N. 235 1842. Freitag den 26. August. Inland. Düsseldorf, vom 24. Aug. Seit dem 16. August fanden sowohl bei den lagernden als auch bei den cantonnirenden Truppen des 7. Armee Corps die Vorübungen in Regimentern, theilweise auch in Brigaden, statt. Sonntag Morgen war für beide Konfessionen Militärgottesdienst in der Nähe des Lagers; vor dem rechten Flügel unweit eines kleinen Fichtenwäldchens für die Militärs evangelischer, dicht am linken Flügel für die der katholischen Konfession, waren dem Bedürfaiß und den Verhältnissen entsprechende Altäre erbaut; nach 7 Uhr formirten sich um diese die Soldaten der verschiedenen Truppentheile im offenen Viereck; um 7½ Uhr begann der Gottesdienst in Gegenwart des kommandirenden Hrn. Generals, sämmtlicher Generale und des größten Theils der Stabsoffiziere des Corps; eine lautlose Stille herrschte; kein Lüftchen bewegte sich und weithin konnte man die Stimme der Geistlichen vernehmen. Nachdem der Militär=Oberprediger des Korps, Dr. Schickedanz, für die Militärs evangelischer Konfession die Liturgie gelesen, hielt der Divisionsprediger Thiele eine, tiefen Eindrck machende Rede; der Pastor Halm hielt für die Katholiken die h. Messe und sprach dann in eben so würdiger als angemessener Weise zu der versammelten Menge. Es war ein ernster, feierlicher Moment; viele Tausend aus den verschiedensten Theilen von Westphalen und der Rheinprovinz versammelte Krieger waren hier zu gleichem Zweck vereinigt; sie erflehten gemeinsam von dem Allgütigen das Wohl ihres geliebten Königs, das Gedeihen des theuren Vaterlandes. Um neun Uhr war der Gottesdienst zu Ende und die verschiedenen Truppenabtheilungen kehrten in das Lager zurück, welches heute insbesondere durch die zahllose Menge der Zuschauer, das Gedränge und Gewirre in der breiten Lagergasse und in den geschmackvoll eingerichteten Etablissements der Restaurateure und durch die mit Gästen fast überfüllten auf dem Rhein hin und wieder eilenden Dampfboote einen ganz eigenthümlichen Anblick darbot. Ungeachtet der fortwährend recht drückenden Hitze ist der Gesundheitszustand doch überaus befriedigend, da die Zahl der in den Lazarethen zu Düsseldorf, Grimlinghausen und Styrum bei Mülheim a. d. Ruhr befindlichen Kranken noch nicht 1 pCt. beträgt. Seit dem Ausmarsch sämmtlicher Truppentheile des Armeecorps sind nur drei Todesfälle vorgekommen; unter diesen befindet sich der Lieutenant Rump des Iserlohner Landwehr=Bataillons, der an den Folgen eines Blutschlages, wozu seine Constitution seit längerer Zeit hinneigte, ungeachtet der sogleich angewandten ärztlichen Hülfe, im Lager verstarb, und ein Wehrmann des Essenschen Landwehr=Bataillons, der in Ruhrort beim Baden im Rhein ertrank. Unter den sonstigen jedoch nicht gefährlichen Unfällen ist insbesondere die durch das Umfallen einer in die Erde gesteckten Lanze veranlaßte Verletzung des Major Schütte vom 20. Landwehr=Kavallerie=Regiment, zu bemerken. Die Zahl der Offiziere aller Grade aus fremden Armeen mehrt sich mit jedem Tage. * Düsseldorf, vom 25. Aug. Gestern wechselten die LinienInfanterie=Regimenter des 7. Armeekorps ihre bisherigen Stellungen; das 16. und 13. Regiment rückte aus dem Lager in das Kantonnement und das 17. und 15. nahmen die Plätze derselben im Lager ein. Heute ist Ruhetag, und den Rest der Woche nehmen fortgesetzt die Brigade=Uebungen ein. Die Uebungen im Armeekorps beginnen Anfangs künftiger Woche, nach ihnen am 30 die Manöver. Die Truppen sind in der besten Stimmung, ein Gang durchs Lager in den Ruhestunden läßt den Beobachter diese Wahrnehmung auf allen Punkten machen. Ueberall, aus den Zelten, wie aus den Marketenterbuden ertönen patriotische oder ermunternde Lieder, und man begegnet nur freundlichen und lachenden Gesichtern. Einen angenehmen Eindruck macht das sichtbar herzliche Verhältniß der Leute zu den Offizieren, ohne daß im geringsten die nothwendige Disciplin und Ehrerbietung für den Vorgesetzten beeinträchtigt erscheint. In den besseren Zelten sieht man häufig Vorgesetzte und Untergebene in einträchtiger Gesellschaft. Die Herren Offiziere sammeln sich vorzugsweise in den Zelten bei Cürten, Kux oder Girmes, dem 2. Bat. 17. Low.=R. gegenüber. Die Wehrmänner finden sich in der Regel bei den aus ihrer Heimath temporär übergesiedelten Wirthen zusammen und finden so das gewohnte Idiom, die gewohnten Bedürfnisse wieder. Das trägt nicht wenig bei, die gute Stimmung zu unterhalten, die denn auch nicht durch äußere störende Einflüsse unterbrochen wird. Der Dienst ist so vertheilt, daß die Hitze den Leuten wenig Beschwerde verursacht, und nur der beispiellose Staub ist den Soldaten wie dem Besucher eine wahre Pein. Unter diesen Umständen ist die vortreffliche Einrichtung der Pumpen und das herrliche, schmackhafte Wasser, das bei der weisen Beaufsichtigung niemals fehlen kann, eine große Wohlthat. Die Kochanstalten liefern ein nahrhaftes, reinlich bereitetes Essen, das selbst den zur Zeit Vorübergehenden appetitlich anregt. So ist das Lager bei Grimlinghausen, ungeachtet der nicht zu beseitigenden Beschwerlichkeiten, ein wahres Lustlager, und wird noch lange eine freundliche Erinnerung bleiben. Elberfeld, vom 21. Aug." Man ist sehr gespannt darauf, ob während der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Münster die seit längerer Zeit projectirte und häufig wieder in Anregung gebrachte Rhein=Ems=Verbindung zur Sprache kommen wird.— Für die hiesigen und namentlich für die märkischen Fabrikanten würde es einstweilen sehr wünschenswerth und nöthig seyn, wenn baldigst eine Chaussee zwischen Münster und Rheine gebaut würde, um die schweren Frachtgüter von und nach Hamburg und der Ostsee über die Ems zu jeder Jahreszeit hilliger beziehen und versenden zu können. (W. M.) Münster, vom 24. Aug., 1 Uhr Nachmittags. Der Einzug JJ. MM. des Königs und der Königin wird jeden Augenblick erwartet. Sicherm Vernehmen zufolge haben des Königs Majestät gleich bei Höchstihrer Ankunft in Minden Allergnädigst geruhet, unserem würdigen Oberpräsidenten, Frhrn. v. Vincke, den Schwarzen Adler=Orden zu verleihen und die Insignien Höchsteigenhändig zuzustellen.(Westf. M.) Cleve, vom 21. Aug. Die Arbeiten an dem Stahlbrunnen werden unter der vorsichtigen Leitung des Dr. Arnz jun., des Apothekers v. Gelder und des hiesigen Ingenieurs fortgesetzt, und haben bereits sehr günstige Resultate geliefert, so daß man ernstlich darauf bedacht ist, ein neues Brunnenhaus und selbst ein Badehaus zu erbauen.(Amstd. Berlin, vom 22. Aug. Der Generalmajor und Kommandeur der 2. Garde=Kavallerie=Brigade, Graf von Waldersee, ist nach Düsseldorf abgereist. *** Berlin, vom 22. August. Seit der Abreise unseres erlauchten Königspaares ist in unserer sonst regen Hauptstadt eine bedeutende Stille eingetreten. Gestern haben uns auch das Kabinet und die übrigen hohen Personen, welchen es vergönnt ist, zur Begleitung Ihrer Majestäten zu gehören, verlassen. Die königl. Prinzen wollen erst dem Monarchen den 25. nach dem Rheine folgen. Man spricht hier wieder von vielen Verabschiedungen in der Armee, welche ergraute Krieger wiederholentlich nachgesucht hätten. So heißt es unter anderm, daß der General Dumoulin zu Luremburg um seine Entlassung dringend gebeten habe, und daß dann die Militärstelle dieses tüchtigen Offiziers durch den hier stehenden General v. Wulffen besetzt werden wird. Das schon längst hier verbreitete Gerücht, daß der Land= und Stadtgerichtsdirektor Wentzel zu Halle erster Direktor des hiesigen Stadtgerichts werden dürfte, scheint immer mehr an Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Der Land= und Stadtgerichtsdirektor v. Goßler zu Weißenfels soll die Stelle des erstern erhalten. Die Synode der hiesigen evangelischen Geistlichkeit hält nach mehrwöchentlichen Ferien heute wieder ihre erste Sitzung. Sehr konsequent findet man es hier, daß die frommen Theologen als höchstes Sinnbild nur den historischen Christus auffassen. Indessen könnten wohl dieselben Mängel, welche man überhaupt an der historischen Schule wahrnimmt, auch an dieser rein historischen Auffassung bemerkbar werden. Christus wirkt nach seinem Hingange in der Gemeinde als Geist!! Einigen Juden, welche erst neulich zum Christenthume übertraten, soll höhern Orts ein bedeutendes Reisestipendium bewilligt worden seyn, damit sie in Palästina, besonders aber in Jerusalem ihre früheren Glaubensgenossen mitbekehren helfen. Die Sittlichkeit unserer Hauptstadt bessert sich unter unserm wohl= wollenden und freisinnigen Polizeipräsidenten, Hrn. v. Puttkammer, von Tag zu Tag. Derselbe sucht jeden öffentlichen Anstoß mit einer Milde und Zartheit zu beseitigen, was ihn hier besonders sehr populär und beliebt macht, und selten bei so hochgestellten Polizeibeamten angetroffen wird. Professor Hotho soll zum Vicedirektor der Gemäldegallerie im Museum ernannt worden seyn, welcher der Dr. Waagen als Direktor vorsteht. In der letzten Zeit sind hier mehrere Bankerotte vorgekommen. Unter andern hat sich auch eine sehr alte renommirte Weinhandlung für zahlungsunfähig erklärt. Trotz der noch immer anhaltenden starken und trockenen Hitze stellt sich hier im Allgemeinen der Gesundheitszustand doch erwünscht Deutschland. Die badische Landtagszeitung berichtet ausführlich über die(im vorgestrigen Blatte nur summarisch erwähnte) Verhandlung der zwei= ten Kammer der Stände über den bekannten Antraz des Abgeordne= ten v. Itzstein in der Sitzung vom 21. Aug.; Wir geben im Nachstehenden nach dem Landtagsblatte vorläufig die kraftvolle Rede des Abgeordneten Hecker:„Wenn die Minister gegenüber von dem Volke rechenschaftspflichtig sind, so frage ich, ob sie auf eine Volkskammer jene Wahlcirkulare werfen, ob sie als rechenschaftspflichtige Minister in den Augen des Volks eine Volkskammer auf diese Weise herabwürdigen konnten! Wer im bürgerlichen Leben einen Wehrlosen mißhandelt, und einen Todten schmäht, dem schreitet die Achtung nicht zur Seite. Haben aber die Minister anders gehandelt? Nein, sie haben einen Wehrlosen mißhandelt und einen Todten beschimpft. Durch die Feßlung der Presse haben sie den Mitgliedern der aufgelösten Kammer unmöglich gemacht, sich zu vertheidigen, sie haben sie in den Stand der Wehrlosigkeit gesetzt und ihnen gleichwohl die bekannten Circulare entgegen geschleudert. Nachdem die Existenz der Kammer politisch nicht mehr vorhanden war, haben sie sie gleichwohl in Circularen herabzuwürdigen gesucht, und dies heißt einen Todten beschimpfen. Abgesehen aber davon, frage ich, was haben die Herren Minister mit den Circularen beabsichtigt? Was würde der Erfolg gewesen seyn, wenn das Volk nicht wach gewesen wäre, sondern geschlafen hätte? Das Volk ist nur dann wahrhaft vertreten, wenn nicht stumme Jaherren und Figuranten auf dem Staatstheater nach dem System und Belieben der Regierung gewählt werden; wenn vielmehr das Volk frei die Männer suchen kann, die seine Interessen vertreten sollen. Gerade dieses Letztere zu verhindern hat man aber mit den Circularen beabsichtigt. Wenn be= lehrende Briefe in die Welt hinaus gegeben worden wären, und man uns durch die Presse Gegenbriefe gestattet hätte, so hätte ich gesagt, es sey Rechtsgleichheit vorhanden. Wenn aber alle Beamten von dem höchsten bis zum niedersten, der geistliche und der weltliche, aufgefordert werden, Hand an das Regierungswerk zu legen, dann sind die Waffen nicht mehr gleich, denn der Gewalt der Minister steht nur ein Individuum gegenüber, das höchstens in einem einfachen Wort, in einer stillen Warnung dem Volk sagen kann, was Noth thut. Es verträgt sich daher mit der Stellung eines verantwort= lichen Ministers im Staat keineswegs, seine Gewalt, dazu zu mißbrauchen, Circulare, wie wir sie gesehen, hinaus zu schleudern, um die Wahlen zu beherrschen. Dieselben gingen nicht blos als öffentliche Programme in die Welt, sondern sie waren an alle Diener des Staates von oben bis unten als Befehle, und sogar an die Gerichtshöfe des Landes, gerichtet. Wer wird aber in die Hände eines Richters Leben und Gut und Ehre getrost niederlegen, wenn er diesen Richter von seinem hohen kurulischen Stuhle herabsteigen und sich in Wahlumtriebe mischen sieht? Verträgt es sich mit der Heiligkeit der Justiz, die ein unbedingtes Zutrauen, einen blinden Glauben an ihre Gerechtigkeit fordert, daß die Richter in den Staub der Wahlumtriebe und Jntriguen herabgezogen werden? Die Seele des materiellen Lebens im Volke ist offenbar die Verwaltung. Weil aber die Verwaltung am nächsten das Volk berührt, und durch sie eine Menge von Einrichtungen getroffen werden können, die nur möglich und zum Nutzen und Frommen durchführbar sind, wenn Vertrauen und Achtung gegen die Beamten vorhanden ist, so war es nothwendig und geboten, das Vertrauen des Volkes zu den Verwaltungsbeamten nicht zu schwächen. Kann aber das Volk mit Achtung zu einem Beamten aufblicken, den es in dem Staub der Straße, in dem Dunste der Schenken, in dem Zorne der amtlichen Gewalt getroffen hat und alles dieses um nichts anderes, als Wahlumtriebe zu machen, um eine Wahlstimme zu erlangen, zu erpressen? Das sind zwei schwere Folgen, welche diese Circulare hätten hervorbringen können, ja die sie hätten absolut hervorbringen müssen, und die sie auch zum Theil hervorgebracht haben. Ich gehe aber noch weiter und frage, ob man glauben sollte, daß in einem civilisirten und in einem konstitutionellen Staate selbst die Post angewiesen werde, über die Wahlen zu wachen, und die ihr verliehene Kraft zu Wahlbeherrschungen zu benutzen. Ich will Niemanden beschuldigen. Allein es gibt überall Schwächlinge und Wohldiener. Was wäre es gewesen, wenn ein solcher Mensch es gewagt hätte, das Briefgeheimniß zu verletzen, um nach Wahlumtrieben zu forschen?— und Mißtrauen hat auch in dieser Hinsicht im Volke geherrscht. Die heiligsten Bande wären durch die Verletzung solcher Geheimnisse gelöst worden. Der Bruder hätte nicht dem Bruder, der Freund nicht dem Freunde, der Vater nicht dem Sohne seine politischen Ansichten über Wahlangelegenheiten aussprechen, Keiner dem Andern zarte Geheimnisse des Freundes= und Familienlebens mittheilen können, weil er fürchten mußte, sie dem entweihten Auge eines solchen Wohldieners oder Schwächlings preiszugeben, sich Verfolgungen ausgesetzt zu sehen. Endlich aber, und dies ist mir das Aergste, hat man selbst das heilige Gewand des Priesters nicht geschont. Auch diese sollten sich im Staub der Wahlumtriebe herumtreiben. Der Priester, sage ich, er, der an Sonn= und Festtagen, in den Fällen der Noth, der Krankheit und des Todes Worte des Trostes zu sprechen hat, wozu ihn die Würde seines Amtes beruft, der Priester, zu dem ein hülfs= und trostbedürftiges Jnnere sich flüchtet, er, der als Prediger des Evangeliums, als Lehrer des Volks von der Kanzel aus dasselbe zur Moralität und Religion durch und durch führen soll— der Priester also sogar in seinem priesterchen Gewande wurde mißbraucht, um sich in den Staub der Wahlumtriebe zu mischen. Wie kann aber das Volk seine frühere Achtung gegen einen Priester bewahren, den es auf solchen Abwegen getroffen hat! Es kommt aber noch ein gefährlicherer Punkt in Betracht. Wo bleibt, frage ich, die Moral des Volks, wenn durch schriftliche Versprechungen, welche die einzelnen Wahlmänner beurkunden mußten, sie zu einer Wahl verbindlich gemacht werden, wenn man ihnen sagt, ihr unterschreibt dies und jenes und stimmt, wie ihr unterschrieben habt? Wie ist dies vereinbar mit dem Wahleid, und wie sehr kommt hier die Menschenfurcht in Anschlag. Denn glaubt man, ein schüchterner, die Drohungen und Einschüchterungen des Beamten fürchten= der Mann werde seine Wahlstimme anders abgeben, als er sich anheischig machen mußte, wenn er befürchtet, daß er im Fall einer solchen Aenderung durch die Gewalt verfolgt werde? Man hat daher, indem man sich solche Handschläge geben ließ, die Moralität des Volks untergraben. Man hat bei dem Volke den Glauben an ein gegebenes Wort als Bagatellsache erklärt, sobald es sich um die Durchführung eines politischen Systems handle. Die Folgen, um sie in einem Kollektiowort zusammen zu fassen, heißen Volkskorruption. Daß das Volk brav geblieben ist, daran sind wahrlich die Herren Minister nicht schuld. Es hat aber wirklich seinen braven Sinn bewährt; es hat auf die Appellation, die man an dasselbe richtete, durch die Mehrheit dieser Kammer geantwortet. Man hat uns vielfach entgegengehalten, wenn die Minister verfassungsmäßige Rechte verletzt haben, so klagt sie an. Ich kenne das Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister und seine Unvollständigkeit; es ist keine Procedur vorgeschrieben, und man weiß nicht, unter welchen Formen man klagen soll. Ich weiß aber bei dieser Lage der Dinge ein anderes Forum, vor dem sie anzuklagen sind, nämlich das Forum der öffentlichen Meinung und das versammelte Valk, und dorten klage ich sie an. Fast ist übrigens eine solche Anklage unnöthig und überflüssig; das Volk ist längst zu Gericht gesessen und hat längst gerichtet, sein Spruch liegt in der Majorität dieser Kammer. Ich muß daher den Kommissions=Antrag unterstützen und mein Mißtrauensvotum gegen die Minister hier in diesem Saale niederlegen." Stuttgart, vom 10. August. Dem Vernehmen nach haben die Baumwollenspinner beschlossen, eine Deputation nach Berlin zu schicken, um den Schutz des Königs für ihre aufs Aeußerste bedrohte Jndustrie an= zuflehen.— Die Dauer des Zollkongresses soll vorläufig bis Mitte September festgesetzt seyn.(Fr. M.) 33 Frankfurt, vom 23. Aug. Die Landbewohner fangen auch bald an, sich großstädtisch zu kultiviren; leider beginnen sie zuweilen mit der nicht moralischen Industrie. Zu Bonamees, einem der sieben zum Frankfurter Gebiet gehörigen Dörfer, ist vor ein paar Tagen eine Dieberei vorgekommen, ganz nach dem neusten Pariser Schnitt. Einer der dortigen Einwohner, ein armer Teufel, erklärte öfters, er wolle sich aus Melancholie todtschießen, und eines Morgens fand man seine Kleider an dem Flüßchen(ich glaube, es heißt Nied), mit einem Briefe, des Inhalts: er habe sich todtschießen wollen, dazu aber keinen Muth gehabt, und sich jetzt ertränkt. Die Dorfleute suchten nun mit Stangen in dem Fluß nach der Leiche; allein der angebliche Selbstmörder hatte Abends zuvor in einer Mühle die Kleider verschiedener Personen gestohlen, und diese angezogen, während er die seinen am Ufer zurückließ. In der Zeit, daß man sich bemühte, seine Leiche zu finden, suchte er ganz wohlgemuth das Weite. Nach langem Suchen entdeckte man statt des Körpers nur die Spitzbüberei. Schade daß sie ihm wenig half, denn die Polizei fand ihn bald in seinem Schlupfwinkel, und lieferte ihn wohlverwahrt nach der Stadt, wo er nun seine so schön begonnene Bildung vollenden kann.— Die Maindampfschiffahrt zwischen hier und Bingen macht fortwährend gute Geschäfte; man sieht klar ein, daß es nur an angemessenen Booten fehlt, um die Aktienunternehmung zum besten Gedeihen zu bringen. Die Uferorte zwischen hier und Mainz, sämmtlich große wohlhabende Dörfer, als Schwanheim, Rüsselsheim, die von Frankfurt aus wenig besucht wurden, seit die Eisenbahn besteht, sind jetzt an schönen Tagen von Spazierenden überfüllt, ohne daß man deshalb eine Abnahme der Reisenden auf der Bahn bemerken könnte. Es bedarf heutzutage nur der Gelegenheit, um die Anzahl der Reisenden alsbald über alle Berechnung hinaus zu vermehren. — Ueber die beabsichtigte Einführung der Sonnen=Gasbeleuchtung auf Straßen und Plätzen ist noch nichts entschieden; ich werde Ihnen seiner Zeit das Nähere darüber mittheilen. Hannover, vom 22. Aug. Eine Königl. Proklamation macht bekannt, daß am 26. v. M. zu Gastein bei Sr. Durchl. dem Herzog von Sachsen=Altenburg und bei J. Durchl. der Frau Herzogin im Namen des Königs durch den Geh. Kabinetsrath v. Falcke die förmliche Bewerbung um die Hand J. Durchl. der Prinzessin Marie, ältesten Tochter JJ. DD., stattgefunden habe und daß auf diese Be= werbung die Zustimmung der letzteren erfolgt sey. Oestreich. Gastein, vom 16. August. Unter den vielen Fremden von Rang und Bedeutung, die sich gegenwärtig hier befinden, erregt besonders der preußische Staatsminister v. Rochow' die Aufmerksamkeit des Publikums. Dieser Staatsmann ist durch seine frühere Stellung in Preußen und besonders durch seine darin bewährte Wirksamkeit eine historische Person geworden, deren Name von dem spätern Historiographen deutscher Verfassungs- oder Verwaltungszustände nicht mehr übergangen werden darf. Es ist freilich noch lange nicht an der Zeit, mit dem Urtheil über seine Wirksamkeit abzuschließen, um so mehr aber wird er Gegenstand fortgesetzter Aufmerksamkeit seiner Zeitgenossen bleiben. Es wird Sie hiernach interessiren, zu erfahren, was maa sich seit einiger Zeit über die Zukunft des Staatsministers in hiesigen Kreisen, die durch ihre Verbindungen mit Berlin wohlunterrichtete genannt werden müssen, erzählt. Man weiß, daß der König dem Minister den wegen Kränklichkeit erbetenen Abschied verweigerte, ihm dagegen aber zur Herstellung seiner Gesundheit einen mehrwöchigen Badeaufenthalt gewährte. Dieser hat allem Anscheine nach die vorzüglichste Wirkung hervorgebracht, indem der Minister sich täglich gekräftigter fühlen soll, so daß er, allem Anscheine nach, gegen Ende des August völlig hergestellt in die preußische Residenz zurückkehren kann. Da hiernach ein weiteres Abschiedsgesuch nicht zu erwarten steht, so würde Herr v. Rochow nach einigen Stimmen bei seiner Rückkehr wahrscheinlich das Ministerium des königlichen Hauses, wie das der Domainen und Forsten erhalten, das gegenwärtig Herr v. Ladenberg verwaltet, der aber wohl bis dahin resigniren dürfte. Eine andere Ansicht(die zugleich entschieden bezweifelt, daß Herr v. Rochow das neue Portefeuille übernehmen dürfte) läßt ihm eine höchst ehrenvolle Sendung in einer Familienangelegenheit zwischen dem preußischen und dem baierischen Regentenhause zu Theil werden. Dies mag allerdings das Wahrscheinlichere seyn und würde sich dadurch aufs neue in einer glänzenden Weise dokumentiren, bis zu welchem Grade das Vertrauen seines königlichen Herrn den wohlverdienten Staatsmann fortdauernd beglückt. Endlich existirt noch eine dritte Meinung, nach welcher Hr. v. Rochow sogar eine möglichst schleunige Zurückberufung zu erwarten hätte, um in einen neuen Zusammenhang mit dem zu berathenden Censurgesetz zu treten, dessen gegenwärtiges Vorstadium nicht länger die Zufriedenheit des Königs genießen soll. Die letztere Mittheilung scheint augenblicklich wohl noch zu sanguinisch, als daß ein bestimmter Werth darauf gelegt werden könnte, doch möchte das Wünschenswerthe derselben nicht ganz abzuläugnen seyn. Man verkennt hier nicht, daß die Preßverhältnisse in Preußen unter dem Verwaltungsschlusse des Herrn von Rochow eine Richtung nahmen, die gegenwärtig aus irgend einem Grunde mehr ins Stocken gerathen zu seyn scheint.(L. A.Z.) Temeswar.(Ungarn.) Bei der letzten General=Congregation unseres Komitats wurde vom ersten Vicegespan die Meldung gemacht, daß ein, vor drei Jahren als gänzlich unschuldig erklärter Angeklagter vor einigen Wochen erst seiner Haft entlassen wurde; die Stände drückten, wie begreiflich, ihre tiefste Entrüstung darüber aus und ordneten die strengste Untersuchung in dieser Sache an. Straßburg, vom 20. August. Heute endlich erfolgte die Ankunft des Herzogs von Nemours in unserer Stadt. Wälle und Straßen waren von Menschen überfüllt, welche den Prinzen sehen wollten, an dessen Namen sich so viel Bedeutungsvolles für die Zukunft knüpft. Die große Menge folgte schweigend dem Wagen, in welchem der Herzog saß; tiefer Schmerz ruhte auf seinem Gesichte, denn wohl mochte er sich sagen, daß er selbst mit Betrübniß die Stelle seines geliebten, so früh dahingeschiedenen Bruders vertrete, zu dessen Empfang Straßburg und das ganze Elsaß mit so vieler Freude sich vorbereitet hatte. Alle Feierlichkeiten sind auf ausdrücklichen Befehl des Prinzen untersagt, jedoch wird derselbe morgen das Kommando über die größeren Colonnen der manövrirenden Infanteriebrigaden und Artilleriebatterien übernehmen. — Vom 21. August. Unter dem Zudrange einer außerordentlichen Volksmenge fanden heute Manöver statt, welche der Herzog von Nemours befehligte. Der Prinz wird hier mit großer Achtung behandelt; die Straßen, durch welche er bis jetzt zog, waren größtentheils mit dreifarbigen Fahnen geschmückt; allenthalben wird sein männlich festes und energisches Aussehen gerühmt. Bei den Aufwartungen, welche ihm gemacht wurden, zeigte er sich sehr leutselig und geistreich, so daß es den Anschein hat, er werde sich wohl jene Popularität zu erwerben wissen, die für seine so schwierige Stellung höchst nothwendig ist. — Der Herzog von Nemours unterhielt sich gestern mit Herrn Champy, Adjunkten des Maire, über die Bevölkerung Straßburgs. Herr Champy sagte bei dieser Gelegenheit, was sein Herz und seine Erfahrung ihm eingaben; der Prinz erwiederte:„O, ich weiß es, es ist eine gute, eine vortreffliche Bevölkerung!" In diesem Augenblick sagte eine andere Person:„Ja, Monseigneur, sie hat einen ganz deutschen Geist...." Der Prinz fügte lebhaft hinzu:„Und ein französisches Herz!“ Unserer Meinung nach kann man nicht schöner dieses Doppelwesen ausdrücken, welches ein Grundzug in dem Charakter der Straßburger ist.(Fr. J.) London, vom 14. August. Das ostindische Komite der Colonial Society, eines Vereins, von dem sich behaupten läßt, daß sich darin alle Colonialautoritäten, alle Erfahrung und Kenatnisse von unserm Colonialwesen concentriren, hat soeben einen„Bericht über die Ursachen und Folgen des Krieges in Afghanistan" erscheinen lassen, der ausnehmendes Aufsehen macht. Es läßt sich erwarten, daß es das Beste ist, was noch englischerseits gegen jene unheilvolle Politik gesagt worden ist. Daß Diejenigen, von welchen sie herrührt, sich nicht beklagen dürfen, man beurtheile ihre Handlungen nur nach dem jetzigen Erfolge, das ergibt sich auch aus diesem Bericht, indem wir aufs Neue daraus ersehen, wie die in den indischen Verhältnissen erfahrensten Leute gleich anfangs den Kriegszug nach Afghanistan als einen verderblichen Schritt aufnahmen und nur dadurch davon abgehalten wurden, mit Nachdruck sogleich öffentlich ihre Stimme dagegen zu erheben, weil es zu spät war, da Alles mit dem sorgfältigsten Geheimniß eingeleitet war, so daß sie nicht eher Kenntniß von dem Unternehmen erhielten, bis es beschlossen und schon in der Ausführung begriffen war.(L. A. 3) London, vom 20. August. Das Elend der arbeitenden Klassen in den großen Fabrikstädten übertrifft alle Begriffe, und man sollte beinahe glauben, daß es Uebertreibung wäre, wenn man statistische Werke liest. Den besten Beweis liefert die Zunahme der Sterblich= keit, die im Verhältniß zu dem platten Lande, in den Städten, als Folge des Typhus, 221 Proc. mehr beträgt. Im Jahre 1790 rechnete man Einen Fabrikarbeiter auf zwei Landbauer, 1840 hat man in Staffordsyire 3 Fabrikarbeiter auf einen Lanbauer, in Wir= wickshire 4, in Yorksyire 6, in Lancashire 10, in Middleser zwölf gegen Einen Lanomann.— In Nottingham leben die Arbeiter in den dumpfigsten Wohnungen, ohne Licht und Luft; zu Liverpool lebt ein Siebentel der Bevölkerung, Arbeiter, in 7862 Kellern, die feucht und ungesund sind; zu Manchester leben von 123,282 Arbeitern zum wenigsten 14,900 in dergleichen Höylen; zu Bury ist die Zahl der Arbeiter so groß, daß in 773 Häusern Ein Bett 4 Personen, in 207 Häusern Ein Bett 5 Personen und in 73 Häusern Ein Betr 6 Perso= nen zum Lager dient; zu Bristol haben 46% der Bevölkerung der arbeitenden Klassen nur ein kleines Zimmer fur jede Familie. Eben so schrecklich ist das Elend zu Leeds und Glasgow, wo man 1837 21,800 Fieberkranke zählte. Die Nahrung der Unglücklichen stimmt mit ihren Wohnungen überein, und die meisten suchen durch Branntwein ihre Leiden zu betäuben, so daß in kurzer Zeit ein Leben verloren geht, welches sie von der ersten Kindheit in dumpfen, ungesunden Fabrikgebäuden, oder in Minen, gleich Sklaven, krank und kümmerlich fortschleppen.(Amstd. Hdbl.) Abends. Die Berichte aus den Provinzen lauten günstiger; es haben keine neuen Unordnungen startgefunden. Zu Manchester haben 30 Werkstätten ihre Arbeiten wieder beginnen können. Die Sache der Chartisten wird durch Erschöpfung von selbst enden. Um die Gemüther einigermaßen aufzuwecken, wurde von den Delegirten be= schlossen, daß Distriktskommissionen eingesetzt werden sollten, zum Ausgeben von Papier, welches den Krämern und andern, die bis zum Wiederbeginn der Arbeiten Kredit geben wollen, als Bezahlung gegeben würde. Von der andern Seite wurde eine Versammlung von Krämern gehalten, die aber wenig Geneigtheit an den Tag zu legen schienen, solches Papier als Zahlung anzunehmen. Man glaubt deswegen, daß binnen 2—3 Tagen die Arbeiter sich aus Hunger veranlaßt sehen werden, zu ihrer gewohnten Arbeit zurückzukehren. Jn den Eisenbahndistrikten zu Mirthyn in Südwallis herrschte einige Aufregung. Zu Birmingham spricht man von einer Zusammenkunft von Chartisten am nächsten Donnerstag; man sagt, daß sie alsdann beschließen werden, ihre Arbeit zu verlassen; man hofft aber, daß die zu Manchester mißglückten Versuche sie zu einem anderen Beschlusse bringen werden.(id.) London, vom 22. Aug. Aus Manchester laufen die befriedigendsten Nachrichten ein. Die Arbeiter=Koalition ist gebrochen und schon vorgestern waren viele Fabriken wieder im Gange. In der Umgebung der Stadt finden jedoch noch fortwährend Zusammenrottirungen statt. Das Verhör der Verhafteten hat bereits begonnen. Aus den übrigen Distrikten lauten die Nachrichten wie bisher. Ueberall Versammlungen und theilweise Unterbrechung der Arbeit, doch nirgends ernstlicher Widerstand gegen das Militär. Jn Bir= mingham scheinen die Arbeiter eine drohendere Stellung anzunehmen. — Die Königin und ihr Gemahl werden sich am 29. zu Woolwich nach Schottland einschiffen. Paris, vom 23. August. Das heutige Tagesgespräch ist die Abreise des Hrn. Thiers und, was noch am meisten iateressirt, ist, daß er gerade den meza nach der Schweiz und den Ryeinprovinzen eingeschlagen hat. Man will durchaus von einer Senduna an deutsche Höfe wissen, allein es ist gewiß nichts daran. — Erst heute verläßt die königliche Familie das Residenzschloß Neuilly, um Eu einige Zeit zu bewohnen. Eine leichte Unpäßlichkeit der Herzogin von Orleans, welche sie sich auf der Reise nach Dreur zugezogen hat, ist Schuld an dem Aufschub. — Der Soldat Babel vom 1. Lancierregiment, der, wie wir wissen, zu Metz den Kapitän Chabert in dem Augenblick durch einen Messerstich ermordete, als dieser Offizier ihm ein Begnadigungsschreiben für ein früher begangenes Verbrechen vorlas, ist hingerichtet worden. Es heißt, er habe sich geweigert, niederzuknien und er habe stehend den Tod empfangen. Der Abbe Verdenal brachte einen Theil der Nacht bei ihm zu und im Augenblick der Hinrichtung kniete der Priester nieder, zu Gott für diesen Soldaten betend. — Renten am Schlusse der Börse: 119 50; 78 75. Spanische Fruchtpreise zu Neuß den 23. August 1842 Rübsaamen 4—— Kartoffeln— 14— Heu pr. Ctr. à 110 Pfd.— 25 troh pr. Sch. a 1200 Pfd. 7—— Rüböl pr. O. 282 Pfd. o. F. 34—— dito pr. Mai——— dito pr. Oktober 34 7 6 Weizen pr. B. Sch. Roggen alter Wintergerste„ Sommergerste„ Buchweizen„ Hafer Erbsen neuer 2 20— neuer 1 23 4 1 13— 1 13— 1 20— — 27— Heerdt den 24. August 1842. Die Hand des Herrn hat uns getroffen. Dies ist jetzt gleichsam der Tagesgruß meiner unglücklichen Pfarrkinder, nachdem am 20. d. M., eben vor 3 Uhr nach Mittag, eine schreckliche Feuersbrunst über einen großen Theil unseres Kirchdorfes Heerdt verheerend sich verbreitet, 14 Häuser, 15 Stallungen, 10 Scheunen in Asche gelegt und unter deren Schutt 1 Pferd, 2 Kühe, 2 Rinder, 3 Schweine und mehreres andere Vieh sammt der ganzen Habe — sehr wenige Mobilarschaft ausgenommen— begraben hatte. Achtzehn Haushaltungen sind mehr oder weniger getroffen. Mehrere Personen sind in ihrer fast verzweifelnden Thätigkeit von den Flammen ergriffen und so verwundet worden, daß zwei dadurch ganz unfähig sind, ihr Brod zu verdienen, die dritte vielleicht gar ihr Leben als Opfer ihrer Anstrengungen darbringen muß. Vierzehn unglückliche Familien ohne Obdach, ohne Kleidung und ohne Nahrung für sich und ihr Vieh haben sich verkriechen müssen in die ohnehin engen Hütten ihrer Verwandten, Freunde und Nachbarn und harren nun, mit nassem Blicke gen Himmel, der Gaben der Liebe, welche Der ihnen senden wird. Der einstens sagte: Mich jammert des Volkes! Einer ruft dem andern zu: Die Hand des Herrn hat uns getroffen. Möge dieser Trauergruß meiner unglücklichen Pfarrkinder hindringen zu den Ohren Aller, die ein fühlendes Herz haben! Möge er ein ergreifender Aufruf sein zur Linderung der Leiden, und zur Abwehr gräßlicher Zukunft! Freunde! Brüder! Alle! gedenkt in Liebe eurer nothleidenden Bruder! Ihr, die ihr so edelmüthig und freigebig der theilweise ebenfalls durch Feuersbrunst unglücklich gewordenen mächtigen fernen Stadt euere Gaben gesandt— mit welch einer Freude und Begeisterung werdet Ihr euren nachsten unglücklichen Nachbaren zu Hülfe eilen, und ihnen im Werke sagen: Auch wir sind eure Brüder. Ja das hoffe ich, darum bitte ich im Namen meiner von Allem entblößten Pfarrkinder. Dem so manch hocherprobt guten, milden Geiste der Bewohner von Düsseldorf und Neuß, wie auch der ganzen Umgegend vertraue ich— und möge mein Vertrauen nicht zu Schanden werden! Wie aus der Nähe, so aus der Ferne werden wir jede, auch die kleinste Gabe, mit dankerfülltem Herzen annehmen. Zur Erleichterung der Einreichung der milden Gaben haben die wohllöbl. Redaktionen der Düsseldorfer Zeitung und des Neußer Intelligenz=Blattes sich mit zuvorkommender Bereitwilligkeit erboten, fernere Beiträge gerne entgegen nehmen zu wollen. Der Pfarrer von Heerdt, Sticker. Bereits sind bei mir eingegangen: 1) Von einem Ungenannten 56 Thlr. 10 Sgr. 2) von einem Ungenannten 5 Thlr. Kassenschein. nzeigen. Polizeiliche Bekanntmachung. Die paßpolizeilichen Bestimmungen, wonach nicht nur die Gast= und Logiswirthe, sondern jeder Bewohner gesetzlich verpflichtet ist, die bei ihm einkehrenden Fremden, nach Umstanden mit Einreichung derer Pässe, und unter Angabe der Straße und Nummer des Hauses, bei dem hiesigen PolizeiAmte ohne allen Verzug anzumelden, werden hiermit in Erinnerung gebracht. Auch mache ich auf das strenge Verbot des Schießens, des Abbrennens von Feuerwerkskörpern, Schwärmern, Raketen und dergleichen in der Nähe von Gebäuden, auf Straßen, Plätzen und an andern von Menschen besuchten Orten, aufmerksam, und wird jede Uebertretung dieses Verbotes strenge und unnachsichtlich geahndet werden. Uederhaupt empfehle ich dem Publikum bei der ungewöhnlich andauernden großen Hitze und Dürre die größte Vorsicht mit Feuer und Licht an. Düsseldorf den 24. August 1842. Der Königl. Polizei=Inspektor Holthausen Immobilar=Verkauf. Auf Anstehen der Eheleute Schreinermeister Heinrich Klein zu Pempelfort sollen am Freitag den 26. August 1842, Nachmittags 3 Uhr, bei dem Wirthe Herrn Christoph Spickernagel am Wehrhahnen die nachbeschriebenen Immobilien öffentlich dem Meistbietenden zum Verkaufe ausgestellt werden, nämlich: Gemeinde Pempelfort. 1. Wohnhaus in der Pfannenschoppenstraße mit Nr. 233 bezeichnet, nebst Stallung u. Brunnen. 2. Garten daselbst, groß 133 Ruthen, aneinanderliegend an Gehlen, Köhler, Braumüller und die Pfannenschoppenstraße gränzend, und eingetragen im Kataster unter Art. 430 Flur 8 Nr. 314, Anb 10199. Die Bedingungen sind bei dem unterzeichneten Notar einzusehen. Düsseldorf den 18. August 1842. Euler. Ein fehlerfreies braunes Pferd, Stute, 7 Jahr alt, steht mit Sattel und Zaumzeug für 110 Thlr. bei Weinwirth Meters in der Liefergasse zu kaufen. Bei J. E. Schaub in Düsseldorf ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: deutschen und vermischte Gedichte. Von Friedrich von Uechtritz. 124 Seiten in grotz 8. Auf starkem Velinpapier. In farbigem Umschlag geheftet. Preis 20 Sgr. In dem Hauptgedicht der vorstehenden Sammlung werden dem Leser die wichtigsten Entwickelungsstufen des deutschen Volkslebens in lebendigen Bildern vorübergeführt, die, in sich abgeschlossen, durch„die Zeit" als Rhapsode und Cyorus verbunden und vermittelt werden. Wir sehen das Walten Karls des Großen, den Sängerkrieg auf der Wartburg, Bürger und Landsknecht auf den Straßen Nürnbergs, den großen Kurfursten, die letzten Jahre Friedrichs des Großen, neben dem aufblühenden Geistesleben Weimars, das Jahr 1813. Zuletzt spricht, als Symbol der Gegenwart, Germania vom Stuhle Karls des Großen herab. Doch wir durfen nicht mehr verrathen, um dem Leser den Genuß des höchst eigenthümlichen Gedichtes nicht zu verkümmern, das gewiß jedes deutsche, für Deutschland's beste Erinnerungen und Hoffnungen empfängliche Herz ansprechen wird In der Kunst= und Schreibmaterialienhandlung von Jos. Rings, Communicationsstraße Nr. 611, ist so eben erschienen: Erinnerungen an das Lager des 7. Armeekorps zu Grimmlinghausen im August und September 1842. Pr. 5 Sgr. Ferner sind dort zu haben: Oelgemälde u. Handzeichnungen, so wie Stahl= und Kupferstiche n. Dem sehr geehrten Publikum mache ich hiermit die ergebenste Anzeige, daß ich bei Gelegenheit der diesjährigen Neußer Kirmes am 28.7 29. und 30. August so wie am 1. September d. J. auf meinem neu erbauten Saale, Ball halten will An letzterem Tage, als am 1. September c., soll zugleich das Einweihungsfest meines neuen Saales stattfinden, den ich seiner Lage wegen „Sonnenaufgang" zu nennen gedenke, indem man von selbigem gegen Norden, Osten und Süden die schönste romantische Aussicht genießt. Unmittelbar unterm Balkon des Saals befindet sich der Neußer Hafen und von demselben hat man die schönste Aussicht nach Düsseldorf, Hamm, Grimlinghausen 2c., wo sich die Dampfschiffahrt auf dem Rheine, so wie die Eisenbahnfahrt dem Auge malerisch darbietet. Indem ich mir nun noch anzuführen erlaube, daß mein Saal auf das brillanteste dekorirt, mit einem großartigen schönen Orchester versehen ist und durch 5 große Kronleuchter am Abend erhellt wird, verbinde ich hiermit die ganz ergebenste Bitte um recht zahlreichen Zuspruch, wogegen ich das Versprechen gebe, daß durch die prompteste und reellste Bedienung, so wie durch Lieferung guter Getränke und Speisen zu den billigsten Preisen, meine geehrten Gönner gewiß zufrieden seyn sollen. Neuß den 20. August 1842. Sonnenschein, Gast= und Schenkwirth. weiß und couleurt, feine Berliner Militär=Cravatten. sowie weiße Glace=Handschuhe, für Herren zu 10 Sgr., für Damen zu 8 Sgr., und lange zu 19½ Sgr. bei W. Lindemann, Flingerstraße. Jn Haus= und Schlaf=Röcken unterhält fortwährend ein groß assortirtes Lager von 2 bis 8 Thaler pr. Stück. W. Lindemann, Flingerstraße. Aufgefordert von mehreren hohen Herrschaften, erlaubt sich Unterzeichneter die ergebene Anzeige, daß er zum Frisieren zur Cour und Bällen den 27., 28. und 29. dieses kommen wird; beliebige Bestellungen können entweder direkt oder Bolkerstraße Nr. 469 abgegeben werden. P. Loevenich, Friseur und Modehändler aus Köln. Ich mache einem hohen Adel und verehrungswerthen Publikum die ergebenste Anzeige, daß das Gespräch. das ich von hier wegziehe, die Unwahrheit ist, und wohne noch immer Altestadt Nr. 230. Nikola Keller, Schuhmachermeister. Citronen hundert und stückweise, neue Häringe und holländischer Käse sind billig zu haben bei Friedr. Schickling, Hohestraße Ratingerstraße Nr. 136 sind vier möblirte Zimmer zu vermiethen. Einladung zur Theilnahme an einer in der gestrigen GeneralVersammlung beschlossenen näheren Besprechung am Freitag den 26. Nachmittags 4 Uhr. im Saale der Lese=Gesellschaft im Ständehaus. Düsseldorf den 25. August 1842 Während der Dauer des Manövers täglich Table d'hôte in meinem durch seine angenehme Lage bekannten Saale, wozu ergebenst einladet Grimlinghausen den 5. August 1842. I. Zimmermann. Lager bei Grimlinghausen. Table d'hôte im Zelte bei Mittags 1 Uhr, Peter Weymer. Russische Stearin=Lichter zu 12 Sgr. und gefüllte Illuminationslampen sind zu haben Hundsrückenstraße Nr. 397 bei Wittwe Treitz. Gefüllte Illuminations=Lampen sino zu ben bei Th. Gerhard, Citadellstraße Nr. 1250. Unterzeichneter empfiehlt sich mit blechernen Illuminationslampen; dieselben sind so eingerichtet, daß auch Oel gebraucht werden kann. Das Dutzend kostet 5 und 6 Sgr. P. Jansen, Blecharbeiter, Mittelstraße Ein fehlerfreies gut gerittenes Pferd, Blauschimmel, Stute, 6 Jahre alt, von edler Abkunft und Husaren=Taille, steht zum Verkauf beim Kreisthierarzt Prehr, Grabenstraße Nr. 791 (591) Ein gut zugerittenes Pferd, auch à deux mains zu gebrauchen, nebst sehr guter Charabank, ist zu verkaufen. Wo, sagt die Expedition d. 3tg. Eine gebrauchte Birutsche mit Glasverdeck, welche sich gut eignet für Posthalter als Beichaise, ein Tilbury und eine neue Charabank nebst Geschirr sind zu verkaufen. P. Hinnerichs, Altestadt Nr. 217. platz Nr. 1049. Eine leichte elegante Birutsche, welche in sehr gutem Zustande ist und einund zweispännig gebraucht werden kann, steht zu verkaufen. Das Nähere KarlsAuf der Ratingerstraße Nr. 178 bei Schreiner Heidkamp sind mehrere Kleiderschränke zu einem billigen Preise zu verkaufen. (594) Es wird ein Papagei=Käfig zu kaufen gesucht. Näheres bei der Expedition d. 3. (595) Gestern Abend ist auf dem Wege von Schiffers Badehäuser über die Citadell, Bergerstraße, bis an n Markt ein silberner Armreif mit dem Namen des Eigenthümers, verloren worden. Der redliche Finder wolle ihn gegen eine Belohnung in der Expedition d. 3. abgeben. Ein geübter Lichterzieher kann dauernde Beschäftigung erhalten bei S. Mertens. Ein geschicktes Küchenmädchen und ein zweites Mädchen werden in Dienst gesucht, Hohestraße Nr. 923. 1590] Ein tüchtiger solider Uhrmacher-Gehülfe kann gleich Beschäftigung finden. Wo, sagt die Expedition d. Bl. Das in der Poststraße unter Nr. 1019 gelegene Haus, welches außer Hofraum, Remise, Speicher und Keller, eine Küche, einen großen Saal nebst 8 Zimmern enthält, alles im besten Zustande, ist an eine stille kinderlose Familie zu vermiethen und gleich zu beziehen. Das Nähere beim Eigenthümer, Bilkerstraße Nr. 1028 Die erste und zweite Etage nebst Speicher und Keller sind an eine stille Haushaltung billig zu vermiethen. Joh. Heinr. Doerper, Uhrmacher auf der Mittelstraße. Alleestraße Nr. 102 ist eine freundliche Wohnung auf der ersten Etage, bestehend aus sechs Theilen nebst abgeschlossenem Keller, Speicher und Bleiche zu vermiethen und gleich zu beziehen. Näheres Neustraße Nr. 412." Im Hause auf der Ritterstraße Nr. 38 sind 5 Theile im ersten Stock des Vorhauses zu vermiethen und in der Hälfte August zu beziehen. NäGeres im Hause selbst bei Wittwe Ferier. Redakteur: L. Druck und Verlag der Stahl schen Buchdruckerei.