— Cburert. Kro. 17. Aachen, Samstag den 23. April 1836. Scenen aus Spanien im Dahre 1835. (Fortsetzung). Unterdessen reifte unser Alboroto allmäblig herau. Während ein Theil der Bevölkerung von den Bädern angezogen wurde, begann der andere zu konspiriren, oder vielmehr beide Dinge gingen gleichen Schritts neben einander her; denn die Verschworenen genirten sich nicht im Geringsten: sie begaben sich nach Grao mit den übrigen, und man konspirirte zur selben Zeit, wädrend man die Damen in den Bädern mit der Lorgnette verfolgte. Eines der Häupter der Verschworenen, dem ich empfohlen worden, ein Offizier der National=Garde, machte mir noch den Tag vor dem Ausbruche der Emeute seine Aufwartung. Des Abends führte er mich ins Theater, wo eine außerordentliche Vorstellung Statt fand, aber das eigentliche Schauspiel war für mich nicht auf der Bühne, sondern im Paterre und in den Logen: hier spielte das Haupt=Drama. Man= sproch von dem bevorstehenden Alboroto, als ob man sich von einer bekannten Komödie unterhielte, die eine zweite Aufführung erleben sollte: und mein Freund, der Offizier, drückte mir, indem er mich verließ, um sich zu den übrigen Mitverschworenen zu begeben, freundlich die Hand, wie Einer, der eben zum Balle gehen will; er empfahl mir, etwas vorsichtig und auf meiner Hut zu seyn, etwa wie man zu einer Tänzerin sagt: Ermüden Sie sich nicht zu sehr. Kaum was ich nach meiner Wohnung zurückgekehrt, als ich General=Marsch schlagen hörte. Um Mitternacht hatte sich die National=Garde auf ihren Waffenplätzen eingefunden; denn der Streich war letiglich für sie bestimmt. Die wenigen Truppen, die die Garnison bildeten, erschienen nicht; die Stadt befand sich in den Händen der Miliz, und der Sieg sollte ihr nicht eben theuer zu stehen kommen. Aber welchen Gebrauch wird sie davon machen? Wird sie, wie zu Barcelona, die Mönche niedermachen, oder die Klöster in Brand stecken, wie zu Murcia? Wird sie den Sturz des Ministeriums Toreno und der Königin=Regentin verlangen? Wird sie die Konstitution von 1812 proklamiren? Oder endlich, wird sie sich von Madrid lossagen und dem Königreich Valencia seine alte Unabhängigkeit wiedergeben? Dies waren Die Venrtise#nt wir kamals selter vorlegtez was indeß A. Reducm undetraf, so wußte ich wehl im voraus, daß nicht einmal der Name derselben ausgesprochen werden würde. In Spanien begt man auch nicht entfernt den Gedanken an eine Republik; wenn man auch an eine neue Regierung, oder an eine mehr demokratische Konstitution, an ausgedehntere Munizipal=Rechte und Freiheiten zu denken wagt, so kann man sich doch nicht von der Monarchie lossagen, die als eine nothwendige Bedingung und Garantie der Gesellschaft erscheint. Wenigstens war es im Jahre 1835 auf der Halbinsel also bestellt. Als ich mir jene verschiedenen Fragen vorlegte, fiel mir ein Wort des Redners aus der Saragossa=Straße plötzlich ein:„Wenn man mir nur glauben wollte!“.. sagte er, indem er von den in den Gefängnissen eingesperrten Karlisten sprach, und der Gedauke an ein Septembristren durchzuckte mich wie ein zündender Blitz. Ich hatte ganz recht gerathen: man ging gerades Weges auf die Gefängnisse los. Es herrschte eine gewisse Ordnung in dem nächtlichen Zuge und ich fand hier weniger Erbitterung als in dem Kaffeehause „zur Sonne;“ aber selbst diese anscheinende Ruhe war schrecklich; sie verkundigte einen bereits gefaßten Entschluß und ließ das grausenhafte Schauspiel überdachten und kalt berechneten Blutbades ahnen. Wenn man die Menschen beim Fackelscheine durch tausend krumme Gäßchen, durch die sonst so öden und düstern Straßen, durch die noch aus dem Mittelalter herstammenden Kreuzgänge sich drängen soh, mußte man schon unwillkürlich an eine nahe bevorstehende Schreckens=Scene denken. Das erste Gefängniß, das belagert wurde, war der Quartier=Thurm. Man bestürmte den Gourerneur, die Thüren zu öffnen; es geschah, und das Verzeichniß der Gefangenen ward den Belagerern eingehändigt. Man begann mit dem namentlichen Aufruf. Ich vermochte kaum Atbem zu holen; das Blut war mir in den Adern erstarrt; die schreckliche Stunde nahte heran. Der Gefangene, den mon zuerst herbeiführte, war ein Greis mit Silber=Haaren, der vor Schrecken fast wahnsinnig geworden war; er erschien mit starrem Blicke, mit halb offenem Munde und mit steifen Armen: sein ganzer Körper war gelähmt. Während dieser Zeit wiederhallten die Namen der Ubrigen in den langen Korridors und rollten von Echo zu Echo gleich Stimmen des letzten Gerichts. Fünf und zwanzig bis dreißig Gefangene wurden einer nach dem anderen vor den schrecklichen Areepag geführt. Meine Brust erweiterte sich als ich bemerkte, daß man dieselben nicht auf der Stelle niedermachte, sondern sie friedlich nach dem Hauptquartier der Rational=Garde abführen ließ. Die Gefangenen, auch diejenigen, die man nach und nach von der Citadelle, aus dem Serranos=Thurm und den übrigen Gefängnissen der Stadt herbeigeführt hatte, wurden in ein gemeinschaftliches Zimmer einge sperrt und unter die Aufsicht der Urbanos gestellt. Auf diese Weise verging die Nacht vom., und es war für mich eine glückliche Überraschung, so viele Mäßigung da anzutreffen, wo man eben so leicht mit großer Strenge verfahren konnte. Es fanden keine besondere Excesse Statt, und kaum hörte man von zwei oder drei Personen, die im Tumult oder durch Unvorsichtigkeit das Leben verloren hatten. Meine erste Sorge am andern Morgen war, zu einem Posamentier zu gehen, um mir eine dreifarbige Französische Kokarde verfertigen zu lassen. Dies erschien mir als ein nothwendiger Paß für meine Tages=Exkursionen; ich hatte auch bald Gelegenheit, mich von der Wirksamkeit dieses magischen Talismans zu überzeugen. Er eröffnete mir alle Reihen, alle Thüren und verlieh mir in jenen Tagen des Ungewitters einen unverletzlichen, ja fast heiligen Karakter. Die Stadt war übrigens ruhig; es ging fast Alles wieder seinen gewöhnlichen Gang; nur waren die Thore geschlossen und blieben es auch während des ganzen Tages. Die Masse der Bevölkerung schien sich wenig um das zu bekümmern, was vorgegangen war; es hatte Alles das Ansehen einer ruhigen unbekümmerten Gleichgültigkeit. Der Prinzipal, das ist der Name des Haupt=Quartiers der National=Garde, lag auf dem großen Marktplatze; dieser Platz bildete das Centrum des Alborotos; er ward von den Urbanos militairisch besetzt; einige Kompagnieen nahmen andere Plätze ein; es mochten im Ganzen ungefähr zweitausend Mann unter den Waffen seyn, und diese zweitausend waren die absoluten Herren einer Stadt, die nicht weniger als hundertzwanzigtausend Seelen zählt. Aber in Spanien wissen, wie ich oft zu bemerken Gelegenheit hatte, die Urbanos ihren Sieg nicht zu benutzen; dies kommt daher, daß sie meist ohne festen Plan und ohne ein bestimmtes System zu Werke gehen; auch giebt es in dem Lande keine öffentliche Meinung, oder wenn es eine solche giebt, so liegt sie noch in den Windein. Ich brachte den ganzen Morgen damit hin, daß ich durch die verschiedenen Reiben von einer Gruppe zur anderen ging, mich unter Alle mischte und ihren Berathschlagungen beiwohnte; aber ich fand hier weder Ordnung, noch Übereinstimmung, noch irgend eine Einsicht in die Zukunft. Eine gemeinschaftliche Uniform vereinigte die Glieder; aber die Gemüther waren durch keine gemeinschaftliche Idee verbunden: es sah hier aus wie in einem Labyrinthe, durch das kein leitender Faden den Weg bahnte. Wie hätte es auch anders seyn können? Woraus bestand diese Rational=Garde? Aus Leuten ohne Bildung und ohne Sinn für das Gebot der Ehre. Bei dem Mangel an großen Tugenden und hohen Einsichten findet man hier nicht einmal jenen Volks=Instinkt, der zwar zuweilen roh und ungestüm, aber doch auch edel und fräftig sich äußert. Das Gesetz der Talio war das einzige, auf das man sich verstand. Mau hatte keine Idee von Politik, und was das Regierungs=System anbelangt, so wußte man von einem Dinge dieser Art gar nichts. Man schrie in allen Reihen: Es lebe die Königin! Es lebe die Freiheit! Aber wo das Mittel finden, um Beides mit einander zu verschmelzen? Daran dachte Niemand; ja man hatte sich nicht einmal die Aufgabe dazu gestellt. Alles, was man damals der Central=Gewalt vorwarf, war ihre Toleranz gegen die Karlisten, und wenn man sich der Gefangenen bemächtigte, so geschah es nur, um die langen Verzögerungen der Procedur abzuschneiden, damit die Gerechtigkeit ihren freien Lauf nehme; kurz, man verlangte die unmittelbare Exekution von sechs oder sieben überführten Cabecillas. Die Cabecillas sind Rotten=Anführer, deren mehre nach der öffentlichen Meinung zur Hinrichtung reif waren. Nur unter jener Bedingung versprach man die Waffen zu strecken; sonst verstand man sich zu nichts. Der General=Kapitan berief in seinen Pallast eine außerordentliche Junta von lauter hohen Beamten zusammen, die indeß alle wenig Muth hatten; und er selbst, von Gicht und Angst aufgerieben, legte die ihm zustehende Gewalt in die Hände des Grafen von Almodovar, des jetzigen Kriegsministers, eines Mannes, dessen frühere Handlungen eben nicht sehr patriotisch gewesen waren und der daber am wenigsten dazu geeignet schien, in jenem Augenblicke Muth einzuflößen. Der ganze Morgen verging mit parlamentarischen Formen und Debatten. Aber was ward aus den Gefangenen, während ihre Namen auf jene Weise in die Todes=Urne geworfen wurden? Ich fand an achtzig derselben in dem Saale des Prinzipals versommelt. Vermittelst meiner dreifarbigen Kokarde uns vermöge des Schutes meines Freundes, des Offiziers, der an jenem Tage eine Hauptrolle spielte, war es mir vergönnt, bis zu denselben vorzudringen und also das Bild des Unglücks in der Nähe zu betrachten. Das Zimmer war klein, und die achtzig Verurtheilten saßen auf langen Bänken dicht neben einander gedrängt; sie konnten aus dem Fenster die drohenden Bajonette sehen, von denen der Platz besetzt war. Meine Erscheinung machte Aufsehen; man hielt mich offenbar für einen Friedensbdten; denn ich war hier unbekannt und trat mitten unter dieser Menge von kriegerischen Uniformen und Waffen allein im Civilrock und unbewaffnet auf. Ich sah viele hoffnungsvelle Blicke sich auf mich richten, aber ich konnte diesen stummen Hoffnungen nur mit eitlen abgedroschenen Trostformeln begegnen. Einer der Gefangenen nahm mich bei Seite; er war lvonden Übrigen abgesondert in einem kleinen Kabinette zur Seite des Hauptsaales. Er hieß Grao, war ehemals Regidor des Ayuntamiento gewesen, und als Karlist verbannt, erwartete er nun zutternd sein trauriges Loos. Er sagte mir mit einer von Furcht eingegebenen Scheinheiligkeit, daß Niemand mehr als er der Sache der Freiheit ergeben sey, und bat mich, ion der Gnade des General=Kapitains zu empfehlen.„Richt ren ihm hängt gegenwärtig Ihr Schicksal ab,“ erwiederte ich ihm; „denn er selbst befindet sich keineswegs in einer sicherern Stellung, als Sie. Ihre Richter aber sind hier!“ Ich zeigte ihm mit dem Finger die bewaffnete Menge, die den Platz bedeckte. Er zitterte; sein Gesicht ward leichenblaß. Indeß gelang es mir, ihn zu beruhigen, und ich versicherte ihm, daß er gar nichts für sein Leben zu fürchten hätte. In der That hatte ich seinen Namen nicht unter denjenigen nennen hören, die der öffentliche Unwille als Todes=Opfer bezeichnete. Aber unter allen Gefangenen war derjenige, der mir am meisten Mitleiden einflößte, ein junger Mann von höchstens achtzehn Jahren, der durch ein Liebes=Abentheuer unbesonnenerweise in den Karlismus verwickelt worden war. Er gehörte einer edlen Familie an und erschien mir, trotz seiner zerstörten Züge, auffallend schön; sein langer Bart und sein krauses Haar umgaben seine niedergeschlagene Physlognomie mit einem gewissen Heiligenschein und verlieben seiner Blässe einen ganz besonderen Glanz. Er war Kopf bis Fuß schwarz gekleidet: gleichsam als hätte er um den Verlust seiner schönen Tage getrauert. Ich besorgte keinesweges, daß man seinen Ramen aus der verhängnißvollen Urne hervorziehen werde, denn er war nicht eben sehr kompromittirt; aber ich besorgte ein allgemeines Blutbad, wie auch der Gedanke daran die ganze Versammlung zu beherrschen schien. Es entstand auf einmal ein großes Geräusch auf dem Platze. Ich glaubte, daß bereits alles geschlossen, daß die Verhandlungen beendigt und daß das Blutbad sogleich beginnen werde. Die Gefangenen glaubten es eben so wie ich; man hörte überall die Ausbrüche des Entsetzens und des Schauders; die Bänke seufzten unter den stummen Konvulsionen der Verurtheilten; einige fuhren vor Schreck plötzlich auf; Andere verhüllten ihr Gesicht mit den Händen, um den Streich nicht zu .. der über sie geführt werden sollte. Eine düstere, tiefe Sttue herrschte in dem Saal. Es war ein blinder Lärm gewesen. Das Geräusch, das man vernommen, kündigte die Ankunft eines neuen Gefangenen an; es war ein Kranker, den man aus dem Hospital abgeholt und den man auf einem Wagen herbeibrachte. Er sah aus wie ein Todter, so sehr hatte ihn der Gram verzehrt; man trug ihn in den Saal hinein und ließ ihn auf einen Mantel niederlegen. Wir müssen hierbei bemerken, daß die Urbanos den Unglücklichen mit aller Milde und Schonung behandelt, so wie überhaupt keiner unter den weder durch Worte noch durch Thaten irgendwie „m phandelt wurde.(Fortsetzung folgt.) Wie golone Ente. (Von Eugene Sue.) Den 10. April 1672 lag die Holländische Brigantine„die eldue en, in dem Hofen von Bliesingen vor Anker. Die geiene Ente, wie alle Vliessinger Schiffe, trieb in Friedens#pchseind das Geschäft eines Hanbels= und Schungg„ und diente in Kriegszeiten als Kreuzer, ungeachtet verschiedenen Bestimmungen aber herrschte die größte Ordnung und Reinlichkeit an Bord und kein Kriegssch““ besser eingerichtet und gehalten als die Brigantine. niche sowpost die Ursche dieser Oeduag, die Wellen gut durchschneide, wenn das stark und leicht sey, die Masten biegsam und stark, die Sege“ gut zugeschnitten und alle Fugen gut kalfatert, so sey es ganz gleichgültig, ob das Verdeck rein oder schmutzig, und alle listet wie ianl Serien ie vicie Arbeit bei der größten schkeit.=— Schmutz, und die schöne rothe werde so wenig von einer Felsenspitze und einer Kugel verschont, als das ordinaire Grau und überhaupt, wie Sauret sage, sey all dieses Waschen und Putzen überflüssig. Die reich vergoldete Ente, die ihre Flügel über das Gallion der Brigantine ausbreitete, war vorzüglich die Zielscheibe der unerschöpflichen Spöttereien von Jean Bart. Wir wollen brigens beeilen, zu sagen, daß nichts die gute Eintracht zwischen ihm und Gaspard Keyser störte, in der die beiden jungelsche datelede dier Jehren, die se zusanmen waren, Heute kommandirte Gaspard Keyser in Abwesenheit des KaEiezain, Sraite der ans Laud gegangen war. Die aufsleigende mit Mühe durch den dicken grauen Rebel dieStrahlen-von Die Matrosen, barfuß und mit Eimern und Besen bewaffnet, scheuerten das Verdeck unter der unmittelbaren Aufsicht von Keyser, der in Abwesenheit des Kapitains sich seiner Leise Manascheft wit a. le Len Burt und gerade mit dem Austrockenen beschäftist, Gali aus der Kajütte trat. Er war damals 22 Jahre alt, ein ziemlich starker blonder Scrurrbart bebeckte seine Lippen und nach der Breite seiner e und andern Glieder mußte man ihm eine seltene Kruft zulrauen. Sein Gesicht war mehr und mehr gebrännt un9 Seiue Augenbraunen, so wie seine blonden Hoare waren may. dunkelbraun geworden, aber seine lebhaften, offenen Geuten#.prühten noch immer von Rühnbeit und Wiß, „Sntrn Tag, Keyser, guten Tag, Matrosen!“ sagte Jean Bart, in einem langen braunen Mantel gehüllt, der ihm als So.e Socheene(iu Pfeise aus dem Monde nehnend. wen is das Verdeck schon so naß, als es nur die 55e ute tbe.reuz beiden Seiten Wasser, oben Wasser, es ist wahrhaftig Lucklichst, bölzerne Ente, die semals zuf dem Galion eines Schifer üren goldenen Schnabel geöffnet hat.“ Gaspard Keyser, groß, kräftig, gewandt, mit einem lebhaften, ausdrucksvollen Gesicht, mit schwarzen Haaren und Schuurrbart, hörte diese Spöttereien mit der größten Ruhe an, auch antwortete er dieser spöttischen Anrede nur durch ein Lächeln und einen freundlichen Händedruck. Als Jean Bart den geringen Eindruck seiner Vorwürfe bemerkte, sing er wieder an zu rauchen, bis das Scheuern vore.#, denm sigen die Freunde zusammen in die Kazüte „mut, Uqne Zweife: durch den Geruch eines Frühstücks a zogen, daß sie sehr reinlich vom Schiffsjungen servirt fe aus einigen Häringen, einem Topf gesalzener Butrließ der Schifféjunge die Kaden Seleuten, verraute Unterhaltung besam zrischen den bei „Sag doch Bart, was macht der alte Sauret?“ „Seit dem Brief, den Du gelesen, habe ich nichts mehr von ihm gedört, ich glaube er ist noch immer in Dunkirchen und erwartet, daß ich kommen soll, um dem Haus meines armen Vaters wieder aufzuhelfen, das in seinem lebenden und todten Theilen bedeutende Havarie erlitten hat. „Wohrhaftig Bart, es ist ein braver und würdiger Seemann, obwohl er ein Spottvogel ist.“ „Brav und würdig, das ist wahr, Gaspard, und er hat mich so lieb wie er meinen Vater hatte, denn er wollte mich nicht verlassen bis er sah, daß wir Freunde auf Seemannsart waren!“ „Ja es ist vier Jahre her, als der alte Saurei mir sagte, und dabei nicht wollte, daß man seine Tdränen sehe, der arme Alte: Sehen Sie, Herr Kevser, jetzt kann ich meinen gen Herrn verlassen, ich bin jetzt ganz ruhig, da Sie und er Freunde sind!“ Wie ich Dir sage, Gaspard ohne das würde er nie ven mir gewichen seyn. Und beim heitigen Kreuz, der alte Sauret hat Recht gehabt, ich habe Dich noch immer als Freund gefunden!“ „Nun, bei Gott, wir sind Freunde, um uns zu finden, ohne uns zu suchen, erstaunst Du darüber so „Rein, denn als ich ganz klein war, erzählte mir mein Vater immer Geschichten von ähnlichen Freundschaften aus älteZeit, wo man sich Einer dem Andern alles gab, ohne zu fragen, was man selbst behielte, er erzählte mir sogar von einem berühmten Seemann mit dem Beinamen„der Meersuchs.““ dem zu Liebe mein Großvater umgekommen war.“ „Das war sehr ehrenwerth von Deinem Großvater, Jean, aber ich will Dir eine Sache vorschlagen, wobei es sich nicht um den Tod handelt. Seit vier Jahren hast Du das Schiff des Akmiral Ruyter verlassen, er protegirte Dich, damit Du nach dem Frieden von Breda den Dandel anfangen solltest. Seitdem ich Dich auf dem Wassenger getroffen habe, sind wir immer zusammen gereist, im Baltischen Meere und an der Englischen und Irländischen Küste. Wir sind, ich erster, Du zweiter Lieutenant auf einer hübschen Brigantine von 10 Kaenonen in Kriegs= und 350 Tonnen in Friedenszeiten geworden. Wir sind Seeleute geworden und können eben so gut, als der alte Svoelt sagen: Auf Matrosen, Steuermann, aus dea besen!“ 764 „Das ist wahr, Gaspard, denn Ereeit wird rr.“ 40 und er dustet zuweilen in sein Sprachrohr, wie ein Ochse, der Federn verschluckt hat.“ „Nun Jean, mein Onkel Keyser in Ostende hat 12—15000 Fr., die er mir für einen guten Handel aufbewahrt, Du hast etwas, und so wollen wir dem alten Kapitain das Anerbieten machen, uns die goldene Ente zu überlassen.“ Unglücklicherweise wurde die Unterredung durch die Ankunft des Kapitains unterbrochen, der in Gesellschaft eines kleinen dicken Mannes mit rothem glägzenden Gesicht, ganz in Sammet gekleidet, mit einer schweren goldenen Kette um den Hals in die Kajütte trat. Beim Anblick ihres Koritains erhoben sich die beiden jungen Leute und wollten aus der Kojütte gehen; aber Sooclt hielt sie an, and sagte zu Jean Bart:„Ich habe mit Ihnen zu sprechen, Keyser kann auf das Verdeck steigen und meine Besehle erwarten.“ Keyser ging fort und ließ Jean Bart mit Sooelt und dem kleinen dicken schwarzen Mann allein. „Da ist unser junger Seemann,“ sagte Svoelt, auf Jean Bart zeigend,„Bart, begrüßen Sie Herrn van Beig, Sekretair der Admiralität von Vliessingen.“ Jean Bart, der nicht recht wußte, wodin Alles dies fähren sollte, grüßte ziemlich kurz, und wartete. Herr van Berg nahm jetzt, stets lächelnd, das Wort, und sagte mit süßlichem, einschmeichelnden Tone zu Bart: „Obgleich ich noch nicht das Vergnügen gehabt habe. Sie zu sehen, junger Mann, so kannte ich Sie doch schen, oder vielmehr Ihre Kuhnheit und Unerschreckenheit; denn es ist jetzt ungefähr sechs Jahre her, als ich an Bord der„Sieben Provinzen“ ging, und ich erinnere mich sehr lebhaft, daß mir der Herr Adwiral de Ruyter von einem jungen Seemann von Dünkirchen erzählte, und seine Unerschrockenheit, Tapferkeit, seinen Muth, sein edles Benehmen in's glänzendste Licht“— „Ach was, beim heiligen Kreuz, soll ich hier verkauft werden, daß man meine Verdienste aufzählt, wie bei einem Ochsen auf dem Markt?“ sagte Jean ungeduldig troß eines bedeutsamen Blicke des Kapitains. „Dieser junge Mann hat wirklich ein eigenes Abnungvermögen, Kapitain Svoelt. Es ist hier die Rede nicht gerade von Verkaufen, aber vom Anwerben für den Dienst der General=Staaten.“ „Mich?“ „Ja, junger Mann, Sie selbst, außer all dem Guten, das Herr Admiral de Rupter den Herren von der Admiralität über Sie gesagt dat, so hat der dier gegenwärtige Kapitain Sooelt so günstige Zeugnisse über Ihre Fädigkeit, Ihre Geschicklichkeit, sowohl als Seemann, Steuermann oder Artillerist abgelegt und hat uns versichert, daß Sie oft die Brigantine kommandirt hätten, daß die Herren der Admiralität von Vliessingen nicht gezögert haben, Sie zum zweiten Lieutenant einer Kriegsschaluppe zu ernennen.“ „Einer Kriegsschaluppe ich— als Soldat dienen, mit einem Tressenhut, grünen Rock auf dem Rücken, Säbel an der Seite, den Lieutenant grüßen, den Kapitain grüßen, hier grüßen, da grüßen, oder in Strafe genommen. Rein, nein, ich verehre den Admiral Reyter sehr, aber wenn man mich zwingen will, Dienste zu nehmen, so wird die goldne Ente schreien, und mit den Flügeln schlagen.“ „Aber, bedenken Sie doch, sunger Mann, daß Sie, einmal im Dienst von Holland, Oberlieutenant, ja selbst Kapikain werden können!“ „Ja wohl so ein geputzter Lientenant oder Kopitain, der nicht ein Segel aufbissen, oder eine Kanone abfeuern lassen darf, ohne zu fragen: ist es gefällig?“„Rein, nein, Sie halten den Lachs für eine Ferelle, mein Herr in schwarzem Sammt.“(Fortsetzung folgt.) Unter d. Verantwortlichkeit d. Verleger Beausort u. Maper.