Numero Ir3. Mit Ihrer Römisch=Kayserlichen Majestät allergnädigstellt kivllcgls Samstag den 16. Juli 1763. Constantinopel vom r Junii. Es war am 26sten verwichenen Monaths, als der Großadmiral mit z Kriegs=Schiffen und 9 Galeeren die Anker lichtete. Dem vernehmen nach, sollen auf seiner Fahrt 2 bis z Schiffe von der Linien darzu stossen. Diese Reise hat jedoch anders nichts zum Gegenstand, als den jährlichen Tribut in den Plätzen auf dem Griechischen Meer zu heben. Die fremde Minisiers wunschten dem Großadmiral eine gluckliche Ueberfahrt, ausser dem einzigen Großbrittannischen Botschafter, der solches durch seinen ersten Dolmetscher verrichten ließ. Der Haus=Hofmeister des verstorbenen Groß=Vezirs, Ali Aga; der seit dem tödtlichen Hintritt seines Herrn in Verhaft genommen, ward in verwichener Woche erwürget, und sein Leib, die zween darauf folgende Tage, mit einem auf die Brusi angeschlagenem Zettul, worauf nachstehende Worte zu lesen: Ali Aga; ein Persianer, ist, durch ein geserzmäßiges Urtheil des Mufti, vom Leben zum Tod, wegen seiner Erpressungen und Verrätherey hingerich. ter worden, vor dem Münz= Amte öffentlich ausgestellet. Die übrige mit ihm in Verhaft genommene Personen sitzen noch in den Kerkeren. Lucca vom 18 Junii. Dermalen lauten einige Nachrichten von der Insul Corsica so nachtheilich für die Republick Genug,daß man wohl endlich auf ganz andere Gedanken fallen dörfte, als man bis hiehin von den Corsicanern gehabt hat. Es heist, daß sie die Genuesische Armee bis Calvi verfolget, und, seit dem, die Schanze Algaiola mit dem Degen in der Faust erobert hätten. Diese Begebenheit hätte verschiedene Rathsversammlungen veranlasset, worin, wie die Rede gehet, der Schluß dahin ausgefallen seyn soll, daß, weil die Republick keine fremde Hülfs=Truppen erhalten konnte und ihre eigene Macht nicht hinlänglich ware, diese Insul zu bezwingen, das kürzste Mittel, dem Kriege ein Ende zu machen, die es seyn müste, die Unabhänglichkeit der Corsicaner zu erkennen. Allern so wenig man die Uebergab der Schanze Algaiola jur zuverlässig angeben kan, so unsicher scheinet vorerwehnter Rathsschluß zu seyn, wovon die voreilige Nachricht wohl in ihrer Geburt ersticken dörfte. Auszug eines Schreibens aus Raab. vom 30 Junii. Auch bey uns hat sich das Erdbeben empfinden lassen. Den 28sten dieses, um ein Viertel nach s Uhr fruhe, geschah der erste Stoß, und um halb 6 Uhr der zwehte, einer heftiger als der andere. Fast alle Häuser in der Stadt sind durch die gewaltige Erschutterung beschädiget, und einige davon zur Wohnung gar unbrauchbar gemacht worden. Die Kirchen= Thurme haben zum meisten gelitten. Unter einer eingesturzten Mauer musten 2 Personen ihr Leben lassen. Erst gestern hat man noch etliche Stösse vom Erdbeben gespüret. Wir sind noch immer auf freyem Felde gelagert, und es will sich fast niemand in die Stadt zuruck zu gehen getrauen. GOtt war uns bey allem dennoch gnädig; denn unsere Nachbarn, die von Comora sind viel härter heimgesucht worden. Wir hören von dem guten Ort sehr schreckbare Nachrichten. Verwunderlich ist, daß zu Röfalo, jenseit des Donau=Arms, unserer Festung gegenüber, die Erde eine Oeffnung gemacht, woraus ein gelbes, eiskaltes und von Schwesel stark riechendes Wasser hervor quellet. Munchen vom 7 Julii. Von dem am zosten Juni entstandenen Ungewitter hat man ferner die Nachricht erhalten, daß in sehr vielen Ortschaften, sonderlich über Mindelheim, Rhain, Landsperg, Heil. Berg, ausser München über Berlach, Gräsing, Ebersberg, Wasserburg, Au, Milldorf, bis Linz, auch jenseits der Donau uber Ingolstadt, durch die insgemein wie Huner=Eyer dicke, auch drey Vierling, ein Pfund, bis anderhalb Pfund schwere Rieseln, ein unaussprechlicher Schade zugefugt worden. Das Wild hat sich tobend und irrend aus den Buschen in die Dörfer verkrochen. Es ist hin und wider eine Menge theils verwundeten, theils zerschlagenen Viehes in den Weyden, und viele zerspaltene Bäume auf den Feldern und in den Wäldern gefunden worden. Die Dächer sind in vielen Orten, sonderbar in Rhain, abgedecket; die Fenster eingeschlagen, und alle Feld=Früchten, wo es getroffen, völlig zerschlagen. Zu Geisenfeld ist der Schade wohl so beträchtlich, und sonderlich an dem dortigen Closter, wo er sich auf etliche tausend Gulden erträgt, dieweil, nebst dem Dachwerk fast alle gegen Westen und Norden stehende Fenster= Stöcke ruinirt sind. Verfolg der Londner Nachrichten vom 8 Julii. In einer dergleichen Streit=Sache ward auch gestern gesprochen, die schon Tages zuvor entschieden worden war: es betraff einen andern Buchdruckers= Gesellen, Ramens Jacob Lindsey, der gleichfalls in Verdacht gezogen, als hätte er mehrgedachtes Wochen=Stuck gedrucket. Ehe es zu dem Ausspruch der Sache kam, wurden die Partheyen einig, daß diese Streit=Sache zur Entschiedung zwölf anderer Processen, von der nemlichen Gattung, in welchen noch nicht gesprochen war, dienen sollte. Die Richter sprachen den Buchdrucker von seinem Verbrechen los, und verdammeten die Staats=Bote in eine Schadloshaltung von 200 Pfund Sterl. für den Buchdrucker, nebst allen aufgegangenen Gerichts=Kösten. Der Herr Witkes, ein Parlaments=Glied, und Verfasser gedachten Wochen= Stücks, der auch vor einiger Zeit, der nemlichen Ursache halber, in Verhaft gezogen, vermög einer Parlaments=Acte aber wiederum losgelassen worden wohnete der untersuchung sowohl, als dem Ausspruch dieser: StreitSache bey, und ward von dem Volk mit öffentlichen Freuden=Bezeugungen empfangen. Briefe von Lissabon geben uns Nachricht von einer seltenen Begebenheit, über derer Umstände dieselbe jedoch sehr veränderlich lauten. Einige melden: es hätten zween Englische Caperer, die Embuscade und Lord Elive, mit einer Portugiesischen Fregatte und einigen Truppen; die Festung St. Sacrament angegriffen, und mit solcher Lebhaftigkeit beschossen, daß die Spamer eben capituliren wollten; da eine Bombe in den Lord Clive gefallen, und das Schiff samt dem Schiffs=Volk, so in 3o0 Mann bestand, in die Luft gesprengt hätte; wobey zugleich ein reich beladenes Spanisches Schiff, welches unsere Caper vorher erbeuter, und dessen Schätze der Lord Clive an Bord genommen, zu Grund gegangen wäre. Nach diesem Unglucks=Fall wäre so fort die Embuscade und die Portugiesische Fregatte mit vollen Segeln nach Rio di Janeiro zuruckgekehret. Durch den Untergang dieser beyden Schiffe, samt den darauf befindlichen Schätzen, ware alsdan der Commendant des Lords Clive, Herr Mac= namara der zu Lande war, als sich der Zufall ereignete, in solche Verzweiflung gerathen, daß er sich selbst mit einer Pistole erschossen hätte. Andere Briefe hingegen melden: es wär in dem Caper Lord Clive, der ein überaus reich beladenes Spanisches Schiff erbeutet hatte, und aus welchem der Capitain vorgemeldten Freybeuters, Herr Mac=namara die Schätze in sein Schiff übersetzen ließ bey dem Angriff der FestungNuova Colonia von ungesehr Feuer ausgekommen und so fort in die Luft gesprungen, bey welchem Zufall der Herr Mac= namara samt 350 Mann Schiffs=Volk verungluckt wäre. Berlin vom 9 Julii. Dieser Tagen reisete der an den Königl. Dänischen Hof bestimmte Oesterreichische Abgesandte, Herr Graf von Dietrichstein, aus Wien kommend, hierdurch nach Coppenhagen. Hingegen gieng der einige Zeit sich alhier aufgehaltene Spanische Marquis de Silva, aus Petersburg kommend, hierdurch nach Dresden ab. Amsterdam vom ro Julii. Zufolge den jüngsten Nachrichten, die man von Verbice hat, war noch zur Zeit alles daselbst in einer so grossen Verwirrung, daß die Einwöhner sich immer nach Surinam und anderswo zu retten suchten. Unter andern haben die Capitains Cornelius Pynappel und Erystphorus Kock, auf ihren beyden Schiffen 40 Haushaltungen daher nach Curacao überbracht. Eben mit dieser Gelegenheit erhält man folgende besondere Umstände von dem Aufstand der schwarzen Sclaven, und den betrübten Folgen einer so grausenvollen Begebenheit. ! Es ist bekannt, daß auf dem VerbiceFluß#93#Pslanz=Oerter oder Plantationen, hingegen auf dem Canje=Fluß, 20 gezehlet werden. Der erste Anfang der Gährung zu Verbice ausserte sich am ezsten letztverwichenen Monaths Februarii zu Magdalenenburg, als der sechsten Plantation auf dem Canje=Fluß, die an jene von Monbijoux anstößt, und welche beyde einem Eigenthumer zugehören. An obgemeldtemTage empörten sich, auf der ersten beyder vorerwehnten Plantationen, 73 Schwarze, die den Director und den Zimmerman von gedachten Plantationen, nebst 1o Schwarzen von der Providenz, die die achte Plantation auf dem nemlichen Flusse ausmacht. Am 2rsten gedachten Monaths empörten sich sämmtliche Sclaven auf den Pflanzörtern, Hollandia, Zeelandia und Lelienburg, welche die 4ste, 48ste und soste Plantationen auf dem Berbice=Flusse sind. Endlich erweiterte sich die Empörung in den folgenden Tagen bis nach Markai, einem Pflanzort von der Compagnie auf dem nemlichen Flusse.“ ! Es war am 8ten Merz, da die Schanz verlassen ward, nachdem man dieselbe in Brand gestecket hatte. Am 9ten des nemlichen Monaths fieng der Aufstand auch auf der Fasten und#sten Plantation; die Van de Belde genannt werden, desgleichen in der Z2sten, die den Name Wachtsamkeit fuhret, an.“ 1 Indessen erhielt man eine Verstärkung von 100 Mann Militz, womit die WiederEroberung der Pflanz=Oerter, die Erneuerung und der anbrechende Tag, versucht wurde. Diese Unternehmung gieng glücklich von Statten. Am aten April bemeisterte man sich gedachter beyden Plantationen, nach welchem glucklichen Ersolg die Schwar zen sich in die Wälder retirirten. Ausser diesen beyden Pflanz=Oertern, und der Savonetta, eine der Compagnie zugehörige Plantation; welche auf dem Obern=Verbice=Flusse liegt, und wovon der Bezirk auf beyden Ufern des Flusses sehr weit ausgedehnet ist, haben die Rebellen die ganze Colonie unter sich gebracht. In diesen dreyen = Oertern halten sich nun die Europäer, mit den von Surinam angelangten Hüls=Völkern, auf, und schweben immer zwischen Furcht und Hoffnung.“ ! Einen andern Umstand hat man aus dem mundlichen Berichte des Herrn Johan Abraham Cherbon, der selbst in die Hände der Rebellen gerathen, jedoch glücklicher Weise davon gekommen ist. Er erzehlet, daß er 8oo bis 1ooo Schwarze in der Plancation, die Wachtsamkeit, gesehen, und 4 bis soo in den Pflanz=Oerteren Van de Velde, woselbst sie ihre Haupt=Posten ausgesetzt haben. Die Lage vorgedachter Oerter ist sehr vortheilhaft, und die zu ihrem Unterhalt nöthige Fruchten sind alda in teberfluß. Ueberhaupt ist der Wuth und die Raserey bey den Aufrührern unaussprechlich.“ 1 Man hatte noch zur Zeit von dem Obern=Verbice= Flusse keine zuverlassige Nachricht, und eben derhalben weis man noch nicht allerdings die Zahl derjenigen Leute, die daselbst, bey dem ersten Grimm der Schwarzen, ermordet worden sind. So viel ist gewiß, daß gar viele das Opfer ihrer Grausamkeit geworden sind. Die meiste Europäer, und andere Weisse, haben sich an Bord oberwehnter beyden Schiffe geflüchtet. Die ubrige; die sich mit der Flucht retten konnten, suchten ihr Heil auf den, an der Mundung des Berbice=Flusses, liegenden beyden Schiffen, die Wohlfahrt von Verbice, Capit. Michel Romelo, die Standhaftigkeit, Capitain Roelof Laurens, wo sie doch, wegen ihrer grossen Anzahl, vielem Leid und Ungemach ausgestellet sind. Andere, die sich nicht zur Zeit in Sicherheit gesetzt haben, sind den Schwarzen in die Hände gefallen, und, wie man vernimmt, grausamer Weise von denselben gegeisselt, auch einige in Stücke gehauen, und einige, denen sie Gnade erwiesen, erschossen worden. Auszug einiger Nachrichten von verschiedenen Orten. Zu Blardingen langte den aten dieses, Nachmittags gegen halb 6 Uhr, der erste Häring= Jäger mit vierzehn Tonnen neuen Häringen an, welche, jede Tonne r00 Gulden höher als voriges Jahr, verkauft wurden. Zu Londen starb vor kurzem der Lord Feversham. Laut dem Inhalt seines Testaments, empfängt dessen hinterlassene Wittib, ausser ihrem Eingebrachten, ein jährliches Einkommen von 1o0o Pfund Sterling. Alles übrige verbleibet des verstorbenen zwoen Töchtern, die dadurch zur Zeit, da sie mannbar werden, einen Brautschatz von 200000 Pfund Sterl. erlangen; falls aber die eine minderjährig sterben wurde, so sonl die Ueberlebende alles allein besitzen. Ausser dem hat gedachter Lord dem Hospital St. Georg, und der Infirmerie zu Westmunster, jedem soo Pf. Sterl. vermacht, auch noch andere so Pf. Sterl. für ein Hospital ausgesetzet, welches innerhalb 2 Jahren in Wiltsyire zu errichten ist. Zu Danzig ward, auf Verfügung des Raths, zu Ehren des Höchfürstl. Czartoryskischen Hauses in Pohlen, eine Schaumunze in Gold und Silber geschlagen, mit der Inschrift:“ des Czartoryskischen Hauses Freude und Anwachs.“ Auf der andern Seite lieset man:“ weil der Fürst Adam Czartoryski, der selbst zu Danzig das Licht der Welt erblicket, zu seinem erstgebohrnen Sohn Alexander Georg, den Danziger=Rath im Jahr 1762 zu Gevattern zu erwehlen, demselben die Ehre zu erweisen geruhet, so hätte der Rath zum Gedächtniß einer so hoher Ehre diese Schaumunze schlagen lassen." Die Inschriften sind in Lateinischer Sprache. Diese Zeitung wird bey dem Kaiserl. Reichs=Ober Post=Amt dahier Montags, Dienstags Freytags und Samstags ausgegeben, und ist auf allen Reichs=auch auswärtigen Ober= und Post=Aemtern zu haben.