Düsseldorf 1871. Nr. 76. Donnerstag, 23. November. Verantwortlicher Redakteur: F. N. Palm. Druck und Verlag von F. N. Palm& Cie. Das„Düsseldorfer Volksblatt“ erscheint dreimal wöchentlich, Dienstags, Donnerstags und Samstags.— Pränumerations=Preis pro Quartal 12½ Sgr. Die Insertions=Gebühren betragen für die Petitzeile oder deren Raum 1 Sgr. Insertionen für das„Düsseldorfer Volksblatt“ besorgen: Haasenstein& Vogler in Cöln, Frankfurt a. M., Berlin, Hamburg, Leipzig, Breslau, Prag, Wien, Stuttgart, Zürich, Basel, Genf. Zu der nächsten Nr. erscheint eine Beilage. Anzeigen für dieselbe erbitten wir uns bis Samstag Morgen 9 Uhr. Verlag und Expedition. Politische Rundschau. Berlin. In der Kaiserlichen Antwort auf die CollectivEingabe der preußischen Bischöfe ist bekanntlich die Erklärung enthalten, daß der Kaiser eine ausführliche Antwort auf die in der Eingabe gegen die Regierung erhobenen Vorwürfe der Regierung selbst überlasse. Wir glauben aus diesem und andern naheliegenden Gründen mit unserer Kritik zurückhalten zu müssen, bis die in Aussicht gestellte Antwort des Ministeriums vorliegt. Wie die„Weser=Ztg." hört, ist dieselbe, wenn auch noch nicht an die Adresse befördert, nunmehr doch festgestellt. — Wie die Köln. V.=Ztg. vernimmt, haben diejenigen Bischöfe Preußens, von welchen die jüngst veröffentlichte Erklärung, die Jesuiten betreffend, unterzeichnet ist, in einer Immediat=Eingabe ihr Zeugniß für jene Ordensleute Sr. Maj. dem Kaiser und König unterbreitet, und damit das Gesuch verbunden, der Kaiser wolle dieselben gegenüber den von verschiedenen Seiten gegen sie beantragten Ausnahmeund Willkür=Maßregeln in den Rechten schützen, welche ihnen mit allen Angehörigen des Deutschen Reiches gemeinsam sind. Die unterzeichneten Bischöfe sind bekanntlich alle jene, die in ihren Diöcesen Häuser der Jesuiten haben, und deshalb aus eigener Wahrnehmung und Erfahrung vorzugsweise im Stande und berufen sind, Zeugniß über jene Ordensleute abzulegen. —(Vom Reichstage.) In der Sitzung am 17. fand die zweite Berathung des Münzgesetzes statt.§. 1 der Regierungsvorlage, wonach Goldmünzen zu 10 Mark(3 Thlr. 10 Sgr.) geprägt werden sollen, wurde angenommen. §. 2 der Regierungsvorlage heißt:„Der zehnte Theil dieser Goldmünze wird Mark genannt und in 10 Groschen, der Groschen in 10 Pfennige getheilt." Abg. Dr. Bamberger beantragt dagegen, dem§. 2 folgende Fassung zu geben: „Der zehnte Theil dieser Goldmünze wird Mark- genannt und in 100 Pfennige eingetheilt." Der Antrag Bambergers wurde angenommen, die Bezeichnung„Groschen“ fällt also gesetzlich weg. Nach§. 3 soll außer den Goldmünzen von 10 Mark solche zu 20 Mark(6 Thlr. 20 Sgr.) und Sonst und Jetzt. Von Bernard Wörner. I. Aus- und Einzug. (Fortsetzung.) Am andern Morgen wurde Kaspar, freilich ohne Zwerchsack, in die Heimath entlassen. Der Bursche dünkte sich reicher als ein Fürst mit dem Muttergottes=Vierundzwanziger, welchen ihm Valentin schenkte. Wohl hundertmal betrachtete er das schöne Bildniß und nahm sich fest vor, das Geldstück recht lange zu sparen oder zu einem guten Zwecke zu verwenden. Jetzt ginge das nicht mehr. Die materielle Neuzeit hat den armen Vierundzwanzigern sammt und sonders den Untergang geschworen, um mit ihrem Ruin dem norddeutschen Thaler sammt Anhang auf die Beine zu helfen. Der neue Lehrer wanderte zur Zeit langsamen, ernsten Schrittes nach dem Schulhäuschen, wenn man der alten, wurmstichigen Lehmhütte mit dem eingefallenen Strohdache diesen Ehrentitel geben darf. Valentin klopfte an die Stubenthüre, welche ohne Schloß und Klinke melancholisch in zwei Lederriemen seufzte. Niemand rief:„Herein!“ Er klopfte stärker. Vergebens. Der Lärmen im Innern war zu bunt und das Anklopfen in diesen Hallen überhaupt nicht Sitte. Mit zwei Händen zog er endlich die jammernde Thüre auf und trat ein. Ein düsteres Licht erleuchtete die niedrige, enge Kammer. Das einzige Loch, welches die Stelle eines Fensters vertrat, war zum größten Theile mit dünnen Brettchen oder ölgetränktem Papier verklebt und nur hie und da lugte ein Stückchen Glas hervor, welches bei einer Sonnenfinsterniß zum Schutze der Augen des Schwärzens nicht bedurft hätte. Quer durch die Kammer, von Ecke zu Ecke gespannt, wohl drei Fuß über dem Boden, lief ein mächtiges Seil und theilte sie in zwei gleiche Dreiecke. Vor dem Seile stand eine Schusterspritsche mit allen Attributen. Darauf thronte auf dem Dreifuße der Meister des Handwerkes und Schulmeister des Dorfes, dabei auch Tag= und Nachtwächter, Gemeindediener, Ausscheller und Schweinehirt, gewöhnlich„Hirtenhans" benamset. Vom Alter und dem zu 30 Mark(10 Thlr.) geprägt werden. Der Antrag von Mohl und Bamberger, das 30 Markstück zu streichen, wird trotz des Widerspruchs des Ministers Delbrück und des Fürsten Bismarck, angenommen. Ausnahmsweise sprachen in der Berathung auch die Nationalliberalen, trotz Bismarck gegen das 30 Markstück, während sie, als der Reichstag die Münze aus dem Gesetze entfernt, sehr eifrig Stimmen sammelten, daß ihr eigener Antrag in zweiter Lesung zum Falle gebracht und der Wunsch der Regierung erfüllt werde. Nach §. 5 sollen die neuen Münzen das Bildniß des Landesherrn oder das Wappen der freien Städte tragen; dagegen beantragt Graf Münster(Hannover), den Münzen einzig und allein das Bildniß des Kaisers zu geben. Der Antrag des Grafen Münster(gegen welchen auch Fürst Bismarck spricht) wird abgelehnt, dagegen der Antrag Bambergers, in der Ueberschrift der Münze„Deutsches Neich"(statt„Deutsche Reichsmünze“) zu setzen, angenommen.— — In der 26. Sitzung des Reichstages am Dienstag (21. November) 11¼ Uhr begann die Fortsetzung der zweiten Berathung des Reichshaushalts mit der Diskussion über den Etat der Marineverwaltung. Der Etat weist nach in Einnahme 15,863 Thlr., sowie an Zuschuß zum MarineEtat 1,222,000 Thlr. und an Ausgaben, und zwar an Baarfonds 3,758,921 Thlr. und an einmaligen 4,573,079 Tlr. — Zu dem Etat haben die Commissarien des Hauses folgenden Antrag gestellt: den Reichskanzler aufzufordern, mit dem nächsten Etat dem Reichstage eine ausführliche Denkschrift vorzulegen, in welcher mit Bezug auf den im Jahre 1867 vorgelegten Gründungsplan für die kaiserliche Marine namentlich erörtert wird: a) wie weit derselbe bereits ausgeführt ist, und welche Mittel zur vollständigen Ausführung desselben noch erforderlich sind; b) ob es sich nicht empfiehlt, die ursprünglich in Aussicht genommene Gründungsperiode abzukürzen. — Unter den Vorlagen für den Landtag, welche zunächst dem Herrenhause zugehen dürften, befindet sich wahrscheinlicher Weise auch die Hypotheken=Ordnung und der umgearbeitete Entwurf einer Subhastations=Ordnung. — Der gesammte katholische Clerus von Elsaß— 797 Priester— hat sich vor einiger Zeit mit einer Adresse an Se. Maj. den Kaiser gewendet, welche bisher unbeantwortet geblieben ist. Die Adresse spricht folgende Wünsche der Katholiken des Elsasses aus: die katholische Presse frei zu geben; die gesetzlich bestehenden religiösen Orden in ihrer heilbringenden Thätigkeit bestens zu schützen; den Gemeinderäthen das bisherige Recht zu belassen, ihre Volkslehrer aus dem Laienstande oder aus den religiösen Orden zu wählen; den confessionellen Character der Volksschuleu beiderlei Geschlechts eigenen Handwerk gebeugt, deckten den kahlen Scheitel nur einzelne Haarstengel, wie zerstreutes Schilfrohr, die trübe Zwickbrille hockte hinter einer gewaltigen Warze wie in einem Sattel und die bloßen Füße schauten frei und ungenirt zur Welt hinein. Fleißig stach der Meister mit der Ahle vor, schob die Drähte nach und strich damit bald links, bald rechts, bald gleichzeitig zu beiden Seiten hinaus, daß es pfiff und sauste. An der Seite des Meisters stand ein Stuhl. Auf diesem lag ein altes Buch aufgeschlagen und darüber hing ein Knieriemen, um beide Instrumente bequem und rasch bei der Hand zu haben. Um die Pritsche herum spielte und grunzte ein halbes Dutzend junger Schweinchen, und statt der Violen und Rosenstöcke dufteten aus einem Schaffe frisch geknetete Pechklöße. Im andern Dreiecke tummelte sich, von einem Seile umspannt und abgesperrt, die muntere Jugend. Die Einen schaukelten am Seile oder drängten sich, den Fuß gegen den Boden gestemmt, mit aller Kraft bald hinauf, bald herab. Andere warfen, so gut es gehen wollte, mit Knöpfen nach der Wand, wieder Andere stießen, zwickten und zupften sich, daß bald da, bald dort Einer laut aufschrie, und ein anderer Haufe stritt und schlug sich um die Decke eines alten Buches, das längst alle Blätter verloren hatte, bis sie in tausend Trümmer auseinander fuhr. Von einem Tische, Stühlen oder Bänken war keine Rede. Wer sitzen wollte, suchte sich ein Stückchen Boden zu erringen, bis ihn die Donnerstimme des Meisters aufschreckte. Der Meister hatte in seinem Geschäftseifer den Eintritt des Fremden nicht bemerkt. Erst die ungewohnte, lautlose Stille seiner„lieben Kleinen“ bewog ihn aufzublicken. Bestürzt ließ er den Stiefel zu Boden fallen und fixirte über die Zwickbrille hinweg den Eingetretenen mit einem stechenden, grimmigen Blicke von Kopf bis zu Fuß. Dieser hatte hohe Zeit, seine ganze Beredtsamkeit zu entfalten, um dem drohenden Sturme vorzubeugen.„Ich bitte um Entschuldigung, Herr Collega," sprach Sprengler mit tiefer Verbeugung,„daß ich mir erlaube, Sie in Ihrer Amtsthätigkeit zu stören. Doch freuen Sie sich: endlich soll einmal Ihren Mühen der verdiente Lohn und Ihrem Alter die längst geziemende Ruhe werden! Ich bin beauftragt, Sie in Ihrem schweren Amte abzulösen, und möchte Sie als einen erfahrenen Mann schönstens bitten, mir mit Rath und That beizustehen." Mit diesen Worten reichte er dem Meister die Hand und aufs Bestimmteste zu wahren; die Volksschullehrer gegen den verderblichen Einfluß der geheimen Gesellschaften zu schützen rc. Die„lieberale" Presse fürchtet, daß wenn die Regierung solche Forderungen gewähre, die Schulen sammt der Jugend bald den Händen der Jesuiten ausschließlich überliefert sein würden.(!) — Das Medaillonporträt Schillers ist aus dem Lichtkorridor des Reichstags nach der Vorhalle versetzt worden. Es sollte das Porträt Uhlands als Pendant erhalten; beim Wechseln der Bilder passirte aber das Unglück, daß Uhland mit Pfizer vertauscht und Letzterer in den Raum kam, welcher die Unterschrift„Uhland" trägt. Die Heiterkeit der Abgeordneten ob dieses Mißverständnisses stieg noch, als man unter dem falschen Uhland die echten Uhland'schen Verse las: „Uneingedenk gemeinen Lohnes Seid Ihr beharrlich, emsig treu, Des Volkes Würde, wie des Thrones Betrachtet Ihr mit heil'ger Scheu." Man sah in der Wahl dieses Spruches eine Anspielung auf die— Diätenlosigkeit. Berlin, 21. Nov. Dem Reichstag ist die vom Bundesrathe angenommene Vorlage, die strafrechtliche Verfolgung der Geistlichen betreffend, zugegangen. — In Berlin sind bis jetzt 9000 Personen an den Pocken gestorben. Die Pocken=Epidemie hat jetzt fast alle Dörfer in der Umgegend Berlins erfaßt und fordert schon zahlreiche Opfer. Bonn, 20. Nov.(Adresse.) Ein großer Theil der katholischen Studentenschaft der hiesigen Universität hat sich, entrüstet über die Schmähungen und Verleumdungen, die man allenthalben gegen die Väter der Gesellschaft Jesu gerichtet hat, dem im hiesigen Jesuitenkloster residirenden Pater Provinzial in einer von 183 Studenten(darunter 64 Nichttheologen) unterzeichneten Adresse gegen ein solches Treiben der Feinde der katholischen Kirche Protest eingelegt. Der Wortlaut dieser Adresse ist folgender: „Hochwürdiger Herr! Voll Entrüstung haben die unterzeichneten Studirenden der rheinischen Friedr.=Wilh.=Universität von den ebenso verleumderischen als gehässigen Anschuldigungen Kenntniß genommen, welche einige hiesige Bürger in einer Petition an den hohen Reichstag gegen die Mitglieder der Gesellschaft Jesu vorgebracht haben, zu dem Zwecke, diese als staatsverderblich, kulturfeindlich und für das Deutsche Reich gefährlich zu brandmarken und ihre Auflösung zu bewirken. Allenthalben erheben katholische Männer ihre Stimme gegen solche Anschuldigungen. Auch wir dürfen nicht zurückbleiben, wo es gilt, ein Zeugniß abzulegen für die großen Verdienste des Ordens, dessen Mitglieder sich die katholische Kirche jeder Zeit zu einer besonderen Zierde angerechnet dieser mußte wohl oder übel seinen Aerger verschlucken.„Hm, hm!“ brummte er und langte wieder nach dem Stiefel, dem einzigen Anker in dieser Klemme,—„weiß schon, weiß Alles. Der übergescheidte Herr Landrichter, der die ganze Welt mit einem Schlage umwerfen will, hat mir's bereits vor acht Tagen bedeutet. Es thut aber nichts,“ setzte er momentan sich ermannend hinzu und schlug mit der Hand auf die Brust:„Ich bin ein Mann, der etwas gelernt hat. Ich verstehe meine Profession und kann mich ernähre.n Ein Schulmeister ohne Handwerk verhungert. Verstanden? Sie sind der Erste und der Zweite nicht, der hier davon läuft. Verstanden? „Eben deßhalb möchte ich Sie, Herr Collega, wiederholt um Ihren Rath und Beistand sowohl in, wie außer der Schule bitten." „Ja,“ versetzte spöttisch und nicht ohne Schadenfreude der Meister,„das geht nicht so leicht. Sie sollen ja die Schule heben, wie man mir gesagt hat. Sie sind also der„Heber?" Na, heben Sie— so heben Sie doch! Seh'n Sie, wie ich Schul' halte, will ich Ihnen sogleich zeigen. Ueber das Andere sprechen wir vielleicht später.— Aufgepaßt, ihr Schlingel!" rief jetzt der Jugendgebieter mit Donnerstimme und schwang den Knieriemen im weiten Bogen und mit solcher Virtuosität um sein Haupt, daß allenthalben die Köpfe sich duckten und selbst Valentin einige Schritte zurückweichen mußte.„Was hast Du dort, Michel? Was ist das wieder für ein Papier? Her damit!" Furchtsam und beständig das Auge auf den Schreckensriemen geheftet, näherte sich der Junge:„Es ist ein Brief vom Krämer in der Stadt. Ihr sollt ihn lesen,— hat mein Vater gesagt— und mir sagen, was drinnen steht." Mit wichtiger Amtsmiene entfaltete der Lehrer den Brief und irrte leise buchstabirend von Zeile zu Zeile. Sein Antlitz wurde immer düsterer und er betrachtete die kleinen Buchstaben bald näher, bald entfernter, als fehle ihm das rechte Licht.„Her da, Bengel!" commandirte er endlich.„Warum hast Du mir den Wisch nicht schon längst gebracht? Dann hätte ich's gestern Abend gelernt und Dir heute gesagt.“ Rasch packte er mit diesen Worten den Knaben an beiden Ohren, setzte seinen Kopf in eine schnelle, halbkreisförmige Bewegung, gab ihm zum Schlusse— pitsch, patsch!— ein schallendes Andenken und warf ihm den Brief an den Kopf. Schneller wie eine Eidechse schlüpfte der Kleine durch das Seil und machte sich unsichtbar.(F.f.) hat und noch anrechnet. Wir haben durch unseren persönlichen Verkehr mit jenen Ordensmännern den nachhaltigen segensvollen Einfluß erfahren, welchen sie auf die studirende Jugend ausüben. Ueberall, insbesondere in der Leitung der Marianischen Congregation, haben sie uns zur Ehrfurcht und zum Gehorsam gegen die Obrigkeit, gegen unsere Vorgesetzten, unsere Lehrer, zum Fleiße in den Studien, zu eifrigem Streben nach christlicher Tugend und Frömmigkeit angeleitet, ermahnt und angespornt. Nicht wenige von uns haben mit ihnen in den Lazarethen, auf den Schlachtfeldern die kranken und verwundeten Krieger verpflegt und ihre heldenmüthige Selbstverleugnung bewundert. Die Liebe zur Wahrheit und Gerechtigkeit, das Interesse unserer hochheiligen Kirche, die Freiheit ihrer religiösen Institute, insbesondere auch die Pflicht der Dankbarkeit nöthigt uns, es feierlich auszusprechen, daß wir die Mitglieder der Gesellschaft Jesu achten, hochschätzen und lieben. Wir müßten es als ein Verderben für den Staat, als ein Attentat auf die christliche Civilisation, als eine Gefahr für die gedeihliche Entwickelung des Deutschen Reiches und als eine schwere Kränkung des öffentlichen Rechts betrachten, sollten auf Antrag der Feinde der katholischen Kirche friedliebende, um Kirche und Staat hochverdiente Bürger in der freien Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte gekränkt und ihrer gesegneten Wirksamkeit und der katholischen Bevölkerung entrissen werden. Hochwürdiger Herr! Im Namen der Wissenschaft, für welche kein Orden in den letzten Jahrhunderten soviel geleistet hat, wie der Ihrige, im Namen der christlichen Civilisation, die in hohem Grade gefährdet ist, wenn die Principien Ihres Ordens nicht in Geltung bleiben, im Namen des öffentlichen Rechtsbewußtseins, das durch ein solches Vorgehen gegen die Mitglieder der Gesellschaft Jesu auf das Tiefste verletzt würde, im Namen des öffentlichen Wohles, für das diese Mitglieder so glänzend gewirkt haben im letzten Kriege, protestiren wir daher gegen die Vergewaltigung, die demselben droht, und hoffen zu Gott, daß dem Deutschen Reiche die Schmach erspart wird, Vorgänge zu erneuern, welche die Geschichte gerichtet hat. Wir verharren in Hochachtung Ew. Hochwürden 2c. 2c.“ (Fdlgen die Unterschriften.) Wien, 21. November. Die heutigen Zeitungen bringen eine übereinstimmende Mittheilung, wonach ernste Unterhandlungen mit dem Fürsten Adolf Auersperg wegen Bildung des zisleithanischen(westösterreichischen) Kabinets gepflogen werden. Derselbe beabsichtige jedoch, sich zunächst mit seinen parlamentarischen Gesinnungsgenossen zu berathen, und dann erst dem Kaiser sein Programm zu unterbreiten. Aus Feldkirch, 10. November, wird gemeldet: Der Redacteur des„Volksblattes“, Dr. v. Florencourt, wurde heute vom Schwurgericht wegen Ehrenbeleidigung, begangen durch die Presse, zu vier Monaten Arrest und 200 Gulden Cautionsverlust verurtheilt.(Herr Dr. v. Florencourt hat erst vor kurzer Zeit eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten abgebüßt.) Pest, 20. November. Nach dem„Pester Lloyd“ ist das Zirkularschreiben des Grafen Andrassy an die Vertreter der östreichisch=ungarischen Monarchie im Auslande bereits abgegangen. Den wesentlichen Gegenstand des kurzgehaltenen Schreibens bildet die Erklärung, daß die auswärtige Politik Oesterreichs keine Aenderung erleiden soll. Bern. 20. November. Die österreichische Gesandtschaft meldet: der Beitritt Englands und der Niederlande zum Wiener Telegraphenvertrag sei von fast sämmtlichen betheiligten Staaten genehmigt. Rom. Am 15. empfing der h. Vater im Vatican eine Deputation des Borgo(Vorstadt) St Petro. Es waren über 1000 Männer, welche sich vorstellten und ihre Treue in einer Adresse versicherten, welche an den Stufen des Thrones verlesen wurde. In seiner Antwort sagte der h. Vater u. A.:„Außerordentlich angenehm ist es mir, diesen Beweis Eurer aufrichtigen Ergebenheit und treuen Anhänglichkeit zu empfangen, zumal gerade Ihr es seid, die ihr die Umgebungen des Vatikans bewohnt. Ihr habt nun länger als ein Jahr Gelegenheit gehabt, zwischen der neuen und früheren Lage Vergleiche anzustellen und diese haben Euch gelehrt, wie gut ich es mit Euch gemeint ec. — In Paiermo(auf der Insel Sicilien) wird wie in ganz Italien, das Stehlen im Großen getrieben. Dort haben die Diebe einen Tunnel gegraben, um in die Gewölbe des Leihhauses zu gelangen und hier Gegenstände im Werthe von anderthalb Mill. Fres. entführt. Die Damen von Palermo haben nämlich, wie auf der ganzen Insel Sicilien, die Gewohnheit, ihre Geschmeide im Leihhause niederzulegen, um sie vor Dieben zu sichern, da Einbrüche in die Privatwohnungen zu den Alltäglichkeiten gehören. Glückliches Land, wo man der Actiengesellschaftsgründungen, um sein Geld los zu werden, gar nicht bedarf! Paris, 19. Nov. Der deutsche Soldat, welcher in Epernay ermordet wurde, ist mit allen militärischen Ehren begraben worden. Die Stimmung unter den deutschen Soldaten ist keine sehr gute, und da man dort seit gestern weiß, daß der Gärtner, welcher kürzlich den Unteroffizier Kraft verwundete, von dem Schwurgerichtshofe von Meulan freigesprochen worden ist, so befürchtet man, daß es leicht zu Exzessen kommen könnte.(Das Attentat gegen Kraft fand am 10. August statt. Ein Gärtner Namens Bertin brachte ihm, während er im Freien schlief, fünf Stiche bei. Kraft kam mit dem Leben davon, er bleibt jedoch für immer ein Krüppel, da einer seiner Arme verkrüppelt wurde. Vor dem Gerichte gestand der Mörder zu, daß er die Absicht gehabt, den Mann zu ermorden. Der Vertheidiger des Mörders suchte darzuthun, daß der Bertin nur aus Patriotismus sich zu seiner That habe hinreißen lassen, und daß er, als er sie ausführte, nicht zurechnungsfähig gewesen sei. Der Gerichtshof ging auf die Ansichten des Vertheidigers ein und sprach den Mörder frei!)— Die Entwaffnung von Epernay ist jetzt auf das ganze Departement ausgedehnt worden. Die Waffen müssen bis zum 22. abgeliefert sein. Der Maire hat eine Proklamation erlassen, in welcher er den Einwohnern die größte Nuhe und Klugheit empfiehlt. In Versailles hat der Vorfall äußerst unangenehm berührt, da man befürchtet, daß es zu neuen Konflikten Anlaß geben wird. Thiers hat den Behörden sofort Befehl gegeben, den deutschen Behörden energisch die Hand zu bieten, um den Mörder ausfindig zu machen. — Gestern fand die Zeremonie der Uebergabe des goldenen Vließes an Herrn Thiers statt. Der spanische Botschafter, Herr Olozaga, stand der Zeremonie vor; Herr Guizot und der Fürst de Ligne waren die Pathen des Herrn Thiers. — Nach einer von der Polizei angestellten Nachforschung befinden sich jetzt 54,000 leere Wohnungen in Paris. — Gestern wurde endlich das Urtheil in Sachen der Ermordung der Generale Clement Thomas und Lecomte gesprochen. Das Kriegsgericht verurtheilte alle 7 zum Tode. Newyork. Aus Mexiko wird von neuen bedeutenden Aufständen berichtet.— Aus Havanna geht die Meldung ein, daß der dortige schwedische Konsul ausgewiesen sein soll. Berliner Zustände. (Schluß.) In dem Zimmer, in dem wir zu warten ersucht wurden, befinden sich als Hauptmöbel zwei lange eiserne Gartenbänke, die zum Schwielenansitzen wie geschaffen sind. Wir rathen den besuchenden Damen deshalb, ihre culs-de-Paris als Sitzpolster nicht zu vergessen. Auf einem Aushang lesen wir die Bekanntmachung, daß wegen des ungeheuren Andrangs Frau Jammermann unter einem Viertel Thaler die Zukunft zu verkünden, nicht in der Lage sei. Durch eine Glasthür sahen wir in die Küche, wo Herr Jammermann, der wie Mephisto etwas hinkt, in einem Kessel rührte. Ich fragte ihn, ob er Zaubertränke braue, worauf er gutmüthig erwiderte:„Nee, ich koche Bollenfleesch! Wenn meine Olle sich satt geprophezeit hat, denn will se erscht recht essen." Ich fragte weiter, ob er seiner Frau nicht beim„Geschäft“ helfen könne.„Lieber Herr", gab er zur Antwort, das ist ne Jabe, die nicht Jeder hat, und die sich nicht erlernen läßt. Fünfhündert Thaler sind meiner Frau schon jeboten worden, für's Lehren der prophetischen Kunst; aber wo es mal nicht drin liegt, da liegt es mal nicht drin. Meine Frau hat mir schon oft gesagt, sie braucht eijentlich jar keene Karten nich, es zwingt ihr, auch ohne Karten, zu plaudern, was ihr von oben einjejeben wird." Ich fragte ihn ferner, ob das Geschäft der Weissagungen einträglich sei. „Ach“, erwiderte er mit vergnüglichem Lachen,„vor einigen Tagen warteten in diesem Zimmer fünfundzwanzig Damen, in der kleinen Kammer neben der Küche fünf Herren, und wohl an sechzig Personen habe ich zurückweisen müssen." Endlich öffnet sich die Thür,— und die Seherin zeigt sich in höchst eigener Person. Die Dame ist kurz und rund, ihr Gesicht hat eine schwärzliche gelbe Färbung, ihre Haare sind wollig, ihre Ohren groß, die Lippen dick, die Nase breit und wenn sie lacht— was sie beiläufig gesagt sehr häufig thut — sieht man, daß sie erst einunddreißig Zähne verloren hat, der letzte steht aber fest wie ein deutscher Fahnenjunker und gibt noch Zeugniß von der einstigen Perlenweiße des verflossenen ganzen Gebisses. Auf meine Frage nach ihrer Abstammung erzählt sie, ihr Großvater habe als Neger in Südamerika noch Sclavenketten getragen; sie gehöre aber durch Kreuzung der Mischrace an, und ihre Wiege habe in Rheinland gestanden. Ich stellte nun an sie das Ersuchen, zu erlauben, daß ich und mein Begleiter zugleich von ihrer Weissagung profitiren dürften; das lehnte sie aver ganz entschieden mit den Worten ab:„dat's eenmal gewes'n und nie wied'r! Es soll kein Unglück dadurch zum zweiten Mal passir'n." Ich bat um Erläuterung dieses Satzes, worauf sie uns an Herrn Jammermann verwies, da sie inzwischen essen müsse, indem sonst das Bollenfleisch kalt werde. Sie ging, und Herr Jammermann erzählte uns von zwei Schwestern, die zusammen in's Prophetenzimmer getreten waren, eine greuliche Geschichte, die an der Jannowitzbrücke einen höchst tragischen Ausgang genommen haben würde, wenn nicht noch Schiffer zur rechten Zeit zu Hilfe geeilt wären.—„Seit jenem Unglückstage— so schloß Jammermann seine Erzählung— heißt es bei uns ohne Ansehen der Person: Einer nach dem Andern!" Gesättigt erschien endlich die Mulattin und lud mich ein, ihrem Dreifuß gegenüber im cabinet secret Platz zu nehmen. Nachdem ich die Karten gemischt und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in drei Häufchen getheilt, redete ich sie an:„Madame, ich verlange von Ihnen nur die Beantwortung einer Frage: ich bin bestohlen worden— wer ist der Dieb?“—„Mein Herr, ick will nix wisse" lachte sie; sie lachte auch während der ganzen Weissagung—„durch eine Karte erfuhr ick Alles!"— Sie überblickte das Spiel auf dem Tische eine halbe Minute, dann sagte sie, mich groß ansehend:„Bei Sie ist eingebrochen worden, aber gar nich wie't Mode is. Et war nit wenig— man kauft's mit dreihundert Thaler nit aus. Dat's wahr; dadruf schmeiß' ick die Kart in't Feuer!"— „Erlauben Sie“, schaltete ich ein,„es sind wohl neun hunderr— Nä. nä!" unterbrach sie mich,„wenn't hoch kommt,— achthundert Thaler, dat liegt in der Karte. Dat Gestohlne is aber kein baar Geid, et is was Blankes, Gold, und Silbersachen. Ihr ganzes Geschäft is blank— Sie sind Iuwelier und beschäftigen viele Leute, et können fünfzig sin— sechszig sogar. Der Dieb is in't Haus, er is schwarz; dat Gestohlene is im Hause versteckt, sie kriegen zwei Drittheil davon wieder, aber erst nach drei Monate.— Dat muß wahr sin! Dadruf schmeiß' ick die Karte in't Feuer! Hahaha!"— Ich bin nun weder Juwelier, noch Millionär; bei mir ist nicht eingebrochen worden; ich beschäftige keine Leute, sondern arbeite ganz allein mit der Feder. Das Mährchen von dem Diebstahl hatte ich nur erfunden, um die Sibylle auf's Glatteis zu führen. Ich wollte nur sehen, wie weit sie die Unverschämtheit des Lügens treiben würde, und setzte das Frage= und Antwortspiel weiter fort. „Es wohnen bei mir im Hause,“ sagte ich ihr,„ein Victualienhändler mit seiner Frau, im Keller, er war Hausdiener und sie war Köchin bei mir. Beide haben sich in meinem Dienste stets redlich geführt, dennoch ist in mir der Verdacht aufgestiegen, sie könnten bei dem Diebstahl betheiligt sein; können Ihre Karten darüber sichere Auskunft geben?"— „Da muß ich erst noch mal mischen," antwortete die Mulattin, warf darauf die Karten oberflächlich durcheinander, blickte hinein und sagte dann mit der größten Entschiedenheit:„Die Kellerleute sind die Diebe! Lassen Sie gleich polizeilich Haussuchung halten. Die Kiste ist unter einem Bette versteckt. Da's wahr— dadruf schmeiß' ick die Karte in't Feuer.“ Ich hatte mit meinem Begleiter, der im Vorzimmer wartete, noch einen Theatercoup verabredet, und der mußte erst ausgeführt werden, bevor ich den Staub der SibyllenWohnung von meinen Füßen schüttelte. Ich versprach ihr daher, von ihrem Hause direct nach der Polizei zu gehen, um die Kellerleute torquiren zu lassen; vorher möchte ich aber noch in einer anderen Sache Aufklärung haben.„Sie sprachen noch von einem Schwarzen, der bei dem Einbruch betheiligt sein solle, die Kellerleute sind aber beide blond. Haben Sie sich den Mann, der mit mir gekommen ist, genau angesehen?"— Der ist schwarz.—„Richtig; er ist bei mir Geschäftsführer. Ich habe ihn in Verdacht, mit den Dieben gemeinschaftliche Sache gemacht zu haben. Wollen Sie den einmal auf's Gewissen fragen?"—„In fünf Minuten wissen Sie, ob er schuldig is. Schicken Sie ihn nur zu mir herein.— Ich verließ den Stuhl, der mir längst heiß geworden war und schickte den„Schwarzen,“ nachdem ich ihm zugeraunt hatte:„bekenne und lache nicht!" zu der Mulattin. Nachdem sie die Karten ausgebreitet hatte, machte sie ein sehr bedenkliches Gesicht, sah den Delinquenten durchbohrend an und sagte:„Ei, ei! Mit Ihnen steht es schlimm! Da liegen Sie, Schippen=Bube und rings um Sie liegt Polizei. Dat ganz Haus kommt bei Sie in Aufruhr. Man sucht gestohlene Goldsachen, sie- liegen dichte bei Ihnen. Der Dieb wird ermittelt, dat's wahr; dadruf schmeiße ick die Karte in't Feuer." Mein Begleiter fing an zu zittern und bemühte sich blaß zu werden, dann sprach er mit gedämpfter Stimme:„Wenn Ihre Karten mich verrathen haben, dann will ich auch nicht länger leugnen, ja, ich habe mit den Kellerleuten die Goldsachen gestohlen und will meinem Chef auch zur Wiedererlangung verhelfen, aber er soll mich nicht unglücklich machen." Mit triumphirender Miene erhob sich die Wahrsagerin, schritt auf die Thür zu, öffneke diese und rief mir mit triumphirender Miene zu: „Meine Karten haben es raus gebracht. Sehen Sie diese Karte(es waren deutsche), da is eine Sonne drauf, dat heeßt:„Es is nix so fein gesponne, die Karte bringt es an die Sonne.“ Aber, mein Herr, machen Sie den Mann nich unglücklich. Sie kriegen heut noch Ihr Gestohlenes wieder, dat muß wahr sein, dadruf schmeiß' ick die Karte in't Feuer. Hahaha!"— Danach hatten wir Beide genug und machten nun gern den Neuangekommenen Platz, denen die Mulattin wahrscheinlich eben so den Hals voll gelogen haben wird, wie sie uns gethan.— Nun fuhren wir gemeinsam zu der„Schülerin der berühmten Zigenner=Königin Anastasia Exkatuschka," Grüner Weg 50—51. Theater. Düsseldorf, den 22. November. Richard Wagners musikalische Dramen müssen lange ernstlich studirt werden, um in ihrer vollen Bedeutung dem Verständnisse offen zu liegen. Trotz der von Franz Liszt nach der ersten Aufführung des Lohengrin in Weimar veröffentlichten Abhandlungen über diese Schöpfung und den Tannhäuser, welche über die den Tondichter leitenden Intentionen die nöthigen Aufklärungen vorausschicken, trifft man noch vielfach auf vornehmes oder auch unverschuldetes Ignoriren dieser Einleitungen in das Verständniß der Werke eines Mannes, der, gleichviel welche Meinung man von ihm hegt, jedenfalls als eine der außerordentlichsten Künstlererscheinungen dieses Jahrhunderts angesehen werden will, da er, ein zweiter Simson, den Musif=Tempel der Philister zusammenriß und das ganze musikalische Deutschland nebst seinen ausländischen Verbündeten in zwei getrennte, feindliche Heerlager spaltete. Ueber das, was Wagner anstrebt, lassen uns die vorerwähnten Liszt'schen Abhandlungen sowie die Schriften Wagners selbst nicht in Zweifel; ein endgültiges Urtheil über das, was er wirklich erreicht, steht eigentlich, so lange die fortschreitende schaffende Thätigkeit des Giganten noch nicht abgeschlossen vor uns liegt, der Gegenwart nicht zu. Wagner, dessen seltene Gaben und hohe Bildung gleich empfänglich für die Reize aller Künste war, mußte lange einen Ekel empfinden an dem, was seine Zeit als den Zweck der Oper ansah, an diesen Texten, auf welche Voltaire's scharfer Spott nur zu gut paßte:„Was zu dumm ist, um gesprochen zu werden, singt man;" an der Einzwängung des ganzen Gemüths= und Seelenlebens in die gegebenen starren Formen der Arien, Romanzen, Soli und Tutti, mit einem Worte, in die ganze hergebrachte Oeconomie, um Sänger und Melodien, und zwar oft in einem zu Gunsten der Ersteren willkürlichen Verhältnisse, geltend zu machen. Er sagt sich also feierlich davon los, den Ansprüchen der Prima donna assoluta oder des Basso cantante gerecht zu werden. Bei ihm giebts keine Sänger, nur Rollen. Er schafft keine Oper, sondern ein musikalisches Drama. Während bei den Italienern der Jetztzeit der alberne Text dem Componisten nur als Mantelstock dient, um die Ariendraperien nebst Trillerfranzen daran aufzuhängen, ist bei Wagner Text und Gesang das Ergebniß eines einzigen schaffenden Gedankens und so. innig ineinander verwebt, daß hier an Unterordnung des Wortes unter den Ton oder umgekehrt nicht gedacht werden darf.— Man muß darauf gefaßt sein, Personen zu sehen, welche zu sehr von ihren Leidenschaften beherrscht sind, als daß sie sich dem Vocalisiren hingeben können und bei denen der Gesang zur natürlichen Sprache wird, welche, weit entfernt, die dramatische Handlung aufzuhalten, dieselbe tur pecla hren noch Pag gen en; welch J. nähe P. merk den A steche tritt, Pers tänd gl ase ander hm bucti vom wicke Mot gleit Mor des tisch rend ür eine 9 glau einen Gefe hatt inn Näg rafe Orde den jelei Joe herr herr Con dan Hau über die Dr. Ver wel mit hat eine einsäle bar mit In Abe St. her 5( des C. zu Ue Kre der un St bei an lad zw böwo wo wo cir der res Ci. der we Ge sin pre hä sar u T. als ergreifender macht. Und während sie mit Einfachheit beclamiren, findet die Musik sich nicht im Geringsten in khrem Bereiche beschränkt, ihre Grenzen sind vielmehr nur loch weiter ausgedehnt. Die Instrumentation spiegelt bei Wagner die Seele, die Empfindungen, die geringsten Regunn der handelnden Personen, um sie uns ganz zu enthül.das Orchester wird bei ihm der zarte Schleier, durch hen wir alle Schwingungen ihrer Herzen erkennen. Jedes Werk Wagner's geyt um einen Schritt seinem Ziele Inäher; Rienzi steckt noch ganz in den alten Regeln; im Flegenden Holländer" dringt sein neues System schon meklich durch; der„Tannhäuser" hat sich vollständig von den Ketten der Ueberlieferung befreit. [Als eine andere Neuerung Wagner's und eine der hervorstechendsten und schönsten, die besonders im Lohengrin hervortritt, erscheint der Umstand, daß die Stimmung einer jeden Person von Wichtigkeit ihre Melodie besitzt, welche das befändige Symbol dieser Characterstimmung wird. Sodann La Wagner schon in seinen ersten Opern, vorzüglich aber n seinem Lohengrin stets für jede seiner Hauptpersonen eine adere Palette gemischt. Wie in den Melodien die Gefühle Ind die Leidenschaften, so will er ihre Umrisse durch ein Irem Character entsprechendes Colorit beleben und wählt An entsprechende Klänge. So ist das in der ersten Introhuction leicht gezeichnete Motiv, das stets wiederkehrt, wo om h. Graal die Rede, bald angedeutet, bald ganz entwickelt, unveränderlich den Violinen anvertraut. Elsa's Motive sind fast ausschließlich von Blas=Instrumenten begleitet, wodurch die glücklichsten Contraste entspringen in den Momenten, wo sie den Blech=Instrumenten folgen; die Reden des Kaisers werden durch die Blech=Instrumente characteristisch hervorgehoben. Um für seine Absichten dem ausfühsenden Musiker das Verständniß zu erleichtern, ließ Wagner für jede dieser drei Instrumentalgruppen in der Partitur seine andere Farbe der Dinte anwenden.— Von der Aufführung des Lohengrin ein andermal; wir blauben durch die Verschiebung der Besprechung bis nach leiner oder einigen Wiederholungen Niemanden einen größern Gefallen zu erzeigen, als— den Darstellern selbst. O. N. Lokales und Düsseldorf, 21. Novbr.(St. Anna=Stift.) Wir hatten gestern Gelegenheit, der Einführung von 5 Franziskanesinnen in die Anstalt für ambulante Krankenpflege und DienstNägde=Beherbergung beizuwohnen. Gegen 3 Uhr Nachmittags frafen die Schwestern, geführt von der General= Oberin ihres Ordens, in dem Hause Marienstraße 19 ein und wurden von den Damen des Comités in die einzelnen Räume des Hauses geleitet In Gegenwart des Herrn Dechanten Domherrn Joesten, der Pfarrer, Herr Overkamp von Derendorf und herr Nottebaum von der St. Andreas=Kirche, sowie des herrn Oberbürgermeister Hammers, übergaben die Herren des Comités den Schwestern feierlich das eingerichtete Haus. Alsdann begaben sich Alle in den festlich geschmückten Betsaal des Hauses. Hier hielt[Herr Dechant Joesten eine kurze Anrede süber die Bedeutung der Weihe des Hauses und vollzog darauf die Weihe selbst. Zsim Schlusse derselben richtete Herr Caplan Dr. Schmitz als Mitglied des Comités eine Ansprache an die Versammelten über die Zwecke christlicher Wohlthätigkeit, für welchen die Anstalt bestimmt ist. Die erhebende Feier endete mit einem gemeinsamen Gebete. Die Besichtigung des Hauses hat uns mit großer Freude erfüllt. Wir begegneten überall einer sehr praktischen Vertheilung der Bestimmungen für die einzelnen Räume, einer zweckmäßigen Ordnung in den Schlafsälen und können nicht unterlassen, auch hier unsern Gefühlen der dankbaren Bewunderung der Liebe und Sorgfalt Ausdruck zu geben, mit der die Damen des Comités die Einrichtung geführt haben. In der General=Versammlung der Mitglieder des Vereins am Abende in den Räumen der Gesellschaft Casico wurde der Name St. Anna=Stift für die junge Anstalt bestimmt. Außerdem wurde beschlossen, daß die Dienstboten für Beherbergung und Beköstigung in der Anstalt pro Tag höchstens 5 Sgr. bezahlen sollen. Nachdem statutengemäß 3 Mitglieder des Comités ausgeschieden waren, wurden die Herrn Kaufmann C. Schwarz, Reg.=Rath Ulrich und Rentner von Bouverot zu Comité=Mitgliedern gewählt. Wir leben der zuversichtlichen Ueberzeugung, daß durch diese Anstalt in Pflege der armen Kranken unserer Stadt und Beherbergung der Dienstboten in der gefahrvollen dienstlosen Zeit äußerordentlich viel Gutes für unsere Stadt erreicht werden wird und wünschen daher dem St. Anna-Stift ein recht glückliches Gedeihen. ..... m. — Gestern landeten hierselbst 5 große Floße, die den Winterbedarf an Holz für die hiesigen Holzhandlungen enthielten. — Täglich kommen große Schiffsladungen mit Kartoffeln hier san; außerdem ist der Schiffer Dasting mit einer großen Schiffssladung feinem italienischen Tafelobstes hier eingetroffen und zwar am Kohlenthor. — Dem Wirthen Mäsching auf der Zollstraße wurde durch böswillige Hand sein vor einigen Tagen gekauftes kostbares Pianino sehr beschädigt. Der bekannte Uebelthäter wird seiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen. — Von dem Ackerer Behnenberg, in der Gemeinde Mintard wohnend, ist beim Pflügen auf seinem Felde ein Topf gefunden worden, der außer Silbermünzen 18 Goldstücke enthielt, welche scirca 12 Thaler Goldwerth per Stück haben. Sie stammen aus dem 17. Jahrhundert her und tragen die Umschrift:„Genua respublica.“ — Auf Requisition eines auswärtigen Gerichtes wurde der Eigarrenmacher F. W. durch die hiesige Polizei verhaftet. Außerdem logirten zwei Frauenzimmer im Speckkämmerchen, eines wegen Trunkenheit, das andere wegen liederlichen Umhertreibens. — Auf dem Gemüsemarkte sind jetzt aus Sachsen und andern Segenden große Buschhasen in Menge angekommen. Dieselben sind deshalb aber noch nicht billig; dagegen ist das Rehwildprett, welches jetzt in Menge zum Markte gebracht wird, zu vergaltnißmäßig billigem Preise zu haben.— Außerdem sind Fasanen, wilde Gänse, wilde Enten, Schnepfen nebst fetten Gänsen u. s. w. bei den Wildhändlern zu finden. Die jetzt zirkulirenden falschen Darlehnskassenscheine a 25 sind dadurch zu erkennen, daß die Zahl 5 in 25 dicker ist als bei den sechten, und daß in dem Kranze, welcher auf der vorderen Seite links unten die Zayt 25 umgiebt, in dem Worle fünfundzwanzig, es bei den echten heißt„fünf u. zwanzig" bei den falschen dagegen„fünf& zwanzig“. Da die Buchstaben dieses Wortes sehr klein sind, nehme man stets ein Vergrößerungsglas zur Hand. —(Zuchtpolizeigericht vom 22. Nov. 1871.) Aus der gestrigen Sitzung theilen wir Nachstehendes mit: Der Tagelöhner Johann Vinke zu Gladbach war des Zerstörens fremden Eigenthums und der Widersetzlichkeit angeschuldigt und wurde deshalb zu vier Wochen Gefängnißstrafe verurtheilt. Der Joh. Hub. Schmitz, Tagelöhner hier, war beschuldigt im September v. I. zu Norf für die Verwundeten von Sedan collectirt und dem Cigarren=Arbeiter August Wegener hierselbst eine silberne Uhr gestohlen zu haben. Der Angeschuldigte wurde der ihm zur Last gelegten Vergehen für überführt erklärt und mit 3 Wochen Gefängniß bestraft, diese Strafe aber als durch die Vorhaft absorbirt erklärt.— Der schon bestrafte Peter Bringmann und Heinrich Ropertz, beide Tagelöhner aus Crefeld, hatten gemeinschaftlich einen Sack Kartoffeln gestohlen; Ersteren traf eine Gefängnißstrafe von 14 Tagen, Letzteren eine solche von 8 Tagen.— Der Tagelöhner Jacob Hansen aus Neuß war beschuldigt, dem Schmiedemeister Johann Conrads ein Paar Schuhe und dem Sattlermeister Marcus eine Kaffekanne gestohlen zu haben; er wurde mit 14 Tagen Gefängniß bestraft.— Die 15 Jahre alte Maria Cath. Esser aus Jüchen war beschuldigt, dem Kaufmann Schneck daselbst 10 Thlr. gestohlen zu haben; sie wurde mit 8 Tagen Gefängniß belegt.— Eine dreiwöchentliche Gefängnißstrafe traf den Tagelöhner Wilhelm Wassenberg aus Uerdingen wegen Diebstahls eines Korbes Kandiszucker zum Nachtheile der Firma Schwengers Söhne in Uerdingen. — Aus der Sitzung vom 21. Nov. 1871 theilen wir Folgendes mit: Viel Interesse erregte eine Klage gegen den kath. Pfarrer Peter Kopetzky aus Liedberg, welche von dem Bäcker Heinrich Dürselen aus Giesenkirchen angestrengt worden war. Kläger war dabei durch Herrn Adv. Anw. Knorsch und Verklagter durch Herrn Adv. Anw. Bloem I vertreten. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 1871 war ein Gesangverein von Giesenkirchen in ein Wirthslocal von Liedberg eingekehrt, um dort die Fortsetzung einer früheren Gesangprobe zu halten. Es war übrigens schon spät in der Nacht und die Fenster des Wirthslocals geöffnet, wodurch die benachbarten Einwohner, wozu auch der Herr Pastor Kopetzky gehörte, in ihrer Nachtsruhe gestört wurden. Letzterer wurde dadurch veranlaßt, zum Wirthslocale hinzugehen, ihnen das Ungehörige ihres Betragens vorzuhalten und sie aufzufordern, sich aus dem Lolale zu entfernen. Als dieses nicht geschah, sprach er von Nachtsschwärmern und liederlichen Gesellen. Auf diese Auslassungen hatte Kläger seine Klage gegründet. Das Gericht fand hierin jedoch bei Sachlage keine beabsichtigte Beleidigung des Klägers und jener Genossen, sondern vielmehr, daß der Herr Pastor bei seinem Vorgehen nur seiner Berufspflicht genügt habe und sprach denselben von Strafe und Kosten frei. Jülich, 11. Nov. Einem Gerüchte zufolge soll einer der zur Inspicirung hieher gekommenen Generale geäußert haben, falls ein befestigtes Lager in der Rheinprovinz angelegt werde, sei Jülich dafür in Aussicht genommen. Wesel, 15. Nov. Eine Dienstmagd verließ gestern Abend ihre Herrschaft, um, wie man sagt, mit ihrem Geliebten den Abend zuzubringen. Ob sie nun ohne oder mit Erlaubniß ihrer Herrschaft sich entfernt hatte, kann hier gleichgültig sein, genug, die schönen Stunden vergingen ihr zu schnell und die Pflicht der Rückkehr kam ihr erst spät zum Bewußtsein, daß sie sich selbst sagen mußte, nun findest du wohl kein Einlaß mehr bei deiner Herrschaft. Indeß schien ihr doch noch ein Mittel zu blühen, das sie aus der Verlegenheit retten konnte und sollte. Zwischen dem Hause ihrer Dienstherrschaft und dem Nachbarhause befand sich eine kleine Gasse, zwar so enge, daß sie offenbar keinen erwachsenen Menschen konnte passiren lassen. Durch diese Gasse wollte sie sich drängen und dann am Hinterhause ein Fenster erreichen, durch welches sie unbemerkt in ihr Zimmer kommen konnte.— Dem Entschluß folgte mit frischem Muth die That! Sie schob sich in die Gasse und drängte sich mit aller Anstrengung immer weiter durch, bis sie schließlich nicht mehr konnte. Aber auch der Rückzug wollte nicht mehr gelingen, und so saß sie, die Arme eingeklammert, trost= und rathlos die ganze Nacht hindurch in ihrer unfreiwilligen Situation. Erst heute Morgen wurden die Nachbaren, wahrscheinlich durch ihren Hülferuf, auf die Gefangene aufmerksam, allein fie hatte sich in ihrer Angst so fest gearbeitet, daß selbst Hülfe von Außen sie nicht zu befreien vermochte, bis sie endlich unter einem Zudrang von Hunderten Neugieriger, durch herbeigeholte Maurer vollständig entmauert werden mußte. — In verflossener Nacht brannte die Tuchfabrik des Herrn Robert Schöller in Düren ab. Durch den kolossalen Brand wurde die Gegend weithin taghell erleuchtet. Leider wird eine Menge Arbeiter durch das Unglück momentan brodlos. Ueber die Ursachen des Brandes ist noch nichts Näheres bekannt. Emmerich, 20. Nov. Der Wasserstand des Rheines ist augenblicklich ein so niedriger, daß fast kein Tag vergeht, an welchem nicht vom Ober= und Mittelrhein gemeldet wird, daß Schiffe sich festgefahren haben. Es ist dies sehr zu bedauern, da der Verkehr auf dem Rhein sich unzweifelhaft gehoben hat. Wie aus Holland gemeldet wird, liegen dort über 100 mit Colonialwaaren und Frucht beladene Schiffe, welche aus Mangel an Remorqueuren nicht rheinaufwärts befördert werden können. Heinsvera, 16. Nov. Das Gerücht, als erkenne die Königliche Regierung zu Aachen die Opposition des von seinen Functionen suspendirten Protest=Katholiken Adolph Thürlings gegen seine vorgesetzte Behörde als im Rechte begründet an, hat sich keineswegs bestätigt. Vielmehr ist in diesen Tagen die Entscheidung der Königlichen Regierung eingetroffen, wodurch die Klage des genannten Herrn abgewiesen, und das Verfahren des Schulvorstandes, der ihn in seiner Sitzung vom 4. October seiner Lehrerstelle an der hiesigen höheren Schule enthob, als wohlberechtigt anerkannt wird. — Bei den am 13. November zu Saarbrücken eröffneten Assisen wird eine bemerkenswerthe Kriminal=Procedur verhandelt werden. Ein Gymnasiast aus Saarbrücken wird vor den Geschworenen erscheinen, welcher angeklagt ist, einen Mordversuch gegen zwei seiner Mitschüler unternommen zu haben. Vermischtes. Straßburg. Ein reicher hiesiger Kaufmann verheirathete seine Tochter vor etwa drei Jahren, und anläßlich dieses Familienfestes schenkte er drei wohlthätigen Anstalten je eine Eisenbahnactie. Nun hat vor einigen Tagen eine Verloosung stattgefunden; eine der Actien ist herausgekommen und die Waisenanstalt, der diese Actie geschenkt worden war, gewinnt mit einem Schlage die hübsche Summe von 200,000 Francs. — Der Brand von Chicago hat unter anderen eigenthümlichen Wirkungen auch die gehabt, daß ungefähr 200 Dorfzeitungen, die Hunderte von Meilen von Chicago entfernt erschienen, nur ein halbes Blatt herausgeben konnten. Die Farmer müssen sich nicht wenig gewundert haben, was das Feuer von Chicago mit ihrem Blatte zu thun haben könne, da doch Expedition und Redaction im Dorfe nach wie vor auf der nämlichen Stelle standen. Das Geheimniß erklärt sich folgender Maßen; Eine der bedeutendsten Verlagsfirmen Chicago's druckte die ganze Außenseite eines Zeitungsblattes voll politischer Neuigkeiten, und diese Abdrücke alle gleich, gingen an verschiedene kleine Zeitungen in den Staaten Illinois, Jowa, Wisconsin und Minnesota, so daß die einzelnen Redactionen nichts weiter zu thun hatten, als die Innenseite mit Lokalpolitik und Stadtklatsch anzusüllen. — Suchte ein ähnliches großes Brandunglück London heim, dann würden die Bewohner der Provinz auch nicht wenig staunen; denn viele Provinzialblätter beziehen ihre Neuigkeiten und sogar ihre Leitartikel in Gestalt stereotypirter Platten aus London. — Soviel„Aufklärung aud Bildung" und doch so glänzende Speculationen auf die Dummheit des„aufgeklärten" Vublikums!— möchte man ausrufen, wenn man sieht, daß der Lotterie=Schwindel der Frankfurter und Hamburger Geldjuden sich bestens rentirt. Das ist zweifelsohne der Fall, sonst würden sie die vielen Porto's sparen, welche sie für Kreuzbandsendungen an Tausende und aber Tausende von Städtern auf Grund der städtischen Adreßkalender franco versenden. Da liegt vor uns wieder der „Prospect der 261. Hamburger Lotterie“ von H. Abbes und Comp. und ein„Original= Interims=Loos(100,000 Thlr.“) Wahrscheinlich erhalten solche Loose mit Prospect Hunderttausende in der Voraussetzung, daß doch einige Tausend Gimpel hängen bleiben. Unseres Erachtens wäre es Sache der Polizei, solchen„Speculationen ihre„Aufmerksamkeit" zu schenken, aber sie hat— Anderes zu thun, darum ist es Pflicht aller wahren Volksfreunde, einfache Leute auf den Schwindel aufmerksam zu machen, und zu mahnen, ihr gutes Geld nicht an solche Leute wegzuwerfen. — Ein gelungener Witz ereignete sich vor Kurzem auf der Centralbahn in Ohio.„Ist dies nicht Palentine Bridge?" frug ein schläfriger Passagier den Condukteur, als der Zug auf der ersten Station anhielt.„Nein", antwortete der Condukteur. Der Zug sauste fort, doch sobald er das nächstemal anhielt, rief derselbe neugierige Passagier etwas lauter als das erstemal: „Ist dies Palentine Bridge?"„Nein!" Der Zug setzte sich abermals in Bewegung; bei der dritten Station steckt der Passagier den Kopf zum Fenster heraus und fragte nachdrücklich:„Ist dies nun Palentine Bridge?“ Dem Condukteur schien das Ding langweilig zu werden und er entgegnete:„Hören Sie, mein Herr, wenn Sie mich in Ruhe lassen wollen, w erde ich es Ihnen sagen, sobald wir nach Palentine Bridge kommen. Mit der Versicherung, zufrieden schlummerte der Passagier ein. Endlich erreichte der Zug Palentine Bridge und hielt an, doch erinnerte sich der Condukteur seines Versprechens erst, als der Zug schon wieder in Bewegung war. Er zog sogle ich die Glocke, die Bremsen wurden angelegt und still standen die Wagen.„Hier ist Palentine Bridge“, rief der Condukteur dem noch immer schlafenden Passagiere in das Ohr, kommen Sie schnell und steigen Sie aus."„Ist dies Palentine Bridge?" fragte dieser nochmals gähnend.„Ja wohl, beeilen Sie sich; ich kann nicht länger warten.“„O“, erwiderte ganz trocken der Reisende,„ich will nicht aussteigen; mein Doktor sagte mir, wenn ich nach Palentine Bridge käme, sollte ich die zweite Pill einnehmen." — Ein in St. Francisco erscheinendes Blatt machte vor einiger Zeit folgende Bemerkung:„Wir halten es nicht für nöthig, über die drei letzten in der Stadt begangenen Morde zu berichten, weil die Art der Ausführung durchaus nichts Außerordentliches bot.“ Literarisches. L. Der in unsern Tagen mit unverkennbarer Vorbereitung und so recht a Tempo gegen den Jesuitenorden in Scene gesetzte Sturm hat in allen katholischen Kreisen energischen Widerstand und eine wenn auch leidenschaftlose und streng sachgemäße, aber entschiedene feste Begegnung gefunden. Nachdem die Bischöfe für den eben so undankbar als ungerecht geschmähten Orden der Gesellschaft Jesu das Wort ergriffen, finden nun auch in andern Kreisen die Jesuiten ihre beredten Vertheidiger. Wir nehmen Veranlassung, hier auf eine im Verlage von Albert Jacobi& Co. in Aachen erschienene Rede des hochw. Herrn Domcapitulars Thissen aus Limburg hinzuweisen, gehalten in der öffentlichen Katholikenversammlung zu Aachen am 5. Nov. d. I. Die Schrift wird durch gen. Verlagshandlung zu 1 Sgr., 12 zu 10 Sgr., 100 zu 2 Thlr. 15 Sgr., 500 zu 10 Thlr. geliefert. Civilstand der Oberbürgermeisterei Düsseldorf vom 22. November 1871. Geborene. 19. Nov.: Elisabeth, T. von Wilh. Kohlmorgen, Haushofmstr., Jägerhofstr. Joseph, S. von Ferdinand von Wittich, Dreher, Klosterstr. Emilie Cath. Jos., T. von Adam Aust, Schreiner, Marienstr. Jakob, S. von Jakob Kircher, Tagl., Lorettostraße. Henr. Cath. Louise Elise, T von Louis Kluth, Conditor, Bolkerstraße.— 20. Nov.: Cath., T. von Math. Börvenich, Tagl., Neußerstr.— 21. Nov.: Cath. Franz. Hub., T. von Frz. Beer, Zimmermann, Klosterstr. Carol. Hel., T. von Hrch. Buschkühl, Schreiner, Gerresheimerstr. Agnes Joh., T. von Frz. Hausen, Schreiner, Mühlenstr. Marg., T. von Steph. Schaaf, Gärtner, Derendorf. Elise, T. von Adolf Hansen, Cigarrenm., Ritterstr. — 22. Nov.: Carl Joseph, S. von Kilp, Färber, Bilk. Cath. Joh. Hub., T. von Arnold Gehlen, Schuhm., Flingerstr. Gestorvene. 19. Nov.: Fried. Salomon, ledig, Metzger, 65 J., Derendorf. — 20. Nov.: Gert. Schumacher geb. Wolf, Ehefr., 35 J., Bilk. Carl Flietmann, 2 J. 6 M., Oberstr. Frz. Rehsen, Ehemann, Anstreicher, 39 J., Sternstr. Wilhelmine Baumann geb. Overmann, Ww., Rentnerin, 83 I., Marienstr.— 21. Nov.: Clara Lanz geb. Schäfer, Ww., 31 J., Neußerstr. Gert. Kranz, 5 J. 9 M., Immermannstr. Cath. Jansen, 5 Wochen, Flingern.— 22. Nov.: Daniel Schlömer, Ehemann, Wirth, 60 J., Oberbilk. — Beim Herannahen des Winters, der dem Anscheine nach sehr strenge werden wird, ist es dem Publikum gewiß willkommen, wenn wir dasselbe auf die schönen Moosrahmen aufmerksam machen, welche von dem Gärtner Michael Clemens in Bilk(v. Oerdingen's Gut) angefertigt werden.(Eingesandt.) Immobilarverkauf. 230 Die Erben Jakob Hausmann lassen am Mittwoch den 20. Dez.1871, Nachmittags 3 Uhr, im Lokale des Wirthes Herrn Gottfried Bütz. Nr. 11 an der Düsselthalerstraße hier, theilungshalber auf Kredit gegen Bürgschaft ohne Vorbehalt der Genehmigung versteigern: a. Das Wohnhaus Nr. 24 an der Goltsteinstraße, nebst Malerateliers, Seitenbau, Hof und Garten, mit 27 Ruthen 50 Fuß Flächeninhalt. b. Das Wohnhaus Nr. 22 zu Derendorf, nebst Hinterbau und Garten und Kegelbahn, bisher zu einer Wirthschaft und einem Spezereigeschäft benutzt, mit einem Flächeninhalte von 87 Ruthen 30 Fuß. Bedingungen und Eigenthumstitel sind bei mir einzusehen. Düsseldorf den 16. Nov. 1871. Otto, Notar. Verkauf einer Baracke. Die im Garten der Dienstmägde Christi in Bilk gelegene, sehr gut erhaltene Baracke, wird Montag, den 4. Dezember d. I., Nachmittags 3 Uhr, öffentlich versteigert werden und kann dieselbe vom 1. Dezember an bis zum 4. Dezember c. einschließlich, Morgens von 9 bis 12 Uhr, in Augenschein genommen werden. 203 Schriever, Gerichtsvollzieher. Gesellschaft Casino. Ballotage Montag, den 27. November, 232 Abends 8½ Uhr. enungannieuan Möbel- und Polsterwaaren=Geschäft von Jakos Hanck, 231 Schreinermeister, Poststraße Nr. 5, neben dem Eichamt. 33 Der beste und billigste kath. Volkskalender ist der Eucharius-Kalender mit 40 Illustrationen und 10 Prämien. Preis 5 Sgr. W. Deiters, Buchhandlung, 186 Alleestraße in Düsseldorf. St. Anna=Stift. Lebende frische chellfische, Kabliau, Steinbutt, Seezungen, süßen Laberdan, jew. Stocksisch, Tittlinge, Backfische, Karpfen und süße Bückinge empfiehlt Ed. Hendrichs, Kapuzinergasse Nr. 3, 236 nahe der Bolkerstraße. 234 Da die Gerberei=Besitzer, welche schönes und haltbares Leder verfertigen, nur einen vierzehntägigen Kredit geben, muß ich den halbjährigen auf 2 Monate verkürzen. Lederhändler. Brandspritze. Eine gebrauchte, noch in gutem Zustande befindl. Brandspritze, mit Schläuchen und allem Zubehör, zu kaufen gesucht. Von wem? sagt die Exp. 199 Wir theilen hiermit dem hochverehrten Publikum mit, daß die Anstalt für Dienstmägde-Beherbergung und ambulante Krankenpflege in dem Hause Marienstraße 19 der Leitung der Franziskaner=Schwestern unter dem heutigen Datum übergeben und unter dem Namen St. Anna-Stift eröffnet worden ist. Von dieser Anstalt aus werden arme Kranke in ihren Häusern durch die genannten Schwestern gepflegt werden und sehen dieselben desfallsigen Anträgen entgegen. Außerdem finden dienstlose weibliche Dienstboten in dieser Anstalt jeder Zeit Beherbergung. Düsseldorf am 21. November 1871. Comité zur Gründung eines Dienstmägde-Hauses und ambulanter Krankenpflege. Das Möbel-, Spiegel- und Polsterwaaren-Magazin von HUBERT KLEIN, Düsseldorf, Orangeriestraße Nro. 6, empfiehlt eine große Auswahl Möbeln in allen Hölzern; auch hält dasselbe fertige Betten mit Pferdehaar= und Wollmatratzen stets auf Lager zu den billigsten Preisen. 00000000oo. Verlag von 227 Mirorich Pustet in Regensburg, zu beziehen durch alle Buchhandlungen: B. Wörner's Unterhaltungsschriften. Amt und Welt. Erzählungen aus dem deutschen Dienstleben. Th. Sg. 3 Bände in 16°. 3— Unter den einzelnen Titeln: Im tiefen Schacht. 446 S. 2. Aufl. 1— Fernes Leuchten. 470„„„ 1— Schlagende Wetter. 488„ 1 Lust und Leid. Geschichten aus unseren Tagen. 3 Bände in 16°. 3— Unter den einzelnen Titeln: Knospen. 388 S. 3. Aufl. 1— Blüthen. 396„ 2.„ 1— Immergrün. 590„ 3.„ 1— Lebende Bilder. Zum Beschauen für das Volk. 2 Abtheilungen. 554 Seiten. 1 6 Sämmtliche Bände haben eine gleiche Ausstattung; es ist jedoch jeder Band einzeln zu haben. Als Weihnachtsgeschenk, wozu diese Schriften sich besonders eignen, empfiehlt sich deren Bezug in einer gleichen Einband=Ausstattung, die vom Verleger ohne Berechnung geliefert wird, wenn sämmtliche Bände mitsammen abgenommen werden. Diese Erzählungsschriften des reichbegabten Schriftstellers unterscheiden sich vortheilhaft von den meisten Produkten der modernen Novellistik dadurch, daß die Sujets dem wirklichen Leben, nicht der Welt der Ideale entnommen sind. Die Erzählungen bewegen sich fast ausschließlich in den Kreisen des Beamtenstandes, des Bürgerthums und gewinnen hier praktischen sittlichen Werth. Die vielen günstigen Aeußerungen der Presse über diese Schriften lassen sich dahin zusammenfassen, daß sie ein Beweis sind für die glückliche Art des Verfassers, Herz und Gemüth mächtig zu ergreifen, dem Geist des Lesers stets das gespannteste Interesse einzuflößen und ihn bis zum Ende der Erzählung zu fesseln. In Bezug auf Inhalt und Darstellung entsprechen sie den strengsten Anforderungen der christlichen Sitte. 1000000003ooc. Ein auswärtiges, nicht zu junges Mädchen (kath.) wird in ein Colonialwaaren-Geschäft, wo es auch in häusl. Arbeiten Anleitung findet, in die Lehre gesucht. Näheres Düsseldorf, Schadowstr. 62. 221 Ein zweistöckiges Haus mit Hinterhaus und Garten, 15 Räume und Lagerraum enthaltend, Alexanderstraße Nro. 30 belegen, in gutem baulichen Zustande, steht zu verkaufen und kann gleich bezogen werden. Näheres zu erfragen Steinstraße Nro. 46 a. 19 226 Bei Wwe. Dick in Oberbilk: Feinstes prima Tafelschmalz, a Pfund 7 Sgr. 228 Vom 15. November verlegte ich meine Wohnung und Weinhandlung von der Klosterstraße nach der Jägerhofstr. Nr. 25 und empfehle meine ganz reingehaltenen Mosel=, Rhein=, Roth= u. Ungar=Weine tanz Pauly. Dem stillen Verehrer in Nr. 74 d. Bl. Laß ab, von Deinem dummen Treiben, Üb' Dich in bess're Sachen ein;[schreiben, Man kann auf and're Art'nen Glückwunsch Muß doch nicht gleich Marktschreier sein. Ein jeder Mann lacht über Dich, Lieb' künftig nicht so öffentlich. 229 Einer für Viele. 233 Selbsteingemachten in Gebinden, empfiehlt Joseph Rüsing, Marienstr. 18. 6000 Thaler Kirchengelder, gegen vorschriftsmäßige Sicherheit zum Austhun bereit. Größere Beträge nach Umständen zu 4½ Prozent. Näheres bei der Kirchenverwaltung zu Bettenhoven, Kreis Jülich. 235 197 Annonce. Ein tüchtiger Verwaltungs-Secretair, mit besten Zeugnissen, verheirathet, sucht sofort dauernde Stelle auf einem größeren Bürgermeister=Amte. Gefl. Fr.=Offerten bes. d. Exped. d. Bl. Beehre mich hiermit anzuzeigen, daß ich eine große Parthie feinen Tafelobstes, als: Reinetten, Paradiesäpfel, Calvillen und feine Birnen aus Belgien und Holland erhalten habe. NB. Das Lager befindet sich beim Herrn Wirthe Mäschig auf der Zollstraße Nr. 7. Das beliebte Hühneraugen-Pflaster ist soeben wieder eingetroffen bei 180 I. I. Schoras. Todes=Anzeige. Heute gegen 12 Uhr Vormittags starb an den Folgen eines Schlagflusses nach dreitägigem Krankenlager, frühzeitig mit den heiligen Sakramenten versehen, im Alter von 84 Jahren sanft und gottergeben unsere innigstgeliebte Gattin und Mutter Agnes Schmitz, geb. Buschmann. A) Das Begräbniß nebst den Exequien findet Statt Samstag den 25. d. M., Morgens ½10 Uhr, wozu Freunde und Bekannte der Verstorbenen hiermit ergebenst eingeladen werden. Himmelgeist, den 22. Nov. 1871. Heinrich Schmitz 3238 und Kinder. Bekanntmachung. Montag, den 2. Dezember c, Morgens 8 Uhr, sollen auf dem Hofe des städtischen Fuhrpa (zwischen den beiden Eisenbahn=Tunnels) ci 300 Schachtruthen Straßendünger, theilweise mit Latrinen=Jauche vermischt, öffe lich meistbietend verkauft werden. Gleich nach Beendigung dieses Verkaufs wi der von den Pferden des städt. Fuh parts pro 1872 aufkommende Dünger ebendaselbst verkauft. Die beiden Verkäufen zu Grunde liegend Bedingungen können auf dem Rathhause, Stu Nr. 6, eingesehen werden Düsseldorf, den 13. Nov. 1871. Der Oberbürgermeister Hammers. Den Empfang vorzüglich Mooses zur Anfertigung schöner Moosrahmen zeigt ergebenst an Michael Clemens, 237 v. Oerdingen's Gut in Bilk. Neue Maaße und Gewich sind zu den billigsten Preisen zu haben in Eisenwaaren=En-gros Handlung von Siebel, 188 Ritterstraße Nr. 16. Stadttheater in Düsseldor Donnerstag, den 23. November 1871. Die Mönche, Lustspjel in 3 Abtheilungen nach dem Franzö schen von Tenelli. Freitag, den 24. November 1871. 10. Vorstellung im 3. Abonnement. II. Gastspiel der Frau Hamm=Koudelka vom Stadttheater zu Riga. I. Gastspiel des Herrn Wild, Hofsänger aus Dresden. Don Juan oder Der steinerne Gast, Große Oper in 2 Akten, Musik von W. A. Mozu Donna Elvira— Frau Hamm-Koudelka. Don Octavio— Herr Wild. Die Direktion. Weizen à 200 Pfd. Roggen Gerste Sommergerste Buchwaizen„ Hafer, neuer Rübsamen per Scheffel Aveelsamen„ Kartoffeln, 200 Pfd. Heu, 100 Pfd. Stroh, 200 Pfd. Rüböl per 100 Pfd. dito Faßweise Rübkuchen, 1. StamPreßkuchen dito 47% ohne Maklerg Bis auf Weiteres Schwarzbrod 12 Sgr. Neuß. Die vereinigten Bäcker Brodpreis von Düsseldorf: Stadt: 9 Sgr.— Laud: 8½ Sgr.