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Bonner Zeitung (Georgi)

Bestandshaltende Institution

Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

Beschreibung verfasst von

Stefanie Läpke (2018), Universitäts- und Landesbibliothek Bonn

Geschichte und Entwicklung, politische Ausrichtung

Das Eingehen der „Bonner Zeitung“ von Neusser 1891 war für die liberale Partei Anlass, in der Druckerei von Carl Georgi eine „Neue Bonner Zeitung“ herauszugeben. Am 9. Februar 1892 wurde ohne Beteiligung Neussers eine Aktiengesellschaft gegründet und die „Neue Bonner Zeitung“ bei Carl Georgi in der Universitäts-Buchdruckerei gedruckt.
Am 28.04.1892 erschien die erste Ausgabe der „Neuen Bonner Zeitung“, die Zeitung beschrieb sich selbst nicht als ausschließliche Parteizeitung der liberalen Partei, sondern als „allgemeine Bürgerzeitung“, die dem Boden eines „maßvollen Liberalismus entwächst“ (Wenig 1968: 206). Sie wolle dem Vaterland nach besten Kräften dienen und religiöse sowie konfessionelle Fragen sollten heilig sein. Zudem sollte aus dem städtischen Leben, der Provinz sowie Kunst und Wissenschaft berichtet werden. Laut Wenig wollte die „Bonner Zeitung“ ein Organ der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei sein.

Die „Neue Bonner Zeitung“ erschien ab dem 15.12.1895 unter dem Titel „Bonner Zeitung“. Carl Georgi gab Ende 1920 den Verlag und die Universitäts-Buchdruckerei auf, diese gingen an Hugo Scheur und seine Söhne, zunächst unter dem Namen „Universitätsbuchdruckerei Gebr. Scheur vorm. Carl Georgi“. Am 14.12.1920 erschient die erste Ausgabe der Bonner Zeitung mit dieser Verlagsangabe, ab 1924 firmierten sie nur noch als „Gebr. Scheur“ und betrieben sowohl die Druckerei als auch die Bonner Zeitung weiter.

Die Bonner Zeitung war in den Jahren 1929-1931 Anlass einer Auseinandersetzung zwischen dem Kurator Proske und dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung: Der preußische Ministerpräsident Braun teilte dem Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 09.11.2929 mit, dass die Bonner Zeitung eine republikfeindliche Haltung vertrete und der Herausgeber gleichzeitig der Betreiber der Universitäts-Buchdruckerei und somit die Zeitung auch über die Drucksachen der Universität finanziert werde. Scheur sollten die Universitätsaufträge zum nächstmöglichen Zeitpunkt entzogen werden. Der Kurator wiederum wies darauf hin, dass die Bonner Zeitung „das Organ des in der Deutschen Volkspartei vertretenen Bürgertums“ sei und ein Entzug der Druckaufträge Verstimmung in weiten Kreisen der Universität auslösen könnte. Der Vertrag mit Scheur wurde daraufhin dahingehend aufgelöst, dass die Universität nicht mehr verpflichtet war, dort drucken zu lassen, was in der Beziehung zu dem Verlag tatsächlich nichts veränderte. Scheur entließ daraufhin aber zum 31.12.1923 seine Redaktionsmitglieder, die den scharfen Ton eingebracht hatten und übernahm selbst die Redaktion.

Weitere Entwicklungen

Die Bonner Zeitung ging am 13.05.1931 als Tageszeitung ein und erschien seitdem als Wochenblatt, das ab dem 02.09.1931 dreimal wöchentlich erschien.

1933 wurde die Bonner Zeitung eingestellt und Scheur vermietete seine Verlagsräume an den „Westdeutschen Beobachter“, das amtliche Organ der NSDAP. Hugo Scheur gab seit Februar 1929 die von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität herausgegebenen „Bonner Mitteilungen“ (auch in der nationalsozialistischen Zeit) sowie den „Bonner Studentenführer“ heraus. Scheur wurde wegen seiner Verdienste als Verleger der Universitätsschriften und der „Kriegsvorträge der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität“ am 30.01.1941 zum Ehrenbürger ernannt (cf. Wenig 408).

Die Räumlichkeiten der Universitäts-Buchdruckerei, die durch ihre umfangreichen Schriftbestände (u. a. auch Sanskrit- und Keilschriftlettern) in der Lage war, in fast allen Sprachen der Welt zu drucken, wurden bei dem Bombenangriff auf Bonn am 18.10.1944 zerstört.

Literatur

Wenig, Otto (1968): Buchdruck und Buchhandel in Bonn. Bonn: Röhrscheid, S. 206-208.