83 Düsseldorf 1871. Nr. 84. Dieustag, 12. Dezember. Düsseldorfer Volksblatt. Verantwortlicher Redakteur: F. N. Palm. Expedition: Bilkerstraße 24. Druck und Verlag von F. N. Palm& Cie. Sgr. Das„Düsseldorfer Volksblatt“ erscheint dreimal wöchentlich, Dienstags, Donnerstags und Samstags.— Pränumerations=Preis pro Quartal 12½ Die Insertions=Gebühren betragen für die Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. Insertionen für das„Düsseldorfer Volksblatt“ besorgen: Haasenstein& Vogler in Cöln, Frankfurt a. M., Berlin, Hamburg, Leipzig, Breslau, Prag, Wien, Stuttgart, Zürich, Basel, Genf. gen nd ren 9 Vom deutschen Reichstag. (Eigene Correspondenz.) XII.(Fortsetzung.) Berlin, 8. Dezember. Es sei eine große civilisatorische Aufgabe des deutschen — die Stellung desselben gegenüber der Kirche klar zu machen und den römischen Einfluß aus dem Reiche zu verbannen, der namentlich in Bayern nachtheilig auf die Kulturentwickelung gewirkt habe. Redner führt als Beispiel von dortigem Aberglauben(?) an, daß der geistliche Vorsteher einer Erziehungsanstalt gegen Harthörigkeit außer den leiblichen Mitteln auch Gelübde und besondere Andachtsübungen empfohlen habe und beruft sich, um das Einverständniß des römischen Stuhles mit der dem deutschen Reiche feindseligen Presse darzuthun, auf die Thatsache, daß dem Nedakteur des bayerischen„Vaterland" am 6. Juli 1871 ein päpstliches Breve zugegangen sei, worin die Haltung dieses Blattes gebilligt(?) werde: Benedicat te Deus et dirigat labores tuos et sociorum, ut sint semper pro gloria ejusdem Dei et bono fidelium(Gott segne Dich und lenke Deine wie der Genossen Arbeiten so, daß sie stets zu seiner Ehre und zum Heil der Gläubigen gereichen). Die Kanzel müsse jedenfalls frei bleiben von politischen Agitationen, wozu der bayerische Klerus und Episkopat dieselbe bisher in der Weise benutzt habe, daß die ganze Gesetzgebung in den Staub gezogen und sogar von der Steuerlast gepredigt worden sei; hier liege eine klerikale Demagogie(Volksverführung) vor, die aufs innigste mit der Unfehlbarkeit zusammenhänge(?). Der Satz:„man muß Gott mehr gehorchen, als den Menschen“ habe gegenüber dem Staate und dessen Gesetzen keine Geltung(!); vom römischen Stuhl werde aber in verschiedenen Bullen und dem Syllabus gelehrt, daß man diejenigen Staatsgesetze nicht zu befolgen brauche, welche den kirchlichen Beschlüssen widersprechen. Das Gebiet des Glaubens und der Sitte, worauf die Unfehlbarkeit sich erstreckt, umfasse gemäß der Moraltheologie von Gury auch das ganze Rechtsgebiet und die weltlichen Gesetze, so daß die päpstliche Autorität über den Fürsten stehe und Alle, die anderer Meinung seien, zu verfolgen das Recht wie die Pflicht habe(?). Man wolle von Rom aus die Zeiten der spanischen Inquisition wieder herbeiführen, wo der Großinquisitor bei Verbrennung der Ketzer auf einem höhern Throne, als der König gesessen habe.*) Die„Civiltå cattolica", ein Organ der römischen Curie(?) und der Jesuiten, enthalte sogar den Ausspruch:„die Kirche hat das Recht, mit körperlichen Strafen die Christen zu be legen, welche ihre Gesetze übertreten, namentlich die Schismatiker und Haeretiker(Abtrünnige und Ketzer)" Die gefährliche Tendenz der klerikalen Bestrebungen ergebe sich auch aus den Conferenzen, die zu Anfang des jüngsten Krieges im Hotel Metropole zu Genf stattgefunden, und aus dem gedruckten Programm der Katholiken in Elsaß=Lothringen, welches letztere mit den Worten schließe:„Wisset Ihr, Frankreich nicht gezüchtigt ist, damit es desto kräftiger auflebe? Gott ordnet stets die zeitigen Interessen den ewigen unter." Dies sei eine Ermunterung zum Widerstande gegen Deutschland, welche das Reich nicht dulden dürfe. Gegen diese Ausführungen und verschiedene frühere Reden wandte sich der Abg. Windthorst(Centrum), indem er zunächst betonte, daß seine Partei den Streit nicht angefangen habe und nur defensiv sich verhalte. Daß man eine so wichtige Gesetzesvorlage im Bundesrath wie im Reichstag ohne ruhige Ueberlegung und mit unbegreiflicher Hast behandle, sei ein trauriger Gewaltakt und der Antrag Lutz bilde die vortrefflichste Illustration des Satzes:„Durch Einheit zur Freiheit." Die nationalliberalen Parteien und die von ihnen getragenen Regierungen sollten fortan statt jenes stolzen Wortes den richtigen Wahlspruch annehmen:„durch Einheit nach Karlsbad und von Karlsbad in die Käsematten.“ Wenn der Abg. v. Treitschke diesen Gesetzentwurf als einen Akt der Freiheit hinstelle, so könne ihm nur derjenige Recht geben, welcher das Niederschmettern jeder Ansicht, die gegen die Staatsomnipotenz spreche, für„Freiheit" erklären wolle. Die betreffende Lücke im Strafgesetzbuch sei mit wohlüberlegter Absicht entstanden, als man dasselbe anfertigte; keines der fremden Gesetze, auf welche man Bezug nehme, enthalte einen so weit gehenden Tendenzparagraphen, wie die Vorlage. Was werde England und Amerika dazu sagen, die als Länder der Freiheit nichts dergleichen kennen; wie werden sie über das deutsche Reich und die Tüchtigkeit unseres Volkes in der Gesetzgebung denken? *) vergl. Nr. 81 dieses Blattes. **) Bekanntlich war die Inquisition in Spanien eine Staatseinrichtung, die König Philipp gegen den Protest des Papstes geschaffen hat. Herr v. Lutz habe nicht die Sprache eines Ministers, sondern die Sprache einer Partei geredet. Sein Geschrei: „es brennt in Bayern" und sein Ruf nach Feuer(nicht nach Wasser), um diesen Brand zu löschen, erinnere an eine unglückliche Frauensperson, die überall Feuer zu sehen glaubte, dann Feuer anlegte und nachher wegen Pyromanie(Brandstiftungstrieb) freigesprochen wurde; das Dorf blieb indessen eingeaschert, siat applicatio(Macht die Anwendung auf den vorliegenden Fall.) Wenn es in Bayern brennt, so lösche man dort und lasse das Reich in Ruhe; denn nach dem Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch sei es möglich, die Sache in Bayern selbst zu ordnen. Desungeachtet flüchte sich jetzt der stolze bayerische Löwe in Furcht vor selbstgemalten Gespenstern unter die Fittiche des Adlers! Bei dem ersten blinden Feuerlärm setze man schon den ganzen Apparat der Feuerwehr in Bewegung und der leitende Minister Bayerns suche, auf die eigene Kraft verzichtend, hier im Reich, was er in seiner Heimat selbst machen müßte! Der Reichstag sei übrigens keine theologische Fakultät, um die in München ausgebrochenen Streitigkeiten der Gelehrten zu entscheiden, und der angebliche Brand beziehe sich eigentlich nur auf gewisse Ministerstühle. Von einer Gemeinsamkeit der behaupteten Gefahr könne nicht die Rede sein, da keine andere Regierung den Nothschrei erhoben uno z. B. Würtemberg den allein richtigen Grundsatz aufgestellt habe: erst dann einzuschreiten, wenn aus den Beschlüssen des Konzils praktische Folgerungen gemacht werden, die den Staat berühren. Die katholische Kirche erstrebe keine Herrschaft über den Staat und auch nicht die Herrschaft im Staate über Dinge von weltlicher Natur, sie wolle vielmehr nur Herrin sein in ihrem Hause und innerhalb der Grenzen ihres Hauses. Eine gütliche Verständigung an den Stellen, wo Staat und Kirche sich mit ihren Gebieten berühren, sei bisher als das wünschenswerthe Ziel betrachtet und in Preußen unter drich Wilhelm IV., dem größten Kirchenpolitiker unseres Jahrhunderts, auch erreicht worden. Wolle man diese glücklich bestandene Ehe zwischen Kirche und Staat ferner nicht gelten lassen, dann müsse sie freilich aufgelöst werden, aber auf der Basis des amerikanischen Rechtszustandes und mit Auseinandersetzung des Vermögens. Statt dessen lege der vorgeschlagene Paragraph die Entscheidung über die Frage, wo das Grenzgebiet zwischen Staat und Kirche sei, von den dazu berufenen Autoritäten weg, in das Urtheil des einzelnen Kreisrichters! Der neuere Aufschwung der wissenschaftlichen Theologie sowohl in der protestantischen als der katholischen Kirche spreche gegen die angebliche Verschlimmerung des im Klerus herrschenden Geistes und der Streit um das UnfehlbarkeitsDogma selbst gehöre nicht in den Reichstag. Die von allen Seiten behauptete Staatsgefährlichkeit der Infallibilität sei, abgesehen davon, daß man die Widerlegungen z. B. das Werk des Bischofs Feßler in St. Pölten zu lesen unterlasse, nichts Anderes, als der willkommene Vorwand, die katholische Kirche als solche zu bekämpfen. Wirklich freie Staaten, wie Amerika, England, Holland kümmerten sich ja nicht um diese innere Angelegenheit der Katholiken, blos in Deutschland und zumal in München, wo jetzt die Minister sich zu Kirchenvätern machen wollen, werde so thöricht verfahren. Die allgemeinen Anführungen von einem Genfer Comite und von Verbindung mit den Massen entbehrten durchaus des Beweises. Mit Feuer und Schwert, wie Lutz den Antrag bezeichne, könne allerdings versucht werden, die kath. Kirche auszurotten, aber selbst ein solcher Versuch werde nicht gelingen. „Ich sage Ihnen,— rief hier der Redner in heiligem Zorn und mit der ganzen Zuversicht eines glaubensstarken Helden aus— werfen Sie die katholische Kirche zurück in die Katakomben, werfen Sie dieselbe zurück in die Amphitheater und sie wird aus den Katakomben und aus dem Amphitheater siegreich über Sie dahin gehen."(Bravo! im Centrum). Die neue Strafbestimmung sei ferner als Angriff auf die Geistlichkeit aller Kirchen höchst bedenklich, insofern dadurch den festesten Stützen der staatlichen Autorität ein starker Stoß versetzt werde. Ohne Beistand der Kirchen und mit Bayonetten allein werde der Staat nicht im Stande sein, die aus den sozialen Zuständen der Völker heraufziehenden schweren Gewitter zu beschwören und wer die Hülfe der Kirche begehre, müsse ihre Diener ehren, sie nicht mit Ausnahmegesetzen verfolgen. Das Gefühl der protestantischen Gläubigen, wie nicht minder der katholischen, würde durch Annahme des Antrages tief verletzt und diese Kränkung leicht dazu benutzt werden, politisches Kapital gegen die Freunde desselben zu machen. Der Hinweis auf Ausschreitungen der bayerischen Presse habe mit der Geistlichkeit nichts zu schaffen und bezeuge nur, daß die Abg. Fischer und v. Schauß es liebten, ihre schmutzige Wäsche in Berlin zu waschen, da ihnen das Wasser der Isar nicht waschfähig genug vorkomme. Wenn nach schweren Verwickelungen in Deutschland die Gemüther nicht überall gleich zur Ruhe gelangten und in Folge dessen bisweilen maßlose Ausdrücke laut geworden, so solle man dasjenige, was nachher bei gemeinsamen Schlachten in Vergessenheit gerathen, nicht Tag für Tag erneuern, nachdem wir vereint auf demselben nationalen Boden stehen und die vielgeschmähten Ultramontanen, nicht etwa die Herren Fischer und Consorten, zu den Siegen von Weißenburg, Sedan und an der Loire wacker beigetragen haben. Der Abg. v. Schauß sei keineswegs befugt, über Konzil, Syllabus und dergleichen zu urtheilen, da er nicht einmal Latein verstehe. Das von ihm verlesene Breve besage ja nur, daß der Adressat fortfahren möge, zur Ehre Gottes und zum wahren Wohl der Menschen zu schreiben; es hätte ebenso gut jedem andern Schriftsteller zugesandt werden können. Wer an den gegnerischen Aeußerungen über Dogma und Syllabus Geschmack finde, der solle zuvörderst die betreffenden Schriften der Bischöfe Dupanloup und v. Ketteler lesen, sonst begriffen die Herren nicht einmal das ABC von diesen Dingen. Redner geht nun über auf seine eventuellen Verbesserungsvorschläge zu dem Unsinn des Lutz'schen Antrags(der Vizepräsident Fürst Hohenlohe ruft ihn zur Ordnung, weil es nicht statthaft sei, eine Vorlage des Bundesrathes als Unsinn zu bezeichnen) und verlangt Folgendes: 1. Streichung des unbestimmten Ausdrucks„oder in Veranlassung der Ausübung", 2. Ersatz der Worte„Angelegenheiten des Staates“ durch die Fassung„Staatseinrichtungen oder Anordnungen der Obrigkeit", weil diese letztere Bezeichnung sich schon anderweitig im Strafgesetzbuch vorfindet und der erstere Begriff offenbar zuviel umfaßt, 3. statt der Worte„en einer Weise, welche den öffentlichen Frieden zu stören geeignet erscheint", zu setzen:„in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise", was ebenfalls mit dem sonstigen Sprachgebrauch des Strafgesetzbuchs übereinstimmt. 4. Die Beifügung von„Geldstrafe bis zu 200 Thalern“ neben dem„Gefängniß bis zu zwei Jahren, weil es eine ungerechtfertigte Härte ist, daß hier sofort Freiheitsstrafe eintreten soll, während die allgemeinen Strafparagraphen über Friedensstörung immer die Wahl zwischen Gefängniß und Geldbuße zulassen, 5. einen Zusatz, wonach die Beurtheilung des neuen Vergehens an Geschworene übertragen wird in den Ländern, welche diese Einrichtung besitzen. (Wir wollen zur bessern Uebersicht hier vorweg bemerken, daß von allen diesen Verbesserungsanträgen nur die Nr. 3 vom Reichstage angenommen worden ist und daß der Gesetzentwurf auf den Vorschlag des Abg. Kastner(München) noch die Abänderung erfahren hat, daß es in den Schlußworten nunmehr heißt: mit Gefängniß oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft). Auf den Abg. Windthorst, dessen geistreiche und erschöpfende Rede einen tiefen Eindruck auf die Versammlung zu machen schien, folgte der bekannte Katholikenfeind v. Kardorff (Freiconservativ), welcher im alten Tone gegen die römische Kirche loszog und dadurch seiner Partei, zu der leider auch Katholiken gehören(im Landtag z. B. v. Heister, der keineswegs ausgetreten ist, wie die Köln. Volkszeitung am 7. Dezember irrthümlich berichtet), abermals einen schlechten Dienst erzeigte. Zunächst meinte er, daß die neuere Dogmenentwickelung Roms auch in der evangelischen Kirche mit Trauer aufgenommen worden, weil sie den Riß zwischen ihr und dem Katholizismus vertiefe. Ein großer(?) Theil der katholischen Bevölkerung Deutschlands beklage die Vorgänge auf dem letzten Konzil; daß dort die Majorität durch fremde Bischöfe gebildet worden, die an Frömmigkeit und Bildung weit hinter den deutschen Kirchenfürsten gestanden(??), habe unser gesammtes deutsches Volk als eine nationale Kränkung(???) empfunden und das Gefühl dieser Kränkung werde es behalten. Die zweite bedenkliche Erscheinung sei das unglaublich rasche Anschwellen der geistlichen Congregationen in Deutschland, der Mönchs= und Nonnenklöster(Aha! im Centrum), die zum großen Theil unter der Leitung des Jesuitenordens und seiner Affiliirten ständen.(Ganz unrichtig! im Centrum). Die dritte gefährliche Thatsache sei die Bildung der Centrumsfraktion(Qho! im Centrum). Für das große Maß von Freiheiten, welche der katholischen Kirche in Preußen eingeräumt waren(sind! im Centrum), habe man vor wenigen Jahren mit dem Alarmruf gedankt, daß dir Kirche in Gefahr sei. Der Berliner Klostersturm könne nicht als Veranlassung gelten, da das Abgeordnetenhaus in seiner Mehrheit das Vereinsrecht auf die Klöster anwenden wollte; im Nothfall würde die Regierung und das Herrenhaus dieselben geschützt haben, ebenso wie die konfessionelle Volksschule und die christliche Ehe. Es sei mit Unrecht von Wahlkandidaten verlangt worden, daß sie in die Centrumsfraktion eintreten müßten; letztere stehe außerhalb des Staates, weil zu ihren Mitgliedern gleichzeitig ein ehemaliger Budgetverweigerer und monarchisch gesinnte Grafen gehören(Schöne Logik!) Die ganze Thätigkeit derselben bestehe in einem energischen Widerstand gegen die deutschen Einheitsbestrebungen.(Um solchen nichtswürdigen Verleumdungen ein für alle Mal den Deckmantel abzuziehen, lassen wir unten den Wortlaut des Programms folgen, welches die Centrumsfraktion im vorigen Reichstage aufgestellt hat und mit welchem seiner Zeit sogar die Kölnische Zeitung sich einverstanden erklärte, natürlich unter der lächerlichen Behauptung, es existirten noch geheime Statuten.) Man habe durch jenen künstlich veranstalteten Alarmruf die Aufmerksamkeit des katholischen Volkes von der großen Umwälzung ablenken wollen, die sich innerhalb der römischen Kirche vollzog, und die partikularistischen Tendenzen in Deutschland seien nur deshalb vom Centrum vertreten worden, weil für die klerikale Herrschaft das zerrissene Deutschland ein bequemeres Versuchsfeld abgebe, als das einige. Solchen Erscheinungen müsse durch die Vorlage ein Damm entgegengesetzt werden. Wenn auf England verwiesen werde, so vergesse man, daß zu den Bedingungen, unter welchen dieses Land sich seine Freiheit eroberte, wesentlich gehörte: Knechtschaft und Knebelung der katholischen Kirche durch Jahrhunderte. Schon der conservativ=kirchliche Schriftsteller Stahl habe in seiner empfehlenswerthen Broschüre:„Der Jesuitismus und das politische Prinzip" ausgeführt, daß die römische Kirche ihrer Natur nach die Herrschaft über den Staat erstreben müsse(?).(Fortsetzung folgt.) Nachschrift. Das Programm der Fraktion des Centrums, wovon oben die Rede gewesen, lautet also: Justitia fundamentum regnorum. Die Centrumsfraktion des Deutschen Reichstages hat folgende Grundsätze für ihre Thätigkeit aufgestellt: 1. Der Grundcharakter des Reichs als eines Bundesstaates soll gewahrt, demgemäß den Bestrebungen, welche auf eine Aenderung des föderativen Charakters der Reichsverfassung abzielen, entgegengewirkt und von der Selbstbestimmung und Selbstthätigkeit der einzelnen Staaten in allen inneren Angelegenheiten nicht mehr geopfert werden, als das Interesse des Ganzen es unabweislich fordert. 2. Das moralische und materielle Wohl aller Volksklassen ist nach Kräften zu fördern; für die bürgerliche und religiöse Freiheit aller Angehörigen des Reiches ist die verfassungsmäßige Feststellung von Garantien zu erstreben und insbesondere das Recht der Religionsgesellschaften gegen Eingriffe der Gesetzgebung zu schützen. 3. Die Fraktion verhandelt und beschließt nach diesen Grundsätzen über alle in dem Reichstag zur Berathung kommenden Gegenstände, ohne daß übrigens den einzelnen Mitgliedern der Fraktion verwehrt wäre, im Reichstage ihre Stimme abweichend von dem Fraktionsbeschlusse abzugeben Berichtigung. Nr. 81,„Landtagsbriefe" 2. Sp. Z. 29 lies: Dr. Kirch. Politische Rundschau. Berlin. Bei der Jagd in der Göhrde(am 1. Dezbr.) erlegte der Kaiser 10 Stück Rothwild, 4 Rehe und 18 Stück Schwarzwild. Im Ganzen wurden erlegt: 122 Stück Rothwild, 139 Sauen und 16 Stück Rehwild. — Der neue englische Botschafter beim deutschen Reich, Odo Russel, überreichte am 4. dem Kaiser sein Beglaubigungsschreiben. — Der Reichstags=Abgeordnete Ludwig(deutsche Fortschrittspartei) hat als Mitglied der 2. sächsischen Kammer den Antrag eingebracht, die Regierung zu ersuchen, im Bundesrathe auf Bewilligung von Reichstagsdiäten hinzuwirken. — Der neue französische Botschafter wird Mitte nächster Woche hier eintreffen. Graf Arnim wird nun zum deutschen Botschafter in Paris ernannt werden. — Nach der„Voss. Ztg." soll der Plan der Regierung in Bezug auf die Steuererleichterung dahin gehen, die Steuersätze aller Stufen zu ermäßigen, dagegen die Zahl der Stufen zu vermehren, theils durch Schaffung von Zwischenstufen, theils durch Bildung von weiteren Stufen der Staatseinkommensteuer über die im Gesetze vom 1. Mai 1851 angenommene höchste Jahreseinnahme von 240,000 Thaler hinaus. Außerdem soll die Ermittelung des steuerpflichtigen Einkommens auf andere Weise, wie bisher, bewerkstelligt werden.(Durch Selbsteinschätzung?) — Die„Kreuzztg." sagt in einer Besprechung der Arbeiten des am 1. Dez. geschlossenen Reichstages:„Der Zusatz zum deutschen Strafgesetzbuche, durch welchen etwaige politische Agitationen von Geistlichen mit schweren Strafen bedroht werden, ist nahe daran, in gesetzliche Wirkung zu treten. Jeder, den es angeht, wird sich auf diese ernste Thatsache einzurichten haben. Wir unsererseits beklagten gleich Anfangs die Einbringung des Zusatz=Paragraphen. Von seiner Annahme können wir uns keine heilsame Folgen versprechen. Er gehört zu den bedenklichen Leistungen der jüngsten Reichstags=Session." — Jetzt sind auch falsche Fünfthalerscheine(blaue, d. d. 15. Dezember 1856) zum Vorschein gekommen.“ Bei der Königl. Hauptbank wurden am 1. d. vier solcher Nachbildungen, ganz glatte, eben erst aus der Presse gekommene falsche Cassenanweisungen angehalten. — Die Gelehrten=Commission, welche von den Regierungen einberufen worden ist, nun eine Pharmakopoe für das deutsche Reich auszuarbeiten, hat den Beschluß gefaßt, dieses Werk in lateinischer Sprache erscheinen zu lassen. — In den nächsten Tagen sollen auf Anordnung des Handelsministers auf allen preußischen Staats= und PrivatEisenbahnen Versuche mit einer neuen Methode zur Heizung der Eisenbahnwagen angestellt werden und zwar mittelst einer chemisch zubereiteten comprimirten Kohle. Wie es heißt, sollen alle drei Wagenklassen geheizt werden. — Ein Ausschreiben des General=Postamts an sämmtliche Ober=Post=Direktionen bringt denselben zur Kenntniß, daß vom 1. Januar 1872 bei den kaiserl. Post=Anstalten Korrespondenzkarten mit bezahlter Rückantwort eingeführt werden. Die von dem Absender zu entrichtende Gebühr beträgt für diese Karten 2 Sgr., beziehungsweise 6 kr. Die Formulare sollen, wie die gewöhnlichen Korrespondenzkarten, von allen Postanstalten gegen Zahlung des Freimarkenwerthes verabfolgt werden. Nicht mit Freimarken beklebte Formulare müssen bei den Postanstalten zum Preise von 6 Pfg. für 5 Stück zum Verkauf bereit gehalten werden. — Der Bischof von Straßburg, Dr. Räß, ist, obgleich ein Mann von 78 Jahren, doch noch recht rüstig wie ein wohlerhaltener Fünfziger. Er hat die süddeutsche Lebhaftigkeit und spricht die deutsche Sprache vorzüglich. Derselbe bekleidete 12 Jahre lang eine Professur am theologischen Seminar in Mainz und ist durch eine große Anzahl theologischer und sonstiger wissenschaftlicher Schriften bekannt. Magdebura. 7. Dez. Der Prozeß des Königs von Sachsen gegen die magdeburger Feuerversicherungs=Gesellschaft wegen Entschädigung aus dem Brande des dresdener Hoftheaters ist vom sächsischen Oberappellationsgerichte in Dresden in dritter Instanz ebenfalls ungünstig gegen die Gesellschaft entschieden worden. Düsseldorf. In der protestantischen Kirche drehen sich die Glaubensstreitigkeiten meist um die Gesangbücher, die bald mehr, bald weniger orthodox den in der Gemeinde streitenden Partheien von Zeit zu Zeit je nach der herrschenden Strömung Gelegenheit zum Kampfe bieten. Ein solcher Kampf—„gottesdienstlichen Strike“ nennt ihn die„Frankf. Ztg."— ist gegenwärtig in der schlesischen Stadt Reichenbach ausgebrochen, der in Verbindung mit ähnlichen Vorkommnissen an andern Orten die protestantische Kirche mit einer gefährlichen Krisis bedroht. Da gab es früher zwei Gesangbücher sehr verschiedener Richtung: Das ältere Gerhard'sche, das nicht wenige rationalistische Anklänge enthält und das Hahn'sche Kirchenund Hausgesangbuch", welches der orthodoxen Richtung des „Königlichen Consistorii“ mehr zusagte. Um die beiden Partheien zu versöhnen, schuf man ein drittes, suspendirte die beiden widerstrebenden Pastoren der„Gesangbuchlich" gespaltenen Reichenbacher Gemeinde, entzog ihnen vorläufig die Hälfte ihres Einkommens und bestellte Seitens des Consistoriums zwei Administratoren. Mit Spannung sieht man nun der weitern Entwicklung des Streites entgegen. Nach Berichten schlesischer Blätter predigen gegenwärtig im Reichenbacher protestantischen Gotteshause die vom Consistorium bestellten Administratoren vor leeren Bänken, die „Confirmanden“ gehen nicht in den Unterricht, selbst Taufen und Trauungen finden nicht statt, nur die Todten läßt man nicht über der Erde. Die Gemeinde Reichenbach, oder doch wenigstens die weit überwiegende Majorität derselben, hat gewissermaßen das Interdict über sich selbst ausgesprochen und dadurch, weniger durch den den suspendirten Predigern gebrachten Faaelzug, bewiesen, daß sie unter keinen Umständen dem Consistorium und Oberkirchenrath nachgeben wird. Die„liberalen“ Protestanten aller Gegenden, die Herren Schenkel und Bluntschli an der Spitze, schüren den Brand und ermuntern die„Strikenden“ zum Widerstand. — In Köln hat sich ein„Görres=Verein“ zur Massenverbreitung guter kath. Volksschriften gebildet. Vorstand des Vereins ist Fr. Baudri, Schriftführer Caplan Ditges, Cassier Stadtverordneter Wolf. Der Verein hat bereits eine feste finanzielle Basis gewonnen. Wien, 6. Dez. Die„altkatholische" Gemeinde ist constituirt. Sie veröffentlicht heute ihr Gemeindestatut, das natürlich sehr„freisinnig" ist. Die offizielle Mittheilung besagt: „Als Grundprincip wurde vom Comité jenes der protestantischen Gemeinde adoptirt, welchem zufolge nicht der Pfarrer, sondern der Cultusvorstand das regierende Element ist. Nicht in die Hände des Geistlichen, sondern in die Hände des Präsidenten dieses Cultusvorstandes legen die einzelnen Mitglieder dieser Gemeinde=Repräsentanz den Eid ab, daß sie die innere und äußere Wohlfahrt der Gemeinde nach bestem Wissen und Gewissen wahren und fördern werden. Der Pfarrer ist zwar ständiges Mitglied des altkatholischen Cultusvorstandes, aber er hat nicht die Leitung desselben, ja, er darf sogar niemals zum Functionär desselben gewählt werden. Die Gemeinde hat für eine anständige Versorgung des Pfarrers Sorge zu tragen, dafür aber muß der katholische Geistliche von nun an Taufe, Trauung, Messen für Verstorbene und Leichen=Einsegnung, wie überhaupt jedwede kirchliche Function ganz und gar unentgeltlich verrichten..." (Das neue Ministerium.) Zwei der neuen Minister im Ministerium Auersperg, Glaser und Unger, stammen von jüdischen Eltern, sind aber Christen. Der Cultusminister Stremayer ist ein zweiter Lutz, der die Katholiken Oesterreichs wie jener die baierischen behandeln wird. — Die liberale Presse Oesterreichs plaidirt jetzt wie auf Commando dafür, daß der vom deutschen Reichstag und Bundesrath beschlossene Strafparagraph gegen den Klerus auch in Oesterreich eingeführt werde. Wir zweifeln nicht, schreibt der„Oesterreichische Volksfreund", daß die Liberalen, wenn es ihnen gelingen sollte, die Herrschaft, die sie wieder an sich reißen wollen, noch einmal auf kurze Zeit zu stigen, der Kirche so viel Böses zufügen werden, als in ihrer Macht steht; aber eben darum ist es die heilige Pflicht der Katholiken, bei den Wahlen fest zusammen zu halten, um katholische Majoritäten in allen Vertretungskörpern zu erzielen und die Macht einer noch viel mehr für das wahre Wohl des Staates als für die Kirche unheilvollen Partei zu brechen. Paris. Die Söhne der Liberalen, die sich rasch zu Communisten entwickelt haben, besitzen in Frankreich 41 Blätter und führen heute wieder eine so furchtbare Sprache, daß selbst unsere Liberalen stutzig werden könnten, wenn sie ob der Katholikenhetze nicht taub für Mahnrufe geworden wären. „Wisset“— ruft ein communistisches Blatt der Bourgoisie zu—„daß wir nur den Gedanken an Rache im Herzen tragen, und wir werden ihn furchtbar durchführen. Ein Tag wird kommen, da wir wieder die Herren sein werden. Dann gibt es keine Gnade für die Mörder von 1848 und 1871. Eure Köpfe sollen fallen und trügen sie schneeweißes Haar. Für eure Weiber, eure Töchter wird es weder Achtung noch Mitleid geben— nichts als den Tod. Tod, bis euer verfluchtes Geschlecht auf immer vertilgt ist.“ Diese Sprache ist um so ernster und entsetzlicher, als sie der Ausdruck des Hasses von Millionen von Communisten ist. Freilich, es wäre ein Wunder, wenn die liberalen Grundsätze andere als diese Früchte in Europa hervorbrächten. Wer Wind sät, kann nur Sturm ernten! — Präsident und Jesuit im Gefängniß la Roquette.) In der aktenmäßigen Darstellung der Gefangenschaft und des Todes der Opfer der jüngsten Pariser Insurrektion aus dem Orden der Jesuiten befindet sich folgende zum Nachdenken einladende Notiz: Während der gemeinschaftlichen Erholung im Hofraum (am 24. Mai) lehnte sich der hochwürdigste Herr Erzbischof vor Ermüdung an das Geländer der Wendeltreppe; da trat der Präsident Herr Bonjean zu ihm. Er strahlte voll Freude und richtete an den Erzbischof die Worte: Erzbischöfliche Gnaden! Ich habe viel Schlechtes von den Jesuiten gesagt und sie nach Kräften verfolgt. Jetzt haben sie zum Lohn dafür mich bekehrt. P. Clerc hat so eben meine Beicht geyört.“ Und kurz darnach— schreitet der Erzbischof, auf den Arm des Herrn Bonjean gestützt, zu dem für die Hinrichtung bestimmten Platze. Erzbischof und Präsident Arm in Arm— auf dem Gange zur Erschießung. — Das Univers kündigt an, daß die kath. Deputirten der Nationalversammlung entschlossen sind, die römische Frage und die eventuelle Abreise Pius IX. von Rom zum Gegenstande einer ihrer ersten Interpellationen zu machen. Rom.„Die Lügen der officiösen Presse Italiens gehen über alle Begriffe. Sämmtliche durch das Geld der Steuerpflichtigen bezahlten Organe haben in die Welt posaunt: Die Kaiserin von Brasilien sei bei der Eröffnungs=Session des Parlaments in Monte Citario gegenwärtig gewesen. Es ist dies eine Tendenz=Lüge. Die Kaiserin, eine Prinzessin von Neapel, hat sich nicht so weit erniedrigt. Der Kaiser und seine Gemahlin haben Rom verlassen.— Die officiöse„Liberti“ sagt in ihrem Leit=Artikel vom 30. Nov., indem sie von der Nothwendigkeit spricht, daß Viktor Emmanuel und Prinz Humbert sich in Rom fixiren,— es sei Zeit, daß das Vagabundenleben, welches sie bisher geführt, nun ein Ende nehme. Ein schönes Kompliment! Petersbura. 8. Dez. Wie bekannt hat sich Prinz Friedrich Carl, einer Einladung des Kaisers von Rußland folgend, in Begleitung des Feldmarschalls Grafen v. Moltke und anderer hoher Offiziere, welchen während des letzten Krieges der russische Georgs=Orden verliehen worden, nach Petersburg begeben. Der Kaiser brachte beim Feste folgenden Trinkspruch aus: Auf das Wohl des Kaisers Wilhelm des ältesten Ordensritters, und auf das Wohl der andern Ordensritter seiner Armee, deren würdige Repräsentanten heute in unserer Mitte zu sehen mich mit Stolz erfüllt! Ich wünsche und hoffe, daß die innige Freundschaft, die uns verbindet, in künftigen Geschlechtern fortdauern wird, eben so wie die Waffenbrüderschaft beider Armeen, welche aus unvergeßlicher Zeit datirt. Ich sehe darin die beste Garantie für den Frieden und die gesetzliche Ordnung in Europa Zum Schulban in Derendorf. Der vor einiger Zeit im„Düsseldorfer Anzeiger" enthaltene Bericht über die Stadtrathssitzung, in welcher über die projektirte Anlage einer 12 klassigen Schule in Derendorf verhandelt wurde, hat in der hiesigen Bürgerschaft ein sehr lebendiges Interesse für diese Frage wachgerufen. Die verschiedenen Artikel, welche gleich in den ersten Tagen nach jener Sitzung in den hiesigen Blättern erschienen und diese Frage von allen Seiten beleuchten, beweisen dieses. Daß die Verfasser derselben sich alle und zwar aus verschiedenen Gründen gegen das erwähnte Projekt aussprachen, ist uns von unserem Standpunkte aus nicht aufgefallen, aber sehr auffallend muß es erscheinen, daß sich bis jetzt ungeachtet dieser entschiedenen Opposition auch nicht eine Stimme zur Vertheidigung desselben erhoben hat. Da das fragliche Projekt in der Stadtrathssitzung wenigstens einzelne Vertreter gefunden hat, so müssen wir in dem jetzigen Schweigen den Beweis erkennen, daß diese entweder ihre Ansicht geändert, oder die Unmöglichkeit erkannt haben, die in den erwähnten Artikeln angeführten Gründe zu widerlegen. Diese Artikel in Verbindung mit den in der Sitzung selbst gegen das Projekt hervorgehobenen Gründen erschöpfen unserer Ansicht nach den Gegenstand vollständig, indem dadurch nachgewiesen wird, daß die Errichtung einer solchen Schulkaserne in Derendorf aus pädagogischen, aus moralischen und aus sanitätspolizeilichen Gründen durchaus verwerflich ist. Wir könnten deßhalb die Sache füglich auf sich beruhen lassen und der zu erwartenden Entscheidung des Stadtraths mit einiger Gemüthsruhe entgegensehen. Allein in dieser Gemüthsruhe hat uns die plötzlich eingetretene Kälte gestört und uns die Frage aufgedrängt: Wie kommen jetzt die Kinder von Golzheim nach Derendorf in die Schule? Antwort: Sie kommen gar nicht, weil sie nicht können, und bleiben ruhig zu Hause. Das ist sehr traurig. Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, daß die städtischen Elementarschulen aus naheliegenden Gründen im Winter viel fleißiger besucht werden, als im Sommer. Dasselbe gilt in viel höherm Maße von allen ländlichen Schulen, indem die Kinder während der anderen Jahreszeiten häufig wegen dringlicher Feldarbeit die Schule versäumen. Es ist deßhalb auch nicht ohne Grund anderwärts schon darauf angetragen worden, die ländlichen Kinder im Sommer von der Schule gänzlich zu dispensiren, und den Unterricht auf den Winter zu schränken. Bei einem solchen Vorschlage, dessen Zweckmäßigkeit dahingestellt sein lassen wollen, geht man natürlich von der eraussetzung aus, daß jedes Dorf seine Schule oder wenigstens solche in seiner Nähe habe. Sehen wir indessen von einem chen Vorschlage ab, so wird es doch von Niemand bestritten eden können, daß überhaupt im Winter am meisten gelernt ird. Auf diese Wohlthat eines regelmäßigen Schulbesuches nissen bis jetzt die Kinder in Golzheim verzichten. Der gewöhnund kürzeste Schulweg beträgt für die Kinder mehr als halbe Stunde, ist gänzlich unbeschattet und so im Sommer zährend der Mittagshitze, bei Regenwetter wegen seines Schlamnur mit Schwierigkeit, und bei Schnee und vollends bei Fauwetter gar nicht zu passiren. Wie nachtheilig längere uterbrechungen des Schulbesuchs auf den Erfolg wirken, wissen mere Lehrer am besten, und wer daran zweifelt, den verweisen r auf den in Nr. 74 d. Bl. enthaltenen Bericht über die am 6. Okt. d. J. in Viersen gehaltene Lehrerversammlung. Alle diese so oft erwähnten und allgemein bekannten Uebelsände werden in Permanenz erklärt, wenn das Projekt, eine klassige Schule in Derendorf für den ganzen Schulbezirk zu grichten, verwirklicht wird. Indessen freut es uns, daß der grehrliche Stadtrath die Entscheidung über diese Frage vertagt und so den Bürgern Gelegenheit geboten hat, ihre Meinung grüber zu äußern; es beruhigt uns ferner der Umstand, daß g seinen definitiven Beschluß erst nach Herbeischaffung des erorderlichen statistischen Materials fassen wird, indem wir nicht weifeln, daß dieses zu einem dem ursprünglichen Plane entjegengesetzten Resultate führen wird. Darüber noch ein paar Vorte. Wir halten auch etwas auf Benzenbergs Spruch, wonach Zahlen entscheiden; wir wissen aber auch, daß diese in einer Peise gruppirt werden können, daß dadurch das ihnen zu Grunde liegende Sachverhältniß verdunckelt wird. Wenn alle schulpflichtigen Kinder, welche im Pfarrbezirke Derendorf wohnen, als zum Schulbezirke Derendorf gehörig berechnet werden, wenn darauf der Schluß von der außerordentlichen Ausdehnung Derendorfs aufgebaut wird, und wenn dann endlich daraus die Nothwendigkeit der Errichtung einer 12klassigen Schule in Derendorf selbst bergeleitet wird, so vermögen wir darin nur einen Trugschluß zu erkennen. Der Ort Derendorf hat sich, wie der Augenschein lehrt, in einem Zeitraum von 30 Jahren gar nicht ausgedehnt; dagegen hat sich Düsseldorf nach verschiedenen Seiten und so auch nach dieser Seite besonders erweitert. Was ist also natürlicher, als daß man auch dort, wo diese Erweiterung stattgefunden hat, die entsprechenden Schulgebäude errichtet, beziehungsweise dieselben nach dem vorhandenen lokalen Bedürfnisse in 2 oder 3 kleinere Schulen theile. Der Kostenpunkt, wobei wir die während der Verhandlung vorgekommenen Uebertreibungen nicht berücksichtigen, kommt den vielfach hervorgehobenen und durch Obiges ergänzten sehr bellagenswerthen Mißständen gegenüber entweder gar nicht oder nur in zweiter Linie in Betracht, und es hat uns befremdet, daß gerade bei dieser Lebensfrage für das Gedeihen der Schule der Kostenpunkt so stark accentuirt worden ist. Die Eltern werden trotz der vielen und drückenden Steuern für eine zweckmäßig gelegene und eingerichtete, zugleich aber auch wahrhaft christliche Schule ihren letzten Heller zahlen.(Eingesandt.) Lokales und Provinzielles. Düsseldorf. 12. Dez. Unsere Mittheilung in Nr. 83 d. Bl. unter: Lokales—„Himmelgeist, 6. Dez.," einen Unglücksfall betreffend, ist dahin zu ergänzen resp. zu berichtigen, daß der der Verunglückte— Leopolo Eickenberg aus Himmelgeist, der nach ausdrücklicher später erfolgter Erklärung des die Leiche untersucht habenden Arztes von Benrath seinen Tod durch Erfrieren gefunden hat, von dem Polizei=Sergeanten Wilh. Sonnen nicht zufällig, sondern erst am Donnerstag Nachmittag, begleitet von 6 Arbeitern, im Broichgraben tief vom Schnee verdeckt todt gefunden har, nachdem Sonnen schon am Morgen desselben Tages in Begleitung seines Vaters nach dem Verunglückten vergebens gesucht hatte. — Die strenge Kälte hat an verschiedenen Orten schon ihre Todesopfer gefordert. So fand man am 8. ds. zu Cöln im Glacis einen jungen Mann, ebenso einen Soldaten auf dem Posten erfroren. Auch sind 2 Bremser der Rheinischen Eisenbahn während der Fahrt erfroren. — Der alte Vater Rhein hat gegenwärtig eine sehr bedenkliche Physiognomie angenommen. Das Rheineis hat sich, beinahe hoch aufgethürmt, bis zum Dorfe Hamm festgesetzt. Der Durchbruch der Kribben an der Neustadt bedroht nicht nur die dort liegenden Holzlager, sondern auch die Stadt selbst mit großer Gefahr. Ca. 20 Schiffe und ein Schraubendampfer sind sicher verloren, wenn sie nicht durch ein Dampfboot in's Fahrwasser zurückgebracht werden können. — Für Wildprettliebhaber glauben wir die Mittheilung machen zu müssen, daß die kalte Witterung den Wildhändlern jetzt eine Menge fetter Birk= und Haselhühner gebracht hat. —(Appellkammer des Zuchtpolizeigerichts.) Der Redakteur der„Düsseldorfer Volkszeitung", Hermann Kronenberg, war auf die Civil=Injurienklage des Pfarrers Herrn Christoph Joseph Weiler, früher zu Wittlaer, jetzt zu Tietz, im Dekanate Jülich wohnend, durch Urtheil des Zuchtpolizeigerichts hierselbst vom 18. Oktbr. curr. wegen öffentlicher Beleidigung zu 1 Thlr. Geldbuße verurtheilt worden. Der Beschuldigte hatte gegen dieses Urtheil das Rechtsmittel der Berufung ergriffen, wurde aber kostenfällig abgewiesen. (Assisen) vom 10. Dez. Die gestrigen Verhandlungen hatten in einem Falle Unzucht und in zwei Fällen Kindesmord zum Gegenstande. Ein Vater von 5 Kindern, der Taglöhner Peter Meyer, 47 Jahre alt, geboren und wohnend zu Bruchhausen, war angeklagt: mit Gewalt an einem noch nicht 14 Jahre alten Mädchen unzüchtige Handlungen verübt zu haben. Er wurde von den Herren Geschworenen für schuldig befunden und vom Assisenhofe, da mildernde Umstände angenommen worden waren,(der Angeklagte ist noch nicht bestraft und hatte derselbe von seiner Ortsbehörde ein gutes Zeugniß erhalten) zu der geringen Strafe von 1½ Jahr Gefängniß verurtheilt. In der 2. Sache war angeklagt Catharina Grünepott, 29 Jahre alt, geboren und wohnend in Laupendahl: ihr neugeborenes Kind, gleich nach der Geburt vorsätzlich getödtet zu haben. Das Verdikt der Herren Geschworenen lautete ebenfalls auf schuldig und würde die Angeklagte vom Hofe, da das Vorhandensein mildernder Umstände angenommen worden war, zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Die 3. Sache, ebenfalls Kindesmord betreffend, wurde bis zur nächsten Assisensession ausgesetzt, da einer der Herren Geschworenen plötzlich erkrankt war. Vertheidiger des Meyer war Herr Adv.=Anw. Stapper und wurde die Grünepott von Herrn Adv.=Anw. Schiedges vertheidigt. Niederkassel 8. Dez. Ein Leichenzug, so groß und erhebend wie in Heerdt nie gesehen, gab gestern einem dortigen Verstorbenen das Geleit zur letzten Ruhestätte. Der Krankenverein der Gemeinde, lauter kräftige Männer aus der Arbeiterklasse, welche dem Zuge ein außergewöhnliches Ansehen gaben, verlor an dem verstorbenen Ehrenmitgliede Herrn Christian Daniels einen edlen, uneigennützigen Wohlthäter. Der überaus segensreich wirkende Heerdter=Krankenverein, eingerichtet für die arbeitende Klasse, von einer beträchtlichen Anzahl wohlwollender Ehrenmitglieder aus den vermögenden Einwohnern unterstützt, dann der vom Verein beschaffte geschmackvolle neue Leichenwagen, endlich die durch zahlreiche Theilnahme an dem Leichenzug bekundete Dankbarkeit und Verehrung der Vereinsmitglieder gegen ihre Wohlthäter: alles das ist wohl der ehrenvollsten Anerkennung und des gerechten Lobes werth. Und das sind die erfreulichen Resultate, erzielt aus den regelmäßigen kleinen Beiträgen der Arbeiterklasse dieser Gemeinde, welche durch ihre brüderliche Unterstützung in Krankheits= und Sterbefällen mancher anderen Gemeinde ein nachahmungswerthes Beispiel gibt. Es ist der Socialismus im besten Sinne des Wortes! Werden. Durch die eingetretene sibirische Kälte ist die Ruhr selbst an Stellen, die nur selten zufrieren, mit einer festen Eisdecke überzogen. So fand man heute Morgen zu Baldeney, wo der Strom sehr reißend ist, daß an der dortigen Fähre in verflossener Nacht eine 2 Zoll dicke Eisdecke entstanden war. Dieser Winter erinnert überhaupt in seinem Anfange lebhaft an den des Jahres 1845, in welchem am St. Nikolaustage unser Strom zufror und bis zum Östermontag 1846 zublieb, während am Östersonntage noch ein Österfeuer hier auf dem Eise angezündet wurde. Auch jetzt haben schon alle Außenarbeiten eingestellt werden müssen, wodurch manche Hausväter bei der großen Theuerung einer trüben Zuknnft entgegen gehen. Möchte es nicht lange so bleiben. Summa Medicinae. (Weihnachtsgabe für Alle.) Das so vielfach mißbrauchte Wort„Humanität“ kann nirgendwo trefflicher zur Geltung kommen und zur Wahrheit werden, als beim christlichen Arzte, der nach langjähriger Praxis mit reichen Erfahrungen in uneigennützigster Weise dem Wohle seiner Mitmenschen zu dienen bestrebt ist. Und so will es unser allverehrter Mitbürger, der prakt. Arzt Dr. Joseph Bücheler, der abermals mit einer schätzenswerthen, eben so poetischen als praktischen Gabe uns erfreut hat. „Summa Medicinae, das ist die erste Hülfe bei Verunglückten und Schwererkrankten. Ein pratrisches Nothbüchlein in 716 Reimen.“ das ist der Titel des Büchleins, womit der Verfasser seine willkommene„Freundesgabe in der Noth“ bei uns einführt. Und damit auch Nichts von ihrem Werthe verloren gehe, ist der Ertrag des Schriftchens, — erschienen im Commissions=Verlag von W. Deiters, Alleestraße — dem Josephinenstifte hierselbst bestimmt. Mit allem Recht sagt der vielerfahrene Praktikus in der Vorrede: „Wir kommen aus den Hütten der Leidenden. Wir sahen Manches, was nicht naturwüchsig dem Leiden entsprossen, was auf Rechnung eines ganz Andern zu setzen ist; wir sahen Mangel an Luft, Licht, Reinlichkeit, Temperatur, Nahrung, Ruhe, Pünktlichkeit und Sorgfalt in der Pflege— und dieses Leid wirft einen erschreckenden Schatten in die Leidensstube, den keine Zauberformel der Kunst zu bannen vermag. Deshalb beziehen wir den Markt und rufen feil unsere Wunder=Essenzen, jene einfachen Heil=Potenzen: Luft und Wasser, Wärme und Kälte, Rasten und Fasten, die hier um so werthvoller erscheinen dürften, als sie zur Hand und geeignet sind, die Schädlichkeiten, welche Rathlosigkeit und Vorurtheil zum großen Nachtheil der Betroffenen herbeitragen oder bestehen lassen, von vornherein abzuschwächen und aus dem Wege zu räumen. Hier sind wir. Sieh' da unsere alte Firma! Mutter Natur, Inhaberin des Haupt=Geschäftes, und dort ihre Diener, die Aerzte." Für Reich und Arm, für Bürger und Bauersmann enthält das zugleich so hübsch ausgestattete billige Büchlein mit seinen hunderten von Recepten und praktischen Winken so viel Beherzigenswerthes, daß wir, abgesehen von der uneigennützigen Absicht des Herrn Verfassers, der damit sicher dem Jesukinde und seinen Mitmenschen eine Weihnachtsfreude hat machen wollen, dasselbe auf das wärmste unsern Mitbürgern empfehlen müssen; den Gesunden, die eine Erheiterung suchen, wird das in Reimen abgefaßte Büchlein viel Kurzweil, den Kranken Rath und Beruhigung, Allen aber ein recht praktisches vade mecum sein, das sie eine Zeitlang in der Tasche, bald aber im Gedächtnisse zu ihrem und Anderer Nutz und Frommen nachtragen sollten. Kalligraphie=Apparat. Am Schlusse dieses Jahres, welches Deutschland in so vieler Hinsicht geeinigt hat, zieht die Veröffentlichung eines Apparates die allgemeine Aufmerksamkeit in ganz besonderem Maaße nach sich, durch welchen es dem Kalligraphen Steinert, Direktor des hiesigen Instituts für Kalligraphie ermöglicht wird, im ganzen Deutschen Reiche gleichmäßig im Schnell=Schönschreiben zu unterrichten. Da über diese, seit 20 Jahren bewährte Methode die lobendsten Anerkennungen vieler Fachmänner, als Schul= und Postdirektoren, Beamten, Lehrer und Kaufleute der verschiedensten Gegenden vorliegen, dieselbe auch den so lästigen Schreibekrampf verhütet, so wird solche allgemein eingeführt sehr bald eine Weltberühmtheit erlangt haben. Auf Anrathen der Aerzte ist sie häufig mit bestem Erfolge von an Schreibekrampf Leidenden angewandt worden. Die vorliegende Methode hat sich bei diesem Unterrichtsgegenstande streng von jedem Partei=Standpunkte fern zu halten gewußt, was zur Folge gehabt hat, daß sie von Geistlichen der verschiedenen Confessionen gemeinsam nachdrücklichst empfohlen wird, und es so höchst wahrscheinlich ist, daß dieser Apparat der Deutschen Nation endlich eine Schrifteinheit zuführen wird. Vermischtes. Düsseldorf.„Der Social=Demokrat Karl Klein, welcher unlängst auf Befehl der königl. Oberprocuratur zu Düsseldorf wegen einer ihm zur Last gelegten Majestätsbeleidigung, deren er sich in einer zu Crefeld gehaltenen Rede schuldig gemacht haben soll, hierselbst auf der Hofkamperstraße verhaftet wurde, ist auf eine Seitens der Frau Gräfin Hatzfeld zu Düsseldorf hinterlegte bedeutende Caution aus dem Gefängniß zu Düsseldorf entlassen worden. Termin auf die gegen Herrn Karl Klein erhobene Anklage ist auf des Vormittag den 20. December angesetzt." Berlin. An Volkszählungs=Anekdoten fehlt es auch diesmal nicht. Eine alte, alleinstehende arme Frau in der Steinstraße drückte, wie der demokratischen Zeitung erzählt wird, einem reichen Kaufmanne des Bezirks, der ihre Personalen aufnahm, unter dem Ausdruck der größten Theilnahme und Anerkennung für seine Bemühung einen Sgr. in die Hand und war innig gerührt über die Uneigennützigkeit des Herrn, als er diese„Belohnung für seine Mühe“ ablehnte. Ein Anderer wollte nicht öffnen, sondern parlamentirte durch's Schlüsselloch: ob der Zähler nicht etwa bei Pockenkranken gewesen sei. Ein Mitglied des hohen Adels überlieferte seine Karte ohne ausgefüllte. Rubriken und mit der kurzen Inschrift:„Mein Stand und Name ist bekannt.“ — Die Kellerwohnungen in Berlin betragen 9 Prozent aller Wohnungen überhaupt. Also der zehnte Theil aller Berliner sind Höhlenbewohner, die unter der Erde leben. (Lehrermangel— Aus Arnsberg wird gemeldet: Der Mängel an Lehrkräften für die Volksschule ist sehr bedenklich geworden. Beim Beginn des laufenden Semesters waren im hiesigen Regierungsbezirke 74 Schulstellen unbesetzt, abgesehen von denen, welche nur von schwachen Präparanden bedient wurden. Im Jahre 1869 fehlten im preußischen Staate 4103 vorgebildete Volksschullehrer. Es ist dies ein Nothstand, so ernst, so besorgnißerregend, daß sich allen an der Schulverwaltung betheiligten Faktoren die heilige Pflicht aufdrängen muß, demselben durch bessere Dotirung der Schulstellen abzuhelfen. — Die Absicht, England mit Frankreich durch einen unterseeischen Tunnel zu verbinden, ist jetzt wieder betreffenden Orts aufgenommen worden. Die von beiden Ländern zu tragenden Kosten würden ca. 50 Mill. Thaler betragen. Die neuesten Versuche haben ergeben, daß für Ventilation der Luft gar nicht gesorgt zu werden braucht, da die verschiedenen Wärmegrade der beiden Länder eine Luftströmung im Tunnel erzeugen werden, die vielleicht eher zu stark als zu schwach sein dürfte. Civilstand der Oberbürgermeisterei Düsseldorf vom 7. Dezember 1871. Geborene. Den 3. Dez. Carl Theod., Sohn von Ludwig Schmitz, Maler, Reichsstraße.— Den 4. Dez. Friedr. Carl, Sohn von Emil Laukuß, Regierungsbote, Nordstraße. Heinr. Theod., Sohn von Martin Boßhardt, Klempner, Mertensgasse.— 5. Dez. Friedrich Aug., Sohn von Aug. Patzschke, Schuhmacher, Cölnerstraße. Cath. Clara, Tochter von Jos. Hemmerling, Architect, Schützenstraße. Paul Diedrich Alexander, Sohn von Alerander Minardus, Bildhauer, Andreasstraße. Cath. Henr., Tochter von Peter Schmitz, Handelsmann, Wallstraße.— Den 6. Dez. Johann. Emil, Sohn von Wilh. Wentz, Drechsler, Bilk. Nicol., Sohn von Bertram Göddertz. Dienstmann, Bolkerstraße.— Den 7. Dez. Hedwig Maria Louise, Tochter von Dr. med. und Sanitätsrath Alb. Mooren, Kaiserstraße. Franz Theod., Sohn von Herm. Berwig, Schweißer, Olberbilk. Joseph, Sohn von Theodor Clemens, Maurermeister, Öststraße. Joseph, Sohn von Peter Schaaf, Weichensteller, Grafenberg.— Den 8. Dez. Johann, Sohn von Math. Reetz, Fabrikarbeiter, Oberbilk. Herm. Carl, Sohn von Joseph Sallmann, Anstreichermeister, Bilkerstraße. Maria Elis., Tochter von Jos. Haskamp, Schuhmacher, Hundsrücken. Bernh. Jul. Bruno, Sohn von Carl Rübener, Vergolder, Alexanderstraße.— Den 9. Dez. Carl Franz Aloys, Sohn von Aug. Mackeney, Schuhmacher, Klosterstraße. Carl Aug. Raphael, Sohn von Carl Küpper, Kaufmann, Jägerhofstraße. Cäcilie, Tochter von Heinr. Herbertz, Fabrikarbeiter, Derendorf. Joh. Gottl., Sohn von Johann Schiffer, Zimmermeister, Klosterstraße. Hrch. Joh. Maria, Sohn von Wilh. Dicken, Stuckaturer, Immermannsstraße. Clara Anna Hedwig, Tochter von Clemens Stehr, Montirungs=Depot=Assistent, Ratingerstraße. Theodor, Sohn von Heinr. Faßbender, Winkelier, Neubrückstraße.— Den 10. Dez. Anna Hub., Tochter von Pet. Worringen, Schmied, Oberbilk. Wilh., Sohn von Joh. Bodenberg, Kleidermacher, Benratherstraße. Christ., Tochter von Jacob Sand, Ackerer, Düsselthalerstraße. Wilh. Joh., Sohn von Wilh. Aretz, Tagl., Lambertusgasse. Wilh. Heinr., Sohn von Ludwig Lindner, Handelsmann, Wallstraße.— Den 11. Dez. Friedr., Sohn von Anton Lepper, Fuhrmann, Ritterstraße. Gestorbene. Den 7. Dez. Jacob Hock, 5 Wochen, Cölnerstraße. Gertrud Kurz geb. Pütz, Ehefr., 30 J., Derendorf.— Den 8. Dez. Joh. Kuschin geb. Kerber, Wwe., 82 J., Wallstraße. Jos. Brock, Ehem., Pliesterer, 29 J., Neustr. Friedr. Kayser, Ehem., Buchhalter, 38 I., Flingern. Cath. Neander geb. Hilden, Ehefr., 38 J., Mörsenbroich. Joh. Ludw. Meyer, ledig, Serg. im Niederrh. Füs.=Rgt. Nro. 39, 24 I., Garnisonlazarath.— Den 9. Dez. Cath. Crola, 1 J. 3 M., Marienstr. Wilhelm Hehnen, 3 I., Schadowstr. Cas. Hub. Daniels, ledig, Tagl., 36 I., Fürstenwall. Cath. Römgens, 3 J. 6 M., Dammstr. Cath. Wenmakers, 1 J. 11 M., Oberbilk. Julie Martin geb. Schöler, Ww., Rentnerin, 70 I., Steinstr. Cäcilie Klein, 6 M. Kapuzinergasse. Joh. Matheisen, 3 W., Kasernenstr. Wilhelm Aul, 2 J., Kreuzstr. Den 10. Dez. Diedrich Knoppe, Wwer., Kleidermacher, 89 I., Bolkerstraße. Josephe Kels, ledig, ohne, 16 I., Mörsenbroich. Adolf Kaufmann, 12 I., Schulstr. Maria Wies geb. Kremer, Ehefr., 62 J., Oststr. Aug. Menke, 1 J. 8 M., Mittelstraße. Joh. Hündchen, 2 J. 10 M., Hundsr. Gertrud Schmidt, 5 J., Haroldstr. Herm. Altgelt, Ehem., Geh. Regierungs= und Schulrath a. D., 76 I., Königsallee.— Den 11. Dez. Wilhelm Mayer, Ehem., Schreiner, 47 I., Derendorf. Jacob Pick, 2 I. 10 M., Cölner=Chaussee. Heirathen. Den 7. Dezember. Sandformer Pet. Comes und Aug. Conrad b. h. Tagl. Peter Braun und Louise Weber b. h. Kutscher Ant. Gymnich und Louise Bender b. h. Gärtner Anton Thüsch und Anna Reuter b. Oberbilck. Schreiner Ferd. Bausch und Gertrud Schumacher b. h. Schreiner Julius Höfermann und Emma Gräf 1. hier, 2. Ehrenfeld. Tagl. Anton Otterbach und Josephine Winter b. Derendorf. Schlosser Franz Schuhmacher und Anna Simon 1. hier, 2. Crefeld. Eheversprechen vom 10. Dez. Proviant=Amts=Assistent Julius Eckert und Joh. Agnes Aug. Südkemper, 1. Straßburg 2. h. Gärtner Theod. Burchartz und Cäcilia Büsch, Wwe. des Gärtners Wilh. Heckhausen, b. Hamm. Gärtner Hub. Thüsch und Louise Böckem, b. Oberbilk. Metzger Carl Peter Kampmann und Emilie Jüntgen, 1. h. 2. Hilden. Control=Assistent Carl Matschke und Hedwig Wald, 1. Cöln 2. h. Schlosser Christian Schmitz und Wilh. Sauer, b. h. Verein der christlichen Mütter. Dienstag den 19. December früh 8 Uhr in der 315 Dominicaner-Kirche Vereins=Messe, gemeinschaftliche Communion. Geburts-Anzeige. Heute wurden durch die Geburt eines gesunden Knaben hoch erfreut Johann Schiffer, Catharina Schiffer, geb. Spickhoff. Düsseldorf, den 9. Dezember 1871. 321 Dem lieben Freunde 322 Johann Schiffer gratulirt zur sehnlichst erwarteten Geburt eines Stammhalters die fröhliche Montags=Gesellschaft. Gänzlicher Ausverkauf. Wegen vorgerückter Saison werden sämmtliche Wintermode-Artikel, Damen- und Kinderhüte, Baschliks, Moireeschürzen, Manschetten u. s. w., zu selbstkostenden Preisen abgegeben. Gleichzeitig bringe ich mein Band- und Weißwaarengeschäft in empfehlende Erinnerung. C. JJ. Schnitzler, 22 Bolkerstraße Nr. 21. 265 In meinem Verlage erschienen und sind zu haben: Mintrop's „Engelständchen“ „Mintrop-Denkmal“ auf dem hiesigen Friedhofe. (Nach der Natur von Geschw. Becker.) Gr. Quart=Photographie a 15 Sgr. Vis.=Photographien à 5 Sgr. Düsseldorf. Jos. Rings, Kunst=Verlag. Aachen. Dem geehrten reisenden Publikum empfehle ich meine im schönsten Stadttheil gelegene Restauration. Feinstes Dortmunder Bier täglich frisch in Anstich. Chambres garnies. L. Rüssel=Winandy. 38 Harscampstraße 57. Unserer wackeren Wirthin, der Frau Spickhoff Kasernenstraße, zu ihrem heutigen Geburtsfeste die herzlichsten Glückwünsche von einem Wohlbekannten aber Ungenannten. 320 Eine leichte 316 Schiebkarre zu kaufen gesucht. Benratherstraße Nr. 10. Extra frische Schellfische, Kabliau, alle Sorten Käse empfiehlt Ed. Hendrichs, Kapuzinergasse Nro. 3, 323 nahe der Bolkerstraße. Die Kleinkinder=Bewahrschule der Anstalt„Christi Hilf,“ welche weit über 100 meist sehr arme Kinder zählt, dürfte auch in diesem Jahre zur Weihnachtsbescheerung sich der Wohlthätigkeit aller liebenden Herzen erfreuen. Die Unterzeichneten wenden sich daher im Namen des göttlichen Kinderfreundes vertrauensvoll an alle Freunde und Gönner jener Anstalt mit der ergebensten Bitte, ihnen recht viele milde Gaben geneigtest zukommen lassen zu wollen. Düsseldorf, im December 1871. Der Vorstand des Frauen-Vereins für Flingern und„Christi Freifrau von Maerken-Geerath, Prinzessin A. von Croy, Freifrau von Pelser-Berensberg, Frl. Weyhe, Frl. Weckbecker, Schultes, Rector. 314 Die Kleinkinder-Bewahrschule zum heil. Maximilian freut sich bereits wieder im Voraus der kommenden frohen Weihnachtszeit und der die Herzen der Kleinen beglückenden Bescheerung. Daher wenden sich die Unterzeichneten im Namen des Christkindleins mit vertrauensvoller Bitte an die Freunde und Freundinnen der Kinder und erklären sich zur Annahme von Gaben und Geschenken zur Bescheerung der Kleinen gern bereit. Düsseldorf, den 28. November 1871. Gräfin von Spee, geb. Freiin von Mirbach. Gräfin von Hertzberg, geb. Gräfin von Goltstein. Frau Dr. Gerhardy, geb. Bracht. Freifrau von Tezaack, geb. Freiin von Kylmann. Frau Walbröhl. Frau Justizrath Stiesberg. Frau 271 E. Custodis. Frau Weismüller. Frau Coupette. Pfarrer Kribben. Um mit unserm Lager in Kragen, Stulpen, gestickten Taschentüchern ec. zu räumen, verkaufen wir diese zu Weihnachtsgeschenken sehr geeigneten Artikel zu bedeutend herabgesetzten Preisen. Fischer& Co. 319 Neustraße 33, nächst der Communicationsstraße. 11. Hundsrückenstraße 11. 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Der Unterricht in dieser allgemein als„Deutsche Nationalschrift“ anerkannten gefälligen Schreibweise wird im ganzen deutschen Reiche brieflich ertheilt. Der neu erfundenene Kalligraphie- Apparat, Methode Steinert, zum Schnell-Schönschreiben, mit welchem Jeder binnen kurzer Zeit eine schöne, geläufige Handschrift erlangtnebst kalligr. Linien=System, Vorschriften, Federn, Halter, Papier 2c., wird von unterz. gerichtlich vereideten Sachverständigen für Schriftfach, gegen 2 Thir. Postanweisung versendet. GebrauchsAnweisung, obrigkeitlich beglaubigte Atteste und Empfehlungen beigefügt.— Garantie. Auswärtige, welche mein Institut für kürzere Zeit zu besuchen wünschen, um sich in der Kalligraphie, Stenographie, sowie gründlich im Richtigschreiben, Briefwechsel, Buchführen u. s. w. auszubilden, wollen sich zuvor bei mir anmelden. Vorkenntnisse nicht erforderlich; selbst Personen, welche fast gar nicht schreiben noch lesen können, werden schnell unterrichtet. Den Herren Doktoren ertheile ich gern über Heilung des Schreibekrampfes, des Zitterns 2c. Auskunft. Direktion des Instituts für Kalligraphie und brieflichen Unterricht, Düsseldorf. Kalligraph Steinert, Hohestraße 31. 297 235 St. Anna-Stift. Alte Dachziegel Fuhrleute Wir theilen hiermit dem hochverehrten Publikum mit, daß die Anstalt für Dienstmägde-Beherbergung und ambulante Krankenpflege in dem Hause Marienstraße 19 der Leitung der Franziskaner=Schwestern unter dem heutigen Datum übergeben und unter dem Namen St. Anna-Stift eröffnet worden ist. Von dieser Anstalt aus werden arme Kranke in ihren Häusern durch die genannten Schwestern gepflegt werden und sehen dieselben desfallsigen Anträgen entgegen. Außerdem finden dienstlose weibliche Dienstboten in dieser Anstalt jeder Zeit Beherbergung. Düsseldorf, am 21. November 1871. Das Comité zur Gründung eines Dienstmägde-Hauses und ambulanter Krankenpflege. zu verkaufen bei 272 Maurermeister Wolf, Burgplatz 11. Für Weihnachtsgeschenke! 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