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Großherzoglich-Bergischer Anzeiger

BESTANDHALTENDE INSTITUTION

Stadtarchiv Solingen

BESCHREIBUNG VERFASST VON

Angelika Gwóźdź, M.A. (2024), Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

Vorgänger

Als Vorläufer des „Großherzoglich-Bergischen Anzeigers“ kann der „Westfälische Anzeiger“ angesehen werden, der 1798 von Arnold Andreas Friedrich Mallinckrodt in Dortmund gegründet wurde. Der „Westfälische Anzeiger“ musste zum Ende des Jahres 1809 zunächst eingestellt werden, da dieser der französischen Pressezensur unterlag. 1815 wurde die Zeitung fortgesetzt, die ab 1817 den neuen Titel „Rheinisch-Westphälischer Anzeiger“ trug und 1818 endgültig einging.

Als 1809 die Einstellung der Zeitung bekannt wurde, schlossen sich Mitarbeiter des „Westfälischen Anzeigers“ zusammen und planten stattdessen eine neue Zeitung zu gründen: In der 1807 vom Lehrer J. P. G. Kerschilgen und Franz Friedrich Stahl herausgegebenen Zeitschrift „Sittenblatt“ kündigte Kerschilgen am 24. Dezember 1809 den neuen „Großherzoglich-Bergischer Anzeiger, eine Vaterländische Zeitschrift zur Beförderung des Guten und Nützlichen“ an. Auch wenn die Herausgeberschaft im „Großherzoglich-Bergischen Anzeiger“ nicht explizit genannt wurde, lässt sie sich durch diese Ankündigung im „Sittenblatt“ nachvollziehen.

Geschichte und Entwicklung

Der „Großherzoglich-Bergischer Anzeiger“ erschien erstmals 1810 bei J. P. G. Kerschilgen in Düsseldorf und wurde in dessen Druckerei in der Neustraße 382 gedruckt (25.03.1810). Ob der im „Sittenblatt“ angekündigte Titelzusatz übernommen wurde, lässt sich anhand der vorliegenden Ausgaben nicht mehr feststellen. In der Nr. 3 fehlt er. Dass die Zeitung in der Nachfolge des „Westfälischen Anzeigers“ stand, war den Lesenden bekannt, die gerne Bezug darauf nahmen (18.1.1810). J. P. G. Kerschilgen trat im „Großherzoglich-Bergischen Anzeiger“ vor allem als Autor von Artikeln über Pädagogik und Jugenderziehung in Erscheinung . Leser*innenbriefe oder eingesandte Artikel kommentierte er lediglich als „der Redacteur“.

Der „Großherzoglich-Bergische Anzeiger“ bestand nur ein Jahr und umfasste 65 Nummern. Er erschien zweimal wöchentlich, donnerstags und sonntags, in einem zweispaltigen, vierseitigen Text. Obwohl Kerschilgen Anmerkungen der Redaktion in der Pluralform „die Herausgeber“ unterzeichnete, so betonte er doch am 15. April 1810 allein für Redaktion, Druck und Expedition verantwortlich zu sein, als erste Unregelmäßigkeiten bei der Veröffentlichung der Zeitung auftraten. Kurz darauf wurde Kerschilgen inhaftiert, sodass vom 24. April bis zum 14. Mai das Erscheinen eingestellt werden musste. Fortan erschien die Zeitung an verschiedenen Wochentagen und in unregelmäßigen Abständen. Ab September gab es größere Lücken, die Kerschilgen damit entschuldigte, dass ihn zwei Todesfälle ereilten. Von diesen Schicksalsschlägen erholte er sich nicht mehr, die Zeitung erschien nur noch in unregelmäßigen Abständen. Am 20. Dezember 1810 gab Kerschilgen schließlich die Übernahme der Zeitung durch einen Professor Caldelli bekannt. Caldelli kündigte ein vierteljährliches Erscheinen der Zeitung an. Ob die Zeitung tatsächlich weitergeführt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Vermutlich ging sie mit dem Ausscheiden Kerschilgens ein.

Die Druckerei und der Verlag Kerschilgen gingen 1812 in den Besitz seines Sohnes M. J. Kerschilgen über, da P. G. Kerschilgen das Amt eines Huissier (Gerichtsvollziehers) beim Friedensgericht des Kantons Düsseldorf übernahm (Echo der Berge, 25.08.1812). Noch im selben Jahr erschien im Verlag Kerschilgen „Justizorganisation des Grosherzogthums Berg. Eintheilung des Landes, Nahmen der Justiz-Beamten, Advocaten und Notarien“. Danach konnten auch hier keine weiteren Hinweise auf einen Weiterbetrieb gefunden werden.

Inhalte und politische Ausrichtung

Der „Großherzoglich-Bergische Anzeiger“ veröffentlichte keine politischen Meldungen und Nachrichten und entsprach den Bestimmungen der französischen Fremdherrschaft. Im Fokus standen vor allem belehrende und unterhaltende Artikel. Zu den Themen gehörten „Zeitgeschichte vaterländischer Kultur“, „Vaterlandskunde“, „Tagesgeschichte“, „Spukgeschichten“ gefolgt von „Gedanken über den Aberglauben“. „Nützliche Anstalten“ stellten zum Beispiel das „Krankenhaus und das Institut für kranke Handwerksgesellen und Dienstbothen in Barmberg“ vor. Häufig erschienen Meinungsäußerungen von Lesenden, die vom Redakteur kommentiert wurden. In der zuvor bereits erwähnten Ankündigung der Zeitung aus dem „Sittenblatt“ erklärte Kerschilgen, dass er lediglich Herausgeber der Zeitung sei und die Mitarbeitenden für ihre Artikel und deren Verteidigung selbst verantwortlich seien.

Auffällig sind vor allem die Theaterberichte und -kritiken sowie die Kommentare von Schauspielern, die mit einer Seite vergleichsweise prominent positioniert waren. Sie teilten sich eine Seite mit Miscellen, Charaden oder Theateranzeigen.
Namentlich genannte Autoren: Joh. Munttenbruch, J. Werner, Johannes Maurus, Kerschilgen, Hellberg, Ferdinand Magold.

Artikel wie „Über die Verbesserung des Protestantischen Cultus“ deuten darauf hin, dass der „Großherzoglich-Bergischen Anzeiger“ eine protestantische, „vaterlandstreue“ Zeitung war. Mit Carl Heusser, Schauspieler am Bergischen deutschen Theater, wurde ein frankreichfreundlicher Artikel abgedruckt, der den „Einfluß der französischen Organisation in den deutschen Landen auf das deutsche Schauspiel“ in seinem gleichnamigen Artikel folgendermaßen bewertete: „Daß die französische Sprache, die ehemals in Deutschland nur als Hof- und galante Sprache galt, nun als Organ zur Verständigung des erhabenen Geistes der neuen Gesetzgebung, und selbst zur humanen Verbindung mit der uns itzt verwandten Nation – mit größerem Eifer selbst klassisch eingeführt wird – ist eine Wohltat für Deutschland, und selbst der gerinde Zwang, mit welchem dieß´ geschieht, beweiset die Sanftheit einer höchsten Gewalt, die der Vernunft und eigener Einsicht das schönste Menschenglück anvertraut. […] In friedlicher Nachbarschaft grüßen sich schwesterlich die Grazien beider Nationen, und legen wechselnd die Opfer der Musen in ihren schützenden Schoos“.

Periodizität, Auflage und Format

Ursprünglich zweimal wöchentlich Donnerstags und sonntags, ab April unregelmäßig.

Verbreitungsgebiet Herzogtum Berg

Literatur und Quellen