Fünfundzwangster jahrgang. Nr. 8730. s iction 566, 567:(840 Berliner Dienit) erdienititelle 566. Postscheck-Konto flr. 18672. Druck und Verlag von Hermann Neusser in Bonn. Montag, 17. Rugust 1914. Verantwortlich für den nachrichtlichen, örtlichen und unterhaltenden Teil: Dr. phll. Anton Schmitter, für den Rnzeigen- u. Reklameteil: Peter Cescrinler, beide In Bonn. Gelchäftshaus: Bahnhofltraße 12 in Bonn. Erscheint täglich— an Werktagen mittags 12 Uhr, Sonntags am Vorabend. Bezugspreis in Bonn und Umgegend monatlich 30 Pig. krei Haus. Postbezug IIlk..10 vierteljährlich ohne, IIk..52 mit Zustellgebühr. Reise=Bestellungen: Tägliche Versendung nach allen Orten Deutichlands krei unter Streifband IIlk..50 wöchentlich; Ausland IIlk..75 wöchentlich. Der Bezug kann jeden Tag beginnen und jeden Tag abgebrochen werden. Unverlangt eingelandte Mlanufkripte werden nicht zurückgegeben. für Bonn und Umgegend. Zellenprelle der Anzeigen: Cokale gelchäftliche Anzeigen,? suche 10 Pfg.— Anzeigen , samilien-, Verkehrsanzeigen ulw. 13 Pig., Stellengesuche 10 Pig.— Anzeigen von Behörden, Hotaren, Rechtsanwdlten, Gerichtsvollziehern, Ruktionatoren ulm, aus dem Verbreitungsbezirk 20 Pig. Finanz-Anzeigen, polltische u. Wahl-Anzeigen 25 Pig. Alle Anzeigen von auswärts 25 Pfg. Reklamen 80 Pig. Im kalle gerichtlicher Klage oder bei Konkursen fällt der bewilligte Rabatt fort. Platz- und Datumvorichriften ohne Verbindlichkeit. Die Körelle des Kallers. Die Erledigung von Regierungsgeschäften. Reichskanzler und Staatsministerium Vertreter des Kuisers und Königs. * Berlin, 16. Aug. Der Reichsanzeiger verössentlicht in einer Sonderausgabe folgenden Erlaß des Kaisers über die Ermächtigung des Reichskanzlers zur selbständigen Erledigung von Regierungsgeschäften im Bereiche der Reichsverwaltung, vom 16. August 1914: In dem Wunsche, während meiner Abwesenheit im Felde die unverzügliche Erledigung der Regierungsgeschäfte zu sichern, will ich den Reichskanzler bis auf weiteres ermächtigen, folgende sonst zu meiner Entscheidung gelangenden Angelegenheiten im Bereiche der Reichsverwaltung selbständig zu erledigen: 1. Bewilligungen aus meinem Dispositionsfonds bei der Reichshauptkasse, soweit es sich um die Weiterbewilligung laufender Unterstützungen oder um die Bewilligung einmaliger Unterstützungen handelt; 2. Erlaß von Forderungen, Erstattung vom Reiche vereinnahmter Beträge und Niederschlagung von Fehlbeträgen; 3. Abänderungen von Verträgen; 4. Genehmigung von Schenkungen und Zuwendungen; 5. Verleihung der Anstellungs= berechtigung; 6. Ernennung und Entlassung der Präsidenten und Mitglieder der kaiserlichen Disziplinarbehörden, der Mitglieder der technischen Kommissionen für Seeschiffahrt und des Versicherungsbeirats, der ständigen Mitglieder im Nebenamte sowie der richterlichen Beamten und Mitglieder höchster Verwaltungsgerichtshöfe bei dem Aufsichtsamte für Privatversicherung, der nichtständigen Mitglieder des Patentamtes, des Vorsitzenden und der Beisitzer des Oberseeamtes und des Oberprisengerichtes, der Prisenrichter und deren Stellvertreter, sowie der Bankkommissarien bei den Reichsbankhauptstellen; 7. Versetzung von Beamten in den Ruhestand; 8. Bewilligung von Pensionszuschüssen auf Grund des Artikels 1, Ziffer 1, des Gesetzes vom 22. Mai 1895(Reichsgesetzblatt S. 237). Die demnach ergehenden Erlasse sind zu zeichnen:„Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Kaisers. Der Reichskanzler.“ Berlin, Schloß, den 16. August 1914. Wilhelm R. v. Bethmann Hollweg. * Berlin, 16. Aug. Der Preußische Staatsanzeiger veröffentlicht in einer Sonder=Ausgabe folgenden Erlaß des Königs über die Ermächtigung des Staatsministeriums zur selbständigen Erledigung von Regierungsgeschäften im Bereiche der Staatsverwaltung, vom 16. August 1914: In dem Wunsche, während meiner Abwesenheit im Felde die unverzügliche Erledigung der Regierungsgeschäfte zu sichern, will ich das Staatsministerium bis auf weiteres ermächtigen, nach Maßgabe der von mir genehmigten besonderen Vorschläge, bestimmte, sonst zu meiner Entscheidung gelangende Angelegenheiten selbständig zu erledigen. Die demnach ergehenden Erlasse sind zu zeichnen:„Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs. Das Staatsministerium. Im übrigen hat das Staatsministerium die zur Ausführung des Erlasses erforderlichen Anordnungen zu treffen. Berlin(Schloß), 16. August 1914. Wilhelm., v. Bethmann Hollweg, v. Tirpitz, Delbrück, Beseler, v. Breitenbach, Sydow, v. Trott zu Solz, Frhr. v. Schorlemer, Lentze, v. Falkenhayn, v. Loebell, Kühn, v. Jagow. In derselben Sonder=Ausgabe wird die Ernennung des Staatsministers Dr. Delbrück zum Vizepräsident des Staatsministeriums bekanntgegeben. * Abschiedserlaß des Kaisers. * Berlin, 16. Aug. Der Kaiser ließ an den Oberbürgermeister von Berlin heute folgenden Erlaß gelangen: „Der Fortgang der kriegerischen Operationen nötigt mich, mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es ist mir ein Herzensbedürfnis, der Berliner Bürgerschaft mit einem Lebewohl meinen innigsten Dank zu sagen für alle Kundgebungen und Beweise der Liebe und Zuneigung, die ich in diesen großen, schicksalsschweren Tagen so reichlich erfuhr. Ich vertraue fest auf Gottes Hilfe, auf die Tapferkeit von Heer und Marine und auf die unerschütterliche Einmütigkeit des deutschen Volkes in den Stunden der Gefahr. Unserer gerechten Sache wird der Sieg nicht fehlen.“ * Kaiser Wilhelms Abreise. * Berlin, 16. Aug.(Amtlich.) Der Kaiser hat heute vormittag 8 Uhr Berlin in der Richtung nach Mainz verlassen. + Ein englisches Kriegsschiff gesunken. * Amsterdam, 17. Aug. Nach einer Meldung hiesiger Zeitungen ist der englische Torpedoboolzerstörer„Bullsinch“ in der Nordsee mit dem holländischen Dampfer „Kinderdyc“ zusammengestoßen und sofort gesunken. Ein Teil der Besatzung ist ertrunken, während die übrige Mannschaft von den Holländern gerettet wurde. Der Bullfinch ist ein älterer Zerstörer der englischen Marine, der im Jahre 1896 auf Stapel gelegt wurde. Er besaß eine Wasserverdrängung von 315 Tonnen und eine Geschwindigkeit von 30 Seemeilen in der Stunde. Die Besatzung betrug 60 Mann. * Ein Umschwung in der italienischen Presse * Berlin, 17. Aug. Der Lokal=Anzeiger schreibt: In den italienischen Blättern, selbst in solchen, die sonst nicht gerade als deutschfreundlich gelten, ist in den letzten Tagen ein beachtenswerter Umschwung eingetreten. Während die Zeitungen vorher die englischen und französischen Lügenmeldungen brachten, werden jetzt die deutschen Berichte in den Vordergrund gestellt, denen man bedeutend mehr Glauben beimißt, als denen der Gegner. Freilich müssen auch die fremden Berichte langsam zugeben, daß es mit den großen Erfolgen bisher recht traurig aussieht. * Bulgarien im Belagerungszustand. Sokla, 15. Rug.(Agence Bulgaire.) Das Amtsblatt veröffentlicht die Verhängung des Belagerungszustandes im Königreiche. Die Neutralen. Am aufrichtigsten und ehrlichsten erscheint die Neutralität der Schweiz und der Niederlande. Das einzige Bestreben beider Länder ist es, nicht in den großen Strudel hingerissen zu werden, in dem sie nichts gewinnen, aber alles verlieren können. Sie werden sicherlich mit allem Eifer ihre Neutralität zu wahren suchen, wobei es von vornherein feststeht, daß eine Verletzung der Neutralität Hollands nur von englischer Seite zu erwarten wäre. In wohltuendem Gegensatze zu dem„neutralen" Belgien hatte Holland auch alsbald das Ueberschreiten der Grenze durch fremde Flugzeuge verboten. Die Sympathien der Holländer neigen sich zu Deutschland, wie auch die Neutralität der Regierung als wohlwollend bezeichnet werden kann. Der Verpflichtung der Rheinschiffahrtsakte, Getreide auch dann auf dem Rheine durchzulassen, wenn Deutschland sich im Kriege befindet, kommt Holland loyal nach. Das größte Interesse beansprucht naturgemäß die Haltung Italiens. Ihm wurde vielfach der Vorwurf gemacht, daß es gegen seine Bündnispflicht verstoßen habe, als es seine Neutralität erklärte. Ob dieser Vorwurf berechtigt ist, entzieht sich schon deshalb dem Urteile der Oeffentlichkeit, weil ihr der Inhalt der Abmachung mit Italien und der zugehörigen Militärkonvention gänzlich unbekannt ist. Natürlich sprechen gewichtige Lebensinteressen Italiens zur Zeit für die Bewahrung der Neutralität. Solange die englische Flotte noch unbesiegt ist, könnte ein konzentrierter Angriff der übermächtigen englischen und französischen Mittelmeerstreitkräfte auf die offene Küste Italiens katastrophal werden. Es darf aber als sicher gelten, daß Italien sich seiner vertraglichen Bündnispflicht nicht entziehen wird. Zur Ungeduld liegt auf deutscher Seite umso weniger Anlaß vor, als der König sich mit Eifer um eine größere Aktivität bemüht. Vorläufig ist die Neutralität Italiens für uns nützlicher, als sein Eingreifen. Solange Italien neutral bleibt, ist die österreichische Flotte sicher, weil die englischen Kriegsschiffe in der Adria keinen geeigneten Stützpunkt finden. Ferner sichert die wohlwollende Neutralität Italiens Deutschland die Zufuhr vom Süden. Die drei nordischen Reiche haben gleichfalls ihre Neutralität erklärt. Daß auch sie mit der Möglichkeit rechnen, in den Krieg hineingezogen zu werden, zeigen die starken militärischen Maßnahmen, die sie für notwendig erachteten. Sie haben teilweise mobilisiert; ihre Küstenbefestigungen instand gebracht, und der schwedische Reichsrat hat dieser Tage einstimmig einen außerordentlichen Kredit von 50 Millionen bewilligt. Nicht nur rassenmäßige Sympathien, auch die Wahrung ihrer Lebensinteressen weisen diese drei Staaten an die Seite Deutschlands, insbesondere haben Schweden und Norwegen jetzt Gelegenheit, den russischen Hoffnungen auf Erlangung eines eisfreien Hafens am offenen Atlantischen Ozean jede Verwirklichungsaussicht zu nehmen. Die wohlwollende Haltung Dänemarks zeigte sich namentlich in der Sperrung der Belte und des Sundes. Ebenso wie die nordischen Reiche ist auch die Union lebhaft daran interessiert, daß England die gänzliche Zuschließung der Nordsee nicht nur formell, sondern auch tatsächlich unterläßt. Der Gedanke liegt nahe, daß sonst die Vereinigten Staaten sich für den ihnen entstehenden Schaden Ersatz verschaffen, indem sie ihre Hand auf die britischen Besitzungen in der Nähe des Panamakauals legen. Mit großem Nachdrucke hat auch Spanien seine Neutralität erklärt und ein hochoffiziöser Artikel der„Epoca“ stellte ausdrücklich fest, daß keine wie immer geartete Vereinbarung bestehe, die Spanien nötige, Frankreich in Marokko durch spanische Truppen Die finanzielle Rüstung Deutschlands. * Berlin, 15. Aug. In der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht der Direktor der Deutschen Bank. Dr. Helfferich, einen Aussatz über Deutschlands finanzielle Rüstung. Dr. Helfferich stellt fest, daß sich in der jetzt dem Ende zugehenden Periode der Moo. machung Deutschland finanziell und wirtschaftlich den gewaltigen Anforderungen besser gewachsen gezeigt hat als irgendein anderes Land. Deutschlands Börsen haben länger funktioniert als diejenigen der anderen Länder. Die Kursrückgänge der zweiten Julihälfte waren auch in Deutschland erheblich, blieben aber hinter denjenigen der Londoner und namentlich der Pariser Börse zurück. Dies gilt insbesondere auch für die Staatsanleihen. Weder die Londoner noch die Pariser Börse war imstande, die Juliliquidation vorzunehmen, London mußte diese zunächst auf Ende August verschieben. Dagegen hat die Berliner Börse die Juliliquidation dank den von den Banken gewährten Erleichterungen glatt durchgeführt. Dem großen Andrang nach baren Zahlungsmitteln hat das deutsche Bankwesen, abgesehen von einem vorübergehenden und örtlichen Mangel an Kleingeld, vollauf zu erträglichen Bedingungen genügt. Die Reichsbank hat vom 23. Juli bis 7. August dem Verkehr für mehr als zwei Milliarden Mark Zahlungsmittel aller Kategorien zur Verfügung gestellt, ohne den Rücken zu decken, um Frankreich die Verwendung seiner nordafrikanischen Truppen in Europa zu ermöglichen. Die Haltung Portugals ist ungewiß. Jedenfalls stehen seine Häfen zur Verfügung der britischen Flotte und es ist immerhin möglich, daß Portugal durch sein Schutz= und Trutzbündnis mit England zu einer unfreundlichen Stellungnahme gegenüber Deutschland genötigt wird, was angesichts der unbedeutenden Machtmittel dieses Landes ohne größere Bedeutung sein würde. Wie bei den meisten dieser neutralen Staaten wird auch die Haltung Japans von der weiteren Entwickelung abhängig sein. Sobald Japan sieht, daß Rußland in Schwierigkeiten gerät und daß die englische Flotte in Europa festgelegt ist, wird sich sein listiges Zuwarten wahrscheinlich in einer recht energischen Aktion verwandeln. Das verbrauchte Bündnis mit England dürfte Japan hierbei wenig stören. Wie es scheint, wird zuerst die Neutralität der Türkei in die Brüche gehen. Schuld daran ist die ausgesprochene provokatorische Haltung Rußlands und Englands, insbesondere die Zurückhaltung der türkischen Schlachtschiffe durch die britische Regierung. Ein Krieg mit der Türkei könnte für England verhängnisvoll werden, wenn der Sultan als Oberhaupt der mohammedanischen Welt den ohnehin sehr starken Haß der Mohammedaner Aegyptens und Indiens gegen ihre britischen Unterdrücker zu flammenden Taten aufruft. Die Mobilisierung der türkischen Landund Seestreitkräfte ist überraschend schnell und gut vor sich gegangen. Auf ein enges Zusammengehen mit der Türkei ist Bulgarien angewiesen. Man darf annehmen, daß Bulgarien die Möglichkeit wahrnehmen wird, ohne großen Aufwand das Gebiet, das ihm durch den Bukarester Frieden von Serbien genommen wurde, wieder zu gewinnen. Wie wenig russenfreundlich die Stimmung in Sofia ist, zeigte die einmütige Entrüstung über das russenfreundliche Verhalten des bulgarischen Gesandten in Petersburg. Der Panslawismus scheint in Bulgarien vollständig abgewirtschaftet zu haben, wie man überhaupt die praktische Bedeutung dieser„Panismen“ nicht überschätzen darf; hat sich doch auch England bei der Verfolgung seiner Interessen ohne Bedenken über den Pangermanismus hinweggesetzt. Der Panslawismus vollends ist nichts anderes als ein Euphemismus für Russifizierung, und diese hat für jeden nüchternen Slawen gar zu wenig Reiz. Nachdem ein Einvernehmen mit Rumänien erzielt ist, braucht Bulgarien nicht den Widerstand Rumäniens zu fürchten, das seinerseits nicht mehr moralisch an den Bukarester Frieden gebunden ist, seitdem dessen Grundlagen durch den österreichisch=serbischen Krieg zerstört sind. Für Rumänien wie für Bulgarien würde die Abschüttelung der russischen Vormundschaft eine Erlösung bedeuten. Rumänien verfolgte seinerseits mit ernster Besorgnis die russischen Truppenansammlungen an seiner Grenze, zu deren Abwehr es zunächst 250000 Mann auf den Kriegsfuß gebracht hat. Rumänien erblickt in dem Verhalten Rußlands ein Einschüchterungsversuch, den sein erstarktes Selbstgefühl nicht so ruhig hinnehmen wird. Mit der Vernichtung Oesterreichs wäre Rumänien wehrlos der russischen Willkür ausgeliefert. Diese Erwägung und bündnismäßige Verpflichtungen werden Rumänien gegebenenfalls an die Seite der Zentralmächte weisen. Als Preis winkt Rumänien der Gewinn Bessarabiens. Alles in allem läßt der Aufmarsch der Völker noch nicht das Schlußbild erkennen. Es besteht große Wahrscheinlichkeit, daß mit dem Fortschreiten der Kriegsereignisse sich ein Umschwung in der Haltung mehrerer Neutralen zeigen wird. Umso wichtiger ist es, daß wir nicht nur siegen, sondern auch dafür sorgen, daß unsere ihren Diskont stärker als von 4 auf 6 Prozent zu steigern. Dagegen hat die Bank von England in der kritischer. Zeit ihren Diskont sprungweise von drei auf zehn Prozent erhöht und starke Restriktionen im Diskontgeschäft vorgenommen. Die bedrohliche Zuspitzung der Verhältnisse in London wird dadurch charakterisiert, daß neuerdings die Bank von England ihr Diskontgeschäft nur unter Garantie des englischen Staates gegen Verluste fortsetzt. Die Privatbanken waren in England und Frankreich bald nicht mehr in der Lage, dem Verlangen des Publikums nach Auszahlung ihres Guthabens zu entsprechen. In Frankreich war es nötig, die Banken zu autorisieren, ihre Auszahlung auf 5 Prozent der bei ihnen stehenden Guthaben zu beschränken. Die Sparkassen zahlen nur 50 Franken für je 15 Tage auf die Einlagen aus. In England halsen sich die Banken, indem sie ihre Schalter vom 2. bis 7. August überhaupt geschlossen hielten. Am 7. August wurde dann das schon am 2. August erlassene Wechselmoratorium auch auf andere nicht wechselmäßige Verbindlichkeiten von mehr als fünf Pfund Sterling ausgedehnt. Solche Moratorien mußten in allen kriegführenden Ländern außer Deutschland und in zahlreichen neutralen europäischen und überseeischen Staaten proklamiert werden. Demgegenüber haben in Deutschland die Banken anstandslos alle die von ihnen verlangten Auszahlungen geleistet, ohne eine andere Hilfe in Anspruch zu nehmen als den Weg der normalen Diskontie rung und Lombardierung bei der Reichsbank. Auch die Sparkassen haben bei uns allen Anforderungen genügt. Dieses Verhalten hat sehr bald eine Beruhigung des Publikums zur Folge gehabt. Seit mehreren Tagen überwiegen bei den Banken die baren Einzahlungen in fortschreitendem Maße die baren Ausgänge, und der Goldvorrat der Reichsbank hatte, abgesehen von der Verstärkung durch den Kriegsschatz, Zufluß aus dem Verkehr zu verzeichnen. Ein Moratorium ist in Deutschland bisher nicht eingeführt worden. Der Bundesrat hat vielmehr lediglich die Maßnahmen ergriffen, die einen Schutz gegen die Wirkung der ausländischen Moratorien bezwecken, und in Fällen, in denen ein Notstand vorliegt, die Erstreckung der Zahlungsfrist durch richterlichen Spruch ermöglichen. * Warnung. * Berlin, 16. Aug.(Amtlich.) Das Oberkommando macht bekannt: Da in den nächsten Tagen Uebungsfahrten deutscher Luftschiffe stattfinden, wird auf das Verbot, Luftfahrzeuge zu beschießen, auf das dringendste hingewiesen. * Sechziger als Kriegsfreiwillige. Ein Vizewachtmeister der Feldartillerie schreibt der Köln. Volksztg. u. a. folgendes:„Wir haben hier unter uns freiwillige Vizewachtmeister, Herren im Alter von 59 und 64 Jahren!“ Bravo! * Die freiwillige Kriegskrankenpflege. * Berlin, 15. Aug. Am 13. August wurde mit den von der Zentralmelde= und Auskunftsstelle des Roten Kreuzes organisierten hundert Unterrichtskursen zur Heranbildung von Helferinnen für die freiwillige Kriegskrankenpflege begonnen. Die Berliner Aerzteschaft hat in dankenswerter Weise die Mühe auf sich genommen, die 3000 Frauen und Mädchen, die sich zu diesen Kursen gemeldet haben und denen sich täglich neue zugesellen, in 20 Doppelstunden soweit vorzubereiten, daß sie nach anschließender Ausbildung am Krankenbett dem Vaterlande wertvolle Dienste leisten können In der kommenden Woche werden die Unterrichtskurse für das männliche Personal eröffnet werden Zu diesen Kursen werden alle einberufen werden, die sich einerseits für den Dienst in den Lazaretten und anderseits für den Krankenträgerdienst vorgemeldet haben. * Ein mutiges Soldatenstückchen dreier Berliner wird dem Berliner Lokal=Anzeiger aus Gollub an der westpreußisch=russischen Grenze gemeldet. Den dreien, einem Gefreiten und zwei Kameraden eines Kavallerie=Regiments, war das Warten auf den Feind etwas langweilig geworden, und deshalb magten sie sich eines Abends bei einem Patrouillenritt weiter in das feindliche Gebiet hinein, als ihre Instruktion es ihnen vorschrieb. Dabei kamen sie an ein erst ver wenigen Tagen von den Russen niedergebranntes Gehöft und entdeckten in einer unversehrt gebliebenen Scheune Licht. Sie schlichen näher und sahen zu ihrer größten Verwunderung, wie ein russischer Major mit 15 Mann seines Truppenteils Wutki trank und Zigaretten rauchte. Unser Gefreiter gab seinen Kameraden einen Wink, schlug mit dem Gewehrkolben die Scheunentür ein und stand mit einem Sprung mitten unter den Feinden, die vor Entsetzen vergaßen, zu den Waffen zu greifen. Als der Gefreite„Hände hoch!“ rief, warf der Major seine Arme schleunigst als Erster in die Luft, und diesem edlen Beispiel folgte die gesamte tapfere Kriegerschar. Die Waffen wurden ihnen abgenommen, und im Triumph führten die drei Preußen die 16 Russen als Gefangene ab. * Zur Beschlagnahme der Guthaben seindlicher Staaten bemerkt die Nordd. Allg. Ztg., daß die Abführung solcher Guthaben an die feindlichen Mächte nach Ausbruch des Krieges das Vaterland schädigt. und wer auf diese Weise dem Jeinde Vorschub leistet, wegen Landesverrats bestraft werden könne * Getreideanbau in Deutschland. Nach den vorläufigen amtlichen Ermittelungen hat der Anbau bei sämtlichen Wintergetreidearten mit Ausnahme von Spelz zugenommen, bei den Sommergetreidearten dagegen abgenommen. Im Vergleich mit den Vorjahren weisen die meisten Wintergetreidearten Rekordanbauflächen auf, so daß auf eine befriedigende deutsche Ernte gerechnet werden kann. * Der Deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein beantragte zur möglichsten Aufrechterhaltung der bisherigen Förderung im mitieldeutschen Braunkohlenbergbau beim Reichskanzler unter Aufhebung der entgegenstehenden gesetzlichen Bestimmungen, die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in den Grubenbauen und der Frauen während der Nachtstunden vorübergehend zuzulassen. * Die Behandlung der Deutschen in Rußland. * Stockholm. 15. Aug. Das Stockholmer Dagblad berichtet:„Aus Rußland heimgekehrte Schweden brachten die Mitteilung, daß alle in Rußland zurückgebliebenen Deutschen im Alter von 18 bis 42 Jahren als Kriegsgefangene behandelt würden. Als sie sich in Finnland nach Schweden einzuschiffen versuchten, seien sie in einen Zug gesetzt und an das Weiße Meer nach Archangelsk transportiert worden. Ein junger Deutscher, der sich mit seinem Kinde schon auf dem Dampfer befand und nach Archangelsk geschickt wurde, ist hierüber wahnsinnig geworden. * Ein russischer Torpedojäger gesunken. * Stockholm, 15. Aug. Der von Lappoik in Finnland hier eingetroffene schwedische Dampfer Marie berichtet, daß in der Nähe von Hangö ein russischer Torpedosäger gesunken sei. 90 Mann sind ertrunken. Bei Lappoik befinden sich große Proviantlager der Russen. * Zunehmende Jahnenflucht der Russen. * Lemberg, 15. Aug. Nach übereinstimmenden Blättermeldungen von der galizischen Grenze nimmt die Fahnenflucht der russischen Grenzwachen und der Kosaken immer größeren Umfang an. jege im Auslande bekannt werden. Seite 2. Nr. 8730 General-Rinzeiger für Bonn und Umgegend. 17. Fugun 1974 Warum der Landsturm aufgerufen wurde. Das Wolffsche Bureau übermittelt uns folgende Darstellung: Wie schon amtlich mitgeteilt, gehört das Aufgebot des Landsturms zu den planmäßigen, von der allgemeinen Mobilmachung untrennbaren Maßnahmen. Sein Zweck ist in erster Linie, die sämtlichen zur Verwendung im Felde geeigneten Kräfte für die Einstellung in mobile Formationen frei zu machen. Das geht natürlich nur, wenn man ihnen weniger anstrengenden, aber gleichwohl unentbehrlichen militärischen Dienst im Heimatgebiete abnimmt und andere Leute mit ihm betraut. In den vom Feinde bedrohten Grenzgebieten muß das schon sehr frühzeitig geschehen, denn hier kommt es darauf an, so schnell wie möglich Schutzmaßregeln gegen feindliche Einbruchsversuche zu treffen, und damit nicht nur Leben und Eigentum der Landeseinwohner, sondern auch den ungestörten Verlauf der Mobilmachung und des Aufmarsches zu sichern. Gegenüber diesen dringenden militärischen Erfordernissen muß die Rücksicht auf volkswirtschaftliche Interessen in den Hintergrund treten. Wer sonst noch waffenfähig ist, muß sich am Schutz der gerade in jenen Gebieten besonders stark bedrohten Verkehrseinrichtungen und der sonstigen militärisch wichtigen Bauten und Vorräte beteiligen. Es ist aber klar, daß man eine Maßregel, die den bürgerlichen Berufen so plötzlich gerade die besten Arbeitskräfte entzieht und dadurch große wirtschaftliche Nachteile verursacht, so lange wie möglich aufzuschieben sucht. Darin liegt auch der Grund dafür, daß die innerpreußischen Provinzen länger von ihr verschont geblieben sind als die übrigen, wo es nach dem oben gesagten nicht möglich war, das Aufgebot des Landsturmes in einen späteren Zeitabschnitt der Mobilmachung zu verli en. In den inneren Provinzen konnte man die auf Schonung der Wirtschaftsinteressen abzielende Rücksichten auch schon deshalb verantworten, weil es einer Reihe von Tagen bedurfte, bis die mobilen Truppen in die Aufmarschgebiete abgeflossen waren, und weil sie daher viel länger als in den Grenzbezirken, für Zwecke verfügbar blieben, die ihrer ganzen Natur nach Sache des Landsturmes sind. Dieser Zeitabschnitt näher: aber nun seinem Ende und daher muß die Ablösung des noch im Innern des Landes vorhandenen Restes von mobilen Formationen durch solche des Landsturmes eingeleitet werden. Uebrigens bedeutet das Aufgebot des Landsturms durchaus noch nicht die Einstellung sämtlicher Landsturmpflichtigen in militärische Formationen. Man will zunächst vielmehr nur einen Ueberblick über die Zahl der verfügbaren Mannschaften gewinnen, die ja bekanntlich in Friedenszeiten keiner militärischen Kontrolle unterliegen. Die Einberufung wird erst nach Bedarf unter Berücksichtigung aller wirklich dringenden Interessen von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe erfolgen und mit den jüngsten Jahresklassen beginnen. Niemand braucht also seine bürgerliche Berufstätigkeit aufzugeben oder seine Stellung zu kündigen, bevor ihm ein besonderer Gestellungsbefehl zugeht. Aus alledem geht hervor, daß es völlig unbegründet wäre, wenn ängstliche Naturen etwa aus der Ausdehnung des Landsturmaufgebots über das gesamte Reichsgebiet den Schluß ziehen wollten, daß die militärische Gesamtlage weniger günstig geworden sei. Mit den Vorgängen im Operationsgebiet hat das Landsturmaufgebot unmittelbar nicht das geringste zu tun. Es ist vielmehr, wie nochmals wiederholt sei, nichts weiter als ein planmäßiges, schon in der Friedensvorbereitung von langer Hand vorgesehenes Mittel, um in einem Kampfe um Sein oder Nichtsein die völlige selbstverständliche Ausnutzung der gesamten Wehrkraft des Volkes zur Niederwerfung unserer Feinde durchzusetzen. Prinz Friedrich Wilhelm zu Lippe gefallen. Detmold, 16. Aug. Die Lippesche Landes=Zeitung teilt in einer Sonderausgabe mit, daß der jüngste Bruder des verstorbenen Grafregenten Ernst zu Lippe, Prinz Friedrich Wilhelm zu Lippe, den Heldentod gestorben ist. : Die heutige Nummer umkasst 4 Seiten.: Oerocheeereneereo Bonn. Bonn 17. August. = Eine Bittprozession zur Erflehung göttlichen Segens für unser im Felde stehendes Heer ging gestern nachmittag 3 Uhr von der Münsterkirche zum Kreuzberge. Nachdem dortselbst eine Stationsandacht gehalten worden, ging es unter Gebet und Gesang zurück zum Münster, wo den Teilmehmern der sakramentale Segen erteilt wurde. ): Primizfeiern. In der Marienkirche konnte gestern wiederum ein Sohn dieser Pfarre, der Neupriester F. Großgarten, Sohn des Anstreichermeisters Jos. Großgarten aus der Franzstraße, sein erstes hl. Meßopfer darbringen. In feierlicher Prozession wurde der Primiziant vom Pfarrhause aus zur Kirche geleitet, die mit Andächtigen dicht gefüllt war. Herr Pastor Stein hielt die Festpredigt. Von einer weltlichen Feier wurde der ernsten Zeit wegen abgesehen. In der Poppelsdorfer Pfarrkirche feierte Herr Aug. Heimbach, ebenfalls unter großer Anteilnahme der Pfarrangehörigen, seine Primiz. Scharfschießen auf dem Schießplatz Wahn. Vom Mittwoch den 19. August an wird auf dem Schießplatz Wahn scharf geschossen werden. Die Bewohner Kölns und Umgebung werden schon jetzt darauf aufmerksam gemacht, um nicht durch diese militärischen Uebungen beunruhigt zu werden. Konkursbeschleunigung. Der Justizminister hat den Amtsgerichten anheimgegeben, die Konkursverwalter zu veranlassen, so weit irgend möglich, Abschlagsverteilungen vorzunehmen, damit die in den Konkursen verfügbaren Mittel den Gläubigern möglichst bald ausgezahlt werden. Verein Mädchenhort. Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg=Lippe hat dem Verein Mädchenhort in der vergangenen Woche einen Besuch abgestattet. Dabei wurden die für die Kriegszeit bezogenen Horträume in der Dorotheenstraße und das zu dem Verein gehörende Gartenland eingehend besichtigt. = Flaschenpost eines gefangenen Soldaten. Aus Linz, 16. Aug., wird uns geschrieben: Unterprimaner Sinzig holte gestern beim Kahnfahren eine Flasche aus dem Strom, welche einen Zettel enthielt. Er schlug die Flasche entzwei und entnahm dem mit Bleistift geschriebenen Zettel folgendes: „Werde in Luxemburg bei einem Wirte in der Bruxellerstraße, 2. Stock, gefangen gehalten. Rettet mich. Gefreiter Becker.“ Er übergab den Zettel dem Bürgermeister, welcher den Text sofort dem Oberkommando telefonisch übermittelte. ::: Ein herrliches Beispiel kindlicher Vaterlandsliebe. Der Zentralsammelstelle vom Roten Kreuz(Lese=Gesellschaft) wurde von den Kindern des Privatdozenten Dr. med. E. in Bonn der Betrag von 10.35 Mk. aus ihren Sparbüchsen zur Verfügung gestellt zum Besten der verwundeten Soldaten. Vivant sequentes! Letzte Depelchen. Unser Kaiser zieht ins Feld. Das Wolffsche Bureau verbreitet folgenden Artikel des Berliner Lokal=Anzeigers, welcher als das Organ unserer Regierung anzusehen ist: Jedem Soldaten, den wir im grauen Kleide zum Bahnhof ziehen sehen, drücken wir eine Blume in die Hand. Mit Rosen geschmückt, ziehen die Offiziere. Es ist uns, als müßten wir dem Kaiser auf seinem blutigen Wege auch einen Strauß von Blumen mitgeben. Nicht welkende Rosen, nicht Lorbeer, die wir ihm beim Wiederkommen reichen wollen, nein, ehrliche offene Worte, die ihm in den schweren Stunden sagen sollen, was er uns, und jedem Deutschen ist, der in Liebe zum Reich seine siegreiche Größe vereint. So soll er wissen, daß das deutsche Volk ihn ins Feld mit aller gläubigen Treue begleitet, die jemals von einem Volk seinem berufenen und auserwählten Führer im Kampfe dargebracht wurde. So soll er wissen, daß das deutsche Volk es nicht vergessen wird, mit welchem Vertrauen und großer Verantwortung er in den 26 Jahren seiner Regierung ein Landeshüter und Sachverwalter unseres Friedens war. So soll er wissen, daß wir ihm alle in den Stunden der Gefahr aus tiefstem Herzen dafür danken, daß er uns in den Jahren des Friedens das Schwert geschmiedet und scharf gehalten hat. So soll er wissen, daß in jenen Monaten und Jahren, in denen unfähige Diplomaten in Paris und London sich mit faulen Redensarten einwickeln lteßen und die Welt jenseits von ihrem grünen Tisch nicht sahen, wir uns mehr um das Reich und des Reiches Wohl gebangt haben, als nun, da wir das blanke Schwert in unseren Händen sehen. Wir wissen heute, daß keine Faust im ganzen Reiche dieses Schwert kühner und sicherer ziehen wird, als die Seine, zum Hort des Friedens für deutsche Ehre, und da der Friede nicht mehr möglich war. Wir wollten einen Strauß von Blumen für ihn pflücken. Es sind eiserne Blumen geworden. Sie werden nicht welken zwischen ihm und uns. Möge Gott unserem Heere seinen Sieg geben. * Rotterdam, 17. Aug. England hält sämtliche deutschen Schiffe an und hat auch rumänische Schiffe angehalten. Das auf den Schiffen beschlagnahmte Getreide läßt England versteigern, den Angehörigen neutraler Staaten soll der Erlös ausgeliefert werden. * Iranzösische Soldaten in Schnürschuhen, Lackschuhen und Segeltuchschuhen. Zürich, 16. Aug. Verwundete französische Soldaten, die aus dem Kampfe bei Mülhausen nahe der Schweizer Grenze untergebracht sind kamen in einem ganz unbeschreiblichen Schuhwerk an. Sie trugen keine einheitlichen Schuhe, sondern alle Schuharten kunterbunt durcheinander. Es sind Leute darunter, die Schnürschuhe tragen, andere haben Lackschuhe an den Füßen und die meisten tragen Segeltuchschuhe. * Die Türkei auf Seiten Deutschlands und Oesterreichs. * Konstantinopel, 17. Aug. Sämtliche hiesigen Zeitungen haben ihr Format wegen Papiermangel verkleinert. In einem Leitartikel des Tanin werden die Anschuldigungen der französischen Presse zurückgewiesen, wonach Oesterreich=Ungarn und Deutschland für den Krieg verantwortlich seien. Es wird auseinandergesetzt, daß die Triple=Entente auf dem Balkan affen gegen den Dreibund gearbeitet habe. Schließlich habe Oesterreich=Ungarn festgestellt, daß Serbien ein ihm gefährliches Element sei. Das deutsche Reich habe sich immer bemüht, den Konflikt zu vermeiden, aber Frankreich habe alle Zeit eine Revanchepolitik getrieben. Nicht nur wir, sagt der Tanin, sondern auch viele Franzosen haben es bedauert, daß Frankreich ein derartiges Werkzeug Rußlands wurde. Wahre französische Patrioten haben geweint, als sie sahen, wie die französischen Milliarden nach Rußland wanderten und wie Frankreich zum Sklaven Rußlands wurde. Der Tanin kommt zu dem Schlusse, daß die Triple=Entente die Veranlassung zum Kriege war. Oesterreich=Ungarn habe in den letzten Jahren vollkommen friedliche Gefühle an den Tag gelegt. Jeder Unparteiische müsse anerkennen, daß der Grund, der es gegen Serbien marschieren ließe, wirklich zwingend war. + Türkisch-rumänische Besprechungen. * K o n s t a n t i n o p e l, 1 6. A u g. D e r M i n i s t e r d e s I n nern Talaat und der Präsident der Kammer sind, nach dem Berl. Lok=Anz., nach Bukarest abgereist. * Japan. Rom, 17. Aug. Nach einer hi verbreiteten Havasmeldung aus London, soll Japan Deutschland den Krieg erklärt haben. Hiergegen erklärt der japanische Botschafter in Rom, der Bündnisfall mit England liege nicht vor. Er trete erst ein, wenn Deutschland englische Besitzungen im fernen Osten angreife. * Merkwürdige deutsche Frauen. * Stuttgart, 17. Aug. Bei der Ankunft der ersten französischen Gefangenen auf dem Hauptbahnhofe haben sich Szenen abgespielt, die Entrüstung hervorriefen. Ein Teil des Publikums, namentlich Frauen, drängten sich an die Gefangenen heran, um ihnen Liebesgaben und Blumen zu reichen. Das Generalkommando gibt bekannt, daß im Wiederholungsfalle Personen, die sich so würdelos benehmen, von der Aufsichtsbehörde festgenommen werden.(Man sollte vor allem diese Frauen mit ihrem Namen in der Presse festnageln, wie das in Bonn in der Folge geschehen wird.) Der Schiffsverkehr mit Deutschland. * Berlin, 17. Aug. Die im neutralen Ausland verbreiteten Nachrichten, daß deutsche Häfen blockiert und der Schiffsverkehr mit Deutschland unterbunden sei, sind unrichtig. Kein Hafen ist blockiert und dem Schiffsverkehr neutraler Staaten steht nichts entgegen. Neutrale Schiffe für Deutschland, die nach den Nordseehäfen kommen, haben bei Tage einen Punkt 15 Meilen nordwestlich von Helgoland anzusteuern. Dort ist jederzeit für Lotsen gesorgt, um die Schiffe in deutsche Häfen zu geleiten. Die Ostseehäfen sind durch neutrale Schiffe direkt anzusteuern. Das Kohlenausfuhrverbot ist nicht auf Bunkerkohlen ausgedehnt. Die Kohlenversorgung gewährleistet. * Warenboykoft. * Wien, 17. Aug. Die Reichsorganisation der Kaufleute Oesterreich=Ungarns hat an die Präsidien der Handels= und Gewerbekammern eine Eingabe gerichtet, in der diese ersucht werden, bei ihren Mitgliedern mit Rücksicht auf das Vorgehen Frankreichs, Englands und Belgiens gegenüber Oesterreich=Ungarn und Deutschland dahin zu wirken, daß Mitglieder der Handelskammern absolut keine französischen, englischen und belgischen Waren mehr kaufen und zu diesem Zwecke einen Aufruf an die Kaufleute ihrer Bezirke zu richten. * Ein zum Tod verurkeilter Spion. * Paris, 16. Aug.(Amtlich.) Der Kriegsrat hat einen bei der Spionage ergriffenen französischen Handelsangestellten einstimmig zum Tode verurkeilt. * * Berlin, 16. Aug. Kaiser Wilhelm hat auch in diesem Jahre für die Domkirche in Drontheim in Norwegen 1000 Kronen gestiftet. Dazu bemerkt die Drontheimer Zeitung Dagesposten:„Einen unzweideutigeren Beweis dafür, daß der Kaiser Wohlwollen gegen uns und unser Land hegt, könnte man kaum erhalten.“ Wie verlautet, hat die norwegische Regierung durch ihre Berliner diplomatische Vertretung für das Geschenk des Kaisers ihren Dank aussprechen lassen. * Berlin, 16. Aug. Die heute nachmittag im„Rheingold" abgehaltene Versammlung der dänischen Kolonie in Berlin war sehr stark besucht. Durch eine kurze Ansprache wurde den Teilnehmern dargelegt, in welcher Weise den hier ansässigen Dänen anheimgestellt werden solle, zu zeigen, wie sie die genossene Freundschaft und Gastfreundschaft würdigen. Eine größere Summe wurde an Ort und Stelle gesammelt, darunter waren Beträge von 500 Mark. Von einer Anzahl dänischer Arbeiter wurden sogar wöchentlich Beträge von 5 M. gezeichnet Die Sammlung dauert fort. Eine große Anzahl von dänischen Famitien erbot sich, Kinder, deren Väter im Felde sind, zu pflegen. Eine einmütige Stimmung beseelte die Versammlung. * Berlin, 15. Aug. Der deutsche Truppenkommandeur in Luxemburg wurde von der Großherzogin empfangen und sprach ihr seinen Dank für das ruhige und richtige Benehmen der Bevölkerung und des luxemburgischen Roten Kreuzes aus. * P o t s d a m, 1 5. A u g. D i e z u r B e o b a c h t u n g d e r Sonnenfinsternis nach Rußland entsendete Expedition des Potsdamer Observatoriums, Teilnehmer Geheimrat Kempf, Professor Ludendorff und Kastellan Fischer, hat telegraphiert, daß sie wohlbehalten in Bukarest angekommen ist und sich auf der Heimreise nach Potsdam befindet. * Dresden, 15. Aug. Die Mitglieder der Dresdener norwegischen Kolonie erlassen heute an ihre Landsleute einen Aufruf, worin es heißt: Wir wollen in diesen schweren Tagen treu zu dem uns stammverwandten deutschen Volke halten und wie Deutsche denken und handeln. * Frankfurt a.., 17. Aug. Der Verwaltungsrat des Verbandes der Metallindustriellen von Frankfurt und Umgegend hat aus Verbandsmitteln 240000 Mark für Kriegsunterstützungen an Familien der zu den Waffen Einberufenen, wie der durch etwaige Betriebsstörungen beschäftigungslos werdenden Arbeiter, für das Rote Kreuz und die städtische Fürsorge zur Verfügung gestellt. * München, 17. Aug. Nach Mitteilungen der Münchener Post aus Holland hat die sozialdemokratische Organisation in Belgien den Auftrag übernommen, die brutalen Exzesse des Pöbels zu bekämpfen. Vandervelde hat als Mitglied des belgischen Ministeriums vergeblich auf die Notwendigkeit hingewiesen, gegen die barbarischen Ausschreitungen des belgischen Pöbels einen Aufruf zu erlassen. * Wien, 16. Aug. Das Wiener Korr.=Bur. meldet: Die im Kriegsfalle vorgesehene Einberufung der Rekruten und Ersatzreservisten dieses Jahres wird, soweit sie noch nicht erfolgt ist, in 8 bis 10 Tagen verfügt werden. Ebenso erfolgt für einen etwas späteren Zeitpunkt die Einberufung aller noch nicht einberufenen gedienten Landsturmleute. Da schließlich auch die Erntearbeiten dem Abschluß nahe gebracht sind, werden die für diesen Zweck verwendeten Mannschaften wieder zur Militärdienstleistung einberufen werden. * Wien, 17. Aug. Das Wiener Korr. Bur. meldet aus Konstantinopel vom 14. Aug.: Gestern abend begaben sich etwa 100 muselmanische Frauen vor den Sommersitz der englischen Botschaft am oberen Bosporus, um gegen die Beschlagnahme der Dreadnoughts„Sultan Osman“ und„Reschadia" durch die Engländer zu demonstrieren. Eine Deputation von vier Frauen wurde von dem britischen Geschäftsträger empfangen. Sie baten ihn, die englische Regierung von der Kundgebung zu benachrichtigen und sie von der Trauer in Kenntnis zu setzen, die die muselmanische Frauenwelt über die Beschlagnahme der türkischen Kriegsschiffe empfindet. * In Corpore zur Jahne sind, wie andere StudentenVereinigungen, auch die fünf Verbindungen des Bonner C. V.(farbentragend) geeilt. Ebereschenbeeren=Gelee. Eine weitere Zuschrift lautet: „Ich möchte Sie bitten, die sparsamen Hausfrauen darauf aufmerksam zu machen, Vorsicht walten zu lassen. Ja, Vogelbeer=Gelee ist etwas köstliches, wenn man die richtige Sorte erwischt, sonst ist es Teufelsfraß; ich fürchte sogar, daß die Schuhe zusammengezogen werden von der Wichse. Die gemeine Esche liefert die am häufigsten zu treffende Beere; sie bietet den Vögeln eine beliebte Nahrung. Die Früchte schmecken säuerlich, enthalten reine Apfelsäure und geben einen guten Essig. Der Genuß erregt beim Menschen Ekel und Erbrechen; erst nach Frostwetter sind sie genießbar. Der Sperberbaum (Speierling) unterscheidet sich von dem vorigen, sehr ähnlichen Baum durch die stärker behaarten Blätter und größere Blumen. Die Früchte sind birnförmig und eßbar. Der Sperberbaum kommt bei uns fast nur kultiviert in Gärten vor, er findet sich sehr selten im Freien. Dies sind die Vogelbeeren, die als eingemachte Früchte wie Preißelbeeren behandelt, vorzüglich sind. Aber die Bäume sind, wie gesagt, selten und stehen vereinzelt. Sie wäre als Marktbeere eine geeignete Frucht, wenn sie äußerlich dem massenhaft vorkommenden Vogelbeerbaum zu unterscheiden wäre; sie würde in dieser Zeit dem Dill und Estragon die Stange halten. Was als Dill, hauptsächlich Estragon, hier auf dem Wochenmarkte feilgeboten wird, muß jedem Naturfreund eine Wonne sein. Doch wäre es auch an der Zeit, daß, wenn ruhigere Zeiten kommen, sich die Gesundheitspolizei den angebotenen Estragon etwas näher betrachtete. Aus Bergheim a. d. Erft schreibt uns ein Leser: „Auf Ihre gefällige Anfrage wegen Verwendung von Ebereschen kann ich Ihnen mitteilen, daß, wenn es die süße Eberesche Sorbus ist, sich aus ihr ein sehr seines Gelee machen läßt, welches vorzüglich schmeckt und sehr gut gegen Halskrankheiten sein soll. Aber sollten es die gewöhnlichen Ebereschen sein, so ist das Gelee sehr bitter und ungenießbar. Ich habe von den süßfruchtigen jedes Jahr sehr schönes Gelee gemacht. Die Beeren werden mit wenig Wasser erhitzt, daß sie vlatzen, dann durchgepreßt und der Saft eine halbe Stunde gekocht, hierauf der Zucker unter stetem Rühren hinzugeschüttet, bis warm kochen, dann ist es fertig. Es hat eine schöne rosa Farbe.“ ::: Absage des Salzburger Musikfestes. Das Präsidium der Internat. Stiftung„Mozarteum"=Salzburg gibt bekannt, daß das geplante Musikfest unter dem Eindruck der schweren politischen Ereignisse nicht stattfindet. Verzichtleistungen auf Rückvergütung bereits gekaufter Karten werden dankbar angenommen. Der Betrag wird der österr. Gesellschaft vom Roten Kreuz zugeführt. ::: Belgische Greuelkaten. Ein im Felde stehender Ordonnanzoffizier hat seinem in Düsseldorf wohnenden Vater mitgeteilt, daß die belgische Bevölkerung unseren Soldaten verschiedentlich vergiftete Speisen vorsetzten. Wie das „Tageblatt“ schreibt, sind auf dem Bahnhofe in Duisburg in den Taschen eines belgischen Kriegsgefangenen zehn abgeschnittene Finger mit Goldringen gefunden worden. Die Bestie wurde sofort erschossen. :: Leichenlandung. Gestern vormittag 10 Uhr wurde in der Nähe des Männerasyls eine unbekannte männliche Leiche gelandet. Man fand im Anzuge eine Quittungskarte, die auf den Namen Franz Nebel, geboren 27. Januar 1896 in Volkmarsen, Kr. Wolfhagen, lautete. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er der Ertrunkene ist. Verletzungen waren nicht sichtbar, so daß angenommen werden muß, daß ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt. ):( Ist der Ausbruch des Krieges ein Grund zur sofortigen Entlassung von Handlungsgehilfen? Der Krieg ändert an den Rechten und Pflichten zwischen Angestellten und Prinzipalen nichts; Kündigungs= und Zahlungsbedingungen gelten wie in Friedenszeiten. Ueber die Ausnahmefälle schreibt Justizrat Dr. Korn in Berlin: Die Einziehung des Geschäftsinhabers oder aller Angestellten, auf deren Arbeitskraft für das Geschäft es gerade ankommt, kann die Fortsetzung des Betriebes unmöglich machen. Dann liegt höhere Gewalt vor, und die sofortige Entlassung der Angestellten, die noch zur Verfügung stehen, ist gerechtfertigt. Anders ist aber zu entscheiden, wenn der Geschäftsbetrieb nicht unmöglich, sondern infolge des Kriegszustandes nur erschwert wird, z. B. durch Einziehung einzelner Angestellten, durch Ausfall von Kundschaft. Dies ist mehr oder weniger bei allen Geschäften der Fall. Gleichwohl wird niemand so weit gehen, daß er die Entlassung aller Angestellten für berechtigt erklärt. Als„wichtiger Grund“ kann also nur eine zwingende Notwendigkeit, das Geschäft zu schließen, anerkannt werden. Eine solche kann freilich auch in dem gänzlichen und dauernden Verlust der auswärtigen Kundschaft liegen, z. B. bei Exportgeschäften. Ob eine Unmöglichkeit der Fortsetzung des Geschäftsbetriebes vorlag oder nicht, kann nur für jeden Einzelfall besonders festgestellt und entschieden werden. Soldatenhumor. Auf der Straßenbahn stehen sechs Landwehrleute, die in gemütlicher Stimmung Erlebnisse aus ihrer Dienstzeit erzählen. Auf die Bemerkung eines Mitfahrenden, daß Deutschland die Kriegserklärung Montenegros doch sicher nicht beachten würde, antwortete einer der Landwehrleute:„O doch, alles wed metgenomme, och Montergeno, do gonn mer ävver nur ob ene Sonndagmeddag ens flöck her.“ ::: Zu pfiffig! Eine unserer Nachbargemeinden erließ nach der Mobilmachung einen öffentlichen Aufruf um Liebesgaben zur Erfrischung der zum Kampf und Sieg hinausziehenden Soldaten und für die zurückgebliebenen Familien. Die Gaben folgten natürlich reichlich. Vor einigen Tagen nun— eben hatte ein kleiner Knirps seine Sparbüchse mit 85 Pfg. und ein biederer einfacher Bürger den für die Zeit der Not ersparten 100=Markschein zum Bürgermeisteramt gebracht— erscheint dort auch ein Bahnbeamter, um einen an das Bürgermeisteramt gerichteten Frachtbrief über 11 Sack Kartoffeln zu 100 Pfund abzugeben. Darob natürlich große Freude auf dem Amt, nicht allein, weil auch auswärtige Wohltäter sich an der vaterländischen Sammlung beteiligten, sondern nicht minder, weil gerade der Kartoffelvorrat aufgegangen war, und mancher sehnsüchtig weiterer Zuwendung entgegensah. Selbstverständlich wurde die so sehr willkommene Gabe sofort nach Zahlung der Frachtkosten der Sammelstelle für die Liebesgaben zugewiesen, und schleunigst begann die Verteilung der Kartoffeln. Kurz darauf klingelte es am Telephon, und der Absender der Kartoffeln fragte besorgt an, ob sie auch gut angekommen selen. Die herzlichen Dankesworte des Bürgermeistereibeamten wurden aber erregt unterbrochen: So sei die Sache nicht gemeint gewesen, der Absender habe nur zum Schein das Bürgermeisteramt als Empfänger angegeben, weil die für wichtige militärische Zwecke überlastete Staatsbahn die Sendung sonst nicht befördert hätte. In Wirklichkeit sollten die Kartoffeln zu möglichst hohen Preisen in Bonn veräußert werden. Der Bürgermeistereibeamte wies den freigiebigen Kartoffellieferanten jetzt sehr deutlich darauf hin, daß die Sendung ausdrücklich an das Bürgermeisteramt gerichtet gewesen, und da eine Bestellung nicht vorlag, nach dem Aufruf als Liebesgabe hätte angesehen werden müssen. Im übrigen seien die Kartoffeln auch schon längst verteilt. Sollte der Absender aber eine andere Absicht gehabt haben, so werde ihm empfohlen, sich zunächst bei seiner Ortspolizeibehörde wegen Betrugs zur Anzeige zu bringen. Ob dieser Rat befolgt wurde, ist unbekannt. Jedenfalls aber muß der Anfragende ein fürchterlich langes Gesicht gemacht haben, denn das Telephon wurde plötzlich sprachlos. Die Lage des deutschen Kartoffelmarktes hat infolge der politischen Lage einen etwas wilden Charakter angenommen. Immerhin gibt die in Aussicht stehende gute Kartoffelernte keinerlei Veranlassung zur Beunruhigung. Die Einbringung und Sicherung der Ernte wird hauptsächlich von der genügenden Anzahl von Erntearbeitern abhängen, für deren Beschaffung kein Grund zur Besorgnis vorliegt. ) Erntevorschätzung in Preußen. Nach den Mitteilungen der„Statistischen Korrespondenz“ ist in Preußen eine Ernte zu erwarten, die kaum hinter der Rekordernte des Vorjahres zurückstehen dürfte. Bei etwas vermehrter Erntefläche ist fast überall sogar ein größerer Ertrag zu erwarten; nur für Winterweizen ist die Ernteschätzung etwas geringer als im Vorjahre, doch wird dieser Ausfall durch einen größeren Ertrag des Sommerweizens reichlich ausgeglichen werden. Soldatenverse. Unsere Militärzüge, die mit Grün geschmückt an die Grenzen eilen, sind jetzt, wie 70/71 die Träger einer ganz besonderen Poesie, die von der Stimmung der Truppen beredten Zeugnis geben. Besonders sieht man viele Karikaturen=des Zaren, meist mit Versen darunter, wie diesen: Zar in deinem Lande, Ist es eine Affenschande. Wir kommen euch zu kultivieren Und recht gründlich zu desinfizieren. Ein anderer Soldat schrieb folgende Wahrheiten an: Nikolaus, du bist ein Lump Lebst vom Wortbruch und vom Pump, Wir schießen mit blauen Bohnen Und werden- keinen Russen schonen. Dienstbefehl: Stallwache: Nicolaus. Kasernenwache: Georg. Latrinenwache: Poincars. An der Jauchepumpe: Nikita und Peter, O Nicolaus, du armer Mann, Wie bist du jetzt doch übel dran; Den Wilhelm hast du uns verkohlt, Dafür kriegst du den.. versohlt! Speisezettel für morgen: Frische Russenschenkel mit Poincaré=Salat und Serbenfauce. Abendo: Franzosen=###sch. 17. Rugult 1914. Arntliche Velanntmachungen. Bekannimachung. Infolge der eingetretenen Mobilmachung ist die Abhaltung eines zweiten Musterungsgeschäfts— Kriegsersatzgeschäft— angeordnet worden. Das Geschäft für die sich im Stadtbezirk Vonn aufhaltenden Personen beginnt am Freitag den 14. August d. Js., morgens 7½ Uhr, im Musterungslokale, Ceiner Hof, Cölnstraße Nr. 8, hierselbst. Gestellungspflichtig sind: a) alle Militärpflichtigen, auch die Einjährig=Freiwilligen, die bis jetzt zurückgestellt sind, und die mit einem vor der Mobilmachung erteilten Annahmeschein versehenen, im militärpflichtigen Alter befindlichen Personen; d) die unausgebildeten Landsturmpflichtigen der Jahrgänge (Geburtsjahr) 1884 bis einschließlich 1896, Es haben zu erscheinen, und zwar ohne besondere Vorladung an die Gestellungspflichtigen: am Dienstag den 18. August die Militärpflichtigen des Jahrgangs(Geburtsjahr) 1893, Anfangsbuchstaben M bis 2, am Mittwoch den 19. August die Militärpflichtigen des Jahrgangs(Geburtsjahr) 1894, Anfangsbuchstaben A bis G, am Donnerstag den 20. August die Militärpflichtigen des Jahrgangs(Geburtsjahr) 1894, Anfangsbuchstaben H1 bis MI, am Freitag den 21. August die Militärpflichtigen des Jahrgangs(Geburtsjahr) 1894, Anfangsbuchstaben N bis V, am Samstag den 22. August die Militärpflichtigen des Jahrgangs(Geburtsjahr) 1894, Anfangsbuchstaben W bis 2, und die Landsturmpflichtigen der Jahrgänge(Geburtsjahr) 1884 und 1885, am Sonntag den 23. August die Landsturmpflichtigen der Jahrgänge(Geburtsjahr) 1886 bis einschl. 1880, am Montag den 24. August die Landsturmpflichtigen der Jahrgänge(Geburtsjahr) 1890 bis einschl. 1892 und 1895, Anfangsbuchstaben A bis G, am Dienstag den 25. August die Landsturmpflichtigen der Jahrgänge(Geburtsjahr) 1895, Anfangsbuchstaben H bis 2, und(Geburtsjahr) 1896, Anfangsbuchstaben A bis D, am Mittwoch den 26. August die Landsturmpflichtigen der Jahrgänge(Geburtsjahr) 1896, Anfangsbuchstaben E bis 2, (Geburtsjahr) 1893 und 1894. Die Gestellungspflichtigen haben in reinlicher Kleidung und Wäsche zu erscheinen. Gemütskranke, Blödsinnige, Krüppel usw. sind vom persönlichen Erscheinen entbunden. Dieselben haben entsprechende Ausweise vorzulegen. Etwaige Papiere über die von den Ersatzbehörden erhaltenen Entscheidungen bezw. etwaige Milltärpapiere sind mitzubringen. Unabkömmliche landsturmpflichtige Beamten haben Unabkömmlichkeitsbescheinigungen im Musterungstermin vorzulegen. Wer der Gestellungspflicht nicht nachkommt, wird nach den Militärstrafgesetzen bestraft. Bonn, den 13. August 1914. erbürgermeister. Die Entschädigungen für die anläßlich der Mobilmachung abgenommenen Pferde. Geschirre und Fahrzeuge aus dem Landkreise Bonn werden an den Wochentagen vormittags von 8½ bis 12 Uhr bei der Kal. Kreiskasse in Bonn. Argelanderstr. 47, gegen Vorzeigung der bei der Aushebung ausgestellten Anerkenntnisse ausgezahlt. Die Anerkenntnisse der bereits zum Militärdienst Einberufenen, welche die Quittung des Anerkenntnisses noch nicht vollzogen haben, sind bei den Herren Bürgermeistern dahin bescheinigen zu lassen, daß die Entschädigungen an die Ehefrau oder einer sonstwie berechtigten Person, die namhaft zu machen ist, gezahlt werden können. Bonn. den 16. August 1914. Der Zivilkommissar der Pserdeaushebungs=Kommission Bonn=Land: von Nell. Kal. Landrat und Geb. Reg.=Rat. Bekanntmachung. Einfuhr ausländischen Fleisches. Der Bundesrat hat auf Grund des Art. 3 des Gesetzes, betrefsend vorübergehende Einfuhrerleichterungen, vom 4. August ds. Is.(Reichsgesetzblatt Seite 338) für die Dauer des Krieges folgende Abänderungen von Einfuhrverboten und Einfuhrbeschränkungen beschlossen: 1. Der Absatz 1 des§ 12 des Fleischbeschaugesetzes wird außer Kraft gesetzt. Die Untersuchung des in das Zollinland eingebenden Fleisches in lustdicht verschlossenen Büchsen und ähnlichen Gesäßzen. von Würsten und sonstigen Gemengen aus zerkleinertem Fleische hat sich auf die Feststellung einer äußeren auten Beschaffenheit zu beschränken. Die Untersuchung ist bei der Einfuhr(durch die Zollstellen) vorzunehmen. Der Zuführung zu den Untersuchungsstellen bedarf es nicht. 2. Die Ziffer 1 in Abs. 2 a. a. O. wird dahin abacändert. daß es der Miteinfuhr der Organe, soweit sie durch Gesetz oder durch Beschluß des Bundesrats angeordnet ist, und des natürlichen Zusammenhanges dieser Organe mit dem Tierkörper nicht bedarf, ferner daß der Tierkörper bei Rindern, ausschließlich der Kälber, auch in Viertel zerlegt sein kann. 3. In Zisser 2 Abs. 2 a. a. O. wird der zweite Satz gestrichen. Pökelfleisch darf demnach auch in Stücken unter vier Kilo eingeführt werden. 4. Soweit nach den vorstehenden, die Einfuhr erleichternden Bestimmungen eine Untersuchung des frischen Fleisches nicht in dem Umfange möglich ist, wie sie in den Ausführungsbestimmungen D zum Fleischbeschaugesetze vorgeschrieben ist, hat sie nach den allgemein giltigen Grundsätzen der wissenschaftlichen Fleischbeschau zu erfolgen. Frisches Fleisch, das danach in aesundheitlicher Beziehung zu Bedenken Anlaß aibt, ist, soweit es nicht nach§ 18 I der Ausführungsbestimmungen D in unschädlicher Weise zu beseitigen ist, von der Einfuhr zurückzuweisen. Berlin W. 9, den 6. August 1914. Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Auf Grund der Ziffer 2 und 4 des Erlasses des Herrn Landwirtschaftsministers vom 1. ds. Mts. ist die aus Anlaß der Maul= und Klauenseuche über den Ort Meckenheim verhängte Sperre mit Ausschluß der Sperre über die Gehöfte des Hubert Gottschalk, Hermann Prior und P. Esser aufgehoben worden. Die Gemeinden Wormersdorf. Altendorf. Ersdorf. Adendorf. Merl. Lüftelbera und Flerzheim scheiden aus dem Beobachtungsgebiete aus. Vonn, den 16. Auaust 1914. Die Ortspolizeibehörde. Der Oberbürgermeister. I..: Dr. Roller. Bekanntmachung. Die Gemeinde Flamersheim. Kreis Rheinbach, ist aus dem Beobachtungsgebiete ausgeschieden. Bonn, den 14. August 1914. Der Landrat: von Nell. In unser Genossenschaftsregister # ist bei der gewerblichen Vereinigung der Schuhmacher c. G. m. b. H. zu Bonn heute eingetragen worden, daß die Haftsumme der Genossen auf je 300 Mark festgesetzt worden ist. Bonn, den 14. August 1914. Königl. Amtsgericht, Abt. 9. Die deutschen Studenten im Krieg 1870. = In hellen Scharen sind die deutschen Musensöhne dem Ruf unter die Fahnen gefolgt, um für das Vaterland zu streiten; in prächtigen Aufrufen der Studentenschaften kam die tapfere und patriotische Gesinnung zum Ausdruck, die an unsern Universitäten herrscht. In diesem hochherzig edlen Tun sind sie die Nachfolger jener Heldenjünglinge, die vor mehr als einem Jahrhundert in den Befreiungskampf zogen, die vor fast einem halben Jahrhundert die Bänke des Hörsaales zur Verteidigung der Heimat gegen den Erbfeind verließen. Einen wie mächtigen Anteil an der allgemeinen Erhebung die Studenten 1813 nahmen, das ist allgemein bekannt; nicht so stark tritt in den geschichtlichen Darstellungen die Begeisterung der deutschen Studenten 1870 hervor, weil sie mit dem allgemeinen Jubel des„Volkes in Waffen“ zusammenhallte. Aber auch damals hat der deutsche Studio in den vordersten Reihen der Kämpfer für Vaterland und Recht gestanden, und in der Geschichte des deutschen Studententums, wie sie Dr. Friedrich Schulze und Dr. Paul Ssymank in einem schönen Buche geschildert haben, bedeutet das Kapital vom deutsch=französischen Kriege ein besonderes Ruhmesblatt. Wie ein Blitz zündete die Nachricht von der Kriegserklärung in allen Universitätsstädten. Die Mitglieder des Bonner Korps„Hansea“ z. B. saßen noch spät abends auf der Kneipe, als die Meldung von der Kriegserklärung kam. Mit dem ernst=wehmütigen Liede,„Morgenrot, Morgenrot! Leuchtest mir zum frühen Tod!“ eilten sie auf den Markt, wo sich auch die anderen Studenten versammelt hatten und sich feierlich dem Kampf fürs Vaterland weihten. In Berlin nahmen die Studenten an der allgemeinen Begeisterung teil und brachten dem aus Ems zurückkehrenden Krieg eine begeisterte Huldigung dar. Ueberall eilt#n General-Rnzeiger für Bonn und Umgegend. sie nun zu den Waffen. In Halle zogen die Kriegsfreiwilligen im prächtigen Aufzug direkt zu dem Kommandeur des Infanterie=Regiments, der die stattliche Schar gern unter seine Truppen aufnahm; in Kiel meldeten sich alle zum Eintritt in das Heer; in Jena liefen viele direkt, nachdem die Mobilmachung bekannt geworden war, aus dem Kolleg aufs Bezirkskommando.„Manche nahmen sich nicht Zeit, ihre Kollegienhefte heimzutragen“, erzählt einer von den Teilnehmern,„sondern dieselben wurden in die Rocktasche gesteckt und fort gings in den Wagen. Denn das was unser heiliger Ernst, sofort in das Regiment einzutreten, und wir sahen uns schon nachmittags in Weimar in Königs Rock stramm exerzieren. Was kümmerte damals das junge Blut alles andere? In leichtem Anzug, wie wir waren, vom Morgenkaffee weggeeilt, ohne ein Wort unseren Hauswirten zu sagen, ohne unsere paar nötigen Angelegenheiten geordnet und ohne unseren bekümmerten Eltern zu Hause Nachricht gegeben zu haben, so zogen wir fort.“ Noch mehr fast als in Preußen waren in den anderen deutschen Staaten Studenten die Träger der Begeisterung. Ihren Höhepunkt erreichte diese vaterländische Bewegung der Musensöhne in Leipzig. Dort waren sie die leidenschaftlichsten Bekämpfer aller preußenfeindlichen Anschauungen; sie richteten einmütig eine Adresse an König WilSeur,g hsg#ise hre vole Zustimmung zum Kriege gegen den Reichbfeins aussprachen und sich zu jedem Dienst für das Vaterland bereit erklärten. In einem eigenen Handschreiben erwiderte König Wilhelm mit einem gerührten Dank„für den warmen Ausdruck patriotischer Gefühle und des begeisterten Nationalbewußtseins. In Heidelberg sprach Heinrich von Treitschke, der„Prophet des neuen Reiches", vor einer dicht gedrängten Zuhörerschar zu den nach Frankreich Marschierenden und schloß seine hinreißende Rede mit dem Losungswort, das einst Fichte an seine Berliner Hörer gerichtet:„Nicht siegen oder sterben, sondern siegen schlechtweg!“ In München trug man sich mit dem Gedanken eines nur aus Studenten bestehenden Korps, aber da viele Studenten schon zu den Fahnen berufen waren, mußten auch die Kriegsfreiwilligen in verschiedene Regimenter eintreten. Auch nach Deutsch=Oesterreich schlugen die Wogen dieser studentischen Bewegung hinüber. Drei Burschenschaften erließen einen Aufruf an die reichsdeutschen Kommilitonen, in dem es hieß:„Die deutsche akademische Jugend Oesterreichs stimmt begeistert ein in die heldenhafte Erregung, die ganz Deutschland durchbraust von den Gehängen der Alpen bis zu den Gestaden des Meeres. Nur ein Schmerz erfüllt ihre Seele, der Schmerz, daß sie nicht kämpfen und siegen darf mit Euch, Kommilitonen! Aber ihr Geist umgibt Euch auf den Beschwerden des Kriegszuges und in dem Getöse der Schlacht. Glück und Unglück wird sie mit Euch tragen, und Hilfe wird sie spenden, dort wo sie helfen kann, aus ganzem Herzen und mit ganzer Kraft. Der Sieg sei mit Euch! Hoch Deutschland! Hoch die deutschen Waffen!“ In Wien und Prag meldeten sich viele Studenten zum Eintritt ins deutsche Heer. Während des Krieges haben die deutschen Studenten als Kämpfer, Aerzte, Krankenpfleger, als Feld= und Lazarettprediger und als Felddiakonen an den Heldentaten des Heeres ihren Anteil genommen. Von den halleschen Studenten z. B. erwarben 26 das Eiserne Kreuz, und in Göttingen konnte bei dem allgemeinen Kongreß zu Ehren der aus dem Feld Heimgekehrten der gesamte Ausschuß der Studentenschaft aus Rittern des Eisernen Kreuzes zusammengesetzt werden. Ein rührender Zug wird von zwei Mitgliedern des Wingolfs erzählt, die bei dem Sturm auf Le Bourget fielen. Ein dritter Wingolfit, der die beiden Toten nebeneinander fand, erzählt darüber:„Als ich später erfuhr, daß der verwundete Hoffmann zum sterbenden Bonnet gekrochen sei und ihm zugerufen habe:„Wir haben zusammen gelebt, wir wollen auch zusammen sterben!", da habe ich umso mehr bedauert, daß man die Beiden nicht auch im Grab nebeneinander gelegt hat.“ Von den 13 765 Studenten, die während des Sommersemesters 1870 an deutschen Universitäten studierten, zogen 4510 ins Feld, von Berlinern allein 582, von der kleinsten Universität Rostock 59. Aus Greifswald und Kiel nahm die Hälfte aller Studenten, aus Heidelberg ein Drittel am Kriege teil. Leipzig war mit 500, München mit 370, Göttingen mit 340, Halle mit 326, Breslau mit 306, Tübingen mit 300 vertreten. 248 Studenten starben den Tod fürs Vaterland. Sprechsaal. 7311] Bezahlet die Handwerker=Rechnungen! Da meine Lieferanten auf Bezahlung ihrer Rechnungen drängen, und für die Folge nur gegen Nachnahme liefern, mein Hausbesitzer auch fernerhin die Miete haben muß, so war auch ich genötigt, an verschiedenen Türen mit einer Quittung über längst ausgestellte Rechnung anzuklopfen. Jedoch ich glaubte zu träumen. Selbst gutgestellte Herrschaften gaben mir zur Antwort:„Wir zahlen in Kriegszeiten nichts!“ Nun ging ich zu den Geschäftsleuten hin. Doch hier zeigte man mir an Hand der Bücher, daß auch st in der Lage wären zu zahlen, da nichts der Buchschunden einginge. Wo das nun mit uns Handwerkern hinführen soll, ist mir unerklärlich. Da wäre es wohl angebracht, wenn die Handwerker(wo sie wissen, daß Geld da ist) ohne jede Rücksicht den Klageweg beschreiten. Ein Bonner Handwerker. [7312] Eine Hausfrau macht darauf aufmerksam, daß man das Fallobst zu Obstmarmeladen zubereiten soll. Man kann sie, wenn man sie selbst nicht braucht, Familien schenken deren Ernährer im Felde stehen. Die armen Kleinen, die sonst ihr Stückchen Brot trocken essen müssen, wären sehr dankbar, wenn ihnen so etwas Gesundes und Nahrhaftes aufs Brot gegeben würde. Obstmarmelade bereitet man am besten wie folgt: In einem ziemlich großen sauberen Kessel koche man zuerst die sauber gewaschenen Fallbirnen eine Stunde lang, dann füge man die ebenfalls gewaschenen Falläpfel, Pflaumen, Mirahellen usw. hinzu. Die Birnen und Aepfel müssen durchgeschnitten und das Gehäuse herausgenommen, das Kernobst entsteint sein. Man lasse alles gut durcheinanderkochen, bis es schön weich ist, treibe dann das Ganze durch ein Gemüsesieb und nehme auf 4 Pfund Obst 1 Pfund Zucker. Unter stetem Umrühren koche man dann die Marmelade, bis sie steif ist, lasse sie abkühlen und fülle sie in Gläser oder Steintöpfe. Es ist ja etwas Mühe und Arbeit, aber man denke, daß manche Kinderlippe für den Spender den Segen Gottes auf ihn und sein Haus herabflehen wird. Man hilft so den Armen und tut auch dem Vaterland einen kleinen Dienst. R. Nr. 8730. Seite 7313] An die Bonner Herrschaften, Rentner und Villenbesitzer richtet ein alter Bonner Handwerker die dringende Bitte, die bisherige Art, die Rechnungen erst nach drei Monaten oder einem halben Jahr, oft noch später, zu bezahlen, aufzugeben und die Rechnungen möglichst gleich zu bezahlen. Heute wird vielfach manchmal nach einem Jahr erkt die Hälfte einer Rechnung bezahlt und kommt man dann nach mehreren Monaten mit den Rechnungen zu den Herrschaften, so wird einem noch gesagt, es sei unverschämt, das Geld zu fordern. Ein alter Bonner. (Die Bonner Handwerker sind vielfach an diesem Uebelstand selbst schuld. Trotz aller Mahnungen des Handelsund Gewerbe=Vereins kann man die Rechnungen fast nie pünktlich erhalten. Die Bonner Handwerker seien daher daran erinnert, daß sie ihre Rechnungen bei Ablieferung der Waren oder spätestens jedes Vierteljahr ausstellen. Red.) * 7314] Notstandsarbeiten. Jedem der mit den Verhältnissen vertraut ist, ist es bekannt, daß in unserer, wie auch in anderen Städten, viele hundert Arbeiter durch die Mobilmachung brotlos geworden sind. Der Andrang an den Stellen, wo noch gearbeitet wird, ist ganz ungeheuer und die geforderten Löhne sind wesentlich niedriger, als in gewöhnlichen Zeiten. Wäre es da nicht angebracht, wenn sich die städtische Verwaltung bereits jetzt mit der Frage befaßte, in welcher Weise die Arbeitslosen beschäftigt werden können. Ihre Unterbringung in industriellen Betrieben, bei der Erntearbeit etc. erscheint unmöglich und etwas muß doch geschehen! Sind denn keine öffentliche Bauten geplant, für die Mittel bereitstehen? Diese zur Ausführung zu bringen, wäre jetzt der gegebene Augenblick. Auch könnte man den Ausbau der Schumannstraße, worüber so lange Jahre verhandelt worden ist, in wesentlich ausgedehnterem Maße betreiben, als dies jetzt geschiehtVielleicht liegen auch noch andere Straßenbauten vor, die in Angriff genommen werden könnten. L. G. * [7315] Jeder Fabrikant und Geschäftsmann, der noch Ware abzugeben hat, ist durch die jetzigen Zeitverhältnisse gezwungen, nur noch gegen bar zu verkaufen, denn er muß heute auch seine Ware mit barem Gelde kaufen. Dafür sind der alle verfügbaren Mittel notwendig und es ergeht an Alle die dringende Bitte, nichts mehr auf Borg zu entnehmen und es auch nicht zu versuchen. X. * 7316] Zum Notschrei der Kellnerfrauen. Ich möchte die Kellnerfrauen einmal fragen, wenn sie nicht zurechtkommen in jetziger Zeit, was sollen dann erst die Bauhandwerkerfrauen machen, deren Ernährer auch Frau und Kinder im Stich lassen mußten und mit ins Feld sind und wo eine ganze lange Zeit alle Arbeit still lag. Es wäre nun am Platze, daß man sich auch der Bauhandwerkersfrauen erinnerte, die es doch vielleicht nötiger haben als Kellnerfrauen. Eine schon sehr in Rot stehende Fomie. Von Nah und Fern. ) Niederdollendorf, 16. Aug. Die Leiche eines etwa 9jährigen Jungen wurde hier gestern abend gelandet. Der Ertrunkene, der im übrigen bekleidet war, trug keine Schuhe und Strümpfe. Ittenbach, 14. Aug. Die Automobilgesellschaft„Siebengebirge“ veröffentlicht ihre Bilanz vom 31. Dezember 1913. Als Aktiva werden aufgeführt: Forderungen an Kunden und Versicherungsgesellschaften mit 834.58 Mk., Guthaben bei der Bank mit 8043 Mk., Geschäftsguthaben bei andern Genossenschaften mit 100 Mk., Wagen mit 10.050 Mk., Geräte und Utensilien mit 300 Mk., Verluste aus den Vorjahren mit 3471.52 Mk. Als Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahre sind verzeichnet 3608.40 Mk. Insgesamt 21 407.50 Mk.— An Passiva sind vorhanden: Kassenvorschuß von 116 Mk., Schuld bei den Lieferanten 5042.70 Mk., Geschäftsguthaben der Genossen 15 994 Mk., als Geschäftsrücklage 127.40 Mk., dem Reservefonds wurden zugeführt 127.40 Mk. Insgesamt 21 407.50 Mk. Die Automobilgesellschaft zählte am Ende des Geschäftsjahres 28 Mitglieder mit 157 Geschäftsanteilen und einer Haftsumme von 15700 Mk. ( Königswinker, 15. Aug. Herr Friedr. Wolf, der In haber des Hotel=Restaurants zu Kloster Heisterbach, stellt den im Kriege Verwundeten 50 Betten im Gasthof und außerdem den großen Klostersaal zur freien Verfügung. Siegburg, 14. Aug. Heute nachmittag wurde beim Neubau am hiesigen Amtsgericht ein 35jähriger Italiener, der die Lokomotive der Transportbahn bedient, beim Rangieren totgequetscht.— Die Veteranen. Vereinigung Siegburg überwies ihren Kassenbestand im Betrage von 150 Mk. dem hiesigen Zweigverein vom Roten Kreuz. Siegburg, 16. Aug. Zum Meister beim Kgl. Feuerwerkslaboratorium wurde der Vorarbeiter Peter Dreck ernannt. (:) Linz, 15. Aug. Die Angehörigen von Arbeitern der Basalt=Aktien=Gesellschaft erhalten auf Antrag ein Drittel der staatlichen Unterstützungssätze als Zulage. ):( Zülpich, 14. Aug. Da von der Militärverwaltung die Errichtung eines Lazaretts erwünscht wurde und das Bettzeug usw. hierzu im hiesigen Krankenhause fehlte, veranstalteten 8 junge Damen eine Sammlung zur Anschaffung der erforderlichen Betten. Das Ergebnis der Sammlung betrug 1628,30 Mark. Sollte sich ein Ueberschuß ergeben, so wird derselbe an hiesige arme Familien verteilt, deren Ernährer abberufen worden sind. Auch zum Besten des Roten Kreuzes haben hiesige Einwohner namhafte Geldbeträge überwiesen. : Schuld(Ahr), 13. Aug. Der am Dienstag abend von einem Militärzug überfahrene und getötete Landwehrmann Ropertz aus Bachem ist in Ahrweiler mit militärischen Ehren beerdigt worden. Der Getötete, der einen kontrollierenden Feldwebel begleitete, wollte einem herankommenden Zuge ausweichen, wurde aber von einem in entgegengesetzter Richtung fahrenden Militärzug erfaßt, der ihm Kopf und Beine abfuhr. Der Feldwebel wurde den Damm hinuntergeschleudert und erlitt nur leichtere Verletzungen. Köln, 13. Aug. Ein städtischer Kartoffelverkauf wurde heute in der Hauptmarkthalle eingerichtet. Die Waggons fuhren vom Turnmarkt aus an die Markthalle heran, um dort entladen zu werden. Der Andrang war so gewaltig, daß die Leute öfter eine Stunde stehen mußten, bevor sie an die Stelle gelangten, wo die Bons gegen Zahlung von 6,30 Mark per Zentner verabfolgt wurden. Da jedermann bis zu drei Zentner nehmen durfte, so machten hiervon fast alle Gebrauch, bis die erste Sendung von 600 Zentner zur Neige ging. Um die zahlreichen Kauflustigen zu befriedigen, wurde nachmittags bestimmt, daß jeder nur noch ein Zentner Kartoffeln abnehmen durfte. Daß eine große Anzahl Familien=Angehörige und=Bekannten unter den Käufern sich befanden, die ja die Zentner nahmen und schließlich einen Handkarren voll hatten, lie ßsich nicht vermeiden. Wucherpreise dürfen auch die Wiederverkäufer nicht festsetzen, denn ein jeder Käufer war durch Anschlag verpflichtet, die Kartoffeln im Kleinen nicht höher als 7 Pfg. pro Pfund zu verkaufen. Für den Sack wurden 30 Pfennig rückvergütet. Morgen kommt wieder eine größere Sendung, so daß ein weiteres Sinken der Kartoffelpreise nicht ausgeschlossen ist. Wiederverkäufer, die mehr als 7 Pfennig für das Pfund nehmen, sind bei der städtischen Markthallenverwaltung zur Anzeige zu bringen. ) Köln, 15. Aug. Wie wir hören, hat die Kalker Maschinenfabrik Breuer, Schumacher u. Tie die in ihrem Werke befindliche Anlage zur Herstellung von Selterswasser in der Weise nutzbar gemacht, daß sie den auf dem Bahnhofe Kalk=Süd durchfahrenden Truppen töglich bis zu 3000 halbe Literflaschen Selterswasser zur Verfügung stellt. In gleicher Weise hat die Firma auch für die auf der Verladerampe Kalk=Nord durchziehenden Truppen Sorge getragen und außerdem auch ihre im Werke errichtete Küche mit Speisesaal der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt. Dortselbst können bis zu 600 Soldaten gleichzeitig abgespeist werden. Aachen, 11. Aug. Heute morgen bei Tagesanbruch wurden fünf zum Tode verurteilte belgische Zivilisten standrechtlich erschossen. Die Gerichteten hatten aus dem Hinterhalt auf deutsche Soldaten geschossen. * Barmen, 12. Aug. Der Barmer Bankverein, Hinsberg, Fischer u. Co., stiftete für das Rote Kreuz 55000 Mk., die auf die einzelnen Zweigstellen zur Auszahlung an die betreffenden Ortsausschüsse verteilt wurden. Gs Briefkasten. Todesfall. In diesem Falle werden Sie Anspruch auf den Lohn nicht erheben können, weil die Gegenleistung— Verrichtung der Dienste— ausgeblieben ist. K. S. 2226. Ist der betrefsende Student in den Krieg gezogen, dann kann gegen die Aufgabe des Zimmers wohl nichts eingewandt werden. Ist dies aber nicht der Fall, läuft der Vertrag weiter. Arme Frau. Wenn der Vermieter Ihnen die Miete für den lausenden Monat nicht stunden will, dann müssen Sie das Gesuch im Falle einer Klage bei Gericht anbringen. Bei den obwaltenden Verhältnissen würden Sie offenbar durchdringen, zumal wenn Sie Sicherheit, eventl. Bürgschaft stellen konnten. Erika 100. Unter den obwaltenden Umständen können Sie um Bewilligung eines Ausstandes einkommen, da die Gegenpartei jedenfalls auch von dem Vertrage Abstand nehmen wird, insosern die Frist vom 1. Oktober in Frage steht. Am besten ist, wenn Sie jetzt schon dieserhalb Schritte unternehmen. Kaufm. Angestellter. Wir halten die sofortige Entlassung in Ihrem Falle nicht für berechtigt. Erklären Sie dem Chef, daß Sie die sofortige fristlose Kündigung nicht akzeptierten und auf Zahlung des Lohnes für den ganzen Monat beständen. Siegtal. Unter diesen Umständen muß die Versicherungsgesellschaft sich mit Ihrer Bescheinigung zufrieden erklären, zumal wenn Sie noch das Versprechen abgeben, daß Sie die Bescheinigung Ihres Mannes nachsenden werden, wenn derselbe zurückkehren sollte. Drohen Sie eventl. mit Klageerhebung, wenn das Geld nicht gesandt würde. Eine alte Abonnentin. Das Engagement ist durch den Kriegsausbruch nicht ohne weiteres rückgängig gemacht worden. Will die Firma Sie nicht anstellen, können Sie jedenfalls Entschädigung in Höhe des Lohnes für die Kündigungszeit beanspruchen, auch müssen Ihnen in diesem Falle die Reiselosten für die Reise zu dem Geschäftsbetrieb erstattet werden. X. Y. Die Form des eigenhändigen Testamentes ist gewahrt, sofern Sie den ganzen Text desselben eigenhändig niedergeschrieben haben. Eine Unwissende. Wenden Sie sich an das Schwesternhaus vom Roten Kreuz, Köln=Lindenthal, Franzstraße 5. Eine langjähr. Abonnentin. Was die einquartierten Mannschaften zu beanspruchen haben, steht in den diesbezüglichen Bekanntmachungen. Geben Sie ein gutes, kräftiges Essen, und Sie haben der Vorschrift und der eigenen menschlichen Verantwortung vollauf genügt. Ein Adonnent von Anfang an. Vielleicht ist das Schiff, auf dem sich Ihr Sohn besand, noch rechtzeitig in einen deutschen Hasen eingelaufen, und Ihr Sohn hat sich alsdann dort sofort dem Bezirkskommando gestellt. Um aber über den Verbleib des Schiffes sicher zu sein, fragen Sie am zweckmäßigsten bei der Gesellschaft an, der das Schiff gehört. Treue Abonnentin. Die Einquartierung wird nach den vorliegenden örtlichen Räumlichkeiten und Steuerverhältnissen usw. geregelt und ist besonders in Kriegszeiten mit manchen Plotzlichkeiten zu rechnen. Während Ihrer Abwesenheit müssen Sie für die Unterbringung der Leute Sorge tragen. Oeffentliche Wetterdienststelle. Meteorologisches Observaterium Aschen. Nebenstelle Bonn. Nördl. Breite 50° 44" Oestl. Länge v. G. 7, 6. 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Wer würde uns im Hinblick auf die große volkswirtschaftliche Bedeutung der diesjährigen- Obstverwertung im Bedarfsfalle helfen?(1 Erntebund Bonn, Abteilung Obstverwertung, Kaiserstr. 85(Armmenhaus). Fernruf 2553. zu am Mittwoch den 26. August 1914. Kontoristin mit g. Zeugn. sucht Stelle für leichte Büroarb., kann sich auch im Verkauf helfen. Näh. Exp.(8 Properes schulentlassenes 1 Müdchen auf einige Stunden täglich für Hausarb. ges. Näh. in d. Exp. Massage-Manicure Gudenaugasse 7, 1. Etage. 71 Tüchtige, branchekundige Verkauferin sucht Stelle in Butter= u. Eiergeschäft für hier od. ausw. Näh. Clemens=Auguststraße 15, 2. Et. Im Koch. u. in d. Hausarb. ers. Mädchen Lehrerstochter, sucht weg. Aufg. des Haushaltes Stellung in kl. herrsch. Haushalt zum 1. Sept. Nur Bonn. Näh. in der Exp. Schneiderin sucht n einige bessere Kunden außer dem Hause. Bonnertalweg 344. Besseres frdl. Mädchen zur O Erlernung der Küche und Hausarbeit gesucht. Cramer, Dreieck 10. 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Durch=: laucht Prinz Adolf zu Schaumburg=Lippe. Heute Montag abend 9 Uhr Brückenstraße 48. Suche z, 1. Sept. Stell. als Alleinmädchen. Beuel, Kaiserstr. 62, 1. Eta. a. Greicbreis engig Tagesordnung: Besprechung der Mitglieder, die noch nicht zur Fahne einberufen sind, wie die Verwendung finden, sich in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Unterstützung an Familien. wo deren Ernährer bereits unter der Fahne steht. Der sehr wichtigen Tag esordnung wegen, ist das Erscheinen unbedingt erforderlich. Der Vorstand.(1 suche zum 1. September ein zuverlässiges, gewandtes nöchen. Gute Zeugnisse erforderlich. Vorst.—10 vorm.,—5 nachm. Frau Alex. Andernach Beuel b. Bonn, Rheinstr. 40. Tüchtiges Madche für alle Hausarbeit in berrschaftlichem Haushalt gesucht.(1 Godesberg. Rheinallee 4. Tuchtiges fleitziges Iinnbenmadchen von—12 und von—6 Uhr gesucht. 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Apotheker als Verwalter für die Kriegszeit gesuch Melden Endenicher Allee 7, I. s4 Goldne Brosche mit blauem Stein verloren. Gegen gute Belohn. abzugeben Weberstraße 59a.(1 Die erlannte Person, welche Sonntag i. d. Münsterk, 6Uhr=Andacht Schirm irrtüml. W. mit gen. hat, wird gebet., denselben beim Küster abzugeben.(1 U DiNTTronebiai für Vonn und Amgegend. Montag den 17. August 1914. Marschlied nach Russland. Nikolaus, Nikolaus, Geht dir schon die Puste aus?! Lasse doch aus deinen Steppen Mehr Kosaken zu uns kleppen! Kaum in Deutschland eingekehrt, Schon verkloppen sie ihr Pferd! Futschki— Wutki— Bumdibum— Schick uns doch noch mehr herum! Nikolaus, Nikolaus, Komm aus deinem Schilderhaus! Bringe auch zum Reinebürschten Mit die großen Russenfürschten, Sitzt das Pack auch dick voll Dreck, Deutsches Pulver putzt ihn weg! Futschki— Wutki— Bumdibum— Schick sie uns recht bald herum! Nikolaus, Nikolaus, Bleib du lieber nur zu Haus! Für das Blut auf deinem Kittel Haben wir ja doch kein Mittel!... Du bist schuld an aller Not, Schieße dich drum selber tot! Futschki— Wutki— Bumdibum— Bring dich drum nur selber um! Bum! Max Bewer. * Die Serben geschlagen. * Wien, 17. Aug.(Amtlich.) Die gemeldeten Kämpfe an der Drina haben zu einem entscheidenden Siege unserer Truppen über starke feindliche Streitkräfte geführt, die in der Richtung auf Waljewo zurückgeworfen wurden. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht und viel Kriegsmaterial erbeutet; die Verfolgung ist in vollstem Gange. Unsere Truppen kämpften mit bewunderungswürdiger Tapferkeit gegen den in starken Stellungen befindlichen und an Stärke ebenbürtigen Feind. * Der österreichische Vormarsch in Russland. * Wien, 17. Aug.(Korr.=Bur.) Die in einigen ausländischen Blättern erschienenen Nachrichten über angebliche Erfolge der Russen in unserem Grenzgebiet stehen mit der Wahrheit in vollstem Widerspruch. Die gemischten russischen Detachements, die stellenweise in unserem unmittelbaren Grenzbereich einige Kilometer vorgerückt waren, find gleich wieder über die Grenze zurückgeworfen worden; ihre Tätigkeit beschränkte sich überhaupt auf das Plündern und Anzünden wehrloser Grenzdörfer. Dagegen sind mehrere unserer Kavalleriekörper weit über die russische Grenze in das Innere Rußlands eingedrungen. Petersburg, 17. Aug.(Petersburger TelegraphenAgentur.) Das Zarenpaar, der Großfürst= Thronfolger und die Töchter des Zaren sind gestern abend nach Moskau abgereist. * Die Mannen Nikitas im Kampfe. Cettinje, 17. Aug.(Meldung des Pressebureaus.) Die montenegrinischen Truppen kämpfen seit zwei Tagen in der Umgebung des Berges Lisanitz in der Gegend von Grahowo gegen bedeutende österreichische Streitkräfte. Die Verluste der Montenegriner in diesem Kampfe betragen bisher 45 Tote und Verwundete. Ein österreichisches Armeekorps greift die Westgrenze Montenegros auf der Linie Krivacs=Grahowo an, ein anderes österreichisches Korps marschiert auf der Linie Tschainitsy=Gatsko. Die österreichische Flotte bombardiert die montenegrinischen Stellungen auf dem Lovcen. * Die Behandlung der Ausländer in Rußland. * Petersburg, 16. Aug.(Meldung der Petersburger Telegraphen=Agentur.) Gegenüber der im Ausland verbreiteten Nachricht, daß die deutschen und österreichisch=ungarischen Reservisten und sonst irgendwie Heerespflichtigen nach Sibirien gebracht werden sollen, ist die Petersburger Telegraphen=Agentur ermächtigt, zu erklären, daß all die fremden Untertanen bis zu Ende des Krieges ausschließlich in einigen östlichen Provinzen des europäischen Rußlands ihren Wohnsitz erhalten werden, daß aber keiner nach Sibirien verbannt worden sei. * Der neue Balkanbund. * Sofia, 16. Aug. Die Bemühungen der Türkei und Rumäniens zur Verständigung mit Bulgarien nehmen eine bestimmiere Jorm an. Bulgariens Entscheidung bleibt abhängig von den Fortschritten der Oesterreicher in Serbien. * Deutsche Warnungen an Rußland. Berlin, 17. Aug. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt unter der Ueberschrift„Deutsche Warnungen an Rußland": Durch Vermittlung einer neutralen Macht ist folgendes zur Kenntnis der russischen Regierung gebracht worden: Die Meldungen aus unseren östlichen Grenzgebieten berichten übereinstimmend, daß die russischen Truppen, wo sie preußisches Gebiet betreten haben, gegen Ortschaften und deren wehrlose Einwohner sengend und plündernd vorgegangen sind. Besonders schwere Ausschreitungen sind aus der Gegend von Schirwindt, Lyck und Soldau gemeldet. Deutschland erhebt vor der Oeffentlichkeit Einspruch gegen eine solche, dem Völkerrecht zuwiderlaufende Art der Kriegführung. Wenn durch sie die Kampfesweise einen besonders schroffen Charakter annehmen sollte, so kreffe Rußland dafür allein die Schuld. * Ein zweiter Verständigungs-Versuch mit Belgien gescheitert * Berlin, 17. Aug.(Amtlich.) Nach der Einnahme von Lüttich hat die deutsche Regierung in Brüssel mitteilen lassen, daß, nachdem die belgische Armee ihre Waffenehre auf das glänzendste gewahrt habe, die deutsche Regierung zu jedem Abkommen mit Belgien bereit sei, das sich irgend wie mit dem Kampfe gegen Frankreich vereinigen lasse. Belgien solle geräumt werden, sobald die Kriegslage es gestatte. Die Antwort Belgiens ging am 13. August ein; Belgien widerholte seine frühere Ablehnung. * Die Frankfurter Zeitung meldet: Nach offiziellen Pariser Meldungen sollen starke französische Kräfte in Belgien eingerückt sein und in der Richtung auf Gembloux, etwa 30 Kilometer nördlich von Namur marschieren. * Die französischen Lügenfabriken. Blütenlese französischer Auslandsmeldungen. Berlin, 17. Aug. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung gibt eine Zusammenstellung französischer Auslandsmeldungen; darunter befinden sich folgende: eutermeldung aus Brüssel: In Berlin ernstliche sozialdemokratische Unruhen. Pariser und Londoner Auslassungen in skandinavischen und italienischen Blättern: Abgeordneter Liebtnecht erschossen, weil er sich weigerte, seine Pflicht als Reserve=Offizier zu erfüllen.— Rosa Lurembura erschossen, weil sie einberufene Militärpflichtige zur Fahnenflucht bereden wollte. Auch andere Sozialdemokraten erschossen. Londoner Pressemeldungen vom 14. Aug.: Bei Belfort 1 Million Franzosen, wovon Teile die Grenze überschritten und Basel besetzten. In Beßarabien wurden 6 österreichische Kavallerie=Regimenter vernichtet. Im englischen Konsulat in Konstantinovel amtlich ausgehängt am 15. August: Große Seeschlacht in der Nordsee stattgesunden, wobei 22 deutsche und 4 englische Schifse gesunken.— General French landete in Belaien und vernichtete gemeinsam mit belaischer Armee deutsches Elite=Reaiment.“ Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schließt: Es ist Vorkehrung getroffen, daß allen mit Berlin in Verbindung gebliebenen Stellen des auswärtigen Dienstes über solche Lügen täglich Bericht erstattet wird, und daß ihnen für die Gegenwehr geeignete Weisungen zugehen. Die Stimmung in den Reichslanden. Berlin, 17. Aug.(Privatmeldung.) Wie aus Straßburg gemeldet wird, haben sich bei den elsaß=lothringischen Regimentern insgesamt 32.000 Kriegsfreiwillige gemeldet, davon rund 24.000 eingeborene Altelsässer und Lothringer. * Die elsässischen Wehrpflichtigen. Berlin, 17. Aug.(Privatmeldung.) Wie wir bestens erfahren, ist die kaiserliche Verfügung auf Einstellung der Rekruten aus dem Reicheland ab 1. Oktober in die altdeutschen Garnisonen für die bevorstehende Aushebung sistiert worden. Die elsässischen Wehrpflichtigen bleiben damit bis auf weiteres während ihrer Dienstausbildung in elsaß=lothringischen Garnisonen. * nimmt ein Teil der Bevölkerung im Gegensatz zu der gesamten anderen elsässischen Bevölkerung eine deutschfeindliche Haltung ein. Es wird gemeldet: Der Bezirkspräsident des Oberelsaß hat unterm 13. August folgende Bekanntmachung erlassen: Auf Befehl des kommandierenden Generals: Infolge einzelner„Vorkommnisse auf dem Kriegsschauplatz wird folgendes offennich bekannt gemacht: Wenn Einwohner einer Gemeinde sich am Kampf gegen unsere Truppen beteiligen, so werden nicht nur sie, sondern auch der Bürgermeister der betreffenden Gemeinde erschossen, die Ortschaft demoliert. Unsere Truppen haben Befehl erhalten, jeden Hausbesitzer, welcher Angehörigen der französischen Wehrmacht in Uniform oder Zivilkleidung bei sich Aufenthalt gewährt oder von der Anwesenheit französischer Soldaten= in seinem Haus Kenntnis erhält, ohne dies den Behörden oder unsern Truppen bei deren Herannahen anzuzeigen, sofort zu erschießen. Wer eine Telegraphen= oder Telephonleitung zerstört, wird verhaftet und mit der härtesten Strafe belegt. Jeder Bürger hat alle in seinem Besitz befindlichen Waffen, auch Jagdgewehre und Munition auf dem Bürgermeisteramt abzuliefern. Ich mache die Herren Bürgermeister für die strengste Durchführung dieser Maßregel persönlich verantwortlich. Alle Waffenscheine werden hiermit aufgehoben. Ausnahmen von den obigen zwei Anordnungen werden zugelassen: in Mülhausen durch den Herrn Polizeipräsidenten, in der Stadt Colmar durch den Herrn Bürgermeister: in den übrigen Kreisen(einschließlich Colmar) von den Herren Kreisdirektoren. Das Betreten der Schlachtfelder ist aufs strengste untersagt und nur den von den Bürgermeistern hierzu ausdrücklich ermächtigten Personen erlaubt. Das Berauben der Leichen wird mit sofortigem Erschießen geahndet. Ich bedaure aufs tiefste, daß verabscheuungswürdige Verbrechen einzelner Schandbuben zu dieser Bekanntmachung zwingen und so den guten Namen der Elsässer schänden. Das stille Berlin. Berlin, 15. August. In den ersten Tagen nach dem Ausbruch des Weltkrieges griff sich wohl mancher Berliner morgens nach dem Erwachen an den Kopf, um sich zu überzeugen, ob er nicht noch schlief und träumte. So unfaßbar war am Anfang die Vorstellung, daß wir durch die schnöde Scheelsucht unserer Nachbarn herausgerissen, sein sollten aus tiefstem Frieden, dessen Störung wahrlich niemand ferner lag als uns. Dann loderte, hier, im Herzen des Reiches, vielleicht noch heller und sichtbarer als anderswo, die gewaltige Flamme zornmütiger Begeisterung zum Himmel, jeden andern Gedanken vernichtend. Man lebte wie im Fieber und verbrachte den Tag, bis tief in die Dunkelheit hinein, auf der Straße. In der Wohnung litt es keinen. Man mußte hinaus, mußte sich Unter den Linden in die vieltausendköpfige Menge mischen, die dort auf= und niederwogte, um dem Kaiser, dem Kronprinzen oder einem seiner Brüder zuzujubeln, die Wachtparade mit brausenden Hochrufen zu empfangen, jeden Offizier zu begrüßen und ausmarschierende Truppen in Schritt und Tritt zu begleiten. Und jetzt ist auf den Sturm die Ruhe gefolgt. Berlin ist eine stille Stadt geworden. Alle Hast und Unrast ist mit einem Schlage geschwunden, der Straßenlärm ist fast verstummt, und die Menschen haben die Eile und die Hetze abgelegt, in der sich der Berliner sonst gefiel. Früher hatte ja ein richtiger Berliner niemals Zeit. Vom Morgen bis zum Abend war sein Tagewerk nach ganzen, halben und Viertelstunden eingeteilt. Selbst seine Vergnügungen genoß er sozusagen mit der Uhr in der Hand. Er war pünktlich und forderte Pünktlichkeit. Zu warten hatte er nicht gelernt, und wenn sich der Zug, mit dem er morgens aus dem Vorort ins Geschäft fuhr, um zwei Minuten verspätete, dann wetterte er über die„unerhörte Bummelei und drohte mit der Beschwerde. Und nun? Nun tun wir Berliner allesamt eigentlich überhaupt nichts anderes mehr als warten, warten, warten. Wir warten in einer Stimmung, in der sich höchste Spannung mit gefaßter Zuversich: seltsam mischt, auf die Meldungen vom Kriegsschauplatz, wir warten mit Sehnsucht und zärtlicher Besorgnis auf Nachricht von unseren vielen, vielen Freunden und Blutsverwandten im Felde, wir warten auf das glorreiche Ende dieses uns durch unerhörten Frevel auferzwungenen Kampfes, wir warten aber auch, und ach so fromm und artig, auf unsere Briefe und unsere Zeitungen, die, wenn sie von auswärts kommen sollen, oft gänzlich ausbleiben. Wir warten an den Halteplätzen und warten an den Bahnhöfen und murren kaum, wenn die Frauen, die in den Dienst der Hochbahn eingestellt worden sind, mit der schweren Zange an den Fahrkarten so lange her umknipsen, bis der Zug uns vor der Nase fortgefahren ist. Um die Wahrheit zu sagen: so sehr viel dürfen wir uns auf diese Geduld, die unserem Wesen so fremd schien, nicht einbilden. Denn wir wissen, daß wir nichts versäumen, wenn wir eine Verabredung nicht inne halten. Der geschäftliche Verkehr ist naturgemäß bedeutend eingeschränkt und nach Zerstreuungen steht Wenigen der Sinn. Während des Krieges von 1870 und 71 sollen alle Wirtschaften in Berlin an jedem Abend übervoll gewesen sein. Jetzt sind die meisten leer. Man geht früh nach Haus. Man spart. Und zur Ehre der Berliner sei es gesagt: sie schicken sich in den veränderten Stand der Dinge, in den vereinfachten und verengten Zuschnitt des Lebens, mit bester Laune. Sie sind doch im innersten nicht so verweichlicht und verwöhnt gewesen, wie sie sich den Anschein gaben. Nicht, als ob ein eisernes Zeitalter hereingebrochen wäre, — obwohl eine Bankiersfrau von WW. sich neulich mit der Miene einer Heldenjungfrau rühmte, ihren französischen Koch durch eine deutsche Köchin ersetzt und drei von ihren fünf männlichen Dienstboten entlassen zu haben. Aber der kreischende, naive Luxus, der Talmiglanz frisch erworbenen Reichtums macht sich nicht mehr so aufdringlich bemerkbar. Und siehe, es geht auch so. Es muß gehen. Sollten wir nach dem Kriege noch Jahre brauchen, um die wirtschaftlichen Güter, die jetzt verloren gehen, wiederzugewinnen,— der Berliner sagt dazu in der ihm eigenen Sprache:„Nu wenn schon!“ Er wird es schaffen. Berlin ist still geworden. Aber von Kleinmut und Verzagtheit ist keine Spur zu finden. Berlin hält seine Kräfte zusammen und trägt die Not der harten Zeit mit Ernst und Gelassenheit. Dr. A. v. W. Gastwirt Nicolai aus Kochem freigesprochen. Koblenz, 17. Aug. Das Kriegsgericht dre Festung Koblenz=Ehrenbreitstein hat den Gastwirt Nicolai aus Kochem, den Besitzer des bekannten Gasthofs zum Landsknecht, der wegen Landesverrats und Spionage angeklagt war, freigesprochen. * Reichstagsabgeordnete im Felde. Der freikonservative Reichstagsabgeordnete Witt(Marienwerder) ist trotz seiner 64 Jahre zur Fahne geeilt. Die Zentrumsabgeordneten Dr. Pfeiffer und Dr. Tren del(Regensburg) sind als Kriegsfreiwillige eingetreten. Der Belgierkönig als Sieger von Lüttich. Der französische Kriegsminister Messimy hat nach dem „Etoile Belge“ vom 10. August an den Präsidenten der Republik folgenden Bericht gesandt: Herr Präsident! Die tapfere belgische Armee, die unter dem Oberkom mando Seiner Majestät des Königs der Belgier dem Angriff der stark überlegenen feindlichen Truppen in Lüttich siegreich widerstanden(!!) hat, schickt sich an, an der Seite der französisch=englischen Truppen den Vorstoß der deutschen Truppen auszuhalten, die unter Mißachtung der Verträge in belgisches Gebiet eingedrungen sind. Ich war der Ansicht, daß man dem Heroismus der belgischen Armee und den glänzenden militärischen Eigenschaften des Sou veräns, der sie befehligte, die gebührenden Ehren dadurch erweisen müsse, daß man Seiner Majestät dem König Albert von Belgien die höchste Auszeichnung verleiht, die ein General in Frankreich erlangen kann, die militärische Medaille. Ich habe infolgedessen das beiliegende Dekret entwerfen lassen, und ich habe die Ehre, Sie zu bitten, es mit Ihrer Unterschrift zu versehen. Genehmigen Sie, Herr Präsident, den Ausdruck meiner ehrerbietigen Ergebenheit. Der Kriegsminister: Messimy. Das Dekret, das der Präsident daraufhin unterzeichnete, hat folgenden Wortlaut: Artikel 1. Seiner Majestät dem König Albert von Belgien wird die militärische Medaille verliehen. Artikel 2. Der Kriegsminister und der Großkanzler der Ehrenlegion werden damit betraut, das vorliegende Dekret auszuführen. General Duparge hat von Poincaré den Auftrag erhalten, dem König die ihm verliehene Medaille zu über reichen. Der General ist Sonntag abend von Paris abgereist. Er überbringt dem König auch ein Handschreiben des Präsidenten Poincaré. * Rotterdam, 16. Aug. Die belgische Regierung warnt jetzt endlich die Bürger vor dem Schießen aus dem Hinterhalt auf deutsche Truppen und vor jeder drohenden Haltung. Beides wird als Verbrechen fortan unter Strafe gestellt. + Ein Ulanenstücklein. Ein junger preußischer Offizier berichtet dem Tgbl. f. Litauen: Ein Ulan steht ganz allein auf Posten; sein Pferd hatte er in einem Garten stehen. Er hatte nur noch fünf Patronen. Da kommt eine russische Kosakenpatrouille von sechs Mann auf ihn zu. Er bleibt ruhig stehen und schießt, abgesessen natürlich. Er schießt den ersten runter, den zweiten, den dritten, den vierten. Die russischen Kerls haben nun bemerkt, daß er nur ein einziger ist. Sie wollen ihn also attackieren. Er schießt mit seiner letzten Kugel das Pferd eines von beiden nieder, so daß der Russe unter das Pferd kommt; den letzten sticht er tot. Als der unter dem Pferd Liegende hervorgekrabbelt ist und auf ihn losgeht, sagt der brave Ulan(ein Rekrut übrigens):„Da ich keine Patrone mehr habe, muß ich Dich totstechen!“ Gesagt, getan.— Der Mann ist sofort zum Unteroffizier befördert und zum Eisernen Kreuz einigereicht worden. * * Dresden, 17. Aug. Von russisch=jüdischer Seite wird hier heute ein Aufruf veröffentlicht, der die russischen Juden an die Leiden erinnert, die ihnen die Regierung des jetzigen Zaren bereitete. Es sei Pflicht jedes in Deutschland lebenden russischen Juden, für das deutsche Rote Kreuz zu sammeln. e Kennt Kaiser Wilhelm Paris? Daß Kaiser Wilhelm zu zahlreichen angesehenen Franzosen persönlich Beziehungen unterhält, ist bekannt, weniger, daß er selbst einmal in Paris gewesen ist. Allerdings lernte er die französische Hauptstadt nicht als Kaiser, son dern als Prinz kennen. Es war dies zur Zeit der Pariser Weltausstellung im Jahre 1878, deren Ruf auch nach Berlin gedrungen war und den damaligen Kronprinz Friedrich Wilhelm veranlaßte, seinen ältesten Sohn zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalt in die Seinestadt zu schicken. In der Begleitung des Prinzen befanden sich zwei Studiengenossen, mit denen er das Hotel Mirabeau bewohnte. Der aufwartende Kellner war übrigens ein Deutscher, als der Prinz den Zimmerkellner auf französisch um eine Schreibfeder ersuchte, antwortete ihm dieser in Deutsch, worüber der Prinz nicht wenig erstaunt war. Der Zimmerkellner, der Karl Kohlis hieß, war in späteren Jahren Besitzer des Hotel„Phönix“ in Berlin, wo er vor zwei Jahren an einem Zuckerleiden gestorben ist. Kaiser Wilhelm erinnert sich noch heute gern der vergnügten Stunden, die er in Paris verlebt hat und hat jener sorglosen Tage auch wiederholt in Gesprächen mit Franzosen Erwähnung getan. In Paris selbst allerdings scheint die Tatsache, daß Kaiser Wilhelm das Seinebabel aus eigener Anschauung kennen gelernt hat, unbekannt zu sein, denn man erzählt sich nicht ohne Schadenfreude, daß der deutsche Kaiser von dem Wunsche verzehrt werde, nach Paris zu kommen, daß aber seine brennende Sehnsucht nicht erfüllt werden könne. Nun vielleicht winkt Kaiser Wilhelm II. doch noch das Glück, Paris zu sehen, dann allerdings nicht zum ersten, sondern zum zweiten Male. * Haag, 16. Aug. Die niederländische Bevölkerung beobachtet musterhafte Neutralität. Die Zeitungen verzeichnen neven den aus Belgien und England stammenden Berichten gewissenhaft alles, was sie aus Deutschland erfahren. Holland hat Ueberfluß an Gemüse, Käse, Kaffee, Kakau, Schweinen und Schlachtvieh und wird mit der Ausfuhr dieser Artikel beginnen. Dagegen bleibt die Getreideausfuhr wegen Mangels verboten. Die Bepeschen aus grosser Zeit. Am 17. August 1870 veröffentlicht: 19. Depesche vom Kriegsschauplatz. Mundolsheim, 16. Aug., 9 Uhr 40 Min. abends. Die Garnison von Straßburg unternahm heute nachmittag einen Ausfall gegen Ostwald und wurde nebst Verlust an Mannschaft und drei Geschützen zurückgeschlagen. von Werder. Berlin, 17. August 1870. Königliches Polizeipräsidium. von Wurmb. * Am 18. August 1870 veröffentlicht: 20. Depesche vom Kriegsschauplatz. Pont==Mousson, 17. Aug., 7 Uhr 10 Min. abends. General=Lieutenant von Alvensleben mit dem dritten Armeekorps am 16. wesentlich von Metz auf die Rückzugstraße des Feindes nach Verdun vorgerückt. Blutiger Kampf gegen Divisionen von Decan,'Admirault, Frossard, Canrobert und die Kaiserliche Garde. Vom 10. Korps (durch) Abteilungen des 8. und 9. Korps, unter Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl, successive unterstützt, wurde der Feind trotz bedeutender Ueberlegenheit nach zwölfstündigem heißen Ringen auf Metz zurückgeworfen. Verluste aller Waffen auf beiden Seiten sehr bedeutend; diesseits General von Döring und von Wedel gefallen, von Rauch und von Grüter verwundet. Se. Majestät der König begrüßten heute die Truppen auf dem siegreich behaupteten Schlachtfeld. A. B. von Verdy. Berlin, 18. August 1870. Königliches Polizeipräsidium. von Wurmb. * Die Kronprinzen-Villa in Zoppot als Lazarett. Die deutsche Kronprinzessin hat in einem Schreiben an den Magistrat des Badeortes Zoppot mitgeteilt, daß es ihr besondere Freude bereiten würde, wenn die Stadt Zoppot die Kronprinzen=Villa im Bedarfsfalle zu einem kleinen Lazarett umgestalten würde. Dementsprechend werden gegenwärtig einige Räumlichkeiten der Villa zur Aufnahme von 30 bis 40 Verwundeten hergerichtet.