Kölner FTTT Lokal-Knzeiger Bei Botenzustellung: Ausgabe A monatlich 1,70 RM zuzügl. 30 4 Beitrag z. Zustellgeld Ausg. B(mit d. Samstags erscheinend. illustr jede Ausgabe einschl. 56 4 Posteitungsgebühr und zuzügl. 42 J Zustellgeld der Post. Katholische Tageszeitung für Köln und Umgebung Amtliches Kreisblatt für den Landtrreis Köln, Kheinische Volkswacht Lokal-Auzeiger für die Erft- Mülhetmer Dolkszeltung- Lokal-Anzeiger für den Kreis Berghelm Hauptgeschäftsstelle und Redaktion: Neumarkt 18a—24. Fernruf: Sommelnummer 210921, RedaktionsSprechstunden 12—1 Uhr. Zweigstelle: Milheim, Adausstraße, 1. Fernruf Mülbein 618 66. Rücksendung unverlangter Zuschriften und Manuskripte erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Wöchentlich Ausgaben. 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Also hätten, wenn Herr von Papen Helfer brauchte, eigentlich die Herren Minister der Wirtschaft, der Finanzen, der Arbeit ihn begleiten müssen. Der„Dreidecker", der aus dem Kabinett nach Neudeck abgelassen wurde, sieht aber anders aus: von Papen — von Gayl— von Schleicher. Warum so? Weil man in Neudeck über mehr sprechen will, als über die„kühnen Pläne“. Sie gewinnend darzulegen, müßte Herrn von Papens Kenntnis und Beredsamkeit genügt haben. Da aber Herr von Hindenburg die Präsidialregierung, so wie sie jetzt besteht, in ihrem Amte bestätigen soll— allen eventuellen parlamentarischen Widerständen zum Trotz— wollen die politischen Minister ihn von der Notwendigkeit überzeugen, daß diese Regierung das gedachte große Rettungswerz durchführen müsse, wenn es überhaupt gelingen soll. Alle Möglichkeiten, die sich entgegenstellen können, wird man in Neudeck prüsen. Der Name Hindenburg soll unter mancher Vollmacht stehen, die das Triumvirat nach Berlin, zur Ueberwindung von Hemmnissen, heimzubringen denkt. Es gibt Schlagbäume der Verfassung, es gibt auch Zwirnsfäden der Verfassung. Ueber die ersten hinwegzusetzen, werden Reichspräsident und Reichskabinett sich hüten. Aber daß Herr von Papen über die Fäden nicht stolpern wird, kann als sicher gelten. Sie müssen ihm bedeutungslos erscheinen gegenüber der am Sonntag in Münster mit Nachdruck begründeten Losung:„Denkt nur an Deutschland"! Rundfunkpolitik Die Reichskanzlerrede vom Sonntag ist am Montagabend als Plattenwiedergabe über alle deutschen Sender wiederholt worden. Wohin sie am Sonntag nicht gedrungen war, dort sollte sie am Montagabend gehört werden. Sie hat also nun bestimmt viele Millionen deutsche Hörer gefunden. Man soll diese Tatsache nicht unterschatzen, denn die Wirkung der von Papenschen Rede war stark Der Kanzler hat durch den Rundsunk vermutlich mit Erfolg um Sympathien geworden. Das umsomehr, als er Notleidenden der Wirtschaft, seien es nun die steuerbedrückten, kapitalarmen Unternehmer oder die auf hartes Existenzminimum gesetzten Arbeitslosen. Hoffnungen vermittelt hat. Die dargelegten Plane sind kuhn, aber verlockend Es sind dis jetzt auch noch kaum Argumente gegen sie als etwas Undurchführbares oder Aussichtsloses lau: geworden Die om Sonntag erweckten Hoffnungen sind jedenfalls zunachst ein starkes politisches Aktioum des Kadinetto Papen im Volke. Man muß sich huten, demgegenuber aus irgendwelchen parteipolitischen oder persönlichen Antipathien dling zu sein; man wurde eine dedeutsame Wirklichkeit üdersehen Reichstage, der deute zusammentritt und nachtte Woche vor weitreichende Entscheidungen geitellt sein durfte, wird man diese Wirklichkeil den mmi auch in keinet klugen Partei aus dem Auge lassen. Im grohen#ngen um den Bestand der setztgen Regierung hat Reich=kanzlet von Papen am Sonntag eine Karte ausgespielt, die stach. einen Trumpf. der die tak: iche Lage in der Politik wwiischen Regierung und Reichstag nicht zugumten des Reichstags verschoden dat. Jeder, der mit geschärftem Ohr hineinhört ine Volk kann es seit Sonntagmittag hören. Allo. nur nicht den Kon# in den Sand! Geläuterter Parlamentarismus Aus den Unterhaltungen um das was werden soll int dieser neue Begriff geptagt wor. Am Nachmittag tritt der Reichstag zusammen Die Würfel rollen papen traf nochmals mit Adolf Hitler zusammen und fuhr darauf nach Neudeck— Durch sofortige Wahl des präsidiums will der Reichstag Hindenburg die Arbeitsfähigkeit demonstrieren Berlin, 30. August. Drahtm. Um 3 Uhr tritt der neugewählte Reichstag zusammen. Präsidiert wird er von der kommunistischen Alterspräsidentin Frau Klara Zetkin. In Uniform werden die 230 nationalsozialistischen Abgeordneten einmarschieren, die gestern von Adolf Hitler ihre Instruktionen erhalten haben und dem„Führer" den Treueid geleistet haben. Die Herren Papen, Schleicher und Gayl sind inzwischen nach Neudeck abgereist, und es werden dort die Entscheidungen fallen. Vor seiner Abreise kam der Reichskanzler in einem nicht näher angegebenen Bekliner politischen Klub nochmals mit Adolf Hitler zusammen, doch verlief die Besprechung völlig ergebniolos. Man saßt die Zusammenkunft in politischen Kreisen lediglich als eine Demonstration des Herrn von Papen auf, der damit nochmals dem Reichopräsidenten beweisen wollte, wie sehr er um eine parlamentarische Lösung bemüht gewesen sei. Innerhalb der Parteien, von den Nationalsozialisten bis zu der SPD, besteht der Wunsch, den Reichstag möglichst sofort zu konstituieren, am damit die Arbeitsfähigkeit zum Ausdruck zu bringen. Klara Zetkin soll sich dahin ausgesprochen haben, daß sie Ausfälle vermeiden und ihre Tätigkeit auf die vorgeschriebenen Amtshandlungen beschränken will. Es ist daher anzunehmen, daß die NSDAP von Tumultszenen absieht, um die Konstituierung des 500=Jahr-Feier einer oberschlesischen Gnadentirche Klara Zettin Reichstags und die Wahl des Präsidiums nicht zu gefährden. Zum Reichstagspräsidenten wird der Abgeordnete Stöhr(man nennt aber auch den Hauptmann Goering) gewählt werden. Nach der Tradition wird das Zentrum die Stimme für Stöhr abgeben, damit die stärkste Reichstagsfraktion das Präsidium erhält. Als Vizepräsident kommt der bisherige Präsident Loebe in Frage, für den außer der eigenen Partei Zentrum und KPD stimmen dürften. Als zweiter Vizeprasident ist der Zentrumsabgeordnete Esser vorgesehen. Wenn die Wahl programmäßig verläuft, wird das neue Präsidium noch am selben Tage sich mit Hindenburg ins Benehmen setzen. Nach dem bieherigen Brauch wird der Rechstagspräsident kurz nach seiner Wahl vom Rescheprasidenten empfangen. Wenn in der bieherigen Geschichte des deutschen Parlaments dieser Empfang nicht mehr als ein Hoflich########n war. wurde iym diesmal aber die Bedeutung zukommen, den Reichoprsidenten daritber aufzuklären, daß ein arbeitsfahiger und awbeitswilliger Reichstag zusammengetreten ist Inzwischen gehen die Verhandlungen zwi schen dem Zeutrum und den Nationalsozialisten weiter, ohne jedoch zu greisbaren Ergebnissen biolang geführt zu haben. Eo heißt in parlementarischen Kreisen, daß der Reichetag nach der Wahl des Präsidiume eine acht. bie zwolftägige Vertagung beschließen wurde. Die Zeit oll dazu dienen, die Verhandlungen zwischen NSDAP und Zentrum zu klären. Ob aber nicht alleo zu spät ist, ist die Frage. Die Reichoregierung ist nach wie vor sest entschlossen, den Reichotag auszulosen. Das letzte Wort hat Reichoprasident von Hindendurg. In Regierungskreisen erklärt man es für vollstandig sicher, daß das Auflösungsdekret von Hindenburg unterschrieden wird, und eo bestebt auch in paklamentarischen Kreisen kaum noch ein Zweisel, daß es zur Auslosung lommt. Wadann allerdinge geschiebt, In noch unklar. Ee heißt, daß die Reichoregierung daran denft, nach der Auslosung den„Rotstand" zu verkunden. Dae Nolitanderecht soll ihr dann die Moglichkeit geden, alle gewünschten Resorm. maßnahmen durchzuführen und auch den Termin für Neuwchlen unter Umstanden hinauezuschieden. Daß an diesem Punkt der Versassungsbruch einsegen wurde, in selbttverstandlich. Jedensalle eilen di, innenpolitischen Entscheidungen mit Riesenschritten dem Ende zu. der berühmten oberschlesischen Matta=Boza=Wall= Der Preußische Land: GCATTNPI EiIFy.1... n— srpen TAn Mern An Sonnteg den 28. August wurde in der berühmten oberschlesischen Matta=Boza! sahrtskirche bei Ratidor=Altendors, wo der bekannte Parlamentarter Pratat Uligke ale rer wirkt, das 500jährige Bestehen des Enadenortes begangen. Bei dieser Gelegenheit wurde in besonderen Austrage der Papstee die Krönung der Euadenbildes kur die Mutter Sottes und das Jeiuskind sind in den letzten Wochen durch den Nachener Domgoldichmied B Witte hergestellt worden Bild zeigt: Des alte Enadenbild der Matta=Boza=Rirche Der Preußische Landtag wird voraussichtlich nur einen Tag versammelt bleiben, um sich dann dis Mitte September zu vertagen. Die Zentrumsfraktion des Landtages versammelte Montag iur Grörteruna der nolitischen Lade. Seite 2 Nr. 239 Lokal=Anzeiger Dienstag, 30. August 1932 Kardinal van Rossum gestorben Der einzige Kardinal Hollands Amsterdam, 30. Aug. Drahtm. Kardinal van Rossum, der einzige Kardinal Hollands, ist in der Nacht zum Dienstag in Maastricht gestorben. Sonntag hatte er einen Herzschlag erlitten, der zu seinem Ableben führte.— Wenige Stunden vor dem Ableben des Kardinals ist Monsignore Schapman, der Hausprälat des Papstes, in Bussum ebenfalls gestorben. * Willem van Rossum wurde am 3. September 1854 in Zwolle in Holland geboren. Auf dem Seminar in Kuilenburg erzogen, und seit dem 16. Juni 1873 in Ruremonde Novize, legte er am 16. Juni 1874 in Bois=le=Duc die Profeß ab, vollendete seine Studien in Wittem und wurde am 17. Oktober 1879 zum Priester geweiht. Nach einer kürzeren Lehrzeit in Ruremonde kam er später als Professor der Dogmatit an das Scholastikat in Wittem zu dessen Rektor er 1893 ernannt wurde. Im Jahre 1895 wurde er nach Rom berufen und gehörte von 1904 bis 1917 der Kommission für die Kodifikation des Kirchenrechts an. Dieser seiner Tätigkeit bei der Kodifikation hat Papst Benedikt XV. in der Einleitungsbulle selbst Erwähnung getan. Auch bei .'s Kreierung zum Kardinal am 27. November 1911 erklärte Papst Pius X. ausdrücklich, daß diese Erhöhung mitgeschehe„wegen seiner umfassenden Gelehrsamkeit". Im Januar 1914 wurde er zum Präsidenten der Biblischen Kommission ernannt, und bei den internationalen eucharistischen Kongressen in Wien 1912 und in Amsterdam 1924 war er päpstlicher Legat. Am 30. September 1915 wurde er zum Großpönitentiar ernannt, und im Dezember desselben Jahres erhielt er den Presbyter=Titel vom Heiligen Kreuz in Jervsalem. Die größte Ehrung wurde R. zuteil, als er am 12. März 1918(geweiht am 19. Mai in der Sixtinischen Kapelle durch Papst Benedikt XV.) zum Präfekten der Propaganda Fidei ernannt wurde. Der Kardinal hat diesem Amt den Stempel seines persönlichen Gepräges aufgedrückt. Seine erste Arbeit war die Vorbereitung der päpstlichen Missionsenzuklika, die nach ihrem Erscheinen eine Magna Charta des Missionswesens genannt wurde. Die gesamte Missionsarbeit stellte R. auf neue Grundlagen, indem er die Uebergabe möglichst vieler Missionen an ihren einheimischen Klerus durchsetzte. Trotz seines hohen Alters weihte er im August 1009 die neue Kathedrale auf Island persönlich ein und konsekrierte den seit der Reformation ersten katholischen Bischof auf Island. Auf seiner Rückreise feierte er unter lebhafter Anteilnahme des katholischen Hollands in seiner Heimat sein goldenes Priesterjubiläum und seinen 75. Geburtstag. Auch die Königin ehrte ihn durch Handschreiben und persönlichen Empfang. Straßenkampf in Berlin Ein weiteres Todesopfer des Terroro Berlin, 30. Aua. Drahtm. Am Montag kam es an verschiedenen Stellen des Reiches erneut zu schweren Zusammenstößen. In Berlin=Charlottenburg gerieten gegen Mitternacht Kommunisten und Nationalsozialisten vor einem nationalsozialistischen Verkehrslokal aneinander. Im Verlaus der Schlägerei wurden etwa 20 Schüsse abgegeben, durch die drei Personen so schwer verletzt wurden, daß sie dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Einer der Schwerverletzten, ein 25jähriger Nationalsozialist namene Gatschke, der einen Lungenschuß erhalten hatte, stard kurz nach der Einlieferung ino Hospital. Bei der Durchsuchung des nationalsozialistischen Lokale wurden zwei Pistolen und ein Dolch beschlagnahmt. 35 Personen wurden dem Polizeipräsidium zu. geführt. In Verchen am Cummerower See in wecklendurg kam es zu einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerleuten. Als Waffen wurden Beile, Messer und Knüppel benutzt. Ein Reichsdannerführer und ein SA.= Führer wurden schwerverlent. ein SA=Mann erlitt leichtere Verletzungen Bei einem Turnersest in Gadédusch in Mecklendurg kam ee zwischen SA.- und SS.=Leuten einerseite und Mitgliedern der Freien Turner= schaft anderseite zu einem Handgemenge. Vier Arbeitersportler aus Nagedurg wurden am Kopf zum Teil schwer verlegt. Mehrere Versonen erlitten leichtere Berlegungen. Dae Uedersallkom mande and Schwerin stellte die Ruhe wieder her. Bombenflugzeuge gegen die Anhänger des Generals Bonifaz Die Revolution in Ecuador Stadt Quito eingenommen, von Aufständischen wiedererobert Guapaquil(Ekuador) 30 Aug. United Preß. Um den Besitz der hauptstadt von Ecuador, Quito, ist zwischen den von dem neugewählten Präsidenten Bonisoz angeführten Aufständischen und Regierungstruppen ein erbitterter Kampf entbrannt. Nach einem siebenstündigen Kampf, in dem es zahlreiche Tote und Verletzte gab, war es den regierungstreuen Truppen gelungen, die Hauptstadt Quito einzunehmen. Die Aufständigen verließen fluchtartig die Stadt. Unweit Quito sammelten sie sich jedoch bald wieder und gingen schließlich zum Gegenangriff auf Quito über. Trotz heftigen Widerstandes der Regierungstruppen konnten die Aufständischen Teile der Hauptstadt von neuem besetzen. In zahlreichen Straßen der Stadt sind gegenwärtig erbitterte Kämpfe im Gange. Quito ist zurzeit ohne Licht und Wasser, da die Aufständischen die Licht- und Wasserwerke besetzt und außer Betrieb gesetzt haben. Mehrere Bombenflugzeuge, die auf Seiten der Regierungstruppen gegen die Rebellen eingesetzt worden sind, haben die von den Aufständischen gehaltenen Straßen wiederholt mit Bomben belegt. Eine Anzahl Häuser wurde durch das Bombardement zerstört. Die Regierungstruppen sind in ihrem Kampf gegen die Anhänger Bonisaz' durch immer stärker werdenden Mangel an Munition gehandicapt, da das Arsenal in Quilo, das M. P. Berlin, 30. Aug. Der amerikanische Ingenieur Leslie P. Barlow soll, wie jetzt bekannt wird, eine Kriegsmaschine erfunden haben, deren Konstruktion phantastisch anmutet. Dem Erfinder soll es gelungen sein, eine Kombination von neuen Wafien zu konstruieren, mit denen er von einer Zeitralstelle aus feindliche Städte im Umkreis von 1500 Kilometern innerhalb weniger Stunden nach Kriegsausbruch mu mathematiicher Sicherheit vernichten kann. Die Meldung, daß der amerikanische Ingenieur Barlow sein Torpedo der Luft, jene Waffe, die in der Lage sein soll, alles Leben in einem Umkreis von 1500 Kilometern zu vernichten, an Rußland verkauft habe und daß die Reise des amerikanischen Generalstabches: Mac Arthur in die Sowjet=Union unmitetlbar mit dieser Tariache zusammenhängt, hat in der ganzen Welt berechtigtes Aufsehen erregt. Leslie P. Barlow, der schon während des Krieges auf Einladung der Britischen Admiralität nach England kam, und dort die sogenannten Tiesenbomden zur Abwehr feindlicher Unter#ee-Boote konstruierte, weigert sich natürlich, setzt etwas über seine Abmachungen mit Rußland zu verraten ebenso wie Genaueres über dieses aussehenerregende Lufttorpedo bekanntzugeben. Aber Barlow war nicht immer so verschwiegen; im Gegenteil, mit einer überraschenden Freimütigkeit außerte er sich Ende Fedruar dieses Jahres zu Pressevertretern üder seine„Wusse der Zukunft". kamerwerse nahm man damals seine chlicht vorgetnigenen Ausführungen nicht als allzu große onen hin und— bedauert es jeßt. Es verlohnt sich aber troßdem, das in Erinnerung zu bringen, was Barlow damals darüder sagte Er begann mit den Worten:„Als ich meine Erfindung fertig vor mir sah und ihre Wiekungen überdachte, packie mich das kalte Grauen.“ Dann schilderte er die neue Wasse als eine Kombinalion von Jlugzeug und Bombe und erklärte, daß die Torpedoe 15 000 Einheilen eines von ihm zusammengesehlen Sprengstoffes und außerdem 100 Allogrammn explosiver Gase oder Brandbomben enlhalten. Sie steigen untmannt auf. werden serngelenti und auch ihre Maschinen werden drahtlos In Tätigkeit gesetzt. Von einer Jentralstelle aus kann der Lenker drahtlos und gefahrlos den Weg der Maschine überwachen und dieponieren, wann die Explosionsgeschoffe, wann die Gasgranaten oder Brandbomden ihre Wirkung tun sollen. Er größte in ganz Ecuador, von den Aufständischen besetzt gehalten wird. Trotz wiederholter Angriffe ist es den Regierungstruppen bisher nicht gelungen, das Arsenal zu stürmen. Mit Eintreffen von Verstärkungen der Regierungstruppen ist für jeden Augenblick zu rechnen. Von Riobamba aus sind mehrere Abteilungen Regierungssoldaten unterwegs nach Quito. Die Hauptstadt von Ecuador, um die jetzt ein erbitterter Kampf tobt, wird von 80000 Menschen, zumeist Indianern und Mestizen, bewohnt. Quito ist eine Stadt der Kirchen und Klöster. Die Kirchen und 55 ehmalige Klöster nehmen ein Viertel des ganzen Stadtgebietes ein. In Quito befindet sich auch der Palost des Erzbischofs. Die Regierungsgebäude sind zum Teil in der Hand der Aufständischen. Das ehemalige Jesuitenkolleg enthält jetzt die Universität und andere Bildungsanstalten. Ein zweites Kloster ist in eine Kongreßhalle umgewandelt worden, ein drittes dient als Gefängnis. In Guayaquil sind zahlreiche Verhaftungen von Anhängern des neugewählten Präsidenten vorgenommen worden. Sie werden beschuldigt, zwecks Durchführung einer Erhebung in Guayaquil Waffen an die Bevölkerung verteilt zu haben. kann die Flugzeuge 1600 Kilometer weit fliegen lassen und diese müssen selbst auf der letzten Kilometerstrecke jedem Besehl gehorchen, den ihre Apparate drahtlos empfangen. Man fragte damais den Erfinder, wie diese Ilugzeuge arbeiten und wie viele Menschen zu ihrer Bedienung erforderlich seien. Barlow anlwortete: „5000 Mann genügen vollkommen, um mit hilfe der Maschine jede Großstadt innerhalb 24 Stunden gleichzumachen, ohne daß es eine Möglichkeit gäbe, die Zerstörungswasse bei ihrer Arbeit aufzuhalten. Die Handgriffe, die dabei zu leisten waren, sind ganz einfach und von jedermann in allerkürzester Zeit zu erlernen.“ Barlow erklärte, daß er seinen„Kriegsrobot bereits ausprobiert und sogar vorgeführt habe. Es verlautete, daß Barlow sich an den amerikanischen Senat wandte mit der Bitte, ihm eine Kommission, bestehend aus 4 Mitgliedern, zur Verfügung zu stellen, damit er ihnen die Wirkung leiner neuen Erfindung demonstriere. Barlow führte die Kommission weit auf das Meer hinaus und probte sein Torpedo an einem schwimmend verankerten Wrack eines UnterseeBootes aus. Ueber das Ergebnis ist nichts bekannt geworden, denn die Senatoren mußten einen Eid ablegen, daß sie über das, was sie gesehen haben, schweigen werden Barlow selbst war es, der(päter m aller Oeffentlichkeit Mitteilung über seine mit Geheimnissen umsponnene Erfindung machte In diesem Zusammenhang ist es vielleicht nicht uninteressant, daß der amerikanische Ingemeur damals ganz eindeutig erklärte, daß er seine Erfindung nicht auswerten wolle im Rahmen der Rüttungsindustrie, sondern daß er mit ihr ein für alle mal dem Kriegsgeschäft ein Ende dereiten wolle. Er sagte wortlich:„Ich werde meine Erfindung dem Volkervund vorführen und sie ihm anbieten. Ich will für sie weder Geld noch Ehrungen. Das einzige was ich will ist, daß die Watte dem Volkerbund gehöre. damn er mit ihr jeden kriegeriichen Versuch unterdrücken und der Welt einen dauernden Frieden wahren könne Umio überraschender ist die Meldung, daß Barlow seine Erfindung Rußzland angevoten habe, eine Tanache, die an Wahrscheinlichkeit gewinnt durch den Umstand daß der eden aus der Sowjetunion zurückgekehrte Erfinder sich weigert. dieie Medung zu bestätigen oder zu dementieren. (Fortsetzung: Wovon man spricht) den. Und was bedeutet er? Verknüpfung der Präsidialgewalt mit verfassungsgemäßem Parlamentseinfluß auf die Reichsführung. Und was ist das? Es ist die Beibehaltung der „autoritären Demokratie", wie Brüning sie nicht nur erstrebte, sondern auch praktizierte. Die Ministerlisten sollen danach nicht mehr in Fraktionszimmern zusammengestellt werden, um erst dann dem Herrn Reichspräsidenten, als ob er nur Vollzugsbeamter des Parteiwillens wäre, zu sagen:„Das ist die Regierung, die das Parlament will“. Solche Regierungen waren erfahrungsgemäß meist weniger vom Vertrauen, als von der Gnade und der glücklichen Zusammensetzung eines Parlamentes getragen. Meinungsverschiedenheiten zwischen Fraktionen genügten oft genug, eine Regierungskrise heraufzubeschwören. So soll es nicht mehr sein. Das positive verfassungsmäßige Recht des Reichspräsidenten, den Reichskanzler und die Minister zu ernennen, soll, wenn auch nicht„absolut“ sein, so doch gestärkt bleiben. Der Reichstag dagegen soll— so will es wenigstens das Zentrum— sich nicht durch Arbeitsunfähigkeit selber ausschalten, sondern er soll Arbeitsgemeinschaften von Frak= tionen sichtbar machen, die eine Mehrheit der Volksvertretung darstellen. Das nachgewiesene Vorhandensein einer solchen Mehrheit und das Wesen ihrer Bestandteile kann und wird Herr von Hindenburg nicht als„Luft“ betrachten. Er wird bei der Wahl der Männer auch seines Vertrauens darauf Rücksicht nehmen. Aus zwei Gründen: einmal weil eine Regierung, die das Vertrauen des Reichsoberhauptes und das Vertrauen jener parlamentarischen Arbeitsgemeinschaft besitzt, am dauerhaftesten sein kann und am erfolgreichsten in ihrer Arbeit. Zweitens, weil eine solche Regierungsbildung der eidgebundenen Aufgabe des Reichspräsidenten entspricht, weitestgehend verfassungsnormale Reichsführung zu sichern. Je regelmäßiger diese Führung ohne Notverordnung und ohne Artikel 48 möglich wird, desto gesünder wird es für ruhiges, geordnetes, zufriedenes deutsches Staats= und Gemeinschaftsleben sein. Dann bekommen wir statt der„Verordnungen“ wieder Gesetze, die von berufener Mehrheit des Volkswillens zusammen mit einem starken Regierungswillen als einer Präsidialgewalt getragen sind. Ob dieser geläuterte Parlamentarismus Wirklichkeit uird? Bald wird es sich zeigen müssen. Eine„harmlose In warmen Sommertagen„erfreuen“ sich die Menschen unterschiedlicher Zuneigung der Insekten. Einer wird oft gestochen, ein anderer kaum oder gar nicht. Insektenstiche sind gefürchtet Wo einer solches„Feindes“ ansichtig wird, erschlägt er ihn, um sich zu schützen. Fliegen dagegen empfindet man nur als lästig; man verjagt sie, schaut sie sonst aber an als ganz harmlose Tierchen. Dabei sind sie ganz gefahrliche Insekten! Man vergesse nie: Die Hausfliege überträgt alle Krankheiten, die Cholera und den Typhus, Augenkrankheiten und Blattern, Ruhr und Tuberkulose! In einer amerikanischen landwirtschaftlichen Untersuchungsstation wurden einmal 414 Fliegen untersucht, damit man feststelle, wie viele Bakterien an einer Fliege durchschnittlich haften. Den höchsten Rekord erreichte eine Fliege mit sechs Millionen Bazillen! An vierhundert Fliegen wurden mehr als eine Million Keime per Fliege konstatiert! Und diese Fliegen waren nicht etwa ausgesuchte, sondern ganz zufällig gefangene Man hat eine Flege über einen Misthausen chreiten lassen und sie dann auf eine Gelatineplatte gebracht. Auf dieser Platte hat man dreigigkaufend Bakrerien gefunden! Alto. Nahrungsmittel vor Fliegen schützen it Mindestgedot Harras. Der Krieg soll in Zukunft im Keime erstickt werden Anheimliches Kriegsinstrument Eine Großstadt innerhalb 24 Stunden dem Erdboden gleich sind die größte Dartel“ Das ist ein sein demokratisches Argument. das heute keine Durchschlagskraft mehr detinen kann Seit wann ist die grönte Masse ein Beweie für die desten Persönlichkeiten? Eder deweist sie das Gegenteil. Die Fähigkeit der erfelgreichsten Propaganda sagt nach nichte übee die Fähgkeit zur verantwortlichen Führung des Reie es In Deutschland sind dieder noch niemals die Größten der Nation zu Lebzeiten Lieblinge der Masse gewesen, sondern gingen als Kämpfer ihnen einsamen Weg. Hindenburg hat aus tiefer Verantwortung deraus die Betrauung Hitlers mit der Regierungeführung abgelohnt Er hot damit den Staat üder demokratische Logik gestellt, wofür ihm jeder Nationalist von Herzen dank. bar sein sollte. Wenn die Nationalsoztalisten diese Ablednung Hitlers als Reschskanzler zum Anlaß genommen haben, um daraufhin jede andere Beteiligung an der Regierung zu vesweigern und der Regierung den Kampf anzusagen, so kann man daran ermessen, wie wenig das Handeln der Parteiführung von allgemein nationaler Verantwor tung und wie ausschließlich es von parteipolitischen Erwagungen bestimmt wird Kapitän Ehrhardt Neues in Kürze Der Ooantneger Mollvon it m Sydney in Neuschostlnd gelnde: * Bei einem Erdrutsch in der Nade der spanischen Stadt Beleneu wurden vier Kinder „Me! * Vom Gericht in Borcelona###oe der Erzderzog Kart non Doowurg Bourvon zu 10010 Pceten Geldtrote verurtetlt, wen er an lenem Auto monarchift ichr Abfrchen angedracht hatte. * In der Strafanstalt Bllechasse im Kanton Freidurg schlug der Blitz in eine in der Nade des Anstaltsgedäudes stedende große Kornscheune ein, in der sich rund 100 0 Garden Weizen desanden, die in den letzten Tagen eingedracht worden waren. Die ganze Scheune ist niedergebrannt. Glücklicherweise war der Wind o. daß das Feuer vom Anstaltsgedäude selbst serngehalten werden konnte. In der allgemeinen Verwirtung gelang es drei Strafgefangenen, die Flucht zu ergreisen. 500 tote Spatzen sand ein Landwirt in der Gegend von Inehoe nach einem Gewitter unter den Baumen seines Obitgartens. Die Spatzen sind#fendar durch die starken elektrischen Entladungen des unmitteldat uder dem Haus stedenden Gewitters getotet worden. * Die franzaische Militarluftfahrt dat allein in der dritten Augustwoche nicht wenige: als 16 Offiziete und Soldaten durch Flugzeugunglücke verloren * Dos andalt'sche Stoatamnisterium 50.— 10 ordnet daß Steuerschuldner die dis zum 15 Rovemder den Nachwe; erdengen, daß sie in der Zeit vom 23 August ois 31. Ottoder 1932 fur Repraturen oder Veweiierungen an idren steuerpichtgen Grundstucken Geldau##edungen ge macht baden in de: Hode der####### des aufgewendeten Betrages#edach## der eine Monatzrate hinaus von der Steuer vom bedauten Grunddesiz defreit werden. litt schwere Verletzungen, unter anderem mehr#ache Beindruche, und stard eine Stunde nachdem er ins Hospital eingeliefert worden war. —— Dienstag, 30. August 1932 Lokal=Anzeiger Nr. 239 Seite 5 * * 4 Die verkannte Wetterstation Sven Hedin erzählt ein Erlebnis aus der Wüste Gobi Vor kurzem ging die Meldung durch die Presse, daß die Expedition Sven Hedins eine ganze Karawane verloren habe. Einen Begriff von den Schwierigkeiten, mit denen die Forscher in der Wüste Gobi zu kämpfen haben, vermittelt uns ein Abschnitt, den wir dem neuesten Buch Sven Hedins„Rätsel der Gobi“(F. A. Brockhaus, Leipzig) mit Erlaubnis des Verlages entnehmen. Sven Hedin hat auf seiner noch unterwegs befindlichen Asienexpedition etliche Wetterstationen in der Gobi errichtet. Auf einer von ihnen ließ er den deutschen Major Zimmermann, den Schweden Söderbom und den Chinesen Ma zurück. Von den Schicksalen dieser drei Einsiedler erzählt Hedin folgendes. Schon am 16. Dezember erschien ein Beamter und Regierungskommissar aus Su=tschou, um die Verhältnisse am Orte in Augenschein zu nehmen Er war eifrig und hatte es eilig. Alle Jurten und ihr Inhalt wurden gezeigt, die Kisten geöffnet, die Instrumente beschrieben. Da er außerdem nicht mehr fand als einige Jagdgewehre und ein anderes zur Verteidigung gegen Räuber, war es ihm klar, daß die Besatzung keinerlei böse Absichten hatte. Als er aber schließlich auch die Wasserstoffgaszylinder erblickte, wurde er bedenklich und konnte nichts anderes glauben, als daß sie kriegerischen Zwecken dienten. In Lan=tichou hatte man schon von unierer gewaltigen Karawane gehört und war überzeugt, daß wir den Vortrupp einer Armee bildeten und daß die Zylinder Kanonen seien. Nach einem mehrstündigen Verhör erklärte der Unterhändler, er habe den Auftrag, die ganze Besatzung nach Su=tschou zu bringen, und wenn die drei Herren diesem Befehl nicht nachkommen wollten, müßte die ganze Station mit ihren Sachen und ihren Kamelen westwärts nach Hami weiterziehen. Hierauf antwortete Zimmermann, daß er lebendig die Station nie verlassen werde, die er auf meinen Befehl zu betreuen habe. Er zeigte meinen schriftlichen Befehl vor. und Ma übersetzte ihn. Nun begannen neue Verhandlungen, und es wurde vereinbart, daß einer der drei Männer den Chinesen nach Suttschou folgte. Aber wer sollte das sein? Ma erbot sich sofort, da er mit Recht meinte, sich bei seinen Landsleuten am leichtesten Gehör verschaffen zu können. Mit großer Entschlossenheit versprach er den beiden anderen, alles zu tun, um die Station zu retten. Schon am folgenden Morgen brach der Kommissar mut seiner Geisel auf. Ma hatte den größten Teil der knappen Geldmittel der Station erhalten Major Zimmermann und Söderbom saßen in der Jurte und besprachen die neue Sachlage, die durch Mas Verhaftung eingetreten war. Södervom glaubte, daß binnen kurzem ein neuer Komnissar erscheinen und die übrigen zwei Leute abholen werde und daß dann die Station sich selbst überlassen bliebe. Weihnachten verlief daher in gedrückter Stimmung. Die Gedanken der beiden zogen westwärts nach Hami, und die beiden hofften, daß es uns in der Hauptkarawane besser erging. Sie ahnten jedoch nicht, in welcher Verfassung wir Schweden uns in unterm Weihnachtslager an der Quelle Sabistir befanden, ohne Kamele, in der Kasse 3 Dollar. fast keinen Proviant, und die deutschen Abteilungen waren wie Gefangene behandelt. waren entwaifnet und nach Urumtschi gebracht worden. Die Hauptkarawane war in Sinkiang also kein dißchen besser behandelt worden als die Stationsbesatzung in Kansu. Es wurde ein harter Winter Am Edstn=gol hatten sie bald 28 Grad Kälte, wie auch wir in aneren weiter westlich gelegenen Gegenden der Wüste Gobi. Der Januar ging zu Ende. Von Ma vernahmen sie kein Wort, so daß sie allmählich begannen sich um ihn zu sorgen. Je weiter der Winter vorschritt, begannen auch die Kamele abzufallen, und mehrere von ihnen starben troß aller Bemuhungen Märens und Söderdoms, sie zu reiten. Eines Tage: Ende Januar hörten Zimmermann und Söderbom im Walde südlich von der Station eine kleine Karawane, die sich ihren Jurten näherte. Es waren die Kamele und der Führer. die Ma mit nach Suttschou genommen hatte und die nun nach verrichteter Sache wieder zurückkehrten— aber ohne Ma. Der Führer brachte einen in englischer Sprache geschriebenen Bres von Ma mit. Die beiden ver schlangen den Inhalt. der alles andere als ermunternd klang. Vergegens datte Ma sein Aeußerstes getan, um die Regierung in Su=tschou von den friedlichen Absichten der Station zu überzeugen. Er kündigte den beiden neue Scherereien an, ja vielleicht gewaltsame Mittel, um sie zu entfernen. Die Behörden hatten beschlossen. Ma unter Bewachung nach Lan=tschou, der Hauptstadt der Provinz zu schicken, um ihn dort einem eingehenden Verhör zu unterwerfen Ma versprach seinen beiden Kameraden in dem Brief, alles zu tun, um die Station zu retten. Sie bewunderten Mas Tatkraft und Klugheit und hofften, daß er nicht allzu großen Gefahren ausgesetzt sein werde. Die Entfernung von der Edsingol=Station bis nach Su betrug 350 Kilometer, und von Su-tschou nach Lan=tschou 21 Tagereisen. Der Februar ging zu Ende, und der Mehlvorrat war aufgebraucht. In Begleitung von fünf mit modernen Gewehren bewaffneten Soldaten traf am 25. Februar wieder ein Regierungskommissar ein und erklärte, er#ei gesandt worden um die beiden Europäer zu verhaften und nach Su zu führen. Major Zimmermann antwortete in aller Ruhe, er habe kein Recht, die Siateon zu verlassen, und wenn sie Gewalt anwendetn weide er sich und das ihm anvertraute Gut verteidigen. Der Kommissar wurde bestürzt und begann mit friedlichen Verhandlungen. Als er einsah, daß Zimmermann nicht zu bwegen war, erklärte er, zufrieden zu sein, wenn Söderbom mit nach Su=tschou käme. Dieser antwortete, er würde mitgehen unter der Bedingung, daß ihm der Kommissar 150 Dollar zum Einkauf von Mehl verschaffte. Ihre Kasse sei leer, weil von Hami noch keine Hilfe eingetroffen sei. Nachdem Mehl eingekauft und auf die Station und Söderbom verteilt worden war, brach der Kommissar am 27. Februar mu hm auf. Soderbom war verhaftet und wurde wie ein Gefangener gehalten, und fünf bewaffnete Rener bewachten ihn. Zimmermann deg#eitete ihn einige Kilometer zu Fuß. Auf einem kleinen Flußarm brach Söderboms Kame' ins Eis ein, was als schlechtes Zeichen für die Zukunft angesehen wurde: alles war grau in grau. Staub erfüllte die Luft, eisige Winde rauschten traurig in den Bäumen und in gedrückter Stimmung wanderte Zimmermann zur Station zurück Jetzt war er allein, die Chinesen holten ihm einen nach dem anderen weg, und er fragte sich, wann er selbst an die Reihe kommen würde. Haifische auf Menschenjagd Die Massenmörder des Ozeans 1 Von Eugen Ewald Die Haifische sind die gefährlichsten Terroristen des Ozeans. Diese gefürchteten Raubfische fühlen sich am wohlsten in den warmen Gewässern. Sie treten in Massen in der Südsee auf, erscheinen aber nur selten vereinzelt in den nördlichen Vreinzen Breitengraden. Während die wilden Bestien im afrikanischen Dschungel nur in äußersten Fällen ohne Herausforderung einen Jäger oder Wan#elr. angreifen, sturzen sich.... auf jeden Menschen, den sie im Wasser erblicken, ja, sie wagen es, einzelne Kanus und sogar ganze Bootsflottillen zu überfallen. Die Südseeinsulaner wissen über die unglaublich mutigen Angriffe, der Haifische ein trauriges Lie von merkwürdigsten Objekten entdeckte: ein Pferdebein mit Hufeisen, eine große Jagdtasche und zahlreiche Konservenbüchsen. Auch an der australischen Küste und insbeson dere in der Nähe von Sidney bilden die Haie eine ständige Gefahr für die Schwimmer. Von den Polizeibehörden Sidneys war es eine Zeitd zu singen. Vor etwa zwei Monaten ruderten 40 Eingeborene des Ellisarchipels in den Abendstunden von einer Insel zur anderen. Sie wurden unterwegs von einem Rudel Haie überfallen. Ein Kanu wurde durch die ungestümen Stöße der Raubtiere zum Kentern gebracht und seine Besatzung von den Haien zerfleischt. Eine halbe Stunde später ereilte die übrigen Boote mit Ausnahme von einem, das sich hinüberretten konnte, das gleiche Schicksal. Von den 40 Männern erreichten nur sechs das Ziel. Vom Fidschi=Archipel werden ähmliche Geschichten berichtet. In der Nähe der Salomoinsel scheinen die Haie besonders frech und angriffslustig zu sein. Sie sind an Menschenfleisch gewöhnt, da die dortigen Insulaner ihre Toten nicht beerdigen, sondern in die Meeresfluten versenken, wo sie sofort die Beute der Haifische werden. In vielen Orten der Südsee gehen die Eingeborenen beim Baden nur mit langen zweischneidigen Messern ausgerüstet ins Wasser. Wehe dem Schwimmer, der den Augenblick verpaßt und den nahenden Räuber nicht durch einen gutgezielten Messerstich in die Flucht jagt. Dabei sind die sogenannten Tigerhaie, die sich durch riesige Ausmaße auszeichnen, keineswegs die gefährlichsten. Ein Durchschnittshai von Mannsgröße ist ohne weiteres instande, einen schwimmenden Menschen zu verschlucken. Hungrige Haifische sind nicht wählerisch. In Honolulu wurde vor einiger Zeit ein Hai gefangen, in dessen Magen man eine Sammlung lang den dortigen Schlächtern erlaubt, die Fleischabfälle ins Hafenwasser zu werfen. Dadurch wurden die Haifische angelockt, die im Hafen von Sidney in großen Schwärmen auftraten und sich äußerst rabiat gebärdeten. Man war gezwungen, die öffentlichen Badeplätze mit starken Schutznetzen zu umgeben und Aussichtstürme aufzustellen, auf denen mit Alarmglocken ausgerüstete Wächter nach den Haifischen Umschau hielten. Sogar Flugzeuge wurden in Sidney eingesetzt, um das Badegebiet zu überwachen und um die Badenden vor Haien rechtzeitig zu warnen. Vor einem Jahre, als zwei in Australien bekannte Schwimmerinnen. Lily Copplestone, die Championin von Neuseeland, und ihre Rivalin, Irene Rolfe, die Absicht äußerten, quer durch den Hafen von Sidney einen Schwimmwettbewerb auszutragen, erregte dieses Vorhaben in Sidney unerhörtes Aufsehen. Durch eine allgemeine Subskription wurden Geldmitel für die Bestellung von zwei Netzkörben aus galvanisiertem Eisendraht gesammelt. In diesen sechs Meter langen, drei Meter breiten und 2½ Meter tiefen Drahtkörben, die an zwei Motorbooten befestigt waren, starteten die beiden Bewerberinnen. Der Siegerin winkte eine Neite nach England, zur Beteiligung an der Meisterschafts=Schwimm=Konkurrenz des britischen Weltreiches. Die zu bewältigende Strecke bis Manly Beach am Ausgange des Hafens von Sidney betrug 11 260 Meter.Die Neuseeländerin Lily Copplestone erkampfte sich bald einen Vorsprung von “ von Manley Beach bereits in Sicht, und die tausendköpfige Zuschauermenge jubelte der vermutlichen Siegerin etwa 20 Meter. Die Küste von war bereits in Sicht, und die Weltgeschichte an Hundstagen Nachdenkliches zur überstandenen Hitzeperiode Die vergangenen Tage mit ihrer fürchterlichen Hiße haben allerorten Katastrophen größeren und kleineren Ausmaßes gebracht: Sonnenstiche und Hinschläge, Unheil in der Landwirtschaft, Dürre und Wassermangel, Todesfälle und Krankheiten. Aber wieviele Tragödien der Hundstage bleiben uns unbekannt? Der Psychiater zeigt uns, wo sie sich abspielen. Er weiß, daß die Sonne viele Menschen, die für Hißzeeinwirkungen besonders disponiert sind, in einem Zustand erhöhter Reizbarkeit versetzt, und er zählt uns die Ereignisse auf, die den einzelnen in besonders heißen Zeuen bedrohen: die Zahl der Selbstmorde steigt in den Hundstagen in steiler Kurve auf, Eisersuchtsdramen, Verbrechen aus Leidenschaft sind häufiger in den Spalten der Zeitungen wieder zu finden. Geisteskrankheiten kommen bedeutend leichter zum Durchbruch. Hiße, so behauptet der Pychiater, kann friedliche Bürger zu rasenden Damonen machen... Dart der Rahmen tragischer Ereignisse, die uns in Hitzeperioden bedrohen, wirklich so eng gespannt werden? Mun man sich nicht vielmehr fragen, ob die unheilvolle Wirkung der Hundstage auf den einzelnen beschrankt bleibt— ob nicht Massentragodien in den allzu intensioen Strahlen der Sonne ihr Ursache haben? Blicken wir ein wenng rückwärts in der Geschichte, so werden wir erstaunt beobachten, daß eine Unzahl von katastrophalen Ereignissen— vielleicht sogar die Mehrzahl weltgeschichtlicher Daten— gerade in die Hundstage fallen. Sollte der Pychiater viellecht deutlichere Bestätigungen erhalten, als er es geahnt hat? Zeugt nicht die Geschichte der letzten zweihundert Jahre, ja eigentlich der gelamten uns bekannten Cpoche von diesem merkwürdigen Zurammentreten von Hundstagen und hetorischen Katastrophen? Nicht nur der Beginn des Weltkrieges am 1. August 1914, der dem Mord von Serajewo an jenem heißen Junitag folgte, fällt in eine Hißeper##ade, auch die einzelnen Weltkriegsschachten begannen, in den heißen Sommermonaten: am 24. Juni 1916 die Sommeschlacht, am 31. Juli 1917 die Schlacht bei Ypern, im August des gleichen Jahres die Isonzoschlacht, am 18. Juli 1918 der Hauptangriff der alltierten Truppen an der Westfront. Die russischen Revolutionsmonate waren der Sommer 1917— am 17. Juli wurde der Zar ermordet. Auch der Krieg 1870/71 begann in den Hundetagen: am 19. Juli 1870. Die russische Renolution von 1905 fand am 28. August ihren Ansang. Am 15. Juli 1927 wurden in Wien bei einem Aufstand 90 Menschen erschossen, der Justizpalast angezündet. Die Kriege 1864 und 1866 fanden ebenfalls im Sommer statt. Am 14. Juli 1798 wurde die Bastille erstürmt, am 10. August 1792 die Tuilerien, am 27. Juli 1794 wurde Rovespierre mit 92 Anhangern enthauptet — während am gleichen Tag im Jahr 1830 die Julirevolution ausbrach... Im Sommer 1618 begann der Dreißigjahrige, im Sommer 1757 der Siebenjährige Kreg. Zufalle? Die Menschheitsgeschichte ist nicht so reich an dramatischen Ereignissen als daß für jeden Monat, jede Jahreszeit genügend davon abiele. Tatsache ist, daß gerade jene Katastrophen, deren Voraussetzung die starke Erregung der Menschen bildet, stets im Sommer, stattfanden. Und weiterhin zeigt die genaue Analyse dieser weltgeschichtlichen Daten, daß es tatsächlich die unmittelbare Einwirkung der Hiße zu sein scheint, die zur Losung der bestehenden Spannungen, zur Explosion führte. Zukünftiger Forscherarbeit mag es vorbehalten bleiben, zu untersuchen, welche Spannungen etwa im Winter friedliche Lösungen fanden, wahrend sie im Sommer das Ventu von Kriegen und Revolutionen benutzten Egon Larsen. zu, die in ihrem Netzkorb nur noch etwa 800 Meter zurückzulegen hatte, um den Strand zu betreten und mit Lorbeeren umkränzt zu werden. In dem Augenblick, als nur noch 300 bis 320 Meter die beiden Rivalinnen von der Küste trennten, entschloß sich die zurückgebliebene Schwimmerin Irene Rolfe, durch Einsatz ihres Lebens das Glück herauszufordern. Trotz aller Warnungsrufe bog sie mit einer verzweifelten Handanstrengung die obersten, nicht galvanisierten Drähte ihres Korbes zurück und stürzte sich über die Korbkante hinaus frei und ungeschützt in die Fluten. Ein Schrei des Entsetzens erscholl aus unzähligen Kehlen. Gerade an dieser Stelle wimmelte es von Haien. Darunter waren einige riesige Tiger= und Hammerhaie von 5 bis 7 Meter Länge. Alle Welt hielt das tapfere Mädchen für verloren. Um es im letzten Augenblick zu retten und die Haifische abzuschrecken, entfesselten die beiden Boote ein ohrenbetäubendes Hupen, Glockenläuten und Ruderplätschern Zwei Flugzeuge begaben sich mit rasender Geschwindigkeit zur Stelle. Sie gingen auf drei Meter über dem Wasserspiegel nieder und hielten sich über der Schwimmerin auf, um durch den Schatten, den ihre Tragflächen auf das Wasser warfen, das junge Mädchen vor den Haien zu bewahren. Dank diesen Schutzmaßnahmen gelang es Irene, sich unbehelligt mit heiler Haut aus der Asfäre zu ziehen. Sie überholte ihre Konkurrentin um zwei Meter und kam als Erste ans Ziel. Die Haie sind an allen Küsten und in allen Gewässern der Südsee sozusagen vogelfrei. Es gibt keine Gesetze oder Bestimmungen, die diese Terroristen des Ozeans vor Fang oder Ausrottung in Schutz nähmen. Der Haisisch wird auf verschiedene Arten gesangen. Die originellste Methode wird in Gunnamata Bay in Australien angewandt. Dort dienen badende Menschen als lebendiger Köder für die Haifische. Sie sind aber für die Haisische unerreichbar, da die Badestätte von einem Stahlnetz umgeben ist. Die Haie, die das Netz zu durchstoßen versuchen, um an ihre Beute zu gelangen, werden von einem starken Strom, der durch das Netz geleitet wird, auf der Stelle betäubt. Der größte Hai, der in Gunnamata Bay auf diese Weise gesangen wurde, war 18 Meter lang I0 M ∆ 1 desppelte. erhalten Sie von Mittwoch, 31. August bis Samstag, 3. Sept. auf alle Waren(mit Ausnahme weniger Artikel) S Köln. Hachener Straße 27 Blaubach 89 Bonner Straße 26. EcheZugwes Tel. „ Christophstr. 42, Eche Von-WerthStr(Tel. 21 10 59) " Ehrenstr. 4, Ecke Albertusstr. 1 Eigelslein 54-56(Tel. 731 72) " Follerstraße 76, Eche Rheinaust: Köln, Schildergasse 87 Severinstraße 42 u. 88e.14% Weyereir 73 -Bayenthal, Gollsteinstraße 48 (Tei 96404) -Bickendorf, Venloer Str., Ecke Am Hosengerten -Bickendorf, Takustr. 97 -Braunsleid, Aschener Str. 515 Tel. 4 51 65 -Deutz, Deutzer Freiheit 84 Köln-Dellbrück. Dellbrücker Haupfstraße 151 „-Ehrenleld, Ehrenleidgürtel!9 „„ Subbelrather Straße 266 „" Venloer Str. 299 "-Kalk, Hauptstr. 125 „-Kalkerfeld. Heidelberger Str. Eche Cusanusstraße 16 Luxemburger 70 Köln-Kletienberg, Straße 283 "-Undenthal. Dürener Der (Tel. 481 15) -Merheim, Neuber Str 332 "-Mülheim, Buchheimer Str. 33 (Tel. 6 50 55 Keupetr 47 „" Mülhelmer Freiheit 131 "-Nlppes, Neuber Str 279 Köln-Nippes, Sechzigstraße 22h -Hiehl, Sammheimer Str. 126 -Rodenkirchen, Hauptstr. 68 Tel. 954 59 "-Sülz, Sülzburgstraße 60 (Tel. 425 80 u. 200 „ Zülpicher Str. 233 "-Worringen, St.-Tönlastr. 22 „- Z o l l s l o c k, G o l l e s w e g 1 5," H ö n i n g e r W e s 2 8 6 Leverkusen-Wiesdort, Hauptstr. 74 Luxemburger Straße 18 " Marsplatz 11(Tel. 2219 23)„" ss 2 K 0." f. sowe in den früher von der Frmo Kaffeegeschäft Gebr. Kayser jetrt von uns geführten nochstehenden Filiglen Köln, Neußer Straße 27 1 Köln, Venloer Straße 23 Köln-Mülhelm, Dünnwalder Sir. 2(Köln-Mülheim, Franklurter Str. 21 j Wlesdort, Hauptstraße 104 * Seite 6 Nr. 239 Lokal=Anzeiger Dienstag, 30. August 1032 Köln, den 9. Mai 1932. Stempelbruder? Nein, noch weniger bin ich. Wohlfahrts=Empfänger, nennt man mich, den 36jährigen Joachim Martin Reusch, im Familien= kreis Jagdhund Martin“ geheißen. Jawohl, immer noch Jagdhund wie vor 18 Jahren, als ich, ein großer, in den Gliedrn unbeholfener Mensch, begeistert in den beginnenden Weltkrieg zog. Es war damals so etwas wie Anerkennung in diesem„Jagdhund“, ein wenig von jenem Stolz, der alle Familien erfaßt hatte, weil die Söhne freiwillig zu den Fahnen und gegen den Feind eilten. Heute hat das Wort Jagdhund einen anderen Klang, einen müden, abgehetzten Sinn. Es liegtmi tleidiger Sport darin. „Jagdhund“ bin ich heute noch, ich, der Martin. Bin mit 36 Jahren ein Habenichts, ein Niemand, während meine Brüder alle in Amt und Würden stehen, weil sie nicht von der geraden Linie der in unserer Familie herkömmlichen Beamtenkarriere abgewichen sind; ich aber wälzte immer etwas Großes und Unerreichbares im Gehirn. Ein Idealist bin ich geblieben. Schwebe ewig in den höheren Regionen, wie 1917, als mich der Engländer aus 2000 Meter abschoß, hinter dem Ypernbogen. Manchmal denke ich, der Tommy hätte bessere Arbeit leisten können, statt mir nur den Benzintank mit seinem Maschinengewehr zu durchsieben, so daß ich im Gleitflug noch bis hinter den Houthoulster=Wald kam. In jener Mondkraterlandschaft, von Schützengräben durchzogen, von Stacheldraht und Baumstümpfen gespickt, mußte ich notlanden, und zwar so grausam und so brutal, daß mein Kampfzweisitzer rettungslos in Trümmer ging. Meinen Beobachter konnten sie nur noch als Leiche bergen. Bei mir aber hatte das 21jährige Leben noch einmal gesiegt, nud nach einigen Wochen Gipsverband von der Nasenspitze bis zur Ferse konnte der Jagdhund Martin, der Pourle=Mérite=Flieger Reusch wieder lachen. Aber der Krieg war für mich vorbei, denn erst 1919 durfte ich endgültig die Krücken fortlegen Man besorgte mir eine Stelle auf der Bank Acht Stunden am Tag mußte ich die Sonne und die schöne, freie Luft missen und Devisen ordnen. Ich verdiene viel Geld, sehr viel Geld sogar, das ich nicht halten konnte, weil es zerrann wie Butter auf der Ofenplatte. Im Jahre 1924 war die Bankherrlichkeit vorbei. Man brauchte für das verminderte Geschäft nur noch jeden zehnten Beamten. Was tut man als abgebauter Beamter? Man wird zuerst mal Vertreter. Mit lebhaftem Interesse las ich die etten Anzeigen in den Tagesblättern und tutzte, denn groß und deutlich fand ich eines Tages die Anzeige einer Firma, die einen jungen, hoffnungsvollen Mann suchte für einen Direktionsposten. Leichte Einarbeitung und rascher Aufstieg bis zu den allerhöchsten Posten der Gesellschaft wurden nebenbei zugesichert. Ich schrieb hin und bekam die Einladung einer Versicherungsgesellschaft, mich vorzustellen. Nach kurzer Zeit, so wurde mir erklärt, könnte ich für einen Direktionsposten vorgeschlagen werden Nur müßte ich meine Eignung beweisen durch längeren Außendienst. Nein, nicht als gewöhnlicher Agent, sondern als Inspektor. Das klang nicht mehr so zuversichtlich, aber immerhin... So wurde der Jagdhund Martin zuerst auf die liebe Verwandtschaft losgelassen. Nachdem ich glücklich alle Onkel und Vettern versichert hatte, war es mit der Herrlichkeit vorbei denn auf dem bitteren Werbegang von Haustür zu Haustür ersagte ich jämmerlich, ich, der Herr Inspektor. Der Anblick einer harmlosen Klingel, einer Türklinke sogar. jagte mir schon aus der Ferne eine unüberwindliche Abneigung ein, jenes unangenehme Furchtgefühl, das man zuerst noch qualvoll überwindet, das aber bald stärker wird als der Wille, gute Abschlüsse zu tätigen. War half da jene schöne Besuchskarte auf vornehmem Elfenbeinpapier, worauf zu lesen stand: Joachim Martin Reutsch, Oberleutnant d... a.., Ritter des Ordens Pour=le=Merite. Inspektor der Ischen Lebensversicherungsbank!" Was half es, daß ich im Büro von allen Tippmamsellchen. Lehrlingen und Adressenschreibern stets als„Herr Oberleutnant“ angeredet werden mußte und in den Schreiben der Firma immer wieder der Satz vorkam:„Unser Inspektor. Oberleutnant Martin Reusch, der bekannte Pour=le=Merite=Flieger, wird sich erlauben, im Laufe der nächsten Woche bei Ihnen vorzusprechen, um Ihnen die Vorzüge und die leichten Bedingungen uneirer Lebensversicherung darzulegen.“ Eine tüchtige Firma übrigens, diese Versicherungsbank, die sich mit den Verdiensten ihrer Agenten schmückte. Orden und Titel ihres Inspektors so für Reklamezwecke ausnutzte, daß sie nette Geschäfichen tätigte oder mindestens anbahnte. Und weil diese Firma so geschäftstüchtig war, mußte eines Tages der Krug meines Inspektordaseins auf dem Brunnengang von Haustür zu Haustür säh und schmählich zerbrechen. Ich erhielt plötzlich einen sehr höflich gehaltenen Brief. worin eine hohe General= direktion erklärte, mir den vorgesehenen Direktionsposten nicht übertragen zu können do meine Tätigkeit nicht den gewünschten Erfolg einbrachte usw. Als stiller Werber für ihre Gesellschaft gegen 10 v. H. dürfe ich jedoch weiter tätig sein. Nun stand ich wieder auf der Straße. aber mit dem erleichterten Gefühl, nicht mehr von Haustür zu Haustür gehen zu müssen. Was nun? Eine Verlagsanstalt suchte einen Reisenden... Was soll ich weiter schreiben. Ich nahm den Posten an und zog mit einer Kolonne los. Wir arasten regelmäßig alle Haushaltungen ab. wanderten durch ganz Deutschland mit unsern viel zu teuern Büchern. kamen schließlich nach Jahren wieder ins Rheinland zurück. Ich hatte genug, schickte die Muster zurück, empfahl mich. Dann arbeitete ich längere Zeit auf dem Kontor in einem größeren Kölner Werk. Seit dem Abbau im Jahre 1930 bin ich erwerbslos. Was das heißt, zwei Jahre erwerbslos zu sein, das läßt sich in trockenen Sätzen nicht beschreiben. Das muß erlebt und empfunden sein. Das traurigste Kapitel unserer Generation ist sie, diese Erwerbslosigkeit. Was soll ich nur tun und beginnen? Werde ich jemals wieder befreit aufatmen können? Ich will ja keine Unterstützung, keine Almosen, ich will arbeiten! Die Stadt soll die Groschen behalten, die mir mißmutig in der Wohlfahrtskreisstelle ausgezahlt werden. Meinetwegen gehe ich Erde karren oder Bäume umsägen. Nur nicht dieses ewige Elend! Im Sommer mag noch alles zu ertragen sein. Da legt man sich den ganzen Tag an den Rhein, in die Sonne, die auch uns Erwerbslosen scheint. Aber im Winter ist es nicht auszuhalten. Heizung darf ich mir eigentlich nicht erlauben bei meiner kargen Unterstützung, und wenn ich das kleine Kanonenöschen, das mir meine Wirtin, die Frau Küppers, in meine Dachkammer stellte, einmal ordentlich füttern will, muß ich selbst einige Tage auf Sattsein verzichten. Ein Loch bleibt immer. Was tun, was tun? Ich sehe keinen Ausweg! Nichts! Es sind eben in Deutschland 20 Millionen Menschen zuviel, wie der grimmige Tiger Clemenceau einst feststellte. Zwanzig Millionen Deutsche müßten weg aus dem Vaterland. Zwanzig Millionen Deutsche sind nicht zuviel, sind nur am falschen Fleck. Es müßte doch eine Möglichkeit geben, diese Menschen unterzubringen, irgendwo auf der weiten Welt. Dürfen wir starken Männer die vor dem Feind nicht gezittert haben, die Hände in die verschlissenen Hosen stecken und unser Schicksal einer unsicheren, besseren Zukunft überlassen? Haben wir uns „draußen“ nicht immer selbst geholfen? Aber jetzt, wie sollen wir uns helfen, was ist zu tun? Ja, was ist zu tun? Ich will und kann jetzt nicht mehr weiter schreiben, weiter denken, denn gleich ist es Mitternacht, und das Licht brennt schon zu lange. Licht, das ich nicht mal bezahlen kann. Frau Küppers ist ja nachsichtig, denn ich brenne meist wochenlang überhaupt kein Licht, aber die Nachbarschaft drüben redet gern, und gleich wird es heißen:„Was treibt der dort oben allein in seiner Dachkammer, um Mitternacht bei hellem Licht? Ob der Kerl Falschmünzer ist oder so etwas?" Jedenfalls, Frau Küppers soll keine Unkosten durch mich haben. Morgen werde ich dieses Tagebuch weiter führen, denn ich muß meine Not irgendeinem Wesen anvertrauen, und diese geduldigen Seiten sollen mir helfen, die schwere Zeit zu durchleben. * Jedem Menschen wird einmal die große Möglichkeit geboten, heißt es. Wird mir dieses Glück begegnen? Jahrelang wartet man nun, wartet man auf etwas, das kommen wird und kommen muß. Das Leben muß doch einen Sinn und Zweck haben. Ich zum Beispiel wäre ein guter Offizier geblieben, hätte dem Vaterland viele Fliegerrekruten ausgebildet und immer meinen Mann gestanden, aber das Vaterland durfte uns, seine tatfrohen Söhne, nicht anerkennen, mußte entwaffnet bleiben, ohne Fliegeroffiziere. Meine Dienste einem anderen Staat zur Verfügung stellen? Auch daran habe ich gedacht. Vor einigen Jahren schon habe ich mich lebhaft um einen Posten bei den Rif=Kabylen bemüht, aber ganz plötzlich brach dort der Krieg zusammen. Und als im Februar dieses Jahres die Japaner wie verrückt über die armen Chinesen herfielen und die Vorstädte von Schanghai einfach mit Bomben belegten, reizte es mich ungemein, dem unterdrückten Volk zu helfen und chinesische Dienste zu nehmen Die deutsche Regierung warnte damals. Trotzdem hatten unsere politischen Gegner nicht versäumt, in der ganzen Welt die Sensationsnachricht von„deutschen Generalstädlern im chinesischen Heer“ zu verbreiten und dadurch Stimmung gegen unser Land zu machen. Doch Amerikaner waren uns schon zuvorgekommen und hatten sich mit Staffeln und Werkzeug in den Dienst der chinesischen Regierung gestellt Sogar die mörderischen Bomben hatten sie aus Frisko mitgebracht. die Herren Pankees. Heute freue ich mich, damals keine fremden Dienste genommen zu haben, denn ich hoffe immer noch fest, meinem eigenen Vaterland nützen zu können und fühle, daß nun einmal mein vom Schicksal bestimmter Platz droden ist, zwischen ziehenden Wolken aus der rasch dahineilenden„Kiste". Wie und wo. das muß die Zukunft lehren. Es kann doch nicht ewig so weiter gehen, daß guter Wille und starke Arme überflüssig sind. Die Welt verwandelt sich ständig. und aus jedem Untergang steigt immer wieder neues Leben. Einmal wird auch für uns der Aufstieg und das Glück wie derkommen. Nun für heute gute Nacht ihr stillen, geduldigen Blätter meines Tagebuchs Wünscht mir ebenfalls eine gute Nacht und angenehme Träume. mir dem armen Stempelbruder! (Fortsetzung folgt.) Hier können Feuerzeuge tanken Eine der vielen Kleinigkeiten der Leipziger Messe: Eine Tankstelle für Feuerzeuge und Kulturpolitik In der wissenschaftlichen Welt ist es Brauch, Führer in dieser Welt zum 50. und 60. oder einem anderen Geburtstag mit einer Festgabe zu bedenken. Um diese Jahre herum ist der Mann ein Programm. Fachgenossen und Mitarbeiter auf engerem und weiterem Gebiet stellen in diesen Festgaben die Bezüglichkeiten untereinander und zu dem einen Gefeierten her. Häufig gelingt es nicht, nach inneren Gesetzmäßigkeiten aus der Gabe ein Ganzes zu machen. Nicht selten hat der Geehrte nur die Freude und ein enger Kreis von Spezialisten den Nutzen. Es könnte anders sein. Solche Schrift könnte auch gebaut sein zu einem großartigen Werkstück mit einer in sich beruhenden Daseinsberechtigung, die nie anzuzweifeln wäre. Sie hätte eine Rechnungslegung an alle Wissenschaften zu sein, die sich seit dem Mittelalter kaum noch vom Grüßen kennen und darum so wenig Verstehen für einander haben. Die Festgabe zum 50. Geburtstag Prof. Schreibers schließt endlich einmal an einer Stelle den Bogen. Eigenartigerweise ist dies im Ablauf weniger Jahre die zweite Schrift gleichen Anlasses, die aus Westfalen kommt und so Ungemeines leistet. Wir meinen mit der ersten „Volkstum und Heimat“. die Festschrift zum 60. Geburtstage des weitbekannten westfälischen Dichters und mehr noch Volkserziehers Karl Wagenfeld, von der sich der seltene Fall einer zweiten und dritten Auflage berichten läßt. An der Schreiberschen Festschrift besticht die große Form, die hohe Zucht. Ganz so ist sie angelegt, wie wir das Werk des Prälaten kennen vielgestaltig aber eindeutig um die beiden Begriffe kreisend. die der Schrift den Titel gaben. Nach einer guten Bemerkung ist es die Tat Schreibers, eben zwischen die beiden Begriffe das Bindewörtchen gesetzt zu haben. Darum kreisen die Beiträge von 40 Gelehrten. Die Herausgeber Professor Konen(Bonn) und Prof. Steffes(Münster) haben sie zu einer staunenswerten Einheit in den fünf großen Gruppen „Staat",„Fragen der Forschung",„Volkstum und Volkskunde",„Kulturpolitik",„Ueber die Grenzen“ gestrafft. Jede Arbeit ist so wesentlich und wichtig, daß man sich in einer Besprechung mit ihr auseinandersetzen müßte. Bei vierzig Beiträgen ist das auf diesem Raum natürlich nicht möglich. Immerhin können wir es uns nicht versagen, eine Anzahl der Arbeiten wenigstens, des Reizes und der Orientierung wegen, aufzuführen. Aus der Gruppe„Staat“ sei hervorgehoben: J. P. Stefses. Direktor des Deutschen Instituts für wissenschaftliche Pädagogik.„Staat, Kultur und Erziehung", Theodor Grentrup S. V.., Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik. Berlin; „Das Ethos im neuen Völkerrecht", Friedrich Glum, Generaldirektor der Deutschen KaiserWilhelm=Gesellschaft, Berlin=Dahlem:„Zum Prodlem der Staatsautorität“. Aus den„Fragen der Forschung“ sei hingewiesen auf: Gerhart Rodenwaldt. Präsident des Archäologischen Instituts des Deutschen Reichs, Berlin:„Archäologie als internationale und nationale Wissenschaft". Otto Fischer. Konservator der öffentlichen Kunstsammlung. Basel:„Kunst und Politik Eine Studie zum Verhältnis von Künstler und Staatsmann“, Heinrich Finke, Präsident der Görres=Gesellschaft. Freiburg:„Internationale Wissenschaftsbe ziehungen der Görres=Gesellschaft". Heinrich Konen, Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bonn:„Staat und Wissenschaft". Wir erwähnen aus der Gruppe III:„Kulturpolitik": Adolf Morsbach. Direktor des Akademischen Austauschdienstes, Berlin: „Deutsche Kulturpolitik im Ausland". Max Horst. Berlin:„Die Volksnähr der Wissenschaft. Gedanken zur Etatkriie der Forschung", Reinbold Schairer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Studentenwerkes, Dresden:„Der Raum der Jugend und der Raum der Welt. Ein Beitrag zur akademischen Kulturpolitik", Matthias Lichter. Oberregierungsrat im Reichsministerium des Innern, Berlin:„Die deutsche Auswanderung als Gegenwartsaufgabe“. In der Gruppe„Volkstum und Volkskunde", Adolf Helbok, Universitätsprofessor, Innsbruck:„Durch Volksgeschichte zur Neuform unserer Staatsgeschichte", Karl Meisen, Universitätsdozent, Bonn:„Volkskunde und christliche Kulturgeschichte. Ein Beitrag zur Problematik und Methodik der Volkskunde", Walter Hagemann, Berlin:„Die Minderheitenfrage in der deutschen Außenpolitik“. Die letzte Gruppe:„Ueber die Grenzen“ bringt aus einer ganzen Reihe von Federn vornehmlich eine Behandlung von Süd= und Osteuropafragen, Problemen des Fernen Ostens und Nordamerikas, alles gleichfalls wieder aus den berufensten Federn. Eine umfangreiche Bibliographie Georg Schreibers bildet den Beschluß, ein Geleitwort des Präsidenten der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, Staatsminister a. D. Schmidt=Ott, leitete ein. Preuß.=Südd. Staatslotterie 29. August: Vormittags=Ziehung 2 Gewinne zu je 25 000 Mark: 278 143. 6 Gewinne zu je 10.000 Mark: 320 652 368 442 390 110. 4 Gewinne zu je 5000 Mark: 49 130 387678. 12 Gewine zu je 3000 Mark: 144 663 192 746 248 382 261 516 262 178 354 589. 46 Gewinne zu je 2000 Mark: 14 364 27037 29 760 37 410 84623 87114 127 442 156 308 166 465 179 870 184 476 201 410 245 690 256 402 272 053 290 331 301 753 302 694 312 433 322 566 336 548 355 473 356 606. 136 Gewinne zu je 1000 Mark: 2990 4787 4854 6575 7754 15 163 22 437 24 300 25 554 27 789 32 010 29. August: Nachmittags=Ziehung 4 Gewinne zu je 10.000 Mark: 266 979 317060. 4 Gewinne zu je 5000 Mark: 278 709 365 955 22 Gewinne zu je 3000 Mark: 17353 60 152 148 345 177 590 206 210 20 789 222 483 230 472 243 585 Nr. 239 Seite 3 Die erste Sitzung der Zentrumsfraktion „pflichtgemäße Handeln“. Einspruch gegen von papens Vorwurf des„Kulissenspiels“. Richtunggebende Ausführungen des Führers“ Hitler und die Nazi=Fraktion In Sachen Beuthen„bin ich nicht objektiv, sondern subjektiv“ Berlin, 30. Aug. Drahtm. Die neue Zentrumsfraktion des Reichstages hat gestern ihre erste Sitzung abgehalten, die der Vorsitzende, Abgeordneter Perlitius, mit Worten der Genugtuung über den Wahlerfolg der Partei eröffnete. Die eingehende Aussprache in der Fraktion fand ihren Niederschlag in folgender einmütig angenommener Entschließung: „In der Erörterung der politischen Lage billigt die Zentrumsfraktion des Reichstages einmütig die am 11. August von den Abgeordneten Joos und Bolz dem Herrn Reichskanzler vorgetragenen Grundgedanken und Richtlinien einer verfassungsmäßigen Politik. Aus dieser Haltung heraus fanden auch die seitens des Herrn Reichskanzlers von Papen in seiner Sonntagsrede in Münster hinsichtlich der derzeitigen Bemühungen des Zentrums gemachten Ausführungen grundsätzliche Ablehnung. Wenn die Zentrumspartei nach gangbaren Wegen sucht, um in der deutschen politischen Entwicklung klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und verfassungswidrige Experimente auszuschließen, so ist das kein„taktisches Spiel". kein„Kulissenspiel in der Not des deutschen Volkes“, sondern das pflichtgemäße Handeln einer Partei, für die die Wahrung verfassungsmäßiger Zustände Volkswohl bedeutet und politischer Lebensinhalt ist. In klarer Erkenntnis, daß jede Regierung, ohne die Mehrheit und das Vertrauen in der Volksvertretung zu besitzen, notwendigerweise auf eine abschüssige Bahn kommen muß, arbeitet die Zentrumspartei, unbekümmert um DrohunLohnkürzung bis 12,5 prozent Die Pläne der Reichsregierung Berlin, 29. Aug. Drahtm Die Ankündigung des Reichskanzlers, daß die Tarifbestimmungen wesentlich gelockert werden und der Arbeitgeber bei Neueinstellungen bis an die Grenze des Existenzminimums heruntergehen kann, hat in Arbeiter= und Angestelltenkreisen lebhafte Beunruhigung hervorgerufen. Die Reichsregierung läßt jetzt zu diesen Plänen einige Erläuterungen bekanntgeben, die die Absichten der Regierung etwas schärfer umreißen. Unter prinzipieller Beivehaltung der laufenden Tarifverträge soll, wie der Kanzler sich ausdrückte, eine gewisse Elastizität in der Tarifgestaltung eingeführt werden. Das soll heißen: Die Löhne bis zur 30. Arbeitsstunde der Woche bleiben in der bisherigen Höhe bestehen, während bei Neueinstellung von Arbeitskräften die Löhne zwischen der 30. und 40. Arbeitsstunde eine gewisse Ermäßigung erfahren können. Insgesamt wird im Höchstfall eine Ermäßigung von 12,5 v. H. eintreten. Voraussetzung dafür ist, daß die Gesamllohnumme des Betriebes fleigt. Durch diese Bestimmung soll gleichzeitig ein indirekter Druck in Richtung einer Arbeiiszeltverkürzung ausgeübt werden. Hervorzuheben ist, daß diese Matznahmen zunächst nur bis zum 30. März 1933 dauern sollen. Die Vorstände der freien Gewerkschaften und Angestelltenverbände haben dem Abend zufolge an den Reichspräsidenten ein Telegramm gesandt, in dem sie die Erklärungen des Reichskanzlers in Münster über die Absichten der Reichsregierung als die„tatsächliche Beseitigung des verfassungsmäßig garantierten Tarifrechtes und eine einseitige Bereicherung der Unternehmer auf Kosten der Arbeiter und Angestellten bezeichnen“ und an den Herrn Reichspräsidenten appellieren,„einer solch beispiellos unsozialen Politik die Zustimmung zu versagen und die verfassungsmäßigen Rechte der Arbeiter und Angestellten zu schützen.“ 110 Meutereien im Jahre 1917 bei den französischen Frontsoldaten Paris, 29. August. Drahtm Oeuvte beginnt mit der Veröffentlichung einer Artikelserie, die Enthüllungen der Beratungen des sogenannten Geheimkomitees enthält. Dieses Komitee tagte als geheimes Parlament in den Kriegsjahren in Frankreich und erhielt vertrauliche Mitteilungen über die Lage. Der Verfasser ist ein Mitglied des früheren Zensurbüros namens Allard. Die Artikelreihe behandelt das Thema „Die Meutereien im französischen Heer während des Krieges". Der Artikel unterstreicht daß in der Zeit von Ende April bis Ende Juni 1917 bei 110 Truppeneinheiten Meutereien versucht wurden, und zwar bei 75 Infanterieregimentern, 23 Jägesregimentern und 12 Artillerieregimentern. Die Zenzur hat damals dafür gesorgt, daß diese Vorgänge nicht in die Oeffentlichkeit drangen. In dem Artikel wird berichtet, wie in der Sitzung des Geheimkomitees. dem diese Vorgänge mitgeteilt wurden, in der Debatte die Kriegsmüdigkeit und der Friedenswunsch der französischen Volksmassen deutlich hervorgehoben wurde. gen und Einschüchterungen, ihrerseits mit an der Schaffung einer Regierung, die sich auf eine klare Mehrheit des Parlaments stützen kann und gewillt ist, mit ihm zusammenzuarbeiten. Denn dies ist der eindeutige Sinn der Reichsverfassung. Dabei leitet sie der Gedanke, daß es verfassungsmäßig unmöglich und für das Reich verderblich ist, eine Reichstagsauflösung nur deswegen zu befürworten und vorzubereiten, weil der gegenwärtigen Regierung der Mehrheit versagt bleibt.“ Die Fraktion wählte weiter einen Ausschuß zur Vorbereitung der Vorstandswahl. Für den Vizepräsidenten des Reichstages präsentiert die Zentrumsfraktion wieder den Abgeordneten Esser. Mit der Bayerischen Volkspartei ist ein Abkommen getroffen worden, wonach beide Fraktionen in allen geschäftsordnungmäßigen Dingen wie bei Besetzung der Ausschüsse gemeinsam vorgehen werden. Dadurch kommt auch äußerlich die innere Verbundenheit zum Ausdruck, die zwischen dem Zentrum und der Bayerischen Volkspartei besteht. Berlin, 29. Aug. BD3. Die Fraktion der Bayerischen Volkspartei versammelte sich am Montag im Reichstage zu ihrer konstituierenden Sitzung. Zum Vorsitzenden wurde wieder Prälat Leicht gewahlt. Die Fraktion erörterte in mehrstündiger Sitzung die politische Lage. Am Dienstagvormittag tritt sie wieder zusammen, um ihre Anträge für den Reichstag vorzubereiten. Berlin, 29. Aug. Drahtm. In der Sitzung der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion nahm Adolf Hitler das Wort zu eingehenden richtunggebenden Ausführungen über die Stellung der NSDAP zur politischen Lage. Parteiamtlich verlautet darüber: In einem kurzen Rückblick streifte Hitler den arbeits= und opferreichen Kampf der Bewegung und ihre bisherigen Erfolge, regierend bereits in zahlreichen deutschen Ländern und im Reiche eigentlich nur noch bekämpft wegen des Maßes an Macht, das die Bewegung beanspruche gegenüber dem, was die Gegner ihr noch vorenthalten zu können glaubten. Zwar werde einer Bewegung, die nach allen Gesetzen des Rechtes— auch des Rechtes der anderen— den Anspruch hätte, zu herrschen, dieses Recht heute noch verweigert. Aber gerade deshalb sei der Sieg der Bewegung, der absolut gesichert sei, nur noch eine Frage der Zeit. Niemals habe er mit mehr Ruhe und Zuversicht der Entwicklung entgegengesehen als heute. Der Anspruch der Bewegung auf die Macht werde auch von Regierungsseite heute nicht mehr bestritten, aber man wolle ihr die Erfüllung ihrer Ansprüche in Formen bieten, die sie zum selbständigen Handeln unfähig mache. Wenn er die Haltung einzelner Persönlichkeiten der Regierung im Hinblick auf ihren Wirkungskreis auch zu würdigen wisse, so hätten sie doch alle nur— außer einem— ihren Namen einzusetzen. Die NSDAP aber habe, nicht einen Namen einzusetzen, sondern 14 Millionen deutscher Menschen, die voll grenzenlosen Vertrauens hinter ihr ständen. Diese Bewegung, des deutschen Volkes größte Organisation, einzigartig und nur einmal im deutschen Volke! gewachsen, sei heute die NaDeutscher Forscher in Gobi Der Meteorologe der Sven=Hedin=Expedition zurückgekehrt Berlin, 29 Aug. Drahtm Nach mehrjährigem Aufenthalt in Zentral=Asien, wo er im Rahmen der großen Expedition Dr. Sven Hedins gearbeitet hat, kehrte Dr. Waldemar Haude vom Preußischen Meteovologischen Observatorium in die Heimat zurück. Dr. Haude hat als erster in dem ungeheuren Steppen= und Wüstengebiet des asiatischen Kontinents, systematische Wetter= und Klimaforschung betrieben. Er hat dort die erste meteorologische Beobachtungsstation eingerichtet, die heute von chinesischen Meteorologen weiter versorgt wird, die er persönlich herangebildet hat Der Forscher und seine Mitarbeiter haben oft unter den schwierigsten Verhältnissen arbeiten müssen. Mehr als einmal wurde die eine oder andere Station von Räubern bedroht. Bei den ungeheuren Entfernungen kam es häusig vor, daß ein Beobachter monatelang keine Verbindung mit der Außenwelt hatte. In einer dieser Stationen hat sich sogar eine Tragödie abgespielt. Am Etsen=Gol, wo der deutsche Masor Zimmermann, der Schwede Georg Soederbom und der chinesische Student Ma arbeiteten, wurde der Chinese plötzlich wahnsinnig, erschlug seinen Diener und tötete sich dann selbst.— Dr. Haude hat reiche wissenschaftliche Ausbeute mitgebracht. Er glaubt, festgestellt zu haben, daß das Klima Zentral= Asiens sich jedenfalls in historischer Zeit nicht geändert hat und von einer allmählichen Austrocknung" Mittelasiens wohl kaum die Rede sein kann Dr. Haude berichtet, daß verschiedene andere Abteilungen der Sven=Hedin=Expedition in letzter Zeit außerordentliche Erfolge erzielt haben. So konnte der Geologe De. Nils Hoerner die Spuren eines Sees entdecken, der eine Ausdehnung von 150X180 Kilometer gehabt haben muß. Neues in Kürze Interessantes aus aller Welt 19 Personen wurden getötet und 30 chwer verletzt, als ein Lastkraftwagen mit 60 Passagieren bei Durchfahrt einer Kurve in Portorico die Straße verließ und 10 Meter tief in ein trockenes Flußbett stürzte. Nach Aussage des Chauffeurs ist das Unglück auf Ueberlastung des Wagens zurück zuführen. * Der ehemalige Bezirksleiter der KPD. in Württemberg, Schlaffer, der in seiner Eigenschaft als Reichsleiter des Kampfbundes gegen den Faszismus vorübergehend in Stuttgart weilte, ist am Samstag hier verhaftet worden. Ueber die Gründe der Verhaftung war keine Auskunft zu erlangen. * Die mit der Konkursverwaltung von Kreuger International Match=Corporation beauftragte Treuhandgesellschaft hat von den Behörden Anweisung erhalten, gegen 8 amerikanische Direktoren der Kreugergesellschaft Klage auf Rückerstattung von über 135 Millionen Dollar anzustrengen. * Der Philosoph und Schriftsteller Maurice Maeterlinck ist aus Anlaß seines 70. Geburtstages vom belgischen König in den Grafenstand erhoben worden. Maeterlinck ist in Deutschland besonders durch seine naturwissenschaftlichen Romane, wie„Das Leben der Biene“, bekannt. was ihm den Nobelpreis für Literatur einbrachte. * Das Flensburger Sondergericht verurteilte in Heide nach mehrtägigem Prozeß den Nationalsozialisten und früheren Kommunisten Albert Kurdzel aus Wesselburen wegen Totschlags zu drei Jahren Gefängnis Der Staatsanwalt hatte zwölf Jahre Zuchthaus beantragt. Kurdzel hatte am 8. Mai bei einer politischen Auseinanderietzung den Arbeiter Wiese durch einen Schuß getötet. * Der Verteidiger der Ohlauer Reichsbannerleute wird. nach einer Meldung des sozialdemokratischen Abend, im Auftrage seiner Mandanten gegen Adolf Hitler und die Verbreiter seines Aufrufs Strafantrag wegen Beleidigung stellen Hitler hat die Ohlauer Angeklagten als Mörder bezeichnet, ob gleich niemand dieser Reichsbannerleute wegen Mordes, Totschlags oder auch nur wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang angeklagt oder bestraft wurde. Wie aus Heidemaulen(Ostpreußen) gemeldet wird. ging in der Nacht zum Sonntag über dem Ort ein starkes Gewitter nieder. Ein Blitzstrahl fuhr durch die Radioanlage in das Haus des Fischers Schirrmacher und tötete dessen 20jährigen Sohn Otto, der in der Nähe des nicht geerdeten Radioapparates schlief. Die Fiichereheleute, die sich im gleichen Zimmer besanden, blieben wie durch ein Wunder unverletzt. * Der ehemalige deutsche Dampfer„Hilde Hugo Stinnes“, der jetzt unter britischer Flagge fährt und den Namen„Ballshead“ führt, ist von der chinesischen Zollbehörde beschlagnahmt worden und wird zum Verkauf auf den öffentlichen Versteigerungsweg gestellt. Die„Ballshead“ soll angeblich 75 wertvolle Windhunde nach China einzuschmuggeln versucht haben. * Der gesamte englische Textildistrikt steht im Zeichen des Weberstreiks. Schätzungsweise 100000 Arbeiter sind in den Ausstand getreten. Große Menschenmengen stehen vor den Toren der Fobriken. Starke Detachements berittener Polizei sorgen für Ruhe und Ordnung. Besonders bedrohlich sind die Ansammlungen in Accrington und in Church. in welch letzterem Orte es bereits zu Zusammenstößen zwischen Arbeitswilligen und Streikposten kam. Das chinesische Munitionslager in Taojan wurde am Sonntag durch die Brandbombe eines sapanischen Fliegers in Brand gesteckt. Eine furchtbare Erplosion zerstörte alle im weiten Umkreis liegenden Gebäude. Die Zahl der Todesopfer ist groß. Der Leiter der deutschen Ausgrabungen in Jerusalem, Dr. Mader, teilt dem Vatikan mu, daß er in der Nähe des Sees von Galiläg die Reste einer frühchristlichen Basilika aufgesunden habe, die höchstwahrscheinlich die Stelle bezeichne, an der Jesus Christus das Wunder der Speisung der Zentausend vollbrachte. tion und habe die Pflicht, sich als solche zu fühlen. Wenn man diese nationale Selbsteinschätzung als Zügellosigkeit bezeichne, dann nehmen wir diese„Ueberheblichkeit" vor der Geschichte auf uns: Solange bei der Regierung eine Auffassung herrsche, wie die bezüglich Beuthens zum Ausdruck gekommene, könnte die nationalsozialistische Bewegung diese Regierung nicht mit ihrem Namen decken. Hier kenne er keine Objektivität. Er habe kein Verständnis dafür, daß für einen polnischen Insurgenten, der einst gegen unsere deutschen Brüder in Schlesien gestanden hat, fünf Nationalsozialisten unter das Fallbeil sollen.„Hier bin ich nicht objektiv, sondern subjektiv. Wer für Deutschland kämpft und lebt, streitet, und wenn es sein muß, stirbt, hat alles Recht und wer sich gegen Deutschland wendet, hat gar kein Recht.“ In einer Frage, die den Staat selbst betreffe— und der Sieg des Kommunismus sei eine Angelegenheit, die den Staat angehe— könne sich dieser nicht einfach neutral darüberstellen. Die amerikanischen Banken, die Deutschland kurzfristige Anleihen gewährt haben, sind nunmehr bereit, den Zinssatz für diese Anleihen vom 1. September ab auf 5 Prozent herabzusetzen. * Die Operettenrevolution in Ecuador scheint ein schnelles Ende zu nehmen. Die regierungstreuen Truppen haben die Hauptstadt Quito besetzt und die Aufrührer samt dem Präsidenten vertrieben. Die Regierung hofft, daß sich die flüchtigen Rebellen schon in den nächsten Tagen ergeben werdn. Der Tannenberg=Film Keine Szenen mit Hindenburg Berlin, 29. Aug. CNB Drahtm. Die Filmprüfstelle Berlin hat heute vormittag nach einer mehr als vierstündigen Verhandlung die Entscheidung über den Tannenbergfilm gefällt. Sie hat in dem Film alle Szenen verboten, in denen Generalfeldmarschall von Hindenburg erscheint, ihn im übrigen jedoch zur öffentlichen Vorführung, auch für Jugendliche, zugelassen. Die Kammer hat ihre Entscheidung damit begründet, daß die Darstellung des amtierenden Reichspräsidenten im Film die öffentliche Ordnung und das deutsche Ansehen gefährde sowie lebenswichtige Interessen des Staates verletze. Die Firma hat dagegen sofort Beschwerde eingelegt. Seltsame Episode bei dem Amsterdamer Kongreß Amsterdam, 29. Aug. Drahlm. Nachdem die heutige Sitzung des Weltkongresses gegen den Krieg Reden von Otto Lehmann-Rißbueld(Berlin), General von Schönaich und eines Freundes des früheren Reichswehrleutnants Scheringer gebracht hatte, öffneten sich plötzlich die Türen des Verhandlungssaales und ein lialienlscher Matrose, dessen Gesicht mit einem Tuch verhüllt war, wurde zum Rednerpult geleitel. Stürmisch begrüßt hielt der Mann eine leidenschaftliche Ansprache gegen den Faszlemus in Italien und in den anderen Ländern; sogleich nach seiner Rede wurde er wieder hinausgeleitet, um zu verhindern, daß er erkannt und Verfolgungen durch die Italienische Regierung ausgesetzt werde. platz für 160000! Am Vorabend des Ratholikentages Essen, 29. Aug. Drahtm. Der Baldeneyer Berg, auf dem bekanntlich am nächsten Sonntag der Festgottesdienst stattfindet, war Sonntag das Ziel vieler Tausenden, die die Vorbereitungen in Augenschein nahmen. Da der Baldeneyer Berg rund 60000 Qugdratmeter Fläche hat. könnten nach Abrechnung des für die Bauten in Anspruch genommenen Raumes etwa 100 000 Personen Platz finden, Ein farbenprächtiges Bild wird der Einzug der hohen Geistlichkeit mit den Studentenabordnungen, Sebastians=Schützen, Ehrengardisten und anderen Abordnungen bieten, der über die von der Heisinger Straße quer über den Platz zum Altar lausende„Vie triumphalis“ erfolgt. Einen weihevollen Auftakt zum Festsonntag bilden die Fackelzüge, die am Samstag um 20.30 Uhr beginnen und in 15 Stadtteilen gesondert durchgeführt werden. Die Märsche werden„schweigende Märsche sein, ohne Musik, ohne Gesänge. Diese durch ihre Ruhe imposante Kundgebung wird um 22 Uhr durch feierliches Glockengeläute beendet. Der Sonntag sieht außer dem Festgottesdienst noch eine Reihe wichtiger Einzelveranstaltungen, u. a. eine Standeskundgebung der katholischen Bauern Deutschlands, eine Kundgebung der katholischen Arbeiter= und Knappenvereine, eine solche der Christusjugend, eine große Beamtenkundgebung, eine Handwerkerkundgebung. Versammlungen der Katholischen Liga, des Kreuzbundes, der Schützenbrüderschaften usw. vor. Um 17 Uhr findet dann die große Schlußveranstaltung in den Ausstellungshallen 1 und 5 statt, bei denen der Kardinal Erzbischof Schulte und der Apostolische Nunzius Dr. Cesare Orsenigo sowie der frühere Reichsarbeitsminister Braun sprechen werden. 9 * * Seite 4 Nr. 239 Dienstag, 30. August 1932 Lokal=Anzeiger Ein Artikel des Reichsuehrministers General Schleicher Das Fiasko der Abrüstungskonferenz Deutschlands nur zu berechtigter Anspruch auf Gleichberechtigung„ Kein Wettrüsten Berlin, 30. Aug.(Drahtm.) Unter der Ueberschrift„Um Deutschlands Sicherheit" befaßt sich Reichswehrminister von Schleicher im Heimatdienst mit dem Ergebnis des ersten Abschnittes der Abrüstungskonferenz. Herriot habe, so führt der Minister u. a. aus, mit seiner Erklärung vom 23. Juli 1932, daß Frankreich Sicherheit nicht für sich allein, sondern für alle Nationen fordere, das Ziel der Abrüstungskonferenz klar umrissen. Wenn die französische Politik dieses Ziel aber auf dem Umwege völkerrechtlicher Vereinbarungen, über Schiedsgerichtsbarkeit und internationale Hilfeleistung erreichen wolle, so verberge sich dahinter nicht nur Frankreichs Anspruch auf erneute Anerkennung der 1919 geschaffenen Hegemonie, sondern diese Forderungen stünden auch im Widerspruch zu den Grundgedanken der Konferenz, die eindeutig den Namen trage„Konferenz zur Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen". Einen anderen Weg, dieses Ziel zu erreichen, als Verwirklichung gleicher nationaler Sicherheit für alle Völker durch Abrüstung der hochgerüsteteten Staaten, als Beseitigung des unwürdigen Zustandes einer Trennung der Mächte in bevorrechtigte und entmündigte Staaten gebe es nicht. Zwei Maßstäbe ermöglichten eine gerechte Würdigung des Ergebnisses der Genfer Verhandlungen: einmal die Frage, was in diesem halben Jahr für die Abrüstung erreicht wurde, sodann der Gesichtspunkt, ob und inwieweit das Ergebnis dem Grundsatz der Gleichberechtigung Rechnung trägt. Entkleide man den ersten Teil der Entschließung vom 23. Juli 1932 aller schmückenden Beiworte, so bleibe das Wunschbild übrig, daß„eine wesentliche Herabsetzung der Land=, See= und Luftrüstungen durchgeführt werden wird“ und„daß ein wesentliches Ziel die Verminderung der Angriffsmittel ist". Bedurfte es, fragt Minister von Schleicher, des Aufgebots aller Staatsmänner und eines Heeres von Sachverständigen, um in sechs Monaten diese Grundsätze zu finden? Waren 13 Jahre nötig, um als„Ziel“ die Verminderung der Angriffsmittel zu setzen, nachdem die Abrüstungsspezialisten der Siegermächten in den Friedensverträgen von 1919 eine lückenlose Liste der Angriffswaffen aufstellten und ihre Abschaffung bei den ehemaligen Mittelmächten erzwangen? Ein Blick auf die konkreten Abrüstungsvorschläge der Entschließung verstärke die Zweifel, die die einleitenden Sätze erwecken. Die Entschließung begnüge sich damit, ein Verbot von Luftangriffswafsen gegen die Zivilbevölkerung in Aussicht zu stellen. Die vollständige Abschaffung des Bombenabwurses aus der Luft werde von den Voraussetzungen einer Einigung über die zahlenmäßige Begrenzung der Militärluftfahrt und einer Internationalisierung der Zivilluftfahrt abhängig gemacht. Die Verwirklichung der Luftabrüstungsvorschläge vom 23. Juli würde die tödliche Luftbedrohung Deutschlands in keiner Weise mindern, vielmehr das friedliche Verkehrsmittel der deutschen Zivilluftfahrt in neue Fesseln schlagen. Auf dem Gebiete der Landrüstungen sehe die Entschließung die zahlenmäßige Begrenzung der schweren Artillerie, die Festsetzung von Höchstkalibergrenzen und ein Höchstgewicht von Kampfwagen vor. Bei den Sachverständigenberatungen in Genf seien aks Höchstkaliber für Geschütze und als Höchstgewicht für Tanks Zahlen genannt worden, die zum Teil die heute üblichen Höchstgrenzen überschreiten. Die Herabsetzung der Heeresstärken bleibe der Zukunft überlassen. Die Fragen der Wehrsysteme, der ausgebildeten Reserven, des lagernden Kriegsmaterials, der militärischen Jugendausbildung würden in der Entschließung überhaupt nicht erwähnt. Hinsichtlich der Seerüstungen finde sich kein Wort über die Abschaffung der=Boote, der Flugzeugträger, die Ausdehnung der für die deutsche Marine vorgeschriebenen Größen= und Kaliber= beschränkungen auf die anderen Seemächte. Als greifbare Ergebnisse der Entschließung. heißt es in dem Artikel weiter, bleiben lediglich zwei Punkte, auch diese von mehr als fragwürdigem Wert. Das Verbot des chemischen und bakteriologischen Krieges bedeute nur die erneute Anerkennung eines schon seit 1925 von 34 Staaten, darunter allen europäischen Großzmächten, ratifizierten Abkommens. Und die Verlängerung des Rüstungsstillstandes um vier Monate vom 1. November 1932 ab läuft praktisch auf eine Verlängerung des Zustandes hinaus, dessen Beseitigung sich die Konferenz zum Ziele gesetzt hat. Erwähne man noch die Tatsache, daß die Entschließung nichts Positives sage über die deutsche Gleichberechtigung. so sei die Grundlage für ein abschließendes Ergebnis gegeben: Der erste Abschnitt der Abrüstungskonferenz hat keinen merklichen Fortschritt in der Richtung der allgemeinen Abrüstung gebracht. Die Entschließung vom 23. Juli läßt nicht nur die Gleichberechtigung außer acht, sie zielt vielmehr auf die Fortdauer entwürdigender Sonderbehandlung einzelner Staaten ab. Die nationale Sicherheit Deutschlands bleibt weiterhin in unerträglicher Weise gefährdet. Die deutsche Regierung habe aus dieser Entwicklung die einzig mögliche Folgerung gezogen, indem sie die Entschließung vom 23. Juli ablehnte und ihre weitere Mitarbeit von der vorherigen Anerkennung des Grundsatzes der Gleichberechtigung abhängig machte. Sie sei damit den Weg nationaler Ehre und internationaler Gerechtigkeit gegangen. Zum Schluß kommt der Minister auf seine Ankündigung zu sprechen, daß ein Umbau der deutschen Wehrmacht notwendig werde, falls die Sieger die Einlösung ihres Abrüstungsversprechens weiter verweigern. Jene Ankündigung sei an alle gerichtet gewesen, die Ohren haben zu hören. Ich brauche hier, fährt der Minister von Schleicher u. a. wörtlich fort, den unbeirrbaren Friedenswillen Deutschlands nicht zu bekräftigen. Das Ausmaß einer Umorganisation der Reichswehr hänge in erster Linie von dem Grad des Abrüstungswillens der hochgerüsteten Staaten ab. Deutschland beanspruche für seine Sicherheit nicht mehr und nicht weniger als die anderen Mächte für sich fordern. Es sei bereit, auch in Zukunft an einer wirklichen Abrüstung mitzuarbeiten, aber man dürfe die Geduld des deutschen Volkes nicht länger mißbrauchen. Artikel 8 der Völkerbundsstatuten setze für die regelmäßige Nachprüfung und Berichtigung der Abrüstungspläne ein Höchstmaß von zehn Jahren. Deshalb habe Deutschland seine Gleichberechtigungsforderung jetzt nachdrücklich angemeldet als Prüfstein für den guten Willen seiner Vertragspartner. Sie beziehe sich ebenso auf die grundsätzliche Frage der Wehrverfassung wie auf die sogenannten Angriffswaffen, die bei den Sachverständigenberatungen in Genf sich plötzlich in Verteidigungsmittel verwandelten. Deutschland wolle keine Teilnahme am Wettrüsten, aber es fordere das Recht, seine beschränkten Geldmittel so anzulegen, daß sie einen günstigen Nutzeffekt für die Landesverteidigung bringen. Der Artikel schließt:„Die Lösung dieser Frage wird und muß in det nächsten Zukunft gefunden werden. Denn sie ist nicht nur eine Frage der Ehre und Würde des deutschen Volkes, sondern auch eine Lebensnotwendigkeit für die Welt, deren Frieden nur auf der Grundlage des Vertrauens, des Rechtes und der Freiheit gedeihen kann". Zwischen Papen und Hindenburg „Völlige Lebereinstimmung“. Die Mitglieder der preuß. Regierung dürfen nicht in den Landtag Berlin, 30. Aug. Drahtm. Amtlich wird mitgeteilt: Reichspräsident von Hindenburg empfing heute den Reichskanzler von Papen, den Reichsminister des Innern, Freiherrn von Gayl und den Reichswehrminister von Schleicher zum gemeinsamen Vortrag über die schwebenden Fragen der Politik, insbesondere das Wirtschaftsprogramm der Reichsregierung. Der Herr Reichspräsident erteilte seine Zustimmung zu den von der Reichsregierung geplanten, vom Reichskanzler in seiner Rede in Münster in den Grundzügen bekanntgegebenen wirtschaftlichen und finanziellen Maßnahmen. Der Reichspräsident ersuchte den Reichskanzler, bei der Ausarbettung der einzelnen Bestimmungen insbesonder darauf zu achten, daß die Lebenshallung der deutschen Arbeiterschaft gesichert und der soziale Gedanke gewahrt bleibe. Die eingehende Besprechung der innenpolitischen Lage ergab völlige Uebreinstimmung zwischen dem Herrn Reichspräsidenten und der Reichsregierung. * Berlin, 30. Aug. Drahtm. Den Beamten der preußischen kommissarischen Regierung ist heute am Zusammentritt des Landtages ein Ministerialbeschluß im Umlauf zur Kenntnis gebracht worden, wonach es den Beamten der Regierung verboten ist, das Landtagsplenum, die Wandelgänge und die Restaucationsräume des Landtages zu betreten. Da es sich bei diesen Räumen um die wesentlichsten Teile des Landtagsgebäudes handelt, kann man von einem völligen Verbot für die Regierungsbeamten sprechen, das preußische Landtagsgebäude zu betreten. Die richtigen für den Schulanfang S besonders preiswerte Artikel zum Schneidern eines hübschen Schulkleides. Beachten Sie dies außergewöhnliche Angebot. Reinwollene Schotten gute Qualitäten in modischen Farben, für hübsche Schulkleider Nleter Nlk..90. Reinwollene Afghalaine beliebes, modisches Gewebe in den Farben schwarz, marine, braun, weinrot Nieter Nik. Alghalaine und Rips reine Wolle, 130 cm breit, schwere Qualität, für Schulröcke geeignet, nur marine.. Meter Verkauf Abtig. Kleiderstofte im Erdgeschoß Anzeigen in den„Rundfunk-Nachrichten“ des Kölner Lokal-Anzeigers werden eine ganze Woche lang von den Lesern täglich wiederholt beachtet Köln-Gremberg Anzeigenund AbonnementsAnnahme zu Originalpreisen: Wiedstraße 2 Josef Brämer Erhöhte Anterstützungssätze für die unteren Klassen Berlin, 30. Aug. Drahtm. Von maßgebender Regierungsseite werden heute Erläuterungen zu der Frage der künftigen Sozial= und Tarifpolitik gegeben. Man sieht gerade in den Kreisen des Arbeitsministeriums die großzügige Wiedereinführung von Arbeitslosen in den Produktionsprozeß als Zentralproblem an. Notstandsarbeite haben hierfür nicht genügt. Aus diesem Grunde hat die Reichsregierung der Privatwirtschaft mit dem Wirtschaftsprogramm eine Aufmunterung gegeben. Der Anreiz liegt auf der einen Seite, wie schon bekannt, in den Steueranrechnungsscheinen, auf der anderen Seite in der vom Reich zu zahlenden Prämie von 400 Mark jährlich für jeden neu eingestellten Arbeiter. Der durchschnittliche Aufwand für einen Arbeitslosen betrug für das Reich 00 Mark, so daß bei der Zahlung von 400 Mark für einen Wiedereingestellten noch für das Reich ein Profit von 100 Mark bleibt. Wichtig ist der Plan der Reichsregierung, die Unterstützungssätze für die Wintermonate, und zwar in den unteren Klassen und für die Familien zu erhöhen. Diese Erhöhung soll unabhängig von den zu erwartenden Ersparnissen durch die Verminderung der Arbeitslosenziffer gezahlt werden. Die unteren Unterstützungssätze wurden bekanntlich durch die letzte Notverordnung der Papenregierung herabgesetzt. Die Reichsregierung will also hier durch einen Akt ausgleichender sozialer Gerechtigkeit wieder gutmachen, was sie durch die letzte Notverordnung gefehlt hat. Calmette=Vorsitzender begeht Selbstmord „Ein plötzlicher Entschluß“ Hamburg, 30. Aug. Drahtm. Amtsgerichtsrat Wibel, der Vorsitzende im Lübecker Calmette=Prozeß, ist nach einer Mitteilung der Justizpressestelle Lübeck am Samstagnachmittag in Hamburg freiwillig aus dem Leben geschieden. Amtsgerichtsrat Wibel war aus dem Sanatorium zurückgekehrt und sollte am 15. September seinen Dienst beim Amtsgericht Lübeck wieder aufnehmen. Zum Selbstmord des Calmette=Prozeß=Vorsitzenden Dr. Wibel werden folgende Einzelheiten mitgeteilt: Dr. Wibel hatte sich bei Hamburger Verwandten aufgehalten und erschien am Samstagnachmittag in einem bekannten Hotel am Hauptbahnhof. um sich ein Zimmer zu mieten. Er ging dann noch einmal fort, kehrte nach kurzer Zeit um und ließ sich nicht mehr sehen. Die Zimmermädchen klopften wiederholt am Sonntagmorgen an seine Tür, schöpften aber erst am Nachmittag Verdacht. Als die Leitung des Hotels die Tür aufbrechen ließ, fand man Wibel erschossen auf, die Pistole in der Hand. Wahrscheinlich war der Tod bereits am Samstagnachmittag eingetreten. Der Schuß ist nicht im Hotel gehört worden. Von einer Verwandten Dr. Wibels wird versichert, daß Wibel keinerlei Anzeichen geistiger Störung gezeigt habe. Er sei ruhig wie stets gewesen. Samstag mittag habe er das Haus wie gewöhnlich zu einem Spaziergang verlassen. Die Idee zum Selbstmord müsse ihm ganz plötzlich gekommen sein. Girozentrale in Düsseldorf Die Meinung des Provinzialausschusses Düsseldorf, 29. Aug. Der Provinzialausschuß sprach sich in seiner heutigen Sitzung einstimmig für den Sitz von Giroverband und Girozentrale in Düsseldorf aus. Frecher Ueberfall Die Kontoristin geknebelt Wuppertal. 29. August. Drahtm. Ein kaum glaublicher Vorfall ereignete sich heute morgen gegen 8 Uhr in einem Geschäftshause an der Allee. Dort wurde eine Kontoristin in ihrem Arbeitszimmer von zwei unbekannten Tätern überfallen. Die Männer knebelten die Angestellte, entrissen ihr Handtasche und entnahmen dieser die Geldschrankschlüssel. Das Oeffnen des Geldschrankes gelang ihnen aber nicht. Nun bedrohten sie die Angestellte mit einem Revolver und forderten sie auf, den Schrank selbst zu öffnen. Dann entwendeten die beiden Burschen 1200 Mark und entkamen unerkannt. Als Täter kommen zwei Burschen im Alter von 20 bis 23 Jahren in Frage. Solingen in Indien Ueberall dasselbe Elend haan, 29. Aug. Drahtm. Zu Beginn dieses Jahres gründeten die Inhaber einer früheren Haaner Stahlwarenfabrik wegen der Verschlechterung des Indiengeschäfts m der Nähe vom Bombay die„Erste Solinger Stahlwarenfabrik in Indien“. In der Folgezeit hatten sie dann weitere Haaner Facharbeiter nachkommen lassen. Da die geschäftlichen Erfolge hinter den Erwartungen zurückblieben, haben von den acht ausgewanderten Facharbeitern sechs die Heimreise wieder angetreten und sind nun in Haan wohlbehalten eingetroffen. Die Heimgekehrten erklären ihre Rückreise nach Deutschland in erster Linie damit, daß wegen der mangelhaften Geschäftsverbindung Lohndifferenzen entstanden seien. Dienstag, 30. August 1932 Lokal=Anzeiger Nr. 239 Seite 7 Ja, ja, die Kölsche! Ich hatte Ferien, und zu meinen Ferienfreuden gehört von jeher— das Buttermilchtrinken. So hatte ich mir auch diesmal von der biederen Bäuerin, bei der ich wohnte, die Erlaubnis erbeten, nach dem Buttern die übriggebliebene Milch trinken zu dürfen. Zuerst wehrte die gute Frau und meinte, Buttermilch sei nur noch für Schweine verwendbar. Nach einigem Ueberreden gestattete sie mir jedoch das sonderbare Vergnügen und stellte jeden Tage eine große Kanne Buttermilch für mich bereit. Ich machte ausgiebigen Gebrauch von dieser Trinkerlaubnis. So huschte ich eines Tages wieder zum soundsovielten Male in die Milchkammer, in der ich soeben höchst eigenhändig gebuttert hatte und schöpfte mir einen großen Becher voll köstlicher, kühler Buttermilch. Als ich ihn eben zum Trinken ansetzte, erschien das Söhnchen der Bäuerin auf der Türschwelle und brüllte in höchstem Entsetzen: „Mama, Mama, dat Kölsche süff dem Schwein et Fooder fott!“ Aus! Tz. 2400 Mark unterschlagen In einer Kölner Tageszeitung ist von der Unterschlagung eines Oberstadtsekretärs, der eine Wohlfahrtskreisstelle in Kalk„leitete", die Rede gewesen und dabei eine veruntreute Summe von annähernd 20000 Mark genannt worden. Die gegebene Darstellung ist irreführend. Auf die Unterschlagung des hier in Frage kommenden Wohlfahrtsbeamten, der bei der Kreisstelle kalk beschäftigt war, dieselbe aber nicht leitete, ist bereits in einer Zeitungsnotiz der Stadtverwaltung vom 3. August hingewiesen worden. Nach dem augenblicklichen Stande der Ermittlungen beläuft sich die veruntreute Summe auf rund 2400 Mark. Nach den Aussagen des Beamten will er die Gelder nicht für sich, sondern für Hilfsbedürftige verbraucht haben. Der Beschuldigte ist vorläufig seines Amtes enthoben und die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft unterbreitet worden. Die Ablieferung der Staatssteuern Im Licht der Selbsiverwaltung betrachtet Jetzt hat sich die Stadtverwaltung geäußert— Eindrucksvolle Darlegungen der zuständigen Dezernenten—„Die Regierung ist juristisch im Recht, aber...“ Köln, den 30. August 1932. Wir haben mehrfach über das in den letzten Wochen wohl aktuellste kommunalpolitische Ereignis berichtet, nämlich über die Einführung eines schärferen Zwanges zur Ablieferung der Staatssteuern durch die Gemeinden. Bei dieser Erörterung ergab sich schließlich das Bild, daß die Kölner Regierung sich mehrfach an die Oeffentlichkeit wandte, während die Stadtverwaltung zu all diesen Vorgängen, die sie auf das Unmittelbarste berührten, vollkommen schwieg. In einer Pressebesprechung, die heute vormittag auf dem Rathaus stattfand, erklärte der Vertreter des Oberbürgermeisters, Bürgermeister Dr. Fresdorf, daß die Stadtverwaltung von einer umfassenden Aeußerung bislang abgesehen habe, um die Entwicklung der Dinge abzuwarten. Die Kommunen kämpften bekanntlich schon seit Jahren um einen vernünftigen Lastenausgleich und es sei so ungefähr der denkbar unmoglichste Weg, diese Dinge so zu regeln, daß der Staat die ihm zustehenden Steuern verlange und die Gemeinden mit der ungeheuren Wohlfahrtslast allein lasse. Der Rhein Im Laufe der vergangenen Woche ging der Wasserstand des Rheins weiter zurüak. und zwar von 2,16 Meter am 21. August auf 1,74 Meter. In den Häfen Köln, Deutz und Mülheim haben sich die Verkehrsverhältnisse gegenüber der Vorwoche nicht wesentlich geändert. Lediglich im Zollhafenverkehr ist eine Besserung eingetreten. Im Hafen Niehl ist ein Rückgang zu verzeichnen. Neue Kassenrichtlinien Vorerst kein anderer Weg! Man müsse sich fragen, wie sich die Gemeinden in der für sie untragbar gewordenen Lage denn praktisch anders hätten helfen sollen als durch Inanspruchnahme der Staatssteuern. Die Stadtverwaltung könne natürlich sagen:„Wir wollen alle Staatssteuern abliefern!“ aber diese Zusicherung habe nach Lage der Dinge nur für kurze Zeit Geltung. Solange eben in der Lastenverteilung kein anderer Weg eingeschlagen werde, bleibe auch den Kommunen letzten Endes keine andere Möglichkeit. Der Finanzdezernent, Beig. Suth, wandte sich dann zu Beginn seiner sehr instruktiven und von umfassender Sachkenntnis getragenen Ausführungen gegen die Bezeichnung Lex Köln“, die im Verlauf der öffentlichen Debatte über diese Angelegenheit gefallen sei. Köln habe nicht zuerst Staatssteuern einbehalten, weder absolut noch relativ. Vor allem aber habe Köln die Steuern nicht heimlich zurückbehalten, sondern die Regierung sei immer genau im Bilde gewesen und es sei ihr immer eingehend Bericht erstattet worden, wie die Verhältnisse die Stadtverwaltung gezwungen hätten, zuerst einen Teil und später den ganzen Betrag zurückzubehalten. Die Stadtverwaltung habe auch immer wieder erklärt, daß sie auf ausdrückliche Anweisung hin die Ablieferung selbstverständlich sofort wieder aufnehme, habe aber gebeten, sich vorher die Konsequenzen eines solchen Verlangens zu überlegen. Beig. Suth gab dann ein in seinen Auswirkungen erschrecendes Bild Auch hier wird gespart Krankenhausaufnahme nur bei Operation Köln, 29. Aug. Die Richtlinien des Reichsausschusses für Aerzte und Krankenkassen, die sich mit der wirtschaftlichen Arzneiverordnung sowie mit der Verordnung von Krankenhauspflege beschäftigen, sind vor kurzem neu aufgestellt worden. Es kommt in ihnen das Bestreben zum Ausdruck, die gebotene Sparsamkeit mit der zweckmäßigen und notwendigen Krankenhilfe für die Kassenpatienten in Einklang zu bringen. Die Verordnungsgrundsätze sehen das Wesen einer wirtschaftlichen Behandlungsweise in der Anwendung solcher Methoden, die unter Berücksichtigung der physischen, piychischen, sozialen und beruflichen Eigenart der Erkrankten die Krankheit und Arbeitsunfähigkeit nicht nur am gründlichsten und schnellsten, sondern auch am wohlfeilsten beieitigen. Der Kassenarzt hat, nach den Richtlinien, die Kasse soweit vor Ausgaben zu bewahren, wie es die Natur seiner Dienstleistungen zuläßt. Der Arzt, der die nach den Umständen gebotene Sorofalt außer acht läßt, hat der Kasse den daraus entstehenden Schaden zu erießzen. Die Vertreter und Assistenten müssen mit den Grund'ätzen der wirtschoftlichen Arzneiverordnung vertraut gemacht werden; für ihre Verstöße haftet der Kassenarzt wie für die eigenen. Bei aller Sparsamkeit darf aber die Krankenhilfe nicht minderwertig sein. Unter den Verordnungsregeln seien hervorgehoben die Bestimmungen, wonach der Kassenarzt vor einer Verschreibung prüfen soll, ob sich die Arzneien durch einfache, hygienische, physikaliiche oder diätetische Maßnahmen ersetzen lassen. In der Regel soll für den gleichen Zweck nur ein Mittel verschrieben werden. Von ähnlich oder das und Erbei gleichartig wirkenden Mitteln soll immer wohlfeilste in der wirtschaftlichsten Form Menge genommen werden; bei chronischen krankungen sind die Mittel für eine Woche. akuten für wenige Tage zu verordnen. Unzulässig ist eine Verordnung in fortlaufender oder gehäufter Wiederholung. Vorzuziehen sind Arzneiformen, die bei gleicher Wirksamkeit und annähernd gleichen Preisen für längere Zeit ausreichen als andere. Flüssige Eisenpräparate sind nur für Kinder zulässig. Bei der Verordnung von Weinen und anderen Alkoholika, von Mineralwässern, Nährund Stärkungsmitteln muß die Notwendigkeit begründet werden. Mittel für kosmetische Zwecke, Geheimmittel und Luxuspräparate dürfen überhaupt nicht verwendet werden, neue Arzneimittel nur dann, wenn ihre Wirkung nach gründlicher, wissenschaftlicher Untersuchung bestätigt wird. Krankenhauspflege soll nur verordnet werden, wenn es sich um Operationen handelt, die im allgemeinen nur klinisch ausgejuhrt werden, oder wenn wegen der Natur des Leidens oder der besonderen Umstände die notwendige und ausreichende Behandlung nur in einem Krankenhaus erfolgen kann. Vor der Verordnung ist sorgfältig zu prüfen, ob nicht die Krankenhausbehandlung durch Zuziehung eines Facharztes vermieden werden kann, oder durch Gewährung von Hauspflege, oder ob die Unterbringung im Siechenhaus am Platze sei, Abgesehen von Fällen drohender Invalidität. von ansteckenden Erkrankungen oder von solchen mit plötzlicher Lebensgefahr ist eine schriftliche Begründung für die Notwendigkeit der Krankenhauspflege beizufügen. Außer in dringenden Fällen darf Krankenhauspflege nur nach vorherier Zustimmung der Krankenkassen gewährt werden. von der Belastung der Kommunen und Kölns insbesondere durch die Arbeitslosenfürsorge. Er wies nach, wie katastrophal sich die Verhältnisse in den letzten Monaten weiter zuungunsten der Stadt verschoben hätten. Von 100 unterstützten Erwerbslosen seien zurzeit in der Alu 12,8, in der Kru 30 und in der Wolu 54 Prozent. Diese letzte Zahl müsse automatisch noch weiter steigen. Alle diese Dinge hätten die Stadtverwaltung gezwungen die Steuern nicht in vollem Umfange abzuliefern. Der Standpunkt der Regierung sei natürlich vom juristischen Standpunkte aus absolut richtig und er, der Redner, habe die jetzigen Zustände immer als unyaltbar bezeichnet. Es sei eben falsch, den Gemeinden zwangsweise staatliche Aufigaben zu übertragen, ohne sie gleichzeitig mit den notwendigen Mitteln zu versehen. Auf dem jetzt eingeschlagenen Wege werde sachlich dem Gesetz zur Durchführung verholfen. Wie die Dinge sich aber in der Praxis auswirken, daß könne sich jeder selbst ausmalen. Zurückweisung von Einwendungen Die Regierung habe nun bestimmt, die Stadtverwaltung müsse sich auf die Zahlung von Löhnen, Gehältern und Wohlfahrtsunterstützungen beschränken. Das bedeutet praktisch, daß alle vertraglichen Pflichten der Stadt ignoriert werden müßten. Eines stehe fest: die Decke für die Sicherung des öffentlichen Bedanfs sei zu kurz und durch das neuerliche Zerren würden gerade die Teile benachteiligt, die eine derartige Behandlung am wenigsten ertragen könnten. Es sei oft der Einwand erhoben worden, die Schwierigkeiten in Köln seien auf den hohen Schuldenstand zurückzuführen; die Wohlfahrtslasten seien hier geringer als in anderen Städten. Diese falsche Auffassung dürfe sich nicht festsetzen. Es sei richtig, daß Köln eine ganz erhebliche Schuldenlast zu tragen habe; man könne nicht bestreiten, daß sie erheblich über dem Durchschnitt anderer Städte läge. Es sei aber auch richtig, daß Köln sehr bedeutende Werke besitze und alle Werke ausnahmslos in eigener Regie führe. Jedenfalls stehe fest, daß der höheren Schuldenlast ein höheres Vermögen gegenüberstehe. Der Gesamtschuldendienst belaufe sich nach dem Etat 1932 auf 36 Millionen M. Von diesen 36 Millionen würden 15 von den Betrieben selbst getragen, für die sie aufgenommen seien. Dieser Betrag sei also bei den Ablieferungen der Werke immer schon berücksichtigt worden. Dem noch verbleibenden Rest von 21 Mill. ständen immer noch 24 Mill. an Ablieferungen gegenüber, so daß die Werke nicht nur den gesamten Schuldendienst aufbrächten, sondern darüber hinaus noch einige Millionen zur Entlastung des Gesamtetats. Dieses Verhältnis sei noch günstiger, als im Jahre 1914. Die Wohlfahrtslasten Die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen dagegen liege um rund ein Drittel über dem Reichsdurchschnitt, allerdings erwas unter dem Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe. Die Zahl der zu unterstützenden Familienangehörigen sei aber in Köln großer als anderswo. Hier kennzeichnete Beig. Suth die verderblichen Auswirkungen der Neuregelung der Reichshilfe, bei deren Festsetzung man von völlig unmöglichen Gesichtspunkten ausgegangen sei. Nach den Buchstaben des Gesetzes solle diese Beihilfe die Hälfte des Bedarfs decken. In Köln decke sie aber zurzeit nur noch ein Sechstel. Sehr interessant waren die Feststellungen, daß der Westen durch seine gegenüber den anderen Teilen des Reiches höhere Kinderzahl erheblich benachteiligt sei, weil dieser Unterschied bei der Berechnung der Beihilfen gar nicht berücksichtigt werde. Das führe dazu, daß hier allein für die größere Zahl der Familienangehörigen 200 Mark pro Partei aufgebracht werden müßten, während die ganze Beihilfe pro Partei nur 154 M. betrage. Wenn man Berlin in denselben finanziellen Stand versetze, so müsse es noch 56 M. herauszahlen(!) Es sei deshalb peinlich, wenn sorgsam für eine Beobachtung des Gesetzes gesorgt werde, aber nichts geschehe, um derartige Unmöglichkeiten zu beseitigen. Der Wohlfahrtsdezernent, Beig. Dr. Schwering. gab dann noch eine Reihe von Zahlen, die das Anwachsen der Wohlfahrtslasten und die Verschiebung der finanziellen Aufwendungen zuungunsten der Stadt weiter verdeutlichte. Interessant war folgende Zahlenreihe: am 1. April 1928 waren unter den 24000 von der Stadt unterstützten Personen 6000 gleich 25 v. H. Wohlfahrtsunterstützte, am 1. April 1929 waren es 29,4 v.., am gleichen Datum 1930: 43.6 v.., 1931: 55,6 v.., 1932: 65,3 v... und am 1. August 1932: 70,5 v.., wenn man auf die Köpfe abstellt. Wie sehr sich das Reich zu Lasten der Stadt entlaste, gehe daraus hervor, daß in der Alu am 30. April 1931 noch 20 000 Parteien unterstützt worden seien, während es am 31. Juli 1932 nur noch 10 900 gewesen seien. Die Zahl der in dieser Kategorie unterstützten Parteien sei also glatt um die Hälfte zurückgegangen, während sich die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen in Köln seit dem 30. April 1931 von 19.000 auf 36 750 erhöht habe. Die Zahlen der letzten Wochen zeigten ein weiteres katastrovhales Ansteigen und man müsse befürchten, daß bis zum 31. August wahre Rekordzahlen herauskämen. Dr. Schwering kennzeichnete dann noch die großen Mehrarbeiten, die sich nach der Einführung der Bedürftigkeitsprufung mit ihren kurzen Fristen für das städtische Wohlfahrtsamt ergeben hätten. An sich sei der Gedanke der Prüfung richtig, aber die Festsetzung der Termine und die Art der Ueberwälzung ohne jede Entschädigung müsse energisch bekämpft werden. In einer anschließenden Debatte stellte Bürgermeister Dr. Fresdorf fest, daß die von der Regierung getroffene Ablieferungsanordnung sich zunächst nur auf die in Zukunft fällig werdenden Steuern beziehe. Wegen des aufgelaufenen Rückstandes stehe eine Regelung noch aus. Der Redner widersprach schließlich grundsätzlich der Auffassung, als ob bei ständig sich wiederholenden Klagen der Städte in Anbetracht der Abstumpfung der übergeordneten Instanzen nichts mehr herauskomme. Er bezeichnete es als überaus wertvoll— und dieser Auffassung wird man durchaus beitreten können— daß die Oeffentlichkeit durch die Presse immer wieder auf die unhaltbare Lage in der Kommune hingewiesen würde; denn eine Aenderung der Dinge könne letzten Endes ja doch nur aus dem kraftvollen Widerstand der Oeffentlichkeit erzielt werden. Die gegenwärtige Lage stellt sich nach all dem folgendermaßen dar: die Anordnung der Regierung kann nur für eine ganz kurze Zeit praktisch verwirklicht werden, da sich in Anbetracht des mangelnden gerechten Lastenausgleichs immer wieder von neuem Komplikationen ergeben werden. Man wird die Städte entweder zur völligen„Betriebseinstellung“ verurteilen oder endlich eine grundstürzende Aenderung treffen müssen. Versuchter Straßenraub Heute vormittag, gegen 4 Uhr, versuchten auf der Subbelrather Straße in der Nähe der Liebigstraße drei Männer einen Raubüberfall auf einen fahrenden Gemüsewagen. Auf dem Wagen befanden sich zwei Gemüsehändler aus Ehrenfeld. Die drei Räuber versuchten mit Gewalt den beiden Händlern das Geld, welches sie zum Gemüseeinkauf bei sich führten, abzunehmen. Es gelang den Ueberfallenen, die Täter abzuwehren. Zwei Täter wurden festgenommen, während der Dritte flüchtete. Seite 8 Nr. 239 Lokal=Anzeiger Dienstag, 30. August 1932 Beide tot! Dachdecker abgestürzt Ein schreckliches Anglück in der Salzgasse Zoo muß sich durchschlagen Zootiere bitten um Futter Ein„Köttartikel“, gegen den sich nichts sagen läßt Köln, 30. August. Ein furchtbares Unglück ereignete sich heute gegen 11,45 Uhr an dem Hause Ecke Salzgasse und Tipsgasse. Zwei Dachdecker waren mit der Reparatur eines schadhaft gewordenen Daches beschäftigt und zwar mit Teeren. Sie rutschten anscheinend infolge Glätte des Daches ab, und fielen etwa 12—15 Meter tief auf den Bordstein. Einer war sofort tot, der andere wurde von der Feuerwehr mit schweren Verletzungen ins Bürgerhospital gebracht; dort konnte man nur noch den inzwischen eingetretenen Tod feststellen. Es handelt sich, wie uns mitgeteilt wird, um Leute im Alter von etwa 50 Jahren. Die näheren Ursachen stehen noch nicht fest. Die Polizei ist mit den Ermittlungen beschäftigt. Verkehrsunfälle Ecke Militärringstraße und Schillingsrotter= weg fuhr ein Motorradfahrer von auswärts, als er einige Radfahrer überholen wollte, auf die linke Straßenseite. Hierbei überfuhr er einen aus entgegengesetzter Richtung kommenden Schäferhund, wobei er zu Fall kam. Seine auf dem Soziussitz mitfahrende Frau wurde auf das Straßenpflaster geschleudert und erlitt schwere Kopfverletzungen. Der Hund ist verendet. * Auf der Neußer Landstraße fuhr ein Personenkraftwagen, der einen Radfahrer überholen wollte, gegen einen Baum. Die Autolenkerin, die fünf Insassen des Autos sowie der Radfahrer wurden sämtlich schwer verletzt. Die Schuldfrage wird noch geklärt. Einbrüche und Diebstähle Aus einem Keller in der Konstantinstraße sind durch Einbruch 100 halbe Pakete Persil, 50 Pakete Imi und 50 Pakete Sil gestohlen worden. * Auf der Hohe Straße schlugen Diebe in der gleichen Nacht den Schaukasten eines Kaufhauses ein. Sie stahlen sechs Paar Sportstrümpfe und neun Paar Herrensocken. * In der letzten Nacht brachen Diebe in den Keller eines Käsegeschäftes in der Melchiorstraße ein und stahlen für etwa 200 Mark Käse * In der vorletzten Nacht sind durch Einbruch in ein Möbellager auf dem Rothgerberbach fünf Steppdecken und zwei Schonerdecken gestohlen worden. * Aus einem Keller in der Breibergstraße stahlen Diebe ein Faltboot im Werte von 250 Mark. Wiederum gegen Johann Hoffmann! Am 31. August wird erneut vor der Großen Strafkammer gegen den jugendlichen Johann Hoffmann verhandelt. Es handelt sich um die politische Auseinandersetzung am 7. 12. 1930 am Römerturm. Auf die Revision des durch das frühere Urteil der Kölner Strafkammer verurkeilten Angeklagten Hoffmann hat das Reichsgericht beir. des Schuldausspruches festgestellt, daß Hoffmann wegen Körperverletzung mit Todeserfolg schuldig ist. Im Strafausspruch hat das Reichsgericht das frühere Urteil aufgehoben und die Sache insoweit zur nochmaligen Verhandlung und Entscheidung an die Kölner Strafkammer zurückverwiesen. Die morgige Verhandlung betrifft also nur das Strafmaß; sie ist nicht öffentlich, da es sich um ein Verfahren gegen einen Jugendlichen handelt. Die Zoo=Direktion schreibt: Zur Gesunderhaltung der verschiedenen Kostganger des Zoologischen Gartens ist die Verabreichung von möglichst verschiedenartigen Futtermitteln besonders wichtig. In diesem Sommer ist das Grünfutter außerordentlich knapp und die großen Mengen von frischem, grünen Gras und Klee, die sonst im Sommer eine Wohltat für die Tiere waren, sind dieses Jahr nicht aufzutreiben. In dieser schweren Zeit, in der sich der Zoologische Garten bei geringerem Besuch und bei der Not der Zeit entsprechend geschaffenen Preisermäßigungen mühsam durchschlagen muß, ist jede Beihilfe zur Tierfütterung willkommen, damit die Ausgaben wesentlich herabgesetzt werden können und trotzdem den Tieren eine vielseitige, gute Ernährung gegeben werden kann. Es gehen so viele wertvolle Futterstoffe ungenutzt zugrunde. Deshalb ergeht die Bitte an alle Freunde des Zoologischen Gartens, sich jeder Gelegenheit zu erinnern, um jegliches Tierfutter für den Zoo nutzbar zu machen. Auf vielen Garten= und Parkflächen verdorrt das Gras zwecklos. Der Besitzer wäre vielleicht ganz dankbar, wenn es gemäht und abgefahren würde. Das wird vom Zoo gerne sauber besorgt. Vielerorts bleibt soviel Fallobst liegen, das unbeachtet verkommt. Die meisten pflanzen= und früchte=fressenden Zoobewohner sind dankbare Abnehmer dafür. Es bietet einen wertvollen Ersatz für das dieses Jahr so spärliche Grünfutter. Hier und da wird vielleicht noch ein Klee= oder Luzerneschlag umgepflügt, weil die Ernte nicht mehr recht lohnt. Wenn dem Zoo solche Stücke zur Verfügung gestellt werden, läßt er das auch mit eignen Leuten mähen und abfahren. Zum Unterpflügen bleibt doch noch genug stehen. Und sollte der Acker dringend einer besonderen Düngung bedürfen, so kann dafür Dünger aus dem Zoo gegeben werden. Bei guten Ernten bleiben in vielen Gärten Kürbisse, Sonnenblumen und die großen Samenscheiben von Sonnenblumen, das Blattwerk' von Bohnen und Erbsen unverwertet. Im Zoologischen Garten sind auch dafür Liebhaber vorhanden. Also, denken Sie immer an den Zoo! In solchen Fällen ist die Möglichkeit vorhanden, ungenutzte Werte einer guten, gemeinnützigen Sache nutzbar zu machen! Billiger Ferienmittwoch Am Mittwoch ist wieder„Billiger Tag“ im Kölner Zoo. Diese billigen Ferientage haben sich erfreulich gut eingeführt. Sicher hat die Verbindung des verbilligten Eintrittes mit dem Kinderfest am Nachmittag zu der großen Beliebtheit dieser Tage beigetragen. Der billige Eintrittspreis von 50 bzw. 30 Pf. gilt bereits von früh ab. Die wundervollen Morgenstunden dieser selten schönen Spätsommertage zeigen den Tierpark im schönsten Lichte. An besonderen Sehenswürdigkeiten sind vier weiße junge Lamas zu erwähnen, mehrere sehr niedliche, neue Affen, bunte Meerkatzen und Mangaben. Ferner ist der ägyptische Basar mit den interessanten Handwerkstätten noch da, die Ausstellung„Tierfotos mit der Leica" fesselt jeden Liebhaberfotografen ebensosehr wie jeden Freund von Tierbildern. Im Mittelpunkt der Sonderveranstaltung steht die packende Raubtierdressur von Paul Engert, der seine sechs fauchenden Panther in die Arena vorführt. Außer dem nächsten Mittwoch wird auch Mittwoch, 7. September,„billigerTag“ sein, ebenso der ganze Samstag und Sonntag, 3. und 4. September. Ankündigungen Schaufenster=Wettbewerb der Drogisten Die Bezirksgruppe Köln im Verband junger Drogisten Deutschlands E.., veranstaltet aus Anlaß ihres 30jährigen Jubiläums in der Woche vom 24..—3. 10. einen Jubiläums=Schaufenster=Wettbewerb für alle Drogerien Groß=Kölns. Auskunft erteilt der 1. Vorsitzende Rich. Gentzsch Köln, Komödienstraße 9. i/ Fa. Kölner Dom=Drogerie. * Wagengestellung der Reichsbahn am 29. August Ruhrbezirk: gestellt 13 804: Aachener Kohlenbezirk: gestellt 1305: Rhein. Braunkohlenbezirk: gestellt 2136 Gefehlt haben keine. Winterarbeit In der kaufmännischen Fachabteilung des kath. Gesellenvereins Im Zeichen der Arbeitslosigkeit gibt die kaufm. Fachabteilung für diesen Herbst und Winter, dank der guten Lehrkräfte, die zur Verfügung stehen, besonders gute Gelegenheit, mit ganz geringen Kosten die Grundlagen des jungen Kaufmannes aufzufrischen und Wissen und Können zu erweitern. Sie beginnt av 1. Oktober mit folgenden Kursen: Buchführung, kaufm. Rechnen, Schriftverkehr, Einheitskurzschrift und Maschinenschreiben. Als Spezialkurse beginnen einen Monat(päter Schaufensterdekoration und Lackschrift nach dem modernen Spritzverfahren. Ferner die Fächer: Bank und Börse, Scheck und Wechsel, Statistik und Organisation des kaufm. Betriebes. Auch in diesem Jahre bürgen hochqualifizierte Lehrkräfte bei eifriger Mitarbeit für vollen Erfolg. Anmeldungen zu den einzelnen Kursen können von allen kath. jungen Kaufleuten jeden Mittwochabend auf Zimmer 15 im Kolpinghause, Breite Straße 108 erfolgen. Nächste Versammlung mit Vortrag eines bekannten Kölner Personalchefs findet am 14. September in oben erwähntem Raume statt. Auch hierzu sind alle Interessenten eingeladen. Primizfeier in Rippes Am Samstag wurden zwei Söhne der Pfarre St. Marien, Nippes, die Herren Wilhelm Flosdorf. Kempener Straße 58 und Hubert Kraus, Auerstraße 4. die beide in den Jesuitenorden eingetreten sind, in Valkenburg(Holland) zum Priester geweiht. Pater Flosdorf feiert am 4. September und Pater Kraus am 11. September, jedesmal morgens 10 Uhr, in der Pfarrkirche sein erstes feierliches Hochamt. Beide Primizianten werden in den genannten Tagen von der Pfarrgeistlichkeit und den Vereinen mit ihren Fahnen zur Kirche abgeholt. Der Vinzenzverein auf dem Katholikentag in Essen Bei Gelegenheit des Katholikentages zu Essen findet am Samstag, 3. September, nachmittags 2 Uhr, im Kammermusiksaale des städt. Saalbaues eine Festversammuna des Vinzenzvereins Deutschland statt Der Vorsitzende des Deutschen Vinzenzvereins. Dr. Bolzau, spricht über:„Die soziale Bedeutung des Vinzenzvereins in unseren Tagen" und Pfarter Schreiber (Köln=Bickendorf) über:„Die Auswirkung der Vinzenzarbeit auf die pfarramtliche Seelsorge". Zu dieser Festversammlung sind die Vinzenzbrüder von nah und fern und alle Freunde des Vinzenzvereins herzlich eingeladen. Voikswartbund auf dem Katholikentag Der Volkswartbund veranstaltet auf dem Essener Katholikentag eine besondere Kundgebung, die Freitag, 2. September, 15 Uhr, im „Hause der Technik“ stattfindet. Das Hauptreferat erstattet Oberregierungsrat Dr. Kerstiens aus dem preußischen Ministerium des Innern, und zwar über das Thema:„Abwehr der sittlichen Gefahren in der Großstadt". Dr. Kerstiens gilt als Sachkenner auf dem Gebiete des Polizeirechts und ist als Referent für Sittlichkeitsfragen im Innenministerium besonders berufen, über die Abwehr der öffentlichen Unsittlichkeit in der Großstadt zu sprechen. Bei unserem diesjährigen Königsschießen, das am 28. August auf dem Städtischen Schießstande in Köln=Merheim abgehalten wurde, errang unter starker Konkurrenz die Königswürde unser Mitglied Franz Zillikens, auf Gut Asperschlag, Kr. Bergheim. 1. Ritter wurde unser vorjähriger König Peter Nahrinas. KölnEhrenfeld, während 2. Ritter Max Paul, KölnSülz, wurde.— Auf Ehrenscheiben wurden Sieger: Ehrenscheibe 1: Paul Decker, Köln=Ehrenfeld, Ehrenscheibe 2: Artur Schuster, Köln. Nach Schluß des Schießens fand im Schützenhaus eine kleine, aver würdige Königsfeier statt. Der König wurde mit der aus dem Jahre 1532 stammenden Königskette und mit dem vom König Friedrich Wilhelm IV. gestifteten graßen, goldenen Königsorden geschmückt. Außerdem erhielt er zur dauernden Erinnerung einen von der Gesellschaft gestifteten goldenen Orden. Die beiden Ritter erhielten je 1 goldenen Ritterorden. Bei dieser Gelegenheit ehrte der Vorsitzende Otto Friedel auch einige Mitglieder, die im Kleinkaliberschießen die silberne deutsche Schießmeisterschaft errungen hatten. Es wurden ausgezeichnet: Karl Neuschäffer, Köln=Braunsfeld, Peter Nahrings. Köln=Ehrenfeld und Artur Schuster, Köln. Auch gab der Vorsitzende bekannt, daß sich wieder mehrere Herren, die dem Schießsport Interesse entgegenbringen, für die Aufnahme in unsere Gesellschaft angemeldet hätten. Nicht unerwähnt soll unsere Gesellschaftskapelle bleiben, die ihr Bestes hergab zur Verschönerung der Feier. Die Teilnehmer verlebten bei Unterhaltung und Tanz einige recht andenehme und frohe Stunden. Ehrenfeld hat seinen Schützenkönig Es gehört schon ziemlich viel Geduld und Ausdauer dazu, sich einen Weg durch die Zeltstadt an der Takustraße zu bahnen. Nur unter den größten Anstrengungen gelangt man zum Königszelt. Die königslose Zeit ist Gott sei Dank zu Ende, denn die wackeren Ehrenfelder Schützen haben nun wieder einen König. Um 17 Uhr wurde Herr Joseph Benoit zum König gekront. Herr Benoit ist schon leit 48 Jahren Mitglied und Ehrenmitglied des Schüßenvereins, und errang die Königswürde schon zum fünften Male. Als„Ritter“ werden ihm zur Seite stehen in der von dem heutigen Schießergebnis bestimmten Reihenfolge: 1. Bernh. Wittkamp. 2. Jacques Scheuer, 3. Hilarius Etten. 4. Heinrich Fischer, 5. Gerh. von Umbscheiden. 6. Albert Huth. Der Krönungszug findet heute abend um 20 Uhr statt. voller Schützenfest Das 54. Schützenfest der St.=HubertusSchützen=Gesellschaft Poll war äußerlich der Notzeit entsprechend einfach gehalten und trotzdem wie seine Vorgänger ein sinnfälliger Ausdruck Poller Gemeinschaftsgeistes und Heimatstolzes. Maa das Fischerdorf in der Kölner Großstadt im Laufe der Jahre durch die vielen Siedlungen an Einwohnern zugenommen, mag es vom Stadtverkehr überwogt werden, Poll bleibt immer noch Poll. denn Poller Tradition ist lebensstark und zäh und wird auch noch in künftigen Generationen unverändert weiter leben. Das sah man in diesen Tagen beim Poller Schützensest. Und das ist gut so, gibt doch dieses Verbundensein der Bürgerschaft untereinander einem solchen Fest erst Inhalt und Sinn, ohne den es nicht mehr wäre wir irgendeine beliebige Volksbelustigung. Mit dem gemeinsamen Gottesdienst in der prächtigen gotischen Pfarrkirche begann das Schützenfest. Dann zog man in stillem, geschlossenem Zuge zum Ehrenmal. Vor diesem weit in die Rheinebene ausschauenden Gefallenendenkmal der Gemeinde Poll hielten nun die Schützen eine kurze Gedenkfeier ab. Der Musikverein Edelweiß Poll trug mehrere Choräle vor, der Vorsitzende der Hubertus=Schützen=Gesellschaft, Josef Jung, hielt die Gedenkrede, sprach von dem Sinn des Verweilens an geweihter Stätte, sprach von der ernsten und bedeutungsvollen Predigt der Gefallenen und von der Pflicht der Schützen, in Gemeinschaftssinn, Heimatliebe und Volksverbundenheit die Nöten der Zeit mit überwinden zu helfen. Nachher war im Vereinslokal Werner ein kurzer Festkommers. Ex erhielt in diesem Jahre besonderen Inhalt durch die Ehrung der beiden Goldjubilare Hackenbroch und Zimmermann. In mannigfacher Rede wurden die beiden Veteranen der Schützenidee von ihren Kameraden gefeiert. Eine offizielle Ehrung soll bei dem Schlußfeier am heutigen Abend erfolgen Am Sonntagnachmittag entfaltete sich dann nach einem kurzen Festzug auf dem Schießstand die Haupttätigkeit der Schützen. Den ganzen Nachmittag über hörte man bis weit auf der Kölner Rheinseite das Knallen der Büchsen. Und am gestrigen Montag ging es weiter. Der Spätnachmittag brachte dann auch die Sensation des diesjährigen Schützenfestes. die Ausschießung des Schützenkönigs. Für 1932 33 errang Gottfried Zimmermann diese Würde. Ritter wurden Franz Mertens, der Präsident Jung und Heinrich Göbel. Der heutige Dienstag ist in der Hauptsache den Kindern vorbehalten. Durch Einschränkung des äußeren Rahmens des Schützenfestes und auch durch den Opfersinn der Poller Bürger wurde es den Schützen möglich, der Poller Kinderwelt diese Freude zu bereiten. In den Gartenanlagen des Nothelferschen Anwesens wird dieses frohe Ereignis sich vollziehen Und heute abend treffen sich zum letzten Male die Erwachsenen. Die städtische Blindenbücherei wird am 2. September von Klingelpütz 5 nach Friesenstraße 20 22(Volksschule) verlegt. Persönliches Herr Heinrich Aldenhoven ist am 1. Septemder 25 Jahre als Küster an der Pfarrkirche St. Maria in Loskirchen tätig. Er war vorher 22 Jahre an der von Grootschen Familienkirche am Elend. Möge er in drei Jahren in Gesundbeit und Rustigkeit das 50jährige Kusterjubiläum feiern können. Douglas Fairbanks dürfte der Mann sein, der die umfangreichste Garderobe besitzt. Auf eine Reise nach London nahm er sechzehn ungeheure Koffer mit, in denen u. a. 480 Anzüge enthalten waren. Neue Mordkommissionen Gemäß den Anweisungen des Reichskommissärs für Preußen war der Kölner Regierung die Schaffung besonderer Mord. und Hilfsmordkommissionen zur Bekämpfung der politischen Gewalttaten innerhalb des wegen seiner Größe und seiner dichten Bevölkerung besonders wichtigen Bezirks Köln übertragen worden. Die vorbereitenden Arbeiten zur Durchführung der im Erlaß des Reichskommissars bestimmten Maßnahmen sind so weit gediehen, daß bei etwaigen Terrorakten der nächsten Zeit die Neueinrichtungen Hand in Hand mit den bereits bestehenden Stellen ihre Tätigkeit beginnen können. Die dienstliche Oberaufsicht über die neuen Hilfsmordkommissionen liegt in den Händen der zuständigen Hilfskriminalpolizeistelle. Bei der Landeskriminalpolizeistelle Köln sind drei Mordkommissionen gebildet, die sich aus je einem Kriminalkommissar, zwei Kriminalbeamten, einem Beamten des Erkennungsdienstes und bei politischen Gewalttaten aus zwei weiteren Beamten der politischen Abteilung zusammensetzt. Neben den bei der Landeskriminalpolizeistelle bestehenden drei Mordkommissionen stehen nunmehr für den Fall oer anderweitig dringenden Inanspruchnahme dieser Spezialeinrichtungen zur Aufklärung von Terrorakten besondere Hilfsmordkommissionen zur Verfügung, die nach dem Erlaß des Reichskommissars mindestens drei Beamte umfassen sollen. Die Leitung des Aufklärungsdienstes der Kölner Landeskriminalpolizei liegt in den Händen von Kriminalrat Theuring. Im Bezirk der Kölner Landeskriminalpolizeistelle, die die Regierungsbezirke Köln, Koblenz, Trier umsaßt, werden seitens der Regierung aller Wahrscheinlichkeit nach Hilfsmordkommissionen in Bonn, Euskirchen und für die Kreise Gummersbach, Wipperfürth und Waldbröl geschaffen. Heutige Jugend In einem Kölner Warenhaus stand eine mächtige Schilse mit Berliner Pfannkuchen, das Stück zu 5 Pfennig. Davor ein hohlwangiger Junge von etwa 6 Jahren, in dürftiger Kleidung, der mit sehnsüchtigen Blicken die Süßigkeiten betrachtete. Eine Frau wandte sich an den Kleinen mit den Worten:„Du möchtest wohl auch solch einen Kuchen?" Der Junge nickte bejahend. Die Frau kaufte einen Berliner, übergab ihn dem Kleinen und sah mit Vergnügen zu, wie dieser den Kuchen verschlang. Dann neigte sich die Frau zu dem Knirps und fragte:„Hat es geschmeckt?" Der Junge legie eine Hand an den Mund und sagte im Flüsterton: „No han ich drei gesse, zwei hat ich mr alt gekläut“ Hemmungen durch Gewissensbisse schien der Bengel noch nicht zu haben. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Heinz Stephan; für den Anzeigenteil: J. Stotz: Verlag und Druck: Kölner Görreshaus A. G. Dienstag, 30. August 1932 Aufregende Sache Vom Kölner Hauptmarkt Das war heute wieder ein aufregender Betrieb auf dem Hauptmarkt. Nur mühsam konnten alle Zufuhren auf den vorhandenen Flächen untergebracht werden. Die Verkehrspolizei zu Pferd und zu Fuß war bemüht, Stockungen zu vermeiden. Straßenbahn und Autobusse vermochten sich nur langsam fortzubewegen. Angestellte der Straßenbahn gingen den Wagen voraus, um die Durchfahrt ohne Reibung zu sichern. Es waren viele auswärtige Aufkäufer am Markt. Das Geschäft war lebhaft, namentlich in Gemüse. Der sogenannte erste„Plöck“ in Einmachbohnen ist beendet. Der zweite Plöck setzte mit einer erheblichen Preissteigerung ein. Bezahlte man doch heute für Stangenbohnen 11—16 Mark für den Zentner. Vor acht Tagen konnte man sie um—7 Mark billiger haben. Auch für andere Gemüsearten stiegen die Preise. Weniger flott gestaltete sich der Verkauf auf dem Obstmarkt. Die Bühler Pflaumen gehen zur Neige nachdem täglich bis zu 28 Waggon dieser Pflaumen aus Baden in Köln eintrafen. Jetzt kommen die Spät=Zwetschen. Eifelbewohner brachten in Waschkübeln, Tonnen, Eimern usw. Riesenmengen Brombeeren. Außerordentlich ruhig war es in der Markthalle, an den Fischständen und auf dem Geflügelmarkt. Es kosteten im Großhandel: Kartoffeln, Nieren 3,20—3,30, blaue 4,50, blaue runde Oberländer 2,40—2,50, Industrie 2,40—2,60 Mark der Zentner. Einmachbohnen 11—16, Wachsbohnen—10, Prinzeßbohnen 12—15. dicke Bohnen 10—12, Weißkohl—2,2, Rotkohl 2,5—3, Wirsing 4,5—5, Spinat—8, Tomaten—4, Möhren—5, Zwiebeln 4,5—6, Einmachzwiebeln 14—22, Kürbisse 5 Pf. das Pfund. Rettich—7. Gurken 10—18, Kohlrabi—4, Wirsing—12, Weißkohl—8, Rotkohl—9. Blumenkohl 10—40, Kopfsalat—12, Endivien 7 bis 10 Pf. das Stück. Mangold—2, Möhrchen—4, Radieschen —4 Pf. das Gebund. Einmachgurken 40—50, Salzgurken 50—60 Pf. die 100 Stück. Kochäpfel—13, Eßäpfel 12—20, Kochbirnen—8, Eßbirnen 10—25, Pflaumen 14—16. Mirabellen 22—25, Reineklauden 20—25, Zwetschen 12—17, Johannistrauben 20, Preißelbeeren 20 bis 25, Brombeeren 15—18, Pfirsiche 25—30, Pf. das Pfund. Eier.—8 Pf. das Stück. Molkereibutter 1,15—1,25, Landbutter—1,10 Mark das Pfund. An Auslandswaren: holl. Kopfsalat 10, Gurken 15—20 Pf. das Stück. Tomaten—7 Pf. das Pfund. Apfelsinen Kiste 22—23, Zitronen Kiste zu 150 Stück 17—20, zu 300 Stück 28—40. Tiroler Aepfel Kiste 13—15, amerik. Aepfel Kiste 10—13 Mark, ital. Kochäpfel 11—12, Birnen 20—25, holl. Trauben 75—990, ital. Trauben 20—25, belg. 120, Bananen 25—28, Feigen 30, Ananas 90—100 Pf. das Pfund. * Die Kirmes in Köln=Worringen wird nicht, Lokal=Anzeiger wie es in der Bekanntmachung über die Versteigerung der Kirmesplätze hieß, an der St.= Tönnis= und Hackenbruchstr., sondern auf einem in der Nähe befindlichen Sportplatz abgehalten. Die Kölner Fleischpreise Die Stadtverwaltung teilt mit: In der Frage der Fleischpreiserhöhung haben die Vertreter des Fleischergewerbes einen scharfen Protest gegen die Verlautbarung der Stadtverwaltung veröffentlicht. Die Verlautbarung der Stadtverwaltung hat keineswegs über den Metzgerstand„Klage" geführt oder gar den ganzen Stand„angeprangert", sondern war nur eine Warnung, ungerechtfertigae Preissteigerungen vorzunehmen, wie sie in den letzten Wochen im Anschluß an die neue Belastung durch die Schlachtsteuer verschiedentlich festgestellt wurden. Zu einer solchen Warnung war die Verwaltung verpflichtet. Die ständige Beobachtung der Preisentwicklung für die wichtigsten Gegenstände des täglichen Bedarfs und die Einflußnahme auf die Preisgestaltung ist der Stadtverwaltung durch die Anordnung des Reichskommissars für Preisüberwachung erneut zur besonderen Pflicht gemacht worden. Die Verlautbarung der Stadtverwaltung gegen ungerechtfertigte Fleischpreissteigerungen verfolgte außerdem noch den Zweck, die Verbraucher auf die Notwendigkeit der Preisvergleichung an Hand der vorgeschriebenen Preisauszeichnungen hinzuweisen. Der Weg der Veröffentlichung in der Presse ohne vorherige Besprechungen wurde gewählt, weil die Einflußnahme der Innungen auf die einzelnen Gewerbetreibenden oft ungenügend ist und sich in der Auswirkung verzögert, wie z. B. die Erfahrung mit den vorgeschriebenen Preisauszeichnungen gezeigt hat. Trotz wiederholten Vorstellungen sind die Preisauszeichnungen in vielen Fällen auch heute noch nicht oder nicht in der vorschriftmäßigen Form erfolgt. Wahrscheinlich wird sich jetzt das Fleischergewerbe wiederum äußern. Wir betonen nochmals, daß wir hier nur offizielle Verlautbarungen wiedergeben. Red. Pferdemarkt in Köln Der nächste Pferdemarkt findet am Mittwoch, den 7. September 1932, in den Anlagen des Viehhofes statt. Aus dem Fenster gesprungen Gestern, gegen 16 Uhr, entstand zwischen einem Ehepaar aus der Sülzburgstraße ein Streit. Aus Furcht vor Mißhandlungen sprang die Ehefrau aus dem Fenster der 1. Etage auf die Straße. Sie wurde erheblich verletzt und mittels Krankenwagens in die Lindenburg geschafft. Wesideutscher Rundfunk Feierabend Eine Hörfolge von Paul Laven, abgestellt auf das, was die einzelnen Menschen nach Feierabend machen. Szenen, aufgelockerte, gequälte, künstlich konstruierte, wahrhaft erschaute, köstlich die Skatspieler, dumm der Schauspieler, Szenen in Musik sich verflüchtend, mehr Photos als Gemälde, sachlich phantasielos— es ging uns wie weiland Moses, wir sahen das gelobte Land und durften nicht eintreten. Das Ganze: Ein Silberstreifen am Horizont der Funkkunst. Das wandernde Mikrophon Man muß es gesehen haben: Ein Flugzeug landet, der Monteur schnallt den Fallschirm ab, klettert hinaus, will zur Kontrolle, da geht ein Mann mit einem seltsamen Drahtgestell neben ihm her, redet auf ihn ein, fragt— so entlockte mit seltener Hingabe Rauber den Piloten allerlei Wissenswertes, es gab ein lebendiges Bild der Veranstaltung— ganz im Gegensatz zu dem Vortrage Piccards, der sehr enttäuschte, enthielt er doch nur eine Ablesung der Landkarte, das Wesentliche der Fahrt, persönliches Erleben und wissenschaftlicher Zweck— das erfuhr niemand. Von A bis 3 sehr schwierig Man sucht vergeblich nach einer geläuterten Form für die Bunten Abende, man sucht nach einem bindenden Leitmotiv— und bleibt in Aeußerlichkeiten hängen. So ist auch der Einfall nach dem Alphabet vorzugehen ganz lustig, so ein gefunktes Konservationslexikon hat seinen Reiz— aber es ist doch etwas dünn und zwanglos, es bindet nicht— sonst war der Abend unter Eberts Leitung froh beschwingt, aufgelöst, in Gegensätzlichkeit nicht genügend betont, aber unterhaltsam. Was will der bescheidene Hörer denn mehr? Ach, wenn es doch immer so bliebe! Aus der Niederung der Lustigen Abende ist ein bewußter Aufbruch erfolgt. Vor sieben Jahren wurde diese Forderung erhoben. Man hat die Ansage abgeschafft, versucht Beziehungen zwischen Wort und Ton herzustellen, läßt sogar Mozart in den Senderaum, schafft lustige Thesen und Antithesen, ist noch in unsicherem Tasten begriffen, verfällt in alte Fehler, läßt einzelne Menschen mit ihrem beschränkten Wirkungskreis zu sehr hervortreten— aber der Aufbruch ist da, man hat von den heiteren Mittwochen, von der Stunde Kurzweil gelernt. „Ins Land der Freude“ nannte sich die Sendung am Samstag. Ach, wenn es doch immer so bliebe! Das Gotteslob des Volkes Es ist etwas Herrliches um den Kirchengesang des Volkes, es wächst zu einer großen, brennenden Gemeinschaft. Domkapitular Wüsten schilderte den Werdegang des Kirchenliedes, von den Tagen wo ein Schriftsteller Nr. 239 Seite 11 den Gesang der Deutschen mit einem polternden Lastwagen verglich bis heute, wo katholische Jugend bei Fiedel und Klampfe uralte Weisen zu neuem Leben erweckt, wo sich die Kathedralen mit den Liedern der Massen füllen. Sinngemäß und stilvoll das musikalische Gewand der Feier, alte Kirchenlieder, Celloklänge, Chorgesang, Glockengeläute. Essen=Steele zeichnete verantwortlich. Vielleicht darf in diesem Zusammenhang auf ein prächtiges, natürliches, wahrhaft volkstümliches Buch aufmerksam gemacht werden: Gregor Schwake. Das Volk lernt gregorianischen Choral, Verlag Laumann, Dülmen— selten ist so klar und überzeugend, so einleuchtend und frisch, so natürlich und umfassend über das gregorianische Gotteslob des Volkes geschrieben worden. Allen gibt dieses Buch des wandernden Benediktiners, der überall die Massen begeisterte, unendlich viel. Dr. Haanen. Platzmiete der Städtischen Bühnen Die Anmeldefrist für die Tagesfestmieten(bestimmter Platz an einem bestimmten Tag) läuft Mittwoch, 7. September, ab, da die Mietvorstellungen bereits am 14. September einsetzen. Es empfiehlt sich, möglichst mündlich bei der Platzmietenkasse im Opernhaus(Zimmer 9,—12.30 Uhr) zu bestellen, weil dabei gleichzeitig die Plätze an Hand der Sitzpläne ausgesucht werden können. Bei schriftlicher Bestellung werden die bei Eingang der Bestellung verfügbaren besten Plätze zugeteilt wobei Sonderwünsche bestmöglichst Berücksichtigung finden. Platzmietbedingungen sind an Wetter bis morgen Beständiges Wetter läßt nach Im ganzen mehr wolkiges und weniger beständiges Wetter als bisher. Gewitterhafte Störungen. Maximum im Kölner Flaghafen+25,3 Grad, Minimum 114,0 Grad Ceisius. Amtl. Wasserstands-Nachrichten 30. 29. Basel.77.77 Konstann 0,00.00 Hüningen.10.96 Kehl.80.00 Marad 4,24 4,36 Mannbeim.13.11 Lohr.97 1,00 Meinz.84.00 Bingen.84.80 Kaub.02.10 30. 29. Hm.07.10 Trier 024.01 Koblenz.98 2,02 Köln.72 1,60 Düsseldorf.14.11 Duisburg.07.00 Mülheim(Ruhr) 1,17.17 Ruhror.30 1,30 Wesel.02 0,02 Hmmerich.1.24 Christus in für mich das Leben, und das Sterben ist mir Gewinn. (St. Paulus) Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Ratschluß gefallen, am 28. August 1932, morgens 11 Uhr, meine innigstgeliebte Gattin, unsere gute Mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante die wohlachtbare Frau Elisabeth Gillessen geb. Stump nach kurzem, schwerem, mit größter Geduld ertragenem Leiden, gestärkt mit den Heilsmitteln der röm.-kath. Kirche, nach einem echt christlichen Lebenswandel im Alter von 49 Jahren zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Um stille Teilnahme bitten die trauernden Hinterbliebenen: Karl Gillessen Karl Gillessen jon. Willi Gillessen Trude Gillessen geb. Löbler Hubert Gillessen Elli Wickerath geb. Gillessen Maria Gillessen Franz Wickerath Grete Gillessen und die übrigen Anverwandten. Köln-Zollstock, Bauerbankstr. 27, 1Olich, Stetternich, Essen, M. G odbach, den 28. August 1932. Die feierlichen Exegulen werden gehalten am 31. August 1932, vormittag: 9 Uhr, in der Pfarrkirche St. Pius, Köln-Zollstock. Die Beerdigung ist am gleichen Tage, nachmittags 3½ Uhr, von der Leichenhalle des Südfriedhof: c GUs. Sollte jemand aus Versehen keine besondere Anzeige erhalten haben, so bitten wir, dieses als solche zu betrachten. Statt jeder besonderen Anzeige. Heute nachmittag ½4 Uhr, nahm Gott unser ältestes Töchterchen Dorothea Im Alter von 9 Jahren nach langer Krankheit, versehen mit den heil. Sterbesakramenten, zu sich in die Ewigkeit. Dr. med. Otto Hagen und Frau Dorothea geb. Rust. Köln(Ublerring 25), den 28. Aug. 32. Die Beerdigung flndet statt Mittwoch, den 31. August, 11½ Uhr. von der Leichenhalle des Südfriedhofes aus, die Seelenmesse am gleichen Tage 8½ Uhr. in der Pfarrkirche St. Severin. lold Uhren Pfandsch Danksagung. Für die wohltnende Teilnahme sowie für die schönen Kranzspenden beim Hinscheiden meiner lieben Gattin, unserer unvergeßlichen Mutter u. Schwieger mutter sprechen wir hiermit allen Verwandten und Bekannten, besonders den lieben Nachbarn und Vereinen, unseren tiefgefühlten Dank aus. Peter Wolf und Kinder. Köln-Mauenheim. Im August 1932. Schmiedegasse 111 Brillant„8Rb., Best. kauf Köln Kämmergaller! Frauen- und Mütterverein St. Plus, Köln-Zollstock Die Exequien für unser verstorbenes Mitglied Frau Elisäbeth Gillersen geb. Stump flnden statt am Mittwoch, den 31. August, morgens 9 Uhr, in der Pfarrkirche St. Pins.— Die Beerdigung ist am gleichen Tare. nachmittags 3½ Uhr, von der Leichenhalle des Südfriedhofes aus. Es ladef“ein: Der Vorstand. nimmt Krankenschwester bei gut. Brpfl. auf. Gr. Liegehalle, gr. Gart. a. W. Tagespr. 4 A. Haus Waldeck, Kirchberg Jagst, Württemd. Köln-Holwelde Anzeigenund AbonnemenizAnnohme zu Originalpreisen: Berg Gledbacher Sir. 438 Stbille Horn Danksagung. Für die überaus zahlreichen Beweise herzlicher Teflnahme anläßlich des Todes unseres lieben unvergeßlichen Bruders, Schwagers und Onkels, des Herrn Baurat i. R. Engelbert Eulenberg sowie für die vielen prachtvollen Kranzspenden sprechen wir hiermit allen Verwandten, Bekannten, Kollegen und Freunden des teuren Entschlafenen unseren tiefgefühlten Dank aus. Besonders danken möchten wir auf diesem Wege der katholischen Pfarrgeistlichkeit von Köln-Holweide, der rechtsrneinischen Bürgerschaft, den Bürger- und Verschönerungsvereinen, den rechtarheinischen Freiwilligen Feuerwehren, den Beamten und Angestellten des städtischen Tlefbauamtes und der Straßen- und Kanalbauabtellungen, den Beamten und Mitarbeltern aus der ehemaligen Gemeinde Merheim, dem Archltekten- und Ingenieurverein, dem Berufsverein der höheren Kommunalbeamten Deutschlands E.., der Direktion der Mülheimer Kleinbahnen und der Rheinlschen Energie.-., Köln-Deuts. Köln, den 30. August 1962. Im Namen der Hinterbliebenen: Agnes Kosche Köln-Holweide, Fischeringstraße 1. Otto Eulenberg Köln, Weyerstraße 33. Inserieren bringt Gewinn 162a Severinstr. 1623 Bahn- u. Kupeekoffer u. Sut: tation außerst billig, dabei Ia Ware, empfiehl: Peter Mandt, 192. Severiastr. 1928 gegenüder Perlengraben. 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Fundsachen statt. Köln, im Aug. 1932 Reichsbahndirektion etzt inserieren! Anzeigenauf träge mög. lichst rechtzeitig zur Geschäftestelle ds. Bl. bringen Privat-Entbindungsanstal Dr. P. Bong. Köln, Viktorlastr. 30 e EE Am 7. September 1932, vorm. 11½ Uhr, soll im Justizgebäude Reichenspergerplatz 1, Zimmer 77 das nachbezeichnete Grundstück versteigert werden: Köln-Lindenthal, Classen-Kappelmann-Str. 36 a) Wohnhaus mit Hofraum u. Hausgarten, b) Werkstätte. Größe:.68 a, Nutzungswert zu): 850 M. zu): 150 M Köln, den 25. August 1932. Amtsgericht, Abt. 88 Es werden öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert: Am Donnerstag, den 1. September 1932, sollen versteigert werden: a) in Weiden um 9 Uhr: 1 Büfett, 1 Kredenz, 1 Ausziehrisch, 6 Stühle, 1 Schrankgrammophon, 2 Sessel, 1 runder Tisch mit Marmorplatte. 1 Teppich, 1 Schreibmaschine(Orga Nr. 122 874) mit Kasten, 1 Schreibmaschinentisch, 1 Radio. Netzapparat(Huth) mit Lautsprecher; b) in Dansweiler um 11 Uhr: 1 Kuh; c) in Geyen um 12 Uhr: 1 Küchenherd, 1 Sofa, 1 Nähmaschine; d) in Pulheim um 13 Uhr: 2 Klubsessel 1 Personenkraftwagen(Adler), 1 Schreibtisch, 1 Ausziehtisch, 1 Klavier; e) in Stommeln um 14 Uhr: 1 Trumeauspiegel, 1 Büfettschrank, 1 Ausziehtisch, 1 Kuh; 1) in Köln-Bocklemünd um 16 Uhr: 1 Klavier, 1 Bücherschrank, 1 Eckschrank, 1 National=Registrierkasse, 1 Schreibmaschine AEG, 1 Limousine NAG, 10/30 PS, unversteuert, 1 Rohölmotor, 15 PS. Treffpunkt der Käufer: zu a) um.45 Uhr an der Ecke Aachener Straße und Bahnstraße, zu b) um 10.45 Uhr an der Schule, zu c) um 11.45 Uhr an der Schule, zu d) um 12.45 Uhr am Friedhofseingang, zu e) um 13.45 Uhr an der Kreissparkasse, zu k) um 15.45 Uhr Ecke Venloer Straße und Militärringstraße. Rick, Obergerichtsvollzieher in Köln. Am Donnerstag, den 1. Sept. 1932, vorm. 10 Uhr, sollen im Pfandlokal Köln, Klapperhof 33, versteigert werden: Eine größere Anzahl Haus= und Büromöbel, Schreibmaschinen Continental, Royal, Registrierkasse, kleiner Geldschrank, Pianino, Teppiche, Deckenbeleuchtung, Fensterdekoration, Eßservice, Eßbesteck, Gewürze, 300 Rollen Tapeten, Radioapparate, Lautsprecher, Lauten, Gitarren, Trommel, Theke mit Glasaufsatz usw. Nickel Obergerichtsvollzieher in Köln Am Mittwoch, den 31. August 1932 vormittags 11 Uhr, sollen im Pfandlokale Rolandstraße 105 folgende Goldsachen versteigert werden: 1 Uhr, 1 Füllfederhalter, 1 Zigarrenabschneider, 1 Brillantring, 1 Brillantuhr, 1 Uhrkette, 1 Trauring und verschiedene kleinere Gegenstände. Rogowski Obergerichtsvollzieher in Köln Dienstag, 30. August 1932 Schauspielhaus. Vom 27. bis 31. August, allabendlich 20 UhrGastspiel des Berliner Literarischen Kabaretts: Die Katakombe Ansage: Werner Finck Mitwirkende u..: Inge Bartsch, Therese Baerwald, Traute Witt. Werner Finck, Rudolf Schindler, Herbert Witt Am Flügel: Günther Neumann Gastspieldirektion: Fischer Preise M. Ende 22½ Uhr t DEUTSCHE BILDZENTRALEU. KLISCHEE-ANSTALTER IIGNE TOn TEHe Tausch (Verkauf), 350 ccm Cor.(Douglas) für 200=Maschine. Ganzer, Köln=Kalk, Robertstraße 14. ITLLE Auto Merkur=Dreiradlie. serwagen, 10 Ztr. Tragkraft, zu verkaufen, oder auch gegen anderen Drei radlieferwagen einzutauschen. Eng. Broich, Anstel bei Grevenbroich Nr 76.. ITAIEIE TITE Witwer Landw. u. Geschäftsmann, Ende der 50er, katholisch, mit zirka 10 000 M Vermögen, sucht auf dies. Wege mit einer kath.Dame in ähnlichem Alter bekannt zu werden. Einheirat erwünscht. Angebote u. 1838 a. d. Geschäftsstelle d. Bl. für Herren=Maßwäsche(Patent) gesucht. 20% Provision. Schmidt, Aachener Straße 9. Zuverläss., kräftiges und sauberes Mädchen für alle Hausarbeit in gut bürgerlichen Haushalt(2Erwachs. 1 vierjähr. Mädchen) sofort gesucht. Bewerbungen unter A 531 a. d. Geschäftsstelle d. 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Mit der Straßenbahn und den Omnibuslinien legt man heute in kürzester Zeit und für 25 Pfennig Strecken zurück, die früher schon für ganz ansehnliche Eisenbahnreisen galten. Bitte schön! Wie viele Kilometer sind es beispielsweise von Flittard(bei Leverkusen) bis zum neuen Grüngürtel im Südwesten des linksrheinischen Köln? Für Promptheit und Pünktlichkeit des Verkehrs sorgt die Verwaltung, für die althergebrachte Gemütlichkeit gibt es heute zwei Instanzen, die Schaffner und das fahrende Publikum. Man kennt zwei Arten von Kölner Straßenbahnschaffnern. Die einen sind höflich und hilfsbereit, die anderen— und zwar ziemlich viele— außerdem noch mit echtem rheinischen Humor begabt. Weitere Abarten des Straßenbahnschaffners sind in Köln nicht vertreten. Was hilfsbereite Schaffner alles fertig kriegen, sah man vor kurzem in der engen, verkehrsreichen Marzellenstraße. Der Handwagen eines armen Althändlers hatte ein Rad verloren. Das Wägelchen war umgekippt, und sein buntscheckiger Inhalt lag auf der Straße, gerade vor einem heranfahrenden Straßenbahnzug. Der Führer bremste. Er und die beiden Schaffner überschauten die Sachlage im Nu. Hilfreich eilten sie herbei. Noch ehe die Verkehrsstörung fühlbar wurde, ehe sich eine Schlange von Straßenbahnzügen und anderen Gefährten angesammelt hatte, hatten die drei Straßenbahner mit flinten, emsigen Händen den umgekippten Handwagen aufgerichtet, in Ordnung gebracht und wieder beladen. Der Althändler wollte sich herzlich bedanken. Aber die Straßenbahner winkten gemütlich ab. Hurtig sprangen sie wieder auf ihren Zug: der Fahrplan mußte eingehalten werden! Die Zuschauer auf den Bürgersteigen riefen ihnen ein wohlverdientes„Bravo! nach.— Das alles ging viel schneller, als man es hier erzählen kann. Wenn der Straßenkarneval ganz Köln „durchtobt“, hat die Elektrische besonders schweren Dienst. Am Fastnachtsdienstagabend bestieg ein müder Mann, der drei Tage lana eine dicke Trommei vor seinem Bauch getragen hatte, den Vorderflur eines Anhängewagens. Die Trommel legte er auf den Boden. Als er aussteigen mußte, kam ihm ein glänzender Einfall. —„Wat soll ich die schwere Trumm met heimschleife! Am beste loßen ich se do lige un gon se meer morge beim Fundbüro widerholle.“ Der Brave hatte die Zuverlässigkeit der Straßenbahn tatsächlich nicht zu gering eingeschätzt. Am nächsten Tage bekam er sein Eigentum unversehrt wieder.„Ich sagen et jo,“ griemelte er pfiffig,„et geit nix ünver die kölsche Elektrische!" Allerhand Humor zwischen Grüngürtel und Königsforst Neuerdings kann man bekanntlich mit einem einzigen 25=Pfg.=Fahrschein bis weit hinaus zum Grüngürtel und wieder zur Stadt zurückfahren. Die Bürgerschaft soll für wenig Geld ins Grüne fahren, in guter, frischer Luft aimen und spazieren gehen— zum Heil ihrer Gesundheit. Ein älterer, braver, aber ein wenig zu Grielächereien aufgelegter Köiner hat sich das nicht zweimal sagen lassen. Waldesschatten und Ozon interessieren ihn eigentlich nicht so sehr, aber er besucht seit Jahren allabendlich eine köstliche, altertümliche„boore Weetschaff“ in einem ländlichen Ort außerhalb der Stadtgrenze und des Grüngürtels. Unser Kölner, der Abend für Abend sein geliebtes Bierdorf aufsucht, ist jetzt sein heraus.. Die Straßenbahnfahrt kostet ihn gegen früher nur noch die Hälfte.—„Dä neue SO□ K □ Fahrsching eß wirklich en praktische Erfindung", pflegt er lächelnd zu sagen.„För die fünnefunzwanzig Penning kann ich jitzt e Glas Beer drinke." Mit dem Schaffnerhumor ist's eine eigene Sache. Wenn man die stadtbekannten humorbegabten Schaffner zum Scherzen oder Krätzchenmachen herausfordern will, wird man kaum eines Blickes, geschweige denn einer Antwort gewürdigt. Aber der Blick besagt deutlich, daß der Schaffner seine Witze selbst zu machen wünscht und keinen Partner dazu braucht. „Umsteigen nach der Humboldt=Kolonie!“ verlangte ein Fahrgast der Linie 18. Der alte fröhliche Schaffner— jetzt ist er, glaub ich, schon im Ruhestand— machte die vorgeschriebenen Löcher in den Fahrschein, nahm sein Geld in Empfang und sagte nachdenklich:„Humboldt=Kolonie! De einzige Kolonie, die mer noh dem Kreeg behalde han!" Mitten im strengsten Winter,— alle Glasscheiben des Wagens waren mit Eisblumen geschmückt,— forderte ein Fahrgast:„Umsteigen nach Rodenkirchen.“ Es war grimmig kalt im Wagen. Die Insassen hatten die Hände tief in die Manteltaschen und die Nasen in den Halsschal vergraben. Der Schaffner knipste den Fahrschein und übergab ihn mit den Worten:„Dä, fahrt nom Strandbad.“ Brr!— Strandbad bei 20 Grad unter Null? Alle Fahrgäste schatierten zusammen. Die Kälte im Wagen schien sich plötzlich verdoppelt zu haben. Aber das fröhliche Lachen, das gleich danach anhub, wirkte wiederum wärmend. Wer von Bayenthal nach Müngersdorf fahren will, muß am Dom umsteigen. Vorsichtshalber fragte ein Fahrgast den Schaffner der Linie 11, ob er statt am Dom auch am Wallraf=Richartz=Museum in den Müngersdorfer Anschlußzug umsteigen könne. Der Schaffner blinzelte lustig mit den Augen:„Secher, leeven Här! Ehr dürft sugar mit dem Biljettche zo Foß no Müngersdörp laufe. De Bahn hät nix dogäge!“ „Auswärtiger“ Humor Besonders nobel fühlt man sich in den neuen stattlichen Dreiwagenzügen der Linien 16 und 26, die die Ringstraßen befahren. Hier gibt es sogar Raucherwagen, in denen Männer, so sollte man meinen, unter sich sein können. Aber nein, gerade die Raucherwagen üben eine ebenso unerklärliche wie unwiderstehliche Anziehungskraft auf das schöne Geschlecht aus, vielleicht weil es dort, wie der Kölner sagt,„so lecker nach Mannsleuten riecht". Dann die lieben, netten, rechtsrheinischen Vorortbahnen! Mitten im belebtesten Kern der Altstadt fahren sie ab und bringen ihre Fahrgäste für ein paar Groschen bis zu den stillen, herrlichen Wäldern des Bergischen Landes. Deswegen ist aber auch an schönen Sonntagen der Andrang groß. Man braucht sich indessen keine Sorge zu machen; bisher ist noch jeder Fahrgast richtig und gemütlich hin= und heimgekommen. Einer Riesenschat von Heimkehrenden, die am Königsforst einen Wagen geradezu stürmen wollte, rief der fidele Schaffner salbungsvoll und beschwörend zu:„Was seid Ihr so drängelig, Ihr Kleingläubigen!" Die Wagenstürmer hörten's, lachten und wurden wieder geduldig. Und siehe da!— es klappte. Jeder fand Platz. Ein andermal war ein Fahrgast der Spaßvogel. An einer Haltestelle in.Gladbach hatte er einen Wagen der Linie„C“ durch die Mitteltür bestiegen. Der Anorang ließ wiederum nichts zu wünschen übrig.—„Durchgehen, bitte durchgehen!“ rief der emsige Schaffner immer von neuem. Jede Haltestelle brachte einen Zuwachs an Fahrgästen. Die zuerst Eingestiegenen„gingen durch" und fanden sich schließlich an den beiden Enden des Wagens wieder. Plötzlich erschien der Aufseher—(der Schaffner hatte infolge des Gedränges noch keine Zeit gehabt, alle Wageninsassen mit Fahrkarten zu versehen).—„Bitte. Fahrscheine vorzeigen!“ ertönte der höfliche Ruf.—„Fahrund da wir in Köln leben, braucht er auch für den Spott nicht zu sorgen.— Auf dem Schaffnerplatz eines Hinterflurs thronte jüngst ein ga.z feiner junger Mann und trug stolz seine weiße Sommerweste zur Schau. Mehrmals bat ihn der Schaffner, den Platz zu verlassen, denn Ordnung muß sein. Aber der Mann mit der weißen Weste wollte nicht hören. Urplötzlich nahte das Schicksal in Gestalt eines Schornsteinfegers, der noch eben aufspringen konnte, denn der Wagen schickte sich schon an, weiterzufahren. Behende griff der schwarze Kaminkehrer nach der Haltestange, aber seine Hand verfehlte die Stange und krallte sich— o Schreck!— in der blütenweißen Weste des widerspenstigen Fahrgastes fest. O jömmich, wie sah die schöne Weste mit den fünf russchwarzen Fingerspuren aus! Alles im Wagen hielt sich die Seiten vor Lachen. Schon an der nächsten Haltestelle eilte der ausgelachte Westenbesitzer fluchtartig von dannen. Ordnung muß sein, und wer nicht hören will, muß fühlen. Fahrt durch die Jahrzehnte Eine Straßenbahnlinie gibt es in Köln, deren Fahrtstrecke so recht ein anschauliches Bild der großartigen Entwicklung unserer Stadt im Laufe der letzten hundert Jahre bietet, die Linie 5. Vom Hafenviertel, von der Rosenstraße, fährt sie durch die stillen Straßen der südlichen Altstadt, wo sich seit vielen Jahrzehnten fast nichts geändert hat, überquert den Neumarkt, erreicht beim KaiserWilhelm=Denkmal den Ring und die Neustadt, durcheilt die großen aufblühenden Vororte im Nordwesten Kölns und endet nicht weit vom Flugplatz. Wer mit der Linie 5 von einer Endhaltestelle zur anderen fährt, sieht und erlebt nacheinander alle Entwicklungsstufen, die unsere Stadt in einem Jahrhundert durchgemacht hat. So bleibt die städtische Straßenbahn ständig in enger, freundlicher Verbundenheit mit dem Leben unserer schönen rheinischen Metropole. Und auch mit den Kölnern, wie wir gesehen haben! sching" erwiderte unser gut aufgelegter Fahrgast, der unaufhörlich hatte„durchgehen“ müssen.„Wofür bruch ich ne Fahrsching? Ich bin doch vun Bergisch Gladbach bes hehin zo gegange.“ Es gibt auch unfreiwilligen Straßenbahnhumor. Wer auffällt, ist es selber schuld, 300 pilger wallfahrten nach Kevelaer An der Wallfahrt Mülheim=Kevelaer nahmen in diesem Jahre unter der Leitung des Präses des Katholischen Arbeitervereins, Kaplan L. Lorry, 300 Pilger teil. Als ältester Pilger ist der 82jährige Martin Heimann zu nennen, der schon fünfzigmal den Wallfahrtsort besucht hat. Vier Pilger wurden mit dem Silberkranz dekoriert. Die Mülheimer Pilger trafen gegen 20.30 Uhr wieder ein und wurden von der Pfarrgeistlichkeit unter Geläute der Glocken zur Liebfrauenkirche geleitet, wo der Schlußsegen erteilt wurde. Neuer Kaplan in Höhenberg Zum Hilfsgeistlichen für das aufsteigende Rektorat St. Johann in Köln=Höhenhaus wurde Kaplan Josef Büscher, früher an St. Apollinaris Düsseldorf ernannt. Kaplan Büscher steht im 30. Lebensjahr und wurde 1929 zum Priester geweiht. Schlägerei Gestern, gegen 20.30 Uhr, entstand in der Kevelaerstraße eine Schlägerei zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, wobei zwei Nationalsozialisten mißyandelt worden sind. Das Ueberfallkommando stellte die Ruhe wieder her. Fünf an der Schlägerei beteiligte Personen wurden festgenommen. Handelsnachrichten KOELNER WERTPAPIERBOERSE Deutsche Anlagepapiere OtscheAnl.-Ausl.-Sch: Otsche. Ablös.-Schuld mil Auslos-Schein Kölner Anleihe 1929 Rh.-Westt. Bodenkred. Gold-Plandbr. 8 1 "..4 6 10.12 „. 8. 7, 9, 17 " Liquid.-Pl. S. 11 hOR-Kom.-Obl. Adler-Brauere Alexanderwerk Arienh. Sprudel Basall.-G. Bonner Bergu Braunk. Zukung Buderus bisen Dahlbusch O. Reichsb. S. 4.-A. Düsseld. Dampf Farben-Indust Felten& Guill. Gelsenkiich Bg apag Harpener Bab loesch lubertus Kabel Rheyd Barm, Benkver. Berg. Märt. Commerzbank Darmst. Ban Deutsch.Banku. Disc.-Ges, Rh.-Gold-Kom.-Oblig. 8. 4. 5. 6 „„ 8. 7 Nestd. Bodenkr.-GoldPlandbr. 8p.;.14 ::*; :.s 11; "„ 8. 20,22 „„ S 24.26 „„ 8. 25 " Liquid.-Pl 8. 18 Industrie-Aktien 30. 8. 50,0 B 21,0 G 71.0 C 58,87535,0 ba 18,5 b 30. 8 18,5 C 52.5 C 47.5 B 30. 8. 57.5 G 57,5 G 66,25b 73.0 C 66,0 G 66.25 G 66,0 G 78,0 C 29. 8. 35,0 b0 29. 8. 18,5 G 53,0 G 47.5 B Verslcherungs-Aktion 30. 8. 425,0 G 60,0 G 183,0 br 29. 8. 425.0 G 50.0 G 185.0 B Aachen-Münch Aachener Rück Agrippine Alllanz „ Stutig. Leb Colonia feuer Köln, 30 August 1932. Die zurzeit ungeklärte innenpolitische Lage, namentlich bezüglich des Schicksals des Reichstages, führte dazu, daß sich die Aufwärtsbewegung an der Börse heute nur zum Teil fortsetzte. Die gestern so stark gesteigerten Spitzenwerte waren heute eher vernachlässigt. So lagen z. B. Rheinische Braunkohle, Rheinstahl, Vereinigte Stahlwerke und Deutsche Erdöl ziemlich unverändert, während Buderus und Dahlbusch einen Kursgewinn von je 2% erzn u. Gelsenkirchen, Hoesch und Phönix nur unwesentlich gebessert. Die Farbenaktie eröffnete ½% über dem gestrigen Schlußkurs. Am Elektromarkt war die Kursgestaltung unterschiedlich. Felten& Guilleaume gewannen 2½. während Schuckert und Siemens und Halske eher einen kleinen Kursverlust zu verzeichnen hatten. AEG hingegen wieder fester. Sonderwerte und Bankaktien kaum genannt. Das Geschäft war weniger lebhaft als am Vortage. Im Verlauf bröckelten die Kurse zum Teil aus Gewinnmitnahmen ab und das Geschäft wurde etwas ruhiger. Am Einheitsmarkt war die Tenoenz unverändert. Sehr fest Hubertus Braunkohle plus 2%. Von festverzinslichen Werten waren Rhein. Boden=Pfandbriefe etwas freundlicher, Westboden=Pfandbriefe zogen etwa 1% an. Am Schluß der Börse hörte man für Farbenindustrie 93, Mannesmann 49½—50, Deutsche Erdöl 76—76½, Rheinstahl 58¼. Hoesch 32½%8. Die Börse schloß leicht abgeschwächt. Berliner Devisenmarkt. Berlin, 30 8. B. Aires(1 Peso) apan(1 len) ngland(1 4) New Vork(1 S) Rio de lanciro(1 Milreis) Jolland(100 Gulden) Belgien(100 Belgal anzig(100 Ciulden) talen(100 Lire) Dänemark 100 Kronen) Frankreich(100 Fr.) Prag 100 Kronen) Schweiz(100 Fr.) Spanien(100 Peso) Schweden(100 Kronen) Wien(100 Schilling) 29. 8. .893 .939 .58 .200 .324 169.73 58.41 81.97 21.50 .27 16.50 12.465 61.80 33,82 74.73 61 80 Berliner Fruchtmarkt. Amtl. Preise in Mark(bei Getreide und Oelsaaten für 1000 sonst für 100 kg) 29. S. 27, 8. 208,0-210,0 207,0-209,0 Weizen, märk 75-76 kg „ schles. neuer Putterweisen, märk. 70-71 kg. Sommerweizen, märk. 78 kg. Roggen, märk, neue Ernte. „ russischer " schlesischer, 72-73 kg. „ pommerscher Gerste. Winter Brau Putterlafer, märkischer Mais. greifbar Berlin " La Plata Weizenmehl. frei Berlin Roggenmehl. 70% frei Berlin 60% trei Berlin Weizenkleie, frei Berlin Rogsenkleie, frei Berlin Rübsamen Leinsaat Viktoriaerbsen Speiseerbsen, kleine Puttererbsen Peluschten Ackerbohnen Wicken Lupinen, blaue „ gelde Serradelle, alte Leinkuchen, Basis 37% Erdnußkuchen 50% Erdnußkuchenmehl 50% Trockenschnitzel Soiabohnenschrot extrahiert 46% ab Hamburg ab Stettin Kartoffel flocken „ treie Weizen, Sept. 221¾—221½(zuletrt 220½), Okt. 222½ bis 223½—222½(221), Dez. 223½(222½); Rosgen, Sept. 771 bi 9171½(171), Okr. 113(172), Dez. 17%½(173¼) 59,0-101 172,0-182,0 106,0-161 133,0-138 0 25,00-30.25 21,60-23,85 .70-10,20 .25-.75 21,00-24,00 14.00-17,00 .00=200 10.30-10.50 11.40 11.80 9,00-9, 40 10.70 11.40 58,0-168,0 172,0-1620 156 ,0-163 33.-138 0 25,00-30.25 21,60-23.85 9,70-1020 .25-.75 21,00-24,00 4,00-17,00 11.00-20,00 10.90-10,60 11.40 11.60 .00-9. 40 10.00 11.40 Bonner Schlachtviehmarkt vom 30. August 1932 Auftrieb: 5 Ochsen, 40 Kühe und Rinder, 25 Bullen, 182 Kälber, 112 Schweine. Bezahlt wurden für ein Pfund Schlachtgewicht(in Pfennigen): Ochsen 54—60, Kühe und Rinder 40—54, Bullen 36—43, Kälber 45—78, Schweine 60—65,(Die Preise sind Marktpreise und enthalten alle Unkosten der Händler). Geschäftsgang bei Großvieh schleppend, bei Kälbern und Schweinen mittelmäßig. Gongeiger 30. Augusi 1932 Aiteikungsskatt arter westchentschen Juen= und Spoctversäncde“ Amtkliches Oegan der Deutschen Jugendkratt Erscheint täglich Steher=Weltmeister wurde Paillard Sport und Beruf Ueber dieses Thema plaudert Kurt Doerrn. der bekannte Sportleiter der Scherlzeitungen, in der„Berliner Nacht(ücgeie! Es ist nicht ganz einfach, den Akteuren dieses großen Schauspiels menschlich näher zu treten oder auch nur hier und da ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Sie sind umdrängt von Bewunderern und Autogrammjägern, sind meist auch von ihren Aufgaben zu sehr in Anspruch genommen, um gern Rede und Antwort zu stehen. Aber einigen kommt man doch näher, und diesen oder jenen kennt man ja schon. Schließlich will ich jg nur wissen, was er sonst im Leben treibt, wenn er nicht gerade ringt, boxt, schwimmt oder den Speer wirft. So höre ich denn, daß der starke Schwede Carl Westerareen, der im Schwergewichtsringen den Olympischen Sieg errang, aus Malmö stammt und Chauffeur eines Lastautos ist. Chauffeur ist übrigens auch unser Jakob Brendel, der Sieger im Bantamgewicht, und der Münchener Hans Wölpert: der im Federgewicht=Heben Zweiter wurde, hat denselben Beruf. Der starke Tscheche Joseph Urban, Zweiter im Schwergewichtsringen— an ihm scheiterte unser Gehring— ist Polizeihauptmann in Prag, und Nicolas Hirschl, der hier Dritter wurde, ist Sohn eines Fleischermeisters und studiert in Wien. Der Schwede Malmberg, der Sieger im Leichtgewichtsringen, ist Straßenarbeiter in Gothenburg, und der Ludwigshafener Georg Gehring, auf den wir so große Hoffnungen gesetzt hatten, ist Hausmeister bei I. G. Farben, während Olympia=Sieger Rudolf Ismayr bekanntlich Student der Rechte ist und binnen kurzem sein Reserendarexamen zu machen hofft. Von den amerikanischen und englischen Leichtathleten sind die meisten noch Studenten, so auch die berühmten Neger Tolan und Metcalse, die schnellsten Läufer der Welt. Der englische Viertelmeilen=Meister Godfrey Rampling ist Leutnant in der englischen Armee, Dr. Patrick O Callaghan, der starke Ire, der 1928 in Amsterdam und auch diesmal das Hammerwerfen gewann, ist Psychiater und als solcher nicht weniger berühmt denn als Sportsmann. Daß Lord David Burghley, Englands Hürdenmeister, Mitglied des englischen Parlaments und von Beruf Friedensrichter ist, ist ja allgemein bekannt und sei hier nur im Zusammenhang nochmals erwähnt. Der Marathonläufer Zabala, jetzt wohl Argentiniens Nationalheld, ist, wie es heißt, noch auf der Schule. Ich möchte nur wissen, wann er eigentlich zur Schule geht, wenn er ständig in allen Weltteilen Wettkämpfe bestreitet. Erst vor wenigen Monaten noch war er in Europa. Italiens riesenhafter Fechter Giulio Gaudini, der 1928 in Amsterdam Dritter im Florettfechten war und auch diesmal zu Italiens erfolgreicher Mannschaft gehörte, ist Oberleutnant, während der ausgezeichnete dänische Fechter I. Ostter Arzt ist. Aber wir Journalisten haben auch ein paar Kollegen unter den Olympiakämpfern. Mikio Oda, der seinen Olympia=Siegestitel an seinen Landsmann Nambu abtreten mußte, ist Reporter, ebenso Exweltmeister Tsuruta, der 1928 über Rademacher siegte, während Chuhei Nambu, der eigentlich den Weitsprung gewinnen wollte und für den Dreisprung nur nebenbei gemeldet hatte, als Verkäufer in einem Warenhause in Tokio tätig ist. und Harry Larva, Finnlands großer Mittelstreckenläufer(der aber über 1500 Meter geschlagen wurde), als Uhrmacher sein Brot verUnd die Domen! Nun, viele von ihnen sind Haustöchter, arbeiten in Bitros und warten auf den Tag, an dem einer sie heimführt. Manche sind auch noch kleine Mädels wie die niedliche Holländerin W. den Ouden, die erst vierzehn Jahre alt ist und noch auf der Schulbank sitzt. Beinahe ware sie im 100 Meter=Freistilschwimmen Olympische Siegerin geworden, aber Amerikas Schwimmwunder Heiene Madson, der Inhuberin der meisten Damen=Weltrekorde im Schwimmen, war sie doch nicht gewachsen. Unsere Deutschen: Sawall und Möller placiert Mit 24stündiger Verspätung wurde am Monlag der Endlauf der Steherweltmeisterschaft 1932 ausgetragen, nachdem der Wettergott am Sonntag einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Mit Rücksicht auf die am Tage herrschende große Hitze wurde das Rennen auf den Abend verlegt. Die radsportfreudigen Italiener, die bei den Vorläufen zur Steherweltmeisterschaft nur wenig Interesse gezeigt hatten, fanden sich diesmal weit mehr ein und wohl 10 000 Zuschauer umsäumten die herrliche Holzbahn im neuen Grand-National-Stadion. Die großen Hoffnungen der Deutschen, auch diesmal wieder diese Meisterschaft an sich zu bringen, wurden jedoch nicht erfüllt. Der Franzose Paillard. der vor drei Jahren bereits den höchsten Titel des Internationalen Radsportverbandes an sich bringen konnte, zeigte sich allen Mitbewerbern klar überlegen und gewann zum zweiten Male die Weltmeisterschaft. Mit ihm gewann der wirklich beste Fahrer des Jeldes, der dazu noch von seinem Landsmann Lacquehaye glänzend unterstützt wurde, obwohl dieser mit dem Ausgang * Der Deutsche Möller, Steherweltmeister von 1930 des Rennens nie etwas zu tun hatte. Die deutschen Fahrer Möller und Sawall. die in den Jahren 1930 und 1931 die Weltmeisterschaft gewannen, ließen diesmal die gegenseitige Unterstützung sehr vermissen und mußten sich mit dem zweiten und dem dritten Platz zufriedengeben. Sowall hielt sich noch am besten im Fahrwasser des Franzosen, während Möller mehrmals Schwächen zeigte. Immerhin konnte der Hannoveraner noch den Belgier Thollembeek, Laccquehaye(Frankreich) und Altmeister Linart sicher hinter sich lassen. * In der Reihenfolge Linart, Laquehay, Paillard, Sawall, Möller und Thollembeek wird das Feld auf die Reise geschickt. Schon in der ersten Runde passiert Paillard seinen vor ihm liegenden Landsmann und übernimmt die Spitze. Möller treibt den Titelverteidiger Sawall, der nacht acht Kunden sich an Lacquehay und Linart vorbei auf den zweiten Platz vorarbeitet, ohne aber den immer dicht folgenden Hannoveraner abschütteln zu können. In der 17. Runde legt Paillard einen Zwischenspurt ein und in schnellem Flug nimmt er Lacquehay und Linart die erste Bahnlänge, die auch bald der Belgier Thollembeek abgeben muß. Nachdem der Franzose beim 12. Kilometer noch einmal auf die vor ihm liegenden Deutschen einstürmt, beruhigt sich das Feld und längere Zen kreisen alle sechs Fahrer in gleichmäßigem Tempo um die Bahn. Erst nach 30 Kilometer setzt Paillard zu einem neuen Spurt an, wird aber in einem zwei Runden währenden Kampf von den Deutschen abgewiesen. Fünf Runden später erneuert der Spitzenreiter seinen Versuch und kann, da Möller und auch Sawall nicht früh genug aufgepaßt hatten, die Entscheidung bringende erste Bahnlänge zwischen sich und seinen stärksten Rivalen legen. Bei diesem Kampf büßt Linard die zweite Runde an Paillard ein, der auch das übrige Feld in großer Fahrt passiert, nur die Deutschen halten sich tapfer. Möller und Sawall bekämpfen sich verschiedentlich, ohne aber dabei ihre Positionen zu verändern. Das Rennen erhält dadurch jedoch eine belebende Note, zermürb aber die Kräfte unserer Vertreter zum Vorteil Der Deutsche Sawall, Steherweltmeister von 1928 und 1931. des führenden Paillard. Möller wird hierbei einmal leicht ins Schwimmen gebracht und muß Linart vorübergehend vorbeilassen, um ihn wenig später wieder zu distanzieren. Lacquehay zwingt nun immer wieder durch ständige Angriffe seinen Landsmann zum spurten, wobei Thollembeek und Möller eine zweite, Linart sogar die dritte Bahnlänge einbüßen. In den letzten fünf Kilometern gibt es noch einen schönen Kampf. Paillard wird von seinem Landsmann getrieben und nachdem er die übrigen zurückliegenden Fahrer überspurtet hat, kann er 3000 Meter vor dem Ziel auch noch Sawall zum zweiten Male überrunden, womit das Rennen endgültig zu seinen Gunsten entschieden ist. Ergebnis: Steherweltmeisterschaft 1932: 1. und Weltmeister Georges Paillard-Frankreich :20:11,2 St. 2. Walter Sawall-Deutschland 1000 m zurück, 3. Erich Möller-Deutschland 1100 m zurück, 4. Emile Thollembeek=Belgien 1130 m zurück, 5. Ch. Lacquehay-Frankreich 1180 m zurück, 6. Viklor Linart-Belgien 1600 m zurück. deutschen Konfulatsvertretung konnte auch hier Frieling die deutschen und Kölner Farben aufs würdigste vertreten. Deutsche Spielmeisterschaften Wie nicht anders zu erwarten, fielen die Titel um die deutsche Faustball= und Schlagballmeisterschaft wieder an die Turner. da von den zwei spielberechtigten DSB=Mannschaften nur Atos-Steglitz im Schlagball antrat, wäh rend der VfK Königsberg nicht erschienen war. Bei den Männern konnte im Faustball der 1B Lichtluftbad Frankfurt a. M. seinen Titel folgreich verteidigen, der im Endspiel die Tgde. Schweinfurt mit 28:24(14:13) schlug Neuer Meister bei den Frauen wurde der Neu= und Antonstadt Dresden, der die Be: liner Turnerschaft 28:22(14:13) abfertigte Auch im Schlagball verteidigte der Heil Arlbergen seinen Titel erfolgreich ducch einen Sieg im Endkampf gegen TV. Jahn Westerbauer mit 25:23. Im Rahmen v. Svielmeisterschaften wurden auch die Titelsämofe im Tennis der Deutschen, Iutenersthg beendet, wo die vorjährigen Meister meist nicht zur Stelle waren. Echt spanisch... Schwimmsportlicher Erfolg eines Kölner Schwimmsportlers in Spanien Der Kölner Wasserkunstspringer Frieling, der augenblicklich eine Reise durch Spanien macht, konnte in Madrid und Cadiz den deut schen Schwimmsport aufs vorteilhafteste propagieren. Gelegentlich einer Veranstaltung in Madrid erntete Frielina bei der Vorführung deutscher Springkunst rasenden Beifall. Begeisterung war so groß, daß man Frieling die Ehrenmitgliedschaft des führenden Madrider Schwimmvereins,„Canoe=Natacion Club“ antrug.— Bei einer Veranstaltung in Cadiz(Andalusien) wurde Frieling im Turmspzingen in Pisit West gegen Südost in der Vorrunde Vom Deutschen Fußball=Bund werden neue Termine bekanntgegeben. Zunächst um die Bundespokalrunde, die am 9. Oktover gespielt wird. Westdeutschland trifft auf Südostdeutschland, und zwar auf westdeutschem Gebiet. Mitteldeutschland spielt gegen Süddeutschland, und der Baltenverband hat Brandenburg zu Gast. Norddeutschland zog das Freilos. Auch für die kommende Deutsche Meisterschaft hat der DFB die Termine bereits festgelegt. Die steigt am 7. Mai, die Zwischenrunde am 21. Mai, die Vovschlußrunde am 28. Mai, und für das Endspiel wurde der 11. Juni als Termin bestimmt. Wegen weiterer Länderspiele verhandelt der;FB zurzeit mit Oesterreich. Norwegen, Holland und Belgien. Die vorgesehenen Spiele gegen und Norwegen kämen aber raum vor der Spielzeit 1933/34 zustande. Deiters in paris Zweiter Zum Schwimmen„Quer durt der OSV auf Einladung die Man mond Deiters, Reglin und Haberer entsandt. Unirch Paris“ hatte Mannschaft Ray 49. Kaiserbergfest in Duisburg der Pisina, einem sehr modernen Sportbad, Andalusischer Meister. Vor gewaltigen Zuschauermassen, Vertretern der Behörden und der Dieses beliebte Bergfest reihte sich seinen Vorgängern würdig an. Nahezu 1000 Teilnehmer boten den ungefähr 5000 erschienenen ern eine auf hoher sportlicher Stufe stehende Veranstaltung. Allgemem wurde jedoch das Fey len der befähigten Kölner Wettkämpfer bedauert. zumal man auf Grund der Ergevnisse des Kreisportfestes in Köln mit einer zahlreichen Beteilgung der Kölner Volkoturner gerechnet hatte. Bei ausgezeichneten Platzverhältnissen erreichten die Turner in den Mehrkampfen, durchweg di Svitze. 1. Sieger wurde Gottschalk(Essen) mit 529 Punkten vor Großsengels mit 522 und Melles(Essen, Berge=Borbeck) mit 503 Punkten. Besondere Erwähnung verdient der Schleuderballweitwurf von Großsengels mit 65 Meter, sowie der Hochsprung von Hiby(Tg. Witten) mit.85 Gerade bei diesen Mehrkämpfen vermißte man den Polizeisportverein Köln, den Kölner Turnverein, den Turnverein Kalk und die Sportvergg. Deutsche Bank Köln. An M Auch in den Einzelwettkämpfen schnitten die Turner sehr gut ab: besonders die Laufwettbewerbe brachten die Turner überraschend in die Spitzengruppe. Den 100=Meter=Lauf gewann Buthe=Pieper in 11 Sek., den 200-Meter=Lout Küsters in 22.4; den 400=Meter=Lauf der Kölner Dielefeld(KBC) in 50.4 vor dem Turner Bach (Barmen) in 508. Im 1500=Meter=Lauf mußt Tillmanns die Spitze an Neu abgeben, der mit :07 den Siea erre Turner im 5000=Meter=Lauf die ersten drei Sieger mit Ziegelscheck(Hamborn 15:49) an der Spitze. Den 110-Meter=Hürdenlauf gewann Herr Auch in den technischen Wettbewerben(Diskus Kugel, Weit= und Hochsprung) erreichten die Turner durchweg die Spitze. Dagegen gewann Wolff(Kölner BC) das Speerwersen sicher mit 55 Meter, während der Sportler Gwirze 3,60 Meter hoch sprang. Die Staffelwettbewerbe standen durchweg un Zeichen der Sportler, von denen Duisburg 99 die 4mal=100=Meter=Staffel vor Hamborn gewmnen konnte, während die 3mar 1000=Meter=Staffel eine sichere Beute von Polizei Duisburg wurde. Die große Bahnstaffel ergab einen spannenden Kampf zwischen Barmer Turnverein, der vom Start an durchweg an der Spitze lag, und Duisburg 99. Der bessere Schlutzmann der Duisburger entschied schließlich das Rennen zu ihren Gunsten. seren Vertretern blieb jedoch ein Erfolg versagt. Gleich nach dem Start des 8 Kilometer langen Rennens setzte sich der bekannte französische Wasserballinternationale Vandeplancke an die Spitze des fast 200 Mann starken Feldes. An der Sullybrücke hatte jedoch Deiters die Spitze erreicht und führte bald zehn und dreißig Meter vor dem Südfranzosen Navarre. Der Franzose unternahm zwischendurch einige Angriffe und hatte auch schließlich Erfolg. Er konnte Deiters passieren und siegte in:47:38 Std. Deiters kam als Zweiter in:50:28 Std. ein, während Reglin und Haberer mit dem 6. bzw. 9. Platz sich begnügen mußten. Bei den Damen siegte die Französin Mabieux in:13:16. Radsport Am 26 August 1932 veranstaltete die arbeitslose Jugend von Vingst ein Straßenrennen. Die Strecke betrug 35 Kilometer und führte von Vingst über Rösrath, Lohmar, Siegburg zurück nach Vingst. Durch die Mildtätigkeit der Vingster Geschäftswelt ist es möglich gewesen, dem Rennen einen überaus großen Charakter zu verleihen. Der Sieger Heinrich Langenfeld, Köln=Vingst, durchfuhr die Strecke in 1 Stunde 26 Min. Da es keine Berufsfahrer sind, ist die Leistung der Fahrer höchster Anerkennung wert. Sieger wurde Heinr. Langenfeld, Köln=Vingst; 2. Adolf Breitenbach, KölnVingst; 3. B. Manz, Köln=Vingst; 4. M. Schotten, Köln=Vingst. Sport=Allerlei Eddie Tolan, der Olympiasieger über 100 und 200 Meter. wollte ursprünglich Baseball, und nicht Leichtathletik betreiben. Tolan entschied sich dann für den Laufsport, weil auf leichtathletischem Gebiete die bessere Aussicht bestand, mehr Reisen zu unternehmen. * Brasiliens Olympiamannschaft stand während der Kämpfe in Los Angeles mittellos da. Die Rückreise in die Heimat wurde auf einem Frachtdampfer angetreten. * Der amerikanische Tennis=Weltmeister Ellsworth Vines hat alle Meldungen, daß er Berufsspieler weredn will, dementiert und die Erklärung abgegeben, daß er nicht gedenke, Tildens Spuren zu folgen. Verantwortlich für den Sport: J. Zündorf.