reis oder Mehl läßt sich auch in den Zwischenpartien bereiten, und eine gesüllte Breischüssel nimmt auch nicht mehr Platz ein als Brot, Butter und Aufschnitt zusammen. Etwas Fruchtsaft dazu ist leicht mitgeführt oder frische Milch bald besorgt. Im übrigen schaffen wir uns Abwechselung durch Schokolade, Nüsse, Früchte oder ähnliches. Denn der Sinn unserer Wanderung soll ja Freude sein, und dazu gehört die leibliche in erster Linie. Und nun—„Durst löschen, wenn er brennt", sagt Schüffel. Auch ans Trinken müssen wir vorher denken. Der Durst kann auf mancher Frühjahrswanderung schon ganz gehörig brennen. Wir nehmen uns eine Flasche mit abgepreßtem Zitronensaft mit, den wir angesüßt haben. Wasser spendet uns, wenn nicht Quell oder Bach, so doch der Brunnen auf jedem Gehöft. Bei Einkehr hüten wir uns vor dem Alkohol, den Scheffel ja eigentlich meint, nur abends kann uns unser Gläschen erfreuen. Nun sind wir gerüstet fürs leibliche Wohl. Unser Plan liegt auch einigermaßen fest. Jetzt wünschen wir vom Himmel nur noch Sonnenschein und Frühlingsluft, damit unsere Freude eine vollkommene sein kann. Massen, 10. Mai.(Evangelische Arbeitsgemeinschaft.) Anfangs dieses Jahres wurde zum Zwecke der gemeinsamen Arbeit die evang, Arbeitsgemeinschaft gegründet. Träger der Gemeinschaft sind vorläufig die kirchlichen Vereine Massens: evang. Frauenhülfe, evang.=sozialer Arbeiterverein, Kirchenchor, Jungmädchen= und Jungmännerverein. Auch alle anderen evang. Gemeindemitglieder, die keinem dieser Vereine angehören, können sich der Vereinigung anschließen. Am 5. Mai fand im kleinen Saal die zweite Zusammenkunft der Vertreter der Vereine statt. Pastor Freytag gab einen kurzen Ueberblick über die bisherige Entwicklung und die zukünftigen Aufgaben. Man schritt zur Wahl des eigenen Vorstandes. Pastor Freytag wurde mit der Leitung beauftragt, während die Vereine für je 50. Mitglieder einen Vertreter entsenden. Das Presbyterium, die Kirchenvertretung und die Elternbeiräte der 4 Schulsysteme sind ebenfalls durch ein Mitglied vertreten. Der Aplerbecker Bezick Aplerbeck, 10. Mai.(Kinder=Vorstellung.) Am Sonntag findet im„Hotel zur Post“ nachmittags um 4 Uhr eine Kindervorstellung statt. Zur Aufführung gelangt:„Hänsel und Gretel“. Der Ertrag ist für das Ehrenmal unserer gefallenen Helden. Einkommensteuerpflicht bei Beteiligung von Kindern am elterlichen Geschäft. Siedlung im Ruhrkohlenbergbau. Ein Geschäftsinhaber hatte seine drei Kindeg als stille Gesellschafter mit einer Einlage vold je 200 000 A an seinem Geschäft beteiligt. Die Einlagen wurden den Kindern zu Lasten des Kapitalkontos des beschwerdeführenden Geschäftsinhabers zugeschrieben. Ein schriftlicher Vertrag über die Beteiligung war nicht abgeschlossen, sondern nur mündlich vereinbart worden, daß die Einlagen bis zum Tode der Eltern im Geschäft verbleiben, ein Anspruch auf Auszahlung nicht bestehen und die Kinder zu je einem Sechstel am Gewinn beteiligt sein sollten. Das Finanzamt hatte den im Geschäft des Beschwerdeführers erzielten Gewinn ganz dem Beschwerdeführer angerechne as Finanz= gericht hatte ausgeführt, da, tatsächlich eine stille Beteiligung nicht voln In seiner Rechtsbeschwerde an den Reichsn## bat der Geschäftsinhaber dargelegt, daß##### Srgchen durchaus kaufmännischen Gepflogen.#####n entspreche; die den Kindern eingeräumtee! gung sei auch als Entgelt für ihre im Jul####### des Geschäfts geleistete Tätigkeit anzusehen.#### Reichsfinanzhof hat durch eine Entscheidung vom 6. November 1929— VI A 756/29— der Rechtsbeschwerde den Erfolg versagt. Der Beschwerdeführer beherrscht seine Firma offensichtlich unumschränkt. Die Kinder haben kein Kontrollrecht und keinen Einfluß auf die Festsetzung des Gewinns. Die unbestimmten Angaben des Beschwerdeführers über die Mitarbeit der Kinder könne nicht dazu führen, eine stille Beteiligung anzunehmen, wenn nach der ganzen Gestaltung der Verhältnisse tatsächlich keine vorliegt. Die Rechtslage in steuerlicher Mit den von der Treuhandstelle für Bergmannswohnstätten aus Anlaß ihres 10jährigen Bestehens bekanntgegebenen Zahlen kann man in Verbindung mit den Feststellungen des Bergbauvereins über die Bautätigkeit der Zechen jetzt einen Ueberblick über den gesamten Wohnungsbau für. die Belegschaften des Ruhrkohlenbergbaues gewinnen. In der Ausgabe des Organs der Ruhrhandelskammern„Ruhr und Rhein" werden darüber von F. Holtermann=Essen interessante Einzelheiten veröffentlicht, die nachstehend im wesentlichen wiedergegeben seien: Die Zahl der von den Zechen errichteten und gemieteten Wohnungen hat sich von 5772 im Jahre 1873 auf 162 529 im Jahre 1929 oder um rd. das 30=fache vermehrt. Diese 162 529 Wohnungen waren indes nicht sämtlich von Mitgliedern der Belegschaft bewohnt, vielmeyr waren 37696 Wohnungen= 23,19 Proz. von Werksfremden belegt. Die Gesamtzahl der von der Treuhandstelle und von den Zechen auf eigene Kosten errichteten Wohnungen beläuft sich auf rd. 185000. Da nach ehrfachen Feststellungen eine Werkswohnung in Durchschnitt von etwa 1,25 auf der Zeche beschäftigten Leuten bewohnt wird(einschl. Familienmitglieder und Kostgänger), so würden in den 185000 Wohnungen 231000 Mann der! Belegschaft= 61,51 Proz. untergebracht werden können, wenn die Wohnungen nicht in so erheblichem Maße noch von Werksfremden in Anspruch genommen würden. Die Bestrebungen der Zechenbesitzer auf dem Gebiet des Arbeiterwohnungsbaues haben auch vielfach bei den Arbeitnehmern Anerkennung gefunden: Die ersten von der Industrie vor etwa 60—70 Jahren errichteten Werkswohnungen genügen den heutigen Anforderungen zwar nicht mehr in jeder Beziehung, da sie den damaligen Verhältnissen und Ansprüchen entsprechend sehr einfach gehalten waren. Das hat sich aber rasch geändert. Schon sehr früh ging man dazu über, Häuser mit nur wenigen Wohnungen zu errichten, die, versehen mit Stallung und Gartenland, vor allen Dingen aus ländlichen Gegenden zugewanderten Arbeitern das Einleben im Industrierevier wesentlich erleichterten. Darüber hinaus konnte der Arbeiter gegen geringe Zinsen im allgemeinen noch Land pachten. Die neueren Kolonien bestehen zumeist aus Einfamilienhäusern. Bedauerlicherweise hat der Kapitalmangel dazu geführt, daß die Bautätigkeit im Ruhrkohlenbergbau seit 1924 erheblich eingeschränkt werden mußte. Generaldirektor Wiskott, der Vertreter der Arbeitgeberkreise, hat schon bei der Eröffnung der Ausstellung der Treuhandstelle darauf hingewiesen, daß nicht zuletzt die Verweigerung der Zuwendungen und dem staatlichen Hauszinssteuersonds diesen Rückgang verursacht habe. Die Bestimmungen für die Vergebung von Hauszinssteuer=Hyvotheken verraten eine scharfe Einstellung gegen die Werkswohnungen, die in den tatsächlichen Verhältnissen in keiner Weise begründet ist. So anerkennenswert die Leistungen der Treuhandstelle auf dem Gebiet des Bergmannswohnungsbau sind, so vermag sie doch den Bedarf allein nicht voll zu decken. Eine Förderung des Werkswohnungsbaues ist deshalb im Interesse der Belegschaft durchaus erwünscht, zumal die Erfahrungen mit den einseitig bevorzugten sogenannten gemeinnützigen Bauorganisation durchaus nicht immer günstig sind. Aplerbeck, 10. Mai. Die Bänke in den Aplerbecker Waldungen werden in jedem Jahre von verantwortungslosen Elementen beschädigt oder zerstört. Auch in diesem Jahre mußte wieder die gleiche Feststellung gemacht werden. Es wird gebeten, jeden zur Anzeige zu bringen, der bei der Beschädigung oder Zerstörung der Bänke angetroffen wird. Aplerbeck, 10. Mai. Ein großer Trauerzug bewegte sich durch die Straßen unseres Ortes, um dem im besten Mannesalter gestorbenen Postschaffner Rosenbaum das Grabgeleite zu geben. Voran schritten die verschiedenen Kriegervereine mit ihren Fahnen, darauf folgte der Postbeamtenverein Hörde mit seiner Fahne und fast das gesamte Postbeamtenpersonal von Aplerbeck, Schüren und Sölde. Dem Leichenwagen folgten die Anverwandten sowie zahlreiche Leidtragende. Am Grabe hielt Pastor Dr. Echternach eine ergreifende Ansprache, worin er des Verstorbenen in ehrender Weise gedachte. Nachdem die Musik noch einige Trauerweisen gespielt hatte, gab der Kriegerverein eine dreifache Ehrensalve ab. Die zahlreiche Beteiligung sowie der ganze Verlauf der Trauerfeier legten ein beredtes Zeugnis ab für die Liebe und Achtung, deren sich der Entschlafene hier allgemein erfreute. Möge er in Frieden ruhen. Aplerbeck, 10. Mai.(Zum gestrigen Wochenmarktbericht teilt die Aplerbecker Fleischerinnung mit, daß der Höchstpreis für Schweinefleisch 1,30 Mk. betrug und der Hochstpreis für Kalbfleisch 1,30 bis 1,10 Mk. Sölde, 10. Mai.(Einrichtung einer Hilfsschulklasse.) Schon seit Jahren war für die hiesigen Schulen die Notwendigkeit zur Einrichtung einer Hilfsschulklasse vorhanden. Es fehlte aber immer wieder an den erforderlichen Mitteln. Die Stadtschulverwaltung will nunmehr an die Verwirklichung dieses Gedankens herantreten. Eine Prüfung der Schwachbegabten hat bereits stattgefunden, und es sind weitere Entscheidungen bald zu erwarten. Sölde, 10. Mai.(Es wird gesäubert.) Die Stadtverwaltung läßt es sich angelegen sein, auch hier die öffentlichen Anlagen. Straßen und Plätze einer regelmäßigen Säuberung und Instandsetzung zu unterziehen. Daß man den Friedhof, der in seinem älteren Teil schon stark verwildert war, gründlich bereinigt und ausgearbeitet hat, ist besonders angenehm empfunden worden. Jetzt ist man dabei, auch die Straßengräben und Wegeränder an Hecken und Mauern, die vielfach von hohem Unkraut überwuchert waren, zu säubern. Es fällt das besonders bei der Gasse auf, über deren Vernachlässigung schon seit Jahren Klagelieder angestimmt werden mußten, da sie so garnicht zu den freundlichen Gehöften und schmucken Gärten paßt. Schüren, 10. Mai.(Kind überfahren und schwer verletzt.) In Schüren wurde das sieben Jahre alte Mädchen Maria Kastner auf der Adelenstr. in der Nähe der Emscherbrücke, von einem zweispännigen Pferdefuhrwerk überfahren. Das Mädchen spielte mit anderen Kindern auf dem Bürgersteige und lief plötzlich beim Herannahen des Pferdefuhrwerks auf die Fahrbahn. Das Kind wurde vom rechten Pferde erfaßt, umgeworfen und vom rechten Vorderrad überfahren. Das Rad ging dem Mädchen über die Oberschenkel. Das verunglückte Kind wurde zum Krankenhaus nach Hörde gebracht, wo der Arzt Verletzungen am Oberschenkel feststellte. 2 Holzwidede, Schatertampstraße wird der südlich für den allgeme Grund für die S. des Ausbaues. Gemeinde den A. beiter ausführen Holzwickede, Viel Glück hatte M. aus Wicked Gestein geriet. 1 lebend, wenn auc werden. Der Ki fungen davon. Holumicht Holzwickede, 1 wies einen lebhaft Preise wiesen zun kungen auf. So 0,.90—1,00 A(geger tes), Zitronen 3 S Bananen 1 Pfd. 5 (60), Apfelsinen 7, Preise für Frühger kung. Es wurden lat 2 Kopf 15, Zwi 3 Stück 10, Rhaba Radieschen 1 Bün Schweres: Gies Tobeton! In der Nacht auf der Evingerst unfall. Der 27 Kaiserstraße 12 wo Dortmunder Elektr auf seinem Motor der Stadt zu. Au bei der gleichen F alten Buchhalter Kemminghauserstraf Wegegabelung konn infolge einer hohe befindliche Kurve: Motorrad raste ge gegen die Steintrep straße 694 befindlie Die Wucht des An Steintreppe a Motorrad mußtes schlagen haben, dei Schaufenster des L durchschlug den h und zertrümmert scheibe und bli Zige Bochum, 10. Schlacht kam es in am Wegescheid ihre Den Anfang bilde zwischen zwei ältere Zeit hatten sich d teien getrennt, und lein schlugen u erreichbaren Gegei Auch eine Schuß instrument benutzt, gegebenen Schüsse mußten schließlich ei Platz räumen. Glü fallkommando nicht in kurzer Zeit der Hunderte von„Sch dem Kanvie bei, Zahl von Schulkin Münster, 70. M die Amtsstellung Oberpostsekretär Lu brück hatte im Juni Schalters an einen überschuß von rund1 eicht mitablieferte, so an sich nahm, daß er amtlichen vermischt! stellte sich aber beie Thies drei Wochenka während seines Scha die nicht in den am waren und so den Ka Thies nun in der Zu növer inszenierte, un hauptungen glaubhaft wurden zwischen Fo gefunden— glaubt Amtsunterschlagung verurteilte den Ang Mindeststrafe von dre jetzt nach Bestätigun auch noch die Dier haben wird. Ein Auto mit ver Mörs, 10. Maj. Holland kommenden Zentnern Butter und in einer Kurve die 6 und fuhr in einen gen umkippte. E brochener kleiner Br werden. Die Versuch chen, scheiterten, so einen anderen Wagen NIFA — Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. O Holzwickede, 10. Mai.(Sperrung der Schäserkampstraße.) Ab Montag, den 12. Mai wird der südliche Teil der Schäferkampstraße für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Der Grund für die Sperrung ist die Inangriffnahme des Ausbaues. Wie wir erfahren, wird die Gemeinde den Ausbau durch ihre eigenen Abbeiter ausführen lassen. Holzwickede, 10. Mai.(Glück im Unglück.) Viel Glück hatte auf der Zeche der Lehrhauer M. aus Wickede, der unter herabfallendes Gestein geriet. M. konnte nach einer Stunde lebend, wenn auch ohne Bewußtsein, geborgen werden. Der Knappe kam mit Hautabschürfungen davon. gel 70 und 90, Wirsing 15, Kappus(rot) 15, Kappus(weiß) 10 J. Die Preise für Butter erfuhren ebenfalls eine Abschwächung. Molkereibutter kostete 1,60(1,70), Landbutter 1,50(1,60), Eier 10 und 11 Stück 1 K. Auf dem Fischmarkt wurden notiert: Schollen 40, Goldbarsch 40, Fischfilet 60, Kochfisch 35—40, Bratsisch 35, Heringe 14 Stück 1 K. Die Preise für Fleisch wiesen nur geringe Schwankungen auf. * Holzwickede, 10. Mai.(Diebstahl.) Dem Landwirtschaftsgehilfen Kl. von hier wurden während der Arbeitsstunden aus seinem Kleiderschrank ein Paar neue Halbschuhe und anderes gestohlen. Derartige Diebstähle sollen sich vor Wochen schon des öfteren ereignet haben. Opherdicke, 10. Mai.(Mit Pferd und Karre verunglückt.) Der Landwirt Karl Kobusch aus dem Ortsteil Dellwig fuhr mit einer PferdeHolzwickede, 10. Mai. Der gestrige Markt karre Erde auf einen Abladeplatz. Beim Zurückwies einen lebhaften Geschäftsverkehr auf. Die setzen der Karre kam diese der sehr steilen Preise wiesen zum Teil merkwürdige Schwan= Böschung zu nahe und rutschte mehrere Meter kungen auf. So wurden notiert: Blumenkohl tief hinunter, wobei sich das Pferd überschlug Holzwickeder Wochenmarkt. Kein Abbaul, aber Rationalisierung.— Beamtenvertreter bei Moldenhauer. Reichsminister Dr. Moldenhauer hat in seiner Etatsrede vom 2. Mai das Ausgabensenkungsgesetz angekündigt und damit eine Verminderung der Zahl der Reichsbehörden durch allmähliche Auflösung oder Zusammenlegung bestehender Behörden, weiter Vorschriften, die auf dem Gebiet der Sonderzuschläge, der Urlaubsregelung und Pensionskürzung eine Verminderung der Gesamtausgaben erreichen sollen. Die Ankündigungen des Reichsfinanzministers haben in der gesamten Beamtenschaft große Beunruhigung hervorgerusen. Auf Anregung des Deutschen Beamtenbundes hat Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer die Vertreter der Spitzenorganisationen empfangen. Dabei erklärte der Minister, daß er keinen Beamtenabbau nach dem alten Muster von 1924 beabsichtige, daß aber eine gewisse Rationalisierung eintreten müsse. Die beabsichtigten Maßnahmen sollei ohne unnötige Schärfe und Härte auf dem Wege des natürlichen Abganges durchgeführt werden in einer Form, die auch für die Beamtenschaft tragbar sei. Der Reichsfinanzminister erklärte weiter, daß die Rechte der Beamtenschaft nicht geschmälert werden dürften und die materielle Grundlage der Beamten erhalten bleiben müsse. Gewisse Ersparnisse auf organisatorischem Gebiete ließen sich aber nicht vermeiden. Dr. Moldenhauer sagte zu, daß er die Einzelheiten des Ausgabensentungsgesetzes, soweit sie die Beamtenschaft betreffen, mit den Spitzenorganisationen der Beamtenschaft besprechen werde, bevor der Entwurf im Reichskabinett endgültig verabschiedet und dem Reichsrat zuge eite nüde. 0,90—1,00 A(gegenüber 60—70 S des Vormarktes), Zitronen 3 Stück 20(Vormarkt 1 Stück), Bananen 1 Pfd. 55(50), Tomaten ½ Pfund 70 (60), Apfelsinen 7, 8, 9 und 10 Stück 50 Z. Die Preise für Frühgemüse erlitten eine leichte Senkung. Es wurden bezahlt für Spinat 15, Salat 2 Kopf 15, Zwiebeln 10, Sellerie 30. Porree 3 Stück 10, Rhabarber 2 Pfd. 25. Gurken 60, Radieschen 1 Bündchen 15, Stielmus 10, Sparund auf den Rücken zu liegen kam. Bei dem Versuch, das wie wild um sich schlagende Tier aus dem Geschirr zu befreien, wurde K. erheblich verletzt; er erhielt einen Hufschlag gegen den Unterkiefer, außerdem bekam er einen heftigen Schlag gegen die Brust, der ihn zur Seite schleuderte. K. mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben. Aul=SLemtunt Schweres Motorradunglück. Ein Todesopfer, ein Schwerverletzter. In der Nacht zum Freitag ereignete sich auf der Evingerstraße ein schwerer VerkehrsFührer des Motorrades muß mit dem Kopfe gegen die Steintreppe oder gegen die Wand des Hauses geflogen sein. Er blieb ebenfalls mit schweren Kopfverletzungen besinnungslos liegen. Von der in dem gleichen Hause befindlichen Wirtschaft Lennortz unfall. Der 27 Jahre alte Karl Westphal, wurde sofort der Krankenwagen herbeigerufen, Kaiserstraße 12 wohnhaft, Geschäfts ührer einer Dortmunder Elektrofirma, besuhr um diese Zeit auf seinem Motorrad die Evingerstraße nach der Stadt zu. Auf dem Soziussitz hatte er den bei der gleichen Firma beschäftigten 33 Jahre alten Buchhalter Friedrich Finkenrath aus der Kemminghauserstraße 59 mit. An der genannten Wegegabelung konnte der Führer, wahrscheinlich infolge einer hohen Geschwindigkeit, die dort befindliche Kurve nach links nicht nehmen; das Motorrad raste geradeaus weiter und prallte gegen die Steintreppe des in dem Hause Evingerstraße 694 befindlichen Kolonialwarengeschäftes. Die Wucht des Anpralls war so stark, daß die Steintreppe auseinanderbarst. Da Motorrad mußte sich hierbei nach vorn überschlagen haben, denn der Sozius flog in das Schaufenster des Lebensmittelgeschäftes hinein, durchschlug den herabgelassenen Rolladen und zertrümmerte die Schaufensterder die beiden Schwerverletzten zum Brüderkrankenhaus brachte. Kurz nach der Einlieferung ist Finkenrath an den erlittenen schweren Verletzungen gestorben. Der Zustand des Westphal ist ebenfalls sehr bedenklich. Es besteht für ihn große Lebensgefahr. * (Schwerer Verkehrsunfall.) Auf dem Hindenburgdamm erfolgte ein Zusammenstoß zwischen einem Personenkraftwagen und einem Pferdefuhrwerk. Letzteres fuhr auf dem HindenWer hat denn den Käse..? Eine angebliche Käsespekulation des Reiches. Amtlich wird mitgeteilt: Einzelne Zeitungen bringen die Mitteilung, daß der Reichsernährungsminister Schiele in der vorigen Woche aus Reichsmitteln für mehrere Millionen Mark Weichkäse im bayerischen Allgäu zu Einlagerungszwecken gekauft habe. Diese Mitteilung entspricht nicht den Tatsachen. Das Reich hat keinerlei Käse gekauft; es hat vielmehr im Einvernehmen mit der bayerischen Regierung lediglich den zum Zweck der Absatzregulierung geschaffenen Absatzorganisationen einen kleinen Bruchteil der obengenannten Summe zur Verfügung gestellt, um hiermit eine gewisse Entlastung des Allgäuer Käsemarktes herbeizuführen. Es handelt sich also lediglich um eine der Maßnahmen, wie sie im Laufe der letzten Jahre auf der Grundlage des landwirtschaftlichen Notprogramms in Fällen vorübergehender Absatzstockung wiederholt durchgeführt worden sind, so z. B. auf dem Getreidemarkt, auf dem Viehund Fleischmarkt usw. Vorgehen der G. P. U. gegen die Londoner Sowjetvertretungen. „Daily Mail“ veröffentlicht in großer Aufburgdamm in westl. Richtung. Führer des Per= machung einen Bericht, wonach Spione der sonenwagens wollte der Rathenauallee vor dem G. P. U. in London eingetroffen seien. der, Hindenburgdamm nach Osten Nicht nur eine beträchtliche Anzahl von MitDie Teich= gliedern des Stabes der Sowjetbotschaft und Zu den Vorgängen in Spanien. Der bekannte Schriftsteller und Republikaner Prof. Unamuno. hineinfahren. Dies gelung ihm nicht. Die Deichscheibe und blieb darin hängen. Der nur mit dem Schrecken davonkamen. sel des Fuhrwerks stieß gegen die Wandung des Autos und durchbrach sie. Das linke Pferd des Fuhrwerkes wurde durch den Anprall zu Boden geworfen und brach ein Bein. Es mußte sofort mit einem besonderen Wagen von einem Roßschlächter abgeholt werden. In dem Auto befand sich eine Frau mit einem Kind, die jedoch Weitel und Niemerma. Zigeunerschlacht. Bochum, 10. Mai. Zu einer regelrechten Schlacht kam es in einer Zigeunerkolonie, die am Wegescheid ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Den Anfang bildete eine Auseinandersetzung zwischen zwei älteren Lagerinsassen. In kurzer Zeit hatten sich die Zigeuner in zwei Parteien getrennt, und Männlein und Weiblein schlugen und stachen mit allen nur erreichbaren Gegenständen aufeinander los. Auch eine Schußwaffe wurde als Kampfinstrument benutzt, doch gingen die zwei abgegebenen Schüsse fehl. Mit blutigen Köpfen mußten schließlich eine Anzahl Kampfhähne den Platz räumen. Glücklicherweise ließ das Ueberfallkonmando nicht lange auf sich warten, das in kurzer Zeit der Schlacht ein Ende machte. Hunderte von„Schlachtenbummlern" wohnten dem Kanvie bei, darunter auch eine große Zahl von Schulkindern. * Münster, 10. Mai.(Wegen zehn Mark die Amtsstellung aufs Spiel gesetzt.) Der Oberpostsekretär Ludwig Theis aus Osnabrück hatte im Juni v. Is. bei Uebergabe seines Schalters an einen Amtskollegen einen Kassenüberschuß von rund 13.A, von dem er 10.4 eicht mitablieferte, sondern mit der Begründung an sich nahm, daß er eigene Gelder mit seinen amtlichen vermischt habe. Wenige Tage später stellte sich aber bei einer Revision heraus, daß Thies drei Wochenkarten für den Kraftverkehr während seines Schalterdienstes verkauft habe, die nicht in den amtlichen Registern vermerkt waren und so den Kassenüberschuß erklärten. Da Thies nun in der Zwischenzeit verschiedene Manöver inszenierte, um seine ursprünglichen Behauptungen glaubhaft erscheinen zu lassen— es wurden zwischen Formularen versteckt 20.4 gefunden— glaubt das Landgericht Osnabrück Amtsunterschlagung annehmen zu müssen und verurteilte den Angeklagten zur gesetzlichen Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis, die jetzt nach Bestätigung durch das Reichsgericht auch noch die Dienstentlastungen zur Folge haben wird. * Ein Auto mit 30 Zentnern Butter verbrannt. Mörs, 10. Maj. Der Führer eines von Holland kommenden Lieferwagens, der mit 30 Zentnern Butter und Eiern beladen war, verlor in einer Kurve die Gewalt über seinen Wagen und fuhr in einen Straßengraben, wo der Wagen umkippte. Ein bei dem Unsall ausgebrochener kleiner Brand konnte bald gelöscht werden. Die Versuche, den Wagen flott zu machen, scheiterten, so daß man gezwungen war, einen anderen Wagen heranzuholen, um die Ladung fortzuschaffen. Als der Führer am anderen Morgen an der Unfallstelle antraf, brannte der Wagen lichterloh. Von dem Inhalt konnte nur ganz wenig gerettet werden. * Trier, 10. Mai.(Frostschäden im MoselWeinbaugebiet.) Im Mosel=Weinbaugebiet trat verschiedentlich Frost ein. Als niedrigste Temperatur wird 2,5 Grad gemeldet, auf den Bergen sogar bis 3,5 Grad. Der größte Schaden trat diesmal auf Saarbergen ein, wo er 15 bis 20 Prozent in einzelnen Teilen sogar 50 bis 60 Prozent beträgt. Auf verschiedenen Weingütern erfroren 10 000—20 000 Rebstöcke. Ruwer meldet einen Durchschnittsschaden von 5 bis 10 Prozent. Dort wurde auf allen größeren Gütern der Frost durch Leuchten mit Brikett und durch Vernebelung bekämpft, wodurch die Reben bis zu dreiviertel gerettet wurden. Vom gesamten Gebiet liegen Meldungen bisher nur vereinzelt vor, sodaß sich noch kein abschließendes Bild gewinnen läßt. Die staatliche Domäne Serrig erlitt nur in den unteren Lagen einen Schaden von 50 bis 60 Prozent auf einem Gebiet von 20 Morgen. * Deutsche Frauen von französischen Soldaten überfallen. Mainz, 10. Mai. Zwei französische Soldaten in Mainz griffen zwei deutsche Frauen, die sich auf dem Nachhausewege befanden, in einer abgelegenen Straße an und warfen sie eine Böschung hinab. Dem Versuch, sie zu vergewaltigen, setzten die beiden Frauen heftigen Widerstand entgegen und schrien laut um Hilfe. Erst nach einem heftigen Kampf gelang es den beiden Frauen, sich aus den Händen der Soldaten zu befreien, die hierauf in der Dunkelheit entkamen. Die französische Gendarmerie hat sofort eine Untersuchung eingeleitet. Es verlautet, daß die Täter bereits erkannt sind, so daß sie zur Rechenschaft gezogen werden können. 1 *•* Von den Oberammergauer Passionsspielen. Links: Guido Mayr, der Darsteller des Judas, rechts: Alois Lang als Clristus bei den Oberammergauer Passionsspielen. anderer Sowjetämter in London werde vielleicht abberufen werden, sondern der Botschafter Svkolnikoff selbst stehe in Gefahr, dazu gezwungen zu werden, die Abordnung der G. P. U. nach Moskau zu begleiten. Anscheinend werde ihm Opportunismus vorgeworfen. Sokolnikoff soll vor einigen Tagen die Sowjetjournalisten in London gebeten haben, davon abzusehen, die britische Regierung und insbesondere einzelne Minister anzugreifen, bis die jetzt erörterten Verträge ratifiziert worden seien. Der Botschafter habe dieses Ersuchen bei einer Zusammenkunft der Botschafts=„Zelle" gestellt, und die Korrespondenten hätten dagegen laut Einspruch erhoben, ebenso wie gegen das Ersuchen des Botschafters, in Berichten über den Streik in der Bradforder Textilindustrie und über die Lage in Indien gemäßigt zu sein.— Laut„Daily Mail“ scheine kein Zweifel zu bestehen, daß wenigstens ein halbes Dutzend Beamter einschließlich zweier Botschaftssekretäre entschlossen seien, sich jedem Abberufungsbefehl zu widersetzen und entsprechend dem Vorgehen des vormaligen Geschäftsträgers in Paris, Bessedowski, in England zu bleiben. Die Angestelltenratswahlen im niederrheinisch=westfälischen Gebiete. D. H. V. schreibt: Die Wahlen der Angestellten zu ihren Betriebsvertretungn sind nunmehr im ganzen Gebiet beendet. Das Ergebnis liegt abgeschlossen vor. In 204 Betrieben, den Bergbau ausgenommen, wurden 959 Angestelltenvertreter gewählt. Die christlich=nationale Richtung, die im Gesamtverband deutscher Angestellten=Gerwerkschaften zusammengeschlossen ist, erhielt 502 Sitze, wovon allein der Deutschnationale Handlungsgehilfen=Verband 412 für sich buchen kann. An 2. und 3. Stelle folgen mit erheblichem Abstand der sozialistische Afa=Bund mit 205 und der Gewerkschaftsbund der Angestellten(G. d..) mit 123 Sitzen. Der Rest verteilt sich auf einige kleinere Fachverbände und auf die Unorganisierten. Die Sprache der Zahlen verrät hier wiederum eine deutliche Absage der Angestelltenschaft an die sozialistische Richtung und einen bedeutenden Erfolg der christlich=nationalen Verbände. Aus aller WeltBrennende Oeltanks. Ein in New York durch Explosion eines 10000 Gallonen fassenden Oeltanks entstandenes Feuer, das am Pier von Bayonne gegenüber Brooklyn ausbrach, breitete sich in den auf Constable Hook gelegenen Anlagen der Golf Refining Company aus und gefährdete diese Anlagen und di: angrenzenden Anlagen der Tioewater Oel Compagny. Die Explosionen erschütterten ganz Bayonne. Das brennende Gasolin wurde nach allen Richtungen geschleudert, und die Flammen zerstörten die Dockanlagen. Der Gesamtschaden wird auf drei Millionen Dollar geschätzt. Insgesamt sind 16 Oeltanks mit einem Fassungsvermögen von 4000—35000 Faß zerstört worden. Der Strand war während des Brandes viele Kilometer weit in dichte Rauchschwaden gehüllt. Lynchsturm auf das Gerichtsgebäude von Sherman. Hunderte von Personen unternahmen einen wütenden Angriff auf das Gerichtsgebäude von Grayson County in Shorman(Texas), um einen Neger zu lynchen, der des Angriffes auf eine weiße Frau beschuldigt war. Einige Waldhüter und die Lokalpolizei schlugen den ersten Angriff zurück. Darauf goß die Menge in das Erdgeschoß des Gebäudes etwa 50 Liter Gasolin und entzündete es, nachdem sie vergeblich versucht hatte, das Gebäude mit Dynamit zu sprengen. Die Verteidiger des Gefängnisses, die die Anweisung hatten, nicht in die Menge hineinzufeuern, benutzten zuerst Tränengas und gaben dann Schüsse in die Luft ab, ehe die Menge die Oberhand gewann. Die Flammen züngelten bis unter das Büro des Staatsanwalts empor, wo der Neger sicherheitshalber in die Gewölbe eingeschlossen war. Die durch Zulauf aus den Nachbarorten rasch auwachsende Menge durchschnitt der zur Löschung des Brandes herbeigernfenen Feuerwehr die Schläuche, und das Gerichtsgebäude war bald ein einziges Flammenmehr. Während dieser Vorgänge war die Landstraße mit Automobilen voller Neugieriger, die aus der Umgebung herbeigeeilt waren, angefüllt. Bald war das Gerichtsgebäude so gut wie zerstört. Der Neger ist in dem brennenden Gebäude ums Leben gekommen. Unter den 204 Betrieben, in denen gewählt wurde, befinden sich Werke wie Krupp=Essen, die Hauptverwaltung der Vereinigte StahlwerkeDüsseldorf, Henkel=Werke(Persil), Düsseldocf, Bochumer Verein=Bochum, Vereinigte Stahlwerke Niederrheinische Hütte=Duisburg=Ham= born, Schmitz u. Loh=Duisburg. August ThyssenHütte Hamborn und Rheinschiffahrts.=.= Dutsburg. Wirtschalt und Randel Genehmigung des neuen Syndikatsvertrages im Bergbau. Der Große Ausschuß des Reichskohlenrates beschäftigte sich mit dem von der Mehrheit der Bergwerksbesitzer an der Ruhr geschlossenen neuen Syndikatevertrag. Nach eingehender Aussprache, an der sich die Vertreter der Gewerkschaften, der Bergwerksbesitzer und der Verbraucher beteiligten, wurde der Vertrag einstimmig genehmigt. Neue Meuterei in Columbus. Im Gefängnis von Columbus setzten die Gefangenen, die seit der Feuersbrunst im Hof der Strafanstalt in einem Zeltlager untergebracht waren, einige Zelte in Brand. Wind trug die Flammen weiter, bis das ganze Zeltlager zerstört war. Die Gefangenen müssen nunmehr innerhalb der Stacheldrahtumzäunung im Freien bleiben. Die Vorsichtsmaßnahmen haben zwei Opfer gefordert. Zwei auf dem Gefängnishof schlafende Sträflinge wurden durch das Losgehen eines in der Nähe auf dem Dach der Gefängniskapelle postierten Maschinengewehres getötet. Wie wird das Wetter morgen? Das flache Tiesdruckgebiet, das sich von Südskandinavien über die südliche Ostsee nach Ostdeutschland und Polen erstreckte, zieht nur langsam ab, während sich das westliche Hochdruckgebiet in einem Ausläufer über Süd= und Westdeutschland ausgebreitet hat. In Deutschland war es im Westen teilweise heiter, sonst meist bewölkt und im Osten noch vereinzelt regnerisch. Temperaturen lagen im allgemeinen zwischen 4 und 14 Grad. nur im Nordosten etwas höher. Bei uns heute vorm. plus 8 Grad. Wetteraussichten bis Sonntag. Wechselnde Bewölkung. Regenfälle, tagsüber wieder etwas wärmer. -Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Anc, Golt, Juelen. Fubball. Holzwickeder Spielverein gegen Schalke 04. Der Holzwickeder Spielverein hat aus Anlaß des Sportwerbefestes am Sonntag, de! 11. Mai Schalke 04 verpflichtet, und zwar tritt Schalke 04 in voller Aufstellung in wickede an: Gombrowski, Scharmann I, Neumann, Jakobs, Peters, Schorn, Trümpener, Tibuwski, Lainz, Scharmann II, Kampmann. derlage beizubringen, denn Aplerbeck befindet sich in bester Verfassung. Schüren— Berghofen. . Schüren, zur Sonderklasse gehörend, hat in Verghofen einen gleichwertigen Gegner. Hondbal. Arbeiter Turn= und Sporthund. Kalendermäßig müßten die Meisterschaftsschaften der Frühjahrsrunde längst der Vergangenheit angehören. Witterungsverhältnisse beeinträchtigten die programmgemäße Durchfühung einzelner Spiele, die kommenden Sonntag ihre Wiederholung finden. Des weiteren wickelt sich ein Großprogramm im Freundschaftstrefsen ab. Scharnhorst— Roland Sölde. .. Die Sölder dürften auf der Hut sein, wenn die Punkte nicht verloren gehen sollen. Brackel— Horstmar. Brackels Elf sollte es möglich sein, Klassenunteren mit einer Niederlage hängen. Union Wickede— Derne. Die Unionisten besitzen die größere Erfahrung, doch dürfte Dernes Eifer dieses Plus wieder wett machen. Berghofen— Asseln. Die Spielwetke der Gäste konnte in letzter Zeit nicht ganz überzeugen. Berghofen dagegen wird von Spiel zu Spiel besser. Annen komb.— Aplerbeck. Die Kombinierten werden sich nicht als spielstark genug erweisen, den Gästen eine Nieden abzuWestfalia Hombruch gastiert mit beiden Mannschaften in Brackel. Turnklub Brackel steht in seiner Gruppe an zweiter Stelle und stellt eine flinke, spieltüchtige Mannschaft ins Feld. Die Hombrucher müssen schon ganz aus sich herausgehen, wenn sie keine Niederlage einstecken wollen.— Im Spiel Westfalia Hombruch 2.— Turnklub Brackel 2. könnte Hombruch als knapper Sieger in Frage kommen da Brackels Mannschaft noch nicht so sehr auf den Plan getreten ist. Die Turner von Hombruch dürfen das Spiel aber nicht leicht nehmen. 2. Hauptkampf des Abends absolvierte TrippeBoxsport 20 seinen 160. Kampf und hatte als Gegner den Düsseldorfer-In bei Venn erhalten, den er in einem Drei=Rundenkampf klar nach Punkten abfertigte. Schönrath kein Gegner für Stribbling.— Stribbling in der zweiten Runde k..=Sieger. In der Londern Alberthall stand der Kreselber Hans Schönrath gegen den Amerikaner Yvung Stribbling vor einer zu schweren Aufgabe. Der Amerikaner befand sich in glänzender Verfassung und ließ den stärker erscheinenden Deutschen nie recht zum Schlage kommen. Schönrath erwarb sich zwar beim Publikum riel Sympathie durch seine mutige Angriffsweise. Hatte aber sonst keine Chancen. In der Mitte der zweiten Runde erhielt Schönrath bei einem Angriff einen schweren rechten Haken direkt auf den Mund der ihn rücklings auf die Bretter legte. Stark blutend erhob sich der Deutsche mehrmals, laumelte aber im Ring umher, so daß der Ringrichter den ungleichen Kampf zugunsten des Amerikaners abbrach. Kreuznach jedoch ist gerissen genug, um Saarbrücken' glatt aus dem Rennen zu werfen. Turn= und Sportverein Berghofen — Arminius Wickede. Berghofen in neuer Aufstellung wird den Arminen einen harten Kampf liefern. Svangelische Gottesclienst-Ordnung Ringen. Boxsport 20 Dortmund schlägt Düsseldorf 10:6. Der Dortmunder Boxsport 20 hatte sich zum Freitag abend im gut besetzten Dortmunder Kölnischen Hof die Düsseldorfer Stadtmannschaft verschrieben. Boxsport 20, der in der vergangenen Woche hoch geschlagen nach Haus geschickt wurde, drehte diesmal den Spieß um und siegte mit 10:6 Punkten. Im ersten Hauptkampf hatte der Dortmunder Schmedes den Düsseldorfer Wilbert zum Gegner erhalten. Gleich zu Beginn der ersten Runde mußte der Düsseldorfer mehrere Aufwärtshaken einstecken und gab kurz vor dem Gongschlag den Kampf auf.— Uwiß=Boxsport 20 hatte nicht viel zu schlagen, denn auch sein Gegner, Opfermann=Neuß, mußte den Kampf nach dem zweiten Schlag abbrechen da eine alte Wunde über dem linken Auge aufgeschlagen wurde. Im Um die Westdeutsche Meisterschaft. Die Vorrunde der Kämpfe um die Westdeutsche brachte das Ausscheiden der 3 Vereinsmannschaften Köln rechtsrh. Frankfurt=Sachsenhausen und Hörde 04. Am kommenden Sonntag steigt nun die Zwischenrunde. In Dortmund findet das Treffen . Heros 94 gegen Köln=Mülbeim. statt. Letztere befinden sich in aufsteigender Linie. Doch augenblicklich halten wir die Herosleute noch für die Besseren die einen, wenn auch knappen, Sieg herausholen sollten. Im Mittelpunkt des Interesses steht der Kampf der beiden Europameister Nemeth gegen Sperling. Sonntag Jubilate, 11. Mai, Muttertag. ##Brackel. Morgens.30 Uhr Festgottesdienn(weuttertag), Pastor R. Schmidt; 10 Uhr Kindergottesdienst, Pastor R. Schmidt. Taufen in der Kirche: 11.30 Uhr, Pastor R. Schmidt.— Sonntag nachmittag 3 Uhr im Gemeindehaus Großmütterfeier. Die Alten der Gemeinde sind herzlich eingeladen. Die Frauenhilfe versammelt sich.15 Uhr am Gemeindehaus zum gemeinsamen Kirchgang. Körne=Wambel. Morgens 10 Uhr, Pastor Reineke, anschließend Feier des hl. Abendmahls; 11.30 Uhr Kindergottesdienst. Taufen in der Kirche: Sonntag 11 Uhr. Bibelstunde: Dienstag.15 Uhr. Scharnhorst. Morgens 10 Uhr Gottesdienst (Frauenchor), anschließend Beichte und heil. Abendmahl: 12 Uhr Taufen; nachmittags 2 Uhr Kindergottesdienst. Dienstag 8 Uhr Bibelstunde. Das reichbebilderte Sonderheft Nr. 15 der Zeitschrift„Deutsche Erde"(Terra=Verlag, Berlin W. 9, Linkstr. 31) ist den Oberammergauer Festspielen gewidmet. Erich v. Hartz leitet das Heft mit seiner Abhandlung: iropameister Nemeih gegen Sperling. Kreuznach gegen Adler=Saarbrücken. Ueberraschenderweise schlug Saarbrücken eine solch gute Mannschaft wie FrankfurtSachsenhausen, ein Zeichen, daß man was kann. „Passion" ein. Frigga Brockdorf=Noder behan„Oberammergau und die Passionsspiele 1930“, Dr. Friedrich Lüers:„Der Oberammer= gauer Passion".„Ein Führer nach Oberammer= gau“ bringt wissenswerte Einzelheiten. Daneben findet der spannende Roman:„Angst vor der Stadt“ von Josef Buchhorn seine interessante Fortsetzung. Die„Deutsche Erde" behandelt als erste Zeitschrift die berühmten Oberammergauer Festspiele ausführlich. Mehr Glanz in Rüche und Kaus! Wo O im Hause ist, herrscht funkeinde, blitzende Pracht — der wohlige Zauber gepflegter Sauberkeit! Alle Geschirre und Geräte in Küche und Haus—ob aus Porzellan, Glas, Kristall, Steingut, Holz, Marrnor, Stein— spielend rasch macht sie 00 hochglänzend und appctitlich rein. Wie neu schen alle Sachen wieder aus! O duldet keine Verunreinigungen! Zähester Schmutz, härteste Verkrustungen— Fett, Ol, Sauce, Schmiere— sie müssen O weichen. Es hat erstaunliche Energien! Wagen Sie einmal einen Versuch. O wird durch wunderbare Leistungen rasch Ihr Herz gewinnen. Millionen von Hausfrauen erfreut vemöere i C aurtoinen eimen Reiizes wassen. -Schirme -Schläuche -Spritzen -Geräte jeder Art Preiswert-gut Günstige Zahlungsbedingungen Geschwister Kopfermann 8. u. Dortmund, Brückstr. 22/24 Gegr. 1842. Bradt paare kaufen goldene Trautinge in nur feinster Ausführung 333, 585, 750, 900 gestempelt, bekannt billigst im Spezial-Geschäft G. Calmus, Hörde, Hermannstr. 20. Hübsches Verlobungsgeschenk extra. der berühmten, schweren, westfälischen, sowie erschen Rasse, seuche: hannoverschen Rasse, Ffeuchenfrei, langgestreckt, an:„Schlappohren, die besten zur Zucht und weast. Liefere hiervon jeden Posten reell unter Nachnahme. Offeriere freibleibend: 6— 8 wöch. 25—29-A,—10 wöch. 29—33M 10—12 wöch. 33—38 M 12—15 wöch. 38—46M Größere nach Gewicht billigst. Garantie für prima Tiere: beste Fresser, sowie völlig gesunde Ankunft noch 8 Tage nach Empfang. Es kommen nur allerbeste, direkt vom Züchter stammende Tiere zum Versand, daher widerstandsfähig. Verpackung wird, wie berechnet, zurückgenommen. Ferkelversand Heinrich Fortkord, 206. Post Kannitz, in Westfalen. Größtes und ältestes Geschäft dieser Art am Platze. Tüchtiger Llantst gesucht.(3350 Restaur.„Schützenhof", Hörde, Neumarkt. Suche für sofort tüchtigen(3367 Sihneider Fritz Schürmann, Di.=Schüren, Schürufer 112. Nanny! Frauen, der Patent= Wassermotor Nanny ist zweilellos der vollkommenste und beste Motor für Waschmaschinen. Näher. im ältesten, größt. u. führenden WaschmaschinenSpeziathaus Kampmann, die Fabrikläger sind in Hörde, Langestraße 4, Dortmund, Schwanenwall 48, Ecke Stiftstraße. 2353 ME SAAD LUSZN Kaufleute, Reisende f. leichtverkfl. Artikel b bester Verdienstmöglichkeit gesucht. Streng reell. Prospektmaterial geg. Einsendg..00 M (Brief) d. Ferdinand Diemer, Heidelberg, Postschließfach. Vertreter an allen größeren Orten gesucht.(3361 Ein aussergewöhnlicher Sonderverkauf ** Für Büro u. Botengänge wird sof. geweckt., schulentlassenes Tragen Sie Blau— Blauist immer modern! Kaechen Ohne Diät din ich in kurzer Zeit 20 Pfundleichter geworden durch ein einf. Mittel, welches ich jed. gern kostenlos mitteile. Frau Karla Mast, Bremen H. 22. m2789 Einreihig oder zweireihig, mittlotterTaille, aus reinwollenen besterprobten Stoffen, in unserer sorgfältigen Ausführung— und zu bisher nicht gekannt billigen Preisen. Achten Sie aber nicht nur auf Preise, sondern auch auf unsere guten Qualitäten. Spezialfenster und Ihr Besuch bei uns unterrichten Sie ganz ausführlich. aus achtbarer Familie, nicht über 16 Jahre alt, in Aplerbeck gesucht. Ausführliche schrift. Bewerbungen unt. Nr. su7d a. d. Geschst. d. Ztg. In 3 Tagen Nichtraucher! Auskunft kostenlos! Sanitas-Depot, Halle a. S. 364 E. 1434 Tragen Sie Blau— Blau gehört un Kleiderbestand jedes Herrn. 3369 KD gmih Atd Arbeitgeber K HERMANNSTRASSE 46: FERNSPRECHER 41408 können sich zur Ausschrelbung offener Stellen ikeines geeigneteren Publikationsorgans als unserer Zeitung bedienen, weil diese in jeder Pamilie gelesen und das Angebot deshalb Hunderten von Stellensuchenden bekanne wird. 1— Zweite Vr Man spricht sagen, der andre „Nein“. Auch den Redensarten, trachtet, daß er let reichs die Abr Völkerbunde schoben hat, keinen in Deutschland 1 vertraut machen, litik der Nichtabri Jahren fortsetzen beiten der Abrüstr zu sabotieren,### Frankreich erklärt heitsfrage wegen rigkeiten immer n es im Ernst an herangehen könne auf die berüchtigte Frage der ausgel schaft der Cham MacDonald kaum um, das alte 2 fortgesetzt wer Akteure wechseln. Deutschlands die Probe gestellt Engländer die Fö im Genfer Abrüst zu hindern gewuß stehende Einigung verwiesen. Jetzt neue Scheingründe kerbundsvertrages der deutsche Abri storff tapfer mit se gen, aber auch ihr blieben sein, daf immer mehr fernten, anstatt die deutsche Außen; Frage von ganz denn es muß einma werden, ob Deutsch entschlossen sind, die in Artikel 8 de deutig aufgestellt Vor allem aber m Gelegenheit den G Sicherheit in den 2 her bezeichnenderwe erörtert worden ist, hat Deutschland lä darauf, daß die best beseitigt wird, und unter Ausnutzung lischen Recht eine zu machen. Die Lo der Zurückhaltung notwendigkeiten Di lich on jedem Tag sind. Hal in Obe Ministerprä In Oberammer Passionsspieles stat Wetter zu leiden he die Sonderzüge in Der riesige Zuschar Ehrenloge erschien mit den Mitgliede regierung, dem Pri dem päpstlichen Nu Gemurmel der 500 Prasseln des Reger Heftigkeit auf das Bühne bespült. Da, irgendwo zum Zeichen des T verstummt jedes Schutzgeister betritt Spiel nimmt seiner frühere Christus=De Lebende Bilder: die radiese u. Ehrung Vorspiel. Nun ersche von packender Farb Massenbewegung, da durch die Zuschauerr bel des Volkes reite Wen sich ROMAN VO Sopriaht dn 119 „uun?“ „Allerlei hat uns so gar nichts „Armes über das so so unglückli „Und ha Italien* „In Ito Florenz Amt, und v „Und hi „Niemar Die Klei Doktorin fül „Woher Ilse Carlott „Oh, aus „Kind. 9 verbergen m „Bitte, b „Doch, K sagen. Ich kann mein •) MFA Mikrotilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Zweites Blatt Volksblatt Sonnabend. den 10. Mai 1930. Vom Tage. Man spricht vergebens viel, um zu versagen, der andre hört von allem nur das „Nein“. Auch Präsident Loudon wird mit den Redensarten, mit denen er zu verhüllen trachtet, daß er lediglich auf Befehl Frankreichs die Abrüstungskonferenz des Völkerbundes bis zum November verschoben hat, keinen großen Eindruck machen. Wir in Deutschland müssen uns mit der Tatsache vertraut machen, daß Frankreich seine Politik der Nichtabrüstung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Gründe, um die Arbeiten der Abrüstungskonferenz in Geuf weiter zu sabotieren, sind billig wie Brombeeren. Frankreich erklärt beispielsweise, daß die Sicherheitsfrage wegen der ungelösten Flottenschwierigkeiten immer noch zu ungewiß sei, als daß es im Ernst an eine wirksame Landabrüstung herangehen könne. Es beruft sich außerdem auf die berüchtigten englischen Zusagen in der Frage der ausgebildeten Reserven, jene Erbschaft der Chamberlainzeit, von der sich MacDonald kaum wird befreien können. Kurzum, das alte Theater wird weiter fortgesetzt werden, nur daß vielleicht die Akteure wechseln. * Deutschlands Geduld ist lange genug auf die Probe gestellt worden. Früher hatten die Engländer die Förderung der Verhandlungen im Genfer Abrüstungsausschuß stets dadurch zu hindern gewußt, daß sie auf die bevorstehende Einigung über die Flottenabrüstung verwiesen. Jetzt ist es wieder an Frankreich, neue Scheingründe für diese Sabotage des Völkerbundsvertrages zu finden. In Genf hat sich der deutsche Abrüstungsvertreter Graf Bernstorff tapfer mit seinen Gegnern herumgeschlagen, aber auch ihm wird nicht verborgen geblieben sein, daß die Verhandlungen sich immer mehr von ihrem Ziele entfernten, anstatt zu ihm hinzuführen. Für die deutsche Außenpolitik entsteht aber jetzt eine Frage von ganz grundsätzlicher Bedeutung, denn es muß einmal Klarheit darüber geschaffen werden, ob Deutschlands frühere Kriegsgegner entschlossen sind, die Abrüstungsverpflichtung, die in Artikel 8 des Versailler Vertrages eindeutig aufgestellt ist, zu erfüllen oder nicht. Vor allem aber muß Deutschland bei dieser Gelegenheit den Gedanken seiner eigenen Sicherheit in den Vordergrund rücken, der bisher bezeichnenderweise niemals mit dem Ernst erörtert worden ist, den er verdient. Jedenfalls hat Deutschland längst ein moralisches Anrecht darauf, daß die bestehende Rüstungsungleichheit beseitigt wird, und es kommt jetzt darauf an, unter Ausnutzung aller Mittel aus dem moralischen Recht eine politisch wirksame Tatsache zu machen. Die Losung heißt jetzt: Heraus aus der Zurückhaltung und Betonung der Lebensnotwendigkeiten Deutschlands, die jetzt eigentlich on jedem Tag auf das schwerste gefährdet sind. Hauptprobe in Oberammergau. Ministerpräsident unter den Zuschauern. In Oberammergau fand die Hauptprobe des Passionsspieles statt, die unter sehr ungünstigem Wetter zu leiden hatte. Es goß in Strömen, als die Sonderzüge in Oberammergau einliefen. Der riesige Zuschauerraum füllte sich. In der Ehrenloge erschien Ministerpräsident Dr. Held mit den Mitgliedern der bayerischen Staatsregierung, dem Präsidenten des Landtages und dem päpstlichen Nuntius in München. In das Gemurmel der 5000 Zuschauer mischte sich das krasseln des Regens, der mit unverminderter Heftigkeit auf das Dach trommelt und die offene Bühne bespült. Da, irgendwo in der Ferne ein Böllerschuß zum Zeichen des Beginns, und im Augenblick verstummt jedes Gespräch. Der Chor der Schutzgeister betritt die offene Bühne, und das Spiel nimmt seinen Anfang. Anton Lang, der frühere Christus=Darsteller, spricht den Prolog. Lebende Bilder: die Vertreibung aus dem Paradiese u. Ehrung des Kreuzes beschließen das Vorspiel. Nun erscheint ein Bild auf der Bühne von packender Farbenpracht und Schönheit der Massenbewegung, daß eine Welle des Staunens durch die Zuschauermenge geht. Unter dem Jubel des Volkes reitet Jesus auf einer Eselin in der Bühne: Männer, Frauen und Kinder iu bringt Alois Lang in voller Größe den Schmerz sast gt terbigen., Lurcheinander der leuchtendsten Ge. Jesu und seine Todesangst zum Ausdbruck Auch im Zuschauerraum und—0 eiter tgz, Heeuy Zeziglat ihr Bestes in echt telgolser Singebung, Sp istl Judlitum das Theater, vtetlauen Und so folgt Bild auf Vild. Den Fieklausendköpfige Ein Gileb in der Kette. Eine Mah Obwohl ich Mutter von sechs Kindern bin, habe ich die Veranstaltung der Muttertage doch immer mit recht gemischten Gefühlen empfunden, und ich weiß, daß es Tausenden von Frauen ebenso ergeht wie mir. Wir werden da geehrt für etwas, das doch nur unserem innersten Lebens= und Liebesinstinkt entspringt und was eigentlich seit Anbeginn der Welt als selbstverständlich gilt., Immerhin— zurückweisen dürfen wir diese Ehrungen nicht, die offenbar einem seelischen Bedürfnis der sonst so technisierten Welt entsprechen. Aber— jede Ehrung zieht neue Verpflichtungen nach sich. Mehr als Mütter sein können wir nun freilich nicht. Aber können wir nicht vielleicht diesen Maiensonntag, an dem man doch von früh bis abends so ein gewisses verlegenes Gefühl hat, nung des Muttertages.— Von Marg Deinen Geschwistern, von diesem und jenem kleinen Erlebnis, auch von manch dummem Streich— die Stunden rannen nur so. Sieh, das alles sollst Du nun nochmals erzählen, Dein ganzes Leben sollst Du erzählen, und zwar in einem möglichst dicken Buch mit recht vielen noch unbeschriebenen und möglichst haltbaren Blättern. Nenne es Familienchronik oder Sippenbuch— nenne es, wie Du willst, nur beginne an diesem Muttertage damit! Du habest keine schriftstellerische Begabung, sagst Du. Aber damit hat das auch gar nichts zu tun. Laßt uns ganz schlicht und natürlich schreiben, so wie es uns gerade ums ist! Reichen wir mit einem Sonntag nicht aus, so nehmen wir eben einen zweiten hinzu. Schließlich werden wir ja an dem Punkt unart Lenné mit einer Arbeit, nein, sagen wir mit einem Liebesdienst ausfüllen, der dieser öffentlichen Ehrung entspricht? Also nicht mit einer Leistung, die nur aus dem Muttersein im engsten Sinne herrührt, sondern die aus dem Bewußtsein fließt, daß wir die Mittlerinnen sind von Geschlecht zu Geschlecht, die Ahnen und Urahnen aller folgenden Geschlechter, daß wir nicht nur in der Kleinfamilie, sondern auch in einer Sippe stehen, aus grauester Vergangenheit herkommend, in fernste Zukunft hinein verlangend?! Die Forderung des Muttertages heißt demnach für uns Mütter: Treibt Sippenpflege! „Sippenpflege“— was ist das? Und wie muß man's machen?— Es ist eine ganz einfache Sache und doch von so weittragender Bedeutung. Wie oft, Mutter oder gar Großmütterchen, ist's Dir nicht schon begegnet, daß in der Dämmerung kleine Füßhen angetrippelt kamen und ein Plappermäulchen schmeichelte:„Bitte, bitte, erzählen, wie Du jung warst!“ Und Du fingst an zu erzählen: von Deinem Elternhaus, An die Mütter. Nütter, ihr, vor allen Frauen keich begnadet und begabt, Die ihr so viel Liebe habt: Fändet ihr doch auch Vertrauen, Daß, was eurem Schoß entsprungen, Blut von eurem Blut, Wie ihr es doch selbst errungen— Werde reif und reich und gut! Nicht, das ewig biegt und schmiegt, Ist das schön Befreite: Was noch siegend unterliegt, Ist das Benedeite! Was sich jedem Zwang entschlägt, Wird wohl kräftig bleiben: Daß er endlich Früchte trägt, Muß der Wildling treiben! Was ihr euch zersorgt und quält, Ihnen zu ersparen: Im Bewähren und Bewahren Nur das selbst Erkaufte zählt. Mütter in der Söhne Pein, Dies euch zur Versöhnung: Tief Vertrauen ist allein Tiefer Liebe Krönung. Mütter, ihr, vor allen Frauen Reich begnadet und begabt, Die ihr so viel Liebe habt: Habt doch auch Vertrauen! Richard Euringer. seres Lebens anlangen, an dem wir heute stehen. Und dann wird die Sache noch viel einfacher; denn dann schreiben wir am nächsten Muttertag nur die Erlebnisse des letzten Jahres ein, und so weiter jedes Jahr. Wenn wir dann einmal ganz alt und runzelig sind, dann liegt vor uns, fertig geschrieben, unsere eigene und unserer Familie Geschichte: eine köstliche Erinnerung für uns selbst und unsere Kinder, Vermächtnis unseren Enkelkindern, ein Heiligtum den fernsten Kindeskindern. Immer ehrwürdiger wird das Buch, und immer noch schwebt Maienduft darüber. Vielleicht liegt einmal unter dem Brautschatz einer fernen, fernen Enkelin der Ahne„Maienbuch“ und hilft ihr, das Glück in ihr Heim bannen oder schweres Geschick meistern. Denn darin ruht der tiefste Sinn eines solchen Sippenbuches: daß es zeigt, wie ein Mensch, und zwar ein Mensch des eigenen Blutes, mit dem Leben fertig geworden ist. Ein solch lebendes Zeugnis der Vergangenheit — wird es nicht schwerer wiegen im Lebenskampf unserer Nachfahren als Romane, die dann„modern“ sein werden? Und wird es ihnen nicht eine organische Verbundenheit mit vergangenen Zeiten schenken, die uns heutigen Menschen zu unserem eigenen Verhängnis meistens fehlt? Unsere Großmütter— ja, die konnten wenigstens noch Briefe schreiben:— Fällt einem solch vergilbtes Stück Papier wirklich mal in die Hand, es wird einem ganz seltsam zu Mut, ganz weich und verträumt. 1 Aber dann kam immer mehr die„Sachlichkeit", t und wer versteht heute noch die Kunst des Briefschreibens in einer Zeit, wo alles nur getippt wird! Auch die edle Zunft der Dorfchronisten ist heute ausgestorben. Ich habe das persönliche Glück, das Urteil eines solch ehrwürdigen Schriftgelehrten aus dem Jahre 1783 über meinen Ur=Urgroßvater zu besitzen. Es ist in der handschriftlich vorhandenen Sonsheimer Dorfgeschichte niedergelegt und lautet auszugsweise:„Pfarrer H. war ein äußerst eifriger Religionslehrer. Er predigte gewöhnlich fünf Viertel= bis anderthalb Stunden, die ganze Fastenzeit zweimal des Sonntags. Nach beendigtem Gottesdienst hielt dieser Ehrenmann gewöhnlich noch Christenlehre mit der erwachsenen Jugend. Er rügte Verbrechen sehr hart, stützte aber auch die Unschuld und ging Armen und Notleidenden mit Rat und Tat an die Hand. Von Augenzeugen ist mir erzählt worden, daß er fleißig studierte. In diesen seinen Studien machte ihn auch der größte. Lärm nicht irre. Mehrmals sei es diesem Mann passiert, daß seine und andere Kinder eine Perücke von der Wand zu ihrem Spielzeug gemächt und sie als Fuhrwerk in der Stube herumgezogen und dieser Unfug sei lange nicht vom Vater, der seine Predigt oder sonst studierte, bemerkt worden. Er hatte bis zu seinem Abzug von hier sieben Kinder. Diese ganze Familie lebte zufrieden von der geringen Besoldung. Die Kleider der Kinder bestanden größtenteils aus selbstgesponnenem Hausmannszeug. Diese nicht verzärtelten Kleinen, besonders auch die nach dem Abzug von hier geborenen, sind lauter tüchtige Menschen in der Welt geworden.“— Ist es verwunderlich, daß in schweren, sorgevollen Stunden das Bild dieses tapferen Lebensstreiters plötzlich vor meiner Seele als ein Beispiel erstand? Und wenn, während ich dies schreibe, meine drei Jüngsten im gleichen Zimmer sich balgen, ohne mich stören zu können—, ei, ist's nicht vielleicht ein Erbteil jenes gottseligen Ahnen mit seinen perückenspielenden Kindern? So rücken plötzlich die Zeitenräume aneinander, und Hände aus der Vergangenheit strecken sich zu den Lebenden herüber. Das ist's, was ich unter Schicksalsverbundenheit der Geschlechter einer Sippe verstehen möchte. In breitem Ausmaß gesehen ist es dann aber das ganze Volk, das auf solche Weise organisch mit seiner Vergangenheit und deren jeweiligen Kulturerscheinungen verknüpft wird. Sippenpflege— so nenne ich die Kunst, Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verschwistern, dem Menschen der Gegenwart das Bewußtsein zu vermitteln, daß er nicht ein zufällig hingewehtes Sandkorn ist, sondern ein Glied in einer langen Kette, ein Steinchen in einem sinnvollen Bau. Sind wir Mütter nicht vor allem zu dieser Kunst berufen? Die Ehrung durch die Muttertage, einem Bedürfnis der Gegenwart entsprungen, laßt sie uns ummünzen in ein Geschenk für die Zukunft, in einen Liebesdienst an der Seele unseres Volkes. Wenn zwei sich lieben KOMAN VON ROBERT MISCH Coppricht by Martin Feuchtwanger, Halle Gaale) „Nun?“ „Allerlei Schmuck und Andenken... Der gute Graf hat uns so hübsche Sachen geschenkt... Ich mache mir aber gar nichts daraus.“ „Armes Ding!" Die runzeligen Hände strichen sauft über das schwarze Köpfchen.„Weiß der Papa davon?“ „Ich weiß nicht... Er fragt nie danach... Ach, er ist so unglücklich.“ „Und haben Sie keine Verwandten in Deutschland und Italien“ „In Italien, ja! Ein Bruder meiner Mutter lebt bei Florenz... Aber er ist selber arm..., er hat ein kleines Amt, und viele Kinder." „Und hier in Deutschland?“ „Niemand!“ Die Kleine sagte es so stockend und unsicher, daß die Doktorin fühlte, sie hätte nicht die Wahrheit erfahren. „Woher stammt denn Ihr Vater, meine liebe, kleine Ilse Carlotta?“ „Oh, aus— Thüringen...“ „Kind, Kind— Sie sagen mir nicht die Wahrheit. Sie verbergen mir etwas.“ „Bitte, bitte— fragen Sie mich nicht!“ „Doch, Kindchen! Seinem Mütterchen muß man alles sagen. Ich frage ja nicht aus Neugier— und vielleicht kann mein alter Kopf noch raten, wo Ihr junger keinen Ausweg mehr weiß.— Nicht wahr, er hat in Deutschland Verwandte?“ „Ja; aber er will— will sie nicht haben!“ Die Kleine richtete sich heftig auf, sich den mütterlichen Armen jäh entziehend. Und noch heftiger schleuderte sie das heraus, mit blitzenden Augen, mit dem Fuß aufstampfend, als zerträte sie etwas Häßliches. „hm, hm...!“ Die alte Frau lächelte begütigend.— „Ste sind ja nicht hier, diese Verwandten.— Sieh, sieh... das beiße Blut 4d.= „Sie sollen auch nicht kommen— und sie werden auch nicht kommen! Lieber—“ „Lieber wollen Sie den armen Papa zugrunde gehen lassen?“ Das trotzig erhobene Köpfchen senkte sich, die schmerzhaft geschlossenen Lippen zuckten. In ratloser Verzweiflung saß das junge Mädchen da. „Ist es ein Vater? Sind es Eltern?“ fragte die Doktorin leise. Wie eine sanfte Hand streichelt, so mild und versöhnlich tönte ihre Stimme. Ilse Carlotta schüttelte den Kopf „Ein Bruder— Geschwister?". „Der—— ein Bruder!" „Der selbst eine Familie hat?“ „Ja!“ „Oh— ich kann mir alles denken. Eine Familie von Beamten oder Geschäftsleuten, die der Kunst fremd gegenüberstehen und den jungen Künstler im Zorn von sich gestoßen haben... Der Trotzkopf ging in die Welt hinaus, und alle Bande zerrissen...“ Ilse Carlotta nickte stumm. „Und das sollte sich nicht ausgleichen lassen, jetzt, nach so langer Zeits: aassen, jetzt, nach Ilse Carlotta schüttelte leise das Köpschen. „Sie sind so gut zu mir... und ich will Ihnen nun alles sagen. Sie sollen nicht falsch von meinem lieben Papa denken— er ist in die Welt gegangen— erst nach München, dann nach Rom. Sein Vater hat nichts mehr von ihm wissen wollen; und er hat sich mühsam durchs Leben geschlagen... In Flocenz hat er meine gute Mama kennengelernt als— sein Modell. Und sie haben sich geheiratet Oh, es war nur die Tochter eines einfachen, armen Handwerkers Aber sie war eine Florentinerin... Man versteht das hier nicht, wie fein und vornehm die kleinen Leute da sind, die schon seit Jahrhunderten in der schönen, alten Stadt sitzen. Das ist wie ein alter Adel. Und sie wissen es, und sind stolz darauf. Und so schön war es... Und so lustig und gut. Und geliebt hat sie den Papa und ihn so glücklich gemacht. Oh, sie hat dann auch gelernt... Er hat ihr vorgelesen, viele, viele Bücher. Ich kann stolz sein auf meine Mama— und das hat auch der Graf gesagt und alle unsere Freunde... Aber in Deutschland, als sie es erfuhren... es kam einer aus Papas Geburtsstadt nach Florenz— einer, mit dem er in der Schule zusammen war... Der muß es wohl später in Fichtenrode erzählt haben... Ich war damals noch nicht geboren; nur mein kleines Brüderchen, das dann später gestorben ist... Und eines Tages kam ein Brief von einer Bank, er sollte hinkommen und Geld abholen... Und als er hinkam, war auch ein Brief da von seinem Vater, und viele tausend Mark. Das sei das Pflichtteil— so nannte es der Vater, glaube ich—. das Erbe von der Mutter; die sei gestorben... und der Gram und die Schande, daß ihr Sohn so unter seine Herkunft und seinen Stand herabgestiegen sei, hätten sie mit ins Grad legen helfen.(Fortsegung folgt.) P Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Der Zeileis=Prozeß. Der Gallspacher Wundertäter Valentin Zeileis gegen den leitenden Arzt des Berliner Marienkrankenhauses, Universitätsprofessor Paul Lazarus. Ausführlicher Verhandlungsbericht. er 60 Bekanntlich hatte Professor Lazarus nach einem Besuche des in Oberösterreich an der Nürnberg—Passau—Wiener Bahnstrecke gelegenen Dörschens Gallspach, in dem Valentin Zeileis seine ausgedehnte Praxis als Krankenheiler betreibt, vor der Berliner Medizinischen Gesellschaft einen Vortrag gehalten, in dem er seinem Gegner vorwarf, das Zeileisverfahren (Diagnose mittelst eines geheimgehaltenen Verfahrens und Bestrahlungen mit hochfrequenten Strahlen) entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage, erweise sich als Kurpfuscherei, Volksbetrug und Massensuggestion und könne überhaupt nicht als ernst zu nehmende Therapie angesprochen werden. Ferner hat er in einem Rundfunkvortrag diese Behauptungen öffentlich in populärer Form wiederholt und schließlich auch in einer Reihe Veröffentlichungen in Fachzeitschriften Zeileis und seiner Heilmethode Fehde angesagt. Unmittelbar darauf klagte Zeileis. worauf Professor Lazarus etwa 1300 klinische Fälle zusammenstellte, in denen die Wirkungslosigkeit der Zeileis=Methode sich ergeben habe. Er stellte ferner fest, daß er auch in Salzburg bei dem dortigen Zeileisinstitut einer Frau Dr. Burger und ebenso in München bei den praktischen Aerzten Schauer und von Gaaber, die beide das Zeileisverfahren anwenden, die Unhaltbarkeit der Zeileislehre durch eigene Studien nachgewiesen habe. Die angeblich mit Actinum gefüllte Diagnoseröhre des Zeileis sei nichts weiter als eine einfache Geißlersche Röhre, mit der man keinerlei Diagnose stellen könne, und die Bestrahlung mit einer angeblich mit Helium gefüllten Bogenlampe sei ebenfalls ein plumper Schwindel. Bei dem ganzen Verfahren komme eine Massensuggestion in Frage, die zwar Tausende von Kranken anlocke und bei der durch den geheimnisvollen Klimbim, der in dem Institut getrieben werde, auch eine vermeintliche Besserung des augenblicklichen Zustandes eintrete, dieser sei jedoch nicht von Dauer und es würden auch Unheilbare behandelt mit dem einzigen Erfolge, daß ihnen das Geld aus de Tasche gezogen werde. Zu der Verhandlung vor dem Landgericht III in Berlin waren über Pressevertreter aus allen Teilen des Reiches, ferner auch aus Paris und Kopenhagen erschienen, ebenso viele von Zeileis behandelte Personen, so daß der Sitzungssaal wegen Uebersüllung geschlossen werden mußte. Für Zeileis war dessen Rechtsbeistand, Werner aus Wels Oberösterreich, und ferner die Berliner Rechtsanwälte Bonnem und Hirschland erschienen, während dem persönlich anwesenden Professor Lazarus Rechtsanwalt Bernstein zur Seite stand. Die Verhandlungen wurden stenographisch ausgenommen, und zahlreiche Photographen waren während der ganzen Dauer der Verhandlung in Tätigkeit. Einleitend gab die Zeileispartei bekannt, daß sie nur mehr au Unterlassung klage, weil sie sich inzwischen davon überzeugt habe, daß Pros. Lazarus keinerlei persönliche Feststellungen während seines nur einstündigen Aufenthalts in Gallspach getroffen habe, so daß seine gesamten. Aus führungen zur Sache nicht als das Ergebnis einer strengen wissenschaftlichen Nachprüfung der Leistungen und Erfolge bezw. Mißerfolge des Wundertäters zu gelten hätten. Mit einem solchen Gegner aber wissenschaftliche Auseinandersetzungen zu pflegen, lehne Zeileis ab, zumal ein Gericht überhaupt nicht die Stätte für solche Unterhaltungen sein könne. Die Klage lautete demnach nur auf Unterlassung der Behauptung, daß Lazarus sich durch persönliches Studium in Gallspach von der Unrichtigkeit und Schädlichkeit der Therapie des Klägers überzeugt habe, und daß er in Salzburg und München wissenschaftliche Untersuchungen irgendwelcher Art angestellt habe.— Demgegenüber beantragte.=A. Bernstein die Abweisung der Klage, da er behaupten müsse, daß Zeileis sich durch seine ganze Be handlungsweise kriminell strafbar gemacht habe, indem er den Kranken verspreche, sie auf Grund einer richtigen Diagnose behandeln und durch seine Bestrahlungen heilen zu können, indem er eine Methode anwende, die niemals zu irgendeiner Heilung führen könne. Somit könne er auch nicht den Schutz des Gesetzes beanspruchen gegenüber Feststellungen eines Wissenschaftlers, der unter allen Umständen in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt habe, der aber auch in der Lage sei, den Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen zu erbringen. Der Vorsitzende erklärte, daß auch das Gericht eine Unterhaltung über den Wert oder Unwert des Zeileisverfahrens ablehne, sich vielmehr auf die Prüfung der Frage beschränken werde, ob Professor Lazarus unrichtige Behauptungen über seinen Besuch in Gallspach aufgestellt und keine wissenschaftlichen Untersuchungen in München und Salzburg gepflogen habe. Professor Lazarus erklärte darauf, daß Zeileis neben seiner unsachgemäßen Krankenbehandlung auch noch unlauteren Wettbewerb getrieben habe.— Von der Zeileispartei wurde hierauf folgendes vorgetragen: Die ganze deutsche Presse sei inzwischen durch unrichtige Darstellungen des Besuchs von Professor Lazarus in Gallspach einseitig beeinflußt worden und ebenso die gesamte Aerztewelt, weshalb Zeileis in erster Linie das Interesse habe, daß Lazarus die weitere Verbreitung solcher unrichtigen Sachdarstellung untersagt werde. Man habe ganz allgemein annehmen müssen, daß Professor Lazarus im wissenschaftlichen Interesse nach Gallspach gegangen sei und dort im Zeileisinstitut selbst Nachforschungen angestellt habe. In Wirklichkeit sei er aber dort gar nicht empfangen worden, sondern hätte sich nur mit dem Ingerieur, der die Zeileisapparate montiert, unterhalten und ferner habe er mit einigen Kranken und Ortseinwohnern gesprochen. Er habe inzwischen auch seine Angaben sehr wesentlich eingeschränkt und in Gallspach selbst sei inzwischen festgestellt worden, daß der ganze Aufenthalt des Beklagten nur etwa eine Stunde gedauert habe, wovon etwa eine halbe Stunde der Unterhaltung mit dem Ingenieur gegolten habe. Dieser hätte wesentliche Erklärungen gar nicht geben können, da er nur über die technischen Dinge unterrichtet sei. Keinesfalls habe man Lazarus die wissenschaftliche Untersuchung unterbinden wollen, denn er sei ja extraeingaladen worden, und man habe nur ablehnen man er müssen, ihn damals zu empfangen, weil ihn erst für Dezember erwartet habe. Professor Lazarus erklärte darauf, daß sich mit dem Ingenieur sehr eingehend über alle Fragen unterhalten habe und daß er sogar sich erboten habe, eine Untersuchung als gewöhnlicher Patient. über sich ergehen zu lassen, das sei ihm aber aus guten Gründen verwehrt worden. Trotzdem sei er bis in den Behandlungsraum gelangt, und hier habe er nun eine Reihe sehr erschüt ternder und ihn niederdrückender Beobachtungen machen müssen. In langen Kolonnen seien Hunderte von zumeist unheilbare Kranken an ihm vorübergezogen, die aber trotzdem von Zeileis diagnostiziert und bestrahlt worden seien, so u. a. ein Blinder, der durch eine Zerreißung der Nerven von vornherein als unheilbar anzusprechen war. Ebenso unheilbar seien einige Krebs= und Tuberkulosefälle gewesen, welchen man trotzdem für die Behandlung das Geld abgenommen habe. Auch die ihm gewordenen Berichte von Kranken hätten dargetan, daß Zeileis ganz unsachgemäß vorgehe. Besonders bedenklich sei ihm die starke Zusammenballung von Kranken aller Art erschienen, und er habe sich fragen müssen, was denn wohl geschehen würde, wenn diese Zusammendrängung solcher Massen etwa zu einer Evidemie führe. Tatsächlich sei in Gallspach kürzlich ein Typhusfall vorgekommen. Von Gallspach sei er dann nach Salzburg zu der Frau Burger gefahren, die dort auch ein Zeileisinstitut unterhalte. Sie habe sich als eine vollkommen unwissenschaftliche Dame präsentiert, die aber trotzdem nach dem Gallspacher System Hunderte von Patienten behandle. Ebenso sei er in München bei den praktischen Aerzten Schauer und von Gaager gewesen, die gleichfalls Diagnosen mit der Zeileisröhre und Behandlungen mit hochfrequenten Strahlen vornehmen. Es seien also nicht nur Kurpfuscher, sondern leider auch Mediziner mit der Zeileissache befaßt und so habe er ein doppeltes Interesse an der Aufklärung der ganzen Geschichte gehabt. Die Zeileispartei erklärte hierauf, daß sich Professor Lazarus in München bei den beiden Aerzten unter falschem Namen und als angeblicher Bildhauer eingeführt und bei dem einen ein Lungenleiden, bei dem andern ein Rückenmarksleiden vorgespiegelt habe. Sie überreichte von beiden Aerzten eidesstattliche Versicherungen, daß sie den Professor als Simulanten erkannt und ihn daher mit allgemeinen Redensarten abgefertigt hätten. Trotzdem sei bei dem einen später ein Brief der angeblichen Frau des Patienten eingelaufen, in welchem diese gebeten habe, unter Bruch der ärztlichen Verschwiegenheit Angaben über den Zustand ihres Mannes zu machen. Das sei gewiß eines wissenschaftlich gebildeten Mannes und eines Kollegen unwürdig. Außerdem aber ständen die beiden Münchener Aerzte in keinerlei Beziehungen zu Zeileis, im Gegenteil seien alle Zeileisinstitute in Deutschland, die gegenwärtig schon in die Hunderte gingen, Konkurrenzunternehmungen von Gallspach und für ihre Behandlungsmethode sei daher nicht etwa Zeileis verantwortlich zu machen. Die richtigen Zeileisapparate habe Lazarus nirgend nachprüfen können, da sie nur bei Zeileis selbst zur Anwendung kämen. Den Schülern werde nur die Type A zur Verfügung gestellt, während Zeileis eine ganz andere verwende. Die Behauptung des Professors Lazarus, er habe die Zeileisapparate genau nachgeprüft, sei daher unter allen Umständen unwahr. Zeileis ergehe es im übrigen wie allen großen Erfindern und Entdeckern auf medizinischem Gebiet, daß er nämlich in der infamsten Weise angegrifsen und verleumdet werde. Er müsse sich in dieser Hinsicht mit Männern wie Kneipp, Prießnitz, Ehrlich, Neißer, Röntgen und Gerson trösten, daß eine Zeit kommen werde, die seine Heilmethode als durchaus richtig erweisen werde. Lazarus habe erst nach seinem Besuch in Gallspach die Dinge festgestellt, die er in seinem Vortrage behauptet habe, keineswegs aber basierten sie auf persönlichen Feststellungen, wie er behauptet habe. Unter diesen Umständen könne man es Zeileis nicht verdenken, wenn er es ablehne, sich mit einem solchen Nachbeter von Patientenberichten und Altweibergeschichten wissenschaftlich zu unterhalten. Ganz unerhört sei die Beeinflussung der deutschen öffentlichen Meinung, wie er sie betrieben habe und wie sie von Zeileis bisher immer abgelehnt worden sei. Auch sei es, nachdem er die gesamte Aerzteschaft unrichtig beeinflußt habe, unmöglich, dem Gericht etwa ein Sachverständigengutachten zu unterbreiten, denn jeder Arzt werde dies unter den obwaltenden Umständen aus Standesrücksichten ablehnen. .=A. Werner=Wels bemerkte dann noch, daß jedermann sich die Type-in der Erlanger Fabrik kaufen könne, um die Wirkung derselben nachzuprüfen. Professor Lazaraus habe einfach die Rolle eines Agent provocateurs gespielt, und könne als neutraler Gutachter unter keinen Umständen angesprochen werden. Einem solchen aber würde sich Zeileis gern jederzeit stellen.— Professor Lazarus führt dann unter großer Heiterkeit an der Person seines Verteidigers die: Untersuchungsmehode der Zeileisjünger vor und benutzt dabei eine nachgebildete Tiagnoseröhre des Zeileis. Die Zeileisanwälte stellen demgegenüber fest, daß in Gallspach zahlreiche deutsche Aerzte als Angestellte des Zeileis tätig seien, darunter auch der als Mediziner ausgebildete Sohn des Zeileis, und daß diese nicht mittun ürden, wenn irgend etwas bei Zeileis nicht stimmen sollte. Auch habe Professor Lazarus bei seinem Weggange von Gallspach erklärt, er werde Zeileis eins auswischen, wodurch er ebenfalls die Unsachlichkeit seiner angeblichen Untersuchungen dargetau habe. Was die behaupteten gerichtlichen Schritte der österreichtschen Behörden anlange, so hätten sich alle Anklagen gegen Zeileis als unwahr herausgestellt und man bereite ihm daher dort keinerlei Schwierigkeiten mehr. obwohl doch in KurpfuschergeWas aber den den Deutschen Oesterreich ein viel strengeres setz existiere als in Deutschland. Oesterreichern recht sei, müsse billig sein. Professor Lazarus: Die Sache liegt etwas anders. Die Wiener Behörde wendet sich an den Bürgermeister von Gallspach, der Bäcker und Konditor ist, und der von den Patienten lebt. Dieser gibt die Anzeigen an seinen Gendarmen weiter, und dieser befindet im Ortsinteresse, daß alles so zu bleiben hat wie es ist.(Heiterkeit.) Der Gendarm von Gallspach ist also die letzte Instanz in dieser Sache. .=A. Bernstein: Ich behaupte, dies hier ist ein Kulturprozeß. Blendwerk und Irrwahn sind keinerlei wissenschaftliche Dinge. Die Gesetzgebung hat die Pflicht, die leichtgläubigen Patienten vor einem solchen Kurpfuscher zu schützen, nicht aber seiner Praxis durch ein Verbot der wissenschaftlichen Erklärung und Aufklärung des Gallspachschwindlers Vorschub zu leisten. Es wäre doch sehr bedauerlich, wenn man hier eine Erörterung der Methode des Zeileis unterbinden wollte. Er stehe fest, daß sich die gesamte Aerzteschaft Deutschlands und Oesterreichs gegen Zeileis und seine Methode ausgesprochen hat. Zeileis will sogar Krebs, Tuberkulose, Tabes und andere schöne Dinge geheilt haben. Es geht in Gallspach etwa wie in Weimar, wo auch der Name Goethe heilig ist und nichts gegen ihn gesagt werden darf. Zeileis hat von den Grundbedingungen der Hochfrequen nicht die geringste Ahnung, trotzdem wendet er sie Schwerkranken gegenüber an und gefährdet somit Gesundheit und Leben. Die Reichsregierung, die preußische Regierung und sogar der Erfinder der Hochfrequenz haben sich in scharfer Form gegen ihn ausgesprochen, und so hat das Gericht die Pflicht, auch diesen Teil der Behauptungen des Beklagten nachzuprüfen, wenn er es auch selbst nicht haben will. Das Fakultätsgutachten spricht von einer verpfuschten Hochfrequenzbehandlung, und der Beklagte bekämpft bereits seit Jahren ihre mißbräuchliche Anwendung. Er darf also in diesem Bestreben nicht durch ein Unterlassungsurteil gehindert werden. Zeileis zeichnete sich durch eine große Lust zum Fabulieren aus, an Stelle einer wissenschaftlichen Vorbildung. Er will eine eigene Radiummine in Kamtschadka besitzen und von 200000 behandelten Fällen haben wir etwa.2000 als unrichtig festgestellt. Genügt das nicht, um ihn zu bekämpfen? In einem Falle hat er einen Unterleibstumor so o zu lange bestrahlt, bis er standesamtsreif wurde. (Heiterkeit.) Gewiß kommen auch bei Aerzten Fehldiagnosen vor und ebenso falsche Behandlungen. Aber bei Zeileis können sie nicht, sie müssen vorkommen. Der Beklagte muß bei seinen Behauptungen nach wie vor stehen bleiben. Hierauf nahm Professor Lazarus das Wort zu seiner Verteidigung, bei der er sehr erregt und temperamentvoll wurde, so daß ihn der Vorsitzende zur Mäßigung mahnen mußte. Er bot wiederholt den Wahrheitsbeweis für alle seine Behauptungen an und schilderte weitere Fälle unsachgemäßer Behandlung, oft von der Heiterkeit der Zuhörer unterbrochen. Auch Autoritäten wie Wagner von Jauregg, Wien, und Döderlein, München, seien in Gallspach abgewiesen worden, weil man eben den Fachleuten nichts von dem Unfug der Zeileis=Heilmethoden zeigen wollte. Als man ihm sogar erzählt habe, daß Zeileis den alten Franz Josef und Kaiser Wilheln geheilt habe, da habe er die große Gefahr des Zeileisrummels erkannt und ebenso die Salzburger und Münchener Instttutsbehandlung als unsachlich festnageln müssen. Im Lande eines Röntgen dürfe man nicht den Unfug dulden, daß dessen segensreiche Erfindung von einem Scharlatan mißbraucht werde, und er beschuldige hiermit in aller Oeffentlichkeit Zeileis der mehrfachen fahrlässigen Tötung.(Bewegung.) Vors.(unterbrechend): Herr Professor, das geht zu weit, wir haben es hier nur mit der Klagesache auf Unterlassung zu tun.— Professor Lazarus zerschlägt darauf unter ungeheurem Lärm am Gerichtstisch die Geißlersche Röhre, worauf.=A. Hirschland erklärt: Damit hat der Beklagte auch seine ganze Beweisführung zerschlagen..=A. Werner: Wer hier Gaukelspiel treibt, das wissen wir in Gallspach jetzt nach diesem Vorgang! Es ist unerhört, mit solchen Mitteln auf die Allgemeinheit wirken zu wollen.— Professor Lazarus(in höchster Erregung): Ich halte alles, was ich gesagt und geschrieben habe, aufrecht, so wahr mir Gott helfe! Es kommt dann noch zur Sprache, daß Zeileis aus Deutschland nach Oesterreich einJewandert ist, und das Prosssor Lazarus aus Czernowitz stammt worauf dieser erklärt, er sei stolz darauf, von einem berühmten Czernowitzer Arzt abzustammen, und.=A. Hirschland auf Davos und Thomas Manns er Roman Zauberberg" verweist. Auch in diesem Falle sei der Streit, ob die Tuberkulosebehandlung dort richtig sei, nicht vor Gericht ausgetragen worden, weil solche Dinge eben nur im wissenschaftlichen Kreise zu erörtern seien. Er beantrage die Vernehmung aller im Prozeß genannzen Personen darüber, daß Professor Lazarus keinerlei Feststellungen wissenschaftlicher Art in Gallspach oder Salzburg oder München getroffen habe, worauf das Gericht sich vertagte, um zu einem späteren Zeitpunkte seine Entscheidung zu verkünden.eung Wirtschust und Randel Arbeitsmarktlage in der zweiten Aprilhälfte. Dem Bericht der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung über die Arbeitsmarktlage in der Zeit vom 16. bis 30. April d. Is. zufolge ist die Frühjahrsentlastung des Arbeitsmarktes in diesem Zeitraum noch langsamer geworden. Aie Abnahme der Arbeitslosigkeit erreichte bei weitem nicht mehr das Ausmaß der ersten Aprilhälfte. Insgesamt belief sich am 30. April die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung auf 1 760·863, in der Krisenunterstützung auf 320 236, am 15. April betrugen die entsprechenden Zahlen 1·859 266 und 302 462, am 31. März 2053380 und 293722, am 30. April v. Is. betrug die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger in der Arbeitslosenversicherung.126.078 und in der Krisenunterstützung 198 780. Gesundheit erhalten! Gerade in dieser Krifenzeit ist das wichtig, denn gerade jetzt müssen Sie körperlich und geistig frisch bleiben. Bitte versuchen Sie Ovomaltine, die aus Malzextrakt, frischer Milch und frischen Eiern hergestellte Kraftnahrung. m 3151 Originaldose mit 250 ge Inhalt für.70 RM. 500 gr. für.— RM. in jeder Apotheke und Drogerie erhältlich. Gratisprobe und Druckschriften von Dr. A. Wander G..b.., Osthofen=Rheinhessen. Vereinigte städt. Bühnen Dortmund. Spielplan vom 10. bis 18. Mai. Stadttheater. samstag, 10. Mai. Anfang 19 Uhr, Ende gegen 22½ Uhr.„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg". Handlung in 3 Aufzügen von Richard Wagner. " Sonntag, 11. Mai. Anfang 49½ Uhr. Ende gegen 23 Uhr.„Affäre Dreyfus“. Schauspiel in 6 Bildern von Hans I. Rehfisch und Wilhelm Herzog. Montag, 12. gegen 23½ Uhr. Vorstellung der mund, Serie). Mai. Anfang 20 Uhr, Ende „Affäre Dreyfus".(Zugleich Theatergemeinde Groß=DortDienstag, 13. Mai. Anfang Ende nach 23½ Uhr.„Siegfried“. 2. dem Bühnenfestspiel„Der Ring des gen“ von Richard Wagner. 19 Uhr, Tag aus Nibelunttwoch, 14. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende 22½ Uhr.„Was ihr wollt". Lustspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Donnerstag, 15. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende nach 22 Uhr.„Brülle China“. 7 Bilder von S. Tretiakow. Frei bearbeitet von Leo Lania. 16. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende 22½ Uhr.„Die verkaufte Braut". Komische Oper mit Ballett in 3 Akten von Friedrich Smetana.(Zugleich Vorstellung des BühnenVolksbundes.) Samstag, 17. Mai. Anfang 19 Uhr, Ende gegen 22½ Uhr. Gastspiel Amalie Merz=Tunner.„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg". Sonntag, 18. Mai. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17½ Uhr.„Was ihr wollt".(Zugleich Vorstellung der Theatergemeinschaft GroßDortmund, Serie).— Anfang 20 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.„Der kühne Schwimmer“. Schwank in 2 Akten von Franz Arnold und Ernst Bach. Burgwalltheater. Samstag, 10. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere": Eine Operette aus romantischer Zeit in einem Vorspiel und 8 Bildern von Rudolf Schanzer und Ernst Welisch. Der Vizepräsident des Reichstags, Thomas Esser, Mitglied des Partei=Vorstandes der Zen trumspartet. feiert am 13. 60. Geburtstag. Mai u seinen Sonntag, 11. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere". Montag, 12. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere“. Dienstag, 13. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende nach 22½ Uhr.„Weekend im Paradies“. Schwank in 3 Akten von Franz Arnold und Ernst Bach. Volkstümliche Vorstellung zu halben Preisen. Mittwoch, 14. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere". Donnerstag, 15. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 28 Uhr.„Die 3 Musketiere“. Freitag, 16. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende gegen 23 Uhr.„Bruder Straubinger". Overette in 3 Akten von Edmund Eysler. Lugleich Vorstellung der Theatergemeinde Groß=Dortmund, Serie 10). Samstag, 17. Mai. Anfang 20 Uhr, Ende jegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere“. Sonntag, 18. Mai. Anfang 20 Uhr, gegen 23 Uhr.„Die 3 Musketiere“. 5 * Kamor d. Mits Die Mumie. Im Museum von Athen liegt eine Mumie, arg beschädigt. Zu ihren Füßen eine Zahl: K 3645. „Was bedeutet sie, Liebling?“ „Sicher die Nummer des Autos, das ihn so zusammengefahren hat.“ Der Antrag. Zum Medizinalrat kommt ein junger Herr in die Sprechstunde. „Ziehen Sie sich aus!“ knurrt der Alte. Schüchtern sagt der junge Mann:„Entschuldigen Sie, ich wollte um die Hand Ihrer Fräulein Tochter anhalten.“ „Dann ziehen Sie sich erst recht aus!“ Frage. Neulich fragt mein sechsjähriger Bub: „Sag' mal, Mama, wenn dir deine Beine eingeschlafen sind, machst du dann auch deine Hühneraugen zu?“ Gefährlich. „Ist es denn wahr, Mausi, ich spreche im Schlaf?“ „Jawoll! Wenn du nu noch een kleenes bißchen deutlicher sprichst, hat deine Frau den schönsten Scheidungsgrund.“ Frage. „Du, Mutti, nicht wahr, die Hühner legen doch die Eier?“ „Ja, mein Junge, die Hühner.“ „Der Hahn nicht?“ „Aber nein, Karli, der Hahn nicht.“ „So?! Will er nicht oder kann er nicht?“ Verkehrs=Ordnung. Lehrer(in der Religionsstunde):„! und was geschah mit den sieben törichten Jungfrauen, die kein Oel auf ihre Lampen gegossen hatten?“ „Die sind vom Schupo aufgeschrieben worden: Keine Uhnung. Fritz ist entsetzlich ungezogen. Seine Mutter ruft empört aus:„Wie komme ich nur zu solch einem Kinde!“ Fritz:„Aber, Mama, das kann ich dir doch nicht sagen.“ Kenfultation. Arzt zum Patienten:„Haben Sie Appetit?“ „Gewiß, Herr Doktor, wenn Sie mir was Autes vortepen!“ Falsche Adresse. „Matzke, haben Sie die Blumen bei Ly Polo abgeben?“ „Rein.“ „Warum denn nicht?“ „Ich hatte die Adresse von dem Fräulein vergessen, und dann bin ich zu Ihrer Frau fragen gegangen. Und die hat gesagt, sie wird de Sache in Ordnung bringen.“ Reden ist Silber... „Natürlich darf man nicht alles glauben, was man hört.“ „Rein— nein— aber man kann's doch wendassent weitererzählen: Deshalb. „Sag an, lieber Freund, wie kommt es, daß du auf all deinen Bildern die Engel mit schwarzen Haaren malst?“ Maler:„Meine Frau ist blond.“ Der Boshafte. Herr(zur etwas ältlichen Dame):„Erinmern Sie sich noch, welch' furchtbar harten Winter wir vor fünfzig Jahren hatten?“ Vererbung. #hr Leiden ist nicht gefährlich. Gie haben greut. „ee Weieen Ge de Bechemt u urtenl Tristan Vernards Geheimnis. Tristan Vernard wurde von einem Freunde aufgefordert, dem Debut der Freundin seines Freundes beizuwohnen. Er folgte der Einladung und ließ die Operette, deren Hauptrolle die kleine Frau spielte, behaglich schmunzelnd über sich ergehen. Die frischgebackene Primadonna hatte sogar großen Erfolg, den sie allerdings eher den hübschen Beinen als der schwachen Stimme und der recht undeutlichen Textaussprache verdankte. Nach der Premiere fand ein Festmahl zu Ehren des neuen Bühnensterns statt; auch hierzu nahm der Schriftsteller entgegen seiner Gepflogenheit die Einladung an. Der Freund der Sängerin strahlte vor Freude und war der Ueberzeugung, Tristan Bernard, der gefürchtete Kritiker, finde Gefallen an der kleinen Frau. Natürlich erhielt Tristan beim Bankett den Ehrenplatz an der Rechten der gefeierten Schönen. Zwischen Fisch und Braten wandte er sich nun mit geheimnisvoller Miene an seine strahlende Tischdame und flüsterte ihr zu, daß er ihr gern das größte Geheimnis seines Lebens mitteilen würde. Madame war aufs höchste erstaunt und fragte den Meister, welchem Umstande sie denn eigentlich sein großes Vertrauen zu verdanken habe. „Ihrer schwachen Stimme und Ihrer unmöglichen Aussprache, meine Gnädigste“, lautete Tristans devote Antwort.„Denn würden Sie auch mein Geheimnis von der Bühne herab der Masse preisgeben, könnte es doch kein Mensch im Saale verstehen.“ * Der neue Minister eines kleines Landes. ein völliger homo novus, reist inkognito in seinem Machtbereich herum und sieht nach dem Rechten. Er kommt auch in die Landesirrenanstalt und fährt den Pförtner barsch an:„Melden Sie mich sofor t dem Direktor, ich bin der neue Minister." Der Pförtner ist sehr leutselig:„Kommen Sie nur'rein zu uns Exzellenz. Elf Minister haben wir schon in der Anstalt, Sie machen das Dutzend voll!“ * Anekdote. Kant wurde von seinem Diener M. Lampe 40 Jahre lang genau fünf Uhr morgens mit dem Rufe: Es ist Zeit! geweckt. Kant kleidete seinen Diener in eine weiße Livree. Als er eines Tages bei Lampe einen gelben Rock entdeckte, mußte er ihn auf seinen(Kants) Schadenersatz verkaufen. Und bei dieser Gelegenheit erfuhr der Philosoph, daß Lampe schon seit 35 Jahren verheiratet war. Später mußte Lampe wegen einiger Verstöße entlassen werden. Kant, der sehr an ihm gehangen hatte, konnte ihn nicht aus dem Sinn bekommen und er schrieb, so merkwürdig es auch klingen mag, in jenes Büchelchen, das er zur Stütze seines Gedächtnisses hielt:„Der Name Lumpe muß nun völlig vergessen werden!“— * Alt ist besser als neu. Der alte Kunde hat endlich ein Paar ganz oder wenigstens fast neue Stiefel ergattert, tappt mit ihnen von Tür zu Tür und obliegt seinem alten Handwerk. Aber seit er diese neue Ware an den Füssen hat, bleibt der Erfolg aus. Eben klingelt er wieder hoch oben im Haus: „Liebe Frau, haben Sie vielleicht ein Paar alte Stiefel übrig?“ Die Frau erstaunt:„Aber Sie haben ja ein Paar ganz neue an!!“ Er lächelt bitter:„Machen wir einen Tausch, die neuen gegen alte. Die neuen rutnieren mir das ganze Geschäft." Kätsela. Spiel Blider=attel. —0— Silben=Rätsel. al— ber— ber— bruck— bum— chio— da— e—si— ge— gel— gel— gen— ha— in inns— le— lert— nanz— nik— pez— rie— san— sit— tich— tra— wehr— wa. Aus vorstehenden 28 Silben sind 13 Wörter zu bilden, deren erste Buchstaben von oben nach unten, und deren dritte Buchstaben von unten nach oben gelesen ein Sprichwort ergeben. Die einzelnen Wörter bedeuten: 1. Geldwesen, 2. Verschlußvorrichtung, 3. Stadt in Tirol, 4. Fußbekleidung, 5. Aufzeichnung, 6. Wafse, 7. Wild, 8. Gefährt, 9. Gedenkbuch, 10. deutscher Dichter, 11. Turngerät, 12. Beisitzer, 13. Papageicnart. (ch= 1 Buchstabe.) —— Versrätsel. Berufswahl. Max wollte gerne eins sein, und so zog Er hoffnungsfreudig in die zweidrei Welt, Wo ihn auch seine Hoffnung nicht betrog, Denn er verdiente eine Menge Geld. Als Boxer nämlich wurde er bekannt Und stand sich mit der Zeit sehr gut dabei, Weil er die stärksten Gegner überwand Durch harten Schlag und große Einszweidrei. —— Umstellungs=Rätsel. Rudch eitarb erltn nam brateien. Durch Umstellen der Buchstaben erhält man einen Sinnspruch. Auflösungen vom vorigen Rätsel und Sviel. Rätselhafte Inschrift. Vergeben und vergessen ist die Rache des braven Mannes. Spitzen=Rätsel. DERMAIISTGEKOMMEN ariadsnaoe letac1o cwegecfegotltrslr himen hagarelotae. nenInegre#in „ 1 n k —— Versrätsel. Gefährliche Verbindung. Brand, Stifter— Braudstifter. —— Befahslarteneüttei. Kupferstecher. BEE SOnson— 25# SSOS a S 9. 8# SEEs" SEFMELTER"* SSpASSRNS* "S SFSPgSL a S SpDgSSE „ BSSESERR: ar Sapnngg SSBDTET•E S 2 S 85 #S#####e * 5EyT S SSSnG B 5 S 4 S SRES *.88 #„*-EgE v #rg S SDang FnSSETES Wu 5 88. G ens 5 S S5 * Se. 9. sCn SSxEEE G s (9 a 85 S 95 Sans S S 10. Mai. 1930. Die Wildkatze. Roman von Anny v. Panhuys. (Copyright 1930 by Verlag Alfred Bechthold in Braunschweig.) (Nachdruck verboten.) Franz Herbert riß das Löschblatt nun in Atome. „Was hat die Zwillingsschwester denn im Zirkus Gehrke geleistet?“ fragte er. Lothar gab Auskunft und berichtete auch, wie leid ihm das junge Geschöpf getan hatte, als es im schmutzigen, fleckigen Mantel mit dem Sammelteller herumging. Er brach plötzlich ab. „Wenn du auch von allen den Einzelheiten nichts weißt, Schwiegerpapa“, sagte er, „so darfst du doch nicht Alices Tasein so radikal auslöschen wollen.“ Franz Herberts Augen schlossen sich fast ganz. „Auf welchem Fuß schien Alice mit diesem Gehrke zu stehen?" forschte er weiter. „Sie lächlten sich fortwährend an! Ich meinte deshalb, die beiden hätten sich sehr lieb, obwohl ich nicht begriff, was das schöne Geschöpf so an den Menschen fesselte.“ Jetzt sprang Franz Herbert auf, daß sein Stuhl dabei umflog. Franz Herbert erwiderte jedoch ernst:„Er muß ich mit Isabel sprechen, alles andere ha Zeit.“ O wär' mein Lieb Der Fliederbusch, Der drüben blüht so blau, Und ich ein Vogel, Flög, ich husch, In seinen kühlen Tau. Ich säng' ihm Trost, Stünd' er im Frost, Des grünen Laubes bar; Säng' wieder dann Hell himmelan Im frohen frühen Jahr. „Isabel soll kommen, sofort! Ich habe plötzlich Interesse für ihre Zwillingsschwester Alice, lis interessiert mich jetzt sogar ungewöhnlich Lothar und Greta wechselten einen entsetzten Blick. Terselbe Mann, der der eben noch alles glatt abgestritten hatte, sprach von ungewöhnlich starker Teilnahme für Alice. Ganz fahl und verzogen sah sein Gesicht aus. ..„Wo ist Isabel?“ rief er, und die Löschblattsruckchen flogen wie winzige, rosa Blütenblättchen zu Boden. Helene Kornelius blickte bestürzt ihren Bruver an. erregst du dich denn nur so?“ Plötzlich faßte sie sich mit einer nervösen Bewegung an die Schläfen und stöhnte laut auf. „Tas kann doch nicht möglich sein! Es wäre ja furchtbar!“ Biet besctrteh der fich Bche. Helene, bitte, sorge dafür, daß Isabel hierEes###, rief Franz Herbert.„So schnell wie moglich soll sie kommen!“ Gekeimrätin eilte schon davon. Und wär' mein Lieb Die rote Ros' An jenem Wiesenrain; Und siel ich doch In ihren Schoß Als Abendtan hinein. Wie hätt' ich da Die ganze Nacht In ihrem Duft geruht; Wie hätt' ich da Mich sanft verhaucht In früher Sonnenglut. Mehr sagte er nicht, aber sein Gesicht sah plötzlich viel, viel älter aus.——— Inzwischen war die Stizze im Gartenhäuschen beendet, und Martin reichte Isabel abschiednehmend die Hand. „So, Mädel, nun du dich so brav hast abkonterfeien lassen, teile ich dir als Belohnung mit, daß dein Lothar schon diese Nacht von Karlsruhe zurückgekommen ist und jetzt mit Greta bei euch am Kaffeetisch sitzen dürfte.“ Er meinte, soviel dürfe er verraten. Man würde Isabel wohl vorläufig mit der mysteriösen Nachricht über die Schwester verschonen.— Er verließ den Park wieder durch die hintere Pforte.——— Isabel aber war noch einen Augenblick im Gartenhäuschen geblieben, um den Schleier abzulegen. Lothar war da! O, wie sie sich freute! Die Geheimrätin hatte Isabel indessen schon überall vergebens gesucht. Nun eilte sie durch den Park und rief laut den Namen der Nichte. Sie war dabei in fieberischer Erregung, denn ein entsetzlicher Verdacht marterte sie. Derselbe Verdacht, der auch ihren Bruder so ganz außer sich gebracht hatte. „Isabel!“ rief sie und noch einmal: „Isabel!“ Sie war nun noch ungefähr ein Dutzend Schritte vom Gartenhäuschen entfernt und rief abermals:„Isabel!“ In diesem Augenblick öffnete sich die Tür des kleinen Pavillons, und im Rahmen derselben stand eine in weißen Schleier gehüllte Gestalt. hatte bei dem dringenden Ruf völlig vergessen, in welchem Aufzug sie sich befand. Ein gellender Schrei löste sich beim Anblick der weißen Gestalt von den Lippen der Geheimrätin, dann stürmte sie zurück, so schnell sie ihre Füße zu tragen vermochten. Keuchend — ohne sich auch nur noch ein einziges Mal umzuschauen— erreichte sie das Haus und stürzte an der verblüfften Tine vorbei in das Zimmer ihres Bruders. Sie sank zitternd auf einen Stuhl nieder. Ratlos sah sie die drei anderen an. „Um des Himmels willen, was gibt es denn, Tante Helene?“ forschte Greta. Die Geheimrätin preßte die Hand aufs Herz und zwängte mühsam hervor:„Im Gartenhäuschen— ich sah dort den Spuk— das Mädchen mit dem Schleier!“ Franz Herbert legte ihr die Rechte auf die Schulter. „Aber altes Schwesterlein, was redest du nur für Unsinn!? Hole mal erst Atem, du bist je ganz ab.“ 6 V BgwSSg ### Sage USSRGEGS S5S—gg S SITEEE SSbSSESSS N. S 09 F 90 E 2: S S.8 OhaEEE S SUEE •EEEN S S 31 „#ESg1 Poch Vap B—" TSETEEE SSESEG 7 S SS5g. UEETNN VOSTES * R 5 S 19 ###. S 9 28 5 5 S.81 S95 E9.E 3* * 2 5 35E B SEDEE:S EBGEE 83 Sa „B a 93. THOOEEE S S8085S K ManSzU S S SSRESUS SSEEETGS OShEE— SUzgOgS SSS• „-agan S8s. SuSog TST SEESSSEEE #os SOSUS 8 2 S 25a9. B. Be5: RoTTa S 8 5 E B ESE ###Sy 25 *2 S SLU BTT Snsw PUET 9 S O„OGG ### S 95.21. *%ER 15 GHOUT ÖT Eben flog die Tür auf, Tine stürzte herein. „Der Spuk kommt, alle guten Geister sollen nir beistehen, das Mädchen mit dem Schleier!!“ Sie blickte ängstlich nach der Tür, die sich ein wenig bewegte. Und schon wieder schrie Eine laut und gellend auf:„Huch!“ und fiel Franz Herbert um den Hals. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust und wimmerte:„Alle guten Geister!“ Jetzt öffnete sich die Tür weiter, und auf der Schwelle stand ein schleierumhülltes Etwas. Die Falten eines weißen Kleides wogten, und Tüllwolken verbargen fast das Antlitz. Jetzt waren auch Lothar und Greta verblüfft. Franz Herbert versuchte krampshaft, sich aus den ihn umschlingenden drallen Armen Tines zu befreien. Vergebens, sie hielten ihn fest wie die Riesenschere eines Riesenkrebses. „Aber Tante, warum bist du so vor mir verflüchtet?“ fragte es plötzlich aus dem Schleierbehang mit Isabels Stimme.„Beim Laufen ist mir alles das Weiße über mein Gesicht gerutscht.“ Zwei kleine, energische Hände schlugen den verrrutschten Schleier zurück und rissen das Stirnband ab. Zwei wundervolle, dunkle Augen strahlten: „Schämt euch, vor einem so kleinen Spuk alle so große Angst zu haben!“ Sie lachte. „Nun muß ich meine Geheimnis schon verraten, sonst denkt ihr alle, ich bin verrückt. Martin macht eine Statue von mir als mein Hochzeitsgeschenk. Ich bin sein Modell:„Das Mädchen mit dem Schleier— der Spuk vom Rotbuchhof.“ Schade, daß ich habe es müssen verraten, aber Tante rief so laut nach mir, und ihr seid alle so voll Angst.“ Tine wagte jetzt den Kopf zu heben, langsam lösten sich die Scheren des Riesentrebses von Zranz Herberts Hals. „Ei, jei, sei, jei, jei!— Wirklich, es ist Fräulein Isabel“, gluckste Tine.„Nein— aber so was!— Ich war mal in'ner Vorstellung, da spukte eine wie Sie, Fräulein Isabel. Der Herr vons Ganze sagte, die wäre aus der vierten Division!“ „Frau Mottebusch, es heißt die vierte Dimension", belehrte sie Helene Kornelius.„Und nun bitte ich Sie, uns Kaffee zu besorgen. Ich habe schon nebenan gedeckt, aber wir wollen lieber unten auf der Terrasse trinken.“ Tine ging, und die Geheimräti atmete auf. „Die ist besorgt und aufgehoben“, zitterte sie mit gequältem Lachen, denn sie sah, wie es aus ihres Bruders Augen zu Isabel herüber wetterleuchtete. z. Isabel war ganz unbefangen. Sie eilte auf Lothar zu. „Wie freue ich mich, dich zu sehen!“ Sie lächelte Greta an.„Und dich auch.“ Dann schaute sie befremdet auf den Vater.„O, was hast du, Vater? Du siehst auch aus wie aus der vierten Dimension?!" Was in der letzten Viertelstunde alles in Franz Herbert vorging, war soviel, daß ihm das Herz jetzt wie ein schwerer Stein in der Brust lag. Er soh Zusammenhänge von furchtbarer Tragweite. Sein liebes, geliebtes Kind hatte sich in einen verheirateten Menschen verliebt, war in seinem Zirkus aufgetreten und hatte sich von ihm anderen gegenüber als seine Frau bezeichnen lassen. Als sie dann— wahrscheinlich sehr bald— erkannte, was für einem Burschen sie ihre Liebe geschenkt hatte, mußte die Lüge herhalten. Ein Netz von Lügen hatte sie er sonnen, um Lothars Braut werden zu können. Es war furchtbar, war unglaublich! Er mußte Gewißheit seiner düsteren Vermutungen haben! Aber niemand sollte hören, was er mit Isabel zu sprechen hatte. Trog ihn seine Erkenntnis nicht, dann sollte Isabel sofort den Ring vom Finger streifen, dann durfte sie nicht Lothar von Brandts Frau werden. Lothar stand ganz starr, er wußte gar nichts zu sagen. Isabel hatte nichts von allem, was Mlice anging, bis jetzt wissen sollen, und nun hatte sie ihr Vater sogar rufen lassen. Es standen da plötzlich Dinge zwischen Isabel und ihm selbst, die ihm unverständlich waren. Franz Herbert sagte hastig:„Verzeiht, wenn ich mich ein Weilchen mit Isabel auf spanisch unterhalte. Es ist jetzt eine Lage geschaffen, die dringend der Klärung bedarf— und——“ Er brach ab. Mehr durfte er doch nicht sagen, ohne Isabel anzuklagen. Er wandte sich an Isabel, die mit fragenden Augen vor ihm stand— und redete hastig auf sie ein. Seine Stirn war dabei finster. Ihr Vater schien Antwort zu fordern, und dann sprach Isabel auch, sprach lange, und zum Schluß klang ihre Stimme tränenschwer. Isabel weinte! Lothar war schon an ihrer Seite. „Was quälst du sie?“ wandte er sich anklagend an Franz Herbert.„Das darfst du nicht!“ Isabel hob abwehrend die Hände. „Doch, er darf es, weil ich nicht gut bin! Ich habe dich belogen. Weil die Tante in Soden nicht hat wissen sollen, daß ich den armen Zirkusleuten geholfen habe.“ Sie sprudelte hastig heraus, wie alles gekommen war. Erklärte, daß sie die Zwillingsschwester Alice erfunden hatte, und zum Schluß schluchzte sie laut:„Nun wirst du mich nicht mehr lieben, und ich brauche auch nicht mehr zu leben! Ich hole Oro, und dann— wir rennen beide in den Rhein!“ Sie eilte zur Tür. Doch schon hatten die anderen ihre Er=starrung abgeschüttelt. In der nächsten Sekunde riß sie Lothar in seine Arme, streichelte ihr Vater über ihr Haar, liebtoste die Tante ihre rechte und Greta ihre linke Hand. „Wildkatze, süße Wildkatze, du bist ein Prachtgeschöpf!“ lachte Lothar und dann lachten alle die Zwillingsschwester, die Isabels Phantasie ins Leben gerusen hatte, tief ins Grab hinein. Isabel ließ sich feiern wie eine Heldin und erzählte vergnügt von den dreihundert Mark der Dame, die an jenem Abend mit Lothar und Greta der Vorstellung beigewohnt hatte. Lothar nickte.„Giesela Rehren hatte mit argwöhnischen Augen beobachtet, daß du mir gleich zu gut gefielest, Isabel. Deshalb bot. sie dir Geld, wenn du nicht mehr auftreten würdest.“ „Ich habe es gern genommen, du; denn damit haben sich die Gehrkes geholfen aus ihrem traurigen Leben", erklärte Isabel vergnügt. Als Martin bald darauf erschien, nahm ihn Greta beiseite und erzählte ihm mit raschen Worten die Wahrheit über Mice. Da lachte auch Martin schallend auf, und er fand gar kein Ende mit Lachen.— 21. Kapitel. An einem sonnigen Herbsttage läuteten in dem vom Rotbuchhof nicht allzu weit entfernten Dorfe die Glocken voll Jubel und Kraft, und eine Hochzeitsgesellschaft fuhr vor der kleinen Kirche vor. Die Bauern staunten die schöne Braut an, die alle kannten, denn Jsabel war gut Freund mit jedermann. Der Geistliche sprach sehr schön, und seine Rede klang in die Worte aus:„Deine Wiege, junge Braut, stand unter fernem fremden Himmel, aber du fandest hier die Heimat bald, weil das Blut deiner Vorfahren hier in dir sang und jauchzte: Heimat, du meine Heimat! Und die Heimat führte dir auch den Mann entgegen, der dir vom Schicksal zum Weggefährten bestimmt war. Heimatlicher noch ward dir die Heimat dadurch, und du wirst ihr deshalb immer treu bleiben. Werdet glücklich, ihr zwei, in eurer Liebe, die sich zusammenfand über Länder und Meere!“ Isabel sah den alten Pfarrer strahlend an. „O, ich habe ihn so lieb, so über alles lieb!“ Ganz laut hatte sie es gerufen, und einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen in der Kirche, denn ein solches Bekenntnis vor dem Altar wich von der herkömmlichen Sitte ab. Aber der würdige alte Herr lächelte milde. „Mag das Wort aufklingen zu Gottes Thron und mögest du von dem Manne, dem du dich heute zu eigen gibst, noch mit deinem letzten Atemzug sagen: Ich habe ihn so lieb, so über alles lieb!“ Die Orgel spielte, und dann schritt Isabel am Arme Lothars zu dem Wagen, der von vier Schimmeln gezogen wurde. Es war eine fröhliche Hochzeit. Unter den reichen Geschenken, die Isabel erhalten hatte, nahm die Statue des„Mädchens mit dem Schleier", die Martin Potter wundervoll gelungen war, einen Ehrenpla“ ein. Es war ein schönes, eigenartiges Geschenk. Beim Mondenschein fuhr das glückliche Paar nach dem Klosterhof hinüber. Sommerliche Wärme war noch in der Luft, und die beiden in dem offenen Auto saßen enganeinandergeschmiegt— in seliges Schweigen versunken. Lothar dachte plötzlich zurück an die Irrungen und Wirrungen, die er wegen der Zwillingsschwester durchgemacht hatte. Er lachte verhalten und neckte:„Herzlieb, ich habe heute Alice doch ein wenig vermißt.“ Isabel nahm seine Hand und streichelte sie leicht, und auf seinen neckenden Ton eingehend, antwortete sie:„Du würdest mich immer mit ihr verwechselt haben, und dann hätte ich sterben müssen vor Eifersucht.“ Enger noch schmiegten sie sich aneinander, und aus der mondhellen Landschaft schälten sich die dunklen Umrisse des mächtigen Klosterhofes heraus. Er grüßte das Paar, das unter seinem Dache ein junges, reiches Liebesglück bergen wollte. — Ende!— Päpstliche Schweizergarde. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts waren die Schweizer als Söldner überall gesucht. Sie dienten unter eigenen Offizieren in Frankreich, in Holland, Spanien, Piemont, Neapel und'm Kirchenstaat und bildeten in späteren Zeiten hauptsächlich die Leibgarde der Fürsten. Die Werbung wurde durch Militärkapitulationen, die mit den fremden Fürsten und Staaten abgeschlossen waren, geregelt. Diese Militärkaptulationen wurden durch den Schweizer Bundesrat 1848 aufgehoben und im Jahre 1859 den Landesangehörigen verboten, militärischen Dienst bei fremden Fürsten zu nehmen. Da der Papst jetzt ein souveräner Fürst ist, erhebt sich die Frage, was aus der Schweizergarde in Zukunft werden soll. Sie besteht aus 110 Mann, die dem Befehl von zehn Offizieren unterstehen und versieht in der malerischen Uniform, die angeblich von Michelangelo nach der Luzerner Tracht entworfen worden sein soll, den Innendienst in Vatikan. Seit 400 Jahren rekrutiert sich selbige aus den französischen und deutschen Kantonen der Schweiz. Sie wurde im Jahre 1505 von Papst Julius II. als päpstliche Leibwache begründet. Von den 2000 Mann, die der päpstliche Etat für den Dienst in Aussicht genommen hatte, kamen aber nur 250 nach Rom. Diese wurden bis auf den letzten Mann im St. Peters=Dom niedergemacht, wo sie sich während der Plünderung Roms im Jahre 1527 verbarrikadiert hatten. S58 88 S 8 F#AEE 2 S RMSOE: BaDOEEE 58 - S 5 8 5 5 8 5 a S Sag S 8 8 "65ES S„* SSEE # 8 05 E SAE S 5 5 6 35 Aus dem Erdenwandel einer Affenseele. Humoreske von Ernst Römer. Die ersten Tränen, die meine Frau in ihrer Ehe vergoß, hingen ursächlich mit einem Affen zusammen. Ich vermag es nicht anders auszudrücken. Mit einem sehr niedlichen kleinen Affen, der Jakob hieß. Er war übrigens ein Affenfräulein, wie sich später herausstellte. Doch seinen alttestamentarischen Vornamen hatte er weg und wurde ihn im Laufe unserer Reise ebenso wenig los wie seine zahllosen Unarten, die ihm schließlich zum Verhängnis werden sollten. Aber wie gesagt: über seinen so frühen Tod hinaus wirkte sein munteres Dasein in eine ferne Zukunft, die mir selbst die Ehe und meiner Frau die oben bezeichn ete Erscheinung brachte. Und warum? Wegen einiger lächerlichen Margueriten. Weiß der Himmel, diese in ihrer Schlichtheit ohne Zweifel sehr hübschen Blumen hatte meine Frau eines Tages auf meinen Schreibtisch gestellt. Ich freute mich natürlich darüber. Doch meine Frau sah mir noch mehr an, sie sah— das sind ihre Worte—„wie sich mein Blick über die Marqueriten hinweg ins Weite verlor." Also ins Weite. Woran ich im Augenblick gedacht hätte, forschte sie. Ich lachte: anläßlich dieser Margueriten? Jawohl, anläßlich dieser Margueriten(die Hand meines Weibes drehte nervös und sehr unbegründet die Vase hin und her). Nun, zunächst an gar nichts, sagte ich. Der Wahrheit gemäß. Doch zuweilen brächte der Anblick solcher Blumen meine Gedanken auf einen Affen. Sonderbarer Zusammenhang, argwöhnte meine Frau. Gewiß, gab ich zu; aber sie wüßte doch, daß mein Seemannsleben reich an sonderbaren Zusammenhängen gewesen wäre. So. Hm. Und was das nun mit den Margueriten auf sich hätte? „Ja, denke Dir“, erzählte ich heiter,„da hatte ich also einmal Margueriten in meiner Bordkammer stehen, und wie ich eines Tages von der Wache komme, ist der verd... Jakob emsig dabei, ein Blumenorakel zu zupfen. Stell Dir das bitte vor: diese kleine Bestie! Woher mag sie das nur gehabt haben?" Doch meine Frau stellte sich das durchaus nicht vor. Sie wünschte lediglich über die Herkunft jener Blumen unterrichtet zu sein. Du lieber Himmel, das sollte ich heute noch wissen! Meine gründliche Frau indessen glaubte nicht, daß ich es nicht mehr wüßte, und als sie schließlich glaubte, daß ich's wirklich nicht mehr wüßte, da fand sie es noch empörender. Na, und dann gab es eben— siehe oben: Und nun endgültig auf meinen Affen zu kommen: Er— nein sie— tummelte sich einst mit der Mutter am Kühle spendenden Ufer des Sulam=Flusses(Siehe auch unter: Senegambien. Senegambien mit den vielen Erdnüssen, von denen wir an besagtem Flusse luden). Tummelte sich in neckischer Weise und nach Maßgabe ihres Geschlechts, also ahnungs= und sorglos und ohne viel Umsicht(dieses spielte, Verzeihung, vor rund sechzehn Jahren), da schoß der Negerjunge Jumbo Ihn Abbas El Sulambo aus tückischem Hinterhalt des Usergesträuchs hervor und ergriff das sprachlose Afsenkind. Entführte es vor den Augen seiner zunächst entfliehenden, dann laut jammernden Affenmutter und brachte es mir an Bord. Ich erwarb es, indem ich als Gegenwert zwei Paar ältliche Beinkleider nebst einem Strohhut mit rot=weißem Bande bot. Mein Kapitän taufte seinen Familienzuwachs unwiderruflich auf den Namen des Erzvaters, und wir gingen bald darauf in See. In solchem Augenblick bereits begannen Jakobs Leiden. Zum Zeichen unserer Abfahrt nämlich ließen wir nach alter Sitte die Dampfpfeise heulen. Dieses Geräusch— zugleich das grause Symbol einer naturfeindlichen Technik — übte eine verheerende Wirkung auf das wüstenländische Nervenkostüm meines Schützlings aus: Soweit das vier Meter lange Bändsel reichte, das ich ihm um den Hals geknüpft hatte, so weit schoß das geängstigte Vieh steil in den unendlichen Raum hinaus; genau vier Meter. Wieder zurück geholt, begannen die Sprünge mit ihrem verzweifelt begrenzten Aktionsradius aufs neue, so lange, bis die höllische Stimme oben am Schornstein ihren dampfenden Atem verströmt hatte. Immerhin: Leid wechselte mit Freude. Als ich den Zeitpunkt für gekommen hielt, da sich Fräulein Jakob den Gepflogenheiten einer gesitteten Menschheit anzupassen schien, stellte ich ihr meine Bordkammer als Tagesaufenthalt zur Verfügung. Und es erheiterte mich, von der Kommandobrücke aus das unergründlich greisenhafte Antlitz dieses Affenkindes gelegentlich in dem runden Ausschnitt des Bullauges erscheinen zu sehen. Als ich an einem solchen Tage wieder von Wache kam, bot sich mir dieser Anblick dar: zuvörderst ein dichtes Schneegestöber von Daunenfedern: Jakob hatte mein Kopfkissen untersucht. Sehr gründlich. 256 Kalenderzettel lagen auf dem Fußboden: Jakob hatte das Datum auf den 29 Dezember berichtigt. Meine Zahnbürste entdeckte ich, armselig und ihrer ferneren Nutzanwendung völlig beraubt, in einem meiner Morgenschuhe: Jakob hatte ihr sämtliche Borsten ausgerissen. Aber auch sämtliche. Es war meine einzige Zahnbürste. Und auf See gab es keine Zahnbürsten zu kaufen. Schließlich mußte sich Jakob in furchtbarer Weise irgendwie den Magen verkorkst haben. Woran denn nur? Ich spähte umher: Jakob hatte meine Zahnpaste ausgeschleckt. Restlos. Meine pfefferminzhaltige, angenehm süßlich schmeckende Zahnpaste. Hierauf schritt ich zur Vergeltung. Wir lagen im Hafen von Antwerpen. Wir hatten einen freien Sonntag(Erquickende Seltenheit auf einem Trampdampfer). Wir empfingen Damenbesuch. Ich zeigte einer Dame— sie hatte herrlich hochgetürmtes, rotblondes Haar; es war vor rund sechzehn Jahren— unser Schiff und selbstverständlich auch meinen Fürsorgezögling Jakob. Er saß gcrade auf dem Backbord=Rettungsboot und schliff an den Zähnen. Ich legte behutsam und ritterlich meinen Arm um die— eben fällt es mir ein: es war die Dame, die ursächlich mit den erwähnten Margueriten zusammenhing— Schulter der rotblonden Dame und führte sie bis zum Jakobschen Aktionsradius. Ich weiß es nicht mehr: Ob nun mein okulares Schätzungsvermögen, mein seemännischer Blick überhaupt unter der Ausdehnung des vorangegangenen Samstagabends an Schärfe eingebüßt hatte— ich weiß es nicht mehr. Kurz: — und noch viel kürzer, als hier meine Feder dem Geschehen nachzueilen vermöchte— in nullkommaeins Sekunden schoß die Jakobische durch den Raum und hatte sich in dem herrlich getürmten und rotblonden Haar meiner Begleiterin verankert. Ich habe so etwas von kristallklarer Eifersucht nicht mehr erlebt. Das war Jakob. Das war auch Jakob. Und so könnte ich noch manches von dem lieben Kerl erzählen. Diesmal, wie gesagt, hing es nur mit den Margueriten zusammen. Fiusterberg saß an seinem Arbeitetisch, und rastlosem Fleiß an einem Kunstwerk bauend das er zu vervollkommnen suchte. Ein junger, halbwüchsiger Bursche wird gemeldet „Herr Doktor, ich möchte Sie allein in einer Privatangelegenheit sprechen———“ Der mürrische Assistent verschwand. Nun erlebte Dr. Finsterberg seine wahren Wunder— der junge Bursche entwickelte eine ganz unglaubliche Ueberredungskunst, suchte schließlich zu beweisen, daß des Herrn Doktors Assistent einfach unbrauchbar sei.— „Ihre Praxis, mein Herr, könnte blühen— es ist jammerschade um Ihr Talent— Sie werden nicht aufkommen, weil Sie es, was in Ihrem Falle ganz besonders wichtig ist. nicht verstehen, mit Damen umzugehen und weil— nun weil Ihr Assistent dies noch weniger kann. Sie müssen wenigstens einen Assistenten haben. der— der...“ Finsterberg lachte.—„Nun, wissen Sie vielleicht einen solchen Kerl?“ „Jawohl, Herr Doktor, mich selbst.“ Finsterberg sah sich geschlagen— die Ueberredungskunst und das lebhafte Wesen des hübschen Burschen hatte ihm imponiert. „Gut— Sie sollen mein Assistent sein" Und Finsterberg staunte nur so— der jungBursche mit den samtenen schwarzen Auger lockte alle Mädels herbei. Des Doktors Praxis bkühte— der versonnene Gelehrte schloß den Knaben in sein Herz; er wurde seine rechte Hand. Der zweite Assistent aber war längst Stadtgespräch geworden. Nur zeigte er sich nirgends und wollte man ihn sehen, mußte man seine Zähne untersuchen lassen. Finsterberg änderte bald sein verschlossenes Wesen und nahm sich ein Beispiel an seinem zweiten Assistenten. Bis dieser eines Tages erklärte— er habe, wie der Mohr, seine Schuldigkeit getan und könne nun gehen. Das heißt, er ging nicht, sondern— entpuppte sich als eine kleine, niedliche Zahntechnikerin. „Ich möchte Ihr Kompagnon werden," meinte sie eines Tages in ihrer fixen Art.„Ihre Ungeschicklichkeit hat mich empört, schade wär es gewesen, so einen feinen Platz räumen zu müssen Dr. Finsterberg kam aus dem Staunen nicht heraus— sagen konnte er nichts— rein gar nichts. Recht lieb hatte er den fixen Burschen gehabt, aber noch lieber war ihm das Mädel. Sein zweiter Assistent. Von Herma Trautmann. In der Ordination des jungen Zahnarztes Dr. Finsterberg gähnte ständig Leere.— Kein Wunder auch— sein Assistent, der die Patienten zu empfangen hatte, war ein Brummbär und nichts weniger als freundlich gegen die Leute. Der Herr Doktor selbst war ein weltfremder, junger Gelehrter, der nur in seiner Arbeit lebte; nichts merkte und— wartete. Da Dr. Finsterberg noch unbeweibt, fanden sich wohl einige heiratslustige junge Damen ein: sahen sie aber den mürrischen Träumer oder den mürrischen Assistenten— weg waren sie. Die Arahnen der Denunzianten. Der Denunziant, der sich in gewinnsüchtiger Absicht zum Angeber herabwürdigt, wird bekanntlich auch als Sykophant bezeichnet. Das Wort stammt aus der griechischen Sprache ind bedeutet in wörtlicher Uebersetzung einen„Feigenanzeiger“. Die Athener hatten zwei Gesetze gegen die Personen erlassen, die die Früchte eines der Athene geweihten Feigenbaumes plünderten. Das erste dieser Gesetze drohte dem Näscher die Todesstrafe an, während das zweite dem Denunzianten, der den Schuldigen zur Anzeige brachte, eine Belohnung zusicherte. Da angesichts dieser Drohung niemand die kostbaren heiligen Feigen essen wollte, waren die Schufte, die sich die in Aussicht gestellte Belohnung sichern wollten, auf den Ausweg verfallen, die heiligen Feigenbäume zu plündern und dann Personen, die sie zugrunde richten wollten, des selbst verübten Frevels zu verdächtigen. Da man bais den Mißbrauch erkannte, der durch die Gesetze begünstigt wurde, wurden diese später wieder aufgehoben, nachdem freilich mehr als ein Unschuldiger den Tod erlitten und mehr als eiGauner belohnt worden war. Seither galt die Bezeichnung Sykophant als Schandname für jeden böswilligen Verleumber und ränkevollen Ankläger. K MIFA — Mikrotilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Drittes Blatt. Volksblatt Sonnabend, den 10. Mai 1930. Westkalen und Rkeinland. Ausdem Undustriegesiet Mülheim=Ruhr 10. Mai.(Wieder ein Kircheneinbruch.) Nachts wurde in die katholische St. Joseph=Kirche in Mülheim=Heißen eingebrochen. Der Täter kletterte von der Hosseite aus auf das Dach, brach dort das Gitter eines großen Kirchenfensters ein und gelangte so in das Innere der Kirche. Er wollte sich anscheinend an einer Säule herunterlassen, stürzte aber von einer Höhe von sechs Metern ab und fiel auf den dort stehenden Maialtar. Durch diesen Sturz muß er sich wohl Verletzungen zugezogen haben. Auf dem Altar wurde eine Statue zertrümmert. Er hat sich dann schleunigst entfernt, aus Furcht, entdeckt zu werden. Er hat auch versucht, die Tür zum Tabernakel zu erbrechen, mußte aber unverrichteter Dinge abziehen. * Münster, Minden. Kauerkand Altenseelbach(Kr. Siegen), 10. Mai.(Vom eigenen Fuhrwerk überfahren und getötet.) Hier verunglückte der Schmiedemeister Knautz dadurch tödlich, daß er von seinem eigenen Fuhrwerk überfahren wurde. Nach verrichteter Haubergstraße führte er abends von dem Gespann hergehend den beladen Wagen. An einer abschüssigen Stelle geriet das Gefährt ins Gleiten. Knautz strauchelte und fiel so unglücklich, daß der Wagen mit den Vorder= und Hinterrädern über ihn hinwegging. Sein Sohn und seine Schwiegertochter, die hinter dem Wagen hergingen, mußten den Unfall mit ansahen, ohne heifen zu können. Auf dem Transport zum Krankenhaus starb der Verunglückte. Von Rkein und Mosel Köln, 10. Mai.(An einem Tage zwei Autos in der Eisenbahnschranke.) Vor wenigen Tagen fuhr auf einem Ueberweg bei Bahnhof BergheErft ein Auto in eine für einen vorbeikommenden Zug rechtzeitig geschlossene Schranke. Einen ähnlichen Unfall verursachte ein Motorradfahrer am gleichen Tage bei dem Bahnhof Stolberg. Nur einem Zufall ist es zu verdanken, daß in beiden Fällen. abgesehen von der Sachbeschädigung, Personen nicht zu Schaden gekommen sind. Mörs, 10. Mai.(200 Küken verbrannt.) Ein Erwerbsloser in Drießen bei Orsoy hatte sich in der vergangenen Woche 200 Küken gekauft, um sich durch Hühnerzucht eine Existenz zu schaffen. Nachts stand plötzlich das aus Holz errichtete Hühnerhaus in Flammen. Ehe Hilfe zur Stelle war, war der Aufzuchtsraum mit den Küken verbrannt. Man nimmt an, daß das Feues durch einen mit Brikettheizung versehenen Brutapparat entstanden ist. Wittlich, 10. Mat.(Großfeuer in Wittlich.) In dem Lagergebäude der Holz= und Baumaterialien Firma Lütticken und Schweisell brach ein Feuer aus. Das Feuer, das an den großen Holzvorräten reiche Nahrung fand, dehnte sich mit unheimlicher Schnelligkeit aus. Die Feuerwehr tat ihr Möglichstes, um dem ententfesselten Element Einhalt zu gebieten, mußte sich aber schließlich auf den Schutz der Nachbargebäude beschränken. Das Lager brannte vollständig nieder. Vernichtet wurde auch ein im Gebäude untergestellter schwerer Lastwagen. Zwei Pferde konnten noch im letzten Augenblick in Sicherheit gebracht. Der Gesamtschaden, der mindestens 60000 Mark beträgt, ist durch Versicherunng gedeckt. Bingen, 10. Mai.(Drohbriese an den Binger Bürgermeister.) Bürgermeister Dr. Sieglitz erhielt vor einiger Zeit mehrere Drohbriefe, in denen die Zahlung einer Witwenbeihilfe gefordert wurde. Als Absender der Briefe hatte die Polizei einen jungen Mann in Verdacht, der jedoch hartnäckig leuchtete. Die Untersuchung der Drohbriefe mit den Schriftzügen des Verdächtigen durch Prof. Dr. Popp=Frankfurt ergab die Uebereinstimmung der Schriftzüge mit großer Wahrscheinlichkeit. Die Angelegenheit wurde nunmehr dem Gericht übergeben. Limburg, 10. Mai.(Katastrophaler Wassermangel bei einer Feuersbrunst.) Nachts entstand in Sainerholz in der Scheune des Landwirts Ickenroth ein Brand, der sich sehr schnell ausdehnte, auf das angrenzende Wohnhaus übergriff und infolge des empfindlichen Wassermangels außer diesen beiden Gebäuden, die völlig niederbrannten und auch die angrenzende Scheune und das Wohnhaus des Landwirts Weiand zum größten Teil in Asche legte. Vieh und Mobilar wurden gerettet. Zwanzigmarkscheine. Zur Festnahme der Osterfelder Banknotenfälscher.— Auch das Haupt der Falschmünzer in Haft. Oberhausen, 10. Mai. Anfangs April; polizei tauchten am Niederrhein und im Industrie= hardt. gebiet in Sterkrade und Österfeld falsche Banknoten über Zwanzig=Mark auf. Die Art der Fälschung ließ sogleich auf die Arbeitsweise des bekannten Banknotenfälschers Ing. Wilhelm Engelhardt schließen, Engelhardt hatte gegen Ende des verflossenen Jahres in Wanne die Herstellung falscher Banknoten zu 20 Mk. betrieben. Zwei seiner Verbreiter, die im Stadtteil Osterfeld wohnenden Heinrich Bügeler und Johann Hülsken wurden im November 1928 bei der Verausgabung falscher 20= Markscheine festgenommen. Die Ermittlungen der Oberhausener Kriminalpolizei führten damals auf die auch von der Bochumer KriminalDer„Handnärren=Tnart. Ein Schwindler vor dem Strafrichter. Essen, 10. Mai. Vor dem Schöffengericht stand ein Mann, der in den Tagen des Umsturzes vor nunmehr einem Jahrzehnt im Ruhrgebiet und namentlich in der Stadt Essen eine bedeutsame Rolle gespielt hat. Der Angeklagte, der aus dem Untersuchungsgefängnis vorgeführt wurde, ist der 44 Jahre alte Schachtmeister Alex Lauer, der eine ganze Anzahl Betrügereien begangen hat. Als vor zehn Jahren die sogen. Rote Armee in das Ruhrgebiet einrückte, stand der Angeklagte in vorderster Reihe der revolutionären Elemente. Er stürmte an der Spitze einer revolutionären Schar das Essener Gerichtsgefängnis, ließ die Gefangenen bis auf den letzten Mann befreien, darunter auch die wegen Raubmordes dreimal zum Tode verurteilten Brüder Fleicher und wurde dann„Kommandant“, des Gerichtsgefängnisses. Auch bei anderweitigen Unternehmungen ähnlicher Art spielte er eine maßgebende Rolle. In der Folgezeit wurde er wegen seiner Untaten zu insgesamt 27 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, von denen er aber nur einen geringen Teil verbüßt hat, da die Amnesie ihm bald die Freiheit zurückgab. Nunmehr ging der Mann dazu über, sein ohnedies reichhaltiges Strafregister mit kriminellen Taten zu ergänzen, und zwar verlegte er sich fast ausschließlich auf Betrug. Hin und wieder beging er auch wohl Diebstähle, wenn sich gerade eine günstige Gelegenheit bot. Seine Spezialität ist der Handkarrenschwindel. Schon einmal in den letzten Jahren stand er vor dem Strafrichter, weil er in allen Essener Stadtbezirken Handkarrenschwindeleien verübt hatte. Er erhielt damals eine empfindliche Strafe. Vor einigen Monaten nahmen plötzlich nach längerer Unterbrechung die Schwindeleien wieder überhand. In Gelsenkirchen, in Essen und in den umliegenden Ortschaften wurden Handwerker und Geschäftsleute um Handkarren betrogen. Alex Lauer war hier wieder an der Arbeit. Er beging die Betrügereien in der Weise, daß er Handkarrenbesitzer aufsuchte; ihnen erzählte, er habe schwere Pakete schleunigst vom Bahnhof zu holen oder sonstige Lasten zu befördern. Wenn er dann bat, ihm auf einen Augenblick eine Handkarre für den Transport zu überlassen, fielen zahlreiche Leute auf das vertrauenerweckende Auftreten des dreisten Schwindlers herein. Sie waren ihre Handkarre los, denn Lauer machte sie sofort zu Gelde. Eines Tages fiel er in Gelsenkirchen auf, nachdem er dort Gastrollen gegeben hatte und zwei gestohlene Handkarren, die er untergestellt hatte, wurden von der Kriminalpolizei beschlagnahmt. Das Schöffengericht verurteilte den unverbesserlichen Menschen,„HandkarrenMaxe“, wie man ihn nannte, zu einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren, 6 Monaten und zu 5 Jahren Ehrverlust. Außerdem wurde der Angeklagte zu einer Geldstrafe verurteilt, die das Gesetz für rückfällige Betrüger vorsieht. Die Geldstrafe wurde auf 500 Mark bemessen. bereits verfolgten Spur des EngelDie Fabrik wurde noch im November 1929 von der Bochumer Kriminalpolizei ausgehoben. Engelhardt, das Haupt der Falschmünzer konnte flüchten und hielt sich seitdem verborgen. Nach Auftauchen der Zertifikate im hiesigen Bezirk führten die Ermittlungen nach Osterfeld, wo der Bruder des verhafteten Heinrich Bügeler, Hubert Bügeler, wohnte. Im gleichen Hause wohnte auch der Schwager des Heinrich Bügeler, der zurzeit erwerbslose Peter Lindner. Letzterer wurde am 4. Mai in Kirchhellen angehalten und festgenommen, als er in einem dortigen Lokal einen falschen Zwanzigmarkschein in Zahlung gab. Nun wurde zum ausscheidenden Schlag ausgeholt und noch am gleichen Tage eine neue Falschgeldfabrik im Hause Bügelers und Lindners restlos ausgehoben. Lindner wurde noch am Abend nach Österfeld überführt. Gleiczzeitig setzten umfassende Fahndungsmaßnahmen nach den flüchtigen Hubert Bügeler und Engelhardt ein. Die bestimmte Ermittlung, daß beide in Kraftwagen, den Hubert Bügeler besaß, an die holländische Grenze geflüchtet seien, erwies sich als richtig. Am 3. Mai, stellte sich Hubert Bügeler der Kriminalpolizei in Oberhausen, aber ohne Kraftwagen. Diesen wollte er in Duisburg auf offener Straße stehen gelassen haben. Vom Verbleib des Engelhardt wollte er nichts wissen. Aufgrund der angestellten Fahndungsmaßnahmen wurde der Kraftwagen in Straelen im Kreise Geldern, hart an der holländischen Grenze, aufgefunden. Der Wagen ist inzwischen in Oberhausen sichergestellt. Am gleichen Abend, am 3. Mai, hat sich Engelhardt, der wohl eingesehen hatte, daß seine Festnahme nur noch eine Frage der Zeit sei, bei der Kriminalpolizei gestellt. Engelhardt, Bügeler und Lindner haben seit längerer Zeit im Hause Merggelstraße 4 im Stadtteil Österfeld die Herstellung von Zwanzigmarkscheinen betrieben. Eine Menge halbfertiger Scheine, die zur Herstellung von Falschgeld in Höhe von 28000 Mark dienten, konnten beschlagnahmt werden. Die Ermittlungen nach einem weiteren Teil von fertigem Falschgeld sind noch im Gange. Der geistige Urheber und das Haupt der Falschmünzer, der in diesen Dingen bewandert ist, Engelhardt hat auch die äußerst schwierigen Vorarbeiten zum Druckvorgang mit großem Geschick ausgeführt. Trier, 10. Mai.(Wegen Ermordung eines Zigenners zu sechs Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt.) Unter der Anklage der vorsätzlichen Tötung hatte sich vor dem Schwurgericht ein 27jähriger Korbmacher zu verantworten. Der Angeklagte hatte in der Nacht zum 31. Januar in einer Wirtschaft mit Zigeunern gezecht und war mit dem Zigenner Johann Weiß in Streit geraten. Auf dem Nachhausewege hat der Angeklagte den Weiß durch zwei Revolverschüsse so schwer verletzt, daß der Getroffene bald darauf starb. Außerdem hatte er den noch später hinzukommenden Onkel des Getöteten mit dem Tode gedroht. Nach eingehender Beweisaufnahme verurteilte das Schwurgericht den Angeklagten wegen Totschlags und versuchter Nötigung zu einer Gesamtzuchthausstrafe von sechs Jahren drei Monaten. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahrer aberkannt. Hochbetrieb im Rudersport. Auf den Gewässern bei Berlin ist Hochbetrieb der Rudervereine, die ihren Mannschaften den letzten Schliff für die kommenden Regatten geben.— Das Bild zeigt den 1. Achter des B. R. V. Alemannia bei der Arbeit. Weiße Zähne, seiner Atem durch BIOK-ULTRA-ZAHNPASTA nach Hofrat Dr. Zucker. BIOX-ULTRA die schäumende Sauerstoff-Zahnpaste verhindert Zahnsteinansatz und Zahnbelag, sie spritzt nicht, Ist hochkonzentriert, daher sparsamer Kunterbunt. Schwalben wohnen im Hotel. Man weiß, daß Schwalben oft ihre Eigenheiten haben und ihre Nester bauen, wo man es am wenigsten vermutet. Die Schwalben sehen sich natürlich erst ihre Leute an, bevor sie so gewagte Schritte unternehmen. Dann fühlen sie sich aber schnell heimisch und lassen sich gern bewundern. Aus Westerburg im Westerwald wird berichtet, daß sich im Frühjahr vorigen Jahres ein Schwalbenpärchen im Flur des Hotels„Zum Löwen“ auf dem Schirm einer Flurlampe häuslich einrichtete. Man ließ die Tiere unbehelligt. So kamen sie auch zum Brutgeschäft. Im Herbst zog das Paar mit seinen Jungen fort. Die Tiere haben ihre Quartiergeber nicht vergessen. Nach der beschwerlichen Reise fand sich dieser Tage wieder ein Pärchen beim Wirt im Hotel„Zum Löwen“ ein. Das Schauspiel wird sich wiederholen, wenn der Wirt keinen Einspruch erhebt. * Drei Jahre und allein nach Amerika. Eine Reise nach Amerika bedeutet heute wenig. Es fahren so viele und. so schnelle Schiffe. Es fahren Zeppeline und Flugzeuge. Es können Große und Kleine selbstverständlich mitfahren, wenn sie wollen und das nötige Geld dazu haben. Eine Seltenheit ist es aber schon, wenn ein dreifähriges Kind allein diese Reise unternehmen muß. Da muß jetzt so ein dreijähriges Ding seine Großeltern in Gelsenkirchen verlassen und zu seinen Eltern reisen, die sich drüben eine neue Existenz aufgebaut und Sehnsucht nach ihrem Kinde haben. Die Großeltern brachten das Kind aufs Schiff, dann nah terlich. Die Feuerwehr war bald zur Stelle. Einzelheiten wird er noch durch die Kriminalmen sich seiner die Kindergärtnerinnen an. Dem Eine tüchtige Dorffeuerwehr. Alles war in polizei befragt werden. Sein Anwalt in BraunKinde wird es wenig zu Bewußtsein kommen, Schuß, alles klappte, wie durch Uebungen belegt daß es über den großen Teich fährt. Vielleicht werden könnte. Aber es klappte nicht ganz, weil 8 sich nicht aiumal mohr darauf man, das Masser fohlte. Ohie Darffauarwohnen mig das Wasser fehlte. Die Dorffeuerwehren mögen noch so gut aufgezogen und geleitet sein, sie sind machtlos, wenn das Wasser fehlt, mit dem gespritzt werden soll. Dies Pech hatte die Feuerwehr auf der Mookerheide. Sie wollte jedoch nicht zusehen, wie das Gehöft niederbrannte, ohne helfen zu können. Zwei Wohnhäuser wurden eingeäschert. Man mußte nun ein drittes kelhalten. Da das Wasser nicht reichte, besinnt es sich nicht einmal meyr varauf, wenn es groß geworden ist. * Ein Zehpreller, der sich prellen ließ. Zechpreller gibt es, solange nur Zechen gemacht werden können. Kleine und große Preller, kleine und große Zechen. Mancher bringt es bis zur Virtuosität. Es ist gleich, ob einer wurde Milch in Menge herbeigeschafft und mit die Zeche macht und der andere bezahlt, oder ob Wasser und Milch gelöscht. Der gesamte Gekeiner bezahlt. Aber alles kommt mal an den meinderat von Mook, der gerade eine Sitzung Tag. Zwei junge Burschen gingen in Elber= hatte, beteiligte sich an den Löscharbeiten. Eine feld schon am frühen Morgen in eine kluge und umsichtige Feuerwehr, das muß man „Tränke“. Sie tranken nicht, sie s. fen. Und sagen. Es machte wenig aus, daß am nächsten hatten zusammen 30 Pfg. Das war gewiß im Tage das ganze Dorf ohne Milch war. Die Verhältnis zu dem, was sie vertilgten, nicht Kühe hatten eben hergegeben, was sie nur konnviel. Das sahen auch die beiden Burschen ein ten. Wenn wieder der Gemeinderat tagt, weiß Sie wußten, was ihnen bevorstand, und suchten sich daher ein nettes Fenster aus. Durch dieses wollten sie sich empfehlen. Einem gelang es, der andere hatte das Pech, in einen Lichtschacht zu springen. So saß er wie die Maus in der Falle. Es war noch nicht einmal so man schon, welche Punkte auf der Tagesordnung stehen werden: Wasser, Wasser, statt— Milch. * Was ist mit den Astorschen Millionen? Kürzlich wurde mitgeteilt, daß die„Erben“ leicht, ihn zu befreien. Und die Feuerwehr der amerikanischen Millionen einen Lehrer Körmußte bemüht werden, die dann allerdings ber mit der Erbschaftsangelegenheit schnell den„hohen“ Gast aus seiner unerfreutichen Lage holen konnte. Nun muß er berappen, ob er will oder nicht. Der Arme. Er meinte es so gut. * Feuerwehr löschte mit Milch. beauftragt hatten. Dieser Mann wurde plötzlich vermißt, und man sagte ihm nach, daß er es mit den Erben doch nicht so gut meine. Man vermutete, daß er nach Amerika gefahren sei, um das Geld in seine Tasche zu stecken, soweit es wenigstens hineinginge. Nun heißt es, daß der Herr Es brannte in einem Bauernhofe in der Lehrer wieder aufgetaucht sei. Körber soll nur Mookerheide bei Craneuburg. Es brannte fürch= eine längere Reise angetreten haben. Ueber herausspringt. schweig soll ihn auf Zahlung des Honorars verklagt haben. Körber soll den Offenbarungs= eid geleistet haben. Die Steinheimer Erben haben sich nun direkt mit der Familie Astor über die Erbschaft in Verbindung gesetzt. Tröstlich ist, daß sie sich die Hoffnung auf die schönen Millionen, die sie sicherlich noch lange nicht in Händen haben werden, nicht nehmen lassen. Am besten würde es sein, sie führen sämtlich nach Amerika, um ganz sicher zu gehen, daß ihnen keiner zuvorkommt. Es ist nicht leicht, wirklich Millionen zu erben. Weiter wird jetzt bekannt, daß sich Herr Körber bereits in Berlin vor dem Landgericht zu verantworten hatte. Er bestritt, daß er irgendwelche Werte von der Familie Astor erhalten habe. Körber behauptete dann, daß er überhaupt nur aus phantastischer Veranlagung gehandelt habe. Er sei Romanschriftsteller und habe sich in die Erbschaftsangelegenheit hineingemischt, um einen Romanscoff zu erleben. Er habe von der Millionenerbschaftsgeschichten gehört und sich mit einer Familie Emmerich, die in seinem Orte wohnte, und der Familie Astor in Verbindung geseszt. Dann habe er einen ersundenen Stammbaum ausgearbeittet. Er habe dann erklärt, daß er durch Verhandlungen in Amerika von der Familie Astor für die deutschen Erben 90 Millionen Dollar ausgezahlt erhalten und dieses Wertpaket bei einer Bank niedergelegt. In Wirklichkeit habe er nie etwas erhalten und die vermeintlichen Erben nur hinhalten wollen. Nun wird man weiter nachprüfen. Min darf gespannt sein, was für die Erben noch — Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Beoees ecccbesgessnneg Gespräch mit einem Schau=Esser. Von Max Bernardi. Noch immer werden in den großen Städten alle paar Tage neue Speisehäuser eröffnet. Es muß also trotz aller Pleiten doch ein ganz gutes Geschäft sein, vom Hunger seiner Mitmenschen zu leben. So ein neues Restaurant in Gang zu bringen, ist allerdings gar nicht so leicht. Da kann es die ersten Tage noch so gute Deutsche Beeisteaks oder Königsberger Klopse geben— damit, daß der Gast die Preise der neuen Speisekarte auswendig lernt oder ein kleines Bierchen vernascht, ist es nicht getan. Der Gast muß essen, der Gast muß wissen, daß er in dem neuen Speisehaus endlich den besten Schmorbraten der Welt erhält. Er muß sehen, was für Portionen aus der neuen Küche hinausrollen... Man ist nicht umsonst beinahe ein Jahrzehnt mit der Arbeitslosenkarte herumgelaufen — neue Berufe wurden geschaffen, ungeahnte Existenzmöglichkeiten aus dem Nichts gestampft. Nicht nur Liebe macht erfinderisch. „Sehen Sie,“ sagte der Mann neben mir, tief atemholend,„so bin ich eben dazu gekommen. Wir sind nicht viel, vielleicht ein Dutzend in der großen Stadt, das ist keine Konkurrenz nicht. Sie können sich denken, daß wir alle Hände voll zu tun haben. Allein die vielen Sonderveranstaltungen im Karneval fressen uns auf. Wer aber glaubt, daß wir dabei ein feines Leben führen, dem möchte ich die Arbeit nur acht Tage an den Bauch wünschen— es ist Schwerarbeit...“ „Aber Sie sind dabei gar nicht übermäßig dick geworden!“ „Merkwürdigerweise nein, trotzdem ich beinahe vier Jahre lang in der Branche bin; viel länger hält es niemand aus. Frühmorgens Ochsenfleisch mit Brühkartoffeln, vormittags Gulasch, mittags eine Pute, nachmittags Rehbraten, abends Fisch und kalte Platten,— alle diese verschiedenen Speisen müssen sich gegenseitig wieder aufheben, anders läßt es sich nicht erklären.“ „Hm, wie ist es möglich, so viel zu vertragen? Haben Sie nie Beschwerden?" „O ja, letzthin trank ich zu einem Hasenbraten zwei Flaschen echten Burgunder, worüber sich der Wirt nachher beschwerte. Im allgemeinen kann ich aber nicht klagen, die Mahlzeiten bekommen mir gut. Jedoch ist es nicht mehr als recht und billig(billig ist's ja gerade nicht), wenn der Wirt zu meinem Hunger auch meinen Durst in Kauf nimmt.“ „Kommt es vor, daß Sie an einem und demselben Tage mehrmals dieselben Speisen verzehren müssen? Ich denke mir das entsetzlich.“ der Meinung, die Arbeit sei mit dem Essen bezahlt. Das ist natürlich ein ganz falscher Standpunkt, denn ich esse doch nicht zum Vergnügen eine halbe Gans, nicht wahr? Und wenn ich wirklich schon einmal aus Hunger essen sollte— es ist seit Jahren nicht mehr der Fall gewesen—, dann mache ich das gleich in einem stillen Winkel ab und nicht im Mittelpunkt einer großen Gesellschaft oder angesichts er Straße im Auslage=Schaufenster. Anfangs ist mir jeder Bissen im Halse stecken geblieben, 14 7 „Lehen Sie, 3000 gut schmeckt es meinen Gästen!“ (Schöner Gigolo, armer Gigolo!) wenn so viele Augen auf ihn gerichtet waren. Heute bin ich daran gewöhnt, ich esse langsam und umständlich, binde mir die Serviette nach Altväterart mit zwei Zipfeln um den Kragen und freue mich, wenn meine saftige Mahlzeit recht viele Gäste anlockt und zu Bestellungen verführt. Natürlich hat man dabei seine Mätzchen und Kniffe, die ich Ihnen aus Gründen des Geschäftsgeheimnisses nicht näher auseinandersetzen kann.“ „Und woher haben Sie immer die Adressen; wie bieten Sie Ihre Dienste an?“ „Man besitzt so seine Verbindungen wie jedes Geschäftsunternehmen. In letzter Zeit Das größte Vergnügen: Ein Stück Schwarzbrot mit Salz! habe ich viel mit vegetarischen Speiserestaurants gearbeitet. Heute zum Beispiel habe ich schon einige Male Milchreis mit Zimt und Zucker und grünen Bohnensalat verschlungen, das tur gut auf das viele Fleisch. Diese landwirtschaftlichen Restaurants sind eine wahre Wohltat. Jetzt laufe ich zu Fuß nach Halensee, um auf frische Blut= und Leberwurst guten Appetit zu bekommen.“ „Man sollte meinen, daß sich so ein gutes Gericht von selbst verkauft———“ „Gewiß gewiß. Aber es kommt immer auch auf die anderen Umstände an. Der Inhaber der Würste ist nämlich ein Konditor. Sein Geschäft geht schlecht. Jetzt ist er auf die Idee gekommen, das Geschäft zu halbieren. Wer tüchtig Süßigkeiten gegessen hat, wird auf Fleisch hungrig und umgekehrt. Mit der rechten Hand backt er jetzt Kuchen und mit der linken kocht er Würste, warum nicht? Es muß jeder sehen, wie er weiter kommt.“ „Und Sie, wie lange gedenken Sie noch diesen schweren Beruf auszuüben?“ „Solange es mein Magen verträgt. Zum Glück spart man ja neuerdings überall mit der Butter, die legt sich nämlich sonst mit der Zeit aufs Herz. Aber wie gesagt, es kann heute, es kann morgen sein, daß ich die Arbeit hinwerfe — mal muß man doch vavon satt werden...“ „Und dann?“ „Dann? Oh, dann habe ich schon ein neues Engagement— wahrscheinlich als Hungerkünstler. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich sehe nämlich da drüben eine Apotheke———“ und verstohlen, holt man das Tauschobzekt, ohne daß eine Spur des Wilden oder seines Weges später wiederzufinden wäre. Ein Waldtier wenn es Bedürfnis nach menschlichen Waren hätte, könnte nicht scheuer, nicht mißtrauischer sich gebärden. Und eigentlich sind die Weddhas ja auch nichts anderes als ein Stück übriggebliebener Tierheit, mit ihrem bißchen Fetischglauben, ihren vorweltlichen Waffen, ihrem dumpfen Trieb nach Angebundenheit, ihrer Unfähigkeit sich in eine, wenn auch noch so lose Gemeinschaftsbildung zu fügen. Wägt man die Dinge gegeneinander ab, so muß man es für wunderbar halten, daß die Weddhas bis zu unseren Tagen am Leben geblieben sind. Nur weil ihr heutiges Gebiet durch Unfruchtbarkeit vor jeder stärkeren Besiedlung geschützt wurde, war dies überhaupt möglich, denn die 4½ Millionen Ceylonesen drangen sich vor allem auf der Westseite, dem ergiebigsten und reichsten Teil Ceylons zusammen. Aber natürlich wird das nicht so bleiben. Alle Kolonial= wirtschaft führt mechanisch dazu, das Hinterland zu erfassen und auszunützen. Genau gesagt, hängt die Lebensfrist der Weddhas ∆ 05 „ec M Von Annie Francé=Harrar. In dunklen Käumen sitzen sie an primitiven Webstühlen. also nur daran, ob es den Engländern einfällt, vom Osten oder Süden her eine gut fahrbare Straße ins Inselinnere zu bauen. Damit würde die Provinz Ava mit ihrem Tschungel, ihren Grassteppen, ihren kaum begangenen Wäldern dann ganz automatisch miterschlossen. Aber auch ohne dies wird es in absehbarer Zeit keine Weddhas mehr geben. Selbst in tierreichen Gebieten sind nomadisierende Stämme darauf angewiesen, von Zeit zu Zeit ihre Jagdgrunde zu wechseln. Und von festen Dörfern aus kann man überhaupt nicht unbeschränkte Zeit von der Jagd leben Schon gar nicht, wenn wie eine Zange sich rundum kultiviertes Land vorschiebt und überall sonst auf der Insel mit ganz anderen und unendlich wirksameren Waffen den Tieren nachgestellt wird. Man kann nicht sagen, daß dieses Ende ein natürliches Ausklingen ist, denn ohne den Europäer und seine Hilfsmittel könnte sich dieses dunkle und seltsame Stück Urzeit noch lange erhalten, so wie es ja auch früher viele Generationen unberührt blieb. 2 V In Erwartung kommender Genüsse. (Vorschrift: freudig erwartender Gesichtsausdruck.) „Das ist gar nicht so selten der Fall. Unsere gewöhnlichen Speisekarten sind ja begrenzt, es wiederholt sich überall dasselbe. Nur dadur.ch. daß die meisten neuen Restaurants jetzt nur mehr ihre Spezialitäten einführen lassen, entgehe ich dem wahrhaft entsetzlichen Schicksal, sechsmal am Tage Schweinebauch essen zu müssen. Dafür werde ich aber häufig gezwungen, dieselbe Speise mehrmals im gleichen Lokal zu verzehren.“ „Wieso denn das? Sind Sie dazu verpflichtet?“ „Verpflichtet nicht, aber was tut man nicht für seine Kundschaft? Da ist zum Beispiel im Westen ein Café=Restaurant, das abends seinen Gästen dicke Linsensuppe einreden möchte. Schön, sagte ich mir, du wirst die Linsensuppe managen und schlürfe dort in aller Behaglichkeit zwei Teller Suppe. Kaum hatte ich den Löffel hingelegt, kommt ein Strom neuer Gäste. Das Kino war aus, ich mußte noch einen Teller lösseln. Dann war das Theater aus, das Kabarett, eine Nachvorstellung und ein Ball. Das waren insgesamt sieben Teller Linsensuppe, Reklameportionen!“ „Und was verdienen Sie eigentlich für Ihr Reklame=Essen?“ „Ich verdiene ziemlich viel, aber ich bekomme es nicht ausbezahlt. Man ist da immer noch In dem unfruchtbarsten und einsamsten Teile von Ceylon, der südöstlichsten Provinz Uva, hausen die letzten Reste des ältesten Urvolkes von Indien, ja der ganzen Welt. Es ist sehr schwer, sie zu Gesicht zu bekommen, denn sie sind scheuer als der Panther und der Dschungelvogel, von dem jedermann weiß, daß man ihn zwar hören, aber niemals sehen wird. Nur bei den„Dorfweddhas“, nämlich bei jenen Sippen, die in einer Art Laubhütte wohnen, kann man überhaupt daran denken, einen Besuch zu machen. Die anderen, frei wie zu Urzeiten nomadisierend, leben als sogenannte „Felsenweddhas“ völlig versteckt und unsichtbar, selbst für ihre singhalesischen Nachbarn. Man kann sie ganz gut zu den Zwergvölkern des Urwaldes rechnen. Sie sind klein, schmächtig, schmalschultrig, schmalhüftig, mit erstaunlich dünnen Beinen. Bilder, die man von ihnen aufgenommen hat, zeigen sie zumeist in einer Art freihängenden Lendenschurz aus Baumwollenzeug. Aber die ganz echten und vom Weißen noch Unbeeinslußten gehen nackt, nichts schützt oder deckt ihre tief dunkelbraune dis schwarze Haut. Eine Mähne schwarzlockigen, reichlich struppigen Haares hängt Männern und Frauen über die Schulter. Dünn und echt asiatisch schwach ist der Bartwuchs. Die Frauen, zart und klein, häufig mit einem Baby auf dem Arm, das sie wie eine Aeffin mit unermüdlicher Zärtlichkeit umherschleppen, sind für europäische Begriffe wenig hübsch. Sie verstehen es womöglich noch besser als die Männer, sich zu verstecken, und es mag sein, daß alte Stammgesetze ihnen das bei irgendwelchen Strafen befehlen. Trotzdem man im Laufe der letzten hundert Jahre mehrfach wissenschaftliche Expeditionen zu diesem Urvolk unternommen hat, konnte man wenig in ihre Seele hineinsehen. Ebenso schwer erforschlich ist für uns ihre Geschichte. Die Sprache der Weddhas ist wortarm und hat mit der indischen nichts gemein. Die Felsenweddhas sollen, wie es heißt, sogar die Benützung des Feuers erst spät gelernt haben, sofern sie es überhaupt benützen. Dagegen hatte das ganze Völkchen früher scheinbar die Gewohnheit, sich Nester auf Bäumen zu errichten, ganz so, wie es die großen Menschenaffen tun, die es freilich auf Ceylon nie gegeben hat. Ihre doppeltmannshohen Bogen spannen sie aus Bambus und Palmbastschnüren. Die gefiederten Pfeile haben scharfe Stein= und in der Glut gehärtete Holzspitzen. Für größeres Wild legen sie Schlingen aus, unzerreißbare Seile, die sie selber aus Pflanzenfasern knüpfen. Sie kennen keine irdenen Gefäße und sie verstehen es auch nicht, solche zu kneten. Schmuck— sie tragen keinen. Um von den weißen Bewohnern Ceylons ein wenig Kattun oder Salz oder ein Messer zu erhalten, legen sie an bestimmten Stellen wilden Honig hin, Waldfrüchte, ein frisch getötetes Tier. Seit Jahrhunderten geht dieser altertümliche Tauschhandel am Waldrand ohne Wort, ohne daß man sich gegenseitig sieht, vor sich. Um verständlich zu machen, was sie für ihre Gabe wünschen, wird ein Stück oder Modell vom Verlangten beigefügt. In der Nacht, heimlich, angstvoll b Ein Weddha vor seiner Nütte. Nachts schleichen sie scheu wie Wilde an den Rand des Waldes. Natürlich hat es von Zeit zu Zeit Stimmen gegeben, die forderten, man müsse die Weddhas rasch und gründlich ausrotten, denn sie seien keineswegs so kindlich harmlos wie man glaubt, sondern man wisse sehr wohl, daß sie aus dem Hinterhalt mit vergifteten Pfeilen auf Fremde schießen. Aber auch davor hat die Unzugänglchkeit ihres letzten Versteckes sie bewahrt. Weder in Bösen noch im Guten sind sie seit Jahrhunderten erreichbar gewesen. Mannshohe Gräser, Lianen, wildes und untrennbares flanzengewirr haben sie geschützt. Und so werden sie auch dahingehen, wenn die Mauern dieser Welt fallen. Denn sie sind. ein Teil von ihr, gehören dazu, so wie der Mensch der europäischen Steinzeit in einen Kontinent gehörte, der voll von Urwäldern, Sümpfen und gigantischen strömenden Flüssen war. Serres enefaeee Peseretiggen MFA Mikrotilmarchiv der deutschsprachigen Presse eIV. Unterhaltung- Wissen= Kunst* Die heutigen Mädchen. Die salsche Bescheidenheit. (Nach dem Bekenntnis einer jungen Freundin.) Von R. Kaulitz=Niedeck. (Nachdruck verboten.) „Der Kampf hat begonnen zwischen uns Jüngeren und euch Mittelalterlichen: Ihr empört euch über uns, hackt auf uns herum, als ob wir ein Unkrautacker wären. Ihr laßt es nicht damit genug sein, auszujäten und auszurotten, ihr möchtet auch an unsere Lebenswurzel heran und sie irgendwo in Neuboden stecken, der euch gut dünkt. Ihr vergeßt, liebe ältere Geschlechtsgenossinnen, daß ihr vor 1916 schon fertige Menschen waret: ihr schlucktet eure Bildung und Kenntnisse nach altem gutem Rezept. pfropftet den Kork einstweilen auf das Weisheitsfläschchen aus dem ihr gelabt worden waret, wartend des Augenblicks, in dem ihr uns selbst daraus zu trinken gebeit wolltet. Jetzt brach bei euch die mächtige Enttäuschung aus, denn wir um 1916 geistig Erwachenden verweigerten eure vergilbten Rezepte(es fehlten ja auch damals den Köchinnen die Zutaten für Befolgung alter Rezepte), weil unsere Augen, unsere Sinne anderes wahrnahmen als die eurigen. Unsere Wünsche flogen zu fremden Sternen, auf denen ihr noch keine Träume gesucht hattet. So wuchsen wir auseinander, wie zwei nebeneinander gepflanzte Bäume, die ihre Lichtseite in entgegengesetzter Richtung finden. Als mich 1918, kurz vor meinem zehnten Geburtstag, meine beiden Großmütter nach einem Wunsche fragten, äußerte ich, daß mir irgendeine kleine Schußwaffe begehrenswert wäre, ein Revolver, ein Flitzbogen— ich hatte so etwas bei dem Sohne einer Nachbarin bewundert. Die Großmutter mit den samtweichen Händen, die mich später mit einem Ratssohn verheiraten wollte, machte verstörte Augen hinter ihrer Brille: „Kind, ich will dir eine kalte Kompresse auf den Kopf legen und dich zu Bett bringen.“ Die Großmutter mit den harten, verarbeiteten Händen nannte mich ein„unglaublich mißratenes Kind“, das zu wenig den Stock zu schmecken bekommen habe. Ich müßte später einen strengen Mann bekommen, der mir alle Phantastereien austreiben würde. * Ich habe nicht den Ratssohn genommen, den Mann in Amt und Würden. Ich habe aber auch nicht den Strengen genommen, den mir die andere Großmutter bestimmt hatte. Wir heutigen Mädchen wollen den neugeborenen Mann haben. Sein Titel und sein Standesansehen sind uns nicht soviel wert wie sein Unternehmungswille, sein Herausragen aus vielen durch eine Großtat, zum wenigsten durch den Schatten davon. Seine Arbeit oder seine Leistung muß das Augenmerk anderer Menschen auf sich lenken, denn wir wollen von Empfindungen durchzittert sein, die uns hinaustragen über das, was Alltagserfolg heißt. Wir wollen uns begeistern. Wir mißachteten vielleicht in dieser Begeisterungswelle Lebenssicherheit und Gesundheit des Mannes. In unserem raschen Blut tickt nur die unselige Seligkeit: er muß es erreichen oder— das andere, das ihn übertrifft, vernichtet ihn auch. Ein Wagekühner, ein Anerkannter muß er sein. Ist er nun Dekorateur eines Warenhausschaufensters, ein Weltumwanderer, ein Vortänzer, ein Erfinder oder Publizist eines neuen Gedankens. Aber das, was um ihn ist, das muß auch uns packen! * Dem Nur=Sportsmann sind wir Mädchen der neuen Zeit gar nicht mehr so hold wie ehemals. Vielleicht lockt es uns, neben seiner Stunden= oder Tagesberühmtheit zu stehen als Mitgefeierte. Doch da ist zuviel Neues, das uns stört: seine Erwartung, auch von der Ehegattin beweihräuchert zu werden, seine immer neu aufgestachelte Eigenliebe, seine Nervosität und Ruhelosigkeit— weil wir eigene besitzen—, seine Unzartheit, denn Sport macht brutal, und sein Sportherz, darin kein Kämmerchen mehr frei ist für die Liebe. Einige Sportausübungen sind uns heute fast unangenehm: Fußball, Boxen, Wettrennen. * Ob wir den begüterten, doch herbstlichen Mann zu unserem Lebenskameraden wählen wollen, die sogenannte Versorgungsstelle? Die Abenteuerlichen, die Schmissigen unter uns bestimmt. Sie greifen nach seinem Reichtum und nehmen den Besitzer dazu. In ihren Zukunftsplänen steckt abgrundtiefe Ichsucht Die zuverlässigen, aufrechten Naturen und Weitschauenden aber denken daran, daß der herbstliche Mann flink in den Winter schreitei, während sie selbst noch ihren Lebensfrühling oder=sommer leben. Sie wollen nicht an der Seite des bedeutend älteren Mannes welken oder frieren. Deshalb ziehen sie unbedingt den frischen, gesunden Lebensgefährten, sogar mit kleinen Defekten, vor. (Nachdruck verboten.) Schüttelt nicht ungläubig den Kopf! Auch die gibt's heute noch. Sie ist ebenso unangebracht wie die Unbescheidenheit. Das unangenehme„Sich=in=den=Vordergrund=bringen", das Vordrängen, eben das Unbescheidene wirkt auf jedermann abstoßend. Doch ist die falsche Bescheidenheit auch zu verwerfen. Es gibt Menschen, die dermaßen schüchtern und unfrei sind, daß sie am liebsten mit niemand sprechen möchten, insbesondere nicht mit einem Höherstehenden. Mit Energie und etwas Selbstbewußtsein kann dies überwunden werden. Meistens sind ja die Schüchternen und Bescheidenen herzensgute Menschen, und doch schlagen sie die Augen vor jedermann nieder. Da sollte jeder an sich arbeiten: denn das Auge ist der Spiegel der Welt. Es gibt Menschen, die eben von Natur aus schüchtern sind; ihnen fehlt jegliches Selbstbewußtsein. Dann gibt's wieder welche, die erst durch den Verkehr mit Mitmenschen so schüchtern geworden sind; sie wurden im Leben viel herumgestoßen, wurden nie zu richtigen Arbeiten herangezogen, konnten dadurch ihre Befähigung nicht zeigen, wurden nie gelobt oder anerkannt und haben dadurch ihr Selbstvertrauen verloren. Durch ungerechtes Bevorzugen, durch allzu übertriebenes Lob anderen gegenüber wird der zur Schüchternheit neigende Mensch verbittert und verliert jedes Zutrauen zu sich selbst. Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit können da manchmal sehr Gutes wirken. Schon bei den Kindern achte man darauf, um in die kindliche Seele recht frühzeitig das Selbstvertrauen zu pflanzen. Jedermann sollte ohne Scheu seine Kenntnisse an den Mann bringen; in der heutigen schweren Zeit kann es sich keiner gestatten, sich in falsches Licht zu setzen. Unbescheidenheit und ebenso falsche Bescheidenheit sind nicht dazu angetan. Achtung und Ansehen hervorzurufen. Isabella. Das Geisterschiff von Mexiko. Das Ende eines Alkoholschmugglerschiffes. (Nachdruck verboten.) Früher war es eine große Schonerflottille, die von BritischHonduras ausging und an der amerikanischen Küste kreuzte, um die Vereinigten Staaten mit der köstlichen Getränken zu versorgen die offiziell durch die Prohibition verboten sind und die drüben nie so glühend begehrt waren wie jetzt, wo man sie nur heimlich genießen kann. Besitzer der ganzen Flottille war ein englischer Exporteur aus Belize, der Hauptstadt von Britisch=Honduras; er hat alle diese Schiffe bis auf den Schoner alone“ eingezogen und durch kleine, schnelle Motorboote ersetzt, die sich den Fängen der amerikanischen Küstenwache schneller zu entziehen vermögen als die schwerfälligen Schoner. Nur der stabile'm alone“ mit seiner besonders geschulten Mannschaft, der mit allen für ein Schmugglerschiff nötigen Schikanen ausgestattet war, blieb auf seinem Posten. Das Schiff, das eine außerordentlich gut funktionierende„Nebelvorrichtung" besaß und mit einigen Schnellfeuerkanonen ausgerüstet war, erhielt einen neuen Dieselmotor, der seine Schnelligkeit erheblich förderte. Die„'m alone“, die vornehmlich im Golf von Mexiko kreuzte, gehörte zu den erfolgreichsten Alkoholschmugglerschiffen Die amerikanische Küstenwache bot seit Jahren alles auf. seiner habhaft zu werden. Die Besatzung des Schiffes— es handelte sich um die gerissensten Seeleute aus aller Herren Länder, an der Spitze ein riesiger Mestize als Kapitän— stand auf der Höhe der Kunst, den Amerikanern Sand in die Augen zu streuen, wenn es den Häschern wirklich einmal gelungen war, in die Nähe der„'m alone“ zu kommen. Im Nu war das Schiff in einen kleinen Vergnügungsdampfee verwandelt, in ein harmloses Frachtschiff oder sogar in ein kleines Kriegsschiff, und knirschend mußten die Küstenwächter es freigeben. Meistens aber funktionierte die Nebelvorrichtung der„Im alone“ so ausgezeichnet, daß das Schiff in undurchdringliche Nebelschleier gehüllt war und entwischen konnte, ehe die Amerikaner herangekommen waren. Die Leute, die um den Golf von Mexiko herumwohnen, nannten die„'m alone“ deshalb„das Geisterschiff von Mexiko". Man hatte große Belohnungen für diejenigen Mitglieder der amerikanischen Küstenwache ausgesetzt, denen es gelingen würde, die„'malone“ zu fangen oder unschädlich zu machen. Man war hinter dem Schmugglerschiff her wie der Teufel hinter den armen Seelen; man hatte schon oft geglaubt, den Schoner gekapert zu haben; aber man hatte immer wieder das Nachsehen gehabt. Es hatte hier und da ein kleines Feuergesecht gegeben. Zum Schluß war es dem gefürchteten Schiff immer wieder gelungen, im eigenen Nebel zu entkommen. Jetzt endlich hat es geklappt. Eine Flottille von sechs amerikanischen Küstenwachtschiffen hat es fertig gebracht, den Kreuzer nach stundenlangem Feuergefecht zu versenken, nachdem die Besatzung zuvor gefangengenommen wurde. Die gefährlichen Alkoholschmuggler werden vor ein amerikanisches Gericht gestellt. Sie dürfen sich auf recht ansehnliche Freiheitsstrafen gefaßt machen.. E. E. Ein Mord, der erst uach zvei Sahren ansekläkrt wunde. (Nachdruck verboten.) Mister Miller, ein wohlhabender Gutsbesitzer in Illinois, lebte die ersten fünf Jahre seiner Ehe mit Ruth Miller sehr glücklich und zufrieden auf seinem hübschen kleinen Gut. Sie gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach und amüsierten sich im übrigen so gut, wie es auf dem Lande möglich war. Cecil Miller war der zufriedenste Mensch auf der Welt; nur der Gedanke, kein Kind zu haben. konnte sein Glück hier und da für eine kurze Weile trüben. Mit Ruth wurde das langsam anders. Sie langweilte sich mit der Zeit fürchterlich und war sich einig, daß irgend etwas geschehen mußte. Sie kam auf die absurde Idee, nach Decatur, der nächstliegenden Stadt. zu fahren und dort eine Stellung in einem eleganten Restaurant anzunehmen, ohne daß ihr Mann sie an der Ausführung dieses unerfreulichen Vorhabens hindern konnte. Es kam, wie es kommen mußte. Die sehr hübsche, junge Frau zog die Augen der Männer auf sich, und bald wußte Mister Miller, daß seine Frau einen Geliebten hatte, den reichen Fabrikanten Ithul Edgar, der sich von da an nicht mehr um seine Frau, sondern nur noch um Ruth Miller kümmerte. Die beiden machten Autoausflüge zusammen, besuchten gemeinsam das Theater: Ruth wurde mit Geschenken überhäuft und führte das abwechslungsreiche Leben, das sie sich immer gewünscht und das sie an Cecil Millers Seite so sehr vermißt hatte. Die Freude dauerte so lange, bis Ruth wußte, daß sie ein Kind bekommen würde, das Kind eines Mannes, der einer anderen Frau gehörte und der sie nicht heiraten konnte. In ihrer Not wandte sie sich an ihren Mann und flehte ihn an. sie wieder bei sich aufzunehmen und der Vater dieses Kindes zu werden. dessen Leben sonst zerstört war, ehe es geboren wurde. Cecil Miller, der seine Frau nicht weniger liebte als früher, entschloß sich dazu. Ruth wieder zurückzuholen und ihr und dem Kinde eine Heimat zu geben Das alles wäre gut gewesen, wenn nicht Ithul Edgar schurkisch genug gewesen wäre, sich Ruth wieder zu nähern und sie von neuem in seinen Bann zu ziehen. Es half Cecil Miller nichts, daß er seine Frau beschwor, von diesem Manne zu lassen, der ihr nichts Gutes gab und der sie in der Not verlassen hatte. Ruth wußte zu gut, daß sie Edgars Willen keinen Widerstand entgegenzusetzen hatte, und daß sie ihm. solange er bei ihr war. hilflos ausgeliefert sei. Von da ab stand es bei Cecil Miller fest, daß Ithul Edgar aus dem Wege geräumt werden mußte, auf welche Weise es auch geschah. Ruth wußte, daß ihr Mann irgend etwas Schreckliches plante, das ihren Geliebten treffen würde; aber— das war seltsam— sie unternahm nichts. um Edgar zu warnen oder Cecil von seiner Tat zurückzuhalten Sie ging im Gegenteil auf den Plan ein, den ihr Mann ihr eines Tages auseinandersetzte: Man solle im Wagen des Liebhabers, den Ruth selbst zu steuern pflegte, eine Autotour unternehmen: Cecil würde sich unter dem Rücksitz des Wagens verstecken und zu gegebener Zeit von da aus einen Schuß auf Ithul Edgar abgeben, der ihm für lange Zeit einen Denkzettel geben und ihn für die Zukunft abhalten sollte, verheirateten Frauen nachzustellen. Ruth bat ihren Geliebten, mit ihr eine kleine Autotour zu unternehmen, und Edgar. der sehr verliebt in seine Freundin war, sagte freudig zu. Ruth holte Edgars Wagen aus der Garage, Cecil Miller kroch in sein Versteck. Man holte Edgar ab, und dieser setzte sich neben Ethel. die den Wagen steuerte. Während der Fahrt wurde Edgar immer verliebter, Ruth immer unruhiger, und sie wäre froh gewesen, wenn sie diese furchtbare Fahrt hinter sich gehabt hätte. Sie, die sonst sicher und unbewegt fuhr, verlor heute fast die Herrschaft über den Wagen, und als Edgar eine Bewegung machte, sie zu küssen, hätte sie bald das Steuerrad fahren lassen, und es hätte eine Katastrophe gegeben, wenn Edgar nicht das Rad erfaßt und den Wagen zum Stehen gebracht hätte. Ruth war halb besinnungslos vor Angst, und in ihrer Nervosität begann sie von ihrem Manne zu sprechen. Edgar machte einige verächtliche Bemerkungen über Cecil, und in diesem Augenblick krachte von rückwärts ein Schuß, der Ithul Edgar so unglücklich traf, daß er sofort tot zusammensank Die Eheleute verscharrten die Leiche auf dem nächsten Acker, und von da an wußte kein Mensch mehr, was mit Ithul Edgar geschehen war. Die Polizei suchte angestrengt und vergeblich, der Fabrikant blieb verschwunden, bis vor kurzem— zwei Jahre nach dem Morde— Edgars Leiche zufällig ausgegraben wurde. Der Verdacht richtete sich sofort gegen Cecil Miller, und der Gutsbesitzer leugnete keinen Augenblick, den Verführer seiner Frau getötet zu haben. Ruth Miller sagte vor dem Untersuchungsrichter aus, daß sie ihrem Manne geholfen habe, Ithul Edgar zu töten; sie hätte keinen anderen Weg gesehen, sich der Macht ihres Geliebten zu entziehen, obwohl sie gewußt hätte. daß er endlich ihr Leben zerstört haben würde. Man wartet mit Spannung auf den Prozeß gegen das Ehepaar: aber man ist allgemein überzeugt davon, daß keiner von den beiden auf den elektrischen Stuhl kommen wird. E. E. Der Igel. Von Marie Gerbrandt. (Nachdruck verboten.) Es war höchst seltsam, aber wahr: An der Stelle, wo Oswald und Hilde sich im Streit getrennt hatten, unter den drei Buchen nahe der Gartenpforte schlummerte ein Igel im dürren Laub Als man im Herbst das Vorgärtchen sauber machte, hatte Hilde ihn entdeckt. Seine Stacheln waren über und über mit braunen Blättern vollgespießt. Er schien sich im Laub gewälzt zu haben, bis er selber wie ein Laubbündel aussah. Tann hatte er eine kleine Höhlung in die Erde gegraben, sich zusammengerollt und sich seinen Winterträumen hingegeben. Hilde bedeutete dem Mädchen, den Platz unter den Buchen mit ihrem Rechen zu verschonen. Wenn das welke Laub den Winter hindurch liegenblieb, so kamen im Frühjahr hier die Veilchen um so zeitiger. We: gatnge unn E in m. Ach, die Veilchen! Ein wehes Gefühl zog bei der Vorstellung durch Hildes Brust. Wie war sie glücklich gewesen, als Oswald ihr ein Sträußchen brachte, selbst gepflückt, wennschon in ihrem eigenen Garten! Ein Mädchenherz ist eben so töricht, verklärt die geringste Gabe mit seiner Zärtlichkeit und bildet sich ein, der Strahl der Liebe gehe von da aus, wo es ihn nur selber hingzesendet hat. Wenigstens mehr als ein Strohfeuer war Oswalds Liebe sicher nicht gewesen. Die guten Freundinnen hatten es Hilde ja gleich gesagt, als der junge Oberlehrer, der aus dem Heimatdorf stammte, sich in den Ferien um ihre Gunst bewarb: Er hatte in der Stadt, in der er angestellt schon mancher den Hof gemacht. Natürlich hatte sie es damals nicht geglaubt, hatte auf Oswald geschworen, war zur höchsten Höhe der Seligkeit entzückt gewesen Nun ja, sie war eifersüchtig. Das lag einmal in ihrer Natur. Sie bangte um seine Liebe. Warum machte er Pfingsten. anstatt Heimat und Braut zu besuchen, mit den Kollegen eine Harztour? Es waren auch Damen dabei gewesen; das hatte man Hilde erzählt, lange bevor Oswald es zugegeben hatte. Und er sollte auf der Reise seinen Verlobungsring in der Tasche getragen haben. Mehrere hatten es getan. Damit die weiblichen Teilnehmer sich freier fühlten. Oh, wenn Hilde daran dachte— noch heute schnürte ihr der Zorn die Kehle zusammen!. 86112 ue 8# Also: das mußte jetzt überwunden sein. Sie hatte ja selbst ein Ende gemacht; denn sie war natürlich zu stolz, sich mit den Brosamen zu begnügen, die von anderer Tische sielen. Zwar eine Zeitlang hatte sie es leider, leider ertragen, aber ein gereizter Ton hatte zwischen ihnen dann Platz gegriffen, als sie in den Sommerferien sah, daß er wirklich ihren Ring nicht trug. Und dann der große Augenblick— noch jetzt drang Hilde die Erinnerung daran wie ein spitzes Messer ins Herz, da sie mit schriller Stimme, von Kränkung erfüllt bis zum Ueberfließen, gefragt hatte:„Wo hast du eigentlich deinen Verlobungsring?“ Der Schreck, der scheue Blick, die schmählichen, armseligen Ausreden! Verloren natürlich, verlegt, auf unbegreifliche Weise verschwunden. So weit soll die Leichtgläubigkeit eines vertrauenden Mädchenherzens gehen. O nein! Töricht war Hilde gewesen, indem sie einen Unwürdigen so grenzenlos geliebt hatte— borniert war sie nicht. Sie hatten sich ausgesprochen, gründlich: denn auch er blieb trotz seines Schuldbewußtseins keineswegs stumm, und zuletzt war er. wie konnte man es anders erwarten, im Zorn fortgestürzt Ja, das war unter den drei Buchen an der Pforte des kleinen Vorgartens gewesen: und jetzt schlummerte da der Igel, als sollten durch ihn die stacheligen Erinnerungen verkörpert werden, die sich an diese Stelle knüpften. Man konnte bitter werden, wenn der Blick zufällig den Ort streifte. Und man wurde bitter— sehr Daß in den Herbstferien Oswald sich nicht blicken ließ, hatte ja ganz Hildes Erwartung entsprochen. Daß aber die Eltern sie mit Fragen und Erörterungen quälten, anstatt zu erraten, war doch zuviel. Eltern müßten zartfühlend sein. Am besten wäre es, man besäße auch eine Stachelhaut wie ein Igel. Ais der Winter seine Schneedecke über den Garten breitete. sah das Igellager aus wie ein kleines Grab. Ein Grabbügel kann natürlich nur traurige Empfindungen wecken. Und Hilde war es oft, wenn ihr Blick wieder in die Richtung der drei Buchen ging, als müßte sie laut aufweinen:„Ja, ihr beschirmt das Grab meiner Liebe.“ Weihnachten nahte und entschwand, und Hilde erfuhr erst nachträglich, daß Oswald zum Fest gar nicht nach Hause gekommen sei. Kleiner Hügel, von jetzt ab warst du das Sinnbild für ein begrabenes Lebensglück. „Herr Oberlehrer Werner!“ meldete da eines Tages das Mädchen, als Hilde mit ihren Eltern beim späten Nachmittagskafsee saß. Schwindel ergriff sie, als würde sie in weiten Kreisen um und um geschleudert und als brausten Wasserfluten vor ihren Ohren. In der Anstrengung, nichts vavon merken zu lassen, vergaß Hilde festzustellen, ob der einst Geliebte reumütig, trotzig oder gleichmütig vor ihr stand. Jetzt saß er da und unterhielt sich mit den Eliern, die wahrscheinlich auch nicht recht wutzten, wie sie den Besuch aufzufassen hatten. Allmählich stockte doch die Unterhaltung, und der Gast, der mehrfach fragende Blicke auf Hilde geworfen hatte, stand auf. Sie erhob sich ebenfalls. Es war ihr lieb, daß die Eltern darauf verzichteten, nach ländlicher Sitte dem Besuch das Geleit bis zur Haustür zu geben, und es ihr überließen. Sie blieb aber auch draußen noch an seiner Seite.„An der Stelle, wo wir uns zuletzt sprachen“, hob sie an und fand, daß ihre Stimme, wenn sie heiser war, doch sehr widerwärtig wirkte. „da hält jetzt ein Igel den Winterschlaf.“ „So. an der Stelle?“ kam es in unleidlicher Ueberlegenheit zurück. „Wo denn sonst?" Jetzt war es ihr schon egal, wie ihre Stimme klang. „Ich glaubte— da!“ Eine leichte Handbewegung nach ihrem Herzen. Diese weichen Gesten hatten ihr immer so sehr an ihm gefallen. „Man pflegt von sich auf andere zu schließen. Ich kann aber nur mit diesem einen Igel hier aufwarten.“ Sie standen unter den Buchen. Das Laub lag wie sonst darunter, und an Stelle des kleinen Hügels sah man jetzt eine runde Höhlung. Doktor Werner setzte seinen Kneifer auf.„Nun?“ fragte er, erwartungsvoll umherspähend. „Er war morgens noch hier.“ Hilde stieß mit der Fußspitze ins Laub. Sehr niedlich sah dieses Füßchen aus. „Ja, narürlich man sieht ja, daß das Tier hier gelegen hat“. beeilte sich der Doktor zu sagen. Und dann in fast schmeichelndem Ton sagte er weiter:„Sollte es vielleicht symbolisch sein. daß es jetzt verschwunden ist?“ „Daß es hier lag, war ein Sinnbild“, murmelte Hilde mehr verwirrt, als trotzig.„Weil man hier so häßlich gegen mich war..“ „Sehr wohl möglich“, gab er ernsthaft zu; aber seine blauen Augen schauten sie neckisch an.„Man lieft ja davon, daß eine Giftpflanze aus der Erde schießt, wo eine Untat geschehen ist: warum nicht auch ein Igel? Wenn er sich nur rechtzeitig empfiehlt.— Aber was ist denn das?“ Er hatte bei den letzten Worten tiefsinnig mit de: Fußspitze im Laub gewühlt und plötzlich etwas Glänzendes zutage gefördert. Blitzschnell bückte er sich, hob es auf und hielt 5o ir freudig hin. „Dein Ring!“ schrie sie auf. Lasten fielen von ihr ab, die sie bedrückt, gehemmt, beschmutzt hatten. Wie heller Sonnenschein brach es über sie herein. „Habe ich ihn verloren?“ triumphierte er, als sei es das größte Heldenstück, seinen Verlobungsring zu verlieren.„Ich möchte bloß wissen: Wann— wieso!“ fügte er verwundert hinzu. „Beim Veilchenpflücken! Als du mir voriges Jahr Veilchen brachtest, du Lieber, Guter...“ Sie lag an seinem Halse. „Hilde, meine Hilde!“ sprach er überwältigt. Und keiner von beiden gedachte mehr des Jgels, der hier so wohlverwahrt geruht hatte, aber jetzt verschwunden war auf Rimmerwiedersehen. — Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse.V. Schyihchische Shaaudstin. (Nachdruck verboten.) Der moderne Mensch weiß, daß er die rhvihmische Gymnastik braucht. Er weiß auch, daß sich darunter mehr verbirgt, als nur körperliche Uebung. Rhythmus verbindet sich tief mit dem geistigen Wesen des Menschen. Er bestimmt seine Bewegungen wie sein Wollen. Der in rhythmischer Gymnastik geschulte Körper ist der gedeihlichste Sitz für einen stark beanspruchten Geist. Das sind gewichtige Vorteile, die uns da geboten werden: Vorteile, die uns bestimmen sollten, nicht nur aus Freude an schönen Bewegungen, sich den strengen Exerzitien, die eine gute Durchbildung des Körpers erfordern, zu anterwersei. Kombinierte Knie= und Rumpfbeuge(System Loheland). Der Körper ruht bei leicht vorgebeugtem Oberleib, mäßig gebogenen Knien und hochgehobenen Fersen auf den Fußspitzen. Eine Gleichgewichtsübung, die von wohltätigem Einfluß auf den Gesamtorganismus ist. Hat man erst den Anfang gemacht, so regt sich auch das Interesse und führt zur Beachtung. Der Mensch fühlt sich jünger, elastischer und geistig frischer. Beobachtend staunt er oft über die Schönheit der Bewegungen anderer, die harmonischfließend verlaufen. Er selbst muß noch lernen, muß seinem noch ungelenken Körper erst Harmonie geben. Er erwacht aus dumpfer Trägheit zur frohen Lebendigkeit. Er erwirbt sich die Seelenfreiheit, die ihm für seinen Beruf die freimütige Auffassung gibt, die nicht über kleine Ungelegenheiten stolpert. Bauchmuskel=Uebung(System Loheland). Langsames Heben der Beine aus gestreckter Bodenlage, dann Anheben des Oberkörpers bei gleichzeitigem Vorwärtsstrecken der Arme. Eine Uebung, die einfach aussieht. aber großes Können verlangt. Niemand suche nun nach Methoden, die ihn am schnellsten zur körperlichen und geistigen Harmonie bringen. Ein schnelles Erreichen dieses Ziels hat nicht so hohen Wert, wie eine unentwegte tägliche Morgenarbeit am Körper nach einem anatomisch richtigen System. Damit erreicht man nicht nur das „Ziel“. fondern Körper und Geist werden in reiner Harmonie auf der Höhe dieses Ziels bis in ein hohes Alter hinein verReilen. R. Schendler. Ma.„Kommen Sie'rein in die gute Stube!“ Diese weit verbreitete Redensart fand ihren Ursprung im Jahre 1876 in Leipztg. Im September besuchte der alte Kaiser(Wilhelm.) die alte Messestadt. In seinem Gefolge befand sich auch Prinz Friedrich Karl von Preußen, der ein Privatquartier bei einem angesehenen Kaufmann bezog. Als der Prinz sich anmelden ließ, wurde er von der herbeieilenden Hausfrau mit den Worten:„Königliche Hoheit, nun kommen Sie man'rein in die gute Stube!" begrüßt. Der Prinz belustigte sich herzlich über Pes tchtmrtttg. 200 Mark Krioten. Von Egon H. Straßburger. (Nachdruck verboten.) Als Herr Muckowitz frühmorgens erwachte, lief er ans Telephon. Und aufgeregt telephonierte er seine sämtlichen Bekannten an. Es waren im ganzen 34 Leute des engeren Kreises und 66 des weiteren. Also genau 100 Zeitgenossen. Der Grund für sein Telephonieren bestand darin, daß Herr Muckowitz am Tage zuvor Pech gehabt hatte. Um eine Zahlung zu erledigen, hatte er 280 Mark in ein Kuvert gesteckt, das er nun vermißte. Als er zu Bett gegangen war, hatte er zu seinem Schrei. bemerkt, daß das Kuvert samt Inhalt verschwunden war. Er hatte eine furchtbare Nacht gehabt. und Gattin und Schwiegermutter hatten bis drei Uhr morgens das verlorene Gut gesucht. Der Erfolg war der, daß ein unerhörtes Durcheinander entstand, ein tolles Chaos von Manuskripten. Rechnungen und Zeitschriften: aber das Geld im weißen Umschlag mußte auf die Verlustliste gesetzt werden. Es gab zwischen ein und zwei Uhr einen heftigen Eheskandal, weil die Schwiegermutter sich in die inneren Angelegenheiten mischte. Sie betonte mit Nachdruck, daß es eine Sünde sei. das Geld so zu verschleudern, während ihre Tochter sparsam und fast armselig lebe. Hierauf erwiderte Herr Muckowitz im Vollton seiner Männlichkeit, er wisse, was er tue, und er verbitte sich jedes Hineinreden. Seine Gattin aber unterstützte die Schwiegermutter, und so glich die Wohnung bald einem Lavaausbruch. Alles lag verwüstet umher, und nachdem Herr Muckowitz die Preise der zerstörten Gegenstände sich hatte durch den Kopf gehen lassen, erkannte er, daß die Summe des Verlustes ziemlich 600 Mark betrage. Das letzte Wort seiner Gattin vor dem Einschlafen lautete:„Unter diesen Umständen lasse ich mich scheiden!“ Tonlos erwiderte Herr Muckowitz:„Wenn ich nur wüßte, wo meine 280 Mark im Augenblick liegen!“ Zerknirscht meinte die Gattin:„Die hat ein anderer. Und mein Gazellenpelz hängt im Rauchfang!“ Also früh am Morgen fiel Herrn Muckowitz wieder das trostlose Entsetzen über die verlorenen 280 Mark an. Alle seine guten Bekannten bedauerten ihn; und verschiedene meinten, daß er jetzt wohl nicht sein kleines Auto werde kaufen können. Ma. Der Krokus als Glücks= und Unglücksbringer. An die liebliche Frühlingspflanze, die als eine der ersten Blüten im Jahre ihre zartlilafarbenen Kelche öffnet, hat sich ein hübscher Aberglaube geheftet, der den Frühlingskrokus zu einem glückbringenden Symptom werden ließ. Bei den englischen Fischern heißt es: daß einem Boot, in dem man einige in einen Kuchen eingebackene Krokusblüten mitführt, kein Unglück geschehen kann. Frische Krokusblüten sollen dem, der sie pflückt, Gesundheit und Kraft verleihen und ihm, allerdings nur, so lange sie frisch sind. Glück bringen. Ein anderer Volksglaube schreibt dem Krokus dagegen alle möglichen schlimmen Eigenschaften zu.: Hängt man einen Kranz aus Krokusblüten im Stall auf. so geht das Vieh zugrunde, legt man Krokus unter das Kopfkissen, so träumt man darauf schlimme Träume, die indes alle in Erfüllung gehen. Der Mann, der lebendige Kreuzottern hinunterschlucktt. Von Bodo M. Vogel. (Nachdruck verboten.) Vor einiger Zeit tauchte an den Ecken des Boulevard Haußmann, einer der belebtesten Straßen von Paris eine seltsame Gestalt auf. Es war ein junger Mann der einen Teppich vor sich ausbreitete und einen kleinen Käfig darauf niederstellte Die Passanien schienen ihn kaum zu beachten: dann aber nahm der junge Mann ein Tuch von dem Käfig. und man bemerkte eine Reihe von Schlangen, die lebhaft ihrem Gesängnis zu entrinnen suchten Die Großstädter und besonders die Pariser sind sehr neugierig. Bald blieben mehrere Spaziergänger stehen. um dem sonderbaren Treiben zuzuschauen. Jetzt wandte sich der junge Mann an sein Publikum. das von Sekunde zu Sekunde anwonuche „Meine Damen und Herren“, rief er mit lauter Stimme, „was Sie hier sehen, sind Kreuzottern. Diese Schlangenart ist bekanntlich eine der gefährlichsten. Genauere wissenschaftliche Einzelheiten brauche ich Ihnen darüber wohl nicht zu geben. Nur erwähnen möchte ich noch, daß die Reptile aus der Schlangenzucht meiner Schwiegermutter stammen. Daß das Gift dieser Kreuzottern unbedingt tödlich ist, können Sie sich daher wohl denken.“ Ein lautes Gelächter des Publikums begleitete diese Worte. und der junge Mann fuhr fort: „Meine Damen und meine Herren, ich will Ihre Aufmerksamkeit nicht länger in Anspruch nehmen, weil Sie über die Naturgeschichte der Schlangen sicherlich mehr wissen als ich. Der Grund. warum ich Ihnen die Tiere hier zeige, ist ein sehr einfacher Ich will nämlich, meine Herrschaften; diese Kreuzottern hier vor Ihren Augen lebendig hinunterschlucken!" Ein Murmeln durchlief die Zuschauer. und der Kreis rückte enger zusammen Der junge Mann packte eines der gefährlichen Reptile am Halse, daß es weit sein giftiges Maul aufsperrte. Die Frauen, die in den ersten Reihen des inzwischen auf Hunderte von Personen angewachsenen Auflaufs standen wichen entsetzt zurück. „Ich werde diese Schlange hier“, so tönte wieder die Stimme des lächelnden Ausrufers.„vor Ihren Augen lebendig hinunterschlucken. Bevor ich das gefährliche Experiment jedoch unternehme, möchte ich an Ihren Edelmut appellieren. Denn ich bin zwar Mitglied einer Lebensversicherung. aber die Versicherungssumme wird nur im Falle meines Todes ausbezahlt. Was aber geschieht, wenn ich mir nur eine schwere Verletzung zuziehe?— Nichts meine Damen und Herren. Darum bitte ich Sie Man lachte— und einige Geldstücke fielen auf den Teppich. „Ich verlange nur eine geringe Summe, meine Herrschaften“ ließ sich der junge Mann wieder vernehmen.„Dreißig Frank ist das Minimum, das mir jedes Auftreten einbringen muß.“ Er bückte sich und zählte die Geldstücke.„Zehn— dreizehn— achtzehn— zweiundzwanzig Frank. Ich danke herzlich. Ist niemand mehr da? Unter dreißig Frank schlucke ich die Kreuzotter nicht hinunter.“ Einer der Zuschauer, der es wohl eilig hatte, warf zehn Frank dazu. „Zweiünddreißig Frank. Danke schön, meine Herrschaften. Die Vorstellung kann beginnen.“ Das Publikum fühlte ein angenehmes Gruseln. Der junge Mann kniete nieder und legte den Kopf mit geöffnetem Munde weit nach hinten. Mit den Fingern der rechten Hand näherte er die Kreuzotter seinem Munde. Das Tier klammerte sich wütend um sein Handgelenk. Einige Frauen, die wohl Angst hatten. in Ohnmacht zu fallen, lehnten sich kreidebleich an ihre Begleiter und starrten mit entgeisterten Augen auf den jungen Menschen zu ihren Füßen, der den Tod nicht zu fürchten schien. Der junge Mann hatte die Kreuzotter seinem Munde bis auf wenige Zentimeter genähert, da wurde die Menge der atemlosen Zuschauer von den kräftigen Händen eines Schutzmannes zerteilt. Im gleichen Augenblick sprang der junge Mann, der wohl wußte, was ihm bevorstand, entsetzt auf, legte seine Kreuzotter im Bruchteil einer Sekunde wieder in den Käfig und rannte davon; ohne natürlich das eingeheimste Geld zu vergessen.— „Schade!“ riefen die Zuschauer und betrachteten den Störenfried mit nicht gerade wohlwollenden Blicken. „Weitergehen, Herrschaften! Gehen Sie weiter, meine Damen und Herren! Derartige lebensgefährliche Vorstellungen verstoßen gegen die guten Sitten und sind nicht erlaubt. Auseinandergehen..!“ Herr Muckowitz telephonierte jedem einzelnen, daß es ein Jammer sei— gerade jetzt, da er einen Wagen so notwendig brauche. Und die es nicht wußten, erfuhren es. Herr Muckowitz imponierte mit seinem neuen Plan, und ununterbrochen hörte er nun, wie wichtig es wäre, Besitzer eines Autos zu heißen. Der Kredit steige in den Augen aller Mitbürger, man gelte als reich, wenn man selbst am Steuer sitze, und die Geschäftswelt greife ganz anders zu, wenn sie erfahre, daß das Auto dem Geschäftsfreund gehöre. Herr Muckowitz überlegte in einer Telephonpause: 280 Mark — 1280 Mark—— die Sache schten Hand und Fuß zu bekommen. Als seine treusorgende Gattin ins Zimmer trat, lächelte er vergnügt. „Was? Wie? Du wagst noch ein fröhliches Gesicht zu machen?“ Und Herr Muckowitz nickte freudig mit dem Kopfe: „1280 Mark verloren, das ist’ne Sache!" Nun war Frau Muckowitz außer sich:„Du treibst mich noch zum Wahnsinn!“ Und hinausstürmend rief sie:„Mutter, hör' mal, es sind zweitausend Mark mehr geworden!" Kurzerhand schloß Herr Muckowitz die Tür und die beiden Damen trommelten vergeblich gegen das Holz. Als die Telephongespräche zu Ende waren, schrieb Herr Muckowitz an zwei Autofirmen wegen eines Wagens. Als Referenzen nannte er acht Herren, mit denen er kurz vorher telephoniert hatte. Und dann ging er noch zum Portier und erzählte ihm, sich höchst aufgeregt stellend, er habe 2280 Mark in einem Kuvert verloren. Der Portier erwiderte als Menschenkenner nur:„So was kann mir nicht passieren! Aber da sieht man ja, wo Geld steckt.“ Herr Muckowitz meinte:„Gott ja, verloren, ich möchte Sie nur bitten, wenn Sie das Geld finden sollten... Sie kriegen fünfzig Mark Finderlohn.“ Nachdem Herr Möllmann, der Portier, seiner Frau erklärt hatte, die Muckowitz=Leute müßten steinreich sein und sehr splendid noch dazu, begab er sich zu den Müllkästen im Hofe und durchwühlte das Müll von oben bis unten. Ein paar Tage später kam der Vertreter einer großzügigen amerikanischen Pelzfirma mit den wertvollsten Sommerpelzen, um Herrn Muckowitz das Beste zu zeigen, was er auf Lager habe. Herr Muckowitz geriet etwas in Verlegenheit. Er stammelte. indem ihm einfiel, daß die Preise für ihn doch etwas zu teuer wären. Das Gewissen! Amerika aber lächelte:„Nehmen Sie ruhig den Fehpelz für Ihre Gattin— hier, den für dreiEs blieb dem Publikum nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Mehr oder minder brummend und schimpfend zogen die enttäuschten Zuschauer ihres Weges. Bald jedoch hatten sie den Vorfall wieder vergessen. Man hätte ihn wohl für immer vergessen, wenn nicht der Herr. der die zehn Frank spendiert hatte. am anderen Tage abermals dem furchtlosen Schlangenfresser begegnet wäre. Diesmal stand er an einer belebten Ecke des Boulevard Sebastopol. Wieder war eine große Zuschauermenge um ihn geschart. Wieder sielen die unvermeidlichen dreißig Frank auf den Teppich Wieder wichen die entsetzten Frauen vor dem geifernden Maut des aistigen Reptils zurück. Wieder näherte der rätselhafte junge Mann die Kreuzotter seinem Munde bis auf wenige Zentimeter Da!— Was war denn das? Wieder tauchte im entscheidenden Augenblick der Schutzmann auf. wieder rannte der Schlangenfresser davon. Wieder rief der Hüter der Ordnung der Menge zu:„Weiter ehen. Herrschaften.* Es war der gleiche Schutzmann wie bei der Vorstellung am Tage vorher! Jetzt ging dem Herrn, der den seltsamen Vorfall zum zweiten Male beobachtete ein Licht auf Und er rannte zum nächsten Schutzmann. einem richtigen natürlich Aber es war bereits zu spät Der junge Mensch, der lebendige Kreuzottern hinunterschlucken wollte, war verschwunden. Mit ihm das Geld und mit ihm der falsche Schutzmann. ohne Zweifel sein Helfershelfer Wieviel mochten die beiden Gauner wohl mit ihrem genialen Trick verdient haben? Die Pariser Polizei weiß es nicht. Sie sucht das edle Paar heute noch... Der Seidenmantel aus Glanzseiden, ripsartigen Seiden oder Kunstseiden. 1. Ein gerades Oberteil in Verbindung mit einer glockigen unteren Partie; unterer Rand mit stilisierten Blüten, die aus dem Material des Mantels verarbeitet sind. 2. Ausgezeichneter Kontrasteffekt der matten und glänzenden Seide. 3. Daß Borten einen guten Effekt sichern, ist bekannt, und besonders die matte Rückseite der Glanzseiden wird, wenn sie nach außen verarbeitet erscheint, mit Tressen zu ausgezeichneten Wirkungen geführt. Kinderphanlaste! „Mutti, dürfen wir Vatis Hosenstrecker nehmen?" „Was wollt ihr denn damit?“ „Ach, wir wollen bloß mit Fritz spanische Inquisition spielen!" tausend Mark.“— Herr Muckowitz überlegte einen Augenblick; dann fragte er schüchtern:„Haben Sie sich auch mal über mich erkundigt? Im übrigen wollte ich eigentlich einen Gazellenpelz kaufen.“ Der andere wehrte ab:„Ach, wo werden Sie? Immer standesgemäß, Herr Muckowitz! Und was die Zahlungsbedingungen betrifft, bezahlen Sie nach einem halben Jahre. nach dreiviertel Jahren. Sie sind uns gut, wir haben die besten Auskünfte über Sie bei Ihren Bekannten bekommen.“ Frau Muckowitz war versöhnt. Und schon am selben Nachmittag lief sie in ihrem fabelhaften Fehpelz. an dem noch aus Versehen die Preisauszeichnung„3000 Mark“ stand, über den Kurfürstendamm.— Was kragt dir Bamr auf der Antbreise! (Nachdruck verboten.) Die wahre Eleganz liegt in der Zweckmäßigkeit, in der Harmonie, im Selbstverständlichen des Anzugs. Ort. Zeit und noch manches andere müssen berücksichtigt werden. Sowohl in der Limousine als auch im offenen Wagen ist jedes praktische Kostüm geeignet. Bedingung aber ist der Automantel. Er muß weit übereinander schließen, so daß er auch im Sitzen gut deckt. Natürlich ist der Kragen hoch zum Schließen und mit Gürtel verarbeitet. Am vorteilhaftesten wählt man imprägnierten Burberry, der auch immer hübsch und fesch aussieht. Oft liegt man unverhofft eine Zeitlang auf der Landstraße oder man ist genötigt, eine kurze Strecke zu Fuß zurückzulegen; für diese Eventualitäten ist ein leichter Uebermantel sehr praktisch, ebenso derbe Schuhe. Ein verstaubter, beschmutzter Stöckelschuh wirkt auf der Landstraße lächerlich und deplaciert. Als Kopfbedeckung wirkt immer sehr reizvoll ein Autokopftuch aus Wildleder. Um alles Schöne bei einer Autotour voll genießen zu können, darf man ja keine Sorge um seinen Anzug haben. Deshalb ist der ausgesprochene Autosportanzug das Richtige; dieser besteht aus Jacke, Kittel, Westenrock und Bluse. Solcher Sportdreß gibt völlige Bewegungsfreiheit, sowohl auf der Landstraße als auch im Gebirge. Zur Vervollständigung fehlt jetzt nur noch der Handschuh, der sehr bequem sein muß. Am besten und praktischsten sind Handschuhe zum Schlüpfen. So ausgerüstet, ist man geseit gegen Wind und Wetter: man kann sich mit Lust und Fröhlichkeit den vielen Reizen, die eine Autoreise unzweifelhaft mit sich bringt, hingeben. Isabella.