N 272. Sonntag den 2. Oktober 1842. Düsseldorf, 1. Oktober. Der Monat August 1842. Inland. Der Monat August war Zeuge der herzlichen Aufnahme, die JJ. MM. dem König und der Königin, auf Ihrer Reise nach der Rheinprovinz, in Westphalen zu Theil wurde. Wir können die Beschreibung der einzelnen Details übergehen, da zur Zeit über die Feste zu Münster in diesen Blättern ausführlich berichtet wurde. An die rheinischen Feste und über die tausend Züge, welche„diese schönen Tage auf eigenthümliche, den Ueberlieferungen der Städte und den Sitten des Landes entsprechende Weise hervorhoben", wäre eigentlich erst bei der Uebersicht des Monats September zu erinnern; indessen dürfte es auch dann überflüssig seyn, da die rheinischen Blätter des Breiten darüber gesprochen haben. Die schönsten Momente waren unstreitig die, wo an die Gemeinsamkeit des Vaterlandes erinnert wurde. So wie der König selbst in seiner Rede vor dem Dom den Hauptaccent auf diese Einheit legte, so konnte die Antwort und Zustimmung von keinem bedeutsameren Organ gegeben werden, als von dem glorreichen Vertreter des Kaiserhauses, dem Erzherzog Johann. Möge diese Einheit dauern für und für, und möge sie nie getrübt werden durch kleinliche Eitelkeit und selbstische Eifersucht! Hervorzuheben aus der Reise des Königs ist hauptsächlich Sr. Maj. Audienz, die er den Predigern der Diözesen Minden, Vlotho und Lübbecke gab, worin der Monarch sein Mißfallen über die hie und da aufgetauchte Meinung äußerte, als ob er veralteten, nicht zeitgemäßen religiösen Tendenzen huldige und durch Gesetzgebung erzwingen wolle, was sich nur aus der Kirche selber herausbilden könne. Se. Maj. bemerkte, daß die Stimme der Verläumdung über Seine kirchlichen Ansichten und Bestrebungen sich so weit verbreitet habe, daß es schwer werde, darüber zu schweigen. Man habe Ihm das Verfolgen unzeitgemäßer Tendenzen, ja förmliche Einfältigkeiten inkirchlichen Unternehmungen angedichtet. Z. B. habe man Jhm nachgesagt, daß Er eine strenge Sonntagsfeier durch äußere Gesetze zu gebieten vorhabe. Es sey gewiß etwas sehr Schönes und Wichtiges um eine strenge Sonntagsheiligung, Er sey aber weit davon entfernt, solche auf dem Wege äußerer Gesetzgebung erzielen zu wollen, sie müsse aus der kirchlichen Sitte und insbesondere durch das Wirken der Geistlichen hervorkommen. Er wisse wohl, daß noch vieles in der Kirche zu thun übrig sey, aber Er sey nicht gesonnen, ihr durch Gesetz und Gewalt etwas aufdringen zu wollen. Er sey vielmehr, der Ansicht, daß die Kirche das Rechte und Wahre, überall wo es ihr noch fehle, aus sich selbst, durch den Geist, der ia ihr walte, herausbilden müsse, und wolle ihr dieses gern überlassen." In dem Streite, in welchem sich der Senat der Berliner Universität mit dem Kultusministerium über den„Bund des historischen Christus" befindet, muß diese königl. Aeußerung von langem Nachhall seyn, und jeden Gedanken von Aufdrängen in kirchlichen Dingen verscheuchen. In Deutschland steht Baden fortwährend als der unerschütterliche Fels ächter Constitutionalität da; mit Freuden haben wir fortwährend die Spalten unseres Blattes den kräftigen Reden der badischen Abgeordneten geöffnet, die im Bewußtseyn ihrer guten Sache wie Männer auftraten!„Wer nach besserm Willen und Wissen, sagt mit Recht die Oberd. Zeitung, gehandelt hat und sich bewußt ist, seine Pflicht erfüllt zu haben, darf ruhig dem öffentlichen Urtheile über seine Thätigkeit entgegensehen, und Badens zweite Kammer kann, gleichviel ob ihre Verhandlungen schon gegenwärtig direkte Resultate bringen oder nicht, mit jener Befriedigung auf die Session zurückblicken, die das Bewußtseyn giot, redlich das Gute gewollt zu haben. Die Theilnahme von Deutschland scheint ihr wenigstens gesichert!" Und wir fügen freudig hinzu: nicht nur die Theilnahme Deutschlands ist ihr gesichert, sondern auch die Theilnahme des Auslandes! Dank den braven Männern: Itzstein, Sander, Welcker, Bassermann u. s. w. In der so eben erschienenen Lebensgeschichte des verstorbenen preußischen Kriegsministers v. Witzleben finden wir in Beziehung auf Badens Constitution eine wichtige Aeußerung des Großherzogs, welche allgemein bekannt zu werden verdient. v. Witzleben hatte nämlich den 12. Sept. 1825 in Koblenz eine Unterredung mit dem Herzoge von Nassau, welcher gegen das Institut der Landwehr eiferte und dabei behauptete, es sey eine leere Floskel, daß das Gesetz regieren müsse, es sey nothwendig, daß einer über dem Gesetze sey, der nach Gutdünken interpretire, so meine er es als Ultraroyalist. Dek Großherzog von Baden sey nun hinzugetreten, und als Witzleben ihm zu dem Ausgange der letzten ständischen Versammlung Glück gewünscht, habe derselbe entgegnet:„Ich befinde mich sehr wohl bei den ständischen Versammlungen, sie halten auf der einen Seite die Beamten im Zaum und sichern auf der anderen eine größere Reife der Gesetze." Oestreich. Oestreich schreitet fortwährend in der Stille auf dem Wege der Reformen intellectueller und materieller Art vorwärts. So haben am 12. August die nichtadeligen Stände Siebenbürgens einen großen Triumph der Emancipation gefeiert. An diesem Tage wurde auf dem Landtag der Grundsatz ausgesprochen, daß jeder ohne Ausnahme verpflichtet wäre, an den gemeinsamen Arbeiten des Landes Theil zu nehmen. Einige Tage später faßten die Stände den Beschluß: jeder Nichtadelige solle das Recht haben, liegende Gründe aller Art zu erwerben und zu besitzen, und die Strafe der Stockstreiche ist aus dem peinlichen Rechte der Grundherren ganz ausgeschlossen. Aber— mirabile dictu— in Siebenbürgen ist man erst am 12. August 1842 auf die Idee verfallen, einzusehen, daß es außer dem Adel auch noch andere Menschenkinder gäbe, die da fähig wären, liegende Gründe zu erwerben und— mirabilius dictu— die adeligen Herren dürfen nicht mehr prügeln! Risum teneatis! Rußland und Polen. Die Niederlage der Russen in Tscherkessien bestätigt sich immer mehr, und es will uns bedünken, daß es jenen nie gelingen wird, ihre Sitten und Gebräuche auch über dieses Bergvolk auszubreiten. Was den Engländern China ist, das wird Tscherkessien Rußland werden, falls das letztere seine kriegerischen Streifzüge fortsetzen und sich mit der Lection, die es auf dem Zuge nach Chiwa erhalten, nicht begnügen sollte. Europa sieht nicht ohne innige Theilnahme auf diesen Kampf, und glauben wir, daß gewiß Viele so fühlen, wie der Dichter des„jüngsten Gerichts" singt in seinem Gedichte: Tscherkessien. Ach Heldenvolk! mit dir ist meine Seele! Heb auf den Arm, zerschmettre sie das Schwert! sié das ferne Rohr nicht einmal fehle, Die Ketten zu Dir schleppen! die bewehrt Zu Tausenden in deine Heimath dringen, Um Schmach und Fesseln freiem Mann zu bringen! Volk! auf deine Felsen rolle Blöcke Und sturze sie hinunter auf die Schaar Der Fremdlinge! Und wenn sie schlummern wecke Sie Siegsgeschrei aus Nacht und Schlaf! Ein Aar Wirf dich auf sie, ein Aar in Schlachtgewittern, Daß alle Säulen deinem Sturm zersplittern! Spreng in sie ein auf langgestreckten Rossen Und mäh' sie nieder mit dem Sensenschwert! Voll Blut dein Silberpanzer, wie durchschossen Mit rothen Rosen!— Volk, der Freiheit werth, Mach, daß sie selbst den Schritt sich vorwärts hemmen, Da jede Schlucht sie voll mit Leichen dämmen! Sie werden vor dir fliehen, Staub und Steine Aufwirbelnd mit dem überhetzten Huf! Sie werden schon erschrecken, wenn sie deine Gewalt'gen Krieger sehen! Und vor dem Ruf Zur Schlacht hinsinken sie;— es sind nur Knechte! Doch Volk, dein Krieg der einzige gerechte!! Denn Nothwehr ist's!— Um noch zu einem Lande, Das eines Tags doch in sich selbst zerfällt, Ein Stück hinzuzufügen— o der Schande!— Sind Tausende schon an dem Fels zerschellt! Sind Tausende schon wieder von den Herden Gerissen, dort wie die zerschellt zu werden! O Schöpfer sieh! da sinkt schon wieder Einer! Er liegt und winselt, blutet, stöhnt und brüllt Vor ungeheurem Schmerz;— es hilft ihm Keiner! Liegt tagelang von Todesnoth erfüllt!— Und stirbt! indeß dort tausend andre sterben, Die, so wie er, dem Uebermuth verderben. O wohl der Mühe werth, daß ihn in Schmerzen Die arme Mutter einst darum gebar; Daß Sorg und Kummer sie in ihrem Herzen Gehegt, bis daß das Kind erzogen war! Nun ist es groß!!— dort liegt der Mutter Freude, Der Mutter Herz ermordet auf der Heide!— Und Flammensäulen wirbeln von den Höhen: Des Landmanns Frucht gesät in Müh und Schweiß! Und dort die Hungersnoth daneben stehen Seht an der Stätte, wo nun darbt der Fleiß!— Und noch viel schöne, reine Freuden feiern Den frühen Tod der Jünglinge, der theuern! — O Heldenvolk! mit dir ist meine Seele! Ich lieb dein blaues Aug, dein blondes Haar! Heb auf den Arm! daß nie der Schuß sie fehle! Stürz auf sie wie ein wildgehetzter Aar! Triumphgesang erschall auf deinen Höhen! Die Freiyeit bleib, die Freiheit dir bestehen!! Frankreich. Für Frankreichs Zukunft war der Monat August von großer Bedeutung. Am 20. August wurde von der Deputirtenkammer mit 310 gegen 94 Stimmen der, wie man sagt, vom Könige selbst redigirte Gesetzesentwurf über die Regentschaft angenommen. Das Ministerium Soult=Guizot war theilweise für eine Regentschaft der Mutter des Grafen von Paris, die durch einen Regentschafts= rath unterstützt werden sollte. Ludwig Philipp aber, wohl voraussehend, daß in einem Lande, wie Frankreich, eine weibliche Regentschaft nicht mit der Kraft werde auftreten können, die in der Hand eines Mannes liegt, und daß bei freier Presse eine weibliche Regentschaft zu vielen Schlägen der Opposition ausgesetzt seyn würde, daß der leiseste Hauch boshafter Anschwärzungen unersetzlichen Schaden bringen würde, hat durch Namhaftmachung dieser Gründe das Ministerium endlich überzeugt, daß die Regentschaft einer männlichen Hand anvertraut werden müßte; und so wurde denn der Herzog von Nemours, als der älteste Onkel des präsumtiven Thronerben, zum Regenten gewählt. Von großer Bedeutung ist die veränderte Stellung, die einige Parteiführer bei den Debatten über das Regentschaftsgesetz angenommen haben. Thiers trat von der Linken zum Centrum, und Lamartine zu Odilon Barrot über, nachdem dieser sich von Thiers getrennt hatte. Was diese neuen Stellungen bedeuten werden, kann erst die Zukunft lehren. Belgien. In der Repräsentantenkammer wurde mit großer Majorität und vom Senat einstimmig die Zollübereinkunft mit Frankreich angenommen. Man hofft, in Paris für Belgien durch neue Unterhandlungen größere Handelsvortheile zu erlangen. Inzwischen scheint die Stimmung daselbst ungünstig zu seyn, weil Belgien dem deutschen Zollverband in Wein und Seidenwaaren gleiche Vortheile wie Frankreich zugestanden hat. Inland. Berlin, vom 21. Sept. Das Gerücht, daß Se. Excellenz der Minister Eichhorn aus dem bisherigen Wirkungskreise in einen andern übergehen werde, den man noch nicht näher bezeichnet, bedarf wohl sehr der Bestätigung, und hat seine Hauptquelle gewiß nur in den stets erneuerten Reibungen, die gerade in dem Bereich dieses Ministeriums, das allerdings am meisten einem Einflusse von fremden Seiten her ausgesetzt ist, stattfinden.(A. Z.) Berlin, vom 22. Sept. In Bezug auf die neuerlichen Anführungen einiger Zeitungen über die Nachtheile, welche unserer Rechtspflege aus einem starren Festhalten an dem Anciennetätsprincip, nämlich an dem Princip, die Obergerichtsassessoren nur nach dem Datum ihres Patents zu Richter= und insbesondere zu Rathsstellen zu befördern, allerdings erwachsen und mit der Zeit noch mehr erwachsen müssen, kann versichert werden, daß auf Veranlassung des Ministers Mühler ein Gesetz zu einer zweckmäßigen erheblichen Modification dieses Princips in der Berathung ist.(A. Z.) Berlin, vom 25. Sept. Es scheint nunmehr entschieden, daß sich der Minister v. Ladenberg mit Ende dieses Jahrs aus dem Dienste zurückzieht, und wenn man andern Vermuthungen Glauben schenkt, so geht die Verwaltung der Forsten und Domainen unter Direction des Baron Senft v. Pilsach an das Finanz=Ministerium über, welches dafür die Partie für Handel und Gewerbe, als eine künftig für sich bestehende Administration, abgibt, wobei es sich alsdann zeigen wird, ob sich das Gerücht vom Wiedereintritt des Ministers v. Rochow bestätigt, dem dieser Verwaltungszweig zugedacht seyn soll. (Hb. C.) Berlin, vom 27. Sept. Ueber die Verwaltung des Grafen v. Arnim hört man nur Gutes. Derselbe dringt nicht allein in alle Geschäfte tief ein, sondern ist auch ein entschiedener Feind aller die Gesetze beengenden Polizeireskripte. Auf seinen Antrag ist es geschehen, daß die Bestrafung des Gesindes wegen Veruntreuungen gegen die Dienstherrschaft den Kriminalgerichten wieder zurückgegeben worden ist. Auch die exekutive Polizei wird mit Strenge von ihm kontrollirt, was allerdings sehr Noth thut, da Verhaftungen, die nachher sich nicht gesetzlich rechtfertigen lassen, tagtäglich vorkommen. Dieselben werden in der Regel allerdings nur gegen ärmere Staatseinwohner vollführt, allein dies ist kein Grund, diesen die Sicherheit der Person nicht zu garantiren. Gegen die arbeitenden Klassen sollte man mit um so größerer Vorsicht zu Werke gehen, als sie dadurch aus ihrem Nahrungszustande gerissen und nicht allein in Armuth gerathen, sondern sehr oft durch die schlechte Bekanntschaft, die sie in unsern überfüllten Gefängnissen machen, erst recht auf die Bahn des Verbrechens hingeleitet werden. So geschieht es nicht selten, daß Dienstherrschaften ihre Diener, denen sie entweder den Lohn verschulden, sie beleidigt, oder aus irgend einem andern unrechtmäßigen Grunde aus dem Dienste entlassen haben, sich ihrer entledigen, indem sie dieselben einer Veruntreuung anklagen und zum Kriminalarrest abholen lassen; was sie natürlich nur durch die Gefälligkeit eines Polizeikommissärs bewerkstelligen können. Solche Uebertretungen finden aber vor dem neuen Minister keine Nachsicht und die wohlthätigen Folgen einer solchen Strenge werden sich auch bald zeigen. Eben so beliebt und thätig ist der neue Ministerialdirektor v. Wedell, der ebenfalls ein junger Mann ist und außer seinem frühern Gehalte eine persönliche Zulage von 2500 Thlr. jährlich erhält. In administrativer Beziehung läßt daher das neue Ministerium des Innern nicht viel zu wünschen übrig.(Rh. Z.) Berlin, vom 28. Sept. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Geh. Staats= und Kabinetsminister Frhrn. v. Bülow die Annahme des demselben von Sr. Majestät dem Könige der Niederlande verliehenen Großkreuzes des niederländischen LöwenOrdens zu gestatten. — Se. K. Hoh. der Prinz Karl ist aus der Provinz Sachsen hier wieder eingetroffen. — Der bisherige Privatdocent an der Universität zu Kiel, Dr. Otto Jahn, ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität zu Greifswald ernannt worden. Köln. Die an den König gerichtete Petition über die Reform der Kommunalverfassung enthält, der Rheinischen Zeitung zufolge, im Wesentlichen Folgendes: Die Bürgerschaft klagt, daß sie noch jetzt unter einer Gemeindegesetzgebung stehe, die ihren Ursprung aus der Schreckensperiode Frankreichs herleite, wo nach der vollkommensten Anarchie und Verwilderung aller geselligen Zustände das neue Gouvernement durch Centralisation der Gewalten die Herstellung der Ordnung nicht auf das Vertrauen zum Volke, sondern auf seine Macht zu fußen sich genöthigt sah. Sie klagt, daß die sämmtlichen Repräsentanten der Gemeinde, sowohl Bürgermeister als Beigeordnete und deren Räthe ihr ohne ihre Wahl und ohne ihre Zustimmung vom Staate aufgedrungen werden; daß aber auch den Gemeinderäthen gar kein Einfluß auf die Administration des Communalvermögens und auf die Lenkung des Gemeindewesens, sondern nur eine beschränkte und meist nur konsultative Einwirkung auf einzelne Angelegenheiten zustehe, daß vielmehr die ganze Gewalt einzig in die Hand des Bürgermeisters unter der Vormundschaft der Regierung gelegt sey, daß endlich der Bürgerschaft nicht die mindeste Rechenschaft über den Stand und die Verwendung des Vermögens, über die Benutzung der Rechte und Wahrnehmungen der Interessen der Gemeinheit gegeben werde, sie vielmehr in jeder Beziehung sich in einem permanenten Interdictionszustande befinde. Sie beruft sich auf die Verfassung sämmtlicher Städte in den alten Provinzen der Monarchie, die mit großer Freisinnigkeit den Gemeinden eine selbstständige Verwaltung ihrer Angelegenheiten gewähre und ihnen die eigene Wahl ihres Vorstandes überlasse. Die Bürgerschaft Kölns glaubt, daß sie um so mehr in allen obigen Beziehungen klaglos gestellt werden müsse, als ihre Stadt zu allen Zeiten bis zum Umsturze des deutschen Reiches eine sehr selbstständige Verfassung gehabt habe, und nach diesen Vorausschickungen bittet sie ihren König um eine Reform des gegenwärtigen Zustandes und die Allerhöchste Erlaubniß, durch eine mittelst zweckmäßiger Wahl anzuordnende Bürgerrepräsentation den Entwurf zu einer neuen, Communalordnung bearbeiten und zur landesherrlichen Prüfung einreichen zu dürfen. Sie erklärt dabei, daß dieser Entwurf sich zum Theil auf die Allerhöchsten Gesetze vom 19. November 1808 und 17. März 1831 gründen solle, zugleich aber auch den Bedürfnissen der Zeit und des Ortes und den hier bestehenden Institutionen angepaßt werden müsse. Köln, vom 30. Sept. Gestern Abend traf Georg Herwegh, auf dem Dampfboot von Mainz kommend, hier ein, wird aber nur kurze Zeit in unserer Stadt verweilen, weil er noch einen größeren Theil Deutschlands zu durchreisen gedenkt. Der Dichter, welchen das Leben unserer Gegenwart so tief ergriffen hat, wird hier wie im ganzen Vaterlande die Bestätigung finden, daß seine Lieder im Herzen des Volkes wurzeln. Zugleich mit Herwegh ist auch Karl Gutzkow, auf einer Reise nach Hamburg begriffen, hier eingetroffen.(Rh. Z.) Cleve, vom 30. Sept. Das heutige Wochenblatt enthält unter der Ueberschrift„die Rheinreise des Königs" Folgendes: „Unser erhabener Monarch hat sie vollendet, ohne die gute Stadt Cleve so wie andere Städte des nördlichen Theils der Rheinprovinz mit Seiner hohen Gegenwart beglückt zu haben. Es hat uns dieses gewiß tief betrübt. Jedermann weiß, wie wir uns nach dem Augenblick gesehnt, wo JJ. MM. der König und die Königin in unserer Mitte erscheinen und die Huldigung aufrichtiger treugesinnter Unterthanen entgegen nehmen würde. Als Bewohner eines Landestheils (des Herzogthums Cleve), welche allemal bei dem Gedanken an eine längstvergangene Zeit, wo er bereits unter Preußens beglückendem Scepter gestanden, frohe Reminiscenzen feiern, würde unser Jubel um so lauter aus vollem Herzen bei dem Empfange des vielgeliebten Herrscherpaares ertönt haben. O! daß wir den seelenvollen Genuß entbehren mußten, den uns der entzückende Anblick des Königs gewährt haben würde, nachdem Se. Majestät bei der Grundsteinlegung des Kölner Dombaues so herrliche Worte für Deutschlands Einheit gesprochen. Unser Gruß an den hohen Schirmherrn dieser hehren, dem Volke tief eingeprägten Gesinnung hätte in dem Ausdrucke der allgemeinen Begeisterung kaum eine Gränze gefunden. Auch die huldreiche Nähe der Königin, dieser erhabenen Fürstin, welche durch eine bezaubernde Güte und Freundlichkeit aller Herzen einnimmt, ist uns leider! nicht zu Theil geworden. Doch kommen von Ihr für uns tröstliche Worte her. Es hat nämlich die Königl. Frau, so wird aus glaubhafter Quelle versichert, in der Unterhaltung mit den Behörden, als sie in Saarbrücken zur Cour erschienen waren und das Gespräch auf Cleve kam, mit wirklichem Bedauern der eingetretenen Umstände erwähnt, welche diesmal die hiesige Anwesenheit des hochgepriesenen Königspaares verhinderten:„Hätte Mein Mann nicht so sehr an seinem Fußübel zu leiden, so hätte Ich wohl gewünscht, auch jenen entgegengesetzten Theil der Rheinprovinz, wo es Mir überall so wohl gefallen, kennen zu lernen. Nun aber mussen Wir mit der größten Eile reisen, um zeitig wieder in Berlin einzutreffen. Indessen denke Ich bei der nächsten Rheinreise dort zu seyn." In diesen theilnehmenden, wörtlich wiedergegebenen Ausdrücken gedachten J. Maj. die Königin unser mit Liebe. Es ist daher nicht Königl. Ungnade, sondern ein zufällig eingetretenes, beklagenswerthes Mißgeschick, welches uns jene Entbehrungen auferlegt. Doch beruhigt dürfen wir nunmehr trostvoll in die Zukunft blicken. Wie doch die Königl. Huld der Stadt Cleve behalten ist, beweisen ja auch die in diesen Tagen kund gewordenen, persönlichen Auszeichnungen, worin solche einen nicht unbedeutenden Antheil hat." Trier, vom 28. Sept. Diesen Morgen fand nach Beendigung der kirchlichen Ceremonie die feierliche Beerdigung des, in Folge eines Sturzes am 25. d. M. dahier verstorbenen Majors in königl. französischen Diensten, Herrn Joseph Leopold Bernard Saal, Ritters des Kreuzes der Ehrenlegion, mit allen seinem Range gebührenden militärischen Ehrenbezeigungen statt. Ein invalider französischer Kapitän trug als ehemaliger Waffengefährte die Ordens=Insignien des Verblichenen aus dem Sterbehause nach der Kirche. Nach vollendetem Trauergottesdienste entwickelte sich vor der Kirche die Trauerparade, bei welcher man die hohe Generalität, das gesammte Offiziercorps der hiesigen Garnison und viele inactive Stabsoffiziere erblickte. Unter dem Wirbeln der gedämpften Trommeln und den Tönen der Trauermusik bewegte sich der Zug durch die porta nigra nach dem Friedhofe, wo der katholische Militär=Geistliche, Herr Kremer, am offenen Grabe einen Vortrag hielt, in welchem er nach einer kurzen zweckmäßigen Einleitung den Umstehenden einen biographischen Umriß über den, wegen seiner geistigen und gemüthlichen Eigenschaften allgemein geschätzten Verblichenen lieferte und passende moralische Nutzanwendungen anknüpfte. Unter einer dreimaligen MusketenSalve wurde der Sarg der Mutter Erde übergeben, und mit demselben die irdischen Ueberreste eines theuern Lebens, welches unter dem Oberbefehle des, durch Schicksal mit ihm verketteten Herzogs von Orleans in Afrika kämpfend und blutend, in dem kurzen Zeitraume von zwölf Jahren alle Grade vom Seconde-Lieutenant bis zum Major durchlaufen hat. Eine stille Rührung hatte sich des ganzen Zuges bemächtiget, und es bethätigte sich hier auf das vollkommenste, daß moralischer Werth und persönliche Tapferkeit überall ihre Anerkennung finden.(Trier. Ztg.) Aus dem Moselthale, vom 26. September. So sehr auch unsere Winzer vor nicht gar langer Zeit das Eintreten der jetzigen nassen Witterung herbeiwünschten, eben so sehnsüchtig sehen sie jetzt dem Aufhören derselben entgegen, und wahrlich würde ihre längere Fortdauer einen sehr nachtheiligen Einfluß auf unsere Trauben ausüben. Schon jetzt fangen die, zunächst am Boden sich befindlichen überall an, in Fäulniß überzugehen. Deshalb wird auch schon viel von einer nahen Weinlese gesprochen, die denn doch keineswegs die Qualität des Weines verbessern hilft. Unsere Winzer können sich noch immer nicht von der Idee trennen, daß zu einem guten Herbst auch eine frühzeitige Lese gehöre, nicht bedenkend, daß einige warme Tage des Oktobers oft mehr Wirkung auf die Güte der Trauben ausüben, als noch so viele im August. Der unbedeutende Schaden, der durch die Fäulniß einiger Trauben entsteht, wird ja auch hinlänglich durch die größere Güte der übrigen ersetzt, und man muß immerhin gestehen, daß auch in diesem Jahre noch vielen unserer Trauben, um ausgezeichnet genannt zu werden, anhaltendes gutes Wetter Noth thut.— Die denkwürdigen Worte, welche Se. Maj. der König den Deputirten der Aachener Bürgerschaft auf ihre Bitte um eine Reform ihrer Kommunal=Verfassung erwiderte, daß es nämlich längst sein Wunsch gewesen sey, den rheinischen Gemeinden eine größere Selbstständigkeit zu verleihen, haben auch auf dem platten Lande, so weit sie dort zur öffentlichen Kunde gelangten, allgemeines Interesse erregt und die Hoffnung ins Leben gerufen, daß auch den Landgemeinden eine ihren Bedürfnissen mehr anpassende GemeindeVerfassung, vielleicht binnen Kurzem, zu Theil werde. Daß dieselbe in ihrer jetzigen Gestalt den Anforderungen der Zeit nicht mehr entspricht, dürfte wohl als ausgemacht anzusehen seyn. So lange die Gemeinde nicht das Recht hat, ihre Vertreter selbst zu wählen, ist auch das Wort blos ein leerer Schall. Nur wenn dies geschieht, dürften auch die Kreisstände als wahre Vertreter des Volks angesehen werden, das bis jetzt kaum von ihrer Existenz etwas weiß. (Trier. Z.) Vom Oberrhein, vom 27. Sept. Bei uns nehmen gegenwartig zwei politische Werke in eben so hohem Grade die allgemeine Aufmerksamkeit der politisch gebildeten Vaterlandsfreunde in Anspruch, als vor Kurzem noch das merkwürdige Werk des Herrn von Bülow=Cummerow und die Schrift De la Prusse. Diese beiden neuern Werke sind: Paul Pfizers Gedanken über Recht, Staat und Kirche und Karl Steinackers Schrift über das Verhältniß Preußens zu Deutschland mit Rücksicht auf die Schrift des Freih. von BülowCummerow. Beide Werke gehören offenbar zu dem Trefflichsten, was seit längerer Zeit über die rechtlichen und staatlichen Verhältnisse in Deutschland geschrieben wurde. Beide vortreffliche Männer verbinden mit gründlichem Wissen und philosophischer Tiefe und Schärfe des Urtheils eben so wohl den offenen Blick für die Erfahrung, Anwendung und die heur, durchsichtige Klarheit der Darstellung, wie die wärmste und reinste patriotische Gesinnung. Und wir irren wohl nicht, wenn wir die glückliche Verbindung dieser verschiedenen Seiten und die seltene Tüchtigkeit dieser Schriften auf die Vereinigung unserer deutschen gelehrten Bildung mit der neuen staatsmännischen Schule unserer ständischen Wirksamkeit zurückführen. (Rh. Z.) Stuttgart, vom 22. Sept. Die Hoffnungen, welche die deutsche Industrie auf die mehrere Monate hier versammelte Zollkonferenz gesetzt hatte, sind nicht in Erfüllung gegangen. Aus sicherer Quelle vernimmt man, daß der gegenwärtig bestehende Tarif nur wenige unbedeutende Abänderungen erleiden wird. Die Anträge mehrerer Industriezweige wurden ganz abschlägig beschieden, keinem aber ein wirksamer Schutz ertheilt. Hinsichtlich der Linnenindustrie hat man sich damit begnügt, den Eingangszoll auf Gewebe etwas zu erhöhen. Bei den Berathungen wurde überall der finanzielle Gesichtspunkt als leitend festgehalten. Einige der HH. Abgeordneten ließen sich vorzugsweise die Interessen ihres Landes zu sehr angelegen seyn, was die Berathungen wesentlich verzögerte, und auf deren Resultat nicht ohne Einfluß war.(Fränk. M.) Stuttgart, vom 27. Septbr." Bei noch immer nicht erfolgter völliger Wiederherstellung J. K. Hoh. der Prinzessin Catharine, sowie bei eingetretenem Unwohlseyn Sr. K. Hoh. des Kronprinzen, mußte allerdings der Glanz des heutigen Tages, den so viele fremde Gäste aufrichtig gerührten Herzens mit uns feiern, in Etwas vermindert erscheinen und es fand auch, vielleicht deßhalb, bei Hofe nur kleine Gratulationen statt; aber mit den innigsten, wo möglich noch erhöhten Segenswünschen für das Wohl der geliebten Herrscherfamilie begingen die Bewohner der Residenz und mit ihnen die des ganzen Landes das Geburtsfest Sr. Maj. des Königs, das durch die heute erfolgte Grundsteinlegung zu dem Jubiläums=Denkmal einen Glanz anderer Art, eine weitere besondere historische Bedeutung erhalten hat.(Fr. J.) Heilbronn, vom 27. Sept. Se. königl. Hoheit Prinz Albrecht von Preußen ist heute mit hohem Gefolge hier angekommen und im Gasthof zum Falken abgestiegen. Höchstdieselben haben nach eingenommenem Mittagsmahl ihre Reise nach Würzburg fortgesetzt. München, vom 27. Sept. Der namentlich um die Förderung des Kölner Dombaues hochverdiente Dr. Sulpice Boisserée hat aus den Händen Sr. Maj. des Königs von Preußen die Decoration des rothen Adlerordens, und zwar mit überaus huldvollen Aeußerungen dieses Monarchen erhalten.(A. Z.) Rastatt, vom 27. Sept., 11 Uhr. Vor einer Stunde ist eine sehr zahlreiche Deputation aus der Stadt Bruchsal in vier Wagen hier angekommen, um dem Abgeordneten Sander einen Ehrenpokal im Namen einer großen Anzahl dortiger Bürger und Einwohner zu überreichen. Sie hat sich so eben in Begleitung mehrer patriotischen Freunde von hier und Ettlingen zu dem tapferstolzen, deutschen Volksvertreter begeben, und heute um 1 Uhr wird bei festlichem Mahle das prachtvolle Ehrengeschenk zur Weihe kommen.(Mannh. Abz.) Frankfurt, vom 29. Sept. J. Durchl. die Frau Fürstin von Liegnitz ist gestern dahier eingetroffen und im Gasthof zum Römischen Kaiser abgestiegen. Mainz, vom 26. Sept. In der Naturforschergesellschaft wurde auch das Leinbergersche Luftdurchschiffungsprojekt einer Prüfung unterzogen und dessen totale Werthlosigkeit dargethan.(Sp. Z.) Aus dem Herzogthum Nassau, vom 25. Sept. Für die Diöcese Limburg ist bekanntlich in der zweiten Wahl Pfarrer Blum zum Bischof gewählt und wird, nachdem die päpstliche und landesherrliche Bestätigung erfolgt ist, am 2. Okt. in Limburg feierlichst consecrirt. Diesen neuen hohen Geistlichen wünschte Fürst Metternich persönlich kennen zu lernen und Bischof Blum machte Sr. Durchl. seine Aufwartung. Der Fürst empfing den Bischof aufs Freundlichste und nachdem er ihn der Fürstin vorgestellt hatte, ersuchte er ihn, in sein Kabinet zu folgen. Hier verweilte der Fürst über eine Stunde mit dem hohen Seelenhirten und richtete eine Rede an ihn, welche, nach des Bischofs eignem Geständniß, den unauslöschlichsten Eindruck bei ihm erzeugte. Der Fürst forderte namentlich den Bischof auch auf, den kirchlichen Frieden zu erhalten und dahin zu wirken, daß die Geistlichen seiner Diöcese in allem Guten mit gutem Beispiel vorangehen. Zur Feier der Consecration des Bischofs übersandte ihm Se. Durchl. 25 Flaschen des edelsten Johannisbergers und begleitete auch dieses Geschenk mit den besten Wünschen für das Wirken des Bischofs. Hamburg, vom 26. Septbr. Man schreibt aus Malaga vom 9. Sept.: Durch ein in der Nähe von Madrid im Postwagen ausgebrochenes Feuer ist die nordische Post mit Briefen aus Hamburg vom 23., 24. und 25. August verbrannt. Hamburg, vom 28. Sept. Privatbriefe aus Bremen melden, daß gestern daselbst wieder eine Feuersbrunst gewesen und ein ganzes Gebäude in Asche gelegt. Ueber die Entstehung des Feuers mangeln genaue Angaben. Die verbrannten Gegenstände sollen theilweise bei der Gothaer Bank, theilweise bei der Bremer Gesellschaft(Bevollmächtigter Gloystein) versichert seyn. In Bremen, wo sonst so selten Feuer entsteht, sind also in ganz kurzer Zeit drei bedeutende Feuersbrünste gewesen, nämlich die Dampfmühle, ein Spritlager, und das obengenannte Gebäude: schwere Verluste in kurzer Zeit. (H. N. Z.) Schweiz. Neuenburg. Der Constitutionnel zeigt in Golddruck die am 24. Sept. Abends 6 Uhr erfolgte Ankunft des Königs und der Königin von Preußen an. Wegen des Aufenthalts in Basel hatten dieselben am 23. nur noch bis Delsperg statt bis Münster gelangen können, und trafen däher mehrere Stunden später ein, als erwartet wurde. In Landeron empfingen sie General Pfuel und Baron Chambrier; von da an bis in das Schloß zu Neuenburg war der Zug ein eigentlicher Triumphzug: Kanonensalven, Glockengeläute, Ehrenbogen, Guirlanden; die Bevölkerung, festlich geschmückt, rief ihr vive le roi. Bei der Ehrenpforte vor der Stadt hielt Bürgermeister Robert eine Anrede an den König, welche derselbe mit kurzen freundlichen Worten erwiederte. Im Schlosse trafen die Majestäten die Staatsbeamten versammelt, welche sie mit lautem Zuruf empfingen, und welche hernach denselben persönlich vorgestellt wurden. Am gleichen Abend ging sofort noch im Schlosse vor den Augen des königlichen Paares das Fest der Armurins vor sich, an welchem dasselbe großes Gefallen bezeugte. Nach diesem Schauspiele machte der König noch einen Gang durch die Stadt, um die vielen geschmackvollen Illuminationen anzusehen, womit die meisten Häuser geschmückt waren. Der König war bei seinem Einzuge in die Uniform des Schützenbataillons gekleidet. Bern, vom 25. Sept. Die eidgenössische Begrüßungsdeputation, bestehend aus den Herren Bürgermeister v. Muralt von Zürich und Staatsrath Ruchet von Waadt, ist gestern nach Neuenburg abgereist, begleitet vom Rathsschreiber v. Stürler. Freiburg. Pater Rothenfluh von Unterwalden, Professor am Jesuitenkollegium in Freiburg, ist zum Provinzial des Ordens der Väter Jesu in der Schweiz ernannt worden. Thurgau. Der apostolische Nuntius hat im Laufe verflossener Woche unsere sämmtlichen Klöster visitirt, die Frauenklöster jedoch nur auf kurze Zeit, und seinen Hauptsitz in der Karthause Ittingen aufgeschlagen, wo denselben die Deputirten des kathol. Kirchenrathes bewillkommten. Die feinen Manieren und die Leutseligkeit dieses hohen Herrn sollen einen tiefen Eindruck zurückgelassen haben. Was Weiters verhandelt worden ist, weiß die weitere Welt noch nicht. Oestreich. Wien, vom 22. Sept. Der Bau unserer Staatsbahnen wird, namentlich auf der Olmützer Seite hin, mit der größten Energie betrieben. Die Erdarbeiten der eine Meile langen Strecke von gedachter Festung bis Brzest sind bereits fertig. Die Linie bis Hohen= stadt ist durchgehends im Angriff, und dasselbe wird bis zum Ende dieses Monats mit der ganzen, dermalen in Entreprise gegebenen 8 Meilen langen Strecke bis Böhmisch=Trübau der Fall seyn. Acht Tausend Arbeiter sind bis jetzt auf diesen Punkten beschäftigt. Auch an der Südbahn wird rasch gebaut, und die Linie von Mürzzuschlag bis Bruck befindet sich ebenfalls vollständig in Angriff. Es ist auf diesen Punkten jedoch schwieriger, Arbeitsleute in hinlänglicher Zahl zu bekommen, da Steiermark, Kärnthen und Krain weniger bevölkert sind. Dermalen werden meistens Italiener zum Unterbaue verwendet, und es ist die Einleitung getroffen worden, auch aus der Schweiz eine Anzahl Taglöhner herbeizuziehen.— Der Hofrath Francesconi, Chef des Staatseisenbahnen-Bureau, ist nach Dresden abgegangen, um den Anschluß der sächsischen Eisenbahnlinie an die unsrige auf der böhmischen Gränze zu vermitteln.— Die Arbeiten an der lombardisch=venetianischen Eisenbahn sind sistirt worden, doch ist der Unterbau von Venedig bis Padua beinahe fertig, und neuerlich wurden auch schon eine Anzahl hier bestellter Wagen dahin abgeführt. Es ist kein Zweifel mehr, daß diese Gesellschaft sich auflösen und diese Linie von der Regierung gleichfalls als Staatsbahn wird übernommen werden. Bereits ist eine Deputation hier eingetroffen, um sich mit der Finanzverwaltung über die Modalitäten der Uebernahme von Seiten des Staats zu verständigen.(D. Bl.) Wien, vom 24. September. Wieder habe ich Ihnen von einer Feuersbrunst zu berichten, welche am 19. d. den Ort Kirchberg am Wagram beinahe ganz in Asche legte.— Der Herzog von Leuchtenberg, welchem von Seiten des hiesigen Hofes der Oberst, Fürst von Lobkowitz, als Dienstkämmerer zugetheilt wurde, hat sich gestern nach dem Lustschloß von Schönbrunn verfügt, um Ihren Majestäten und den anwesenden Prinzen des Kaiserhauses seine Aufwartung zu machen. Leider befindet sich seine erlauchte Gemahlin seit ihrer Ankunft so unwohl, daß sie Zimmer und Bett hüten muß und dadurch verhindert war, ihrem Gemahl bei seinen gestrigen Besuchen Gesellschaft zu leisten. Heute wurde dagegen die hohe Patientin durch einen Besuch der Frau Erzherzogin Sophie erfreut.(A. Z.) Paris, vom 23. Sept. Seit einigen Tagen circulirt in höheren Kreisen das Gerücht, Graf Bresson werde von seinem Botschafterposten in Berlin abberufen und durch den Marquis v. Dalmatien ersetzt werden. Wenn man nun auch Ursache haben mag in Hinsicht der Nichtbeachtung Frankreichs bei den Festen am Rhein und anderer hier sehr lebhaft gefühlter kleineren Umständen wegen mit seinen Erfolgen nicht eben zufrieden zu seyn, so läßt sich doch andererseits nicht glauben, daß man diesen unermüdeten Diplomaten, dessen Bemühungen die Dynastie größtentheils die Erwählung des Herzogs von Nemours zum Könige Belgiens(?)(wenn auch nur als bedeutungsvolle Manifestation), die Vermählung der Prinzessin Louise mit dem König Leopold und die des Herzogs von Orleans zu verdanken hat, so plötzlich und ohne Schonung bei Seite schieben werde. — Madame Louise Collet, geborene Revoil, von der Akademie mehreremal gekrönt, Verfasserin der Charlotte Corday und anderer poetischen Werke, dieselbe, welche dem Alphonse Karr wegen Spöttereien in den„Wespen" einen Messerstich gab und von Cousin immer protegirt wurde, hat dem König von Preußen ein Exemplar ihrer Werke geschickt, und von demselben durch die preuß. Gesandtschaft einen kostbaren Brillantring erhalten.(A. Z.) Algier, vom 20. Septemb. General Lamoriciere und General Mustapha sind gegenwärtig in Tekedemt, wo sie Anstalten treffen zu e ner Expedition, die sich an die Operationen der Centrumsdivision wie des General Negrier anschließen soll und der nun die Unterwerfung des mächtigen Stammes der Uled Nail trefflich zu statten kommen muß. Abgesehen aber von dem großen Schlag, den man führen will, ist es sehr nothwendig, den südlichen Bevölkerungen zu imponiren, denn sie sind es noch, bei denen Abd-el=Kader so viel Unterstützung findet, daß er unsere neuen Verbündeten unruhigen kann. Ueberhaupt müssen wir uns auf allen Punkten überlegen zeigen, weil bis jetzt doch eigentlich nur seine materielle Herrschaft gebrochen, noch keineswegs aber sein moralischer Einfluß vernichtet ist. Von der Kolonne des Generals de Bar, die zwischen Scherschell und Tenes agirt, haben wir bis jetzt keine Nachricht. Sie muß aber bald zurückkommen, denn die drei Bataillone, die sie von Algier mitgeführt hat, sind für die große Expedition unentbehrlich. Nach den anstrengenden Frühlings- und Sommermärschen und bei der Verwendung der Truppen zu den Straßenbauten ist der Abgang durch Krankheit gar bedeutend. In den Spitälern von Algier sind 3600, in denen von Philippeville von einer Besatzung von 2000 Mann nicht weniger als 1300 Kranke und in Dschidschelly ist eigentlich Jedermann krank. Das hängt so ganz mit dem Kriegsleben zusammen, daß der arme Soldat stirbt, indeß die bürgerliche Bevölkerung sich im allgemeinen eines vortrefflichen Gesundheitszustandes erfreut. General Baraguay d'Hilliers ist wieder hier um ein Kommando zu übernehmen. Der Oberst vom Generalstab Delarue wird erwartet, er begleitet den Generalgouverneur bei der großen Expedition.(A. Z.) London, vom 27. Sept. In allen Kirchen sind Dankgebete für die reiche Ernte vorgeschrieben worden. — Die Truppenzahl in Kanada soll vermindert und ein Theil derselben nach China geschickt werden. — Das Feuer in Liverpool ist gedämpft und man kann jetzt genauer den angerichteten Schaden berechnen. An Waaren sind vernichtet worden 60,000 Ballen Baumwolle, 100,000 Faß Terpentin, 12,000 Faß Getreide, 4000 Tonnen Eisen, mehre tausend Faß Palmöl, ferner viel Holz u. s. w. Es ist noch nicht bekannt, wie das Feuer entstanden ist; man sagt, es sey ein Funke aus einem benachbarten Schornsteine in den Hof eines benachbarten Hauses gefallen, wo Oel lag. Das Feuer brannte so rasch und der Wind war so heftig, daß, als die Hülfe ankam, es schon zu spät war, der Flamme Einhalt zu thun. Die Gluth war so groß, daß man sich den Häusern kaum nähern konnte. Bis jetzt weiß man noch nichts Gewisses über die Zahl der dabei ums Leben Gekommenen. Es ist für 350,000 Pf. versichert, der Verlust wird aber gegen 500,000 betragen. Spanien. Barcelona, vom 16. Sept. Die irrigen Nachrichten, welche mehrere französische und spanische Blätter über die Motive der Gefangennehmung und Freilassung des Fürsten F. Lichnowsky verbreiteten, können wohl nicht besser widerlegt werden als durch Mittheilung der folgenden Antwort des englischen Gesandten am Madrider Hofe, an welchen der Fürst eine Erzählung des Hergangs und eine Protestation jesandt hatte. Madrid, ce 26. Août 1842. Mon Prince, j’ai l’honneur d’accuser la réception de la lettre que vous m’avez adressée en date du 21. Août et qui m’est parvenue aujourdhui. Je n’ai pas perdu un moment à porter à la connaissance du Ministre Espagnol le contenu de votre communication. Des ordres seront expédiés ce soir meme aux autorités de Barcelonne pour votre libération immédiate, et pour que l’on ne mette aucun obstacle à votre départ, ni aucune restriction sur votre liberté personnelle pendant votre séjour dans cette ville. S. E. M. le comte d’Almodovar m’a exprimé ses vifs regrets des désagréables procédés que vous avez eprouves, et qui sont entièrement désapprouvés par le gouvernement espagnol. Le chef politique sera informé de la désapprobation du gouvernement. Je profite de cette occasion, mon Prince, etc. etc. Arthur Aston. A S. A. le prince Félix Lichnowsky.(A. 3.) Madrid, vom 20. Sept. Der General=Major Linage ist zum General=Inspektor der Infanterie ernannt worden. Durch diese Ernennung werden alle Gerüchte über angebliche Mißverständnisse, die zwischen dem Regenten und seinem ehemaligen Generalsekretair ausgebrochen seyn sollen, Lügen gestraft.— Zwischen dem Madrider Generalkapitän und mehreren Stabsoffizieren der Nationalgarden herrschen Zwistigkeiten. General Seoane hat zwei Bataillone in den Kasernen konsignirt, weil Unruhen befüchtet werden. El Peniellar berichtet, daß der Generalstab der Nationalgarde sich versammelt und den Beschluß gefaßt hat, das Gesetz, nach welchem alle Staatsangehörige, die Militärbeamten nicht ausgenommen, den Nationalgardendienst zu verrichten haben, aufrecht zu erhalten, und deshalb den Stadtrath gegen die Eingriffe der Militärmacht zu unterstützen. (Hiebei eine Beilage.) Redakteur: L. Stahl. Druck und Verlag der Stahl'schen Buchdruckerei