Beilage für Bergische Wacht, Lindlarer Zeitung, Overather Volksblatt, Mucher Tageblatt Verlag: C. van Gils, Westdeutsche Vereinsdruckerei, G. m. v.., Geilenkirchen. Geschäftestelle: Aachen, Pontstraße 80. 23. Jahrgang Sonntag, den 23. September 1928 Nr. 39 Siebzehnter Sonntag nach Ofingsten Gvangelium:(Malth. 22, 34—40). In jener Zeit kamen die Dharisäer zu Jelus, und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, fragte ihn, um ihn zu versuchen: eister, welches ist das Hauptgebot im Gesetze? Jesus antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit dei### nem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Dropheten. Als die Dharisäer versammelt waren, fragte Jesus: Was glaubt ihr von Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagten ihm: Davids. Da sprach er zu ihnen: Warum nennt ihn aber David, vom Geiste erleuchtet, Herr“, wenn er sagt: Der Herr spricht zu meinem Herrn: Setz dich zu meiner Lechten, bis ich deine Feinde zum Schemel für deine Füße mache? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er dann sein Sohn? Niemand konnte ihm darauf antworten. Niemand wagte es von diesem Cage an, ihn wieder zu fragen. Brüder! Ich. der Gefangene im Herrn, bitte euch, wandelt würdig des Berufes zu dem ihr berufen seid, mit Sseig Zestrehe Saustmut Mit. Geduld ertraget einander in Liebe. sucta begrebt, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens. Ein Leib und ein Geist, so wie ihr auch berusen seid in einer Hoffnung eures Verufes. Ein Herr, ein Glaube, eine ein Gott und Beter aller, der da ist über allen und durch alles und in uns allen. Er sei gepriesen in Ewigkeit. Amen. Kiturgischer Dochenkalender Sonntag, 23. September, 17. Sonntag u. Pf. Gl., 2. Or Hl. Linus, 3. Or. Hl. Thekla. Cr. Präf, von der hl. Dreisaltigkeit. Gr. „MNant gg. 2. September. Maria von der Erlösung der Gesangenen. Gl., Cr., Präf. von der Mutte: Gottes. W. 1 Dienstag. 25. September. Meßformular vom vorigen Sonntag, 2. Or. a cunctis, 3. Or. nach Bel. Gewöhnl. Präf. Botiv= und Requiemsmessen erlaubt. 1 Mittwoch, 26. September... Cyprian und Justina. Gl., 2. Or. a cunctis, 3. Or. nach Bel. Gewöhnl. Präf. Votiv= und Requiemsmessen erlaubt. R. * Donnerstag. 27. September. Hl. Cosmas und Damian. Gl., 2. Dr. a cunctis, 3. Or. nach Bel. Gewöhnl. Präf. R. Freitag, 28. September. Kirchweihfest der Domkirche. Gl. 2. Dr. Hl. Wenzeslaus, Cr. Gewöhnl Präf.„ W. Samstag, 29. September. Hl. Erzengel Michael. Gl., Cr., Gewöhnl. W. „Das dünkt euch von Christo?“ In engem Rahmen ist diese Frage zuerst gestellt worden. Von dem selbst, den sie betraf. Ist's ein Versuch, die Pharisäer zu fassen, um sie auf den Weg der Erkenntnis zu bringen? Oder will er sie wieder einmal beschämen. Sie antworten: Er ist Davids Sohn. Also irgendein anderer wird es sein, der Messias, nicht der, der vor ihnen steht, umleuchtet von Wundern. Davids Sohn? Wie sagt denn David im Psalm: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde als Schemel unter die Füße gelegt habe. Wie kann Davids Sohn Davids Herr genannt werden? Darauf konnten sie ihm keine Antwort geben, waren bloßgestellt in ihrer„Wissenschaft" und haben ihn weiter nicht mehr gefragt. Eben nämlich hatten sie den Herrn gefragt, welches das größte Gebot sei und hatten rechte Antwort erhalten. Jetzt sind sie selbst mundtot gemacht. Aber die Frage ist lebendig geblieben. Und es ist kein Mensch in der Kulturwelt, der sich nicht mit dieser Frage irgendwie auseinandergesetzt hätte. Um von allen vorangegangenen Kämpfen um die Person Jesu Christi zu schweigen, nur diese Frage: Woher kommt, es daß der„zivilisierte“ Mensch sich mit dieser Frage auseinandersetzt? Und warum der rasende Kampf gegen den Menschen, der vor fast 1900 Jahren still, ungesehen die Erde verlassen hat? Er hat kein Reich gestiftet, dessen politische Gewalt heute noch nachzittert. Er hat kein Buch geschrieben, um dessen Inhalt man heute streiten müßte. Er hat kein Leben geführt, dessen Glanz heute noch der eleganten Welt in die Augen stechen kann. Warum wehrt man sich gegen ihn? Er hat keine Wirtschaftsphilosophie aufgestellt, die heute den Boden heiß macht. Er hat keinen Krieg geführt, dessen Brände heute noch zu spüren wären. Keinen Menschen hat er unglücklich gemacht. Keine Revolution, keine Staatsallmacht gelehrt, keinen Klassenkampf gepredigt. Eigentlich ist er allen und jeden irdischen Bewegungen grundsätzlich aus dem Wege gegangen. Er hatte nur eins zu tun, die ewigen Menschheitsfragen zu klären, das moralische Menschheitselend zum seinigen zu machen und für die Brüder um ihres Elends willen zugrunde zu gehen. Und doch steht er noch da, heute, nachdem alle Großen der Weltgeschichte dahin sind, und er allein ist immer noch lebenGehe zu ihm Vor die Entscheidungsfrage stellt der Herr seine Feinde:„Was glaubet ihr von Christus? Wessen Sohn ist er!“ Und er zeigt ihnen, daß jener, den sie als„Davids Sohn" bezeichnen, zugleich der Sohn des ewigen Vaters ist, daß also in ihm die Verheißung des Isaias sich erfüllt hat: Gott selbst wird kommen und euch erlösen.„Und niemand wagt ihm zu widersprechen, niemand ihn über das geheimnisvolle Wort weiter zu befragen. Er allein durfte sich vor die Menschheit hinstellen und von sich künden: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis.— Ich bin die Wahrheit Wer aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.— Selig die Augen, welche sehen, was ihr sehet; denn viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, wollten hören, was ihr höret und haben es nicht gehört! Welch unermeßliche Bedeutung gibt sich der Heiland in diesen Worten! Er stellt sich hin als den Mittelpunkt aller Menschen und aller Zeiten. Und die Geschichte der Menschheit besiegelt dies unerhörte, seltsame Wort als lautere Wahrheit. Adam, an der Pforte des verschlossenen Paradieses stehend. schaut sehnsüchtig nach ihm aus. Abraham, der Mann des Glaubens,„frohlockt, seinen Tag zu sehen“. David, der Mann der Hoffnung läßt seine Harfe von Messias Hoffnung tönen. Isaias, der große Seher, schaut von der Prophetenwarte verlangend nach ihm. Daniel, an Babylons Flüssen weinend, betet um ihn. Die Edelsten und Besten der ganzen alten Zeit schauen also nach ihm aus, verlangen nach seiner Wahrheit und seiner Gnade, bis endlich Johannes, mehr als ein Prophet, mit dem Finger auf ihn hinzeigend künden darf:„Sehet da das Lamm Gottes!“ Und er kommt und stellt sich hin vor die suchende Welt: Ich bin die Wahrheit! Wer aus der Wahrheit ist, der hört auf meine Stimme. Kein Volk, keine Zeit, keine Persönlichkeit, die auch nur einmal von einem Lichtstrahl seines Geistes getroffen ward, vermochte sich je wieder seinem Einfluß zu entziehen.— Er stellt sich hin vor die irrende Welt: Ich bin der Weg! Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis. Die von ihm ausgehenden Strahlen klären die Rätsel und Fragen, an denen sich die größten Geister des Altertums wund genagt, ohne Lösung zu finden, erleuchten die nächtlichen Tiefen unseres Lebens, zeigen der irrenden, suchenden Menschheit den Weg aus den Tiefen des Lebens zur Höhe, aus dem Dunkel zur Helle, im Glauben an ihn. Durch ihn kommt Gott zu dir, kommst du zu Gott!— Er stellt sich hin vor die kranke, dem Tod verfallene Welt: Ich bin das Leben! Ich bin gekommen, daß ihr das Leben habt in Fülle.— Millionen haben in ihm neues Leben gefunden; er hat das Sehnen ihrer Seele nach Licht und Liebe und Leben gestillt, ihnen seine Wahrheit, seine Gnade, seinen Frieden geschenkt. So ragt er auch in die neue Zeit hinein. Die Menschheit von heute hält den Atem an bei der Frage: Was dünkt euch von Christus? Schon zwei Jahrtausende haben sich damit bedig, allgewaltig, so zwingend, so fesselnd, daß man ihn eben bekämpfen, leugnen zu müssen glaubt, instinktiv. Er lebt in den Seinen, die zu ihm halten, ihn anbeten, ihm nachleben in seinem Geist, seine Grundsätze in die Welt tragen, für ihn Zeugnis geben. Lassen wir die Blinden, die Hasser toben. Wir wissen, was er uns ist. Wir können nicht aufhören, in seinem Antlitz zu lesen, seine durchbohrten Hände zu fassen. Er erschien unter den Menschen voll Anmut und Wahrheit. Er kommt, um der Unglücklichste der Sterblichen zu sein. Alle seine Wundertaten gelten den Elenden. Seine Wunder zeugen mehr von Güte als von Macht. Um seine Gebote einzuschärfen, wählt er liebenswürdig das Gleichnis. Durch die Fluren wandelnd hält er seine Vorlesungen. Die Blumen, die Vögel, die Früchte sind seine anschaulichen Beispiele. Man bringt ihm ein Kind, und er redet begeistert von der Unschuld. Im Volk der Weide nennt er sich stolz den guten Hirten. Der Anblick der armen, unglücklichen Menge gibt ihm die Seligpreisungen in den Mund. Von der Samariterin verlangt er einen Trunk Wasser, um sie an das Quellwasser seiner reinen Lehre zu führen. Seine Zeitgenossen haben ihn begeisert, das macht ihn um so größer. Seine Nachwelt hat es nie gewagt, seine Person anzugreifen; wohl hat man stets versucht, seine Wunder umzudeuten, ihn vom Gottmenschen zum reinen Menschen zu degradieren, ihn überhaupt als Märchengestalt zu erklären. Heid nische Kaiser haben ihn geehrt, Hadrian hat ihm Tempel errichtet, Alexander Severus verehrte ihn zwischen den Bildern des Orpheus und des Abraham. Christus ist aber der Idealmensch aller Zeiten, nur Liebe atmend gegen Gott und Menschen, unendlich erhaben über den eitlen Ruhm der Welt; durch alle Schmerzen hindurch hat er nur die große Sache unseres Heiles verfolgt. Er bezwang die Menschen nur durch die Größe seiner Seele, seiner Liebe, seiner inneren Majestät, seine Lehre anzunehmen, sein Leben nachzuahmen, das zu bewundern sie genötigt maren. Er liebte, er kannte die Freundschaft; er war ein Muster der Vaterlandsliebe: Jerusalem, ich habe deine Kinder sammeln— retten schäftigt. Keine andere Persönlichkeit im Zeitlauf der Weltgeschichte ist soviel, so heiß umstritten wie er. Viele bekämpfen ihn; sie leugnen ihn; sie wollen nicht an ihn glauben, ihre Knie nicht vor ihm beugen. Aber gleichgültig und kalt, neutral und interesselos steht keiner vor ihm. Umgehen kann man ihn nicht, beiseite schieben läßt er sich nicht. Das ist eben das Großartige, Göttliche an Christus: Er hat Klarheit in die Geister gebracht, unabweisbaren Zwang, sich zu entscheiden. An ihm kann man sich nicht glatt und schlau vorbeischleichen; ihm muß man ehrlich in die Augen schauen, und dann ruft er: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich! Da hilft keine Halbheit, keine Zweideutigkeit, kein Lavieren nach beiden Seiten: ob für, ob wider Christus, das will ausgesprochen, klargestellt, gezeigt sein im persönlichen Leben, aber auch draußen vor den andern. So richtet, so scheidet er die Menschheit seit 2000 Jahren. Er selbst möchte nichts sehnlicher, als daß die Menschen zu ihm gehen: Kommet alle zu mir! Gehe zu ihm! Es ist der entscheidende Gang deines Lebens, er allein führt zum Glück. Nur in Christus ist es der Menschheit geworden. Darum gehe zu ihm! „Selig, die ihn sehen!“ Es liegt in seiner Persönlichkeit ein unvergleichlicher Zauber, der die suchenden Denker zu ihm hinzieht, die gedrückten Herzen an ihn fesselt, die Seelen ganz in seine Gewalt bringt. Wer hätte nicht auf Erden schon die Sehnsucht des großen Augustinus geteilt, nur ein einziges Mal den Erlöser mit leiblichen Augen zu sehen, so wie ihn einst sein Volk geschaut, da er segnend und lehrend, heilend und tröstend unter ihm weilte. Der Himmel empfindet ewig neu das Entzücken, das von ihm ausgeht; dort ist alles festgebannt an ihn im Glanze seiner Schönheit und wunderbaren Glorie. Gewiß „selig sind, die ihn sehen!“ Darum gehe zu ihm! Wir finden ihn, wenn wir ihn suchen. Nimm sein Evangelium. Auf jedem Blatt ist er zu finden mit seiner göttlichen Weisheit und seinem gottmenschlichen, milden Herzen, mit seiner Macht und seiner Demut, mit dem warmen Pulsschlag seiner Erlöserliebe zum Volke, dem er aufhelfen wollte, mit dem Elend der Erde, das den Saum seines Gewandes umklammert, mit der Herrlichkeit des Himmels, die sich anbetend vor ihm neigt. Wir finden ihn in seiner Kirche, die ihn predigt und lehrt, die ihn opfert und spendet. Gehe in diese herrliche Schule, lausche ihren Lehren, tritt zu diesem Lebensbaum inmitten der Welt und iß von seinen Früchten. Dann wirst du erfahren, wie er erfüllen kann, was er verheißt:„Ich will euch erquicken.“ Darum gehe zu ihm! Wie Jesus zu finden ist für den, der ihn ehrlichen, guten Willens sucht, zeigt uns die Lebensgeschichte der Dichterin Luise Hensel, die, als Tochter eines evangelischen Pastors geboren und erzogen, später den Weg zur katholischen Kirche fand. Ihr herrliches Gedicht:„Immer wieder muß ich lesen in dem alten, heilgen Buch...“ zeigt jedem Suchenden, wie Jesus in seiner wahren und echten Gestalt im heiligen Buch der Schrift zu finden und zu fassen ist. V. R. wollen; du hast nicht gewollt. Er konnte die Tränen nicht meistern, da er die Stadt sah, die durch ihre Greuel zur Zerstörung verurteilt war. Wäre der Menschensohn mit seiner vollen Kraft und Herrlichkeit vomHimmel herabgestiegen, so wäre es ihm leicht gewesen, alle Tugenden zu üben, alle Leiden zu tragen. Aber darin liegt das Wunderbare seines Geheimnisses: er ist uns allen gleich geworden, die Sünde ausgenommen. Er fühlte wie wir, sein Herz brach wie das eines Menschen, er ließ nie eine Spur von Zorn durchblicken außer gegen Herzenshärte. Seine Lehre und seine Gesinnung gipfeln in zwei Worten: Liebet euch untereinander! und: Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun. Es liegt Gottheit darin, in dieser reinsten, klarsten Sittlichkeit, in dieser ganzen ehrlichsten, liebenswürdigsten Menschlichkeit, in diesem Leben, das ganz dem Kampf gegen den Irrtum und die Sünde und der Heilung aller Schmerzen gewidmet ist. Ein Muster aller Tugenden, sieht ihn die Freundschaft an der Brust seines treuen Johannes schlummern, seine Mutler diesem Jünger anempfehlen. Die Menschenliebe bewundert ihn in seinem Gericht über die Ehebrecherin; das Mitleid sieht ihn überall die Tränen der Unglücklichen segnen, in seiner Liebe zu den Kindern offenbart sich seine Seelenklarheit; seine Seelenstärke glänzt mitten unter den Martern des Kreuzes, und sein letzter Seufzer ist ein Seufzer der Erbarmens. Was dünkt euch von Christo? Warum haßt man diesen Mann? Ach, er ist eden mehr als der gute Mensch, er ist der Unendliche, der Allheilige, Allgewaltige, dessen Gottheit aus seinen Worten funkelt, aus seinen Wundern quillt. Er wollte retten, mußte aber die Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit aufstellen; er hat erlöst, aber seine Erlösung will vollzogen werden; wir müssen uns in seiner Gnade selbst weitererlösen im Ringen gegen den starken und stärksten Andrang des Bösen. Dieser Gesetzgeber, der Glauben und reine Sitte, der Opfer und Taten verlangt, der ist unbequem und unbegreiflich. Was dünkt uns von Christo? Er ist unser Erstes und Letztes, unser Eins und Alles. Er verspricht uns hier keine Kronen, wohl seine Dornenkrone, aber drüben göttliche Seligkeit: er Peilänge Nächfolge unter täglichem Kreuz. Aber wir wissen, daß sein Weg, wenn auch der schwerste, doch der geradeste und sicherste ist zum ewigen Glück. Und er hält alle Tage seine Hände offen voll neuer Sühne vor Gott, voll Gnade für uns. (Ohne ihn wäre unser Beten leeres Gerede, unsere Opfer nutzlose Quälerei, unser Schaffen verlorene Mühe, unsere Erfolge (Täuschung, unsere Liebe und Werke vergeudete Kraft. Aber er ist in allem, was wir recht beginnen, von seinem Verdienst, von seinem Wert, von seinem Beten, Leiden, Schaffen ist in uns, da wir seine erlösten Brüder, seine Herzgenossen, seine Miterben sind der Seligkeit unseres ewigen Vaters. Alles, alles in unserem Leben, soll es Wert haben für ewig, kann nur geschehen durch ihn, mit ihm, in ihm, wie wir jedes Gebet auch schließen: Durch Christum, unseren Herrn. Amen. „Komm herüber und hilf uns!“ „Nach einiger Zeit sprach Paulus zu Barnabas: Wir wollen wieder hingehen und sehen, wie es den Brüdern in all den Städten geht, in denen wir das Wort des Herrn verkündet haben. Barnabas wollte noch den Johannes Markus mitnehmen. Paulus aber hielt es nicht für recht, ihn mitzunehmen, weil er sie— auf der ersten Reise unterwegs— verlassen und an ihrem Wirken nicht teilgenommen hatte. Darüber kam es zum Streit, so daß sie sich voneinander trennten. Paulus reiste allein mit einem anderen Begleiter, Silas, von den Brüdern der Gnade des Herrn empfohlen.“ Streit? Es war eine sachliche Auseinandersetzung, allerdings mit Konsequenzen. Es gibt ja auch einen heiligen Eifer; hier handelte es sich um die Interessen des Gottesreiches, um Maßnahmen, die nicht von der Persönlichkeit, sondern von der großen Sache herrühren. Paulus hatte seine Gründe, er will Mitarbeiter haben, die schon bewährt sind, von denen er weiß, daß sie auch durchhalten. Die heilige Sache Gottes und der Seelen darf nicht leiden unter Meinungsverschiedenheiten. Viele ziehen sich gleich in den Schmollwinkel zurück, wenn sie nicht recht bekommen und sich nicht durchsetzen können. Großherzige Menschen, klar und objektiv denkende, denen die Sache Gottes über ihrer Person steht, gehen mit Paulus, helfen sich anders und bleiben dem Ruf Gottes treu, greisen unverdrossen die alte Arbeit wieder auf und wissen, daß auch in der Kirche Gottes, auch in religiösen Aufgaben Menschlichkeiten vorkommen, die überstanden werden müssen der guten Sache wegen. So zieht Paulus durch Kleinasien als treuer Gärtner der Herrn. Die Stätten besuchend, wo er den Samen des Christentums gepflanzt hatte, die Saat begießend mit gutem Wort, alles festigend mit ernsten Mahnungen. In Lystra, wo er mit Barnabas beinahe mit Opfern und Kränzen göttliche Verehrung empfangen hätte, fand er einen treuen Gefährten, den späteren Bischof von Kreta, Timotheus. Der war Sohn einer bekehrten Jüdin und eines heidnischen Vaters. Da die Brüder aus Lystra und Ikonium ihm ein gutes Zeugnis ausstellten, wünschte Paulus ihn als Begleiter mitzunehmen. Mit Rücksicht auf die Juden, die in jener Gegend wohnten, ließ er ihn beschneiden, denn alle wußten, daß sein Vater ein Heide war. Da ist der Finger Gottes. Aus solcher Familie holt er sich seinen Boten, einen Bischof. Ganz anders als im Judentum, wo nur die leidliche Abstammung von Aaron zum Priestertum berechtigte, ganz anders als in den alten Monarchien, wo die Herrscherfamilien den Thron innehatten. Gott nimmt seine Diener aus den schlichtesten Kreisen, die vielleicht von manchem über die Schulter angesehen werden. Gott kennt ja kein Ansehen der Person; er ruft und beschenkt nach seiner Gnadenwahl. Er erhöht die Niedrigen und stürzt die Stolzen vom Thron. Zudem wurde es erst recht offenbar, daß auch den Heiden das Heil geworden war, da der Sohn eines Heiden apostolischer Missionar wurde. Freilich war Paulus klug genug, den Timotheus der Beschneidung zu unterwersen, damit jede Reibung mit den Juden vermieden wurde. War und ist ein alter, kluger Grundsatz: fest in der Sache, rücksichtsvoll in der Art und Weise. Wie freut ssch unter uns so manches kleine Haus in der engen Straße und Gasse, wenn man es bekränzt und über die niedrige Tür schreibt:„Heute ist diesem Hause Heil widerfahren", weil ein neugeweihter Priester dort seinen Einzug gehalten ins Elternhaus und unter dem Jubel und der innigen Teilnahme der Gemeinde zum Primizhochamt in die Heimatkirche geleitet wird. Und die Menschen höchster Kreise werden sich beugen unter seine segnende Hand und von ihm Lossprechung der Sünden begehren. Dann ist der ärmste Sohn seines Landes der reichste König, reicher als die, bei denen er um Almosen anklopft. Unsere Kirche ist die Anstalt des sozialen Ausgleichs gerade in der wichtigen und maßgebenden Angelegenheit ihrer Priesterschaft. Freilich muß es so sein, wie Paulus es schon gehalten. Timotheus erhielt von allen, also öffentlich, auch aus der Nachbarstadt, ein gar gutes Zeugnis ausgestellt. Unerläßliche Bedingung. Denn die anderen predigen, andere leiten sollen auf den Pfaden zur sittlichen Höhe, müssen selbst vorbildlich sein, um des Vertrauens willen und ihrer großen Verantwortung. Darum ergeht an die christliche Heimatgemeinde die Aufforderung, den Kandidaten des Priestertums das Zeugnis auszustellen, damit kein Unwürdiger ins Heiligtum eintrete. Seit den Tagen der Apostel ist diese notwendige Praxis stets so gehandhabt worden. Wie gut und sorgfältig ist unsere Kirche betreut, damit sie gesund bleibe an Haupt und Gliedern! So wandern sie zu Dritt die heilige Straße Gottes. Der Apostel sieht allenthalben nach dem Rechten, sieht auch, wie seine Saat aufgeht und sich mehrt.„Die Gemeinden wurden im Glauben bestärkt und nahmen täglich an Zahl zu.“ Kein Menschenwerk war das. Die Gemeinden mußten sich unter ihren Vorstehern aufrechterhalten, bis wieder ein Apostel kam, mit neuen Gnadenströmen Gottes. Gott war es jetzt, der seine jungen Weinberge segnete, schützte, der ihnen Wachstum gab, da wo Paulus gepflanzt und begossen hatte. Sie selbst spürten auf der Missionsfahrt den Geist Gottes. Denn sie wurden gewiesen, nicht an die Küste zu gehen, sondern nach Norden zur Spitze Kleinasiens, da, wo Europa und Asien sich nahe begegnen. Paulus kommt nach Troas. Paulus steht vor dem Tor des heidnischen Curopas. Dieser Zeitpunkt ist nicht zu übersehen. Petrus ist durch die Verfolgung unter Herodes Agrippa aus Jerusalem vertrieben worden und hat— wie die Überlieferung weiß— seinen Sitz in Rom aufgeschlagen. Paulus kommt von Osten her, um von dort die Sonne des Evangeliums leuchten zu lassen. Herrliche Eroberer! Vasallen des höchsten Königs, geführt von Gottes Hand. im Begriff, „Uurang nan umei Seiten zu erobern. Paulus eine Erscheinung zur Näccheit. En Mazedonier stand vor ihm und dat:„Komvie herüber nach Mazedonien und hilf uns!“ Nach dieser Erscheinung macht er gleich Anstalten, über die Meeresstraße— die heutigen Dardanellen— zu segeln. Das Schiff löst sich vom asiatischen Ufer. Mit ihm, auf ihm fährt der Geist Gottes, fährt die Gnade der Erlösung, fährt der Herold des Glaubens hinüber in den neuen Erdteil, der der große Schoß der Kirche Gottes werden soll, nachdem sie im stillen Winkel zwischen Asien und Afrika herangewachsen ist. Nun breitet der Engel Gottes, die Kirche, die Schwingen aus, um in die weite Gotteswelt zu eilen, in unseren Erdteil. Ein stiller, ungewürdigter Zeitpunkt, ein hohes Ereignis der Heilsgeschichte: der Weltapostel setzt seinen Fuß nach Europa! Leidensschule Wer selbst durch Leid nicht lernt Der tut mir leid! Denn Leidenszeit Ist Studienzeit. Weist wegbereitend Aus der Seit Den Dfad zur Ewigheit! Orum neigt die Stirne Lief vor jedem Schmerz— Denn himmelwärts Deißt er den erdgebundenen Blich— Leid ist im Grunde höchstes Erdenglüch! 3 Adams. Die sieben Schwerter Von Elisabeth Kain. Schon tagelang hatte ich versucht, irgendeinen zu finden, der mir über das Bild der Schmerzhaften Mutter in dem kleinen Kirchlein Aufschluß geben könnte. Frauenried lag tief im Tal. Werktags kam selten einer von den Bauern nach oben. Aber so oft ich mich auch einfand— das geschah meistens nachmittags, lag vor dem kleinen Gnadenbildchen der Mutter Gottes in der Mauernische ein Schwert mehr oder weniger. Die Schwertschäfte waren offenbar schon lange aus dem Herzen der Muttergottes, in dem sie einst strahlenförmig gesteckt hatten, abgebrochen. Nun lagen sie davor, einmal fünf, einmal sechs, ein andermal nur vier, dann wieder vier. Aber fast jeden Tag trat eine Anderung ein. Ein rotes Lämpchen erhellte die kleine, staubige Mauernische und blinzelte die Papierblumen an, die zwar nicht verwelkten, aber schon sehr blaß und staubig geworden waren. Eines Tages wollte ich wieder meinen Besuch bei dem Gnadenbilde machen, als der Pfarrer gerade aus der Kirche trat, ein Herr in den besten Jahren, nicht groß, aber kräftig, rotblond, ein Typ der Bevölkerung, für deren Seelenheil er zu sorgen hatte. Das Birett stand ihm ziemlich hoch auf dem Kopfe und verriet einen klugen, unternehmungstüchtigen Mann. Er schaute ein wenig verdutzt drein, als er mich in meiner städtischen Tracht erblickte, machte aber Miene, vorbeizugehen. Ich redete ihn kurz entschlossen an, sagte:„Grüß Gott, Herr Pfarrer," und trat auf ihn zu. Dann sagte ich, wer ich sei, und fragte, ob ich ihn um eine Auskunft über das Gnadenbild mit den abgebrochenen Schwertern bitten dürfe. Er lächelte und meinte, diese Auskunft habe er schon vielen Fremden gegeben. Aber er wiederhole sie gerne, weil sie einen so tröstlichen Ausklang habe. Während wir langsam zu Tal steigen, erzählte der Pfarrer: „Das Bild mag schon einige Jahrhunderte alt sein, vielleicht so alt wie die Kirche selbst, in den Chroniken steht nichts davon Aber die Dorfbewohner hängen mit einer fast leidenschaftlichen Liebe an dem kleinen, in sich geduckten, unter dem blauen Schleier schmerzvoll ausschauenden Mütterchen. Alle wissen nocht daß zu Beginn des Krieges die sieben Schwerter noch in ihrem Herzen staken. Wie sie abgebrochen wurden, ist erst beim Tode meines Vorgängers bekannt geworden, der darum wußte, aber aus verwandtschaftlichen Rücksichten nie davon gesprochen hatte. Als der Krieg ausbrach und unsere Bayern zur Fahne gerufen wurden, zogen am ersten Tage zehn junge Männer aus Frauenried ins Feld. Es folgten später noch eine Reihe anderer, bis das Dörflein nur noch aus Greisen, Frauen und Kindern bestand, die in heldenhafter Geduld und Ergebung die Acker an den Abhängen der Berge bestellten. Abends versammelte sich die Gemeinde in unserem Kirchlein vor dem Bilde der Schmerzhaften zu inständigem Gebet für sich und die Helden im Feindesland. Dann kam eines Tages die Nachricht von dem Heldentod eines jungen Mannes aus dem Dorfe drunten, der sich kurz vor der Mobilmachung mit einer Bauerstochter verheiratet hatte. Die Mitteilung war an den guten alten Pfarrer gerichtet, der der jungen Frau und den alten Eltern des Gefallenen die Hiobspost überbringen sollte. Aus den Schilderungen, die mir von diesem Priester gegeben worden sind, kann ich mir vorstellen, wie schwer, ja unmöglich ihm dieser Weg geworden ist. Bei ihm lebte seine Schwester, eine Frau von tiefer Främmigkeit, die bei den Bauern fast wie eine Heilige verehrt wurde. Sie bat den Pfarrer, noch einige Tage mit der Benachrichtigung der Angehörigen des Gefallenen zu warten. Sie wolle die Leute so gut es gehe auf das Schreckliche vorbereiten. Als die Gläubigen tags darauf zur Abendandacht in die Kirche kamen, fehlte an dem Holzbildchen der Muttergottes eines der sieben Schwerter. Alles war entsetzt. Auch die junge Frau und die Eltern des Gesallenen fehlten. Das fiel besonders deshalb auf, weil sie zu den eifrigsten Besuchern der Andacht gehörten. Noch am gleichen Abend begaben sich die Nachbarn auf das Gehöft der Leute und erfuhren, daß eines der Schwerter in ihrem Hause auf der Fensterbank gelegen habe. Der jungen Frau war bei der Entdeckung des merkwürdigen Fundes gleich eine böse Ahnung aufgestiegen. Kein Zweisel, die Gottesmutter wollte sie an ihrem Schmerze teilnehmen lassen. Wie das Schwert dahin gekommen sei, hatte sie garnicht gefragt. Der gute Pfarrer, der die Familie noch am gleichen Abend aufsuchte, fand sie in Tränen aufgelöst und bestätigte ihre Ahnung: Georg war gefallen. Einige Wochen später fehlte ein(gleiches) zweites Schwert an dem Gnadenbild. Eine Mutter von vier unmündigen Kindern sand es, als sie abends müde vom Felde heimkehrte. Auch für sie der hatte arme Pfarrer die Todesnachricht aus dem Felde. Anfangs erfaßte die Dorfbewohner eine unheimliche Angst vor dem Bilde, das nun jeden Abend genau in Augenschein genommen wurde, ob nicht wieder eines der Schwerter fehlte. Aber dan kam eine zuversichtliche Ruhe in ihre Herzen. Die Mutter Goues wachte über die Helden. Die Gebete wurden noch instän* Dger und vertrauensvoller. Niemand wagte zu fragen, wer die Botschaft der Muttergottes überbracht habe, auch nicht als noch weitere Schwerter fehlten und der Pfarrer jedesmal die Todesnachricht für den Betroffenen überbrachte. Nur eines siel auf. Die Schwester des Priesters, die sich mit rührender Liebe der Witwen und Waisen der Gefallenen annahm, bekam ein leidendes Aussehen. Sie magerte zusehends ab. Ein tieses Weh verklärte ihre sonst so gesunden Gesichtszüge. Man wollte beobachtet haben, wie sie stundenlang vor der Nische in der Kirche saß und beiete. Schließlich, als nur noch ein Schwert an dem Gnadenbild übrig war und die anderen wie stumme, ergebene Zeugen schweren Leids neben dem roten Lämpchen lagen, erkrankte die Schwester des Pfarrers ernstlich, und eines abends schloß der Priester sie in das Gebet der Gemeinde ein. Als alle heimgegangen waren, trat er an das Gnadenbild, brach das letzte Schwert aus dem Herzen des Bildes und brachte es der Kranken, die es wie einen himmlischen Trost in ihre fieberheißen Hände schloß. Sie starb noch in derselben Nacht. Der Krieg tobte weiter, und noch manche Todesnachricht kam in das vereinsamte Pfarrhaus. Bevor der Priester dann den schweren Gang antrat, ging er in die Kirche, holte sich eines der Schwerter, die von nun an vor dem Muttergottesbilde lagen, verbarg es wie eine ehrwürdige Reliquie in seinem Mantel und stieg damit zu Tal. Wenn er es dann auf den Tisch der Heimgesuchten legte, bedurfte es keiner Worte mehr. Die Schmerzensmutter stärkte ihn und stärkte alle, die sie an ihrem Schmerze teilnehmen ließ. So kam es, daß unsere Leute im Tal, bei jedem Leid, das sie traf, zur Kirche kamen und sich ein Schwert vom Gnadenbilde mit nach Hause nahmen, bis der erste Schmerz überwunden und stille Ergebung in Gottes Willen eingekehrt war. Als ich nach dem Tode meines Vorgängers die Seelsorge in der Gemeinde übernahm, habe ich diesen frommen Brauch gerne gebilligt und erbaue mich an der innigen Verbundenheit der braven Leute mit der Schmerzensmutter....“ Unterdessen waren wir unten im Dorfe angekommen. Wir wechselten noch einige Worte über den Charakter der biederen Talbewohner und schieden voneinander. Vor dem Gnadenbild habe ich später noch oft gestanden und an stilles Leid und sieghafte Menschen gedacht. Es war einmal....] Von Maria Grote Meine liebste Heimaterinnerung ist der Samstagabend und der Sonntag. Früh am Nachmittag schon fingen die Glocken an leise an den Sonntag zu mahnen. Feierlich und getragen jubelten sie durch die Luft und hörten mit schwingendem Akkord auf. O, diese geruhsamen Samstagsnachmittage. Ein Erinnern überkommt mich, wie schön es daheim war. Als wir alle noch beisammen waren und noch nichts wußten von Jammer und Elend des Lebens. Ja, diese Zeiten daheim gehen immer mit, ob man auch noch so weit der Heimat entrückt ist. Die Mutter besorgte Haus und Hof. Sie schaltete und waltete in diesem ihr so lieben Reich. Und wenn dann alles blitzte vor lauter Sauberkeit, dann ging unsere Mutter zur Stadt, um die Einkäufe für den Sonntag zu regeln. Meist kam sie dann mit irgend etwas„Leckerem“ für uns Kinder wieder. Das war dann stets ein heller Jubel— und gezankt haben wir uns auch zuweilen, wenn das Stückchen Schokolade für den Einen etwas größer ausfiel als für den anderen. Später habe ich erfahren, daß meine Mutter nie einen von uns vorzog. Ich erinnere mich manchmal mit greifbarster Deutlichkeit einzelner Stunden. Wie meine Mutter nach dem Rechten sah und mit welcher Liebe sie alles betreute. Streng konnte sie wohl nie sein, wenn jemand von uns das, was er tun sollte, nicht tat, wie es richtig gewesen wäre. Es war auch kein Vorwurf für uns, wenn unsere Mutter dann noch einmal von vorn anfing. Ich weiß noch, wie die Schwester Samstags ihre Zöpfe ganz besonders fest flocht, damit sie ja am Sonntag locker waren und wie der Bruder oft, weiß Gott wie lange, am Spiegel stand und seiner Frisur die richtige Form geben wollte— wie sie aber nicht immer gelang. Die Sonntagsstille sing an, wenn das letztemal geläute twurde. Erst der helle Ton, dann der dunkle, zuletzt der Dreiklang: Sonntag, Sonntag. Ja, das chönste vom Samstag war der Samstagabend. Der Sonntagmorgen zog herauf mit vollster Sonnenpracht. Die Kirschbäume waren in weißer Blüte, der Tau der Nacht hatte sie reingewaschen von allem Staub der Straße. Die Kastanienbäume streckten ihre Blüten gen Himmel wie brennende Kerzen, eigens aufgestellt zur Feier des Sonntags. Die Geranien entfalteten ihre purpurnen Blätter und die Rosen dusteten in lieblichster Anmut. Hie und da ein früher Hahnenschrei. Dort ein zwitscherndes Vögelein. Die Mutter ging mit uns zur Frühmesse. Durch alles Blühen und alle Pracht. Der Vater ging später. Am Sonntag ruhte er länger aus als am Werktag. In der Woche war der Morgen immer früher da als der Abend. Nach der hl. Messe kam die häusliche Sonntagsgemütlichkeit. Da war der weißgedeckte Kaffeetisch. O, wie die Sonntagstassen glänzten, wie der Kaffee duftete und die Eier in den Bechern so appetitlich waren. Der Briefträger brachte die Zeitung, vielleicht auch einen Kartengruß eines fernweilenden Freundes. Der Mittag nahte. Mit ihm ein besonderer Sonntagsbraten. O, wie die Erinnerung schleicht. Wie sie bei mir am Tische sitzt. Wir dursten nach Tisch in der Küche helsen, nur schnell, damit keine Arbeit den Sonntag störte. Nachmittags gingen wir in die Andacht. Danach machten wir einen Spaziergang durch blühende Gärten und kornblumenblaue Felder. Alles war so still. Ich weiß noch, wie ich mich immer weit weg sehnte. Wie ich glaubte, draußen müßte es so wunderschön und großartig sein Im Abenddämmern spielte unsere Mutter mit uns„Halma“ oder„Reise in die Ewigkeit". Mein Bruder„mogelte“ immer gern Lachend beteuerte er friedlich immer das Gegenteil. Dann san gen wir auch viel. Mein Vater und mein Bruder immer falsch — und sangen doch so gern—, meine Schwester in prachtvollen Alt und meine Mutter in klarster Helle. Ich begleitete mit wenig Würde am Harmonium. Der Abend kam viel zu schnell. Ach, warum konnte nicht jede Tag ein Sonntag sein? Das Heraussehnen aus der Enge de Kleinstadt verließ mich selten. Ich wollte immer frei sein— ganz frei. Und wie habe ich dieses„Freisein" erkaufen müssen Das war, als bei uns alles zersplitterte. Nun bin ich schon Jahre aus dieser„Enge“ heraus. Natz, Jahren höre ich immer noch die Samstagsglocken und die heimat liche Erinnerung hüllt mich ein. Jeder Schlag und Ton erinnet mich an die Zelt, als ich noch daheim war. Die Mutter ist nun tot. Alles so ganz anders geworden. Die Heimat nicht mehr so warm und einladend. Ob man das nur meint? Ob die Erinnerung zu stark in einem lebt? Heimat, o Heimat! Die Kitter Keinart von Gynendael zu St. Cornely Gnade fand Eine Heiltumsgeschichte aus dem 14. Jahrhundert Von Heinrich Capellmann 1. Sommersonnenwende! Auf den Ritter= und Lehnsgütern und abteilichen Höfen des Reichsstifts an der Inde rasselten Geschirr und Ketten; von den grasreichen Triften und Benden der Münsterlandes zogen schwere Brabanter Zugpferde das duftende Heu auf schwankenden, knarrenden Wagen über die holperigen Höfe bis vor die weitaufgerissenen Tormäuler der Scheunen. Flüche der Knechte, Befehlsworte der Herren oder der Hofmeier, Schäkern und Lachen der Mägde, Peitschenknall und fröhliches Gebell der umhertollenden Jagdmeute— alles dies erfüllte die weitläufigen Höse und brach sich an den wappengeschmückten Einfriedigungen, die Herrenhaus, Knechtwohnungen und Stallungen sichernd umgaben. Wohl war der Tag glutheiß gewesen, und Menschen und Tiere standen trotz des dämmernden Abends noch im Schweißdampf ihrer Arbeit, aber es durfte doch nicht gesäumt werden; denn die Aecker und Weiden zu beiden Seiten der Pilgerwege mußten, geräumt sein, ehe es aus allen vier Winden heranwallte. Es war ja nicht bloß ein Jahr gesegneter Ernte, sondern auch eine Zeit des Heiltums und der Gnade.— Denn vor vielen Monaten schon hatte der abbas princeps seine Sendboten und Ritter ausgeschickt in die Freien Städte und Grafschaften und Herzogtümer und an den Hof Seiner Kaiserlich Römischen Majestät: daß er beschlossen habe, in diesem Jahre wieder nach alter Tradition— de septennio in septennium— die großen Heiligtümer seiner Abtei öffentlich auszustellen und zu zeigen, auf daß ein, jeder sie verehren könne und in Ansehung dessen der Allmächtige sich doch seines Volkes erbarme, das nun schon seit Jahren dahinsiechte unter der Geißel der Mißernte, des Hungers und der Pest. Darum schafften sie nun auf allen Höfen eifriger und früher als sonst, holten alles herein, was auf jenen Aeckern und Triften stand, die die Pilgerwege besäumten; selbst der noch unreife Hafer wurde geschnitten, um ihn wenigstens als Grünfutter zu verwerten; denn was in einigen Tagen noch stand, war verloren, wurde gierig gefressen von den zahlreichen Reit= und Zugtieren oder zertreten von den wogenden Scharen der Pilger oder aber auch in den Boden gewühlt von den breiträdrigen Karren und Wagen derer, die, aus fremden Ländern kommend, hier für die Nacht Beiwacht hielten.— Nur der Hof des Ritters Reinart von Eynendael lag auch an diesem Tage still und tot im Sonnenglast des Sommers. Die mächtigen Torflügel waren geschlossen; weder Menschen noch Tiere noch Gespanne hielten darauf zu.— Wie eine drohende schwarze Gewitterwolke lagerte das dunkle Gemäuer auf der Höhe des Schneppenberges. Und so unheimlich reglos und still, wie es am Tage gelegen, versinkt es jetzt auch in den langsam heraufkriechenden Schatten des Abends. Wenn aber nachts Gewitterblitze das Dunkel zerreißen und die Stürme heulen, schreien die windschiefen Wetterfahnen des Herrenhauses wie Waldeulen, und die morschen Ziegel klappern wie die Zähne eines Pestkranken; dann geht es durch die leeren Räume wie das Schluchzen kleiner Kinder, die in Armut weinen.— Und doch leuchtet aus einer der zerfallenen Knechtswohnungen noch ein Licht. Es ist Jakob von Vorsbach, sagen dann die von den Hunningen und von den Iteren— der Narr, der dort auf seinen Herrn wartet, bis das zerbröckelnde Gemäuer ihn erschlägt.— Aber was liegt dem Alten daran, daß man über ihn spottet oder in scheuen Reden über ihn flüstert! Darum schneuzt er das schwelende Rüböllicht doch nicht kürzer: jeder im Reichsstift konnte es wissen, daß er hier auf seinen Herrn wartete, seinen lieben, guten Herrn, der nun schon zehn Jahre lang unstet und flüchtig war, weil er seinen Fürsten, den Abbas Arnold von Mülenark, im Zorn erschlagen.— In der niederen, kleinen Knechtskammer saß Jakob von Vorsbach neben dem offenen, gemauerten Herd, zu seinen Füßen lag ein alter, grauer Wolfshund, das einzige Tier seines Herrn, das die Söldner des Fürstabtes ihm noch gelassen, als sie nach der Flucht des Ritters das Vieh aus dem Stall und den Hausrat aus dem Herrenhause davongeführt hatten— nichts mehr hatten sie ihm gelassen: sogar die Aecker und Weiden waren aufgeteilt worden, und am Hoftor bleichten die letzten Fetzen vom abteilichen Bannspruch.— Und nun war sein Herr ein Fahrender im Elend, vielleicht als tollkühner Ritter, der überall den Tod suchte, vielleicht auch ein Büßender im Mönchsgewand, der bettelnd und betend den Weg ins Heilige Land suchte— wer wußte es!— wo konnte er sein!— sein armer Herr!— Jakob verlöschte das flackernde Licht; die glühenden Scheite des Herdfeuers warfen jetzt genügend Schein durch den niederen Raum.— Ob Ritter Reinart wußte, daß morgen die Zeit des Heiltums gekommen war?— Ob er wiederkehren würde, um Gnade zu heischen?— Sicher, wenn er überhaupt noch lebte, mußte er bald zurückkommen.— Zusammengesunken hockte der alte Getreue neben dem Herd und starrte nachdenklich in die Glut.— Plötzlich schien er von einer seltsamen Unruhe gepackt; er stand haftig auf, nahm das Oellicht vom Tisch und entzündete es wieder an den glühenden Scheiten. Dann trug er es mit zitternder Hand zur Fensternische und rückte es nahe an die Scheiben— denn mit einemmale, brannte es wie jache Erkenntnis in ihm: sein Herr kam wieder, mußte wiederkommen— heute — morgen, oder noch während der Tage des Heiltums!— Wenn er dann aber im Schutze der Nacht bis zu seinem Hofe gekommen war, sollte er gleich wissen, daß noch zwei ihm treugeblieben, noch zwei auf ihn warteten.— Vom Turm der Stephanskirche schlug die Mitternacht. Aber Jakob von Vorsbach achtete heute nicht der späten Stunde und der schaffellbespannten Pritsche— die Erregung zitterte zu sehr in seinen Gliedern— er setzte sich neben den Herd und wartete — wartete.— Aber allmählich übermannten ihn doch die Müdigkeit und die tiese Stille der Nacht; sein zerfurchter, grauumhaarter Kopf sank langsam immer tiefer aus die Brust.— Nur zuweilen, wenn ihn ein wirrer Traum erschreckte oder die glühenden Buchenscheite knisternd rote Feuersternchen wie befreite Edelsteine durch ###ben Raum spritzten, zuckte er zusammen. Dann hob auch der Wolser hund unwillig seinen grauhaarigen Nacken, daß sich die Lichter vom Herd in seinen grünlich schillernden Augen brachen, und lauschte — seufzte und ließ den Kopf wieder schwer auf die Pfoten fallen. — Totenstille!— Langsam rannen die Stunden.— Da, ein Geräusch, aber nicht vom Herd her, sondern von draußen! Vom vergitterten Fenster her hörte man vorsichtig tastende Hände, unsicher suchende Schritte und jetzt— da begann der Hund aufspringend freudig zu winseln— eine Stimme, eine fragende, leise rufende Stimme: Jakob! Jakob von Vorsbach!— Da wurde der Alte wach und schaute mit trüben Augen in das Dunkel des Zimmers und nach dem Hunde. Ruhig, Hallo!— Aber da war sie ja wieder, die Stimme: Jakob! Jakob! War er denn noch immer im Traum, oder stand draußen wirklich ein verirrter Pilger? Wer ist da? Was wollt Ihr? sagte er schlaftrunken. Jakob, ich bin es— Reinart! Taumelnd sprang er auf: Beim heiligen Blute Christi, sein Herr, sein Herr! Die Stimme, die Stimme! Nun war's ihm, als habe er sie erst gestern zum letzten Male gehört! Ihr seid es, Herr! Kommt an die hintere Tür, die ins Feld geht.— Schnell nahm er das erloschene Lämpchen, goß aus einem irdenen Krug Oel hinein und entzündete es an der verlöschenden Glut. Das schwache Licht sorgsam mit der Hand schützend, schlurfte er schnell hinaus über den leeren, nachtdunklen Hof bis zur hinteren Pforte. Dann schob er den verrosteten schweren Riegel zurück.— Jakob von Vorsbach erschrak, als er Reinart von Eynendael erblickte; war das sein Herr, der vor zehn Jahren so stolz und zommütig davongeritten war— dieser hagere Büßer mit den brennenden Augen in dem zerfurchten Gesicht—, statt Wehr und Waffen einen geknoteten Strick um das weitärmelige Büßergewand!— Nein, das war nicht mehr sein schöner, stolzer Herr — der war im Elend gestorben— nur die Stimme— nur noch die Stimme! Tränen liefen ihm über das Gesicht in den grauen Bart. Ach Gott, was mochte sein armer Herr alles erdulder haben als Fahrender im Elend!— Wie Frostschauer durchschütterte es den alten Knecht. Aber dann krampfte er die Hände um das Licht und riß alles zusammen, was ihm noch an Kraft der Ueberwindung war, und sagte: Ach, Herr, die Freude, die Freude! So seid Ihr denn doch endlich gekommen, wie oft habe ich Euer gedacht, besonders jetzt, da die Zeit des Heilstums gekommen ist. — Aber nun ist auch Euer Elend zu End; Ihr werdet sicher mit einreiten und Gnade heischen, und man wird Euch wieder in Frieden einsetzen.— Aber kommt jetzt schnell herein, müßt zwar für heute abend mit meiner Knechtskammer neben den Ställen vorliebnehmen; denn das Herrenhaus steht leer.— Reinart von Eynendael nahm bewegt die Hand seines Getreuen: Du hast es gesagt, Jakob, ich bin zurückgekommen, um mit einzuziehen und Gnade zu heischen.— Nun lösche das Licht; ich bin ja hier auf abteilichem Boden, und so— so möchte ich doch nicht sterben.— Ach, Herr, sprecht doch nicht vom Sterben; nun wird alles wieder gut werden. Sie schritten schweigend durch den dunklen Hof, während der Hund sie mit freudigem, heiserem Gebell umtanzte. Als sie in der Kammer waren, zog Jakob behutsam den morschen Fensterladen zu, ging zum Wandschrank, der tief in das Mauerwerk eingelassen war, und holte Brot, Käse und einen tönernen Krug mit frischer Schafsmilch hervor. Eßt und trinkt, Herr; es ist alles, was ich Euch zu bieten habe! Reinart von Eynendael hatte Hut und Pilgertasche auf das Fensterbrett gelegt. Schweigend und ohne Hast aß er vor dem Brote und trank von der Milch. Jakob von Vorsbach betrachtete ihn währenddes mit schmerzlich müden Blicken; zehn Jahre war sein Herr nun fort gewesen, aber um 20 Jahre schien er gealtert. Damals war sein leichtgelocktes Haar noch blond gewesen, und nun hing es in glatten, ergrauenden Strähnen wirr und ungepflegt über seine hohe Stirn, und selbst von Wangen und Kinn hob es sich jetzt ab wie ein ergrauender Busch.— Ihr waret lange fort, Herr! Bei der gütigen Stimme des Alten schien Reinart aus schweren Gedanken zu erwachen, aber nur, um sie in lautem Gespräche weiterzuspinnen. Wann wird man das Heiltum zum ersten Male zeigen, Jakob? Uebermorgen, Herr! Weißt du nicht, ob ein König oder Fürst oder Bischof kommen wird, daß ich mit ihm einreiten könnte? Nein, Herr; aber ein päpstlicher Legat soll morgen von Prüm her kommen; der steht dem Fürstabt noch höher denn Kaiser und König. Hast du das für gewiß? Für gewiß, Herr; ich war gestern auf der Schwarzenburg, dreißig Mann der Ritterschaft der Abtei sind für morgen aufgeboten; sie sollen ihn auf dem Kupferweg hinter Roetgen erwarten und feierlich einholen. Zwei Kapitulare sind schon vorgestern nach Prüm geritten, um ihm durch die Eifel das Geleit zu geben. Herr, es ist eine Fügung Gottes; sie werden hier am Schneppenberg vorbeikommen, und Ihr werdet mit einziehen. Der Ritter im weitärmeligen Büßergewand schaute nachdenklich vor sich hin. Hast du noch das Urteil, Jakob, das der neue Abbas hier am Hoftor anschlagen ließ? Der Alte stand auf, hob mit einem Feuerhaken einen der viereckigen Belagsteine vor dem Herde auf und griff in eine kleine Höhlung; dann gab er seinem Herrn ein von Wetter und Regen verblichenes Pergament. Es hat nur acht Tage am Hoftor gehangen, weil man mir sagte, es enthalte schimpfliche Worte über Euch, Herr. Da habe ich es abgerissen und hier verborgen.— Mit heißen Augen überflog Reinart von Eynendael die verblichenen Schriftzüge; war es Zorn oder Scham, was seine eingefallenen Wangen rötete?— Seine Hand zitterte, dann schob er das Pergament von sich in die Mitte des Tisches: Auch das ist mir verwehrt, Jakob, ich darf es nicht einmal wagen, mit einzureiten.— Jakob von Vorsbach sprang erregt auf: Wer will Euch das verbieten, Herr? Dazu hat selbst der Fürstabt kein Recht. Seine buschigen Brauen zuckten über hilflosen Augen; seine Hände knitterten das Pergament: Was schreibt er denn da, der neue Abbas? Reinart entfaltete noch einmal die Schrift: Was er schreibt:— und ob ein römischer Kaiser oder ein König oder ein Bischof einreitet, er solle sich nicht erkühnen, mit ihm einzukommen— in keiner Weise.— So er aber dagegen verstößt, soll er durch die Hand des Henkers am Galgen vom Leden zum Tode gebracht werden— und lelbst geweihten Erde soll ihm verwehret sein.— Jakob von Vorsbach wich entsetzt einen Schritt zurück: Herr, das ist furchtbar;— was man nur den Aergsten tat, den Meuchlern und Schelmen, das sollte seinem lieber Herrn widerfahren. Totenstilk wird es in dem ärmlichen Gelaßz nur der keuchende Atem des Alten geht wie schweres, hilfloser Röcheln—: nun hat er hier auf seinen lieben Herrn gewartet, Monate, Jahre, mit einer Hoffnung und einer Inbrunst, wien sie nur Simeon haben konnte, da er täglich zum Tempel kam — und nun war der Heimkehrende ein Siecher, ein Kraftloser, einer, dem es sogar verwehrt war, zur Zeit des Heiltums in seiner Heimat Gnade zu heischen.— Reinart von Eynendael war aufgestanden und starrte in die Glut des verlöschenden Herdfeuers; dann sagte er mit einer seltsam toten Stimme: Und doch werde ich mit einkommen, und sei es auch nur, um in meiner Heimat zu sterben.— Aber diese— diese eine Barmherzigkeit wird er mir nicht verweigern.— Was meint Ihr damit, Herr?— Wie eine leise Hoffnung klang es aus den Worten des Dieners.— Was ich meine: Die Barmherzigkeit, in meiner Heimat zu sterben, aber dem Ritter das Schwert und dem Büßer die geweihte Erde.— Da ging es wie ein verzweifektes Stöhnen durch den gebrechlichen Leib des alten Getreuen: Herr, seid Ihr denn dafür gekommen, um hier zu sterben!— Dann wollen wir lieber noch diese Nacht den Hof verlassen, um diesen Boden nie mehr zu betreten.— Reinart von Eynendael sah ihn mit dankbar schmerzlichen Augen an: Jakob, du sprichst wie Mann, der ohne Schuld ist.— Aber ich, ich bin ein Mörder; ich habe einen zweifach Gesalbten erschlagen— für den das Leben im Elend noch schwerer ist als der Tod in der Heimat.— Aber du kannst mich nicht verstehen — denn du kennst sie ja nicht— die Qual, friedlos zu sein— ohne Heimat, ohne Recht, ohne Ruhe— nicht mehr der sein zu dürfen, der man war— umherirren zu müssen wie ein verfolgtes Wild— von allen gehetzt, aber von keinem getötet— als ein Verachteter, den seine eigene Heimat, sein eigenes Land wie ein giftiges Gewürm ausgespien hat— dem keine Glocke mehr schallt— den kein Heiliger mehr kennt— und der sich am Kelche des Herrn nur noch die Verdammnis trinkt.—— Schwer, keuchend ging sein Atem.— Rein, Jakob, den Tod fürchte ich nicht; ich habe vier Jahre Kriegsdienste getan, mich immer in das heißeste Gewühl gestürzt— aber es war, als stünde das Kainszeichen an meiner Stirn— es war keiner, der mich tötete.— Reinart von Eynendael schwieg und starrte wieder in die verglimmende Glut. Das schwelende Licht des Lämpchens war erloschen; durch das vergitterte Fenster fiel von einer Spalte des morschen Ladens her ein blanker Mondstrahl in das düstere Gelaß, scharf und silbern wie die Schneide eines Schwertes.— Neben dem verglimmenden Herdfeuer aber saß mit schlaffen Händen und erloschenen Augen Jakob von Vorsbach— das Leid um seinen Herrn hatte ihm das Herz gebrochen.— 11. Sommersonnenwende im Reichsstift zu Sankt Cornely! Zeit des Heiltums und der Gnade! Auf allen Wegen zieht es heran, das Heer der Heiltumsfahrer, singend und betend: Reiche und Arme, Herren und Knechte, Büßer und Reine! Alte, verblichene Fahnen schaukeln über ihnen in der dunstigheißen Luft. Gebete steigen in ekstatischer Brunst gegen den flimmernden Himmel. Die Gespanne ächzen auf den holprigen Wegen, die Ketten Büßender rasseln an festgeschmiedeten Gliedern.— Bei denen aber, die der Pestfahne folgen, klaschen die Geißeln: in allen Sprachen schwirrt es zum Himmel: Eleison!— Eleison! Wo sie herkommen?— Wer weiß es! Vom Rhein und vom Niederland, aus Burgund und Lothringen, aus Böhmen und Ungarn.— Die von der Windischen Nation sind schon vom Frühjahr her unterwegs, sind donauaufwärts gezogen zu Fuß, mit Reittieren und Gespannen. Und die Armen und Heischenden unter ihnen sorgen nicht, was werden wir essen oder trinken; denn ein jeder kennt sie ja, die dunkelhäutigen Pilger aus dem Südosten, die alle sieben Jahre zum Heiltum nach Aachen und Sankt Cornely wallen— und ihnen eine milde Gabe zu verwehren, lieber selbst Strick und Geißel genommen als das. In Mainz aber haben sie die eichenen oder tannenen Schiffe bestiegen, die sie rheinabwärts, zuerst nach Andemnach, bringen; denn dort ruhen ihre Pilgerzeichen: die Kreuz= und Gebetsstöcke, und die alten, von Sonne und Regen gebleichten Prozessionsfahnen, die sie bei der letzten Fahrt auf der Heimreise, nach altem Brauch, hier zurückgelassen haben. Und dann nach Köln zu den drei königlichen Pilgern des Morgenlandes und dann nach Aachen und dann zum Heiltum an der Inde.— Was liegt ihnen daran, daß Aachen die Kaiserstadt ist: auch Jerusalem war eine Königsstadt, aber der Heiland wurde doch in Bethlehem geboren.— Singend und betend wallt es heran, aus allen vier Winden, und je näher die Straßen der Reichsabtei kommen, um so mehr drängen sich die Menschen und Tiere und Gespanne. Gleich der Wolkensäule, die vor Israel herging, steilt über ihnen weißlicher Staub gegen die sengende Sonne und lagert sich über ihren Wegen wie eine träge, flimmernde Schlange.— Und doch gehen ihre Gebete und Bußgesänge nicht unter in Dunst und Schweißdampf und sengender Hitze; denn wie Erhörung deucht es sie, daß jetzt hinter dem letzten Bergzug der stolze Turm von St. Stephan langsam emporsteigt.— Da geht er wie heißer Aufschrei durch die Reihen: das Heiltum! Das Heiltum! Die Erschöpften richten sich wieder auf, und die Schmachtenden vergessen den quälenden Durst, und die Siechen und Kranken in den Gespannen fühlen neue Kraft in den Adern; sie richten sich auf, um den ragenden Gruß des Reichsstiftes zu sehen. Der Turm der Kirche zu Sankt Cornely! Nun sind sie gerettet, nun wird ihnen Erlösung werden von dem Siechtum des Leibes und der Seele.— Und der reiche Aussätzige im überdeckten Karren greift mit seiner schneeigen Hand unter das Stroh seines Bettes nach dem sorgsam verborgenen Golde; denn er will alles opfern, wenn er auch nur den Saum des heiligen Gewandes berühren darf.— Die Siechen und Kranken in den anderen Wagen aber vergessen, daß sie schon in den Achselhöhlen das Zeichen der Pest und des Todes tragen.— Unübersehbar drängen sich jetzt die Scharen auf dem Kupferweg, der alten Pilgerstraße, die von Prüm über Conzen zum Reichsstift führt; denn sie wissen, daß auf diesem Wege der pär# giche Legat herkeiten wird, der die Bulle des Heiligen Vaters Frägt, die allen Wallern zu Sankt Corneli um der Heiltümer (pillen dieselben Gnaden und Indulgenzien verleiht; die man Früher nur durch eine Wallfahrt zum Heiligen Land erwerben Konnte.— Schon während des frühen Nachmittags ist der Fürstgabt, begleitet von seinen Kapitularen und den Rittern, ausgezogen, um dem hohen Boten bis Roeigen entgegenzureiten.— * 4 Die Sonne geht schon langsam zur Gnaden, die Glut der Tages verebbt. Von den bewaldeten Berrgen der Eisel steigt die erste erfrischende Kühlung nieder und lagert sich über die Hänge des Münsterlandes, seiner bläulicher Nebel sinkt über Kirche, Kloster und Häuser des Tales. Nur der stolze Turm der Sankt (Stephans=Kirche hebt noch auf ragender Höhe seine bekreuzte Spitze in das flutende Gold der verlöschenden Sonne.— Auf den Pilgerwegen und in den Gassen des kleinen Ortes wird es stiller; Gebete und Gesänge ersterben. Auch die Pilgerstraßen werden leerer; auf den abgemähten Aeckern und Triften der Berghöhen lagern jetzt die Müden beim flackernden Feuer und verzehren den kärglichen Inhalt ihrer Pilgertaschen. Aber ihre suchenden Augen schweifen noch immer zu den fernen Eifelhöhen: Ob er nicht kommt, der Bote des Papstes, er, der Heilige, den Gott ihnen schickt, auf daß sie frei und ledig werden vom Unrat der Sünde und verhohlener, schwerer Schuld— der er bei sich trägt, das neue Heiltum mit dem Siegel des Papstes, das ihnen Nachlassung verspricht zu Sankt Cornely. Da, ein Schrei!— Wie ein Schwarm aufgescheuchter Vögel brandet und rauscht es empor! Sie kommen!— Sie kommen! „Auf der Höhe des Kupferweges, von Roetgen her eine Staubwolke— Reiter!— Die auf den Itern haben sie zuerst bemerkt— jetzt tauchen sie deutlich auf: ein stattlicher Zug! Sie kommen! Sie kommen!— Wie ein Lauffeuer springt es von Mund zu Mund.— Langsam nähern sie sich den Grenzen der Reichsabtei. Als erster Herr Raimond Perault von Saintes, Nuntius apostolicus et per Germaniam legatus de latere. Zu seiner Linken reitet Seine Kaiserlich Römische Majestät, Karl IV. von Luxemburg; ein glücklicher Zusall hat sie zusammengeführt; denn während Karl auf dem Königshof Büllingen weilte, um in den wildreichen Ardennen der Jagd zu pflegen, überbrachte man ihm, daß der Nuntius, von Prüm kommend, durch die Eifel zum Reichsstift reise, und so hielt er die Gelegenheit für günstig, mit dem hohen Legaten über wichtige Dinge Zwiesprache zu pflegen. In ernstem Gespräche reiten sie ihrem Gefolge ein Stück voran: Insbesondere scheint die Residenz Seiner Heiligkeit zu Avignon dem Kaiser durchaus zu mißfallen: Gewiß, er verdanke es ja viel der Unterstützung des Papstes und Frankreichs, daß er sich gegenüber den deutschen Fürsten und Ludwig dem Bayer habe durchsetzen können, aber trotzdem müsse er aus politischen Gründen dawider sein, daß der geistige Schwerpunkt der Welt dauernd so stark zu ungunsten seines Landes verschoben worden sei, und wenn der Herr Nuntius auch ein Franzose von Geblüt sei, so getraue er sich doch wohl anzunehmen, daß Seine Eminenz aus Gründen kirchlicher Zucht und Ordnung dem gleichen Wunsche beistimmen dürfte, den er selbst mehr aus politischen Erwägungen heraus getan habe.— Der Herr Nuntius aber stemmt die behandschuhte Rechte in die Seite und sieht nachdenklich auf die weißen Zügel seines Rappen, worauf er erwidert, daß Seine Heiligkeit in ihren Entschlüssen autonom sei, er selbst aber gern alles unterstützen werde, was in der Richtung der Wünsche Seiner Kaiserlich Römischen Majestät liege. Wobei er anheimgestellt lasse, ob es nicht ersprießlich sein würde, wenn Seine Majestät durch Einwirkung auf seine Erzkanzler von Deutschland, Burgund und Italien seinen Wünschen größeren Nachdruck verleihen würde, da diese Fürsten als Erzbischöfe bei Seiner Heiligkeit nicht ohne Einsauß seien.— Seine Römische Majestät scheint von dem vorsichtigen Rat nicht sonderlich befriedigt. Deshalb erwidert er, daß er den Vorschlag zwar dankbar annehme, sich aber im Hinblick auf die starken Bande, die den päpstlichen Hof an Avignon zu fesseln schienen, wohl kaum würde dabei bescheiden könne, und im Hinblick darauf, daß man in Frankreich ebenso leichtlebig im Hofleben wie wetterwendisch in der Politik sei, der Angelegenheit eine so große Bedeutung beimesse, daß er sich wohl demnächst selbst nach Avignon begeben werde, um dem Papste vorzustellen, was Tradition und Belange der Kirche von ihm erheischten.— Im übrigen habe er auch bei dieser Gelegenheit vor, sich in Arles krönen zu lassen; denn trotz gewisser Ränke sei er doch fest entschlossen, die Oberhoheit über die burgundischen Gebiete unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Und er bitte Seine Eminenz, die beteiligten Höfe über dieses sein Vorhaben gegebenenfalls in keinerlei Zweifel zu lassen — worauf der Nuntius ausweichend bemerkte, daß die heutige eehrenvolle Unterhaltung mit Seiner Römischen Majestät ihn nur in der Ueberzeugung habe bestärken können, daß allein ein Regnum Seiner Heiligkeit innerhalb des Patrimoniums Petri jene Eintracht herbeiführen könne, wie sie zwischen zwei so mächtigen Herrschern, wie es der Papst und Seine Kaiserlich Römische Majestät wären, so dringend vonnöten sei.— Und er wolle bereit sein, dieser seiner Ueberzeugung auch am Hofe von Avignon Ausdruck zu geben, trotzdem er sich dadurch mit den Interessen seiner engeren Heimat in Widerspruch setzen müsse— worauf Seine Römische Majestät, von diesem Versprechen anscheinend befriedigt, das Thema verließ, um sich mit einem freundlichen Lachen dem greisen Fürstabte Winrich von Kinzweiler zuzuwenden, dessen hohe, achtunggebietende Gestalt er noch von der Kaiserkrönung zu Aachen her in guter Erinnerung hatte. Lachend erzählte er, wie er durch die Zeigung des Heiltums anno 1349 beinahe um seine Kaiserkrone gekommen sei; denn da er mit seiner Gemahlin Anna gegen Aachen fuhr, um sich im Dome krönen zu lassen, war es ihm wegen der Menge der Geißler und Pilger überhaupt nicht möglich, in die Stadt einzureiten, so daß er in Bonn auf offenem Felde unter einem Zelte warten mußte, bis die Zeit des Heiltums vorüber war, und die Krönung deshalb erst am 25. Julius vor sich gehen konnte.— Unter diesen Gesprächen waren die vier vordersten Reiter, zu denen auch der Herr von Monschau gehörte, mit ihrem Gefolge den Grenzen der Reichsabtei näher gekommen, und da nun Seine Römische Majestät die gewaltige Menge des harrenden Volkes sah, es aber nicht für gut befand, bei diesem feierlichen Anlasse im unscheinbaren Jagdgewande mit einzureiten, auch dem ohnehin mit Sorgen überbürdeten Fürstabt nicht auch noch die unerwarteten Pflichten eines kaiserlichen Quartiergebers auferlegen wollte, so verabschiedete er sich mit seinem kleinen Gefolge, um für die Nacht die Burg seines Jagdgenossen, des Herrn von Monschau, aufzusuchen. Als dieser ihm aber, erfreut ob dieser unerwarteten Ehre, das Geleit dahin geben wollte, lehnte er dies als unnötig artig ab, da die Frau Burgherrin von Monschau im Brettspiel der Unterstützung ihres Gemahls durchaus nicht bedürfe.— Auf dem Schneppenberg, da, wo der Pfahl mit dem Horn des heiligen Cornelius die Grenzen des Reichsstiftes bezeichnete, drängte sich das Volk.— Wie ein dunkles, wogendes Meer säumte es die Grenzen des Weges. Inmitten der Straße aber stand schon der Landpfarrer von Sankt Stephan mit seinem Kaplan und den Mesnern und dem Kreuzträger. Hinter ihnen in dunklen Tuchröcken, die ehrwürdigsten Vertreter des Kirchspiels und der Bruderschaft vom heiligsten Blute. In leichtem Trabe kamen die Reiter jetzt näher; brausende Freudenrufe, die aber allmählich ersterben; wie ein Windstoß über Aehren, wie ein sanft wiegendes Wellental gleitet es neben dem ersten Reiter nieder— wo er vorbeikommt, sinken die Menschen in demütiger Schauer zusammen: der Nuntius apostolicus, der aus Avignon die Ablaßbulle des Papstes bringt! Statt der fehpelzbesetzten Kappa trägt er jetzt den roten Kardinalshut. Von dem kurzen, samtnen Schullermantel fallen golddurchwirkte, reichverästelte Quasten auf seine Brust. Sein goldenes Pektorale und die Silberplattierung des weißen Zaumzeuges seines Nappen glitzern in der sinkenden Sonne. Zu seinen Seiten der abbas princeps, Winrich von Kinzweiler, und der Graf von Monschau. Ihnen folgen die geistlichen Diener des Legaten, der Prior Petrus von Rotheim mit den Kapitularen und die Ritter und Junker des Reichsstiftes, alles fürnehme und wackere Reiter, zuvorderst auf reichgeschmückten Schabracken: Klas von der Schwarzenburg, Heinrich von Kruithausen, Gobel von Notum, Odo von Stockum, Vrank von Slekum, Bertram von Binsfeld, Zander van Ketnis, Klas zo Vraisenradt und Bert von der Hütten. Den Beschluß hinter den Junkern macht Johann von Veienhofen, der Schultheiß zu Sankt Cornely. Am Grenzpfahl hält der Nuntius wartend sein Pferd an. Da reitet sein Kaplan näher und entrollt von den hinteren silbernen Sattelhaken des Rappen eine dicke, zierlich gewirkte Schnur und läßt sie zu beiden Seiten des Tieres herniedergleiten: das Gnadenseil! Wie freudig erregtes Rauschen durchströmt es die harrende Menger das Gnadenseil! Die Hoffnung der Verstoßenen und Friedlosen! Das ihnen noch einmal die Tore der Heimat, des verbotenen Paradieses öffnet! Unruhig, spähend wandern die Augen; ob einer mit einkommen wird, um Gnade zu heischen.— Ueber das Gesicht des Fürstabtes huscht ein unwilliges Zucken; wird er nicht jetzt schon genug Sorge und Mühe haben, während der Heiltumstage Ruhe und Frieden aufrechtzuerhalten? Was soll erst werden, wenn mit dem Gnadenseil auch noch solche einkommen, die ohnehin schon wegen schwerer Missetat geächtet sind! Unauffällig reitet er nähere Ob seine Eminenz nicht unter den obwaltenden Umständen auf das Recht der Gnade verzichten wolle? Uebrigens habe er durch einen besonderen Passus den schwersten Uebeltätern doch jedes Einkommen untersagt.— Aber der Nuntius scheint nicht gewillt, der Bitte zu willfahren; auf das ragende Kreuz des Mesners hinweisend, erklärt er dem besorgten Fürstabt, daß er an dem alten Recht festhalten müsse, daß bei dem feierlichen Einzuge eines päpstlichen Legaten ein „jeder“ dem Kreuz frei folgen dürfe.— Da aber mittlerweile Pfarrer und Mesner sich bereits zum Einzuge geordnet hatten, überreicht er jetzt vor allem Volke dem Fürstabt die Pergamentrolle mit der Ablaßbulle des Papstes, die an leuchtenden Seidenbändern die Siegel Seiner Heiligkeit, Innocenz VI., trägt. Und während der Abt noch sein ungeduldig tänzelndes Pferd zurückdrängt, beginnen mit einem Male die Glocken der Klosterkirche und zu St. Stephan zu läuten, und von den umliegenden Bergen und Waldhöhen donnern die Böller; wenn das neue, seltsame Schießpulver auch teuer ist, es wird nicht daran gespart.— Uno nun setzt sich der Zug in Bewegung, um unter dem brausenden Jubelgeschrei Tausender über die sanft abfallenden Hügel zum Kloster an der Inde hinabzusteigen.— #(Fortsetzung folgt.) Seatselecde Quadrat. 1. Empfindung. 2. Arzeneipflanze. 3. Blume. 4. Teil der Erde. Die Buchstaben AA— EEEE— H— L MM— OO— RRR— S sind in die 15 Felder des Quadrats derart einzutragen, daß die wagerechten Reihen gleichlautend mit den senkrechten sind und Wörter von der beigefügten Bedeutung bilden. Der Aus schönen—2 traf mich ein 3. Mit meinem Frieden war es vorbei! In diesem——3 mein Herz ich entdeckte, Und das war reitungslos entslammt. Sodaß mich nicht einmal mehr schreckte Die Aussicht auf das Standesamt. Dachfirst, Trichter, Robinson. Rüdesheim, Tresor, Geibel, Lebensmut, Gebrüder, Wassersall, Soldin, Lalenbuch, Felder, Vorschlag, Schmeichler, Schneiderzunft, Spundloch, Muster. Aus jedem der vorstehenden Wörter sollen 3 nebeneinanderstehende Buchstaben genommen werden. Dieselben bilden. nacheinander gelesen, eine Strophe aus einem Gedicht von Goethe. Stammtisch=Scherz. „Ihr wißt, daß Josua vor Jericho die sieben Posaunen des Halljahrs blasen ließ. Aber könnt Ihr sagen, aus welcher Tonart?— (Notabend! Wer diese tiessinnige Frage an seinem Stammtisch vorbringen will, wird gut tun, sich vorher in eine Unfallversicherung einzukausen). Verierbild. Diagramm. In die Felder der Figur sind Buchstaben derart zu setzen, daß die senkrechten Reihen Wörter von folgender Bedeutung ergeben: 1) jüdisches Fest, 2) schmackhafte Speise, 3. Frucht, 4. Stadt an der Bode, 5. Duft, 6. Gewichtseinheit, 7. Altersbezeichnung, 8. Prügelinstrument, 9. Bratenvogel. Die durch Kreisfelder bezeichnete Winkelreihe, beginnend links oben, nennt eine wichtige politische Einrichtung; die Winkelreihe beginnend links unten ergibt einen weiblichen Vornamen Such Nero! Wo ist Frauchen? Gottesdienstordnung. Sonntag den 23. September. Engelskirchen: ½7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jungfrauenkongeegation), 8 Uhr Schulmesse, ½10 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Andacht. Hohleppel: ½7 Uhr Frühmesse und gemeinschaftliche hl. Kommunion der Schule Kalkosen, ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht zu Ehren der hl. Schutzengel. Lindlar: ½7 Uhr hl. Messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Frauen, 8 Uhr hl. Messe, ½9 Uhr hl. Messe in der Rochuskapelle, 9¼ Uhr Hocham:, ½11 Uhr letzte hl. Messe, ½3 Uhr Michaels=Andacht. Frielingsdorf: Hl. Messen um ½7 und 8 Uhr, um ½10 Uhr Hochamt. Andacht ½3 Uhr. In allen hl. Messen Kollekte für die Kirche. Overath: Halbjährige Bruderschaft von Jesus, Maria, Josef. ½7 Uhr Frühmesse, 8 Uhr zweite h. Messe(gemeinschaftliche hl. Konkmunion der Erst kommunikanten von 1924, 1925 und 1926 und hl. Kommunion des Müttervereins), 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Prozession zum Kirchhof und Bruderschaftsandacht von Jesus, Maria und Joseph; danach Beichtgelegenheit.— Am Montag morgen von ½7 Uhr ab Bruderschaftsämter. Vilkerath: 7 Uhr hl. Messe. Heiligenhaus: 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. mmunion der Kinder), ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Steinenbrück: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Marialinden: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Kapelle in Federath: ½8 Uhr hl. Messe, 3 Uhr Andacht. Dieringhausen: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, ½3 Christenlehre und Andacht.— Werktags ½7 Uhr hl. Messe. Schulmesse Dienstags und Freitags ¼ vor 7 Uhr. Gummersbach: ½7 Uhr Frühmesse. 8 Uhr zweite hl. Messe, 10¼ Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Derschlag: 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche bi Kommunion der Frauen). ¼ vor 10 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Christenlehre und Andacht. Bergneustadt: 7½ Uhr Frühmesse. 9¾4 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Christenlehre und Andacht. Gimborn: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Wipperfürth: 6 Uhr Pfarrmesse, 7 Uhr Früh messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Jünglinge, 8¼ Uhr Schulmesse mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Mädchen, ½10 Uhr Deutsche Singmesse, ¼ vor 11 Uhr Hochamt, nachmittags ½3 Uhr Christenlehre, 3¼ Uhr Todesangstbruderschaft, 5 Uhr Andacht. Klosterkirche: 8 Uhr hl. Messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Gymnasium=Schüler, 2 Uhr Andacht. Kreuzberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Agathaberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hocham!, 3 Uhr Christenlehre und Andacht.—— Wipperfeld: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Thier: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Olpe: 7 Uhr Frühmesse, ¼ vor 10 Uhr Hocham mit Predigt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Vereinskalender. Engelskirchen. Kath. Jugendverein: Heute abend 8 Uhr Vorstandssitzung.— Am Dienstag abend 8 Uhr Gruppenabend der Jüngsten auf dem Stürzenberg.— Am Donnerstag abend 8¼ Uhr Jungmännerabend. — Freitag abend 8 Uhr Orchesterprobe im Jugendsaal. Jungfrauenkongregation: Sonntag nachmittag 2 Uhr Wanderung über den Paffenberg nach Loope, dort Besuch der Andacht; danach Weiterwandern über die Berge nach Vilkerath. Franziskus=Missions=Verein: Es wird gebeten, die September=Hefte im Pfarrhause ab suhglen. Lindlar. Jungfrauenkongregation: Montag abend 7 Uhr Gesangstunde.— Mittwoch abend 7 Uhr rhythmische Uebungen. Frielingsdorf. Kath. Gesellenverein: Montag abend 8 Uhr Versammlung der Jugendabteilung.— Jeden Donnerstag Training der D. J. K. aus dem Sport platze. Jungfrauenkongregation: Sonntag mittag 12 Uhr Abfahrt der Jugendabteilung im Auto nach Hückeswagen. Borromäusverein: Bücherausgabe nach dem Hochamte. Ründeroth. Deutsche Jugendkraft: Heute, Freitag abend, 8 Uhr Versammlung im kath. Vereinshause. Es wird um vollzähliges Erscheinen gebeten. Christus-König-Kirche Stettin-Lastad'c. Schreiende Wohnungsnot, trosllose Voch Winisse. Und im Parlament stellt man Mitte##erelt und siädtische Körperschatten sehen es n s hre vornehmste Autgabe an, der Wohnungsno zu steuern. Kirchenno“, tausende von Seelen heimatlos. Aber kaum eine dieser christlichen Körverschatten rührt sich: denn es handelt sich doch nur um Seelen und Ewigkeilswerte. Hier gibt es keine Parlamentsbeschüssse, keine öllentlichen Mittel. Deshalb müssen wir beitein gehen für die Sache Gottes auf Erden. Bitte, sende Deine Gabe an: Katholisches Plarramt„St. Otto“ Postscheckkonto Steitin 3023, oder an Plarrer Leo Schmitz, Stettin i. Pomm., Klosterstr. 4 III.