enttes.. U A7 verbunden mit der Erscheint werktäglich. Bezugspreis monatl. 2,75 DM frei Haus einschl. Botenlohn; bei Postbezug.75 DM eihsschl. Postüberweisungsgebühr und ausschl. Postzustellgeld. Die Behinderung der Lieferung rechtfertigt keinen Anspruch auf Rückzahlung des Bezugspreises. Druck und Verlag: Buchdruckerei Werber, Honnef am Rhein. holncser Feirung Verantwortlicher Schriftleiter: Fritz Werber, Honnef am Rhein. Anzeigengrundpreise: Gemäß Preisliste. Zurzeit ist Preisliste Nr. 1 gültig. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Jonas, Honnef am Rhein.— Erfüllungsort für beide Teile Honnef am Rhein.— Geschäftsstelle: Hauptstraße 381.— Einzelnummer 20 Pfg. Gegründet 1882 Donnerstag, 3. Januar 1952 Es ging nur um das Wie. Hallstein hofft auf gemeinsame europäische Vertretung. Bonn, 2. Jan.„Ich habe es nie erlebt, daß mit einer solchen Selbstverständlichkeit von der Schaffung einer europäischen Föderation geredet worden ist, wie auf dieser Konferenz, es ging nur noch um die Frage des„Wie“,“ sagte Staatssekretär Prof. Hallstein. Er sprach am Mittwoch in Bonn die Hoffnung aus, daß die Partner der Bundesrepublik in der europäischen Verteidigungsgemeinschaft ihre nationalen Vertretungen in der Atlantikpakt-Organisation aufgeben.„Wenn die fünf Partner ihre nationale Vertretung dort nicht aufgeben, kann man nicht von einer deutschen Gleichberechtigung sprechen“, fügte er hinzu. Hallstein sprach vor der Presse die Er- im Grundsatz über ein gemeinsames Budwartung aus, daß das Gewicht der bisherigen nationalen Vertretungen Frankreichs, Italiens und der Beneluxstaaten im Atlantikpakt auf eine neue übernationale Vertretung der europäischen Verteidigungsgemeinschaft verlagert wird. Deren korporative Mitgliedschaft in der atlantischen Organisation sei vorgesehen. Eine Formel dafür müßten die Außenminister der Verteidigungsgemeinschaft noch finden. " Kein Austritt möglich. Der Zusammenschluß würde nicht zu einem europäischen Einheitsstaat, sondern zu einem Bundesstaat mit einem ZweiKammer-Prinzip führen. Entsprechend einem holländischen Vorschlag werden die einzelnen Staaten etwa erforderliche Bestimmungen für die Aenderung ihrer Verfassungen ausarbeiten und der Oeffentlichkeit im eigenen Lande unterbreiten. Befragt, ob bei der Uebernahme der Regierungsgewalt in einem Staat durch die gegenwärtige Opposition ein Austritt aus der politischen oder der Verteidigungsgemeinschaft möglich sein werde, antwortete Prof. Hallstein mit einem entschiedenen Nein. Die Rekrutierung für die Europa-Armee werde auf nationaler Ebene erfolgen, fuhr Hallstein fort. Die Art und Weise werde von den einzelnen Ländern selbst bestimmt. Dafür würden im einzelnen Länderparlamente beauftragt, Wehrgesetze zu erlassen. Die schon bestehenden nationalen Armeen der Mitglieder der Verteidigungsgemeinschaft würden der gemeinsamen Streitmacht zugeführt. Politische und Hnanzielle Fragen noch offen. Auf der nächsten für Ende Januar vorgesehenen Konferenz der Außenminister der europäischen Verteidigungsgemeinschaft werden nach den Worten Hallsteins noch politische und finanzielle Fragen zur Debatte stehen. Auf politischem Gebiet müsse noch über die Kompetenzverteilung zwischen Verteidigungskommissariat und Ministerrat entschieden werden. Voraussichtlich werde das Kommissariat an die Entscheidungen des Ministerrates gebunden werden. In der Finanzfrage sei man Entlassung auf Ehrenwort. Munsan, 2. Jan. Ein neuer Sechs-PunkteVorschlag der alliierten Unterhändler bei den koreanischen Waffenstillstandsverhandlungen wurde zur Entlassung der Kriegsgefangenen sowie zur Rückführung aller Zivilinternierten vorgelegt. Der umstrittene Gefangenenaustausch soll danach Mann gegen Mann beginnen. Erst nach der Unterzeichnung des Abkommens sollen die restlichen Gefangenen und Zivilinternierten vollständig ausgetauscht werden, soweit sie nicht selbst ohne Zwang auf die Rückführung verzichten. Alle ausgetauschten oder entlassenen Gefangenen sollen sich ehrenwörtlich verpflichten, nicht wieder im Korea-Krieg zu kämpfen. Die kommunistischen Vertreter erhoben nach alliierter Mitteilung aus politischen Gründen gegen einige Punkte Einwände. get einig. Es sei die Frage zu lösen, ob die Verfügung über die Haushalte in der Uebergangszeit einem europäischen Organ oder zunächst der nationalen Zuständigkeit unterliegen soll. Adenauer berichtet über Paris. Bonn, 2. Jan.(dpa) Bundeskanzler Dr. Adenauer wird am Donnerstag, in der ersten Sitzung des Bundeskabinetts im neuen Jahr, über die Ergebnisse der PaWas will Wirth in Berlin? Politische Besprechungen des ehemaligen Reichskanzlers? Bonn, 2. Jan. Der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth, dessen Kabinett 1923 wegen des Scheiterns der Reparationsverhandlungen mit den Westmächten zurücktrat, hält sich gegenwärtig in Ostberlin auf. Dr. Wirth hat in einem Schreiben an den Bundesrat und den Bundestag vor „schwerwiegenden politischen und wirtschaftlichen Folgen des Schuman-Plans“ gewarnt.„Die schicksalsschweren politischen und wirtschaftlichen Folgerungen des Schuman-Planes bedrohen das deutsche Volk in seinem friedlichen Bestand, verwandeln das Herz der deutschen Wirtschaft in eine fremde Kriegsindustrie und verhindern die Entwicklung einer eigenen friedlichen Exportindustrie.“ Meldungen des sowjetzonalen Nachrichtendienstes zufolge will Wirth das Ergebnis seiner„informatorischen Besprechungen“ der Oeffentlichkeit in einem Memorandum mitteilen. In seinem Schreiben an alle Bundestagsabgeordneten fordert Wirth, der dem badischen Zentrum angehört, eine „Entscheidung des deutschen Volkes über Kein Luxus mehr. Einschränkungen für US-Besatzungstruppen in Deutschland. Washington, 2. Jan. Eine drastische Einschränkung aller Sonderleistungen für die US-Besatzungstruppen in Deutschland kündigte ein hoher amerikanischer Regierungsbeamter in Washington an. In dem Bestreben, die Besatzungskosten herabzudrücken, erklärte der Beamte, müsse alles verschwinden, was über eine angemessene Truppenbetreuung hinausgehe und als„Luxus“ angesehen werde. Hierbei wurde auf den kürzlichen Vorwurf Bezug genommen, der dem Außenministerium vorwarf, daß seine Beamten in Deutschland„wie die Fürsten“ lebten. Der Hauptgrund für die geplanten Maßnahmen sei jedoch das Bestreben der maßgebenden amerikanischen Stellen, den Weg für die Aufnahme der Bundesrepublik, als gleichberechtigten Partner in die westliche Völkergemeinschaft zu bereiten. Sobald das Besatzungsstatut durch die vertraglichen Abkommen abgelöst werde, verlagere sich das Aufgabengebiet der in Deutschland stationierten Streitkräfte von der Ueberwachung und Kontrolle einer besiegten Nation auf die Sicherung und Verteidigung eines gleichberechtigten Partners. In diesem Sinne würden verschiedene kostspielige Einrichtungen aus der Welt geschafft werden. Auf militärischem Gebiet sei an eine Zusammenfassung der militärischen Verbände an strategisch wichtigen Punkten gedacht, statt sie wie bisher in weitverstreuten Garnisonen in allen Teilen Deutschlands zu belassen. Pleven wieder in Höten. Paris, 3. Jan. Heute wird die Nationalversammlung über die Vertrauensfrage entscheiden, die Ministerpräsident Pleven wiederum gestellt hat. Er sah sich dazu gezwungen, nachdem sich die politische Lage wieder zugespitzt hat. Es geht jetzt um das Budget für das Jahr 1952. Sollten 314 Mitglieder der Nationalversammlung gegen die Regierung stimmen, so würde dies den Sturz Plevens bedeuten. Es handelt sich jedoch noch nicht um die endgültige Verabschiedung des Budgets. Pleven will aber durch die Beantwortung der Vertrauensfrage das Parlament zwinNr. 3 riser Europa-Armee-Konferenz berichten. Das Kabinett wird sich ferner mit Wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen beschäftigen. Der Bundeskanzler war am Mittwoch nicht im Amt. Er hatte Rücksprachen mit seinen engeren Mitarbeitern in seinem Rhöndorfer Heim. Hauptschuldenkonferenz im Februar? London, 2. Jan.(dpa) In London verlautete am Mittwoch aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, daß gegenwärtig zwischen der deutschen Bundesregierung und den drei Westmächten über die Termine für die Hauptschuldenkonferenz verhandelt werde, die Ende Februar stattfinden soll. In dieser Konferenz soll die Frage der deutschen Vorkriegs- und Nachkriegsschulden geklärt werden. 25 Staaten werden an der Konferenz teilnehmen. Vorarbeiten für diese Konferenz wurden bereits im letzten Jahr in London von Vertretern der drei Westmächte und einer Delegation der Deutschen Bundesrepublik geleistet.(nach Reuter) den Schuman-Plan“. Er erklärte, daß Deutschland wie beim Dawes- und YoungPlan„wieder einmal unter ein fremdes wärtschaftliches und, finanzielles Regime gebeugt werden“ solle. Es gehe aber nicht an, daß weittragende Entscheidungen über das künftige Schicksal der Deutschen gefällt würden, ohne daß man sie höre. Kaiser:„Briefträger der Sowjets“. Berlin, 2. Jan.(dpa)„Ich bedauere sehr, daß ein Mann wie der frühere Reichskanzler Wirth sich zum Briefträger der Sowjets hat degradieren lassen“, erklärte Bundesminister Kaiser zu dem Brief des ehemaligen Reichskanzlers an die Mitglieder des Bundestages und des Bundesrates über den Schuman-Plan.„Ich habe ihn als aufrechten süddeutschen Demokraten einst außerordentlich geschätzt. Ich weiß um seinen Kampf für deutsche Freiheit und muß nun sehen, wie er sich von dem schlimmsten Gegner der Demokratie und der Freiheit mißbrauchen läßt. Wirth ist der kommunistischen Propaganda zum Opfer gefallen.“ Wichtigstes vom Tage. Neujahrsempfang bei Francois-Poncet. Mainz, 2. Jan.(dpa) Der französische Hohe Kommissar, Francois-Poncet, gab am Mittwoch auf Schloß Waldthausen bei Mainz einen Neujahrsempfang. Unter den Teilnehmern waren der Ministerpräsident von RheinlandPfalz, Peter Altmeler, und der Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern, Gebhard Müller. In seiner Ansprache wies Francois-Poncet auf die bevorstehende Ablösung des Besatzungsstatuts hin. Er sagte, daß er in seiner Eigenschaft als französischer Hoher Kommissar die Länderchefs wahrscheinlich zum letzten Male begrüßen könne. Die in den vergangenen Jahren geleistete Arbeit sei sicher nicht vergebens gewesen, und besonders der Schuman-Plan sei für die Verständigung unter den westlichen Nationen ein Schritt vorwärts. Litwinow gestorben. Moskau, 2. Jan. Litwinow, Außenminister der Sowjetunion von 1929 bis 1939, ist, wie erst jetzt gemeldet wird, am Silvesterabend in Moskau im Alter von 75 Jahren gestorben. Die Leiche wurde im Sitzungssaal des sowjetischen Außenministeriums aufgebahrt und am Mittwoch in' einem Staatsbegräbnis beigesetzt. Verdienstorden für vier Juristen. Bonn, 2. Jan.(dpa) Der Bundespräsident hat auf Vorschlag des Bundesjustizministers dem früheren Präsidenten des Oberlandesgerichtes in Hamburg, Dr. Dr. h. c. Wilhelm Kieselbach(Hamburg), und dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes für das britische Besatzungsgebiet, Prof. Dr. Ernst Wolff(Köln), das Große Verdienstkreuz mit Stern verliehen. Mit dem Großen Verdienstkreuz wurden der Generalanwalt beim ehemaligen deutschen Obergericht der Doppelzone, Dr. Hans Quambusch(Wiesbaden), und der Generalstaatsanwalt a. D. beim Obersten Gerichtshof für das britische Besatzungsgebiet, Prof. Dr. Karl Schneidewin(Köln), ausgezeichnet. Krumans Gegenuun! Washington, 2. Jan.(dpa) Aus gut unterrichteter Washingtoner Quelle verlautete, Präsident Truman habe Premierminister Churchill wissen lassen, daß er mit ihm in der nächsten Woche die Frage einer Anerkennung der nationalchfnesischen Regierung in Formosa als rechtmäßige Regierung Chinas durch Japan erörtern wolle. Diplomatischer Hinweis:„Früh ins Bett“. London, 2. Jan.(dpa)„Kaum ein Tag vergeht“, schreibt der Washingtoner Korrespendent der„Times“,„ohne daß ein US-Ministerium mittellt, welche Forderungen Churchills erwartet und nicht erfüllt werden können. Die Meldung werde verbreitet, der US-Präsident sche überhaupt keinen Grund für Churchills Besuch. Er habe die britische Botschaft wissen lassen, daß er ohne Rücksicht auf Churchill um 21 Uhr ins Bett gehen werde. Diese Kampagne erklärt sich damit, daß amerikanische Politiker in dem Besuch eine Ablenkung von der Innenpolitik sehen.“ Argentinien rationiert Benzin. Buenos Aires, 2. Jan.(dpa) Die Regierung hat zum Jahresbeginn eine Benzinrationierung in Kraft treten lassen. Zum gleichen Zeitpunkt wurden die Tarife im internationalen Telegrammverkehr um 41 v. H. erhöht und die öffentlichen Transportmittel in der Hauptstadt vom Staat übernommen. Die verstaatlichten Untergrund-, Straßenbahn- und die Autobuslinien waren bisher von der städtischen Transportgesellschaft betrieben, die bankrott gemacht hat. gen, die Gesetzesvorlage überhaupt erst einmal zu debattieren. Vor kurzem hatte die Regierung dem Parlament den Entwurf des Finanzgesetzes zugeleitet. Sie forderte darin, daß 1952 alle Steuern um rund zehn Prozent erhöht werden. Das lehnte die Finanzkommission des Parlaments ab, obwohl sie bereits den um zehn Prozent erhöhten Ausgaben zustimmte. Die Atombombenversuche Stalins. (dpa) Im Auf und Ab der Pariser Abrüstungsverhandlungen der UNO sagte der sowjetische Außenminister Wyschinski, daß die Sowjetunion zu einer Inspektion ihrer Atomwaffenanlagen bereit sei, sobald die Atombombe als solche geächtet ist. Dagegen lehnte Wyschinski den vom Westen vorgeschlagenen schrittweisen Abbau der Atomwaffenindustrie mit einer entsprechenden internationalen Kontrolle ab. Er bezeichnete dieses Verfahren als einen Versuch, das grundsätzliche Verbot der Atomwuffe durch„Sammlung von Informationen“ zu ersetzen. Damit bestätigte er noch einmal den Wunsch des Kremls, die bisher von der Sowjetunion auf dem Gebiet der Atomwaffenherstellung nicht zuletzt mit Hilfe ausländischer Physiker(darunter Fuchs und Pontecorvo) erreichten Resultate einstweilen mit dem strengsten Schleier des Geheimnisses zu umgeben. So erhielt das internationale Rätselraten über den Umfang und den Standort der sowjetischen Atomwaffenindustrie neuen Auftrieb. Die Amerikaner meldeten im Oktober vergangenen Jahres in kurzem Abstand einwandfrei festgestellte Explosionen der zweiten und dritten sowjetischen Atombombe. Bereits die erste amerikanische Mitteilung über die zweite dieser Explosionen löste eine Erklärung Stalins aus. In eindeutiger Weise bestätigte Stalin, daß in der Sowjetunion„zur Abwehr eines drohenden anglo-amerikanischen Angriffs“ planmäßig Versuche mit Atomwaffen verschiedenen Kalibers durchgeführt werden. Diese Versuche würden fortgesetzt, um den„Verteidigungsplan der UdSSR“ zu verwirklichen. Abgesehen von dieser amtlichen Erklärung gibt es Methoden, um die Einzelheiten solcher Atombombenversuche zu ermitteln. Der„Eiserne Vorhang“ ist in dieser Beziehung durchsichtig geworden. Durch exakte wissenschaftliche Methoden, die nichts mit geheimen Nachrichtendiensten zu tun haben, sich vielmehr auf die modernsten Erkenntnisse der Physik und Chemie stützen, war es möglich, festzustellen, daß die erste sowjetische Atombombe, die im Sommer 1949 zur Explosion gebracht wurde, nicht aus Uran 235, sondern aus Plutonium bestand. Der Wirkungsgrad soll ungefähr der über Nagasaki abgeworfenen amerikanischen Atombombe entsprochen haben. Durch Luftproben, die von Flugzeugen aus den Randgebieten der UdSSR geholt wurden, konnte das Mengenverhältnis von Spaltungsprodukten und ungespaltenen Atomen ermittelt werden. Dadurch waren auch Rückschlüsse auf den Stand der sowjetischen Atomforschung möglich. Als Raum der sowjetischen Atombombenversuche wird in amerikanischen Berichten vielfach das Gebiet zwischen Tomsk und Irkutsk genannt. Ferner wurden als Ort der Atombombenexplosionen die Sandwüsten Russisch-Zentralasiens angegeben. Beide Darstellungen können zutreffen. Es entspricht der Stalinschen Politik, wichtige Rüstungsindustrien nicht nur an einer Stelle zu errichten, sondern mehrere Schwerpunkte zu bilden. Man kann daher mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die sowjetische Atomwaffenindustrie nicht an einem Ort konzentriert ist, sondern auf mehrere„Atomgrade“ verteilt wurde. Das Pariser Blatt„Figaro“ wußte zu berichten, daß sich ein von 2000 Jägern beschütztes Atombombenlager 240 Kilometer südöstlich von Tomsk in einem 45 Meter unter der Erdoberfläche liegenden Schutzraum befinde. Diese Meldung beruft sich auf einen Bericht des angeblich nach dem Westen geflohenen Sohnes des Sowjetmarschalls Schaposchnikow. Daß im Raum zwischen Irkutsk und Tomsk wichtige Atomwaffenanlagen liegen, geht auch aus Angaben von Schweizer Blättern hervor, die dabei auf die zahlreichen Kraftwerke verwiesen, die an der Angara westlich von Irkutsk entstanden. Der Stromverbrauch der Atomwaffenindustrie ist außerordentlich. Daher erscheint diese Angabe nicht unwahrscheinlich, zumal aus dem Raum Irkutsk die Errichtung großer physikalischer Forschungsinstitute bekannt wurde. In der internationalen Presse wurde der derzeitige sowjetische Vorrat an Atombomben wiederholt auf ungefähr hundert Stück geschätzt. Diese Zahlen beruhen auf reinen Kombinationen, da konkrete Unterlagen natürlich fehlen. Während die „New York Times“ einen Aufsatz des amerikanischen Sachverständigen Lawrence veröffentlichte, der von nur langsamen Fortschritten der sowjetischen Atombombenproduktion sprach, veröffentlichte Reuter vor kurzem eine Meldung, die weitaus höhere Zahlen nannte. Unter Berufung auf den stellvertretenden Chef der amerikanischen Zivilverteidigung Chamber wurde erklärt, daß man in den USA mit einer jährlichen sowjetischen Bombenproduktion von 120 bis 150 Stück rechne. Auch der Vorsitzende des Militärausschusses des amerikanischen Repräsentantenhauses Vinson rechnet damit, daß die UdSSR in absehbarer Zeit über ausreichend große Lager von Atombomben verfügen dürfte, die im Falle eines Krieges eine sehr ernste Gefahr für die UUSA bedeuten könnten. Atombomben allein genügen nicht, man benötigt auch Flugzeuge, die diese furchtbare Waffe transportieren können. Gerade in dieser Beziehung waren die Russen bis vor kurzem den Amerikanern stark, unterlegen. Daher verdienen die Meldungen der letzten Zeit, daß der Sowjetunion die Entwicklung eines Düsen-AtombombenLangstreckenflugzeugs TuG-75 gelang, beachtet zu werden. Dieses neue russische Flugzeug kann, wenn die Angaben der amerikanischen Zeitschrift„Flying“ zutreffen, ohne Zwischenlandung 16 000 Kilometer fliegen und damit die Strecke MosKairo hat Vertrauen zu Deutschland. Kairo, 2. Jan.(dpa) Der stellvertretende ägyptische Außenminister Ibrahim Farag Pascha hat in einem Interview mit dem Kairoer Korrespondenten der„Deutschen Presse-Agentur“, erklärt, Aegypten habe durch die Tatsache, daß es den Kriegszustand mit der Bundesrepublik gut einen Monat vor den Westmächten aufgehoben und die Bundesrepublik anerkannt hat, seine guten Absichten gegenüber Deutschland von aller Welt bewiesen. Damit seien im Jahre 1951 die Grundlagen für eine ausgezeichnete Weiterentwicklung der deutsch-ägyptischen Beziehungen im neuen Jahr gelegt worden. Dies gelte vor allem für den deutsch-ägyptischen Wirtschaftsaustausch. Aegypten brauche deutsche Industrieerzeugnisse. Es habe deutsche Fachleute für wirtschaftliche und militärische Angelegenheiten in seine Dienste genommen und werde noch andere ins Land holen.„Wir haben Achtung vor der deutschen Arbeit; Deutschland ist ein Land, das bei uns keinerlei koloniale Ziele verfolgt.“ Der Minister bedauerte, daß die Frage des Austausches diplomatischer Vertreter zwischen Deutschland und Aegypten noch nicht völlig geklärt ist. Dies liege an der Intervention und dem Druck, den die Besatzungsmächte auf die Regierung in Bonn ausübten.„Wir haben Vertrauen zu Deutschland, und ich persönlich wünsche Ihrem Land Einheit, Unabhängigkeit und einen raschen und glücklichen Wiederaufbau.“ „Ersatz für Persien“ London, 2. Jan.(dpa) Ein neues Oelfeld im südlichen Trak ist als„Ersatz für Persien“ erschlossen worden. Wie die BasraPetroleumgesellschaft gestern in London bekanntgab, wurden die Arbeiten heun Monate früher abgeschlossen, als in den Plänen vorgesehen war. Der erste Tanker hat bereits im Hafen von Fao an der Mündung des Schatt-elArab, nicht weit von Abadan, Rohöl geladen. Die offizielle Eröffnung soll am 10. Januar stattfinden. Die Basra-Oelgesellschaft ist ein Zweig der Irakischen Oelgesellschaft, an der die Anglo-Tranische kau—New Vork und zurück durchmessen. Innerhalb von zwei Jahren solle eine Massenproduktion dieser Langstreckenbomber eingeleitet werden. Dabei soll das neue russische Flugzeug„TuG-75“ über eine außerordentliche Geschwindigkeit verfügen, die jene der amerikanischen Langstreckenbomber angeblich übertrifft. Eines kann als feststehend gelten. Die Sowjetunion ist mit allen Mitteln bestrebt, die Atomwaffe zu entwickeln. In verschiedenen Landesteilen der UdSSR wird unter der Führung sowjetischer Physiker wie Kapitza und Wawilow mit größter Intensität am Ausbau der Atomforschung gearbeitet. Im Wettrüsten der Weltmächte mit dieser unheimlichsten der Waffen ist noch kein Ende abzusehen. Dr. G. M. W. Oelgesellschaft beteiligt ist. Das neue Oelfeld soll 1952 zwei Millionen Tonnen liefern und Ende 1955 sogar acht Millionen Tonnen Niemöller in Moskau. Moskau, 2. Jan. Der Präsident der evangelischen Landeskirche von Hessen und Nassau, Pastor D. Martin Niemöller, ist am späten Mittwochnachmittag auf dem Moskauer Flugplatz Wnukowa eingetroffen. Niemöller ist von seiner Tochter Hertha und dem Sekretär des Bischofs der russischen orthodoxen Kirche in Deutschland, Boris, begleitet. Seine Tochter, die Russisch spricht, wird als Dolmetscherin fungieren. Niemöller ist von der russischen orthodoxen Kirche in die Sowjetunion eingeladen worden. Er hat angekündigt, daß er in Moskau vor allem die ökumenischen Beziehungen zur Christenheit in der Sowjetunion erörtern möchte. Es sei selbstverständlich, fügte er hinzu, daß auch das Schicksal der noch in der Sowjetunion zurückgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen berührt werde. Die Reise des Kirchenpräsidenten Martin Niemöller nach Moskau wird am Mittwoch vom konservativen„Daily Telegraph“, mit gewissen Befürchtungen kommentiert. Das Blatt schreibt, der angebliche Grund seines Besuches sei die Erörterung der Beziehungen zwischen der russischen orthodoxen Kirche und anderen Kirchen.„Es wird aber allgemein angenommen, daß die Wiedervereinigung Deutschlands eines der Hauptthemen sein wird. Vielleicht wird der Kreml versuchen, seinen(Niemöllers) Einfluß in Deutschland dadurch zu stärken, daß er ihn als Sprachrohr für eine günstige Mitteilung über die deutschen Kriegsgefangenen benutzt, die noch in Rußland sind. Obgleich sich seine Motive sehr von denen überzeugter Kommunistenfreunde unterscheiden— seine Aufrichtigkeit kann kaum in Frage gestellt werden—, hat seine Nachkriegstätigkeit doch Wasser auf die Mühlen des Kominform gegossen. Niemöller scheint von zwei Alpträumen geplagt zu sein: daß Deutschland zu einem zweiten Korea werden und daß seine weiterbestehende Trennung das Ende der kirchlichen Einheit herbeiführen könnte.“(nach Reuter) und wie früher als deutsch-französischer Gemeinschaftsbahnhof betrieben werden soll. Vom Umschlags- zum Industriehafen. Zerstörungen, Demontagen, mangelnde Unterhaltung haben die Substanz des Kehler Hafens stark angeschlagen. Es wird jahrelanger Arbeit und großer Investierungen bedürfen, um Kehl wieder zu einem leistungsfähigen Hafenplatz zu machen. Der badische Staat als Besitzer des Hafens bringt in die deutschfranzösische Hafenverwaltung, Körperschaft des deutschen öffentlichen Rechts, drei Hafenbecken mit ,560 253 am Wasserfläche, 187 243 qm Böschung, 334 566 qm Schienenwege mit 42 km Normalspurgleisanlagen, 94926 am öffentliche Straßen, ein Elektrizitätswerk und eine Wasserversorgungsanlage ein. Der Hafenverwaltung werden am 1. März 1952 vier Kräne— wegen Demontage und Zerstörung von anderen Kränen leider nur die ältesten— zur Verfügung stehen. Ein privater Stückgutumschlagbetrieb besitzt noch drei Kräne und die Kohlenumschlagsfirmen verschiedene Kranbrücken. Diese technische Ausstattung dürfte, sobald sie wieder betriebsfähig gemacht ist, für den Anfang den Bedürfnissen des Hafens genügen. Bis Ende April soll ein eingeschossiges Lagerhaus als Ersatz eines zerstörten Depotgebäudes der früheren deutschen Hafenverwaltung erstellt werden. Für das zerstörte dreigeschossige Lagerhaus wird der Ersatzbau voraussichtlich 1952/53 errichtet. Die Hafenverwaltung beginnt ihren Betrieb. mit einem Startkredit des Landes Baden von 50000 DM. Die künftigen Aufgaben müssen aus dem Gewinn der Umschlagstätigkeit finanziert werden. Die ersten Wiederinstandsetzungen der zerstörten oder beschädigten Anlagen werden vom Land Baden getragen. Im badischen Haushalt 1951/52 sind für Wiederaufbauzwecke der landeseigenen Anlagen im Kehler Hafen 1,1 Millionen DM eingesetzt. Der Wiederaufbau der eingeschossigen Lagerhalle wird 460000 DM und die Anschaffung eines 7,5-Tonnen-Wipp-Kranes 300000 DM beanspruchen. Ferner entstehen für das -Werk und für Baggerungen zum Schaffen einer sauberen Sohle in den Hafenbecken gröBere Kosten. Bei der Inbetriebnahme des Hafens durch die Hafenverwaltung und deutsche Firmen stehen noch mehrere Umschlaganlagen der französischen Lagerhausgesellschaft„SEK“ und der Kohlenumschlaggesellschaft„SOREMA“ zur Abwicklung ihrer Geschäfte bis Ende Februar bereit. Die französischen Gesellschaften haben sich jedoch bereit erlefärt, der Hafenverwaltung Kehl und den deutschen Umschlagfirmen auszuhelfen, um Stockungen in der Ent- und Beladung der Kähne nach Möglichkeit zu vermeiden. In der Zwischenzeit sollen die allernötigsten Reparaturen und Instandsetzungen an Kränen und Schiebebühnen vorgenommen werden. Anfragen wegen Umschlag und Lagerung von Stück- und Massengütern liegen schon in größerem Umfang vor, so daß bei ordentlichen Wasserverhältnissen das Umschlagsgeschäft unmittelbar anlaufen kann. Der Kehler Bürgermeister strebt zunächst die Ansiedlung von Textilbetrieben an. So gut wie sicher ist der Stadt, daß eine früher in Sachsen beheimatete Strumpffabrik in Kehl neu aufgebaut und einen Betrieb für 250 Beschäftigte zu errichten beabsichtigt. Verhandlungen über die Ansiedlung eines anderen Fertigungsbetriebes der Textilbranche, eines Veredelungsbetriebes und einer Spinnerei sind im Gange. Ferner wird versucht, einen Leichtmetallbetrieb für die Herstellung von Türen und Fensterrahmen aus Aluminium, eine elektrotechnische Produktion und eventuell auch einen Zulieferungsbetrieb für die Straßburger Industrie nach Kehl zu ziehen. Die südbadische Regierung verhandelt ihrerseits— auch mit französischen Interessenten — wegen der Errichtung eines Holzverzuckerungswerkes. Der Wiederaufbau der Trickzellstoff-Fabrik, des früher größten Kehler Industriebetriebes, konnte wegen schwieriger Besitzverhältnisse bisher nicht in Angriff genommen werden. Die Existenzsicherung der 5458 wieder in Kehl lebenden Deutschen und der rund 7000 noch evakuierten Einwohner ist mit dem Flottmachen dieses Werkes jedoch eng verbunden. Auch nach der Rückgabe des Hafens wird Kehl, das nicht wie andere Städte die Konjunktur der Währungsreform nutzen und seinen Haushalt in Ordnung bringen konnte und dem noch heute wesentliche Einrichtungen für eine normale Stadtverwaltung fehlen, voraussichtlich jahrelang Kostgänger des Staates bleiben. Es ist auf die Hilfe von Land und Bund um so mehr angewiesen, als es zum Heranziehen von Industrie den Anreiz von Steuernachlässen geben muß. Nach den Angaben der zuständigen Stellen in Freiburg hat Kehl aus dem Notopfer, der Soforthilfe, dem horizontalen Finanzausgleich und aus Fürsorgemitteln bisher rund zehn Millionen Di erhalten, ein Betrag, der vornehmlich für den Aufbau im Kleinen, für Unterstützungszwecke und die Finanzierung der staatlichen und kommunalen Verwaltungen in Kehl verwendet wurde. Die großzügige Industrie-Investierungshilfe, auf die Kehl wegen seines unverschuldeten schweren Loses in der Nachkriegszeit besonders berechtigte Ansprüche zu haben glaubt, steht noch aus. Voller Erwartungen harrt die Bevölkerung Kehls der nötigen Entscheidungen, die der Bund- und die zuständigen Landesorgane im Jahre 1952 hierzu treffen werden. Kehl bekommt seine„Lunge“ wieder. Zur Freigabe des Kehler Hafens. Kehl, im Jahuar 1952. Für die vom Schicksal schwer geprüfte deutsche Grenzstadt Kehl hat eine erfreuliche historische Stunde geschlagen: die Rückgabe des 1946 durch den französischen Oberbefehlshaber in Deutschland requirierten Kehler Rheinhafens. Sie ist das greifbar und sichtbar gewordene Ergebnis des zwischen dem Lande Baden und dem autonomen Hafen Straßburg mit Billigung der Regierungen von Bonn und Paris am 19. Oktober 1951 abgeschlossenen Kehler Hafenabkommens, das am 1. Januar 1952 null Uhr in Kraft trat. Mit diesem Zeitpunkt—. so bestimmt der Vertrag— wird das Gebiet des Kehler Hafens von der französisch verwalteten Ueberwachungszone abgetrennt und den bereits der badischen Verwaltung wieder unterstellten Sektoren des Gebietes von Kehl angeschlossen. In der Folge des Abkommens wird der Kehler Hafen einer gemeinsamen deutsch-französischen Verwaltung unterstellt, durch die eine für die Häfen Straßburg und Kehl nachteilige Konkurrenz vermieden werden soll. Die innen- und außenpolitische Bedeutung des Kehler Ereignisses an der Jahreswende 1951/52 liegt für Deutschland darin, daß trotz der Einrichtung einer gemischten Hafenverwaltung die deutsche Polizei-, Währungs-, Zoll- und Gerichtshoheit im Kehler Hafengebiet wiederhergestellt ist. Die Stadt Kehl, deren Wiederaufbau in dem bisher freigegebenen Sektor nur schleppend voranging, gewinnt mit dem 1. Januar 1952 als entscheidendes Aktivum die normalen Quellen seiner früheren Wirtschaftskraft zurück; Hafen, Hafenindustrie, Zoll am Rhein, Bahnhof, direkter Zu- und Durchgang auf Bahn und Straße. Kehl ist dadurch wieder mit seinen ganzen Verkehrsmitteln verbunden, von denen es früher in erster Linie lebte. Diese Quellen allein sind imstande, die Kehler Wirtschaft allmählich wieder auf die Beine zu bringen und der zu großen Teilen noch evakuierten Bevölkerung wieder zu normalen Existenzen zu verhelfen. Eine Sektorengrenze wird verlegt. Das Hafenabkommen wurde ohne jedes Zeremoniell zur ungewohnten Stunde der Silvesternacht mit dem Wechsel der Hoheitsrechte wirksam. Ohne rechtliche Wirkung, aber praktisch war die Uebergabe bereits von Mitte Dezember an im Gänge. Am 19. Dezember wurden die landeseigenen Hafenanlagen übergeben. Auch die verschiedenen Umschlagsund Industriefirmen haben Inventur und Uebergabe’ ihrer technischen Einrichtungen und anderer Sachwerte vorgenommen, so daß nur noch ein kleiner Rest von Formalitäten auf diesem Gebiet zu erledigen blieb. Durch die Verlegung der Sektorengrenze und Freigabe des Hafens ist der restituierte Teil Kehls von seiner engen Verschnürung gelöst und kann endlich freier atmen, wenn auch noch nicht mit vollen Zügen. Das französische Zoll- und Paßgebäude, am Ostrande der Stadt an einer Ausfallstraße gelegen und wegen seiner bizarren Holzarchitektur im Volksmund nur„Der Kreml“ genannt, wurde teilweise abgeschlagen, und eine neue gemeinschaftliche deutsch-französische Zoll- und Paßstation wird am Westrande der Stadt beiderseits der Auffahrtsrampe zur neuen Rheinbrücke errichtet. Die ganze Durchfahrt bis zum Rhein ist nun wieder deutsch verwaltetes Stadtgebiet, während man in den südlich der Zufahrtsstraße zum Rhein liegenden birnenförmig anschwellenden französischen Sektor jetzt nur über eine Seitenrampe vom neuen Zoll aus gelangt. Der Stacheldraht als Sektorenscheide, dem man aus Sparsamkeit beim Verrücken der Grenze einem ursprünglichgeplanten Bretterzaun vorzog, läuft jetzt in der ersten südwärts gelegenen Parallelstraße zur Durchfahrt nach dem Bahnhof und dem Rhein. Der bisherige Behelfsbahnhof KehlKinzigbrücke außerhalb der Stadt in Gestalt eines ausgedienten Waggons fällt weg. Bald wird man wieder in den alten Bahnhof an der Westgrenze der Stadt hineinfahren, der zwar gerstört ist, aber inzwischen die notwendigsten Ueberdachungen bekommen hat 3. Januar 1952 Horfferer Voissendng Italien sucht die Schuld. Von unserem Korrespondenten Kurt Klinger. Rovigo.(dpa) Nach der Katastrophe in der Po-Ebene hält die Schuldfrage ganz Italien in Atem. In der Präfektur zu Rovigo war tagelang um das Für und Wider der Sprengung des Polesella-Walles gerungen worden. Tatsache ist jedenfalls, daß Ingenieur Sbrana mit seiner Meinung, eine rechtzeitige Sprengung würde dem Wasser schnellen Abzug zum Meer verschaffen, nicht durchdrang. Als man sich doch zu der Oeffnung des Dammes entschloß, hinderte dichter Nebel die Flugzeuge an der vorgesehenen Bombardierung, und dann war’ es zu spät. Die Behörden wiederholten mit ihrem verhängnisvollen Zögern den Fehler von 1882: Auch bei der damaligen Ueberschwemmungskatastrophe gingen durch Entschlußlosigkeit weit mehr Werte verloren, als dies bei rechtzeitiger Sprengung der Fall gewesen wäre. So behaupten jedenfalls heute Wasserbau- und Meliorations-Ingenieure, die seit Jahren die Kanalisationsarbeiten im Polesine-Gebiet leiten. Damals wie heute widersetzte sich aber die Bevölkerung in der zu opfernden„Wanne“ mit allen Mitteln der Evakuierung und verzögerte diese derart, daß die Maßnahme zwecklos wurde. Bei der Diskussion der Schuldfrage werden auch schwere Vorwürfe gegen den Stromüberwachungsdienst und die(örtlichen) freiwilligen Einsatzgruppen— aus Einwohnern der bedrohten Gebiete bestehend— erhoben. Bei der letzten groBen Ueberschwemmung der Po-Ebene kam es zu keiner Ueberflutung der hohen Uferdeiche, weil die Gefahr drei Tage vorher angekündigt war und die Bevölkerungam unteren Po Zeit genug hatte, die Dämme zu erhöhen. Diesmal traf der Alarm nur 24 Stunden vorher ein. Sicher sei, so behaupten örtliche Beobachter, daß die Einsatzgruppen es im entscheidenden Augenblick an Entschlossenheit und vielleicht auch am nötigen Mut fehlen ließen. Worüber aber nicht der mindeste Zweifel besteht— Deicharbeiter und Ingenieure bestätigen dies—, ist die Tatsache, daß der Instandhaltung des gesamten Wasserstraßensystems in der Po-Ebene in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Seit 1933 hätten die Präfekten und die zuständigen Tiefbau-Ingenieure in Rom gemahnt und auf die Mängel und Gefahren besonders in der tiefgelegenen Meliorations-Zone von Polesine hingewiesen. Aber man habe nie die sehr erheblichen Kosten für eine grundlegende Sanierung des ganzen Gebietes aufbringen wollen— eine Sanierung, die jetzt unvermeidlich wird und die u. a. eine Verkürzung des Flußbettes an der Mündung um mindestens 20 Kilometer einbegreift. Eine der Hauptursachen der Katastrophe von 1951 besteht nämlich in der zunehmenden Einengung des Stromes, die auf die übertriebene Tendenz zur intensiven. Nutzung des kostbaren. Bodens zurückzuDR. GROTHUS' chued und Jühne Roman von Erna Margarete Anders. Copyright: Prometheus-Verlag Dr. Eichacker, Gröbenzell bei München. 19.(Nachdruck verboten.) In unbegreiflicher Geduld die Arme ausgebreitet, das Haupt tief zu allen Beladenen niedergeneigt, steht das Herz weit offen, um alle einzulassen... „Du bist es, Herr, der du Anfang und Ende bist!“ Ein einsamer Mann hält in dieser Nachtstunde Gericht über sich und wehrt sich nicht länger, zu seiner Schuld endlich das demütig bekennende„Ja“ zu sprechen. Und er erkennt:„Glückselige Schuld.“— Je tiefer einer sich in Demut zu seiner Schuld bekennt, desto freier weiß er sich von ihr. Aus dieser neugewonnenen Freiheit bricht riesengroß die Bereitschaft zu sühnen und noch größer die Hoffnung auf Verzeihung!. Nach Jahren hebt er=zum ersten Male wieder die gefalteten Hände und bittet: „Ein Zeichen, Herr, ein einziges Zeichen, daß du mir vergeben hast!“ Dann sucht er sein einfaches Lager auf. Er läßt die drei folgenden Tage verstreichen, ohne, wie sonst, die Abende auf dem Schloß zuzubringen. Beate, die ihm zu einer innerlichen Befreiung verhelfen wollte, ging in ihrer Hilfsbereitschaft bis an jene Grenzen keuscher Zurückhaltung, die die Frauenseele wie mit einem Wall umschließen... Er will ihr Zeit lassen, in ihre schöne Geschlossenheit zurückzufinden und ihr dann sagen, daß er den Weg führen ist. Durch die Deiche kann sich der Fluß nicht mehr ausbreiten. Die„Bonifizierung" datiert seit etwa hundert Jahren. Und der mächtige Strom rächt sich nicht nur durch gelegentliche Einbrüche in das umliegende Kulturland, sondern auch durch ständige Abtragung seiner Ufer und durch Fallenlassen seiner Sinkstoffe, wodurch das Flußbett erhöht wird. Der Strom verstopft sich auf diese Weise im Delta selber den Ausgang zum Meer und schiebt dieses immer weiter vor. Seit dem Jahre 1600 hat der Po sein Delta alljährlich um 70 bis 80 Meter ins Meer vorverlegt. Der jährliche Landzuwachs betrug auf Grund der in Rovigo vorhandenen Unterlagen im vorigen Jahrhundert rund 76 Hektar. Der. Einfluß von Atombombenexplosionen als Ursache der Katastrophe am Po wird von den Fachleuten verneint; im Mittelalter habe es solche vermuteten Einflüsse auch nicht gegeben. 1331 kamen bei einer Ueberschwemmung des Po 10000 Menschen um. Im 17. Jahrhundert trat der Fluß insgesamt 300mal über seine Ufer. Zwischen 1726 und 1801 suchten acht Ueberschwemmungen das Gebiet am Unterlauf des Po heim. Zwischen 1800 und 1887 ereigneten sich nicht weniger als 226 Ueberflutungen und 153 Deichbrüche. Während des ersten Weltkrieges(1917) stand einmal die ganze Provinz Mantua unter Wasser. 1879 bedeckte das Po-Wasser 40 000 Hektar Land in den Provinzen Mantua, Ferrara und Modena. 1839 wurde die gesamte Po-Ebene überschwemmt, 1765 die Provinz Reggio Emilia(wobei 10000 Häuser der Vernichtung anheimfielen). 1726 forderte der Po 15 000 Menschenleben. Der Po ist gleich dem Mississippi ein wahrer Schicksalsstrom für das von ihm durchflossene Land: fruchtbringend und Vernichtend. Wenn er jetzt wieder einmal fast eine ganze Provinz ertränkte, wenn jahrelange Arbeit und einige hundert Milliarden Lire zum Schadenersatz und Wiederaufbau nötig sind, dann liegt nach Ansicht der Fachleute die entscheidende Ursache an dem verlorenen Kampf der Menschen gegen den zum Feind gewordenen Fluß nicht im Versagen einzelner oder in den Mängeln des Flußregulierungssystems oder in Entschlußlosigkeit, sondern am Raubbau, der seit langem.am Waldbestand der Apenninenhalbinsel getrieben wurde. Hinzu kommt, daß es an ausreichenden Staubecken und einem modernen Regulierungssystem der Nebenflüsse in den Bergzonen fehlt. Beides kostet natürlich viel Geld, ist aber die einzige Möglichkeit, um in relativ kurzer Frist jene Sicherheitsbarriere zu schaffen, die die Bauern in der Po-Ebene brauchen und die letztlich im nationalen Interesse liegt. Noch kostspieliger, vor allem aber zeitraubender ist die gewaltige Aufgabe der Wiederaufforstung der Apenninenhalbinsel. Der Krieg unterbrach diesbezügliche Bemühungen. Geblieben ist vorerst nur ein nationaler Gedenktag, der im Zeichen weiterschritt, auf den sie ihn verwiesen hat. So verbringt er die Tage mit den notwendigen Hantierungen seines kleinen Haushalts und vergräbt sich so sehr in die angefangene wissenschaftliche Arbeit, daß er kaum noch weiß: sind eigentlich zwei oder drei oder schon vier Tage seit jenem Abend im Schloß vergangen? Er hat Sepplis Ausbleiben in diesen Tagen überhaupt nicht bemerkt; erst, als seine geringen Vorräte gänzlich zur Neige gehen, fragt er sich, wann denn der Bub das letzte Mal bei ihm war... Es müssen vier Tage verstrichen sein. Warum ist er nicht gekommen? Wenn er auch heute ausbleibt, wird er aufs Schloß gehen müssen und seine Herrin um ein paar Vorräte bitten. Da sieht er, von seiner Arbeit aufblickend, gleich nach Mittag Sepplis Gestalt über die weiße Schneefläche auf die Hütte zukommen. Wie sonst, trägt er einen großen Korb am Arm, aber er schleicht so gebückt und langsam daher, wie Anselm ihn noch nie gesehen hat. Ist der Bub am Ende krank gewesen? Todtraurig klingt sein „Grüaß Sie Gott“, während er seinen Korb auf den Tisch niederstellt. Anselm umfaßt seine schmalen Schultern und dreht ihn zu.sich:„Seppli, was ist mit dir?“ Da kann der braune Bub seine Fassung nicht länger bewahren..„’s Maideli ist 'storbe“, stößt er hervor-und wirft die Arme über den Tisch. Ein Schluchzen durchbebt seine langaufgeschossene Gestalt, daß es ihn nur so schüttelt... „Wer? Was ist geschehen?“ schreit Anselm, „das Maili ist gestorben? So red’ doch!“ Er kann es nicht fassen... Langsam hebt der Bub das tränenüberströmte Gesicht mit den eingefallenen, bräunlichen Wangen und schüttelt den Kopf: „Naa, net’s Maili— unser Maideli, wie der Wiederaufforstung steht und vor kurzem wieder in ganz Italien begangen wurde:„la festa dell’albero“. Eine erste Schutzmaßnahme wurde von der italienischen Regierung getroffen. Sie betraf die radikale Einschränkung des Einschlags von kleinen Tannen und Fichten zum Weihnachtsfest. Weitere Maßnahmen sind angekündigt. In erster Linie aber ist Geld erforderlich, um alle Arbeiten schnellstens durchführen zu können. Allein die Reparatur der Dammbrüche kostet Millionen; sie muß bis Ende Januar durchgeführt sein, soll nicht die Frühjahrshochflut neues Unheil anrichten. Mit Hilfe internationaler Fachleute sollen alle Möglichkeiten erwogen werden, um künftige Hochwasser unter Kontrolle halten zu können. Man denkt u. a. an Maßnahmen, wie sie in den Jahren 1903 bis 1909 in Codigoro, einem Flecken von 15000 Einwohnern 35 Kilometer südlich von Adria, getroffen Wie alljährlich, so will die Kreisverwaltung auch zum Jahreswechsel 1951/52 der Bevölkerung des Siegkreises über die wichtigsten Arbeiten des vergangenen Jahres berichten und einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben und geplanten Maßnahmen geben. Wenn auch die großen außenpolitischen Ereignisse des Jahres 1951 das Interesse an der„lokalen Arbeit innerhalb unseres Kreises in den Hintergrund treten lassen, so dürften doch die nachfolgenden Ausführungen der Kreisverwaltung die Aufmerksamkeit der Siegkreisbevölkerung finden. Größe und Bevölkerungsdichte des Siegkreises. Die Flächengröße des Siegkreises beträgt 826,95 Quadratkilometer. Er ist damit räumlich der größte Kreis des Landes NordrheinWestfalen, wenn nicht der ganzen Bundesrepublik. Die Einwohnerzahl betrug am 1. Oktober 1951 203 367 gegenüber rd. 154 000 Einwohnern vor dem Kriege. Die Bevölkerungsdichte beträgt zurzeit 246 Einwohner je Quadratkilometer. Unsere Kriegsgefangenen und Vermißten. Auf Grund der im März 1950 durchgeführten Zählung der noch nicht zurückgekehrten Kriegsgefangenen, Internierten und Vermißten ergibt sich, daß heute noch 179 Kriegsgefangene und 15 Untersuchungsgefangene im Ausland zurückgehalten werden. Die Zahl der vermißten Wehrmachtsangehörigen beläuft sich auf 4295 und die der Zivilpersonen auf 605.* Der Kreistag des Siegkreises. Der Kreistag ist das beschließende und richtungsweisende Organ für die Verwaltung des Kreises. Der jetzige Kreistag ist seit dem 17. Oktober 1948 im Amt. Da die Wahl auf vier Jahre erfolgt, muß der Kreistag im kommenden Jahre neu gewählt werden. Die öffentliche Fürsorge. Einen breiten Raum in der Arbeit der Kreisverwaltung nehmen die sozialen Aufgaben ein. In der allgemeinen Fürsorge(ehemals Armen-, Sozialrentner-, Kleinrentnerusw.-fürsorge) sowie in der Kriegsfolgenmer's halt heißen, unser Margretli, is nimmer... * D e r S c h m e r z ü b e r m a n n t i h n a u f s n e u e, und Anselm muß sich damit begnügen, von Zeit zu Zeit begütigend über den dunklen Krauskopf zu streicheln: Der Schmerz muß sich ausrasen... Er will es sich nicht eingestehen, um wieviel leichter es ihm trotz Sepplis Kummer geworden ist: Nicht Maili, sein Maili— fügt er heimlich in Gedanken hinzu—, sondern ein fremdes Kind! Er schilt sich gefühllos, roh und kann es doch nicht verhindern, daß ein kleines, helles Freuen in seinem Herzen aufkeimt.“ Erst nach geraumer Zeit hat sich der braune Bub soweit beruhigt, daß er berichten kann: „Ganz plötzlich ist im Dörfle Diphtherie ausgebrochen. Fast in jedem Hause ist ein Kind krank; bei Seppli liegen drei Geschwister, und als erstes Opfer hat die tükkische Krankheit’s Margretli hingerafft! Der alte Doktor Wimmerle, der selbst an einer bösen Influenza erkrankt ist, darf sein Bett nur stundenweise verlassen und kann unmöglich alle Kranken versorgen.“ Soweit berichtet Seppli, immer wieder von Schluchzen unterbrochen. Anselm Grothus hat sich kerzengerade aufgerichtet; unbeweglich steht er da und horcht auf den Ruf, der an ihn geht. Und wie er vor mehreren Tagen die demütigen Worte sprach: „Ich bin ein Arzt, der durch—“, so wiederholt er sie jetzt mit der stolzen, frohen Kraft des Mannes, dem durch höhere Erkenntnis plötzlich der Beruf zu einer Berufung wird. „Ich bin Arzt, Seppli, ich werde mit dir kommen und euch helfen!“ Erstaunt reißt der Bub die Augen auf: „An richtiger Doktor san'? Oh, wie gut! Sie schickt uns jetzt’wiß die heilige Muttergottes, zu der 1 so viel betet han!“— Der Schmerz wird zurückgedrängt von dem 2. Blatt wurden. Man baute seinerzeit Pumpwerke, die ein Gebiet von 600 Quadratkilometer entwässern. Ueberschwemmungen sind in jener Zone seltener, bzw. nicht mehr so nachhaltig aufgetreten. Diese Pumpwerke zählen noch heute zu den bedeutendsten ihrer Art in ganz Europa. Dann ist an die Schaffung einer Deichbehörde gedacht, die mit außerordentlichen Vollmachten ause gestattet sein soll. Vielleicht wird ein „Deichgraf“ berufen, der nicht nur bei Hochflut etwas zu sagen haben wird, sondern schon vorher alle Maßnahmen trifft. Ein sehr kühner, weitreichender Vorschlag — der sich besser in den russischen oder nordamerikanischen Weiten verwirklichen ließe, aber nicht im übervölkerten Italien — fordert die Freimachung der sogenannten„Wannen“ von menschlichen Behausungen, damit jede Menge Wasser dorthin abgeleitet werden könnte. fürsorge(Fürsorge für Heimatvertriebene, Evakuierte, Zugewanderte aus der Ostzone, Angehörige von Kriegsgefangenen sowie Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene, deren Rentenansprüche noch nicht geregelt sind) werden zur Zeit rd. 8200 Personen betreut. Die Zahl der im Siegkreis aus Fürsorgemitteln unterstützten Personen ist im Vergleich zu den meisten anderen Kreisen des Landes Nordrhein-Westfalen außerordentlich hoch. Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten mußten die Fürsorgerichtsätze im vergangenen Jahre zweimal erhöht werden. Zurzeit gelten die nachfolgenden Sätze: Alleinstehende 57,— DM monatlich, Haushaltungsvorstand 53.— DM monatlich, Ehefrau 39.— DM monatlich, pro Kind 36,— DM monatlich. Hierzu tritt noch die jeweils von den Hilfsbedürftigen zu zahlende Wohnungsmiete, bis zu einem bestimmten Höchstbetrage. Neben den Unterstützungszahlungen, für die als Anteil des Kreises im Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1951 1 150 000.— DM vorgesehen sind, sind in der vorbeugenden Fürsorge die im verflossenen Jahre durchgeführten Verschickungen erholungsbedürftiger Mütter und Kinder zu erwähnen. Die Verschickung erfolgt auf Grund eines amtsärztlichen Gutachtens, unter Mitwirkung der freien Wohlfahrtsverbände. Die wirtschaftliche Tbe.-Hilfe. Die wirtschaftliche Tbe.-Hilfe verfolgt den Zweck, bei der Bekämpfung der Tuberkulose und ihren Auswirkungen mitzuhelfen. Für die Bewilligung der wirtschaftlichen Tbc.-Hilfe liegen Richtsätze vor, die durchschnittlich etwa ein Drittel höher sind, als die oben erwähnten Richtsätze der allgemeinen Fürsorge. Daneben werden Ernährungsbeihilfen gezahlt. Während einer Heilstätten- oder Krankenhausbehandlung erhält der Kranke ein Hausgeld. Im Jahre 1951 wurden durchschnittlich 720 Personen betreut. Die Aufwendungen für den Kreis dieser Bedürftigen, die vom Land getragen werden, betrugen rd. 320000.— -Mark. Weitere Fürsorgegebiete. Aus dem Siegkreise sind zur Zeit 152 Geisteskranke und Geistesschwache, 12 Krüppel, glühenden Eifer, der eigenen Familie und vielen anderen den ersehnten Retter zu bringen. Bedächtig löscht er das kleine Herdfeuer und legt die Fensterläden vor, indessen Anselm in eine Handtasche das Notwendige an Wäsche und ein paar Kleinigkeiten hineinstopft.— Sie haben Eile.——— Eine knappe halbe Stunde später stapfen sie schon Seite an Seite dem Dörfle zu. Nach den Tagen des Stubenhockens fühlt sich Anselm durch die klare, scharfe Winterluft wunderbar erfrischt; rasch und folgerichtig arbeiten seine Gedanken, ganz auf das Nächstliegende ausgerichtet. Ihr erster Weg führt sie zu Dr. Wimmerle, der im nächsten Dörfle wohnt. Der alte Mann ist hocherfreut, in Anselm Grothus einen Kollegen begrüßen zu können, der ihn im Augenblick von der Last der übergroßen beruflichen Anforderungen befreit. Anselm Grothus weist sich als Arzt aus, redet nebenher etwas von einem längeren Urlaub, den er aus gesundheitlichen Gründen nötig gehabt habe, doch Dr. Wimmerle wehrt ab: „Is scho' alles recht! Greifens jetzt nur alles fest an!“ Ich kann schier nimmer... Daß diese Malefiz-Influenza mich aber auch grad' jetzt erwischen muß! Heut’ gibt’s nix als Bettruhe... Noch eins: Ich rat’ Ihnen, wohnen S’ im Dörfle und net in Ihrer Hütte droben. Nehmen S’ von meinen ärztlichen Sachen gerade mit, was Sie im Augenblick brauchen können; werrn hernach etwas fehlt, können S’ ja jeden Tag wiederkommen und bei dieser Gelegenheit auch einmal nach mir schauen. Alsdann, behüt' Sie Gott!“ Anselm dankt und packt das Notwendigste, was er zur Ordination brauchen wird, ein; dann verabschiedet er sich von Dr. Wimmerle, der unbekümmert um seinen Besuch schon dabei ist, seine Hausjoppe mit dem Rückschau der Kreisverwaltung auf das Jahr 1951. 5 Taubstumme sowie 5 Blinde in entsprechenden Anstalten untergebracht. Der Gesamtaufwand des Kreises betrug hierfür im vergangenen Jahre 130000.— DM. In Alters- und Siechenheimen sind aus dem Siegkreise zurzeit 369 Personen untergebracht. Die hierfür aufzubringenden Kosten beziffern sich im Jahre 1951 auf 300 000 bis 350000 DM. Fürsorge für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene. Die Zahl der rentenberechtigten Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen beträgt z. Zt. 18 724. Ferner werden 120 Zivilblinde und 593 Schiverkörperbehinderte betreut. Das Jahr 1952 wird durch das in Vorbereitung befindliche neue Schwerbeschädigten-Gesetz, das in Aussicht genommene Ausgleichsgesetz sowie durch die beabsichtigte gesetzliche Regelung der Erziehungs- und Berufsfürsorge der Kriegswaisen und Kinder Schwerbeschädigter für die betroffenen Personenkreise eine weitere Verbesserung bringen. Jugendfürsorge und-pflege. Das Kreisjugendamt hat in enger Zusammenarbeit mit den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege insbesondere auf dem Gebiete des Pflege- und Vormundschaftswesens die ständig wachsenden laufenden Geschäfte erledigt. 2. Zt. stehen noch 880 uneheliche Kinder unter der Amtsvormundschaft des Jugendamtes. Die Zahl der unehelichen Geburten weist noch immer keine rückläufige Tendenz auf. Das Kreisjugendamt hat seine Arbeit vorwiegend auf jugendpflegerische und erzieherische Maßnahmen ausgerichtet. So konnte mit Hilfe staatlicher und kommunaler Mittel neben dem im Laufe des Sommers in Betrieb genommenen Lehrlingsheim in Siegburg ein weiteres Lehrlingsheim in Oberdollendorf in Betrieb genommen werden. Mehrere Jugendheime in verschiedenen Teilen des Kreises erhielten namhafte finanzielle Unterstützung. Für die Erweiterung und Instandsetzung einiger Kindergärten wurden ebenfalls Zuschüsse gewährt. Das Soforthilfeamt betreut zurzeit ca. 3100 Parteien und gewährt diesen auf Kosten des Bundes Unterhaltshilfe oder Unterhaltszuschüsse. In der Zeit vom 1. 4. 1951 bis 31. 12. 1951 wurden folgende Summen gezahlt: an Unterhaltshilfe 1 449 139.— DM. an Unterhaltszuschuß 49 446.— DM. Daneben werden aus Soforthilfemitteln Hausratshilfe, Ausbildungsbeihilfen sowie Darlehen für den Existenzaufbau geleistet. Folgende Zahlungen, die in der Zeit vom 1. 4. 1951 bis 31. 12. 1951 geleistet wurden, mögen den Umfang dieser Beihilfen verdeutlichen: Hausratshilfe 125 190 DM, Ausbildungsbeihilfen 16515 DM, Existenzaufbaudarlehen 419 399 DM. Der Bundestag hat zwischenzeitlich das Feststellungsgesetz verabschiedet, durch welches die Kriegssachschäden der Vertriebenen, der Evakuierten sowie der in der Heimat durch den Krieg geschädigten Personen ermittelt werden sollen. Im Siegkreise rechnet man mit 30000 bis 40000 Feststellungsanträgen. Wachsende Zahl der Flüchtlinge. Die Zahl der Flüchtlinge A ist im Siegkreis von 22711 auf 23837 gestiegen. Die Zahl der Flüchtlinge B— Personen, die aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen aus der Ostzone Zuflucht in der Bundesrepublik suchten— stieg von 1621 auf 1728. Auf Grund des Bundesgesetzes über die Umsiedlung von Heimatvertriebenen hat der Siegkreis 173 Umsiedlerfamilien aufzunehmen. Die Schaffung dieses Wohnraumes stößt auf erhebliche, ja Nachthemd zu vertauschen, und eilt mit Seppli dem Dorfe zu. Ein Feuereifer kommt über ihn; eine große Aufgabe ist ihm anvertraut worden. Das Leben hat sich gemeldet, hat seinen Ruf an ihn ergehen lassen und weist ihm den Weg: Es gibt noch etwas anderes, als Winterabende mit einer schönen Frau plaudernd zuzubringen und im übrigen das Leben eines weltflüchtigen. Einsiedlers zu führen. Anselms erster Patient ist der zehnjährige Bub des groben Wirtes, der so klein, so bescheiden in seiner Angst geworden ist, als er den„Herrn Doktor“ bittet, nach dem Fiebernden zu sehen. Seine Grobheit, seine Aufgeblasenheit sind völlig verschwunden, und Anselm kann nicht genug darüber staunen: ist das wirklich derselbe Mann, der jetzt seinem Peterle so unbeholfen und gütig zugleich mit der Hand über das fiebernde Gesicht fährt und besorgte Worte spricht, während sonst jede Regung eines besseren Gefühls unter ständiger Rauhheit erstickte? Anselm kann ihm einige Hoffnung auf Genesung machen und weiß, die Tränen des Dankes, die jetzt über sein fettes, rotes Gesicht laufen, sind echt. Seppli soll sofort zur Apotheke, doch der gänzlich umgewandelte Wirt nötigt ihn, vor dem weiten Weg noch eine Stärkung zu sich zu nehmen. Auch- in dem fremden Buben sieht er plötzlich das Kind, das den Gefahren des Lebens und der Gnade der Menschheit ausgesetzt ist. Nach zehn Minuten, während derer der Wirt Seppli ständig genötigt hat, den guten vorgesetzten Speisen nur ordentlich; zuzusprechen, macht Seppli sich auf den Weg, und Anselm geht, von einem Knecht begleitet, von Haus zu Haus. Es ist immer das gleiche Bild, das sich ihm darbietet: In schlecht gelüfteten, niedrigen fast unüberwindliche Schwierigkeiten, da immer noch ein großer Teil der einheimischen Bevölkerung unzulänglich untergebracht ist. Schulwesen. Im Jahre 1951 konnten fünf Volksschulneubzw. Erweiterungsbauten fertiggestellt und ihrer Bestimmung übergeben werden. Es handelt sich hierbei um Schulen in Rosbach, Hennef, Altenrath und Scheiderhöhe sowie um die Nordschule in Siegburg. Im Bau befinden sich zur Zeit Schulen in Kaldauen, Honnef, Niederdollendorf und Eitorf. Weiter soll in nächster Zeit mit dem Bau neuer Volksschulen in Königswinter und Hangelar begonnen werden. Für diese Schulbauten, die von den Gemeinden durchzuführen sind, stellt das Land größere Zuschüsse zur Verfügung. Der Kreis steuerte aus seiner Schulbaurücklage einen Betrag von 110000.— DM bei. Die Schulkinderzahl ist gegenüber dem Vorjahre um rd. 1300 auf 24591 gesunken. Trotz dieser Abnahme sind die vorhandenen Klassenräume noch immer unzureichend. Neben der notwendigen Neuschaffung von Schulen gehen die Bemühungen dahin, die veralteten Schulsysteme mit der Zeit durch neue zu ersetzen. Wohnungsbau. Im vergangenen Jahre wurden im Siegkreis insgesamt 932 neue Wohnungen geschaffen. Hiervon entfallen auf: a) Neubau 710 Wohnungen mit 2603 Räumen, b) Wiederaufbau 105 Wohnungen mit 326 Räumen, c) Wiederherstellung 16 Wohnungen mit 44 Räumen, d) Um-, An- und Aufbau 101 Wohnungen mit 289 Räumen. Trotz dieses erheblichen Zuganges an neuen Wohnungen hat sich die Wohnungslage nicht wesentlich gebessert, weil der Eigenbedarf der einheimischen Bevölkerung noch lange nicht gedeckt ist und ein sehr großer Teil des neuen Wohnraumes für die angeordnete Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien und weitere Flüchtlingszuweisungen in Anspruch genommen werden mußte. Im Zusammenhang mit dem Wohnungsbau interessiert es zu erfahren, welche Mittel für den sozialen Wohnungsbau im vergangenen Jahre durch die Kreisverwaltung bewilligt und ausgegeben werden konnten. Die Wohnungsbaumittel ergeben zusammengerechnet die Summe von 2 000000 DM. Wenn die Gelder auch zum größten Teil aus Bundes- und Landesmitteln stammen, so hat aber auch der Siegkreis im Rahmen des Möglichen zur Finanzierung des sozialen Wohnungsbaues beigetragen. Der Kreis hat hierfür selbst 350000.— DM aufgebracht und als erststellige Hypotheken zur Ermöglichung der Restfinanzierung von Wohnungsbauten ausgegeben. Ferner wurden 90000.— DM für die Restfinanzierung von Kleinsiedlungsvorhaben der Rhein. Heimstätte zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus hat der Kreis Soforthilfemittel in Höhe von 275000.— DM der Wohnungsbaufinanzierung durch Ausgabe von unverzinslichen Darlehen zugeführt. Die Kreisverwaltung ist auch für das Jahr 1952 bemüht, größere Mittel für die Wohnraumbeschaffung flüssig zu machen. Wirtschaftliche Betätigung und Beteiligung des Kreises. Der Vérkehr auf den Rechtsrheinischen Bahnen, die zu einem Drittel den Kreisen Bonn-Stadt, Bonn-Land und dem Siegkreis gehören, weist eine ständig steigende Tendenz auf. Auf der Strecke Bonn—Honnef wurde durch Einsetzung von Omnibussen der Verkehr in den Hauptverkehrsstunden entlastet. Stuben unter aufgetürmten, buntgewürfelten Federbetten liegen fiebernde Kinder mit hochroten Köpfen und ringen nach Luft. Jammeinde, halb verzweifelte Mütter, die gewohnt sind, alles mit selbstbereiteten Heiltränklein zu kurieren, sehen ihn argwöhnisch kommen, aber seine Untersuchungen, seine ruhigen, energischen Maßnahmen verschaffen ihm schnell überall Achtung. In den fünf Jahren seiner Praxis hat er seinen Beruf nicht so freudig ausgeübt wie jetzt, da er nach monatelanger Pause wieder von Bett zu Bett eilt. Unermüdlich ist er unterwegs, kaum, daß er sich nachts im Gasthause ein paar Stunden Schlaf gönnt. Und jedesmal, wenn es ihm gelingt, ein junges Menschenleben der tödlichen Umklammerung durch die Krankheit zu entreißen, bebt eine Frage in ihm auf: Durfte ich sühnen—, wiedergutmachen, Herr? Nach einigen Tagen ist die Gewalt der Epidemie gebrochen; er kann daran denken, in seine Hütte zurückzukehren. Als er öffnen will, klemmt sich die Tür: Zwei Briefe mit dem Monogramm.A. sind darunter geschoben... Eine dunkle Ahnung überfällt ihn, während er in dem eiskalten, unwohnlichen Raume seiner Hütte die Briefe mit plötzlich zitternden Händen öffnet: Beide sind von Beate Atterberg, die ihn anfleht, sofort aufs Schloß zu kommen— Maili ist krank! * Beate hat sich nicht gleich beunruhigt, als Maili über Halsschmerzen klagte. Oft schon hat sie kleine Unpäßlichkeiten des Kindes mit einfachen Hausmitteln geheilt, zumal der alte Doktor Wimmerle bei seiner ausgedehnten Gebirgspraxis schwer zu erreichen ist. Es wird auch hoffentlich diesmal in ein paar Tagen alles wieder gut sein, denkt sie.— Doch, als Maili schon nach wenigen Stunden, aus sich selbst heraus, nach ihrem Bett verZur Verbesserung des Betriebes sind zwei modernste Viererzüge in Auftrag gegeben worden, die in Kürze geliefert werden sollen. Nachdem Bad Honnef im Jahre 1950 ein repräsentables Bahnhofsgebäude erhalten hat, soll in nächster Zeit auch mit der Errichtung eines neuen Bahnhofsgebäudes in Rhöndorf begonnen werden. Z. Zt. schweben Verhandlungen mit der Direktion der Bahnen über eine Modernisierung der Signalanlagen und eine bessere Sicherung der Bahnübergänge gegen Unfall. Nach langjährigen Verhandlungen ist kürzlich durch den Bundesverkehrsminister die Entscheidung über die Verbesserung der StraBenverhältnisse zwischen Siegburg und Bonn getroffen worden. An Stelle des ursprünglich vorgesehenen Zubringers zur Autobahn bei Buisdorf soll jetzt durch einen großzügigen Ausbau und die Verbesserung der Linienführung der bestehenden Bundesstraße 56 zwischen Siegburg und Bonn eine Straßenverbindung geschaffen werden, die allen Anforderungen des wachsenden Verkehrs Rechnung trägt. Mit der Ausführung des Projekts soll bereits im Januar 1952 begonnen werden. Straßenverkehrsamt. Die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge hat sich auf rd. 12000 erhöht. Das bedeutet gegenüber dem Jahre 1950 einen Zugang von 3000 Fahrzeugen. An Führerscheinen wurden im Jahre 1951 rd. 4000 ausgestellt. 65 Führerscheine mußten entzogen werden, zum größten Teil wegen Trunkenheit am Steuer. Gewerbeaufsicht. Auf diesem Gebiet ist gegenüber dem Vorjahre eine Abnahme der Neuanmeldungen zu verzeichnen. Auch liegt die Zahl der Gewerbeabmeldungen höher als im Vorjahre. Die eingetretene Verminderung der Gewerbebetriebe dürfte auf den sich verschärfenden Konkurrenzkampf zurückzuführen sein. Die freiwilligen Feuerwehren des Siegkreises wurden im vergangenen Jahre bei 61 Klein-, 9 Mittel- und 4 Wald-Bränden in Anspruch genommen. Die Schadenssumme beträgt schätzungsweise insgesamt 135000 DMI; sie ist im Gegensatz zum Vorjahre sehr stark zurückgegangen Land- und Forstwirtschaft. Der Siegkreis hat, wie in den vergangenen Jahren, auch im Jahre 1951 wieder erhebliche Mittel zur Förderung der Landwirtschaft, inslangt hat, jede Nahrung verweigert und vor zunehmenden Schmerzen nicht einmal ein bißschen Fruchtsaft schlucken mag, erkennt Beate, daß eine ernste Erkrankung im Anzuge ist. Sie ruft Dr. Wimmerle an; er kann nicht versprechen, daß er diesen Tag noch kommen wird. Enttäuscht tritt Beate vom Telephon zurück. Was nun? Sie sieht doch, wie das Fieber von Stunde zu Stunde steigt und das fröhliche, lebendige Kind, wenn es nicht gerade vor Schmerzen jammert, schon ganz teilnahmslos daliegt. Da kommt ihr der Gedanke, an Anselm Grothus zu schreiben und ihn zu bitten, daß er sofort aufs Schloß kommt. Frau Doris geht gleich mit dem Brief zur Hütte und schiebt ihn, da sie Anselm nicht antrifft, unter die Türe. In steigender Erregung hat Beate auf ihr Zurückkommen gewartet: Sicher wird Doris ihn gleich mitbringen! Doch sie kehrt allein zurück!—— Vergebens sucht Beate sich mit der naheliegenden Erklärung, daß er vielleicht nur einen Spaziergang unternommen hat, zu beruhigen. Doch ihr Hoffen und Bangen wächst zu Angst und Verzweiflung mit den vielen Stunden des Wartens; denn Maili fiebert so hoch, daß sie die Mutter nicht mehr erkennt, und die keuchenden Atemzüge belehren Beate darüber, daß hier nicht mehr viel Zeit zu verlieren ist. Als die Nacht und auch der nächste Morgen vergehen, ohne daß Anselm kommt, schreibt sie ihm einen zweiten, verzweifelten Brief. Wieder geht Doris zur Hütte: Anselm ist nicht da! Auf dem Rückweg durch den Wald trifft sie auf einen Mann aus der Gegend, der ihr erzählt, im Dörfle sei Diphtherie ausgebrochen. Dieses eine furchtbare Wort erschreckt Doris derartig, daß die Füße sie kaum weitertragen wollen. Auch Maili muß besondere für die Hebung der Viehzucht und des Obst- und Weinbaues, zur Verfügung gestellt. Besonders hervorzuheben wären noch folgende Maßnahmen: Den gemeinsamen Bemühungen der Kreisverwaltung und des Forstamtes der Landwirtschaftskammer ist es gelungen, für die diesjährige Aufforstungsperiode einen Betrag von 171 000.— DM aus Landesmitteln für die Wiederaufforstung vonl Kahlflächen und die Neuaufforstung von minderwertigen und ertragslosen Waldparzellen des Privatbesitzes hereinzuholen. Zur Errichtung einer zentralen Obstfrischhaltestation, deren Kosten auf 300000.— DMI veranschlagt waren, hatte das Land und die Landwirtschaftskammer Rheinland im vergangenen Jahre erhebliche Beihilfen in Aussicht gestellt. Die anfangs sehr erfolgversprechenden Verhandlungen über die Durchführung des Projekts führten leider zu keinem positiven Ergebnis, weil die von der Landwirtschaft aufzubringende Restfinanzierung nicht sichergestellt werden konnte. Es ist sehr bedauerlich, daß dieses Projekt nicht zur Durchführung gekommen ist, weil eine solche Anlage für die Weiterentwicklung des Obstbaues im Siegkreise von größter Bedeutung ist. Der Siegkreis liegt mit einem Bestand von rd. 1,5 Millionen Obstbäumen mit an der Spitze im Bundesgebiet. Leider haben viele Landwirte die in ihren Obstbaumbeständen Lliegenden Werte noch nicht recht erkannt. Bei richtiger Sortenauswahl und besserer Pflege der Baumbestände sowie bei sachgemäßer Sortierung und markt- und zeitgerechter Anbietung der Ware lassen sich aus dem Obstbau jährlich Millionen Mark mehr erzielen als heute. Die Grundlagen hierfür sind im Siegkreise geschaffen. Es wird aber noch viele Jahre intensiver Arbeit bedürfen. bis dieses Ziel erreicht ist. Der Plan zur Errichtung einer zentralen Obstfrischhaltestation und weiterer örtlicher Frischhalteanlagen ist keineswegs fallen gelassen worden, weil solche Anlagen eine der notwendigen Voraussetzungen für die Wirtschaftlichkeit des Obstbaues sind. Ob zuerst eine zentrale Großanlage oder kleine örtliche Frischhaltestationen errichtet werden sollen: ist noch nicht entschieden. Diese Frage muß sobald wie möglich geklärt werden, damit im Jahre 1952 rechtzeitig an das Land und die Landwirtschaftskammer wegen Bereitstellung von Beihilfen für diese Anlagen herangetreten werden kann. von der schweren Krankheit ergriffen worden sein! Kam nicht vor wenigen Tagen noch Frau Brandler, Sepplis Mutter, wie immer zum Waschen auf das Schloß— nur verhärmter, bleicher als sonst? Und hat sie nicht auf Befragen erzählt, daß vier von ihren Kindern an Halsweh krank liegen? Plötzlich erinnert sich Doris auch, dass Maili, die für jeden Menschen ein herzliches, zutrauliches Wort hat, mit Frau Brandler gesprochen und ihr die Hand gegeben hat!— Muß sie nicht Beate von all dem sagen? Aber was kann im Augenblick helfen, die Krankheit beim Namen zu nennen, wenn doch kein Hilfsmittel gegen ihr Wüten gegeben ist? Im Schloß tritt Beate ihrer alten Dienerin seltsam gefaßt entgegen. Das Gesicht mit den schönen, klaren Zügen ist ganz bleich, während der zuckende Mund mit fast tonloser Stimme spricht:„Doris, ich weiß, es ist Diphtherie!“ Nun kann Doris die arme Mutter nicht täuschen und berichtet, was sie gehört hat. Die Bestätigung ihrer geheimen Angst raubt Beate den letzten Rest aller bewahrten Hoffnung! Nun fällt die Angst, die entsetzliche Angst, wie ein Raubtier über ein wehrloses Opfer, über ihr Herz her und jagt sie ruhelos von einem Zimmer ins andere. Doris hat ihren Platz am Bett des kranken Kindes eingenommen. Sie verkrampft die Hände, bewegt murmelnd die bleichen Lippen:„Mein Gott, nur das nicht! So unbarmherzig kannst du, doch nicht sein! Gib mir Ruhe, gib mir Kraft, daß ich dir vertraue und beten kann!“ Doch ihr gefoltertes Herz findet keine Erhörung auf alles Flehen... Unaufhörlich treibt es sie durch die hohen, düsteren Zimmer, die schon von der frühen Dämmerung der Winternacht eingehüllt sind. (Fortsetzung folgt.) Es wird weniger geheiratet. Statistiker verzeichnen Abnahme der Heiratshäufigkeit. Wiesbaden, im Januar 1952. Im dritten Vierteljahr 1951 wurden im Bundesgebiet 129 066 Ehen geschlossen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist damit eine Abnahme um 7229 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zu verzeichnen. Für die nach Eheschließungen auf 1000 Einwohner und ein Jahr berechnete Eheschließungsziffer ergibt sich— da die Bevölkerungszahl inzwischen zugenommen hat— ein merklicher Rückgang von 11,3 auf 10,6. An dem Rückgang der„Bundes-Eheschließungsziffer“ sind alle Länder mit Ausnahme von Baden und Württemberg- Hohenzollern beteiligt. Die höchste Ziffer erreichte NordrheinWestfalen mit 12,0, während Schleswig-Holstein mit 9,2 die niedrigste aufwies. Die Zahl der im dritten Vierteljahr im Bundesgebiet. Lebendgeborenen war mit 186 077 um 10 364 kleiner als im vorausgegangenen Quartal. 95643 der Lebendgeborenen waren Knaben und 90 434 Mädchen. Der Anteil der unehelich Geborenen lag mit 9,2 Prozent wenig unter der Quote des entsprechenden vorjährigen Zeitraums. Wie in den meisten vergleichbaren Jahren brachte das dritte der Jahresviertel die wenigsten Sterbefälle: es starben 108697 Personen, davon 56 475 männlichen und 52222 weiblichen Geschlechts. Die Säuglingssterblichkeit— berechnet nach auf 100 Lebendgeborene Gestorbene— ist von 4,8 im Vorjahr auf 4,7 zurückgegangen. Der Ueberschuß der Geburten gegenüber den Sterbefällen war mit 77380 gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres leicht rückläufig. Sämtliche Länder verzeichneten einen Geburtenüberschuß. Bezogen auf 1000 Einwohner und ein Jahr war der Ueberschuß in Rheinland-Pfalz mit 8,7 am größten und in Hamburg mit 1,5 am kleinsten. * Honnef, den 3. Januar. * Langfinger überall. Aus einer Gartenlaube an der Rommersdorferstraße wurden von unbekannten Tätern Gartengeräte gestohlen. * Ein Kaminbrand entstand gestern in einem Hause der Hauptstraße. Ehe größerer Schaden entstand, konnte das Feuer von Hausbewohnern gelöscht werden. * Mit Pech ins neue Jahr. Für einen hiesigen jungen Mann begann das neue Jahr mit weniger Glück als ihm seine Freunde gewünscht hatten. Am Silvesterabend fiel er so unglücklich, daß er sich einen Kieferbruch zuzog und eine Klinik in Bonn aufsuchen mußte. Vereine und Veranstaltungen. * 85. Geburtstag des Kath. Bürgervereins Rhöndorf. Der Verein begeht am Sonntag, dem 6. Januar, seinen 85. Geburtstag. Die Mitglieder werden diesen Geburtstag besonders festlich gestalten aus Dankbarkeit für die Glaubenskraft und den stillen Segen, die der Verein in seinem langen Leben dem einzelnen Mitgliede gab. Um 8 Uhr ist ein Festhochamt, um 20 Uhr die Familienfeier im Hotel Bellevue. Herr Bundeskanzler Dr. Adenauer erhält als Ehrenmitglied des Vereins die Sonntagsmesse um 10 Uhr als Geburtstagsgeschenk. Mit Stolz kann der Verein auf sein Lebenswerk blicken. Seine Mitglieder hat er stets durch alle Kämpfe des Daseins geführt. Waren die Götter gegen ihn, so war der eine Gott für und mit ihm. Die christliche Haltung der Rhöndorfer war seine Kraftquelle. Aus ihr fließt auch heute noch die hellste Lebenskraft für sein Wachstum zum schönen Blühen wie zum Früchtebringen der lebenden Freude: Wille und Geduld, Stütze und Halt, helfende Liebe, Freundschaft, Schutz und Hilfe, Rat und Tat. Mit derselben Haltung die Zukunft gestalten, dürfte wohl das schönste Geburtstagsgeschenk für den Verein sein.-r. Müllgrube an der Rheinau wurde geschlossen und gesperrt; den abzufahrenden Müll nimmt seitdem die neue Grube am Lichweg auf, Unter den Leistungen der Kurverwaltung ragt die Wiedereinrichtung der Trinkhalle und deren Eröffnung am 11. Mai mit Beginn des Kurkonzertes hervor. Im Mineralschwimmbad auf der Insel Grafenwerth, konnten sämtliche 160 Umkleidekabinen vollständig wiederhergestellt werden. Sofort soll der Ausbau der Straßenbeleuchtung energisch vorangetrieben werden. Die Linzerstraße sowie die untere Kirchstraße sollen als erste weitere und neue Beleuchtungskörper erhalten. 58 neue Lampen in Honnef. Es soll aber noch heller werden. der unteren Ein Versorgungsbetrieb hat ein vielseitiges Aufgabengebiet, und der Laie macht sich kaum einen Begriff davon, wieviel mühevolle Kleinarbeit, welch genaues Disponieren es erfordert, eine Stadt mit an die 15000 Einwohnern mit all dem zu versorgen, was den Lebensnerv dieser Stadt intakt halten soll. Umfangreich sind die Erfordernisse, und die Bad Honnef AG. könnte in verhältnismäßig kurzer Zeit allen Ansprüchen genügen, wenn die Mittel ebenso umfangreich wären wie das Maß zu erfüllender Aufgaben. Ueber die als dringend erkannten-Aufgaben hinaus sind aus Kréisen der Oeffentlichkeit manche, z. T. sehr berechtigte Wünsche laut geworden, und die Bad Honnef AG. verkennt keineswegs, wie Betriebsdirektor Lorenz versichert, die Notwendigkeit ihrer Verwirklichung. Dennoch kann sie nur mit den Mitteln arbeiten, die tatsächlich zur Verfügung stehen, d. h. daß man nur Schritt für Schritt dem Ziel näherkommen kann. Indessen hat der Versorgungsbetrieb der Bad Honnef AG. im vergangenen Jahr manche Leistung auf die Beine gestellt, wie ein von Direktor Lorenz gegebener Ueberblick ausweist. Das Stromnetz z. B. hat eine umfangreiche Erweiterung erfahren. Nachdem die Transformatorenstation Rhöndorf von 160 auf 250 kW Leistung verstärkt worden war, wurde auch die Leistung der Transformatorenstation Herz-Jesu-Heim, die den Ortsteil Selhof, die obere Hauptstraße und die Linzerstraße versorgt, von 125 auf 250 kW erhöht. Die weiteren Leistungen zur Erweiterung des Stromnetzes in Honnef waren: Ausbau der Freileitungsstrecken Rommersdorferstraße zur Versorgung von Rommersdorf, Frankenweg, Wilhelmstraße; Ausbau der Hauptstromleitung Bahnhofstraße, Menzenbergerstraße; Umbau der Hauptstromleitung Frankenweg; Neuanlage der Stromzuführung Siedlung Ahlfeldspfad; Kabelzuführung und Hauptstromzuführung Antoniusheim, Karlstraße, Linzerstraße; Hauptstromleitung Mülheimerstraße. Dazu kommen ein Kabelanschluß für das Haus Rheinau, wobei die bisherige Freileitung durch die Anlagen der Rheinpromenade in Wegfall kam, sowie der Ausbau der Transformatorenstation am Gasspeicher im Lohfeld, die am 12. April in Betrieb genommen wurde. Um auch die Wasserversorgung des Stadtgebietes zu vervollständigen, wurden Wasserleitungen zur Siedlung am Ahlfelds— Zuerst in der Linzerstraße und Kirchstraße. pfad, in der unteren Selhoferstraße, der Rommersdorferstraße sowie der Projektstraße im Girardetgelände verlegt. Eine Behelfs-Pumpanlage versorgt das Neubauprojekt der Jugendherberge mit Wasser. In der Gasversorgung bedeutet der Anschluß des Gasspeichers im Lohfeld, der am 25. Februar erfolgte, einen wichtigen Schritt vorwärts zur Erlangung eines auch in den Stunden der Verbrauchsspitzen ausreichenden Gasdrucks. Dazu gehört auch die Inbetriebnahme der Kompressoranlage mit Füllung des Gasspeichers auf 4000 chm, die am 1. Juli erfolgte. Gasleitungen wurden zur Siedlung am Ahlfeldspfad und zur Projektstraße im Girardetgelände gelegt. Ein erstrangiges Thema unter allen Aufgaben, die die Bad Honnef AG. zu erfüllen hatte, war die Straßenbeleuchtung. Dies wird auch im neuen Jahre das Thema eins aller Bemühungen sein, wie uns Direktor Lorenz erklärt. Man weiß genau, daß es noch genügend Winkel und Straßenteile in Honnef gibt, in denen der Passant buchstäblich im Dunkeln tappt. Wenn jedoch im laufenden Jahr nur ebenso viele Brennstellen neu in Betrieb genommen werden können, wie im vergangenen Jahre, in welchem 58 neue Brennstellen errichtet wurden, so dürfte es am Ende des Jahres keinen„dunklen Punkt“ mehr in Honnef geben. Neue elektrische StraBenlampen erhielten: obere Bismarckstraße 3 Lampen, Bondorferstraße 3 Lampen, Rommersdorferstraße 8 Lampen, Verbindungsweg zwischen Stein- und Austraße 1 Lampe, Siedlung Floßweg 1 Lampe, Wilhelmstraße 4 Lampen, Ahlfeldspfad 3 Lampen, Drachenfelserstraße 3 Lampen, Selhoferstraße zwischen Linzerstraße und Antoniusheim 2 Lampen, obere Selhoferstraße 1 Lampe, Rommersdorferstraße, Ecke Schülgenstraße, 1 Lampe. Insgesamt 24 Kandelaber wurden aufgestellt am Nachtigallenwäldchen, am Spitzenbach, an der Wilhelmstraße-Wilhelmsau, am Frankenweg-Zennigsweg und an der Rheinau. Außerdem wurden einige Gas-Straßenlampen wieder zusätzlich in Betrieb genommen. An neuen Anschlüssen wurden erstellt: 46 Stromanschlüsse, 61 Gasanschlüsse, 54 Wasseranschlüsse. Außerdem wurden 90 Stromzähler und 94 Gasmesser neugesetzt. Zur Müllabfuhr ist zu melden, daß im vergangenen Jahre 400 neue Mülleimer beschafft und verteilt wurden. Die bisherige Aus Nah und Fern. Daun. Bei Dachdeckerarbeiten am Bahnhofsgebäude in Jünkerath(Krs. Daun) stürzte ein Arbeiter tödlich ab, als unter seiner Last eine Dachlatte zusammenbrach. Troisdorf. In einem Anfall von Schwermut suchte eine Lehrerin aus Troisdorf den Tod in der Agger. Die Leiche wurde geborgen. Gefährlicher Neujahrs, scherz“. Aachen, 2. Jan. Durch die Explosion einer Signalkapsel wurde der Schaffner eines rangierenden Zuges am Dienstagmorgen auf dem Bahnhofsgelände in Ameln(Kreis Jülich) schwer verletzt. Ein Splitter des Knallkörpers, der vermutlich auf den Schienen gelegen hatte, traf ihn in den linken Oberschenkel und durchschlug die Hauptschlagader. Das linke Bein mußte ihm abgenommen werden. Es ist zurzeit noch nicht geklärt, wie es zu dieser Explosion kam. Vielleicht sollte es ein Neujahrs,scherz“ sein. Signalkapseln führt das Zugpersonal für besondere Notfälle mit. Der„Frosch“ in der Hosentasche. Mainz, 3. Jan. Hier versuchte ein zwanzigjähriger Mann aus Mainz-Mommbach einen von der vorangegangenen Silvesterfeier übriggebliebenen„Knallfrosch“ zu entzünden. Da die„Miniaturbombe“ aber nicht losging, steckte er sie wieder in seine Hosentasche zu anderen Feuerwerkskörpern. Plötzlich explodierte das ganze„Sprengstoffarsenal“, und der Verletzte mußte mit schweren Brandwunden in ein Krankenhaus gebracht werden. Großfeuer auf Staatsdomäne bei Fulda. Fulda, 2. Jan.(dpa) Ein Großfeuer vernichtete auf der Staatsdomäne Ziehers bei Fulda Wirtschaftsgebäude, einen Teil des Fahrzeugparks und eine große Feldscheune mit der gesamten Getreideernte von 8000 Zentnern, im Wert von etwa 160 000 DM. Der Gesamtschaden wird auf mindestens eine halbe Million DM geschätzt. Als Ursache wird Brandstiftung vermutet. Die Fuldaer Feuerwehr konnte noch einen Schweinestall retten, in dem 250 Ferkel und 50 Zuchtsauen untergebracht waren. Vor etwa zwei Jahren war auf der Domäne schon einmal ein Feuer ausgebrochen, das einen Sachschaden von einer viertel Million Mark verursachte. Auch damals tauchte der Verdacht auf, daß Brandstiftung vorlag. Ein Leben für den Deutschen Schäferhund. Vom Aufstieg des Osnabrücker„Preußenblut“-Zwingers. Seit 17 Jahren vergeht keine deutsche oder bedeutendere internationale Hundedusstellung, auf der nicht die Schäferhunde des Osnabrücker Zwingers„Preußenblut“ allgemein beachtete Erfolge erzielen können. Auch auf der internationalen Schau von Hunden aller Rassen aus sämtlichen europäischen Ländern in Utrecht fielen der erste, zweite und vierte Preis im Wettstreit um den„Oranienpreis“ der Königin der Niederlande an Hunde aus der Osnabrücker Zucht. Der Oranienpreis wurde damit von einem„Preußenblut“ zum zweiten Male gewonnen. Wo die Stadt Osnabrück an ihrem südwestlichen Rande, hügelauf ansteigend, zum Lande wird, liegt inmitten eines umzäunten, baumbestandenen Geheges ein niedriges, graues Haus mit großen, hellen Fenstern. Die Zimmer dieses Hauses, angefangen vom geräumigen Vorzimmer, sind mit den Bildern von Hunden und mit den Ehrenpreisen von zahlreichen Ausstellungen geschmückt. Hier wohnt der Züchter Karl Dettmer mit seiner Familie, zu deren engstem Kreis auch die kleine, schwarze Dackelhündin„Nixe“ zählt. Rings um das Haus aber, auf dem etwa 5000 am großen Grundstück, tummeln sich etwa 22 Deutsche Schäferhunde der„Preußenblutzucht“, die hier ihre Urheimat hat. Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten kann der Zwinger Karl Dettmers auf allen von ihm beschickten Ausstellungen Erfolge für sich verbuchen. Die Harmonie mit Hunden begleitet den heute Achtundvierzigjährigen schon von früher Kindheit an, als der alte „Hektor“ automatisch die Wiege mit der Schnauze zu schaukeln begann, sobald der Säugling unwillig schrie. Als Junge pflegte Karl oft zu seinen Spielkameraden zu sagen, er werde einmal ein großer„Hundezüchter“ werden. Was damals noch jugendlicher Scherz war, wurde 1921 zum Ernst. Damals kaufte Dettmer seinen ersten Hund, einen Dobermann, zu Zuchtzwecken. Auf der ersten Ausstellung. die er mit diesem Hund besuchte, erhielt das Tier das Prädikat„vorzüglich“— ein Zeichen für den sicheren Blick des Züchteranwärters für den Qualitätshund. Im Jahre 1927 begann Dettmer, geleitet von dem Gedanken, Gebrauchshunde nach dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit heranzuzüchten, ausschließlich Deutsche Schäferhunde aufzuziehen. Der Stammbaum ist Dettmer nicht so sehr die unbedingte Hauptsache, als vielmehr der Charakter und das geistige Auffassungsvermögen des Hundes. Damals bereits, bald nach dem Beginn seiner Schäferhundzucht, fanden Dettmers Tiere in steigendem Maße das Interesse der Polizei, der Bahnpolizei und der Zollbehörden. Heute zählt auch noch die britische Polizei zu den eifrigen Interessenten der„Preußenblut“Zucht. Den offlziellen Namen„Preußenblut“ erhielt der Zwinger im Jahre 1931 von seinem Herrn. Bald danach begann die Serie der Ausstellungserfolge des Zwingers. Die erste Silbermedaille holte sich ein „Preußenblut“-Hund auf der Reichssiegerausstellung 1934. Von da an verging kein Jahr ohne neue Erfolge in Form von Silberund Goldmedaillen, von Ehrenpreisen verschiedener Städte, von Zuchtauszeichnungen und sonstigen Ehrungen. Diese sichtbar aufsteigende Zuchtarbeit wurde gleich vielen anderen vom Kriege unterbrochen. Der Zwinger mußte sich auf das Heranzüchten von Hunden für die öffentliche Sicherheit umstellen. In das Jahr 1944, auf den 23. April, fällt die Geburt des im Mai 1949 in Osnabrück von unbekannter Hand, vermutlich aus Haß und Neid, sinnlos vergifteten„Lex Preußenblut“ des Hundes, in dem nach Ansicht seines Herrn wie auch der übrigen Fachwelt alle gewünschten und erhofften Erbmerkmale ideal zusammengefaßt waren und der für die künftigen vorbildlichen Zuchtergebnisse des Zwingers von ausschlaggebender Bedeutung wurde. Deutsche Kunst und Künstler in Holland. (Von unserem Korrespondenten.) Amsterdam.(dpa) Bei der Eröffnung der ersten offlziellen Kunstausstellung in Holland nach dem Kriege im Oktober im Amsterdamer Städtischen Museum hatte der deutsche Botschafter in Den Haag, Dr. Karl Du Mont, auf die große Bedeutung eines deutsch-holländischen Kulturaustausches hingewfesen. Die Kunst könnte in weitgehendem Maße zu einem besseren Sich-Kennen-Lernen und einer gegenseitigen Verständigung der Völker beitragen und in dieser Beziehung unter Umständen sogar mehr erreichen als die Aktivität der Diplomaten und anderer politischer Persönlichkeiten. Die Richtigkeit dieser Auffassung, die auch. kürzlich wieder von dem deutschen Dramatiker Günther Weisenborn bei seinem Besuch in Holland öffentlich vertreten wurde, wurde nicht nur durch die großen Erfolge der deutschen Kunstausstellungen bewiesen, die bald' nach dem Kriege in Amsterdamn stattfanden, als von der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen noch kaum die Rede war. Auch das erste Auftreten deutscher Dirigenten, Sänger und Pianisten und die Besuche deut##scher Schriftsteller in Holland haben zur Wiederanknüpfung der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern geführt und nach den langen Jahren der Trennung wieder ein neues Interesse und auch Verständnis für die deutsche Kultur hervorgerufen. Abseits aller Politik wurde auf diese Weise wieder eine Grundlage für eine künftige deutsch-holländische Zusammenarbeit geschaffen, deren Notwendigkeit im Rahmen des europäischen Zusammenschlusses hüben und drüben in immer stärkerem Maße erkannt wird. In erster Linie waren es, wie gesagt, die großen deutschen Kunstausstellungen, die zur Ueberwindung des nur zu verständlichen Ressentiments bei der holländischen Bevölkerung beitrugen. Die Ausstellungen von Gemälden der Münchener Pinakothek, des Kaiser-Friedrich-Museums und der mittelalterlichen deutschen Kirchenkunst, die im Rijksmuseum in Amsterdam größtenteils noch von den alliierten Besatzungsbehörden in Deutschland veranstaltet wurden, waren Ereignisse, an denen nicht nur vereinzelte holländische Kunstliebhaber, sondern die ganze holländische Bevölkerung lebhaften Anteil nahm, deren Verständnis und Liebe für die bildende Kunst sich seit Generationen an den großen holländischen Meistern geschult und entwickelt hat. In gleicher Weise wurde die Ausstellung deutscher Expressionisten(Sammlung Haubrich), die erste offlzielle deutsche Kunstausstellung in Holland nach dem Kriege, zu einem starken Erfolg, ebenso wie die erst kürzlich eröffnete Gedächtnisausstellung für Max Beckmann, den vor einem Jahr verstorbenen großen deutschen Maler, einem erfreulichen Interesse weitester holländischer Kreise begegnet und von der führenden holländischen Presse in eingehenden Artikeln gewürdigt wird. Fruchtbare Musikbegegnung. Auch in dem reichen und vielseitigen holländischen Musikleben, das seinen Weltruf vor allem dem Amsterdamer ConcertgebouwOrchester verdankt, konnten deutsche Künstler nach dem Kriege eine Reihe von Triumphen feiern. Furtwänglers Konzerte im Sommer 1950 gehörten zu den Höhepunkten der holländischen Festwochen, während Walter Gieseking bei seinem ersten Auftreten nach dem Kriege(in Den Haag) einen Beifall erntete, wie man ihn von dem kritischen und anspruchsvollen holländischen Publikum kaum gewöhnt ist. In diesem Zusammenhang muß auch die junge„Niederländische Oper“ genannt werden, die einige ihrer stärksten Erfolge in der letzten Zeit zweifellos in nicht geringem Maße deutschen. Künstlern zu verdanken hat. Hier sind in erster Linie die festlichen Aufführungen von Wagners„Der fliegende Holländer“ in der Inszenierung von Heinz Tietjen und von Wagners„Lohengrin“ unter der musikalischen Leitung von Karl Elmendorff und mit Georg Hartmann als Regisseur zu nennen. Deutsches Schauspiel und deutscher Film nicht gefragt. Es muß aufrichtig bedauert werden, daß die deutsche Schauspielkunst, die sich vor dem Kriege, wie überall in der Welt, auch in Holland eines guten Rufes erfreute, beim holländischen Publikum beinahe in Vergessenheit geraten ist. Außer zwei Gastspielen von Albert Bassermann mit einer schweizerischen Truppe(Ibsens„Gespenster“ und Goethes„Faust“) hat man in Holland nach dem, Kriege keine deutschen Schauspieler mehr erlebt, während immer wieder Gastspiele der besten englischen und französischen Schauspielensembles in Amsterdam, Den Haag und anderen holländischen Städten stattfinden. Gelegentliche Besuche deutscher Schriftsteller, wie Werner Bergengruen, der in Unkel lebende Stefan Andres, Erich Kästner und Günther Weisenborn, konnten einem interessierten holländischen Publikum wenigstens flüchtige Eindrücke von dem gegenwärtigen dichterischen Schaffen in Deutschland vermitteln. Als sehr wenig erfreulich muß schließlich das Kapitel des deutschen Films in Holland nach dem Kriege bezeichnet werden. Neben den Defa-Filmen aus der Sowjetzone, die zum Teil starke Beachtung fanden(„Die Mörder sind unter uns“,„Ehe im Schatten“ und „Rotation“) haben von Filmen aus der Bundesrepublik eigentlich nur die„Berliner Ballade“ und der Kästner-Film„Das doppelte Lottchen“ ein stärkeres Echo gefunden. Zweifellos spielt hier die Konkurrenz des englischen und italienischen, aber auch des französischen und amerikanischen Films eine Rolle. Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß sich der deutsche Film vor der, Zeit des Hitlerregimes größter Beliebtheit in Holland erfreute, so daß es aufrichtig bedauert werden muß, wenn sein guter Ruf durch die meist mittelmäßige Ware der Nachkriegszeit mehr und mehr verloren zu gehen droht. Baron von Sass. Seine Wurfgeschwister Leander, Lende, Leiter und Letter stehen dem vergifteten Rüden an Qualitäten offensichtlich nicht nach, wie alle die Nachkommen beweisen. Im gleichen Jahr, 1949, aber wurde„Lende“ Landessiegerin, wurde der jüngere Bruder von„Lex“—„Udilo“— Landessieger, während ein„Lex“-Sohn 1950 das Championat in England errang, eine Lex-Tochter im gleichen Jahr als Siegerin in der Schweiz hervorging, ein anderer Lex-Sohn Gewinner in Kanada wurde und„Volt“, auch ein LexNachkomme, in Belgien mehrere Gewinne auf sich vereinigen konnte. 1951 schließlich erhielt Dettmer auf der deutschen Siegerausstellung in Ludwigshafen im September den ersten Preis unter den Zuchtgruppen und den Ehrenpreis des Vereins für Deutsche Schäferhunde für die beste Gesamtzuchtleistung. An erster Stelle wurde auf der Ausstellung„Bora PreuBenblut“ mit der„Siegerauslese“ bewertet. Acht Tage zuvor hatte ihr Vater„Udilo“ in Tokio eine Goldmedaille und die Bewertung „Siegerauslese“, erobert. Der letzte Erfolg dieses Jahres war die internationale Hundeschau in Utrecht, bei der sich die„Preußenblut“-Hunde unter 960 Konkurrenten erfolgreich durchsetzten. Nicht lange vor dieser Ausstellung hatte Dettmer einen Rüden der„Lex“-Zucht an den Zuchtleiter des Vereins für Schäferhunde in der Sowjetzone abgegeben. Mit diesem Hunde soll nun in der Sowjetzone eine planmäßige Zucht begonnen werden. Der Erfolg der Ausstellung in Utrecht spiegelt sich in zahlreichen Kaufgesuchen und Lieferaufträgen auf „Preußenblut“-Hunde aus dem Auslande, darunter aus Neuseeland, Indien, der Schweiz, Brasilien und Japan. Die Stadt Osnabrück hat dem Züchter unlängst auf sein Gesuch hin zugesagt, ihm ein neues Gelände für seine Zucht zur Verfügung zu stellen. Dort will Dettmer, sobald es sich ermöglichen läßt, ein Stadion schaffen, in dem sich Züchter und Hundeführer mehrmals jährlich treffen sollen, um die Hunde in freier Bahn zu erproben und zu trainieren. Sonstige weitere Pläne Dettmers?„Schäferhunde züchten!“ sagt er lächelnd.„Sie sind meine Lebensaufgabe.“ Neues aus aller Welt. ist. Bisher wurden keine Wrackteile gefunden. Bis Mittwoch sind die Leichen von zwölf Besatzungsmitgliedern und dem Lotsen am Strand von Borkum angespült worden. Es wird vermutet, daß alle 21 Besatzungsmitglieder ertrunken sind. Das Schiff, das 1950 in Dienst gestellt wurde, war mit einer Koksladung auf dem Wege von Emden nach Vstad in Südschweden. Autoreifen mit Kaffee. Brüssel, 2. Jan.(dpa) Ueber 100 Kilo Kaffee entdeckte die Polizei in den Reifen eines Kraftwagens, der dieser Tage bei Eupen in der Nähe der deutschen Grenze mit einem anderen Auto zusammenstieß. Der Fahrer des Schmuggelwagens flüchtete und nahm sogar die Nummerschilder mit. An Hand der Motornummer des Wagens konnte der rechtmäßige Besitzer ermittelt werden, dem das Auto gestohlen worden war. Brennender Düsenjäger ohne Pilot. London, 2. Jan.(dpa) Ein führerloses amerikanisches Düsenjagdflugzeug, dessen Pilot wegen Maschinenschadens„aussteigen“ mußte, hielt am Mittwoch Ostengland in Aufregung. Die Feuerwehren dreief Städte wurden alarmiert, während die brennende Maschine über Suffolk und Norfolk dahinraste. Sie ging jedoch auf einem ehemaligen Uebungsgelände für Bombenflugzeuge nieder, ohne Schaden anzurichten. Ihre Reste waren im Umkreis von fast einem Kilometer zerstreut, und der Motor stand in Flammen. Der Pilot landete unversehrt am Fallschirm bei Mildenhall. „Adlerauge“ traf. Birmingham, 2. Jan.(dpa) Der Artist Jack Carson, bekannt unter dem Namen„Großer Häuptling Adlerauge“, zeigte gestern in einem Zirkus in Birmingham seine große Nummer: er lehnte sich weit in seinem Stuhl zurück und beschoß eine Reihe von Zielen, die auf einem Schirm rings um den Körper einer Artistin angebracht waren. Adlerauge traf alle Ziele, nur einmal, als der Stuhl plötzlich zusammenbrach, ging der Schuß scheinbar ins Leere. Erst nach der Vorführung merkte das Publikum, daß dieser Schuß den Kapellmeister ins Bein getroffen und damit aktionsunfähig gemacht hatte. Die Kapelle hatte trotzdem fröhlich weitergespielt. Scharfe Kältewelle in USA. New York, 3. Jan. In den USA herrscht gegenwärtig eine scharfe Kältewelle, die auch auf die subtropischen Gebiete von Texas und des Golfs von Mexiko übergreift. In den Gebirgsgegenden von Colorado, Utah, Nevada und Nordkalifornien liegt tiefer Schnee. Ein Hund rettet Mutter und Kind. Ottawa, 2. Jan.(dpa) Durch einen Hund wurden eine 24jährige Mutter und ihr fünf Monate altes Kind vor dem Tode des Erfrierens gerettet. Die junge Frau war irrtümlich eine Station zu früh aus dem Zuge ausgestiegen, der sie in ihren Heimatort in der Nähe von Ottawa bringen sollte. Sie wollte daher den über drei Kilometer langen Heimweg zu Fuß gehen. Im hohen Schnee mußte sie vor Erschöpfung ihren Koffer stehen lassen und sank wenig später mit ihrem Kind in eine Schneewehe. Der Hund eines Farmers entdeckte die beiden Erschöpften und verständigte durch sein Bellen einen Landarbeiter, der Mutter und Kind bergen konnte. Das Kind hatte, da es warm eingepackt war, keinerlei Schaden erlitten, während seine Mutter durch die Kälte nahezu erstarrt war. Neujahrsscherze brachten den Tod. New York, 3. Jan.(dpa) In Vicksburg (Mississippi) explodierte am Neujahrstag in einem Auto eine Kiste mit Scherzartikeln in Gestalt von Feuerwerkskörpern. Zwei 17jährige Männer waren sofort tot, zwei andere wurden verletzt. Die Hitze, die sich bei der Explosion entwickelte, war so stark, daß die metallenen Türgriffe und andere Metallteile im Wagen schmolzen. Keine Ueberlebende bei USA-Flugzeugkatastrophe. Phönix(Arizona), 2. Jan.(dpa) Die Trümmer des seit Sonntag vermißten amerikanischen Flugzeugs vom Typ-47 sind verstreut in einer Gebirgsgegend, 105 Kilometer von Phönix(Arizona) entfernt, aufgefunden worden. Wie eine Rettungsmannschaft berichtete, sind sämtliche 28 Personen, die sich an Bord der Maschine befanden, ums Leben gekommen, unter ihnen 19 Kadetten der Militärakademie West Point, die auf dem Rückflug vom Weihnachtsurlaub waren. Wintergewitter ging nieder. Hamburg, 3. Jan. Ein kurzes Wintergewitter mit Hagel- und Graupelschauer ging gestern nachmittag über einigen Teilen Nordwestdeutschlands nieder. Besonders heftig und von Sturmböen begleitet war es über dem Ruhrgebiet. Auch über Lüneburg und Bremen entlud sich das Gewitter. Es entstand, als kalte polare Meeresluftmassen in den noch verhältnismäßig warmen Kontinent vordrangen. Frachtschnelldienst über Nordatlantik. Hamburg, 1. Jan.(dpa) Die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd wollen Mitte Februar einen neuen regelmäßigen Nordatlantik-Frachtschnelldienst eröffnen, der in Abständen von zwölf Tagen von Hamburg und Bremen aus New Vork, Baltimore, Norfolk und bei genügendem Ladungsangebot auch Philadelphia bedienen soll. Die Ueberfahrt wird elf Tage dauern. Von der Hapag werden die beiden 7800 Tonnen großen Motorschiffe„Odenwald“ und Spreewald“— beides Neubauten des Jahres 1951— und vom Lloyd die neuen 6700 Tonnen großen Turbinenschiffe„Traunstein“ und „Adolf Vinnen“ den Nordatlantikdienst versehen. Die beiden Reedereien haben die deutsche Wirtschaft um Unterstützung für den wiedererstandenen Frachtschnelldienst über den Nordatlantik gebeten. Untergang der„Irene Oldendorff“ noch ungeklärt. Borkum, 2. Jan.(dpa) Ueber den Untergang des 1500 BRT großen deutschen Dampfers„Irene Oldendorff“, der am Sonntag vermutlich gegen.10 Uhr in der Nähe der Insel Borkum gesunken ist, besteht noch keine Klarheit. Der Leiter der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung Aurich, Regierungsdirektor Breuer, teilte am Mittwoch mit, daß das Schiff aller Wahrscheinlichkeit nach in grober See bei Windstärke 10 umgeschlagen Nebel auf der Lombardsbrücke. und trotzdem ist Hamburg eine bezaubernde Stadt.— Eine Besucherin aus München erzählt. Hamburg. Hamburg ist stolz auf den abendlichen Blick von der Lombardsbrücke über die Binnen-Alster auf den in tausend Lichtern erstrahlenden Jungfernstieg. Siebenmal binnen knapp drei Wochen wollte ich diesen Blick genießen, siebenmal wurde ich enttäuscht: Nebel, dicker feuchter Nebel, auch manchmal Regen, brachten mich darum. Aber beim achtenmal, da klappte es. Und es verschlug mir wirklich die Sprache, so wie damals, als ich in der Wiener Innenstadt durch die Nicolaigasse zum Stephansplatz ging und aus dem engen Häusergewirr plötzlich das gotische Turmwunder des Steffls herausragte. Lange stand ich auf der Lombardsbrücke, schaute links und schaute rechts und dachte: es ist eigentlich billig, von einer Hafenstadt so etwas zu sagen, aber es ist das Wasser. Das viele Wasser, die Elbe, die Alster, die Kanäle, die Fleete und die nur räumlich entfernte Nordsee geben dieser Stadt das Fluidum. Und deshalb bleibt sie wohl bei aller Größe so behaglich, so heimelig. Eigentlich viel mehr als München, das oft als so gemütlich gepriesen wird. Immer noch stand ich auf der Brücke und dachte: Der Taxichauffeur war lustig, wie er mir die Stadt zeigte. Er bemühte sich, hochdeutsch zu reden, und schüttelte sich voller Empörung über das unmoralische Treiben auf der Reeperbahn. Und wenn mir ein Haus gerade gar nicht geflel, dann deklarierte er es zu einem„schönen alten Hamburger Bau“. Und wie echt war seine Trauer über den Hafen, der noch immer nicht den Friedensstand erreichte, und wie groß sein Stolz, als er mir ein neues deutsches Schiff zeigen konnte. Und ich dachte auf der Brücke: Damals als Kind, Jahre vor dem Krieg, da sah ich ein großes Leben im Hafen. Die riesigen HapagDampfer, die vielen Frachter aus aller Welt, die zwei imponierenden Ségler und die Privatjacht eines amerikanischen Millionärs, die angeblich vergoldete Türklinken hatte(was für komische Dinge einem Kind doch im Gedächtnis bleiben). Und die unzähligen Kräne und die arbeitenden Werften— ich suchte dies alles vergeblich wieder. Ob die goldenen Türklinken noch irgendwo auf dem Wasser schwimmen? Ich spuckte wie als Kind ins Wasser und dachte: Eigentlich finde ich es großartig von den Hamburgern, daß sie keine außerhamburgischen Orden und Titel annehmen. Auf die Entscheidung, was mit den„zugeteilten“ Bonner Bundesverdienstkreuzen gelnacht wird, darf man gespannt sein. Und dieser Stolz spiegelt sich im Stadtbild wider, ein in sich ruhender, selbstverständlich wirkender Stolz. Dazu passen die alten Patrizierhäuser, soweit sie der Krieg stehen ließ, dazu paßt der „Michel“, passen die nahezu fürstlich anmutenden Besitze am Alsterufer und die verhältnismäßig engen, aber vornehmen Geschäftsstraßen der Innenstadt. Und auch der Verkehr dieser Weltstadt fügt sich in den Rahmen. Wenn die Probleme auch nicht gerade vorbildlich gelöst scheinen, so bleibt doch eine Gelassenheit in Erinnerung, die angenehm von der Hetze mancher anderen Stadt absticht. Und jener weißhaarige alte Herr mit Spazierstock und Gamaschen paßt dazu, der auf mein süddeutsches„Grüß Gott“ und die Frage nach einem Gebäude zwar sehr höflich Antwort gab, aber dann kopfschüttelnd weiterging, kopfschüttelnd wohl über den unkonventionellen Gruß und die seitsame Manier, so jemanden auf der Straße einfach anzusprechen. Letzte Nachrichten. Ordenskontingentierung notwendig. Bonn, 2. Jan.(dpa) Bundespräsident Prof. Heuß bedauert den Beschluß von Werksleitung und Betriebsrat der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die für das Werk vorgesehenen elf Bundesverdienstkreuze zurückzuweisen. Der Chef des Bundespräsidialamtes Dr. Laiber hat dem Werk diese Reaktion des Bundespräsidenten in dessen Auftrag mitgeteilt. Durch die Veröffentlichung des Beschlusses, schreibt Klaiber, sei Verwirrung über den Sinn des Verdienstkreuzes geschaffen worden. Er wendet sich gegen die Begründung der Ablehnung, daß man„Verdienstkreuze für die Werksangehörigen nicht kontingentieren könne“. Eine solche„Kontingentierung“ sei für die einzelnen Jahre und die einzelnen Vorschlagsberechtigten— zu denen die Länderchefs gehören— technisch notwendig. Der Bundespräsident werde jedoch niemandem einen Vorwurf machen, der die von der Bundesrepublik eingeführte Auszeichnung aus grundsätzlichen Gründen ablehne. Doch ließe sich wohl„mit einiger Phantasie und Entscheidungswilligkeit“ eine Anzahl von Männern und Frauen benennen, die einer besonderen Auszeichnung wert wären. „Der Staat braucht keinen Mahner“. Hamburg, 2. Jan.(dpa) Bundesjustizminister Dehler hat es abgelehnt, den Kriegsopferverbänden Rechenschaft über seine Aeußerung zu geben, daß ein Drittel aller Renten in der Bundesrepublik zu Unrecht bezogen werde. In einem Schreiben an die Kriegsopferverbände spricht er diesen gleichzeitig das Recht ab, für die Opfer des Krieges und der Arbeit zu sprechen. Was die Gemeinschaft ihnen schulde, leiste der Staat von sich aus. Er brauche keinen Mahner. Der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbeschädigten in Hamburg efklärt hierzu, daß alle Bundestagsfraktionen über diesen Vorgang unterrichtet worden seien. Eine Delegation der Kriegsopfer solle den Bundeskanzler aufsuchen, um die strittigen Fragen zu klären. Mitfahrerzentralen verboten. Düsseldorf, 2. Jan.(dpa) Der Landesverkehrsminister hat die Tätigkeit von Mitfahrerzentralen und die unerlaubte Personenbeförderung gegen Entgelt in privaten Personenkraftwagen verboten. Der Minister begründet das Verbot mit den Bestimmungen des Personenbeförderungsgesetzes. Danach sei die gewerbsmäßige Beförderung von Personen mit-Landfahrzeugen genehmigungspflichtig. Deshalb sei auch die Errichtung sogenannter Mitfahrerzentralen unerlaubt. In einigen anderen Bundesländern sind die Mitfahrerzentralen bereits vor einiger Zeit verboten worden. 10 000 Deutsche erwünscht. Rio de Janeiro, 2. Jan.(dpa) Brasilien hofft, 1952 2000 Landwirtsfamilien aus der Bundesrepublik mit rund 10000 Köpfen in das Land holen zu können, erklärte der brasilianische Außenminister, Dr. Neves da Fontoura, in einem Presse-Interview. Brasilien will auch aus Italien Landwirte und aus Holland Facharbeiter für die Industrie ins Land ziehen. Leise fing es an zu regnen. Schade, dachte ich, und ging von der Lombardsbrücke. In München wird es jetzt schneien. Und neblig ist es da auch nicht. Von fern ertönte eine Schiffssirene. Es fiel der Nebel ein, feucht und kühl, so wie fast alle Tage in dieser Jahreszeit. Doch ich dachte: Und trozdem ist, Hamburg eine bezaubernde Stadt. Ursula Wagner. Nurz berichtet. Der 28jährige Exkönig Peter von Jugoslawien, der bisher in der britischen Hauptstadt im Exil lebte, hat seine Londoner Wohnung aufgegeben, um sich in der Schweiz. niederzulassen. In politischen Kreisen Londons sieht man als Grund hierfür an, daß dem früheren König und seiner Umgebung London nicht mehr als geeigneter Boden für eine Restaurationspolitik erscheint. Danksagung. Für die beim Heimgange meines lieben Mannes erwiesene Teilnahme sage ich allen, besonders der Stadtverweltung. der Preiwilligen Peuerwehr, der Schuhmecher-Innung, dem Kaninchenzucht-Verein, der lieben Nachberschaft sowie Preunden und bekannten meinen innigen Dank. Prau Else Monschau Honnef. im Januer 1952 Kreuzweidenstreße 29 Für die vielen Glückwünsche und Aufmerksemkeiten anläßlich unserer Silber-Hochzeit sagen wir allen, besonders dem Tembour-Korps„Prei weg“, den St. Hubertus-Schützen und der Nachbarschaft herzlichen Dank. Johann Winterscheid u. Frau Bekanntmachung. Die Unterstützungen an die in laufender offener Fürsorge stehenden Hilfsbedürftigen werden am Samstag, dem 5. 1. 1952, von.30 bis 12.00 Uhr Es muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß am 5. 1. 1952 die Kasse Punkt 12.00 Uhr aus kassentechnischen Gründen geschlossen wird, Für alle übrigen Zahlgeschäfte is die Stadtkasse am Samstag geschlossen. Honnef(Rhein), den 2. Januar 1952. Der Stadtdirektor: Schloemer. Prische Seeflsche und Pisch-Pilet. Schellfisch im Schnitt 500 gr.80 Isländisch. Schellfisch 500 gr.00 Rotbarsch-Pilet. Kabliau-Pilet, grüne Heringe, frische Bückinge. Kieler Sprotten. holl. Vollheringe Stück 10 Pig. 10 Stück 95 P1. Gemüse vom Züchter Immer frisch und billic! Rosenkohl. fest Pfd. 30 Pig. Feldsalet, mittelgroß Pfd. 60 Pig. Rote Speisemöhren Pfd. 20 Pfg. Rote beete... Pfd. 20 Pfg. Schwarzwurzel. Auslese„ 40 Ptg. Spinat. Wirsing. Breitlauch, Sellerle. schwarzer Dettich. Krauskohl, Butterkohl. Rotkobil und Weißkohl. Wilhelm Koch. Gemüsebau. Telefon 2502- Linzerstr. 70.