1828. 141. Dinstag den 2. September. (Verfasser M. DüMont=Schauberg.) K Preußen. Berlin, 27. Aug. Vorgestern fand das Volksfest, der Stralauer Fischzug, Statt. Von den Prinzen des königl. Hauses, die sogern ihren Antheil an diesen Volksfesten bekunden, waren auch dießmal die in Berlin Anwesenden gegenwärtig, und befuhren auf ihrer schön geschmückten Chaluppe, die mit Gondeln bunt bedeckte Wasserfläche. Auch der hohe Gast unsers Hofes, der Prinz von Lucca, nahm Theil an dem Feste. Berliner Börse am 28. August: Staats=Schuld= Scheine Briefe 93, Geld 92¾; pr. engl. Anl. 1818 Briefe 103 /, Geld 102%; pr. engl. Anl. 1822 Briefe 102¼ Geld 102¼. Deutschlandd. Die Augsburger Allgemeine Zeitung enthält ein Schreiben aus Mainz vom 20. August, worin es heißt: In einem frühern Schreiben habe ich Ihnen die Nachricht mitgetheilt, daß zwischen Preußen und Holland, in Bezug auf die freie Rheinschifffahrt, ein Separatverkrag abgeschlossen worden sey, in welchem sich beide Staaten über die obwaltenden Schwierigkeiten ausgeglichen, und über den der freien Schifffahrt zu ertheilenden Umfang verständigt hätten. Diese aus zuverlässiger Quelle berrührende Nachricht, der bis jetzt noch in keinem öffentlichen Blatte widersprochen worden, was sicherlich geschehen, wenn sie ungegründet wäre, wird in einem in Nro 229 der Allg. Zeit. dd. Mainz den 6. d. enthaltenen Korrespondenzartikel als eine Erdichtung bezeichnet, weil sie von der hier erscheinenden Handlungszeitung mitgetheilt worden, und letztere sich genöthigt gesehen habe, in ihrer nächsten Nummer ihre Leser zu enttäuschen. Diese Enttäuschung bestand darin, daß die Redaktion (auf Verlangen des holländischen Rheinschifffahrts Kommissairs, der kein Freund der Publizität ist) erklärte, diese wichtige Nachricht rühre zwar aus zuverlässiger Quelle her, sey aber aus keinem offiziell bekannt gewördenen Aktenstück entnommen. In dieser unter Einwirkung einer untern und obern Censurbehörde, welche letztere von den Rheinschifffahrtsverhandlungen vollkommen unkerrichtet ist, erschienenen Erklärung wird jeder vernünftig Denkende, der nicht die Absicht hat, sich und andere zu suschen, eine Bestätigung der mitgetheilten, noch nicht eintziell bekannt gewordenen Nachricht finden. Frankfurt, 29. Aug. Se. Durchl. der Fürst Wolkonsky, Oberjägermeister Sr. Maj. des Kaisers von Rußland, und Se. Durchlaucht der Prinz zu HohenloheKirchberg, königl. würtemb. Gesandter am kaiserl. russ. Hofe, sind hier durchgereist. München, 24. August. Se. Maj. der König kamen heute Abends um 7 Uhr im erwünschtesten Wohlseyn aus dem Bade Brückenau wieder in hiesiger Residenz an. Regensburg, 25. Aug. Gestern wurde die hohe Vermählung Sr. Durchl. des regierenden Herrn Fürsten von Thurn und Taxis mit der Freiinn Wilhelmine Karoline Christiane Henriette, Tochter des k. baier. Regierungs= Präsidenten und General=Kommissärs Freiherrn von Dörnberg, in dem hochfürstl. Residenzschlosse zu St. Emmeran feierlich vollzogen. Den Trauungsakt verrichtete in Abwesenheit des Herrn Bischofs und Coadjutors von Sailer der Herr Domkapitular Graf von Seyboltsdorf, worauf die durchlauchtigsten Neuvermählten noch durch den Herrn Dekan und Konsistorialrath Gampert nach evang. Ritus eingesegnet wurden. Göttingen, 26. Aug. Unsere Universität hat vorgestern durch den Tod des Hofraths und Professors G. Sartorius, Freiherrn von Waltershausen, einen neuen empfindlichen Verlust erlitten; der Hingegangene hatte ein Alter von 62 Jahren erreicht und sich um die Universität vielfache Verdienste erworben. Weimar, 26. Aug. Se. königl. Hoheit der Großherzog haben dem königl. preußischen General=Lieutenant und Kommandeur des 4. Armeekorps, Herrn von Jagow, das Großkreuz Ihres Haus Ordens zu verleihen geruht. Kassel, 27. Aug. Die Berathungen zwischen den Bevollmächtigten mehrerer Staaten des mittlern und nördlichen Deutschlands zum Behuf einer Vereinbarung über die wichtigsten Interessen des Handels und der Gewerbe haben nunmehr ihren Anfang genommen. Die Konferenzen sind am 18. d. M. im kurfürstlichen Schlosse Bellevüe eröffnet worden. Hamburg, 26. Aug. In voriger Woche trafen hier Se. Hochw. der Weihbischof von Dammers aus Paderborn ein, und nahmen ihr Absteigequartier im Gasthofe zum Könige von England. Se. Hochwürden, hier in Hamburg geboren, aber seit früher Kindheit daraus enffernt, hatten schon lange den Wunsch gehegt, ihre Vaterstadt einmal zu sehen; sie empfingen sogleich nach ihrer Ankunft die Besuche der hiesigen katholischen Geistlichen, des Pfarrers zu Altona, der katholischen Vorsteher und anderer angesehener kathol. Einwohner. Am Sonntage hielt dieser würdige Prälat das Hochamt in der hiesigen katholischen Kirche zu St. Michaelis, welcher hohen Feierlichkeit denn auch die hier anwesenden katholischen Minister und viele gebildete angesehene Protestanten beiwohnten. Seine Anwesenheit ist in gewisser Hinsicht ein nicht uninteressantes Ereigniß, da in Hamburg seit 300 Jahren kein Bischof gegenwärtig war, geschweige denn ein feierliches Hochamt gehalten hat. Die Ankündigung dieser Feierlichkelt im Intelligenzblatt machte freilich im Publikum einige Sensation, aber keine üble, wie vielleicht noch vor den 90ger Jahren des vorigen Jahrbunderts, da seit der Zeit die große Mehrzahl der hiesigen Einwohner weit humanere Ansichten von der katholischen Religion bekommen hat. Oestreich. Wien, 22. August. Se. Durchl. der Fürst von Metternich begibt sich im Laufe der künftigen Woche auf seine Herrschaften in Mähren, um daselbst acht Tage zuzubringen.— Mittelst Handschreibens an den Hoftriegsrathspräsidenten haben Se. Maj. der Kaiser Ihren durchl. Enkel den Herzog von Reichstadt zum Hauptmann des, Sr. Maj. Namen führenden ersten Jägerregiments ernannt. Somit beginnt die militärische Laufbahn des jungen Prinzen bereits in diesem Jahre, und es heißt, daß er bei dem bevorstehenden Uebungslager Sr. kaiserl. Hoh. dem Erzherzog Karl zugetheilt werden solle. Von der Donau, 23. Aug. Alle an der Wiener Börse ausgesprengten nachtheiligen Gerüchte in Beziehung auf die Reise des Kaisers Nikolaus nach Odessa sind eben so grundlos, als lächerlich. Die Börsenspekulanten, denen es ein Leichtes ist, ganze russische Armeen jeden Tag in die Pfanne hauen zu lassen, zeigen wenig geographische und militärische Kenntaiß, wenn sie von einer Retirade von Schumla nach Odessa sprechen, auf welche sodann ein gezwungener Waffenstillstand erfolgt wäre! Das Wahre an der Sache ist, daß Kaiser Ritolaus, um einen neuen Beweis seiner konsequenten Mäßigung und Friedensliebe zu geben, sich entschloß,— obgleich die Fruchtlosigkeit eines solchen Schrittes bei der Verblendung des Divans leicht vorauszusehen ist— eine neue Aufforderung an den Sultan zu erlassen, und hiebei die Rathschläge und Mitwirkung des Lords Heitesbury des Herzogs v. Mortemart und anderer Diplomaten zu benutzen, die zu diesem Zweck nach Odessa berufen wurden. Die Kriegsoperationen werden aber keinen Augenblick unterbrochen werden; vielmehr soll die persönliche Anwesenheit des Kaisers zu Varna und Odessa der Belagerung des erstern Platzes und dem Nachrücken der in Bessarabien auf dem Marsch befindlichen Truppen nur noch mehr Beschleunigung verschaffen. Sobald das Witt'sche Korps von 30.000 Mann bei Bazardschik angelangt ist, wird der Kaiser an der Spitze desselben nach Schumla zurückkehren und mit Hilfe dieser Verstärkung der Angriff auf eine Posttion möglich werden, deren Wegnahme das Schicksal des Feldzuges entscheiden muß, Zu gleicher Zeit werden 20,000 Mann auserlesener Truppen die Belagerungskorps vor Varna und Silistria verstärken, und eine Reserve von drei Divisionen (wie es heißt, aus polnischen Truppen und Garden bestehend) in die Fürstenthümer rücken, um Rustschuk, Giurgewo und Widdin zu beobachten, deren ernstliche Belagerung vor der Hand nicht unumgänglich scheint.— An der Wiener Börse sind die chimärischen Friedenshoffnungen und mit ihnen die hohen Staats=Papierpreise wieder gesunken, wozu die kriegerischen Nachrichten aus Konstantinopel das Ihrige beitragen. Königreich der Niederlande. Brüssel, 30. Aug. Der portug. General Saldanha befindet sich seit einigen Tagen in unserer Stadt; der Graf Villaflor und andere Mitglieder der Junta von Oporto werden binnen kurzem hier erwartet. — Die beständigen Regengüsse, welche seit 5 Wochen gefallen sind, haben in der Provinz Gröningen ungeheuren Schaden angerichtet. Der westliche Deich ist an mehrern Stellen durchbrochen, die Weiden sind überschwemmt; der Hafer, viele Gartenfrüchte und fast die ganze Kartoffel=Ernte sind verloren. Die Einwohner sparten seit einigen Wochen bei Tag und Nacht keine Mühe, um den Deich zu erhalten, allein die Wassermenge, welche aus der benachbarten Provinz Drenthe zufloß, vereitelte alle ihre Anstrengungen. Frankreich. Paris, 28. August. Der Fürst von Lieven, Sohn des russ. Botschafters zu London, ist vorgestern als außerordentlicher Kurier hier angekommen. — Die protestantischen Militäre der Garnison zu Toulouse sind benachrichtiget worden, daß sie nicht mehr gehalten sind, dem kathol. Gottesdienst beizuwohnen, und daß man ihnen alle Erleichterung zur Ausübung ihres Gottesdienstes geben werde. — Die sterbliche Hülle des Dr. Gall ist auf dem Kirchhofe des Pater La=Chaise beigesetzt worden; eine große Anzahl Professoren der medizinischen Fakultät füllte die Trauerwagen, und viele Studenten folgten dem Leichenwagen zu Fuß. Mehrere Leichenreden wurden gehalten. Der Dr. Broussais stellte als eine sonderbare, aber als eine in unserer Epoche wichtige Thatsache dar, daß der Verfasser der neuen Physiologie des Gehirns, nachdem er sein ganzes Leben hindurch gegen die Feinde der Aufklärung und der Philosophie gekämpft, in seinen letzten Lebenstagen eine Zuflucht zu Montrouge gesucht habe, welches der Heerd des Fanatismus und der Intoleranz geworden sey. Dr. Gall war im J. 1758 im Großherzogthum Baden geboren; er begann seine Studien zu Straßburg und erlangte zu Wien den Doctor=Grad. — Durch eine königl. Ordonnanz vom 27. August ist der Justizminister während der Reise, die Se. Maj. in Begleitung des Ministers des Innern vornehmen werden, mit dem Departement der innern Angelegenheiten beauftragt. Toulon, 19. August. Seit gestern sind 12 Schiffe mit Lebensmitteln und Fourage für Rechnung der Regierung hier eingelaufen. Die Bombarde Finistere legte gestern auf unserer Rhede vor Anker und wird morgen mit dem Convoi abgehen. In diesem Augenblick schifft sich eine Eskadron des 3. reitenden Jäzer= Regiments ein. Ueberall herrscht die größte Thätigkeit, damit alle Transportschiffe zum Absegeln bereit sind. Heute wurde das erste Convoi in einer Entfernung von 8 Stunden vom Lande wahrgenommen; es nahm seine Richtung nach Südost. Vom 20. August. Die Transportschiffe, welche mit der Expedition am 17. d. nicht abgehen konnten, sind heute unter der Bedeckung der Briggs Hussard. u. Comete unter Segel gegangen.— Gestern Abends ist das Linienschiff Scipio von Navarin hier angekommen; es hat etwa 100 Kranke an Bord. — Cons. 5 vom Hund. am 28. August 107 Fr. 40.; dreiproz. 72 Fr. 75 C. Portugal. Lissabon, 13. Aug. Die gegen Madeira bestimmte Expedition, welche aus 1 Linienschiff, 3 Fregatten, 5 Korvetten, 2 Transportschiffen und 2000 Mann Truppen besteht, ist am 9. d. abgesegelt. Die Regierung Usurpators fängt bereits an, für diese Expedition zu fürchten, da General Valdez nach den letzten Nachrichten von jener Insel entschlossen ist, den kräftigsten Widerstand zu leisten.— Man behauptet hier fortwährend, der Herzog v. Lafoens sey ernannt, um aus Deutschland die künftige Gemahlinn D. Miquels abzuholen. D. Miquel selbst hat in Begleitung des Prinzen Friedrich von Hessen=Darmstadt dem Herzog einen Besuch abgestattet.— Der Bischof von Visen ist unter dem Titel eines Reformators der Studien im Königreich zum Minister des öffentlichen Unterrichts ernannt worden. Großbritannien. London, 27. Aug. Die junge Königinn von Portugal Dona Maria ist am 6. Juli von Rio=Janeiro abgereist, um sich nach Genua und von da nach Wien zu begeben.— Man hat noch keine Nachricht von dem russ. Admiralschiff; man glaubt, es habe die Reise nach dem Mittelmeere fortgesetzt.— Die Geschäfte am Getreidemarkt sind heute still, man sieht mit nächstem Markt einem Sinken der Getreidepreise entgegen.— Cons. 87¼. Rußland. Odessa, 9. August. Zugleich mit Sr. Maj. dem Kaiser ist auch Se. kaiserl. Hoh. der Großfürst Michael Pawlowitsch gestern hier eingetroffen. Vom 13. Aug. Am 10. d. kam unser erhabener Souverän nach der hiesigen Residenz I. M. der Kaiserinn, um dem Gottesdienste beizuwohnen. Demnächst ertheilten Se. Maj. der Kaiser dem, am 9. d. hier eingetroffenen außerordentlichen großbrit. Botschafter, Lord Heitesbury, eine Privataudienz, worauf letzterer die Ehre hatte, I. M. der Kaiserinn und dem Großfürsten Michael vorgestellt zu werden. — Der dänische Gesandte, Graf Bloome, ist gestern hier angekommen. — Ein gestern Abends hier angekommener Kurier hat die Nachricht von der Einnahme der am asiatischen Ufer des schwarzen Meeres, nicht weit von Anapa, gelegenen türkischen Festung Poti gebracht. — Dem Vernehmen nach tritt Seine Majestät der Kaiser die Rückreise ins Hauptquartier den 22. d. an. Soviel ist sicher, daß an diesem Tage alle Verstärkungen, die gegen 85,000 Mann betragen sollen, ihre Vereinigung mit der Armee bei Schumla bewerkstelliget haben müssen, und daß alsdann ein Hauptangriff unternommen werden soll, wenn nicht der Gang der Ereignisse schon früher eine Entwickelung der Krisis herbeiführt. T ö rke i. Konstantinopel, 6. Aug. Hussein Puscha hat um Verstärkungen gebeten, die ihm der Großwessier selbst zuführt. Die Pforte hat ein Bulletin bekannt gemacht, worin behauptet wird, die Besatzung von Silistria habe am 21. Juli einen Ausfall gemacht, und das russische Belagerungskorps geschlagen; die Türken wollen bei dieser Gelegenheit wenig Leute verloren haben, dagegen sollen an 2000 Russen auf dem Platze geblieben seyn. Die Besatzung hat für diese Waffenthat neue Mäntel erhalten.— Es sind in Konstantinopel 84 gefangene Russen eingebracht worden, worunter ein Stabsoffizier. Diese Gefangenen sollten auf die Galeeren abgeführt werden, allein der k. östreichische Internuntius, der sich immer der Unglücklichen annimmt, hat sich für sie verwendet, worauf ihr Schicksal dahin gemildert wurde, daß man sie in eine Kaserne einquartierte, wo sie täglich Rationen erhalten. Ghalib Pascha, Gouverneur von Erzerum, und Halil Effendi sind beauftragt worden, die Ruhe in dem Paschalik von Erzerum, welche durch die Janitscharen gefährdet war, aufrecht zu erhalten, und sich den Fortschritten der Russen entgegen zu stellen.— Der Sohn des ehemaligen franz. Botschafters am kaiserl. Hofe zu Wien, Marquis Caraman, ist hier eingetroffen. Man will auf die Wahl des bekannten Hadi Effendi, der den Großwessier begleiten und im Lager die Stelle eines Kiaja Bei und Reis=Effendi versehen wird, die Hoffnung gründen, daß es noch zu einer Ausgleichung kommen konnte, und daß der Großwessier, der vermöge seiner Machtvollkommenheit Frieden schließen und Verträge eingehen kann, ermächtigt sey, im äußersten Falle Unterhandlungen einzuleiten, um den Großherrn nicht in die Nothwendigkeit zu setzen, die Hauptstadt zu verlassen. Die Ruhe derselben könnte nämlich leicht gefährdet werden, da bei der Nachricht von der Abreise des Großwessiers zur Armee eine Stimmung sichtbar ward, die viel Bedenken erregte, und den Befehl veranlaßte, daß alle aus der Hauptstadt genommene, und zur Armee sich begebende Mannschaft unbewaffnet bis Adrianopel marschiren, und dort mit Waffen versehen werde, daß ferner alle für Belgrad(befestigtes Fort unfern Konstantinopel) bestimmten Verstärkungen nur 14 Tage Dienst leisten, und nach Verlauf dieser Zeit abgelöst werden sollten. Algier, 30. Juli. Das k. schwedische Geschwader unter Admiral Nordensköld ist am 18.., nachdem es Gibraltar am 13. verlassen, auf hiesiger Rhede eingetroffen. Der Dey und seine Minister empfingen den Admiral auf die ausgezeichnetste Weise. Das Geschwader wurde, nachdem es Anker geworfen, von der Festung salutirt, der Admiral dggegen bei seiner Landung mit einer größern Anzahl von Kanonenschüssen begrüßt, als sonst bei Befehlshabern fremder Geschwader üblich ist. Am folgenden Tage schickte ihm der Dey frisches Fleisch, Früchte und Gemüse, und sämmtliche europäische Agenten machten ihm ihre Aufwartung. Am 20. hatte er Audienz beim Dei, dem er, nebst seinen Adjudanten und Kapatänen, durch den schwedisch=norwegischen Konsul vorgestellt wurde. Es pflegt den Befehlshabern von Geschwadern selten erlaubt zu werden, mit ihren Degen zur Seite vor dem Dey zu erscheinen; zur Verhütung aller Mißverständnisse sandte daher der Admiral vor der Audienz seinen Dragoman zum Dey, mit der Anzeige, so sehr er Sr. Hoh. die Aufwartung zu machen wünschte, müßte er dieß doch unterlassen, wenn wegen des Degens Schwierigkeiten gemacht würden. Der Dey erwiederte: er wünsche des Admirals Bekanntschaft zu machen, und dieser dürfte sich daher, wie er wollte, einfinden, weßhalb der Admiral und seine sieben Offiziere auch Degenstrugen. Der Dey empfing ihn mit der größten Artigkeit, unterhielt sich lange mit ihm, und lud ihn ein, dem Bairam beizuwohnen, welches jedoch der Admiral ablehnte, indem er früher unter Segel gehen zu müssen glaubte, womit der Dey auch zufrieden war. Nachdem er Abschied vom Dey genommen, besuchte er, nebst allen seinen Offizieren, die vornehmsten Beamten, die alle, insbesondere der Aga, ein Verwandter des Dey, ihn aufs artigste empfingen. Am 21., als er an Bord zurückkehrte, wurde er wie bei seiner Ankunft salutirt, konnte aber erst am 24. die Segel aufziehen. Von hier hat sich das Geschwader, dessen Mannschaft sämmtlich wohlauf war, direkte nach Tunis begeben. Südamerika. Carthagena, 29. Juni. Endlich hat sich die politische Erisis, die Columbien seit mehrern Jahren bewegt, entwickelt. Bolivar ist zum Oberhaupt der Republik proklamirt. Dieß große Ereigniß hatte auf folgende Weise Statt: Der große Convent, aus 56 Mitgliedern bestehend, war zu Ocana versammelt, und Bolivar stand zu Bucaramanga, 2 Tagreisen von jener Stadt, um die Operationen der Versammlung zu bewachen. Die Mehrheit des Convents war dem Libertador entgegen und arbeitete nach den Absichten des Vize=Präsidenten Saint=Ander. Nach mehrern stürmischen Sitzungen beschloß die MinGunged's Convents, welche aus 21 Mitgliedern zu ag: Bolivars bestand, sich zurückzuziehen, und er„. eine Adresse an das Volk, worin sie erklärten, daß burch ihre Gegenwart die Beschlüsse, die den In teressen der Republik zuwider seyen, nicht sanktionniren könne. Hierdurch war der Ueberrest der anwesenden Mitglieder nicht mehr hinreichend, zu berathschlagen, und die Versammlung war aufgelöst. Sobald diese Nachrichten zu Bogota bekannt wurden, versammelten sich der Magistrat und das Volk, und proklamirten einstimmig den General Bolivar zum Oberhaupt der Republik. In den Hauptstädten der verschiedenen Provinzen folgten die Munizipalitäten dem Beispiele Bogota's, und Bolivar siegte ohne irgend einen Widerstand. Carthagena erließ seine Beitrittsakte am 15. d. Saint=Ander begehrte seine Pässe, um die Republik zu verlassen, allein Bolivar antwortete ihm, er könne sich nicht zurückziehen, ohne vorher auf seine Stelle als Vize- Präsident verzichtet und Rechenschaft von seiner Verwaltung abgelegt zu haben. In Europa wird man nicht verfehlen, Bolivar des Ehrgeizes anzuklagen, allein wir, als Zeugen der Ereignisse und der Bewegungen, die seit mehrern Jahren aufeinander folgten, können versichern, daß das einzige Mittel, diesem Lande Ruhe und Ordnung wiederzugeben, darin bestand, die Gewalt einem festen und biedern Manne anzuvertrauen, der Alles für sein Vaterland aufgeopfert und keinen andern Zweck, als dessen Wohlfahrt hat. Köln, 31. August. Der hiesige Buchdrucker Fr. Xav. Schlösser hatte es gewagt, Sr. Majestät dem Könige ein Exemplar der„Sammlung Kölnischer Karne= vals=Lieder“ zu übersenden, in der Ueberzeugung, daß Allerhöchstdieselben diese Sammlung, welche an so manchen Stellen in Freude begeisterten, also um so wahrern Ausdrücken die innigste Ergebenheit treuer Unterthanen athmet, mit eben der hohen Huld aufnehmen würden, deren sich die Kölner bisher bei Begehung ihres Faschingsfestes von Seiten Sr. Majestät und Ihres erhabenen Hauses rühmen durften. Hierauf ging heute folgendes allergnädigste Kabinetsschreiben ein: „Ichhabe das Mir von dem Buchhändler Schlösser am 10. d. Mts. mitgetheilte Exemplar der in seinem „Verlage erschienenen Sammlung Kölnischer Karne„vals-Lieder empfangen und bezeige demselben hier„durch Meinen Dank. Berlin, den 25. August 1828. Friedrich Wilhelm. Bekanntmachung. Es sind 1) zwischen Koblenz und Neuwied(über Thal Ehrenbreitstein und Bendorf) 2) g Linz und Remagen und 3)„ Königswinter und Bonn Cariolposten errichtet worden, welche mit dem 1. k. M. in Gang kommen, und ihre Abfertigung erhalten: ad 1. aus Koblenz: Sonntags, Dinstags, Mittwochs und Freitags, um 5 Uhr Abends; n Neuwied: Sonntags, Dinstags, Donnerstags und Sonnabends, um 1 Uhr Mittags; ad 2.„ Linz: Montags um 8 Uhr Morgens, Mittwochs und Sonnabends um 0½ Uhr Morgens; „ Remagen: an denselben Tagen, um 1 Uhr Mittags; ad 5. Königswinter: Montags und Donnerstags, im Sommer um 6 Uhr Morgens Winter„ 7„„ d Bonn“ an denselben Tagen, im Sommer um 5½ Uhr Nachmitrags, Winter„ 1 Uhr Mittags. Mit den unter 2. und 3. gedachten Posten können auch Personen befördert werden. Das Personengeld beträgt 5 Sgr. pro Meile Die bisher zwischen Bonn und Koblenz, über Neuwied, bestandene 2 Mal wöchentliche Cariolpost wird vom 1. k. M. ab nicht mehr abgefertigt.„„„ 9 43 bringe ich#. Im Auftrage des hohen General=post=amts beinge ih bieses hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Köln, den 30 August 1828. Der königl. Post=Inspektor für die Rhein=Provinzen, Gerike. Herr Drouet wird heute Dinstag den 2. September 1828 im Saale des Herrn Horst auf dem Domhofe ein großes Vocal= und Instrumental= Concert zu geben die Ehre haben. Programm. I. Theil. 1) Ouvertüre; 2) Concertante für Pianoforte und Vieloncell von Ries, vorgetragen von den Herren Weber und Breuer; 3) Flöten=Concert, componirt und vorgetragen von Herrn Drouet; u) vierstimmiger Gesang; 5) Variationen, componirt und vorgetragen von Herrn Drouet. II. Theil. 1) Ouvertüre; 2) vierstimmiger Gesang; 3) Variationen über ein Lied von Mozart, componirt und vorgetragen von Herrn Drouet. Eintrittskarten zu 25 Silbergroschen sind an der Kasse zu haben. Aufang präcise 7 Uhr. Von der Collection portative’eouvres choisis de la litterature française par Mozin et Courtin in 12. sind bis heute 77 Hefte der ersten und 22 Hefte der zweiten Serie versandt. Stuttgart, den 12. Juli 1828. Die Redaction. Dampsschifffahrt und den zwischen Köln Niederlanden. Während des Monats September wird jede Woche 3 Mal ein Dampfboot von hier nach Rotterdam fahren. Jeden Mittwoch und Samstag Morgens um 6 Uhr. Beide Schiffe nehmen Passagiere und Waaren, gehen den ersten Tag nach Nymwegen und den folgenden nach Rotterdam. 0 Die Abfahrt des donnerstägigen Schnellboores ist auf 5½ Uhr Nachmittags verlegt, wodurch die an diesem Tage mir dem Mainzer Dampfschiff hier eintreffenden Reisenden ihre Fahrt gleich fortsetzen können, und am folgenden Abend zeitig in Rotterdam ankommen. Anzeige. Da die am vorigen Mittwoch den 27. August c. Statt gehabte Versteigerung der Johanniskirche und der baulosen Theile des SeminarGebäudes zum Abbruche kein befriedigendes Resultat gegeben hat, so werden diese Gebäude auf künftigen Mittwoch den 3. September., Morgens um 10 Uhr, von neuem ausgesetzt und die Versteigerung im Lokale der unterzeichneten Behörde vor sich gehen. Köln, den 28. August 1828. Der Verwaltungs=Rath der Schul= u. Stiftungs=Fonds. Das Haus Verken bei Pier, Kreis Düren gelegen, sammt übrigen Gebäulichkeiten, und den noch dazu gehörigen Grundstücken, bestehend in circa 71 Morgen Ackerland, Wiesen, Garten, Baumgarten, Weiern 2c., soll am Donnerstag den 11. Sept. künftig, Morgens 0 Uhr, bei Conrad Remy in Pier zum öffentlichen Verkauf aus freier Hand an den Meistbietenden unter annehmlichen Bedingungen mit ausgedehnten Zahlungsterminen parzellenweis, oder auch im Ganzen ausgestellt werden. Düren, den 28. August 1828. Rüttgers, Notar. Ein Paar wenig gebrauchte Birutschen=Räder stehen bei Antiguar Späner zu 5½ Thlr. zu verkaufen. Bei Andreas Veith in der Lindgasse Nro. 1 ist so eben durch das Dampfboot angekommen: eine Partie geräucherte Salmen, 6 bis 10 Psund schwer; diese werden im Ganzen zu 12 Sgr. und im Ausschnitt zu 15 Sgr. verkauft. Zu verkaufen das Haus Nro. 4 an der Mariengartengaß mit Einfahrtsthor, Regensarg, großem Gartenplatz in Mauern, einem Angebäude, dann einem Keller und einem Pütz im Garten. Das Haus enthält nebst Keller und Küche sechszehn Zimmer und zwei Speicher. Bescheid in dem Hause selbst und in der großen Budengasse N. 9. Ich unterzeichneter zeige hiermit dem geehrten Handelsstande an, daß ich bis Ende dieser Woche hier in Ladung liege, und direkt nach Koblenz, der Mosel und Saar fahre. Köln, den 1. Sept. 1828. Mich. Rendenbach, Schiffer von Trier. in der Buchhandlung und Buchdruckerei von M. Dü Moni=S