Nach den Flitterwochen. — eecrhe * 1- 4 „Weißt Du, Klärchen, wir möchten uns eine Köchin nehmen!“ „Ach, Karl, Du— liebst mich nicht mehr!“ Fleischteuerung. 3— Humoreske von Max Hirschfeld. Ae Hausfrauen, selbst die jüngsten, wissen, daß es eine Zeit gab, in welcher das Pfund Rindfleisch zehn Pfennige kostete, eine Thatsache, die auch in irgend einem alten Liede besungen worden ist. Noch immer warten die Hausfrauen auf die Wiederkehr dieser schönen Zeit, aber leider geht es mit den Fleischpreisen umgekehrt wie mit den Börsenkursen, diese gehen immer herunter, jene immer herauf. „Nein, ich komme nicht mehr mit dem Wirtschaftsgelde aus,“ riefen eines Tages zehntausend deutsche Hausfrauen, unter diesen am lautesten die Frau Sekretär Franz. Wenn diese letztere aber geglaubt hatte, ihr Gatte würde nun das Wirtschaftsgeld erhöhen, so hatte sie die Rechnung ohne die nationalökonomische Bildung desselben gemacht. „Das glaube ich Dir,“ sagte Herr Franz,„bei diesen Fleischpreisen wäre es auch unmöglich.“ „Also—?“ fragte die Hausfrau gespannt. „Also müssen wir zusehen, wie wir ohne Erhöhung der Kosten unsere Familie auskömmlich ernähren. Das Mittel ist schon längst gefunden— Du hast doch bereits vom Vegetarismus gehört?“ „Wie? Wir sollten wochenlang kein Fleisch—?“ „Nicht nur wochenlang, sondern jahrelang, meinetwegen immer! Wenigstens werden wir den Versuch machen. Sollte uns die vegetarische Lebensweise nicht zusagen, oder vielmehr nicht bekommen—“ verbesserte er sich rasch,„so können wir ja immer zur Fleischkost zurückkehren.“ Jeder Widerspruch war vergebens. Der Haustyrann beharrte auf seinem Entschluß und machte seine ganze Familie unglücklich. Die Hausfrau, sonst so stolz auf ihren Sonntagsbraten, fand in dem großen Rieseneierkuchen mit eingemachten Früchten nur ärmlichen Ersatz. Die Kinder konnten und wollten es nicht begreifen, daß die schön knusprig gebratenen Kotelettes inwendig nicht mehr Fleisch, sondern Erbsenbrei enthielten, und Hanne, das Dienstmädchen, äußerte wiederholt, daß sie das Grüne mehr in der freien Natur als im Magen liebe. Zum Glück oder zum Unglück, wie man es nehmen will, befand sich die ganze Familie bei dieser Kost wohl, so daß für eine Beschwerde gegen das Vegetarierdasein nicht der geringste Anlaß vorhanden war. Schmunzelnd bemerkte dies Vater Franz, und aus Dankbarkeit für diese„Erfindung", wie er es nannte, trat er dem„Vegetarischen Klub" bei. Daß die Unzufriedenheit im Hause des Sekretärs bereits einen hohen Grad erreicht haute, ersehen wir aus einer Denunzialion, welche bei obigem Klub einlief und also lautete: Herr Sekretär Franz is nich mehr würdig, ihr schätzbares Mitglied zu sind, indem daß in seinen Müllkasten auf den Hof sich immer Knochen von das Fleisch aufhalten, wo er eßt und wo ich eine hochgelobte vechtarische Mitgliedschaft in den Augenschein zu beobachtigen bitte eine aufrichtige Vechtarianerin. nach Schrift. hertsligen Gruß haben sie alle von mich.“ Dieses Schreiben war das Produkt einer Verschwörung zwischen dem ältesten Sohne, einem Sekundaner, und dem Dienstmädchen Hanne, welches die Herstellung des Schriftstückes übernahm, da ihre Handschrift dem Hausherrn unbekannt war. Der Wahrheit gemäß ist zu berichten, daß diese Anzeige beim Vorstand des vegetarischen Klubs Erfolg hatte. Dieser war nicht immer so peinlich gewesen, aber seit der großen Fleischteuerung mehrten sich seine Mitglieder beständig, was den Vorstand so stolz und strenge machte, daß er jenen Paragraphen der Statuten, der ihn ermächtigte, fleischessende Mitglieder aus dem Klub auszuschließen, ohne jede Nachsicht handhabte. Der Vorstand begab sich in corpore auf den Hof des Hauses, in welchem der Sekretär Franz wohnte, und der Vorsitzende lüftete eigenhändig den Deckel des Müllkastens, auf welchem sich der Name des verdächtigen Mitgliedes befand. Alle stießen einen Ruf des Schreckens und des Abscheus aus. Nichts sah man, als Knochen und Gräten. „Dennoch,“ meinte der Schriftführer bedächtig,„darf man der anonymen Anzeige nicht trauen. Vielleicht hat die Denunziantin selbst diese Abfälle hier aufgehäuft, ohne daß sie aus der Franzschen Küche zu stammen brauchen. Unter diesen Knochen mögen sich vielleicht nur Gemüseabfälle befinden.“ Der Vorsitzende überwand seinen Abscheu so weit, den Inhalt des Müllkastens mit einem Stocke aufzuwühlen, aber überall traf man auf Abfälle, welche auf einen durchaus antivegetarischen Lebenshalt hindeuteten. „Es ist richtig,“ murmelte der Schriftführer,„wir müssen ihn ausschließen.“ „Unmöglich,“ erwiderte der Vorsitzende,„wir können doch nicht der Generalversammlung als Beweis angeben, daß wir den Müllkasten des Verdächtigen durchstöbert haben. Wir würden uns dadurch so lächerlich machen, daß wir nur gleich unsere Vorstandsämter niederlegen könnten. Begnügen wir uns nur damit, dieses Mitglied scharf zu beobachten, und sobald wir einen augenscheinlichen Beweis seiner Fleischesserei haben, fliegt er hinaus.“ Nachdem sich dieser Schritt zur Wiedereinführung der Fleischnahrung bei der Franzschen Familie als erfolglos erwiesen hatte, gedieh der heimliche Groll zur förmlichen Verschwörung. Eines Tages erschien die Köchin des Herrn Rat Schultze, des nächsten Vorgesetzten des Sekretärs, in dessen Amtsbureau und bestellte ihm, der Herr Rat wünsche ihn in seiner Wohnung zu sprechen, der Herr Sekretär möge sich also gleich nach Beendigung der Bureaustunden zu ihm verfügen. Nun lag das Bureau des Herrn Rat neben dem des Herrn Sekretär, weshalb wir erklären müssen, aus welchem Grunde der Herr Rat nicht auf sein Bureau kam, um mit dem Herrn Sekretär zu sprechen. . Herr Rat hatte nämlich seine Ferien angetreten und, während sich seine Familie schon im Bade befand, wollte er selbst noch einige Tas in der Stadt bleiben. Es war also ganz natürlich, daß er Sekretär zu sich bestellte, um vor seiner Abreise mit ihm noch Ei; wichtigsten Geschäfte zu besprechen. Schlag zwölf Uhr verließ Tetretär Franz sein Bureau und eilte in das Haus des Rat Schultze, wo er von der Köchin in das Empfangszimmer geführt munde„Der Herr Rat ist noch nicht zu Hause, aver er muß den Augenblick kommen. Vielleicht warten Sie noch ein Weilchen, Herr Sekretär,“ sagte die Küchenbeherrscherin. *„Sehr gern,“ erwiderte dieser mit süßsaurem Gesicht, denn zu Hause warteten seiner süßsaure Bohnen, die seine Leibspeise waren. Eine Viertelstunde verging, und noch eine, nichts rührte sich im Hause. Der Sekretär erhob sich und ging eine volle halbe Stunde auf und ab, endlich ließ er den mühsam bewahrten Respekt beiseite und zerrte an einem geflickten Glockenzug. Die Köchin erschien, einen Marktkorb am Arm. „Ich weiß auch nicht, wo der Herr bleibt, er muß jeden Augenblick hier sein,“ beteuerte die Köchin.„Ich gehe noch für ihn eine saure Gurke zu Mittag holen.“ Die Köchin ging und ieß sich auf eine Bank in den Anlagen nieder. Bald gesellte sich ein Soldat zu ihr, mit dem sie gemütlich und zärtlich plauderte, und der mit den im Marktkorb befindlichen Vorräten so gründlich aufräumte, daß für die saure Gurke über und über Platz blieb. ais die Uhr drei schlug, erhob die Köchin sich endlich und eilte nach Hause. Ihr befriedigtes Lächeln, als sie den Sekretär noch zmmer bemerkte, ging aber in den Ausdruck des Entsetzens über als dieser ihr wie ein brüllender Löwe mit verzerrten Zügen entgegentrat. „Wo ist denn der Herr Rat eigentlich,“ schrie er sie an. „Ja, der ist gestern zu der gnädigen Frau nach dem Bade gereist, er wollte aber heute zurückkehren, und er kann jeden Jugenblick—.—“ Weiter hörte der Sekretär nichts mehr. Die Thüren heftig hinter sich zuschlagend, eilte er seinem Heim zu. „Aber wo bist Du so lange gewesen?“ empfing ihn seine Galtin. „Später, später! Jetzt gieb mir um Gottes willen etwas zu essen.“ „Gewiß, aber—“ „Schnell, schnell, ich verhungere.“ „Ja, aber ich habe nichts weiter—“ „Ist mir ganz egal, was Du hast, und wenn es Kieselsteine sind.“ „Ich habe nämlich nur ein paar Beefsteaks, die ich für meinen Bruder, der mich heute besuchen wollte—“ „Keine langen Vorreden, her damit!“ Während die Hausfrau das Essen persönlich auftrug und der Sekretär gierig darüber herfiel, enteilte das Dienstmädchen Hanne in einer geheimen Mission. Wenige Minuten später öffnete sich die Thüre und zwei Vorstandsmitglieder des vegetarischen Klubs traten ein. Mit einem Blick hatten sie die Sachlage überschaut und blickten sich voller Entsetzen an. „Was wünschen Sie, meine Herren?“ fragte Franz, unwillig im Essen gestört zu werden. „Wir wollten nur konstatieren,“ sagte der Vorsitzende hämisch,„daß ein Mitglied unseres Klubs Beefsteak ißt.“ „Wie können Sie sich erlauben, in meinen vier Wänden herumzuspionieren?“ „Gut, wir gehen schon, aber heute abend werden Sie ausgeschlossen.“ „Ich trete aber schon heute nachmittag aus, und von heute an wird bei mir wieder Fleisch gegessen.“ Das geschah auch zur Freude der ganzen Familie. Es ist wohl nicht nötig hinzuzufügen, daß die Beefsteakgeschichte zwischen der Hausfrau, dem Dienstmädchen Hanne und der Köchin des Herrn Rat vorher abgekartet war. Seitdem blieb Herr Sekretär Franz ein geschworener Antivegetarier. Man erzählt sich sogar, daß er stets eine Salamiwurst bei sich trug, die er höhnisch lächelnd hervorzog, wenn er auf der Straße einem Mitgliede des Vegetarierklubs begegnete. Ein Glückspilz. Gläubiger:„Sie sagten mir doch, Sie hätten dreitausend Mark in der Lotterie gewonnen, und nun sind es nur dreihundert?“ Schuldner:„Ja, das Glück machte mich schwindeln!“ Zweierlei Standpunkt. Vater:„Fritzl, wirst Du jetzt gleich Deine Suppe ordentlich essen?... Wie mancher arme Bub wäre froh, wenn er nur die Hälfte hätte!“ Fritzt:„Ich auch!“ XX Fatale Freigebigkeit. „Der Herr Bureauchef zeigt ja heut eine furchtbar schlechte Laune im Dienste!“ „Der hat vom Ministerium eine kolossale Nase erhalten, und die verteilt er jetzt an die Untergebenen!“ Verzweiflungsschrei. Junger Arzi: lebte— da könnte man „Wenn man doch noch in der Ritterzeit sich vielleicht Patienten rauben!“ Wald=Idyll. Frau(auf einem Spaziergange zum Gatten):„Dreißig Mal hat der Kuckuck jetzt hintereinander gerufen, ich werde also noch dreißig Jahre leben!“ Gatte:„Wenn ich das Vieh erwisch, erschlage ich es!“ Amerikanisch. Lebensversicherungs=Agent:„Nun, was haben Sie beim Herrn Baron ausgerichtet?“ Sub=Agent:„Nichts! Er sagt, er habe keine Zeit, an Lebensversicherungen zu denken!“ Agent:„Gut, heute nacht werde ich ein paar Schüsse durch die Fenster seines Landhauses feuern; morgen früh, wenn er zur Stadt geht, verstecken Sie sich hinter einem Zaun und schießen ihm einige Kugeln durch seinen Cylinder;— sodann sprechen Sie im Laufe des Vormittags einmal wieder bei ihm vor und fragen ihn, ob er sein Leben versichern lassen will!“ Sport bleibt Sport. „Heute habe ich Herrn Dr. Mayer mit Familie in Tiergarten getroffen, denke Dir, der schneidige Mensch: früher immer zu Pferde, — jetzt schob er den Kinderwagen!“ „Gott, dabei finde ich gar nichts! Der Fahrsport hat auch seine Reize!“ MEISENBACH RIFFARTRe e Sein erster Gedanke. „Au weih! die armen Kerls haben doch noch mehr zum Appell putzen müssen, wie wir!“ „„— Neutral. Sepp:„Na, Hiesl, für wen hast Du denn eigentlich Partei genommen bei der Rauferei am vergangenen Kirchweihfest? Furn Roßbauer oder für den Scharfenberger?“ Hiesl:„O, i war neutral, i hab von beide Partein Schläg kriegt!“ ∆ Das Ende vom Lied. Annonce. Heute abend findet im Zirkusrestaurant das letzte Auftreten des dressierten Schweines Pugi in Form von Würsten und Koteletten statt, wozu ergebenst einladet der Besitzer. Verschnappt. Gast:„In solch einem großen Restaurant muß doch viel übrig bleiben?“ Wirtin:„I bewahre— einmal wirds doch aufgegessen!“ Selbsterkenntnis. Klient:„Ich mochte also auf Grund von Geistesstörung die Scheidungsklage einreichen.“ Rechtsanwalt:„Ihre Frau ist also wahnsinnig?“ Klien::„Nein, aber ich war es, als ich sie geheiratet habe.“ Reserviert. Fremder:„Nun, wie seid Ihr denn mit Eurem neuen Gutsherrn zufrieden?“ Bauer:„O, es ist ein recht guter Herr— nur trinkt er manchmal einen über den Durst und da ist er dann ein bißchen inkognito im Kopfe!“ Aus der Instruktionsstunde. Druckfehler. Der Separatzug des Fürsten passierte 1 Uhr 35 Minuten mit zwanzig Ochsen die hiesige Station. * Die hübsche Metzgerswitwe war eben im Begriff, ihr leicht erregbares He wieder einmal und zwar an einen jungen Hilfsbeamten zu verschinken. 86 Benutzte Gelegenheit. „Sagen Sie, wie kommt denn der Bader Zwick dazu, sich jetzt beeidigter Hühneraugen=Operateur zu nennen?“ „O, erhat vorige Woche den Offenbarungseid geleistet!". Unteroffizier:„Wenn Ihnen ein Vorgesetzter begegnet und Sie etwas fragt, was haben Sie da zusammenzunehmen?“ Soldat:„Den Verstand.“ Unteroffizier:„Falsch— die Hacken!“ Im Jahre 1900. „Sind Sie auch Sammler von Raritäten?“ „Ja, ich sammle Postkarten ohne Ansichten!“ Verlag der Neuen Berliner Verlags=Anstalt, Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. 40.— Buchdruckerei Aug. Krevs, Charlotienburg bei Berlin, Berlinerstr. Verantwortliche Redaktion Aug. Krebs Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. 40.