9 „ Raceitee Womssulilg=Kongater Bällueg? Wosariche Tagevaltt Heimatzeitung für den linken Niederrkein bunc, Laum mmnslig un igotas peate Bastelung ine Gue. Durch die Dos zuzäglich Postgedähren. Erscheint werktäglich. Bei Störungen durch höhere Gewält können Ersagansprüche nicht berücksichtigt werden. Jernruf S.=Ne. 253 1 mm doch u. 46 mm breit 6 Dig. Jamilienanzeigen erc. 5 Pfg. 1 mm im Textteil(90 mm breit) 24 Pfo. Plazwünsche werden nach Möglichkeit derücksichtigt. Beilagen: Thomas a Rempts, Die Feierstunde, Deutsches Land, Das bunte Blatt, kandwirtschaftlicher Ratgeber. Verbreitet in den Kreisen Rempen=Krefeld u. Geldern 63. Fahrgang Kempen=Niederrh.- Mittwoch, 22. Mai 1935. Runnner 119 Pretestrundgeeungen in Rotterdam gegen die Cheistenverfolgungen in Sowjetrußland Rotterdam, 21. Mai. „ Am Montagabend fand in der überfüllten reformierten Kirche ###in der Amanstraat auf Veranlassung des holländischen Nationalverbandes„Gottesdienst, Familie, Autorität“ eine große Protestkundgebung gegen die Christenverfolgungen in Sowjetrußland statt. Den Anlaß zu dieser Kundgebung, der über 2500 Personeu beiwohnten, boten die in Sowjetrußland erlassenen Todesurteile gegen zwei evangelische Geistliche und die Tatsache, daß von den Sowjetbehörden noch immer 27 evangelische Pfarrer gefangengehalten werden oder in der Verbannung schmachten. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die erschütternde Darstellung der Leiden und Verfolgungen, denen der deutsche evangelische Pfarrer Kern in Sowjetrußland ausgesetzt war. Sie machte auf die zahlreichen Zuhörer einen tiefen Eindruck. Die Gefühle der Versammelten wurden am Schluß der Kundgebung von dem bekannten Notterdamer Prediger Dr. Krop in zwei Protestentschließungen zusammengefaßt, die telegraphisch an die niederländische Regierung und an den französischen Gesandten im Haag übermittelt wurden. In den Entschließungen wird kategorisch die Freilassung der von den Sowjetbehörden gegen jedes menschliche Gefühl und Recht gefangengehaltenen 27 Geistlichen gefordert, und ein Einschreiten der französischen Regierung sowie des Völkerbundes gegen die Sowjetregierung verlangt.— Von kommunistischer Seite geplante Störungsversuche konnten von der Polizei mühelos verhindert werden. Konkordat zwischen Vatikan und Südslavien Belgrad, 21. Mai. Wie in gutunterrichteten Kreisen verlautet, soll das Konkordat, über das in den letzten Jahren zwischen dem Heiligen Stuhl und der südslawischen Regierung lange und mit wechselnden Aussichten verhandelt worden ist, jetzt abschlußreif sein. Die Unterzeichnung soll im Vatitan erfolgen, wenn demnächst der südslawische Außenminister Jeftitsch aus Anlaß der Donaukonferenz nach Rom kommt. Der König von England dankt dem H. Vater London, 21. Mai. In Erwiderung auf das Glückwunschtelegramm des Heiligen Vaters, hat der König von England folgendes Danksagungstelegramm abgesandt:„Die Königin und ich sind tief gerührt über die außerordentliche Güte, die Eure Heiligkeit uns gelegentlich meines silbernen Regierungsjubiläums zum Ausdruck gebracht haben und wir danken Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Gebete und guten Wünsche. Georg R. Ein großer Erfolg Furtwänglers in London Die Londoner Saison erreichte am Montagabend in der Königlichen Oper von Covent Garden mit einer von Generalmusikdirektor Furtwängler dirigierten Aufführung von „Tristan und Isolde“ einen unbestreitbaren Höhepunkt. Furtwängler, der zum ersten Male seit anderthalb Jahren in London den Stab führte, wurde bei seinem Erscheinen vom vollbesetzten Haus mit starkem Beifall empfangen. Unter hervorragender Mitwirkung des deutschen Ensembles, in dem Lauritz Melchior den Tristan und Frieda Leider die Isolde verkörperten, sowie des Londoner Symphonieorchesters gestaltete sich der Abend zu einem großen Erfolg. Besonders zu Beginn des dritten Aktes und am Schluß wurden der Dirigent und die Mitwirkenden stürmisch gefeiert. MarDonald nach Schottland abgereist London, 21. Mai. Ministerpräsident MacDonald hat Montagabend bei einer Konferenz der britischen und australischen Minister im Unterhaus den Vorsitz geführt und ist dann nach Edinburgh zur Teilnahme an der allgemeinen Versammlung der Kirche von Schottland abgereist. Er wird nicht vor Donnerstagvormittag nach London zurückkehren und wird daher nicht in der Lage sein, bei der Kabinettssitzung in der die Rede Hitlers erörtert werden soll den Vorsitz zu führen. Prozeßbeginn gegen eine Schieberbande Berlin, 21. Mai. Die 4. Strafkammer des Berliner Landgerichts beschäftigt sich seit Dienstag mit der größten Devisenschiebung, die im Jahre 1934 in Deutschland aufgedeckt werden konnte. Der Prozeß läuft unter dem Kennwort„Leborius und Genossen“. Die Anklage richtet sich gegen 13 Personen, von denen 9 in Haft sitzen. Zahlreiche weitere Mitglieder des Schieberkonsortiums befinden sich im Auslande und konnten von den Strafverfolgungsbehörden bisher nicht belangt werden.— Die Angeklagten und ihre Hintermänner haben zu dem angeblichen Zweck der Kapitalerhöhung wirtschaftlich toter Handelsgesellschaften mit Hilfe ausländischer Geldleute und Emigrantenkreise umfangreiche Sperrmarkschiebungen vorgenommen. Die Kapitalien wurden nicht dem angegebenen Zweck zugeführt, sondern in das Ausland verschoben. Den Strafverfolgungsbehörden ist es durch rasches Zugreifen gelungen, einen Teil der in die Millionen gehenden Devisenschiebungen noch rechtzeitig zu unterbinden. Verschärfung der Streiklage in Brüssel Brüssel, 21. Mai. Die Streiklage in der Gegend von Charleroi hat sich verschärft. 200 Bergarbeiter besetzten Montagabend eine dritte Zeche in Farciennes unter Anwendung von Gewalt und errichteten auf dem Grubengelände Barrikaden. Im Laufe der Nacht ist Gendarmerie eingetroffen. Die Grubenbesitzer haben am Montagabend die Schließung der bestreikten Zechen beschlossen. Der Verliner Devisenprozeß Berlin, den 21. Mai 35. In dem ersten Devisenstrafverfahren gegen einige katholische Orden wurde, wie mitgeteilt, die Provinzialsekretärin des Ordens der Vinzentinerinnen, Katharina Wiedenhöfer, genannt Schwester Wernera, wegen fortgesetzter und vorsätzlicher Devisenverbrechen zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren Zuchthaus, fünf Jahren Ehrverlust und 140000 Mark Geldstrafe verurteilt. Dieses Urteil entsprach dem Antrag des Staatsanwalts, dessen Anklagerede wir eingehend mitgeteilt haben. Die Angeklagte wurde von Rechtsanwalt Dr. Süsterbenn aus Köln verteidigt, dessen Plädoyer über den Rahmen des eigentlichen Prozeßstoffes hinausging und allgemeine Fragen berührte, die durch diesen Prozeß aufgeworfen worden sind. In Ergänzung unseres Berichts geben wir die wesentlichen Stellen aus den Ausführungen des Rechtsanwalts Dr. Süsterhenn wieder. Dr. Süsterhenn stellte zunächst heraus, daß es einen prinzipiellen Gegensatz zwischen kirchlichen und staatsbürgerlichen Pflichten nicht gebe. Es könne kein Zweifel darüber bestehen, daß der Katholik und erst recht der katholische Priester und Ordensmann auf Grund seiner Weltanschauung zum Gehorsam gegen die vom Staat im Interesse des Gemeinwohls erlassenen Gesetze verpfichtet sei. Wer diese Verpflichtung schuldhafterweise zuwiderhandle, verstoße damit einmal gegen die ethischen Prinzipien der katholischen Weltanschauung und müsse darüber hinaus im Falle seiner erwiesenen Schuld die strafrechtlichen Konsequenzen seines Handelns auf sich nehmen. Dies gelte auch für Verstöße gegen die devisenrechtlichen Bestimmungen, welche zum Schutz der deutschen Wirtschaft und Währung erlassen seien. Derartige Verstöße gegen die staatlichen Gesetze würden auch von den maßgeblichen Stellen in keiner Weise gebilligt. Der Verteidiger wandte sich dann gegen die in der Auslandpresse vielfach verbreitete Darstellung, daß es sich bei dem Vorgehen der Zollfahndungsstellen um einen Klostersturm kulturkämpferischen Charakters handle. Das Ermittlungsverfahren habe sich durchaus in dem übliUnterredung Göring— Laval Nach den Trauerfeierlichkeiten in Krakau versammelten sich die ausländischen Trauerabordnungen im Hotel„Französischer Hof" zu einem Frühstück, woran im Anschluß eine Unterredung zwischen Ministerpräsident Göring und dem französischen Außenminister Laval stattfand. Presse-Klischee-Dienst Dr. Selle-Eyeier. Gesichtspunkte, welche geeigeilderen Lichte erscheinen schen Rahmen der devisenrechtlichen und strafprozessualen Gesetzesbestimmungen bewegt. Es sei wohl richtig, daß es im Verhältnis zwischen Staat und Kirche in Deutschland auch eine Reihe ungeklärter Fragen gebe, um deren Lösung noch gerungen werde. Der vorliegende Devisenkomplex aber habe mit diesen Fragen der Abgrenzung der kirchlichen und staatlichen Funktionen nichts zu tun. Zur Straftat selbst bemerkte der Verteidiger, daß die Angeklagte ein volles Geständnis abgelegt habe und beschränkt daher auf die Herausarbeitung der Gest net wären, ihr Handeln in einem mi zu lassen Zunächst wies er darauf hin, daß sie nicht aus eigener Initiative Reichsmark ins Ausland gebracht, sondern von dem Inhaber der Aniversum=Bank, Dr. Hofius, dazu angestiftet worden sei. Im übrigen habe jegliche persönliche Bereicherungsabsicht gefehlt. Besonders wies der Verteidiger die Behauptung des Vertreters der Anklage zurück, daß die mit dem Erwerb der Obligationen verbundenen Kursgewinne dem Orden zugute gekommen sei, wodurch der Angeklagten eine bessere Lebenshaltung möglich gewesen sei. Eine solche Einstellung komme bei der bekannten Opferbereitschaft und persönlichen Bedürfnislosigkeit einer katholischen Ordensschwester nicht in Frage. Wenn im übrigen der Orden einen gewissen Kursgewinn gehabt habe, so komme dieser doch indirekt der deutschen Volksgemeinschaft, insbesondere den armen und kranken Volksgenossen, wieder zugute, da die Vinzentinerinnen=Genossenschaft auf Grund ihrer Satzungen keine Schätze ansammeln dürfe, sondern ihr gesamtes Vermögen ausschließlich in den Dienst ihrer sozial=caritativen Aufgaben stellen müsse und auch tatsächlich gestellt habe. Von Gewinnsucht könne bei der Persönlichkeit der Angeklagten und ihrer grundsätzlichen Einstellung nicht gesprochen werden. Eine Frau, die auf alle Freuden des Lebens verzichtet, um sich dem Dienst der Armen und Kranken zu widmen, die die elementarsten Rechte der Persönlichkeit preisgibt, um sich restlos der Gemeinschaft zu ovfern, deren Leben sich in werktätiger Nächstenliebe erschöpft, könne niemals mit landläufigen Devisenschiebern und Börsenspekulanten auf eine Stufe gestellt werden, die vom krassen Materialismus und Eigennutz beherrscht würden. Wenn die Angeklagte im Bestreben, der Gemeinschaft zu dienen, falsche Wege gegangen sei und sich über staatliche Gesetze hinweggesetzt habe, so sei dies nicht auf verbrecherischen Willen, sondern auf mangelnde Einsicht in den Sinn und die wirtschaftliche Bedeutung der Devisengesetzgebung zurückzuführen. Sodann wies Rechtsanwalt Süsterhenn darauf hin, daß die Angeklagte ebenso wie die als Erziehungsschuldnerin haftende Ordensgenossenschaft einen Anspruch darauf habe, daß gegenüber den Verfehlungen gegen die Gemeinschaft auch die Verdienste um die Gemeinschaft beachtet würden. In diesem Zusammenhang wies dann der Verteidiger darauf hin, daß während des Weltkrieges 31 550 katholische Ordensschwestern im Feld und in der Heimat die Verwundeten und die erkrankten Krieger gepflegt hätten. 73 Millionen verwundeter und kranker Soldaten seien in den Jahren 1914=18 mit insgesamt 145,8 Millionen Pflegetagen von katholischen Ordensschwestern betreut worden: Allein die Vinzentinerinnen hätten in 1 von insgesamt 66 Häusern während des Krieges ca 1½ Millionen Soldatenpflegetage aufzuweisen. Nahezu 1000 katholische Ordensschwestern seien im Kriegsdienst verwundet worden oder erkrankt. Zahlreiche Binzentinerinnen seien mit der Roten=Kreuz=Medaille ausgezeichne worden. Die Genossenschaft habe sogar zwei Seuchenlazarette an der Westfront und zwei Lazarette in Damaskus und Nazareth unterhalten. In den Jahren 1914=18 seien vom Vinzenzhaus in Rippes=Köln allein für 400000 Mark Liebesgaben gesammelt und ins Feld gesandt worden. Diese Ziffern seien zwar schnell gesprochen und ebenso schnell vergessen. Aber hinter ihnen verberge sich eine Fülle von Arbeit, Opfer, Entbehrung und wahrhaft nationaler Gesinnung. Was für den Krieg gelte, gelte auch noch für den heutigen Tag. Die katholischen Ordensschwestern hätten z. B. für das Jahr 1933 29 Millionen Pflegetage und 2 Millionen Nachtwachen aufzuweisen. Die Vinzentinerinnen hätten allein in 5 von 66 Häusern in den Jahren 1933-34 ca. 1½ Millionen Pflegetage aufzuweisen. Diese Leistungen sprächen für sich. Sie kämen allen Bedürftigen ohne Unterschied des Standes und der Konfession zugute. Es sei wahrhaft vaterländische Arbeit für die Erhaltung der deutschen Volkskraft und Volksgesundheit. Diese Pflegetätigkeit der Ordensfrauen habe auch noch eine finanzielle Seite. Durch die uneigennützige und aufopfernde Arbeit der katholischen Schwester würden der öffentlichen Hand durchschnittlich im Jahre ca. 200 Millionen RM. erspart, die sonst als Zuschüsse für staatliche oder städtische Anstalten geleistet werden müßten. In der Arteilsbegründung, deren wesentliche Stellen wir mitgeteilt haben, nahm der Vorsitzende auf die Verteidigungsrede Bezug. Er erklärte,„die Angeklagte habe mit ihrem Verfahren dem Orden und der Kirche einen außerordentlich schlechten Dienst erwiesen, und ich habe mit Genugtuung davon Kenntnis genommen, daß der Verteidiger offensichtlich nicht nur in eigenem Namen zum Ausdruck brachte, daß nicht nur die katholischen Kirchenbehörde, sondern auch die Ordensgenossenschaften, wie ihre Führung, durchaus abrücken von solchen Wirtschiftsmethoden, wie sie hier von der Angeklagten angewandt worden sind“. Eine neue Reichsanleihe Augenblicklich gibt es am Geldmarkt mehr Leute, die Geld unterbringen wollen, als solche, die etwas haben wollen. Es ist in der Tat so, daß von der Discont=Companie die Hereinnahme von Geldern, die ihr angeboten wurden, deshalb abgelehnt werden mußten, weil sich keine Anlagemöglichkeiten dafür fanden. Auch eine dreimalige Herabsetzung des Diskontes um je ein Achtel auf 3 Prozent hat an der Ueberfülle des Geldangebotes nichts zu ändern vermocht. Infolgedessen werden nun für das Geld — wie man an der Börse die kurzfristig verfügbaren Beträge im Gegensatz zum langfristig ausgeliehenen Kapital nennt— Anlagen bevorzugt, die man sonst nicht in Erwägung zieht. Es hat sich eine sehr starke Nachfrage nach den verzinslichen Schatzanweisungen des Reiches entwickelt, die eine Laufzeit von mehr als 3½ Jahren haben, also nicht mehr als kurzfristig angesprochen werden können. Der Ausgabekurs wurde bis auf 100 Proz. bei 4½proz. Verzinsung erhöht. Die Ausgabe der kurzfristigeren Reichsschatzwechsel konnte gleichzeitig zu wesentlich günstigeren Bedingungen erfolgen. Der Diskont konnte um ein Achtel herabgesetzt werden, ohne daß die Aufnahmefähigkeit des Marktes sich verringert hätte. Die am 27. April neu ausgegebenen Schatzanweisungen waren schon in der zweiten Maiwoche ausverkauft, so daß eine neue Serie aufgelegt werden mußte. Dieser außerordentliche Ueberfluß ist in erster Linie die Folge der Arbeitsbeschaffungspolitik, die immer mehr alte Lagerbestände auftaut und dadurch der Wirtschaft Geld zuführt. So können Kredite zurückgezahlt und alte Verpflichtungen abgedeckt werden. Gleichzeitig nehmen die Spareinlagen zu, aber auch die Steuereingänge haben sich gebessert. Eine gewisse Rolle spielt dann auch die Tatsache, daß sich solche Gelder ansammeln, die für aus dem Ausland bezogene Waren nicht überwiesen werden können, weil die Verrechnungskonten nicht reibungslos funktionieren. Der Mangek, wenn man es so ausdrücken will, der diesen Geldern anhaftet, ist der, daß ihre Besitzer sie nur kurzfristig verfügbar haben. In der Regel führt ein solcher Zustand nach gewisser Zeit von selbst dazu, gewisse Beträge für die langfristige Kapitalanlage freizumachen, weil sie höhere Zinsen abwirft. Welche Beträge für diesen Zweck zur Verfügung stehen, wird zurzeit geprüft und soll in Kürze in der Auflegung einer Reichsanleihe seinen Niederschlag finden. Dabei wird das bewährte Prinzip wieder angewandt werden, das schon im Januar bei der Auflegung der 500 Millionen-Anleihe des Reiches angewandt wurde. Man wird die Anleihe nicht dem offenen Markte zur Zeichnung auflegen, sondern sie unmittelbar große Geldinstituten übergeben. Im Januar waren es die Sparkassen, dieses Mal werden wohl hauptsächlich die Versicherungs=Gesellschaften sein. Die bei diesen fortwährend einfließenden Prämien der Versicherungsnehmer werden ohnehin, soweit sie nicht zur Auszahlung von Versicherungsfällen dienen, zu einem Teil regelmäßig in Wertpapieren angelegt. Es wird sich also praktisch darum handeln, daß diese Gelder für den Kauf einer neuen Anleihe und nicht für den Kauf schon auf dem Markt befindlicher Wertpapiere verwendet werden. Ueber die Höhe der Anleihe ist bisher ein bestimmter Entschluß noch nicht gefaßt worden. Die vor einigen Tagen begonnenen Verhandlungen schweben noch. Immerhin wird die Höhe der Anleihe kaum niedriger als eine halbe Milliarde sein. Auch Ausgabekurs sowie Höhe des Zinsfußes und die Einzahlungstermine sind noch nicht festgelegt. Die Notwendigkeit der Anleihe ergibt sich daraus, daß die hauptsächlich bei der Reichsbank untergebrachten Arbeitswechsel in Höhe von mehreren Milliarden einer allmählichen Fundierung bedürfen. Diesem Zweck diente ja auch schon die Januar=Anleihe. Das Reich kauft mit den erhaltenen Anleihebeträgen Arbeitswechsel von der Reichsbank zurück und macht die Reichsbank dadurch wieder beweglicher. Gleichzeitig wird der Reichshaushalt von dem Zwang befreit, die für die Arbeitsbeschaffung aufgewandten Milliarden in zu kurzer Zeit zurückzahlen zu müssen. Eine Anleihe erlaubt die allmähliche Rückzahlung im Verlauf mehrere Jahrzehnte Sie verteilt die Belastung des deutschen Volkseinkommens auf eine längere und dem Einzelnen weniger fühlbare Frist. Die Verhandlungen abgeschlossen. Wie die„Frkft. Ztg.“ erfährt sind die Verhandlungen in bezug auf die Bedingungen der Anleihe abgeschlossen, während dagegen der Gesamtbetrag noch nicht feststeht. Er hängt davon ab, wieviel die einzelnen der Fachgruppe Versicherung angeschlossenen Unternehmungen anfordern werden. Anderweitig aufgetauchte Angaben von 500 Millionen, die sich aus dem Vergleich mit dem Sparkassen=Abschnitt erklären, sind wohl zu hoch gegriffen, auch wenn die Anteile der Sozial- und der sonstigen Versicherung addiert werden. An sich dürfte aber der jährliche Ueberschuß der Prämien= und Beitragseinnahmen über die Versicherungsleistungen gar nicht so weit hinter dem durchschnittlichen Spareinlagenzuwachs zurückstehen, wie vielfach angenommen wird.— Die— in verschiedenen Fermen vollzogenen— Kapitalmarktanlagen nur der privaten und öffentlichen Lebensversicherungsunternehmungen beliefen sich 1934 auf 3,61 Mdn., die Zunahme war im letzten Jahre 286 Mill., wovon etwa 176 Mill. auf Wer papiere, 100 Mill. auf Hypotheken und u. a. 22 Mill. auf Grundbesitz entfielen. Ein Mehrfaches von 100 Mill. wird aber jetzt doch im ganzen zustandekommen, denn es soll z. B. die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte als einzige Vertreterin der Sozialversicherung in diesem Kreis, was sich zu bestätigen scheint, allein schon 100 Mill. übernommen haben. Allerdings steht diese Anstalt mit 2,38 Mon. Vermögensanlagen den privaten Lebens=Versicherungsträgern usw. weit voran. Alle Anleihebeträge, auch die der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte, werden mit langen Teilfristen eingezahlt werden. Die Bedingungen der Anleihe sind, wie uns versichert wird, genau die gleichen wie bei der ersten Serie dieser 4,5 Proz. Anleihe, also 98¼ Proz. Begebungskurse und 2 Proz. Tilgung. Das bedeutet eine Tilgungsdauer von 26¾ Jahren und eine Effektivverzinsung von 4,65 Prozent. * Zu den Sternwanderungen des Reichsverbandes Deutscher Gebirgs= und Wandervereine am Himmelfahrtstag 1935 Himmelfahrt! Der Tag strahlender Maiensonne, frischen Waldesgrüns, duftender Blüten und Blumen, schwirrender Käfer und gaukelnder Falter— welcher Tag wäre geeigneter, hinauszuziehen in die frisch erstandene Waldespracht, um dem Schöpfer zu danken für den neuen Frühling, den er über die Erde gehen läßt, um sich zu freuen und zu stärken am Bilde der prangenden Heimat? So ist der Himmelfahrtstag seit jeher der Tag des deutschen Wanderns gewesen. Es ist deshalb selbstverständlich, daß die deutschen Gebirgs= und Wandervereine, die in einigen fünfzig Gebietsvereinen alle organisierten Wanderer mit einer Mitgliederzahl von einer Viertelmillion umfassen, an diesem Tage Bekenntnis für den deutschen Wandergedanken, für die Ideale ihrer gemeinnützigen Arbeit für Volk und Vaterland, zu Führer und Reich ablegen. In 46 Sternwanderungen in allen Teilen des Reiches werden Tausende und Abertausende heimat= und naturbegeisterter Menschen zusammenströmen, nach froher Wanderfahrt sich zusammenschließen zu machtvoller Kundgebung. „Deutsches Wanderertum will Körperstählung, Willensbildung und Seelenformung. Es erstrebt durch bewußtes Erwandern und Erwerben der Heimat, durch liebevolles Fliegerischer Leichtsinn Er hat in Rußland 52 Personen das Leben gekostet, 23 Arbeiter waren mit ihren Frauen und Kindern erwertungsvoll in den„Maxim Görki“ eingestiegen, zur Belohnung für gute Arbeit im Aerodynamischen Institut, an dem sie tätig waren. Für gute Arbeit also auch im Interesse jenes Riesenflugzeuges, mit dem sie einen Rundflug über der Stadt unternehmen sollten. Mit den harmlosen Menschen, die sich zu ihrem Vergnügen in den„Maxim Gorki" begeben hatten, ist der kostbare Apparat in Trümmer gegangen. Ein neuer wird an seiner Stelle erstehen. Die Menschen aber bleiben ausgelöscht. Die Ursache des Unglücks? F#erischer Leichtsinn! Das Jagdflugzeug, das der„Maim Gorki“ ins Schlepptau genommen hatte, unternahm, nach dem Ausklinken, mehrere Loopings und beim Ausrollen einer Figur stieß der Flieger krachend an einen Flügel des Großflugzeuges. Der Flügel brach. Wie ein Stein stürzte das Flugzeug zu Boden. Jetzt wird bekannt, daß nicht nur die Flugleitung allgemein Luftkunststücke über dem Flugplatz oerboten hatte, sondern daß auch der Pilot des„Maxim Gorki“, als ein scharfer Gegner der Luftartistik überhaupt, vor dem Abflug noch einmal jede Eigenmächtigkeit des Piloten, den er ins Schlepptau nahm, untersagt hatte. Es ist mit großer Sicherheit anzunehmen, daß gerade diese Verbote den Führer des Jagdflugzeuges gereizt haben, nun erst recht einige Figuren in der Luft zu ziehen, um zu beweisen, wie ungefährlich für einen Könner solche Artistik sei. Das Moskauer Unglück sollte daher von neuem dazu führen, ganz allgemein die sogenannten Kavalleriestarte, sowie alle kunstartistischen Wagnisse, mögen sie noch so sehr von fliegerischem Mut getragen sein, ganz zu untersagen, wenn nicht der gesamte Flugplatz und sein Luftraum für Kunstveranstaltungen freigegeben sind. Bei Bravourleistungen, wie sie offenbar der russische Pilot vollbringen wollte, entscheidet oft ein einziger Meter über Leben und Tod. Hätte er das Höhensteuer nur um eine Kleinigkeit angezogen, wäre er über den„Maxim Gorki“ glatt hinweggekommen; dann hätte er vielleicht die Disziplinarstrafe bei der Landung gelassen entgegengenommen, weil er ja seinen Willen durchgesetzt hatte. Statt dessen hat er ein halbes Hundert Menschen mit unter die Erde genommen. Der „Maxim Gorki“ war der Stolz der Moskauer. Viele Hunderttausende hatten ihr Scherflein zu dem Bau dieser Maschine beigesteuert. Sie war in den Jahren 1933=34 konstruiert worden. Acht Motoren zu je 500 PS trugen sie durch die Lüfte. In ihrem Gastraum konnten bei kleinen Entfernungen, wenn auch gepreßt, an die 90 Menschen unterkommen, bei längeren Strecken nur 40, weil die Motoren einen gewaltigen Vorrat an Betriebsstoff erforderten. Das Großflugzeug war mit allen Erfordernissen der modernen Technik ausgestattet. Die Zeitungen berichteten, daß sogar ein photographisches Atelier und eine kleine Druckerei an Bord gewesen seien. Das waren natürlich keine Spielereien für die Passagiere, sondern diese Einrichtungen wiesen auf die Verwendbarkeit des Flugzeuges für militärische hin. Fliegeraufnahmen konnten gleich an Bord entwickelt und„gedruckt" werden. Die Kriegsverwendbarkeit des Flugzeuges hat die Sowjetregierung übrigens auch offen zugegeben. Die Tragödie des„Maxim Gorki“ ist das dritte größere Luftfahrtunglück, das Rußland in den letzten Jahren erlitt. Im Herbst 1933 stürzte bei Moskau ein großer Bomber ab, acht Funktionäre der Sowjetregierung wurden getötet, darunter die leitenden Persönlichkeiten der russischen Flugzeugindustrie. Einige Monate später verunglückte bei einem Versuchsflug„K 7“(das übrigens noch größer war als „Maxim Gorki"). 14 Luftfahrtkadetten und die gesamte Besatzung kamen damals ums Leben. Diese Unglücksfälle sind jedoch anders einzuschätzen als die letzte Katastrophe. Bei ihnen handelte es sich um ausgesprochene Flüge mit militärischem Charakter zum Ausprobieren bestimmter Neueinrichtungen. Beim„Maxim Gorki“ indes hat lediglich der tadelnswerte Leichtsinn eines Piloten den Tod von Menschen verursacht, die diesen ihren ersten Flug vielleicht als den schönsten Tag ihres Lebens gepriesen hätten. Erkennen des Volkstums und seiner unerschöpflichen Werte die Erziehung seiner Anhänger zu vertiefter, durch Ehrfurcht vor Blut und Boden geheiligter Vaterlandsliebe. Deutsches Wanderertum schlägt Brücken vom Volksgenossen zum Volksgenossen, es legt die Schranken törichten Klassendünkels nieder und bindet Stadt und Land zu echter Volksgemeinschaft. Deutsches Wanderertum ist auf Selbstlosigkeit gegründet, es bedeutete von jeher die Verkörperung des erhabenen Sittengesetzes„Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ und stellt sich gern hinter diese Losung des neuen Reiches Adolf Hitlers. Die deutschen Wandersleute haben Wege angelegt und gekennzeichnet, Türme und Schutzhütten gebaut, Karten und Führer herausgegeben, dem Ganzen zum Heile. Mühevoll und kostspielig war diese Arbeit: teuer vor allem Bau und Erhaltung der Unterkunftshäuser und Jugendherbergen. Trotzdem geschah dies alles, selbstlos und ohne materiellen Vorteil, lediglich vom Bewußtsein treulich erfüllter Pflicht getragen. Und der Ruf:„Lernt erst Deutschland kennen und dann das Ausland! Erwandert euch Heimat und Vaterland!“ ist der Heroldsruf der deutschen Gebirgs= und Wandervereine von jeher gewesen, war eine von uns Wanderern stets redlich erfüllte volksdeutsche Aufgabe und wird es bleiben.“ Mit diesen Worten hat der deutsche Wanderführer, Pros. Dr. Werner=Darmstadt, die Wirkung und Bedeutung der ihm unterstellten Verbände treffend gekennzeichnet. Zu diesen Idealen gilt es, sich am Himmelfahrtstage erneut zu bekennen. Die Zielpunkte der 46 Sternwanderungen liegen in allen Teilen des Reiches: In Heidelberg a. N. treffen sich Odenwaldklub, Pfälzerwaldverein und Teile des Taunus und Vogelberges, in Gemünd und Kyllburg die Wanderer aus der Eifel, auf Burg Lichtenberg die Leute von Mosel, Hochwald und Hunsrück. Die Schwarzwälder haben die Hornisgrinde, Zavelstein und Ruine Rötteln zu Sammelpunkten erkoren, die schwäbischen Aelbler tagen auf dem Raichberg, die Aelbler aus Franken in Hiltpoltstein, die Spessarter in Aschaffenburg, Vogelsberg und Röhn in Gelnhausen, der Sauerländische Gebirgsverein führt seine Mitglieder an 11 Orten ihrer schönen Heimat zusammen! Die Westerwälder sammeln sich in Weilburg (Lahn) mit Wanderfreunden aus Taunus und Oberhessen, die Wanderer vom Niederrhein in Kempen und Jülich, die Hessen=Waldecker, Knüllgebirgler, Werratäler auf dem Bilstein im Kaufunger Wald, der Thüringerwald in Bad Blankenburg i. Thür. Sie schlagen damit die Brücke nach dem Osten des Vaterlandes. Das Vogtland hat als Zielpunkt seiner Sternwanderung Irrgang bei Falkenstein erwählt, der Frankenwald Grafenhaig, die Lausitzer Bautzen und den Löbauer Berg, das Erzgebirge Johanngeorgenstadt, die Männer aus der sächsischen Schweiz Glashütte im Erzgebirge, der Oberpfälzerwaldverein in der bayerischen Ostmark Fahrenberg. Im gewaltigen Gebirgszug der Sudeten finden folgende Sterntreffen statt: Auf der Eulenbaude (Eulengebirgler), dem Königswalder Spitzberg(Glatzer Gebirgsverein), in Liebau i. Schles.(Riesengebirge), St. Annaberg(Schles. Geb.=Ver.). Im Norden Deutschlands sammeln sich die Harzkübler auf dem Brocken, Viktorshöhe, in Queste und auf dem Großen Knollen, der EggegebirgsWiehengebirgsverein und der Hannov. Gebirgs= und Wanderverein auf der Iburg bei Bad Driburg i. Wests., der norddeutsche Wanderbund in den Harburger Bergen, die Mecklenburger im Radebachtal bei Warin und die Märkischen Wanderer in Werder a. d. Havel—— eine unerschöpfliche Fülle schönster deutscher Landschaftsbilder KREIS VIERSEN AMT ANE sich den wonnetrunkenen Augen der Teilnehmer an allen Punkten erschließen und die Grundstimmung schoffen für ein Gelöbnis der Treue zum deutschen Wandergedanken, das in der Annahme einer gleichen Entschließung an allen Zielpunkten gipfelt. Die deutschen Wanderer marschieren am Himmelfahrtstage in der Gewißheit, daß ihr Tun notwendig ist, und daß das Dritte Reich auch ihre Mitarbeit braucht. Sie sind erfüllt von der Losung: Aus dem Kreise Junges Leben überall Im Stall und auf dem Geflügelhof, auf der Weide, im Garten und auf dem Wasser— überall trifft man junge Geschöpfe an, die mit der ganzen Unbekümmertheit ihrer geringen Erfahrung sich die Welt erobern. Und doch beweisen sie einen erstaunlichen Instinkt darin, wie sie Vater und Mutter— meistens ist es die Mutter— unbedingt folgen und sich an sie drängen, wenn sie Gefahr ahnen. Die jungen, eben erst geschlüpften Entchen auf dem Teich halten sich mit Vorliebe in der Nähe des Ufers auf, machen auch eimal Halt und erklimmen die Böschung. Lockt man sie, dann kommen sie neugierig wie junge Hunde näher. Aber dann ertönt das sanfte, mahnende Gackern von Mutter Ente, und sofort kehren die kleinen schwarz=gelbgesprenkelten, unbehilflich über die Gräser steigenden Entchen um, gleiten ins Wasser und paddeln mit den winzigen Beinchen neben Mama her. Wenn es sein muß, kreuzen sie das Wasser auch einmal, werden sogar übermütig und eilen voraus, blicken sich dann aber immer ängstlich um und machen schnell kehrt. Die Schwarzdrossel sitzt bereits über der zweiten Brut. Die erste Generation saß eines Tages aufgereiht auf einem Ast und machte die ersten Flugversuche. Dann waren sie plötzlich auf und davon. Die jungen Böckchen springen über die Wiesen, die Fohlen jagen sich, und im Stall stehen die kleinen Kälbchen mit den sanften Augen. Die Kinder können sich von den neugeborenen Kaninchen mit dem überaus weichen Fell nicht trennen; aber auch die Küken sind ihre Herzensfreunde. Ab und zu versuchen sie auch, ein Ferkelchen hochzuheben, aber die fangen jedesmal so erbärmlich zu quietschen an, daß man sie schnell wieder losläßt. Junges Leben überall. In der Küche steht ein ganzes Körbchen voll von Katzenkindern. Sie können schon sehen und getrauen sich ab und zu über den Rand des Korbes in die große, unbekannte Welt hinein. Dann purzeln sie wieder übereinander, spielen mit den Schwänzchen und beißen sich, in die Ohren. Würdevoll sitzt die Alte dabei und läßt die Kinderchen gewähren. Jugend soll spielen und sich austoben, scheint sie zu denken, und wenn es zu toll hergeht, kann man ja mit einer gelinden Ohrfeige Ruhe schaffen... Kempen Diese Form von Mietgesuchen verboten. Der Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger nimmt in der Nr. 15 des„Zeitungsverlag“ Stellung gegen Anzeigen von Wohnungssuchenden mit dem Zusatz„Kinderloses Ehepaar" und vertritt die Meinung,„daß Anzeigen, in denen Wohnungen für kinderlose Chepagre unter Berufung auf ihre Kinderlosigkeit gesucht oder angeboten werden, in deutschen Zeitungen überhaupt nicht mehr aufgenommen werden sollen, weil derartige Hinweise mit den Bestrebungen, die kinderreichen Familien zu fördern, nicht zu vereinbaren sind. Auch bei Stellestgesuchen und=angeboten soll in den Zeitungsanzeigen einer Zurücksetzung kinderreicher Familienväter durch besondere Betonung der Kinderlosigkeit kein Vorschub mehr geleistet werden. Umsang des Postscheckverkehrs im April. Die Zahl der Postscheckkonten ist im April um 708 Konten auf 1 056 456 gestiegen. Auf diesen Konten wurden bei 66,7 Millionen Buchungen 10317 Millionen RM. umgesetzt; davon sind 8466 Millionen RM. oder 82,1 v. H. bargeldlos beglichen worden. Das Guthaben auf den Postscheckkonten betrug am Monatsende 575,5 Millionen RM., im Monatsdurchschnitt 592,2 Millionen RM. Weitere Verbilligung der Zehnerkarten. Die Reichsbahn erweitert die Preiermäßigung auf Zehnerkarten ab 1. Juni auf 33½ vom Hundert und verlängert die Gültigkeitsdauer auf zwei Monate. Zehnerkarten werden ausgegeben für Verkehrsverbindungen mit starkem Verkehr. Die bisher gewährte Ermäßigung betrug nur 20 vom Hundert mit einmonatiger Gültigkeitsdauer. Die„Bremen“ in der Thomasstadt. Heute morgen gewahrte man im Stadtbild eine naturgetreue Wiedergabe der„Bremen", mit der drei junge Leute eine Wanderung durch den linken Niederrhein unternahmen. Selbstverständlich wurde das Modell von allen bewundert. Es wurde in monatelanger Arbeit hergestellt, und jetzt wollen die jungen Leute, die ihren Lebensunterhalt durch Verkauf von Ansichtskarten bestreiten, eine längere Reise unternehmen. Es handelte sich in diesem Falle um eine ziemlich kleine Nachahmung, während man vor einiger Zeit einen riesigen Koloß durch die Straßen fahren sah, der zudem mit einem Motor getrieben wurde. Hier bediente man sich zur Fortbewegung lediglich einer Einrichtung, wie sie beim Fahrrad üblich ist, also mit Kettenantrieb. Erwähnt werden darf noch, daß in letzter Zeit häufiger derartige Modelle durch die niederrheinischen Straßen daherfahren, und sicherlich wird man heute nicht mehr so große finanzielle Vorteile erzielen können, wie es ehedem der Fall gewesen sein mag, da heutigentags so ein Modell bekanntlich nichts Neues mehr darstellt. Immerhin führen die Leute ein frohes Dasein, und zu ihrem„Lohn“ werden sie trotz allem kommen, diese Matrosen mit blauer Hose und weißem Rock. Wir wünschen ihnen jedenfalls eine frohe Fahrt. Amtsgerichtssitzung. Rechts fahren. In der Nacht vom 21. Januar befuhr der I. E. aus St. Hubert mit seinem Kraftwagen die St. Töniser Landstraße und beschädigte, weil er die linke Straßenseite befuhr, ein ihm entgegenkommendes Auto. Gegen eine Geldstrafe von 30 RM. hatte der Angeklagte Einspruch erhoben, da ihm die Strafe zu hoch erschien. Dem Nicht heraus aus den deutschen Wandervereinen, sondern hinein! Die deutsche Heimat, sie ruft alle Volksgenossen. Lernt sie kennen, erwandert sie euch zum ewigen Besitz, damit ihr sie festhaltet mit allen Fasern eines heißen Herzens! Es lebe die Heimat! Es lebe der Führer! Dr. Götz, Darmstadt. E. wurde zur Last gelegt, die linke Fahrbahn benutzt zu haben und dadurch den entgegenkommenden Wagen angefahren zu haben. E. gab die ihm zur Last gelegte Straftat zu. Er habe jedoch sein Fahrzeug richtig gesteuert und ist nur durch das Bremsen des Wagens auf die linke Fahrbahn gerutscht. Der Zeuge gab an, daß das Fahrtempo beider Wagen nur mäßig gewesen sei und von einer Straßenglätte nicht die Rede sein konnte. Der Sachschaden betrug 80 RM. Der Angeklagte E. wurde wegen Verstoßes gegen die Kraftfahrzeugordnung zu 25 RM. Geldstrafe ersatzweise für je 5 RM. 1 Tag Gefängnis bestraft. * Diebstahl. Angeklagt waren A. L., A. G. und Ehefrau L. aus Kempen, die in Benrad=St. Tönis gemeinschaftlich mit dem flüchtigen O. handelnd, sich fremdes bewegliches Gut angeeignet zu haben. Durch Kartenspielen habe man O., der bei einer Mühle und Landesproduktengroßhandlung in Benrad beschäftigt war, kennengelernt. O. bot dann auch eines Abends Mehl an, das man sich billig holen könne. L. und G. fuhren mit dem Fahrrad nach Benrad, wo ihnen von O. ein Sack Mehl über die Mauer geworfen wurde, und teilten dasselbe. Am 3. Februar ging es mit drei Mann hoch nach Benrad. Da man nicht das richtige fand und verscheucht wurde, verließ man den Hof ohne Beute. In der Nacht vom 7. zum 8. Februar holte L. alsdann einen Sack Kleie aus dem in Benrad parkenden Waggon und leitete ihn nach Kempen. Einem Wächter der Krefelder Wach= und Schließgesellschaft kam der daherfahrende Mann verdächtig vor und stellte ihn. L. wurde dann unter Zurücklassung der Ware flüchtig. Die beiden Angeklagten L. und G. wollen das Mehl um ein paar Mark von dem O. gekauft und selbst verbacken haben. Die Ehefrau L. weiß von dem Tun des Mannes nichts. Der Wert der gestohlenen Waren ist 26 RM. Die Angeklagten geben ihre strafbare Handlung zu. Der Staatsanwalt beantragt für L. im ersten und dritten Falle je 6 Wochen, im zweiten wegen versuchten schweren Diebstahls 1 Monat, insgesamt 3 Monate Gefängnis. In Anbetracht der Notlage der Angeklagten könnte man mit einer Mäßigung der Strafe rechnen; die Vorstrafen des G. und L. lassen dies aber nicht zu. Für G. beantragt der Staatsanwalt wegen Diebstahls u. versuchten schweren Diebstahls insgesamt 4 Monate und 2 Wochen Gefängnis. Die Ehefrau L. sollte wegen Hehlerei zu einer Woche Gefängnis verurteilt werden. Der Verteidiger plädierte auf eine Herabsetzung der Strafe von G., auf eine Geldstrafe. Das Urteil des Richters lautete: Die Ehefrau L. wird mangels Beweises freigesprochen. L. wird wegen einfachen Diebstahls in 2 Fällen und 1 versuchten schweren Diebstahls zu 2 Monaten und 2 Wochen Gefängnis bestraft. G. wurde wegen einfachen Diebstahls in einem Falle und wegen versuchten schweren Diebstahls zu 3 Monaten und 8 Wochen Gefängnis verurteilt. Verbotenes Glücksspiel. Die Strafsache gegen Frau Wwe. Schw., W. Schw. und K. wurde, weil Zeugenladungen notwendig waren, vertagt. St. Huber1 Der Griff in die Ladenkasse. Ein hiesiger Bäckermeister hatte die unangenehme Erfahrung gemacht, daß ihm während der Kaffeezeit aus der auf der Ladentheke stehenden Kasse ein Betrag von 30 RM. gestohlen worden war. Der vermutliche Täter wußte scheinbar mit dem mechanischen Verschluß der Ladenkasse sehr gut Bescheid. Der Verdacht fiel auf einen jungen Mann, der sich kurz vorher einige Stücke Kuchen käuflich erworben hatte. Die polizeilichen Ermittlungen sind im Gange. Oedt Die St. Vitusbruderschaft tagte. Vergangenen Sonntag hatte die Vitusbruderschaft ihre Mitglieder zu einer Versammlung im Vereinsheim Stefes eingeladen. Vorsitzender Lennartz eröffnete die Versammlung mit Worten der Begrüßung, sein besonderer Gruß galt Pfarrer Decker, sowie dem Goldjubilar Weisenfels, dem Vorstand der Junggesellenbruderschaft und des Nordbezirks. Pfarrer Decker dankte für die Einladung und legte dann in kurzen Umrissen dar, wie er sich in diesem Jahre die Beteiligung der Bruderschaften an der Vitusprozession gelegentlich der Kirmes denke. Vom Königsvogelschießen wird in diesem Jahre infolge der finanziellen Schwierigkeiten Abstand genommen. Der zweite Vorsitzende Hermann Reiners wird in diesem Jahre das Silber tragen. Reiners war zuletzt König vor 27 Jahren bei der Junggesellenschützenbruderschaft. Wie die Feier aufgezogen werden soll, wurde dem Vorstand übertragen. Nach Erledigung einiger Anfragen konnte der Vorsitzende die Versammlung schließen. Versammlung des Obst= und Gartenbauvereins. Sonntagabend fand im Vereinslokale Streit eine schön besuchte Versammlung der hiesigen Obst= und Gartenbauvereine statt. Vereinsführer Stockmanns eröffnete die Versammlung und teilte u. a. mit, daß das Vorstandsmitglied Wesseling, Obergärtner im Pensionat U. L. Frau, uns durch Wegzug verlassen habe. Wesseling war ein eifriges Mitglied des Obst und Gartenbauvereins, aus welchem Grunde der Vorstand ihm ein Dankschreiben gesandt hätte. Im weiteren Teil des Abends berichtete der Vereinsleiter über die s. Zt. stattgefundenen Kreistagung in Hüls. U. a. erwähnte derselbe, daß der Hülser Obst= und Gartenbauverein eigene Gärten besitze, welche in Parzellen an Mitglieder wieder verpachtet seien. Zn dem Ausflug des Vereins wurde beschlossen diesem am Sonntag, dem 7. Juli zur„Gruga“ nach Essen unternehmen. Sofort meldeten sich 32 Mitglieder zur Mitfahrt. Für die im nächsten Monat„stattfindende Mitgliederversammlung wurde beschlossen, am Sonntag, dem 23. Juni eine Besichtigung des Gartens des Mitgliedes Cox,(Wwe. Langer) Auffeld, zu unternehmen. Treffpunkt an diesem Tage nachm. 5 Uhr am Hagelkreuz. Für das ausscheidende Vorstandsmitglied Wesseling wurde alsdann Alex Diecker in den Vorstand gewählt. Seitenn der Bauernschaft ist Josef Kleinen in den Vorstand neu hinzu gewählt worden. Seitens des Spritzmeisters wurden anschließend einige Erklärungen und Erläuterungen gegeben, aus welchem Grunde 4mal gespritzt würde. Anschließend fanden seitens der Mitglieder Austauscherfahrungen statt, die sehr lehrreich waren und wohl alle Mitglieder mit neuem Stoff und Erfahrungen nach Hause kehrten, um diese nutzbringend in ihre Gärten anzuwenden. Vom Turnverein. Dem VV. Oedt 1884 ist es gelungen, den vom Gau 10 Niederrhein angestellten Wanderturnlehrer nach Oedt zu verpflichten. In der Zeit vom 27. bis 31. Mai wird der Wanderturnlehrer seine Tätigkeit nach Oedt verlegen. Dieser Termin ist insofern günstig, weil in dieser Woche die Reichssport=Werbewo; veranstaltet wird. Neben andere von der zuständigen Stelle noch bekanntzugebenden Veranstaltungen wird auch die Tätigkeit des Wanderturnlehrers im Zeichen der Werbewoche stehen. Es steht jedem frei, diese Turnstunden im TV. Oedt zu besuchen und sich da von der Betriebsweise der Leibesübungen innerhalb der DT.=Vereinen zu überzeugen. Viel Neues wird der Wanderturnlehrer Fr. Beyer betr. Betriebs= und Lehrweise zeigen können. Andererseits wird man auch bestätigt finden, daß auch in den kleineren Vereinen die deutsche Turnsache gehegt und gepflegt wird. Hüls Die Königswürde errungen. Bei dem am Sonntag auf Baumhof stattgefundenen Königsvogelschießen des Ortskartells der katholischen Schützenbruderschaften der Pfarre Hüls tat Gerhard Heyer, Rheinstraße, den Königsvogelschuß und brachte damit die Königswürde an sich. Das große Schützenfest findet bei Gelegenheit der Hülser Frühjahrskirmes am Sonntag vor Pfingsten statt. Cobber cH Kein Vogelschuß bei den Junggesellen=Schützen. Auf der im Vereinslokale Janßen unter dem Vorsitz von Matthias Hennen als Brudermeister stattgefundenen sammlung beschlossen die Schützenbrüder, in diesem Jahre vom Königsvogelschießen Abstand zu nehmen. Beteiligung an dem Jubelfest der St. Sebastianusschützen in Hinsbeck und dem Wanderpreisschießen in Kempen ist zugesagt. Vom Fremdenverkehr. Das unfreundliche Wetter der letzten Wochen hat die hiesigen Strandlokalbesitzer sehr enttäuscht. Brachten doch in vergangenen Jahren die Monate April und Mai so schöne Tage, daß der Fremdenverkehr zu den Netteseen mächtig anzog und den Strandlokalbesitzern zum guten Geschäft wurde. Das ist in diesem Jahre nicht der Fall. Der Ausfall für die Strandlokalbesitzer ist groß. Vor dem Einzelrichter. Da ihr Mann zum Termine nicht erschienen ist, wurde das Verfahren gegen die Frau abgetrennt. Sie ist aus Leuth und wohnt an der für Zollvergehen sehr gelegenen Kante am Schwanenhaus. Unter einem Ruhebett und in Schmugglerwesten hatten die Beamten das Gut, 17 kg Feinschnitt=Tabak sowie ein Quantum Kaffee, hervorgeholt. Die Frau schilderte den Vorgang äußerst harmlos, u. a. will sie den Ueberbringer des Schmuggelgutes nicht kennen. Auch beteuert sie wiederholt, erst ein einziges Mal beim Schmuggel überrascht worden zu sein. 19000 RM. Geldstrafe oder 19 Tage Gefängnis sowie eine Zusatzstrafe von 3 Wochen Gefängnis war die Strafe.— Eine Frau aus Lobberich kehrte den Dreck aus der Rinne stets in diejenige ihres Nachbarn und stand nunmehr vor dem Kadi, um ihr Recht zu verfechten. Sie will den Unrat nunmehr wieder zurückgekehrt haben. Die Strafverfügung von 2 RM. wurde auf die Hälfte reduziert.— Weil er Trägerdienste geleistet hatte, wurde ein in Haft befindlicher Mann aus Venlo mit 16000 RM. Geldstrafe belegt, welche Strafe durch erlittene Untersuchungshaft als verbüßt erklärt wurde. Man ließ ihn laufen.— Wegen Betrug stand eine Frau aus der Krefelder Gegend vor dem Richter. Sie schien Spezialistin für Lederfabrikate zu sein, da sie sich allzusehr vertraut gemacht hatte mit Schuhzeug, Ledertaschen und Lederhandschuhen. Da die Frau sich im strafschärfenden Rückfall befand und die ihr zur Last gelegten Sachen zugeben mußte, erkannte das Gericht auf 3 Monate Gefängnis. Brepeil König Otts l. Bei dem Vogelschuß am Sonntag der St. Maria=Himmelfahrts=Bruderschaft Natt konnte der Wirt Otto Janssen durch einen wohlgezielten Schuß die Königswürde erlangen. Die Nachfeier im festlich geschmückten Zelte nahm bei sehr gutem Besuche einen schönen Verlauf. Briefkasten H. Antwort: Wenn von 6 Geschwistern einer sein Erbteil verlangt, können Sie sich mit ihm auf gütliche Weise einigen und die getroffene Regelung schriftlich niederlegen. Dazu gebrauchen Sie vorläufig den Notar nicht. Lieber Jung. Frage: Bei einem Skatspiel wird contra vereinbart.— Ein Spieler hat ein Spiel, sein Mitspieler sagt contra. Der Spieler, der spielen wollte, steckt seine Karten daraufhin zusammen und spielt nicht: er gibt also das Spiel verloren. Wird nun das Spiel als verloren bezahlt oder mit contra, d. h. doppelt verloren bezahlt? Hierüber besteht die Streitfrage und nun, lieber Briefkastenonkel, hilf Du uns draus. Antwort: Selbstverständlich muß, wenn der Spieler auf ein ihm gegebenes„contra“ hin das Spiel aufgibt, das contra bei der Berechnung des Verlustes mit berücksichtigt werden. PIDTTDEE Vorsen Düsseldorf gat gehalten. Düsseldorf. 21. Mai. Zu Beginn der neuen Woche eröffnete die Rheinisch=Westfälische Börse freundlich. Seitens des Publikums lagen verschiedentlich Kaufaufträge vor, denen jedoch auch Abgaben gegenüberstanden. Die Kursentwicklung war daher nicht einheitlich. Die Börse schloß gut gehalten. Montag notierten: Basalt 15; Bonner Berg 108; Braunk. Zuk. 131; Kalker Br.—; Kabel Rheydt 173; Rhein. Braunk. 229,5; Stollwerck 92,375. Festverzinsliche Wertpapiere. aa 525 Pr. Lds. Pf. R 4 96.75: R 13—15 96.75: R 17—18 5: R 19 96.75; R 21 96.75; 6% Pr, Lds. Pf. Komm. m.R 20—: R 16 96.75; R 6 96.75: R 8 96.75; 6% Westj. Ldbk Feingoldanl. 25 94; von 26 94,25; 6¾ Westf. Amt f. Hausgr. 95.5. Berliner Metallbörse. Elektrolytkupfer(wirebars) prompt, cif Hamburg, Bremen oder Rotterdam 47; Original=Hütten=Aluminium 98—99 Prozent in Blöcken 144; desgl. in Walz= oder Drahtbarren 148: Reinnickel 98—99 Proz. 270; Silber in Barren ca. 1000 fein per Kilo 63,75—66,75. Getreide und Futtermittel Berliner Getreidegroßmarkt. Weizen märk. 76—77 Kilo W 5 201; W 6 202; W 7 203: W 8 204: W 9 206; W 11 208; Roggen märk. 71 bis 73 Kilo R 5 162; R 6 162; R 7 164; R 8 164; R 9 166; R 11 168 gesetzl. Mühleneinkaufspreis für Weizen und Roggen plus 4 RM Industriegerste 188—191; Futtergerste 59—60 Kilo G 5 161; G 6 162; G 7 164; G 8 167; G 9 169; Hafer märk 48—49 Kilo H 4 155: H 7 159: H 10 162; H 11 164; H 13 167; H 14 169; Weizenmehl Preisgebiet 3 26,45; 5 26,85; 6 27; 7 27,15; 8 27,30; 9 27.60; 11 27,90; mit 10 Proz. Ausl. 1,50; mit 20 Proz. 3,00 RM Aufgeld; Roggenmehl Preisgebiet 3 21,95; 5 22,25; 6 22,30; 7 22,45; 8 22,50; 9 22,75; 11 23; Weizenkleie Preisgebiet 3 11,44; 5 11,56; 6 11,62: 7 11,67; 8 11,73; 9 11,85; 11 11,96; Roggenkleie Preisgebiet 3 94; 5 10,13; 6 10,13; 7 10,25; 8 10,25; 9 10,38; 11 10,50; Erbsen Vikt. 23—26; Futtererbsen 11—12; Peluschken 20—22; Ackerbohnen 10,5—11,75; Ostsee= und Russenwicken 13—13,5; Futterwicken 9,5—10,5; Lupinen blaue 8—8.75; dto. gelbe 12,75 bis 13,25; Seradella neue 24—26; Leinkuchen Basis 37 Proz. ab Hbg. 7,65; Erdnußkuchen Basis 50 Proz. ab Hbg. 1.25; Erdnußkuchenmehl dt. Mahl. 7,60; Trockenschnitzel ab Fabrik 4,65; extrah. Soyabohnenschrot 45 Proz. ab Hamburg 6,50; dto. ab Stettin 6,70; Kartoffelflocken Parität Stolp 8,90; dto. Parität Berlin 9,50. Duisburger Getreidegroßmarkt. Weizen rhein 21,80; Roggen rhein. 17,80; Weizenmehl inl. W 16 27.80; Roggenmehl R 15 24,00; Weizenkleie seine 12,66; Roggenkleie feine 11,23. * BORUF Markt=Bericht von Straelen. 20. Mai.1935. 100 Pfund: Sommerspinat 14—15,50; Maiwirsing 13,20 bis 15,50; Rhabarber 4,40—7; Spargel Auslese 65—80; Spargel 1. 54,50—57,20; Spargel 2. 46,50—47,60. 100 Bund: Radiesen 5—8; Rote Möhren 1. 15—18; R. Möhren 2. 10—14; Rübstiel 10—12. 100 Stück: Porree 1. 2,50—3,80; Porree 2. 0,80—2; Blumenkohl 1. 40—53; Blumenkohl 2. 20—38; Kohlrabi weiß 13—21; Kohlrabi blau 14—16; Kopfsalat 1. 12—19.50; Kopfsalat 2. 5—10: Treibhausgurken 1. 23—36; Treibhausgurken 2. 13—20. Fruchthof des Kreises Moers. 20. Mai 1935. 100 Pfund Sommerspinat 12—14; Wirsing grün 11—12; Rhabarber 5,20—5,80; Spargel 44—45; Erdbeeren 210; Blumenkohl 1. 38—43; Blumenkohl 2. 23—29. 100 Stück: Treibhausgurken 1. 32—40; Treibhausgurken 2. 22—26; Kohlrabi weiß 10—14; Kopfsalat 1. 12—18; Kopfsalat 2. 5—8. 100 Bund: Rote Möhren 9—10; Rübstiel 8—10. Bichmarate Köln. Auftrieb: Ochsen 200; Bullen 155; Kühe 460; Färsen 106; Fresser 7: Kälber 1390; Schafe 21; Schweine 5015. Preise: Ochsen: vollsl. ausgemäst. höchst. Schlachtw. 42 dis 43; sonst. vollfl 39—41; fleisch. 35—37. Bullen: jüngere vollfl. höchst. Schlachtw. 42—43; sonst. vollfl. oder ausgemäst. 38—41; fleisch. 32—36. Kühe: jüngere vollfl. höchst. Schlachtw. 41—42; sonst. vollfl. oder ausgemäst. 34 bis 39; fleisch. 27—32; gering genährte 22—25. Färsen: vollfl. ausgemäst, höchst. Schlachtw. 42—43; vollfl. 37—40; fleisch. 31—35. Kälber: Sondenrkl. Doppellender bester Mast 70—80; beste Mast= und Saugkälber 57—60; mittl. Mast= und Saugkälber 50—55; geringere Saugkälber 40 bis 48; geringe Kälber 30—38. Schweine: fette Speckschweine über 300 Pfd. Lebendgew. 48—52; dto. vollfl. Schweine 48—52; von 240—300 Pfd. 47—52; von 200 bis 240 Pfd. 46—52; von 160—200 Pfd. 40—48; Sauen 40 bis 45. Marktverlauf: Rinder ziemlich belebt. Kälber ziemlich belebt. Schweine ruhig. M. Gladbach. Auftrieb: Ochsen 7; Bullen 10; Kühe 118; Färsen 6; Fresser 2; Kälder 110; Schweine 989. Preise: Ochsen a) 42—43. Bullen a)—: b) 34—37. Kühe a) 41—43; b) 34—40; c) 27—32; d) 20—24. Färsen a) 40—42. Kälber a) 55—58; b) 45—54; c) 40—44; d) 28 bis 38. Schweine a) 49—51; b) 47—52; c) 47—51; d) 47 bis 51; Sauen 44—46. Marktverlauf: Großvieh gut, Markt lebhaft geräumt, Kälber langsam geräumt, Schweine belebt geräumt. AAANATTE Düsseldorf. Auftrieb: Ochsen 70; Bullen 68; Kühe 169; Färsen 37; Fresser 23; Kälber 686; Schweine 2503. Preise: Ochsen: vollfl. ausgemäst. höchst. Schlachtw. 43; sonst. vollfl. 38—42; fleisch. 37. Bullen: jüngere vollfl. höchst. Schlachtw. 42—43; sonst. vollfl. oder ausgemäst. 37 bis 42; fleisch. 33—37; gering genährte 30—92. Kühe: jüngere vollfl. höchst. Schlachtw. 40—42; sonst. vollfl. oder ausgemäst. 35—40; fleisch. 28—34; gering genährte 25 bis 27. Färsen: vollfl. ausgemäst, höchst. Schlachtw. 42—43; vollfl. 37—40; fleisch. 31—34. Kälber: Sonderkl. Dopellender bester Mast 74—76; beste Mast= und Saugkälber 58—62; mittl. Mast= und Saugkälber 50—57; geringere Saugkälber 40—48; geringe Kälber 30—38. Schweine: vollfl. über 300 Pfd. Lebendgew. 50—52; von 240—300 Pfd. 49—52; von 200—240 Pfd. 48—52; von 160—200 Pfd. 46—50; fleisch. von 120—160 Pfd. 46—48; Sauen 45—46 Marktverlauf: Großvieh langsam, mit kleinem Ueberstand. Kälber gut. Schweine gut. Dortmund. Auftrieb: Ochsen 24; Bullen 76; Kühe 471; Färsen 30; Fresser 3; Kälber 535; Schafe 8; Schweine 2512. Preise: Ochsen: vollfl. ausgemäst. höchst. Schlachtw. 40 bis 43; sonst. vollfl. 35—38; fleisch. 32—33. Bullen: jüngere vollfl. höchst. Schlachtw. 40—43; sonst. vollfl. oder ausgemästet 35—39; fleisch. 31—34. Kühe: jüngere vollfleisch. höchst. Schlachtw. 39—47; sonst. vollfl. oder ausgemäst. 35 bis 38; fleisch. 29—34; gering genährte 24—28. Färsen: vollfl. ausgemäst, höchst. Schlachtw. 41—43; vollfl. 37—40; fleisch. 30—35. Kälber: beste Mast= und Saugkälber 60 bis 64; mittl. Mast= und Saugkälber 47—58; geringere Saugkälber 38—46; geringe Kälber 30—37. Schweine: vollfl. über 300 Pfd. Lebendgew. 48—50; von 240—300 Pfd. 48 bis 50; von 200—240 Pfd. 46—49; von 160—200 Pfd. 45—47; Sauen 40—46. Marktverlauf: Rinder langsam, Kälber gut, Schweine lebhaft. Frankfurt. Auftrieb: Ochsen 187; Bullen 68; Kühe 503; Färsen 210; Kälber 502; Schafe 28; Schweine 3676. Preise: Ochsen: a) 42; b) 41—42; c) 39—40; d) 35 bis 38. Bullen: a) 41—42; b) 38—40; c) 35—37. Kühe: a) 39 bis 42: b) 33—38; c) 25—32; d) 18—24. Färsen: a) 42; b) 40—41; c) 36—39; d) 32—35. Kälber: a) 59—63; b) 51 bis 58; c) 42—50; d) 30—41. Lämmer und Hammel: a) —: b) 38; c) 32—35. Schafe 22—24. Schweine a) 47—50; b) 46—50; c) 45—50; d) 42—58; e) 35—43; f)—; Sauen 1. 42—46; 2. 36—41. Marktverlauf: Rinder lebhaft, ausverkauft. Kühe ruhig, Ueberstand. Kälber mittelmäßig, geräumt. Hammel, und Schafe schleppend, Ueberstand. Schweine ruhig. Hauptschriftleiter: Karl Wilhelm Engels, Kempen(Riederrh.), verantwortlich für den redaktionellen Inhalt. Für den Anzeigenteil verantwortlich: Rudolf Halbherr, Kempen(Niederrh.)— Rotationsdruck und Verlag: Thomas=Druckerei und Buchhandlung Kempen(Niederrh.) D. A. IV/1935: 2738. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 2 gültig. Stalt Karten Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen Flübert Elbers Räthe Elbers geb. Abel Rempen-H’rhein, den 23. Mai 1935 St. Töniserstrasse 22. Kruns funr Dee genmt. Mittwoch, 22. Mai. Sender Langenberg: Welle 455,9 6.00: Von Berlin: Frühkonzert(1. Teil).* 6.35: Leibesübungen. K 6.50: Zeit, Wetter— Morgenruf. K 7.00: Von Berlin: Frühkonzert (2. Teil).* 8.00: Hilde Bremus: Frauenturnen.* 8.15: Zeit, Wetter, Wasserstandsmeldungen.* 8.20: Für die Frau. Frauenbriefe. K 8.30: Sendepause.* 10.00: Zeit, Nachrichten, Wasserstandsmeldungen.* 10.15: Von Hamburg: Schulfunk. Niederdeutsche Volksmusik.* 10.50: Musik unserer Zeit.* 11.15; Funkwerbung der Reichspostreklame(ohne Verantwortung des Intendanten). 11.40: Sumpfland wird Weideland.* 12.00: Von Breslau: Musik am Mittag.* 13.00: Mittagsmeldungen(1)— Glückwünsche.* 13.15: Fortsetzung der Musik am Mittag.* 14.00: Mittagsmeldungen(2).* 14.15: Altniederländische Klaviermusik. K 14.30: Sendepause. 14.45: Wir treiben Familienforschung.* 15.00; Jungmädelstunde. Ich will euch erzählen und will auch nicht lugen(Lügenmärchen und Lieder).* 15.30: Wirtschaftsmeldungen(1).* 15.50: Stimme der Zeit. K 16.00 Kammermusik. 16.30: Die Welt im Buch. Die Landschaft im Roman.* 16.50: Kleine Musikliteratur:# 17.00: Von Frankfurt: Nachmittagskonzert.* 18.30: Ausblick nach Norden. Schwedens alte Bauernhäuser erzählen.* 18.45: Zeit, Wetter, Wirtschaftsmeldungen(2)— Sportvorbericht.* 19.00: Angeschlossen: Deutschlandsender: Nationalkonzert aus Budapest. K 19.30: Vom Deutschlandsender: Wie wird das Dritte Reich regiert? K 19.50: Momentaufnahme. K 20.00: Erste Abendmeldungen.* 20.10: Sendepause. * 20.15: Von Stuttgart: Reichssendung: Stunde der jungen Nation. Lager und Fahrt. 20.45: Hundert Jahre Tanzmelodie. K 22.00: Zeit, Wetter, Nachrichten.* 22.30 bis 24.00: Angeschlossen: Frankfurt und Deutschlandsender von 23.00—24.00, Hamburg von 22.40—24.00, Königsberg von 22.45—24.00, Stuttgart von 22.50—24.00: Nachtmusik und Tanz. Zur Aufklärung. Auf Orund der Entscheidung des Reichsnährstandes Berlin (Verwaltungsamt) vom 22. Lenzing 1935 Gesch. Z. II CI/1 2136 ist entgegen den Bestrebungen der Landesbauernschaft Rheinland der von uns errichtete massive Eisenbeton-Rundsilo von derselben zuzulassen und zu bevorschussen. Wir bauen massive Eisenbeton-Rundsilos von 50, 21 und 12,5 chm Rauminhalt, welche pro cbm. mit 4.- Mk. vom Reich bezuschusst werden. Lassen Sie sich von uns kostenlos beraten. Johann Hendrix, Kempen-N’rh., Eisenbeton Baugeschäft Silobau Geschäffsgründung 1900, Fernruf 678. Grunostucks Zwangsversteigerung. Am 4. Juni 1935, nachm. 15½ Uhr sollen an Gerichtsstelle, Hessenring, Zimmer Nr. 12 zwangsweise versteigert werden, das im Grundbuche von Kempen Band 27 Blatt 1284 eingetragene Grundstück der Gemarkung Kempen Fl. 12 Nr. 338 Hofraum bebaut, Peterstraße Nr. 9 groß: 0.54 ar mit 350.=Mk. Nutzungswert, Grd. St. M. R. Nr. 1629, Geb. St. R. Nr. 629. Als Eigentümer war am 8. Februar 1935 bei Eintragung des Versteigerungsvermerks eingetragen: „Josef Pothen, Friseur in Kempen“. Kempen=Niederrhein, den 30. März 1935. 8.5955 Kaiagetcht. Sriunitterfacepran gültig ab 15. Mai Niederrheinisches Kursbuch 60 Fahrplan Du Mont Schauberg 30 Pfg. vorrätig in der Thomas=Buchhandlung, Kempen Krestiort=Sladitheater Mittwoch, 22. Mai. 20.00 bis vorauss. 22.15 Uhr. Wider Willen. B 1, 17. Vorstellung. 0,50—3,50. Donnerstag, 23. Mai. 20.00—23.00 Uhr. Don Giovanni. C, 33. Vorstellung. 0,60—4,00. Freitag, 24. Mai. 20.00—22.30 Uhr: Der Mustergatte. E 1, 18. Vorstellung. 0,50—3,50. Samstag, 25. Mai. 20.00—23.15 Uhr: Frasquita. F 2, 9. Vorstellung. 0,60—4,00. Karten für die Vorstellungen sind durch die Thomasduchhandlung zu beziehen (Teleson 255) S onniner zum 1. Juli oder früher von jungem Ehepaar zu mieten gesucht. Offerten unter Nr. 1551 an die Geschäftsstelle dieses Bl. Wennbanduhr von Ziegelheide=Klirdorf= Mülhausen= Grefrath Sonntag verloren. Wiederbringer Belohnung Abzug. in der Geschst. d. Bl. Inserieren bringt Gewinn 3 Zimmer Garten, Keller und Waschküche zu vermieten. (St. Hubert, Kempenerstr. 2) Näh. Th. Honnes, Lobberich Bahnstraße 106. Kennen Sie sich aus im B6B, im HGB, im Strafrecht? Wenn Sie auf der Höhe bleiben, wenn Sie anderen voraus sein wollen, dann benutzen Sie die„Deutsche Rechts-Fibel“. Unkenntnis der Gesetze schadet nur! Für jeden, der weiterdenkt, der durch richtiges Handeln Fehlschläge ausschaltet, ist es eine Selbstverständlichkeit, sich mit dem neuen deutschen Reichsrecht bekannt zu machen. Die„Deutsche Rechts-Fibel“ vermittelt ihnen die nohnencigen kenntoisse Nlachen Sie„ sich bekannt mit ihr! Schicken Sie den Gotschein ein, wüir liefern: Ihnen gern 4 Werbehefte vollkommen kostenlos. * KRES VIERSEN ANT ATIE — 2. Blatt zu Nr. 119 Niederrheinisches Tageblatt Dienstag, 22. Mai 1933 K EneiovenVerlungt=ehrnche Handlungeweise gegenüber Deutschland London, 20. Mai. In einem Aufsatz in der„Daily Mail“ verlangt Lord Snowden ehrliche Handlungsweise gegenüber Deutschland. Der ehemalige Arbeiterparteiliche Schatzkanzler sagt, Europa treibe in einen Krieg hinein. Im Namen des Friedens würden die Rüstungen in unerhörter Weise verstärkt. Militärische Verträge und Pakte„gegenseitizen Beistandes“ würden abgeschlossen, die zum Kriege inreizten. Der Völkerbund, der kollektive Sicherheit und Frieden schaffen sollte, scheine zum demütigen Werkzeug der Großmächte geworden zu sein. Der Kellogg=Pakt, durch den die Nationen auf Krieg als Instrument der Politik verzichteten, scheine in Vergessenheit geraten zu sein und man scheine hhn auf den Müllhaufen geworfen zu haben. Die Abrütungskonferenz habe in mehr als drei Jahren bewiesen, daß die Nationen nicht beabsichtigten, ihre Rüstungen zu vermindern oder sich auf die in der Völkerbundssatzung versprochene kollektive Sicherheit zu verlassen. Seit Ende des Krieges hätten die Siegermächte keine einzige Aenderung in ihrer Politik vorgenommen. Eine Reihe rachsüchtiger„Verträge“ sei den Besiegten auferlegt worden. Diese Verträge seien schon damals als die Brutstätten künftiger Kriege erkennbar gewesen und hätten die Festlandsieger mit Furcht und Unsicherheit erfüllt, weil sie wußten, daß durch Gewalt auferlegte Ungerechtigkeiten von den Unterlegenen nur solange erduldet würden, als sie machtlos seien. Snowden fährt dann fort, anstatt die Nachkriegsjahre zu benutzen, um die Ungerechtigkeiten von Versailles zu beseitigen und Deutschland möglichst schnell in die Familie der Nationen zu bringen, haben die Alliierten es in einer Stellung demütigender Unterlegenheit gehalten, die keine große Nation auf die Dauer dulde. Endlich haben nationaler Stolz und Nationalgefühl Ausdruck in einem neuen Führer gefunden. Die Jugend des Volkes hat mit Begeisterung geantwortet. Die Alliierten haben die Bedeutung dieses Vorganges nicht begriffen oder sind zu bitter in ihrer Deutschfeindlichkeit gewesen, um ihn anzuerkennen und die möglichen Folgen zu begreifen. Der Verfasser erinnert dann an die deutschen Abrüstungsvorschläge und bemerkt, Deutschland war nur oom Gefühl der Selbstachtung beherrscht, als es sich von der Abrüstungskonferenz und aus dem Völkerbund zurückzog. Diese Handlungsweise ist von den Großmächten heuchlerisch beklagt worden, die zwar die Tür für Deutschlands Rückkehr offen gehalten, aber keine Zusicheeungen gegeben haben, daß Deutschland im Falle seiner Rückkehr eine andere Behandlung zuteil werden würde. Im Gegenteil haben die alliierten Mächte keine Gelegenheit unbenutzt gelassen, um Deutschland ins Unrecht zu setzen und die öffentliche Meinung gegen Deutschland aufzuhetzen. Lord Snowden schließt, nur eine Aenderung der internationalen Politik kann den drohenden Krieg in Europa verhindern. Großbritannien hält den Schlüssel zur Lage in der Hand. Es kann die Nationen auf den rechten Weg bringen, wenn es sich weigert, ein Werkzeug der Festlandspolitik mit Intrigen zu werden, die Europa in zwei bewaffnete Lager teilt. Mehr denn je sollte Fréundschaft mit Deutschkand die Politik Großbritanniens sein. Großbrikannien sellte aufhören, sich von Frankreich und Italien mitziehen zu lassen, es sollte aufhören, mit Deutschland zu sticheln und es sollte Deutschlands gerechten Forderungen nach Gleichheit und sogar seiner Forderungen nach Kolonien und Mandalen Gehör geben. Eine solche Haltung Großbrikanniens gegenüber Deutschland würde geeignet sein, den europäischen Frieden aufrechtzuerhalten. Wenn die europäischen Länder, die mit England ein diplomatisches Bündnis haben, nicht auf Großbrikanniens Unterstützung für einen Krieg rachsüchtiger Politik rechnen können, dann werden sie zögern, diese Politik fortzusetzen. Eine weise Führung durch Großbrikannien ist das dringende Gebot der Stunde. Litauens unerträgliche Haltung Eine englische Stimme zum Prozeß gegen die Memelländer. London, 20. Mai. In einem Leitartikel zum Kownoer Prozeß schreibt„Sunday Dispatch“, Deutschland hat außerordentlische Geduld und Rücksicht gegenüber Litauen an den Tag gelegt. Trotz schwerer Herausforderungen hat es Frieden gehalten. Zu einer Zeit, wo so viele Fragen im Zusammenhang mit der Verbesserung der internationalen Beziehungen zwischen den Großmächten eifrigst erwogen werden, sind die Frechheiten eines kleinen Staates, der sich selbst zuviel Wichtigkeit beimißt, unerträglich. Litauen war ein Schützling der siegreichen Alliierten, aber dieser Staat und andere Länder, wie z. B die Tschechoslowakei, müssen einsehen, daß England keine Streitigkeiten mit Deutschland wolle. England darf sich nicht durch Streitgelüste dieser kleinen Staaten in eine Absicht der Störung der internationalen Bezichungen verwickeln lassen. Die kleinen Mächte und kleinen Staaten müssen sich daran erinnern, daß sie ohne die Bemühungen der Großmächte niemals zustande gekommen wären und ohne ihren guten Willen können sie nicht am Leben bleiben. Wir müssen sie lehren, daß ihre Nachbarn keine Streitigkeiten mit Deutschland und keine Schaustellung der Eitelkeit und Rachsucht dulden können, die den Weltfrieden stören. Die Mittel der Diplomatie und moralischen Stärke sind sicherlich nicht so ärmlich, um diesen undankbaren Völkern nicht beibringen zu können, daß die großen Nationen keinen gefährlichen Vandettafeldzug zulassen. Es ist die Pflicht unserer„Regierung, diese Lehre sofort und energisch zu überbetrauert Oberst Lawrence Als Nationalheld gefeiert. London, 20. Mai. Zum Tode des Obersten Thomas Edward Lawrence ist ergänzend zu melden, daß Lawrence in den sechs Tagen seit seinem Unfall das Bewußtsein nicht mehr wiedererlangt hatte. Die berühmtesten Spezialisten Englands haben vergehlich versucht, ihn am Leben zu erhalten. Die Leiche Lawrences wurde in die englische Flagge eingehüllt und vor dem Altar in der Totenkapelle des Lazaretts in Wool aufgebahrt. Sein Tod wurde dem englischen König und dem König von Jrak telegraphisch mitgeteilt. Das englische Volk betrauert in Lawrence einen Mann von vorbildlicher Pflichterfüllung, Uneigennützigkeit und Aufopferung und reiht ihn als beinahe mythische Gestalt unter die englischen Nationalhelden ein. General Sir John Hamilton widmet ihm folgenden Nachruf: „Lawrence war ein Mann, wie man ihn unter 50 Millionen nicht mehr findet. In einem Zeitalter, wo es keine Heiligen mehr gibt, verleiht der Soldat, der in völliger Uneigennützigkeit für nichts Greifbares oder Materielles alles aufs Spiel setzt, dem Menschenleben einen höheren Sinn.“ Lawrence, der im Jahre 1927 seinen Namen in Shaw umgeändert hatte, war seinerzeit in aller Welt als„dei ungekrönte König" Arabiens bekannt. Zu Beginn des Weltkrieges war er als Unteroffizier dem englischen Geheimdienst und dem arabischen Büro in Aegypten zugeteilt worden. Aufgrund seiner strategischen Angaben und seiner starken Persönlichkeit gelang es ihm, im Laufe des englischen Palästinafeldzuges zum Führer der irregulären arabischen Streitkräte aufzusteigen. die sich gegen die Türken erhoben. Seine allerdings nicht völlig unumstrittenen Leistungen werden als ein entscheidender Faktor in der englischen Kriegsführung im Nahen Osten betrachtet. Sie gipfelten in seinem Einzug in Damaskus in der Kleidung eines arabischen Stammesführes und an der Spitze arabischer Stämme. Nach dem Weltkrieg war die Tätigkeit Lawrences stete von einem Schleier des Geheimnisses umgeben. Er trat zunächst als gemeiner Soldat in das königliche Tankkorps ein und wurde später unter dem Namen„Roß“ der englischen Luftmacht als einfacher Mechaniker zugeteilt. Seine Identität wurde jedoch bald entdeckt und später legte er sich den Namen Shaw zu. Während seiner ganzen Dienstzeit in der Luftflotte blieb Shaw gemeiner Mechaniker und soll eine Beförderung stets abgelehnt haben. Bekannt ist jedoch, daß er oft zu wichtigen Versuchen zugezogen wurde. So führte er im letzten Jahre eines der neuen dicht gepanzerten und sehr schnellen Motorboote, die von der Luftflotte zu Bombardierungsversuchen benutzt wurden. Im März dieses Jahres trat Lawrences aus der königlichen Luftflotte aus und zog sich auf sein Landhaus in Moreton zurück. Seine Lieblingsbeschäftigung war der Motorradsport, dem er jetzt zum Opfer siel. Die Jeanne d'Arc=Feiern in Frankreich Paris, 20. Mai. Die Jeanne d'Are=Feiern, die am Sonntag in Paris und in ganz Frankreich stattfanden, und der kommunistisch=marxistischen Einheitsfront Gelegenheit gaben, Gegenkundgebungen zu veranstalten, werden sowohl von der Rechts= als auch von der Linkspresse als der Triumph ihrer Ziele ausgelegt. Der Marxistenführer Leon Blum schreibt in seinem Organ, dem„Populaire", die Arbeitermassen hätten am Sonntag den Faschismus ohne die Möglichkeit auf Berufung verurteilt. Sie hätten die Abrüstung und Auflösung der faschistischen Ligen gefordert, um nicht zu sagen ausgesprochen, und die Notwendigkeit der proletarischen Einheitsfront proklamiert bzw. bereits verwirklicht. Leon Bailby schreibt dagegen im rechtsstehenden„Jour", die große Masse des französischen Volkes habe am Sonntag den Beweis dafür geliefert, daß das parlamentarische System durch die Februarereignisse von 1934 einen tödlichen Stoß erhalten habe. Die nation ale Mobilisierung der Bevölkerung sei das beste Beispiel dafür. Alle, die es bisher noch nicht gewußt hätten, hätten es gestern vertenden. Lavals Reiseberichterstattung Paris, 20. Mai. Außenminister Laval hat unmittelbar nach seiner Rückkehr die Dienstgeschäfte im Außenministerium wieder aufgenommen und schon im Laufe des Montags den Ministerpräsidenten und einige seiner Kabinettskollegen über die Ergebnisse seiner Reise kurz unterrichtet. Laval wurde auch vom Präsidenten der Republik empfangen, dem er über seine Reise Bericht erstattete. Ein ausführlicher Bericht wird einem demnächst zusammentretenden Ministerrat unterbreitet werden. Das Ergebnis der Ostreise des Außenministers Laval wird in unterrichteten Kreisen als bedeutungsvoller angesehen als man zunächst erwartet habe. Wie verlautet, wird Laval voraussichtlich am Dienstag um 14 Uhr nach Genf abreisen. Er werde am Freitag dem 13er Ausschuß einen französischen Sanktionsplan vorlegen, der im Falle eines Angriffs und einer einseitigen Kündigung internationaler Verpflichtungen in Anwendung kommen solle. Von einem Ministerrat, der am Dienstagvormittag stattfinden sollte, ist bisher nichts bekannt. Noch kein amtliches Endergebnis der tschechoslowakischen Wahlen Prag, 20. Mai. Die amtlichen Endergebnisse der tschechoslowakischen Wahlen für das Abgeordnetenhaus und den Senat sind bis zur Stunde noch nicht veröffentlicht. Der der Regierung vollständig ergebene linksdemokratische„Prager Mittag“ schreibt:„Aus unbegreiflichen Gründen hat die Zählung der Stimmen erheblich mehr Zeit in Anspruch genommen als bei allen früheren Wahlgängen. Für 6 Uhr morgens war ein vorläufiges Gesamtergebnis angekündigt worden, aber zu dieser Stunde lag erst ein verschwindender Teil von Einzelergebnissen vor, und selbst auf die Frage, wann mit einem Gesamtergebnis zu rechnen sei, war keine Auskunft zu erhalten.“ Man ist daher vollständig auf eigene Berechnungen angewiesen. Nach den bisher amtlich mitgekeilten Einzelergebnissen wurden in 89 politischen und Gerichtsbezirken in Böhmen 658 822 deutsche Stimmen gegenüber 567747 im Jahre 1929 abgegeben. Hiervon erhielten die deutschen Sozialdemokraten 88734(1929: 166 071), der Bund der Landwirte 72312(gegenüber 162 356 im Jahre 1929), die Deutschen Christlich-Sozialen 48 851(gegenüber 125 865 im Jahre 1929), ferner der Deutsche Wahlblock 6451 und die Sudetendeutsche Parkei Konrad Henlein 442 484 Stimmen. Die beiden im Jahre 1933 aufgelösten völkischen Parteien, die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei und die Deutsche Nationalpartei erhielten 1929 113 455 Stimmen oder 19,9 v. H. aller abgegebenen deutschen Stimmen. Diesmal erhielt die Sudelendeutsche Partei allein 66,7 v. H. aller abgegebenen deutschen Stimmen in ihren Wahlbezirken. Die Kommunisten sind bei dieser Aufstellung außer Betracht gelassen.— Nach den bisher eingelaufenen Nachrichten dürfte die Sudetendeutsche Partei von rund 70 deutschen Mandaten (unter 300 Mandaten des Abgeordnetenhauses insgesamt) etwa 45 bis 49 Mandate erringen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie die stärkste Partei im tschechoslowakischen Parlament überhaupt wird, wenn die tschechische Agrarpartei, die bisher die stärkste Partei war, nicht in der Slowakei größere Erfolge errungen hat. Es ist der Sudetendeutschen Partei der Einbruch in die marxistische Front vollständig gelungen. Kommunisten und Sozialdemokraten sind auf die Hälfte ihrer Stimmenzahl von 1929 zurückgegangen. Bedeutende Verluste erlitten überall auch die Christlichsozialen. Besonders schwer ist die Niederlage der deutschen Regierungspartei des Bundes der Landwirte. Auch die Lage der Christlichsozialen und der Sozialdemokratie erscheint äußerst schwach. Henlein an Präsident Masaryk Araa. 20. Mai. Der Präsident der Revublik. Masaryk, erhielt am Montag vom Vorsitzenden d. detendeutschen Partei, Konrad Henlein, folgendes Telegramm: Herr Präsident! Der gestrige Wahltag hat der Sudetendeutschen Partei einen Wahlerfolg beschieden, wie er in der jungen Geschichte des öffentlichen Lebens unseres Staates einzig dasteht. Wenn mich überhaupt ein Gefühl des Stolzes und der Freude erfüllen darf, dann nur deshalb, weil dieses Ergebnis lediglich die Antwort der Wählerschaft auf den Appell zur Verantwortung darstellt. In dieser Stunde, Herr Präsident, drängt es mich, Ihnen als dem Präsidenten des Staates und dem Bürgen der verfassungsmäßigen Grundlagen unsere Gefühle der Hochachtung und Ehrerbietung zum Ausdruck zu bringen. Seien Sie überzeugt, daß ich selbst das Ergebnis des gestrigen Tages nur als Aufgabe empfinde, deren Lösung entgegen allen Unterstellungen von parteigegnerischer Seite von mir und meinen Mitarbeitern nur auf dem Boden der Verfassung unseres Staates angestrebt wird Mich beherrscht jetzt nar ein Gedanke: der historischen Verantwortung, die mit und meinen Mitarbeitern vom Schicksal auferlegt worden ist, gerecht zu werden. Möge diese Wahlentscheidung auch von jenen, die nach Verfassung und Geschichte als unsere Partner in der Verantwortung stehen, als erste Voraussetzung für die Sicherung eines harmonischen Zusammenlebens der Völker unseres Staates im Geiste der gegenseitigen Achtung, des Friedens und der menschlichen Wohlfahrt empfunden und praktisch gewertet werden. Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meiner besonderen Verehrung und Ergebenheit. gez. Konrad Henlein, als Vorsitzender der Sudetendeutschen Partei. 48 Särge Das Beileid des Auslandes zur Kakastrophe des Großflugzeuges„Maxim Gorki“. Moskau, 20. Mai. Die Leichen der 48 Opfer der Katastrophe des sowjetrussischen Großflugzeuges„Maxim Gorki“, die zum Teil bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, wurden am Sonntag im städtischen Krematorium aufgebahrt. Aus aller Welt treffen Beileidskundgebungen ein. Die meisten der in Moskau beglaubigten diplomatischen Vertreter, darunter der deutsche Botschafter Graf Schulenburg, haben im Außenkommissariat ihr Beileid ausgesprochen. Die Moskauer Bevölkerung nimmt schweigend Abschied von den Opfern des furchtbaren Unglücks. In vielen Städten haben bereits Gedächtnisfeiern für die Verunglückten stattgefunden. In Ansprachen bekannter Flieger und Militärs wurde besonders hervorgehoben, daß der Verlust des Flugzeuges eher zu verschmerzen sei als der Verluft sovieler Mitgliedet des hervorragend geschulten Flugbaupersonals. Der bei der Katastrophe ums Leben gekommene Flugzeugführer Michejew hatte sich wiederholt ausgezeichnet, u. a. auch im Langstreckenflug Moskau—Peking und auf Eismeerflügen. Er war zeitweilig auch auf der deutsch=russischen Strecke der Deruluft tätig. Die„Prawda“ wendet sich sehr scharf gegen„Disziplinlosigkeit und Bubenstreiche in der Luft". Die Vorschrift, die Woroschilow gegeben habe, daß man nämlich „Luftrowdies“ auf einen Kilometer von allen Militärflugplätzen fernhalten müßte, sollte auch in der Zivilluftflotte ohne Nachsicht zur Durchführung kommen. Der Chef der Zivilluftflotte bezeichnet das Verhalten des Sportfliegers Blagin, der das Unglück herbeiführte, als„rowdymäßig". Der Bericht eines Augenzeugen Moskau, 20. Mai. Das Großflugzeug„Maxim Gorki“ war auf seinem Unglücksflug von zwei kleineren Flugzeugen begleitet. Eins dieser Begleitflugzeuge ist heil davongekommen; es trägt die Nummer P 5 und wurde vom Piloten Rybuschkin geflogen. Rybuschkin schildert seine Beobachtungen etwa folgendermaßen: Am 17. Mai abends erhielt ich einen Flugauftrag zum 18. Mai gleichzeitig mit Blagin; mit mir sollte ein Kinooperateur fliegen, Blagin aber sollte die„Maxim Gorki“ begleiten, um den Größenunterschied zwischen dem Kleinflugzeug und der Riesenmaschine zu veranschaulichen. Unmittelbar vor dem Abflug sagte Michejew der Pilot des „Maxim Gorks, zu Blagin, er solle das Figurenmachen lassen und der„Maxim Gorki“ weit vom Leibe bleiben. Blagin war gekränkt und erwiderte er sei kein kleiner Junge, sondern fliege bereits seit 15 Jahren. Rybuschkin fuhr fort: Blagin und ich begleiteten die „Maxim Gorki“; er rechts und ich links. Als die„Maxim Gorki“ den Rundflug beendet hatte und zum Flugplatz zurückkehrte, ging ich etwas höher. Ich bemerkte, daß Blagin auf der rechten Seite eine sogenannte Tonne machte und dabei von der„Maxim Gorki“ abgetrieben wurde. Dann ging er auf den linken Flügel. Ich stieg daher noch höher, weil ich befürchtete, Blagin würde vom Schwung nach links getrieben werden, Blagin gab Gas und machte eine neue Figur; sie gelang ihm nicht, er verlor an Geschwindigkeit und prallte an den rechten Flügel der„Maxim Gorki“ ungefähr dort, wo sich der mittlere Motor befindet. Offenbar traf er auf einen Oelbehälter, denn es entstand schwarzer Rauch. Blagin hatte die obere und untere Verkleidung des Flügels durchstoßen. Die„Maxim Gorki“ neigte sich nach rechts über, und Blagin stürzte mit seinem Flugzeug ab. Die„Maxim Gorki“ hielt sich noch zehn bis 15 Sekunden in der Lust, dann nahm die Rechtsneigung zu. Ein Teil des rechten Flügels löste sich ab. Das Flugzeug begann senkrecht abzutrudeln und schlug schließlich auf eine Baumgruppe von Kiefern auf und zersplitterte auf dem Boden. Ich drosselte die Gaszufuhr meines Flugzeuges und ging im Gleitflug unmittelbar über der Unfallstelle herunter. In diesem Augenblick packte mich der Kinooperateur an der Kehle und begann mich zu würgen. Er hatte infolge des Schrecks die Nerven verloren und wollte mich zur Notlandung veranlassen. Ich verlor zunächst die Herrschaft über die Maschine, die in eine trudelnde Bewegung geriet. Um mich zu befreien, schlug ich den Kinooperateur mit aller Kraft ins Gesicht; er setzte sich wieder und saß still bis zur Landung. Ich konnte die Maschine dann abfangen, machte noch zwei Kreise über der Unglücksstelle und schritt dann zur Landung. Eine Aufnahme der Katastrophe wurde, wie die obige Schilderung begreiflich macht, nicht ausgeführt. Nur der vorhergehende Flug der„Maxim Gorki“ war gefilmt worden. Die bei der Katastrophe der„Maxim Gorki" ums Leben gekommenen 48 Fluggäste und Mannschaften wurden am Montag in Moskau zu Grabe getragen. Fast 200 Kränze bedeckten den Katafalk. Der Rat tagt Edens Bemühungen um Erledigung des italienisch= abessinischen Streitfalles. Genf. 20. M ai. Der Völkerbundsrat trat Montagvormittag unter dem Vorsitz des sowietrussischen Außenkommissars Litwinow zu seiner 86. Tagung zusammen. Wie üblich fand zunächst eine vertrauliche Sitzung zur Behandlung von Personalfragen statt. Kurz nach 11 Uhr wurde die öffentliche Sitzung eröffnet, auf deren Tagesordnung hauptsächlich Fragen administrativer Art stehen. Ueber den Stand der italienisch=abessinischen Angelegenheit verlautet, daß Lordsiegelbewahrer Eden bereits am Sonntag Besprechungen hatte, insbesondere mit dem spanischen Vertreter de Madariaga, der möglicherweise als Berichterstatter in Frage kommt. Nach Mitteilungen aus englischen Kreisen hat man den Eindruck, daß Eden aus London keine bindenden Vorschriften für die materielle Erledigung des Streitfalles mitgebracht hat, daß aber die englische Politik unter allen Umständen irgend ein Verfahren in Gang bringen wird, das einex weiteren Verschärfung vorbeugt. Es ist für sie eine Frage zweiten Ranges, auf welche Fragen sich dieses Verfahren erstrecken wird, insbesondere, ob nur der Zwischenfall von Ualual oder auch, wie es Abessinien belanntlich wünscht, das Gesamtpreblem behandelt werden soll. Pilsudskis Die außerordentliche Tagung des Völkerbundes, die Montagnachmittag zur Behandlung des Chaco=Streites zusammentrat, begann mit einer Ehrung für Marschall Pilsudski. In seiner Eigenschaft als Ratspräsident und vorläufiger Präsident der Versammlung gedachte Litwinow der Verdienste des polnischen Staatsmannes Er erklärte u. a., Marschall Pilsudski hat sein ganzes Leben der Sache der Wiederauferstehung seines Landes gewidmet und hat für diese Sache die größten Opfer gebracht. Er ist mit Recht ein Nationalheld geworden. Es ist ihm gelungen, sein Land zu festigen. Dank seiner Bemühungen ist Polen in der Familie der Nationen ein Platz ingeräumt worden, der ihm zukommt. In kürzeren Ausführungen schlossen sich der Kundgebung Litwinows an der französische Vertreter Massigli, der englische Vertreter Eden sowie die Vertreter Spaniens, Ungarns, Portugals, Argentiniens, der Türkei, Firrelands, Rumäniens— zugleich im Namen der Länder * Aiten entente— Lettlands. Geburtsstunde der Reichsautobahnen Der Wagen des Führers befährt als erster die neueröffnete Reichsautobahn. Presse-Klischee=Dienst Dr. Selle-kyae. Der ständige Vertreter Polens, Gesandter Kormanicki, dankte in bewegten Worten. Er erklärte, das Vermächtnis des Schöpfers des modernen Polen werde für die kommenden Geschlechter ein Ansporn sein, sich für die Größe und die Entfaltung Polens einzusetzen. Der Marschall, dem Polen seine gegenwärtigen Formen seines souveränen Lebens und das Gefühl seiner nationalen Würde verdanke, habe niemals die Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit mit anderen Völkern aus den Augen verloren. Marschall Pilsudski habe seinerseits von den anderen Völkern die Achtung der legitimen Rechte Polens gefordert, andererseits habe er aber auch das internationale Leben immer auf der Grundlage der ehrlichen Achtung der Rechte anderer Nationen gesehen. Daß dies die unerläßliche Voraussetzung der wahren internationalen Zusammenarbeit sei, davon sei er überzeugt gewesen. Görings Aufenthalt in Warschau Warschau, 20. Mai. Ueber den Warschauer Aufenthalt von Ministerpräsident General der Flieger Göting auf der Rückreise von Krakau nach Berlin meldet die Polnische Telegraphenagentur: Der preußische Ministerpräsident Göring traf auf der Durchreise von Krakau nach Berlin am Sonntag zu einem kurzen Aufenthalt in Warschau ein. Ministerpräsident Göring besichtigte die Sehenswürdigkeiten der Stadt und nahm dann an einem vom deutschen Botschafter von Moltke zu seinen Ehren veranstalteten Frühstück teil. Im Laufe des Nachmittags stattete der Ministerpräsident dem polnischen Minister des Aeußern Beck einen Besuch ab. Um 22 Uhr verließ Ministerpräsident Göring Worschau Zu seinem Abschied hatten sich Minister des Aeußern Beck und andere Persönlichkeiten am Bahnhof eingefunden. Eine Anterredung mit Reichsleiter Amann über Durchführung seiner Anordnungen vom 24. April Berlin, 20. Mai. Zwischen dem Präsidenten der Reichspressekammer, Reichsleiter Amann, und dem Leiter des Reichsverbandes der deutschen Presse, Hauptschriftleiter Weiß, hat eine Unterredung über den gesamten Fragenkomplex der Anordnung des Präsidenten der Reichspressekammer vom 24. April 1935 stattgefunden, die ihren Niederschlag in einem ausführlichen Artikel im Völkischen Beobachter gefunden hat. Reichsleiter Amann gab auf die Frage von Hauptschriftleiter Weiß hin zunächst einen geschichtlichen Ueberblick über das zersplitterte deutsche Pressewesen vor der Machtübernahme und zeigte dann die Schwierigkeiten auf, die sich bei der ihm gestellten Aufgabe ergaben, aus dieser Presse ein brauchbares Instrument für Reich und Volk zu machen. Gewisse Kreise, so sagte er dann u. a. suchen die Anordnung dadurch zu verkleinern, daß sie sie als eine aus finanziellen Erwägungen erwachsene Hilfsmaßnahme für die parteiamtliche Presse bezeichnen. Diese Behauptung ist völlig absurd. Denn gerade eine von Konkurrenzgesichtspunkten beherrschte Zeitungsverlagspolitik kann ja gar nicht das Ziel haben, die gesamte deutsche Presse zu einer in sich gleichberechtigten Gemeinschaft zusammenzuschweißen. Wie aber schon das Schriftleitergesetz diesem Ziel in Bezug auf die Schriftleiter dient, so ist es auch der Zweck meiner Anordnungen, allen gutwilligen Kräften im Zeitungsverlagswesen die Erreichung dieses Zieles zu ermöglichen. Hauptschriftleiter Weiß bat dann um eine Stellungnahme zu der Frage der Beseitigung der Anonymität des Kapitals auch auf dem Gebiete des Pressewesens. Der Präsident der Reichspressekammer Amann stellte bei der Beantwortung dieser Frage zunächst fest, daß unter der Tarnung einer A.G. oder G.m.b.H: sich bisher auch Nichtdeutsche an deutschen Zeitungsverlagen maßgeblich. ja hundertprozentig beteiligen konnken und daß dieser Zustand durch seine Anordnung gebrochen wird. Volk und Leser haben einen Anspruch, zu wissen, wer sie täglich über das Leben der Nation unterrichtet und geistig beeinflußt. Hinter der Anonymität, so antwortete der Präsident weiter, haben bisher Einflüsse weitergewirkt, die vorhandenen positiven Kräften den Weg versperrten. Darüber hinaus diente sehr oft das Vorschützen religiöser und ideeller Bestrebungen nur als schlechte Tarnung für eigensüchtige geschäftliche Zwecke. Daß die Presse nicht solchen eigensüchtigen Interessen dient unter Mißbrauch des Lesers: das ist der Wille, der die Anordnung diktiert hat. Es muß außerdem die Gefahr beseitigt werden, daß irgendwelche— zum Teil pressefremde— Unternehmungen mit dem Gelde der Leser ihrer Zeitungen politischen Einfluß ausüben können. Hauptschriftleiter Weiß fragte den Präsidenten, durch welche Umstände er sich dazu veranlaßt gesehen habe, in seiner Anordnung auch die verlegerische Betätigung beruflicher, ständischer oder konfessioneller Organisationen auszuschließen. Präsident Amann antwortete, daß die Aufgabe jeder politischen Zeitung gefährdet wird, wenn Organisationen ihre Verleger sind, die Aufgaben besonderer im Staat bestehender Gemeinschaften vertreten. Die Partei selbst ordnete sogar die Schließung der Tagespresse der— von Nationalsozialisten geführten— Stände an. In gleicher Weise zeigt die umfassende Formulierung der betreffenden Stelle der Anordnung den grundsätzlichen, nicht auf einen Einzelfall abzielenden Charakter dieser Bestimmung. Der Führer hat von jeher die Forderung aufgestellt, daß religiöse und konfessionelle Dinge aus dem politischen Kampf auszuscheiden sind. Er erklärte, das Volk erwarte von den Dienern der Kirche Seelsorge, nicht Politik. Die Anordnung und ihre Erläuterungen zeigen den entschlossenen Willen, die Durchsetzung dieses Grundsatzes auch in der Tagespresse nach allen Seiten hin zu wahren. Sie begünstigt und benachteiligt daher keine Konfession und keinen Glauben. Leider haben bisher offensichtlich frühere Zentrumsfunktionäre geglaubt, ihre verlegerische Position zur Fortsetzung der Politik des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei benutzen zu können. Die konfessionelle Presse hat die Aufgabe, die Angelegenheiten der Bekenntnisse in rein religiöser Beziehung zu behandeln. Politischen Charakter dürfen diese konfessionellen Blätter keineswegs tragen. Soweit eine konfessionelle Angelegenheit Bedeutung für die große Oeffentlichkeit besitzt, kann darüber selbstverständlich in einer Form berichtet werden, die der Bedeutung des Ereignisses für die Oeffentlichkeit entspricht. Unzulässig ist dagegen eine Aufmachung, die erkennen läßt, daß sich eine politische Tageszeitung nicht an die Oeffentlichkeit als solche, sondern an einen nach konfessionellen Gesichtspunkten begrenzten Leserkreis wendet. Daher wird sich eine Berichterstattung über Angelegenheiten der Konfessionen paritätisch gestalten. Im übrigen würde ich es, so erklärte der Präsident, für eine Verarmung der politischen Presse halten, wenn sie grundsätzlich die Erörterung religiöser Probleme im Rahmen ihres kulturellen Schaffens unterließe. Auf die Frage von Hauptschriftleiter Weiß nach den voraussichtlichen Wirkungen nach dem durch die Anordnung ausgesprochenen Ausschluß bestimmter Gesellschaftsformen antwortete der Präsident, daß die Zahl der anonymen Gesellschaften im Verlagswesen zurzeit reichlich 300 gegenüber der Gesamtzahl der Zeitungsverlage von über 2000 beträgt. Es unterliegt keinen Zweifel, daß wirtschaftliche Gründe in der weitaus überwiegenden Anzahl dieser Fälle einer Umstellung auf Personalgesellschaften nicht entgegenstehen. Abgesehen davon sieht die Anordnung Ausnahmebewilligungen vor, die beim Vorlieaen sachlicher Gründe zur Anwendung kommen werden c'e Umwandlung kann auch die Kreditfähigkeit der betrofsenen Verlage nicht ungünstig beinflussen. Dradf KREIS VIERSEN AMT ANE Aus Westdeutschland Duisbura.(Krawatte als Mordinstrument.) Wie berichtet, wurde am Mittwoch der vergangenen Woche in einem Hause der Düsseldorfer Straße ein gewisser Karl Krause iin seinem Zimmer erwürgt aufgefunden. Die Inzwischen erfolgte Obduktion der Leiche hat die Annahme, daß ein Mord vorliegt, bestätigt. Krause ist von dem Mörder gewürgt und schließlich mit seiner eigenen Krawatte erdrosselt worden. Es wurde schon in den früheren Mitteilungen erwähnt, daß Krause in homosexuellen Kreisen verkehrte. Er hatte auch am Vorabend der Tat mit Freunden ziemlich viel gezecht, sich aber gegen Mittemnacht von ihnen getrennt. Ueber das, was dann geschah, gibt es vorerst nur Vermutungen, da der einzige Zeuge, ein Mann, der zur Zeit der Tat in der Nähe des Mordhauses gesehen wurde, sich noch nicht gemeldet hat. Frankfurt a. M.(20000 Maßkrüge sind kein Pappenstiel.) Auf Anregung des Reichehandwerksmeisters Schmidt werden für die Frankfurter Gaststätten zum Reichshandwerkstag besondere Maßkrüge hergestellt, die das Handwerksabzeichen und den Aufdruck „Reichshandwerkstag 1935 Frankfurt am Main" tragen. Ein Auftrag von über 20.000 Maßkrügen ist bereits bei den weit und breit bekannten Kannebäckern des Unterwesterwaldkreises in Auftrag gegeben, die dadurch für Wochen lohnende Arbeit bekommen Da der Preis für die Krüge äußerst günstig bemessen ist, wird mancher Besucher des Reichshandwerkstages gern gegen Erstattung der Gestehungskosten einen solchen originellen Krug als Erinnerung an den Reichshandwerkstag zu eigen erwerben wollen. Blutige Familientragödie bei Waldbröl. Waldbröl, 20. Mai. Die Ortschaft Baumen bei Waldbröl wurde am Sonntag der Schauplatz einer blutigen Familientragödie. In einer Familie bestand schon seit längerer Zeit zwischen dem Vater und dessen 30jährigen Sohn ein gespanntes Verhältnis. Am Sonntag vormittag kam es nun erneut zwischen Vater und Sohn zu einem erregten Wortwechsel, in dessen Verlauf der Sohn auf seinen Vater aus einer Pistole schoß und ihn schwer verletzte. Während sich der herbeigerufene Arzt um denVerletzten bemühte, vernahm man aus dem Nebenzimmer einen weiteren Schuß. Der Sohn hatte sich selbst durch einen Schuß in die Schläfe getötet. Der schwerverletzte Vater wurde sofort ins Krankenhaus gebracht, wo man eine Operation vornahm. Der Zustand des Mannes ist sehr bedenklich. Betrüger geendet Jahre neun Monate Gefängnis für einen früheren Rechtsanwalt. Aachen, 20. Mai. Vor der 1. Strafkammer hatte sich am Samstag der frühere Aachener Rechtsanwalt Dr. Joseph Heinen wegen Unterschlagung, Betrug und gewinnsüchtiger Urkundenfälschung zu verantworten. Dr. Heinen, ehemals einer der gesuchtesten Aachener Anwälte, hatte einen grundlegenden Charakter= sehler: sein übertriebenes Geltungsbedürfnis. Er trieb einen Aufwand, den er sich trotz der guten Praxis nicht leisten konnte. Allein der Bau seines Wohnhauses verschlang 75000 RM. Die Inneneinrichtung war mehr ats luxuriös. Ein Fest jagte das andere. 1931 vergriff sich Dr. Heinen zum ersten Male an fremdem Geld. Dann folgte ein Betrug, eine Unterschlagung nach der anderen. In einem Privatprozeß gegen einen Automobilisten vertrat der Angeklagte die Witwe und das Kind eines durch die Schuld des Autofahrers zu Tode gekommenen Mannes und eines weiteren Beteiligten, der durch denselben Unfall zum Invaliden geworden war. Schließlich schloß man einen Vergleich, und Dr. Heinen bekam 12.000 bzw. 10000 für seine Klienten. Dr. Heinen schwindelte jetzt den Leuten vor, er werde das Geld gut und sicher für sie anlegen. Tatsächlich steckte er aber das Geld in die Tasche. Um zu Geld zu kommen, schreckte der Angeklagte sogar nicht davor zurück, die Unterschrift seiner Frau auf Wechselformulare und Sicherheitsübereignungen zu fälschen. Sehr interessant ist der letzte der zehn Anklagepunkte. Dr. Heinen vertrat Ende 1933 einen Geschäftsmann, der sich eines kleinen Devisenvergehens schuldig gemacht hatte. Eines Tages verriet der Anwalt seinem Mandanten, daß seine Verhaftung bevorstehe, wenn er nicht schleunigst 3000 RM Sicherheit stelle. Der Klient bemühte sich natürlich um das Gelö, konnte sich aber nur rund 1500 RM beschaffen. Dr. Heinen ließ sich das Geld geben und versprach, das Fehlende selbst vorzustrecken. Tatsächlich stand aber keine Verhaftung bevor, und das Geld wanderte in die Tasche des Anwalts. Wenig später ließ sich Dr. Heinen eine Blankovollmacht geben. Er deutete an, daß der Staatsanwalt Berufung eingelegt habe. Das war aber nicht der Fall, sondern Dr. Heinen benutzte die Vollmacht, um größere Beträge bei der Zolldienststelle zu erheben, die die Zollbehörde bei dem Klienten vorläufig beschlagnahmt hatte. Insgesamt unterschlug Dr. Heinen über 30000 RM. Ende 1933 floh der Angeklagte nach Brüssel, wo er sich durch Sprach= und Musikunterricht durchs Leben schlug. Später wandte er sich nach Luxemburg. Als er sich Weihnachten 1934 nach Trier begab, wurde er erkannt und verhaftet. Nach dreistündiger Verhandlung verkündete der Vorsitzende den Spruch der Strafkammer. Danach wurde Dr. Joseph Heinen wegen fortgesetzten Betruges in Tateinheit mit Unterschlagung und gewinnsüchtiger Urkundenfälschung zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren neun Monaten verurteilt. Der Angeklagte, der in allen Punkten geständig war, nahm das Urteil sofort an. Dreifacher Kindesmord Trier, 19. Mai. Dieser Tage wurden in dem Lorfe Newel(Landkreis Trier) drei Personen unter dem Verdacht des Kindesmordes bzw. dem Verdacht der Mitwisserschaft verhaftet. Es handelt sich um ein Mädchen in den 20er Jahren, dessen Mutter und Bruder, gegen die Haftbefehl erlassen worden war. In der Jauchegrube des Elternhauses fand man zunächst die Leiche eines neugeborenen Kindes, dessen Tod gewaltsam herbeigeführt worden war. Die in der Zwischenzeit von der Staatsanwaltschaft angestellten Ermittlungen haben anter roebden, das in dcten Hal= Zube=geag) vorst. Unter dem Eindruck des angesammelten Beweismaials leate die Täterin ein volles Geständnis ab. Die weiteren von der Staatsanwaltschaft und dem Amtszericht Trier am Tatort angestellten Ermittlungen führten, wie die Justizpressestelle des Landgerichts mitteilt, zu überraschenden Ergebnissen. In der Jauchegrube, in die das vor etwa 14 Tagen geborene und gleich nach der Geburt getötete Kind geworfen wurde, fand man zunächst zusammen mit der Kindesleiche weitere Knochenreste, die ebenfalls von einem getöteten Kind herzurühren schienen. Eine weitere Untersuchung förderte dann Knochenreste zutage, die gerichtsärztlich ebenfalls als solche einer vor längerer Zeit dort versenkten Kindesleiche festgestellt werden konnten. Es besteht also der Verdacht, daß dreimal hintereinander Kindesmorde an neugeborenen Kindern verübt worden sind. Weitere Ermittlungen werden zur vollen Aufklärung des Tatbestandes führen. Der Kindesmord hat bis zum Wochenende auf Grund der weiteren Ermittlungen zu weiteren Verhaftungen geführt. Unter dem Verdacht in irgendeiner Weise an der Mordsache beteiligt zu sein, befinden sich in Haft außer den drei bisher Genannten, und zwar der Kindesmutter, der zwanzigjährigen Anna Schu, deren Mutter und einem Bruder, auch der Vater, eine unverheiratete Schwester und ein Schwager der Schu und ein junger Mann aus dem Dorse Steinborn in der Eifel. Inwieweit der Letztere und die übrigen neuerdings Verhafteten an der Tat beteiligt sind steht noch nicht fest. Die Hand gegen den Vater erholen Acht Jahre Zuchthaus für den##tmenschten Sohn. Koblenz, 20. Mai. Eine Bluttat, die sich. Fastnachtsmontag in Bad Salzig abspielte und an Roheit und Gemeinheit wohl kaum zu überbieten war, wurde jetzt vor dem hiesigen Schwurgericht verhandelt. Zu verantworten hatte sich vor dem Gericht der 35jährige Peter Joseph Salzig aus Camp wegen Totschlagsversuchs an seinem 72jährigen fast erblindeten Vater, ferner wegen Widerstandsleistung gegen die Staatsgewalt, wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. Der Angeklagte hatte bis wenige Monate vor der Tat in der kleinen väterlichen Landwirtschaft gearbeitet. Die geringe Rente des Vaters und der kleine Ertrag der Landwirtschaft reichten gerade aus, um die notwendigsten Lebensbedürfnisse der vierköpfigen Familie zu befriedigen. Schließlich sagte dem Sohne die schwere Arbeit nicht mehr zu und er wandte sich zunächst nach Koblenz, wo er aber nach kurzer Tätigkeit erwerbslos wurde. Ständig ging er nun seine Eltern um Unterstützung an, die sich schließlich von ihm abwandten, da sie von dem kargen Einkommen, das sie besaßen, unmöglich noch den ungeratenen Sohn unterstützen konnten. Aber immer wieder schrieb der Bursche Drohbriefe an seine Eltern, in denen er Geld forderte. Als alles nichts nutzte, gab er vor, heiraten zu wollen, und ersuchte um eine Abfindung. Die Eltern stellten daraufhin die Einrichtung und 300 RM bar zur Verfügung. Aber aus der Heirat wurde nichts und das Geld war auch bald vertan. Erneute Geldforderungen wurden von den Eltern selbstverständlich abgelehnt. Als dem Sohn auch ein Unterstützungsantrag abgelehnt wurde, glaubte er hierfür seine Eltern verantwortlich machen zu müssen. Er beschloß nun, seinem Vater und seiner Mutter einen„Denkzettel“ zu geben. Am Festnachtsmontag kam er nach Hause. Nachdem er in verschiedenen Wirtschaften sich genügend„Mut angetrunken“ hatte, begab er sich gegen Mitternacht zum elterlichen Hause und warf zunächst, als ihm nicht geöffnet wurde, mit Steinen die Fensterscheiben ein. Dann erbrach er die Türe zum Hause und stürmte in das Schlafzimmer der Eltern, die sich inzwischen versteckt hatten. Auf der Suche nach den alten Leutchen traf er seinen alten, fast erblindeten Vater im Ziegenstall an, wo der Bursche den wehrlosen Greis so mißhandelte, daß er das Bewußtsein verlor. Dann schleppte er den Ohnmächtigen wieder ins Haus und brachte ihm mit einem schweren Stein noch erhebliche Kopfverletungen bei. Der Mutter war es indessen gelungen, aus dem Hause zu flüchten und Hilfe herbeizuholen. Aber bevor noch die Polizei erschien, hatte der Rasende die meisten Möbelstücke mit einer Axt kurz und klein geschlagen. Trotz des erheblichen Widerstandes, den er den Polizeibeamten entgegensetzte, konnte er doch überwältigt und hinter Schloß und Riegel gebracht werden. Nach längerer Verhandlung verhängte das Gericht eine Gesamtzuchthausstrafe von acht Jahren und erkannte dem Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren ab. für die 14köpsige Schieberbande Rappopor## und Genossen. Berlin, 20. Mai. In den heutigen Abendstunden sprach der Vorsitzende der 4. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichtes nach mehrwöchiger Verhandlung das Urteil in dem Prozeß gegen die 14köpfige Registermark=Schieberbande Rappaports und Genossen. Die Angeklagte Hoja Okuns wurde zu fünf Jahren Zuchthaus und 3000 Mark Geldstrafe verurteilt, der Angeklagte Izaks Rappaports erhielt 3½ Jahre Zuchthaus und 3000 Mark Geldstrafe, die Angeklagten Moduchs Rubanenko und Schmul Svirskis erhielten ebenso wie die zehn übrigen Angeklagten je drei Jahre Zuchthaus und 2000 Mar! Geldstrafe. Durch das energische und schlagartige Zugreifen der Zollfahndungsstelle gelang es im September 1934, dies wohlorganisierte lettische Bande festzunehmen. Die Schie bungen wurden auch hier nach altbewährtem Muster durch geführt. Ebenso wie in zahlreichen anderen Fällen stan den als Drahtzieher ostjüdische Kreise und Banken, die in Auslande ihren Sitz haben, hinter der ganzen Schiebungs aktion. Die Angeklagten waren als harmlose Vergnü gungsreisende getarnt nach Deutschland gekommen, un von hier aus im Sinne ihrer Auftraggeber Vermögenwerte über die Grenzen zu schaffen. Schwerer Unfall auf einem Neubau. Kaufbeuren, 20. Mai. Auf einem Neubau in Kaufbeuren ereignete sich infolge eines Gerüstbruches ein schwerer Unfall. Mehrere Arbeiter waren damit beschäftigt, einen zehn Zentner schweren Träger auf das Gerüst zu befördern. Beim Niederlassen des Trägers auf den Boden des Gerüstes löste sich, anscheinend durch die Erschütterung, eine Bindung. Die Last sauste mit den Arbeitern in die Tiefe. Durch den Sturz wurden sechs Arbeiter verletzt, darunter drei lebensgefährlich. Allerlei Neuigkeiten Zusammenstoß zwischen Güterzug und Lastkraftwagen. Ein folgenschwerer Kraftwagenunfall ereignete sich in der Nacht zum Montag an einem Bahnübergang der Strecke Paris=Marseille in der Nähe von Tournus. Als ein Lastkraftwagen die Gleise; überquerte, wurde er von einem Güterzug überfahren und zertrümmert. Infolge der Explosion des Benzintanks geriet die Lokomotive in Brand. Der Maschinist, der Heizer und der Führer des Lastkraftwagens wurden auf der Stelle getötet. Der Zugführer und ein zweiter Insasse des Lastkraftwagens erlitten schwere Verletzungen. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß der Schrankenwärter vergessen hatte, die Schranken zu schließen. Unwetter fordern zahlreiche Todesopfer. Wirbelstürme und Wolkenbrüche richteten in Nordtexas und Oklahoma großen Schaden an. 20 Personen wurden getötet. Beim Einsturz einer Brücke wurde ein Kraftwagen in die Fluten gerissen. Die vier Insassen ertranken. Gewittersturm bei Kielce.— 70 Bauernhäuser zerstört. Ueber die Gegend von Kielce ging am Samstag ein gewaltiger Gewittersturm und Wolkenbruch nieder, der in einer Reihe von Kreisen schweren Schaden verursachte, in den Dörfern Dächer davontrug und zahllose Telegraphenstangen und Bäume umwarf. Im Kreise Stopnicz wurden 70 Bauernhäuser zerstört, wobei von den Trummern viele Bewohner verletzt und einige Personen getötet wurden. Seit 960 Jahren erstmalig Maischnee in Paris. 960 Jahre ist es her, daß man in Paris im Monat Mai wieder Schnee fallen sieht. Winterliches Wetter wird auch aus der Provinz gemeldet. Die Pyrenäenpässe sind völlig verschneit. Die Ernte hat besonders im Nordwesten und Südwesten schweren Schaden gelitten. An der französischen Westküste toben gewaltige Stürme. Tagung der Rundfunk-Intendanten. Im Hause des Reichssenders Frankfurt a M fand eine Tagung der Intendanten des deutschen Rundfunks statt. Nach Begrüßung durch Reichsstatthalter Sprenger, sprach Reichssendeleiter Hadamovsky über die Rundfunkarbeit und brachte zum Ausdruck, daß noch wesentliche Forderungen insbesondere auf dem Gebiet des Senderbaues zu erfüllen seien. Anschließend besichtigten Reichssendeleiter Hadamovsky und die Intendanten die Reichsautobahn Frankfurt a. M.—Darmstadt. Ueber ihre Eindrücke werden die Intendanten in ihren Sendern der Hörerschaft berichten. der DalF endgültig geregelt- Neue Anordnung Dr. Leys- Jeder kommt in die Berlin, 20.Mai. Die große Aufgabe der Berufserziehung der 22 Millionen Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront ist, wie das NDZ meldet, nach gründlichen Vorarheiten nunmehr durch Anordnung des Leiters der DAF, Dr. Robert Ley, auf eine endgültige Grundlage gestellt worden. Als große Zentrale der Berufserziehungsarbeit der DAF wird das Amt für Berufserziehung bestimmt, daß alle bisherigen Bestrebungen und Einrichtungen zusammenfaßt einschließlich der gesamten Arbeiterfachpresse, die die Berufserziehungsarbeit trägt. Das Schwergewicht der Berufserziehung liegt bei den Reichsberufshauptgruppen, die in der Anordnung Dr. Leys in folgender Zusammenfassung genannt werden: 1. Berufe in Land und Forst; 2. Berufe in Nahrung und Genuß; 3. Holzwerker; 4 Bauwerker; 5. Stein= und Erdwerker; 6. Bergleute; 7. Metallwerker; 8. Ingenieure und Techniker; 9. Chemiker; 10. Textilwerker; 11. Bekleidungs= und Lederwerker; 12. Buchdrucker und Papierwerker; 13. Berufe in Schiff= und Luftfahrt; 14. Kaufleute; 15. Berufe in Verkehr; 16. freie Berufe. Durch die Berufserziehung soll jeder arbeitende Deutsche ein wertvolles Mitglied seines Berufsstandes werden und sowohl fachlich wie weltanschaulich und charakterlich die Arbeitsgebiete meistern, die wir heute im Kampf um unsere Lebensrechte in der Welt brauchen. Im Vordergrund steht naturgemäß die Berufsausbildung durch besondere Schulungseinrichtungen. Um jeden Menschen an den Arbeitsplatz zu stellen, für den er am besten geeignet ist, wird die Berufsberatung, die Berufskunde und die Berufsgestaltung besonders ausgebaut, die Umschulungsarbeit sehr stark gefördert unter Beachtung der jeweiligen Bedürfnisse der Wirtschaft und in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsgruppen und der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. Eine besondere Abteilung für Jugenderziehung wird u. a. sich mit der Gestaltung der Lehrpläne in Lehre und Schule gemeinsam mit Wirtschaft und Schule beschäftigen. Der Berufswettkampf soll ausgebaut werden und über den Kreis der Jugendlichen hinaus für Gesellen und Meister Möglichkeiten schaffen, sich in regelmäßigen Zeitabständen einer Prüfung ihres Könnens und Wissens zu unterziehen. Eine eigene wissenschaftliche Abteilung im Amt für Berufserziehung hat als Aufgabe die Erforschung der Geschichte und Entwicklung der Berufe. Für jede der genannten Reichsberufshauptgruppen wird eine Berufskartei geschaffen, die alle Berufsangehörigen erfaßt. Die Schaffung der Berufskartei wird sofort in Angriff genommen. K — 18. Fortsetzung. sorgen Sie dafür, daß er Segen bringt. So, und jetzt wollen wir alles erledigen. Ich setze das Schuldbekenntnis und die Mietkündigung auf, reguliere die Entlassung der Zofe, die gleich voll entlohnt wird, und die Frau unterschreibt die beiden Schriftstücke. Ein ganz anderer Mensch steht nun vor uns es ist, als ob alle Schminke abgefallen wäre, als sei die Frau froh, endlich wieder ins rechte Gleis zu kommen. reiche ihr die Hand, sie schlägt dankbar ein. „So, Frau Huthmacher... und jetzt wollen wir auch einen Strich unter die alte Schuld ziehen. Vielleicht erkennen Sie einmal, wo das wirkliche Glück zu suchen ist. Richten Sie sich so ein, daß Sie morgen zum Umzug fertig sind. Ich sende Ihnen den Wagen mit den Möbelräumern heraus, er wird früh um acht Uhr da sein, und fahren Sie direkt nach Magdeburg. Dort müssen Sie nun sehen, wie Sie am besten unterkommen.“ „Ich danke Ihnen!“ sagte sie warm. noch tausend Mark Vorschuß auf die Miete stehen. Der Ihnen noch zukommende Betrag wird Ihnen übermitelt werden. Hier ist meine Visitenkarte. Schreiben Sie mir von Magdeburg Ihre genaue Adresse. Ich reguliere dann alles. So, nun sind wir fertig. Wenn Sie noch ein Mensch von Wert sind, dann wird der Tag kommen, an dem Sie diesen Zufall, der uns hierher führte, als eine göttliche Schickung erkennen!“ Die Frau nickt stumm, und wir verlassen sie. ** * Ernest und ich schreiten schweigend nebeneinander her. Plötzlich sagt Ernest freundlich:„Das... haben Sie recht gemacht, Herr Theophil!“ „Vielleicht wird auf diese Weise doch noch ein brauchbarer Mensch aus dieser Frau. Kommt zwar leider selten vor, meist ist der Wille da, aber er ist zu schwach. Schwachheit, Dumpfheit und Trägheit... wieviele reißen sie hinab.“ Auf dem Wege zur Straßenbahn treffen wir Henry. Er begrüßt uns erstaunt. . verkünde ich.„In ein paar Tagen ziehe ich, in das Haus ein!“ „Was denn? Wird es schon wieder frei?“ „Ja, Frau von Hochheim zieht morgen aus. Sie hat sich durch den Spuk so geängstigt. Glänzend, was?“ Henry schüttelt nur den Kopf und meint:„Donnerwetter, das hat Kröbel aber fein gemacht!“ „Kröbel?!“ „Ja, freilich! Die Teufelserscheinung stammt doch von ihm!“ Jetzt ist die Reihe zu staunen an mir. „Ein unglaublicher Mensch! Ich werde ihn heute noch treffen und kann ihm bei der Gelegenheit mal sachte den Kopf waschen. „Mach's nicht zu arg, Theo! Also nun klappt es doch noch?“ „Jawohl, Henry!... Wir ziehen um... hurra!“ „* * Im„Goldenen Faß“. Ich sitze mit Ernest am runden Tisch, und der junge Millionar amüsiert sich über das originelle Treiben im Lokal. Da entdecke ich Kröbel. „Walter!“ rufe ich. „Theo!“ echot es zurück. „Gut, daß du da bist! Morgen früh um acht Uhr ist ein Möbelwagen, mindestens zehn Meter, in Graßdorf, Grenzstraße 10, bei... Frau von Hochheim: Sie gibt die Wohnung auf und zieht nach Magdeburg. Genaue Adresse erfährst du noch.“ Walter grinst über das ganze Gesicht. „Bilde dir nur nicht ein, daß dein Teufelsspuk gewirkt hat! Da liegt ein ganz anderer Grund vor. Dir will ich's verraten, wer diese Frau von Hochheim ist... die Baronin von Falk=Eschenberg. Kröbel starrt mich wortlos an. „Das Luder!“ findet er die Sprache wieder.„Ausgerechnet dort ist sie untergekrochen! Da haste sie wohl gleich erkannt?“ „Ja! Aber... Diskretion! Und wenn ihr morgen aurollt... alle Höflichkeit und allen Respekt!“ „Das sowieso! Die muß aber viel Zimt verdient haben, daß sie sich so’ne Ausstattung kaufen konnte.“ „Die hat sie noch von ihrem verstorbenen Mann. Also mit der Frau ist alles geregelt... sie zieht ab... und ich ziehe um. Henry ist heute gleich nach Borna gefahren, um mit Frau Büttner alles in Ordnung zu „Ist gut, Theo! Also jetzt sause ich schleunigst mal ins Kontor und sage Bescheid. Wegen Zaster brauchen wir da wohl keine Sorge zu haben? Und morgen früh rollen wir nach Graßdorf. Und wann ziehst du um?“ „Nächsten Sonntag, Walter! Billigster Tarif!“ „Ach... du... du kriegst von uns noch was'raus! Was denkst du denn, wie stolz wir sind, daß wir mal so'nen berühmten Mann räumen?“ ** * Im„Goldenen Faß“ hängt eine Reklame des Stadtkheaters. berühmte Sängerin Ethes Mannering aus Amerika gastiert in„La Traviata“. Das Bild der Sängerin ist mit abgedruckt. Ein schönes anziehendes Frauenantlitz, aber das ist nicht, was mir auffällt, ich stutze über die ungewöhnliche Aehnlichkeit, die das Bild dieser Frau mit Ernest aufweist. Denkt man sich das dunkle Haar weg, dann ist es Ernest, der aus dem Plakat herausschaut. Es fällt mir ein, was mir Konsul Jenkins über Ernests Mutter erzählt hat. Sie war Sängerin und trug eitet m„Heirat mit Mauritins den Künstlernamen Ethel Meller. Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, ob nicht Ethel Meller von damals und Ethel Mannering von heute ein und dieselbe Person sein könnten. Der Konsul wußte nicht, wo Ethel sich aufhielt. Er hatte auch nicht nach ihr geforscht. Erst sollte der Junge großjährig werden, damit er für sein Recht als Erbe sich einsetzen konnte. Ich trete wieder zu Ernest und wir unterhalten uns, aber mich läßt das Bild nicht los. Und da ich ein Mann von raschen Entschlüssen bin, will ich der Sache gleich auf den Grund gehen. Ernest wird von mir heimgeschickt und ich fahre nach dem Stadttheater. Es ist abends acht Uhr, die Oper hat schon begonnen. Der Pförtner am Theatereingang fragt mich nach meinem Begehr. Ich bitte ihn um die Hoteladresse der Sängerin. Der Pförtner bedauert, sie nicht angeben zu können. Also will ich den Schluß der Vorstellung abwarten. Der Pförtner macht erst Schwierigkeiten, als ich nach zwei Stunden wieder erscheine mit der Bitte, die Sängerin in ihrer Garderobe aufsuchen zu dürfen, aber ich bedeute ihm, daß es sich um eine ganz dringende Privatangelegenheit handelt, die keinen Aufschub duldet. Und als ein Taler den Dringlichkeitsantrag unterstützt, läßt er mich passieren. Die Vorstellung ist gerade zu Ende, und das Publikum applaudiert wie wahnsinnig. Es ist nicht so leicht, bis zur Garderobe der Sängerin vorzudringen, aber es gelingt mir. Vor der Garderobe steht ein bildschönes junges Mädchen. Es fragt mich in reizendem, gebrochenem Deutsch: „Sie wollen zu Mistreß Mannering?“ „O yes, mein Fraulein! Würden Sie die Güte haben und der gnädigen Frau diese Karte überreichen?“ „Very well! Gern, mein Herr!“ Sie geht mit der Karte in die Garderobe. Ich habe darauf in englischer Sprache geschrieben: „Mylady, wenn Sie einmal mit Mister Mauritius verheiratet waren, dann bitte ich Sie dringend, mich zu empfangen. Ich warte auf Nachricht.“ Nach wenigen Augenblicken kommt das junge Mädchen zurück. „Mistreß Mannering bittet Sie, in einer halben Stunde im Hotel Hauffe zu sein.“ Ich bin befriedigt. „* * Eine halbe Stunde später stehe ich Mistreß Mannering gegenüber. Sie ist eine hochgewachsene Frau, wohl Ende der Dreißig, aber immer noch eine sehr schöne, stolze Erscheinung. Nur die hochmütigen Augen stören. Ich stelle mich vor. Die Sängerin ladet mich mit einer Handbewegung ein, Platz zu nehmen. „Sie haben mir diese Karte geschickt, mein Herr. Ich ... bin einmal mit... diesem Mister Mauritius verheiratet gewesen. „Vielen Dank, gnädige Frau. Gestatten Sie mir eine Frage: Dieser Ehe entsproß ein Sohn, nicht wahr?“ „Ja!“ antwortet die schöne Frau von oben herab. „Ihr Sohn lebt, gnädige Frau!“ Ich erwarte einen Gefühlsausbruch, aber sie nickt nur und sagt kühl:„Ich weiß.“ In mir beginnt es zu rumoren. „Sie wissen es, gnadige Frau, und Ihr Sohn hat seine Mutter noch nie im Leben gesehen?" Die Sängerin zuckt die Achseln.„Ich bin Künstlerin, mein Herr, da habe ich andere Pflichten. Es ist mir bekannt, daß mein Sohn bei Konsul Jenkins lebt, er hat es gut, der Konsul wird es ihm an nichts fehlen lassen. Aber ich... mag meinen Sohn nie sehen!" „Warum, gnädige Frau?“ „Es ist Mauritius' Sohn! Ich schäme mich, daß ich diesem diesem Schurken einen Sohn geboren habe! Ich wünschte, er wäre tot!“ „Das wünschten Sie, gnädige Frau!? Ihr leiblicher Sohn, der Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sieht?“ entgegne ich scharf, empört von soviel Gefühllosigkeit. Die Frau wird bleich. „Ernest... sieht mir so ähnlich?“ „Vollkommen! Haben Sie nie Muttersehnsucht empfunden, gnädige Frau?“ Sie blickt beiseite. „Gnädige Frau, wollen Sie Ernest nicht kennenlernen?“ Sie schüttelt den Kopf.„Nein... warum soll ich mein Leben mit Dingen belasten, die lieber vergessen sein mögen!“ „Das ist Ihre Schuld, gnädige Frau!“ versetze ich hart. Sie sieht mich unendlich hochmütig an. „Sie sprechen von Schuld? Was wissen Sie von meiner Ehe mit Mauritius, mein Herr?“ „Ich weiß nur... daß sich dieser jetzt verstorbene Mann eine Frau aus Liebe ins Haus holte... und man erzählte sich, daß er ein Tyrann geworden sei. Heute, gnädige Frau, offenbaren Sie mir die Wahrheit und beweisen, wer schuldig wurde in dieser Ehe, heute habe ich die Erkenntnis gewonnen, daß Mauritius un Sie gelitten hat, denn Sie wollten nur nehmen und nicht geben.“ Ich erhebe mich, da ich sehe, wie ihr Gesicht vor Zorv glüht. „Mein Herr, es ist das beste, wir beenden die Aussprache!“ „Das will ich ohnehin, gnädige Frau! Ich sehe ein, daß es richtiger ist, wenn Sie mit Ernest nie zusammengeführt werden. Er ist gut, und Sie sind eine spottschlechte Mutter!“ Mit eisiger Ruhe sage ich das und drehe ihr den Rücken. Ich höre nicht mehr, als sie mir empört entgegnet und verlasse grußlos das Zimmer. Doch, draußen faßt mich jemand am Rockärmel. „Mister Theophil!“ Es ist das schöne Mädchen, das mich vor Mistreß Mannerings Garderobe empfangen hatte. „Mein Fräulein?“ „Mister Theophil. ich möchte Sie um eine Unterredung bitten! Ich habe alles mitangehört, was Sie mit meiner Pflegemutter gesprochen haben. Ich wußte nicht, daß sie einen Sohn hat.“ sieht mich mit ihren reinen Augen fragend an. „Ich stehe Ihnen morgen gerne zur Verfügung, mein Fräulein! Nennen Sie mir eine Stunde.“ Das Mädchen überlegt. Dann sagt es schnell: „Morgen nachmittag um drei Uhr. Mistreß Mannering schläft immer von zwei bis fünf, da habe ich Zeit. Wollen Sie mich hier abholen?“ „Gern! Es soll mir eine Freude sein!" ** * Meine Frau wundert sich, daß ich Ernest allein nach Hause geschickt habe und so spät heimkomme. Sie hat einen milden Vorwurf auf den Lippen, aber mein ernstes Gesicht läßt sie schweigen. „Wo kommst du her?“ fragt sie nur. „Von Ernests Mutter!“. Und ich erzähle, was sich ereignet hat. Annchen hört mir zu, ohne mich einmal zu unterbrechen. „Eine Mutter, die ihr Kind... nicht liebt! Theo, das gibt es doch nicht auf der Welt!“ „Das gibt es!“ entgegne ich hart.„Diese Frau ist verdorben von ihrem fanatischen Ehrgeiz zu glänzen, sie sucht den Beifall des Publikums und bildet sich ein, daß er Verehrung und Liebe bedeutet. Sie macht den Fehler so vieler Künstler, die das Werk und die Person zu einer Einheit zusammenschmieden wollen. Künstler müssen hinter dem Werk zurücktreten, alles die Leistung, nichts die Person! Aber diese Frau hat das nicht begriffen!“ Wir sitzen eine Weile schweigend, bis Annchen leise fragt:„So... wird Ernest seine Mutter nie kennenlernen?“ „Nein!“ entgegne ich fest.„Und ist auch besser so!“ „Eine Mutter, Theo... nein, nein... und wenn alles dagegen spricht... eine Mutter ist nie ohne Liebe zu ihrem Kind. Glaube mir, dieses Gefühl ist immer da, nur liegt es manchmal in Tiefen verschüttet und hat nicht die Kraft, sich zu befreien. Ich schüttle den Kopf. Bei Mistreß Mannering vermag ich das nicht zu glauben. Wir haben an diesem Tage gar nicht über das Haus gesprochen. Ich habe ganz vergessen, meinem Annchen die Freudenbotschaft zu verkünden. Zu sehr hatte mich das gehabte Erlebnis mit Mistreß Mannering ergriffen. Erst am nächsten Morgen, als wir gemeinsam am Frühstückstisch sitzen, erzahle ich davon. Ernest hat Annchen will genaue Einzelheiten wissen, und ich schildere ihr ausführlich den Vorfall mit Anna Huthmacher. Mit meinem Vorgehen erklärt sich meine Frau nicht gleich einverstanden und meint, es wäre gescheiter gewesen, wenn ich die Betrügerin der Polizei übergeben hätte, aber da springt Ernest ein und verteidigt mich. ** * Am Nachmittag fahre ich nach dem Hotel Hauffe, um mich mit der Pflegetochter Mistreß Mannerings zu treffen. Ernest begleitet mich. Ich verrate ihm noch nichts Näheres, sondern schicke ihn einstweilen ins Panorama mit der Bitte, mich eine Stunde später im AnlagenKaffee abzuholen. Ich treffe das Mädchen, das sich Mand nennt. Maud Mannering. Wie einen guten Freund begrüßt sie mich. Wir gehen in das eben erwähnte Kaffee, wo wir uns bei einer Tasse Kaffee über Ernest unterhalten. Ich erzähle Maud die ganze Vorgeschichte, sie hört aufmerksam zu und ist sichtlich ergriffen. Auch meine eigenen Erlebnisse in Berlin kommen an die Reihe und schließlich eröffne ich ihr, daß Ernest mich hier abholen wird. „Sieht er meiner Pflegemutter wirklich so ähnlich, Mister Theophil?“ erkundigt sich Maud interessiert. „Tatsächlich, er besitzt eine überraschende Aehnlichkeit mit ihr.“ „Und er weiß nicht, daß seine Mutter noch lebt und wer sie ist?“ (Fortsetzung folgt.) VIERSEN ANT AIE BEILAGE ZUM NIEDERRHEINISCHEN UND LOBBERICHER TAGEBLATT Das elektrische Zeitalter— ein Zufall? Wie Werner Siemens den Dynamo erfand. Im Jahre 1866 erfand Werner Siemens die Erzeugung elektrischen Stromes durch Dynamomaschinen; aber erst vor kurzem haben die Siemens=Werke die erste Dynamomaschine ihres Begründers, die heute im Ehrenraum des Deutschen Museums zu München steht, genauer untersucht. Das überraschende Ergebnis lautet, daß nur durch eine Reihe von Zufällen die Erfindung gelang, die das Zeitalter der Elektrizität herbeiführte. Es dürfte heute schwerfallen, sich den Mangel an Hilfsmitteln klarzumachen, der damals herrschte; gab es doch nicht einmal Strom= und Spannungsmesser, wie sie heute jeder Rundfunkbastler besitzt; ja, selbst die Einheit des elektrischen Widerstandes mußte sich Werner Siemens selbst schaffen. Schwerer noch wiegt es, daß das Gesetz von der Erhaltung der Energie damals noch nicht bekannt war; so sah man die Dynamomaschine nicht als eine Vorrichtung zur Umwandlung von mechanischer Kraft in elektrische an, die Gelehrten wunderten sich vielmehr, daß die neue Maschine bei der Stromlieferung so viel Kraft zur Drehung brauchte. Alle diese Schwierigkeiten konnten nur durch die geniale Intuition des deutschen Erfinders überwunden werden; in dem Moment, als Siemens bemerkte, daß ein von ihm gebauter Elektromotor bei steigender Umdrehungsgeschwindigkeit immer weniger Strom verbrauchte, kam ihm blitzartig die Idee, daß die Maschine bei umgekehrtem Umdrehungssinn Strom liefern könnte. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die richtigen theoretischen Richtlinien beim Mangel aller heute bekannten Naturgesetze oder die beinahe nachtwandlerische Sicherheit, mit der sich heute alle Konstruktionsbedingungen schon erfüllt zeigen; so findet man zum Beispiel, daß die Bürsten gegen die Achse des Ankers verdreht waren, und zwar gerade um 41 Grad, wie es sich heute als Bestwert herausstellt. Schon wenige Monate nach seiner Entdeckung an dem heute spielzeugartig anmutenden Maschinchen schrieb Siemens seherisch an die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin:„Der Technik sind gegenwärtig die Mittel gegeben, elektrische Ströme von unbegrenzter Stärke überall da zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist.“ Als erf Jahre später die Engländer Wheatsone und Wilde ebenfalls Dynamomaschinen bauen konnten, erkannte er sehr klar seine Priorität; denn ohne die Anwendung des von ihm erfundenen Doppel=T=Ankers hätten sich die Maschinen nie selbst erregt. Die neuen Untersuchungen der Siemens=Werke von heute beweisen erneut die deutsche Erfindung. So hing es von vielen Zufällen ab, ob das Zeitalter der Elektrizität, die dem Leser Licht, Wärme und Rundfunk bietet, beginnen würde; sonst wäre„Elektrizität“ weiter die Kraft des Bernsteins,„Elektron“ der alten Griechen, die Staubteilchen anzieht, oder bestenfalls würden bebrillte Professoren ihren Studenten ein galvanisches Element zeigen, daß so stark ist, daß man damit sogar eine„elektrische" Klingel antreiben kann. Dr. E. W. Warum reisen wir eigentlich! Antworten auf eine reisezeitgemäße Frage. Warum reisen wir eigentlich? Es gibt viele Antworten auf diese Frage: Wir wollen uns erholen, wollen fremde Gegenden kennenlernen und den Zauber einer schönen Landschaft genießen, wollen altes Kulturgut auf uns wirken lassen und an ihm unsere geistigen und seelischen Kräfte bilden. Das sind einige Gründe für den Reisetrieb des Menschen. Aber keiner ist doch so wesentlich und bestimmend wie die Sehnsucht nach dem Neuen, Ungewohnten, Unalltäglichen, wie dieses Verlangen, sich einmal von allen Lebenslasten und=bürden loszulösen und in dem verjüngenden Born eines neuen Daseinsgefühls unterzutauchen. Das Reisen beflügelt unsere Spannkraft. Es gibt uns wieder den beglückenden Einklang mit allen Dingen, den wir in der Tretmühle des Alltags so oft verloren haben. Wie ein Fieber ist dieser Zustand— aber ein Fieber, das uns frisch und beweglich macht, das in die matten Herzen fährt wie ein belebender Wind in schlaffe Segel. Diese seltsame Verwandlung gehört zu den schönsten und erquickendsten Erlebnissen einer Reise. Man erlebt es auf jeder Reise von neuem— aber man ist doch immer wieder fröhlich verwundert. Es hat etwas Traumhaftes und Unwirkliches; man merkt, wie man auf einmal„außer sich gerät“. In diesem Außer=sich=geraten aber verbirgt sich gerade jene heilsame Kraft, die den Menschen erneuert und mit neuem Mut und neuer Tatenlust erfüllt. So hat das Reisen einen tiefen Sinn. Nicht nur mit einer Fülle neuer Eindrücke beschenkt es uns, mit kostbaren, unvergeßlichen Erinnerungen, es lehrt uns nicht nur, auf die vielen kteinen und zarten Wunder des Lebens achten, auf den süßen Ruf eines Vogels, die leise Anmut einer blühenden Wiese oder das holde Traumspiel eines Regenbogens, sondern es macht uns auch Kopf und Herz klar, gibt uns neue Gedanken und Einfälle, schenkt uns die sprühende Lebendigkeit die uns unseren Beruf, unsere Arbeit mit neuen Augen sehen läßt. Freilich, wem eine Reise zu solchem Erleben verhelfen soll, der darf nicht alle Sorgen und Kümmernisse, die ihn sonst bedrängen, wie einen großen Koffer mit sich schleppen. Er muß sich vom Gewohnten losreißen können und sich ganz diesem neuen Lebensgefühl anvertrauen, das jede Reise in uns erweckt. All die kleinen Verdrießlichkeiten und Aergernisse, in denen sich unser Alltag manchmal so leicht verliert, sind die schlechtesten Reisebegleiter. Sie hemmen die echte Reiselust und verwandeln den goldenen Glanz einer paradiesischen Landschaft in trübe, graue Monotonie. Als lästige Störenfriede machen sie jedes befinnliche Verweilen unmöglich und träufeln in jeden Freudenbecher den Wermuttropfen. Wer sie auf die Reise mitnimmt, ist ihnen wehrlos ausgeliefert. Auch Neidgefühle sind solche Freudenverderber, denen man aus dem Wege gehen muß. Warum will man es einem Bekannten nicht gönnen, daß er vielleicht eine weitere und längere Reise machen kann? Das Reiseglück häng. ganz gewiß nicht von der Entfernung ab, und auch die Nähe ist oft voll lockenden Zaubers. Man reist ja nicht, um möglichst viele Kilometer zurückzulegen, um wie ein Rekordläufer irgendwelchen Sehenswürdigkeiten nachzujagen: nein, man will aus dem engumzännten Bezirk des alltäglichen Daseins einmal in die leuchtende Weite und Fülle des Lebens einkehren. Alles Reisen ist ein stetes neues Entdecken. Und die Welt ist herrlich, wo immer sich ein sehnsüchtiges Herz ihr nähert! Märchen „denkenden“ Tier Warum es so viel„verdorbene“ Hunde gibt. Der kürzlich in Frankfurt a. M. abgehaltene 3. Kynologische Weltkongreß brachte eine Reihe höchst interessanter Vorträge über die Vererbung körperlicher und geistiger Eigenschaften des Hundes. Es ist ganz unbestreitbar, daß die genaue Kenntnis vererbungstechnischer Zusammenhänge eine Vorbedingung erfolgreichen Züchtens darstellt. Deshalb ist es auch nicht schwer, den Hundebesitzer hiervon zu überzeugen. Merkwürdigerweise bestehen aber auf dem zweiten großen Gebiet des Hundesports, nämlich dem der Behandlung und Abrichtung, in weitesten Kreisen völlig veraltete Vorstellungen. Woher kommen diese Verwirrungen? In erster Linie von der sogenannten Vermenschlichung des Tieres überhaupt, insbesondere des Hundes, dessen große Lernbereitschaft in vieler Hinsicht falsch ausgelegt und dessen Auffassungsvermögen in Einsicht umgedeutet wird. In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über die Lernfähigkeit der Hunde angestellt worden, deren Ergebnisse zu einer völlig neuartigen Betrachtungsweise geführt haben. Die neue Abrichtetechnik lehnt grundsätzlich jede Lernmöglichkeit auf der Grundlage der Einsicht des Hundes in die menschlichen Zwecke ab und benutzt dafür die Methode des gedächtnismäßigen Lernens auf der Grundlage der sogenannten Verknüpfungen. Von Natur aus handelt jeder Hund, sei es nun ein Schoßhündchen oder ein Gebrauchshund, nach seinen von der Natur vererbten Trieben. Die Propaganda für die„denkenden Hunde“ hat einen sehr ernsten Hintergrund, weil ja, wenn man ein solches Denken und Auffassungsvermögen der Hunde annimmt, jede Nichterfüllung einer Leistung als Böswilligkeit oder Ungehorsam des Hundes ausgelegt werden müßte mit der beinahe zwangsläufigen Folge sinnloser„Bestrafungen“. Im Gegensatz hierzu geht die moderne Abrichtetechnik von dem Gedanken aus, daß es für den Hund kein Gut und kein Böse, keine Moral, kein Pflichtbewußtsein und keine Einsicht in menschliche Zwecke und Absichten gibt. Diese erste Voraussetzung macht uns von allen jenen falschen und sinnwidrigen Dressureinwirkungen frei, die in ihrer bisherigen Anwendung fast ausschließlich sowohl zu Fehlleistungen als auch zu einer rohen Behandlung geführt haben. Der moderne Abrichter benutzt die Naturtriebe des Hundes, z. B. den Meutentrieb, den Jagdtrieb, den Kampftrieb, und die ganze Kunst besteht nun darin, die dem Menschen erwünschten Triebe so zu fördern, daß daraus prägnante Leistungen werden, die unerwünschten Triebe bzw. Triebverhalten jedoch zu unterdrücken. Hier hilft die große Lernfähigkeit des Hundes, die auf nichts weiter als auf Erfahrung beruht. Indem wir nun dem Hund diejenigen Handlungen, die wir nicht wünschen, verleiden, und diejenigen, die uns erwünscht sind, verannehmlichen, wobei stets eine zeitliche Uebereinstimmung unserer Einwirkungen mit den Handlungen des Hundes bestehen muß, erreichen wir in kürzester Zeit diejenigen Leistungen, auf die es uns ankommt. Es ist sinnlos, einen Hund, der vielleicht vor einer halben Stunde Wurst vom Tisch geholt hat, nachträglich, womöglich unter Vorzeigung des Tellers usw.„bestrafen“ zu wollen. Der Begriff„Strafe“ ist ebenso sinnlos wie der Begriff „Lob“, und die Anwendung dieser Worte verführt immer wieder dazu, falsche Einwirkungen vorzunehmen. Nur dann wird der Hund es vermeiden, Eßwaren vom Tisch zu holen wenn es gelingt, ihn auf frischer Tat abzufassen und ihn durch eine schmerzhafte Erfahrung die Verknüpfung beizu bringen, daß das Herunterholen von Eßwaren äußerst un angenehm und schmerzhaft ist. Diese zeitliche Uebereinstim mung stets zu wahren, ist das Geheimnis dieser raschen uni erfolgreichen Dressur. Es gibt Hundebesitzer, die mit der sogenannten„Liebe“ arbeiten wollen, aber es gibt keiner Hundebesitzer, der mit diesem System in der Lage wäre exakte Gebrauchshundleistungen zu erzielen, die oftmals zu nächst völlig triebwidrig sind. Deshalb wird auch in den Dressuranstalten der Polizei und der Reichswehr mit Zwang gearbeitet, selbstverständlich unter Wahrung der richtigen und zweckmäßigen Anwendung. Die große Lernfähigkeit des Hundes bringt es aber auch mit sich, daß sehr leicht bei der Abrichtung unerwünschte Verknüpfungen entstehen, also Handlungen hervorgerufen, werden, die wir gar nicht wollen. Diese Fehler muß der Abrichter vermeiden; er muß die Technik beherrschen, unerwünschte Verknüpfungen wieder aufzulösen. Wenn wir mit unserem Hunde Fehler machen, streikt er nicht etwa, sondern ändert sein Verhalten nach einem einzigen Grundsatz: dem Unangenehmen zu entgehen und das Angenehme zu bevorzugen, und wahrscheinlich macht er dann(für uns) immer neue Fehler. Das sind dann die sogenannten verdorbenen Hunde, die wir alle kennen, und die ein äußerst lebhafter Beweis sind für die Schwierigkeiten des Denkens. Was aber soll man, wenn das schon solche Not mit gebildeten Hundebesitzern hat, von einem Hunde verlangen, der bei Gott nicht weiß, daß es auf dieser Erde moralische Dinge gibt, die man gar nicht riechen kann... Es ist selbstverständlich, daß der Hundeabrichter ohne Kenntnis der neuen Verfahren nur zu halben Leistungen kommen kann, denn in erster Linie muß der Abrichter zunächst selbst lernen, bevor er imstande ist, mit seinem Hunde systematisch zu arbeiten und ihn so zu behandeln, daß zwie schen Mensch und Hund jenes schöne und vertrauliche Verhältnis entsteht, das wir uns wünschen. Erst dann wird der Hundebesitzer und Führer die Eigenschaften und Handlungen richtig zu lenken und zu würdigen verstehen, wenn er selbst gelernt hat, die Triebe des Hundes und das Triebverhalten richtig einzuschätzen. Blond oder braun? Das Aeußere der Völker der klassischen Alterkums. Es ist kein Zufall, daß die große Kultur des klassischen Altertums, die hellenische, auf den nordischen Menschen einen so tiefen Eindruck macht. Mehr als nur ästhetische Reigung liegt hier vor, nämlich die heute nicht mehr bezweifelbare Rassenverwandtschaft zwischen Griechen und Germanen. Daß die Griechen in frühistorischer Zeit, nämlich um das Jahr 2000 v. Chr., von Norden her nach dem heutigen Griechenland eingewandert sind, das ist durch allerlei archäologische Funde, insbesondere durch Burgruinen in Mazedonien, bewiesen, die im Baustil den späteren dorischen und jonischen Burgen im Peleponnes und in Nordgriechenland außerordentlich ähnlich sind. Die drei griechischen Stämme, die Dorer, Jonier und Achäer, waren offenbar die Herren Mazedoniens, bevor sie sich zu Herren von Hellas machten.— Welchen Weg sie nahmen, ehe sie Mazedonien besiedelten, das ist zwar noch nicht völlig geklärt. Vielleicht weist auch hier die Vergleichung der Baustile einen Weg, denn zweifellos hat das altgriechische Haus mit seinem rechteckigen Grundriß und dem spitzen Giebeldach einen direkten Vorfahren in dem Rechteckhaus der Steinzeit, und wahrscheinlich ist der griechische Tempel ein hochkultivierter Nachkomme jenes nordischen Bauernhauses, das in seiner Grundform noch heute in norddeutschen Dörfern lebt. Immerhin könnte die Tatsache, daß die heutigen Griechen fast durchweg dunkelhaarig und braunäugig sind, ihre nordische Abstammung doch in Zweifel stellen. Man möchte nach der äußeren Erscheinung die Nachkommen von Achill und Agamemnon, von Solon und Aristoteles viel eher in die mittelländische Rasse einrangieren. Eingehende Studien der griechischen Literatur haben aber gezeigt, daß der Schein trügt, die Griechen waren ursprünglich blond. Prof. Dr. Sieglin, der die Frage, braun oder blond, gelöst hat, veröffentlicht soeben seine ungewöhnlich interessanten und überraschenden Feststellungen. Ein klassischer Zeuge für das Aussehen der Griechen im Altertum ist Homer, der zahlreichen seiner Helden, ja ganzen Stämmen den Beinamen: chrysokomos= goldhaarig gibt. Von 158 mythischen Personen, die durch verschiedene griechische Schriftsteller beschrieben sind, werden nicht weniger als 140, also fast 90 Prozent, als blond bezeichnet. Wir kennen ferner 60 griechische Götter und Göklinnen. denen blondes Haar zugeschrieben wird, ebenso wie für viele von ihnen auch das Beiwort lichtäugig— offenbar blauäugig— schon bei Homer verwendet wird. Da die Griechen die Götter in menschlicher Gestalt dachten, ist damit schon bewiesen, daß blonde, blauäugige Menschen unter den klassischen Griechen ziemlich häufig gewesen sein müssen. Selbst dann müßte diese Folgerung gezogen werden wenn wir nicht von Prof. Sieglin erführen, daß unter den 122 geschichtlichen Griechen, deren Haarfarbe uns zufällig überliefert ist, 109 blond und nur 13 dunkel waren. Dieser sehr hohe Prozentsatz von Blonden, der selbst in Deutschland heute nur noch in wenigen Gebieten erreicht wird, zeigt unzweideutig, daß die Griechen ursprünglich blond gewesen sind. Ihre nordische Abkunft kann nunmehr nicht mehr zweifelhaft sein. Archäologische Funde, Sprachforschung und nun auch sogar die äußeren Rassenmerkmale weisen darauf hin. Ganz ähnliche Entdeckungen wie bei den Griechen kann man auch bei den Römern machen. Auch hier ist eine ursprünglich blonde Rasse vor etwa 4000 Jahren von Norden her in die Apenninenhalbinsel eingedrungen Vorher war diese von Angehörigen einer dunkelhaarigen Mittelmeer rasse bewohnt, die, wie zahlreiche Orts=, Fluß= und Bergnamen zeigen, auch in Frankreich und Spanien verbreite war. Von 81 berühmten Römern waren nur 18 dunkel dagegen 63 blond, und ähnlich ist auch das Verhältnis der blonden zu den dunklen Göttern. Also auch die Römer, oder besser gesagt, die Italer waren einmal blond. Wie kommt es nun aber, so muß man doch fragen, daß Griechen wie Römer ihr ursprüngliches Aussehen so völlig verloren haben, und daß die dunklen Typen heute bei beiden Völkern überwiegen? Dieses Rätsel löst die moderne Erbforschung. In Griechenland wie in Italien traf die blonde, nordische Rasse auf eine dunkelhaarige Urbevölkerung. Die Geschichte lehrt, daß zunächst die Eroberer allein herrschten und die Vermischung mit den Unterworfenen vermieden. Das ging bis zur völligen Entrechtung der Mischlinge, die von der Erbfolge und von den Staatsämtern ausgeschlossen wurden. Später jedoch wurden diese strengen Bestimmungen gelockert, und nun mußte die dunkle Urrasse die andere unaufhaltsam überwuchern. Dunkle Haare und braune Augen sind nämlich„erbdominant“, d. h. wenn eine blonde Frau einen dunklen Mann heiratet oder ein blonder Mann eine dunkle Frau, so werden von vier Kindern drei jedesmal dunkel sein und nur eins blond.— Der dunkle Typ vermehrt sich also als Typ erheblich schneller als der blonde. Im Laufe von vier Jahrtausenden mußten deshalb helles Haar und blaue Augen in Rom und Griechenland fast aussterben. Das Grab des Avarenfürsten Ein in diesen Tagen bei Bosca im Komitat Pest gemachker Gräberfund, bei dem goldene Gegenstände im Gesamtgewicht von über einem Kilo zutage kamen, ist nach Auffassung der Fachgelehrten der größte bisher aus der Völkerwanderungsepoche bekannte Fund auf ungarischem Boden. Prof. Dr. Fettich vom Budapester Nationalmuseum macht darüber beachtenswerte Angaben:„Kürzlich stießen Bauern beim Umgraben eines Weinbergs plötzlich in 75 bis 80 Zentimetern Tiefe auf das Grab eines avarischen Fürsten. Unter zahlreichen beigegebenen goldenen Gegenständen von hohem wissenschaftlichen und materiellen Wert soll folgendes Erwähnung finden: der Goldbeschlag eines Peitschenstieis, ein massivgoldener, getriebener Becher, schwere massive Goldbeschläge in verschiedenen Formen, mehrere goldene Riemenzungen mit Einlage, die Goldbeschläge eines Horns, goldene Verzierungen des Köchers und des Sattels sowie verschiedene kleinere Gold= und Silbergegenstände. Das Nationalmuseum ließ sofort die Ausgrabungen fortsetzen und konnte noch weitere Gold= und Silbersachen ans Tageslicht fördern. Die Funde stammen sämtlich aus dem 7. Jahrhundert nach Chr., also aus der Periode der Völkerwanderung. Bereits früher entdeckte man Ueberreste aus dieser Zeit, jedoch noch keinen von der Bedeutung des Fundes von Bosca. Die Entdeckung hat vielleicht Beziehungen zu dem großen Schatzfund von Malaja Pereschtschepina im russischen Gouvernement Poltawa, welcher sich heute in der„Staatl. Eremitage" zu Leningrad befindet.“ Die Avaren waren ein mongolischeer Reiterstamm, der einst von weither im Osten über die Grenzen der vormaligen, seit dem Zusammenbruch des Römerreiches nur schwach verteidigten römischen Provinz„Pannonia inferior“ hereinbrach, in den zerfallenen römischen Kastellen wie insbesondere denjenigen von Aquincum, dem alten Budapest, vielleicht Obdach und Schutz vor der Winterkälte suchten— und deren Name heute fast nur Schall und Rauch ist! Ebenso wie derjenige anderer nomadischer Reiterstämme, die mit ihren kleinen, behenden Pferden über die unermeßliche Pußta schweiften und von denen man auch kaum etwas weiß. Zwar behauptet man jetzt, an der österreichischen Grenze den Sarg Attilas in einer Höhle entdeckt zu haben. Man fand aus der sogenannten„Landnahmezeit", d. h. der etwa eineinhalb Jahrhunderte währenden, dem Jahre 896 der ungarischen Landnahme folgenden Periode, in Tiszabura(Komitat Szolenk) neun Gräber, wahrscheinlich auch avarischen Ursprungs. Jedoch: im großen und ganzen handelt es sich um eine noch recht wenig bekannte Epoche der ungarischen Geschichte, und es ist der Leitung des Ungarischen Nationalmuseums unter Graf Stefan Zichy hoch anzurechnen, daß sie unter Teilnahme bewährter Fachleute Licht in das Dunkel zu bringen bemüht ist. Eine Tochter rächt ihre Mutter Ueber eine eigenartige Liebestragödie berichteten kürzlich englische Blätter. Ein junger Student in Oxford, der Sohn eines reichen Londoner Kaufmanns, hatte sich in ein Mädchen verliebt, das ihn vollends zu ruinieren drohte. Nicht nur, daß er seine Studien versäumte und hohe Geldsummen vergeudete, auch seine Gesundheit litt schwer. Schließlich veranlaßte der Vater einen befreundeten Rechtsanwalt, daß er das Mädchen gegen einen bedeutenden Geldbetrag zur Aufgabe des jungen Mannes bewegen sollte. Das Mädchen versprach auch, den Studenten nicht wiederzusehen. Dieser trat eine mehrmonatige Auslandsreise an und widmete sich dann wieder mit Eifer seinem Studium. Aber nicht lange darauf, tauchte das Mädchen wieder auf, und wieder fiel der Sohn ihren Verführungskünsten zum Opfer. Erneut opferte der Vater eine große Summe, damit das Mädchen selbst ins Ausland gehe. Nun endlich schien Ruhe einzutreten. Der Student machte seine Examen und ließ sich als praktischer Arzt nieder. Kurz darauf heiratete er und lebte glücklich und zufrieden. Eines Tages jedoch war er spurlos verschwunden. Erst nach fünf Jahren kam die Nachricht, daß er mit dem jungen Mädchen auf und davon gegangen war und schließlich Selbstmord begangen hatte. Damit erschien die Liebestragödie eines haltlosen Menschen abgeschlossen. Allein, der Anwalt, der die letzten Lebensumstände des Toten von dem Mädchen erfragen wollte, erfuhr hier etwas, was einfach unfaßlich erscheint und tief in die Abgründe eines verirrten Frauenherzens hinableuchtet Das Mädchen behauptete nämlich, daß sie ron jung auf ihre Lebensaufgabe darin gesehen habe, den jungen Mann zu vernichten. Denn sie habe sich für ihre Mutter rächen wollen. Ihre Mutter sei durch einen Studenten ins Unglück gestoßen worden und in Armut gestorben. Der Student von damals aber sei der Vater des jungen Mannes. Da er ihre Mutter ins Unglück gestoßen habe, so habe sie seinen Sohn ruinieren müssen. Diese Rache habe sie sich geschworen und den Schwur auch gehalten. Lob des Spargels Man braucht kein Materialist zu sein und darf doch den Spargel als eine der schönsten Gaben des Frühlings, insonderheit des Monats Mai preisen. Dem Spargel gebührt nun einmal unter den pflanzlichen Leckerbissen des wiedererwachten Jahres ein besonderer Platz. Ueber die beste Art seiner Zubereitung streiten sich die Geister nicht erst seit unserer Zeit. Einfachheit scheint auch hier der beste Weg. und so schätzt man ihn am meisten in Salzwasser gekocht und mit zerlassener Butter serviert. Man braucht aber nicht zu streiten. Ei oder Schinken mag auch als Erhöhung des Geschmacks dienen. Ueber die Gechmäcker soll man halt nicht streiten, das gilt für die Zubereitung wie für das Essen des Spargels, um das sich auch schon mancher den Kopf zerbrochen hat. Künstler der Tafel sind nach wie vor dafür, daß man das untere Ende in die linke Hand nimmt und mit der Gabel die Spitze zum Munde führt. Auch andere Arten erregen keinen Anstoß, nur soll man dem Spargel—wie dem Fisch— nicht mit dem Messer zu Leibe rücken Im ganzen ließen sich Bücher über Verwendungsmöglichkeiten und Speisevorschriften des Spargels schreiben, eine merkwürdige Tatsache ist z. B., daß es jahrhundertelang so gut wie unbekannt war, daß man den Spargel essen konnte. Die Wurzel gebrauchte man zwar im Mittelalter zu Heilzwecken, aber die Triebe ließ man munter zu grünen Ranken sprossen. Zur Römerzeit war der Spargel das angesehenste Gemüse. Spargel kannte man damals auch schon in Germanien, und vom Rheine aus wurde er sogar nach Rom verfrachtet. Sogar die alten Aegypter sollen schon den Spargel gekannt haben. Obwohl das Altertum schon eine sehr hohe Kultur des Spargelanbaues kannte, ist doch all diese Kenntnis im Mittelalter verlorengegangen. Man geht wohl nicht fehl, wenn man neben dem Untergang des römischen Hoflebens die asketische Lebensauffassung am Bezinn unseres Jahrtausends als Veranlassung dieser immerhin recht eigenartigen Erscheinung ansieht. Aber vom Besinn des 16. Jahrhunderts an breiten sich wieder Spargelultur und=küche in Deutschland aus. Die Niederländer lernen ihn von den Franzosen kennen, und von da aus ziehl er wieder ein in die Gärten und Küchen Deutschlands. Schon zur Feudalzeit des 18. Jahrhunderts spielt er eine große Rolle auf den Tischen der Wohlhabenden. Es hat aber noch lange Zeit gedauert, ehe dieses köstliche Gemüse aus dem Vorrecht der Reichen sich auch zum Kochtopf des kleinen Manes durchrang. Alles Ding vergänglich ist... Es darf im allgemeinen als ein idealer Zustand bezeichnet werden, wenn jeder Mann am Sonntag sein Huhn im Topfe hat. Noch schöner und idealer ist es indessen, wenn man Gelegenheit hat, auch wochentags ein junges Huhn am Spieße braten zu können. Solche Glücksritter waren etliche Eisenbahnangestellte eines südosteuropäischen Staates— der Name sei aus Höflichkeitsgründen verschwiegen—, die die schöne Funktion hatten, durchrollende Transporte von Lebendgeflügel aus Bulgarien mit Futter zu versorgen. Mit zunehmender Verärgerung hatten die meisten bulgarischen Ausfuhrfirmen nun bald feststellen müssen, daß ihre Geflügelsendungen nach Italien und Deutschland außerordentlich starke Verluste aufzuweisen hatten, die einfach unerklärlich waren. Erst langsam kam man dahinter, daß es mit diesen„Abgängen“ seine besondere Bewandtnis hatte: Zahlreiche Eisenbahnangestellte des Durchgangslandes, die auf das Wohl der Sendungen bedacht sein sollten, hatten nämlich dabei auch das eigene nicht vergessen: Aus jedem Transport griffen sie einige besonders gute und fette Exemplare heraus, um sie am Spieße zu braten und zusammen mit einem Glase feurigen Landweines zu vertilgen. Um diesem Unwesen zu steuern, sahen sich die Behörden beider Länder schließlich gezwungen, gelegentlich des Abschlusses eines Veterinärabkommens eine eigene Klausel aufzunehmen, die dahin geht, daß jedes Huhn oder Hühnchen, Geschichte unter Glas Besuch im Preußischen Geheimen Staatsarchiv. In Dahlem, mitten im Grünen, liegt, aus Stein und Eisen erbaut, das gewaltige Gebäude des Preußischen Geheimen Staatsarchivs, an dessen Spitze Generaldirektor Prof. Dr. Brackmann steht. In sechs Stockwerken logern hier in je 107 Meter langen Sälen in bis an die Decken reichenden Regaten etwa 300 000 dicke Aktenpakete mit rund 15 Millionen Dokumenten aller Art. In einem besonderen Saal find die kostbarsten Stücke des Staatsarchivs. Marksteine aus der brandenburgischpreußischen Geschichte, ausgestellt, die bis vor einem Jahr nur bei besonderen Anlässen gezeigt wurden, jetzt aber auch von dem großen Publikum besichtigt werden können. Das Geheime Staatsarchiv, die älteste preußische Behörde, hat— wie vielfach angenommen wird— keine Geheimnisse. Man wollte es bereits in„Hof=Staatsarchiv“ umbenennen, ist aber schließlich bei der alten Benennung, die es schon über 300 Jahre führt, geblieben. Das Staats. archiv ist kein Meeseum, sondern eine Verwaltung, eine Registratur der Zentralbehörden des preußischen Staates. Das Mittelalter hatte eine gewisse Abneigung gegen Tinte und Feder. Erst im 16. Jahrhundert begann man, Akten anzulegen. Aus der Notwendigkeit der Einführung einer organischen Verwaltung erwuchs ein Beamtenkörper, der seine Spitze in dem„Geheimen Rat“(1604) hatte. In der Zeit politischer Hochspannung hielt es Kurfürst Joachim Friedrich für erforderlich, mehrere verdiente Männer zu Geheimen Räten zu ernennen, und der„Geheime Rat" bildete gewissermaßen das Fundament der späteren preußischen und ReichsMinisterien. Daneben entstanden die Geheime Kanzlei, aus der die Akten in das Geheime Archiv wanderten. Aus Kurbrandenburg wurde der preußische Staat. Under Friedrich Wilhelm l. entstand das Generaldirektorium, Friedrich der Große gründete weitere Departements, bis unter Stein und Hardenberg die Ministerien des 19. Jahrhunderts ins Leben gerufen wurden. Aus diesen Jahrhunderten lagern die Akten im Geheimen Staatsarchiv, und sie umfassen nicht nur die Urkunden aus den preußischen Zentralverwaltungen, sondern auch aus den brandenburgischen Provinzialbehorden sowie aus der Grenzmark und aus Posen. Dauernd kommen neue Akten hinzu. So hat allein das Ministerium des Innern dem Staatsarchiv im vorletzten Jahre 20000 Aktenpakete überwiesen. Neben dieser Bearbeitung der Akten haben die 50 Beamten noch etwa 1000 Anfragen im Monat zu beantworten, von denen 75 Prozent von Familienforschern stammen. Nun zur Ausstellung selbst! In den Schaukästen 1 bis 30 findet man die genaue Linie der brandenburgisch=preußischen Geschichte von den Zeiten Albrechts des Bären bis zur Gegenwart in Urkunden, Akten, Briefen, Amtsbüchern, Drucksachen, Karten, Bildern usw. Der Schaukasten 33 und ein Glasschrank zeigen Siegelabdrücke, Siegelstempel und Staatsvertrage. In den Schaukästen 34 bis 36 werden Ereignisse und Fragen von Gegenwartsbedeutung behandelt. Die Schaurahmen 1 bis 11 enthalten die Entwicklung der brandenburgisch=preußischen Staatsurkunde seit dem 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der einzelnen Aktenstilformen(Reskripte, Kabinettsorders, Erlasse, Verordnungen, Gesetze) und ihrer Beglaubigungs=Merkmale. Die Schaurahmen 12 bis 18 bringen typische Formen und Hilfsmittel des diplomatischen Schriftverkehrs. Die Schaurahmen 19 bis 21 und die Schaukästen 31 und 32 umschließen seltene diplomatische Dokumente aus dem Nahen und dem Fernen Osten! Aus der Fülle einige interessante Einzelheiten! In tiefer Bewegung steht der Besucher vor dem Schaukasten„In memoriam Paul v. Hindenburg". Man sieht die Eingabe eines Ahnherrn des Feldmarschalls aus dem Jahre das äuf dem Transport fürbt, dem Fugführer zu übergeben und im Heizkessel der Lokomotive zu verbrennen ist. Nach dieser diplomatischen Vereinbarung über die Feuerbestattung der verendeten Hühner hat sich tatsächlich deren Sterblichkeitsziffer auf ein Minimum verringert... Zur großen Freude der bulgarischen Ausfuhrfirmen und tiefen Betrübnis jener Eisenbahnangestellten, für die es nunmehr mi den Fleischtöpfen Aegyptens ein Ende hat. Es ist hal im Leben alles vergängtich... Hollywood hat Angst vor dem Farbenfilm Nach Meinung der Filmgewaltigen in Hollywood dürfte die Frage: Farbenfilm— oder nicht? bereits in allernächster Zeit entschieden werden. Es ist soeben ein größerer farbiger Film mit Miriam Hopkins auf die Reise geschickt worden, und es hängt von der Aufnahme dieses Films durch das Publikum ab, ob die amerikanische Filmmetropole zur Produktion farbiger Filme genetell übergehen wird oder nicht. Die Filmdirektoren selbst in ihrer Mehrheit hoffen, daß dieser Kelch an ihnen vorübergehen möge. Denn die Vorarbeiten für den Farbenfilm sind noch keineswegs erschöpfend weit gediehen, und der Farbenfilm ist gegenwärtig für Hollywood nicht nur ein sehr teueres, sondern in bezug auf sein Gelingen auch sehr problematisches Unternehmen. Man ist sich darüber klar, daß der Farbenfilm nur Gnade beim Publikum findet, wenn die Farbtönung wirklich naturgetreu erscheint. Bisher aber hat man annahernde Resultate in diesem Sinne nur in Ateliers erreichen können, wo die Beleuchtung und der Hintergrund je nach Wunsch gewählt werden können. In der freien Natur aber, die im Film heute unentbehrlich ist, muß man sich anpassen. Außerdem kostet der Farbenfilm in der Herstellung augenblicklich noch 25 Prozent mehr als der Schwarz=Weiß=Film, hat doch allein die Aufnahme gleich auf drei Filmbänder statt auf eines zu erfolgen. Die Produzenten hoffen daher sehnlichst, daß seine Majestät der Kinobesucher dem Farbenfilm nicht seine Gunst schenken möge und mit ihnen die Ansicht haben werde, daß der farbige Film überhaupt höchstens bei Kostümfilmen zur Bildverschönerung führen könnte, die weniger als ein Zwanzigstel der Normalproduktion umfassen. Sollte allerdings Seine Majestät der Filmkonsument sich für das farbige Bild erklären, dann hilft kein Angstschweiß, dann muß die Produktion heran. Und für diesen Fall wird bereits verkundet, daß sogar Micky=Maus sich im farbigen Gewand vorstellen werde. Das älteste Theater der Welt Einer unter Leitung des Professors Luigi Pernier stehenden italienischen Expedition ist es gelungen auf Kreta ein antikes Theater auszugraben, das Professor Pernier als das älteste Theater der Welt bezeichnet. Die Fundstelle befindet sich in einem großen steinernen Hofraum auf einem Hügel in der Nühe des Königspalastes des Minos in Festo auf Kreta. Nach Ansicht des Forschers dürfte der Bau von einem unbekannt gebliebenen König mindestens eineinhalb Jahrhunderte vor der Herstellung des berühmten Theaters des Dionysos ausgeführt worden sein, das bisher als das älteste Theater der Welt galt. Trotz der Verwüstungen, die die Zeit angerichtet hat, verleugnen die freigelegten Trümmer noch heute nicht die Schönheit ihrer großzügigen Architektur. Klar und scharf treten die Spuren des Amphitheaters in zwei Treppen hervor, die mit dem Königspalast in Verbindung standen. Eine dritte Treppe führte zu den hochragenden Mauern empor, die das Theater umschlossen. Gegenüber der Szene befand sich ein Hof, der ebenfalls mit dem Palast verbunden war und von dem aus der König das Theater betreten haben mag. Beim Einzug muß sich nach den im Palast von Festo aufgefundenen Bildern ein feierliches Zeremoniell unter Beteiligung des Hofstaates abgespielt haben. Der italienische Archaologe bemerkt dabei, daß der König in eigener Person an den Vorführungen teilgenommen habe, wenn das Programm religiöse Tänze enthielt. Eine überraschende Entdeckung stellt im übrigen die durch den Augenschein bestätigte Tatsache dar, daß das uralte Theater auch der Schauplatz von Stierkämpfen gewesen sein dürfte, und, wie die von Professor Pernier auf den Mauern freigelegten Bilder beweisen, waren an diesen Kämpfen„Toreros beiderlei Geschlechts beteiligt. So zeigt eins der Bilder einen mit zwei jungen Frauen im Kampf stehenden Stier, der eine der Kämpferinnen mit den Hörnern aufgespießt hat. 1792 an die Westpreußische Kriegs= und Domänenkammer, die Errichtung einer Windmühle auf Gut Limbsee betreffend, eine Nachweisung über die Familienverhältnisse des Gutsbesitzers und Landschaftsrats v. Beneckendorff u. Hindenburg, die Stiftungs=Urkunde über die Errichtung des Familienfideikommisses Neudeck, einen vom Vater des Reichsprasidenten ausgefüllten Fragebogen des Kadettenkorps, der zur Aufnahme des jungen Hindenburg notwendig war, ferner die Akte, die Uebergabe und Inbesitznahme der Domäne Langenau durch den Reichspräsidenten betreffend, mit seinem markanten Namenszug. Erschütternd wirkt die Eingabe der Einwohner Saarbrückens mit zahlreichen Unterschriften vom 25. November 1815 an den Staatskanzler Fürsten Hardenberg, in welcher es heißt, daß sie„in ihrem Herzen nur Raum für den einzigen Wunsch eines dauernden friedlichen Zustandes unter deutscher Herrschaft“ haben. An einer anderen Stelle findet man das Urbild der „blauen Briefes". Das blasse Kuvert stammt von Friedrich dem Großen aus dem Jahre 1773 und trägt die Adresse des Etatsministers Grafen Schaffgotsch. Die älteste Urkunde des Staatsarchivs datiert vom 16. Mai 1092. Darin erneuert Bischof Udo von Hildesheim allen Dienstleuten seiner Kirche und deren Töchtern das Recht, sich zu verheiraten, mit wem sie wollen, wie die Reichsdienste leute und Dienstleute der Mainzer Kirche und erläßt ihnen die für die Heiratserlaubnis zu zahlende Abgabe,„bumiete" genannt. In der ältesten Papst=Urkunde des Archivs vom 29. Mai 1188 nimmt Papst Clemens III. das Domstift Stendal in Schutz und bestätigt ihm seine Besitzungen. In der ältesten Askanier=Urkunde aus dem Jahre 1160 überläßt Markgraf Albrecht der Bär dem Johanniter=Orden die Kirche Werben bei Havelberg. In der ältesten märkischen Kaiser=Urkunde übereignet Heinrich VI. am 23. Juni 1190 dem Kloster in Stendal 26 Pfund Einkünfte. VIERSEN ANT ATIE