Beilage für Bergische Wacht, Lindlarer Zeitung, Overather Volksblatt, Mucher Tageblatt Verlag: C. van Gils. Westdeutsche Vereinsdruckerei, G. m. b.., Geilenkirchen. Geschäftsstelle: Nachen, Pontstraße 80. 23. Sonntag, den 16. September 1928 Nr. 38 Sechzehnter □ Sonntag nach Pfingsten Gvangelium(Kub. 14, —11). In jener Zeit, als sesus am Sabbat in das Haus eines angesehenen Dharisäers kam, um da zu speisen, gaben sie genau auf ihn acht. Da war ein wassersüchtiger Mann vor ihm. Je5 sus nahm das Wort und sprach zu den Gesetzeslehrern und Dharisäern: Ist es erlaubt am Sabbat zu heilen? Sie schwiegen. Da saßte er ihn an heilte ihn und entließ ihn. Dann wandte er sich an sie und sprach: Wer von euch, dem ein Esel oder Ochs in die Grube gefallen ist, mürde ihn nicht gleich herausziehen am Cag des Sabbats? Sie konnten ihm darauf nicht antworten. Dann trug er den Geladenen ein Gleichnis vor als er merkte, wie sie sich die ersten Dlätze auswähllen, und sprach zu ihnen: Wenn du zu einem Hochzeitsmahl geladen bist, so setz dich nicht an den ersten Dlatz, es könnte ja ein Vornehmerer als du von ihm geladen sein, und der welcher dich und ihn geladen hat, könnte dann kommen und zu dir sagen: Mach diesem Dlatz; dann müßtest du mit Schande untenan sitzen; sondern, wenn du geladen bist, so geh und setz dich an den letzten Dlatz, damit, wenn der welcher dich geladen hat, kommt, er zu dir spreche: Freund, rüche weiter hinaus. Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit zu Tische sitzen. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Epistel(Eph. 3, 13—21). Brüder! Ich bitte euch, werdet nicht mutlos wegen der Drangsale, die ich für euch leide; sie sind ja euer Ruhm. Darum beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jeuus Christus, von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat, er möge euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, durch seinen Geist am inneren Menschen gekräftigt zu werden. Christus möge durch den Glauben in euren Herzen wohnen, und ihr möget in der Liebe Wurzel und Grund fassen, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnet, welches die Breite und Länge, die Höhe und Tiese(der göttlichen Auserwählung ist. So sollet ihr dann auch die Liebe Christi verstehen, die alles Erkennen übersteigt, um so mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt zu werden. Dem aber, der alles vollbringen kann, überschwenglich mehr als wir erflehen oder erdenken können, wie es sich zeigt an der Kraft, die er an uns wirksam sein sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeil. Amen. Kiturgischer Dochenkalender Sonntag, 16. September, 16. Sonntag nach Pf. Gl, 2. Or Kornelius und Cyprianus. 3. Or. Hl. Euphemia, Cr., Prät. von der hl. Dreifaltigkeit.„ Gr. Montag, 17. Sepi. Hl. Lambertus, Gl. 2. Or. Wundmale des hl. Franziskus. Gewöhnl. Präf. R. Dienstag, 18 Sept. Hl. Joseph Cupertigus. Gl. Gewöhnl. Präs. W. Mittwoch, 19. Sept. Hl. Januarinz u. Gef., Gl., 2. Or. Ferie, Gewöhnl. Präs. Letztes Evangel. von der Ferte. R. Donnerstag, 20. Sept. Hl. Eustachlus u. Ges., Gl. 2. Dr. vom hl. Maithäus. Gewöhnl. Präs. Letztes Evangel, von der Bieit. 3. „Freitag, 21. Sept. Hl. Matthäus. Gl., 2. Or. Ferie. Cr. Präf. von den Aposteln. Leztes Evangel, von der Ferie. N. Samstag, 22. Sept. Hl. Thomas von Villannova. Gl,“. Dr. vom Sabbat. Gewöhnl. Präs. Leztes Evangel. vom Sabbat. W. Ach, diese Menschen Ost ist es, daß in der Liturgie das Evangelium nur große, auch grobe Umrisse enthält, nur Andeutungen, nur ein Thema und daß die übrigen Stücke der Liturgie das Bild füllen, deuten müssen. So wird's heute sein. Zwar sagt uns das heutige Evangelium allerdings sehr deutliche Dinge, aber eigentlich nur negativ, nur in der Kehrseite, zeigt Ungehörigkeiten auf, und der Apostel setzt die seinen großen Lichter ins Evangelium mit seinen Gedanken in der Epistel. Ist der Herr bei einem führenden Pharisäer eingeladen, am Sabbat. Der Gastgeber hat's sicher ehrlich gemeint und wollte dem Propheten oder auch seinem eigenen Hause eine Ehre antun. Natürlich sind der Gäste noch mehr, es scheint sogar, viel mehr. Aber der Herr ist in keine liebenswürdige und keine manierliche Gesellschaft geraten. Denn„sie beobachteten ihn genau“. Daraus spricht die ganze gehässige Gesinnung dieser Scheinheiligen; es scheint ihnen, wie man sagt, ein„gefundenes Fressen“ zu sein, mit diesem Jesus einmal so bei Tisch zu sein, ihm gegenüberzusitzen, um ihn einmal ganz genau unter die Lupe nehmen zu können, ob er ein Wort spricht, das nicht ganz dogmatisch richtig, moralisch einwandfrei, gesellschaftlich erlaubt, pharisäisch stichhaltig ist. Natürlich liest der allwissende Herr alle ihre hämischen Gedanken. Bietet sich auch gerade eine gute Gelegenheit, um seinen Gegnern einen Nasenstüber zu geben, denn etwas anderes haben die nicht verdient, und alle guten Worte sind doch verDas Teiden in unserm Teben Am 3. Sonntag im September seiern wir das Fest der Schmerzhaften Mutter, ein altes, liebes Fest, zuerst in der Kölner Erzdiözese, im Jahre 1423, eingeführt und gefeiert. Dieses Fest verherrlicht die Schmerzensmutter als das hehre Vorbild in den Schmerzen und Leiden des Lebens. Nichts wohl ist so allgemein auf Erden wie das Leid. Kreuz und Leid überall, oft da am meisten, wo man es am wenigsten suchen sollte. Ob man will oder nicht, man muß leiden. Wenn man aber einem Übel nicht entgehen kann, dann fordert es die wahre Klugheit, aus der Not eine Tugend zu machen, Mit andern Worten, man sucht Nutzen daraus zu ziehen, soviel als möglich. Wenden wir das auf die Leiden im Leben an, so leuchtet es ein, daß wir vor allem eins tun müssen; wir müssen uns darüber klar zu werden suchen, welche Absichten Gott haben mag, wenn er den Menschen Kreuz und Leid schickt. Warum das Leiden? Verstehen wir diese Frage, dann ist uns viel geholfen; wir bewahren die Fassung und Geduld, wenn es uns heimsucht. Das Leiden kann kommen zur Sühne, weil Gott gerecht ist. Wir sprechen so gerne vom„lieben“ Gott. Der Engländer sagt nur„der allmächtige Gott". Es ist, als ob i; allem die Größe und Erhabenheit Gottes vorschwebt.. gen stellen unter seinen Eigenschaften so gern seine Lic.... den Vordergrund. Und das ist auch berechtigt nach den Worten der Hl. Schrift:„Gott ist die Liebe.“ Es wäre aber Unrecht, wollten wir dabei seine Heiligkeit und Gerechtigkeit aus dem Auge verlieren. Seine Gerechtigkeit bestimmt, daß jedes Unrecht seine Sühne und Strafe empfängt, entweder hier oder im Jenseits.„Tust du Böses, so steht die Strafe vor der Tür“, sagt Gott zu Kain schon. Wenn nun einer sich sagen muß, wie Josephs Brüder:„Wir leiden, was wir verdient haben, denn wir haben an unserm Bruder gesündigt“, der beuge sich still unter die gerechte Hand Gottes und danke wie der heilige Augustinus betei:„Herr, hier schneide, hier brenne; nur schone meiner in der Ewigkeit!“ Denn es ist doch immer besser, hier mit Ergebung zu leiden und mit Verdienst zu büßen, als in der Schuld zu sterben und im andern Leben gestraft zu werden. Ich kannte eine Frau, die lange Jahre keine Ostern mehr gehalten hatte; sie sand den Weg zur Kirche erst wieder, als ihr Mann ins Gefängnis kam. Das rüttelte sie im Gewissen endlich auf. Ein Mann, der 25 Jahre diese Pflicht versäumt hatte, kam wieder zur Umkehr, als ihn ein Pferd so schwer geschlagen hatte, daß er lebensgefährlich verletzt ins Spital kam. Er gestand hier selber treuherzig, es wäre ihm ei durch dieses Unglück zum Bewußtsein gebracht, wie schwer er gefehlt dadurch, daß er so lange keine Kirche mehr von innen gesehen hätte. Es war an sich gar kein so übler Mensch, aber nachlässig und durch schlechtes Beispiel verdorben. Da bedurfte es einer starken Anregung, um das Gewissen zu wecken; das war für ihn das Unglück— Damit haben wir einen weiteren Grund gefunden, weshalb Gott uns Leiden schickt Leiden ist ein Ausfluß der loren. Da wird ihm ein Wassersüchtiger gemeldet, der gern geheilt werden möchte. Das brauchte nun eigentlich nicht heute am Sabbat zu geschehen. Denn diese Krankeit brachte heute nicht den Tod; es war nur gerade Gelegenheit, sich dem Wundertäter zu nähern und die Heilung zu versuchen. Die Blicke der Pharisäer werden scharf, man blinzelt sich gegenseitig zu. Achtung. Er wird doch wohl den Sabbat achten und nicht ohne Not einen Kranken heilen. Anderseits wäre es ja wohl ein heimliches schadenfrohes Vergnügen, wenn er nun doch wieder vor ihren eigenen Augen diese„Sabbatschändung“ sich zuschulden kommen ließe. Und sie hätten wieder einen Stein mehr auf ihn zu werfen. Aber der Herr kommt ihnen zuvor, und schneidet ihnen den Faden ab. Mit einer überlegenen spitzigen, spöttischen Frage wendet er sich an die fachmännische Gesellschaft der Gesetzesgelehrten und die hohe Kritik der geehrten Pharisäer: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?— Sie aber schwiegen! Ei, warum warnen sie ihn nicht vor der Sabbatschändung? Wo bleibt das Urteil, das sie sonst so gerne auf der Zunge haben, um das sie sonst so gern gefragt werden? Sie haben den Stich gefühlt. Wenn sie reden, kommen sie totsicher in öffentliche Verlegenheit. Sie fühlen, daß es eine Unbarmherzigkeit ist, einem Kranken nicht zu helfen, und daß das mit dem Sabbat wirklich nichts zu tun hat. Anderseits wöchten sie nicht ihre starke Gesetzesinterpretation preisgeben, und sicher nicht dem Propheten, dem sie nicht grün sind, auch nech Wasser auf die Mühle leiten. Verlegenheit und Klugheit schließen ihnen den Mund. Der Herr bohrt weiter und setzt sie schachmatt. Ganz bewußt und mit einer gewissen Angriffslust tut er sein gutes Werk. Er begnügt sich sogar nicht damit, nur ein Wdrt zur Heilung zu sprechen, wie es sonst war, wie es ebenso gut war, nein, er faßt sich den Mann mit beiden Händen, sagt ihm ein recht freundliches Wort und entläßt ihn ganz formell als gesund. In den pharisäischen Seelen zuckt es. Aber ehe sie die Köpfe zusammenstecken können, werden sie vom Propheten gestellt. „Dessen Esel oder Ochs in eine Grube fällt, wer von euch wird Barmherzigkeit Gottes, die uns zur Besinnung, zm Einsicht und Bekehrung bringen möchte. Herzog Alba wurde einmal gefragt, ob er die große Sonnenfinsternis am Morgen auch beobachtet hätte.„Nein“, antwortete der Herzog,„ich habe so viel auf Erden zu tun, daß ich mich nicht darum kümmern kann, was am Himmel vorgeht.“ Nun, eine völlige Sonnenfinsternis kann man wohl kaum übersehen. Aber die Antwort Albas ist bezeichnend; man kann sie Tausenden von betriebsamen Menschen in den Mund legen; sie ist buchstäblich der Ausdruck ihrer Gedanken. Sie gehen in ihren Arbeiten, Sorgen, Geschäften und Unternehmungen so sehr auf, daß sie keine Zeit finden, sich mit dem Himmel und mit der übung der Religionspflichten zu befassen. Und so leben sie denn lau und gegen die Religion gleichgültig in den Tag hinein, bis sie am Ende ganz davon ablassen und den Himmel vergessen. Eines der kräftigsten Mittel, um solche, die allzusehr aufs Irdische eingestellt sind, zu neuem Eifer fürs Gute zu wecken, ist ein von der Hand Gottes auferlegtes Kreuz. Aber: wirklich fromme Leute haben doch auch ihr Kreuz und ihr Leid. Warum das denn? Gott will erstens ihre Tugend prüfen und will ihnen zweitens Gelegenheit geben, neue Verdienste zu erwerben. Das schönste Beispiel haben wir da am alten Patriarchen Job. Es steht fest, daß er nicht zu leiden hatte für schwere Sünden; auch nicht, um aus der Lauheit aufgeweckt zu werden. Aber seine Tugend, seine Charakterstärke sollte sich erproben. Und Job bestand diese Probe aufs herrlichste.— Vor einigen Jahren verlor in Gelsenkirchen eine Frau in 8 Tagen drei kleine Kinder an Halsbräune. Als sie das letzte zum Kirchhof tragen sah, wurde sie vor Schmerz irrsinnig.— Job verlor an einem Tage zehn erwachsene Kinder: keines behielt er. Übermannte ihn da auch der Schmerz so, daß er ihm den Sinn verwirrte?„Der Herr hat sie gegeben, der Herr hat sie genommen, der Name des Herrn sei gebenedeit.“— So betete Job bei diesem schrecklichen Unglück. Die Ergebung im Leiden wird uns leichter, wenn wir bedenken, wie herrlich jedes Leid im Himmel belohnt wird, wie jedes Leid Verdienste erwirbt, so groß, daß mit ihnen kein irdisches Leiden in Rechnung zu setzen ist.„Die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die uns dafür gegeben wird“, so mahnt uns der Apostel Paulus, der so viel Leiden trug und schon hienieden einen Blick in die Himmelsherrlichkeit, welche die Leiden sohni, tun durfte. Tiefen Trost bringt in jedes Leid der Blick auf das Kreuz Christi, auf den großen Kreuzträger, der„für uns das schwere Kreuz getragen hat“, für uns zum Vorbild, für uns zum Verdienst.— Und unter dem Kreuz steht die Mutter der Schmerzen, als unsere Trösterin und Helferin in aller Lebens= und Sterbenot. Sie lehrt und hilft das Leid des Lebens tragen, in der Nachfolge ihres Sohnes, u unserm Verdienste und Segen.„Drückt dich ein Weh',— Zur Mutier geh'— Und klag' es ihr, Gern hilft sie dir.“ V. R. ihn nicht herausziehen am Tage des Sabbats? Das war ein drastisches Beispiel aus dem Landleben, über das man keine gelehrten Untersuchungen anzustellen brauchte. Da war weiteres Disputieren und Philosophieren überflüssig. Und keinem siel es ein, über einen solchen Fall, der dem Besitzer an den Beutel ging, das mosaische Gesetz oder den pharisäischen Kommentar aufzuschlagen. Die Antwort war sonnenklar. Und jeder aus der Gesellschaft gab selbstverständlich zu, daß das am Sabbat zu geschehen hatte. Aber jeder hütet sich, es offen zu sagen. Sonst hätte man dem Propheten recht gegeben, dann durfte er am Sabbat so weiter tun und bekam das Volk noch mehr für sich. Auch aus elender Prinzipienreiterei wollten sie ihm nicht recht geben. Der Heiland verliert auch weiter kein Wort über die Sache. Er weiß, daß er doch Recht bekommen hat, weiß auch, daß mit diesen Menschen nicht weiterzukommen ist. Uns aber sagt er, daß gute Werke am heiligen Tage den Tag noch heiliger machen, und daß unser Gottestag gerade dafür da ist, um Liebe zu üben an Armen und Kranken. Noch mehr erlebt der Herr bei diesem vornehmen Pöbel. Er sieht, wie sie sich die ersten Plätze bei Tisch aussuchen. Jedem einigermaßen anständigen Menschen muß das als läppische Kinderei vorkommen. Nun ja, wo er einmal in so eine minderwertige Tischgesellschaft geraten ist, will er doch auch ihnen ein gutes Wort schenken. Es gibt eben Leute, die wissen nicht besser, auch wenn sie sonst etwas aus sich zu machen wissen. Gütig, halb vertraulich, wie als guter Freund gibt er ihnen allen einen guten Rat. Sie mochten sich doch nicht unnötig eine Blamage holen. Denn man kann ja nicht wissen, wer sonst noch geladen ist. Es ist ja schon eine Ehre, selbst überhaupt geladen zu sein. Und wenn nun einer von den Honoratioren oder aus der obersten Gesellschaft oder ein besonders intimer Freund geladen wäre, und der Hausherr dessen reservierten Platz besetzt fände oder sonst ihn notwendig obenan bei sich haben wollte, dann wäre es doch sehr penibel, wenn man dann ein Meter abwärts gerückt würde. Also schon aus solcher Klugheit ist Bescheidenheit anzuraten. Oder gar, der Gastgeber wird ungehalten über die ungebührliche Platzjägerei und#ciebt einen von da oben hinunter, an das Ende, wo er sich anschließen darf! Anders aber, wenn man bescheiden unten bleibt, besondets wenn man weiß, daß man mehr erwarten darf. Dann kommt der Einlader und duldet nicht, daß man sich so verbergen will. „Freund, rücke höher hinauf!“ Darin liegt Hochachtung, liebevolle Zuneigung, Anerkennung, Ehrung vor der ganzen Tischgesellschaft. Das sind die rechten Gesellschafter, die nicht ihren Eigendünkel mitbringen, sondern dankbar für die zugedachte Gastfreundschaft lieber bescheidene Tischgenossen sein wollen, die man gerne bei sich hat, denen man es gerne gönnt, wenn sie einen ehrenden Platz bekommen. An sich sind das keine ewigen Wahrheiten, nur Verhaltungsmaßregeln für das Leben. Aber es steckt der rechte Mensch darin, der demütige, in rechtem Sinn, der liebevolle Charakter, der selbstlose, der auch andere gelten läßt. Die Kirche schafft in der Epistel kurz und kernig die positive Ergänzung zum Evangelium, sie preist mit Pauli Worten den großen, feinen, wertvollen Menschen, ganz in Gottes Licht und in Christi Kraft gestellt: Möge er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, daß ihr durch seinen Geist dem inneren Menschen nach mit Kraft gestärket werdet, daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, ihr in Liebe festgewurzelt und tiefgegründet seid. werdet die Liebe Christi erkennen, die alles Erkennen übersteigt und dadurch ganz von Gott erfüllt werden. In der Liebe wurzelecht und gut fundamentiert! Dann sind wir offen für alles, was gut und groß ist, was arm und elend ist, dann sind wir froh und stark, viel Gutes selbst zu schaffen, dann sind wir bescheiden und freundlich und suchen nicht das arme, stolze Ich, sondern den lieben Gott und seine armen Menschen. Das erste Konzil Einundzwanzig allgemeine Kirchenversammlungen haben wir bis heute in der Geschichte zu verzeichnen. Imposante Kongresse, auf denen nicht Politik oder Wissenschaft, sondern die Lebensfragen der Kirche und die Ewigkeitsfragen der Menschheit verhandelt worden sind. Große Kristalle, aus denen der Geist der Gesamtkirche leuchtet; Brenn= und Wendepunkte im Gang des Gottesreiches. Heute müssen wir zurückgehen in die Urzeit, wo noch kein Petersdom die Kirchenfürsten des katholischen Erdkreises begrüßen konnte; an den Anfang aller kirchlichen Bewegungen, wo nur eine Handvoll Männer in schlichtester Form um den ersten Papst sich versammelt hat, um allerdings eine Kardinalfrage des Christentums zu verhandeln. Schon mehrfach hat sich der neue Geist durch die alte Form durchgesetzt, schon ist man sich hier und da darüber klar, daß die Kirche auch den Herden offenstehen muß. Aber wie es immer in der Kirche ist, alle Bewegungen und Strömungen müssen einmal zu einem klärenden Abschluß kommen und muß einmal das letzte Wort gesprochen werden, damit Festigkeit und Klarheit kommen. Also mußte auch die allgemeine und autoritativ noch nicht erledigte Frage einmal zum Abschluß kommen, ob es Heidenchristen geben dürfe. Wie auch sonst genügt ein äußerer Anlaß, um die Angelegenheit in Fluß zu bringen. Aus Judäa waren Judenchristen nach Antiochien zur Gemeinde der Heidenchristen gekommen und hatten unbefugt eine falsche Meinung verbreitet.„Wenn ihr euch nicht nach dem Brauche des Moses beschneiden laßt, könnt ihr nicht zum Heil gelangen.“ Es ist zu begreifen, wie es in der blühenden Gemeinde der Heidenchristen zu großer Aufregung kommen mußte. In Fragen seines Seelenheils will jeder möglichst große Sicherheit besitzen. Und wie muß es erschüttern, plötzlich nun so fatale Aufklärung zu bekommen: Mit euch stimmt's nicht, mit euch gibt's nichts. Paulus und Barnabas waren die großen Verantwortlichen, denn sie hatten diese Gemeinde zur Blüte gebracht. Sie waren ihrer Sache sicher und wehrten sich gewaltig gegen die eingedrungene Meinung. Aber ihre Autorität reichte nicht aus, um die unruhig gewordenen Griechen zu beschwichtigen. Man beschloß, Paulus und Barnabas nebst einigen anderen aus ihrer Mitte wegen dieser Streitfrage nach Jerusalem zu den Aposteln zu schicken. Es war eine hochoffizielle Sendung, von deren Erfolg für das religiöse Leben Antiochiens vieles, wenn nicht alles abhing. Die Gemeinde begleitete die Apostel noch eine Strecke Weges. Diese zogen durch Phönizien und Samaria gen Jerusalem, überall berichteten sie von der Bekehrung der Heiden zur größten Freude aller Brüder. Bei ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und Vorstehern empfangen. Wie große Spannung mag da gewesen sein, als die weitgereisten Missionsbischöse, der interessante Konvertit Paulus in der Heimat der Kirche erschienen, heimkehrend vom weiten Arbeitsfeld, erzählend von ihren großen Erfolgen wie auch von ihren Kämpfen und Sorgen. Ihren erfreulichen und weitherzigen Berichten mußte aber doch noch Widerstand begegnen aus der Sekte der engherzigen Pharisäer, obgleich auch sie Christen waren: Man muß sie beschneiden und anhalten, das Gesetz des Moses zu beobachten. Also muß man jetzt zur endgültigen Lösung der alten Streitfrage schreiten. Die Apostel und Vorsteher halten ein kleines, aber regelrechtes Konzil, auf dem alle versammelt sind. Nach langem Hin= und Herreden nimmt Petrus das Wort. Man sieht: er ist der Erstberechtigte im Stand, was wir Papst nennen. Er beruft sich darauf, daß Gott seit uralten Zeiten ihn bestimmt hat, daß die Heiden durch seinen Mund das Wort des Evangeliums vernehmen und gläubig werden sollen. Er meint die Taufe des Kornelius. Seine Meinung findet er bestätigt in der öfter erfolgten Herabkunft des Heiligen Geistes.„Gott hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen, da er durch den Glauben ihre Herzen gereinigt hat. Was wollt ihr nun Gott versuchen und den Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus das Heil zu erlangen wie auch sie.“ Der Papst hat sein gewichtiges Wort, aus eigener Erfahrung erprobt, für die freie Auffassung eingelegt. Kein Widerspruch erhebt sich. Interessiert lauschen jetzt alle den folgenden Rednern, Paulus und Barnabas, die erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gewirkt habe. Als sie geredet hatten, erhebt sich der Bischof Jakobus von Jerusalem, der Better des Herrn, ein Mann, der wegen seines strengen Lebens, das sich noch aus Klugheit und alter Liebe an die levitischen Vorschriften anschloß, in der Stadt allgemein beliebt war. Er weiß zu gut, daß ein Gegensatz der Meinungen— da ist, auch daß er nicht so leicht, mit einem starren Dekret kann ganz beseitigt werden. Darum greift er zu einem— heute sehr modernen und oft unumgänglichen Mittel, zu einem Kompromißvorschlag, um alle Meinungen auf eine mittlere Linie zu bringen: Grundsätzlich sollen die Heiden die Kirche für sie offen finden, nach des Propheten Wort: Danach will ich wiederkommen, um das zerfallene Zelt Davids wieder aufzubauen. Was 1 iran zerstört war, will ich wieder herstellen und aufrichten, auf daß die übrigen Menschen den Herrn suchen, und zwar alle Völker, über die mein Name genannt wird. So spricht der Herr, der solches tut. Das ist ewiger Ratschluß. Deshalb sollte man nach meinem Dafürhalten den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Last auflegen, wohl aber ihnen ein Schreiben zusenden, sie sollen sich von Verunreinigung durch Götzen, von Unkeuschem, von Ersticktem und Blut enthalten.“ Das war kluger Rat. Um auf die religiösen Anschauungen der Judenchristen Rücksicht zu nehmen, werden die zwei Speiseverbote auf die Heidenchristen übertragen. Götzen und Unzucht gehörten damals zusammen, denn letztere war bei Götterfesten unvermeidlich, war gang und gäbe.(Vgl. den heutigen Karneval u..) Das eine führte zum anderen, darum wird beides verboten. Das Konzil kommt zur Abstimmung. Jakobus Vorschlag wird einmütig angenommen. Man wählt zwei besonders beliebte Männer, einen Judas und Silas, um sie mit Paulus und Barnabas als Konzilsbeauftragte zu den Brüdern in Antiochien, Syrien und Zilizien zu schicken mit einem amtlichen Schreiben. Es begann so, wie heute noch Papst und Bischof ihre Handschreiben beginnen: „Die Apostel und Vorsteher entbieten den Brüdern heidnischer Abkunft brüderlichen Gruß!" Das Schreiben berührt und tadelt die Ursache der Beunruhigung durch Unberufene, umgibt die Abgesandten, die für Christus ihr Leben eingesetzt haben, mit ruhmvoller Autorität und meldet, daß es dem Heiligen Geist und dem Konzil gefallen hat, ihnen keine weitere Last aufzuerlegen, als die genannten vier notwendigen Stücke:„Wenn ihr euch davor bewahrt, so tut ihr wohl. Lebt wohl!“ Mit Spannung und großer Beruhigung empfingen die Heidenchristen die lösende Botschaft. Jetzt war ein für allemal der große Zweifel aus der Kirche geschwunden. Nun empfand man es, daß es in der Kirche Gottes nur Brüder gab; nun war die Kirche eine wahrhaft katholische, allgemeine, eine Weltkirche, ein heiliger Völkerbund, in dem es nicht Juden, Barbaren, Griechen gab, nur Erlöste, Getaufte, Brüder, Heilige, nur Christen. Dieser Entschluß war und bleibt denkwürdig in der Geschichte des Christentums; heute läuft der Zug auf dem Geleise, dessen Weiche damals gestellt worden war. Wäre es nur so geblieben, daß in der Kirche nicht Deutsche, Franzosen Italiener, Amerikaner, sondern bei aller Heimatliebe und vaterländischer Treue nur Katholiken wären, die als Kinder der einen gemeinsamen Weltkirche ihre Streitigkeiten vergäßen und keine neuen mehr aufkommen ließen! Hildegard von Bingen Über das anmutige Rheingelände bei Bingen wob der Frühling endlich wieder seine bunten Reize. Noch zu Ende des Monats April hatte der Schnee im Tal und auf den Höhen gelegen, und wie ein weißer Palast stolz und schweigsam ragte das Kloster auf dem Rupertsberge mit seinen Türmen und Zinnen aus der Umgebung hervor. Nun aber jubilierte in dem Garten die, Nachtigall weit hinaus schallte ihr Sang, sehnsuchtsvoll über die hohen Mauern bis zu dem rauschenden Strom, auf dessen Wogen weiße Segel im Winde schaukelten. Durch den Garten zog sich ein Laubgang, der über und über voll weißer und lila Fliederdolden hing. Unter diesem Blütenmeer wanderte in tiefen Gedanken eine Nonne. Nur zeitweise horchte sie auf den Ruf der Königin der Sänger, schweiften ihre Blicke umher und hingen an der Blütenpracht des Gartens, dann aber, als ob sie sich auf einer bösen Tat ertappe, verfiel sie wieder in Gedanken. Die Abtissin Hildegard war eine bayerische Herzogstochter, schon in früher Jugend hatte sie gern das glanzvolle Leben am Hofe ihres Vaters mit dem strengen Büßerleben vertauscht. Von innerer Eingebung bedrängt, hatte sie unter ungeheuren Schwierigkeiten das Benediktinerinnenkloster auf dem Rupertsberg bei Bingen erbaut, und eine große Schar Nonnen und Zöglinge standen unter ihrer Obhut. Aber obwohl sie wie eine Mutter an den Ihren hing, mußte ihr hoher Geist in weitem Fluge über die Enge der Klostermauern hinausschweisen, um immer wieder neue Nahrung, neue Anregung zu bekommen. Im steten Briefwechsel mit den Großen des Reiches hatte sie bald das Weltbild erfaßt, wußte sie, daß ihre Zeit ein Ringen war, ein ständiges Ringen zwischen Heidentum und Christentum, Sünde und Heiligkeit. Zwar hatte der Jenseitsgedanke schon wieder von manchem Herzen Besitz ergriffen, aber ein von Kriegen und Barbarei zerrütteltes Volk blieb schwach, widerstandslos gegenüber der Allgewalt der Leidenschaften. Es war begreiflich, daß eine Klosterfrau wie Hildegard, mit solch reichem Geist ausgestattet, tief hineinschaute in die Herzen der Sünder und überall tatkräftig eingriff. Heute nun erfüllte sie ein Gedanke. Und wie sie abschweifen wollte, fühlte sie sich fast magnetisch wieder angezogen, gewaltsam hingedrängt. Eine Stimme rief sie, ja aus den Klostermauern herauszutreten und predigend umherzuziehen. Wie sollte sie aber als Nonne dies tun? Doch die innere Stimme wurde so stark, sie übertönte endlich alles in ihr, ja sie raubte ihr jegliche Tatkraft, erfüllte endlich ihr ganzes Sein und Pesen. Denn es war nichts Geringes, um das es sich handelte, tausende Seelen standen auf dem Spiel. Von Italien und der Provence her kam die Irrlehre heraufgezogen gleich einem giftigen Strom und verpestete schon die Rheingegenden, suchte dort schon, in schlichtem Gewande gekleidet, scheinbar demütig, das ahnungslose Volk zu täuschen und für sich zu gewinnen. Dabei wagten die Irrlehrei sich ans Heiligste heran— als Leugner der Eucharistie!——— Die Pfarrer auf der Kanzel traten entschieden dagegen auf, und drei waren schon zum Feuertode verurteilt worden. Dies alles hatte die Abtissin Hildegard mit geheimem Schrecken gehört, und seit der Stunde sand sie nimmermehr Ruhe. Sie mußte nach Köln! Aber wie konnte sie, die Schwache und Kränkliche, dahin? Fühlte sie nicht, wie ihr altes Leiden wieder begann, ihre Füße versagten? Konnte da Gott so etwas von ihr vorlangen? Wieder suchte sie sich zu beruhigen und den Gedanken zu verwerten. Hildegard stieg auf eine kleine Anhöhe und schaute hinunte in die Ebene. Zu Füßen des Hügels, auf dem das Kloster lag, ergoß sich die Nahe in den Rhein. Wie friedlich und voller Anmut war das Bild, und der Lärm der Welt so ferne. Von hier oben gesehen, konnte man kaum glauben, daß es überhaup Kampf und Unheil gab. Warum auch immer und immer diese: ewige Kampf im Reiche der Geister, dachte die Klosterfrau und ging langsam zurück ins Kloster, suchte an dem Tage durch doppelt strenge Arbeit jeden anderen Gedanken fernzuhalten. Aber in der Nacht war's als wenn eine Stimme sie rief. Sie stand von ihrem Lager auf und trat ans Fenster ihrer Zelle. Dunkel lag über Tal und Höhen. Da plötzlich leuchtete am Himmel ein Licht. Eine Jungfrau erschien, deren Antlitz so strahlend war, daß die Abtissin den Glanz nicht ertrug. Ihr Mantel war weißer als der Schnee, heller als die Sterne, ihre Fußbekleidung von lauterm Golde. Sonne und Mond trug sie in ihren Rechten. In staunendes Entzücken verfiel Hildegard. Da sprach eine Stimme zu ihr:„Die Jungfrau ist die Liebe, die ihr Zelt in der Ewigkeit hat. Umfasse alle Kreatur, die ganze Menschheit mit Liebe, denn die Liebe gewinnt alles.“--Das Bild verschwand. In übermenschlicher Größe stand die Abtissin, bis zu den Sternen ragte ihr Geist. War's nicht die Stimme Gottes, die sie vernommen? Sehenden Auges blickte sie in die schweigende Nacht. Sie fühlte wie ihr Kraft von oben kam, ihre hohe Mission zu erfüllen. Langsam ging sie zurück in ihre Zelle und traf die Vorbereitungen zur Reise. Predigend trat sie in Köln vor Klerus und Volk. Scharf und streng wies sie auf die Schäden hin; durch ihr furchtloses Auftreten, durch ihre Worte des Geistes errang sie einen glänzenden Erfolg. So sah sie ihre hohe, heldenhafte Aufgabe vollendet. Als eine Prophetin des Neuen Bundes betrachtet man Hildegard von Bingen. Tony Rottlaender. Das Kreuz im Haus Don Hans Gisbert Ein rechtes Kreuz hat die Traut Kempenich, die Zuckerbäuerin, mit der alten God, die nun schon an die fünfzehn Jahre bei ihr im Hause lebt. Damals, als der von Gicht Verkrüppelten und Halbgelähmten alles verstorben war, schien es jedem das natürlichste, daß der Bruderssohn sie aufnehme; brachte sie doch auch ein kleines Stück Geld und ein paar Aecker am Zuckerberg mit, die den Besitz des Bauern schön abrundeten. Pflaumenbäume standen auf den Aeckern, eine Seltenheit in diesem rauhen Gebiet der Eifel. Die Pflaumenbäume stachen der Traut so sehr ins Auge, daß sie über dem Mus, das sie im Herbst einkochen würde, nicht an die Mühen dachte, die von der Pflege einer Kranken unzertrennlich sind. Sie macht auch später nicht viel Aufhebens davon. Wenn die Nachbarn sie bedauern, daß sie immer für jemand sorgen müsse, der sich nicht helfen, nicht stehen und gehen könne, der aus dem Fahrstuhl gehoben werden müsse, wenn der Herr Pfarrer sie um ihrer Menschensteundlichkeit und Barmherzigkeit willen lobt, zuckt sie die Achseln und wehrt ab. „Jeder hat im Leben sein Kreuz zu tragen. Und weil wir uns das mit der God selbst aufgeladen haben, ist uns sonst alles gut abgelaufen; die Kinder blühen und gedeihen und Hof und Felder auch. Und übrigens— es war Christenpflicht, uns der God anzunehmen.“ Die God, die Luzie Kempenich heißt, hat sich nämlich die Krankheit im Jahre siebzig zugezogen, als sie für ihren Bruder, des jetzigen Zuckerbauern Vater, der als junger Ehemann mit nach Frankreich gezogen war, die schwere Arbeit tat.„Christenpflicht ist es,“ sagt die Traut; und sie schmeckt das süße Mus, das sie den Pflaumenbäumen der alten Zeit dankt, auf den Lippen und sagt sich nach Eifler Art:„Wer die Eier haben will, muß die Henne gackern lassen...“ Es ist auch etwas so Heimatliches um die alte God. Immer sitzt sie in ihrem Fahrstuhl und läßt Gedanken und Blicke einhergehen, damit es nirgendwo sehle. Sie spricht nicht viel; aber man hat das Gefühl, daß sie für alles und für alle sorge. Das gibt so eine Beruhigung, wenn man abwesend ist; auch der Kinder wegen. Und wenn sie sonst nichts zu tun hat, liest sie in der Zeitung und weiß alles auszulegen, wie es in der Welt zugeht, und was in den „Sonntagsgedanken“ steht, so daß auch der Bauer die kurze Pseise aus dem Munde nimmt und andächtig zuhört. Noch keinen Augenblick hat die Traut es bereut, die God zu sich genommen zu haben. Nur manchmal, wenn es mit der Arbeit hoch hergeht, wird sie etwas ungeduldig, weil man der God alles bringen muß: die Kartoffeln zum Schälen, die Wäsche zum Flicken, die Strümpfe zum Stricken. Denn die verkrüppelten Hände sind immer fleißig, wenn auch unter Schmerzen. Aber die God klagt nicht. Sie ist dankbar, so gut untergekommen zu sein und so liebevoll behandelt zu werden.„Wenn man seinen Mitmenschen doch nur eine Last ist!“ pflegt sie ergeben zu sagen. Der Hof liegt auf der Höhe des Zuckerberges; die God kann aus den Fenstern Feld und Arbeitsleute überwachen, wenn die Traut abwesend ist. Denn die ladet sich sehr viel auf; seit sie das Haus so gut versorgt weiß, hat sie einen einträglichen Butterhandel angefangen. Des Bauern jüngster Bruder, der als Kind unglücklich gefallen ist, kann nicht viel schaffen. Zur Landarbeit eignet er sich auch nicht; aber er ist gescheit genug. auf den Hösen und in den Bauerndörsern ringsum nach frischer Butter zu fragen. An Markttagen fährt dann die Zuckertraut mit ihm in die Stadt zur Kundschaft. Ganze Straßen gibt es, wo sie in jedem Hause, in jedem Stockwerk anklopsen darf, wo ihr überall die gute Eisler Butter gern abgenommen wird. Sie„rumpelt“ auch selbst, wie man dort oben das Buttermachen nennt. Die God hat einmal versucht, ob sie ihr diese Arbeit abnehmen könne: aber danach lag sie zwei Tage lang wie tot und seit der Zeit bekommt sie oft keinen Atem mehr. Der Arzt sagt, sie hätte es mit dem Herzen. Die Zuckertraut braucht sich gewiß nicht abzuschinden. Aber sie ist nun einmal so eine Schafferin, und der Bauer, auch ein allzeit Fleißiger, schmunzelt vergnügt, wenn er einen Acker nach dem anderen kaufen kann. Es sind ja auch Esser genug auf dem Hof; wenn die Flachsköpfe einmal alle erwachsen sind, braucht er keine fremden Leute zum Säen und Mähen, zum Füttern und Melken mehr. Suß und Gritt, die beiden Mädchen, werden groß und kräftig. Sie können der Bäuerin schon manches helsen, können die God schon ankleiden und ihr in der Küche zur Hand gehen. Fünfzehn Jahre ist die God nun schon auf dem Hof, sagt sich die Traut. Als Heu gemacht wurde, ist sie fünfundsechzig Jahre alt geworden; aber sie sieht aus wie eine Achtzigerin. Die Lippen sind manchmal ganz blau, dann ringt sie nach Atem. Ihr ganzes Leben war ein Weg der Schmerzen: Am Mittwoch kommt der Doktor aus dem Flecken durchs Dorf und hört, ob jemand was zu klagen hat. Dann muß er einmal nach der God sehen... Oder ob der Bauer anspannt und ihn herüberholt?... Unruhig schaut Tiaut die Alte an. Aber die wiegt den Kopf.„Der Herr bringt keine Saat herein, die nicht ausgereist ist...“ Heiß ist die Frühlingssonne. Müde und hungrig kommt Zuckertraut mit dem Schwager aus der Stadt zurück, die Tasche schwer von Geld. Die Erbsensuppe mit Kartoffeln und Speckwürfeln, die die God gekocht hat, schmeckt so gut wie sonst; da vergißt Traut nach dem Befinden der Alten zu fragen. Und gleich nach Tisch geht sie in die Kammer, um Setzkartoffeln zu schneiden, die bei dem schönen Wetter in die Erde müssen. Sie macht nur schnell das Kreuz, sucht ihr Handwerkszeug zusammen und gibt sich an die Arbeit. Suß hat der God den Zuber mit dem heißen Wasser auf den Tisch gestellt und den Fahrstuhl herangeschoben; ins Nebenzimmer dringt das Klirren der Geschirre, das aufgewaschen und zusammengestellt wird. Teller um Teller, Tasse um Tasse... Plötzlich hört man nichts mehr Ganz stille ist's, unheimlich stille... Dann ein dumpfer Fall nachfolgend ein Fallen und Zerschlagen von Porzellan, ein mißtönendes Klirren auf den Steinfließen... Daß die God so ungeschickt ist! Die Traut denkt es, um sich zu beruhigen. Es ist ihr nicht wohl dabei; zaudernd geht sie, um nachzusehen... Da liegt die Alte über dem Gesckirr, das sie im Fallen heruntergeworsen hat blaß und ruhig. Kein Pulsschlag ist zu fühlen, sie gibt keine Antwort. Ein Ausdruck unsäglicher Pein liegt auf dem stillen Antlitz der Toten... Die Traut wird so weiß wie der Kalk an der Wand. Sie faßt nach dem Herzen... Tot ist sie, die gute Alte, die von ihrem Leiden so wenig Aufhebens gemacht hat, daß man selber darauf zu achten vergaß. Sie faßte sich an die Stirne.„Um ein krankes Stück Vieh hätte man mehr gesorgt, als um die gute Seele.“ *** Die God liegt nun in der frühlingsfrischen Erde. In den ersten Tagen war mit Beerdigung und Teilnahme so viel Leben um die Traut, daß sie nicht zum Nachdenken kam. Immer wieder wollte einer sein Beileid aussprechen und sagen, daß es eine rechte Erlösung für die kranke Person gewesen sei und auch für sie, die das schwere Kreuz so gottergeben getragen hatte. Der Bauer nickt und die Traut nickt. Es ist wahr; sie haben sich Gotteslohn um die God verdient. Aber dem Bauern wollte die Pseise nicht schmecken, und in der Traut war eine selisame Unrast. Es fehlte etwas an allen Ecken und Enden; und was ihr fehlte, war die God. Leer war es in den Stuben trotz der vielen Menschen... Je mehr Tage vergingen, desto heftiger empfand sie diese Leere. Das treue, alte Gesicht nie mehr zu sehen, die guten Reden, den verständigen Rat nie mehr hören, ohne die stets zufassende Hilfe auskommen! In die Stadt konnte die Traut einstweilen nicht mehr... Trotzdem wuchs die Arbeit überall. Mit Stolz hatte die Traut immer sagen hören, sie sei eine„Schaffers“, aber sie konnte nicht zwingen, was da vor ihr aufstand. Hatte die God denn all das zusammengearbeitet? Es waren immer Knöpfe und Schnüre an allen Gegenständen, der Flickkorb war immer leer gewesen; da dachte man nicht daran, daß jemand so viel Mühe davon hätte. Und die Kinder...? Es war aber immer alles ruhig und manierlich zugegangen weil die God die wilden Buben und widerspenstigen Mädel hergenommen und zurechtgewiesen hatte. Jeder konnte seinem Tagewerk nachgehen, die God war ja da... Der Fahrstul lehnt noch in der Fensterecke am Nähtisch wo die God so traulich gewacht und geschafft hatte. Man würde ihn auf den Speicher bringen müssen. Die Traut steht und sinnt... Die Suß zählte damals acht Monate, als die God ins Haus gekommen war Da hatte man die Wiege mit dem kleinen Ding neben den Fahrstuhl gerückt; und so weiter, wenn wieder einmal ein Flachsköpschen ankam. All die Kleinen hat sie betreut, hat fünfzehn Jahre lang geraten und geschlichtet, gewacht und gearbeitet, bis sie zusammenbrach... Noch immer steht die Traut und sinnt... Ihre Kinder blühen und gedeihen, der Segen ruht auf ihrem Schaffen, und sie hat alles für ihr Werk gehalten. Nun erst sieht sie ein, wem sie so unermeßlich viel zu danken hat. Ihre Lippe zuckt... Im regenfeuchten Gärtlein gräbt sie Goldlack, Marien= blumen und Vergißmeinnicht aus, um sie auf den frischen Grabhügel einzupflanzen. Und spricht ein Ave nach dem anderen und dankt im tiesste Herzenn vieltausendmal der stillen Frau da unten, für das, was sie an ihr und den Ihren getan hat. Gerührt schaut der Herr Pfarrer, der mit dem Konsrater des Weges kommt, auf die Beterin.„Nun schilt mir einer diese herbschlichten Menschen, die nur kurze Worte auf den Lippen, aber tieses Empfinden im Herzen haben!“ Und zu der Traut selbst sagt er:„Man liebt auch sein Leid, Frau Kempenich, und es ehrt Sie, daß Sie der Toten so getreu gedenken; sie war doch zeitlebens ein rechtes Kreuz für Sie.“ Da steigt der Traut das Wasser in die Augen:„Ein Kreuz hab' ich auch gemeint, weil ich es immer so hörte. Seit wir sie aber eingegraben haben, weiß ich es anders. Es ist der Segen unseres Hauses, der hier liegt.. Das letzte Erlebnis des alten Ofarrers Erzählt von Hans Bücker Vor etwa hundert Jahren wohnte in einem kleinen Heidedorfe Westfalens der alte Pfarrer Piepenhege. Er war weit und breit bekannt, denn er hatte— manchmal— die Gabe, die Gebrechen der Menschheit zu heilen. So verband er mit der Seelenheilung die Genesung des Leibes. Es war ein schwerer Volksschlag, in den der Pfarrer— oder, wie die Gemeinde ihn nannte: Herrohm— hineingeboren war. Die Menschen waren schweigsam, und selbst bei besonderen Anlässen in der Gemeinde kam es nie zur lauten Fröhlichkeit. Der Himmel, der hier schier endlos über dem weiten Land stand, schien die Körperbeschaffenheit der Menschen nicht zu bedrücken, denn die Männer waren wie die Eichen, und die Frauen glichen den Birken, wohl aber war die Sinnesart dieser Menschen von Schweigsamkeit und Grübelei belastet. Sie waren erdverwachsen durch Hof und Scholle, und weil der Himmel gar so tief über dem Land stand, waren sie den Elementen des Himmels auch nah... Hier hatte also Herrohm sechzig Jahre gewirkt. Der alte Herr lächelte, wenn er über die sechzig Jahre nachdachte. Der Himmel hatte ihn doch an den rechten Platz gestellt. Zuerst war ja alles nicht so leicht gewesen, die Väter der Gemeinde wollten so recht nichts davon wissen, daß der junge Priester gern statt der strohgedeckten Lehmkirche ein schönes hochherrliches Gotteshaus gebaut hätte. Und die alten Leute wollten nicht so recht bei ihm beichten und gingen lieber eine Stunde über Land zu einem alten Vikar, der sie lossprach. Aber da plötzlich wurde in einer Woche alles anders. Just neben der Pfarrkirche wohnte der Schmied, und eines Abends— es war zur Zeit der Kirschenblüte— kam die blonde Schmiedefrau, und der Priester merkte, die Frau war aufgeregt, sie sagte, er möge doch kommen, denn ihre Tochter, die Truta, läge jämmerlich. Der Priester erfuhr noch weiter, daß die angstvolle Mutter bereits bei Vomhoffs Tinka, die mit Veilchenwurzeln und allerlei Kräutern heilte, gewesen sei, und daß Vomhoffs Tinka auf„schwarze Pocken“ gewettet hätte und daß die Truta sterben müßte. Der junge Herrohm solle doch helfen! Kurz entschlossen ging der Priester in die Küche des Schmiedes, fand das Kind röchelnd in einem Alkoven, dicht neben dem Vieh, denn Diele, Schlafgelegenheit und Küche waren in einem Raum. Herrohm gab der Kranken die heiligen Tröstungen, und als er fortgehen wollte, weinte die Schmiedefrau und sagte:„Herrohm, bet' Se de Truta no buten,“ und der Pfarrer wußte nicht, wie es kam, er kniete auf dem festgestampften Lehmboden nieder und betete mit zwingender Herzensgewalt, und es begab sich, daß Truta binnen vierundzwanzig Stunden gesund war und wirklich „buten“ saß und den ziehenden Wolken nachsah. Solange die Menschen denken konnten, war es nicht gewesen, daß Vomhoffs Tinka sich in ihren Vorhersagen geirrt hatte, darum ging ein Murmeln durch das Dorf, ging über die Heide bis weit in die entlegensten Bauernschaften, und man glaubte dem jungen Priester. Auch, als er am Sonntag öffentlich in der Predigt erklärte, die Menschen sollten ihm keine Wundergabe zumessen, es sei lediglich eine zufällige Fügung, was da geschehen, er sei ein Priester wie alle anderen Priester und wünsche, ein neues Gotteshaus, das das erweiterte Tabernakel des Allerhöchsten sei, möge hier stehen. Na, die Bauern und Kötter schüttelten die Köpfe, hatten einen kindlichen Glauben zu der Heilkraft des Priesters, wollten aber durchaus nicht begreifen, wieso ihr Gotteshaus nicht gut genug sei. Die Frauen stimmten schon eher zu, aber sie hatten damals in solchen Angelegenheiten noch nichts zu sagen. Und nun ereignete sich abermals noch nie Dagewesenes. Just an diesem Sonntag, der in leuchtender Frühlingshelle sich wölbte, stürzte ein Frühlingsgewitter nieder. Der Blitz fiel in die alte Kirche, und in wenigen Minuten brannte hell und lichterloh das Dach. Der Priester stürzte in das brennende Gebäude und holte den Kelch mit den heiligen Hostien. Mit versengten Haaren kam er glücklich in sein Haus. Am Wege knieten die Gemeindemitglieder in tiefem Ergriffensein. Der Priester, todernst, ging unter sie und rief:„Bildet eine Wasserkette.“ Keine Hand regte sich. Ehrfurcht vor Gottes Willen war zwingend in die Herzen der Menschen getreten. Keine Hand war geschäftig, kein Mund der Worte fähig. Die Menschen starrten auf den Brand, als lodere Gottes heilige Fackel selber in den Frühlingshimmel. Erst dann, als krachend Balken fielen, flogen die wassergefüllten Eimer, damit das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Und dann, als im andern Jahr der Ostermond sich rundete, sangen von neuer Kirche stattlich und schön neue Glocken. Da zog über die Gesichter der Andächtigen ein frohes Leuchten, sie waren doch tüchtige Menschen, die es verstanden hatten, in kürzester Zeit eine Herrlichkeit aufzurichten, wie es den andern Bauerschaften und Gemeinden nicht gelingen würde, aber das Schönste war doch, daß sie den Herrnohm hatten! Na, dem kam keiner schnell gleich!—— Der Priester zog in Gedanken— an diesen seinen Anfang— an seiner langen Pfeife und blies die blauen Wolken in die Stube. So war es vor sechzig Jahren gewesen und im zwanzigsten Jahr seiner Priestertätigkeit stand ein freundliches Krankenhaus, von sorgenden Schwestern geleitet, in seiner Gemeinde. Der Herrohm mußte zwar noch oft bei den Leuten beten, das hatte sich nun mal so eingebürgert, und wurde einer der Kranken gesund, dann wurde dieses, trotz aller Gegenreden des hochwürdigen Herrn, dem Gebet und der Wunderkraft Herrohms zugeschrieben. Wenn wer über die achtzig ist, dann kommt der Tod wie ein sanfter Freund, daran dachte der alte Herr, erhob sich, klopfte die Pfeise aus und ging in seine Schlafkammer. Der Sturm tobte heulend, und sausend fuhren die Regenmassen gegen das niedrige Haus. Das war ein Wetter, wo man buchstäblich keinen Hund vor die Tür jagen mochte. Der alte Herr stand vor seinem Bett. Irrte er, oder war es Wahrheit? Man klopfte gegen seine Fensterlade. Der Priester öffnete den Riegel. Hui, blies ein starker Sturm in die Kammer, das blakende Licht erlosch. Im Dunkel der Nacht sah Herrohm keinen Menschen, aber eine dunkle, wohlklingende Männerstimme traf sein Ohr:„Bitte, Hochwürden, ein Schwerkranker schickt mich, eilen Sie, bringen Sie ihm den letzten Trost der Seele, die bald aus dem Gefängnis des Leibes erlöst sein wird.“ Herrohm stutzte, so redeten die Menschen seiner Gemeinde nicht. „Wo liegt der Arme?“ gab fragend der Priester zurück.„Vier Stunden von hier, in Schmachtelkamps Schuppen, dort, wo die Heide beginnt, am großen Kolk.“ Ohne zu zögern, sagte Herrohm trotz seiner achtzig Jahre:„Ich komme.“ Er schloß das Fenster, zog sich an und schritt, den Kirchenschlüssel in der Hand, in die sturmheulende Nacht hinaus. Der dunkle Mann, der ihn gerufen, trug unter seinem Mantel, der wie schwarze Fittiche niederhing, eine Laterne. Ungewiß tanzte der Lichtschimmer über den feuchten Weg. Der Priester wollte den Küster nicht wecken, es war genug, wenn er den weiten Weg machte.„Ich geleite Sie, Hochwürden“, sagte der Mann. Wie Abenteuer und Geheimnis, vom Sturmwind dahergetragen, war die Stunde. Der Priester ging zum Altar, legte die hl. Hostie in die weißseidene Burse, knüpfte sie unter seinen Mantel, nahm, was erforderlich war, das heilige Sakrament der Oelung zu spenden, empfahl Leib und Seele Gott und folgte dem dunklen Boten. Die Gegenwart des Allerheiligsten verbot jedes Gespräch, und ganz in Anbetung versunken, betraten die beiden Männer abermals Nacht und Wetter. Herrohm hatte manchen Weg zu Kranken gemacht, aber keinen, der ihm so absonderlich erschien wie dieser. Unfaßbares glitt über seine Seele. Trotz der Wegmühsal spürte er keinerlei Beschwerde. Eine seltsam verjüngende Kraft durchströmte ihn, und doch war dieser Wetterweg mit Traum und Rätsel volle Wirklichkeit. Die beiden Wanderer waren angelangt. Im Dämmern des halbdunklen Schuppens lag auf einer Schütte Stroh und längst gedorrtem Laub ein Handwerksbursche, der mit letzten Kräften sich für seine Reise in jenseitiges Land rüstete. Als Herrohm sich ihm näherte, spürte der Sterbende mit jenen überfeinen Sinnen, die in solcher Stunde erwachen, daß ihm Hilfe kam. Verklärung lief über das Gesicht. Der dunkle Bote hatte sich entfernt, denn Herrohm nahm dem Handwerksburschen die Beichte ab. Der Priester sprach die Gebete, und der dunkle Bote der zurückgekehrt, antwortete, wie es sonst des Mesners Amt ist, dann empfing der Sterbende die erlösende Wegzehrung. Der Priester überlegte eine Weile— während der Sterbende die Danksagung betete— wie es möglich sei, den Schwerkranken in das Krankenhaus zu schaffen, da rief ein heiseres Röcheln ihn an das Lager. Der Mann in den Lumpen hob sich auf und hauchte:„Herr Pastor, wer rief Euch?“ „Der Bote, den Ihr sandtet.“„Ich sandte Euch keinen Boten, seit vorgestern liege ich mutterseelenallein.“ Das Staunen mehrte sich, denn Sterbende pflegen die Wahrheit zu sagen. „Wartet, ich rufe Euch Euren Boten.“ Der Priester sah vor den Schuppen. Das Wunder einer lichtblauen Nacht nahm ihn auf. Ein leiser Wind ging sanft, aber der Fremde war nicht zu sehen. Der Priester griff an sein Haupt, träumte er denn heiligen Spuk?— In dem Schuppen öffneten sich dem Sterbenden die letzten Rätsel menschlicher Trübsal und göttlicher Gnade, der Sterbende ahnte wohl, wer der Bote gewesen war. Jedoch sein Wissen ertrank im Strom überirdischen Lichtes. Lächelnd verschied er. Der Priester starrte in das glanzverklärte Gesicht des Toten und wußte:„Ich will meinen Engel vor dir hersenden, daß dein Fuß nicht an einen Stein stoße! Als er allein durch die Mondnacht ging, war es ihm, als schritten seine Füße über silberweiße Blumen. Wunder über Wunder, statt Rätsel und Dunkelheit, umschwebten ihn. Daheim erzählte der alte Herrohm seinem Küster dies Erlebnis, dann legte er sich schlafen und stand nicht mehr auf. Der dunkle Bote war wohl auch sein Bote gewesen. Ja, mitten im Leben sind wir von Tod und Gnade umgeben! Die sich der Herr Kat beinahe das Schnupfen abgewöhnt hätte Don F. Schrönghamer=Heimdal Eine einzige Leidenschaft hatte der Herr Rat: das Schnupfen. Wenn ich sage„Leidenschaft", so ist das eigentlich nicht das richtige Wort und traf beim Herrn Rat nur insofern zu, als eine Prise Tabak für ihn, d. h. für seine Nase, dem Inbegriff aller Erdengenüsse bildete. Es war auch ein wahres Vergnügen, ihm zuzusehen, wenn er mit Daumen und Zeigefinger in die silberne, vom vielen Gebrauch abgewetzte Dose griff und mit dem Behagen des Vorgenusses die Nasenflügel wittern ließ. Und wenn er dann, über die Dose gebeugt, damit ja kein Stäubchen des köstlichen Pulvers verloren ging, die Prise mit Daumen und Zeigefinger der Nase zuführte, würdevoll und feierlich, wie wenn jemand einem sehnenden Bräutigam die herrlichste Braut zuführt, wenn er denn im Augenblicke des Genusses verzückt dastand und, wie zur Nachkur, der ersten Vollprise eine zweite, kleinere folgen ließ, die mit ungeminderter Andacht geschnupft wurde, dann wußte man, daß nichts in der Welt dem Herrn Rat seine Dose ersetzen konnte. Und er wußte es selbst am besten. Darum hat er auch nie einen „Ersatz“, dafür gesucht, einen Ersatz, bei dem es nur heißen konnte: Entweder— oder, nicht aber: sowohl— als auch. Entweder gibst du das Schnupfen auf— oder ich kann nicht die Deine werden. Einmal war dieser Fall im Leben des Herrn Rat schon brenzlich gewesen. Und er hat damals das„Entweder“. vorgezogen, das zugunsten der Dose sprach, und das„Oder“ aufgegeben. Als Mann von Charakter. Und seitdem betrieb er das Schnupsen als Charaktersache, und eine Prise galt ihm als bewußter Ausdruck einer persönlichen Eigenschaft, einer guten natürlich, an der auch die offenen und heimlichen Aeußerungen seiner Kollegen und Freunde nichts änderten, wenn sie das„Schnupfen" als „Sauerei" bezeichneten. Da lächelte der Herr Rat nur und nahm als stummen, aber doch deutlichen Gegentrumpf halt wieder eine Prise. Und gut ist's dem Herrn Rat gegangen, so gut, daß er sich von seinen Ersparnissen im vorigen Jahre schon eine kleine Villa kausen konnte. Hätt's nicht gebraucht, die Villa; aber er wollte seinen verheirateten Kollegen, die sämtlich Nichtschnupfer waren, einmal zeigen, wieweit man es mit dieser„Sauerei“ und ohne Frau bringen kann. Aber ein bißchen einsam war's halt in der Villa und vom Stammtisch war sie auch weit weg, und ein Haus ohne Frau... Wohlgemerkt, nur des Hauses wegen, hat sich der Herr Rat eines Abends hingesetzt und an die Zeitung folgende Zeilen nebst einem Zehnmarkschein gesandt: „Ernst und ehrenfest. Wirklicher Geheimer Nat, 48 Jahre alt, Christ mit 15000 Mark Gehalt, gesunder Weltanschauung, Pensionsberechtigung und schuldenfreier Villa sucht, des Alleinseins müde, auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege charaktervolle Dame, ebenfalls mit vernünftiger Weltanschauung, behufs baldiger Ehe kennen zu lernen. Angebote mit Bild, welches ehrenwörtlich zurückgeleitet wird, erbeten unter„Ehrenmann“ an die Expedition des Blattes.“ Der Erfolg der Anzeige war ein ganz unerwarteter. An die fünfzig„charaktervolle Damen mit gesunder Weltanschauung“, d. h.„Weitherzigkeit in Bezug auf Schnupfen“, hatten sich gemeldet. Der Herr Rat begann sich plötzlich, durch diesen Erfolg eitel gemacht, höher einzuschätzen, ließ sich einen tadellosen Gehanzug machen und ging in demselben eines schönen Maiabends in den Stadtpark zu einem gewissen Brunnen, in dessen Nähe eine gewisse Dame mit einem weißen Taschentuch in der Hand bereits auf und abging. Da kam der Herr Rat und hatte auch ein weißes Taschentuch in der linken Hand— aber in der Hosentasche steckte ein blaues Schnupftuch, das aber für den heutigen Abend keine Rolle spielen durfte. Die Dame lächelte ganz entzückt, als sie den Herrn Rat mit tadellosem Gehrock, den gelben Schnürschuhen und dem weißen Taschentuch sah. Und der Herr Rat war auch hocherfreut, denn so schön und stat lich hätte er sich die Dame gar nicht vorzustellen gewagt. Waren also beide sehr froh und beredeten ihre Sache mit Ernst und Ruhe und fanden, daß sie in allen Punkten vollkommen harmonierten. Sie hatten beide die Gewißheit, daß sie ein sehr glückliches Paar würden, und in dieser Ueberzeugung gaben sie sich auch gleich das Eheversprechen. „Ein Mann, ein Wort“, sagte der Herr Rat.„Und damit Sie sehen, teuerste Amalie, daß ich wirklich ein Mann von Charakter bin, will ich Ihnen auch gleich eine kleine Leidenschaft von mir gestehen, die ich Ihnen ebensogut verheimlichen könnte. Aber ich will, daß Sie vollkommen in meine Verhältnisse eingeweiht sind und mir ein späterer Vorwurf erspart bleibt. Wollen wir nicht auf dieser Bank da ein wenig Platz nehmen?“ „Bitte.... Ist es denn etwas so Schwerwiegendes, liebster Emil, daß wir uns dazu setzen müssen?“ „Wie man's nimmt. Jedenfalls dürfte eine Dame mit gesunder Weltanschauung daran nicht sonderlich Anstoß nehmen. Also hören Sie: Ich schnupfe.“ „Das werden Sie sich natürlich abgewöhnen, liebster Emil. Ich für meine Person würde es ja vielleicht dulden, aber es schadet der Gesundheit und macht einen üblen Eindruck.“ „Also, da war es wieder, das„Entweder— oder“. Und der Herr Rat hatte so zuversichtlich ein„Sowohl— als auch“ erhofft. „Es ist die allerleichteste Sorte, teuerste Amalie, und ich schnupfe wirklich sehr mäßig.“ „Um so besser, Liebster. Dann wird Ihnen auch die Entwöhnung nicht so schwer fallen. Wollen Sie mir dieses eine Opfer bringen? Ich gebe Ihnen mich selbst und mein ganzes Leben dafür.“ Das war ein Wort. Und der Herr Rat schlang seine Arme um die liebe Gestalt und sprach ernst und bewegt:„Ich will es versuchen, teuerste Amalie.“ „Ich danke Ihnen, Herr Emil, Herzallerliebster.“ „Wollen wir nicht Du zueinander sagen, Teuerste! Es sprichi sich traulicher.“ „Wie Du willst, Liebster. Ich will Dir, wie in allem, so auch in dieser Leidenschaft entgegenkommen. Ich weiß: Gewohnheit ist ein eisernes Hemd; darum sollst du das Schnupfen nicht auf einmal aufgeben, sondern so nach und nach; täglich nur um eine Prise weniger, und in einem Jahre haft du die leidige Gewohnheit los.“ „Liebste Amalie!“ „Herzensschatz! Sobald wir heiraten, gibst du mir die Dose in Verwahrung, und ich messe dir den täglichen Bedarf aus, täglich u n eine Prise weniger. Ich setze natürlich das Verkrauen in dich, daß du nicht etwa heimlicherweise auf dem Weg ins Büro, den Bedarf durch Neukauf erhöhst.“ „Ausgeschlossen. Ein Mann, ein Wort.“— Was der Herr Rat nie für möglich gehalten hätte, war beinahe daran, Wirklichkeit zu werden. Die Frau Rat besorgte das ganze Tabakgeschäft, Einkauf en gros, Verteilung der täglichen Dosis und Verwahrung der Päckchen. Nach einem halben Jahre glücklicher, nur durch die Einschränkung im Schnupfen getrübter Ehe, war der Herr Rat soweit, daß er mit der Hälfte des früheren Tabakverbrauches ausreichte, ohne daß er die Entbehrung besonders schmerzlich empfunden hätte. Eines Tages fiel es ihm jedoch auf, daß die, wie früher, so auch jetzt sorgfältig gebuchten Auslagen für Tabak nicht in dem Grade zurückgingen, wie sich sein persönlicher Bedarf verminderte. Der Herr Rat stand vor einem Rätsel, hütete sich aber in einer gewissen Ahnung, seiner Frau von seiner Entdeckung Mitteilung zu machen. Das eine stand zweifellos fest, es war jemand im Hause, der heimlicherweise die Tabakvorräte mitbenutzte, also auch schnupfte. Und dieser Jemand konnte nur die Köchin oder die Frau Rat selber sein. So unglaublich ihm dieser Verdacht schien, so wahrscheinlich war seine Ueberlegung: Vielleicht hatte seine Frau, anfangs aus Neugier,— und Frauen sind ja in allen Dingen neugierig— später aus Behagen hie und da ein Prischen genommen, woraus sich die sonst unerklärliche Verminderung des Bestandes einwandfrei ergab. Sollte sich der Verdacht des Herrn Rat bestätigen, dann war er auch nicht mehr an sein gegebeies Wort gebunden. Neue Ausblicke eröffneten sich ihm dann: er durfte sich ohne Weiteres wieder in den Vollgenuß seines uneingeschränkten Schnupfrechtes setzen. Und der Verdacht des Herrn Rat bestätigte sich. Er wußte, wo er sich den Beweis für seine Vermutung holen konnte. Er wußte das als Jurist und Schnupfer. Der Beweis mußte im Wäscheschrank seiner Frau zu finden sein. Wie die Verbrecher Fingerabdrücke oder abgerissene Hosenknöpfe am Tatort zurücklassen, die sie dann einwandfrei überführen, so gibt es auch Spuren, die den Schnupfer unabweislich verraten. Und diese Spuren fanden sich tatsächlich in den Taschentüchern der Frau Rat.. Der Herr Rat war zunächst starr ob dieser Entdeckung. Dem einesteils war es ihm unbegreiflich, daß eine so hubsche und vornehme Frau wie die seine, einem solchen Laster fröhnen konnte, andernteils freute er sich unbändig, daß es von jetzt ab nicht mehr„entweder— oder“, sondern„sowohl— als auch“ heißen sollte. 3% Sowohl der Herr Rat als auch die Frau Rat schnupften. Der Herr Rat aber hütete sich wohl, seiner Frau ein Wort von seiner Entdeckung zu verraten. Aber als sie zu ihrem Geburtstag ein kleines, zierliches Döschen von ihrem Mann erhielt, lächelte sie verschämt. Und sie überraschte ihn an seinem Geburtstag mit einer großen, silbervergoldeten Dose, die alte war ja auch schon zu abgenützt, mit der Aufschrift:„Zum fünfzigsten Geburtstage von deiner Amalie.“ Und diese Dose ließ der Herr Rat am nächsten Tage im Büro bei Schnupfern und Nichtschnupfern herumgehen und bewundern. Und der Trumpf war wieder einmal völlig auf seiner Seite. Die din ich froh zufrieden Mit allem, was hienieden Mir Gottes Huld geschenkt; Er ist mein gütiger Vater, Mein Freund und mein Berater Der all mein Leben lenkt. Die will ich je ihn bränken Mit Handeln und mit Denben, Das Gott betrüben kann. In ihm will ganz ich leben, Ihm all mein Wirben geben Solang' ich atmen kann. Es lobe ihn mein Wesen; Er lasse mich genesen Von aller Gitelkeit. Ich will ihn selig loben, Helft mir, ihr Geister droben Jetzt und in Ewigkeit. Eisbeih Düber. Bilderrätsel. Sahlenrätsel. Die Zahlen sollen durch Buchstaben ersetzt werden. Es entsteht dann aus: 3 15 1 6 9 eine Stadt in Ostpreußen 5 3 12 4 3 ein Dichter 4 6 7 16 7 ein reicher Mann 2 9 14 14 12 eine Art Harz 7 6 4 4 3 10 ein Feldzeichen 1 3 2 3 4 11 3 eine kirchliche Sage 3 9 10 15 6 4 17 5 3 eine Oper von Weber 13 7 3 10 1 12 4 2 3 4 eine Stadt in Baden 4 3 18 15 16 10 8 eine Stadt in Amerika 6 9 19 17 3 10 1 12 17 20 ein Schlachtenort. Werden die Worte richtig geordnet, so nennen ihre Anfangsbuchstaben von oben nach unten gelesen und ihre Endbuchstaben von unten nach oben gelesen, ein Sprichwort. Ergänzungs=Aufgabe. Die Zahlen sollen durch Buchstaben ersetzt werden. sodaß sie im Zusammenhang mit den inderen Buchstaben nacheinander gelesen ein Sprichwort ergeben. M2T95RZ, 52,T, WöRO5N 5 2 3456 M d u 02345 N. Auflösungen aus Nr. 37: Bilderrätsel: Stiergefechte. Gruppenrätsel: Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor. Silbenrätsel und Akrostichon: Singen— Usingen Eger— Reger Ampfer— Dampfer Hering— Ihering Amen— Namen Bingen— Ebingen Otto— Lotto Leander— Oleander Ente— Rente Auber— Tauber Elle— Zelle Lias— Achen— Nachen Emma— Gemma Undine, Lortzing. rierbild: Quer über dem Rand des Wassers. copf unter dem Schiff. Bild von rechts ansehen. Verräterisch: Türkin, Türkis. Buchstabenergänzung: Waid Zdria Eger Storm Begas Artot Diana Eduard Nordlicht Wiesbaden, Darmstadt. Akrostichon: Dotter, Arad, Reis, Mode, Stand, Traum Abel, Deger, Tegel. Darmstadt. Kreuzworträt sel: Erklärlich: Bast, Base. Für gute Rechner: 60. Gottesdienstordnung. Sonntag den 16. September. Engelskirchen: ½7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion des Jugendvereins), 8 Uhr Schulmesse, ½10 Uhr Hochamt, ½3 Uhr Andacht. Hohleppel: ½7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jungfrauen und der Schule zu Schmitzhöhe), ½10 Uhr Hochamt. Die Andacht fällt aus. Lindlar: ½7 Uhr hl. Messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Jungfrauen, 8 Uhr hl. Messe mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der Schulmädchen, ½9 Uhr hl. Messe in der Rochuskapelle, 9¼ Uhr Hochamt, ½11 Uhr letzte hl. Messe (Deutsche Singmesse), 3 Uhr Prozession zur Kapelle an der Klause, nach der Rückkehr sakramentaler Segen in der Pfarrkirche. Frielingsdorf: ½7 Uhr hl. Messe, 8 Uhr hl. Messe, ½10 Uhr Singmesse, ½3 Uhr Andacht. Kollekte für die Bänke in den beiden letzten hl. Messen. — In dieser Woche wird den Kranken und Schwachen die hl. Kommunion gebracht: Montag in Scheel, Dienstag in.=Lichtinghagen und Orbach, Mittwoch in Brochhagen, Donnerstag in Fenke, Kuhlbach usw. Overath: ½7 Uhr Frühmesse, 8 Uhr zweite hl. Messe(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jungfrauenkongregation), 9¼ Uhr sakramentaler Segen und Auszug der Kevelaer=Prozession, 10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Vilkerath: 7 Uhr hl. Messe. Steinenbrück: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht. Kapelle in Federath: ½8 Uhr hl. Messe, 3 Uhr Andacht. Dieringhausen: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, ½3 Christenlehre und Andacht.— Werktags ½7 Uhr hl. Messe. Schulmesse Dienstags und Freitags ¼ vor 7 Uhr. Gummersbach: ½7 Uhr Frühmesse, 8 Uhr zweite hl. Messe(gemeinschaftliche hl. Kommunion der Jungfrauen), 10¼ Uhr Hochamt, 3 Uhr Andacht mit Standespredigt für die Jungfrauen. Derschlag: 7 Uhr Frühmesse(gemeinschaftliche hl. mmunion der Jungfrauen), ¼10 Uhr Hochamt, 3 Uhr Christenlehre und Andacht. Bergneustadt: 7½ Uhr Frühmesse, 9¾4 Uhr schamt, ½3 Uhr Christenlehre und Andacht. Gimborn: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, Uhr Andacht. Marienheide:(Schluß der Oktav Mariä Geburt.) 7 Uhr Frühmesse am Muttergottesgnadenaltar, 8 Uhr hl. Messe mit gem. hl. Kommunion der ungfrauen, ½9 Uhr Deutsche Singmesse, besonders r d i e S c h u l k i n d e r, 1 0 U h r H o c h a m t a l s J a h r g e d ä c h t s(10 Jahre) für den hochw. Herrn Pfarrer Franz örschen, 2 Uhr Dankandacht und Standespredigt r die Jungfrauen, 3 Uhr Christenlehre und Mutterttesandacht. Wipperfürth: 6 Uhr Pfarrmesse, 7 Uhr Frühesse mit gemeinschaftlicher hl. Kommunion der ungfrauen, 8¼ Uhr Schulmesse mit gemeinschaftcher hl. Kommunion der Knaben, ½10 Uhr Deutsche ingmesse, ¼ vor 11 Uhr Hochamt. Es ist in jeder Messe Predigt durch den Exerzitienmeister oder ater aus Neviges und nach der Andacht am Nachittag ein Vortrag für diejenigen, die Exerzitien mitmacht haben und für die Pfarrangehörigen. Nachittags ½3 Uhr Christenlehre, 3¼ Uhr Andacht für e Jungfrauen, 5 Uhr Andacht. Klosterkirche: 9 Uhr hl. Messe. Krenzberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, Uhr Andacht. Agathaberg: 7 Uhr Frühmesse, 10 Uhr Hochamt, Uhr Christenlehre und Andacht. Wipperfeld: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochmt, 3 Uhr Andacht. Thier: 7 Uhr Frühmesse, ½10 Uhr Hochamt, Uhr Christenlehre und Andacht. Olpe: 7 Uhr Frühmesse, ¼ vor 10 Uhr Segens ochamt mit Predigt, ½4 Uhr Komplet. Montag, 17. September: 9 Uhr Kindersegen nd feierliches Requiem. Dienstag, 18. September: ¼ vor 8 Uhr sontifikalmesse des hochw. Herrn Bischofs Dr. Fr. kud. Bornewasser mit Ausprache. Vereinskalender. Engelskirchen. Jungfrauenkongregation: Es wird gebeten, die Vereinshefte für September abzuholen. Die Hefte für August sind auch noch nicht alle abgeholt worden. Kath. Jugendverein: Am Sonntag ist in der Frühmesse gemeinschaftliche hl. Kommunion; Vereinsgebetbücher sind noch beim Präses auf dem Stürzenberg zu haben.— Montagabend 8 Uhr engere Vorstandssitzung im Vereinszimmer. Frielingsdorf. Gesellenverein: Montag 8 Uhr Versammlung mit Vortrag: Freundschaft. Am Schluß der Versammlung Kegeln. Jungfrauenkongregation: Die Vorstandsmitglieder fahren um.25 Uhr mit dem Auto nach Wipperfürth zur Teilnahme an der Vorständetagung. Die vorgesehene Wanderung der Jugendabteilung wird deshalb verschoben. Literarisches. Bilderbibel für die Kleinen. Künstler aller Zeiten rangen um die Seele des Kindes. Wenn nun heute die fortschreitende Amerikanisierung dem Technischen im Spielzeug den Vorrang gibt, so gilt es, Phantasie und Gemüt besonders zu pflegen. Diese Rolle übernimmt das Bilderbuch, das in einprägsamen Verslein und sinnigen Bildern die Kleinen in eine köstliche Wunderwelt führt. Dorothea Brockmann und Bessie Drey, die bekannten Verfasserinnen von„Mein Herzlein soll die Krippe sein, derein ich leg' mein Jesulein" und „Die Geschichte vom lieben Herrn Jesus", erzählen in„Wie der liebe Gott die Erde erschaffen hat“ von der Schöpfung der Sonnenblumen, der Gräser, dem Paravies. Die Kinderlegende„Unsere lieben Heiligen"(sämtliche Werke im Verlag J. Kösel und Fr. Pustet, München, erschienen) weiß auschaulich zu berichten, wie der Riese Christopherus in stürmischer Nacht das Jesuskind durch den reißenden Strom trägt, wie der heilige Nitolaus, ein prächtiger Bischof, mit seinen Trabanten und einem geheimnisvollen Sack ins Weihnachts land zieht und vieles audere mehr. Weisheit des Glaubens. Die von P Alphons Gratry für seinen Mitschüler und späteren General de Lamoricière verfaßte „Weisheit des Glaubens"(soeben in deutscher Uebersetzung von Dr. Emil Scheller im Verlag Kösel und Pustet, München— 285 Seiten, Preis etwa 7 Mark erschienen) gehört ob der Fülle lebendiger Anschaulichkeit und Schärfe des Denkens zur klassischen Literatur der Apologetik. Die in platonischer Dialogform gehaltenen Zwiegespräche zwischen dem Meister und dem Jünger geben unter besonderer Berüchsichtigung der Lehren des hl. Thomas von Aquin Rechenschaft über den Glauben, Gottschöpfer, die Menschwerdung, die Gottheit Jesu Christi, die Dreieinigkeit, die Erlösung, die Kirche, die Sakramente, die Gnade und das ewige Leben. Sämtliche technischen Ausdrücke und theologischen Formeln sind vermieden, so daß diese Darlegung der christlichen Glaubenslehren sich als Katechismus für der weitesten Gebrauch der Gebildeten empfiehlt.