Richtig. „Sie scheinen mir ein Damenseind zu sein, Herr Leutnant!. Etwas, was man in Ihrem Stande sonst nicht findet!“ „Ja— habe nie begreifen können, weshalb Kameraden so gern mit schönem Geschlecht anbinden! Man ist doch immer der Besiegte: entweder man wird abgeschlagen, oder— man wird gefangen!“ In der Klemme. Humoreske von D. Grabein. die alljährlich schritt auch heute der Maler Hanns Wüllner, nachdem er das erfrischende Morgenbad in der kristallklaren, kühlen Flut, die die Klippen von Helligdommen auf Bornholm umspült, genommen hatte, sein Malzeug unlerm Arm und den neuesten Operettenwalzer pfeifend, nach der nahe gelegenen Bucht, wo die malerisch verwitterten Lyseklippen seines Pinsels harrten und— ja, die Bucht hatte noch eine andere Anziehungskraft für ihn. Seit zwei Wochen saß nämlich regelmäßig um diese Stunde Fräulein Frieda Gärtner dort vor ihrer Staffelei in ihrer weitleuchtenden, roten Bluse und dem breitrandigen Strohhut, unter dem das Blondhaar im Nacken neckisch oder widerspenstig hervorlugte. So auch heute und wenige Schritte davon ruhte auf seinem Plaid ihr unvermeidlicher Begleiter und Papa, Herr Gymnasial= direktor Gärtner aus Berlin, der sich im Schatten der Felswand am Seehauch und der Lektüre des von ihm besonders hochgeschätzten Juvenals erlabte. Von weitem schon machte sich Herr Hanns Wüllner durch einen Juchzer bemerkbar, der indes ein mißtönendes Echo in der Brust des Herrn Direktors wachrief. „Na ja, da ist der Kerl schon wieder!" stieß er halblaut hervor und sandte dem Ankömmling einen zornigen Blick über die Brillengläser hinüber zu.„Man ist doch keine Minute vor ihm sicher.“ „Aber Papa,“ wandte Fräulein Frieda ein,„ich weiß gar nicht, was Du gegen Herrn Wüllner hast. Er ist doch ein ganz reizender Mensch und hat ein so solides Wesen.“ „Ach, Papperlapapp! Diese Künstler sind alle halbe Vagabunden und Menschen, die ihrerzeit auf der Schule nichts Ordentliches geleistet haben. Zudem, wie kann ein ernsthafter Mensch nur Hans heißen; das klingt schon so windig—“ „Aber, Papa, er schreibt sich ja mit un; ich finde das sehr nett, so charakteristisch und— fesch,“ setzte Fräulein Frieda etwas leiser hinzu. Aber dem Papa Direktor imponierte auch das un nicht. In seiner Familie waren von altersher volltönend klassische Namen an alle männlichen Sprossen verliehen worden. Er selber trug den prächtigen Vornamen Cornelius Cornelius Gärtner! Ja, das war doch noch was, abe Hanns Wüllner? Pah! Inzwischen war der Gegenstand dieses kleinen Meinungs. austausches herangekommen und hatte sich nach freundlicher Begrüßung der Herrschaften mit seiner Staffelei dicht neben Fräulein Frieda häuslich eingerichtet. Hanns Wüllner malte nämlich auch schon vierzehn Tage lang merkwürdigerweise an derselben Felspartie wie diese. Bald waren beidin eifriger Unterhaltung über ihre Kunst, die Fräulein Frieda allerdings nur als Dilettantin, und sehr gegen den Wunsch ihres Papas betrieb. Dieser horchte von Zeit Zeit mißtrauisch von seinem Buch auf zu den jungen Leuten hinüber; die Sache kam ihm schon lange nicht meyr ganz richtig vor, da hieß es auspassen. „Ach, daß man doch immer noch bewacht wird wie ein kleines Baby!“ seufzte die junge Dame unmutig und fuhr vor Aerger mit dem in sattes Crap getauchten Pinsel weit hinein in den lichtblauen Himmel. O weh! Doch rasch stand Hanns neben ihr und machte mit einigen geschickten Griffen den Schaden wieder gut. Diesen günstigen Moment benutzte er zur Entwickelung eines kühnen Plans. „Fräulein Frieda, wenn ich ein Mittel wüßte, uns einmal ein paar Minuten ungestört von Ihrem Papa zu sprechen!“ „O, das wäre himmlisch,“ hauchte sie ganz verschämt hervor, während tiefes Rot ihr Gesichtchen überflog. „Also, Sie sind einverstanden?" Sie nickte nur stumm und wagte ihn nicht anzusehen. Er war selig und verstand es im selben Augenblick, ihr Händchen innig zu drücken, das mit dem Pinsel auf der Staffelei ruhte. Zugleich sagte er:„Dann bieten Sie au Ihre Kunst auf, daß heute nachmittag eine Kahnfahrt nach den Klippen zu stande kommt. Ja?“ Fräulein Frieda hatte gerade nur noch Zeit zu einen fest versprechendem Blick, dann stand schon der von Mißtrauen ob dieses Téte-à-Téte aufgestörte Papa hinter ihnen und streckte seinen Kopf zwischen sie. Sein Töchterchen wies ihm mit beredten Worten die Stelle, die Hannsens Kunst so trefflich wiederhergestellt hatte. Es war geglückt! Mit erwartungsseligem Herzen, zuweilen einen geheimen zärtlichen Blick tauschend, saßen nachmittags die beiden Verschwörer im Kahn nebst dem trotz aller Vorsicht in die Falle gegangenen väterlichen Wächter. Leider war insofern das Programm unvorhergesehen abgeändert worden, als verschieden Herrschaften aus dem Hotel Helligdommsgaard sich der kleinen Gesellschaft angeschlossen hatten. Doch hatte das auch wieder sein Gutes. Denn namentlich ein sehr redseliger Herr aus den Sachsenlande, ein Herr Kaiser, der„Direktor eines Mädchenbensionats, Geiser, aus Berne,“ wie er sich selbst seinem verehrten „Gollegen“ vorgestellt hatte, und der sich gleich zu Beginn seiner Unterhaltung rühmte, mit seinen geselligen Talenten überal, wohin er käme, unbestritten das„bräh“(pré) zu haben, Papa Gärtner so unverwandt ins Gespräch, daß manch unbewachter Augenblick für die jungen Leute abfiel. Inzwischen hatte der rothaarige und=bärtige Ferge die Gesellschaft von Wunder zu Wunder dieser Felsküste geruder, und er lenkte nun den Nachen zu dem berühmten„törre-ovni dem„trocknen Ofen,“ einer Felsspalte, die sich vom Gestade tief hinein in das Land erstreckt. Hanns Wüllner, ein langjähriger Sommergast auf Helligdommen, mit dieser Lokalität schon vertrau, hatte auf ihre Beschaffenheit seinen Plan gebaut. Alles ging auch nach Wunsch. Er kletterte zuerst die Strickleiter hinauf undh der nachfolgenden Geliebten emporklimmen, der ihr Vater und dann die übrige Gesellschaft folgte. Rasch zog er oben das bebende Mädchen, dessen Herz fast hörbar pochte, in den schmalen, dunklen Felsspalt hinein und schritt, ihr leise beruhigende Worte zuraunend, schnell vorwärts. Nur schwach erhellte ein von ihm getragenes Licht die Höhle mit ihren schwärzlichen, feuchten Wänden, die sich immer enger zusammendrängten. Nur mühsam und ärgerlich schimpfend hörten sie weiter hinten den wohlbeleibten, kurzsichtigen Papa nachstapfen. Jetzt wurde der Felsspalt so eng, daß es den beiden nur auf Hannsens kundigen Rat möglich war, sich seitlings eindurch zu zwangen. Im nächsten Augenblick erweiterte sich der Suum aper wieder und dehnte sich nun zu einer Art kleinen Halle aus, an deren Wänden die Visitenkarten von Sunderten von Besuchern klebten. Hier setzte Hanns sein Licht P## zig Erde und trat der zitternden Geliebten näher. Sie ahnte 9, ages, Hier hinein konnte allerdings der Vater unmöglich ihnen folgen und den anderen versperrte er den Weg. O, der guge, liebe Hanns! Mit seligem Blick schaute sie zaghaft zu dem gliehten Mann hinauf, dessen Nähe in der Einsamkeit sie süß erschauern machte. Mit einem leis geflüsterten Liebeswort neigte er sich schon zu ihr.— Da erscholl auf einmal ein mächtiges Geiön. Es war des Vaters Stimme! Her Direktor hatte sich ob des„hirnverbrannten Unterfangens, das natürlich nur so ein Windhund von Künstler ausbecken konnte,“ ächzend und fluchend immer mühsamer vorwärts getastet— und nun auf einmal kam der Engpaß. Da saß er fest und konnte schier nicht vor= und rückwärts! Dicht hinter ihm standen die anderen Herrschaften und drängten ihn, ungeduldig ob der Verzögerung, vorwärts. Das war zu viel für den alten Herrn. Sein Grimm machte sich in Kernflüchen und nichts weniger als liebenswürdigen Apostrophen an seine Bedränger Lust. Diese ließen es entrüstet auch ihrerseits nicht an scharfen Erwiderungen fehlen, und drückten, des wahren Sachverhalts unkundlich, immer energischer vorwärts, bis Herr Professor Doktor Cornelius Gärtner vor ohnmächtigem Zorn und vor Furcht, sich im Gestein festzuklemmen, losschrie:„Zum Donnerwetter! So nehmen Sie doch nur Vernunft an! Ich kann doch nicht weiter. Ich bin ja zu dick!“ Dieses Bekenntnis wirkte in seiner offenen Schlichtheit geradezu erschütternd auf das Zwerchfell der Nachfolger des Eingezwängten, und wandelte ihren Zorn augenblicklich ins Gegenteil um. Unbändiges Lachen dröhnte durch den Felsspalt. Als es sich allmählich verzog, klang die helle Stimme Herrn„Geisers“ in seiner lieblichen Mundart säuftlich durch den Raum. Er war der letzte in der Reihe und schlug vor, nur immer„gemietlich“ zu bleiben, umzukehren, den Herrn Direktor erst wieder herauszulassen und dann noch einmal vorzudringen. Und es geschah nach dem Rat des hellen Sachsen. Von nicht so heiterer Wirkung war das Abenteuer des Herrn Direktors auf das junge Paar da drinnen gewesen. Als Fräulein Frieda zuerst den Zornesausbruch ihres Papas gehört, da wars ihr mit einem Mal wie eine Zentnerlast aufs Herz gefallen. Sie trug die Schuld an seinem Mißgeschick und seinem Zorn. Dann packte sie die Angst; wenn er nun stecken blieb, nicht mehr vorund rückwärts konnte! Sie dachte in ihrer Selbstlosigkeit und Zerknirschung nicht einmal an ihr eigenes und Hannsens Schicksal, die sie ja dann auch von der Welt abgeschnitten waren. Als aber das mitleidslose Hohngelächter der anderen da draußen die tragische Situation in eine komische wandelte, da geschah etwas anderes noch in ihrem Innern. Ihre Liebe verkehrte sich in dieser Minute in Haß, glühenden Haß gegen den elenden Menschen, der dies alles vorausgesehen, den armen Vater in diese lächerliche Lage gebracht, ihn und sie dem Gespött der Welt Preis gegeben hatte. O, es war zu abscheulich! Sie brach in ein krampshaftes Schluchzen aus. Hanns wollte sie liebevoll tröstend umfangen, aber da geschah ihm etwas Unerwartetes. Unsauft stieß ihn Frieda, seine sanfte Frieda zurück und schleuderte ihm die Worte ins Gesicht:„Zurück, Elender! Wagen Sie nie wieder, mir unter die Augen zu kommen. Wir sind für immer geschieden.“ Am selben Nachmittag noch packte Hanns Wüllner seine sieben Sachen zusammen und verließ die Stätte, daran sich schöne Erinnerungen und noch schönere Hoffnungen geknüpft hatten. Und nun war das alles aus! Die Rede, mit der ihn der Herr Direktor am Ausgang der Höhle erwartet hatte, war kaum weniger kurz und inhaltsschwer, als die seines Töchterleins gewesen. Hanns hatte sich denn auch sofort mit einer stummen Abschiedsverbeugung zurückgezogen. Zwei Stunden später saß er schon auf dem Jagdwagen, der ihn und sein Gepäck nach Allinge befördern sollte und rauchte, in düsteres Sinnen verloren, seine Zigarette. Es war doch schade!(Schluß folgt.) Moderne Kunst. Nicht wahr: Herr(im Atelier):„Großartig, dieses Bild! sienenkorb mit Bienen!?“ Maler:„Nein! Dame mit Sommersprossen!“ Durchschaut. 4 ** 1. E „Wetten wir, daß ich heute mindestens drei Hasen heimbringe?“ „Ja— was gilts?“ „Na warte— Du bist mir wieder am Portemonnaie gewesen!“ Auch ein Sport. „Was thun Sie denn die ganzen Ferien über daheim?“ „Ich trainiere mich fürs nächste Semester!“ Ultimatum. Professor:„Ja, ja, Meier, Sie sind ein ganz fauler Schüler, ich muß doch mal mit Ihnen über den Herrn Direktor Rücksprache nehmen!“ * Schwierig. „.. Ach, Herr Baron, wir dürfen Sie also endlich auch als jungen Ehemann begrüßen?!“ „Allerdings! War aber auch kolossal schwierig, bessere Hälfte zu finden!“ Lebensweisheit. „Zeit ist Geld,“ will oftmals nicht passen. Fragt nur herum im Rat der Bequemen, Die zu allem viel Zeit sich lassen, Und zu allem viel Zeit sich nehmen. Und die nun gar die Zeit gestohlen, Bei denen wirst selten Du Geld Dix holeu. „Zeit ist Geld,“ es bleibt schon dabei— Nur sie einzuwechseln macht viel Schererei. Boshaft. „Gestern abend wurde ich von einem heftigen Gewitterregen bis auf die Haut durchnäßt. Trotzdem brachte ich meiner Angebeteten noch ein Ständchen!“ „Wahrscheinlich— weil Sie nun doch einmal naß waren?!“ Aus der höheren Töchterschule. Oberlehrer:„Also den äußeren Teil des Herzens nennt man Vorhof; und den inneren? Nun, Fräulein Klothilde?“ Schülerin(Backfisch, schnell):„Den nennt man Schatzkammer, Herr Oberlehrer!“ □ Unheimlich. „Nun, Herr Leutnant, ist Fräulein Braut glücklich?„Beängstigend!“ —11— Aus dem Tagebuch eines Backsisches. Am 1. Mai, 5 Uhr nachmittags, von Leutnant von Dünn den ersten Kuß. soeben von Mama eine Ohrfeige bekommen! 0∆ Höchster Grad. „Die Frau Schulze hat ihren Mann wohl gründlich unter dem Pantoffel?“ „Und ob! Der hat keinen Hausschlüssel und ist doch ein Schlosser!" #5 Druckfehler. Reue. Alter Herr(nach Schluß des ersten Aktes, zu dem weinenden Sitznachbar):„Aber, liebster, bester, beruhigen Sie sich doch— das kommt ja nur so im Stücke vor! Der junge Mensch, der den Liebhaber spielt, ist ja natürlich gar nicht von den Indianern totgeschlagen worden. Im zweiten Akt kommt er sicher gesund und munter wieder zum Vorschein.“ Junger Mann:„Das ist es ja gerade. Sehen Sie, ich bin der Verfasser dieses Stückes, und wenn ich nur eine Ahnung gehabt, daß dieses Kalb von einem Liebhaber die Rolle so verhunzen würde, so hätte ich ihn wirklich totschlagen lassen.“ Aufrichtiger Wunsch. Frau:„Ich habe Mama geschrieben und für ihren Besuch gedankt— soll ich von Dir noch etwas hinzufügen?“ Mann:„Ja, schreibe ihr; ich ließe um ihr ferneres Wohlwollen bitten!“ Besorgt. Luftschiffer:„Nun leb wohl, Schatz, in einer halben Stunde beginnt meine Luftreise!“ Junge Frau:„Du hast doch den Bädecker nicht vergessen?“ Aus der Kaserne. Sergeant(vor der ersten Iustruktionsstunde): „Rekruten, froh und glücklich könnt Ihr sein, daß Ihr Soldaten geworden! Da giebt es Leute, die das nicht werden— die niemals eine Instruktionsstunde haben. Diese Unglücklichen müssen nun ihr ganzes Leben im Dunkeln herumtappen!“ 80 Nobel. Durch Hüte brachte der junge Ehemann seine Frau zum Nachgeben. —4 Doch wenigstens etwas. Bankier(in der Soiree zu seiner Frau):„Sarahleben, kratz Der doch ä bissl de Nas, daß mer sieht Deine neuen Brillantring!“ „Also Sie wollen Sängerin werden und zur Bühne gehen— und was bringen Sie dazu mit?“ „Wie ich hoffe— Chic und eine leidliche Figur!“ Verlag der Neuen Berliner Verlags=Anstalt, Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. 40.— Buchdruckerei Aug. Krebs, Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr.4 Verantwortliche Redaktion Aug. Krebs Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. 40.