6 6 6 G ber, ert. s Nr. 7. ten“ von Mozart cker. 2 eber —. 0 Juppé. Leutner.## 9„Nord6 6 6 ebrandt.) ∆ .50. G 4 Uhr: nateurs“ onis.) vierg. Baudouck Govaert. Mestdagh. Labit. Wagner. Maillij. Meyerbeer. Waucampt Verdi. Verdi. Dewyngaert Herold id Nichts an: str. 147. i bringe ich die Privatnem Institu eptember be dungen, Angütigst bal lassen.„ und—5 11—1 Uhr. nsen Reuter, in Köln. Geschäftsstelle und Marzellenstraße 20, Ecke d. Bahnhofstr. K Anzeigen-Kreis: zur Köln und Vororte 12⅛/8 Ofg. Enztigen Preis: Zie einspaltige Heile; für auswärts 15 Ofg.— Bevorzugt verlangte Anzeigen(erste u. letzte Seite) 20% höher.— Kölner Stellen=, Dienst=, ArbeitsGesuche und=Angebote, sowie Mieth=Anzeigen bei Verausbezahlung bis zu 10 Zeilen 5 Ofg. die Zeile. Offerten= Annahme 25 Ofg. W ird täglich in jedes Haus von Köln sowie in Deug und allen Vororten unentgeltlich getragen. Für Stockwerke und Hinterhäuser mit Sonntags-Peilage 30 Oig. monatlich. Kölner Toral-Anzeiger General-Anzeiger für die rheinische Hauptstadt und Fremdenblatt. Nr. 35.(Colonia.) Feuilleton des Kölner Local=Anzeiger. 2. Sept. 1900. V Ein unzufriedenes Echo. Novellette von Sophus Bauditz. Aus dem Dänischen.*) Ein ungewöhnlich starkes, leistungsfähiges Echo war in einem Gebirgspaß an der lybischen Wüste angestellt, aber es war ein langweiliger Posten, denn nur selten oder nie verirrte sich ein Mensch dahin, und noch seltener war es jemand, der dem Echo Gelegenheit gab zu antworten. Als Sankt Peter nun eines Tages unterwegs war, um alle Echos in der Umgegend zu revidieren und zu untersuchen, ob sie ihre Schuldigkeit thäten, kam er auch an den Gebirgspaß bei der lybischen Wüste. „Guten Tag,“ sagte er, und das Echo erwiderte natürlich sofort:„Guten Tag!“ „Du hast aber wirklich eine ungewöhnlich schöne, klangvolle Stimme,“ sprach Sankt Peter. „Ja, das kann ich wohl behaupten, ohne mich rühmen zu wollen,“ antwortete das Echo in aller Bescheidenheit— denn ein Echo kann auch auf eigene Hand reden, wenn es will— „aber was habe ich von meiner schönen Stimme? Höchstens brüllt einmal ein hungriger Löwe nach Negerfleisch, oder alle zwei Jayre ruft ein Beduine nach einem verirrten Kameel; mehr Zerstreuung giebt es hier nicht für mich! Wenn es nicht anders wird, rostet meine Stimme bald ein, und ich habe sie binnen kurzem ganz verloren!... Aber ich bin nun wohl bald an der Reihe zur Versetzung?“ „Das ließe sich vielleicht machen," erwiderte Sankt Peter, „wohin möchtest du denn?“ „Das soll mir gleich sein, wenn es nur eine recht belebte Gegend ist.“ „Na ja, ich will an dich denken.“ „Ach, nur kein zu langes Nachdenken," bat das Echo,„dann wird nie im Leben etwas daraus.“ Sankt Peter ist, wie allgemein bekannt, die Gutmütigkeit in Person, und da ihm die offenherzige Art und Weise des Echos wohl gefallen hatte, faßte er einen raschen Entschluß und sagte: „Oben in der sächsischen Schweiz haust ein altes, ehrwürdiges Echo, das sich so heiser geschrieen hat, daß es sich selbst nach einem behaglichen Ruheposten sehnt: ihr beide könntet ja tauschen.“ „Vielen Dank, herzlich gern!“ erwiderte das Echo, und so ward es versetzt. In einer herrlichen Schlucht, wo Moos und Farnkräuter die Felswand bedeckten und ein kleiner Bach sich, unaufhörlich murmelnd und schwatzend, vom Berg hernieder schlängelte, trat das Echo seinen neuen festen Posten an. Das war in der That eine Veränderung, die man sich gefallen lassen konnte! Hatte es bisher mit Recht über mangelnde Beschäftigung geklagt, so hatte es hier im Gegenteil reichlich zu thun. Seit jeher war das Echo in diesem Thal berühmt gewesen, aber nie in dem Grade wie jetzt. „Es ist erstaunlich, wie es zugenommen hat,“ sagten die Leute, und von weit her pilgerte man förmlich dahin, um es zu hören, und die Führer stellten die Touristen an die günstigste Stelle, von wo der Klang am stärksten widerhallte. Dieser Erfolg war dem Echo natürlich sehr schmeichelhaft, obgleich es sich daran ärgerte, daß man es mit dem alten, vollständig abgenutzten Echo verwechseln konnte. Na, das war immerhin nebensächlich: die Hauptsache war und blieb doch, daß es nun endlich, seinem Wunsche gemäß, in eine belebte Gegend versetzt worden war. So gingen ein paar Jahre in Fried' und Freude dahin. Das Echo freute sich den Winter über auf den Sommer und die Leute aus der Umgegend segneten ihr Echo, denn der Zufluß der Fremden wuchs mit jedem Jahr. Aber bei ewiger Wiederholung wird selbst das Schönste langweilig, und diese Erfahrung machte auch das Echo. Allmählich fand es, daß es doch auf die Länge nicht sonderlich unterhaltend ist, vom Morgen bis zum Abend für jeden bereit zu stehen, der Lust hat, die Kraft seiner Lungen zu erproben, und so kamen denn auch Zeiten, wo sich das Echo den Sommer hindurch auf den ruhigen, angenehmen Winter freute. „Ich glaube gar nicht, daß ich dies noch lange aushalten werde," sagte das Echo schließlich zu Sankt Peter.„Ich muß es etwas bequemer haben, ich überanstrenge meine Stimme... Könnte ich nicht einmal nach Ems?“ „Man kann sich nicht jeden Tag versetzen lassen,“ antwortete Sankt Peter.„Du hast selbst hierher gewollt, nun mußt du auch die Folgen tragen.“ „Ja, aber ich kann nicht mehr! Ich stelle die Arbeit ein und werde in Zukunft nicht mehr antworten.“ „Na, na,“ sagte Sankt Peter und ging ganz ruhig seiner Wege. Er wußte nämlich ebensogut wie das Echo selbst, daß es gar nicht schweigen kann, wenn man es anredet. * Abdruck ist nicht gestattet. Gesek v. 11. Juni 1870,§§. 7 u. 10. D. Red. Sonntags=Beilage. Armes Echo! Jetzt begann ein trauriges Dasein. Wenn Lust und Liebe zu einer Beschäftigung verloren sind, so ist es die reine Qual, sie fortsetzen zu müssen. Man kann sich daher vorstellen, mit welchem Widerwillen das Echo nun tagaus, tagein nicht nur den Namen jedes Reisenden, sondern auch den seiner Liebsten und ähnliche Gemeinplätze wiederholen mußte. Anfangs hatte es den ganzen Namen klar und volltönend nachgerufen, jetzt beschränkte es sich größtenteils verdrossen und gereizt auf die letzte Silbe, aber verstummen durfte es nicht, und das war eben der Aerger, den es nicht überwinden konnte. Ganz vereinzelte Male ließ sich das Echo durch etwas ungewöhnlichere Zurufe ein wenig zerstreuen und seiner trüben Stimmung entreißen, wie zum Beispiel eines Abends, als drei mutwillige Buben, die der Schule kaum entwachsen waren, ihm eine ganze Reihe ungezogener Redensarten zuriefen. Es ist traurig, aber wahr: das Echo war so entartet, daß es mit dem allergrößten Vergnügen diese Ungezogenheiten nicht bloß einmal, sondern zweimal aus vollem Halse zurückschrie. Aber am Morgen des ersten Pfingsttages dachte das Echo: Nein, ich halte es nicht länger aus. Ein Gesangverein hatte ihm durch unermüdliches Geschrei am Eingang der Schlucht die halbe Nacht verdorben, und es war aus diesem Grunde noch zorniger als sonst auf die gesamte Menschheit.„Zehnmal lieber Löwengebrüll und heisere Kameeltreiber als so ein vierstimmiger Gesangverein, uha!... Und heute ist Pfingstsonntag, das sind angenehme Aussichten! Nein, ich werde verrückt! Ichwill hier fort, mit Gutem oder Bösem, das ist jetzt entschieden... Aber wie?“ Und das Echo grübelte und grübelte, bis ihm plötzlich ein Gedanke kam, ein so glänzender Gedanke, daß es in seine Schlucht hineinkicherte. Vom frühen Morgen an war der Menschenandrang groß; alle wollten natürlich das Echo hören, und dieses zeigte sich von seiner besten Seite, es schien sich selbst übertreffen zu wollen. Unter den Pfingstgästen befand sich auch die ganze erste Klasse eines Mädcheninstituts aus der nächsten Stadt; zwei Klassenlehrerinnen und die Vorsteherin selbst waren dabei, damit alles recht ordentlich zuginge. Mit großer Umsicht wurde die ganze Schar an der richtigen Stelle aufgestellt, eine der Lehrerinnen trat vor und rief mit ihrer nicht sonderlich klangvollen Stimme: „Dora!“ Dies war eine zarte Aufmerksamkeit gegen die Vorsteherin, welche diesen Namen führte. Aber diese Aufmerksamkeit kam der armen Lehrerin teuer zu stehen; eine totenstille, erwartungsvolle Pause von einigen Sekunden, da ertönte— o Schrecken— aus der Schlucht heraus mit kräftiger Stimme ein Wort, ein sehr ungezogenes Wort, eines von denen, welche das Echo von den drei mutwilligen Buben gelernt hatte. Die Lehrerin wäre beinahe in Ohnmacht gefallen; aber die Vorsteherin, welche leider nicht den Zuruf, sondern nur die Antwort gehört hatte, warf der Unglücklichen einen niederschmetternden Blick zu und sagte, bebend vor Entrüstung: „Sie sind augenblicklich entlassen, meine Beste!“ Um alles wieder gut zu machen, trat sie nun selbst vor und rief:„Goethe!“ ein Wort, was doch jedenfalls über alles Zweifelhafte erhaben war. Eine Pause folgte, länger als die vorige; dann kam, rollend wie Donner und schmetternd wie Gerichtsposaunen, das schlimmste Wort, das unpassendste von all den vielen unpassenden, welche das Echo kannte, und als sei es bange, nicht recht verstanden worden zu sein, wiederholte es das Wort zweimal ohne die geringste Abkürzung. Die Vorsteherin verfiel in Krämpfe und die jungen Mädchen kicherten, aber der Skandal war nun einmal geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Damit indessen die Leute der Umgegend nicht geschädigt würden, wenn sich das Gerücht verbreitete, kein Mensch, der Sinn für das Schickliche habe, könne mehr auf ein so ungezogenes Echo hören, versetzte Sankt Peter es ohne weiteres. Auf eine gewisse Weise hatte also das Echo seinen Willen durchgesetzt; aber ob es nun zufrieden war, ist doch sehr die Frage. Zur Strafe für sein unanständiges Betragen und seinen Eigenwillen kam es nun nach Spitzbergen zwischen zwei nackte Klippen mitten im brausenden Meer. Ein schnaubender Walfisch und ein brummender Eisbär unterbrechen nur selten die drückende Stille, und die Kälte soll dort so empfindlich sein, daß das Echo, nach dem Bericht eines alten Walfischfängers aus der Gegend, fast eingefroren sein soll. &am Commern, 27.Aug.1900. Vorige Woche wurden in der Nähe des Dörfchens Eicks, etwa 30 Minuten von der nach Zülpich führenden römischen Heerstraße entfernt, durch Hrn. Religionslehrer Klemmer aus Düren bedeutende Substruktionen eines römischen Gebäudes entdeckt. Aus Eifeler Sandstein, wie er sich in der Nähe vorfindet, in beträchtlicher Stärke hergestellt, erstrecken sich dieselben durch mehrere Parzellen und liegen an den tiefer gelegenen Teilen des abschüssigen Geläudes kaum 40 Centimeter, an den höher gelegenen etwa 75 Centimeter unter der Ackerkrume. Vorläufia wurden Sonntag, 2. Sept. 1900. eine Anzahl Mauerläufe festgestellt, sowie zwei Gemächer beinahe vollständig bloßgelegt. Dabei fanden sich an kleineren Stücken einige Münzen von Cäsar bis Constantin, eine Lanzenspitze, verschiedene Gebrauchsgegenstände aus Eisen, einige Haarnadeln und Teile von solchen mit zierlich gearbeiteten Köpfchen aus Horn, und ähnliches. Die zahlreich vorhanden gewesenen Gefäße aus Thon und terra sigillata sind durch den Zusammenbruch des Gebäudes derart zerschlagen, daß es bis jetzt nicht gelungen ist, eines derselben unverletzt oder auch nur zusammensetzbar zu erhalten. Dagegen tragen die Wände stellenweise noch den in schönem Rot gestrichenen Kalkverputz in Daumendicke; in einem Gemache fand sich der Boden aus Lehm gestampft, in einem anderen war er aus Kalk mit eingemischtem Kleinschlag von römischen Ziegeln hergestellt. Endlich wurde bei Erforschung der Mauerläufe am Samstag auch die unterirdische Heizvorrichtung(hypokaustum) gefunden. Bis jetzt sind 17 aus runden und achteckigen Backsteinen hergestellte Säulchen, welche den darauf liegenden Boden trugen, konstatiert. Die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten gestatten den Schluß, daß es sich um die Villa eines reichen Römers handelt, vielleicht sogar, da die sämtlichen umliegenden Aecker mit Fundamenten durchsetzt sein sollen, um einen ganzen Villenkomplex. Zahlreiche Klumpen reiner Bronzeschlacke lassen darauf schließen, daß die Gebäude in einer furchtbaren Feuersbrunst untergegangen sind. Spuren von Mosaik ergaben sich bis jetzt nicht. In der Nähe sollen nach Aussage der Parzelleninhaber auch Gräber mit Steinsärgen aufgedeckt worden sein. R Aus dem Rheinaau, 26.Aug.1900. Wie erinnerlich, hatten die rheinischen Philisterzirkel des Verbandes der katholischen Studentenvereine Deutschlands nach dem großen Bootsunglück bei Bingen am 17. April sofort beschlossen, für die Bergung und Beerdigung der Verunglückten zu sorgen und ein bleibendes Gedenkzeichen für letztere zu stiften. Es erging deshalb an die Alten Herren des Verbandes ein Aufruf in diesem Sinne. Er hatte das schöne Ergebnis von etwa 13,000 M. Für den oben zuerst erwähnten Zweck wurden etwa 3500 M. verausgabt, wobei jedoch zu bemerken ist, daß die Eltern von vier Verunglückten von dem Anerbieten des Verbandes keinen Gebrauch machten. Ueber die Errichtung eines Denkmals für die Ertrunkenen sowie über die Art und die Größe eines solchen wurden verschiedene Ansichten in den beteiligten Kreisen laut. Das Komitee glaubte zwischen den verschiedVorschlägen die Mitte halten zu müssen und beschloß, ein von etwa 2000 M. dafür anzusetzen. Von dem arspriingechen auf dem Wege zum Rochusberg ein monumentales Kreuz oder dergleichen zu errichten, nahm man Abstand, da der Rektor der Rochuskapelle, Herr Geistl. Rat Engelhardt aus Bingen, so entgegenkommend war, eine Wandfläche der Kapelle selbst zu diesem Zwecke zur Verfügung zu stellen. Es ist dies an der Außenseite der prächtigen Rochuskapelle und zwar die Fläche unter dem mittleren Chorfenster, welches, weithin sichtbar, gerade nach dem Rhein schaut. Welcher Art das dort anzubringende Relief sei, soll dem Erbauer der Kirche, Hrn. Diöcesanbaumeister Meckel aus Freiburg überlassen bleiben. Ferner wird ein Seelenamt gestiftet, welches alljährlich, womöglich am Osterdienstag bzw. Ostermittwoch(der Tag steht noch nicht fest), in der Rochuskapelle bei Bingen abgehalten werden soll. Die drei durch das Unglück verwaisten Kinder haben in drei guten katholischen Familien ein neues Heim gefunden; es braucht deshalb vom Verbande zunächst nicht weiter für dieselben gesorgt zu werden. Immerhin wird der Rest der eingegangenen Summe— die kleinere Hälfte— von dem Rheingauer Philisterzirkel verwaltet, bis die Erziehung dieser Kinder abgeschlossen ist. Außer dem Gedenkzeichen an der Rochuskapelle wird auch in der Klosterkirche zu Marienthal, dem Wallfahrtsort des Rheingaus, eine einfache Marmorgedenktafel mit dem Namen der Verunglückten angebracht. Wie wir hören, wird dieselbe am 9. September, dem Schlußtag der diesjährigen Missionsandachten zu Marienthal, feierlich eingeweiht und eingesetzt werden. * Honnef, 29.Aug.1900. Die Franziskanerinnen(Mutterhaus Heidhuisen in Holland), die in Remagen und Nonnenwerth Pensionate leiten, haben gestern die Thelensche Villa angekauft. Es ist die nämliche Villa, in welcher die Königin von Schweden mit Vorliebe Absteigequartier nahm. Die Schwestern werden hier eine höhere Mädchenschule und Pensionat leiten. Von der Aager, 28.Aua.1900. Unsere Sekundärbahn, die bekanntlich auf längere Strecken die Landstraße benutzt, hat in diesen Tagen wiederum zwei Opfer gefordert. In der Nacht von Samstag auf Sonntag überfuhr der Personenzug in der Nähe der Haltestelle Rebbelroth einen Arbeiter. Derselbe erlitt so schwere Verletzungen, daß ihm ein Bein amputiert werden mußte. Gestern Abend zwischen 10 und 11 Uhr wurde ein Mann ans Mühle vom Güterzug in der Nähe von Friedrichsthal überfahren und auf der Stelle getötet. Dem Unglücklichen war der Kppf vom Rumpfe getrennt worden. * Düsseldorf, 24 Aug.1900. Nach Verübung von Wechselfälschungen in Höhe von etwa 600,000 M. war vor einiger Zeit aus Düsseldorf der Bauunternehmer Heinrich Mertens flüchtig geworden. Er wurde unter Zusicherung einer Belohnung von 1000 Mark an denjenigen, der die Verhaftung bewirken würde, steckbrieflich verfolgt. Die Berliner Polizei hat den Flüchtigen nunmehr festgenommen. 0 Düsseldorf, 27 Aug.1900. Heute Nacht geriet auf dem Hauptbahnhofe hier der Zugführer des um 12 Uhr in der Richtung Hagen (Westf.) abgehenden Eilgüterzuges zwischen zwei Wagen und wurde totgedrückt. pl Oberhausen, 29.Aug.1900. Der hiesigen Polizei gelang es, einen aus dem Zuchthause in Werden entsprungenen Verbrecher Namens Th. Giesenar zu verhaften, als er gerade im Begriff war, nach Holland abzudampfen.— Auf dem neuen Blechwalzwerk der Gutehoffnungshütte stürzte ein Schlosser aus Sterkrade von einem, Seite 2 Kölner Local-Anzeiger Nr. 239= Sonntag, 2. September 1900 hohen Gerüst ab und erlitt einen Schädelbruch, sodaß der Tod sofort eintrat. 0 Krefeld, 30.Aug.1900. In dem benachbarten Hüls hat gestern ein junger Mann seinen sechzigjährigen Vater, der dem Trunke ergeben war, mit einem Stück Holz erschlagen. Der unmenschliche Sohn war erst nach Krefeld gefahren und hatte auf dem hiesigen Standesamte den Tod seines Vaters angemeldet; dann begab er sich nach Hüls und verübte die schreckliche That. Mülheim(Ruhr). 30.Aug.1900. Heute Morgen wurde der 52 Jahre alte Fabrikarbeiter Wilhelm Karbach, im Hause Löhberg Nr. 23 wohnend, tot im Bette liegend aufgefunden. Eine Schwester des Verstorbenen war ebenfalls dem Tode nahe, wurde jedoch noch rechtzeitig aus dem mit Gas stark angefüllten Zimmer entfernt und in das hiesige Krankenhaus gebracht. Der herbeigerufene Arzt stellte als Ursache des eingetretenen Todes Stickluft fest, die wahrscheinlich infolge einer gestern im Straßenkörper vorgenommenen Reparatur der Gasleitung in das Schlafzimmer eingedrungen war. 0 Dülken, 27.Aug.1900. In einer Versammlung des Komitees für die Errichtung eines Kaiser=Friedrich=Denkmals wurde einmütig beschlossen, statt eines Denkmals aus Stein und Erz eine Volksbadeanstalt unter dem mamen Kaiser=Friedrich=Bad zu errichten. Die Anstalt soll 70,000—80,000 M. kosten. e Hörde, 28.Aug.1900. An einem Neubau hierselbst brach ein Gerüst, infolgedessen zwei Maurer etwa 15 Meter tief abstürzten. Einer von ihnen ist bereits an den erhaltenen schweren Verletzungen gestorben, während der andere hoffnungslos daniederliegt. G Heiligenstadt, 27.Aug.1900. Beim Baden ertrank gestern Nachmittag der elfjährige Sohn eines Postboten in Birkungen im dortigen Teiche. ∆ Kassel, 26 Aug.1900. Bei einem furchtbaren Unwetter, welches sich vorgestern im Ederthal entlud, schlug der Blitz in das Gehöft eines Gutsbesitzers in Bergheim, traf den 16 Jahre alten Sohn des Besitzers, welcher oben auf dem Scheunenboden beschäftigt war und tötete ihn auf der Stelle.— In Richstein im oberen Ederthal wurde ebenfalls ein Mann vom Blitz erschlagen. Eine größere Anzahl Feuersbrünste sind dort durch Blitzschlag entstanden. Auch hat der Hagel im Oberhessischen Hinterlande strichweise großen Schaden angerichtet.— Ein Waffenmeister im hiesigen hessischen Feldartillerieregiment Nr. 11, welcher wegen verschiedener Strafthaten angezeigt war, erschoß sich aus Furcht vor Strafe. 7 Marienhafe(Kreis Norden), 31.Aug.1900. Durch den Einsturz eines Gerüstes an der Freesenborgschen Mühle verunglückten sieben Personen. Ein Anstreichergehülfe blieb tot, der Müller Freesenborg und ein Gesellessind schwer, fünf Anstreicher leicht verletzt. M umoura, 28. Ang.1900. Ein Eisenbahnunglück ereignete sich heute Nacht am Kirchenpauerquai. Infolge falscher Weichenstellung lief ein Zug gegen eine Reihe mit Kohlen beladener Waggons. Der Lokomotivführer Wood und der Heizer Darver erlitten lebensgefährliche Verletzungen, letzterem wurden beide Beine abgequetscht. Ib Mainz, 29.Ang.1900. Auf einer Rheinreise von Bingen hierher ist gestern Abend einer englischen Familie von Langfingern eine Reisetasche mit sehr wertvollem Inhalt gestohlen worden. Der größte Teil des Inhaltes der Tasche bestand aus wertvollen Schmucksachen, die mit zahlreichen Brillanten besetzt sind. Ein Teil der Gegenstände ist mit II. C. D. gezeichnet. Bisher ist noch keine Spur der Diebe ermittelt. + Speyer, 29.Aua.1900. Die anthropologische Untersuchung der Gebeine, welche in den drei ehemals zerstörten Königsgräbern westlich hinter der Salierreihe gefunden wurden, führte zur Ausscheidung von fünf verschiedenen Skelettfragmenten. Schädelbruchstücke, welche eine darfe Schnittwunde aufweisen, lassen vermuten, daß wir es in dem einen Fragmente mit König Albrecht., aus dem Hause Habsburg, zu thun haben, der am 1. Mai des Jahres 1308 nahe der Reuß ermordet wurde. Demselben Herrscher würde dann das in diesem Grabe gefundene kurze Schwert zuzuweisen sein, dessen Stilisierung durchaus für die Zeit um 1300 paßt. Die in demselben Grabe gefundenen Skelettreste eines zierlich gebauten weiblichen Körpers können mit einiger Wahrscheinlichkeit der Kaiserin Beatrix zuerkannt werden, der Gemahlin Kaiser Friedrich Barbarossas. Nach sicherer Ueberlieferung ist 1309 in ihrem Grabe König Albrecht I. beigesetzt worden. Die Ueberreste des männlichen Körpers aus dem nach Norden unmittelbar anschließenden Grabe gehören wahrscheinlich dem Könige Adolf von Nassan an. Die wenigen demselben Grabe entnommenen Ueberbleibsel eines jugendlichen Körpers stammen, wie vermutet werden darf, von der Prinzessin Agnes, der hier beigesetzten Tochter Friedrich Barbarossas. Auf diese Annahme führt auch der Umstand, daß diesem Grabe Bruchstücke einer Kassette entnommen wurden, in welcher 1309 die damals bereits aufgelösten Gebeine der Prinzessin dem Sarge König Adolfs beigegeben worden sind. Nach den Ergebnissen der bisherigen Untersuchung drängt sich die Schlußfolgerung auf, daß die spärlichen Ueberreste eines in höherem Lebensalter per woreenen Mannes, welche im Schutte gegen Süden unmittelbar neben König Albrechts Grab gefunden wurden, alles darstellen, was uns von Könia Rudolf l. aus dem Hause Habsburg erhalten ist. Der am 17. August in derselben Reihe weiter nach Süden in einem Blei sarge in ünberührtem Zustande aufgefundene Herrscher darf mit ziem licher Sicherheit als König Philipp von Schwaben rekognosziert werden, der 1208 in Bamberg ermordet und 1216 nach Speyer übertragen worden ist. Die nähere Untersuchung des Sandsteinsarkophages in der vordersten Westreihe ließ in der hier bestatteten Leiche einen Bischof, wahrscheinlich aus der Zeit des elften Jahrhunderts, erkennen. Die Fortsetzung der anthropologischen Untersuchung der in der sogen. Königsreihe gefundenen Skelettfragmente wird voraussichtlich zu bemerkenswerten neuen Ergebnissen führen. In der hintersten, am weitesten nach Westen gelegenen sogen. Bischofsreihe wurde die Aufdeckung eines stark zerstörten Grabes begonnen. In der vordersten (Kaiserreihe) ist neben dem Grabe der Kaiserin Gisela der schwere Deckstein eines noch weiter nach Süden gelegenen Grabes freigelegt worden. Man hofft, hier die Gebeine der Kaiserin Bertha, der Gemahlin Heinrichs IV., zu finden. Die Entzifferung der langen Inschrift auf der großen Bleitafel, welche dem Grabe der Kaiserin Gisela entnommen wurde, ist weit vorgeschritten. Sie enthält bemerkenswerte An gaben über die Zeit ihrer Geburt, ihres Todes und ihr Begräbnis. B Heidelberg, 28 Ang.1900. Großfener brach im benachbarten Plankstadt in der Montag=Nacht gegen 1 Uhr aus und verbreitete sich, vom Winde begünstigt, mit fabelhafter Schnelligkeit. Die von weit und breit herbeigeeilten Feuerwehren konnten dem Element nichts anhaben, umsoweniger, als genügend Wasser zum Löschen fehlte. In drei Stunden lagen beinahe die ganze Wieblingerstraße und außerdem einige benachbarte Bauernhäuser in Asche. 30 obdachlose Familien, welche nur das nackte Leben retten konnten, durcheilten weinend und jammernd die Straßen, während das Vieh auf den Feldern umherrannte und ein fürchterliches Geheul ertönen ließ. Als das Feuer am nächsten Vormittag endlich auf seinen Herd beschränkt worden war und zu erlöschen begann, bot sich dem Auge ein überaus trauriger Anblick dar. Neben 25 Wohnhäusern sind 48 Scheunen mitsamt der Ernte und außerdem eine Unmenge Vieh jeglicher Art verbrannt. Zum Glück sollen die Beschädigten meist versichert sein. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht aufgeklärt. draußen vorgeht. Der Deutsche Reichs=Anzeiger und die Nordd. Allg. Ztg. haben dieser Tage Beschwerde darüber geführt, daß der deutsche Oberbefehlshaber über die verbündeten Truppen in einem Teile der deutschen Presse vom parteipolitischen Standpunkte verunglimpft werde. Vor Verunglimpfungen sollte in der That dieser hohe Militär geschützt sein; aber hat man nicht das Recht, eine Kritik zu üben, wenn dieser Kritik Stoff geboten wird? Eine Verunglimpfung ist doch nicht darin zu erkennen, wenn der Ueberschwang verschiedener Kundgebungen getadelt wird, die man dem scheidenden General dargebracht, als wenn er schon der gekrönte Sieger wäre und nicht erst ins Feld zoge; wenn man weiter es als eine dramatische Uebertreibung kennzeichnet, daß Graf Waldersee feierlich erklärt, er werde seinen Leute niemals ein„Zurück" zurufen. Das dringendste Interesse kann einen Rückzug fordern, nachdem unvorhergesehene Umstände— und sollte beispielsweise das chinesische Klima nicht solche zeitigen können?— einen solchen unumgänglich gemacht haben. Nicht bloß in politischen Dingen soll man nichts verschwören. Sehr bemerkt wird auch, was die Nordd. Allg. Ztg. über die Geschichte der Wahl des Grafen Waldersee zum Oberbefehlshaber erzählt. Nachdem der russische Regierungsbote die Ernennung auf eine deutsche Anregung zurückgeführt, nachdem im scharfen Gegensatz hierzu der deutsche Kaiser den Zaren als den Urheber der Ernennung bezeichnet hatte, spricht die Nordd. Allg. Ztg. vom deutschen Auswärtigen Amt als derjenigen Instanz, die bei der Ernennung vorbereitend und abschließend mitgewirkt habe. Das ist unklar, doppeldentig im Gegensatz zu der Aeußerung des Kaisers. Bezüglich der Kosten, welche die deutsche Chinaexpedition verursachen soll, wird jetzt ein Ueberschlag in der Presse veröffentlicht, welcher auf die runde Summe von 100 Millionen Mark hinauskommt. Ganz genau kann diese Angabe natürlich nicht sein, unmöglich ist es aber nicht, daß die Dauer der Expedition und unvorhergesehene Umstände die Kosten noch höher auflaufen lassen werden. Wird aus diesem Grunde schon fast allgemein immer dringender empfohlen, den Reichstag mit der Sache zu befassen, so kommt noch hinzu die staatsrechtliche Frage, die sich aus der Verleihung von besonderen Fahnen an die neuformierten Truppenverbände der ostasiatischen Expedition ergiebt. Bisher hat man in Preußen Fahnen an zeitweilige Truppenformationen nicht verliehen; ist also die Bildung der neuen Regimenter wegen der ihnen verliehenen Fahnen als etwas Dauerndes anzusehen? Haben wir in ihnen die Anfänge eines deutschen Kolonialheeres zu erblicken? Für die Notwendigkeit eines solchen sind die unbedenklichen Freunde deutscher Expansions= und Annexions= politik ohne weiteres eingetreten, aber wenn mit einem solchen Plane Ernst gemacht werden sollte, dann kann unter keinen Umständen von der verfassungsmäßigen Genehmigung durch die Volksvertretung Umgang genommen werden. In den Kreisen des Bundesrats, wenigstens bei den preußischen Bestandteilen desselben, scheint wenig Neigung zu herrschen, demnächst dem Reichstag die chinesische Angelegenheit vorzulegen; die Nordd. Allg. Ztg. wenigstens erklärte so ganz von oben herab, daß das nicht geplant sei. Freiwillige Regierungskommissare in der Presse meinen, man müsse so wie so bis Oktober warten, weil erst dann die Berichte aus der Gesandtschaft vorliegen könnten, ohne die man im Reichstag doch zu keinen Verhandlungen schreiten könne. Und wenn man einmal bis Oktober warte, dann könne es auch gleich bei dem sonst üblichen Einberufungstermin des Reichstages— November— bleiben. Es macht ganz den Eindruck, als wenn in den Augen der Träger dieser Auffassung der Reichstag nur als ein leider unumgängliches Uebel erschiene. Zwischen China und den Mächten besteht bekanntlich amtlich kein Kriegszustand, eine Fiktion, die sich eigentlich schon nicht hat aufrechterhalten lassen, nachdem man in aller Form Kriegsbeute gemacht hat, von der bekanntlich den Deutschen ein schöner Torpedokrenzer zugefallen ist. Die Russen haben sich vieler Stücke des Geschützmaterials bemächtigt, das sie auf dem Wege nach Peking antrafen; aus den Berichten der russischen Militärs leuchtet die Freude hervor über diese Erwerbungen, welche meist Erzeugnisse der Kruppschen Fabrik sind. Die Amerikamer möchten China möglichst geschont wissen, und ihre Regierung hat auf Grund dieser Politik dem Gesandten Conger in Peking die Schmach angethan, ihn für parteiisch in den chinesischen Angelegenheiten zu erklären, ihm die Berichterstattung über die politische Lage zu entziehen und dem General Chaffee zu übertragen, als wenn Chaffee die Vorgänge während der Belagerung der Gesandtschaften und deren Ursachen besser kennte und zu beurteilen wüßte wie ein Augenzeuge dieser Vorgänge.„Aber Conger hat einen für seine Regierung zu tiefen Einblick in die Verantwortung der amtlichen chinesischen Kreise gethan, und seine bisherigen Berichte fielen nach der Auffassung des Washingtoner Kabinetts zu scharf— also nicht unparteiisch aus. Die Befehlshaber der verschiedenen Mächte haben in Peking eine militärische Regierung eingerichtet, in der jede beteiligte Macht durch einen Offizier vertreten ist. Unter dieser Regierung, oder besser Stadtverwaltung stehen die für die einzelnen Stadtteile zur Aufrechterhaltung der Ruhe eingesetzten„Komitees", unter denen man nach Lage der Dinge wohl Militärkommandos zu verstehen hat, denn das Civil, und gar das chinesische, hat dabei doch wohl kaum mitzuwirken. Die kaiserlichen Paläste sollen peinlich geschont werden, und man hat sie nicht einmal besetzt. Geplündert haben die fremden Truppen aber doch, denn es wird von Schätzen gesprochen, deren sich Russen und Japaner bemächtigt hätten. Die erste deutsche Abteilung ist am 17., zwei Tage nach der Einnahme Pekings, in dieser Stadt angelangt. Wenn nun aber diese Einnahme ohne deutsche Mit wirkung vor sich ging, so haben doch die Deutschen bei den vorhergegangenen kriegerischen Vorgängen ganz hervorragend mitgewirkt, was ihnen jetzt durch viele Zeugnisse aus fremdem Munde bestätigt wird. Engländer und Russen machen sich gelegentlich den Ruhm der Tapferkeit und des Erfolges streitig, sind aber jedesmal einig darin, daß sie diesen Ruhm mit den Deutschen zu teilen haben. Gegenwärtig scheinen auch die beiden deutschen Seebataillone, die aufänglich zur Sicherung des Weges nach Tientsin Verwendung finden sollten, sich in Peking zu befinden. Da die Berichterstattung aus Peking nach Tientsin=Taku nach wie vor mangelhaft war, offenbar infolge der fortdauernden Unsicherheit des Telegraphen, bekam man gleichzeitia Altes und Neues, meist sich Widersprechendes, vorgesetzt. So sollte nach dem einen Bericht Peking ganz von den Boxern gesäubert sein, nach dem anderen stand in der Chinesenstadt, also dem südlichen Teile Pekings, noch eine starke Boxermacht. Nach dem einen Bericht war die kaiserliche, verbotene Stadt mit dem Kaiserpalast noch nicht von fremden Truppen betreten, nach einem anderen hatten Franzosen und Russen dieselbe längst eingenommen. Weiter sollte die Kaiserin mit dem Hofe bereits Singan im entfernten Schensi auf der Flucht erreicht haben, dann aber wieder 130 Kilometer südwest lich von Peking durch japanische Reiterei umzingelt worden sein, wobei der Kaiser Kwang=sü sich unter japanischen Schutz gestellt haben sollte. Ueber den Prinzen Tuan wurde auch allerhand Widersprechendes erzählt. Nach der einen Angabe sollte er sich in Peking befinden; bestätigte sich dies, so konnte der Hauptschuldige bei den jetzigen blutigen Vorkommnissen der gerechten Strafe nicht entgehen. Dann aber wurde gemeldet, Tuan sei im Kampfe mit den Japanern gefallen. Eine Abteilung Russen, Japaner und Deutsche sollte südwärts von Peking gerückt sein, um die etwa angesammelten chinesischen Streitkräfte zu zersprengen. Weiter sollten die fremden Truppen nur die nötigste Bedeckung in Peking gelassen haben, um ins Innere vorzurücken. Kurz, eine Sammlung von Nachrichten, die zum Teil schon deshalb nicht wahr sein konnten, weil sie die fremden Befehlshaber als geradezu leichtsinnig hinstellten. Ueber die Grausamkeiten, welche durch die chinesischen Fanatiker an Missionaren und chinesischen Christen verübt worden sind, gehen nach und nach herzergreifende Berichte ein. So haben Bischof Fautosati und der Franziskauer Gambaro laut Briefen aus Hankau ein furchtbares Martyrium durchgemacht, ehe sie durch den Tod erlöst wurden. Man muß leider aus diesen Fällen auf viele andere schließen, über die noch nichts Genaueres vorliegt. Wahrscheinlich ist auch der apostolische Provikar Msgr. Freinademetz nebst einem Missionsbruder in Puoly grausam hingemordet worden. Gegen den Mörder des Königs Humbert von Italien, Gaetano Bresci, fand am 29. August vor den Geschworenen in Mailand die Prozeßverhandlung statt. Einige Mühe hatte man, dem Angeklagten einen Rechtsbeistand zu bestellen. Offizialverteidiger wurde dann der Advokat Mortelli, während ein römischer Anarchist, Advokat Merlino, sich der Sache auf Brescis Verlangen annahm. Merlino suchte in seinem Plaidoyer die anarchistische Anschauung zu begründen, so daß der Präsident gezwungen war, ihn am Weiterreden zu hindern. Bresci blieb während der Verhandlung seinem bisherigen cynischen Verhalten treu. Da in Italien die Todesstrafe abgeschafft ist, konnte als höchstes Strafmaß gegen ihn nur lebenslängliches Zuchthaus ausgesprochen werden; die sieben ersten Jahre sollen noch durch Einzelhaft verschärft werden. Im Burenkriege sammeln die Engländer jetzt ihre Anstrengungen gegen Louis Botha an der Delagoabahn. Lord Roberts, Buller, French, Dundouald und noch andere englische Generale setzen dort den Buren hartnäckig zu, welche sich in sehr gedehnter Nordsüdlinie mit Machadodorp als Centrum aufgestellt hatten. Es gelang den Engländern unter großen Verlusten, für die sie sich mit der Behauptung trösten, es seien sehr viele Buren gefallen, das Gelände südlich der Bahn zu säubern, auch Machadodorp selbst in ihre Gewalt. General Freuch ist bereits weit nördlich vorgestoßen, auf Lydenburg zu. Für die Buren ist das Gelände wegen seines sehr unregelmäßigen Charakters günstig; dasselbe möglichst auszunutzen, ist für sie auch eine dringende Notwendigkeit, da es sich jetzt um den letzten Verzweiflungskampf handelt. Kleinere Zusammenstöße werden die Engländer voraussichtlich aber noch lange in Atem halten, wenn es ihnen auch gelungen sein sollte, das letzte Hauptheer der Buren zu zersprengen. Dewet ist nämlich wieder nach dem Oranjefreistaat zurückgekehrt und wird dort neue Scharen um sich sammeln. Heilbron und Winburg sind dort diejenigen Punkte, wo die Engländer neuerdings wider Erwarten haben kämpfen müssen. Dabei wurde ihnen die Genugthuung, daß der Burengeneral Olivier in ihre Hände fiel. In England hatte die Ungeduld einen sehr hohen Grad erreicht, und darum ist man dort jetzt um so zufriedener, weil Lord Roberts Ernst macht. Selbst große Verluste nimmt man dabei gern in den Kauf, wenn man nur einen entscheidenden Erfolg sieht. Sehr entrüstet sind die Engländer daheim über die fortgesetzten Feindseligkeiten im Oranjefreistaat. Nachdem England die Annexion desselben ausgesprochen, hätte dergleichen dort nicht vorkommen dürfen. Aber der Besitz ist nun einmal noch nicht so unbedingt sicher, weil die Buren sich nicht so ohne weiteres fügen. Daß letzteres nicht geschieht, wird der angeblich allzu großen Milde des Lord Roberts zum Vorwurf gemacht. Roberts hat nicht genug gesengt, gebrannt, zerstört, geplündert, erschossen. Er soll wie ein Attila wüten, dann erst ist die englische Ungeduld befriedigt. Im großen und ganzen hat Lord Roberts dieser Ungeduld schon weit mehr Zugeständnisse gemacht, als der Ruf eines humanen Feld herrn duldet; namentlich die rohe Behandlung, die er den fremden Ansiedlern in Johannesburg hat angedeihen lassen, wird ihm nicht vergessen werden. Er hat viele hundert derselben aus dem Lande ins Elend getrieben, darunter auch viele Deutsche. Gegenwärtig ist das deutsche Auswärtige Amt mit der Beschwerde dieser Deutschen gegen England beschäftigt. Das Eisenbahnunglück bei Konstanz. Ueber den schweren Eisenbahnunfall am 29. August bei Konstanz schreibt ein Augenzeuge der Köln. Volksztg. Ein schauriges Unglück ereignete sich abends auf der Eisenbahnstrecke Radolfzell=Konstanz. Als der 5 Uhr 15 Min. in Radolfzell abfahrende Schnellzug nahe der Station Hegne war— wo er nicht auhält—, entgleiste der von zwei Lokomotiven geführte Schnellzug auf schnurgerader Linie. Die vordere Maschine wurde auf die rechte Böschung hinübergeschleudert, die zweite bohrte sich gänzlich in den kiesigen Untergrund, während ihr Tender total umgeworfen wurde, so daß die Räder gen Himmel schauten. Die nächsten sechs langen Waggons neueren Baues waren grauenhaft zertrümmert, teils übereinander, teils ineinander getrieben, und teilweise in Splitter zerrissen; mehrere Waggons, die gerade an eine in einen Hügel eingeschnittene Stelle zu stehen kamen, wurden unglaublicherweise mehrere Meter auf die linke Böschung hinaufgeworfen. Die drei letzten Wagen des Zuges sind unversehrt geblieben. Aus dem Eilzuge wurden bis jetzt drei Tote und gegen zwanzig Verwundete hervorgezogen. Führer und Heizer konnten noch abspringen. Auch das Personal scheint gerettet zu sein. Die Barmherzigen Schwestern des kaum fünf Minuten entlegenen Provinzhauses Hegne, o gerade mit Verbau Beistand, in lagen ins die Schiene die ½ Mete Strecke an sehr nun w strecke nac achgiebig ahnarbeite nahen ußerdem Sommer an ind das zw verkehr stock twa zehn 2 rwartete B sauern. Von and schrieben: son Frankft 5 Minuter ei der Fal sen Geleiser chwellen, di m. daß, de nier dem enkte, daß wischen die die Aussage nige Male olche! Stöß aus den PersonenDie vordere sch in den dem sollständig Württember ahen Mu renügend V Hülfszug m Radolfzell Meter zersti Vagen, wa llenschenleb r. Charles rümmerung derr Fisch verstümmelt urin, an schwerverw ie einen ke rschütterung befinden sich erzählt, ihr ätte bei de eblos um herr Wall der Ursache früh besuch Großherzog ind spendet eigen und Fräulein F Kölner Local-Anzeiger Nr. 239= Sonntag, 2. September 1900. Seite 3. vo gerade gegen achtzig Schwestern in Exercitien weilten, kamen eilig mit Verbandzeug herab zur Unglücksstätte und leisteten hülfreichen Beistand, indem sie die Verwundeten verbanden und auf Senften und Wagen ins Kloster führten, wohin auch die Toten verbracht wurden. Die Schienen sind nach allen Richtungen geschleudert; die Strecke, sje ½ Meter aufgewühlt ist, gleicht einer Kiesgrube. Obwohl die Strecke an der Unglücksstätte schnurgerade ist, ist der kiesige Untergrund sehr feucht und reich an kleinen Quellen und Rinnsalen. Es mag nun wohl infolge des Regenwetters der letzten drei Tage die strecke nach der starken Dürre des Sommers stark angegriffen und nachgiebig geworden und so das Unglück verursacht worden sein. Bahnarbeiter meinen, die Strecke sei von jeher eine gefährliche und vom nahen See teilweise angefressene und unterwühlte Partie, und gußerdem bedenke man, daß die Strecke Radolfzell=Konstanz im Sommer außerordentlich belastet ist; täglich verkehren etwa 50 Züge, und das zweite Geleise läßt immer noch auf sich warten. Der Bahnserkehr stockt natürlich gänzlich, indem die Passagiere umsteigen und twa zehn Minuten über Felder zu Fuß gehen müssen, und die unzwartete Betriebsstörung dürfte mindestens fünf bis sechs Tage andauern. Von anderer Seite wird der Kölnischen Volkszeitung weiter gesschrieben: Der Zug, der bei Station Hegne entgleiste, war der on Frankfurt kommende Schnellzug 49, der in Konstanz 5 Uhr 5 Minuten nachmittags ankommen sollte. Das Unglück erfolgte ei der Fahrt über eine in Reparatur befindliche Kurve. Zwischen en Geleisen lagen der Länge nach neu einzusetzende große Eisenschwellen, die wohl Ursache des Unglückes sein dürften. Man nimmt hn, daß, da hier die Bahn ganz nahe dem See ist, das Geleise sich unter dem dahinfahrenden Zug tiefer in den aufgeweichten Boden einsenkte, daß eine der längsliegenden Eisenschwellen gepackt und quer wischen die Schienen gestemmt wurde. Für diese Annahme sprechen die Aussagen mehrerer Zugbeamten und Passagiere, daß man schon inige Male vorher Stöße verspürt habe, auf einmal seien mehrere #che! Stöße aufeinander gefolgt, dann ein Krach und der Zug aus dem Geleise gesprungen. Der Zug, der aus 2 Lokomotiven, # Personen= und 2 Gepäckwagen bestand, bildet ein wüstes Chaos. Die vordere Lokomotive liegt rechts vom Bahndamm, die hintere hat sich in den Boden eingebohrt. Die fünf vorderen Wagen liegen links eben dem Bahndamm aufeinander getürmt und sind fast sämtlich ollständig zertrümmert. Die erste Hülfe leisteten zwei Aerzte aus Württemberg und Oesterreich, die sich im Zuge befanden. Aus dem ahen Mutterhaus Hegne der Ingenbohler Schwestern waren henügend Verbandmittel zur Stelle geschafft. Von Konstanz ging ein hülfszug mit der Sanitätskolonne nach der Unglücksstätte ab, von Radolfzell erschien die Feuerwehr. Das Geleise ist auf etwa hundert Meter zerstört. Der Zug, besonders die zertrümmerten ersten fünf Wagen, war zum Glück schwach besetzt, sonst wäre der Verlust an Nenschenleben viel größer gewesen, so ging es mit drei Toten ab: hr. Charles Kohler aus Dublin, aus Neustadt gebürtig, mit Zerrümmerung der Hirnschale und mehrmals gebrochenen Gliedern, herr Fischhändler Wall aus Konstanz, dessen Oberkörper ganz erstümmelt ist, Frau Faustina Luzzati aus Monialvo bei urin, an der gar keine außeren Verletzungen zu sehen sind. schwerverwundet ist nur ein Fräulein Flood aus Dublin, ie einen komplizierten Unterschenkelbruch und eine schwere Hirnrschütterung erlitt. Unter den etwa 1½ Dutzend leicht Verwundeten efinden sich die Eltern des toten Mädchens Luzzati. Die Mutter rzählt, ihr dreizehnjähriges Töchterchen habe neben ihr gesessen, es sätte bei dem Unglück plötzlich einen Schrei ausgestoßen und sei dann eblos umgesunken. Ein Schaffner, der im selben Abteil saß, wo derr Wall war, verließ bei den ersten Stößen das Abteil, um nach der Ursache zu forschen, und entging so dem sicheren Tode. Heute früh besuchten Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Broßherzogin von Baden die Verwundeten im Konstanzer Stadtspital und spendeten Trost und Hülfe. Auch die Leichen ließen sie sich keigen und legten prachtvolle Blumenspenden an deren Bahren nieder. Fräulein Flood dürfte ihren Verletzungen wohl auch erliegen ** Auekdoten von König Humbert tauchen jetzt in Fülle auf. Als König Humbert einmal einen seiner gewohnten Spaziergänge in Nonza unternahm, bemerkte er zwei Knaben, die offenbar seine Person um Gegenstande ihres erregten Gespräches gemacht hatten. Der König hatte richtig geraten, denn plötzlich trat einer der Knirpse auf un zu, zog höflich sein Käppchen und richtete die Frage an ihn: „Entschuldigen Sie, Herr, aber nicht wahr, Sie sind nicht der König?“ „Und warum sollte ich es nicht sein, mein Lieber?"„Weil... wei....„Weil Sie keine Krone aufhaben, meint Beppo,“ half der andere Bursche seinem Gefährten aus der Verlegenheit.„Als ob die könige immer die Krone auf hätten,“ setzte er geringschätzig hinzu; ich aber weiß, daß Sie der König sind, denn wir haben ein Bild zu hause, ein sehr schönes Bild, das 20 Centesimi kostete; Beppo will's aber nicht glauben. Bitte schön, sagen Sie's ihm jetzt selber.“„Da du mich schon erkannt hast,“ sagte König Humbert, offenbar über die beiden Burschen sehr belustigt,„so will ich es nicht leugnen, daß ich der König bin. Bist du jetzt zufrieden?"„O, ich wußte es ja!“ rief Kleine triumphierend aus,„und nicht wahr, Sie tragen die Krone für an Feiertagen?"„Nein, mein Kind,“ entgegnete der König, sind dabei wurde er ernst,„nein, meine Feiertage sind gerade die, ich vergesse, daß ich eine Krone trage. Doch das verstehst du nicht. kamit ihr mich aber nicht vergeßt, meine kleinen Freunde, so will ich ich mein Bild geben. Es ist zwar nicht so schön wie das, welches zu Hause hast, aber doch etwas mehr wert.“ Und dabei gab er dem der Kinder ein blitzendes Goldstück. Ueberglücklich kehrten die knaben in ihr Dorf zurück, aus dem sie entwichen waren, um den konig zu sehen.— Als Mme. Adam(Juliette Lamber) eine Reise burch Italien machte, wurde sie dem Könige vorgestellt. Sie hatte ie Ruinen von Paestum besucht und schilderte nun begeistert ihre Eindrücke, rühmte den eigenartigen Reiz des öden und unbebauten kandes und der weiten, von Gott und Menschen verlassenen Einöde ind konnte sich nicht genug darin thun, von der Größe dieser Einamkeit zu schwärmen. Der König ließ sie sprechen; als sie zu Ende var, sagte er:„In der That, alle diese Gegenden sind voller Poesie, wer ich würde es vorziehen, dort weniger Poesie und mehr Kartoffeln sehen.“ * Komment.(Aus dem Bericht des Gendarmen Schwitzgäbele.) Ich betrat hierauf die Wirtschaft zum Blauen Storch, woselbst sich n einer Gefellschaft von Studenten der Einjährig=Freiwillige Maier and. Als sich derselbe bei meinem Eintritt nicht erhob, stellte ich wegen unterlassener Ehrenbezeigung zur Rede, worauf er mir in sschem Tone erwiderte, ob ich denn kein Komma im Leib hätte, was 9 nicht verstand, weshalb ich wegen dieser Beleidigung hiermit Strafintrag stelle.“ ##us der Schule. Der alte Ortspfarrer ist versetzt worden; Ls. Dorf hat ihm einen feierlichen Abschied bereitet. Nach einigen den erhält der Herr Lehrer von dem Geschiedenen aus dessen neuem Sohnort eine Karte, worin er noch einmal für die Ehrung dankt besonders auch der lieben Jugend einen freundlichen Gruß . Froh bewegt tritt der Herr Lehrer in die Schule.„Nun,“ N er,„von wem meint ihr wohl, daß diese Karte ist?" Da hebt der kleine Michel den Finger und ruft, als der Herr Lehrer ihm freundlich zunickt, herzhaft:„Von dei'm Schatz!“ ** Gauner=Humor. Im Comptoir des Samuel Goldmann verübt ein Gauner kurz nach Geschäftsschluß einen Einbruch. Während er eben mit dem Anbohren der eisernen Kasse beschäftigt ist, läutet plötzlich das Telephon. Kaltblütig giebt der Gauner auf die Frage, ob Herr Goldmann noch zu sprechen sei, die Antwort:„Herr Goldmann ist leider nicht mehr zugegen.“ ** Schlechte Ausrede. Vater:„Aber, Willi, jetzt ist's zwölf Uhr— und du wolltest doch nur ein einziges Glas Bier trinken!" Willi:„Ja, denke dir so'n Pech! Der Wirt konnte mir nicht auf 2 Mark herausgeben und da habe ich das Geld abtrinken müssen!" ** Bescheiden. Landwirt(der beglückwünscht wird, weil sein Ochs den ersten Preis der Mastviehausstellung erhalten hat):„Kinder, macht mich nicht so stolz, sonst denk ich schließlich noch, ich bin selbst der Ochs!“ ** Erster Gedanke. Onkel(Student, zu seinem kleinen Neffen): „Siehst du, Karlchen, da deine Mama nun Großmutter geworden ist, bist du somit jetzt ebenfalls Onkel.“ Karlchen:„So? Das heißt, das sage ich aber gleich von voruherein, aupumpen lasse ich mich aber einmal nicht!“ Kölner Kirchen=Kalender. Die frühesten h. Messen werden an Sonn= und Feiertagen morgens 5 im Dom und in der St. Josephs=Kapelle(Streitzeugg.)— die spätesten 11½ in Minoriten und in St. Maria=Himmelfahrt gehalten. Sonntag, 2. Sept. 13.Sonntag nach Pfingsten.(Evang.: Von den zehn Aussätzigen. Lukas XVII., 1I—19.)— Schutzengelfest.— Stephan von Ungarn.— Kinder=Kommunion: St. Severin(Knaben), St. Aposteln, St. Michael, St. Maria=Himmelfahrt. St. Kunibert, St. Johann=Baptist.— St. Maria im Kapitol: 8. Sonntag zur Verehrung Marias als der Mutter vom guten Rate. Morg. 1710 feierl. Hochamt. Nachm. 3¾ Versammlung der Marianischen Frauen=Kongreg., 5 Andacht zur Mutter Maria vom guten Rate mit Predigt. — St. Maria=Himmelfahrt fällt während der Ferien die h. Messe morgens um 8 aus.— St. Michael: Nachm. 5 Bruderschafts=And. zum h. Erzengel Michael.— St. Columba: Nachm. 5 Vortrag für Dienstmädchen.— St. Peter: Haupt= und Titularfest der Schutzengel=Bruder= schaft mit Oktav=Feier u. vollk. Ablaß. An jedem Tage morg. 7¼(Sonntags 7) Bruderschafts=Messe), ½9(Sonntags 9) Hochamt für die lebenden und verstorb. Mitglieder der Bruderschaft, an den Werktagen 6 abends Bruderschafts=Andacht mit Segen. An den beiden Sonntagen 5 Predigt u. Bruderschafts=Andacht, heute Umgang, am Schluß-Sonntag Tedeum.— Minoritenkirche: Nachm. 4 Missions=And.— St. Johann=Baptist: Fest der Enthauptung des h. Johannes des Täufers. Montag, 3. Sept. Mansuetus.— St. Martin: Abds—10 Sühne=And. zum göttl. Herzen Jesu f. Männer u. Jünglinge. Dienstag, 4. Sept. Rosalia.— St. Maria=Himmelfahrt: Morg. 9½ seierl. Hochamt mit Predigt von seiten der Priester, welche vor 25 Jahren geweiht worden sind.— Herz=Jesu=Kirche: Sühne=Andacht zum göttl. Herzen Jesu für Männer und Jünglinge abds. von—10. Mittwoch, 5. Sept. Victoria.— Johann=Baptist: SühneAnd. zum göttl. Herzen Jesu für Männer u. Jüngl. abds.—10. Donnerstag, 6. Sept. Magnus.— Im Dom: Abends 619 sakram. Andacht mit Predigt.— Minoritenkirche: Morg. 8 h. Messe für den hochw. Herrn Weihbischof Dr. Bandri.— St. Ursul a: Sühne=And. zum göttl. Herzen Jesu für Männer und Jüngl. abds.—10. Freitag, 7. Sept. Reaina.— Dom: Abds. 6½ Krenzweg=Andacht. — 2. Martin: Morg. ½7 feierl. h. Messe zu Ehren des allerh Herzen Jesu mit Abbitte.— St. Maria in der Kupfergasse: Anfang des 40stünd. Gebetes.— Herz=Jesu=Kirche: Morg. 19 Segenshochamts, abds. ½7 Herz=Jesu=Andacht mit Predigt.— St. Aposteln: 8. Festtag zu Ehren der h. 14 Nothelfer. Morg. von ½6 bis 9 stille h. Messen, 9 Hochamt. ½11 letzte h. Messe, nachm. 5 Andacht mit Festpredigt. Abds. —10 Sühne=And. zum göttl. Herzen Jesu für Männer u. Jünglinge. Samstag, 8. Sept. Mariä Geburt. Buutes Allerlei. ** Der Kaiser als Redner. Dr. Eduard Engel, Vorstand des Stenographenbureaus im Reichstage, der häufig für den Kaiser stenographiert, rechnet den Kaiser Wilhelm II. zu den schnellsten Rednern. Der Kaiser spricht in seinen Reden durchschnittlich 275 Silben in der Minute; eine Steigerung bis zu 300 ist an Stellen von Schwung und besonderer Begeisterung nicht selten. ** Der Motorwagen des Kaisers, den der Monarch vor einiger Zeit in der Deimlerschen Motorwagenbauanstalt in Stuttgart bestellt hatte, ist am Montag im Neuen Palais in Potsdam abgeliefert worden. Das Gefährt ist ein Benzinmotor der neuesten Konstruktion und soll nach dem Sachverständigenurteil in Bezug auf Geschwindigkeit unerreicht sein. Der Wagen legt 95 Kilometer in einer Stunde bei regelmäßiger Belastung zurück. Er hat ein Gewicht von 32 Centner; der Preis beträgt 36,000 M. Der Motorwagen, der für vier Personen Platz bietet, ist bekanntlich von dem Kaiser in Kassel bereits benutzt worden. ** Die Sicherheitsmaßregeln zum Schutze des Kaisers werden angeblich seit dem Attentat auf König Humbert in größerem Umfange getroffen als früher. Das trat, wie ein Berichterstatter bemerkt haben will, in Berlin am Dienstag deutlich bei der Enthüllung in der Siegesallee hervor. Ebenso werden bei den Atelierbesuchen des Kaisers jetzt größere Vorsichtsmaßregeln getroffen. So erschien der Polizeipräsident v. Windheim vorher bei Prof. Lessing und erkundigte sich, ob dieser unter seinen Stuckbildhauern auch italienische Arbeiter beschäftige. Ferner wurde angeordnet, daß während des Kaiserbesuches keine fremde Person in dem Hause weilen dürfe. ** Eine Fuchsie von über fünf Meter Höhe und entsprechendem Umfange stand seit vielen Jahren als Kübelgewächs im Vorgarten einer der ersten Villen an der Berliner Tiergartenstraße. Sie ist über sechzig Jahre alt, auf jeder Ausstellung, zu der sie gesandt wurde, prämiirt und dadurch weltberühmt geworden. Im vorigen Jahre hat zum erstenmal nur noch der obere jüngste Teil der Riesenpyramide reicheren Flor entwickelt, und in diesem Jahre ist die„schöne Allte“ so krank, daß sie sich auf ihrem prächtigen Teppichbeete nicht mehr sehen lassen und Bewunderer empfangen kann. Die riesige Fuchsie war im ganzen Tiergartenviertel bekannt, und selbst ältere Leute scheuten nicht die Mühe eines weiteren Weges zu ihr, wenn sie tu voller Blüte stand. ** Turch eine Granaterplosion im kgl. Feuerwerkslaborato= rium zu Spandau sind am Samstag Vormittag zwei Arbeiter getötet, zwei andere schwer verletzt worden. Auch bedeutender Material= schaden ist entstanden. Die Arbeiter waren damit beschäftigt, Raketen, zu denen Metallhülsen von einem halben Meter Länge verwandt werden, zu füllen und dann den Inhalt hydraulisch zu pressen. Die Arbeit soll vorschriftsmäßig nur in Gegenwart eines Aufsehers vorgenommen werden. Samstag früh hatte sich aber der Aufseher auf kurze Zeit aus dem Arbeitsraume entfernt, um Materialien herbeizuholen, und in der Zwischenzeit ereignete sich die Katastrophe. Bei dem Stampfen des Inhaltes der Raketen explodierte eine derselben. Der 31 Jahre alte Arbeiter Karl Kannegießer wurde durch das Feuster geschleudert. Er wurde noch lebend in einen Krankenwagen gebracht, starb aber beim Transport nach dem Lazarett. Dem 40 Jahre alten Arbeiter Furchner wurde die Schädeldecke zertrümmert; er war sofort tot. ** Durch Elektricität getötet. Im Dorfe Gildehaus bei Lingen haben zwei Menschen in der Vollkraft ihrer Jahre einen plötzlichen Tod durch Elektricität gefunden. Ein Weber wollte die elektrische Lampe in seiner Wohnung entzünden; aber kaum hatte er dieselbe berührt, als er, den Leitungsdraht mit sich reißend, tot zu Boden stürzte. Der Buchhalter Emil Herms, welcher sich zur Zeit des Unfalles in der Wohnung des Webers befand, wollte später in seiner eigenen Wohnung seinen Wirtsleuten den traurigen Vorfall näher erläutern; er ergriff den umsponnenen Leitungsdraht, um im nächsten Augenblicke mit der Lampe in der Hand ebenfalls als Leiche niederzustürzen. Wie das Unglück entstanden, ist noch nicht bekannt geworden; es ist anzunehmen, daß durch das Gewitter am Nachmittag ein stärkerer Strom in die Hausleitung getreten ist, genügend, ein Menschenleben zu töten. ** Ein entsetzliches Unglück ereignete sich am Freitag in Neundorf(Anhalt): ein zehnjähriger Knabe wurde mit einer Kanone erschossen. Auf einem Felde hinter der Schule waren vier Haubitzen der fünften Batterie des vierten Artillerieregiments(Magdeburg) aufgestellt; die Kanonen wurden von Groß und Klein besichtigt. Freitag Nachmittag wurden die Geschütze gereinigt, als bei dem dritten Geschütz, in dem die Kartusche stecken geblieben war, ein Schuß losging. Vor der Mündung der Kanone stand der Sohn eines Bergmannes, dem der Schuß an den Kopf ging. Dieser wurde vollständig gespalten, so daß das Gehirn umherspritzte. Auch fünf andere Kinder wurden mehr oder weniger schwer verletzt. Eine Untersuchung ist vom Hauptmann der Batteric sofort eingeleitet worden. (0) Nach emanzig Jahren unschuldig verbüßter Zuchthausstrafe wurde der Bauer G. Murrn aus Sassari auf Sardinien„beguadigt“, nachdem vor acht Monaten(!) der wirkliche Mörder seine Missethat auf dem Todesbette bekannt und die eingeleitete Untersuchung die Richtigkeit der einzelnen Angaben bestätigt hat. So sehr dem armen Manne sein Lebensabend in Freiheit zu gönnen ist, so scharf ist anderseits für diese Rehabilitierung die Form der„Guade“ zu tadeln. 4 (0 Cresta(Aversthal), 21.Ang.1900. Heute scheuten im Aversthal, unterhalb von Außer=Ferrera, die Pferde des Postwagens vor einem Esel und sprangen über die Straßenbrüstung. Die drei Insassen des Postwagens(Bewohner des Thales) retteten sich dadurch, daß sie aus dem Wagen sprangen. Wunderbarerweise erlitten der Postillon und die Pferde keinen Schaden, während der Wagen stark beschädigt wurde. W ** Farciennes(Belgien), 28 Ang.1900. Bei einem Manöver, an welchem die Lanciers und Guiden teilnahmen, stießen die Abteilungen beider Truppenteile aufeinander, weil das Kommando Halt nicht rechtzeitig gehört wurde. Ein Soldat erlitt einen Beinbruch, drei andere wurden leicht verletzt; getötet wurde niemand. ** London, 27.Aug.1900. Gestern fiel ein Güterzug von einer etwa 13 Stunden von Salisbury entfernten Brücke herab, wobei fünf Personen umkamen. London, 28 Ang.1900. Dem Reuterschen Bureau wird aus Glasgow bezüglich der dort vorgekommenen Fälle von Beulenpest gemeldet. Der neueste Automat, um die Pünklichkeit der Angestellten zu kontrollieren, ist der Guv'nor von W. H. Witham in London Dieser Apparat giebt nach der Camera Obskura nicht bloß die Minute an, zu welcher der Betreffende sich zur Arbeit einfand, sondern er photographiert ihn auf einem Filmband, so daß sein Prinzipal ein genaues Dokument von dem Eindruck, den er geboten hat, als er auf den Knopf drückte, erlangt. Die Konstruktion des Apparates ist besonders einfach. Er ist nicht größer als eine Kastenkamera für Format 182424 Centimeter. Der Apparat kann auf einem Film 288 Portraits aufnehmen. Abgesehen von der Verwendung zu Geschäftszwecken, verspricht der Apparat, noch manchen anderen nützlichen Zwecken zu dienen. (0 Esperanza(Argentinien), 20.Juli1900. Das ganze alte Koloniedepartement(Colonias, Castellano und S. Cristobal) steht im schönsten grünen Schmucke, und die Kolonisten hoffen wieder auf eine guts Ernte; aber leider sind die gefräßigen Heuschrecken wieder im Anzuge. Eine Jagdgeschichte! In Felicia nähte letzte Woche ein Spaßvogel eine lebende Ziege in eine Tigerhaut. Das Tier ließ er dann laufen und verschrieb sich aus den umliegenden Kolonieen etwa vierzig gute Schützen, um ihn von dieser Tigerkatze zu befreien. Als die Jäger den„Tiger“ ausfindig gemacht hatten, wurde mit zitternden Händen gezielt und paff! fiel das Untier schon beim ersten Schuß, so daß die anderen 39 Schüsse nicht nötig gewesen wären. E. H. Vermischtes. ** Auf der Löwenjagd in Afrika. Ein junger französischer Offi zier, Leutnant Louis Carpeaux, der zweite Sohn eines Bildhauers, hatte jüngst nicht weit von Timbuktn in Afrika ein furchtbares Abenteuer mit einem Löwen, das er selbst in einem Briefe an seinen Bruder Charles Carpeaux schildert. Er war mit einem seiner Sok daten ausgezogen, um Löwen zu jagen, und hatte das Glück— er selbst nennt es so—, einen prächtigen Löwen zu erblicken. Er schießt, das Tier flieht. Aber er ist sicher, es verwundet zu haben, will es wiederfinden, und findet es thatsächlich. Doch lassen wir ihm selbst das Wort:„Beim Heraustreten aus einem Dickicht befinde ich mich dem Löwen gegenüber, der, 50 Meter von mir entfernt, mich fest ansieht, indem er mit dem Schweif seine Flanken peitscht. Mein Begleiter eilt hinzu und ruft: MNiederknieen und gegen den Kopf zielen!e Piff, Paff! Das Tier macht einen Sprung, brüllt und steuert direkt auf uns zu.„Jetzt greift er an, wir sind verloren!e Und der Feigling verläßt mich. Das Tier ist nur noch 40 Meter entfernt. Piff, Paff! Zwei Schüsse; das trifft, aber die gelbe Masse fällt nicht. Jetzt ist er da! Ich springe auf und feuere auf Gewehrlänge einen letzten Schuß ab. Ein grauenerregender Rachen öffnet sich. Ich werde niedergeworfen und fühle die Knochen meines rechten Beines krachen und knacken, während ich vergebens die Gurgel des Tieres zu packen suche, dessen heißer Atem mein Gesicht streift. Ich bin verloren. Plötzlich, o Wunder! läßt mich die Bestie los. Da steht sie, zwei Meter von mir, und betrachtet meinen fliehenden Soldaten. Wenn ich mich tot stelle, bin ich vielleicht gerettet! Aber mich packt die Wut. Ich schleppe mich zu meiner Flinte, spanne den Hahn und ziele mit einer Kaltblütigkeit, deren ich mich niemals für fähig gehalten hätte, nach dem Kopf des Tieres, das, wie vom Blitz getroffen, zusammenbricht, in demselben Augenblicke, wo es sich umdrehte, um mir den Garaus zu machen. Mein Bein war von Bissen und tiefen Krallenhieben durchbohrt, die rechte Schulter gleichfalls; aber glücklicherweise, nichts Zerbrochenes! Unter unsäglichen Schmerzen wurde ich schließlich nach Dumsu geschafft, wo ich seit zwölf Tagen daniederliege, ohne von einem Arzt behandelt zu werden. Ich hatte zuerst heftiges Wundfieber; mein Körper wurde eiskalt, und die Schläge meines Herzens schienen aufzuhören. Ich hatte meinen Hauptmann schon gebeten, dir das Löwenfell zu schicken und an meine Mutter zu schreiben.“ Der unerschrockene Offizier ist aber mit dem Leben davongekommen und befindet sich auf dem Wege der vollständigen Genesung. Die Stadt Rastenburg in Ostpreußen ist am Sonntag von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden, der auch das Rathaus zum Opfer gefallen ist. Einem Berichte der Hartungschen Ztg. entnehmen wir: Flugfener ergriff den Süd= und Westturm des Rathauses auf dem Wilhelmsplatz, das 1884 erbaut und ein besonderer Schmuck der Stadt war. Mit unheimlicher Geschwindigkeit verbreitete sich das Feuer um den ganzen Dachstuhl, die Türmchen, Eckstübchen und Erker unter donnerähnlichem Krachen in Rauch und Flammen verhüllend. An ein Löschen war um so weniger zu denken, als sich bei der weiten Entfernung der Wasserquellen der Wasser Seite 4 Local-Anzeiger Nr. 239- Sonntag, 2. September 1900. nangel empfindlich bemerkbar machte. Dadurch wurde auch die Thätigkeit der aus Drengfurt und Barten erschienenen Wehren eingeschränkt. Auf Löschung des brennenden Rathauses mußte sich die Hauptarbeit der Löschmannschaften konzentrieren, und man sah sich sogar gezwungen, aus Königsberg Hülfe zu holen, denn schon hatten sich die Flammen in den Sitzungssaal der Stadtverordneten und in die Bürgermeisterwohnung hineingefressen, und Gefahr drohte auch dem benachbarten Amtsgericht durch das 50 Meter weit treibende Flugfeuer. Mit dem Abendzuge um 10 Uhr erschien die ungeduldig herbeigesehnte Dampfspritze aus Königsberg in Begleitung des Brandmeisters Matthes und etwa zehn Mann der Königsberger Feuerwehr. Mit vereinten Kräften ging's nun an die Arbeit. Gleichzeitig von mehreren Seiten schlugen die Wassermassen prasselud in das Feuermeer. Nach mehrstündiger angestrengtester Arbeit war eine Weiterverbreitung des Feuers im Rathause nicht mehr zu befürchten. Der prächtig ausgestattete Sitzungssaal, die Bürgermeisterwohnung, die Haupttürme und Dachstuben sind zum großen Teil ausgebrannt. ** Unwetter im Kanton Tessin. Das auhaltende Unwetter hat fast in sämtlichen Kautonsteilen erheblichen Schaden angerichtet. Er würde noch viel großer sein, wenn nicht eine Pause in dem gewitterartigen Regen eingetreten wäre. Von den Bezirken Mendrisio und Blenio abgesehen, langen aus allen Thälern mehr oder weniger betrübende und beunruhigende Nachrichten an. So namentlich aus Morcote, Figino, Pambio und dem Malkautone, wo viele Erdrutschungen die Kreisstraßen in sehr fühlbarem Maße verwüstet haben sollen; so aus den Thälern Vedeggio und Cassarate, wo die gleichnamigen Flüsse an verschiedenen Orten die anliegenden Straßen, Liegenschaften und Brücken schwer beschädigt oder gar weggerissen haben. Desgleichen aus der nördlichen Umgebung von Bellinzona, dem Tessin und der Moesa entlang. Wider Erwarten war das Unheil dieses Mal verhältnismäßig im Livinerthal nicht erheblich; einzig in Airolo hat der berüchtigte Sasso Rosso Bevölkerung, Gotthardbahn und Techniker wieder etwas geängstigt, glücklicherweise jedoch nicht mit den großen Bergrutschen von ehemals, sondern nur mit Schlammströmen, welche die Straßen und Höfe des Dorfes unbequem und wüst gemacht, aber bis jetzt keine weitere Inkonvenienzen hervorgerufen haben. Schwerer betroffen wurden hingegen einige Strecken der Eisenbahn und der Landstraße links und rechts vom obern Teil des Langensees, insbesondere diejenigen um Gordola und Magadino herum, längs deren Bahn= und Postdienst eine Zeitlang unterbrochen werden mußten; heute konnten sie bloß teilweise wieder ausgenommen werden. An beiden Stellen wurde die plötzliche Verwüstung in der Nacht vom Donnerstag durch Wildbäche verursacht, die mit rasender Geschwindigkeit angeschwollen waren und vom Berg herab eine fast unglaublich große Rutschmasse gestürzt hatten, sodaß das Hindernis von den betreffenden Bahnwärtern nicht signalisiert werden konnte. An seiner Ausmündung in den Langensee, westlich und südwestlich von Locarno, bot der Fluß Maggia, ungeachtet seiner mächtigen Eindämmung, Stunden und Stunden lang einen gewaltig erschreckenden Anblick. Die Wellen sahen denjenigen eines stürmischen Meeres gleich; sie schlugen über die hohen Dämme hinauf und schienen jeden Augenblick sämtliche ihnen von der Technik entgegengestellten Hindernisse samt der großen steinernen, eisernen und hölzernen Brücke von Ascona hinwegreißen zu wollen. In der Hauptsache hielt die Technik stand und es konnte somit auch für diesmal die schwer drohende Gefahr wenigstens beschworen werden. Ebenso weiter oben bei Ponte Brolla, wo die wohlbekannte malerische Brücke nebst den anliegenden Häusern und stattlichen Kastanienwäldern ähnlich Gefahr liefen. Weniger günstig erging es dagegen der Maggiabrücke unterhalb Cevio beim Dörfchen Riveo; sie wurde zum Teil zerstört und Post= und Fahrdienst für eine zeitlang unmöglich. Hinweggerissen wurden ferner im Rovanathale beim Dorfe Cerentino ein Magazin der großen Holzsäge Tognola u. Cie. mit ausehnlichem Holzvorrate, der bis in den See hinunter geschleppt wurde, ebenso ein paar hölzerne Brücken im Thale Verzasca. Aus den Thälern Lavizzara, Oufernone, Centovalli, Marobbia und Isone hinwieder nichts Beunruhigendes. Auch die sonst meist bedrohten Dörfer Campo, Corticiaska und Chiggiogna in den Thälern Rovana, Colla und Leventina gaben bis zur Stunde noch nicht beträchtlich von sich zu reden; doch sind die Bewohner derselben und die Techniker der kautonalen Baudirektion ihretwegen nicht weniger als beruhigt, da die dort bisher unternommenen Schutz= und Wuhrbauten nicht die Proben am besten bestanden zu haben scheinen. 60 Ein furchtbarer Wolkenbruch hat die Gegend am Luganer= und Langensee weithin verheert. Nachdem schon am Donnerstag voriger Woche ein Wolkenbruch und Hagelsturm schreckliche Verwüstungen angerichtet hat, ist Montag, 27., ein neues Unglück über das Land hereingebrochen. Bald nach Mittag zog sich ein Gewitter über dem Langensee zusammen. Von 4 Uhr bis abends fiel dann eine Wasserflut vom Himmel, der nichts widerstehen konnte. Die Bergströme waren im Nu geschwollen, übertraten die Ufer und wälzten Schlamm und Steine über Felder und Weinberge. Der Luiopbach, der die schmucke Stadt Luino durchströmt und bei der Station sich in den See ergießt, überschwemmte den Stadtplatz und die Station. Die Tresa, der Abfluß des Luganersees, durchbrach die Steindämme und ergoß sich über die Chaussee in den See, die Straße weithin zerstörend. Im benachbarten Germinaga sind einige Häuser durch Wasser sehr stark beschädigt. Mehrere Fabriken sind ganz von Wasser eingeschlossen, die Turbinen zertrümmert. Da der Eisenbahn= damm der Linie Luiino=Pontetresa, welche die Verbindung mit Lugano vermittelt, vielfach zerstört ist, mußte der Dienst eingestellt werden. Der Bach Margorabbia hat die Brücke bei Voldomino so beschädigt, daß sie nicht mehr benutzt werden kann. In Intra und Pallanza sind viele der herrlichen Gärten, die eine Sehenswürdigkeit dieser schönen Orte bilden, durch das Wasser verwüstet, in den Anlagen von Isola Bella unendlichen Schaden angerichtet worden. Um 7 Uhr abends kam der Zug von Novara an einer Krenzung bei Valtravaglia an und mußte eine Weile halten. Plötzlich stürzte mit furchtbarem Getöse eine Erdlawine, die viele Bäume mit sich gerissen hat, auf den Zug und verschüttete zwei Wagen, einen zweiter und einen dritter Klasse. Entsetzt stürzte das Bahnpersonal herbei und befreite die erschreckten Passagiere. Der Zug wurde durch Einstellung neuer Wagen ergänzt und wurde mit Vorsicht über die gefährliche Stelle geführt. Bei Laveno verschüttete eine andere Erdlawine einen Teil des dortigen Tunneleinganges, der aber bald wieder freigelegt wurde. Auf dem See sind während des Unwetters mehrere Barken gekentert, ihre Insassen ertrunken. Zahl und Namen der Opfer kennt man noch nicht. Der Langensee wuchs in einigen Stunden um einen vollen Meter an, wonach man sich eine Vorstellung machen kann von der Unmasse Wasser, die der Wolkenbruch zur Erde gesandt hat. mng — Ein Wunderkind. Einer der zahllosen Kongresse, die zur Zeit in Paris tagen, beschäftigt sich mit wissenschaftlicher Psychologie. In der Dienstagssitzung gab es, laut der Voss. Ztg., eine Nummer der Tagesordnung, die großes Aufsehen erregte. Einer der Ver anstalter des Kongresses, Prof. Charles Richet, stellte nämlich nach einem kurzen einleitenden Vortrage ein Wunderkind vor, das in der Geschichte seinesgleichen nicht hat. Der Vorsitzende erfaßte das hinter ihm sitzende Kind und stellte es vor sich auf den Tisch, um es den Zuhörern zu zeigen. Das Kind ist ein kleiner Junge von 35 Jahren, noch geschlechtslos gekleidet; er trägt ein hellblaues Kleidchen und auf dem Kopfe einen breitkrämpigen Spitzenhut, unter dem zwei lange Locken hervorquellen, die das etwas schmale und blasse Gesichtchen hübsch einrahmen. Der kleine Junge ist ein Spanier; er ist in Ferrol gebrn und heißt Pepito Rodriquez Ariola. Was ihn zu einem Wunderkinde macht, das ist seine fabelhafte musikalische Begabung. Sie wurde auf merkwürdige Weise entdeckt. Vor einem Jahre, das Kind genau 30 Monate alt war, spielte seine Mutter Klavier und ging nach Beendigung des Stückes in ein Nebenzimmer. Plötzlich hörte sie angeblich das Stück, das sie eben gespielt hatte, eine Beethovensche Sonate(!), auf dem Klavier wiederholen; etwas holperig, etwas tastend, aber im ganzen recht genau, namentlich in den oberen Lagen: in den unteren Lagen war die Hand etwas willkürlich, doch achtete die Begleitung streug die Gesetze der Harmonie. Die Frau trat erstaunt in die Klavierstube und erblickte am Flügel ihr Söhnchen, das auf den Stuhl geklettert war und mit den Händchen die Tasten bearbeitete. Die Mutter ließ den Kleinen gewähren, und von da ab war er vom Flügel nicht wegzubringen. Er spielte alles, was er hörte, nach, und zwar ganz genau, und nicht nur die Noten, sondern auch alle Besonderheiten des Vortrages. Nach sechs Monaten, also im Alter von drei Jahren, spielte er so wie jetzt. Er begnügte sich aber nicht mehr, nach dem Gehör nachzuspielen, was andere ihm vorspielten, er komponierte vielmehr selbst und entfaltete eine verblüffende Fertigkeit und Phantasie im Erfinden und Entwickeln von Themen. Nun entschlossen seine Eltern sich, mit ihm zu reisen, und sie werden ihn vermutlich in allen größeren Städten Europas und Amerikas zur Schau stellen. Sein Auftreten verblüffte die Zuhörer, die sich in einem großen Saale des Kongreßpalastes um ihn drängten. Er spielte auf einem alten, spinettähnlichen Klapperkasten, der ihn auf der Reise begleitet. Von dem armseligen Tonwerkzeuge will der Junge sich nicht trennen. Man hat ihm neue Flügel erster Häuser von prächtiger Tonfülle angeboten. Er will von ihnen nichts wissen. Er lehnt sie entschieden ab und will nur auf seinem urväterlichen Rumpeltroge spielen. Seine Fingergeläufigkeit, die Sicherheit seines Anschlages, der Ausdruck seines Vortrages sind unglaublich. Er hat sich einen eigenen Fingersatz geschaffen, denn mit seinen winzigen Händchen kann er selbstverständlich noch keine Oktave greifen. Er spannt mit Mühe und Not eine Quart, vielleicht eine Quinte. Auch die ganze Harmonielehre hat er triebhaft gefunden. Er begeht nie den leisesten Fehler gegen sie und macht alte Lehrer des General= basses an Hexerei glauben. Er hat einen Militärmarsch und eine Habanera(spanischen Tanz) komponiert(!), die nicht gerade Meisterwerke sind, aber sich sehr wohl behaupten können und ein hübsch erfundenes, melodisches Thema anmutig abwandeln. Fast unheimlich wirkt es, wenn er phantasiert. Seine Improvisation ist dann gefühlvoll, schalkhaft, in raschestem Stimmungswechsel von Schwermut zu großer Lustigkeit springend, zeitweise während einiger Takte fremdartige, verwirrend tiefe Tonfolgen entwickelnd, die wie Offenbarungen eines reisen, fremden Geistes in diesem unbewußten Kinde wirken. Denn Pepito ist ein unbewußtes Kind. Hat er ein Stück beendet, so bricht er in fröhliches Lachen aus, giebt das Zeichen zum Beifall, indem er selbst die Patschhändchen putzig zusammenschlägt und greift nach seiner Puppe, einem etwas mißhandelt aussehenden Polichinel, den er ebenso zu lieben scheint, wie sein Hackbrett. Pepito erregt bei den Psychologen ein Aufsehen, das sich heute den Laien mitteilt. Man fragt sich nur beklommen: was wird aus dem Wunderkinde werden? Wird es sich zu einem neuen Mozart entwickeln oder wird es ein armer Schwachkopf werden, bei dem eine Fertigkeit auf Kosten der ganzen übrigen Geistesthätigkeit krankhaft entwickelt ist?... — Von Swen Hedin, dem trefflichen schwedischen Forschungsreisenden, sind Nachrichten in St. Petersburg eingetroffen. Er befand sich Mitte Mai in Yaugi=Kell, im westlichen China an den Ufern des Lobnor, von wo er seine Karawane auf die Altynberge vorausgesendet hatte, um sich später mit ihr wieder zu vereinigen und vor Beendigung seiner Forschungsreise noch Tibet zu besuchen, worauf er sich nach Indien als dem Endziel seiner Fahrt begeben werde. Durch seine Beobachtungen am Lobnor wurde festgestellt, daß der alte See nicht mehr besteht, sondern ausgetrocknet ist und ein dichtes Gewebe von Seegewächsen und Muschelschalen zurückgelassen hat. Rings um den alten Seeboden haben sich jedoch viele kleine Seen neu gebildet. Mit einem Teile seiner Karawane hat Swen Hedin einen Ausflug 300 Kilometer westlich vom Lobnor unternommen, wobei er, die Wüste durchquerend, die Richtung auf die am nördlichen Abhang der Altynberge gelegene Stadt Kerken einschlug. Der Ausflug hatte sechsundsechzig Tage in Anspruch genommen. Bei Absendung der letzten Nachrichten traf er Vorbereitungen, unter dem Schutze der ihm von der russischen Regierung beigegebenen Kosakeneskorte auf einem Flosse sich auf dem Flusse Adala thalabwärts zu begeben. Während der diesmaligen Forschungsreise hat Swen Hedin eine große Zahl von Beobachtungen niedergeschrieben, Skizzen von Gegenden ausgenommen, geographische Notizen gesammelt u. a. m. Dabei hat er seitens der eingeborenen Bevölkerung nicht nur keine Unannehmlichkeiten gehabt, sondern vielmehr freundliche Aufnahme gefunden. Warnung vor dem Goldlande Klondyke. Aus Stockholm schreibt man den Münchener Neuesten Nachr.: Eine wissenschaftliche Expedition zur Ersorschung der Goldfelder von Klondyke wurde, wie s. Z. gemeldet, vor nunmehr 2½ Jahren unter Führung des Universitätsdocenten v. Nordenskjöld sowie mehrerer angesehener Geologen und Bergtechniker ausgerüstet. Die Expedition ist dieser Tage nach Schweden zurückgekehrt und hat über die allgemeinen Ergebnisse der Fahrt einen vorläufigen Bericht erstattet. Während der wissenschaftliche Teil des Expeditionsprogramms nach Wunsch erledigt wurde, war auf der anderen Seite das Ergebnis an Goldfunden äußerst dürftig. Man hatte gehofft, daß die finanziellen Unkosten des wissenschaftlichen Unternehmens durch die gelegentlichen Golderträge einigermaßen ersetzt werden würden. Diese Erwartung schlug jedoch gründlich fehl. Nach dem von dem Geologen Dr. Andersson geführten Arbeitsjournal, in dem mit großer Gewissenhaftigkeit jedes gefundene Quentchen Goldstaub registriert wurde, betrug die Gesamtsumme ausgewaschenen Goldes während der zweieinhalb Jahre kaum die Hälfte der den Expeditionsmitgliedern zugedachten Gratifikationsanteile, welch letztere auf zusammen 15,000 Doll. berechnet waren. Trotz den gegenwärtig wesentlich erleichterten Verbindungen zwischen den westlichen Küstenplätzen der Vereinigten Staaten und dem Goldlande hielten sich die Preise für Lebensmittel und ebenso die Wohnungspreise während der ganzen Zeit in unglaublicher Höhe. Unter einem Aufwande von 3000 bis 4000 Doll., so hebt der Bericht hervor, sei an die gründliche Erschließung eines mäßig großen Claims(Goldfeldes) durch eine einzelne Person nicht zu denken. Die Expedition, die das Goldwaschen nur ganz nebenher, gewissermaßen als Privatunternehmen einzelner Mitglieder betrieb, verbrauchte ungefähr das Doppelte pro Kopf. Der Nordenstjöldsche Bericht schließt mit dem charakteristischen Hinweise, daß angesichts der geologischen Beschaffenheit des sogen. Goldlandes sowie im Hinblick auf die fabelhaft hohen Lebensmittelpreise und die jeder Beschreibung spottenden gesundheitsschädlichen Verhältnisse in den sumpfigen Thalsenkungen des eigentlichen Goldbezirks allen gewinnlüsternen Auswanderern auf das allerdringlichste zu raten ist, lieber daheim zu bleiben. Ein siecher Körper und ein gründlich geleertes Portemonnaie ist in der Regel das einzige Resultat, welches Tausende und Abertausende von Klondykefahrern mit nach Hause nehmen, von den bitteren Enttäuschungen, ungezählten körperlichen Entbehrungen des dortigen Aufenthaltes ganz zu schweigen. Wer es auf Goldgewinn anlegt, habe in den Erzgruben Nordschwedens, beispielsweise in Gelivara, im Durchschnitt ganz die gleiche Anwartschaft, zu dem ersehnten Ziele zu gelangen als wie in jenem weltentlegenen Winkel, wo das gleißende Metall auch nur in dünnen, sporadisch auftretenden und zum weitaus größten Teile sicherlich schon erschöpften Adern anzutreffen ist. Rätselecke. (Nachdruck und Nachbildung aller Teile untersagt.) Zum Ein edler Mensch zieht edle Menschen an, Und weiß sie fest zu halten. Wer verdient der Freude Becher mehr, Als der Mann, der andern ihn bereitet? Sei freundlich und beflissen. ** Pil In deinem Hause den Pilger zu laben, Weil, ohn es zu wissen, Schon manche so Engel bewirtet haben. Rätsel. Ich hab kein Leben, dennoch reg ich mich, Hab keine Muskeln, doch beweg ich mich, Hab keine Beine, dennoch stehe ich, Hab keine Füße, dennoch gehe ich. Zahlenquadrat. In die obere Reihe dieses Quadrates vier aufeinander folgende Zahlen zu., und mit denselben Zahlen die andern Fel so auszufüllen, daß die Summe der wa rechten, der senkrechten und der beiden 2 gonalreihen stets 30 beträgt. im setze Rechenaufgabe. Drei Personen wollen 21 Fässer, von denen 7 voll, 7 leer und voll Wein sind, so untereinander teilen, daß alle gleich viel Fässer gleich viel Wein bekommen. Das ist auf zwei Arten möglich. Wieso Schachaufgabe. Schwarz. ab d 1 g h Magisches Dreieck. In die Felder nebenstehender Figur sind in den Wörtern Alp, Ohr, Faun enthalte Buchstaben derart zu setzen, daß die wageren Reihen bedeuten: 1. Buchstabe, 2. einen den B dhisten.iligen Namen, 3. einen bekannten Gu matiker und einen Verwandschaftsgrad, 4. Gebirge und einen Fluß, und die senkrechten einen Vogel, 2. einen Körperteil, 3. eine In jektion, 4. einen Buchstaben VBilderrätsel. (Die Auflösung folgt nächsten Sonntag.) der vorigen Sonntags-Beila Skataufgabe. Kartenverteilung: “: bit; CD. V. b. c. dB, a K. D. 9. 8. M. aA, 10; eA, K, 9, 8; d10, K. D, 9. H. aß, b10, K. D, 9, 8, 7; e7; 08, 7. Skat: 610, dA. Spiel: 1. V. dB. aA, aB(— 15). 2. H. b10, bA. a10(— 31) 3. M. eA, e7, cD(— 14). Damit haben die Gegner 60 erreicht. Rösselsprung. Blüh, mein Blümlein, blühe, Die Welt weiß nichts von dir; Wie reich sie blüh' und glühe, Du blühst in eigner Zier! Blühe, mein Blümlein, blühe Im Walde still und froh; Daß dich die Weltlust fliehe, Dein Gärtner wollt' es so. Kapselrätsel. Wage, Insel, Erde, Senf. Beil. Ader, Dora, Enten. Natter. Wiesbaden. Gleichung. Badereisen(a Brom, b Rom, c Ader, d Eisen). Magisches Rebusquadrat. Zeug. Ebro. Ural, Gold, Verlag und Druck von J. P. Bachem. Verantwortlicher Redacteur: B. Reuter in Köln.