N 100. Mittwoch den 20. April. 1830. Preußen. Berlin, vom 13. April. Gestern trafen Briefe aus dem St. Petersburger Hoflager hier ein. Sie melden allerdings, daß der Kaiserin der Gebrauch der Bäder von Ems von den Aerzten angerathen worden, doch noch nichts Näheres darüber festgesetzt ist. Im Fall Ihre Maj. die Reise unternehmen, werden Sie von Ihrem Bruder, dem Prinzen Karl, begleitet werden; Se. k. Hoh. werden, nach erfolgter glücklicher Niederkunft Ihrer Gemahlin, die durch den bekannten Unglücksfall aufgeschobene oder vielmehr damals aufgegebene Reise nach St. Petersburg antreten.(H. K.) Köln, vom 18. April. Die Subskriptionsliste zur Aktienzeichnung für die„Bonn=Kölner Eisenbahn" ist geschlossen worden, indem die Bedarfssumme bedeutend überstiegen ist. Deutschland. München, vom 14. April.(Nachmittags 5 Uhr.) So eben sind Se. Maj. der König von ihrer Reise nach Griechenland hieher zurückgekommen, und unter dem Jubel ihres treuen Volkes in die festlich geschmückte Hauptstadt eingezogen. Schon seit einigen Tagen, wo das Programm des Magistrats über den Empfang des Monarchen bekannt war, war die Stadt in geschäftiger Bewegung. Ganze Ladungen von Tannenbäumen, Orangerien, Blumen, Kränze und Guirlanden häuften sich in den Straßen, durch welche der Zug gehen sollte, und diesen Morgen waren diese durch ihre Verzierungen, durch die Teppiche, die aus allen Fenstern hingen, durch zahllose Blumen und weiße Fahnen, die aus allen Stockwerken wehten, in eine zusammenhängende Scenerie von Schmuck und Festlichkeit von dem heitersten und mannichfaltigsten Ansehen verwandelt. Besonders wo die höhern Stellen der Straßen die Aussicht in ihrer langen Entwickelung hinab eröffneten, war der Anblick von ausnehmender Schönheit, die nicht am wenigsten dadurch erhöht wurde, daß die Bevölkerung, den Grund dieser von Wimpeln, Fahnen und Guirlanden überzogenen und überwehten Räume in reger Heiterkeit und Beweglichkeit anfüllend, umherzog, und lange Reihen von Reitern und Wagen, die Sr. Maj. entgegeneilten, die Massen der Menschen theilten. Das Bild des Königs, in Büsten, Gemälden, Zeichnungen und Kupferstichen blickte an unzähligen Stellen zwischen dem Laubwerk, den Blumen der Draperien hervor, und die Heiterkeit der Scene strahlte aus jedem Antlitze wieder. Besonders prachtvoll nahm sich das große und schöne Gebäude der beiden Akademien der Wissenschaften und Künste aus. Die Akademie der Künste ist im Besitz der Raphael'schen Stanzengemälde, welche Ludwig XIV. von Frankreich für den Kurfürsten Maximilian Emanuel in Gobelins hat ausführen lassen. Der Parnaß und die Schule von Athen, als die bedeutsamsten Embleme beider Akademien, sind darunter. Mit diesen kostbaren Gewirken war die ganze untere Fagade des Gebäudes behängt, und der Anblick der unsterblichen Gemälde um so erfreulicher, als sie sich in den Farben frischer erhalten haben, als die Originale im Vatican. Zwischen ihnen in einem freien Raum war die kolossale Büste des Königs mit einem grünen Olivenkranze geschmückt, über ihr das Epigramm: Heil Dir, Koind Herr! Von den ewigen Fluren Athenens Kehrest Du heim und dem Quell, welcher die Völker erquickt, Wissen und Kunst ausströmend. Verjüngt von der heiligen Labung, Sey in den Hallen gegrüßt, die Du erhobest und schirmst. Weiterhin wehten über den Eingängen der Mauthhalle die Fahnen sämmtlicher Vereinsstaaten, und wetteiferten in der Kaufinger=, Rosen= und Theatinerstraße öffentliche und Privatgebäude mit sinnvollem Schmucke., Selbst von allen Kirchthürmen wehten große Fahnen mit den baierischen Farben. In nicht beträchtlichen Zwischenräumen waren Musikkorps auf Gerüsten vertheilt, und ihre harmonischen Weisen hallten abwechselnd in das heitere Getümmel. Um 12 Uhr fuhren Ihre Majestät die regierende Königin und die übrigen höchsten Personen des königlichen Hauses dem Kommenden bis Wolfrathshausen entgegen; in derselben Richtung gingen Wagen, Reiter und Fußganger bis über die Anhöhe von Sendling hinaus. Nach 4 Uhr kündigte das Läuten aller Glocken die Ankunft Sr. Majestät im Weichbild von München an, und bald zeigte die in Störung gerathene Volksmasse die Nähe des Monarchen, dem sich Alles entgegendrängte, während andere Scharen den königlichen Wagen umringten und ihr Freudenruf die Luft erfüllte. So bewegte sich der Zug langsam durch die festlich geschmückte Pforte des Karlsthors und die Straßen, öfters haltend, weil Se. Maj. die Begrüßungen erwiedern oder die Scenerien dieses prächtigen Schauspiels betrachten wollte. Keine bewaffnete Macht war sichtbar, weder Linienmilitär, noch Gendarmen. Sogar die vom Bürgermilitär, welche dem Könige entgegen geritten waren, trugen ihre gewöhnliche Kleidung; dennoch keine Unordnung; kein Uebermaß des Ungestüms in den Ausbrüchen der lautesten Freude: es war die Scene eines zu den Seinigen wiederkehrenden Vaters, und allein waltend die Gefühle des Vertrauens und der Liebe. Se. Maj., neben welchem I. Maj. die Königin saßen, waren vom besten und heitersten Aussehen und voll offener Rührung und Freude über einen Empfang, dessen Erinnerung in den Gemüthern Aller, die ihm beiwohnten, unvergeßlich seyn wird. Ferner schreibt man aus München: Die Ankunft des Königs Otto von Griechenland in unserer Stadt ist auf Ende des Mai festgesetzt. Nach einem kurzen Aufenthalt dahier wird sich Se. Maj. in das Bad Kissingen begeben. In den höhern Zirkeln spricht man hier von der nahen Vermählung des jungen Königs mit der Prinzessin Therese, der achtzehnjährigen Tochter des Erzherzogs Franz Karl von Oestreich.— Sämmtliche Vorarbeiten für die Eisenbahn von hier nach Augsburg sind dieser Tage an die Wenigstnehmenden in Akkord gegeben worden. Die Straße ist bereits von hier bis Augsburg ausgesteckt. Unter Anderem ward die Lieferung von 700,000 Kubikfuß Quadersteinen um 620,000 fl. verakkordirt. Die Expropriation des Bodens ist in den betreffenden Landgerichten bereits vorgenommen worden und ging ohne Schwierigkeiten von statten, indem die Bauern alsbald damit zufrieden waren, daß man für ihre größtentheils mittelmäßigen Gründe einen Preis wie für in dem Steuerkataster in die erste Bonitätsklasse eingereihte Gründe anbot. Man berechnet, es mögen mit Einschluß des Aerarialgutes(Moos= oder Waldgründe rc., deren Werth ebenfalls nach der ersten Bonitätsklasse berechnet wurde) ungefähr 5000 Tagwerk um 700,000 fl. von dem Eisenbahnkomite angekauft worden seyn. Indessen gehen über 300 Feldwege, resp. bewegliche Brücken, über die Bahn, welche Behufs des Hin= und Hertransports vier Wechsel(Ausweichungsstationen) erhalten wird. Hier in München beginnt die Bahn vor dem Karlsthor an der Schießstätte, in deren Nähe man einen unlängst mit Bäumen bepflanzten Platz angekauft hat, um ein großes Magazingebäude dort aufzuführen. Oestreich. Se. k. k. Maj. haben über die Bitte des S. M. Freiherrn v. Rothschild, mittelst an den obersten Kanzler Grafen v. Mittrowsky gelangter allerhöchster Entschließung vom 9. d. M., zu bewilligen befunden, daß der allerhöchst privilegirten Eisenbahn von Wien nach Bochnia von nun an der Name„Kaiser=Ferdinands=Nordbahn" beigelegt werde. Rußland. St. Petersbura, vom 6. April. Dem gestrigen Blatte des Journal de St. Petersbourg ist in einem besonderen Hefte ein in französischer Sprache abgefaßtes Sendschreiben an den Redakteur des Journal des Debats, als Antwort auf dessen bekannte Artikel über die von Sr. Maj. dem Kaiser an die Warschauer Deputation gehaltene Rede, beigelegt. Dieses Sendschreiben, das vom 28. Dez. v. J. datirt ist, ward, wie es in der Einleitung dazu heißt, der Redaktion des Journal des Debats unmittelbar nach der Publizirung jener Artikel zugesandt, jedoch von derselben zurückgewiesen.„Es kann dies ein Beweis seyn", fügt der Briefsteller hinzu, „wie gewisse Männer, die so liberal sind, wenn es um Angriffe und Verläumdungen sich handelt, die Freiheit der Vertheidigung zu begreifen und zu achten wissen." — Vorgestestern zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittags, fing das Eis bei der Stadt an, sich in Bewegung zu setzen. Die Isaksbrücke ward auf eine kleine Entfernung abgetrieben, blieb dann aber stehen, bis sich um 2 Uhr in der Nacht die ganze Eisdecke löste und zu treiben begann. Heute um 10½ Uhr Vormittags ist die Verbindung zwischen beiden Ufern durch Böte wiederhergestellt worden. Der diesjährige Aufgangstermin der Newa gehört zu den frühesten; denn mit Ausnahme des Jahres 1822, wo der Fluß schon am 18. März von seiner Eisdecke befreit wurde, ist derselbe nie vor dem 3. April aufgegangen; an diesem Tage aber nur einmal, und zwar im Jahre 1723. Der mittlere Termin für den Aufgang der Newa fällt auf den 9. oder 10. April. Spanien. Maorid, vom 31. März.(Korrespondenz der Allg. Ztg) Es scheint durchaus keinem Zweifel zu unterliegen, daß ein am 26. bei der hiesigen englischen Gesandtschaft von London eingetroffener Kurier derselben Depeschen überbrachte, welche den bestimmten, von dem brittischen Kabinette gefaßten Entschluß aussprechen, in die Angelegenheiten der Halbinsel direkt einzuschreiten, indem vorläufig der die brittische Eskadre, welche an der Küste von Biskaya kreuzt, befehligende Commodore John Hay den Befehl erhielt, den spanischen Militärbehörden jede von ihnen zu verlangende bewaffnete Mitwirkung anzubieten, um namentlich zu verhindern, daß irgend ein Punkt der Küste in die Hände der Karlisten falle. Außerdem ist der Gesandtschaft angezeigt worden, daß 5000 vom Parlament bewilligte ausgesuchte Marinesoldaten sofort nach Biskaya eingeschifft werden sollen, um die festen Plätze der Küste zu besetzen, und dadurch den Truppen Ihr. Maj. der Königin von Spanien, vorzüglich aber der englischen Hülfslegion einen freieren Spielraum zu gewähren, um im Innern der Provinzen die Truppen des Prätendenten zu bedrängen.— Als Antwort auf die Frage, was die nordischen Mächte zu dem bewaffneten Einschreiten Englands und Frankreichs sagen werden, soll Lord Palmerston auf die Krakauer Vorfälle hindeuten, und ihm deshalb ein Ereigniß nicht wenig erwünscht seyn, welches man in England gern als eine Verletzung des Völkerrechts darstellen möchte.*) Was die nächsten Folgen der bewaffneten Einschreitung betrifft, so scheint den Karlisten in den Provinzen (falls auch Frankreich die Gränzplätze besetzt, was England wünscht, und was zuletzt wohl geschehen wird) kein anderes Mittel übrig zu bleiben, als sich der Uebermacht zu unterwerfen; unterworfen sind sie alsdann, aber nicht überwunden, und eine lange Okkupation wird erforderlich seyn, wenn man das in der Asche fortglimmende Feuer gänzlich auslöschen will. Bereits im vorigen Sommer erklärten die aus den Provinzen gebürtigen Anführer der Karlisten, daß sie sich nie an spanische, wohl aber an französische Truppen ergeben würden. Wer aber weiter sieht, wird bedenken, daß mit der Unterdrückung des Karlismus die Schranken wegfallen, welche bisher den offenen Kampf zwischen der Partei der Gemäßigten und Begüterten und der der Aufstrebenden und ausschließlich nach Gewalt und Einkommen trachtenden, sich selbst Patrioten nennenden Partei, verhinderten. Dieser wird zu einem desto heftigeren Ausbruche rommen, und um so länger dauern, je weniger die Zukunft dieses Reiches, durch eine langwierige von Frauenhänden geleitete Vormundschaft, und die Aussicht auf Weiberregiment gesichert seyn kann. Ob sich demnach Frankreich damit begnügen wird, ein ächt nationales, ehrlich und tapfer für sein Recht fechtendes Gebirgsvolk in Fesseln zu legen, ohne sich weitere Gewährleistungen gegen das Ausbrechen neuerer innerer Wirren dieses unglücklichen Landes zu erwirken, und wohin diese führen würden, mag für jetzt dahin gestellt seyn. — Die neuesten Nachrichten von Madrid reichen bis zum 7. April. Die Diskussion über die Adresse war in der Prokuradorenkammer noch nicht beendigt. Seit der Rede des Hrn. Isturitz schleppt sie sich mühsam von einer Mittelmäßigkeit zur andern und erschöpft sich in leeren Deklamationen. Die Briefe sagen, daß, angenommen, der Adreßentwurf der Kommission erleide auch im Einzelnen einige Veränderungen, derselbe darum doch nicht weniger mit ziemlich großer Stimmenmehrheit werde votirt werden. Rachdem Herr Mendizabal dieses Votum erhalten, werde er, setzen diese Briefe hinzu, sofort sein Ministerium vollständig machen, wenn er anders mit seinen Anträgen glücklicher seyn wird, als er bisher war, was sehr zu bezweifeln, indem einer seiner Freunde, Hr. Arguelles, erklärte, daß, wenn persönliche Gründe ihn nicht abgehalten hätten, in's Ministerium zu treten, er dies nun nach der traurigen Schilderung, welche man eben von dem Zustande des Landes gemacht, bestimmter als je verweigern würde. Zu Madrid war ein Abgeordneter der Provinzialdeputation von Barcelona angekommen, um der Regierung eine Darstellung der Uebel, von welchen Katalonien heimgesucht ist, vorzulegen und schnelle Abhülfe derselben zu begehren. Die Deputation beklagt sich, wie man sagt, über die Willkühr der Befehlshaber der mobilen Kolonnen, deren Betragen allgemeine Unzufriedenheit erregt und die Bevölkerungen erbittert habe. — Ein Schreiben aus Santiago(in Galizien) meldet: Der Marquis von Astaritz, Kommandant von Lujo, beklagt sich in einer seiner Depeschen bitter über den, unter der Bevölkerung dieses Landes allgemein herrschenden schlechten Geist. Dieselbe sey wenig geneigt, gegen den Pfarrer Freijo zu kámpfen. Die Streitkráfte dieses Pfarrers, die von Lopez und von einigen andern Chefs bilden an Infanterie und Kavallerie etwa 1200 Mann. — Am 7. d. befand sich Cordova noch immer zu Vittorio. Es war nichts neues vorgefallen. Der General Bernelle(Befehlshaber der Fremdenlegion) steht fortwährend im Thale von Lanz, sieben karlistischen Bataillonen gegenüber.— Von St. Sebastian schreibt man vom 11. d., daß man dort ohne Besorgniß sey. Die Karlisten haben ihre Anstrengungen gegen Lequeitio gerichtet, welches sie seit dem 10. mit sechs Feuerschlünden belagern. Großbrittanien. Die Mittheilung, welche der englische Commodore ans spanische Ministerium von seinen Instruktionen gemacht hat, die Küstenstädte jenes Landes gegen die Unternehmungen der Karlisten zu vertheidigen rc., war(sagt ein Schreiben aus London in der Allg. Ztg.) die natürliche Folge der Besetzung von Krakau, selbst wenn dieselbe nichts Anderes als eine polizeiliche Maßregel war. So wie der nordöstliche Bund im Zusammenhange handelt, wird es Pflicht für die westlichen Mächte, ihre Verbindung zu kräftigen und die Beendigung des spanischen Bürgerkriegs ist hierzu das erste Mittel. Von den bevorstehenden Debatten über die Krakaus Besetzung wird zwar nichts Neues erwartet, dennoch sieht man derselben mit weit mehr Begierde entgegen, als man sonst zu bemerken *) Vergl. den Art. Großbrittanien. pflegt, wenn von einer Debatte über auswärtige Angelegenheiten die Rede ist, die nicht von der Opposition, sondern wie alle, welche diese Session in dieser Richtung stattgefunden, von Freunden des Ministeriums angeregt werden— ein Beweis, daß die Nation an jenen Angelegenheiten ernsthaften Antheil zu nehmen angefangen hat. — Man schreibt aus Portsmouth vom 12. d.: Das nach mehrjährigem Aufenthalt aus dem mittelländischen Meere angekommene Linienschiff„Bacon" mußte nach den Inseln Shesland und Orkneys abgehen, um dort Seeleute anzuwerben. Agenten einer andern Regierung machen daselbst in diesem Augenblick auch Anwerbungen. Das Dampfschiff„Caron" befindet sich hier, um Geschütz für Santander an Bord zu nehmen. Ein anderes Dampfschiff wird sich nach dem mittelländischen Meer begeben, um Artilleristen der Marine zusammenzubringen und nach Spanien überzuführen. Außer dem„Bellerophon", dem Pembroke", dem„Vauguard", sämmtlich von 80 Kanonen, werden in Kurzem auch die Linienschiffe„Britannia" St. Vincent",„Prinzessin Charlotte" von 120 Kanonen, und„der Ganges" von 80 Kanonen in See zu gehen bereit seyn, wofern man Seeleute erhält. — In der Sitzung des Oberhauses vom 15. d. frug der Marquis von Londonderry, ob die Regierung das aus Santander vom 24. März datirte Schreiben von Lord John Hay an den General Cordova gebilligt hätte, und ob dasselbe eine Folge demselben ertheilter Instruktionen sey. Lord Melbourne antwortete, daß er an der Abfassung dieses Schreibens keinen Theil habe; daß aber Instruktionen im Sinne desselben ertheilt worden seyen. Frankreich. Ein Schreiben aus Paris in einem süddeutschen Blatte sagt: Vor Kurzem noch kündigte das Journal des Debats an, daß Ruhe und Ordnung in Frankreich auf lange, lange Zeit, wo nicht gar auf ewig gesichert seyen, und daß man nunmehr mit Behaglichkeit sich den materiellen Interessen gänzlich in die Arme werfen könne. Die HH. v. Broglie und Guizot treten aus dem Ministerium, die Doktrin hat einen Leck bekommen, durch welchen die Wellen der Anarchie mit immer steigender Kraft eindringen können, weg sind Ruhe und Ordnung, und die Aussicht auf die Erhaltung des allgemeinen Friedens wird immer trüber. An so dünnen Fäden hängt, wenn wir den Debats glauben wollen, das Schicksal der Reiche und Völker! Aber wir wollen uns doch nicht allzusehr ängstigen, der Courrier français hat das Ministerium Thiers in das Schlepptau seines Blattes genommen und wird es schon aus den Untiefen bugsiren, worin es die Doktrin zurückgelassen hat.— Was nun die materiellen Interessen anbelangt, an welchen man zu rütteln beginnt, weil man doch dem grübelnden Volke ein Futter vorwerfen muß, so sind sie, wenn auch nicht in Gang gekommen, doch einander in die Haare gerathen. Der westindische Rohrzucker und die Runkelrüben, die Fleischtaxe im Elsaß und der Viehstand in der Normandie treten sich feindlich gegenüber; was man dem Einen gibt, muß dem Andern genommen werden, und es scheint nicht, daß der Patriotismus bis jetzt schon einen solchen Höhepunkt erreicht habe, um seine theuersten Interessen auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern. Ein mächtiges Ach und Wehe ertönt aus den Hallen des Parlaments in die Provinzen und aus diesen in den Palast der Deputirtenkammer zurück, und am Ende wird ohne Zweifel der Herr v. SaintCricg und das Prohibitivsystem Recht behalten. Man muß Alles hübsch beim Alten lassen. Der kleine grand homme auf der Vendomesäule hat sich auch wieder geregt; er kann auf St. Helena die ewige Ruhe nicht finden. Das ist leicht begreiflich, da ihm zu seinen Lebzeiten die Welt zu enge war. An Deklamationen hat es bei dieser Gelegenheit in der Deputirtenkammer nicht gefehlt, und einige alte Napoleonisten haben über der Asche des großen Feldherrn, wahrscheinlich nicht ohne einen schmerzlichen Rückblick auf das Paradies der verlorenen Dotationen, blutige Thränen geweint. Hr. Thiers vergoß mit ihnen fruchtlose Thränen, und Napoeons Gebeine bleiben vorderhand unter den Trauerweiden des einsamen Felsen. Ein Deputirter erfrechte sich, in der Aufrichtigkeit seiner Jugend, zu meinen, daß sie dort ganz an ihrem Platze seyen, zum warnenden Beispiele für alle diejenigen, welche, auf den Schultern der Freiheit emporgetragen, die Rechte ihres Landes mit Füßen treten. Diese kecke Ansicht erregte einen gewaltigen Sturm, der in den Spalten des National einen Wiederhall fand. Dieses Blatt meinte, man könne Napoleons Gebeine schon darum nicht auf St. Helena lassen, weil dieser moderne Prometheus durch Beschluß der heiligen Allianz dort angeschmiedet worden sey. Der National vergißt, daß doch die öffentliche Meinung in Frankreich bei Napoleons Falle auch ein wenig im Spiele war, da sie ihn zweimal sinken ließ, ohne im unter die Arme zu greifen, während damals die Völker mit den verbündeten Monarchen ganz im Einklange handelten. In der That ist auch nicht einzusehen, warum sie diesen Eroberer, der ohne Nutzen für die öffentliche Wohlfahrt den allgemeinen Frieden störte, nicht an einen sichern Ort der Verwahrung hätten bringen sollen. Sie übten das Recht des Stärkern, von welchem Bonaparte nicht füglich appelliren konnte, da es ganz im Sinne des von ihm befolgten Systems war. — Die Deputirrenkammer beschäftigt sich gegenwärtig mit der Berathung des Zollgesetzes. Es scheint nicht, daß bedeutende Veränderungen in dem bisherigen Prohibitivsystem werden vorgenommen werden.— In der Pairskammer wird das Gesetz über die Verantwortlichkeit der Minister diskutirt. — In den Champs Elysees zu Paris werden Anstalten zu dem Namensfeste des Königs getroffen. Man beginnt so zeitig damit, weil die Regierung dieses Jahr das Fest mit ungewöhnlichem Glanze feiern, und das Volk für das am 28. Juli durch Fieschi gestörte Schauspiel entschádigen will. Belgien. Brüssel, vom 17. April. J. M. die Königin der Franzosen, die Prinzessinnen Marie und Clementine, welche beim hiesigen Hofe zum Besuch sind, machten gestern mit JJ. MM. dem König und der Königin der Belgier, eine Fahrt auf der Eisenbahn von hier nach Mecheln und zurück. — Im Moniteur liest man, daß die Eröffnung der Eisenbahn nach Antwerpen auf den 3. Mai festgesetzt sey, und mit großer Feierlichkeit stattfinden werde. IJ. MM. der König und die Königin begeben sich dem Vernehmen nach am 2. nach Antwerpen. — Die Zahl der Personen welche im Laufe des März auf der Eisenbahn fuhren, betrug 34,000. Vermischte Nachrichten. Der Astronom Luthmer in Hannover macht Folgendes bekannt: Am 19. d.(also heute Abend) wird nach Sonnenuntergang am nordwestlichen Himmel, wenn Trübheit und dunkele Wolken, die auch in diesem Winter so manche astronomische Feste vereitelt haben, nicht hinderlich sind, eine interessante Erscheinung sich zeigen, nämlich die scheinbare nahe Zusammenkunft des einen innerhalb der Bahn unserer Erde sich bewegenden Planeten, der Venus, mit dem Monde. Etwa um 9 Uhr stehen beide Himmelskörper, Venus nördlich vom Monde, einander am nächsten, in einer Entfernung von 27 Minuten, welches weniger als den Durchmesser des Mondes ausmacht. Am 5. Juni, jedoch auch schon eine geraume Zeit vor und nach diesem Tage, wird die Venus als Abendstern im größten Glanze erscheinen, und namentlich im künftigen Monate bis nahe vor Mitternacht am westlichen Himmel gesehen werden können. — Zu Aachen erschien folgende Bekanntmachung in Betreff der daselbst projektirten Gasbeleuchtung:„Da die Stadt Aachen durch Gas beleuchtet werden soll, so hat sich eine anonyme Gesellschaft von Aktionären gebildet, welche die Unternehmungslustigen einladet, Ihre Vorschläge und Bedingungen im Verlaufe eines Monats, vom Tage der heutigen Anzeige an gerechnet, an das Komite der Gasbeleuchtungsgesellschaft zu Aachen portofrei gelangen zu lassen. Das Komite behält sich vor, die Anfertigung der Gasbeleuchtung denjenigen zu übertragen, welche bei billigen Preisen hinlängliche Sicherheit zu leisten im Stande sind." Redakteur: L. Stahl. Stadt=Theater. Mittwoch den 20. April: Minna von Barnhelm, oder: Das Soldatenglück. Lustspiel in 5 Aufzügen von Lessing. Schiffahrts=Anzeige. Düsseldorf den 19. April. Angekommen: C. Müller von Köln mit 418 Ctr. In Ladung: W. Werpas direkt nach Amsterdam.— J. D. Breyncks H. Z. nach Arnheim und Zwischenorten bis den 22. d.— C. Hannesen in Amsterdam nach Düsseldorf bis den 22. d. Wasserstand 11 Fuß 2 Zoll. Anzeigen. In der Nacht vom 12. auf den 13. dieses Monats wurden zu Gräfrath bei Neuß mittelst innern und äußern Einbruchs entwendet: 1. verschiedene Kupfermünzen etwa 15 Thlr. an Werth. 2. an Silbermünzen 5 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. 3. ein roth und grün karirtes seidenes Geldbeutelchen mit einem stählernen Schlößchen und einer Stahlperle in jeder Raute. 4. ein Körbchen von Stroh etwas beschädigt. 5. ein Cirkel von Messing von dem sich ein Theil abschrauben läßt. 6. ein Compas. 7. ein Dintenfaß in Form einer Scheide. 8. eine alte beschädigte Brieftasche von rothem Leder oder Saffian, worin sich einige Dokumente befanden. 9. ein Amtssiegel mit hölzernem Stiele, worin sich die Worte: Sigillum officii pastoralis in Grefrath prope Novesium befinden. 10. zwei kupferne Privatsiegel; auf einem derselben, welches einen hölzernen Stiel hat, befinden sich die Buchstaben L. J. A., auf dem andern L. A. 11. eine kleine Scheere. 12. eine kleine hölzerne Schachtel mit Oblaten von verschiedener Farbe. 15. ein mit Perlen gestricktes Serviettenbändchen. 14. eine Stange schwarzen Siegellack. 15. einige Stangen rothen Siegellack bez. Nr. 3. und mit dem Zeichen einer Lütticher Fabrik. 16. eine Stange parfümirten Siegellack. 17. ein etwa 14 hohes Kreuz von schwarzem Holz. Auf demselben befindet sich ein kupfernes vergoldetes Christusbild mit der auf einer silber vergoldeten Platte befindlichen Unterschrift I. N. R. I. Auf der Kehrseite des Kreuzes befindet sich auf dem Fußgestelle eine silberne Platte, worauf sich ein lateinisches Chronicum befindet, das wahrscheinlich die Jahreszahl 1824 gibt. Ich bringe diesen Diebstahl mit dem Ersuchen zur öffentlichen Kenntniß, mich oder die nächste Polizeibehörde von allem dem in Kenntniß zu setzen, was zur Entdeckung der Diebe oder Wiedererlangung des Gestohlenen führen könnte. Düsseldorf den 17. April 1836. Der Ober=Prokurator Schnaase. Haus=Verkauf. Am Montag den 25. April d. J., Nachmittags 2 Uhr, wird das den Erben Ares zugehörige Haus nebst Garten und Ackerland zu Benrath liegend, durch Herrn Notar Kratz, bei Gastgeber Richarz daselbst öffentlich gegen Zahlungsfrist verkauft werden. Geschwister Ares. Der alleinige Verkauf unserer optischen Fabrikaten=Brillen, Hörmaschinen rc. hat in Düsseldorf nun der Kaufmann Herr Fr. Meyer. Rathenau im April 1836. Königl. Pr. optische Industrie=Anstalt. Indem wir sowohl einem hiesigen als auswärtigen hochzuverehrenden Publikum für, das während unseres Aufenthaltes in hiesiger Stadt uns geschenkte Zutrauen unseren verbindlichsten Dank sagen, glauben wir es dem allgemeinen Bedürfnisse schuldig zu seyn, eine Hauptniederlage unserer, von so vielen Seiten erprobten Hühneraugen=Pflaster, in unserer bisherigen Wohnung bei Herrn Wolf in der Andreasstraße zu errichten, woselbst solche zu dem bekannten Preise von 3 Sgr. pr. Stück, nebst Gebrauchszettel, zu erhalten sind. Düsseldorf den 16. April 1836. Familie Dornauer aus Tyrol Wegen Aufräumung meines Geschäfts werde ich mein Möbellager zu billigen Preisen ausverkaufen, so wie mehrere Hobelbänke und Geräthschaften. I. P. Winckelsen, Kasernenstraße Nro. 729. Bekanntmachung. Der Kammerjäger Wilhelm Rosenberg aus Magdeburg ist angekommen und macht dem hiesigen verehrten Publikum hierdurch die ergebene Anzeige, daß er zur Vertilgung der Wandläuse oder Wanzen ein sicheres Mittel besitzt, wodurch solche nicht nur aus den Betten, Bettstellen und sonstigen Gegenständen, sondern selbst aus den Wänden und Zimmern, und woraus sie noch nie haben vertilgt werden können, vertrieben und nicht wieder zurückkehren werden; selbst die Eier der Wanzen werden durch dieses Mittel für immer vernichtet. Sein Logis ist bei Herrn Schönen auf der Bastionsstraße in der Glocke. [205] Ein mit guten Zeugnissen versehener junger Mensch, der als Bedienter gedient hat, in allen Hausarbeiten erfahren ist, sucht ein baldiges Unterkommen. Wer, sagt die Expedition d. Bl. Kunst=Anzeige. Den vielseitig an uns ergangenen Einladungen entsprechend werden wir heute Mittwoch den 20. und morgen Donnerstag den 21 April 1836 noch zwei, und zwar die bestimmt und unwiderruflich letzten Vorstellungen der Diaphanorama im Saale zu den drei Reichskronen geben. Der Anfang ist präcise halb 8 Uhr Abends. Eintrittspreis 10 Sgr. Kinder zahlen die Hälfte. Billets per halbes Dutzend zu 1½/ Thlr. sind den Tag über in unserer Wohnung, zu den drei Reichskronen, und Abends an der Kasse zu haben. C. Stettler et Comp. aus Bern. Unterzeichneter Schiffer liegt mit seinem Schiffe genannt„Concordia" bis zum 25. dieses auf Emmerich. Arnheim, Amsterdam und Rotterdam in Ladung und empfiehlt sich bestens. Duisburg den 18. April 1836. P. Müller. Unterzeichnete beehrt sich den Empfang der neuesten Modeartikel ergebenst anzuzeigen, und empfiehlt sich bestens. Therese Lauffs. Auf meiner Durchreise von London nach Wien hierselbst einige Tage verweilend, empfehle ich meine Auswahl Papageyen mehrerer Gattungen, kleiner westindischer Singvögel, als * Nonnenvögel, westindische Nachtigallen, Reisvögel u. m. a. und einiger kleinen zahmen Schooßaffen. Diener, Rheinstraße in der Hoffnuna. Bei J. Hecker, Nieder=Hundsrücken, sind Sommer=Wicker rother und weißer Kleesaamen; Vogelsaamen, Haselnüsse, süßes Apfelkraut und Apfelschnitzeln billig zu haber. 204) Gestern Montag den 18. April, Nachmittags, ist von der Hofgartenstraße Nr. 171 nach der ElberfelderCommunications= und Bolkerstraße über den Markt bis zum Theater, oder von dort Abends über die Markt=, Flinger= und Mittelstraße längst dem Karlsplatz nach der Benratherstraße oder auch auf dem Karlsplatz oder Bergerstraße eine Kassen=Anweisung von 50 Thlr. verloren gegangen. Der redliche Finder wird ersucht, dieselbe gegen eine angemessene Belohnung in der Expedition d. Bl. zuruckzugeben. Auf dem Wege zwischen Düsseldorf und Ratingen ist am 17. d. ein Exerzier=Reglement gefunden worden, worin sich der Name Adolf Lücker, Lieutenant im 39. Landwehr=Bataill., befand; der Eigenthümer kann dasselbe, gegen Vergütung der Einrückungsgebühren bei Jos. Fleurs zu Ratingen in Empfang nehmen Eine goldene Lorgnette mit 2 Gläsern, ist auf dem Wege von Pempelfort durch den Hofgarten nach der Mühlenstraße verloren gegangen; der ehrliche Finder erhält 1 Ducaten Belohnung, in der Hauerschen Wagenfabrik eine Treppe hoch. Gestern ist Jemanden ein Hühnerhund zugelaufen. Wer denselben vermißt, kann ihn gegen Kosten in Pempelfort Nr. 36 obrück erhalten. Neben Herrn Becking am Markt bei van Perlstein ist der erste Stock, bestehend aus 1 Salon und 5 Zimmern nebst abgeschlossenem Keller und Speicher zu vermiethen und gleich zu beziehen. Auf Verlangen können auch noch mehrere Zimmer beigegeben werden. Auf der Hohestraße Nr. 1366 steht eine angenehme Wohnung, bestehend aus 6 Theilen im Erdgeschoß, zu miethen. Nähere Auskunft in Nr. 153 Neubrückstraße dahier Es sind 6 Zimmer zu vermiethen und können gleich bezogen werden bei Lambert Tappert in Bilt Auf der Marktstraße Nr. 509 sind einige Zimmer auf dem zweiten Stock zu vermiethen und gleich zu beziehen. Grabenstraße Nr. 721 ist ein möblirtes Quartier zu vermiethen, und kann Stallung für 2 Pferde beigegeben werden. Bergerstraße Nr. 1187 ist der erste Stock, 4 Theile, Keller und Speicher, mit oder ohne Möbeln zu vermiethen und im Mai zu beziehen. Wilhelm Cleff. WECHSEL- COURSE. DüssELDCRF. den 19. April 1836. Amsterd. fl. 250 k.S idem„ 2M. Augsb. fl. 150 k.S. Antwerp. f. 300 k.S. Brüssel„ k.S Berlin Th. 100 k.S. idem„ 2M. Frankf. fl. 150 k.S idem„ 2M. Hamb. BM. 300 k.S idem„ 2M 1413 10315 867 8516 1512 15115 London L. St. 12M. Paris fs. 300 k.S. idem„ 2M. Lyon fs. 300 k.S. Leipzig Th. 100 k.S. Bremen Th.100 k.S. Breslau Th. 1001M. 6 28 8155 8115 8116 idem Wien idem 2M. IM IM Br. Gla. 8115 8115 8115 1025 1137 9916 9970 10355 103 Staatsschuldscheine 1012 à 1014. Prämienscheine 611 à 61. Düsseldorf, gedruckt in der Stahl'schen Buchdruckerei, Gralzenstraße Nr. 1156 D.