Geschäftsstelle und Anzeigen-Annahme Marzellenstraße 20, Ecke d. Bahnhofstr. K Anzeigen-Kreis: Für Köln und Vororte 12½ Ofe. Stngtigen Prtt=: die einspaltige Zeile; für auswärts 15 Ofg.— Bevorzugt verlangte Anzeigen(erste u. letzte Seite) 20% höher.— Aölner Stellen=, Dienst=, ArbeitsGesuche und=Angebote, sowie Mieth=Anzeigen bei Vorausbezahlung bis zu 10 Zeilen 5 Ofg. die Zeile. Offerten= Annahme 25 Ofg. K Aird taglich in jedes Haus von Köln sowie in Deutz und allen e Vororten unentgeltlich getragen. Für Stockwerke und Hinterhäuser mit Sonntags-Veilage 30 Ofg. monatlich. Kölner General-Anzeiger für die rheinische Hauptstadt und Fremdenblatt. Anzeiger Nr. 26.(Colonia.) Sonntags=Beilage. Sonntag, 1. Juli 1900. Feuilleton des Kölner Local=Anzeiger. 1. Juli 1900. 4 Ein unglücklicher Millionär. Humoreske aus dem Schriftstellerleben von Peter Hille.*) Bildung ist Macht! Zum Beweis diene folgendes. Ich saß am Tische und schrieb. Ich hatte zwar gar keine Lust dazu, denn durchs offene Fenster lachte mich der blaue Himmel an und lud mich zum Spazierengehen ein— aber was will man machen? Die Not ist gebieterisch, sie macht manchen zum Diebe, so auch bisweilen jemand zum Schriftsteller. Mit großer Willensanstrengung hatte ich meine Unlust überwunden und war eben in Zug gekommen, als meine Aufwärterin hereintrat. „Es ist ein Herr da, der nach Ihnen fragt.“ „Was... und Sie haben gesagt, daß ich zu Hause bin?“ „Verzeihen Sie, aber der Herr sagte, er sei ein alter Freund von Ihnen und wolle auch nicht lange stören.“ Seufzend ergab ich mich in den Besuch, wie ich mich eben in die Arbeit ergeben hatte. „Wo ist er?“ „Im kleinen Salon.“ „Gut, ich komme.“ Doch besann ich mich eines besseren:„Lassen Sie ihn nur hier hereintreten.“ Denn ich überlegte: hier wird er keinen Stuhl frei finden und alsbald begreifen, daß es nicht angebracht ist, mich mit langen Unterredungen hinzuhalten. Ich kenne sie, diese Herren, die kommen, um uns nicht lange zu stören. Ich kenne sie wie meine Tasche: gebt ihnen nur einen Finger, und gleich nehmen sie die ganze Hand. Der Freund trat ein. Zuerst erkannte ich ihn nicht. Es war ein großer, starker Herr mit breiten Schultern, einem großen, fleischigen Gesicht, bartlos an Kinn und Lippe, aber mit zwei langen Koteletten, schwarz wie Ebenholz; dazwischen eine breite, ansehnliche Nase, deren Spitze mit Blutgefäßen stark durchsetzt war. Die Stirne war niedrig, gewann aber durch den glänzend blanken, kahlen Schädel, der an eine Billardkugel denken ließ, eine gewisse Würde. Die Augen waren klein, leuchteten aber vor Bosheit unter borstigen, wie zur Abwehr bereitgestellten Brauen hervor. Seine gewählte Kleidung verriet den Ausländer, in seiner Hemdbrust trug er Brillantknöpfe; am Ringfinger nahm ich einen Solitär wahr, dessen Wert ich auf zehntausend Mark veranschlagte. Ich erhob mich also, machte aus der Not eine Tugend und nahm drei große Bände von einem Stuhl fort, ihm denselben anzubieten.„Bitte," begann ich,„womit kann ich Ihnen zu Diensten stehen?“ Der Besuch schaute mich nur lächelnd an, aber erwiderte nichts. Nun ging mir ein Licht auf. „Bist du's denn?“ „Natürlich, wer sonst?“ entgegnete der Besuch. „Du hast dich nicht sehr verändert,“ meinte ich weiter.„Nur stärker bist du geworden. Aber... wie heißt du doch noch? Mein Namengedächtnis...“ Der unerkannte Freund sah mich groß an:„Du kennst mich nicht wieder? Das ist gut! Er weiß meinen Namen nicht mehr. Nun, das macht dir Ruhm; du bist ja ein großes Licht geworden und hast einen Namen, den man auch drüben in Amerika hört. Da hat man natürlich keine Veranlassung mehr, einen so obskuren Burschen wie Bastian in Erinnerung zu behalten.“ Bastian— ich erinnerte mich, es mochten etwa vierzig Jahre ins Land gegangen sein, daß wir uns nicht mehr gesehen hatten— damals so ein kleiner Dreikäsehoch und jetzt dieser stattliche Herr, dem man's ansah, daß er festen Fuß in der Welt gefaßt hatte. „Ja, ja, alter Junge,“ schlug ich ihm mit der Hand auf das Bein.s„Wer hätte dich auch gleich wieder erkennen sollen nach so viel Jahren, in der Hülle des gereiften Mannes? Und woher des Weges, wenn's gestattet ist?“ „Aus Paris, aus Wien, aus Berlin.“ „Eine schöne Tour, und von hier?“ „Zurück: Montevideo, Buenos Aires, Rio de Janeiro.“ „Bravo! Du reisest wohl immer gleich zu dreien?... Es sind nun wohl schon drei Dutzend Jahre, daß du dem Vaterlande fehltst.“ „Erinnerst du dich? Wir waren Kameraden bis zur Untertertia und dann noch zwei Monate auf der Obertertia. Dann mitten im Jahre bin ich fortgeblieben. Ich konnte die Verse nicht vertragen; die Zähne wurden mir lang dabei. Diese Regeln da... zum Kuckuck, wie heißt das denn noch, wenn man Verse im Lateinischen macht, im Lateinischen?“ „Prosodie, Bastian, Prosodie!“ „Entsinnst du dich noch der ersten Regel? Vocalem breviant alia subeunte Latini— Ein Vokal vor dem andern ist kurz. Junge, Junge, was für einen Blödsinn sie uns eingetrichtert haben! Schade um die schöne Zeit!“ „Nun, du hast eben nicht zu viel verloren. Uebrigens ist das *) Abdruck ist nicht gestattet. Gesetz v. 11. Juni 1870,§§. 7 u. 10. D. Red. alles anders geworden seitdem. Es giebt jetzt Schulen nach Auswahl. Zum Beispiel die Technische Hochschule; da ist das Latein verboten wie ein schlechtes Buch. Da hättest du besser deine Rechnung gefunden, mein armer Bastian.“ „Ja, es wurde mir höllisch sauer. Du aber warst immer Primus. Ja, und stolz warst du. Ja, und ich habe mich durchschlagen müssen, redlich durchschlagen. Mein Vater, weißt du, war Tafeldecker, und meine Mutter hatte eine Wirtschaft zehn Schritte von ihm. Und auch ich wäre Tafeldecker geworden, wenn's anders nicht gegangen wäre. In Amerika, wo ich dann hinging, hat man noch Schlimmeres durchzumachen. Da gewöhnt man sich an alles. Das Leben ist hart, sehr hart, besonders wenn man von vorn anfangen muß.“ „Wem sagst du das?“ entgegnete ich schmerzlich. „Was, auch du hättest einen schweren Stand gehabt? Ja, ja, es ist wahr. Die erste Neuigkeit, die ich von dir las— es war in Montevideo— hat mich tief betrübt.“ „Was war denn das für eine Nachricht?“ „Daß du dich daran gegeben hättest, für die Zeitungen zu schreiben. Zeitungsschreiber, ein schlechtes Geschäft, sagte ich zu mir selbst und schüttelte mich vor innerem Grauen. Ein miserabler Beruf.“ „Miserabel nicht, aber hundemäßig, das kann ich dir sagen. Denke dir, ich habe angefangen mit vierzig Mark monatlich.“ „Nun, dann wurde es aber besser, dann hast du dich freigemacht und fingst an, Bücher zu schreiben. Und was für Bücher, Luxusausgaben! Das wird wohl besser bezahlt? Uebrigens habe ich ein Buch von dir gekauft in Paris bei dem Buchhändler auf dem Bahnhof. Nun wollen wir mal sehen, was dein alter Freund schreibt, habe ich gesagt. Ich habe die erste Seite gelesen... ausgezeichnet, sage ich dir:=Werke von demselben Verfasser.... Du meine Güte, was für eine Masse Zeugs. Ich habe bis vierundvierzig Bände gezählt.“ „Du kannst noch neun dazulegen. Dreiundfünfzig Bände habe ich bis jetzt veröffentlicht.“ „Ist's möglich!“ „Das ist noch gar nichts. Ich denke es im Laufe der Zeit auf hundert zu bringen.“ „Alle Wetter! Aber wie bringst du es fertig, so viel zusammenzuschreiben?“ „Mit der Feder, wie du siehst. Es ist das eine Art Krankheit von mir, die Aerzte nennen das Graphomanie, und die Schreibwut ist schlimmer als die Tollwut. Wen die einmal gepackt hat...“ „Ja, beharrlich bist du, das muß ich sagen. Ich erinnere mich der alten Zeit noch gut. Du hast schon als Junge immer studiert und studiert, und ich bin ein Esel geblieben, ganz derselbe Esel geblieben wie früher.“ „Unsinn!“ „Ja, ja, beim Schreiben thaten mir immer die Finger weh. Das mußt du doch am besten wissen, dii hast mir ja immer die Arbeiten gemacht. Und weshalb soll ich vor dir ein Geheimnis haben? Denke dir, ich habe sogar für die Geschäftskorrespondenz eine Schreibkraft nötig. Was Glückwünsche und dergleichen gesellschaftliche Sachen angeht, damit befaßt sich meine Frau. Unglücklicherweise aber versteht sie nichts anderes als französisch und spanisch. Deshalb habe ich auch nie nach Hause geschrieben an meine Freunde. Ja, das ist eine komische Sache. Ich nehme ein Buch in die Hand mit dem besten Vorsatz von der Welt. So zum Beispiel eine Sache von dir, lese eine Seite, dann sind meine Gedanken wieder wo anders.“ „Dank für deine Aufrichtigkeit. So viel haben ja nicht einmal meine Kritiker gelesen.“ „Das ist nicht bei dir allein. Das geht mir bei allem so. Bei der ersten Seite verliere ich den Faden, bei der zweiten schlafe ich ein, und du kannst mir glauben, ich mag mich dagegen sträuben, wie ich will: es ist stärker als ich. Das ist bei mir gerade so eine Krankheit wie deine, von der du vorhin sprachst. Bei mir: nicht lesen können, bei dir schreiben müssen.“ „Da ist nun einmal nichts zu machen.“ „Aber bei meinem Sohne, da soll's, hoff' ich, anders werden. Ich möchte ihn studieren lassen... Uebrigens, wie viel Kinder hast du?“ „Gar keine.“ „Wie, nicht verheiratet?“ „Nein, das nicht, mein Lieber, und dafür danke ich dem Himmel; denn hätte ich geheiratet, so gäbe es auf Erden zwei Unglückliche mehr. Die Ehe, Freund Bastian, ist eine Einrichtung nur für die ganz Reichen oder allenfalls für die Armen, die bescheiden in ihrem Hüttchen wohnen wollen. Aber lassen wir das. Was hast du in Amerika angefangen?“ „Ich habe dir schon gesagt, daß ich alles Mögliche drüben gewesen bin: Aufwärter in einer Schenke, Soldat, Deserteur, Salathändler, Grubenarbeiter. Von allem etwas; nur kein Schuft. Im Verlaufe von fünf Jahren war es mir gelungen, so ein Tausend Pesetas zusammenzubringen. Ich that mich mit einem zusammen. und wir machten einen Laden auf. Später übernahm ich das Geschäft ganz. Ich führte so ziemlich alles: Wein, Oel, Käse, Würste, Wachszünder, Knöpfe, Schuhe, Hemden, fertige Kleidungsstücke, Tabak, Stiefelwichse, Tinte, Federn, Papier und so weiter. So habe ich zehn Jahre weiter gearbeitet. Dann hatte ich Glück im Handel. Ich kaufte und verkaufte Ländereien, spielte den Bankier. So habe ich in fünfundzwanzig Jahren geistiger Arbeit... ja, ja, alter Junge, die hast du nicht allein gepachtet, daß du so lachst! Nun was meinst du, wie viel werde ich wohl verdient haben? Rate mal!“ „Fünfhunderttausend Mark?" „Mehr!“ „Achthunderttausend?“ „Weit mehr!“ „Weißt du, in den großen Zahlen kenne ich mich schlecht aus. Bleiben wir auf der Erde. Sage mal, was bringt dich denn wieder nach Europa? Willst du ganz hier bleiben? Dem Vaterlande das Heil deiner Millionen bringen?" „Ja, wenn ich das könnte! Ich habe Ländereien in Buenos Aires, die sich nicht verkaufen lassen, ausgedehnte Ländereien, zusammen für zwei Millionen. Eine Million ferner habe ich auf der Argentinischen Bank. Aber die Summe kann ich jetzt nicht gut abheben. So muß ich mich denn notgedrungen mit den fünf begnügen, die ich in Sicherheit gebracht habe; drei davon auf der Bank von England, zwei auf der Reichsbank. Denn auch das Vaterland muß man bedenken!“ „Allerhand Achtung! Und alles das ohne Schreiben?“ „Wozu das? Die Geschäfte verlangen weder Latein, noch gar schon Prosodie.“ „Wohlgesprochen, mein bester Bastian, und Gott segne alle, die nicht studiert haben!“ „Magst du wohl sagen!“ Und Bastian wollte sich ausschütten vor Lachen.„Doch kommen wir nunmehr auf unsere Angelegenheit. Bei alledem, was ich schon besitze, habe ich dennoch nicht das Recht, mich für zufrieden zu erklären.“„Nimmersatt!“ „Ja, es scheint sonderbar, aber es ist so. Ich bin nicht zufrieden, und auch meine Sesora ist nicht zufrieden. Es handelt sich da um unseren Sohn, unser einziges Kind. Denke dir, da hat sich der Bengel in den Kopf gesetzt, ein Esel zu bleiben, wie sein Vater einer ist. In Amerika mochte das so hingehen, da giebt es keine geeigneten Erziehungsanstalten. Wenn da jemand reich ist und will seinen Sohn studieren lassen, dann schickt er ihn nach Europa. Also auf nach Europa! sagte ich zu mir. Da thun wir den Jungen in eine gute Anstalt und machen einen Doktor daraus, wie seine Mutter es wünscht. So kamen wir denn nach Europa. Erst hielten wir uns in Paris auf; meine Frau wünschte hier eine Saison zu verleben und dabei ihren Sohn im Auge zu behalten. Aber es gab nichts; die Anstalt, in die wir ihn gethau hatten, konnte mit ihm nichts anfangen und er auch nichts Rechtes mit ihr. Und dann: der Junge ist doch der Sohn eines deutschen Vaters. Da ist es doch nicht mehr als in der Ordnung, wenn er seine geistige Ausbildung im eigenen Vaterlande erhält auf guter klassischer Unterlage. Also, wir gingen herüber nach Deutschland und thaten den Jungen in ein Berliner internationales Institut, das auch drunten in Amerika einen Ruf hat. „Kaum aber war ein Monat vorüber— wir hielten uns gerade in Dresden auf, das meine Frau kennen lernen wollte— da kommt ein Brief von dort:=Lieber Herr Bastian! Ihr Sohn will vom Lernen nichts wissen. Er ist widerspenstig. Kommen Sie und holen Sie ihn sich wieder!e „Da kannst du dir den Schrecken meiner Frau denken. Kaum dachte man, die Sache sei in Ordnung, nun dieses! Also wir hin und holen das saubere Früchtchen wieder. Unterwegs habe ich ihm tüchtig den Kopf gewaschen. Er war ganz geknickt, gelobte Besserung, er wolle auch ganz gern studieren, aber nicht wieder in ein Institut. Da ist nun nichts zu machen. Nun habe ich mir gedacht, es ist am besten, wenn ich den Schwerenöter zu einem Gelehrten ins Haus gebe, der sich die Zuneigung seines Schülers zu erwerben wüßte. Der Junge ist so schlecht nicht. Wenn man ihn nur zu nehmen weiß, in Güte kann man alles von ihm haben. Weißt du, auf die Kosten sehe ich nicht. Nur daß mein Sohn kein Dummkopf bleibt, über den seine Mutter erröten müßte. Nun sind wir in Köln. Wir logieren im Hotel du Nord. Weißt du was, komm und iß bei uns zu Mittag. Ich stelle dich meiner Frau vor, und dann können wir über die bewußte Angelegenheit gemeinsam beraten. Ich habe mit meiner Frau viel über dich gesprochen. Und sie selbst hat mir gesagt: Geh zu deinem Jugendfreund. Vielleicht kann er dir einen Rat geben.“ „Das hat sie gesagt?“ „O, die ist umsichtig. Ich möchte, daß du selbst... aber du in deiner hohen Stellung...“ Köstlich, dieser Bastian— meine hohe Stellung! „Sieh mal," fuhr der unermüdliche Vater fort,„der Knabe ist nicht schlecht, nur ein bißchen Luftikus. Mit deiner Beredsamkeit, deinem guten Beispiel bin ich fest davon überzeugt, daß du ihn herumkriegen wirst.“ Sonntag, 1. Juli 1900. „Willst du mein Gutachten?“ at, alse hale i. oe, voie ic dir sagen werde. Lasen vit aber meine Beredsamkeit beiseite, die besteht nur in deiner Einbildung; laß auch mein Beispiel beiseite, auf das nichts ankommt Also nimm dir das Bürschchen unter vier Augen vor und sprich „Also, du willst nicht studieren, Schlingel? Gut, dann wirst du was ich war. Da hast du kein Wissen nötig; nur Verdienen sollst du, Racker! Geh' meinetwegen nach wie's dein Vater gemacht hat; schufte, nimm, was sich dir biete kämpfe ehrlich und kräftig den Kampf ums Dasein durch, dann wirst du zu Vermögen kommen, ein Weib nehmen und auch eine Familie haben. Und wenn deine Kinder auch nicht studieren wollen wenn ihnen vom Latein die Zähne lang werden, wenn ihnen vom Schreiben die Finger wehthun, dann gehe einen„ceuno um Rat an. Inzwischen vergeht die Zeit, und eine Beschäftigung „Soch ma, Freupod, sion, du hast drei Millageg, Lz, grerige und fünf in Europa. Ich habe, was im Kopfe. Würdest du mit mir tauschen? Ich glaube, nein. Und du thätest recht darat Hättest du studiert wie ich, mein guter Bastian, wurdest ou Verfafer sein von dreimdfünfzig Bänden, dam, Hreuzudkirf. Generationen anderer Bastians einzuschläfern..... Doktor sein und all das andere, das du in mir wahrzunehmen glaubst, würdest aber auch sein das anschauliche Beispiel ei Verzweifelten. Du hast nicht studieren wollen, und das war dein Glück. Du reist von Buenos Aires nach Paris, von Paris nach Wien, von Wien nach Berlin. Ebenso gut könntest du dich auf den Weg machen und nach St. Petersburg reisen, nach Moskau, nach Stockholm. Und ich kann nicht einmal mit dir hinübergehen „Wie? Warum denn nicht? Das wäre doch schade, wenn du nicht mit meiner Frau sprächest!,..I. Gb6.—dohahn zu steigen Weil ich in einer halben Stunde auf die Pferdebahn zu steigen habe, um Unterricht zu geben, um dreißig neig Pgeggriggeg Leuten do Wenige einzutrichtern, das ich weiß. I# muß oa thun, un u Ende des Monats siebenundneunzig Mark und vierundzu zig Pfennig zu haben. Nicht alle können eben Millionäre sein auf dieser besten aller Welten, mein guter Bastian. „Nun, um einer solchen Bagatelle willen würde ich mich keine halbe Stunde in meiner Bank aufhalten! Siehst du? Da hast du den Haken der Sache berührt. Ich habe eben keine Bank. Bei mir muß es ein Katheder thun. Das ist der Unterschied. So bunt geht es auf der Welt zu. Das ist das menschliche Leben mit seinen Gegensätzen. Du hast eben einen Treffer gemacht und bist auf die günstige Sei. gefallen. Sage deinem Sohne, er solle vernünftig sein, klug handeln und nicht studieren. Wenn ich bedenke, daß abquälen und so viele Mütter sich sorgen, weil ihre Söhne Und mein Freund Bastan lachte, bis er fast erstickte.„Gut gesprochen! Ja, es ist zum Lachen! Einfach allen Krempel bei seite geworfen und in die neue Welt gegangen! Hier läßt man sich tüchtig rütteln und schütteln, bis man allmählig dohin kommt, sein jämmerliches Dasein zu verbessern, es glänzender und alänzender zu gestalten. Ja, das nenne ich noch ein Leben führen! Du hast gut gesprochen, ausgezeichnet. Wenn du nun nur auch noch meiner Frau beibringen könntest! Da wur dest du dir ein großes Verdienst erwerben um mich und um un sere Freundschaft. Weißt du was, komm mit!" Noch einmal mußte ich ablehnen. Endlich verzog sich mein Freund. Nicht aber, ohne vorher sein Cigarrenetui zu ziehen und ihm ein paar gewaltige Cigarren zu entnehmen. Mächtige. Kaliber, lang, dick, duftig, mit Silberschild. Lächelnd nahn das mir angebotene Exemplar an und legte es auf mein Tischchen. denken an deinen werten Besuch.“..,. Eittan daf „Zu danken hätte ich und um Verzeihung zu bitten, daß ich dich so lange aufgehalten habe. Aber es freut mich doch, daß ich dich aufgesucht habe. Du hast mir das Herz wieder leichter gemacht. Bei dir läßt sich viel holen. Du hast viel nachgedacht über das Leben, das hört man.“. 22116 Sachen „Was du nicht meinst! Ich weiß viel, viele schöne Sachen und alle gleich nützlich, gleich nützlich. Und wenn du wieder mal etwas Zeit zu verlieren hast, so spring' mal wieder bei mir vor, dann werde ich dir noch viele andere schöne Dinge erzählen. Damit entließ ich ihn, der guten Bastian. Seitdem sino zwei Jahre ins Land gegangen, aber mein Freund Bastian hat sich nicht wieder blicken lassen. Er hatte sicher keine Zeit zu verlieren. Bei welcher Million er jetzt wohl schon stehen mag? So habe ich auch keine Gelegenheit gehabt, seine Gattin kennen zu lernen, die Sefiora superiore. die höhere Dame, wie der vereyrungsvolle Gatte sie nannte. Bk Koblenz, 24.Juni1900. Am Freitag und Samstag verflossener Woche wurden vor dem Schwurgericht nicht weniger wie vin frühere Postbeamte abgeurteilt, welche sämtlich in amtlicher Eigenschaft empfangene Gelder unterschlagen und der Fälschung sich schuldig gemacht hatten. Es waren drei Landbriefträger und ein Postgehülfe. ersten wurden 13, beim zweiten 2, beim dritten 125 und beim letzten 17 Fälle der Unterschlagung festgestellt. Sie wollen alle in der Notlage aehandelt haben, doch ist, vielleicht mit Ausnahme eines einzigen Landbriefträgers, welcher ein niedriges Gehalt bezog und Krankheiten in seiner Familie hatte, Leichtsinn und Gleichgültigkeit gegen die Dienstvorschriften die Ursache der Verfehlungen gewesen. Der erste erhielt 8, der zweite 6, der dritte 1½ Jahr und der vierte 7 25.Juni 1900. Heute Morgen sollten auf der hiesigen Hütte alte Granaten eingeschmolzen werden. Eine derselben schien einem Arbeiter nicht vollständig entleert zu sein; um ihren Inhalt zu prüfen, nahm er, trotz des Abratens des Beamten, nach besiadlichen Sprengsof zur Entzäindung, Die Grezatz, Pla ste Scheiben. Wire Schmelzofen gekommen, so hätte man ein schweres Unglück erlebt. §§ Mülheim a. d. Ruhr, 25.Jun i1900. Ein 22 Jahre alter Schreinergeselle hat sich gestern Nachmittag mittels eines Revolver in seiner Wohnung erschossen. Der Grund soll in Zwistigkeiten mit älteren Geschwistern zu suchen sein. hn Elberfeld, 25.Juni1900. Recht lehrreich war eine Probe fahrt auf der Schwebebayn, die gestern stattfand. In der Höhe fährt sich's zweifellos angenehmer als auf der Erde; einmal weil die Anhängepunkte der Wagen drehbar konstruiert sind un dessen Krümmungen mit Leichtigkeit überwunden werden, das lästige Auprallen an die Kurven hört auf, Stoßen und Schütteln fällt ganzlich fort, man hat überhaupt eher das Gefühl des Gleitens als des Fahrens. Die bis jetzt eingestellten Wagen sind nur zu Versuchszwecken bestimmt; die für den Betrieb in Aussicht genommenen werden größer und bequemer sein; sie fassen 50 Personen, hängen an weichen Federn und sind mit einer automatischen Schnellbremse ausgestattet, die ein Anhalten schier im Augenblick möglich macht. Jeder Wagen erhält für den Fall einer Störung ein Telephon, welches an jedem beliebigen Punkte mit der Centrale des Elektricitätswerkes verbunden werden kann. Der Leitungsdraht ist oben neben dem Geleise gelegt, und der Anschluß wird durch ein Stück Kabel hergestell., das man zum Fenster hinauslegt und in den Leitungsdraht einhakt. Die Fahrkartenausgabe erfolgt durch Automaten. Der Fahrpreis in der zweiten Klasse beträgt von Vohwinkel bis Rittershausen 10 Pfg., in der ersten 20 Pfg. Die Schwebebahn fährt die Strecke von der Mitte der Stadt bis zum Zoologischen Garten mit dem nötigen Aufenthalt in 7 Minuten, während die elektrische Straßenbayn 25 Minuten braucht. Das bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 Kilometer, die sich allerdings gemäß den Bestimmungen für die Kleinbahnen beim Anfang auf 30 Kilometer stellt. Den Verkehr vermitteln in der ersten Zeit 26 Wagen, die sich in Abständen von je 3 Minuten Elberfeld, 26.Juni1900. Bedeutende Summen hat sich der Buchhalter F. Koldewey in den Jahren 1895/99 in den Elberfelder Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer& Cie. angeeigner. Koldewet hatte dort eine Vertrauensstellung; durch seine Hände gingen fast sämtliche Wertpapiere. Von diesen stahl er insgesamt 21,521,50 M. an Wechseln und Checks und 1300 M. in österreichischen Guldennoten. Die Entdeckung seiner Unterschleife wußte er bis vor kurzem durch falsche Buchungen zu verhindern. Als sein Treiben schließlich entdeckt wurde, legte er sofort ein Geständnis av. Die hiesige Strafkammer verurteilte ihn gestern zu 15 Monaten Gefängnis.." gleummet, m Elberfeld, 27.Juni1900. Der Socialdemokratische Volksverein hat seiner Zeit bei den Sammlungen für den Grunderwerbsfond für die Stadthalle 2000 Mark gezeichnet, wohl in der Voraussetzung, die Stadthalle nach ihrer Vollendung benutzen zu burfen. Von socialdemokratischer Seite war denn auch kürzlich eine Eingabe an die Stadtverordnetenversammlung gerichtet worden, worin gebeten wird, die Stadthalle auch zu socialdemokratischen Festlichkeiten und Versammlungen zur Verfügung zu stellen. Dieses Gesuch ist indessen gestern in geheimer Sitzung der Stadtverordneten gegen die Stimmen der Freisinnigen(Socialdemokraten sind überhaupt im Stadtrat nicht vertreten) abgelehnt worden. Dagegen wurde beschlossen, nach Beendigung des Bergischen Musikfestes die Besichtigung sämtlicher Räume der Stadthalle, die, wie eine Autorität kürzlich erklärt haben soll, alles in Rheinland und Westfalen an Festhäusern bisher Geschaffene übertrifft, gegen ein Eintrittsgeld von 10 Pfennigen zu gestatten. Der Eintrittspreis soll wohl nur erhoben werden, um allzu großem Andrange vorzubeugen. Der Bau der Stadthalle hat einen Kostenaufwand von über 2¼ Millionen Mark erfordert, wovon durch freiwillige Beiträge der Bürgerschaft 150,000 Markt aufgebracht worden sind. Der Kostenanschlag ist um 400,000 Mark überschritten worden. Der Hauptsaal umfaßt 1210 Quadratmeter, der Nebensaal 350, die Galerie 315, in der ersten Etage ein Saal 350, zwei weitere je 132, alle drei an der Vorderfrond gelegen; ferner zwei Säle an der Ostseite 155 bezw. 106 Quadratmeter. Sämtliche sieben Säle und die Galerie bieten somit eine Raumfläche von 2750 Quadratmeter. Dagegen umfaßt der Gürzenichsaal in Köln nur 1200, die Galerie daselbst 400, die Touhalle in Düsseldorf mit Galerie nur 1550, die Barmer Markthalle mit Nebenräumen nur 1200 Quadrat∆ Dortmund, 25.Junil900. Am Samstag hat der Hauptkassierer des Hörder Vereins, Kunz, seinem Leben durch Erhangen ein Ende gemacht. Kunz war bereits am 21. d. entlassen worden, da bei einer Revision der Kasse erhebliche Unterschleife festgestellt wurden. Wie verlautet hat Kunz sich durch verfehlte Spekulationen zu Grunde m Camen bei Hamm, 24.Junil900. Am Genusse von Schierling, den man anstatt Petersilie zum Salat gemengt hatte, starb der Wirt Keimann zu Nordbögge und dessen Dienstmagd. Außerdem liegen mehrere andere Familienmitglieder schwer krank danieder. Das Dienstmädchen hatte in Ahwesenheit der Hausfrau das Essen zubereitet. tz Hagen, 26.Juni1900. Jedenfalls neu ist die Idee, sich durch seine Haushälterin ernähren zu lassen. Eine junge Dame hatte sich als Haushälterin bei einem in Brake an der Weser wohnenden Herrn L. gemeldet, und dieser stellte schriftlich folgende Bedingungen: Selbständige Führung des Haushaltes, bürgerlich guter Mittagstisch, wöchentlich—12 Flaschen Bier für den Hausherrn, und zu für diesen eine Flasche Wein. Die Haushälterin erhalt kein Gehalt; sie bekommt zur Bestreitung aller Hausbedürfnisse pro Woche 20 M. und hat, da dieser Betrag nicht reicht, aus ihrer eigenen Tasche soviel zuzulegen, daß dem Hausherrn nichts fehlt; auch muß sie für Beköstigung des Hülfsmädchens sorgen und diesem monatlich .50., der Waschfrau 1 M. zahlen. Die Haushälterin hat, um durchzukommen und auch etwas zu verdienen, soviel— Klavierstunden als möglich zu geben, die Stunde zu 1 M. Diese Einnahme gehört ihr. d. h. davon muß sie die erwähnten Ausgaben machen und den Hausherrn mit ernähren. Der würdige„Hausherr“ ist dazu ein reicher Mann, der nebenbei Ehrenämter bekleidet. &a Heiligenstadt, 24.Juni1900. Der gesamte Magistrat hat der kal. Regierung zu Erfurt seine Demission unterbreitet. In einem längeren Schriftstück werdendie Gründe ausführlich dargelegt. Die mannigfachen Differenzen zwischen Magistrat und Stadtverordneten, üben welche auch an dieser Stelle wiederholt berichtet worden, haben sich so zugespitzt, daß in der Magistratssitzung am Samstag der Beschluß gefaßt wurde, die Aemter niederzulegen. Bekanntlich ist die erste Bürgermeisterstelle durch den Tod des Hrn. Dr. Autoni gegenwärtig unbesetzt. Man erwartet für die nächsten Tage treffen eines Regierungsbeamten, der die Magistratsgeschäfte provisoH Bremen, 25.Juni1900. Die Ehefrau Groppe wurde mit zertrümmerter Schädeldecke tot im Bette aufgefunden. Der Ehemannist als der mutmaßliche Mörder verhaftet worden. □ Waldmohr(Pfalz), 26.Juni1900. In dem nahen Dörfchen Schönenberg hatte gestern der Tagelöhner Johannes Bröhmer, ein dem Branntweingenusse stark ergebener Mensch, wieder einmal Wirtschaften besucht und war in hochgradig trunkenem Zustande nach Hause gekommen. Als ihn seine Frau wegen seines Lebenswandels zur Rede stellen wollte, mißhandelte er sie in rohester Weise. Da kam der jüngste Sohn dazu, und unn spielte sich eine schreckliche Scene ab. Mit einem für den Backofen hergerichteten Holzscheite schlugen Frau und Sohn längere Zeit auf den Trunkenbold derart ein, daß eine große Blutlache entstand, dann schleppten sie den vermeintlich Ohnmächtigen zum nahen Kohlbade, wo sie ihn abwuschen, und nun erst sahen sie, daß der Tod bereits eingetreten war. Die Hirnschale war vollsiändig zerschmettert. Die beiden Thäter sind in das hiefige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. ∆ Was draußen vorgeht. Die Thronfolge in Oesterreich ist seit dem traurigen Ende des Kronprinzen Rudolf eine oft erörterte Frage gewesen. Jetzt tritt diese Frage wieder in den Vordergrund aus Anlaß der nicht standesgemäßen Heirat des Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand von Este. Dieser hatte eine sehr starke Neigung zu der Gräfin Chotek gefaßt und schien entschlossen, lieber auf die österreichische Kaiserkrone— die überdies mit Dornenwerk gefüttert ist— zu verzichten, als auf die Verbindung mit der Gräfin. Anfangs schien der Kaiser dieser Heirat entschieden abgeneigt zu sein, aber nun ist der Ausweg gefunden worden, daß die Gräfin Chotek nur als morganatische Gattin gelten und daß die Nachkommenschaft keinerlei Recht auf den Thron haben soll. Auch der Dualismus der österreich=ungarischen Monarchie spielt bei dieser Ehefrage eine Rolle und zwar sind dank demselben jetzt möglicherweise die Keime einer späteren Verwickelung gelegt, für den Fall, daß in Ungarn die Gelüste nach voller Trennung von Oesterreich stärker auftreten sollten. Ungarn kennt keine unebenbürtige Ehe des Herrschers; die Dame, die der König von Ungarn heiratet, wird so ihre Königin und ihre Nachkommen sind thronberechtigt. Nach ungarischem Rechte würde also die Gräfin Chotek Königin von Ungarn und ihre männliche Nachkommenschaft thronfolgeberechtigt. Nun besteht allerdings die pragmatische Sanktion, und nach dieser gibt es nur einen einzigen gemeinschaftlichen Herrscher für Oesterreich und Der gemäßigte Liberalismus in Belgien hat in der Person des am Dienstag gestorbenen Staatsministers Bara seinen ragendsten Führer verloren. Nachdem diese politische Partei bei den vorletzten Wahlen erdrückt worden war, hat sie dank dem Verhältniswahlsystem soeben wieder einen Aufschwung genommen, aber wie ihre Führer sterben, so steht auch sie selbst auf dem Aussterbeetat.— Prinz Albert, der belgische Thronfolger, hat sich mit einer Tochter des Herzogs Karl Theodor in Bayern verlobt. Die Heirat mußte verschoben werden, weil die Schwiegermutter des Grafen von Flandern, des Vaters des Bräutigams, die Fürstin von Hohenzollern, soeben gestorben ist..„ In Spanien lassen die im Verbande der Union Nacional politisch zusammengeschlossenen kaufmännischen Vertretungen und Vereinigungen mit dem hartnäckigen Kampfe gegen das Ministerium nicht nach. Kürzlich haben sie eine Abordnung an die KöniginRegentin mit einer ausführlich begründeten schriftlichen Beschwerde gegen die Regierung gesandt. Anfänglich abgewiesen, kam die Abordnung schließlich doch zu einer Audienz, indessen hatte dieser Schritt nicht die erwartete Folge, nämlich die Entlassung des Ministeriums, sondern noch schärfere Maßregeln gegen die Kaufmannschaft, welche die Regierung durch Verweigerung der Steuer mürbe zu machen glaubte. Die Regierung hat für die Provinz Madrid die verfassungsmäßigen Bürgschaften aufgehoben und in weitem Umfange bei den Steuerverweigerern Pfändungen vornehmen lassen. Die Kaufleute wollen nun ihre Geschäfte so lange geschlossen halten, bis die Regierung nachgiebt und dem von der Union Nacional aufgestellten wirtschaftlichen Programm Zugeständnisse macht. Allgemein kann diese Obstruktion jedoch nicht durchgeführt werden, schon nicht aus dringenden ErwerbsDer Zar von Rußland hat Unglück mit seinen Ministern des Auswärtigen. Kürzlich ist der seit dem 13. Januar 1895 diesen Posten bekleidende Graf Murawieff plötzlich gestorben, nachdem sein Vorgänger Lobanoff einem ebenso plötzlichen Tode zum Opfer gefallen war. Der Tod von Lobanoffs Vorgänger, des Herrn v. Giers, fiel auch noch in die Regierungszeit des jetzigen Zaren. Graf Murawieff wird jetzt nach seinem Tode als ein guter Kenner deutscher Verhältnisse und auch als Freund Deutschlands bezeichnet; das erstere trifft jedenfalls zu, da dieser Diplomat längere Zeit Mitglied der russischen Botschaft in Berlin war. Der Durchführung des Lieblingsgedankens Nikolaus II., die Mächte auf einer Friedenskonferenz zu vereinigen, hat Murawieff seine eifrige Unterstützung geliehen, und er galt darum vielfach als grundsätzlicher Anhänger des Friedens. Das hindert aber nicht, daß die Engländer Murawieff wegen seiner vordringenden Politik in Ostasien als einen schlimmen Spielverderber ausahen. Die Katholiken interessiert diese eben vom Schauplatz abgeschiedene diplomatische Persönlichkeit insbesondere noch wegen Rußlands Politik gegenüber dem Vatikan. Im allgemeinen ist diese Politik überlieferungsgemäß so sehr auf bestimmte Bahnen gewiesen, daß es dabei auf einen Personenwechsel nicht sehr ankommt. Man findet aber in französischen Kreisen die Ansicht verbreitet, daß Graf Lobanoff sich dem Vatikan viel entgegenkommender gezeigt und die unter den Altrussen mit dem Synod an der Spitze vorhandene Abneigung gegen alles römisch=katho= lische kraftvoll bekämpft habe. Das eine ist richtig, daß man Murawieff hauptsächlich die Nichteinladung des Haager Konferenz als Schuld zuzurechnen hat; ob aber Lobanoff vielleicht weiter gegangen wäre? Ferner wird Murawieff hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht, daß die Frage der päpstlichen Vertretung in St. Petersburg noch immer in der Schwebe ist. Mit den Geschäften des Auswärtigen ist bis auf weiteres Graf Lamsdorff betraut worden. Bezüglich der Wirren in China dauerte auch in dieser Woche die Beunruhigung wegen der Lage in Peking unverändert fort Nach wie vor blieb jede Nachrichtenverbindung mit dieser Stadt unmöglich, und nur gerüchtweise erfuhr man, Lord Befehlshaber, der den Gesandtschaften mit ihren 500 Mann Bedeckung zu Hülfe gesandten 2000 Mann, habe in Peking die Gesandten abgeholt und befinde sich mit denselben auf dem Rückwege nach Tientsin, werde aber 14 Kilometer ostwärts von dieser Stadt durch Boxer und reguläre Truppen festgehalten. Eine erste Lord Seymour zu Hülfe gesandte größere Abteilung, bestehend aus 240 Deutschen, 380 Engländern und 1500 Russen, wurde ihrerseits in Tientsin festgehalten, so daß das Eintreffen weiterer Truppen in Taku abgewartet werden mußte, um den einen wie den anderen Hülfe zu senden. Diese zweite Entsatzabteilung erzwang sich den Eintritt in Tientsin und rückte dann weiter, um Lord Seymour aufzusuchen. Am 28. v. traf dann die Nachricht Kölner Local-Anzeiger Nr. 176. Konntag, 1. Juli 1900 Seite 3. Seymour und mit ein, daß die Hülfstruppen die Chinesenscharen, welche bei Tientsin umringten, durchbrochen, Seymour befreit seinen Leuten nach Tientsin in Sicherheit gebracht hätten. Seymour hatte große Verluste, Tientsin selbst wurde Tage lang, namentlich die Fremdenniederlassung, von regulären chinesischen Truppen beschossen; diese sollten unter dem Befehle des kaiserlichen Prinzen stehen, was, wenn es unzweifelhaft war, die Solidarität des Kaiserhauses mit allem, was gegen die Fremden geschah und geschieht, zu beweisen schien. Die vereinigten ansässigen Fremden und ersten Entsatztruppen erstürmten die chinesische Militärschule in Tientsin, unter großen Verlusten der Chinesen, weitere Kämpfe brachten aber den fremden Truppen große Verluste, namentlich den Russen. Die Chinesen fühlten sich infolge dieser Ereignisse so stark, daß sie bis Taku neuerdings vordrangen; freilich ohne jede Aussicht, im Bereiche der Kanonen der Geschwader Terrain zu gewinnen. Ueberdies sind neue Truppen gelandet worden. 8000 Mann, meist Japaner, aber auch 1200 Deutsche, welch letzteren der Umstand zu gute kam, daß zufällig ein Ablösungstransport mit dem Dampfer Köln an Deutsch=China fällig war und nun zur Verstärkung der selbstredend nicht ab*—— a n d o r o n d e u t s c h e n T r u p p e n d i e n e n von an Erfolge Dewet auch wieder neue Kämpfer zugeführt. regen sich plötzlich die Buren unter Olivier wieder an der Grenze des Basutolandes bei Maseru, wo sie vom Süden her die englischen Linien durchbrochen haben. Dies in Verbindung mit Dewets Erfolgen hat die Eingeborenen neuerdings wieder zu Gunsten der Buren gestimmt. Kölner Kirchen=Kalender. Die frühesten h. Messen werden an Sonn= und Feiertagen morgens.3 im Dom und in der St. Josephs=Kapelle(Streitzeugg.)— die spätesten 11•2 in Minoriten und in St. Maria=Kimmelfahrt gehalten. Sonntag, 1. Juli. 3. Sonntag nach Pfingsten.(Evang.: Von Petri reichem Fischfang. Luk..,—11.)— Kinderkommunion: St. Michael, St. Johann=Baptist, St. Kolumva morg. 6.— Sr. Maria im Kavitol: Spendung der h. Firmung. H. Messen morg. 6½(h. Komm. d. Firml.), 7½, 8½(Vorbereitungsmesse zur h. Firmung) u. 11. Nachm. 2 Danksag.=And., 3½ Versamml. der marian. Frauen=Kongr. Mutter Maria mit Pred.— St Severin: Pfarr5, 1/10, 6½, 7¼ 5 And. zur schmerzh. prozession. H. Messen sind Morg. 5, 1/6, 6½, 7¼(Hochamt), 11. St. Martin: Pfarrvrozession. Morg. 7 Hochamt. 9. Auszug der Prozession. H. Messen 16, ½7, 8 u. 11.— St. Andreas: Pfarrprozession. H. Messen morg. 156, 6¼ u. 7 Hochamt, zugl. letzte h. Messe. — St. Joh.=Baptist: Abds. 6 Herz=Jesu=And.— St. Michael: Nachm. 5 And. z. h. Erzengel Michael u. Aufn. i. d. Brudersch.— St. Kolumba: Nachm. 5 And. z. Verehr. d. h Walburga, d. Patronin in Krankheit u. Nöten.— Minoritenkirche: Morg. 7 h. Messe der Gürtelbrudersch. Nachm. 4 Bruderschaftsand. m. Pred. u. Umgang.— Kapelle der Barmherzigen Bruder(Brüsselerstr. 50): 2. Sonntag zu Ehren des h. Aloysius. Mora 8 Singm. mit Pred, abends 61ggszus=And. m. — St. Ursula: Tieularfest d. Brudersch. v. h. Antlitze Jesu Christi. Bruderschafts=And. m. Abb. u. Kreuzweg. Energie heimgesucht worden und wollen mit dabei sein, nachdem sie kurz vorher sich noch bis zu dem Grade zurückgehalten haben, daß der amerikanische Admiral Kempff auf Grund des Wortlautes der erhaltenen Weisungen nicht einmal wagte, sich dem Vorgehen gegen die Forts von Taku anzuschließen. Japau liegt auf der Lauer und ist jeden Augenblick bereit, einzugreifen, wozu es alle nötigen umfassenden Vorbereitungen getroffen hat. Japan will unter allen Umständen verhindern, daß bei dem jetzt nötigen Eingreifen in China sich irgend eine Macht das Uebergewicht anmaße; das zielt vor allem auf Rußland und ist ein Vorsatz, in dem das augenblicklich durch die südafrikanischen Dinge genügend beschäftigte England es gewiß auch bestärkt haben wird. Rußland nimmt bei den gegenwärtigen Wirren eine Sonderstellung ein. Zwar hat sein starkes Truppenaufgebot und sein hervorragender, wo nicht überwiegender Anteil an den Kämpfen bei Takn und Tientsin den Anschein erweckt, als gehe es ganz einig mit den anderen Mächten vor. Aber keine Macht ist von vornherein so entschlossen, die Regierung in Peking zu halten und von jeder Verantwortlichkeit für den Aufstand und die Angriffe auf die Fremden zu entlasten. Dies geht aus den amtlichen Verlautbarungen in St. Petersburg deutlich hervor, wozu dann die russische Presse ihre Erläuterungen bietet. Die chinesische Kaiserin, die chinesische Regierung, diese guten Freunde Rußlands müssen unterstützt werden im Kampfe gegen eine Bewegung, die nur durch die Schuld pflichtvergessener Vicekönige solchen Umfang hat annehmen können. So die russische Auffassung, die interessiert ist, insofern Rußlands Zukunftsplane am meisten davon profi tieren, daß in China der reformfeindliche Schlendrian weitergeht. Ein Russisch=Offiziöser macht in der Politischen Korrespondenz sogar die— Mächte, im Gegensatz zu der Pekinger Regierung, dafür verantwortlich, daß sich die reguläre Armee den Boxern angeschlossen habe. Dies letztere sei nichts als ein Rückschlag der Eroberung der Forts von Taku! Also die Mächte haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn die Dinge den schlimmen Verlauf nehmen. Naiver oder unverschämter kann keine Auslegung sein. Ebenda wird die chinesische Regierung für ihre etwaigen„fehlerhaften Entschlüsse“ mit interessierter russischer Milde weiter dahin entschuldigt, daß derselbe Mangel an beglaubigtem Informationsmaterial, welcher die sichere Urteilsbildung in Europa erschwere, auch für die Machthaber in Peking vorhanden sei, die gleichfalls unter dem Eindrucke alarmierender Gerüchte über die Motive und Ziele der Interventionsmächte stehen und dadurch gegenwärtig in ihren Entschlüssen fehlerhaft beeinflußt sein dürften. Von Störung der Nachrichtenverbindungen für die chinesische Regierung weiß man nichts; diese Verbindungen funktionieren so gut, daß die chinesischen Gesandten in Europa die beruhigendsten Informationen erhalten und Li=Hung=Tschang beauftragt werden konnte, nach Peking zu kommen. Nur den Gesandten, Missionaren und Kaufleuten war der Nachrichtenverkehr vom Inneren aus gesperrt. Die Gesandten sind, wie man ebenfalls am Donnerstag erfuhr, glücklich bei dem Landungscorps angelangt. Sie werden viel zu erzählen haben, wir aber werden davon nicht viel erfahren, wenn der Nachrichtendienst weiterhin so schleppend bleibt wie bisher. Im Burenkriege haben die Engländer immer noch nicht die Genugthuung, daß der bereits als Oranjekolonie annektierte Oranjefreistaat auch thatsächlich von den kämpfenden Buren gesäubert ist. Die Nachrichten, laut welchen nach dem Einrücken der Engländer in den Transvaal die Freistaatburen die Aussichtslosigkeit weiteren Kämpfens erkannt und den Mut verloren haben sollen, bestätigen sich zum unverhohlenen Aerger der englischen Presse nicht. Nach wie vor ist Kommandaut Dewet die Seele der den Engländern, namentlich dem speciell mit seiner Abfangung beauftragten Lord Methuen, unangenehmen Operationen der Freistaatler in der Nordostecke des Oranjefreistaats. Dewet hat in den letzten Wochen eine unglaubliche Beweglichkeit entwickelt; er ist bald hier, vulo dort, macht überall gerade da Vorstöße, wo kleinere englische Kommandos sich ihm gegenüber in gefährlicher Lage befinden, und bringt den Feinden dann empfindliche Verluste bei. So bei einem Angriff auf die militärische Bedeckung einer Ausbesserungsabteilung an der Bahn Bloemfontein-Pretorig, bei der Gefangennahme des Derbyshirebataillons, bei der erneuten Unterbrechung der für Lord Roberts so wichtigen Bloemfonteiner Bahn und bei der Fortnahme eines größeren von Hochländern vergeblich verteidigten englischen Proviantzuges. Der Präsident Steiin befindet sich bei den Truppen im Oranjefreistaat. Ihn und die sämtlichen dortigen Burenkämpfer glaubt Lord Roberts jetzt in der Falle zu hur nachdem General Buller mit ihm in Fühlung getreten ist und die Engländer über Fangnetz Segen. Mora. 9 feierl. Hochamt, nachm. 5 Bruderschafts=Anoem Montag, 2. Juli. Mariä=Heimsuchung.— St. Maria=Ablaß Fest der Heimsuchung Marik, Morg. 9 Hochamt, 6Komplet, während der Oktav nachm. 6 And.— St. Martin: 5. St. Benediktus=Montag, schaft vom h. Antlitze Jesu Christi.— Herz=Jesu=Kirche: Andacht zum göttl. Herzen Jesu für Männer u. Jünglinge abds. von—10. Juli. Ulrich, Bertha.— St. Johann=Bapt Mütte.— Im Dom: Abds. 6½ sakr. And. m. Pred.— St. Ursula: Sühne=And. zum göttl. Herzen Jesu für Männer und Jüngl. abds.—10. Freitag, 6. Juli. Isaias, Goar.— Im Dom: Abds. 615 Kreuzwegand.— Kapelle der Barmherz. Bruder: Abds. 6½ Herz Jein=And. m. Seg.— St. Martin: Morg. 134##erl. h. Messe zu Ehren des allerh. Herzen Jesu mit Abbitte.— St. Aposteln: Sühne=And. zum aöttl. Herzen Jesu für Männer und Jünglinge abds.—10. Samstag, 7. Juli. Willibald. 2 ** Ein ergötzliches Stückchen vollführte dieser Tage ein Dien mann in Straubing(Niederbayern). Mit dem Abendzuge war ein Reisender angekommen, der einen beim Stadtturmdurchgange stehenden Packträger fragte, ob ein„Optiker“ hier sei. Als durchau den Puclrager flagle, eoeins„„„„ ortskundig, gab der Dienstmann Bescheid mit den Worten:„Ja, is oaner da!“„Gut, dann führen Sie mich auf dem nächsten Wege zu ihm. Pflichteifrigst durchschritt nun der Dienstmann mit dem Herrn und dessen Koffer den Theresienplatz, die Passaner= und Frühlingsstraße. In der Nähe des„Frühlingsgartens“ meinte der Reisende: straße. „Hm, der=Optikere wohnt aber abseits! mann,„bei uns is dös Muaßsach bei dö „Ja,“ äußerte der DienstAbdecker, von wegen diese blaue Rose nicht blau gefärbt oder künstlich präpariert ist, sondern auf einem Mutterstamm gewachsen ist, dessen Reiser sich zur blauen Fortpflanzung geeignet erweisen. Zwischen Blau und Blau ist allerdings ein Unterschied. Es ist nicht das Blaurot gemeint, wie „„„„ F echnell bei die Bahn Pretoria=Laingsnek=Durban verfügen. Dieses Fangnetz ist aber so weitläufig, mit so weiten Maschen, daß die Buren sich gar nicht bange davor machen; im Gegenteil haben die neuen mann, Foerundise. M des Geruches, denn die toten Viecher riechen nöt guat!“ Das Antlitz des Reisenden zog sich in die Länge.„Hab' ich doch gesagt, ich will zum Optiker und nicht zum Schinder!"„Ja so,“ sagte der verblüfft dreinschauende Dienstmann,„warum sag'ns denn dös nöt glei! Da mnaß ma wieder retour.“ Zuguterletzt mußten beide ob ihres Mißverständnisses herzlich lachen.„ ** Ein hoffnungsvoller englischer Knabe, der in Deutschland erzogen wird und 14 Lenze zählt, hat in Deutschland so viel Böses über Großbritannien erzählen hören, daß er sich entschloß, an Chamberlain zu schreiben und ihn über die Lage auf dem Kontinent aufzuklären. Er erhielt von dem Kolonialsekretär folgende Antwort: „Ich danke dir für deinen Brief und deine Glückwünsche. Ich freue mich, daß du für unser Heimatland eingetreten bist und unsere Politik verteidigt hast. Ich denke, daß die Kritik auf dem Kontinent bald verstummen wird, jetzt wo unsere Armeen so siegreich gewesen sind. Diese Kritiken sind meist die Folgen von Unwissenheit und Neid. Du wirst gehört haben, daß der Oranjefreistaat bereits annektiert worden ist, und der Transval wird ihm sehr bald nachfolgen.“ Am Montag Abend gratulierte dem Kolonialsekretär ein Abgeordneter im Unterhause zu diesem Briese, und Mr. Chamberlain meinte darauf:„O ja, ich schrieb einem Schuljungen in Deutschland einen Brief. Ich dachte, da Lord Roberts bereits einem Schulknaben geschrieben hat, ich kein großes Unrecht begehen würde, wenn ich einem so ausgezeichneten Beispiel folgte. Doch,“ fügte Mr. Chamberlain lächelnd hinzu,„hoffe ich, die anderen Jungens werden daran denken, daß meine Korrespondenz bereits sehr ausgedehnt ist.“ ** Höchste Schwärmerei. Der Rentier Protzenhuber schwärmt so sehr für Schmucksachen, daß er sogar seiner Photographie, die auf dem Schreibtisch steht, eine Brillantuadel vorgesteckt hat! ** Kuriert. Lude:„Nun, wie ist das mit dem Einbruch bei dem Zahnarzt geworden?" Fritze:„Ach, jämmerlich! Wie ich mich abends eingeschlichen hatte, wurde ich entdeckt. Ich gebrauchte natürlich die Ausrede, daß ich furchtbare Zahnschmerzen hätte, und was thut der Kerl? Zieht wir gleich acht Zähne aus!“ ** Kasernenhofblüte.„Sie, Rekrut Lehmann, machen Sie doch nich so ein gebildetes Gesicht, wie ein Kamel, das sich nich für das Schiff der Wüste, sondern für einen Salondampfer hält!“ ** Vorahnung. Meier(welcher seinem Freund Müller 50 Mark gepumpt hat):„Aber, lieber Freund, was macht dich plötzlich so weich?“ Müller:„Ach Gott, mir ist so, als ob ich dich nicht mehr sehen sollte!". ** Hinweis..:„Wie, Ihre siebzehnjährige Fräulein Tochter wiegt bloß 85 Pfund?“ Millionär:„Ja, so leicht und doch so schwer!“ ** Beweis..:„Ist es denn wahr, daß die Tochter des Bäckers Mehlig heirathen wird?".:„Gewiß, er macht schon die Semmeln kleiner!“ Berlin, 26.Juni1900. Das Landgericht verurteilte nach mehrtägiger Verhandlung wegen Ausschreitungen am Rosenthaler Thor am 20. Mai d. J. anläßlich des Ausstandes der Straßenbahnangestellten 11 Angeklagte zu Gefängnis von 3 Wochen bis 9 Monaten, 4 zu Haft von 6 Tagen bis 8 Wochen, 4 wurden freigesprochen. Bei der am schwersten Verurteilten wurde Aufruhr als vorliegend angenommen. *X 10,000 Mark für eine Rose, aber— es muß eine blaue sein, so schreibt der Erfurter Führer, eine wöchentlich erscheinende Zeitschrift für den Gartenfreund. Es verstebt sich von selbst, daß wie es der italienische Himmel ausstrahlt und wie es das Meer wiedergiebt, das Blau, das uns in der Kornblume entgegenlacht. Es ist merkwürdig um das menschliche Wünschen, Wollen und Hoffen. Gäbe es blaue Rosen allein, vielleicht böte jemand die gleiche Summe für eine rote oder weiße Rose. Es ist aber Ernst um die Sache. Der Erfurter Führer im Gartenbau verbürgt sich dafür, daß diese Summe bezahlt wird(von wem?), wenn es gelingen sollte, die blaue Rose zu ziehen, und wenn ihm der alleinige Mutterstamm als Eigentum zugeführt wird. # in Raubmord im Eisenbahncoupé. Eine Frau Sophie v. Wolodkiewicz, in Krakau wohnhaft, wurde am Freitag auf der Heimreise aus Rußland unweit Odessa in einem Coupé erster Klasse ermordet und beraubt. Sie soll 18,000 Gulden bei sich gehabt haben. Sie war eine reiche Guts= und Hausbesitzerin, die in Krakau mehrere wohlthätige Stiftungen gemacht, und hatte in Odessa Verwandte besucht. Dort erhielt sie von einem Schwager, der ihre bei Odessa gelegenen Güter verwaltete, die vierteljährige Rate von den Einkünften dieser Güter. Unmittelbar vor ihrer Abreise von Odessa wechselte sie in einem dortigen Bankhaus einen größeren Geldbetrag. Die russische Polizei glaubt, daß sie dabei die Aufmerksamkeit eines ehemaligen russischen Matrosen oder Soldaten erregte, der ihr auf der Heimreise folgte. Frau v. Wolodkiewicz fuhr allein in einem Coupé erster Klasse, ihr Dienstmädchen Brouislawa in einem nahen Coupé zweiter Klasse. Unweit der Station Schwerinka wollte das Mädchen nachsehen, ob die Dame, die sich zur Ruhe begeben, etwas bedürfe, und fand sie bereits ermordet. Sie alarmierte das Zugpersonal, worauf der Zug in Popieluchy zum Stehen gebracht wurde. Von dem Mörder war keine Spur zu entdecken. ** Zwei Opfer der Berge. Die beiden seit dem 5. Juni vermißten Münchener Studenten, Gcorg Klette und Otto Scherr aus Dresden, wurden von den Bergführern Kederbacher sen. und jun. von Ramsau sowie Michael Stanggassing aus Schönau aufgefunden. Sie lagen, laut der Allg. Ztg., an einer sehr schwer zugängigen, nur von geübten Bergsteigern erreichbaren Stelle, und beide Leichen waren bereits stark in Verwesung übergegangen. Den äußeren Verletzungen nach zu schließen, mußte der Tod sofort eingetreten sein. Beide Verunglückte scheinen auf dem Wege von der Mittel= zur Südspitze des Watzmanns verunglückt zu sein. Die Bergung der Leichen, die nur durch Abseilen unter Aufgebot einer großen Anzahl Bergführer möglich sein wird, erfolgt, sobald die Witterung dies gestattet. Der Vater des verunglückten Klette wurde vom Bezirksamt in Berchtesgaden sofort telegraphisch verständigt, während der Bruder des verunglückter Scherr, der sich zur Zeit in Berchtesgaden befindet, die Nachricht in Watzmannshaus erhielt, wohin er sich zur Aufsuchung der Leiche begeben hatte. Möchte dieser neuerliche Unfall eine Warnung sein, den Uebergang von der Mittel= zur Südspitze des Watzmanns niemals ohne Führer zu unternehmen. größte Rad der Welt zu Paris trägt seinen Namen mit vollem Recht, denn der Durchmesser dieses Rades mißt 100 Meter, die höchste Entfernung des obersten Waggons von der Erdoberfläche 106 Meter, wohingegen das große Rad zu London nur 65 Meter und das zu Wien 80 Meter groß ist. Von dem Höhepunkt de. Rades aus, der höher als der Turm des Berliner Nathauses (94,2 Meter) und der Siegessäule(61,5 Meter) ist, genießt man eine wunderbare Fernsicht über das Ausstellungsfeld, über ganz Paris und seine Umgebung. Das Gesamtgewicht des drehenden Teiles des drehenden Rades(incl. Waggons) beträgt 650,000 Kilo, die Achse ruht auf Stahlpfeilern, deren Gewicht 397,000 Kilo ist. Zur Bewegung des Rades dient ein doppeltes Kabel, das durch zwei Dampfmaschinen von je 50 Pferdekräften getrieben wird. Das Rad dreht sich in 15 Minuten einmal um seine Achse und kann, da 40 Waggons à 40 Sitzplätze an ihm hängen, immer zu gleicher Zeit 1600 Fahrgäste befördern. ** Eine Schmetterlingsfarm hat in Eastbourne in der Grafschaft Essex der bekannte Entomologe William Watkins, Begründer des Insektenhauses im Londoner Zoologischen Garten errichtet. Auf dem der Kultur gewidmeten Gebiete von 314 Acres kriechen Schmetterlinge Englands und aller fremden Länder aus, welche aufgezogen und in großer Zahl verkauft werden. Es werden bis 60,000 M. für ein besonders seltenes Exemplar ausgegeben. Der Schmetterlingsfarmer von Eastbourne schickt Sammler in die entlegensten Gegenden der Welt, welche Larven und Eier suchen und einsenden. ** Ein reicher Amerikaner, Stephen S. Marchand, hat sich in Paris ein Schlafzimmer im Stile Ludwigs XVI. bestellt, welches die Kleinigkeit von 4,882,200 Francs kostet. Das Bett allein, an das 2½ Jahre Arbeit verwendet wurde, wird auf 1½ Millionen geschätzt. Es ist aus massivem Ebenholz, mit Gold und Elfenbein eingelegt. Die Stühle, von gleicher Arbeit, kosten 2½ Millionen, die Kamingarnitur 100,000 Francs, der Toilettentisch 200,000 und der Nachttisch 75,000 Francs. Die Gardinen wurden in Lyon verfertigt, zu 300 Franken der Meter und dem entspricht der Preis des Bodenteppichs. ** Einen neuen Trust haben die spekulativen Amerikaner gebildet, und zwar einen Eistrust. Hierüber wird aus New=York berichtet: Es ist sehr wahrscheinlich, daß der erste Mayor von Groß=NewYork, Robert A. van Wyck, abgesetzt wird, weil er Aktionär einer Gesellschaft ist, die mit der Stadt Kontrakte abgeschlossen hat. Es ist dies die American Ice Company, besser als der„Eistrust“ bekannt. Die Gesellschaft hat alle Docks, an welchen Eisschiffe aus den nördlicher belegenen Staaten ihre Ladungen löschen können, mietweise an sich gebracht und mit den Erzeugern von künstlichem Eis ein Abkommen über Produktionseinschränkung und Preise getroffen. Da die Eiszufuhr per Bahn viel zu teuer sein würde, hat die Gesellschaft jetzt thatsächlich ein Monopol und nutzt die Situation derart aus, daß die Bevölkerung der Stadt auf's höchste entrüstet ist. Eis, das vor einem Jahre noch 30 Cents per 100 Pfund kostete, wird jetzt nicht unter 60 Cents abgegeben. Da hier mindestens drei Sommermonate außerordentlich heiß sind, ist Eis ein absolutes Lebensbedürfnis. Milch, Früchte, Fleisch und andere Nahrungsmittel verderben sofort, wenn sie nicht in dem Eisschrank, den hier jede Familie hat, aufbewahrt werden. Sollten die Eispreise auf dieser Höhe bleiben, so dürfte die Kindersterblichkeit in den ärmeren Bezirken in diesem Sommer eine sehr große werden, da manche Familien nicht genügend Eis kaufen können, um die Milch für die Kleinen frisch zu erhalten. Die Angelegenheit hat eine weittragende politische Bedeutung angenommen, da sich gezeigt hat, daß die größten„Macher" im Eistrust die Führer von Tammany=Hall sind. Vermischtes. (0 Vom Aberglauben. In Berlin, der Stadt der Intelligenz, hat dieser Tage ein Vorfall die Gerichte beschäftigt, den man zur Zeit der„Aufklärung", als welche man die Jetztzeit im Gegensatz zum finsteren Mittelalter so gern bezeichnet, nicht hätte für möglich halten sollen. Am Samstag hat das Potsdamer Schwurgericht den Mörder Jänicke zum Tode verurteilt. Der Verurteilte hat seiner Kölner Local-Anzeiger Nr. 176. Tonntac. 1. 1900. Zeit eine Frauensverson am sogen. Teufelssee, in der Nähe von Perlian, wrier dem Vorgast, doß er r--äheche gesite eien verhelfen wolkte, mit Strychnin vergiftet. Auch eine zweite Person, ein Mann namens Just, sollte nach dem Plaue Jänickes am Teufelsund die Welt sollte beim Auffinden der Leichen glauben, ein Lievesdrama, wie es in Berlin so häufig vorkommt, habe am Teufelssee geendet. In dem eben bendeten Prozeß interessiert uns der Mörder bessen niederer Instinkt sich ein Opfer jurtige, egergef, aber nach anderen Seite hin hat der Prozeß ein großes Interesse, er har bergzrig abergslähtischen und bornierten Personen doch nur selten zu hören bekomme, so erden erochnten Hrgese die Eernorzug Har, den Abersauten an Mrech es saltalael ie, Aaich ache de hoscghe, aes bh ce Seisten der mntiesien Beltelsche ai. aie nich u. iste 8 et auch„besere Dagen das Heil der Drakeliden aufsichen, Mancein Zufall, daß eine Prophezeihung, die ja, wie es bereits bei der Weisheit der pythischen Gottheit der Fall war, ein Deckelchen f viele Töpfe ist, in dem konkreten Falle eintrifft, dann ist der Slauben,„ekesisutrasgon, Sehasd der Glaub, der da ist, ist auch die Geschr schwerer Schäden für die, Glautenden und ihte Augshzrigen da. Der vermeintliche Fatalismus wird zum Herrscher jener Personen, dem diese sich dann willg hingeben, Manches Elend, das über einzelne Sacr in Malsgeak, Gesc esheches ehee kannter gelungen rann. Aver nicht nur die Millionenstadt zeitigt Verarige Ausoichte, sender. der, grisge,=Pistz. 19 uze ut her Erschung msrer Iugend— die Paechiche besetz oe GäePe aite das Volk einzuwirten berusen sluh, auftlärend zu. wirken, und die Kunst“" des Wahrsagens als das hinzustellen, was sieist: als die Kunst des Betruges und des Gimpelfanges! ** Waisenkinder auf der Reise. Der Wiener Westbahnho war am Sonntag der Schauplatz einer eigentümlichen Scene. Dem am Vormittag angelangten Personenzuge waren zwei Kinder entstiegen; sie hielten sich an der Hand und gingen auf den Perron, wo sie stehen blieben und sich schüchtern nach allen Seiten umblickten. Einem elegant gekleideten Herrn fielen die Kinder auf. Er blieb stehen und chlcte an se ehüige Gragek. 2i; Lpteshe Ais ier dhei. das fremden, dem Herrn unbekannten Sprache. Als sie sahen, daß sie sicht verstanden wurden, hielten sie gemeinschaftliche Beratung, worau der Knabe hervortrat, die rechte Hand in die Höhe hob und mit der linken auf einen Zettel zeigte, der ihm oberhalb der Hüfte befestigt war. Der Zettel war aus weißer Leinwand und vom österreich= das der Kasbe Leovuod Melat, dast Mlädchen Jus Wbien beise es cetr Glche 9e Wasen ohne jede Hülfe, uud barnherzige Nachbarn nahnen sch ihrer an, um sie auf die Bahn zu bringen und, so gut es eben ging, die Rückkehr nach Gabel zu ihren Verwandten zu ermöglichen. Das Kon sulat in Paris ersuchte in dem Zettel alle Behörden und Bahnverwaltungen, sich der kleinen Reisenden anzunehmen und sie auf dem kürzesten Wege in ihre zuständige Gemeinde zu befördern. Der Knabe trug noch außer dem Zettel auf der Brust ein Säckchen, worin sich zwei Photographieen seiner verstorbenen Eltern sowie eine von der Staatsbahn ausgestellte Karte zur freien Fahrt von Wien nach Eger befanden. Der unbekannte Herr nahm sich wohlwollend der Kinder an, führte sie in die Restauration, verschaffte ihnen dort Speise und Trank ind schenkte ihnen einige Kronen. Als das Signal zur Weiterfahrt gegeben werden sollte, begleitete er sie bis zum Wagen und verabschiedete sich von ihnen. ** Ein angenehmer Besuch. Unter diesem Schlagwort berichtet die Deutsche Wochenzeitung in den Niederlanden, die soeben einen Feldzug wider die Spielhöllen in Amsterdam unternommen: Montag vormittags wurde uns die außerordentliche Ehre eines Besuches seitens der Herren Lange Kobus und Salomon Fransch= mann, ihres Standes privilegierte Bauernfänger, auf unserer Redaction zu teil. Obgleich die Herren, dem Geruch nach zu urteilen, sich aus der Geneverflasche Mut, Kraft und Rednergabe geholt hatten, gelang ihnen doch keine schlagende Beweisführung.### Lange Kobuss war tief darüber entrüstet, daß wir, sein seerzaam speelkuise eine Höhle, Spelunke ustv. und ihn einen Räuber, Gauner uwu. genannt haben. Er erklärte, in seinem seorzaam speelhuise würde bei Tag und Nacht gespielt von zuettene Leuten; das wisse auch die Polizei, und darum lasse sie ihn in Ruhe. Dabei exercierte er vor den drei Redactionsmännern mit einem massigen Knüppel, jedoch nicht in einer Weise, die es nötig gemacht hätte, an seinem Korpus zu demonstrieren, daß ein Revolver eine eindringlichere Sprache spricht, als ein Knüppel. Solomon Franschmann dagegen zeigt weltmännische Formen und versucht den Gentleman herauszubeißen, wobei er jedoch durch seine Physiognomie schlecht unterstützt wird. Er verrät in seiner Anklage wie Verteidigung den gewiegten Kriminal= studenten. Er fühlt seine deer en goeden naam aangerande, weil er von uns bezichtigt wurde, den Kellner Willy sausgeraubte zu haben. Auch er besucht nur veerzame speelhuizene und spielt Karten, aver rauben— chot sal me bewaargen! Da Lange Kobns sich zu einer Verbalinjurie unter Zeugen hinreißen ließ, was selbst das Niederländische Strafgesetzbuch nicht gestattet, so veränderte sich plötzlich der Schauplatz. Unter der Thüre erschienen zwei Polizeidiener und hinter ihnen noch zwei Rausschmeißer mit einigen Quadratdecimetern Handfläche und sehr ausgebildeten, an Cervelatwürste erinnernden Fingern. Der freundlichen Einladung folgend, zogen die Besucher ohne Bücklinge ab. Solche Besuche, sind ja sehr lehrreich und unterhaltend, aber wir müssen andere Mitglieder der edelen Bauernfängerzunst in ihrem eigenen Interesse ersuchen, wenn sie uns in Zukunft wieder der Ehre ihres Besuches teilhaftig werden lassen, gewisse Formen zu beachten. So ist das Betreten der Redaction stets nur einer Person gestattet. Das gleichzeitige Eindringen einer zweiten Person wird als Hausfriedensbruch betrachtet. Auch ist es Degenstöcke oder Schlagringe mitzubringen und die Redacteure damit zu berühren. Wer letzterer Vorschrift zuwiderhandelt, kann sich, in Uebereinstimmung selbst mit dem Niederländischen Strafgesetz, als Kugeliang betrachten ** Brutalität eines englischen Schiffskapitäns. Aus Hamburg wird der Volksztg. und dem Vorwärts geschrieben: Am zweiten Weihnachtstage mußte der aus dem indischen Hafen Saigon kommende enalische Dampfer Concho widriger Winde halber auf der Rede vo Kurhaven vor Anker gehen. Der erste Steuermann beauftragte den Quartermeister, einen Chinesen, mit der Beaufsichtigung der Postionslaternen und einigen Hautierungen. Der Chiuese entprach aus irgend einem Grunde dem Auftrage nicht auf der Stelle und erhielt oafur, wie jetzt gerichtlich festgestellt ist, von dem Steuermann sofort einen Faustschlag in das Gesicht. Er war darüber empört und begab sich, ordnungsmäßig Beschwerde führend, zum Kapitän William Joyn Stock, der gerade aus seiner Kajüte an Deck kam. Statt daß o nun irgendwie den Steuermann über die Beschwerde vernahm, faßte er der Chinesen, fesselte ihm mit Hülfe des Steuermanns die Hände kreuzweis, band ihn mit den gefesselnden Händen an eine Slingerstange und bearbeitete ihm so lange den Rücken mit einer dicken Knute an Nilpferdhaut, bis er vor Ermattung den Arm nicht mehr rühren konnte. Der Chinese brüllte vor Schmerz und flehte, ihn doch über Bord zu werfen, aber wenigstens mit Schlagen aufzuhören. Aber das rührte den Kapitän nicht. Als er sich ausgeruht hatte, bearbeitete er den armen Chinesen von neuem mit der Knute, und zwar war es ihm jetzt gleichgiltig, wohin er traf. Er peitschte darauflos, unbekümmert darum, daß mancher Schlag den Hals und das Gesicht des Unglücklichen traf, der schließlich förmlich triefte von Blut und, losgebunden, sofort über Bord ging, um seine furchtbaren Schmerzen in den Wellen zu ertränken. Der Elblotse, der sich an Bord befand und die Brutalität des Schiffers mit ausah, erstattete nach Ankunft des Steamers im Hafen sofort Anzeige bei der Hamburger Polizei. Er wiederholte seine Angaben jetzt in einer gegen den Kapitän geführten Verhandlung unter dem Eid. Durch die Verlesung der Protokolle über die kommissarische Vernehmung verschiedener Glieder der Besatzung wurde festgestellt, daß der Kapitän die Chinesen, die zur Bemannung seines Schiffes gehörten, sehr häufig zu prügeln pflegte. Er stellte das auch gar nicht in Abrede und sagte, man könne sich den Chinesen gegenüber häufig gar nicht anders verständlich machen. Er habe in dem zur Anklage gestellten Falle den Chinesen geprügelt aus Gründen der Disciplin. Der Staatsanwalt beantragte sechs Monate Gefängnis gegen den Kapitän. Das Gericht hielt jedoch nicht für festgestellt, daß der Chinese wirklich sich infolge der Mißhandlung ertränkt habe. Es ließ deshalb, wenn es auch eine „ganz außerordentlich rohe“ Mißhandlung für erwiesen erachtete, den Angeklagten mit einer Geldstrafe von 1000 Mark oder 100 Tagen davonkommen, einer Strafe, die der Kapitän sofort zu bezählen sich ** Der Schah von Persien, Musaffer=ed=Din, weilt seit einigen Tagen in Contrexéville, wohin ihn sein(trotz dem deutschen Namen französischer) Leibarzt Dr. Schneider wegen seines alten Leberleidens geschickt hat. Der Schah kam mit seinen Ministern und seinem Gefolge in einem Sonderzug an, dem vorgeschrieben worden war, nur ganz sachte, höchstens mit Droschkengeschwindigkeit, zu fahren und jedesmal bei Sonnenuntergang bis zum nächsten Morgen die Fahrt zu unterbrechen. Was die Schnelligkeit betrifft, so hielt der Maschinenführer sich nicht wörtlich an den Befehl des persischen Herrschers. Wegen der Nachtruhe aber hatte er zu gehorchen. Man begreift, daß der Sonderzug unter solchen Umständen auf der kürzesten Strecke zur Durchquerung Deutschlands drei Tage brauchte und daß der Schah in einem Zustand großer Abspannung in Contrexéville eintraf. Am ersten Tage machte er den Leuten, die ihn amtlich zu empfangen hatten, den Eindruck eines Geistesabwesenden. Aber nach einer guten Nacht war er am zweiten Tage völlig umgewandelt. Vier Zeitungsvertreter, so erzählt die Voss. Ztg., stellten sich unter dem Balkon der Gemächer Musaffer=ed=Dins auf und hielten sich mit ihren Apparate schußbereit, um eine Augenblicksaufnahme zu erzielen. Plötzlich wurde hinter einem verschobenen Vorhang ein schwarzer, schalthaft lächelnder Kopf sichtbar, und ehe die auf dem Anstand lauernden Berichterstatter es sich versahen, war der Schah mit einem Begleiter herausgetreten, blitzschnell kam ein Opernglas=Schnellapparat zum Vorschein, man hörte deutlich zweimal hintereinander ein Klik=Klik und schon waren der Schah und sein Begleiter hinter dem Vorhang verschwunden. Die vier Berichterstatter hatten den Schah nicht aufnehmen können, der Schah aber, dessen einzige Leidenschaft die tographie zu sein scheint, hatte die Gruppe der Zeitungsleute in zwei Blitzaufnahmen festgelegt. Er stellte sich ihnen übrigens am nächsten Tage für eine ausreichende Vergeltung zur Verfügung. Er ließ ihnen durch seinen Unterrichtsminister sagen, er wolle sie, während er seinen Brunnen trinke, empfangen. Sie stellten sich mit republikanischer Gemütlichkeit selbst vor und der Schah ließ ihnen durch seinen Minister sehr liebenswürdig antworten, er kenne ihre Zeitungen(Figaro, Matin, Temps, Illustration) und sei ihr regelmäßiger Leser. Der Schah besorgt seine Regierungsgeschäfte auch in Contrexéville pflichttren und eifrig und hat schon in den beiden ersten Tagen seines dortigen Aufenthalts für 1500 Francs drahtliche Befehle nach Teheran gesendet. Aus dem spanischen Schmugglerleben. [G] Madrid, im Juni 1900. Ganz nahe bei Gibraltar, von der mächtigen englischen Festung nur durch eine schmale Landzunge getrennt, welche in wenigen Minuten überschritten werden kann, liegt die spanische Staot Linea de * längs der Sanddunen der ein Halsband von drei bis fünf Pfund Tabak in wasserdichten. Ver schlusse umbinden, verstecken sich im hohen Grase hinter werke und schleichen sich an den spanischen Zollkordon heran. Werden sie verfolgt oder bemerkt, so stürzen sie sich ins Meer. Ein anderer sehr beliebter Trick besteht darin, auf dem englischen Gebiete bei günstigem Winde riesige Drachen aufsteigen zu lassen, deren Schwanz aus einer langen Reihe von Cigarren besteht, die dann hoch über den Köpfen der geärgerten Zollwächter weg auf das spanische Gebiet herüberfliegen und dort von Helfershelfern erwartet und abgefangen werden. Handelt es sich aber um eine größere Menge Tabak, so wird eben einfach Gewalt angewendet. Von so einem Falle wurde jüngst berichtet. Vor den Thoren des Zollhauses mochten sich über 3000 Mann angesammelt haben, des großen Verkehrs wegen gar keine Seltenheit. Plötzlich begann die Menge zu drängen und die herbeieilenden Carabineros mit Steinen zu bewerfen. Da sich in der Menge sehr viele Frauen und Kinder befanden, so konnten diese, den Befehlen ihrer Vorgesetzten gemaß, nicht von den geladenen Revolvern Gebrauch machen und mußten sich auf den Säbel beschränken. Bald waren sie entwaffnet, und nun stürzte sich die Masse auf das Zollhaus, riß die Thore und Zäune herunter und begann nach Herzenslust Ballen von Tabak nach der Linea zu tragen. Beim Gefecht gab es auf beiden Seiten Tote und Verwundete; sofort wurden die Truppen requiriert, ehe diese aber noch einschreiten konnten, waren bereits über zwölftausend Kilo der kostbaren Ware über die Grenze geschafft worden. la Concepcion. Die Linea, die sich dann längs der spanischen Küste hinzieht, besitzt kein Eigenleben; sie hängt in allem von der reichen englischen Stadt ab. Dort wohnen die zahlreichen Dockarbeiter, die in den neuen Hafenanlagen in Gibraltar Beschäftigung finden und als spanische Unterthanen den in der Festung herrschenden Gesetzen gemäß kein dauerndes Unterkommen und Nachtquartier finden können. Dort wohnen aber namentlich auch Schmuggler, die sich auf Kosten des spanischen Zolles zu bereichern suchen. In der Linea de la Concepcion sind alle Bewohner, selbst die spanischen Beamten nicht ausgenommen, Schmuggler. Und das erscheint nur sehr natürlich, da zum Beispiel auf jedes Pfund Tabak, das durch das Zollhaus geschafft wird, mehr als 1 gres. reiner Verdienst fällt. Aehnlich wie mit dem Tabak steht es mit Zucker uiw. wofur die spanier durchschnittlich 1 Frcs. 40 pro Kilo zahlen müssen, während er in Gibraltar nur etwa 40 Cent. kostet.„ Der besonders beliebte Schmuggelartikel bleibt aber zweifelsohne Tabak, da unter günstigen Umständen, falls es gelingt, eine großere Ladung über die wilde Sierra von Ronda durch den letzten Zollkordon zu befördern,—4 Frcs. am Pfunde verdient werden können.— Da aber nun zur Verzweiflung aller Raucher in Spanien monopol besteht, und die dasselbe ausbeutende Aktiengesellschaft das Recht erworben zu meint, das Publikum mit Steuern und übelriechendem Tabak zu beglücken, so hat sie natürlich alles Interesse daran, den Schmuggel zu unterdrücken, und hat außer den staatlichen Zollsoldaten(Carabineros) noch eigene bewaffnete Wächter längs der Küste und im Zollhause selbst aufgestellt, um womöglich auf diese Art ihr Ziel zu erreichen. Jedoch vergebliche Mühe! Zwischen den Carabineros, den Wächtern der Monovolgesellschaft, und den Schmugglern hat sich allmählich ein kleiner Krieg entsponnen. Bald wird List angewandt, bald Gewalt, aber gerade durch ihre List und ihre Kuiffe zeichnen sich die spanischen Schmuggler am meisten aus. Dieser besteht namentlich darin, ein Rudel von Hunden so vorzuglich abzurichten, daß letztere zu abgefeimten Schmugglern werden Sie lassen sich von ihren Eigentümern vor den Mauern Gibraltars Rälselecke. (Nachdruck und Nachbildung aller Teile untersagt.) Zum Am guten Alten, In Treue halten, Am kräft'gen Neuen Sich stärken und freuen. Wird niemand gereuen, Die nicht um Gemeines ringen, Kann auch das Geschick nicht zwingen. Wo du hörest hohe Schwüre, Stets die Lüg' ist vor der Thüre. Skataufgabe. (a bed die vier Farben; A Aß; K König; D Dame; B Bube; V AI H die drei Spieler.) V will ein Handspiel machen, obwohl dies ohne 5 Matadore wäre, paßt aber, als M, der einen unverlierbaren Null=ouvert hat, weiter raßt. Das Spiel behält schließlich H, der auf folgende Karte Großspiel ansagt: a, b, eB; aA; bA, 10, K; c10,), ö. (Kreuz=, Pique= und Herz=Bube, Kreuz=Aß, Pique=Aß,=Zehn.=König, HerzZehn,=Dame=Acht,) Das Spiel wird verloren, obwohl dA im Skat liegt. Wie war Kartenverteilung und Gang des Spieles? Sternrätsel. In die Felder nebenstehender Figur sind die Buchstaben AA, B, EE, II, LLLL, MMMM, N, OO, RRR, S, T, UU derart einzutragen, daß die mittelste wagerechte Reihe gleichlautend mit der mittelsten senkrechten ist und einen berühmten Maler bezeichnet, während die übrigen wagerechten Reihen bedeuten: Getränk, eßbare Frucht, weiblicher Vorname, Sing= stimme. Logogriph. Der Herr, der sagt, Zur fleiß'gen Magd: Nimm jetzt die S zur Hand. Gleich holest du Für unsere Kuh Fulter vom Wiesenrand. Sie thut's, doch schnell Ist A zur Stell', Und schleichet hinterdrein Nimmt eine E, Wirft sie, o jeh!.. Sie denkt, es wär' ein Stein. Füllrätsel. —0h—. Statt der Striche sind passende Buchstaben zu setzen, sodaß Wörter entstehen, die— in anderer Reihenfolge— nach—ak— stehende Bedeutung haben: 1. Affenart.— 2. Sprößling. —ee— 3. in Wüsten.— 4. Teil der Erde.— 5. hohes Gut.— —hr—. 6. Schmuck und Naturerscheinung. Sind die richtigen Wörter —ei— gefunden, so bezeichnen die hinzugefügten Zusammenhang ein Ideal der lieben Jugend, wonach sich auch die Alten oft herzlich sehnen. (Die Auflösung folgt nächsten Sonntag.) Auflösungen der vorigen Schachaufgabe. W. Ke4. Df2, Tb3, cl, Sal, c8, Lg8, Ba2, eo, f5. Schw. Kel, Das, Tel, es. Sd5, g7, Lhl, h4, Bb6. cz, e2, 12, f6, go. 1. T53—bl. Dat: 2. Te2:+.— l. Lt2: 2. Ld5:+.— I, Tdl. 2. Dal+.— St5: 2. Sd6+.— ......, beliebig. 2. De2:+.— Rösselsprung. Die Nacht war kaum verblühet, Nur eine Lerche sang Die stille Luft entlang. Wen grüßt sie schon so frühe? Schon klingen Morgenglocken. Der liebe Gott nun bald Geht durch den stillen Wald. Da kniet ich froherschrocken. Pyramide. A A I M A I I R M A M A R I E Bilderrätsel. Stein der Weisen. Verlag und Druck von J. P. Bachem. Verantwortlicher Redacteur: B. Reuter in Köln.