tuls * Nro. 108 Sr. Römisch=Kaiserl. Mihestät allergnädigster Freiheit: Samstag Wien vom 27 Jun. Von der fernern Reise Sr. Römisch=Kaiserl. Königl. Apostolischen Majestät haben wir noch stets die vergnuglichsten Nachrichten. Wie verlautet, so soll bei der hiesigen Hauptmauth eine Abanderung vorgenommen, und dadurch dem Handlungswesen überhaupt, vorzuglich aber dem Handel der Ausländer mit unsern Provinzen groser Vortheil zuwachsen.— An dem Baue der beiden neuen Festungen im Königreiche Böhmen wird mit groser Aemsigkeit fortgearbettet. Wir erhalten die für uns Deutsche schmeichelhafte Nachricht aus st. Petersburg, daß am bten Jun. auf der Schaubühne des kaiserl. Lustschlosses Sarskoje=Selo, auf Befehl Ihrer Kaiserl. Majestät, von der deutschen Schauspielergesellschaft, die eigents dahin berufen ward, zum ersten Male der Ostindien= fahrer, ein Lustspiel in ungebundener Rede und 3 Aufzügen, von unserm durch so viele drammatische Stücke schon bekannt= und beruhmten Verfasser, Stephanie den Jungern, mit allgemeinem Beifalle aufgeführet worden. Stephanie wurde für das in Manuscript eingeschickte Lustspiel von Ihrer Majestät, der Kaiserinn, der grosen Unterstüzerinn und Besörderinn der Künste und Wissenschaften, durch die Hand Ihres an hiesigem k. k. Hose bevollmächtisten Ministers, Herrn Fürden 7 Julii. sten von Gallizin,„mit einer von der grössten Gattung gepragten goldenen Medaille begnädiget. Coppenhagen vom 26 Jun. Se. Königl. Majestät haben geruhet, den Kammerjunker, Adam Christoph Baron von Knuth, zum Kammerherrn allergnädigst zu ernennen.— Das käiserl. russische Geschwader von Cronstadt, unter dem Contreadmirale Suchotin, bestehend aus s Kriegsschiffen und 2 Fregatten, liegt noch aus hiesiger Rehde, und das königl. schwedische Geschwader noch im Sunde. Eben daselbst liegen auch 80 nach der Nordsee bestimmte Kauffahrer, darunter 36 änglische sind, welche Begleitung erwarten. Prag vom 26 Jun. Seit langer Zeit hat man sich hier nach einem Schauspielhause gesehnet, und nun ist diese grose und gewiß sehr kostbare Unternehmung dem Herrn Grafen von Rostitz zu verdanken, auch der Bau dieses neuen Schauspielhauses beinahe schon bis zur Herstellung der Grundmauern gediehen. Nach der Anlage zu urtheilen wird das Gebaude sehr geräumig und schön werden. Am Vordertheile wird eine Unterfuhr zum Aus-und Einsteigen angebracht, welche sich durch ein zierliches Saulenwerk auszeichnen wird. Die Thuren und alle andere Zugänge werden treflich ge ordnet und bequem eingerichtet sein. Der innere Raum ist schon in der Anlage vortheilhaft vertheilt, gut geordnet, und kurz, der ganze Plan meisterlich. Dresden vom 25 Jun. An dem hiesigen kuhrfurstl. Hofe wurde gestern die zwischen dem Durcht. Prinzen Anton zu Sachsen und Ihrer Königl. Hoheit, der sardinischen Prinzessinn Maria Charlotte, beschlossene Vermählung feierlich bekannt gemacht. Beide Kuhrsuestl. Durchlauchten, so wie auch der Durcht. Prinz Anton, geruheten diesfalls die Gluckwunsche anzunehmen. Niederelbe vom 30 Jun. Zwischen hier und der Weser kreuzet ein holländisches Kaperschiff., welches die Schiffahrt sehr unsicher macht. So geht es immer bis in die Manche, allwo, nach der Aussage eines aus den mittelländischen Gewässern hier augelangten Schiffes, ihrer bis 40 auf verschiedenen Seehöhen sind. Der Patron bringt serner mit, daß zu Gibraltar viele Gebäude durch das Feuer der Spanier verheeret; so lange aber die Besazung mit Lebensmitteln und Munition versehen sei, dörfte wohl nicht an eine Eroberung gedacht werden. Taglich ziehen 2 Majors, 7 Capitains, 21 Subalternen, 64 Sergeanten, 60 Corporäle, 39 Tamdours und 859 Mann auf die Wache. Von den Werkern selbst macht er eine vortrefliche Schilderung. Alle sind in den Felsen gehauen, auch unbezwinglich, und einige Batterien senkrecht 2000 Fuß hoch. In der Meerenge, welche von der Mundung des Canals bis in den dasigen Hasen 4# anglische Meilen gerechnet wird, erhebt sich ein ziemlich schneller Strom aus dem atlantischen Meere, und drängt sich in die mittelländische See, wo er sich verliert. Der Anzahl der Einwohner nicht zu gedenken, deren sich viele nach Mahone und anderwärts gefluchtet haben, giebt es daselbst auch Leute aus der Barbarei, welche aber nur Mezcher und Viehhändler sind. Die Festungswerker sind vortreflich, alle durchaus von Quadersteinen, und mit der schönsten Artillerie überflußig versehen; die Casernen und Spitäler sehr schön, und so geräumig, daß man nöthigenfalls wohl noch bei 3000 Mann einnehmen könnte. Quellwasser giebt es, welches ungemein klar und wohlschmeckend ist; bei sehr trockner Witterung aber wird es der Eimer mit 2 Realen bezahlt, welches ungesehr ein Kopfstück ausmacht. An dem vor der Stadt gelegenen sehr steilen Felsen wird täglich ein und anderes nuzliches Werk angelegt, und oben auf der ausersten Spize, mehr nach der africanischen als spanischen Seite hin, ist das Signalhaus, nebst einer Wache, welche auf alle ankommende Schiffe aufmerksam sein muß, so, daß man durch die ausgehangenen Zeichen an demjenigen Thurme, welcher bei der Wache steht, sogleich wissen kann, ob und wie viele Sch ffe von der einen und der andern Seite im Anzuge sind. Wenn man bei der Aussicht von dieser Hohe das Gesicht rechts nach der Meerenge und vorwärts nach der harbarischen Kuste wendet, so verliert sich endlich das Auge links in dem mittellandischen Meere. An der Nordwestseite hängt diese Stadt mit dem übrigen Spanien mittets einer Land=Enge zusammen. Zwo spanische Städte und die spanischen Batterien quer über dieser Land=Enge hat man beständig im Gesichte. Die nächste Stadt ist st. Roch, die westlich auf einer Anhöhe liegt, ungefähr z Viertelstunde von Gibraltar. Algesiras oder Altgibraltar ist dichte am Wasser, und Ceuta, an der barbarischen Küste, sieht man von den dasigen Felsen. Es ist etwas besonders, auf dem dasigen steinigten Boden so sehr viele Gärten anzutreffen; wo man Orangen= Citronen= Myr= then=Lorbeer= und Feigendäume in ganz freiem Boden stehen sieht, welche grösstentheils die völlige Höhe der alten hochstämmigen Obstdäume haben. Es stehen deren auch viele auf dem dasigen Walde. Palmbäume giebt es daselbst nur einige. Sie tragen ordentlich Fruchte, die aber nie zur völligen Reise kommen. Auch die Aloe findet man theils wild, theils gepflanzt in Menge auf dem Felsen. Edimburg vom 23 Jun. Bisher war man immer wegen unsrer Flotte von Jamaica in Verlegenheit; heute sind aber 46 Schiffe von derselben unter dem Geleite des Egmont und des Grafton von 74, des Trident von 64, Bristol von so, und Endymion von 44 Kanonen auf der hiesigen Rehde angekommen. Sie hatten sich vor einigen Tagen von dem Reihenschiffe, der Suffolk., und 1o Kauffahrteischffen getrennet, die nun augenblicklich erwartet werden. Die französische Beute, der Marquis von ta Fayette, ist gleichfalls eingelaufen. Verfolg von Londen vom 29 Jun. Bei der Admiralität ist die Nachricht eingegangen, daß das ausgerüstete königl. Schiff die Molly, auf der Höhe der Insel Man auf eine besondere Art Feuer gegriffen hat. Es hatte einen betrachlichen Rit bekommen, der mit aller menschlichen Hilfe kaum gestopft werden konnte. Fast an der Einfahrt von Ramsay, wohin es seinen Lauf richtete, kam das Wasser an die Zwiebackkammer, verursachte eine so unordentliche Gährung, daß das Schiff in lichtiohe Flammen ohne Rettung gerieth, und nur 40 Mann von dem Schiffsvolke durch die von der Insel Man zur Hilse geeilten Schiffe gerettet werden konnten. Die ubrigen verschwanden mit dem in Brand gerathenen Schiffe unter den Fluten, und büßten darin ihr Leben ein. Paris vom 36 Jun. Die Generaleinnehmer sind durch den königl. Finanzminister, Herrn Joly de Fleury, zur Entschließung gebracht worden; dem Könige 30,000,000 Livres ohne Zinsen vorzuschießen. Diese Gelder werden ihnen innerhald Jahren mit 6,000,000 jährlich wieder abgetragen werden.— Der Prinz von Soubize defindet sich in sehr kränklichen Umständen. Dieser Herr hat eine offene Wunde an einem Beine. Die Herren Aerzte besorgen, sie möge zuheilen, und die dadurch zurückgeschlagene Feuchtigkeit eine völlige Zerruttung seiner Gesundheit veranlassen. Der allgemeinen Sage nach, ist unsre Schiffsarmee unter dem Grafen von Guichen am ezsten dieses; um 8 Uhr Morgens, von der Rehde zu Brest abgelausen. Wenn die änglische Flotte sich auf der dasigen Höhe immer gehalten hat, so dorste es derde Schläge absezen.— Die königl. Fregatte Engageante hat einen änglischen Kaper von 26 Kanonen, welcher für den bäßsten änglischen Segler gehalten wird, zu Rochelle eingebracht. Der Vrig: HHaag ven 1 Jul. Dil ein, Statthalter wohnte amsten den Berathschlagungen der Staaten von Holl=und Westsriesland dei. Am folgenden Tage thaten Sie ein gleiches bei den Generalstaaten, und hielten darin eine Rede über Ihr Verhakten, als Statthalter, seit Dero Grosjährigkeit im Jahre 1766. Das Schreiben des Herrn Feldmarschalls, Herzogs von Braunschweig, soll auch in Erwägung gekommen sein, und ehestens Bericht darüber abgestattet werden Verfolg des Schreibens des Feldmarschalls, Herzogs Audwig von Braun. schweig, an die Generalstaaten. Diese Uneinigkeit und Verschiedenheit * der Meinungen und Absichten zwischen dem 1 vornehmsten Rathe Ihrer Durchl. und dem 4 ersten Minister dieser Provinz müsse nicht “ nur die traurigsten Folgen nach sich ziehen, 4 sondern sie gäden noch uberdies einen hin* länglichen Beweggrund an die Hand, um 4 auf die Zerstörung der Quelle, woraus dieses Mistrauen und dieser Zwist entspringt, aufs auserste zu dringen. Weil allso blos die vorläufige Wiederherstellung des Zutrauens und der Einigkeit die Republick * retten können, so sei dieses für das Glück des Durchl. Hauses, zur aufrechthaltung Dero Autorität, zur Beibehaltung der 4 Hochachtung und Reigung der Razion und des Ansehens bei den benachbarten Mäch" ten das nothwendigste. Denn man könne 4 Ihre Durchl. versichern, und man sei schul4 dig, Höchstdieselbe zu warnen, daß Sie einstens die Hochachtung und das Zultauen des Volkes verlieren könnten, anstatt daß Sie auf immer der würdige Gegenstand der Liebe und der Verehrung die4 ses Volkes und seiner Regenten sein und 1 verbleiben sollten, und man bittet, und U wunschet inbrunstig, daß Ihre Durchl. dieses allzeit prufen möchten, weil die Er0 haltung und das Gluck des Vaterlandes 4 und des Hauses von Oranien grösstentheils davon abhängt.„ .“ Od man gleich überzeugt sei, daß die Mittglieder der Souverainetat immer die 4 Freiheit haben, und es sogar bisweilen ihre Schuldigkeit erfodert, Ihrer Durchl. 4 und den andern Gliedern ihre Gedanken 4 über den Zustand und Verwaltung der öf* fentlichen Angelegenheiten zu eröffnen, so “ würde man sich dem ungeachtet dieses Schrittes lieber enthalten haben, wenn man sich nur einige Hoffnung einer Verbässerung # Abanderung hatte machen konnen. Toin man sich dessen aber wegen der oben angeführten Ursachen nicht mehr schmauchlen könnte, und die Gefahr auss hochste gestiegen sei, so bliebe kein anderes Mittel mehr übrig, als daß man Ihrer Durchl. dis gahre Lage der Sachen enthulle, und ochndieselbe auf die feierlichste Art ditte, " Sie möchten darauf ernsilich merken, und den Kathschlägen eines mit dem Hasse der Grosen und Geringen so sehr beladenen Mannes, den man als einen an genugsamer Kenntniß unser Regierungsform ermangelnden Ausländer, welcher keine U wahre Reigung zu unserm Lande trägt, ansiehet, hinführo kein Gehör mehr zu geben., “ Wir sind weit entfernt, diesen Herrn „ über dasjenige, damit man ihn nur zu „ offenbar beschuldigt, anklagen zu wollen, „ oder die wider ihn ausgesprengten Muth„ maßungen, nämlich einer übertriebenen und „ unerlaubten Reigung für Aengland, oder „ Treulosigkeit und Bestechung, für gegründet „ zu halten. Wir glauben vielmehr, daß ein „ Herr von so hoher Geburt und von einem „ so ansehnlichen Range zu dergleichen Nie# trächtigkeiten unfähig sei. Dem ungeachtet „ halten wir dasur, daß die unglucklicher„ weise gegen ihn geschopften verdrießlichen „ Begriffe, welche ein allgemeines Mistrauen „ erregt haben,, ihn fur den Dienst des „ Staates und Ihrer Hochsurstl. Durchl. „ völlig unnuz, und sogar schädlich gemacht „ haben. Folglich müsse er von der Führung # der Angelegenheiten, wie auch von der 1 Person und dem Hofe Ihrer Durchl. als n eine immerwährende Hinderniß zu der Wie„ derherstellung des zwischen Ihrer Durchl. „ und den vornehmsten Gliedern des Staates n so nothwendigen guten Verständnisses ent„ fernet werden weil im widrigen Falle durch „ dessen Gegenwart hinführo das Mistrauen, ## welches man gegen seine Rathschläge ent„ weder mit Recht oder Unrecht geheget hat, u auf Ihre Durchl. fallen würde.„ 4 Diese Vorstellungen rühren von keinem „ Hasse oder Unwillen gegen den Herrn Heru zog her, zumal, da er vorhin selbst mit , der Wohlgewogenheit und den wirklichen # Merkmahlen der Zuneigung der amsterda„ mer Regierung zufrieden zu sein Gelegenheit „ gehabt, sondern man betheure vor SOtt „ und der ganzen Welt, daß btos die Erhal„ tung des Vaterlandes und des hohen Hau# ses Ihrer Durchl., und, dessen nahem gänz„ lichen Verfalle zuvorzukommen, hiem der #1 einzige Anlaß gewesen sind. Die amster„ damer Regierung habe sich dahero theils # als Einwohner dieses Landes, theils als „ Mitglied ihrer souverainen Versammlung „ dazu genöthigt gesehen, um durch diesen „ Weg einen leiten Versuch zu wagen, und, „ vielleicht noch zeitlich gnug, ein Mittel „ anzuzeigen, wodurch das Schiff, des Staa## tes unter dem Segen des Allmächtigen aus „ der einstehenden Gefahr könne gerettet „ und in einen sichern Hasen geführt werden, „ oder doch wenigstens, um in allem Falle „ ihrer Schuldi gkeit nachzukommen, und ihr „ Gewissen bei den Einwohnern und Nach# kömmlingen zu befreien. (Das weitere folgt.) Antwerpen vom 3 Jul. Ein am rsten dieses angekommener Expresser hat die angenehme Nachricht überbracht, daß Se. Kaiserl. Königl. Apostolische Majestät; als Herzog von Brabant, an die Stelle des verlebten hochw. Herrn de Vos, zum Abten hiesiger Abtei des Erzengels Michael, Prämonstratenser= Ordens, den hochw. Herrn Wilhelm Rosa; welcher den aten Aug. 1731 zu Löven gebohren, zur Zeit Lector und bisheriger Kellner dieses Gotteshauses gewesen, allergnädigst ernannt haben. Frankfurt vom 5 Jul. Die zu Wertheim unlängst entstandenen Unruhen sollen keine weitere Folgen gehabt haben, sondern bereits alles beigelegt, und die vorige Ruhe wieder hergestellt sein. Coblenz vom 5 Jul. Ihre Königl. Hoheiten, die Erzherzoginn von Oesterreich und Gouvernantinn der Riederlande, sind gestern nebst Dero Durchlauchtigstem Gemahle, dem Herzoge Albert von Sachsen=Teschen, von hier nach Brussel abgereiset. Unter den mannigfaltigen Veränderungen, wodurch Se. Kuhrfurstl. Durchl., unser gnadigste Landesherr, Dero höchste Gäste zu vergnugen gesucht, hat sich besonders die Musick, die der beruhmte Kapellmeister Sales über den Joas des Meraltasio verfertiget, und nach dem Geständnisse aller Kenner ein Meistersück ist, das höchste Wohlgefallen Ihrer Königl. Hoheiten zugezogen. Bei Herrn Weinhändker le Blang auf der Hohpforte im göldenen Hirsche ist in Commission zu haben italiänischer Muscatenwein, der für einen schwachen und verdordenen Magen dienet. Die Vouteille kostet zo Stuber. Steimel vom 3 Juli. Bei der heute geschehenen Z4ten Ziehung erschienen die Rumeren: 68. J. 41. 26. 66. Die EIste Ziehung geschiehet den roten Jul. 1781, und die folgenden von 8 zu 8 Tagen. Diese Zeitung wird wöchentlich viermal, nämlich Montass, Dienstags, Freitags und Samstags bey dem kaiserl. Reichsoberpostamte dahier allein ausgegeben, und ist auf den „Reichs= und auswärtigen Ober= und Postämtern zu haben.