Aachen 1877.— Nr. 61. Erstes Blatt. Samstag, 3. Mürz. Wn! We Gegouuan.. Verantwortlicher Redakteur: Hilmar Heinrich Beissel. Verlag von P. Kaatzer in Nachen. Druck von C. H. Seorgi in Nachen. bergsche Bachdruckerei, H. 2. Leuchten Car Kars, Spiarhost s Kraße, Oiber Haasenstein& Vogler, G. L. Daube& Co. und deren Filial=Büreaux in allen gr C. Schüßler; K oln: Haasenstein& Vogler, R. Mosse; Leipzig: daasenstein Mosse: Baris: G. L. Daube& Co., 3 rug do Provenoo; Rotterda de. Miel. Nachen, 2. März. van Hoffs'sche Fall, der im Abgeordnetenhause sehr eingehend behandelt wurde, hat der„Provinzial Correspondenz“ Anlaß zu einer Reihe von Betrachtungen gegeben, welche zwei Punkte klar stellen, erstens daß sie sich in einer beklagenswerthen, auf der andern Seite aber auch lächerlichen Unwissenheit über wesentliche Einrichtungen der kathotischen Kirche befindet, zweitens aber wie es sich in Wirklichkeit mit der stets wiederholten Behauptung der Liberalen verhält, daß die Maigesetzgebung das innere Wesen der katholischen Kirche nicht berühre. Der Fall, um den es sich handelt, wird von dem halbofficiellen Organe in nachfolgenden Worten mitgetheilt:„Der Bürgermeister van Hoffs hatte gemäß seiner Pflicht als Beamter auf Weisung der Regierung das Pfarrvermögen des zur Bürgermeisterei Geldern gehörigen Dorfes Pont in Beschlag genommen. Aus diesem Grunde ward ihm die Absolution verweigert. Er äußerte sich darüber gegen Freunde. Der stellvertretende Landrath des Kreises vernahm von diesen Aeußerungen und machte, unzweifelhaft aus dem Grunde, weil hier ein kirchliches Mittel direkt zur Lockerung des Beamtengehorsams mißbraucht war, Anzeige bei dem Ober=Prokurator. Dieser nahm die Sache auf und der Bürgermeister erklärte hierauf vor dem Polizeigericht, wie später vor Gericht als ganz unverdächtiger Zeuge auf seinen Eid Folgendes: Als er zur Osterbeichte gegangen sei, habe der Geistliche ihn gefragt, ob er nach Maßgabe des betreffenden Gesetzes das Pfarrvermögen in Beschlag genommen habe. Der Bürgermeister antwortete: Ja, das habe er im Auftrage seiner vorgesetzten Behörde gethan. Auf die weitere Frage des Geistlichen, ob er auch im Wiederholungsfalle das Gleiche thun werde, antwortete der Bürgermeister: Ja, er werde auch dann seiner gesetzlichen Pflicht Folge leisten. Hierauf erklärte ihm der Geistliche: Unter diesen Umständen könne er ihm keine Absolution ertheilen. Auf Grund dieses Zeugnisses wurde der Geistliche in erster Instanz vor der Zuchtpolizeikammer in Cleve deshalb freigesprochen, weil die Verweigerung der Absolution nach„kanonischem Recht“, folglich auch nach dem Gesetz nicht zu den„kirchlichen Zuchtmitteln" gehöre. Dieses Erkenntniß wurde in zweiter Instanz aufgehoben, weil es irrig sei, jene Verweigerung nicht unter die Zuchtmittel im Sinne des Gesetzes vom 13. Mai 1873 zu zählen. Der Kassationsrekurs des Angeklagten wurde dann endlich von dem Ober=Tribunal verworfen.“ Die„Provinzialcorrespondenz“ schickt die Bemerkung vorauf:„Eine angebliche Verletzung des Institutes der Beichte gab der ultramontanen Partei, bei den Berathungen über den Staatshaushalts=Etat den Anlaß als den Vorwand zu einem besonderen Aufwand von Leidenschaft und Entrüstung.“ Die katholische Kirche betrachtet das BeichtInstitut als eine ihrer wesentlichsten Einrichtungen zur Erreichung des erhabenen Zieles, um dessentwillen ihr göttlicher Stifter ihr das Dasein gab. Männer, die der katholischen Kirche fern stehen, jedoch in ihrem Urtheil Gerechtigkeit walten lassen, sind über die Zweckmäßigkeit und Unersetzlichkeit dieses Mittels der gleichen Ueberzeugung. Um die Wirkung desselben nun in keiner Weise zu beeinträchtigen ist, wie der Abgeordnete Dautzenberg sagte, das Beichtgeheimniß von der Kirche so absolut geboten, daß der Priester nicht nur nicht durch Worte, sondern auch nicht einmal durch irgend eine That, ja selbst nur durch irgend ein Zeichen etwas aus der Beichte, gegen wen es auch sei, verrathen darf. Die drauf folgende Bemerkung des Grafen Limburg=Styrum, daß die katholische Kirche für alle Dinge Dispens habe, charakterisirt sich demnach schon durch sich selbst und bedarf keiner weiteren Berücksichtigung. Spott ist eine gar leichte Waffe, wenn man es mit den wichtigsten Fragen zu thun hat, und verschwindet unbeachtet. Wie dem auch sei, die Beichte ist eine Angelegenheit, die zwischen zwei Personen erledigt wird, von denen die Eine zu absolutem Stillschweigen, von welchem Dispens nie stattgesunden hat und naturgemäß nie stattfinden kann, verpflichtet ist. Dieser aber ist der Priester, welcher demnach jeglicher Denunciation, gleichviel ob einer wahren oder falschen, preisgegeben ist, ohne daß es ihm möglich wäre, ein Wort zu seinen Gunsten oder zu seiner Vertheidigung zu sprechen. Gewiß würde aus diesem Grunde, außer in Preußen, schwerlichirgendwo ein Mitgliedder Staatsanvaltschaftoderirgend ein kompetentes Gericht eine auf der Beichte beruhende Verfolgung gegen einen katholischen Geistlichen einleiten. Wie gesagt, Preußen hat vor der übrigen Welt den Vorzug, ein Gesetz zu besitzen, das solche Klagen ermöglicht. Ein ziemlich ausführliches Gesetz, nämlich das„Gesetz über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf= und Zuchtmittel“ vom 13. Mai 1873 erklärt auf der einen Seite zwar alle gegen den Leib, das Vermögen, die Freiheit und bürgerlichen Ehre gerichtete Straf= und Zuchtmittel für unzulässig, gestattet dagegen Auferlegung von Bußwerken rein religiösen Characters, Verweigerung der Absolution und auf gleicher Linie stehende Zuchtmittel. Nach dem zweiten Paragraphen des angeführten Gesetzes darf jedoch ein zulässiges Straf= und Zuchtmittel nicht über einen Katholiken verhängt werden, weil„derselbe eine Handlung vorgenommen hat, zu welcher die Staatsgesetze oder die von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständigkeit erlassenen Anordnungen verpflichten.“ Der dritte Paragraph verfügt noch, daß die zulässigen Straf= und Zuchtmittel nicht angedroht oder verhängt werden dürfen, um„dadurch zur Unterlassung einer Handlung zu bestimmen, zu welcher die Staatsgesetze oder die von der Obrigkeit innerhalb ihrer gesetzlichen Zuständigkeit erlassenen Anordnungen verpflichten.“ In beiden Bestimmungen haben wir nun die Mittel, um dem Beichtinstitute zu Leibe zu rücken und dasselbe mit der Justiz in Verbindung zu bringen. Wenn man Gesetze der so eben vernommenen Art macht, so thäte man sehr wohl, auf Mittel zu sinnen, die eine Umformung der Gewissen mit Nothwendigkeit bewirken müßten; denn so lange dies nicht erreicht wird, schafft man eine nie endenwollende Reihe von Conflicten, die zuletzt dahin führen, daß man auf die Vermehrung von Gefängnissen ernstlich Bedacht nehmen muß. Das alte priesterliche Gewissen kann nämlich nicht umhin, zunächst den Fall des Bürgermeisters van Hoffs als zum Ressort des Beichstuhls gehörig anzusehen und verfehlt sich dadurch schon im Prinzipe gegen die Tendenz des zweiten Paragraphen; da aber der Priester, ehe er zur Absolution schreitet, Reue und Besserungsvorsatz von dem Beichtenden fordern muß, so verstößt er gegen den dritten Paragraphen, wenn er auf Grund der Weigerung des Beichtenden dieselbe nicht ertheilt. Man begreift nun, mit welchem Rechte und welcher Logik die„Provinzial=Correspondenz“ von einer„angeblichen" Verletzung des Instituts der Beichte sprechen kann, wenn der Priester nicht nur in der Gefahr schwebt, ein Opfer des betreffenden Gesetzes zu werden, sondern schon in einigen Fällen geworden ist und, wenn es blos von einer Denunciation abhängt, die Anwendung des Gesetzes gegen ihn zu bewirken. Im vorliegenden Falle mußte der Priester im Verfolg des Instanzenganges unterliegen; denn das Gesetz spricht zu bestimmt gegen ihn. Aber nicht nur wenn der Priester thatsächlich gegen das Gesetz verstößt, muß er unterliegen; sondern auch, wenn eine falsche Denunciation gegen ihn eingereicht würde: der Denunciant darf sprechen, der Priester aber muß schweigen. Das ist die Tragweite des„Gesetzes über die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf= und Zuchtmittel"; wohl setzt es dem kirchlichen Strafrechte Grenzen, aber der Verfolgung des Priesters setzt es keine Grenzen. Man bedenke ferner, daß es keine zwingende Nothwendigkeit für den Priester giebt, die Absolution zu ertheilen. Alles richtet sich nach dem Eindrucke, den der Priester von dem Beichtenden gewonnen hat. Ist der Beichtende damit nicht zufrieden, so kann er ja zu einem anderen Priester gehen; oder giebt es etwa für den weltlichen Richter eine Nothwendigkeit, den Einen unter allen Umständen zu verurtheilen, den Anderen aber freizusprechen. Gerade in unserem Falle haben wir ja den Beweis vom Gegentheil: der erste Richter sprach den Priester frei, der zweite verurtheilte ihn; ist nun der erste Richter darum straffällig, weil er seiner Anschauung von der Sachlage Folge gab? Die„Provinzial=Correspondenz“ hat sich diese Frage nicht gestellt; jedoch bemerkt sie, daß„der Staat damit, daß er dem Priester verbietet, die Ertheilung oder Verweigerung der Absolution an gewisse Voraussetzungen zu knüpfen, durch welche der Ausübung staatlicher Rechte nach der bestehenden Gesetzgebung des Staats geradezu entgegengewirkt werden soll, keinesvegs im Uebrigen das Recht beansprucht, darüber zu entscheiden, ob der Beichtende nach den Satzungen der Kirche berechtigt sei, das Abendmahl zu empfangen.“ Wer sieht da nicht die fadenscheinige Sophistik? Gewiß beabsichtigt der Staat auf den Geistlichen einen Zwang, in bestimmten Fällen die Absolution zu ertheilen. Der Staat hat also im Prinzip die Frage über Absolution oder Nichtabsolution beantwortet, und, da einmal der Anfang gemacht worden ist, so könnte dem Prinzipe recht wohl auch noch ein weiterer Verfolg gegeben werde. Der Vertreter des Cultusministers sagte im selben Sinne, es sei verfassungsmäßiger Grundsatz in Preußen, daß die Religions= und Glaubensfreiheit nicht weiter gehen kann, als es die staatsbürgerliche Pflicht zuläßt. Demgemäß dürfe nach dem Gesetz auch ein an sich zulässiges Zucht= und Strafmittel von einem Geistlichen nicht angewendet werden, wenn eine Handlung dadurch getroffen wird, welche nur die Ausübung eines staatsbürgerlichen Rechtes ist.„Wenn also durch den obersten Gerichtshof des Landes die Bestrafung eines Geistlichen in dem vom Vorredner angeführten Fall ausgesprochen wurde, so sei damit thatsächlich festgestellt, daß von Seiten des Verurtheilten ein schwerer Eingriff in die Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten verübt worden ist.“ Deutsches Reich. Berlin, 1. März. Da dem Reichstage noch keine Vorlagen zugegangen sind und man ihn nach hergebrachter Weise wieder einige Wochen warten zu lassen scheint, so kann von einem gleichzeitigen Zusammentagen des Landtags und des Reichstags nur insoweit die Rede sein, als darin eine formelle Ungehörigkeit liegt. Unschädlich ist dieses Zusammentagen, so lange das eine der Häuser feiert. Es ist darum auch von ganz untergeordneter Bedeutung, wenn die Liberalen über die Verzögerung der Landtagsarbeiten Beschwerde führen, die sie natürlich dem Centrum zur Last legen. Die „Provinzial=Correspondenz“ macht sich diesfalls zur Vertreterin des Liberalismus, wenn sie diese Klagen wiederholt und mit einer gewissen Genugthuung der Drohung gedenkt, der Liberalismus werde sich durch Abänderung der Geschäftsordnung gegen ein solches Verhalten zu schützen suchen. Natürlich„waren solche Mahnungen vergebens“. Wo ist es aber in aller Welt je erhört worden, daß man dem angegriffenen Theil das Recht der Vertheidigung abgeschnitten hätte? Das hätte man am wenigsten im Rechtsstaate besorgen sollen. Meint der Liberalismus etwa, es würde je die Zeit kommen, daß die Vertreter der Katholiken, sei es in Preußen, sei es in Deutschland überhaupt, sich ruhig in die Maigesetzgebung fügen würden, dann befindet er sich in einem kolossalen Irrthum. Schaffe man die normalen Zustände zurück, dann wird auch die angebliche Verzögerung der Kammerarbeiten aufhören. Es ist eine eigenthämliche Nemesis, daß ein Mann, der den Anfang des Kulturkampfs eröffnete, der Vater des Jesuitengesetzes, der bekannte Geheimerath Wagener, nun materiell und politisch zu Grunde gegangen ist, nachdem er moralisch schon längst fertig war, was ihn allerdings nicht verhinderte, in hohen Kreisen häufig zu verkehren. Die Gründungen haben ihn total ruinirt; indessen ist es nicht unwahrscheinlich, daß der an Ressourcen so reiche Mann sich wiederum aus dem Labyrinthe herausarbeite und einen Theil seines früheren Einflusses wieder gewinne. Solche Wunder sind ja schon dagewesen und gehören in der heutigen Zeit nicht zu den Seltenheiten. Die„Frankfurter Zeitung“ macht eine interessante Bemerkung zu der letzten Rede des Freiherrn von SchorlemerAlst, worin derselbe alle Herrlichkeiten des Culturkampfes Revue passiren ließ, nämlich Schulaufsicht, Lehrermangel, Religions=Unterricht, Sperrlinge, Staatspfarrer, Altkatholizismus—„die kläglichste Gründung, die in Deutschland seit 1872 gemacht wurde“— Falk=Cultus und Denunciantenwesen und schließlich bei den Richtern anlangte. „Recht und Richter in Preußen, bemerkt das Blatt, verträgt außerhalb des Parlarments nur eine retrospektive Behandlung.“ Es kommt dann zurück auf Johann Jacoby, der in seiner bekannten Broschüre„Vier Fragen“ Anlaß zu einem Hochverrathsprozeß gegeben hatte, in erster Instanz verurtheilt, vom Berliner Kammergerichte aber freigesprochen wurde. In dem Urtheile heißt es:„Ob die politische Ansicht des Angeklagten, eine begründete ist, hierüber zu urtheilen, geziemt dem Richter nicht. Principienfragen der Politik, Grundsätze des öffentlichen Wohls, Erörterungen über Gediegenheit und Verwerflichkeit von Staatseinrichtungen und Verfassungen können nicht Gegenstand richterlicher Entscheidung werden. Erörterungen dieser Art gehören einem Gebiete an, von dem die richterliche Wirksamkeit ausgeschlossen ist, und deshalb sich fern halten muß. Die Meinung als solche ist kein Verbrechen, sie kann nur strafbar werden durch die Form, in welcher sie in die Oeffentlichkeit tritt, und durch die Absicht, die bei der Veröffentlichung vorwaltet. Vorwurf richterlicher Entscheidung kann daher auch nur die Form und die Absicht werden— und je schwieriger es ist, den Inhalt hierbei zu sondern, um so strenger wird für den Richter die Verpflichtung sein, sich selbst zu überwachen, damit die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit seines Urtheils vor dem Einfluß seiner eigenen Ueberzeugung gewahrt werde.“ zerlin, 1. März. Wie die„Post“ hört, bezogen sich die neuesten Berathungen im Ministerrath auf die durch die Nothlage angeregten wirthschaftlichen Fragen. Zunächst sollen in Berlin und in großen Städten Aufnahme über den Umfang des Nothstandes Statt finden.— Der„Reichs=Anzeiger“ meldet amtlich:„Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den Pfarrer und Präses der rheinischen Provinzial=Synode, Dr. theol. Friedrich Nieden in Coblenz, zum General=Superintendenten der Rheinprovinz zu ernennen.“— Die gestrige Bundesrathsabstimmung über den Sitz des Reichsgerichts hat hier in vielen Kreisen einen eigenthümlichen Eindruck gemacht. Schon kurz nach dem Schluß der Sitzung war das Ergebniß der Abstimmung mit allen Einzelheiten wie ein Lauffeuer durch die Stadt bekannt geworden. Man wußte, daß 30 für Leipzig und 28 Stimmen für Berlin abgegeben waren, daß mit Preußen nur Hessen, Waldeck und die drei Hansestädte gestimmt hatten und Preußen sich von Bundesgenossen verlassen sah, die man in anderen Fragen bisher stets an seiner Seite zu finden gewohnt war. Im Reichstag ist die Stimmung getheilt. Sachsen und Süddeutsche sind für Leipzig, weniger die norddeutschen Abgeordneten, obschon auch unter ihnen einige für Leipzig stimmen werden. * Die Justizkommission des Abgeordnetenhauses verhandelte gestern(Dienstag) Abend in dreistündiger Sitzung über den ihr überwiesenen Antrag des Abg. Dr. Zimmermann, velcher boh,##.: Salereierurs—hnferder: hus 2l. „Die#gl. Staatsregierung aufzusordern: das Verfahren bei der vorläufigen Entlassung der zu längerer Zuchthaus= oder Gefängnißstrafe verurtheilten Civilpersonen mit Rücksicht auf die statistischen Ergednisse für die Jahre 1873, 1874 und 1875 einer besonderen Prüsung zu unterwersen“,— send sowie über die Petition von Mitgliedern der rheinischwestfälischen Gefängnißgesellschaft, welche veautragen: die Regierung aufzufordern, von dem ihr im§ 23 des Strafgesetzbuchs gegebenen Rechte der vorläufigen Entlassung der Strafgefangenen einen ausgedehnteren Gebrauch zu machen und bei allen Ablehnungen der gestellten Anträge auf vorläufige Entlassung, Gründe der Ablehnung anzugeben. Nach eingehender Debatte, an welcher sich auch der Antragsteller betheiligte, und nachdem der Regierungskommissar Geh. Justizrath Oehlschläger das bisher im Justizministerium gesammelte statistische Material vorgetragen, und erklärt hatte, daß die Justizverwaltung gleich den Antragstellern sehr darüber aus sei, dem in§ 23 des Strafgesetzbuches neu geschaffenen Rechts=Institute eine möglichst segensreiche Wirksamkeit zu verschaffen, wurde einstimmig beschlossen: dem Abgeordnetenhause zu empfehlen: in Erwögung, daß eine ausreichende Erfahruug über die Wi lungen der vorläufigen Entlassung von Gefangenen zur Zeit noch nicht vorliegt; in fernerer Erwägung, daß die kgl. Staatsregierung erklärt hat, es entspreche ihren Inteutionen, das Institut der vorläufigen Eutlassung thunlichst auszubilden und zu erhöbter Wirksamkeit zu bringen, über den Antrag des Abg. Dr. Zimwermann und über die Petition von Mitgliedern der rheinisch=westfälischen Gefängnißgesellschaft zur Tagesordnung überzugehen. * Zur Fusion der conservativen Parteien schreibt heute die„Kreuzztg.“: Aus Reichstagskreisen geht uns soeben nachstehende Mittheilung zu: In Folge der Aufforderung vom 22. Jehruar zur Bildung einer Fraktion der deutschen Cor34 Einer Nacht Geheimniß. Dem amerikanischen Originale der Mrs. Agnes Fleming nacherzählt von Lina Freifrau von Berlepsch. (Fortsetzung.) Miß Dormer öffnet das Buch und nimmt ein gesaltetes „Dag ist mein Testament, Irma heute Nacht war der Rotar bier, es aufzusetzen. Es vermacht Alles, was ich besitze, Donald Me. Kelpin. Du bekommst nichte, keinen Heller. Findet sich goch meinem Tode dieset Testoment nicht vor, so gehhrt ulles Dir. Beweise Deinen beiden Anklägerinnen, daß sie lügen, und ich gebe Dir dieses Dokument, damit Du es vernichtest, und das feierliche Versprechen, kein anderes Testament zumachen.“ Beweise, daß sie lügen! Was sagte, was thäte sie nicht, die Vertatten der Luge du wvezsähzrt poglie Doemer, sich an Mis Vorten dinoblsch, vr ger Hschzer zu sprechen, se gist Garten hinahließ, um den jungen Olfiprrg##. spregter, site. gibt zu.: Mro. Fogarty anblickend,„ihu in Ihrem Hozl,Zphef Mro. Delamere getrosfen zu haben, gleichfalls ihm begegnet und eine Strecke im Omnibue mit ihm zurückgelegt zu haben. Alles Andere weist sie als Verleumdung zurück. Mrs. Carew ist nicht ihr Geliebter, nicht ihr Gatte, und wird es nie ein. Sie wird nächste Woche mit Donald Me. Kelpin an den Altar treten. Wem soll ich unn glauben? „Ihre Nichte ist eine vollendete Komödiantin.“ bemerkt Miß Jones,„sie vermag mit ruhigem Blick die kolossalste Lüge zu sagen. Bielleicht ist sie nicht Mr. Carew's Frau, um so schlimmer dann für Mr. Me. Kelpin, denn sie lebte ganz entschieden eine Woche lang mit Mr. Carew als dessen Frau im Hotel Clarendon. Ich sah sie zusammen eintreten, und erkundigte mich beim Portier.“ „Richte Irma, was hast Du dagegen vorzubringen?“ „Ihr gegenüber nichts, Dir aber schwöre ich, daß Alles Erfindung ist."„„„ is Do „Hören wir noch einen Zeugen.“ sagte Miß „öfinen Sie jene Thüre, Mrs. Fogarty, und bitten Sie den Herrn einzutreten.“ Die Wittwe thut nach dem Wunsche der Kranken. Zum ersten Mal zuckt Irma erbleichend zusammen: Frederie Carew steht vor ihr. Ihr iste, als schwinde Licht und Luft, sie fühlt sich wanten, unwillkürlich seufzt sie auf, und ihre Hand tastet nach der Lehne Ein Blick auf die trinmpbirenden Geschter der Feindinnen bringt sie zur Fassung. Nein, sie sollen ihren Fall nicht schauen. Frederic Carew tritt an's Bett vor. Irma steht ihm gegenüber. Er blickt sie an. Ihr Auge haftei auf den Zügen Nach flüchtiger Verbeugung gegen Mro. Fogariy wendet er sich zur Herrin des Hauses. „Sie sandten nach mir,“ spricht er kurz. Die Kranke schaut auf ihn mit seltsamem Ausdruck. „Ich werde einen Geist sehen,“ hatte sie zu Irma gesagt, und es war wie eine Erscheinung aus der anderen Welt dieser Frederic Carew, mit demselben Blut in seinen Adern, demselben Blick in seinen Augen— hier neben sich nach fünfundzwanzig alte fressende Wunde blutet auf's Neue unter der Kruste, das alte Unrecht flammt auf's Neue unter der Asche auf. So wie sie den Vater haßte und verfluchte, so haßt und verflucht „Ich sandte nach Ihuen, mein Herr,; beginnt se,„auf daß eine ärgerliche Ungewißheit beigelegt werde. Ihr Ja oder Nein genügt. Sie sind Offizier und Kavalier, ein Sprosse der Carew's, und deßhalb unsähig ein schwaches Weib zu hinD das Grinsen diabolischer Bosheit auf dem Gesichte. Freddy Carew ercröthet. „Ist meine Nichte Irma Heudriks Ihre Gattin?“ Er blickt auf Irma, ihre Augen begegnen sich. „Um Gotteswillen, Freddy, sage nein!“ sleht ihr Blick. „Sage die Wahrheit!" befiehlt der seine.„Aus Liebe zu mir!“ bittet das dunkle Auge. „Antworten Sie,“ gebietet Miß Dormer,„keine verstohlenen Blicke. Ist meine Nichte Ihre Frau oder nicht?“ „Ich fühle mich nicht veranlaßt diese seltsame Frage zu beantworten.“ „Ich leugne nichts und besütige nitzte; wos Mis Hendeilts kannte sie unter keinem anderen Namen“ „Wollen Sie mir Rede stehen.“ schreit die Kranke,„find Sie der Gatte meiner Nichte? Lebte sie in New=York mit Ihnen als Ihre Frau?“ Er krenzt die Arme über die Brust und schweigt. „Wer schweigt, bejaht,“ ruft Miß Jones ärgerlich. „Sprechen Sie,“ fährt die Kranke fort,„ich bin dem Tode nahe, sagen Sie mir, was ist Ihnen meine Nichte?“ „Eine theure Freundin. Mehr werde ich nicht sagen.“ „Irma!“ slöhnte die Kranke, keuchend vor Aufregung,„er will nicht sprechen, Du mußt es. Komm her zu mir und wiederhole, was Du schon gesagt hast. Ist dieser Mann Dein Gattes“, O der Pein dieses Augenblickes! Schweißtropfen perlen von Irma's Stirn, ihr ist's, als drossele man sie mit einem Ueber dem Bette drüben steht Freddy, das Auge streug auf ihr entstelltes Gesicht gerichtet. „Sprich!“ „Er ist.—.— nicht mein Gatte.“ „Du lebtest nicht mit ihm in New=York?“ „ein“ „Du bist ihm nicht angetraut und wirst es nie werden?“ „Ich bin es nicht.“ „Schwöre!“ ruft die Sterbende außer sich,„Dein Wort genügt nicht.“ Sie öffnet die Bibel.„Leg' Deine Hand hier auf das Evangelium und sage mir nach: Ich schwöre, daß Frederic Carew nicht mein Gatie ist und nie sein wird, so wahr mir Gott heilse 11. Sie legt die Hand auf das Buch, blindlings, denn es ist schwarz vor ihren Augen, sie sieht nichts, als das Gesicht über dem Bette drüben,— und es scheint ihr das Antlitz eines rächenden Engele— das Gesicht des Gatten, den sie liebt und— „Sprich die Worte!“ zischt Miß Dormer,„ich schwöre, daß Frederie Carew nicht mein Gatte! Beginne!“ Das entsetzliche Schweigen dieser Sekunde! Die beiden Auklägerinnen haben sich erhoben, blaß und athemlos. Ich schwöre—.— daß Frederie Corew——.—“ Ihr Antlitz bleich wie der Tod, erglüht, wird dunkelroth, die Schläfe hämmern, der Strick, der sie zu erdrosseln scheint, löst sich und sie fällt mit dem Gesichte auf das Lager der Ster„Ee is ihr der Meineid erspart,“ sagt Mit Jones seierlich Frederie Carew eilt zu ihr, nimmt sie in die Arme und alte Johanna ist im Gange und erschrickt über das todtblasse Gesicht des jungen Mannes und die Bürde in seinen Armen. „Bringen Sie das arme Fräulein auf ihr Zimmer," sagt sie und zeigt den Weg,„ist sie ohmächtig?“ Odumächtig ist Irma nicht. Sie ist der Bewegung, nicht der Besinnung berandt. Sie weiß wer sie trägt, und fühlt die gleichgültige kalte Weise, mit der sie auf's Lager gelegt wird. Sie versucht die Augen zu öffnen. Umsonfl. Die Lider zucken nur. Er sieht es. Sein Autlitz berührt das ihre. „Leb wohl!“ flüstert er. Dann weiß sie,— es ist wie ein Traum— daß er von ihr gegangen, sie hört die Hausthüre öffnen und wieder in's Schloß sallen, und fühlt, daß Frederic Carew zum ersten und letzten Male die Schwelle dieses Hauses betreten. 26. Kapitel. Und bitter, bitter ist des Trankes Hefe! So liegt sie in starrer Unbeweglichkeit. Das rosige Licht des Tages verbleicht, die Dämmerung sinkt, der Mond steigt empor und beleuchtet eine prächtige, duftige Mainacht. Noch einmal hatte die Thüre sich geöffnet und geschlossen, und sie weiß, die Feindinnen verlassen das Haus. Darauf ertönt Doktor Fosters schwerer Tritt auf der Treppe. Eine Art Empfindungslosigkeit kommt über Irma und baunt sie auf ihr Lager. Schmerz, Neue, Sorge, Haß sind verschwunden. Die großen schwarzen Augen, weit geöffnet, starren durch das kahle Fenster. Sie sieht die Dächer im Mondlicht schimmern, die blanken Kreuze zum Himmel emporragen, dem Himmel, der ihr verloren ist. Träumend blickte sie hinauf, da tönt des nahen Klosters Glocke den Abendgruß hinaus in die klare Luft. Wie viele Menschen knieen nun vor geweihten Bildern und Altären und keine tödtliche Sünde steht zwischen ihnen und dem heiligen Antüige Goites.. 44 M4 mnngh an Run wird es Nacht. Die kleinen rothen Wöllchen sind zu grauem Nebel verschwommen und die flimmernden Sterne blicken Wie stille es im Hause is! Sind sie Beide tedt, Johanne und die Tante? Endlich tritt Johanna ein und bringt Thee. „Wie geht's, Fräulein? Wäre früher gekommen, konnte nicht weg, mußte bei ihr bleiben. Richt gut heute Abend. Essen Sie, Fräulein.“ servativen hat sich die Zahl der Mitglieder derselben auf vierzig erhöht. Die definitive Bildung des Vorstandes wird demnächst erfolgen. Die Erklärung vom 22. d. wurde sofort, nachdem sie beschlossen, der deutschen Reichspartei mitgetheilt, da man es als einen gebotenen Akt der Courtoisie betrachtete, der politisch zunächst stehenden Fraktion von diesem Vorgange Kenntniß zu geben. Bei der Mittheilung war man weit entfernt, die Erwartung zu hegen, daß dieselbe ihre Selbstständigkeit aufgeben werde, legte indessen Werth darauf, eine Verständigung in geeigneten Fällen herbeizuführen. Die Rückantwort der deutschen Reichspartei ist dem Vernehmen nach in diesem Sinne erfolgt. (:) Berlin, 1. März. Das Abgeordnetenhaus genehmigte heute in dritter Lesung die Ausdehnung des Fischereigesetzes auf Laneuburg und den Gesetzentwurf, betreffend den Rechtszustand des von Hamburg an Preußen abgetretenen Gebietstheils, sowie die Abtretung preußischen Territoriums an Hamburg, letzteren in der vom Herrenhause beschlossenen Fassung. Sodann wurde in Anbahnung an die von den Abgg. Bernhardt und v. Meyer eingebrachten Anträge auf den Vorschlag der Kommission beschlossen: die Regierung zu ersuchen, 1. mit Rücksicht auf die in vielen Theilen der Monarchie hervortretende Nothwendigkeit mit dem Ankauf und der Aufforstung über Ländereien und ganz extensiv benutzter Weidengründe mit absoluten Waldboden im Interesse der Landeskultur rascher als bisher vorzugehen; 2. statistische Erhebungen über die vorhandenen Forstländereien, über die Beränderungen des Waldareals und insbesondere über die im Landeskultur=Jnteresse aufzuforstende Grundstücke vornehmen zu lassen und das betreffende Material dem Landtage mitzutheilen. Zu dem Bericht der Staatsschulden=Commission über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens hatte die Budget=Commission folgenden Antrag gestellt: Das Haus wolle beschließen 1. der Hauptverwaltung der Staatsschulden über die Rechnungen 2c. Decharge zu ertheilen; 2 zu erklären a. daßider im Bericht der Staatsschulden=Commission dem Finanzministerium gemachte Vorwurf der Verletzung des§ 5 Litt. c des Gesetzes vom 24. Februar 1850 nach den der Budget=Commission vorgelegten Akten in den thatsächlichen Verhältnissen nicht begründet ist, vielmehr das Finanzministerium sowohl als die Hauptverwaltung der Staatsschulden vollkommen dem Gesetze gemäß gehaudelt haben; b. daß die in dem Bericht enthaltenen Berechnungen über die noch offenstehenden Creditbewilligungen mit den dem Hause der Abgeordneten und der Budget=Commission zugegangenen Mittheilungen des Herrn Finanzministers mehrfach nicht übereinstimmen; 3. die Staatsschulden=Commission unter Mittheilung der von der Regieruug übergebenen Denkschrift aufzufordern, ihrem nächsten Bericht auf Grund der von ihr geprüften Aufstellungen der Hauptverwaltung der Staatsschulden eine Uebersicht der noch offenstehenden Creditbewilligungen hin zuzufügen; 4. von dem Beschlusse adl 2 und 3 dem Herrenhause Kenntniß zu geben. In dem Bericht der Staatsschulden=Commission war festgestellt, daß das Finaazministerium die Requisition wegen Herstellung der Staatsschuld=Dokumente(über Schuldverschreibungen im Betrage von 100 Mill. Mart) dirckt an die Hauptverwaltung der Staatsschulden gerichtet auch nebeubei anscheinend vorher direkt vorbereitende Maßregeln zur Anfertigung der Dokumente bei der Staatsdruckerei in Gang gebrocht habe, ohne davon der Hauptverwaltung der Staatsschulden Kenntniß zu geben. Diese Vorbereitungen bestanden in der vollständigen Anfertigung der Dokumente mit der Unterschrift der Mitglieder der Staatsschulden=Verwaltung, so daß letzterer nur das Aufdrücken des Trockenstempels übrig blieb, während das angezogene Gesetz bestimmt, daß der Staatsschulden=Verwaltung die An- und Ausfertigung der Staatsschulden=Dokumente obliegt. Nach einer längeren Debatte, in welche der Finanzminister widerholt zur Rechtfertigung seines Verfahrens eingriff, wurde der Antrag der Commission mit großer Mehrheit angenommen. Darauf beschäftigte sich das Haus mit der Berathung über den Bericht der Justiz=Commission zu dem Antrage des Abz. Reichensperger wegen Prüfung des Oberpräsidial=Erlasses, beir. die Beschlagnahme der Pfarr-Dotalgüter. Nach einer langen rein juristischen Erörterung wurde der Antrag der Justiz=Commission, welcher den Reichensperger'schen Vorschlag mit der Maßgabe abgelehnt wissen will, daß die Regierung in dieser Frage dem Recht ihren Lauf lasse, und keinen Competenzcouflict mehr erhebe, angenommen, und zwar unter Ablehnung eines Zusatz=Antrages von Reichensperger, welcher eine Einschränkung des Exekutiv=Verfahrens bezweckte. Nächste Sitzung Freitag 10 Uhr. Tagesordnung: Anträge und Petitionen. Das Herrenhaus nahm heute zunächst von der Denkschrift der Regierung über die Ausführung des Nothstandsgesetzes vom 22. Juli v. J. Kenntniß und beschloß dann, eine Anzahl von Petitionen, in denen über eine zu starke Heranziehung der Grundbesitzer zu Beiträgen für Lehrergehälter Beschwerde geführt wird, der Regierung mit dem Antrage zu überweisen, zur Abhülfe der theilweise als begründet anzuerkennenden Beschwerden eine gesetzliche Regelung der äußeren Verhältnisse der Elementarschule schleunigst herbeizuführen, inzwischen aber die Regierung in Oppeln anzuweisen, die gesetzlichen Vorschriften über die Unterhaltung der Lehrer und über die Verpflichtung zu Beiträgen für diese Sustentation bis zum Erlaß des Unterrichtsgesetzes mit möglichster Schonung der Beitragsverpflichteten zur Ausführung zu bringen. Ministerial=Direktor Greiff gab in der diesem Beschlusse voraufgegangenen Debatte zu, daß in der Vertheilung der Unterrichtslast vielfach eine Härte liegt, welche eine Abhülfe erheische, meinte jedoch, daß diese nur auf dem Wege der Gesetzgebung ermöglicht werden könne und konstatirte, daß der Abschluß der Vorarbeiten für das Unterrichtsgesetz in kurzer Zeit zu erwarten sei. Schließlich genehmigte das Haus den Gesetz=Entwurf über Verwendung von Beständen für außerordentliche Bedürfnisse der Bauverwaltung pro 1877/78 und überwies eine Position des landwirthschaftlichen Vereins zu Juswraclaw wegen baldiger Schiffbarmachung der oberen Netze der Regierung zur Erwägung, nachdem der Handelsminister mitgetheilt hatte, daß bereite an die Regierung in Bromberg die Weisung ergangen sei, die Verhandlungen wegen Erwerbung des Grund und Bodens schleunigst einzuleiten. Nächste Sitzung Freitag 10 Uhr. TagesOrdnung: Erat, Zinsgarantie für die Berlin=Dresdener Bahn und kleinere Gesetze. * Der„Frankfurter Zeitung" wird aus Berlin geschrieben:„Peinliches Aufsehen macht im Reichstag eine neue Forderung von 525,000 Mark zu Reparaturkosten für das Radziwillsche Palais. Dieses ist bekanntlich für nicht weniger als 6 Millionen Mark für das auswärtige Amt erworben worden, ein kolossaler Preis. Seitdem sind bereits 450,000 Mark für Umbau bewilligt worden. Jetzt sollen abermals, wie gesagt, 525,000 Mark bewilligt werden. Das Kopfschütteln beschränkt sich keineswegs auf schrittspartei, Klerikale und andere oppositionelle Gemüther. Wir haben Nationalliberale darüber gesprochen, welche ausriefen: Er macht uns das Leben zu sauer. Natürlich werden die Summen bewilligt werden, aber wenn mit Seufzen, so in diesem Falle. Um dieses Seufzen zu verstehen, muß man z. B. wissen, daß der Fürst ein Seitengebäude zu 50,000 Mark herstellen lassen will, lediglich damit die Bewohner der benachbarten Voßstraße aus ihren Hinterfenstern ihm nicht in den Garten sehen können. Im Uebrigen werden die neugeforderten Summen durch den Hinweis auf die Nothwendigkeit motivirt, den Reichstag und den Hof zu Zeiten zu bewirthen. Der Fürst will bei Gelegenheit 1000 Personen bei sich sehen können. Die Umbaukosten sind nun bald an eine Million herangerückt.“ * Wie man dem„Frankfurter Journal“ aus Rom telegraphirt, soll Fürst Bismarck die Auslieferung des Cardinals Ledochowski verlangt, die italienische Regierung jedoch dieselbe auf Grund des Garantie=Gesetzes verweigert haben. — Die Nachricht ist schon früher aufgetaucht, aber als falsch bezeichnet worden. Wir glauben, daß sie auch jetzt nicht richtig ist. * Das„Marine=Verordnungsblatt“ bringt folgende Verordnung der Admiralität:„Aerztliche Untersuchung der Schiffs=Besatzungen auf richtige Unterscheidung der Farben. Berlin, den 13. Februar 1877. Die Kommandos der in Dienst gestellten Schiffe haben möglichst bald nach der Indienststellung eine ärztliche Untersuchung der Schiffsbesatzung über richtiges Unterscheiden von Farben anstellen zu lassen und diejenigen Mannschaften, welche die Farben Roth, Grün, Gelb, Blau und Weiß nicht zu erkennen oder nicht richtig zu unterscheiden vermögen, bei der Verwendung als Ausguck und Signalgäste auszuschließen. Dieser Fehler ist bei den betreffenden Leuten im National zu vermerken. Bei der Untersuchung sind Signalslaggen und Signallichte zu benutzen. Der Chef der Admiralität. v. Stosch.“ * Von der Hofcour im k. Schlosse am Montag Abend erzählt man sich in Abgeordnetenkreisen:„Als dem Kaiser bei derselben der Abg. Fabrikbesitzer Schlieper aus der Grüne bei Iserlohn vorgestellt wurde, fragte er sofort:„Bei Ihnen steht es mit der Industrie wohl sehr schlecht?“ Der Abgeordnete bestätigte, daß man in Westfalen sehr übel daran sei, worauf der Kaiser erwiderte:„Nun, Nothstand herrscht augenblicklich überall, in der ganzen Welt!" Bei aller Sorge für die heimische Industrie schien also der Kaiser überzeugt zu sein, daß die gegenwärtige rückgängige Bewegung nicht in den wirthschaftlichen Institutionen eines einzelnen Staates ihren Grund hat. Die Freunde einer schußzöllnerischen Handelspolitik haben daher keine Ursache, sich auf die kaiserlichen Worte zu berufen. * Aus Breslau, 27. Februar, wird der„Germania“ geschrieben:„Einer der unerschrockensten Kämpfer für das Königsthum von Gottes Gnaden und der treuesten Unter thanen unseres Herrscherhauses, der Bisthumskommissar und Stadtpfarrer von Schweidnitz, Herr Hugo Simon, dessen frühere siebenjährige Wirksamkeit am hiesigen Orte als Militärpfarrer der 11. Division ebenso ehrenvolle Anerkennung Seitens seiner militärischen Vorgesetzten, als Verunglimpfung Seitens der Feinde der bestehenden Ordnung und des Rechts damals erfahren hatte; der als MilitärPrediger im schleswig=holsteinschen Kriege sich so hervorthat, daß Se. Majestät der König ihm den Rothen Adler= orden mit Schwertern verlieh, ihn laut damaliger Zeitungsberichte bei der Königsparade in huldvollsten Worten und mit warmem Handdruck dankend zu beehren geruhte; den die Königin durch eine kostbore Ehren=Stola, der Kronprinz durch sein Bild mit den darauf eigenhändig geschriebenen Widmungsworten:„Dem katholischen Pfarrer Simon der 11. Division, kommandirt zum 1. Posenschen InfanterieRegiment Nr. 18, in aufrichtiger Bewunderung und Anerkennung seines uns Allen gegebenen Beispiels der Pflichttreue und des Heldenmuthes.(Düppel, den 18. April 1864). Feldzug gegen Dänemark. Friedrich Wilhelm, Kronprinz", — auszeichneten; dessen Hingabe fremde Herrscher durch Orden und Verdienstkreuze ehrten;— der in seiner zwölfjährigen Wirksamkeit als Stadtpfarrer von Schweidnitz Halt und Stütze aller wahrhaft conservativen Elemente zu sein sich bemüht und darum Gegenstand bitterer Anfeindung seitens des„Liberalismus" bis zur Stunde ist— wurde durch zwei Instanzen zu siebenmonatlicher Gefängnißhaft verurtheilt, weil er in seinem priesterlichen Gewissen sich verpflichtet gefühlt: das Sanctissimum aus drei ihres Pfarrers durch den Tod beraubten Kirchen seines Aufsichtskreises behufs Verhinderung von Verunehrung zu entfernen. In derselben Sache wurde am 21. Januar d. J. Herr Erzpriester Möser in Ujest vom Appellationsgericht zu Ratibor auf Antrag des Staatsanwalts freigesprochen. Die seitens Herrn Simons beim Obertribunal eingereichte Nichtigkeitsbeschwerde ließ um so mehr ein günstiges Resultat erwarten, als dieselbe Behörde in einem Entscheide vom 6. April 1876 den Grundsotz ausgesprochen: daß die Entfernung des Sanctissimum keine Amtshandlung im Sinne des Strafgesetzes bilde. Leider hat diese Hoffnung sich nicht erfüllt; die Nichtigkeitsbeschwerde ist zurückgewiesen worden, und— der „Ritter des Adlerordens mit Schwertern“ hat nun eine siebenmonatliche Gefängnißhaft zur größten Trauer nicht nur seiner Pfarrgemeinde, sondern aller Gutgesinnten, zur höchsten Freude aber seiner politischen Gegner, der„Liberalen“ und Umsturzmänner aller Schattirungen, abzubüßen.“ Mainz, 28. Febr. Das in der Anklagesache gegen Bischof v. Ketteler und die Kapläne Zipp und Dockendor wegen Uebertretung der Kirchengesetze heute vom Bezirksgericht publizirte Erkenntniß, verurtheilt, unter Verwerfung der Anträge der Vertheidigung, Ketteler zu einer Gesammtstrafe von 1000 M. event. 4 Monat Gefängniß, Kaplan Zipp zu 100 M. event. 14 Tage Gefängniß und Kaplan Dockendorf zu 150 M. event. 3 Wochen Gefängniß Die Verurtheilten werden Berufung erheben. der Oeffentlichkeit übergeben. Der Prinz erzählte uns von dem Vergnügen, das ihm die liebevolle Aufnahme des Papstes bereitete, von der herzlichen Freundschaft, welche ihm die jungen Souveräne von Griechenland und Rumänien bezeigten, und von dem prächtigen Empfange, welcher ihm vom Kaiser von Rußland zu Theil wurde, von dem er die beste Erinnerung bewahrt.“ Vor dem hiesigen Civiltribunal hat die berühmte Sängerin Adeline Patti gegen ihren Gemahl, den Marquis de Caux, die Klage auf Scheidung von Tisch und Bett eingeleitet. Der von dem Präsidenten unternommene Sühnungsversuch der Gatten blieb erfolglos.— Es verlautet, daß der Senator Graf Hespel an der Zuckerruhr bedenklich erkrankt sei und seinem jüngst verstorbenen Collegen, Landsmann und conservativen Freunde v. Staplaude vielleicht nachfolge. „Paris=Journal“ hat aus Neapel folgendes, vom 23. Februar datirtes Schreiben erhalten: Ich bin Ihnen für die Mittheilung des Zeitungsausschnitts, in welchem mir ein Brief untergelegt wird, den ich nie geschrieben habe, und nicht für apokryph, sondern sogar für tendenziös halte, sehr dankbar. Ich bin in meinem schriftlichen Verkehr mit Sr. Majestät immer und wie es sich gebührt, höchst achtungsvoll gewesen und Augesichts der kritischen Lage, in welcher sich das Reich befand, hätte ich die gerechte Sache meines Vaterlandes und das Jnteresse meines Souverains zu verrathen geglaubt, wenn ich mich einem Drucke gefügt und von den Geschäften zurückgezogen hätte. In diesem Sinne können Sie den Inhalt und Geist dieses rein erfundenen Schreibens dementiren und berichtigen. Genehmigen Sie u. s. w. Midhat. Paris, 1. März. Der„Temps' bringt ein Soreiben aus Bucharest vom 25. Februar, worin lebhafte Befürchtungen über eine schwere Finanzkrise ausgesprochen werden, da die Regierung bekannt gemacht habe, daß die Staatskassen auf vierzehn Tage geschlossen wer den würden. Dasselbe Blatt meldet, die Pforte hege den lebhaften Wunsch, mit Montenegro Frieden zu schließen, aber der Fürst Nikolaus sei noch immer unschlüssig, und man sei deßhalb der Ansicht, daß die Einmischung einer oder einiger der europäischen Mächte nöthig werden dürfte.— Laut dem„Moniteur“ hat der Postkongreß, der im nächsten Herbste Statt finden sollte, sich bis zum Jahre 1878 zu dem Zwecke vertagt, um mit der Ausstellung zusammensallen zu können. zu packen! Mit Schumann' Concert zauberte er durch za# musterhaftes, ruhiges und tief zum Herzen dringendes Soi eine Reproduktion vor nus hin, welche ich in gleicher Schöubest und technischer vollendet, kaum je gedört habe. Brassinist gelungen, nachdem Wienieweky nicht einmal zu einem Goneeih. in Wien die Billete aubringen konnte, unnmehr Concerte mit gedrängt vollem Saale zu Stande zu bring. kündigt außerdem„auf allzemeines Verlangen“ noch ein setzgg Concert an.— Ueber Heimendabl schreibt die Zeitunz“: Die Technik dieses talentvollsten Schülers Wühelemes, erinverte entschieden an seinen Meister: er hat den klaren, vig: sehr breiten, aber aumuthenden Strich, das glänzende Flageni“ spiel seines Lehrers, vor Allem jenes geheimnißvolle Flüsterr, -schen-n* das leise Glitzern und Haschen auf ven Saiten, welches Wilbelm so meisterhaft versteht. Der Erfolg war ein nicht enden wosl.. der Beifall.— Das Populair=Concert am 10. März versprich ell Eelsau.—„—. folglich ein sehr genußreiches zu werden. Assisen=Verhandlungen. Aachen, 2. März. Am 27. Februar c hatte vor dem küni, lichen Assisenhose der Peter Joseph Sch., 52 Jahre alt, Acker# wohnhaft zu Scherpenseel, sich bezüglich der Anklage zu worten, in Gemeinschaft mit eirer anderen Person in der.. von Mai bis Oktober 1876, während mehr als einer WochScherpenseel vorsätzlich und widerrechtlich die Maria KatharieMüllejaus des Gebrauches der persönlichen Freiheit berauße haben und durch diese Freiheite-Entziehung, sowie die währenz derselben ihr widerfahrene Behandlung, eine schwere Förper, verletzung der Maria Katharina Müllejans verursacht zu haben Dem verlesenen Anklageakte entnehmen wir: Die Maria Karba, rina Müllejans, eine 50jährige, geistesarme und körperlich schwach, Person, lebte mit ihrer Mutter, der Wittwe Müllejans, und einem vorehelichen Sohne der Letzteren, dem Angeklagten Pe#, Joseph Sch., in einem Hause zusammen. Im Oktober v J. kam der Schuhmacher Bauentbal, ein Schwiegersohn der Wutm, Müllejane, welcher vernommen hatte, daß seine Schwägerin, di. Maria Katharina Müllejane, zu Gunsten der Kinder einer an, deren Schwester ein Testament errichtet hätte, in das Hans der Wittwe Müllejans, wo derselbe die genannte Maria Katharin, Müllejans in dem Kuhstalle eingesperrt und einem Zustand, grauenvoller Verwahrlosung preisgegeben fand. Dieselbe hauzum Aufenthaltsorte eine eigentlich zum Schweinestall bestimmte durch ein 3 Fuß hohes Mauerwerk von dem sß.* Oesterreich. Wien, 1. März. Konstantinopeler Briefe behaupten nach einem Telegramm der„Post“, allen Dementis gegenüber, daß Rußland den Abschluß eines Sonderpakts mit der Pforte anstrebe und wahrscheinlich auch durch Geldleiftungen einen Erfolg erzielen werde, obwohl England in dieser Beziehung lebhaft mit Rußland konkurirre. Wien, 1. März. Das Moskauer Hülfscomite beschloß, zur Unterstützung der Aufständischen in Bosnien (800 Mann) 20,000 Rubel beizutragen. Fürst Narischkin wird in Belgrad die Summe zur Vertheilung übernehmen. An Stelle des bisherigen Führers, Despotowitsch, soll der Archimandrit Dutschitsch das Ober=Commando der Aufstäudischen erhalten. Wien, 1. März. Nach einem Telegramm der„Politischen Correspondenz“ aus Belgrad enthält das türkischserbische Friedens=Instrument nur die drei Punkte der Wiederherstellung des status quo ante bellum, einer allgemeinen Amnestie und des Rückzugs der beiderseitigen Truppen hinter die früheren Grenzlinien innerhalb 12 Tagen vom Tage der Unterzeichnung an. Irgend welcher Garantien geschieht gar keine Erwähnung. Irma versucht, sich emporzurichten. Das Haupt fällt schwer in die Kissen zurück. „So bleiden Sie liegen und versuchen Sie zu schlasen. Eie sind zum Fürchten blaß.“ JJohanna geht. Wieder bleibt Irma allein. (Fortsetzung folgt.) Frankreich. O Paris, 1. März. Die Ersatzwahl für Changarnier beschäftigt den Senat, wie bereits mitgetheilt, in lebhafter Weise. Die bonapartistische Fraktion hat sich bis jetzt nicht mit der legitimistischen über einen gemeinsamen Kandidaten zu einigen vermocht; die Fraktionen der Linken werden sich dagegen leicht verständigen. Es sind auf dieser Seite drei Kandidaten in Vorschlag: Alfred André, Valette, Professor der Pariser Rechtsfakultät, und Admiral Jaureguiberry. Letzterer hat die meisten Chancen. Chanzy, der General= gouverneur von Algier, der hier war, um an der Konferenz der kommandirenden Generäle theilzunehmen, hat eifrig für ihn Propaganda gemacht, während Herzog Aumale, der zu derselben Konferenz aus Besangon gekommen war, der Kandidatur André's durch seine Protektion sehr geschadet hat. Es heißt, daß im Ministerium des Auswärtigen erhebliche Veränderungen im Konsularpersonal vorbereitet werden. Einige Konsuln werden pensionirt und die dadurch entstehenden Lücken durch Avancement und in letzter Linie durch neue Ernennungen ausgefüllt. Es erscheint jedoch fraglich, ob sich Decazes durch diese kleine Abschlagsleistung auf den von ihm verlangten Personenwechsel die Zuneigung der Linken erwerben wird.— Don Carlos läßt folgende Note veröffentlichen:„Nach einer dreimonatlichen Reise durch Oesterreich, Italien, Griechenland, die Türkei und Rußland kam der rechtmäßige Vertreter der königlichen Sache gestern wieder nach Paris zurück. Alles, was in der letzten Zeit über den sympathischen Empfang gesagt wurde, dessen Gegenstand Seine Majestät in den Hauptstädten war, durch die er kam, wurde durch die werthvollen Einzelheiten und die interessanten Erzählungen bestätigt, die wir vielleicht eines Tages Großbritannien. * London, 1. März. In der heutigen Nachmittagssitzung des Unterhauses— die Lords latten am Mittwoch keine Sitzung— bildete zuvörderst die von Mundella eingebrachte Town Councils and Local Boards Bill Gegenstand der Erörterung. Die Vorlage bezweckt die Abschaffung der Vermögens=Befähigung für Mitglieder von Gemeinderäthen und lokalen Aemtern, und substituirt dafür den alten Brauch, wonach jeder Bürger für dergleichen Aemter befähigt war. Mundella behauptete, daß die jetzige Bestimmung in manchen Städten 80 bis 90 Prozent der Einwohner unfähig mache, städtische Aemter zu bekleiden. Es wäre ein großer Vortheil, wenn Handwerker zu Mitgliedern von Munizipalverwaltungen gewählt werden könnten. In Schottland existire die Bestinmung nicht. Der anwesende Regierungsvertreter, Sclater=Booth(Präsident des Lokalverwaltungsamtes) erhob verschiedene Bedenken gegen die Vorlage. Insbesondere wies er auf den Unterschied zwischen den Funktionen von Parlamentsmitgliedern und Stadträthen hin. Er erklärte indeß, er wolle der Bill keine Opposition bereiten, wenn die Einzelberathung derselben bis nach Ostern verschoben würde. Nachdem noch Stansfeld und Sir G. Campbell zu Gunsten der Vorlage gesprochen, wurde dieselbe in zweiter Lesung angenommen. Demnächst wurde die von Knatchbull=Hugassen eingebrachte Colonial Marriages Bill in Berathung gezogen. Die Schwägerehe ist bekanntlich in Engkand noch immer verboten, in verschiedenen australischen Colonien aber nicht. Die Vorlage bezweckt demnach, solchen in Australien geschlossenen Schwägerehen im Mutterlande volle Giltigkeit zu verschaffen. Beresford Hope bekämpfte die Bill mit dem üblichen Verwerfungsantrage aus dem Grunde, daß keine Colonie das Recht habe, dem Mutterlande Vorschriften zu machen. Young ermahnte das Haus, sich die Colonien durch Verwerfung der Bill nicht zu entfremden. Forsyth hob zu Gunsten der Maßregel hervor, daß unter dem gegenwärtigen Gesetz die einer Schwägerehe in Australien entsprossenen Kinder den in England gestorbenen Großvater nicht beerben könnten. Earl Percy und Roebuck brachen ebenfalls eine Lanze für die Bill, aber der Attorney=General bekämpfte sie Namens der Regierung. Die Debatte wurde dann von Sir H. James, dem Ex=Generalanwalt, Simon, Samuelson, Morgan und Lewis für, Hubbard, Marten und Gibson gegen die Vorlage fortgesetzt, worauf das Haus zur Abstimmung schritt, welche die Annahme der Bill in zweiter Lesung mit 192 gegen 141 Stimmen ergab. Nach Erledigung einiger anderer kleinerer Vorlagen endete die Sitzung um 6 Uhr. Rußland. Petersburg, 1. März. Die Nachricht der„Times“ über einen unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten Ministerrath, in welchem die Demobilisirung der Armee bei erfolgtem Friedensabschlusse zwischen der Türkei und Serbien beschlossen worden wäre, ist durchweg unbegründet. Weder liegt ein solcher Beschluß vor, noch hat ein derartiger Ministerrath stattgefunden. Conseilssitzungen, wie sie in anderen Staaten zur regulären Organisation gehören, sind bei uns überhaupt nicht hergebracht, sondern könnten nur durch ausnahmsweise Berufungen stattfinden. Ein Staatsministerium, das reguläre Sitzungen hält, existirt bei uns nicht. Das in unserer Organisation vorhandene Ministercomite ist etwas anderes und und zählt auch andere Personen, als die Minister, zu seinen Mitgliedern. Amtliche Nachrichten. Berlin, 1. März. Se. Majestät der König hat den Pfacrer und Präses der Rheinischen Provinzial-Synode, Dr. theol. Friedrich Nieden in Coblenz, zum General=Superintendenten der Rheiuprovinz ernannt. Die Ziehung der 4. Klasse 155. Königlich Preußischer Klassen=Lotterie wird am 9. März d.., Morgens 9 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriegebäudes ihren Anfang nehmen. Die Erneuerungsloose, sowie die Freiloose zu dieser Klasse sind nach den§§ 5, 6 und 13 des Lotterieplanes unter Vorlegung der bezüglichen Loose aus der 3. Klasse, bis zum 5. März d.., Abends 6 Uhr, bei Verlust des Aurechts einzulösen. Berlin, den 1. März 1877. Königliche General=Lotterie=Direktion. Telegramm des„Echo der Gegenwart“. Washington, 2. März, früh 4¼ Uhr. In gemeinschaftlicher Sitzung beider Kongreßhäuser wurde Hayes als mit 185 Stimmen gewählt zum Präsidenten der vereinigten Staaten proklamirt. Neueste Nachrichten. Washington, 1. März. Hayes hat, wie hierher gemeldet wird, heute Columbus verlossen, um sich an den Sitz der Regierung zu begeben.— Die gegen die Wahlcertifikate von Vermont erhobenen Einwendungen sind heute vom Senat einstimmig zurückgewiesen worden. Lokal=Nachrichten. Nachen, 2. März. Ueber Brassin, welcher kürzlich in Wien concertirte, schreibt Dr. Hanslich: Wie wußte uns Brassin „„" gerer Enniimil. den vem Aotigen Raume des an sich engen und finstern Kuhstalles abgesperrte Ecke, deren Zugang 2 Fuß hoch durch schwere Steine zugesetzt war, wag bei der schwachen Körperkonstitution der Maria Katharina Mülleiane genügte, derselben den Ausgang zu versperren. Das ganze war nicht mehr als 3 Fuß 2 Zoll im Geviert groß. Die Katharina Müllejaus vermochte sich demzufolge nie auezustrecken, sondern konnte nur gekrümmt sitzen oder liegen, so daß denn auch ihre Kniee bis zum Kinn hinaufgezogen waren. Als Unterlage diente ihr nichts als fußhohes, saules, von Unrath triefendes Stroh, als Bekleidung einige schmutzige Lumpen. So fand der Zeuge Bauenthal sie von ihrem eigenen Kothe besudelt, wimmernd und klagend. Baumann machte hiervon dem Ortsvorsteher Anzeige, welcher die Unglückliche aufsuchte und hier auch den vorbeschriebenen Zustand der Kath. Müllejaus konstatirte. Der Untersuchungsrichter, der sich an Ort und Stelle begeben, traf die Kath. Müllejans zwar in einer Kammer, doch in einem verwahrlosten Zustande. Dieselbe erklärte, sie wäre vom Mai 1876 bis Oktober in dem Stalle eingesperrt gewesen und nur einige Mal hieraus entlassen worden, ein Mal als sie ihr Testament machte. Je nach Laune der Angeklagten wurde dieselbe sowohl von ihrer Mutter als dem Angeklagten, wie sie nämlich aussagt, auch mit Stockschlägen traktirt. Die ärztliche Untersuchung der unglücklichen Person ergab eine auffallende Schwäche des Bewegungs=Apparates der Beine, so daß sie die letzteren nicht vom Boden zu heben vermochte. Uebrigens konnte die M. nach ihrer Befreiung nur geführt und zugleich gestützt sich fortbewegen; die unnmehr eintretende bessere Pflege brachte einige Besserung hervor, doch ist nach dem Ausspruche des Arztes die Kath. M. an den Beinen gelähmt. So der Anklageakt. Die Wittwe Müllejans, welche auch vor den Hof verwiesen, starb einige Zeit vor der Verhandlung. Der Angeklagte Sch., der früher im Vereine mit seiner Mutter Alles in Abrede gestellt und behauptet hatte, die Kath. M. sei ohne eine Widerrede ihrerseits in den Stall wegen ihrer schrecklichen Uareinigkeit verwiesen worden, welchen sie in den letzten Tagen erst aus Faulheit nicht mehr verlassen, während sie vom Mai bis September Tags über im Wohnhause sich aufgehalten habe, räumte bei der Verhandlung ein, im vergangenen Jahre gemeinschaftlich mit seiner verstorbenen Mutter während der Monate Mai bis Oktober seine Stiefschwester Katharina M. mit deren Einwilligung wiederholt auch während des Tages in den Stall eingesperrt zu haben,— es sei dies indeß nur geschehen, wenn seine Mutter das Vieh hätte hüten müssen und die Katharina Müllejans nicht allein gelassen werden konnte. Der Angeklagte hatte 2 Schutzzeugen sistirt, welche dahin deponirten: daß die Cath. M. stets freien Aus= und Eingang gehabt habe, daß sie fast jeden Tag mit derselben gespcochen und dieselbe ihres Wissens niemals Schläge von dem Angeklagten erhalten hätte. Die Geschworenen sprachen das Schuldig über den Angeklagten aus, nahmen jedoch als nicht erwiesen an, daß die Freiheitsberaubung länger als eine Woche gedauert und die Freiheitsentziehung eine schwere Körperverletzung der Cath. M. zur Folge gehabt habe. Der Augeklagte wurde zu einer Gesängnißstrafe von 6 Monaten verurtheilt. Am 28. Februar wurde Jacob., 67 Jahre alt, Zimmermann und Maurer, zu Esch wohnhaft, zu einer Zuchthauestrafe von 2 Jahren verurtheilt, wegen Versuches eines Diebstahle mittels Einsteigens.— An demselben Tage wurde ein Verbrechen gegen die Sittlichkeit mit 1 Jahr Gesängniß geahndet. Der Angeklagte war 19 Jahre alt. Auch am 1. März betrafen die beiden ersten Anklagen Verbrechen gegen die Sittlichkeit Dem einen Beschuldigten wurde eine Gefängnißstrafe von 1 Jahre, dem anderen eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren zu Theil. Die dritte Sache betraf schweren Diebstahl und Unterschlagung; Gegenstand des Diebstahls war ein Fäßchen Sardinen, der der Unterschlagung einige geringe Geldbeträge. Angeklagt dieserhalb waren bezüglich des Diedstahls gemeinschaftlich Wilhelm., 25 Jahre alt, Bäcker zu Stolberg, und Adolph Pf., 27 Jahre alt, Schlosser zu Aachen. Die Unterschlagung war dem W. G. allein zur Last gelegt. Beide Angeklagten wurden mit je 15 Monaten Gefängniß bestraft, da die Geschworenen mildernde Umstände angenommen hatten. Provinzielle Nachrichten. Köln, 2. März. Der heftige Sturm wehle gestern Nachmittag einen am Dome beschäftigten Arbeiter vom Gerüste her unter. Derselbe blieb glücklicherweise im Fasleu zwischen zuei jieser liegenden Brettern des Gerüstes hängen, hat sich aber immerhin nicht unbedeutende Verletzungen zuzczogen. Bonn, 28 Fedr. Gegenüber der durch mehrere auswärtige Blätter gehenden Notiz über eine angeblich heftige Erkrankung des Herrn Professors Geh. Rath v. Schulte, theilt die„Bouner Zeitung“ mit, daß der Genannte sich gegenwärtig in voller Genesung von einem ganz ungefährlichen Brouchial=Katarrh befiadet, so daß er seinen Studien in gewohnter Weise obliegen kann und auch zu Ostern wieder lesen wird, wenn auch ärztlicherseite natürlich einige Schonung anempfohlen worden ist. Essen, im Februar. Man schreibt der„Fr. Zig.“ von hier: Daß in der Kohlenindustrie eine bedeutende Ueberproduktion vorliegt und daß dieselbe die Hauptursache der gegenwärtigen Stockung ist, wird von Niemanden geläugnet. Die Gesammtförderung von Steinkohlen im Ober=Bergamt Dortmund betrug im Jahre 1876: 354,851,370 Ceniner, das ist 18,732,429 Ctr. mehr, als im Jahre 1875 und 47,603,966 Centner mehr, als im 1874. Hie nach hat sich gegen das Jahr 1875 die Produktion um 5,5 Proz., gegen das Jahr 1874 um 15,6 Proz. vermehrt. In diesen Ziffern liegt der Beweis, daß die Grubenbesitzer in recht plau= und zielloser Weise vorgegangen sind. Eine dainiederliegende Industrie, eine vollständige Krisis in derBrauche, welche der Haupiconsument von Kohlen ist, in der Eisenindustrie, und dennoch eine von Jahr zu Jahr beträchtlich steigernde Kohlenförderung. Hier zeigen sich so recht deutlich die Schattenseiten unserer heutigen egoistischen Produktions= weise. Jede Gesellschaft oder Gewerkschaft denkt nur an ihre eigenen wirklichen oder eingebildeten Interessen. Jede hofft noch vor„Thorschluß“ mit ihren Produkten am Markte zu sein, und dieselben noch abzusetzen, ehe andere Producenten kommer. Keiner hat rechtzeitig einen allgemeinen Ueberblick über die Stluation, und wenn ihn der Einzelne auch hätte, so hofft er doch seinem Concurrenten noch zuvorzukommen, die Adnehmer zu überlisten. So tritt in dem Momente, wo das Zuviel der Preduktion nicht länger zu verheimlichen ist, plötzlich die Stockung ein. In diesem Jahre hat der ungewöhnlich milde Winter de Katastrophe nur beschleunigt. Eingetreten wäre sie unzweifelhest auch ohne diese ganz specielle Calamität, da der Bedarf für de Hausbrand in gar keinem Verhältnisse steht zu dem Ausfallt, welchen die Rothlage der Industrie zur Folge hat. Neben der unerläßlichen Verminderung der Produktion muß die Aufmerksamkeit der Kohlenproducenten jetzt hauptsächlich auf die Vermehrung der Absatzwege gerichtet sein. In dieser Richtung sehlt es nicht an energischen und lobenswerthen Anstreugungen. Sieden mehr oder weniger parallel lausende Schienenwege verbinden das westsälische Kohlenbecken mit dem großen deutschen Eisendahynetze. Eine weitere direkt in die Kohlenreviere führende Linie der westfälischen Bahn ist im Bau begriffen. Auch eiß Leelt an die Nordsee führende Kohlenlinie der rheinischen * sall demnächst in Angriff genommen werde. Die meisten haben wenigstens an zwei der concurrirenden Bahnlinien Bahn soh venme. Feschhus, viele sogar an alle drei. Dennoch sehlt nach Ausicht r Sachverständigen ein wichtiger Verkehreweg, dessen der wut'“ für die westsälische Kohlenindustrie als ein unaufin Bedürfniß bezeichnet wird, eine fahrdare Wassernahe Rhein, der natürlichste Verbindu###### mit 4— ebue .##. Der nahe Rhein, der natürlichste Verbindungsweg mit des Vaterlandes wird weit weniger zum Kohlen##nsport beuntzt, als es der Fall sein sollte. Es ist dies nicht #rwundern. Ein fahrbarer Wasserweg, der direkt an den hechen die Kohlen aufnehmen und in demselben Schiffe die Mannheim und Straßburg befördern könnte, existirt nicht. Daaagen lohnt es sich kaum, die einmal in Eisenbahnwaggone verjadenen und eine Strecke weit beförderten Kohlen am Rhein Schiff zu trausportiren, um sie vielleicht in Mainz Dder Mannheim wieder auf die Eisenbahn zu bringen. Daher mnürt es sich, daß die direkten Eisenbahntrausporte nach dem Oberrhein viel stärker sind, als die Wassertransporte, daß unsere Sheinschifffahrt trotz der von Jahr zu Jahrzsteigenden Kohlengederung nur einen so geringen Theil der Kohlensendungen #lt. Auch würden unzweifelhaft die Eisenbahntarife niedriger wenn eine regelmäßig concurrirende Wasserstraße vorhanden wäre. Seit vielen Jahren hat man diesen Mißsland erund darauf das, schon 1812 von Napoleon I. ventilirte Groiekt eines Cauals zwischen Rhein, Weser und Elbe basirt. dieser Canal sollte das ganze Kohlenrevier durchschneiden und der Kohlenabfuhr sowohl nach dem Ober= und Niederrhein Holland), als nach Bremen und Hawburg Vorschub leisten. Abgesehen von dem Canalbau kann der Kohlenindustrie in erster Linte nur durch eine weitere Ermäßigung der Eisenbahnfrachten geholsen werden. Es ist in dieser Beziehung in den letzten Jahren unzweifelhaft viel geschehen, theils in Folge der Conurrenz der drei großen Bahngesellschaften, welche namentlich ihre neuen Linien reutabel machen wollten, theils in Folge des allgemein empfundenen Bedürfnisses, durch die Kohlevabsuhr nach dem Auslande der Ueberproduction zu steuern. In der Nachen=Mastrichter— Berg.=Märk. 76.50 Köln=Mindener 95.56 6 " Lit. 9.— Mainz=Ludwigsh. 94.— Oberschl. A. u. B. 121.— G Vserbahg=ütten. 3½pr..=M. 3. S. 85.25 C ###pr.„ 5. S. 99.— B 4½pr.„ 6. S. 99.— B 5„„P 7. S. 108.10 8 5„„ Nordd. 103.50 bz 1½ pr. Köln=M. 1. E. 101.— 6 5„ 2. E. 105.— □ Eisenbahn=Obligationen. Oesterr.=Frauz. 357# do. sdl.(.) Sto. v. Stfé. 130 6 Rheinische 105.70 6 „ Lit. B. 92.50 C Rhein=Nahe Rumänische Eisenb. 4½ pr. Köln=M. 3. E. 100.75 S 4 4 5 4½ 5„ 4½ 4. E. 93.75 0 5. E. 91.50 C Mainz=Ludw. 104.— B Rheinische Nach.=Münch..=B. Colonia„ Gladbacher„ Magdeburger„ Baterl. Elders.„ Aach. Rückversich. Köln.„ Concordia.=B. Kölner Hagel=V. Union„ Pr. Hyp., Hüdner Köln. Baumw.=Sp. Rhein. Bau=Ges. Aachen=Höng..=V. Arenb. Bw. H. A. E. Berg.=Märk. Bgw. Industrie=Aktien. Bonn=Köln. 100.10 B 103.40 B 99.80 G 8250 G 6325 6 1600 E 2230 G 3450 G 1910 G 400 B 1925 G 285 B 310 G 86 G 65.— B 45 B 105 G That ist es in Folge dieser Anstreugungen gelungen, die Kohlenausfuhr aus dem deutschen Zollgebiete, welche im Jahre 1866 nur 66.2 Millionen Centner, und 1871 73,9 Millionen Centner Jahre 1875 auf 94,9 Millionen Ceutner und 1876 wohl auf eine noch höhere Ziffer zu bringen. Die Eisenbahnen haben in der Richtung gegen die Seehäfen die bedeutendsten Concessionen gemacht. Aber nach dem Inlande zu, wo man auf die deutsche Kohle angewiesen ist, erweisen sie sich weit weniger eutgegenkommend. Die Eisenbahnen zeigen zum Theil wenig Geneigtheit, den berechtigten Wünschen des Verkehrs in dieser Beziehung entgegen zu kommen, obwohl ihnen kein anderer Theil des Frachtenverkehrs— seitdem ihr eigenes Brennmaterial so sehr im Preise zurückgegangen ist— bei verhältniß. mäßig geringer Arbeit und Abnutzung so lohnende Einnahme bringt, als der Kohlentrausport. So haben erst vor wenigen Wochen die süddeutschen Bahnverwaltungen den seit zwei Jahren bestehenden Ausnahmetarif von 1 Silberpfennig per Centner und Meile für Kohleutrausporte nach der Schweiz pro 1. April gekündigt, und verlangen eine Erhöhung um 20 Proz., so daß sich die jetzt 14 M. 64 Pfg. betragende Fracht nach Basel auf 17 M. 19 Pfg. stellen würde. Der in den letzten Jahren beträchtlich gestiegene Kohlenabsatz nach der Schweiz, welcher dort die scharfe Concurrenz des französischen Loirebeckens zu bestehen hat, und dessenungeachtet schon angefangen hatte, in die Westschweiz vorzudringen, würde in Folge dieser Erhöhung beträchtliche Einbuße erleiden. Und das geschieht in einem Aagenblicke, in welchem die Zechen Tausende von Arbeitern entlassen müssen, und die ganze Kohlenindustrie sich in einem anerkannten Noth= stande befindet. Vergebens hat man von Seiten der Vertreter der Kohlenindustrie versucht, diese Kündigung rückgängig zu machen. Am 2. Februar hat in Mainz eine Conferenz der Betheiligten unter dem Vorsitze des Herrn Geheimraths Kraefft stattgesunden, welcher vom Reichseisenbahnamte deputirt worden war. Vou den süddeutschen Bahnen zeigten sich nur die hessische Ludwigsbahn und die Taarbrücker Bahn geneigt, den bieherigen Tarif aufrecht zu erhalten. Die übrigen, und besonders lebhaft die Direktion der pfälzischen Bahnen, bestanden auf die Erhöhung. Als Grund wurde angegeben, daß man zu dieser Maßregel genöthigt sei, um den wiederholten Beschwerden der Saarbrücker Bergwerkeindustrie über ungleichmäßige Behandlung zu entgehen. Die nunmehr wahrscheinlich eintretende Erdöhung, welche der westfälischen Kohlenindustrie einen neuen schweren Schlag versetzen wird, ist also veranlaßt durch die Direktion unseres in Bezug auf seine Absatzwege so glänzend situirten größten fiecalischen Bergwerks, durch eine Staatsbehörde, welche ohne Ermächtigung des Handels= und Finanzministeriums schwerlich in dieser Weise auftreten könnte. Diese Thatsache ist höchst bezeichnend für unsere (oblenz, 1. März. Nachsehende Chartriersche Verordnung gibt über die Ansichten, die man in der sogenannten guten alten Zeit über Sonnen= und Mondfiusternisse hegte, einen seltsamen Ausschluß, und ist mit Rücksicht auf die vorgestern stattgesundene Mondfinsterniß nicht ohne Interesse. Sie Coblenzer Zeitung“: Ehrenbreitstein, den 22. Juli 1748. Chur. fürstlicher Hofrath.„Nachdemalen auf nächkünfftigen Donnerstag, als dem Fest des heil. Jacobi, eine allgemeine große Sonnenfinsternuß sich ereignet, wordurch besorglich vieles Gifft auf dem Feldt und sonsten in die Pützen und Brunnen fallen dörssen", werden sämmtliche Beamten angewiesen, den Eintritt dieses nißes mit dem Befehle in allen Gemeinden und Dorfschaften zu verkündigen, daß an dem genannten Tage,„zu Verhüt= und Abkehrung alles Unglücke", durchaus kein Vieh auf die Weide getrieben werden darf, und daß alle Brunnen sorgfältig bedeckt und verwahrt werden müssen. Aus dem Reichslande, 25. Febr. Ein St. Johanner Lithograph hat an Ort und Stelle eine Ansicht Marpingen, der Quelle und des Erscheinungsortes ausgenommen und durch den Druck vervielfältig:. Das Bild, welches im Preußischen anstandslos verkauft werden durfte, ist im Reichslande verboten, wenigstens ist, wie berichtet wird, kürzlich in Forbach eine größere Partie Abdrücke desselben bei einem Händler mit Beschlag belegt worden.„ Witten, 27. Febr. Auch unsere Stadt wiro nunl oinnen kurzer Zeit eine Volksküche erhalten. In der gestern Abend abgehaltenen Versammlung des Vereins gegen Verarmung wurde die Errichtung derselbe nochmals debattirt und gutgeheißen. Der Vorstand des Vereins ist bereits mit dem Magistrat in Betreff der Ueberlassung der Kellerräume eines Schulneubaues zu diesem Zweck in Verbindung getreten. Die Speisen werden in Betreff des Preises nach folgendem Modus verabreicht: 1. Ganz Verarmte erhalten auf desfallsige Anweisung des Bezirksvorstehers die Portion gänzlich umsonst; 2. verschämte Arme, welche die Speisen nicht als Almosen annehmen mögen, die Portion zu 20 Pfg.; 3. solche Personen, welche die Volksküche=Nahrung derjenigen der Gasthäuser vorziehen, und in der Lage sind, volle Zahlung zu leisten, für einen dem Werthe des Esseus entsprechendem Preis, etwa 35—40 Pfg. Vermischte Nachrichten. * Laut Petersburger Böcse sind im Gouvernement„Archaugel“, auf der Bäreninsel und anderen im Weißen Meere liegenden Inseln Silbererzlager entdeckt worden. Aachener Diskonto Aach. B. f. H. u J. A. Schaaffh. B. Antw. Centr.=B. Bank f. Rh.=Wests. Barmer.=V. Darmst..=V. Bank61.75 G 53.— B 55.— G 80.— G 98.— B Boch. Gußstahl=V. Köln. Bergw.=B. Maschinend. „ Müs..=B. Concordia, Eschw. Deutsch. Bergw. Dortm. Union Eschw. Berg.=V. Essener M. F. Union Harpener.=A. Hörder.=B. Phönix, Lit. A. „„ B. Stold. Zinkh. St.=A. „ Pr.=A. Wurmrev. Kohlsch. Aktien. Disk.=Comm.=A. Luxemburg Meininger.=B. Oesterr. Cred.=B. Preuß..=A. Prov.=Disk.=G. Rhein. Effekten=B. 25.25 B 55.— G 108.— G 16.75 G 20.50 B 28.50 bz 65 6 34.— C 32.— □ Submission. Die Ausführung eines Maschinenund Kesselhauses für das Wasserwerk der Stadt Nachen, veranschlagt zu 29,000 Mark, soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Die Zeichnungen und der Kostenauschlag sind auf dem Stadtbauamte Klosterplatz 8/a hierselbst, in den Vormittagsstunden einzusehen. Submissionsformulare nebst Bedingungen können von dort gegen Erstattung der Unkosten bezogen werden. Angebote mit entsprechender Aufschrift sind verschlossen an das bezeichnete Stadtbauamt bis zu dem auf Donnerstag, den 15. März curr., Mittags zwölf Uhr, augesetzten Termine einzureichen, in welchem daselbst die Eröffnung in Gegenwart der etwa erscheinenden Submittenten stattfinden wird. Aachen, den 23. Februar 1877. Der Oberbürgermeister, 1919 von Weise. 5 Verkarts Lokan 104.— □ 92.50 G 240 G Zur Errichtung einer höhern Schule, welche 6 Klassen von etwa je 50 Schülern umfassen soll, sucht die Stadt hierselbst ein geeignetes Haus miethweise oder auch käuflich zu erwerben. Auf sehr abgelegene Gebäude kann keine Rücksicht genommen werden. Schriftliche Auerbietungen nimmt der Unterzeichnete entgegen. Aachen, den 1. März 1877. Der Oberbürgermeister, von Weise. Heute Samstag, Nachmittags 3½ Uhr: Letzte Kinder=Vorstellung, arrangirt von dem bekannten Prestidigitateur S Mr. A. E. Nebours, en in Gesellschaft des von den meisten Conservatorien Europas Es preidgekrinten Mandolinen=Virtuosen Sig. Sig.: Janini. *— „ Abende 7½ Uhr: Mandolinen=Virtuosen Sig. Sig. Armanini. Gerzartger„ M kamn. Erwachsene und Kinder zahlen 25 Pf. * Srost= Hoisnaung und Sbarerl.. 2 Alles Nähere die Tagesannoucen und Zettel. Billets zu ermäßigten Preisen: Nummerirter Sitz Mk..50, im Vorverkauf Mk..25, erster Platz 75 Pfg., zweiter Platz 40 Pfg. sind in der Cigarrenhandlung von Vilvoye=Oslender zu haden. Berlin, 1. März. Die heutige Börse eröffnete und verlief in fester Haltung; in dieser Richtung waren ebensowohl die günstigen fremden Notirungen wie die vorliegenden politischen Meldungen von Einfluß. Die Course setzten auf internationalem und lokalem Spekulationsgebiet durchschnittlich höher ein und konnten sich weiterhin gut behaupten, da das Angebot sich sehr reservirt zeigte. Karlsruhe, 28. Februar. Bei der heute stattgehabten Ziehung der Badischen 35 Fl.=Loose sind folgende Serien gezogen worden: 107, 108, 118, 157, 326, 390, 419, 478, 532, 540, 591, 596, 626, 715, 737, 751, 761, 1196, 1305, 1312, 1884, 16 1, 1808, 1966, 2069, 2157, 2231, 2277, 2328, 2332, 2468, 9124 3279, 3472 4203, 5127, 5795, 6318, 6935, 7511, Handels=Gericht. Unter Nr. 850 des Prokuren=Registers wurde heute eingetragen die Prokura, welche dem zu Aachen wohnenden Kaufmanne Heinrich Butenberg für das da selbst bestehende Handelsgeschäft unter der Firma L. Jecker ertheilt worden ist. Aachen, den 2. März 1877. Königl. Handelsgerichts=Sekretariat. der Ehe durch Erbschaft, Schenkung, Vermächtniß oder durch sonst alle anderen freiwilligen Titel. Desgleichen sind ausgeschlossen von der Gemeinschaft die Schulden der Gatten, sowohl gegenwärtige als auch zukünftige. Ein Auszug aus diesem Heirathsvertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Andienzsaale des Königl. Handelsgerichtes angeheftet worden. Aachen, den 26. Februar 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maatzen. 1156, 2056, 2517, 3761, 4492, 5413, 6169, 6782, 7327, Meiningen, 1. Wärz Bei der heutigen Meininger Loose wurden folgende Serien gezogen: 139, 540, 619, 1013. 1121, 1288, 1379, 2354, 2410, 2477, 2558, 2940, 3044, 3168, 3375. 4463, 5338, 5500, 5611, 5723, 6130, 6291, 6319, 6759, 6833, 7290, 7445, 8110, 8266, 2894, 3853, 4812, 5600, 6192, 6841, 7354, 2968, 3860. 4858, 5660, 6248, 6883, 7366, 5154, 4159, 4895, 5784, 6298, 6887, 7419, Sate, 4291, 5181, 5912, 6592, 7015, 7695, 3656, 4294, 5236, 5983, 6652, 7099, 7796, 3668, 4344, 5239, 5989, 6654, 7200, 7888 978, 2008, 2512, 3749, 4356, 5252, 6154, 6710, 7272, 7948, Unter Nr. 29 des Genossenschafts=Registers wurde heute eingetragen, daß der Kaufmann Joseph Michels zu Erkelenz aus dem Vorstande der Volksbank, eingetragene Genossenschaft, zu Erkelenz ausgetreten, und daß an dessen Stelle Johann Bernard Oellers, Kaufmann daselbst, zum Vorstandsmitglied ernannt worden ist. Aachen, den 28. Februar 1877. Kgl. Handelsgerichts=Sekretariat. 2637, 5418, 6509, 9098. 2727, 5463. 6608, 94 8. 2733, 5472, 6743, Wien, 1. März. Bei der heute stattgehabten Ziehung der 1864er Loose fiel der Haupttreffer von 200.000 Fl. auf Nr. 45 der Serie 1020; 20,000 Fl. fielen auf Nr. 40 der Serie 1214, 15,000 Fl. sielen auf Nr. 2 der Serie 1214, 10,000 Fl. sielen auf Nr. 12 der Serie 355. Außerdem wurden folgende Serien gezogen: 480, 740, 969, 1065, 1194, 2044, 2198, 2697, 2727, 3631 und 3920. Berlin, 2. März.(Telegramm.) 3 Uhr 8 Min. Waizen Stimmung fester, per April=Mai 226.50.=M. bez., per Juni=Juli 226.50.=M. bez. Roggen Stimmung besser, per April=Mai 163.—.=M. bez., per Mai=Juni 161.—.=M. bez. Rüdöl per April=Mai 71.—.=M. bez., per Sept.=Okt. 67.30 .=M. bez. Spiritus Stimmung fester, loco 53.90.=M. bez., per April=Mai 56.10.=M. bez., per Aug.=Sept. 59.— .=M. bez. Köln, 1. März. Am heutigen Landmarkt bei schwacher Zufuhr Waizen M. 22,90—23,75, Roggen 16,50—17,50, Hafer M. 15—17.25. Verviers, 2. März.(Telegramm.) Am heutigen Fruchtmarkt Preise fest, Geschäfte still, inländ. Waizen Frcs. 30½, preuß. Frcs. 29¾; Roggen Frcs. 22—22½; Haser Frcs. 20½ bis 22; Alles per 100 Kil. Durch Heirathevertrag, errichtet vor Notar Heidegger zu Aachen am 25. Januar 1877 zwischen Mathias Büchel, Schneidermeister zu Aachen, und Cathariua Winands, ohne besondern Stand daselbst wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: Es soll zwischen den zukünftigen Ehegatten keine Gütergemeinschaft, sondern lediglich eine Gemeinschaft der Errungenschaft bestehen nach Maßgabe der Bestimmungen der Art. 1498 und 1499 des bürgerlichen Gesetzbuchs. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl. Handelsgerichts angeheftet worden. Aachen, den 17. Februar 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maaker Allen Kranken Kraft und Gesundheit ohne Medicin und ohne Kosten durch die Heilnahrung: REVALESUIERE Handels=Nachrichten. Telegraphischer Börsenbericht des Echoder Gegenwart. Fonds und Aktien. Werlin. März. 1. 2. 4½/sproz. kons. Preußische Staats=Anleihe Aachen=Höngener Beigwerks=Aktien Bochumer Gußstahl=Aktien Bank für Rheinland und Westsalen Nachener Diskonto=Bank Rhein. Westf. Industrie=Aktien * Oesterreichische Kreditbank=Aktien Darmstädter Bauk=Aktien Diskonto=Komm.=Autheile Reichs=Bank Schaafshausen'sche Bauk=Aktien Aachen=Mastrichter Eisenbahn=Aktien Bergisch=Märkische Eisenbahn=Aktien Köln=Mindener Eisenbahn=Aktien * Lombarden Mainz=Ludwigshafener Eisenbahn=Aktien Oderschles. Eisenbahn=Aktien Lit. A u. C * Oesterreichisch=Franz. Eisenbahn=Aktien Rheinische Eisenbahn=Aktien Phonix=Aktien 104, 44, 10 25. 55, 60 25 84,— 245, 97, 104, 167, 61, 20, 76. 95 10 50 50 75 30 50 50 30 90 130, 93, 122, 383, 105, 9 50 50 50 60 Stimmung: recht fest, still. Die mit“ bezeichneten Papiere lauten in Pfennigen alle andern in Thaler=(und Cents=) 104, 10 44— 29. 25 55 25 85, 50 11,10 246, 50 97.75 105,10 156. 80 61,10 21,40 76, 60 96,10 130.— 93.75 123, 10 887,— 105, 90 32.— Seit 30 Jahren hat keine Krankheit dieser angenehmen Gesundheitsspeise widerstanden und bewährt sich dieselbe bei Erwachsenen und Kindern ohne Medizin und ohne Kosten bei allen Magen=, Nerven=, Brust=, Lungen=, Leber=, Drüsen=, Schleimhaut=, Athem=, Blasen= und Nierenleiden, Tuberkulose, Schwindsucht, Asthma, Husten, Unverdaulichkeit, Verstopsung, Diarrhöen, Schlaflosigkeit, Schwäche, Hämmorrhoiden, Wassersucht, Fieber, Schwindel, Blutaussteigen, Ohrenbrausen, Uebelkeit und Erbrechen, selbst während der Schwangerschaft, Diabetes, Melaucholie, Abmagerung, Rheumatismus, Gicht, Bleichsucht, auch ist sie als Nahrung für Säuglinge schon von der Geburt an selbst der Ammenmilch vorzuziehen.— Ein Aus zug aus 80,000 Certifikaten über Genesungen, die aller Medicin widerstanden, worunter Certifikate vom Professor Dr. Wurzer, Medizinalraih Dr. Augelstein, Dr. Shoreland, Dr. Campdell, Professor Dr. Tédé, Dr. Ure, Gräfin Castlestuart, Marquise de Bréhan, und vielen auderen hochgestellten Personen, wird franco auf Verlangen eingesandt. " A b g e k ü r z t e r A u s z u g a u s 8 0, 0 0 0 C e r t i f i k a t e n. Nr. 62476. Dem lieben Gott und Ihnen sei Dank. Die Revalescière hat meine 18jährigen Leiden im Magen und in den Nerven, verbunden mit allgemeiner Schwäche und nächt lichem Schweiß gänzlich beseitigt. J. Comparei, Pfarrer, Sainte Romaine des Isles. Nr. 89211. Orvaux, 15. April 1875. Seit vier Jahren genieße ich die köstliche Revalescière und leide seitdem nicht mehr an den Schmerzen in den Lenden, die mich während langer Jahre fürchterlich gesoliert hatten. In meinem 93. Jahre stehend, erfreue ich mich jetzt der vollkommensten Gesundheit. „ L e r o p, Nr. 45270. J. Robert. Von seinem 25jährigen Leiden an Schwindsucht, Husten, Erbrechungen, Berstopfungen und TaudNr. 62845. Pfarter Voilet von Cerainile. Von Ashma mit häufigen Erstickungen völlig hergestellt. Nr. 80416. Frau Major Deutsch, geb. v. Horn in Posen, deren Kinder vom Drüsenleiden hergestellt. Nr. 64210. Marquise von Brehan von 7jähriger Leberkrankheit, Schlaflosigkeit, Zittern an allen Gliedern, Abmagerung und Hypochondrie. " N r. 7 0 9 2 8. B a r o n S i g m o v o n 1 0 j ä h r i g e r L ä h m u n g a n oven 7537. Fioian Köler, K. K. Miliäkrverwalter, Großwardein, von Luugen= und Luftröhren=Katarrh, Kopfschwindel Nr. 76970. Herr Gabriel Teschner, Hürer der ösentlichen höheren Handels=Lehranstalt in Wien, in einem verzweifelten Unverdaulichkeit, Die Revaloscière ist viermal so nahrhaft als Fleisch und erspart bei Erwachsenen und Kindern 50 Mol ihren#### anderen Mitteln und Speisen. Durch Heirathovertrag, errichtet vor Notar Heidegger zu Aachen am 20. Januar 1877 zwischen Wilhelm Maercker, Buchhändler zu Düren wohnend und Maria Friederica Louise Tepe, ohne besonderen Stand zu Amsterdam wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: Die Ehe wird abgeschlossen unter dem Rechtsverhältnisse der vollständigen Gütertrennung nach Maßgabe der Art. 1536 und folgende des in den preußischen Rheinlauden geltenden bürgerlichen Gesetzbuche. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl. Handelsgerichts angeheftet worden. Aachen, den 17. Februar 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maaßen. Durch Heirathsvertrag, errichtet vor Notar Scheuer zu Jülich am 7. Februar 1877 zwischen Caspar Hubert Gierling, Knecht bei Wacker zu Neubourheim, und Maria Josepha Gärtner, Wittwe Audreas Jansen, Ackersfrau und Schenkwirthin, gleichfalls zu Neubourheim wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: § 1. Für die künftige Ehe gilt nur die Errungenschaftsgemeinschaft nach Artikel 1498 des bürgerlichen Gesetzbuchs. § 2. Das gleich zur Ehe kommende Vermögen ist: Seiteus des Bräutigame 1200 Mark baaren Geldes, wovon die Braut bekennt, schon einen Theil empfangen zu haben, und darüber aumit Quittung ertheilt, und seine Leib=Equipirung, und Seitens der Braut eine kleine Hauseinrichtung und Eimichtung zur Schenkwirthschaft, ebenso eine Ackerwirthschaft mit dem Nöthigen dazu und einer Kuh im Stalle. § 3 bezieht sich nur auf Schenkung für den Todesfall. Schließlich behalten sich die Contraben= teu noch vor, nachträglich noch festzustellen, was Jeder zur Ehe bringt, namentlich, was eventuelle Schulden betrifft. Der Bräutigam erklärte hierbei, daß er keine Schulden habe, was die Braut bestätigte und annahm. Die Braut erklärte, daß aus ihrer Ehe mit Jansen noch eine Schuld bestehe bei Pfarrer Grün zu Beitenhoven oder besser bei dessen Schwester Anna Margaretha Grün daselbst im Betrage von 300 Thas der ue Sueun ur ie. Nachlaß gres Mannes aufgenommen sei. Ein Auszug aus diesem trage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl. Handelegerichtes angeheftet worden. Nachen, den 1. März 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maatzen. Durch Heirathsvertrag, errichtet vor Notar Burger Wz zu Rotterdam am 10. Mai 1876 zwischen Julius Jakob Joseph Wehn, Fabrikant zu Aachen wohnend, und Anna Louise Pietere, ohne Gewerbe zu Rotterdam wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: 1. Die zwischen den anstehenden Eheleuten vorgenommene Heirath wird angetreten mit Ausschluß der Gütergemeinschaft sowie der Gemeinschaft von Gewinn und Veilust und der Gemeinschaft von Früchten und Einkommen, und bleibt somit eines Jeden persönliches Eigenthum, sowohl was er er jetzt schon besitzt, als auch das, was er nach der Heirath noch zu erwarten hat. 2. Keiner der zukünftigen Eheleute soll weder verantwortlich noch verpflichtet oder executable sein für die Schulden und Lasten, welche durch den Andern vor der Heirath gemacht wären oder während derselben gemacht werden möchten. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Königl. Handelsgerichtes angeheftet worden. Nachen, den 17. Februar 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maatzen. Todes=Anzeige. Es hat dem Allmächtigen gesallen, unsern geliebten Bruder, Schwager und Onkel, Joseph Nüsser, gestern Abend gegen 8 Uhr, im Alter von 50 Jahren, plötzlich, in Folge eines Herzschlages, zu sich in die Ewigkeit zu nehmen. Um stille Theilnahme bitten Die trauernden Hinterbliebenen. Aachen, den 2. März 1877. Die Beerdigung findet statt Mor tag, den 5. März, Nachmittags 3 Uhr, und die feierlichen Exequien werden am Dienstag, den 6.., um 10 Uhr, in der Pfarrkirche zum heil. Foilan abgehalten werden, wozu Frennde und Bekannte statt besonderer Mittheilung hiermit ergebeust eingeladen werden. Sterbehaus: Pontstraße 9, neben der Gymnasialkirche. 2038 Preise der Revalescière ½ Pfd. Reichsmark und Währung. Wien 100 Fl. kurz Wien 100 Fl. 2 M. 164, 30 163, 25 164, 25 163, 10 Kölner Börse vom 2. März. In= und ausländische Fonds. #pr..=R. 104.15 G 4½ Köln. St=O. 101.50 B Imerik. 81er 105.50 G Oest. Credit=Loose„293.— 6 Ebin=N. 3½ Pr. A. 109.60 G.„2 Silberrente.156.— 8 1 Mt. 80 Pf., 1 Pfd. 3 Mk. 50 Pf., 2 Pfd. 5 Mk. 70 Pf., 12 Pfd. 28 Mt. 50 Pf.; Revalescière Chocolatée 12„Tassen 1 Mk. 80 Pf., 24 Tassen 3 M. 50 Pf., 48 Tassen 5 M. 70, Pf. u. s. w. Revalescière Biscuites 1 Pfd. 3 Mk. 50 Pf., 2 Pfd. 5 M Zu beziehen durch Du Barcy u. Co. in Berlin., 28—29 Passage(Kaiser=Gallerie) und bei vielen guten Apothekern, Droguen=, Spezerei= und Delikatessenhändlern im ganzen Lande. In Aachen bei: P. Kaatzer, Büchel 36, Weyers=Kaatzer, Kleinmarschierstraße 8, Otto Wahl, Theaterplatz 7. Düren: Wilh. Müller jr. Dülken: Aug. Langweiler. Viersen: H. I. Hahn. Eschweiler: Jos. Schorn. Cupen: Joseph Mennicken. Stolberg: Peter Ahne. Durch Heirathsvertrag, errichtet vor Notar Kaentzeler zu Nachen am 14. Februar 1877 zwischen Ludwig Cramer, Kaufmann zu Berlin. und Selma Bonn, Modehändlerin zu Aachen wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: Zwischen den Contrahenten soll nur eine auf die eheliche Errungenschaft beschränkte Gütergemeinschaft Statt finden nach dem hier geltenden bürgerlichen Gesetzbuch. Ein Auszug aus diesem Heiraths=Vertrage ist heute in das dazu bestimmte Register eingetragen und im Audienzsaale des Kömgl. Handelsgerichts angeheftet worden. Aachen, den 17. Februar 1877. Der Handelsgerichts=Sekretär, Maatzen. Durch Heirathsvertrag, errichtet vor Notar Lefedyre zu Berviers am 8. Fedruar 1877 zwischen Peter Mönchs, Kaufmann in Aachen und Josephine Leopoldine Lefevre, ohne Stand zu. Verviens wohnend, ist Folgendes festgesetzt worden: Es wird zwischen den zukünftigen Ehegatten nur eine Gemeinschaft des Erwerdes bestehen, so wie dieselbe verwaltet ist durch die Artikel 1498 und 1499 des bür gerlichen Gesetzduche. Jeder der beiden Gatten wird als ihm eigen gehörig behalten diejenigen Güter, welche ihm zukommen werden während Hiermit die traurige Nachricht von dem gestern Abend gegen 11½ Uhr erfolgten Hinscheiden unserer theuren Mutter und Stiesmutter, Frau Wwe. Conrad Havertz, ged. Mar. Anna Windelschmidt. Dieselbe starb plötzlich im Alter von 54 Jahren an einem Blutsturze. Die Beerdigung und Exequien finden statt am Dienstag, den 6. d.., Morgens 9½ Uhr, in der Pfarrkirche zu Weiden. Vorweiden, den 2. März 1877. Die trauernden Hinterbliebenen. bur, Sasmt. Samftag den 3. März 1877, Abends 8 Uhr: Monatliche Versammlung und Ballotage. Der Vorstand. Lolterie=Geseuschaft zur guten Hoffnung. Sonntag von 11—1 Uhr Versammlung und Einzahlung im neuen Vereins. lokal bei Herrn Wilh. Quadflieg, Kölnstraße 5, am Markt. 2032 Pütz Salon-Theater (Zum goldenen Thor). Vorstraung und Haurt. Auftreten der neuen Künstler. Anfang 7½ Uhr. Eutrée 50 Rpfg. Die Modenwelt. 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März ds.., jedesma Morgens 10 Uhr anfangend, auf dem Hause Lürken, verhausläßt Herr Heinrich Klinkenberg, Gutspächter auf dem Hause Lürker ziehungshalber in seiner Wohnung daselbst, das gesammte Guts=Jnventar und mobilien aller Art öffentlich auf Credit verkaufen und zwar am 4 Karke Ackernferde, Erndtewagen, 1 lang karre, 2 Pflüge, 1 Eggen, 1 Walze, 1 1. Tag 4 starke Ackerpferde, 1 1jähriges Fohlen, 1 2jährigen Pony mit Wagen, 2 unge Karre, 2 Schlagkarren, 1 Wasserwagen, 1 Schiedbrabanter Pflug, 1 Exstirpator, 5 1= und Zspännige Kettenschleife, 1 Zspännige Dreschmaschine, 1 Häckselmaschine, 2 Wannmühlen, Schaufel, Scheunengeräthe, 1 Winde, mehrere Block= und Bindketten, Pferdegeschirr aller Art, 1 Partie geschnittenes Holz und Hausmobilien aller Art. L. Tag: 10 Kühe, theils frischmelkend, theils trächtige, 1 1jährigen Stier, 3 Rinder, 2 tragende Mutterschweine, 2 fette Schweine, 60 Stück Hühner und Enten, 2 Butterfässer, 1 Waschmaschine, 200 hölzerne Milchtöpfe und andere Milchgeschirre, als Bütten, Eimer 2c., 1 Backmulde und Backgeräthe, 1 Viehkochkessel, 1 Balkenwaage mit 260 Pfund Gewicht, mehrere 1000 Pfund Heu, mehrere 1000 Pfund Saatkartofseln und Hausmobilien. Beträge dis zu 3 Mark sind beim Zuschlage zu bezahlen. Aldenhoven, den 9. Februar 1877. 1825 Holter, Notar. Consum-Verein der Grube Maria eingetragene Genossenschaft. Kuzeikirralch! Klart..!. Anmtung am Dienstag, im März., Nachmittags der Grube Maria. Uhr, den 6. Casino Tages=Ordnung: Wahl eines Nachfolgers des in Folge Umzuges ausscheidenden Vorsitzenden. Mariadorf, den 1. März 1877. Der Vorstand des Consum=Vereins der Grube Maria: Carl Stock, Vorsitzender. Fahnen Fahnen: Fahnen. Donnerstag den 22. März seiert der größte Kriegsbeld der Welt und oberste Kriegsherr der gesammten Deutschen Armeen unser allverehrter Kaiser und König seinen 80jährigen Geburtstag. Bonner Fahnen Fabrik, Bonn. Illuminationstöpfchen, 3 Stunden brennend à 10 Pfg., Lampions, Ballons 10 dis 30 Pfg., Transparente, Feuerwerkskörper aller Art. 2024 Verkauf einer Dampf=Dreschmaschine. Montag den 5. März er., Vormittags 10 Uhr, wird zu Jülich, im Gasthofe des Herrn Dißmann, die Jülicher Dampf=Dreschmaschine unter günstigen Bedingungen öffentlich auf Credit verkauft. Dieselbe kann auf dem Gute Freiwald bei Jülich besichtigt werden. Jülich. 1398 Nücker, Notar. Lenstonal der Lauimenis=Frrauuf zu Am Montag den 5. und Samstag den 10. März d.., Morgens 10 Uhr, sollen in dem Fabrikgebäude an der Station zu auf Anstehen des Herrn Advokat=Anwalt Wachendorf zu Aachen als provisorischer Syndik des Fallimentes von Buntenbroich & Theissen zu Itlich, die zur Masse gedörigen Maschinen, Werkzeuge und Eisenwaaren, als: 1 Bohrmaschine für Hand= und Kraftbetrieb, 1 Scheere= und Lochmaschine für desgl., 1 Lochpresse, 1 halbfertige Drehbank 7 Fuß zwischen Spitzen, 10 Zoll Spitzen=Höhe, mit verkröpften Wangenstücken, Support=Planscheibe und Wechselreider, 1 Trausmission mit Zubehör, 14 Schraubstöcke verschiedener Größe, 1 Werkbank mit 12 Kasten, 6 Ambos mit Horn und Stauche, 1 Fallhammer mit Vorgelege und Stock, 1 Blasbalg, 1 kleine Bohrmaschine mit 2 Schwungrädern, 2 Richtlatten von Gußstahl, 1 Wagen mit eiserner Achse, 4000 Pfd. unfertige Gehänge von 12—18 Zoll, 2600 Paar fertige Gehänge von—22 Zoll, 600 Pfd. Touren, 1000 Stücke Flacheisen 1½, 3/16 und ¼, 30) Pfd. Bandeisen, 1 Partie altes und neues Schmiedeeisen, 1 Heerd mit Kamin, Feilen, Hämmer, Zangen, Klammern 2c. 2c., öffentlich gegen gleich baare Zahlung durch den Unterzeichneten versteigert werden. Der Königl. Gerichtsschreiber, Tausstummen=Anstalt. Bon der hiesigen Carnevals=Gesellschaft erhielten wir durch Herrn Notar Cornely die Summe von fünfzig Mark, wofür wir bestens danken. Nachen, den 2. März 1877. Der Vorstand. Von der wohllöbl. Nachener Carnevals= Gesellschaft erhielten M. 50, für welches Geschenk wir unseren besten Dank sagen. Der Vorstand des evang. Frauen Vereins. Ein sehr schöner neuer Kinderschlitten sehr billig zu verkaufen: Anuntiatenbach 153 2027. Für ein hiesiges größeres LeinenGeschäft wird ein katd. Mädchen von auswärts, welches geläufig französisch spricht, in die Lehre gesucht. Fr.=Off. unter Lit. P S 24 bes, die Grp. 2029. Ein junger Kellner mit guten Zeugnissen gesucht: Theaterplatz 9. 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Abgeorduetenhaus. 34. Sitzung vom 28. Februar. (Fertsetzung.) Abg. Dr. Lasker. M. H! Ich möchte die Herren da drüden bitten, was ich jetzt sage, nicht übel aufzufassen, namentzicht anzunehmen, daß es mein Wille sei, irgend etwas Lrünkendes auszusprechen, selbst wenn das Wort sich eiwas anders gestalten sollte. Ich habe auch, wie der Herr Abg. Cremer, als ein stillschweigender Zut örer häufig den Debatten im Hause zugehört, die über den Culturkampf geführt worden siod: und ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß ich mehr als ein Mal auf das tiefste bewegt war von dem Schauspiel, das ich hier wahrgenommen habe. Es ist die Ueberzeugung über mich gekommen, daß, wenn in Wirklichkeit die Theorieen so schroff wie sie hier vorgetragen werden, belehrend sein sollen, wie das katholische Volk in Deutschland und in Preußen beherrscht wird, wenn die Redner wörtlich beim Worte zu nehmen wären, so würde daraus folgen, daß die verschiedenen Religionsbekenner neden einander gar nicht wohnen könnten. Es ist die Anschauung und die Sprache über alles, was die Grundlage eines Staates ausmacht und was das religiöse Gewissen erfordert, so grundverschieden auf der einen und auf der anderen Seite, daß, wenn vicht in Wahrheit das Leben klüger und nachgiebiger wäre, als was hier in starrer Theorie vorgetragen wird, eine Verständigung unter denselben Gesetzen, vielleicht sogar unter denselden Sitten gar nicht mihr möglich erscheint. Verzeihen Sie, m.., wenn ich das offen bekenne; denn so, wie der Ton des letzten Heirn Reduers mich angemuthet, so wie es mich angemuthet hat, daß ein so warmer patriotischer Auruf von jener Seite anegegangen ist, so, m.., sind es auch in mir patriotische Sorgen, die mich erfüllen beim Nachdenken darüber, was das deutsche Reich erlebt hat seit seiner Begründung. Ich muß auch hier anerkennen, daß in den Debatten, denen ich hier beiwohnte, in diesem Jahre der Streit einen Höhepunkt erreicht dat, derartig, daß darüber hinaus eine parlamentarische Berhandlung gar nicht möglich, eine parlamentarische Berständigung nicht zu finden is. Wir würden dann, wenn wir nicht alle Regeln der Bildung, die sonst bei uns das gesellschaftliche Leben beheitschen, außer Acht lassen wollen, nicht mehr mit Worten kämpfen, sondern— ich will es hier nicht aussprechen, wie der Kampf weiter geführt werden müßte. Nun din ich aber der Meinung, m.., daß vor Allem, wenn wir in Wahrheit eine Verständigung suchen, sehr wichtig ist, was der Herr Vorredner gesagt hat, daß wir beginnen müssen mit einer Aeußerlichkeit, und zwar mit der, daß die Dedatte von beiden Seiten nicht mehr mit stets sich steigernder Schärfe, unbewußt auch vielleicht mit Kränkung des Geguers geführt werden darf; sondern wir müssen beiderseits beginnen, unsere Motive mindestene als lauiere gelten zu lassen, und demgemäß auch, wenn es möglich is, die äußere Sprache einzurichten. Es muß jeder Gegner das Bewußtsein von dem andern davontragen, daß er mind. steus in seinen Zielen das erstrebt, was im gemeinschaftlichen Vaterland gegeben ist, und einsieht, daß auf diesem Boden der Kampf ausgekämpft werden muß. Es ist aber nicht gut, wenn jeder Reduer auf der einen Seite des Hauses alles Unrecht auf der andern Seite und den bösen Willen, unter Umständen sogar unter den Vorwurf der Unbill auf der andern Seite voraussetze; denn auch diese Form der Verhandlung büdet ein Hinderniß, daß wir nicht näher zu einander kommen Der Herr Vorredner wirft uns vor, daß die Worte, welche von der andern Seite gesprochen werden, hier immer mit Bemerkungen aufgenommen werden, welche eine gänzliche Verschließung gegen dieselben dertkur. Aufrichtig gesprochen, m.., ist es nicht so, daß sehr häufig von Ihren Rednern die schärfsten Worte gebraucht werden, und daß hiergegen die natürliche Reaktion auf dieser Seite eintritt? Ich derufe mich auf die Thatsache, daß wir mehrere Mal in diesen Sessionen Verhandlungen geführt haben üder sehr ernste und schwierige Dinge, die für die Staatsregierung wie für das Volk, für Sie und uns von viel größerer Bedeutung waren, als alle die geringfügigen Kleinigkeiten, die häufig mit viel größerem Eifer vorgetragen wurden— und wie der Ton angeschlagen war für die Debatte, so hat er sich bis zu Ende erhalten. Es war das große Verdienst einzelner Redner, denen die Begründung jener Auträge zufiel, daß bei den tiefgehendsten Fragen, welche über allgemeine Interessen entschieden, doch eln objektiver und sachlicher Ton von allen Seiten eingehalten wurde. Sie werden Ihr Zeugniß hierfür nicht verweigern. Sie wissen, welche Verhandlungen ich meine. N..! Theilen Sie Ihre Beschwerde in drei Groppen, abgesehen von den scherzhaften Wendungen, die oft auch mit eingesponnen werden und dann von selost einen Ton der Heiterkeit hier hervorrufen. Zunächst wird eine Anzahl von Beschwerden über Dinge vorgebracht, wie sie unter jeder Richtung vorkommen. Wenn irgendwo ein Beamter sitzt, der nicht gerade guten Takt hat und allerlei Schritte veranlaßt, die später von uns mißbilligt werden, die sogar schon, wenn sie an die RegierungsInslanz kommen, dort Abhülfe finden, so ist uns der Bericht über solche Thatsachen nicht sehr behaglich. Sogar die Regierung hat schon zuweilen erklärt, daß ihr das Vorkommen solcher Dinge unangenehm ist. Aber wern Sie die ganze Summe Ihrer Beschwerden dieser Art zusammenzählen, so sind sie so gar schwerwiegend nicht. Sie kommen zu jeder Zeit, unter jeder Regierung vor.(Widerspruch im Centrum.) Dann gibt es Dinge sehr ernster Natur. Wir haben klagen gehört über Verwaltungs=Exekutionen, über Exekutionsstrafen, von denen bestritten wird, daß ein gesetzlicher Grund dazu vorliege, über die Eutziehung gewisser Prädenden und Verweigerung des Rechtsweges. Wenn solche Beschwerden hier objektiv bebardelt werden, so habe ich auch zur Person des leitenden Ministers das Zutrauen, daß, wenn er sich überzeugt, daß hier eine Einschränkung des Rechtes vorliegt, seine frühere Verfügung für ihn nicht bindend sein dürfte; sondern unzweifelhaft hat auch er den Willen, daß überall das Recht herrsche, allerdings in Verbindung mit der schweren Sorge, wie das Interesse des Staates mit der Rechtsherrschaft zu vereinigen sei. Ich allerdings bin der Meinung, wenn Verwaltungsinteressen und das Recht in Kollision kommen, daß unzweifelhaft die Rechtsherrschaft vorangehen muß, und jeder Zeit werden diese Beschwerden bei uns volle Anerkennung finden. Wieder andere Debatten kommen— und diese waren die schmerzlichsten— bei denen ich völlig überzeugt war, daß nicht allein Ihr Rechtsgejühl, Ihre staatsbürgerliche Meinung nicht mit vollem Wohlwollen behandelt werden, sondern Ihr innerstes religiöses Gesühl zur Sprache kommt und dies verletzt zu sein scheiat. Da entbrennen die Geister, da wird der Streit viel heftiger. Und hier ist der Punkt, wo meiner Meinung nach die Lösung gesucht und gefunden werden muß. Der Herr Vorredner hat eine Debatte erwähnt über das Beichtgeheimnit. Ich muß nach der Prüfung des gesetzlichen Rechtestendpunktes annehmen, es habe das Obertribunal in dieser Sache entschieden, wie das Gesetz anweist. Ob es aber raihsam ist. Gesetze aufrecht zu halten, die zu solchen Erkenntnissen führen müssen, das ist eine weitere Frage. In den Maigesetzen hat die Absicht obgewaltet, auch das Beichtgeheimniß unter gewissen Voranssetzungen als ein Zuchtmittel unter die Controle der Gesetze zu stellen; und ich habe keine Zweifel, daß bis zu einer gewissen Greuze Sie als konservative Staatsbürger die allgemeine Berechtigung des Gesetzes in dieser Hinsicht anerkennen werden.(Widerspruch im Centcum.) Aber anderseits, wenn Sie mich fragen, od das Mittel der gewährten oder verweigerten Absolution wegen Befolgung oder Richtbefolgung der Maigesetze zu einem Strafverfahren vor dem Richter führen soll, so verzichte ich lieber auf die Möglichkeit in einzelnen Fällen, als daß hier dem religiösen Gewissen zu nahe getreten werde.(Zustimmung.) Haben wir, m.., ein derartiges Gesetz geschaffen, so laden Sie uns ein, daß wir in Erwägung treien, solche Simmungen forizuschaffen; und wenn wir als Gesetgeder und heugen der Verhandlungen hier im Hause davon die Ueberzeugung gewinnen, so sehr auch die Vernunft und Theorie der Gesetzgebung uns gestattete, von Staatswegen einzuschreiten, so werden wir doch vor der überwiegenden Gegenwirkung des Gewissenszwanges uns zurückziehen und lieber auf das gesetzliche Mittel verzichten. M..! Ich spreche nur in meinem eigenen Namen. Wenn Sie uns die Ueberzeugung beibringen könnten, daß durch Einzelbestimmungen der erlassenen Gesetze in das innere Gebiet der Religion und des Gewissens eingedrungen worden ist, so werden Sie Biele von uns bereit fiaden, derartige Dinge im Wege der Correctur wieder zu entfernen. Aber, m. worin wir une nimmermehr verstehen können, das ist, daß die Theorie aufrecht erhalten werde, es gebe eine Klasse von Gesetzen, welche dem Staatsbürger nicht die höchste Norm für sein Handeln sein sollte. Wenn Sie sagen, daß Dinge in den Gesetzen enthalten sind, die Sie unmöglich zugeben können, weil sie gewisse Merkmale an sich tragen, die zum Theil bei der Debatte über das Beichtgeheimuiß hervorgetreten sind, so werden wir dem nicht allein die größte Aufmerksaomkeit widmen, sondern neben mir sind gewiß Biele im Hause, die den höchsten Wunsch haben würden, diesen Stein des Anstoßes zu entfernen. Aber, m.., wenn Sie uus sagen: hier die Gesammtheit dieser Gesetze können wir nicht annehmen, wir erkennen sie nicht als Gesetze an, die Kraft für uns haben, und unn sehen Sie von dieser Seite, wie Sie den Weg zu uns finden,— so ist dies den Worten nach ein Auerbieten der Bersöhnung, nicht aber der That nach. M. H, der Herr Vorredner hat sich auf mich persönlich derufen. Gewiß wird Niemand glauben, daß ich anders, meiner ganzen Erziehung und Tradition nach, handeln könnte, als immer geleitet von dem Mitgefühl für den Bedrückten, worin immer er bedrückt sein mag; denn irgend ein Gedauke religiöser Voreingenommenheit kann bei mir nicht vorwalten. Ich weiß ja, daß der Sieg der Toleranz die alleinige Grundlage ist, auf welcher unsere Minorität bestehen kaun, und meine Glaubensgenossen waren immer auf Seite Derjenigen, die zur Unterdrückung ausgezeichnet wurden, auf Seite Verjenigen, welche der heftigste Tadel traf. Nur von der fortschreitenden Bildung, nur von der religiösen Duldsamkeit, nur dadurch, daß auf allen Seiten der gute Wille des Rebeneinander ebens vorherrscht, haben auch wir die Sicherung der gesetzlichen und gesellschaftlichen Stellung zu erwarten. Aber, m.., so sehr auch diese Dinge mich bewegen mögen, Eines steht wir noch höher: auerkaunt muß überall sein, daß in dem Staate nur gelebt werden kann auf der Grundlage einer gut besestigten Sitte und eines streug herrschenden Gesetzes: die Sitte als Grundlage dafür, daß in dem Gesetze Niemanden etwas zugemuthet werde, was die Sitte nicht zuzumuthen gestattet.(Zustimmung.) Ja wohl, m.., ich habe vorhin vorausgeschickt, daß, sofern Sie in einer ruhigen, objectiven Untersuchung einzelner Bestimmungen der von uns erlassenen Gesetze uns überzeugen werden, daß hier das Gesetz der Sittlichkeit und das Staatsgesetz auseinandergehen, wir bereit sein werden, bei solchen vereinzelten Punkten Abhülfe zu schaffen. Unsere Religionslehrer haben stete den Satz aneikannt, jede Religion habe zur unbedingten Voraussetzung, daß sie so beschaffen sei, um mit der staatlichen Ordnung vereinbar zu sein. Und auch die katholische Religion, so viel weiß ich geschichtlich, hat diesen Satz auerkannt, wo sie nicht als streitende, sondern als friedenstiftende aufgetreten ist. Darum, m. ., ist meine Loosung: streuge Achtung vor dem Gesetze. Die Forderung, daß die Herrschaft des Gesetzes unangezeifelt bleibe, ist nicht unvereinbar mit dem guten Willen, dennoch, aus diesem Gesetze zu entfernen, was nach der uns beigebrachten Ueberzeugung nicht mehr Gegenstand des Gesetzes sein sollte. Und ich din ferner der Meinung, sobald Sie sich dazu entschließen werden, eine Anzahl von Bestimmuugen auszusondern, von denen Sie uns überzeugen werden, daß hier Wandlung geschaffe werden müsse, dann wird auch der Zeitpunkt einer möglichen Verständigung gekommen sein. Hüten wir uns aber, bis dieser Zeitpunkt eingetreten ist, daß wir den innerlich sehr schweren Kampf nicht noch mehr verschärsen durch die Art, in der wir den Streit führen. Wir an dieser Seite wollen gewiß immer Gesetz, Recht und das Vaterland als gemeinsamen Boden haben für eine mögliche Beiständigung unter uns; und aus dem Munde des letzten Herrn Vorrednens haben wir gehört, daß Sie dasselbe wollen. Ich sage uun, hüten wir uns, daß wir nicht durch die Art, in der hier der Sireit geführt wird, die Möglichkeit verlieren, zu einer Verständigung zu gelangen, die weder durch ein einseitiges Nachgeben von hier, noch durch ein einseitiges Nachgeben von der andern Seite erreicht werden wird. Weun wir heute, beim Schluß unserer Session, durch diesen Austausch der Gesinnungen, einiges gewonnen haben, um in der Zwischenzeit die Baha nicht noch mehr zu verspirren, dann glaude ich, wird selbst nach allen Irrungen, die wir in dieser Gession unter dem Namen des Culiurkampfes erlebt haben, vielleicht noch ein Resthen von Verständniß übrig bleiben, das uns später als Faden dienen wird, um aus diesem Labyriuth herauszukommen. (Lebhaftes Bravo!) Frhr. v. Schorlemer=Alst. M..! Nach den Wocten des Herrn Abg. Lasker, in denen ich einen wohlwollenden und milden Ton erfenne, werde ich mich gewiß enthalten, gerade in diesem letzten Stadium ein Wort zu sagen, welches irgendwie verletzen könnte, und will ich mich auf wenige ganz kurze Bemerkungen beschränken. Ich werde daher auf die Einzelheiten der Ausführungen des Herrn Abz. Laoker auch nicht eingehen, nur mag er mir gestatten, zu bemerken, daß, wenn er an eine Religion die Forderung stellt, daß sie derart sei, daß der Staat mit ihr bestehen könne, dann unsere katholische Religion gerade diejenige ist, mit der nicht nur jeder Staat bestehen kann, daß sie vielmehr in Wahrheit die Gründerin und die Stützerin der größten Staats=Syfleme war, die je gewesen sind, und daß in der Zeit als der Staat ganz von dem Geiste dieser Religion durchdrungen war, das Staatswesen nach der politischen wie nach der wirthschaftlichen Seite das Großartigste gewesen ist, welches wir bis jetzt hatten!(Sehr wahr!) Der Hr. Abg. Lasker hat dann eine Aeußerung gemacht, die ich glaube richtig dahin verstehen zu müssen, daß der Sireit, gewöhnlich Culturkampf genannt, zwischen den Confessionen bestände. Ich halte diese Anffassung für unrichtig; ich kann wenigstens versichern, daß uns nichts ferner liegt, als irgend ein Hader oder ein neigtes Gesühl gegen andere Confessionen.(Sehr richtig!) Ich glaube, wir dürfen uns darauf berufen, daß in diesem Kampfe, so schwer und so erbittert er bieher gewesen ist, doch niemale unsererseits eine Verletzung anderer Confessionen oder einer anderen Religionegenossenschaft stattgesunden hat; und wo es geschehen ist, haben wir es immer als einen großen Mißgriff und als ein Unrecht verurtheilt.(Sehr richtig! im Centium.) Wir wollen mit allen Confessionen und gewiß mit derjenigen, der die Mehrzahl unserer Mitdürger angehört, in Frieden leben. Wir haben dafür auch in allen Landestheilen, wo die Confessionen gemischt leben, die Beweise geliefert und ich fordere Jeden auf, uns zu beweisen, ob wir irgend einer andern Confession je zu nahe getreten sind. Bedenken Sie aber unsere Lage, daß in den Fragen, die für uus die wichtigsten und heiligsten sind, ja gerade durch die Mehrheit dieses Hauseo, die unserer Confession gar nicht angehört, durch die Regierung, deren Mitglieder unserer Confession nicht angehören, die Entscheidung gegen uns getrossen worden. Daraus mögen Sie das Schmerzliche und Empfindliche unserer Lage beurtheilen, und wie schwer unsere Aufgabe ist, trotzdem den konfessionellen Frieden aufrecht zu erhalten, wie wir es thun.(Sehr wahr! Sehr gut! im Cenirum.) Dann hat der Herr Abg. Lasker gesagt— und ich nehme diese Erklärung dankend entgegen, daß, weun wir ihm und seinen Freunden, ich darf also sagen der Mehrheit des Hauses, denn Sie haben seinen Ausführungen zugestimmt,— die Ueberzeugung beibrächten, daß Eingriffe in das Gebiet des Gewissens und der Religion stattfänden, Sie bereit wären, Abhülfe zu schaffen. M.., wir haben uns redlich bemüht, Ihnen den Beweis zu liefern, daß solche Eingriffe stattfinden, und es mußte ja auch stellenweise das schon jetzt von dem Hru. Abg. Lasler anerkannt werden. Nun will ich an eines seiner Worte erinnern. Er sagte närlich, er erl in dem, was gesprochen sei, wohl ein Auerbieten der Versöhnung, aber nur ein Auerbieten in Worten, nicht in der That. M.., wir werden nicht nachlassen, Ihnen auch fernerhin denn jetzt stehen wir ja nahe dem Schluß der Session— den Bewese zu liesern, wie schwere Eingrisse durch die sogenannten Maigesetze in das innerste Heiligthum unseres Gewissens und unseres Glaubeus gemacht werden, und dann wollen wir erwarten, ob das, was uns jetzt von dem Hru. Abg. Lasker im Namen der Mehrheit dieses Hauses versprochen ist(Ruf: Nur in seinem eigenen Namen!)— ich sage in Ihrem Namen, soweit Sie zugestimmt haben,— ob das ein Anerbieten in Worten gewesen ist, oder ob die That folgen wird.(Lebhaftes Bravo im Centrum.) Abg. Schroeder(Lippstadt): M..! Ich glaube, es ist wohl Niemand von irgend einer Partei dieses Hauses, dem nicht die Ausführungen des Abg. Lasker im Ganzen sympathisch gewesen sind. Wenn ich noch eiwas hinzufüge, so ist es, theils um zwei Berichtigungen gegen den Herrn Abg. Laoker zu machen, theils um meine Ansicht darüber zu äußern, wie sich denn unn die Regierung, speziell der Herr Kultusminister zu dieser angeregten Frage zu stellen habe. Der Herr Abg. Lasker hat zuvörderst gemeint, es ginge nicht, sich gegen eine Gesammtheit von Gesetzen auszusprechen dahin, daß man sie nicht befolgen könne. R.., das ist zu weit gegriffen, das ist niemals geschehen. Ee haben vor Erlaß der Gesetze die katholischen Bischöfe schon der Regi. rung gesagt, daß einzelue Punkte in den Gesetzen wären, die nicht befolgt werden können daß aber die Komplikation derselben, der künstliche Zusammenhang derselben mit allen anderen Bestimmungen es unmöglich mache, diese Gesetze im Ganzen auszuführen. Dasselbe sagen wir auch. Dann hat der Herr Abg. Lasker gemeint, daß eine Zahl von Beschwerden, wie wir sie stets vorzuführen pflegen, auch ohne Kulturkampf vorkommen würden, und von jeder andern Partei des Hauses bei jedem Regime vorgebracht werden können. M.., darin irrt sich der Herr Abz. Lasker doch, soweit es den Umfang dieser Beschwerden betrifft. Nichte ist ungerechter, m.., als wenn Sie glauben, daß wir Ihnen geflissentlich hier möglichst viel Beschwerden vortrügen. Ich versichere Sie, daß wir nicht zehn Prozent der Beschwerden hier vortragen, die aus dem Lande auf uns einstürmen(Zustimmung im Ceutrum), und zwar nicht bloß von unsern Wählern, sondern auch von vielen Wählern anderer Konfession und anderer Parteen. M. H, wenn Sie sich das doch ein Mal ansehen wollten— und ich lade speziell den Herrn Abg. Lasker ein, ein Mal einer solchen Fraktions=Sitzung beizuwohnen, es wird uns das ein besonderer Vorzug sein—, so würden Sie sich überzeugen, wie wir diese Fülle von Material durchgehen lassen durch Kommission, Subkommissionen und dann wieder durch das Pleuum, ehe wir uns entschließen, auch nur einen kleinen Theil dieser Beschweiden an das Haus zu bringen. Dann würden Gie uns nie mehr den Vorwurf machen, daß wir geflissentlich Sie mit Beschwerden üderhäuften. Ich behaupte, daß Sie von dem vollen Umfang der Beschwerden und Unregelmäßigkeiten, die uns aus dem Lande zugebracht werden, arkeine Ahnung haben. Sodann, m.., wird es mir vielleicht möglich sein, die tiese Kluft mit ein paar Worten zu kennzeichnen, die unsere Diskussion von einander scheidet und sie so macht, daß das Wort des verewigten Mallinckrodt richtig war: wir verstehen uns nicht, wir sprechen in fremden Sprachen mit einander. M..! Wenn wir unsere Beschwerden vo bringen, wenn wir sagen, die Aueführung der Maigesetze hat die und die Auswüchse zur Folge, die absolut weder vom Staadpunkt der Toleranz, noch vom Standpunkt des bürgerlichen Freiheit aus erträglich sind in einem Staatswesen, so belegen wir Ihnen das mit Beispielen. Wir geben Ihnen also unsern Gedanken vollständig ausgefüllt durch Thatsachen, die denselben begreiflich und verständlich machen. So z. B. die Sache mit den Eingriffen der Gesetzgebung in das Sakrament der Beichte, so z. B. die Sache, daß die Gesetzgebung es ermöglicht, daß ein altkatholischer Pfarrer angestellt wird von einem Patron in einer Gemeinde, die römisch=katholisch ist, die nicht einen einzigen Altkatholiken besitz; so der Fall, daß ein posen'scher Propst— ich glaube, Susczineky heißt er— in Königsberg wohnt, und daß doch— nicht nur die Gemeinde ihn erhalten muß, sondern, weil er von„Staatswegen“ der rechtmäßige Pfarrer ist— die Gemeinde auch verhindert ist, sich einen andern Seelsorger zu verschaffen. Ich könnte noch zwanzig Beispiele anführen: die Frage des Religions=Unterrichts u. s.., ich will es aber nicht thun. Wie wird unn aber die Opposition gegen diese berechtigten Beschwerden geführt? Die bewegt sich in allgemeinen großen Phrasen; so z. B. sagt Herr v. Eybel:„die Frage ist einfach die, ob der römische Papst hier herrschen soll, oder der Staat. Ja, m.., was heißt das, der römische Papsi? von dem Sie ja wissen, daß er dem preußischen Staat gegenüber in der Bulle de salute die Concession gemacht hat, es dürfe Niemand in Preußen ale Bischof angestellt werden, der nicht persona grata der Regierung ist, in Folge dessen gerade der jetzige Herr Ministerpräsident den größten Theil der preußischen Bischöse selbst gewünscht hat. Das kann er freilich nicht verlangen, wenn geschwenkt wird in der Politik, daß dann die Bischöfe mit schwenken: die Bischöfe müssen charakterfeste Leute sein, die etwas höher stehen als die Parteien.(Große Unruhe.) Aber ich dächte, das wäre schon eine Concession, die sich sehen ließe, wenn nur personse gratae zu Bischöfen ervannt werden dürfen. M..! Diese, ich möchte sogen Verallgemeinerung der Eutgegnungen, dieses fortwährende Gegeneinandersetzen des Staates und der Kirche, des Kaisers und des Papstes, das bringt uns überall von dem Praktischen ab, was wir je hier zu erstreben haben. Machen wir doch die Theorien in Büchern ab, auf den Lehrstühlen, in Broschüren! Aber hier müssen wir praktische Resultate herbeiführen, und das können wir nur, wenn Sie uns auf dem Wege folgen, auf dem wir Ihnen eutgegenkommen, wenn Sie also die einzelnen thatsächlich begründeten Beschwerden anhören und mit uns überlegen: wie müssen die Gesetze geändert werden, damit solche Auswüchse, wie sie unzweifelhaft da sind, nicht mehr vorkommen können? M..! Wie steht uun der Cultusminister zu diesen Sachen? Es ist ihm gesagt worden: der altkatholische Pfarrer in Herzogswaldan hat kein einziges Pfarrkind. Professor Hinschius soll zwar begutachtet haben, daß das sehr gut anginge nach dem Gesetz. Es geht auch an, bestätigt uns der Cultusminister. Aber, sogt er, zu meinem Bedauern bin ich nach Lage der Gesetzgebung nicht im Stande, dem abzuhelfen. Ja, m.., was folgt daraus? Dann muß die Lage der Gesetzgebung schief sein, und die Gesetzgebung muß geändert werden. Was sagt der Herr Minister aber, m..? Zu meinem Bedauern bin ich nicht im Stande, wenden Sie sich an Ihren Eischof in Johannieberg, der könnte das machen. Ja, m.., wenn wir das thäten, würden wir schon wegen Beihülfe des Verbrechens der Anmaßung bischöflicher Rechte bestraft und der Bischof erst recht wegen des genannten„Vergehens" selbst. Aber, sagt der Hr. Minister weiter: ich kann auch nicht helfen, „ichführe das Gesetz aue“, so schwer es mir wird. so schwer es ist. Beim zweiten Fall des Propstes Susczinski dasselbe: „ich führe die Gesetze aus.“ Ja, das ist der Standpunkt von Shylock: ich stehe auf meinen Schein. Und, m.., daß das ein besonders heivorragender Standpunkt gewesen wäre, hat wohl Niemand behauptet.(Heiterkeit.) Ich verlange von der kgl. Staatsregierung, daß sie nunmehr nach fünfjähriger Erfahrung über die Maizesetze ernsthaft an eine Revision derselben herantritt; meiner Ausicht nach muß von der Regierung aus der Vorschlag zu einer Revision der Gesetzgebung gemacht werden.(Sehr richtig!) M..! Wann muß man Gesetze revidiren, wann ist es eine patriotische Pflicht, an eine solche Revision heranzugehen? Dann, wenn die Erfahrungen sich gebildet haben, und— darauf komme ich jetzt— die Voraussetzung, unter denen die Gesetze gemacht sind, absolut verschoben ist. M.., als die Maigesetze gemacht wurden, war in der That der Eeistliche auch noch Staatsdeamter. Er hatte alle die wichtigen Funktionen, die heute die Standesbeamten haben, und es ließe sich also allenfalle begründen, daß man sagte: die Regierung muß auf die Anstellung auch des letzten Kaplaus und des letzten Pferrers einen Einfluß haben; denn der Mann ist auch Staatsbeamter; ich kann nicht Jeden dazu gebrauchen. Heute aber, und zwar seit dem 1. Jannar 1876 ist in ganz Deutschland und auch in Preußen diese Situation durch Einführung der Civil=GesetzSruss, PSlis verändert. Gs gidt henie absolut keine geigliche vandlung mehr, die eine staatliche Beimischung hätte, bei der der Staat auch nur das allergeringste Interesse hätte. Sie wissen es recht gut: es braucht Niemand mehr tausen zu lassen, Niemand mehr sich trauen zu lassen, Beschädigungen des Personenstandes können nicht mehr vorkommen; denn es wird alles vom Standesdeamten abgemacht,— ob gut oder weniger gut, das ist hier gleichgültig. Item den Geistsichen geht das nichte mehr an. Nun frage ich, wenn diese Voraussetzung diese ratio legis sich so völlig geändert hat, warum kommt noch immer nicht die Regierung mit einer Revisionsvorsage? Sachliche Gründe kann sie dafür unmöglich haben, und ich möchte in mildester Form wenigstens sagen, daß doch wohl das persönliche Engagirtsein beim Zustandekommen der Gesetze mit ein Grund ist, daß diese Revision uns noch immer nicht gebracht wird, daß noch nicht mit einem Worte vom Ministertische aus dieselbe angedeutet ist,— ein Umstand, der es nun so dankbar empfinden läßt, daß der Herr Abg. Laoker endlich heute dieses Wort gesunden hat.(Sehr wahr! im Centrum.) M.., nachdem im Jahre 1870 das deutsche Strafgesetz gemacht war, nachdem in Folge des Krieges eine gewisse Rohheit unter der Bevölkerung sich geliend machte, mehr als früher, namentlich gegen Organe der öffentlichen Gewalt: Schutzleute, Gendarmen 2c., de ein Botschafter genialer war. als es dem Wohle des Staates zuträglich zu sein schien(Oho! links), nachdem in Belgien irgend ein gewöhnlicher Miusch den bekannten Brief an den Erzbischof von Paris geschrieben hatte.— waren diese Thatsachen genügend, un eine umfassende Revision des deutschen Strafgesetzbuches, welches erst vier Jahre vorher gemacht war, zu begründen, uns vorzulegen und in der allerschärfsten Weise von uns zu verlangen, daß wir uns sehr ernstlich im Sinne der Regierung mit dieser Revision beschäftigten.(Hört! Hört! im Centrum.) Nun frage ich Sie, m.., wenn inzwischen die Voraussetzung der Maigesetzgebung so wesentlich alterirt ist, daß, während es früher eine Meuge von Handlungen gab, die gleichzeitig stlaatliche waren, es heute keine einzige mehr gibt, nachdem die Livilehe eingeführt ist,—„warum kommt man uns denn de nicht mit einer Revision?“ M.., das ist eine patciotische Pflicht, und das verlange ich von einem Minister, daß er das thut, wenn er auch schließlich noch dem Satze handeln muß,— und ich halie es für ehrenhaft danach zu hondeln, und ich habe schon ein Mal diesen Satz im Reichstag eitirt— nach dem Satze: Quod male coeptum est, ne pudeat mutasse.(Brape.) Kuliusminister Dr. Falk glaubt die Angriffe auf seine Person der allgemeinen Beurtheilung überlassen zu sollen, und will nur den Vorwurf zurückweisen, daß er den Kampf aus persönlichen Rücksichten führe. Er bitte zu bedenken, daß er an dieser Stelle unn länger als 5 Jahre unter dem täglich fühlbaren Drucke ernstester Verautwortlichkeit und einer Ueberlast schwerster Art ausgeharrt und in der Durchführung seiner Pflichten täglich die bittersten Kämpfe erleb: dabe, und wer dann noch Zweisel haben könnte, der möge an die letzten zwölf Tage und namentlich an den gestrigen Mittag denken und er werde einsehen müslen, daß es nicht persönliche Rücksichten seien, welche ihn getrieden hätten, auszuhalten, sondern vielmehr das rühmliche Bestreden der preußischen Beamten, unter allen Umständen seine Pflicht zu erfüllen, möge die Sache sein, welche sie wolle. Wenn der Abg. Schröder gesagt habe, daß sich die Voranssetzungen vollständig geändert haben, unter denen die Maigesetze erlassen worden seien, so habe er hier nur die allerursprünglichsten Gesetze vor Augen gehabt. Ein Gedanke, der dem, Gesetz vom 11. Mai 1873 zu Grunde läge und nie verändert worden seih zlei das, daß der Geistliche, weil er im eminentesten Sinne des Lehrer des Volkes sei, auch die Schranken gegen jeden Mißbrauch der ihm zustehenden Rechte aufbauen müsse. Wenn der Abg. Schröder ferner gesagt dabe, es sei Pflicht der Seaateregierung mit Revisionsvorschlägen entgegenzukommen, so erwidere er, daß die klerikale Partei des Hauses bis heute an dem Standpunkte festgehalten habe, daß sie die Beseitigung des Ganzen verlange, aber keine Revision. Wie würde d un ein solcher Schritt der Regierung aufgesaßt worden sein? Ale Rückzugsder Regierung und dann würden alle ihre Gegner gesagt haben, jetzt wollen wir erst recht alle unsere Forderungen durchsetzen. Die Regierung aber wird sich durch solche nach Frieden schmeckende Reden, wie sie heute durch eine milde Strömung hervorgerufen worden sind, nicht beeinflussen lassen, sie wird nicht eher dazu schreiten, das große Revisionewerk vorzunehmen, bis sie andere und in anderer Weise sich zeigende Beweise erhalten hat, daß eben mit Abschleisung einzelner Härten dem Kampfe für immer ein Ende gemacht werden kann. Es folgen persönliche Bemerkungen. Abg. Schröder(Lippstadt). M.., Ich muß doch einige Mißverständnisse zuvörderst bei dem Herrn Kultusminister berichtigen. Ich habe nicht gesagt, daß nur die Vermischung geistlicher und staatliche: Funktionen die Veranlassung von den Maigesetzen gewesen wäre, sondern ich habe gesagt, wie es richtig ist, daß dies mit eine Hauptveranlassung zu diesem Gesetz gewesen, und daß sich als Grund damals wohl habe hören lassen können, daß eben die Geistiichen auch staatliche Funktionen gehabt hätten. Ich habe ferner nicht gesagt, wir wollten alles abschaffen, was in der Gesetzgebung gemacht ist; das habe ich so wenig gesagt wie die HH. Bischöfe. Ich habe nur gesagt; alles ist inficirt durch die unerträglichen Bestimmungen, die darin sind, und die müssen herausgebracht werden. Ich habe ferner keinerlei Veranlassung dazu gegeben, daß der Herr Minister aussprach, wir würden in ein Jubelgetön ausbrechen:.zt beginnt der Rückmarsch, unn werden wir alles wegschaffen. Ich habe im Gegentheil gesagt, ich würde den Herrn Minister loben, wenn er, trotzdem er der Urheber der Gesetze ist, die erste Auregung zu einer Revision derselben gäde. Dem Herrn Abg. Birchow muß ich sagen, daß ich keinerlei Einfluß der Hierarchie auf Ihre Staatsschule verlange; wir verlaugen nur din ketholischen Religionsunterricht für uns, und ist dieser heraus aus derselben, dann machen Sie mit Ihrer Schule, was Sie woller. Abg. Cremer. Aus den Ausführangen des Herrn Dr. Birchow glaube ich entnommen zu haben, daß er den versöhnlichen Ton, der aus meiner Rede herausklang, so deuten will, als verrathe derselbe das Eingeständniß, daß wir die Stellung unserer Kirche als einer privilegirten für verloren ansähen. Dem gegenüber muß ich ansdrücklich constatiren, daß ich gar nicht gesprochen habe als Mitglied einer bestimmten Partei, Confession oder Kirche, sondern lediglich für meine Person ale preußischer Abgeordneter, nicht für die Kirche, sondern für den preußischen Staat. Abg. Freiherr v. Schorlemer=Alst. M..! Ich muß etwas richtig stellen. Ich bin nämlich derjenige gewesen, der gesagt, der Abg. Lasker habe im Namen der Majorität des Hauses gesprochen. Ich habe das gesagt, in so fern die Herren auf dieser Seite(links) ihm zugestimmt hätten; aber ich bemerke ansdrücklich, daß Herr Lasker gesagt hat:„Ich spreche nur in meinem Namen.“ Sie haben allerdings später auch wieder entgegengesetzten Ansichten zugestimmt: aber ich habe die Zustimmung der Majorität hergeleitet aus Ihrer Zustimmung zu den Ausführungen des Herrn Abg. Lasker. Abg. Dr. Birchow bedauert, mit dem Abg. Lasker nicht übereinstimmen zu können, dieser sei heute etwas sentimental gewesen und nichts sei schlimmer, als Seutimentalität in Religionsfragen. Man dürfe über den einzelnen gedrückten Staatebürgern nicht die Gesammtheit der Erscheinung übersehen, und könne doch nicht verlangen, daß die Volksverteter sich hinstellen, um für das Wohl der römisch=katholischen Curie zu sorgen. Er suche das Lösemittel darin, daß wir dahin kommen müssen, freiheitliche Gesetze zu machen, und des würde die Gesetzgebung über die Kirchengesellschaften, welche allen gleiches Licht und gleiche Luft gewähren solle. Sie(zum Ceutrum) sind in den Kampf gegangen mit dem Bewußtsein der privilegirten Kirche und dies Bewußtsein ist Ihnen vertrieben worden.(Heiterkeit.) Die Lösung liegt dariv, daß wir ein Gesetz geben, welches auch den Difsedenten die volle Freiheit gibt, dann werden auch die einzelnen Kirchen dieselbe finden; das ist wickelungsgang der Krisie, in der wir uns befinden. Hoffentlich wird auch die Regierung bald zu der Ueberzeugung kommen, daß Spezialgesetze von Uedel sind und gesetze nichte tangen. Wir hoben das Unterrichtsgeset ver uns, 4 9 95 44 54 „ de Fragen auszutragen sein, die uns schon —. vann werden wir nicht zugesteh dann werden wichti heute beschäftigen, dann werden—.: nicht nug.slehen, daß die Schule in die Hand irgend einer Konfession kommt, sondern wir werden hier auf Seiten der Regierung stehen, wie im Ansang des Kampfes. Wir haben ja alles Interesse daran, uns die Hierarchie der römisch-katholischen Kirche vom Leide zu halten, aber wir haben keinen Grund, sie anzugreisen, wenn sie nicht bestimmend in das eigentliche Staatsleden hineingreifen will, z. B. werden wir es uns nicht gefallen lass u, wenn sie verlaugt, daß sie, von Rom aus geleitet, mitbestimmend sein solle für unser Schulwesen. Für die vielfachen Quälereien, welche aug den Maigesetzen hervorgegangen sind, will ich den Kultusprlnister Dr. Falk nicht verautwortlich machen, sondern ich lege „sie der ganzen Kategorie von Beamten zur Last, welche wir aus anderen Koufliktszeiten bereits kennen und welche steis über das Maß hinausgegangen ist, wenn es galt zu quälen. Könnten wir dieses Geschlecht der Streber los werden, dann würde ich der Erste sein, der hierzu mitwirkt. Abg. Fraussen: M..! Ich werde mich kurz fassen. Dieser Tage hatte ich mit einem Herrn Collegen aus der Fortschrittspartei ein Gespräch angeknöpft über die Frage, ob er nicht möglich sei, daß eine Revision der Maigesetze— nicht die Abschaffung, sondern eine Revision— von Seiten der Fortschrittspartei beantragt werden könne. M.., der Herr hat mir eine ganz kurze Antwort gegeben; er sagte:„es ist noch zu früh,“ und ich habe mich eben überzeugt, wie recht dieser Herr hatte, sowohl durch die Rede seines Fraktionsgenossen, des Herrn Abg. Virchow, sowie auch des verehrten Herrn Cultusministers. M.., ich ergehe mich nicht in großen staatsmännischen Deduktionen, sondern ich wollte Ihnen an einem Beispiel zeigen, wohin der Kulturkampf bei uns in der Rheinprovinz führt.(Große Unruhe.) M.., ich kann warten, bis Sie fertig sind. Wenn ich mich kurz fassen soll, so verlange ich die Aufmerksamkeit von Ihnen, die jedem Redner gebührt. M.., im Kreise Mülheim a. Rh., einem der gewerbreichsten am ganzen Rheinstrom, bestanden bis vor zwei Jahren zwei höhere Knabenschulen, die eine in Bensberg, die andere in Bergisch=Gladbach. Beide kosleten dem Staate kein Geld, aber sie hatten den Fehler, sie wurden von katholischen Geistlichen geleitet. M.., die Schule in Bergisch=Gladbach wurde dadurch aufgelöst, daß der dortige Rektor zwar die facultas docendi für die mittleren Klassen hatte, aber von der Regierung aufgefordert wurde, unn auch die facultas für die höheren Klassen zu erlangen, obschon diese Knabenschule nicht weiter als bis zur Tertia reichte. In Beusberg hatte bereits seit 17 Jahren unter der bewährten Führung des Rektor Kremer eine höhere Knabenschule bestanden, und das frühere Mitglied dieses hohen Hauses, der evangelische Schul- und Regierungsrath Herr Flohrschütz von Köln hatte diesem Manne in einem Zeugnisse bestätigt, daß er die Schule zur vollen Zufriedenheit der staatlichen Behörde führt. Nun, m.., wie ein Blitz aus heiterem Himmel, wird auch dieser Schule ein jäher Ende gemacht; denn hören Sie folgenden Ukas des kgl. Landrathes von Mülheim vom 26. Juli 1876. „Ew. Hochwürden eröffne ich hierdurch im Namen der königl. Regierung zu Köln, daß Ihnen die durch Verfügung der königl. Regierung zu Köln, unter'm 30 Januar 1862. B. III 404 übertragene Concession zur Führung der dortigen höhern Knabenschule nur unter der Voraussetzung ferner belassen werden wird, daß keine ferneren begründeten Klagen über Ihr Verhalten in kirchenpolitischer Beziehung einlaufen, und Ihr äußeres Auftreten den Grundsätzen emspricht, welche die königliche Staatsregierung mit Recht ven solchen Männern erwarten muß, denen sie die Erziehung und Ausbildung einer schon mehr herangewachsenen Jugend anvertraut. Sollten Ew. Hochwürden sich für die Folge der bisher an Ihrerseits beliebten Agitation für regierungsfeindliche Wahlen nicht enthalten oder auch fortfahrer, die Kanzel zur Kritifirung der erlassenen Gesetze zu benützen, so würde auf Grund des§. 5 resp. 17 der Instruction zur Ausführung der allerhöchsten CabineteOrdre vom 10 Juni 1834, die Beaufsichtigung der Privatschulen betressend, d. d. 31. Dezember 1839 Ihnen die ertheilte Concession zur weiteren FoFtführung der dortigen höheren Kuabenschule sofort entzegen werden“ Nun kommt das Schönste „Für die strengste Ueberwachung Ihrerseits in diesem Sinne ist meinerseits Sorge getragen worden. Der königl. Landrath(gez.) v. Niesewand.“ M.., wie wäre es einem Ehrenmanne nun noch möglich, unter einer Polizeiaufsicht, wie sie ihm hier angedroht wird, die Schule fernerhin führen zu können? M.., im Kreise Mülheim wohnt eine große Mittelklasse von Bürgern, die nicht die Mittel haben, um ihre Knab.n nach Köln oder in weiter gelegene Gymnasten zu schicken. Hier hatten dieselben Gelezenheit, ihren Kindern einen höhern Unterricht ertheilen zu lassen. M.., ist es jetzt besser, daß durch den Culturkompf die Schuleu aufgelöst worden sind? Jetzt ist den Kindern die Gelegenheit genommen werder, sich geistig besser auszubilden. Ich glaube, doch, m.., daß ein solcher Grund, wie er hier angeführt wird, wo von der Kanzel die Nede ist, ein ganz nichtiger ist; denn, m.., dafür haben wir doch den§. 130 a, der würde den Herrn R ctor schon zurechtgewiesen haben, wenn er sich in Bezug auf die Kanzel Fehler hätte zu Schulden kommen lassen. Aber, m., der eigentliche Grund liegt anderswo— bei dem betreffenden Bürgermeister! Es ist dies einer jener Art, von denen Ihnen mein College Danzenberg in der vorigen Woche so treffend gesprochen hat. Ee ist ein Streber, der sich nur dazu hergidt, um ein Ansehen zu erwerben. Er wollte in die Interna der Schule ingreisen, der Hr. Rector hatte ihm das mit dürren Worten verboten, und deshalb m.., diese Rache! M.., ich kann diesen Mann nicht besser charakteristren, als daß ihn der Präsident des Zuchtpolizeigerichtes in Köln noch vor kurzer Zeit nicht allein ermahnt, sondern ihn streug zurechtgewiesen hat wegen seiner häufigen Denunciationen, die oft gar nicht begründet waren, und die er dennoch vor das Zuchtpolizeigericht in Köln gebracht hat. Und m.., auf Grund des Zeugnisses eines solchen Mannes muß eine Schule aufgehoben werden, die zum Segen der dortigen Gegend 17 Jahre lang bestanden hat. M.., ich frage den Herrn Minister, ob er überhaupt gesonnen ist, dem Herrn Rector Genngthuung und der dortigen Gegend, vielleicht durch Gründung einer staatlichen Schule den Ersatz dafür zu leisten, was die bisherigen Schulen waren. (Beifall im Centrum.) Kropp und v. Ludwig regen hierauf einige Spezialfälle aus ihren Wahlkreisen an; der Letztere ersucht die Staatsregierung, dahin zu wirken, daß der Bau des Seminars in Habelschwerdt in diesem Jahre mehr gefördert werde, als im vorigen. Cultusminister Dr. Falk erwidert, daß in dem gegenwärtigen Etat für dieses Seminar bereits die dritte Rate bewilligt sei. Der Etat des Cultusministeriums ist hiermit erledigt, und nach Erledigung des Etats der allgemeinen Finanzverwaltung wird das Etatsgesetz ohne Debatte genehmigt und hierauf der Gesetzentwurf betr. den Rechtszustand des von der Stadt Hamburg an Preußen abgetretenen Gebietstheils 2c. in erster und zweiter Berathung angenommen. (Schluß folgt.) 5 Deutsches Reich. * Berlin, 1. März. Die Berufung des seitherigen Reichseisenbahnamts=Präsidenten Maybach in die Stelle eines Unterstaatssekretärs im Handelsministerium ist, wie die„Post“ vernimmt, speziell auf die Initiative des Handelsministers Dr. Achenbach zurückzuführen. Herr Maybach war schon früher im Handelsministerium thätig und verdankte seine Ernennung zum Präsidenten des Reichseisenbahn=Amtes seinem Chef, der ihm damals schon den Posten eines Unterstaatssekretärs im Handelsministerium in Aussicht stellte für den Fall, daß er den Reichsdienst wieder verlassen würde. * Recht charakteristisch ist es, daß die Socialisten im Reichstage, dreizehn an der Zahl, mit nicht weniger als fünf Anträgen debütiren müssen, welche lediglich bezwecken, fünf gegen drei aus ihrer Mitte schwebende Prozesse während der Dauer der gegenwärtigen Reichstags=Session zu suspendiren. Gegen Liebknecht schwebt beim Obertribunal zu Berlin das Strafverfahren wegen Beleidigung des deutschen Reichsheeres,(hier hat der Reichstag bereits Einstellung des Verfahrens beschlossen)— gegen Bebel ist bei dem Berliner Stadtgericht wegen Beleidigung des Fürsten Bismarck, gegen Hasenclever bei dem Leipziger BezirksamtsGericht wegen Preßvergehen, Beleidigung der Postbehörde zu Finsterwalde, bei demselben Gericht gegen Bebel wegen Nöthigung und Beleidigung des Kaufmannes Hugo Scharff und endlich nochmals gegen Liebknecht bei dem Berliner Stadtgericht wegen Majestätsbeleidigung das Verfahren im Gange. * Die Senioren=Conferenz des Reichstages hielt heute (Donnerstag) Mittag noch einmal Sitzung, um über die Vertheilung der Sitze in den Kommissionen an die einzelnen Fraktionen zu berathen. Vorweg sei erwähnt, daß diesmal eine Einigung zu Stande kam, und zwar in der Weise, daß die Fortschritts=Fraktion genau so viel Sitze in den Kommissionen erhält, als nach ihrer numerischen Stärke ihr zukommen. Der von sortschrittlicher Seite gemachte Vorschlag, die drei kleinen Gruppen(Polen, Socialdemokraten 2c.) bei den Kommissionswahlen zu berücksichtigen, wurde wiederholt abgelehnt. Die Budget=Kommission, welche bisher 21 Mitglieder zählte, wird auf 28 Mitglieder verstärkt werden(ein diesbezüglicher Antrag kommt morgen an das Plenum), und erhält die Fortschrittspartei dorin drei Plätze. Bei den Kommissionen mit 21 Mitgliedern alterairt die Fortschrittspartei mit den beiden conservativen Fraktionen in dem dritten Platz derart, daß jedesmal bei der zweiten von je drei Einundzwanziger=Kommissionen die Fortschrittspartei drei Mitglieder delegirt. Durch die Verstärkung der Budgetkommission auf 28 Mitglieder war die Hauptschwierigkeit der Alternirung bei den Einundzwanziger=Kommissionen beseitigt. Die Fortschrittspartei wird also in Kommissionen von 7 Mitgliedern einen Platz besetzen, in Vierzehner=Kommissionen abwechselnd einen und zwei Plätze, in Einundzwanziger=Kommissionen zuerst zwei, dann drei, dann zwei Plätze, in Achtundzwanziger=Kommissionen drei Plätze. Desiguirt wurden von der Fortschrittspartei: 1. in die Budgetkommission die Abgg. Eugen Richter, Häuel und Frankenburger, 2. in die Geschäftsordnungskommission: der Abg. Klotz, 3. in die Wahlprüfungskommission: die Abgg. Eysoldt und v. Saucken=Tarputschen; 4. in die Seeunfallkommission: der Abg. Baumgarten; 5. in die Petitionskommission: die Abgg. Max Hirsch, Hoffmann und der demokratische Abgeordnete Holthoff; 6. in die Rechnungskommission: der Abg. Wulfsheim; 7. in die Patentkommission: der Abg. Dr. Mayer. Belgien. ( Brüssel, 2. März. Der Priesterhaß ist groß bei den Liberalen, er steigert sich täglich mehr; je verrotteter der Liberalismus wird, desto mehr stößt er auf die letzten Folgen, die sein Prinzip mit sich führen muß. Der Liberalismus ist Naturalismus, praktische sowohl wie theoretische Negierung Gottes: praktische in der Politik, theoretische in der Wissenschaft. Die Gesellschaft, wie der Liberalismus sie auffaßt, hat Gott nicht zum Schöpfer noch zum Prinzip; sie ist das Werk des Menschen. Wer dem liberalen Schwindel auf den Grund geht, der trifft auf Haß gegen Gott und darum auch auf Haß gegen Religion und Priester. Religion und Priesterthum bewahren den Begriff von Gott, und sie lehren die Pflicht der Anbetung Gottes, die Nothwendigkeit des Betens und Opfers. Die Priester sind die Spender der Sakramente, die Gottes Gnade über die Welt ergießen; wer Gott bekämpft, der bekämpft naturgemäß Religien und Priester. Warum wird der katholische Priester allein gehaßt? warum wird bei großen Umwälzungen von der aufgehetzten Masse nach seinem Blute gelechzt? Warum wird die katholische Religion ganz allein begeifert vom Liberalismus, der sich zum Prädikanten aufwirft? Weshalb schreit die „Revue de Belgique“, alle Kulten müßten geduldet werden, nur der katholische nicht? Ja, einfach desdalb, weil die katholische Kirche allein göttlich, folglich auch allein, wie Prondhon schreibt, die Idee an Gott bewahrt, allein Ihn anzubeten versteht. Daher der verbissene Haß gegen sie und ihr Priesterthum. Was kümmert den Liberalismus der protestantische Pastor, welche Furcht wird der ihm einfloßen? Er ist ein Herr, der mehr oder minder gut über ein Sujet spricht. Für den liberalen Protestantismus gibt es kein Sakrament, der Prediger ist nicht die Stimme Gottes, der Pastor kann geduldet werden. Aber der katholische Priester empfängt seine geheiligten und hehren Vollmachten vom Bischof, dieser die seinigen von Gott, mittelst des Papstes, des Stellvertreters Jesu Christi, das unfehlbare Organ, des Wahrhaftigen und Guten. Der katholische Priester repräsentirt Gott, er bindet, er löst im Namen Gottes. Darum verabscheut ihn auch der Liberalismus.— Die jetzigen Sitten, so wenig christlich sie leider auch sein mögen, mißfallen der„Independance"; das Maurer=Organ will den Priester nicht nur politisch, sondern auch sozial degradiren. Für den Katholiken ist der Priester der Repräsentant Gottes. Wenn man am Richterstuhl der Buße seine Vergehen bekennt, dann sieht man in dem Priester„nicht irgend einen Menschen“, wohl aber den Vertreter Christi, denjenigen, der an Stelle des Erlösers steht. Ob nun Priester von Genie oder unscheinbarer Dorfgeistlicher, durch seinen geheiligten Charakter ist er derselbe, er hat dieselbe Gewalt in Händen; Beredtheit, Genie, Wissen vermögen nichts, gar nichts an seiner Macht. Die Liberalen, welche den Bauplänen der„Independance“ beipflichten und im Priester nur„irgend einen Menschen“ sehen, sind damit am Ende ihrer Apostafie angelangt: die katholische Kirche gilt für sie dann nur als irgend eine Einsetzung eines Menschen; an dem Tage ist der Liberalismus Freigeisterei und auf den Grund gerathen. Der Katholik ehrt in seiner Familie, in seinem Herzen den Priester, Bischof, Papst, er weist ihnen einen besonderen Platz darin an, der dem Diener Gottes gebührt. Der Priester, welcher das Recht hat, zum Manne, zum Vater zu sagen, das sind Eure Pflichten gegen Euch und die Eurigen, der hat das nämliche Recht dem Staatsbürger und Gläubigen zu sagen, das sind ihre Verbindlichkeiten gegen Land und Religion. Wäre er irgend ein„Mann“, spräche er nur in seinem Namen, dann wäre er unerträglich, wenn er mit den Ewigen Strafen droht und an die Pflichten mahnt. Der Priester muß geachtet und als Diener Gottes angesehen werden, nicht aber unter dem Titel: Herr So und So, der aller Laster und aller Tugenden ebenfalls fähig; allerdings bleibt er Mensch; als geweihte Person, gleichviel wie gebrechlich er als Mensch auch sein kann, ist der Priester mit erhabenen Vollmachten betraut, als Mensch, und trotz seiner geweihten Persönlichkeit, kann er fallen. Alles dies läuft, wie man sieht, auch hier auf eine religiöse Frage hinaus, auf die hehre Frage der katholischen Kirche. und das Ausbleiben des Etats beklagte, wies Präsident Hofmann auf die Schwierigkeit hin, in so kurzer Zeit zwei Etats für das erste Quartal und das ganze Rechnungsjahr 1877/78 rechtzeitig fertig zu stellen, indem er für die Zukunft die rechtzeitige Vorlegung der Etatsgesetze verhieß. Nächste Sitzung Donnerstag. London, 2. März. Das„Reuter'sche Bureau“ erfährt über die Abberufung des englischen Mittelmeergeschwoders vom Piraeus und die Rückfahrt nach Malta, dieselbe sei angeordnet, theils weil an den Schiffen Repara turen vorzunehmen seien, theils weil die Mannschaft nach beendeter Dienstzeit zu entlassen wäre. Das„Bureau Reuter“ bemerkt außerdem, daß die politischen Verhältnisse die Anwesenheit des britischen Geschwaders in den Orientgewässern nicht mehr erscheinen lassen Neueste Nachrichten. Berlin, 2. März. Die Anzeige des gestern mit Serdien erfolgten Friedensschlusses ist in einem kurzen Telegramm aus Konstantinopel an die Vertreter der Türkei im Auslande mitgetheilt. Der Friede wurde auf Grund der bekannten Punkte abgeschlossen, nachdem die serbischen Bevollmächtigten in einer Note befriedigende Erklärungen über die von der Pforte verlangten moralischen Garantien gegeben hatten. Da die montenegrinischen Bevollmächtigten bis gestera nicht eingetroffen waren, wurde der Wassenstillstand mit Montenegro bis zum 21. März verlängert. So weit das Telegramm, welches fernere Mittheilungen vorbehält.— In Konstantinopel wurde, wie versichert wird, eine bürgerliche Schule für Ausbildung der Beamten und Diplomaten ohne Unterschied des Glaubensbekenutnisses errichtet. Altona, 1. März. Bei der heutigen Stichwahl zum Reichstage erhielt, soweit die Ergebnisse bis jetzt bekannt sind: Karsten(liberal) 13,193, Hartmann(Sozialdemokrat) 12,4 Stimmen. In der Stadt Altona erhielt Karsten 7424, Hartmann 8948 Stimmen. Aus 10 Wahlkreisen fehlen die Nachrichten noch. Konstantinopel, 1. März. Das Friedeneinstrument ist heute von dem serbischen Bevollmächtigten und dem lürkischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten unterzeichnet worden. Die Bevollmächtieten Moutenegros werden heute Abend bestimmt erwartet. Heute haben hier die Wahlen zur Deputirtenkammer stattgefunden. Bukarest, 1. März.(Deputirtenkammer.) Die Berathung der Regierungsvorlage über das allgemeine Rechnungswesen des Staates führte zu einer lebhaften Debatte. Das Ministerium erklärte, daß es aus der Annahme der Vorlage eine Kabinetssrage machen werde. New=York, 1. März. Der oberste Gerichtshof hat der Staatsregierung die Besugniß zur Regelung der Personenfahrtarife auf den Eisenbahnen zugesprochen. Vermischte Nachrichten. * Die Leichtgläubigkeit einer jungen Berlinerin wurde vor einiger Zeit in recht perfider Art gemißbraucht. Sie war mit ihrer Mutter im Theater, und ein Herr, der neben ihr saß, suchte sich durch allerlei Aufmerksamkeiten gefällig zu zeigen. Beide Damen waren von seinem distinguirten Wesen so eingenommen, daß sie ihm schließlich gestatteten, sie nach Hause zu begleiten. Am anderen Tage machte er seinen Besuch und stellte sich als Geheimsekretär eines Fürsten vor, der sich gegenwärtig in Berlin im strengsten Incognito aufhalte. Unter dieser Firma gewann er das Vertrauen von Mutter und Tochter immer mehr, und nach kurzer Zeit war er der Verlobte des Mädchens. Einige Tage nach der Verlobung übergab er der Mutter ein versiegeltes Packet, in welchem angeblich Staatspapiere im Werthe von 30,000 Mark sich befanden, und bat, man möge es verwahren, da er im Hotel nicht von rechtlichen Leuten umgeben sei. Es läßt sich denken, daß er dadurch noch mehr das Vertrauen der Damen gewann, denen das fürstliche Siegel auf dem Packete ganz besonders imponirte. Eines Abends war er, wie gewöhnlich, bei seiner Braut; man trank gemüthlich ein: Tasse Thee und entwarf Pläne für die Zukunft, ale plötzlich ein reich gallonirter Bedienter erschien, der dem Herrn Geheimsekretär ein Schreiben übergab. Die Damen erschraken nicht wenig, als er ihnen mittheilte, er müsse sofort nach Wien reisen; sie baten um einigen Aufschub, aber—„der Besehl Serenissimi“— diesem Worte mußte man sich beugen. Er erbat sich das Packet, denn er wollte ein Papier herausnehmen, um es zu wechseln, da er zur Reise mindestens 1000 Mark gebrauche. Die Damen boten ihm die Summe an, da die Bankgeschäfte schon längst geschlossen seien, und der Herr GeheimSekretär nahm es an. Man nahm zärtlich Abschied, aber auf seine Rückkunft hat man bis jetzt vergeblich gewartet. In dem verfiegelten Packet, das in Gegenwart von Zeugen geöffnet wurde, besand sich— Makulatur. * Die üble Angewohnheit sich bei dem geringsten kleinen Kitzel im Ohr sofort mit dem ersten spitzen Gegenstand, der zur Hand ist in das Ohr zu fahren, ist leider sehr verbreitet. So nahm auch, wie Berliner Blätter melden, vor einigen Tagen ein Kaufmann, der in seinem Comptoir saß und arbeitete, wohl ohne zu wissen oder doch zu überlegen, was er that, das umgekehrte Ende des Bleistifts, mit dem er sich gerade Notizen machte, und fuhr damit in sein Ohr. An diesem Bleistiftende befand sich ein kleiner gedrehter Hornknopf. Dieser löste sich los im Ohre und blieb darin sitzen. Mehrere Aerzte haben sich bereite die größte Mühe gegeben, das Knöpfchen aus dem Ohre zu entfernen; es ist dies aber nicht gelungen. Dasselbe ist nach Ansicht des Professors von Laugenbeck in eine Vertiefung des Ohres gefallen, die von außen nicht zu erreichen ist. Inzwischen hat sich eine Enzündung des Ohres eingestellt, die dem Kranken die größten Schmerzen verursacht. Sobald dieselbe einigermaßen gehoben sein wird, soll eine Operation vorgenommen werden, die dem vorer wähnten Chirurgen schon mehrere Male gelungen ist. Dem Klankeit wird das Ohr abgeschnitten, die Vertiefung geöffnet, in die sich der Hornknopf versenkt hat, letzterer entfernt und das Ohr dann wieder angenäht. Dies sind die Folgen einer kleinen Unvorsichtigkeit, der sich wohl schon Jeder einmal im Leben schuldig gemacht hat. * In Stöheimin Kreise Salzwedel scheint eine außerordentlich gesunde Luft zu herrschen, denn am nächsten Charfreitage werden es zwei Jahre, daß der Tod daselbst sein letztes Opfer forderte, ein Umstand, der in einem Orte von ca. 300 Seelen gewiß selten vorkommt. * Aus Zürich schreibt ein Mr. Watson Smith der Londoner „Dai.y Newo“: Es dürfte viele Ihrer Leser interessiren, insbesondere diejenigen die Verehrer classischer Musik sind und gelegentlich dieses Land(die Musikverlagsfirma der Giensson: Sebrüder Hug in blesiger Stidt in den Besitz des piaupsorte# Ludwig von Beetboven's gelangt sind. ae ist das Instrument, das er in Wien zu benutzen pflezte, und dem Namensschilde an der Vorderseite zufolge war der desselben Conrad Graf zu Wien. Durch die Freundlichkeit der Herren Huz habe ich soeben eine Prüfung des Flizels sowie Schriftstücke, welche die Echtheit der Reliquie brzeugen vorge, nommen. Es ist ein altmodisches großes, durchwen viersaitigeg Instrument und der Fuß ist dreisaitig. Die drei tiessten haben eine dünne Decke von Kupferdraht. Das Piano hat drei Pedale. Das Instrument trägt die Me kmale sehr slarker Abnutzung. die Tasten, besorders die im Mitteltheil des Tastenbrette, sind durch übermäßigen Gebrauch auszebödlt. Den Documenten zufolg, besaß Beethoven einen großen engl. Flüzel, aber in Folge der eigentbümlichen Natur seiner Taubheit und des Umstandes. die Töne dieses Instruments sich etwas untermischten, ermangeste er sie zu nuterscheiden und darum baute Herr Conrad Graf i, Wien dieses große viersaitige Instrument eigens für ihn. Dasselbe soll ihm, wie es heißt, Befriedizung gewährt haben, auf alle Fäulbenutzte er es bis zu seinem Tode, worauf Graf es wieder zurück, nahm und später an eine Familie Namens Wimer in Wien verkaufte. Fräulein Wimer heirathete und nahm den Namen Widmer an. Sie behielt das Instrument bis vor ganz Kurzem, worauf er in den Besitz der Herren Huz u. Cie. in Zürich überzing.“ * Aus Evian meldet man den vor einigen Tagen dort erfolgten Tod eines Beteranen aus der Zeit der napoleonischen Kriege, des Artillerie=Capitäus Madeleine, welcher im Jahre 1815 die Artillerie des Forts de'Ecluse commandirte, wo er in — den Kampf noch 17 Tage nach dem Einzuge Ludwig'e in Paris fortsetzte und mit dem von den Oesterreichern dirten Fort in die Luft gesprengt wurde. sr fast einem Wunder. Er verdankte dieselbe österreichischen soldaten, welche unter den Trümmern des Forts einen Stie fel bemerkten, nachgruben, den Verschütteten herauszogen und. da sie noch Leben in ihm wahrnahmen, nach Geuf in ein Spital brachten. Nach drei Wochen war Capitän Madeleine vollständig „, XVIII. rher: Seine errettung 0 P K5e Weseier gänzlich gen seiner großen WohlthätigHälfte seines Vermögene bet wieder hergestellt. Seit jeuer Zeit lebte derselbe zurückgezogen; trotzdem war er wei eit weit und breit bekannt. Die r der Stadt Evian vermacht. * Der Whitehall Review zufolge soll die Ueberführung einee Theiles der in Mykena aufgefundenen Schätze nach England in Aussicht stehen. Geld=Course vom 2. März. Gebrüder Marx, Aachen, 2 Friedrich Wilhelm=Platz 2, zahlen für und geben ab soweit Vorrath: Nehmer. Geber. Nayoleonehder Sovereigus Pistolen Imperials Wilhelmed'or Dukaten Gold=Dollars Fraucs-Stücke Holländ. Silberg. Oesterr. Silberg. 16,5 20,35 16.30 16,65 16,95 .60 .15 4,06 1,69 1,80 16.29 81.42 Franz. Banknoten 81,25 81,45 Belgische Bankn. Englische Nehmer. 81.25 20.40 Holländ.„ 169.80 Amerikan.„ 4,15 Oesterr.„.63 Russische„ 2,50 Amk. Gold=Conp. 4,15 Oest. Silb.=Coup. 1,80 Oefi. Pap.=Coup..63 Ausl. Markscheine 99.80 Dän. 20 Kronen 22 Geber. 81.42 20/8 NB. Wir diskontiren Wechsel auf alle Bank= und Rebenplätze billigst möglichst und nehmen kurzsichtige Wechsel auf Paris, Brüssel, Antwerpen, London, Amsterdam, Wien, Frankfurt a. M. zu demselben Course, wie die betreffenden Bautnoten dieser Plätze von uns notirt sind. Civilstand der Stadt Nachen. Geburten. D. 1. März. Friedr. Wilh. Gastwirth, Königstr. 47.— Th löhner, Mar.=Jnst.— Anna, T. von Friedrich delsgärtner, Süstergasse 4.— Franz Joseph, Zander, Schneider, Bergdrisch 42.— eter, S. von Aug. Hildebrandt, seresia, T. von Karl Korr, TageSchneider, HauS. von Wilhelm sohanna, T. von Simon Bechhof, Kaufmann, Templergr. 5.— Mathias, S. von Johann Faßbender, Bäckermeister, Wirichsbongard 65.— Christina, T. von Iohann Keller, Tagelöhner, Rothe Erde.— Emilie Josephine, T. von Jakob Kauffmann, Schreinermeister, Jakobstr. 130.— Maria Carolina, T. von Friedrich Christ. Wilhelm seyer, Kammerdiener, Achterstr. 15.— Anna Hubertina, T. von lbert Kreitz, Weber, Friedrichstr. 3. Heirathen. Johann Franz Hubert Bündgens mit Therese 1. März. Pickartz. Sterbefälle. 1. März. Maria Hubert Cassins Jansen, 8., Wirichsbongard 42.— Dionis Hubert Windmeulen, 68., Königstr. 46.— Therese Schaffrath, geb. Offermanns, 79., Münsterplatz 7.— Simon Wesender, 64., Mariahilfstr. 5.— Joseph Bennent, 8., Peterstr. 132.— Catharins Johanne spbilla Pütz, 3., Franzstr. 19. Telegramme des„Echo der Berlin, 2. März. Das Herrenhaus genehmigte heute die Etats sowie das Etatsgesetz und nahm darauf zwei Resolutionen an, welche zur Vorlegung eines Gesetzentwurfs über die Organisation der allgemeinen Landesverwaltung und zur wesentlichen Verminkerung der allgemeinen Verwaltungskosten auffordern und die Ersetzung der MatrikularUmlagen durch eigene Reichseinnahmen aus indirekten Steuern empfehlen, an. Das Gesetz wegen Uebernahme der Zinsgarantie für die Berlin=Dresdener Bahn wurde nach längerer Debatte zu Paragroph Eins, in Namensabstimmung mit 62 gegen 25 Stimmen angenommen. Nach Erledigung der übrigen kleineren Vorlagen schloß der Präsident mit einem Hoch auf den König die Sitzung. Der Landtags. chluß erfolgt Morgen zwei Uhr. Das Abgeordnetenhaus erledigte eine lange Reihe von Petitionen und hielt heute eine Abendsitzung. Berlin, 2. März. Der Reichstag beschloß in seiner heutigen Sitzung, die Budgetkommission um sieben Mitglieder zu verstärken und verwies die Etatsübersichten pro 1875 an eine siebengliederige, und das„Patentgesetz an eine einundzwanzig gliedrige Kommission. Dem Abgeordneten Haenel gegenüber, der sich über den Mangel an Berathungsmaterial Die Hotels sind nach den Namen der Besitzer alphabetisch georduet. Hoyer's Unions=Hotel. de Kuyper nebst Fam., Brüssel. Ruehen, Bise, Pssch, Liala, Ritter, Verlin. Schmalen, Hanburg. Michels, im König von Spauien. Ercit, Lfm., Aalen. Mertens, Kfm., Geldern. Bobrocht, bilv, vllv. Leuz dito, Berlin. Schucking, Reserendar, Straelen. Beckmann, Kaufmann, Barmen. Pletscher, dito, Dyon. Feitz, dito, Müncher, Lange, dito, Köln. Häckel, dito, Leipzig. Hillebrandt, dito, Eschwege. Tattenberg, dito, Köln. Grunwald, dito, Lübeck. Schmöhels, Bürgermeister, Havert. Nelles, Bürgermeister, Raderath. Jucheim, Pfarrer, Bonderath. Dismann, Kaufm., Düsseldorf. Wüste, Kfm., Hönningen. Martin, dito, Köln. von den Valentin, Kaufmann, dito. . Zahl der Fremden und Kurgäste, welche seit dem 1. Jan' 187: Aachen besucht haben.. 3106 Zugang laut vorstehender Liste 30 Im Sanzen 3136 99.30 ., 22,70., per Mai 23.25., ., per Juli 23.35 B. 23.30 C. Roggen ohne Sack per 100 Kilo effect. sies. M. 18,—., do. fremder 16—18,50 mit Gewicht von 69 Pfd. per 50 Liter per März 16,10 15 bz., 16,15 B. 16,10 ., per Mai 16,65 70 bz. 16,70 S. 16,65., per Juli 16,50 B. 16.40 G. Hafer ohne Sack per 100 Kilo essect. —.— bz., Lieferungsqualität 42 Pfd. per 50 Liter per März 16,10 bz. u. B. 16.05 Od. Rüböl per 50 Kilo mit Faß effect. in Partien von 100 Ctr. 38,—., per Mai 36,50., 36,40., per Okt. 34,70 B, 34.60 G. Waizen fester, gekündigt 10250 Säcke, Roggen fester, gek. 14000 Säcke; Hafer unverändert, gekundigt 3250 Säcke, Rübbl fester. Notirungen der Produktenhändler. Waizen effectiv hiesiger M. 24,50—25 ., fremder 22,75—25,—., per März 22,50 60 70 bz. u. G. 22,75., per Mai 23,10 15 20 bz. B. u.., per Juli 23.30 35 bz. u. B. 23.30 G. Roggen efselt. hies. M. 18—19., fremder 16—19., per März 16,10 15 bz. B. u.., per Mai 16,60 65 70 ben. B. 16,65., per Juli 16,80 S. 16,40 G. Hafer effekt. M. 17—18., per März 6,10 16,.05 bez., per Mei 16.60 S. .50 G. Rudöl essekt. M. 38.— Dr., per Mei 40 5 Br. u.., per Okt. 34.60 b Waizen höher, gek. 10250 Sücke; Roggen st, gek. 14000 Säcke; Hafer wenig verdert, gek. 3250 Sücke; Rüdöl fester. Rottrungen der hiesigen Oelmüller und Oelhändler: Rübsl 41.—, rast. 42.80 P.