Der Abonnementspreis beträgt in Köln und Deutz vierteljährlich incl. Traggeld 10 Sgr., bei den deutschen Postanstalten 10 Sgr. ahge Bestellgeld. für Stadt und Jand. „Im Kreuz allein ist Heil.“ Die Inseraten=Annahme ist in der Expedition, Marzellenstr. Nr. 20. Die vierspaltige Petitzeile oder deren Raum wird mit 1 Sgr. berechnet. M 25. Köln, den 21. Juni. 1874. Inhalt: Wochen= und Festkalender.— Rundschau.— Erlaß des Erzbischöflichen General=Vicariates, die Gedächtnißfeier der Erwählung des heil. Vaters betreffend.— Die Nacht des 15. Mai zu Mailand.— Die Heiligthumsfahrt nach Aachen l.— Die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu. III.— Vermischtes.— Von Köln nach Buenos=Ayres(Schluß).— Inhalt der Beilage: Bischöfliche Mahnworte an die Jugend.— Ansprache des Papstes an zwei armenische Missionare. Bestellungen auf das mit dem 1. Juli beginnende III. Quartal 1874 des„Kölner Sonntagsblattes für Stadt und Land“ werden für auswärtige Abonnenten von jeder Postanstalt, für Köln und Deutz in der Expedition (Marzellenstraße 20) fortwährend entgegengenommen. Wochen= und Fest=Kalender. Sonntag, 21. Juni. Vierter Sonntag nach Pfingsten.— Der h. Aloyfius von Gonzaga, genannt„der Engel im Fleische" wegen seiner engelgleichen Unschuld, wurde im Alter von 23 Jahren in den Himmel aufgenommen, nachdem er ungefähr sechs Jahre in der Gesellschaft Jesu zugebracht hatte; mit Recht wird er als besonderer Schutzpatron der Jugend verehrt. — Der h. Martyrer Albanus.— Heute ist der 28. Jahrestag der Krönung unseres h. Vaters. Fest des h. Albanus als Patrocinium in St. Alban mit 13stündigem Gebete, vollk. Ablaß, Octave und Pfarrprocession; 5 Uhr erste h. Messe, 8 Uhr Hochamt, 10 Uhr Auszug der Procession, 44 Uhr Vesper, 46 Uhr Complet; während der Octave 19 Uhr Hochamt und 5 Uhr Complet.— In St. Severin Pfarrprocession, 5 und 6 Uhr hh. Messen, 48 Uhr Hochamt. — Fest des h. Aloysius mit vollk. Ablaß in St. Peter, 3 Uhr Vesper, 4 Uhr Betstunde, 5 Uhr Predigt und Complet, und in St. Maria=Himmelfahrt 9 Uhr h. Messe zu Ehren des h. Aloysius, 10 Uhr Hochamt, 4 Uhr Predigt, 5 Uhr Complet.— In der Kapelle zum armen Kinde Jesu 6 Uhr Segens=Andacht.— In der Pfarrkirche zu Deutz ewiges Gebet, 46, 48 und 11 Uhr hh. Messen, 9 Uhr Hochamt, 3 Uhr Vesper, 6 Uhr Aloysius=Andacht, 7 Uhr Complet.— Heute wird in allen Kirchen aus Anlaß des Krönungstages des h. Vaters das Hochamt vor ausgesetztem hochw. Gute und nach demselben Tedeum gehalten; auch ist in allen Kirchen vollk. Ablaß unter den gewöhnlichen Bedingungen zu gewinnen. Montag, 22. Juni. Der h. Martyrer Albinus.— Der h. Paulinus war zu den höchsten weltlichen Würden gelangt, als er den Ruf Gottes vernahm, ihm allein zu dienen; er weihte sich daher mit seiner Gemahlin dem einsamen Leben. Wegen seiner glänzenden Tugenden wurde er im Jahre 409 auf den Bischofsstuhl von Nola erhoben; er starb im Jahre 431. Vierter Montag zur Verehrung des h. Benedictus in St. Martin. — In der Pfarrkirche zu Kalk ewiges Gebet, Abends 8 Uhr Complet. Dinstag, 23. Juni. Die h. Maria von Oignies brachte mit ihrem heiligmäßigen Gatten ihr Leben im Dienste der Aussätzigen in der Stadt Nivelle zu; kurz vor ihrem Tode zog sie sich in die Einsamkeit zu Oignies zurück, wo sie im Jahre 1213, 33 Jahre alt, starb. Zehnter Dinstag zur Verehrung des h. Dominicus in St. Andreas. Mittwoch, 24. Juni. Geburtsfest des h. Johannes des Täufers. Er wurde schon vor seiner Geburt geheiligt, weil er, wie die h. Schrift sagt,„berufen war, im Geiste und in der Kraft des Elias vor dem Herrn herzugehen, um ihm ein vollkommenes Volk zu bereiten.“ Anfang der achttägigen Andacht zur Verehrung des h. Johannes in der Kapelle zu Melaten; heute 6 Uhr h. Messe, 8 Uhr Hochamt, 5 Uhr Andacht mit Predigt; an den übrigen Tagen 7 Uhr Segensmesse und 16 Uhr Andacht.— Fünfter Mittwoch zur Verehrung des h. Johannes von Nepomnk in St. Alban. Donnerstag, 25. Juni. Der h. Prosper von Aquitanien trat mit Muth und großer Gewandtheit in den wissenschaftlichen Kampf mit den Pelagianern und Semipelagianern seiner Zeit; später zog ihn Papst Leo der Große in seine Dienste, und es gelang ihm, die Ketzerei allenthalben zu vernichten. Freitag, 26. Juni. Die hh. Brüder Johannes und Paulus bekannten unter Julian dem Abtrünnigen den christlichen Glauben; ihr Haus zu Rom, in welchem sie enthauptet wurden, ward bald schon in eine Kirche verwandelt; ihre Namen werden im Canon der h. Messe genannt. Anfang des 40=stündigen Gebetes zum Feste des h. Johannes des Täufers in St. Johann.— Neunter Freitag zur Verehrung des h. Franciscus=Xaverius in St. Maria=Himmelfahrt. Samstag, 27. Juni. In Alexandrien wurden unter Kaiser Severus viele Christen gemartert, unter denen sich Leonidas, der Vater des berühmten Kirchenschriftstellers Origenes, und viele von des Letztern Schülern befanden; namentlich hervorgehoben wird das Martyrium der h. Potamiäna, welches die Bekehrung und den Martertod ihres Henkers Basilides zur Folge hatte. Anfang des 40stündigen Gebetes zum Feste Peter und Paul in St. Peter.— Zweiter Tag des 40 stündigen Gebetes in St. Johann. — Heute ist wegen des Festes Peter und Paul gebotener Fasttag, jedoch ist es erlaubt, ein Mal Fleisch zu essen. Rundschau. Deutsches Reich. Se. Majestät der deutsche Kaiser verließ am verflossenen Sonntag, Abends ½11 Uhr, von der Wildparkstation aus seine Residenz und trat seine Badereise nach Ems an. Hier wurde er andern Tags vom russischen Kaiser am Bahnhofe empfangen und herzlich begrüßt. Auch Ihre Majestät die deutsche Kaiserin ist vergangene Woche von Baden=Baden wieder aufgebrochen, um im nahen Koblenz ihre Sommerresidenz aufzuschlagen. Am 16. stattete die hohe Frau den beiden Kaisern in Ems einen Besuch ab, den dieselben Tags darauf in Koblenz erwiderten. Die Anwesenheit des russischen Kaisers in Ems hat viele hohe und gekrönte Häupter dorthin gezogen, u. A. auch den König von Sachsen. Fürst Bismarck genießt auf Varzin, wie die„Kölnische Zeitung“ sich ausdrückt,„den geliebten Duft seiner Wälder".„Ueber seinen Gesundheitszustand vernimmt man," nach derselben Quelle,„leider noch nicht viel Günstiges.“ Er wird wohl bald seine Badereise nach Kissingen antreten, wohin er nur ungern gehen soll. Die Krankheit des Fürsten erinnert unwillkürlich daran, daß auch er ein sterblicher Mensch ist. Doch — Gedanke hinweg! Denn er könnte am Ende als„staatsgefährlich“ gedeutet werden. Das haben die Katholiken in Trier erfahren. Dort wurde vergangene Woche eine große Volksversammlung, auf welcher der Reichstags=Abgeordnete für Trier, Herr Majunke, seinen Wählern über die jüngste Session Bericht erstattete, polizeilich aufgelöst. Nun, das ist doch halt nichts Neues im Deutschen Reiche! Allerdings, aber neu ist die Begründung dieser Maßregel. Herr Majunke kam nämlich auf die Ursachen zu sprechen, aus welchen die„Maigesetze" hervorgegangen, und sagte u. A. Fürst Bismarck habe, da er den Krieg von 1866 nicht mit Hülfe der conservativen Partei einleiten konnte, der oliberalena Partei sich angeschlossen, und diese habe als Aequivalent ihrer Unterstützung eine Art von Kirchengesetzen nach neuestem Muster verlangt.„Uebrigens," fuhr der Redner fort,„bin ich nicht geneigt, einen solchen Kampf, wie wir ihn jetzt haben, einem einzigen Manne zur Last zu legen; denn Bismarck 200 ist ein einfacher sterblicher Mensch wie jeder andere; auf seinem Krankenbette liegt er ebenso armselig da, wie ein kranker Bettler in seiner Hütte liegt". Nach diesen Worten sprach der Polizeicommissar Schneider:„Jetzt habe ich das Wort. Derartige Reden dürfen hier nicht gepflogen werden. Sie verstoßen gegen das Vereinsgesetz und gegen jedes Gesetz. Ich löse die Versammlung auf".— Am 10. ging dem hochw. Herrn Bischofe von Paderborn ein Schreiben des dortigen Kreisgerichts zu, in welchem derselbe aufgefordert wird, sich zum Antritte der Gefängnißhaft von sechs Wochen, bei Gefahr der zwangsweisen Vorführung binnen spätestens acht Tagen einzufinden. An demselben Tage jedoch wurde das Kreisgericht durch Verfügung des dortigen Appellationsgerichtes angewiesen, das Verfahren gegen den hochw. Herrn Bischof zu sistiren, d. h. von der angedrohten Verhaftung einstweilen Abstand zu nehmen. Es hatten sich nämlich, wie das„Westf. Volksbl.“ meldet, zwei adelige Damen der dortigen Diöcese mit einer Immediat=Eingabe an Se. Majestät den Kaiser gewandt und auf die einander widersprechenden Urtheile hingewiesen, welche in Sachen der Pfarrstelle zu Alme ergangen waren, wegen deren„gesetzwidriger“ Besetzung der Bischof in's Gefängniß wandern sollte. Das Paderborner Appellationsgericht wurde darum von Berlin aus zur Berichterstattung aufgefordert und bis dieser Bericht nach Berlin abgegangen resp. dort eine Entscheidung getroffen ist, wurde nun das Zwangsverfahren gegen den hochw. Herrn Bischof sistirt. —„Die Angelegenheit der rheinischen Succursalpfarrer ist noch immer in einer mißlichen Schwebe,“ so schreibt nicht etwa„ein clericaler Heißsporn oder Hetzer“, sondern die leibhaftige„Köln. Ztg. am 16. Juni, also nachdem auch die 30 Tage nach dem 15. Mai verflossen, nach deren Ablauf, wie sie am 7. Juni schrieb,„unter der natürlichsten Annahme", die rheinischen Succursalpfarreien für unwiderruflich übertragen gelten müßten. So schreibt die„Köln. Ztg. nachdem sie am 1. Juni mit Entrüstung über die„clericalen Hetzereien sich geäußert: „Jetzt, da der Monat[Mai] hinter uns liegt, ist eine Hinausschiebung der Schreckenstage auch für die Glaubensstarken nicht weiter möglich, und auch die Schaudersüchtigsten werden sich nun der prosaischen Beruhigung fügen müssen, daß bei ihnen in der Gemeinde eben nach wie vor Alles beim Alten bleibt, gerade wir die bösen vStaatskatholikena und„ Freimaurere schon imm er behaupteten". Da steht Einem doch der Verstand still. Man sagt sich unwillkürlich:„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten.“ Inzwischen hat der Bischof von Münster, wie der„Westfälische Merkur“ meldet, dieser Tage vom Ober=Präsidenten der Rheinprovinz die Aufforderung erhalten, die im linksrheinischen Antheil der Diöcese Münster belegenen Succursalpfarren definitiv zu besetzen. Da diesem Ansinnen nicht entsprochen werden wird, so dürfte das Zwangsverfahren bald folgen. Oesterreich=Ungarn. In fast allen Diöcesen des österreichischen Kaiserstaates halten die Bischöfe mit ihrem Klerus Conferenzen und Besprechungen über die„confessionellen Gesetze" und die Stellung, welche sie denselben gegenüber einzunehmen haben. Gott sei Dank, soweit sich's bis jetzt überblicken läßt, ist der ganze österreichische Klerus entschlossen, treu zur Kirche zu halten, mag da kommen, was will. Die Regierung hat sich demnach gründlich getäuscht. Das ganze Ministerium hatte sich die falsche Ansicht des Hrn. Cultusminister Stremayr angeeignet, der steif und fest behauptete, daß die österreichischen Bischöfe und ihr Klerus, wenn sie keine andere Wahl hätten, als entweder sich zu unterwerfen und in Ruhe gelassen zu werden, oder der Kirche zu gehorchen und mit dem Staate auf Kriegsfuß zu kommen, unbedingt das erstere wählen und ruhig nachgeben würden. Diese seltsame und unstaatsmännische Ansicht zeigt schon allmälig ihre Consequenzen; denn Niemand im ganzen Reiche hat sich mehr getäuscht, als die hochweisen Minister selbst. Mit all' ihrer politischen Weisheit sind sie in ein Labyrinth gerathen, aus welchem sie schwerlich einen sichern und ehrenvollen Ausweg finden werden. Der Minister=Präsident soll allerdings schon ein Hinterthürchen gefunden haben, durch welches er mit seinen Collegen zu entschlüpfen hofft, und zwar darin, daß man einstweilen die„confessionellen Gesetze" unausgeführt läßt. Aber es bleibt immerhin noch abzuwarten, was die„liberale“ Kammer=Majorität und die„liberale“ Partei, die ja die einzige Stütze des„liberalen“ Ministeriums bildet, zu einer solchen Ausflucht sagen werden. Das Ende vom Liede ist vielleicht der Rücktritt des jetzigen Ministeriums. Das wäre für die Katholiken der günstigste Ausgang; denn die jetzigen Minister sind wohl die einzig fähigen Männer der ganzen„liberalen" Partei; mit ihrem Sturze würde die offenbare Unfähigkeit der„Liberalen“ so eclatant zu Tage treten, daß der Kaiser sich vielleicht genöthigt sähe, einmal den Versuch zu machen, mit Männern von en tgegengesetzten Grundsätzen zu regieren. Schweiz. Im Schooße des jüngsten Genfer Schisma's ist gewaltige Zwietracht ausgebrochen, wie das bei der Verschiedenartigkeit der Elemente, die sich hier dem Expater Hyacinthe angeschlossen hatten, wohl vorauszusehen war. Letzterer gefältt der Mehrzahl seiner Heerde, den glaubenslosen Freidenkern, gar nicht mehr. Er ist ihnen viel zu orthodox und hält ihnen viel zu fest am Uebernatürlichen. Man fordert von dieser Seite den Ex=Carmelitermönch öffentlich auf, wieder zum Ultramontanismus zurückzukehren, wenn er die weite Fahne des Freidenkerthums nicht aufpflanzen und nicht durch Emaneipation des menschlichen Geistes bis zu der Grenze des Fortschrittes vormarschiren wolle, wo alle Dogmen aufhören. So griff man den armen Er=Pater öffentlich in Genfer Zeitungen an. Dieser antwortete nicht in den Zeitungen, sondern berief auf den 7. Juni eine Versammlung seiner„Heerde" nicht seine Kirche, sondern in den sog. „Reformations=Saal" zu Genf. Hier sprach er eine ganze Stunde lang über die wahre und die falsche„katholische" Reform. Die wahre Reform bestehe nach seiner Ansicht darin, daß man sich lossage vom Papste, von dessen Unfehlbarkeit, vom Cölibat und von der obligatorischen Ohrenbeichte. Die falsche Reform sei diejenige, die unter dem heuchlerischen Deckmantel des„Altkatholicismus" bis zur gänzlichen Leugnung des Uebernatürlichen und jeglicher geoffenbarten Religion fortschreiten wolle. Daß er die Seinigen nicht überzeugte, versteht sich von selbst. Ja, sogar einer seiner„Pfarrer“, der Eindringling von Carouge, trat öffentlich in der„Patrie Suisse“ gegen ihn auf und verlangte im Sinne der Freidenker„vollständige Freiheit des Geistes". Welche Partei die Oberhand behalten wird, steht noch nicht fest, wahrscheinlich aber die radicale, und dann wird der Expater wohl bald sein Bündel schnüren und mit Kind und Kegel von Genf abziehen müssen, um sich ein anderes Feld seiner Wirksamkeit aufzusuchen. Die wahren, glaubenstreuen Katholiken Genf's halten sich tapfer. Bei den letzten Municipalwahlen haben sie der Regierung ihre Stärke gezeigt. Das wird die Regierung zwar nicht einschüchtern, wohl aber so viel bewirken, daß sie nicht bis zum Aeußersten geht. Frankreich. Auch äußerlich spitzt sich Kampf und Scandal in Frankreich immer mehr auf die beiden Parteien der Bonapartisten und Radicalen zu. Die Wortführer derselben, der weiland Vicekaiser Rouher und Gambetta, sagten sich am 9. Liebenswürdigkeiten, die zu höchst scandalösen Auftritten in und außerhalb des Parlamentes führten. In einem Eisenbahn=Coupé hatte man ein bonapartistisches Circular gefunden, welches namentlich den pensionirten und den übrigen Offizieren im Nievre=Departement bei Wiederherstellung des Kaiserreiches Beförderung und große Vortheile in Aussicht stellte, wenn sie jetzt für die bonapartistische Sache wirken wollten. Ein Mitglied der Linken interpellirte dieserhalb das Ministerium. Die Minister versprachen strenge Untersuchung. Rouher bestritt die Echtheit des Circulars und erlaubte sich zugleich einige Anfpielungen auf die September=Revolutions=Männer. Nun stürmt Gambetta auf die Tribüne, spricht von jener„verabscheuten Partei“(den Bonapartisten), und nennt sie ausdrücklich„les miserables“(„die Elenden"),„die Frankreich zu Grunde gerichtet haben“: Diese Worte riefen bei den Bonapartisten einen Sturm der Entrüstung hervor. Der Präsident der National=Versammlung bittet Gambetta, dieselben zurückzunehmen. Der aber entgegnet stolz:„Ich gebe zu, daß die Worte, deren ich mich bediente, beschimpfend sind, ja, sie enthalten sogar eine Brandmarkung. Aber eben darum halte ich sie aufrecht.“ Gambetta wird darauf zur Ordnung gerufen. Rouher, blaß vor Aufregung, fliegt mit zornsprühenden Blicken auf die Tribüue, kann aber nichts hervorbringen, als die Worte:„Hr. Gambetta ist nicht im Stande, 201 mir einen Schandfleck aufzubrennen; ich stelle ihm meine ganze Verachtung entgegen". Der Präsident schließt die Scene mit den Worten:„Dieser ganze Auftritt ist scandalös!" und hebt bald darauf die Sitzung auf. Nach der Sitzung entstand vor dem Buffet ein kurzes Wortgefecht zwischen Bonapartisten und Radicalen, und mit Mühe gelangte Hr. Rouher, der hier in's Gedränge gerathen war, mit zerzaustem Anzuge und dicken Schweißtropfen auf der Stirne in's Weite. Andern Tags wiederholten sich die scandalösen Auftritte zwischen Bonapartisten und Radicalen Mittags und Abends am Bahnhofe Saint=Lazare zu Paris, von wo die meisten radicalen Deputirten nach Versailles zu fahren pflegen. Ein Bonapartist hob sogar Mittags seinen Stock auf, um auf Gambetta einzuhauen, und Abends soll Gambetta wirklich von einem bonapartistischen Stockschlage leicht gestreift worden sein. Wie bei jedem Scandale lief auch hier„viel Volk“ zusammen; drei Abtheilungen Stadtserganten hielten den Bahnhof besetzt, nahmen einige Verhaftungen vor, und nach zwei Tagen schon war der Bahnhof Saint=Lazare wieder friedlich still, wie gewöhnlich. Wichtiger, als diese Scandale, ist die Abstimmung der National=Versammlung vom vorigen Montage. Das linke Centrum hatte den Antrag auf definitive Einrichtung einer französischen Republik eingebracht. Mit 345 gegen 341 Stimmen sprach sich die Versammlung für die Dringlichkeit desselben aus. In derselben Sitzung reichte die äußerste Rechte den Antrag auf sofortige Wiederherstellung der Monarchie ein, dessen Dringlichkeit jedoch verworfen wurde. Italien. Das italienische Parlament hat seine Arbeiten beendigt; es sieht zudem in Bälde seiner Auflösung entgegen. Die Volksvertreter hatten es mit der Heimreise so eilig, daß nur sehr wenige sich durch die Rücksicht auf das Fest des Jahrestages der italienischen Verfassung, welches am 7. in Rom gewöhnlich „großartig“ gefeiert wird, zurückhalten ließen. Selbst„liberale" Blätter meinen, die Tausende von Frcs., die zur äußern Feier dieses Festes verschwendet werden, würden besser zu andern Zwecken verwendet; denn das italienische„Volk“ verlange mehr nach Brod, als nach„Spielen.— In Venedig tagte am 12. der erste Congreß der italienischen Katholiken unter dem Ehrenvorsitze des greisen Cardinal=Patriarchen von Venedig, Msgr. Trevisanato. Außerdem betheiligten sich noch die Bischöfe von Treviso, Belluno und Adria und Msgr. Nardi aus Rom an den Verhandlungen. Dieselben wurden geleitet vom Herzog Scipio Salviati aus Rom. 500 Katholiken nahmen an den Berathungen Theil. Aus Spanien kommen diese Woche wieder nur spärliche Nachrichten. Die Carlisten haben sich bei Estella in, wie es scheint, wohl befestigten Stellungen niedergelassen, um den General Concha, dessen Anmarsch sich wieder durch das obligate„schlechte Wetter" verzögert hat, zu erwarten. Der Correspondent der „Köln. Ztg. schreibt über die Stellungen der Carlisten:„Rund um Estella herum haben sie furchtbare Verschanzungen aufgeworfen und nur die zahllos wie der Sand am Meere hier(in Lodosa) eintreffenden Kanonen geben den Bewohnern von Lodosa die Ueberzeugung, daß die Republicaner die Linien der Royalisten durchbrechen werden.“ Wir wollen sehen.— Die Königin Donna Marguerita ist endlich zum ersten Male in ihrem Leben auf spanischem Boden angekommen und allenthalben festlich bewillkommnet worden. Großbritannien. Mr. Newdegate ist endlich mit seinem Antrage auf Revision der katholischen Klöster im Unterhause zu Wort gekommen, aber so gründlich„abgeduftet", daß er wohl für's nächste Jahr die Lust zum Wiedereinbringen desselben verlieren wird: mit 237 gegen 94 Stimmen wurde sein Antrag verworfen. Das Haus hatte so wenig Lust, die bekannten Tiraden des englischen Klosterstürmers anzuhören, daß sich schon gleich bei seinem Erscheinen auf der Tribüne die Bänke gewaltig leerten. „In wenigen Minuten," berichtet die„Köln. Ztg.,„wurde es so leer, daß kaum dreißig Mitglieder vorhanden waren, worauf die Sitzung nothgedrungen aufgehoben werden mußte". Zeigten schon die jüngsten protestantischen Sympathie=Meetings in London, daß der freie Sohn Albions keinen Sinn mehr für das alte No-popery-Geschrei hat, denn lehrt dies die Behandlung des Mr. Newdegate erst recht. Belgien hat in diesen Tagen gewählt für die Kammer und den Senat. Bei unsern Nachbarn steigen die Wogen der Wahlagitation gewaltig hoch; bis jetzt hatten die Katholiken im Senate sowohl als in der Kammer die Majorität, und deshalb stand auch ein katholisches Ministerium an der Spitze der Regierung. Ging nun bei den Neuwahlen diese Majorität verloren, dann mußte auch das Ministerium fallen. Die„Liberalen“ gingen mit großer Siegeszuversicht in den Kampf; denn sie hatten in den letzten Jahren gewaltig gewühlt und gewüthet; die Katholiken nicht ohne Bangen, und allerwärts sah man mit Spannung dem Wahlresultate entgegen. Ihr Hauptaugenmerk hatten die „Liberalen“ auf den Wahl=Bezirk Gent gerichtet; im Stadtbezirke haben die„Liberalen" wohl die Majorität, aber der Land=Bezirk gibt den Ausschlag und darum hatten die„Liberalen“ kein Mittel gescheut, selbst nicht„schlagende“ Gründe, um die guten Landleute auf ihre Seite zu ziehen. Kein Wunder darum, wenn das Wahlresultat von Gent allerorts im belgischen Ländchen mit Spannung erwartet wurde. In Löwen war eine große Zahl von Studenten und Andern am Bahnhofe versammelt, um die ankommenden Depeschen gleich in Empfang zu nehmen. Gent wollte noch immer nicht kommen. Endlich tritt der Telegraphist aus seinem Bureau und ruft:„Gent, vollständiger Sieg der Katholiken!" Da gab's einen Jubel, man drängte sich um den Telegraphisten, hob ihn in die Höhe, und trug ihn auf den Schultern im Triumphe herum; dabei erscholl stets der Ruf:„Hoch die Katholiken!“ Zwar haben die„Liberalen" hier und da einen Sitz im Senate oder in der Kammer gewonnen, aber die Majorität in beiden ist den Katholiken geblieben und damit das katholische Ministerium auf drei Jahre wenigstens wieder gesichert. Erlaß des Erzbischöflichen General=Vieariates, die Gedächtnißfeier der Erwählung des h. Vaters betreffend. Am 16. Juni sind drei Jahre abgelaufen, seitdem der katholische Erdkreis das fünfundzwanzigjährige Pontificat Papst Pius IX. gefeiert hat. Mit diesem Tage tritt unser h. Vater nunmehr in das neunundzwanzigste Jahr seiner Regierung. Wenn das christliche Gemüth sich auch mit Kummer erfüllt sieht bei der Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit, mit der unsere h. Kirche, ihre Lehren und ihre Einrichtungen von einer glaubenslosen Welt allenthalben beurtheilt und behandelt werden,— ein Blick auf das glorreich regierende Oberhaupt der h. Kirche, auf Pius IX., den ehrwürdigen Vater der Gläubigen, auf seine im Leiden verklärte Tugend, reicht hin, uns zu trösten. Sichtbarlich ruht Gottes außerordentlicher Schutz auf seinem Stellvertreter, auf Petri Stuhl zu Rom. Es ist darum würdig und recht, den Tag der Erwählung unseres h. Vaters auch in diesem Jahre mit frommem Danke gegen Gott zu feiern. Wir verordnen daher, daß am Sonntage, den 21. d. Mts., dem Krönungstage desselben, die Gläubigen in dem angegebenen Sinne an den Jahrestag der Erwählung des h. Vaters erinnert und zum innigen Gebete für das Oberhaupt der h. Kirche ermuntert werden sollen. Zur Erhöhung der Feier soll bei dem Hochamte an diesem Tage das Allerheiligste ausgesetzt und nach demselben das Tedeum in vorschriftsmäßiger Weise gesungen werden. Die Herren Pfarrer und Rectoren werden überdies angewiesen, am Nachmittage entweder die Herz=Jesu Andacht zu halten oder der sonst üblichen Andacht die Litanei vom Herzen Jesu für die Anliegen der h. Kirche beizufügen. Damit aber diese Gebete vor Gott dem Herrn desto angenehmer erscheinen und für die Gläubigen sich um so fruchtbarer erweisen, bestimmen wir hiermit, daß der vom h. Stuhle kraft des Apostolischen Schreibens„Qui attingit a five“(Kirchlicher Anzeiger 1874, Nro. 5) aus Anlaß der Auffindung der Leiber des h. Bischofs und Kirchenlehrers Ambrosius und der hh. Martyrer Gervasius und Protasius verliehene Ablaß auf den 21. d. Mts. verkündet werde, so daß also alle Christgläubigen, welche an diesem Sonntage nach sacramentaler Beichte und würdiger h. Communion in ihrer Pfarr=, Kloster= oder Nebenkirche, in welchen dieser Festgottesdienst gehalten wird, für die Anliegen der h. Kirche unter Anrufung der Fürbitte des h. Bischofs und Kirchenlehrers Ambrosius und der hh. Martyrer Gervasius und 202 Protasius fromme Gebete verrichten, einen vollkommenen Ablaß gewinnen, welcher fürbittweise auch den Verstorbenen zugewende werden kann. Köln, den 2. Juni 1874. Die Nacht des 15. Mai zu Mailand. Unter dieser Ueberschift veröffentlichte der, Osservatore cattolico“ eine ansprechende Schilderung der katholischen Kundgebung, welche zu Mailand in der Nacht des 15. Mai bei Gelegenheit der Uebertragung der Reliquien des h. Ambrosius statt hatte. Wie unsern Lesern bereits bekannt ist, hatte der Minister Cantelli die in Aussicht genommene Abhaltung einer feierlichen Procession verboten, damit einigen Freigeistern kein Anlaß zum Mißmuth gegeben werde. In Folge dieses Verbotes wurden denn die Reliquien des heiligen Ambrosius, Gervasius und Protasius nächtlicher Weile in aller Stille in das am Domplatze gelegene erzbischöfliche Palais gebracht. In der Nacht des 15. Mai wurden sie dann von dort in die Basilika des h. Ambrosius übertragen. Von demselben Gedanken beseelt, hatten sich auf dem Domplatze zahlreiche Gläubige versammelt, und als sich gegen ½3 Uhr Morgens das große Thor des Domes öffnete, da zog die Menge dem Erzbischof nach und begleitete die Reliquien mit Kerzen und Fackeln. So wie man sich der Pfarre des h. Ambrosius näherte, wurde das Tedeum angestimmt, welches der Klerus und das Volk abwechselnd sang; die Straßen waren wie durch einen Zauberschlag überall illuminirt. In der Kirche sang man den Hymnus des h. Erzbischofs von Mailand: Nostrum parentem maximum. Der Erzbischof dankte den Mailändern für die Ehre, die sie ihrem Stadtpatron erwiesen hatten; er gab ihnen mit den heiligen Reliquien den Segen und celebrirte dann die h. Messe auf dem Grabe seines glorreichen Vorgängers. Dieser Vorgang erinnert an die Katakomben und an den Eifer der ersten Christen. Die Heiligthumsfahrt nach Aachen. 1. Am Donnerstag den 9. Juli dieses Jahres Nachmittags um 2½ Uhr wird zu Aachen die diesjährige Heiligthumsfahrt eröffnet werden. Bekanntlich wird die Aachener Heiligthumsfahrt von sieben zu sieben Jahren in feierlicher Weise abgehalten, und da sich gewiß auch Manche unserer Leser in diesem Jahre an derselben betheiligen werden, so glauben wir ihren Wünschen entgegenzukommen, wenn wir an der Hand des von dem bekannten Historiker und Abgeordneten Herrn Dr. Krebs uns freundlichst zur Verfügung gestellten schätzbaren und zu einem höchst interessanten Vortrage ausgearbeiteten Materials ihnen über die Aachener Heiligthumsfahrt das Wissenswertheste mittheilen. Wie die alten Griechen ihre großen Feste zu Olympia, zu Delphi, auf dem Isthmus von Korinth, zu Nemea feierten, so hatten auch unsere Vorfahren ihre gemeinschaftlichen Feste, die aber um so würdiger und erhabener waren, je erhabener das Christenthum über alle Religionen ist. Die Feste des deutschen Volkes hießen Hochzeiten; was noch als Karrikatur von ihnen übrig ist, hat jetzt den karrikirten halbwelschen Namen„Nationalfeste". Der Name Hochzeit hat sich aus der großen Welt geflüchtet in das stille Familienleben, er ist nur noch für die Vermählung, auch wohl für die Feier der ersten h. Messe des neugeweihten Priesters, für die erste h. Communion und in einzelnen Gegenden für Weihnachten, Ostern und Pfingsten geblieben. Zu jenen Hochzeiten des deutschen Volkes zählten z. B. die Reichstage, auf denen die kaiserliche Pracht sich entfaltete, der Kaiser, angethan mit den Zeichen seiner Würde, die Krone auf dem Haupte, das Scepter in der Hand, bei dem Hochamte ministrirte und dann, umgeben von Fürsten, Adel und Volk, seinen feierlichen Umzug hielt, Berathungen pflegte, und Waffenspiele und Volksbeluftigungen aufgeführt wurden. Außer diesen vorzugsweise weltlichen Festen, die freilich, wie alle Feste, von der Religion durchdrungen waren, gab es aber auch rein religiöse Hochzeiten oder Volksfeste; unter diesen standen obenan die Feste und Fahrten zur Verehrung der h. Reliquien oder, wie das deutsche Volk sie damals nannte, der Heiligthümer oder Heilthümer. Aus den beiden Wörtern„Heiligthum“ und„Heilthum", welche unsere reiche Sprache für das Wort „Reliquien“ gebildet hat, sieht man wieder, daß das Volk stets die bezeichnendsten Namen zu finden weiß; denn die Eigenschaften, welche nach der Lehre der Kirche den Reliquien beigelegt werden, können nicht wahrer ausgedrückt werden, als durch die Worte „Heiligthum" und„Heilthum". Hochzeiten im angegebenen Sinne feiert das deutsche Volk nicht mehr. Die Glaubensspaltung und die mit derselben entstandene und im Fortgange der Zeiten immer größer gewordene Zerreißung Deutschlands, die einen Unglauben, ja einen Glaubenshaß im Gefolge hatte, wie er niemals auf Erden geherrscht hat, der Widerstreit der extremsten politischen Ideen— dieses und anderes hat den Hochzeiten des deutschen Volkes das Ende bereitet. Gleichwohl leben noch Reste derselben in einem Theile des Volkes fort, und zu diesen übrig gebliebenen Resten sind die Heiligthumsfahrten zu zählen. Wohl ist es wahr, daß es eigentlich so viele Heiligthumsfahrten gibt, als man Kirchen zählt. Ist doch jede Kirche ein Hof Jesu Christi und seiner Getreuen; ist doch in jeder Kirche der heiligste Frohnleichnam umgeben von Leibern und Leibestheilen der Heiligen, daher jedes Kirchenfest, ja so zu sagen jeder Kirchengang gewissermaßen eine Heiligthumsfahrt. Jedoch im eigentlichen und engern Sinne versteht man unter der Heiligthumsfahrt jene großartige, allgemeinere Kundgebung katholischen Lebens, welche dadurch zu Tage tritt, daß zahlreiche Schaaren des gläubigen Volkes zu solchen Orten andächtig hinziehen, wo hervorragende und ausgezeichnetere und in größerer Zahl vorhandene Reliquien sich vorfinden, denen es dort seine Verehrung zollen will. Eine der ältesten und bedeutendsten Heiligthumsfahrten ist die diejenige, welche seit vielen Jahrhunderten zu den Reliquienschätzen des Aachener Münsters in regelmäßig wiederkehrenden Zeitabschnitten stattfand und in Bälde wieder stattfinden wird. Es ist aus der Geschichte bekannt, daß Karl der Große Aachen, indem er dessen Münster mit den kostbarsten Reliquien schmückte, zu einem der ersten Heiligthumsorte der Christenheit, zum ersten des deutschen Reiches erhob. Wie aber seine Nachfolger, so bewahrte auch das deutsche Volk durch alle Zeiten hindurch treu und dankbar das Andenken an den großen Kaiser, und mit Recht: er und der h. Bonifacius, von dem Volke allein mit dem Ehrennamen„Apostel der Deutschen" geehrt, waren ja die Gründer des h. römischen Reiches deutscher Nation. Aachen war nicht allein der Sitz, die Hofburg des Reiches, sondern auch der erste Hof Jesu Christi, eine Residenz der hingeschiedenen Heiligen, eine Hauptstätte der Andacht, wo die verehrungswürdigsten Reliquien aufbewahrt wurden. Die hauptsächlichsten derselben sind in folgenden beiden Strophen angeführt: dem keiner zu vergleichen, Der das Kleid der ehrenreichen Jungfrau Mutter in sich trägt; Und dazu die armen Windlein, Die das süße Jesukindlein, In der Krippe eingehegt. Und das Tuch, woran des hehren Täufers Christi Blut, zu Ehren Des Gesetzes Gottes, floß; Endlich das Gewand, das rothe, Von dem Blut, das Christ im Tode, Damit eingehüllt, vergoß. Sichere und zuverlässige Nachrichten über die Aachener Heiligthumsfahrt besitzen wir erst seit dem 14. Jahrhundert. Aus diesen Nachrichten geht unzweifelhaft zweierlei hervor: 1. daß neben der jährlichen Zeigung der Heiligthümer eine besonders feierliche von sieben zu sieben Jahren stattfand; 2. daß der Besuch der Pilger ein ganz außerordentlicher war. Die erste bestimmte Angabe ist vom Jahre 1359. Dabei muß bemerkt werden, daß Aachen nicht allein von Kriegs= und andern Ereignissen, sondern auch wiederholt von großem Brande heimgesucht worden ist, so in den Jahren 1224, 1236 und 1333. Daß bei diesem Brande auch Archive zu Grunde gingen, aus denen man bestimmte Nachrichten über die ältere Geschichte der Stadt und der Heiligthumsfahrt hätte schöpfen können, darf wohl angenommen werden. Wenn aber auch die ersten zuverlässigen Mittheilungen über die Heiligthumsfahrt erst aus dem 14. Jahrhunder 203 stammen, so ist es doch wohl unzweifelhaft, daß eine Heiligthumsfahrt nach Aachen auch schon früher stattgefunden hat. Denn ist die Reliquienverehrung im alten und neuen Bunde begründet, war sie seit den ältesten Zeiten des Christenthums, sowohl damals, als die Christen noch in den Katakomben Gott dem Herrn dienten, wie auch später, als sie, wie mit der Lehre Christi, so auch mit den Gebeinen und Ueberbleibseln seiner Getreuen, der hingeschiedenen Heiligen, heraufstiegen in die Welt, war die Reliquienverehrung stets Herzensangelegenheit der Ehristen, ein Theil der Liturgie, und liefern zahllose Stellen aus den Schriften aller Zeiten den Beweis dafür, daß dieselbe stets geübt wurde, so ist es unzweifelhaft, daß auch die Heiligthümer in Aachen zu allen Zeiten zahlreiche Pilger herbeigezogen haben. Vor dem 14. Jahrhundert war die Heiligthumsfahrt nach Aachen allerdings nicht so bedeutend, nicht so großartig, wie seit dem Beginne desselben, sodann datirt aus jener Zeit neben der jährlichen die feierliche Zeigung der Reliquien von sieben zu sieben Jahren. Mit dem Anfange des 14. Jahrhunderts nahm die Heiligthumsfahrt nach Aachen einen großartigen Aufschwung, deren Wirkungen durch die ganze abenländische Christenheit fühlbar wurden. Was diesen Aufschwung bewirkt hat, wird in einem folgenden Artikel näher dargelegt werden. Die Verehrung des göttlichen Herzens Jesu. III. Nachdem wir in den vorhergehenden Artikeln das Geschichtliche über das Fest des göttlichen Herzens Jesu in kurzem Ueberblicke mitgetheilt haben, fassen wir nunmehr den Gegenstand der Andacht zum Herzen Jesu näher in's Auge. Dieser Punkt ist um so wichtiger, als seitens der Gegner der Kirche die maßlosesten Angriffe gegen denselben gerichtet wurden. Zu allen Zeiten hat die Kirche es für ihre Aufgabe gehalten, der erlösungsbedürftigen Menschheit das sittliche Thun und Leiden ihres Erlösers stets vor Augen zu stellen. Immerfort hat sie hingewiesen auf die Gnade und Herablassung, die Güte und Menschenliebe, die Treue, Demuth Milde und Geduld des Menschensohnes, in der Feier ihrer festlichen Tage, am Tage seiner Geburt, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, gedachte sie stets der hervorragendsten Erweise seiner göttlichen Erbarmung. Aber der Urgrund, aus welcher die gesammte, für das Heil des Menschengeschlechtes vollzogene gottmenschliche Thätigkeit des Erlösers hervorging, die Quelle, aus welcher alle seine Angst und Traurigkeit, all' seine Entsagung und Selbsterniedrigung, alle seine äußern und innern Schmerzen um uns hervorflossen, das war jene unbegreifliche göttliche Liebe, die den Tod am Kreuze wählte und trotz der Undankbarkeit und Kälte der Menschen im Tabernakel unserer Altäre bis zum Ende der Zeiten ihre Wohnstätte aufzuschlagen nicht verschmäht hat. Eben diese unergründliche Liebe des Menschensohnes, ganz besonders seine leidende, seine duldende, seine verachtete Liebe aber ist es, welche den vorzüglichsten Gegenstand der Andacht zum göttlichen Herzen Jesu bildet. Diese Andacht führt uns also in das innerste Heiligthum seiner Schmerzen ein, in die geheimnißvolle Werkstätte der göttlichen Liebesthätigkeit, und faßt alle Aeußerungen der Menschenfreundlichkeit, Huld und Güte, alle sittlichen Ideale des gottmenschlichen Lebens unseres Erlösers zusammen; sie stellt uns die unendliche Liebenswürdigkeit und Liebe Jesu zur Verehrung vor. Gewiß, der Gegenstand ist erhaben, so erhaben, daß unsere geistig sinnliche Natur unwillkürlich nach einem dem Gebiete der sichtbaren Welt angehörenden Darstellungsmittel verlangt, um diesen erhabenen und rein geistigen Gegenstand ihrer Verehrung sich näher zu bringen und sich die Vorstellung desselben zu erleichtern. Und da gibt es nichts, was des Heilandes glühende Liebe in passenderem Symbole uns vor Augen stellte, als das wirkliche, verwundete Herz seines gottmenschlichen Leibes. Es ist ganz überflüssig, hier die Frage auch nur zu berühren, ob das menschliche Herz wirklich als das Organ des finnlichen Strebens zu betrachten sei, wie die Alten lehrten, oder ob es lediglich als Organ des vegetativen Lebens erscheine, wie die modernen Physiologen auf Grund der neueren wissenschaftlichen Forschungen behaupten. Diese Frage kommt hier gar nicht in Betracht. So viel ist gewiß, daß das Herz des Menschen an seinem Gemüthsleben einen ganz hervorragenden Antheil nimmt, daß die Gemüthsbewegungen auf das menschliche Herz einen ganz auffallenden Einfluß ausüben. Niederdrückende Gefühle, wie Furcht, Angst, Kummer hemmnen seine Kraft, könneu im höchsten Grade der Einwirkung dieselbe plötzlich lähmen; aufregende Affecte, wie Zorn, Freude, Liebe steigern und beschleunigen die Thätigkeit des Herzens. Nicht ohne Grund sagt man darum, daß das Herz vor Freude hüpfe, im Schrecken zittere, in der Furcht bebe, daß Angst es drücke und Kummer es belaste, und im höchsten Grade auffallend ist dasjenige, was wir in der Lebensgeschichte mancher Heiligen in dieser Beziehung lesen. Im Herzen des h. Philippus Nerius glühte die übernatürliche Gottesliebe so sehr, daß zwei seiner Rippen durchbrochen wurden; die Heiligen Petrus von Alcantara, Franz Xaver, Stanislaus Kostka und viele andere entbrannten in solcher Liebe Gottes, daß die innern Gluthen des Herzens durch Anwendung äußerer Mittel abgekühlt werden mußten. In dem Herzen der h. Gertrudis fand man nach ihrem Tode die Wunden des Herrn, und in dem Herzen der seligen Clara von Montefalko die Leidenswerkzeuge des Erlösers eingegraben. Wegen des überaus innigen Zusammenhanges nun, welcher zwischen dem leiblichen Herzen des Menschen und seinem sittlichen Leben, seinen Gefühlen und der Wurzel derselben, der Liebe, besteht, wird in den verschiedensten Sprachen das Wort Herz als mit dem Worte Gemüth, Liebe, gleichbedeutend gebraucht, und also gilt nach den Anschauungen der Völker das Herz selbst, wenn auch nur in uneigentlichem Sinne als der Träger des sittlichen Lebens. Es wäre nicht schwer, zahlreiche Belegstellen hierfür aus den klassischen Schriftstellern der verschiedensten Völker anzuführen. Auch die h. Schrift bedient sich des in Rede stehenden übertragenen Ausdrucks, um dadurch den Träger des sittlichen Lebens zu bezeichnen, und wenn Schiller sagt: Nicht an die Güter hänge dein Herz, Die das Leben vergänglich zieren, so spricht die h. Schrift im Buche Sirach 38, 10 in gleichem Sinne: Wende dich weg vom Bösen, mache recht deine Hände, und von aller Sünde reinige dein Herz. Man könnte ganze Folioseiten mit Stellen anfüllen, in denen die h. Schrift mit dem Worte Herz den angegebenen Sinn verbindet. Diese Auffassung erklärt es auch, daß dem Herzen alles sittlich Gute und Schlechte zugeschrieben wird. Darum spricht man von einem guten, einem großen, einem reinen, einem sanftmüthigen, einem grausamen Herzen. Wenn aber das Herz nach der gemeinsamen Anschauung der Völker unser gesammtes sittliches Fühlen, Streben und Wollen bezeichnet und namentlich als Ausdruck der Liebe in den verschiedensten Sprachen vorkommt, dann kann auch, wenn es sich darum handelt, einen sinnlichen Gegenstand zu finden, der uns die geistige Liebe versinnbilden und in sinnlich wahrnehmbarer Gestalt uns vor Augen führen soll, kein besseres Symbol der Liebe gefunden werden, als das leibliche Herz, in welchem die Bewegungen des Gemüthes so deutlich sich kund geben. Mit vollem Rechte wird uns darum die göttliche Liebe Jesu unter dem Symbole seines menschlichen Herzens dargestellt; in diesem Sinnbilde tritt uns wie mit einem Male das ganze Lieben und Leiden des Herrn, welches sein allerheiligstes Herz so tief und so oft bewegte, vor die Seele; erinnert werden wir an jene Liebe, die ihn in die Krippe bannte, die ihn an die Geißelsäule brachte und an's Kreuz; erinnert werden wir an seine schreckliche Verlassenheit, die in seinen letzten Stunden sein Herz zusammenpreßte, an die Furcht und Angst, die im Oelgarten auf seinem Herzen lastete; erinnert werden wir an jene Liebe, die trotz aller Undankbarkeit der Menschen im h. Sacramente ihren bleibenden Wohnsitz aufschlagen und ungeachtet alles Spottes und Hohnes, aller Lauheit und Kälte, womir auch dort ihr noch begegnet wird, bleiben und ausharren wollte auf Erden bis an's Ende. Der geistige und vorzüglichste Gegenstand der Andacht zum göttlichen Herzen Jesu ist also seine unermeßliche Liebe zu uns, die, wie der Heiland seiner frommen Dienerin Maria Margaretha selber sagte, nichts sparte bis zur 204 Selbsterschöpfung und zur Selbstverzehrung. Diese Liebe aber ist etwas Geistiges und Unsichtbares, und darum wird sie uns unter dem natürlichen Symbol des leiblichen Herzens vorgestellt, damit sie sich uns deutlicher erschließen und mächtiger uns ergreifen möge. Die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu hat aber auch noch einen andern Gegenstand, der in zweiter Linie in Betracht kommt, aber durchaus nicht übersehen werden darf. Sie bezieht sich nämlich nicht nur auf die unendliche göttliche Liebe allein, nein, sie bezieht sich auch direct auf das menschliche, wirkliche Herz des Erlösers selbst. Wir wissen nämlich aus der Glaubenslehre, daß die zweite göttliche Person in der Menschwerdung sich mit der menschlichen Natur unauflöslich verbunden hat. Wegen dieser ihrer Verbindung aber gebührt auch der Menschheit Christi göttliche Verehrung, und somit auch seinem allerheiligsten Herzen. Wohl ist das leibliche Herz des Gottmenschen das natürlichste und angemessenste Symbol seiner unendlichen Liebe, aber es ist nicht bloß Symbol, es ist mehr als ein Symbol, es ist ein Theil der Person des Gottmenschen. Eben darum aber bildet er auch an und für sich, ohne Rücksicht auf irgend welche ihm eigene Beziehung, einen nothwendigen Gegenstand unserer Verehrung und zwar derfelben Verehrung, welche auch der Person des Gottmenschen selbst gebührt, der Anbetung im engsten Sinne des Wortes. Was nun den Zweck der Andacht zum h. Herzen Jesu angeht, so läßt derselbe sich am besten aus den Worten erkennen, mit welchen der Herr der seligen Maria Margaretha diese Andacht offenbarte. Die Selige schreibt hierüber:„Unser Herr hat mich erkennen lassen, daß das große Verlangen, welches er hatte, von den Menschen vollkommen geliebt zu werden, ihn zu dem Entschlusse bewogen habe, ihnen sein Herz zu offenbaren und ihnen in diesen letzten Zeiten diese letzte Anstrengung seiner Liebe zu gewähren, indem er ihnen einen Gegenstand und ein Mittel darbietet, die geeignet sind, sie dahin zu vermögen, daß sie ihn lieben und gründlich lieben.“ Also die Erweckung einer wahren und vollkommenen Gegenliebe in den Herzen der Menschen gegenüber der unendlichen Liebe des Gottessohnes, das ist der hauptsächlichste Zweck der Andacht zu seinem göttlichen Herzen. Darum erklärte Papst Pius VI., er habe durch die ertheilte Erlaubniß zur öffentlichen Feier des Herz=Jesu=Festes das erreichen wollen,„daß das Andenken und die Verehrung des für die Erlösung des menschlichen Geschlechtes so liebevoll übernommenen Leidens und Sterbens Jesu Christi von Tag zu Tag vermehrt, und daß die Gläubigen mit immer größerer Andacht zu dem Leiden des Herrn erfüllt werden möchten;" und Pius IX. erklärte, daß er die Feier des Herz=Jesu=Festes deshalb für die ganze Kirche vorgeschrieben habe,„weil er den Gläubigen immer neue Anregungen bieten wollte, in inniger Gegenliebe das verwundete Herz dessen zu umfassen, der uns geliebt und gewaschen hat von unsern Sünden in Seinem Blute. Ein zweiter Zweck der Andacht zum göttlichen Herzen besteht darin, dem Heilande eine Sühne, einen Ehrenersatz zu bieten für die Undankbarkeit, Lauheit und Kälte, mit welcher seine unendliche Liebe, besonders im h. Sacramente, vergolten wird. „Als Erwiderung für meine Liebe, so klagte der Heiland der seligen Maria Margaretha,„erhalte ich nur Undank durch Verachtung, durch Unehrerbietigkeit, durch Sacrilegien, durch Kälte, die sie sich gegen mich im Sacramente der Liebe zu Schulden kommen lassen.“„Siehe da die Wunden," so sprach der Herr ein anderes Mal,„die ich von meinem geliebten Volke empfangen! Die Andern begnügen sich, meinen Leib zu mißhandeln, aber diese da greifen mein Herz an, das niemals aufgehört hat, sie zu lieben. Was mich noch mehr schmerzt als Alles, was ich in meinen Leiden erduldet habe, ist der Undank der Menschen." Wie darum das Fest des göttlichen Herzens hauptsächlich deswegen ist eingesetzt worden, um dem Heilande für die ihm im h. Sacramente zugefügten Unbilde einen Ehrenersatz zu bieten, so trägt überhaupt die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu den Charakter einer Sühnungs=Andacht. Vermischtes. (Sonderbare Verwechselung.) Einer guten Dame erkrankten plötzlich sämmtliche Kinder an den Masern. Sie wandte sich darum brieflich an einen Bekannten mit der Bitte, ihr umgehend das beste Mittel gegen die Masern mitzutheilen. Gleichzeitig mit der Bitte dieser geängstigten Mutter erhielt derselbe Herr den Brief einer andern Dame, welche um ein Recept zum Einpöckeln bat. In der Verwirrung verwechselte er die beiden Recepte und die besorgte Mutter erhielt zu ihrem Schrecken folgendes Recept für ihre kranken Kinder:„Brühe sie drei oder vier Mal mit kochendem Essig ab, bestreue sie dann ganz mit Salz und in wenigen Tagen werden sie gut sein.“ Die angehende Köchin dagegen las staunend:„Halt' sie nur warm, dann wird sich's schon bald von selbst machen.“ (Spanische Bettler.) In Spanien ist so manches„spanisch;“ am„spanischsten“ sind dort eine gewisse Classe von Bettlern, die manchmal auf hohem Rosse sitzend, den ehrsamen Fußgänger um ein Almosen ansprechen. Ein Edelmann von Valparaiso, der ruhig seines Weges auf der Landstraße dahinzog, wurde neulich von einem solchen berittenen Bettler um eine Unterstützung angesprochen.„Wie!“ sagte der Edelmann, „Sie, mein Herr, kommen zu mir, der ich zu Fuß gehen muß, betteln. Sie, der Sie gar reiten?"„Sehr wahr, mein Herr,“ sagte der Bettler, „und doch habe ich nothwendiger zu betteln, weil ich mein Pferd und mich unterhalten muß.“ (Ein Gespräch in Vocalen.) In einem schottischen Tuchladen entspinnt sich zwischen dem Käufer und dem Händler folgendes Zwiegespräch:„Wolle?"„Ja, Wolle.“„Alles Wolle?„Ja, Alles Wolle.“ „Alles Eine Wolle?“„O ja, Alles Eine Wolle.“— Also auf Englisch: „Wool?“„Tes,wool.“„All wool?“„Tes allwool.“„All one wool?“ „Oh yes, all one wool.“— Dies lautet im schottischen Dialekt folgendermaßen:„00?“„i, 0o.“„au 00?“„i, au 0o.“ au ae 00?“„00 i, au ae 00.“— Also in die deutschen Vocale umgesetzt:„?“„ei,.“ „äu?“„ei, äu.“„äeu?“„u ei, äeu.“— Man muß die Vocale aus einem englischen Munde herausquetschen hören, um die ganze Komik dieses Dialoges zu empfinden. (Ein verdächtiges Gespenst.)„Bin gestern Abend vom Wirthshause heimgegangen, Herr Doctor,“ klagte ein Patient,„und da ist mir vorgekommen, als ob immer ein Gespenst neben mir herginge.“ „Und wie sah das Gespenst aus?“ forschte der Arzt.„Wie ein Esel," erklärte der Patient.„Schien der Mond?“ fragte der Arzt weiter.„Der Vollmond stand am Himmel," bekräftigte der Hülfsbedürftige.„Dann ist die Sache klar, meinte der Arzt, Sie haben ein Räuschchen gehabt und Ihren eigenen Schatten nicht mehr gekannt.“ Von Köln nach Buenos=Ayres. Von P. Stollenwerk. (Schlaßtd) Rhede vor Montevideo, den 30. October. Beim Erwachen fanden wir das Schiff schon vor Montevideo vor Anker. Es war aber in der Frühe so kalt, daß ich, wie auch am vorigen Tage, meinen Ueberzieher wohl brauchen konnte. Da eine ziemliche Anzahl von Reisenden für Montevideo sich auszuschiffen hatte, so entstand auf dem Schiffe wieder das chaotische Leben und Treiben, wie wir es in Rio Janeiro schon einmal durchgemacht hatten. Koffer und Reiseeffecten aller Art erschienen aus der Tiefe, zwischen denen sich Matrosen, Reisende, Kahnführer u. s. w. mit Lärm und Geschrei, ich weiß nicht in wie vielen Sprachen, durcheinander wirrten. Aber das Verlassen des Schiffes war keine gar leichte und angenehme Sache. Bei dem heftigen Winde und starken Wellenschlage hoben und senkten sich die Nachen wie Nußschalen, und wie Waarenballen wurden die Weiber und Kinder von Hand zu Hand in die Nachen geschoben oder geworfen. Und dabei fehlte es natürlicherweise nicht an vielem Geschrei. Leider war es schon so spät geworden, daß wir keine Hoffnung mehr hatten, die h. Messe lesen zu können, darum gingen wir auch nicht an's Land, wie manche Andere, indem wir hofften, am folgenden Morgen bessere Gelegenheit dazu zu finden.— Von unserm Standpunkte aus lag die Stadt in östlicher Richtung, denn wir sahen über ihr die Sonne aufgehen. Sie wird 50 bis 60,000 Einwohner haben, und bietet, vom Meere sanft aufsteigend, ein nicht prächtiges, aber freundliches Bild. In der Mitte steht die große, zweithürmige Kathedrale, etwas weiter rückwärts die neue Kirche der Basken. Eine halb kreisförmige Bucht weitet sich nach Westen aus zu dem Hafen, in dem eine Menge kleinere Schiffe vor Anker lagen, da er für die größern zu seicht ist. Ganz im Westen ist der Cerro, ein höher als die Stadt sich erhebender Berg mit Festungswerken und Leuchtthurm. Nachmittags wurde der Wind immer heftiger, so daß die 205 Nachen, die vom Lande zurückkehrten, derart umhergeworfen wurden, daß ich für sie bangte. Manche Passagiere waren auf der Ueberfahrt durch die überstürzenden Wellen durchnaß geworden. Unsere Hoffnung am folgenden Morgen wurde immer geringer, da der Wind gegen Abend nur noch heftiger tobte, und als wir Morgens auf das Verdeck kamen, mußten wir sie ganz fahren lassen, weil die Ueberfahrt zu gefährlich war. Zudem kamen auch in der Frühe keine Nachen zum Schiffe und einer, der gegen Mittag mit frischem Gemüse kam, konnte wegen der heftigen Wellen nicht am Schiffe anlegen und mußte wieder zurück. Eine Menge derjenigen, die gestern an's Land gegangen waren, hatte es nicht gewagt, am Abende zurückzukommen, mußte sich aber heute einfinden, da die Abfahrt auf 4 Uhr bestimmt war. Sie hatten sich deshalb einen kleinen Dampfer genommen, dem die Wellen nicht so viel anhaben konnten. Aber auch dieser tanzte wie besessen auf den Wogen herum, und beim Aussteigen kamen lächerliche Scenen die Menge vor. Jeden Augenblick schlugen die Wellen über Bord, die Passagiere und Koffer mit einem wohlfeilen aber nicht angenehmen Sturzbade übergießend. Da die große Schiffstreppe nicht hinunter gelassen werden konnte, so mußten Alle sich an zwei Seilen und einer Hängetreppe heraufarbeiten. Oben faßte sie dann die eiserne Faust eines Seemanns im Nacken und schleuderte sie in allen Formen und Gestalten in's Schiff. Mit den Damen wurden nicht viel mehr Umstände gemacht, und ich bin gewiß, daß sie auf den Armen blaue Mäler genug davon getragen haben. Ein armer Hut mußte am Ende die Zeche zahlen und wurde, sehnsüchtig von den Augen seines frühern Herrn begleitet, tanzend dem Ocean zugeführt. Gerade vor der Abfahrt wäre bald noch ein großes Unglück geschehen. Ein großer, starker Nachen verfing sich mit einem Strick am Hintertheil des Senegal und die vier oder fünf Mann, die in demselben waren, schienen verloren. Alle schrieen nach einem Messer, um das Seil zu durchschneiden. Das geschah sehr rasch, aber damit stürzte auch, den ganzen Nachen bedeckend, das Segel herab, und dazu schlug das Wasser stromweise hinein, so daß Alle vom Wasser troffen. Lange noch zitterte in mir die Aufregung nach, die sich meiner bemächtigt hatte, und im Stillen dankte ich Gott dafür, daß ich mich nicht an's Land begeben hatte. Statt um vier Uhr, setzte das Schiff sich erst um halb sieben Uhr stromaufwärts in Bewegung, und zwar bedeutend langsamer als sonst, aber heftig schwankend wegen des ungestümen Windes und der Wogen, obwohl wir den Wind im Rücken hatten und von den Segeln kein Gebrauch gemacht wurde. Eine unbehagliche Stimmung verließ mich den ganzen Abend nicht, weil ich fortwährend zwischen Furcht und Hoffnung auf den morgigen Tag schwankte. Rhede vor Buenos=Ayres, den 1. Nov. Beim Aufstehen war das Schiff noch im Gang, obwohl es längst hätte angekommen sein müssen, da sonst die Fahrt nur sechs bis acht Stunden dauert. Als ich auf das Verdeck kam, sah ich vor uns im Westen viele Schiffe in weiter Entfernung und auch in unserer Umgebung mehrere große Schiffe vor Anker. Muth und Hoffnung sanken mir beim Anblick der ungeheuern Wellen des Flusses und des regendrohenden Wetters. Wahrlich, der Pampero brachte uns ungestüme und unwillkommene Grüße aus der neuen Heimath! Unten im Schiffsraume machte man Anstalten, um die Koffer heraufzuziehen, aber bald führte der Sturm heftigen Regen herbei, die Lucken wurden sorgfältig verschlossen und Alles in Ruhestand versetzt. Auch die letzte Hoffnung, zu landen, ist verschwunden. Und es ist Allerheiligentag, den wir zubringen müssen, ohne die h. Messe zu lesen oder zu hören! Auf dem Verdeck ist das Zeltdach weggenommen, weil Sturm und Regen es zu zerfetzen drohten, und sonst ist auf dem Schiffe kein Platz zu finden, so daß ich nicht einmal Muth und Lust hatte, darüber mit dem Capitain zu sprechen. Außerdem wäre es bei den ungestümen Bewegungen des Schiffes zu gefährlich gewesen, die h. Messe zu lesen. Langeweile und Mißvergnügen war während dieses ganzen Tages auf allen Gesichtern zu lesen, zumeist auch deswegen, weil kein Dampfschiff mit der GesundheitsCommission, kein Nachen sich zeigte; wir waren wie eingeschlossen und abgesperrt von der Welt auf dem weiten Wasser; man hatte mir schon früher gesagt, daß der Fluß so breit sei, daß man in der Mitte die Ufer nicht sehe. Da wir dem rechten Ufer näher waren, sahen wir von demselben, weil es sehr flach ist, nur unbedeutende Erhöhungen, wie von niedrigem Gesträuch, von dem linken dagegen gar nichts. Ebenso wenig war auch von der Stadt etwas zu bemerken, und nur aus der großen Anzahl von Segelschiffen, die höher westlich lagen, ließ sich die Nähe der Stadt vermuthen. Wohl oder übel müssen wir uns also gedulden und sehen, wie es morgen werden wird.— Oh! qui buenos ayres son estos! O, wie gute Luft ist hier! rief Pedro de Mendoza, der Gründer der Stadt 1535 aus, und davon soll die Stadt ihren Namen bekommen haben. Wenn er aber mit uns auf dem Schiffe gewesen wäre und wie wir nach dem Lande verlangt hätte, so würde er wahrscheinlich nicht diesen, sondern eher den entgegengesetzten Ausspruch gethan haben. Den ganzen Tag stürmt es fort; kein Dampfer, kein Nachen, nicht einmal ein Vogel ist auf dem Flusse in Bewegung, der seine schmutzig=gelben Wogen an den Flanken der Fahrzeuge heraufspritzt. Also Geduld bis morgen; hoffentlich wird's dann besser! Buenos=Ayres, den 2. November. Der Wind ist noch immer scharf, doch nicht ganz mehr wie gestern, aber von Messelesen kann leider auch heute keine Rede sein, da wir auch im günstigsten Falle bis Mittag nicht am Lande sein können und es heute ebenso wenig wie gestern auf dem Schiffe selbst möglich ist. Heute wie alle Tage werden Verdeck und Gänge gewaschen, nur mit dem Unterschiede, daß es gerade heute später geschieht wie sonst, ein Zeichen, daß man keine Eile hat. Erst gegen zehn Uhr erscheint die Gesundheits=Commission, und da von Quarantaine keine Rede ist, geht es an das Einschiffen des Gepäcks und endlich auch der Personen. Aber der Satellite, ein kleiner Dampfer, der derselben Gesellschaft der Messageries maritimes gehört, ist viel zu klein, so daß er nicht einmal die Hälfte faßt. Am Tage vorher wurden auf dem Schiffe Karten zu zehn Franken für jede Person angeboten, um mit ihnen überzufahren. Ich wollte keine, da ich nur eine Geldprellerei befürchtete, wie es sich auch herausstellte, da auf einem andern Dampfer nur die Hälfte gefordert wurde. Auch dieser erwies sich als unzureichend, alles Gepäck aufzunehmen und wir waren genöthigt, die größern Stücke zurückzulassen, die uns am folgenden Tage nachgeschickt wurden. Die Ueberfahrt dauerte einige Minuten weniger als zwei Stunden. Beim Heranfahren des kleinen Dampfers fahen wir nun auch zwischen vielen Segelschiffen durch von der Flußseite die Stadt, die, obwohl auf flachem Ufer gelegen, doch einen schönen Anblick bietet. Ich zählte vom Wasser aus fünfzehn Thürme und Kuppeln von Kirchen, die meist mit farbigen Mosaikplatten belegt, alle in italienischem Stile gebaut, in dem hellen Sonnenschein uns entgegen glänzten. Auch manche große und stattliche Häuser zogen die Aufmerksamkeit auf sich, so wie die hölzernen, in das Wasser hineingebauten Molos, die ordentlich von Menschen wimmelten, aber zu meiner Freude nicht, wie in Rio Janeiro, von schmutzigen Negern. Da das Wasser nahe am Lande zu seicht für den kleinen Dampfer ist, so mußten wir in einen Nachen steigen und bezahlten für vier Personen und das kleinere Handgepäck für eine Strecke von höchstens zweihundert Schritten nicht weniger als fünfzig Franken. Vorher hatten zwei von uns, damit wir noch ein Andenken an den heimtückischen La Plata mit auf's Land nehmen könnten, das Vergnügen, daß eine hohe Welle beim Schaukeln des Kahnes über Bord schlug und uns den ganzen Rücken begoß. Weil ich meinen alten Ueberzieher trug, that es mir weniger, aber mein Mitbruder hatte buchstäblich eine Tasche ganz voll Wasser bekommen. Durch dieses Unglück war die heitere Stimmung wiedergewonnen; die Zollmänner schienen ebenfalls guter Laune und glaubten unsern ehrlichen Gesichtern, daß wir nichts Steuerbares einführten; ein viersitziger Wagen wurde aufgetrieben, der uns hineinführte nach Buenos Ahres. Unter Mitwirkung mehrerer Geistlichen herausgegeben und verlegt von H. M. Ludwigs, Kaplan in Köln. 206 Geld=Course. Köln 17. Juni. 20 Franken=Stücke Wilhelms'or Fünffranken=Stücke Livre=Sterling Imperials Br. .12.— .17. 3 .10 5 .23. 9 .16. 6 .11. 6 .16. 9 .10 3 .23. 3 .16.— Fruchtpreise zu Neuß am 17. Juni. 3. 3. Qual. Thlr. Sgr. Pf. 9 19 9 7 7 10 6 20 6 15 7 6 23 7 3 Weigen 100 Kilo 3. Landroggen 1. Qual. à 100 Kilol 2.„ Gerste 1. Qual. à 100 Kilo 2.„ Buchweizen 1. Qual. Hafer à 100 Kilo. Rübsen(Aveel) à 100 Kilo——— #s 1. Qual.—— Staps 2. Kartoffeln à 100 Kilo.. 2 20 Hen à 50 Kilo...... 1 18— Roggenstroh à 100 Kilo. 1 18 Rüböl per 50 Kilo in größeren Partieen... 10 24 Rüböl per 50 Kilo in kleinern Partieen.... 11 3 Rübkuchen per 1000 Kilo Stampf— Preßkuchen per 1000 Kilo 51 Branntwein per 100 Liter zu 50% ohne Maklergeld 15—— Herz Jesu 1 Geltruc. Herz Mariä[Prachtstücke. I. Größe 54 à 75 Cent. je Thlr..20 II.„ 44454„„„.20 Schönster Zimmerschmuck für kathol. Familien. I. Größe für kl. Kirchen und Klöster geeignet. Pius II. Sesgr 4ac 2 e Kent. Preis Thlr. 3. Ferner Gebetbücher, Rosenkränze, Medaillen 2c. empfiehlt M. Soist, Ursulastraße 42. Kost und Logie pro Woche 1 Thlr. 25 Sgr. Antoniterstraße 14. Mehrere im Leinwandnähen erfahr. Mädch. ges. Ehrenstr. Nr. 1, 2. Etage. Mädchen im Leinen=Nähen erfahren gesucht. Weißbüttengasse Nr. 32. in Bäckerlehrling gesucht, Comödienstraße 17. Gefenschafug.. 4. Katholisches Vereinshaus, Comovienstraße. Sonntag=Abend, Concert, theatralische Vorstellung lebenden Bildern, bei Gelegenheit der 28. Jahresfeier der Krönung Sr. Heiligkeit des Papstes Pius IX. Der Reinertrag ist zum Besten des hl. Vaters. Anfang 7 Uhr. Karten à 5 Sgr. sind zu haben bei den Herren: Ant. Heuser Weißbüttengasse 27. Fr. Aut. Hildener, Mariengartengasse 23. Ludw. Lülsdorff, Altermarkt 30. Fr. Gumpertz, Schildergasse 18. Wandry, Palmstraße 31. Jean Schnock, Hahnenstraße 7. H. Paffendorf, Grabengasse 2., Deutz. Katholischer Bürgerverein in Nippes. Sonntag, 21. Juni Feier des 29. Jahrestages der Krönung Sr. Heiligkeit Papst Pius IX. Morgens 48 Uhr: Gottesdienst mit gemeinsch. Communion, Abends 48 Uhr: Festversammlung im festlich geschmückten Vereins=Locale. Zu recht zahlreicher Betheiligung ladet eim Dax Worchand, In der A. Laumann'schen Verlagsbuchhandlung in Dülmen erschien Der betende Papst und die mit ihm und für ihn betende Christenheit. 2. Aufl. Mit einem Portrait des h. Vaters in Stahlstich..=Format. Preis steif broschirt 5 Sgr. oder 18 Kr., gebunden in Callico mit Marmorschnitt 74 Sgr. oder 28 Kr. Katholischer Volks=Verein. Versammlung Mittwoch den 24. Juni 1874, Abends 84 Uhr, im Vereinshause Komödienstraße 34. Zu recht zahlreicher Betheiligung ladet ein Der Vorstand. Meine langjährige erprobte Ersind., ##l Appartements geruchlos zu mach., ohne Wasserleitung, durch Luftheizung, empfehle ich den geehrten Hauseigenthümern, indem ich dafür garantire, den Geruch zu beseitigen. Näheres bei Peter Melchiors, Maurer. Krahnenbäumerhof 5. Lolterik=Lobse zu haben, J. Mück Bollwerk 3. EEin ordentl. Knabe als Schlosserlehrling gesucht, Kost und Logie frei. Deutz, Tempelwallstraße 34a. Peparaturen an Nähmaschinen macht 57 Hub. Offergeld, Rothenberg—. Möbelwagen nach allen Richtungen empfiehlt Joh. Koenen, Wahlgasse 7, am Heumarkt. Ein anständiger Arbeitsjunge ## von 15 bis 16 Jahren, der gleichzeitig die Steindruckerei erlernen kann, wird gesucht von a C. F. Calow's lithographischem Institut, 21—23 Streitzeuggasse in * Köln. Meinen geehrten hiesigen und auswärtigen Kunden zeige hiermit ganz ergebenst an, daß ich mein Confections= und Weißwaarengeschäft von Hohestraße Nr. 50 nach Ein Friseur=Lehrling, welcher gleich Geld verdient, gesucht. Malzmühle 10— SI-Honostrasse-., vis à vis dem Casinoplatz, verlegt habe. Christine Coßmann. Manufactur- und Leinenhandlung Margaretha Hugo, Weyerstraße Nr. 30P, 86lg EEratmistuge Zimmerzu vermerhen, Hansmacher, Halb= und Blau=Leinen, Resel, Flanell, Catun, Gedruckes, ets## Unterrocksstoffe, Gardinen, Shirting und Futerzeuge, alle Sorten fertige Herren=, Damen= und Kinder=Heinden, sowie Kragen und Manchetten, Taschentücher, Blousen, Unterhosen, Unterröcke, Kinderkleidchen von 20 Sgr. an und höher, Kinderschürzen von 44 Sgr. an u. s. w. . A l l e s z u a u f f a l l e n d b i l l i g e n P r e i s e n. Erste Etage an eine oder zwei stiue Familien zu vermiethen. Bescheid in Nippes, Neußerstraße 141. Reine weiße Bettslocken sind billig zu haben. Schartgasse 16, am gr. Griechenmarkt. Bettsloaen von reiner Wolle en gros eten détail. Severinstraße 151. Alle Haararbeiten werden billig und geschmackvoll angefertigt und empfehle ich fert. Frisuren als Flechten, Chignons, Rollen, Bandos 2c. zu billigen Preisen. Frau Altstädten, Friseurin, Schaafenthor. olzkohlen sackweise zu verkaufen. Streitzeuggasse Nr. 9. 2 Mäöbeltranghert nach allen Rüche tungen von Peter Dahl, Straßburgerg. 30. Eine erfahrene Kleidermacherin sucht E noch einige Kunden. Propsteig. 19. Zur gefälligen Beachtung. Den geehrten Damen empfehle ich meine Kleiderstoffe in Wolle und in Seide, zu reellen aber festen Preisen, mache aufmerksam, daß ich hauptsächlich Stoffe bester Qualität führe. Joseph Lur, gr. Budengasse 21. Nicolaus Münchhofen Specialität für und Wasser=Instauation in Köln, Streitzeuggasse 32. Bergisch-Märkische Eisenbahn. Abfahrt von Deutz nach Bensberg 830 Vm., 1235, 245, 615, — 99 K. Solingen 530, 80 Vm., 20*, 40, 60, 808, 1045 N. Elberfeld 530, 80, 90° Vm., 125, 202, 40, 60, 80“,(816), 1045 N. Dortmund 530, 90“, Vm, 125, 20“, 4% 80• N. Hamm 530, 90° Vm., 125, 40, 800 N. Soest 530, 90“ Vm., 125, 40, 80“, 1045 N. Berlin über Kreiensen 530, 90° Vm., 40, 1045 N. Leipzig über Cassel 530, 909 Vm., 1045 N. Schneilleng,(I Sonntags-Ertramng Rheinische Eisenbahn. Abfahrt von Köln nach Auchen 545, 655, 95, 1140, 195, 257, 6, 750, 1080. Amsterdam& Rotterdam(via Oleve) 915, 145, 245. Antwerpon 545, 655, N, 1140, 125, 257, 1630, Bonn 123, 6, 720, 9. 920, 114, 1146, 1152, 215 240, 3, 3 251, 5, 62, 745, 930, 1015. Brüssel 515, 655, 95, 1140, 125, 267, 1090 Cleve 7, 914, 145, 245, 530 Coblenz 122, 6, 720, 9, 920, 11 45, 8, 5, 745, 930. Crefeld 7, 915, 1143, 145, 215, 530, 85, 1020 Düsselderf 7, 915, 1143, 145, 245, 590, 35, 1020 Essen 7, 915, 145 245, 529, 85. Euskirchen 655, 95, 257, 6, 750 Frankfurt 122, 6, 9, 920, 1145 5 Linx(rechtes Ufer) 6, 920, 1144, 240, 62 74s. London 1140 Vm., 1080 Ab. Meinz 122, 6, 720, 9, 920, 1145, 8, 5. München 123, 6 Vm., 5. Nouss 7, 915, 1143, 145, 244, 522, 88, 1920 Nymegen 7, 915, 145, 520. Ostende 545, 95, 1140 Vm. 1080 Ab. Paris 545, 95, 1149 Vm., 1080 Ab. Rotterdam(via Venle) 7, 145 Saarbrücken 122, 6, 9, 1145, 5. Teier(p. Eifelbahn) 655. 96 Vm. 257 Nm. Venlo 7, 915, 145, 245, 530. Wien 9 Vm.,(in 25 St.) 3, 5 Nm Wiesbaden 6, 9, 1145, 240, 5. * Fällt an Sonn- und Festtagen aus 1 Artrasng an Sonn- und Vesttagen. Hierzu eine Beilage. Druck von J. P. Bachem in Köln, Marzellenstraße 30. Beilage zu No. 25 des Kölner Sonntagsblattes. Sonntag, den 21. Juni 1874. Bischöfliche Mahnworte an die Jugend. Am verflossenen Frohnleichnamsfeste hatte das Institut St. Michael zu Brüssel die große Freude, daß der verbannte Bischof von Genf, der hochw. Herr Mermillod, mehrern Zöglingen des Instituts die erste h. Communion reichte. Nach der kirchlichen Feier versammelten sich Lehrer und Schüler in dem großen Saale des Collegs, um dem hochw. Herrn ihren Dank auszusprechen. Zwei von den Schülern, Heinrich von Merode und Leo von Lantsheere, richteten tiefgefühlte Worte an den berühmten Verbannten, der nun seinerseits sich an die Versammelten mit einer herrlichen Ansprache wandte, die wir hier der Hauptsache nach mittheilen wollen: Meine lieben Kinder! Ich weiß nicht, was ich auf die schönen Worte antworten soll, die ihr so eben an mich gerichtet habt. Der erstere der beiden Redner hat in kurzer und der Wahrheit entsprechender Schilderung die traurige Lage gezeichnet, in welcher sich die Kirche bei den zahlreichen Kämpfen, die das Böse dem Guten liefert, in unsern Tagen befindet. Er ließ Worte voll Hoffnung vernehmen, und indem er mir euere Segenswünsche ausdrückte, sprach er die Zuversicht aus, daß die Kirche nimmer zu Grunde gehen werde. Der andere eurer Mitschüler, welcher mir ebenfalls zur Vertheidigung der kirchlichen Rechte Glück wünschte, rief zum Schlusse aus:„Daß ich keine Waffen besitze! Daß ich nicht ein Held sein kann mit zwölf Jahren!" Das ist der Aufschrei Chlodwigs, der, als er das Leiden Jesu erzählen hörte, ausrief:„Daß ich nicht dort war mit meinen Franken!" Es ist ein heldenmüthiger Ruf, es ist der Aufschrei euerer Seelen, es ist die Sprache des Glaubens seit 1800 Jahren, es ist der unwillkürliche Ausdruck eurer Herzen. Aber es ist leicht, ein Held zu sein, wenn ihr nur wollet. In der Kirche gibt es kein Alter, welches irgend Jemanden daran behindert, von der Wiege bis zum Grabe. Sah man denn nicht einst Kinder von 8, 9 und 10 Jahren sich losreißen aus den Armen ihrer Mütter, und lächelnden Antlitzes dem Martertode entgegeneilen, gleich jenem jugendlichen Schlachtopfer, das über glühende Kohlen wandelte, ausrufend: Nascentes rosas?(Blühende Rosen.) Auch ihr könnt also Helden sein, und unter welchen Bedingungen? Durch die unverbrüchlichste, treueste, hochherzigste und standhafteste, jeden Verrath ausschließende Anhänglichkeit an die Kirche. Wenn ihr herangewachsen sein werdet, wenn ihr in die verschiedendsten Lebensstellungen eingetreten seid, und schon gleich, nachdem ihr dieses Haus verlassen habet, werdet ihr unsinnige Reden und falsche Ansichten zu hören bekommen. Hier freilich seid ihr unter dem Schutze verehrter Lehrer, die euch erziehen für die Ehre Gottes. Ihr seid Pflanzen, die eine schirmende Hand sichert gegen Gefahr, aber wenn ihr versetzt sein werdet in die verpestete Atmosphäre der Welt, wenn ihr in's öffentliche Leben geschleudert werdet, liebe Kinder, werdet ihr den Hauch des Bösen verspüren. Ach, wenn ihr wüßtet, wie viele Jünglinge, die erzogen waren wie ihr auf den Pfaden der Ehre und des Glaubens, die, wie ihr, Helden sein wollten, wenn ihr wüßtet, wie viele von ihnen den Muth sinken ließen, wie viele von ihnen ihre Kraft eingebüßt, wie viele es an Ausdauer haben fehlen lassen und jene göttliche Stärke verloren haben, die sie am Tage ihrer ersten h. Communion erfüllte! Und woher kam das? Der Glaube war nicht tief genug ihren Seelen eingeprägt, der Glaube, der beste aller Schätze. Ihr habt gewiß schon von den ägyptischen Pyramiden gehört, diesen gewaltigen Massen von Marmor oder Granit, denen man ein Alter von mehr als 4000 Jahren zuschreibt, und die die Gräber der Könige bergen, welche sie haben aufbauen lassen. Nun wohl, stellet euch vor, der kleinste von euch, ein Kind von sechs oder sieben Jahren, käme auf den Einfall, gegen eine solche Pyramide zu blasen; glaubt ihr, daß er sie umwerfen würde mit seinem schwachen Hauche? Und nun, die Ungläubigen, die gegen jene Kirche Krieg führen, die, wie man gesagt hat, das Grab aller Verfolger, aller Abtrünnigen, aller Juliane geworden, was sind sie anders, als Kinder, die gegen eine Felsenmauer von Granit blasen? Ja, trotz all ihres Zornes, trotz der Gewalt ihrer Anstrengungen, bleibt die Kirche und wird immer bleiben die Herrin und die Siegerin. Der h. Augustinus, dieser große Kirchenlehrer, so erzählt die Legende, wandelte eines Tages am Ufer des Meeres in tiefem Nachdenken; er betrachtete das große Geheimniß der Dreieinigkeit. Da gewahrte er plötzlich einen kleinen Knaben, der eine Grube in den Sand gemacht und nun Wasser aus dem Meere in diese Grube schöpfte. St. Augustin nähert sich ihm und fragt ihn, was er da mache. Der Knabe antwortet: ich will das ganze Meer in diese kleine Grube bringen. Der Heilige fing an zu lachen. Was willst du? sagte er. Du willst alles Wasser des Meeres in diesen wenigen Sand schütten? Das Kind, welches jetzt auch lächelte, antwortete mit kluger Miene: Du betrachtest große Geheimnisse; aber wisse, daß die Dreifaltigkeit größer ist als das Meer und daß dein Gehirn kleiner ist als diese Grube. Das war ein Engel, der sich in die Gestalt eines Kindes gehüllt hatte, um dem berühmten Lehrer diese große Unterweisung zu geben. Er nahm seinen Flug und verschwand. Der Heilige aber ging weg, überzeugt von der Schwäche der menschlichen Vernunft. Nun denn! Die Ungläubigen wollen noch mehr thun, sie wollen das gewaltigfte aller Denkmäler niederreißen, sie wollen die katholische Kirche vernichten. Sie machen es wie jene Wilden, welche Pfeile gegen die Sonne schleudern, um deren Strahlen auszulöschen. Aber die Pfeile fliegen auf sie zurück und die Sonne verfolgt nicht weniger ihren glänzenden Lauf. So, meine Kinder, haben auch die Gottlosen seit den 1800 Jahren, daß sie Pfeile gegen die Kirche warfen, bis jetzt sie noch nicht treffen können, ihre Pfeile fallen auf sie zurück. Indeß erreichen doch einige von ihnen die Soldaten der Kirche. Diese werden zuweilen getroffen, aber die Kirche geht darum nicht zu Grunde. Einige ihrer Krieger fallen hin in die Furche, das triumphirende und strahlende Kreuz aber schreitet unaufhaltsam weiter. Die Kirche kann wohl Soldaten verlieren, aber nie verliert sie die Schlacht.... Schließet euch, meine lieben Kinder, mit einem edeln, kühnen und hingebenden Eifer der h. Kirche an, der katholischen, apostolischen und römischen Kirche. Ahmet jenem Kinde aus der ersten Zeit des Christenthums nach, welches auf dem Wege zum Martertode sagte: Jesus Christus ist mein Gott.— Wer hat dir das gesagt? fragte der Henker.— Meine Mutter.— Wer ist denn deine Mutter?— Das ist die Kirche.— Aber wer hat es der Kirche gesagt?— Der h. Geist. Man setzte eine Kohlenpfanne hin vor das Kind, aber anstatt Weihrauchkörner hineinzuwerfen, vergießt es lieber sein Blut und stirbt für die Ehre Jesu Christi. Die Kirche wird vielleicht von euch nicht verlangen, das Martyrium auszuhalten, euer Blut zu vergießen. Nein, aber wisset doch, daß ihr ein Martyrium im Kleinen zu ertragen haben werdet, das sind die Spottreden, die Verhöhnungen, die Schmähungen der Feinde der Religion; sehet, das ist das Martyrium im Kleinen. Das ist der Hohn der Gottlosigkeit, der alle Tage stärker erschallt. Gebet niemals das Beispiel der Feigheit und der Menschenfurcht. Schon jetzt, selbst in euerm Institut, könnet ihr Helden sein. Es bedarf dazu nicht des Gefängnisses oder der Verbannung. Ihr kennt alle den h. Aloysius von Gonzaga, auch er war, wie ihr jetzt, Student, und wenn er hinter einem Pfeiler einer römischen Kirche auf den Knieen liegend mit der außerordentlichen Andacht betete, die ihn auszeichnete, dann kamen die Vornehmen und die Großen Rom's, um seinen Eifer zu schauen und zu bewundern: Aloysius war ein Martyrer der Liebe, ein Martyrer der Geistessammlung. Ihr kennt gewiß auch jenen andern Jüngling, der euer Landsmann war, den seligen Berch 208 kranz und ein Pregebuh; vr, vor bin er Zehze zu. Martia und Tgenden, dr Danbarkit ooen Vor, gr. Marthrer sein, vie miskeit, das Stadium und den Gehorsaw. Pegange, ur#e de bunder,=„äßgang, Was sol aus sungen Lauten von 25 Jahren werden, die ihr Leben in einer schmählichen Trägheit, in von Shlaß seiner Bäter zeigt, sagte sie zu ihm: daß das nict dein schöuster. an wid. Das ist jene .—.“ nicht dein Ichuher, ust., iue üher dich wachen Lirche, wo du getauft worden., un, v. geden aidten die Meine lieben Kinder, eine der größten Gefahren für ers eworden hod, be die ihr abhen wie sene Könige zubrinud auf deren Grab mon sHhrich; S, zeitztr ggen, greig des Wenn sie in ihrer letzten Stunde vor den Richterstuhl Gottes Geusd anus earhen ue Sahaier ase Bach. ione a ier Ihr seid alle d der Prou, ooen de, her getiten in Freiburg gewpesen. Es sebe Johe ung 9oiy,grost in der Erimerung hieran, als s düer uich uin grobe, meinen Hause aufsachten und mich in den Wagen nöhgten, 9ls 19) vegicg der Poden der Betgrn nung ist. In jenem Augenblicke erinnerte ich mich der Lehren Ich dachte daran, daß meine Lehrmeister schon vor mir vertrieben worden und führte mir vor Augen, daß dv Wa der Krche. Wie der Schaten den, Körper folgt. . Aurzgem Pius IX., so folgt das barthrium dem Spstopate. in Voll arbeiten und sprechen kann, dann muß man 96 weß ucht, vos Got Hurche traugen Gehgorsam gegen die Anleitungen euerer Lehrer dazu vor, Männer und Christen zu Wean man auch sagen wilt, ihr paz, Lersisiter, J. Vadt, uer Sesgere. Gertctr inr 1652., e aune zu siegen und zu serben. Erinert euch seuer armen Wein Got, vote boh woy. Vor Meis, Gast, schitze dach deine der Segen, den hr verdent haben möct, sich ergieße h. Vater, über die Priester, über die Religion und über den Episkopat. Als ich heute am Altare stand, habe ich eine große llein schon in der Stadt 400 Kinder die erste h. Comvon gerctert. Ss v: u. E. a.450, Kinder die erzu. u.. sobvbe war ich gewohnt, bei dieser rührenden geier wonon, Srüher. 1,. Laun ich diesen Kiudern meinen Stoen nict berdenz 19) Aube, Vborv Lunteg. Ich hase meinen Schutenot selaut und ivn bon Pishof, sa. deren Vater in guch euch segne, und drei Dinge find es vorzäglich, die ich b bv.—... daß ihr nie verbannt werden möget aus dem Herzen Jesu; daß ihr nie seiner Gnade beraubt werdet, ihr .. ersten Male die h. Communion sondere, die der beunte scher sehen, daß ihr todt am Tische des Herrn niederfielet, wenn ich fürchten müßte, daß ihr jemals uos den Vr=Zehren und Unterweisungen euerer verchrten Erzieher, set von den##, m umlrreh„ daß ihr euch immer des Unterrichtes erinnern möchtet, den ihr in diesem gesegneten und gastlichen Hause empfangen. So werdet ihr heranwachsen als Männer von Herz, als Und damit dies geschehe, will ich euch jetzt meinen bischöflichen Segen spenden. „— Ansprache des Papstes an zwei armenische Missionare. Während am 6. d. Abends die Kanonen donnerten zur Feier wahren Glauben tr. Der Kanonendonner erschwerte ed cben de be pren der steis witzige Einfülle hat naren:„Sie begechen mit Gerkusch die Feier ihres Gesetes, dann— es ist besser, Gott gehorchen als den Aygnscheg, ag gibt Menschen, die sich über Gott erhaben wäl meniens den verpesteten Einfluß dieser Menschen erfahren. Halin gegenüber hoch das Panier Christi, des Königs der Wahrheit. Betet für diese Unglücklichen, so wie ich es thue für sbet, werden be ud oguife.schwerlche Känpfe gefächt moEiche, uin sopr wuchhoger ungülckliche träumt von einer Zergpostolscher Siagen auch alle Tage aueres Kbens beseiten Ieten der Misonare eine fülberne Medaille und entließ sie mit jener väterlichen Güte, die ihm ganz besonders eigen ist.