Uiht Deo Tiebenger.rck!
Deutschnationale bieten Frankreich ein Militärbünonis au
Berlin, 22. Sept. Während der Haager Konferenz patte, wie erinnerlich, die nationalliberale Korrespondenz, der Pressedienst der Deutschen Volkspartei, zu den Angriffen Stellung genommen, die von Rechts gegen den Reichsaußenminister Dr. Stresemann und seine Haltung auf der Haager Konferenz gerichtet waren. Die Korrespondenz hatte u. a. auch erklärt, davon Kenntnis zu haben, daß hervorragende Männer der deutschnationalen Opposition in Paris sehr viel weiter. gebende und viel gesährlichere Angehote gemacht haben, als die von Hugenberg bekämpfte Politik der Verständigung im Haag sie enthalten habe. Von deutschnationaler Seite waren diese Behauptungen als Verleumdung bezeichnet worden.
Die Nationalliberale Korrespondenz geht jetzt des nähe. ren auf die Angelegenbeit ein. Es werden auch Namen genannt und zwar als erster der des deutschnationalen Abgeordneten im Reichstag, Dr. Klönne. Dieser sei 1926 in politischer Mission in England und Frankreich gewesen und habe zablreichen französischen Politikern gegenüber den Gedanken eines deutsch=französischen Militärbündnisses und eines Zusammengehens Deutschlands und Frankreichs gegen die Sowjetunion vertreten. Auch mit einem hervorragenden beamteten englischen Politiker habe Klönne Besprechungen über das gleiche Thema gehabt. Mit Wissen Klönnes und seiner deutschnationalen Hinterm inner sei ein französischer General, der aus seiner Tätigkeit im Zusammendang mit Fragen der Entwaffnung Deutschlands in Deutschland wohl bekannt, Anfang 1928 incoguto nach Berlin gekommen, um mit den deutschen Männern die Frage eines deutsch=franözsischen Militärbündnisses zu besprechen. Dieser General habe während seines Berliner Aufenthalts in enger Fühlungnahme mit Herrn Klönne gestanden, der es übernommen hatte, bei hochgestellten Männern des Reichswehrministeriums für den Gedanken einzutreten. Die Mission sei ergebnislos verlaufen, weil die erwähnten amtlichen Stellen keine Neigung hatten, sich in diesem Konsortium zubetätigen. Das Auswärtige Amt sei von den deutschnationalen Äußenpolitikern nicht unterrichtet worden. Auch später babe Klönne sowobl in Verlin als auch in Paris seine Besprechungen mie französischen Männern hoben Ranges fortgesetzt.
Diese Entbüllungen benutzt das volksparteiliche Organ zu einer scharfen Polemik gegen die Deutschnationalen, die eine Außenpolitik mit doppeltem Boden betrieben, durch die sie sich selbst diskreditiert hätten. Man könne nicht auf der Sraße und in Verhandlungen„Siegreich wollen wir Frankreich schlagen“ zwecks Stimmenfang singen lassen und gleichzeitig dem„Erbseind“ ein Militär= bündnis antragen. Man könne nicht die sogen. Westorientierung der deutschen Politik, die es tatsächlich niemals gegeben habe, in Grund und Boden kritisieren und bintenderum sogar für die Militarisierung dieser westorientierten Politik eintreten. Man könne auch nicht über die Preisgabe unserer östlichen Beziebungen durch den Locarnovertrag jammern und gleichzeitig diese östlichen Beziehungen in Paris verhökern. Man könne endlich nicht den Anschluß an England fordern und gleichzeitig durch ein Militärbündnis mit Frankreich die militärische Hegemonie Frankreichs in Europa stärken und stabilisieren wollen. Klönnes Gegenforderungen, wie Räumung der Rheinlande, Rückgabe der Saar, wären für Deutschland billiger zu verwirklichen und würden bereits teilweise verwirklicht.
Der Abgeordnete Klönne ist Fabrikant in Dortmund und Vertreter des schwerindustriellen westlichen Flügeis der Deutschnationalen Volkspartei.
Die Angelegenheit Jeschke
Berlin, 22. Sept. Die Antersuchung des Reichswehrministeriums über die angebliche Zusammenatbeit des Angestellten Jeschke mit dem Syndikus der Landvolkbewegung dat folgendes ergeben: Der Angestellte des Reichswehrstandortes Lübeck, Jeschke, kennt Herrn Weschke persönlich aus seinem früheren Aufenthalt in Itzeboe. Er hat im Juli dieses Jahres, als die Landvolkbewegung in zunehmendem Maße öffentliches Aufsehen erregte, ohne Wissen seiner Vorgesetzten eine Aussprache mit Weschke herbeigeführt, um sich ein Bild über Amfang und Ziele der Bewegung zu verschaffen. Ein Bericht dierüber, der an die Reichswehrbehörden addressiert war ist zu den Akten gelegt worden. Es handelt sich also um eine private einmalige Anfrage eines Angestellten bei einem persönlichen Bekannten.
Die Abrüstungsdebatte geschlossen
Genf, 22. Sept. Die allgemeine Aussprache über den englischen Entschließungsantrag zum Abrüstungsproblem wurde gestern vormittag mit einer Rede des chinesischen Oelegierten Lone Ling abgeschlossen, der sich mit großer Entschiedenheit für den englischen Antrag einsetzte. China habe in der letzten Tagung einen Antrag gestellt, die allgegeine Wehrpflicht überall abzuschaffen.
Hierauf begründete Politis(Griechenland) einen begenantrag, den er im Einvernedmen mit dem Vorsitzen
den Benesch eingebracht hat. Der Gegenantrag erwähnt die vier englischen Hauptpunkte nicht, sondern nimmt lediglich nach Hinweis auf die Aussicht einer baldigen Verständigung über die Seeabrüstung von den Erklärungen der verschiedenen Delegationen Kenntnis, die in Bezug auf die Grundsätze abgegeben worden waren, von denen sich der Vorbereitungsausschuß bei seinen Schlußberatungen leiten lassen sollte. Der Antrag stellt ferner fest, daß die Lösung des Abrüstungsprobiems nur auf dem Wege gegenseitiger Zugeständnisse der Regierung erreicht werden könne. Die Sitzungsprotokolle des Abrüstungsausschusses der Völkerbundsversammlung sollen dem Vorbereitungsausschuß für seine Schlußtagung überwiesen werden. Der französische Delegierte Massigli gab in einer kurzen Erklärung ebenfalls diesem Antrag seine Zustimmung.
Darauf ergriff Graf Bernstorff das Wort zu einer kurzen Rede, in der er betonte, daß er die Annahme der Cecil'schen Resolution der Annahme der Resolution von Politis vorgezogen hätte. Er sei zwar auch weiterhin der Ansicht, daß der Abbau der ausgebildeten Reserven außerordentlich wichtig sei, doch gebe er Lord Robert Cecil zu, daß bei einer wirklich wesentlichen Einschränkung des Materials diese Frage etwas in den Hintergrund treten kann. Zu der Resolution des griechischen Delegierten Politis beantragte Graf Beinstorff einen Zusatz, in dem der Wunsch der Kommission zum Ausdruck gebracht wird, dem Streben der Völker nach einer ernsten Verwirklichung der im Völkerbundspakt gegebenen Versprechungen Rechnung zu trogen.
Lord Cecil zieht seinen Antrag zurück
Genf, 22. Sept. Im Abrüstungsausschuß erklärte in Fortsetzung der Debatte London im Namen seiner Regierung, er unterstütze den von Politis eingebrachten Antrag, da in ihm die verschiedenen Auffassungen berücksichtigt würden, vor allem die Forderung der unbedingt nötigen gegenseitigen Zugeständnisse enthalten sei. Auch sei die Schaffung einer internationalen Kontrolle zur Aeberwachung der Durchführung der Abrüstungskonvention nach Auffassung der holländischen Regierung unumgänglich.
Lord Robert Cecil vertrat jedoch nach wie vor den Standpunkt, daß die Beratungen des Vorbereitungsaus. schusses über die in seinem Antrage erwähnten vier Punkte und vor allem über die Beschränkung des Kriegsmaterials noch nicht als abgeschlossen gelten können. Die wichtigsten Punkte seines Antrages seien also vor dem Vorbereitungsausschuß noch in der Schwebe. Er ziehe seinen Antiag zurück und nehme den von Politis an.
„Die Abrüstungskomödie“.
Paris, 22. Sept. Im Populaire erklärt Leon Blum unter der Aeberschrift„Die Abrüstungskomödie“:
Wir Sozialisten sind gezwungen, ohne daß wir auch nur das Geringste von der Traditionellen sozialistischen These über das System der militärischen Organisation nach demokratischen Grundsätzen aufgeben, zu sagen, daß Lord Cecil recht hat und das von ihm vorgeschlagene Verfahren für den Augenblick das einzig wirksame ist. Der schlimmste Fehler des Vorschlages Lord Cecils liegt in der Tatsache, daß er empfindliche Punkte berührt; daher erklärt sich auch das Zetergeschrei der französischen Regierungspresse. Wenn das Probtem in Genf jetzt nicht gelöst wird, so wird es doch bald wieder aufs Tapet kommen. Ein Abkommen zwischen Amerika und England wird automatisch eine Konferenz der fünf Seemächte auslösen, und wenn die Parallele mit den Landrüstungen hergestellt wird, dann wird Frankreich klipp und klar sagen müssen, ob es der allgemeinen vollständigen Herabsetzung der Rüftungen Hindernisse in den Weg legen will oder nicht, oder ob es entschlossen ist, hinsichtlich der Rüstungen zu Lande die ernsten und schleunigen Anstrengungen zu machen, von denen alles abhängen wird.
Der Wirtschaftsfriede
Genf, 22. Sept. Der 2. Versammlungsausschuß hat die vom Berichterstatter Dr. Breitscheid eingebrachte Entschließung über die einzelnen Etappen zur Organisierung des Wirtschaftsfriedens einstimmig genehmige. Die Einberufung der Präliminarkonferenz der Vertreter jener Regierungen, die bereit sind, einen zwei= bis dreijährigen Zollwaffenstillstand abzuschließen, obliegt nunmehr dem Völkerbundsrat, der in seiner nächsten, am 20. Januar 1930 beginnenden Tagung darüber zu bestimmen haben wird, eb die Einberufung dieser Konferenz als aussichtsreich angesehen werden kann.
Gegenüber neuen Abänderungsanträgen betonte Dr. Breitscheid, daß um jedes Wort der Entschließung fast gekämpft wurde. Es sei deshalb im höchsten Grade wünschens. wert, auf weitere Abänderungen zu verzichten. Der Vorsitzende Motta dankte unter dem Beifall des Ausschusses Dr. Breitscheid für seine Bemühungen als Berichterstatter.
Im ugust höchster deutscher Ausfuhrüberschuß
Berlin, 20. Sept. Im August dieses Jahres ergas
sich für den deutschen Außenhandel im reinen Warenverkehr ein Rückgang der Gesamteinfuhr auf 1073,8(im Vormonat 1229,9) Millionen Mark, demgegenüder bei der Gesamtausfuhr(einschließlich Reparationssachlieferungen) eine Steigerung auf 1190,8(1100,1) Millionen Mark. Der Ausfuhrüberschuß erreichte somit eine Rekordhöhe von 117 Millionen Mark. Die Besserung entfällt einerseits auf den Rückgang in der Einfuhr von Lebensmitteln und Fertigwaren, anderseits auf die Erhöhung der Ausfuhr in Rohstoffen und halbfertigen Waren sowie von Fertigwaren, deren Ergebnis gleichfalls einen bisher nicht erreichten Stand verzeichnet.
Deutschlands Wirtschaftslage von Amerika aus gesehen Newyork, 22. Sept. Die vom Handelsamt in Washington auf Grund von Kabelberichten veröffentlichte Uebersicht über die Wirtschaftslage in verschiedenen Ländern bemerkt bezüglich Deutschlands: Die seit Anfang September herrschende mäßige Besserung in der Schwerindustrie hält an. Die Position des Außenhandels ist verstärkt. In der Ausfuhr bestehen namentlich für Fertigwaren Aussichten auf Besserung. Im laufenden Fiskaljahr ergibt sich eine gesundere Verfassung des Reichsbudgets als im Vorjahr. Ausländisches Kapital ist in auffallend geringem Maße vertreten; jedoch herrscht anscheinend eine steigende Tendenz amerikanischer Firmen, Zweiganlagen zu errichten.
Preußischer Landtag
G93. Berlin, 22. Sept. Am nächten Dienstag tritt auch im Preußischen Landtag der Antersuchungsausschuß für die Kredite der Preußischen Staatsbank an die Raiffeisengenossenschaften zur Fortsetzung seiner Vernehmungen wieder zusammen. Ferner wird sich der Rechtsausschuß des Preußischen Landtags mit einer Anzahl kleinerer Vorlagen beschäftigen.
Streeruwitz vor dem Bauernbund
Wien, 22. Sept. In seiner Rede auf der stark besuchten Tagung des Niederösterreichischen Bauernbundes betonte Bundeskanzler Streeruwitz: Eins ist nötig, nämlich Ordnung und Frieden im Lande. Wenn aber Anzufriedenheit im Volke entsteht, weil die im Zeichen des Zusammenbruches geschaffenen staatsbürgerlichen Einrichtungen nicht mehr entsprechen, dann muß auch an diese Reformen herangegangen werden. Sie sind nicht nur Inhalt des politischen Kampfrufes einzelner Menschen und Gruppen, sondern sie kommen aus der Tiefe des Volkswillens. Die Regierung beschäftigt sich in ernster und dringender Weise mit den Fragen der Verfassungsreform. Auch in Kreisen, welche wirtschaftliche Maßnahmen in die vorderste Reihe stellen, setzt sich mit Recht die Meinung durch, daß die Ordnung unseres bürgerlichen Lebens aufgrund einer den Zeitrerhältnissen von heute angepaßten Verfassung zu den Voraussetzungen eine gedeihlichen wirtschaftlichen Entwicklung gehört.
Der Vorsitzende Präsident Reitber dankte dem Bundeskanzler für seine Ausführungen und versicherte ihm erne### des Vertrauens der Baueinschaft.
Polizeipräsident Schober über die angebliche Putschgefahr
Wien, 22. Sept. Polizeipräsident Schober erklärte
im Hinblick auf die einzelnen A: andsstimmen und Geüber einen angeblich bevorstehenden Putsch in Oesterreich dem Vertreter einer Lokalkorrest udenz, daß die staatlichen Machtmittel in Oesterreich ihrer Jahl und ihrer Ausrüstung nach jeder Eventualität gewachsen sind. Jeder Versuch, die öffentliche Ordnung zu stören, von welcher Seite imwer ein solcher Versuch unternommen werden sollte, werde energisch zurückgewiesen werden.
Die österreichische Verfassungsreform
WTB Wien, 22. Sept. Amtlich wird verlautbal: Nach Abschluß der Berichterstattung der Referenten über Verfassungsreform fand unter dem Vorsitz des Bundeskanzlers ein mehrstündiger vollzähliger Ministerrat statt, in dem einmütig der Beschluß gefaßt wurde, in der nächsten Sitzt. des Nationalrats eine Novelle zum Bundesverfassungsgesetz mit weitgehenden Abänderungs= und Erweiterungsvorschlägen einzubringen und eine Reihe bereitstedender Vorlagen einer beschleunigten Behandlung zuzuführen.
Die Untersuchung des amerikanischen Flottenskandals
Washington, 22. Sept. Der zur Nachprüfung des Shearer=Skandals eingesetzte Untersuchungsausschuß des Senats, der Freitag zusammengetreten ist, hat beschlossen, die Antersuchung nicht nur auf diesen Einzelfall zu beschränken, sondern sie auf die gesamte gegen die Flottenabrüstung gerichtete Propaganda der Schiffsbaugesellschaften in den letzten fünf Jahren auszudehnen. Die Kommission stellte eine Liste der zu vernehmenden Zeugen auf und begann mit dem Verdör des Präsidenten Bardo von der New York Sbips=Building Company, einer Filiale der amerikanischen Brovon=BoveryGesellschaft. Bardo erklärte. die Gesellschaft dave Sbearer